Doktorarbeit

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Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe
bei Kindern und Jugendlichen
Dissertation
Zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor medicinae dentariae
(Dr. med. dent.)
vorgelegt dem
Rat der Medizinischen Fakultät
der Friedrich-Schiller-Universität Jena
von
Juliane Mönnich
geboren am 19.04.1976 in Potsdam
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Gutachter
1. ..................................................
2. ..................................................
3. ..................................................
Tag der öffentlichen Verteidigung:
.
Seite 2
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ................................................................................................. 5
2. Literaturüberblick .................................................................................. 7
2.1 Kariesepidemiologie .............................................................................................. 7
2.2 Oraler Gesundheitszustand bei Kindern in Deutschland - Vergangenheit und
Gegenwart.................................................................................................................... 8
2.2.1 Kariesverbreitung im Milchgebiss ................................................................... 8
2.2.2 Kariesverbreitung im bleibenden Gebiss ....................................................... 10
2.3 Kariesverbreitung bei Kindern - ein internationaler Vergleich ..................... 12
2.4 Die Entwicklung der Prävention und Jugendzahnpflege................................ 17
2.5 Gesundheitserziehung - ...................................................................................... 24
Gruppenprophylaxe, Individualprophylaxe .......................................................... 24
2.6 Zielstellung .......................................................................................................... 30
3. Material und Methode .......................................................................... 31
3.1 Auswahl des Datenmaterials .............................................................................. 31
3.2 Beurteilung des oralen Gesundheitszustandes ................................................. 32
3.3 Inhalte des standardisierten schriftlichen Interviews ..................................... 33
3.4 Statistische Methoden ......................................................................................... 34
4. Ergebnisse .............................................................................................. 37
4.1 Soziologisch – epidemilogischer Teil ................................................................. 37
4.1.1 Mundgesundheit von Schulkindern der ersten bis vierten Klasse soziologisch-epidemiologischen Teil der Studie .................................................... 37
4.1.2 Analyse des standardisierten Interviews ........................................................ 42
4.1.2.1 Einstellung gegenüber der oralen Gesundheit und orales
Gesundheitsverhalten .............................................................................................. 42
.
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4.1.2.2 Orales Gesundheitswissen .......................................................................... 43
4.1.2.3 Ernährungsgewohnheiten und Wahrnehmung der zahnärztlichen
Versorgung.............................................................................................................. 46
4.1.3 Verknüpfung der kariesstatistischen Daten mit Ergebnissen des
standardisierten schriftlichen Interviews ................................................................ 48
4.1.3.1 Vergleich zwischen Gruppe A und B ......................................................... 50
4.2 Klinisch - epidemiologische Studie .................................................................... 52
4.2.1 Fünf- bis Sechsjährige.................................................................................... 52
4.2.2 Elf- bis Zwölfjährige ...................................................................................... 57
5. Diskussion .............................................................................................. 63
6. Zusammenfassung ................................................................................. 83
7. Literaturverzeichnis ............................................................................. 85
Anhang ..................................................................................................................... 100
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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1. Einleitung
Karies und marginale Entzündungen zählen nach wie vor zu den verbreitetsten
Erkrankungen beim Kind. Sie können Ursache für zahlreiche Folgeerkrankungen sein,
und ihre Behandlung impliziert hohe volkswirtschaftliche Kosten. Die Ätiologie und
Pathogenese beider Erkrankungen sind hinreichend untersucht. Dabei handelt es sich
um plaqueinduzierte Krankheiten, die durch ein multifaktorielles Bedingungsgefüge
unterhalten werden. Jahrzehnte lange Forschungen auf dem Gebiet der präventiven
Zahnheilkunde führten zu zwischenzeitlich evidenzgeprüften Konzepten und Strategien
über die Vermeidung von Karies und Parodontalerkrankungen. Die präventiven
Maßnahmen stützen sich auf die Fluoridanwendung, Zahn- und Mundhygiene,
Ernährungslenkung und Fissurenversiegelung. Zur flächendeckenden Umsetzung dieser
Maßnahmen bei Kindern und Jugendlichen existieren in Deutschland gesetzliche
Rahmenbedingungen, nach denen Präventionsprogramme in Kindergärten und Schulen
durchgeführt und individualprophylaktische Maßnahmen im Rahmen der zahnärztlichen
Betreuung angeboten werden. Die wichtigsten diesbezüglichen Gesetze sind der § 21 im
Sozialgesetzbuch V, der die Gruppenprophylaxe regelt und der § 22, der sich auf die
Individualprophylaxe bezieht. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands haben beide
Gesetze auch für die neuen Bundesländer Gültigkeit.
Die Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im letzten
Jahrzehnt deutlich verbessert und folgt dem internationalen Trend des „Caries decline“
(Glass 1982). Die Ursachen für diese allgemein günstige Entwicklung sind vor allem in
der hohen Verfügbarkeit von Fluoriden zu sehen, aber auch in einem gestiegenen
Gesundheitsbewusstsein, das ein verändertes Gesundheitsverhalten auslöste und in der
Umsetzung gesetzlicher Verordnungen zur Gruppen- und Individualprophylaxe.
Dennoch bestehen besonders hinsichtlich der Kariesverbreitung zwischen den einzelnen
Bundesländern erhebliche Niveauunterschiede. Hinzu kommt eine Polarisierung des
Kariesbefalls, der zufolge ca. 25 % der Kinder bis zu 80 % des gesamten
Kariesaufkommens auf sich vereinen. Betroffen sind vor allem Kinder aus sozial
schwachen Schichten.
Nach den gesellschaftspolitischen Veränderungen in Ostdeutschland, denen die
Transformation des Gesundheitswesens folgte, mussten neue Strukturen geschaffen
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werden, um die Organisation und Durchführung der Gruppenprophylaxe realisieren zu
können.
In Erfurt, der Landeshauptstadt Thüringens, wurde Ende 1992 nach Gründung der
Landesarbeitsgemeinschaft
Jugendzahnpflege/Thüringen
(LAG)
der
Arbeitskreis
Jugendzahnpflege gebildet, dessen Ziel es ist, die vorgegebenen Aufgaben im Rahmen
der Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend umzusetzen. Der Aufbau
der
Gruppenprophylaxe
erfolgte
nach
einem
Stufenplan.
Jährliche
Reihenuntersuchungen dokumentieren die Mundgesundheit und den Sanierungsstand.
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2. Literaturüberblick
2.1 Kariesepidemiologie
Die
weltweite
Kariesverbreitung
unterscheidet
sich
regional
erheblich.
Bei
longitudinaler Betrachtung imponieren Kariesebben und -fluten (KÜNZEL 1997). Ihr
Auftreten beruht auf dem Wechselspiel zwischen der oralen Mikroflora, diätetischen
Einflüssen und dem Wirtsorganismus. Mannigfaltige Faktoren nehmen auf diesen
Prozess fördernden oder auch hemmenden Einfluss. Die Karies ist demzufolge
faktorendeterminiert (KÜNZEL 1997). Die Verschlechterung der oralen Gesundheit
durch soziale Deprivation (BORUTTA 1995) oder durch Akkulturation von
Populationsgruppen (OFSTAD 1981, SELIKOWIC 1994) ist in gleicher Weise
bewiesen, wie der seit den siebziger Jahren in den Industriestaaten Nordamerikas,
Europas und Australiens ausgelöste allgemeine Rückgang der Kariesprävalenz (GLASS
1982), der bei der jugendlichen Population bis in die Gegenwart seine Fortsetzung
findet (MARTHALER 1996) und als „Caries decline“ in die internationale Fachliteratur
eingegangen ist. Bis zum Ende der achtziger Jahre lag nach KÜNZEL (1988) kein
eindeutiger Beweis für einen generellen Kariesrückgang in Deutschland vor. Diese
Situation änderte sich in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch einen
signifikanten Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen drastisch, so dass seit dem
auch in Deutschland von einem Caries decline gesprochen werden kann (KÜNZEL
1996).
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2.2 Oraler Gesundheitszustand bei Kindern in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart
2.2.1 Kariesverbreitung im Milchgebiss
Da der orale Gesundheitszustand im Kindesalter fast ausschließlich durch die Karies
beeinträchtigt wird, soll an dieser Stelle eine Betrachtung ihrer Prävalenz vorgenommen
werden. Die dazu im folgenden aufgeführten Studien sind Querschnittsstudien, von
denen die meisten repräsentativen Charakter tragen, so dass anhand der in ihnen
ermittelten Resultate ein Trend erkennbar ist.
Die Kariesverbreitung im Milchgebiss betrug in den achtziger Jahren im Bezirk Erfurt
für 5 bis 6-Jährige 2,2 - 3,4 deft (WIEDERHOLD 1988, WAURICK 1985). In
Göttingen wurden zum gleichen Zeitpunkt von PIEPER et al. (PIEPER et al. 1985,
1989) Werte zwischen 5,9 und 6,9 dfs ermittelt. Für fünfjährige Kinder in Salzgitter
registrierten SÖNJU CLASEN et al. (1992) 1989 einen dmfs-Wert von 4,6. Andere
Autoren stellten für Sechsjährige in Hamburg 5,2 dmft, im Stadt- und Landkreis Giessen
3,5 dmft, in Hattingen und Witten 3,1 - 3,7 dmft und im Rems-Murr- Kreis 3,0 dft fest
(SCHIFFNER und GÜLZOW 1988, BUHL et al. 1991, SENKEL und O´MULLANE
1990, EINWAG 1991). Im Rahmen einer Wiederholung der "International Collaborative
Study of Dental Manpower Systems, ICS-I-Replikationsstudie, ermittelten BORUTTA
et al. (1991) 1989 einen dmft von 3,3 für 8- bis 9-jährige Kinder in der Stadt Leipzig
und den Landkreisen Delitzsch und Grimma. Die Wiedervereinigung beider deutscher
Staaten ermöglichte auch gemeinsame Studienprojekte. So kam es beispielsweise 1990
zu einem Vergleich über die Kariesverbreitung und den Sanierungsstand bei
Schulanfängern zwischen Erfurt und Marburg. Für Sechsjährige in Erfurt ergab sich
dabei ein dmfs von 5,8 und in Marburg ein dmfs von 5,2 (SCHMIDT et al. 1991).
Während die deft-Indizes der 6- bis 9-jährigen Erfurter Kinder 1994 signifikant
niedriger als 1986 waren, erwiesen sich die deft-Indizes bei den 3- bis 5-Jährigen als
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signifikant höher (Anstieg um 16,6 %) (KÜNZEL und MÖLLER 1996). Bundesweite
Studien (PIEPER 1995, 1996, 1998 und 2001) lieferten einen Überblick zur
Kariesprävalenz bei Kindern in Deutschland. Die dmft-Werte bei den 6- bis 7-Jährigen
lagen 1994/1995 zwischen 2,3 und 4, 1997 zwischen 1,9 und 3 und 2000 zwischen 1,59
und 3,27, wobei im Jahr 2000 regional ein Anstieg zu verzeichnen war (Tabelle 1).
 Tabelle 1: Kariesprävalenz (dmft) bei 6- bis 7-Jährigen in Deutschland (PIEPER
1995, 1996, 1998 und 2001) (UJ = Untersuchungsjahr)
Bundesland
dmft
UJ
dmft
UJ
dmft
UJ
Schleswig-Holstein
2,5
1994
1,9
1997
1,59
2000
Hamburg
2,7
1994
2,22
1997
2,24
2000
Hessen
2,8
1994
2,2
1997
1,98
2000
Rheinland-Pfalz
2,8
1994
2,3
1997
2,14
2000
Baden-Württemberg
2,3
1994
1,91
1997
1,72
2000
Bremen
2,9
1995
2,68
1997
3,27
2000
Berlin
3,1
1995
2,64
1997
2,33
2000
Mecklenburg-Vorpommern
4
1995
3,04
1997
2,95
2000
Nordrhein
2,9
1995
2,59
1997
2,3
2000
Westfalen-Lippe
3
1995
2,7
1997
2,27
2000
Brandenburg
keine Angaben
2,54
1997
2,43
2000
Sachsen-Anhalt
keine Angaben
3,2
1997
3,06
2000
Niedersachsen
keine Angaben
keine Angaben
2,36
2000
Thüringen
3,8
2,92
2,41
2000
1995
1997
1978 formulierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit der
FDI für 5- bis 6-Jährige einen Mundgesundheitsindikator, der vorsah, dass 50 % der
Kinder dieser Altersgruppe im Jahre 2000 kariesfrei sein sollten. Der entsprechende
nationale Indikator sah 60 % vor. Die epidemiologische Situation reflektierte zwar einen
Anstieg der kariesfreien Kinder, allerdings konnten der nationale- und WHO-Indikator
für das Jahr 2000 in einigen Bundesländern lediglich annähernd werden (PIEPER 2001).
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2.2.2 Kariesverbreitung im bleibenden Gebiss
Eine Kariesverbreitung von 5,9 bis 6,4 DMFT registrierten SOBKOWIAK und UHDE
(1971) bei Zwölfjährigen in Rostock in den siebziger Jahren. In den achtziger Jahren
sank sie bereits auf 4,8 DMFT (FRÖHLICH und MAIWALD 1990). Für den Bezirk
Erfurt wurden 4,6 DMFT, für den Bezirk Leipzig 3,5 DMFT und DDR-weit 3,3 DMFT
festgestellt (WAURICK et al. 1985, KRAMER und UHLIG 1986, BUSSE und
GEIGER 1990). Insgesamt war die Kariesverbreitung in der DDR von einer Variabilität
bestimmt, die durch zwei Tendenzen charakterisiert war. Einerseits war bei Probanden
aus fluoridarmen Gebieten, die Kariesverbreitung mit 4,4 DMFT im Alter von 12 Jahren
verhältnismäßig hoch und andererseits war sie bei Probanden aus Gebieten mit
systemischer Fluoridverfügbarkeit signifikant niedriger. Dabei handelte es sich zumeist
um Städte mit langjähriger Trinkwasserfluoridierung. Die Zwölfjährigen dieser Städte
wiesen eine geringere Kariesverbreitung von 2,7 DMFT oder weniger auf (KÜNZEL
1991). EINWAG et al. (1990) und GÜLZOW et al. (1988) registrierten Ende der
achtziger Jahre im Rems-Muhr-Kreis und in Hamburg ein DMFT von 2,0 für
Zehnjährige und für Zwölfjährige von 2,3. In der Altersgruppe der 13- bis 14-Jährigen
wurden bei Untersuchungen in Erfurt 1981 5,7 DMFT, 1985 in Magdeburg 4,0 DMFT,
in Leipzig 5,1 DMFT und im Rahmen der ICS-I-Replikationsstudie 1989 im Bezirk
Leipzig 3,6 DMFT registriert (WAURICK et al. 1985, HANDKE 1988, KRAMER
1986, BORUTTA et al. 1991). Bundesweit durchgeführte epidemiologische Studien
lassen einen Vergleich zwischen den alten und neuen Bundesländern zu. Danach wiesen
13- bis 14-Jährige in den alten Bundesländern 5,1 DMFT bzw. 8,3 DMFS und in den
neuen Bundesländern 4,3 DMFT bzw. 4,9 DMFS auf (MICHEELIS und BAUCH 1991
und 1993). Die Kariesverbreitung in Ostdeutschland war damit geringer als in
Westdeutschland. Zu Beginn der neunziger Jahre wurde ein direkter Vergleich zwischen
11- bis 12-jährigen Schülern aus Dresden und Giessen durchgeführt. Dabei ergab sich
für die Dresdner Schüler ein DMFT-Wert von 2,8 und für die Giessner Schüler von 3,2
(FRITSCHE 1992). Nach KÜNZEL und MÖLLER (1996) betrug der mittlere DMFT
1986 für zwölfjährige Erfurter Schüler 4,1 und reduzierte sich bis zum Jahr 1994 um
39 % auf 2,5. Bundesweite Studien (PIEPER 1995, 1996, 1998 und 2001) geben einen
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Überblick zur Kariesprävalenz in Deutschland. Der DMFT bei Zwölfjährigen lag
1994/95 zwischen 1,6 und 3,5, 1997 zwischen 1,31 und 2,79 und im Jahr 2000 zwischen
1,03 und 1,95 (Tabelle 2).
 Tabelle 2: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in Deutschland (PIEPER
1995, 1996, 1998 und 2001) (UJ = Untersuchungsjahr)
Bundesland
DMFT
UJ
DMFT
UJ
DMFT
UJ
Bayern
1,6
1995
keine Angaben
keine Angaben
Bremen
2,1
1995
1,3
1997
1,29
2000
Westfalen-Lippe
2,2
1995
1,7
1997
1,19
2000
Nordrhein
2,3
1995
1,8
1997
1,16
2000
Hamburg
2
1994
2
1997
1,37
2000
Schleswig-Holstein
2,4
1994
1,8
1997
1,25
2000
Hessen
2,4
1994
1,7
1997
1,08
2000
Baden-Württemberg
2,4
1994
1,4
1997
1,03
2000
Thüringen
2,6
1994
2
1997
1,42
2000
Rheinland-Pfalz
2,6
1994
1,8
1997
1,22
2000
Berlin
2,6
1995
2,1
1997
1,25
2000
Mecklenburg-Vorpommern
3,5
1995
2,8
1997
1,95
2000
Sachsen-Anhalt
keine Angaben
2,4
1997
1,68
2000
Brandenburg
keine Angaben
2
1997
1,4
2000
Für das bleibende Gebiss ist der Rückgang der Karies im zurückliegenden Jahrzehnt
charakteristisch. Der nationale- und WHO-Indikator - nicht mehr als 2 DMF-Zähne bei
Zwölfjährigen - konnte für Deutschland zum Jahre 2000 erreicht bzw. sogar
unterschritten werden (PIEPER 2001).
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2.3 Kariesverbreitung bei Kindern - ein internationaler Vergleich
Karies ist eine weltweit in allen Kulturkreisen vorkommende Erkrankung, ihre
Verbreitung unterliegt aber territorial starken Unterschieden.
Das von der WHO entwickelte Datenbanksystem ermöglicht einen Überblick über die
weltweite epidemiologische Situation der Karies. Bei der vergleichenden Betrachtung
der Prävalenz der Milchzahnkaries zwischen den europäischen Ländern sind territorial
große Differenzen zu registrieren. Die in Abbildung 1 für die 5 bis 7 Jahre alten Kinder
wiedergegebenen dmft-Indizes lagen in einer Spanne von 0,9 in Irland bis 8,5 in
Albanien/Tirana (MARTHALER et al. 1996). Der für die fünfjährigen Kinder in OstIrland nachgewiesene dmft von 0,9 geht auf die Trinkwasserfluoridierung zurück. Eine
Kariesverbreitung unter 2,0 dmft und zudem national repräsentative Werte wurden in
Dänemark, Finnland, den Niederlanden und Norwegen nachgewiesen. Sie sind in der
Regel mit einem 50 %igen Anteil kariesfreier Kinder verbunden. In den osteuropäischen
Ländern ist der Milchzahnkariesbefall in der Regel hoch. Das trifft besonders für
Litauen, Rumänien und Polen zu, in denen die dmft-Werte eine Spannweite von 4,4 bis
7,4 hatten.
Eine sehr gut orale Gesundheit wurde von SUNDBERG (1996) für Sechsjährige in
Schweden mit 64 % Kariesfreiheit ermittelt. In Dänemark konnten aufgrund der
jahrzehntelangen Präventionsbetreuung für 60 bis 72 % der fünfjährigen Kinder
naturgesunde
Milchgebisse
nachgewiesen
werden
(PETERSEN
1996).
Die
Kariesprävalenz für Siebenjährige wurden von STEINER et al. (1995) im Kanton
Zürich (Schweiz) mit 1,55 dmft registriert.
Bei der Betrachtung der Milchzahnkaries war für die europäischen Länder eine
Ost/West-Skalierung des Prävalenzmusters zu erkennen.
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.
Ost-Irland
0.9
Spanien
1
1.3
Dänemark
Finnland
1.4
Norwegen
1.4
Griechenland/Athen
1.5
Niederlande
1.7
USA
1.7
England
2
West-Irland
2.1
Frankreich
2.5
Tschechien
2.7
Ungarn
3.7
Slowenien
3.9
Littauen
4.4
Rumänien
4.4
Polen
5.5
Weißrußland
7.4
Albanien/Tirana
8.5
dmft
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
Abbildung 1: Internationaler Vergleich der Kariesprävalenz (dmft) bei 5- bis 7-Jährigen
von 1991-1995 (modifiziert nach Marthaler 1996)
.
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Nach Angaben der WHO haben 62 % der europäischen Länder das bis zum Jahr 2000
für Zwölfjährige vorgegebene Ziel oraler Gesundheit von 3 DMF-Zähnen erreicht oder
unterschritten (Tabelle 3).
 Tabelle 3: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in ausgewählten Ländern
Europas von 1995-1999 (WHO 2000)
Land
Jahr
DMFT
Dänemark
1995
1,2
Deutschland
1997
1,7
Frankreich
1998
1,9
Island
1996
3,8
Italien
1996
2,1
Lettland
1998
4,2
Östereich
1997
1,7
Portugal
1999
1,5
Schweden
1997
1,0
Slowenien
1998
1,8
UK of GrBr  N Irl
1996-97
1,1
Ungarn
1996
3,8
Nicht nur in der Mehrzahl der Länder Europas, sondern auch in den USA, Australien,
Neuseeland und Japan wurde das WHO-Ziel von 3,0 DMF-Zähnen bis zum Jahre 2000,
oder früher, erreicht (Tabelle 4).
MARTHALER et al. (1996) bestätigten, dass der strenge Zusammenhang zwischen
Zuckerkonsum und Kariesverbreitung in den Industrieländern durch vorbeugende
Maßnahmen verlorengegangen ist und sich der Caries decline in der hohen
Verfügbarkeit von Fluoriden, vor allem in Form fluoridhaltiger Zahnpasten, begründet.
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
Tabelle 4: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in ausgewählten
außereuropäischen Industrieländern von 1973 - 1999 (WHO 2000)
Land
Jahr
DMFT
Jahr
DMFT
Kanada
1989-91
3,0 - 3,7
1993
4,3
USA
1986-87
1,8
1991
1,4
Australien
1990
1,4
1996
0,9
Japan
1993
3,6
1999
2,4
Neuseeland
1973
6,0
1993
1,5
Amerika
Westpazifik
Im Gegensatz dazu ist die Kariesverbreitung in den Entwicklungsländern sehr
unterschiedlich und weist keine einheitliche Tendenz auf. Ergebnisse aus der WHODatenbank (2000) zeigten, dass die Kariesprävalenz in den Entwicklungsländern oft ein
niedriges Niveau hat (Tabelle 5). In den meisten Ländern der westpazifischen,
asiatischen und afrikanischen Region betrug die Kariesverbreitung bei den
Zwölfjährigen weniger als 3 DMFT. Für wenige lateinamerikanische Staaten, zum
Beispiel Brasilien, Kuba und Argentinien, in denen Ende der achtziger Jahre noch
höchste
DMFT-Werte
registriert
wurden,
konnte
eine
Verringerung
der
Kariesverbreitung nachgewiesen werden. Ähnliche Trends in der Kariesverbreitung
zeigten sich auch für einige afrikanische Länder (Nigeria, Gambia, Niger Uganda und
Süd Afrika).
Angesichts des anhaltenden Kariesrückgangs hat die Weltgesundheitsorganisation bis
zum Jahr 2010 folgende globale Ziele für 5- bis 6-Jährige, Zwölfjährige und
Achtzehnjährige formuliert (BARMES 1995):
- Kariesfreiheit für 90 % der 5- bis 6-Jährigen,
- DMFT  1 bei Zwölfjährigen
- vollbezahntes Gebiss aller Achtzehnjährigen.
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
Tabelle 5: Kariesprävalenz (DMFT) bei Zwölfjährigen in ausgewählten
Entwicklungsländern von 1972 - 1998 (WHO 2000)
Land
Jahr
DMFT
Jahr
DMFT
Äthiopien
1975
1,5
1993
1,0
Gambia
1989
1,6
1995
2,3
Malawi
1978
0,8
1992-94
0,6-0,8
Niger
1988
1,7
1997
1,3
Nigeria
1973
2,9
1991
0,7
Senegal
1989
1,5
1994
1,2
Süd Afrika
1978
3,4
1988-89
1,7
Uganda
1972
2,4
1993
0,4
Bolivien
1981
7,6
1995
4,7
Brasilien
1986
6,7
1996
3,1
Cuba
1989
2,9
1998
1,4
Ecuador
1988
4,9
1997
3,0
Jamaika
1984
6,7
1995
1,1
Nicaragua
1988
5,9
1997
2,8
Panama
1989
4,2
1997
3,6
Venezuela
1986
3,6
1997
2,1
Fiji
1986
2,8
1998
1,5
Malaysia
1981
3,9
1997
1,5
Philippinen
1987
5,5
1998
4,6
Afrika
Amerika
Westpazifik
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2.4 Die Entwicklung der Prävention und Jugendzahnpflege
Unter Prävention (lat. praevenire: zuvorkommen) werden vorbeugende Maßnahmen
verstanden, die dem Erhalt der Gesundheit dienen. Dementsprechend befasst sich die
Prävention mit der Verhütung von Krankheiten durch vorbeugende Maßnahmen sowie
der Krankheitsfrüherkennung mit dem Ziel, Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis ins
hohe Alter zu erhalten. Man unterscheidet die primäre von der sekundären und tertiären
Prävention.
Unter
primärer
Prävention
wird
die
Ausschaltung
von
gesundheitsschädigenden Faktoren (z.B. Gesundheitserziehung, Schutzimpfungen,
Epidemiologie) verstanden. Die sekundäre Prävention bezeichnet das Sicherstellen einer
frühestmöglichen Diagnose und Therapie. Durch die tertiäre Prävention werden
Krankheitsfolgen z.B. in Form von Komplikationsvorbeugung und Rehabilitation
ausgeglichen bzw. begrenzt (PSCHYREMBEL 1994).
In Deutschland hat die Prävention gegen Munderkrankungen im Zusammenhang mit der
Entwicklung der Schulzahnpflege und späterer Jugendzahnpflege eine lange Tradition.
Ihre Anfänge reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.
Die wirtschaftliche Situation in Deutschland ausgangs des 19. Jahrhunderts und die
noch fehlenden Sozialgesetze erlaubten es vielen Eltern nicht, die zahnärztliche
Behandlung ihrer Kinder zu finanzieren. Die weit verbreitete Unkenntnis über
Möglichkeiten zur Vermeidung oraler Erkrankungen und wirtschaftliche Deprivation
führten zu einer unbefriedigenden Mundgesundheit der Schulkinder und bewirkten, dass
viele Kinder wegen Zahnschmerzen dem Unterricht nicht folgen konnten bzw. ihm
gänzlich fern blieben. Das veranlasste die Lehrerschaft sich in den folgenden Jahren mit
Nachdruck für die Schaffung von Strukturen einzusetzen, in denen eine zahnärztliche
Behandlung der Kinder zu kostengünstigen Bedingungen durchgeführt werden kann.
Die aus dieser Zeit stammenden ersten epidemiologischen Untersuchungen von Ritter,
Fenchel und Weber im Jahre 1894 sowie von Röse 1885 bestätigten eine 70 bis 90 %ige
Kariesfrequenz. Nach den Ergebnissen von Jessen hatten Schulkinder im Durchschnitt
7,5 kariöse Zähne bei einer Kariesfrequenz von 93 bis 95% (KÜNZEL 1965).
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1900 erschien ein Erlass des preußischen Kultusministeriums an die Schulbehörden, der
eine größere Aufmerksamkeit der Schule für die Zahnhygiene verlangte und auf die
Notwendigkeit zahnärztlicher Reihenuntersuchungen hinwies. Obwohl die zahnärztliche
Behandlung noch unerwähnt blieb, war mit diesem Erlass das öffentliche Interesse der
Staatsbehörden für die Schulzahnpflege und die mit ihr verbundene Vorbeugung oraler
Erkrankungen geweckt (HOPSTEIN 1931, MÜLLER 1955). In der Folge betrachtete die
Lehrerschaft die Erziehung zur sachgemäßen Zahnpflege als eine ihrer Aufgaben, an
deren Umsetzung sie gemeinsam mit den verantwortlichen Zahnärzten arbeiteten.
Der Privatdozent Jessen und seine Mitarbeiter begannen 1885 an der Universität
Straßburg Kinder kostenlos zu behandeln. Erste Untersuchungen an 3000 Schulkindern
aus Straßburg bestätigten für lediglich 165 von ihnen eine Kariesfreiheit. Diese
bedrückenden Ergebnisse zwangen, neue Wege zur Verbesserung der Mundgesundheit
bei Kindern einzugehen. Nach zahlreichen Bemühungen konnte am 25. 10. 1902 Prof.
Dr. Ernst Jessen in Straßburg die erste Schulzahnklinik in Deutschland, angeschlossen
an die Universitätszahnklinik, eröffnen. Bald danach wurde auch die erste städtische
Schulzahnklinik in Darmstadt unter der Leitung von Med.-Rat Otto Köhler gegründet.
Diesem Beispiel folgten weitere deutsche Städte, so dass es 1929 bereits in 822 Städten
und 118 Landkreisen Schulzahnpflegeeinrichtungen gab (HERTEL 1928). Die
Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft wurde durch die Reichsschulkonferenz im Jahr
1920 gefördert, auf der nachdrücklich die Einführung des Hygieneunterrichts als eigene
Disziplin gefordert wurde. Nach einem entsprechenden Erlass vom 12. Dezember 1925
des Preußischen Ministeriums für Wissenschaft und Volksbildung ersuchte das
Provinzialschulkollegium, die Lehrerschaft auf die Durchsetzung dieses Unterrichts
hinzuweisen. In sämtlichen Schulgattungen sollte die Gesundheitslehre im Gesamtplan
des Unterrichts Berücksichtigung finden. Daneben sollten erzieherische Maßnahmen im
Sinne von praktischen Übungen, wie z. B. das Zähneputzen stattfinden, um die Schüler
an allgemeine gesundheitliche Regeln zu gewöhnen. Zur erfolgreichen Umsetzung des
Hygieneunterrichtes wurde die Gesundheitslehre auch als Pflichtfach im Lehrplan der
pädagogischen Akademien eingeführt (KIENTOPF 1930). Im Freistaat Sachsen war es
besonders der Fabrikant Lingner, der sich mit den Lingner-Werken um die Entwicklung
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der Schulzahnpflege verdient gemacht hat (HOPSTEIN1931). Auf sein Bestreben hin
wurde 1900 in Dresden eine Zentrale für Zahnhygiene gegründet (WEIßE 1977).
In den Schulzahnkliniken waren die Zahnärzte nicht generell hauptamtlich angestellt. In
verschiedenen Orten wurden die Kinder von niedergelassenen Zahnärzten, die
nebentätig in den Schulzahnkliniken arbeiteten, versorgt.
Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Schulzahnpflege war die Gründung des
„Deutschen Zentralkomitees für Zahnpflege in den Schulen“ im Jahre 1909, das für die
konzeptionelle Ausrichtung der Schulzahnpflege verantwortlich war. Die 12 Leitsätze
dieses Komitees, verfasst von Min.–Rat Dr. Kirchner, waren sehr progressiv und haben
in ihren Grundzügen noch heute Gültigkeit. Das Zentralkomitee gab auch die Zeitschrift
„Schulzahnpflege“ heraus. Beispielgebend für die damalige Zeit war die präventiv
orientierte Forderung von Kirchner nach regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen
mit anschließender Behandlung der Kinder.
Eine erste Blüte erlangte die Entwicklung der Schulzahnpflege nach dem ersten
Weltkrieg. Die in vielen Städten etablierten Schulzahnkliniken, die unter der
Verwaltung der Schulämter standen, ließen drei unterschiedliche Systeme hinsichtlich
der inhaltlichen Ausrichtung ihrer Arbeitsweise erkennen. Eng verbunden mit dem
Namen Kantorowicz war das „Bonner System“. Es stütze sich auf die planmäßige
Untersuchung und Behandlung durch haupt- oder nebenamtliche Schulzahnärzte.
Kantorowicz begann 1919 erstmalig mit einer planmäßigen Schulzahnpflege nach dem
Prinzip der aufsteigenden Sanierung. Beginnend mit der achten Klasse, wurden in den
Folgejahren systematisch alle Schulkinder in die Untersuchung und Sanierung
einbezogen. Kantorowicz forderte das Füllen des „kleinsten Loches“ und sah diese
Möglichkeit nur unter der Voraussetzung regelmäßiger Untersuchungen und der Einheit
zwischen Untersucher und Behandler. Dieses war zur damaligen Zeit ein sehr
progressiver Ansatz und deutete auf erste Schritte in Richtung Prävention hin. Im
Zusammenhang mit der Behandlung erhielten die Patienten auch Ratschläge zur
regelmäßigen Zahn- und Mundhygiene. Auf die Erhaltung der Milchzähne wurde wenig
Wert gelegt, im Vordergrund der Sanierung standen die bleibenden Zähne. Die
Milchzahnbehandlung war im wesentlichen eine Schmerzbehandlung und auf
Extraktionen ausgerichtet. Dennoch war beim „Bonner System“ der Übergang von der
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ursprünglichen
„Notversorgung“
in
eine systematische und initial
präventiv
ausgerichtete zahnärztliche Recallbetreuung der Schulkinder vollzogen. Die beiden
anderen Systeme erreichten diesen innovativen Grad nicht. Sie trennten die
Untersuchung von der Behandlung, wobei es im „Frankfurter System“, das von Tholuck
aufgebaut
wurde,
hauptamtliche
oder nebenamtliche Schulzahnärzte für die
regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen gab, während die Behandlung in den
privaten Zahnarztpraxen oder in der Schulzahnklinik durchgeführt wurde. Das
„Mannheimer System“ unter der Leitung von Stein arbeitete ebenfalls nach dem
Hauszahnarztprinzip, allerdings wurden die Kinder nicht von angestellten Zahnärzten,
sondern von niedergelassenen Zahnärzten untersucht. Bei Feststellung eines
Behandlungsbedarfes erfolgte die Überweisung an den Hauszahnarzt.
Als 1928 die erste Leistungsstatistik vom „Bonner System“ vorlag, dokumentierte sie
einen Sanierungsstand der Schulabgänger von 90 %, der diesbezügliche Durchschnitt
aller anderen Städte, in denen die Schulzahnpflege dem „Bonner System“ folgte, lag bei
85,5 %. Durch die Trennung zwischen Untersuchung und Behandlung lagen in den
beiden anderen Systemen die Sanierungsstände lediglich zwischen 40 und 70 %.
Mit dem Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens von 1934 wurden
die Schulzahnkliniken aus ihrer ursprünglichen Verwaltung durch das Schulamt
herausgelöst und den Gesundheitsämtern unterstellt. 1937 hatte sich das „Deutsche
Zentralkomitee für Zahnpflege in den Schulen“ in die „Arbeitsgemeinschaft für
Jugendzahn- und Mundpflege“ umgewandelt, die bis 1945 bestand. Nach dem zweiten
Weltkrieg gingen die beiden deutschen Staaten sehr unterschiedliche Wege in der
Entwicklung der Kinder- und Jugendzahnpflege.
Das staatliche Gesundheitswesen in der DDR betrachte Kinder und Jugendliche als eine
Zielgruppe innerhalb der gesundheitlichen Betreuung. Mit der "Anordnung über die
Jugendzahnpflege" vom 27. Februar 1954 wurde die Jugendzahnpflege zur Aufgabe des
Staates erklärt. Diese und weitere gesetzliche Grundlagen bewirkten nicht nur den
Wandel von der Schulzahnpflege zur Kinder- und Jugendzahnheilkunde, sondern
schufen auch die Voraussetzungen für eine präventiv orientierte regelmäßige
zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen vom 2. bis zum 18. Lebensjahr.
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Seit 1964 entstanden an den medizinischen Hochschuleinrichtungen auf der Grundlage
neuer Ausbildungsprogramme für das Studium der Zahnmedizin, die das Fachgebiet der
Kinderzahnheilkunde
Abteilungen
für
und
Prävention
besonders
Kinderzahnheilkunde.
Die
berücksichtigten,
im
gleichen
Jahr
selbständige
eingeführte
Fachzahnarztordnung für die Kinderzahnheilkunde regelte die diesbezügliche
Spezialisierung. Der Anteil von Fachzahnärzten für Kinderzahnheilkunde an der
Gesamtzahl der Zahnärzte betrug etwa 20 % und orientierte sich an der
demographischen Situation (BORUTTA
UND
WAURICK 1984). 1989 waren 2098
Zahnärzte als Kinderstomatologen tätig, die sowohl die Prävention organisierten und
durchführten als auch für die Behandlung verantwortlich waren. Damit war eine
flächendeckende bedarfsgerechte zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen
gewährleistet (BARDEHLE 1994). Die Kinderstomatologen arbeiteten als angestellte
Zahnärzte überwiegend in staatlichen Jugendzahnkliniken, die es in jedem Kreis gab
oder in jugendzahnärztlichen Abteilungen der Polikliniken. Die Jugendzahnkliniken
bestanden aus je einer Abteilung Kinderzahnheilkunde und Kieferorthopädie. Die
Leitung oblag dem Kreisjugendzahnarzt, dem späteren leitenden Kinderstomatologen
eines Kreises. Daneben existierten in vielen Schulen kinderstomatologische
Ambulanzen, die verwaltungstechnisch der Kreisjugendzahnklinik unterstanden, in
denen Vorschul- und Schulkinder regelmäßig zahnärztlich betreut wurden in der Einheit
zwischen primärer und sekundärer Prävention. In verschiedenen Landregionen kamen
auch fahrbare Schulambulanzen zum Einsatz.
Die Einführung der Trinkwasserfluoridierung als eine kariesvorbeugende Maßnahme
begann bereits 1959 mit der Inbetriebnahme der Trinkwasserfluoridierungsanlage in
Karl-Marx-Stadt, der seinerzeit größten kariesvorbeugenden Aktion in Europa. Mit dem
Ministerratsbeschluss
vom
Juli
1972
über
die
„Weiterentwicklung
der
Trinkwasserfluoridierung“ hatte die DDR als einer von wenigen Staaten in der Welt die
schrittweise Einführung dieser Maßnahme gesetzlich geregelt (KÜNZEL 1974). Mit der
„Richtlinie über die regelmäßige zahnärztliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen“
aus dem Jahre 1979 wurde auf der Grundlage des Wissenstandes über die Vermeidung
oraler Erkrankungen auch die präventive Betreuung gesetzlich geregelt.
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In Westdeutschland wurde mehr und mehr der Abbau der staatlichen, städtischen und
kommunalen Jugendzahnpflege betrieben. Lediglich dort, wo beamtete Schulzahnärzte
aus der Vorkriegszeit oft unter schwierigsten wirtschaftlichen und räumlichen
Verhältnissen
den
Gedanken
der
Schulzahnpflege
hochhielten,
blieben
Kristallisationspunkte für den Wiederaufbau der Jugendzahnpflege. Allerdings legte das
Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland die Aufgaben der Bundesgesetzgebung in
die Kompetenz der Länder, was zum Verlust der ehemals vorhandenen Einheitlichkeit
von Personal, Ausstattung und Kriterien zur Aufgabenerfüllung führte.
1949 erfolgte die Gründung des „Deutschen Ausschusses für Jugendzahnpflege“ als
eingetragener Verein. Diesem Ausschuss gehörten Körperschaften, Organisationen und
Institutionen auf Bundesebene an, die sich die Förderung der Jugendzahnpflege zur
Aufgabe gemacht hatten (STEIN
UND
SPECKE 1990). Da eine bedarfsgerechte
Entwicklung des Öffentlichen Dienstes (ÖGD) nicht erfolgte, konnte er seiner
Verpflichtung zur flächendeckenden Prävention oraler Erkrankungen bei den Kindern
nicht nachkommen.
Ständig steigende Kosten der zahnärztlichen Behandlung und der Blick ins benachbarte
Ausland, wo sich dank einer organisierten Jugendzahnpflege die Mundgesundheit bei
den Kindern und Jugendlichen innerhalb eines Jahrzehnts erstaunlich verbessert hatte,
führten auf regionaler Ebene zu verschiedenen Aktivitäten, um die erforderlichen
Maßnahmen
für
die
Jugendzahnpflege
nach
der
damals
noch
gültigen
Reichsversicherungsordnung (RVO) zu realisieren (DOHNKE-HOHRMANN 2000).
Intensiv waren die Bemühungen der gesetzlichen Krankenkassen um eigene
Maßnahmen zur Durchsetzung der Prävention. Anfang der achtziger Jahre unterstützten
einige Krankenkassen Prophylaxeprogramme in Kindergärten und Schulen. Allerdings
handelte es sich dabei lediglich um lokal begrenzte Maßnahmen, die nicht geeignet
waren, die Prävention oraler Erkrankungen flächendeckend umzusetzen. Der
Bundesverband der Zahnärzte des ÖGD legte zu Beginn der 80er Jahre ein umfassendes
Prophylaxeprogramm vor. Der Umsetzung stand allerdings die zu geringe Kapazität des
ÖGD gegenüber. Daraufhin beschlossen die Krankenkassen mit entsprechenden
Aktionsprogrammen und niedergelassene Zahnärzte sich der Jugendzahnpflege stärker
anzunehmen. Der Bundesverband der Deutschen Zahnärzte e. V. (BDZ) führte auf
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regionaler Ebene das Obleute-Konzept ein. Niedergelassene Zahnärzte erklärten sich
nach diesem Konzept bereit, zahngesundheitliche Aufklärung in Kindergärten und
Schulen zu übernehmen. Sehr unterschiedlich waren das Engagement der Obleute und
die Inhalte ihrer Konzepte. Letztere enthielten die Aufklärung der Kinder über
Zahngesundheit, mitunter auch zahnärztliche Reihenuntersuchungen oder beschränken
sich teilweise nur auf Elternabende und den Besuch einer Kindergruppe in der eigenen
Praxis. Dieses Konzept erlangte keine flächendeckende Prophylaxe, nicht zuletzt auch
deshalb, weil zahlreiche Obleute ihre Tätigkeit aus unterschiedlichen Gründen wieder
einstellten. Der eigentliche Durchbruch zur Einführung einer breiten Prävention hätte
1983/1984 gelingen können, als der Bundesverband der Ortskrankenkassen und die
übrigen Spitzenverbände der Krankenkassen jeweils getrennt mit dem BDZ Grundsätze
und Empfehlungen zur Förderung der Gruppenprophylaxe in der Bundesrepublik
Deutschland verabschiedeten. Leider waren diese Empfehlungen unterschiedlich in ihrer
Auffassung über den Einsatz des Hilfspersonals und über die Fortführung bereits
bestehender Aktivitäten. Die differenten Interessenlagen einzelner Kassenarten ließen
eine inhaltliche Einigung und Zusammenführung beider Empfehlungen nicht zu, so dass
es in den Folgejahren nicht zur ihrer Verabschiedung kam. Damit blieb auch in den 80er
Jahren die Gruppenprophylaxe auf Einzelinitiativen beschränkt, eine Breitenwirkung
konnte nicht erreicht werden. Zudem orientierte sich die Jugendzahnpflege
ausschließlich auf Reihenuntersuchungen und Prävention. Das Prinzip Kantorowicz`s,
die Prophylaxe, Behandlung und Nachsorge in eine Hand zu legen, fand keine
Unterstützung. Während die Prävention als Gruppenprophylaxe punktuell in
Kindereinrichtungen von Zahnärzten des ÖGD und niedergelassenen Zahnärzten
durchgeführt wurde, erfolgte die zahnärztliche Behandlung ausschließlich in den
privaten Zahnarztpraxen und Universitätszahnkliniken; Behandlungen in Einrichtungen
des ÖGD waren Ausnahmen.
Der Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen hatte sich
unter anderem in seinem Jahresgutachten 1987 kritisch mit der Jugendzahnpflege
auseinandergesetzt und auf schwere Versäumnisse hingewiesen. Ebenso forderte die
Enquete-Kommission „Strukturreform in der gesetzlichen Krankenversicherung“ die
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Intensivierung von Maßnahmen der zahnärztlichen Gruppenprophylaxe (STEIN
UND
SPECKE 1990). Die vielseitige und berechtigte Kritik an der damals unzureichenden
Mundgesundheit in der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere die
im Vergleich zu den Nachbarstaaten höhere Kariesverbreitung bei Kindern und
Jugendlichen, war für den Gesetzgeber eine Herausforderung, effektive Lösungswege
zur Behebung dieses Mangels aufzuzeigen. Daraufhin wurde mit dem Gesetz zur
Strukturreform im Gesundheitswesen (Gesundheits-Reformgesetz – (GRG) vom 20.
Dezember 1988 (BGBL. I S. 2477) das Sozialgesetzbuch um ein Fünftes Buch (SGB V)
erweitert. Der darin enthaltene § 21 regelt die Einführung der Gruppenprophylaxe in der
Bundesrepublik Deutschland und trat am 1. Januar 1989 in Kraft. Vier Jahre später, am
1. Januar 1993, wurde mit dem Gesundheitsstrukturgesetz (GSG) die Voraussetzung für
die Betreuung von Kindern bis zum 12. Lebensjahr mit einem hohen Kariesrisiko
innerhalb der Gruppenprophylaxe geschaffen.
2.5 Gesundheitserziehung Gruppenprophylaxe, Individualprophylaxe
Einen Umbruch in der Einstellung zur Zahngesundheit in der Bevölkerung
durchzusetzen, ist schwierig. Es sollte ein Verantwortungsbewusstsein für die eigene
Zahngesundheit und die Bereitschaft zum gesundheitsgerichteten aktiven Handeln und
Präventivverhalten
entwickelt
werden.
Dabei
muss
erkennbar
sein,
dass
Vorsorgeverhalten Vorteile bringt, auch wenn diese erst spät einsetzen (KÖNIG 1987).
Grundsätzlich werden die Zahnerkrankungen von Teilen der Bevölkerung heute noch zu
gering beachtet. Weil Karies und Entzündungen des marginalen Parodonts im
allgemeinen keine lebensbedrohlichen Folgen haben, nehmen sie als Krankheiten
zunächst keinen hohen Stellenwert ein. Zahnerkrankungen werden zwar als lästig, aber
letztlich banal angesehen. Zudem gelten die Zähne als durchaus leicht ersetzbar. In
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diesem Zusammenhang werden die Vorsorgemaßnahmen als unverhältnismäßig
mühevoll, beschwerlich und unangenehm empfunden (RECHORT 1984, KÖNIG 1987).
Selbst eine hohe Motivation hat nur wenig Einfluss auf das Mundgesundheitsverhalten
(BAUCH 1990).
Jahrzehntelang herrschte in der Präventivmedizin ein sogenanntes kongnitivmedizinisches Paradigma vor, von dem man glaubte, über Wissensänderung
Verhaltensänderung bewirken zu können. Dieses Modell ist eindimensional, weil die
unterschiedlichen Vermittlungsebenen des Verhaltens "kognitiv - affektiv - behavioral"
nicht
berücksichtigt
Verhaltensgenerierung
wurden
nicht
und
gerecht
somit
wird.
der
Mehrdimensionalität
Das
trifft
der
auch
für
Verhaltensänderungsmodelle zu, die allein über Furchtappelle, also über die affektive
Ebene Verhaltensänderungen bewirken wollen. BAUCH (1990) stellte die These auf,
dass nicht das ungenügende Wissen das Problem ist, sondern das dieses Wissen nicht
umgesetzt wird. Der Transfer von Wissen in Verhalten ist das Kardinalproblem der
Präventivmedizin.
Der alleinige kongnitive Weg der Gesundheitserziehung hat sich nicht bestätigen
können. In den USA wurde das "Health-Belief-Model" (H-B-M) entwickelt
(ROSENSTOCK 1974), das versucht die kognitive, affektive und verhaltensorientierte
Dimension zusammenzubringen. Nach dem "H-B-M" wird präventives Verhalten unter
folgenden Voraussetzungen adaptiert:
- die Personen müssen sich als anfällig für die jeweilige Krankheit einschätzen
- die Krankheit muss die Lebensbedingungen negativ tangieren
- die Kosten der Ausführung des Präventivverhaltens müssen geringer sein, als die
entstehenden Kosten bei der Unterlassung des Verhaltens.
Das besondere Problem in der Zahnmedizin besteht darin, dass die positiven Effekte des
Präventivverhaltens für die meisten Menschen in zeitlich entfernter Perspektive liegen
und sich somit der Belohnungseffekt für das ausgeführte Verhalten relativiert. Das
Gesundheitskonzept darf nicht lauten: „Du musst dir die Zähne putzen, damit du in
ferner Zukunft keine Zahnschmerzen bekommst" vielmehr muss der augenblickliche
Nutzen des Präventivverhaltens in den Vordergrund gerückt werden (BAUCH 1990).
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Die erfolgreiche Erziehung zur Zahngesundheit erfordert einen gezielten, langfristigen,
systematischen
und
kontinuierlichen
Prophylaxeunterweisungen
bewirken
Erziehungsprozess.
praktisch
keinerlei
Einmalige
Verbesserung
der
Mundgesundheit (PIEPER 1979, KÖNIG 1987). Die Zahngesundheitserziehung ist in
erster Linie Aufgabe der Eltern, kann von ihnen jedoch nur übernommen werden, wenn
diese entsprechendes Wissen besitzen und sich selbst zahngesundheitsbewusst
verhalten. Für die Kinder ist das gute Beispiel und Vorbild der Eltern von maßgeblicher
Bedeutung
(FREGIN
1987,
GLOCKMANN
et
al.
1979).
Programme
zur
Gruppenprophylaxe müssen die soziale Schichtzugehörigkeit berücksichtigen. Viele
Autoren haben festgestellt, dass zahngesundheitliche Aufklärungsangebote mehrheitlich
von den Mittel- und Oberschichten genutzt und aktiv in die Tat umgesetzt werden. Bei
der sogenannten Unterschicht verbesserte sich lediglich die zahnärztliche Versorgung
(DOHNKE 1977, ANGERER 1981, HÜGE 1982, DINSE 1985, DULLY 1988). Andere
Autoren registrierten, dass die Kariesverbreitung bei Kindern aus sozial schwächeren
Schichten höher ist, als bei Kindern aus sozial günstiger gestellten Familien (JOHNSON
et al. 1980, POWELL et al. 1986, RUIKEN et al. 1986, HUNTER 1988, HUNT 1989,
DOMINGUEZ-ROJAS et al. 1993, LEE et al. 1993).
Da die entscheidenden Verhaltensmuster hinsichtlich des Gesundheitsverhaltens für das
ganze Leben bereits beim Kind geprägt werden, sollte schon bei der werdenden Mutter
die Mundgesundheitserziehung begonnen und ab den Kleinkindalter kontinuierlich
fortgesetzt werden (KÖNIG 1987, HETZER 1991a).
Primäre
Kariesprävention
kann
in
Form
einer
Kollektiv-,
Gruppen-
oder
Individualprophylaxe verwirklicht werden. Nach EINWAG (1993) müssen die
Maßnahmen annehmbar und durchführbar, dass heißt realistisch für die betreffende
Person sein, weil die sie täglich durchführen muss. In Deutschland ist die Form der
kollektiven Kariesprävention durch Trinkwasserfluoridierung gesetzlich nicht möglich.
Als Alternativen zur Fluoridanwendung werden die Benutzung von fluoridiertem
Kochsalz und fluoridreichem Mineralwasser empfohlen. Die Tablettenfluoridierung
ohne eingehende Fluoridanamnese kann nicht mehr uneingeschränkt unterstützt werden
(DGZMK-Stellungnahme 2001).
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In
Deutschland
besteht
mit
der
gesetzlich
geregelten
Gruppen-
und
Individualprophylaxe für Kinder und Jugendliche bis zum achtzehnten Lebensjahr ein
System der kollektiven und individuell prophylaktischen Betreuung, um der Karies und
marginalen Entzündungen zu begegnen. Die Gruppenprophylaxe ist besonders für
Kindergartenkinder und Schüler als sinnvoll zu erachten. Für langfristig angestrebte
Verhaltensänderung ist sie die notwendige Basis.
Kleinkinder und Kinder im Vorschulalter, die keinen Kindergarten besuchen, können
nur über die Frühuntersuchung (FU) und auf dem Wege der Individualprophylaxe ab
dem sechsten Lebensjahr kariespräventiv betreut werden. Die Gruppenprophylaxe sollte
zusätzlich durch die Individualprophylaxe ergänzt werden. Besonders betrifft das jenes
Drittel der Kinder, die der Kariesrisikogruppe angehören (ZIMMER 1994, HEINRICHWELTZIN et al. 1998). Seit dem 1. Januar 2000 ist gesetzlich geregelt, dass die
Basisprophylaxe um die Intensivprophylaxe innerhalb der Gruppenprophylaxe für die
Betreuung von Kariesrisikokinder bis zum sechzehnten Lebensjahr auszudehnen ist.
Trotzdem reichen für diese Kinder gruppenprophylaktische Maßnahmen allein nicht
aus. Bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr gehört der Individualprophylaxe die
Priorität, vorausgesetzt, die angebotenen individuellen präventiven Maßnahmen werden
in Anspruch genommen. Die Leistungen der gezielten, individuellen prophylaktischen
Maßnahmen (IP1-IP5) bestehen aus: zahnärztlicher Untersuchung, Plaqueanfärbung,
Erhebung des Hygiene- und Parodontalstatus, Aufklärung über Mundgesundheitswissen
und -verhalten, Anleitung und Motivation zur Zahnpflege, Remotivation, lokale
Fluoridierung und Fissurenversiegelung (IP 1 bis IP 5).
Epidemiologische Studien belegen, dass jede Form der Prophylaxe Erfolg haben kann.
Die Kariesreduktion ist um so größer, je früher mit der kontinuierlichen Vorsorge
begonnen wird (MARTHALER 1975, GÜLZOW et al. 1987, KRÜGER et al. 1987,
IMFELD und LUTZ 1995, MARTHALER et al. 1988, LUSTI et al. 1995,
MARTHALER et al. 1996).
Die aktuelle Stellungnahme der DGZMK (Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde)
empfiehlt
zur
Durchführung
der
Gruppenprophylaxe,
dass
gruppenprophylaktische Maßnahmen möglichst frühzeitig einzusetzen sind und
flächendeckend weiter geführt werden müssen. Im Vorschulalter wird das tägliche
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Zähneputzen
mit
fluoridhaltiger
Zahnpasta
favorisiert.
Darüber
hinaus
sind
Ernährungshinweise und Gewöhnung an das Milieu der Zahnärztlichen Praxis mit
geeigneten Mitteln und Methoden zu vermitteln. Im Schulalter sind zweimal jährliche
Prophylaxeübungen für alle 6- bis 12-jährigen Kinder anzustreben. Die Maßnahmen
umfassen die Instruktion und Motivation für eine zweckmäßige Mundhygiene und
ausgewogene Ernährung. Die Fluoridanwendung sollte in Abhängigkeit von den
jeweiligen Voraussetzungen und der Einverständniserklärung der Eltern entweder in
Form mindestens zweimal jährlicher Lackapplikationen oder durch zwei- bis sechsmal
jährliches Einbürsten von Fluoridgelee erfolgen (Basisprophylaxe). Für Kinder mit
erhöhter Kariesaktivität oder erhöhtem Kariesrisiko werden die vorgenannten
Maßnahmen und Inhalte der Gruppenprophylaxe (Intensivprophylaxe) viermal jährlich
bis zum 16. Lebensjahr fortgeführt (DGZMK-Stellungnahme 2000).
2.5.1 Zahnärztliches Präventionskonzept der Stadt Erfurt als Grundlage zur
Durchführung der Gruppenprophylaxe (Stand 2000)
Die schul- bzw. jugendzahnärztliche Betreuung hat in der Landeshauptstadt des
Freistaates Thüringen seit 1907 Tradition und wurde vor allem in den fünfziger Jahren
flächendeckend ausgebaut (LAUE 1963). Entsprechend dem wissenschaftlichen
Erkenntnisstand
wurden
in
das
damals
vordergründig
kurativ
ausgerichtete
Betreuungssystem kariespräventive Maßnahmen einbezogen (KÜNZEL und MÖLLER
1996).
In Erfurt, der Landeshauptstadt Thüringens, wurde Ende 1992 nach Gründung der
Landesarbeitsgemeinschaft
Jugendzahnpflege/Thüringen
(LAG)
der
Arbeitskreis
Jugendzahnpflege gebildet, dessen Ziel es ist, die gesetzlich vorgegebenen Aufgaben im
Rahmen der Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend umzusetzen. Die
gesetzliche Grundlage für die Umsetzung der Gruppenprophylaxe in der Bundesrepublik
Deutschland wurde 1989 geschaffen. Im V Sozialgesetzbuch § 21, Verhütung von
Zahnerkrankungen (Gruppenprophylaxe), ist verankert, dass bei Kindern, die das
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zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, die Erkennung und Verhütung von
Zahnerkrankungen zu fördern ist. Diese Maßnahmen sollen sich insbesondere auf die
Untersuchung der Mundhöhle, Erhebung des Zahnstatus, Zahnschmelzhärtung,
Ernährungsberatung und Mundhygiene erstrecken. Seit der Wiedervereinigung haben
diese gesetzlichen Verordnungen auch für die neuen Bundesländer Gültigkeit. Nach den
gesellschaftspolitischen Veränderungen in den neuen Bundesländern, der die
Transformation des Gesundheitswesens folgte, mussten neue Strukturen etabliert
werden, um die Organisation und Durchführung der Gruppenprophylaxe zu realisieren.
Zu Beginn der neunziger Jahre hat sich in Ostdeutschland der öffentliche
Gesundheitsdienst (ÖGD) etabliert, und mit der Einrichtung von Gesundheitsämtern
wurde auch die Jugendzahnpflege berücksichtigt.
In Erfurt realisieren vier Zahnärzte im öffentlichen Dienst gemeinsam mit
Patenschaftszahnärzte aus privaten Niederlassungen und eine Prophylaxehelferin die
Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen (Stand 2000). 1999 wurden für 54
Kindergärten Patenschaftsverträge abgeschlossen. Seit 1994 (61 Patenschaften) ist die
Zahl der abgeschlossenen Patenschaftsverträge bis auf das Jahr 1998 rückläufig. Der
Aufbau der Gruppenprophylaxe in der Stadt Erfurt erfolgte aus finanziellen und
personellen Gründen nach einem Stufenplan, dessen Realisierung 1992 mit der
Involvierung der ersten Kindergärten und 1995 mit der Einbeziehung von Grundschulen
begann. Ende 1994 waren alle 35 Vorschuleinrichtungen in das Präventivprogramm
integriert. Die präventive Betreuung in diesen Einrichtungen soll ausschließlich durch
Patenschaftszahnärzte und seit 1997 zusätzlich durch eine Prophylaxehelferin, die im
ÖGD angestellt ist, realisiert werden. Nach den Empfehlungen der LAG sind jährlich
mindestens vier Prophylaxeimpulse vorgesehen. Tägliche Mundhygieneaktionen
erfolgen unter Aufsicht der Erzieherinnen in den Kindergärten. Dabei kommen
fluoridhaltige Kinderzahnpasten zum Einsatz. Wenn die Eltern ihr Einverständnis
schriftlich erklären, putzen die Sechsjährigen ihre Zähne einmal wöchentlich unter
Aufsicht zusätzlich mit einem fluoridhaltigen Gel (1,25 % Fluoridgehalt). Jährliche
Reihenuntersuchungen wurden in sämtlichen Kindergärten und Schulen seit dem
Schuljahr 1991/1992 von Zahnärzten des ÖGD durchgeführt, um die Mundgesundheit
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und den Sanierungsstand zu dokumentieren. Bei festgestelltem Behandlungsbedarf eines
Kindes werden die Eltern schriftlich gebeten, einen Zahnarzt ihrer Wahl aufzusuchen.
2.6 Zielstellung
Seit Beginn der 90er Jahre wurde ein allgemeiner Kariesrückgang auch in Deutschland
nachgewiesen (KÜNZEL 1997). Allerdings ist die Kariesverbreitung regional sehr
unterschiedlich, was u. a. auch vom Umsetzungsgrad der Gruppenprophylaxe und
anderer Präventionsmaßnahmen abhängt. In diesem Zusammenhang versteht sich die
vorgelegte Arbeit. Ihr Ziel war es, retrospektiv die Dynamik der Mundgesundheit,
gemessen an der Kariesverbreitung, dem Sanierungsgrad und dem Sanierungsstand von
Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt zwischen 1991 und 1999, zu analysieren.
Um
die
Effektivität
Fluoridapplikation
bei
der
Gruppenprophylaxe
Schulkindern
zu
unter
evaluieren,
Berücksichtigung
erfolgte
am
Ende
der
des
Beobachtungszeitraumes im Schuljahr 1998/1999 ein Vergleich zwischen Kindern der
vierten Klasse (9- bis 10-Jährige), die seit ihrer Einschulung (Schuljahr 1995/1996)
gruppenprophylaktisch betreut werden, und Gleichaltrigen ohne bisherige Involvierung
in die Gruppenprophylaxe. Schlussfolgernd aus den Ergebnissen des normativen
Mundgesundheitszustandes und dem gesundheitsbezogenen Wissen und Verhalten, aus
einem schriftlichen Interview bei 9- bis 10-jährigen Schülern resultierend, sollen
Empfehlungen zur weiteren Optimierung der Mundgesundheit abgeleitet werden.
.
Seite 30
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
3. Material und Methode
3.1 Auswahl des Datenmaterials
Die Befunddokumentationen jährlicher zahnärztlicher Reihenuntersuchungen dienten
als Basismaterial für die Analyse der Kariesdynamik. Sie wurden für die Altersgruppen
der 5- bis 6-jährigen und 11- bis 12-jährigen Erfurter Kinder aus den Jahren 1991 bis
1999 freundlicherweise vom Jugendzahnärztlichen Dienst des ÖGD in anonymer Form
zur wissenschaftlichen Bearbeitung durch die Autorin zur Verfügung gestellt. Der
Jugendzahnärztliche
Dienst
des
ÖGD
gab
ebenso
die
jährlichen
Befunddokumentationen der Schüler (von der ersten bis zur vierten Klasse), die an
einem standardisiertem Interview teilnahmen, zur wissenschaftlichen Bearbeitung frei.
Ein Beobachtungsjahr entspricht dabei jeweils einem Schuljahr.
Die definierten Altersgruppen stellen Standardaltersgruppen dar und ermöglichen einen
nationalen und internationalen Vergleich. Aus den insgesamt verfügbaren Daten von
30343 Kindern (5- bis 6-Jährige N=13040; 11- bis 12-Jährige N=17303) erfolgte für die
kariesstatistische Auswertung eine repräsentative Auswahl. Demzufolge wurden pro
Untersuchungsjahr die Daten von jeweils 200 5- bis 6-Jährigen und 11- bis 12-Jährigen
(N =3200) randomisiert ausgewählter Dokumentationen berücksichtigt, was etwa einer
10 %igen Stichprobe des gesamten Datenmaterials entsprach.
1998/1999 erfolgte ein standardisiertes schriftliches Interview mit 9- bis 10-jährigen
Schulkindern zum mundgesundheitsbezogenen Wissen und Verhalten. Das war der erste
Jahrgang Kinder, von denen ca. ein Drittel seit ihrer Einschulung in die
Gruppenprophylaxe involviert waren. Es standen 36 Grundschulen zur Auswahl. In
Abstimmung mit dem Schulamt wurde eine randomisierte Auswahl von 5 Schulen
getroffen. Innerhalb dieser Schulen wurden jeweils 3 Klassen der Klassenstufe 4 nach
dem Zufallsprinzip ausgewählt (falls die Klassenstufe größer als 3-spannig war). Das
.
Seite 31
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
standardisierte schriftliche Interview wurde nach einer Terminabstimmung mit den
Schul- und Klassenleitern unter Klausurbedingungen in einer Schulstunde für die
Schüler unangekündigt durchgeführt. Durch das Randomisierungsverfahren konnten
303 Schüler aus 15 verschiedenen Klassen rekrutiert werden. Von denen hatte ca. ein
Drittel die Möglichkeit, seit der ersten Klasse im Rahmen der Gruppenprophylaxe
regelmäßige halbjährliche Applikationen mit dem Fluoridlack, Duraphat, zu erhalten
(Gruppe A). Der andere Teil der Schüler war auf Grund des Stufenplanes noch nicht in
die Gruppenprophylaxe involviert und erhielt lediglich sporadische Impulse zur
Gruppenprophylaxe, aber keine Applikationen mit einem Fluoridlack (Gruppe B).
Damit gliedert sich die Studie in einen soziologisch-klinischen Teil, in dem die
Antworten
der
9-
bis
10-jährigen
Viertklässler
sowie
deren
jährliche
Mundgesundheitsbefunde seit ihrer Einschulung berücksichtigt wurden und in einen
epidemiologischen Teil, der auf den kariestatistischen Daten von 1600 5- bis 6-Jährigen
und 1600 11- bis 12-Jährigen, die in den Schuljahren 1991/1992 bis 1998/1999 erhoben
wurden, basiert.
3.2 Beurteilung des oralen Gesundheitszustandes
Die Reihenuntersuchungen erfolgten durch vier kalibrierte Zahnärzte des ÖGD nach
WHO-Standards (WHO: Oral Health Surveys. Basicmethods. World Health
Organisation 2. and 3. ed. Geneva 1977 and 1987).
Zur Standardisierung der Befunde wurden die Untersuchungen jeweils vormittags in
Sozialräumen der Kindergärten und Schulen mit Spiegel und zahnärztlicher Sonde unter
ausreichenden
Lichtverhältnissen
durchgeführt.
Die
zahnärztlichen
Reihenuntersuchungen sind gesetzlich durch das Kindertageseinrichtungsgesetz (KitaG
§15 Absatz 3) vom 25.06.1991 und durch das Thüringer Schulgesetz (ThSchulG §55
Absatz3)
vom
06.08.1993
geregelt
(Thüringer
Landesgesetze).
Die
Untersuchungstermine waren mit den Leitern der Einrichtungen abgestimmt und den
Kindern nicht bekannt.
.
Seite 32
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Grundlage der Befundung bildete der Kariesstatus nach dem dmft/DMFT-Index. Die
Initialkaries fand keine Berücksichtigung, ebenso nicht die Differenzierung nach
Primär- und Sekundärkaries. Als Karies wurde jede durch Sondierung nachweisbare
Karies gezählt oder wenn sie als Sekundär Karies an gefüllten Zähnen bestand. Im
Fissurenbereich galt die Karies als behandlungsbedürftig, wenn eine mit mäßigem
Druck eingeführte dünne, spitz auslaufende Sonde hängen blieb und nur unter leichter
Zugangswendung entfernbar war. Ergänzende Diagnostikverfahren fanden keine
Anwendung. Ab 1993/1994 wurden zusätzlich die Fissurenversiegelungen (FV)
registriert. Diese Befunddokumentation lässt eine Auswertung der Zahngesundheit des
Einzelnen als auch der von Gruppen zu. Als Alter wurde das vom Probanden im
Beobachtungsjahr (entspricht einem Schuljahr) tatsächlich erreichte bzw. noch zu
erreichende Alter gewertet.
3.3 Inhalte des standardisierten schriftlichen Interviews
Der Fragebogen enthielt 27 Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, von denen
die Befragten die nach ihrer Meinung jeweils richtige Antwort anzukreuzen hatten. Das
Interview diente zum Vergleich hinsichtlich des mundgesundheitsbezogenen Wissens
und Verhaltens zwischen diesen beiden Gruppen. Der Fragebogen beinhaltete:
1. Angaben zur Person
2. Orales Gesundheitswissen
3. Orales Gesundheitsverhalten
4. Einstellungen gegenüber der oralen Gesundheit
5. Ernährungsgewohnheiten
6. Wahrnehmung der zahnärztlichen Versorgung
.
Seite 33
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
3.4 Statistische Methoden
Alle ausgewählten Befunddokumentationen und die Antworten des Interviews wurden
zur weiteren Bearbeitung auf elektronische Datenträger übernommen und mit Hilfe des
Statistikprogrammes SPSS Version 10.0 für Windows bearbeitet. Die Auswertung
erfolgte geschlechtsspezifisch und konzentrierte sich bei den 5- bis 6-Jährigen und den
Probanden des standardisierten schriftlichen Interviews auf die Berechnung des
dmft/DMFT-Indexes, einschließlich seiner Anteile dt/DT, mt/MT und ft/FT. Zusätzlich
wurde die Fissurenversiegelungsfrequenz bei den befragten Schülern sowie für die 11bis 12-Jährigen bestimmt.
Bei den 11- bis 12-Jährigen wurde der DMFT mit seinen Anteilen kalkuliert. In dieser
Altersgruppe erfolgte eine Analyse der Kariesverbreitung und der Fissurenversiegelung
nach dem Besuch des Schultyps. Es wurde zwischen Gymnasium und sonstigen Schulen
(Gesamtschulen, Regelschulen, Förderschule) unterschieden. Neben den dmft/DMFTMittelwerten fanden die Standardabweichung und die Spannweite t Berücksichtigung.
Der Minimalwert der Spannweite t auf dmft/DMFT bezogen, wurde immer mit 0
registriert. Der Maximalwert ist in den jeweiligen Tabellen aufgeführt.
Die dmft/DMFT-Werte dienten auch zur Bestimmung des Kariesrisikos. Das
Kariesrisiko wurde nach den DAJ-Kriterien (Tabelle 6), nach dem Lorenzschen
Konzentrationsmaß (DMFT50) und dem SiC-Index (Bratthall 2000) beurteilt.
 Tabelle 6: Kriterien der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ)
zur Erfassung von Kindern mit einem erhöhten Kariesrisiko
Altersgruppe
Kariesbefall
2- bis 3-Jährige
dmf-t  0
4-Jährige
dmf-t  2
5-Jährige
dmf-t  4
6- bis 7-Jährige
dmf-t / DMF-T  5 oder D-T  0
8- bis 9-Jährige
dmf-t / DMF-T  7 oder D-T  2
11- bis 12-Jährige
DMF-S an Glatt- und Approximalflächen  0
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Das Lorenzsche Konzentrationsmaß zeigt den Konzentrationsverlauf der Karies und
ihre Polarisierung in Form einer Kurve auf. Der Kurvenverlauf des Lorenzschen
Konzentrationsmaßes ergibt sich aus der aufsteigenden Summation des zahnbezogenen
Kariesbefalls (y-Achse) über die Summation der Kinder (x-Achse), wobei die jeweiligen
Summationen als Prozentwert der Gesamtzahl ausgedrückt werden. Der Kurvenbeginn
auf der x-Achse gibt die Anzahl der Kinder mit kariesfreien Gebissen wieder. Der SiCIndex (Significant Caries-Index) bestimmt die durchschnittliche Kariesverbreitung des
Drittels der Kinder mit dem höchsten dmft- (5- bis 6-Jährige) bzw. DMFT-Werten (11bis 12-Jährige). Aus den dmft/DMFT-Werten ergaben sich auch der Sanierungsgrad, der
den Anteil der Füllungen am gesamten DMFT/dmft darstellt und mit der Formel
Sanierungsgrad = FT/ft+ MT/mt  100
DMFT/dmft
Der
Sanierungsstand
gibt
den
berechnet wird.
Anteil
primär
gesunder,
sanierter
und
behandlungsbedürftiger Probanden wieder.
primär gesund =  der Untersuchten mit DMFT/dmft = 0 100
 aller Untersuchten
saniert =  der Untersuchten mit DT/dt = 0 und MFT/mft 1 100
 aller Untersuchten
behandlungsbedürftig =  der Untersuchten mit DT/dt  1 100
 aller Untersuchten
Die Unterschiede in der Kariesverbreitung innerhalb der Altersgruppen der 5- bis 6Jährigen und 11- bis 12-Jährigen während des Beobachtungszeitraums wurden mit Hilfe
des U-Testes nach Mann-Whitney für unverbundene Stichproben (SACHS 1992) bei
einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 % (p  0,05) gesichert. Für die Sicherung der
Unterschiede in der Kariesverbreitung bei den Probanden des standardisierten
.
Seite 35
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Interviews zwischen den Klassenstufen im klinisch-soziologischen Teil der Studie, kam
der Vorzeichentest für verbundene Stichproben bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von
5 % (p  0,05) zur Anwendung.
Es wurden 301 von 303 vorhandenen Befunddokumentationen der vierten Klasse mit
den zugehörigen standardisierten Interviews über die Klassenzugehörigkeit, das
Geschlecht und das Geburtsdatum verknüpft. Die anschliessende Analyse diente als
Nachweis, ob eine Korrelation zwischen dem oralen Gesundheitswissen bzw. dem
angegeben Verhalten und dem Mundgesundheitszustand bestand.
Zum oralen Gesundheitswissen wurden 14 Fragen (Frage 4, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14,
15, 16, 17, 18) gestellt und zum Verhalten 5 (Frage 7, 19, 20, 21, 24). Im
Fragenkomplex Wissen gab es 15 richtige Antworten, im Fragenkomplex Verhalten 7
richtige Antworten. Aus den Antworten des Interviews wurden Konstrukte gebildet,
wonach das Gesundheitswissen nach den Kategorien „gut", „befriedigend" und
„schlecht", das Gesundheitsverhalten nach den Kategorien „gut" und „schlecht"
differenziert wurde. Als guter Wissensstand wurde eingeschätzt, wenn ein Kind 12 oder
mehr richtige Antworten gab. Ein geringerer Wissensstand bis zu 8 richtigen Antworten
war als befriedigend anzusehen, darunter als schlecht. Für die Einschätzung des
Verhaltens wurden zwei Konstrukte gebildet, wobei mehr als 4 richtige Antworten als
gut galten, darunter war eine ungünstiges Beeinflussen der orale Gesundheit nicht
auszuschließen und als schlecht deklariert (Tabelle 7). Die jeweiligen Anteile wurden
kalkuliert und mit Hilfe des Chi-Quadrat-Testes (SACHS 1992) statistisch gesichert.
 Tabelle 7: Einschätzung des oralen Gesundheitswissens und des Verhaltens
Wissen
Einschätzung
15 - 12 richtige Antworten
Gut
11 - 8 richtige Antworten
Befriedigend
7 - 0 richtige Antworten
Schlecht
Verhalten
7 - 5 richtige Antworten
Gut
4 - 0 richtige Antworten
Schlecht
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
4. Ergebnisse
4.1 Soziologisch – epidemilogischer Teil
4.1.1 Mundgesundheit von Schulkindern der ersten bis vierten Klasse soziologisch-epidemiologischen Teil der Studie
Im folgenden werden die Kariesverbreitung und daraus abgeleitete Parameter von
Erfurter Kindern der ersten bis vierten Klasse wiedergegeben. Ca. ein Drittel der
Schüler/innen dieser Klassen war seit Schuleinführung in die Gruppenprophylaxe
involviert. In der vierten Klasse erfolgte das standardisierte Interview. Überwiegend
durch Krankheit bedingt, lagen nicht von allen 303 Viertklässlern die kariesstatistischen
Befunde seit der ersten Klasse vor. Zur Auswertung gelangten daher die jährlichen
Befunddokumentationen von 243 Erstklässlern, 281 Zweitklässlern, 303 Dritt- und 303
Viertklässlern (Tabelle 8).
 Tabelle 8: Anzahl (N) der vorliegenden Befunddokumentationen der Schüler, die an
dem standardisierten Interview teilnahmen
Klasse
Untersuchungsjahr
Alter
N
1. Klasse
1995/1996
6–7
243
2. Klasse
1996/1997
7–8
281
3. Klasse
1997/1998
8–9
303
4. Klasse
1998/1999
9 – 10
303
Kariesverbreitung
Die Kariesverbreitung im Milchgebiss betrug für die erste Klasse 3,6 dmft, stieg in der
2. Klasse auf 3,8 und fiel in der 4. Klasse auf 2,2 dmft ab (Tabelle 9). Durch die
.
Seite 37
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Differenzierung in kariöse, fehlende und gefüllte Zähne wurde deutlich, dass in allen
vier Klassenstufen der Anteil der sanierten Zähne (ft) wesentlich größer (mehr als 1
Zahn Differenz) als der dt war. Der mt-Wert lag kontinuierlich unter 1 (Tabelle 9). Die
Spannweite t wurde in der ersten Klasse mit 12 dmft registriert. In den folgenden
Klassenstufen reduzierte sich t von 10 auf 9 bzw. 8 dmft in der vierten Klasse. Nach
dem Vorzeichentest war lediglich die Kariesprävalenz der ersten zur vierten Klasse
signifikant unterschiedlich.
 Tabelle 9: Kariesprävalenz (dmft) im Milchgebiss mit dt-, mt- und ft-Anteilen und
Standardabweichung (SD)
Klasse
dmft
SD
dt
SD
mt
SD
ft
SD
1. Klasse
3,6
3,01
0,9
1,46
0,7
1,12
2,0
2,1
2. Klasse
3,8
2,74
0,8
1,22
0,7
1,22
2,3
2,14
3. Klasse
3,2
2,47
0,7
1,24
0,5
0,96
2,0
1,96
4. Klasse
2,2
2,3
0,5
1,11
0,2
0,73
1,5
1,8
nach dem Vorzeichentest signifikanter Unterschied im Vergleich zur ersten Klasse bei
einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p  0,05
Sanierungsgrad und Sanierungsstand
Der Sanierungsgrad für das Milchgebiss betrug in der ersten Klasse 75,7 % und stieg
über die zweite und dritte Klasse mit ca. 77 % auf 80,5 % in der vierten Klasse an.
Bezüglich des Sanierungsstandes für die erste Dentition waren in der ersten und zweiten
Klasse noch 39 % der Kinder behandlungsbedürftig in der viertem Klasse nur noch
22 %. Primär gesunde Milchgebisse wiesen in der ersten Klasse 25 %, in den Klassen
zwei und drei 19 % und in der vierten Klasse 33 % der Jungen und Mädchen auf. Der
prozentuale Anteil der Kinder mit sanierten Milchgebissen lag in der Klasse eins bei 36
% und erhöhte um sich 9 % bis in die Klasse vier auf 45 % (Tabelle 10).
.
Seite 38
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
 Tabelle 10: Sanierungsgrad und Sanierungsstand im Milchgebiss
Klasse
Sanierungsgrad
Sanierungsstand
Saniertes Gebiss
Behandlungsbedürftiges Primär
Gebiss
Prozent
gesundes
Gebiss
Prozent Anzahl Prozent
Anzahl
Prozent Anzahl
1. Klasse 74,68
36 %
87
39 %
95
25 %
61
2. Klasse 77,94
42 %
118
39 %
110
19 %
53
3. Klasse 77,98
46 %
139
35 %
106
19 %
58
4. Klasse 80,53
45 %
136
22 %
67
33 %
100
Es ergaben sich für das Milchgebiss hinsichtlich der Kariesprävalenz, des
Sanierungsgrades und -standes keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Kariesverbreitung
Die Kariesverbreitung im bleibenden Gebiss betrug für die Kinder der ersten Klasse
0,3 DMFT und stieg über 0,5 und 0,7 (Klasse zwei und drei) auf 0,9 DMFT in der
vierten Klasse an (Tabelle 11). Die Unterschiede in der Kariesverbreitung, gemessen an
der ersten Klasse, waren ab der zweiten Klasse nach dem Vorzeichentest signifikant.
Auch im bleibenden Gebiss setzte sich der Trend fort, dass in allen vier Klassenstufen
der Anteil der sanierten Zähne (FT) am DMFT am größten war. Von der ersten bis zur
vierten Klasse ist kein Zahn der 303 Probanden durch Karies verloren gegangen. Die
Spannweite t wurde in der ersten und zweiten Klasse mit 4 DMFT registriert. In den
folgenden Klassenstufen stieg t von 5 auf 8 DMFT in der vierten Klasse an.
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
 Tabelle 11: Kariesprävalenz (DMFT) im bleibenden Gebiss mit DT, MT und FTAnteilen und Standardabweichung (SD)
Klasse
DMFT
SD
DT
SD
MT
SD
FT
SD
1. Klasse
0,3
0,8
0,1
0,46
0
0
0,2
0,63
2. Klasse
0,5
1
0,1
0,49
0
0,05
0,4
0,83
3. Klasse
0,7
1,16
0,2
0,51
0
0,11
0,5
1
4. Klasse
0,9
1,41
0,2
0,68
0
0,2
0,7
1,17
nach dem Vorzeichentest signifikanter Unterschied im Vergleich zur ersten Klasse bei
einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p  0,05
Sanierungsgrad und Sanierungsstand
Der Sanierungsgrad (Tabelle 12) für die Zähne der bleibenden Dentition betrug in der
Klasse eins 54,4 % und stieg stetig über 67,4 % und 77,4 % (Klasse zwei und drei) auf
81,8 % in der Klasse vier an. Bezüglich des Sanierungsstandes (Tabelle 12) waren in der
ersten Klasse 8,7 % der Kinder behandlungsbedürftig und in der vierten Klasse 10,2 %.
In der zweiten und dritten Klasse war die Anzahl der behandlungsbedürftigen
bleibenden Zähne mit 9,6 % bzw. 9,9 % annähernd gleich groß. Der prozentuale Anteil
der sanierten bleibenden Gebisse lag in der Klasse eins bei 7,8 %, stieg in der Klasse
zwei auf 14,9 %, in der Klasse drei auf 23,2 % und erreichte in der Klasse vier 29,7 %.
Der Anteil der primär gesunden Gebisse sank stetig von 83,5 % (erste Klasse) auf
60,1 % in der vierten Klasse.
.
Seite 40
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
 Tabelle 12: Sanierungsgrad und Sanierungsstand im bleibenden Gebiss
Klasse
Sanierungsgrad
Sanierungsstand
Saniertes Gebiss
Behandlungsbedürftiges Primär
Gebiss
Prozent
gesundes
Gebiss
Prozent Anzahl Prozent
Anzahl
Prozent Anzahl
1. Klasse 54,4
7,8 %
19
8,7 %
21
83,5 %
203
2. Klasse 67,4
14,9 %
42
9,6 %
27
75,5 %
212
3. Klasse 77,4
23,2 %
70
9,9 %
30
66,9 %
203
4. Klasse 81,8
29,7 %
90
10,2 %
31
60,1 %
182
Es ergaben sich für das bleibende Gebiss hinsichtlich der Kariesprävalenz, des
Sanierungsgrades und -standes keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Der Sanierungsstand für das Wechselgebiss, bezogen auf das Milch- und bleibende
Gebiss, dokumentiert in der Klasse eins einen Anteil primär gesunder Kinder von
21,3 %. Damit war er ebenso groß wie in der Klasse vier (21,5 %). 14,9 % der Kinder
waren in der Klasse zwei und 15,2 % in der Klasse drei primär gesund. Saniert waren in
der ersten Klasse 36,4 %, in der zweiten Klasse 42 %, in der dritten Klasse 46,2 % und
in der vierten Klasse 50,4 %. Über 40 % der Kinder wiesen in den ersten beiden
Klassenstufen noch zu behandelnde Zähne auf. Die Behandlungsbedürftigkeit lag in der
Klassenstufe drei bei 38 % und in der folgenden bei 28,1 %.
In der vierten Klasse hatte durchschnittlich jedes Kind  2 Fissurenversiegelungen,
wobei bei den Mädchen  2,2 Zähne und bei den Jungen  1,9 Zähne versiegelt waren.
Dieser Unterschied ist nicht signifikant. Es wurde eine Fissurenversiegelungsfrequenz
von 67 % registriert. Die Kinder mit mindestens einer Fissurenversiegelung (FV) wiesen
einen dmft von  2,1 und einen DMFT von  0,5 auf. Damit bestand in der
Kariesverbreitung, auf die bleibende Dentition bezogen, ein signifikanter Unterschied
zwischen den Kindern mit und ohne FV (Tabelle 13).
.
Seite 41
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
 Tabelle 13: Kariesverbreitung (dmft/DMFT) bei 9- bis 10-Jährigen mit und ohne FV
mindestens eine FV
ohne FV
dmft
2,09
2,46
DMFT
0,47
1,65
DMFT gesamt 0.9
Signifikanter Unterschied bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p  0,05
4.1.2 Analyse des standardisierten Interviews
Zur Auswertung gelangten die Antworten von 303 9- bis 10-jährigen Schülern, die die
Klassenstufe vier besuchten. 52,2 % waren weiblich und 47,8 % männlichen
Geschlechtes. 21 % der Schüler hatten in der 4. Klasse einen Schulwechsel hinter sich
gebracht. Der Grossteil der Schüler (79 %) hatte innerhalb der ersten 4 Jahre die Schule
nicht gewechselt.
4.1.2.1 Einstellung gegenüber der oralen Gesundheit und orales
Gesundheitsverhalten
Nahezu alle Befragten (93 %) bestätigten, gesunde Zähne seien ihnen sehr wichtig.
Gefragt zur Zahnputzfrequenz berichteten 79 % der Kinder, sich 2mal täglich die Zähne
zu putzen. 9 % putzten sich mehr als 3mal täglich die Zähne. Im Gegensatz dazu
standen 8 % der Schüler/innen, die sich lediglich 1mal täglich und 4 %, die sich nur
gelegentlich die Zähne putzten. Nach dem Frühstück reinigten sich 74 % der Schüler die
Zähne, 19 % vor dem Frühstück und 7 % gar nicht.
Das Zeitmass, nach dem die Kinder Zahnpflege betreiben, war sehr unterschiedlich.
60 % der Befragten richtete sich beim Zähneputzen entweder mit Hilfe einer speziellen
Zahnputzuhr oder einer gewöhnlich Uhr nach der Zeit. Der Teil der Befragten, der sich
nicht die Zähne nach Zeit reinigte (21 %) und der, der sich die Zähne putzte, solange er
Lust dazu hatte (19 %), war annähernd gleich groß. Die Gründe für das Zähne putzen
waren sehr vielfältig, am häufigsten wurde die Vermeidbarkeit von Karies angegeben
.
Seite 42
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
(Abbildung 2). Auf die Frage, ob sich die Eltern jeden Tag die Zähne putzen,
antworteten 81 % der Befragten mit ja, 13 % bestätigten dies lediglich für ein Elternteil
(Antwortmöglichkeit für Kinder mit getrennt lebenden Eltern), 5 % wussten es nicht
und 1 % der Kinder gab „nein“ an.
weil ich mich vor anderen geniere, wenn meine
Zähne nicht sauber sind
37%
39%
ich bin es so gewohnt
96%
so kann ich meine Zähne vor Karies schützen
40%
meine Eltern wünschen das
53%
es macht frischen Atem
0%
20%
40%
60%
80%
Abbildung 2: Antworthäufigkeit auf die Frage: Warum putzt Du Dir Deine Zähne?
4.1.2.2 Orales Gesundheitswissen
Voraussetzung für das richtige orale Gesundheitsverhalten ist das Wissen von Zahnund Mundpflege. Fast alle Schüler/innen (96 %) wussten, dass man sich mindestens
.
Seite 43
100%
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
2mal am Tag (nach dem Frühstück und Abendessen) die Zähne putzen muss. Von ihnen
wussten 66 %, dass man mindestens 2-3 Minuten putzen soll.
Wenige der Befragten (3 %) konnten die Frage: „Wie oft sollte man sich die Zähne
putzen?" nicht richtig beantworten (2 % 7mal in der Woche, 1 % gelegentlich, wenn
man Lust dazu hat), 1% beantwortete diese Frage mit „weiß ich nicht.“ Auf die Frage:
„Wie lange sollte man mindestens die Zähne putzen?" antworteten 68 % der Befragten
2-3 Minuten, 25 % 5 Minuten, 6 % 1 Minute und 1 % wusste die Frage nicht zu
beantworten. Nur 16 % der befragten Schüler/innen konnten die Fragen über
Zahnbürsten („Wie sollte eine Zahnbürste aussehen?" und „Wie oft sollte man die
Zahnbürste wechseln?") komplett richtig beantworten (Abbildung 3 und 4).
weiß ich nicht
5%
mit einem
kleinen
Bürstenkopf
38 %
mit einem
großen
Bürstenkopf
57 %
Abbildung 3: Antworthäufigkeit auf die Frage: Wie sollte eine Zahnbürste aussehen?
Auf die Frage „Soll man eine Zahnpasta verwenden, die Fluorid enthält?" antworteten
58 % der Kinder mit „ja", 37 % mit „weiß ich nicht" und 5 % mit „nein". Im Gegensatz
dazu steht, dass 87 % der Befragten wussten, dass Fluoride in der Zahncreme die Zähne
hart und widerstandsfähig machen. 8 % der Schüler/innen erklärten, dass Fluoride der
Zahnpasta die Farbe geben würden und 5 % waren der Meinung, dass die Fluoride den
.
Seite 44
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
guten Geschmack bewirken. Auf die Frage „Was enthält Elmex Gelee?" antworteten
54 % der Schüler/innen „extra viel Fluorid", 15 % „extra wenig Fluorid" und 31%
gaben die Antwort „weiß ich nicht". Wie oft man die Zähne mit Elmex Gelee putzen
soll, wussten 56 % der Jungen und Mädchen (1mal in der Woche). 26 % gaben 1mal am
Tag an, 12 % wussten die Frage nicht zu beantworten. Und 6 % der Befragten waren der
Meinung 1mal im Monat Elmex Gelee® zu gebrauchen, reiche aus.
Neben der Zahnputzfrequenz und der Anwendung fluoridierter Zahnpasten hat auch die
Ernährung einen wesentlichen Einfluss auf die Mundgesundheit. 86 % der Befragten
gaben an, dass gesundes Essen wichtig ist, um keine Karies zu bekommen, 11 % waren
gegenteiliger Meinung und 3 % wussten es nicht.
weiß ich nicht
13 %
4mal im Jahr
38 %
1mal im Jahr
19 %
2mal im Jahr
30 %
Abbildung 4: Antworthäufigkeit auf die Frage: Wie oft sollte man die Zahnbürste
wechseln?
Einen schädlichen Einfluss von Cola, Limonade und zuckerhaltige Säfte auf die Zähne
bestätigten 95 % der Jungen und Mädchen. 2 % der Schüler/innen waren der Meinung,
dass Milch und 2 % dass ungesüßter Tee den Zähnen schadet. 1 % der Kinder konnte
die Frage nicht beantworten. Zu einem gesunden Schulfrühstück gehörte für 73 % der
Befragten Schinkenbrot, Gemüse, Mineralwasser und Käsebrot, Obst und Milch. 27 %
.
Seite 45
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
der Schüler/innen hatte die Frage nach einem gesunden Schulfrühstück nur
unvollständig oder gänzlich falsch beantwortet. 68 % der Knaben und Mädchen war
bekannt, dass das Logo „Zahnmännchen mit Schirm" auf Bonbons und Kaugummis
zahnfreundliche Süßwaren ausweist. 5 % der Befragten wussten nicht was es bedeutet,
8 % glaubten, möglichst viel davon essen, zu können, da es gut für die Zähne ist und
19 % meinten „Finger weg - es ist ganz viel Zucker in dem Nahrungsmittel".
Nur 3 % der Schüler/innen erkannten, dass es für die Zähne gesünder ist, eine große
Menge Süßigkeiten auf einmal zu essen, als oft wenige Süßigkeiten zu sich zunehmen
(93 %) und 4 % wussten es nicht. Dass man 2mal im Jahr zum Zahnarzt gehen sollte,
erklärten 76 % der Kinder, fast ein Fünftel (16 %) würde nur bei Schmerzen gehen, 6 %
1mal im Jahr und 2 % konnten diese Frage nicht beantworten.
4.1.2.3 Ernährungsgewohnheiten und Wahrnehmung der zahnärztlichen
Versorgung
Neben den Hauptmahlzeiten bestätigte die Mehrheit der Befragten (57 %) ein bis zwei
Zwischenmahlzeiten pro Tag, während 28 % drei bis vier und 14 % fünf und mehr
Zwischenmahlzeiten pro Tag zu sich genommen hatten. Nur 1% der Knaben und
Mädchen nahmen täglich ausschließlich die Hauptmahlzeiten zu sich. Bevorzugt täglich
eingenommene Lebensmittel waren Brot und frisches Obst. Zuckerhaltige Getränke,
Nüsse, Käse, Backwaren, Süßigkeiten und Bonbons waren bei allen Kindern beliebt.
Immerhin ca. 22 % der Befragten nahmen täglich zuckerüberzogene Cornflakes,
Marmelade, Nutella und Honig zu sich (Abbildung 5).
Über die Wahrnehmung zahnärztlicher Dienste ergab sich, dass 89 % der Kinder
meinten, ihre Zähne seien durch den Zahnarzt fluoridiert worden. 6 % der Kinder
verneinten dieses und 5 % konnten sich nicht daran erinnern. 87 % der Knaben und
Mädchen waren sich der regelmäßigen Besuche eines Zahnarztes in der Schule bewusst,
13 % konnten sich nicht auf diese Besuche besinnen.
.
Seite 46
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
31%
Süßigkeiten, Bonbons
48%
Zuckerhaltige Getränke
33%
Backwaren
Marmelade, Honig,
Nutella
24%
83%
Frisches Obst
33%
Nüsse, Käse
Zuckerüberzogene
Cornflakes
19%
91%
Brot
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Abbildung 5: Tägliche Aufnahme ausgewählter Nahrungsmittel, Süßigkeiten und
Getränke
.
Seite 47
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
4.1.3 Verknüpfung der kariesstatistischen Daten mit Ergebnissen des
standardisierten schriftlichen Interviews
Aus den Antworten zum Mundgesundheitswissen und –verhalten ergab sich, dass 26 %
der 9- bis 10-Jährigen ein gutes orales Gesundheitswissen hatten. Diese Gruppe wies
eine Kariesverbreitung von 1,8 dmft auf. Die Schüler/innen mit einem befriedigenden
Mundgesundheitswissen (59 %) hatten einen dmft von 2,3. Die höchsten dmft-Werte
(2,6) lagen bei Schülern/innen mit einem schlechten oralen Gesundheitswissen vor
(15 %). Die Kariesprävalenz für die bleibende Dentition betrug in allen Gruppen 0,9
DMFT, unabhängig vom Mundgesundheitswissen.
Das Mundgesundheitsverhalten konnte bei 43 % der Knaben und Mädchen als gut
bezeichnet werden. Sie hatten eine Kariesverbreitung von 2,1 dmft bzw. 0,8 DMFT. Die
Mädchen und Knaben, die ein schlechtes Mundgesundheitsverhalten angaben, wiesen
Indexwerte mit 2,3 dmft und 0,9 DMFT auf (Tabelle 14). Die Unterschiede in der
Kariesverbreitung
(dmft/DMFT)
in
Abhängigkeit
vom
jeweiligen
Mundgesundheitswissen und -verhalten waren allerdings nicht signifikant.

Tabelle
14:
Kariesverbreitung
(dmft/DMFT)
in
Abhängigkeit
vom
gesundheitsbezogenen Wissen und Verhalten (N entspricht der Anzahl der Probanden)
Wissen (N=301)
dmft
DMFT
Gut (N=79)
1,8
0,9
Befriedigend (N=178) 2,3
0,9
Schlecht (44)
2,6
0,9
Gut (N=131)
2,1
0,8
Schlecht (N=170)
2,3
0,9
Verhalten (N=301)
50 % der befragten Schüler/innen waren weiblich. Sie hatten ein tendenziell besseres
Gesundheitswissen als ihre männlichen Altersgenossen (Abbildung 6). Ein gutes
Mundgesundheitswissen wiesen 28 % der Mädchen gegenüber 23 % der Jungen auf. Bei
.
Seite 48
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
nur 12 % der weiblichen Befragten wurde ein schlechtes Mundgesundheitswissen
verzeichnet, gegenüber 19 % bei den Knaben.
28%
gut
23%
60%
befriedigend
58%
Mädchen
Jungen
12%
schlecht
19%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
Abbildung 6: Mundgesundheitswissen 9- bis 10-jähriger Jungen und Mädchen
Insgesamt
ist
bei
der
Mehrheit
(57
%)
der
Befragten
ein
schlechtes
Mundgesundheitsverhalten zu verzeichnen, wobei für 49 % der weiblichen Schüler und
37 % der männlichen Schüler ein gutes Mundgesundheitsverhalten zutraf (Abbildung
7). Die Mädchen mit einem guten Mundgesundheitsverhalten hatten eine tendenziell
höhere
Kariesprävalenz
als
ihre
Altersgenossinnen
mit
einem
schlechten
Mundgesundheitsverhalten (Tabelle 15).
 Tabelle 15: Kariesprävalenz und Mundgesundheitsverhalten bei Jungen und Mädchen
Verhalten
Jungen
dmft
DMFT
N = 142
Mädchen
dmft
DMFT
N = 159
Gut
53
1,79
0,62
78
2,33
0,97
Schlecht
89
2,62
0,91
81
1,94
0,86
.
Seite 49
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
57%
gesamt
43%
51%
Mädchen
49%
63%
Jungen
37%
schlechtes Verhalten
0%
20%
40%
60%
gutes Verhalten
Abbildung 7: Mundgesundheitsverhalten 9- bis 10-jähriger Jungen und Mädchen
4.1.3.1 Vergleich zwischen Gruppe A und B
Die Auswertung des Fragebogens ergab, dass 70,4 % der Schüler/innen aus der Gruppe
A gegenüber 60 % aus der Gruppe B die kariesvorbeugende Wirkung einer
fluoridhaltigen Zahnpaste bestätigten. Das Wissen über die Fluoridwirkung war mit
88 % richtigen Antworten in der Gruppe A stärker als in Gruppe B mit 85,2 %
ausgeprägt. Fragen zur Zahnputzdauer, zur Größe des Bürstenkopfes und zur
Verwendung von Elmex Gelee wurden häufiger in Gruppe A als in Gruppe B korrekt
beantwortet.
Zusammengefasst
Mundgesundheitswissen
zeigten
gegenüber
22
35
%
%
aus
der
Gruppe
Gruppe
B.
A
Ein
ein
gutes
schlechtes
Mundgesundheitswissen wiesen in Gruppe A 10 % und Gruppe B 16 % der Befragten
nach. Diese Unterschiede waren signifikant. Nur knapp die Hälfte der Kinder beider
Gruppen zeigte ein gutes Mundgesundheitsverhalten. Dabei putzen zwar die Kinder aus
der Gruppe A häufiger ihre Zähne, aber sie bestätigten mehr kariogene
Zwischenmahlzeiten als ihre Altersgenossen aus der Gruppe B. In der Gruppe A wiesen
.
Seite 50
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
43 % der Kinder ein gutes Mundgesundheitsverhalten auf, in Gruppe B 44 %. Die
Unterschiede
zwischen
den
beiden
Gruppen
waren
nicht
signifikant.
Die
Kariesverbreitung im Milchgebiss war für die Kinder der Gruppe A mit 2,4 dmft
tendenziell schlechter als in der Gruppe B mit 2,1 dmft. Für die bleibende Dention
hingegen bestand eine Tendenz zur geringeren Kariesverbreitung (0,7 DMFT) in
Gruppe A gegenüber Gruppe B (0,9 DMFT) (Tabelle 16).
Der geschlechtsspezifische Gruppenvergleich bestätigte auch hier ein höheres
Mundgesundheitswissen und ein besseres Mundgesundheitsverhalten bei den Mädchen.
Ein
signifikanter
Unterschied
der
Kariesprävalenz
in
Abhängigkeit
zum
Mundgesundheitswissen und –verhalten konnte nur eingeschränkt nachgewiesen
werden. Die Jungen der Gruppe A mit einem guten Mundgesundheitsverhalten hatten
eine signifikant geringere Kariesverbreitung im Milchgebiss als die Jungen mit einem
schlechten Mundgesundheitsverhalten (1,1 dmft gegenüber 2,9 dmft).
 Tabelle 16: Kariesprävalenz und Mundgesundheitswissen und -verhalten in Gruppen
A und B
Wissen
Gruppe A
dmft
DMFT Gruppe B
N = 110
Gut
dmft
DMFT
N = 191
N=38
2,32
0,71
N=41
1,24
0,98
Befriedigend N=60
2,40
0,63
N=118
2,29
0,97
Schlecht
N=12
2,92
1,17
N=32
2,47
0,84
Gut
N=47
2,36
0,70
N=84
1,98
0,90
Schlecht
N=63
2,48
0,73
N=107
2,19
0,98
Verhalten
.
Seite 51
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
4.2 Klinisch - epidemiologische Studie
4.2.1 Fünf- bis Sechsjährige
Kariesverbreitung
Die Ergebnisse stützen sich auf die kariesstatistischen Befunde von 1600 Kindern.
Dabei lag der Anteil der weiblichen Probanden in den Schuljahren 1991/1992 bei 47 %,
1992/1993 bei 46,5 %,1993/1994, 1994/1995, 1995/1996 und 1996/1997 bei ebenfalls
ca. 46 %. Im Schuljahr 1997/1998 war der Anteil der weiblichen Probanden mit 57 %
größer und 1998/1999 lag er bei 46,5 %. Im Beobachtungsjahr (BJ) 1991/1992 wurde
im Milchgebiss eine Kariesverbreitung von 2,2 dmft registriert. Gegenüber dem ersten
BJ stiegen die dmft-Werte im folgenden an. Diese Unterschiede waren ab 1993/1994 bis
1997/1998 signifikant. Im BJ 1995/1996 erreichte die Kariesprävalenz mit 3,6 dmft ihr
Maximum und verringerte sich bis zum Beobachtungsende auf 3,1 dmft (1998/1999)
(Tabelle 17). Durch die Differenzierung in kariöse, fehlende und gefüllte Zähne am
gesamten Kariesaufkommen wurde deutlich, dass in allen BJ der Anteil der kariösen
Zähne (dt) am gesamten Kariesaufkommen (dmft) am größten war, gefolgt vom ft- und
mt-Anteil. Die Spannweite t lag zwischen 11 und 20 dmft in den Beobachtungsjahren
von 1991/1992 bis 1998/1999.
.
Seite 52
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
 Tabelle 17: Kariesprävalenz (dmft), Standardabweichung (SD), Spannweite (t) und
dmft-Anteilen bei 5- bis 6-Jährigen
Beobachtungsjahr dmft/(SD) u-Test 
t dt
mt
ft
insgesamt
dmft/(SD)
dmft/(SD)
weiblich
männlich
1991/1992
2,2 (2,4) 
11 1
0
1,2
2
(2,2)
2,3 (2,5)
1992/1993
2,4 (2,3) 
11 0,8
0,1
1,5
2,6 (2,1)
2,2 (2,5)
1993/1994
3,5 (3,3) 0,000
15 1,9
0,1
1,5
3,7 (3,1)
3,2 (3,4)
1994/1995
3,2 (3,3) 0,002
20 1,6
0,1
1,5
3,2 (3,2)
3,2 (3,4)
1995/1996
3,6 (3,5) 0,000
17 1,8
0,1
1,7
3,4 (3,3)
3,9 (3,6)
1996/1997
3,4 (3,4) 0,001
14 1,9
0,1
1,4
3,2 (3,2)
3,6 (3,5)
1997/1998
3,2 (3,3) 0,005
13 2
0,1
1,1
3,4 (3,4)
3
1998/1999
3,1 (3,8) 
20 1,5
0,5
1,1
3
3,2 (4,3)
zum
BJ
1991/1992
Signifikanter
Unterschied
im
Vergleich
(3,3)
(3,1)
bei
einer
Irrtumswahrscheinlichkeit von p  0,05
Sanierungsgrad und Sanierungsstand (Abbildung 8)
Bezüglich
des
Sanierungsstandes
(Tabelle
18)
hatten
zu
Beginn
des
Beobachtungszeitraumes 1991/1992 36 % der Kinder ein kariesfreies Gebiss, bei 42 %
lag ein kariesbedingter Behandlungsbedarf vor, während 22 % als kariessaniert galten.
Im Beobachtungszeitraum reduzierte sich der Anteil kariesfreier Kinder auf 25,5 % im
Jahr 1993/1994, um danach auf 42 % im letzten Beobachtungsjahr (1998/1999)
anzusteigen.
Der Sanierungsgrad (Tabelle 19) bei den 5- bis 6-Jährigen betrug im BJ 1992/1993
63,2 % und fiel über 54,8 % und 50,5 % (BJ 1994/1995 und 1996/1997) auf 36,4 % im
BJ 1998/1999 ab.
Analog dazu bestanden im Anteil der Kinder mit sanierten und behandlungsbedürftigen
Gebissen entsprechende Veränderungen.
.
Seite 53
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
100%
80%
42
40.5
42.5
53
49.5
42
42
54
Kinder
60%
22
40%
28.5
27
21.5
20%
36
31
30.5
25.5
16
26
24
26.5
15
32
42
31
0%
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97 1997/98 1998/99
Behandlungsbedürftiges Gebiss
Untersuchungsjahr
Saniertes Gebiss
Primär gesundes Gebiss
Abbildung 8: Sanierungsstand bei 5- bis 6-jährigen Kindern zwischen 1991/1992 und
1998/1999
 Tabelle 18: Sanierungsstand für das Milchgebiss 5- bis 6-jähriger Mädchen und
Jungen in Prozent
Beobachtungsjahr Saniertes Gebiss
Behandlungsbedürftiges Primär
Gebiss
gesundes
Gebiss
männlich weiblich männlich weiblich
männlich
weiblich
1991/1992
17
27,6
47,2
36,2
35,8
36,2
1992/1993
24,3
33
38,3
43
37,4
24
1993/1994
19,3
24
49,5
58
31,2
18
1994/1995
19,4
35
49,6
35
31
30
1995/1996
21
28
52
46
27
26
1996/1997
26
25
42
43
32
32
1997/1998
12
18
54
53
34
29
1998/1999
17,8
14
39,2
45
43
41
.
Seite 54
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
 Tabelle 19: Sanierungsgrad und Standardabweichung (SD) für das Milchgebiss 5- bis
6-jähriger Kinder in Prozent (signifikanter Unterschied des Sanierungsgrads im
Vergleich zum BJ 1991/1992 nach dem Mann-Whitney-Test bei p  0,05)
Beobachtungsjahr Sanierungsgrad Sanierungsgrad Sanierungsgrad
insgesamt
weiblich
männlich
%
SD
%
SD
%
SD
1991/1992
55,4
40,2
60,8
40,9
50,6
39,4
1992/1993
63,2
38,3
64
38,3
62,5
38,6
1993/1994
50,3
40,2
51,1
41,2
50,2
39,4
1994/1995
55,9
38,2
65,8
37,2
47,3
37,4
1995/1996
54,6
36,3
57
38,8
53,2
34,3
1996/1997
49
40,1
52
40,1
48
40,3
1997/1998
38,9
37,2
39,1
37,5
39,1
37
1998/1999
35,8
38,2
35
36,6
37,8
39,8
Bei der geschlechtsspezifischen Differenzierung der kariesstatistischen Daten fanden
sich im Milchgebiss keine signifikanten Unterschiede.
Polarisierung der Kariesverbreitung
Mehr als ein Drittel der Kinder galten nach den Kriterien der Deutschen
Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) (dmft  4 für Fünfjährige) am Ende
der Beobachtungszeit als Risikopatienten. Der Anteil betrug 1991/1992 24 % und stieg
bis zum Ende des Beobachtungszeitraums auf 38 % an. Betrachtet man die
Häufigkeitsverteilung des Kariesbefalls in Form des Lorenzschen Konzentrationsmaßes
(dmft50), so vereinten 1991/1992 17,6 % der Kinder 50 % des Kariesaufkommens auf
sich, während dieser Anteil im letzten Beobachtungsjahr auf 15,2 % abfiel (Abbildung
9). Gleichzeitig veränderte sich der Anteil kariesfreier Kinder von 36 % (1991/1992) auf
42 % (1998/1999).
.
Seite 55
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Damit konnte neben einer Steigerung des Anteils kariesfreier 5- bis 6-Jähriger
gleichzeitig eine Zunahme der Polarisierung im Kariesbefall am Ende des
Beobachtungszeitraumes registriert werden.
100
90
dmft (kumulativ) %
80
70
60
50
15,2 %
40
30
17,6 %
20
1991/92
1998/99
10
0
0
20
40
60
80
100
Anzahl der Kinder (kumulativ) %
Abbildung 9: Konzentration des Kariesbefalls bei 5- bis 6-jährigen Kinder in Erfurt
Die Zunahme der Polarisierung wurde zusätzlich mit dem SiC-Index (Bratthall 2000)
bestätigt. So hatte das Drittel der 5- bis 6-Jährigen mit den höchsten dmft-Werten
1991/1992 eine durchschnittliche Kariesverbreitung von 4,9 dmft und 1998/1999 von
7,7 dmft, wobei der maximal registrierte Wert 1991/1992 bei 11 dmft und 1998/1999
bei 20 dmft lag.
.
Seite 56
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
4.2.2 Elf- bis Zwölfjährige
Kariesverbreitung
Die Kariesverbreitung betrug im BJ 1991/1992 3 DMFT und hatte sich im letzten BJ
1998/1999 auf 1,5 DMFT verringert. Somit reduzierte sich die Kariesverbreitung
innerhalb des Beobachtungszeitraumes signifikant um 50 %. In den Schuljahren von
1991/1992 bis 1994/1995 schwankte die Kariesverbreitung um 3 DMFT. Eine
sprunghafte Reduktion der Kariesprävalenz ist ab 1995/1996 zu verzeichnen. 1995/1996
und 1996/1997 wurde ein DMFT-Index von 2,1 bzw. 2 nachgewiesen und 1997/1998
von 1,6 (Abbildung 10).
1991/1992
3,0
1992/1993
3,1
1993/1994
2,9
1994/1995
2,8
2,1
1995/1996
2,0
1996/1997
1997/1998
1,6
1998/1999
1,5
0
0.5
1
1.5
2
2.5
3
DT
MT
FT
3.5
Abbildung 10: Kariesprävalenz (DMFT) bei 11- bis 12-jährigen Schülern/innen
Die Anteile der DT, MT und FT am DMFT sind bis auf kleine, nicht in ein System zu
bringende
Schwankungen,
innerhalb
des
Untersuchungszeitraumes
in
etwa
gleichgeblieben (Tabelle 20). Ab dem Schuljahr 1995/1996 ist bei den untersuchten
Schülern/innen, bis auf das letzte Untersuchungsjahr kein extrahierter Zahn mehr zu
verzeichnen. Der prozentuale DT-Anteil schwankte um 13 %. Der Anteil
der
.
Seite 57
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
konservierend
versorgten
Zähne hat sich von 76,9 % (1991/1992) auf 88,5 %
(1998/1999) erhöht.
 Tabelle 20: Kariesprävalenz (DMFT), Standardabweichung (SD), Spannweite (t) und
DMFT-Anteile bei 11- bis 12-Jährigen
Beobachtungsjahr DMFT
u-Test
t
DT
MT
FT

(SD)
insgesamt
DMFT
DMFT
(SD)
(SD)
weiblich männlich
1991/1992
3
(2,8)

18
0,5
0,1
2,4
3,1 (2,7) 3
1992/1993
3,1 (2,4)

15
0,4
0,1
2,6
3
(2,7) 3,1 (2,1)
1993/1994
2,9 (2,5)

16
0,3
0,1
2,5
3
(2,4) 2,9 (2,6)
1994/1995
2,8 (2,5)

16
0,3
0,1
2,4
3,3 (2,8) 2,4 (2,1)
1995/1996
2,1 (2)
0,000
11
0,4
0
1,7
2,2 (2,1) 2
1996/1997
2,1 (2,2)
0,000
11
0,2
0
1,9
2,3 (2,3) 1,9 (2)
1997/1998
1,6 (1,9)
0,000
13
0,3
0
1,3
1,8 (1,9) 1,4 (2)
1998/1999
1,5 (1,8)
0,000
7
0,2
0,1
1,2
1,7 (1,9) 1,4 (1,7)
Signifikanter
Unterschied
im
Vergleich
zum
BJ
1991/1992
bei
(2,9)
(2)
einer
Irrtumswahrscheinlichkeit von p  0,05
Die Maximalwerte der Spannweite t reduzierten sich mit Ausnahme des
Beobachtungsjahres 1997/1998 kontinuierlich von 18 DMFT (1991/1992) auf 7 DMFT
(1998/1999).
Sanierungsgrad und Sanierungsstand (Abbildung 11, Tabelle 21)
Der Sanierungsgrad hat sich innerhalb des Beobachtungszeitraumes um 13,7 % (von
78,6 % auf 92,3 %) verbessert.
Neben einer Verringerung der Kariesprävalenz hat sich der Anteil kariesfreier Kinder
von 15,5 % (BJ 1991/1992) auf 44 % am Ende der Beobachtungszeit erhöht. Ein
kariessaniertes Gebiss hatten 1991/1992 54,5 % der Probanden, 1994/1995 61 % und
1998/1999 46 % der 11- bis 12-Jährigen. Der Anteil naturgesunder Gebisse ist von
15,5 % (1991/1992) auf 44 % (1998/1999) gestiegen. Auch zeigte sich die Veränderung
.
Seite 58
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
in Form einer deutlichen Zunahme kariesfreier Kinder in den Beobachtungsjahren
1995/1996
und
1997/1998.
Kongruent
dazu
verringerte
sich
die
Behandlungsnotwendigkeit von anfangs 30 % auf 10 % (1998/1999).
 Tabelle 21: Sanierungsgrad für 11- bis 12-jährige Mädchen und Jungen in Prozent
Beobachtungsjahr Sanierungsgrad
Sanierungsgrad
Sanierungsgrad
insgesamt
weiblich
männlich
1991/1992
79,8
84,1
84,6
1992/1993
82,5
89,3
83,8
1993/1994
84,5
91,3
88,5
1994/1995
81,8
87,9
88,9
1995/1996
78,6
87,6
79
1996/1997
84
90,3
91,6
1997/1998
83,3
80,2
86,3
1998/1999
92,3
91,8
91,2
Kinder
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
30
22.5
58.5
15.5
63.5
19.5
18.5
52
11
56
10
15
46
42.5
61
54.5
15.5
19
21
19.5
1991/92
1992/93
1993/94
1994/95
Untersuchungsjahr
29.5
33
1995/96
1996/97
42.5
44
1997/98
1998/99
Behandlungsbedürftiges Gebiss
Saniertes Gebiss
Primär gesundes Gebiss
Abbildung 11: Sanierungsstand bei 11- bis 12-jährigen Schülern/innen zwischen
1991/1992 und 1998/1999
.
Seite 59
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Bei einer geschlechtspezifischen Betrachtung war auffallend, dass die Kariesverbreitung
der Mädchen bis auf die ersten beiden Untersuchungsjahre stets größer war, als die der
Jungen. Bezüglich des Sanierungsgrads und -stands waren keine systematischen
Unterschiede festzustellen (Tabelle 22).
 Tabelle 22: Sanierungsstand für 11- bis 12-jährige Mädchen und Jungen in Prozent
Beobachtungsjahr Saniertes Gebiss
Behandlungsbedürftiges Primär
Gebiss
gesundes
Gebiss
männlich weiblich männlich
weiblich
männlich
weiblich
1991/1992
56
53
30
30
14
17
1992/1993
58
59
27
18
15
23
1993/1994
65
62
16
15
19
23
1994/1995
64
58
16
23
20
19
1995/1996
45
59
21
16
34
25
1996/1997
56
56
9
14
35
30
1997/1998
39
46
12
18
49
36
1998/1999
46
46
8
13
46
41
Polarisierung der Kariesverbreitung
Betrachtet man die Häufigkeitsverteilung des Kariesbefalls in Form des Lorenzschen
Konzentrationsmaß (dmft50), so vereinten 1991/1992 21 % der Schüler/innen 50 % des
Kariesaufkommens auf sich, während dieser Anteil im letzten Beobachtungsjahr auf
16 % abfiel (Abbildung 12). Gleichzeitig veränderte sich der Anteil kariesfreier Kinder
von 15,5 % (1991/1992) auf 44 % (1998/1999). Damit ist eine Zunahme der
Polarisierung der Karies zu erkennen.
Nach dem SiC-Index von Bratthall (2000) hatte das Drittel der 11- bis 12-Jährigen mit
der höchsten Kariesverbreitung 1991/1992 einen durchschnittlichen Kariesindex von 5,9
DMFT und 1998/1999 3,6 DMFT, wobei der maximal registrierte Wert 1991/1992 bei
18 DMFT und 1998/1999 bei 7 DMFT lag.
.
Seite 60
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
100
DMFT (kumulativ) %
90
80
70
60
50
23 %
40
30
16 %
20
1991/1992
1998/1999
10
0
0
20
40
60
80
100
Anzahl der Kinder (kumulativ) %
Abbildung 12: Konzentration des Kariesbefalls bei 11- bis 12-jährigen Jungen und
Mädchen in Erfurt
Differenzierung der Fissurenversiegelung und der kariesstatistischen Daten nach
Schultyp
Abschließend soll eine Auswertung der kariesstatistischen Angaben bezüglich des
Schultyps getroffen werden. Um die Frequenz der FV vergleichen zu können, werden
das BJ 1993/1994 und das letzte BJ zum Vergleich herangezogen. Die Kariesfrequenz
(DMFT) war in den Gymnasien in beiden Untersuchungsjahren geringer, als in
sonstigen
Schulen.
Diesbezüglich
war
1993/1994
der
Unterschied
in
der
Kariesverbreitung gegenüber 1998/1999 signifikant. Der Anteil der Schüler/innen mit
naturgesunden Gebissen war 1993/1994 mit 32,9 % in Gymnasien mehr als doppelt so
hoch wie zeitgleich in den Sonstigen Schulen. 1998/1999 hatten 50 % der Gymnasiasten
1998/1999 ein naturgesundes Gebiss. In den sonstigen Schulen hingegen lag der Anteil
dieser Schüler/innen nur bei 39 % (Tabelle 23). Die Fissurenversiegelungsfrequenzen
.
Seite 61
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
waren in beiden BJ für die Schüler der Gymnasien höher und unterschieden sich
signifikant von denen sonstiger Schulen.
 Tabelle 23: Kariesstatistische Angaben und Fissurenversiegelungsfrequenz bezüglich
des Schultyps
Gymnasien
sonstige Schulen Gymnasien
sonstige Schulen
1993/1994
1993/1994
1998/1999
1998/1999
Probanden
N=82
N=118
N=90
N=110
DMFT
2,4
3,3
1,3
1,7
12,7 %
50 %
39 %
88,1
88,5
93,5
12 %
73 %
56 %
primär gesundes 32,9 %
Gebiss
Sanierungsgrad
92,8
Frequenz der FV 24 %
Signifikanter Unterschied zwischen den Schulen innerhalb eines BJ bei einer
Irrtumswahrscheinlichkeit von p  0,05
.
Seite 62
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
5. Diskussion
Die kontinuierliche epidemiologische Kontrolle, ist eine Voraussetzung für die
Optimierung des zahnärztlichen Versorgungssystems und Gradmesser der Effektivität in
Verbindung
mit
dem
individuellen
Gesundheitsverhalten
und
öffentlichen
Präventionsprogrammen. Der Datenpool kariesstatistischer Angaben von Vorschul- und
Schulkindern der Stadt Erfurt/Thüringen aus dem Zeitraum 1991 bis 1999 ermöglichte
die Analyse der Kariesverbreitung seit dem Etablieren neuer zahnärztlicher
Versorgungsstrukturen
und
des
Jugendzahnärztlichen
Dienstes
innerhalb
des
Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) als strukturelle Voraussetzungen zur
Verwirklichung
zeitgleich
in
Kraft
getretener
gesetzlicher
Regelungen
zur
Durchführung der Gruppenprophylaxe in den neuen Bundesländern. Damit war
gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, die Effektivität der nach einem Stufenplan
festgelegten Umsetzung der Gruppenprophylaxe anhand definierter Kriterien zur
Mundgesundheit
zu
bewerten
und
die
normativen
Veränderungen
in
der
Mundgesundheit über nahezu ein Jahrzehnt zu analysieren und Defizite aufzudecken. Im
letzten Jahrzehnt war - bedingt durch die hohe Migration in Vorschul- und
Schuleinrichtungen - ein ausschließlicher Longitudinalvergleich der Ergebnisse nicht
möglich. Vielmehr handelte es sich um den Vergleich von Querschnittstudien (klinischepidemiologischer Studienteil) und nur ein Teil (soziologisch-epidemilogischer
Studienteil) der vorliegenden Arbeit kann als Longitudinalstudie betrachtet werden.
Soziolgisch-epidemiologische Studie
Ungeachtet der Defizite in der Umsetzung der Gruppenprophylaxe konnte für den
vierjährigen Beobachtungszeitraum der 6- bis 10-jährigen Schüler/innen ein
Kariesanstieg von nur 0,2 DMFT pro Schuljahr registriert werden. Die Verringerung des
Kariesaufkommens im Milchgebiss und der Anstieg naturgesunder Milchgebisse ist in
der Exfoliation der Milchzähne begründet. Unbefriedigend war die Sanierungsleistung
in der ersten Dentition da ca. 22 – 39 % der Kinder behandlungsbedürftige Zähne
hatten.
.
Seite 63
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Mit der vorliegenden Arbeit, speziell dem Vergleich der Gruppe A und B konnte
gleichfalls bestätigt werden, dass ein ausgeprägtes Mundgesundheitswissen nicht mit
einem guten Mundgesundheitsverhalten korrelieren muss. In beiden Gruppen verfügten
nur etwas mehr als 40 % der Schüler/innen über ein gutes Mundgesundheitsverhalten.
Bei knapp 60 % war das Verhalten in bezug auf die Mundgesundheit unbefriedigend.
Tendenziell hatten die Mädchen ein besseres Mundgesundheitsverhalten als die Jungen.
Auch in anderen Studien wurde der geschlechtsspezifische Zusammenhang zum
Mundgesundheitsverhalten nachgewiesen. So stellten unter anderem CRAFT und
CROUCHER 1980, ARNLJOT et al. 1985, HONKOLA et al. 1990, TURABIAN und
DE JUANES 1990, SCHOU et al. 1990 fest, dass Mädchen sich signifikant häufiger
ihre Zähne putzten als Jungen. In der ersten IDZ-Mundgesundheitsstudie (1991)
korrelierte das bessere Mundgesundheitsverhalten der Mädchen mit der schlechteren
Zahngesundheit.
Neben
biologisch-immunologischen
und
biologisch-
endokrinologischen Ursachen wird die spezielle Körpersensibilität der Mädchen
diskutiert. Zusätzlich werden Mädchen oft stärker als Jungen auf die Berücksichtigung
ästhetischer und hygienischer Normen hin erzogen, ein Faktor, der nicht ohne Einfluss
auf das Mundhygieneverhalten bleibt (IDZ 1999).
Die Kariesverbreitung im Milchgebiss war für die Kinder der Gruppe A mit 2,4 dmft
tendenziell schlechter als in der Gruppe B mit 2,1 dmft. In der Gruppe A zeigte sich für
das bleibende Gebiss lediglich eine tendenziell geringere Kariesverbreitung mit 0,7
DMFT gegenüber 0,9 DMFT in der Gruppe B. Möglicherweise trugen die
individualprophylaktischen Maßnahmen beim Zahnarzt dazu bei, dass die Unterschiede
in der Kariesverbreitung zwischen den Gruppen A und B nicht signifikant waren. Auf
die Notwendigkeit des weiteren Ausbaus der Gruppenprophylaxe und einer intensiveren
Gruppenprophylaxe weisen die Unterschiede im Gesundheitswissen der Kinder
zwischen Gruppe A und Gruppe B in der vorgelegten Arbeit hin. Während die
Reihenuntersuchungen kontinuierlich erfolgten, wurden erst seit 1995/1996 in einigen
Erfurter Schulen aufsteigend vom ersten Schuljahr an regelmäßig halbjährliche
Fluoridlackapplikationen in Verbindung mit Gesundheitserziehung durchgeführt. In
anderen neuen Bundesländern ist die Situation ähnlich. Lediglich 20 % der
Grundschüler aus Mecklenburg-Vorpommern und 35 % aus Sachsen-Anhalt nahmen
.
Seite 64
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
1997 im Rahmen der Gruppenprophylaxe an Programmen mit Lokalfluoridierung teil
(PIEPER 1998). In der vorliegenden Arbeit konnte bewiesen werden, dass über
regelmäßige
und
viermal
jährliche
gruppenprophylaktische
Impulse
zum
Mundhygieneverhalten, zur Aufklärung über Anwendung und Wirksamkeit von
Fluoriden und zur Ernährungsberatung eine Verbesserung des Wissenstands und somit
eine
Voraussetzung
zur
Verbesserung
des
oralen
Gesundheitsverhalten
und
schlussfolgernd eine Steigerung der Mundgesundheit erreicht werden kann. KOCH und
WITT (1994) bestätigten Wissensdefizite nach einer Befragung von ca. 3000
Schülern/innen im Alter von 15 bis 17 Jahren. Im Gegensatz zur eigenen Untersuchung
erachteten es nach KOCH und WITT (1984) nur 36,9 % der Befragten als richtig, sich
morgens die Zähne zu putzen. Doch diese Wissensdefizite stellen nur ein Teil des
Problems dar. FREGIN (1987) hatte in Hannover das Mundgesundheitswissen von
Jugendlichen in Relation zu ihrem Mundgesundheitsverhalten untersucht. Die
Untersuchung ergab, dass die Probanden wussten, wie das wünschenswerte
Mundhygieneverhalten aussieht, sie aber durch Selbstangabe konzedierten, dass ihr
reales Verhalten von dem normativ richtigen Verhalten erheblich abweicht. FREGIN
(1987) resultierte, „dass Schüler mit gutem Wissensstand nicht unbedingt gute
Zahnpflege treiben." Untersuchungen anderer Autoren (LANDECK et al. 1975,
GLOCKMANN et al. 1979, GRÄßLER et al. 1991, EINWAG 1993) bestätigen diese
Ergebnisse. PIEPER (1979) stellte fest, dass trotz eines ausreichenden Wissens häufig
keine Motivation für die Verbesserung der Zahn- und Mundhygiene vorhanden ist.
Die Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Gruppenprophylaxe, zu der auch die
Fluoridapplikation gehört, setzten jedoch erkennbare Grenzen. So ist das fehlende
Feedback des Elternhauses ein unüberwindbares Problem, z. B. wenn keine
Einverständniserklärung zur Fluoridapplikation vorliegt. In den meisten Fällen
verweigern die Eltern die Einverständniserklärung nicht, sondern vergessen es einfach,
diese unterschrieben ihren Kindern zum Fluoridierungstermin mitzugeben.
Ein Beweis, dass die Kinder der Gruppen A und B die individualprophylaktischen
Maßnahmen beim Zahnarzt in gleichen Massen genutzt haben könnten, war die
Verbreitung der FV. So war die Versiegelungsfrequenz zwischen beiden Gruppen
ähnlich (58 % Gruppe A/ 53 % Gruppe B).
.
Seite 65
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Innerhalb der Gruppe A zeigte sich, dass diejenigen Schüler mit dem besseren
Gesundheitswissen (gut und befriedigend) eine geringere Kariesverbreitung (0,67
gegenüber 1,17 DMFT) aufwiesen. Wenn man das orale Gesundheitsverhalten mit der
Kariesverbreitung in Korrelation bringt, war für die Gesamtheit der Jungen und
Mädchen
eine
Abhängigkeit
Mundgesundheitsverhalten
mit
zu
einer
erkennen.
geringeren
So
korrelierte
Kariesverbreitung.
ein
gutes
Bei
der
geschlechtsspezifischen Auswertung stellte sich jedoch heraus, dass bei den Mädchen
sowohl für das Milchgebiss als auch für die bleibende Dentition eine umgekehrte
Abhängigkeit bestand - also ein eher schlechtes Mundgesundheitsverhalten korrelierte
mit einer geringeren Kariesverbreitung.
Bei der kritischen Betrachtung der Ergebnisse muss bedacht werden, dass die
Antwortgebung der Schüler sowohl vom vorhandenen Gesundheitswissen als auch von
den eigenen Erfahrungen abhängig ist. Die Interviews berühren zudem die Privatsphäre
und trotz der gewährten Anonymität ist eine Verschönerung der Antworten nicht
auszuschließen. Weiterhin ist bei der Analyse und Bewertung des oralen
Mundgesundheitsverhaltens zu bedenken, dass das angegebene Verhalten nicht
automatisch die entsprechende Umsetzung findet. So kann häufiges und auch zeitlich
intensives Zähneputzen unsystematisch bzw. „falsch" sein, so dass letztlich nur eine
geringe Plaquefreiheit erreicht wird.
Wenn man dem Health Belief Model (ROSENSTOCK 1974, JANZ und BECKER
1984) folgt, müsste der nachweisbare orale Gesundheitszustand durch das orale
Gesundheitsverhalten determiniert sein und eine recht eindeutige Abhängigkeit
erkennen lassen. Das Problem ist, dass das Verhalten des Menschen über Wissen
(kognitive Ebene) und über Einstellung (affektive Ebene) gesteuert wird. Die
Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Verhalten ausgelöst wird, ist groß, wenn
zwischen diesen Ebenen Gleichklang herrscht.
Es gibt sicherlich Wechselbeziehungen zwischen Gesundheitswissen und –verhalten,
ihre Ausprägungen sind jedoch nur schwer nachzuvollziehen. Als ein beeinflussender
Faktor kann die soziale Schichtzugehörigkeit diskutiert werden. Nach BORUTTA et al.
(1995) üben auf das Herausbilden eines positiven oralen Gesundheitsverhaltens
offensichtlich soziale Faktoren einen direkten Einfluss aus.
.
Seite 66
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Innerhalb der Gruppenprophylaxe ist es empfehlenswert, nach einer ausgeprägten
Vermittlung des Mundgesundheitswissens die Motivation zu einem besseren
Mundgesundheitsverhalten in den Vordergrund zu stellen, die Eigenverantwortlichkeit
der Schüler zu fördern, um so eine Steigerung der Mundgesundheit für Kinder und
Jugendliche zu erreichen.
Klinisch-epidemiologische Studie
Vergleicht man die Höhe der Kariesverbreitung von 5- bis 6-jährigen Erfurter Kindern
aus den achtziger Jahren, die damals 2,99 deft (KÜNZEL 1997) betrug, mit den eigenen
Ergebnissen, so konnte kurzzeitig für die Beobachtungsjahre 1991/1992 und 1992/1993
ein Rückgang in der Kariesverbreitung auf 2,2 bzw. 2,4 dmft registriert werden.
Allerdings erhöhte sie sich seit 1993/1994 signifikant und erreichte 1998/1999 mit 3,1
dmft wieder das Niveau von 1986. Interessanterweise wurde nach dem Zeitraum
1998/1999 mit dem die eigene Analyse beendet wurde, ein Rückgang der
Kariesverbreitung von 2,6 dmft im Schuljahr 1999/2000 für 5- bis 6-jährige Kinder in
Erfurt angegeben (REUSCHER 2001). Zwischen 1970 und 1995 betrug die
Kariesverbreitung im Milchgebiss 5- bis 6-jähriger Kinder in Ostdeutschland
durchschnittlich 2,5 deft (KÜNZEL 1997), woraus geschlussfolgert werden kann, dass
die in Erfurt zu dieser Zeit ermittelten Werte (2,99 deft) geringfügig höher lagen.
Ähnliche Ergebnisse liegen aus anderen Thüringer Regionen (BORUTTA und
WICKBOLDT 2000) und aus dem Dresdner Raum vor (HETZER 1999, HETZER et al.
1995), denen zufolge es in den letzten Jahren im Gegensatz zur bleibenden Dentition bei
Schulkindern zu keinem nennenswerten Kariesrückgang bzw. sogar zu einem Anstieg
der Kariesverbreitung bei Vorschulkindern gekommen ist. Dem internationalen
Schrifttum ist zu entnehmen, dass die Kariesprävalenz in der ersten Dentition auf dem
derzeitigen Niveau stagniert oder sogar steigende Tendenz zeigt (VAN DER FEHR
1994, PITTS und PALMER 1995, 1999, RAADAL et al. 2000, SWEENEY und
GELBIER 1999, TRUIN et al. 1993, TRUIN et al. 1994). Damit bezieht sich der häufig
erwähnte "Caries decline", vor allem auf die bleibende Dentition und wird mit der
hohen Verfügbarkeit von Fluoriden, in Form fluoridhaltiger Zahnpasten begründet.
Berücksichtig man diese Betrachtung, ist zu schlussfolgern, dass das Fluoridangebot in
.
Seite 67
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
der Studienpopulation der Vorschulkinder unzureichend war. Bis zu ca. 1,5 Jahren
profitierte die Mehrheit der Kleinkinder von dem durch den Kinderarzt verabreichten
Kombinationspräparat zur Rachitis- und Kariesprophylaxe (Vit. D plus NaF 0,25 ppm)
in Tablettenform. Die Fortführung der Fluoridversorgung mit Tabletten über dieses
Alter hinaus ist meistens sporadisch. Eine systemische Fluoridierung in Form von
Tabletten oder Kochsalz wird nur von einer Minorität genutzt (HETZER 1999,
KÜNZEL
1997),
und
die
Fluoridkonzentration
in
Kinderzahnpasten
war
möglicherweise mit 250 ppm für den kariespräventiven Effekt zu gering. Mehrere
Experimente zeigten, dass Zahnpasten mit 250 ppm Fluorid, wie bis 1998 für
Kinderzahnpasten
gebräuchlich,
den
demineralisierten
Schmelz
weniger
gut
remineralisieren als Pasten mit höherer Fluoridkonzentration (VAN LOVEREN und
KÖNIG 1999). Es bleibt abzuwarten, ob die Verdopplung des Fluoridgehaltes in
Kinderzahnpasten auf 500 ppm nach Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK 2000) einen nachweisbaren Rückgang der
Kariesverbreitung mit sich bringen wird. Nach den Empfehlungen der DGZMK wird die
Tablettenfluoridierung nicht uneingeschränkt befürwortet. In den ersten sechs
Lebensmonaten ist eine Fluoridanwendung nicht nötig. Mit dem Durchbruch der ersten
Milchzähne sollen diese einmal am Tag – nach einer Mahlzeit – mit einer erbsengrossen
Menge Kinderzahnpasta mit 500 ppm Fluorid von den Eltern gereinigt werden. Ab dem
zweiten Geburtstag sollte das Kind zweimal am Tag unter Aufsicht die Zähne putzen.
Außerdem profitiert das Kind bei leicht steigendem Salzkonsum von einer weiteren
Fluoridierungsform, wenn im Haushalt fluoridiertes Speisesalz verwendet wird. Nach
dem sechsten Lebensjahr kann eine Zahnpasta mit einem Fluoridgehalt über 1000 ppm
empfohlen werden. Die Fluoridsupplementierung über diese Maßnahmen hinaus sollte
in der Regel nur nach einer zahnärztlichen Anamnese  insbesondere der
Fluoridaufnahme – bei einem erhöhten Kariesrisiko erwogen werden. Wenn gleich im
Programm der Gruppenprophylaxe, das in Erfurt seit 1994 realisiert wird, das tägliche
Zähneputzen im Kindergarten mit einer fluoridhaltigen Zahnpaste und ab dem 6.
Lebensjahr zusätzlich einmal wöchentlich mit Elmex Gelee vorgesehen ist, wurde
dieses möglicherweise nicht flächendeckend und kontinuierlich umgesetzt und hat somit
für die Altersgruppe der 5- bis 6-Jährigen versagt. Deutschlandweit sind gegenwärtig
.
Seite 68
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
nur ca. 60 % der Vorschulkinder in die Gruppenprophylaxe involviert (NEUMANN
2000). Ein weiterer Erklärungsansatz für den Anstieg der Karies im Milchgebiss
gegenüber dem bleibenden Gebiss ist der Tatsache geschuldet, dass Klein- und
Vorschulkinder das Zähneputzen erst erlernen und der Reinigungseffekt geringer als bei
älteren Kindern ist. Weiterhin ist bekannt, dass Kleinkinder zum Teil sehr häufig
Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten bekommen, was das Kariesrisiko besonders
erhöht, wenn die häusliche Mundhygiene unzureichend ist. In England allerdings hat
eine Erhebung gezeigt, dass häufiger Zuckergenuss nur dann zu erhöhtem Kariesbefall
führt, wenn es sich um Kinder aus niedrigen sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen
handelt, deren Mütter zugaben, dass die Zähne nur selten geputzt wurden (GIBSON und
WILLIAMS 1999).
Mit dem Anstieg der Kariesverbreitung war auch ihre Frequenz hoch, was zur Folge
hatte, dass nur ca. ein Drittel der Kinder in allen Beobachtungsjahren kariesfrei waren.
Dieser Anteil erhöhte sich zwar gegen Ende des Beobachtungszeitraumes, verblieb aber
mit 42 % deutlich unter dem nationalen (Nationale Gesundheitsziele 1996) und WHOIndikator für Europa (WHO), bis zum Jahr 2000 60 % Kariesfreiheit bei Sechsjährigen
zu erreichen. Die im internationalen Schrifttum vorliegenden Daten über die
Kariesverbreitung in Industrieländern zeigen dmft-Werte zwischen 1,3 (Dänemark) und
2,0 (USA), bei einer Kariesfreiheit zwischen 50 % (USA) und 72 % (Schweden). Im
Kontrast dazu ist die Kariesverbreitung in osteuropäischen Ländern generell hoch mit
Werten zwischen 3,7 dmft (Ungarn) und 8,5 (Albanien). Polen (5,5 dmft) und
Rumänien (4,4 dmft) liegen dazwischen (MURRAY 1994, MARTHALER et al. 1996).
Damit stellen die eigenen Ergebnisse gewissermaßen „Grenzwerte" zwischen Ländern
mit niedriger und Ländern mit hoher Kariesverbreitung dar und lassen auf
Zusammenhänge mit den sozioökonomischen Verhältnisse in einem neuen Bundesland
schließen.
Unbefriedigend war zudem der geringe Sanierungsgrad, der Anfang der 90er Jahre noch
bei 55 % lag und zum Ende der Beobachtungszeit auf 36 % abfiel. Wenn fast die Hälfte
der untersuchten 5- bis 6-jährigen Kinder als behandlungsbedürftig angesehen werden
musste (1998/1999 42 %), so spiegelt das eine völlig unzureichende zahnärztliche
Behandlung wider. Es ist aber auch anzunehmen, dass die Eltern, die ihnen nach der
.
Seite 69
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Reihenuntersuchung schriftlich erteilte Empfehlung zum Zahnarztbesuch ignorierten
und somit die Möglichkeit der zahnärztlichen Versorgung ihrer Kinder nicht in
Anspruch nehmen. Auf die Bedeutung des Elternhauses zur Entwicklung der
Mundgesundheit wiesen GUTH und STEIN (1992) hin. Die Eltern müssen positiv
gegenüber den gebotenen Präventivmaßnahmen eingestellt sein. Deshalb besteht die
Notwendigkeit den Eltern ausreichend Informationen zu vermitteln, so dass sie
erkennen, dass das Gebiss ihrer Kinder vor Karies und Gingivitis bewahrt werden kann.
Nach der DAJ-Studie aus dem Jahre 2000 (PIEPER 2001) lag der Sanierungsgrad der 6bis 7-Jährigen, bezogen auf die erste Dentition, in Deutschland zwischen 24,7 %
(Bremen) und 44,9 % (Thüringen) und unterschritt demzufolge in allen Bundesländern
deutlich
das
unter
den
Bedingungen
eines
hochentwickelten
zahnärztlichen
Versorgungssystems zu erwartende Niveau.
Ein weiteres zu lösendes Problem für die nächsten Jahre bezieht sich nicht so sehr auf
die Mehrheit der Kinder, sondern vielmehr auf eine Minorität. 1991 /1992 vereinigten
rund 18 % der 5- bis 6-Jährigen und 1998/1999 15 % 50 % des dmft-Wertes auf sich.
Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko rechtzeitig zu identifizieren und einer entsprechenden
Intensivprophylaxe zuzuführen, ist eine wesentliche Aufgabe des Gesundheitsdienstes.
Voraussetzung dafür ist allerdings zunächst die flächendeckende und kontinuierliche
Umsetzung der Gruppenprophylaxe und Reihenuntersuchungen (SCHIFFNER 1989).
HETZER UND GRÄßLER (1995), HEINRICH-WELTZIEN (1997) und HEINRICHWELTZIN et al. (1997a) bekräftigten die Forderung der Erfassung des Kariesrisikokindes in der zahnärztlichen Reihenuntersuchung und verwiesen auf die Notwendigkeit
regionaler altersbezogener Kariesrisiko-Definitionen. Das wurde einerseits mit
regionalen Unterschieden im Kariesbefall und andererseits mit begrenzten personellen
und finanziellen Ressourcen für die intensivprophylaktische Betreuung begründet. Die
Intensivprophylaxe von etwa 25 % bis 30 % aller Kinder einer Altersgruppe ist dabei als
realistische Größe zu betrachten, wenn man die eigenen Ergebnisse des SiC-Indexes
nach Bratthall bei den 5- bis 6-Jährigen (1991/1992 4,9 dmft, 1998/1999 7,7 dmft) und
den der 11- bis 12-Jährigen (1991/1992 5,9 DMFT, 1998/1999 3,6 DMFT) bedenkt.
Eine positive Einstellung des Gesetzgebers gegenüber Prophylaxemaßnahmen ist zu
erkennen, wenn man die letzten Änderung vom 1. Januar 2000 im § 21 SGB V beachtet.
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Hier wurde festgelegt - „... In Schulen und Behinderteneinrichtungen, in denen das
durchschnittliche Kariesrisiko überproportional hoch ist, werden die Maßnahmen bis
zum 16. Lebensjahr durchgeführt. ... Für Kinder mit besonders hohem Kariesrisiko sind
spezifische Programme zu entwickeln." Seit 1999 sind auch für die Kinder im
Vorschulalter die Bestimmungen über Kinderuntersuchungen durch zahnärztliche
Früherkennungsuntersuchungen für Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen im
Sozialgesetzbuch, Fünftes Buch (SGB V) § 26 erweitert worden (FU 1-FU 3). Nach den
DAJ-Kriterien für Fünfjährige (dmft  4) waren in der Studienpopulation 1991/1992
25,5 % und 1998/1999 37,5 % als Kariesrisikokinder einzustufen. 1995/1996 korrelierte
die höchste Kariesprävalenz (3,6 dmft) mit dem größten Anteil an Kariesrisikokindern
(49 %) während des Beobachtungszeitraums. Die DAJ-Kriterien werden einer
präventiven Vorgehensweise nicht gerecht, da als Indikatoren einer KariesrisikoPrognose manifeste kariöse Läsionen erfasst werden. Die Dentoprog-Methode
(HELFENSTEIN et al. 1991) und der Schieber zur Kariesrisiko-Bestimmung (ZIMMER
et al. 1996) werden im Gegensatz zu den DAJ-Kriterien einer präventiven
Vorgehensweise gerecht,
da sie als Prädiktoren einer Kariesrisiko-Prognose
Kariesvorstufen erfassen.
In Erfurt wurde die gruppenprophylaktische Betreuung der Vorschulkinder nahezu
ausschließlich
durch
privat
niedergelassene
Zahnärzte,
die
vertraglich
als
Patenschaftszahnärzte arbeiten, realisiert. Dabei war jedoch während des gesamten
Beobachtungszeitraumes eine flächendeckende Betreuung nicht möglich, da nicht
ausreichend viele Zahnärzte Patenschaften übernommen hatten. 1994 wurde für 61
Kindertageseinrichtungen eine Patenschaft durch sie übernommen. Zu diesem
Zeitpunkt, waren aber 112 Kindertageseinrichtungen zu betreuen. Nach Aussagen der
Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege Thüringen e.V. werden alle nicht durch
einen Patenschaftszahnarzt
betreuten Kindergärten vom ÖGD übernommen. 1998
wurden von 91 vorhanden Kindertageseinrichtungen 61 von Patenschaftszahnärzten
gruppenprophylaktisch begleitet. 1999 wurden für 54 Kindergärten Patenschaftsverträge
abgeschlossen. Seit 1994 ist die Zahl der abgeschlossenen Patenschaftsverträge bis auf
das Jahr 1998 rückläufig. Die in den Gruppenprophylaxeprogrammen vorgesehenen
Maßnahmen
entsprechen
dem
aktuellen
Wissensstand
zur
Vermeidung
von
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Gebissschäden und umfassen Anwendung und Training einer altersgerechten
Zahnputztechnik im Rahmen angeleiteter Zahnputzaktionen, der Fluoridapplikation und
Ernährungsberatung, die von den Patenschaftszahnärzten oder den Mitarbeitern des
ÖGD mindestens zweimal jährlich durchgeführt werden müssen. Das tägliche
Zähneputzen wird durch die Erzieher überwacht. Wird die Umsetzung der
Gruppenprophylaxe durch die Patenschaftszahnärzte und den Mitarbeitern des ÖGD
anhand der Kariesverbreitung und des Sanierungsgrads der 5- bis 6-Jährigen beurteilt,
muss geschlussfolgert werden, dass sie der Umsetzung ihrer Aufgaben nicht
uneingeschränkt gerecht wurden. Eine entscheidende Rolle für die mangelnde
Umsetzung der Aufgaben ist die personelle Situation. Nicht ausreichend viele Zahnärzte
sind bereit, Patenschaften für einzelne Kindergärten zu übernehmen und die Mitarbeiter
des jugendzahnärztlichen Dienstes im ÖGD können dieses Defizit nicht ausgleichen.
Für die Schulkinder konnte aus personellen Gründen die Umsetzung der
Gruppenprophylaxe während des gesamten Kontrollzeitraumes nicht breitenwirksam
realisiert werden.
Ungeachtet der Defizite in der Umsetzung gesetzlich vorgegebener Präventionsinhalte
im Rahmen der Gruppenprophylaxe hat sich die Mundgesundheit, gemessen an der
Kariesprävalenz 11- bis 12-Jähriger, um 50 % von 3 DMFT auf 1,5 DMFT signifikant
verringert. Damit wurde bereits 1998/1999 der für Zwölfjährige bis 2000 angestrebte
nationale und WHO-Indikator überschritten (Nationale Gesundheitsziele 1996, WHO).
Während BORUTTA et al. (1995, 1998) bereits auf einen signifikanten Rückgang der
Kariesverbreitung bei 12- bis 13-Jährigen zwischen 1981 bis 1995 im Thüringer Raum
hingewiesen hatte, verstärkte sich diese Entwicklung nach den vorliegenden
Ergebnissen besonders seit 1995/1996. Damit bestätigten die eigenen Daten den
nationalen Durchschnittswert von 1,7 DMFT bei Zwölfjährigen (IDZ 1999). Nach der
Schuljahresstatistik
des
Jugendzahnärztlichen
Dienstes
des
ÖGD
lag
die
Kariesverbreitung in Erfurt für die Zwölfjährigen 1999/2000 bei 1,6 (REUSCHER
2001). International betrachtet lag damit die Kariesverbreitung in Deutschland auf dem
Niveau anderer Industrieländer der Welt (MARTHALER 1996). Die Gründe für den
deutlichen Kariesrückgang, insbesondere seit 1995 liegen in der nach der
Wiedervereinigung eingetretenen hohen Verfügbarkeit von fluoridhaltigen Zahnpasten
.
Seite 72
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
und anderen lokal wirkenden Kariespräventiva. Die 1995 11- bis 12-Jährigen und
folgende Jahrgänge konnten spätestens bei Durchbruch ihrer ersten bleibenden Molaren
von fluoridhaltigen Zahnpasten und anderen lokal wirkenden Kariespräventiva
profitieren. So kann die deutliche Kariesreduktion ab dem BJ 1995/1996 erklärt werden.
Trotz der unbestreitbaren Erfolge in der Kariesprävention, mit dem Anstieg kariesfreier
Kinder von 15,5 % auf 42 %, konnte nur bei weniger als der Hälfte der zwölfjährigen
Kinder ein naturgesundes Gebiss registriert werden. Das bestätigte die Ergebnisse von
PIEPER (1998) und SCHULTE et al. (2001). Positiv ist der hohe Sanierungsgrad
zwölfjähriger Erfurter Schüler zu bewerten, der 1998/1999 einen Höchststand von 92 %
erreichte und deutlich über dem vom IDZ (1999) für Ostdeutschland ermittelten
Sanierungsgrad von 78,5 % im Jahre1997 lag.
Neben dem kariesprotektiven Einfluss der Fluoride trug auch die Fissurenversiegelung
(FV) zur Kariesreduktion bei, was u. a. von LLODRA et al. (1993) nachgewiesen
wurde. Seit der Einführung der FV als kassenzahnärztlichen Leistung (Mai 1993) setzte
sich diese kariesprotektive Maßnahme in der zahnärztlichen Praxis verstärkt durch.
Während zu Beginn des Jahres 1994 nur knapp 7 % der Erfurter Schüler mindestens
eine FV aufwiesen, lag Ende 1994 die Häufigkeit der FV in den neuen Bundesländern
regional unterschiedlich zwischen 18 % und 42 % (KÜNZEL 1996). Eigene Ergebnisse
spiegeln für 1993/1994 eine Frequenz der FV von 36,5 % und 1998/1999 von 63,5 %
bei 11- bis 12-Jährige wieder. VAN STEENKISTE (1995) fand im Rems-Murr-Kreis
eine Fissurenversiegelungsfrequenz von 25,4 % bei 9- bis 10-Jährigen und von 19,6 %
bei Zwölfjährigen. IRMISCH et al. (1997) untersuchten Anfang 1996 8- bis 9-jährige
und 14- bis 18-jährige Dresdner Schüler und registrierten bei 46,8 % bzw. bei 33,3 %
mindestens eine FV. Für die Schweiz berichteten STEINER et al. (1995) über eine
durchschnittliche Anzahl von 0,6 versiegelten Zähnen bei Achtjährigen und 0,8 FV bei
Vierzehnjährigen. SELWITZ et al. (1996) registrierten in den USA bei 20,9 % der
Achtjährigen und 28,2 % der Vierzehnjährigen mindestens eine FV im Zeitraum von
1988 bis 1991. In der Dritten Deutschen Mundgesundheitsstudie (IDZ 1999) wurden
fissurenversiegelte Zähne epidemiologisch erfasst. Insgesamt sind bei 52,9 % der
Untersuchten Zähne versiegelt worden. Bei Jugendlichen aus den alten Bundesländern
wurden öfter vier oder mehr Zähne versiegelt als bei ihren Alterskameraden aus den
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
neuen Bundesländern. Der Mittelwert versiegelter Zähne pro Proband lag in
Deutschland bei 1,9 (IDZ 1999). Nach den eigenen Ergebnisse liegen die aktuellen
Ergebnisse für die 11- bis 12-jährigen Erfurter Schüler bei 2,4 und sind somit günstiger
als der für die neuen Bundesländer angegebene Mittelwert von 1,7 versiegelten Zähnen
(IDZ 1999). Der Trend, dass Jugendliche die mindestens eine FV aufweisen eine
geringere Kariesprävalenz haben, (IDZ 1999) konnte für das Beobachtungsjahr
1993/1994 und 1998/1999 bestätigt werden. 1998/1999 wiesen 11- bis 12-Jährige, die
mindestens eine FV hatten, einen DMFT-Wert von 1,07 auf. Die Kariesverbreitung der
Untersuchten ohne FV lag bei 2,32 DMFT. Die Unterschiede in der Kariesprävalenz
sind signifikant. Damit konnte in der vorliegenden Studie ein Zusammenhang zwischen
der Kariesverbreitung und den Fissurenversiegelungen bestätigt werden. Neben der FV
könnten weitere kariesprotektive Faktoren wirksam geworden sein, die zu der
Reduktion des Kariesbefalls bei Probanden mit FV geführt haben. Anzunehmen ist, dass
diese Kinder verstärkt die individualprophylaktischen Leistungen in Anspruch nahmen
und neben der FV auch von der Gesundheitsaufklärung, Demonstration und Motivation
zur Mundhygiene, Ernährungslenkung und Fluoridierungsmaßnahmen profitierten.
Neben fluoridhaltige Zahnpasten auch andere lokal wirkende Kariespräventiva, wie
fluoridhaltige
Mundspülungen,
fluoridhaltige
Gelees
oder
auch
Zahnseiden,
breitenwirksam und flächendeckend durchzusetzen ist schwierig, weil damit ein
zusätzlicher zeitlicher Aufwand verbunden ist. Alternativ besteht die Möglichkeit, große
Teile der Kinder als auch der gesamten Bevölkerung mit Erhöhung der
Fluoridkonzentration in Nahrungsbestandteilen, speziell im Salz, mit einem relativ
geringen Aufwand, zu erreichen. Fluoridiertes Speisesalz wurde in Deutschland 1991
eingeführt (HETZER 1991). So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde dem Einsatz von lokal anzuwendenden Fluoridpräparaten
gegenüber
den
systemischen
Fluoridpräparaten
Vorrang
zu
geben.
Die
Speisesalzfluoridierung ist als Basisprophylaxe für die ganze Familie zu sehen.
Wie die Abbildung 13 zeigt, hat sich der Marktanteil von fluoridiertem Jodsalz seit
seiner Einführung ständig erhöht und lag 1999 bei 40 % (DAZ 2000). In der Schweiz
hat das fluoridierte Speisesalz heute einen Marktanteil von 85 % (HIRZEL 1999). Nach
Einführung des fluoridierten Speisesalzes konnte in der Schweiz ein Kariesrückgang um
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
ca. 60 % (MENGHINI et al. 1995) und in Frankreich um 40 % (CAHEN et al. 1993) bei
Kindern beobachtet werden. In französischen Schulkantinen wird zudem seit 1993
fluoridiertes Speisesalz zur Herstellung der Speisen eingesetzt (MANIÈRE 2000). In
Deutschland konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass fluoridiertes Kochsalz zu
einem niedrigen Kariesbefall beiträgt (Schulte et al. 2001). Im Gegensatz dazu steht eine
Untersuchung aus Dresden zur Verwendung von fluoridiertem Speisesalz, bei der die
Zubereitung
der
Gemeinschaftsverpflegung
mit
fluoridiertem
Speisesalz
für
Kindergärten nach zwei Jahren noch keinen zusätzlich positiven Einfluss auf die
Zahngesundheit nachwies (ZIMMERMANN und SPERLING 2000).
%
60
50
39.9
40
29.9
30
23
20
14.8
17.4
11.7
10
6.2
1.2
2.1
0
Abbildung 13: Entwicklung des Verkaufsanteils von jodiert-fluorierdem Salz in der
Bundesrepublik Deutschland (nach Angaben der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für
Zahnheilkunde)
Die Beschränkung auf die Fluoridierung von Haushalts-Speisesalz bewirkt aber, dass
bestimmte Bevölkerungsanteile, die häufig ihre Mahlzeiten im Rahmen einer
Gemeinschaftsverpflegung einnehmen, nicht im ausreichenden Maße von dieser
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Fluoridierungsform profitieren, weil es Küchen, die Gemeinschaftsverpflegung
herstellen, bislang untersagt ist, fluoridiertes Speisesalz zu verwenden. Bestrebungen
fluoridiertes Speisesalz in die Küchen der Gemeinschaftsverpflegung einzuführen,
waren teilweise erfolgreich. Seit 1997 ist es möglich, eine Ausnahmegenehmigung beim
Bundesgesundheitsministerium für Gesundheit zur Verwendung von fluoridiertem
Speisesalz in der Gemeinschaftsverpflegung zu beantragen. So wird seit 1999 in der
Personalkantine des Universitätsklinikums Heidelberg fluoridiertes Jodsalz zur
Herstellung der Gemeinschaftsverpflegung gebraucht (SCHULTE 2001).
Mit den positiven Veränderungen in der Mundgesundheit bei 11- bis 12-Jährigen
verstärkte sich die Polarisierung des Kariesbefalls. Im Verlauf der 90er Jahre verringerte
sich bei 11- bis 12-Jährigen der Anteil, der 50 % des gesamten Kariesaufkommens auf
sich konzentrierte von 23 % auf 16 %. Auch im Vergleich der nationalen
repräsentativen Studien DMS I, DMS II und III wurde registriert, dass die Polarisierung
des Kariesbefalls bei Jugendlichen zugenommen hat. Die Zunahme der Polarisation,
also die Verringerung des Anteils von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko, ist jedoch ein
Phänomen, welches allgemein bei sinkendem Kariesbefall beobachtet wird und ist somit
als positiv zu bewerten und im Kontext mit einem allgemein günstigen
Bedingungsgefüge für die Mundgesundheit zu sehen. Neben anderen Faktoren resultiert
möglicherweise auch durch die Medien eine immer stärkere Beeinflussung der
Bevölkerung hinsichtlich ihrer Einstellungen, Meinungen und ihres Verhaltens auf die
allgemeine und Mundgesundheit, von der letztendlich auch Teile der sogenannten
„Risikogruppen" profitieren.
Obwohl das Phänomen der Polarisierung des Kariesbefalls positiv zu sehen ist, darf die
Gruppe der Betroffenen mit einer höheren Kariesverbreitung nicht vernachlässigt
werden. Die Kariesverbreitung ist auch in der Risikogruppe im letzten Jahrzehnt
gesunken. Trotzdem haben diese 11- bis 12-Jährigen eine um durchschnittlich 2 DMFZähne höhere Kariesverbreitung als ihre Altersgenossen. Der künftigen Betreuung von
Risikogruppen kommt entgegen, dass die Bundeszahnärztekammer die Haltung des
Gesetzgebers stützt, für Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko spezifische Programme unter
Berücksichtigung einer engen Verzahnung von Gruppen- und Individualprophylaxe zu
entwickeln und umzusetzen (BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER 2000). So bestand
.
Seite 76
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
zum
Beispiel
eine
gruppenprophylaktische
Versorgungslücke
bei
besonders
kariesgefährdeten Kindern und Jugendlichen von 12 bis 16 Jahren. Die gesetzlichen
Neuregelungen sehen daher seit Januar 2000 vor, die Gruppenprophylaxe für diese
Jugendlichen bis zum 16. Lebensjahr auszuweiten (§ 21 Sozialgesetzbuch V).
So sind auch für die Stadt Erfurt alle gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, um mit
einer flächendeckenden Gruppenprophylaxe eine Anhebung des Gebissgesundheit zu
erreichen. Wenn eine Basisprävention für alle Vorschul- und Schulkinder bis zum 12.
Lebensjahr gewährleistet ist, kann für die Mehrheit der Kinder eine weitere
Kariesreduktion erwartet werden.
Für eine erfolgreiche Prävention ist die Zusammenarbeit aller an der Entwicklung der
Kinder beteiligten Personen von größter Bedeutung. So ist zu erwägen, ob neben den
Zahnärzten des Öffentlichen Dienstes und den privat niedergelassenen Zahnärzte, die
eine Patenschaft übernommen haben, eine verstärkte Beteiligung der Eltern, der
Erzieher, der Lehrer und der Ärzte und Kinderärzte von Nutzen ist und realisiert werden
kann.
Wenn man das Konzept der Bundeszahnärztekammer “Prophylaxe ein Leben lang“
berücksichtigt, müsste man bereits auf die werdende Mutter zugehen und ab diesem
Zeitpunkt ein engmaschiges Präventionsprogramm für die Mundgesundheit fördern. So
könnte ein einfaches Einlegeblatt, welches dem Mütterpass hinzugefügt wird, die
werdende Mutter zu einem Zahnarztbesuch im vierten und im achten Monat auffordern,
wo neben der zahnärztlichen Untersuchung eine erste Beratung zur zahngesunden
Ernährung des Säuglings und zur richtigen Mundpflege des Kindes gegeben werden
kann. Man sollte diesen Zeitpunkt nicht ungenutzt verstreichen lassen, wenn ein
Grossteil der Aufmerksamkeit der werdenden Mutter auf dem Ungeborenen ruht. Mit
der Geburt des Kindes könnte über die Geburtskliniken oder auch die Kinderärzte ein
Zahngesundheitspass an alle Eltern ausgegeben werden. Der Zahngesundheitspass kann
dann als zahnärztliche Begleitung des Kleinkindes dienen. Er benennt die Maßnahmen,
die
in
jeder
Altersklasse
Früherkennungsuntersuchungen
wichtig und
(FU
1
-
zu beachten sind,
weist
auf die
FU
sollte
zu
3)
hin
und
den
Reihenuntersuchungen in den Kindergarten, in die Schule und zu den Zahnarztbesuchen
.
Seite 77
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
mitgebracht werden, um darin zum Beispiel die Fluoridangaben zu dokumentieren.
Gleichzeitig ist er ein gutes Instrument beim Aufbau einer erfolgreichen zahnärztlichen
Familienbetreuung und unterstützt die Bemühungen der Gruppenprophylaxe mehr
Eigenverantwortlichkeit für die eigene Zahngesundheit oder auch die des Kindes zu
übernehmen. Der Pass ist gewissermaßen ein “Zahntagebuch“.
In der Übergangszeit sollte in den Kindergärten im Rahmen der Gruppenprophylaxe der
Pass durch den betreuenden Zahnarzt verteilt werden. Die gruppenprophylaktische
Betreuung durch einen Patenschaftszahnarzt muss für jeden Kindergarten sichergestellt
werden. Wenn das nicht möglich ist, sollte der öffentliche Gesundheitsdienst die
personellen Möglichkeiten zur Betreuung der Kindergärten schaffen. Das Interesse der
Erzieher für die Mundgesundheitsentwicklung der Kindergartenkinder ist unablässig, da
unter ihrer Aufsicht das tägliche Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta stattfindet.
So könnten spezielle Weiterbildungsveranstaltungen für diese Berufsgruppe organisiert
werden und zugleich einem Erfahrungsaustausch zwischen den Erziehern untereinander
dienen aber auch die Unterstützung der Zahnärzte im öffentlichen Dienst sicherstellen.
In diesen Veranstaltungen sollte der Blick vor allem auf die Vermittlung der richtigen
Mundhygiene, die Bedeutung der gesunden Ernährung und Beispiele für die
Vermittlung von Mundgesundheitswissen gerichtet werden. Im Rahmen der
Tagesgestaltung im Kindergarten ist auf die gesunde Ernährung zu achten, die nicht nur
für die Mundgesundheit von Bedeutung ist. Die Erzieher sind auf Grund ihrer
pädagogischen Ausbildung und ihres täglichen Kontaktes mit den Kindern besonders
geeignet, die Inhalte zahnmedizinischer Gesundheitserziehung zu unterstützen. Des
weiteren sind in Elternveranstaltungen die Möglichkeiten und Wege zu einem
kariesfreien Gebiss aufzuführen.
Im Rahmen der Reihenuntersuchungen sind die Kinder mit einer erhöhten
Kariesaktivität zu identifizieren und einer Intensivprophylaxe zu zuführen. Die
Intensivprophylaxe sollte mit der Gruppenprophylaxe einhergehen und eng mit der
Individualprophylaxe verflochten sein so dass ein synergistischer Effekt resultieren
kann. Hilfreich könnte beispielsweise die von KÜHNISCH und HEINRICH-WELTZIN
(2000) entwickelten Befund- und Dokumentationsblätter zur bedarfsgerechten und
(kosten)effizienten Betreuung kindlicher und jugendlicher Kariesrisiko- Patienten sein.
.
Seite 78
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Sinnvoll
wäre
es,
wenn
vor
Antritt
des
Schulbesuchs
innerhalb
der
Vorschuluntersuchung eine zahnärztliche Untersuchung gefordert wird, die im
Zahngesundheitspass ausgeschrieben sein könnte und so die Kinder entweder danach
kariesfrei oder zumindest kariessaniert in das Schulleben eintreten lässt. In der Schule
ist bis zum 12. Lebensjahr die Gruppenprophylaxe durch den öffentlichen
Gesundheitsdienst zu gewährleisten – für Kariesrisikokinder bis zum 16. Lebensjahr.
Anzustreben sind vier bis sechsmal jährliche Prophylaxeimpulse im Rahmen der
Gruppenprophylaxe um die Compliance sicherzustellen. Die Prophylaxeübungen
müssen für alle Kinder attraktiv sein und auch die Eltern und Pädagogen ansprechen.
Die Maßnahmen umfassen die Instruktion und Motivation für eine zweckmäßige
Mundhygiene und ausgewogene Ernährung sowie mindestens zweimal jährliche
Fluoridanwendungen.
Um die Zahngesundheit vermehrt in das Bewusstsein der Schüler/innen zu bringen, ist
eine wöchentliche Unterrichtsstunde „Gesundheitserziehung und Körperbewusstsein“
denkbar, in der neben den die Mundgesundheit betreffende Aspekte auch Aspekte zur
allgemeinen Gesunderhaltung des Kindes zu behandeln wären, um zum Beispiel
Haltungsschäden,
Essstörungen
usw.
entgegenzuwirken.
Im
Rahmen
dieser
Unterrichtsstunde könnte vier- bis sechsmal jährlich das Einbürsten eines Fluoridgelees
erfolgen. Das hat den Vorteil, das die Zahnärzte des öffentlichen Dienstes und die
Prophylaxehelferin
entlastet
wären
und
so
während
der
Unterrichtsstunde
„Gesundheitserziehung und Körperbewusstsein“ mehr als 2 mal im Jahr Aufklärung zur
Zahngesundheit betreiben könnten. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind zur
zweimal jährlichen Fluoridapplikation nicht erreicht werden kann sehr hoch, und somit
die Fluoridapplikation im Rahmen der Gruppenprophylaxe versäumt. Dieses Risiko
kann mit der Applikation von Fluoridgelee wesentlich minimiert werden.
Kinder, die im 12. Lebensjahr eine hohe Kariesaktivität aufweisen, sollten in Gruppen
zusammengefasst werden und bis zum 16. Lebensjahr weiterführenden präventiven
Maßnahmen zugeführt werden, so wie es die Gesetzgebung seit dem 1. Januar 2000
fordert. Die Schüler werden in einem Alter von 12 bzw. 16 Jahren aus der
Gruppenprophylaxe entlassen und können ab diesem Zeitpunkt den Weg der
.
Seite 79
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
Individualprophylaxe gehen. Einen Überblick über die vorstellbaren Maßnahmen zur
Prophylaxe ein Leben lang gibt die Abbildung 14.
Gruppenprophylaxe
Individualprophylaxe
Vor der Geburt
Aufforderung
Mutter
zur
der
werdenden
zahnärztlichen
Untersuchung im 4. Und 8.
Schwangerschaftsmonat
(Einlageblatt im Mütterpass)
mit der Geburt
Ausgabe eines Zahngesundheitspasses
mit der Aufforderung die FU1 bis
FU3 in Anspruch zu nehmen
3 bis 6 Jahre
im Kindergarten durch einen Patenschaftszahnarzt
-
Gegebenenfalls IP4
4 mal jährlich Ernährungsberatung und
–lenkung
-
4 mal jährlich regelmäßiges Demonstrieren und
Einüben des Zähneputzens
-
tägliches Zähneputzen im Kindergarten mit
einer Zahnpasta (Fluoridgehalt 500 ppm)
-
Motivierung zur regelmäßigen zahnärztlichen
Untersuchung
-
Informationsveranstaltungen für Eltern
-
Fortbildungsangebote für Erzieher/innen
-
Praxisbesuche zum subjektiven Angstabbau vor
zahnärztlichen Maßnahmen
-
1 mal jährliche Reihenuntersuchungen
vor dem Schulantritt
in die Vorschuluntersuchung eine zahnärztliche
Untersuchung einbeziehen
.
Seite 80
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
6 bis 12 Jahre
2 – 4 mal jährliche Prophylaxeimpulse durch die IP 1 bis IP 5
Zahnärzte des ÖGD oder durch qualifiziertes
Prophylaxepersonal mit
-
Ernährungsberatung/-lenkung
-
Aufklärung über die richtige Mundhygiene
-
Motivation zur regelmäßigen zahnärztlichen
Untersuchung
-
im
Rahmen
eines
Unterrichtsfachs
“Gesundheitserziehung und Körperbewusstsein“
wöchentliches
Zähneputzen
mit
einem
fluoridhaltigen Gelee
-
Information an Eltern durch Veranstaltungen,
Schriften und Mitteilungen
-
Weiterbildungsveranstaltungen für die Lehrer
-
1mal
jährliche
Reihenuntersuchungen,
mit
Identifizierung von Kariesrisiko-Patienten
12 bis 16 Jahre
Zusammenführen
von
Kariesrisiko-Patienten
weitere und Betreuung mit vorgenannten Inhalten
der Gruppenprophylaxe
Abbildung 14: Prophylaxe ein Leben lang - eine Übersicht
Die sach- und fachgerechte Durchführung aller Maßnahmen der Gruppenprophylaxe
obliegt der Verantwortung des Zahnarztes. Trotzdem ist vor allem unter dem
Gesichtspunkt des notwendigen Ausbaus der Gruppenprophylaxe in Erfurt das
Prophylaxepersonal eine wertvolle Unterstützung für den Zahnarzt. Aufgrund der
Erfahrungen in der Schweiz und in Schweden sollte für eine breitenwirksame
Prophylaxe mindestens eine Zahnarzt/Prophylaxepersonal-Relation von 1 zu 5
angestrebt werden. Ein Grossteil der zahnmedizinischen Leistungen innerhalb der
Gruppenprophylaxe
kann
durch
Fachpersonal
erbracht
werden.
Die
.
Seite 81
Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Prophylaxehelferinnen sind deshalb der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung einer
wirkungsvollen Gruppenprophylaxe. Im Gegensatz dazu stehen 4 Zahnärztinnen im
öffentlichen Gesundheitsdienst und nur eine Prophylaxehelferin, die seit 1998 in Erfurt
arbeitet.
Eine weitere Anhebung der Mundgesundheit in der Stadt Erfurt wird erwartet, wenn
eine flächendeckende Basisprävention geschaffen ist. Dazu ist ein Ausbau der
Gruppenprophylaxe in Erfurt nötig, um für jedes Schulkind im Rahmen der
Gruppenprophylaxe eine halbjährliche Fluoridlackapplikation zu gewährleisten, um
Kariesrisikopatienten
zu
identifizieren
und
frühzeitig
in
Gruppen
zur
intensivprophylaktischen Betreuung zusammenzuführen.
.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
.
6. Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, retrospektiv die Dynamik der Mundgesundheit,
gemessen an der Kariesverbreitung, dem Sanierungstand und dem Sanierungsgrad von
Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt zwischen 1991 und 1999 konform mit der
schrittweisen Realisierung der Gruppenprophylaxe, nach dem Etablieren neuer
zahnärztlicher Versorgungsstrukturen und des Jugendzahnärztlichen Dienstes innerhalb
des ÖGD in den neuen Bundesländern zu analysieren. Zudem wurde das
mundgesundheitsbezogene Wissen und Verhalten zwischen Kindern der vierten Klasse,
die seit ihrer Einschulung gruppenprophylaktisch betreut werden, und Gleichaltrigen
ohne bisherige Involvierung in die Gruppenprophylaxe mittels eines schriftlichen
standardisierten Interviews verglichen.
Die
randomisiert
ausgewählten
Befunddokumentationen
(N=3200)
jährlicher
zahnärztlicher Reihenuntersuchungen aus den Jahren 1991/1992 bis 1998/1999 von 5bis 6-Jährigen und 11- bis 12-Jährigen und das schriftliche standardisierte Interview 9bis
10-Jähriger
(N=320)
einschließlich
ihrer
kariesstatistischen
Untersuchungsergebnisse über 4 Schuljahre dienten als Basismaterial.
Die Ergebnisse reflektierten bei den 5- bis 6-Jährigen trotz Anstieg der
Kariesverbreitung von 2,2 dmft auf 3,1 dmft und eines ungenügenden Sanierungsgrades
auch einen Anstieg kariesfreier Kinder bis zu 42 %. Bei den 11- bis 12-Jährigen wurde
ein signifikanter Kariesrückgang von 3 DMFT auf 1,5 DMFT, ein sinkender
Behandlungsbedarf
und
ein
Anstieg
kariesfreier
Probanden
ermittelt.
Das
Mundgesundheitswissen korrelierte mit dem Realisierungsgrad der Gruppenprophylaxe,
nicht jedoch mit dem Mundgesundheitsverhalten und der Kariesverbreitung. Ein hohes
Kariesrisiko lag für 15 bis 20 % aller 5- bis 6-Jährigen und 11- bis 12-Jährigen vor.
Aus den Ergebnissen muss geschlussfolgert werden, dass die Gruppenprophylaxe noch
nicht das an sie zu stellende Niveau erreicht hat. Dies gilt insbesondere auch für die
Identifizierung und Intensivbetreuung von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko. Dabei
.
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sollte auf der Grundlage bestehender Strukturen das Prinzip der Gruppen- und
Individualprophylaxe beibehalten werden. Gelingt es, die Gruppenprophylaxe
flächendeckend umzusetzen, ist bei den Kindern und Jugendlichen mit einem Anstieg
der Gebissgesundheit zu rechnen.
.
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7. Literaturverzeichnis
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27.2.1954.
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4. Bardehle, D.: Geschichte, Struktur und Kennziffern zur zahnärztlichen Versorgung in
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des Bezirkes Erfurt. Stomatol. DDR 35 (1985) 506-511.
130. Weiße, R.: Geschichte und Methodik der Jugendzahnpflege in Deutschland und
einigen Nachbarstaaten. Med. Diss., Bonn 1977.
131. Wiederhold, U.: Epidemiologische Analyse der Kariesverbreitung in der Stadt
Erfurt nach zeitlich unterschiedlicher Einführung der Trinkwasserfluoridierung. Med.
Diss., Erfurt 1988.
132. Zimmer, S.: Kariesrisikodiagnostik im Rahmen der Gruppenprophylaxe.
Gesundheitswesen 56 (1994) 530-533.
133. Zimmermann, R., Sperling, S.: Die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz zur
Zubereitung der Gemeinschaftsverpflegung in Kindergärten - Ergebnisse nach 2 Jahren.
In: Hetzer, G., Krämer, N., Hellwig, E. (Hrsg.): Autoreferate-Band: Wissenschaftliches
Programm der Jahrestagung 2000. Berlin: Quintessenz-Verl., 2000.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Anhang
Danksagung
Ehrenwörtliche Erklärung
Lebenslauf
Im Ergebnis der Dissertation veröffentliche Vorträge, Publikationen und Preise
Fragebogen
Thesen
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Danksagung
Mein herzlicher Dank gilt im Besonderen Frau Prof. Dr. med. habil. A. Borutta für die
Überlassung des Themas sowie die großzügige und kompetente Unterstützung
einschließlich der mir immer gewährten wissenschaftlichen Diskussion.
Mein Dank gilt Herrn Prof. Dr. Dr. med. habil. L. Stößer (amt. Direktor der Poliklinik
für Präventive Zahnheilkunde des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des
Klinikums der Friedrich-Schiller-Universität Jena) für die mir erwiesene Möglichkeit,
an der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde die vorgelegte Promotionsschrift zu
erarbeiten.
Zu großem Dank bin ich Frau Dr. Möller (Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt,
jugendzahnärztlicher Dienst) und Frau Dr. Reuscher (Zahnärztin, Gesundheitsamt der
Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst) für die Überlassung der Befunde aus den
Reihenuntersuchungen verpflichtet.
Für die Mithilfe bei der Durchführung des standardisierten Interviews bedanke ich mich
bei Frau Köhl (fortgebildete Zahnarzthelferin für Gruppenprophylaxe, Gesundheitsamt
der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst ).
Gedankt sei auch Frau A. Brandstädt (Dipl. Mathematikerin, Institut für Medizinische
Statistik, Informatik und Dokumentation im Klinikum der FSU Jena) für die Beratung
zur Analyse der Daten und deren statistische Prüfung.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Ehrenwörtliche Erklärung
Hiermit erkläre ich, dass mir die Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät der
Friedrich-Schiller-Universität bekannt ist,
ich die Dissertation selbst angefertigt habe und alle von mir benutzten Hilfsmittel,
persönlichen Mitteilungen und Quellen in meiner Arbeit angegeben sind,
mich folgende Personen bei der Auswahl und Auswertung des Materials sowie bei der
Herstellung des Manuskripts unterstützt haben: Frau Prof. Dr. med. habil. A. Borutta,
Frau A. Brandstädt (Dipl. Mathematikerin, Institut für Medizinische Statistik,
Informatik und Dokumentation im Klinikum der FSU Jena), Frau Dr. Möller
(Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst), Frau Dr.
Reuscher (Zahnärztin, Gesundheitsamt der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst)
und Frau Köhl (fortgebildete Zahnarzthelferin für Gruppenprophylaxe, Gesundheitsamt
der Stadt Erfurt, jugendzahnärztlicher Dienst ).
die Hilfe eines Promotionsberaters nicht in Anspruch genommen wurde und dass Dritte
weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte von mir für Arbeiten erhalten haben, die im
Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen,
dass ich die Dissertation noch nicht als Prüfungsarbeit für eine staatliche oder andere
wissenschaftliche Prüfung eingereicht habe und
dass ich die gleiche, eine in wesentlichen Teilen ähnliche oder andere Abhandlung nicht
bei einer anderen Hochschule als Dissertation eingereichte habe.
Erfurt, den _____________
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Juliane Mönnich
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Lebenslauf
Juliane Mönnich
19. April 1976
geboren in Potsdam-Babelsberg
ledig
September 1982-August 1990
Besuch der Polytechnischen Oberschule 79 in
Potsdam
September 1990-August 1992
Besuch der Ernst-Thälmann-Schule in Wusterwitz
September 1992-Juli 1994
Besuch des Otto-Bismarck-Gymnasiums in
Genthin
Juli 1994
Abitur
Oktober 1994-Januar 2000
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Studium an der
Medizinischen Fakultät/ Fachrichtung
Zahnmedizin
Januar 2000
Staatsexamen
Februar 2000- September 2000
Promotionsstudentin an der Medizinischen Fakultät
der Friedrich-Schiller Universität Jena
Oktober 2000-Juni 2001
Vorbereitungsassistentin in Bremen
Zahnarztpraxis Dres. D. und J. Bogena
seit August 2001
Vorbereitungsassistentin in Grossobringen
Zahnarztpraxis Frau Dr. M. Enseleit
Erfurt, den _____________
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Juliane Mönnich
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Im Ergebnis der Dissertation veröffentliche Vorträge, Publikationen und Preise
1.
Gemeinsame Jahrestagung des Arbeitskreises Jugendzahnpflege Erfurt
im November 1999 Landeszahnärztekammer Erfurt
Autoreferat mit dem Titel: „Dynamik der Kariesverbreitung in den letzten 8
Jahren in Erfurt bei Kindern und Jugendlichen“
J. Mönnich, A. Borutta
Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Zentrum für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde/ Bereich Erfurt, Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde
2.
Gemeinsame Jahrestagung der Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde und
Primärprophylaxe in der DGZMK und der Deutschen Gesellschaft für
Zahnerhaltung e.V.
22. und 23. September 2000 in Greifswald
Autoreferat mit dem Titel: „Gruppenprophylaxe und Mundgesundheit unter
besonderer Berücksichtigung der Fluoride“
J. Mönnich, A. Borutta
Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Zentrum für Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde/ Bereich Erfurt, Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde
3.
Publikation in der Oralprophylaxe 1/2001
Borutta, A., Mönnich, J.: Gruppenprophylaxe und Mundgesundheit unter
Berücksichtigung der Fluoride. Oralprophylaxe 23 (2001) 35-40
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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4.
Jahresbestpreis GKP 2000
Jahresbestpreis für den besten Kurzvortrag im Rahmen der Jahrestagung der
Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe in der DGZMK der
Jahrestagung 2000
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Fragebogen
ORALES GESUNDHEITSWISSEN DER KINDER NACH
4-JÄHRIGER GRUPPENPROPHYLAKTISCHER BETREUUNG
LIEBE SCHÜLERIN, LIEBER SCHÜLER!
Wie musst Du diesen Fragebogen beantworten?
Es ist wichtig, dass Du alle Fragen beantwortest. Deine Antworten helfen Deinem
Schulzahnarzt die zahnärztliche Betreuung und damit die Mundgesundheit der Kinder in
Thüringen zu verbessern.
Lies bitte alle Fragen gründlich durch und antworte auf jede Frage, so gut Du kannst.
Lies jede Frage sorgfältig durch, äußere Deine Meinung und geh zur nächsten Frage
über.
Solltest Du eine Frage nicht verstehen, kannst Du fragen.
Auf die Fragen antwortest Du, indem Du ein Kreuz in das Kästchen [ ] der Antwort
machst, die Du geben würdest.
Zum Beispiel:
Was machst Du in deiner Freizeit am liebsten? (1mal ankreuzen)
1)[ ]
Fahrrad fahren
2)[] Computer spielen
3)[ ]
Lesen
Der Schüler/in, der diese Frage beantwortet hat, spielt am liebsten Computer in seiner
Freizeit.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Manchmal muss man mit zwei Kreuzen antworten.
Welche der nachfolgenden Bäume gehören zu den Laubbäumen? (mehrere Antworten also Kreuze sind möglich)
1)[] Kastanie
2)[ ]
Tanne
3)[] Eiche
Natürlich gehören Kastanien und Eichen zu den Laubbäumen.
Beginne nun und beantworte die Fragen konzentriert.
1) Bist Du
[ ] a) männlich
[ ] b) weiblich
2) Wann hast Du Geburtstag? .........................
3) Wie lange bist Du schon an dieser Schule?
[ ] a) 4 Jahre
[ ] b) 3 Jahre
[ ] c) 2 Jahre
[ ] d) 1 Jahr
4) Wie oft sollte man sich die Zähne putzen?
[ ] a) mindestens 2mal am Tag (nach dem Frühstück und Abendessen)
[ ] b) gelegentlich, wenn man dazu Lust hat
[ ] c) 7mal in der Woche
[ ] d) weiß ich nicht
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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5) Wie oft sollte man die Zahnbürste wechseln?
[ ] a) 1mal im Jahr
[ ] b) 2mal im Jahr (jedes halbe Jahr)
[ ] c) 4mal im Jahr (jedes viertel Jahr)
[ ] d) weiß ich nicht
6) Soll man eine Zahnpasta verwenden, die Fluorid enthält?
[ ] a) ja
[ ] b) nein
[ ] c) weiß ich nicht
7) Wie oft isst Du außerhalb der Hauptmahlzeiten irgendwelche Kleinigkeiten?
( Pro Tag)
[ ] a) nie
[ ] b) 1-2 mal
[ ] c) 3-4 mal
[ ] d) 5 mal und öfter
8) Was enthält Elmex ®Gelee?
[ ] a) extra viel Fluorid
[ ] b) extra wenig Fluorid
[ ] c) weiß ich nicht
9) Wie oft soll man mit Elmex® Gelee putzen?
[ ] a) 1mal im Monat
[ ] b) 1mal in der Woche
[ ] c) 1mal jeden Tag
[ ] d) weiß ich nicht
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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10) Was bewirken Fluoride in der Zahncreme?
[ ] a) machen die Zähne hart und widerstandsfähig gegen Karies
[ ] b) machen einen guten Geschmack
[ ] c) gibt der Zahncreme die Farbe
11) Wie sollte eine Zahnbürste aussehen?
[ ] a) mit einem kleinen Bürstenkopf
[ ] b) mit einem großen Bürstenkopf
[ ] c) weiß ich nicht
12) Wie lange sollte man mindestens die Zähne putzen?
[ ] a) 1 Minute
[ ] b) 2-3 Minuten
[ ] c) 5 Minuten
[ ] d) weiß ich nicht
13) Ist gesundes Essen wichtig, um keine Karies zu bekommen?
[ ] a) ja
[ ] b) nein
[ ] c) weiß ich nicht
14) Welches Getränk schadet Deinen Zähnen?
[ ] a) Milch
[ ] b) ungesüßter Tee
[ ] c) Cola, Limonade, zuckerhaltige Säfte
[ ] d) weiß ich nicht
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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15) Was ist gesünder für die Zähne?
[ ] a) auf einmal viele Süßigkeiten essen
[ ] b) lieber oft wenige Süßigkeiten essen
[ ] c) weiß ich nicht
16) Was gehört zu einem gesunden Schulfrühstück? (mehrere Antworten – also Kreuze
sind möglich)
[ ] a) Honigbrot, Trinkpäckchen
[ ] b) Schinkenbrot, Gemüse, Mineralwasser
[ ] c) Käsebrot, Obst, Milch
17) Wie oft sollte man zum Zahnarzt gehen?
[ ] a) wenn man Schmerzen hat
[ ] b) 2mal im Jahr
[ ] c) 1mal im Jahr
[ ] d) weiß ich nicht
18) Was sagt das Zahnmännchen mit Schirm auf Bonbons und Kaugummis aus?
[ ] a) möglichst viel davon essen, das ist gut für die Zähne
[ ] b) Finger weg- es ist ganz viel Zucker in dem Nahrungsmittel
[ ] c) Zahnfreundliche Süßwaren
[ ] d) weiß ich nicht
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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19) Hast Du gestern irgendeine der unten aufgeführten Speisen gegessen? Auch wenn
Du nur sehr wenig von einer Speise zu Dir genommen hast, kreuze es bitte an. (mehrere
Antworten – also Kreuze sind möglich)
[ ] a) Brot
[ ] b) Zuckerüberzogene Cornflakes (z.B. Frosties, Crunnchy Nut)
[ ] c) Nüsse, Käse
[ ] d) Frisches Obst (Äpfel, Orangen)
[ ] e) Marmelade, Honig, Nutella
[ ] f) Backwaren ( Kekse, Kuchen, Torte)
[ ] g) Zuckerhaltige Getränke wie z. B. Cola, Limonade, Sprite, Obstsäfte usw.
[ ] h) Süßigkeiten, Bonbons
20) Wie oft putzt Du Dir Deine Zähne?
[ ] a) 1mal täglich
[ ] b) 2mal täglich
[ ] c) mehr als 3mal täglich
[ ] d) gelegentlich
[ ] e) nie
21) Wann hast Du Dir heute morgen Deine Zähne geputzt?
[ ] a) vor dem Frühstück
[ ] b) nach dem Frühstück
[ ] c) gar nicht
22) Putzen sich Deine Eltern jeden Tag die Zähne?
[ ] a) ja
[ ] b) nein
[ ] c) ja, aber nicht beide
[ ] d) weiß ich nicht
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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23) Warum putzt Du Dir Zähne? (mehrere Antworten – also Kreuze sind möglich)
[ ] a) es macht frischen Atem
[ ] b) meine Eltern wünschen das
[ ] c) so kann ich meine Zähne vor Karies schützen
[ ] d) ich bin es so gewohnt
[ ] e) weil ich mich vor anderen geniere, wenn meine Zähne nicht sauber sind
24) Putzt Du Dir Deine Zähne nach Zeit?
[ ] a) nein
[ ] b) ja, ich verwende eine Zahnputzuhr
[ ] c) ja, ich schaue auf die Uhr
[ ] d) ich putze so lange, wie ich Lust dazu habe
25) Wie wichtig ist es für Dich, gesunde Zähne zu haben?
[ ] a) sehr wichtig
[ ] b) weniger wichtig
[ ] c) gar nicht wichtig
26) Kommt der Zahnarzt regelmäßig in Deine Schule?
[ ] a) ja
[ ] b) nein
[ ] c) weiß ich nicht
27) Pinselt der Zahnarzt Deine Zähne mit einem Fluoridlack ein?
[ ] a) ja
[ ] b) nein
[ ] c) weiß ich nicht
Schule: ........................................
lfd. Nr.: ................
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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Thesen zur Dissertation
Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und
Jugendlichen
von Zahnärztin
Juliane Mönnich
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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1. Die epidemiologische Kontrolle der Mundgesundheit bei Kindern und Jugendlichen
dient als Gradmesser für die Effektivität bestehender Präventionsprogramme und ist
gleichzeitig ein Planungsinstrument für die weitere zahnmedizinische Betreuung. Mit
der vorliegenden Arbeit konnte retrospektiv die Dynamik der Mundgesundheit,
gemessen an der Kariesverbreitung, dem Sanierungstand und dem Sanierungsgrad von
Vorschul- und Schulkindern der Stadt Erfurt konform mit der schrittweisen Realisierung
der Gruppenprophylaxe analysiert werden.
2. Die neuen zahnärztlichen Versorgungsstrukturen und die schrittweise Einführung der
Gruppenprophylaxe zeigten keinen positiven Einfluss auf die Mundgesundheit bei
Vorschulkindern. Während des nahezu 10-jährigen Beobachtungszeitraumes hat sich die
Kariesverbreitung
erhöht
und
erreichte
selbst
nach
9
Jahren
veränderter
Betreuungsstrukturen nicht das Niveau des Ausgangsjahres, das als Gradmesser für die
zahnärztliche Betreuung und Selbstbetreuung der „Vorwendezeit“ gewertet werden
muss.
3. Die Mundgesundheit im Vorschulalter weist erhebliche Defizite auf. Dies bezieht
sich sowohl auf die Kariesverbreitung als auch auf einen völlig unzureichenden
Sanierungsgrad. Eine Anhebung der Mundgesundheit kann durch eine flächendeckende
und umfassende Gruppenprophylaxe in
Verbindung mit einer regelmäßigen
zahnärztlichen Versorgung erreicht werden.
4. Die gruppenprophylaktische Betreuung von Kindern aus Vorschuleinrichtungen wird
überwiegend von Patenschaftszahnärzten durchgeführt. Ihre Anzahl ist allerdings zu
gering, um alle Kindergärten umfassend betreuen zu können.
5.
Trotz
eines
Anstieges
kariesfreier
Vorschulkinder
besonders
im
letzten
Beobachtungsjahr konnte der Behandlungsbedarf nur unbefriedigend abgedeckt werden.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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6. Im Gegensatz zu den Vorschulkindern ist die Mundgesundheit bei Schulkindern
ungleich besser und folgt dem internationalen Trend des „Caries decline“. Unabhängig
vom Realisierungsgrad der Gruppenprophylaxe hat sich die Kariesverbreitung seit 1996
stark reduziert, was sich mit der hohen Verfügbarkeit von Fluoriden, insbesondere
fluoridhaltiger Zahnpasten für die Selbstbetreuung und mit individualpräventiven
Maßnahmen im Rahmen der zahnärztlichen Versorgung erklären lässt.
7. Die Ergebnisse dokumentieren, dass Gesundheitswissen und Gesundheitsverhalten
nicht
zwingend
korrelieren.
Ausreichende
Kenntnis
zur
Vermeidung
von
Munderkrankungen steuert nur in begrenztem Umfang das Gesundheitsverhalten.
Letzteres ist sehr komplex und wird von zahlreichen Faktoren, auch aus dem sozialen
Bereich und weiteren gesundheitsbezogenen Einstellungen und Meinungen geprägt.
8. Die konträr verlaufende Entwicklung der Mundgesundheit zwischen Vorschul- und
Schulkindern innerhalb einer definierten Zeitspanne ist nicht auf qualitative
Unterschiede in der Gruppenprophylaxe zurückzuführen. Vielmehr könnten bei den
Vorschulkindern ein Defizit in der Verfügbarkeit von Fluoriden (zu geringe
Fluoriddosierung
in
Kinderzahnpasten),
eine
erhöhte
Aufnahme
kariogener
Nahrungsmittel neben einer unzureichenden zahnärztlichen Versorgung die Ursachen
einer unbefriedigenden Mundgesundheit sein.
9. Die sowohl bei Vorschul- und Schulkindern nachgewiesene Polarisierung der Karies
korreliert mit der internationalen Beobachtung, der zufolge ca. 25 % der Kinder bis zu
80% des gesamten Kariesaufkommens auf sich vereinen. Diesem Aspekt muss künftig
in der Gruppenprophylaxe Rechnung getragen werden. Kindern mit erhöhtem
Kariesrisiko sind zusätzlich zur Basisprävention mindestens zwei weitere Impulse als
Intensivprophylaxe anzubieten.
10. Zur flächendeckenden Realisierung der Basisprävention und Durchführung der
Intensivprophylaxe
an
indizierten
Gruppen
bedarf
es
eines
ausreichenden
Personalbestandes, der gegenwärtig für die Stadt Erfurt nicht gegeben ist.
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Dissertation: Mundgesundheit und Gruppenprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen
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11. Das im Laufe des Beobachtungszeitraumes reduzierte Fachpersonal im ÖGD konnte
weder durch Patenschaftszahnärzte noch durch speziell ausgebildete zahnärztliche
Helferinnen ausgeglichen werden. Hinzu kommt ein ungenügender Ausstattungsgrad
der örtlichen Arbeitgemeinschaft mit modernen Medien, wodurch die Organisation der
Gruppenprophylaxe einschließlich ihrer Reihenuntersuchungen, die Auswertung und
Veröffentlichung von epidemiologischen Daten erschwert sind. Ausgeglichen werden
diese Defizite partiell durch die Zusammenarbeit mit dem Zentrum ZMKH der
Friedrich-Schiller-Universität Jena, wodurch eine personelle Unterstützung und
wissenschaftliche Begleitung der Gruppenprophylaxe möglich ist.
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