Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen Dissertation Zur Erlangung des akademischen Grades Doktor medicinae dentariae (Dr. med. dent.) vorgelegt dem Rat der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena von Juliane Mönnich geboren am 19.04.1976 in Potsdam Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Gutachter 1. .................................................. 2. .................................................. 3. .................................................. Tag der öffentlichen Verteidigung: . Seite 2 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ................................................................................................. 5 2. Literaturüberblick .................................................................................. 7 2.1 Kariesepidemiologie .............................................................................................. 7 2.2 Oraler Gesundheitszustand bei Kindern in Deutschland - Vergangenheit und Gegenwart.................................................................................................................... 8 2.2.1 Kariesverbreitung im Milchgebiss ................................................................... 8 2.2.2 Kariesverbreitung im bleibenden Gebiss ....................................................... 10 2.3 Kariesverbreitung bei Kindern - ein internationaler Vergleich ..................... 12 2.4 Die Entwicklung der Prävention und Jugendzahnpflege................................ 17 2.5 Gesundheitserziehung - ...................................................................................... 24 Gruppenprophylaxe, Individualprophylaxe .......................................................... 24 2.6 Zielstellung .......................................................................................................... 30 3. Material und Methode .......................................................................... 31 3.1 Auswahl des Datenmaterials .............................................................................. 31 3.2 Beurteilung des oralen Gesundheitszustandes ................................................. 32 3.3 Inhalte des standardisierten schriftlichen Interviews ..................................... 33 3.4 Statistische Methoden ......................................................................................... 34 4. Ergebnisse .............................................................................................. 37 4.1 Soziologisch – epidemilogischer Teil ................................................................. 37 4.1.1 Mundgesundheit von Schulkindern der ersten bis vierten Klasse soziologisch-epidemiologischen Teil der Studie .................................................... 37 4.1.2 Analyse des standardisierten Interviews ........................................................ 42 4.1.2.1 Einstellung gegenüber der oralen Gesundheit und orales Gesundheitsverhalten .............................................................................................. 42 . Seite 3 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 4.1.2.2 Orales Gesundheitswissen .......................................................................... 43 4.1.2.3 Ernährungsgewohnheiten und Wahrnehmung der zahnärztlichen Versorgung.............................................................................................................. 46 4.1.3 Verknüpfung der kariesstatistischen Daten mit Ergebnissen des standardisierten schriftlichen Interviews ................................................................ 48 4.1.3.1 Vergleich zwischen Gruppe A und B ......................................................... 50 4.2 Klinisch - epidemiologische Studie .................................................................... 52 4.2.1 Fünf- bis Sechsjährige.................................................................................... 52 4.2.2 Elf- bis Zwölfjährige ...................................................................................... 57 5. Diskussion .............................................................................................. 63 6. Zusammenfassung ................................................................................. 83 7. Literaturverzeichnis ............................................................................. 85 Anhang ..................................................................................................................... 100 . Seite 4 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 1. Einleitung Karies und marginale Entzündungen zählen nach wie vor zu den verbreitetsten Erkrankungen beim Kind. Sie können Ursache für zahlreiche Folgeerkrankungen sein, und ihre Behandlung impliziert hohe volkswirtschaftliche Kosten. Die Ätiologie und Pathogenese beider Erkrankungen sind hinreichend untersucht. Dabei handelt es sich um plaqueinduzierte Krankheiten, die durch ein multifaktorielles Bedingungsgefüge unterhalten werden. Jahrzehnte lange Forschungen auf dem Gebiet der präventiven Zahnheilkunde führten zu zwischenzeitlich evidenzgeprüften Konzepten und Strategien über die Vermeidung von Karies und Parodontalerkrankungen. Die präventiven Maßnahmen stützen sich auf die Fluoridanwendung, Zahn- und Mundhygiene, Ernährungslenkung und Fissurenversiegelung. Zur flächendeckenden Umsetzung dieser Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen existieren in Deutschland gesetzliche Rahmenbedingungen, nach denen Präventionsprogramme in Kindergärten und Schulen durchgeführt und individualprophylaktische Maßnahmen im Rahmen der zahnärztlichen Betreuung angeboten werden. Die wichtigsten diesbezüglichen Gesetze sind der § 21 im Sozialgesetzbuch V, der die Gruppenprophylaxe regelt und der § 22, der sich auf die Individualprophylaxe bezieht. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands haben beide Gesetze auch für die neuen Bundesländer Gültigkeit. Die Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im letzten Jahrzehnt deutlich verbessert und folgt dem internationalen Trend des „Caries decline“ (Glass 1982). Die Ursachen für diese allgemein günstige Entwicklung sind vor allem in der hohen Verfügbarkeit von Fluoriden zu sehen, aber auch in einem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein, das ein verändertes Gesundheitsverhalten auslöste und in der Umsetzung gesetzlicher Verordnungen zur Gruppen- und Individualprophylaxe. Dennoch bestehen besonders hinsichtlich der Kariesverbreitung zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Niveauunterschiede. Hinzu kommt eine Polarisierung des Kariesbefalls, der zufolge ca. 25 % der Kinder bis zu 80 % des gesamten Kariesaufkommens auf sich vereinen. Betroffen sind vor allem Kinder aus sozial schwachen Schichten. Nach den gesellschaftspolitischen Veränderungen in Ostdeutschland, denen die Transformation des Gesundheitswesens folgte, mussten neue Strukturen geschaffen . Seite 5 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . werden, um die Organisation und Durchführung der Gruppenprophylaxe realisieren zu können. In Erfurt, der Landeshauptstadt Thüringens, wurde Ende 1992 nach Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege/Thüringen (LAG) der Arbeitskreis Jugendzahnpflege gebildet, dessen Ziel es ist, die vorgegebenen Aufgaben im Rahmen der Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend umzusetzen. Der Aufbau der Gruppenprophylaxe erfolgte nach einem Stufenplan. Jährliche Reihenuntersuchungen dokumentieren die Mundgesundheit und den Sanierungsstand. . Seite 6 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 2. Literaturüberblick 2.1 Kariesepidemiologie Die weltweite Kariesverbreitung unterscheidet sich regional erheblich. Bei longitudinaler Betrachtung imponieren Kariesebben und -fluten (KÜNZEL 1997). Ihr Auftreten beruht auf dem Wechselspiel zwischen der oralen Mikroflora, diätetischen Einflüssen und dem Wirtsorganismus. Mannigfaltige Faktoren nehmen auf diesen Prozess fördernden oder auch hemmenden Einfluss. Die Karies ist demzufolge faktorendeterminiert (KÜNZEL 1997). Die Verschlechterung der oralen Gesundheit durch soziale Deprivation (BORUTTA 1995) oder durch Akkulturation von Populationsgruppen (OFSTAD 1981, SELIKOWIC 1994) ist in gleicher Weise bewiesen, wie der seit den siebziger Jahren in den Industriestaaten Nordamerikas, Europas und Australiens ausgelöste allgemeine Rückgang der Kariesprävalenz (GLASS 1982), der bei der jugendlichen Population bis in die Gegenwart seine Fortsetzung findet (MARTHALER 1996) und als „Caries decline“ in die internationale Fachliteratur eingegangen ist. Bis zum Ende der achtziger Jahre lag nach KÜNZEL (1988) kein eindeutiger Beweis für einen generellen Kariesrückgang in Deutschland vor. Diese Situation änderte sich in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch einen signifikanten Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen drastisch, so dass seit dem auch in Deutschland von einem Caries decline gesprochen werden kann (KÜNZEL 1996). . Seite 7 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 2.2 Oraler Gesundheitszustand bei Kindern in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart 2.2.1 Kariesverbreitung im Milchgebiss Da der orale Gesundheitszustand im Kindesalter fast ausschließlich durch die Karies beeinträchtigt wird, soll an dieser Stelle eine Betrachtung ihrer Prävalenz vorgenommen werden. Die dazu im folgenden aufgeführten Studien sind Querschnittsstudien, von denen die meisten repräsentativen Charakter tragen, so dass anhand der in ihnen ermittelten Resultate ein Trend erkennbar ist. Die Kariesverbreitung im Milchgebiss betrug in den achtziger Jahren im Bezirk Erfurt für 5 bis 6-Jährige 2,2 - 3,4 deft (WIEDERHOLD 1988, WAURICK 1985). In Göttingen wurden zum gleichen Zeitpunkt von PIEPER et al. (PIEPER et al. 1985, 1989) Werte zwischen 5,9 und 6,9 dfs ermittelt. Für fünfjährige Kinder in Salzgitter registrierten SÖNJU CLASEN et al. (1992) 1989 einen dmfs-Wert von 4,6. Andere Autoren stellten für Sechsjährige in Hamburg 5,2 dmft, im Stadt- und Landkreis Giessen 3,5 dmft, in Hattingen und Witten 3,1 - 3,7 dmft und im Rems-Murr- Kreis 3,0 dft fest (SCHIFFNER und GÜLZOW 1988, BUHL et al. 1991, SENKEL und O´MULLANE 1990, EINWAG 1991). Im Rahmen einer Wiederholung der "International Collaborative Study of Dental Manpower Systems, ICS-I-Replikationsstudie, ermittelten BORUTTA et al. (1991) 1989 einen dmft von 3,3 für 8- bis 9-jährige Kinder in der Stadt Leipzig und den Landkreisen Delitzsch und Grimma. Die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ermöglichte auch gemeinsame Studienprojekte. So kam es beispielsweise 1990 zu einem Vergleich über die Kariesverbreitung und den Sanierungsstand bei Schulanfängern zwischen Erfurt und Marburg. Für Sechsjährige in Erfurt ergab sich dabei ein dmfs von 5,8 und in Marburg ein dmfs von 5,2 (SCHMIDT et al. 1991). Während die deft-Indizes der 6- bis 9-jährigen Erfurter Kinder 1994 signifikant niedriger als 1986 waren, erwiesen sich die deft-Indizes bei den 3- bis 5-Jährigen als . Seite 8 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . signifikant höher (Anstieg um 16,6 %) (KÜNZEL und MÖLLER 1996). Bundesweite Studien (PIEPER 1995, 1996, 1998 und 2001) lieferten einen Überblick zur Kariesprävalenz bei Kindern in Deutschland. Die dmft-Werte bei den 6- bis 7-Jährigen lagen 1994/1995 zwischen 2,3 und 4, 1997 zwischen 1,9 und 3 und 2000 zwischen 1,59 und 3,27, wobei im Jahr 2000 regional ein Anstieg zu verzeichnen war (Tabelle 1). Tabelle 1: Kariesprävalenz (dmft) bei 6- bis 7-Jährigen in Deutschland (PIEPER 1995, 1996, 1998 und 2001) (UJ = Untersuchungsjahr) Bundesland dmft UJ dmft UJ dmft UJ Schleswig-Holstein 2,5 1994 1,9 1997 1,59 2000 Hamburg 2,7 1994 2,22 1997 2,24 2000 Hessen 2,8 1994 2,2 1997 1,98 2000 Rheinland-Pfalz 2,8 1994 2,3 1997 2,14 2000 Baden-Württemberg 2,3 1994 1,91 1997 1,72 2000 Bremen 2,9 1995 2,68 1997 3,27 2000 Berlin 3,1 1995 2,64 1997 2,33 2000 Mecklenburg-Vorpommern 4 1995 3,04 1997 2,95 2000 Nordrhein 2,9 1995 2,59 1997 2,3 2000 Westfalen-Lippe 3 1995 2,7 1997 2,27 2000 Brandenburg keine Angaben 2,54 1997 2,43 2000 Sachsen-Anhalt keine Angaben 3,2 1997 3,06 2000 Niedersachsen keine Angaben keine Angaben 2,36 2000 Thüringen 3,8 2,92 2,41 2000 1995 1997 1978 formulierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit der FDI für 5- bis 6-Jährige einen Mundgesundheitsindikator, der vorsah, dass 50 % der Kinder dieser Altersgruppe im Jahre 2000 kariesfrei sein sollten. Der entsprechende nationale Indikator sah 60 % vor. Die epidemiologische Situation reflektierte zwar einen Anstieg der kariesfreien Kinder, allerdings konnten der nationale- und WHO-Indikator für das Jahr 2000 in einigen Bundesländern lediglich annähernd werden (PIEPER 2001). . Seite 9 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 2.2.2 Kariesverbreitung im bleibenden Gebiss Eine Kariesverbreitung von 5,9 bis 6,4 DMFT registrierten SOBKOWIAK und UHDE (1971) bei Zwölfjährigen in Rostock in den siebziger Jahren. In den achtziger Jahren sank sie bereits auf 4,8 DMFT (FRÖHLICH und MAIWALD 1990). Für den Bezirk Erfurt wurden 4,6 DMFT, für den Bezirk Leipzig 3,5 DMFT und DDR-weit 3,3 DMFT festgestellt (WAURICK et al. 1985, KRAMER und UHLIG 1986, BUSSE und GEIGER 1990). Insgesamt war die Kariesverbreitung in der DDR von einer Variabilität bestimmt, die durch zwei Tendenzen charakterisiert war. Einerseits war bei Probanden aus fluoridarmen Gebieten, die Kariesverbreitung mit 4,4 DMFT im Alter von 12 Jahren verhältnismäßig hoch und andererseits war sie bei Probanden aus Gebieten mit systemischer Fluoridverfügbarkeit signifikant niedriger. Dabei handelte es sich zumeist um Städte mit langjähriger Trinkwasserfluoridierung. Die Zwölfjährigen dieser Städte wiesen eine geringere Kariesverbreitung von 2,7 DMFT oder weniger auf (KÜNZEL 1991). EINWAG et al. (1990) und GÜLZOW et al. (1988) registrierten Ende der achtziger Jahre im Rems-Muhr-Kreis und in Hamburg ein DMFT von 2,0 für Zehnjährige und für Zwölfjährige von 2,3. In der Altersgruppe der 13- bis 14-Jährigen wurden bei Untersuchungen in Erfurt 1981 5,7 DMFT, 1985 in Magdeburg 4,0 DMFT, in Leipzig 5,1 DMFT und im Rahmen der ICS-I-Replikationsstudie 1989 im Bezirk Leipzig 3,6 DMFT registriert (WAURICK et al. 1985, HANDKE 1988, KRAMER 1986, BORUTTA et al. 1991). Bundesweit durchgeführte epidemiologische Studien lassen einen Vergleich zwischen den alten und neuen Bundesländern zu. Danach wiesen 13- bis 14-Jährige in den alten Bundesländern 5,1 DMFT bzw. 8,3 DMFS und in den neuen Bundesländern 4,3 DMFT bzw. 4,9 DMFS auf (MICHEELIS und BAUCH 1991 und 1993). Die Kariesverbreitung in Ostdeutschland war damit geringer als in Westdeutschland. Zu Beginn der neunziger Jahre wurde ein direkter Vergleich zwischen 11- bis 12-jährigen Schülern aus Dresden und Giessen durchgeführt. Dabei ergab sich für die Dresdner Schüler ein DMFT-Wert von 2,8 und für die Giessner Schüler von 3,2 (FRITSCHE 1992). Nach KÜNZEL und MÖLLER (1996) betrug der mittlere DMFT 1986 für zwölfjährige Erfurter Schüler 4,1 und reduzierte sich bis zum Jahr 1994 um 39 % auf 2,5. Bundesweite Studien (PIEPER 1995, 1996, 1998 und 2001) geben einen . Seite 10 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Überblick zur Kariesprävalenz in Deutschland. Der DMFT bei Zwölfjährigen lag 1994/95 zwischen 1,6 und 3,5, 1997 zwischen 1,31 und 2,79 und im Jahr 2000 zwischen 1,03 und 1,95 (Tabelle 2). Tabelle 2: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in Deutschland (PIEPER 1995, 1996, 1998 und 2001) (UJ = Untersuchungsjahr) Bundesland DMFT UJ DMFT UJ DMFT UJ Bayern 1,6 1995 keine Angaben keine Angaben Bremen 2,1 1995 1,3 1997 1,29 2000 Westfalen-Lippe 2,2 1995 1,7 1997 1,19 2000 Nordrhein 2,3 1995 1,8 1997 1,16 2000 Hamburg 2 1994 2 1997 1,37 2000 Schleswig-Holstein 2,4 1994 1,8 1997 1,25 2000 Hessen 2,4 1994 1,7 1997 1,08 2000 Baden-Württemberg 2,4 1994 1,4 1997 1,03 2000 Thüringen 2,6 1994 2 1997 1,42 2000 Rheinland-Pfalz 2,6 1994 1,8 1997 1,22 2000 Berlin 2,6 1995 2,1 1997 1,25 2000 Mecklenburg-Vorpommern 3,5 1995 2,8 1997 1,95 2000 Sachsen-Anhalt keine Angaben 2,4 1997 1,68 2000 Brandenburg keine Angaben 2 1997 1,4 2000 Für das bleibende Gebiss ist der Rückgang der Karies im zurückliegenden Jahrzehnt charakteristisch. Der nationale- und WHO-Indikator - nicht mehr als 2 DMF-Zähne bei Zwölfjährigen - konnte für Deutschland zum Jahre 2000 erreicht bzw. sogar unterschritten werden (PIEPER 2001). . Seite 11 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 2.3 Kariesverbreitung bei Kindern - ein internationaler Vergleich Karies ist eine weltweit in allen Kulturkreisen vorkommende Erkrankung, ihre Verbreitung unterliegt aber territorial starken Unterschieden. Das von der WHO entwickelte Datenbanksystem ermöglicht einen Überblick über die weltweite epidemiologische Situation der Karies. Bei der vergleichenden Betrachtung der Prävalenz der Milchzahnkaries zwischen den europäischen Ländern sind territorial große Differenzen zu registrieren. Die in Abbildung 1 für die 5 bis 7 Jahre alten Kinder wiedergegebenen dmft-Indizes lagen in einer Spanne von 0,9 in Irland bis 8,5 in Albanien/Tirana (MARTHALER et al. 1996). Der für die fünfjährigen Kinder in OstIrland nachgewiesene dmft von 0,9 geht auf die Trinkwasserfluoridierung zurück. Eine Kariesverbreitung unter 2,0 dmft und zudem national repräsentative Werte wurden in Dänemark, Finnland, den Niederlanden und Norwegen nachgewiesen. Sie sind in der Regel mit einem 50 %igen Anteil kariesfreier Kinder verbunden. In den osteuropäischen Ländern ist der Milchzahnkariesbefall in der Regel hoch. Das trifft besonders für Litauen, Rumänien und Polen zu, in denen die dmft-Werte eine Spannweite von 4,4 bis 7,4 hatten. Eine sehr gut orale Gesundheit wurde von SUNDBERG (1996) für Sechsjährige in Schweden mit 64 % Kariesfreiheit ermittelt. In Dänemark konnten aufgrund der jahrzehntelangen Präventionsbetreuung für 60 bis 72 % der fünfjährigen Kinder naturgesunde Milchgebisse nachgewiesen werden (PETERSEN 1996). Die Kariesprävalenz für Siebenjährige wurden von STEINER et al. (1995) im Kanton Zürich (Schweiz) mit 1,55 dmft registriert. Bei der Betrachtung der Milchzahnkaries war für die europäischen Länder eine Ost/West-Skalierung des Prävalenzmusters zu erkennen. . Seite 12 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Ost-Irland 0.9 Spanien 1 1.3 Dänemark Finnland 1.4 Norwegen 1.4 Griechenland/Athen 1.5 Niederlande 1.7 USA 1.7 England 2 West-Irland 2.1 Frankreich 2.5 Tschechien 2.7 Ungarn 3.7 Slowenien 3.9 Littauen 4.4 Rumänien 4.4 Polen 5.5 Weißrußland 7.4 Albanien/Tirana 8.5 dmft 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Abbildung 1: Internationaler Vergleich der Kariesprävalenz (dmft) bei 5- bis 7-Jährigen von 1991-1995 (modifiziert nach Marthaler 1996) . Seite 13 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Nach Angaben der WHO haben 62 % der europäischen Länder das bis zum Jahr 2000 für Zwölfjährige vorgegebene Ziel oraler Gesundheit von 3 DMF-Zähnen erreicht oder unterschritten (Tabelle 3). Tabelle 3: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in ausgewählten Ländern Europas von 1995-1999 (WHO 2000) Land Jahr DMFT Dänemark 1995 1,2 Deutschland 1997 1,7 Frankreich 1998 1,9 Island 1996 3,8 Italien 1996 2,1 Lettland 1998 4,2 Östereich 1997 1,7 Portugal 1999 1,5 Schweden 1997 1,0 Slowenien 1998 1,8 UK of GrBr N Irl 1996-97 1,1 Ungarn 1996 3,8 Nicht nur in der Mehrzahl der Länder Europas, sondern auch in den USA, Australien, Neuseeland und Japan wurde das WHO-Ziel von 3,0 DMF-Zähnen bis zum Jahre 2000, oder früher, erreicht (Tabelle 4). MARTHALER et al. (1996) bestätigten, dass der strenge Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Kariesverbreitung in den Industrieländern durch vorbeugende Maßnahmen verlorengegangen ist und sich der Caries decline in der hohen Verfügbarkeit von Fluoriden, vor allem in Form fluoridhaltiger Zahnpasten, begründet. . Seite 14 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 4: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in ausgewählten außereuropäischen Industrieländern von 1973 - 1999 (WHO 2000) Land Jahr DMFT Jahr DMFT Kanada 1989-91 3,0 - 3,7 1993 4,3 USA 1986-87 1,8 1991 1,4 Australien 1990 1,4 1996 0,9 Japan 1993 3,6 1999 2,4 Neuseeland 1973 6,0 1993 1,5 Amerika Westpazifik Im Gegensatz dazu ist die Kariesverbreitung in den Entwicklungsländern sehr unterschiedlich und weist keine einheitliche Tendenz auf. Ergebnisse aus der WHODatenbank (2000) zeigten, dass die Kariesprävalenz in den Entwicklungsländern oft ein niedriges Niveau hat (Tabelle 5). In den meisten Ländern der westpazifischen, asiatischen und afrikanischen Region betrug die Kariesverbreitung bei den Zwölfjährigen weniger als 3 DMFT. Für wenige lateinamerikanische Staaten, zum Beispiel Brasilien, Kuba und Argentinien, in denen Ende der achtziger Jahre noch höchste DMFT-Werte registriert wurden, konnte eine Verringerung der Kariesverbreitung nachgewiesen werden. Ähnliche Trends in der Kariesverbreitung zeigten sich auch für einige afrikanische Länder (Nigeria, Gambia, Niger Uganda und Süd Afrika). Angesichts des anhaltenden Kariesrückgangs hat die Weltgesundheitsorganisation bis zum Jahr 2010 folgende globale Ziele für 5- bis 6-Jährige, Zwölfjährige und Achtzehnjährige formuliert (BARMES 1995): - Kariesfreiheit für 90 % der 5- bis 6-Jährigen, - DMFT 1 bei Zwölfjährigen - vollbezahntes Gebiss aller Achtzehnjährigen. . Seite 15 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 5: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in ausgewählten Entwicklungsländern von 1972 - 1998 (WHO 2000) Land Jahr DMFT Jahr DMFT Äthiopien 1975 1,5 1993 1,0 Gambia 1989 1,6 1995 2,3 Malawi 1978 0,8 1992-94 0,6-0,8 Niger 1988 1,7 1997 1,3 Nigeria 1973 2,9 1991 0,7 Senegal 1989 1,5 1994 1,2 Süd Afrika 1978 3,4 1988-89 1,7 Uganda 1972 2,4 1993 0,4 Bolivien 1981 7,6 1995 4,7 Brasilien 1986 6,7 1996 3,1 Cuba 1989 2,9 1998 1,4 Ecuador 1988 4,9 1997 3,0 Jamaika 1984 6,7 1995 1,1 Nicaragua 1988 5,9 1997 2,8 Panama 1989 4,2 1997 3,6 Venezuela 1986 3,6 1997 2,1 Fiji 1986 2,8 1998 1,5 Malaysia 1981 3,9 1997 1,5 Philippinen 1987 5,5 1998 4,6 Afrika Amerika Westpazifik . Seite 16 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 2.4 Die Entwicklung der Prävention und Jugendzahnpflege Unter Prävention (lat. praevenire: zuvorkommen) werden vorbeugende Maßnahmen verstanden, die dem Erhalt der Gesundheit dienen. Dementsprechend befasst sich die Prävention mit der Verhütung von Krankheiten durch vorbeugende Maßnahmen sowie der Krankheitsfrüherkennung mit dem Ziel, Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten. Man unterscheidet die primäre von der sekundären und tertiären Prävention. Unter primärer Prävention wird die Ausschaltung von gesundheitsschädigenden Faktoren (z.B. Gesundheitserziehung, Schutzimpfungen, Epidemiologie) verstanden. Die sekundäre Prävention bezeichnet das Sicherstellen einer frühestmöglichen Diagnose und Therapie. Durch die tertiäre Prävention werden Krankheitsfolgen z.B. in Form von Komplikationsvorbeugung und Rehabilitation ausgeglichen bzw. begrenzt (PSCHYREMBEL 1994). In Deutschland hat die Prävention gegen Munderkrankungen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Schulzahnpflege und späterer Jugendzahnpflege eine lange Tradition. Ihre Anfänge reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ausgangs des 19. Jahrhunderts und die noch fehlenden Sozialgesetze erlaubten es vielen Eltern nicht, die zahnärztliche Behandlung ihrer Kinder zu finanzieren. Die weit verbreitete Unkenntnis über Möglichkeiten zur Vermeidung oraler Erkrankungen und wirtschaftliche Deprivation führten zu einer unbefriedigenden Mundgesundheit der Schulkinder und bewirkten, dass viele Kinder wegen Zahnschmerzen dem Unterricht nicht folgen konnten bzw. ihm gänzlich fern blieben. Das veranlasste die Lehrerschaft sich in den folgenden Jahren mit Nachdruck für die Schaffung von Strukturen einzusetzen, in denen eine zahnärztliche Behandlung der Kinder zu kostengünstigen Bedingungen durchgeführt werden kann. Die aus dieser Zeit stammenden ersten epidemiologischen Untersuchungen von Ritter, Fenchel und Weber im Jahre 1894 sowie von Röse 1885 bestätigten eine 70 bis 90 %ige Kariesfrequenz. Nach den Ergebnissen von Jessen hatten Schulkinder im Durchschnitt 7,5 kariöse Zähne bei einer Kariesfrequenz von 93 bis 95% (KÜNZEL 1965). . Seite 17 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 1900 erschien ein Erlass des preußischen Kultusministeriums an die Schulbehörden, der eine größere Aufmerksamkeit der Schule für die Zahnhygiene verlangte und auf die Notwendigkeit zahnärztlicher Reihenuntersuchungen hinwies. Obwohl die zahnärztliche Behandlung noch unerwähnt blieb, war mit diesem Erlass das öffentliche Interesse der Staatsbehörden für die Schulzahnpflege und die mit ihr verbundene Vorbeugung oraler Erkrankungen geweckt (HOPSTEIN 1931, MÜLLER 1955). In der Folge betrachtete die Lehrerschaft die Erziehung zur sachgemäßen Zahnpflege als eine ihrer Aufgaben, an deren Umsetzung sie gemeinsam mit den verantwortlichen Zahnärzten arbeiteten. Der Privatdozent Jessen und seine Mitarbeiter begannen 1885 an der Universität Straßburg Kinder kostenlos zu behandeln. Erste Untersuchungen an 3000 Schulkindern aus Straßburg bestätigten für lediglich 165 von ihnen eine Kariesfreiheit. Diese bedrückenden Ergebnisse zwangen, neue Wege zur Verbesserung der Mundgesundheit bei Kindern einzugehen. Nach zahlreichen Bemühungen konnte am 25. 10. 1902 Prof. Dr. Ernst Jessen in Straßburg die erste Schulzahnklinik in Deutschland, angeschlossen an die Universitätszahnklinik, eröffnen. Bald danach wurde auch die erste städtische Schulzahnklinik in Darmstadt unter der Leitung von Med.-Rat Otto Köhler gegründet. Diesem Beispiel folgten weitere deutsche Städte, so dass es 1929 bereits in 822 Städten und 118 Landkreisen Schulzahnpflegeeinrichtungen gab (HERTEL 1928). Die Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft wurde durch die Reichsschulkonferenz im Jahr 1920 gefördert, auf der nachdrücklich die Einführung des Hygieneunterrichts als eigene Disziplin gefordert wurde. Nach einem entsprechenden Erlass vom 12. Dezember 1925 des Preußischen Ministeriums für Wissenschaft und Volksbildung ersuchte das Provinzialschulkollegium, die Lehrerschaft auf die Durchsetzung dieses Unterrichts hinzuweisen. In sämtlichen Schulgattungen sollte die Gesundheitslehre im Gesamtplan des Unterrichts Berücksichtigung finden. Daneben sollten erzieherische Maßnahmen im Sinne von praktischen Übungen, wie z. B. das Zähneputzen stattfinden, um die Schüler an allgemeine gesundheitliche Regeln zu gewöhnen. Zur erfolgreichen Umsetzung des Hygieneunterrichtes wurde die Gesundheitslehre auch als Pflichtfach im Lehrplan der pädagogischen Akademien eingeführt (KIENTOPF 1930). Im Freistaat Sachsen war es besonders der Fabrikant Lingner, der sich mit den Lingner-Werken um die Entwicklung . Seite 18 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . der Schulzahnpflege verdient gemacht hat (HOPSTEIN1931). Auf sein Bestreben hin wurde 1900 in Dresden eine Zentrale für Zahnhygiene gegründet (WEIßE 1977). In den Schulzahnkliniken waren die Zahnärzte nicht generell hauptamtlich angestellt. In verschiedenen Orten wurden die Kinder von niedergelassenen Zahnärzten, die nebentätig in den Schulzahnkliniken arbeiteten, versorgt. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Schulzahnpflege war die Gründung des „Deutschen Zentralkomitees für Zahnpflege in den Schulen“ im Jahre 1909, das für die konzeptionelle Ausrichtung der Schulzahnpflege verantwortlich war. Die 12 Leitsätze dieses Komitees, verfasst von Min.–Rat Dr. Kirchner, waren sehr progressiv und haben in ihren Grundzügen noch heute Gültigkeit. Das Zentralkomitee gab auch die Zeitschrift „Schulzahnpflege“ heraus. Beispielgebend für die damalige Zeit war die präventiv orientierte Forderung von Kirchner nach regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen mit anschließender Behandlung der Kinder. Eine erste Blüte erlangte die Entwicklung der Schulzahnpflege nach dem ersten Weltkrieg. Die in vielen Städten etablierten Schulzahnkliniken, die unter der Verwaltung der Schulämter standen, ließen drei unterschiedliche Systeme hinsichtlich der inhaltlichen Ausrichtung ihrer Arbeitsweise erkennen. Eng verbunden mit dem Namen Kantorowicz war das „Bonner System“. Es stütze sich auf die planmäßige Untersuchung und Behandlung durch haupt- oder nebenamtliche Schulzahnärzte. Kantorowicz begann 1919 erstmalig mit einer planmäßigen Schulzahnpflege nach dem Prinzip der aufsteigenden Sanierung. Beginnend mit der achten Klasse, wurden in den Folgejahren systematisch alle Schulkinder in die Untersuchung und Sanierung einbezogen. Kantorowicz forderte das Füllen des „kleinsten Loches“ und sah diese Möglichkeit nur unter der Voraussetzung regelmäßiger Untersuchungen und der Einheit zwischen Untersucher und Behandler. Dieses war zur damaligen Zeit ein sehr progressiver Ansatz und deutete auf erste Schritte in Richtung Prävention hin. Im Zusammenhang mit der Behandlung erhielten die Patienten auch Ratschläge zur regelmäßigen Zahn- und Mundhygiene. Auf die Erhaltung der Milchzähne wurde wenig Wert gelegt, im Vordergrund der Sanierung standen die bleibenden Zähne. Die Milchzahnbehandlung war im wesentlichen eine Schmerzbehandlung und auf Extraktionen ausgerichtet. Dennoch war beim „Bonner System“ der Übergang von der . Seite 19 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . ursprünglichen „Notversorgung“ in eine systematische und initial präventiv ausgerichtete zahnärztliche Recallbetreuung der Schulkinder vollzogen. Die beiden anderen Systeme erreichten diesen innovativen Grad nicht. Sie trennten die Untersuchung von der Behandlung, wobei es im „Frankfurter System“, das von Tholuck aufgebaut wurde, hauptamtliche oder nebenamtliche Schulzahnärzte für die regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen gab, während die Behandlung in den privaten Zahnarztpraxen oder in der Schulzahnklinik durchgeführt wurde. Das „Mannheimer System“ unter der Leitung von Stein arbeitete ebenfalls nach dem Hauszahnarztprinzip, allerdings wurden die Kinder nicht von angestellten Zahnärzten, sondern von niedergelassenen Zahnärzten untersucht. Bei Feststellung eines Behandlungsbedarfes erfolgte die Überweisung an den Hauszahnarzt. Als 1928 die erste Leistungsstatistik vom „Bonner System“ vorlag, dokumentierte sie einen Sanierungsstand der Schulabgänger von 90 %, der diesbezügliche Durchschnitt aller anderen Städte, in denen die Schulzahnpflege dem „Bonner System“ folgte, lag bei 85,5 %. Durch die Trennung zwischen Untersuchung und Behandlung lagen in den beiden anderen Systemen die Sanierungsstände lediglich zwischen 40 und 70 %. Mit dem Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens von 1934 wurden die Schulzahnkliniken aus ihrer ursprünglichen Verwaltung durch das Schulamt herausgelöst und den Gesundheitsämtern unterstellt. 1937 hatte sich das „Deutsche Zentralkomitee für Zahnpflege in den Schulen“ in die „Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahn- und Mundpflege“ umgewandelt, die bis 1945 bestand. Nach dem zweiten Weltkrieg gingen die beiden deutschen Staaten sehr unterschiedliche Wege in der Entwicklung der Kinder- und Jugendzahnpflege. Das staatliche Gesundheitswesen in der DDR betrachte Kinder und Jugendliche als eine Zielgruppe innerhalb der gesundheitlichen Betreuung. Mit der "Anordnung über die Jugendzahnpflege" vom 27. Februar 1954 wurde die Jugendzahnpflege zur Aufgabe des Staates erklärt. Diese und weitere gesetzliche Grundlagen bewirkten nicht nur den Wandel von der Schulzahnpflege zur Kinder- und Jugendzahnheilkunde, sondern schufen auch die Voraussetzungen für eine präventiv orientierte regelmäßige zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen vom 2. bis zum 18. Lebensjahr. . Seite 20 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Seit 1964 entstanden an den medizinischen Hochschuleinrichtungen auf der Grundlage neuer Ausbildungsprogramme für das Studium der Zahnmedizin, die das Fachgebiet der Kinderzahnheilkunde Abteilungen für und Prävention besonders Kinderzahnheilkunde. Die berücksichtigten, im gleichen Jahr selbständige eingeführte Fachzahnarztordnung für die Kinderzahnheilkunde regelte die diesbezügliche Spezialisierung. Der Anteil von Fachzahnärzten für Kinderzahnheilkunde an der Gesamtzahl der Zahnärzte betrug etwa 20 % und orientierte sich an der demographischen Situation (BORUTTA UND WAURICK 1984). 1989 waren 2098 Zahnärzte als Kinderstomatologen tätig, die sowohl die Prävention organisierten und durchführten als auch für die Behandlung verantwortlich waren. Damit war eine flächendeckende bedarfsgerechte zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen gewährleistet (BARDEHLE 1994). Die Kinderstomatologen arbeiteten als angestellte Zahnärzte überwiegend in staatlichen Jugendzahnkliniken, die es in jedem Kreis gab oder in jugendzahnärztlichen Abteilungen der Polikliniken. Die Jugendzahnkliniken bestanden aus je einer Abteilung Kinderzahnheilkunde und Kieferorthopädie. Die Leitung oblag dem Kreisjugendzahnarzt, dem späteren leitenden Kinderstomatologen eines Kreises. Daneben existierten in vielen Schulen kinderstomatologische Ambulanzen, die verwaltungstechnisch der Kreisjugendzahnklinik unterstanden, in denen Vorschul- und Schulkinder regelmäßig zahnärztlich betreut wurden in der Einheit zwischen primärer und sekundärer Prävention. In verschiedenen Landregionen kamen auch fahrbare Schulambulanzen zum Einsatz. Die Einführung der Trinkwasserfluoridierung als eine kariesvorbeugende Maßnahme begann bereits 1959 mit der Inbetriebnahme der Trinkwasserfluoridierungsanlage in Karl-Marx-Stadt, der seinerzeit größten kariesvorbeugenden Aktion in Europa. Mit dem Ministerratsbeschluss vom Juli 1972 über die „Weiterentwicklung der Trinkwasserfluoridierung“ hatte die DDR als einer von wenigen Staaten in der Welt die schrittweise Einführung dieser Maßnahme gesetzlich geregelt (KÜNZEL 1974). Mit der „Richtlinie über die regelmäßige zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen“ aus dem Jahre 1979 wurde auf der Grundlage des Wissenstandes über die Vermeidung oraler Erkrankungen auch die präventive Betreuung gesetzlich geregelt. . Seite 21 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . In Westdeutschland wurde mehr und mehr der Abbau der staatlichen, städtischen und kommunalen Jugendzahnpflege betrieben. Lediglich dort, wo beamtete Schulzahnärzte aus der Vorkriegszeit oft unter schwierigsten wirtschaftlichen und räumlichen Verhältnissen den Gedanken der Schulzahnpflege hochhielten, blieben Kristallisationspunkte für den Wiederaufbau der Jugendzahnpflege. Allerdings legte das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland die Aufgaben der Bundesgesetzgebung in die Kompetenz der Länder, was zum Verlust der ehemals vorhandenen Einheitlichkeit von Personal, Ausstattung und Kriterien zur Aufgabenerfüllung führte. 1949 erfolgte die Gründung des „Deutschen Ausschusses für Jugendzahnpflege“ als eingetragener Verein. Diesem Ausschuss gehörten Körperschaften, Organisationen und Institutionen auf Bundesebene an, die sich die Förderung der Jugendzahnpflege zur Aufgabe gemacht hatten (STEIN UND SPECKE 1990). Da eine bedarfsgerechte Entwicklung des Öffentlichen Dienstes (ÖGD) nicht erfolgte, konnte er seiner Verpflichtung zur flächendeckenden Prävention oraler Erkrankungen bei den Kindern nicht nachkommen. Ständig steigende Kosten der zahnärztlichen Behandlung und der Blick ins benachbarte Ausland, wo sich dank einer organisierten Jugendzahnpflege die Mundgesundheit bei den Kindern und Jugendlichen innerhalb eines Jahrzehnts erstaunlich verbessert hatte, führten auf regionaler Ebene zu verschiedenen Aktivitäten, um die erforderlichen Maßnahmen für die Jugendzahnpflege nach der damals noch gültigen Reichsversicherungsordnung (RVO) zu realisieren (DOHNKE-HOHRMANN 2000). Intensiv waren die Bemühungen der gesetzlichen Krankenkassen um eigene Maßnahmen zur Durchsetzung der Prävention. Anfang der achtziger Jahre unterstützten einige Krankenkassen Prophylaxeprogramme in Kindergärten und Schulen. Allerdings handelte es sich dabei lediglich um lokal begrenzte Maßnahmen, die nicht geeignet waren, die Prävention oraler Erkrankungen flächendeckend umzusetzen. Der Bundesverband der Zahnärzte des ÖGD legte zu Beginn der 80er Jahre ein umfassendes Prophylaxeprogramm vor. Der Umsetzung stand allerdings die zu geringe Kapazität des ÖGD gegenüber. Daraufhin beschlossen die Krankenkassen mit entsprechenden Aktionsprogrammen und niedergelassene Zahnärzte sich der Jugendzahnpflege stärker anzunehmen. Der Bundesverband der Deutschen Zahnärzte e. V. (BDZ) führte auf . Seite 22 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . regionaler Ebene das Obleute-Konzept ein. Niedergelassene Zahnärzte erklärten sich nach diesem Konzept bereit, zahngesundheitliche Aufklärung in Kindergärten und Schulen zu übernehmen. Sehr unterschiedlich waren das Engagement der Obleute und die Inhalte ihrer Konzepte. Letztere enthielten die Aufklärung der Kinder über Zahngesundheit, mitunter auch zahnärztliche Reihenuntersuchungen oder beschränken sich teilweise nur auf Elternabende und den Besuch einer Kindergruppe in der eigenen Praxis. Dieses Konzept erlangte keine flächendeckende Prophylaxe, nicht zuletzt auch deshalb, weil zahlreiche Obleute ihre Tätigkeit aus unterschiedlichen Gründen wieder einstellten. Der eigentliche Durchbruch zur Einführung einer breiten Prävention hätte 1983/1984 gelingen können, als der Bundesverband der Ortskrankenkassen und die übrigen Spitzenverbände der Krankenkassen jeweils getrennt mit dem BDZ Grundsätze und Empfehlungen zur Förderung der Gruppenprophylaxe in der Bundesrepublik Deutschland verabschiedeten. Leider waren diese Empfehlungen unterschiedlich in ihrer Auffassung über den Einsatz des Hilfspersonals und über die Fortführung bereits bestehender Aktivitäten. Die differenten Interessenlagen einzelner Kassenarten ließen eine inhaltliche Einigung und Zusammenführung beider Empfehlungen nicht zu, so dass es in den Folgejahren nicht zur ihrer Verabschiedung kam. Damit blieb auch in den 80er Jahren die Gruppenprophylaxe auf Einzelinitiativen beschränkt, eine Breitenwirkung konnte nicht erreicht werden. Zudem orientierte sich die Jugendzahnpflege ausschließlich auf Reihenuntersuchungen und Prävention. Das Prinzip Kantorowicz`s, die Prophylaxe, Behandlung und Nachsorge in eine Hand zu legen, fand keine Unterstützung. Während die Prävention als Gruppenprophylaxe punktuell in Kindereinrichtungen von Zahnärzten des ÖGD und niedergelassenen Zahnärzten durchgeführt wurde, erfolgte die zahnärztliche Behandlung ausschließlich in den privaten Zahnarztpraxen und Universitätszahnkliniken; Behandlungen in Einrichtungen des ÖGD waren Ausnahmen. Der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen hatte sich unter anderem in seinem Jahresgutachten 1987 kritisch mit der Jugendzahnpflege auseinandergesetzt und auf schwere Versäumnisse hingewiesen. Ebenso forderte die Enquete-Kommission „Strukturreform in der gesetzlichen Krankenversicherung“ die . Seite 23 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Intensivierung von Maßnahmen der zahnärztlichen Gruppenprophylaxe (STEIN UND SPECKE 1990). Die vielseitige und berechtigte Kritik an der damals unzureichenden Mundgesundheit in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere die im Vergleich zu den Nachbarstaaten höhere Kariesverbreitung bei Kindern und Jugendlichen, war für den Gesetzgeber eine Herausforderung, effektive Lösungswege zur Behebung dieses Mangels aufzuzeigen. Daraufhin wurde mit dem Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen (Gesundheits-Reformgesetz – (GRG) vom 20. Dezember 1988 (BGBL. I S. 2477) das Sozialgesetzbuch um ein Fünftes Buch (SGB V) erweitert. Der darin enthaltene § 21 regelt die Einführung der Gruppenprophylaxe in der Bundesrepublik Deutschland und trat am 1. Januar 1989 in Kraft. Vier Jahre später, am 1. Januar 1993, wurde mit dem Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) die Voraussetzung für die Betreuung von Kindern bis zum 12. Lebensjahr mit einem hohen Kariesrisiko innerhalb der Gruppenprophylaxe geschaffen. 2.5 Gesundheitserziehung Gruppenprophylaxe, Individualprophylaxe Einen Umbruch in der Einstellung zur Zahngesundheit in der Bevölkerung durchzusetzen, ist schwierig. Es sollte ein Verantwortungsbewusstsein für die eigene Zahngesundheit und die Bereitschaft zum gesundheitsgerichteten aktiven Handeln und Präventivverhalten entwickelt werden. Dabei muss erkennbar sein, dass Vorsorgeverhalten Vorteile bringt, auch wenn diese erst spät einsetzen (KÖNIG 1987). Grundsätzlich werden die Zahnerkrankungen von Teilen der Bevölkerung heute noch zu gering beachtet. Weil Karies und Entzündungen des marginalen Parodonts im allgemeinen keine lebensbedrohlichen Folgen haben, nehmen sie als Krankheiten zunächst keinen hohen Stellenwert ein. Zahnerkrankungen werden zwar als lästig, aber letztlich banal angesehen. Zudem gelten die Zähne als durchaus leicht ersetzbar. In . Seite 24 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . diesem Zusammenhang werden die Vorsorgemaßnahmen als unverhältnismäßig mühevoll, beschwerlich und unangenehm empfunden (RECHORT 1984, KÖNIG 1987). Selbst eine hohe Motivation hat nur wenig Einfluss auf das Mundgesundheitsverhalten (BAUCH 1990). Jahrzehntelang herrschte in der Präventivmedizin ein sogenanntes kongnitivmedizinisches Paradigma vor, von dem man glaubte, über Wissensänderung Verhaltensänderung bewirken zu können. Dieses Modell ist eindimensional, weil die unterschiedlichen Vermittlungsebenen des Verhaltens "kognitiv - affektiv - behavioral" nicht berücksichtigt Verhaltensgenerierung wurden nicht und gerecht somit wird. der Mehrdimensionalität Das trifft der auch für Verhaltensänderungsmodelle zu, die allein über Furchtappelle, also über die affektive Ebene Verhaltensänderungen bewirken wollen. BAUCH (1990) stellte die These auf, dass nicht das ungenügende Wissen das Problem ist, sondern das dieses Wissen nicht umgesetzt wird. Der Transfer von Wissen in Verhalten ist das Kardinalproblem der Präventivmedizin. Der alleinige kongnitive Weg der Gesundheitserziehung hat sich nicht bestätigen können. In den USA wurde das "Health-Belief-Model" (H-B-M) entwickelt (ROSENSTOCK 1974), das versucht die kognitive, affektive und verhaltensorientierte Dimension zusammenzubringen. Nach dem "H-B-M" wird präventives Verhalten unter folgenden Voraussetzungen adaptiert: - die Personen müssen sich als anfällig für die jeweilige Krankheit einschätzen - die Krankheit muss die Lebensbedingungen negativ tangieren - die Kosten der Ausführung des Präventivverhaltens müssen geringer sein, als die entstehenden Kosten bei der Unterlassung des Verhaltens. Das besondere Problem in der Zahnmedizin besteht darin, dass die positiven Effekte des Präventivverhaltens für die meisten Menschen in zeitlich entfernter Perspektive liegen und sich somit der Belohnungseffekt für das ausgeführte Verhalten relativiert. Das Gesundheitskonzept darf nicht lauten: „Du musst dir die Zähne putzen, damit du in ferner Zukunft keine Zahnschmerzen bekommst" vielmehr muss der augenblickliche Nutzen des Präventivverhaltens in den Vordergrund gerückt werden (BAUCH 1990). . Seite 25 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Die erfolgreiche Erziehung zur Zahngesundheit erfordert einen gezielten, langfristigen, systematischen und kontinuierlichen Prophylaxeunterweisungen bewirken Erziehungsprozess. praktisch keinerlei Einmalige Verbesserung der Mundgesundheit (PIEPER 1979, KÖNIG 1987). Die Zahngesundheitserziehung ist in erster Linie Aufgabe der Eltern, kann von ihnen jedoch nur übernommen werden, wenn diese entsprechendes Wissen besitzen und sich selbst zahngesundheitsbewusst verhalten. Für die Kinder ist das gute Beispiel und Vorbild der Eltern von maßgeblicher Bedeutung (FREGIN 1987, GLOCKMANN et al. 1979). Programme zur Gruppenprophylaxe müssen die soziale Schichtzugehörigkeit berücksichtigen. Viele Autoren haben festgestellt, dass zahngesundheitliche Aufklärungsangebote mehrheitlich von den Mittel- und Oberschichten genutzt und aktiv in die Tat umgesetzt werden. Bei der sogenannten Unterschicht verbesserte sich lediglich die zahnärztliche Versorgung (DOHNKE 1977, ANGERER 1981, HÜGE 1982, DINSE 1985, DULLY 1988). Andere Autoren registrierten, dass die Kariesverbreitung bei Kindern aus sozial schwächeren Schichten höher ist, als bei Kindern aus sozial günstiger gestellten Familien (JOHNSON et al. 1980, POWELL et al. 1986, RUIKEN et al. 1986, HUNTER 1988, HUNT 1989, DOMINGUEZ-ROJAS et al. 1993, LEE et al. 1993). Da die entscheidenden Verhaltensmuster hinsichtlich des Gesundheitsverhaltens für das ganze Leben bereits beim Kind geprägt werden, sollte schon bei der werdenden Mutter die Mundgesundheitserziehung begonnen und ab den Kleinkindalter kontinuierlich fortgesetzt werden (KÖNIG 1987, HETZER 1991a). Primäre Kariesprävention kann in Form einer Kollektiv-, Gruppen- oder Individualprophylaxe verwirklicht werden. Nach EINWAG (1993) müssen die Maßnahmen annehmbar und durchführbar, dass heißt realistisch für die betreffende Person sein, weil die sie täglich durchführen muss. In Deutschland ist die Form der kollektiven Kariesprävention durch Trinkwasserfluoridierung gesetzlich nicht möglich. Als Alternativen zur Fluoridanwendung werden die Benutzung von fluoridiertem Kochsalz und fluoridreichem Mineralwasser empfohlen. Die Tablettenfluoridierung ohne eingehende Fluoridanamnese kann nicht mehr uneingeschränkt unterstützt werden (DGZMK-Stellungnahme 2001). . Seite 26 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . In Deutschland besteht mit der gesetzlich geregelten Gruppen- und Individualprophylaxe für Kinder und Jugendliche bis zum achtzehnten Lebensjahr ein System der kollektiven und individuell prophylaktischen Betreuung, um der Karies und marginalen Entzündungen zu begegnen. Die Gruppenprophylaxe ist besonders für Kindergartenkinder und Schüler als sinnvoll zu erachten. Für langfristig angestrebte Verhaltensänderung ist sie die notwendige Basis. Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter, die keinen Kindergarten besuchen, können nur über die Frühuntersuchung (FU) und auf dem Wege der Individualprophylaxe ab dem sechsten Lebensjahr kariespräventiv betreut werden. Die Gruppenprophylaxe sollte zusätzlich durch die Individualprophylaxe ergänzt werden. Besonders betrifft das jenes Drittel der Kinder, die der Kariesrisikogruppe angehören (ZIMMER 1994, HEINRICHWELTZIN et al. 1998). Seit dem 1. Januar 2000 ist gesetzlich geregelt, dass die Basisprophylaxe um die Intensivprophylaxe innerhalb der Gruppenprophylaxe für die Betreuung von Kariesrisikokinder bis zum sechzehnten Lebensjahr auszudehnen ist. Trotzdem reichen für diese Kinder gruppenprophylaktische Maßnahmen allein nicht aus. Bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr gehört der Individualprophylaxe die Priorität, vorausgesetzt, die angebotenen individuellen präventiven Maßnahmen werden in Anspruch genommen. Die Leistungen der gezielten, individuellen prophylaktischen Maßnahmen (IP1-IP5) bestehen aus: zahnärztlicher Untersuchung, Plaqueanfärbung, Erhebung des Hygiene- und Parodontalstatus, Aufklärung über Mundgesundheitswissen und -verhalten, Anleitung und Motivation zur Zahnpflege, Remotivation, lokale Fluoridierung und Fissurenversiegelung (IP 1 bis IP 5). Epidemiologische Studien belegen, dass jede Form der Prophylaxe Erfolg haben kann. Die Kariesreduktion ist um so größer, je früher mit der kontinuierlichen Vorsorge begonnen wird (MARTHALER 1975, GÜLZOW et al. 1987, KRÜGER et al. 1987, IMFELD und LUTZ 1995, MARTHALER et al. 1988, LUSTI et al. 1995, MARTHALER et al. 1996). Die aktuelle Stellungnahme der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) empfiehlt zur Durchführung der Gruppenprophylaxe, dass gruppenprophylaktische Maßnahmen möglichst frühzeitig einzusetzen sind und flächendeckend weiter geführt werden müssen. Im Vorschulalter wird das tägliche . Seite 27 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta favorisiert. Darüber hinaus sind Ernährungshinweise und Gewöhnung an das Milieu der Zahnärztlichen Praxis mit geeigneten Mitteln und Methoden zu vermitteln. Im Schulalter sind zweimal jährliche Prophylaxeübungen für alle 6- bis 12-jährigen Kinder anzustreben. Die Maßnahmen umfassen die Instruktion und Motivation für eine zweckmäßige Mundhygiene und ausgewogene Ernährung. Die Fluoridanwendung sollte in Abhängigkeit von den jeweiligen Voraussetzungen und der Einverständniserklärung der Eltern entweder in Form mindestens zweimal jährlicher Lackapplikationen oder durch zwei- bis sechsmal jährliches Einbürsten von Fluoridgelee erfolgen (Basisprophylaxe). Für Kinder mit erhöhter Kariesaktivität oder erhöhtem Kariesrisiko werden die vorgenannten Maßnahmen und Inhalte der Gruppenprophylaxe (Intensivprophylaxe) viermal jährlich bis zum 16. Lebensjahr fortgeführt (DGZMK-Stellungnahme 2000). 2.5.1 Zahnärztliches Präventionskonzept der Stadt Erfurt als Grundlage zur Durchführung der Gruppenprophylaxe (Stand 2000) Die schul- bzw. jugendzahnärztliche Betreuung hat in der Landeshauptstadt des Freistaates Thüringen seit 1907 Tradition und wurde vor allem in den fünfziger Jahren flächendeckend ausgebaut (LAUE 1963). Entsprechend dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand wurden in das damals vordergründig kurativ ausgerichtete Betreuungssystem kariespräventive Maßnahmen einbezogen (KÜNZEL und MÖLLER 1996). In Erfurt, der Landeshauptstadt Thüringens, wurde Ende 1992 nach Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege/Thüringen (LAG) der Arbeitskreis Jugendzahnpflege gebildet, dessen Ziel es ist, die gesetzlich vorgegebenen Aufgaben im Rahmen der Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend umzusetzen. Die gesetzliche Grundlage für die Umsetzung der Gruppenprophylaxe in der Bundesrepublik Deutschland wurde 1989 geschaffen. Im V Sozialgesetzbuch § 21, Verhütung von Zahnerkrankungen (Gruppenprophylaxe), ist verankert, dass bei Kindern, die das . Seite 28 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, die Erkennung und Verhütung von Zahnerkrankungen zu fördern ist. Diese Maßnahmen sollen sich insbesondere auf die Untersuchung der Mundhöhle, Erhebung des Zahnstatus, Zahnschmelzhärtung, Ernährungsberatung und Mundhygiene erstrecken. Seit der Wiedervereinigung haben diese gesetzlichen Verordnungen auch für die neuen Bundesländer Gültigkeit. Nach den gesellschaftspolitischen Veränderungen in den neuen Bundesländern, der die Transformation des Gesundheitswesens folgte, mussten neue Strukturen etabliert werden, um die Organisation und Durchführung der Gruppenprophylaxe zu realisieren. Zu Beginn der neunziger Jahre hat sich in Ostdeutschland der öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) etabliert, und mit der Einrichtung von Gesundheitsämtern wurde auch die Jugendzahnpflege berücksichtigt. In Erfurt realisieren vier Zahnärzte im öffentlichen Dienst gemeinsam mit Patenschaftszahnärzte aus privaten Niederlassungen und eine Prophylaxehelferin die Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen (Stand 2000). 1999 wurden für 54 Kindergärten Patenschaftsverträge abgeschlossen. Seit 1994 (61 Patenschaften) ist die Zahl der abgeschlossenen Patenschaftsverträge bis auf das Jahr 1998 rückläufig. Der Aufbau der Gruppenprophylaxe in der Stadt Erfurt erfolgte aus finanziellen und personellen Gründen nach einem Stufenplan, dessen Realisierung 1992 mit der Involvierung der ersten Kindergärten und 1995 mit der Einbeziehung von Grundschulen begann. Ende 1994 waren alle 35 Vorschuleinrichtungen in das Präventivprogramm integriert. Die präventive Betreuung in diesen Einrichtungen soll ausschließlich durch Patenschaftszahnärzte und seit 1997 zusätzlich durch eine Prophylaxehelferin, die im ÖGD angestellt ist, realisiert werden. Nach den Empfehlungen der LAG sind jährlich mindestens vier Prophylaxeimpulse vorgesehen. Tägliche Mundhygieneaktionen erfolgen unter Aufsicht der Erzieherinnen in den Kindergärten. Dabei kommen fluoridhaltige Kinderzahnpasten zum Einsatz. Wenn die Eltern ihr Einverständnis schriftlich erklären, putzen die Sechsjährigen ihre Zähne einmal wöchentlich unter Aufsicht zusätzlich mit einem fluoridhaltigen Gel (1,25 % Fluoridgehalt). Jährliche Reihenuntersuchungen wurden in sämtlichen Kindergärten und Schulen seit dem Schuljahr 1991/1992 von Zahnärzten des ÖGD durchgeführt, um die Mundgesundheit . Seite 29 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . und den Sanierungsstand zu dokumentieren. Bei festgestelltem Behandlungsbedarf eines Kindes werden die Eltern schriftlich gebeten, einen Zahnarzt ihrer Wahl aufzusuchen. 2.6 Zielstellung Seit Beginn der 90er Jahre wurde ein allgemeiner Kariesrückgang auch in Deutschland nachgewiesen (KÜNZEL 1997). Allerdings ist die Kariesverbreitung regional sehr unterschiedlich, was u. a. auch vom Umsetzungsgrad der Gruppenprophylaxe und anderer Präventionsmaßnahmen abhängt. In diesem Zusammenhang versteht sich die vorgelegte Arbeit. Ihr Ziel war es, retrospektiv die Dynamik der Mundgesundheit, gemessen an der Kariesverbreitung, dem Sanierungsgrad und dem Sanierungsstand von Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt zwischen 1991 und 1999, zu analysieren. Um die Effektivität Fluoridapplikation bei der Gruppenprophylaxe Schulkindern zu unter evaluieren, Berücksichtigung erfolgte am Ende der des Beobachtungszeitraumes im Schuljahr 1998/1999 ein Vergleich zwischen Kindern der vierten Klasse (9- bis 10-Jährige), die seit ihrer Einschulung (Schuljahr 1995/1996) gruppenprophylaktisch betreut werden, und Gleichaltrigen ohne bisherige Involvierung in die Gruppenprophylaxe. Schlussfolgernd aus den Ergebnissen des normativen Mundgesundheitszustandes und dem gesundheitsbezogenen Wissen und Verhalten, aus einem schriftlichen Interview bei 9- bis 10-jährigen Schülern resultierend, sollen Empfehlungen zur weiteren Optimierung der Mundgesundheit abgeleitet werden. . Seite 30 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 3. Material und Methode 3.1 Auswahl des Datenmaterials Die Befunddokumentationen jährlicher zahnärztlicher Reihenuntersuchungen dienten als Basismaterial für die Analyse der Kariesdynamik. Sie wurden für die Altersgruppen der 5- bis 6-jährigen und 11- bis 12-jährigen Erfurter Kinder aus den Jahren 1991 bis 1999 freundlicherweise vom Jugendzahnärztlichen Dienst des ÖGD in anonymer Form zur wissenschaftlichen Bearbeitung durch die Autorin zur Verfügung gestellt. Der Jugendzahnärztliche Dienst des ÖGD gab ebenso die jährlichen Befunddokumentationen der Schüler (von der ersten bis zur vierten Klasse), die an einem standardisiertem Interview teilnahmen, zur wissenschaftlichen Bearbeitung frei. Ein Beobachtungsjahr entspricht dabei jeweils einem Schuljahr. Die definierten Altersgruppen stellen Standardaltersgruppen dar und ermöglichen einen nationalen und internationalen Vergleich. Aus den insgesamt verfügbaren Daten von 30343 Kindern (5- bis 6-Jährige N=13040; 11- bis 12-Jährige N=17303) erfolgte für die kariesstatistische Auswertung eine repräsentative Auswahl. Demzufolge wurden pro Untersuchungsjahr die Daten von jeweils 200 5- bis 6-Jährigen und 11- bis 12-Jährigen (N =3200) randomisiert ausgewählter Dokumentationen berücksichtigt, was etwa einer 10 %igen Stichprobe des gesamten Datenmaterials entsprach. 1998/1999 erfolgte ein standardisiertes schriftliches Interview mit 9- bis 10-jährigen Schulkindern zum mundgesundheitsbezogenen Wissen und Verhalten. Das war der erste Jahrgang Kinder, von denen ca. ein Drittel seit ihrer Einschulung in die Gruppenprophylaxe involviert waren. Es standen 36 Grundschulen zur Auswahl. In Abstimmung mit dem Schulamt wurde eine randomisierte Auswahl von 5 Schulen getroffen. Innerhalb dieser Schulen wurden jeweils 3 Klassen der Klassenstufe 4 nach dem Zufallsprinzip ausgewählt (falls die Klassenstufe größer als 3-spannig war). Das . Seite 31 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . standardisierte schriftliche Interview wurde nach einer Terminabstimmung mit den Schul- und Klassenleitern unter Klausurbedingungen in einer Schulstunde für die Schüler unangekündigt durchgeführt. Durch das Randomisierungsverfahren konnten 303 Schüler aus 15 verschiedenen Klassen rekrutiert werden. Von denen hatte ca. ein Drittel die Möglichkeit, seit der ersten Klasse im Rahmen der Gruppenprophylaxe regelmäßige halbjährliche Applikationen mit dem Fluoridlack, Duraphat, zu erhalten (Gruppe A). Der andere Teil der Schüler war auf Grund des Stufenplanes noch nicht in die Gruppenprophylaxe involviert und erhielt lediglich sporadische Impulse zur Gruppenprophylaxe, aber keine Applikationen mit einem Fluoridlack (Gruppe B). Damit gliedert sich die Studie in einen soziologisch-klinischen Teil, in dem die Antworten der 9- bis 10-jährigen Viertklässler sowie deren jährliche Mundgesundheitsbefunde seit ihrer Einschulung berücksichtigt wurden und in einen epidemiologischen Teil, der auf den kariestatistischen Daten von 1600 5- bis 6-Jährigen und 1600 11- bis 12-Jährigen, die in den Schuljahren 1991/1992 bis 1998/1999 erhoben wurden, basiert. 3.2 Beurteilung des oralen Gesundheitszustandes Die Reihenuntersuchungen erfolgten durch vier kalibrierte Zahnärzte des ÖGD nach WHO-Standards (WHO: Oral Health Surveys. Basicmethods. World Health Organisation 2. and 3. ed. Geneva 1977 and 1987). Zur Standardisierung der Befunde wurden die Untersuchungen jeweils vormittags in Sozialräumen der Kindergärten und Schulen mit Spiegel und zahnärztlicher Sonde unter ausreichenden Lichtverhältnissen durchgeführt. Die zahnärztlichen Reihenuntersuchungen sind gesetzlich durch das Kindertageseinrichtungsgesetz (KitaG §15 Absatz 3) vom 25.06.1991 und durch das Thüringer Schulgesetz (ThSchulG §55 Absatz3) vom 06.08.1993 geregelt (Thüringer Landesgesetze). Die Untersuchungstermine waren mit den Leitern der Einrichtungen abgestimmt und den Kindern nicht bekannt. . Seite 32 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Grundlage der Befundung bildete der Kariesstatus nach dem dmft/DMFT-Index. Die Initialkaries fand keine Berücksichtigung, ebenso nicht die Differenzierung nach Primär- und Sekundärkaries. Als Karies wurde jede durch Sondierung nachweisbare Karies gezählt oder wenn sie als Sekundär Karies an gefüllten Zähnen bestand. Im Fissurenbereich galt die Karies als behandlungsbedürftig, wenn eine mit mäßigem Druck eingeführte dünne, spitz auslaufende Sonde hängen blieb und nur unter leichter Zugangswendung entfernbar war. Ergänzende Diagnostikverfahren fanden keine Anwendung. Ab 1993/1994 wurden zusätzlich die Fissurenversiegelungen (FV) registriert. Diese Befunddokumentation lässt eine Auswertung der Zahngesundheit des Einzelnen als auch der von Gruppen zu. Als Alter wurde das vom Probanden im Beobachtungsjahr (entspricht einem Schuljahr) tatsächlich erreichte bzw. noch zu erreichende Alter gewertet. 3.3 Inhalte des standardisierten schriftlichen Interviews Der Fragebogen enthielt 27 Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, von denen die Befragten die nach ihrer Meinung jeweils richtige Antwort anzukreuzen hatten. Das Interview diente zum Vergleich hinsichtlich des mundgesundheitsbezogenen Wissens und Verhaltens zwischen diesen beiden Gruppen. Der Fragebogen beinhaltete: 1. Angaben zur Person 2. Orales Gesundheitswissen 3. Orales Gesundheitsverhalten 4. Einstellungen gegenüber der oralen Gesundheit 5. Ernährungsgewohnheiten 6. Wahrnehmung der zahnärztlichen Versorgung . Seite 33 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 3.4 Statistische Methoden Alle ausgewählten Befunddokumentationen und die Antworten des Interviews wurden zur weiteren Bearbeitung auf elektronische Datenträger übernommen und mit Hilfe des Statistikprogrammes SPSS Version 10.0 für Windows bearbeitet. Die Auswertung erfolgte geschlechtsspezifisch und konzentrierte sich bei den 5- bis 6-Jährigen und den Probanden des standardisierten schriftlichen Interviews auf die Berechnung des dmft/DMFT-Indexes, einschließlich seiner Anteile dt/DT, mt/MT und ft/FT. Zusätzlich wurde die Fissurenversiegelungsfrequenz bei den befragten Schülern sowie für die 11bis 12-Jährigen bestimmt. Bei den 11- bis 12-Jährigen wurde der DMFT mit seinen Anteilen kalkuliert. In dieser Altersgruppe erfolgte eine Analyse der Kariesverbreitung und der Fissurenversiegelung nach dem Besuch des Schultyps. Es wurde zwischen Gymnasium und sonstigen Schulen (Gesamtschulen, Regelschulen, Förderschule) unterschieden. Neben den dmft/DMFTMittelwerten fanden die Standardabweichung und die Spannweite t Berücksichtigung. Der Minimalwert der Spannweite t auf dmft/DMFT bezogen, wurde immer mit 0 registriert. Der Maximalwert ist in den jeweiligen Tabellen aufgeführt. Die dmft/DMFT-Werte dienten auch zur Bestimmung des Kariesrisikos. Das Kariesrisiko wurde nach den DAJ-Kriterien (Tabelle 6), nach dem Lorenzschen Konzentrationsmaß (DMFT50) und dem SiC-Index (Bratthall 2000) beurteilt. Tabelle 6: Kriterien der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) zur Erfassung von Kindern mit einem erhöhten Kariesrisiko Altersgruppe Kariesbefall 2- bis 3-Jährige dmf-t 0 4-Jährige dmf-t 2 5-Jährige dmf-t 4 6- bis 7-Jährige dmf-t / DMF-T 5 oder D-T 0 8- bis 9-Jährige dmf-t / DMF-T 7 oder D-T 2 11- bis 12-Jährige DMF-S an Glatt- und Approximalflächen 0 . Seite 34 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Das Lorenzsche Konzentrationsmaß zeigt den Konzentrationsverlauf der Karies und ihre Polarisierung in Form einer Kurve auf. Der Kurvenverlauf des Lorenzschen Konzentrationsmaßes ergibt sich aus der aufsteigenden Summation des zahnbezogenen Kariesbefalls (y-Achse) über die Summation der Kinder (x-Achse), wobei die jeweiligen Summationen als Prozentwert der Gesamtzahl ausgedrückt werden. Der Kurvenbeginn auf der x-Achse gibt die Anzahl der Kinder mit kariesfreien Gebissen wieder. Der SiCIndex (Significant Caries-Index) bestimmt die durchschnittliche Kariesverbreitung des Drittels der Kinder mit dem höchsten dmft- (5- bis 6-Jährige) bzw. DMFT-Werten (11bis 12-Jährige). Aus den dmft/DMFT-Werten ergaben sich auch der Sanierungsgrad, der den Anteil der Füllungen am gesamten DMFT/dmft darstellt und mit der Formel Sanierungsgrad = FT/ft+ MT/mt 100 DMFT/dmft Der Sanierungsstand gibt den berechnet wird. Anteil primär gesunder, sanierter und behandlungsbedürftiger Probanden wieder. primär gesund = der Untersuchten mit DMFT/dmft = 0 100 aller Untersuchten saniert = der Untersuchten mit DT/dt = 0 und MFT/mft 1 100 aller Untersuchten behandlungsbedürftig = der Untersuchten mit DT/dt 1 100 aller Untersuchten Die Unterschiede in der Kariesverbreitung innerhalb der Altersgruppen der 5- bis 6Jährigen und 11- bis 12-Jährigen während des Beobachtungszeitraums wurden mit Hilfe des U-Testes nach Mann-Whitney für unverbundene Stichproben (SACHS 1992) bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % (p 0,05) gesichert. Für die Sicherung der Unterschiede in der Kariesverbreitung bei den Probanden des standardisierten . Seite 35 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Interviews zwischen den Klassenstufen im klinisch-soziologischen Teil der Studie, kam der Vorzeichentest für verbundene Stichproben bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % (p 0,05) zur Anwendung. Es wurden 301 von 303 vorhandenen Befunddokumentationen der vierten Klasse mit den zugehörigen standardisierten Interviews über die Klassenzugehörigkeit, das Geschlecht und das Geburtsdatum verknüpft. Die anschliessende Analyse diente als Nachweis, ob eine Korrelation zwischen dem oralen Gesundheitswissen bzw. dem angegeben Verhalten und dem Mundgesundheitszustand bestand. Zum oralen Gesundheitswissen wurden 14 Fragen (Frage 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18) gestellt und zum Verhalten 5 (Frage 7, 19, 20, 21, 24). Im Fragenkomplex Wissen gab es 15 richtige Antworten, im Fragenkomplex Verhalten 7 richtige Antworten. Aus den Antworten des Interviews wurden Konstrukte gebildet, wonach das Gesundheitswissen nach den Kategorien „gut", „befriedigend" und „schlecht", das Gesundheitsverhalten nach den Kategorien „gut" und „schlecht" differenziert wurde. Als guter Wissensstand wurde eingeschätzt, wenn ein Kind 12 oder mehr richtige Antworten gab. Ein geringerer Wissensstand bis zu 8 richtigen Antworten war als befriedigend anzusehen, darunter als schlecht. Für die Einschätzung des Verhaltens wurden zwei Konstrukte gebildet, wobei mehr als 4 richtige Antworten als gut galten, darunter war eine ungünstiges Beeinflussen der orale Gesundheit nicht auszuschließen und als schlecht deklariert (Tabelle 7). Die jeweiligen Anteile wurden kalkuliert und mit Hilfe des Chi-Quadrat-Testes (SACHS 1992) statistisch gesichert. Tabelle 7: Einschätzung des oralen Gesundheitswissens und des Verhaltens Wissen Einschätzung 15 - 12 richtige Antworten Gut 11 - 8 richtige Antworten Befriedigend 7 - 0 richtige Antworten Schlecht Verhalten 7 - 5 richtige Antworten Gut 4 - 0 richtige Antworten Schlecht . Seite 36 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 4. Ergebnisse 4.1 Soziologisch – epidemilogischer Teil 4.1.1 Mundgesundheit von Schulkindern der ersten bis vierten Klasse soziologisch-epidemiologischen Teil der Studie Im folgenden werden die Kariesverbreitung und daraus abgeleitete Parameter von Erfurter Kindern der ersten bis vierten Klasse wiedergegeben. Ca. ein Drittel der Schüler/innen dieser Klassen war seit Schuleinführung in die Gruppenprophylaxe involviert. In der vierten Klasse erfolgte das standardisierte Interview. Überwiegend durch Krankheit bedingt, lagen nicht von allen 303 Viertklässlern die kariesstatistischen Befunde seit der ersten Klasse vor. Zur Auswertung gelangten daher die jährlichen Befunddokumentationen von 243 Erstklässlern, 281 Zweitklässlern, 303 Dritt- und 303 Viertklässlern (Tabelle 8). Tabelle 8: Anzahl (N) der vorliegenden Befunddokumentationen der Schüler, die an dem standardisierten Interview teilnahmen Klasse Untersuchungsjahr Alter N 1. Klasse 1995/1996 6–7 243 2. Klasse 1996/1997 7–8 281 3. Klasse 1997/1998 8–9 303 4. Klasse 1998/1999 9 – 10 303 Kariesverbreitung Die Kariesverbreitung im Milchgebiss betrug für die erste Klasse 3,6 dmft, stieg in der 2. Klasse auf 3,8 und fiel in der 4. Klasse auf 2,2 dmft ab (Tabelle 9). Durch die . Seite 37 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Differenzierung in kariöse, fehlende und gefüllte Zähne wurde deutlich, dass in allen vier Klassenstufen der Anteil der sanierten Zähne (ft) wesentlich größer (mehr als 1 Zahn Differenz) als der dt war. Der mt-Wert lag kontinuierlich unter 1 (Tabelle 9). Die Spannweite t wurde in der ersten Klasse mit 12 dmft registriert. In den folgenden Klassenstufen reduzierte sich t von 10 auf 9 bzw. 8 dmft in der vierten Klasse. Nach dem Vorzeichentest war lediglich die Kariesprävalenz der ersten zur vierten Klasse signifikant unterschiedlich. Tabelle 9: Kariesprävalenz (dmft) im Milchgebiss mit dt-, mt- und ft-Anteilen und Standardabweichung (SD) Klasse dmft SD dt SD mt SD ft SD 1. Klasse 3,6 3,01 0,9 1,46 0,7 1,12 2,0 2,1 2. Klasse 3,8 2,74 0,8 1,22 0,7 1,22 2,3 2,14 3. Klasse 3,2 2,47 0,7 1,24 0,5 0,96 2,0 1,96 4. Klasse 2,2 2,3 0,5 1,11 0,2 0,73 1,5 1,8 nach dem Vorzeichentest signifikanter Unterschied im Vergleich zur ersten Klasse bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 Sanierungsgrad und Sanierungsstand Der Sanierungsgrad für das Milchgebiss betrug in der ersten Klasse 75,7 % und stieg über die zweite und dritte Klasse mit ca. 77 % auf 80,5 % in der vierten Klasse an. Bezüglich des Sanierungsstandes für die erste Dentition waren in der ersten und zweiten Klasse noch 39 % der Kinder behandlungsbedürftig in der viertem Klasse nur noch 22 %. Primär gesunde Milchgebisse wiesen in der ersten Klasse 25 %, in den Klassen zwei und drei 19 % und in der vierten Klasse 33 % der Jungen und Mädchen auf. Der prozentuale Anteil der Kinder mit sanierten Milchgebissen lag in der Klasse eins bei 36 % und erhöhte um sich 9 % bis in die Klasse vier auf 45 % (Tabelle 10). . Seite 38 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 10: Sanierungsgrad und Sanierungsstand im Milchgebiss Klasse Sanierungsgrad Sanierungsstand Saniertes Gebiss Behandlungsbedürftiges Primär Gebiss Prozent gesundes Gebiss Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl 1. Klasse 74,68 36 % 87 39 % 95 25 % 61 2. Klasse 77,94 42 % 118 39 % 110 19 % 53 3. Klasse 77,98 46 % 139 35 % 106 19 % 58 4. Klasse 80,53 45 % 136 22 % 67 33 % 100 Es ergaben sich für das Milchgebiss hinsichtlich der Kariesprävalenz, des Sanierungsgrades und -standes keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Kariesverbreitung Die Kariesverbreitung im bleibenden Gebiss betrug für die Kinder der ersten Klasse 0,3 DMFT und stieg über 0,5 und 0,7 (Klasse zwei und drei) auf 0,9 DMFT in der vierten Klasse an (Tabelle 11). Die Unterschiede in der Kariesverbreitung, gemessen an der ersten Klasse, waren ab der zweiten Klasse nach dem Vorzeichentest signifikant. Auch im bleibenden Gebiss setzte sich der Trend fort, dass in allen vier Klassenstufen der Anteil der sanierten Zähne (FT) am DMFT am größten war. Von der ersten bis zur vierten Klasse ist kein Zahn der 303 Probanden durch Karies verloren gegangen. Die Spannweite t wurde in der ersten und zweiten Klasse mit 4 DMFT registriert. In den folgenden Klassenstufen stieg t von 5 auf 8 DMFT in der vierten Klasse an. . Seite 39 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 11: Kariesprävalenz (DMFT) im bleibenden Gebiss mit DT, MT und FTAnteilen und Standardabweichung (SD) Klasse DMFT SD DT SD MT SD FT SD 1. Klasse 0,3 0,8 0,1 0,46 0 0 0,2 0,63 2. Klasse 0,5 1 0,1 0,49 0 0,05 0,4 0,83 3. Klasse 0,7 1,16 0,2 0,51 0 0,11 0,5 1 4. Klasse 0,9 1,41 0,2 0,68 0 0,2 0,7 1,17 nach dem Vorzeichentest signifikanter Unterschied im Vergleich zur ersten Klasse bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 Sanierungsgrad und Sanierungsstand Der Sanierungsgrad (Tabelle 12) für die Zähne der bleibenden Dentition betrug in der Klasse eins 54,4 % und stieg stetig über 67,4 % und 77,4 % (Klasse zwei und drei) auf 81,8 % in der Klasse vier an. Bezüglich des Sanierungsstandes (Tabelle 12) waren in der ersten Klasse 8,7 % der Kinder behandlungsbedürftig und in der vierten Klasse 10,2 %. In der zweiten und dritten Klasse war die Anzahl der behandlungsbedürftigen bleibenden Zähne mit 9,6 % bzw. 9,9 % annähernd gleich groß. Der prozentuale Anteil der sanierten bleibenden Gebisse lag in der Klasse eins bei 7,8 %, stieg in der Klasse zwei auf 14,9 %, in der Klasse drei auf 23,2 % und erreichte in der Klasse vier 29,7 %. Der Anteil der primär gesunden Gebisse sank stetig von 83,5 % (erste Klasse) auf 60,1 % in der vierten Klasse. . Seite 40 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 12: Sanierungsgrad und Sanierungsstand im bleibenden Gebiss Klasse Sanierungsgrad Sanierungsstand Saniertes Gebiss Behandlungsbedürftiges Primär Gebiss Prozent gesundes Gebiss Prozent Anzahl Prozent Anzahl Prozent Anzahl 1. Klasse 54,4 7,8 % 19 8,7 % 21 83,5 % 203 2. Klasse 67,4 14,9 % 42 9,6 % 27 75,5 % 212 3. Klasse 77,4 23,2 % 70 9,9 % 30 66,9 % 203 4. Klasse 81,8 29,7 % 90 10,2 % 31 60,1 % 182 Es ergaben sich für das bleibende Gebiss hinsichtlich der Kariesprävalenz, des Sanierungsgrades und -standes keine geschlechtsspezifischen Unterschiede. Der Sanierungsstand für das Wechselgebiss, bezogen auf das Milch- und bleibende Gebiss, dokumentiert in der Klasse eins einen Anteil primär gesunder Kinder von 21,3 %. Damit war er ebenso groß wie in der Klasse vier (21,5 %). 14,9 % der Kinder waren in der Klasse zwei und 15,2 % in der Klasse drei primär gesund. Saniert waren in der ersten Klasse 36,4 %, in der zweiten Klasse 42 %, in der dritten Klasse 46,2 % und in der vierten Klasse 50,4 %. Über 40 % der Kinder wiesen in den ersten beiden Klassenstufen noch zu behandelnde Zähne auf. Die Behandlungsbedürftigkeit lag in der Klassenstufe drei bei 38 % und in der folgenden bei 28,1 %. In der vierten Klasse hatte durchschnittlich jedes Kind 2 Fissurenversiegelungen, wobei bei den Mädchen 2,2 Zähne und bei den Jungen 1,9 Zähne versiegelt waren. Dieser Unterschied ist nicht signifikant. Es wurde eine Fissurenversiegelungsfrequenz von 67 % registriert. Die Kinder mit mindestens einer Fissurenversiegelung (FV) wiesen einen dmft von 2,1 und einen DMFT von 0,5 auf. Damit bestand in der Kariesverbreitung, auf die bleibende Dentition bezogen, ein signifikanter Unterschied zwischen den Kindern mit und ohne FV (Tabelle 13). . Seite 41 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 13: Kariesverbreitung (dmft/DMFT) bei 9- bis 10-Jährigen mit und ohne FV mindestens eine FV ohne FV dmft 2,09 2,46 DMFT 0,47 1,65 DMFT gesamt 0.9 Signifikanter Unterschied bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 4.1.2 Analyse des standardisierten Interviews Zur Auswertung gelangten die Antworten von 303 9- bis 10-jährigen Schülern, die die Klassenstufe vier besuchten. 52,2 % waren weiblich und 47,8 % männlichen Geschlechtes. 21 % der Schüler hatten in der 4. Klasse einen Schulwechsel hinter sich gebracht. Der Grossteil der Schüler (79 %) hatte innerhalb der ersten 4 Jahre die Schule nicht gewechselt. 4.1.2.1 Einstellung gegenüber der oralen Gesundheit und orales Gesundheitsverhalten Nahezu alle Befragten (93 %) bestätigten, gesunde Zähne seien ihnen sehr wichtig. Gefragt zur Zahnputzfrequenz berichteten 79 % der Kinder, sich 2mal täglich die Zähne zu putzen. 9 % putzten sich mehr als 3mal täglich die Zähne. Im Gegensatz dazu standen 8 % der Schüler/innen, die sich lediglich 1mal täglich und 4 %, die sich nur gelegentlich die Zähne putzten. Nach dem Frühstück reinigten sich 74 % der Schüler die Zähne, 19 % vor dem Frühstück und 7 % gar nicht. Das Zeitmass, nach dem die Kinder Zahnpflege betreiben, war sehr unterschiedlich. 60 % der Befragten richtete sich beim Zähneputzen entweder mit Hilfe einer speziellen Zahnputzuhr oder einer gewöhnlich Uhr nach der Zeit. Der Teil der Befragten, der sich nicht die Zähne nach Zeit reinigte (21 %) und der, der sich die Zähne putzte, solange er Lust dazu hatte (19 %), war annähernd gleich groß. Die Gründe für das Zähne putzen waren sehr vielfältig, am häufigsten wurde die Vermeidbarkeit von Karies angegeben . Seite 42 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . (Abbildung 2). Auf die Frage, ob sich die Eltern jeden Tag die Zähne putzen, antworteten 81 % der Befragten mit ja, 13 % bestätigten dies lediglich für ein Elternteil (Antwortmöglichkeit für Kinder mit getrennt lebenden Eltern), 5 % wussten es nicht und 1 % der Kinder gab „nein“ an. weil ich mich vor anderen geniere, wenn meine Zähne nicht sauber sind 37% 39% ich bin es so gewohnt 96% so kann ich meine Zähne vor Karies schützen 40% meine Eltern wünschen das 53% es macht frischen Atem 0% 20% 40% 60% 80% Abbildung 2: Antworthäufigkeit auf die Frage: Warum putzt Du Dir Deine Zähne? 4.1.2.2 Orales Gesundheitswissen Voraussetzung für das richtige orale Gesundheitsverhalten ist das Wissen von Zahnund Mundpflege. Fast alle Schüler/innen (96 %) wussten, dass man sich mindestens . Seite 43 100% Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 2mal am Tag (nach dem Frühstück und Abendessen) die Zähne putzen muss. Von ihnen wussten 66 %, dass man mindestens 2-3 Minuten putzen soll. Wenige der Befragten (3 %) konnten die Frage: „Wie oft sollte man sich die Zähne putzen?" nicht richtig beantworten (2 % 7mal in der Woche, 1 % gelegentlich, wenn man Lust dazu hat), 1% beantwortete diese Frage mit „weiß ich nicht.“ Auf die Frage: „Wie lange sollte man mindestens die Zähne putzen?" antworteten 68 % der Befragten 2-3 Minuten, 25 % 5 Minuten, 6 % 1 Minute und 1 % wusste die Frage nicht zu beantworten. Nur 16 % der befragten Schüler/innen konnten die Fragen über Zahnbürsten („Wie sollte eine Zahnbürste aussehen?" und „Wie oft sollte man die Zahnbürste wechseln?") komplett richtig beantworten (Abbildung 3 und 4). weiß ich nicht 5% mit einem kleinen Bürstenkopf 38 % mit einem großen Bürstenkopf 57 % Abbildung 3: Antworthäufigkeit auf die Frage: Wie sollte eine Zahnbürste aussehen? Auf die Frage „Soll man eine Zahnpasta verwenden, die Fluorid enthält?" antworteten 58 % der Kinder mit „ja", 37 % mit „weiß ich nicht" und 5 % mit „nein". Im Gegensatz dazu steht, dass 87 % der Befragten wussten, dass Fluoride in der Zahncreme die Zähne hart und widerstandsfähig machen. 8 % der Schüler/innen erklärten, dass Fluoride der Zahnpasta die Farbe geben würden und 5 % waren der Meinung, dass die Fluoride den . Seite 44 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . guten Geschmack bewirken. Auf die Frage „Was enthält Elmex Gelee?" antworteten 54 % der Schüler/innen „extra viel Fluorid", 15 % „extra wenig Fluorid" und 31% gaben die Antwort „weiß ich nicht". Wie oft man die Zähne mit Elmex Gelee putzen soll, wussten 56 % der Jungen und Mädchen (1mal in der Woche). 26 % gaben 1mal am Tag an, 12 % wussten die Frage nicht zu beantworten. Und 6 % der Befragten waren der Meinung 1mal im Monat Elmex Gelee® zu gebrauchen, reiche aus. Neben der Zahnputzfrequenz und der Anwendung fluoridierter Zahnpasten hat auch die Ernährung einen wesentlichen Einfluss auf die Mundgesundheit. 86 % der Befragten gaben an, dass gesundes Essen wichtig ist, um keine Karies zu bekommen, 11 % waren gegenteiliger Meinung und 3 % wussten es nicht. weiß ich nicht 13 % 4mal im Jahr 38 % 1mal im Jahr 19 % 2mal im Jahr 30 % Abbildung 4: Antworthäufigkeit auf die Frage: Wie oft sollte man die Zahnbürste wechseln? Einen schädlichen Einfluss von Cola, Limonade und zuckerhaltige Säfte auf die Zähne bestätigten 95 % der Jungen und Mädchen. 2 % der Schüler/innen waren der Meinung, dass Milch und 2 % dass ungesüßter Tee den Zähnen schadet. 1 % der Kinder konnte die Frage nicht beantworten. Zu einem gesunden Schulfrühstück gehörte für 73 % der Befragten Schinkenbrot, Gemüse, Mineralwasser und Käsebrot, Obst und Milch. 27 % . Seite 45 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . der Schüler/innen hatte die Frage nach einem gesunden Schulfrühstück nur unvollständig oder gänzlich falsch beantwortet. 68 % der Knaben und Mädchen war bekannt, dass das Logo „Zahnmännchen mit Schirm" auf Bonbons und Kaugummis zahnfreundliche Süßwaren ausweist. 5 % der Befragten wussten nicht was es bedeutet, 8 % glaubten, möglichst viel davon essen, zu können, da es gut für die Zähne ist und 19 % meinten „Finger weg - es ist ganz viel Zucker in dem Nahrungsmittel". Nur 3 % der Schüler/innen erkannten, dass es für die Zähne gesünder ist, eine große Menge Süßigkeiten auf einmal zu essen, als oft wenige Süßigkeiten zu sich zunehmen (93 %) und 4 % wussten es nicht. Dass man 2mal im Jahr zum Zahnarzt gehen sollte, erklärten 76 % der Kinder, fast ein Fünftel (16 %) würde nur bei Schmerzen gehen, 6 % 1mal im Jahr und 2 % konnten diese Frage nicht beantworten. 4.1.2.3 Ernährungsgewohnheiten und Wahrnehmung der zahnärztlichen Versorgung Neben den Hauptmahlzeiten bestätigte die Mehrheit der Befragten (57 %) ein bis zwei Zwischenmahlzeiten pro Tag, während 28 % drei bis vier und 14 % fünf und mehr Zwischenmahlzeiten pro Tag zu sich genommen hatten. Nur 1% der Knaben und Mädchen nahmen täglich ausschließlich die Hauptmahlzeiten zu sich. Bevorzugt täglich eingenommene Lebensmittel waren Brot und frisches Obst. Zuckerhaltige Getränke, Nüsse, Käse, Backwaren, Süßigkeiten und Bonbons waren bei allen Kindern beliebt. Immerhin ca. 22 % der Befragten nahmen täglich zuckerüberzogene Cornflakes, Marmelade, Nutella und Honig zu sich (Abbildung 5). Über die Wahrnehmung zahnärztlicher Dienste ergab sich, dass 89 % der Kinder meinten, ihre Zähne seien durch den Zahnarzt fluoridiert worden. 6 % der Kinder verneinten dieses und 5 % konnten sich nicht daran erinnern. 87 % der Knaben und Mädchen waren sich der regelmäßigen Besuche eines Zahnarztes in der Schule bewusst, 13 % konnten sich nicht auf diese Besuche besinnen. . Seite 46 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 31% Süßigkeiten, Bonbons 48% Zuckerhaltige Getränke 33% Backwaren Marmelade, Honig, Nutella 24% 83% Frisches Obst 33% Nüsse, Käse Zuckerüberzogene Cornflakes 19% 91% Brot 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abbildung 5: Tägliche Aufnahme ausgewählter Nahrungsmittel, Süßigkeiten und Getränke . Seite 47 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 4.1.3 Verknüpfung der kariesstatistischen Daten mit Ergebnissen des standardisierten schriftlichen Interviews Aus den Antworten zum Mundgesundheitswissen und –verhalten ergab sich, dass 26 % der 9- bis 10-Jährigen ein gutes orales Gesundheitswissen hatten. Diese Gruppe wies eine Kariesverbreitung von 1,8 dmft auf. Die Schüler/innen mit einem befriedigenden Mundgesundheitswissen (59 %) hatten einen dmft von 2,3. Die höchsten dmft-Werte (2,6) lagen bei Schülern/innen mit einem schlechten oralen Gesundheitswissen vor (15 %). Die Kariesprävalenz für die bleibende Dentition betrug in allen Gruppen 0,9 DMFT, unabhängig vom Mundgesundheitswissen. Das Mundgesundheitsverhalten konnte bei 43 % der Knaben und Mädchen als gut bezeichnet werden. Sie hatten eine Kariesverbreitung von 2,1 dmft bzw. 0,8 DMFT. Die Mädchen und Knaben, die ein schlechtes Mundgesundheitsverhalten angaben, wiesen Indexwerte mit 2,3 dmft und 0,9 DMFT auf (Tabelle 14). Die Unterschiede in der Kariesverbreitung (dmft/DMFT) in Abhängigkeit vom jeweiligen Mundgesundheitswissen und -verhalten waren allerdings nicht signifikant. Tabelle 14: Kariesverbreitung (dmft/DMFT) in Abhängigkeit vom gesundheitsbezogenen Wissen und Verhalten (N entspricht der Anzahl der Probanden) Wissen (N=301) dmft DMFT Gut (N=79) 1,8 0,9 Befriedigend (N=178) 2,3 0,9 Schlecht (44) 2,6 0,9 Gut (N=131) 2,1 0,8 Schlecht (N=170) 2,3 0,9 Verhalten (N=301) 50 % der befragten Schüler/innen waren weiblich. Sie hatten ein tendenziell besseres Gesundheitswissen als ihre männlichen Altersgenossen (Abbildung 6). Ein gutes Mundgesundheitswissen wiesen 28 % der Mädchen gegenüber 23 % der Jungen auf. Bei . Seite 48 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . nur 12 % der weiblichen Befragten wurde ein schlechtes Mundgesundheitswissen verzeichnet, gegenüber 19 % bei den Knaben. 28% gut 23% 60% befriedigend 58% Mädchen Jungen 12% schlecht 19% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Abbildung 6: Mundgesundheitswissen 9- bis 10-jähriger Jungen und Mädchen Insgesamt ist bei der Mehrheit (57 %) der Befragten ein schlechtes Mundgesundheitsverhalten zu verzeichnen, wobei für 49 % der weiblichen Schüler und 37 % der männlichen Schüler ein gutes Mundgesundheitsverhalten zutraf (Abbildung 7). Die Mädchen mit einem guten Mundgesundheitsverhalten hatten eine tendenziell höhere Kariesprävalenz als ihre Altersgenossinnen mit einem schlechten Mundgesundheitsverhalten (Tabelle 15). Tabelle 15: Kariesprävalenz und Mundgesundheitsverhalten bei Jungen und Mädchen Verhalten Jungen dmft DMFT N = 142 Mädchen dmft DMFT N = 159 Gut 53 1,79 0,62 78 2,33 0,97 Schlecht 89 2,62 0,91 81 1,94 0,86 . Seite 49 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 57% gesamt 43% 51% Mädchen 49% 63% Jungen 37% schlechtes Verhalten 0% 20% 40% 60% gutes Verhalten Abbildung 7: Mundgesundheitsverhalten 9- bis 10-jähriger Jungen und Mädchen 4.1.3.1 Vergleich zwischen Gruppe A und B Die Auswertung des Fragebogens ergab, dass 70,4 % der Schüler/innen aus der Gruppe A gegenüber 60 % aus der Gruppe B die kariesvorbeugende Wirkung einer fluoridhaltigen Zahnpaste bestätigten. Das Wissen über die Fluoridwirkung war mit 88 % richtigen Antworten in der Gruppe A stärker als in Gruppe B mit 85,2 % ausgeprägt. Fragen zur Zahnputzdauer, zur Größe des Bürstenkopfes und zur Verwendung von Elmex Gelee wurden häufiger in Gruppe A als in Gruppe B korrekt beantwortet. Zusammengefasst Mundgesundheitswissen zeigten gegenüber 22 35 % % aus der Gruppe Gruppe B. A Ein ein gutes schlechtes Mundgesundheitswissen wiesen in Gruppe A 10 % und Gruppe B 16 % der Befragten nach. Diese Unterschiede waren signifikant. Nur knapp die Hälfte der Kinder beider Gruppen zeigte ein gutes Mundgesundheitsverhalten. Dabei putzen zwar die Kinder aus der Gruppe A häufiger ihre Zähne, aber sie bestätigten mehr kariogene Zwischenmahlzeiten als ihre Altersgenossen aus der Gruppe B. In der Gruppe A wiesen . Seite 50 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 43 % der Kinder ein gutes Mundgesundheitsverhalten auf, in Gruppe B 44 %. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen waren nicht signifikant. Die Kariesverbreitung im Milchgebiss war für die Kinder der Gruppe A mit 2,4 dmft tendenziell schlechter als in der Gruppe B mit 2,1 dmft. Für die bleibende Dention hingegen bestand eine Tendenz zur geringeren Kariesverbreitung (0,7 DMFT) in Gruppe A gegenüber Gruppe B (0,9 DMFT) (Tabelle 16). Der geschlechtsspezifische Gruppenvergleich bestätigte auch hier ein höheres Mundgesundheitswissen und ein besseres Mundgesundheitsverhalten bei den Mädchen. Ein signifikanter Unterschied der Kariesprävalenz in Abhängigkeit zum Mundgesundheitswissen und –verhalten konnte nur eingeschränkt nachgewiesen werden. Die Jungen der Gruppe A mit einem guten Mundgesundheitsverhalten hatten eine signifikant geringere Kariesverbreitung im Milchgebiss als die Jungen mit einem schlechten Mundgesundheitsverhalten (1,1 dmft gegenüber 2,9 dmft). Tabelle 16: Kariesprävalenz und Mundgesundheitswissen und -verhalten in Gruppen A und B Wissen Gruppe A dmft DMFT Gruppe B N = 110 Gut dmft DMFT N = 191 N=38 2,32 0,71 N=41 1,24 0,98 Befriedigend N=60 2,40 0,63 N=118 2,29 0,97 Schlecht N=12 2,92 1,17 N=32 2,47 0,84 Gut N=47 2,36 0,70 N=84 1,98 0,90 Schlecht N=63 2,48 0,73 N=107 2,19 0,98 Verhalten . Seite 51 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 4.2 Klinisch - epidemiologische Studie 4.2.1 Fünf- bis Sechsjährige Kariesverbreitung Die Ergebnisse stützen sich auf die kariesstatistischen Befunde von 1600 Kindern. Dabei lag der Anteil der weiblichen Probanden in den Schuljahren 1991/1992 bei 47 %, 1992/1993 bei 46,5 %,1993/1994, 1994/1995, 1995/1996 und 1996/1997 bei ebenfalls ca. 46 %. Im Schuljahr 1997/1998 war der Anteil der weiblichen Probanden mit 57 % größer und 1998/1999 lag er bei 46,5 %. Im Beobachtungsjahr (BJ) 1991/1992 wurde im Milchgebiss eine Kariesverbreitung von 2,2 dmft registriert. Gegenüber dem ersten BJ stiegen die dmft-Werte im folgenden an. Diese Unterschiede waren ab 1993/1994 bis 1997/1998 signifikant. Im BJ 1995/1996 erreichte die Kariesprävalenz mit 3,6 dmft ihr Maximum und verringerte sich bis zum Beobachtungsende auf 3,1 dmft (1998/1999) (Tabelle 17). Durch die Differenzierung in kariöse, fehlende und gefüllte Zähne am gesamten Kariesaufkommen wurde deutlich, dass in allen BJ der Anteil der kariösen Zähne (dt) am gesamten Kariesaufkommen (dmft) am größten war, gefolgt vom ft- und mt-Anteil. Die Spannweite t lag zwischen 11 und 20 dmft in den Beobachtungsjahren von 1991/1992 bis 1998/1999. . Seite 52 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 17: Kariesprävalenz (dmft), Standardabweichung (SD), Spannweite (t) und dmft-Anteilen bei 5- bis 6-Jährigen Beobachtungsjahr dmft/(SD) u-Test t dt mt ft insgesamt dmft/(SD) dmft/(SD) weiblich männlich 1991/1992 2,2 (2,4) 11 1 0 1,2 2 (2,2) 2,3 (2,5) 1992/1993 2,4 (2,3) 11 0,8 0,1 1,5 2,6 (2,1) 2,2 (2,5) 1993/1994 3,5 (3,3) 0,000 15 1,9 0,1 1,5 3,7 (3,1) 3,2 (3,4) 1994/1995 3,2 (3,3) 0,002 20 1,6 0,1 1,5 3,2 (3,2) 3,2 (3,4) 1995/1996 3,6 (3,5) 0,000 17 1,8 0,1 1,7 3,4 (3,3) 3,9 (3,6) 1996/1997 3,4 (3,4) 0,001 14 1,9 0,1 1,4 3,2 (3,2) 3,6 (3,5) 1997/1998 3,2 (3,3) 0,005 13 2 0,1 1,1 3,4 (3,4) 3 1998/1999 3,1 (3,8) 20 1,5 0,5 1,1 3 3,2 (4,3) zum BJ 1991/1992 Signifikanter Unterschied im Vergleich (3,3) (3,1) bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 Sanierungsgrad und Sanierungsstand (Abbildung 8) Bezüglich des Sanierungsstandes (Tabelle 18) hatten zu Beginn des Beobachtungszeitraumes 1991/1992 36 % der Kinder ein kariesfreies Gebiss, bei 42 % lag ein kariesbedingter Behandlungsbedarf vor, während 22 % als kariessaniert galten. Im Beobachtungszeitraum reduzierte sich der Anteil kariesfreier Kinder auf 25,5 % im Jahr 1993/1994, um danach auf 42 % im letzten Beobachtungsjahr (1998/1999) anzusteigen. Der Sanierungsgrad (Tabelle 19) bei den 5- bis 6-Jährigen betrug im BJ 1992/1993 63,2 % und fiel über 54,8 % und 50,5 % (BJ 1994/1995 und 1996/1997) auf 36,4 % im BJ 1998/1999 ab. Analog dazu bestanden im Anteil der Kinder mit sanierten und behandlungsbedürftigen Gebissen entsprechende Veränderungen. . Seite 53 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 100% 80% 42 40.5 42.5 53 49.5 42 42 54 Kinder 60% 22 40% 28.5 27 21.5 20% 36 31 30.5 25.5 16 26 24 26.5 15 32 42 31 0% 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99 Behandlungsbedürftiges Gebiss Untersuchungsjahr Saniertes Gebiss Primär gesundes Gebiss Abbildung 8: Sanierungsstand bei 5- bis 6-jährigen Kindern zwischen 1991/1992 und 1998/1999 Tabelle 18: Sanierungsstand für das Milchgebiss 5- bis 6-jähriger Mädchen und Jungen in Prozent Beobachtungsjahr Saniertes Gebiss Behandlungsbedürftiges Primär Gebiss gesundes Gebiss männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich 1991/1992 17 27,6 47,2 36,2 35,8 36,2 1992/1993 24,3 33 38,3 43 37,4 24 1993/1994 19,3 24 49,5 58 31,2 18 1994/1995 19,4 35 49,6 35 31 30 1995/1996 21 28 52 46 27 26 1996/1997 26 25 42 43 32 32 1997/1998 12 18 54 53 34 29 1998/1999 17,8 14 39,2 45 43 41 . Seite 54 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Tabelle 19: Sanierungsgrad und Standardabweichung (SD) für das Milchgebiss 5- bis 6-jähriger Kinder in Prozent (signifikanter Unterschied des Sanierungsgrads im Vergleich zum BJ 1991/1992 nach dem Mann-Whitney-Test bei p 0,05) Beobachtungsjahr Sanierungsgrad Sanierungsgrad Sanierungsgrad insgesamt weiblich männlich % SD % SD % SD 1991/1992 55,4 40,2 60,8 40,9 50,6 39,4 1992/1993 63,2 38,3 64 38,3 62,5 38,6 1993/1994 50,3 40,2 51,1 41,2 50,2 39,4 1994/1995 55,9 38,2 65,8 37,2 47,3 37,4 1995/1996 54,6 36,3 57 38,8 53,2 34,3 1996/1997 49 40,1 52 40,1 48 40,3 1997/1998 38,9 37,2 39,1 37,5 39,1 37 1998/1999 35,8 38,2 35 36,6 37,8 39,8 Bei der geschlechtsspezifischen Differenzierung der kariesstatistischen Daten fanden sich im Milchgebiss keine signifikanten Unterschiede. Polarisierung der Kariesverbreitung Mehr als ein Drittel der Kinder galten nach den Kriterien der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) (dmft 4 für Fünfjährige) am Ende der Beobachtungszeit als Risikopatienten. Der Anteil betrug 1991/1992 24 % und stieg bis zum Ende des Beobachtungszeitraums auf 38 % an. Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung des Kariesbefalls in Form des Lorenzschen Konzentrationsmaßes (dmft50), so vereinten 1991/1992 17,6 % der Kinder 50 % des Kariesaufkommens auf sich, während dieser Anteil im letzten Beobachtungsjahr auf 15,2 % abfiel (Abbildung 9). Gleichzeitig veränderte sich der Anteil kariesfreier Kinder von 36 % (1991/1992) auf 42 % (1998/1999). . Seite 55 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Damit konnte neben einer Steigerung des Anteils kariesfreier 5- bis 6-Jähriger gleichzeitig eine Zunahme der Polarisierung im Kariesbefall am Ende des Beobachtungszeitraumes registriert werden. 100 90 dmft (kumulativ) % 80 70 60 50 15,2 % 40 30 17,6 % 20 1991/92 1998/99 10 0 0 20 40 60 80 100 Anzahl der Kinder (kumulativ) % Abbildung 9: Konzentration des Kariesbefalls bei 5- bis 6-jährigen Kinder in Erfurt Die Zunahme der Polarisierung wurde zusätzlich mit dem SiC-Index (Bratthall 2000) bestätigt. So hatte das Drittel der 5- bis 6-Jährigen mit den höchsten dmft-Werten 1991/1992 eine durchschnittliche Kariesverbreitung von 4,9 dmft und 1998/1999 von 7,7 dmft, wobei der maximal registrierte Wert 1991/1992 bei 11 dmft und 1998/1999 bei 20 dmft lag. . Seite 56 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 4.2.2 Elf- bis Zwölfjährige Kariesverbreitung Die Kariesverbreitung betrug im BJ 1991/1992 3 DMFT und hatte sich im letzten BJ 1998/1999 auf 1,5 DMFT verringert. Somit reduzierte sich die Kariesverbreitung innerhalb des Beobachtungszeitraumes signifikant um 50 %. In den Schuljahren von 1991/1992 bis 1994/1995 schwankte die Kariesverbreitung um 3 DMFT. Eine sprunghafte Reduktion der Kariesprävalenz ist ab 1995/1996 zu verzeichnen. 1995/1996 und 1996/1997 wurde ein DMFT-Index von 2,1 bzw. 2 nachgewiesen und 1997/1998 von 1,6 (Abbildung 10). 1991/1992 3,0 1992/1993 3,1 1993/1994 2,9 1994/1995 2,8 2,1 1995/1996 2,0 1996/1997 1997/1998 1,6 1998/1999 1,5 0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 DT MT FT 3.5 Abbildung 10: Kariesprävalenz (DMFT) bei 11- bis 12-jährigen Schülern/innen Die Anteile der DT, MT und FT am DMFT sind bis auf kleine, nicht in ein System zu bringende Schwankungen, innerhalb des Untersuchungszeitraumes in etwa gleichgeblieben (Tabelle 20). Ab dem Schuljahr 1995/1996 ist bei den untersuchten Schülern/innen, bis auf das letzte Untersuchungsjahr kein extrahierter Zahn mehr zu verzeichnen. Der prozentuale DT-Anteil schwankte um 13 %. Der Anteil der . Seite 57 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . konservierend versorgten Zähne hat sich von 76,9 % (1991/1992) auf 88,5 % (1998/1999) erhöht. Tabelle 20: Kariesprävalenz (DMFT), Standardabweichung (SD), Spannweite (t) und DMFT-Anteile bei 11- bis 12-Jährigen Beobachtungsjahr DMFT u-Test t DT MT FT (SD) insgesamt DMFT DMFT (SD) (SD) weiblich männlich 1991/1992 3 (2,8) 18 0,5 0,1 2,4 3,1 (2,7) 3 1992/1993 3,1 (2,4) 15 0,4 0,1 2,6 3 (2,7) 3,1 (2,1) 1993/1994 2,9 (2,5) 16 0,3 0,1 2,5 3 (2,4) 2,9 (2,6) 1994/1995 2,8 (2,5) 16 0,3 0,1 2,4 3,3 (2,8) 2,4 (2,1) 1995/1996 2,1 (2) 0,000 11 0,4 0 1,7 2,2 (2,1) 2 1996/1997 2,1 (2,2) 0,000 11 0,2 0 1,9 2,3 (2,3) 1,9 (2) 1997/1998 1,6 (1,9) 0,000 13 0,3 0 1,3 1,8 (1,9) 1,4 (2) 1998/1999 1,5 (1,8) 0,000 7 0,2 0,1 1,2 1,7 (1,9) 1,4 (1,7) Signifikanter Unterschied im Vergleich zum BJ 1991/1992 bei (2,9) (2) einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 Die Maximalwerte der Spannweite t reduzierten sich mit Ausnahme des Beobachtungsjahres 1997/1998 kontinuierlich von 18 DMFT (1991/1992) auf 7 DMFT (1998/1999). Sanierungsgrad und Sanierungsstand (Abbildung 11, Tabelle 21) Der Sanierungsgrad hat sich innerhalb des Beobachtungszeitraumes um 13,7 % (von 78,6 % auf 92,3 %) verbessert. Neben einer Verringerung der Kariesprävalenz hat sich der Anteil kariesfreier Kinder von 15,5 % (BJ 1991/1992) auf 44 % am Ende der Beobachtungszeit erhöht. Ein kariessaniertes Gebiss hatten 1991/1992 54,5 % der Probanden, 1994/1995 61 % und 1998/1999 46 % der 11- bis 12-Jährigen. Der Anteil naturgesunder Gebisse ist von 15,5 % (1991/1992) auf 44 % (1998/1999) gestiegen. Auch zeigte sich die Veränderung . Seite 58 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . in Form einer deutlichen Zunahme kariesfreier Kinder in den Beobachtungsjahren 1995/1996 und 1997/1998. Kongruent dazu verringerte sich die Behandlungsnotwendigkeit von anfangs 30 % auf 10 % (1998/1999). Tabelle 21: Sanierungsgrad für 11- bis 12-jährige Mädchen und Jungen in Prozent Beobachtungsjahr Sanierungsgrad Sanierungsgrad Sanierungsgrad insgesamt weiblich männlich 1991/1992 79,8 84,1 84,6 1992/1993 82,5 89,3 83,8 1993/1994 84,5 91,3 88,5 1994/1995 81,8 87,9 88,9 1995/1996 78,6 87,6 79 1996/1997 84 90,3 91,6 1997/1998 83,3 80,2 86,3 1998/1999 92,3 91,8 91,2 Kinder 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 30 22.5 58.5 15.5 63.5 19.5 18.5 52 11 56 10 15 46 42.5 61 54.5 15.5 19 21 19.5 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 Untersuchungsjahr 29.5 33 1995/96 1996/97 42.5 44 1997/98 1998/99 Behandlungsbedürftiges Gebiss Saniertes Gebiss Primär gesundes Gebiss Abbildung 11: Sanierungsstand bei 11- bis 12-jährigen Schülern/innen zwischen 1991/1992 und 1998/1999 . Seite 59 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Bei einer geschlechtspezifischen Betrachtung war auffallend, dass die Kariesverbreitung der Mädchen bis auf die ersten beiden Untersuchungsjahre stets größer war, als die der Jungen. Bezüglich des Sanierungsgrads und -stands waren keine systematischen Unterschiede festzustellen (Tabelle 22). Tabelle 22: Sanierungsstand für 11- bis 12-jährige Mädchen und Jungen in Prozent Beobachtungsjahr Saniertes Gebiss Behandlungsbedürftiges Primär Gebiss gesundes Gebiss männlich weiblich männlich weiblich männlich weiblich 1991/1992 56 53 30 30 14 17 1992/1993 58 59 27 18 15 23 1993/1994 65 62 16 15 19 23 1994/1995 64 58 16 23 20 19 1995/1996 45 59 21 16 34 25 1996/1997 56 56 9 14 35 30 1997/1998 39 46 12 18 49 36 1998/1999 46 46 8 13 46 41 Polarisierung der Kariesverbreitung Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung des Kariesbefalls in Form des Lorenzschen Konzentrationsmaß (dmft50), so vereinten 1991/1992 21 % der Schüler/innen 50 % des Kariesaufkommens auf sich, während dieser Anteil im letzten Beobachtungsjahr auf 16 % abfiel (Abbildung 12). Gleichzeitig veränderte sich der Anteil kariesfreier Kinder von 15,5 % (1991/1992) auf 44 % (1998/1999). Damit ist eine Zunahme der Polarisierung der Karies zu erkennen. Nach dem SiC-Index von Bratthall (2000) hatte das Drittel der 11- bis 12-Jährigen mit der höchsten Kariesverbreitung 1991/1992 einen durchschnittlichen Kariesindex von 5,9 DMFT und 1998/1999 3,6 DMFT, wobei der maximal registrierte Wert 1991/1992 bei 18 DMFT und 1998/1999 bei 7 DMFT lag. . Seite 60 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 100 DMFT (kumulativ) % 90 80 70 60 50 23 % 40 30 16 % 20 1991/1992 1998/1999 10 0 0 20 40 60 80 100 Anzahl der Kinder (kumulativ) % Abbildung 12: Konzentration des Kariesbefalls bei 11- bis 12-jährigen Jungen und Mädchen in Erfurt Differenzierung der Fissurenversiegelung und der kariesstatistischen Daten nach Schultyp Abschließend soll eine Auswertung der kariesstatistischen Angaben bezüglich des Schultyps getroffen werden. Um die Frequenz der FV vergleichen zu können, werden das BJ 1993/1994 und das letzte BJ zum Vergleich herangezogen. Die Kariesfrequenz (DMFT) war in den Gymnasien in beiden Untersuchungsjahren geringer, als in sonstigen Schulen. Diesbezüglich war 1993/1994 der Unterschied in der Kariesverbreitung gegenüber 1998/1999 signifikant. Der Anteil der Schüler/innen mit naturgesunden Gebissen war 1993/1994 mit 32,9 % in Gymnasien mehr als doppelt so hoch wie zeitgleich in den Sonstigen Schulen. 1998/1999 hatten 50 % der Gymnasiasten 1998/1999 ein naturgesundes Gebiss. In den sonstigen Schulen hingegen lag der Anteil dieser Schüler/innen nur bei 39 % (Tabelle 23). Die Fissurenversiegelungsfrequenzen . Seite 61 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . waren in beiden BJ für die Schüler der Gymnasien höher und unterschieden sich signifikant von denen sonstiger Schulen. Tabelle 23: Kariesstatistische Angaben und Fissurenversiegelungsfrequenz bezüglich des Schultyps Gymnasien sonstige Schulen Gymnasien sonstige Schulen 1993/1994 1993/1994 1998/1999 1998/1999 Probanden N=82 N=118 N=90 N=110 DMFT 2,4 3,3 1,3 1,7 12,7 % 50 % 39 % 88,1 88,5 93,5 12 % 73 % 56 % primär gesundes 32,9 % Gebiss Sanierungsgrad 92,8 Frequenz der FV 24 % Signifikanter Unterschied zwischen den Schulen innerhalb eines BJ bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p 0,05 . Seite 62 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 5. Diskussion Die kontinuierliche epidemiologische Kontrolle, ist eine Voraussetzung für die Optimierung des zahnärztlichen Versorgungssystems und Gradmesser der Effektivität in Verbindung mit dem individuellen Gesundheitsverhalten und öffentlichen Präventionsprogrammen. Der Datenpool kariesstatistischer Angaben von Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt/Thüringen aus dem Zeitraum 1991 bis 1999 ermöglichte die Analyse der Kariesverbreitung seit dem Etablieren neuer zahnärztlicher Versorgungsstrukturen und des Jugendzahnärztlichen Dienstes innerhalb des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) als strukturelle Voraussetzungen zur Verwirklichung zeitgleich in Kraft getretener gesetzlicher Regelungen zur Durchführung der Gruppenprophylaxe in den neuen Bundesländern. Damit war gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, die Effektivität der nach einem Stufenplan festgelegten Umsetzung der Gruppenprophylaxe anhand definierter Kriterien zur Mundgesundheit zu bewerten und die normativen Veränderungen in der Mundgesundheit über nahezu ein Jahrzehnt zu analysieren und Defizite aufzudecken. Im letzten Jahrzehnt war - bedingt durch die hohe Migration in Vorschul- und Schuleinrichtungen - ein ausschließlicher Longitudinalvergleich der Ergebnisse nicht möglich. Vielmehr handelte es sich um den Vergleich von Querschnittstudien (klinischepidemiologischer Studienteil) und nur ein Teil (soziologisch-epidemilogischer Studienteil) der vorliegenden Arbeit kann als Longitudinalstudie betrachtet werden. Soziolgisch-epidemiologische Studie Ungeachtet der Defizite in der Umsetzung der Gruppenprophylaxe konnte für den vierjährigen Beobachtungszeitraum der 6- bis 10-jährigen Schüler/innen ein Kariesanstieg von nur 0,2 DMFT pro Schuljahr registriert werden. Die Verringerung des Kariesaufkommens im Milchgebiss und der Anstieg naturgesunder Milchgebisse ist in der Exfoliation der Milchzähne begründet. Unbefriedigend war die Sanierungsleistung in der ersten Dentition da ca. 22 – 39 % der Kinder behandlungsbedürftige Zähne hatten. . Seite 63 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Mit der vorliegenden Arbeit, speziell dem Vergleich der Gruppe A und B konnte gleichfalls bestätigt werden, dass ein ausgeprägtes Mundgesundheitswissen nicht mit einem guten Mundgesundheitsverhalten korrelieren muss. In beiden Gruppen verfügten nur etwas mehr als 40 % der Schüler/innen über ein gutes Mundgesundheitsverhalten. Bei knapp 60 % war das Verhalten in bezug auf die Mundgesundheit unbefriedigend. Tendenziell hatten die Mädchen ein besseres Mundgesundheitsverhalten als die Jungen. Auch in anderen Studien wurde der geschlechtsspezifische Zusammenhang zum Mundgesundheitsverhalten nachgewiesen. So stellten unter anderem CRAFT und CROUCHER 1980, ARNLJOT et al. 1985, HONKOLA et al. 1990, TURABIAN und DE JUANES 1990, SCHOU et al. 1990 fest, dass Mädchen sich signifikant häufiger ihre Zähne putzten als Jungen. In der ersten IDZ-Mundgesundheitsstudie (1991) korrelierte das bessere Mundgesundheitsverhalten der Mädchen mit der schlechteren Zahngesundheit. Neben biologisch-immunologischen und biologisch- endokrinologischen Ursachen wird die spezielle Körpersensibilität der Mädchen diskutiert. Zusätzlich werden Mädchen oft stärker als Jungen auf die Berücksichtigung ästhetischer und hygienischer Normen hin erzogen, ein Faktor, der nicht ohne Einfluss auf das Mundhygieneverhalten bleibt (IDZ 1999). Die Kariesverbreitung im Milchgebiss war für die Kinder der Gruppe A mit 2,4 dmft tendenziell schlechter als in der Gruppe B mit 2,1 dmft. In der Gruppe A zeigte sich für das bleibende Gebiss lediglich eine tendenziell geringere Kariesverbreitung mit 0,7 DMFT gegenüber 0,9 DMFT in der Gruppe B. Möglicherweise trugen die individualprophylaktischen Maßnahmen beim Zahnarzt dazu bei, dass die Unterschiede in der Kariesverbreitung zwischen den Gruppen A und B nicht signifikant waren. Auf die Notwendigkeit des weiteren Ausbaus der Gruppenprophylaxe und einer intensiveren Gruppenprophylaxe weisen die Unterschiede im Gesundheitswissen der Kinder zwischen Gruppe A und Gruppe B in der vorgelegten Arbeit hin. Während die Reihenuntersuchungen kontinuierlich erfolgten, wurden erst seit 1995/1996 in einigen Erfurter Schulen aufsteigend vom ersten Schuljahr an regelmäßig halbjährliche Fluoridlackapplikationen in Verbindung mit Gesundheitserziehung durchgeführt. In anderen neuen Bundesländern ist die Situation ähnlich. Lediglich 20 % der Grundschüler aus Mecklenburg-Vorpommern und 35 % aus Sachsen-Anhalt nahmen . Seite 64 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 1997 im Rahmen der Gruppenprophylaxe an Programmen mit Lokalfluoridierung teil (PIEPER 1998). In der vorliegenden Arbeit konnte bewiesen werden, dass über regelmäßige und viermal jährliche gruppenprophylaktische Impulse zum Mundhygieneverhalten, zur Aufklärung über Anwendung und Wirksamkeit von Fluoriden und zur Ernährungsberatung eine Verbesserung des Wissenstands und somit eine Voraussetzung zur Verbesserung des oralen Gesundheitsverhalten und schlussfolgernd eine Steigerung der Mundgesundheit erreicht werden kann. KOCH und WITT (1994) bestätigten Wissensdefizite nach einer Befragung von ca. 3000 Schülern/innen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Im Gegensatz zur eigenen Untersuchung erachteten es nach KOCH und WITT (1984) nur 36,9 % der Befragten als richtig, sich morgens die Zähne zu putzen. Doch diese Wissensdefizite stellen nur ein Teil des Problems dar. FREGIN (1987) hatte in Hannover das Mundgesundheitswissen von Jugendlichen in Relation zu ihrem Mundgesundheitsverhalten untersucht. Die Untersuchung ergab, dass die Probanden wussten, wie das wünschenswerte Mundhygieneverhalten aussieht, sie aber durch Selbstangabe konzedierten, dass ihr reales Verhalten von dem normativ richtigen Verhalten erheblich abweicht. FREGIN (1987) resultierte, „dass Schüler mit gutem Wissensstand nicht unbedingt gute Zahnpflege treiben." Untersuchungen anderer Autoren (LANDECK et al. 1975, GLOCKMANN et al. 1979, GRÄßLER et al. 1991, EINWAG 1993) bestätigen diese Ergebnisse. PIEPER (1979) stellte fest, dass trotz eines ausreichenden Wissens häufig keine Motivation für die Verbesserung der Zahn- und Mundhygiene vorhanden ist. Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Gruppenprophylaxe, zu der auch die Fluoridapplikation gehört, setzten jedoch erkennbare Grenzen. So ist das fehlende Feedback des Elternhauses ein unüberwindbares Problem, z. B. wenn keine Einverständniserklärung zur Fluoridapplikation vorliegt. In den meisten Fällen verweigern die Eltern die Einverständniserklärung nicht, sondern vergessen es einfach, diese unterschrieben ihren Kindern zum Fluoridierungstermin mitzugeben. Ein Beweis, dass die Kinder der Gruppen A und B die individualprophylaktischen Maßnahmen beim Zahnarzt in gleichen Massen genutzt haben könnten, war die Verbreitung der FV. So war die Versiegelungsfrequenz zwischen beiden Gruppen ähnlich (58 % Gruppe A/ 53 % Gruppe B). . Seite 65 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Innerhalb der Gruppe A zeigte sich, dass diejenigen Schüler mit dem besseren Gesundheitswissen (gut und befriedigend) eine geringere Kariesverbreitung (0,67 gegenüber 1,17 DMFT) aufwiesen. Wenn man das orale Gesundheitsverhalten mit der Kariesverbreitung in Korrelation bringt, war für die Gesamtheit der Jungen und Mädchen eine Abhängigkeit Mundgesundheitsverhalten mit zu einer erkennen. geringeren So korrelierte Kariesverbreitung. ein gutes Bei der geschlechtsspezifischen Auswertung stellte sich jedoch heraus, dass bei den Mädchen sowohl für das Milchgebiss als auch für die bleibende Dentition eine umgekehrte Abhängigkeit bestand - also ein eher schlechtes Mundgesundheitsverhalten korrelierte mit einer geringeren Kariesverbreitung. Bei der kritischen Betrachtung der Ergebnisse muss bedacht werden, dass die Antwortgebung der Schüler sowohl vom vorhandenen Gesundheitswissen als auch von den eigenen Erfahrungen abhängig ist. Die Interviews berühren zudem die Privatsphäre und trotz der gewährten Anonymität ist eine Verschönerung der Antworten nicht auszuschließen. Weiterhin ist bei der Analyse und Bewertung des oralen Mundgesundheitsverhaltens zu bedenken, dass das angegebene Verhalten nicht automatisch die entsprechende Umsetzung findet. So kann häufiges und auch zeitlich intensives Zähneputzen unsystematisch bzw. „falsch" sein, so dass letztlich nur eine geringe Plaquefreiheit erreicht wird. Wenn man dem Health Belief Model (ROSENSTOCK 1974, JANZ und BECKER 1984) folgt, müsste der nachweisbare orale Gesundheitszustand durch das orale Gesundheitsverhalten determiniert sein und eine recht eindeutige Abhängigkeit erkennen lassen. Das Problem ist, dass das Verhalten des Menschen über Wissen (kognitive Ebene) und über Einstellung (affektive Ebene) gesteuert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Verhalten ausgelöst wird, ist groß, wenn zwischen diesen Ebenen Gleichklang herrscht. Es gibt sicherlich Wechselbeziehungen zwischen Gesundheitswissen und –verhalten, ihre Ausprägungen sind jedoch nur schwer nachzuvollziehen. Als ein beeinflussender Faktor kann die soziale Schichtzugehörigkeit diskutiert werden. Nach BORUTTA et al. (1995) üben auf das Herausbilden eines positiven oralen Gesundheitsverhaltens offensichtlich soziale Faktoren einen direkten Einfluss aus. . Seite 66 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Innerhalb der Gruppenprophylaxe ist es empfehlenswert, nach einer ausgeprägten Vermittlung des Mundgesundheitswissens die Motivation zu einem besseren Mundgesundheitsverhalten in den Vordergrund zu stellen, die Eigenverantwortlichkeit der Schüler zu fördern, um so eine Steigerung der Mundgesundheit für Kinder und Jugendliche zu erreichen. Klinisch-epidemiologische Studie Vergleicht man die Höhe der Kariesverbreitung von 5- bis 6-jährigen Erfurter Kindern aus den achtziger Jahren, die damals 2,99 deft (KÜNZEL 1997) betrug, mit den eigenen Ergebnissen, so konnte kurzzeitig für die Beobachtungsjahre 1991/1992 und 1992/1993 ein Rückgang in der Kariesverbreitung auf 2,2 bzw. 2,4 dmft registriert werden. Allerdings erhöhte sie sich seit 1993/1994 signifikant und erreichte 1998/1999 mit 3,1 dmft wieder das Niveau von 1986. Interessanterweise wurde nach dem Zeitraum 1998/1999 mit dem die eigene Analyse beendet wurde, ein Rückgang der Kariesverbreitung von 2,6 dmft im Schuljahr 1999/2000 für 5- bis 6-jährige Kinder in Erfurt angegeben (REUSCHER 2001). Zwischen 1970 und 1995 betrug die Kariesverbreitung im Milchgebiss 5- bis 6-jähriger Kinder in Ostdeutschland durchschnittlich 2,5 deft (KÜNZEL 1997), woraus geschlussfolgert werden kann, dass die in Erfurt zu dieser Zeit ermittelten Werte (2,99 deft) geringfügig höher lagen. Ähnliche Ergebnisse liegen aus anderen Thüringer Regionen (BORUTTA und WICKBOLDT 2000) und aus dem Dresdner Raum vor (HETZER 1999, HETZER et al. 1995), denen zufolge es in den letzten Jahren im Gegensatz zur bleibenden Dentition bei Schulkindern zu keinem nennenswerten Kariesrückgang bzw. sogar zu einem Anstieg der Kariesverbreitung bei Vorschulkindern gekommen ist. Dem internationalen Schrifttum ist zu entnehmen, dass die Kariesprävalenz in der ersten Dentition auf dem derzeitigen Niveau stagniert oder sogar steigende Tendenz zeigt (VAN DER FEHR 1994, PITTS und PALMER 1995, 1999, RAADAL et al. 2000, SWEENEY und GELBIER 1999, TRUIN et al. 1993, TRUIN et al. 1994). Damit bezieht sich der häufig erwähnte "Caries decline", vor allem auf die bleibende Dentition und wird mit der hohen Verfügbarkeit von Fluoriden, in Form fluoridhaltiger Zahnpasten begründet. Berücksichtig man diese Betrachtung, ist zu schlussfolgern, dass das Fluoridangebot in . Seite 67 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . der Studienpopulation der Vorschulkinder unzureichend war. Bis zu ca. 1,5 Jahren profitierte die Mehrheit der Kleinkinder von dem durch den Kinderarzt verabreichten Kombinationspräparat zur Rachitis- und Kariesprophylaxe (Vit. D plus NaF 0,25 ppm) in Tablettenform. Die Fortführung der Fluoridversorgung mit Tabletten über dieses Alter hinaus ist meistens sporadisch. Eine systemische Fluoridierung in Form von Tabletten oder Kochsalz wird nur von einer Minorität genutzt (HETZER 1999, KÜNZEL 1997), und die Fluoridkonzentration in Kinderzahnpasten war möglicherweise mit 250 ppm für den kariespräventiven Effekt zu gering. Mehrere Experimente zeigten, dass Zahnpasten mit 250 ppm Fluorid, wie bis 1998 für Kinderzahnpasten gebräuchlich, den demineralisierten Schmelz weniger gut remineralisieren als Pasten mit höherer Fluoridkonzentration (VAN LOVEREN und KÖNIG 1999). Es bleibt abzuwarten, ob die Verdopplung des Fluoridgehaltes in Kinderzahnpasten auf 500 ppm nach Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK 2000) einen nachweisbaren Rückgang der Kariesverbreitung mit sich bringen wird. Nach den Empfehlungen der DGZMK wird die Tablettenfluoridierung nicht uneingeschränkt befürwortet. In den ersten sechs Lebensmonaten ist eine Fluoridanwendung nicht nötig. Mit dem Durchbruch der ersten Milchzähne sollen diese einmal am Tag – nach einer Mahlzeit – mit einer erbsengrossen Menge Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid von den Eltern gereinigt werden. Ab dem zweiten Geburtstag sollte das Kind zweimal am Tag unter Aufsicht die Zähne putzen. Außerdem profitiert das Kind bei leicht steigendem Salzkonsum von einer weiteren Fluoridierungsform, wenn im Haushalt fluoridiertes Speisesalz verwendet wird. Nach dem sechsten Lebensjahr kann eine Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt über 1000 ppm empfohlen werden. Die Fluoridsupplementierung über diese Maßnahmen hinaus sollte in der Regel nur nach einer zahnärztlichen Anamnese insbesondere der Fluoridaufnahme – bei einem erhöhten Kariesrisiko erwogen werden. Wenn gleich im Programm der Gruppenprophylaxe, das in Erfurt seit 1994 realisiert wird, das tägliche Zähneputzen im Kindergarten mit einer fluoridhaltigen Zahnpaste und ab dem 6. Lebensjahr zusätzlich einmal wöchentlich mit Elmex Gelee vorgesehen ist, wurde dieses möglicherweise nicht flächendeckend und kontinuierlich umgesetzt und hat somit für die Altersgruppe der 5- bis 6-Jährigen versagt. Deutschlandweit sind gegenwärtig . Seite 68 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . nur ca. 60 % der Vorschulkinder in die Gruppenprophylaxe involviert (NEUMANN 2000). Ein weiterer Erklärungsansatz für den Anstieg der Karies im Milchgebiss gegenüber dem bleibenden Gebiss ist der Tatsache geschuldet, dass Klein- und Vorschulkinder das Zähneputzen erst erlernen und der Reinigungseffekt geringer als bei älteren Kindern ist. Weiterhin ist bekannt, dass Kleinkinder zum Teil sehr häufig Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten bekommen, was das Kariesrisiko besonders erhöht, wenn die häusliche Mundhygiene unzureichend ist. In England allerdings hat eine Erhebung gezeigt, dass häufiger Zuckergenuss nur dann zu erhöhtem Kariesbefall führt, wenn es sich um Kinder aus niedrigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen handelt, deren Mütter zugaben, dass die Zähne nur selten geputzt wurden (GIBSON und WILLIAMS 1999). Mit dem Anstieg der Kariesverbreitung war auch ihre Frequenz hoch, was zur Folge hatte, dass nur ca. ein Drittel der Kinder in allen Beobachtungsjahren kariesfrei waren. Dieser Anteil erhöhte sich zwar gegen Ende des Beobachtungszeitraumes, verblieb aber mit 42 % deutlich unter dem nationalen (Nationale Gesundheitsziele 1996) und WHOIndikator für Europa (WHO), bis zum Jahr 2000 60 % Kariesfreiheit bei Sechsjährigen zu erreichen. Die im internationalen Schrifttum vorliegenden Daten über die Kariesverbreitung in Industrieländern zeigen dmft-Werte zwischen 1,3 (Dänemark) und 2,0 (USA), bei einer Kariesfreiheit zwischen 50 % (USA) und 72 % (Schweden). Im Kontrast dazu ist die Kariesverbreitung in osteuropäischen Ländern generell hoch mit Werten zwischen 3,7 dmft (Ungarn) und 8,5 (Albanien). Polen (5,5 dmft) und Rumänien (4,4 dmft) liegen dazwischen (MURRAY 1994, MARTHALER et al. 1996). Damit stellen die eigenen Ergebnisse gewissermaßen „Grenzwerte" zwischen Ländern mit niedriger und Ländern mit hoher Kariesverbreitung dar und lassen auf Zusammenhänge mit den sozioökonomischen Verhältnisse in einem neuen Bundesland schließen. Unbefriedigend war zudem der geringe Sanierungsgrad, der Anfang der 90er Jahre noch bei 55 % lag und zum Ende der Beobachtungszeit auf 36 % abfiel. Wenn fast die Hälfte der untersuchten 5- bis 6-jährigen Kinder als behandlungsbedürftig angesehen werden musste (1998/1999 42 %), so spiegelt das eine völlig unzureichende zahnärztliche Behandlung wider. Es ist aber auch anzunehmen, dass die Eltern, die ihnen nach der . Seite 69 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Reihenuntersuchung schriftlich erteilte Empfehlung zum Zahnarztbesuch ignorierten und somit die Möglichkeit der zahnärztlichen Versorgung ihrer Kinder nicht in Anspruch nehmen. Auf die Bedeutung des Elternhauses zur Entwicklung der Mundgesundheit wiesen GUTH und STEIN (1992) hin. Die Eltern müssen positiv gegenüber den gebotenen Präventivmaßnahmen eingestellt sein. Deshalb besteht die Notwendigkeit den Eltern ausreichend Informationen zu vermitteln, so dass sie erkennen, dass das Gebiss ihrer Kinder vor Karies und Gingivitis bewahrt werden kann. Nach der DAJ-Studie aus dem Jahre 2000 (PIEPER 2001) lag der Sanierungsgrad der 6bis 7-Jährigen, bezogen auf die erste Dentition, in Deutschland zwischen 24,7 % (Bremen) und 44,9 % (Thüringen) und unterschritt demzufolge in allen Bundesländern deutlich das unter den Bedingungen eines hochentwickelten zahnärztlichen Versorgungssystems zu erwartende Niveau. Ein weiteres zu lösendes Problem für die nächsten Jahre bezieht sich nicht so sehr auf die Mehrheit der Kinder, sondern vielmehr auf eine Minorität. 1991 /1992 vereinigten rund 18 % der 5- bis 6-Jährigen und 1998/1999 15 % 50 % des dmft-Wertes auf sich. Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko rechtzeitig zu identifizieren und einer entsprechenden Intensivprophylaxe zuzuführen, ist eine wesentliche Aufgabe des Gesundheitsdienstes. Voraussetzung dafür ist allerdings zunächst die flächendeckende und kontinuierliche Umsetzung der Gruppenprophylaxe und Reihenuntersuchungen (SCHIFFNER 1989). HETZER UND GRÄßLER (1995), HEINRICH-WELTZIEN (1997) und HEINRICHWELTZIN et al. (1997a) bekräftigten die Forderung der Erfassung des Kariesrisikokindes in der zahnärztlichen Reihenuntersuchung und verwiesen auf die Notwendigkeit regionaler altersbezogener Kariesrisiko-Definitionen. Das wurde einerseits mit regionalen Unterschieden im Kariesbefall und andererseits mit begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen für die intensivprophylaktische Betreuung begründet. Die Intensivprophylaxe von etwa 25 % bis 30 % aller Kinder einer Altersgruppe ist dabei als realistische Größe zu betrachten, wenn man die eigenen Ergebnisse des SiC-Indexes nach Bratthall bei den 5- bis 6-Jährigen (1991/1992 4,9 dmft, 1998/1999 7,7 dmft) und den der 11- bis 12-Jährigen (1991/1992 5,9 DMFT, 1998/1999 3,6 DMFT) bedenkt. Eine positive Einstellung des Gesetzgebers gegenüber Prophylaxemaßnahmen ist zu erkennen, wenn man die letzten Änderung vom 1. Januar 2000 im § 21 SGB V beachtet. . Seite 70 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Hier wurde festgelegt - „... In Schulen und Behinderteneinrichtungen, in denen das durchschnittliche Kariesrisiko überproportional hoch ist, werden die Maßnahmen bis zum 16. Lebensjahr durchgeführt. ... Für Kinder mit besonders hohem Kariesrisiko sind spezifische Programme zu entwickeln." Seit 1999 sind auch für die Kinder im Vorschulalter die Bestimmungen über Kinderuntersuchungen durch zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen im Sozialgesetzbuch, Fünftes Buch (SGB V) § 26 erweitert worden (FU 1-FU 3). Nach den DAJ-Kriterien für Fünfjährige (dmft 4) waren in der Studienpopulation 1991/1992 25,5 % und 1998/1999 37,5 % als Kariesrisikokinder einzustufen. 1995/1996 korrelierte die höchste Kariesprävalenz (3,6 dmft) mit dem größten Anteil an Kariesrisikokindern (49 %) während des Beobachtungszeitraums. Die DAJ-Kriterien werden einer präventiven Vorgehensweise nicht gerecht, da als Indikatoren einer KariesrisikoPrognose manifeste kariöse Läsionen erfasst werden. Die Dentoprog-Methode (HELFENSTEIN et al. 1991) und der Schieber zur Kariesrisiko-Bestimmung (ZIMMER et al. 1996) werden im Gegensatz zu den DAJ-Kriterien einer präventiven Vorgehensweise gerecht, da sie als Prädiktoren einer Kariesrisiko-Prognose Kariesvorstufen erfassen. In Erfurt wurde die gruppenprophylaktische Betreuung der Vorschulkinder nahezu ausschließlich durch privat niedergelassene Zahnärzte, die vertraglich als Patenschaftszahnärzte arbeiten, realisiert. Dabei war jedoch während des gesamten Beobachtungszeitraumes eine flächendeckende Betreuung nicht möglich, da nicht ausreichend viele Zahnärzte Patenschaften übernommen hatten. 1994 wurde für 61 Kindertageseinrichtungen eine Patenschaft durch sie übernommen. Zu diesem Zeitpunkt, waren aber 112 Kindertageseinrichtungen zu betreuen. Nach Aussagen der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Thüringen e.V. werden alle nicht durch einen Patenschaftszahnarzt betreuten Kindergärten vom ÖGD übernommen. 1998 wurden von 91 vorhanden Kindertageseinrichtungen 61 von Patenschaftszahnärzten gruppenprophylaktisch begleitet. 1999 wurden für 54 Kindergärten Patenschaftsverträge abgeschlossen. Seit 1994 ist die Zahl der abgeschlossenen Patenschaftsverträge bis auf das Jahr 1998 rückläufig. Die in den Gruppenprophylaxeprogrammen vorgesehenen Maßnahmen entsprechen dem aktuellen Wissensstand zur Vermeidung von . Seite 71 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Gebissschäden und umfassen Anwendung und Training einer altersgerechten Zahnputztechnik im Rahmen angeleiteter Zahnputzaktionen, der Fluoridapplikation und Ernährungsberatung, die von den Patenschaftszahnärzten oder den Mitarbeitern des ÖGD mindestens zweimal jährlich durchgeführt werden müssen. Das tägliche Zähneputzen wird durch die Erzieher überwacht. Wird die Umsetzung der Gruppenprophylaxe durch die Patenschaftszahnärzte und den Mitarbeitern des ÖGD anhand der Kariesverbreitung und des Sanierungsgrads der 5- bis 6-Jährigen beurteilt, muss geschlussfolgert werden, dass sie der Umsetzung ihrer Aufgaben nicht uneingeschränkt gerecht wurden. Eine entscheidende Rolle für die mangelnde Umsetzung der Aufgaben ist die personelle Situation. Nicht ausreichend viele Zahnärzte sind bereit, Patenschaften für einzelne Kindergärten zu übernehmen und die Mitarbeiter des jugendzahnärztlichen Dienstes im ÖGD können dieses Defizit nicht ausgleichen. Für die Schulkinder konnte aus personellen Gründen die Umsetzung der Gruppenprophylaxe während des gesamten Kontrollzeitraumes nicht breitenwirksam realisiert werden. Ungeachtet der Defizite in der Umsetzung gesetzlich vorgegebener Präventionsinhalte im Rahmen der Gruppenprophylaxe hat sich die Mundgesundheit, gemessen an der Kariesprävalenz 11- bis 12-Jähriger, um 50 % von 3 DMFT auf 1,5 DMFT signifikant verringert. Damit wurde bereits 1998/1999 der für Zwölfjährige bis 2000 angestrebte nationale und WHO-Indikator überschritten (Nationale Gesundheitsziele 1996, WHO). Während BORUTTA et al. (1995, 1998) bereits auf einen signifikanten Rückgang der Kariesverbreitung bei 12- bis 13-Jährigen zwischen 1981 bis 1995 im Thüringer Raum hingewiesen hatte, verstärkte sich diese Entwicklung nach den vorliegenden Ergebnissen besonders seit 1995/1996. Damit bestätigten die eigenen Daten den nationalen Durchschnittswert von 1,7 DMFT bei Zwölfjährigen (IDZ 1999). Nach der Schuljahresstatistik des Jugendzahnärztlichen Dienstes des ÖGD lag die Kariesverbreitung in Erfurt für die Zwölfjährigen 1999/2000 bei 1,6 (REUSCHER 2001). International betrachtet lag damit die Kariesverbreitung in Deutschland auf dem Niveau anderer Industrieländer der Welt (MARTHALER 1996). Die Gründe für den deutlichen Kariesrückgang, insbesondere seit 1995 liegen in der nach der Wiedervereinigung eingetretenen hohen Verfügbarkeit von fluoridhaltigen Zahnpasten . Seite 72 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . und anderen lokal wirkenden Kariespräventiva. Die 1995 11- bis 12-Jährigen und folgende Jahrgänge konnten spätestens bei Durchbruch ihrer ersten bleibenden Molaren von fluoridhaltigen Zahnpasten und anderen lokal wirkenden Kariespräventiva profitieren. So kann die deutliche Kariesreduktion ab dem BJ 1995/1996 erklärt werden. Trotz der unbestreitbaren Erfolge in der Kariesprävention, mit dem Anstieg kariesfreier Kinder von 15,5 % auf 42 %, konnte nur bei weniger als der Hälfte der zwölfjährigen Kinder ein naturgesundes Gebiss registriert werden. Das bestätigte die Ergebnisse von PIEPER (1998) und SCHULTE et al. (2001). Positiv ist der hohe Sanierungsgrad zwölfjähriger Erfurter Schüler zu bewerten, der 1998/1999 einen Höchststand von 92 % erreichte und deutlich über dem vom IDZ (1999) für Ostdeutschland ermittelten Sanierungsgrad von 78,5 % im Jahre1997 lag. Neben dem kariesprotektiven Einfluss der Fluoride trug auch die Fissurenversiegelung (FV) zur Kariesreduktion bei, was u. a. von LLODRA et al. (1993) nachgewiesen wurde. Seit der Einführung der FV als kassenzahnärztlichen Leistung (Mai 1993) setzte sich diese kariesprotektive Maßnahme in der zahnärztlichen Praxis verstärkt durch. Während zu Beginn des Jahres 1994 nur knapp 7 % der Erfurter Schüler mindestens eine FV aufwiesen, lag Ende 1994 die Häufigkeit der FV in den neuen Bundesländern regional unterschiedlich zwischen 18 % und 42 % (KÜNZEL 1996). Eigene Ergebnisse spiegeln für 1993/1994 eine Frequenz der FV von 36,5 % und 1998/1999 von 63,5 % bei 11- bis 12-Jährige wieder. VAN STEENKISTE (1995) fand im Rems-Murr-Kreis eine Fissurenversiegelungsfrequenz von 25,4 % bei 9- bis 10-Jährigen und von 19,6 % bei Zwölfjährigen. IRMISCH et al. (1997) untersuchten Anfang 1996 8- bis 9-jährige und 14- bis 18-jährige Dresdner Schüler und registrierten bei 46,8 % bzw. bei 33,3 % mindestens eine FV. Für die Schweiz berichteten STEINER et al. (1995) über eine durchschnittliche Anzahl von 0,6 versiegelten Zähnen bei Achtjährigen und 0,8 FV bei Vierzehnjährigen. SELWITZ et al. (1996) registrierten in den USA bei 20,9 % der Achtjährigen und 28,2 % der Vierzehnjährigen mindestens eine FV im Zeitraum von 1988 bis 1991. In der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie (IDZ 1999) wurden fissurenversiegelte Zähne epidemiologisch erfasst. Insgesamt sind bei 52,9 % der Untersuchten Zähne versiegelt worden. Bei Jugendlichen aus den alten Bundesländern wurden öfter vier oder mehr Zähne versiegelt als bei ihren Alterskameraden aus den . Seite 73 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . neuen Bundesländern. Der Mittelwert versiegelter Zähne pro Proband lag in Deutschland bei 1,9 (IDZ 1999). Nach den eigenen Ergebnisse liegen die aktuellen Ergebnisse für die 11- bis 12-jährigen Erfurter Schüler bei 2,4 und sind somit günstiger als der für die neuen Bundesländer angegebene Mittelwert von 1,7 versiegelten Zähnen (IDZ 1999). Der Trend, dass Jugendliche die mindestens eine FV aufweisen eine geringere Kariesprävalenz haben, (IDZ 1999) konnte für das Beobachtungsjahr 1993/1994 und 1998/1999 bestätigt werden. 1998/1999 wiesen 11- bis 12-Jährige, die mindestens eine FV hatten, einen DMFT-Wert von 1,07 auf. Die Kariesverbreitung der Untersuchten ohne FV lag bei 2,32 DMFT. Die Unterschiede in der Kariesprävalenz sind signifikant. Damit konnte in der vorliegenden Studie ein Zusammenhang zwischen der Kariesverbreitung und den Fissurenversiegelungen bestätigt werden. Neben der FV könnten weitere kariesprotektive Faktoren wirksam geworden sein, die zu der Reduktion des Kariesbefalls bei Probanden mit FV geführt haben. Anzunehmen ist, dass diese Kinder verstärkt die individualprophylaktischen Leistungen in Anspruch nahmen und neben der FV auch von der Gesundheitsaufklärung, Demonstration und Motivation zur Mundhygiene, Ernährungslenkung und Fluoridierungsmaßnahmen profitierten. Neben fluoridhaltige Zahnpasten auch andere lokal wirkende Kariespräventiva, wie fluoridhaltige Mundspülungen, fluoridhaltige Gelees oder auch Zahnseiden, breitenwirksam und flächendeckend durchzusetzen ist schwierig, weil damit ein zusätzlicher zeitlicher Aufwand verbunden ist. Alternativ besteht die Möglichkeit, große Teile der Kinder als auch der gesamten Bevölkerung mit Erhöhung der Fluoridkonzentration in Nahrungsbestandteilen, speziell im Salz, mit einem relativ geringen Aufwand, zu erreichen. Fluoridiertes Speisesalz wurde in Deutschland 1991 eingeführt (HETZER 1991). So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde dem Einsatz von lokal anzuwendenden Fluoridpräparaten gegenüber den systemischen Fluoridpräparaten Vorrang zu geben. Die Speisesalzfluoridierung ist als Basisprophylaxe für die ganze Familie zu sehen. Wie die Abbildung 13 zeigt, hat sich der Marktanteil von fluoridiertem Jodsalz seit seiner Einführung ständig erhöht und lag 1999 bei 40 % (DAZ 2000). In der Schweiz hat das fluoridierte Speisesalz heute einen Marktanteil von 85 % (HIRZEL 1999). Nach Einführung des fluoridierten Speisesalzes konnte in der Schweiz ein Kariesrückgang um . Seite 74 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . ca. 60 % (MENGHINI et al. 1995) und in Frankreich um 40 % (CAHEN et al. 1993) bei Kindern beobachtet werden. In französischen Schulkantinen wird zudem seit 1993 fluoridiertes Speisesalz zur Herstellung der Speisen eingesetzt (MANIÈRE 2000). In Deutschland konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass fluoridiertes Kochsalz zu einem niedrigen Kariesbefall beiträgt (Schulte et al. 2001). Im Gegensatz dazu steht eine Untersuchung aus Dresden zur Verwendung von fluoridiertem Speisesalz, bei der die Zubereitung der Gemeinschaftsverpflegung mit fluoridiertem Speisesalz für Kindergärten nach zwei Jahren noch keinen zusätzlich positiven Einfluss auf die Zahngesundheit nachwies (ZIMMERMANN und SPERLING 2000). % 60 50 39.9 40 29.9 30 23 20 14.8 17.4 11.7 10 6.2 1.2 2.1 0 Abbildung 13: Entwicklung des Verkaufsanteils von jodiert-fluorierdem Salz in der Bundesrepublik Deutschland (nach Angaben der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Zahnheilkunde) Die Beschränkung auf die Fluoridierung von Haushalts-Speisesalz bewirkt aber, dass bestimmte Bevölkerungsanteile, die häufig ihre Mahlzeiten im Rahmen einer Gemeinschaftsverpflegung einnehmen, nicht im ausreichenden Maße von dieser . Seite 75 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Fluoridierungsform profitieren, weil es Küchen, die Gemeinschaftsverpflegung herstellen, bislang untersagt ist, fluoridiertes Speisesalz zu verwenden. Bestrebungen fluoridiertes Speisesalz in die Küchen der Gemeinschaftsverpflegung einzuführen, waren teilweise erfolgreich. Seit 1997 ist es möglich, eine Ausnahmegenehmigung beim Bundesgesundheitsministerium für Gesundheit zur Verwendung von fluoridiertem Speisesalz in der Gemeinschaftsverpflegung zu beantragen. So wird seit 1999 in der Personalkantine des Universitätsklinikums Heidelberg fluoridiertes Jodsalz zur Herstellung der Gemeinschaftsverpflegung gebraucht (SCHULTE 2001). Mit den positiven Veränderungen in der Mundgesundheit bei 11- bis 12-Jährigen verstärkte sich die Polarisierung des Kariesbefalls. Im Verlauf der 90er Jahre verringerte sich bei 11- bis 12-Jährigen der Anteil, der 50 % des gesamten Kariesaufkommens auf sich konzentrierte von 23 % auf 16 %. Auch im Vergleich der nationalen repräsentativen Studien DMS I, DMS II und III wurde registriert, dass die Polarisierung des Kariesbefalls bei Jugendlichen zugenommen hat. Die Zunahme der Polarisation, also die Verringerung des Anteils von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko, ist jedoch ein Phänomen, welches allgemein bei sinkendem Kariesbefall beobachtet wird und ist somit als positiv zu bewerten und im Kontext mit einem allgemein günstigen Bedingungsgefüge für die Mundgesundheit zu sehen. Neben anderen Faktoren resultiert möglicherweise auch durch die Medien eine immer stärkere Beeinflussung der Bevölkerung hinsichtlich ihrer Einstellungen, Meinungen und ihres Verhaltens auf die allgemeine und Mundgesundheit, von der letztendlich auch Teile der sogenannten „Risikogruppen" profitieren. Obwohl das Phänomen der Polarisierung des Kariesbefalls positiv zu sehen ist, darf die Gruppe der Betroffenen mit einer höheren Kariesverbreitung nicht vernachlässigt werden. Die Kariesverbreitung ist auch in der Risikogruppe im letzten Jahrzehnt gesunken. Trotzdem haben diese 11- bis 12-Jährigen eine um durchschnittlich 2 DMFZähne höhere Kariesverbreitung als ihre Altersgenossen. Der künftigen Betreuung von Risikogruppen kommt entgegen, dass die Bundeszahnärztekammer die Haltung des Gesetzgebers stützt, für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko spezifische Programme unter Berücksichtigung einer engen Verzahnung von Gruppen- und Individualprophylaxe zu entwickeln und umzusetzen (BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER 2000). So bestand . Seite 76 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . zum Beispiel eine gruppenprophylaktische Versorgungslücke bei besonders kariesgefährdeten Kindern und Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren. Die gesetzlichen Neuregelungen sehen daher seit Januar 2000 vor, die Gruppenprophylaxe für diese Jugendlichen bis zum 16. Lebensjahr auszuweiten (§ 21 Sozialgesetzbuch V). So sind auch für die Stadt Erfurt alle gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, um mit einer flächendeckenden Gruppenprophylaxe eine Anhebung des Gebissgesundheit zu erreichen. Wenn eine Basisprävention für alle Vorschul- und Schulkinder bis zum 12. Lebensjahr gewährleistet ist, kann für die Mehrheit der Kinder eine weitere Kariesreduktion erwartet werden. Für eine erfolgreiche Prävention ist die Zusammenarbeit aller an der Entwicklung der Kinder beteiligten Personen von größter Bedeutung. So ist zu erwägen, ob neben den Zahnärzten des Öffentlichen Dienstes und den privat niedergelassenen Zahnärzte, die eine Patenschaft übernommen haben, eine verstärkte Beteiligung der Eltern, der Erzieher, der Lehrer und der Ärzte und Kinderärzte von Nutzen ist und realisiert werden kann. Wenn man das Konzept der Bundeszahnärztekammer “Prophylaxe ein Leben lang“ berücksichtigt, müsste man bereits auf die werdende Mutter zugehen und ab diesem Zeitpunkt ein engmaschiges Präventionsprogramm für die Mundgesundheit fördern. So könnte ein einfaches Einlegeblatt, welches dem Mütterpass hinzugefügt wird, die werdende Mutter zu einem Zahnarztbesuch im vierten und im achten Monat auffordern, wo neben der zahnärztlichen Untersuchung eine erste Beratung zur zahngesunden Ernährung des Säuglings und zur richtigen Mundpflege des Kindes gegeben werden kann. Man sollte diesen Zeitpunkt nicht ungenutzt verstreichen lassen, wenn ein Grossteil der Aufmerksamkeit der werdenden Mutter auf dem Ungeborenen ruht. Mit der Geburt des Kindes könnte über die Geburtskliniken oder auch die Kinderärzte ein Zahngesundheitspass an alle Eltern ausgegeben werden. Der Zahngesundheitspass kann dann als zahnärztliche Begleitung des Kleinkindes dienen. Er benennt die Maßnahmen, die in jeder Altersklasse Früherkennungsuntersuchungen wichtig und (FU 1 - zu beachten sind, weist auf die FU sollte zu 3) hin und den Reihenuntersuchungen in den Kindergarten, in die Schule und zu den Zahnarztbesuchen . Seite 77 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . mitgebracht werden, um darin zum Beispiel die Fluoridangaben zu dokumentieren. Gleichzeitig ist er ein gutes Instrument beim Aufbau einer erfolgreichen zahnärztlichen Familienbetreuung und unterstützt die Bemühungen der Gruppenprophylaxe mehr Eigenverantwortlichkeit für die eigene Zahngesundheit oder auch die des Kindes zu übernehmen. Der Pass ist gewissermaßen ein “Zahntagebuch“. In der Übergangszeit sollte in den Kindergärten im Rahmen der Gruppenprophylaxe der Pass durch den betreuenden Zahnarzt verteilt werden. Die gruppenprophylaktische Betreuung durch einen Patenschaftszahnarzt muss für jeden Kindergarten sichergestellt werden. Wenn das nicht möglich ist, sollte der öffentliche Gesundheitsdienst die personellen Möglichkeiten zur Betreuung der Kindergärten schaffen. Das Interesse der Erzieher für die Mundgesundheitsentwicklung der Kindergartenkinder ist unablässig, da unter ihrer Aufsicht das tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta stattfindet. So könnten spezielle Weiterbildungsveranstaltungen für diese Berufsgruppe organisiert werden und zugleich einem Erfahrungsaustausch zwischen den Erziehern untereinander dienen aber auch die Unterstützung der Zahnärzte im öffentlichen Dienst sicherstellen. In diesen Veranstaltungen sollte der Blick vor allem auf die Vermittlung der richtigen Mundhygiene, die Bedeutung der gesunden Ernährung und Beispiele für die Vermittlung von Mundgesundheitswissen gerichtet werden. Im Rahmen der Tagesgestaltung im Kindergarten ist auf die gesunde Ernährung zu achten, die nicht nur für die Mundgesundheit von Bedeutung ist. Die Erzieher sind auf Grund ihrer pädagogischen Ausbildung und ihres täglichen Kontaktes mit den Kindern besonders geeignet, die Inhalte zahnmedizinischer Gesundheitserziehung zu unterstützen. Des weiteren sind in Elternveranstaltungen die Möglichkeiten und Wege zu einem kariesfreien Gebiss aufzuführen. Im Rahmen der Reihenuntersuchungen sind die Kinder mit einer erhöhten Kariesaktivität zu identifizieren und einer Intensivprophylaxe zu zuführen. Die Intensivprophylaxe sollte mit der Gruppenprophylaxe einhergehen und eng mit der Individualprophylaxe verflochten sein so dass ein synergistischer Effekt resultieren kann. Hilfreich könnte beispielsweise die von KÜHNISCH und HEINRICH-WELTZIN (2000) entwickelten Befund- und Dokumentationsblätter zur bedarfsgerechten und (kosten)effizienten Betreuung kindlicher und jugendlicher Kariesrisiko- Patienten sein. . Seite 78 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Sinnvoll wäre es, wenn vor Antritt des Schulbesuchs innerhalb der Vorschuluntersuchung eine zahnärztliche Untersuchung gefordert wird, die im Zahngesundheitspass ausgeschrieben sein könnte und so die Kinder entweder danach kariesfrei oder zumindest kariessaniert in das Schulleben eintreten lässt. In der Schule ist bis zum 12. Lebensjahr die Gruppenprophylaxe durch den öffentlichen Gesundheitsdienst zu gewährleisten – für Kariesrisikokinder bis zum 16. Lebensjahr. Anzustreben sind vier bis sechsmal jährliche Prophylaxeimpulse im Rahmen der Gruppenprophylaxe um die Compliance sicherzustellen. Die Prophylaxeübungen müssen für alle Kinder attraktiv sein und auch die Eltern und Pädagogen ansprechen. Die Maßnahmen umfassen die Instruktion und Motivation für eine zweckmäßige Mundhygiene und ausgewogene Ernährung sowie mindestens zweimal jährliche Fluoridanwendungen. Um die Zahngesundheit vermehrt in das Bewusstsein der Schüler/innen zu bringen, ist eine wöchentliche Unterrichtsstunde „Gesundheitserziehung und Körperbewusstsein“ denkbar, in der neben den die Mundgesundheit betreffende Aspekte auch Aspekte zur allgemeinen Gesunderhaltung des Kindes zu behandeln wären, um zum Beispiel Haltungsschäden, Essstörungen usw. entgegenzuwirken. Im Rahmen dieser Unterrichtsstunde könnte vier- bis sechsmal jährlich das Einbürsten eines Fluoridgelees erfolgen. Das hat den Vorteil, das die Zahnärzte des öffentlichen Dienstes und die Prophylaxehelferin entlastet wären und so während der Unterrichtsstunde „Gesundheitserziehung und Körperbewusstsein“ mehr als 2 mal im Jahr Aufklärung zur Zahngesundheit betreiben könnten. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind zur zweimal jährlichen Fluoridapplikation nicht erreicht werden kann sehr hoch, und somit die Fluoridapplikation im Rahmen der Gruppenprophylaxe versäumt. Dieses Risiko kann mit der Applikation von Fluoridgelee wesentlich minimiert werden. Kinder, die im 12. Lebensjahr eine hohe Kariesaktivität aufweisen, sollten in Gruppen zusammengefasst werden und bis zum 16. Lebensjahr weiterführenden präventiven Maßnahmen zugeführt werden, so wie es die Gesetzgebung seit dem 1. Januar 2000 fordert. Die Schüler werden in einem Alter von 12 bzw. 16 Jahren aus der Gruppenprophylaxe entlassen und können ab diesem Zeitpunkt den Weg der . Seite 79 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Individualprophylaxe gehen. Einen Überblick über die vorstellbaren Maßnahmen zur Prophylaxe ein Leben lang gibt die Abbildung 14. Gruppenprophylaxe Individualprophylaxe Vor der Geburt Aufforderung Mutter zur der werdenden zahnärztlichen Untersuchung im 4. Und 8. Schwangerschaftsmonat (Einlageblatt im Mütterpass) mit der Geburt Ausgabe eines Zahngesundheitspasses mit der Aufforderung die FU1 bis FU3 in Anspruch zu nehmen 3 bis 6 Jahre im Kindergarten durch einen Patenschaftszahnarzt - Gegebenenfalls IP4 4 mal jährlich Ernährungsberatung und –lenkung - 4 mal jährlich regelmäßiges Demonstrieren und Einüben des Zähneputzens - tägliches Zähneputzen im Kindergarten mit einer Zahnpasta (Fluoridgehalt 500 ppm) - Motivierung zur regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchung - Informationsveranstaltungen für Eltern - Fortbildungsangebote für Erzieher/innen - Praxisbesuche zum subjektiven Angstabbau vor zahnärztlichen Maßnahmen - 1 mal jährliche Reihenuntersuchungen vor dem Schulantritt in die Vorschuluntersuchung eine zahnärztliche Untersuchung einbeziehen . Seite 80 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 6 bis 12 Jahre 2 – 4 mal jährliche Prophylaxeimpulse durch die IP 1 bis IP 5 Zahnärzte des ÖGD oder durch qualifiziertes Prophylaxepersonal mit - Ernährungsberatung/-lenkung - Aufklärung über die richtige Mundhygiene - Motivation zur regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchung - im Rahmen eines Unterrichtsfachs “Gesundheitserziehung und Körperbewusstsein“ wöchentliches Zähneputzen mit einem fluoridhaltigen Gelee - Information an Eltern durch Veranstaltungen, Schriften und Mitteilungen - Weiterbildungsveranstaltungen für die Lehrer - 1mal jährliche Reihenuntersuchungen, mit Identifizierung von Kariesrisiko-Patienten 12 bis 16 Jahre Zusammenführen von Kariesrisiko-Patienten weitere und Betreuung mit vorgenannten Inhalten der Gruppenprophylaxe Abbildung 14: Prophylaxe ein Leben lang - eine Übersicht Die sach- und fachgerechte Durchführung aller Maßnahmen der Gruppenprophylaxe obliegt der Verantwortung des Zahnarztes. Trotzdem ist vor allem unter dem Gesichtspunkt des notwendigen Ausbaus der Gruppenprophylaxe in Erfurt das Prophylaxepersonal eine wertvolle Unterstützung für den Zahnarzt. Aufgrund der Erfahrungen in der Schweiz und in Schweden sollte für eine breitenwirksame Prophylaxe mindestens eine Zahnarzt/Prophylaxepersonal-Relation von 1 zu 5 angestrebt werden. Ein Grossteil der zahnmedizinischen Leistungen innerhalb der Gruppenprophylaxe kann durch Fachpersonal erbracht werden. Die . Seite 81 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Prophylaxehelferinnen sind deshalb der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung einer wirkungsvollen Gruppenprophylaxe. Im Gegensatz dazu stehen 4 Zahnärztinnen im öffentlichen Gesundheitsdienst und nur eine Prophylaxehelferin, die seit 1998 in Erfurt arbeitet. Eine weitere Anhebung der Mundgesundheit in der Stadt Erfurt wird erwartet, wenn eine flächendeckende Basisprävention geschaffen ist. Dazu ist ein Ausbau der Gruppenprophylaxe in Erfurt nötig, um für jedes Schulkind im Rahmen der Gruppenprophylaxe eine halbjährliche Fluoridlackapplikation zu gewährleisten, um Kariesrisikopatienten zu identifizieren und frühzeitig in Gruppen zur intensivprophylaktischen Betreuung zusammenzuführen. . Seite 82 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 6. Zusammenfassung Ziel der vorliegenden Arbeit war es, retrospektiv die Dynamik der Mundgesundheit, gemessen an der Kariesverbreitung, dem Sanierungstand und dem Sanierungsgrad von Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt zwischen 1991 und 1999 konform mit der schrittweisen Realisierung der Gruppenprophylaxe, nach dem Etablieren neuer zahnärztlicher Versorgungsstrukturen und des Jugendzahnärztlichen Dienstes innerhalb des ÖGD in den neuen Bundesländern zu analysieren. Zudem wurde das mundgesundheitsbezogene Wissen und Verhalten zwischen Kindern der vierten Klasse, die seit ihrer Einschulung gruppenprophylaktisch betreut werden, und Gleichaltrigen ohne bisherige Involvierung in die Gruppenprophylaxe mittels eines schriftlichen standardisierten Interviews verglichen. Die randomisiert ausgewählten Befunddokumentationen (N=3200) jährlicher zahnärztlicher Reihenuntersuchungen aus den Jahren 1991/1992 bis 1998/1999 von 5bis 6-Jährigen und 11- bis 12-Jährigen und das schriftliche standardisierte Interview 9bis 10-Jähriger (N=320) einschließlich ihrer kariesstatistischen Untersuchungsergebnisse über 4 Schuljahre dienten als Basismaterial. Die Ergebnisse reflektierten bei den 5- bis 6-Jährigen trotz Anstieg der Kariesverbreitung von 2,2 dmft auf 3,1 dmft und eines ungenügenden Sanierungsgrades auch einen Anstieg kariesfreier Kinder bis zu 42 %. Bei den 11- bis 12-Jährigen wurde ein signifikanter Kariesrückgang von 3 DMFT auf 1,5 DMFT, ein sinkender Behandlungsbedarf und ein Anstieg kariesfreier Probanden ermittelt. Das Mundgesundheitswissen korrelierte mit dem Realisierungsgrad der Gruppenprophylaxe, nicht jedoch mit dem Mundgesundheitsverhalten und der Kariesverbreitung. Ein hohes Kariesrisiko lag für 15 bis 20 % aller 5- bis 6-Jährigen und 11- bis 12-Jährigen vor. Aus den Ergebnissen muss geschlussfolgert werden, dass die Gruppenprophylaxe noch nicht das an sie zu stellende Niveau erreicht hat. Dies gilt insbesondere auch für die Identifizierung und Intensivbetreuung von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko. Dabei . Seite 83 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . sollte auf der Grundlage bestehender Strukturen das Prinzip der Gruppen- und Individualprophylaxe beibehalten werden. Gelingt es, die Gruppenprophylaxe flächendeckend umzusetzen, ist bei den Kindern und Jugendlichen mit einem Anstieg der Gebissgesundheit zu rechnen. . Seite 84 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 7. Literaturverzeichnis 1. Angerer, H.: Bestandsaufnahme des Gebisszustandes 5 - bis 10jähriger Sonderschüler in München. Med. Diss., München 1981. 2. Anordnung über die Jugendzahnpflege, Gesetzblatt I der DDR, Nr. 27 vom 27.2.1954. 3. Arnljot, H.A., Barmes, D.E., Cohen, L.K., Hunter, P.B.K., Ship, I.I.: Oral health care systems. An international collaborative study. WHO. Chicago: Quintessenz-Verl., 1985. 4. Bardehle, D.: Geschichte, Struktur und Kennziffern zur zahnärztlichen Versorgung in der ehemaligen DDR. Eine kommentierte Zusammenstellung verfügbarer Daten von 1949 – 1989. Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ), Köln 1994 5. Barmes, D.: Global oral health goals for the next century. 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Danksagung Mein herzlicher Dank gilt im Besonderen Frau Prof. Dr. med. habil. A. Borutta für die Überlassung des Themas sowie die großzügige und kompetente Unterstützung einschließlich der mir immer gewährten wissenschaftlichen Diskussion. Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Dr. med. habil. L. Stößer (amt. Direktor der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Klinikums der Friedrich-Schiller-Universität Jena) für die mir erwiesene Möglichkeit, an der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde die vorgelegte Promotionsschrift zu erarbeiten. Zu großem Dank bin ich Frau Dr. Möller (Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst) und Frau Dr. Reuscher (Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst) für die Überlassung der Befunde aus den Reihenuntersuchungen verpflichtet. Für die Mithilfe bei der Durchführung des standardisierten Interviews bedanke ich mich bei Frau Köhl (fortgebildete Zahnarzthelferin für Gruppenprophylaxe, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst ). Gedankt sei auch Frau A. Brandstädt (Dipl. Mathematikerin, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation im Klinikum der FSU Jena) für die Beratung zur Analyse der Daten und deren statistische Prüfung. . Seite 101 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Ehrenwörtliche Erklärung Hiermit erkläre ich, dass mir die Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität bekannt ist, ich die Dissertation selbst angefertigt habe und alle von mir benutzten Hilfsmittel, persönlichen Mitteilungen und Quellen in meiner Arbeit angegeben sind, mich folgende Personen bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der Herstellung des Manuskripts unterstützt haben: Frau Prof. Dr. med. habil. A. Borutta, Frau A. Brandstädt (Dipl. Mathematikerin, Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Dokumentation im Klinikum der FSU Jena), Frau Dr. Möller (Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst), Frau Dr. Reuscher (Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst) und Frau Köhl (fortgebildete Zahnarzthelferin für Gruppenprophylaxe, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst ). die Hilfe eines Promotionsberaters nicht in Anspruch genommen wurde und dass Dritte weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte von mir für Arbeiten erhalten haben, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen, dass ich die Dissertation noch nicht als Prüfungsarbeit für eine staatliche oder andere wissenschaftliche Prüfung eingereicht habe und dass ich die gleiche, eine in wesentlichen Teilen ähnliche oder andere Abhandlung nicht bei einer anderen Hochschule als Dissertation eingereichte habe. Erfurt, den _____________ ___________________________ Juliane Mönnich . Seite 102 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Lebenslauf Juliane Mönnich 19. April 1976 geboren in Potsdam-Babelsberg ledig September 1982-August 1990 Besuch der Polytechnischen Oberschule 79 in Potsdam September 1990-August 1992 Besuch der Ernst-Thälmann-Schule in Wusterwitz September 1992-Juli 1994 Besuch des Otto-Bismarck-Gymnasiums in Genthin Juli 1994 Abitur Oktober 1994-Januar 2000 Friedrich-Schiller-Universität Jena, Studium an der Medizinischen Fakultät/ Fachrichtung Zahnmedizin Januar 2000 Staatsexamen Februar 2000- September 2000 Promotionsstudentin an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller Universität Jena Oktober 2000-Juni 2001 Vorbereitungsassistentin in Bremen Zahnarztpraxis Dres. D. und J. Bogena seit August 2001 Vorbereitungsassistentin in Grossobringen Zahnarztpraxis Frau Dr. M. Enseleit Erfurt, den _____________ ___________________________ Juliane Mönnich . Seite 103 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Im Ergebnis der Dissertation veröffentliche Vorträge, Publikationen und Preise 1. Gemeinsame Jahrestagung des Arbeitskreises Jugendzahnpflege Erfurt im November 1999 Landeszahnärztekammer Erfurt Autoreferat mit dem Titel: „Dynamik der Kariesverbreitung in den letzten 8 Jahren in Erfurt bei Kindern und Jugendlichen“ J. Mönnich, A. Borutta Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde/ Bereich Erfurt, Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde 2. Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe in der DGZMK und der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung e.V. 22. und 23. September 2000 in Greifswald Autoreferat mit dem Titel: „Gruppenprophylaxe und Mundgesundheit unter besonderer Berücksichtigung der Fluoride“ J. Mönnich, A. Borutta Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde/ Bereich Erfurt, Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde 3. Publikation in der Oralprophylaxe 1/2001 Borutta, A., Mönnich, J.: Gruppenprophylaxe und Mundgesundheit unter Berücksichtigung der Fluoride. Oralprophylaxe 23 (2001) 35-40 . Seite 104 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 4. Jahresbestpreis GKP 2000 Jahresbestpreis für den besten Kurzvortrag im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe in der DGZMK der Jahrestagung 2000 . Seite 105 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Fragebogen ORALES GESUNDHEITSWISSEN DER KINDER NACH 4-JÄHRIGER GRUPPENPROPHYLAKTISCHER BETREUUNG LIEBE SCHÜLERIN, LIEBER SCHÜLER! Wie musst Du diesen Fragebogen beantworten? Es ist wichtig, dass Du alle Fragen beantwortest. Deine Antworten helfen Deinem Schulzahnarzt die zahnärztliche Betreuung und damit die Mundgesundheit der Kinder in Thüringen zu verbessern. Lies bitte alle Fragen gründlich durch und antworte auf jede Frage, so gut Du kannst. Lies jede Frage sorgfältig durch, äußere Deine Meinung und geh zur nächsten Frage über. Solltest Du eine Frage nicht verstehen, kannst Du fragen. Auf die Fragen antwortest Du, indem Du ein Kreuz in das Kästchen [ ] der Antwort machst, die Du geben würdest. Zum Beispiel: Was machst Du in deiner Freizeit am liebsten? (1mal ankreuzen) 1)[ ] Fahrrad fahren 2)[] Computer spielen 3)[ ] Lesen Der Schüler/in, der diese Frage beantwortet hat, spielt am liebsten Computer in seiner Freizeit. . Seite 106 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Manchmal muss man mit zwei Kreuzen antworten. Welche der nachfolgenden Bäume gehören zu den Laubbäumen? (mehrere Antworten also Kreuze sind möglich) 1)[] Kastanie 2)[ ] Tanne 3)[] Eiche Natürlich gehören Kastanien und Eichen zu den Laubbäumen. Beginne nun und beantworte die Fragen konzentriert. 1) Bist Du [ ] a) männlich [ ] b) weiblich 2) Wann hast Du Geburtstag? ......................... 3) Wie lange bist Du schon an dieser Schule? [ ] a) 4 Jahre [ ] b) 3 Jahre [ ] c) 2 Jahre [ ] d) 1 Jahr 4) Wie oft sollte man sich die Zähne putzen? [ ] a) mindestens 2mal am Tag (nach dem Frühstück und Abendessen) [ ] b) gelegentlich, wenn man dazu Lust hat [ ] c) 7mal in der Woche [ ] d) weiß ich nicht . Seite 107 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 5) Wie oft sollte man die Zahnbürste wechseln? [ ] a) 1mal im Jahr [ ] b) 2mal im Jahr (jedes halbe Jahr) [ ] c) 4mal im Jahr (jedes viertel Jahr) [ ] d) weiß ich nicht 6) Soll man eine Zahnpasta verwenden, die Fluorid enthält? [ ] a) ja [ ] b) nein [ ] c) weiß ich nicht 7) Wie oft isst Du außerhalb der Hauptmahlzeiten irgendwelche Kleinigkeiten? ( Pro Tag) [ ] a) nie [ ] b) 1-2 mal [ ] c) 3-4 mal [ ] d) 5 mal und öfter 8) Was enthält Elmex ®Gelee? [ ] a) extra viel Fluorid [ ] b) extra wenig Fluorid [ ] c) weiß ich nicht 9) Wie oft soll man mit Elmex® Gelee putzen? [ ] a) 1mal im Monat [ ] b) 1mal in der Woche [ ] c) 1mal jeden Tag [ ] d) weiß ich nicht . Seite 108 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 10) Was bewirken Fluoride in der Zahncreme? [ ] a) machen die Zähne hart und widerstandsfähig gegen Karies [ ] b) machen einen guten Geschmack [ ] c) gibt der Zahncreme die Farbe 11) Wie sollte eine Zahnbürste aussehen? [ ] a) mit einem kleinen Bürstenkopf [ ] b) mit einem großen Bürstenkopf [ ] c) weiß ich nicht 12) Wie lange sollte man mindestens die Zähne putzen? [ ] a) 1 Minute [ ] b) 2-3 Minuten [ ] c) 5 Minuten [ ] d) weiß ich nicht 13) Ist gesundes Essen wichtig, um keine Karies zu bekommen? [ ] a) ja [ ] b) nein [ ] c) weiß ich nicht 14) Welches Getränk schadet Deinen Zähnen? [ ] a) Milch [ ] b) ungesüßter Tee [ ] c) Cola, Limonade, zuckerhaltige Säfte [ ] d) weiß ich nicht . Seite 109 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 15) Was ist gesünder für die Zähne? [ ] a) auf einmal viele Süßigkeiten essen [ ] b) lieber oft wenige Süßigkeiten essen [ ] c) weiß ich nicht 16) Was gehört zu einem gesunden Schulfrühstück? (mehrere Antworten – also Kreuze sind möglich) [ ] a) Honigbrot, Trinkpäckchen [ ] b) Schinkenbrot, Gemüse, Mineralwasser [ ] c) Käsebrot, Obst, Milch 17) Wie oft sollte man zum Zahnarzt gehen? [ ] a) wenn man Schmerzen hat [ ] b) 2mal im Jahr [ ] c) 1mal im Jahr [ ] d) weiß ich nicht 18) Was sagt das Zahnmännchen mit Schirm auf Bonbons und Kaugummis aus? [ ] a) möglichst viel davon essen, das ist gut für die Zähne [ ] b) Finger weg- es ist ganz viel Zucker in dem Nahrungsmittel [ ] c) Zahnfreundliche Süßwaren [ ] d) weiß ich nicht . Seite 110 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 19) Hast Du gestern irgendeine der unten aufgeführten Speisen gegessen? Auch wenn Du nur sehr wenig von einer Speise zu Dir genommen hast, kreuze es bitte an. (mehrere Antworten – also Kreuze sind möglich) [ ] a) Brot [ ] b) Zuckerüberzogene Cornflakes (z.B. Frosties, Crunnchy Nut) [ ] c) Nüsse, Käse [ ] d) Frisches Obst (Äpfel, Orangen) [ ] e) Marmelade, Honig, Nutella [ ] f) Backwaren ( Kekse, Kuchen, Torte) [ ] g) Zuckerhaltige Getränke wie z. B. Cola, Limonade, Sprite, Obstsäfte usw. [ ] h) Süßigkeiten, Bonbons 20) Wie oft putzt Du Dir Deine Zähne? [ ] a) 1mal täglich [ ] b) 2mal täglich [ ] c) mehr als 3mal täglich [ ] d) gelegentlich [ ] e) nie 21) Wann hast Du Dir heute morgen Deine Zähne geputzt? [ ] a) vor dem Frühstück [ ] b) nach dem Frühstück [ ] c) gar nicht 22) Putzen sich Deine Eltern jeden Tag die Zähne? [ ] a) ja [ ] b) nein [ ] c) ja, aber nicht beide [ ] d) weiß ich nicht . Seite 111 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 23) Warum putzt Du Dir Zähne? (mehrere Antworten – also Kreuze sind möglich) [ ] a) es macht frischen Atem [ ] b) meine Eltern wünschen das [ ] c) so kann ich meine Zähne vor Karies schützen [ ] d) ich bin es so gewohnt [ ] e) weil ich mich vor anderen geniere, wenn meine Zähne nicht sauber sind 24) Putzt Du Dir Deine Zähne nach Zeit? [ ] a) nein [ ] b) ja, ich verwende eine Zahnputzuhr [ ] c) ja, ich schaue auf die Uhr [ ] d) ich putze so lange, wie ich Lust dazu habe 25) Wie wichtig ist es für Dich, gesunde Zähne zu haben? [ ] a) sehr wichtig [ ] b) weniger wichtig [ ] c) gar nicht wichtig 26) Kommt der Zahnarzt regelmäßig in Deine Schule? [ ] a) ja [ ] b) nein [ ] c) weiß ich nicht 27) Pinselt der Zahnarzt Deine Zähne mit einem Fluoridlack ein? [ ] a) ja [ ] b) nein [ ] c) weiß ich nicht Schule: ........................................ lfd. Nr.: ................ . Seite 112 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . Thesen zur Dissertation Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen von Zahnärztin Juliane Mönnich . Seite 113 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 1. Die epidemiologische Kontrolle der Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen dient als Gradmesser für die Effektivität bestehender Präventionsprogramme und ist gleichzeitig ein Planungsinstrument für die weitere zahnmedizinische Betreuung. Mit der vorliegenden Arbeit konnte retrospektiv die Dynamik der Mundgesundheit, gemessen an der Kariesverbreitung, dem Sanierungstand und dem Sanierungsgrad von Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt konform mit der schrittweisen Realisierung der Gruppenprophylaxe analysiert werden. 2. Die neuen zahnärztlichen Versorgungsstrukturen und die schrittweise Einführung der Gruppenprophylaxe zeigten keinen positiven Einfluss auf die Mundgesundheit bei Vorschulkindern. Während des nahezu 10-jährigen Beobachtungszeitraumes hat sich die Kariesverbreitung erhöht und erreichte selbst nach 9 Jahren veränderter Betreuungsstrukturen nicht das Niveau des Ausgangsjahres, das als Gradmesser für die zahnärztliche Betreuung und Selbstbetreuung der „Vorwendezeit“ gewertet werden muss. 3. Die Mundgesundheit im Vorschulalter weist erhebliche Defizite auf. Dies bezieht sich sowohl auf die Kariesverbreitung als auch auf einen völlig unzureichenden Sanierungsgrad. Eine Anhebung der Mundgesundheit kann durch eine flächendeckende und umfassende Gruppenprophylaxe in Verbindung mit einer regelmäßigen zahnärztlichen Versorgung erreicht werden. 4. Die gruppenprophylaktische Betreuung von Kindern aus Vorschuleinrichtungen wird überwiegend von Patenschaftszahnärzten durchgeführt. Ihre Anzahl ist allerdings zu gering, um alle Kindergärten umfassend betreuen zu können. 5. Trotz eines Anstieges kariesfreier Vorschulkinder besonders im letzten Beobachtungsjahr konnte der Behandlungsbedarf nur unbefriedigend abgedeckt werden. . Seite 114 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 6. Im Gegensatz zu den Vorschulkindern ist die Mundgesundheit bei Schulkindern ungleich besser und folgt dem internationalen Trend des „Caries decline“. Unabhängig vom Realisierungsgrad der Gruppenprophylaxe hat sich die Kariesverbreitung seit 1996 stark reduziert, was sich mit der hohen Verfügbarkeit von Fluoriden, insbesondere fluoridhaltiger Zahnpasten für die Selbstbetreuung und mit individualpräventiven Maßnahmen im Rahmen der zahnärztlichen Versorgung erklären lässt. 7. Die Ergebnisse dokumentieren, dass Gesundheitswissen und Gesundheitsverhalten nicht zwingend korrelieren. Ausreichende Kenntnis zur Vermeidung von Munderkrankungen steuert nur in begrenztem Umfang das Gesundheitsverhalten. Letzteres ist sehr komplex und wird von zahlreichen Faktoren, auch aus dem sozialen Bereich und weiteren gesundheitsbezogenen Einstellungen und Meinungen geprägt. 8. Die konträr verlaufende Entwicklung der Mundgesundheit zwischen Vorschul- und Schulkindern innerhalb einer definierten Zeitspanne ist nicht auf qualitative Unterschiede in der Gruppenprophylaxe zurückzuführen. Vielmehr könnten bei den Vorschulkindern ein Defizit in der Verfügbarkeit von Fluoriden (zu geringe Fluoriddosierung in Kinderzahnpasten), eine erhöhte Aufnahme kariogener Nahrungsmittel neben einer unzureichenden zahnärztlichen Versorgung die Ursachen einer unbefriedigenden Mundgesundheit sein. 9. Die sowohl bei Vorschul- und Schulkindern nachgewiesene Polarisierung der Karies korreliert mit der internationalen Beobachtung, der zufolge ca. 25 % der Kinder bis zu 80% des gesamten Kariesaufkommens auf sich vereinen. Diesem Aspekt muss künftig in der Gruppenprophylaxe Rechnung getragen werden. Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko sind zusätzlich zur Basisprävention mindestens zwei weitere Impulse als Intensivprophylaxe anzubieten. 10. Zur flächendeckenden Realisierung der Basisprävention und Durchführung der Intensivprophylaxe an indizierten Gruppen bedarf es eines ausreichenden Personalbestandes, der gegenwärtig für die Stadt Erfurt nicht gegeben ist. . Seite 115 Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen . 11. Das im Laufe des Beobachtungszeitraumes reduzierte Fachpersonal im ÖGD konnte weder durch Patenschaftszahnärzte noch durch speziell ausgebildete zahnärztliche Helferinnen ausgeglichen werden. Hinzu kommt ein ungenügender Ausstattungsgrad der örtlichen Arbeitgemeinschaft mit modernen Medien, wodurch die Organisation der Gruppenprophylaxe einschließlich ihrer Reihenuntersuchungen, die Auswertung und Veröffentlichung von epidemiologischen Daten erschwert sind. Ausgeglichen werden diese Defizite partiell durch die Zusammenarbeit mit dem Zentrum ZMKH der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wodurch eine personelle Unterstützung und wissenschaftliche Begleitung der Gruppenprophylaxe möglich ist. . Seite 116