Stadtforschung – Prüfungskatalog 2014/15 1. Erläutern Sie den Begriff „Stadtforschung“! 6 Punkte Betrieben von Gemeindebund und Österreichischem (und deutschem) Städtebund Einerseits Beobachtung von permanentem Wandel, andererseits Erkennen von gesetzlichen Verläufen und dadurch Rationalisieren von Handlungen Bsp. Planung und Inanspruchnahme von umkämpften Ressourcen 2. Welche Eigenschaften zeichnen die Stadt aus und wie würden Sie Stadt definieren? 6 Punkte Besteht aus Überlagerung von gelebtem und gebautem Raum (weiche und harte Strukturen) Außerdem Vernetzung und Überlagerung von unterschiedlichen Strukturen (Rechtsnormen, ökonomische Beziehungen) Ist einem ständigen Wandel unterzogen Quantitive und qualitative Phänomene Form-, Funktions- und Strukturaspekte “Der Begriff der Stadt ist nicht zu fassen, ohne ihn auch als komplexes soziales Gefüge zu verstehen, in dem ethnische Herkunft, Nationalität, Berufszugehörigkeit, Haushaltsgröße, Lebensstile und soziale Interaktion eine wesentliche Rolle spielen ... Der Begriff umschreibt das Nichtfassbar - Faszinierende des Städtischen ebenso wie der ebenfalls auf städtische Lebensformen zielende Begriff der Urbanität. 3. Beschreiben Sie die Stadt in ihren Grundlagen? 6 Punkte “Der Begriff der Stadt ist nicht zu fassen, ohne ihn auch als komplexes soziales Gefüge zu verstehen, in dem ethnische Herkunft, Nationalität, Berufszugehörigkeit, Haushalts-größe, Lebensstile und soziale Interaktion eine wesentliche Rolle spielen ... Der Begriff umschreibt das Nichtfassbar - Faszinierende des Städtischen ebenso wie der ebenfalls auf städtische Lebensformen zielende Begriff der Urbanität. 4. Was bezeichnet der Begriff „Polis“? 2 Punkte Stadt ist Vertrag unter Bürgern, besteht seit 12. Jhdt. u.a. aus Regeln für Baufluchten, Straßenbreiten, Eigentumsverhältnissen, ästhetischen Vorgaben,… 5. Was bezeichnet der Begriff „Civitas“? 2 Punkte Eine Stadt ist nicht bloß eine Ansammlung von Gebäuden, sie wird als gesamter, spezifischer, gestalteter Körper betrachtet. = eine Stadtbaukünstlerische Herausarbeitung des Bildes der Stadt als Ganzes 6. Beschreiben Sie die Begriffe Polis und Civitas! 3 Punkte POLIS: Stadt ist Vertrag unter Bürgern, besteht seit 12. Jhdt. u.a. aus Regeln für Baufluchten, Straßenbreiten, Eigentumsverhältnissen, ästhetischen Vorgaben,… CIVITAS: ist eine Stadtbaukünstlerische Herausarbeitung des Bildes der Stadt als Ganzes 7. Welche Rollen spielten Katastrophen in der Entwicklung der Stadtforschung? 4 Punkte Naturkatastrophen wie jenes in Lissabon 1755 führten neben der Möglichkeit der Neugestaltung ganzer Stadtteile auch dazu, dass der Glaube an einen Gott angezweifelt werden durfte. Zudem förderte es die Forschung im Bereich der Seismologie und Erdbebenbeständigkeit von Gebäuden. Auch die Philosophie wurde von jenen Naturgewalten beeinflusst. 8. Wie definiert Francis Bacon Forschung und wie unterteilt er diese? 3 Punkte Begründet methodisches Fragen und empirische Forschung Forschung ist investigativ, empirisch, experimentell und methodisch 9. Auf welchen Annahmen besteht Hobbes Konzept der Gesellschaft? 3 Punkte Hobbes lehnt anarchische Zustände der Revolutionen ab Gesellschaften nur aus Furcht vor dem Tod Menschen leben im Naturzustand ohne Regeln und Ordnung Zusammenleben nur durch strenge Zentralgewalt 10. Was verkörpert die allegorische Figur des Leviathan in Hobbes politischer Theorie? 6 Punkte Levathian ist Zentralgewalt, unter der Gesellschaften geordnet leben können 11. Was ist ein Citoyen? 2 Punkte Staatsbürger, der aktiv und eigenverantwortlich am Gemeinwesen teilnimmt und dieses mitgestaltet. (basierend auf Einigkeit, Brüderlichkeit, Gleichheit) 12. Was ist ein Bourgeois? 2 Punkte Städter, nicht zu verwechseln mit Citoyen (Bürger) 13. Wer hat das erste Mal nach den Ursachen von Wachstum und Niedergang der Städte gefragt und was hat er als Triebkraft entdeckt? 2 Punkte Johann Joachim Becher. Ökonomie spielt entscheidende Rolle (Arbeit, Nachhaltigkeit, Regulierung) 14. Beschreiben Sie Bettina von Arnims Umgang mit der Zensur! 2 Punkte Sieht Staat als sozialpflichtig an Die damals strenge Zensur wurde umgangen, indem die kritischen Texte in Romane verfasst oder im Anhang gedruckt wurden. 15. Mit welchen sozial-räumlichen Begriffen beschreibt Friedrich Engels London? 3 Punkte Deutscher Unternehmersohn, Politiker, Philosoph und Historiker Zivilisation, Entsolidarisierung, Isolation, Privatinteresse 16. Wie beschreibt Engels die sozial-räumlichen Parallelwelten von Manchester? 3 Punkte Deutscher Unternehmersohn, Politiker, Philosoph und Historiker „sozialer Krieg“ um Besitz und Verteilung 17. Erläutern Sie den Begriff „Klasse“! 3 Punkte Bezeichnet in Soziologie Personen mit gleichen Interessen in Bezug auf Zugang zu Produkten und Ressourcen (Wasser, Licht, Luft) 18. Henry Mayhew entwickelt eine Art Menschenkunde (Anthropologie) der Londoner Unterwelt. Nach welchen Kriterien gruppiert er das Londoner Straßenvolk? 3 Punkte Englischer Sozialforscher und Journalist Bewundert anarchistische Lebensform der Arbeiter Einteilung in: o Straßenverkäufer o Straßenkäufer o Straßensammler o Straßenakteure, Künstler, Schausteller o Straßenhandwerker und Hausierer o Straßenarbeiter 19. Welche Rolle spielte Dr. Snow bei seiner Untersuchung der Cholera für die Stadtforschung? 2 Punkte Englischer Arzt und Pionier bei Choleraforschung Erstellung von Themenkarten (Todesfälle) 20. Wer war Charles Booth und was war der Anlass für seine Studie „Life and labour of the People in London“? 6 Punkte Britischer Philanthrop und Sozialforscher, Pionier der Stadtforschung Wollte Behauptung von Hyndman widerlegen, demzufolge ¼ aller Londoner in Armut lebte 21. Was meint Auguste Comte mit: „Wissen, um vorherzusehen, vorherzusehen, um handeln zu können“? 6 Punkte „Philosoph der harten Fakten“, Systematische Stadtforschung 22. Wie definiert Auguste Comte den Begriff Soziologie und in welche zwei Bestandteile unterteilt er sie? 3 Punkte Im Gegensatz zur sozialen Physik hat es die Soziologie nicht mit den Gesetzen in der Gesellschaft, sondern mit den Gesetzen der Gesellschaft zu tun. Soziale Dynamik (Genese, Prognose) Soziale Statik (Statistik) 23. Wie beschreibt man Max Webers Auffassung von Soziologie? 2 Punkte Abgrenzung der Soziologie von Psychologie Werturteilsfreie Wissenschaft 24. Was ist Max Webers Definition von „sozialem Handeln“ und in welche vier Typen unterteilt er dieses? 6 Punkte Nicht nur Verhalten, sondern Orientierung Nur mit anderen gemeinsam möglich Offene Struktur, Kontexte und Dauer Typen des Handelns: o Zweckrational (Bsp. Wutausbruch) o Wertrational (= innerer Wert des Handelns) o Affektuelles (emotional) o Traditionales (orientiert an Gewohnheiten) 25. Warum ist für Georg Simmel großstädtische Anonymität befreiend? 3 Punkte Bewegungsfreiheit des Individuums durch Befreiung aus dem Zwang zur Gemeinschaft (ermöglicht Selbstverwirklichung) 26. Wie definiert Tönnies Gemeinschaft und welche 3 Arten der Zusammenhänge erkennt/unterteilt er? 6 Punkte Ist geprägt durch den sozialen Willen als Eintracht, Sitte, Religion 3 Arten: o Gemeinschaft des Blutes (Familie) o Gemeinschaft des Ortes (Nachbarschaft) o Gemeinschaft des Geistes (Freundschaft) 27. Wie definiert Tönnies Gesellschaft? 3 Punkte Bezeichnet den Verfall der Gemeinschaft, die zwar nebeneinander leben, jedoch nicht wesentlich verbunden sind 28. Wie definiert Tönnies Gesellschaft und Gemeinschaft? 6 Punkte GEMEINSCHAFT Ist geprägt durch den sozialen Willen als Eintracht, Sitte, Religion 3 Arten: o Gemeinschaft des Blutes (Familie) o Gemeinschaft des Ortes (Nachbarschaft) o Gemeinschaft des Geistes (Freundschaft) GESELLSCHAFT bezeichnet den Verfall der Gemeinschaft, die zwar nebeneinander leben, jedoch nicht wesentlich verbunden sind 29. Beschreiben Sie Ildefons Cerdás Projekt für die Erneuerung und Erweiterung von Barcelona! 6 Punkte Notwendig da extreme Überbevölkerung der Altstadt Grundlagen sind Gleichheit, Freiheit (Privatsphäre) und gesellschaftliche Kohäsion Höchste Priorität den Bewohnern, daher von Wohnung ausgegangen Einteilung in Verkehrswege (Infrastruktur, Mobilität) und Zwischenräume (Privatleben) 30. Welche problematische Ausgangssituation führte zum Konzept der „funktionellen Stadt“? 6 Punkte 3 Fehlentwicklungen der Städte in Industrieländern: o Industrie an besten Plätzen, Umweltverschmutzung o Überbevölkerung in zentralen Mietshäusern, Sanierungsbedarf o Städte überfordert mit Autos, stundenlange Fahrzeiten zu Arbeitsstellen 31. Was war der Anlass für die Gründung der CIAM? 2 Punkte Generationskonflikt unter Architekten Problem bei Wettbewerb um „Palais des Völkerbundes“ in Genf 32. In welcher Weise leistet die CIAM Forschungsarbeit? 3 Punkte Anpassung der Architektur an die Umwandlung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen 33. Beschreiben Sie inhaltlich zwei der insgesamt elf CIAM Kongresse! 6 Punkte 1928, CIAM I, La Sarraz, Schweiz – Konstituierung des CIRPAC (Comité International pour la Réalisation du Problème Architectural Contemporain) 1929, CIAM II, Frankfurt am Main – „Die Wohnung für das Existenzminimum“ o Licht, Luft, Raum und Wärme für ärmste Menschen schaffen. o Damals selbst kleinste Wohnungen kaum bezahlbar o Entwurf von neuen Wohnkonzepten o Beachten von Erfahrungen in Biologie, Hygienik und Soziologie 1930, CIAM III, Brüssel – „Rationelle Bebauungsweisen“ o Diskussion von Wohnungen im Städtebau (Flach-, Mittel- oder Hochbau?) o Anordnung von Wohnungen in Siedlungen o Erfüllen der menschlichen Bedürfnisse durch Gesetzesänderungen 1933, CIAM IV, Athen – „Die funktionale (funktionelle) Stadt“ (Charta von Athen) o Untersuchung der Stadt auf ihre Funktion o Analyse bestehender Städte o Verfassung der Charta von Athen 1937, CIAM V, Paris – „Wohnung und Erholung“ 1947, CIAM VI, Bridgwater, England – „Wiederaufbau der Städte“ 1949, CIAM VII, Bergamo – „Kunst und Architektur“ 1951, CIAM VIII, Hoddesdon, England – „The Heart of the City“ 1953, CIAM IX, Aix-en-Provence – „Habitat“ 1956, CIAM X, Dubrovnik – „Habitat“ 1959, CIAM XI, Otterlo, Auflösung des CIAM 34. Warum ist die funktionelle Stadt der CIAM später als „fordistische Stadt“ kritisiert worden? 3 Punkte Ziel war die umfassende Befriedigung der Massen in Bezug auf Lebensraum. Da diese Quantität nur mit staatlicher Finanzierung und fabrikmäßiger Organisation hergestellt werden kann, spricht man von Fordistischer Stadt 35. Welche urbanistischen Konzepte reagieren kritisch auf die funktionelle Stadt? 6 Punkte Kontextuelle Stadt: Umfeld mit einbeziehen, Mischform mit funktioneller Sadt Typologische Stadt: Stadt soll sich entwickeln, keine Totalplanung, anpassbar 36. Nennen und erläutern Sie drei große Erklärungslinien für die kapitalistische Systemkrise nach Jane Laura Addams! 6 Punkte US-Amerikanische Feministin und Soziologin Ökologisch-territoriale Aufspaltung der Klassen: o Unterschiedliche Bevölkerungsschichten leben in unterschiedl. Distrikten o Auch in Fabriken nach Position und Funktion getrennt Männlich-militaristische Organisation der Städte o Männliche Elite herrscht in der Stadt o Defensiv-militärisches Leitbild verhindert soziale Verbesserung der Armen o Festung Stadt muss gegen innere und äußere Feinde verteidigt werden Geschäftsinteresse internationaler Wirtschaftskonzerne o … mit riesigen Kapitalansammlungen blockieren politische Veränderungen 37. Beschreiben Sie „Hull House“! 6 Punkte Gründung 1889 in Chicagoer Armenviertel Jane Laura Addams lebte dort, wollte Lebend er Armen verbessern Bedeutendste Vertreterin der amerikanischen Settlement-Bewegung Abendschule, Kindergarten, Küche, Kunsthalle, Turnsaal, Schwimmbad,… 38. Welche drei Merkmale kennzeichnen die Integration der Chicago School of Sociology als Forschungszusammenhang? 3 Punkte Orientierung an Grundbegriffen der pragmatischen Handlungstheorie Fokus auf die Wechselwirkung zwischen ökonomischen und politischen Entwicklungen und dem Wandel sozialer und kultureller Ordnungen Anspruch, soziale Welt mit empirischen Methoden zu untersuchen 39. Was ist das Schlüsselwerk der Chicago School und wovon handelt es? 3 Punkte The Polish Peasant (1918) Veränderung von polnischen Dörflern zu Industriestädtern in Chicago 40. Mit welchen Begrifflichkeiten lässt sich die Entwicklungsdynamik einer Stadt nach den Lehren der Chicago School of Sociology beschreiben? 3 Punkte Segregation: Konzentration bestimmter Gruppen in Stadtvierteln Invasion: Eindringen neuer Nutzergruppen in städtisches Gebiet Sukzession: Vollständiger Nutzungswandel eines Stadtviertels Dominanz: …einer Gruppe als Kontrollfunktion Fluktuation: Bewegung innerhalb eines Gebietes Mobilität: bewegung ohne ökologischen Wandel Natural area: städtische Gebiete, die sich aufgrund von quasi-natürlichen Selektionsprozessen der Bevölkerung als Slum, Mittel- oder Oberschichtswohngebiet herausbilden 41. Wer war Upton Sinclair? 3 Punkte Journalist, schrieb 1904 über die Arbeiter in Chicagoer Schlachthöfen 42. Beschreiben Sie das „Zonen Modell“ nach Ernest W. Burgess! 6 Punkte Modell konzentrischer Kreise, das Expansion und soziale Struktur einer Stadt am Beispiel Chicagos zeigt I Kern: Geschäftsbezirk II Übergangszone: Immigranten, Handwerk, Wohngebiet für Unterschicht III Arbeiterwohngebiet, Mehrfamilienhäuser IV Wohngebiet für Ober- und Mittelschicht V Vorstadtgebiet, Pendlerzone, Neubausiedlung für Mittelschicht 43. Wie kam es zur Weltwirtschaftskrise 1929 und was waren ihre Folgen? 3 Punkte Weltweite Überproduktion nach erstem Weltkrieg, daher Konjunkturschwankungen Europäischer Aufschwung durch Dollar-Kredite 1929: Rückforderung der Kredite der US-Banken Zusammenbruch des US-Aktienmarktes Massenarbeitslosigkeit, zahlreiche Konkurse 44. Wodurch wurde die Siedlung Marienthal bei Gramatneusiedl über den sozialwissenschaftlichen Kontext hinaus bekannt? 2 Punkte Durch soziologische Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ (1933) 45. Beschreiben Sie die gebaute Struktur der Arbeiterkolonie Marienthal anno 1930! 3 Punkte Textilfabrik mit 4 Komplexen, Ein- und Anbauten, Nebengebäuden Industriegleisanlage 25 fabrikseigene Wohnhäuser 15 Soziale und kulturelle Einrichtungen Sportanlage, 3 Parks, 2 Gartenanlagen 46. Was sind die drei wesentlichen Ziele der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“? 3 Punkte Mit modernen Methoden ein Bild von der psychologischen Situation eines arbeitslosen Ortes geben Zum Problem der Arbeitslosigkeit Material beitragen Sozialpsychologischen Tatbestand umfassend und objektiv darstellen 47. Charakterisieren Sie die Besonderheiten des ForscherInnen-Teams der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“! 3 Punkte 9 Forscherinnen, 6 Forscher Medizinisches Team bot ärztliche Sprechstunden Einige Forscher waren erst zwischen 20-26 Jahre alt Fast alle waren Mitglieder der österr. Sozialdemokratie 48. Wer war Marie Jahoda? 2 Punkte Österreichische Sozialpädagogin Mit 25 Forscherin der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ 49. In welchen Aktionen zeigte sich der ethische Anspruch der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal?“ 3 Punkte Die Tarnung der Forscher (offen/verdeckt) Div. Kurse und Beratungen Kleideraktion 50. Was ist eine „müde Gemeinschaft“? 3 Punkte Resignation aufgrund von Massenarbeitslosigkeit 51. Definieren Sie das Konzept des „Sozialen Akteurs“ nach Pierre Bourdieu! 3 Punkte Handelndes Individuum, soziale Gruppe oder Organisation Individuum ist ein soziales Subjekt das an einen Körper gebunden ist Als Körper sind Akteure immer ortsgebunden Ort ist ein Punkt im physischen Raum 52. Definieren Sie das Konzept „Habitus“ nach Pierre Bourdieu! 3 Punkte Instanz im Individuum, das folgende Eigenschaften beeinflusst: o Strukturiert was wir essen, wie wir uns kleiden, was wir sehen (Kino),… o Strukturiert wo wir wohnen/arbeiten/zur Schule gehen o Zeigt sich in Gesten, Körperhaltung, Sprache Habitus der Stadt -> Adaption für Stadtforschung 53. Was versteht Pierre Bourdieu unter „Sozialem Raum“! 3 Punkte Es gibt nichts außerhalb des sozialen Raumes Nicht real, Konzept Legt fest, wie wir leben (müssen) 54. Beschreiben Sie die Konzepte „Soziales, kulturelles und ökonomisches Kapital“ nach Pierre Bourdieu! 6 Punkte Ökonomisches Kapital o Geld oder Eigentum, das direkt in Geld konvertierbar ist Kulturelles Kapital o Bildung, Titel, Sprache, Ausdrucksformen,… o Unter best. Voraussetzungen in ökonomisches Kapital konvertierbar Soziales Kapital o Ressourcen, basierend auf der Zugehörigkeit zu einer best. sozialen Gruppe o Zusammenhang mit sozialer Herkunft, sozialen Beziehungen – unter best. Voraussetzungen in ökonomisches Kapital konvertierbar o Verwandtschaft, Beziehungen, Verbindungen – vor allem Familie, Schulkollegen,… 55. Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen physischem Raum und sozialem Raum nach Pierre Bourdieu! 6 Punkte „Die Position eines Akteurs im Sozialraum spiegelt sich in dem von ihm eingenommenen Ort im physischen Raum wider“ Physischer Raum ist abstrakt, sozialer Raum ist real 56. Welche Rolle spielt nach Pierre Bourdieu der Stadtraum bei der Reproduktion sozialer Ungleichheiten? 6 Punkte 57. Was will Pierre Bourdieu in seinem Text „Ortseffekte“ mit dem Beispiel der Pariser Banlieues zeigen? 6 Punkte Zeigt, dass nur mit entsprechendem Kapital (ökonomisch, sozial, kulturell) eine Macht über den physischen Raum möglich ist Obdachloser hat daher keine Existenz, da Position im Sozialraum mit Ort im physischen Raum zusammenhängt 58. Beispiel Graz: Wie manifestieren sich im Grazer Stadtraum soziale Machtverhältnisse? 3 Punkte Unterschied in den Bezirken, Innere Stadt als Wohngegend nur für wohlhabende leistbar, im Vergleich zu Bsp. Gries, Sozial-kultureller Problembezirk 59. Nennen Sie die drei zentralen Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens nach Pierre Bourdieu! 3 Punkte 60. Welches Elend zeichnet das Team von Pierre Bourdieu als Merkmal heutiger Gesellschaft? 6 Punkte 61. In welcher Beziehung stehen „space consuming“ und „Obdachlosigkeit“ im theoretischen Konzept Pierre Bourdieus? Nennen Sie dafür praktische Beispiele aus städtischen Räumen! 6 Punkte Durch Kapital (soziales, ökonomisches, kulturelles) ist ein Existieren des Akteurs im Sozialraum möglich, dieses ermöglicht wiederum die Positionierung im physischen Raum. (je mehr Kapital, desto größere Ausdehnung im physischen Raum) Ein Obdachloser kann nicht im physischen Raum existieren, da das Kapital für eine Stellung im Sozialraum nicht ausreicht. Vereinnahmung des Stadtzentrums von Wohlhabender Klientel Verdrängung von ärmeren Schichten aus dem Zentrum an den Stadtrand 62. Welche Denker beeinflussten die Arbeit Henri Lefebvres? 3 Punkte Georg Wilhelm Friedrich hegel, Karl Marx, Friedrich Nietzsche 63. Was ist die Quintessenz von Henri Lefebvres Buch „Die Revolution der Städte? Wann ist es erstmals erschienen? 3 Punkte Erschienen 1970 Ruf nach Sauberkeit, Ordnung und modernem Städtebau Blick auf sozial schwache Schichten von Paris 64. Mit welcher künstlerischen Richtung stand Henri Lefebvre in enger Beziehung und wie zeigt sich das Interesse an diesen Strömungen in seiner Arbeit? 2 Punkte Dadaismus und Surrealismus Zeigt sich durch… 65. In welcher Hinsicht hat Karl Marx auf Henri Lefebvre besonderen Einfluss genommen? 3 Punkte Karl Marx sah de3n Fokus nicht auf dingliche Gestalt industrieller Produktion sondern die industrielle Produktion als Resultat gesellschaftlicher Machtverhältnisse 66. In welcher Beziehung stehen Henri Lefebvre und sein Werk mit dem Mai 1968? 6 Punkte Wortführer der revolutionären Bewegungen in Frankreich in den 60ern Studentenproteste in Paris legen das ganze Land lahm „Revolution der Städte“, 1970 67. Wer erdachte „New Babylon“? Beschreiben Sie dieses Projekt! 6 Punkte Situationistische Internationale (Gruppe europ. Intellektueller, v.a. Theoretiker, Architekten, Künstler) Ist eine Serie von Malereien, Zeichnungen, texten, Architekturmodellen Gegenentwurf zur funktionalistischen Stadt der Gegenwart „Spiel ersetzt Arbeit“ Gesamte Stadt auf Pfeilern, darunter Verkehr 68. Was meint Henri Lefebvre mit „Recht auf Stadt“? 3 Punkte Text von 1968 Kollektive Wiederaneignung des städtischen Raums durch marginalisierte Gruppen 69. Nennen Sie die drei Komponenten von Henri Lefebvres Raumkonzept aus seinem Buch „Die Produktion des Raums“ und beschreiben Sie deren Bedeutung? 6 Punkte Räumliche Praxis: gebrauchter Raum - materiell o Raum-Wahrnehmung durch 5 Sinne o Alltägliches Handeln, durch Routine abgesichert Repräsentation des Raumes: Erdachter Raum – Idee des Raums o Gedanklich hergestellter Raum o Wissenschaft (Soziologie, Anthropologie, Philosophie,…) o Architekten, Stadtplaner o Rene Magritte: Der Verrat der Bilder Räume der Repräsentation: Gelebter Raum – Kombination beider Räume o Symbolisch aufgeladener Raum o Räume des Ausdrucks, vermittelt über Bilder und Symbole 70. Nennen Sie die drei wesentlichen Beiträge Henri Lefebvres zur Stadtforschung! Wann sind diese erschienen und was ist – in wenigen Sätzen – ihr Anliegen? 6 Punkte Recht auf Stadt, 1968: o Wechselbeziehung Stadt als physische Form <> Stadt als Sozialer Raum o Forderung „Recht auf Stadt“ o Wiederaneignung des städtischen Raums durch marginalisierte Gruppen Die Revolution der Städte, 1970: o Landflucht, Zunahme von Gastarbeitern o Gefahr von Hygiene in problemvierteln in und um Paris Die Produktion des Raumes, 1974: o Raum ist kein Container, er ist nicht leer o Raum = Prozess, der permanent produziert wird o Raum = Netzwerk 71. Was will Henri Lefebvre mit seinen Arbeiten zur Stadtforschung erreichen? 3 Punkte Ist gegen Ausgrenzung, für aktives Mitgestalten der Politik Zentrale Fragestellung über die Möglichkeit des Menschen, Stadt aktiv mitzugestalten Nicht nur nach vorgegebenen Mustern zu handeln