www.maenner-bewegung.ch 11.02.2017 Testosteron – Wirkungen, Veränderungen im Alter, Exkurs Oxytocin/Prolactin Testosteron ist ein Hormon, d.h. es wird in einer Drüse gebildet und hat seine Wirkungen nach einem Transport im Blut an verschiedenen Stellen im Körper. Es wird beim Mann hauptsächlich im Hoden gebildet. Auch die Frau hat eigenes Testosteron in etwa 10 fach geringerer Menge als der Mann. Bei ihr wird es in den Eierstöcken und den Nebennieren gebildet. Testosteron entsteht aus Cholesterin. Es ist verwandt mit Aldosteron, das über die Niere den Blutdruck reguliert und Kortisol, dem Stresshormon. Im Körper wirkt schon sein Vorläufer DHEA. Testosteron wird in die Zellen aufgenommen und zum stärker wirkenden Dihydrotestosteron oder zu Estradiol, dem weiblichen Geschlechtshormon, umgewandelt und erzielt so seine Wirkung. Die Umwandlung in Estradiol wird durch regelmässigen Alkoholkonsum und Fettleibigkeit gefördert und bewirkt die Ausbildung der Männerbrust. Die Produktion wird gefördert durch das übergeordnete Hormon der Hirnanhangdrüse LH und gehemmt durch entzündliche Vorgänge im Körper. Die Bildung des LH wird durch Hungern gehemmt und wird angeregt, sobald eine gewisse Fettmenge im Körper erreicht wird. Zu Beginn der Pubertät ist die Zunahme der Fettmenge ein Auslöser dieser wichtigen Veränderung im Körper des Mädchens und des Knaben auf dem Weg zum erwachsen werden. Bei Fettleibigkeit überwiegen die dadurch ausgelösten entzündlichen Vorgänge und hemmen wieder die Wirkung des LH. Im Hoden selber ist die Hauptwirkung des Testosterons die Förderung der Samenbildung und der Schutz der Samenzellen, die ja erst in der Pubertät in den reifen Formen entstehen, vor der Zerstörung durch die eigenen Körperabwehrzellen. Dazu ist die Konzentration von Testosteron im Hoden etwa 80 mal höher als im Blut. Die bedeutendste Wirkung des Testosterons ist die Förderung der Eiweissbildung im Körper. Dies zeigt sich in Muskelbildung, verstärkter Knochenbildung, Förderung der Bildung von roten Blutkörperchen und der Bildung der Eiweissstoffe, über die die Körperabwehrzellen miteinander kommunizieren, damit eine geordnete Abwehr von Krankheiten und andern den Körper schädigenden Einflüssen möglich ist. U.a. wird dadurch die Antwort der weissen Blutkörperchen von Allergien und Auto-Immunkrankheiten weg zu Zerstörung von Krankheitserregern geführt. Neben dieser fast augenfälligen Wirkung von Testosteron hat es weitere wichtige Einflüsse auf den Stoffwechsel: Es hemmt die Aufnahme von Fett aus dem Darm in die Fettzellen im Bauch und er Leber. Zudem wird weniger des schädlich wirkenden LDL-Cholesterins in der Leber gebildet, was ein Risiko für Gefässverfettung ist. Zudem wird unter dem Einfluss von Testosteron in den Muskelzellen vermehrt Fett verbrannt. Testosteron verstärkt die Wirkung von Insulin in Leber und Muskelzellen und senkt so den Blutzucker. Zudem wird in diesen Zellen auch die Verbrennung des Blutzuckers gefördert. So verbessert es auch bei Diabetikern den Blutzucker. Diese beiden Wirkungen sind ein Schutz vor Arteriosklerose mit den Folgen Herzinfarkt oder Hirnschlag. Im Hin schützt es das empfindliche Gedächtnis vor den schädigenden Einflüssen von Stress. Zudem schützt es auch vor Angst und Depression. Die Untersuchungen über Auswirkungen auf das Verhalten zeigen widersprüchliche Daten. Testosteron scheint aber neben einer erhöhten Risikobereitschaft auch das soziale Verhalten zu fördern. Aggression wird wahrscheinlich eher durch das Vorläuferhormon DHEA mitbestimmt. Zum Schluss wird die Sexualität direkt durch Testosteron beeinflusst, indem es die sexuelle Lust bei Mann und Frau fördert. Beim Mann wird die Samenproduktion gefördert und auch die Fähigkeit des Gliedes, beim Geschlechtsverkehr steif und hart zu werden und zu bleiben. Das Testosteron ist im Mutterleib wichtig zur Ausbildung der Geschlechtsorgane in Richtung Mann, die Wanderung der Hoden in den Hodensack um die Geburt und zum Schluss der Schwangerschaft in eine typisch männliche Prägung und Vernetzung im Gehirn. So Dr. med. Peter Meier, MSc Präventivmedizin, 4450 Sissach www.maenner-bewegung.ch 11.02.2017 entstehen die bei den meisten Männern gut ausgebildete Aufmerksamkeit, Gedächtnis und räumliche Vorstellung und Orientierung. In der Pubertät werden durch das Testosteron die sekundären Geschlechtsmerkmale wie Stimmbruch, Bartwuchs und Körperbehaarung neben Muskulatur und Knochenbildung bewirkt. Das Testosteron erreicht beim Mann von 20-30 Jahren die höchsten Spiegel. Bis zum Alter von 45 Jahren nimmt es dann etwa auf die Hälfte dieser ursprünglichen Werte ab. Solange keine anderen Faktoren die Testosteron-Bildung beeinflussen, bleibt es auf etwa diesem Niveau erhalten. Dies erklärt, dass z.B. Picasso auch mit 80 Jahren noch ein Kind zeugen konnte. Übergewicht, chronisch entzündliche Krankheiten (dazu zählen rheumatische Entzündungen, chronische Darmentzündungen und auch Diabetes oder Erkrankungen der Herzkranzgefässe) und überhaupt schwere Allgemeinkrankheiten hemmen die Testosteronbildung und führen zu einer weiteren Abnahme des Spiegels. Es gibt verschiedene Ursachen für einen Testosteronmangel neben diesem eben im Alter auftretenden Weg sind: Veränderungen der Erbsubstanz, der Chromosomen, und Schädigungen der Hoden und des Gehirns in der Umgebung der Hirnanhangdrüse. In meiner Arbeit konnte ich zeigen, dass ein Hodenhochstand oder ein angeborener Leistenbruch und auch der Zustand nach Unterbindung als definitive Schangerschaftsverhütung beim Mann ein erhöhtes Risiko für einen Testosteronmangel bildet. Ein zu kleines Hodenvolumen ist ebenfalls mit einem Mangel verbunden. Bei ungewollter Kinderlosigkeit des Mannes findet sich oft ebenfalls ein Testosteronmangel. Beschwerden, die auf einen Testosteronmangel hinweisen können sind Abnahme der sexuellen Lust, Antriebslosigkeit, Stress-Unverträglichkeit, Auftreten von Depression, Gereiztheit, Schlafstörungen, verstärkte Abnahme der Kraft und Auftreten von Schmerzen im Körper, Auftreten von Übergewicht und Diabetes. Wird dann bei einer Blutentnahme an einem Morgen wiederholt ein Wert unter 12nmol/l gefunden, lässt sich dieser Verdacht bestätigen. Eine Ergänzung mit Testosteron von aussen in Form von einem Hautgel oder einer Depotspritze in den Gesässmuskel kann dann erwogen werden, diese Beschwerden zurückzubilden. Bei einem Testosteronwert unterhalb von 8nmol/l ist das Risiko für einen Herzinfarkt, einen Hirnschlag oder eine Osteoporose mit Knochenbrüchen so hoch, dass ein Hormonersatz zwingend empfohlen wird. Zum Schlussmöchte ich noch zwei weitere Hormone beschreiben, die das Verhalten stark prägen. Es gibt die Hormone Oxytocin und Prolaktin. In erster Linie werden sie mit der Wehentätigkeit unter der Geburt und dem Milcheinschuss und der Milchbildung nach der Geburt in Verbindung gebracht. Jedoch entstanden immer mehr Hinweise, dass diese Hormone auch in der Partnerschaft und der Familie wichtige Funktionen haben. Es wird eine Bindung zwischen diesen Personen erzeugt, die die Beziehung speziell und eng werden lässt. Bei Mann und Frau konnte sogar nachgewiesen werden, dass diese Hormone im Moment des Höhepunktes der sexuellen Lust beim Geschlechtsverkehr ausgeschüttet werden. So dient jeder Geschlechtsverkehr neben der möglichen Zeugung eines Kindes auch dazu, Mann und Frau enger zusammenzuführen, damit eine tragfähige Beziehung entsteht, in der ein Kind gross wachsen kann. Dies überträgt sich beim Stillen und Kosen von der Mutter aber auch dem Vater auf das Kind. Dr. med. Peter Meier, MSc Präventivmedizin, 4450 Sissach