1. Johann Friedrich Herbart (1776-1841): Lebenslauf und Werk 1776 in Oldenburg als Sohn eines Regierungs- und Justizrats geboren bis zu seinem achten Lebensjahr Anfangsunterricht bei der Mutter danach von Hauslehrern unterrichtet und Besuch einer Privatschule ab 15.Lebensjahr Besuch einer Lateinschule in Oldenburg 1794: Studium der Rechtswissenschaft und Philosophie an der Universität Jena Student bei Fichte und Schiller Mitglied des „Bundes freier Männer“, eines Kreises von Fichte-Schülern 1797-1799: Hauslehrer in der Schweiz 1799: Rückkehr nach Deutschland wegen der Krankheit seiner Mutter 1802: Promotion und Habilitation in Göttingen 1802/03: Privatdozent in Göttingen 1806: „Allgemeine Pädagogik, aus dem Zweck der Erziehung abgeleitet“ 1808: „ Allgemeine praktische Philosophie „ 1809: Berufung an die Universität Königsberg, Professor für Philosophie Gründung eines pädagogischen Seminars zur Lehrerbildung an der Universität Königsberg 1832: „ Pädagogische Briefe oder Briefe über die Anwendung der Psychologie auf die Pädagogik“ ab 1833 Professor für Philosophie in Göttingen bis zu seinem Tode im Jahre 1841 1835: „ Umriß pädagogischer Vorlesungen „ 2. Philosophische Lehrer und Einflüsse Herbart sowohl Pädagoge als auch Philosoph und Psychologe Fichte und Schiller Lehrer in Herbarts Jenaer Studienzeit Stellungnahme zu Pestalozzi: „ Über den Standpunkt der Beurteilung der Pestalozzischen Unterrichtsmethode“ 3.Wurzeln der pädagogischen Theorie Herbarts Erfahrungen während seiner Berner Hauslehrertätigkeit 1797-99 Quellen: Berichte, Briefe, Briefwechsel mit Karl Steiger vier miteinander vernetzte Theorieelemente: - der „bildsame junge Mensch“ - „ erziehender Unterricht“ und Zucht - „ vielseitige Interessenbildung“ - Individualität des Bildungsprozesses und „pädagogischer Takt“ Hauslehrertätigkeit als Suchprozeß und Epochenunterricht abruptes Ende der Hauslehrertätigkeit 4. Herbarts Lerntheorie ohne „ Regierung „ kein Unterrichten Unterricht als Phasen der „ Vertiefung“ und der „ Besinnung“ zwecks Artikulation des Unterrichts Einteilung von Vertiefung und Besinnung in - Klarheit: ruhende Vertiefung - Assoziation: fortschreitende Vertiefung - System: ruhende Besinnung - Methode: fortschreitende Besinnung Begriff der Zucht als „ Bildung sittlichen Willens“ ( nicht „Züchtigung“) Charakterstärke der Sittlichkeit erziehender Unterricht: Unterricht ist nicht bloße Wissensvermittlung 5. Herbart und die Herbartianer Herbart entwirft eine philosophisch orientierte Skizze des Lernprozesses die Herbartianer Stoy(1815-1885), Ziller(18171882), Rein( 1847-1929) greifen Herbarts Didaktik auf und entwickeln sie weiter auch bei den Herbartianern ist die Lehre vom erziehenden Unterricht von zentraler Bedeutung „Zucht“: direkte erzieherische Einwirkung die Ideen der Herbartianer haben durchschlagenden Erfolg in der Lehrerausbildung die Formalstufentheorie der Herbartianer wird in der deutschen Lehrerausbildung vorherrschend Rein, Pickel, Scheller: Theorie und Praxis des Volksschulunterrichts von 1903 detailliertes Festlegen des Unterrichtsverlaufs Konzentrationsidee als Ziel des Unterrichts Kulturstufentheorie 5.1 Die Formalstufentheorie Ziel: methodologisches Absichern eines geschlossenen Gedankenkreises Gliedern des Unterrichtsablaufs in fünf Formalstufen: - Analyse: der Lehrende soll das Ziel der jeweiligen Lektion ausführen, „ Apperzeption in der Vorbereitungsphase“ - Synthese: Darbietung des neuen Lehrstoffs - Assoziation: das Neue mit Bekanntem verknüpfen - System: aus dem Besonderen wird das Gemeinsame abstrahiert - Methode: Gebrauch und Einübung erlangter Erkenntnisse 5.2 Herbart vs. die Herbartianer Anknüpfen an Herbarts Begrifflichkeit Herbart Hauslehrer, das Wirken der Herbartianer fällt in die Zeit der Industrialisierung Kritik an der Schulpflicht vs. schulische Musterlektionen Aufgabe des Unterrichts: offene Besinnung vs. Begriffsbildung durch Aufstieg vom Konkreten zum Abstrakten Formalstufen: wünschenswerter Rhythmus geistigen Lebens vs. gesetzmäßiger Verlauf intellektualistischer Lernbegriff vs. Rezeptpädagogik disziplinäre Selbständigkeit der Pädagogik vs. christlicher Ethik als Erziehungsgrundlage 5.3 Kritik am Herbartianismus Kulturstufentheorie vs. allg. verbindliches Lehrplansystem starres Kategorienmuster vs. offene Vertiefungsund Besinnungsphasen einseitige kognitive Orientierung hohe Lehrerzentriertheit des Unterrichts moralische Nötigung und harte Disziplinierung der Schüler aus der Lern-Logik wird eine Lehr-Logik die Formalstufen leisten einen Beitrag zur Ausweitung der staatlichen Kontrolle des Schulwesens und zur Indoktrination der Schüler 1. Johann Friedrich Herbart (1776-1841): Leben und Werk 2. Philosophische Lehrer und Einflüsse 3. Wurzeln der pädagogischen Theorie Herbarts 4. Herbarts Lerntheorie 5. Herbart und die Herbartianer 5.1 Die Formalstufentheorie 5.2 Herbart vs. die Herbartianer 5.3 Kritik am Herbartianismus Bibliographie Matthias Heesch: Johann Friedrich Herbart zur Einführung. Junius Verlag Hamburg 1999. Hilbert Meyer: Unterrichtsmethoden. Theorieband. Verlag Cornelsen Scriptor. Frankfurt am Main 1994. S. 170-178 Wolfgang Klafki: Pädagogische Erfahrung und pädagogische Theorie bei Johann Friedrich Herbart. Vortrag anläßlich der Festwoche zum 150-jährigen Bestehen des Herbartgymnasiums Oldenburg am 9.Mai 1994. www.herbartgymnasium.de