46 / 55 11041 Der Erste Weltkrieg Arbeitsblatt 9 / Seite 1/3 Die amerikanische Außenpolitik Beantworte die Fragen nach der ambivalenten Haltung Amerikas zum Ersten Weltkrieg anhand der Bild- und Textquellen auf dem Arbeitsblatt. Aufgabe 1: a. Erläutere in eigenen Worten die Haltung, die Woodrow Wilson Amerika empfiehlt. b. Benenne die unterschiedlichen Adressaten seines Appells. c. Stelle in knappen Worten dar, weshalb die von Woodrow Wilson empfohlene Haltung sehr schwer für viele Amerikaner ist. d. Erkläre die Rolle, die Woodrow Wilson den Vereinigten Staaten gegenüber den kriegführenden Parteien zuweist. Q28 Am 19.08.1914 spricht der amerikanische Präsident Woodrow Wilson vor dem Senat […] Die Auswirkung des Krieges auf die Vereinigten Staaten wird davon abhängen, was die amerikanischen Bürger sagen und tun. Jedermann, der Amerika wirklich liebt, wird in einem ehrlichen Geist der Neutralität handeln und sprechen, das heißt in einem Geist der Unparteilichkeit und Fairness und Freundlichkeit gegenüber allen Betroffenen. Die Stimmung der Nation in dieser kritischen 5 Angelegenheit wird hauptsächlich davon bestimmt, was Individuen und die Gesellschaft und jene, die in öffentlichen Zusammenkünften sich versammeln, tun und sagen, sie wird davon abhängig sein, was Zeitungen und Magazine enthalten, wird weiter davon abhängen, was Geistli10 che auf der Kanzel sagen und was die Menschen als ihre Meinungen auf der Straße zum Ausdruck bringen. © Library of Congress, WikiCommons Die Menschen der Vereinigten Staaten kommen von vielen Nationen, und hauptsächlich von den Nationen, die sich jetzt im Krieg befinden. Es ist natürlich und unvermeid15 lich, dass es die größte Vielfalt von Sympathien und Wünschen unter ihnen gibt im Hinblick auf die Anliegen und Umstände des Konfliktes. Einige werden wünschen, dass diese Nation, andere, dass jene Nation in dem momentanen Streit Erfolg haben wird. Es wird leicht sein, Leidenschaft zu entfachen und schwierig, sie zu mäßigen. […] 20 Solche Spaltungen unter uns würden fatal sein für unseren Seelenfrieden und würden ernsthaft den Vollzug unserer Pflicht als die einzige große Nation im Friedenszustand gefährden, als das einzige Volk, dass sich selbst bereit hält, eine Rolle der unparteiischen Vermittlung zu übernehmen und Ratschläge zu geben, für Frieden und Entgegenkommen, und zwar nicht als jemand, der Partei ergreift, sondern als ein Freund. Mein Denken gilt Amerika […] als eine Nation, die weder über andere zu Gericht sitzt noch verwirrt ist hinsichtlich ihrer eigenen Meinungen und welche sich die Fähigkeit und Freiheit herausnimmt, das zu tun, was aufrichtig und uneigennützig und was wirklich dienlich ist für den Frieden in der Welt. (Quelle: Schambeck, Herbert, u. a. (Hgg.): Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, Berlin 2007, S. 430-432.) 46 / 55 11041 Der Erste Weltkrieg Arbeitsblatt 9 / Seite 2/3 Aufgabe 2: a. Erläutere den Auftrag an den Deutschen Botschafter in Mexiko. b. Überlege dir, wie die Zimmermann-Depesche von der amerikanischen Bevölkerung aufgenom men wurde. Q29 Telegramm an den Deutschen Botschafter in Mexiko Das folgende Geheimtelegramm des deutschen Staatssekretärs Arthur Zimmermann war an den deutschen Botschafter in Mexiko gerichtet, wurde jedoch durch den britischen Geheimdienst abgefangen, entschlüsselt und an die amerikanische Regierung weitergeleitet. Zimmermann musste deswegen schließlich zurücktreten. Telegramm Nr. 158. Ganz geheim. Berlin, 19. Januar 1917 Zu Eurer Exzellenz ausschließlich, persönlichen Information und Weitergabe an Kaiserlichen Gesandten (Mexiko) auf sicherem Wege: Telegramm Nr. 1 Ganz geheim Selbst entziffern. Wir beabsichtigen, am 1. Februar uneingeschränkten U-Boot-Krieg zu beginnen. Es wird versucht werden, Amerika trotzdem neutral zu erhalten. Für den Fall, dass dies nicht 10 gelingen sollte, schlagen wir Mexiko auf folgender Grundlage Bündnis vor: Gemeinsame Kriegführung. Gemeinsamer Friedensschluss. Reichliche finanzielle Unterstützung und Einverständnis unsererseits, dass Mexiko in Texas, Neu-Mexiko, Arizona früher verlorenes Gebiet zurückerobert. Regelung im Einzelnen Euer Hochwohlgeboren überlassen. 5 15 Euer Hochwohlgeboren wollen Vorstehendes Präsidenten streng geheim eröffnen, sobald Kriegsausbruch mit Vereinigten Staaten feststeht, und Anregung hinzufügen, Japan von sich aus zu sofortigem Beitritt einzuladen und gleichzeitig zwischen uns und Japan zu vermitteln. Bitte Präsidenten darauf hinzuweisen, dass rücksichtslose Anwendung unserer U-Boote jetzt Aussicht bietet, England in wenigen Monaten zum Frieden zu zwingen. Empfang bestätigen. (Quelle: Michaelis, Herbert / Schraepler, Ernst (Hgg.): Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Bd. I. Die Wende des Weltkrieges und der Beginn der innerpolitischen Wandlung 1916/1917, Berlin 1958, S. 151f.) 46 / 55 11041 Der Erste Weltkrieg Arbeitsblatt 9 / Seite 3/3 Aufgabe 3: a. Nenne das Ereignis, auf das Wilson mit „damals“ (Zeile 1) Bezug nimmt. b. Erläutere die Gründe und Ziele, die er für den Kriegseintritt der USA angibt. c. Erkläre die Ereignisse in Russland, die der US-Präsident im vorletzten Abschnitt beschreibt. Gehe dabei auch auf den Zeitpunkt der Rede ein. d. Beurteile seine Einschätzung. Q30 Woodrow Wilsons Kriegsbotschaft vom 02.04.1917: 5 10 15 20 25 […] Unsere Absicht ist jetzt wie damals, den Prinzipien von Frieden und Gerechtigkeit im Leben der Welt Geltung zu verschaffen gegen selbstische und autokratische Macht […]. Neutralität ist nicht länger durchführbar oder wünschenswert, wo es um den Frieden der Welt und die Freiheit ihrer Völker geht, und die Bedrohung dieses Friedens und dieser Freiheit liegt also in der Existenz autokratischer Regierungen, die sich auf organisierte Gewalt stützen, welche gänzlich durch ihren Willen, nicht den ihres Volkes kontrolliert wird. […] Wir haben keinen Streit mit dem deutschen Volk. Wir haben keine andere Empfindung ihm gegenüber als eine der Sympathie und Freundschaft. Es war nicht auf seinen Impuls hin, dass seine Regierung handelte, als sie in diesen Krieg eintrat. Es geschah nicht mit seinem vorherigen Wissen oder Beifall. Es war ein Krieg, über den entschieden wurde, wie über Kriege entschieden zu werden pflegte in den alten, unglücklichen Zeiten, als die Völker nirgendwo von ihren Herrschern zu Rate gezogen und Kriege provoziert wurden im Interesse von Dynastien oder kleinen Gruppen ehrgeiziger Leute, die ihren Mitmenschen als Schachfiguren oder Werkzeuge zu benützen gewohnt waren. […] Ein beständiges Zusammenspiel für den Frieden kann nicht anders erhalten werden als durch eine Partnerschaft demokratischer Nationen. […] Allein freie Völker können ihre Zwecke und ihre Ehre stetig auf ein gemeinsames Ziel richten und die Interessen der Menschheit jedem engeren Eigeninteresse vorordnen. Hat nicht jeder Amerikaner das Gefühl, dass unserer Hoffnung auf einen künftigen Frieden der Welt neues Zutrauen gegeben worden ist durch die wunderbaren und ermutigenden Ereignisse, die sich in den letzten Wochen in Russland zugetragen haben? Von Russland war bekannt, […] dass es immer faktisch von Herzen demokratisch war […]. Die Autokratie […] war in Wirklichkeit nicht russisch […]. [D]as große, großzügige russische Volk ist in all seiner naiven Majestät und Macht den Kräften zugeführt worden, die für Freiheit in der Welt, für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen. Hier ist ein echter Partner für einen Bund der Ehre. […] Die Welt muss sicher gemacht werden für die Demokratie. Ihr Friede muss auf den erprobten Grundlagen politischer Freiheit errichtet werden. Wir haben keine selbstischen Ziele, denen wir dienen. Wir verlangen nach keiner Eroberung, keiner Herrschaft. Wir suchen keinen Schadenersatz für uns selbst, keine materielle Entschädigung für die Opfer, die wir bereitwillig bringen werden. Wir sind lediglich einer der Vorkämpfer für die Rechte der Menschheit. (Quelle: Strauß, Herbert (Bearb.): Botschaften der Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zur Außenpolitik 1793-1947, Bern 1957, S. 96-101.)