www.skriptenforum.net/psychologie www.skriptenforum.net Ein herzliches Willkommens-QUAK! Du hältst ein Skriptum der Seite www.skriptenforum.net in der Hand. Was ist das SKRIPTENFORUM: Das "Skriptenforum" ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Verein, der den Aufbau einer Sammlung und die Propagierung von frei zugänglichem Wissen zum Ziel hat. Was ist OPEN KNOWLEDGE: Open Knowledge - Dokumente sind FREI und KOSTENLOS für jedermann verfügbar und sind nicht an das NUTZUNGSRECHT eines einzelnen gebunden. Die Dokumente werden KOLLEKTIV ENTWICKELT UND GEWARTET und von der Open Knowledge - Gemeinde und einem jeweiligen Verantwortlichen LAUFEND ÜBERARBEITET. Das ZIEL ist es, nicht mehrere mittelmäßige Einzeldokumente zu haben, sondern das Beste aus jedem in EINEM QUALITATIV HOCHWERTIGEN Dokument zusammenzufassen! Das Open Knowledge - Konzept ist am Skriptenforumprojekt entwickelt worden, ist aber natürlich nicht auf dieses beschränkt! Kann ich mitmachen? Ja, natürlich!! Je mehr mitmachen, umso mehr Erfolg hat das Projekt! Schau auf www.skriptenforum.net, dort findest du die nötigen Informationen, um entweder als Administrator mitzuarbeiten, oder uns ein Dokument zukommen zu lassen. Wo erfahre ich mehr über das Projekt? Alle Informationen zum Projekt und zum Verein sind auf unserer Seite www.skriptenforum.net zu finden. Info zu diesem Skriptum Verantwortlicher: Tamara Schloegl < [email protected]> Nachdem du dieses Skriptum durchgeackert hast, gib doch bitte eine Bewertung dazu ab unter: http://www.skriptenforum.net/index.php3?art=2&richt=15&ab=1&fach=84&norm=357 Dieses Schriftstück ist ein "Open Knowledge - Schriftstück" und unterliegt den "Nutzungsbedingungen für Open Knowledge - Schriftstücke" des Vereins "Skriptenforum". Nachzulesen sind diese auf der Seite des Vereins "Skriptenforum" unter http://www.skriptenforum.net/index.php3?id=regeln im Internetz. Das Nutzungsrecht an diesem Schriftstück liegt beim Verein "Skriptenforum". Seite 1 von 12 1 www.skriptenforum.net/psychologie Einführung in die Rahmenbedingungen der Psychologie sowie in ihre ethischen, wissenschaftstheoretischen, wissenschaftshistorischen und methodologischen Grundlagen SS03, Vortragender Rainer Maderthaner; (Zusammenfassung der) Präsentationsfolien 1. Einleitung Rechtfertigung einer erkenntnis- und wissenschaftskritischen Einführung Durch die Beschäftigung mit den wissenschaftstheoretischen Prinzipien und den geschichtlichen Strömungen der Psychologie soll einerseits die kritische Distanz zum Fach geschaffen und andererseits die Gefahr fortschrittshemmenden Dogmatisierung in dieser rasant aufstrebenden Wissenschaft unterbunden werden. Alltagsbezogenheit und Lebenskompetenz der Psychologie Wie werde ich glücklich? Für welchen Beruf bin ich geeignet? Welchen Menschen kann ich vertrauen? Wie überwinde ich schwere Schicksalsschläge? Auf welche Weise kann ich mir das Rauchen abgewöhnen? Wie kann ich meine Fähigkeiten optimal entwickeln? Wie überwinde ich meine irrationalen Ängste? Zu solchen und ähnlichen Themen erscheinen jährlich im Fach Psychologie (gemäß psychological Abstracts) etwa 40.000 wissenschaftliche Publikationen. Glückstraining Freudvolle Aktivitäten in den Tagesablauf einbringen, Einladungen organisieren und Freundschaften (re)aktivieren, kritische Analyse der persönlichen Ziele (z.B. Mangel an Gegenwartsbezug, Überforderung), Konzentration auf positive Lebensereignisse („positives Denken“), Zulassen negativer Lebenserfahrungen (z.B. Vermeidung von Grübeleien), für längere Zeiträume konkrete Planungen durchführen, Beziehung- und Berufsprobleme zu lösen versuchen, Sozialkontakte stärken und aufbauen aus FORDYCE M., „A programme to increase happiness“ (1983) Alltagpsychologie Bewusstsein als Basis logischer und emotionaler Erfahrungen („Psychologismus“) Der „gesunde Menschenverstand“ (FORGAS, 1999) Plausibilität und Trivialität psychologischer Erkenntnisse (ELLER, FREY &STAHLBERG, 1987) Lebensweisheiten und Lebenserfahrungen Image der Psychologie in der Öffentlichkeit Populärpsychologie als Allgemeinbildung und Lebenshilfe („naive Psychologie“, „Laienpsychologie“) Der gesunde Menschenverstand Erstgeborene neigen mehr/weniger dazu, die Gesellschaft anderer Menschen zu suchen als nachgeborene Geschwister. Europäer kommunizieren Emotionen mit ähnlichen/anderen Gesichtsausdrücken wie/als die Eingeborenen Neuguineas. Das Aussehen eines Menschen hat einen/keinen Einfluss darauf, ob man ihn eines Verbrechens für schuldig befindet. Wenn einem sehr kompetenten Menschen ein Fehler unterläuft, nimmt seine Attraktivität in den Augen anderer zu/ab. Wenn ein Versuchsleiter von einem Probanden verlangen würde, einem anderen gefährliche Elektroschocks zu verabreichen, würde er sich weigern/nicht weigern. Plausibilität psychologischer Erkenntnisse In einer Studie über die Genesungsdauer nach Unfällen (ROGNER, FREY und HAVEMAN, 1987) wurde festgestellt, dass verletzte Personen häufig eine längere Krankenhausaufenthaltsdauer hatten, wenn sie glaubten, sie hätten den Unfall vermeiden können. Anschließend wurde einer Studentengruppe das richtige und einer anderen das falsche Ergebnis mitgeteilt Wir neigen dazu, aufgetretene Ereignisse im nachhinein als erwartbar und plausibel zu anzusehen. „Lebensweisheiten“ Aggressionen sollten abreagiert werden, wenn man sie loswerden möchte. Aus der Handschrift eines Menschen lässt sich der Charakter ablesen. Wenn man an Ängste nicht denkt, verliert man sie mit der Zeit. Wenn gut gelernter Stoff sofort wiederholt wird, kann er länger gemerkt werden („Überlernen“) Nur, wenn man die Ursache einer psychischen Störung kennt, kann sie geheilt werden. Seite 2 von 12 2 www.skriptenforum.net/psychologie 3 Das Grundwissen wissenschaftlicher Psychologie ist die Psychoanalyse. Jeder Mensch kann hypnotisiert werden. PsychologInnen können in relativ kurzer Zeit ihre Mitmenschen durchschauen. Populärpsychologie und Lebenshilfe Glück, persönlicher Erfolg (Lebenssinn, positives Denken...) Wohlbefinden, Gesundheit und Leistung (Wellness, Entspannungsverfahren, Meditation...) Liebe und Partnerschaft (Regeln der Kommunikation, sexuelle Befriedigung, richtige Partnerwahl...) Elternschaft und Erziehung (Erziehungsprobleme, Erziehungsstile...) Menschenkenntnis (Charakterkunde, Graphologie, Ausdruckskunde...) Altern und Sterben (Lebenszufriedenheit, Generationskonflikte...) 2. Vorgeschichte Philosophie und Religion Frühe Hochkulturen der Menschheit (Ägypten, China, Indien, ...) Platon (427-347v.Chr.) Aristoteles (384-322v.Chr.) Augustinus (354-430) Thomas von Aquin (1225-1274) René Descartes (1596-1650) Christian Wolff (1670-1754) David Hume (1711-1776) Immanuel Kant (1724-1804) Charles Darwin (1809-1882) Johann F. Herbart (1776-1841) Gustav Th. Fechner (1801-1887) Mögliche Erklärungsansätze für Religiosität und Seelenvorstellungen Antropomorphisierung der Welt (Götter, Dämonen, Geister...) sollen deren Verstehbarkeit erhöhen und Handlungssicherheit schaffen; Überwindung der Todesfurcht (Unsterblichkeit der Seele, Weiterleben im Jenseits, Seelenwanderung); Vertrauen in eine gerechte Welt und eine faire Lebensordnung (Totengericht, Paradies, Nirwana); gesellschaftliche und soziale Ordnungsfunktion (soziale Verbundenheit, Machtsicherung); Erlangung von Lebenssinn durch Bündnis mit (einem) höheren idealen Wesen; Körper-Seele-Dichtomie (Träume, Fieberdelirien, Ekstase, Drogenerfahrungen, Schädelverletzungen); „bicameral mind“; „Religion -eine List der Gene?“ „Bicameral Mind“ Julian JAYNES (Psychologieprofessor in Princeton) postulierte aufgrund antiker Texte aus der Zeit von 3000 v.Chr. bis etwa 700 v.Chr. (Sumer, Babylon, Ägypten, Mayakultur, ...), dass Menschen aus dieser Zeit noch kaum über ein introspektives (sich selbst wahrnehmendes) Bewusstsein verfügt hätten, sondern nur über eine „bicamerale“ Psyche. Unter „bicameral mind“ versteht JAYNES eine relativ unabhängige Arbeitsweise beider Gehirnhälften, bei der die rechte Hälfte akustische oder visuelle Halluzinationen in die linke Gehirnhälfte projiziert, welche als „Stimmen“ oder „Erleuchtungen“ von Göttern interpretiert wurden. JAYNES nennt die halluzinierten „Götterstimmen“ neurologische Imperative, welche erzieherische und sittliche Anweisungen (soziale Kontrolle!) zum Ausdruck gebracht hätten. Altgriechische Seelenlehre (Orphiker, 6. Jhdt. v.Chr.) Zu einem Körper gehört nur eine Seele (Seele kann den Körper kurzzeitig verlassen: Schlaf, Ekstase). Eine Seele kann nacheinander verschiedenen Körpern angehören -Seelenwanderung. Die Seele existiert nach dem Tode (des Körpers) weiter -Unsterblichkeit. Seelen können auch ohne Körper leben (z.B. auf der „Insel der Seligen“) Vorsokratische Spruchweisheiten („Sieben Weisen“, zw. 600 und 550 v.Chr.) „Maß halten ist das Beste.“ „Nichts mit Gewalt tun.“ „Erkenne dich selbst.“ „Gefährlich ist vorschnelles Wissen.“ „Sei nicht untätig, auch dann nicht, wenn du reich bist.“ „Den rechten Augenblick erkennen.“ „Die meisten Menschen sind schlecht.“ Seite 3 von 12 www.skriptenforum.net/psychologie Pythagoreische Lebensführung Pythagoreer (Männerbund, Klostergemeinschaften in Süditalien etwa 530 v.Chr.) Die Seele müsse zu Ordnung und Harmonie gelangen. Die Wege dazu führen über: Theorie (Astronomie, Mathematik, ...) Kunst (Musik) Askese (Körper als Ballast und Gefängnis der Seele) Freundschaft (Solidargemeinschaften) Attische Philosophie SOKRATES (470-399 v.Chr.): Vernünftiges Begreifen des menschlichen Lebens und der Tugend, „sokratisches Fragen“ als Reflexionsmethode, „moralischer Intellektualismus“ PLATON (427-347 v.Chr.): Idee-Ding:Urbild-Abbild (Dinge sind sinnlich wahrnehmbar -Ideen nur durch Vernunft erkennbar), („Höhlengleichnis“); unsterbliche Seele „erinnert“ sich des wahren Wesens der Dinge; Seelenteile: Begehren, Mut, Vernunft ARISTOTELES (384-322 v.Chr.): Schriften über Logik (Syllogismus), Erkenntnistheorie, Naturphilosophie („Physica“, „De anima“), Metaphysik, Ethik (Nicomachea), Politik, Rhetorik und Kunst; erster „Empiriewissenschaftler“; („Peri psyches“, „De anima“- „Über die Seele“); Körper sei das Werkzeug der Seele, welche das Lebensprinzip (Entelechie“) in den Lebewesen wäre (vegetative, animalische, denkende Seelenteile) Mittelalter AUGUSTINUS (354-430) (Neuplatonismus) Innere Erfahrung als einzige Erkenntnisgrundlage („Introspektion“); wahre Einsichten nur durch Erleuchtung möglich THOMAN VON AQUIN (1225-1274) (aristotelische Orientierung); Seelenvermögen: Lebenskraft (anima vegetativa), sinnliche Wahrnehmung (anima sensitiva), triebhaftes Streben (anima appetitiva), Bewegungsfreiheit (anima motiva), Verstand (anima rationalis); Erkenntnis entstünde durch Erfahrung, setze aber Intellekt voraus Neuzeit DESCARTES (1596-1650) (Rationalismus) „cogito ergo sum“ WOLFF (1670-1754) (Rationalismus) Psychologia rationalis – Psychologia empirica HUME (1711-1776) (Empirismus) Ich als Bündel und Abfolge von Erlebnissen KANT (1724-1804) (Transzendentalphilosophie) Das „Ding an sich“ kann nicht erfasst werden, sondern nur dessen sinnliche Erscheinungen („Phänomene“) mit Hilfe der Vernunft als Erkenntnisinstrument. 19. Jahrhundert HERBART (1776-1841) „Lehrbuch der Pschologie“ (1816), „Psychologie als Wissenschaft, neu gegründet auf Erfahrung, Metaphysik und Mathematik“ (1825/26) (Mathematisierung der Psychologie, erfahrungswissenschaftlicher Ansatz) DARWIN (1809-1882) „Der Ursprung der Arten durch natürliche Selektion“ (1859) Genetische Mutation und Kampf ums Dasein führe zum Überleben der Tüchtigsten; Widerspruch: Evolutionstheorie – Schöpfungsgeschichte FECHNER (1801-1887) „Elemente der Psychophysik“ (1986) Rückführung psychischer Phänomene auf physikalische und physiologische Prozesse (z.B. „Weber-Fechnersches Gesetz“) WUNDT (1832-1920) „Institutionalisierung der Psychologie mit Laborgründung 3. Definitionen von Psychologie Pychologie: „Seelenkunde“ oder „Seelenlehre“ (gr. pyche Hauch, Leben, Seele; gr. logos Wort, Begriff) Die Seele ist eine allen Lebewesen zugeschriebene Wesenheit. Sie wird häufig als immateriell bzw. von luftoder geistartiger Gestalt vorgestellt und mit den Bildern des Windes, Wehens, Hauches oder Atems beschrieben, woher sich in vielen Sprachen die Begriffe für Seele ableiten (z.B. griechisch: psyche, pneuma; lateinisch: spiritus, anima, animus; hebräisch: ruach; indisch: atman) siehe z.B. Der Brockhaus Forschungsbereich Verhalten BOURNE und EKSTRAND (1992): „Die Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung von Verhalten.“ Eine sehr breite, fast unspezifische Definition, die die meisten Phänomene einschließt, welche in Zusammenhang mit Lebewesen beobachtbar oder erfahrbar sind. Sie betont die Konkurrenz gegenüber Nachbardisziplinen, wie etwa der Physiologie, Soziologie, Zoologie, Ethologie und anderen Verhaltenswissenschaften. Obwohl auch „inneres“ Verhalten gemeint ist (z.B. Denken, Fühlen), scheint beobachtbares Verhalten im Vordergrund zu stehen (Behaviorismus!) Seite 4 von 12 4 www.skriptenforum.net/psychologie Forschungsbereich Erlebeben und Bewusstsein ZIMBARDO und GERRIG (1999): „Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und deren innere (im Individuum angesiedelte) und äußere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.“ Diese Definition hebt zusätzlich zum Verhalten auch Erleben und Bewusstsein hervor -Introspektion. Sie ist nicht statisch -Entwicklungsperspektive. Sie betont auch die inneren und äußeren Rahmenbedingungen -interaktionistisch. Sie schränkt die Psychologie auf den Menschen ein. Forschungsbereich Bewusstsein ROHRACHER (1960): „Psychologie ist die Wissenschaft, welche die bewussten Vorgänge und Zustände sowie deren Ursachen und Wirkungen untersucht.“ Diese Definition stellt vor allem das Bewusstsein in den Vordergrund. Sie vernachlässigt (unbewusste) automatische Prozesse. Sie grenzt die Psychologie relativ klar zu anderen Wissenschaften ab. Forschungsbereich Psyche – Bewusstsein MANDLER (1979) „Psyche =komplexes, einem Individuum zugeschriebenes Informationsverarbeitungssystem, das Input verarbeitet (einschließlich dem Input aus seienn eigenen Handlungen und Erfahrungen) und Output an die verschiedenen Subsysteme und die Außenwelt abgibt. Bewusstsein =Lupe für psychische Vorgänge“ Aufnahme, Verarbeitung und Abgabe von Information werden als Leistung eines einheitlichen (neuronalen) Systems gesehen. Bewusstsein ist ein Untersystem der Psyche, welches Teilabläufe genauer kontrolliert. Forschungsbereich Regulation DÖRNER und SELG (1996) Psychologie als „Wissenschaft von den offenen oder variablen Regulationen“ Kybernetische Regelsysteme, die nicht bereits genetisch vorgegeben sind (z.B. Reflexe, AAM), sondern sich plastisch entwickeln können (z.B. Lern- und Denkvorgänge), sind für das psychologische Forschungsfeld kennzeichnend. Unterscheidung zwischen variablen und stabilen Regulationen (bzw. deren Einfluss auf die variable Steuerung) ist bis heute nur unzufriedenstellend geklärt (z.B. Lernfähigkeit, Problemlösen) Forschungsbereich Alles, was erforscht wird DÖRNER und SELG (1996) „Gegenstand der Psychologie kann alles werden, was erlebbar ist und/oder sich im Verhalten äußert...“ „Was Psychologie ist, weiß man allenfalls, wenn man alle ihre Bereiche kennengelernt hat, aber dann lässt es sich nicht mehr knapp sagen-“ Offene Definition, die sowohl die Introspektion als auch die Beobachtung einschließt. Gefahr von Methodenartefakten: Methode bestimmt den Gegenstand und nicht umgekehrt. Gestattet aufgrund der pragmatischen Orientierung Interdisziplinarität und Transdisziplinarität. Psyche Die Psyche ist in ihrer Komplexität „keiner direkten Betrachtung zugänglich“ (MANDLER, 1979, 32). Als sogenannte „Harware“ der Psyche ist das Zentralnervensystem anzusehen. Das Bewusstsein übt innerhalb der Psyche eine spezielle Funktion aus, durch welche der „Output von verschiedenen Systemen integriert wird und Transfer in Langzeitspeichersysteme stattfinden kann“ (MANDLER, 1979, 68) Als eine der wichtigsten Funktionen fällt dem Bewusstsein „die Prüfung potentieller Handlungsmöglichkeiten und die Bewertung der situativen Gegebenheiten“ zu (MANDLER, 1979, 78) Bewusstsein hat... ...eine Akzentuierungsfunktion, d.h. es erfolgt eine Selektion bzw. Betonung wahrgenommener und kognitiv erzeugter Informationen. ...eine Kombinierungsfunktion, indem akzentuierte Bewusstseinsinhalte (=Weite des Bewusstsein) miteinander in Beziehung gesetzt werden. ...eine Speicherfunktion, indem die akzentuierten Bewusstseinsinhalte eine gewisse Zeitspanne präsent gehalten werden (Arbeitsspeicher, KZG) ...eine Kontrollfunktion, indem durch die Sprache und durch Vorstellungsprozesse eine Verlagerung der Kontrolle der Informationsverarbeitung von außen nach innen erfolgt. (MADERTHANER, 1992, Bewusstsein als psychologischer Begriff) Seite 5 von 12 5 www.skriptenforum.net/psychologie 4. Ziele und Inhalte des Fachs Allgemeine Aufgaben Beschreiben (z.B. Beobachtungen, Textanalysen, Befragungen, Laboruntersuchungen, Tests) Erklären (Hypothesen, Gesetze, Simulationen) Vorhersagen (z.B. Entwicklung der Persönlichkeit, berufliche Leistungen, Einstellungen) Verändern (z.B. Erziehungsmaßnahmen, Therapien, Umschulungen, „Empowerment“) Beschreiben Thematik (Auswahl von Phänomenen und Sachverhalten) Paradigmen: Behaviorismus, Kognitivismus, Introspektion, ...) Erhebungsverfahren: Beobachtung, Befragung, Inhaltsanalyse, Experiment, Test, ... Daten (Erhebungsfehler, Theoriebezogenheit, Beschreibungsartefakte, statistische Verwertbarkeit, ...) Erklären Fragestellungen und Hyothesen (Wenn-Dann-Beziehungen zwischen Variablen) Korrespondenzproblem (theoretische Sprache – Beobachtungssprache; Konzeptualisierung – Operationalisierung) Art von Beziehungen (symmetrischer/asymmetrischer Zusammenhang, direkte/indirekte Kausalität, Scheinkausalität, bedingte Kausalität, Multikausalität) Modelle (qualitative - quantitative M., deterministische - probabilistische M., Simulationsmodelle) Theorien (Realitätsentsprechung bzw. Wahrheitsnähe; Exhaustion; Typologien, Dimensionskonzepte) Vorhersagen Psychische Strukturen („Querschnitt“) (z.B. Intelligenz, Persönlichkeit, Einstellungen, ...) Psychische Dynamik („Längsschnitt“) (z.B. geistige Entwicklung, Lernprozesse, Angstentstehung, ...) Prognosemodelle (Klassifikationen, Regressionen, konnektionistische Modelle, ...) Verändern Beobachtung (HAWTHORNE-Effekt) Kommunikation (z.B. partnerzentriertes Gespräch) Bildung (psychologischesGrundlagenwissen, Psychotechniken, Stressbewältigung, ...) Beratung (Lernberatung, Berufsberatung, Diagnostik, ...) Training (Lerntechniken, betriebliche Kooperation, ...) Therapie (Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, ...) Umweltgestaltung (Wohnen, Siedeln, Arbeitsplatz, Versorgung, Mobilität, ...) 5. Wissenschaftstheorie: Wissenschaftlichkeit, Wahrheit und Erkenntnis „...eine philosophische Grundlagendiskziplin, die die Methoden der Bildung, Bewährung, Anwendung wissenschaftlicher Theorien und Begriffe sowie Voraussetzungen, Strukturen, Ziele und Auswirkungen von Wissenschaft zum Gegenstand hat.“ Der Brockhaus Eine Wissenschaftstheorie, die nicht nur die „Produkte“ einer Wissenschaft analysiert, sondern auch die dabei ablaufenden Handlungen und deren Rahmenbedingungen, widmet sich sowohl der Entstehung, der Begründung als auch der Verwertung von Erkenntnissen in den Wissenschaften. SCHNEEWIND (1977) FRIEDRICHS (1980) Wissenschaftswissenschaften (science of science) Wissenschaftslogik (Analyse der sprachlichen und formalen Aussagestrukturen) Methodologie der Wissenschaften (Wissenschaftsspezifische Untersuchungs-, Mess- und Auswertungstechniken) Philosophie der Wissenschaften (Ontologische, metaphysische und ethische Problemstellungen) Wissenschaftspsychologie (psychische und psychosoziale Einflüsse auf die wissenschaftliche Forschung) Wissenschaftssoziologie (gesellschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen der Wissenschaften) Wissenschaftsgeschichte (Stadien, Bedingungen und Tendenzen der Entwicklung von Wissenschaften) Wissenschaftsökonomie (finanzielle Förderung der Forschung, ökonomische Verwertbarkeit der Erkenntnisse...) Wissenschaftspolitologie (Standespolitik in der Öffentlichkeit, Einflüsse der Berufsverbände auf die Ausbildung, parteipolitische Interessen an den Wissenschaftsresultaten, u.ä.) Wissenschaftsanthropologie (Auswirkungen der Wissenschaft auf das Menschenbild) GROEBEN und WESTMEYER (1981) SCHNEEWIND (1977) Seite 6 von 12 6 www.skriptenforum.net/psychologie 7 Wissenschaftlichkeit Es werden Aussagen über Sachverhalte gemacht, die wirklich vorhanden sind (d.h. beobachtbar bzw. erlebbar) Die Aussagen sollen ein System bilden, die nach (wissenschaftsspezifischen) expliziten Regeln erzeugt werden. Es müssen Regeln zur Definition von Fachausdrücken (Termini) vorhanden sein. Für das gegebene System von Aussagen müssen Ableitungsregeln gelten. Das Aussagensystem muss widerspruchsfrei sein. Aussagesysteme mit empirischem Bezug (faktische Aussagen) dürfen sich nicht nur auf die Aufzählung von Fakten beschränken, sondern müssen auch Verallgemeinerungen enthalten. Faktische Aussagen müssen intersubjektiv prüfbar sein. Wissenschaftliche Aussagen „Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen über reale Sachverhalte (empirischer Gehalt, empirische Untersuchbarkeit) in Form von Konditionalsätzen. Sie weisen über den Einzelfall hinaus (Generalisierbarkeit, Allgemeinheitsgrad) und sind durch Erfahrungsdaten widerlegbar (Falsifizierbarkeit)“. BORTZ und DÖRING Wahrheitskriterien 1. Konsistenz (interne und externe Widerspruchsfreiheit von Aussagen) 2. Korrespondenz (inhaltliche Entsprechung von Aussagen mit entsprechenden Beobachtungen, „Operationalisierung“) 3. Pragmatik (Aussagen führen zu richtigen Prognosen im Alltag. Erfolgreiche Handlungsanleitungen) 4. Konsensus (übereinstimmende Beurteilung einer Aussage durch die „scientific community) Erkenntnis Erkennen =“Prozess, in dem sich eine Struktur (Phänomen) des Realitätssystems („Erkenntnisobjekt“) in einer anderen Struktur der Realitätssystems („Erkenntnissubjekt“) relativ dauerhaft abbildet.“ Im Vergleicht zu den Naturwissenschaften ist in der Psychologie und in den Sozialwissenschaften auch mit bedingten oder nur temporär gültigen Erkenntnissen zu rechnen! Erkenntnistheorie Erkenntnisursprung Rationalismus - Transzendentalismus - Empirismus Erkenntnisgeltung Dogmatismus - Kritizismus - Skeptizismus Erkenntnisgegenstand Idealismus - kritischer Realismus – Realismus Paradigmen Wissenschaftliches Paradigma Wissenschaftlergemeinschaften einigen sich im wissenschaftlichen Diskurs über die in einem Fach als gegenstandsadäquat anzusehenden Heuristiken der Datengewinnung, Methoden der Auswertung von Daten und theoretischen Positionen (Axiome) (Thomas KUHN) Paradigmen der Psychologie: Behaviorismus, Psychoanalyse, Hermeneutik, Kybernetik, kritische Psychologie, Kognitivismus... ...multiparadigmatische Wissenschaft Wissenschaftstheoretische Positionen 1. Analytische Wissenschaftstheorie (z.B. STEGMÜLLER, KUTSCHERA) mathematisch-logische Analyse begriffliche Untersuchungen gegen „naiven Empirismus“ Widerspruchsfreiheit von Aussagen Geltungsgrad von Erkenntnissen: Verifikation 2. Kritischer Rationalismus (z.B. POPPER, ALBERT, LAKATOS) Kritik an Dogmatismus, Essentialismus Kritik an positivistischem Empirismus Geltungsgrad von Erkenntnissen: Falsifikation „Bewährung“ von Theorien („Wahrheitsnähe“) 3. Konstruktivismus (z.B. DINGLER, LORENZEN, KAMLAH, SCHWEMMER, HOLZKAMP) Theorien werden konstruiert und entstehen nicht aus Erfahrungen Empirie gehen theoretische Setzungen voraus. Herstellen (Realisation) von Prüfungsbedingungen Seite 7 von 12 SCHNEEWIND, www.skriptenforum.net/psychologie Exhaustion Radikaler Konstruktivismus als Extremposition 4. Phänomenologie (z.B. KANT, HEGEL, HUSSERL) Lehre von den Erscheinungen „Zu den Sachen selbst!“ (Unvoreingenommenheit!) Grundlage: Phänomene (sich originär aus Wahrnehmung, Fühlen und Denken ergebende Eindrücke) Ganzheitsorientierung 5. Hermeneutik (z.B. DILTHEY) Lehre der Auslegung von Schriften (Literatur- und Geisteswissenschaften) Aufdeckung von impliziten Bedeutungen, Gefühlen und Gedanken („hermeneutischer Zirkel“) Verstehen - Erklären ideographische - nomothetische Vorgangsweise 6. Dialektisch-marxistische Wissenschaftstheorie (z.B. ADORNO, HABERMAS, HORKHEIMER, HOLZKAMP) kritische Psychologie - bürgerliche Psychologie keine Abstraktion von den konkreten historisch-gesellschaftlichen Lebensbedingungen des Menschen gegen Wertfreiheit in der Wissenschaft (Positivismusstreit) 7. Historisch-soziologische Wissenschaftstheorien (z.B. LAKATOS, T.S. KUHN) soziopsychische Dynamik der Erkenntnisgewinnung Entwicklung, Konkurrenz und Anarchie von Theorien (Forschungsprogramme) Disziplinspezifische Grundüberzeugungen (Paradigmen) 8. Strukturalismus (z.B. SUPPES, SNEED, STEGMÜLLER, WESTERMANN, STEPHAN) Nichtaussagekonzeption („non-statement view“) Theorie =“Strukturkern“+“intendierte Anwendungen“ Unbrauchbarkeit von Theorien (anstatt Verifikation oder Falsifikation) 9. Evolutionäre Erkenntnistheorie (z.B. LORENZ, RIEDL, VOLLMER, ÖSER, AHRENS) Naturgeschichte menschlichen Erkennens Erkenntnisgewinn - Arterhaltung (Selektion) Erkenntnisstrukturen sind Ergebnisse der Evolution (Erkenntnisse als Überlebenshilfen) Soziobiologie und Evolutionspsychologie 6. Geschichte der Psychologie als eigenständige Disziplin 1860-1880: Positivismus: Mathematisierung und Physiologisierung 1880-1900: Strukturalismus, Introspektion, Funktionalismus, Hermeneutik 1900-1920: Psychoanalyse, Gestaltpsychologie, Behaviorismus, Experimentalpsychologie 1920-1940: Schulen und Krisen 1940-1960: Humanistische Psychologie, Kybernetik, Statistik 1960-1980: Kognitivismus, Konstruktivismus, Kritische Psychologie, Evolutionäre Psychologie 1980-2000: Konnektivismus, Cognitive Science, Formalisierung, Pragmatismus 1860-1880 Positivismus: Mathematisierung und Physiologisierung 1856-1866 HELMHOLTZ, Hermann („Handbuch der physiologischen Optik“9 1859 DARWIN, Charles („Der Ursprung der Arten“) 1860 FECHNER, Gustav Th. („Elemente der Psychophysik“) 1873 WUNDT, Wilhelm („Grundzüge der physiologischen Psychologie“) Strukturalismus, Introspektion, Assoziationismus, Elementarismus 1874 BRENTANO, Franz („Psychologie vom empirischen Standpunkte“) 1879 WUNDT, Wilhelm: gründete mit dem „Institut für experimentelle Psychologie“ das 1. wissenschaftliche Psychologielabor (Leipzig) 1880-1900 Strukturalismus, Introspektion, Funktionalismus, Hermeneutik 1890 JAMES, William („Principles of Psychology“) Funktionalismus 1890 EHRENFELS, Christian („Über Gestaltqualitäten“) 1890 Gründung der „Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane“) 1892 Gründung der American Psychological Association (APA) 1894 DILTHEY, Wilhelm („Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie“) Hermeneutik 1880-1900 in Europa und Amerika Gründung von mehr als 40 Forschungs- und Lehreinrichtungen (Laboratorien, Institute, Seminare) Seite 8 von 12 8 www.skriptenforum.net/psychologie 1900-1920 Psychoanalyse, Gestaltpsychologie, Behaviorismus, Experimentalpsychologie 1900 FREUD, Sigmund („Traumdeutung“) Psychoanalyse 1903 Gründung der Fachzeitschrift „Archiv für die gesamte Psychologie“ 1904 Gründung der „Gesellschaft für Experimentelle Psychologie“ (1930: „Deutsche Gesellschaft für Psychologie“) 1910 KLAGES, Ludwig (Prinzipien der Charakterologie“) Graphologie 1911 HELLPACH, Willy („Geopsyche“) Umweltpsychologie 1912 WERTHEIMER, Max („Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegungen“), „Phi-Phänomen“, Gestaltpsychologie 1913 WATSON, John: („Psychology as a behaviorist views it“) Behaviorismus 1913 Philosophenprotest gegen die vermehrte Besetzung von Philosophenlehrstühlen durch Experimentalpsychologen 1914 STERN, William („Psycholgie der frühen Kindheit“) IQ, Differentielle Psychologie 1920-1940 Schulen und Krisen: Experimentalpsychologie - Psychoanalyse Behaviorismus - Gestaltpsychologie - Hermeneutik 1922 BÜHLER, Karl: Gründung des Wiener Psychologischen Institutes (Stadtschulratgebäude am Burgring, 1934) Bis 1938 ein Forschungs- und Ausbildungsinstitut von Weltgeltung 1923 BÜHLER, Charlotte: gilt als eine der Begründerinnen der Entwicklungspsychologie und lehrte in Wien bis 1938 1927 BÜHLER, Karl („Die Krise der Psychologie“) Beobachtung (Verhalten) - Introspektion (Erleben) - Interpretation (Deutung von Schriften und Artefakten) 1940-1960 Humanistische Psychologie, Kybernetik, Statistik 1943 MASLOW, Abraham („A theory of human motivation“) Humanistische Psychologie 1946 ROHRACHER, Hubert („Einführung in die Psychologie“) 1948 WIENER, Norbert („Cybernetics“) Kybernetik 1948 „Hixon-Symposion“ in Pasadena, Ca.: Entstehung der Kognitionswissenschaften 1949 SHANNON, C.E. und WEAVER, W. (“The mathematical theory of communication”) Informationsverarbeitung 1951 ROGERS, Carl („Client-centered Therapy“) Humanistische Psychologie 1952 MITTENECKER, Erich („Planung statistischer Auswertung von Experimenten“) 1956 ASHBY, Ross („An Introduction to Cybernetics“) Kybernetik 1960 MILLER, Galanter & Pribram („Plans and the Structure of Behavior“) “TOTE”-Modell 1960-1980 Kognitivismus, Konstruktivismus, Kritische Psychologie, Evolutionäre Psychologie 1960 „Kognitive Wende“ als Gegenreaktion auf den Behaviorismus. Kognitivismus 1960-1970 Methodenstreit innerhalb deutschsprachiger Psychologen (Proponenten: MITTENECKER, HOFSTÄTTER, LIENERT, PAWLIK u.a.) 1963 LORENZ, Konrad („Das sogenannte Böse“) Evolutionäre Psychologie 1967 NEISSER, Ulric („Cognitive Psychology“) Kognitivismus 1972 HOLZKAMP, Klaus („Kritische Psychologie). Konstruktivismus, Kritische Psychologie 1972 GUTTMANN, Giselher („Neuropsychologie“) EEG-Forschung 1974 FISCHER, Gerhard („Einführung in die Theorie psychologischer Tests“) 1977 Gründung der Zeitschrift „Cognitive Science“ 1977 LINDSAY & NORMAN („Human Information Processing“) Informationsverarbeitung 1980-2000 Konnektivismus, Cognitive Science, Formalisierung, Pragmatismus 1960-2000 an deutschsprachigen Universitäten Zuwachsraten für Studenten und wissenschaftliches Personal zwischen 800 und 1000 Prozent 1980 ANDERSON, John R. (“Cognitive Psychology and its Implications”) 1985 MINSKY, Marvin („The Society of Mind“) 1986 RUMELHART & McCLELLAND („Parallel Distributed Processing”) 1992 OPWIS, K. („Kognitive Modellierung“) 1999 DÖRNER, Dieter („Bauplan für eine Seele“) 1999 Gründung des „Institutes für Theoretische Psychologie“ in Bamberg ... Seite 9 von 12 9 www.skriptenforum.net/psychologie 10 Einige Forschungsschwerpunkte des „Institutes für Theoretische Psychologie“ in Bamberg Weiterentwicklung der „PSI-Theorie“ Kulturvergleich BRD-Indien Konstruktionsprozess im Maschinenbau Gruppenarbeit in der Konstrutionspraxis Führungsprozesse in der Produktentwicklung Gruppen und die Bearbeitung von Zeitverläufen Autonome Systeme/Kognitive Modellierung Modellierung menschlichen Handelns in komplexen Problemsituationen PSI-Projekt eine psychologische Theorie als Computerprogramm (Dietrich DÖRNER und Jürgen GERDES) „In dem PSI-Projekt wir eine Theorie zur Erklärung des Handelns von Menschen in komplexen Situationen weiterentwickelt. Die Theorie erlaubt es, das Handeln und Erleben von Menschen in komplexen Realitätsbereichen zu erklären und vorauszusagen.“ 1. FIDE*-Weltmeisterschaft Mensch-Maschine DEEP Junior-Gerry Kasparov Endstand 3 zu 3 nach sechs Partien (1, ½, 0, ½, ½, ½) Hervorragende Psychologen des 20. Jahrhunderts Ermittelt anhand von: Häufigkeit der Zitate in Fachjournalen und Einführungswerken, Befragung von Fachpsychologen (1725 APA-Mitglieder), Eponyme (von einer Person hergeleitete Namen), Ehrungen durch die APA, nationale wissenschaftliche Ehrungen (z.B. Mitgliedswissenschaften bei den nationalen Akademien der Wissenschaften) Rank-Ordered Textbook Citation List (TCL) Rank Name 1 Freud, S. 2 Skinner, B.F. 3 Bandura, A. 4 Piaget, J. 5 Rogers, C. 6 Schachter, S. Citation Frequency 560 310 303 240 202 200 Rank-Ordered Journal Citation List (JCL) Rank Name 1 Freud, S. 2 Piaget, J. 3 Eysenck, H.J. 4 Winer, B.J. 5 Bandura, A. 6 Siegel, S. 7 Cattell, R.B. 8 Skinner, B.F. 9 Osgood, C.E. 10 Guilford, J.P. Citations 13890 8821 6212 6206 5831 4861 4828 4339 4061 4006 Rank-Ordered Survey List (SL) Rank 1 2 3 4 5 6.5 6.5 8 9.5 Frequency 58 33 28 24 23 21 21 17 14 Name Skinner, B.F. Piaget, Jean Freud, Sigmund Watson, John B. Bandura, Albert James, William Pavlov, Ivan Lewin, Kurt Rogers, Carl Seite 10 von 12 www.skriptenforum.net/psychologie 9.5 11.5 11.5 Thorndike, E.L. Festinger, Leon Hebb, Donald O. 11 14 13 13 Die 10 „bedeutendsten“ Psychologen des 20. Jahrhunderts 1. SKINNER, B.F. Skinnerian, Skinner Box 2. PIAGET, Jean Piagetian Tasks 3. FREUD, Sigmund Freudian... 4. BANDURA, Albert Bandura´s social learning theory 5. FESTINGER, Leon Festinger´s cognitive dissonance theory 6. ROGERS, Carl, R. Rogerian therapy 7. SCHACHTER, Stanley Schachter´s affiliation studies 8. MILLER, Neal E. 9. THORNDIKE, Edward L. Thorndike´s puzzle box, Thorndike-Lorge List 10. MASLOW, A.H. Maslow´s hierarchy Über die Zunkunft der Psychologie? SCHÖNPFLUG; WOLFGANG (2000) Geschichte und Systematik der Psychologie „Postmoderne“ Trends in der Psychologie: Auseinandersetzung mit Lebensproblemen subjektorientierte Modelle interdisziplinäre Kooperation qualitative Methoden menschliche Werte (z.B. Selbstbestimmung) Betonung von Individualität und Intuition Maßstab psychologischer Praxis als Abwandlung des Ausspruches von EBBINGHAUS (1908; „Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, doch nur eine kurze Geschichte.“) in „Die Psychologie hatte nur eine kurze Geschichte, doch eine lange Zukunft“. SELIGMANN, Martin E.P. (1998 Präsident der APA, der größten Psychologengesellschaft der Welt): Die Psychologie als „Sozialwissenschaft wird, was den Menschen als Individuum anbelangt, den Entwurf, die Förderung und die Messung menschlicher Selbstverwirklichung zu ihrer Aufgabe machen“ und „wird zu einer treibenden Kraft für das Verständnis und die Förderung der höchsten Qualitäten öffentlichen und privaten Lebens.“ 7. Methodologie: Strömungen und Kontroversen 1. Leib - Seele Die ontologische, grundsätzlich nicht lösbare Fragestellung, ob es neben einer materiellen auch eine geistige Welt gibt (Monismus, Dualismus, Wechselwirkung), ob alle Beobachtungen und Erlebnisse nur auf eine Wesenheit (Materialismus, Idealismus) zurückzuführen sind oder ob Geistige und Körperliches nur zwei Seiten ein und der selben Wirklichkeit sind (Identitätslehre). 2. Anlage - Umwelt Die Frage, wie stark das Verhalten des Menschen durch seine Anlagen (endogen) oder durch seine Umwelt (exogen) beeinflusst wird, hat nicht nur wissenschaftliche, sondern auch praktische Bedeutung (z.B. hinsichtlich des zu erwartenden Nutzens von pädagogischen Maßnahmen oder der Personalselektion in der Arbeitswelt. 3. Vergangenheit - Gegenwart Werden die Einstellungen und der Charakter des Menschen durch vergangene Erfahrungen (z.B. durch Kindheitsträumen) bereits stabil geprägt, oder kann er sich auf die gegenwärtigen Bedingungen und Anforderungen weitgehend frei und flexibel einstellen? 4. Freier Wille - Determiniertheit Wie frei ist der Mensch? Gibt es überhaupt Freiheit, oder sind wir in lückenlosen Kausalketten gefangen? Können wir jemanden zur Verantwortung ziehen, wenn Willensfreiheit nicht zu existieren scheint? Bedeutet Freiheit vielleicht nur bewusstes Erkennen von Handlungsalternativen? Wäre eine vollständig kausal determinierte Wirklichkeit mit komplexen Wechselwirkungen und Rückkoppelungen überhaupt vorhersagbar (siehe Implikation der „Chaostherie“)? 5. Bewusst - Unbewusst Welcher Anteil des Verhaltens wird willkürlich und welcher unwillkürlich gesteuert? Welche Bedeutung kommt unbewussten Prozessen im Rahmen der gesamten menschlichen Informationsverarbeitung zu, und in welchem Ausmaß wirken nicht bewusste psychische Prozesse auf das Bewusstsein ein? 6. Allgemeingültigkeit - Einzigartigkeit Lassen sich für alle Menschen gleichartige psychologische Gesetze finden, oder können nur Individuen ausreichend genau charakterisiert werden? Ob in der Psychologie einzelfallbeschreibend („idiographisch“) oder gesetzesfindend („nomothetisch“) vorgegangen werden sollte, darf allerdings insofern als Scheinproblem gelten, als für viele Aufgabenstellungen eigentlich beide Vorgangsweisen angebracht sind. Seite 11 von 12 www.skriptenforum.net/psychologie 7. Wertfreiheit - Wertbekenntnis Soll sich ein Wissenschaftler möglichst jeglicher subjektiver Bewertungen von Forschungsinhalten und Methoden enthalten, oder soll er sich eindeutig zu seinen Überzeugungen bekennen? So etwa bekennt man sich in der Humanistischen Psychologie zum freien, prinzipiell guten und zur Selbstverwirklichung fähigen Menschen, und in der Kritischen Psychologie setzt man einen Menschen voraus, der „emanzipatorisch“ den bestehenden Herrschafts- und Produktionsverhältnissen entgegenwirken kann. 8. Objektivität - Subektivität Einerseits strebt man in den meisten Wissenschaften an, dass die gewonnenen Forschungsergebnisse intersubjektiv gültig sind, andererseits erfordern aber Einsichten in die komplexe Lebensrealität anderer Menschen, dass man sich in diese einfühlt und sich in deren Lebensbedingungen hineinversetzt (z.B. in Form „teilnehmender Beobachtung“) 9. Zergliederung - Ganzheitlichkeit Seit jeher stellte man sich in der Psychologie die Frage, ob psychische Strukturen oder Prozesse (zu Forschungszwecken) in Teilsysteme oder Elemente zerlegt werden können. Lassen sich Phänomene des Erlebens oder Verhaltens durch voneinander unabhängige Faktoren erklären (z.B. Intelligenzfaktoren, Persönlichkeitsdimensionen)? 10. Dynamik - Statik Bei den meisten Querschnittanalysen bestehen die Daten aus „Momentaufnahmen“ von Merkmalen einzelner Personen, so dass nur auf die Struktur der jeweils untersuchten Sachverhalte geschlossen werden kann. Bei Längsschnittanalysen hingegen geht es um zeitabhängige Veränderungen aufgrund derer man auf Strukturen eines einzelnen Systems, dessen Wechselwirkungen und Rückkoppelungen schließen kann. 11. Quantitativ - Qualitativ Die Kontroverse, ob man eher quantitative Methoden (z.B. Rating-Skalen, Tests, Messungen) oder qualitative Methoden (z.B. Fallbeschreibungen, Hermeneutik, Inhaltsanalysen) zur Erforschung psychischer Phänomenen einsetzen sollte, ist heute immer noch aktuell. Allerdings werden heute nicht nur in der Praxis, sondern auch zu Forschungszwecken oft schon beide Methoden der Erkenntnisgewinnung eingesetzt, weil die Ergebnisse quantitativer Verfahren oft leichter zu verallgemeinern sind, und jene qualitativer Verfahren detaillierte Einblicke in die untersuchten Phänomene gestatten (z.B. bei Voruntersuchungen). 8. Anwendungsgebiete des Faches (26 Seiten überwiegend Statistiken, auf Instituts-Homepage runterzuladen) 9. Ethische Prinzipien (nicht mehr gehalten) 10. Rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich (nicht mehr gehalten) Seite 12 von 12 12