Liebe Mitchristen von Höchstberg Durch Sr. Karin bekam ich die Gelegenheit, Ihnen ein wenig von unserem Missionseinsatz in Brasilien zu erzählen -. Mein Name ist Sr, Theresina und ich arbeite seit 15 Jahren in unserer Provinz in Brasilien. Seit 7 Jahren bin ich, zusammen mit 3 weiteren Mitschwestern und zwei Postulantinnen im Norden Brasiliens, in Maranhao eingesetzt. Dieses Bundesland ist eines der ärmsten Bundesländer Brasiliens und der Bevölkerung fehlt es buchstäblich an allem: an Gesundheitsversorgung, Bildung, Hygiene, viele Familien sind arbeitslos und leiden Hunger, usw ... Der Bundesstaat wird von einer korrupten Gruppe regiert und der Unterschied zwischen arm und reich nimmt in den letzten Jahren wieder zu. Die Bischöfe der katholischen Kirche machen immer wieder mutige Appelle an die Regierung, leider ohne großen Erfolg. Auch geht es mit der versprochenen Landverteilung nicht voran, sodass viele Familien vom Land vertrieben werden, das sie schon jahrzehntelang bewirtschafteten. Großkonzerne, oft aus dem Ausland, die Soja, Zuckerrohr oder Baumwolle anbauen lassen und ins Ausland verkaufen, kaufen große Flächen zu Mindestpreisen auf und die kleinen Landbauern haben keine Chance sich dagegen zu wehren. Erst im letzten Jahr wurden in einer Nachbargemeinde über Nacht eine Landgemeinde mit 80 Familien mit brutalster Gewalt vertrieben und erst nachdem unser Bischof massiv Einspruch erhoben hat und Gott sei Dank einen guten Anwalt fand, konnten die Familien nach sechs Monaten in ihre völlig zerstörten Häuser zurückkehren für wie, lange weiß niemand .... Viele Kleinbauern und auch Männer in der Stadt sehen den einzigen Ausweg darin, sich als Saisonarbeiter für die Zuckerrohrernte im Staat Sao Paulo anwerben zu lassen, wo sie unter misslichsten Umständen und schlecht bezahlt arbeiten müssen - oft bis zu 16 Stunden am Tag bei sengender Hitze. Es wird im Akkord gearbeitet, oft haben sie nicht einmal Zeit zum Essen, viele kommen krank oder nicht mehr zurück. Viele Familien wissen nichts mehr von ihren Söhnen oder Ehemännern, die einmal in den Süden zum Zuckerrohrernte gefahren sind. Männer, die schon älter sind und nicht mehr für diese Arbeit eingestellt werden sehen sich genötigt, sich bei den Fazenden hier in Maranhao als Landarbeiter anheuern zu lassen. Doch oft bringt auch das nicht den erhofften Unterhalt für die Familie. Denn die Grossgrundbesitzer laden die Männer auf Lastwagen und fahren sie ins Landesinnere, weit weg von der Familie. Dort müssen sie auf den Plantagen arbeiten, aber selbst für Essen, Schlafgelegenheit usw.. aufkommen. Die Männer werden oft so schlecht bezahlt, dass sie anstatt etwas zu verdienen, noch mit Schulden nach Hause zurückkommen. Eine Form der modernen Sklaverei. Die katholische Kirche versucht mit Projekten wie Landwirtschaftsschulen die drohende Landflucht vor allem der jüngeren Menschen aufzuhalten und ihnen zu helfen mit einfachen Mitteln auf dem Land zu überleben. Auch arbeitet sie daran, dass sich die Landbauern organisieren und Genossenschaften eigenständig aufbauen. Das ist ein langsamer, mühsamer Prozess der viel Geduld braucht. Wir Schwestern leben in Coroatá, ca 3 Autostunden von der Hauptstadt Sao Luís entfernt Wir arbeiten in der Pastoral, auf der Fazenda da Esperanca (einer Einrichtung zum Entzug von Drogen und Alkohol) in einer Schule und auch im Gesundheitswesen. Sr. Renate, ebenfalls eine deutsche Mitschwester besucht die Kranken in ihren Häuschen und verbindet Wunden und berät bei allerlei Krankheiten. Viele Menschen bei uns haben Lepra , sodass es immer Wunden zu behandeln gibt. Sr. Marinês, eine brasilianische Mitschwester arbeitet mit Straßenkindern, die zum Sozialwerk der Fazenda da Esperanca gehören mit, da sie Sozialarbeiterin ist. Diese Kinder kommen aus total zerrütteten Familienverhältnissen und haben alle sehr schwere Lebensgeschichten. Viele dieser Kinder haben jahrelang auf der Strasse gelebt und es wird versucht, sie langsam wieder in ein soziales Gefüge einzugliedern. Sie wohnen in zwei Häusern mit ihren Erziehern zusammen und bekommen auch eine gute Schulbildung. Daneben arbeitet Sr. Marinês auch halbtags an unserer Diözesanschule mit, wo sie vor allem Familien mit sozialen Problemen begleitet. Ich selber arbeite auf der Fazenda da Esperanca mit, begleite die Jugendlichen im Gespräch, halte Wortgottesdienste , Besinnungstage usw.. Es gibt ein Zentrum mit Jungen und mit Mädchen, die versuchen von Drogen und Alkohol loszukommen Wir haben ca. 85 Jungens und 12 Mädchen. Außerdem bin ich für unser Postulat verantwortlich. Sr. Angela arbeitet in der Pastoral. Coroatá hat ca. 40 000 Einwohner ca. 25 000 Katholiken, dafür gibt es einen Pfarrer und einen Diakon. Die Mehrheit der Bevölkerung wohnt im Landesinnern. Da wir eine Bischofstadt sind gibt es die Kathedrale, darüber hinaus gehören ca. 80 Außenkapellen dazu und ca. 100 sogenannte „Messeunterstände“ im Landesinnern an denen 1 mal im Jahr eine Messe stattfindet. Unser Pfarrer ist immer dabei Kapellen zu bauen, im Moment haben wir 15 Kapellen im Bau vor allem in armen Stadtrandvierteln und im Landesinnern. Es ist sehr wichtig, diese Kapellen zu haben, damit sich die Leute versammeln können und auch um den Kindern Katechese zu geben. Da die Menschen nur sehr kleine Häuschen haben ist es nicht möglich größere Gruppen in den Häusern zu versammeln, so dass Messen und Wortgottesdienste oft buchstäblich auf der Strasse stattfindet müssen. Das ist auf Dauer sehr anstrengend. So sind wir natürlich für jede Hilfe froh, um einen Ort für diese armen kleinen Gemeinden einzurichten, wo sie ungestört Gottesdienst feiern, Katechese geben und sich auch sonst versammeln können. Denn die Menschen sind so arm, dass sie unmöglich ohne Hilfe einen solchen Ort bauen können. Die Hauptpfarrei hilft was sie kann, ist aber natürlich mit so viel Armut auch überfordert. So segne und behüte sie unser Herr! Mit herzlichen Grüssen und im Gebet verbunden Ihre Sr. M. Theresina.