Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika [usa2] Geschichte des Gilded Age I. Jackson Lears: Rebirth of a Nation. The making of modern America, 1877-1920, New York 2010 (2009), 1 Gliederung zu Jackson Lears Rebirth of a Nation Einleitung: Streben nach Wiedergeburt (S.8) (1) Militärischer Heroismus, moralische Regeneration, das Zusammenspiel von privater und öffentlicher Ebene (2) Die zentrale Bedeutung von Bürgerkrieg und protestantischer Reform für das Streben nach rebirth (3) Die Vermischung von Protestantismus und öffentlicher Politik (4) Der Ausbruch aus der bürgerlichen Normalität: Militarismus und zivilisatorische Moral (S.9) (5) Von der frontier zum Überseeimperium: die Verbindung von protestantischer Spiritualität und Säkularisierung (6) Die verschiedenen Ebenen der Wiedergeburt und das Machtinteresse der Eliten (7) Der Bedeutungswandel des Wortes bondage: Von Sklaverei zur moralischen Befreiung (8) Die Gesellschaft als organisches Ganzes: der Einfluß der individuellen auf die gesellschaftliche Reform (9) Die Kritiker des protestantischen Wiedergeburt-Diskurses (S.10) (10) Die Unausweichbarkeit des zentralen öffentlichen Diskurses von der Wiedergeburt Kapitel Eins. Der Lange Schatten von Appomattox I. Nationalismus und das Blutopfer: Erlösung von Korruption und Überzivilisierung, Dekadenz (1) Die Verwandlung der Tragödie des Bürgerkriegs in ein nationalistisches romantisches Melodram (2) Der Nationalismus der Konföderierten: Southern Honour und Lost Cause (3) Die unionistische Ideologie des Blutopfers als Kern der amerikanischen Zivilreligion (4) Die Verknüpfung von Krieg und Regeneration (5) Die Opferideologie als Rettung von Korruption - und die fatale Nähe zum Faschismus (S.11) II. Das Projekt der weißen Vorherrschaft und das Scheitern der Emanzipation der Schwarzen (1) Scheitern der Transformation des Südens auf Kosten der Wiedervereinigungsideologie (2) Milleniaristischer Nationalismus, weiße Vorherrschaft, Verknüpfung von Religion und Politik (3) Die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen der Südstaaten und der Nordstaaten III. Sozialdarwinismus und militärisches Ethos: barbarische Tugenden und Revitalisierung (1) Das therapeut. Konzept der Männlichkeit: lebenslange Suche nach Möglichkeiten der Selbstprüfung (2) Der Sozialdarwinismus und seine Anhänger unter Intellektuellen (3) Die Gefahr der Überzivilisierung: Unfähigkeit der Bedrohung des status quo begegnen zu können (S.12) (4) Ritterlichkeit gegen Utilitarismus und kommerzieller, kalkulierender Wirtschaftsphilosophie (5) Die Nähe zu Nihilsmus und der militärische Heroismus als Mittel gegen Gier und Luxus 2 IV. Verschiedene Stufen des Rassismus: vom Paternalismus bis zum totalen (Ausrottungs-)krieg (1) Scheinheiligkeit (Vereinbarkeit von Tugenddiskurs und Korruption und Gier) (2) Der totale Krieg als Erbe des Bürgerkriegs (3) Vom Paternalismus, über den Vitalismus bis zum Nativismus: Stufen der Radikalisierung des Rassismus (S.13) V. Militärisches Ethos als Legitimationsquelle für die herrschende Elite (1) Die Notwendigkeit barabarischer Tugenden und die ideologische Grundlage des Imperialismus (2) Der lukrative Mythos vom Wilden Westen (3) Das militärische Ethos als Legitmitationsquelle für die gewaltätige Bewahrung des status quo VI. Die Dialektik der Ordnungssuche durch "kreative Zerstörung" - und die Alternativen (S.14) (1) Die Ambivalenz der "kreativen Zerstörung": Schaffung von Ordnung wie Unordnung zugleich (2) Reformbewegungen als Ersatz zum militärischen Ethos und die unregulierte, korrupte Wirtschaft Kapitel 2. Die mysteriöse Macht des Geldes I. Vorurteile und mystischer Glaube an die Erlösung durch Geld (1) Die Faszination durch Geld: Die Regeneration durch Teilhabe am Wirtschaftsgeschehen (2) Alte Vorurteile und der skeptische Glaube nach einer Selbst-Transformation durch Geld (3) Der alchimistische Glaube nach quasi-religiösen Regeneration des Menschen durch Geld (S.15) (4) Die Ablösung des protestantischen Erlösungsglauben durch die neue Konsumreligion II. Selfmadman und die Zerstörung der traditonellen Moral durch den dynamischen Markt (1) Das protestantische Ethos des Selfmadman als Bollwerk gegen die zentrifugalen Marktkräfte (2) Rücksichtsloses Streben nach Erfolg unter dem Deckmantel der moralischen Rechtschaffenheit (3) Scheinheiligkeit und Selbsttäuschung: Philantrophie und nackte Gier (S.16) (4) Die Bedrohung des bürgerlichen Heim als Rückzugsort durch die Marktkräfte (5) Die potentiell das Selbst zerstörende Wirkung der dynamischen Marktkultur III. Neurastenie und psychische Erschöpfung als bedrohliches Phänomen (1) Neurasthenie als Bedrohung für die protestantische Konversion [und des Selfmadman überhaupt] (2) Die Methode der Regulierung des Energiehaushalt und manisch-depressive Erfolgsstreben (S.17) (3) Neurasthenie als Mittel-und Oberschichtsphänomen und die Analogie von Psychologie und Ökonomie IV. Die Kontroverse über und die Realität der Arbeitslosigkeit: Immigration und Rassismus (1) Die moralische Erklärung für die strukturellen und finanziellen Ursachen der Arbeitslosigkeit (2) Die Ideologie der Arbeiterklasse: Vorrang der Gemeinschaft, Ideologie der produktiven Arbeit (3) Immigration und die Probleme der Arbeiterorganisationen mit fremdrassischen Arbeitern (4) Die verschiedende Bedeutung von Fleiß und Arbeit für die Arbeiter, Mittel,- und Oberschicht (S.18) (5) Die ersten Arbeiterorganisationen, Streiks und die Verschärfung des Klassenkonflikts 3 (6) Die Kritik an der Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiter (7) Die Lösung wirtschlicher und politischer Probleme: die imperiale Perspektive (8) Die Säkularisierung der religiösen Konversion: das unbegrenzte Selbst (und Wirtschaft) (S.19) (9) Der Rassismus als Ordnungsfaktor und Garant der bestehenden Vorherrschaft der Weißen Kapitel 3. Die zunehmende Bedeutung der Rasse I. Der Sozialdarwinismus und die Bestätigung der eigenen Identität in unsicheren Zeiten (1) Der wissenschaftliche Rassismus als Quelle der Identitätsfindung - bzw. Vergewisserung (2) Der Körperkult im Zeichen der Bedrohung der Männlichkeit durch Markt- und Arbeitsprozesse (3) Der Sozialdarwinismus: Identitätsfindung durch Abgrenzung und Abwertung anderer Rassen (S.20) II. Rassenideologie, die amerikanische Identität und die Immigrantenfrage (1) Die relative Offenheit des Rassendiskurses: Integration und Ausschluß bestimmter Migranten (2) Die Chancen der Europäer auf Integration und Anerkennung als Amerikaner (3) Fortlebende Ressentiments gegenüber bestimmten Rassen, Religion und kulturellen Eigenheiten III. Regeneration und Bestätigung der weißen Vorherrschaft: die Diskriminierung der Schwarzen (1) Der Zusammenhang von Reinigung, Regeneration der weißen Rasse und Diskrimierung der Schwarzen (S.21) (2) Lynchmorde als Kompensation für die weiße Unterschicht: Verzicht auf soz. Revolution (3) Sexuelle Fantasien über die Schwarzen und die Bedrohung weißer Männlichkeit (4) Die ambivalente Haltung der Kirchen zur radikalen Rassentheorie (5) Das eugenische Utopia einer biologisch und sozial gelenkten Gesellschaft (S.22) IV. Projekt der Revitalisierung des Mannes im Umbruch durch Rassismus und Säkularisierung (1) Die Vermischung der Rhetorik von der Revitalisierung mit der Rassentheorie (2) Die politische und gesellschaftliche Offenheit des Männlichkeitsdiskurses (3) Die rassistische und xenophobe Dimension der protestantischen Revitalisierung (4) Die Forderung nach Prohibition als Ausdruck des Willens nach gesellschaftlicher Kontrolle (5) Die Säkularisierung und rassistische Umdeutung des Modells der Männlichkeit (S.23) (6) Die überlegene Männlichkeit unzivilisierter Barbaren: Chance und Bedrohung für die Weißen (7) Reaktion auf die barbarische Bedrohung: Die Kategorien zur Bestimmung des Amerikaners V. Die Schwäche der Arbeiterbewegung und die ethnische Rivalität unter den Immigranten (1) Die große Reservearmee von Arbeitern: Einfluß auf das Lohnniveau und die Streikbereitschaft (2) Unterminierung der Klassensolidarität durch ethnische Rivalität - und ethnisches Selbstbewußtsein (3) Die Dialektik von Inklusion und Exklusion: (a) Die Exklusion der Chinesen (S.24) (b) Die bedingte Assimilation der Iren (4) Die Diskrimierung der Italiener und der lange Weg zur Assimilation 4 (5) Die Terrororganisation White League: Kontinutiät von Aktionen gegen Schwarze und Immigranten (6) Der Spagat zwischen Anpassung und Betonung der Traditonen des Heimatlandes (S.25) VI. Politische und soziale Segregation und die Regeneration der weißen Rasse in unruhigen Zeiten (1) Der Kampf der Schwarzen um ihre Emanzipation angesichts des roll-backs der Weißen (2) Politische Korruption: Parteiübergreifende Machtabsprachen im Dienste der weißen Vorherrschaft (3) Die destabilisierenden Folgen der politischen Korruption für die weiße Vorherrschaft (4) Vermeidung polit. Korruption und Garantie der weißen Vorherrschaft: die Jim CrowGesetzgebung (5) Die Organisation des Alltagslebens der Schwarzen und die eigene Kultur (S.26) Kapitel 4. Das Land und die Stadt [The Country and the City] I. Realitäten und Fantasien über den Gegensatz von Stadt und Land (1) Die Moralisierung des Gegensatzes von Stadt und Land: Die Stadt als Quelle des Tugendverfalls (2) Die Aufwertung der Stadt gegenüber des Landes und die Vision der Verbindung beider Vorzüge (3) Die Mythen von absoluten Stadt-Land-Gegensatzes und deren tatsächliche Interdependenz (4) Die vielfältigen Formen der Ausbeutung der Farmer im Süden (5) Die Sinngebung der dramatischen Umbrüche in Wirtschaftl, Gesellschaft und individ. Leben (S.27) (6) Jeffersons agrarian virtue als Tagtraum, Sehnsuchtsort der Stabilität und realitätsferne Nostalgie II. Die Südstaatenökonomie: Zwischen Rückständigkeit und Ort gigantischer Investitionsfantasien (1) Die Rückständigkeit der Ökonomie der Südstaaten und die method. Unterdrückung der Landbevölk. (2) Die Fantasie von der Südstaaten: Privater Nutzen bewirkt den Nutzen d. Allgemeinheit (S.28) Die Reformbewegung der Farmer III. Der Ursprung der Reformbewegung in den absoluten Machtambitionen der weißen Elite (1) Die verantwortungslose Fiskalpolitik als Nukleus der Radikalisierung der Reformbewegung (2) Die Enttäuschung über die etablierten Parteien und die Schaffung einer Interessenvertret. d. Farmer (3) Die Politik der Furcht als Mittel der Monopolisierung des politischen Lebens durch die weiße Elite IV. Die unterschiedlichen Reformbewegungen und ihre Forderungen (S.29) (1) Die gemeinsamenen Forderungen der Reformbewegungen und teilw. selbstverschuldete Zwangslage (2) Grenzen und Erfolge der Readjusters: Die Einleitung eines Bewußtseinswandels 5 (3) Die Selbstzuschreibung von Attributen der Männlichkeit als Bindeglied von Farmern und Arbeitern (4) Kritik und positive Würdigung der Weltsicht der Produzenten (5) Macunes Reformplan der bundesstaatl. gelenkten Währungspolitik u. Kooperation d. Farmer (S.30) (6) Der Zusammenhang von Probhibitionsbewegung und Kampf für das Frauenwahlrecht (7) Rassismus als Ursache für das Scheitern einer stabilen Allianz zwischen Farmern und Schwarzen Kapitel 5. Krise und Regeneration [Crisis and Regeneration] (S.31) Der komplizierte, widersprüchliche Diskurs von Regeneration, Gemeinwohl, weiße Suprematie I. Die Periode der Reformbewegungen und der bedingten Abkehr vom laissez-faire Prinzip (1) Die neoklassische Vision der Regeneration als klassen-und rassenübergreifender Diskurs (2) Abkehr vom laissez-faire Ideal und das progressive Ideal des starken Staats (3) Begrenzter Erfolg der Reformbewegung und flexible Herrschaftstechnik der Eliten (4) Die chiliastische Seite der Reformbewegung und deren Einfluß auf die progressive Bewegung II. Finanz-und wirtschafspolit. Rollback: protestant. Ethik und Konzentration der Wirtschaft (1) Machterhalt der Eliten durch Kompromisse mit den Reformern (2) Imperiale Expansion seit 1898 als Quelle der Neudefiniton des Machtanspruchs der Eliten (S.32) (3) Verkennung der strukturellen Ursachen von Armut durch die protestantische Tugendethik (4) Die Morganization der Wirtschaft: Reorganisierung u. Finanzierung der Wirtschaft (5) Der Ausschluß der Farmer und Arbeitslosen aus dem Prozess der Konsolidierung der Wirt. (6) Farmer und die Arbeiter: unterschiedl. Wertvorstellungen und Intensität ihrer Organisationen (S.33) (7) Der Einzug moderner Werbemethoden in den Wahlkampf u. das konservat. Spendenaufkommen III. Die Politik des big-business: Paradigmenwechsel (nicht nur) in der republikanischen Partei (1) Erholung der wirtschaftlichen Lage und die trusts als neue Bedrohung des öffentlichen Wohls (2) Die Übermacht des big-business und der ideologische Richtungswechsel der Republikaner (3) Demokratische Partei: Egalitäre Ökonomie als Privileg der weißen Rasse (4) Gemeinsamkeiten in der Rhetorik von der Reinigung bei Weißen unterschiedlicher politischer Agenda (S.34) IV. Die progressive Reform: Revitalisierung und Transformation der Gesellschaft (1) Die religiöse grundierte umfassende Reformforderungen und das Ziel der Revitalisierung (2) Die Anerkennung der strukt. Ursachen von Armut und Abkehr von protestant. Argumentation (3) Die Bedeutung der Frauen und der heimsichen Sphäre als Vorbild für gemeinschaftl. Handeln (4) Die Dialektik: Die Beeinflussung der Politik durch das Heim, wie des Heims durch die Politik (S.35) (5) Das gemeinsame Band der unterschiedlichen Richtungen der Progressiven Reformbewegung V. Das amerikanische Empire: Zwischen idealistischer Rhetorik und Wirklichkeit 6 (1) Die Rhetorik vom Empire: Regeneration - Vorsehung - Heroismus - Wirtschaftliche Expansion (2) Der Widerspruch des Imperialismus zu republikanischen Traditionen der Volkssouveränität (3) Das Argument von der Herstellung einer nationalen Einheit durch Imperialismus (S.36) (4) Die antiimperialistische Empirie: Volkssouveränität für alle und Kritik der Kriegsrhetorik Kapitel 6. Befreiung und Begrenzung [Liberation and Limitation] Die Dialektik von Befreiung und Beschränkung I. Die unbegrenzte Freisetzung wirtschaftl., technischer, psychischer und künsterlicher Energie (1) Der Dynamo als Symbol der Freisetzung unbegrenzter Energie - und des imperialen Drangs (2) Die Abkehr vom Positivismus und der viktorianischen Kultur: Freisetzung okkultisch-psychologischer Energie (3) Visionen von unbegrenzten wirtschaftlichen und persönlichen Wachstum (S.37) II. Der moderne Massenkonsum und Arbeitswelt: Befreiung und neue, ungeahnte Beschränkung (1) Das neue Paradigma Energie und der Wertewandel: die Mischung von Befreiung u. Beschränkung (2) Der Ausbruch aus Konventionen und der Beginn des Zeitalters des Massenkonsums (3) Die Massenproduktion als Ausdruck der Befreiung, wie Beschränkung des modernen Menschen (4) Die Revolutionierung der Arbeitsprozesse durch Fords wissenschafliches Managment (5) Die neue Ethik der Effizienz, die neue Ordnung einer rigiden Moral: die unsichtbaren Ketten (S.38) III. Der Ausbruch aus der entzauberten Welt (1) Houdini und die Sehnsucht nach dem "wahren Leben" (2) Die Abkehr von Banalität und bürgerlichen Konventionen: der Geist des experimentellen Lebens (3) Der Geist des Experiment und die Erfahrung der Wildniss: Revitalisierung versus Utilitarismus (4) Die komplexe geistesgeschichtliche Wirkung des Darwinismus: Determinsimus – Vitalismus (S.39) (5) Pragmatismus, Utilitarismus und Vitalismus: Lebenspraxis und metaphischer Lebenssinn (6) Die Entdeckung des Unbewußten in der Religion und der Psychoanalyse IV. Dialektik von der Befreiung des Menschen und technolog, ökonom. und imperialen Progress (1) Vom protestant. Ideal der asketischen Selbstkontrolle zur umfassenden Befreiung des Individuums (2) Übertragung des Diskurs der psychologischen Unbegrenztheit des Menschens auf die Ökonomie (4) Unterhaltungsindustrie: das komplizierte black-white pas de deuz (Verachtung u. Faszination) (S.40) (5) Die neue Arbeitsethik und das Hamsterrad von Produktion und Konsumption (6) Die restriktive, illiberale und unternehmerfreundliche Dimension des Kampfs für Gesundheit (S.41) Kapitel 7. Empire als Lebensweise [Empire as Way of Life] 7 I. Das Empire als Lebensform, als Quelle der Regeneration, Garantie von Wohlstand u. Sicherheit (1) Die Kultur des Empire: Selbstwahrnehmung als Exporteur von Moral und Demokratie (2) Die alternative Form des Empire: das indirekte Empire und die Schaffung eines Klientelsystems (3) Die Notwendigkeit des Empire für die Befriedung innenpolitischer Probleme - und Träume (4) Die Legitimierung des militärischen und wirtschaftl. Einflußes durch die Stabiliätsdefinition (5) Empire als Lebensform als Bedingung v. Massenkonsum und erhöhten allg. Lebensstandard (S.42) (6) Die Regeneration durch das Empire, Zivilisierung und Stabilisierung fremder Länder II. Die wirtschaflichen Konzentrationsprozesse, Machterhalt und -zuwachs etablierter Eliten (1) Die umfasssende Allmacht der Trusts und die Machtlosigkeit der arbeitenden Schichten (2) Von der republikanischen Vision des Gemeinwohls zum neuen Wert der Meritokratie (S.43) (3) Der Zusammenhang von ethnischer Differenzierung und Machtanspruch der weißen Eliten III. Die Agenda der Populisten und deren Einfluß auf die progressive Bewegung (1) Philanthropie, antimonopolistische Stimmungen und der Einfluß der Populisten auf Progressive (2) Das soziale Profil und Forderungen der Populisten und die Eigenarten amerikan. Sozialismus (3) Gemeinsamkeiten und Differenzen innerhalb der progressiven Bewegung (S.44) (4) Der progressive Egalitarismus: die Forderung nach direkter Demokratie (5) Die umfassende Agenda der moralischen Erneuerung (6) Die Durchsetzung zentraler Forderungen und das oberflächl. Bündnis mit Präsident Wilson (7) Die Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Rhetorik im Lager der Imperialisten Schluß. Das vergebliche Sterben [Dying in Vain] (S.45) (1) Das Scheitern des Königreichs auf Erden an den Realitäten des amerikanischen Pluralismus (2) Die Wirkungen der Vision vom Gemeinwohl: (a) die Schaffung eines begrenzten Wohlfahrtstaates (b) Die Einleitung des Schutzes von bürgerlichen Freiheiten durch den Supreme court (2) Von der Politik der Regeneration, Militarismus zur liberalen Politik der Einschränkung Jackson Lears: Rebirth of a Nation. The making of modern America, 1877-1920 Streben nach Wiedergeburt (1) Militärischer Heroismus, moralische Regeneration, das Zs.spiel von privater und öffentl. Ebene Während diesem Zeitraum gab ein weitläufiges Verlangen nach Regeneration, Erneuerung bzw. Wiedergeburt im pysischen, moralischen und spirituellen Sinne. > Das öffentliche Leben wurde von diesem Streben erfasst, es inspirierte Bewegungen und die Politik, welche die Grundlage für das Amerika des 20. Jahrhunderts bildete. > In dem Maße, wie das öffentliche Leben mehr und mehr zum Objekt systematischer Forderungen moderen Körperschaften wurde, wurde das Verlangen nach einer Revitalisierung, nach einer Befreiung von den Zwängen des Alltags immer stärker." (S. 1) > Militaristische Fantasien liegen seit dem Ende des Bürgerkriegs bis zum Ersten Weltkrieg unter der Oberfläche des Wunsches nach Wiedergeburt bzw. Neuschaffung. Es ging um eine Art kreative Zerstörung. (S. 2) > Gewalt war aber nicht das einzige Instrument der Revitalisierung, so haben progressive Reformer die Korruption in allen ihren Formen angegriffen, mit dem Ziel das Individuum, wie auch die Gesellschaft zu reinigen. (S. 3) 8 > Die meisten Progressiven waren von einer ganz eigenen Art des Christentums motiviert, welches sie Soziales Chistentum (Social Christianity) nannten. Sie definierten die Wiedergeburt zu einer selbstlosen Hingabe an das Gemeinwohl um. > Auch wenn die gesellschaftliche Reform im öffentlichen Melodrama wie militärischer Heroismus auch, das Blutopfer verlangt, so handelt es sich in Wirklichkeit um eine andere Form von Heroismus, den man als des alltäglichen Heroismus nennen könnte. > Die Idee des Gemeinwohl verband die öffentliche mit der privaten Moral und inspirierte die breite und vielschichtige progessive Bewegung. > Der Traum der Progessiven nach einem gemeinschaftsorientierten Gemeinwohl bot eine Alternative zum Traum von einer Regeneration durch militärische Intervention. Dennoch schlossen sich die beiden Alternativen nicht wechselseitig aus. > In kaum einer anderen Periode der US-Geschichte spielte die Sehnsucht nach Wiedergeburt (rebirth) eine prominentere Rolle in der Politik. Es gab ein Zusammenspiel von privaten Sehnsüchten und öffentlicher Politik. Es war eine Periode der kritischen Transformation. (2) Die zentrale Bedeutung von Bürgerkrieg und protestantischer Reform für das Streben nach rebirth Der Bürgerkrieg hatte einen nachhaltigen Einfluß auf das innere Leben der Amerikaner, insofern Erinnerungen an und Fantasien vom Heroismus den Glauben an eine Regeneration durch den Krieg ermutigten.(S. 4) > Der Wunsch nach spiritueller Wiedergeburt, nach der Erfahrung einer persönlichen Regeneration durch die Vereinigung mit dem Göttlichen ist zwar zeitlos und universell, die frühen Protestanten jedoch haben dieses Verlangen in einen machtvolle neuartige Form umgegossen: das der Konversionserfahrung. > Die Wiedergeburt als eine Art des Erlangens eines reicheren Lebens, die grundlegende persönliche Transformation wurde in vielen Traditonen zum Schlüssel der Rettung. Der Einfluß des englischen Puritanismus war nirgends weitreichender als in den Kolonien, welche später die USA bildeten.In der rigorosen frommen Praxis zeigt sich die Verwirklichung einer wahrhaften Konversion.(S. 5) (3) Die Vermischung von Protestantismus und öffentlicher Politik Die Überzeugung, dass das moralische Schicksal der Nation in der Schwebe hing stand im Zentrum der protestantischen apokalyptischen Glut. Die Verpflichtung für die moralische Gesundheit Amerikas zu sorgen war protestantischer Konsens von der Revolutionsära bis ins zwanzigste Jahrhundert. > Die Geschichte der USA ist größtenteils die Geschichte, wie Spannungen, welche aus einem religiösen Konflikt herrühren (zwischen Spontanität und Autorität, Freiheit und Kontrolle) zu verschiedenen Zeiten in säkulare, öffentliche Begriffe übersetzt wurden.(S. 6) > Während der Mitte des 19. Jh. hat das Sehnen nach einer moralischen Transformation das öffentliche Leben immer wieder in Brand gesetzt, so z.B durch Reformbewegungen (Abstinenzler, Frieden, Anti-Sklavereibewegung), welche die Rettung des Einzelnen, wie auch der Nation versprachen.(S. 7) (4) Der Ausbruch aus der bürgerlichen Normalität: Militarismus und zivilisatorische Moral Verteidiger des status quo strebten danach, die Freisetzung moralischer Energie entweder zu verhindern bzw. in ihrem Sinne zu lenken, mit dem Ziel der Erhaltung bestehender Institutionen.(S. 7) > Der Aufstieg des totalen Kriegs zwischen dem Bürgerkrieg und dem Ersten Weltkrieg hatte seien Wurzel in dem Streben nach Befreiung von der bürgerlichen Normalität, hin zu einem Reich des heroischen Kampfes. > Es war eine verzweifelte Angst, der Schrei nach Wiedergeburt, welche den offiziellen Ideologien des romant. Nationalismus, des imperialen Fortschritts, der zivilisatorischen Mission zugrundelag.(S. 8) (5) Von der frontier zum Überseeimperium:Verbindung von protestant. Spiritualität und Säkularis. 9 Seit der frühen Ära der Kolonisationn durchzog ein Glaube nach Regeneration durch Gewalt den Mythos von der Amerikanischen Grenze (frontier) > Mitte dem Schließen der Grenze, wendete sich die Gewalt nach außen, auf das Empire. Amerikaner haben die protestantischen Träume von einer spirituellen Wiedergeburt mit säkularen Projekten der Reinigung, bzw. Läuterung (purification). > Der politische Körper sollte während der Bürgerkriegsphase von sezessionistischen Verrat gereinigt werden und anschließend von politischer Korruption.(S. 9) (6) Die verschiedenen Ebenen der Wiedergeburt und das Machtinteresse der Eliten Dadurch sollte die Macht der Elite gegenüber widerständischen Farmern und Arbeitern von neuem bekräftigt werden. > Die Zähmung des Kapitals im Namen des öffentlichen Wohls, die Wiederbelebung der individuellen, wie nationalen Vitalität durch den Verbot von Alkohol, die Garantie des Frauenwahlrechts, die Aber-kennung des Wahlrechts der Schwarzen, die Begrenzung des Zuzugs von Immigranten und die Erlang-ung eines Übersee-Imperiums - all dies waren Elemente der Reinigung und der Bekräftigung der Macht-position der bestehenden Elite. (7) Der Bedeutungswandel des Wortes bondage: Von Sklaverei zur moralischen Befreiung Das Verbot von Alkohol z.B. sollte den Menschen von der Gefangenschaft, Zwang, Sklaverei (bondage) des Körpers und der Seele befreien. > Das Wort wandelte seine Bedeutung, es verlor seine politische Konnotation, welches es in der Zeit der Sklavenbefreiung hatte. Mit ihm sollte der Kampf um Selbst-beherrschung (self-mastery) gehen, die Befreiung von der Versklavung durch Alkohol und Drogen. (8) Die Gesellschaft als organisches Ganzes: der Einfluß der individuellen auf die gesell. Reform Die individuelle Reform wurde von den Progressiven, wie auch die Pazifisten und Feminsten mit der öffentlichen Reform verbunden, indem sie glaubten, dass die wiedergeborenen Individuen die ganze Gesellschaft erneuern könnten.(S. 9) Die Gesellschaft wurde als ein organisches Ganzes betrachtet.(S.10) (9) Die Kritiker des protestantischen Wiedergeburt-Diskurses Die Sprache der Wiedergeburt blieb wesentlich auf die Protestanten beschränkt, Katoliken und Juden haben diese mit Skepsis betrachtet, indem sie richtigerweise der assimilatorischen Agenda hinter dem Streben nach Wiedergeburt mißtrauten. Zahlreiche progressive Reformer orientierten sich mehr an der deutschen Sozialdemokratie und bürgerlichem Stolz als einheimischer Visionen einer moralischen Reformation.(S. 10) (10) Die Unausweichbarkeit des zentralen öffentlichen Diskurses von der Wiedergeburt Dennoch wurde evangelikale Protestantismus zum dominanten, unausweichlichen Diskurs im öffentlichen Leben des Gilded Age. Alle benutzten die evangelikalen Begriffe Korruption und Regeneration.(S. 10) > Das Streben nach Regeneration verband sich aber auch mit dem Höhepunkt des wissenschaftlichen Rassismus, welcher die Überlegenheit der weißen Rasse zu Hause wie auch im auswärtigen Imperium. Dieser Glaube legitimierte die Diskriminierung der Schwarzen im Süden und die Beschränkung der Wiedergeburt der Nation auf die Weißen. 10 > Das Scheitern des Kreuzugs von Präsident Wilson bedeutete das Ende des Zeitalters der Regeneration. Aus der Asche des Kriegs wuchsen wenigstens ein paar gütige Konsequenzen, wie eine Stärkung der liberalen Jurisprudenz, der Bürgerrechte und der Minderheitenrechte.(S. 11) Kapitel Eins. Der Lange Schatten von Appomattox I.Der Nationalismus und das Blutopfer: Erlösung von Korruption und Überzivilisierung, Dekadenz (1) Die Verwandlung der Tragödie des Bürgerkriegs in ein nationalistisches romantisches Melodram Seit den 1890er Jahren hat der Anglosächsische Militarismus die Wiedervereinigung des weißen Nordens mit dem weißen Süden - unter Ausschluß der schwarzen Amerikaner - verfestigt.(S. 13) > Die tragische Bedeutung des Kriegs wurden von den Zeitgenossen von Lincoln und Lee verdrängt. Die öffentlichen Moralisten im Norden wie im Süden haben vielmehr mit Erfolg die Tragödie in ein Melodram verwandelt.(S. 17) (2) Der Nationalismus der Konföderierten: Southern Honour und Lost Cause Der Nationalismus der Konföderierten war ambivalenter als derjenige der Yankees. Mit Fortdauer des Krieges gewann die Ehre des Südens (Southern Honour) und eventuell der Lost Cause die numinose Qualität, Blutopfer bzw. die Opferung des eigenen Lebens legitimerweise fordern zu können. (S. 17) (3) Die unionistische Ideologie des Blutopfers als Kern der amerikanischen Zivilreligion Im Norden verband sich die individuelle mit der kollektiven Identität in einem Massenritual des Blutopfers. Das Narrativ der Unionisten wurde zum Kern der Zivilreligion, welche in den folgenden Jahrzehnten das sich herausbildende amerikanische Imperium rechtfertigte. > Die unionistische Ideologie hat republikanische und demokratische Elemente in einem romantischnationalistischen Eintopf aufgelöst.(S. 19) (4) Die Verknüpfung von Krieg und Regeneration Die Heiligkeit der Nation rechtfertigte die Forderungen nach Blut. Indem sie die unaussprechlichen Verluste als religiöses Opfer umdefinierten, haben die Nordstaaten eine machtvolle Verknüpfung von Krieg und Regeneration geschmiedet. > In manchen Formulierungen scheint die Erwartung durch, allein durch die Entscheidung einen Kampf zu riskierern, zur persönlichen Wiedergeburt zu gelangen. (S. 19) (5) Die Opferideologie als Rettung von Korruption - und die fatale Nähe zum Faschismus Die zahlreichen Formen des Opfers, welche der Krieg forderte, boten eine perfekte Gelegenheit für die Amerikaner, sich von kommerzieller Korruption zu lösen / retten (redeem) und das private Gewinnstreben in ein Streben nach dem Gemeinwohl zu transzendieren. > Die Verbindung von millenialristischen Träumen und kollektiver Wiedergeburt und diese Art von organsichem Nationalismus konnte eventuell in einen Faschismus mutieren. (S. 19) II.Das Projekt der weißen Vorherrschaft und Scheitern der Emanzipation der Schwarzen (1) Scheitern der Transformation des Südens auf Kosten der Wiedervereinigungsideologie Die Hoffnung nach einer wirklichen Emanzipation der Schwarzen und eine tiefgreifende Transformation des Südens durch die Rekonstruktion erfüllte sich nicht, weil die politsiche Bedeutung des Siegs des Norden sich zunehmend und ausschließlich auf Wiedervereinigung richtete. > Die Bedeutung der Emanzipation wurde zunehmend an den Rand gedrängt und weitgehend aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt. (S. 20) 11 > Als sich die politische Agenda der republikanischen Politiker von der Emanzipation auf die Wirtschaft verlagerte, machten die Yankees und die Konföderierten auf dem Rücken der Schwarzen Frieden.(S.21) (2) Milleniaristischer Nationalismus, weiße Vorherrschaft, Verknüpfung von Religion und Politik Die Ideologie der Wiedervereinigung war milleniaristischer Nationalismus, welcher das Blutopfer feierte und ihm eine rassische Komponente hinzufügte, die anglosächsiche Vorherrschaft. > Religion und Rassen vereinigten sich miteinander zu einer Legitimierung des Übersee-Imperiums. Die Vorsehung bot eine religiöse Rechtfertigung für imperiale Unternehmungen, die Rasse [bzw. der wissenschaftliche Rassismus] lieferte eine wissenschaftliche Sanktion.(S. 21) (3) Die gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen der Südstaaten und der Nordstaaten Die Südstaaten foderten eine Infrastruktur, welche es ihnen ermöglichte an der kommerziellindustriellen Revolution des restlichen Landes teilzuhaben. > Die Nordstaaten sahen in den Südstaaten einen Juniorpartner großer gemeinsamer Wirtschaftsunternehmungen (joint ventures), vor allem waren sie ein Lieferant billiger Arbeitskräfte und Rohstoffe (wie es einer klassischen kolonialen Wirtschaft entspricht). (S. 23) III. Sozialdarwinismus und militärisches Ethos: barbarische Tugenden und Revitalisierung (1) Therapie der Männlichkeit: lebenslange Suche nach Möglichkeiten der Selbstprüfung Die Konzeption von Männlichkeit überlebte den Bürgerkrieg, begann sich jedoch ab den 1880er Jahren in subtiler Weise zu wandeln. Männlichkeit wurde von einem Zustand, den es zu kultivieren galt, zu einem Ziel, das es anzustreben gilt.(S. 21) > Das Konzept der Männlichkeit erlangte eine therapheutische Dimension, indem der Wunsch nach Revitalisierung in ein Lebensprojekt verwandelt wurde. > Männer wurden losgeschickt um neue Gelegenheiten der Selbstprüfung, neue Grenzen zu finden. Diese Weltsicht war peferkt für das imperiale Zeitalter geeignet.(S. 22) (2) Der Sozialdarwinismus und seine Anhänger unter Intellektuellen Dieser fand unter den Geschäftsleuten, welche nach einer Rechtfertigung des laissez-faire Kapitalismus suchten weniger Zustimmung als unter den Gesellschaftswissenschaftlern (social scientists) und anderen Intellektuellen, welche zunehmend von Gewalt um ihrer selbst willen, von der Energie als Selbstzweck, fasziniert waren. Für Intellektuelle beider Seiten des Atlantiks schien keine Macht überzeugender als die organisierte Kriegsgewalt. (S. 27) (3) Die Gefahr der Überzivilisierung: Unfähigkeit der Bedrohung des status quo begegnen zu können Im Begriff der Überzivlisierung bündelte sich die Angst vor dem schlaffen, neurasthenischen Bürgers, der unfähig sei, den neuen Herausforderungen seiner Herrschaft seitens wütender Bürger und einer neuen Welle fremdartiger Einwanderer. > Sport und Fitness galt Männern und Frauen als ein Mittel dieser Gefahr begegenen zu können. Es ging den meisten dabei aber nicht um körperliche Stärke, sondern essentiell um den Charakter, was sie als Anhänger protestantischer Moralität definierte. Körper und Seele würden gemeinsam gerettet werden. (S. 28) (4) Ritterlichkeit gegen Utilitarismus und kommerzieller, kalkulierender Wirtschaftsphilosophie Die schiere Banalität des utilitaristischen Standards der Werte ließ die Ritterlichkeit um so mehr attrak-tiv erscheinen. 12 > Militärischer Heroismus wies die Kalkulation wirtschaflichen Gewinns von sich, vielmehr bestärkte er den Gedanken an die Unvermeidlichkeit von Verlust - bis zum äußersten Verlust, dem Tod. > Die Bereitschaft der Soldaten ihr Leben für eine (vermeintlich) edle Sache zu opfern schien als geeig-nete Gegenmittel zu der vorherrschenden kalkulierenden Handel.(S. 29) (5) Die Nähe zu Nihilsmus und der militärische Heroismus als Mittel gegen Gier und Luxus Nicht nur der christliche, sondern auch der nationalistische Rahmen brach weg, als Risiko seine eigene Belohnung ins sich selbst trug. Mut und Ausdauer wurden zu einem Selbstzweck. > Das war für sich genommen noch kein Todeskult, wenn sie jedoch mit dem Kult des Opfers verbun-den wurde, kam es diesem jedoch sehr nahe. Nihilsmus und eventuell Faschismus lauerten am Rande des militärischen Kultes. > Die etablierten Eliten, vor allem diejenigen im Nordosten, fürchteten, dass unverantwortlicher Wohlstand die Firmen von ihrer öffentlichen Verantwortung trennte. > Die Anrufung der Kriegszeiten sollten das Luxusstreben bekämpfen und zu einer Verpflichtung auf das größere Wohl der Allgemeinheit führen. (S. 30) > Der kriegerische Geist wurde in den folgenden Jahrzehnten seines moralischen und politischen Gehaltes entleert. Es wurde offensichtlich, wie leicht ein apolitischer Militarismus auf unterschiedliche politische Agendas angewandt werden konnte. (S. 31) IV.Die Stufen des Rassismus: vom Paternalismus bis zum totalen (Ausrottungs-)krieg (1) Scheinheiligkeit (Vereinbarkeit von Tugenddiskurs und Korruption und Gier) Scheinheiligkeit war weit verbreitet, was sich darin zeigte, dass die kriegerische Tugend sich leicht mit Gier, Korruption und der Bessenheit nach schnellem Geld vereinbaren ließ. > Sogar diejenigen Imperialisten, die für den Krieg als Antriebsquelle für die amerikanische wirtschaft-liche Expansion waren, hüllten diesen Prozess in die ätherische Sprache von Fortschritt und Zivilisation.(S. 32) (2) Der totale Krieg als Erbe des Bürgerkriegs Der Wandel von Okkupation zu Intervention markierte die Transformation der USA von einer Siedlergesellschaft zu einer globalen Macht. Dabei waren große Kontinuitäten zwischen den Indianerkriegen und den imperialen Kriegen zu verzeichnen. > Strategien und Taktiken lassen sich auf den Bürgerkrieg zurückführen. Die Behandlung von Bürgern als Kombatanten, der Versuch eine ganze Lebensweise auszurotten - der Ansatz eines totalen Krieges dominierte, egal ob es um Konföderierte, Indianer oder Philippinos ging.(S. 33) (3) Vom Paternalismus,Vitalismus bis zum Nativismus: Stufen der Radikalisierung d Rassismus Die verschiedenen Stränge des Rassismus unterschieden sich in ihrer Virulenz. Die paternalistische Erbauung christlicher Missionare wurde häufig von rassistischer Herablassung begleitet, welche mit imperialer Herrschaft vereinbar war und mittels einer universalistische Hybris eingeflößt wurde.(S. 34) > Der vitalistische Rassismus war dagegen ambivalenter, insofern er die mysteriöse Macht des Primitiven anerkannte, jedoch anstrebte, diese in die Agenda von der Revitalisierung der Weißen einzufügen. Die schiere Stärke und Energie, die exotische Sinnlichkeit, die Faszination von dem "edlen Wilden" unterminierten mitunter die Annahmen von der Überlegenheit der Weißen. > Sowohl die Vitalisten und die Paternalisten teilten immerhin die Annahme das sie mit den unzivilisierten Menschen das Menschsein teilten. Der naturalistische Rassismus trennte dieses Band, indem er die Eingeboreren mit wilden Tieren gleichsetzte.(S. 35) > Die Verknüpfung von Negierung und Auslöschung charakterisierte sowohl die Indianerkriege als auch die späteren imperialistischen Kriege.(S. 37) 13 V. Militärisches Ethos als Legitimationsquelle für die herrschende Elite (1) Die Notwendigkeit barabarischer Tugenden und die ideologische Grundlage des Imperialismus Roosevelt stellte eine Verbindung von "barabarischen Tugenden" und Zivilsation her. Die Werte Mut, Stoizismus und Ausdauer - die phyische Seite konventioneller Männlichkeit - können leicht in den Dienst des Empire gestellt werden. Die Überlegenheit des Westen war in der imperialistischen Sichtweise unwiderlegbar. (S. 37) > Trotz der technologischen Überlegenheit der westlichen, weißen Zivilisation war ihre Ausbreitung nach Westen und die Eroberung eines Übersee-Imperiums nicht unausweichlich, sondern das Ergebnis bestimmter politischer Entscheidungen und öffentlicher Meinungsklimas. > Oft waren die Motive wirtschaftlicher Natur. Manifest destiny und Geld harmonierten oft miteinander.(S. 38) (2) Der lukrative Mythos vom Wilden Westen Der Mythos vom wilden Westen war nicht mehr als eben das - ein Mythos. Der Wilde Westen, der z.B. in der Wild-West Show von Buffalo Bill (Cody) glorifiziert wurde, war in Wirklichkeit von der beginnenden Industrialisierung und Kommerzialisierung gekennzeichnet, von Eisenbahnstrecken, Revolvern etc. - alles Produkte und Merkmale einer auftstrebenden amerikanischen Produktion. > Wie so oft in dieser Epoche stellte sich der ritterliche Ethos einer keimfreien Gewalt in den Dienst eines gewinnträchtigen Geschäfts. (S. 41) (3) Das militärische Ethos als Legitmitationsquelle für die gewaltätige Bewahrung des status quo Der militaristische Glaube spielte eine bedeutende Rolle für die Revitalisierung der Hegemonie der herrschenden Klasse in einer Zeit, in der ihre Macht von rassischen Unruhen im Süden und Arbeitskämpfen im Norden angegriffen wurde. > Die ritterliche Haltung diente als Legitimationquelle für die gewaltätige erneute Bekräftigung bestehender Machtverhältnisse. Dies konnte im einzelnen zu Lynchmorden und anderen Formen rassischen Terrorismus im Süden, der Tötung streikender Arbeiter im Norden und Westen führen. > Die Enstehung eines populären Militarismus sanktonierte auch die Verwendung einheimischer Milizen für Wahrung der Ordnung im eigenen Land, sowie zur Schaffung einer imperialen Navy und Armee, welche im Ausland für Ordnung sorgen sollte.(S. 44) VI. Die Dialektik der Ordnungssuche durch "kreative Zerstörung" - und die Alternativen (1) Die Ambivalenz der "kreativen Zerstörung": Schaffung von Ordnung wie Unordnung zugleich Der Einsatz von Gewalt diente meist dazu, nicht Ordnung zu bewahren, sondern Rohstoffmärkte und Absatzmärkte zu gewinnen, was oft zu blutigen Unruhen führte. > Für die Profiteuer des kapitalistischen Systems, welche auf dem Prinzip der "kreativen Zerstörung" beruhte, war die Grenze zwischen Ordnung und Unordnung oft nicht leicht zu ziehen.(S. 45) (2) Reformbewegungen als Ersatz zum militärischen Ethos und die unregulierte, korrupte Wirtschaft Die gesellschaftliche Reform war für romantische junge professionals eine Alternative zum militaristischen Heroismus. Sie wollten durch die unmittelbare, authentische Erfahrung zu einer Regeneration kommen. (S. 46) > Die Jahrzehnte nach dem Bürgerkrieg sahen die Entstehung einer freien, ungezügelten Unternehmer-gesellschaft, in welcher Kapital von der Regierung nicht reguliert wurde, vielmehr die Regierung von Geschäftsleuten für ihre eigenen Ziele manipuliert wurden. (S. 49) Kapitel 2. Die mysteriöse Macht des Geldes 14 I. Vorurteile und mystischer Glaube an die Erlösung durch Geld (1) Die Faszination durch Geld: Die Regeneration durch Teilhabe am Wirtschaftsgeschehen Die meisten Menschen hatten eine geteilte Meinung zum Geld. Sie waren einerseits von diesem fasziniert, fürchteten andererseits dessen korrumpierende Effekte. Dieser Faszination konnte man gar nicht ausweichen. > In einem Land, welches auf dem Weg einer rasanten technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung war, boten sich für den Ehrgeizigen und Gierigen zahlreiche Gelegenheiten. > Das Fehlen der Beschränkungen wie sie in der alten Welt gang und gäbe waren, hatte einen potentiell demokratischen Effekt. > Das Streben nach den tranfomierenden Möglichkeiten mittels Geld war für viele eine große Befriedi-gung. Jeder weiße hatte, wenigstens im Prinzip, die Möglichkeit durch Kauf am großen Versprechen nach Regeneration teilhaben. > Dies macht im Kern die sich noch in den Kinderschuhen verweilende Konsumkultur aus. Dieser Glaube hatte Ähnlichkeiten zum älteren Versprechen auf Erlösung. (2) Alte Vorurteile und der skeptische Glaube nach einer Selbst-Transformation durch Geld Alte Vorurteile bestanden jedoch weiterhin, so vor allem antisemitische. Geld wurde mit geheimen Mächten und Verträgen assoziiert. Großer Reichtum konnte demnach nur durch Betrug und Arglist, und weniger durch ehrliche, produktive Arbeit erlangt werden. > Etwas im Einzelhandel zu verkaufen, überhaupt etwas zu verkaufen trug demnach in sich den Keim einer Verführung. > Die Teilhabe am Wirtschaftsgeschen - indem man z.B. mit Bergbauaktien spekuliert oder nur einfach im Einzelhandel einkauft - evozierte Träume von einer unmittelbaren Selbst-Transformation, gleich-zeitig jedoch auch von Ängsten, dass diese Transaktion nichts anderes als eine Täuschung war. (S. 52) > Verschuldung galt geradezu als zentrales Kriterium für die Kreditwürdigkeit, so Rockefeller. Die Versprechungen nach schnellen und hohen Gewinn erwiesen sich oft als Täuschung, Betrug und Korruption standen an der Wiege der moderen amerikanischen Wirtschaft. (S. 53) Es gab eine weitverbreitete Bereitschaft zur Spekulation in der Wirtschaft, die Wall Street galt als Tollhaus, als Hexenkessel.(S. 54) (3) Der alchimistische Glaube nach einer quasi-religiösen Regeneration des Menschen durch Geld Die neue Handelsform der "Futures" erlaubte es auf den erwarteten Anstieg oder Abfall von landwirtschaftlichen und verarbeiteten Produkten zu wetten. > Das alchimistische Versprechen des Geldes einer plötzlichen Selbst-Transformation machte es zu einer zentralen - aber auch zerstörerischen - Macht. > Geld hatte die Macht soziale Bindungen und eingesessenen Gemeindestrukturen zu zerstören, indem junge Männer auf der Suche nach dem großen Geld und / oder Respektabilität ihre Heimatorte verliesen. > Als universaler Wertestandard löste Geld andere Wertestandards wie Gewohnheit, Tradition und Moral ab - bzw. auf. (S. 55) > Geld war nicht allein ein Mittel um die Menschen über Wasser zu halten oder ihnen Freude zu bereiten, sondern es war ein Mechanismus zur Neuerfindung (reinventing) des eigenen Selbsts. Es ermöglichte einen Neustart.(S. 56) (4) Die Ablösung der protestantischen Erlösungsglauben durch die neue Konsumreligion Das Versprechen einer persönlichen Transformation reichte oft tiefer, bis zu einer innereen alchemistischen Wandel, einer Regeneration. Diese Vorstellung kommt einer materialistischen Version der protestantischen Konversion nahe.(S. 56) 15 > Die Rede von der Wiedergeburt hat ihren Fokus von der Seele auf den Körper verlegt, weg von der Religion und hin zum Handel. Das eigene Selbst konnte nunmehr nicht allein durch Konversion, sondern auch durch Konsumption (Verbrauch) revitalisiert werden (das behauptete wenigsten die Werbeindustrie) (S. 57) II. Selfmadmen und die Zerstörung der traditionellen Moral durch den dynamischen Markt (1) Das protestantische Ethos des Selfmadman als Bollwerk gegen die zentrifugalen Marktkräfte Zur gleichen Zeit fusionierten Zeit, Theologie und Moral in der protestantischen Ethik der disziplinierten Leistung. Das wahrhaftige, aufrichtige Selbst war ein hart arbeitendes Selbst. Durch diese Arbeit hat der Mensch seinen eigenen Erfolg geschaffen, seine gesellschaftliche Identität begrün-det. Kurz, er war ein Selfmadman > Für Moralisten war die Vorstellung, dass der Einzelne autonom, für sich allein, seine Identität, seinen Wert begründen könnte, besonders wichtig angesichts der zentrifugelen Marktkräfte. > Idealerweise sollte die autonom begründete Männlichkeit auf die Gesellschaft insgesamt austrahlen und den Zauber und Karnevalgeist des Marktplatzes zähmen. (S. 57) > Langsames Akkumulation war schnellen Gewinnstreben vorzuziehen. Letzteres drohte das Geschäft in eine Leidenschaft zu transformieren, welche schließlich zu einer Monomanie führen würde. (S. 65) (2) Rücksichtsloses Streben nach Erfolg unter dem Deckmantel der moralischen Rechtschaffenheit Rockefeller konnte das Bild von seiner frommen Rechtschaffenheit nur dadurch aufrechterhalten, indem er die moralische Verantwortung für seine hartherzigen, ausbeuterischen und teilweise illegalen Hand-lungen auf die Schultern seiner Untergebenen verlagerte. > Geheimhaltung und Täuschung waren die Quellen seines Erfolgs. Die Begriffe Wahrheit und Unschuld begannen sich zu verwandeln. Sie wurden zu den Begriffen Glaubwürdigkeit und Verweigerung (deniability).(S. 60) > Rockefeller verkörperte die Widersprüche des christlichen Kapitalismus im Gilded Age. Der babtistische Glaube, wie auch andere Formen des Protestantismus feierten die Wahrhaftigkeit und verdammte die Täuschung, während Rockefellers Erfolg nicht unwesentlich auf bewußter Täuschung und Manipulation beruhte.(S. 62) (3) Scheinheiligkeit und Selbsttäuschung: Philantrophie und nackte Gier Carnegie wie auch Rockefeller haben sich zu Philantropen gewandelt, welche das Gemeinwohl im Auge hatten, obgleich sie dieses während ihres aktiven Geschäftslebens mißachtet hatten. Sie haben ihre eigenen Interessen mit denjenigen der Gesellschaft verschmolzen. Sie zeigten ein Talent zur Selbsttäuschung. Sie lösten ihre moralische Ambivalenz in einem warmen Bad ideologischer Gewißheit auf. > Beide predigten ihre Hingabe zu den Prinzipien des freien Marktes, während sie gleichzeitig von der Unterstützung durch die Regierung abhängig waren, was von Zöllen und anderen Subventionen bis zu stattlich finanzierte Gewalt [gegen Kritiker, Arbeiter etc.] ging. > Beide distanzierten sich von den Handlungen ihrer Untergebenen und hatten keine Ahnung von den elenden Arbeitsbedingungen in ihren Unternehmen. (S. 63) (4) Die Bedrohung des bürgerlichen Heim als Rückzugsort durch die Marktkräfte Die Männlichkeit ist aber nicht ohne die Fraulichkeit zu verstehen. Im Kontext zum domianten viktorianischen Ethos war das Heim der Ort ein Hafen, der frei gehalten werden sollte von der Sphäre des Geldes, des Markes und des unternehmerischen Gewinnstrebens. 16 > Das Heim sollte der Ort des authentischen Gefühls, sowie eine Arena zur Darstellung des eigenen Status. Entgegen der offiziellen Ansprüche an das bürgerliche Heim, war es nicht möglich es von den zerstörerischen Wirkungen des Handels und des Geldes zu isolieren. (S. 65) > Wie das bürgerliche Haus offenbarte sich im Heim der Arbeiterklasse die Komplexität der Klassenprivilegien in einem Land, das offiziell keine Klassen kannte. Das häusliche Heim war die Sphäre, in welcher Geld ausgegeben wurde und Geld gespart wurde - das erste war eine Quelle der Freude, letzteres ein Zeichen des sozialen Aufstiegs. Sparsamkeit war ein moralisches Gebot, das im Zentrum des säkularisierten Protestantismus lag.(S. 78) (5) Die potentiell das Selbst zerstörende Wirkung der dynamischen Marktkultur Es war das eine, über die ausufernden Bedürfnisse der Arbeiterklasse zu lamentieren, etwas anderes war es, den gleichen Fehler unter der Mittelklasse zu finden, von der doch angenommen wurde, dass sie sich selbst verbessern, regenerieren, wollte. >Es stellten sich potentiell subversive Fragen über die Dynamik der systematischen Unbefriedigung als das Herzstück der Marktkultur. In einer Kultur des fortwährenden Streben nach immer mehr und neuen Gütern und nach dem persönlichen Vorteil stellt sich die Frage nach dem Selbst. (S. 68) III. Neurasthenie und psychische Erschöpfung als bedrohliches Phänomen (1) Neurasthenie als Bedrohung für die protestantische Konversion [und des Selfmadman überhaupt] Seit den 1880er Jahren war die Vorstellung, die nur begrenzt vorhandenen psychischen Resourcen zu konservieren bei den reichen und gebildeten allgemein geäußert. Nervosität wurde als die Hauptursache neben der "modernen Zivilisation" für die Neurasthenie angesehen. [Die emotionale Energie des Menschen war sehr beansprucht, es mußte sorgsam mit ihr umgegangen werden.] > Unter dem Begriff Neurasthenie wurden Symptome subsumiert, welche heute als Zeichen einer chronischen Depression (Angstzustände, Irritierbarkeit, namenlose Ängste, Willensschwäche) gedeutet werden. > In einer protestantischen Kultur des selbstbestimmten und erprobten Willens als Schlüssel zur indivdiuellen Identität, stellte die N. eine Art Anti-Selbst dar - da der Mensch in einem solchen Zustand nicht fähig ist, die einfachsten Entscheidungen zu treffen.(S. 68) (2) Die Methode der Regulierung des Energiehaushalt und manisch-depressive Erfolgsstreben Nervöse Erschöpfung schien der Preis des Fortschritts zu sein, ein Zeichen, dass der Schaltkreis der Kopfarbeiter mit den Forderungen, den die moderne Zivilisation an diesen stellte, überlastet sei. (S. 68) > Es galt mit seinen psychischen Energie sparsam umzugehen, den dies versprach Erleichterung bzw. Erlösung aus dem endlosen Zyklus von Unzufriedenheit und Begierde. > Diese Haltung machte sich aber nur eine Minderheit zueigen. Diese Einstellung lag auch den verschiedenen Simple Life- Bewegungen zugrunde. > Viel verbreiteter hingegen war, soweit man es sich leisten konnte, ein lebenslanges Streben nach Erfolg, unterbrochen von periodischen "Zusammenbrüchen". Dies kommt einem manisch-depressiven Zug gleich.(S. 70) (3) Neurasthenie als Mittel-und Oberschichtsphänomen: die Analogie von Psychologie und Ökonomie Die neurasthenische Epidemie infizierte einen bedeutsamen Teil der Mittel-und Oberklasse, die es sich leisten konnte, für Monate auf eine lange Seereise zu gehen, um sich auszukurieren.(S. 69) Die manisch-depressive Psychologie der Klasse der Geschäftsleute ahmte die Auf-und Abschwünge des wirtschaftlichen Zyklus nach. (S. 70) 17 IV. Die Kontroverse über die Realität der Arbeitslosigkeit: Immigration und Rassismus (1) Die moralische Erklärung für die strukturellen und finanziellen Ursachen der Arbeitslosigkeit Trotz hinlänglich bekannter Gegenbeweise, wurde die massenweise Arbeitslosigkeit nicht mit der wirt-schaflichen Gesamtlage bzw. der Unternehmenspolitik angelastet, sondern mit den moralischen Mängeln der Arbeiter erklärt. Die Forderung nach Fleiß war der Dreh-und Angelpunkt der bürgerlichen Predigt an die Arbeiterklasse.(S. 71) > Moralisten definierte das "Arbeitsproblem" mit der Faulheit der Arbeiter. Sie fantasierten darüber, dass der Arbeiter sein eigener Agent sei und blendeten dabei die strukturellen Ursachen der Arbeitslosigkeit aus, besonders von finanziellen Krisen, vor allem der Panik von 1873.(S. 73) (2) Die Ideologie der Arbeiterklasse: Vorrang der Gemeinschaft, Ideologie der produktiven Arbeit Die Weltsicht der Arbeiterklasse war der Kontrapunkt zur liberalen und protestantischen Ethik. Die Migranten brachten einen Sinn von Gemeinschaft, der Bedeutung von Verwandtschaft und gleicher Hautfarbe mit sich.(S. 73) > Der entscheidende Punkt ist, dass die Gruppe wichtiger war als das Individuum. Der Individualismus war die Ideologie für reiche und wohlgeborene. > Die Facharbeiter waren stolz auf ihre Arbeit, auf ihre Fähigkeit sich selbst und auch die Gesellschaft im ganzen zu regenerieren. Sie waren stolz auf sich selbst und ihre Teilhabe an der ehrbaren Armee der produktiven Kräfte - Leute, die ökonomischen Wert durch ihre eigenen Anstrengungen schufen, anders als die "Parasiten" wie die Anwälte, Bänker und Aktienhändler. > Wirklicher Wert gründet sich nach dieser Sicht der Produzenten nicht auf der mysteriösen Macht des Geldes sondern allein auf der schweißtreibenden Arbeit. > Diese Einstellung spiegelt Jeffersons Republikanismus und sein Mißtrauen gegenüber konzentrierter Macht wider. Produktive Arbeit war das Abzeichen für Männlichkeit und persönlicher Würde.(S. 74) > Damit wurde die Legitimität der Rentier-Kapitalismus (Miet-, Kapitaleinkünfte etc.) in Frage gestellt.(S. 75) (3) Immigration und die Probleme der Arbeiterorganisationen mit fremdrassischen Arbeitern In den 1870er und 1880er Jahren waren die Facharbeiter hauptsächlich Einheimische, während die Ränge der ungelernten in Nordosten und mittleren Westen von Einwandern aus Süd-und Osteuropa, wie von schwarzafrikanischen Migranten aus dem Süden gefüllt wurden. > Im Südwesten und äußersten Westen von Mexikanern und Chinesen. Diese stellten die Außenseiter der entstehenden Arbeiterbewegung dar. Es erwies sich als äußerst schwierig sie zu organisieren. > Sie waren nicht allein durch die Sprachbarriere isoliert, sondern wurden von Facharbeitern oft aus rassistischen Motiven heraus verachtet. Sie waren in einem größeren Ausmaß ungebunden als die Mehrheit der Arbeiter. > Die Mobilität der Arbeiter, das "Trampproblem" war kein selbstgewähltes Schicksal der Arbeiter, sondern die Folge der wirtschaftlichen Konjunktur, sie mussten der Arbeit nachreisen. Die massenhafte Anzahl von Saisonarbeitern, wurde von Kommentatoren als Problem erörtert. (S. 75) (4) Die verschiedende Bedeutung von Fleiß und Arbeit für die Arbeiter, Mittel,- und Oberschicht Fleiß hatte für die Armen und die Arbeiter eine andere Bedeutung als für die Mittel-und Oberschicht. Von ersteren wurde erwartet, dass sie sich mit ihrem Lebenslos abfinden, während von den Angehörigen der oberern Schichten erwartet wurde, aufzusteigen. Die Oberklasse sah sich genötigt große Aufwen-dungen zu tätigen, um ihre gesellschaftliche Position zu behalten. (S. 78) (5) Die ersten Arbeiterorganisationen, Streiks und die Verschärfung des Klassenkonflikts 18 Für die meisten Angehörigen der Arbeiterklasse während der 1870er und 1880er Jahre war eine stoische Haltung gar nicht möglich. Das Gilded Age sah eine Serie von massiven, gewalttätige nationsweite Streiks.(S. 79) > Die Arbeit und die Arbeiter waren ohne Rechte der Gnade des unregulierten Kapitals ausgeliefert.(S. 81) Da die meisten Unternehmen kaum liquide waren, waren die Einsparungen der einfachste und erste Weg um die Produktion profitabel zu halten.(S. 82) > Die Knights of Labor wurden die bedeutenste Arbeiterorganisation welche mit der klassenbewußten Ideologie von den wertschöpfenden Produzenten versus unproduktiven Kapitalisten die Wirtschaftskapi-täne herausfoderte. Sie verband sich mit den Farmern und ihren Kampf gegen Banker, Broker und Eisenbahnbarone.(S. 86) (6) Die Kritik an der Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiter Als der Klassenkonflikt sich verschärfte, haben sogar Wirtschaftswissenschaftler begonnen diesem Aufmerksamkeit zu schenken. Manche argwöhnten, dass big business nicht mit dem Ideal des minimal government vereinbar sei. > Es sei auch nicht die Anwendung von naturrechtlichen Prinzipien, wenn man den Arbeitern drakonische Arbeitsbedingungen auferlegt. Diejenigen, welche christliche Moral wirklich ernst nahmen, stellten dessen Vereinbarkeit mit laissez-faire in Frage stellten.(S. 87) (7)Die Lösung wirtschlicher und politischer Probleme: die imperiale Perspektive Trotz aller Kritik stand die USA vor der Schaffung des Monopolkapitalismus. Das Mantra der Überproduktion verstärkte sich in den 1880er und 1890er Jahren und führte zu der Suche nach Märkten in Übersee. > Dies wurde als ein Weg gesehen, zwei Fliegen mit einer Klatsche zu fangen. Die Turbulenzen der Konjunktur könnten vermieden werden und gleichzeitig die Erhöhung des Arbeitslohns garantiert werden - und damit öffenliche Unruhen. > Die Rhetorik des Empire begleitete den Aufstieg des Monopolkapitalismus, indem Fusionen und ander zentralisierenden Strategien zunehmend erfolgreicher wurden. > Während sich das Kapital immer mehr organisierte, spaltete sich die Arbeiterklasse entlang ethnischer und anderer Linien. Die Produzenten-Vision macht einem pragmatischem trade unionism Platz.(S. 88) (8) Die Säkularisierung der religiösen Konversion: das unbegrenzte Selbst (und Wirtschaft) Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Psychologie des Mangels zunehmend durch die Vorstellung eines mehr unbestimmten, flüssigen Selbsts, ein Selbst das endlos wachsen könne, genau wie die Wirtschaft auch, in Frage gestellt. > Diese Vorstellung war zwar nicht neu, sie gründete in bestimmten enthusiastischen Strängen liberalen und protestantischen Denkens. > Das Streben nach Regeneration wurde rationalisiert, in säkulare Kontainer umgepackt - in die Managerethik von der absoluten wirtschaftlichen Performance und dem militärischen Ethos.(S. 90) (9) Der Rassismus als Ordnungsfaktor und Garant der bestehenden Vorherrschaft der Weißen Für manche Amerikaner standen die Barabaren bereits vor den Toren. Sie suchten nach den richtigen Wegen um Kontrolle, ethnische Rahmenregelungen und allgemein die soziale Ordnung in Zeiten, wenn alle Gewißheiten zu schwinden scheinen. > Inmitten der moralischen und intellektuellen Konfusion enstand der wissenschaftliche Rassismus als die zentrale Legitimation für die bestehende Hierarchie.(S. 90) Alle Arten der Innovation konnten 19 vertrauensvoll unternommen werden, solange nur die rassische Hierarchie, die Vorherrschaft der Weißen, beibehalten würde.(S. 91) Kapitel 3. Die zunehmende Bedeutung der Rasse I. Der Sozialdarwinismus und die Bestätigung der eigenen Identität in unsicheren Zeiten (1) Der wissenschaftliche Rassismus als Quelle der Identitätsfindung - bzw. Vergewisserung Seit den 1890er Jahren verschärfte sich die Unterdrückung und der politische Ausschluß der Schwarzen aus dem politischen Entscheidungsprozeß. Der Entzug des Wahlrechts und die Lynchmorde waren Teil des Programms der Wiederherstellung der weißen Vorherrschaft. Der politische Körper der Südstaaten sollte gereinigt werden und für den ökonomischen Austieg fit gemacht werden. > Der Rassismus des 19. Jahrhundert unterschied sich von demjenigen früherer Zeiten durch seinen Anspruch auf wissenschaftliche Systematik, das hohe Selbstbewußtsein, kurz, seine wissenschaftliche Legitimität. Die wachsende Bedeutung der Rasse muß im Kontext eines allgemein verbreiteten Gefühl der Unsicherheit, dem mit der Schaffung solider Grundlagen begegnet werden sollte. > Der moderne Rassismus war für viele Amerikaner, deren Identitätsfindung durch die säkulare Marktgesellschaft unsicher bzw. dem Markt überantwortet wurde, eine solide Grundlage zur Bestimmung der eigenen Identität. > Der biologische Rassismus stellte für viele eine widerstandsfähigere, glaubhaftere Grundlage der eigenen Identität in Zeiten ständigen Wandels dar, als die willkürlichen Versuche durch oberflächliche Manipulationen, zu einer Stärkung des Selbsts zu kommen.(S. 93) (2) Der Körperkult im Zeichen der Bedrohung der Männlichkeit durch Markt- und Arbeitsprozesse Die schiere Körperlichkeit, der Körperkult, wurde zum Gegengewicht zum Marktgeschehen und dem atherischen Idealismus der späten vikoriansichen Kultur. Die protestantischen Träume von Regeneration gewannen eine offenkundige, fühlbare, körperliche Form. > Das Streben nach physischer Vitalität verbreitete sich unter der Mittel-und Oberschicht, besonders unter Männern. (S. 93) > In der republikanischen politischen Tradition stellte die Männlichkeit lange das entscheidende Kriteri-um moralischen Wertes dar, die zunehmende systematische Organisation der Arbeitsprozesse machte jedoch die Erlangung von Männlichkeit einerseits schwerer fassbar und gleichzeitig um so dringlicher. > Der biologische Reduktionismus verkürztete den Menschen auf seine bloße animalische Natur, zu Tieren, welche sich in einem amoralischen Kampf ums Dasein befanden. > Dieser bot folglich keine ausreichenden Definitionen, welche bestimmten, was es bedeutete, Mensch sein und was es bedeutete zivilisiert zu sein. (3) Der Sozialdarwinismus: Identitätsfindung durch Abgrenzung und Abwertung anderer Rassen Der Sozialdarwinismus und seine rassischen Kategorien wiederum boten den Amerikaner die Möglichkeit ihr Selbst angesichts der anarachischen Vielfalt der Natur zu bestimmen. > In einem Land, in welchem self-making scheinbar der Way of life war, wurde die persönliche Identität zunehmend durch die Berufung der rassischen Ursprünge bestimmt. Viele Amerikaner begannen sich als Kaukasier (von kaukasischer Abstammung) zu begreifen. > Dabei ging es aber nicht allein um die Unterscheidung von Weiß und Schwarz. Die verschiedenen Rassen machten es notwendig, sie zu sortieren und zu kategorisieren. > Indianer waren demnach die Überbleibsel von Wilden, welche nach Zivilsation strebten. In der nostaligischen Mythologie der weißen Amerikaner wurden die Indianer zunehmend sentimentalisiert und als "die ersten Amerikaner" angesehen. > Die Zuzug von Immigranten, welche nicht aus der anglo-sächsischen Welt stammten manchten zuneh-mend komplizierte Bestimmungen deren Rassenzugehörigkeit nötig. 20 > Die populäre Ethnologie versorgte die vertrauten Vorurteile mit der Aura einer wissenschaftlichen Legitimität. (S. 94) II. Rassenideologie, die amerikanische Identität und die Immigrantenfrage (1) Die relative Offenheit des Rassendiskurses: Integration und Ausschluß bestimmter Migranten Die rassischen Kritierien waren aber nicht in Stein gemeißelt, sie waren veränderlich, sie konnten den jeweilgen Konjunkturen des Rassendiskurses angepasst werden. > So konnten mitunter die vormalig am miesten verachteten Immigrantengruppen einen Weg finden Amerikaner zu werden, indem sie einfach als Angehörige der kaukasischen Rasse definiert wurden. > Kurz, was sie sonst noch alles gewesen sein sollten spielte nunmehr keine Rolle, entscheidend war, dass sie nicht gelb, braun oder schwarz waren. > Diese Strategie ware auf die mexikanischen Amerikaner (sie waren allein schon per Definition eine gemischte Zucht, "mixed breed") weniger anwendbar, überhaupt nicht anwendbar war sie auf die Asiaten und Afro-Amerikaner.(S. 95) (2) Die Chancen der Europäer auf Integration und Anerkennung als Amerikaner Für die Slaven, Kelten, Juden, Italiener und andere europäische Minderheiten jedoch bot die Gleichsetzung von Amerikaner und Kaukasier einen Ausweg aus dem Diskurs von der Anglosächsischen Vor-herrschaft. > Mit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 haben die Iren, die Juden und andere Immigranten ihr Amerikanertum genauso feurig behauptet wie jeder andere Anglosachse.(S.95) (3) Fortlebende Ressentiments gegenüber bestimmten Rassen, Religion und kulturellen Eigenheiten Dennoch braucht die Assimilation der kürzlich eingewanderten Zeit. In den Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg war die rassische Unterscheidung der Europäer ein emotional sehr aufgeladenes Thema, welches von vielen Amerikaner verfolgt wurde.(S. 95) > Religiöse Differenzen konnten eine radikale Form annehmen. Der Antikatholizismus der Zeit vor dem Bürgerkrieg verstärkte sich durch die protestantischen Ängste vor einer Masse von Immigranten, die von katholischen Priestern beherrscht würden.(S. 98) III. Regeneration und Bestätigung der weißen Vorherrschaft: die Diskriminierung der Schwarzen (1) Zusammenhang von Reinigung, Regeneration der weißen Rasse und Diskrimierung d. Schwarzen Der Ausschluß der Schwarzen zog von der sozialdarwinistischen Rassenlehre seine besondere Legitimität. Dieser war auch die Grundlage der Vision von der rassischen Regeneration - eine Vision welche ihre offensichtlichste Form im Autodafe der Lynchmorde fand. > Die Schwarzen träumten jedoch gleichermaßen von ihrer eigenen Regeneration, sie kämpften weiterhin dafür, am politischen Prozeß beteiligt zu bleiben. > Bis in die 1890er Jahre haben die Schwarzen nicht aufgehört zu wählen, politische Ämter zu übernehmen und ganz allgemein am politischen Leben im Süden teilzunehmen.(S. 96) > Sex oder die Fantasie davon wr eine wichtiges Teil des Puzzels, welches die radikale Rassentheorie mit der anwachsenden Flut von Lynchmorden in Teilen des Südens von 1889 bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. > Die Entscheidung des Supreme Court von 1883, dass der Civil Rights Act von 1875 nicht verfassungsgemäß sei, da das 14. Amendment nur auf Staaten, nicht aber auf Individuen oder Firmen anwendbar sei, legitimierte somit indirkt die faktische Diskrimierung der Schwarzen. (S. 105) 21 (2) Lynchmorde als Kompensation für die weiße Unterschicht: Verzicht auf soziale Revolution Die Lynchmorde waren mehr als nur ein Ausdruck der Macht der Weißen im Sog der Niederlage der Schwarzen. Es war eine gewalttätige Bestärkung der weißen Gemeinschaft, ein Ritual, das dazu diente, sexuelle Ängste zu vertreiben und den Klassenkonflikt hinter sich zu lassen.(S. 105) > Es war eine Art von öffentlichen und psychologischem Lohn, der den weißen Arbeitern als Ausgleich für ihre tatsächlich niedrigen Löhne. > Die fortwährende Bestätigung ihrer rassischen Überlegenheit erlaubte es ihnen, über die partielle Iden-tität ihrer Interessen mit denjenigen der schwarzen Arbeiter zu übersehen und jede Hoffnung auf ökono-mische Demokratie im Austausch für die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft der weißen Männer, auf-zugeben.(S. 106) > Für die weiße Mehrheit wurde die Rasse zu einer soliden Grundlage, zu einer Art ontologischen Grund angesichts einer sich im Fluß befindenen Kultur. > Der Rassismus war auch eine Möglichkeit die Klassenkonflikte durch die Wiederbelebung der Vorkriegsvision von einer Demokratie allein für die Weißen abzuschwächen.(S. 132) (3) Sexuelle Fantasien über die Schwarzen (Vergewaltigung) und die Bedrohung weißer Männlichkeit Die Lynchmorde waren rhetorisch und oft auch in der Wirklichkeit nicht von der Vergewaltigung schwarzer Frauen zu trennen. Durch die ganzen Jahrzehnte nach dem Bürgerkriegs zogen sich die sexuellen Ängste und Fantasien, die sich auf das mytische schwarze wilde Biest fokussierte. > Angeblich sei eine alarmierende Zunahme von Vergewaltigungen weißer Frauen durch Schwarze zu verzeichnen - auch wenn es dafür keine empirisch belegbaren Fakten gibt. Die ungezügelte, tierhafte Natur des Schwarzen stellte eine Herausforderung für die weiße Männlichkeit dar. > Die Lynchmorde waren eine erneute Bekräftigung der Verbindung von Weißsein und Männlichkeit, ein Ritual, das zur Regeneration von beiden gehörte. > Der vermeitliche Schutz der weißen Frauen vor Vergewaltigung rechtfertigte auch die bruten Methoden gegenüber den Schwarzen, so auch die Lynchmorde. > Wenn auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielten ist doch die obsessiv sexuell konontierte Sprache, welche den weißen Rassendiskurs durchzieht, unverkennbar.(S. 106) (4) Die ambivalente Haltung der Kirchen zur radikalen Rassentheorie Auch wenn die Kirchen der Weißen im Süden skandlös schweigsam waren, wenn es um die Lynchmorde ging, so trugen sie wenig oder nichts zu diese Taten legitimierenden Theorie des radikalen Rassismus bei. > Christentum und radikaler Rassismus waren unsichere Bettgenossen, insbesondere, wenn es zu syste-matischer Gewalt bis zu Morden kam. > Die christlichen Missionare und die Rassentheoretiker trafen sich hingegen in der Rhetorik des Empires. Protestantismus und der zivilisatorische Fortschritt gingen Hand in Hand, wenn es darum ging, die imperiale Vorsehung von anglosächsischen Zivilisation zu erfüllen. (S 107) (5) Das eugenische Utopia einer biologisch und sozial gelenkten Gesellschaft Rassische Feindseligkeiten florierten in einer Athmosphäre des Mulitkulturalismus, des wirtschaftlichen Mangels und der sexuellen Rivalität. Die persönlichen Animositäten gewannen den Anschein wissen-schaftlicher Objektivität durch die neue wissenschaftliche Rassenlehre. (S. 99) > Die Eugenik war eine Art säkularer Milleniarismus, die Vision von einer Gesellschaft, in welcher bio-logische Technik die sozialen Techniken ergänzen würde, mit dem Ziel einer gelenkten Utopie.(S. 100) IV. Projekt der Revitalisierung des Mannes im Umbruch durch Rassismus und Säkularisierung (1) Die Vermischung der Rhetorik von der Revitalisierung mit der Rassentheorie 22 Die Rhetorik von der Rasse vermischte sich mit der breiteren Agenda von der männlichen Revitalisierung.(S. 100) Als Mann geboren zu werden genügte nicht mehr, es galt die Unterwürfigkeit, Dienstbarkeit von sich abzuschütteln und die eigene Unabhängigkeit zu erklären. > Der Diskurs der Unabhängigkeit betraf aber nicht allein den Körper sondern wurde auch auf die Wirtschaft übertragen, welche von Fesseln, Regulierungen befreit werden müsste. Männlichkeit war in dieser Sicht untrennbar von einem laissez-faire Individualismus. (S. 101) (2) Die politische und gesellschaftliche Offenheit des Männlichkeitsdiskurses Der Männlichkeitsdiskurs wurde jedoch auch von Kommunitariern, den Knights of Labor, als zental erachtet. Es galt die Solidarität der männlichen Produzenten gegenüber den Angriffen der verweichlich-ten Parasiten [unproduktive Geldquellen] zu fördern. > Männlichkeit, egal wie man sie nun definierte, war das entscheidende Kriterium, um am öffentlichen Leben teilnehmen zu können. (S. 101) (3)Die rassistische und xenophobe Dimension der protestantischen Revitalisierung In den 1880er Jahren schwappte eine Welle muskulöser Christen über das Land, welche danach strebten sprituelle und physische Erneuerung miteinander zu verbinden. > Für viele Protestanten verband sich das Streben nach physischer Fitness mit einer umfassenden Vision von der moralischen und kulturellen Revitalitisierung. > Die Grundlage dafür war die Vergewisserung der protestantischen Selbstkontrolle gegen die Bedroh-ungen, welche die Immigrantenmassen und die Verlockungen seitens des Massenmarkts darstellten. > In dem Maße, wie sich die Träume von der persönlichen Rettung mit einer breitern sozialen Agenda vermischte, wurde die rassistische und xenophobe Dimension der protestantischen Revitalisierung deut-licher.(S. 102) (4) Die Forderung nach Prohibition als Ausdruck des Willens nach gesellschaftlicher Kontrolle Die Prohibition war ein ansprechendes Instrument gesellschaftlicher Kontrolle für angesehende Anglosachsen. Sie fühlten sich angegriffen bzw. geängstigt seitens unziehmlicher sportlicher Betätigungen und Unterhaltungen, welche zum Mißbrauch von Alkohol einluden.(S 102) > In der Forderung nach Prohibition verbanden sich rassistisch beeinflußte Ängste vor gesellschaftlicher Unordnung mit Forderung an die unteren Klassen der Arbeiter und Immigranten sich sauber zu halten, fleißig zu sein, ganz allgemein Selbstdisziplin zu üben. (S. 103) (5) Die Säkularisierung und rassistische Umdeutung des Modells der Männlichkeit Unter dem Druck der weitverbreiteten Ideen von rassischer "Fitness" wurden die Modelle der Männlichkeit immer säkularer. > Entgegen den Versuchen der muskulösen Christen Körper und Geist zu vereinigen, war die ideale Mann der sich bei allen Klassen entwickelte härter und weniger introspektiv als seine viktorianischer Vorgänger. Er war auch weniger religiös. > In der Diskussion über die Revitaliserung dominierten zunehmend Begriffe wie "Energie" und "Gewalt" (force). Diese Begriffe wurden oft ihres moralische oder spirituellen Gehalts entledigt und oft mit rassistischen Annahmen verknüpft.(S. 109) (6) Die überlegene Männlichkeit unzivilisierter Barbaren als Chance und Bedrohung für die Weißen Diese Umkehrung von Normen hat zwar die rassischen Hierarchien nicht unmittelbar herausgefordert, die diesen Begriffen zugrundeliegenden Annahmen, rührten jedoch beunruhigende Fragen auf: > Wenn die rassische Überlegenheit an die körperliche, pysische Überlegenheit geknüpft wurde, was war dann mit den imposanten Exemplaren von Männlichkeit unter den angeblich niederern Rassen. 23 > War es vielleicht so, dass der an den Schreibtisch gebundene Anglosachse eine Infusion barbarischen Blutes oder wenigstens barbarischer Tugenden.(S. 109) > Hinter diesen Fragen stand primitivistisches Model von Regeneration, das durch die Inkorporation der Vitalität der bezwungenen, dunkelhäutigen Fremden. Die entscheidende Frage war nun, wie dies zu geschehen habe ohne dass die rassische Reinheit beeinträchtigt würde. (7) Reaktion auf die barbarische Bedrohung: Die Kategorien zur Bestimmung des Amerikaners Die Kategorie der Nicht-Weißen schloß sowohl einige europäische Immigranten wie acuh die Asiaten und Afroamerikaner ein. > Der entscheidende Unterschied war nun folgender: während die Chinesen schließlich ausgeschlossen wurden und die Schwarzen graduell abgesondert wurden, hatten die Europäer eine Chance entsprechende der in Enstehung befindlichen Definition des Amerikaners als Kaukasier aufgenommen zu werden - was aber Jahrzehnte dauerte.(S. 110) V. Die Schwäche der Arbeiterbewegung und die ethnische Rivalität unter den Immigranten (1) Die große Reservearmee von Arbeitern: Einfluß auf das Lohnniveau und die Streikbereitschaft Die Schwankungen des Marktes, von Angebot und Nachfrage war verantwortlich, dass Immigranten oft auf Wanderung waren. Assimilation war nicht die einzige, oft sogar nicht die beste Option: oft kehrten Immigranten in ihr Heimatland zurück oder zogen in andere Länder weiter. (S. 111) > Die Globalisierung des Kaptialismus war dafür verantwortlich, dass die Migranten und Immigraten in Bewegung gehalten wurden. Offene Arbeitsmärkte waren der Schlüssel zu der Expansion des Kapital jenseits nationaler Grenzen. > Der große Zuzug von Immigranten schuf eine Reservearmee von Arbeitern, die den Interessen der Arbeitgeber diente, da dadurch die Arbeitslöhne gesenkt werden konnten. Männer, die leicht entlassen werden konnten, waren weniger geneigt zu streiken. > Oft wurden Immigranten als Streikbrecher eingesetzt, so wurde mitunter die eine Minderheit gegen eine andere eingesetzt.(S. 112) (2) Unterminierung der Klassensolidarität durch ethnische Rivalität - ethnisches Selbstbewußtsein Bittere ethnische Rivalitäten unterminierten die Aussichten auf eine Solidarität der Arbeiterklasse. > Damals wie heute, bedeutete über Rasse zu sprechen im gleichen Moment über Klasse zu schweigen. (S. 112) Die ethnische Rivalität ist eine wichtige Ursache dafür, dass es in den USA Sozialmus nie machtvoll wurde. > Im gleichen Maße, wie sich der Rassismus und der Nativismus unter der anglosächsischen Mehrheit intensivierte, so im gleichen Maße die Betonung der Minderheiten auf ihre eigenen kulturellen und politischen Besonderheiten. > Der irische Nationalismus und der Zionismus waren nur zwei der offensichtlichsten Beispiele für eth-nisches Selbstbewußtsein.(S. 113) (3) Die Dialektik von Inklusion und Exklusion: (a) Die Exklusion der Chinesen Jeder Einschluß bedeutete im Umkehrschluß einen Auschluß. Die weiße ethnische Solidarität war beson-ders hart für die Afroamerikaner zu ertragen, welche sich bei ihrer Suche nach Arbeit weniger auf ihre Verwandtennetzwerke bei der Suche nach Jobs verlassen konnten und entweder informell oder syste-matisch von Gewerkschaften ausgeschlossen wurden. > Gewalt und Vorurteil wirkten zusammen bei der bevorzugten Beschäftigung lokaler Schwarzer gegen-über europäischer Immigranten.(S. 113) > Kulturelle, rassiche und ökonomische Ängste fütterten eine tiefsitzende Angst and Animosität, welche regionale Grenzen überwand und schließlich zu der Chinese Exclusion Act of 1882. 24 > Nach Unruhen unter den Chinesen kam es zu ethnischen Säuberungen durch weiße Bürger, in welcher Chinesen aus einer Stadt vertrieben wurden. Es kam auch zur Tötung von chinesischen Eisenbahn-arbeitern und zu einer Welle von ähnlichen Mobaktionen.(S. 116) (b) Die bedingte Assimilation der Iren Mit ihrer Agitation für den Ausschluß der Chinesen haben die Iren einen bedeutenden Schritt auf eine vollständige Aufnahme in die amerikanische Gemeinschaft. > Wirkliche Assimilation war jedoch noch nicht erlangt. Immigranten sahen sich nicht allein Unsicher-heiten des Arbeitsmarkts, sondern auch den Perversitäten des anglosächsischen Rassismus ausgesetzt. (S. 116) Verdächtigungen über die papistischen katholischen Iren war weiterhin unter protestantischen Amerikanern verbreitet.(S. 117) > Angesichts von drohenden Arbeitskräften waren die katholische Kirche mit ihrem traditionellen Hierarchie-und Ordnungsdenken nicht mehr der Hauptfeind. > Als der Konflikt zwischen Arbeit und Kapital in offen gewalttätige Auseinandersetzungen überging, hat der Radikalismus die Religion als die zentrale Quelle nativistischer Ängste ersetzt.(S. 117) (c) Die Diskrimierung der Italiener und der lange Weg zur Assimilation Vorstellungen von ungeeigneten Immigranten"rassen", welche die Grundlagen der Republik unterminieren könnten lagen der Agitation der Patrizier für eine Begrenzung des Zuzugs von Immigranten zugrunde.(S. 118) > Die Italiener sahen sich einer Diskrimierung als die "Nigger der europäischen Immigranten" ausgesetzt. Sie wurden als von dem Ideal des Weißseins am meisten unter allen Europäern entfernt stehend abgewertet.(S. 119) > Da die Italiener nicht eindeutig als weiß oder schwarz zu klassifizieren waren, stellten sie die Hautfarben kodierten Kategorien vor große Herausforderungen. > Es dauerte noch mehrere Jahrzehnte bis die Italiener als weiß genug zur Assimilation angesehen wur-den. Im Gilded Age wurde die Überlegenheit der nordeuropäischen Immigranten postuliert. (S. 119) (4) Terrororganisation White League: Kontinutiät von Aktionen gegen Schwarze und Immigranten Die White League war eine terroristische Organisation, die ihren Ursprung in dem Widerstand gegen die Rekonstruktion hatte. > Die Lynchmorde unterstrichen die Kontinuität zwischen anti-schwarzen und anti-ImmigrantenRassis-mus, wie auch die Ambivalenz der Einstellung gegenüber dunkelhäutigen Sizilianern.(S. 119) (5) Der Spagat zwischen Anpassung und Betonung der Traditonen des Heimatlandes Viele Immigranten versuchten einen prekären Spagat zwischen widerstreitenden Wünschen - dem Verlangen, Teil des Mainstream zu sein, andererseits aber auch den Rassenstolz im angesichts des wissenschaftlichen Rassismus, des erneuerten Nativismus und der Konkurrenz mit anderen ethnischen Minderheiten zu bekräftigen.(S. 122) VI. Politische und soziale Segregation und die Regeneration der weißen Rasse in unruhigen Zeiten (1) Der Kampf der Schwarzen um ihre Emanzipation angesichts des roll-backs der Weißen Während die Immigranten begannen in der Wirtschaft mitzumischen, wurden die Schwarzen immer systematischer abgesondernt und von der Teilnahme am öffentlichen Leben ausgeschlossen. Es wäre jedodch ein Fehler den Jim Crow South als eine unvermeidliche Entwicklung anzusehen. > In den ersten Jahrzehnten nach dem Bürgerkrieg waren die Schwarzen in vieler Hinsicht in gleicher Weise wie die Weißen in der Politik beteiligt. 25 > Es ist wichtig zu erkennen, dass die geschichtliche der Schwarzen nach der Rekonstruktion kein unmittelbarer und unausweichlicher Abstieg zu einem Tiefpunkt war, sondern eine Periode, in welcher befreite Menschen, manchmal erfolgreich, versuchten, die wahre Bedeutung von Emanzipation der Schwarzen gegen die rücksichtlose erneute Bestätigung der weißen Vorherrschaft zu erhalten.(S. 123) (2)Politische Korruption: Vorherrschaft Parteiübergreifende Machtabsprachen im Dienste der weißen Das öffentliche Leben in den Südstaaten der 1880er Jahre war von Korruption gekennzeichnet. Das Kaufen und Verkaufen von Wählerstimmen war ein normales Geschäft bei beiden Parteien und beiden Rassen geworden. > Auch nach der Restaurationn der Herrschaft der Weißen haben die Republikaner im Süden ihre Machtstellung unter den Weißen in den uplands und den Schwaren im low country behalten. > Eine Hand wäscht die andere: In Distrikten mit einer schwarzen Mehrheit war es üblich geworden, dass weiße Demokraten Ämter übernahmen, im Gegenzug haben sie die lokale Patronage den mehrheitlich schwarzen Republikanern überlassen. > Die weißen Eliten haben die Kontrolle wiedergewonnen, aber nur auf Kosten einer zügellosen Korruption und beinahe anarchischen Zuständen.(S. 127) (3) Die destabilisierenden Folgen der politischen Korruption für die weiße Vorherrschaft Der weißen Vorherrschaft mangelte es an Legitimität, und die triumphalen Behauptungen von einer Erlösung wurden überschattet von einer anschwellenden öffentlichen Vorstellung von der Politik als etwas, das nichts mit dem wirklichen Leben zu tun habe. (S. 127) > Die Debatte über die Staatsschulden konnten die Vorherrschaft der weißen ins Wanken bringen. Die meisten Weißen und Schwarzen hatten keine Staatsanleihen und hatten auch kein Interesse daran, dass die Politik den Interessen einer kleinen Minderheit nachkommen sollte, indem sie den Verfall der Staatsfonds deckte. > Das war genau das Szenario, welches konservative Demokraten fürchteten: eine Massenbewegung welche in der Unzufriedenheit mit einer Politik, welche nur einer kleinen weißen Elite diente, konnte leicht den durchschnittlichen Weißen mit den Schwarzen zusammenführen.(S. 128) (4) Vermeidung polit. Korruption und Garantie der weißen Vorherrschaft: die Jim Crow-Gesetze Die Jim Crow- Gesetzgebung stellten einen Weg zur keimfreien Ratioalisierung des Traums einer rassischen Erneuerung durch Gewalt dar. Während den 1880er Jahren begann die weiße Mittel- und Oberschicht die politische Korruption zu verabscheuen, welche in der Notwendigkeit politischer Absprachen aufgrund des schwarzen Machtfaktors bei Wahlen ihren Ursprung hatte. > Einige sahen in der Aberkennung des Wahlrechts für Schwarze einen Weg zur Legitimierung der weißen Vorherrschaft, welcher dem Einsatz roher Gewalt vorzuziehen sei.(S. 129) (5) Die Organisation des Alltagslebens der Schwarzen und die eigene Kultur Immerhin konnten die Schwarzen auch auf dem Tiefpunkt ihres Schicksals noch Land erwerben, vor alleim im oberen und äußeren Süden. > Ihr gemeinschaftliches und vereinsmäßiges Leben verdichtete sich in dem Maße, wie schwarze Schulen, Kirchen, Hilfsorganisationen und religiöse Zeitschriften sich stark vermehrten. > Zu dieser Zeit entwickelte sich eine Klasse gut ausgebildeter Schwarzer. Die Afroamerikanische Musik florierte, eine Mischung von Kirchenliedern und hybrider säkularer Formen, welche schließlich in den Blues mündete.(S. 129) > Booker T. Washington und das Ethos der Selbshilfe: Sein Evangelium, sein Ethos der Selbsthilfe gründete auf geistigen und moralischen Forschritt im materiellen Leben und in den Gewohnheiten. Weniges sei wichtiger als die persönliche Hygiene.(S. 131) 26 Kapitel 4. Das Land und die Stadt [The Country and the City] I. Realitäten und Fantasien über den Gegensatz von Stadt und Land (1) Die Moralisierung des Gegensatzes von Stadt und Land: Die Stadt als Quelle des Tugendverfalls Die Differenz zwischen der imagnierten Traumfarm und der harten Realität war nur eine der zahlreichen Differenzen des archetypischen Gegensatzes von Land und Stadt. In der angloamerikanischen literarischen Imagnination wurden diese zwei Pole mit moralischen Standpunkten verbunden. > Die Linie in der Tradition von Jefferson stellte die agrarische Tugend gegen die Laster der Stadt. Generationen von Rederner betrachteten die Stadt mit Mißtrauen, als eine Quelle unmännlichen Luxus, der die republikanische Tugend unterminieren würde.(S. 134) (2) Die Aufwertung der Stadt gegenüber des Landes und die Vision der Verbindung beider Vorzüge Diese stereotypische Perspektive konnte aber auch umgekehrt werden. Seit den 1880er Jahren was gleichermaßen möglich das städtische Leben zu sentimentalisieren, während die ländliche Perspektive verworfen wurde.(S. 134) > Es gab aber auch die Perspektive der wenigen Privilegierten, welche sich vorstellten die Vorzüge der Stadt mit denjenigen des Landes zu verbinden: Die Begeisterung über den städtischen Handel und die Ruhe eines ländlichen Rückzugsortes.(S. 134) (3) Die Mythen von absoluten Stadt-Land-Gegensatzes und deren tatsächliche Interdependenz So mächtig diese Fantasien auch gewesen sein mögen, so teilten sie einen fundamentalen Fehler.(S. 134) Gleich ob das Land oder die Stadt, oder auch beide, sentimentalisiert wurden, die Antithese von Stadt und Land verbarg die Komplexität ihrer Abhängigkeit. > Durch die Revolution der Wirtschaft und des Kapitals wurden die Städte zu Magneten für Migranten, vor allem Landarbeiter. Der "Great West", die endlosen Prärien, behielten gleichzeitig ihre Anziehungs-kraft. > Notwendigkeit und Fantasie hielt die Menschen in Bewegung. Migranten waren gleichermaßen von aktueller Verzweiflung und Träumen von einer Wiedergeburt motiviert.(S. 135) (4) Die vielfältigen Formen der Ausbeutung der Farmer im Süden Die Situation für die Farmern war am schlimmsten im Süden, wo die Baumwollplanzer sich gleichermaßen dem Monopol lokaler Händler als auch Eisenbahnen und Banken stellen mußten. > Die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Transaktionen viele und auch weit entfernte Stellen miteinbezog ist aber nicht für die wirtschaftliche Misere an sich verantwortlich zu machen. > Auch der unmittelbare wirtschaftliche Beziehung von Mensch zu Mensch ist kein Garant für Gemein-schaft und Tugend im Handel. > Die Ausbeutung nahm viele Formen an. Ein kompliziertes Netz von Geld und Macht verband Großstädte (cities), kleine Städte (towns) und Ortschaften mit den Menschen, welche auf dem Land arbeiteten. (S. 135) (5) Die Sinngebung der dramatischen Umbrüche in Wirtschaftl, Gesellschaft und individuellen Leben Die Betonung des Gegensatzes von Stadt und Land waren aber nicht blose Ausreden. Die Träume von bukolischer Stille oder städtischer Energie gründeten in komplexeren Motiven als einem ausschließlich eskapistischen Gefühl. (S. 135) > Stadt und Land waren eine Art von Metapher, Quellen um der städtisch-industriellen Revolution, welche das ländliche Amerika transformierte und bei vielen Amerikanern ein Gefühl der Diskontinuität ihres Lebens schuf, Sinn zu geben. 27 > Wenn die Stadt die Hoffnung auf die Zukunft verkörperte, so das Land die Anziehungskraft der Vergangenheit. > Für alle, welche in die Stadt aus Gründen der Begeisterung oder der Gelegenheit zogen, assoziierten das ländliche Leben unauslöschlich mit Kindheit und Erinnerung. Der Gegensatz Stadt - Land bezog sich auf persönliche Erfahrung, wie auch auf politische Ökonomie.(S. 136) (6) Jeffersons agrarian virtue als Tagtraum, Sehnsuchtsort der Stabilität und realitätsferne Nostalgie Jeffersons Konzeption des unabhängigen Kleinbauers (yeomanry) beinhaltete fundamentale Widersprüche. Außerhalb gewisser abgelegener Gebiete in Neuengland waren die wenigsten amerikanischen Farmer autark, noch wollten sie es sein. > Viele waren eifrige Teilnehmer der landwirtschaftlichen Marktökonomie. Das Bild des unabhängigen Kleinbauern war eine Art Ikone, in welcher sich die Sehnsüchte nach Stabilität inmitten eines Mahlstroms der Migration verkörperte.(S. 137) > Die Migration vom Land in die Stadt wurde oft als ein Krankheitssymptom des politischen Körpers beurteilt. Nichtsdestotrotz ging die Stadtwanderung weiter. > Die Nostalgie von den ländlichen Wurzeln war selbst ein Produkt der Wurzellosigkeit. Ein ruheloser Geist, der in Notwendigkeit und Begierde seinen Ursprung hatte, hat die Amerikaner in die untschied-lichsten Richtungen gelenkt, vor allem jedoch westwärts. > Die Vision von einer stabilen Kleinbauernschaft (yeomanry) wurde vom herrschenden Typ des nach Westen ziehenden Pionier untergraben. (S. 138) II. Die Südstaatenökonomie: Zwischen Rückständigkeit und Ort gigantischer Investitionsfantasien (1) Rückständigkeit der Ökonomie der Südstaaten und die method. Unterdrückung der Landbevölk. Die ganze Region war dem Kapital aus dem Norden hörig, gefangen in den typischen Muster einer kolonialen Ökonomie (dem Verkauf billiger Rohstoffe auf dem Weltmark und dem Kauf teurer verarbeiteter Güter aus geschützten Industrien der Heimatländer). > Die Landwirtschaft litt unter der Plage der Landmonopole, der Abwesenheit der Eigentümer, die Übernutzung des Bodens und der Unterentwicklung des Kapitalverkehrs (jenseits des blosen Austausch von landwirtschaftlicher Ernte gegen Geld). > Alle diese Probleme hatten ihren Ursprung unter der Sklaverei und verstärkten sich nach der Abschaffung derselben. > Der Schlüssel zu dem neuen System der Dominanz einer Elite war die Einbehaltung eines Teils der Ernte, wodurch die ländliche Bevölkerung, sowohl die weiße wie auch die schwarze, auf einen Status von Tagelöhnern gehalten wurde.(S. 144) (2) Die Fantasie von der Südstaatenökonomie: Privater Nutzen bewirkt den Nutzen der Allgemeinheit Die Politik des Handels wurde von Gradys New South Creed, einer Fusion von Jeffersons Vorstellung von einer minimalen Regierung mit der Religion des Gilded Age, der Anbetung des Geldes, kombiniert. > Von dieser Perspektive aus gesehen diente der öffentliche Dienst allein der Förderung der privaten Investmentinteressen. Würden sie das ganze Land durchdringen, würde der Wohlstand aller gesichert sein. Die meisten Investoren in die Wirtschaft des Südens kamen aus dem Norden. (S. 149) Die Reformbewegung der Farmer III. Der Ursprung der Reformbewegung in den absoluten Machtambitionen der weißen Elite (1) Die verantwortungslose Fiskalpolitik als Nukleus der Radikalisierung der Reformbewegung 28 Die Forderungen nach free silver stellten eine knackige Parole dar, lenkte jedoch nur von der entscheidenden Frage der Geldpolitik, die das Zentrum der Währungsdebatte ausmachte, ab, nämlich wer über die Geldmenge entscheiden sollte, und mit welchem Ziel.(S. 152) > Die sozialen Kosten der fiskalischen Orthodoxie der Fonds der Einzelstaaten waren verherrend. Um allein die Zinsforderungen bedienen zu können, musste Virginia drakonische Maßnahmen ergreifen. > Die Steuer auf Grundgüter und persönliches Eigentum wurden erhöht, die öffentlichen Dienstleistung-en, vor allem bei den Schulen, wurden zusammengestrichen. > Diese Maßnahmen provozierten rassenübegreifende Opposition, sowohl von Pflanzern, Kleinbauern und Afroamerikanern im ganzen Staat.(S. 152) (2) Enttäuschung über die etablierten Parteien und die Schaffung einer Interessenvertret. d. Farmer Die Demokraten waren im gleichen Maße wie die Republikaner der Deflation, dem harten Geld, der Schaffung privater Banken und der Beibehaltung des Schutzzolls verpflichtet. > Während die städtischen Facharbeiter zumindest die Forderung nach Schutzzoll geteilt haben mögen, haben die Farmer nichts in dieser parteiübergreifenden Agenda gefunden, was ihren Interessen ent-sprochen hätte. > Als der größten Interessengruppe innerhalb der Klasse der Verschuldeten, war es den Farmern ein Anliegen, ihre abweichenden Vorstellungen in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Es ist nicht verwunderlich, daß die agrarsichen Radikalen sich zu einer Politik das Aufstands zuwendeten. > Vor allen ihnen ist es zu verdanken, dass die Dekaden nach der Rekonstruktion das goldene Zeitalter einer aufständischen dritten Partei in der amerikanischen Politik markierten.(S. 152) (3) Politik der Furcht als Mittel der Monopolisierung des politischen Lebens durch die weiße Elite Rassische Ängste verbanden sich mit regionalen Feindseligkeiten. Die wirtschaftlichen und politischen Eliten auf beiden Seiten der Mason-Dixon Linie zielten darauf, die öffentliche Aufmerksamkeit von ökonomischen Fragen ab und auf den Krieg und seine Nachwirkungen zu konzentrieren. > Im Süden bedeutete das die Politik der Furcht - vor der Rückkehr der bundesstaatlichen Truppen, vor der Herrschaft der Schwarzen. Diese Furcht sollte die Massen des Südens in die Arme konservativer Demokraten treiben. > Im Norden diente die Politik der Furcht dazu, die Feindschaft gegen die alte Konföderation unter den Wählern aus dem mittleren Westen aus der Kriegszeit beizubehalten, um eine Allianz zwischen dem Süden und dem Westen zu verhindern. > Wo Rhetorik versagte, blieb noch der Betrug. Im Süden wurde die Kopfsteuer zur Aberkennung des Wahlrechts der Armen unter Weißen wie Schwarzen verwandt. Der durchschnittliche Demokrat (Partei) unternahm alles, um das öffentliche, politische Leben in einen Männerklub zu verwandeln. (S. 153) > Egal ob es um die Aberkennung des Wahlrechts, der Zerschlagung von Gewerkschaften, der Knebelung von abweichenden Meinungen ging - das Recht erwies sich als biegsam, es gab der Einschüchterung, dem Betrug oder der Gewalt nach, wenn die existierenden Machtverhältnisse herausgefordert wurden. > Die agrarischen Radikalen waren aber nicht bereit dazu, ihren Ausschluß vom öffentlichen Leben zu akzeptieren. In den frühen 1880er Jarhen wurde Virginia zum zentralen Schlachtfeld der Auseinander-setzung zwischen den Aufständischen und der etablierten Elte - ein Streit, der die Vorlage für das, was in den nachfolgenden Jahrzehnten noch alles folgen sollte, abgab.(S. 154) IV. Die unterschiedlichen Reformbewegungen und ihre Forderungen (1) Gemeinsame Forderungen der Reformbewegungen und teilw. selbstverschuldete Zwangslage Bewegungen wie die Farmer Alliance, Populisten und anderer teilten die Beschäftigung mit dem Thema Glaubwürdigkeit (credit). Sie wollten die Kontrolle über die Geldmeng von privaten Bänkern zurückgewinnen. 29 > Diese sollte in den Händen der Menschen liegen und von deren gewählten Repräsentaten verwaltet werden. Sie wollten eine demokratisch kontrollierte Währung, welche flexibel genug sein müsse, um den Interessen der expandierenden Wirtschaft, wie der Farmer sein müsse. > Der erregte Schrei der Farmer wurde für einen Moment ein Glaubensbekenntnis von einer erlösenden Transformation.(S. 136) > Die Farmer waren aber nich allein passive Opfer. Wenigstens zum Teil wurde ihre Zwangslage durch ihre eigenes Verhalten, ihre Beteiligung an der Spekulationsblase, verursacht. > Die Spekulationsfantasie wurde von den Eisenbahnunternehmen und lokalen Hilftruppen, welche die Farmer dazu verführte, Geld zu leihen, um Land zu inflationär niedrigen Preisen zu kaufen. (S. 143) (2) Grenzen und Erfolge der Readjusters: Die Einleitung eines Bewußtseinswandels Die Readjuster haben es immerhin geschaffte die Geldreform mit einer große Bandbreite egalitärer und Anti-Monopol Politik zu verbinden. > Sie schafften es die Annahme von der Regierung als privater Herrenklub herauszufordern. Sie schufen eine öffentliche Spähre indem sie eine gemeinsame politische Plattform der verschuldeten Klassen bildeten, welche Farmer mit Arbeiter, sowohl weißen wie schwarzen verband. > Selbstverständlich waren diese Allianzen brüchig Sie haben jedoch politischen Außenseitern - Menschen, die sich nicht vorstellen konnten, jemals in der Öffentlichkeit zu agieren - schließlich eine Vorstellung davon vermittelt, was ein auständisches Verhalten bewirken könne. (S. 155) > Der republikanische Traum einer erneuerten Verpflichtung auf das öffentliche Gute, wie die millina-ristische Hoffnung auf kooperatives commonwealth, wurde von den Delegierten der People's Party als dringliche Verpflichtung wahrgenommen, da die Nation am Rand einer Katastrophe stehe. (S. 165) (3) Selbstzuschreibung von Attributen der Männlichkeit als Bindeglied von Farmern und Arbeitern Die Sprache der Männlichkeit vermischte ländliche und städtische Unzufriedenheit in einer Weltsicht der Produzenten. > Damit wurden die Verbindungen zwischen Farmern und Arbeitern erneut bestärkt, die geteilte Neigung zu männlichen Idealen der ökonomischen Unabhängigkeit hervorgehoben, wie auch die gemeinsame Abneigung gegen Banker, Spekulatoren und geldgieriger Händler. > Diese waren für sie nichts anderes als Parasiten, welche nichts produzierten, sondern allein durch Manipulation zu Geld kamen. Sie hätten der ehrlichen Arbeit der Farmer, Mechaniker und kleinen Eigentümern (den produktiven Klassen) das Lebensblut ausgesaugt.(S. 156) (4) Kritik und positive Würdigung der Weltsicht der Produzenten Skeptische Liberale wie zynische Kapitalisten haben diese Weltsicht der Produzenten - besonders in seiner agrarischen Version - als eine Einstellung einfältiger Bauerntölpel, welche schließlich von der Moderne überrollt würden, gefangen in nostalgischen Fantasien über ein ländliches Utopia, welches eng mit provinzieller Xenophobie verknüpft sei. > Gelegentlich verband sich die Produzenten-Kritik am Geldverleih mit Antisemitismus, primitiver Ökonomie und enger Moral. > Immerhin war diese Weltsicht, wie schlicht auch immer sie in ihren Ursprüngen war, gesäuert durch egalitäre Impulse, welche schließlich eine anspruchsvolle Herausforderung der laissez-faire Orthodoxie förderte.(S. 156) (5) Macunes Reformplan der bundesstaatl. gelenkten Währungspolitik und Kooperation der Farmer C.W. Macune wollte eine flexible staatlich gelenkte Währungspolitik, welche den kooperativen Markt-arangements der Farmer dienlich sei und diese von der Abhängigkeit durch Händler und Trusts befreien sollte. (S. 157) 30 > Nach diesem Plan sollten ausbeuterische Händler, kommerziell orientierte Banken und Hypothekenfirmen von der amerikanischen Landwirtschaft ausgeschlossen werden. > Im gleichen Zuge sollten die Bürger zu Krediten zu vernüftigen Konditionen kommen, indem die Kon-trolle über die umlaufende Geldmenge von kommerziellen Banken auf das Schatzamt der Vereinigten Staaten übergehen sollte. > Dieser Plan gründete auf einer zentralen Annahme der republikanischen Tradition, nämlich, dass die Verwaltung nationaler Resourcen dem öffentlichen Wohl dienen müsse.(S. 158) (6) Der Zusammenhang von Probhibitionsbewegung und Kampf für das Frauenwahlrecht Im Norden wie im Süden bot die Prohibitionsbewegung Frauen die erste wirkliche Chance der Beteiligung am öffentlichen Leben. Es wurde ein Zusammenhang zwischen der Abstinenzbewegung und dem Kampf für das Frauenwahlrecht gesehen. > Durch die Unterstützung der Forderung nach gesetzlicher Regelung der Abstinenz würde das Frauenwahlrecht zur Befreiung der Alkohliker von ihrer Versklavung führen, zur Reinigung des Heims vom Schrecken der Alkoholiker befreien. > Die Frauen würden schließlich mit ihrem reinigenden, erlösenden Einfluß die ganze Gesellschaft über-ziehen.(S. 160) (7) Rassismus als Ursache für das Scheitern einer stabilen Allianz zwischen Farmern und Schwarzen Die Schwarzen waren verständlicherweiße mißtrauisch was die Interesengemeinschaft mit den Farmern betraf. Deren wirtschaftlichen Nöte und Forderungen waren weniger existentiell bedrohlich wie die Bedrohung durch systematischen Wahlentzug und Terror. (S. 161) > Rassistische Bräuche und Gesetze verwehrten es den Schwarzen sich in der Öffentlichkeit zu versammeln, sichtbare kollektive Aktionen zu unternehmen, welche Antrieb für demokratische Bewegungen wären. > Paranoia und die weiße Macht blockierten die Versuche der Populisten eine rassenübergreifende Koa-lition zu bilden. (S. 165) Die Rassenfrage blieb die Achillesferse des Südstaatenpopulismus.(S. 185) Kapitel 5. Krise und Regeneration [Crisis and Regeneration] Der komplizierte, widersprüchliche Diskurs von Regeneration, Gemeinwohl, weiße Suprematie I. Die Periode der Reformbewegungen und der bedingten Abkehr vom laissez-faire Prinzip (1) Die neoklassische Vision der Regeneration als klassen-und rassenübergreifender Diskurs Es gab die Vorstellung, die furiosen, expanisven Energien des amerikanischen Kapitalismus mit der kühlen Idealität neoklassischer Hierarchien, Werte und Geschmacksvorstellungen zu disziplinieren. > Der Klassen- wie der Rassenkonflikt löste sich in der neoklassischen Vision der Regeneration durch Kunst und Kultur - einem Traum von universeller Einheit, der den sich herausbildenden Diskurs vo Empire verstärkte - auf.(S. 167) 31 (2) Abkehr vom laissez-faire und das progressive Ideal des starken, gemeinwohlorientieren Staats Die Periode von der Chicagoer Weltausstellung bis zur Fusionswelle von 1897-1903 markierte einen Schlüsselmoment in dem Wechsel vom chaotischen laissez-faire Kaptialismus des Gilded Age hin zu dem kooperativen (cooperate) Unternehmenskapitalismus der Progressiven Ära und darüberhinaus. > Das laissez-faire Ideal war für Jahrzehnte weg diskreditiert durch die Abhängigkeit von Unternehmen von staatlichen Subventionen. Populisten und später die Progressiven zielten darauf, die Kompetenzen und damit die Macht der Bundesregierung zu stärken und diese auf den Kampf gegen Monopole und die Verfolgung des öffentlichen Wohls zu verpflichten.(S. 168) (3) Begrenzter Erfolg der Reformbewegung: flexible, anpassungsfähige Herrschaftstechnik der Eliten Ihr Erfolg war unbeständig und nur graduell. Sie haben es jedenfalls nicht geschafft, die Woge des Revival des Gemeinwohls dauerhaft in reale Politk umzusetzen, sie brach sich vielmehr an der Plutokratie, welche verfeinert, jedoch nicht zerstört wurde. > Meritokratische Ideale machten die Klassenhierarchien flexibler, damit aber auch unverwüstlicher. Die etablierten Eliten entwickelten ihren eigenen erfolgreiche Strategie der Selbsterneuerung, indem sie selektiv mit der neuen Welt ehrgeiziger Immigranten, parvenühafter Aufsteiger, imperialen Abenteurern und progressiven Reformern kollaborierten.(S. 138) (4) Die chiliastische Seite der Reformbewegung und deren Einfluß auf die progressive Bewegung Die Bewegung hin zu einer Erneuerung durch das Empire lag dieser kulturellen Transformation zugrunde, wiewohl auch andere Bewegungen eine Rolle spielten. > Die Sehnsüchte der Populisten nach der Schaffung eines kooperativen Gemeinwesens verband sich mit der Sehnsucht der sozialen Christen (Social Christians) das Königreich Gottes auf Erden zu erlangen. Die Folge war eine stetig aufrührerische Gefühlslage, welche die Wahlniederlagen von 1896 und 1900 überlebte und die progressive Reform nach dem Jahrhundertwechsel forwährend anregte. II. Finanz-und wirtschafspolitischer Rollback: protestant. Ethik und Konzentration der Wirtschaft (1) Machterhalt der Eliten durch Kompromisse mit den Reformern Legislative Kompromisse, das wechselseitige Geben und Nehmen, haben die radikale Kritik graduell gemildert und die Reformer zu einer eher regulativen statt konfrontativen Konfliktregelung veranlasst. > Milleniaristische Träume, utopische Visionen wurden in praktische Politik, in Unternehmenstechniken übersetzt. Progressive Reformer haben die Grundlagen für den Wohlfahrtsstaat gelegt und die Rolle der Regierung beim Schutz des Gemeinwohls gegenüber privater Habgier gestärkt.(S. 169) (2) Die imperiale Expansion seit 1898 als Quelle der Neudefiniton des Machtanspruchs der Eliten Dennoch schafften es die wohlhabensten Amerikaner die ernsthaftesten Herausforderungen ihrer Privile-gien durch Kompromisse mit den Reformern in wichtigen Punkten abzuwehren. > Die schafften es, den aufrührerischen Geist durch eine umfassende Agenda von der Selbsterneuerung, welche Psyche und Gesellschaft, das private und politische verband, zu zerstreuen. > Die imperiale Expanison seit 1898 führte zu einer beispiellosen Revitalisierung der etablierten Eliten in einem globalen Feld der Möglichkeiten für physische und moralische Prüfungen, nicht zu vergessen der Gelegenheiten für profitable Investitionen. > Die sich selbst erneuernden Reichen haben für sich eine neue Rolle als Direktoren und Manager des sich herausbildenden amerikanischen Empire geschaffen. Dies war 1893 jedoch noch nicht vorauszusehen.(S. 169) 32 (3) Verkennung der strukturellen Ursachen von Armut durch die protestantische Tugendethik Die karitativen Organisationen versuchten eine scharfe Unterscheidung zwischen berechtigt Hilfsbedürftigen und solchen, welche durch Faulheit, Lüsternheit und Trunkenheit selbst für ihr Elend verantwortlich seien, einzuführen. > Die unbedingte Vergabe von Almosen erschien für die Hilfsorganisationen als so degradierend für die Hilfsempfänger, dass diese Hilfe durch die Arbeit in schlichten Formen öffentlicher Arbeitsprojekten, gebunden wurde.(S. 173) > Dennoch waren eine große Anzahl von Menschen ohne ihr Zutun notleidend, wodurch die protestantische Ethik der individuellen Verantwortung für jemandes ökonomisches Schicksal, nurmehr schwer aufrechtzuerhalten war.(S. 173/174) > Auch wenn zahlreiche Moralisten fortgesetzt die Armen für ihr Schicksal verantwortlich machten, hatte die Massenarmut der 1890er Jahre nichts mit Moral oder Unmoral des Arbeitslosen zu tun, sondern mit den strukturellen Schwächen der Ökonomie des Gilded Age.(S. 174) > Als sich die wirtschaftliche Depression verstärkte, waren die Industriearbeiter in der Defensive, sie kämpften verzweifelt gegen die Versuche der Arbeitgeber die Arbeitskosten zu minimieren, die Produktion zu steigern und die Gewerkschaften zu zerschlagen.(S. 182) (4) Morganization der Wirtschaft: Reorganisierung u. Finanzierung der Wirt. durch die Wall Street Aus der Sicht der Banker war die unstabile Währung, verursacht durch die Monetarisierung des Silbers, verantwortlich für den wirtschaftlichen Kollaps der 1890er Jahre, dem durch eine laissez-faire Finanz-politik (die Marktkräfte sind verantwortlich für die Festlegung des Wertes einer Währung) abgeholfen werden könne.(S. 175) > Die Morganization der Eisenbahnen in den 1890er Jahren ebnete den Weg zu einer weitergehenden Morganization der amerikanischen Wirtschaft. > Immer mehr Unternehmen wurden reorganisiert und unter der Kontrolle der Wall Street Banken kon-solidiert, die Trickspielereien des Kapitalmarkts begann sich zu stabilisieren. > Die Wall Street begann den Kapitalbedürfnissen von Unternehmen zu dienen. Sie kultivierten dabei ein Image von Nüchternheit und Verantworlichkeit.(S. 180) (5) Der Ausschluß der Farmer und Arbeitslosen aus dem Prozess der Konsolidierung der Wirtschaft Die verschuldeten Farmer und arbeitslosen Arbeiter jedoch waren in diesen Vorgang nicht eingeschlossen worden. Sie mußten die volle Härte der deflationären Politik tragen. Die Armut führte einige zu politischen Protest. > Ob sie die Wall Street Spekulatoren, die Eisenbahnbarone oder die Geldpolitik Washingtons für den wirtschaftlichen Kollaps verantwortlich machten - gemeinsam war ihnen, dass sie erschreckt und verärgert waren über die Konsequenzen.(S. 180) (6)Farmer und die Arbeiter: unterschiedliche Wertvorstellungen und Intensität ihrer Organisationen Trotz der Rhetorik von der Produzentenklasse hatten Farmer, Arbeiter unterschiedliche Interessen, und in dem Masse wie die Einwanderung zu einem Massenphänomen wurde, auch unterschiedliche Wertvor-stellungen. > Der Arbeiterradikalismus und die Gewerkschaften verströmten ein Aroma der Fremdartigkeit, welches mitunter die alteingessene ländliche Bevölkerung beunruhigte. Vor allem jedoch waren die Farmer besser organisiert als die Arbeiter.(S. 182) (7)Einzug moderner Werbemethoden in den Wahlkampf u. das große konservat. Spendenaufkommen Als die Gefahr eines Wahlsiegs der Populisten bei der Präsidenschaftswahl realistisch schien, haben führende Banker und Großunternehmer den Wahlkampf von McKinley massiv finanziell unterstützt.(S. 188). Eine beliebte Wahlkampfstrategie war es, dem Gegner mangelnden Patriotismus 33 vorzuwerfen. McKinley war der erste, der die Methoden moderner Werbung für den politischen Wahlkampf einsetzte.(S.189) III. Die Politik des big-business: der Paradigmenwechsel (nicht nur) in der republikanischen Partei (1)Erholung der wirtschaftlichen Lage und die trusts als neue Bedrohung des öffentlichen Wohls Innherhalb von wenigen Jahren nach der Wahlkampagne von 1896 verlor die Geldfrage an Bedeutung. Die Free silver Kampagne verlor an Resonanz, als die Preise für landwirtschaftliche Produkte zu steigen begann und im gleichen Zug die Verschuldung der Farmer zurückging. > Die Entdeckung von Gold in Alaska nahm Druck von dem Problem der Geldmenge, woraufhin der republikanische Kongreß seine Verpflichtung gegenüber dem Goldstandard erneuerte. > Die große Klassenfrage war nicht mehr die Geldfrage, sondern die Furcht vor den trusts und der weitgehend unkontrollierte Macht in monopolistisch organisierten Kooperationen.(S. 189) (2) Die Übermacht des big-business und der ideologische Richtungswechsel der Republikaner Die Beeinflussung der Geldmenge schien eine armselige Waffe gegen diese behemoths und die Radikalen wurden immer ungeduldiger mit den Allheilmittel der Populisten. In einigen Zirkel wurde schon über die Sozialisierung von Eigentum geredet. > Die Republikaner wiederum bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung. Der Sieg McKinleys und die Niederlage Bryans signalisierten eine ideologische Wende. > Die republikanische Partei wurde zu der Partei der Zentralisierung des Kapitals und des expandieren-den Empire. McKinleys Sieg bestätigte die Konsolidierung des Einflußes des bigbusiness auf das amerikanische politische Leben.(S. 189) > Die Unterstützung des big-business für den Wahlkampf McKinleys begründete die Allianz von Wirt-schaft und Republikanischer Partei.(S. 189) > Die Ideologie des unabhängigen Farmers erfuhr seinen Niedergang und fand seinen Platz nurmehr in einer Wolke apolitischer Sentimentalität.(S. 191) (3) Demokratische Partei: Egalitäre Ökonomie als Privileg der weißen Rasse Die Demokratische Partei tastete sich auf der Ebene des Bundesstaats hin zu einer mehr egalitären Politik, während der Südstaatenflügel der Partei den Entzug des Wahlrechts der Schwarzen besiegelte. Dort waren die Vorstellungen von ökonomischer Demokratie allein auf die Weißen beschränkt. (S. 191) (4) Gemeinsamkeiten in der Rhetorik von der Reinigung bei Weißen unterschiedl. politischer Agenda Progressive und weiße Suprematisten einte der Glauben an die wissenschaftlich verbürgte Minderwertigkeit der Schwarzen. Beide einte die Vorstellung von einem gemeinsamen Projekt der gesellschaftlichen und individuellen Reinigung. > Die Begriffe, welche sie verwendeten stammten aus der christlichen Sprache wie auch aus dem sozialistischem Diskurs eines kooperativen Gemeinwesens bis hin zum Diskurs der Unternehmer von einer effizienten Ökonomie. > Diese Entwicklung war am Anfang der 1890er Jahre, als die Krise noch virulent war nicht absehbar. Das einigende Band des Empire war noch nicht gegegben.(S. 195) IV. Die progressive Reform: Revitalisierung und Transformation der Gesellschaft 34 (1) Die religiöse grundierte umfassende Reformforderungen und das Ziel der Revitalisierung Die progressive Reformbewegung hat die nationale Politik erst nach 1900 beeinflußt, deren Ursprünge lagen aber in der Sehnsucht nach Revitalisierung, welche ein grundlegendes Element der amerikanischen Kultur des späten 19. Jahr-hunderts ausmachte. > In den 1890er Jahren verwendeten die meisten Reformer ein gemeinsame Sprache der persönlichen wie gesellschaftlichen Transformation. Sie wollten die Regierung darauf verpflichten, eine bisher unge-kannte Veränderung des menschlichen Verhaltens zu bewirken.(S. 195) > Der Klassenkonflikt sollte beendet werden, big business kontrolliert werden und die Gesellschaft nüchtern werden. Schließlich wendeten sich die Progressiven von lokalen Themen, zu denjenigen der einzelnen Staaten bis zu nationalen Angelegenheiten. > Die machtvollste Vision einer politischen Erneuerung hatte ihren Ursprung in dem protestantischen Christentum. Tatsächlich war es die religiöse Dimension von Reform, welche die Intensität und poten-tiell unbegrenzte Reichweite der Reform unterstrich.(S. 196) (2) Anerkennung der strukturellen Ursachen von Armut und Abkehr von protestant. Argumentation Die Progressiven haben sich unter dem Eindruck der strukturellen Wirtschaftskrise und der Massenarmut von der protestantischen Tugendlehre von den moralischen Defekten als Urasche der Armut allmählich abgewandt und zu einer komplexeren Moral gefunden. > Die Saloons waren für viele Menschen ein Ort der sozialen Wärme, der Gemeinschaftlichkeit in harten, rauen Zeiten. Der industrial way of life war nicht auf alle Umstände anzuwenden.(S. 197) (3) Die Bedeutung der Frauen und der Sphäre des Heims als Vorbild für gemeinschaftliches Handeln Die soziale Christentum (Social Christianity) hatten eine bedeutende Rolle bei der Auflösung der erstarrten laissez-faire Ideologie, insbesondere der moralischen Annahme, dass die Armen für ihr Schicksal selbst verantwortlich seien. > Es gab aber noch andere wichtige Quellen der Reform.(S. 197) Vor allem Frauen spielten eine wichtige Rolle als Lehre, Krankenschwester und Sozialarbeitern. Sie alle halfen bei der Verbreitung der Kultur der Reform. > Die Werte, welche mit der weiblichen Sphäre verbunden wurden, das bürgerliche Heim, sollten in öffentlichen Bereich übertragen werden. > Die Welt sollte so heimelig wie das eigene Heim sein. Das war eine wichtige und machtvolle Agenda. Obwohl der häusliche Bereich mit dem Markt verbunden war, verkörperte er doch eine Reihe alter-nativer Werte. > Die familären Beziehungen, wie immer sie auch durch patriachalische Machtverhältnisse überkrustet waren, so waren sie doch nicht auf den Geldzusammenhang zu reduzieren. > Progressive Reformer betonten die Wichtigkeit eines öffentlichen Interesses, welches das opportunisti-sche Privatinteresse transzendiert. Diese Formulierung offenbart seine Wurzeln im Denken der republi-kanischen Tradition, darüberhinaus standen sie in der Schuld der Populisten.(S. 198) (4) Die Dialektik: Die Beeinflussung der Politik durch das Heim, wie des Heims durch die Politik Die Ironie dabei liegt darin, dass im selben Zug, wie die Reformer die familiären Werte auf die Regier-ungspolitik bezogen, sie damit endeten, dass des Heim zunehmend verletzlich gegenüber Interventionen der Regierung wurde. > Selbstkontrolle führte zu sozialer Kontrolle, persönliche Verantwortlichkeit zu öffentlicher Verantwortung. Die Regierung hatte damit einen Fuß in der Tür privaten Lebens.(S. 198) (5) Das gemeinsame Band der unterschiedlichen Richtungen der Progressiven Reformbewegung Was die einzelnen Reformbewegungen über alle Differenzen hinweg verband und sie von den Populisten trennte, war die Sorge um die persönliche wie nationale Reinigung / Läuterung. Diese zwei Punkte waren in ihren Reformvorstellungen miteinander verbunden. 35 > Ob diese Sorge in religiösen, moralischen oder medizinischen Begriffen Ausdruck fand, es war jeden-falls der gemeinsame Faden, der weiße Suprematisten aus dem Süden mit Anhängern der purefood-and-drug-Bewegung mit Prohibitionisten und Krieger für das Empire miteinander verband.(S. 200) V. Das amerikanische Empire: Zwischen idealistischer Rhetorik und Wirklichkeit (1) Die Rhetorik vom Empire: Regeneration - Vorsehung - Heroismus - Wirtschaftliche Expansion Das amerikanische Empire sollte nur in Teilen auf formalen Kolonialbesitz gründen, sondern gewöhnlicherweise verband es sich mit periodischen militärischen Interventionen (eher als dauerhafter Besatz-ung) und der Ünterstützungen von Regierungen, welche eine den Amerikanern freundlich gesonnene Politik betrieben.(S. 200) > Dieser indirekte Ansatz machte es den amerikanischen Imperialisten leichter, sich in eine außerordentliche Rhetorik zu hüllen und den Anspruch auf moralische Überlegenheit gegenüber den Europäern zu beanspruchen. > Die Ziele des amerikanischen Empire waren jedoch die selben wie die der Europäer - freien Zugang zu den fremden Märkten, Rostoffen und Investitionsmöglichkeiten - alles im Namen einer zivilisatorischen Mission, welche (so wurde angenommen) sowohl den Kolonisatoren wie den Kolonisierten Regeneration bringen werde.(201) > Die Forderung nach Regeneration durch das Empire modelte alte protestantische Träume von Wiedergeburt in eine säkulare militaristische Agenda um. > Die Rufe nach Rückkehr zum Heroismus des aus Bürgerkriegszeiten verband sich mit anglosächsischen Rassismus, Ängste vor einer überzivilisierten Dekadenz, und den Glauben, dass die ameri-kanische Mission von der göttlichen Vorsehung bestimmt sei.(S. 204) (2) Der Widerspruch des Imperialismus zu republikanischen Traditionen der Volkssouveränität Dennoch stellte der Krieg für die Erlangung eines Übersee-Imperiums eine Abkehr von wichtigen repu-blikanischen Traditionen dar. Die Gründerväter mißtrauten einer starken Exekutive, einer zentralisierten Regierung im allgemeinen und einer stehenden Armee. > Vor allem sahen sie sich der Volkssouveränität und dem Konsens als Grundlage der Regierung verpflichtet. In Hinsicht auf die Ureinwohner Nordamerikas wurden diese Ideal mehr in Worten vertreten als in Taten umgesetzt. > Jedoch waren diese Ideale angesichts von explizit um ihre nationale Unabhängigkeit kämpfenden Bewegungen in den Kolonien nicht so einfach zu übersehen. Die Imperialisten konnten ihren Weg folg-lich nicht gehen, ohne sich einer kritischen Debatte aussetzen zu müssen.(S. 210) (3) Das Argument von der Herstellung einer nationalen Einheit durch Imperialismus Kein Argument wurde von den Apologeten des Empire öfter ins Feld geführt, als dass durch Krieg die nationale Einheit hergestellt würde. Der Übersee-Konflikt würde die Konfliktlinien des Bürgerkriegs hinter sich lassen. > Außerdem würde den Immigranten die Möglichkeit gegeben werden sich ihrer Identität als Amerikaner zu demonstrieren, indem sie sich der Überlegenheit gegenüber den nichtweißen "Wilden" in der Fremde vergewissern.Vor allem bot der Imperialismus eine Alternative zum Klassenkonflikt in den USA.(S. 211) (4) Die antiimperialistische Empirie: Volkssouveränität für alle und Kritik der Kriegsrhetorik 36 Manche teilten die rassistischen Überzeugungen ihrer Gegner, wendeten sie aber gegen die imperialistische Vision einer weltumspannenden Demokratisierung. Die minderwertigen Rassen seien vielmehr unfähig zur Übernahme der amerikanischen Demokratie. > Typischer für die Anti-Imperialisten war, dass ihr Denken auf konkreter Erfahrung und spezifischer Anschauung realer Verhältnisse gründete, im Unterschied zur Vorsehungsrhetorik und rassischen Deter-minismus der Imperialisten. > Im öffentlichen Diskurs bedeutete der Anti-Imperialismus eine Abkehr von der grandiosen Spekulation und Hinwendung zu einer offenen, direkten Sprache, einer Sprache in der republikanischen und liberalen Tradition. > Sie mißtrauten der konzentrierten Macht, der Täuschung durch die Exekutive und der Vereitlung der Volkssouveränität zuhause wie im Ausland. Vor allem mißtrauten sie der leichtfertigen Hinwendung zur Gewalt, da sie sich schmerzlich der Konsequenzen eines Krieges bewußt waren.(S. 215) Kapitel 6. Befreiung und Begrenzung [Liberation and Limitation] Die Dialektik von Befreiung und Beschränkung I. Die unbegrenzte Freisetzung wirtschaftl., technischer, psychischer und künsterlicher Energie (1) Der Dynamo als Symbol der Freisetzung unbegrenzter Energie - und des imperialen Drangs Henry Adams hat mit dem Dynamo ein geeignetes Symbol für den Übergang von der Republik zum Empire gefunden. Indem er die mechanische Energie in die unsichtbare Elektrizität verwandelte, drückte sich in ihm das imperiale Streben nach einer neuen kooperativen Ökonomie aus. > Adams erkannte, dass die Anziehungskraft der Monopole in ihrer Fähigkeit, die neuen Energien nutzen, welche zur Konstruktion von Lokomotiven und dem Bau von Wolkenkratzern eingesetzt wurde.(S. 223) (2) Abkehr vom Positivismus und der viktorianischen Kultur: Freisetzung okkult.-psycholog. Energie Dennoch hatten die X-Strahlen und der Dynomo kaum etwas mit dem Kreuz gemeinsam, viel eher mit den modernen Quellen okkulter Energie - die unbewußten Triebe (drives), das verborgene Selbst - zu tun, welche nicht einfach in die positivistische Konzeption eines vollständig meßbaren Universums passte. > Es herrschte ein post-positivistisches Klima. Auf beiden Seiten des Atlantiks haben Psychologen und Physiker den Kosmos und das Selbst umdefiniert und dabei die statischen Gewißheiten des viktoria-nischen Zeitalters hinter sich gelassen. > Avantgardistische Künstler und Literaten haben neben diesen Gewißheiten vor allem die enge, kleingeistige bürgerliche Kultur hinter sich gelassen.(S. 225) (3) Visionen von unbegrenzten wirtschaftlichen und persönlichen Wachstum Ein Geist des Experiments durchdrang die meisten akademischen Disziplinen, sowohl Philosophen wie William James, Henri Bergson wie andere Denker haben die Wahrheit revidiert, sie in flüssigere und dynamischere Formen neugeformt. > Im gleichen Maße, wie Ökonomen eine Aufwärtspirale der Produktion und der Konsumption hin zu einem unbegrenzten wirtschaftlichen Wachstum wahrnahmen, so imaginierten Psychologen ein fluides, vitales Selbst, welches seinen Weg hin zu unbegrenzten persönlichen Wachstums verfolgt. Psyche und Ökonomie waren Zwillinge.(S. 225) II. Der moderne Massenkonsum und Arbeitswelt: Befreiung und neue, ungeahnte Beschränkung 37 (1) Das neue Paradigma Energie und der Wertewandel: die Mischung von Befreiung u. Beschränkung Das neue Paradigma force (Energie) sorgte für eine komplexe Umbildung von Normen, welche bisher alle Bereiche des menschlichen Lebens der Amerikaner berührten, vom Arbeitsrhythmus bis Verhalten im Bett. > Die Veränderungen waren zu komplex und zu verschieden um sie kategorisch als Fortschritt oder als Niedergang zu bezeichnen, sie können jedoch sinnvollerweise und vereinfacht als eine Mischung von Befreiung und Begrenzung / Einschränkung analysiert werden.(S. 226) (2) Der Ausbruch aus Konventionen und der Beginn des Zeitalters des Massenkonsums Der Ausbruch aus der positivistischen Welt war mit dem Bewußtsein verbunden, dass das Leben mehr Überraschungen und Möglichkeiten bereithält, als man sich bisher vorstellen konnte. > Diese Sichtweise ist plausibel für die Mittel - wie die Oberklasse, insbesondere für Frauen, welche für neue Möglichkeiten der Arbeit und des Spiels außerhalb der häuslichen Sphäre entdeckten. > Trotz gelegentlicher ökonomischer Turbulenzen, bedeutete die Dauerhaftigkeit des Wohlstands nach der Depression der 1890er Jahre, dass Amerikaner aller Klassen mehr Zeit und mehr Geld für neue Formen kommerzieller Unterhaltung erübrigen konnten.(226) (3) Die Massenproduktion als Ausdruck der Befreiung, wie Beschränkung des modernen Menschen Diese Güter des Massenkonsums, welche für wenig Geld erworben werden konnten, verkörperten aber nicht allein das Moment der Befreiung, sondern auch der Einschränkung. > Hinter der Fasade der Reichhaltigkeit, der unendlichen Verfügbarkeit von Gütern, stand die Standardi-sierung der Arbeit durch wissenschaftlich gemanagte Arbeitsprozesse. Arbeitsteilung und Standardi-sierung des gesamte Arbeitsablaufs setzten die Arbeiter unter Druck, schränkten seine Freiheit ein. > Im gleichen Maße, wie der Arbeitstag kürzer wurde, wurde er auch langweiliger, sich immer wiederholender, sowie fordernder. > Auf der einen Seite wurden die vertrauten Maßeinheiten Zeit und Raum außer Kraft gesetzt, auf der anderen Seite haben die Unternehmerstrategien das tägliche Leben einer rigoriosen quantitativen Kon-trolle unterzogen.(S. 226) (4) Die Revolutionierung der Arbeitsprozesse durch Fords wissenschafliches Managment Das wissenschaftliche Managment, die Arbeitsteilung und die Fließbandarbeit, stürzten den Arbeiterrepublikanismus und seine Vorstellung von der Würde des Arbeiters, in eine existentielle Krise. > Gewerkschaften haben oft die Kontrolle über den Arbeitsprozess dem Managment zugebilligt und im Gegenzug höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit eingefordert. > Dieser Handel basierte auf der stillschweigenden Annahme, dass die Arbeiter jenseits ihrer Arbeit in den Unterhaltungen und dem Trost, den man mit Geld sich kaufen könne, Befriedigung finden würden. > Henry Ford revolutionierte die Vorstellung von der Fließbandarbeit, indem die Anzahl ausgebildeter Arbeiter reduzierte und die Arbeit nach den Maßgaben des wissenschaftlichen Managments in kleine Zeiteinheiten unterteilte.(S. 262) > Die ungelernten Arbeiter mussten nurmehr einfache, wenige Handgriffe machen und wurden einer strengen Überwachung unterzogen.(S.263) (5) Die neue Ethik der Effizienz und die neue Ordnung einer rigiden Moral: die unsichtbaren Ketten Jenseits des Arbeitsplatzes lauerten aber noch andere, diffuse Grenzen - zum einen legale Beschränkungen gewohnter Freizeitaktivitäten wie dem Genuß von Alkohol und Drogen, sowie einer strengen Definition von sexueller, psychologischer und physischer Normalität. 38 > In einer neuen Ethik wurden sowohl die Arbeit, wie auch die Freizeit unter dem Gesichtspunkt der persönlichen Effizienz gestellt. Moderne Visionen von Befreiung und Gefühle von Klaustrophobie lagen dicht beieinander. > Die Visionen von einer Befreiung von allen Begrenzungen war die eine Seite der Waage, auf der anderen lag das Gefühl, das Selbst sei in Ketten gelegt, welche machmal leicht zu ertragen seien, aber größer und dauerhafter seien, als man es sich jemals vorstellen konnte.(S. 226) III. Der Ausbruch aus der entzauberten Welt (1) Houdini und die Sehnsucht nach dem "wahren Leben" Houdini war zugleich ein faustischer Held in einem klaustrophobischen Zeitalter und ein widerwilliges Wahrzeichen des übernatürlichen in einem Zeitalter des religiösen Zweifels. (S. 231) > In seinen Aktionen drückte sich das weit verbreitete Sehnen nach Flucht vor den Zwängen der Routine und der Normalität aus, aber auch ein Bewußtsein darüber, dass der Mensch den Kontakt zum "wahren Leben" verloren habe. > Das Streben nach einem intensiven Experimenten belebte sowohl die Welle romantischer Abenteuer-literatur, bis hin zu den zunehmend populären Vorstellung sich in der Wildnis zu regenerieren.(S. 232) (2) Die Abkehr von Banalität und bürgerlichen Konventionen: der Geist des experimentellen Lebens Die Abkehr von der Banalität wurde nunmehr jenseits des Schlachtfeldes des Krieges gesucht, nämlich in neuen literarischen und künstlerischen Richtungen, wie auch in philosophischem und religiösem Den-ken. > Diese Erkundungen, wie verschieden sie auch immer waren, gründeten in der gemeinsamen Sehnsucht die Ausreden [falschen Idealismus] des späten viktorianischen Realismus zu zerstören und sich selbst in eine Flut unvermittelten, intensiven Experiment zu versenken.(S. 232) > In der Sprache, der Phototgraphie, Architektur und im Design, haben die Protagonisten des "wahren Lebens" die ausschmückende, verschönernde Geste, das nutzlose Ornament, die banale Ausrede / Ausweichen attackiert.(S. 233) > Die Kritik an der bürgerlichen Vornehmheit gründete auf dem Glauben, dass kreative Leidenschaft nur jenseits der häuslichen, vertrauten Sphäre existieren könne. (3) Der Geist des Experiment und die Erfahrung der Wildniss: Revitalisierung versus Utilitarismus Die Agenda von der Ganzheit definierte Regeneration als die Wiedererlangung verlorener Energie. Die Prediger des Experiments dachten, dass eine Rückkehr zur Natur dem erschöpften Bürgertum neue Kraft geben werde. > Tausenden kraftlosen, nervlich zerrütteten, überzivilisierten Menschen könnte nur durch die Begegnung, dem sich Aussetzen der Wildniss geholfen werden.(S. 234) > Im besten Fall stellte die Religion der Erfahrung der Wildnis eine fundamentale Herausforderung des tief verankerten Utilitarismus der dominierenden Kultur dar, welche in der anthropologischen Überzeugung wurzelte, dass die Natur für den Menschen gemacht worden sei.(S. 236) (4) Die komplexe geistesgeschichtliche Wirkung des Darwinismus: Determinsimus - und - Vitalismus Ein breiter Strom des amerikanischen Denkens des frühen 20. Jahrhunderts verband die mit der darwinschen Theorie verbundenen Täuschung vom lineraren Fortschritt des Menschen mit einem vagen technologischen Determinismus.(S. 236) > Aus dieser implizit reformistischen Sicht, hatten sich die gesellschaftlichen Werte, wie auch die politi-schen und ökonomischen Institutionen noch nicht genug entwickelt, um mit den Realitäten der mensch-lichen Erfahrung im Gleichklang zu sein. > Entgegen des weitverbreiteten progressiven Cliches, führte die vitalistische Feier der Spontanität zu einem neuen, mehr flüchtigen Denkstil, welcher durch ein Mißtrauen gegenüber statistischen Formeln 39 und unveränderlichen Traditionen, einer Faszination von Energie, Wachstum und Fortschritt, gekennzeichnet war.(S. 237) (5) Pragmatismus, Utilitarismus und Vitalismus: Lebenspraxis und metaphischer Lebenssinn Begründet von Charles Pierce, weiterentwickelt zu einer höheren Stufe von Williams James, wurde der Pragmatismus von Dewey auf Gesellschaft und Politik angewendet. Er war die einflussreichste philo-sophische Konsequenz der Forderung nach einer unmittelbaren Erfahrung. > Die Langzeitwirkung war jedoch eine gegensätzliche. Unter Deweys Epigonen entkam der Pragmatis-mus niemals vollständig der utilitaristischen Geistehaltung. Was funktioniert und die Ausbildung für die Lebenspraxis wurden zum Wahrheitskriterium > Dennoch hatte der vitalistische Impuls weitreichendere Implikationen als den Utilitarismus. Sowohl seiner Bedeutung, wie Ursprünge waren religös. Religion war das Herz einer breiten Revolte gegen den Positivismus und der Zurückweisung der Vorstellung eines unfruchtbaren, von unerbittlichen Gesetzen gelenkten Universums, in welche alles messbar und nichts mehr geheimnisvoll war. > Das zentrale Problem für vile Vitalisten war das Gespenst eines Lebens und eines Todes ohne Sinn und Bedeutung. Die vitalistische Gärung war eine genuiner Versuch neue Bedeutungen für die menschliche Existenz inmitten der Trümmer kollabierender Dualitäten wie Körper und Seele, Materie und Geist, diese und die nächste Welt, zu finden.(S. 237) (6) Die Entdeckung des Unbewußten in der Religion und der Psychoanalyse Geistliche und Therapeuten begannen auf parallelen Pfaden zu arbeiten. Geistliche des urbanen Nordostens begannen die heilenden Kräfte des Unbewußten, der Kräfte, welche durch Hypnose freigesetzt werden könnten, der Psychoanalyse oder anderer Formen der "Autosuggestion" entdeckten.(S. 244) IV. Dialektik von der Befreiung des Menschen und technolog, ökonom. und imperialen Progress (1) Vom protestant. Ideal der asketischen Selbstkontrolle zur umfassenden Befreiung des Individuums Ob Energie von innen oder von außen kam, sie war unbegrenzt wie es die Elektizität offensichtlich war. Die Hindernisse zur Gewinnung von Energie waren nicht materieller Natur wie das Einkommen, son-dern mentaler und emotionaler Natur. > Die Emotion, welche die Energie am meisten beinträchtigte war demnach die Angst, welche als Kern der Neurasthenie ausgemacht wurde. > Die Sorge um die Befreiung des Individuums (seines Selbsts) von inneren Zwängen unterminierte die psychologische Grundlage des alten, statischen Ideals der ökonomischen Selbstkontrolle.(S. 246) (2) Übertragung des Diskurs der psychologischen Unbegrenztheit des Menschens auf die Ökonomie Ökonomische Metaphern von Gesundheit begannen sich mehr auf Wachstum und Fortschritt als auf Stabiltät, mehr auf Konsum und Investitionen als auf Ersparnis zu beziehen. > Indem die Psychologie der Reichhaltigkeit (abundance) sich verbreitete, wurden in einer neuen dyna-mischen Athmosphäre alte Erfolgsrezepte eingehüllt. > Nach der Jahrhundertwende wurde Geld immer weniger als untätige Ware, welche schrittweise akku-muliert werden konnte und zu einem stetigen Wachstum neigte, betrachtet. Geld wurde zunehmend als eine flüssige, fluide und dynamische Kraft gesehen. (S. 246) > Die neue Betonung auf das Kapital als Kraft (force) übersetzte die Psychologie des Überflusses (abundance) in ökonomische Begriffe > Die Vision unbegrenzter Aussichten bezog seine Stärke aus den technologischen Wunder, Kino, Autos, vor allem Flugzeuge, welche der Eroberung der Natur durch die Erfüllung des alten Traums vom Fliegen Ausdruck gaben.(S. 247) (3) Die Unterhaltungsindustrie: das komplizierte black-white pas de deuz (Verachtung u. Faszination) 40 Der Aufstieg der Unterhaltungsindustrie rührt von sich ändernden ökonomischen Bedingungen her. Zwischen 1870 und 1900 wuchsen die Löhne der nichtagrarischen Arbeiter um mehr als 50 Prozent. > Die Löhne der Industriearbeiter (manufacturing) stiegen um 25 Prozent. Allgemein ging die Wochen-arbeitszeit zurück. Arbeiter hatten nun mehr Zeit für sich selbst zur Verfügung [Freizeit]. (S. 248) > In der Unterhaltungsindustrie der Weißen, in der Populärkultur, fungierte der Schwarze als Objekt des rassistischen Amusement. > Das Idiom des Amerikaners, die Kohärenz der Vereinigung unterschiedlicher ethnischer Gruppen in einer Massenkultur hing vom Ausschluß der Afroamerikaner bzw. ihrer rituellen Demütigung, wenn sie überhaupt öffentlich auftraten. > Das black-white pas de deux offenbarte aber nicht nur Verachtung sondern auf Anziehung. In den Tänzen der Schwarzen, den "coon songs" verkörperte sich eine Schlichtheit und Freiheit, welche für das weiße Bürgertum unerreichbar war. Es wurden verbotene Fantasien von interrassischen Sex. (S. 252) (4) Die Eingliederung der sportlichen Freizeitunternehmungen in das utilitaristische Werteschema Die Freizeitunternehmungen passten sich den gewohnten Geschlechterrollen an. Schwimmen, Golf und Tennis boten Möglichkeiten einen stromlinienförmigen, athletischen Körper zu präsentieren, welcher den stämmigen Mann und die wohlbeleibte Frau als Ikonen des Erfolgs, ersetzte. (S. 269) > Die moderne Unterhaltungs-und Freizeitindustrie boten kaum mehr Möglichkeiten für mehr als nur eine lauenhafte, unbeständige Spontanität. > Die sportlichen Freizeitunternehmungen wurden utilitaristischen Werten zugeordnet. Es wurde betont, dass Sort der Charakterbildung zuträglich sei. Er diene der Sozialisierung von Kindern zu Erwachsenen [und ihren Werten und Verpflichtungen], die Revitalisierung der Erwachsenen dient wiederum ihrer höheren, effizienteren Arbeitsleistung. Dies war die Verbürgerlichung der Freizeit. Das Spiel, welches vormals seinen Zweck in sich selbst hatte, wurde zu etwas Nützlichem. > Das Konzept eines perfekten Körpers, welcher sich ostentativ in Oppositon zur modernen Industriegesellschaft wähnte, kapitulierte faktisch der Annahme / Anmaßung, dass Perfektion in materiell defnierten, standardisierten und wiederholbaren Prozessen und Produkten lag.(S. 270) > Die neue Unterhaltungsform der Revue präsentierte standardisierte Bilder der "all-American" beauty in Tanznummern, welche Ähnlichkeiten mit militärischen Drill hatten.(S. 270/271) > Der Mensch als sein eigener Agent (well-managed self) wurde das neue gesellschaftliche Ideal der Mittel-und Oberklasse.(S. 271) (5) Die neue Arbeitsethik und das Hamsterrad von Produktion und Konsumption Das Statusstreben stellte nunmehr die Arbeitsethik nicht mehr in Frage, sie wurde durch diesen neuen, säkularen Weg von neuem untermauert. Der stetige Konsum demoralisierte den Arbeiter nicht mehr, sondern hielt ihn auf der Spur stetigen Austiegs. > Die sogenannte Ökonomie des Überflusses sollte besser als Hamsterrad von Verdienen und Ausgeben genannt werden. Die fortwährende Produktion und Konsum machten neue Standards von Nüchternheit und Rationalität erforderlich.(S. 267) (6) Die restriktive, illiberale und unternehmerfreundliche Dimension des Kampfs für Gesundheit Der Krieg gegen den Alkohol wurde zur einer Massenbewegung für eine moralische Revitalisierung. Beim Krieg gegen Drogen ging es zunächst einmal hauptsächlich um die Schaffung von Sicherheitsstandards in der Nahrungsindustrie und der Medizinindustrie. > Kommerzielle Patente und soft drinks, unter ihnen Coca-Cola, beinhalteten oft geringe Dosen von Kokain oder andere süchtig machende Drogen, darunter Alkohol.(S. 267) 41 > Seit den 1890er Jahren haben die USA begonnen mehr Menschen für zahlreichere Vergehen als je zuvor einzusperren. Vormals private Angelegenheiten wurden in einem beispiellosen Ausmaße zu einer Angelegenheit des Staates, oder einer Firma.(S. 267) > In der Rhetorik der Prohibitionisten von der Regeneration mischten sich moralischen mit unternehmer-ischen Themen. Arbeitgeber waren von der Vorstellung nüchterner Arbeiter fasziniert.(S. 269) Kapitel 7. Empire als Lebensweise [Empire as Way of Life] I. Das Empire als Lebensform, als Quelle der Regeneration, Garantie von Wohlstand u. Sicherheit (1) Die Kultur des Empire: Selbstwahrnehmung als Exporteur von Moral und Demokratie Die wenigsten Amerikaner haben sich offen als Imperalisten, als Föderer der Architektur eines Empire bezeichnen lassen wollen. Viel eher haben sie beansprucht, Demokratie und Moral zu exportieren. > Die weniger reichen, einflußreichen Amerikaner verharrten viel eher in ihrem Glauben an die republi-kanische Tradition, welche sie als Waffe gegen die Plutokratie einsetzten. > Auch wenn die wenigsten Amerikaner die Formulierung von einer Architektur des Empire übernommen haben, ist sie doch von Wert, da sie suggeriert, wie imperiale Einflüsse mit dem alltäglichen Leben verwoben waren und eine Kultur des Empire geschaffen wurde.(S. 278) (2) Die alternative Form des Empire: das indirekte Empire und die Schaffung eines Klientelsystems Das amerikanische Empire unterschied sich von dem europäischen Modell nicht nur was die äußere Form, sondern auch dessen Wesen betrifft. (S. 278) > Anstellle dass ausländische Territorien offen besetzt und eingegliedert worden wären, haben die amerikanischen Politiker nach einem Zugang zu Rohstoffen, Investmentmöglichkeiten und Märkten auf eine indirekte Art und Weise gestrebt.(S. 278/279) > Dieses indirekte Empire sollte durch die Schaffung eines Klientelsystems, die Einschüchterung von Kritikern, falls das Klientelregime scheiterte, periodische militärische Interventionen und gelegentlich verlängerte Besatzung, installiert werden. (3) Die Notwendigkeit des Empire für die Befriedung innenpolitischer Probleme - und Träume Was die Amerikaner auf die imperiale Politik festlegte, gleich ob sie sich dessen bewußt waren oder nicht, war ihre Abhängigkeit vom Empire für die Sicherstellung ihres Wohlstandes, für ihre rassische, gesellschaftliche und sogar moralische Identität als ein Volk, und für die Realisierung ihrer machtvollen Träume von persönlicher und nationaler Regeneration. > Progressive und Populisten verbanden mit ihren Träumen von einer Regeneration durch das Empire vor allem die Schaffung eines Königreichs Gottes auf Erden - ein kooperatives Gemeinwesen, welches der habgierigen Gewalt des Monopolkapitals Parolie bieten könnte.(S. 279) (4) Die Legitimierung des militärischen und wirtschaftl. Einflußes durch die Stabiliätsdefinition Die enge Definition von Stabilität in Cuba (die Garantie von US-Investitionen in der Landwirtschaft und anderen Unternehmungen) lag der Kultur des Empire zugrunde. > Diese Defnition erlaubte der US-Regierung bedeutende territoriale Ansprüche zu erheben, welche die Legitimation für den Anspruch auf kleine Landpartien als Stützpunkte und Basen dienen sollten, welche wiederum der wirtschaftlichen Durchdringung des Landes dienen sollten.(S. 279) > Die Monroe-Doktrin, welche allein den Schutz Lateinamerikas vor europäischen Interventionen forderte, wurde von Roosevelt, der die mangelnde demokratische politische Ordnung bzw. die Instabilität eines Landes als legitimen Grund zur Intervention erklärte.(S. 285) (5) Das Empire als Lebensform als Bedingung von Massenkonsum und erhöhten allg. Lebensstandard 42 Der Zugang zu Rohstoffen und die Investmentmöglichkeiten waren vor allem im Sog der Fusionswelle von 1897-1903, als die Wall Street neue Kapitalpools schuf, während Washington neue Investitions-plätze zur Verfügung stellte. > Das Spekulationsfieber war nicht allein auf die Mittelklasse beschränkt, sondern ergriff auch die Arbeiterklasse.(S. 282) > Der Imperialismus wurde als Mittel gesehen, das Massenkonsum und Erhöhung des Lebensstandards des gewöhnlichen Volks garantieren könne. > Aus dieser Perspektive aus gesehen war das Verhältnis zwischen Empire und Konsum ein wechselsei-tiges: falls die imperialistische Politik half, den Konsum zu stimulieren, haben im Gegenzug die gestie-genen Konsumerwartungen die imperiale Expansion befördert. > Für eine Gesellschaft, die sich auf immer größeren Massenkonsum eingestellt hat, schien das Empire als Lebensform unerlässlich. > Nach der Schließung der Grenze und damit der Westwanderung fiel diese Möglichkeit der Verbreitung eines weißen Klassenbewußtseins weg.(S. 283) (6) Die Regeneration durch das Empire, Zivilisierung und Stabilisierung fremder Länder Die US-Macht würde zur Verbreitung von Demokratie und Moral, zur Stabilisierung chaotischer politischer Verhältnisse, allgemein zur Zivilisierung der Fremden führen. Das war nicht der alte, korrupte europäische Imperialismus, sondern eine neue, moralisch belebte amerikanische Version.(S. 286) > Die Überreste des alten ritterlichen Kodes vom Fair play unter gleichrangigen verschwand inmitten des imperialen Rassenkriegs [vor allem im Philippienienkrieg]. Auf die Rhetorik der hohen Moral wurde jedoch meist nicht verzichtet.(S. 291) II. Die wirtschaflichen Konzentrationsprozesse, Machterhalt und -zuwachs etablierter Eliten (1) Die umfasssende Allmacht der Trusts und die Machtlosigkeit der arbeitenden Schichten Die aristokratische Abneigung gegen blosen Handel durchzog T. Roosevelts Militarismus, hat aber auch im gleichen Zug sein Bestreben, die Macht unverantwortlichen Reichtums zu sichern animiert.(S. 291) > Spekulation wurde zwar nicht zu einem Massenphänomen, sie blieb auf die Klasse der Angestellen (white-collar classes) beschränkt. > Die großen Unternehmer, die trusts vor allem kontrollierten nicht allein die wirtschaftliche Landschaft, sondern auch die Legislatur und das lokale Geschäft gleichermaßen. Die alten laissez-faire Frömmigkeiten wurden bei der rücksichtslosen Auschaltung von Konkurrenten ignoriert. > Rockefeller, Morgan und andere Trust-Chefs zielten auf Dominanz, nicht auf Wettbewerb. Indem sie sich allein auf ihre eigenen Ratschläge verliesen transformierten sie den freien Markt in unfreie Mono-pole. (S. 291) > Die Angestellenklasse, wie auch die Facharbeiter, Farmer und kleine Eigentümer - sie alle fühlten ihre ganze Lebensweise durch die neue, präzidenzlose Konzentration wirtschaftlicher Macht bedroht.. > Was ihre Lage umso bedrohlicher werden lies, war die Tatsache, dass sie scheinbar auf gesetzlichen Wege keine Zuflucht finden konnten.(S. 292) > Nach seiner Wiederwahl hat Roosevelt eine anti-trust-Prozesse gegen mehrere trusts eingeleitet, was seinen Ruf als trust buster begründete.(S. 293) (2) Von der republikanischen Vision des Gemeinwohls zum neuen Wert der Meritokratie Die alte republikanische Vision des Gemeinwohls wurde in unternehmerische und technokratische Begriffe übersetzt.(S. 296) > Das neue Ideal einer neutralen Expertise hat allmählich die alten Vorstellungen von bürgerlicher Tu-gend, vor allem bei Fachmännern die in Unternehmen, Regierungsagenturen und Universitäten wie auch im Managerflügel der progressiven Reform ersetzt. 43 > Diese incorporation of America machte eine breite Neuorientierung der Werte der herrschenden Klasse erforderlich. Die Begriffe der Selbstrechtfertigung verschoben sich von der Moral hin zur Meri-tokratie (dem Verdienstadel). (3) Der Zusammenhang von ethnischer Differenzierung und Machtanspruch der weißen Eliten Das Streben nach ethnischer Differenzierung diente der Revitalisierung der weißen Eliten und gleichzeitige deren Machterhalt. Sie schufen eine herrschende meritokratische Klasse. Die Sehnsucht nach Erneuerung der Klasse hat nicht allein die höhere Bildungsinstitutionen verändert. > So wurden auch die Vorbereitungschulen, welche die Heranbildung einer golden Jugend garantieren sollte. Die alten Betonungen auf den Charakter mischten sich mit einer neuen Betonung auf apprentice meritocracy (Lehrlings,- Praktikantenmeritokratie) > Die etablierten Eliten waren entschlossen zu zeigen, dass sie es verdienten, die entstehende Unternehmergesellschaft zu leiten. (S. 297) III. Die Agenda der Populisten und deren Einfluß auf die progressive Bewegung (1) Philanthropie, antimonopolistische Stimmungen und der Einfluß der Populisten auf Progressive Rockefeller und Carnegie waren die auffälligsten unter den Philanthropisten, bei weitem aber nicht die einzigsten. Seit dem 20. Jahrhundert haben die herrschenden städtischen Klassen hatten begonnen ein neugefundenes bürgerliches Bewußtsein an den Tag zu legen.(S. 298) > Antimonopolistische Stimmungen verbreiteten sich von ländlichen Regionen zu den Städten und Vor-orten und schufen neue Bindungen zwischen agrarian radicals und white-collar professionals. > Was als eine Bewegung wütender Populisten in den 1890er Jahren begann, wurde innerhalb von zwei Jahrzehnten zu einem breiten Konsens der Progressiven, welche moralische und gesellschaftliche Regen-eration forderten.(S. 299) (2) Das soziale Profil und Forderungen der Populisten und die Eigenarten amerikan. Sozialismus Wie die Knights haben die Farmers' Union ein weites Netz gezogen, mit dem Ziel einen umfassenden Teil der produktiven Klassen zu repräsentieren. > Neben Farmern gehörten zu ihren Mitgliedern Schullehrer, Mechaniker, Geistlicher und Ärzte.(S. 300) Ausgeschlossen wurden hingegen Banker, Kaufleute, Anwälte und Spekulatoren. > Ihre Ideologie verband Mißtrauen gegenüber Geldmanipulationen mit republikanischen Mißtrauen gegenüber konzentrierter Macht mit Forderungen nach direkten Wahlen und demokratisch geregelter Währung. > Sie forderten die Verabschiedung von anti-trust Gesetzen, die Regulierung der Eisenbahnen, öffentliche Kontrolle der Banken und der Währung, von der Regierung gedeckte Kredite an die Farmer, niedrigere Zölle, Hilfe für die landwirtschaftliche und industrielle Ausbildung, die öffentliche Wahl der Senatoren wie auch des Präsidenten (verbunden mit der Abschaffung des Wahlkollegiums) und des Supreme Court, wie auch das gesetzliche Verbot der Spekulation mit landwirtschaftlichen Gütern. > Mit Ausnahme der letzten paar Forderungen, wurden sie alle Teil der progressiven Agenda. Das auf-fälligste an diesem eigentümlich amerikanischen Sozialismus war, dass er immer im Landesinneren stär-ker als im industrialisierten Nordosten war.(S. 301) (3) Gemeinsamkeiten und Differenzen innerhalb der progressiven Bewegung Es gab aber unter den Progressiven wichtige Unterschiede, so mißtrauten die einen dem Expertenkult bzw. dem Kult der Expertise, andere wiederum akzeptierten diesen. > Die einen forderten eine gesetzliche Regulierung von Unternehmen und das gesetzliche Verbot unsitt-lichen Geschäftsgebarens. > Andere wiederum waren bereit die Regulierung dem Ermessen der bürokratischen Administration zu überlassen.(S. 299) 44 > Auf der nationalen Ebene haben die progressiven Reformer zunehmend verschiedene Sprachen gesprochen. Die progressive Weltsicht war von Spannungen zerrissen - Populismus versus Expertise, Pro-duktion versus Konsum, gesetzliche versus administrative Regulation. > Schließlich waren die populistischen Progressiven gezwungen Kompromisse zwischen ihren Prinzipien zu treffen, um die gewünschte Gesetzgebung zu erreichen.(S. 310) (4) Der progressive Egalitarismus: die Forderung nach direkter Demokratie Die meisten Progressiven sprachen jedoch eine ähnliche Sprache, welche ihre ursprünglichen Impulse gegenüber der Politik belebte. > Egalitäre Ideen durchzogen progressive Diskurse und waren die Grundlage für die Forderungen nach Referenden, dem Rückruf (recall) und anderer Wahlreformen, welche auf direkte Demokratie zielten. > Der Antrieb das Frauenwahlrecht durchzusetzten wurde beibehalten, welche die erfolgreichste Bewe-gung zur Erweiterung der Wählerbasis in der US-Geschichte gewesen ist. > Die Beschäftigung mit der direkten Demokratie florierte vor allem auf der lokalen Ebene. Vor allem progressive Bürgermeister haben die Demokratie revitalisiert, zum Teil durch die Innovation von home rule, welche die Stadtregierungen von konservativer und oft korrupter Gesetzgebung befreite, und teilweise durch die Ermutigung der Bürger sich in der Politik zu engagieren.(S. 309) (5) Die umfassende Agenda der moralischen Erneuerung Die progressive Reform war aber niemals blos auf die Politik beschränkt, sondern hat sich immer auch die breitere Agenda moralischer Regeneration bezogen. > Frauen spielten bei diesem Verschiebung der Reformagenda von der persönlichen hin zur gesellschaftlichen Erneuerung, bzw. der Verbindung beider Ebenen in der Prohibitionsbewegung, gekennzeichnet. (S. 310) (6) Die Durchsetzung zentraler Forderungen und das oberflächliche Bündnis mit Präsident Wilson Mit Wilson als Präsident haben die Vertreter der Farmer im Kongress zentrale Punkte ihrer Agenda durchsetzen können, wie die Senkung der Zölle, eine Ausweitung des Sherman Antitrust Act, und öffent-liche Währungskontrolle. > Die Notwendigkeit der Kompromißbildung bei der Gesetzgebung machte eine Abschwächung der populistischen Forderungen unumgänglich.(S. 318) > Die Allianz zwischen den Farmern und Wilson war aber nicht nicht von Dauer. Farmer und ihre Verbündeten waren im unternehmerfeindlicher und antiimperialistischer eingestellt als Wilson.(S. 320) (7) Die Gemeinsamkeiten und Differenzen in der Rhetorik im Lager der Imperialisten Je länger er im Amt blieb, desto mehr realisierte er seine Distanz zu den agrarian democrats, die ihn gewählt haben.(S. 320/321) > Nirgendwo war dies deutlicher als in der Außenpolitik, in welcher Wilson die imperialen Interventionen seines Vorgängers fortsetzte, obgleich er dies in eine noch umfassendere Rhetorik der Regeneration bettete.(S. 321) > Die harten und die weichen Imperialisten teilten eine gemeinsame Verpflichtung gegenüber globaler wirtschaftlicher Vorherrschaft. Während Roosevelt und Beveridge begierig nach militärischer Erober-ung waren, predigte Wilson das Evangelium der kulturellen Erbauung durch Konsum.(S. 321) Schluß. Das vergebliche Sterben [Dying in Vain] (1) Das Scheitern des Königreichs auf Erden an den Realitäten des amerikanischen Pluralismus 45 Beunruhigt über den endlosen Krieg [Erster Weltkrieg], eifrig auf einen dauerhaften Frieden bedacht, hat Wilson jedoch versagt, als es darum ging, seine eigenen militaristischen Konventionen und diejeni-gen seines Milieus zu transzendieren - vor allem den Glauben an moralische Wiedergeburt durch Krieg. > Er allein, so glaubte er, könnte dem Blutopfer etwas gutes abgewinnen (to redeem), indem er eine neue Weltordnung schuf.(S. 329) > Das Königreich Gottes auf Erden, wie auch ein genossenschaftliches, kooperatives Gemeinwesen, wa-ren unzweifelhaft unerreichbar. Die amerikanische Gesellschaft war zu pluralistisch um sich den protestantischen Visionen von Revitalisierung, zu unternehmerfreundlich, um ihre privaten Ambitionen dem öffentlichen Wohl unterzuordnen.(S. 352) (2) Die Wirkungen der Vision vom Gemeinwohl: (a) die Schaffung eines begrenzten Wohlfahrtstaates Aber ohne diese Vision hätte wahrscheinlich nicht einmal ein begrenzter Wohlfahrtsstaat eine Chance gehabt. Die Social Gospel agenda war trotz deren provinziellen Moralismus zumeist wohltätig und not-wendig. > Indem sie die Herrschaft des Geldes zurückwiesen, haben die Social Christians einen Präzedenzfall für spätere Politik geschaffen, welche den katastrophalen Wirkungen der kreativen Zerstörung auf das Alltagsleben entgegenwirken wollten > Auch wenn der Krieg die progressive Reform zeitweise zum Stillstand brachte, hatte er doch auch unbeabsichtigte heilsame Wirkungen.(S. 352) (b) Die Einleitung des Schutzes von bürgerlichen Freiheiten durch den Supreme court Die Unterdrückung der bürgerlichen Freiheiten während des Krieges haben eine neue liberale Rechtsprechung provoziert, welche den Minderheitenrechten größeres Gewicht beimaß (auch wenn der Schutz der Rechte der Schwarzen noch beinahe fünfzig Jahre dauern sollte).(S. 352) (3) Von der Politik der Regeneration, Militarismus zur liberalen Politik der Einschränkung Dies war Teil der breiten Wandels von der Politik der Regeneration zu etwas, was man als Politik der Einschränkung beschreiben könnte, welche jedoch von ihren Befürwortern öfter als Liberlismus statt Progressivismus charakterisiert wurde.(S. 352) > Im Zuge der Krise der 1930er Jahre wurden die progressiven Ideen zunehmend gedämpft und säkular und haben ihre transformative Macht verloren. > Die Abkehr von Träumen von Regeneration waren im militärischen und außenpolitischen Bereich sogar noch offensichtlicher. Mit dem großen Schlachten des Ersten Weltkriegs ist die Idee von Regeneration durch Krieg in Mißgunst gefallen.(S. 353) 46