Redemanuskripte Dimitris Belantis auf der Veranstaltung “Krisenlabor Griechenland” am 10.04.2014 Ausführungen zu den zentralen Programmpunkten Syrizas: Das Thema “Protest und Widerstand” ist schon behandelt worden. Ich komme jetzt zu den zentralen Programmpunkten von Syriza. Diese Programmpunkte betreffen die Politik einer linken Regierung mit Syriza in der zentralen Rolle. 1. Die Memoranden und ihre Implementierungsgesetze annullieren. Diese Initiative kann durch die Einführung eines Gesetzes in das Parlament verwirklicht werden, das die wichtigen Konditionen der Implementierungsgesetze annulliert. 2. Die Kreditveträge vom Anfang an neu verhandeln, die illegitimen Konditionen der Verträge annullieren. 3. Die Tilgung des grössten Teils der staatlichen Schulden und die Auszahlung des Restes unter einer “Wachstumsklausel” fordern. Wir sind auch für die Überprüfung der Gesamtschulden nach den Vorbildern und Bestimmungen des internationalen Rechts durch ein unabhängiges Komitee (z.B. Akkumulation der Schulden durch nicht notwendige Rüstungsprogramme, durch Bestechungen und andere illegale Akte usw.). Die Schulden in ihrer heutigen Höhe können definitiv nicht bedient werden und haben eine ständig wachsende humanitäre Krise als Folge. Deswegen fordern wir eine internationale Konferenz zur Behandlung und Lösung der griechischen Schuldenfrage nach dem Vorbild der Londoner Konferenz von 1953 (bei dieser Konferenz erliessen die ehemals besetzten Länder ungefähr zwei Drittel der Schulden der BRD und das Wirtschaftswunder wäre ohne die Ergebnisse dieser Konferenz undenkbar gewesen). Wir sind für die Lösung der Schuldenfrage innerhalb der Eurozone. Trotzdem gilt für uns das Motto: “kein Opfer für den Euro”. Auf den Fall einer Ablehnung unserer Positionen bei den Verhandlungen oder einer politischen Erpressung (z.B. durch den Stopp der Finanzierung) wären alle Mittel legitim (auch der Austritt aus der Eurozone und die einseitige Einstellung der Zahlungen). An diesem Punkt gibt es eine Kontoverse innerhalb von Syriza. Die “Linke Plattform”, LP (linke Opposition innerhalb von Syriza), hält diese letzte Alternative (d.h. keine Einigung mit den Kreditgebern und Austritt aus der Eurozone) für höchstwahrscheinlich und sogar für wünschenswert, weil sie ein Nachgeben der E.U. und der Troika für fast unmöglich hält und das Mittel einer nationalen Währung als nützlich für die fortschrittliche Entwicklung Griechenlands bewertet. Die LP bewertet die Strukturen der Eurozone als ein Hindernis für eine fortschrittliche Entwicklung des Landes. Dagegen meint die Mehrheit der Partei, dass der Austritt aus der Eurozone nur als letzter Ausweg dienen kann und wahrscheinlich zu insgesamt negativen Konsequenzen führen würde. 4. Die Banken unter öffentliche Aufsicht und öffentlichen Besitz bringen. Im Moment führt über die meisten Banken eine juristische Person die Aufsicht, die von der Troika gelenkt und beherrscht wird. 5. Die privatisierten Unternehmen von strategischer Bedeutung unter öffentliche Kontrolle bringen, so dass sie als Mittel einer produktiven Rekonstruktion dienen können. Einen wichtigen und leistungsstarken staatlichen Sektor bilden. 6. Sofortige Massnahmen für die Armen, die Obdachlosen, die Ausgeschlossenen. Bezahlbare Stromversorgung für alle Haushalte. Zugang aller Menschen zu den Grundgütern und ein Mindesteinkommen für alle. 7. Die Staatsdefizite so behandeln, dass Effektivität mit sozialer Gerechtigkeit verbunden wird. Im Notfall könnte man die Existenz von Defiziten bis zu einem gewissen Grad annehmen, wenn das zugunsten des Sozialstaates und der öffentlichen Investitionen passiert (wie es z.B. in den Jahren des Neokeynesianismus geschah). 8. Die politisch repressiven Massnahmen abschaffen. Die kollektiven, politischen und sozialen Rechte garantieren.