Der Weg Deutschlands – vom Kaiserreich bis zu der Verfassung der Weimarer Republik (Protokoll zur Sitzung vom 11. Mai 2011) 1.Die Situation während der letzten Phase des Weltkriegs und die Gedanken zur neuen Verfassung In der letzten Phase des ersten Weltkrieges war die deutsche Bevölkerung von Hunger und Depressionen gekennzeichnet. Der Krieg verursachte den Tod vieler Menschen und die Kriegsniederlage war für Deutschland in Sicht. Dies führte unter anderem dazu, dass sich die Stimmung innerhalb der Bevölkerung verschlechterte. Die deutsche Regierung wollte ein neues politisches System, ein politisches System der Zukunft ausarbeiten. Doch wie sollte Deutschland, nachdem Frieden geschlossen war, aussehen? Man entschied sich die besetzten Länder frei zu geben und ihre Souveränität anzuerkennen. Die Grenzen Deutschlands sollten gesichert werden und die Soldaten sollten sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen. Das Gebiet Elsass Lothringen würde im deutschen Besitz bleiben und zu einem deutschen Bundesstaat werden. An der Spitze des neuen politischen Systems sollte nach wie vor der Reichskanzler stehen. Er besaß eine herausragende Stellung und ihm wurde die alleinige politische Leitung zu Teil. Im Gegensatz zur früheren Ordnung bedarf es bei der Ernennung des Reichskanzlers auch das Vertrauen des Reichstages. Seine Mitarbeiter waren die Staatssekretäre, die Mitglieder des Reichstages waren und ein kollegiales Gremium mit dem Kanzler bildeten. Es sollte nun nicht mehr das Dreiklassenwahlrecht herrschen, das früher in Preußen verwendet wurde, sondern das allgemeine, gleiche, geheime und unmittelbare Wahlrecht. Des Weiteren würde nun nicht mehr der Kaiser, sondern der Reichstag über Krieg und Frieden entscheiden. 2.Kompromissregierung: Prinz Max von Baden Prinz Max von Baden stand an der Spitze der Übergangregierung. Er wollte eine neue Ordnung, jedoch sollte diese einige Punkte der alten beinhalten. Der wichtigste Programmpunkt war zunächst der Friedensschluss. Er versuchte mit Wilson zu kooperieren. Da dieser der USA angehörte und ihr Eingreifen kriegsentscheidend war und weil das 14Punkte-Programm von Wilson sehr zukunftsweisende Prinzipien enthielt und auch für Deutschland sehr günstig war, entschied man sich auf sein 14-Punkte-Programm einzugehen. Auf zwei bestimmte Punkte legte Wilson besonders wert. Zum einen wäre der Reichsfrieden nur möglich, wenn bisherige Kräfte entmachtet werden, was bedeuten sollte, dass Militärs den zivilen Behörden unterstellt werden. Andererseits sollte es eine wahrhafte Vertretung des deutschen Volkes geben. 3. Das Gesetz vom 20. Oktober 1918 In diesem Gesetz wurde nun festgelegt, dass der Stellvertreter des Reichskanzlers dem Reichstag angehören und den Kanzler vertreten sollte. Er besaß ein Rederecht vor dem Reichstag und musste diesem somit Rechenschaft ablegen. Abgesehen davon verfügte er nun eine Eigenständigkeit in Hinblick auf Politik und Gesetzgebung. Der Kaiser verlor nun an Macht. Der Reichskanzler war zwar immer noch für den Kaiser politisch verantwortlich, doch nun war der Kanzler auch vom Vertrauen des Reichstages abhängig. Der Reichskanzler ist damit sozusagen zwischen dem Reichstag und dem Kaiser „eingeklemmt“. Ihm wurden auch die Reichsmarine und die Kriegsminter unterstellt (14-Punkte von Wilson). Der Kaiser konnte somit nicht mehr über Krieg und Frieden entscheiden. Doch wer oder was waren eigentlich die Triebkräfte, die zur Parlamentarisierung führten? Die Mehrheitsparteien engagierten sich dafür, die Kriegssituation und die protestierenden Bürger und die daraus resultierenden Unruhen führten dazu, dass man den Weg zum Parlamentarismus beschritt. Das Punkte-Programm von Wilson spielte dabei auch eine wichtige Rolle. 4.Der Rat der Volksbeauftragten Nun kam der Rat der Volksbeauftragten ins Spiel. Man wollte nun immer mehr das Bürgertum in die revolutionären Vorgänge mit einbeziehen. In einer Demokratie konnte keine Schicht ausgeschlossen werden und es sollte sich nicht an das Vorbild der französischen Revolution gehalten werden, sondern an das Vorbild Englands und der USA. Die Nationalversammlung sollte den Frieden sichern, sich um die Gesetzgebung kümmern und eine Verfassung entlassen. Die Ergebnisse der Wahl der Nationalversammlung waren sehr erstaunlich. Die Zahl der Wahlbeteiligten war nicht genau feststellbar, da die Soldaten noch im Krieg waren und die neuen Grenzen noch nicht festgesetzt wurden. Die Anzahl der Stimmen, die die einzelnen Parteien erhielten unterschieden sich zu den vorherigen Wahlergebnissen nur um ca. 2 -3 %, obwohl nun auch Frauen wählen durften und das Wahlalter vom 25 auf 20 gesenkt wurde. Es ist sehr erstaunlich, dass sich das Wahlergebnis nicht so sehr von den vorherigen unterschied, denn nun durften neue Gruppen wählen und die Anzahl der Wählerschaft hat sich dadurch gut verdoppelt. Die meisten Stimmen hatten die MSPD und die USPD. Die MSPD bildete eine Koalition mit dem bürgerlisch-konservativen Lager. Des Weiteren waren nun auch neue Parteien wie die Bayerische Volkspartei, die DNVP und die DVP vertreten.