Kurzbiographien jüdischer und israelischer Persönlichkeiten Kategorie Biblische Persönlichkeiten Persönlichkeit Porträt Awraham Awinu Awraham ist als Stammvater Israels eine zentrale Figur des Tanach. Er gehört zusammen mit seinem Sohn Jizchak und seinem Enkel Ja’akow zu den Erzvätern, aus denen laut biblischer Überlieferung die Zwölf Stämme des Volkes Israel hervorgingen. Nach dem Tod von Awrahams Vater Terach, wird Awraham von G’tt aufgefordert, in ein Land zu gehen, in das er ihn führt. Awraham und seine Frau Sara ziehen nach Kna’an. G’tt verspricht Awraham und seinen Nachkommen, die sich vermehren werden, Kanaan (territorial das heutige Israel) zu bewohnen. Die biblische Landverheißung begründet einen Teil des heutigen Anspruchs der Juden auf Israel. Als Awraham 99 Jahre alt ist, bekräftigt G’tt seinen Bund mit ihm und fordert von ihm und seinen Nachkommen fortan das Zeichen der Beschneidung. Unter anderem deswegen gilt Awraham als erster Jude. G’tt sagt ihm, dass er ihn segnet und er ein Vater vieler Nachkommen sein wird. Die davor kinderlose Sara wird kurz darauf schwanger und gebärt in sehr hohem Alter einen Sohn namens Jizchak. Ein Höhepunkt der biblischen Erzählungen über Awraham wird dann erreicht, als G’tt Awraham befiehlt seinen Sohn zu opfern. Der Glaube Awrahams wird dadurch auf die Probe gestellt. Bevor Awraham seinen eigenen Sohn opfert, sendet G’tt einen Widder, der anstatt Jizchak getötet wird. Diese Geschehnisse haben mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Tempelberg in Jerusalem stattgefunden. Awraham starb mit 175 Jahren und wurde neben seiner Frau Sara in der Höhle Machpela begraben. 1 Sara ist die Frau Awraham Awinus und gilt als Stammesmutter Israels. Die Unfruchtbarkeit Saras ist in vielen Erzählungen zentrales Thema. Da Sara keine Kinder zeugen kann, tritt ihre Sklavin Hagar stellvertretend an ihre Stelle, was für diese Zeit nicht unüblich ist. Als Hagar, die Sklavin, schwanger wird, verspottet sie die unfruchtbare Sara. Sara rächt sich und Hagar muss fliehen. In der Wüste bringt sie Jischma’el zur Welt, der als Vater vieler arabischer Stämme gilt. Als Sara 90 Jahre alt ist, sagt G’tt ihr und Awraham einen Sohn zu. Trotz der eigentlichen Ca.1812 v.d.Z. Sara Imejnu Ca. 1800 v. d. Z. Jizchak Ca. 1712 v. d. Z. Ja’akow Ca. 1652 v.d.Z. biologischen Unmöglichkeit, bringt Sara mit 90 Jahren Jizchak zur Welt. Sein Name „Jizchak“ leitet sich von dem Wortstamm „Lachen“ (Zachak) ab, weil Sara bei der Nachricht, sie werde jetzt noch ein Kind gebären, lachte. Nach dem Talmud ist Sara eine der sieben Prophetinnen. Sie verstirbt mit 127 Jahren, als sie davon erfährt, dass Awraham ihren einzigen Sohn opfern soll. Sie wird bei Chewron in der Höhle Machpela von Awraham bestattet. Jizchak ist eine zentrale Figur des jüdischen Glaubens. Zusammen mit seinem Vater Awraham und seinem Sohn Ja’akow wird er zu den Erzvätern Israels gezählt. Über Jizchak ist von allen drei Stammesvätern am wenigsten biblisch überliefert. Er ist der zweitgeborene Sohn Awrahams, der einzige, den er mit seiner Frau Sara zeugte. Im Alter von acht Tagen wird Jizchak beschnitten. Awraham wird von G’tt auf die Probe gestellt, indem er seinen Sohn Jizchak opfern soll. Awraham gehorcht und macht sich mit seinem Sohn auf den Weg ins Land Moria. Dort baut er einen Altar und bindet Jizchak darauf fest, um ihn zu opfern. Ein Engel G’ttes greift im letzten Moment ein, erklärt Awraham die Probe und bestätigt ihm und seinen Nachkommen ewigen Segen. Nach dem Tod von Sara schickt Awraham einen Knecht auf die Suche, eine Frau für Jizchak zu finden. Jizchak ist bei der Heirat seiner Frau Riwka, die eine Enkelin von Awrahams Bruder ist, 40 Jahre alt. Riwka ist lange Zeit kinderlos, bekommt jedoch im eigentlich nicht gebärfähigen Alter Zwillinge, nachdem Jizchak ein Gebet gesprochen hat. Ihre Söhne heißen Esaw und Ja’akow. Jizchak stirbt im Alter von 180 Jahren. Ja’akow ist zusammen mit Awraham (seinem Großvater) und Jizchak (seinem Vater) einer der Stammesväter der Israeliten im Tanach, der hebräischen Bibel. Als solcher ist er eine zentrale Figur für das Judentum und das Christentum. Seine Eltern waren Jizchak und Riwka. Esaw war sein Zwillingsbruder. Als Esaw nach tagelanger Jagd nach Hause kommt, verkauft er Ja’akow sein Erstgeburtsrecht für eine Linsensuppe. Die Erblindung Jizchaks ermöglicht es Ja’akow, den Erstgeburtssegen zu erschleichen, nachdem seine Mutter Riwka ihn dazu angestiftet hat. Aus Angst vor Esaws Zorn geht Ja’akaow nach Haran, wo er bei seinem Onkel Lawan arbeitet und ihm und sich selbst zu großem Reichtum verhilft. Er heiratet in Haran Rachel und Lea, die beiden Töchter seines Onkels Lawan. Er beschließt nach Kna’an zurückzukehren, befürchtet jedoch das Aufeinandertreffen mit seinem Mosche Rabbejnu Ca. 1392 v.d.Z. Zwillingsbruder. In der Nacht vor der Begegnung mit Esaw wird Ja’akow am Fluss Jabbok von einem Mann angegriffen, mit dem er die ganze Nacht kämpft. Es stellt sich heraus, dass der Mann ein himmlisches Wesen ist, welches ihm den Namen Israel („G‘ttesstreiter“) gibt. Bei der Begegnung ist Esaw, wider Erwarten Ja’akows, freundlich und nicht feindselig. Ja’akow hat insgesamt zwölf Söhne, die er mit Rachel und Lea zeugt. Aus ihnen gehen die zwölf Stämme Israels hervor. Mosche ist Israels größter Prophet. Er wird in Ägypten als Jude geboren und von seiner Mutter aufgrund eines Tötungserlasses seitens des Pharaos gegen jüdische Neugeborene, auf dem Nil ausgesetzt. Auf wunderbare Weise wird er von einer ägyptischen Prinzessin gerettet und erhält den Namen "MOSCHE", was dem hebräischen Wort „Der Herausgezogene“ entspricht. Mosche wird am pharaonischen Hof in aller Weisheit Ägyptens erzogen, ist sich aber seiner jüdischer Herkunft jedoch immer bewusst. Weil er einen Ägypter getötet hat, nachdem dieser einen israelitischen Sklaven geschlagen hatte, muss er fliehen und kommt nach Midian. Dort lebt er 40 Jahre und heiratet. In dieser Zeit werden ihm zwei Söhne geboren. Als die Zeit gekommen ist, beruft G’tt ihn aus einem Dornbusch. Mosche soll im Namen G’ttes die Hebräer aus der Sklaverei heraus in das versprochene Land führen. Erst nach den zehn Plagen ist der Pharao einverstanden, das Volk ziehen zu lassen. In der Wüste gibt G’tt durch Mosche dem Volk Israel sein Gesetz, indem er ihm die Bundestafeln mit den zehn Geboten auf dem Berg Sinai übergibt. Gleichzeitig schließt er einen Bund mit Israel. Als Mosche nach 40 Tagen vom Berg Sinai hinunter kommt, sieht er sein Volk, wie sie das Goldene Kalb anbeten. Der Bund beinhaltet jedoch, dass Israel sich nur an G’tt hält, und sich von allen Göttern und trennt. Als Mosche während des Exodus im Jähzorn den Felsen schlägt, um Wasser zu bekommen, anstatt, wie G’tt es befohlen hat, mit dem Fels zu sprechen, darf er das versprochene Land nicht betreten. Er stirbt kurz vor dem Einzug ins Land auf dem Berg Newo, von dem aus er das Land sehen kann. Sein großes Vermächtnis für Israel sind die fünf Bücher Mosches - die "Thora“, das Gesetz. Aharon Hakohen HaGadol Ca. 1400 v.d.Z. David HaMelech Ca. 1040 v.d.Z. Aharon ist nach biblischer Überlieferung der ältere Bruder von Mosche. Es ist bekannt, dass Aharon Mosches Reden gehalten hat, da sein jüngerer Bruder stotterte. Aharon wird von Mosche auf G’ttes Gebot zum Kohen Hagadol (=Hohepriester) gesalbt. Nach der jüdischen Überlieferung gelten heute alle Nachkommen Aharons als Kohanim im Judentum und haben einen besonderen Status. Aharon gilt als besonders friedliebend. Im Talmud wird berichtet, wie er zwischen zerstrittenen Parteien vermittelt und Frieden stiftet. Als Mosche den Berg Sinai besteigt, um die Gesetzestafeln von G’tt zu erhalten, und lange nicht mehr zurückkommt, wird das Volk ungeduldig. Aharon sammelt Gold ein und lässt die Menschen das Goldene Kalb gießen. Seine Absicht ist es, das Volk zu beschäftigen, bis Mosche zurückkommt. Das Volk aber hält das Goldene Kalb für einen G’tt und betet es an. Für die Sünde des Goldenen Kalbes wird Aharon bestraft, indem es ihm wie Mosche verboten ist, das verheißene Land zu betreten. David ist laut des Tanach König von Jehuda, aber auch eine Zeit lang von Israel. Er lebt um 1000 v.d.Z. und ist der Nachfolger von König Schaul. Er gilt als Verfasser der „Sefer Tehilim“ (Buch der Psalmen). Sefer Tehilim besteht aus 150 Psalmen, die in fünf Bücher eingeteilt sind. Die Psalmen spielen sowohl in der jüdischen wie auch in der christlichen Liturgie eine bedeutende Rolle und wurden vor allem in Musik und Literatur vielfach aufgegriffen. In allen täglichen Gebeten, beim Gespräch mit G’tt und wenn er G’tt um Hilfe anfleht, liest ein religiöser Jude Tehilim. Es bestehen zwei Geschichten, wie David an den Hof von Schaul kam. Die eine besagt, dass David mit seiner musikalischen Affinität Schaul mit einem Harfenspiel aufmuntern sollte. Die andere Erzählung ist wesentlich bekannter. David soll seinen im Militär dienenden Brüdern Brot und Käse bringen. Er erfährt die Verhöhnungen der Philister und stellte sich dem König Schaul vor. Der König gibt ihm eine Rüstung, die der junge David jedoch ablehnt. Einzig und allein mit einer Steinschleuder bewaffnet tötet er den Philisterriesen Goliath. David wird als Held angesehen und Schaul wird aufgrund dessen eifersüchtig. Um ihn zu töten, schickt er David ins Gefecht mit der Aufgabe, mit 100 Vorhäuten der Philister zurückzukehren. In diesem Falle dürfe er Michal, seine Tochter, heiraten. Wider Erwarten kommt David mit 200 Vorhäuten zurück und heiratet Michal, muss Schlomo HaMelech Ca. 1000 v.d.Z. jedoch aufgrund von weiteren Mordabsichten von Schaul fliehen. Als sich Schaul in die Höhlen von En Gedi begibt, in der sich zufälligerweise David versteckt, schneidet David Schaul nur ein Zipfel seines königlichen Gewandes ab statt ihn zu töten. Dieser ist wiederum von Davids Loyalität tief beeindruckt und prophezeit, dass David sein Nachfolger werden wird. Der sogenannte Davidstern soll eine Verbindung zu G’tt darstellen und diente einst dem Schutz Davids. Die sieben Teile stehen für die sieben Schöpfungstage und die zwölf Ecken für die zwölf Stämme Israels. Schlomo war in der Zeit um das 10. Jahrhundert v.d.Z. König des vereinten Königreichs Israel. Nach Schaul und David war er der 3. König Israels. König Schlomo erweiterte die Infrastruktur des Landes, indem er Städte ausbaute und den ersten Tempel in Jerusalem errichtet. Er gilt als sehr klug und tolerant, was sich auch dadurch äußert, dass er das Königreich für andere Religionen und Kulturen öffnet. Er gilt auch als Autor von „Kohelet“, welches eine Sammlung von Weisheitssprüchen, praktischen Lebensratschlägen und Warnungen vor falschen Lebensweisen ist. Das Buch Kohelet ist eine der fünf Megillot und wird bei den aschkenasischen Juden an Sukkot gelesen. Zusätzlich gilt er als Verfasser des „Hohelieds“ (ShirHaSchirim = Lied der Lieder). Dabei handelt es sich um teils zärtliche, teils erotische Lieder. In der Antike und im Mittelalter wird die erotische Annäherung als Beschreibung der Liebe zwischen G‘tt und seinem auserwählten Volk interpretiert. Schlomos Weisheit und Intelligenz wird in der Erzählung des „Salomonischen Urteils“ besonders deutlich. Eines Tages kommen zwei Frauen mit einem Kind zum König. Beide behaupten es sei ihres. Sie streiten, und es wird keine Lösung gefunden. König Schlomo sagt: „Holt mir ein Schwert. Schneidet das lebende Kind entzwei, und gebt eine Hälfte der einen und eine Hälfte der anderen Frau!“ Während eine Mutter diese Entscheidung eher befürwortet, als das Kind wegzugeben, verzichtet die andere Mutter auf ihr Kind, an dessen Wohl es mehr Interesse hat. Schlomo spricht der zweiten Mutter das Kind zu. Ganz Israel spricht über das Urteil und begegnet diesem mit großer Ehrfurcht. Es sei die Weisheit G’ttes, die sich in König Schlomo äußert, als er Recht spricht. Jüdische Gelehrte Schlomo Ibn Gevirol 1021 - 1057 Raschi 1040 bis 1105 Ibn Gevirol war ein jüdischer Philosoph und Dichter und wurde 1021 in Malaga geboren. Er lebte im muslimischen Spanien und schrieb hebräische Lyrik in arabischen Versmaßen, die schon im Mittelalter bei den jüdischen Lesern hohe Wertschätzung erfuhren. Seine Lyrik galt als meisterhaft und fand Eingang in die Gebetsbücher. Ibn Gevirols Vater starb früh, was ihn zur Abfassung von Trauergedichten veranlasste. 1045 verlor er auch seine Mutter. Aus seinen Gedichten geht hervor, dass er von Kindheit an oft krank und von schwächlicher Konstitution war, dazu klein und von hässlichem Aussehen; insbesondere litt er an einer schweren Hautkrankheit, die ihn entstellte. Diese Umstände trugen wohl dazu bei, dass er unverheiratet und ohne Nachkommen blieb. Seine Schriften zeugen von Niedergeschlagenheit und Hader mit seiner Umgebung, gleichzeitig aber auch von gesteigertem Selbstbewusstsein und Arroganz. Eine Legende aus dem 16. Jahrhundert über Ibn Gevirols Tod besagt, dass ihn ein neidischer Feind in seinen Garten lockte, dort ermordete und unter einem Feigenbaum begrub. Der Baum trug daraufhin so außergewöhnlich schöne und süße Früchte, dass dies allgemeines Staunen erregte. Sogar der König wurde darauf aufmerksam gemacht. Er fragte den Besitzer nach dem Grund dieser auffallenden Erscheinung. Der Befragte verwickelte sich in Widersprüche, es kam zu einer Untersuchung. Das Verbrechen wurde aufgedeckt, der Mörder gestand unter Folter und wurde hingerichtet; man hängte ihn an dem Feigenbaum. Einer anderen Legende zufolge schuf Ibn Gevirol aus Holz einen Golem, die Gestalt einer Frau, die ihm dann diente (wie ein Roboter); als er deswegen angezeigt wurde, zerlegte er sie wieder in ihre ursprünglichen Bestandteile. Er starb um 1057 als noch junger Mann in Valencia. Rabbiner Schlomo ben Jizchak (Raschi) wird 1040 in Troyes (Frankreich) geboren. Er ist einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten im Mittelalter. Sein Hauptwerk ist die Auslegung des Tanach. Sein Bibelkommentar wird bis heute studiert und in den meisten jüdischen Bibelausgaben abgedruckt. Sein Kommentar des babylonischen Talmuds gilt ebenfalls als einer der wichtigsten und wird in allen gedruckten Ausgaben des babylonischen Talmuds aufgeführt. 1055 ging Raschi zunächst nach Mainz und dann nach Worms, um dort an den jüdischen Lehrhäusern, die zu den bedeutendsten in Europa gehörten, zu studieren. Dann gründete er in seiner Heimatstadt Troyes eine Jeschiwa. Für die berühmten Raschi- Kommentare wurde (wahrscheinlich im 15. Jahrundert) die Raschi-Schrift geschaffen. Eine Legende führt eine Einbuchtung in der Mauer der Wormser Synagoge darauf zurück, dass Raschis Mutter während ihrer Schwangerschaft mit dem späteren Gelehrten vor einem heranpreschenden Fuhrwerk an der Mauer Schutz gesucht habe, und die Mauer hinter ihr nachgibt. Aus Furcht, der Hexerei verdächtigt zu werden, hätten Raschis Eltern Worms verlassen und sich in Troyes niedergelassen, wo ihr Sohn geboren wird. Einer anderen Legende zufolge lässt Gottfried von Bouillon Raschi rufen, um sich von ihm den Ausgang des Ersten Kreuzzuges vorhersagen zu lassen. Als Raschi nicht bei dem Fürsten erscheint, sucht dieser ihn im Lehrhaus in Begleitung eines bedrohlichen Heeres auf. Raschi soll ihm einen unglücklichen Ausgang des Kreuzzuges prophezeit haben, wie er später tatsächlich eintrifft. In Worms ist heute noch Vieles von Raschi zu besichtigen. Der Rambam Moses Maimonides 1135 bis 1204 Moses Maimonides, der Rambam genannt wird, wird 1135 in Cordoba, Spanien, geboren. Er entstammt einer vornehmen und einflussreichen Gelehrtenfamilie. Zusammen mit seiner Familie verlässt er 1148 aufgrund von Judenverfolgungen seine Heimat. Bevor sie sich 1160 in Fez, Marokko niederlassen, hält sich seine Familie an verschiedene Orten in Spanien auf. In dieser Zeit beginnt er mit seiner literarischen Tätigkeit. Er verfasst Mischnakommentare und vollendet Aufzeichnungen für einen Kommentar über eine Reihe von Traktaten des Babylonischen Talmuds und ein Werk, dessen Absicht es ist, die Halacha aus dem Jerusalemer Talmud zu filtern. Rambam vertritt die Ansicht, dass ein Jude ein Land verlassen muss, in dem er gezwungen ist, das g’ttliche Gesetz zu übertreten. Rambam und seine Familie reisen aufgrund dieser Tatsache von Marokko nach Akko. Nach kurzem Aufenthalt in Palästina nehmen sie dann in Fustat (Altkairo) ihren ständigen Wohnsitz: In Ägypten, das damals unter der Herrschaft der Fatimiden steht, ist die Lage der Juden günstiger; die persönliche Situation des Maimonides jedoch wird bald schwierig. Der Vater stirbt kurz nach der Ankunft in Ägypten, und nicht viel später kommt der jüngere Bruder des Maimonides, der durch einen Juwelenhandel die Familie erhält, auf einer Geschäftsreise nach Indien bei einem Schiffbruch ums Leben. Bis dahin hat sich der Denker ausschließlich seinen Studien widmen können, nun muss er danach trachten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. So beginnt er, als Arzt tätig zu sein. Im Gegensatz zum christlichen Europa steht ja im arabischsprachigen Raum die Medizin in engem Verhältnis zur Philosophie, und der Erwerb medizinischer Kenntnisse gehört zur philosophischen Ausbildung, so dass Maimonides entsprechende theoretische Kenntnisse besitzt, die er nun praktisch anwenden kann. Er ist als Arzt sehr erfolgreich und bringt es schließlich bis zur Position eines Leibarztes am Hof der Ajjubiden, die das Fatimidenkalifat beseitigt hatten (1171) und Ägypten de facto souverän beherrschen. Auf Grund seines großen talmudischen Wissens nimmt Maimonides außerdem eine führende Position innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Ägypten ein und wird später auch offiziell das geistige und politische Oberhaupt der ägyptischen Juden, so dass er eine sehr große Arbeitslast zu bewältigen hat. Er stirbt in Fustat (1204); seine Leiche wird nach Tweria in Palästina gebracht, wo sein Grab heute noch erhalten ist. 1190 beendet Rambam seinen großen Torakommentar. Der Rambam ist ein Rationalist. Alle seine Äußerungen sind talmudisch gestützt. Im Gegensatz zu anderen Werken, beschäftigt sich der Rambam in seinem Werk auch mit philosophischer Theologie, die von ihm als wichtige Komponente der jüdischen Gesetze betrachtet wird. Mit seinem Werk „Mischne Tora“ beeinflusst er die Sprache anderer Kodifizierungen, vor allem die des „Schulchan Aruch“. Rambams Einfluss auf die Entwicklung des Judentums ist unabschätzbar. Es gibt keinen geistigen Führer der nachtalmudischen Zeit, der auf seine eigene und auf die zukünftigen Generationen eine solche Wirkung hat. Trotz der Gegnerschaft, die sein Werk hervorruft, werden schließlich, wahrscheinlich dank seiner unbestrittenen Autorität als Talmudist und Kodifizierer, viele seiner Ansichten akzeptiert. Durch die starke Wirkung über den jüdischen Kreis hinaus ist der Rambam der wohl allgemein bekannteste jüdische Denker des Mittelalters. Er stirbt am 13. Dezember 1204, was große Trauer in vielen jüdischen Gemeinden auslöst. Jehuda Halevi 1075 bis 1141 Jehuda Halevi wird um 1075 in Tudela geboren und ist Philosoph, Dichter, Arzt und gleichzeitig Zionist. Er gilt als bedeutendster sephardischer Dichter im Mittelalter. Halevi lernt unter anderem bei dem bekannten Toragelehrten Jizchak Alfasi. Zusätzlich studiert er Medizin, Philosophie und Metaphysik. Durch seine Werke wird er schnell in ganz Spanien bekannt. Er zieht nach Cordoba, da es damals die Zentrale spanischen Judentums ist. Er hinterlässt eine Menge an synagogischer Liturgie und nationalistischen Gedichten. Die Misere der Juden wird Halevi durch den ersten Kreuzzug klar. In seinem berühmten Werk „Sefer HaKusari“ deutet er sowohl die Philosophie des Zionismus als auch den jüdischen Nationalismus an. Am berühmtesten unter seinen Gedichten sind die Zionslieder, Schirej Zion. Die Originalität dieser etwa 35 Gedichte ergibt sich schon aus dem Thema, das zu jener Zeit ungewöhnlich war, mehr noch aber aus der Tiefe des Ausdrucks. Das Lied Zion ha-lo tischali ist von aschkenasischen Gemeinden in die Liturgie des 9. Aw (Tischa beAw) aufgenommen worden - zur Erinnerung an die Zerstörung des Tempels zu Jerusalem. 1140 verlässt Rabbi Jehuda Halevi Spanien und begibt sich auf die lange Reise nach Erez Israel. Als Jehuda Halevi noch in Spanien lebt, zögert er, das Land zu verlassen. Schließlich ist Spanien das Land, in dem seine Vorfahren bestattet sind, und wo seine Familie, seine einzige Tochter, seine Schüler, Freunde und Bewunderer leben. Er hat Anteil an der Kultur des Landes und ist in die Gesellschaft integriert, in der er hohes Ansehen genießt und mit Respekt behandelt wird. Außerdem ist die Reise nach Erez Israel voller Gefahren, wie Stürme und Piraten. Selbst wenn er die Reise überlebt und in Erez Israel ankommt, würden die Gefahren noch nicht zu Ende sein, denn das Land wird von den Kreuzfahrern beherrscht, die jüdische Einwanderer nicht gerne sehen. Trotzdem entscheidet sich Jehuda Halevi für die Alija. Vor und während der Reise ist er mit Aufregung erfüllt. In Dutzenden Gedichten beschreibt er seine unglaubliche Sehnsucht nach Erez Israel. Laut einer Legende kommt Jehuda Halevi im zerstörten Jeruschalaim an. Er lässt sich auf den Boden nieder, küsst die Steine und begrüßt jedes Staubkorn. In dem Augenblick, als er seine Elegie “Fragst du nicht, Zion nach dem Wohl deiner Gefangenen” rezitiert, wird er vom Pferde eines vorüberziehenden arabischen Reiters zu Tode getreten. Jehuda Halevi verstirbt im Jahre 1141. (Siehe auch in unserer Materialsammlung: „Der Anspruch auf Erez Israel“.) Zionisten Moses Hess (1812-1875) Leon Pinsker (1821-1891) Baron Edmond de Rotschild (1845-1934) Moses Hess ist ein deutsch-jüdischer Philosoph und Schriftsteller. Er gehört zu den Frühsozialisten und gilt als Vorläufer der Zionisten. Der Sozialismus und der Zionismus wurzeln bei Hess in dem Wunsch nach Erlösung aus gesellschaftlichen Verhältnissen, die er als unterdrückend und antisemitisch auffasst. Er verfasst 1862 sein Werk „Rom und Jerusalem“, in dem er ein Erwachen der unterdrückten Völker vorhersagt, in dem auch die jüdische Nation wieder erwachen und ihren Staat neu errichten soll. Die Grundlagen des zukünftigen jüdischen Staates sind der nationale Landerwerb, die Schaffung legaler Bedingungen, um mit der Arbeit überhaupt beginnen zu können, und die Gründung jüdischer Körperschaften für Landwirtschaft, Industrie und Handel. Die Verbindung von Sozialismus und Zionismus, die Hess verkörpert, drückt sich später in den Kibbuzim aus, die in Israel errichtet werden. Leon Pinsker ist ein zionistischer Vorläufer und Wegbereiter. Er ist Gründer und Anführer der „Chibbat Zion“ (Zionsliebe), einer Bewegung, die sich für den Landerwerb und Wiederaufbau Palästinas einsetzt. Die „Chibbat Zion“ - Bewegung gilt als Beginn des organisierten Zionismus. Sie entsteht unter russischen Juden nach den Pogromen von 1881/82 und breitet sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa aus. Leon Pinsker und sein Buch "Autoemanzipation" bilden die ideologische Basis der Bewegung. Ihre Mitglieder heißen "Chowewej Zion" "Zionsliebende". Zu ihnen gehören die Gründer von RischonLeZion, Sichron Ja´akov und Rosch Pina. Edmond de Rotschild wird als „Vater des Jischuw“ bezeichnet. Er unterstützt den Landerwerb in Palästina massiv und hinterlässt nach seinem Tod 50.000 Hektar Land und 30 Siedlungen in Erez Israel. Die bekannteste von ihm gegründete Stadt ist Sichron Ja’akow. Edmond de Rothschild, der in Paris geboren wird, tritt nicht in das familiäre Bankhaus ein, sondern widmet sein Leben der Kunst, der Kultur und Eliezer Ben-Jehuda (1858-1922) dem Zionismus. 1877 heiratete er Adelaide, die Tochter Wilhelm Karl Rothschilds. Seine hervorragendste Leistung ist seine Antwort auf die Bedrohungen, denen die europäischen Juden im späten 19. Jahrhundert ausgesetzt sind: Er unterstütz massiv den Landerwerb und sichert die jüdischen Siedlungen in Erez Israel. Um 1925 ist der Name Rothschild ein Synonym für kulturelle, spirituelle und politische Siedlungstätigkeit in Erez Israel. Sein Werk ist überall anerkannt und wird im ganzen Jischuw und von allen Mitgliedern der Zionistischen Organisation gepriesen. Rotschild stirbt 1934 in Paris, wo er auch die meiste Zeit seines Lebens verbringt. 1954 werden seine sterblichen Überreste und die seiner Frau nach Ramat HaNadiv in der Nähe von Sichron Ja´akow gebracht und dort beigesetzt. Eliezer Ben-Jehudas Hauptverdienst ist die Wiederbelebung des Hebräischen als moderne Sprache, die von einer wiedergeborenen jüdischen Nation gesprochen wird. Mit einer kleinen Schar Gleichgesinnter kämpft er darum, in Palästina seinen Traum einer säkularen jüdischen Nation zu verwirklichen, in deren Mittelpunkt die hebräische Sprache steht. Er gibt Zeitungen auf Hebräisch heraus, gründet die Akademie für die Hebräische Sprache und arbeitet wie ein Besessener an jenem Werk, das seinen Namen als Vater des modernen Hebräisch begründet hat: dem Gesamtwörterbuch der Hebräischen Sprache, das bei Langenscheidt in Berlin erscheint. Übungsfeld seines Nation Building ist seine eigene Familie. "Rak ivrit!" - nur Hebräisch! - lautet das Versprechen, das er seiner Frau im Umgang mit den Kindern abnimmt - zu einer Zeit, in der niemand im Alltag Hebräisch spricht, da die Sprache nur für religiöse Zwecke genutzt wird und viele Worte des alltäglichen Gebrauchs fehlen. Ben Yehuda selbst „erfindet“ die neuen Wörter, die heute im Sprachgebrauch sind. Mehr lesen auf http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/1963753/ Theodor Herzl (1860-1904) „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen.“. Dieser Satz stammt von dem Hauptbegründer der zionistische Idee, Theodor Herzl. Theodor Herzl, ein Wiener Jude und Journalist, macht die jahrhundertealte passive religiöse Sehnsucht zu einer aktiven politischen Bewegung, als er 1896 seine Schrift »Der Judenstaat – Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage« veröffentlicht. Darin analysiert er die Umstände, die in den vergangenen Jahrhunderten wieder und wieder zu Judenverfolgungen führen, und die Ursachen des Judenhasses. Er kommt zu dem Schluss, dass die Juden nur in einem eigenen Land sicher sein können. Bestärkt wird er darin insbesondere durch die Dreyfus-Affäre während seiner Zeit als Korrespondent der Wiener Zeitung »Neue Freie Presse« in Paris. Der französische Hauptmann Alfons Dreyfus wird beschuldigt, geheime militärische Informationen an Deutschland weitergegeben zu haben. Weil er Jude ist, wird dieser Prozess über die Maßen hochgespielt. Als Folge treiben antisemitische Ausschreitungen schlimme Blüten. Dreyfus wird zu lebenslanger Haft auf der Teufelsinsel verurteilt. Seine Unschuld stellt sich erst Jahre später heraus. Awraham Jizchak Kook (1865-1935) Auf dem Ersten Zionistischen Kongress, 1897 von Theodor Herzl in Basel in der Schweiz einberufen, wird die Zionistische Bewegung als politische Organisation begründet, mit der Forderung nach der Rückkehr des jüdischen Volkes in das Land Israel und Wiederbelebung seines nationalen Lebens im Land seiner Väter. Sechs Jahre nach der Veröffentlichung des Buches „Der Judenstaat“ publiziert Herzl seinen utopischen Roman „Altneuland“, der sich mit einer jüdischen Gesellschaftsordnung in Palästina auseinandersetzt, und in dem er die Infrastruktur und die wirtschaftlichen Erschließung des Landes voraussieht. Die arabische Bevölkerung Palästinas profitiert im Roman Herzls von den Handelsbeziehungen und der modernen Infrastruktur von Anfang an. Sie ist gleichfalls frei, der Gesellschaft beizutreten. Rabbiner Kook gehört zu den größten Thoragelehrten und Intellektuellen in Israels jüngster Vergangenheit. Von 1921-1925 ist Kook der erste Oberrabbiner und spirituelle Führer in Israel. Er ist einer der Gründer des Oberrabbinats und errichtet die Merkaz HaRav Jeschiva in Jerusalem. Er wird 1865 in Litauen geboren. Sein Vater Schlomo Salman, ein großer Gelehrter, stammt aus einer wichtigen Linie von Rabbinern in der eher antichassidisch und aufgeklärt geprägten Tradition der Mitnagdim, seine Mutter Perla Zlata aus einer chassidischen Familie. So treffen schon in seinem Elternhaus verschiedene Glaubenswelten innerhalb des Judentums aufeinander. Die Wurzeln seiner Liebe für die Vereinigung von Gegensätzen wie auch für das Land Israel und die hebräische Sprache sind in diesen frühen Jahren seiner Erziehung zu finden. Ab seinem 13. Lebensjahr wandert Rav Kook von Ort zu Ort und nimmt so die klassisch-talmudische wie auch die chassidisch-kabbalistische Richtung des jüdischen Lernens in sich auf: Unter anderem lernt er in der berühmten Jeschiva von Voloschin. Die Lebenswelt des jungen Rav Kook ist eine zerrissene: Die verschiedenen ideologischen Richtungen des Judentums im 19. Jahrhundert, die Chassidim und die Mitnagdim, die Maskilim und die Chowewej Zion, bekämpfen sich gegenseitig. Er leidet sehr unter dieser Tatsache. Von Anfang an sieht er es als seine Aufgabe an, die jüdische Gemeinschaft trotz ihrer Gegensätzlichkeit zusammenzuhalten. Später beginnt sich dann die nationale Idee des Judentums bei Rav Kook herauszubilden. 1904 wandert er nach Palästina ein und wird zum Oberrabbiner von Jaffa ernannt; eine Position, die er bis 1919 erfüllt. Seine berühmteste, bis heute gültige halachische Rechtsentscheidung, fällt er in der Frage der Schemitta: Er erlaubt, zugunsten des Überlebens des noch jungen Jischuw, die Früchte der Felder zu essen, die in jedem siebten, dem Ruhe- oder Sabbatjahr auf den Feldern des Jischuw geerntet werden, und eigentlich nicht hätten gegessen werden dürfen. http://www.youtube.com/watch?v=s7iHIRwpU2o Wladimir Zeev Jabotinsky (1880-1940) http://www.hagalil.com/judentum/rabbiner/kook/kook.htm Zeev Jabotinsky gründet zusammen mit Joseph Trumpeldor die Jüdische Legion, die unter Führung der Briten das Land Israel von der türkischen Herrschaft befreien soll. 1923 verlässt Ze'ev Jabotinsky, enttäuscht über die britische Politik gegenüber dem Zionismus und über die seiner Meinung nach übertriebene Versöhnungsbereitschaft der zionistischen Führung, das offizielle Lager der Führung des Jischuw. Im selben Jahr gründet er die Jugendbewegung Betar und die Weltunion der Zionistischen Revisionisten, die eine Abspaltung vom offiziellen, durch Chaim Weizmann repräsentierten Zionismus darstellt, und die für den Zionistischen Kongress 1927 neun Mandate erhält. Die großisraelisch orientierten Vitaly Viktor Chaim Arlosoroff (1899-1933) Revisionisten berufen sich auf die „ursprünglichen“ Ziele der Juden (u.a. ein israelischer Staat zu beiden Seiten des Jordan) und lehnen jegliche Kompromisse mit den Arabern in der Frage der jüdischen Besiedlung Palästinas und der Gründung eines Judenstaates ab. Aus der revisionistischen Weltanschauung von Jabotinsky gehen die beiden jüdischen, zionistischen Untergrundorganisation „ETZEL“ (Irgun Tswa’i Le’umi) und seine radikale Abspaltung „LEHI“ (Lohamej Herut Israel) hervor, die Anschläge gegen die britische Mandatsmacht und ansässige Araber durchführen. Im Februar 1940 geht Jabotinsky in die USA, um für Unterstützung für eine jüdische Armee zu werben. Im August des gleichen Jahres stirbt er in der Nähe von New York in einem Sommerlager von Betar an einem Herzinfarkt. Seine Beerdigung in Israel wird von Ben Gurion mit der Begründung abgelehnt: „Israel braucht nicht tote, sondern lebende Juden, und ich sehe keinen Segen in der Vermehrung von Gräbern in Israel.“ 1964 gestattet dann der Ministerpräsident Israels Levi Eschkol die Überführung seiner sterblichen Überreste und die seiner Ehefrau, sowie deren Bestattung auf dem Herzlberg in Jerusalem. Chaim Arlosoroff wurde in 1899 in Romny, im russischen Kaiserreich geboren. Antisemitismus zwingt ihn und seine Familie nach Deutschland, wo er in Berlin Wirtschaft studiert. Während seiner Studentenzeit schreibt Arlosoroff Artikel über zionistische Themen, wie die Beschaffung von Geld für die Pioniere oder ein Programm für die Zusammenarbeit von Juden und Arabern. 1924 geht er nach Israel und wird ein Führer der Mapai, der damals wichtigsten jüdischen politischen Partei. Seine Talente werden früh erkannt, und Arlosoroff wird bald zum Direktor der Politischen Abteilung der Jewish Agency ernannt. Arlosoroff sucht nach Lösungen, um die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Juden und Arabern in Palästina zu reduzieren. Arlosoroff ist mit Emir Abdullah von Transjordanien und einigen Scheichs in Kontakt, was zur Idee führt, Land in Transjordanien für die Juden zu erwerben. Dies würde die Konfliktgefahr verringern, da dieses Gebiet entfernter vom nationalistischen Zentrum der palästinensischen Araber sei als die jüdischen Siedlungen in Palästina. 1933, inmitten seiner großartigen Tätigkeit als zionistischer politischer Führer und einflussreicher Schriftsteller, wird Chaim Arlosoroff, während eines Strandspaziergangs mit seiner Frau von zwei Männern Staatsmänner/ Staatsfrauen David Ben-Gurion (1886-1981) ermordet. Seine Ermordung ist bis heute ungeklärt. Nach Arlosoroff sind die Siedlungen Kefar Chaim, Kiryat Chaim und der Kibbuz Giv’at Chaim benannt, sowie Straßen unter dem Namen Arlosoroff im Zentrum von Tel Aviv und zahlreichen anderen israelischen Städten. David Ben-Gurion (geb. als David Grün) ist der erste Premierminister des Staates Israels. Er verliest am 14.Mai 1948 die Unabhängigkeitserklärung und führt Israel durch den anschließenden Unabhängigkeitskrieg gegen fünf arabische Nachbarstaaten. Er wird in Plonsk (Polen) geboren. Im Alter von vierzehn Jahren wird David einer der Begründer der jüdischen Ezra Jugendbewegung, die sich für die Verwendung des Hebräischen als Umgangssprache einsetzt. 1906 übersiedelt er nach Israel und arbeitet unter anderem auch als Wächter und landwirtschaftlicher Arbeiter, wo er die Erkenntnis erlangt, dass wahrer Zionismus die Besiedlung des Landes bedeutet. Nach dem ersten Weltkrieg geht er nach New York, wo er maßgeblich an der Vorbereitung Jugendlicher für die Einwanderung nach Palästina nach dem Krieg, beteiligt ist. 1917 heiratet er Paula Munweis, die bis zu ihrem Tod, 1968, ein integraler Bestandteil all seiner Aktivitäten bleibt. 1921 wird Ben Gurion der Generalsekretär der Histadrut (Gewerkschaft). 1930 gründet er die zionistische Arbeiterpartei, die Mapai. Als die Briten im Weißbuch von 1939 - kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges - die jüdische Einwanderung nach Palästina empfindlich einschränken, beginnt ein Jahrzehnt des zionistischen Kampfes. Ben Gurion äußert sich dazu folgend: "Wir werden mit den Briten gegen Hitler kämpfen, als ob es kein Weißbuch gäbe, und wir werden das Weißbuch bekämpfen, als ob es keinen Krieg gäbe“. 1942 ist Ben Gurion maßgeblich an der Ausarbeitung des Biltmore Programmes beteiligt, das die jüdische Masseneinwanderung fordert und - zum ersten Mal - öffentlich zur Gründung eines jüdischen Gemeinwesens in Palästina aufruft. Nach dem Krieg forciert Ben Gurion die "illegale" Einwanderung und die landesweite Gründung von Siedlungen. Dadurch werden die de Facto Grenzen eines jüdischen Staates festgelegt. Im Anschluss an den UN-Teilungsplan proklamiert Ben-Gurion am 14.Mai 1948 in Tel Aviv die Gründung des Staates Israels. Innerhalb weniger Stunden marschieren die Armeen fünf arabischer Staaten in Israel ein. Am 26. Mai 1948 befiehlt er die Bildung der IDF (ZAHAL- Zwa Hagana Leisrael), der israelischen Golda Meir (1898-1978) Verteidigungsstreitkräfte. In den ersten fünf Jahren des jungen Staates kommt es u.a. durch die charismatische und kraftvolle Führung Ben Gurions als Ministerpräsident zu großen Einwanderungswellen, die die Bevölkerung Israels verdoppeln. 1953 tritt Ben-Gurion aus der Politik zurück, kehrt jedoch 1955 zurück und wird zum Ministerpräsidenten gewählt. Er tritt für ein resoluteres Vorgehen gegen terroristische Angriffe der Fedajin ein und schließt sich in seinen Verteidigungsstrategien an Frankreich an. Der Sinai Feldzug von 1956 beendet die Terrorangriffe auf die Siedlungen im Süden. Ben-Gurion ist 1968 einer der Mitbegründer der israelischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei Awoda. Er verstirbt am 1. Dezember 1973 in Sde Boker und wird dort neben seiner Frau bestattet. Ein berühmtes Zitat von ihm: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“ Golda Myerson, geb. Mabowitsch wird 1898 in Kiew geboren und erlebt seit ihrer jüngsten Kindheit Pogrome. Ihr Vater flieht in die USA und holt Mutter und Kinder nach. Sie besucht u.a. die heute nach ihr benannte „Golda Meir School“ und wird gegen den Willen ihrer Eltern Lehrerin, anschließend Bibliothekarin in Chicago und New York. Sie interessiert sich für Politik und wird 1915 Mitglied von Po’alei Zion. 1921 zieht sie mit ihrem Mann, Morris Myerson, nach Palästina. Dort leben die beiden drei Jahre in dem Kibbuz Merhavia und ziehen anschließend nach Tel Aviv. Schon bald wird sie Aktivistin in der Gewerkschaft Histadrut und ab 1928 Sekretärin der Women's Labor Union. In dieser Eigenschaft wird sie von 1932 bis 1934 als Abgesandte in die Pioneer Women's Organization in die USA entsandt. 1929 wird sie Mitglied des Zionistischen Weltkongresses. Nach ihrer Rückkehr aus den USA steigt sie in das Exekutivkommittee der Histadrut auf. Ab 1946 leitet sie die politische Abteilung der Jewish Agency. Während der 40er Jahre wird sie eine zentrale Figur in den schwierigen Verhandlungen mit der britischen Besatzungsmacht. Sie ist die erste und bisher einzige Ministerpräsidentin in der Geschichte des Staates Israels. Sie setzt trotz innerparteilichen Widerstands einen Waffenstillstand am Suezkanal durch. Heftige Kritik erfährt sie nach dem überraschenden und zunächst für die Araber erfolgreichen Jom-Kippur-Krieg, auf den die Israelis nicht vorbereitet gewesen waren. Aufgrund der darauf folgenden Regierungskrise wird sie von Jitzchak Rabin im Juni 1974 abgelöst. Menachem Begin (1913-1992) Menachem Begin wird 1913 in Brest-Litowsk, im russischen Kaiserreich geboren. Sein Vater ist Sekretär der dortigen jüdischen Gemeinde, seine Mutter entstammt einer Rabbinerfamilie. Beide Eltern werden während des Holocaust von den deutschen Nationalsozialisten ermordet. Seit 1929 gehört er der zionistischen Betar-Bewegung unter der Führung von Wladimir Jabotinsky an. Er studiert Rechtswissenschaften an der Universität Warschau und steigt zugleich in führende Positionen der Betar auf. Nach dem deutschen Angriff auf Polen flieht er vor den einrückenden Deutschen nach Wilna, das nach dem Einmarsch der Roten Armee unter Sowjetischer Besatzung ist. Dort wird Begin inhaftiert und als „Agent des britischen Imperialismus“ zu acht Jahren Zwangsarbeit in einem Straflager in Sibirien verurteilt. Er wird 1941 nach der Unterzeichnung des Sikorski-MaiskiAbkommens freigelassen und tritt freiwillig den Polnischen Streitkräften in der Sowjetunion bei. Im Jahre 1942 im Rang eines Korporals, wird Begin mit der polnischen Armee nach Iran und später nach Palästina überstellt. 1942, in Palästina, desertiert Begin und wird Kommandant der Untergrundorganisation EZEL „Irgun Zv´ai Leumi“, deren Ziel es ist, die Briten gewaltsam aus Palästina zu vertreiben. 1948 wandelt Begin die Irgun in die „Cherut“ (Freiheit) Partei um. 1952 leitet er den Protest der Partei gegen das Abkommen der israelischen Regierung mit Westdeutschland über die Reparationszahlungen. Er sieht darin nur den Versuch der Deutschen, ihre Sünden mit Geldzahlungen abzugleichen. Aufgrund seines gewachsenen Machtpotentials durch den Likudblock, durch die wachsende Anhängerschaft orientalischer Juden sowie Korruptionsvorwürfe gegen die Rabinregierung und die immer weiter anwachsende Inflation, wird im Jahr 1977 die Likud-Partei erstmals stärkste Kraft, und Menachem Begin ab Mai 1977 der erste Likud-Ministerpräsident (bzw. der erste Ministerpräsident der politischen Rechten) und sechste Ministerpräsident insgesamt des Staates Israel, nachdem seit 1948 durchgehend die Arbeiterpartei an der Macht war. Nach geheimen Kontakten lädt Begin den ägyptischen Staatspräsidenten Anwar Sadat nach Israel ein. Sadat stattet Israel 1977 seinen historischen Besuch ab und spricht vor der Knesset in Jerusalem. Der Friedensvertrag mit Ägypten wird 1979 vor dem Weißen Haus in Washington Mosche Dajan (1915-1981) Abba Eban (1915-2002) unterzeichnet. Sadat und Begin erhalten für ihre Bemühungen den Friedensnobelpreis. 1982 zieht Begin die israelischen Truppen aus der Halbinsel Sinai zurück und beweist damit, dass Israel bereit ist, für den Frieden Opfer zu bringen. Mosche Dajan wird im ersten Kibbuz Israels, 1915 Deganja, geboren. Im 2. Weltkrieg kämpft Dajan mit den Engländern und führt eine Palmach-Einheit an, die aus dem damaligen britischen Mandat Palästina nach Libanon vordringt. Dabei verliert er sein linkes Auge, welches er später stets durch eine Augenklappe abdeckt. Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges und Sinaifeldzugs kämpft Dajan auf verschiedenen Positionen. 1954 wird er Generalstabschef und Oberkommandierender der IDF. 1959 tritt er in die Politik ein, wo er aufgrund seiner Tätigkeit als Verteidigungsministers während des Sechs-Tage-Kriegs hohes Ansehen erlangt. Seine Stellung muss er, wie viele andere Politiker auch, aufgrund des beinahe verlorenen Jom-Kippur-Kriegs aufgeben. Von 1977-1979 wird Dajan erneut Außenminister. Während dieser Amtsperiode spielt er eine wichtige Rolle, als in Camp David das Friedensabkommen mit Ägypten ausgearbeitet wird, das bis zum heutigen Zeitpunkt aufrechterhalten wird. Er verstirbt 1981 aufgrund einer Krebserkrankung. Abba Eban wird als Aubrey Solomon Eban in Kapstadt geboren. Er gilt als "die Stimme Israels", der beste Dolmetscher des jüdischen Staates mit feinem Sprachgefühl und trockenem britischem Humor. Der gebürtige Südafrikaner, der in England aufwächst, verschreibt sich früh dem jüdischen Nationalprojekt und verschafft dem jungen Staat weltweit Anerkennung. Der Parade-Diplomat, der zehn Sprachen beherrscht, trägt 1947 entscheidend dazu bei, dass die UNVollversammlung der Gründung eines jüdischen Staates zustimmt. Ebans rhetorisches Talent bringt ihn neben Winston Churchill, Martin Luther King und Franklin D. Roosevelt in die Liste der weltbesten Redner. Der Anhänger des Friedenslagers dient als Minister in Regierungen der Arbeitspartei David BenGurion, Levi Eschkol und Golda Meir, 1966 bis 1974 fungiert er als Außenminister. Abba Eban stirbt am 17. November 2002 in Petach Tikwa. Jitzchak Rabin (1922-1995) Shimon Peres (1923- ) Jitzchak Rabin war Generalstabschef der israelischen Streitkräfte, Verteidigungsminister und Ministerpräsident Israels. In seiner Jugend tritt Rabin als Freiwilliger in die Palmach ein, wo er sich als militärischer Führer auszeichnet. Er gehört unter anderem zu den Eroberern von Eilat und der Negev-Wüste. Erste Erfahrungen in Friedensgesprächen macht er, als er an den Waffenstillstandsverhandlungen auf Rhodos teilnimmt. 1964 wird Rabin zum Generalstabschef ernannt. Er entwickelt die Kampfdoktrine der IDF, die auf Bewegung und Überraschung beruht, und während des Sechs-Tage-Kriegs angewendet wird, als die israelische Überlegenheit bekanntermaßen zum Sieg führt. Mit den Vereinigten Staaten unterzeichnet Rabin ein Memorandum, das die Unterstützung Amerikas für Israel sichert. Gemeinsam mit seinem Außenminister Shimon Peres, verhandelt Rabin erfolgreich die Grundsatzerklärung mit der PLO, die im September 1993 in Washington unterzeichnet wird. Diese Grundsatzerklärung beendet die 1. Intifada und eröffnet Verhandlungen mit den Palästinensern über die Autonomie im Gazastreifen und in der Westbank. Rabin erhält für seine Verdienste 1994 den Friedensnobelpreis. Am 4. November 1995 wird Rabin bei einer Kundgebung unter dem Motto „Ja zum Frieden, Nein zur Gewalt“ in Tel Aviv von einem jüdischen religiösen Extremisten erschossen. Im Alter von nur 26 Jahren wird Shimon Peres von Ben Gurion zum Generaldirektor des Verteidigungsministeriums ernannt. Peres ist maßgeblich an der Planung des Sinai Feldzugs beteiligt. 1984 wird eine Nationale Einheitsregierung gebildet. Peres wird Ministerpräsident. Während seiner Amtszeit zieht sich Israel aus dem Libanon zurück. 2000 israelische Soldaten bleiben in der Sicherheitszone, die als Schutz für die Siedlungen in Nordisrael gedacht ist. 1992 kehrt die Arbeiterpartei an die Macht zurück. Shimon Peres wird im zweiten Kabinett Rabins Außenminister. Peres initiiert und leitet die Verhandlungen, die im September 1993 zur Unterzeichnung des Grundsatzabkommens zwischen Israel und der PLO führen, wofür er mit Rabin und Arafat gemeinsam den Friedensnobelpreis erhält. Nach weiteren Verhandlungen zieht sich Israel aus Teilen der Westbank und des Gazastreifens zurück, und eine teilweise palästinensische Autonomie wird begründet. Die Geschichte Shimon Peres' ist die Geschichte des Staates Israel. Seit der Staatsgründung ist Peres ein Teil des Ariel Sharon (1928- ) Benjamin Netanjahu (1949- ) politischen Lebens dieses Landes. Seine Karriere ist dem Aufbau des Staates gewidmet und der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen den Völkern dieser von Kriegen zerrissenen Region. Heute ist Shimon Peres beliebter Präsident des Staates Israel. Sharon macht seine ersten militärischen Erfahrungen bereits mit 14 Jahren, als er der Hagana beitritt. Mit 20 Jahren kommandiert er bereits eine Infanterieeinheit im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Sein Ruf als militärischer Held steigt 1953, als er eine Spezialeinheit gründet und führt, die Vergeltungsschläge gegen terroristische Stützpunkte ausführt. In der Suezkrise spielt seine FallschirmjägerBrigade eine bedeutende Rolle. Sie sichern nach einer Luftlandung den Ostausgang des strategisch wichtigen Mitla-Passes. 1973 führt er an der südlichen Front eine Division mit großem Erfolg im Jom-Kippur Krieg an. Nach dem Jom-Kippur-Krieg tritt Sharon in die Politik ein. In Rabins erstem Kabinett wird er zum Sicherheitsberater ernannt. Unter Menachem Begin ist Sharon Landwirtschaftsminister in der Likud Partei. Er benutzt seine Position, um den Bau von Siedlungen in den besetzten Gebieten zu bestärken. Während des 1. LibanonKriegs ist Sharon Verteidigungsminister und wird als indirekt mitverantwortlich für das Massaker in Sabra und Shatila gesehen. Ab 2001 ist Sharon Ministerpräsident mit seiner neu gegründeten Kadima-Partei. 2005 setzt er nach langen innenpolitischen Auseinandersetzungen den Abzug der Israelis aus dem Gazastreifen – verbunden mit dem Abbau aller israelischen Siedlungen – durch. Scharon erleidet 2006 einen Schlaganfall und liegt seitdem im Koma. Benjamin Netanjahu, der in Israel „Bibi“ genannt wird, ist ein konservativer Politiker des Likud Blocks und amtierender Ministerpräsident. Er wird 1949 in Tel Aviv geboren. 1967 leistet Netanjahu seinen Militärdienst in der Eliteeinheit „Sayeret Matkal“ ab. Der Tod seines Bruders Jonathan (bei der Entebbe-Aktion) beeinflusst ihn in seiner Einstellung zur Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Dies wird auch in seinen Büchern deutlich, in denen er die Wichtigkeit der Terrorbekämpfung sowie den Aufbau des Friedens, basierend auf Sicherheit, hervorhebt. 1984 wird er für vier Jahre zum Botschafter Israels in den USA benannt. Es gelingt ihm, das Bild Israels in Amerika zu verbessern, und das Yair Lapid (1963- ) Neu in der Politik Verständnis für das israelische Bedürfnis nach Sicherheit zu erhöhen. Mitunter aufgrund einer palästinensischen Serie von Selbstmordanschlägen, gewinnt Netanjahu 1996 die Wahlen gegen Shimon Peres. Sein Wahlkampfspruch ist damals „Mit Netanjahu einen sicheren Frieden schaffen“. Dieser Slogan macht die Fortschritte im Friedensprozess abhängig davon, ob die palästinensische Autonomie ihrer Hauptaufgabe der Terrorbekämpfung nachkommt. Von 20002008 ist Netanjahu Außenminister, Finanzminister sowie Oppositionsführer. Seit den Wahlen 2009 ist Netanjahu erneut Ministerpräsident. Er stimmt in einer Grundsatzrede 2009 erstmals einem unabhängigen palästinensischen Staat zu. In Bezug auf die Siedlungspolitik versichert er, kein neues Land für Siedlungen zu beanspruchen, jedoch spricht er sich gegen den geforderten absoluten Baustopp in bereits bestehenden jüdischen Siedlungen aus und fordert das Recht auf natürliches Wachstum in den bestehenden Siedlungen ein. In Netanjahus Amtszeit kommt es zu größeren sozialen Protesten, die im Juli 2011 ihren Anfang nehmen. Die Demonstrierenden treten für mehr soziale Gerechtigkeit, niedrigere Lebenshaltungskosten und für eine Entspannung am Wohnungsmarkt ein. Sie haben großen Rückhalt in der israelischen Gesellschaft. Am 3. September 2011 findet die größte Demonstration in der israelischen Geschichte statt. In Tel Aviv gehen zwischen 300.000 und 500.000 Demonstranten auf die Straße, landesweit sind es weitere 150.000. Netanjahus Regierung verfolgte in den letzten Jahren eine rigorose Durchsetzung neoliberaler Wirtschaftsstrukturen, die in zunehmender wirtschaftlichen Ungleichheit, sozioökonomischer Polarisierung und einer immer sichtbarer werdenden Verarmung resultiert. Yair Lapid ist ein israelischer Journalist, der 2012 in die Politik wechselt. 2012 gründet er eine neue Partei namens „Jesch Atid“(„Es gibt eine Zukunft“), die ihr Hauptaugenmerk auf die Ausbildung, Gesundheit, den Wohnungsbau und eine Wehrpflicht ohne Ausnahmen für strenggläubige Juden legen. Lapid legt sein Augenmerk auf all das, was im Sommer 2011 und 2012 die Massenproteste gegen die Regierung beflügelt hat. Seit März 2013 hält Lapid in Netanjahus Regierungskoalition das Amt des Finanzministers inne, und es gilt es als fraglich, inwieweit er seine Programmpunkte in die Realität umsetzen kann. Naftali Bennett (1972- ) Neu in der Politik Helden Schimon Bar Kochwa (gest. 135) Joseph Trumpeldor (1880-1920) Naftali Bennett ist ein Aktivist der Siedlerbewegung und national- religiöser Politiker. Zwischen 1990 und 1996 dient er in zwei unterschiedlichen Spezialeinheiten der IDF. Er mitbegründet im Jahre 1999 die High-Tec-Firma Coyta, dessen Verkauf ihn zum Multimillionär macht. Nach jahrelanger Mitgliedschaft in der Likud-Partei, wechselt er zur nationalreligiösen Partei „HaBajit haJehudi“. 2012 wird Bennett zum Vorsitzenden gewählt. Seit seiner Wahl zum Vorsitzenden steigt die Popularität der Partei an, was in deutlich besseren Wahlergebnissen 2013 resultiert. Nach der Meinung von Bennett, ist der Friedensprozess mit den Palästinensern bereits gescheitert. Er spricht sich für die Annektierung eines Teils der besetzten Gebiete aus. Wirtschaftlich setzt er sich für eine freie Marktwirtschaft mit weniger staatlicher Regulation und gleichzeitig für mehr soziale Gerechtigkeit ein. Schimon Bar Kochwa war ein jüdischer Rebell, der von 132-135 den Bar-Kochwa Aufstand gegen das römische Reich unter Kaiser Hadrian, führte. Als eines der Auslöser wird das von Kaiser Hadrian ausgesprochene Beschneidungsverbot genannt. Der Aufstand gegen die Römer wird von Rabbi Akiwa intensiv unterstützt, da er Bar-Kochwa für den langersehnten Messias hält. Aufgrund dessen prophezeit er fälschlicherweise den Sieg der Juden über die Römer. Trotz der Anfangserfolge erleiden die Juden brutale Rückschläge und müssen sich geschlagen geben. Nichtsdestotrotz sind viele bereit, für ihren Glauben zu sterben. 135 wird Bar-Kochwa in der Festung Betar getötet, womit der Aufstand auch endgültig beendet ist. Wichtig hierbei anzumerken ist, dass diese Niederlage die Diaspora des Judentums bis zur Staatsgründung 1948 auslöst. Um die Juden zusätzlich zu erniedrigen und deren Verbindung zum Land endgültig zu löschen, benennen die Römer die römische Provinz Judäa in „Palästina“ um. Joseph Trumpeldor wird 1880 im russischen Kaiserreich geboren. Während des Russisch-Japanischen Krieges nimmt er an der Belagerung von Port Arthur teil, wo er seinen linken Arm verliert und gefangen genommen wird. Später erhält er vier Tapferkeitsorden, die ihn zu dem am häufigsten ausgezeichneten jüdischen Soldaten in Russland machen. 1906 wird er der erste jüdische Offizier in der Armee. Im Jahre 1911 emigriert er nach Palästina, wo er eine Zeit lang im Kibbuz Degania lebt. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird er wegen seiner Sarah Aaronsohn (1890-1917) Avshalom Feinberg (1889-1917) Weigerung, sich der türkischen Armee anzuschließen, nach Ägypten deportiert, wo er zusammen mit Wladimir Zeev Jabotinsky die Idee des Kampfes der Jüdischen Legion zusammen mit Großbritannien gegen die gemeinsamen Feinde entwickelt. Nach seiner Deportierung nach Ägypten, bildet Trumpeldor eine Legion, die sich aus Israel-Deportierten zusammensetzt. Ihre Aufgabe ist es, den Briten dabei zu helfen, Erez Israel von den Türken zu befreien. Nach dem Krieg reist Trumpeldor viel, um für die jüdische Legion zu rekrutieren, welche sich nun mittlerweile zusätzlich zur Aufgabe gemacht hat, jüdische Siedlungen in Israel zu verteidigen. Außerdem ist er in der HaChalutz Bewegung aktiv, die sich darum bemüht, russische Juden zur Alija zu bewegen. 1920 wird er in das nördliche Galiläa berufen, um die Verteidigung der dortigen Siedlungen zu organisieren. Er stirbt während der Verteidigung der Siedlung Tel Chai. Eine seiner letzten Worte sind: „Tow lamut be’ad arzenu - Es ist gut für unser Land zu sterben“. Die Stadt Kirjat Schmona („Siedlung der Acht“) ist nach Trumpeldor und den anderen sieben Männern, die bei der Verteidigung Tel Hais starben, benannt. Sarah Aaronsohn wird 1890 in Sichron Ja’akow geboren und ist eine Heldin der Geheimorganisation NILI (NILI sind die Anfangbuchstaben von „Nezach Israel Lo Jeschaker“ – „Das Fortbestehen Israels lügt nicht“), einer Untergrundorganisation, die während des 1. Weltkrieges gegen die Türken Spionage betreibt und die Briten mit Informationen versorgt, mit dem Ziel, Erez Israel von der grausamen türkischen Herrschaft zu befreien. Saras Hauptaufgabe ist die Überwachung der Tätigkeit der Agenten. Als sie 1917 erfährt, dass die türkischen Behörden NILI aufgedeckt haben, befiehlt sie allen Mitgliedern, sich zu zerstreuen. Aaronsohn selbst verbleibt in Sichron Ja’akow, wo sie am 1.Oktober 1917 von den Türken verhaftet wird. Trotz tagelanger Folterung enthüllt die Heldin nichts und verrät ihre Kameraden nicht. Sie setzt ihren Qualen durch Selbstmord ein Ende. NILI (NILI sind die Anfangbuchstaben von „Nezach Israel Lo Jeschaker“ – „Das Fortbestehen Israels lügt nicht“), der jüdisch-zionistische Spionagering zur Zeit des ersten Weltkrieges wird von Avshalom Feinberg und von den Geschwistern Aaronsohn gegründet. Feinberg ist der Anführer der Organisation und Freund von Sara Aaronson. Der britische Geheimdienst erhält von dem Agentennetzwerk NILI eine Reihe kriegswichtiger strategischer Informationen. Im Januar 1917 wird Hannah Szenes (1921-1944) Elijahu (Eli) ben Schaul Cohen (1924-1965) Feinberg im Zuge seiner Spionagetätigkeit auf dem Rückweg von Ägypten nach Erez Israel von Beduinen erschossen. Vom Wüstensand bedeckt, gilt er zuerst als verschollen. Erst 1967, nach Besetzung der Sinai-Halbinsel durch Israel, erfahren israelische Soldaten von der beduinischen Legende des „Datteljuden“, aus dessen Grab ein Dattelbaum entwachsen war. Es stellt sich heraus, dass Feinberg einen Beutel mit Datteln in der Hosentasche hatte. Seine Leiche wird unter dem Dattelbaum gefunden. Er wird ausgegraben und erhält ein offizielles StaatsBegräbnis auf dem Herzl-Berg in Jeruschalaim. 1990 wird in Israel eine Siedlung nahe dem Gaza-Streifen zu seinen Ehren Avshalom benannt. 1921, in Budapest geboren, emigriert 1939 nach Palästina und tritt 1943 in eine Einheit der britischen Armee ein, deren Ziel es ist, Kontakte zu Partisanen und Widerstandskämpfern herzustellen und die Alliierten in ihren Bemühungen zu unterstützen, bedrohte jüdische Gemeinden in Europa zu schützen bzw. ihnen zu helfen. Sie ist Fallschirmspringerin und erhält den Auftrag, bis nach Budapest vorzudringen. Nach ihrem Absprung über Jugoslawien, verbringt sie drei Monate mit den Tito-Partisanen. Als sie im Juni 1944 versucht, die ungarische Grenze zu überqueren, wird sie von der ungarischen Polizei festgenommen. Trotz monatelanger Folterungen, gibt sie keine Informationen Preis. In ihrem Prozess verteidigt sie ihre Tätigkeit und weigert sich, um Gnade zu bitten. Bei ihrer Vollstreckung verzichtet sie auf eine Augenbinde. Durch ihr kurzes und bemerkenswertes Leben, wird Hannah Szenes ein Symbol für Idealismus und Selbstaufopferung. Eli Cohen, 1924 in Alexandria geboren, und mit 33 Jahren nach Israel emigriert, ist ein israelischer Spion. Aufgrund seiner arabischen Sprachkenntnisse, wird er in Syrien eingesetzt. Er freundet sich mit hohen Regierungsbeamten an, von denen er viele Staatsgeheimnisse erfährt, die er weiterleitet. Cohen ist aufgrund seiner Sendung im syrischen Radio im ganzen Land berühmt. Er wird auf Besichtigungstouren an der syrisch-israelischen Grenze mitgenommen, wodurch er mit den syrischen Stellungen vertraut wird. Aufgrund von Cohens Arbeit, entstehen für Israel viele strategische Vorteile und seine Informationen tragen maßgeblich zum israelischen Sieg im Sechs-Tage-Krieg bei. Weder seine Familie noch seine Nachbarn in Damaskus wissen, dass er ein israelischer Spion ist. Am 24. Januar Jonathan Netanjahu (1946-1976) Roi Klein (1975-2006) Dichter, Schriftsteller und Philosophen Chaim Nachman Bialik (1873-1934) 1965 wird Eli Cohen geortet und überwältigt, weil alle bis auf Cohens batteriebetriebenen Sender infolge einer Stromabschaltung bzw. FunkverkehrUntersagung schweigen. Es folgten vier Monate Folter und ein Schauprozess. Cohen wurde zum Tod durch den Strang verurteilt. 1965 wird Eli Cohen in Damaskus öffentlich erhängt. In Israel wird er als Held verehrt und heute gibt es in nahezu allen israelischen Städten eine Eli Cohen Strasse. Der ältere Bruder von Benjamin Netanjahu war Oberleutnant der Spezialeinheit Sayeret Matkal und Anführer der Operation Entebbe. 1976 wird eine Air France Maschine von zwei Terroristen der Volksfront zur Befreiung Palästinas, sowie von zwei deutschen Terroristen der Revolutionären Zellen entführt. Die Entführer separieren die jüdischen Geiseln aufgrund ihrer israelischen Pässe oder aufgrund ihrer vermeintlich jüdischen Namen. Ziel der Entführung ist die Freilassung von 53 in Israel, Frankreich, Deutschland und in der Schweiz inhaftierten Terroristen. Bei der Befreiungsaktion werden sieben Terroristen und 25 ugandische Soldaten getötet. Jonathan Netanjahu leitet die Operation und kommt bei dem Einsatz vermutlich durch einen ugandischen Scharfschützen ums Leben. Ihm zu Ehren wird die Aktion auch Operation Jonathan genannt. Roi Klein war ein Major in der Golani-Brigade der IDF. Er begeht in der Schlacht von Bint Dsch’bail während des Zweiten Libanon-Krieges eine Heldentat: Als im Gefecht eine Granate auf ihn und zwei Kameraden geworfen wird, wirft er sich mit seinem Körper auf die Granate, um das Leben seiner Kameraden zu retten. In den letzten Sekunden sagt er das „Shema Israel“ auf, wie es schon viele Märtyrer vor ihm taten. Er erhält im Nachhinein die „Medal of Valor“, welche die Tapferkeitsmedaille der israelischen Streitkräfte ist. Er hinterließ eine Frau und zwei Kinder. Chaim Nachman Bialik gehört zu den größten modernen hebräischen Dichtern, der auf Hebräisch und Jiddisch schrieb. Er ist Israels Nationaldichter und der große Dichter der hebräischen Renaissance. Er zieht zuerst von Odessa nach Berlin, wo er den hebräischen Verlag „Dwir“ gründet und wandert dann 1924 mit seiner Frau Mania in das damalige Palästina ein. Dort wohnen sie in Tel Aviv. Als Essayist, Erzähler, Übersetzer und Herausgeber übt er tiefen Einfluss auf die jüdische Kultur aus. Er besingt den Geist des Judentums und ist in den ersten dreißig Jahren des Martin Buber (1878-1965) Rachel Bluwstein (1890-1931) Zwanzigsten Jahrhunderts der ungekrönte König der hebräischen Sprache. Seine abwechselnd milden und zornigen Verse spiegeln nicht nur das Unglück der Juden wider, sondern versuchen die innersten jüdischen Entscheidungen und Ressourcen zu stärken. Bialik gibt der Sorge der Juden Ausdruck, ein Produkt der grausamen und hasserfüllten Umwelt zu sein. Er beschreibt die Verzweiflung über eine Welt, in der die Juden für immer verdammt sind, und den Schmerz über die Heimatlosigkeit einer edlen und antiken Kultur. Er stirbt 1934 in Wien und wird in Tel Aviv neben Achad Ha Am begraben. Das Bialik Haus ist heute ein Museum, dessen Bibliothek aus 30.000 Büchern besteht und in Tel Aviv besichtigt werden kann. Der Philosoph, Theologe und zionistische Denker Martin Buber wird in Wien geboren. Buber studiert an den Universitäten Wien, Leipzig, Zürich und Berlin. Er bemüht sich sein ganzes Leben, zwischen der bedrohten traditionellen Welt im Osten und der westlichen wissenschaftlichen und aufklärerischen Moderne zu vermitteln. 1901 nimmt er am fünften Zionistenkongreß in Basel teil, wo er die "kulturzionistische" Richtung vertritt. Zusammen mit Franz Rosenzweig übersetzt Martin Buber die Bibel ins Deutsche. Die Buber-Rosenzweig-Bibel gilt neben der Übersetzung von Moses Mendelssohn als bedeutendste deutschsprachige jüdische Bibel. Sein philosophisches Hauptwerk ist „Ich und Du“, welches sich mit dem Dialog als anthropologisches Prinzip des Menschen auseinandersetzt. Vor dem Novemberpogrom 1938 emigriert Buber nach Jerusalem, wo er eine Professur für Sozialpsychologie übernimmt und sich am Aufbau jüdischer Erziehungsarbeit beteiligt. Mit der Schrift "Israel und Palästina" tritt Buber für jüdisch-arabische Verständigung ein, findet aber nur geringen Zuspruch. 1953 erhält Buber den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Frankfurt. 1960 wird er Erster Präsident der Akademie der Wissenschaften Israels. Buber ist Mitbegründer des Leo Baeck Instituts, das sich mit der Geschichte der deutschsprachigen Juden beschäftigt. Er stirbt 1965 in Jerusalem. Rachel Bluwstein (Rachel genannt) wird in Russland geboren und wandert 1909 mit ihrer Schwester aus zionistischen Gründen nach Palästina ein. Sie ist die erste Dichterin des modernen Erez Israel. Sie schreibt im modernen Hebräisch der sephardischen Aussprache. Sie ist eine Pionierin, die nicht nur ihre eigenen Jeschajahu Leibowitz (1903-1994) Leah Goldberg (1911-1970) Erfahrungen beschreibt, sondern jene einer ganzen Generation, die in das Land ihrer Väter heimkehrte. Sie fühlt die Einsamkeit dieser Menschen und ihre tiefe Sehnsucht. Um ihre Liebe zu ihrem Land auszudrücken, spricht sie in einfachen Worten. Sie erkrankt an Tuberkulose und verstirbt mit 41 Jahren. Sie wird im Kibbuz Kinneret begraben, wo sie wohnte. Leibowitz wird 1903 in Riga geboren. Nachdem er eine jüdische Erziehung genießt, geht er 1919 nach Deutschland und studiert an der Berliner Universität Chemie und Philosophie, wo er auch 1924 seinen Doktortitel für Philosophie erhält. Nach einiger Zeit als wissenschaftlicher Assistent, beginnt er, Medizin in Köln und Heidelberg zu studieren. 1934 erhält er seinen medizinischen Doktortitel und wandert im Anschluss nach Israel aus, wo er in den Lehrkörper der Hebräischen Universität Jerusalem berufen und 1961 zum ordentlichen Professor für organische Chemie und Neurophysiologie ernannt wird. Er unterrichtet ebenfalls Wissenschaftsgeschichte und Philosophie, sowie weitere allgemeinere Themenbereiche. Leibowitz arbeitet als Redakteur für den naturwissenschaftlichen Bereich der „Hebräischen Enzyklopädie“ vom ersten Band ab und als Chefredakteur seit 1953. Er verfasst für die Hebräische Enzyklopädie zahlreiche Artikel auf seinen Spezialgebieten und ist auch für Artikel der Judaistik und der Geisteswissenschaften verantwortlich. Auf der Basis seiner Auffassung vom Judentum, nimmt Leibowitz zu dem Problem der Religion innerhalb der jüdischen Gesellschaft in Erez Israel Stellung. Er weist noch vor der Gründung des Staates Israel auf die Notwendigkeit der Trennung von Staat und Religion hin. Leibowitz empfindet starke Ablehnung gegenüber dem israelischen Parteiensystem und wird von vielen als Antizionist bezeichnet. Er selbst bekräftigt jedoch seine Parteinahme für die zionistische Idee. Leibowitz stirbt im August 1994 im Alter von 91 Jahren. Bis zuletzt ist er einer der bedeutendsten Denker Israels, ein scharfsinniger Kritiker der Tagespolitik und ein engagierter Kämpfer für den Frieden. Leah Goldberg wird 1911 in Königsberg geboren und studiert sowohl in Litauen als auch in Deutschland, wo sie 1933 ihr Doktorat in Semitischen Sprachen an der Universität Bonn erhält. 1935 siedelt sie nach Erez Israel, wo sie als literarische Beraterin des Habima Theaters sowie als Herausgeberin der „Sifriat Poalim“ fungiert. Goldberg arbeitet ab 1954 an der Hebräischen Universität als Dozentin für Ephraim Kishon (1924-2005) Amos Oz (1939- ) Literatur und ist ebenfalls Vorsitzende der Abteilung für vergleichende Literaturwissenschaften. Leah Goldberg schreibt auch Kindergedichte, einen Roman, ein Theaterstück und übersetzt litauische Volkslieder und Werke von Petrarca, Dante, Baudelaire und Rilke ins Hebräische. Eines ihrer bekannten Werke ist das Buch „Briefe von einer imaginären Reise“, das 1937 erscheint. Es schildert die imaginäre Flucht einer Frau von einer unglücklichen Liebe. Viele interpretieren dies als eine nicht erwiderte Liebe vieler Juden zur Kultur Europas sowie die Notwendigkeit des Abschieds. Kishon, 1924 geboren als Ferenc Hoffmann in Budapest, war Journalist, Schriftsteller, Regisseur und Satiriker. Seine Begabung zeichnet sich schon früh ab, als er 1940 den 1.Preis des ungarischen Novellenwettbewerbs für Mittelschüler gewinnt. 1944 wird er in ein Arbeitslager deportiert, aus dem er jedoch im letzten Kriegsjahr mit seiner Schwester und seinen Eltern flüchten kann. 1949 flüchtet Kishon über Tschechien und Italien mit dem Flüchtlingsschiff „Galiläa“ nach Israel. Im Hafen Haifas erhält Ferenc Hoffmann seinen Namen, unter dem er später berühmt werden soll, mit der Begründung des Hafenarbeiters, der die Einreiseformalitäten verwaltet, den Namen Ferenc gäbe es nicht. 1952 beginnt Kishon täglich eine satirische Kolumne für die größte israelische Tageszeitung Ma’ariv zu schreiben. Nachdem die New York Times sein Buch „Drehn Sie sich um, Frau Lot!“ zum Buch des Monats wählt, beginnt seine internationale Karriere als Satiriker der israelischen Gesellschaft. Die Weltauflage seiner Bücher liegt bei 43 Millionen, davon 33 Millionen Bücher allein Deutschland. Kishon empfindet es als Ironie des Schicksals, dass er gerade in Deutschland so beliebt ist. Inhaltlich konzentriert sich Kishon überwiegend auf die Ärgernisse im israelischen Alltag, speziell in der Bürokratie und Politik. Er reflektiert die israelische Gesellschaft einschließlich ihrer soziökonomischen Not, Arbeitslosigkeit und den harten Lebensbedingungen für Immigranten. Er verstirbt 2005 an einem Herzinfarkt in der Schweiz. Amos Oz wird 1939 in Jerusalem geboren. Aus Protest gegen seinen Vater verlässt er mit 15 Jahren die Hauptstadt und lässt sich im Kibbutz Hulda nieder. Als Reservist einer Panzereinheit kämpft Oz 1967 an der Sinaifront und 1973 auf dem Golan. Er arbeitet als Autor an dem St.Cross College in Oxford, der Hebräischen Universität und dem Colorado Springs College. 1986 entschließt sich die Familie, den Kibbuz zu verlassen und lebt seither in der Kleinstadt Arad am Toten Meer. Oz widmet sich weiterhin seiner schriftstellerischen Tätigkeit, er hat den Agnon Lehrstuhl für Hebräische Literatur an der Universität Be´er Sheva inne und ist ein aktives Mitglied von Peace Now, der israelischen Friedensbewegung. Seit 1967 veröffentlicht Amos Oz zahlreiche Artikel und Essays über den israelischarabischen Konflikt, in denen er sich für einen israelisch-palästinensischen Kompromiss, basierend auf gegenseitiger Anerkennung und der Koexistenz eines israelischen und eines palästinensischen Staates (Westbank und Gaza) ausspricht. Als eine der führenden Persönlichkeiten von „Peace Now" haben ihn seine Artikel, Essays und politischen Aktivitäten zu einer prominenten Figur Israels gemacht. Für seine Werke erhält er unter anderem den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, das französische Kreuz der Ehrenlegion und den Israel Preis für Literatur. Hier Interview sehen: http://videos.arte.tv/de/videos/literatur-die-ansichten-und-einblicke-des-amos-oz-7331252.html Musiker und Celebs Naomi Schemer (1930-23004) Naomi Schemer wurde 1930 in Kwuzat Kinneret geboren und wuchs mit dem Blick über das Jordantal auf. Viele Lieder lassen die Landschaft, die ein Teil ihrer Jugend war, wiedererstehen und reflektieren ihre Liebe zur Szenerie Erez Israels. Als Kind erhält sie Klavierstunden, später studiert sie in Jerusalem Musik. Schemer beginnt in den Fünfzigerjahren Lieder zu komponieren und schreibt für Gesangsgruppen der Armee und bekannte Sänger. 1967 wird Naomi Schemer gebeten, für das Israel Song Festival einen Beitrag zu schreiben. Obwohl ihr Lied nicht am Wettbewerb teilnimmt, werden die Strophen von „Jeruschalaim schel Sahaw" - "Jerusalem aus Gold" auf der Stelle populär. Ein Teil des Erfolges beruht sicher auf der Tatsache, dass das Festival kurz vor dem Sechs Tage Krieg und der Wiedervereinigung Jerusalems stattfindet, und das Lied so etwas wie eine nationale Bedeutung erhält, da es die Sehnsucht des Landes nach Jerusalem und seiner Umgebung ausdrückt. Von den Liedern, die Naomi Schemer über den Jom Kippur Krieg schreibt, wird „Lu Yehi" - „Let it be" am bekanntesten. Es ist ein Gebet für den Frieden. Viele ihrer Werke werden in Büchern publiziert und gelten als die am Arik Einstein (1939- ) meisten gesungenen Lieder der Sechziger- bis Achtzigerjahre. Naomi Schemer ist bei vielen öffentlichen Gesangsabenden, die auch im Fernsehen ausgestrahlt werden, Vorsängerin am Klavier. Für ihren enormen Beitrag zur israelischen Musik wird Naomi Schemer 1983 mit dem Israel Preis geehrt. Naomi Schemer stirbt am 26. Juni 2004. Arik Einstein wird 1939 in Tel-Aviv geboren und ist ein israelischer Sänger und Musiker. Er beginnt, wie viele andere Künstler, seine Karriere in einer Musik-und Unterhaltungsgruppe des israelischen Militärs. Einstein hat durch seine Arbeit einen großen Einfluss auf den damals in Israel noch nicht sehr bekannten "FolkRock-Sound" genommen und ihn nachhaltig in die israelische Gesellschaft integriert. Er ist bis heute (über 50 Jahre lang) bei Jung und Alt sehr beliebt und seine Rockballaden gelten als die klassischen Lieder des „Schönen Erez Israel“ (Erez Israel hajaffa). Seine Filme und Sketche (teilweise sehr lustig) sind Kult geworden und werden bis heute zitiert. Hier Lieder hören: http://www.youtube.com/watch?v=ZwTbFd8kdII http://www.youtube.com/watch?v=wcayUsa9yvw http://www.youtube.com/watch?v=fbflT6G9DMs http://www.youtube.com/watch?v=gP6PS-poyMg Shlomo Artzi (1949- ) Shlomo Artzi ist ein Pop- und Rocksänger und Komponist. Mit 12 Jahren beginnt er Gitarre zu spielen und zu singen. Mit 16 Jahren versuchte er sich bereits als Liederschreiber und Komponist. Während seines Militärdienstes tritt er der Lehakat Kheil Hayam, der Unterhaltungsgruppe der israelischen Marine bei, in der er schnell zum Vorsänger avanciert. Artzi gewinnt 1970 das Israelische Song Festival und wird im selben Jahr zum „Sänger des Jahres“ gewählt. 1975 repräsentiert er Israel beim Eurovision-Song-Contest. In seiner Karriere hat Artzi über 1,5 Millionen Alben verkauft. Er wird in einer Umfrage einer israelischen Website auf den 17. Platz der bedeutendsten Israelis gewählt. Hier Lieder hören: http://www.youtube.com/watch?v=77vt7_uUXkM http://www.youtube.com/watch?v=YtUHKqhisjw Idan Raichel (1977- ) Idan Raichel ist ein israelischer Musiker und Produzent. Popularität erlangtRaichel durch sein erstes Album „Idan Raichel Project“, wovon über 120.000 Kopien verkauft werden und es somit Platin-Status erhält. Die Besonderheit an diesem Album ist die Verschmelzung von nahöstlicher und äthiopischer Musik, traditionellen hebräischen Texten und Elektronik. Raichel geht regelmäßig auf Welttournee, was auf seine weltweite Beliebtheit hinweist. Hier Lieder hören: http://www.youtube.com/watch?v=u7OY0boScEU http://www.youtube.com/watch?v=axCT1a_M0lc Eyal Golan (1971- ) Eyal Golan wird in Rechowot geboren. Er ist ein israelischer Sänger und repräsentiert den orientalischen Musikstil (Musika Misrachit) in der israelischen Gesellschaft. Dieser Musikstil ist gekennzeichnet durch die Mischung von traditionellen und elektronischen Instrumenten. Bereits mit 20 Jahren beginnt Golan seine Karriere in israelischen Nachtclubs. 1995 und 1996 veröffentlicht er seine ersten beiden Alben. 1996 beginnt er ebenfalls eine Zusammenarbeit mit der in Israel bekannten Band „Ethnix“, die auf der Suche nach einem Sänger sind. Die Zusammenarbeit resultiert in drei sehr erfolgreichen Alben, bevor sie sich im Jahr 2000 auflöst. Das letzte Album, das Golan 2008 veröffentlicht, wird in zwei Monaten in mehr als 145.000 Kopien verkauft. Golan gilt als einer der erfolgreichsten Sänger in seinem Genre. Alle seine Alben, mit der Ausnahme seines Debutalbums, erreichen Platin-Status. 1 Zu den biblischen Altersangaben: http://de.wikipedia.org/wiki/Biblisches_Alter