Word-Datei - fdds Bau

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Der Süden von British Columbia und die Rocky Mountains:
***Vancouver - *Okanagan Valley - **G1acierN.P. - ***Banff N.P. ***JasperN.P. - Kamloops - ***Vancouver (2158 km)
Die folgende Rundfahrt zeigt die schönsten Seiten von British Columbia
und den Rocky Mountains, stellt zugleich aber auch weniger bekannte
Regionen abseits der touristischen Hauptstrecken vor. Sie beginnt in der
schönsten Stadt Westkanadas, ***Vancouver und führt über die Coast
Mountains und durch die sonnige Seenlandschaft des Okanagan Valley
nach Osten in die Rockies. Dort zieht sich der berühmte Icefields Parkway
durch die beiden beliebtesten Nationalparks Kanadas, ***Banff und
***Jasper. Ein letzter Höhepunkt ist die unberührte Wildnis des **Wells
Gray Provincial Park, bevor man durch das trockene Ranchland im
Inneren der Provinz zurück ins Tal des Fraser River und nach Vancouver
fährt.
Zwei Wochen sind für diese Tour ausreichend, doch sollte man einige
Tage mehr für Wanderungen in den Parks, für einen kurzen
Badeaufenthalt im Okanagan Valley oder vielleicht für eine Kanufahrt oder
den Besuch einer Ranch entlang des Wegs einplanen. Wer noch mehr Zeit
zur Verfügung hat, kann Teile der Routen 1, 4 oder 5 anschließen. Die
beste Reisezeit ist von Ende Mai bis Anfang Oktober, wobei man
allerdings im Juli und August mit einem erhöhten touristischen
Aufkommen rechnen muß.
***Vancouver (1,5 Mio. Einw.)
Man verläßt die Innenstadt auf der Hastings Street Richtung Osten und
wählt dann den Trans Canada Highway (auch Hwy. 1 genannt), der über
die Port Mann Bridge auf das Südufer des Fraser River führt. Der größte
kanadische Fluß westlich der Rocky Mountains entspringt hoch im Norden,
am Westrand des Jasper National Park; auf seinem 1370 km langen Weg
entwässert er ein Viertel der Provinz British Columbia. Nach etwa 30 km
erreicht man 6,5 km nördlich des Highway 1 den
*Fort Langley National Historic Park.
Trapper der Hudson's Bay Company gründeten hier 1827 am Flußufer
einen Handelsposten, der während des Goldrausches von 1858 ein
wichtiger Versorgungspunkt für die Abenteurer wurde, die am Fraser
River entlang zu den Goldfeldern im Landesinneren zogen. Das gesamte
Gelände steht heute als Freilichtmuseum unter Denkmalschutz, einige
Gebäude wurden restauriert, andere originalgetreu rekonstruiert. Im
Pelzlagerhaus, im Laden und in der Schmiede führen junge Leute in
Kostümen des 19. Jahrhunderts vor, wie die Trapper vor 150 Jahren
lebten.
Bald enden die Vororte des ständig wachsenden Vancouver, satte grüne
Felder mit typischen Farmen und silbrigglänzenden Futtersilos säumen
den Highway 1. Dies ist das Herzstück des bis zu 40 km breiten Lower
Fraser Valley, das wegen seiner florierenden Landwirtschaft oft als der
Gemüsegarten Vancouvers bezeichnet wird. Ebenso wichtig wie der Anbau
von Salat und Karotten ist aber die Milchwirtschaft - die sahnige FraserValley-Butter ist weithin bekannt. Im Zentrum des 24.000 km2 großen
Tales liegt der Farmort
Abbotsford (14500 Einw.), 71 km,
der sich landesweit durch die Flugtage der International Airshow einen
Namen gemacht hat. Am zweiten Augustwochenende jeden Jahres
kommen hier Flugzeugbegeisterte aus ganz Nordamerika mit ihren
historischen Maschinen zusammen. Den Rest des Jahres ist Abbotsford
weniger spektakulär: Einige Farmen und lebensmittelverarbeitenden
Betriebe können besichtigt werden, und an der Vye Road, südlich des
Highway 1, ist eine Forellenzuchtanlage für Besucher geöffnet.
Der Trans Canada Highway verläuft nun näher am Fraser River. Das Tal
verengt sich, die oft bis weit ins Frühjahr schneebedeckten Coast
Mountains rücken enger zusammen und ragen beiderseits der flachen
Talsohle über 800 m hoch auf. Nach rund 45 km liegen östlich des Ortes
Chililwack am Fuß der Berge die Minter Gardens; ein über 10 ha großer
botanischer Garten. Besonders sehenswert ist die Rhododendronblüte im
Frühjahr. - Am Ostende des Lower Fraser Valley liegt
Hope (4000 Einw.), 158km,
das wie Fort Langley einst ein Stützpunkt der Pelzhändler von der
Hudson's Bay Company war. Zur Goldgräberzeit um 1860 war der Posten
der Endpunkt der Flußschiffahrt auf dem Fraser und der Name Hope
schien richtig gewählt: Nur wenige Kilometer nördlich des Ortes beginnt
der enge und gefährliche Canyon des Fraser River, und die frühen
Pioniere brauchten eine gehörige Portion »Hoffnung«, um sich auf den
Bergpfaden am Rand der Schlucht stromaufwärts ins Landesinnere
durchzuschlagen (s. auch Cariboo Road, S.58). Die Ausstellungen im
kleinen Hope Historical Museum veranschaulichen jene Zeit der Trapper
und Goldsucher. Heute ist der Ort ein Verkehrsknotenpunkt am Trans
Canada Highway und ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer, die von
hier zu den zahlreichen Seen in den umliegenden Bergen aufbrechen. An
den Wochenenden kann man häufig Drachenflieger über das Tal gleiten
sehen, die die gute Thermik nutzen. Zu Filmruhm kam das Städtchen
1981, als sich Sylvester Stallone bei den Dreharbeiten für »Rambo« durch
die sonst so verschlafenen Straßen schoß.
Am Ortsrand von Hope zweigt der Highway 3 nach Osten ab und klettert
im Tal des Nicolum Creek hinauf in die geologisch noch sehr jungen
Cascade Mountains. Hier liegt der nördlichste Teil der vorwiegend in den
US-Staaten Washington und Oregon verlaufenden Bergkette, deren
vulkanischer Ursprung erst vor einigen Jahren durch den Ausbruch des
Mount St. Helens wieder verdeutlicht wurde. Tiefe Douglasien- und
Hemlock-Tannenwälder säumen den Highway; im Frühjahr blüht im
Unterholz wilder Rhododendron.
Nach etwa 35 km erreicht man den Schauplatz des Hope Slide: Am 9.
Januar 1965 donnerten in einem gewaltigen Bergrutsch 46 Mio. m3
Gestein zu Tal und verschütteten das Bachbett und den Highway bis zu 80
m hoch. Von der neuen Straße aus, die 45 m über der ehemaligen
Talsohle verläuft, kann man links am Berghang noch deutlich die kahlen,
vom Bergrutsch glatt geschliffenen Felsen sehen. Am Allison Pass
(1352m) überquert der Highway 3 im
Manning Provincial Park (190 km)
den Grat der Coast Mountains. Der 714 km2 große Park ist ein noch
weitgehend unberührtes Wildnisgebiet mit zahlreichen Seen, Wasserfällen
und spektakulären Ausblicken von den Berggipfeln. Rehe,
Stachelschweine und Schwarzbären kann man häufig beobachten, zudem
wurden bereits über 160 Vogelarten gesichtet. Der Park ist bekannt für
seine ausgezeichneten Wandermöglichkeiten. Tagestouren führen z. B.
den Skaist River entlang oder auf den Windy Joe Mountain. (Information
über das Wegenetz und Campingplätze beim Park Headquarter am Allison
Pass.)
Der Highway 3 folgt dem Tal des Similkameen River aus dem Park heraus
und über Princeton in die warme, sonnige Region östlich der Berge. Die
dichten Wälder machen einer kargen Steppenvegetation Platz, ehe bei
Keremeos (900 Einw., 352 km) die ersten Pfirsichplantagen und
Obststände am Straßenrand auftauchen. Die historische Grist Mill des
Ortes, eine restaurierte Getreidemühle, zeigt, was die Pionierfarmer
dieser Region einst anbauten. Noch einige wüstenhaft braune Hügel, dann
erreicht man das von einer langgezogenen Seenkette geprägte
*Okanagan Valley,
eine extrem trockene, sonnige Region. Sie ist der nördlichste Ausläufer
des nordamerikanischen Wüstengürtels, der von Nevada bis in den Süden
von British Columbia reicht. Nur etwa 40 cm Niederschläge fallen hier im
Regenschatten der Berge pro Jahr; Sommertemperaturen bis 35°C sind
normal. Das gesunde Klima und die milden Winter machen besonders den
Süden des rund 200 km langen Tales zu einem bevorzugten
Altersruhesitz. Seit es durch eine schnelle Autobahn mit Vancouver
verbunden ist, wächst auch seine Beliebtheit bei Kurzurlaubern. Die
natürliche Vegetation entspricht dem ariden Klima: Ponderosa-Kiefern
und das typische Wüstengewächs Sagebrush, eine Salbeiart, dominieren
die Hügel. Auf den bewässerten fruchtbaren Böden gedeihen in großen
Plantagen Pfirsiche, Äpfel und Wein. Sie haben dem Tal den Beinamen
»Obstgarten Kanadas« eingetragen.
Osoyoos (3.100 Einw.), 402 km,
liegt am Südende des Okanagan Valley auf einer Halbinsel im Osoyoos
Lake. Das in seiner Lage und Architektur spanisch-mediterran anmutende
Ferienstädtchen rühmt sich des wärmsten Klimas in Kanada. Ein kräftiger
Sonnenbrand an den 19 km langen Sandstränden um den Ort, z. B. im
Haynes Point Provindal Park, - und man wird dem zustimmen. Auf den
steppenartig braunen Hügeln der Osoyoos Lake Ecological Reserve, rund
8 km nördlich des Ortes, wachsen sogar Kakteen -eine Rarität in Kanada.
Vorbei an großen Obstgärten folgt man dem Highway 97 durch das
Okanagan Valley nach Norden, fast durchgehend am Ufer immer neuer
langgezogener Seen. Im Mai sind die Hänge ringsum in die weißrosa
Blütenpracht der Pfirsich- und Apfelbäume getaucht - ein ganz
besonderes Reiseerlebnis. Vom Aussichtspunkt hoch über dem Skaha
Lake (eine indianische Bezeichnung, die »Hundesee« bedeutet) reicht der
Blick weit über den See und die braunen Hügel bis zu der von sandigen
Stränden gesäumten Landenge zwischen Skaha Lake und Okanagan Lake.
Hier liegt die »Pfirsichstadt«
Penticton (24.300 Einw.), 454km,
das Zentrum der größten Obstanbauregion im Okanagan-Tal. Thomas
Ellis, der Gründer der Stadt, legte hier 1874 die ersten Obstkulturen an.
Mehr und mehr Siedler ließen sich nieder und verwandelten die Region in
einen blühenden Garten. Aprikosen und Pfirsiche sind heute die
wichtigsten Produkte, doch seit einigen Jahren setzt man auch auf den
Weinbau. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis Spitzenqualitäten
erreicht werden, doch als gute Tafelweine erfahren die OkanaganTröpfchen bereits einige Beachtung. Während des Sommers kann man
den Rebensaft in mehreren wineries um Penticton verkosten. Nicht dem
Wein, sondern den Pfirsichen ist dagegen Ende Juli das Peach Festival mit
Paraden und Musikveranstaltungen gewidmet.
Vorüber an den Obstständen fährt man auf der Westseite des 107 km
langen Okanagan Lake weiter. Die kleinen Ferienorte am Highway 97
tragen so typische Namen wie Summerland und Peachland. Über eine
schwimmende, rund 1,5 km lange Betonbrücke (Hohlräume halten sie
über Wasser) führt die Straße auf das Ostufer des Sees zur größten Stadt
der Region,
Kelowna (63.600 Einw.), 532km.
Es ist das Zentrum des größten Apfelanbaugebietes Kanadas. Noch vor 15
Jahren war es ein reines Landirtschaftsstädtchen. Neuerdings hat es sich
durch seine schönen Badestrände und die guten
Wassersportmöglichkeiten zum beliebten Tourismuszentrum entwickelt.
Die Segelbegeisterung der Bewohner und Besucher Kelownas erreicht bei
der großen Regatta am ersten Augustwochenende jeden Jahres ihren
Höhepunkt. (am Westende der Brücke über den Lake Okanagan).
Nördlich von Kelowna wechselt der Highway 97 in ein Paralleltal des
Okanagan Valley. In Winfield kann man die große Whiskeybrennerei von
Hiram Walker & Sons besuchen, in der unter anderem die
Traditionsmarke »Canadian Club« destilliert wird (Führungen). Wenig
später bietet ein Aussichtspunkt hoch über dem Kalamalka Lake einen
weiten Blick über den See und das gegenüberliegende, malerische
Coldstream Valley. 12km westlich von
Vemon (20.400 Einw.), 579km,
einem vom Tourismus noch nicht entdeckten Farmort am Nordende des
Okanagan Valley, lohnt die 0’Keefe Ranch eine Fahrtunterbrechung. Die
originalgetreu restaurierte Pionierranch von 1867 ist heute ein
Museumsdorf mit General Store, Siedlerhäusern und viel Westernflair.
Farmland mit saftiggrünen Wiesen begleiten den Highway 97A nach
Sicamous (2.000 Einw.), 654 km,
das an der Kreuzung mit dem Trans Canada Highway liegt. Der meine Ort
ist Ausgangspunkt für Wassertouren auf dem Shuswap Lake einem
weitverzweigten See, dessen Uferlinie über 1.000 km lang ist. Da nur
wenige Straßen durch die dicht bewaldeten Hügel verlaufen, kann man
per Hausboot in diesem Wasserlabyrinth herrliche Wildnisferien
verbringen (Bootsvermietung in Sicamous).
Große Waldgebiete kennzeichnen den Weg entlang der transkontinentalen
Bahnlinie hinauf in die Monashee Mountains. Nach etwa 30 km auf dem
Highway 1 passiert man Craigeilachie. Der schottisch klingende Name
steht nicht für eine Siedlung, sondern für ein Ereignis von historischer
Bedeutung: Am 7. November 1885 wurde an dieser Stelle der letzte Nagel
in die Schwellen der Trans-Canada-Eisenbahnlinie geschlagen. Fast 15
Jahre hatte es gedauert, bis der Osten und der Westen verkehrsmäßig
verbunden waren - eine wichtige Voraussetzung für die Einheit des
Landes. Auch der Holzumschlagplatz
Revelstoke (8.300 Einw.), 725km,
verdankt seine Existenz der Bahn. Er wurde als Arbeitercamp gegründet
und nach dem englischen Bankier Lord Revelstoke benannt. Der Ort liegt
auf einer Uferterrasse des mächtigen, 1.930 km langen Columbia River,
der von hier nach Süden in die USA fließt, um im Staat Oregon in den
Pazifik zu münden. Technikinteressierte können 10 km nördlich des Ortes
den Revelstoke Dam (Visitor Centre) oder 138 km weiter stromaufwärts
den 242m hohen Mica Dam besuchen, einen der größten Staudämme
Westkanadas (Führungen während des Sommers). - Von Revelstoke
steigt der Highway 1 hinauf in die
Columbia Mountains
Dieses Gebirgsmassiv dehnt sich etwa von der Grenze zu den USA 600
km weit nach Norden, parallel zu den weiter östlich liegenden Rocky
Mountains. Gletscher und Gebirgsbäche haben im Lauf der Jahrtausende
charakteristische Täler in das alte, metamorphe Gneis- und
Schiefergestein gegraben. Bis heute ist die über 3.000 m hohe Sir Donald
Range, die höchste Kette dieser abweisenden Gebirgsregion, nahezu
unzugänglich. Allein die Eisenbahnlinie und der erst 1962 gebaute Trans
Canada Highway durchschneiden die einsame Bergwildnis. Im Winter ist
die Straße durch die extrem hohen Niederschläge (10 m Schneefall pro
Jahr sind normal) von Lawinen bedroht und muß öfters geschlossen
werden.
Erst 1881 drang der erste Mensch in die auch von den Indianern
gemiedene Bergwelt vor: Major A. B. Rogers suchte für die CanadianPacific-Eisenbahngesellschaft nach einem Weg über die Selkirk Mountains,
das Herzstück der Columbias, und entdeckte jenen Paß, der nach ihm
benannt wurde. Seither hat sich wenig verändert, und damit dies auch so
bleibt, hat die kanadische Regierung zwei Nationalparks eingerichtet,
durch die der Highway 1 führt. Der mit nur 260 km2 relativ kleine
* Mount Revelstoke National Park
wurde 1914 durch eine Initiative der Bewohner des nahen Revelstoke
gegründet. Sehr empfehlenswert ist eine Fahrt auf der 26 km langen
Stichstraße (geöffnet von Juli bis September) zum Gipfel des 1938 m
hohen Mount Revelstoke auf dem man ein gut ausgebautes Netz von
Wanderwegen findet. Während der Fahrt auf den Berg kann man sehr
schön die verschiedenen Vegetationszonen der Columbia Mountains
verfolgen:
Mischwald mit Nadelbäumen, Birken und Pappeln unten in den Tälern, ab
1.200 m dominieren Engelmann-Tannen und Fichten und auf 1.600 m
erreicht man die subalpine Zone der Bergwiesen. Nur drei Monate, von
Mitte Juni bis September, dauert hier der Sommer; doch in dieser Zeit
verwandeln über 100 Wildblumenarten die karge Hochgebirgswelt in ein
buntes Farbenmeer.
Wieder zurück im Tal lernt man, ausgehend vom Giant-CedarsPicknickplatz am Trans Canada Highway, eine völlig andere
Vegetationszone kennen: Ein Fußweg verschafft Eintritt in den
saftiggrünen Columbia-Regenwald mit hohen Farnen und stacheligem
»Devil's Club«. Einige Kilometer weiter östlich beginnt der
** Glacier Nafional Park.
Der schon 1886, kurz nach dem Eisenbahnbau gegründete Park umfaßt
1.350 km2 in den Selkirk Mountains. Seine Gletscher - über 140 verhalfen ihm zu seinem Namen; rund 12 % des Gebietes sind von Eis
bedeckt. Wer sich von den häufigen Niederschlägen nicht abschrecken
läßt - statistisch gesehen regnet oder schneit es am Westhang der Berge
an zwei von drei Tagen -, dringt auf Wanderwegen (insgesamt 140 km)
tiefer in die grandiose Bergwelt ein. Vorsicht ist allerdings angebracht:
Schwarzbären und sogar Grizzlies schätzen das Nahrungsangebot und die
Einsamkeit des Parks und sind hier zahlreicher als in anderen Regionen
Kanadas.
Der Trans Canada Highway folgt dem Tal des lllecillewaet River
stromaufwärts bis zur Paßhöhe. Dort steht vor der Kulisse der steilen,
bizarren Sir Donald Range ein Denkmal aus zwei gekreuzten Holzbögen,
das an die Fertigstellung des Highway im Jahre 1962 erinnert. Die
Eisenbahnlinie wurde nach zahllosen Lawinenunglücksfällen 1916 in einen
8 km langen Tunnel unter dem Paß verlegt. Im Besucherzentrum neben
dem Denkmal sind eine Ausstellung und Filme über den Bau von Bahnlinie
und Straße zu sehen. Mehrere Überdachungen schützen den Trans
Canada Highway auf seinem Weg vom Paß hinab ins Tal des Beaver River
vor Lawinen. Die Betonfundamente am Straßenrand dienen der
kanadischen Armee im Winter als Standort für Geschütze, mit denen sie
gefährliche Schneebretter abschießt, bevor sie unkontrolliert als Lawinen
zu Tal gehen.
Golden (3800 Einw.), 873 km,
das wie Revelstoke als Eisenbahnercamp gegründet wurde, liegt umrahmt
von Bergen am Oberlauf des Columbia River. Der Strom fließt hier von
Süd nach Nord durch den Rocky Mountain Trench, einen großen
Grabenbruch zwischen den Columbia Mountains im Westen und den Rocky
Mountains im Osten. Nur wenige Kilometer stromabwärts von Golden
beginnt der vom Mica Dam aufgestaute, 200km lange Kinbasket Lake, in
dem der Fluß das Hindernis der Columbia Mountains in weitem Bogen
umgeht. Die Eisenbahn spielt bis heute eine wichtige Rolle im
Wirtschaftsleben der Stadt, ebenso die Holzindustrie - die kahlen Hänge
links und rechts des Columbia River zeigen es deutlich. Golden ist ein
beliebter Ausgangspunkt für Angler und Wanderer, die sich hier für ihre
Touren in die umliegenden Bergregionen ausrüsten.
Der Highway 1 folgt dem schmalen, charakteristischen V-Tal des Kicking
Horse River zwischen steilen Sandstein- und Schieferhängen hinauf in die
Rocky Mountains (s.S. 33f.). Nach 25km erreicht man den vom
Massentourismus kaum berührten
**Yoho National Park.
Der 1313 km2 große, 1886 gegründete Park birgt eine grandiose
Hochgebirgslandschaft. Der Name »Yoho« stammt aus der Sprache der
Cree-Indianer und drückt Bewunderung aus, etwa »Oh!« im Deutschen.
Tatsächlich ist die Natur hier teilweise noch bizarrer und spektakulärer als
in den anderen Nationalparks der Rocky Mountains: die Täler enger, die
Wasserfälle höher, die Flüsse reißender. Ein ausgedehntes Netz von
Wanderwegen erschließt die aparten Schönheiten. Unter Wissenschaftlern
ist der Park für seine weltweit einmaligen Fossilienfunde im Burgess Shale
berühmt: über 100 verschiedene versteinerte Meerestiere, die hier vor
530 Mio. Jahren im Schlamm eines urzeitlichen Meeres lebten (nur im
Rahmen von Führungen durch die Park Wardens zu besuchen; Auskunft
im Visitor Centre in Field).
Bei Field, der einzigen Ortschaft im Park, zweigt eine rund 10 km lange
Seitenstraße ab, auf der man zunächst zu einer natürlichen Felsenbrücke
kommt, unter der der Kicking Horse River hindurchtost. Am Ende der
Straße liegt der türkis schimmernde Emerald Lake eingerahmt von
Berggipfeln und Gletschern. Auf dem zweistündigen Rundwanderweg um
den See genießt man das majestätische Panorama in aller Stille.
Etwas nördlich von Field zweigt vom Trans Canada Highway eine weitere
Seitenstraße ab, die in engen Haarnadelkurven die stellen Wände des
Yoho Valley hinaufsteigt (nicht zu empfehlen für Gespanne und lange
Motorhomes). Tief in diesem Tal versteckt tosen die 384m hohen
*TakakkawFalls, die höchsten Wasserfälle des Parks, von den Felsen
herab. Im Yoho Valley beginnen ausgezeichnete Wanderwege zu den
Bergseen und Gletschern im Hinterland. Die Campingplätze sind ideale
Ausgangspunkte für kürzere und längere Touren.
Kaum zurück auf dem Trans Canada Highway, sieht man links eine gut
ausgebaute Parkbucht, sicheres Zeichen für eine weitere Attraktion: Von
einer Aussichtsplattform bietet sich ein schöner Blick auf die schroffe
Steilwand des Mount Stephen (3199 m) und auf die Gleise der Canadian
Pacific Railroad. Schilder erläutern den in diesem Teilstück sehr
schwierigen Bau der Eisenbahnlinie. Zwei Spiraltunnels waren nötig, um
den langen Güterzügen den Aufstieg zum Kicking Horse Pass (1647 m) zu
ermöglichen. Parallel zu den Schienen überquert der Trans Canada
Highway den Grat der Rocky Mountains und erreicht den
*** Banff National Park
in der Provinz Alberta. Die Route führt im Tal des Bow River über **Lake
Louise nach *Banff( 1008 km), von dort wieder zurück und auf dem
**Icefields Parkway (Highway 93), der berühmten Gletscherstraße der
Rockies, in den
***Jasper National Park.
(Zur genauen Beschreibung dieses Teilstücks siehe Route 1, Seite 36ff.)
Von der einzigen Ortschaft des Nationalparks, *Jasper (1293km), folgt die
Route dem Yellowhead Highway 16 im wildreichen Tal des Miette River
Richtung Westen. Nach etwa 30 km überquert man den Yellowhead Pass
(1066 m), die Provinzgrenze zwischen Alberta und British Columbia, und
erreicht im Quellgebiet des Fraser River den
*Mount Robson Provincial Park.
Das 2200 km2 große Schutzgebiet erstreckt sich um den höchsten Berg
der kanadischen Rocky Mountains, den 3954 m hohen Mount Robson. Der
ganzjährig von Eis bedeckte Gipfel ist die spektakulärste
Sehenswürdigkeit des Parks: ein gewaltiger, blendend weißer Bergstock,
der einsam über den Blumenwiesen am Highway auf ragt. Am Robson
River zu seinen Füßen bieten Wanderwege Gelegenheit, die noch fast
unberührte Gebirgslandschaft aktiv zu genießen. (Visitor Centre)
Einige Kilometer weiter stößt man auf die Rearguard Falls; in denen der
Fraser River über eine gut 10 m hohe Felsstufe stürzt. Bis hierher, gut
1000 km vom Pazifik, kämpfen sich die Lachse gegen den Strom, um im
klaren Wasser der Seitenbäche zu laichen.
Beim Ausgang des Mount Robson Provincial Park öffnet sich ein breites
Tal: Der Rocky Mountain Trench an der Westflanke des Felsengebirges ist
wieder erreicht. Bald verläßt man den Highway 16 und biegt auf den
Highway 5 ab Richtung Süden.
Valemount(l2OOEinw.), 1416km.
Der kleine Erholungsort begeistert vor allem die Helicopter-Skifans; sie
finden in den westlich des Ortes gelegenen Cariboo Mountains ideale
Bedingungen zum Tiefschneefahren.
Durch die tiefen Wälder der Cariboos, die noch nahezu ebenso
unerschlossen sind wie zur Zeit des Goldrausches von 1860, führt der
Highway 5 nun im Tal des North Thompson River nach Süden. Kein Haus,
keine Felder säumen den Weg, nur unberührte Wildnis.
Blue River, ebenfalls ein Ausgangspunkt für Helicopter-Skiing, liegt am
Ostrand des nur wenigen bekannten
**Wells Gray Provincial Park.
Herrliche Wasserfälle und idyllische Seen sind die schönsten Attraktionen
in dieser waldreichen, kaum erschlossenen Bergregion, die mit 5273 km2
Fläche gut doppelt so groß wie das Saarland ist. Wer auf den guten
Wanderwegen oder im Kanu mit offenen Augen unterwegs ist, erkennt,
daß eine zweite Naturkraft die Landschaft des Parks gestaltet hat:
Vulkanische Aktivität hinterließ Aschekegel und erstarrte Lavaflüsse.
In Blue River zweigt eine 24 km lange Schotterstraße zum östlichen
Parkeingang ab. Vom Parkplatz am Ende der Straße kann man zu Fuß
zum schön gelegenen Bergsee Murtle Lake weiter wandern (2,5 km).
Wer tiefer in das Innere des Parks vordringen will, zweigt beim Städtchen
Clearwater (1617 km) auf eine gut 70 km lange Stichstraße ab; sie
verläuft durch das Tal des Clearwater River nach Norden. Noch vor dem
Parkeingang passiert man einen Wasserfall im kleinen Spahats Creek
Provincial Park. Hier hat sich der Spahats Creek einen 122 m tiefen
Canyon in die Lavaschichten gegraben. Etwa auf halber Strecke im Wells
Gray Park gelangt man zu den beiden bekanntesten und schönsten
Fällen: den Dawson Falls (18m Höhe) und danach den Helmcken Falls
(137 m Höhe). Am Ende der Straße liegt der rund 20 km lange Clearwater
Lake der über eine kurze Portage mit dem ebenso langen Azure Lake
verbunden ist - ein ideales Revier für Kanufahrer. (Karten und Tipps für
das weitverzweigte Netz von Kanurouten und Pfaden im
Informationszentrum am Parkeingang. Kanuvermietung und geführte
Bootstouren am Südende des Clearwater Lake.)
Südlich von Clearwater treten die Berge zurück, die dichten Nadelwälder
enden und machen Platz für die nur leicht welligen, trocken-braunen
Hügel des Thompson Plateau. Hier beginnt das sonnige Ranchland im
Innern von British Columbia - ein Land mit großen Ranches und Pferdekoppeln und viel Westernatmosphäre: Noch heute treiben die Cowboys im
Herbst die Rinder zusammen, sortieren die Schlachttiere aus und
brandmarken die im Laufe des Jahres geborenen Kälber. Die wichtigste
Stadt dieser Region ist
Kamloops (140000 Einw.), 1732km,
das in einem weiten, trockenen Tal am Zusammenfluß des North mit dem
South Thompson River liegt. »Cumcloups«, »das Treffen des Wassers«,
nannten die Indianer die Mündung; sie war im 19. Jahrhundert ein
wichtiger Kreuzungspunkt der Pelzhandelsrouten. Die Hudson's Bay
Company gründete 1812 ein Fort am Ufer des Thompson River. Durch die
Eisenbahnlinie und später den Trans Canada Highway entwickelte sich die
kleine Siedlung zum Versorgungszentrum der gesamten Ranchregion.
Heute ist sie die »Fleischhauptstadt« von British Columbia. Im Kamloops
Historical Museum an der Seymour Street wird die Geschichte der Stadt
und ihrer Umgebung nachgezeichnet. (High Country Tourism Association,
403-186 Victoria St., Tel.372-7770)
Der Thompson River verbreitert sich westlich von Kamloops zum
Kamloops Lake an dessen Ufern sich bewässerte Obstplantagen und
Felder reihen. Eine halbe Fahrstunde später begleiten im wüstenhaften Tal
bei Walachin die verfallenen Reste hölzerner Kanalanlagen den Trans
Canada Highway. Der Marquis von Anglesey plante 1907, dieses Tal in
einen englischen Landsitz zu verwandeln, und ließ große
Bewässerungsanlagen bauen. Sein Traum von einem Garten Eden fand im
Ersten Weltkrieg ein jähes Ende, als seine Siedler und Arbeiter an die
Front ziehen mußten. Seither hat die Natur das Wüstental wieder
übernommen.
Bei Cache Creek (1816 km), einem kleinen Versorgungsort mit
Tankstellen und einigen Motels, wendet sich der Trans Canada Highway
nach Süden. Immer enger rücken nun die braunen Talwände zusammen,
der Thompson River schießt in großen Stromschnellen dahin - bestes
Revier für Wildwasserfahrer. In Cache Creek starten ein- und mehrtägige
geführte Schlauchbootfahrten, ein beliebtes, sicheres, aber recht feuchtes
Vergnügen (auch kurzfristig in Cache Creek oder Lytton zu buchen).
Lytton (1500 Einw.), 1901 km,
an der Mündung des Thompson in den Fraser River markiert das
Nordende des berüchtigten Fraser Canyon. Ursprünglich lag hier ein
Fischercamp der Indianer. Die Siedlung der Weißen entwickelte sich aus
einem Posten der Hudson's Bay Company. Benannt ist sie nach dem
englischen Kolonialminister und Schriftsteller Sir Edward Bulwer-Lytton
(»Die letzten Tage von Pompeji«).
Während der Goldgräberzeit um 1860 erlangte Lytton Bedeutung als
Versorgungsstation auf dem Cariboo Trall, auf dem Tausende von
Abenteurern unter vielen Mühen zu den Goldfeldern von Barkerville (s.
S.58) zogen. 1862 wurde sogar eine richtige Straße, die Cariboo Wagon
Road, in die steile Wand des Fraser Canyon geschlagen, um den
Transport von Gütern (und Gold) zu erleichtern.
Auf dem Boden der alten Goldgräberstraße folgt nun der Trans Canada
Highway dem gut 100 km langen, engen Tal des Fraser River durch die
Coast Mountains. Von Aussichtspunkten hoch über dem Strom sieht man
die endlos langen Güterzüge der Canadian National und der Canadian
Pacific Railways klein wie Spielzeugeisenbahnen. Am *Hell’s Gate verengt
sich der Flußlauf zu seiner schmalsten Stelle. Gut 40 m tief ist der Fraser
hier, und zur Zeit der Schneeschmelze kann das Wasser noch um weitere
20 m ansteigen. Mit einer Gondelbahn schwebt man hinab auf die andere
Seite der tosenden Stromschnellen; im August kann man vom Ufer aus
den Zug der Lachse zu ihren Laichgründen stromaufwärts ins noch 700
km entfernte Quellgebiet des Fraser beobachten.
Bei Yale verbreitert sich das Tal wieder, der Fraser River hat die Barriere
der Coast Mountains durchstoßen und strömt von hier breit und träge
westwärts zum Pazifik. Nahe Yale wurde 1858 in einer Sandbank am Fluß
das erste Gold Westkanadas entdeckt. Wenige Monate später gruben hier
schon 20.000 Goldsucher; ein Jahr später zogen sie zu neuen Funden
stromaufwärts weiter. In
Hope (4000 Einw.), 2010km,
schließt sich der Kreis der Rundfahrt. Das letzte Routenstück kann man
nun wahlweise auf dem schnellen Trans Canada Highway zurücklegen
oder auf dem etwas längeren, aber landschaftlich reizvolleren Highway 7
über Harrison Hot Springs (s. Route 4, S.49).
***Vancouver (1,5 Mio. Einw., s.S. 18), 2158 km.
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