Wahrscheinlichkeitstheorie und stochastische Prozesse - Skriptum 3. Oktober 2012 1 Einführung 1.1 Motivation Spiele: Würfeln, Karten, Lotto, Münzwurf etc. Empirische Gesetze der großen ” Zahlen” 6 Würfeln: 106 x: Anzahl Sechser ≈ 166666 = 106 [Graphik] Wahrscheinlichkeit ist eine Abstratkion von relativen Häufigkeiten. Als weiteres Beispiel schauen wir uns das Würfeln mit 2 Würfeln an (praktisch gesehen kann auch mit einem Würfel hintereinander gewürfelt werden - für die Mathematik macht das keinen Unterschied). Beispiel 1. Für den Versuch gibt es (1, 1), (1, 2), . . . , (6, 6) mögliche Versuchsausgänge. Man spricht hier auch von Elementarereignissen” (in unserem ” Fall sind es 36 Elementarereignisse) Bei ({(1, 1), . . . , (6, 6)}) handelt es sich um die Grundmenge”. ” Ereigniss: Summ der Augenzahlen = 7”: Menge der Elementarereignisse bei ” denen dieses Erignis eintritt. Für dieses Beispiel: A = {(1, 6), (2, 5), (3, 4), (4, 3), (5, 2), (6, 1)} Definition 1. Ereignisse sind eine Teilmenge der Grundmenge: A ⊆ M (naiv. jede Teilmenge). Beispiel 2. Nun erweitern wir das Beispiel 1 um ein weiteres Ereignis: B = 1. Würfel zeigt 6- {(6, 1), (6, 2), (6, 3), (6, 4), (6, 5), (6, 6)} ” 1. A und B gleichzeitig = {(6, 1)} = A ∩ B 2. A oder B (inkl.) = A ∪ B 3. A oder B (exkl.) = A 4 B = (A ∪ B) \ (A ∩ B) = (A \ B) ∪ (B \ A) 4. A tritt ein, B aber nicht = A \ B 5. A tritt nicht ein = Ac = M \ A (Komplement) 6. ∅ . . . unmögliches Ereignis 7. M . . . sicheres Ereignis 1 Elementarereignis Grundmenge Wahrscheinlichkeit (oder korrekter Weise: Wahrscheinlichkeitsmaß) ist eine Funktion, die Ereignissen Zahlen zuordnet. Die Funktion muss folgende Eigenschaften besitzen: Wahrscheinlichkeit 1. 0 ≤ P(A) ≤ 1 2. P(M ) = 1 3. P(∅) = 0 4. Additivität A, BA ∩ B = ∅ : P(A ∪ B) = P(A) + P(B) S P 5. Sigma Additivität An , n ∈ NAi ∩ Aj = ∅i+j : P( An ) = P(An ) Additivität Definition 2. Laplacer’scher Wahrscheinlichkeitsraum: jedem Elemtarereignis wird die selbe Wahrscheinlichkeit zugeordnet. (z.B.: Münzwurf, Ziehen von Karten, etc.) 1 P(An ) = |M | dies kann logischer Weise nur für endliche Mengen definiert werden, da ansonsten die Wahrscheinlichkeit des Einzelereignis gegen 0 streben würde und somit auch die Summe aller Einzelwahrscheinlichkeiten null wäre. Beispiel 3. Münze werfen solange bis das erste Mal SZahl”kommt: An = { Zahl kommt zum ersten Mal bei n Würfen}, P(An ) = ? P(A1 ) = 21 , P(A2 ) = 14 , . . . P(An ) = 21n M= S An =⇒ P(M ) = P P(An ) = P∞ n=1 2−n = 1 Beispiel 4.PP(gerade Anzahl von Würfen) = P(A2 ∪ A4 ∪ A6 ∪ . . .) = ∞ 1 1 1 n=1 = 4n = 3 26 + . . . = 1.1.1 1 22 + 214 + Additionstheorem: P(A∪B) = (A∪(B\A)) = P(A)+P(B\A) ⇒ P(A∪B) = P(A)+P(B)−P(A∩B) Herleitung: B \ A = B \ (A ∩ B) (1) B = (B \ A) (2) P(B) = P(B \ A) + P(A ∩ B) P(B \ A) = P(B) − P(A ∩ B) (3) (4) Definition 3. Allgemeines Additionstheorem: P(A1 ∪ A2 ∪ . . . ∪ An ) = P(A1 ) + . . . + P(An )− P(A1 ∩ A2 ) − . . . − P(An−1 ∩ An ) + P(A1 ∩ A2 ∩ A3 ) + . . . + P(An−2 + An−1 + An ) − P(A1 ∩ A2 ∩ A3 ∩ A4 ) − . . . + + . . . − − . . . + (−1)n−1 ∗ P(A1 ∩ . . . ∩ An ) 2 (5) Sigma Additivität Laplacer’scher Wahrscheinlichkeitsraum 1.1.2 Bedingte Wahrscheinlichkeit Ich weiß, dass B eingetreten ist, wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass auch A eintritt? P(A|B) = P(A ∩ B) , vorausgesetzt: P(B) > 0 P(B) Beispiel 5. Fortsetzung des Würfelbeispiels: P(A) = 61 , P(B) = 16 , P(A ∩ B) = 1 36 P(A|B) = 1 36 1 6 C = Summe = 8){(2, 6), (3, 5), (4, 4), (5, 3), (6, 2)} P(C) = P(A|C) = 0 P(B|C) = 15 5 36 A heißt unabhängig von B wenn: P(A|B) = P(A) P(A ∩ B) = P(A) ⇒ P(B) P(A ∩ B) = P(A) · P(B) {z } | A und B sind unabhängig voneinder 1.1.3 Multiplikationstheorem P(A ∩ B) = P(A) · P(B|A) wenn A, B unabhängig voneinander sind: P(A ∩ B) = P(A) · P(B). Beispiel 6. 52 Karten; 13 Karten von jeder Farbe; Ziehen der Karten nacheinander; (A . . . 1. Karte ist Herz; B . . . 2. Karte ist Herz) 13 12 3 2 Karten ziehen: P(2x Herz) = P(A ∩ B) = P(A) · P(B|A) = 52 · 51 = 51 3