ERFAHRUNGSBERICHT: Rider University New Jersey, USA Studienjahr 2005/2006 Joint-Study Name: Milena Insam Studium: Anglistik/Amerikanistik & Fächerbündel Medienwissenschaft E-Mail: [email protected] Ankunft und Abholung am Studienort Ich bin Ende August, ca. 10 Tage bevor die Uni angefangen hat, in New York angekommen. Ich bin zusammen mit einer Freundin aus Graz geflogen, die auch für ein Jahr auf der Rider studiert hat. Wir sind am JFK gelandet, da der Flug dorthin am günstigsten war. Um nach New Jersey zu kommen, ist der Flughafen in Newark noch besser geeignet, da man von dort aus direkt mit dem Zug weiterfahren kann. Für uns war das allerdings unwichtig, da wir die ersten 10 Tage in NY verbracht haben und erst dann zur Uni gefahren sind. Dies war wirklich ein wunderschöner Urlaub, in dem wir die Stadt schon sehr gut kennen lernten, was für unsere nächsten NY Aufenthalte sehr nützlich war! Zusätzlich bot es uns eine gute Eingewöhnungszeit, da wir ganz ohne Uni Stress unsere ersten Eindrücke von Amerika sammeln und die neue Kultur kennen lernen konnten. Nach diesen ersten Tagen in NY sind wir dann mit dem Bus nach Princeton gefahren, wo wir zu einer vereinbarten Uhrzeit abgeholt und zur Uni gebracht hätten werden sollten. Allerdings mussten wir über eine Stunde warten… Die Organisation bezüglich der internationalen Studenten ließ von Anfang an etwas zu Wünschen übrig, was aber im Nachhinein betrachtet nicht schlimm war, da wir uns eigenständig um alles kümmern mussten und dadurch viel gelernt haben. In den ersten Tagen fanden für alle neuen Studenten Orientierungsveranstaltungen statt, die dazu dienen sollten, die Uni sowie die anderen Studenten besser kennen zu lernen. Wir sind da eigentlich nie hingegangen, haben aber gehört, dass es ganz nett und hilfreich gewesen sein soll. Unterbringung & Campus Ich habe das ganze Jahr über in der Hill Hall gewohnt, zusammen mit meiner Freundin, mit der ich hergekommen bin. Natürlich profitiert man sprachlich noch mehr, wenn man einen amerikanischen Roommate hat, aber im Nachhinein bereue ich diese Entscheidung keinesfalls, da wir immer total viel Spaß hatten. Ich hab sehr gern im Hill gewohnt, vor allem wegen der Lage – gegenüber vom Daily’s, dem Uni-Restaurant, das den ganzen Tag lang eine große Auswahl an verschiedenen Speisen bot. Neben Frühstück, Mittag- und Abendessen gab es auch verschiedenste Snacks und süße Speisen. Das Angebot ist wirklich vielseitig – es gibt nicht nur Fast Food, sondern auch ein großes Salat- und Gemüsebuffet, und man kann sich auch selbst Nudel- und Reisgerichte kochen. Trotz der großen Auswahl kann es schon vorkommen, dass man vom Essen im Daily’s nach einiger Zeit genug hat. Aber dann gibt es noch das Diner’s, das von 8 bis 2 Uhr Nachts offen hat (dort gibt’s hauptsächlich Fast Food und Eis), und das Cranberry’s, ein weiteres Restaurant, wo auch die Professoren essen, sowie einen Coffee Shop, wo man guten Kaffee und Fruchtparfaits bekommt. Das Essen im Daily’s ist im Preis inkludiert, und man kann so oft man will hingehen. Für die anderen Restaurants und Cafes hat man $175 zur Verfügung (auf der Rider ID), und man kann natürlich auch bar bezahlen. Das Campusgelände ist sehr gut ausgestattet. Es gibt zwei Shops, in denen, angefangen von Kosmetika über Fertiggerichte und Süßigkeiten bis hin zu Schulbüchern, alles verkauft wird. Eines der beiden Geschäfte ist der Rider Bookstore, wo man Kleidung und jegliche FanArtikel von Rider bekommt. Weiters gibt es eine Bibliothek, die von vielen Studenten zum Lernen genutzt wird. Dort hat man Zugang zu Computern und Internet. Ich würde aber trotzdem auf jeden Fall einen Lap Top mitnehmen, da die Computer in der Bibliothek oft belegt sind. Und gratis Internet Zugang gibt es auch in allen Zimmern! Letzen Herbst ist ein neues Fitness Center eröffnet worden, das neben den Sportlern auch von den meisten anderen Studenten häufig benutzt wird. Es gibt auch ein Pub, das jeden Montag und Donnerstag geöffnet hat, sowie ein Kino, in dem jedes Wochenende coole Filme gezeigt werden. Da ich noch nie zuvor in einem Studentenheim gelebt hatte, war dies eine total neue Erfahrung für mich. Die Vorstellung von einem kleinen, alten Zimmer und von Gemeinschaftsbädern hat mich etwas verunsichert, aber es war alles überhaupt nicht schlimm, und man gewöhnt sich schnell an das Leben am Campus. Die Zimmer waren relativ klein und sehr einfach eingerichtet: ich hatte ein Bett, einen Schreibtisch mit Regal, einen Kasten und eine Kommode. Aber im Grunde braucht man nicht viel mehr, denn im Zimmer war ich nur zum Schlafen und Aufgaben machen. Das Bad im Gang ist etwas gewöhnungsbedürftig, da die meisten amerikanischen Studenten nicht gerade die Saubersten sind… Aber es wird täglich geputzt, und während wir dort waren, sind die Bäder sehr nett dekoriert worden. Auf meinem Stockwerk (3. Stock) war es allerdings sehr laut, oft bis in die Nacht hinein, was besonders daran lag, dass das Baseball Team im selben Stock ein Apartment hatte, wo ständig Parties stattfanden (nicht, dass uns das gestört hätte ;)). Ich war vom Campus Leben total begeistert, weil einfach immer was los war. Es gab immer irgendwelche Events, interessante Vorträge und natürlich auch College Parties, wie man sie aus den Filmen kennt! Kurse Die Kurse waren vom Niveau um Einiges leichter als bei uns, allerdings auch ziemlich arbeitsaufwendig. Ich hatte vor allem immer sehr viel zu Lesen, was aber auch daran lag, dass ich hauptsächlich writing classes und literature classes belegt hatte. Obwohl zwischendurch sehr viel zu tun war (Aufgaben, Papers und kleine Tests), war ich von den meisten Kursen begeistert, weil ich das Gefühl hatte, sprachlich und fachlich sehr profitiert zu haben. Besonders empfehlen würde ich den Kurs Writing for the Media, den ich bei Dr. Simonet belegt haben (sehr kompetent und total nett und witzig!!). Dieser Kurs ist vor allem für Studenten, die das Fächerbündel Medienwissenschaft machen, sehr hilfreich, da man ganz genau lernt, wie man Zeitungsartikel, sowie Radio- und Fernsehberichte verfasst (was an unserer Uni etwas fehlt…). Obwohl der Kurs sehr leicht war, habe ich viel gelernt und konnte bereits nach den ersten zwei Wochen bei den Rider News schreiben, was eine tolle Erfahrung für mich war. Expository Writing bei Prof. Goldstein kann ich auch empfehlen – wir haben verschiedene Kurzgeschichten und Gedichte zu interessanten Themen wie Kulturunterschiede und Integration gelesen und gelernt, Essays im Amerikanischen Stil zu verfassen, was mich sprachlich sehr weitergebracht hat. Ein weiterer Kurs, der mir sehr gefiel, war Introduction to Shakespeare bei Dr. Oh. Er hat den Kurs sehr interessant und abwechslungsreich gestaltet und mit anregenden Beispielen wie Gedichten, Bildern, CDs und Video Clips angereichert, wodurch er Shakespeare und seine Werke auf ein modernes Setting abgestimmt und so jungen Leuten näher gebracht hat. Man muss natürlich schon eine gewisse Vorliebe für Shakespeare haben, um am Kurs Gefallen zu finden… Ein ganz besonderer Kurs war Culture of New Orleans bei Dr. Sullivan, in dessen Rahmen wir eine Woche in der Stadt New Orleans verbracht haben, was wahnsinnig beeindruckend war, besonders nach dem Desaster durch Hurricane Katrina. Allerdings ist dieser Kurs sehr kostspielig ($ 950 allein für Flug und Unterbringung). Versicherung Wie die meisten Austauschstudenten habe ich eine Versicherung mit STA Travel abgeschlossen, mit der ich eigentlich zufrieden war. Diese Versicherung war vom Preis/Leistungsverhältnis eindeutig die beste (zwischen €300 und €400 für neun Monate). Ich habe diese Versicherung mehrere Male für Medikamente wie z.B. Antibiotikum beansprucht, die sonst in den USA sehr teuer gewesen wären. Ich würde STA Travel weiterempfehlen, da die Versicherung relativ günstig ist und man rundum versichert ist. Für genaue Informationen, schaut auf www.statravel.at ! Lebensunterhaltskosten Der Flug (hin und zurück) bei Air France hat mir ca. €700 gekostet. (Dieser Preis war während der Hochsaison, Ende August. Ab Anfang September hätte ich um €100 weniger gezahlt.) Von der Uni Graz haben wir einen einmaligen Reisezuschuss von €500 bekommen. Die Studien-Kosten beliefen sich auf $4.700 pro Semester, wobei wir ein monatliches Stipendium von €400 von der Uni Graz bekamen. Sehr teuer waren allerdings die Bücher, die für die jeweiligen Kurse verlangt wurden – pro Kurs kann man schon mit $70-$100 rechnen! Alle weiteren Kosten sind dann individuell, je nachdem wie viele Reisen, Ausflüge und anderen Aktivitäten wie shoppen oder clubbing man macht. Tipps Die Lage der Uni ist ideal zum Reisen, was man unbedingt nützen sollte! Man ist sehr schnell in NY (1 ½ Stunden mit dem Zug, 1 Stunde mit dem Auto) und Philadelphia (1/2 Stunde mit dem Auto). Direkt vor der Uni fährt ein Bus zum Bahnhof in Trenton, von wo aus Züge nicht nur nach NY und Philadelphia, sondern auch nach Washington, Atlantic City und mehrere andere Orte fahren. Außer um zum Zug zu kommen, sollte man Trenton allerdings meiden, da die Gegend sehr heruntergekommen, und wie man hört, auch gefährlich ist. Für einen kleinen Ausflug sollte man lieber nach Princeton fahren – dorthin fährt auch ein Bus vor der Uni, dauert ca. 10 Minuten. Princeton University ist wirklich wunderschön, und auch die Stadt selbst ist sehenswert, mit den vielen kleinen Cafes und Restaurants. Sollte man unbedingt anschauen! Ich bin mit Freunden an Wochenenden und in den Ferien sehr viel herumgereist. Besonders gefallen hat mir Miami und Chicago – es gibt sehr günstige Flüge und Hotels im Internet zu buchen! Wir sind auch oft zum Fortgehen wohin gefahren. Die besten Clubs und Lokale gibt es natürlich in NY und in Philadelphia, aber auch in New Jersey – allerdings muss man dort mit dem Auto hinfahren, da die Distanzen für unsere Verhältnisse unvorstellbar sind… Mobil zu sein ist natürlich auch in allen anderen Situationen sehr nützlich, zum Beispiel, um in die Shopping Mall oder ins Kino zu kommen, wo man mit dem Bus Stunden hinfährt… Leider ist die Idee, ein Mietauto zu nehmen, nicht so einfach zu verwirklichen, wie wir uns dachten, nicht nur, weil man den Internationalen Führerschein braucht, sondern weil man als Ausländer erst mit 25 ein Auto mieten darf. So mussten wir uns eben um Mitfahrgelegenheiten bemühen, was sich nicht als zu schwer erwies, da in den USA fast jeder ein Auto hat und man sehr schnell viele Leute kennen lernt. Ein andere Tipp – man sollte unbedingt eine Kreditkarte mitnehmen (MasterCard oder Visa). Flüge sollte man immer mit Kreditkarte bezahlen, da man so automatisch reiseversichert ist. Aufpassen bei Flügen innerhalb der USA: es geht sehr oft Gepäck verloren – also die Koffer gut beschriften (innen und außen!), und immer gleich zum Fließband gehen, da in Amerika jeder, der den Flughafen betritt, Zugang zu den Fließbändern hat! Wie allgemein bekannt, darf man erst mit 21 Alkohol konsumieren. Aufpassen sollte man vor allem auf der Uni, da man, auch wenn man bereits 21 ist, nicht in Anwesenheit von jüngeren Studenten trinken darf. Auch fast alle Clubs sind erst ab 21 Jahren zugänglich, und auch das Rider Pub. Da sind die Amis wirklich sehr streng! Ich würde jedem raten, viele Kontakte mit Studenten zu knüpfen, viel zu unternehmen und zu reisen, und auch die Angebote der Uni zu nutzen (z.B. das Kino, das Fitness Center, die oft interessanten Vorträge, die Basketballspiele, diverse Clubs und Veranstaltungen). Ich habe versucht, das Jahr an der Rider so gut wie möglich auszukosten, was diesen Auslandsaufenthalt zu einer bereichernden und unvergesslichen Erfahrung für mich gemacht hat, die mich sehr geprägt hat und von der ich sowohl sprachlich als auch persönlich profitiert habe. Falls ihr noch Fragen zur Rider oder allgemein zu eurem Auslandsaufenthalt habt, könnt ihr mir gerne ein Mail schreiben! Milena Insam