Entwicklungsstand der hormonellen männlichen Kontrazeption Dt. Ärzteblatt 12/05 Einleitung Frauen verlangen, dass Männer nicht nur die Vorteile der Kontrazeption genießen, sondern auch die Risiken der Medikamentösen Empfängnisverhütung teilen. Unverträglichkeiten bei der Partnerin sind ein Grund für den Mann, zu einer männlichen hormonellen Variante zu greifen Existierende Methoden für den Mann: Kondom - Bedarf ständiger Aufmerksamkeit Vasektomie - Praktisch irreversibel Anforderungsprofil Frei von unerwünschten NW (kein Einfluss auf Männlichkeit, Libido und Potenz) Schneller Wirkungseintritt Im Hinblick auf die Zeugungsfähigkeit komplette Reversibilität Gleiche Effektivität wie vergleichbare Methoden für die Frau Leichte Zugänglichkeit und finanzielle Erschwinglichkeit Prinzip der männl. Kontrazeption Unterbrechung des zwischen Hypothalamus, Hypophyse und Gonaden bestehenden endokrinen Regelkreises FSH alleine erreicht keine ausreichende Suppression der Spermatogenese Durch Zugabe von LH entstünde ein Hypogonadismus (Verlust der Männlichkeit) Testosteron reguliert über negativen Feedbackmechanismus die Sekretion von LH und FSH und erhält die Männlichkeit Testosteron ist das Hormon der 1.Wahl zur Kontrazeption des Mannes Wenn Testosteron alleine nicht ausreicht, ist eine Zugabe von Gestagenen erforderlich Es muss eine Azoospermie erreicht werden! Testosteron Wöchentliche i.m. oder s.c. Injektion von Testosteron erreicht nur bei ca. 2/3 der Europäer, aber bei fast allen Ostasiaten eine Azoospermie Die Zugabe von GnRH-Antagonisten erreicht bei nahezu allen Versuchsteilnehmern eine Azoospermie GnRH-Antagonisten liegen allerdings noch nicht in geeigneter und preiswerter Depotform vor. Gestagene Als Kombination mit Testosteron stellte sich bei nahezu allen Studienteilnehmern eine Azoospermie ein Wirkungseintritt von 2-5 Monaten Ähnlich langsame Erholung der Spermatogenese Vollständige Reversibilität der Azoospermie Kombination aus Testosteronundecanoat i.m. und Norethisternenanthat i.m. scheint z.Z. die wirksamste und praktikabelste Kombination zu sein. Geringere Akzeptanz als orale Applikation (bisher nur sehr kurze Halbwertszeiten) Nebenwirkungen Gestagene Proinflammatorischer Effekt der Gestagene bei Mann Thermogenetische Wirkung Nebenwirkungen Testosteron Zunahme an Muskelmasse Zunahme des Hämatokrit und der Erythrozyten Evtl. leichte Absenkung des HDL-Cholesterins Leichte Abnahme der Hodenvolumina Gelegentlich Akne und Gynäkomastie Keine Beeinträchtigung der sexuellen Funktion Keine psychischen NW Prüfung von Langzeiteffekten steht noch aus Fazit In den bisherigen Studien wurden keine ernsten NW beobachtet. Langzeituntersuchungen stehen noch aus Nachteile: 1. Langer Wirkungseintritt 2. i.m.-Applikation z.Z. am effektivsten Kritikpunkt an den bisherigen Studien sind die meist geringen Fallzahlen Gegenwärtig werden große Multicenterstudien durchgeführt um noch effizientere TestosteronGestagen-Kombination mit schnellerem Wirkungseintritt und schnellerer Reversibilität in oraler Darreichungsform zu finden.