RUNDSCHAU ISSN 2199-3572 JÜDISCHE Nr. 4 (8) April 2015/Nisan-Ijjar 5775 UNABHÄNGIGE MONATSZEITUNG · HERAUSGEGEBEN VON DR. R. KORENZECHER Der Feind meines Feindes Israel, mon amour Französische Kollaboration Heimliche Sympathie für Israel am Golf seite 3 Matthias Matussek über seine Liebe zu Israel seite 19 Neue Ausstellung in Paris seite 31 3,70 € Israel hat gewählt! WORT DES HERAUSGEBERS DR. R. KORENZECHER Liebe Leserinnen und liebe Leser, die neue Ausgabe unserer und Ihrer Jüdischen Rundschau bietet der Redaktion und mir wieder jeden Grund, Ihnen unseren besonderen Dank für Ihr auch weiterhin wachsendes Interesse an unserer Arbeit auszusprechen. Die weiterhin steigende Zahl unserer Leser ist für uns Belohnung und Ansporn zugleich. Besonders freuen wir uns über Ihre zahlreichen Zuschriften und Anregungen, die uns nicht nur in unserem Tun bestärken, sondern uns vor allem auch helfen in enger Verbindung mit Ihnen unsere redaktionelle Tätigkeit dem für uns richtungsweisenden Anspruch unserer Leser gerecht zu werden. Unseren Mainstream-Medien, ihren einschlägig bekannten Israel-Diffamierungs-Kommentatoren und den ach so guten Freunde Israels aus unserer politischen Szene, die noch vor den Wahlen gegen den Kandidaten Netanjahu gehetzt haben, ist die kaum verhohlene Erwartung auf eine Abwahl des bisherigen Premierministers gründlich verdorben worden. Es hätte keine größere Genugtuung, keine größere, hämischere Freude für die eingeschworenen Feinde des jüdischen Volkes und ihre westlichen Unterstützer geben können als eine Wahlkampfniederlage Bibi Netanjahus. Aber Israel hat gewählt und ein klares Votum für die Kontinuität der israelischen Politik abgegeben. Benjamin Netanjahu wird auch nach den Wahlen der Regierungschef des Staates Israel und seiner Bürger bleiben. Angesichts der fortschreitenden, durch kein Sachargument getragenen, Israel-Delegitimierung ist es leider nicht wirklich verwunderlich, dass die in Wahrheit zutiefst Israel- und Juden-aversen Terrorversteher aus unserer westlichen Heuchel-Politik und unsere mit deutlicher Anti-Israel-Tendenz behaftete Desinformationsjournaille ungehalten sind, weil ihre ungebührlichen Einmischungsversuche in die Innenpolitik der israelischen Demokratie und ihre haltlose Hetze gegen den bisherigen und künftigen Premierminister Netanjahu seine Wiederwahl nicht verhindern konnten. Fortsetzung auf Seite 2 Österreich 3,70 € Schweiz 4,60 CHF 4 198807 003709 04 Von Ulrich Sahm Trotz heftiger Kampagnen gegen den israelischen Premier Benjamin Netanjahu hat dieser die Wahl deutlich gewonnen. Offenbar sehen Israelis in ihm den Garanten für die Sicherheit Israels, ein Thema, das andere Probleme in den Schatten stellt. Wie konnte es sein, dass Benjamin Netanjahu entgegen allen Prognosen, im Widerspruch zu einer feindseligen Presse, die u.a. Pro-Netanjahu-Kundgebungen verschwiegen hat, die Wahlen haushoch gewonnen hat? Wie konnte das geschehen, trotz des Druckes aus dem Ausland und persönlicher Attacken auf ihn und seine Frau Sara? Seine Likudpartei erhielt nach Auszählung von 99 Prozent der Wählerstimmen 30 Mandate, während das sozialistische „Zionistische Lager“ nur 24 Mandate bekam. Zusammen mit anderen Parteien des „rechten Blocks“ glaubt Netanjahu, „umgehend“ eine neue und stabile Rechtsregierung errichten zu können. Die sehr ideologische linke Meretzpartei erhielt nur vier Mandate und lag knapp über der Sperrklausel von 3,25 Prozent. Die „vorzügliche Parlamentarierin“ Sahava Gal-On von Meretz wird zwar von Freund und Feind in der Knesset für ihre Geradlinigkeit hoch gelobt. Dennoch kündigte sie an, zurücktreten zu wollen. „Ein schwerer Verlust für die Knesset“, gesteht der Likudabgeordnete Ofir Akunis im Fernsehen. Starkes Ergebnis für arabisches Parteienbündnis Aiman Odeh feierte den überragenden Sieg seiner arabischen „Vereinigten Liste“ mit „großer Sorge“. 14 Mandate erhielt das Bündnis von vier arabischen Miniparteien. Die arabischen Islamisten, Kommunisten, Pro-Palästinenser und Nationalisten wollen in der nächsten Knesset „den Ton angeben“ und die Be- dürfnisse der großen arabischen Minderheit von etwa 20 Prozent der Bevölkerung lautmachen. Doch selbst Odeh wagt nicht vorherzusagen, wie das Sammelsurium derart gegensätzlicher Ideologien zusammenhalten kann. In einer kurzen Debatte am Morgen nach der Wahl sprach Odeh die „rassistische Angstmache“ Netanjahus und anderer Politiker an. Netanjahu dürfte dazugewonnen haben, nachdem er vor „Horden arabischer Wähler“ gewarnt hatte, die mit Bussen zu den Urnen gekarrt wurden, um geschlossen für die „Vereinigte Liste“ zu stimmen. Das stelle eine ernste Gefahr für die „Sicherheit Israels“ dar. Schwache religiöse Parteien Einen starken Rückgang verzeichneten die religiös-orthodoxen Parteien. Von 18 Mandaten sank ihre Macht auf nur noch 13 Mandate ab. Ein Grund dafür war die Spaltung der einst starken Partei frommer orientalischer Juden, der Schass-Partei. Eli Jischai, ehemaliger Innenminister, hatte sich wegen theologischer Differenzen über das Erbe des verstorbenen geistigen Übervaters der Partei, Rabbi Ovadia Josef, mit Arieh Deri zerstritten. Jischais separate Partei „Ha‘Am Itanu“ scheiterte an der Sperrklausel. Mehrere Parteien sind weit abgeschlagen untergegangen. Ruth Colian zum Beispiel hatte mehr Aufmerksamkeit in europäischen Zeitungen wie der „Neuen Züricher Zeitung“, der „Zeit“ oder der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und anderen erhalten als die meisten anderen israelischen Politiker und Parteien. Colian ist eine ultra-orthodoxe Frau, die mutig für eine Vertretung frommer Frauen in der Knesset und in orthodoxen Parteien gekämpft hat. Bei Schass und dem „Vereinigten Thora-Judentum“ ist keine Frau auf der Parteiliste vertreten. In frommen Zeitungen werden die Frauengesichter vertuscht oder wegzensiert. Colian erhielt lediglich 1.858 Stimmen und ging unter. Kampagne gegen Netanjahu Netanjahu hat allen Unkenrufen zum Trotz gesiegt. In den Medien des Auslands, von der amerikanischen „New York Times“ und bis zum „Spiegel“, wurde eine Wahlkampagne gegen den israelischen Regierungschef betrieben. Da wurde mit falschen Fakten, Klischees und Emotionen Hass auf Netanjahu geschürt. Der müsse abgeschafft werden, um Israel zu retten. Zum „Bürgerkrieg“ gekürte Streitereien mit den Orthodoxen und zur „Überlebensfrage“ erhobene Friedensverhandlungen mit den Palästinensern, sowie die als „Panikmache“ dargestellte „Angst“ Netanjahus vor einer iranischen Atombombe entfachten im Ausland den Eindruck, als sei der Likud-Chef ein „Unglück“ für Israel. Allein anhand dieser Beispiele lässt sich darstellen, wie falsch und unrealistisch die Darstellung Israels in den Auslandsmedien war. Die Orthodoxen leben in Israel teilweise in geschlossenen Ghettos in einer geistigen wie gesellschaftlich verschlossenen Welt. Diese Menschen interessieren sich nur für ihre Heiligen Schriften. Auf die Barrikaden gingen sie, als der ehemalige Finanzminister, Jair Lapid, sie durch Rekrutierung zum Militärdienst in die Gesellschaft und in den Arbeitskreislauf integrieren wollte. Die Orthodoxen sind politisch neutral oder desinteressiert bei der Siedlungspolitik oder dem Friedensprozess. Der „Bürgerkrieg“ waren lokale, begrenzte Aufstände, meist innerhalb der frommen Viertel, weil den Orthodoxen nach 67 Jahren Privilegien genommen werden sollten. In der Vergangenheit beteiligten sie sich fast immer an Koalitionen, jedoch ohne Minister zu stellen. Sie forderten lediglich Zuwendungen für ihre Erziehungseinrichtungen und stimmten ansonsten mit der Regierung. Fortsetzung auf Seite 2