Presse-Info Februar 2012 Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e

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Presse-Info Februar 2012
Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e. V.
Immermannstraße 65 A, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-179579-0, Fax 0211-179579-60
Presse-Info auch als Wordfile sowie hochauflösende Fotos auf unserer Website www.dnev.de im
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7. Post ASN-Meeting in Berlin vom 21.1. – 22.1.2012
Das Post-ASN Meeting, das in diesem Jahr zum 7. Mal vom Verband Deutsche
Nierenzentren (DN) e.V. in Kooperation mit der American Society of Nephrology (ASN) und
der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie veranstaltet wurde, bot an zwei
aufeinanderfolgenden Tagen die Gelegenheit, sich über die wichtigsten Themen und
wissenschaftlichen
Erkenntnisse
des
Jahreskongresses
der
amerikanischen
Nephrologischen Gesellschaft in kompakter Weise zu informieren. Die in enger
Zusammenarbeit mit der ASN ausgerichtete Fortbildung ist längst als feste Einrichtung
etabliert und wurde von der ASN als einziger jährlich stattfindender Termin außerhalb der
USA anerkannt. Der Erfolg des Konzepts zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sich das Annual
Post-ASN Meeting zum Pilotprojekt für vergleichbare Veranstaltungen weltweit entwickelt
hat. Nephrologen aus den USA und Deutschland präsentierten in Berlin in 6 Blöcken Daten
zu nahezu jedem Gebiet der Nephrologie: von der klinischen Nephrologie, über glomeruläre
Erkrankungen, Dialyse, akutes Nierenversagen, Bluthochdruck bis zur Transplantation. Die
rege Nachfrage, auch unter Ärzten, die den amerikanischen Kongress selber besucht hatten,
zeigt die Attraktivität des Konzeptes, einer konzentrierten Darstellung der ansonsten kaum
zu überblickenden Datenfülle.
Prof. Brad Rovin von der Ohio State University in Columbus, USA, eröffnete das Treffen mit
einem Überblick über die glomerulären Erkrankungen. Schwerpunkte seines Vortrages
waren die Identifikation möglicher serologischer Marker für die fokal-segmentale
Glomerulosklerose, neue pathophysiologische Konzepte bezüglich der Entstehung der
membranoproliferativen Glomerulonephritiden und Erfahrungen im Zusammenhang mit der
EHEC-HUS Epidemie in Deutschland 2011. Bei letzterer bleibt der Stellenwert monoklonaler
Antikörper in der Therapie weiter in der Diskussion. Es konnte gezeigt werden, dass sich die
Nierenfunktion bei fast allen Patienten unabhängig von unterschiedlichen Therapieansätzen
wieder normalisierte. Weiterhin wurden neue, noch experimentelle Konzepte zur Behandlung
von membranöser Glomerulonephritis, Lupus Nephritis und diabetischer Nephropathie
vorgestellt.
Auf dem Gebiet der Transplantation wurden von Prof. Bernhard Krämer,
Universitätsklinikum Mannheim, experimentelle Arbeiten zur Induktion von Immuntoleranz
und Rejektionsprophylaxe vorgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Übersicht war die
Bedeutung zirkulierender und neu gebildeter Anti-HLA-Antikörper für die Entwicklung von
Abstoßungsreaktionen und die langfristige Transplantatfunktion. Von besonderem Interesse
war auch eine große Untersuchung an über 16.000 älteren nierentransplantierten Patienten
aus den USA, die insgesamt bestätigt, dass auch ältere Empfänger von einer
Transplantation bezüglich ihrer Lebenserwartung profitieren, insbesondere wenn sie eine
Lebendspende erhalten.
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Prof Dr. Jürgen Floege, Universitätsklinikum Aachen, berichtete aus dem Bereich
„klinische Nephrologie“ über die Vorträge der Kidney Week in Philadelphia und ging
zunächst noch einmal auf die Vorträge von Prof Dr. Hermann Haller (Hannover) und Prof Dr.
Rolf Stahl (Hamburg) zum Thema EHEC-HUS Epidemie ein. Mit 852 Erkrankungsfällen
innerhalb weniger Wochen stießen die betroffenen Kliniken an ihre Leistungsgrenzen. Mit
epidemiologischen Methoden konnte das RKI ägyptische Sprossen als Überträger
identifizieren, ohne dass je ein direkter Erregernachweis dort gelang. Der Verlauf der
Erkrankung wurde durch neurologische Symptome dominiert, Thrombopenie und Urämie
waren relativ schnell beherrschbar. Mit weniger als 4 % Todesfällen war der Ausbruch durch
rasche Therapie und koordinierte Maßnahmen milder als in der Literatur beschrieben. Nach
den jetzigen Erfahrungen müssen das Krankheitsbild und dessen Therapie neu beschrieben
werden, da eine thrombotische Mikroangiopathie und Neurologie dominieren. Neu ist die
Erkenntnis, dass eine rasche präemptive Antibiotikagabe gut wirksam ist. Plasmapheresen
können zum Einsatz kommen, wenn die Neurologie im Vordergrund steht, prolongiert
verabreichtes Eculizumab ist ebenfalls wirksam, Steroide zeigen keinen Effekt.
Zum Thema Diabetes wird mit der Nachverfolgung der seit 1993 laufenden DCCT-Studie
klar, dass eine intensivierte Therapie bei Typ I (HbA1C< 7 %) sinnvoll ist. Bei den oralen
Antidiabetika schneidet bezüglich des GFR-Verlustes Sulfonylharnstoff schlechter ab als
Metformin oder Rosiglitazon. Bei CKD 4 und 5 Patienten ist die Bestimmung von HbA1 nicht
sehr hilfreich; es bieten sich glykolisierte Albumine oder Fructosamin als Alternative an,
beide sind jedoch noch nicht in den Labors breit verfügbar.
Zum Thema Antibiotika zeigen Untersuchungen, dass immer noch ca. 60 % aller
Antibiotikagaben bei CKD-Patienten fehldosiert oder kontraindiziert sind. Bezüglich der
renalen Azidose wurde berichtet, dass eine Obst und Gemüsereiche Kost bei CKD-4Patienten den GFR Verlust besser verlangsamt als orales Bicarbonat, ohne dass es zu
Hyperkalilämien kam.
Zur arteriellen Hypertonie berichtete Prof. Dr. L. Christian Rump vom Universitätsklinikum
Düsseldorf zu den neuen KDIGO-Guidelines: Der Ziel-Blutdruck wird danach unterschieden
je nach Kombination mit Niereninsuffizienz, Albuminurie und Diabetes mellitus. Als FirstLine-Therapie werden ACE-Hemmer oder AT1-Blocker
empfohlen. Unabhängig von
Albuminurie soll der Zielblutdruck bei Nierentransplantierten </= 130/80 mmHg angestrebt
werden. Im Alter soll der Blutdruck nur bei o.g. Risikokonstellationen intensiver gesenkt
werden.
Ein Hauptthema war die Denervierung von Sympathikusfasern der Nierenarterien mittels
Katheterablation. Australische und deutsche Untersuchungen zeigen, dass diese Methode
bei therapieresistenter essentieller Hypertonie erfolgreich ist. Ausschlusskriterien waren
sekundäre Hypertonieformen, insbesondere renovaskuläre Veränderungen und frühere
Manipulationen an den Gefäßen. Es wurde gezeigt, dass der systolisch/diastolische
Blutdruck nach 1 Monat um 20/10 mmHg und nach 24 Monaten um 35/15mmHg gesenkt
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werden konnte. Das Verfahren sollte nur unter Registerbedingungen in bestimmten Zentren
zur Anwendung kommen, um die Nebenwirkungen insbesondere an den Nierenarterien
verfolgen zu können.
Mit dem Thema des adäquaten Zeitpunktes des Dialysebeginns eröffnete Prof. Louise
Moist, University of Western Ontario Kanada, ihre Ausführungen zur Dialyse. Die Daten der
IDEAL-Studie zeigen, dass mit einem früheren Beginn der Therapie nur höhere Kosten bei
schlechterer Lebensqualität verbunden waren.
Eine erhöhte Rate plötzlicher Herztodesfälle tritt vor allem in Verbindung mit dem langen
Intervall im Rahmen der Hämodialyse auf. Modifikationen im Regime und in der
Dialysatzusammensetzung (häufigere Dialyse, Dialysat-Kalium, -Bikarbonat, -Calcium)
bieten sich hier an, insbesondere bei Patienten mit Neigungen zu Herzrhythmusstörungen.
Mehrere Untersuchungen, die in den letzten Monaten publiziert wurden, belegen dies.
Die ESA-Therapie der Anämie und die damit verbundenen Risiken werden weiter diskutiert;
hier scheinen weniger die absolute Hb-Höhe, als eine übermäßig hohe oder schnell und
mehrfach angepasste ESA-Dosis eine Rolle zu spielen. Die Frage der Indikation und des
adäquaten Medikaments zur oralen Antikoagulation bei Dialyse-Patienten mit Vorhofflimmern
ist weiter in der Diskussion.
Prof. Ben Humphreys, Brigham and Women‘s Hospital Boston, diskutierte Studien zum
akuten Nierenversagen. Epidemiologische und experimentelle Untersuchungen zeigen die
Bedeutung des akuten Nierenversagens für die spätere Entwicklung einer terminalen
Niereninsuffizienz und das umgekehrt erhöhte Risiko eines akuten Nierenversagens
vorbestehender chronischer Niereninsuffizienz. Darüber hinaus wurden Studien zur frühen
Identifikation eines akuten Nierenversagens mit Hilfe neuer Biomarker diskutiert, die
sensitiver als die Bestimmung des Serumkreatinins sind. Zunehmend mehr Daten belegen
eine signifikant schlechtere Prognose des akuten Nierenversagens bei exzessiver
Flüssigkeitsüberladung, insbesondere, wenn sie über längere Zeit besteht.
Insgesamt wurde die Veranstaltung von allen Teilnehmern, gerade auch von den
amerikanischen Gästen, außergewöhnlich positiv bewertet und eine Neuauflage im
kommenden Jahr zugesichert. Das 8. Annual Post ASN-Meeting findet am 26./27. Januar
2013 in Berlin statt.
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