Es ist ein großes Privileg, heute vor Ihnen das Wort zu ergreifen, um

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Sehr geehrte Frau Generaldirektorin Haag,
Sehr geehrte Frau Direktorin Kurzel-Rundscheiner,
Sehr geehrter Herr Sektionschef Franz,
Sehr geehrte Damen und Herren,
Es ist ein großes Privileg, heute vor Ihnen das Wort zu ergreifen, um die Arbeit
derjenigen zu würdigen, die diese Ausstellung zum 200-Jahr-Jubiläum der Vermählung
von Napoléon und Erzherzogin Marie-Louise von Österreich angedacht, geplant und
realisiert haben. Aber es ist natürlich ein sehr riskantes Unterfangen, als Botschafter
Frankreichs das Wort zu ergreifen, zumal dieser Heirat Schlachten vorausgingen (zum
Beispiel in Aspern und Wagram ein Jahr zuvor) und ihr noch weitere Schlachten
zwischen Frankreich und Österreich folgten.
Diese Ausstellung zeigt eine Hochzeit, wie es sie heutzutage nicht mehr gibt. Durch sie
durchleben wir eine Epoche die politisch wie menschlich sehr weit von uns weg ist.
Die Heirat selbst, die aus geopolitischen und diplomatischen Gründen eingegangen
worden war, obwohl die beiden Personen sich nicht kannten, wurde dann aus
diplomatischen und politischen Gründen gelöst, obwohl die beiden Personen einander
sehr zugetan waren, und obwohl sie einen Sohn hatten, den « König von Rom », der nach
1815 zum Herzog von Reichstadt in Österreich wurde (Man berichtet übrigens, dass
Metternich Mühe hatte, Marie-Louise von ihrem Ehemann loszulösen. Er musste auf den
Charme eines schönen Offiziers zurückgreifen, um diese « Staatsaufgabe » zu
erledigen…).
Und man muss schließlich unbedingt auch erwähnen, dass weniger als ein halbes
Jahrhundert vor dieser französisch-österreichischen politischen Heirat eine andere
französisch-österreichische politische Heirat ebenso tragisch zu Ende gegangen war,
nämlich die des Dauphin Frankreichs und der Erzherzogin von Österreich, die wir MarieAntoinette nennen und die wir als eine Königin Frankreichs betrachten.
In dieser Geschichte ist letztlich alles weit entfernt von uns und unserer heutigen Welt. In
unserem Teil Europas werden die Konflikte zwischen Staaten nicht mehr mit Waffen
ausgetragen, alle haben verstanden, dass daraus nur Katastrophen erwachsen. Vielleicht
haben wir daher mit der Erweiterung unseres Horizonts auch verstanden, dass unsere
gemeinsamen Werte und Ambitionen in dieser globalisierten Welt wichtiger sind als
unsere Unterschiede. Auch finden die Versöhnungen zwischen Staaten nicht mehr durch
Heiraten statt, wie dies 1810 zwischen Frankreich und Österreich der Fall war. Die Heirat
an sich hat weitgehend seinen Vertragscharakter zwischen Clans oder Familien verloren.
Sie ist zu einem persönlichen Akt der Verbindung zwischen Personen geworden.
Die große Bedeutung dieser Ausstellung liegt darin, dass sie uns daran erinnern soll, dass
es früher anders gewesen ist und es uns ermöglichen soll, den zurückgelegten Weg
unseres gemeinsamen Europas besser zu verstehen.
Ich werde jetzt nicht - vor Historikern - die Geschichte dieser Heirat wiedergeben. Sie
werden sie durch die Ausstellung besser verstehen können. Aber viele Dinge verblüffen
uns heute durch ihre Eigenartigkeit.
Die Vermählung selbst war ein diplomatisches Unterfangen, das das ganze Frühjahr 1810
andauerte. Und vielleicht hätte es noch länger gedauert, wenn nicht ein Brand dem Ball
vom Prinzen Schwartzenberg ein tragisches Ende gesetzt hätte.
Wenn Napoléon für Frankreich eine berühmte österreichische Devise aufgreifen hätte
wollen, zum Beispiel « Et tu, Gallia, nube ! », so fehlte es ihm an Takt, als er Berthier als
Verhandler schickte, der ausgerechnet den Titel « Prinz von Wagram“ trug…
Er hatte jedoch die verschiedenen möglichen Allianzen gut abgewogen, um gleichzeitig
seine diplomatische Allianzen auszubauen und seine Dynastie zu festigen. Daraus machte
er auch kein Hehl, und dazu bedarf es eines gewissen Mutes : «Es geht darum, meinen
Einfluss nach außen zu erhalten und ihn durch eine enge Bindung an einen mächtigen
Nachbarn zu vergrößern… Ich muss für meine Krone - innen und außen - all jene auf
meine Seite bringen, die es noch nicht sind. Meine Heirat gibt mir die Mittel dazu ».
Er zögerte zwischen einer russischen Prinzessin und einer Erzherzogin von Österreich.
Als Metternich erfährt, dass die Verhandlungen mit dem Zar ins Stocken geraten, weil
Napoléon das Ziel eines unabhängigen Polen nicht aufgeben will, lässt er Talleyrand
wissen (den er kennengelernt hatte, als er Botschafter in Paris war), dass eine Allianz
möglich sei. Erlauben Sie mir, hier festzuhalten, dass diese Heirat eine Initiative des
Wiener Hofes war. Metternich wollte die französisch-russische Allianz brechen. Er sagte
über diese Heirat, dass „sie die größte Sache sei, die Europa in diesem Augenblick
beschäftigen kann“.
Als Zar Alexander als Erster die Neuigkeit erfährt, ist seine Reaktion eine Mischung aus
Unmut und Verwunderung und er begrüßt „das von Österreich errungene Austerlitz“.
Diese politische Union wird jedoch sehr schnell zur Personalunion, und Marie-Louise
wird schnell die Mutter des einzigen Kindes von Napoléon. Marie-Louise selbst wurde
als Kaiserin der Franzosen nie angefeindet.
Ich werde jetzt nicht mehr weiterreden. Es war mir nur ein Anliegen den besonderen
Charakter dieser Vermählung als politische Entscheidung hervorzuheben. Ich muss
gestehen, ich bin selbst schon sehr gespannt auf diese wunderbaren Objekte, die in diesen
geschichtsträchtigen Räumen zusammengetragen worden sind ; diese Räume sind Zeugen
eines glücklichen Augenblicks einer komplizierten Geschichte, und besonders einer der
Glanzstunden des Talents der Kunsthandwerker unserer beiden Länder. Diese Pracht
währt ewiger als politische und diplomatische Überlegungen.
Ich danke nochmals jenen, die diese Initiative ergriffen haben, und sie so gekonnt in eine
schöne und zugleich informative Ausstellung umgesetzt haben.
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