Presse-Info November 2013 Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e. V. Immermannstraße 65 A, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-179579-0, Fax 0211-179579-60 Nephrologisches Jahresgespräch 2013 des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. Das Nephrologische Jahresgespräch des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e.V. fand in diesem Jahr bereits zum 20. Mal statt. Rund 180 niedergelassene Nierenfachärzte nutzten vom 22. bis 24. November 2013 die Möglichkeit eines fachlichen Austauschs mit Kollegen und besuchten zahlreich das umfangreiche Angebot an Seminaren. Im Rahmen des wissenschaftlichen Programms informierten sich die Teilnehmer zu verschiedenen Aspekten rund um die Themen Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Dialyse und Transplantation. Wissenschaftliches Programm Am Freitag erfolgte der Einstieg in das wissenschaftliche Programm durch einen Workshop zum Thema Peritoneal-Dialyse, in dem Dr. Braun, Stuttgart, das Krankheitsbild der peritonealen Sklerose vorstellte. Prof. Koch, Mettmann, und Prof. Hetzel, Düsseldorf, ergänzten den Vortrag in dem sie Problemfälle und mögliche Lösungsansätze aus der Praxis aufzeigten. Anschließend gab Prof. Mettang, Wiesbaden, einen Überblick über die Qualitätssicherung in der PD und Prof. Haag-Weber, Straubig, stellte einen Vergleich zwischen der renalen Restfunktion in der PD und der HD an und ging desweiteren auf den Erhalt der Nieren-Restfunktion unter PD ein. Im Rahmen des medizinischen Programms fand am Freitagnachmittag ein Vorseminar zum Thema „Diabetische Nephropathie“ statt, die entsprechend DMP strukturiert „nephrodiabetologisch“ zu behandeln ist. Zunächst wurde die Rolle von Interleukin-1 Antagonisten bei Diabetes Mellitus durch Prof. Mandrup-Poulsen aus Kopenhagen behandelt. Prof. Ritz aus Heidelberg ging im Weiteren auf den potentiellen Nutzen und die Risiken neuer Antibiotika ein. Der Vortrag von Dr. Oser mit dem Titel „Hypoglykämierisiko bei Diabetikern an Dialyse“ informierte die Teilnehmer über die zunehmende weltweite Prävalenz Diabetes mellitus Typ 1+2 und stellte heraus, dass trotz der erheblichen Komorbidität eine Verbesserung der Überlebenszeit an der Dialyse zu verzeichnen ist. Allerdings ist bei der Behandlung des Blutzuckers mit Insulin zu beachten, dass gerade bei Dialysepatienten eine erhöhte Gefahr für nächtliche, nicht symptomatische, dennoch aber prognostisch entscheidende Hypoglykämien auftreten können, die mit normalen Kontrollmethoden nicht erkannt werden. Eine zu „scharfe“ Einstellung der Patienten ist daher zu vermeiden. Parallel zu den Vorseminaren fand der Workshop der Dialaid GmbH unter dem Titel „Praxisplanung und Praxisübergang in turbulenten Zeiten“, statt. Die Referenten Herr Häbich, Dr. Stoll, RA Kranzbühler und Frau Drewniok richteten den Workshop ganz auf das aktuelle Thema der Absenkung der Dialysewochenpauschale aus. Die hohe Teilnehmerzahl bestätigte das große Informationsbedürfnis auf diesem Gebiet. Die Vorträge beinhalteten Tipps zum Kostenmanagement in der Dialysepraxis und stellten die aktuellen Kaufangebote von Providern und die voranschreitende Kommerzialisierung der Nephrologie in Frage. Weiter beantworteten sie aktuelle Rechtsfragen in der nephrologischen Versorgung und zeigten auf, was man beim Berufseinstieg in die niedergelassene Nephrologie beachten sollte. Die Begrüßung und Einführung in das Wissenschaftliche Hauptprogramm fand am Samstagmorgen durch den Vorstandsvorsitzenden Dr. Daschner, Saarbrücken, statt. Die Ausrichtung des Programms lag auf dem Schwerpunktthema der Renalen Osteopathie bei chronischer Niereninsuffizienz. Als erster Redner ging Prof. Heine, Homburg (Saar), auf die FGF23 und Klotho und deren klinischen Bedeutung ein. Vertiefend präsentierte er die Kohortenstudien und zeigte Therapieoptionen sowie ein pathophysiologisches Modell zur „mineral and bone disorder“ (MBD) bei CKD-Patienten. Nachfolgend behandelte Dr. Brandenburg aus Aachen die Thematik der Prävention des „CKD-MBD“ nach einer Nierentransplantation. Dazu zeigte er eine Übersicht des Krankheitsbildes auf, welches unter anderem mit Osteoporose und vaskulären Verkalkungen einhergeht und ging auf vorbeugende Therapiemöglichkeiten ein. In diesem Zusammenhang riet er zu einem engen Monitoring, insbesondere im ersten Jahr nach einer erfolgten Transplantation. Presse-Info November 2013 Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e. V. Immermannstraße 65 A, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-179579-0, Fax 0211-179579-60 Der folgende Vortrag mit dem Titel „CKD-Mineral Bone Disease (CKD-MB)-Epidemiologische Evidenz zu Morbidität und Mortalität“ wurde von Prof. Kalantar-Zadeh, Los Angeles gehalten. Er vermittelte den Teilnehmern ein umfassendes Bild der Bedeutung von Laborparametern des Knochenstoffwechsels und verwies auf mögliche therapeutische Ansätze und damit verbundene Risiken. Es folgte der, mit großem Interesse verfolgte, Vortrag des diesjährigen Preisträgers des BerndTeerstegen Preises, Prof. Schwenger aus Heidelberg. Unter dem Titel “Sustained low efficiency dialysis using a singlepass batch system in acute kidney injury - a randomized interventional trial: the REnal Replacement Therapy Study in Intensive Care Unit PatiEnts” konnte durch die Arbeit widerlegt werden, dass die intermittierende Dialyse, durchgeführt als SLED hämodynamisch generell ungünstiger sei als eine Hämofiltration. Die Arbeit ist von Relevanz, da aufgezeigt wird, dass beim akuten Nierenversagen eine Dialyse, betreut durch einen Nephrologen, einer teureren und meist von Nicht-Nephrologen durchgeführten Hämofiltration medizinisch nicht nur ebenbürtig, sondern auch ökonomisch sinnvoller ist. Der letzte Tag des Nephrologischen Jahresgesprächs wurde genutzt um in lebhaften Pro- und Contra Debatten kontroverse Themen in der Nephrologie zu diskutieren. Dr. Mahfoud, Homburg (Saar), und Prof. Beyersdorf, Freiburg, eröffneten die Debatten zum Thema „Kardiovaskuläre Revaskularisation“. Dabei favorisierte Dr. Mahfoud individuelle Entscheidungen zwischen radiologischer Koronarintervention (PCI) und Bypass-OP abhängig von der Zahl der betroffenen Gefäße und dem OP-Risiko. Prof. Beyersdorf kam hingegen aufgrund der unzureichenden klinischen Studienlage zur koronaren Revaskularisation bei Dialyse-Patienten zu der vorläufigen Schlussfolgerung, dass die Bypass-Chirurgie im Langzeitverlauf bessere Ergebnisse erlangt als eine PCI. Die anschließende Debatte war auf die Thematik der intravenösen Eisenersatztherapie ausgelegt. In einem angeregten Vortrag riet Prof. Eckart aus Erlangen zunächst zur Vorsicht bei hoch dosierter i.v. Eisenersatztherapie, da hier bislang nur unzureichende klinische Studien vorlägen. Es fehle an Mortalitätsstudien, einheitlichen Definitionen unter anderem von begleitenden Infektionen und es gäbe keine verlässlichen Vergleiche von ESA versus Eisen. Abgesehen davon führe die Therapie leicht zu einer positiven Eisen-Bilanz. Prof. Kielstein, Hannover, argumentierte dagegen, dass die intravenöse Eisenersatztherapie den EPO-Bedarf reduziere. Zudem wurde auf europäischer Ebene aufgrund der Sicherheitsbedenken bezüglich des Risikos auf schwere Überempfindlichkeitsreaktionen eine Bewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses von Eisen-i.v. Präparaten durchgeführt. Unter Einhaltung bestimmter Empfehlungen wurde das Nutzen-Risiko-Verhältnis positiv bewertet. In der letzten Pro- und Contra Debatte im Rahmen des Wissenschaftlichen Programms wurde die Frage diskutiert, ob die Online-HDF eine Therapie mit gesichertem Vorteil für chronische Dialysepatienten sei. Prof. Canaud, Bad Homburg, befürwortete die These einer Überlegenheit der Online-HDF gegenüber der normalen Dialyse und stützte seine Argumentation vor allem auf Daten der ESHOL-Study (2013). Prof. Brunkhorst, Hannover, widersprach den Ausführungen von Prof. Canaud und führte Defizite der zitierten Studie an. Es bestehe eine unterschiedliche Patientenpopulation bei HDF und Hämodialyse. Fehlende Angaben zur Temperatur des Dialysates, die entscheidend zur hämodynamischen Stabilität beiträgt und zur Nierenrestfunktion machen Schwierigkeiten bei der Interpretation der Ergebnisse. Sein Fazit lautete demnach, dass Online-HDF eine Therapie ohne gesicherten Vorteil sei. Gesundheitspolitisches Forum Presse-Info November 2013 Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e. V. Immermannstraße 65 A, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-179579-0, Fax 0211-179579-60 Am 23. November fand außerdem unter dem Titel „Zukunft einer hochtechnisierten fachärztlichen Versorgung in freier Niederlassung“ das gesundheitspolitische Forum statt. Das leicht geänderte Konzept einer Diskussion ausschließlich zwischen nicht politischen Experten aus dem deutschen und europäischen Gesundheitswesen stieß auf großes Interesse bei den Teilnehmern der Veranstaltung. Die künftige Entwicklung der Qualität und der Vergütung einer fachärztlichen Versorgung in Gebieten, die technisch einen besonders hohen Ausstattungsbedarf haben und sehr personalintensive Strukturen erfordern, wie das bei der Dialyse der Fall ist, wurde von den Referenten angeregt und erfreulich offen diskutiert. Es herrschte Einigkeit, dass der Erhalt einer ambulanten flächendeckenden Versorgung chronisch schwerstkranker Patienten oberste Priorität hat und dass alle Möglichkeiten von alternativen Modellen (Selektivverträge) genutzt werden sollten, falls die Rahmenbedingungen der Regelversorgung eine derartige Versorgungsstruktur gefährden. Da dieses Thema nicht nur für Nephrologen von Interesse ist, wurde auch die Situation der Radiologie beleuchtet. Hier besteht die Problematik darin, dass die Vergütung über den EBM aufgrund von Rechenfehlern im System nicht kostendeckend ist und nur über Quersubventionierungen aus Kooperationen mit Kliniken funktioniert. Diskutanten der lebendigen Podiumsdiskussion waren neben Dr. med. Michael Daschner, Vorstandsvorsitzender des DN e.V., Carsten Krüger, Prokurist in der Curagita AG, einem Verbund von unabhängigen Radiologen; Dr. rer.nat. Dipl.Phys. Ralph Ennenbach, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KV Schleswig-Holstein, Sonja Froschauer, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung (Libertamed GmbH /BV ASV), Dr. Rolf Plum, Geschäftsbereichsleiter Arzneimittel/Apotheken bei der AOK Rheinland/Hamburg, Dipl. Volkswirt Dr. Thomas Drabinski, Leiter des Instituts für Mikrodatenanalyse in Kiel (ifMDA) und Dr. Els Boeschoten, MD PhD, ehem. Direktorin des Hans Mak Institut zur Qualität in der Nephrologie aus den Niederlanden. Die Moderation übernahm Maria E. Wiedemann (Government Affairs & Health Care Consulting). Preisverleihungen Die Verleihung des Bernd Tersteegen-Preises für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der klinischen Nephrologie und des Georg Haas-Preises als Auszeichnung für die beste nephrologische Doktorarbeit fand in diesem Jahr erstmalig am 23.11.2013 im festlichen Rahmen des Gesellschaftsabends statt. Der mit 8.000 Euro dotierte Bernd Tersteegen-Preis ging an Prof. Dr. Vedat Schwenger aus Heidelberg, für seine Publikation mit dem Titel „Sustained low efficiency dialysis using a singlepass batch system in acute kidney injury – a randomized interventional trial: the REnal Replacement Therapy Study in Intensive Care Unit PatiEnts“. Der Preisträger referierte bereits im vorangegangenen wissenschaftlichen Programm über seine Arbeit. Der mit 2.600 Euro dotierte Georg Haas-Preis wurde an Frau Franziska Belling-Dierks für Ihre Arbeit mit dem Titel „PAR-1 mediates the thrombin-induced mesothelial cell overproduction of VEGF and PAl-1“ verliehen, die im Februar 2013 im „International Journal of artificial Organs“ veröffentlicht wurde. Die Daten belegen, dass humane peritoneale Mesothelzellen den Protease-aktiviertenRezeptor PAR-i als Thrombinrezeptor exprimieren und so Fibrose und Neovaskularisation vermittelt werden. Des Weiteren wurde in diesem Jahr zum vierten Mal die Sonderauszeichnung des Wissenschaftlichen Institutes für Nephrologie der Stiftung für Nephrologie (WiNe) mit einer Preissumme von 1.200 Euro vergeben. Sowohl unter den Einsendungen des Bernd Tersteegen-Preises als auch unter den eingereichten Arbeiten für den Georg Haas-Preis, erwies sich jeweils eine Arbeit als so herausragend, dass die Sonderpreise zweimal vergeben wurden. Unter den Bewerbern um den Bernd Tersteegen-Preis gelang es Dr. Kyrill Rogacev aus Homburg/Saar die Fachjury mit seinen Ausführungen zum Titel „Mediators of cholesterol efflux and monocyte subset distribution in chronic kidney disease: a prospective cohort study“ zu überzeugen. Presse-Info November 2013 Verband Deutsche Nierenzentren (DN) e. V. Immermannstraße 65 A, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-179579-0, Fax 0211-179579-60 Aus den Bewerbern um den Georg Haas-Preis wurde Dr. Shrikant R. Mulay aus München ausgewählt und erhielt die begehrte Auszeichnung für seine Arbeit „Calcium oxalate crystals induce renal inflammation by NLRP3-mediated IL-1β secretion“. Das nächste Nephrologische Jahresgespräch findet vom 21.-23.11.2014 in Mannheim statt.