Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Austria latina Modul "Austria latina" Seite 1 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Die Karte zeigt Österreich zur Römerzeit (nach 15 v.Chr.). Markiere die Gebiete der drei römischen Provinzen Noricum, Pannonien und Raetien färbig! Finde heraus, wie die Orte, die in der Karte verzeichnet sind, heute heißen! 170 – 180 n. Chr. Zeittafel bis ca. 500 v. ab 500 v. Österreich wird von den Illyrern besiedelt, (sog. „Hallstatt - Kultur“ = ältere Eisenzeit). Ausbreitung der Kelten (= Gallier ; sog. „La TèneKultur“ = jüngere Eisenzeit) in ganz Europa: Von Britannien im bis in die Türkei im Osten. um 200 v. Auf österreichischem Boden entsteht das erste staatliche Gebilde, das Regnum Noricum (Noriker = ein ostkeltischer Stamm); wegen der Bodenschätze (besonders Eisen und Salz) bestehen enge Handelskontakte mit dem römischen Reich. 113 v. Eindringende Germanenstämme (Kimbern und Teutonen) besiegen bei Noreia (Grenzgebiet Stmk./Kärnten) ein römisches Heer. um die Römer errichten auf dem Gebiet des heutigen Christi Österreich drei Provinzen: Geb. – NORICUM: 15 v. Chr. kampflos besetzt; 1.Jh. n. Hauptstadt: Virunum (bei Klagenfurt) PANNONIA: vom späteren Kaiser Tiberius militärisch erobert; wichtige Städte: Carnuntum (bei Petronell ), Vindobona RAETIA Modul "Austria latina" 193 n. um 300 308 um 400 um 470 488 Schuljahr 2006/07 Zur Sicherung der Grenze gegen die Germanen im Norden wird entlang von Donau und Rhein ein befestigter Grenzwall, der sog. Limes, angelegt. Die kriegerischen Germanenstämme der Marcomannen und Quaden überrennen die römischen Grenzbefestigungen an der Donau und stoßen bis Aquileia (bei Triest) vor; der römische Kaiser Marcus Aurelius hält sich längere Zeit in Vindobona auf, um die militärischen Aktionen gegen die Germanen zu leiten; er stirbt angeblich 180 in Vindobona (eher aber in Sirmium bei Belgrad). In Carnuntum rufen die pannonischen Truppen ihren Befehlshaber Septimius Severus zum Kaiser des römischen Reiches aus ( „Soldatenkaiser“). Florian, der erste bekannte österreichische Märtyrer, wird im Zuge der Christenverfolgungen in der Enns ertränkt. In Carnuntum findet ein „Vier-Kaiser-Treffen“ statt; in Rom regieren zu dieser Zeit zwei Hauptkaiser („Augusti“) und ihre designierten Nachfolger („Caesares“) – daran erinnert das sog. „Heidentor“ bei Carnuntum. Verwüstungen durch eindringende Germanen (Völkerwanderung!), Zerstörung Carnuntums. Der heilige Severin, ein römischer Christ, vermittelt zwischen der ansässigen romanischen Bevölkerung und den Germanen; er stirbt in Favianis (Mautern bei Krems). Die letzten Romanen verlassen den Donauraum nach Süden; germ. Stämme besiedeln die Gegend. Seite 2 Latein 6B Klasse Erste Kontakte mit den Kelten (186v.Chr.)1 Eodem anno Galli Transalpini transgressi2 in Venetiam sine populatione3 aut bello haud procul inde, ubi nunc Aquileia est, BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Die Gallier ergeben sich freiwillig dem Konsul, beklagen sich dann aber in Rom, dass ihnen alles weggenommen worden sei. Der Senat lässt ihnen ihr Eigentum wieder zurückgeben unter der Auflage, dass sie sich aus der Provinz entfernen und nicht wiederkommen. locum oppido condendo ceperunt. Legatis Romanis de ea re Advenienti11 consuli Galli sese dediderunt12. Duodecim milia trans Alpes missis responsum est neque profectos4 ex armatorum13 erant: plerique arma ex agris rapta habebant: ea auctoritate5 gentis eos, nec quid in Italia facerent sese6 scire. aegre14 patientibus iis adempta15, quaeque16 alia aut populantes Erst drei Jahre später wird ein Prätor damit beauftragt, gegen die Siedler vorzugehen: Galli Transalpini per saltus7 ignotae8 antea viae, ut ante dictum agros rapuerant aut secum attulerant. De his rebus qui est, in Italiam transgressi oppidum in agro, qui nunc est Aquileiensis, aedificabant. id9 eos ut prohiberet, quod eius sine bello posset, praetori mandatum est. si armis prohibendi essent, consules certiores faceret10: ex his placere alterum adversus quererentur17, legatos Romam miserunt. Introducti in senatum a C. Valerio praetore exposuerunt18 se superante in Gallia multitudine inopia19 coactos agri et egestate20 ad quaerendam sedem Alpes transgressos, quae inculta21 per solitudines22 viderent, ibi sine ullius iniuria consedisse. oppidum quoque Gallos ducere legiones. advenio ankommen, herankommen se dedere sich ergeben 13 armatus Bewaffneter 14 aegre ungern, mit Überwindung 15 adimo wegnehmen, rauben, entreissen; erg. sunt 16 quaeque = et quae 17 queror sich beklagen 18 exponere erzählen, ausführen 19 inopia Not 20 egestas Elend, Armut 21 incultus unbebaut, verwildert 22 solitudo Wildnis, Verlassenheit 11 12 Livius 39,22,6-7; 39,45,6-7; 39,54-55,3 (gekürzt) transgredior überqueren, überschreiten 3 populatio Plünderung, Verwüstung 4 proficiscor aufbrechen, sich auf den Weg machen 5 auctoritas Wille, Antrieb, Beschluss; Ansehen, Einfluss 6 sese = se 7 saltus Schlucht, Pass, Engpass 8 ignotus unbekannt 9 erg. facere 10 certiorem/-es facere in Kenntnis setzen, benachrichtigen 1 2 Modul "Austria latina" Seite 3 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 aedificare coepisse, quod indicium esset nec agro nec urbi ulli Galli, redditis omnibus, quae sine cuiusquam iniuria habebant, vim adlaturos23 uenisse. [...] Italia excesserunt34. Orare se senatum populumque Romanum, ne in se innoxios24 deditos acerbius25 quam in hostes saeuirent26. Huic orationi senatus ita responderi iussit, neque illos recte fecisse, cum in Italiam venerint oppidumque in alieno agro, nullius Romani magistratus, qui ei provinciae praeesset27, permissu28 aedificare conati sint29; neque senatui placere deditos spoliari30. Itaque se cum iis legatos ad consulem missuros, qui, si redeant, unde venerint, omnia iis sua reddi31 iubeant, quique protinus eant trans Alpes, et denuntient32 Gallicis populis, multitudinem suam domi contineant33. [...] Die entgegenkommende Haltung der Römer bei der Beschwerdeführung lässt darauf schließen, dass es bereits zu diesem Zeitpunkt Handelsinteressen auf norischem Gebiet gab. Mit dem Ende des 2. Jh. v.Chr. wurde dann auch die wirtschaftliche Abhängigkeit des regnum Noricum von Rom immer größer. Um ähnliche Versuche der Kelten in Zukunft trotzdem zu vermeiden, wurde im Jahr 181 v. Chr. unweit des oppidums der Kelten die Kolonie Aquileia gegründet. Waren zuerst Sicherheitsaspekte für diese Gründung ausschlaggebend, entwickelte sich Aquileia innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Handelsplätze im Ostalpenraum. Aquileia war auch Ausgangspunkt für die Romanisierung der Alpenregion und in späterer Zeit für die Christianisierung dieses Gebiets. Eingliederung ins Reich vim afferre Gewalt antun innoxius unschuldig, schuldlos 25 acerbus hart 26 saevio wüten, verfahren gegen jemanden 27 praesum vorstehen, an der Spitze stehen 28 permissu mit Erlaubnis 29 conor 1 versuchen 30 spolio 1 plündern, (be)rauben 31 reddo zurückgeben 32 denuntio ausrichten, melden 33 contineo festhalten, halten, zurückhalten 23 24 Modul "Austria latina" Im Tatenbericht des Kaisers Augustus35 kann man dann vom Endpunkt dieser "Romanisierung" lesen: Omnium provinc[iarum populi Romani], quibus finitimae fuerunt gentes quae n[on parerent imperio nos]tro, fines auxi. 34 35 excedo verlassen Augustus, Res gestae 26 - Seite 4 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Gallias et Hispanias provi[n]cias, [item Germaniam qua clau]dit AVSPICIISQVE GENTES ALPINAE OMNES QVAE A MARI Oceanus a Gadibus36 ad ostium Albis37 flumin[is pacavi. Alpes SVPERO AD INFERVM PERTINEBANT SVB IMPERIVM P : R a r]egione ea, quae proxima est Hadriano mari, [ad Tuscum38 : SVNT REDACTAE : GENTES ALPINAE DEVICTAE pacari39 fec]i nulli genti bello per iniuriam inlato40. TRVMPILINI : CAMVVNI : VENOSTES : VENNONETES : ISARCI : BREVNI : GENAVNES : FOCVNATES : Secundus41 Bei C. Plinius ist eine Inschrift überliefert, die den Abschluss der Unterwerfung der Alpenvölker symbolisch zusammenfasst. In ihr sind über 40 Namen von Völkern enthalten, die unter römische Hoheit gebracht wurden. Enthalten ist auch der Name der Briganten, die zu den keltischen Vindelikern gehörten, die im Raum des heutigen Bregenz beheimatet waren: VINDELICORVM GENTES QVATTVOR : COSVANETES : RVCINATES : LICATES : CATENATES : AMBISONTES : RVGVSCI : SVANETES : CALVCONES : BRIXENETES : LEPONTI : VBERI : NANTVATES : SEDVNI : VARAGRI : SALASSI : ACITAVONES : MEDVLLI : VCEENI : CATVRIGES CIL V 7817 (6 v. Chr.) : BRIGIANI : SOGIONTI : BRODIONTI : NEMALONI : IMP : CAESARI DIVI FILIO AVG : PONT : MAX : IMP : XIIII : EDENATES : VESVBIANI : VEAMINI : GALLITAE : TR : POT : XVII : S : P : Q : R : QVOD EIVS DVCTV TRIVLLATI : ECDINI : VERGVNNI : EGVI : TVRI : NEMATVRI : ORATELLI : NERVSI : VELAVNI : SVETRI. Gades (alte phönikische Stadt) Cadiz 37 Albis,-is m. Elbe 38 Tuscum mare Tyrrhenische Meer 39 pacare unterwerfen, befrieden 40 bellum inferre + Dat. Krieg gegen jemanden beginnen, bekriegen, angreifen 41 Plin. sec. n.h. 3, 136 f.; nur selten ist bei einem Autor den Text einer Inschrift überliefert. Sonst muss man sich mehr mit dem archäologischen Material zufrieden geben, das aber trotzdem sehr gut über über die Verhältnisse informieren kann. Da in unserem Raum die Anzahl der gefundenen Inschriften sehr groß ist, weiß man auch sehr gut über Handwerk, Freizeit, Kultvereine usw. Bescheid. Die Wissenschaft, die sich mit dem Entziffern von Inschriften befasst, heißt Epigraphik. Die wichtigsten Arten von Inschriften sind: Grabinschriften, Weihinschriften, Kaiserinschriften (Ehreninschriften, Bauinschriften). 36 Modul "Austria latina" Die wichtigsten Arten von Inschriften Weiheinschriften Die Inschrift nennt den Namen der Gottheit, oft mit einer zusätzlichen Bezeichnung, im Dativ, dann den des Stifters. Oft wird erwähnt, dass dieser die Weihung für das Wohlergehen irgendjemandes oder PRO SALUTE SUA ET SUORUM vorgenommen hat. Den Abschluss bildet fast immer eine abgekürzte Weiheformel. Seite 5 Latein 6B Klasse Im Bereich des römischen Österreich wurden einheimische Gottheiten nur selten genannt, sondern wesensverwandten römischen angeglichen (=Interpretatio Romana). Übliche Abkürzungen: Götternamen: DSIM Deo Soli Invicto Mithrae DIM Deo Invicto Mithrae IOM Iovi Optimo Maximo D D Q. dis deabusque AVG Augustus/-a (als Epitheton) Weiheformeln: PRO SAL pro salute I D F. iussu dei/ deorum fecit (fecerunt) V S L L M votum solvit/ solverunt libens/ libentes laetus/ laeti merito/ meritis Grabinschriften Grabinschriften wurden entweder auf hohen Pfeilern eingemeißelt (Grabstelen) oder auf kleineren Platten. Mitunter finden sich auch größere Steine, sogar mit Porträt der Verstorbenen. Grabinschriften nennen den Verstorbenen entweder im Nominativ oder der Name des Verstorbenen steht im Dativ mit der Angabe, wer die Grabinschrift gestiftet hat: Familienangehörige, Erben oder Menschen, die dem Verstorbenen verpflichtet waren. Modul "Austria latina" BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Übliche Abkürzungen: Einleitungsformeln: DM Di(i)s Manibus DMPS Dis Manibus (et) perpetuae securitate Namen: A (Aulus), C (Gaius), D (Decimus), L (Lucius), M (Marcus oder Manius), N (Numerius), P (Publius), Q (Quintus), SEX (Sextus), SP (Spurius), T (Titus) TI(B) (Tiberius) Gentilnamen: AEL (Aelius), AVR (Aurelius), CL (Claudius), FL (Flavius), IVL (lulius), VLP (Ulpius) etc. Nach dem Genetiv eines Namens (abgek. Praenomen) F filius L libertus, liberta SER servus, serva Altersangaben: A, AN, ANN annorum (Gen. qual.) VA vixit annos Formeln: BM bene merenti, bonae memoriae F fecit, fecerunt FF filius fecit, filii fecerunt FFC filius faciendum curavit, filii faciendum curaverunt HFC heres faciendum curavit HH heredes HSE hic situs est/ sita est HSS hic siti/ sitae sunt P posuit/ posuerunt, positum Seite 6 Latein 6B Klasse PP TFI VF parentes posuerunt, patronus posuit, pro pietate, parentibus pientissimis testamento fieri iussit vivus/ viva/ vivi fecit/ fecerunt Eine Eigenheit römerzeitlicher Inschriften ist, dass aus Platzmangel oder Freude an der Form Buchstaben zusammengeschrieben werden, sodass sie einzelne Striche gemeinsam haben. Man nennt solche Verbindungen zweier oder mehrerer Buchstaben Ligaturen. Kaiserinschriften Eine besondere Gruppe bilden Inschriften, die röm. Kaiser nennen. Es gibt Ehreninschriften, die von Gemeinden oder Einzelpersonen errichtet wurden, oft zusammen mit Statuen des betreffenden Kaisers. Hier erscheint der Name des Geehrten im Dativ, zusammen mit den offiziellen Ämtern und Titeln. Die Stellung des röm. Kaisers beruhte auf der geschickten Kombination von Funktionen, die es in dieser oder jener Form bereits in der Republik gegeben hatte und die, zusammen mit dem Oberbefehl über das Heer, dem Kaiser seine überragende Stellung ermöglichten. Seit Augustus hat sich hier ein bestimmtes Schema herausgebildet: Bestandteile der Kaisertitulatur: IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS: dieser ab 27 v.Chr. offizielle Name des Kaisers Augustus bildet den Rahmen, in den die Kaiser ab dem späten 1. Jh. ihre eigenen Namen einfügten. PONTIFEX MAXIMUS: diese einflußreichste priesterliche Würde wird entsprechend einer alten Tradition an erster Stelle der Ämter angeführt. Modul "Austria latina" BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 TRIBUNICIA POTESTAS: eine Funktion von großer innenpolitischer Bedeutung. Ohne selbst Volkstribun zu sein, hat der Kaiser damit alle Befugnisse der Volkstribunen und vor allem den alten Schutzauftrag gegenüber dem Volk. Da sie jedes Jahr neu gezählt wird, lassen sich Kaiserinschriften durch die Angaben der tribunicia potestas (im Gen. od. Abl.) mit der entsprechenden Wiederholungszahl meist sehr genau datieren. IMPERATOR: außer der Bezeichnung "imperator" an der Spitze ihres Namens geben die Kaiser gelegentlich an, wie oft sie nach bedeutenden Siegen diesen schon in der Republik üblichen Titel formell angenommen haben. CONSUL: Kaiser nennen ihre Ämterlaufbahn nicht, wohl aber, wie oft sie das Konsulat bekleidet haben. Das Konsulat bestand in der Kaiserzeit weiter, wenn auch mit stark reduzierten Befugnissen. PATER PATRIAE: dieser Ehrentitel, den Augustus für den höchsten seiner Laufbahn angesehen hatte, ist auch späteren Kaisern nahezu regelmäßig verliehen worden. Zu diesen Angaben können noch eine kaiserliche Ahnenreihe treten, (besonders auffällig bei den sogenannten Adoptivkaisern). Dazu kommen gelegentlich Ehrennamen nach besiegten Völkerschaften, oft mit dem Zusatz maximus (z. B.: Parthicus maximus), und zusätzliche Lobsprüche, die im Laufe der Zeit zunehmen. Bauinschriften, Meilensteine Auf Bauinschriften bei Bauwerken, die entweder im Auftrag einer hochgestellten Person oder gar des Kaisers (alle militär. Anlagen) errichtet wurden, erscheint der Name des Stifters im Nominativ. Eine Mittelstellung zwischen Bau- und Ehreninschriften nehmen die Meilensteine ein, die entlang der wichtigsten Staatsstraßen aufgestellt wurden. Sie bekunden des Kaisers Fürsorge für das Straßenwesen, Seite 7 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg standen aber nicht in regelmäßigen Abständen oder gar im Abstand von jeweils einer Meile, und geben auch nicht immer die Entfernung von unabhängigen Städten an. Sie dienten oft nur als Wegweiser an schwierigen Straßenstücken. Es waren in der Regel Steinsäulen von ca. 50 cm Durchmesser, oft über 2m hoch. Der Wortlaut war anscheinend durch die Kanzlei des Statthalters einheitlich für die Provinz vorgeschriebenen. Übliche Abkürzungen: Kaisertitulatur: D P P DN P F INV AVGG dominus pater patriae dominus noster pius felix invictus Augusti duo (bei gemeinsamer Herrschaft) Dienstgrade: Auch militärische Angaben, wie Tribus oder militärische Dienstgrade werden zumeist durch mehrere Buchstaben abgekürzt. Inschriften römischer Soldaten haben folgendes Schema: Praenomen, Nomen gentile, Filiation, Tribus, Cognomen, Domus (Heimatort im Abl.), Dienstgrad, Altersangabe, Dienstzeit. MIL miles EQ eques P.P primus pilus, primipili (ranghöchster centurio) > (Sonderzeichen) centurion, centuria B oder B.F beneficiarius (Unteroffizier) Modul "Austria latina" Schuljahr 2006/07 Funktionen in autonomen Städten: II VIR I D. duumvir iure dicundo AED aedilis AEDILIC aedilicia potestate, aedilicius (gewesener Aedil) Q quaestor DEC decurio DD decreto decurionum („auf Beschluß des Gemeinderates") PP pecunia publica IIIIIIVIRAVG sevir Augustalis (ein munizipiales Priesteramt zu Ehren des Augustus) RÖMISCHE BEAMTE: COS consul AVG augur PR, PRAET praetor TR PL tribunus plebis AED CVR aedilis curulis Q quaestor LEG LEG legatus legionis (mit Angabe der Truppe) LEG AVG PR PR legatus Augusti pro praetore (Statthalter d. Kaisers aus dem Senatorenstand) PROC procurator PRAEF praefectus PR praeses Achtung: Einzelne Abkürzungen können verschiedene Bedeutungen annehmen! Seite 8 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Weiheinschrift für Isis Noreia42 Die Inschrift ist in die Ulrichsbergkirche eingemauert. NOREIAE ISIDI FECIT A. TREBONIVS Altarinschrift für die Stadtgöttin von Teurnia TEVRNIAE SANCTISSIM(ae) AVG(ustae) L. HERENNIUS EPICTETVS Schuljahr 2006/07 Grabinschrift für einen ausgedienten Soldaten Die Inschrift stammt aus dem 3.Jh.n.Chr. und befindet sich heute im Freilichtmuseum Carnuntum. C. VALERIVS C. FILIVS SECVNDVS DOMO CL(audio) VIR(uno)43 VET(eranus) LEG XV APOL H S E SVADVLLA CON(iunx) IVLIVS TERTIVS SECVNDINA F(ilii) ET L. VIRI(us) VEREC(undus) H(eredes) F(acti) EX T(estamento) F(aciendum) C(uraverunt) Weihinschrift eines Feldzeichenträgers für Jupiter Die Inschrift aus Carnuntum stammt aus dem 3.Jh. n.Chr.. Nachdem die legio XV Apollinaris Carnuntum endgültig verlassen hat, wurde hier die legio XIV Gemina Martia Victrix stationiert. Der Altar stammt aus Petronell und ist heute im Museum Carnuntinum. IOM C VAL PASSER IANUS SIGNIFER LEG XIIII G VSLM I(ovi) O(ptimo) M(aximo) C(aius) VAL(erius) PASSERIANUS SIGNIFER LEG(ionis) XIIII G(eminae) V(otum) S(olvit) L(ibens) M(erito) Grabinschrift für einen Schuster Die Inschrift stammt aus dem 1.Jh.n.Chr. und befindet sich heute im Museum Carnuntinum. PEREGRINVS44 Q.(uinti) ASINI(i) SER(us) SVTOR CALIGARIUS45 NATIONE DACVS46 ANN(orum) XX HSE 43 CL VIR aus Claudium Virunum Der Tote hat nur einen Namen und ist schon daran als Unfreier zu erkennen. 45 Sutor caligarius Schuster, der Stiefel für die Armee anfertigt 46 DACVS ein Daker 44 42 CIL III 4810; Isis Noreia war Stammes- und Stadtgottheit der Noriker, Spenderin von Fruchtbarkeit und allen Segen, Herrin des Wassers und der Unterwelt Modul "Austria latina" Seite 9 Latein 6B Klasse Bauinschrift aus dem Jahr 163 oder 16447 BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Maria Saal – Kirche Westseite außen: Grabinschrift für Qu. Curius Junianus Q CVRIVS Q F IVNIANVS ET CVRIA SEX F QUARTA VXOR VIVI FEC SIBI ET Q IVNIO IVNIANO FIL ANN V Bauinschrift an der Orgelempore SVRREXI MIRACVLOSAE VIRGINIS LAVDI ARCHIEPISCOPI SALISBVRGENSIS ET INCLIJTAE PROVINCIAE LIBERALITATE PIJSQVE ALIORVM LEGATIS 47 http://www.uni-tuebingen.de/limes-museum/sqhm/alf/abb/ug/H_UG_Inschriften (Stand 15.4.2005) Modul "Austria latina" In dieser Inschrift ist ein Chronogramm enthalten. Ein Chronogramm ist ein Satz oder eine Inschrift, bei der alle darin vorkommenden Buchstaben, die zugleich römische Zahlensymbole sind (I, V, X, L, C, D, M), zusammengezählt die Jahreszahl des Ereignisses ergeben, auf das sich der Text des Chronogramms bezieht. Die Zahlensymbole sind hierbei meist hervorgehoben, etwa durch Großbuchstaben oder Vergoldung. Ein Chronogramm, dessen Text dem Versmaß des Distichon folgt, heißt Chronodistichon. Seite 10 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Chronogramme waren besonders in der Barockzeit beliebt als Widmungsinschriften und als Epitaphe. hier: addiere alle vorkommenden Zahlzeichen, sie ergeben das Jahr der Erbauung der Orgel (Tipp: sogar zwei mal!) ________________________________________________________ ________________________________________________________ Nordseite – Sachsenkapelle, Grabplatte des Kindersarkophags DM SVCCESSE CL QVINT ILIANI ANCILLE VIBIVS FILI MATRI FEC Inschriften auf der großen Glocke im Nordturm HIS FRATRIBVS GEORGIO NICOLAO ET VVOLFFGANGO ANDREA AB VRSINIS ET ROSENBERG CAESARI LEOPOLDO VICTORI A CONSILIIS ANNO IN QVO IOANNES ERNESTVS COMES A THVN PRINCEPS AC ARCHIEPISCOPIVS SALISBVRGENSIS Schuljahr 2006/07 Maria Saal – Propstei Südfassade: Grabinschriften: C CAVILLIVS PECVLIARIS V F SIBI ET IVLIAE TERTVLLIAE HMHNS Umschrift: C(aius) CAVILLIVS PECVLIARIS V(ivus) F(ecit) SIBI ET IVLIAE TERTVLLIAE H(oc) M(onumentum) H(eredem) N(on) S(equit) Laubengang: Grabinschriften: Q ATERIVS HERMA ET ATERI PRIMIGENIAE UX ET INGENVAE FIL FEC NARDINE AN V ET SECVDAE AN XV CASIME AN XX CREATVS Modul "Austria latina" Seite 11 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Maria Saal – Pfarrhof Arndorf Hauseingang – Türsturz: Segens- und Bauinschrift Haus Nr. 6 (Dörfler): Grabinschrift NISI DNS CVSTODIERIT DOMVM FRVSTRA VIGILAT QVI CVSTODIT EAM PS 126 D H SIBI ET POSTERIS FC A R D I P D S MDCLXX DOMESTICO SEX CVRI BASSI L ET PONTIAE SEC VNDAE VXORI VIVAE F V F ET AVITO F ANN X PONTIO SECVNDO AN L Umschrift: NISI D(omi)N(u)S CVSTODIERIT DOMVM FRVSTRA VIGILAT QVI CVSTODIT EAM PS(almus) 126 D(omum) H(anc) SIBI ET POSTERIS F(e)C(it) A(dmodum) R(everendus) D(ominus) I(oannes) P(raepositu)S D(ecanus) S(olii) MDCLXX Mesnerhaus (Abgang zum Garten, rechts): Grabinschrift PRIMIANVS SIBI ET VAL PROCVLE CON KAR O ANN XXX ET ANTO VRSE CO PI Grabinschrift VEGETO SECVNDI F ET SATVRNINAE GEMELLI F CONIV Töltschach Karner: Grabinschrift Stallgebäude: Fragmente von Grab- und Weiheinschriften L BARBIO L F SPERATO ET BARBIAE Q F AVGURINAE SEX BARBIVS FINITVS F F Nebengebäude westlich des Stalles: Bruchstück einer Renovierungsinschrift vom Bühnengebäude des römischen Theaters von Virunum. Der Name des Kaisers Elagabal (Marcus Aurelius Antoninus) und seines Thronfolgers (=Caesar) Marcus Aurelius Alexander werden angeführt, der Name des Thronfolgers ist zwar getilgt, aber lesbar. Das ist damit zu erklären, Modul "Austria latina" Seite 12 Latein 6B Klasse dass beide nach ihrem Tod der damnatio memoriae verfielen, woraufhin die Namen eradiert wurden. Der Name des Elagabal ist wohl versehentlich nicht getilgt worden, da seine hier angeführte Titulatur der des Kaisers Caracalla gleicht. [I]MP(erator) CAES(ar) M(arcus) AVREL(ius) [A]NTONINVS PIVS FELIX [IN]VICTUS AVG(ustus) CO(n)S(ul) III P(ater) P(atriae) [sac]ERDOS AMPLISSIMVS ET [M(arcus) Au]REL(ius) ALEXANDER CAES(ar) Grabaltar (links vom Eingang) für einen ehemaligen Zenturio P(ublio) AELIO CLEMENTI VETER(ano) EX (centurione) ET CL(audiae) CARAE VXORI F(ilii) F(ecerunt) Wirtschaftsgebäude südlich der Straße: Tafel mit Mitgliederverzeichnis eines Vereins der Zimmerleute. Die Namen (männliche und weibliche) sind in 8 Spalten (Kolumnen) angeordnet, manche sind getilgt, wahrscheinlich wegen Verstößen gegen die Satzungen oder die Ehre des Vereins. NOMINA COL(legiatorum) SUB(a)EDIA(norum) Modul "Austria latina" BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Prunnerkreuz Das Prunnerkreuz wurde zu Ehren des Heiligen Antonius von Johannes Dominikus Prunner im Jahre 1692 erbaut. Prunner war der Entdecker und äußerst eifriger erster Erforscher von Virunum. Er hielt die von ihm gefundenen Ruinen allerdings fälschlicherweise für die Überreste der alten Stadt Sala. In die Außenmauern der Kapelle ließ er die von ihm gefundenen Reliefs und Inschriften einmauern. Grabinschriften (auf der Nordseite): T ACCIUS MAR CVS ET SATVRNI NA SATVRNINI FIL ET ACCIO MA XIMO FIL PIENT MIL LEG II ITAL FRUM AN XXII D M TIB IUL SENE CIONI O ET BELL AVETAE TIB IUL AS PRENAS ET TIB IUL IULIANUS PAREN BENE MERENT FECR Grabstein eines Ehepaares – Frau in einheimischer Tracht mit Flügelfibeln und norischer Haube, Mann in Tunika und Toga. Inschrift von Pilastern mit Basis und Blattkapitellen eingefasst. G IULIO CENSONI ET IULIA PRIVATA SABINAE LIB FF Seite 13 Latein 6B Klasse Inschrift aus der Zeit der Errichtung der Kapelle (Ostseite): HAEC CRUX ORTVM SVAE FVNDATIONIS SVMMIT ANNO POST INGENTEM TERRAE MOTVM; QVI QVARTA DECEMBRIS ANNO MDCXC IN DIE SANCTAE BARBARAE TREMENDE ACCIDIT 1692 IN QVO CLAGENFVRTHI ECCLESIA PAROCHIALIS SANCTI AEGIDII VETVSTATE COLLAPSA FVNDITVS REIECTA ET FVNDAMENTA TVRRIS NOVITER POSITA SVNT ANNO EX POST MDCXCIII COPIOSVM LOCVSTARVM GENVS CARINTHIAM ALIASQVE PROVINCIAS INVASIT Grabstein für zwei Jünglinge (Südseite): Übergangsform vom freistehenden zu dem in die Platte eingefügten Medaillon. Das Schriftfeld darunter war ursprünglich nicht beschriftet, Prunner ließ folgende Inschrift (im Hexameter) anbringen: BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Weihinschrift für den Heiligen Antonius: DEDICATVM OPVSCVLVM HOC DIVO ANTONIO PATROCINANTI QVAERENTIBVS AVXILIUM Welche Jahrzahl ergibt das Chronogramm? Frühes Christentum in Österreich Der Beginn des Christianisierungsprozesses im Gebiet des heutigen Österreich liegt noch immer im Dunkel. Neben den nicht allzu HIC LOCVS EST VBI SALA STETIT PENETRARE VIATOR Geschützkugel aus Stein und Inschrift aus der Zeit der Errichtung der Kapelle (Südseite): GLOBVS HIC AFFIXVS EXPLOSVS EST AB HVNNORVM REGIS MATHIAE DVCE NOMINE MAVBITSCH FRVSTRA SOLIVM OPPVGNANTE ANNO MCCCCLXXXII Modul "Austria latina" Seite 14 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg reichlichen literarischen Quellen sind es die durch archäologische Forschung gewonnenen Funde, welche heute über die Ausbreitung des christlichen Glaubens unterrichten. Die Bildung christlicher Zellen im österreichischen Donau-Alpen-Raum vor dem 3. Jahrhundert ist nicht unwahrscheinlich. Möglich ist, dass die Lehre Christi an der Donau schon während des 2. Jahrhunderts von Soldaten verbreitet worden ist. Allein nach der Zahl der Märtyrer, die dem Soldatenstand angehörten, war das Christentum im römischen Heer weit verbreitet und kann durch die vielen Truppenverschiebungen zwischen Donau und Orient schon früh nach Pannonien und Noricum gebracht worden sein. Erst mit den Märtyrerakten und Heiligenviten des frühen 4. Jh. beginnt eine glaubhafte Überlieferung aus Schriftquellen, deren Höhepunkt in der um 511 n.Chr. von Eugippius verfassten vita Sancti Severini liegt. passio Floriani „Es geschah in jenen Tagen unter den Kaisern Diokletian und Maximian, dass eine Verfolgung der Christen ausbrach; [...] Als daher [...] der Befehl der gotteslästerlichen Fürsten nach UferNoricum, das unter der Verwaltung des Statthalters Aquilinus stand, gekommen war, da begab sich der Statthalter in das Lager Lauriacum und ging daran, die Christen energisch aufzuspüren. [...] Der heilige Florian, der ehemalige Kanzleivorstand (des Statthalters), schloss sich freudig ihrem Bekenntnis an. [...]“ So lautet der Beginn der passio Floriani, der erste der wenigen schriftlich überlieferten Berichte über das frühe Christentum im heutigen Österreich. Außerdem ist der hlg. Florian der einzige namentlich bezeugte Märtyrer der Antike auf österreichischem Boden. Modul "Austria latina" Schuljahr 2006/07 In kürzerer Form spricht das so genannte Martyrologium Hieronymianum (Endredaktion um 600 n. Chr. in Gallien) vom selben Ereignis: In Nurico ripense48 loco Lauriaco natale49 Floriani ex principe officii presidis50, ex cuius iussu ligato saxo collo eius de ponte in fluvio Aniso51 missus est oculis crepantibus52 praecipitatum videntibus omnibus circumstantibus. vita Sancti Severini – Eugippius Kaum eine antike Quelle informiert so anschaulich und eingehend über die Verhältnisse in Österreich am Ende der Römerzeit wie die Lebensbeschreibung des hlg. Severin. Er wirkte vor allem im Donauraum bis nach Bayern, gelegentlich sind auch Nachrichten aus Salzburg, Kuchl und Teurnia eingestreut. Severin war für die Menschen ein Helfer in der Not, rät und hilft, wirkt Wunder, fordert zum Fasten und Beten auf und organisiert überregionale Hilfsaktionen bei Naturkatastrophen. Er konnte auch wichtige Ereignisse voraussagen, wie z.B. das Ende der Römerherrschaft im Donauraum. Er hinterließ nämlich bei seinen Mitbrüdern die Bitte, wenn sie weichen müßten, sollten sie seine Gebeine mit nach Italien nehmen (was sie dann im Jahr 488 n.Chr. auch taten). 48 Nurico ripense Ufernorikum (Provinzeinteilung nach Diokletian) natale (dies): der Todestag wurde als Tag der Wiedergeburt zum ewigen Leben verstanden, gemeint ist der 4. Mai 304 n. Chr.) 50 ex principe officii presidis ehemaliger Vorstand der Kanzlei des Statthalters 51 Anisus ,-i Enns (Fluss) 52 oculis crepantibus mit brechenden Augen – er starb also noch, bevor er ins Wasser getaucht wurde 49 Seite 15 Latein 6B Klasse BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 Einige Jahre nach seinem Tod hat der Abt von Lucullanum (dem Kloster, wo die Gebeine Severins endgültig bestattet wurden), Eugippius, eine Schrift verfaßt, die das Leben des hlg. Severin zum Inhalt hatte. Italiam pergerent, promerendae benedictionis causa ad eum Severin kommt nach Noricum tunc habitu iuvenis statura procerus advenerat. Qui dum se, ne Tempore, quo Attila, rex Hunnorum, defunctus est, utraque Pannonia ceteraque confinia Danuvii rebus turbabantur ambiguis. Tunc itaque sanctissimus Dei famulus Severinus de partibus Orientis adveniens in vicinis Norici Ripensis et intuitu deverterunt. Inter quos et Odoacar, qui postea regnavit Italiae, vilissimo humillimae tectum cellulae suo vertice contingeret, inclinasset, a viro Dei gloriosum se fore cognovit. Cui etiam valedicenti: “Vade”, inquit, “ad Italiam, vade, vilissimis nunc pellibus coopertus, sed multis cito plurima largiturus!” Pannoniorum parvo, quod Asturis dicitur, oppido morabatur, ubi vivens iuxta evangelicam apostolicamque doctrinam omni pietate et castitate praeditus in confessione catholicae fidei venerabile propositum sanctis operibus adimplebat. Prophezeiung für Odoaker Ex illo igitur tempore, quo est reddita sanitas desperato, universa Rugorum gens ad Dei famulum frequentans coepit gratulationis obsequium reddere et opem suis postulare langoribus. De aliis etiam gentibus, ad quas tanti miraculi fama pervenerat, multi Christi militem videre cupiebant. Qua devotione etiam ante hoc factum quidam barbari, cum ad Modul "Austria latina" Seite 16 Latein 6B Klasse Lebensgewohnheiten des Hl. Severin A discipulorum quoque suorum cellula spiritalis doctor non longius habitabat, in orationibus vel abstinentia iugiter perseverans: cum quibus tamen matutinas orationes et propriam noctis principio psalmodiam sollemniter adimplebat, reliqua vero orationum tempora in parvo complebat oratorio, quo manebat, in quibus saepe caelestibus firmatus oraculis multa futura per Dei gratiam praedicebat, multorum etiam occulta cognoscens, ut opus erat, proferebat in medium et singulis remedia, prout poscebat modus aegritudinis, providebat. Stratus eius unum erat in oratorii pavimento cilicium. Omni tempore ipso, quo vestiebatur amictu, etiam dum quiesceret, utebatur. Numquam ante solis occasum nisi certa solvit festivitate ieiunium. Quadragesimae vero temporibus una per hebdomadam refectione contentus aequali vultus hilaritate fulgebat. Aliena quasi propria errata deflens quibus poterat praesidiis temperabat. Maximus aus Teurnia überschreitet im Winter die Alpen, um Severin zu besuchen und gesammelte Almosen zu überreichen Per idem tempus Maximus Noricensis fidei calore succensus media hieme, qua regionis illius itinera gelu torpente clauduntur, ad beatum Severinum audaci temeritate vel magis, ut post claruit, intrepida devotione venire contendit conductis plurimis comitibus, qui collo suo vestes captivis et pauperibus profuturas, quas Noricorum religiosa collatio profligaverat, baiularent. Itaque profecti ad summa Alpium cacumina pervenerunt, ubi per totam noctem nix tanta confluxit, ut eos Modul "Austria latina" BG Tanzenberg Schuljahr 2006/07 magnae arboris protectione vallatos velut ingens fovea demersos includeret. Et cum de vita sua penitus desperarent, nullo scilicet subveniente remedio, vidit ductor comitum per soporem in effigie viri Dei stantem ac dicentem sibi: “Nolite timere! Pergite, quo coepistis!” Hac ergo revelatione protinus animati cum coepissent fide magis quam gressibus proficisci, subito divino nutu ingentis formae ursus e latere veniens viam monstraturus apparuit, qui se tempore hiemis speluncis abdere consuevit. Mox cupitum reserat iter et per ducenta ferme milia non ad sinistram devians, non ad dexteram viam demonstravit optabilem. Itaque progrediens bestia per heremi vastitatem viros, qui egenis deferebant solacia, non reliquit, sed usque ad habitacula hominum, qua potuit humanitate, perduxit et mox in unam partem officio devertit expleto ostendens tanto ducatus officio, quid homines hominibus praestare debeant quantumque caritatis impendere, cum desperantibus iter bestia saeva monstraverit. Igitur cum servo Dei nuntiaretur, qui venerant, ait: “Sit nomen Domini bendictum. Ingrediantur, quibus viam, qua venirent, ursus apparuit!” Quo audito illi stupore nimio mirabantur virum Dei referre id, quod in absenti provenerat. Fragen zu den Texten: Welches Bild gewinnen wir von den Verhältnissen an der Donau zu dieser Zeit? Welchen Einfluss hat der Tod Attilas auf diese Verhältnisse? Warum ist der Besuch Odoakers bei Severin so ausführlich erzählt? Seite 17