München blüht ein Projekt für mehr Blumenwiesen in München Juni 2002 Projektleitung: Dipl.-Biol. Matthias Luy Bearbeiter: Dipl.-Ing. Ulrich Schwab gefördert von der Gregor Louisoder Umweltstiftung LBV 2002 München blüht 2 Inhaltsverzeichnis Einführung und Vorgehensweise ..................................................................................................... 4 1) Rasen und Wiesen im Vergleich................................................................................................... 5 1.1 Grünland-Nutzungstypen in öffentlichen Grünanlagen ........................................................... 5 1.2 Struktur und Mikroklima ......................................................................................................... 9 1.3 Pflanzenwelt ......................................................................................................................... 12 1.3.1 Pflanzenökologische Grundlagen .................................................................................. 12 1.3.2 Flora der unterschiedlichen Grünlandtypen ................................................................... 16 1.4 Tierwelt ................................................................................................................................ 42 1.4.1 Fauna der Bodenschicht ................................................................................................ 44 1.4.2 Tiere im Wechsel zwischen der Bodenschicht und der Bodenoberfläche ...................... 47 1.4.3 Tiere der Bodenoberfläche und Streuschicht ................................................................. 49 1.4.4 Tiere der Krautschicht.................................................................................................... 50 1.4.5 Tiere der Blütenschicht .................................................................................................. 51 1.4.6 Zeitliche Dynamik der Wiesenfauna ............................................................................. 52 1.4.7 Für bestimmte Grünlandtypen bzw. Nutzungsphasen charakteristische Tierarten ......... 53 2) Pflegeeinflüsse ........................................................................................................................... 59 2.1 Mahdregime ......................................................................................................................... 59 2.1.1 Mahdhäufigkeit .............................................................................................................. 60 2.1.2 Mahdzeitpunkt ............................................................................................................... 64 2.1.3 Schnitthöhe.................................................................................................................... 69 2.1.4 Behandlung des Mähguts .............................................................................................. 69 2.1.5 Mähgeräte-Typen .......................................................................................................... 72 2.2 Anwendung von Herbiziden und Wuchsstoffen .................................................................... 74 2.3 Auswirkungen sonstiger Pflegemaßnahmen bzw. Nutzungen .............................................. 75 2.3.1 Beweidung ..................................................................................................................... 75 2.3.2 Nährstoffbilanz und Düngung ........................................................................................ 77 2.3.3 Wasserversorgung ........................................................................................................ 79 2.3.4 Trittbelastung ................................................................................................................. 80 3) Anlage von Blumenwiesen ......................................................................................................... 81 3.1 Ausgangsbedingungen ........................................................................................................ 81 3.2 Praktische Vorgehensweisen bei der Umstellung von Rasen auf Blumenwiesen ................. 83 3.2.1 Heugrassaat oder Heumulch ......................................................................................... 85 3.2.2 Heudruschverfahren ...................................................................................................... 86 3.2.3 Einsaat von Samenmischungen..................................................................................... 86 3.2.4 Einsaat ausgewählter Wiesenblumen in eine bestehende Rasennarbe ......................... 91 3.2.5 Staudenpflanzungen ...................................................................................................... 92 3.3 Entwicklung angelegter Blumenwiesen und Folgepflege ...................................................... 93 4) Kostenvergleich von Rasen und Blumenwiese ........................................................................... 96 4.1 Kostenfaktoren für die Grünflächenpflege ............................................................................ 96 4.2 Umschichtung finanzieller Mittel zugunsten arten- und blütenreicher Grünflächen ............. 101 4.2.1 Neue Finanzierungsinstrumente, Einsparungsmöglichkeiten ....................................... 102 4.2.2 Zusätzliche Aufwendungen .......................................................................................... 104 5) Nutzungsansprüche an Freiflächen in der Stadt ....................................................................... 106 6) Positive und negative Beispielflächen in München.................................................................... 108 6.1 Positiv beurteilte/gut gepflegte Grünflächen ....................................................................... 113 Altenburgstraße, Grünstreifen .................................................................................................. 113 Aubinger Lohe .......................................................................................................................... 115 Forst-Kasten-Allee .................................................................................................................... 118 Kreuzhofstraße ......................................................................................................................... 120 LBV 2002 München blüht 3 Kuntersweg, Hochterrassenkante ............................................................................................. 122 Landschaftspark Riem .............................................................................................................. 124 Luise-Kiesselbach-Platz ........................................................................................................... 126 Neuer Südfriedhof .................................................................................................................... 128 Neuriem-West, Grünstreifen ..................................................................................................... 129 Olympiapark ............................................................................................................................. 131 Ostpark..................................................................................................................................... 134 Sauerbruchstraße ..................................................................................................................... 136 Stadtpark .................................................................................................................................. 138 Waldfriedhof, neuer Teil ........................................................................................................... 140 Westpark .................................................................................................................................. 143 Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgrabenwiese .......................................................................... 145 Zamilapark (Denninger Anger-Ost) ........................................................................................... 147 Zehetmeierstraße ..................................................................................................................... 150 6.2 Dringend verbesserungsbedürftige Grünflächen ................................................................ 151 Agnes-Bernauer-Platz .............................................................................................................. 151 Am Wiesenhang, Grünanlage .................................................................................................. 153 Blutenburg/Durchblick .............................................................................................................. 154 Brunnbachleite ......................................................................................................................... 157 Englschalkinger Straße, Mittelstreifen ...................................................................................... 158 Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln ............................................................................................. 160 Friedenspromenade ................................................................................................................. 161 Fürstenrieder/Landsberger Straße ........................................................................................... 163 Hirschgarten ............................................................................................................................. 165 Josephsburg (Nördliches Ende des Michaeliangers) ................................................................ 167 Lerchenauer See ...................................................................................................................... 169 Luitpoldpark (Nordteil) .............................................................................................................. 171 Maximiliansplatz ....................................................................................................................... 173 Max-Lebsche-Platz ................................................................................................................... 175 Neuhofen .................................................................................................................................. 176 Oberbiberger Straße................................................................................................................. 178 Thomas-Mann-Allee ................................................................................................................. 180 Uriweg ...................................................................................................................................... 182 Waldfriedhofstraße ................................................................................................................... 184 Waldgartenstraße ..................................................................................................................... 186 Walter-Hopf-Weg ..................................................................................................................... 188 Würmtalstraße .......................................................................................................................... 190 Zöllerstraße .............................................................................................................................. 191 7) Zustand und Pflegesituation der Grünflächen in München........................................................ 193 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................................................... 193 7.2 Diskussion.......................................................................................................................... 199 8) Optimierungsvorschläge für Blumenwiesen in München ........................................................... 201 8.1 Leitbilder zur weiteren Entwicklung von Blumenwiesen ...................................................... 201 8.1.1 Übergeordnetes, stadtgebietsbezogenes Leitbild ........................................................ 201 8.1.2 Flächenbezogene Leitbilder ......................................................................................... 203 8.2 Flächenvorschläge ............................................................................................................. 209 8.3 Zusammenfassung allgemeiner Pflegehinweise ................................................................ 212 8.3.1 Pflegeempfehlung für Wiesen ..................................................................................... 212 8.3.2 Pflegeempfehlung für Säume und Staudenfluren ........................................................ 215 Literaturverzeichnis ......................................................................................................................... 218 LBV 2002 München blüht 4 Einführung und Vorgehensweise Hintergrund des Projekts ist einerseits die mit der immer noch unverminderten Bebauung und Flächenversiegelung des Stadtgebiets weiter rückläufige Bilanz an naturnahen Lebensräumen mit ihrer entsprechenden Tier- und Pflanzenwelt. Andererseits die im Vergleich zu manchen anderen Großstädten vorherrschende immer noch zu intensive Grünflächenpflege in München (vgl. z.B. MÜLLER & K. SCHMIDT 1982; HORST SCHMIDT 1992). Die Agenda 21 fordert unter anderem in Abschnitt 15 den Erhalt der biologischen Vielfalt, in erster Linie durch Schutz natürlicher Habitate und umweltgerechte Pflege und Entwicklung, um bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, aber auch die Wiederherstellung geschädigter Lebensräume auf allen Verwaltungsebenen (KEATING 1993: 26). Eine Konkretisierung dieser Forderung enthalten z.B. die jüngeren Fortschreibungen des Stadtentwicklungsplans München, das Biotopverbundkonzept für Magerrasen als Bestandteil des 1994 vom Stadtrat beschlossenen landschaftsökologischen Rahmenprogramms und Haidhauser Nachrichten (http:// 1998/09). Als Vorreiter der Idee, Wildpflanzenbestände auch im Siedlungsgrün einzubringen bzw. zu fördern, ist LEROY (1973) zu nennen (zit. in BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG 1983). Sowohl KUNICK (1992) als auch das Gartenamt Bamberg (2000) sind der Auffassung, daß Gartenämter eine wesentliche Mitverantwortung bei der Erhaltung und Förderung einer vielfältigen städtischen Pflanzenwelt tragen, weil ihnen wesentliche Anteile städtischer Freiräume unterstehen. Ein Trend zu verminderter Pflege städtischer Grünflächen ist in Deutschland bereits ab Ende der 1970er Jahre zu erkennen (vgl. MÜLLER & K. SCHMIDT 1982; HORST SCHMIDT 1992), was anfangs vor allem auf Kosteneinsparungsgründe zurückzuführen war. Auch ein höherer Erholungsund Erlebniswert extensiv gepflegter Grünflächen im Vergleich zu rein gärtnerisch gestalteten Parkanlagen wird verschiedentlich angeführt (z.B. BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG 1983; HORST SCHMIDT 1995; VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Zur Erfassung des Zustands mähwürdiger, offener Grünflächen und ihres floristischen Artenspektrums wurden von Ende März bis September 2001 über 40 Parkanlagen bzw. Grünstreifen an Straßen und Wegen sowie Verkehrsinseln im Stadtgebiet von München begangen und dabei 55 Vegetationsaufnahmen angefertigt. Ergänzt wurden faunistische Beibeobachtungen. Die weit überwiegende Mehrzahl der Flächen wurde wenigstens zweimal begangen, wenige Flächen im Südwesten Münchens bis über achtmal (einschließlich Oktober 2001). Außerdem wurden über 200 Fotos angefertigt, einerseits zur illustrativen Präsentation der einzelnen Grünflächen, andererseits um typische Blühaspekte und pflege- sowie nutzungsbedingte Erscheinungsformen positiver und negativer Art vorzustellen. Nach einer Recherche über die ökologischen Auswirkungen unterschiedlicher Arten der Pflege von Grünland erfolgt eine Zusammenstellung von Methoden der Anlage von Blumenwiesen einschließlich der Umwandlung von Rasenflächen. Anhand spärlich verfügbarer Daten wird ein Kostenvergleich der Pflege von Rasen und Wiesen vorgenommen, es werden Kostenumschichtungs- und Einsparmöglichkeiten vorgeschlagen. Nach einer Zusammenstellung der Nutzungsansprüche und Nutzungsweise städtischer Freiräume durch die Bevölkerung wird ein kurzes Zwischenresümee über den Zustand bzw. die beobachtete Pflegesituation von Grünflächen in München gezogen. Abschließend werden Leitbilder für die Ausstattung öffentlicher Grünflächen mit Blumenwiesen und Säumen vorgestellt, Flächenvorschläge für das Stadtgebiet von München aufgezeigt und praktische Hinweise für eine möglichst preiswerte, ökologisch angepasste Pflege der unterschiedlichen Grünlandtypen und Säume gegeben. LBV 2002 1) München blüht 5 Rasen und Wiesen im Vergleich Typen, Struktur, floristische und faunistische Ausstattung 1.1 Grünland-Nutzungstypen in öffentlichen Grünanlagen In dieser Arbeit wird sowohl gehölzfreies als auch mit Bäumen in allenfalls mäßiger Dichte bestandenes Dauergrünland behandelt, welches in irgendeiner Weise der Pflege oder Obhut der Stadtgartendirektion Münchens untersteht (dazu gehören auch neuangelegte Blumenwiesen und Rasen sowie Grünstreifen an Straßen und Verkehrsinseln). Der Grünlandtyp wird in erster Linie bestimmt durch die Intensität der Nutzung, in zweiter Linie auch durch das eingebrachte Pflanzeninventar und den Standort. Für die Rasenflächen gibt es entsprechend dem Verwendungszweck nach DIN standardisierte Regelsaatgutmischungen (RSM), welche dann im Idealfall bestimmte Rasentypen nach DIN 18917 ergeben (BAYERISCHER LANDESVERBAND FÜR GARTENBAU UND LANDSCHAFTSPFLEGE 2001). Die folgende Auflistung von Grünlandtypen ist nach abnehmender Pflegeintensität gegliedert, sie lehnt sich insbesondere an JEDICKE (1986) und WITT & DITTRICH (1996). Zier- oder Teppichrasen finden Anwendung im Repräsentationsgrün, beispielsweise kleinflächig für historische Gartenanlagen. Sie setzen sich ausschließlich aus sehr wenigen feinblättrigen Grasarten zusammen (RSM 1), welche eine dichte, teppichartige, wenig belastbare Grasnarbe bilden. Voraussetzung ist ein sonniger Standort und humoser Oberboden mit guter Wasserspeicherkapazität, bedarfsweise auch einer Dränage. Zur Erhaltung ist ein enormer Pflegeaufwand erforderlich: Vertikutieren1, mehrmalige jährliche Düngung und Herbizidbehandlung2, sehr häufige, mindestens wöchentliche Mahd und bedarfsweise Beregnung. Sport- und Spielrasen bestehen im Regelfall ebenfalls aus nur wenigen, teils aber auch breitblättrigen, strapazierfähigen Grasarten (RSM 3). Die Erhaltung einer dichten, belastbaren Grasnarbe erfordert ebenfalls einen hohen Pflegeaufwand, bestehend aus häufiger, annähernd wöchentlicher Mahd, Vertikutieren und Walzen der Bodenoberfläche, mehrmaliger jährlicher Düngung, gelegentlicher Herbizidbehandlung und bedarfsweiser Beregnung. Gebrauchsrasen (Scherrasen) genügen den üblichen Ansprüchen zeitweilig begangener Flächen im öffentlichen Grün. Ihre Belastbarkeit ist geringer als die von Sportrasen, die Anzahl an Gefäßpflanzen3 nimmt aber im Lauf der Zeit auf 10 bis 30 deutlich zu, da sich neben wenigen gut regenerationsfähigen Grasarten (RSM 2) auch Wildkrautarten sowie Moos in geringem Umfang dauerhaft einstellen können. Der Pflegeaufwand ist trotz des heute üblichen Verzichts auf Herbizideinsatz ziemlich hoch, da neben häufiger Mahd alle 1 bis 2 Wochen im Regelfall eine gelegentliche Düngung und Vertikutieren notwendig ist. Natürlich vorhandene Standortunterschiede im Gelände werden im allgemeinen nicht geduldet und durch Planieren und Bodenverbesserungsmaßnahmen weitgehend eliminiert. Als Sonderform können im Trauf großer, vornehmlich flach wurzelnder Bäume Moosrasen entstehen, die von einer annähernd geschlossenen Moosdecke gebildet werden, aus der Gräser und Kräuter nur spärlich mit geringer Deckung und Phytomasse herauswachsen (s. Foto 1). Entsprechend gering ist ihr Pflegeaufwand, selbst bei jährlich nur einmaliger Mahd im Sommer braucht die geringe Schnittgutmenge nicht abgeräumt zu werden. 1 Aufkratzen der Bodenoberfläche und Beseitigung einer Streufilzauflage aus Moos bzw. abgestorbenen Pflanzenrückständen mit einem speziellen Rechen oder maschinell 2 Flächenhaftes Ausbringen chemischer Wirkstoffe zur Beseitigung bestimmter Wildkräuter 3 Farn- und Blütenpflanzen, welche im Gewebe Leitbündel zum Stofftransport besitzen LBV 2002 München blüht 6 Foto 1: An Gefäßpflanzen armer Moosrasen um Baumkrone mit Dominanz von Rhytidiadelphus squarrosus am Mittelstreifen der Oberbiberger Straße in Neuharlaching (29.05.01) Landschaftsrasen zeichnen sich durch zumeist größeren Artenreichtum bis über 30 Gefäßpflanzenarten und gute Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit aus. Bereits in der Ansaatmischung (RSM 7) sind zu einem sehr geringen Teil Kräuter bzw. Leguminosen4 enthalten. Der Pflegeanspruch ist nur als mittel einzustufen, da nach anfänglicher Bodenverbesserung und Planie gewöhnlich keine Düngung oder Bodenbearbeitung mehr erfolgt. Die Mahdhäufigkeit liegt deutlich unter zehnmal jährlich, während sommerlicher Trockenzeiten ist das Wachstum recht gering. Wegen der meist genetisch standortfremden Herkünfte des Saatguts dürfen die im Handel üblicherweise als RSM 7 angebotenen Mischungen entsprechend den Naturschutzgesetzen keinesfalls in der freien Landschaft und auch nicht in öffentlichen Parkanlagen ausgebracht werden (vgl. REIF & NICKEL 2000). Blumenrasen können als blütenreiche, naturnähere Variante eines Landschaftsrasens betrachtet werden, deren Anlage aber ein Mehrfaches kostet. Die Kräuter bzw. Leguminosen nehmen gegenüber den Gräsern im Bestand eine deutlich höhere Deckung ein, die Gesamtartenzahl kann bereits im Folgejahr nach der Neuanlage zwischen 20 und 25 betragen. Blumenrasen stellen einen Kompromiß dar zwischen einer zeitweilig begeh- bzw. belastbaren Grünfläche und einer Blumenwiese, u. a. auch in ihrem Wert als Lebensraum für die Fauna (s. Foto 2). Die Pflege ist mit 4 bis 8 Schnitten im Jahr relativ gering. 4 Der Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceen) angehörige Pflanzenarten; sie werden oft separat von den sonstigen Kräutern aufgeführt, weil die an ihren Wurzeln lebenden Knöllchenbakterien die Fähigkeit besitzen, Stickstoff im Boden zu binden. LBV 2002 München blüht 7 Foto 2: Sehr blütenreicher, breiter Straßenrandstreifen mit Gänseblümchen und Kriechendem Hahnenfuß im Vordergrund in der Zillertalstraße in Untersendling am 12.5.01 Graswiesen sind die heute in der Landwirtschaft vorherrschende Nutzungsform. Die mit weniger als 15 Gefäßpflanzenarten recht artenarmen Flächen enthalten neben Zuchtformen von Gräsern kaum Wiesenblumen. Die Pflege beinhaltet eine jährlich drei bis sechsmalige Mahd, mehrmalige Düngung, Walzen der Fläche zur Einebnung von Bodenunebenheiten. Bei landwirtschaftlicher Nutzung werden häufig auch Herbizide eingesetzt. Auch im städtischen Grün gibt es auf nährstoffreichen Böden ausgesprochen blütenarme, von Gräsern beherrschte Wiesen, die allerdings meist nur extensiv gepflegt werden. Als Blumenwiesen werden mehr oder weniger langgrasige, artenreiche bis sehr artenreiche Bestände mit hohem Anteil an Kräuterarten bezeichnet. Sie enthalten meist 30 bis 60 Gefäßpflanzenarten, auf dauerhaft ungedüngten, wechselfeuchten Standorten teils bis über 100 Arten, ihr Wert als Tierlebensraum ist im allgemeinen recht hoch. Charakteristisch sind der vertikal mehrschichtige Aufbau während des Hochstands und horizontal oftmals kleinräumige Standortunterschiede bzw. Geländeunebenheiten. Daher hat jede Blumenwiese eine individuelle Ausprägung in Struktur und Artenzusammensetzung mit zeitlicher Dynamik im Jahreslauf. In Abhängigkeit von der Nährstoffversorgung, Feuchtigkeit und Reaktion des Bodens lassen sich mehrere Grundtypen und zahlreiche Ausbildungen von Blumenwiesen unterscheiden. Die Pflege ist im allgemeinen ausgesprochen gering mit zwei Schnitten im Jahr, aber auch die Belastbarkeit ist nicht besonders hoch. Säume erstrecken sich als wenige Meter breite Flächen vor allem entlang von Gehölzrändern, können aber auch entlang von Grundstücksgrenzen, auf schmalen Verkehrsbegleitflächen und auf Böschungen entstehen. Ihr floristischer Artenreichtum ist in der Regel etwas geringer als der von Blumenwiesen, die faunistische Bedeutung vielfach aber höher. Ästhetisch ansprechend sind vor allem kräuterreiche Säume mit mehrschichtigem vertikalem Aufbau, der über viele Monate bestehen bleibt. Ihr Pflegeaufwand ist gering, eine Mahd ist nicht generell alljährlich notwendig, bedarfsweise LBV 2002 München blüht 8 sind aufwachsende Junggehölze zu entfernen. Bei jahrelang ausbleibender Pflege entwickelt sich allmählich ein Gebüsch und die Artenvielfalt geht zurück. Beiläufig erwähnt sollen auch die nährstoffarmen Ruderalfluren sein, welche auf ungenutzten Rohbodenstandorten im städtischen Bereich immer wieder entstehen. Innerhalb von zwei Jahren bilden sich hier meist relativ hochwüchsige, ausgesprochen blüten- und strukturreiche Bestände, welche einen sehr hohen Wert für die Kleintierwelt haben. Durch direkte Pflege sind nährstoffarme Ruderalfluren längerfristig nicht zu erhalten, ein Fortbestand diese Vegetationstyps ist nur durch Neuschaffung von Rohbodenflächen im Umgriff möglich (RICHARD 2001, mdl.). In städtischen Grünanlagen heute eher selten anzutreffen sind Weiden, bei denen ebenso wie bei gemähten Flächen ein weites Nutzungsspektrum möglich ist: Es gibt zwischen intensiv genutzten artenarmen Beständen mit nicht mehr als 10 Gefäßpflanzenarten (vorwiegend Gräsern), die häufig gedüngt und mit Herbiziden behandelt werden, und extensiv genutzten Triftweiden mit auffälligen Blühaspekten und über 50 Pflanzenarten, welche zahlreiche Zusatzstrukturen wie Totholz, Steine und Ameisenhaufen enthalten können, vielerlei Übergangsformen. Weiden sind generell strukturreicher als Wiesen, da stärker befressene Bereiche mit sehr niederem, teils lückigem Bewuchs mit wenig befressenen Bereichen abwechseln s. Foto 3). Im Jahresverlauf herrschen auf Weiden gleichförmigere strukturelle Verhältnisse und Lebensbedingungen, weil keine einschneidende Veränderungen wie eine flächenhafte Mahd innerhalb eines Tages erfolgen; SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Foto 3: Typische weidegeprägte Vegetationsstruktur auf kleinem mageren Buckel im Gleisdreieck Zamdorf (5.6.01) LBV 2002 1.2 München blüht 9 Struktur und Mikroklima Durch Intensivnutzung bzw. -pflege geprägte Rasen sind ziemlich gleichmäßig nieder- und dichtwüchsige, von wenigen Grasarten beherrschte ausdauernde Pflanzengemeinschaften. Infolge der Standortnivellierung und des häufigen Schnitts zeichnen sich Rasenflächen durch extreme Strukturarmut aus. Sie lassen sich vertikal in eine nur flach, aber intensiv durchwurzelte Bodenschicht, eine dünne Streuschicht und eine unter 10 cm hohe, ziemlich einheitlich strukturierte Krautschicht mit vorherrschend vertikaler Linienführung untergliedern (WOLF 1996; LAU SachsenAnhalt 1991). Im Lauf eines Jahres bleibt diese Schichtung ungefähr gleich, nur selten, vorzugsweise im Frühjahr vor dem ersten Schnitt kommt es vor allem in Gebrauchs- und Landschaftsrasen zu einer Blütenbildung. Zur Samenreife gelangen nur ganz wenige Arten in Ausnahmefällen, z.B. bei längerer Sommertrockenheit. Abb. 1: Strukturaufbau eines Vielschnittrasens (aus WOLF 1996: 7) Intensive Pflege und vorausgegangene Standortnivellierung schränken den klimatischen Einfluß auf Rasenflächen auf ein Minimum ein. Die Dichte der Grasnarbe korreliert vor allem mit der Belichtung der Fläche und der von Gehölzen ausgehenden Durchwurzelung des Oberbodens. So bleibt Rasen im schattigen Trauf von Baumkronen auch bei aufwändiger Pflege ziemlich lückig. Darüber hinaus kann durch Ausbleiben von Regen bedingter Wassermangel im Sommer zu einem zeitweiligen Vertrocknen (Vergilben) der Blattmasse führen, so daß die Sonneneinstrahlung auch die sonst von der Grasschicht weitgehend abgedeckte Bodenoberfläche ziemlich stark erwärmen und weiter austrocknen kann. Rasen im Offenland kühlen in wolkenlosen Strahlungsnächten im Vergleich zu vegetationsfreien Flächen wesentlich stärker aus, weshalb sich starker Tau auf den Blattoberflächen niederschlägt, der gewöhnlich erst in den späten Vormittagsstunden abtrocknet. LBV 2002 München blüht 10 Blütenschicht Krautschicht Streuschicht Bodenschicht Abb. 2: Struktureller Aufbau einer Blumenwiese (aus WOLF 1996: 7) Blumenwiesen sind dagegen artenreiche langgrasige Pflanzengemeinschaften mit meist hohem Kräuteranteil, deren Bestandsaufbau durch Standortunterschiede und Pflegeweise variiert. Die Grasnarbe ist im Vergleich zu Rasen weniger dicht, der Aufbau der Vegetationsdecke lückenhaft mit unterschiedlichen Wuchshöhen auf engstem Raum. Stengel, Blätter und Blüten überlappen in der Vertikalen. Die mittlere Aufwuchshöhe und Bestandsdichte hängt vor allem von der Nährstoffversorgung im Boden ab. Vertikal läßt sich eine Wiese folgendermaßen gliedern: Die biologisch bedeutsame, ungleichmäßig dicht durchwurzelte Bodenschicht hat eine Mächtigkeit von wenigstens 2 dm, auf trockenen Standorten reichen Wurzeln mancher Pflanzen bis in mehr als 1 m Tiefe. Auf eine Streuschicht an der mikroreliefierten Bodenoberfläche - meist mit Moosbewuchs folgt die relativ locker strukturierte Krautschicht, die von der Blütenschicht überragt wird. Im Bestand enthaltene, eher niederwüchsige Pflanzenarten überragen nicht die Krautschicht. Vor den Schnittterminen sind im Bestand neben grünen Sproßteilen auch vergilbte Halme, Fruchtstände und bodennahe Blätter enthalten. Im Jahreszyklus wechseln bei zweischürigen Wiesen drei Tiefstände mit zwei Hochständen (und entsprechenden Übergängen in den Aufwuchsphasen) ab, so daß der strukturelle Aufbau einer LBV 2002 München blüht 11 zeitlichen Dynamik unterworfen ist. Eine horizontale Strukturierung kommt durch Bodenunebenheiten wie Ameisenhaufen, Maulwurfhügel oder andere Tierbauten zustande. An solchen Stellen sind vielfach eine reduzierte Aufwuchshöhe oder sogar kleine Bestandslücken zu beobachten. Abb. 3: Wechselnde Aufwuchshöhe (Hoch- und Tiefstände einer zweischürigen Wiese im Jahreslauf (aus WOLF 1996: 9) Der untere Bereich der Krautschicht und die Streuschicht einer Wiese haben während der Hochstände ein eigenes Bestandesklima. Der Wind wird durch die darüber befindliche Vegetationsstruktur fast vollstänig ausgebremst, infolge der Evapotranspiration herrscht konstant eine hohe relative Luftfeuchtigkeit und eine tageszeitlich ziemlich ausgeglichene Temperatur. Am frühen Nachmittag liegt bei sonnigem Wetter die Temperatur 4- 5°C niedriger als in 2 m Höhe. Die Abkühlung ist zurückzuführen auf die in Bodennähe um über 80% verminderte Sonneneinstrahlung und den Bedarf an Verdunstungswärme, der täglich der Energie von zwei Sonnenstunden entspricht (HUBERT SCHMIDT 1988). Während mit zunehmender Aufwuchshöhe die Selbstbeschattung allmählich zunimmt, erfolgt mit der Mahd eine plötzliche Änderung des Mikroklimas (s. Kap. 2.1). Von der Bestandstemperatur hängt in erster Linie das Wachstum der Wiesenpflanzen ab: Abgesehen von Frühlingsgeophyten beginnen die meisten Pflanzenarten ab 5°C erkennbar zu wachsen (ungefähr ab Mitte März), reichlicher Wuchs setzt erst bei 10°C in der zweiten Aprilhälfte ein. Das Temperaturoptimum für die meisten Gräser liegt zwischen 17 und 21°C, ab 25°C nimmt die Wuchsleistung wieder deutlich ab. In Blütenständen, z.B. beim Löwenzahn, können tagsüber bis zu 5°C höhere Temperaturen als im Luftraum auf gleicher Höhe gemessen werden. was für die blütenbesuchende Fauna eine entscheidende Rolle spielen dürfte. Der die Blütenschicht durchwehende Wind sorgt für die zur Bestandserhaltung notwendige Verfrachtung von Pollen und Duftstoffen. Nächtlicher Tau schlägt LBV 2002 München blüht 12 sich in unzähligen feinen Tröpfchen an allen Pflanzenteilen (und auch auf Spinnennetzen) nieder und hat wahrscheinlich einige Bedeutung für die Kleintierwelt, kaum aber für die Wasserversorgung höherer Pflanzen (HUBERT SCHMIDT 1988). 1.3 Pflanzenwelt 1.3.1 Pflanzenökologische Grundlagen Nach ihrer Morphologie (Aufbau) und Biologie lassen sich Grünlandpflanzen in Gräser und Grasartige (parallelnervige, meist schmalblättrige, einkeimblättrige Pflanzen), Kräuter (nicht verholzende, zweikeimblättrige Pflanzen) und Moose einteilen. In nur selten gemähten Flächen können auch Zwergsträucher (niederwüchsige Pflanzen mit verholzenden Stengeln) vorkommen. Die weit überwiegende Mehrzahl sind mehrjährige, ausdauernde Arten, nur wenige sind kurzlebig (einoder zweijährig). Von den ausdauernden Pflanzen bilden die meisten Überwinterungsknospen im Bereich der Bodenoberfläche und werden als Hemikryptophyten bezeichnet. Kräuter oder Grasartige mit Überwinterungsorganen im Boden, z.B. Zwiebelblumen, werden Geophyten genannt. Im Grünland können generell nur solche Pflanzenarten existieren, die regelmäßige Schnitte ertragen und dadurch einen Konkurrenzvorteil gegenüber anderen Arten haben. Je häufiger eine Mahd erfolgt, eine desto geringere Artenzahl kann sich dauerhaft behaupten. Auf Vielschnittrasen vermögen nur niederwüchsige Pflanzen mit ausgesprochen gut regenerationsfähigen Sprossen zu überleben. In erster Linie handelt es sich dabei um einige ausdauernde Grasarten, die sich nach einem Schnitt besonders rasch bestocken können, indem sie aus in der Achsel eines jeden Blatts gelegenen Seitenknospen Adventivwurzeln5 ausbilden. Durch dieses Seitenwachstum entsteht die für Rasen charakteristische dichte Grasnarbe. Indem die während der Vegetationsperiode immer wieder aufwachsenden Blütentriebe im allgemeinen bereits vor dem Aufblühen regelmäßig abgeschnitten werden, wird das vegetative Wachstum der Gräser gefördert. Wenn neue Seitentriebe dicht beisammen ungefähr konzentrisch um die Mittelachse einer Graspflanze gebildet werden, handelt es sich um ein horstbildendes Gras, entstehen auf oder knapp unter der Bodenoberfläche kriechende Triebe, die sich an den Knoten bewurzeln, spricht man von Ausläufern (JEDICKE 1986). Durch häufigen Schnitt sterben alte Wurzeln ab, neue Wurzeln wachsen ziemlich flach und dicht im Oberboden. Der Wurzelhorizont beschränkt sich in Sport- und Spielrasen weitgehend auf die obersten 6 bis 8 cm. 5 Vom oberirdischen Spross senkrecht nach unten in den Boden wachsende Wurzel LBV 2002 München blüht 13 Abb. 4: Regenerationsfähigkeit von Gräsern (aus WOLF 1996: 10) a) b) c) d) Glatthafer - ein hochwüchsiges Horstgras Glatthafer mit enggestellten Erneuerungsknospen an der Halmbasis Fieder-Zwenke treibt unterirdische Ausläufer, aus denen neue Halme entspringen Gewöhnliches Rispengras mit oberirdischen Ausläufern, die bei häufiger Mahd zu einem engen Geflecht zusammenwachsen können. Neben Gräsern können in nicht allzu intensiv gepflegten Gebrauchsrasen noch vegetativ gut regenerationsfähige Kräuterarten, entweder mit Blattrosetten oder bodennah kriechendem Wuchs, gedeihen. In beiden Fällen verbleiben der Vegetationspunkt6 und auch Blütenknospen in einem frühen Entwicklungsstadium bei einer Mahd an den Pflanzen, es werden nur die oberen Teile der Blätter abgeschnitten. In Vielschnittrasen spielt fast nur die vegetative Verbreitung der Pflanzen in der beschriebenen Weise eine Rolle, während bereits in Blumenrasen, bei einem späten ersten Mähtermin erst Mitte Mai und vierwöchigen Mähpausen im Hochsommer, auch die generative Fortpflanzung 7 eine Bedeutung erlangt. Je seltener ein Grünland gemäht wird, desto mehr Arten können blühen und zur Samenreife gelangen. Mit zunehmender Artenvielfalt in Wiesen nimmt auch das Spektrum an Bestäubungsmechanismen zu (außer dem Wind werden vielerlei Insektengruppen, insbesondere Bienen und Hummeln, Tag- und Nachtfalter, Fliegen usw. zur Pollenübertragung beansprucht), auch die Diasporen (= Samen und andere Verbreitungseinheiten) werden mit unterschiedlichen Medien verbreitet: Bereits die Form der Samen läßt Rückschlüsse auf die bevorzugte Verbreitungsweise zu: Federartige Anhängsel, z.B. der sogenannte Pappus von Löwenzahn, Pippau oder WiesenBocksbart werden vom Wind verblasen, Widerhaken an der Samenschale oder Grannen heften sich 6 7 Pflanzenorgan, von dem aus ein erneutes Sprosswachstum möglich ist (z.B. Knospen) geschlechtliche Fortpflanzung über Samenbildung LBV 2002 München blüht 14 an Pfoten und Fell von Tieren und an Kleidungsstücke, kleine rundliche Samen gelangen meist nur wenige Meter von der Mutterpflanze weg, werden gelegentlich aber auch von (Klein)tieren verschleppt. Im noch unreifen Zustand abgemähte Wiesenblumensamen vermögen im allgemeinen nachzureifen, wenn das Mähgut noch mehrere Tage auf der Fläche zum Trocknen verbleibt. Die Keimung von Grünlandpflanzen erfolgt hauptsächlich während der Tiefstandphasen in der etwas lückigen, aber gut belichteten Grasnarbe, bei manchen Arten wie z.B. der Schlüsselblume, deren Samen als sogenannte Frostkeimer eine mehrwöchige bis -monatige Kälteeinwirkung benötigen, erst im folgenden Frühjahr. Vielgestaltiger und meist mit deutlich mehr Arten als die Gräser sind die Kräuter in Blumenwiesen vertreten: Ein ähnliches Wachstumsverhalten wie Gräser mit Bestockung von bodennah wachsenden Seitentrieben zeigen z.B. Wiesen-Labkraut und der ausläufertreibende GamanderEhrenpreis. Vor allem in eher nährstoffarmen Wiesen findet man zahlreiche Arten mit verdickten Wurzeln oder unterirdischen Sproßteilen, welche der Nährstoffspeicherung dienen. Ziemlich verbreitet sind mehr oder weniger verholzte, unregelmäßig verzweigte Wurzelstöcke, die oft schräg im Boden verlaufen, aus welchen mehrere Triebe entspringen, z.B. bei der Wiesen-Flockenblume, den Wiesenknopf-Arten, Schlüsselblumen, dem Wiesen-Storchschnabel und bei zahlreichen Leguminosen wie dem Roten Wiesenklee oder Hornklee. Manche Arten neigen zur Herdenbildung, indem sich aus kriechenden Grundachsen zahlreiche vertikale Sprosse entwickeln, z.B. WiesenMargerite, Wiesen-Schafgarbe und viele Nelkenarten. Viele der eintriebig wachsenden Schaftpflanzen haben ungefähr vertikal in den Boden (bis z.T. 1 m tief) reichende rübenartig verdickte Wurzeln, z.B. die zweijährigen Arten Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Kümmel, Wilde Möhre und Pastinak, aber auch das Weideunkraut Stumpfblättriger Ampfer. Relativ wenige typische Frischwiesenpflanzen bilden lange Ausläufer im Boden oder auf der Bodenoberfläche, z.B. WiesenPlatterbse und Zaun-Wicke. In Feucht- und Magerwiesen ist diese Wuchsform weiter verbreitet, z.B. beim Kriechenden Hahnenfuß, bei Minze-Arten und bei Seggen-Arten wie der Frühlings- oder Blaugrünen Segge. Rosettenpflanzen kommen auch in Wiesen vor, die sich auf diese Weise oberirdisch Platz verschaffen, außer den Löwenzahnarten z.B. Mausohr-Habichtskräuter, Wiesen-Glockenblume und Rote Lichtnelke. Zwiebel- und Knollengeophyten, die meist nur eintriebige Sprosse entwickeln, oft aber gesellig in Erscheinung treten, kommen vorwiegend in ungedüngten Magerwiesen vor (z.B. Orchideen), Manche dieser Arten, wie z.B. Rote Lichtnelke oder Wiesen-Pippau, gedeihen auch in vorzugsweise halbschattigen Fettwiesen, die nicht vor Mitte Juni geschnitten werden. Frühjahrsblüher haben zu diesem Zeitpunkt ihr Laub bereits eingezogen. Neben „normal“ assimilierenden Pflanzenarten mit „normalem“ Wurzelsystem können in Blumenwiesen auch Schmarotzerpflanzen vorkommen. Relativ verbreitet sind die als Samen überwinternden, einjährigen Klappertopf-Arten (Rhinanthus spec.), welche als Halbschmarotzer zwar mit grünen Blättern Photosynthese betreiben, anstelle eines eigenen Wurzelsystems im Boden aber Gräser an der Basis zur Aufnahme von mineralsalzhaltigem Pflanzensaft „anzapfen“. Wenn Klappertopf zahlreich in einer Wiese vorhanden ist, nimmt die Gräserdeckung merklich ab (vgl. Fotos 42 und 43). Einen ungewöhnlichen Entwicklungszyklus hat die stark giftige Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale), die vorwiegend auf mäßig feuchten und nährstoffreichen, tiefgründigen Böden gedeiht: Die insgesamt über 20 cm lange, direkt der Bodenoberfläche entspringende Blüte erscheint ohne Laub ab Mitte August, in zweischürigen Wiesen meist erst nach dem zweiten Schnitt im September. Der anfangs tief im Boden befindliche Fruchtknoten wird erst mehrere Monate nach der herbstlichen Bestäubung befruchtet, wenn der Pollenschlauch die lange Blütenröhre hinabgewachsen ist. Im Frühjahr ab März erscheinen die Laubblätter, später ab April wächst der Fruchtknoten noch vor dem Gräseraustrieb allmählich heraus, die Samenkapsel reift ab Mitte Juni, ungefähr zum Zeitpunkt der ersten Mahd, wenn auch die Laubblätter vergilben. Die Samenkeimung dauert oft 2-4 Jahre (HUBERT SCHMIDT 1988). LBV 2002 München blüht 15 Über das ökologische Verhalten von Pflanzenarten geben die von ELLENBERG (1979) empirisch (durch zahlreiche Beobachtungen) ermittelten Zeigerwerte Auskunft. Für die wesentlichen Standortfaktoren konnte den meisten Gefäßpflanzenarten eine Zahl einer neunteiligen Skala zugeordnet werden. Zur Beurteilung der Anpassung einer Art an eine bestimmte GrünlandNutzungsform wurde die Mahdverträglichkeitszahl (= M-Zahl) eingeführt. Darunter verstehen BRIEMLE & ELLENBERG (1994) eine Kombination aus den Eigenschaften Regenerationsvermögen und Wachstumsgeschwindigkeit, welche von der Bevorratung von Assimilaten8 vor dem Schnitt und der Menge an austriebsfähigen Sproßteilen abhängt. Nach Untersuchungen von HUBERT SCHMIDT (1988) wachsen z.B. beim Glatthafer 30%, beim Wiesen-Schwingel 80% und beim Deutschen Weidelgras 90-95% der verbliebenen Triebe weiter. Eine hohe Mahdverträglichkeit mit M-Zahlen von 8 und 9 besitzen demnach die im Vielschnittrasen vorkommenden Arten, welche letztlich nur durch die sehr häufigen Schnitte konkurrenzfähig sind. An den Mahdrhythmus können die Wiesenpflanzen nach BERTSCH (1947) auf folgende drei Weisen angepaßt sein: Der natürliche Entwicklungsverlauf einer Pflanze paßt zufällig in den Mahdzyklus: Z.B. blüht die Hohe Schlüsselblume bereits im zeitigen Frühjahr, ihre Samenkapseln reifen bereits zum Zeitpunkt des ersten Schnitts ab Mitte Juni, so daß der jährliche generative Entwicklungszyklus abgeschlossen ist. Auch im Frühjahr blühende Zwiebelblumen haben bis zu diesem Zeitpunkt ausgesamt und ihre Laubblätter eingezogen. Eine Pflanze bildet nach jedem Schnitt Ersatzsprosse aus und beginnt, erneut Blütentriebe zu entwickeln; z.B. blüht die Wiesen-Glockenblume vor dem ersten Schnitt und entwickelt reife Samen, im zweiten Aufwuchs blüht sie nochmals; die Wiesen-Flockenblume gelangt zwar auch bis zur ersten Mahd zum Blühen, bildet aber meist erst im zweiten Aufwuchs nach raschem Neuaustrieb reife Samen aus. Eine Pflanze treibt im ersten Aufwuchs nur Blätter bzw. einen vegetativen Sproß und blüht erst im zweiten Hochstand, z.B. die Doldenblütler Bärenklau, Wald-Engelwurz und Wilde Möhre. Die Nährstoffversorgung des Bodens und die Besonnung haben einen entscheidenden Einfluß auf die Wiesenvegetation: Eine rasche Regeneration der oberirdischen Pflanzenteile in Rasenflächen auch noch nach zahlreichen Schnitten setzt eine ausreichende Besonnung der Fläche und eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung sowie Durchlüftung des Oberbodens voraus. Die verhältnismäßig wenigen typischen Vielschnittrasenpflanzen haben ein hohes Nährstoff-Nutzungsvermögen, numerisch ausgedrückt als hohe N-Zahl von 7 bis 9 nach ELLENBERG (1979), und verdrängen Pflanzen, welche ein geringeres Aufnahmevermögen für Nährstoffe haben. Solche Arten können sich auf eher mageren Standorten behaupten und stehen dort zueinander in Konkurrenz vor allem um Licht und Wurzelraum. Die Gesamtartenzahl nimmt umgekehrt proportional zur Nährstoffverfügbarkeit im Boden deutlich zu. Alle Vertreter der Schmetterlingsblütler können in Symbiose mit Bakterien, die in Wurzelknöllchen leben, Luftstickstoff binden und im Boden anreichern. Die einzelnen Arten haben aber unterschiedliche Ansprüche an die Menge von den übrigen Pflanzennährstoffen Phosphat, Kalium usw. im Boden. Eine hohe Deckung z.B. der nährstoffbedürftigen Arten Rot- und Weiß-Klee reichert aber immerhin soviel Stickstoff im Boden an, daß ein längerfristiger Bestand einer großen Artenvielfalt unwahrscheinlich ist. Natürlich spielt auch die Feuchtigkeit bzw. ein Wechsel zwischen Nässe und Trockenheit im Boden eine Rolle für die Artenzusammensetzung: Eine hohe F-Zahl von 8 und 9 nach ELLENBERG (1979) bedeutet, daß die betreffenden Arten vor allem auf nassen Böden mit hohem Grundwasserstand vorkommen. Solche Arten spielen in den meisten Wiesenflächen Münchens ebensowenig eine Rolle wie Arten extrem trockener Standorte mit F-Zahlen von 1 und 2. 8 durch Photosynthese aus Wasser und Kohlendioxid gebildete Zuckerlösung im Pflanzengewebe LBV 2002 München blüht 16 Auf schattigen Flächen, die zudem verdichtet sind und die entweder zu Staunässe neigen oder wo der Oberboden von Baumwurzeln durchzogen ist, entstehen Lücken in der Grasnarbe durch vermindertes Gräserwachstum, die einerseits von schattenverträglichen Kräutern mit kriechendem Wuchs, andererseits auch von Moosen eingenommen werden. Die Mehrzahl der Moosarten haben wesentlich geringere Licht- und Nährstoffansprüche als Gefäßpflanzen und können im Grünland, auf entsprechenden, vorzugsweise kalkarmen Standorten dichte, mehrere cm hohe Decken bilden. In Rasen und Wiesen mittlerer Feuchtigkeit sind vor allem folgende Laubmoosarten häufig zu finden: Das Kranzmoos Rhytidiadelphus squarrosus, welches sogar im FFH-Anhang9 genannt wird; Brachythecium rutabulum, Cirriphyllum piliferum, Hylocomium splendens und Scleropodium purum; weniger verbreitet sind Plagiomnium spec., Pleurozium schreberi (nur in kalkarmen Wiesen), Abietinella abietina und Rhytidium rugosum (nur in Kalkmagerrasen). Ungefähr in der Hälfte aller Rasenflächen und auch in manchen Wiesen konnten keine Moose nachgewiesen werden. Für nährstoffreiche Feuchtwiesen ist Acrocladium cuspidatum charakteristisch. Schließlich haben mechanische Belastungen noch einen wesentlichen Einfluß auf die Grünlandvegetation: Natürlicherweise kann zeitweilige Wasserbedeckung in flachen Mulden auf feinkörnigen Böden zur Ausbildung von Flutrasen führen, welche hauptsächlich von niederwüchsigen Pflanzenarten mit vorwiegend oberirdischen, zähfaserigen Ausläufern gebildet werden, z.B. Weißes Straußgras, Kriechendes und Gänse-Fingerkraut, Kriechender Hahnenfuß. Abgerissene oder abgeschnittene Ausläuferteile dieser Arten bewurzeln auf feuchten Böden rasch an den Knoten. Eine noch stärkere Beanspruchung verursachen Ablagerungen fester Bestandteile oder regelmäßiger Tritt. Die Bedeckung bzw. Beschattung durch Ablagerungen, auch Hundekot, begünstigt die Entwicklung üppiger stickstoffliebender Ruderalpflanzen10 wie Brennessel, Giersch, Kletten oder Stumpfblättriger Ampfer. Bei regelmäßiger Trittbelastung, z.B. an Trampelpfaden, stellt sich ein sehr lückenhafter, artenarmer Trittrasen mit Pflanzen aus zähfaserigem, reißfestem Gewebe ein, insbesondere Breit-Wegerich, Vogel-Knöterich und Einjähriges Rispengras. Bei Beweidung wirkt neben der mäßigen bis örtlich starken Trittbelastung noch der Verbiß durch die Weidetiere ein. Auf die Auswirkungen solcher mit mechanischer Belastung verbundenen Nutzungsweisen auf Standort und Vegetation von Grünland wird in Kap. 2.3 eingegangen. 1.3.2 Flora der unterschiedlichen Grünlandtypen 1.3.2.1 Flora von Vielschnittrasen Zier-, Sport-, und Gebrauchsrasen auf ziemlich nährstoffreichen Böden bestehen fast ausschließlich oder doch überwiegend aus besonders regenerationsfähigen Gräsern. Kennzeichnende Arten sind: Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.): Das ziemlich feinblättrige Gras mit dickborstlich gerollten Grundblättern wurde in vielen Sorten und Formen gezüchtet. Nach ihrem Wuchsverhalten lassen sich der besonders dichtrasige Horst-Rotschwingel (Festuca rubra commutata) und AusläuferRotschwingel (Festuca rubra rubra) unterscheiden. Bei ausreichender Stickstoffversorgung des Bodens ist die Art ziemlich trockenheitsresistent, aber nur mäßig belastbar. Wiesen-Rispengras (Poa pratensis): Nahezu in allen Rasenflächen ist dieses trittfeste, trockenheitsresistente Gras mit mittelbreiten Blättern enthalten. Es bildet auf sonnigen Flächen mit seinen relativ kurzen, unterirdischen Ausläufern eine ziemlich dichte Grasnarbe, entwickelt sich aber anfangs recht langsam. 9 Liste besonders geschützter Pflanzen- und Tierarten nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie der Europäischen Union auf Rohböden oder durch menschliche Einwirkung gestörten Standorten sich bevorzugt ansiedelnde Pflanzenarten 10 LBV 2002 München blüht 17 Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis): Das ziemlich schattenverträgliche Gras bildet auf schweren, feuchten Böden mit seinen oberirdischen Ausläufern einen dichten Narbenfilz, es hat relativ schmale, hellgrüne Blätter. Deutsches Weidelgras (Lolium perenne): Das ziemlich breitblättrige, vielfältig gezüchtete Gras vermag sich bei sehr häufigem Schnitt, starker mechanischer Belastung (z.B. auch bei Beweidung) gut zu regenerieren, benötigt aber stickstoffreichen und einigermaßen feuchten Boden. Es keimt außerordentlich schnell und ist daher für Nachsaaten in bestehende Rasen und schnelle Flächenbegrünungen geeignet. Weißes Straußgras (Agrostis stolonifera agg.): Mit seinen zahlreichen langen, zäh-elastischen, oberirdischen Ausläufern bildet das Gras einen dichten Narbenfilz, der stark belastbar ist. Es wächst am besten auf schweren, feuchten Böden, wo es bei tiefreichendem, häufigem Schnitt sehr konkurrenzstark ist. Einjähriges Rispengras (Poa annua): Das ausgesprochen tritt- und schnittverträgliche büschelig wachsende Gras besiedelt Lücken stark strapazierter Rasen. Es kann auch unterhalb des Mahdhorizonts erfolgreich ganzjährig Blütenstände entwickeln. Weil es nach der Samenreife vergilbt und abstirbt, ist es in Zierrasenflächen unerwünscht. Deutschlandweit ist es nach einer Auswertung von KRAUSE (1998) die zweithäufigste Wildpflanzenart. Eher selten, meist nur in bereits Jahrzehnte alten Rasen enthalten ist das Rote Straußgras (Agrostis capillaris): Die Art entwickelt mit ihren mittelbreiten Blättern und kurzen unterirdischen Ausläufern lockere Horste, die bei regelmäßiger Mahd dichte und feine Narben bilden. Mit zunehmendem Alter neigt sie bei nur mäßiger Nährstoff- und Kalkversorgung des Bodens zur Verdrängung anderer Arten. Mit einer hohen Mahdverträglichkeit sind folgende niederwüchsigen Kräuterarten an eine Vielschnittnutzung angepaßt, welche besonders an halbschattigen, nicht allzu nährstoffreichen Standorten gegenüber den meisten Rasengräsern eine höhere Konkurrenzkraft haben: Gänseblümchen (Bellis perennis): Die ausgesprochen niederwüchsige Rosettenpflanze, die auch kurze oberirdische Ausläufer bilden kann, ist auch in trittbelasteten, sehr häufig gemähten Rasenflächen außerordentlich konkurrenzfähig. Die wegen der oft in großer Anzahl erscheinenden sehr auffälligen Blütenköpfe können sich ganzjährig bei frostfreier Witterung öffnen, die Art blüht aber hauptsächlich im Frühjahr. Sehr niedrig bleibende Blütenstände können auch zur Samenreife gelangen. Wiesen-Löwenzahn (Taraxacum officinale): Diese in zahlreichen Sippen auftretende, sehr anpassungsfähige Rosettenpflanze mit Pfahlwurzel kommt in vielerlei Vegetationstypen vor. In Rasen überwiegen kleinwüchsige Formen mit unter 10 cm langen Blättern. Die gelben Blütenstände erscheinen ungefähr ab Mitte April, die Fruchtreife erfolgt in weniger als zwei Wochen ab dem Aufblühen. Daher ist eine generative Fortpflanzung dieser Art auch in Rasen möglich, indem Blütenknospen ein bis zwei Tage nach der Mahd aufblühen und bereits nach 10 Tagen ihre Fruchtschirme ausbilden. Weiß-Klee (Trifolium repens): Er ist von den Kräutern besonders gut an eine Vielschnittnutzung, aber auch an Beweidung angepaßt. Aus einem oberwärts ästigen Wurzelstock entspringen mehrere Hauptstengel, die flach am Boden kriechen, mehrere dm lang werden und sich an den Knoten bewurzeln. Nur die aufgerichteten, relativ langgestielten Blätter und die ab Ende Mai erscheinenden weißen Blütenköpfe werden beim Mähen abgeschnitten, vermögen sich aber durch bodennah ausgebildete Knospen innerhalb weniger Tage zu regenerieren. Kleine Brunelle (Prunella vulgaris): Dieser erst ab Ende Juni blauviolett blühende Lippenblütler entwickelt relativ kurze, oberirdische Ausläufer mit endständigen Blattquirlen und Blütenständen, LBV 2002 München blüht 18 die bei einer normalen Schnitthöhe von 4 cm nicht erfaßt werden. Diese Art bestimmt oft wesentlich den Blühaspekt von Blumenrasen im Hochsommer. Gewöhnliches Hornkraut (Cerastium holosteoides): Bereits an der Basis verzweigt sich der Sproß mehrfach und entwickelt endständige Blattquirle, die sich größtenteils unterhalb des Mähhorizonts befinden. Von April bis Oktober erscheinen daraus geknäulte Blütenstände mit vergleichsweise unauffälligen weißen Blüten. Gundermann (Glechoma hederacea): Der flach am Boden kriechende, ausgesprochen schattenverträgliche Lippenblütler entwickelt bis 1 m lange oberirdische Ausläufer. Er kann sich in schattigen Rasen bei ausreichender Bodenfeuchte teppichartig ausbreiten. Die blauvioletten Blüten der meist nur ca. 5 cm hohen Blütenstände erscheinen im Frühjahr von Ende März bis Mai, die rundlichen aromatischen Blättchen eigenen sich gut als Salatgewürz. Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata): Die schmalblättrige Rosettenpflanze kann von Mai bis Oktober innerhalb kurzer Zeit bräunliche Blütenstände entwickeln, die durch den Wind bestäubt werden, und reichlich Samen bilden. In nicht allzu dichten und nährstoffreichen Rasen ist sie regelmäßig enthalten. Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans): Vor allem auf verdichteten feuchten Böden entwickelt die Flutrasenpflanze in etwas lückigen Rasen zahlreiche, sich bewurzelnde oberirdische Ausläufer. Die Blüte von Juni bis Juli fällt in Vielschnittrasen gering aus. Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens): Die vorwiegend auf verdichteten, zur zeitweiligen Vernässung neigenden Lehmböden verbreitete Art hat kräftige, bis 50 cm Tiefe reichende Wurzeln und oberirdische Ausläufer, die wegen ihrer Zähigkeit sehr trittverträglich sind. Es ist eine typische Flutrasenpflanze, die aber auch in strapazierten Vielschnittrasen verbreitet ist. Die sproßbürtigen gelben Blüten erscheinen von Mai bis August. Faden-Ehrenpreis (Veronica filiformis): Die aus dem Kaukasus stammende, erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts eingebürgerte Rasenpflanze mit kriechendem Wuchs und sehr dünnen Stengeln ist inzwischen häufig und weit verbreitet. Die Vermehrung dieser von April bis Juni hellblau blühenden Art erfolgt fast ausschließlich vegetativ durch kleine Bulbillen (Brutzwiebelchen), die fortlaufend in den Blattachseln entstehen (SEBALD, SEYBOLD, PHILIPPI & WÖRZ 1996/I). Frisch angelegte Rasen bzw. nutzungsbedingt immer wieder vorzufindende Störbereiche (z.B. Lagerstellen, aufgegrabene und wieder verfüllte Flächen im Gebrauchsrasen vor allem an Straßenrandstreifen) weisen im ersten bis zweiten Jahr einen lückenhaften Bestand auf, der vor allem durch lichtbedürftige und überwiegend kurzlebige Pionierpflanzen geprägt ist. Dazu gehören einerseits Arten der Sand- und Grusfluren11 bzw. Möhren-Steinkleefluren auf skelettreichen12, humusarmen Rohböden, andererseits Wildpflanzen der Hackfrucht-Äcker oder Eselsdistelfluren auf relativ lockeren humosen Böden und einige Arten der Trittrasen auf bereits verdichteten Böden. Unter den Pionierpflanzen nährstoffarmer Rohböden findet man selten in neuangelegten Rasenflächen bzw. an Ausbesserungsstellen: Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), blüht unscheinbar bereits ab Ende Februar (s. Foto 4) Sand-Hornkraut (Arenaria serpyllifolia) Rauhe Gänsekresse (Arabis hirsuta) Gewöhnliche Pfeilkresse (Cardaria draba) Mehlige und Kleinblütige Königskerze (Verbascum lychnitis et thapsus) 11 12 durch Verwitterung zu Feinmaterial mit unregelmäßiger Körnung zerbröseltes, meist kalkarmes Gestein. Hoher Anteil an Steinen im Boden LBV 2002 München blüht 19 Foto 4: Lückige Pioniervegetation auf ca. 1 m breiter, kiesig-nährstoffarmer Uferrehne13 des Olympiasees mit Bestand vom Frühlings-Hungerblümchen und Schaf-Schwingel im Olympiapark (4.4.01) Von den einjährigen Arten der Hackfrucht-Äcker kommen häufig vor: Kleinblütiges Springkraut (Cardamine hirsuta) Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) Vogelmiere (Stellaria media) Persischer und Efeublättriger Ehrenpreis (Veronica persica, V. hederifolia) Weicher und Kleiner Storchschnabel (Geranium molle, G. pusillum) Purpur-Taubnessel (Lamium purpureum) Die charakteristischen einjährigen Arten der Trittrasen wurden bereits im vorausgegangenen Kapitel aufgeführt (Einjähriges Rispengras, Vogel-Knöterich, Breit-Wegerich), hinzu kommt mancherorts noch die Weg-Malve (Malva neglecta). 13 Wallartige, flache Aufhöhung an Gewässerufern aus mineralischem Substrat LBV 2002 München blüht 20 Foto 5: Ausschnitt einer vegetationsarmen Störstelle in nährstoffreichem Vielschnittrasen (Neuhofen, 27.3.01) Ziemlich weit verbreitet, auch in älteren Vielschnitt-Gebrauchsrasen z.B. der Straßen- und Wegrandstreifen, meist jedoch mit nur wenigen Einzelpflanzen vertreten, ist der durch seine großen Blätter auffallende, ausdauernde Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) mit seiner rübenartigen Wurzel, welche ihm ein ausgesprochen gutes Regenerationsvermögen verleiht. Das Knöterichgewächs entwickelt bei mehrwöchig ausbleibender Mahd ab dem Frühsommer hohe Blütentriebe mit unauffälligen grünlichen Blüten (s. Foto 19). Seine Ansiedlung wird vermutlich durch Hundekot begünstigt. Generell steigt mit zunehmendem Alter einer Rasenfläche die Artenzahl und es verschiebt sich das Artenspektrum. So nimmt z.B. die Deckung von Weidelgras und Einjährigem Rispengras deutlich ab, die des Roten Straußgrases und Rot-Schwingels zu. Fast ausschließlich in viele Jahrzehnte alten, nicht allzu nährstoffreichen Rasen können Veilchenarten (Viola spec.), Gewöhnliches Ferkelkraut (Hypochoeris radicata) und Feld-Hainsimse (Luzula campestris) enthalten sein. Der Weißklee dagegen kommt unabhängig vom Alter in nahezu allen Vielschnittrasen vor (GILBERT 1994). LBV 2002 1.3.2.2 München blüht 21 Flora von Blumenrasen Wie schon in Kapitel 1.3.1 angesprochen, nimmt mit abnehmender Schnitthäufigkeit und Nährstoffversorgung des Bodens die Artenvielfalt gewöhnlich zu. Außer den bereits in Kap. 1.3.2.1 aufgeführten Vielschnittrasen-Arten können in Blumenrasen noch einige horstbildende Gräserarten gedeihen, die vegetativ etwas weniger regenerationsfähig sind und zum Fortbestand gelegentlich auch auf eine generative Fortpflanzung angewiesen sind: Das Kammgras (Cynosurus cristatus) bildet bei mehrwöchigen Schnittpausen während der gesamten Vegetationsperiode ab Ende Mai Blütenstände aus, es erträgt auf mäßig nährstoffreichen Böden auch eine starke Trittbelastung und Bodenverdichtung. Das Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) treibt früh aus und blüht bereits ab Ende April, im allgemeinen aber nur einmal vor dem ersten Schnitt, und kann bis Mitte Mai zur Samenreife gelangen. Es wächst vorzugsweise auf eher nährstoff- und kalkarmen Böden unterschiedlicher Feuchte, auch im Halbschatten. Auffallend ist sein typischer Heugeruch nach Cumarin an der Sproßbasis, der vor allem beim Mähen freigesetzt wird. Der Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.), den es in vielen Unterarten gibt, ist nur auf humusarmen, kiesig-sandigen und damit durchlässigen Böden konkurrenzfähig, die beweidet, mehrmals jährlich gemäht oder regelmäßig mechanisch belastet werden. Seine schmalen Blätter sind gerollt, weshalb die markanten Horste ausgesprochen stachelig wirken. Die ziemlich kleinwüchsige Feld-Hainsimse (Luzula campestris) mit ihren bewimperten Blättchen treibt unterirdische Ausläufer und bildet mit ihren kriechenden Rhizomen14 lockere Rasen. Infolge der frühen Blütezeit ab Ende März kann die Samenreife schon ab Mai vor dem ersten Schnitt erfolgen. Die Art zeigt magere, eher kalkarme Standorte an. Die in Blumenrasen enthaltenen Arten erreichen allgemein Wuchshöhen unter 40 cm, wobei der Blatthorizont 10 cm kaum überschreitet. In folgender Tabelle 1 sind an die Pflegeweise von Blumenrasen angepaßte Kräuterarten mit Angaben der Blütefarbe, Wuchsform und Standortansprüchen aufgeführt. In einer bestimmten Fläche sind entsprechend der unterschiedlichen Standortansprüche kaum jemals alle genannten Arten enthalten: 14 Unterirdische, verdickte Sprossteile zur Nährstoffspeicherung LBV 2002 Tab. 1: München blüht 22 Für Blumenrasen charakteristische Kräuterarten Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. deutscher Name botanischer Name Duft-Veilchen Viola odorata Wiesen-Schaumkraut Cardamine pratensis Kriechender Günsel Ajuga reptans Gamander- Ehrenpreis Veronica chamaedris Mittlerer Wegerich Plantago media Hopfenklee Medicago lupulina Faden-Klee Trifolium dubium Rot-Klee Trifolium pratense Gewöhnlicher Hornklee Lotus corniculatus Rauher Löwenzahn Leontodon hispidus Weißes WiesenLabkraut Galium album Gewöhnl. Frauenmantel Alchemilla vulgaris Kleines Habichtskraut Hieracium pilosella Orangerotes Habichtskr. Hieracium aurantiacum Gewöhnl. Ferkelkraut Hypochoeris radicata Feld-Thymian Thymus pulegioides Wiesen-Schafgarbe Achillea millefolium Kleinköpfiger Pippau Crepis capillaris Herbst-Löwenzahn Leontodon autumnalis Blütezeit Blütenfarbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen III-IV violett IV-VI helllila IV-VII tiefblau V-VI azurblau V-X helllila nährstoffreich, humos, eher schattig ziemlich nährstoffreich, auch vegetative Vermehrung/Sprossung schattenverträglich, eher nährstoffreich vorzugsweise halbschattig, mäßig nährstoffreich sonnig, eher nährstoffarm V-IX gelb V-IX hellgelb V-X V-X rosa/ rot gelb, z.T. rötlich gelb V-X weiß Rosetten mit Ausläufern Rosetten, kriechendes dünnes Rhizom oberirdische Ausläufer, Rosetten rasenbildend durch Ausläufer breite Rosetten, bodennah anliegend rosettig verzweigt mit langer Pfahlwurzel einjährig, bodennah verzweigt horstförmig mit Pfahlwurzel horstförmig, niederliegend bis aufsteigend Rosetten, meist gruppenartig gehäuft herdenbildend durch V-X gelbgrün V-VIII (hell)gelb VI-VIII VI-X orange/ purpurn gelb auch halbschattig ziemlich nährstoffreich, auch halbschattig lichtbedürftig, nährstoffarm und mäßig trocken; zahlr. Unterarten lichtbedürftig, eher nährstoffarme Lehmböden eher nährstoffarm und kalkarm VI-IX hellviolett VI-X VI-VIII weiß bis rosa goldgelb VI-X goldgelb Stengelsprossung einzeln aus kräftigen Wurzelstöcken Rosetten, oberirdische Ausläufer Rosetten, meist unterirdische Ausläufer einzelne Rosetten, „abgebissener“ Wurzelstock Zwergstrauch mit kurzer kriechender Sproßachse herdenbildend durch unterirdische Ausläufer zweijährige Art mit einzelnen Rosetten einzelne Rosetten, verzweigter Sproß V-X mäßig trockene, basenreiche Lehmböden, sonnig mäßig nährstoffreich/ sonst unspezifisch eher nährstoffreich/ sonst unspezifisch eher nährstoffarm und trocken; Pollenspender für div. Bienen mäßig nährstoffreich, Blütenbildung den ganzen Sommer über ziemlich nährstoffreich, nährstoffarm und ziemlich trocken, sonnig eher nährstoffreiche, mäßig trockene Lehmböden mäßig nährstoffreich und trocken nährstoffreich, trittverträglich, auch halbschattig Außer den genannten Arten können im Frühjahr blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen vorkommen, die bei der Halbschattenwiese in Tabelle 5 aufgelistet sind. In mageren Blumenrasen findet man gewöhnlich auch einige der im folgenden Kapitel aufgeführten typischen Wiesenblumen, kaum jedoch seltene Pflanzenarten. LBV 2002 1.3.2.3 München blüht 23 Flora von Blumenwiesen Insgesamt gibt es in Südbayern eine Vielzahl von Wiesentypen, die sich durch das Vorkommen bzw. Fehlen bestimmter Kenn- und Differentialarten15 pflanzensoziologisch voneinander unterscheiden lassen. In erster Linie bestimmen Nährstoffversorgung und Feuchte des Bodens (die durch Düngung bzw. Dränage künstlich verändert werden können), aber auch die Bodenart und Besonnung des Standorts die Artenzusammensetzung, einen wesentlichen Einfluß haben aber auch das Mahdregime und sonstige Nutzungen (s. Kap. 2). Für angelegtes Grünland in städtischen Grünanlagen (ohne „Biotopflächen“ i.e.S.) sind vor allem folgende Blumenwiesen-Grundtypen relevant: 1) Fettwiese (typische Glatthaferwiese) auf ziemlich nährstoffreichen, frischen Standorten, die gut besonnt sind. 2) Fettwiese auf mäßig nährstoffreichen, halbschattigen Standorten. 3) Magerwiese (Salbei-Glatthaferwiese oder Flaumhaferwiese) auf relativ nährstoffarmen, mäßig trockenen Standorten, die gut besonnt sind. 4) Halbfettwiese (magere Glatthaferwiese) als Zwischenform zwischen 1) und 3) auf ungedüngten, mäßig nährstoffreichen Böden. Eine weitere Differenzierung ergibt sich z.B. durch die Kalkversorgung des Bodens, meßbar als pHWert, die vor allem bei Magerwiesen das Artenspektrum deutlich beeinflußt. Auf relativ kalkarmen, eher nährstoffarmen Böden kann z.B. eine Rotstraußgras-Rotschwingelwiese gedeihen. Sonnige Fettwiesen Zur Grundartengarnitur von Blumenwiesen im Raum München (u.a. in typischen Glatthaferwiesen enthalten) gehören von den bereits aufgelisteten bzw. beschriebenen Arten: Gräser: Rot-Schwingel, Kammgras, Deutsches Weidelgras, Wiesen-Rispengras und Gewöhnliches Rispengras Kräuter: Wiesen-Löwenzahn, Gewöhnliches Hornkraut, Kriechender Hahnenfuß, Kriechendes Fingerkraut, Weiß-Klee, Rot-Klee, Gamander-Ehrenpreis, Spitz-Wegerich, Weißes WiesenLabkraut und Wiesen-Schafgarbe. Hinzu kommen die in Tabelle 2 aufgeführten Gräser. 15 Kennart: für eine bestimmte Pflanzengemeinschaft typische Art; Differentialart: Art, die eine bestimmte Ausbildung einer Pflanzengemeinschaft von einer anderen Ausbildung abtrennent LBV 2002 Tab. 2: München blüht 24 Charakteristische Grasarten der Fettwiesen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. deutscher Name botanischer Name Glatthafer Arrhenatherum elatius Gewöhnl. Knauelgras Dactylis glomerata Wolliges Honiggras Holcus lanatus Weiche Trespe Bromus hordeaceus Wiesen-Schwingel Festuca pratensis Goldhafer Trisetum flavescens Wiesen-Lieschgras Phleum pratense Blütezeit Blütenform V-VII Rispe Wuchsform lockerhorstiger Tiefwurzler, hochwüchsig V-X Rispe kräftige Horste, breitmehrmals blättrig und hochwüchsig V-VIII Rispe horstig, weiche Blätter mittelhoch V-VI Rispe sehr lockerhorstig, weiche Blätter, kurzlebig V-VII Rispe lockerhorstig, ziemlich hochwüchsig, Tiefwurzler VI-IX Rispe lockerhorstig, mittelhoch VI-IX Ährenrispe kräftige Horste, breitblättrig und hochwüchsig Standortansprüche Anmerkungen ziemlich nährstoffreich, sonnig und warm Lehmböden, konkurrenzstark mäßig nährstoffreich, vorzugsweise feucht nährstoffreich, eher trocken, lückige Bestände nährstoffreich, humose Lehmböden ziemlich nährstoffreich/ sonst unspezifisch schwere, nährstoffreiche Böden, trittverträglich Auch wenn die namensgebende Grasart Glatthafer in einem Bestand fehlt, sind Fettwiesen im Tiefland meist typologisch als Glatthaferwiesen einzuordnen. Außer den oben genannten Kräutern sind nur relativ wenige Arten für typische, nährstoffreiche Glatthaferwiesen des städtischen Grüns charakteristisch bzw. wenigstens in manchen dieser Flächen enthalten (Tabelle 3). Tab. 3: Charakteristische Kräuterarten der Fettwiesen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. deutscher Name botanischer Name Sauer-Ampfer Rumex acetosa Wiesen-Kerbel Anthriscus sylvestris Scharfer Hahnenfuß Ranunculus acris Wiesen-Kümmel Carum carvi Wiesen-Pippau Crepis biennis Wiesen-Bocksbart Tragopogon pratensis Zaun-Wicke Vicia sepium Wiesen-Platterbse Lathyrus pratensis Wiesen-Storchschnabel Geranium pratense Bärenklau Heracleum sphondylium Blütezeit Blütenfarbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen IV-VII rötlich IV-VIII weiß V-IX gelb V-VI/ VIII-IX V-IX weiß bis rötlich goldgelb mäßig nährstoffreich und feucht nährstoffreich, insbes. stickstoffreich; tiefgründig nährstoffreich, sonst unspezifisch; giftig mäßig nährstoffreich; trittverträglich nährstoffreich, sonnig V-VII gelb V-VIII VI-VIII rotviolett bis blaßblau gelb VI-VIII tiefblau VII-IX weiß meist einzeln, aufrecht rübenartige Pfahlwurzel hochwüchsig lockerhorstig mit Rhizom zweijährig mit dickspindelförmiger Wurzel zweijährig; einzelne Rosetten meist zweijährig; einzeln aus Pfahlwurzel Bodenausläufer rankende Sprosse lange Bodenausläufer, rankende Sprosse einzeln büschelig aus kurzem Rhizom hochwüchsige Schaftpflanze ziemlich nährstoffreich, trocken bis frisch nährstoffreich/ sonst unspezifisch ziemlich nährstoffreich/ sonst unspezifisch nährstoffreiche Lehmund Tonböden nährstoffreich/ sonst unspezifisch LBV 2002 München blüht 25 An nährstoffreichen Störstellen, die durch Narbenverletzungen, insbesondere Tritt oder Hundekot in Fettwiesen immer wieder entstehen, siedeln sich vor allem die in Tabelle 4 aufgelisteten stickstoffanzeigenden Pflanzenarten (Nitrophyten) an. Tab. 4: Kräuterarten nährstoffreicher Störstellen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. Stumpfblättriger Ampfer Rumex obtusifolius Krauser Ampfer Rumex crispus Große Brennessel Urtica dioica VI-X rötlich VII-IX bräunlichgrün weißlichgrün VI-X meist mehrtriebig, mehrköpfiger Wurzelstock meist eintriebig, verdickte Wurzeln herdenartig, lange Ausläufer Nährstoffreiche, eher Feuchte Böden stickstoffreiche, verdichtete eher feuchte Böden stickstoffreich, eher feuchte humose Lehmböden Störzeiger mit Rhizomen oder Wurzelausläufern können sich jahrelang oder gar Jahrzehnte lang in ein- bis zweischürigen Wiesen mit relativ geringer Deckung halten, die auf ehemaligen Ackerstandorten oder Aufschüttungsflächen angelegt wurden (z.B. Olympiaberg, Am Durchblick, Walter-Hopf-Weg). Mit relativ hoher Stetigkeit kommen in derartigen Flächen vor: Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Acker-Winde (Convolvulus arvensis), seltener Huflattich (Tussilago farfara) und die bereits in der vorausgegangenen Tabelle aufgeführten Ampfer-Arten (Rumex crispus et obtusifolius). Meist sekundär aus nährstoffreichen Gehölzsäumen eingewandert, haben sich an einigen Stellen in einschürigem, eher nährstoffreichem Grünland expansive Neophyten16 etabliert: Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum (s. Foto 6), Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Japanischer Knöterich (Polygonum japonicum) und Indisches Springkraut (Impatiens glandulifera). Alle genannten Arten sind im im Olympiapark zu finden, die Herkulesstaude ansatzweise aber auch z.B. im Waldfriedhof neuer Teil, die Kanadische Goldrute auch am Luise-Kiesselbach-Platz und in der Grünanlage Zöllerstraße. Derartige Neophyten sind für die Vegetation städtischer Lebensräume und von Verkehrswege-Randstreifen heute vielerorts charakteristisch. Seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa aus anderen Erdteilen absichtlich oder unabsichtlich eingeschleppte „neue“ Pflanzenarten 16 LBV 2002 München blüht 26 Foto 6: In einer Halbfettwiese nahe eines Wegs aufwachsende Herkulesstaude am Nordosthang des Großen Olympiabergs (21.5.01) Halbschattige Fettwiesen Wenn Grünland nur zeitweilig während des Tags besonnt wird (unter 5 Stunden täglich im Sommer), bleibt die Grasnarbe lückig und die Artenzahl an Gefäßpflanzen liegt tendenziell niedriger als auf voll besonnten Flächen. Auf Wiesen im Bereich von Laubgehölzen (z.B. Streuobstwiesen, Nordseite von Baumgruppen) ist die Belichtung vor dem Laubaustrieb bis Ende April noch vergleichsweise hoch, nimmt aber dann mit der Belaubung bis Mitte Mai für den Rest der Vegetationsperiode deutlich ab. Dementsprechend früh kann die Hauptblütezeit dieses Wiesentyps bereits Anfang April beginnen, sie geht häufig gegen Ende Mai bis Anfang Juni allmählich bereits zu Ende. Danach kommen zwar durchaus noch zahlreiche Pflanzen zum Blühen, es entsteht aber meist kein flächiger Blühaspekt mehr. Auch der herbstliche Laubfall begünstigt die Lückigkeit der Vegetationsdecke und die Ansiedlung von sehr schattenverträglichen Laubmoosen. Neben den bisher genannten Gräsern und Kräutern der Vielschnitt- oder Blumenrasen und Fettwiesen, die als (halb)schattenverträglich bezeichnet wurden, spielen in Halbschattenwiesen oder auch ab Ende Mai erstmals gemähten Blumenrasen im Frühjahr blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen eine bedeutende Rolle. In Parkanlagen wurden solche Frühjahrsgeophyten größtenteils irgendwann gepflanzt (meist am Rand von Gehölzgruppen) und sind dann mehr oder weniger stark verwildert. LBV 2002 Tab. 5: München blüht 27 Zwiebel- und Knollenpflanzen in halbschattigen Fettwiesen, Blumenrasen und Säumen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. Deutscher Name botanischer Name Frühlings-Krokusse Crocus vernus/ tommasinianus u. a. Blaustern Scilla siberica Schneeglanz Chionodoxa luciliae Scharbockskraut Ranunculus ficaria Hohler Lerchensporn Corydalis cava Schachblume Fritillaria meleagris Gelbe Narzisse Narcissus pseudonarcissus Herbst-Zeitlose Colchicum autumnale Blütezeit Blütenfarbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen III (kurz) variabel gewöhnlich in kleinen Gruppen eher kalkarme Lehmböden III-IV blau herdenartig ziemlich nährstoffreich III-IV hellblau herdenartig III-V gelb III-V III-IV purpurn oder weiß purpurn/ geadert goldgelb herdenartig, keulenförmige Wurzelknöllchen herdenartig, kugelige hohle Knolle in kleinen Gruppen VIII-X blaßlila mäßig nährstoffreiche Lehmböden nährstoffreiche Lehmböden, eher feucht; sehr verbreitet humose, nährstoffreiche Lehmböden eher feuchte Lehm- /Tonböden eher kalkarme, humose Lehmböden mäßig nährstoffreich, eher feucht und tiefgründig IV-V meist truppartig gepflanzt einzelne Blüten bzw. Blatttriebe Besonders großblütige Zier- bzw. Zuchtformen von Krokussen, Narzissen und Herbst-Zeitlosen aus dieser Gruppe sowie Zierformen der Tulpe findet man auch nicht selten gepflanzt in Verkehrsinseln, Rand- und Mittelstreifen von Straßen. An typischen Gräsern findet man in einer Halbschattenwiese: Gewöhnliches und Hain-Rispengras, Wolliges Honiggras, Wiesen-Rispengras, Kammgras, Glatthafer, Goldhafer und Ruchgras. An Kräutern kommen häufig einige auch in Rasen verbreitete Arten mit kriechendem Wuchs oder Rosetten vor: Kleine Brunelle, Gundermann, Kriechender Günsel, Gamander-Ehrenpreis, Duft-Veilchen, Frauenmantel, Wiesen-Löwenzahn, Wiesen-Schaumkraut. Hinzu kommen können auch folgende Fettwiesenarten: Wiesen-Pippau, Scharfer Hahnenfuß, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Kerbel, Bärenklau, Wiesen-Labkraut, Herbst-Löwenzahn. Typisch sind ferner die in Tabelle 6 aufgeführten, schattenverträglichen Kräuter, welche auch in lichten Wäldern anzutreffen sind. LBV 2002 Tab. 6: München blüht 28 Halbschattenverträgliche Kräuter in Fettwiesen oder Säumen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. Deutscher Name Botanischer Name Hohe Schlüsselblume Primula elatior Duft-Veilchen Viola odorata Efeublättr. Ehrenpreis Veronica hederifolia Hain-Veilchen Viola riviniana Rote Lichtnelke Melandrium rubrum Pfennigkraut Lysimachia nummularia Giersch Aegopodium podagraria Blütezeit Blütenfarbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen III-V hellgelb III-IV violett ziemlich nährstoffreich, eher feucht nährstoffreich III-V hell-lila IV-V V-VIII hellblauviolett rot VI-VII gelb V-VII weiß Rosetten, gruppenartig gehäuft Rosetten, mit oberirdischen Ausläufern winterannuell17, niedrig kriechender Wuchs Halbrosetten mit kriechendem Wurzelstock gruppenweise Grundrosetten, oben verzweigt oberirdisch kriechend, wintergrün, niedrig herdenartig, mit Ausläufern tief im Boden lockere, nährstoffreiche Böden mäßig nährstoffreich, eher kalkarm und trocken nährstoffreiche, lockere Böden nur halbschattig, ziemlich nährstoffreich, eher feucht nährstoffreiche lockere Böden Foto 7: Halbschattige Randzone einer Halbfettwiese mit Blühaspekt des Wiesen-Schaumkrauts am 28.4.01 im Waldfriedhof Magerwiesen 17 einjährige Pflanzenart, die bereits im Herbst keimt und mit bodennahem grünen Spross überwintert LBV 2002 München blüht 29 Bei den auf relativ nährstoffarmen Böden entwickelten Salbei-Glatthaferwiesen fehlen weitgehend die in den vorangegangenen Tabellen für „nährstoffreiche“ Standorte angegebenen Pflanzenarten. An ihre Stelle treten eine Vielzahl magerkeits- und trockenheitsverträglicher Arten. Dieser Wiesentyp ist besonders arten- und blütenreich und hat somit einen hohen Erlebnis- und Erholungswert. Die erste Blühwelle beginnt zwar im allgemeinen etwas später als in den übrigen Wiesentypen, kaum vor Mitte Mai, hält aber gewöhnlich den ganzen Juni über und in der ersten Julihälfte bis zum ersten Mahdtermin unvermindert an. Foto 8: Ausschnitt einer Magerwiese mit Blühaspekt Hornklee und mit einer Pracht-Nelke (Neuer Südfriedhof am 12.6.01) Von den bisher charakteristisch: genannten Gräsern und Grasartigen sind für Salbei-Glatthaferwiesen Wiesen-Rispengras in der schmalblättrigen Unterart Poa pratensis angustifolia, RotSchwingel, Ruchgras, Glatthafer (in mäßiger Deckung) und Feld-Hainsimse. Hinzu kommen auf (mäßig) kalkreichen Böden die in Tabelle 7 aufgeführten Grasarten. LBV 2002 Tab. 7: München blüht 30 Grasarten (mäßig) kalkreicher Magerwiesen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. Deutscher Name Botanischer Name Flaumhafer Avena pubescens Aufrechte Trespe Bromus erectus Stein-Zwenke Brachypodium rupestre Zittergras Briza media Pyramiden-Schillergras Koeleria pyramidata Frühlings-Segge Carex caryophyllea Blütezeit Blütenform V-VII Rispe V-VII VI-VII V-VIII V-VII IV-V Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen rasig mit Ausläufern mäßig nährstoffreich, humos mittelhoch Rispe dichthorstig, mittelhoher mäßig trocken, ziemlich Intensivwurzler Nährstoffarm Traube lockerhorstig, kriechende ziemlich trocken, kalkhaltig Rhizome weideverträglich Rispe lockerhorstig, magere, humose Lehmböden mittelhoch lichtbedürftig Rispe rasenbildend mit Ausflachgründig, nährstoffarm, läufern, mittelhoch kalkreich, warm verschierasenbildend durch wechseltrocken, nährstoffarm, denährig unterirdische Ausläufer skelettreiche Böden Von den bisher genannten Kräuterarten können all diejenigen in Salbei-Glatthaferwiesen vorkommen, deren Standortanspruch nicht als „stickstoffreich“ oder „nährstoffreich“ angegeben wurde (also auch für „ziemlich nährstoffreiche“ Böden typische Arten); besonders charakteristisch sind davon Gewöhnlicher Hornklee, Hopfenklee, Rauher Löwenzahn und Wiesen-Schafgarbe sowie Mittlerer Wegerich. Außerdem sind ziemlich häufig die in Tabelle 8 enthaltenen Arten vertreten. Auf oberflächlich entkalkten, wohl nicht durch Erdbaumaßnahmen gärtnerisch beeinflußten Böden, welche beispielsweise im Waldfriedhof neuer Teil stellenweise anzutreffen sind, kommen Rotes Straußgras, Feld-Hainsimse und Gewöhnliches Ferkelkraut verbreitet vor, daneben auch einige in München ausgesprochen seltene Säurezeiger: Dreizahn (Danthonia decumbens), Bleiche Segge (Carex pallescens), Pillen-Segge (Carex pilulifera), und Besen-Heide (Calluna vulgaris) jeweils mit nur wenigen Individuen; außerdem Blutwurz (Potentilla erecta), Hunds-Veilchen (Viola canina), Gewöhnlicher und Hain-Augentrost (Euphrasia rostkoviana et nemorosa). LBV 2002 Tab. 8: München blüht 31 Kräuterarten (mäßig) kalkreicher Magerwiesen Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. deutscher Name botanischer Name Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare Wiesen-Glockenblume Campanula patula Schmalblättrige Wicke Vicia angustifolia Knolliger Hahnenfuß Ranunculus bulbosus Wiesen-Salbei Salvia pratensis Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor Zottiger Klappertopf Rhinanthus alectorolophus Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor Taubenkropf-Leimkraut Silene vulgaris Wilde Esparsette Onobrychis viciifolia Feld-Klee Trifolium campestre Wiesen-Flockenblume Centaurea jacea Skabiosen-Flockenblume Centaurea scabiosa Acker-Witwenblume Knautia arvensis Rundblättr. Glockenblume Campanula rotundifolia Wilde Möhre Daucus carota Kleine Bibernelle Pimpinella saxifraga Blütezeit V-X V-VIII V-VII IX-X V-VI V-VIII V-VII V-VII V-VIII V-IX V-VIII V-X VI-X VI-IX VI-IX VI-X VII-IX VII-X Blütenfarbe Wuchsform weiß/ gelb herdenbildend; bodennahe Grundachse hellblauzweijährig, oberwärts lila verzweigt rosa/ lila kletternder Therophyt18, Sproß-Ausläufer gelb kurzes Rhizom, meist mehrtriebig dunkelblau dicke Pfahlwurzel, oben verzweigt dunkelgelb einjährig; Einzeltriebe, aber meist zahlreich gelb; blaueinjährig, einzeln er Zahn Halbschmarotzer grünlich/ mehrtriebig aus Wurzelrot stock/Blattrosetten weiß, mehrtriebig aus rübenglockig artiger, tiefer Wurzel rosa bis tiefreichende Pfahlpurpurn wurzel, aufrechter Sproß gelb einjährig, Wuchs kriechend bis aufsteigend purpurn verzweigter Wurzelstock basal mehrtriebig purpurn mehrtriebig, tiefwurzelnd hochwüchsig blau bis einfach oder verzweigt, rotviolett tiefwurzelnd dunkelblau vieltriebig aus tiefreichendem Wurzelstock weiß zweijährig, verdickte Pfahlwurzel weiß meist eintriebig aus Wurzelstock Standortansprüche Anmerkungen mäßig nährstoffreich/ sonst unspezifisch lichtbedürftig, mäßig nährstoffreich mäßig nährstoffreich, ziemlich trocken/sandig mäßig trocken und nährstoffreich, locker/skelettreich ziemlich nährstoffarme, basenreiche Lehmböden ziemlich nährstoff- und kalkarm eher nährstoffarm, mäßig frisch bis trocken ziemlich trockene, kalkreiche Lehmböden ziemlich nährstoffarm und trocken, auch Rohböden eher nährstoffarme, lockere Lehm- und Lößböden eher kalkarme, flachgründige Böden mäßig nährstoffreich, tiefgründig mäßig trockene, auch steinige Lehmböden mäßig nährstoffreiche und trockene Lehmböden mäßig trocken und nährstoffarm lichtbedürftig, mäßig nährstoffreich und trocken lichtbedürftig, ziemlich nährstoffarm und trocken Auf eher kalkreichen Böden konnten in Grünanlagen, deren Pflege der Stadtgartendirektion obliegt, an natürlichen oder künstlich geschaffenen Magerstandorten folgende nach der Roten Liste Bayern gefährdete bzw. im Stadtgebiet Münchens seltene Arten nachgewiesen werden: An mehreren räumlich voneinander entfernten Stellen im Stadtgebiet: Gewöhnliche Küchenschelle* (Pulsatilla vulgaris), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Pracht-Nelke* (Dianthus superbus), Kriechende Hauhechel (Ononis repens), Berg-Haarstrang* (Peucedanum oreoselinum), Arznei-Schlüsselblume (Primula veris), Begrannter Klappertopf* (Rhinanthus glacialis), Tauben-Skabiose* (Scabiosa columbaria) Nur jeweils in einer bestimmten Fläche (wobei weitere Funde bei systematischer Suche nicht auszuschließen sind): 18 einjährige Pflanzenart, als Same überwinternd LBV 2002 München blüht 32 Erd-Segge* (Carex humilis), Berg-Segge (Carex montana), Steppen-Lieschgras* (Phleum phleoides), Ästige Graslilie* (Anthericum ramosum), Großes Zweiblatt (Listera ovata), SteinbrechFelsennelke* (Petrorhagia saxifraga), Knöllchen-Steinbrech* (Saxifraga granulata), Knolliges Mädesüß (Filipendula vulgaris), Deutscher Backenklee* (Dorycnium germanicum), Hufeisenklee* (Hippocrepis comosa), Dornige Hauhechel (Ononis spinosa), Färber-Ginster* (Genista tinctoria), Stauden-Lein* (Linum perenne), Nordisches Labkraut (Galium boreale), Hügel-Meister* (Asperula cynanchica), Heil-Ziest* (Stachys officinalis), Weidenblättriges Ochsenauge* (Buphthalmum salicifolium), Die mit * gekennzeichneten Arten wurden höchstwahrscheinlich oder sicher künstlich eingebracht. Foto 9: Ausschnitt eines von Menschenhand geschaffenen kiesigen Pionier-Trockenrasens mit Deutschem Backenklee, Steinbrech-Felsennelke und Hügel-Meister (Zamilapark, Ostteil; am 6.7.01) LBV 2002 Abb. 5: München blüht 33 Flora einer Salbei-Flaumhafer-Glatthaferwiese, dargestellt als Transektzeichnung (nach STYNER & HEGG 1984: 208) Feuchtgrünland Diese vorwiegend ertragreichen und aufwuchsstarken Grünlandtypen sind an Stellen mit relativ hohem Grundwasserstand gebunden und nur an wenigen Stellen in Grünanlagen Münchens in zumeist geringer Flächenausdehnung zu finden. Ursprüngliche, nur mäßig nährstoffreiche Feuchtwiesen kommen nur im Bereich der Isaraue noch an wenigen Stellen vor, zudem wurde während der letzten 35 Jahre an Rändern meist künstlicher Gewässer Feuchtgrünland im weiteren Sinne (teils durch Verpflanzung) neu angelegt. Die mittlere Wuchshöhe während des Sommers liegt in den meisten neugeschaffenen Flächen deutlich über 60 cm, die Blütenschicht überschreitet meist 1 m. Wenn Feuchtgrünland, wie in den Parkanlagen üblich, nur selten gemäht wird, nimmt die Deckung mahdempfindlicher Hochstauden bzw. Röhrichtpflanzen zu. Hochwüchsige, ertragreiche und relativ artenarme Wiesen feuchter Standorte sind meist als Fuchsschwanzwiesen einzuordnen, von Gräsern und typischen Kräutern der Feuchtwiesen geprägte, regelmäßig jährlich gemähte Bestände werden als Kohldistelwiesen eingestuft, von Hochstauden dominierte, meist selten gemähte Bestände als feuchte Hochstaudenfluren (s. Foto 10). LBV 2002 München blüht 34 Foto 10: Feuchte Hochstaudenflur mit blühenden Akeleiblättrigen Wiesenrauten am Willi-Gebhard-Ufer im Olympiapark (21.5.01) Viele der bei der Halbschattenwiese aufgeführten Kräuterarten, auch die niederwüchsigen Kriechpflanzen wie beispielsweise der Kriechende Hahnenfuß, sind auch für Feuchtgrünland typisch. In längere Zeit brachliegenden Flächen fehlen auch Nitrophyten wie die Brennessel gewöhnlich nicht. An Gräsern häufig enthalten sind Weißes Straußgras, Gewöhnliches Rispengras, Wolliges Honiggras, Knauelgras, Wiesen-Lieschgras, Glatthafer, charakteristisch sind ferner folgende Arten: LBV 2002 München blüht 35 Tab. 9: In Feuchtgrünland (Kohldistelwiesen und Hochstaudenfluren) relativ häufig enthaltene Pflanzenarten Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. Deutscher Name Botanischer Name Gelbe Schwertlilie Iris pseudacorus Kuckucks-Lichtnelke Lychnis flos-cuculi Wiesen-Fuchsschwanz Alopecurus pratensis Rasen-Schmiele Deschampsia cespitosa Rohr-Glanzgras Phalaris arundinacea Schilf Phragmites australis Mädesüß Filipendula ulmaria Großer Wiesenknopf Sanguisorba officinalis Kohl-Kratzdistel Cirsium oleraceum Zottiges Weidenröschen Epilobium hirsutum Gewöhnl. Gilbweiderich Lysimachia vulgaris BlüteZeit Blütenform/farbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen V-VI gelb V-VI (-IX) V-VII rosa zerschlitzt Ährenrispe VI-VIII Rispe VI-VIII Rispe VII-X Rispe VI-IX gelblichweiß VI-IX dunkelbraunrot blaßgelb dicke, kurze Rhizome, kleine Gruppen Rosetten, kleine Gruppen durch Ausläufer große Horste, kurze Ausläufer, hochwüchsig dichthorstig, ziemlich hochwüchsig weit kriechende Rhizome, rasenbildend bis über 2m hoch, sehr lange Ausläufer ausläuferbildende Hochstaude kräftige Wurzelstöcke, mehrtriebige Sprosse hochwüchsig meist in Gruppen, tiefwurzelnd Hochstaude mit Ausläufern Hochstaude mit langen unterird. Ausläufern nährstoffreiche, feuchte bis nasse humose Böden mäßig nährstoffreich feucht nährstoffreiche, eher feuchte humose Lehmböden ziemlich nährstoffreich, feucht, auch schattig nährstoffreich, wechselnass dauerfeuchter Untergrund bis freie Wasserfläche nasse, ziemlich nährstoffreiche schwere Böden mäßig nährstoffreiche, (wechsel)feuchte Lehmböden nährstoffreiche, lockere, nasse Lehm- und Tonböden nährstoffreich, feuchte oft schlammige Böden ziemlich nährstoffreiche, feuchte Lehmböden VI-IX VII-IX VI-VIII tiefrosa bis purpurrot leuchtend gelb In einer wechselfeuchten, mageren Auenwiese im Hochwasserbett der Isar am Flaucher kommen auf einer Fläche von ca. 2000 m2 folgende seltenen Arten vor: Blaugrüne Segge (Carex flacca), Kriechende Hauhechel (Ononis repens), Spargelschote (Tetragonolobus maritimus), Wiesensilge (Silaum silaus, nur wenige Exemplare), Echtes Labkraut (Galium verum), Zierliche Sommerwurz (Orobanche gracilis), Hain-Hahnenfuß (Ranunculus nemorosus). 1.3.2.4 Weiden Das Artenspektrum auf beweideten Flächen ist im allgemeinen geringer als im gemähten Grünland auf vergleichbarem Standort, weil viele Blütenstände vor der Fruchtreife abgefressen werden. Allerdings können extensiv genutzte Rinderhutungen von mehr als 1 ha Größe mit Unterschieden der Bodenart und Bodenfeuchte, die es in städtischen Grünflächen wohl nicht gibt, auch eine größere Artenzahl aufweisen, wozu auch schnittempfindliche verholzende Pflanzen gehören (SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Bei jährlich mehrmonatiger Bestoßung können nur trittresistente, sich vorwiegend vegetativ ausbreitende Arten dauerhaft existieren, indirekt begünstigt werden. Typische Weidegräser nährstoffreicher Flächen sind: Deutsches Weidelgras, Gewöhnliches Knauelgras, Kammgras, Wolliges Honiggras, Gewöhnliches Rispengras, Einjähriges Rispengras, Wiesen-Lieschgras und Rot-Schwingel. Auf eher nährstoffarmen Flächen kommen hinzu: LBV 2002 München blüht 36 Rotes Straußgras, Ruchgras, Schaf-Schwingel, Zittergras, Stein-Zwenke, gelegentlich Pyramiden-Schillergras, Blaugrüne und Entferntährige Segge (Carex flacca et distans). Von den Kräutern sind für Weiden einerseits niederwüchsige Arten mit Rosetten oder kriechendem Wuchs charakteristisch wie Kleine Brunelle, Gänseblümchen, Löwenzahn-Arten, Gewöhnliches Ferkelkraut, Weiß-Klee, Gamander-Ehrenpreis, Spitz- und Breit-Wegerich, Faden-Klee. Andererseits auch für Ausläuferbildner wie Weidevieh wenig schmackhafte und giftige Schaftpflanzen und Scharfer und Kriechender Hahnenfuß, Wiesen-Kümmel, Wiesen-Schaumkraut, WiesenSchafgarbe, gebietsweise auch Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea) sowie Roter Wiesenklee; außerdem schnell verholzende Arten wie Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum) und Thymian-Arten. Durch Narbenverletzungen wegen des Tritts, punktuell gekoppelt mit Nährstoffanreicherungen durch Kot, siedeln sich immer wieder sogenannte Störzeiger an, die wenig schmackhaft, giftig oder stachelig sind. Dazu gehören bereits bei den Fettwiesen genannte Stickstoffzeiger: Brennessel, Stumpfblättriger und Krauser Ampfer; häufig sind ferner ausläuferbildende „Dauer-Unkräuter“19 wie Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) und Kriechende Quecke (Elymus repens). Hinzu kommen kurzlebige Arten mit z.T. üppigem Wuchs, vor allem Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare) und Große Klette (Arctium lappa); Hirtentäschel, Pyrenäen-Storchschnabel (Geranium pyrenaicum), auch der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus) wurde einmal registriert. Auf weniger nährstoffreiche, durchlässige Böden beschränken sich Nickende Distel (Carduus nutans) und Weg-Distel (Carduus acanthoides). Auf staufeuchten, verdichteten Böden breiten sich häufig Binsenarten, insbesondere die Zarte und Blaugrüne Binse (Juncus tenuis et inflexus) sowie die herdenbildende Rauhaarige Segge (Carex hirta) und Roß-Minze (Mentha longifolia) aus. Besonders attraktive Pflanzen magerer Schafweiden mit hohem Naturschutzwert, wie z.B. Enziane, Silberdistel oder Orchideen mit Ausnahme des Großen Zweiblatts sind zumindest in vielbesuchten Parkanlagen einer Großstadt nicht zu erwarten. 1.3.2.5 Säume Es lassen sich relativ nährstoffarme, mäßig trockene und ziemlich gut besonnte Gehölzsäume, die nach Süden bis Westen exponiert sind von ziemlich schattigen, nährstoffreichen, frischen bis feuchten Säumen unterscheiden. Nur der erstgenannte Typ bringt blüten- und artenreiche Bestände hervor, die sich gewöhnlich aus niederwüchsigen Frühblühern, einigen allgemein verbreiteten Pflanzen des Grünlands und lichter Wälder und relativ schnittempfindlichen, vorwiegend spätblühenden Saumstauden zusammensetzen. Je nach Pflegezustand sind auch junge Exemplare von in der Umgebung wachsenden Laubgehölzen beigemischt. Vorwiegend in schattigen Säumen 19 Auch in regelmäßig genutztem Grünland oft über Jahrzehnte beigemischte Störzeiger LBV 2002 München blüht 37 verbreitete Nitrophyten wie Brennesseln, Acker- Kratzdistel und Ampferarten, welche eine zeitweilige Störung des Standorts (z.B. durch Ablagerungen) anzeigen, kommen mit meist eher geringer Deckung auch in besonnten, nicht allzu nährstoffreichen (mesophilen) Säumen vor. Zu den bereits bei den Halbschattenwiesen genannten Zwiebel- und Knollengeophyten kommen gelegentlich noch die in Tabelle 10 enthaltenen Arten hinzu. Tab. 10: Zwiebel- und Knollenpflanzen mäßig nährstoffreicher Säume Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. Deutscher Name botanischer Name Winterling Eranthis hyemalis Schneeglöckchen Galanthus nivalis Busch-Windröschen Anemone nemorosa Bär-Lauch Allium ursinum Wald-Gelbstern Gagea lutea Doldiger Milchstern Ornithogalum umbellatum Blütezeit Blütenfarbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen I-III gelb II-III weiß herdenartig, mit knolligem Rhizom in kleinen Gruppen III-V weiß bis rosa weiß ziemlich nährstoffreiche Lehmböden humos, tiefgründig, ziemlich nährstoffreich mäßig nährstoffreich IV-VI IV V-VI Zitronengelb/ grünlich weiß waagrechter Wurzelstock, herdenartig herdenartig, längliche Grundachse kleine Gruppen wintergrün, in kleinen Gruppen nährstoffreich, feucht; sehr ausbreitungsfreudig ziemlich nährstoffreich, eher feucht ziemlich nährstoffreich, frisch Außer dem Gewöhnlichen und Hain-Rispengras sowie Knauelgras sind die in Tabelle 11 aufgeführten Gräser- und Kräuterarten für nicht allzu nährstoffreiche, einigermaßen besonnte Säume charakteristisch: LBV 2002 Tab. 11: München blüht 38 Gras- und Kräuterarten mäßig nährstoffreicher, sonniger bis halbschattiger Säume Anordnung nach der Blütezeit, Monate als römische Zahlen wiedergegeben. deutscher Name botanischer Name Blütezeit Blütenform/farbe Wuchsform Standortansprüche Anmerkungen Kriechende Quecke Elymus repens Wald-Zwenke Brachypodium sylvaticum Echte Nelkenwurz Geum urbanum Kleiner Odermennig Agrimonia eupatoria Pyrenäen-Storchschnabel Geranium pyrenaicum Ruprechtskraut Geranium robertianum Wirbeldost Clinopodium vulgare Tüpfel-Johanniskraut Hypericum perforatum Gewöhnliche Nachtkerze Oenothera biennis Bunte Kronwicke Coronilla varia Mehlige Königskerze Verbascum lychnitis Kletten-Labkraut Galium aparine VI-VIII Ähre VII-VIII Traube V-IX gelb VI-IX goldgelb V-X violett V-X dunkelrosa VII-X hellpurpurn VI-VIII goldgelb VI-IX gelb VI-X rosa bis weißlich hellgelb bis weißlich weiß rasenbildend mit langen Ausläufern lockerhorstig mit kurzen Ausläufern einzelne Triebe, meist gesellig, mit Rhizom einzelne Triebe, oft in Gruppen einzeln mit langer Pfahlwurzel kurzlebig, drüsenreicher Spross dünne Ausläufer, kleine Herden verästelte Wurzel meist kleine Gruppen zweijährig, Rosetten mit kräftiger Wurzel liegende bis aufsteigende Triebe zweijährig, eintriebig verzweigt einjährig, bestachelter Sproß, Spreizklimmer ziemlich nährstoffreiche, oft verdichtete Böden ziemlich nährstoffreich, eher feucht und schattig nährstoffreiche, frische Lehmböden ziemlich trocken und nährstoffreich stickstoffreiche humose Böden stickstoffreiche humose Böden, eher schattig mäßig nährstoffreiche Lehmböden mäßig nährstoffreich, lehmig, auch Rohböden sandig- iesige Rohböden, sonnig, mäßig trocken mäßig nährstoffreich und trocken, oft Rohböden relativ mager, kalkreich, mäßig trocken, sonnig stickstoffreich, mäßig feucht, auch schattig VI-VIII V-IX Je nach Alter und Untergrund enthalten Säume auch kurzlebige Ruderalpflanzen und lichtbedürftige Arten der Magerrasen sowie hochwüchsige Arten feuchter Staudenfluren bzw. Schlagfluren. So kommen in erst wenige Jahre alten Flächen gelegentlich Taube Trespe (Bromus sterilis), KlatschMohn (Papaver rhoeas), Geruchlose Kamille (Matricaria inodora), Natternkof (Echium vulgare), Wegwarte (Cichorium intybus), Kleinblütige und Schwarze Königskerze (Verbascum thapsus et nigrum), Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) und Bärenschote (Astragalus glycyphyllos) vor, in bereits Jahrzehnte alten Säumen örtlich Goldschopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus), Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum), Weisses Waldvögelein (Cephalanthera damasonium), Kratzbeere (Rubus caesius) und Waldrebe (Clematis vitalba). Den wechselnden Anblick eines sehr artenreichen, neu angelegten Böschungssaums vom Frühjahr zum Hochsommer zeigen die Fotos 11 und 12: LBV 2002 München blüht Foto 11: Relativ nährstoffarmer Böschungssaum auf kiesig-lehmigem Rohboden mit Blüte des Huflattichs im Landschaftspark Riem am 29.3.01 Foto 12: Bunter Blühaspekt eines relativ nährstoffarmen Böschungssaums im Landschaftspark Riem im Hochsommer am 19.7.01 mit Natternkopf, Königskerzen, Wilder Möhre, Wegwarte und Geruchloser Kamille 39 LBV 2002 München blüht 40 Insgesamt sind mesophile Säume an Gehölzrändern in den Grünanlagen Münchens ein ausgesprochener Mangel-Lebensraum. Für die weiter verbreiteten nährstoffreichen, relativ beschatteten Säume sind Knoblauchrauke (Alliaria petiolata), Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), Weg-Rauke (Sisymbrium officinale), Bärenklau (Heracleum sphondylium), Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris) und Kleine Klette (Arctium minus) charakteristsisch. 1 Kletten-Labkraut, 2 Rainkohl, 3 Echte Nelkenwurz, 4 Gefleckte Taubnessel, 5 Krause Distel, 6 Glatthafer, 7 WiesenKerbel 8 Pastinak, 9 Kriechende Quecke, 10 Stechender Hohlzahn, 11 Rote Lichtnelke, 12 Bärenklau, 13 Wald-Ziest, 14 Wiesen-Löwenzahn, 15 Knauelgras, 16 Giersch, 17 Ruprechtskraut, 18 Acker-Kratzdistel, 19 Große Brennnessel, 20 Knoblauchsrauke, 21 Weiße Taubnessel, 22 Gundermann Abb. 6: Flora eines nährstoffreichen halbschattigen Saums als Transektzeichnung (aus PRETSCHER & KLEINERT 1998: 30f.) 1.3.2.6 Ökotypen von Grünlandpflanzen Die meisten Wiesenblumen und -gräser sind in Mitteleuropa weit verbreitet, teilweise an bestimmte Höhenlagen oder Bodenarten bzw. -eigenschaften gebunden, manche Arten haben auch nicht durch Standortfaktoren erklärbare Verbreitungslücken. Auch wenn die Pflanzen einer Art in verschiedenen Regionen äußerlich meistens recht ähnlich oder gar gleich aussehen, unterscheiden sich z.B. in Norddeutschland wachsende Margeriten genetisch von denen in Süddeutschland. Die genetische Variabilität solcher Ökotypen offenbart sich gelegentlich in Farbvariationen der Blüte, z.B. bei der Acker-Witwenblume oder beim Wiesen-Salbei (hellviolett bzw. blasses Blau). Häufiger sind Unterschiede bei der Blütezeit, der Blütedauer, der durchschnittlichen Wuchshöhe und Wuchsform zu erkennen, ferner sind regionale Ökotypen an das spezifische Klima gut angepaßt und können auch Umweltveränderungen bis zu einem gewissen Grad ertragen (MOLDER & SKIRDE 1993). LBV 2002 München blüht 41 Im Samenhandel üblicherweise angebotene, scheinbar preiswerte Blumenwiesenmischungen enthalten wenigstens zum Teil durch Züchtung veränderte Wildformen, die sich von echten Wildformen folgendermaßen unterscheiden: Uniformität aller Individuen einer Art im Wuchs, in der Blütezeit und -farbe, dadurch geringere Widerstandsfähigkeit gegen zeitweilige extreme Standortbedingungen; mastiger Wuchs, viel Blattmasse, und zumindest anfänglich aggressives, standortheimische Arten verdrängendes Verhalten (s. Foto 13); Kurzlebigkeit der Individuen bei manchen Arten; manchmal völliges Verschwinden bereits nach wenigen Jahren nach eigenen Beobachtungen; übrig bleibt ein artenarmer Gräserbestand mit den für Vielschnittrasen charakteristischen Kräutern. Foto 13: Unnatürlich mastig wirkende Kulturform des Hopfenklees in einem vor ca. 2 Jahren eingesäten Landschaftsrasen an der Friedenspromenade (5.4.01) Teilweise werden auch heute noch fremdländische Arten in Zuchtformen beigemischt, deren Saatgut sehr billig produziert und weltweit gehandelt wird, z.B. Stachelfrüchtiger Wiesenknopf (Sanguisorba muricata), Inkarnat- und Persischer Klee (Trifolium incarnatum, T. resupinatum). Solche Arten führen noch mehr als standortheimische Wildpflanzen unbekannter Herkunft zu einer Florenverfälschung und sind weitgehend wertlos für die heimische Tierwelt (bei blütenbesuchenden Insekten handelt es sich fast ausschließlich um sogenannte Allerweltsarten, z.B. werden solche Zuchtformen von Schmetterlingen als Raupenfutterpflanzen nicht angenommen). Die Anlage von Blumenwiesen mit standortfremden Ökotypen durch Unwissenheit läuft gut gemeinten Arten- bzw. Naturschutzbestrebungen sogar zuwider, weil einerseits Fläche für heimische Tier- und Pflanzenarten verloren geht, andererseits auch durch Einkreuzungen die an die heimischen Standortbedingungen angepaßten Ökotypen genetisch verändert werden können. REIF & NICKEL LBV 2002 München blüht 42 (2000) weisen auf die Gefährdung der genetischen Diversität hin und auf eine durch fehlerhafte Begrünungsmaßnahmen verursachte weitergehende Naturzerstörung. Die Verwendung von garantiert autochthonem Saatgut seriöser Wildpflanzenproduzenten beugt einer unbeabsichtigten Florenverfälschung vor, soweit nicht Heumulch20 oder Heudrusch21 von nahegelegenen Wildblumenwiesen zur Verfügung steht. Obwohl in Fachkreisen seit mehr als 5 Jahren bekannt sein müßte, daß billiges Saatgut unbekannter Herkunft für Landschaftrasen im öffentlichen Grün nicht verwendet werden sollte, fallen gerade einige Neuanlagen in München diesbezüglich negativ auf, beispielsweise an der Friedenspromenade und Mittelstreifen der Waldfriedhofstraße. Folgende Arten wurden dort als Kulturformen gefunden: Hopfenklee und Hornklee an unterschiedlichen Stellen; außerdem Kleine Bibernelle und Spitz-Wegerich (Friedenspromenade); Karthäuser-Nelke (Josephsburg) und Herbst-Zeitlose (Waldfriedhof neuer Teil; Waldfriedhofstraße). 1.4 Tierwelt Die meisten im Grünland lebenden Tierarten bzw. Tiergruppen besiedeln im zeitlichen Wechsel für bestimmte Entwicklungsstadien bzw. Lebensfunktionen unterschiedliche Teillebensräume (Habitate). Die Bindung von Tieren an einen bestimmten Lebensraum kann auf einer Nahrungsbeziehung, einer mikroklimatischen oder strukturellen Abhängigkeit basieren, wobei häufig eine Kombination dieser Faktoren für das Vorkommen von Gliederfüßern (Arthropoden) ausschlaggebend ist, welche mit ca. 90% aller Arten den Hauptanteil der Fauna stellen (QUINGER et al. 1994). Davon wiederum sind die Zweiflügler (Dipteren) mit der größten Artenvielfalt vertreten (BONESS 1953). In Anlehnung an die allgemeine Strukturbeschreibung von Grünland (Kap. 1.2) ist das Kapitel nach den horizontalen Schichten gegliedert. Dabei wird die Synökologie (Zusammenwirken von Standortfaktoren mit dem Lebenszyklus) einiger besonders lebensraumtypischer Arten(gruppen) näher beschrieben: 20 von einer artenreichen Wiese stammendes samenhaltiges Mähgut aus dem Mähgut von artenreichem Grünland ausgedroschenes, getrocknetes, ungereinigtes Saatgut mit hohem Anteil zerkleinerter Reste dürrer Stängel und Blätter 21 LBV 2002 München blüht 43 V: Tiere der Blütenschicht: 23 Schwebfliegen 22 Schmetterlinge 21 Fliegen 20 Wanzen 19 Bienen und Hummeln IV: Tiere der Krautschicht: 18 Heuschrecken 17 Blattläuse 16 Marienkäfer mit Larve III: Tiere an Bodenoberfläche und in der Streuschicht: H 17 cm 15 Laufkäfer 14 Ameisen 13 Asseln 12 Springschwänze 11 Milben II: Tiere im Boden: 10 Regenwurm 9 Tausendfüßler 8 Grille 7 Feldmaus 6 Maulwurf I: Mikroorganismen im Boden: 5 Bodenrädertierchen 4 Nematoden 3 Pilze 2 Algen 1 Bakterien Abb. 7: Schematische Gliederung der Wiesenfauna (aus HUBERT SCHMIDT 1988: 117) In der Kraut- und Blütenschicht überwiegen flugfähige Tierarten, während am Boden Lauf- und Klettertiere vorherrschen. Einzelne Strukturen insbesondere der Vegetation haben für Kleintierarten außer zur Nahrungsaufnahme noch weitere Habitatbedeutungen: So werden vorzugsweise Blütenknospen oder Blattachseln als Eiablageplatz in Anspruch genommen, einzeln hoch aufragende Sprosse bzw. Blütenstände als Rendezvous- bzw. Paarungsplatz; geschützte, gut besonnte Blätter als Aufwärmplatz; Blütenglocken oder die Unterseite ausreichend großer, konkav geformter Blätter als Übernachtungsplatz oder Regenschutz; Halme bzw. Stengel je nach Dicke als Verpuppungsplatz, Überwinterungsplatz oder von Radnetzspinnen als Befestigungsstange für das Netz. Einen Überblick über die Habitatbedeutung der Kraut- und Blütenschicht einer Wiese für Schmetterlinge und Radnetzspinnen gibt Abbildung 8: LBV 2002 München blüht 44 Abb. 8: Bedeutung der Kraut- und Blütenschicht einer Wiese als Habitat für Schmetterlinge und Radnetzspinnen (aus WOLF 1996: 43) 1.4.1 Fauna der Bodenschicht Nur die Bodenschicht (nicht die Bodenoberfläche bzw. Streuschicht) bleibt auch in Vielschnittrasen soweit ungestört, daß sich eine große Vielfalt an Mikroorganismen einstellt, welche vorwiegend den Detritus22 abbauen: Zahlreiche Bakterien unterschiedlicher Gattungen, z.B. Pseudomonas, 22 abgestorbene organische Substanz LBV 2002 München blüht 45 Clostridium, Azotobacter, Wurzelfüßer (Rhizopoden), Wimpertierchen (Ciliaten) und Geißeltiere (Flagellaten) sowie mehrzellige Rädertiere (Rotatorien) und Bärtierchen (Tardigraden) und die den flügellosen Urinsekten zugehörigen Springschwänze (Collembolen). In sehr hoher Individuenzahl treten die Fadenwürmer (Nematoden) auf, welche als Parasiten überwiegend an Pflanzenwurzeln saugen. Zu den saprophagen23 Bodentieren gehören auch die Tausendfüßer (Myriapoden) und Borstenwürmer (Anneliden) mit den Regenwürmern als wichtigster Artengruppe. Regenwürmer haben im Ökosystem „Grünland“ eine ökologische Schlüsselstellung. Je m2 leben annähernd 1000 Individuen mit einem Gewicht von 100 - 400 g, welche abgestorbene Pflanzenteile zusammen mit Erde und den darin enthaltenen Mikroorganismen fressen. Sie scheiden an der Bodenoberfläche nährstoffreiche Kothäufchen (Ton-Humuskomplexe) aus, je m2 jährlich mehrere hundert Gramm, und legen mit Schleim ausgekleidete Gangsysteme im Boden bis über 1 m Tiefe an, womit sie die Bodenstruktur wesentlich verbessern. Die Durchwurzelbarkeit und auch das oberirdische Wachstum der Gefäßpflanzen wird so erheblich gefördert. Auch viele andere Tiere profitieren von der Aktivität der Regenwürmer, wie folgende Abbildung 9 zeigt. Regenwürmer sind Nahrung vor allem für Vögel, Insektenfresser wie Spitzmäuse und Igel, und für Kröten. Im Oberboden leben vor allem die rotpigmentierten Gattungen Lumbricus und Dendrobaena. Abb. 9: Die ökologische Stellung der Regenwürmer (aus HUBERT SCHMIDT 1988: 158) 23 Detritus fressenden LBV 2002 München blüht 46 Einige Insektengruppen bzw. -familien verbringen ihr Larvenstadium im Boden und können auch in Vielschnittrasen vorkommen: Viele Zweiflüglerarten (Dipteren) und einige Käferfamilien, beispielsweise Engerlinge als Larven von Blatthornkäfern und Drahtwürmer als Larven von Schnellkäfern, welche beide Wurzeln fressen. Echte Bodentiere sind morphologisch und physiologisch an die besonderen standörtlichen Bedingungen unter der Erde angepaßt: Sie erscheinen wegen schwacher bis fehlender Pigmentierung bleich bis farblos und sind gegenüber Lichteinfall sehr empfindlich; sie ertragen nur geringe Temperaturschwankungen ohne -extreme und benötigen größtenteils eine gleichmäßig ziemlich hohe Feuchtigkeit. Gegenüber der oberirdischen Fauna zeichnet sich die Bodenfauna im allgemeinen durch eine geringere Mobilität aus. In besonderer Weise wie kein anderes Säugetier ist der Maulwurf (Talpa europaea) an die unterirdische Lebensweise im Grünland angepaßt. Der Insektenfresser kann sowohl in nicht allzu häufig gemähten Landschaftsrasen als auch in Blumenwiesen, Weiden und in Säumen vorkommen, wenn der Boden relativ feucht und krümelig, aber nicht grundwasserbeeinflußt ist. Er baut ausgedehnte Gangsysteme mit Röhren bis zu 5 cm Durchmesser und ein gut wärmeisoliertes Nest, wo jeweils eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit über 94% herrscht. Weil er seine Körpertemperatur kaum regulieren kann, erträgt er nur Umgebungstemperaturen zwischen +10° und +25° C, Kälte kann er in geringem Maß durch erhöhte Körperaktivität kompensieren (HUBERT SCHMIDT 1988). Den Erdaushub wirft er als Hügel an die Bodenoberfläche. Für die Aufrechterhaltung seines Stoffwechsels benötigt er täglich mehr als sein Körpergewicht an Nahrung, er frißt in erster Linie Regenwürmer, aber auch Gliederfüßer. Weil er den Boden nur selten verläßt, wird er nur ausnahmsweise von Greifvögeln, Eulen oder räuberisch lebenden Säugern erbeutet. Foto 14: Maulwurfhaufen in einer Magerwiese im südlichen Teil des Stadtparks Pasing (2.4.01). LBV 2002 München blüht 47 1.4.2 Tiere im Wechsel zwischen der Bodenschicht und der Bodenoberfläche Günstige Lebensbedingungen bieten dieser ökologischen Artengruppe nur selten, höchstens einmal jährlich gemähtes Grünland, Säume und Extensivweiden. In Vielschnittrasen findet man wegen der häufigen Störungen nur wenige, vorwiegend unauffällige Vertreter, abgesehen von Mäusen und Kaninchen. Vom Maulwurf gegrabene, nicht mehr bewohnte Gänge werden häufig sekundär von Mäusen besiedelt. Vor allem die den Wühlmäusen zugehörige Feldmaus (Microtus arvalis) kann die Biozönose einer Wiese erheblich beeinflussen. Weil eine Feldmauspopulation in mehrjähriger Sequenz innerhalb kurzer Zeit sehr schnell anwachsen kann, kann zeitweilig eine sehr hohe Individuendichte auftreten. Ungemähte Wiesen mit reichlich Deckungsmöglichkeiten in der Streuschicht begünstigen eine individuenreiche Feldmauspopulation (BURRI, mdl.; s. Foto 14). Durch Streßfaktoren und Krankheiten, nicht aber ursächlich durch die zahlreichen Freßfeinde (viele Vogelarten und Säugetiere) bricht eine Massenpopulation innerhalb weniger Wochen wieder zusammen. Foto 15: Feldmaushabitat in Fettwiese mit abgeweideten Gängen und Aufwuchs großblättriger Wildkräuter am Nordhang des Großen Olympiabergs (4.4.01) LBV 2002 München blüht 48 Die Vegetationsdecke kann durch das Freßverhalten von Feldmäusen folgendermaßen beeinflußt werden: Stellenweise Auflockerung und Düngung des Bodens; Selektiver Fraß vermindert Weißklee und Deutsches Weidelgras, begünstigt Wolliges Honiggras, Knöterich- und Hohlzahnarten. Entblößung des Bodens durch Fraß; auf den Kahlstellen siedeln sich vorwiegend Ruderalpflanzen wie Ampfer- und Knötericharten, Brennessel, Hohlzahn und Gänsedistel, aber auch einige charakteristische Wiesenarten wie Schafgarbe und Arznei- Schlüsselblume (BURRI 2001, mdl.) an. Durch die Vorratshaltung in den Mauslöchern werden außerdem gezielt Samen oder Wurzelteile von Wildkräutern verbreitet, von denen einige wie z.B. Hahnenfußarten, Distelarten (insbesondere die ausläuferbildende Acker-Kratzdistel) und die Kriechende Quecke (Elymus repens) ausdauernde, dichte Bestände bilden können (TISCHLER 1965). Unter der Deckung solcher dichtbeblätterter Arten sind Feldmäuse an der Bodenoberfläche besser vor Freßfeinden geschützt. Mauslöcher werden auch von einigen Insektenarten mitbewohnt, z.B. von Laufkäfern, Trauermücken und manchen Fliegenfamilien. In der Nachfolge können in Bodenhöhlungen nistende Hummelarten dort auch Staaten gründen (HUBERT SCHMIDT 1988; zu Hummeln s. Abschnitt über Tiere der Blütenschicht). Während der letzten beiden Jahrzehnte haben die in Kolonien lebenden Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) manche leicht bis stark hügelige Parkanlagen Münchens „erobert“, z.B. den Finanzgarten, Olympiapark und Westpark, und sind dort regelmäßig anzutreffen. Als Behausung legt es an hängigem Gelände befindliche tiefreichende Röhren mit unterirdischer Höhlung an. Foto 16: Kaninchenbau in ruderalisiertem Vielschnittrasen am Rosengarten-Hügel im Westteil des Westparks am 23.7.01 LBV 2002 München blüht 49 Durch seine WühItätigkeit und Äsung beeinflussen Kaninchen die Vegetationsdecke in ähnlicher Weise wie Feldmäuse. Am Rosengartenhügel im Westpark, der als Liegerasen ziemlich häufig gemäht wird, kommen unter dem Einfluß von Kaninchen nahezu nur oberirdisch kriechende Arten vor, nämlich Gundermann, Kriechendes Fingerkraut und die verwilderte, noch nicht eingebürgerte Indische Erdbeere (Duchesnea indica), jeweils mit hoher Deckung (s. Foto 16). Ameisen (Formiciden) können ebenfalls die Grünlandvegetation deutlich beeinflussen: die bis über 10 cm hoch aufgeworfenen Ameisenhügel z.B. der Gelben Wegameise (Lasius flavus) stellen wochen- bis monatelang besonders trockene und warme Mikrostandorte in Wiesen oder Weiden dar. Infolge der Lockerung und Durchmischung des Bodens wird einerseits der Nährstoffhaushalt verbessert, andererseits die Austrocknung beschleunigt. Der oben sehr schüttere Bewuchs wird zum Fuß der Hügel dichter. Typische pflanzliche Besiedler sind niederwüchsige, oft kurzlebige Arten wie Frühlings-Hungerblümchen oder Sandkraut, aber auch Schaf-Schwingel und Thymian. Der Aufbauphase, während der der Hügel mit seinem bevorzugten Wärmehaushalt als Nest genutzt wird, kann eine Phase des natürlichen Zusammenbruchs folgen, in welcher Gräser wieder an Deckung zunehmen und die Bodenfeuchtigkeit sich erhöht (SCHWABE-BRAUN 1980). Die meisten Ameisenarten - außer der Gelben Wegameise sind z.B. Schwarze Wegameise (Lasius niger) und die Rasenameise (Tetramorium caespitosum) häufig in städtischen Grünflächen angesiedelt - leben in Symbiose mit Wurzel-, Blatt- und Schildläusen, deren zuckerhaltige Ausscheidungen sie bevorzugt aufnehmen. Die Schwarze Wegameise legt oft sandige Schutzhüllen um Blattlauskolonien an, die vom Boden weg 10-20 cm hoch an Stängel hinaufreichen können. Durch ihre Sammeltätigkeit verschleppen Ameisen Samen zahlreicher Pflanzenarten, vorzugsweise solche mit Elaiosomen24 wie z.B. Veilchenarten, und tragen so zu deren Ausbreitung bei. Die faunistische Besiedelung des Oberbodens und auch der Bodenoberfläche hängt sowohl von der Dichte des Vegetationsbewuchses ab, welche die Besonnung und damit die Bodentemperatur beeinflußt, als auch von der Bodenart, ob das Substrat eher grobkörnig-sandig oder bindig, also lehmig-tonig ist. Wärmebedürftige und feuchtigkeitsmeidende Arten sind an sandig-kiesige, durchlässige Böden gebunden, während manche bodennistende Hautflüglerarten zur Anlage ihrer Brutröhre bindiges Substrat benötigen. Eine schüttere, niederwüchsige Vegetationsdecke, welche eine gute Erwärmung der Bodenoberfläche ermöglicht, ziehen die meisten Gliederfüßer einem mastigen, hochwüchsigen Bestand vor. Viele Landschneckenarten bevorzugen dagegen als feuchtigkeitsbedürftige Tiergruppe eher dichten Vegetationsbewuchs. 1.4.3 Tiere der Bodenoberfläche und Streuschicht Hier halten sich in großer Zahl feuchtigkeitsbedürftige, wenig mobile Destruenten auf, welche von abgestorbener organischer Substanz leben. Vor allem nachts und bei Regenwetter aktiv sind Springschwänze (Collembolen), die den Krebstieren zugehörigen Asseln (Isopoden), Milben (Acarinen) und viele Landschneckenarten (Gastropoden). Besonders häufig im Grünland sind Bänderschnecken zu beobachten, insbesondere vertreten durch die Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis), daneben auch Schnirkelschnecken (Helix spec.) und andere Gattungen. Das Vorkommen von Landschnecken ist an einigermaßen kalkreiche Böden gebunden, da Kalk für ihren Gehäuseaufbau erforderlich ist. Weniger häufig in der bodenahen Streuschicht sind Hundertfüßer (Chilopoden) und Doppelfüßer (Diplopoden). Hinzu kommen vorwiegend nicht flugfähige, epigäische25 Räuber, welche aber schnell laufen können: Laufkäfer (Carabiden), Kurzflügelkäfer (Staphyliniden) und Jagdspinnen (Arachniden) sowie Weberknechte (Opiliones), welche beide keinerlei Fangnetze bauen, jeweils mit wenigen Arten, aber in hoher Individuenzahl. Eine zumindest leicht verfilzte Bodenvegetation und 24 25 fett-,öl- oder zuckerhaltige Anhängsel auf der Bodenoberfläche LBV 2002 München blüht 50 nicht zu tief abgeschnittene Pflanzenstängel sind als Überwinterungsorte für verschiedene Entwicklungsstadien von Spinnentieren wichtig (STEIDL & RINGLER 1996). Die Käfer (Coleopteren) sind an der Bodenoberfläche im Grünland mit dem größten Gewichtsanteil vertreten. Vorwiegend nachts nutzen auch der sich von Kleintieren, u.a. Schnecken und Regenwürmern ernährende Igel und der Fuchs Wiesen als Jagdrevier. Die Anzahl der „Stadt- Füchse“, die z.B. im Waldfriedhof leben, hat sich innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als verdoppelt (Berichte Münchner Tageszeitungen 1999 und 2000). 1.4.4 Tiere der Krautschicht Eine als Tierlebensraum relevante Krautschicht ist nur in den Hochstandsphasen von Blumenrasen (relativ kurzzeitig), Blumenwiesen und in Säumen (monatelang) ausgebildet. In erster Linie bestimmt das vorhandene Spektrum an Wirtspflanzen für die phytophagen (pflanzenfressenden) Kleintiere die gesamte Zoozönose26. Ungefähr 20% aller mitteleuropäischen Tierarten ist existenziell unmittelbar auf lebende pflanzliche Nahrung angewiesen (Blütenbesucher nicht eingerechnet), ein geringer Teil davon ernährt sich nur von einer oder wenigen Pflanzenarten (Mono- bzw. Oligophagie). Zunächst bestimmen die Standortfaktoren, ob eine bestimmte Wirtspflanze im Grünland überhaupt gedeiht. Dann entscheidet das Mikroklima (z.B. Besonnung, Windschutz) und die Konzentration der Inhaltsstoffe in einer Wirtspflanze, ob diese tatsächlich als Nahrungspflanze, z.B. als Eiablageplatz von Insekten angenommen wird (QUINGER et al. 1994). Eine erfolgreiche Fortpflanzung hängt schließlich von der interspezifischen Konkurrenz mit räuberisch oder parasitär lebenden Tierarten und der Pflege der Grünfläche ab, denn innerhalb eines kurzen Mähintervalls von weniger als zwei Monaten können die wenigsten Gliederfüßer ihren Entwicklungszyklus bis zum adulten Stadium abschließen. Nach der Ernährungsweise bzw. der Hierarchie in der Nahrungskette lassen sich folgende vorwiegend in der Krautschicht lebenden Kleintiergruppen unterscheiden: Minierer: Eine Vielzahl von Zweiflüglern (Dipteren) lebt im Larvenstadium innerhalb von Pflanzen (endophytisch), sie fressen in Blättern oder Halmen kleine Gänge, die entsprechend dem Dickenwachstum der Larve nach jeder Häutung einen etwas größeren Durchmesser erhalten. Blattfresser: Mit beißenden Mundwerkzeugen befressen beispielsweise folgende Artengruppen jeweils frisch ausgetriebene, noch weiche Blätter und Sprosse: Raupen von Tag- und Nachtfaltern (Macrolepidoptera), Blattkäfer (Chrysomeliden) als Larven und Imagines (von beiden Artengruppen gibt es relativ viele mono- und oligophage Arten), viele Rüsselkäfer (Curculioniden), Imagines mancher Blatthornkäfer (Scarabaeiden), Larven mancher Bockkäfer (Cerambyciden), alle Arten der Kurzfühlerschrecken (Acrididen, vor allem Gräser) und Nacktschnecken (Weg- und Ackerschnecken), welche zeitweilig durch selektiven Fraß die Artenvielfalt von Blumenwiesen etwas reduzieren können (WOLF 1996). Sauger: Als besonders individuenreich auftretende Artengruppe können die kolonienbildenden, vorwiegend monophagen Blattläuse (Aphidinen) manche Triebe von Wiesenkräutern (insbesondere Doldenblütler, Margerite und Wiesen-Flockenblume) vollständig bedecken; sie scheiden einen Großteil des zuckerhaltigen Pflanzensafts wieder als Honigtau aus, der besonders von Ameisen und Bienen aufgenommen bzw. gesammelt wird. Von ca. 30 in Wiesen vorkommenden Blattlausarten sind 20 streng an eine bestimmte Wirtspflanze gebunden. Weil die meisten Blattlausarten nach der Mahd nicht auf die verbliebenen Stümpfe der Wiesenpflanzen ausweichen können, andererseits sich auch ungeschlechtlich explosionsartig vermehren können, 26 Lebensgemeinschaft aller Tiere LBV 2002 München blüht 51 sind extreme Schwankungen ihrer Populationsgröße zu beobachen. Zum Überwintern suchen Blattläuse Gehölze auf (HUBERT SCHMIDT 1988). Ziemlich artenreich ist die Gruppe der phytophagen Landwanzen (Gymnoceraten) und Zikaden (Cicadinen) vertreten. Wanzen weisen eine ungewöhnliche Diversität an Lebensstrategien auf, nicht wenige Arten saugen an noch unreifen Samen (QUINGER et al. 1994). Von der Gruppe der Baumwanzen (Pentatomiden) fallen besonders einige große Vertreter auf, z.B. die rot-schwarz gestreiften Streifenwanzen (Graphosoma italicum) an Doldenblütlern und die relativ gut getarnten, u.a. an hochwüchsigen Kräutern saugenden Grünen Stinkwanzen (Palomena spec.); anderen Landwanzen-Familien gehören an z.B. die Saumwanze (Coreus marginatus) an Ampferarten und die verbreiteten Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus). Unter den Zikaden fallen in Wiesen vor allem die Schaumzikaden (Philaenus spumarius) auf, welche im Larvenstadium an Stengeln leben und sich zu ihrem Schutz mit einer seifig- schaumigen Schicht („Kuckucksspeichel“) umhüllen. Andere saugende Insektenarten unterschiedlicher Familien, insbesondere aber von Zweiflüglern, regen durch Injektion eines Sekrets ihre Wirtspflanze zur Bildung einer sogenannten Galle an, eine auffallende verholzende Aufweitung des Sprosses meist unterhalb des Blütenstands, wo die Larven vor Freßfeinden gut geschützt sind. Beispiele sind die Distel-Bohrfliege an Distelarten und die Gallmücke Jaapiella veronicae an Ehrenpreisarten (PRETSCHER & KLEINERT 1998). Die eben angesprochenen Primärkonsumenten, also die reinen Pflanzenfresser (Phytophagen) verzehren rund 10% des Aufwuchses (WITT & DITTRICH 1996). Eine gemischte Ernährungsweise aus Pflanzen und kleinen, weichhäutigen Insekten haben die meisten im Grünland lebenden Laubheuschreckenarten (Tettigoniiden), z.B. Roesels Beißschrecke und Grünes Heupferd (BELLMANN 1985), aber auch viele Wespenarten. Ausschließlich räuberisch in allen Entwicklungsstadien, als Konsumenten zweiter oder dritter Ordnung leben z.B. Raubwanzen (Nabiden), Marienkäfer (Coccinelliden) und die zu den Netzflüglern gehörenden Florfliegen. Spinnen (Arachniden) nehmen vor allem im Spätsommer einen beachtlichen Gewichtsanteil an der gesamten Wiesenfauna ein. Am auffälligsten sind die Radnetzspinnen, welche zur Anlage ihres Fangnetzes im Spätsommer noch langgrasige Wiesen bzw. ungemähte Säume benötigen. Dazu gehören die recht häufige Kreuzspinne (Araneus diadematus) und die Wespenspinne, welche eine Vielzahl fliegender Insektenarten bis zur Größe von Tagfaltern und Grashüpfern erbeuten. Die Kugelspinne (Theridion ovatum) kommt dagegen in mehrschürigem Grünland mit eher niederer, nicht zu dichter Vegetation vor, wo sie bodennahe Fangfäden anlegt. Sie ernährt sich hauptsächlich von Ameisen und legt ihr Nest in zusammengerollten Blättern an. Baldachinspinnen (Linyphiiden) vermögen sich rasch über weite Entfernungen auszubreiten, indem sie im Juvenilstadium einen seidenen Faden spinnen, an dem sie vom Wind in die Höhe getrieben und weit verfrachtet werden können (GILBERT 1994). Sie gehören daher zu den Erstbesiedlern neu angelegter Grünflächen. Die Jungspinnen vieler Arten schlüpfen in Eikokons, welche zwischen Grashalmen festgesponnen ist, und verbringen dort den Winter (PRETSCHER & KLEINERT 1998). Nur im Larvenstadium als Räuber unterwegs sind Raubfliegen (Asiliden), Schwebfliegen und Blattwespen (Tenthrediniden); nur als Imagines zahlreiche andere Wespenarten, manche Kurzflügel- und Schnellkäfer (Staphyliniden und Elateriden). Als ein auch für den Menschen gefährlicher Parasit ist der als Zecke bekannte Holzbock (Ixodes ricinus) zu erwähnen, welcher an Säugetieren während seiner Entwicklung bis zu dreimal Blut saugt und dabei Krankheitserreger übertragen kann. Andere Milbenarten leben parasitär beispielsweise in den Nestern von Stechimmen, Schlupfwespen (Ichneumoniden) legen ihre Eier in Raupen, die von den schlüpfenden Larven innerlich aufgefressen werden (Parasitoismus). 1.4.5 Tiere der Blütenschicht LBV 2002 München blüht 52 Vor allem nektarsaugende und pollenfressende Insektenarten, Samenfresser, aber auch räuberisch lebende Gliederfüßer bevölkern den Blütenhorizont, die meisten Tiergruppen halten sich dort aber nur zeitweise auf. In erster Linie besuchen Bienen (Apoiden) Blüten zur Nahrungsaufnahme für sich und ihre Brut, außer der Honigbiene zahlreiche Wildbienenarten, von denen viele auf eine oder wenige Pflanzenarten spezialisiert sind (oligolektische Arten), und über ein Dutzend Hummelarten. Aber auch Schwebfliegen (Syrphiden) und viele Tag- und Nachtfalterarten nehmen Blütennektar als Nahrung auf. Die einzelnen Arten bzw. Artengruppen besuchen Blütentypen mit bestimmtem Aufbau, wobei Hummeln und vor allem Schmetterlinge wegen ihres langen Rüssels auch an Blüten mit langer Röhre saugen können. Bei ihren Blütenbesuchen übertragen die genannten Artengruppen auch Pollen und bestäuben so die Blüten. Hautflügler sammeln neben Nektar auch den eiweißreichen Pollen für ihre Brut, zu einem Großteil von Pollen ernähren sich Pflanzenwespen und manche Käferarten, z.B. der Bockkäfer (Cerambyciden), Glanz- und Weichkäfer (Canthariden) sowie Rosenkäfer (Cetonia spec.). Zu den Samenfressern gehören viele minierende Käferlarven und Kleinschmetterlingsraupen, auch Ameisen und schließlich Singvögel wie Stieglitz, Grünfink, Hänfling und Goldammer, welche auf im Herbst noch ungemähten Säumen reichlich Nahrung finden. In ausreichend großen Einzelblüten oder in Blütenständen z.B. der Korbblütler lauern Imagines von Raubfliegen, Raubwanzen und auch die in gelben bis weißlichen Blütenständen farblich gut getarnten Krabbenspinnen (Misumena vatia) auf Beute, nämlich nektar- und pollensammelnde Insekten geringer und mittlere Größe. Alle blütenbesuchenden Arten werden von Libellen und Singvögeln gejagt. 1.4.6 Zeitliche Dynamik der Wiesenfauna In der zeitlichen Abfolge lassen sich bei vielen Tierarten charakteristische Wanderbewegungen beobachten, einerseits jahreszeitliche bzw. entwicklungsbedingte, andererseits auch tageszeitliche Wanderungen. Zu den entwicklungsbedingten gehören z.B.: Aufsteigen von frisch geschlüpften Bodenspinnen und Milben zur Blütenschicht, wo sie vom Wind oder von Insekten verbreitet werden. Im Boden oder der Streuschicht sich entwickelnde Insektenlarven bevölkern als Imagines die Krautschicht, z.B. viele Fliegen- und Mückenarten, Schnell-, Weich- und Rüsselkäfer, manche Nachtfalterarten. Überwinterung von Imagines, z.B. der Marienkäfer, bzw. von Puppen der Widderchen (Zygaeniden) im Oberboden. Raupen vieler Tagfalterarten leben phytophag in der Krautschicht, die Imagines sitzen und fliegen in der Blütenschicht. Durch diesen „Schichtwechsel“ sind typische, relativ wenig mobile Gliederfüßerarten des Grünlands in den Mahdrhythmus von Wiesen eingepaßt. Blattfresser und Minierer finden vor allem am noch jungen Aufwuchs im Anschluß an eine Mahd eine ideales Nahrungshabitat, während Blütenbesucher und räuberisch lebende Arten erst mit mehrwöchiger Verzögerung ihr Entwicklungsoptimum erreichen. Die größte Individuendichte und Artenvielfalt an Gliederfüßern stellt sich im Spätsommer ein, bei zweischürigen Wiesen während des zweiten Hochstands, wenn Heuschrecken, Zikaden und Radnetzspinnen ihre adulte Phase erreicht haben (HUBERT SCHMIDT 1988). Säuger und Vögel suchen im Grünland ganzjährig nach Nahrung, Greif- und Singvögel nur tagsüber, räuberisch lebende Säuger und Eulen fast ausschließlich nachts. Die tageszeitlichen Wanderbewegungen variieren in Abhängigkeit von Jahreszeit und Witterung, sie hängen vor allem von den Bedürfnissen einzelner Tierarten nach Wärme, Schutz und Art ihrer LBV 2002 München blüht Nahrungsaufnahme ab. BONESS (1953) gibt einen Überblick charakteristischer Tiergruppen an einem warmem Sommertag: 53 über die Aktivitätszeiten Abb. 10: Aktivitätszeiten von Tieren in einer Wiese im Tagesverlauf bei warmem Sommerwetter (aus HUBERT SCHMIDT 1988: 119) Bereits am Morgen erscheinen Fliegen und Hummeln, im Lauf des Vormittags beginnen erst Tagfalter zu fliegen und Zikaden zu singen und zu springen, später dann auch Heuschrecken. Erst gegen Mittag suchen Schwebfliegen und zahlreiche Wildbienenarten Blüten auf, die meisten flugfähigen Käfer werden gar erst ab dem frühen Nachmittag aktiv. Am Abend, spätestens bei Sonnenuntergang ziehen sich die tagaktiven Insekten zu ihren Schlafplätzen zurück und es beginnen Mücken und Nachtfalter zu fliegen. Erst wenn durch den Tau die Kraut- bzw. Streuschicht feucht geworden ist, erscheinen Schnecken, streuzersetzende Gliedertiere und manchmal auch Regenwürmer an der Bodenoberfläche, und Amphibien durchstreifen die Wiese. Auch Laufkäfer, Bodenspinnen und Igel gehen ab der Dämmerung auf Beutezug, Mäuse halten sich häufiger als tagsüber an der Bodenoberfläche auf. Vorwiegend in der Dunkelheit fressen die Raupen vieler Tagfalterarten und Blattkäferarten an ihren Futterpflanzen. 1.4.7 Für bestimmte Grünlandtypen bzw. Nutzungsphasen charakteristische Tierarten 1.4.7.1 Tierwelt von Vielschnittrasen Vielschnittrasen zeichnen sich durch Strukturarmut und Gleichförmigkeit aus. Häufige Pflegeeingriffe wie Walzen, Vertikutieren und zahlreiche Schnitte mit Mähfahrzeugen wirken der Entstehung eines Mikroreliefs entgegen. Die niedere Vegetationsdecke ohne schützende Blattüberschirmung gibt LBV 2002 München blüht 54 kaum Deckung vor Witterungseinflüssen oder Freßfeinden. Daher findet man auf Vielschnittrasen nur ein geringes Artenspektrum vorwiegend aus den in Kap. 1.4.1 genannten Bodentieren. Fast alle anderen, in Siedlungsräumen häufige Tierarten suchen die Flächen nur als Teillebensraum, insbesondere zur Nahrungsaufnahme auf. Einzelne Königinnen von Erdhummeln trifft man im Frühjahr z.B. an Blüten von Ehrenpreis-Arten und an Wiesen-Löwenzahn an, Honigbienen besuchen Rasen zur Weißkleeblüte im Juni oft in großer Zahl. Echte Mäuse und Feldmäuse halten sich dort nur vorübergehend zur Nahrungssuche (z.B. frische Triebe und Wurzeln) auf, da ihre Bauten aufgrund der Strukturarmut nicht ausreichend geschützt wären. Von den Singvögeln kann man regelmäßig Amseln und Stare, gelegentlich auch Sing- und Wacholderdrosseln bei der Nahrungsaufnahme von bodenbewohnenden Tieren, insbesondere Regenwürmer und Insektenlarven beobachten, Kohlmeisen, Bachstelzen und Rotkehlchen ernähren sich vor allem von in der Kraut- und Streuschicht lebenden Insekten (AID 1996), örtlich halten sich auf kurzgemähten städtischen Grünflächen auch Haustauben auf. Rabenkrähen stellen sich vor allem im Winterhalbjahr, oft in Schwärmen ein. Stellenweise können Nacktschnecken in großer Individuendichte feuchte Rasenflächen nachts und am Morgen oder bei Regenwetter bevölkern, die sich im Gegensatz zu Gehäuseschnecken nicht nur von abgestorbener organischer Substanz, sondern auch von großblättrigen Kräutern bzw. Hochstauden ernähren. Dazu gehören die braune Ackerschnecke (Deroceras agreste) und die Braune und Schwarze Wegschnecke (Arion subfuscus et empiricorum). Eine charakteristische Lebensgemeinschaft von Fliegen stellt sich auf den allerorts verbreiteten Kothaufen von Hunden ein. Untersuchungen dazu liegen aus England vor, gesammelt von GILBERT (1994): Neben den besonders häufigen Stubenfliegen (Musca domestica) besuchen regelmäßig Blaue Fleischfliegen (Calliphora vicina), Fleischfliegen (Sarcophaga spec.) und Goldfliegen (Lucilia sericata) die Hundekothaufen. Ein Teil nutzt die Fäkalien nur als Nahrungsquelle, während die Mehrzahl der Fliegen ihre Eier darin ablegen. Der Entwicklungserfolg der Maden ist dabei in feuchtem Kot besser als in trockenem. Letzlich zersetzt werden die Hundekothaufen durch sich entwickelnde Pilz- und Bakterienrasen. 1.4.7.2 Tierwelt von Blumenwiesen Bereits in Blumenrasen ist in der Krautschicht zeitweilig eine gewisse Artenvielfalt anzutreffen, vor allem zieht aber der zeitweilig ausgebildete Blütenhorizont blütenbesuchende Insekten in weit größerer Arten- und Individuenzahl zur Nahrungsaufnahme an. Eine umfassende Entwicklungsmöglichkeit für eine vielfältige Tierwelt ist aber nur in höchstens zweischürigen, möglichst strukturreichen Blumenwiesen in Kontakt zu im Sommer ungemähten Gras- und Krautsäumen gegeben. Störungsempfindliche Tierarten mit großen Arealansprüchen wie wiesenbrütende Vogelarten wird man auch in großflächigen Wiesen städtischer Parkanlagen vor allem wegen freilaufender Hunde, aber auch der zahlreichen Passanten, vergeblich suchen. Wenn das Umfeld von Grünland in ausreichend großen städtischen Parkanlagen als Fortpflanzungslebensraum geeignet ist, halten sich im Schutz des Hochstands von Gräsern und Kräutern nicht allzu dichtwüchsiger Mager- bis Halbfettwiesen manchmal Berg- oder ZaunEidechsen (Lacerta vivipara et agilis), Grasfrösche (Rana temporaria) und Erdkröten (Bufo bufo) am Boden auf. Erdkröten durchstreifen auch kleinere Wiesenflächen und Säume bei ihren nächtlichen Ausflügen, um Schnecken und am Boden lebende Insektenarten zu erbeuten. Zweischürige Blumenwiesen sind zwar für die Imagines von Schmetterlingen ein geeignetes Aufenthalts- und Nahrungshabitat, als Fortpflanzungshabitat sind sie nur für einen geringen Anteil der Tagfalterarten geeignet (vgl. z.B. GILBERT 1994; WEIDEMANN 1995). Bereits blütenreiche Inseln ab 100 m2 können am Stadtrand zeitweilig Tagfalter zum Nektarsaugen anlocken (EVERS LBV 2002 München blüht 55 1999). Verhältnismäßig häufig in städtischen Parkanlagen und Grünstreifen anzutreffen sind neben den weit verbreiteten Arten Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae), Kleiner Fuchs (Aglais urticae) und Tagpfauenauge (Inachis io), der Zitronenfalter (Gonopteryx rhamni) im Frühjahr, HauhechelBläuling (Polyommatus icarus), Rostfarbiger Dickkopffalter (Ochlodes venata), Kleines Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus), Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), seltener der Aurorafalter (Anthocharis cardamines), Frühlings-Mohrenfalter (Erebia medusa), Schornsteinfeger (Aphantopus hyperanthus), Braunkolbige Braundickkopffalter (Thymelicus sylvestris) oder Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Bedeutsame, relativ verbreitete Raupenfutterpflanzen für Tagfalter sind Süßgräser, Ampferarten, Wiesen-Schaumkraut, Roter Wiesenklee und Hornklee sowie weitere Schmetterlingsblütler. Einen wirksamen Beitrag zum Schutz gefährdeter Tagfalterarten leisten kann nur ein großräumiger Lebensraumkomplex aus einschürigen Magerwiesen oder Magerrasen, die teilweise bereits im Hochsommer gemäht oder beweidet werden, und relativ mageren, nicht alljährlich im Herbst gemähten Gehölzsäumen, wie er in gestalteten Grünanlagen kaum je vorzufinden ist. Auch auf Grünland verbreitet, aber weniger auffällig sind einige Nachtfalterarten(gruppen), welche nicht auf eine bestimmte Raupenfutterpflanze spezialisiert sind. GILBERT (1994) nennt die tagaktive Gamma-Eule (Autographa gamma), aus der Gruppe der Bandeulen Hausmutter (Noctua pronuba), Noctua comes et janthina und weitere Vertreter nachtaktiver Eulen. Die auf städtischen Grünflächen verbreiteten Hummelarten ähneln sich in ihrer Lebensweise. Unterschiede gibt es bei der Flugzeit, der Auswahl der aufgesuchten Pflanzenarten und der Größe der Völker. Am häufigsten ist wohl die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), deren Königin sich bereits ab Mitte März auf Nahrungs- und Nestsuche begibt, und die bis Oktober fliegt. Als Nektarund Pollenspender dienen insgesamt über 260 Wildpflanzenarten und 22 Kulturpflanzen (WITT & DITTRICH 1996), bevorzugt werden Lerchensporn, Taubnesseln und Flockenblumen besucht. Die in verlassenen Mäusenestern gegründeten Völker können bis ca. 500 Individuen umfassen. Weitere verbreitete Hummelarten, die hauptsächlich in verlassenen Erdbauten von Säugern oder unter Grasbüscheln nisten, sind: Wiesenhummel (Bombus pratorum): relativ kleine Völker nicht über 100 Individuen; Flugzeit nur bis Ende Juli; besucht 136 Pflanzenarten, darunter viele Wiesenblumen. Steinhummel (Pyrobombus lapidarius): Nistet auch in Mauerspalten; Flugzeit von Anfang April bis Ende September, besucht Blüten von mehr als 240 Pflanzenarten, vor allem an Gehölzsäumen zu beobachten. Ackerhummel (Megabombus pascuorum): Flugzeit während gesamter Vegetationsperiode, Blütenbesuch bei über 250 Wildpflanzenarten Gartenhummel (Megabombus hortorum): Flugzeit von Mitte April bis Ende Juli, besucht ca. 210 Pflanzenarten, Aufenthalt vor allem an Gehölzsäumen. Im Gegensatz zu Bienen können Hummeln auch bei feucht-kühler Witterung aktiv sein und sichern deshalb auch bei niedrigen Temperaturen die Bestäubung vieler Pflanzenarten (von HAGEN 1985) Besonders auffällig durch ihren Gesang und ihre Fortbewegungsweise sind Heuschrecken (Saltatorien). Nach einem mehrmonatigen Larvalstadium im Frühjahr, dessen Lebensweise sich vom Adultstadium kaum unterscheidet, treten die geflügelten Imagines ab dem Sommer (Ende Juni bis Mitte Juli) in Erscheinung und fehlen in kaum einem Blumenrasen oder einer Wiese. Für das Vorkommen aller nicht allgemein verbreiteten Heuschreckenarten spielt wie bei kaum einer anderen Tiergruppe die Strukturvielfalt ihres Habitats eine Rolle (STEIDL & RINGLER 1996). Zahlreich verzufinden sind gewöhnlich die Kurzfühler- oder Feldheuschrecken mit dem Gewöhnlichen Grashüpfer (Chorthippus parallelus), oft auch dem Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus), welche an warmen Sommertagen die Geräuschkulisse von Grünland bestimmen können. Selbst in Verkehrsinseln und schmalen Wiesenstreifen sind diese Arten gelegentlich anzutreffen. In stellenweise eher schütter bewachsenen Magerwiesen findet man zerstreut den Braunen Grashüpfer (Chorthippus brunneus), in Parkanlagen eher selten den Heide- LBV 2002 München blüht 56 Grashüpfer (Stenobothrus lineatus) oder die kleine Goldschrecke (Chrysochraon brachyptera). In einem sehr lückigen, neu angelegten Trockenrasen auf Kies-Rohboden im Zamilapark konnte vom Bearbeiter sogar die stark gefährdete Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) nachgewiesen werden. Langfühler- oder Laubheuschrecken sind in städtischen Blumenwiesen hauptsächlich mit zwei Arten vertreten: Der Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeseli), welche hauptsächlich an und von Gräsern lebt; ferner dem vorwiegend räuberisch lebenden Grünen Heupferd (Tettigonia viridissima), der größten heimischen Heuschrecke, deren Larvalstadium mindestens eineinhalb Jahre, teils aber noch länger dauert; das Heupferd kann sich mit seinem Gesang bei warmer Witterung lautstark bis Mitternacht bemerkbar machen (BELLMANN 1985). Von den Schwebfliegen (Syrphiden) besuchen zahlreiche Arten unterschiedlicher Größe und Form vielerlei Blüten zur Nahrungsaufnahme, bevorzugt werden Dolden- und Korbblütler. Manche Arten wie die häufige Episyrphus balteatus saugen Nektar im Schwirrflug. Generell sind Schwebfliegen kunstvolle Flieger und eine sehr mobile Artengruppe, die in der Lage ist, kurzfristig ein hohes Blütenangebot einer bestimmten Fläche zu nutzen, weitab von ihrem Larvalhabitat. Die Entwicklung vollzieht sich sehr unterschiedlich, keineswegs bei allen Arten im Grünland. Die Larven leben teils parasitär auf lebenden oder auch toten Hautflüglerlarven, teils von Blattläusen oder auch räuberisch in Dunghaufen oder im Wasser, teils auch als Minierer (GILBERT 1994). Nach der Mahd von Wiesen im Umkreis mehrerer hundert Meter von Stillgewässern, z.B. im Waldfriedhof neuer Teil, im neuen Südfriedhof oder in Blutenburg stellen sich im Spätsommer zeitweilig Graugänse (Anser anser) und Enten zum Abweiden ein, die man bis zum Frühjahr dort in kleinen Gruppen beobachten kann (s. Foto 17). Foto 17: Auf winterlicher Wiese weidende Graugänse im Neuen Südfriedhof am 1.1.01 LBV 2002 1.4.7.3 München blüht 57 Tier-Lebensgemeinschaften von Weiden Die sich durch eine bemerkenswerte Strukturvielfalt auszeichnenden extensiv genutzten Weideflächen beherbergen gewöhnlich eine größere Artenzahl als Mähwiesen. Eine besondere Bedeutung kommt ihnen beispielsweise für die Insektengruppe der Stechimmen (Hymenoptera aculeata) und für netzbauende Spinnen zu. Bereichsweise stehenbleibende Halme und verholzende Stengel in nicht zu weitem Abstand ermöglicht z.B. den Radnetzspinnen günstige Anbringungsmöglichkeiten ihrer Fangnetze in ziemlich hoher Dichte (vgl. Abb. 8). Ausreichend Beute ist z.B. durch blütenbesuchende Insekten gewährleistet, die das stete Blütenangebot nutzen (SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Für das Vorkommen der solitär lebenden Wildbienen (Apoiden) ist vor allem das Angebot an Nistmöglichkeiten entscheidend. Die Mehrzahl der im Grünland anzutreffenden Wildbienenarten, z.B. Vertreter der artenreichen Gattung Andrena (Sandbienen) und Halictus-Arten (Furchenbienen) nisten im Erdboden vorzugsweise an durch Tritteinwirkung vegetationsarmen sonnigen Stellen, teils in selbstgegrabenen, bis 15 cm tiefen Brutröhren, teils in bereits zusammenfallenden Maulwurfhaufen. Andrena fulva kann in lückenhaften Rasen in großen Kolonien von mehreren hundert Erdnester anlegen (GILBERT 1984). Andere Gattungen wie z.B. Osmia (Mauerbienen) nisten in bereits vorhandenen Hohlräumen wie kräftigen, hohlen Stengeln, leeren Schneckenhäusern oder Tierbauten. Jedes Weibchen legt seine Eier zusammen mit nektargetränktem Pollen, der als Nahrung für die schlüpfenden Larven dient, in eine eigene Behausung. Einige Arten sammeln den Nektar und Pollen nur einer bestimmten Pflanzenfamilie oder -art (Oligolektie), beispielsweise Andrena fulvago (WESTRICH 1989). Das Vorkommen mancher seltener Pflanzenarten ist eng an die Bestäubung durch eine bestimmte Wildbienenart gekoppelt. Somit kann das lokale Verschwinden bzw. Aussterben gefährdeter Pflanzenarten darauf zurückzuführen sein, daß die Habitatansprüche für die zum Bestäuben „zuständige“ Wildbienenart in ihrem Umkreis nicht mehr erfüllt sind. Von den offenen Trittstellen profitieren auch zahlreiche wärmeliebende Wespenarten. Insbesondere die solitär und räuberisch von anderen Insektenarten lebenden, Bodennester bauenden Grabwespen (Spheciden) und die Wegwespen (Pompiliden), welche Spinnen erbeuten und gelähmt in ihre Erdnester bringen, kommen auf Weideflächen meist zahlreich vor (vgl. STEIDL & RINGLER 1996). Von den gut gepanzerten Goldwespen (Chrysididen) leben einige Arten parasitär in den Nestern anderer Hautflügler, indem sie deren Larven verzehren, z.B. von Mauerbienen, anderen Wildbienengattungen oder Grabwespen. Die spezifische Artgemeinschaft der Kotzersetzer stellt sich auf Kothaufen der Weidetiere ein: Erstbesiedler sind Stechfliegen (Siphona), Echte Fliegen (Musciden) und Dungfliegen (Sphaeroceriden), welche ihre Eier in den frischen Dung legen. Nach Verfestigung erscheinen Blatthornkäfer und deren Verwandte (Scarabaeoiden), beispielsweise Mistkäfer (Geotrupiden), welche zur Eiablage Gangsysteme anlegen. Mistkäfer vergraben manchmal auch Teile des Dungs in ihre unterirdischen Behausungen. Im bereits besser durchlüftetem Kothaufen folgen weitere Fliegenarten, auch Schwebfliegen der Gattung Rhingia, deren Maden einen höheren Sauerstoffbedarf haben. Die Zersetzung des Haufens wird schließlich durch sich ausbreitende Pilzmyzelien und Bakterienrasen beschleunigt. Gleichermaßen stellen sich räuberisch lebende Kurzflügel- und Stutzkäfer (Staphyliniden und Histeriden) sowie Bodenspinnen ein, welche Fliegenmaden erbeuten. Schließlich lockt das hohe Angebot an Beutetieren auch Krähen, Stare, Igel, Kröten und andere Wirbeltiere an (HUBERT SCHMIDT 1988). Im übrigen sind auf Weiden im wesentlichen die bereits bei den Blumenwiesen aufgeführten Tiergruppen mit einer ähnlichen Artengarnitur zu finden, eine große Ähnlichkeit konnten SCHMID & LBV 2002 München blüht 58 WIEDEMEIER (1999) beispielsweise bei den Bodenspinnen, Heuschrecken und Tagfaltern feststellen. LBV 2002 2) Pflegeeinflüsse 2.1 Mahdregime München blüht 59 Das Mähen ist für alle Vielschnittrasen und Wiesentypen die einzige existenziell notwendige Pflegemaßnahme. Der Begriff „Mahd“ umfaßt stets den Schnitt der Vegetation mit Entfernung des Mähguts. Das Erscheinungsbild, die Nutzbarkeit, Artenzusammensetzung und Artenvielfalt wird in Abhängigkeit von den gegebenen Standortbedingungen vor allem von der Mahdhäufigkeit bestimmt. Bei seltener Mahd haben die Mähzeitpunkte einen entscheidenden Einfluß auf die genannten Faktoren, außerdem spielen noch das verwendete Mähgerät und die Schnitthöhe eine Rolle. Abb. 11: Veränderung des Mikroklimas einer Wiese durch die Mahd (aus HUBERT SCHMIDT 1988: 96) Bei jeglicher Mahd wird der Pflanzenaufwuchs mehr oder weniger bodennah abgetrennt. Je höher der Aufwuchs zuvor war, desto stärker ändert sich das Mikroklima eines Bestands: Der Lichteinfall und die tageszeitlichen Temperaturschwankungen in Bodennähe nehmen ebenso zu wie die Einwirkungen des Windes, was eine erhöhte Verdunstung und verminderte Luftfeuchtigkeit zur Folge hat. Besonders die Tierwelt ist von diesen Veränderungen unmittelbar betroffen (HUBERT SCHMIDT 1988). In welcher Weise Grünlandpflanzen physiognomisch an die Mahd angepaßt sind, wurde bereits in Kap. 1.3.1 ausführlich beschrieben, daher wird an dieser Stelle nur auf die Auswirkungen unterschiedlicher Mahdhäufigkeit, Mahdzeitpunkte, Schnitthöhen, Behandlung des Mähguts und Mähgeräte eingegangen. LBV 2002 München blüht 60 2.1.1 Mahdhäufigkeit Nur verhältnismäßig wenige Pflanzenarten des Grünlands zeichnen sich durch eine derart hohe Regenerationsfähigkeit aus, daß sie mehr als 10 Schnitte jährlich ertragen bzw. durch eine hohe Mahdfrequenz in ihrer Entwicklung begünstigt werden, indem höherwüchsige, durch Beschattung konkurrierende Pflanzenarten regelmäßig weggeschnitten werden. In den Vielschnittrasen Münchens sind 6 Grasarten und 9 Kräuterarten verbreitet und häufig, gelegentlich kommen auch in eher geringer Individuenzahl weniger mahdverträgliche Arten mit einer M-Zahl von weniger als 6 vor, z.B. Margeriten, Stachel-Segge oder Acker-Glockenblume. Manche rosettigen bzw. ausläuferbildenden, niederwüchsigen Arten können zeitweilig ausgeprägte Blühaspekte bilden, Wiesen-Löwenzahn, Gänseblümchen, Faden-Ehrenpreis und Gundermann hauptsächlich vor der ersten Mahd im Frühjahr, aber auch bereits während zweiwöchiger Mähpausen im Sommer, dann vor allem die Kleine Brunelle. An etwas lückigen Stellen gedeihen auch bei häufiger Mahd neben typischen Rasenpflanzen noch einjährige, niederwüchsige Ruderalpflanzen, welche vorzugsweise im Frühjahr vor der ersten Mahd blühen und teilweise bereits fruchten. Relativ verbreitet sind Hirtentäschel, Kleinblütiges Schaumkraut und Vogelmiere, im Halbschatten Efeublättriger Ehrenpreis. Bei verminderter Mahdhäufigkeit auf 5-8 Schnitte jährlich verdoppelt sich die mittlere Pflanzenartenzahl annähernd auf durchschnittlich über 20. Für die Existenz vieler Pflanzen der Blumenrasen ist ein nicht zu früher erster Schnittermin ab dem 10. Mai bzw. längere Erholungsphasen von wenigstens 3 Wochen im Frühsommer und 4 Wochen im Hoch- bis Spätsommer entscheidend. Begünstigt werden allgemein Arten mit tiefliegenden Assimilationsorganen. Durch Verzögerung der ersten Mahd kommen z.B. Wiesen-Schaumkraut, Kriechender Günsel, Gamander-Ehrenpreis sowie Feld-Hainsimse zur vollen Blüte, außerdem können relativ früh blühende Zwiebel- und Knollenpflanzen wie z.B. Schneeglöckchen, Krokusse, Blaustern und Scharbockskraut ihren jährlichen Entwicklungszyklus soweit abschließen (Aufbau und Einlagerung von Assimilaten in ihre unterirdischen Speicherorgane), daß sie im Folgejahr erneut ungemindert blühen. Während mehrwöchiger Mähpausen im Sommer können außer den auch in Vielschnittrasen verbreiteten Kräutern z.B. Rauher und Herbst-Löwenzahn, Feld-Thymian, Orangerotes und Kleines Habichtskraut, gelegentlich auch Wiesen-Schafgarbe zum Blühen kommen. An nicht regelmäßig mitgemähten Randzonen z.B. um Metallstangen konnte wiederholt die Blütenbildung z.B. von Barbarakraut, Wilder Möhre oder Wegwarte beobachtet werden (s. Foto 18), vereinzelt auch von typischen Wiesenblumen. Eine nennenswerte Samenbildung ist bei 5-8- maliger jährlicher Mahd nur bei einem Teil der im Bestand enthaltenen Pflanzenarten vor allem während sommerlicher Trockenperioden zu beobachten, insgesamt überwiegt die vegetative Verbreitung. LBV 2002 München blüht 61 Foto 18: Nach der Mahd mit einem Einachs-Frontbalkenmäher blieb am Metallgeländer ein blühendes Barbarakraut stehen, am Baumstamm einige Grashalme und Wiesenblumen (Guardinistraße in Kleinhadern, 11.5.01) Je seltener ein Grünland gemäht wird bzw. je weiter der Abstand zwischen zwei Mähterminen ist, ein desto längerer Zeitraum steht den Pflanzen zum Aufwuchs, zur Blüte und Fruchtbildung zur Verfügung. Gräser und Kräuter mit langsamer Entwicklung benötigen drei und mehr Monate bis zur Samenreife. In Abhängigkeit von der Nährstoffversorgung des Bodens stellt sich bei sonst gleichen Standortbedingungen bei einer ein- bis dreimaligen jährlichen Mahd die maximale floristische Artenvielfalt ein. Auf nährstoffreichem Grünland ist der Aufwuchs bereits Mitte Mai so dicht und hoch, daß nur drei Schnitte jährlich ein Lagern des Bestands27 und zeitweiliges Verfilzen verhindern können. Mäßig nährstoffreiches Grünland erfordert eine zweimalige jährliche Mahd, um eine blüten- und artenreiche Fläche zu erhalten. Der bei weitem größte Flächenanteil in städtischen Grünanlagen entspricht diesem Standorttyp. Nur in besonders mageren Wiesen erhält man mit nur einmaligem jährlichem Schnitt eine maximale Pflanzenartenzahl, welche im allgemeinen die Artenzahl von nährstoffreicheren Frischwiesen deutlich übertrifft (WOLF 1996). Wenn Wiesen auf (mäßig) nährstoffreichen Standorten zu selten, also nur einmal im Jahr gemäht werden, nimmt der Anteil hochwüchsiger Gräser auf Kosten von Wiesenblumen zu und der Blütenreichtum stark ab (s. Foto 58). Eine ungefähre Ausgewogenheit der Deckungsanteile von Gräsern, Leguminosen und sonstigen Kräutern, die nach VON BRACKEL & BRUNNER (1997) Voraussetzung für ein ästhetisch ansprechendes Erscheinungsbild ist, ist nicht mehr gewahrt und auch die Gesamtartenzahl geht zurück. Diese Entwicklung ist derzeit auf Teilflächen im Olympiapark zu beobachten, wo vor 10 bis 25 Jahren nach Angaben von WITT & DITTRICH (1996) bzw. BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG (1983) wenigstens stellenweise ein Halbtrockenrasen 27 Niedersinken bereits fruchtender hochwüchsiger Gräser und Kräuter durch Tritteinwirkung und Witterungseinflüsse LBV 2002 München blüht 62 gewesen sein soll. Einige der dafür charakteristischen Pflanzenarten sind heute nicht mehr nachweisbar, es herrscht eine ruderalisierte Halbfettwiese vor. Eine zu häufige Mahd verursacht dagegen auf mittleren Standorten keinen nennenswerten Artenrückgang, wohl aber ein optisch unbefriedigendes Erscheinungsbild (VON BRACKEL & BRUNNER 1997; vgl. z.B. Foto 55). Abb. 11a: Abhängigkeit der Artenzahl standörtlich unterschiedlicher Wiesentypen von der Mahdhäufigkeit (aus WOLF 1996: 15) LBV 2002 München blüht 63 Der jährliche Ertrag von Magerwiesen ist mit durchschnittlich ca. 50 kg/100 m 2 Trockensubstanz im Jahr nur ungefähr halb so hoch wie von nährstoffreichen Fettwiesen mit 80-120 kg/100 m2 (HUTTER et al. 1993). Mit mehrmaliger jährlicher Mahd werden dem Standort mehr Nährstoffe entzogen als nur mit einmaligem Schnitt. Eine Abnahme des Phosphatgehalts in ziemlich nährstoffreichen Böden stellten VON BRACKEL & BRUNNER (1997) innerhalb von 5 Jahren bei kontinuierlicher Mehrschnittnutzung fest, während bei anderen Nährstoffen keine signifikanten Veränderungen zu erkennen waren. Der Stickstoffeintrag durch die Luft gleicht heutzutage die Entzüge durch die Mahd weitgehend aus. Wenn die Pflegemahd wenige Jahre unterbleibt, geht die floristische Artenvielfalt und noch mehr der Blütenreichtum in fast allen Grünlandtypen zurück, meist nimmt die mittlere Aufwuchshöhe etwas zu, in Frischwiesen stärker als in Magerwiesen (WOLF 1996). In nährstoffreichen Grünlandbrachen breiten sich meist neben wenigen konkurrenzstarken Grasarten wenige ausläuferbildende Hochstauden bzw. wuchernde Ruderalpflanzen aus. Die sich bildende, verfilzende Streuauflage bis über 5 cm Mächtigkeit verdrängt jegliche attraktive Wiesenblumen (VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Für die Tierwelt kann das Grünland umso mehr Habitatfunktionen übernehmen, je seltener es gemäht wird. Für viele Kleintiere lebensnotwendige Strukturen wie einzelne hohe oder dürre bzw. vergilbende Halme, reifende Samenstände oder auch kleine Erdhügel entwickeln sich nur während wenigstens dreimonatiger Mähpausen in nennenswertem Umfang (vgl. Abb. 7). Direkte Individuenverluste bei der Mahd treten - unabhängig vom verwendeten Gerät - insbesondere bei Arten auf, die sich im immobilen Ei- oder Puppenstadium in der Krautschicht aufhalten. Allerdings werden auch Kleintierarten ausgeschaltet, die in reifen Blütenköpfen oder Samen leben oder auf diese als Nahrung angewiesen sind. Bei Wind werden kleine Gliederfüßer mit sehr geringem Gewicht von frisch gemähten Flächen weithin verweht (BONESS 1953; HUBERT SCHMIDT 1988). Öfter als zweimal jährlich gemähtes Grünland bietet fast ausschließlich auf der Bodenoberfläche oder im Boden lebenden Kleintieren Fortpflanzungsmöglichkeiten, z.B. Wegameisen, manchen anderen Hautflüglern und einigen Schneckenarten. In der Krautschicht lebende Entwicklungsstadien z.B. von Schmetterlingen, Heuschrecken, Landwanzen, Dipteren oder Zikaden benötigen zum allergrößten Teil mehr als zwei Monate während des Sommers bis zum Schlüpfen der Imagines und fehlen daher bei häufiger Mahd. Am Boden treten wenige kleinwüchsige Käferarten (z.B. aus der Gruppe der Laufkäfer oder Kurzflügler) und Jagdspinnen in relativ großer Individuendichte auf, während in der Krautschicht lebende Gliederfüßer kaum anzutreffen sind. Größere Arten fehlen weitgehend mangels Versteckmöglichkeiten (MÜLLER & STEINWARZ 1988). Als Nahrungshabitat für blütenbesuchende Insektenarten kommt jedoch auch Blumenrasen eine nicht unerhebliche Bedeutung zu, vor allem wenn während der Zeit der Sommermahd von Blumenwiesen ab Mitte Juni eine wenigstens vierwöchige Mähpause eingehalten wird. Ungemähte Blumenrasen im Umfeld gemähter Wiesen können zeitweise eine Ausweichfunktion für Blumenwiesen wahrnehmen, denn mit den nektar- und pollenfressenden Insektenarten finden sich auch mobile bodennah lebende räuberische Arten ein wie Baldachin-Spinnen, Weberknechte, Laufkäfer oder auch Raubfliegen. Relativ häufig gemähtes Grünland ohne nennenswerte Hochstandsphasen wird von den wenigen Singvogelarten, die am Boden nach Insekten und Regenwürmern suchen, als Nahrungshabitat bevorzugt, insbesondere von Amseln, Staren und Rotkehlchen (HUBERT SCHMIDT 1988). Einer großen Vielfalt an auch weniger verbreiteten Kleintierarten gewähren nur einschüriges Grünland und magere bis mesophile Säume Fortpflanzungsmöglichkeiten, wo alle in Kap. 1.4 beschriebenen Habitatstrukturen über einen Zeitraum von mehr als drei Monate ausgebildet sind. Z.B. benötigen Radnetzspinnen im Spätsommer hohe Stengel in ausreichender Dichte, die meisten Tagfalterarten ohne besondere Raupenfutterpflanzen- Ansprüche legen ihre Eier nur in Beständen ab, die im Hochsommer ungemäht sind, z.B. der Schachbrettfalter (Melanargia galathea) oder Schornsteinfeger (Aphantopus hyperanthus) jeweils an Süßgräsern (EVERS 1999). Ein zweiter Schnitt stellt gleichsam einen Filter dar, der nur noch einer beschränkten Anzahl an Tierarten das Überleben ermöglicht. Die meisten Tagfalterarten werden durch eine flächenhafte LBV 2002 München blüht 64 zweite (oder noch häufigere) Mahd gewissermaßen aus der Zoozönose herausgefiltert, was neben der unvermindert fortschreitenden Zerstörung ihrer angestammten Lebensräume in München zu den wesentlichen Ursachen für die auffallende Armut dieser Artengruppe auch in den meisten ästhetisch sehr ansprechenden Blumenwiesen gehört. Allerdings haben Artengruppen, die sich von frischen, eiweißreichen Trieben krautiger Pflanzen ernähren, z.B. Kurzfühlerschrecken, Minierfliegen, manche Blattkäferarten und Zikaden, in zweimal jährlich gemähten Wiesen, wo im Sommer frische Sprosse nachwachsen, günstigere Lebensbedingungen als in einschürigem Grünland (QUINGER et al. 1994). Die Artenzahl und mittlere Körpergröße von Käfern und Spinnen, die am Boden leben, ist bei zweimaliger Mahd gegenüber Vielschnittrasen wesentlich erhöht. Vor allem vor dem ersten Schnitt kommen auch feuchtigkeitsliebende Vertreter dieser Artengruppen vor, während einige Wochen nach der Mahd eher kleinere, auch in Vielschnittrasen verbreitete Arten überwiegen (MÜLLER & STEINWARZ 1988). Für die Mehrzahl der von Frühjahr bis Frühsommer fliegenden Wildbienenarten, die Nektar und Pollen vorzugsweise von Wiesenblumen sammeln, hat sich eine zweimalige Mahd als besonders günstige Pflegemaßnahme erwiesen (WESTRICH 1989). Sich von Gliederfüßern oder auch Amphibien oder Mäusen ernährenden, mobilen Tierarten wie den meisten Vogelarten, Laufkäfern oder Jagdspinnen steht jeweils einige Wochen nach einer Mahd ein besser zugängliches Nahrungsangebot zur Verfügung. Auf zwei- bis dreischürigen Wiesen stellen sich z.B. auch Singdrossel, Bachstelze, Grünfink und andere Finkenarten zur Nahrungssuche ein (HUBERT SCHMIDT 1988). Die faunistische Wiederbesiedelung im Anschluß an eine Mahd erfolgt überwiegend durch Heranwachsen neuer Adultstadien aus bodenbewohnenden Juvenilstadien, nur zu einem geringeren Teil aus Zuwanderung aus benachbarten Grünlandparzellen (BONESS 1953). Deshalb verschwindet auch in Wiesen, die großflächig maschinell an einem Tag gemäht werden, die Kleintierwelt nicht völlig, die Wiederbesiedlung verzögert sich jedoch und ermöglicht nur einer verringerten Arten- und Individuenzahl die Entwicklung, wenn hektarweise fast alle faunistisch relevanten Strukturen für mehrere Wochen beseitigt wurden. 2.1.2 Mahdzeitpunkt Vor allem der Zeitpunkt des ersten Schnitts im Jahr beeinflußt erheblich die Lebensgemeinschaft von nicht allzu häufig gemähtem Grünland. Kaum betroffen vom Mähtermin sind bodennah kriechende Pflanzenarten mit hoher vegetativer Regenerationsfähigkeit, auch wenn deren Blütenstengel bzw. Samenstände wiederholt entfernt werden. Eine späte erste Mahd erst im (Früh)Sommer benachteiligt jedoch indirekt die charakteristischen Vielschnittrasenpflanzen in ihrer Entwicklung, weil sie über längere Zeit von höherwüchsigen Gräsern und Kräutern überschattet werden. Im übrigen wirkt sich eine Mahd für mittel- bis hochwüchsige Grünlandarten mit eher geringer Regenerationsfähigkeit (relativ niedrige M-Zahl) dann besonders ungünstig aus, wenn der Zeitpunkt mit dem phänologischen Höhepunkt ihrer Entwicklung zusammenfällt (QUINGER et al. 1994). Dieser liegt zumeist kurz vor oder zu Beginn der Blütezeit, wenn im Sproß ein Maximum an Nährstoffen bzw. Assimilaten enthalten ist. Da die Mehrzahl der Wiesenblumen in der zweiten bis dritten Maidekade zu blühen beginnt, wirkt sich eine Mahd bereits Mitte Mai (in gedüngten Futterwiesen heute die gängige Praxis) sehr nachteilig auf Artenreichtum und Blütenvielfalt aus. Gefördert werden auf nährstoffreichen Standorten allgemein verbreitete Pflanzenarten wie z.B. Wiesen-Löwenzahn, Weiß-Klee, GamanderEhrenpreis, Wiesen-Labkraut und viele nährstoffbedürftige Mittelgräser wie Deutsches Weidelgras, Gewöhnliches und Wiesen-Rispengras sowie das Knauelgras. Die meisten Gräser schieben Mitte Mai ihre Blütenstände und stehen kurz vor der Blüte, so daß sie sich im Höhepunkt ihrer Entwicklung befinden. Die auf mäßig nährstoffreichen Böden gedeihenden typischen Kräuter der Blumenrasen kommen mit diesem Schnitttermin gut zurecht, Beobachtungen deuten sogar darauf hin, daß eine Mahd in der ersten Maihälfte die austreibenden Gräser soweit schwächt, daß eine Frühsommerblüte LBV 2002 München blüht 65 ab Ende Mai und den Juni über besonders reich ausfällt - vorausgesetzt der Folgeschnitt erfolgt erst nach frühestens 5 Wochen (vgl. z.B. Grünstreifen Sauerbruchstraße). Die meisten im zeitigen Frühjahr blühenden Geophyten, deren Laub im Mai zu vergilben beginnt, können sich ebenfalls behaupten. Vorteilhaft wirkt sich der Zeitpunkt auf die Entwicklung der im Vollfrühling noch im Larvenstadium befindlichen Kurzfühlerschrecken aus, die im Anschluß an eine Mahd frische Grastriebe als Nahrung vorfinden. Die meisten in der Krautschicht lebenden phytophagen Kleintiere sind jedoch kurz zuvor geschlüpft und überleben im Larvenstadium eine derart frühe Mahd nicht (QUINGER et al. 1994). Bei einem extrem frühen Mähtermin bereits Mitte April, was in München 2001 gar nicht so selten beobachtet wurde, werden früh austreibende Gräser mit kräftigem Wuchs noch vor der Halmbildung, (früh)sommerblühende Wiesenblumen im allgemeinen noch vor der Entwicklung von Blütenstengeln getroffen und daher nur vegetativ etwas geschwächt. Der Blühbeginn wird sich dadurch um ein- bis zwei Wochen verzögern. Der typische Frühlingsflor aus Gänseblümchen, Ehrenpreis und WiesenSchaumkraut, wie er gerade für Gebrauchsrasen typisch ist (s. Foto 19), wird damit jedoch vermindert, da die Zweitblüte dieser Arten stets weniger üppig ausfällt. Von eventuell vorhandenen, bereits verblühten Frühlingsgeophyten, z.B. von Krokussen, wird das zur Einlagerung von Assimilaten in ihre unterirdischen Speicherorgane bis wenigstens Anfang Mai dringend benötigte Laub abgeschnitten und so die nächstjährige Blüte stark vermindert bzw. ganz in Frage gestellt. Foto 19: Rasen mit dichtem Blütenteppich aus Gänseblümchen und Wiesen-Löwenzahn vor dem ersten Frühjahrsschnitt; am linken Rand vernäßter Trittrasen (Drygalski-Allee/Ecke Züricher Straße, 28.4.01) LBV 2002 München blüht 66 Ein nicht unbedingt als negativ einzustufender leichter Aushagerungseffekt konnte auf relativ artenreichen, bereits in der zweiten Aprilhälfte geschnittenen Blumenrasen beobachtet werden, der eine verminderte Aufwuchshöhe und -dichte der Krautschicht zur Folge hatte; bei ausreichend langer Mähpause von 4-5 Wochen stellte sich sowohl ab Mitte Mai als auch ab Mitte Juni ein üppiger Blütenflor ein. Bei einer Frühsommermahd in der zweiten Junihälfte werden die meisten Frühlingsblüher und auch viele ab Mitte Mai blühenden Gräser und Kräuter nach der Samenreife zumindest einiger frühentwickelter Fruchtstände geschnitten, z.B. Sauer-Ampfer, Ruchgras, Wiesen-Fuchsschwanz, Wolliges Honiggras, Wiesen-Bocksbart, Scharfer Hahnenfuß. Andere ab der zweiten Maihälfte blühende Pflanzenarten befinden sich gerade im Stadium der Samenreife, z.B. Wiesen-Margerite, Wiesen-Salbei, Hohe Schlüsselblume, Klappertopf-Arten, Wiesen-Glockenblume, AckerWitwenblume und die meisten Wiesen-Gräser. Die Samen dieser Arten vermögen nach dem Schnitt bei einigermaßen trockenem Wetter nachzureifen, wenn das Schnittgut mehrere Tage liegen bleibt, aber auch nahezu ohne generative Fortpflanzungsmöglichkeit bleiben viele dieser Wiesenblumen (natürlich nicht die einjährigen Klappertopf-Arten) mit ungefähr gleicher Deckung im Bestand (KRÜSI 1981). Gerade im Aufblühen befindliche, relativ schnittverträgliche Wiesenblumen wie z.B. WiesenFlockenblume, Wiesen-Storchschnabel oder Wiesen-Schafgarbe können ungefähr nach sechs Wochen im zweiten Aufwuchs ihre Hauptblüte entwickeln. Echte Magerrasenpflanzen mit langsamerem, nährstoffarmen Standortbedingungen angepaßtem Entwicklungszyklus werden durch eine Frühsommermahd merklich zurückgedrängt, z.B. Wundklee, Karthäuser-Nelke, ArzneiSchlüsselblume, Wiesen-Skabiose (KRÜSI 1981; QUINGER et al. 1994). Blattläuse erleiden bei frühsommerlicher Mahd große Verluste, individuenreiche Populationen mancher Arten vermögen auf den abgemähten Stoppeln ihrer Wirtspflanzen nicht zu überleben, an nicht abgemähten Sproßteilen verbliebene Restbestände können sich aber bei warmer Witterung innerhalb weniger Tage explosionsartig vermehren (HUBERT SCHMIDT 1988). Mit einer Mahd im Mai oder Juni erzielt man maximale Nährstoffentzüge, weil die oberirdischen Pflanzenteile in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode die höchsten Gehalte an Nährstoffen bzw. Assimilaten enthalten. Für sehr nährstoffreiche und aufwuchsstarke Wiesen, die ohnehin meist recht blütenarm sind, empfiehlt sich ein früher erster Schnittermin Ende Mai bis Anfang Juni, wenn eine Aushagerung des Standorts beabsichtigt ist (z.B. BURRI 2001, mdl.; VON BRACKEL & BRUNNER 1997), vgl. Kap. 8.3.1. Bis zu einer Hochsommermahd Ende Juli erreichen wesentlich mehr Wiesenpflanzen die Samenreife, auch viele echte Magerrasen-Arten, so daß auf entsprechend nährstoffarmem Standort mit einer deutlich höheren floristischen Artenvielfalt gerechnet werden kann (vgl. Abb. 11). Auch erst ab Mitte bis Ende Juni blühende Kräuter mit langsamem Entwicklungszyklus können wenigstens teilweise zur Samen(nach)reife gelangen, z.B. Wiesen-Skabiose, Weidenblättriges Ochsenauge und Flockenblumen-Arten. Bestände mit dichtem und hohem Aufwuchs auf nährstoffreichen Flächen neigen jedoch bei einem vergleichsweise späten ersten Schnitttermin zur Artenverarmung und zu verminderter Blütenbildung, da wenige wuchskräftige Gräser- und Kräuterarten mehr als zweieinhalb Monate lang den Untergrund beschatten und sich daher charakteristische Wiesenblumen kaum durchsetzen können (VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Ein Teil phytophager Kleintierarten hat bis Ende Juli die Entwicklung bis zum Adultstadium bereits abgeschlossen, z.B. sind in mageren Wiesen die meisten Falterarten, beispielsweise Kleines Wiesenvögelchen, Schachbrett und Hauhechel-Bläuling, bereits geschlüpft. Andererseits fallen im Sommer gemähte Flächen als Eiablagehabitat für nahezu alle Tagfalterarten aus, mit Ausnahme des Großen Ochsenauges (Maniola jurtina) und wahrscheinlich auch des Braunkolbigen Braundickkopffalters (Thymelicus sylvestris), deren Raupen an Süßgräsern leben (EVERS 1999; QUINGER et al. 1994). Bei einer Frühherbstmahd im September können auch ziemlich mahdempfindliche Saum- und Ruderalstauden wie z.B. Wilder Dost oder Acker-Kratzdistel und „Brachegräser“ wie Zwenken-Arten und Land-Reitgras ihren jährlichen Entwicklungszyklus bis nach der Samenreife weitgehend LBV 2002 München blüht 67 abschließen und treten in Konkurrenz zu den Wiesenblumen. Solche Spätblüher können infolge Ausläuferbildung recht unduldsam gegenüber im Frühsommer blühende Arten werden, daher ist bei einer kontinuierlichen Herbstmahd über mehrere Jahre im Vergleich zu einer Sommermahd auf durchschnittlich oder ziemlich nährstoffreichen Flächen eine geringere floristische Artenvielfalt zu beobachten. Weil die wenigen spätblühenden Arten zur Herdenbildung neigen, u.U. die Deckung hochwüchsiger Gräser zunimmt und die frühzeitiger blühenden Wiesenblumen nur mehr stellenweise bis vereinzelt vorkommen, erscheint der Pflanzenbestand den Sommer über relativ unausgewogen. Durch klimmende Kräuter wie z.B. Wiesen-Labkraut oder Acker-Winde, aber auch zahlreiche freilaufende Hunde niedergedrückte „lagernde“ Süßgräser können bereits ab Anfang Juli einer Fettwiese einen von vielen Menschen als recht unansehnlich empfundenen Anblick verleihen (s. Foto 20). Foto 20: Blütenarme ruderalisierte Fettwiese mit Stumpfblättrigem Ampfer, bei der der bestandsangepasste Mähtermin bereits um mindestens zwei Wochen überschritten ist (Stadtpark Pasing/südlicher Teil am 30.6.01) Der Nährstoffentzug ist bei spätem Mahdtermin nur noch ziemlich gering, weil die meisten Pflanzen bereits ab Mitte August begonnen haben, Nährstoffe vom Sproß an die Sproßbasis oder in unterirdische Speicherorgane zurückzuverlagern. Bei einer Mahd Mitte September können selbst auf hängigem Gelände, wo allgemein eine größere Nährstoffauswaschung im Boden durch Niederschläge als in der Ebene zu erwarten ist, nitrophile28 Pflanzenarten wie Brennnesseln, Giersch usw. vorherrschen (s. Foto 21). 28 stickstoffliebende LBV 2002 München blüht 68 Foto 21: Ruderalisierte Fettwiese mit Streufilzauflage aus abgestorbenen Pflanzensprossen infolge zu seltener bzw. zu später Mahd, die nicht bodennah genug erfolgte (Nordhang des Großen Olympiabergs am 4.4.01) Bei einer jährlich einmaligen Mahd ab Mitte September ist mit der im Grünland höchstmöglichen faunistischen Artenvielfalt zu rechnen, weil die allermeisten pflanzenfressenden Kleintiere ihren Entwicklungszyklus abgeschlossen haben und sich bereits im Überwinterungsstadium (z.B. als Ei oder Larve) befinden. MÜLLER & STEINWARZ (1988) beobachteten beispielsweise zahlreiche Arten der Weichkäfer und Marienkäfer sowie eine Vielzahl von Radnetzspinnen. Negativ betroffen von diesem Schnittzeitpunkt sind an Samenständen lebende Arten wie viele Baumwanzen, an Raupenfutterpflanzen über dem Schnitthorizont überwinternde Eistadien und „Halm“-Überwinterer (QUINGER et al. 1994). BURRI (2001, mdl.). empfiehlt, daß Futterwiesen nicht später als Mitte September gemäht werden, damit sich bei ausreichender Wärme auf den Schnittstellen noch eine Schutzschicht gegen Pilzbefall bilden kann. Nach eigenen, zwölfjährigen Erfahrungen ergibt auch ein späterer Mähtermin Anfang bis Mitte Oktober (bei zweimaliger jährlicher Mahd) keine negativen Folgen für die Lebensgemeinschaft einer Blumenwiese. Das Einfaulen von Biomasse im Winter (mit der Folge geringer Nährstoffanreicherung) wird durch einen späteren Termin verhindert (BOSSHARD 2000). Für räuberisch lebende Tierarten ist der Mähtermin weitgehend gleichgültig. In welcher Dichte die Karnivoren im Grünland verbleiben oder auch neu hinzuwandern, hängt fast nur vom veränderten Beuteangebot nach der Mahd ab (QUINGER et al. 1994). Die jeweils negativen Auswirkungen der einzelnen Mahdtermine für die Fauna werden durch die zeitlich versetzte Mahd von Teilflächen einer Wiese um wenigstens 4, besser 5-6 Wochen weitgehend kompensiert, so daß jederzeit ungemähtes Grünland innerhalb eines ca. 1 ha großen Gebiets zur Verfügung steht. Die Mehrzahl der für Blumenwiesen charakteristischenTiere ist so mobil, daß sie 50-100 m Entfernung von einem gemähten zu einem ungemähten Bestand innerhalb LBV 2002 München blüht 69 weniger Tage problemlos überwindet. Werden durch Maschineneinsatz große Flächen zum gleichen Zeitpunkt gemäht, werden die nicht mehr von der Krautschicht geschützten Kleintiere auf der Bodenoberfläche leichter Beute von Räubern, insbesondere Vögel finden leichter Nahrung. Von großflächiger Mahd in städtischen Parkanlagen profitieren beispielsweise die von vielen Passanten nicht besonders geschätzten Rabenkrähen (OPPERMANN & CLASSEN 1998). Schließlich ist für Säume noch eine Frühjahrsmahd im März denkbar, damit den Winter über vertrocknete Halme bzw. verholzende Stengel als potentielle Überwinterunghabitate für Gliederfüßer und Samenstände als Nahrungsquelle z.B. für Singvögel stehen bleiben (WOLF 1996; PRETSCHER & KLEINERT 1998). Eine Verbuschung des Saums wird bei regelmäßiger Durchführung in jedem Fall verhindert, kaum aber eine Verfilzung und Vermoosung, so daß die Vegetationsdecke meist lückiger wird als bei einer vorausgegangenen Spätsommer- oder Herbstmahd. Die floristische Artenvielfalt und der Blühaspekt dürfte in der Regel geringer sein als bei einer vorausgegangenen Herbstmahd, einerseits wegen der entstehenden Moos- und Streuauflage und weil die bereits ab Februar austreibenden, für Gehölzsäume charakteristischen Frühjahrsgeophyten keine Entwicklungschance haben. Zusammen mit der geringen Mähgutmenge wird man an Säumen auch die noch wenig zersetzte Laubstreu mit aufnehmen, so daß ein mindestens gleich hoher Nährstoffentzug wie bei einer Herbstmahd zu erwarten ist. 2.1.3 Schnitthöhe Vielschnittrasen werden gewöhnlich in 3-4 cm Höhe über der Bodenoberfläche gemäht. Die Entstehung eines Mikroreliefs am Boden durch Witterungseinflüsse oder biologische Aktivitäten wird bei einer so geringen Schnitthöhe weitgehend verhindert. Weil auch bei der vorausgegangenen Gesamthöhe von selten mehr als 10 cm bis auf die bodennahe Vegetation Licht eingefallen ist, erscheint auch die gemähte Rasenfläche grün, während die verbliebenen Stoppeln tief gemähter Wiesen wenigstens eine Woche lang einen bleichen Farbton haben (vgl. Foto 54). Bei einer tiefen Schnitteinstellung von ca. 4 cm werden in Wiesen Grashorste und Bulte zerteilt sowie Ameisenhaufen und andere kleinflächige Erhebungen abrasiert, so daß offene Bodenstellen entstehen können. Auf nährstoffreichen, schweren Böden siedeln sich hier Beikräuter mit großer Blattmasse wie Ampfer-Arten oder Disteln an (OPPERMANN & CLASSEN 1998), während auf eher nährstoffarmen, sandigen Flächen auch lichtbedürftige, eher niederwüchsige Wiesenblumen keimen und sich erfolgreich etablieren können (z.B. Kleines Habichtskraut, Thymian-Arten) und manche Wildbienenarten z.B. aus der Gattung Andrena oder Halictus ihre unterirdischen Nester oft in großer Zahl anlegen können (GILBERT 1994). Für Blumenrasen und -wiesen ist im allgemeinen eine hohe Schnitteinstellung von 8-10 cm zum besseren Schutz der Fauna vorzuziehen. Die durch eine Mahd erfolgenden mikroklimatischen Änderungen werden abgemildert: die bodennahe Vegetationsdecke bleibt weitgehend geschlossen, es werden kaum Grasbüschel ausgerissen; feuchtigkeitsbedürftige Tierarten, insbesondere Schnecken und andere detritruszersetzende Organismen der Streuschicht bleiben in wesentlich größerer Zahl auf der Fläche erhalten (HEMMANN et al. 1987). Größere Tiere der Bodenschicht erleiden geringere Tötungsverluste, z.B. ermittelten OPPERMANN & CLASSEN (1998) bei einer Anhebung der Schnitthöhe von 10 auf 12 cm einen Rückgang getöteter Amphibien von 19% auf 5% des Ausgangsbestands. Der Nährstoffentzug nimmt allerdings mit zunehmender Schnitthöhe ab, für effiziente Aushagerungsschnitte in Grünland mit dichtem und hohem Aufwuchs, wo sich bodennah in der Regel ohnehin nur wenige Tiere aufhalten, ist deshalb eine tiefe Schnitteinstellung empfehlenswert. 2.1.4 Behandlung des Mähguts LBV 2002 München blüht 70 Die Verweildauer des Mähguts nach dem Schnitt beeinflußt die Artenzusammensetzung und Artenvielfalt des Grünlands. Wenn das noch feuchte, bei kurzrasigen Flächen nicht selten zusammengeklumpte Mähgut sogleich von der Fläche entfernt wird, werden damit auch zahlreiche Kleintiere bzw. möglicherweise noch nicht ausgefallene Samen von Wiesenblumen im Reifestadium beseitigt. Bei Verwendung eines Saugmähers, was in städtischen Grünflächen im Gegensatz zu Straßenrändern allerdings unüblich ist, wird im Extremfall nahezu die gesamte Wiesenfauna zusammen mit dem Schnittgut eingesaugt (HEMMANN et al. 1987). Bleibt das Schnittgut dagegen längere Zeit liegen, so trocknet es innerhalb weniger Tage ab und wird zu Heu bzw. Krummet, außer bei dauerhaft regnerischem Wetter. Feuchtigkeitsbedürftige Kleintiere wandern aus dem unwirtlicher werdenden Lebensraum ab in benachbarte ungemähte Flächen oder in die Streuschicht, Samen vieler Wiesenblumenarten können nachreifen und ausfallen. Diese für den Fortbestand artenreicher Wiesen wichtigen Prozesse werden durch täglich wenigstens einmaliges mechanisches Wenden erheblich begünstigt. Wenn der Trocknungsprozeß nach 3-6 Tagen beendet ist, kann das im Gegensatz zum anfänglichen Schnittgut wesentlich leichtere Heu mit vergleichsweise geringem Aufwand abtransportiert werden. Foto 22: Aufladen des vorher auf Haufen gesammelten Mähguts am Westhang des Großen Olympiabergs (26.9.01) Unterbleibt das tägliche Wenden und wird das z.B. mit Schlegelmulchgeräten zerkleinerte Schnittgut (bei einem sogenannten Mulchschnitt) in nicht allzu großer Auflagendicke liegengelassen, wird es je nach Witterung im Lauf mehrerer Woche oder Monate von Destruenten der Streuschicht zersetzt. In jedem Fall werden beim Mulchen niederwüchsige Pflanzenarten zugunsten mittelhoher bis hoher Wiesenpflanzen wie z.B. Glatthafer, Knauelgras, Wolliges Honiggras, Wiesen-Kerbel, Bärenklau oder Acker-Witwenblume zurückgedrängt. Meist gelangen in Wiesen auf mittleren Standorten bei einem Mulchschnitt im August wenige Grasarten und ruderale Stauden zur Dominanz, das weitgehend unverrottete Schnittgut verleiht den Flächen bis in den Herbst hinein einen unansehnlichen Anblick (VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Auch die Dichte von LBV 2002 München blüht 71 Heuschreckenarten und anderen Gliederfüßern, die ihre Eier am Boden ablegen, nimmt stark ab. Dagegen beobachteten HANDKE & SCHREIBER (1985) beim Liegenlassen von kleingehäckseltem Schnittgut eine Zunahme der Individuendichte räuberischer Tierarten wie Vögel, Laufkäfer und Spinnen. Beim Einsatz von Schlegelmulchgeräten beträgt die Tötungsrate von Kleintieren nahezu 100%, weil sämtliche vom Gerät aufgenommenen Organismen ebenso wie die pflanzliche Substanz zerschlagen wird (HEMMANN et al. 1987). Wenn Schnittgut in dicker Schichtung liegenbleibt, auch z.B. zusammengeklumpter Rasenschnitt, der beim Mähen kurz nach Regen oder am frühen Vormittag angefallen ist, entsteht innerhalb weniger Tage Fäulnis, es stellen sich Schimmelpilze und anaerobe Bakterien ein. So ließ sich zum Beispiel in Neuhofen Mitte Juni im Umkreis von Gehölzbeständen, wo überflüssigerweise auch Saumstreifen mit hoher Phytomasseproduktion geschnitten wurden, weithin ein unangenehmer fauliger Geruch wahrnehmen. Den wenig attraktiven Anblick eines Rasens mit nicht abgeräumter reichlicher Schnittgutauflage zeigt Foto 23 von einer Vielschnittrasenfläche im Nordteil des Stadtparks. In der Grasnarbe bleiben lokal nährstoffreiche Kahlstellen zurück, wo sich nach einiger Zeit stickstoffliebende Pflanzenarten wie der Stumpfblättrige Ampfer ansiedeln können. Foto 23: Gemulchter Vielschnittrasen mit reichlich Schnittgutauflage im Stadtpark am 30.6.01 Einzelne liegenbleibende Heuhaufen stellen besondere Lebensräume dar: Auf deren Oberfläche steigt die Temperatur bei Einstrahlung stark an, so daß sich thermophile Insekten wie Feldheuschrecken, Tanz- und Schwebfliegen und Tagfalter einstellen. Auf der windabgewandten Seite halten sich gern Fliegen auf. Im Inneren ist die Luftfeuchtigkeit hoch und die Temperatur ausgeglichen, dort halten sich nachtaktive und austrocknungsempfindliche Tierarten auf wie z.B. Schnellkäfer, Laufkäfer, Kurzflügler, Nacktschnecken, Eulenraupen und Zwergspinnen (HUBERT SCHMIDT 1988). In nassem, schimmelndem Heu entwickeln sich saprophage Larven der Raubfliege Lonchoptera furcata und schimmelfressende Käfer wie Atomaria (BONESS 1953). LBV 2002 München blüht 72 2.1.5 Mähgeräte-Typen Nach ihrer Arbeitsweise lassen sich Mähwerkzeuge einteilen in schneidende und rotierende Geräte: Bei der schneidenden Technik wird der Pflanzenaufwuchs durch möglichst scharfe Messer abgeschnitten, wobei in der Regel eine gerade Schnittfläche entsteht. Nach diesem Prinzip arbeiten Sense und Sichel, Walzen- bzw. Spindelmäher (s. Foto 24) und Balkenmäher. Nach der Beweglichkeit der Messer lassen sich Fingerbalken-Mähwerke mit feststehendem Untergrund von Doppelmesser-Mähwerken unterscheiden. Der unmittelbare Wirkbereich dieser Geräte ist auf die Klingentiefe von 5-10 cm beschränkt. Foto 24: Spindelmähgerät mit schwenkbaren Mähvorrichtungen bei der Mahd eines 5 cm hohen Vielschnittrasens auf 2 cm Schnitthöhe (Olympiapark, Böschung südwestlich des Stadions, 21.5.01) Bei der Verwendung einer Sense registrierten OPPERMANN & CLASSEN (1998) in zahlreichen Versuchen eine im Durchschnitt geringfügig höhere Verletzungsrate bei in der Krautschicht lebenden Kleintieren als beim Einsatz eines Fingerbalken-Mähwerks, ca. 5-10% der zuvor im Grünland gezählten Individuen der untersuchten Tiergruppen Amphibien und Heuschrecken wurden verletzt oder getötet. Die Totverluste liegen bei Sense und Fingerbalkenmähwerk mit 1-2% gleich niedrig. Rotierende Mähwerke schlagen bei hoher Umdrehungsgeschwindigkeit bis zu 80 U/sec die Vegetation ab und hinterlassen ein faseriges Schnittbild. Man kann Trommel-, Scheiben- und Schlegelmähwerke unterscheiden, auch die üblichen Sichel-Rasenmäher arbeiten nach diesem Prinzip. Das folgende Foto zeigt den Einsatz eines einachsigen Scheibenmähgeräts (s. Foto 25). Der unmittelbare Wirkbereich rotierender Mähwerke entspricht ungefähr dem Radius der Mähscheiben und liegt damit etwa zwischen 10 und 40 cm. LBV 2002 München blüht 73 Foto 25: Mahd einer eher niederwüchsigen Halbfettwiese mit einem lärmenden Zweiachs-Scheibenmäher (Silvrettaweg in Fürstenried Ost, 20.6.01) Beim Einsatz von Scheibenmähgeräten kommt es zu vielfach höheren Verlusten von Amphibien, Heuschrecken und auch anderen Gliederfüßern der Kraut- und Bodenschicht. Liegt die mittlere Anzahl sowohl verletzter als auch getöteter Amphibien mit über 20% drei- bis viermal höher als bei der Mahd mit schneidenden Geräten, so wird ungefähr die fünffache Individuenzahl z.B. von Heuschrecken beschädigt und es werden bis zu zehnmal mehr Amphibien direkt getötet. Demnach ist die Überlebensrate auch von vergleichsweise mobilen Tierarten beim Einsatz rotierender Mähwerke um ein Mehrfaches geringer als bei der Verwendung schneidender Geräte. Als Folge der direkten Tötungsverluste bei den Gliederfüßern steigt zunächst das Nahrungsangebot für viele karnivore29 Tiere kurzfristig stark an. Daraufhin bleibt auch den in der Nahrungskette folgenden Tierarten, z.B. Insektenfressern wie Igel, wertbestimmenden Vogelarten und schließlich auch Raubtieren wie Wiesel nur noch ein sehr eingeschränktes Beuteangebot, die Tierwelt auf der Wiese verarmt also insgesamt erheblich (OPPERMANN & CLASSEN 1998). Schlegelmähwerke schleudern das Mähgut mehrmals im Gerät herum und reißen mit jeder Rotation erneut Substrat von der Bodenoberfläche mit. Das auf diese Weise kleingehäckselt wieder auf die Fläche zurückgeworfene Schnittgut wird im allgemeinen ziemlich schnell zersetzt. Saugmäher erzeugen einen starken Luftstrom und nehmen das Mähgut in einem Auffangbehälter auf. Zusammen mit dem Schnittgut werden auch Kleintiere in großer Zahl mit angesaugt bzw. in Schlegelmähwerken kleingehäckselt. Die Verlustrate an kleinen Gliederfüßern, vor allem in der Krautschicht lebender, ist bei beiden Mähgeräten noch deutlich größer als bei Scheibenmähwerken (HEMMANN et al. 1987). 29 fleischfressende LBV 2002 2.2 München blüht 74 Anwendung von Herbiziden und Wuchsstoffen Um das vermeintlich ideale Bild eines gleichmäßigen „grünen Teppichs“ weitgehend frei von subjektiv als störend empfundenen kriechenden und rosettenbildenden Kräutern zu erhalten, wird zum Teil bis heute der Einsatz von Herbiziden in Betracht gezogen. Eine chemische Unkrautbekämpfung betrachtet HUBERT SCHMIDT (1988) generell aber nur als Starthilfe zu einer Melioration landwirtschaftlich genutzter Grünlandbestände, nicht von sich aus als eine „Verbesserungsmaßnahme“ hinsichtlich der Artenzusammensetzung. Die üblicherweise während der letzten Jahrzehnte verwendeten Wuchsstoffherbizide auf Aryloxyfettsäuren-Basis (z.B. 2,4-D; = 2,4Dichlorphenoxyessigsäure) wirken einigermaßen selektiv auf zweikeimblättrige Pflanzenarten. Bei richtigem Einsatz regt der Wirkstoff das Wachstum so stark an, bis die behandelten Pflanzen innerhalb weniger Tage vor Erschöpfung eingehen. Aufgenommen werden die Wuchsstoffherbizide über die Spaltöffnungen der Blätter und über die Wurzeln. Die Wuchsstoffe werden gewöhnlich innerhalb weniger Tage im Vegetationsbestand photochemisch und im Boden mikrobiell abgebaut. Eine Schädigung von Bodentieren ist dabei nicht festzustellen. Auf dem Land lebende Wirbeltiere können beim Aufenthalt in herbizidbehandeltem Grünland die Wirkstoffe aufnehmen und vorübergehend in inneren Organen anreichern, wobei besonders Hunde darauf empfindlich reagieren. Nachhaltig schädigend wirken in Gewässer eingewaschene Wuchsstoffherbizide auf die dort lebenden Organismen - einschließlich Fische, weil dort nur ein sehr langsamer Abbau erfolgt (HUBERT SCHMIDT 1988). Die Wirksamkeit hängt vom Einsatztermin, von Umwelteinflüssen und vom physiologischen Zustand der Pflanzen ab; der stärkste Effekt ist bei windstillem, bedecktem, warmem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit zu erwarten. Vegetativ besonders regenerationsfähige Arten mit tiefreichendem, weitverzweigtem Rhizom oder auch kräftigen Ausläufern, wie z.B. Weiß-Klee, Kriechender Hahnenfuß und Schachtelhalm-Arten werden im Gegensatz zu Rosettenpflanzen wie LöwenzahnArten, Gänseblümchen oder Spitz-Wegerich durch herkömmlichen Herbizideinsatz kaum letal geschädigt. Die in halbruderalen Wiesen vorkommende Acker-Winde (Convolvulus arvensis) mit ihren tiefreichenden Rhizomen kann nach einer 2,4-D-Behandlung sogar an Deckung zunehmen (GILBERT 1994). Durch die absterbenden Kräuter können Bestandslücken im Rasen entstehen, die erneut von denselben unerwünschten Arten besiedelt werden können, wenn nicht sogleich schnellkeimende Grasarten eingesät werden. Neben der Wildkrautbekämpfung gibt es theoretisch noch weitere Anwendungsmöglichkeiten chemischer Wuchsstoffe in städtischen Grünflächen: Die Behandlung mit den wachstumsverzögernden Mitteln Maleinhydrazid, Mefluidid oder Paclobutrazol vermindert die Wuchsgeschwindigkeit von Grünland, so daß wesentlich seltener gemäht werden muß und sich dadurch Pflegekosten einsparen lassen. Die dauerhafte Anwendung dieser Mittel ist jedoch ökologisch bedenklich, zumal vor allem relativ artenreiche, schwierig zu mähende Böschungen, Uferstreifen oder sonstige Randzonen damit behandelt werden. Langzeituntersuchungen ergaben nach einem anfänglich leicht angestiegenen Artenreichtum innerhalb von 10 Jahren eine merkliche Artenverarmung, wobei die Rhizomgräser Wiesen-Rispe und Rot-Schwingel sowie Spitz-Wegerich auf Kosten von Horstgräsern und Doldenblütlern deutlich zugenommen hatten (GILBERT 1994). Noch wenig bekannt ist über die Förderung von (zweikeimblättrigen) Wiesenblumen durch die Anwendung von Wuchsstoffen wegen der Skepsis von Ökologen über diese Thematik. Ein einmaliges Ausbringen von Propyzamid (Wuchsstoff zur Eindämmung von Einkeimblättrigen) zur Etablierung bzw. Ausbreitung von eingesäten Zweikeimblättrigen in einer gräserreichen Wiese hält GILBERT (1994) für eine denkbare Anwendungsmöglichkeit. Versuche in England haben ergeben, daß zwei Jahre nach der Einsaat einer Gräser-/Kräutermischung die zweikeimblättrigen Wiesenblumen ohne Wuchsstoffbehandlung nach dieser Zeit weniger als 10% Deckung im Bestand einnahmen, während bei einer Behandlung der Fläche mit Wuchsstoffen 8 Monate nach der Aussaat die Kräuterdeckung bei über 50% lag. Erstaunlicherweise erwies sich eine Mischung aus LBV 2002 München blüht 75 Propyzamid und Glyphosat (Wirkstoff gegen alle Gefäßpflanzen) als besonders effizient hinsichtlich der Entwicklung einer kräuterreichen Blumenwiese. Das in den 1980er Jahren z.B. auf dem Schienennetz der Deutschen Bundesbahn vielerorts ausgebrachte Glyphosat wird leicht ins Grundwasser ausgewaschen, wo es wegen der hohen Persistenz toxische Wirkung hat (ANONYMUS 1989). 2.3 Auswirkungen sonstiger Pflegemaßnahmen bzw. Nutzungen 2.3.1 Beweidung Prägende Faktoren der Beweidung sind vor allem Verbiss und Tritt, örtlich begrenzt kommt noch das Abkoten hinzu. Die Auswirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt hängt von der Besatzdichte, der Weideführung, von Beweidungsdauer und -intervallen und den Weidetieren ab: Rinder mit ihrem breiten Maul reissen mit der Zunge ganze Grasbüschel bis auf höchstens 2 cm über dem Boden ab, so daß ausreichend Blattmasse zur Assimilation übrig bleibt, welche ein schnelles Nachwachsen ermöglicht. Schafe können mit ihrem schmalen Kopf gezielt schmackhafte Pflanzenteile bzw. -arten herauslesen, sie verbeißen sehr tief und können im Extremfall die Vegetationsdecke schädigen. Aufwachsende Triebe weichblättriger Gehölzarten (z.B. Weiden) werden von Schafen ebenfalls gefressen. Auch Pferde weiden sehr kurzrasig und vergleichsweise selektiv ab (SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Der selektive Verbiss vor allem auf Schafweiden begünstigt indirekt die Ausbreitung harter, stachliger, giftiger und wenig schmackhafter, aromatischer Arten. Dazu gehören Stein-Zwenke, Schaf-Schwingel, Schillergras, Disteln, Thymian, Minzen und andere Lippenblütler, Enzian- und Wolfsmilchgewächse. Auch einmal angesiedelte, bestachelte Sträucher wie Rosen, Schlehen und Weißdorn können sich ungestört entwickeln. Insgesamt breiten sich ausläuferbildende Arten wie Kammgras, Weidelgras und Weiß-Klee sowie niederwüchsige Rosettenpflanzen wie Gewöhnliche Brunelle und Gänseblümchen auf Kosten kurzlebiger, sich vorwiegend generativ fortpflanzender Arten wie Aufrechte Trespe aus. Ältere Grashorste sowie überständige Triebe an sich wohlschmeckender Arten werden von Schafen allerdings weitgehend gemieden. Regelmäßiger tiefer Verbiß führt zur Auslese zwerg- oder krüppelwüchsiger Formen vieler Wiesenblumen, z.B. des Rauhen Löwenzahns, der Wiesen-Flockenblume oder Tauben-Skabiose, welche auf Schafweiden oft das Erscheinungsbild der Vegetationsdecke prägen. Die Artenvielfalt und Individuenzahl blattfressender, nektarsaugender und samenfressender Insektenarten (z.B. Blattkäfer, Schmetterlingsraupen; Schmetterlinge, Bienen, Schwebfliegen; Rüsselkäfer) nimmt während der Beweidungsphasen deutlich ab, während auf der Bodenoberfläche lebende, wärme- und trockenheitsliebende Arten (z.B. Bodenspinnen und Laufkäfer) sowie Pflanzensaftsauger wie Zikaden begünstigt werden. Unbeabsichtigt fressen Weidetiere an Blättern und Stängeln haftende Entwicklungsstadien der Arthropoden (Eier, Larven und Puppen) mit. Da allerdings verschmähte „Weideunkräuter“, oft sogar mit Blüten, und harte Halme zurückbleiben, finden viele Wirbellose ohne spezielle Lebensraumansprüche stets ein Fortpflanzungs-, Larval- und Nahrungshabitat. Von dort aus regenerieren sich Vertreter der oben genannten Insektengruppen bereits 2-3 Wochen nach einem Weidegang (WOIKE & ZIMMERMANN 1997). Der Tritt beeinflusst bei allen Weidetieren die gesamte Fläche eher unspezifisch. Manche empfindliche Pflanzenarten haben bei hohem Viehbesatz dadurch keine Entwicklungschancen, z.B. Orchideen, andererseits wird die Entstehung einer verfilzenden Streuschicht unterbunden, was die Fortpflanzung niederwüchsiger Rosettenpflanzen begünstigt. Der Klauen-Auflagedruck von Schafen ist deutlich geringer als von Rindern, die bodenverdichtende Wirkung reicht nur bis in eine Tiefe von maximal 4 cm im Gegensatz zu 10-15 cm auf Kuhweiden. Dennoch haben Schafe einen „scharfen Tritt“, durch das Aufsetzen ihrer spitzen Klauen entstehen zahlreiche kleine Lücken in der Vegetationsdecke, die ein geeignetes Keimbett einerseits für kurzlebige, konkurrenzschwache LBV 2002 München blüht 76 Kräuter wie Enziane, andererseits auch für Pioniergehölze darstellen. Bei regelmäßiger Beweidung werden die meisten Gehölzsämlinge weichblättriger Arten wieder abgefressen. Auf die Kleintierwelt wirkt sich der Tritt ambivalent aus: Einerseits werden Tiere mit nur eingeschränkter Fluchtmöglichkeit der Boden- und Krautschicht zu einem Teil zertreten, z.B. Schnecken, Spinnen, Larven und Puppenstadien vieler Insektenarten. Auch durch die Zerstörung von Spinnennetzen wird indirekt die Dichte von Radnetz- und Trichterspinnen vermindert. Durch Verfestigung des Oberbodens nimmt die Häufigkeit mancher im Boden lebender Arten ab, z.B. von Feldmäusen und Drahtwürmern. Andererseits begünstigen die offenen Bodenstellen die Ansiedlung wärmebedürftiger Arten, insbesondere von Stechimmen (SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Die lokale Nährstoffanreicherung durch das Abkoten fördert das Wachstum der Arten von Fettweiden und begünstigt die Ansiedlung nitrophiler Ruderalpflanzen, welche gewöhnlich vom Weidevieh verschmäht werden. Auf die spezielle Tier-Lebensgemeinschaft von Kothaufen wird in Kap. 1.4.7.3 eingegangen. Wenn Schafe die Nächte außerhalb der eigentlichen Weidefläche in einem Pferch verbringen, ist dort eine konzentrierte Anhäufung von Kot zu beobachten, was auf einen Nährstoffentzug im Bereich der Weidefläche schließen läßt (WOIKE & ZIMMERMANN 1997). Durch eine entsprechende Weideführung ist somit die Aushagerung von Grünland in begrenztem Umfang möglich. Eine erhebliche Bedeutung kommt Weidetieren als Verbreitungsmittel für Pflanzen- und Kleintierarten zu. Durch wandernde Herden wurden in den nacheiszeitlichen Wärmeperioden submediterrane und subkontinentale Arten, die heute noch beispielsweise auf der Garchinger Heide zu finden sind, nach Mitteleuropa eingetragen. Schaffelle und Hufe sind ideale Transportmittel für Samen, an einem einzigen Tier wurden bis zu 8500 Samenkörner von 85 Pflanzenarten gezählt. Nicht nur typische epizoochore30 Pflanzenarten mit Klettfrüchten, auch glattsamige kleine Samen, Sporen von Moosen und Flechten werden in Schaffellen ebenso verfrachtet, wie sich auf den Rücken der Tiere sonnende Heuschrecken und in der an den Hufen haftenden Erde befindliche kleine Schnecken. Durch eine Schaftrift von artenreichen Magerweiden entlang geeigneter Triftwege (möglichst unbefestigt, mit beidseitig mehrere Meter breiten, gehölzarmen Grünstreifen) auf artenarme, nicht allzu nährstoffreiche Grünflächen, können somit viele standorttypische Tier- und Pflanzenarten übertragen werden. Eine längerfristige Artenvielfalt kleiner isoliert gelegener Magerrasenflächen ist zudem nur durch einen ständigen genetischen Austausch mit Lieferbiotopen gewährleistet, der durch eine alljährliche Schaftrift unterstützt werden kann. Auch Barrieren in der Landschaft wie Straßen oder Äcker, welche heute in großer Anzahl eine natürliche Ausbreitung der meisten Organismen erschweren, können durch wandernde Schafe bis zu einem gewissen Grad überbrückt werden. (WOIKE & ZIMMERMANN 1997). Eine Nutzungsumstellung bisher gemähter artenreicher Magerwiesen auf Beweidung bringt zunächst eine deutliche Verminderung der floristischen und faunistischen Artenvielfalt, weil viele weideunverträgliche Arten verschwinden, aber typische an die Weidenutzung angepaßte Arten, vor allem der Fauna, (noch) nicht vorhanden sind. Sinnvoll kann eine Beweidung aber zur Wiederaufnahme der Pflege vergleichsweise nährstoffarmer Brachflächen sein, wie es sie beispielsweise im Norden Münchens in größerer Zahl gibt. Nur traditionelle, Jahrzehnte alte Weideflächen zeigen eine Strukturvielfalt, die Voraussetzung für eine besonders artenreiche Tierwelt ist (SCHMID & WIEDEMEIER 1999). Musterbeispiele dafür sind z.B. eine Rinderweide bei Hartschimmel im AmmerLoisach-Hügelland südlich von Andechs und die Nöttinger Viehweide im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm (Beobachtungen von U. Schwab). 30 durch Anhaften an Tieren verbreitete Samen LBV 2002 München blüht 77 2.3.2 Nährstoffbilanz und Düngung Der Fortbestand eines ansehnlichen, möglichst dauerhaft und gleichmäßig grünen Grasteppichs eines Vielschnittrasens setzt eine kontinuierliche und ausreichende Versorgung des durchwurzelten Oberbodens mit Sauerstoff, Feuchtigkeit und Nährstoffen voraus. Der durchschnittlich nur 15-20 cm mächtige, lehmige Oberboden (A-Horizont) über den nacheiszeitlichen Schotterdecken der Münchener Ebene hat eine relativ geringe Speicherkapazität für Wasser und Nährstoffe. Allerdings sind die meisten Rasenflächen auf künstlich geschüttetem, teils tiefgründigerem Untergrund angelegt bzw. dem vor der Anlage der Grünfläche gefrästen Oberboden humose Bodenverbesserungsstoffe beigemischt worden, wodurch das Absorptionsvermögen für Wasser und Nährstoffe für viele Jahre erhöht ist. Durch häufige Mahd (mit Entfernung des Mähguts) werden dem Ökosystem Rasen regelmäßig Nährstoffe entzogen, der Verlust wird jedoch durch den Stickstoffeintrag aus der Luft bzw. mit den Niederschlägen, durch liegenbleibendes kurzhalmiges Schnittgut bei jedem Mähvorgang und im Trauf von Gehölzen liegenbleibendes Fallaub weitgehend kompensiert. Hundeexkremente sorgen örtlich für eine zusätzliche Nährstoffzufuhr. Durch den Verzicht auf eine flächendeckende Düngung nimmt die Wuchsleistung der Rasenflächen mittel- bis langfristig ab, so daß eine seltenere Mahd erforderlich ist. Mit der verminderten Wuchsdichte der Grasnarbe nimmt auch die Belastbarkeit ab, vor allem an feuchten, (halb)schattigen Stellen bildet sich eine Moosdecke (JEDICKE 1986). Foto 26: Durch Hundekot gedüngter Fleck mit üppigem Graswuchs in sonst relativ magerer Rasenfläche (Landschaftspark Riem, 29.4.01) LBV 2002 München blüht 78 Die enorme Düngewirkung von Hundeexkrementen zeigt sich vor allem im Erstfrühling, wenn das Grünland noch insgesamt fahl/graugrün erscheint und die zu Sprießen beginnenden Gräser und Kräuter noch kaum höher als 4 cm sind, an hervorstechenden Inseln von 20 bis 40 cm Durchmesser mit bereits üppigem und dichtem Wuchs von 10 bis 15 cm Höhe (vgl. Foto 26). Am deutlichsten fällt das fleckig-buschige Erscheinungsbild in Rasenflächen auf, die auf magerem, kiesigem Untergrund eingesät wurden (vgl. GILBERT 1994). Auch im Umkreis von Laubgehölzen zeichnet sich im Frühjahr, wenn noch reichlich Licht auf den Boden einfällt, ein besonders üppiger Krautwuchs ab (vgl. Foto 56). Auf Wiesen in größerer Dicke von mehreren cm eingewehtes Fallaub wirkt sich nicht nur durch den (mäßigen) Nährstoffeintrag nachteilig auf den Bestand aus, sondern auch durch die Dämmwirkung, weil durch die monatelange Auflage die Grasnarbe lückig wird (vgl. Foto 27). In den Kahlstellen siedeln sich vorzugsweise für Grünland untypische Nährstoffzeiger wie Giersch und Stumpfblättriger oder Krauser Ampfer sowie Trittrasenarten wie Breit-Wegerich und Vogel-Knöterich an. Foto 27: Auf die Randzone einer Magerwiese im vorausgangenen Spätherbst maschinell eingeblasenes Fallaub im Waldfriedhof, unmittelbar am Wegrand eingerechter Splitt (8.3.01) Eine zusätzliche Nährstoffzufuhr verändert außer der Wuchsleistung und dem Farbton auch das Artengefüge des Grünlands, was vor allem in Wiesen auffällt: Eine relativ geringe Anzahl besonders wuchskräftiger Gräser und Kräuter (gekennzeichnet durch hohe N-Zahlen nach ELLENBERG 1979) verdrängen die meisten charakteristischen Wiesenblumen, indem sie frühzeitig in die Höhe und Breite wachsen und die bodennahe Krautschicht beschatten. Nur wenige dieser konkurrenzstarken Pflanzenarten haben eine attraktive Blüte, meist dominiert kurzzeitig ein bestimmter Farbton, im Frühjahr das Gelb des Wiesen-Löwenzahns oder Scharfen Hahnenfußes, gelegentlich das Weiß des Wiesen-Kerbels oder im Sommer das Weiß des Bärenklaus. Die extreme faunistische Artenarmut in gedüngten Wiesen ist nicht nur auf die wenigen vorhandenen Nahrungspflanzen zurückzuführen, sondern auf die dichte Struktur des Aufwuchses und die damit verbundene starke Beschattung am Boden. Wärmebedürftige Gliederfüßer finden dort ebensowenig einen Lebensraum wie bewegungsbedürftige räuberisch lebende Arten (vgl. HUBERT SCHMIDT 1988). Relativ günstige LBV 2002 München blüht 79 Lebensbedingungen haben in gedüngten Wiesen einerseits feuchtigkeitsbedürftige Tiergruppen wie Schnecken, insbesondere Nacktschnecken, zum anderen auch Mäuse, welche unter einer dichten Krautschicht vor Freßfeinden besonders gut geschützt sind. 2.3.3 Wasserversorgung Auch wenn das optische Erscheinungsbild vorübergend leidet, ist eine Bewässerung von Rasenflächen im Sommer zu deren Erhalt grundsätzlich nicht notwendig, zumal bei den in München in den Sommermonaten recht hohen Niederschlagsmengen. Im Verlauf einer mehrwöchigen Trocken- und Hitzeperiode stellt zwar die Vegetation das Wachstum ein und die oberirdischen Pflanzenteile werden dürr und mehr oder weniger braun, die Rasengräser und Wildkräuter sterben aber nicht ab (s. Foto 28). Wie aus Abb. 1 ersichtlich, hat der Wurzelhorizont von Vielschnittrasen eine Mächtigkeit von nur 10-15 cm und die Wasserspeicherkapazität in dieser Bodenschicht ist entsprechend begrenzt. Aus den Wurzeln treiben nach ausreichendem Niederschlag wieder frischgrüne Sprosse aus (JEDICKE 1986). Im schattigen Traufbereich und engeren Umkreis großer Laubbäume ist ein welker Zustand der Rasen-, Wiesen- oder Saumvegetation oft schon nach wenigen besonders trocken- warmen Tagen zu beobachten, weil die Gehölzwurzeln dem Boden sehr viel Wasser entziehen; nur ausgiebige oder besonders starke Niederschläge durchdringen das Kronendach und befeuchten den Boden. Die Belastbarkeit stark ausgetrockneter Rasen oder (gemähter) Wiesen durch Liegen oder Spielen ist allerdings erheblich vermindert. HORST SCHMIDT (1992) berichtet von erheblichen Narbenschäden in Parkrasen im vorausgegangenen besonders trockenen Sommer. Foto 28: Während sommerlicher Trockenheit verdorrt wirkender Rasen mehrere Tage nach einer Mahd (Sauerbruchstraße, 24.6.01) LBV 2002 München blüht 80 2.3.4 Trittbelastung Regelmäßige, häufige Trittbelastung verdichtet den Oberboden, der Porenanteil im Bodengefüge und damit der Luftgehalt wird stark verringert. Einen sauerstoffarmen, komprimierten Boden können Pflanzenwurzeln nur schwer durchdringen, so daß das Wachstum der Vegetation kümmerlicher wird. Auf mäßig beanspruchten Spielwiesen oder auch regelmäßig vom Vieh begangenen Bereichen einer Weidefläche ist die mittlere Aufwuchshöhe und auch der Ertrag gegenüber unbelasteten Wiesen merklich verringert. Bei ergiebigen Regenfällen und nach Frostperioden entsteht auf lehmig-tonigen Böden Staunässe, welche zu besonderem Sauerstoffmangel im Boden führt. Die oberirdischen Pflanzenteile werden mechanisch stark beansprucht bzw. wiederholt verletzt. Bei sehr häufigen und starken Belastungen auf verdichteten Böden vermögen sich nur wenige nährstoffbedürftige Pflanzenarten mit zähem, reißfestem Gewebe und vorwiegend bodennah horizontalem Wuchs zu behaupten, insbesondere die 5 meist kurzlebigen Arten der Trittrasen, welche eine sehr schüttere, lückenhafte Vegetationsdecke bilden: Einjähriges Rispengras, Deutsches Weidelgras, BreitWegerich, Vogel-Knöterich und Strahllose Kamille. Sonstige Pflegemaßnahmen wie Mähen haben bei starker Trittbelastung praktisch keinen Einfluß auf die Vegetationszusammensetzung. Trittrasen werden nur zeitweilig von Kleintierarten aufgesucht: In feuchtem Zustand z.B. von Regenwürmern, welche an die Bodenoberfläche kommen, von Schnecken und von Dornschrecken (Tetrix ssp.), in trockenem Zustand z.B. von Jagdspinnen, Weberknechten, Laufkäfern oder vielerlei Fliegen-Gattungen. Auf weniger stark mechanisch beanspruchten, aber verdichteten und zeitweilig staunassen oder überstauten Lehm- und Tonböden stellen sich eher die ausläuferbildenden Flutrasenpflanzen ein, vor allem Kriechender Hahnenfuß, Kriechendes und Gänse-Fingerkraut, Weißes Straußgras und Krauser Ampfer. Regelmäßiges Abweiden durch Enten oder Gänse begünstigt die Ausbildung niederwüchsiger Flutrasen. Als wirksame Abhilfe gegen verdichtete Böden nennt z.B. JEDICKE (1986) das Aerifizieren: Einstechen 6-10 cm tiefer Löcher in den Rasen in relativ engem Abstand, die mit grobem Sand gefüllt werden, um das Porenvolumen im Oberboden zu erhöhen. Im öffentlichen Grün kann auf diese Maßnahme weitgehend verzichtet werden, weil bestimmte Nutzungen wie Ballspiele oder Trampelpfade ohnehin immer wieder an denselben Stellen stattfinden werden und Trittrasen durchaus als charakteristische Lebensgemeinschaft in Siedlungsgebieten anzusehen sind (LAU 1991). LBV 2002 3) Anlage von Blumenwiesen 3.1 Ausgangsbedingungen München blüht 81 Seit über 2 Jahrzehnten gibt es Bestrebungen, aus ökonomischen und ökologischen Gründen Rasenflächen in städtischen Parkanlagen in Wiesen umzuwandeln (vgl. MÜLLER & KURT SCHMIDT 1982; HORST SCHMIDT 1992). Auf den in aller Regel ziemlich nährstoffreichen Standorten entstanden auch nach mehr als 10-jähriger bloßer Pflegeextensivierung (Verminderung der Mahdhäufigkeit von 10-12 x jährlich auf 2x jährlich mit Abfuhr des Schnittguts) nur in Ausnahmefällen Blumenwiesen, vielmehr herrschen blütenarme Graswiesen vor (WITT & DITTRICH 1996). Als Gründe für den mangelhaften Erfolg werden genannt: Von starkwüchsigen, meist ausläuferbildenden Gräsern dominierte, artenarme Ausgangsbestände Hohe Deckung des Weiß-Klees im Ausgangsbestand Bodenverbesserung und Nivellierung des Standorts bei einer vorausgegangenen Neuanlage sowie Düngung ermöglichten jahre- bis jahrzehntelang einen ertragreichen Aufwuchs Fehlen der erwünschten Wiesenblumen sowohl als Samenvorrat im Boden als auch in der Umgebung der Umwandlungsflächen (BOSSHARD 1999; WITT & DITTRICH 1996; WOLF 1996). Aktuelle Negativbeispiele aus München sind außerdem zu einem Großteil auf Schwierigkeiten bei der Pflegeumstellung zurückzuführen, insbesondere der Wahl der passenden Mähtermine und der richtigen Behandlung des Mähguts. Als Ursachen dafür gibt z.B. GILBERT (1994) unzureichende ökologische Kenntnisse des Pflegepersonals und mangelnde Flexibilität bei der Organisation von Pflegeeinsätzen an. Ehemals aus einer Wiese hervorgegangene Rasenflächen enthalten vielfach noch typische Wiesenblumen im Bestand, möglicherweise auch als Samenbank im Boden, so daß allein durch eine Verminderung der Schnitthäufigkeit innerhalb von 2 Jahren ästhetisch ansprechende Blumenwiesen entstehen (KUNICK 1992; WITT & DITTRICH 1996). Bevor mit irgendwelchen Maßnahmen begonnen wird, ist eine grobe Standortanalyse erforderlich. Grundsätzlich gilt: Die Entwicklung einer blütenreichen Wiese wird umso besser verlaufen, je extremer ein Standort ist, also feucht, flachgründig, kiesig, trocken usw. (BOSSHARD 2000). Die wenigen Extremstandorte in Grünanlagen oder auch im Verkehrsbegleitgrün sollten generell nicht als Rasen gepflegt werden. Vor allem die Nährstoffverfügbarkeit im Boden beeinflußt maßgeblich die Erfolgsaussichten auf die Entstehungsmöglichkeit einer Blumenwiese. Nicht der Nährstoffreichtum des Bodens an sich, sondern bereits vorhandene konkurrenzstarke Arten, insbesondere Weiß-Klee und ausläuferbildende Rasengräser stellen das größte Problem für die Etablierung eines artenreichen, ästhetisch ansprechenden Bestands dar. Da eine aussagekräftige Nährstoffanalyse des Bodens im allgemeinen zu aufwändig bzw. kostspielig sein dürfte, wird die Menge des jährlichen Ertrags einer Fläche als Entscheidungsbasis herangezogen, ob Maßnahmen für die Entwicklung einer Blumenwiese überhaupt sinnvoll sind. Zur Ermittlung des Ertrags des Aufwcuhses müsste ein Teil des betreffenden Vielschnittrasens von der regelmäßigen Mahd ausgeschlossen werden. BOSSHARD (2000) hat als Grenzwert einen jährlichen Ertrag von 800 g Trockensubstanz je m 2 bzw. 80 kg je Ar ermittelt, bei dessen Überschreiten wegen der zu dichten Grasnarbe und zu starken Beschattung der bodennahen Schicht eine Ausbreitung und Etablierung von Blumenwiesen unwahrscheinlich ist. WOLF (1996) gibt als Obergrenze nur 500 g Trockensubstanz je m2 an. LBV 2002 München blüht 82 Abb. 12: Die wichtigsten Faktoren, welche die Entwicklung einer Blumenwiese durch Neuansaat oder Umstellung aus Intensivgrünland beeinflussen (leicht verändert aus BOSSHARD 1999) links oben: unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht manipulierbare Faktoren („Naturfaktoren“). Unterstrichen: Besonders einschneidende Rahmenbedingungen. Rechts (grau hinterlegt): Faktoren, mit denen sich die Artenbereicherung lenken läßt („Kulturfaktoren“). Ertragreiches Grünland kann im allgemeinen durch mehrjährige Aushagerungsschnitte (dreimalige jährliche Mahd mit sorgfältiger Abräumung des Schnittguts) oder durch Umbruch, möglichst mit Abtragen mehrerer cm des nährstoffreichen Oberbodens, und anschließendes Fräsen in einen geeigneten Basiszustand für die in Kap. 3.2 aufgeführten Maßnahmenschritte gebracht werden. Ob ein gezieltes Einbringen von Wiesenblumen überhaupt notwendig bzw. ökonomsich sinnvoll ist, hängt u.a. davon ab, ob bereits mindestens 3 Arten aus einer Wiesenblumenkomponente von Tab. 12 mit wenigstens geringer Deckung und einigermaßen regelmäßiger, flächenhafter Verteilung im Bestand enthalten sind. LBV 2002 München blüht 83 Inzwischen langjährige Versuche zur Anlage artenreicher Blumenwiesen haben u.a. folgende teils überraschende Erkenntnisse gebracht (BOSSHARD 2000; MOLDER 2001, briefl.): Gräser spielen eine zentrale Rolle für die räumliche Struktur und Stabilität einer Wiese. Wenn der Gräseranteil (deutlich) weniger als 30% Deckungsanteil einnimmt oder im Ausgangsbestand ungünstig zusammengesetzt ist, entsteht häufig eine lückige Vegetationsdecke, in welcher sich unerwünschte Wildkräuter wie Einjähriges Rispengras oder Wiesen-Löwenzahn ausbreiten, und der Wiesenblumenanteil sinkt unter denjenigen einer Ansaat mit geeigneten Gräsern. Nicht der Artenreichtum einer Saatgutmischung, sondern enthaltene Schlüsselarten mit ziemlich weiter ökologischer Amplitude beeinflussen mittelfristig die Stabilität und die Artenvielfalt der künftigen Blumenwiese. Das Einbringen subjektiv gewünschter Blumenarten bzw. nach pflanzensoziologischen Kriterien zusammengestellter Mischungen kann erfolglos sein bzw. sich sogar nachteilig auf die Bestandsstruktur auswirken. Ein ausgewogenes Verhältnis von 25 bis 35 nicht zu konkurrenzstarker Arten führt rasch zu einem artenreichen Bestand. Auf eher nährstoffreichen Standorten muß die Ansaatmischung eher konkurrenzstarke, auf eher nährstoffarmen oder auch vernäßten Böden vorwiegend weniger konkurrenzstarke Arten enthalten, damit sich langfristig artenreiche Bestände entwickeln. Leguminosen spielen je nach Standort und Deckungsanteil eine unterschiedliche Rolle: Wenn sie auf nährstoffreichen Böden eine hohe Gesamtdeckung über 40-45% einnehmen, wirken sie insbesondere durch die Stickstoffbindung im Boden31, aber auch durch Beschattung anderer Wiesenblumen negativ auf den Bestand. Auf phosphatarmen Böden begünstigt eine vergleichsweise hohe Deckung der Leguminosen von 40-50% die Entstehung eines arten- und blütenreichen Bestands, da sich die Stickstoffbindung offenbar positiv auf eine ausgewogene Bestandsstruktur auswirkt. Bereits erstaunlich geringe Saatgutmengen genügen für eine erfolgreiche Etablierung erwünschter Wiesenpflanzen: Nur 8 g bzw. 16 g Wiesenblumensaatgut sowie 100 g einer GräserGrundmischung auf 100 m2. Einzelne Wiesenblumenarten sind demnach nur mit weniger als 0,1 g Samengewicht auf 100 m2 enthalten (BOSSHARD 2000). MOLDER & SKIRDE (1993) haben noch wesentlich höhere Mengen von ca. 1 kg Saatgut auf 100 m2 vorgeschlagen, aber ein ähnliches Gräser-Kräuter-Verhältnis von ca. 9:1. Eine Erhöhung dieser Saatgutmenge bringt nach Erfahrung von BOSSHARD (2000) keinerlei Verbesserung hinsichtlich des Etablierungserfolgs, sondern treibt nur die Anlagekosten in die Höhe. 3.2 Praktische Vorgehensweisen bei der Umstellung von Rasen auf Blumenwiesen In Kenntnis der im vorausgegangenen Abschnitt angesprochenen Grundlagen hat man nun die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten, durch Einbringen von Samen artenreiche Blumenwiesen anzulegen. Je nach örtlichen Gegebenheiten und verfügbaren finanziellen Mitteln kommen folgende Methoden in Betracht: Heugrassaat bzw. Heumulchverfahren Heudruschverfahren Einsaat von selbstgesammeltem Wildpflanzensaatgut oder standardisierten Samenmischungen von Wildpflanzen aus dem Fachhandel Einsaat ausgewählter Wiesenblumen in eine bestehende Rasennarbe Staudenpflanzungen Die beiden erstgenannten Methoden sind, wo immer möglich, den letztgenannten Verfahren vorzuziehen, sowohl aus naturschutzfachlichen als auch finanziellen Überlegungen. Voraussetzung sind aber geeignete Spenderflächen in der näheren Umgebung von maximal 5-10 km Entfernung. 31 in Symbiose mit den „Knöllchenbakterien“ der Gattung Rhizobium, die an ihren Wurzeln leben LBV 2002 München blüht 84 Sie liefern bei sachgemäßer Ausführung recht zuverlässig standortgerechte, lokaltypische Blumenwiesen (BOSSHARD 1999; 2000 und mdl.). Prinzipiell lassen sich alle beschriebenen Verfahren, abgesehen von der Einsaat in eine bestehende Rasennarbe, sowohl zur Umwandlung artenarmer Parkrasen als auch zur Neuanlage von Blumenwiesen auf nicht allzu nährstoffreichen offenen Böden anwenden. Bevor das Saatgut entsprechend den Anweisungen in den folgenden Abschnitten aufgebracht wird, muß rechtzeitig (Zeitpunkte methodenabhängig, s. Kap. 3.2.1 bis 3.2.3) die Bodenoberfläche vorbereitet werden, damit ein feinkrümeliges Saatbett mit gut abgesetztem Boden entsteht. Der Oberboden soll nur flachgründig, nicht mehr als 10 cm tief mit einer Fräse bearbeitet werden. Der Abtrag von besonders nährstoffreichem, womöglich mit Wurzeln bzw. Rhizomen durchsetztem humosem Oberboden ist stets empfehlenswert, soweit der Abraum einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden kann (z.B. Aufschütten von Hügeln für Entwicklung einer Ruderalflora) und die anfallenden Kosten getragen werden können. Alternativ kann auch mit dem Einmischen einer mehreren cm dicken Sandschicht bis in 20 cm Tiefe eine gewisse Ausmagerung des Standorts erreicht werden (so geschehen z.B. in Neuriem-West; vgl. WITT & DITTRICH 1996). Auf dem kiesiglehmigen Untergrund soll im Regelfall wenigstens eine mehrere cm dicke Schicht Oberboden verbleiben, um die Entwicklung wiesentypischer Pflanzenarten im Jugendstadium zu begünstigen. Auf eine Feinplanie des Geländes soll stets verzichtet werden, damit vielfältige Kleinstandorte entstehen. Nur große Steine, welche einer späteren Mahd hinderlich sind, sollen abgesammelt werden. Eine erfolgreiche Umstellung auf artenreiche Blumenwiesen innerhalb weniger Jahre gelingt im Regelfall nur, wenn die Grasnarbe streifenweise oder inselartig z.B. durch Fräsen entfernt wird und ein weitgehend vegetationsfreies Saatbett entsteht. Daher ist die Bodenbereitung nicht nur für Neuanlagen, sondern auch für die Umwandlung von Vielschnittrasen relevant. Empfehlenswert ist ein zweimaliges Fräsen in zweiwöchigem Abstand. Die Breite solcher Streifen soll mindestens 2 m, besser 3 m betragen, die Länge kann von ca. 2 m an beliebig sein (BOSSHARD, 2002 mdl.). Von der Rasennarbe freigelegte Inseln sind demnach mindestens 4, besser 6-8 m2 groß. Der Abstand solcher Streifen oder Inseln zueinander soll 10-20 m betragen, so daß ungefähr 10-15% Flächenanteil des Rasens gefräst ist. Damit die Grenzlinien dieser gefrästen Flächen zum Umfeld möglichst lang sind, sind Vierecke oder Polygone einer kreisförmigen Insel vorzuziehen (WITT & DITTRICH 1996). LBV 2002 München blüht 85 Abb. 13: Schematische Darstellung auszufräsender Streifen bzw. Inseln in einem Rasen, der in eine Blumenwiese umgewandelt werden soll Bei einer Wiesen-Neuanlage hat sich eine düngerlose Vornutzung des nur oberflächlich leicht bearbeiteten Bodens mit stark zehrenden einjährigen Kulturen, wie z.B. Phazelie, Senf oder Sonnenblumen über eine Vegetationsperiode bewährt, um dem Boden möglichst viele Nährstoffe zu entziehen. Ein rechtzeitiges Abmähen des Bestands gegen Ende der Blütezeit und die Beseitigung des Schnittguts darf nicht versäumt werden. Anschließend ist ein flächendeckendes Fräsen in der genannten Weise durchzuführen. Vor der nun folgenden Einsaat soll sich die Bodenoberfläche mindestens 2-3 Wochen lang setzen. 3.2.1 Heugrassaat oder Heumulch Diese in der Naturschutzpraxis vor allem auf nährstoffarmen Standorten inzwischen weit verbreitete Methode wurde bisher wissenschaftlich noch kaum dokumentiert. Für einen ziemlich sicheren Erfolg ist zunächst eine geeignete Spenderfläche, also eine artenreiche Blumenwiese auf vergleichbarem Standort in der näheren Umgebung auszuwählen, welche möglichst viele der in den Tabellen 12 und 13 aufgelisteten, standortabhängigen „Schlüsselarten“ enthält und über deren Aufwuchs man verfügen kann. Eine große floristische Artenvielfalt der Spenderfläche kann bei dieser Methode im allgemeinen nicht schaden. Bei Neuanlagen auf ziemlich nährstoffreichen Böden registrierten WITT & DITTRICH (1996) eher geringe Erfolgschancen. Damit die Übertragung zahlreicher Diasporen möglichst vieler Pflanzenarten gelingt, ist der Ausgangsbestand bei beginnender Samenreife der Wiesen-Margerite (also ungefähr Mitte Juni bis Anfang Juli) in feuchtem Zustand am Morgen zu mähen. Das Schnittgut soll bei trockener Witterung sogleich von Hand oder mit einer Heugabel auf das vorbereitete Saatbett gleichmäßig verteilt werden, entweder großflächig bei einer Neuanlage oder auf die Inseln bzw. Streifen bei einer RasenUmwandlung. Bei der Anlage des Magerrasens im Zamilapark wurde ein umgebautes Heugebläse verwendet (WITT & DITTRICH 1996). Die Ausbringungsfläche soll ungefähr doppelt so groß sein wie die gemähte Fläche, so daß eine lockere Auflageschicht von anfangs 2-6 cm Dicke entsteht. Für LBV 2002 München blüht 86 die Keimung zahlreicher Wiesenpflanzen ist ein Lichteinfall bis zur Bodenoberfläche von Bedeutung. Nach stärkeren Regenfällen sinkt die Heumulchauflage zusammen. Bis zum ersten Pflegeschnitt im Herbst braucht man sich in der Regel nicht mehr um die Fläche zu kümmern. Von besonderem naturschutzfachlichem Wert bei dieser Methode ist die Tatsache, daß mit dem Heu auch Moose, Sporen von Pilzen, Flechten sowie lebensraumtypische Kleintiere bzw. deren Entwicklungsstadien übertragen werden. Der Artenreichtum der künftigen Blumenwiese kann besonders auf mageren Standorten möglicherweise erhöht werden, wenn Ende August nochmals Heugras mit den nun spät reifenden Samen in der beschriebenen Weise übertragen wird. Bei nur knapp verfügbaren finanziellen Mitteln ist jedoch zugunsten einer größeren Wiesenfläche auf eine zweite Heugrasübertragung zu verzichten, da nicht in allen Fällen zusätzlich eingebrachte Pflanzenarten festzustellen sind. Ein erster Pflegeschnitt wird spätestens dann fällig, wenn ein aufwachsender Ackerwildkrautbestand sich zu schließen beginnt, also über 75% Deckung erreicht. Aber auch bei geringerer Deckung des Aufwuchses muß bereits im Ansaatjahr im Herbst (Ende September bis Anfang Oktober) unbedingt erstmalig mit einer Schnitthöhe von 5-8 cm gemäht werden, damit die Bodenoberfläche gut besonnt wird und die Bildung eines Streufilzes den Winter über verhindert wird. Das Schnittgut soll sogleich entfernt werden. Nur auf ausgesprochen nährstoffarmen Standorten, wo bei der angegebenen Schnitthöhe so gut wie kein Schnittgut anfällt, ist diese Maßnahme überflüssig. Die Anwendung des Heugrasverfahrens setzt voraus, daß zum fälligen Schnittzeitpunkt der Spenderfläche, also ungefähr in der zweiten Junihälfte, die Empfängerfläche mit entsprechend vorbereitetem Saatbett vohanden ist. 3.2.2 Heudruschverfahren Wenn der für eine erfolgreiche Heugrassaat notwendige exakte Übertragungszeitraum von ca. 2 Wochen im Sommer nicht eingehalten werden kann, ist zur Erzielung ähnlicher Resultate das Heudruschverfahren vorzuziehen. Was vor 10 Jahren offenbar noch ein riskantes Unterfangen mit nicht immer zufriedenstellendem Ergebnis war (vgl. WITT & DITTRICH 1996), liefert heute bei sorgfältiger Ausführung fast immer artenreiche Blumenwiesen mit standorttypischem Pflanzeninventar. ENGELHARDT (2002 mdl.) hat die Heudruschgewinnung durch zahlreiche Versuche in den letzten Jahren perfektioniert und die Bezeichnung „Heudrusch“ auf seinen Namen patentieren lassen, was einen entsprechenden Qualitätsanspruch der von ihm geleiteten Biotopanlagen erwarten läßt. Der Heudrusch enthält neben dem ausgedroschenen Saatgut noch zerkleinerte Reste dürrer Sprossteile und läßt sich monatelang lagern, bis er auf ein geeignetes Saatbett (vorzugsweise kiesiger Rohboden) als dünne Schicht ausgebracht werden kann (ENGELHARDT 2001 briefl.). Die Auswahl der Spenderflächen erfolgt wie beim Heugrasverfahren, gewöhnlich werden die von zwei bis drei unterschiedlichen artenreichen Wiesen zu verschiedenen Erntezeitpunkten (z.B. im Früh- und Spätsommer) gewonnenen Diasporen zur Begrünung einer Fläche zusammengemischt. Die Vegetationsentwicklung verläuft ähnlich wie beim Heumulchverfahren. Erfolgreiche Beispiele mit inzwischen mehrjähriger Entwicklungdauer findet man im Bereich der alten Autobahntrasse der A 99 zwischen Goteboldstraße und Lochholz, auf der kiesigen Böschung der neuen A 99 westlich des Lochholzes sowie auf Ausgleichsflächen nördlich der Eschenrieder Spange im Eschenrieder Moos (Landkreis Dachau). 3.2.3 Einsaat von Samenmischungen Wenn im näheren Umkreis keine beerntbare Blumenwiese zur Verfügung steht, ist auf diese heute gängigste Methode zurückzugreifen. Im Fachhandel sind heute für unterschiedliche Standorte zusammengestellte Universalmischungen erhältlich, die preisgünstiger sind als eine für eine LBV 2002 München blüht 87 spezielle Situation zusammengestellte Samenmischung. Bei der Beschaffung des Saatguts ist unbedingt auf Qualität und dessen Herkunft zu achten. In jedem Fall ist die professionelle Neubegründung einer Blumenwiese auf einer eher kleinen Fläche besser als auf größerer Fläche vermeintlich billiges Saatgut auszubringen, welches möglicherweise nicht standortheimische Sippen oder Zuchtformen von Wildpflanzen enthält. Außerdem ist nach neuesten Erkenntnissen von BOSSHARD (2000) der Bedarf an dem im Vergleich zu Gräsern wesentlich teurerem Saatgut von Wiesenblumen mit nur 8 g bzw. 16 g/100 m2 erstaunlich gering und damit auch die Preisspanne zu minderwertigem Saatgut, welches laut Angabe der Hersteller mit mindestens 50 g, teils mit über 200 g je 100 m2, also der fünf- bis zehnfachen Menge auszubringen ist. Für einen ziemlich sicheren Erfolg ist der Bezug einer Samenmischung von anerkannten Wildpflanzen-Produzenten entscheidend, außer ein Wildpflanzen-Experte beerntet auf regionaler Ebene für eine nur geringe Aufwandsentschädigung händisch artenreiche Blumenwiesen zur Zeit der Samenreife. Mit dem patentierten Gütesiegel des Naturgarten e.V. versehene WildpflanzenProduzenten liefern nur maximal 11/2 Jahre altes Saatgut, denn mit zunehmendem Alter läßt die Keimkraft mancher Arten (z.B. von Doldenblütlern) merklich nach. WITT & DITTRICH (1996) ermittelten bei qualitativ hochwertigem Saatgut eine Keimrate von 22%. Nach der Beschaffung sollte des Saatgut kühl und trocken gelagert werden und baldmöglichst, innerhalb weniger Monate ausgesät werden. Bei der Konzeption von Ansaatmischungen ist vor allem die Ansaatkonkurrenz der vorgesehenen Arten, welche das Keim- und Auflaufverhalten32 sowie ihre Jugendentwicklung einschließt, zu berücksichtigen (MOLDER 2001, briefl.). Demnach sind beispielsweise die oftmals in käuflichen Samenmischungen enthaltenen einjährigen Ackerwildkräuter mit auffallend bunten Blüten im ersten Jahr als ungünstig für eine rasche Entwicklung einer ausgewogenen Blumenwiese zu betrachten (vgl. auch BURRI 2001, mdl.). Eine Mischung setzt sich jeweils aus einer Gräserkomponente und einer Wiesenblumenkomponente zusammen, die entsprechend den gegebenen Standortverhältnissen auszuwählen und zu kombinieren sind. Die beiden Saatgutkomponenten sollen erst vor Ort zusammengebracht und gründlich gemischt werden, damit eine gleichmäßige Verteilung bei der Aussaat gewährleistet sein kann. Folgende beide Tabellen listen durch langjährige Versuche ermittelte Artenzusammensetzungen von Universalmischungen auf: 32 Wachstum der Pflanzen von der Entfaltung der Keimblätter bis zur Ausbildung derersten Laubblätter in gegenseitiger Abhängigkeit LBV 2002 München blüht 88 Tab. 12: Von BOSSHARD (2000) empfohlene Zusammensetzung der Ansaatmischungen auf mittleren bis nährstoffreichen Standorten (vereinfachte Wiedergabe): Artenzusammensetzung Grasgrundmischung Dactylis glomerata Festuca pratensis Festuca arundinacea Poa pratensis Festuca rubra Arrhenatherum elatius Trisetum flavescens Bromus erectus Anthoxanthum odoratum Briza media Avena pubescens Normale Saatstärke Wiesenblumenkomponente Leucanthemum vulgare Tragopogon orientalis Centaurea jacea Carum carvi Crepis biennis Campanula patula Plantago lanceolata Leontodon hispidus Daucus carota Knautia arvensis Centaurea scabiosa Sanguisorba minor Silene vulgaris Lychnis flos-cuculi Salvia pratensis Pimpinella major Pastinaca sativa Hypochoeris radicata Cirsium oleraceum Melandrium rubrum Myosotis palustris agg. Prunella vulgaris Saatstärke bei Neuanlage Saatstärke bei Umstellung zu Blumenwiese Mischungsbezeichnung und Gewichtsanteile (%) 2E 2 28 5 10 15 15 7 14 2 1 1 100 g/Ar FI 7 10 7 10 2 1,5 3 3 3 12 6 4 4 8 12 3 3 3 8 g/Ar 16 g/Ar 4E 12 3 10 30 2 35 1 3 4 140 g/Ar FII 5 10 7 10 2 2 3 3 3 10 6 4 2 12 4 10 3 3 8 g/Ar 16 g/Ar Die Zusammenstellung der Mischung aus den einzelnen Komponenten richtet sich nach der Standortsbeurteilung: Auf nährstoffreichen, eher tiefgründigen Böden mit ausgeglichenem Wasserhaushalt, wie er in München vorwiegend auf künstlich aufgeschütteten Flächen vorzufinden ist, wird die Kombination aus 2E mit FI empfohlen. Auf humosen, nährstoffreichen Böden mit Tendenz zur Vernässung (z.B. über verdichtetem Untergrund) eignet sich die Zusammenstellung aus 2E und FII, auf nur mäßig nährstoffreichen Böden soll die Gräsergrundmischung 4E verwendet werden. LBV 2002 München blüht 89 Für durchlässige, relativ magere Böden, wie sie für kaum gedüngte ursprüngliche Standorte der Münchener Schotterebene typisch sind, empfiehlt BOSSHARD (2000) eine Wiesenblumenkomponente FIIIt, die sich aus 3g/Ar FI und 6g/Ar folgender, vergleichsweise teurerer Mischung zusammensetzt: Achillea millefolium, Ajuga reptans, Anthyllis vulneraria, Briza media, Campanula glomerata, Dianthus carthusianorum, Festuca ovina, Galium verum, Hieracium pilosella, Hippocrepis comosa, Lathyrus pratensis, Leontodon autumnalis, Picris hieracioides, Primula veris, Prunella vulgaris, Prunella grandiflora, Ranunculus bulbosus, Calamintha acinos, Scabiosa columbaria, Silene nutans, Stachys officinalis, Thymus pulegioides, Veronica teucrium. Pro genannter Art genügen ein bis zwei Samen je m2, von den unterstrichenen Arten sollen 5 bis 10 Samen je m2 beigegeben werden; hinzu kommt die Grasgrundmischung 4E. Diese Artenzusammenstellung wird regional speziell für das Schweizer Mittelland empfohlen, kann aber wohl auch in Südbayern mit ähnlichen standörtlichen und klimatischen Verhältnissen verwendet werden. Erst für 2001 hat in Deutschland die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. eine neue Regelsaatgutmischung, nämlich RSM 8.1, für artenreiches Extensivgrünland bzw. Blumenwiesen offiziell eingeführt bzw. marktfähig gemacht. Damit steht endlich eine allgemein akzeptierte Mischung zur Verfügung, die guten Gewissens auch in der freien Landschaft (wozu auch größere Parkanlagen und Grünachsen in Städten zu rechnen sind) verwendet werden kann, zur Verfügung. Die bisher oft als vermeintliche Blumenwiesen zur Begrünung eingesäten Landschaftrasen RSM 7.1.2 und RSM 7.2.2, welche eigentlich für ingenieurbiologische Zwecke wie Bodenfestlegung auf Böschungen konzipiert wurden, zeigten mit nur 2,7% Kräuteranteil, meist als Futtersorten bzw. Zuchtformen enthalten, fast durchwegs enttäuschende Ergebnisse (MOLDER 2001, mdl.; eigene Erfahrungen). Tab. 13: Von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. für Blumenwiesen entwickelte Regelsaatgutmischung RSM 8.1 mit Variante 3 für kalkreiche Magerstandorte und Variante 4 für halbschattige Standorte. Die Zahlen bedeuten Gewichtsanteile in %. Die Ansaatempfehlung lautet 3-7g/m2 (aus RIEGER-HOFMANN GMBH 2002/2003) LBV 2002 Gräser (70% Gewichtsanteil) Agrostis capillaris Anthoxanthum odoratum Brachypodium pinnatum Briza media Bromus erectus Bromus hordeaceus Cynosurus cristatus Festuca ovina agg. Festuca rubra commutata Festuca rubra rubra Koeleria pyramidata Poa nemoralis Poa trivialis Trisetum flavescens Kräuter (30% Gewichtsanteil) Achillea millefolium Agrimonia eupatoria Agrostemma githago Ajuga reptans Anthemis tinctoria Campanula glomerata Campanula patula Campanula rotundifolia Centaurea cyanus Centaurea jacea Centaurea scabiosa Crepis biennis Daucus carota Dianthus carthusianorum Galium album Galium verum Hypericum perforatum Knautia arvensis Leontodon hispidus Leucanthemum vulgare Lotus corniculatus Lychnis flos-cuculi Malva moschata Melandrium rubrum Onobrychis viciifolia Origanum vulgare Papaver rhoeas Pimpinella saxifraga Prunella vulgaris Salvia pratensis Sanguisorba minor Silene vulgaris Thymus pulegioides Tragopogon pratensis München blüht 90 Standard 5 5 3 5 10 10 10 20 2 Variante 3 5 2 3 2 5 10 10 10 20 1 2 Variante 4 5 5 5 10 10 10 20 3 2 - 0,5 2 1,5 0,2 0,2 1,5 1,5 1 1,5 1,5 0,5 1,5 1 0,5 1,5 0,3 0,5 1,5 1,5 1 1,5 2 2,5 1 1,8 0,5 2 1,5 0,2 1,5 1,5 1,5 1,5 0,5 1,5 1 0,5 1,5 0,3 1,5 1,5 1 1 1,5 2 2,5 1 0,7 1,8 0,5 1 2 0,2 1,5 0,2 1,5 1,5 1 1,5 0,5 1,5 1 1,5 0,3 0,5 1,5 1,0 1 1,5 1,5 2 2,5 1 1,8 LBV 2002 München blüht 91 Ansaattermine: Grundsätzlich können Samenmischungen während der gesamten Vegetationsperiode von April bis Oktober ausgebracht werden. In der Praxis haben sich April bis Mai und der September bewährt, während in den Sommermonaten die Gefahr des Austrocknens beim Keimvorgang besteht. Kaltkeimer wie Schlüsselblumen oder Klappertopf werden bei einer Herbstsaat begünstigt. Aussaattechnik: Wegen der Größen- und Formenvielfalt von Wildpflanzensaatgut eignen sich die üblichen modernen Mähmaschinen nicht, es entstünde eine unregelmäßige lückenhafte Saat. WITT & DITTRICH (1996) empfehlen generell eine Aussaat von Hand, während BOSSHARD (2000) für größere Flächen (ab ca. 1000 m2) althergebrachte, handgeschobene Breitsaatkästen oder Düngerstreuer vorschlägt. Um die geringen Saatgutmengen, welche sehr feinkörniges Saatgut enthalten, möglichst gleichmäßig ausstreuen zu können, sollte eine mehrfache Menge Sand oder feines Sägemehl beigemischt werden. Bei möglichst windstiller trockener Witterung soll auf feuchtem, jedoch keinesfalls schmierig nassem Boden zunächst die halbe empfohlene Menge der Samenmischung ausgebracht werden, anschließend wird kreuzweise zur ersten Aussaatrichtung die andere Hälfte darübergestreut. Weil nur bei gutem Bodenkontakt eine zuverlässige Keimung ohne trockenheitsbedingte Ausfälle erfolgen kann, muß anschließend gewalzt werden oder der Oberboden mit unter den Schuhen befestigten Holzbrettern festgetreten werden. Ein Einrechen des Saatguts ist nicht notwendig. 3.2.4 Einsaat ausgewählter Wiesenblumen in eine bestehende Rasennarbe Mit dieser wenig aufwändigen Methode lassen sich im Regelfall zumindest kurz- bis mittelfristig aus Parkrasen nur mäßig arten- und blütenreiche Wiesen entwickeln. Die durch eine Vielschnittnutzung geschlossene Grasnarbe aus vorwiegend ausläuferbildenden Rasenpflanzen verhindert weitgehend das Keimen eingebrachter Samen. Eine Auflockerung der Narbe läßt sich erreichen, indem man eine Rasenfläche ungefähr ab Anfang Juni nicht mehr mäht und der Aufwuchs den bodennahen Bereich beschattet (WOLF 1996). In der ersten Septemberhälfte soll auf ca. 3 cm tief gemäht werden und bei der Beseitigung des Schnittguts mit einem Vertikutiergerät oder Schlegel die Grasnarbe zusätzlich aufgekratzt werden. In die nun bereichsweise lückenhaft gewordene Vegetationsdecke kann Mitte bis Ende September gezielt Saatgut ausgewählter Wildpflanzen eingebracht werden. Bewährt haben sich hierfür Arten mit Rosetten- oder Wurzelstockbildung: Auf nährstoffreichen Böden anfangs Bärenklau, Wiesen-Kerbel, Pastinak und Wiesen-Pippau; auf nur mäßig nährstoffreichen Böden können sich meist einige folgender Wiesenblumen etablieren: WiesenMargerite, Wiesen-Flockenblume, Orangerotes Habichtskraut, Hornklee, Arznei-Schlüsselblume, Gewöhnliches Ferkelkraut (KUNICK 1992; WOLF 1996; WITT & DITTRICH 1996); die WiesenSchafgarbe und der Faden-Klee (letzterer soll lt. MOLDER & SKIRDE 1993, bestätigt durch eigene Erfahrung, generell nicht eingesät werden) sind vielfach bereits in Parkrasen enthalten. Nach der Einsaat ist der Boden mit Holzbrettern festzutreten oder zu walzen. Eine besondere Rolle nimmt der einjährige Zottige Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus) ein, der als Halbschmarotzer imstande ist, den Gräseraufwuchs zu vermindern und damit einen etwas lückigen Bestand zu schaffen. Seine Einsaat ist daher vor allem in ziemlich nährstoffreichem, von Gräsern dominiertem Grünland zu empfehlen. Weil er das Stabilitätsgefüge einer Wiese stark beeinflussen kann und zu einem unausgewogenen Bestand über zwei Jahrzehnte maßgeblich beitragen kann, soll er nach langjähriger Erfahrung des Autors nur sparsam ausgesät werden. Eine Deckung des Klappertopfs von ca. 1% im ersten Jahr nach der Ansaat kann im Folgejahr auf über 50% zunehmen. Auf mäßig nährstoffreichen Böden kann er somit zu einer dominanten, den frühsommerlichen Blühaspekt bestimmenden Art werden (s. Foto 43), wenn der erste Schnitt erst nach dem Aussamen Mitte bis Ende Juni erfolgt. Im Hochsommer macht sich an den Wuchsorten des nun abgestorbenen Klappertopfs ein Mangel an blühenden Wiesenblumen bemerkbar. LBV 2002 München blüht 92 Eine zweite Herbstmahd der Umwandlungsfläche wenige Wochen nach der Einsaat auf 4 cm Höhe, ca. Mitte Oktober, wirkt einer Verfilzung während des kommenden Winters entgegen und verbessert die Belichtung der Wiesenblumen-Keimpflanzen (STEFFEN, zit. in WITT & DITTRICH 1996). Die Entwicklungsmöglichkeit einer richtigen Blumenwiese aus Rasen ist bei dieser Methode vor allem deshalb eingeschränkt, weil die typischen horstbildenden Gräser im Bestand fehlen. Daher empfiehlt es sich, wenn die Grasnarbe nach zweijähriger, zwei- bis dreischüriger Wiesennutzung bereits etwas lückig geworden ist, typische Wiesengräser nachzusäen: Auf nährstoffreichen Böden Goldhafer, Wolliges Honiggras, eventuell Horstbildender Rot-Schwingel und Glatthafer; auf weniger nährstoffreichen Böden Ruchgras, Horstbildender Rot-Schwingel, Aufrechte Trespe und Flaumhafer. Eine Gräser-Nachsaat ist wegen der zu erwartenden Verbesserung der Bestandsstruktur in jedem Fall empfehlenswert, auch wenn der Deckungsanteil der Kräuter und der Blühaspekt nach dieser Zeit noch ziemlich gering ist. 3.2.5 Staudenpflanzungen Sehr kostenaufwändig, und ohne eine in öffentlichen Grünflächen nur eingeschränkt mögliche laufende Betreuung mittelfristig nicht immer erfolgreich, ist das Einpflanzen vorgezogener Wildstauden in eine Wiese oder einen Saum. Vorteil einer Pflanzung ist ein schnell sichtbares Ergebnis von einer Umstellungsaktion auf naturnahes Grün, denn bereits im Folgejahr prägt im Regelfall der Blühaspekt der gepflanzten Arten zuvor artenarme, eintönige Bestände. Jedoch können von Schneckenfraß besonders bedrohte Arten wie Glockenblumen oder Wiesen-Salbei auch nach einer Pflanzung sogleich vollständig ausfallen. Sowohl SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) als auch VON BRACKEL & BRUNNER (1997) berichten vom völligen Verschwinden vieler in bestehende Wiesen gepflanzter Wildstauden innerhalb von zwei Jahren. Den besten Erfolg versprechen als kleine Gruppen inselartig gesetzte Wildstauden mehrerer Arten an eine Stelle, wo die Rasennarbe abgetragen wurde, von denen aus eine Aussamung in den umgebenden Bestand möglich sein sollte. Folgende ansiedlungswürdige Wiesenblumenarten haben sich nach Erfahrung von SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) sowie VON BRACKEL & BRUNNER (1997) bewährt: Wiesen-Pippau (Crepis biennis) Rauer Löwenzahn (Leontodon hispidus) Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) Kleiner Wiesenknopf (Sanguisorba minor) Pastinak (Pastinaca sativa) An sonnigen bis halbschattigen, mäßig nährstoffreichen Säumen konnten SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) die erfolgreiche Etablierung folgender gepflanzter Wildstauden feststellen: Wald- und Fieder-Zwenke (Brachypodium sylvaticum et pinnatum) Kriechender Günsel (Ajuga reptans) Große Sterndolde (Astrantia major) Gewöhnlicher Beifuß (Artemisia vulgaris) Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) Rote Lichtnelke (Melandrium rubrum) Wald-Ziest (Stachys sylvatica) Blut-Storchschnabel (Geranium sanguineum) Straußblütige Margerite (Chrysanthemum corymbosum) Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris) Gewöhnlicher Odermennig (Agrimonia eupatoria) LBV 2002 München blüht 93 Obwohl die aufgeführten Arten, abgesehen von den vier letztgenannten ziemlich schattenverträglich sind, werden sie nach Erfahrungen von SCHUSTER & GRÜNBERG (1992) an schattigen Säumen meist innerhalb von zwei Jahren von der dort konkurrenzstärkeren, ausläuferbildenden Brennnessel oder Acker-Kratzdistel verdrängt. Nach Angaben von WOLF (1996) und WITT & DITTRICH (1996) eignen sich vorzugsweise halbschattige bis schattige Saumbereiche für Bepflanzungen, wo außer den oben genannten Stauden auch standortheimische Zwiebel- und Knollenpflanzen gesetzt werden können, die in den Tabellen 5 und 10 aufgelistet sind. Auf die Pflanzung von Kulturformen der Krokuse, Narzissen, Tulpen, Hyazinthen, Herbst-Zeitlosen soll in naturnahen Wiesen und Säumen von Parkanlagen und Friedhöfen aus naturschutzfachlichen Gründen verzichtet werden. Prädestiniert für die Bepflanzung mit hochwüchsigen Saumstauden sind bereits ältere, stabilere Standorte, deren Eigenschaften sich anhand der aktuellen Vegetation feststellen lassen (KUNICK 1992). Eine falsche Artenwahl ist dort im Vergleich zu noch ruderalen Standorten unwahrscheinlich. Verpflanzungen von artenreichen Blumenwiesen als Soden von 10-15 cm Dicke sind in größerem Umfang meist nicht rentabel, da sehr kostenaufwändig. Selbst für naturschutzfachlich hochwertige Magerrasen, die ja nicht innerhalb weniger Jahre wieder hergestellt werden können, lehnen QUINGER et al. (1994) eine Transplantation trotz gelegentlicher Erfolge im Regelfall ab. Ein vergleichsweise gut gelungenes Beispiel eines vor 20 Jahren verpflanzten Kalkmagerrasens ist im Osttteil des Westparks vorzufinden, der abgesehen von einem 1-3 m breiten Randstreifen noch eine charakteristische Vegetationszusammensetzung und -struktur aufweist. Demgegenüber hat sich die ehemals artenreiche Vegetation der verpflanzten Feuchtgebiete (Streuwiesen- und Moorgesellschaften) größtenteils zu einer wenig differenzierten, relativ artenarmen feuchten Hochstaudenflur entwickelt, die Transplantation war vor allem wegen des künstlich nicht nachahmbaren vegetationstypenspezifischen Grundwasserregimes weitgehend erfolglos. Fazit: Zur gezielten Umwandlung von artenarmem Grünland auf nicht allzu nährstoffreichen Böden in ästhetisch ansprechende, relativ artenreiche Blumenwiesen ist entweder eine sachgemäße Heugras- bzw. Heudruschübertragung oder das Ausbringen einer ausgewogenen, auf den Standort abgestimmten Saatgutmischung erforderlich. Handelsübliche Blumenwiesenmischungen großer Saatgutproduzenten, welche erfahrungsgemäß zum Teil nicht standortheimische, zumindest nicht autochthone Arten oder gar Zuchtformen von Wiesenblumen enthalten, haben sich nun 2 Jahrzehnte lang fast durchweg als untauglich erwiesen (vgl. die jüngeren Negativbeispielsflächen Friedenspromenade nördlich der Markgrafenstraße und Josephsburg/Else-Rosenfeld-Straße in München). 3.3 Entwicklung angelegter Blumenwiesen und Folgepflege Die Keimphase der meisten Wiesenblumen und -gräser dauert 2-6 Wochen, manche Arten benötigen auch längere Zeit bzw. eine anfängliche Kälteperiode. Daher kann man frühestens zwei Monate nach einer Ansaat erste Jungpflanzen der gezielt eingebrachten Arten finden, wenn man sie erkennt33 . Denn im ersten Jahr prägen Ackerwildkräuter den Bestand, deren Samen in nahezu jedem Oberboden vorhanden sind, und die nach einer Bodenfreilegung bzw. -bearbeitung rasch keimen und in die Höhe wachsen, z.B. Gänsefuß, Hirtentäschel und andere Kreuzblütler, KlatschMohn und Kamille-Arten. Im Regelfall zeigt sich bei einer Frühjahrs- bis Sommeraussaat (beim Heugrasverfahren) bereits im Folgejahr ein - wenn auch meist noch bescheidener - Blütenflor von Wiesenblumen. Aber erst im zweiten Jahr nach der Umwandlung bzw. Neuanlage gelangt auf eher nährstoffreichen Böden die Mehrzahl der eingebrachten Arten zum Blühen, so daß sich erst dann der Erfolg der Maßnahmen sicher beurteilen läßt. Die durch Heugras oder Heudrusch übertragenen oder mit qualitativ hochwertigen Samenmischungen eingebrachten Diasporen haben zwar eine gute Keimrate, dennoch darf man nicht erwarten, daß sich fast alle dieser Pflanzenarten auf der neuen Wiese 33 Wiesenblumen bilden meist grundständige Rosetten aus LBV 2002 München blüht 94 etablieren werden. Zu verschieden sind auch bei sorgfältiger Vorgehensweise die Standortbedingungen bzw. die zwischenartlichen Konkurrenzverhältnisse im Vergleich zur Spenderfläche. Universal-Samenmischungen können ohnehin nicht auf spezifische Anfordernisse einer Fläche abgestimmt sein. Wenn auf eher nährstoffreichen Böden im zweiten Jahr nach der Aussaat mindestens 75% der eingebrachten Pflanzenarten festgestellt werden können, ist die Blumenwiesenanlage als Erfolg zu werten. Auf mageren Standorten zeigt sich die annähernd gesamte Artenvielfalt erst im dritten bis vierten Jahr nach einer Ansaat, weil einige Pflanzenarten der Magerrasen eine sehr lange Keimzeit von z.T. 1 bis 3 Jahren und eine langsame Jugendentwicklung haben (ENGELHARDT 2001,mdl.). Wenn nach dieser Entwicklungszeit nicht einmal 50% der eingebrachten Pflanzenarten und auch so gut wie keine anderen standorttypischen Wiesenpflanzen registriert werden können, muß die Wiesenanlage als Mißerfolg betrachtet werden. Analog mit der Zunahme der floristischen Artenvielfalt und des Blütenreichtums verläuft im allgemeinen die faunistische Besiedlung. Bereits im zweiten Jahr registrierte BOSSHARD (2000) auf großflächigen und relativ strukturreichen Umwandlungswiesen eine große Artenvielfalt z.B. an Schmetterlingen und Heuschrecken (oft mit einigen Arten der Roten Liste), wenn wenigstens randliche Streifen von mehreren Metern Breite oder Inseln (ca. 10% Flächenanteil) bei den obligatorischen Mähterminen ausgespart bleiben. Damit die Entwicklung zu einer Blumenwiese erfolgreich verläuft, ist bereits im Ansaatjahr mindestens ein Pflegeschnitt in 5-8 cm Höhe erforderlich, wie schon in Kap. 3.2 angesprochen; spätestens dann, wenn der Ackerwildkrautbestand eine Deckung von 75% überschreitet. Bei einer Frühjahrsaussaat kann dies erstmalig bereits im Juni der Fall sein, dann ist noch ein zweiter Schnitt im Herbst, Ende September bis Anfang Oktober notwendig, der auf mäßig bis ziemlich nährstoffreichen Standorten obligatorisch ist. Die Keim- bzw. Jungpflanzen der allermeisten Wiesenblumen sind von diesen Schnitten nicht direkt betroffen, vielmehr profitieren sie von dem danach wieder vollen Lichteinfall bis zur Bodenoberfläche. Im ersten Jahr kann daher theoretisch beliebig oft gemäht werden, ohne der Wiesenentwicklung zu schaden. Das Schnittgut muß in jedem Fall sofort beseitigt werden (WITT & DITTRICH 1996; BOSSHARD 2000). Im zweiten Jahr ist auf den für Wiesen typischen Mahdrhythmus umzustellen, wobei der erste Schnitttermin auf eher nährstoffreichen Böden um 2-3 Wochen früher erfolgen sollte, als es dem zu erwartenden Wiesentyp entspricht. Für Fettwiesen wäre danach Anfang Juni der geeignete Zeitpunkt. Auch die Mahdhäufigkeit sollte in augenscheinlich eher aufwuchsstarken Fettwiesen zumindest in den ersten 2-3 Folgejahren mit dreimal jährlich eher höher angesetzt werden, damit Gräser gegenüber Kräutern nicht die Oberhand gewinnen (WOLF 1996; BOSSHARD 2000). Eine zu seltene Mahd und zu späte Schnitttermine in den ersten Jahren nach einer Umstellung können langfristig den Arten- und Blütenreichtum einer Fläche einschränken und eine leichte bis mäßige Ruderalisierung herbeiführen (VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Trotz aller Sorgfalt kann es durch unvorhersehbare Einflüsse oder ungünstige Witterung während der Keim- und Auflaufphase in seltenen Fällen vorkommen, daß die Blumenwiesenumstellung bzw. anlage mißlingt, was im allgemeinen aber erst im zweite Folgejahr von einer Fachperson sicher beurteilt werden kann. Folgende Probleme können auftreten: 1) Weitgehender Ausfall des Saatguts vor oder während des Auflaufens wegen extremer Trockenheit, Wegschwemmens durch Starkregen (vor allem in hängigem Gelände) oder Fraß durch Vögel, Wühlmäuse oder andere Tiere (WITT & DITTRICH 1996). 2) Kahlfraß der meisten bereits aufgelaufenen Wiesenkräuter als Jungpflanzen durch Weg- oder Ackerschnecken; vor allem an feucht-schattigen Säumen und bei Streifen oder Inselsaaten gelegentlich zu beobachten (BOSSHARD 2000); 3) Überhandnehmen mutmaßlich nicht mit dem Saatgut eingebrachter unerwünschter Wildkräuter; insbesondere der Weiß-Klee kann auf eher schweren, lehmigen Böden rasch dichte Teppiche bilden und Wiesenblumen verdrängen, durch seine symbiontische Stickstoffbindung im Boden LBV 2002 München blüht 95 kann er indirekt das Gräserwachstum begünstigen (WOLF 1996). Qualitativ minderwertige Samenmischungen unsicherer Herkunft sind gelegentlich mit Weiß-Klee oder auch Faden-Klee verunreinigt, was fatale Folgen für die künftige Wiesenentwicklung hat (MOLDER & SKIRDE 1993). Oft sind allerdings Samen oder Sproßstücke des weit verbreiteten Weiß-Klees bereits im Boden enthalten. Wiesen-Löwenzahn kann vor allem durch zu geringen Gräseranteil oder ungünstige Grasartenzusammensetzung in der Vegetationsdecke entstehende Lücken besiedeln. 4) Herdenartiger Wuchs bestimmter Arten, unausgewogener Bestandsaufbau, meist als Folge unbeabsichtigter Saatgutentmischung vor der Ansaat; auch wenn der Anblick solcher Wiesen in den folgenden Jahren für manchen Betrachter vielleicht ein ästhetisch etwas unbefriedigendes Bild bietet, brauchen in diesem Fall außer einer kontinuierlichen zwei- bis dreimaligen jährlichen Mahd nicht unbedingt weitere Maßnahmen ergriffen werden, wenn sich die angestrebte Artenvielfalt auf der Gesamtfläche eingestellt hat. Im Lauf von ca. 10 Jahren wird sich gewöhnlich eine einigermaßen ausgewogene, standortspezifische Artenverteilung einstellen. In den ersten drei Problemfällen bringt hingegen eine Nachbesserung, z.B. eine nochmalige Einsaat von ausgewählten Arten oder Samenmischungen in den mißlungenen Bestand, normalerweise so gut wie nichts, Abhilfe schafft hier nur eine Wiederholung einer der beschriebenen Methoden mit all ihren Maßnahmenschritten. Allerdings sollte eine Fachperson ab dem zweiten Jahr nach dem ersten Versuch das Mißlingen auch bestätigen, bevor dieser Schritt ernsthaft ins Auge gefaßt wird. Für die erneute Saatbettbereitung genügt flachgründiges, maximal 10 cm tiefes Pflügen oder zweimaliges Grubbern34 in ein- bis zweiwöchigem Abstand, bis die Grasnarbe vollständig abgestorben ist (BOSSHARD 2000). 34 Aufreissen der Bodenoberfläche bis in ca. 10 cm Tiefe mit einer breitzinkigen Harke LBV 2002 4 München blüht 96 Kostenvergleich von Rasen und Blumenwiese Angesichts der immer knapper werdenden finanziellen Mittel, die den Kommunen zur Verfügung stehen, und der seit den 1980er Jahren kontinuierlich gestiegenen Kosten nehmen wirtschaftliche Gesichtspunkte bei der Grünflächenpflege einen hohen Stellenwert ein (vgl. HORST SCHMIDT 1995). Im öffentlichen Haushalt ist das ökonomische Sparprinzip anzuwenden, wonach ein gegebener Nutzen bzw. ein akzeptabler Zustand mit minimalem Kostenaufwand zu erreichen ist. Dabei sollen für die Bereitstellung und den Unterhalt von öffentlichem Grün die Grundprinzipien der Umweltökonomie Berücksichtigung finden, nämlich eine nachhaltige Bewahrung bzw. Erhöhung der finanziell nicht quantifizierbaren Umweltqualität - auch zugunsten der Lebensqualität des Menschen (ROTHENBURGER 1983). Anfänglich bzw. zeitweilig höhere Preise umweltfreundlicher öffentlicher Leistungen mögen kurzfristig betrachtet oft nicht kostendeckend sein, bringen aber langfristigen Nutzen, beispielsweise einen nachhaltig leistungsfähigeren Naturhaushalt (HORST SCHMIDT 1992). Nach einer Analyse für die Grünflächenpflege relevanter Kostenfaktoren in Kap. 4.1 werden in Kap. 4.2 anhand der 2001 beobachteten Pflegepraxis einige Einsparungsmöglichkeiten genannt und Vorschläge für eine Umschichtung der verfügbaren finanziellen Mittel zugunsten einer stärker naturnah ausgerichteten Gestaltung und Pflege öffentlicher Grünanlagen abgeleitet. 4.1 Kostenfaktoren für die Grünflächenpflege Kosten entstehen bei der Pflege bzw. beim Unterhalt von Grünflächen, aber auch durch Umgestaltung und Neuanlage. Mit jeder neu angelegten Grünfläche nehmen die jährlich aufzuwendenden Pflegekosten zu, weshalb in der Regel der Zuwachs an einigermaßen fertiggestellten Parkanlagen prozentual geringer ausfällt als die fortschreitende Bebauung des Stadtgebiets (PRESSEDIENST DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN 1998). In BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG (1983) wird ein realistischer Wert der Pflegekosten für Grünanlagen von jährlich 10% der Baukosten angegeben, so daß im elften Jahr des Bestehens die Pflegekosten die Baukosten bereits übertreffen. Folglich besteht bereits bei der Planung eine Aufgabe des Landschaftsarchitekten darin, Grünflächen mit geringem Pflegeaufwand zu konzipieren. Die Pflegekosten können grundsätzlich um viele hundert Prozent, von 5 Cent bis über 2 Euro pro Quadratmeter und Jahr schwanken (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Das obere Preisniveau über 1 Euro/m2 ist dem hohen Pflegeaufwand von Zierstaudenbeeten bzw. jahreszeitlichen Wechselbepflanzungen vorbehalten. Tabellen über die jährlichen Kosten von unterschiedlich häufig gemähtem Grünland liegen aus München (20 Jahre alt und aktuell von BRUNNER 2002, briefl.) und aus Karlsruhe (HORST SCHMIDT 1992) vor. Kommunale Grünlandpflege kostet demnach zwischen 17 und 65 Cent/m2 im Jahr. Flächenbezogene Preisunterschiede ergeben sich nicht nur aus der Anzahl der Mähgänge, sondern auch aus dem Schwierigkeitsgrad des Geländes. Die völlig ebenen und baumfreien Sportrasen lassen sich in kürzerer Zeit mähen als Spiel- und Liegewiesen. Kleinflächige Grünstreifen im Straßenraum sowie stark reliefiertes bzw. hängiges Gelände mit zahlreichen eingelagerten Bäumen und Gehölzinseln und gekrümmten Rändern erfordern bei gleichem Mähumfang bis über viermal höhere Pflegekosten als ebene, großräumige Wiesen (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). LBV 2002 München blüht 97 Tab. 14: Aktuelle Pflegekosten öffentlicher Grünlandflächen in München (BRUNNER 2002, briefl.) Mähstufe zweischürige Blumenwiese zuzüglich Mähgutentsorgung Spiel- und Liegerasenfläche, 18-malige Mahd kleinflächiges Straßenbegleitgrün 10-18 malige Mahd Sportrasenfläche, 24-malige Mahd Kosten je m2 0,35 EUR 0,20 EUR 0,39 EUR 0,65 EUR 0,30 EUR Für Karlsruhe ermittelte HORST SCHMIDT (1992) in Abhängigkeit von der Mahdhäufigkeit für ebene, wenig strukturierte Flächen die in Tabelle 15 aufgeführten Kosten, welche nach WITT (2001, briefl.) auch 1996 noch ungefähr zugetroffen haben. Tab. 15: Jährliche Pflegekosten von städtischen Grünanlagen in Karlsruhe (aus HORST SCHMIDT 1992) Mähstufe zweischürige Blumenwiese mit Mähgutabtransport Rasenfläche, 4-malige Mahd Rasenfläche, 7-malige Mahd Rasenfläche, 12-malige Mahd Rasenfläche 25-malige Mahd Kosten je m2 0,38 DM/ 0,19 EUR 0,34 DM/ 0,17 EUR 0,48 DM/ 0,24 EUR 0,67 DM/ 0,34 EUR 1,12 DM/ 0,58 EUR Eine anschauliche Grafik über die jährlichen Pflegekosten unterschiedlich häufig gemähter Grünlandflächen in München und Karlsruhe im Vergleich (s. Tab. 14 und 15) findet sich in LANDESBUND FÜR VOGELSCHUTZ (2002, S. 9). Die Kosten mögen zwar inzwischen gestiegen, aber die Relationen der Pflegevarianten zueinander dürften ungefähr gleich geblieben sein. Eine zweimal jährlich gemähte Blumenwiese mit Mähgutabfuhr kostet im Unterhalt nach den Angaben aus Karlsruhe ungefähr gleich viel wie ein fünfmal jährlich gemähter Rasen (mit Liegenlassen des Mähguts). Die Pflege von Vielschnittrasen kostet in Karlsruhe flächenbezogen doppelt bis dreimal soviel wie die einer zweischürigen Blumenwiese. Ältere Angaben aus den 1960er-Jahren geben noch größere Unterschiede zwischen „Intensivrasen“ und „Extensivwiesen“ an, ohne jedoch den genauen Pflegeumfang zu beschreiben: Intensive Vielschnittrasen kosteten nach einem Gutachten der Stadt Ulm im Unterhalt ungefähr fünfmal soviel wie extensive Wiesen (wahrscheinlich nur einmal jährliche Mahd, Anm. des Autors). HORST SCHMIDT (1995) registriert im Vergleich zu 1982 eine Kostenersparnis von 25% infolge der geringeren Mähhäufigkeit der städtischen Grünflächen in Karlsruhe. Während der Umstellungsphase von Rasen zu Blumenwiesen (in den ersten 2-4 Jahren) kann man jedoch noch nicht mit einer Verminderung der Pflegekosten rechnen. Unverständlich erscheinen im Tabellenvergleich die hohen aktuellen Kostensätze für eine zweimalige jährliche Mahd von Langgraswiesen in München (jeweils erste Zeile der Tabellen), die einschließlich der Mähgutentsorgung die Pflegekosten von 18-mal jährlich gemähten Spiel- und Liegerasen übertreffen. Da bei dieser Pauschalangabe nichts über die Schwierigkeit des Geländes ausgesagt wird, darf angenommen werden, daß dabei kleinteilige bzw. zerstreut liegende oder hängige bzw. reliefierte Flächen mit Gehölzgruppen zugrundegelegt wurden. Denn selbst bei angenommenen 8 Arbeitsdurchgängen im Jahr (zweimalige Mahd, viermaliges Wenden des Schnittguts zur Trocknung, zweimaliges Aufnehmen des getrockneten Schnittguts) kann der zeitliche Arbeitsaufwand und auch der Kraftstoffverbrauch bei gleichem Schwierigkeitsgrad der Fläche nicht den von 18 Mähgängen erreichen. LBV 2002 München blüht 98 Die Pflegekosten von Gehölzbeständen in Grünanlagen liegen, umgerechnet auf ein Jahr, ebenfalls im Bereich zweischüriger Blumenwiesen, denn auch bei dieser Maßnahme ist im allgemeinen Schnittgut abzufahren (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Der zur Baumpflege notwendige Einsatz von Leitern erhöht die (allerdings nicht alljährlich anfallenden) Kosten deutlich. Im einzelnen bestimmen folgende Parameter die Grünflächenpflegekosten: Personal: Der größte Bedarf besteht natürlich an Außendienst-Arbeitskräften, welche die vorgesehenen Pflegemaßnahmen ausführen. Aber auch die Erstellung und Fortschreibung eines differenzierten Pflegekonzepts, ausgerichtet nach einer betriebswirtschaftlichen Optimierung sowie die Organisation der Pflegeeinsätze erfordert fachlich qualifiziertes Personal (HORST SCHMIDT 1995). Damit die Zahl der kommunal dauerhaft angestellten Arbeitskräfte sich in Grenzen hält, ist durch eine entsprechende Koordination der Aufgaben eine einigermaßen gleichmäßige Auslastung des Personals über das Jahr anzustreben. Weil aber in der Gartenbaubranche im Winterhalbjahr generell weniger Arbeiten anfallen, wird man nicht umhin kommen, zu Zeiten mit besonders umfangreichem Pflegebedarf Fachfirmen des Garten- und Landschaftsbaus mit der Mahd von Grünflächen zu beauftragen. Dabei sollte die fachliche Qualifikation der Arbeitskräfte für eine naturnah ausgerichtete Pflege von Grünflächen gegenüber der derzeitigen Situation noch erhöht werden, indem häufiger der Pflegezustand anhand der Vorgaben eines Pflegeplans kontrolliert wird. Am Umfang des Pflegepersonals könnte wahrscheinlich noch gespart werden, nicht aber an der Qualifikation der Arbeitskräfte. Maschinen: Ein ausreichend großer und vielfältiger, weitgehend dezentral gelagerter Maschinenpark ist Grundvoraussetzung für eine effiziente Grünanlagenpflege. Die Pflegeerfordernisse bedingen eine lange Betriebspause der Mähgeräte im Winterhalbjahr und fast dauerhafte Einsätze im Vollfrühling und Frühsommer. Während Vielschnittrasen in einigermaßen gleichen Zeitintervallen gewöhnlich ab der zweiten Aprilhälfte bis Oktober gemäht werden, konzentriert sich der Maschineneinsatz auf den Blumenwiesen von der zweiten Junihälfte bis Anfang Juli und auf den Herbst ab Mitte September, wenn auch ein Teil der Säume zu schneiden ist. Für die Pflege von Blumenwiesen benötigt man demnach ein Reservoir an mehreren Mähgeräten, welches nur von Ende Mai bis Oktober, also nur gut 5 Monate im Jahr überhaupt in Anspruch genommen wird. Eine hohe Zuverlässigkeit der Funktion von Wiesen-Mähmaschinen ist besonders wichtig, da bereits der mehrtägige Ausfall eines Mähers während des Hochbetriebs in der zweiten Junihälfte einen organisatorisch kaum mehr aufholbaren Pflegerückstand verursacht. Bei der Mahd von Blumenwiesen hängt der flächenbezogene Energieverbrauch in erster Linie von der Wahl des Mähgeräts ab: Doppelmesser-Mähbalken verbrauchen wegen ihres wesentlich geringeren Gewichts und der mit niedrigerem Kraftbedarf arbeitenden schneidenden Technik ungefähr nur halb so viel Energie wie Scheibenmähwerke mit ihrer schlagenden Technik. OPPERMANN & CLASSEN (1998) geben als Richtwert ca. 3 l je ha für Balkenmähwerke und 5,6 l je ha für Scheibenmähwerke an. Beide Mähgeräteteypen haben eine ähnliche Flächenleistung, beispielsweise bewältigen Mäher mit einer Arbeitsbreite von 2,5 m auf wenig reliefierten, zusammenhängendem Grünland ungefähr 0,7 bis 1,1 ha je Stunde. Da die Arbeitsbreite der in der kommunalen Grünflächenpflege eingesetzten Mähgeräte nach eigener Erfahrung zwischen 1 und 1,5 m beträgt, kann eine stündliche Flächenleistung von 0,4 bis 0,5 ha angenommen werden. Der Wartungsaufwand von Balkenmähwerken ist jedoch deutlich höher als von Scheibenmähwerken, da ein mehrmaliges Schleifen der Messer erforderlich ist, spätestens nach 20 ha gemähter Fläche, bevor die abgenutzten Messer schließlich ausgetauscht werden. Durch die Verwendung halb- oder vollautomatischer Schleifeinrichtungen, welche im allgemeinen gut funktionieren, hält sich der Zeitaufwand für die Wartung mit ca. 10 min. je Schleifvorgang jedoch in Grenzen (OPPERMANN & CLASSEN 1998). In der Gesamtbilanz schneiden Doppelmesser-Balkenmäher im Vergleich zu Trommel- oder Scheibenmähwerken sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb günstiger ab. OPPERMANN & LBV 2002 München blüht 99 CLASSEN (1998) geben anhand der Sichtung von Prospektmaterial folgende Faustzahlen (Beträge ohne Mehrwertsteuer) für Anbaugeräte35 an: Doppelmesser-Mähwerke: 2700 - 3200 DM (= 1400 - 1600 EUR) Trommel- und Scheiben-Mähwerke: 3700 - 4600 DM (= 1900 - 2250 EUR) Demnach sind die schonender und wesentlich leiser arbeitenden Balkenmähgeräte um 2040% preisgünstiger als die schwer handhabbaren, lärmenden Kreiselmähgeräte. Hinzuzurechnen ist die einmalige Anschaffung einer zentralen vollautomatischen Schleifanlage. Selbstfahrende leistungsfähige Einachsmäher kosten im Regelfall mindestens das Doppelte der genannten Beträge. Angaben zur Lebensdauer unterschiedlicher Mähgeräten konnten nicht ermittelt werden. Für den Schnitt kleinflächiger Saumstrukturen unter ca. 50 m Länge und von Beständen auf sehr unebener Bodenoberfläche, auch solchen mit verholztem Aufwuchs, erweist sich der Einsatz einer Motorsense als besonders effizient und wirtschaftlich, sofern die Maßnahme auf höchstens einmal jährlich beschränkt bleibt. Ein weiterer Schnitt im Jahr ist auf derartigem Gelände in der Regel unnötig. Außer den eigentlichen Mähgeräten werden zur Anlage und Pflege von Blumenwiesen in geringer Stückzahl noch benötigt: Geräte zum Heuwenden und Zusammenrechen des Schnittguts, LKW mit Greifarm zum Aufladen und Abtransport des Schnittguts (s. Foto 22) sowie eine vollautomatische Schleifeinrichtung für Mähbalken, deren Preise nicht bekannt sind. Die zur Bodenbearbeitung bei der Neuanlage oder Umstellung notwendige Fräse kann auch z.B. zur Vorbereitung von Staudenpflanzungen in Grünanlagen verwendet werden. Aber auch für Vielschnittrasen mit einigermaßem „repräsentativem“ Charakter werden spezielle Geräte benötigt, insbesondere zum Vertikutieren und Aerifizieren sowie ein Streuwagen zur Ausbringung von städtischem Kompost, in besonderen Fällen auch Beregner mit Schlauch. Die variablen Grünflächen-Pflegekosten (zusammengesetzt aus Personal- und Maschinenkosten einschließlich Betriebsstoffe) stehen in Relation zu folgenden Faktoren: Entfernung der Pflegefläche vom Gerätedepot (Bauhof oder GaLaBau-Betrieb): Mit zunehmender Fahrweglänge bzw. -dauer des zum Transport benötigten Kraftfahrzeugs nehmen die Personalund Betriebskosten zu. Durch eine Mindestausstattung des gesamten Stadtgebiets mit Bauhöfen, wo alle zur Grünlandpflege notwendigen Maschinen in ausreichender Zahl deponiert sind und auch gewartet werden können, ungefähr im Abstand von 5-8 km untereinander, sollte der Anfahrtsweg zu keiner Grünfläche, auch zu pflegerelevantem Verkehrsbegleitgrün, im Regelfall länger als 15 bis 20 Minuten betragen (Schätzwerte; vgl. übergeordnetes Leitbild in Kap. 8.1.1). Anordnung bzw. Abfolge der an einem Tag zu mähenden Grünflächen: Soweit es die Pflegeanprüche der vorhandenen Grünlandtypen erlauben, ist ein Pflegeeinsatz dann am wirtschaftlichsten, wenn möglichst nahe beieinanderliegende oder axial aneinander gereihte Grünflächen in einem begrenzten Gebiet nacheinander gemäht werden. Durch eine geschickte Routenwahl lassen sich unnötige Fahrstrecken vermeiden. Jedes Auf- und Abladen der Mähgeräte verursacht einen Mindestzeitaufwand, der als Personalkosten zu Buche schlägt. Bei zur Mahd anstehenden, eng benachbarten Grünflächen bis zu schätzungsweise 200 m Entfernung zueinander im Straßenraum bzw. ca. 500 m in Parkanlagen, lohnt sich ein Transport der Mähmaschinen mit einem Kraftfahrzeug nicht. Optimale Nutzung der Transport-Kraftfahrzeuge: Bei einem mehrstündigen Pflegeeinsatz in einer Parkanlage (der nicht als vollständige Mahd von großflächig zusammenhängendem Grünland zu verstehen ist), empfiehlt sich im Regelfall eine zwischenzeitliche Verwendung des Transport35 An Schlepper mit Kraftübertragung anzubringende Mähgeräte LBV 2002 München blüht 100 Kraftfahrzeugs durch einen anderen Pflegetrupp für die Beförderung von Mähgeräten von bzw. zu in der Nähe befindlichen Grünanlagen. Mahdhäufigkeit und Mahdumfang: Je öfter im Jahr und je stärker gestaffelt eine Grünfläche gemäht wird, desto höhere Kosten für die An- und Abfuhr der Mähgeräte und Arbeitskräfte fallen an. Wenn mehrere ausgedehnte Blumenwiesen mit ähnlichen Pflegeerfordernissen ziemlich eng benachbart sind, halten sich die zusätzlichen Kosten einer aus ästhetischen und ökologischen Gründen wünschenswerten Aufteilung der Mahd auf zwei Termine (vgl. Kap. 7.1.2, Leitbild 3) jedoch in Grenzen. Denn Vielschnittrasen erfordern Beförderungsfahrten von Pflegegeräten in ähnlicher Häufigkeit wie zweischürige Blumenwiesen, wenn man den Einsatz von Heuwender, Rechen und auch die Mähgutabfuhr berücksichtigt. Größe und Schwierigkeitsgrad: Je großflächiger, je ebener und je weniger durch Gehölzgruppen, Geländekuppen bzw. -stufen gegliedert ein Grünland ist, desto schneller läßt sich ein Mähvorgang durchführen. Insbesondere die Einsatzmöglichkeit von Mähgeräten mit einer Arbeitsbreite deutlich über 1 m und entfallende Rangierfahrten an verwinkelten Randbereichen beschleunigen den Arbeitsfortschritt erheblich. BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG (1983) gibt für eine durch Böschungen und Bäume stark gegliederte Grünfläche einen viermal höheren Pflegekostenindex an als für ebene gehölzfreie Rasen oder Wiesen. Da die Kosten mit jedem Mähvorgang proportional zunehmen, ist die Pflege stark reliefierter, strukturreicher Flächen als Vielschnittrasen absolut erheblich teurer als eine nur zweimalige Blumenwiesenmahd. Häufiges Schneiden baumbestandener Grünstreifen an Straßenrändern, das gewöhnlich mit Sichelmähern oder Frontkreiselmähern durchgeführt wird, erweist sich ebenso wie das häufige Ausmähen schwer zugänglicher Gehölzsäume als ziemlich zeitaufwändig und damit kostspielig. Verwertung des Mähguts von Wiesen und Säumen: Die Behandlungsweise des Schnittguts von Langgraswiesen und Säumen kann die Pflegekosten maßgeblich beeinflussen. Durch eine mehrtägige natürliche Trocknung nach der Mahd verringert sich das Gewicht und Volumen beträchtlich auf ein Drittel bis ein Viertel der Ausgangsmenge, wodurch sich Abfuhrkosten in beträchtlicher Höhe einsparen lassen. Dennoch ist die Heumenge einer zweischürigen Halbfettwiese mit ca. 40 kg Trockengewicht je 100 m2 noch beträchtlich, sie ist aber selbst von mehrere ha großen Blumenwiesen meist mit 2 LKW-Ladungen (einschließlich Anhänger) abzufahren. Preisgünstigste und ökologisch sinnvollste Verwendung ist die Verfütterung des Heus an Jungvieh oder Pferde. Voraussetzung dafür ist eine rechtzeitige Mahd, bevor der Aufwuchs strohig wird, ein minimaler Müllgehalt des Schnittguts, was leider oft nicht gewährleistet werden kann, sowie eine nicht allzu große Transportentfernung zu den Ställen. Die Beförderungsstrecke des zu entsorgenden Mähguts beeinflußt die Gesamtpflegekosten wegen der größeren Transportlast in höherem Maße als die Beförderung der Mähgeräte. Schnittgut mit eher geringem Futterwert, z.B. aufgrund der Artenzusammensetzung oder des zu späten Schnittzeitpunkts bei Säumen oder Staudenfluren, eignet sich entweder in feuchtem Zustand zur Kompostierung in zentralen Kompostieranlagen, zur Biogaserzeugung oder in einigermaßen trockenem Zustand zur Pyrolyse (Erzeugung brennbarer Spaltprodukte bei Erhitzung unter Luftabschluß) bzw. zur thermischen Verwertung in einem Heizkraftwerk. Einer Kompostierung des gesamten anfallenden Schnittguts stehen folgende Tatsachen entgegen: Seit Einführung der Biotonne entsteht Kompost in einer Menge, die wegen dessen hohen Nährstoffgehalts auf städtischen Grünflächen kaum mehr in vollem Umfang gebraucht werden kann. Siedlungsnah gelegene Kompostieranlagen können nicht mehr ausgeweitet werden und der Hauptabteilung des Gartenbaureferats ist es aus nicht näher erläuterten Gründen untersagt, in ihren leistungsfähigen Anlagen Grasschnitt zu kompostieren (BRUNNER, 2001 mdl.; Gartenbaureferat 2002). Trockener, strohiger Aufwuchs spätgemähter Wiesen und Säume kann allerdings eigentlich nicht als „Grasschnitt“ bezeichnet werden. Somit empfehlen sich andere Verwertungsweisen. LBV 2002 München blüht 101 Die Erzeugung von Biogas aus Schnittgut von Grünland, welches frühzeit gemäht wird und einen relativ geringen Rohfaser aufweist, erbringt eine verhältnismäßig hohe Energieausbeute: In einem geschlossenen Behälter unter Sauerstoffabschluß entsteht durch Gärung das brennbare Gas Methan. Vorteile der Biogaserzeugung gegenüber anderen Methoden sind die Verwendbarkeit feuchter Substrate, eine geringe Geruchsbelästigung, ein Hygienisierungseffekt (z.B. wenn Hundekot im Schnittgut enthalten ist) und eine geringfügig verminderte CO 2Belastung der Atmosphäre (BRIEMLE et al. 1991). Mit dem Biogas läßt sich Strom oder (Fern)wärme produzieren, das verbleibende Endsubstrat hat einen hohen Gehalt an Kalium und eignet sich vorzüglich zum Einbringen auf Äcker (ENGELHARDT 2002, mdl.), die es beispielsweise im Bereich der Grünzüge Münchens gibt. Auch die Heizkraftwerke haben nach Berichten aus der Tagespresse (2000) mittlerweile durchaus Kapazität für die Aufnahme weiterer Entsorgungsmaterialien, wie müllhaltiges Schnittgut. Schließlich kann einigermaßen getrocknetes, wenig samenhaltiges Schnittgut gehäckselt als Mulchmaterial z.B. für Gehölzpflanzungen, in der Landwirtschaft oder im Gartenbau z.B. für Erdbeerfelder oder (mit höherem Samengehalt) für Böschungen von Verkehrswegen, Deiche oder Dämme verwendet werden (BRIEMLE et al. 1991). Obwohl in jedem Fall ein nutzbares Produkt entsteht, finanziert sich die Verwertung des Mähguts nicht von selbst, sondern verursacht zusätzliche Kosten, die aber gegenüber dem jetzigen Zustand durch entsprechend abgestimmte Schnitttermine und verbesserte „Vermarktung“ gesenkt werden können, auch indem die Kapazität an verwertungsfähigem Schnittgut deutlich gesteigert wird. Als besonders kostspielig erweist sich demnach das (heute für diesen Zweck nicht mehr zeitgemäße) Kompostieren. Aus finanzieller Sicht zu präferieren ist die dezentrale Erzeugung von Biogas, welche nach Errichtung der Anlagen den größtmöglichen wirtschaftlichen Gewinn verspricht. Gegenüber der Verfütterung an Rinder liegt der monetäre Ertrag um 50% höher (ENGELHARDT 2002, mdl.). Samenhaltiges Mähgut von artenreichen Magerwiesen bzw. Magerrasen hat aus naturschutzfachlicher Sicht den höchsten Wert, indem es als Heumulch für die Anlage neuer Blumenwiesen verwendet wird (vgl. Kap. 3.2.1). Beweidung: Eine Schafbeweidung als Pflegealternative für städtische Grünflächen kann nur in Parkanlagen mit geringem Nutzungsdruck durch Besucher und natürlich auf „echten“ Biotopflächen in Frage kommen. Auf den eher kleinen dafür geeigneten Flächen ist eine zeitweilige Koppelschafhaltung oder stationäre Hütehaltung mit einer geringen Herdengröße, die von ortsansässigen (Hobby)Landwirten gestellt wird, die rentabelste Beweidungsform. Diese Weideführung ist nach WOIKE & ZIMMERMANN (1997) um mindestens 20% wirtschaftlicher als die aus naturschutzfachlichen Gründen vorzuziehende Wanderschäferei. Als besonders kostspielig erweist sich ein An- und Abtransport der Schafe mit Lastwagen. Eine kostendeckende Schafhaltung im betriebswirtschaftlichen Sinn ist auf den meist wenig zusammenhängenden, mit Gehölzgruppen gegliederten Flächen von Parkanlagen nicht zu erwarten, zumal die Störungen der Herden zumeist durch verbotenerweise freilaufende Hunde enorm sind (WOIKE & ZIMMERMANN 1997; VON VACANO, mdl.). Dennoch kommt eine Schafbeweidung mit zwei Weidedurchgängen auf nicht allzu kleinen Grünlandflächen unter ca. 1 ha in aller Regel billiger als eine zweischürige Mahd, da die Errichtung der Zäune und extensive Hüteform wohl weniger kostet als ein Maschineneinsatz und die Mähgutabfuhr. 4.2 Umschichtung finanzieller Mittel zugunsten arten- und blütenreicher Grünflächen Eine umfassende Grünflächenpflege, die sowohl den Nutzungsansprüchen der Bevölkerung als auch ökologischen Belangen gerecht wird, ist wegen der immer knapper werdenden öffentlichen Kassen und der zunehmenden Fläche von Grünanlagen in der seit Jahrzehnten üblichen Form künftig nicht mehr gewährleistet. Seit einigen Jahren werden daher von den Kommunen Lösungsansätze für die Finanzierung der Pflegekosten gesucht (z.B. PRESSEDIENST DER LBV 2002 München blüht 102 LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN 1998; HORST SCHMIDT 1995; GARTENAMT BAMBERG 2000). Es gilt einerseits, die knappen Mittel effizienter einzusetzen, andererseits aber auch neue Finanzierungsinstrumente bzw. -quellen zu finden. Einstimmig sollen nach den ausgewerteten Statements (z.B. VON BRACKEL & BRUNNER 1997; PRESSEDIENST DER LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN; FRANCK 2001) auch in München Belange des Naturschutzes mindestens gleichermaßen wie bisher berücksichtigt werden. 4.2.1 Neue Finanzierungsinstrumente, Einsparungsmöglichkeiten Begleitet von entsprechender Öffentlichkeitsarbeit sollen die Nutzer mehr Eigenverantwortung für die Erhaltung sauberer, arten -und blütenreicher Grünanlagen entwickeln, indem sie sich in stärkerem Maß an der Gestaltung und möglicherweise auch an den Pflegekosten z.B. in Form von Patenschaften beteiligen können (vgl. HORST SCHMIDT 1995). Im Idealfall sollen sich interessierte umliegende Anwohner, Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei der Anlage neuer oder der naturnahen Umgestaltung bestehender strukturarmer Grünflächen von Anfang an bei der Planung und dem Bau beteiligen können, wobei sie von Fachkräften mit pädagogischen, ökologischen und gartenbaulichen Kenntnissen betreut werden. Was in Kindergärten und Schulhöfen seit einigen Jahren bayernweit erfolgreich nach dem Modell von PAPPLER & WITT (2001) praktiziert wird, nämlich begeisterte kreative Mithilfe von Schülern und deren Eltern bei der naturnahen Gestaltung von Außengelände mit hohem Erlebniswert, sollte in ähnlicher Weise auch im öffentlichen Grün möglich sein. Die Anlagekosten können so durchschnittlich um die Hälfte reduziert werden und die Kosten einer fachgerechten Pflege in den Folgejahren unter günstigen Umständen auf weniger als 20% des sonst üblichen Betrags. Die Beteiligung der Bevölkerung an Unterhaltsmaßnahmen hängt hauptsächlich davon ab, ob durch den Entstehungsprozess eine Identifikation und Aneignung der Anwohner mit der Grünanlage und eine Wertschätzung arten- und strukturreicher Blumenwiesen und Säume gelungen ist. Derzeit ist die Bereitschaft dazu nach Erfahrung von FRANCK (2001) noch gering. Demgegenüber befürwortet HORST SCHMIDT (1995) auch weiterhin die Durchführung der Pflege durch die fachlich gut qualifizierten Arbeitskräfte der Stadt, die von Firmen des Garten- und Landschaftsbaus unterstützt werden. Die in Karlsruhe offenbar gewährleistete Qualität bei den Unterhaltsarbeiten, welche auch ökologischen Belangen gerecht werden, ist in München bisher mancherorts zu vermissen. Es wäre beispielsweise einen Versuch wert, auf Blumenwiesen geringer bis mittlerer naturschutzfachlicher Wertigkeit in Parkanlagen kostenlose Sensenkurse für die Bevölkerung unter fachkundiger Anleitung anzubieten. Das manuelle Mähen einer Wiese hält der Autor für eine ökologisch und gesellschaftlich sinnvolle Alternative für andere, meist nicht zweckgebundene Betätigungen für die körperliche Fitness, worauf ja viele Menschen heute Wert legen. Für den „Hobbymäher“, der sich natürlich an einen grob vorgegebenen Pflegeplan zu halten hat, kann es zudem ein Erfolgserlebnis werden, wenn im Laufe weniger Jahre durch seinen persönlichen Einsatz aus einigen hundert Quadratmeter zunächst eher blütenarmem Grünland blüten- und artenreiche Blumenwiesen werden. Als neues Finanzierungsinstrument für „saubere“ Grünanlagen (und Ordnungskräfte, die dafür sorgen sollen) ist an die Erhebung von „Emissionsgebühren“ auf manche Nutzungen zu denken, welche die Pflege- und Instandhaltungskosten im Vergleich zu reinen Spaziergängern ohne Hinterlassenschaften anheben; z.B. für offene Feuerstellen; Hundeexkremente auf offenen Grünlandflächen abseits von Gebüschsäumen („Dogset“- Automaten Benutzungspflicht in bestimmten Bereichen); Bei den von der Kommune durchgeführten laufenden Pflegemaßnahmen bieten sich folgende Einsparmöglichkeiten: LBV 2002 München blüht 103 Ausgesprochen aufwuchsarme Rasen an Straßenrändern und Mittelstreifen sowie Moosrasen nur maximal 2-3x jährlich mähen mit mindestens zweimonatigen Mähpausen (z.B. Oberbiberger Straße, Kreuzhofstraße, Moosrasen im Waldfriedhof) Weitgehender Verzicht auf Zusatzmahden mit der Motorsense in Vielschnittrasen um Baumstämme, Pfosten und andere „Hindernisse“; ein Pflegeschnitt alle drei Jahre genügt, um eine unerwünschte Gehölzsukzession zu verhindern Großzügigeres Belassen von Mini-Saumstrukturen im Vielschnittrasen, deren Mahd zeitaufwändige Rangierfahrten von Mähgeräten erfordern, auch z.B. blütenreiche Baumscheiben von 1-2 m2 Größe nur selten mähen Geringfügige Reduzierung von dauerhaft beschäftigtem Pflegepersonal, insbesondere von gering qualifiziertem, da insgesamt deutlich seltenerer Einsatz von Rasenmähern erforderlich ist Auch wenn motorisch betriebene Rasenmäher im Vergleich zu Verkehrsmitteln nur geringe Kraftstoffmengen verbrauchen und dabei Schadstoffe bzw. CO2 in die Atmosphäre ausstoßen, sollte doch jeder Mäheinsatz auf seine tatsächliche Notwendigkeit hin geprüft werden bzw. der Mähumfang an den aktuellen Bedarf angepaßt werden. Schließlich kann das vertraglich vorgegebene Ziel einer Verminderung der CO2-Emission in den nächsten Jahren nur durch einen reduzierten Verbrauch fossiler Energie auf allen nur denkbaren Bereichen erzielt werden. Die jährlich steigende Ökosteuer soll auch bei der motorisierten Grünlandpflege Anreiz sein, stetig verantwortungsvoller und sparsamer mit den Mähmaschinen umzugehen und so den Kraftstoffverbrauch zu senken. In Bereichen mit großräumigem, weitgehend ebenem Grünland geringer bis mittlerer ökologischer Wertigkeit und entsprechender Infrastruktur (Nähe zu Pferdestall) wäre eine umweltfreundliche und ökologisch effiziente Alternative zu Motormähern ein Pferdeeinsatz mit speziell dafür entwickeltem Vorderwagen, an dessen Heck ein Mähbalken montiert wird (OPPERMANN & CLASSEN 1998). Weil das Schnittgut größtenteils an die Pferde verfüttert werden kann, würden einerseits die Entsorgungskosten weitgehend entfallen, andererseits der Verbrauch fossiler, mit hohen Steuern belegter Kraftstoffe erheblich vermindert werden. Die Grünflächenpflege im Bereich der in den Stadtrandzonen gelegenen Grünzüge (vgl. Kap. 8.1.2) mit noch z.T. landwirtschaftlichem Umfeld könnte auf diese Weise außerdem zu einem spannenden Ereignis für die Parkbesucher werden. Bei der Neuanlage und Umgestaltung von Grünanlagen ließen sich durch Beachtung folgender Punkte finanzielle Mittel einsparen: Mehr Zurückhaltung bei der verhältnismäßig teuren Pflanzung von Gehölzen, die auch im Unterhalt kaum billiger sind als Blumenwiesen; Zulassung von mehr Krautsäumen und streifenartigem Brombeergestrüpp mit Waldreben an den Rändern der sehr knapp bemessenen Gehölzgruppen; Mahd solcher Bereiche im Bedarfsfall alle 2-3 Jahre mit der Motorsense oder Gehölzsukzession, dann nur Auslichtungs- und Ausleseschnitte notwendig Einhaltung eines Mindestabstands von 5 m zwischen Strauchpflanzungen und einem Fahrbahnrand und 3 m zu einem Wegrand, damit allenfalls in Ausnahmefällen Folgepflegeeinsätze zum Rückschnitt der Gehölze nach der Verkehrssicherungspflicht notwendig werden (vgl. HORST SCHMIDT 1995); die entstehenden Abstandstreifen als kostengünstigen Saum gestalten, der nur einmal jährlich gemäht wird Nutzung des natürlichen Gehölzanflugs (z.B. von Ahorn, Eschen, Birken und Weiden) bei einer Neuanlage bzw. Umgestaltung einer Grünfläche, erspart einen Teil der kostenaufwändigen Gehölzpflanzungen, auch die Kosten der städtischen Baumschulen können dadurch zumindest geringfügig reduziert werden Keine aufwändigen gärtnerischen Begrünungen ehemaliger Straßenbahntrassen oder sonstiger Straßenrand- und Mittelstreifen bzw. Verkehrsinseln; Belassen des kiesigen Rohbodens, wo LBV 2002 München blüht 104 immer möglich; für einzelne Gehölzpflanzungen nur punktuell humosen Oberboden aufbringen; je nährstoffärmer solche Flächen sind, desto geringer sind die späteren Pflegekosten Keine Saatgutmischungen mit Kulturformen von Wildkräutern, keine Zwiebelpflanzungen von Kulturformen in naturnahe Grünflächen; solche finanziellen Aufwändungen mindern den ökologischen Wert des städtischen Grüns und sind daher zu unterlassen (vgl. Kap. 1.3.2.6; REIF & NICKEL 1999). 4.2.2 Zusätzliche Aufwendungen Bei einer stärker nach ökologischen Belangen ausgerichteten Grünlandpflege stehen den langfristig möglichen Einsparungen vor allem anfänglich zusätzliche Kosten gegenüber. Flächenbezogen fallen während der Umstellungsphase von Vielschnittrasen zu Blumenwiese, meist beschränkt auf 1-3 Jahre, im Regelfall höhere Aufwendungen an. Daher ist eine sofortige professionelle Umwandlung aller gemäß Kap. 8.2 gewünschten Blumenwiesen aus Rasenflächen in großem Umfang aus finanziellen Gründen kaum möglich. Zusatzaufwendungen entstehen im einzelnen durch folgende Maßnahmen: Einbringung von Wildblumen und -gräsern entsprechend der in Kap. 3.2 vorgestellten Methode. BOSSHARD (2000) gibt für die Umwandlung von artenarmem Grünland in artenreiche Magerwiesen Saatgutkosten (Verwendung der hochwertigen Mischung FIIIt, vgl. Kap. 3) von 0,12 Euro je m2 an. Veranschlagt man die darin nicht enthaltenen Maschinen- und Personalkosten mit einem Mähdurchgang von Blumenwiesen zu 0,10-0,13 Euro (vgl. Tab. 14), so kostet der Quadratmeter umzuwandelnde Blumenwiese einmalig 0,22-0,25 Euro. Eine Heumulchübertragung kann die Saatgutkosten auf weniger als die Hälfte reduzieren. auf ziemlich nährstoffreichen Grünflächen mit dichtem und hohem Aufwuchs dreimalige jährliche Mahd in den ersten Jahren zur Aushagerung, damit sich die eingebrachten Wiesenblumen etablieren können, verursacht höhere Kosten als eine vorausgegangene Vielschnittnutzung sukzessive Anschaffung von Doppelmesser-Balkenmähgeräten und einer vollautomatischen Schleifeinrichtung; damit werden längerfristig Betriebskosten eingespart Anfertigung und Aufstellung einiger Informationstafeln an vorbildlichen Blumenwiesen (z.B. im Westpark, im Waldfriedhof und im Neuen Südfriedhof) zeitweilige Aufwändungen für besondere Behandlungsweisen des zu entsorgenden Schnittguts, z.B. Nachtrocknung mit Solarenergie, Bau kleiner Biogasanlagen Beschäftigung von Personal für die Erarbeitung und Fortschreibung eines stadtgebietsweiten Pflegeplans (entsprechend dem relativ erfolgreichen Karlsruher Modell nach HORST SCHMIDT 1992) sowie für die Kontrolle dessen Erfüllung Beschäftigung einer Fachkraft zur zur wirtschaftlichen Steuerung der Grünflächen(um)gestaltung und -pflege, zur Kosten- und Leistungsrechnung und zur Erstellung eines Grünflächenkatasters für mehr Kostentransparenz (vgl. HORST SCHMIDT 1995) Weiterbildung von im Außendienst eingesetzten Arbeitskräften mit entsprechender Befähigung: z.B. Kurse in ökologisch orientierter Pflege mit sparsamem Maschineneinsatz; Kurse zur Betreuung pflegewilliger Parkbesucher Ausbildung von Parkwächtern (entsprechend der Naturschutzwacht nach Art. 43, BayNatSchG), welche möglichst weitreichende Befugnisse haben sollen: Ihre Hauptaufgabe soll sein, die Einhaltung der bestehenden Grünanlagenordnung zu überwachen, außerdem Parkbesucher zu informieren und notfalls handelnd einzuschreiten. Die Notwendigkeit derartiger Parkwächter für den Englischen Garten wurde kürzlich in der Tagespresse (2001) bekanntgegeben, da die LBV 2002 München blüht 105 personell eher unterbesetzte Polizei nicht imstande ist, dieses Aufgabenfeld zu übernehmen. Ein stets paarweises Auftreten ist wünschenswert, der Einsatz ist von den Sicherheitsbehörden zu finanzieren. Einen mittelfristigen personellen Ausbau der Gartenämter hält auch NOHL (2001) für notwendig, damit die Wirksamkeit der Freiraumplanung im Rahmen einer dringend gebotenen ökologischen Stadterneuerung gesteigert werden kann. Denn in einer Stadt der Zukunft treten als Kultursymbol neben die „versteinerte“ Architektur gleichwertig nicht überbaute, freie „naturnahe“ Räume, welche gleichermaßen den Bedürfnissen der Bewohner als auch den Ansprüchen von Flora und Fauna gerecht werden. LBV 2002 5) München blüht 106 Nutzungsansprüche an Freiflächen in der Stadt Zu den sozialen Grundfunktionen, die städtische Freiräume erfüllen sollen, gehören die Erweiterung der Handlungskompetenz und der ästhetischen Kompetenz der Stadtbewohner sowie die Entfaltung der Persönlichkeit der Stadtkinder durch Erfahrungs-, Lern- und Sozialisationsprozesse (NOHL 1982-1984). Dafür reicht es nicht, nur auf vorgegebenen Wegen zwischen eintönigen, kurzgeschorenen Rasenflächen und an saumlosen, überall gleich aussehenden Gehölzrändern spazierengehen zu dürfen oder auf einheitlich gestalteten Sitzbänken am Wegrand zu sitzen. Vielmehr hat der Mensch einen Aneignungscharakter, er möchte seine Umwelt begreifen und gestalten. Freiräume können auch Lernfelder für den Alltag und die Arbeitswelt sein. Den Wandel in der Nutzung von Parkanlagen spätestens seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, als der Durchschnittsbürger seine gestiegene Freizeit in immer größerem Maß auch in Freiräumen verbracht hat, dokumentiert „Die Besitzergreifung des Rasens“ (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Demnach ist für den Bürger der reine Zierwert öffentlicher Grünflächen und die Aufforderung „Betreten des Rasens verboten!“ nicht mehr nachvollziehbar, er nimmt die Rasenflächen für vielfältige Freizeitaktivitäten in Anspruch. Je nach Altersgruppe unterscheiden sich die bevorzugten Nutzungsmotive bzw. Tätigkeiten in städtischen Freiräumen: Tab. 16: Freiraumnutzungsmotive und Freiraumtätigkeiten, empirische Ergebnisse von NOHL (1982-1984) Altersgruppen Motive 20-30 Jahre 31-45 Jahre 46-60 Jahre alle % % % % Ruhe 19 22 26 22 Erholung 24 19 20 22 Ästhetik 10 14 23 14 Naturerlebnis 9 13 11 10 pragmatische Gründe 6 8 1 6 Exploration 5 7 8 6 Kontemplation 14 6 6 10 Unterhaltung/ Anregung 8 4 2 5 Bewegung/ Spiel 3 4 0 3 Kontakte knüpfen 2 3 3 2 Unterschiede in der Freiraumnutzung bzw. den Ansprüchen an städtische Freiräume bestehen auch zwischen gesellschaftlichen Schichten bzw. Einkommensklassen. Demnach schätzt die Mittelschicht den ästhetischen Aspekt von Grünflächen und die Naturerfahrung mehr als untere Einkommensklassen, für die der soziale Faktor im Vordergrund steht (GILBERT 1994). Mit zunehmendem Alter steigt die Besuchshäufigkeit städtischer Grünanlagen, über 65 Jahre alte Rentner gehen mindestens doppelt so oft in den Park wie 20-30-Jährige. Auch ist vom ungelernten Arbeiter über Facharbeiter, Angestellte und Beamte hin zum Akademiker eine deutliche Zunahme der Besuchshäufigkeit innerstädtischer Freiräume festzustellen. Am Samstag und noch mehr am Sonntag kommen durchschnittlich deutlich mehr Besucher als an den übrigen Wochentagen, tageszeitlich ist gewöhnlich ein kleines Besuchermaximum vormittags gegen 10 Uhr und ein größerer Andrang nachmittags zwischen 16 und 18 Uhr zu verzeichnen. Während diesen beiden Stunden halten sich etwa 25 bis 35% aller Tagesbesucher im Park auf (NOHL 1982-1984). Eine quantitative Verschiebung dieser Angaben im Lauf der letzten 20 Jahre ist nicht auszuschließen. Abgesehen von den in Parkanlagen gewohnheitsmäßigen Tätigkeiten, insbesondere Spazierengehen, Joggen, Radfahren oder auf einer Bank sitzen, die sich vorwiegend auf Wegen LBV 2002 München blüht 107 oder an deren Rand abspielen, können aktuell in München auf Grünflächen hauptsächlich folgende Nutzungen beobachtet werden: Liegerasen bzw. Liegewiese (eher niederwüchsige Bestände), vorzugsweise bei warmer sonniger Witterung (vgl. Foto 51) Spielrasen, z.B. Ballspiele, Drachensteigen, vorzugsweise nachmittags auf häufig gemähten Flächen; Picknick auf Rasenflächen, in bestimmten Bereichen auch Grillen, vor allem nachmittags und abends; bei Schneelage an Hängen Wintersport, insbesondere Rodeln; Ausführen von Hunden: ganzjährige Hauptnutzung zumindest der Randbereiche fast aller Rasenund Wiesenflächen, gerade auch morgens und vormittags, auch auf Straßenrandstreifen. Im allgemeinen besteht ein Zusammenhang zwischen dem Maß, mit dem eine öffentliche Grünanlage genutzt wird, und dem Aufwand, der zur Pflege der Vegetation betrieben wird. Demnach spielen sich die genannten Aktivitäten hauptsächlich auf Vielschnittrasen, weniger auf Blumenwiesen ab. Nur vergleichsweise wenige Passanten besuchen Grünanlagen hauptsächlich zur bewußten Naturbeobachtung, zur Naturfotografie oder zum Malen oder Zeichnen. Dennoch nehmen die meisten Besucher eine Blumenwiese als angenehme Kulisse bei einem Spaziergang oder beim Liegen wahr. Insbesondere scheinen Bürger mittleren Alters, vor allem aus der Mittelschicht mit Hochschulbildung, naturnah gestaltete Flächen im Umfeld ihrer Wohnung zu schätzen, wo sie häufig Naturerlebnisse haben können. Als positive Empfindungen werden genannt Vielfalt, Farbe, unerwartete Ereignisse, Zusammentreffen mit Tieren, Ruhe und Besinnung auf sich selbst. Kleine Flächen werden im allgemeinen großen gehölzreichen Flächen mit vielen Versteckmöglichkeiten vorgezogen, weil insbesondere Frauen (ohne Begleitung eines Hundes) dazu neigen, vor großen naturbelassenen Flächen Angst zu haben (GILBERT 1994). Neben dem Sicherheitsaspekt spielen vorwiegend ästhetische Gründe eine Rolle für die Ablehnung naturnah gestalteter Flächen. Nur mit geringem Aufwand gepflegte ökologisch wertvolle Bereiche halten viele Passanten für zu verwildert, schlampig und unwirtlich (z.B. SEIFFERT 2001, mdl.), was auf das kulturell geprägte Schönheitsempfinden zurückzuführen ist. Demnach werden im Siedlungsgrün nur Dauergrün von Vielschnittrasen und bunte Blumenbeete, nicht aber vergilbendes, absterbendes Pflanzenmaterial als angebracht empfunden. Andere Orte, z.B. Bahndämme und seit jeher naturnahe Flächen in der freien Landschaft, werden im allgemeinen nach einem andereren ästhetischen Maßstab beurteilt. Nicht nur der Landesbund für Vogelschutz und die Verfasser, sondern auch z.B. GILBERT (1994) halten es für möglich, die ästhetischen Ansprüche bzw. Erwartungen an städtische Grünflächen dahingehend zu ändern, daß der Großteil der Bevölkerung Blumenwiesen (nicht nur während der Hauptblütezeit) und auch ungemähte artenreiche Säume im Winterhalbjahr ebenso akzeptiert wie Vielschnittrasen, die als Spiel- und Liegeflächen weiterhin in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen müssen. Eine Möglichkeit dazu könnte die Anlage relativ weniger, im gesamten Stadtgebiet ungefähr gleichmäßig verteilter, möglichst attraktiv gestalteter „ökologischer Vorbildflächen“ sein, deren Lebensgemeinschaften und die zum Erhalt geeignete Pflege auf Schautafeln erläutert werden. LBV 2002 6) München blüht 108 Positive und negative Beispielflächen in München Von den in der folgenden Tabelle 17 in alphabetischer Reihenfolge aufgelisteten 42 Grünanlagen bzw. Straßenrandstreifen und -inseln in München wurden die Rasen- bzw. Wiesenflächen, teilweise auch Säume, Feuchtgrünland und Verlandungszonen im Frühjahr bzw. Sommer 2001 begangen. Zu jeder Fläche wurde ein Formblatt angefertigt, das eine Beschreibung und Angaben zu den vorgefundenen Grünlandtypen, zur floristischen und faunistischen Ausstattung, zur Nutzung, Pflege und zu Beeinträchtigungen enthält und weiter fortgeschrieben wird; ferner werden Vorschläge für eine naturnähere Pflege und Gestaltung gemacht. Meist sind noch ein bis zwei Fotos beigefügt, welche einen charakteristischen Ausschnitt der aufgenommenen Grünfläche zeigen, insgesamt 52 Aufnahmen. Eine Lageübersicht der erhobenen Flächen liefert Abb. 14. Tab. 17: Übersicht über die untersuchten Grünflächen in München Abkürzungen: Bege = Anzahl der Gebietsbegehungen ab 1999 Teilflä = Anzahl der erhobenen/ kartierten Teilflächen Grünland-Typen: B = blütenreiche Blumenwiese; F = Feuchtwiese (auch Brache); M = Magerrasen; R = Vielschnittrasen (nur bei Bestandsaufnahme); S = Saum; V = Verlandungsröhricht (stets sehr schmale, kleine Flächen); W = eher blütenarme Wiese; a = besonders artenreich; e = besonders nährstoffreich (eutroph); i = intensiv gepflegt; k = mit Kulturformen; m = besonders mager; r = ruderal; () = nur kleine Teilbereiche betreffend; Veg.aufn.Nr. = Nummer(n) der Vegetationsaufnahme(n) im Gebiet. Die Vegetationstabellen sind im Anhang beigefügt. Fortsetzung der Tabelle auf der nächsten Seite LBV 2002 Tab. 17: München blüht 109 (Fortsetzung) Gebiet Agnes-Bernauer-Platz Altenburgstraße, Grünstreifen Be ge 2 1 Teilflä 2 3 Am Wiesenhang, Grünanlage Aubinger Lohe Blutenburg/Durchblick Brunnbachleite Bürgerpark Bogenhausen Englschalkinger Str., Mittelstreifen Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln Forst-Kasten-Allee, Grünfläche Friedenspromenade Fürstenrieder/ Landsberger Straße Hirschgarten Josephsburg, Graben Kreuzhofstraße Kuntersweg, Hochterrassenkante Landschaftspark Riem Lerchenauer See Luise-Kiesselbach-Platz Luitpoldpark/Nordteil Maximiliansplatz Max-Lebsche-Platz Neuer Südfriedhof Neuhofen Neuriem-West, Grünstreifen Oberbiberger Straße, Mittelstreifen 3 1 3 1 1 1 2 6 2 2 1 1 3 2 3 2 1 2 2 6 2 3 3 2 1 2 6 2 2 2 2 1 2 9 4 1 3 2 4 2 4 2 2 1 4 4 5 3 Grünland Typen R,Se W,(Br), Sr W(r),Se F,V,W Bi,W(r) Fe B,R,W R R(m) W(r) Wk,R WRe Ri,S Wk, Rm B,M, B/M,Sa R,W B/W Wr, S R Ra B R,S(e) B,Ri Rm Veg.Bemerkungen/Bewertung Aufn.Nr. 26,42 Schattensaum, früh gemäht 50 u.a. neu angelegter Saum 43 55 17 53 14 37 35 8 1, 28 11 46 34, 45 16 7,44 29 22 23, 51 25 31, 32 20 39, 39a 6 38 ungemähter Rasenbereich Sekundär-Feuchtbiotop durchweg fehlerhafte Pflege eutrophe Uferstreifen gute Pflegeabstufung z.T. magerer Blumenrasen späte Frühjahrsmahd z.T. Umwandlungswiese Neuanlage und Rasenstreifen Verkehrsinseln vorw. Intensivrasen; Säume schlechte Neuanlage zu oft gemähte Grünstreifen Relikt Halbtrockenrasen monotone Magerwiesen Liegewiesen/Badesee! blütenreiche Verkehrsinsel ruderale Hangwiesen geophytenreiche Rasen z.T. magerer Vielschnittrasen recht gut, mit Keltenschanze; strukturarm, negativ artenreiche Neuanlage magerer Blumenrasen mittig; zu oft gemäht; Olympiapark 4 10 B,F,Ri,Se 9,10,27, große Hangwiesen, unterW(r) 54 schiedlich blütenreich Ostpark 3 4 W,(F) 21,56 Fettwiesen, z.T. Flutrasen Sauerbruch-/Immastraße 6 1 Ra 36 blütenreicher Pionierrasen Stadtpark Pasing 4 5 B,Wr,S 12,13, z.T. naturnahe Bestände; 48 Magerwiese, Säume Thomas-Mann-Allee 1 1 S 49 Rasen und kleine Säume Uriweg, Uferstreifen 2 3 R, V 58 4 „Biotop“gewässer in Rasen Waldfriedhof, neuer Teil 9 5 B,M(m),S 5,19 große naturnahe Flächen Waldfriedhofstraße, Mittelstreifen 3 2 Rk schlechte Neuanlage Waldgartenstraße, Grünanlage 9 1 W(r) wahllose Pflege, negativ; Walter-Hopf-Weg 3 3 Wer 2 blütenarme Grasböschungen Westpark, West- und Ostteil 4 >10 B,F,M,Rr/i 3,30,41, Wiesen kleinräumig, aber W 57 vielfältig und artenreich Würmtalstraße, Randstreifen 3 3 R 33 späte Frühjahrsmahd Zamdorfer Gleisdreieck und 1 2 B/W(r) 18 rel. strukturreiche Schafweide Hüllgrabenwiese mit Ruderalflächen Zamilapark 2 3 B,M,W 15,52 artenreiche (Halb)trockenrasen, in Entwicklung Zehetmeierstraße, Randstreifen 1 1 Rm 40 sehr schmaler Randstreifen Zöllerstraße, Grünanlage 5 1 W 4 ungemähte Rasenstreifen Abb. 14: Lageübersichtsplan der untersuchten Grünflächen in München LBV 2002 Abkürzung im Plan AB AG AW AL BL BR BÜ EN ET FK FR FÜ HI JO KR KU LP LE LK LU MA ML NS NH NR OB OL OP SA ST TM UR WA WF WG WH WE WÜ ZG ZA ZE ZÖ München blüht 110 Gebiet Agnes-Bernauer-Platz Altenburgstraße, Grünstreifen Am Wiesenhang, Grünanlage Aubinger Lohe Blutenburg/Durchblick Brunnbachleite Bürgerpark Bogenhausen Englschalkinger Straße/Mittelstreifen Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln Forst-Kasten-Allee, Grünfläche Friedenspromenade Fürstenrieder/Landsberger Straße Hirschgarten Josephsburg, Graben Kreuzhofstraße Kuntersweg, Hochterrassenkante Landschaftspark Riem Lerchenauer See Luise-Kiesselbach-Platz Luitpoldpark/Nordteil Maximiliansplatz Max-Lebsche-Platz Neuer Südfriedhof Neuhofen Neuriem-West, Grünstreifen Oberbiberger Straße, Mittelstreifen Olympiapark Ostpark Sauerbruch-/Immastraße Stadtpark Pasing Thomas-Mann-Allee Uriweg, Uferstreifen Waldfriedhof, neuer Teil Waldfriedhofstraße, Mittelstreifen Waldgartenstraße, Grünanlage Walter-Hopf-Weg Westpark, West- und Ostteil Würmtalstraße, Randstreifen Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgrabenwiese Zamilapark Zehetmeierstraße, Randstreifen Zöllerstraße, Grünanlage In einem weiteren Schritt wurde eine vorläufige Bewertung der Grünflächen vorgenommen, vor allem hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz (s. Tabelle 18). Folgende gleich gewichtete Bewertungskriterien werden berücksichtigt: LBV 2002 München blüht 111 Naturnähe der Grünfläche/Magerkeit des Standorts/Artenausstattung Standortvielfalt, Vielfalt an Teillebensräumen/Größe der naturnahen Flächen Pflege (Umfang, Zeitpunkte, Differenziertheit) soweit ermittelbar; ggfs. besondere Rücksichtnahme auf viele Jahrzehnte altes, noch als Relikt erhaltenes naturnahes Grünland, z.B. Auenwiesen an Isar und Würm. Die Vorläufigkeit der Bewertung ist vor allem dadurch begründet, dass manche Flächen nur ein- bis zweimal kartiert wurden und für diese Grünflächen nur eine eingeschränkte Aussage über die dortige Pflegepraxis möglich ist. Die Bewertung bezieht sich, soweit vorhanden, nur auf die Blumenwiesenanteile der betreffenden Grünfläche, ansonsten auf die Rasenflächen und Gehölzsäume. Demnach bedeutet eine niedrige Pflege-Bewertungsstufe grundsätzlich nicht, daß die nur selten oder gar einmalig gemähten Bereiche schlechter beurteilt werden als die in fast jeder Grünanlage üblichen Vielschnittrasen. Die nun folgenden Formblätter sind nach den Wertstufen gegliedert und in sich alphabetisch nach der Bezeichnung der Grünflächen angeordnet. Kapitel 5.1 beinhaltet die für gut oder sehr gut befundenen Grünflächen, Kapitel 5.2 die mittelmäßig bis unzureichend eingestuften Grünflächen, für welche wenigstens in Teilbereichen dringend eine Veränderung der derzeitigen Pflegepraxis, teils auch eine vielfältigere, naturnähere Gestaltung wünschenswert ist. LBV 2002 Tab. 18: München blüht 112 Vorläufige Bewertung der erhobenen Grünflächen im München Die Bewertung bezieht sich nur auf den Grünlandanteil, vorrangig auf den Anteil an Wiesen einschließlich Säume Die Bewertungsskala umfaßt folgende 5 Stufen: 1 = sehr gut 2 = gut 3 = mittelmäßig 4 = mangelhaft 5 = unzureichend Gebiet Natur/Arten Agnes-Bernauer-Platz 3 Altenburgstraße, Grünstreifen 2 Am Wiesenhang, Grünanlage 3 Aubinger Lohe 1 Blutenburg/Durchblick 3 Brunnbachleite 2 Bürgerpark Bogenhausen 3 Englschalkinger Str./Mittelstreifen 3 Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln 3 Forst-Kasten-Allee, Grünfläche 2 Friedenspromenade 4 Fürstenrieder/Landsberger Straße 3 Hirschgarten 4 Josephsburg, Graben 4 Kreuzhofstraße 1 Kuntersweg, Hochterrassenkante 1 Landschaftspark Riem 1 Lerchenauer See 3 Luise-Kiesselbach-Platz 2 Luitpoldpark/Nordteil 2 Maximiliansplatz 2 Max-Lebsche-Platz 2 Neuer Südfriedhof 1 Neuhofen 5 Neuriem-West, Grünstreifen 1 Oberbiberger Straße, Mittelstreifen 2 Olympiapark 2 Ostpark 2 Sauerbruch-/Immastraße 2 Stadtpark Pasing 1 Thomas-Mann-Allee 2 Uriweg, Uferstreifen 1 Waldfriedhof, neuer Teil 1 Waldfriedhofstraße, Mittelstreifen 4 Waldgartenstraße, Grünanlage 3 Walter-Hopf-Weg 3 Westpark, West- und Ostteil 2 Würmtalstraße, Randstreifen 3 Zamdorfer Gleisdreieck und 1 Hüllgrabenwiese Zamilapark 1 Zehetmeierstraße, Randstreifen 2 Zöllerstraße, Grünanlage 2 Vielfalt 3 3 4 1 3 3 2 4 3 3 4 3 4 4 2 1 3 3 3 3 2 4 2 4 3 2 1 2 3 1 4 2 1 5 3 3 1 3 2 1 2 4 Pflege 4 ? 3 3 5 4 2 5 3 2 4 3 5 5 4 2 3 4 2 4 4 4 2? 5 2 4 3 2 2 2 4 5 2 5 5 4 1 4 3 2? 3 4 Gesamtbewertung 3 2 3 2 4 3 2 4 3 2 4 3 4 4 2 1 2 4 2 3 3 3 2 5 2 3 2 2 2 1 3 3 1 5 4 3 1 3 2 1 2 3 LBV 2002 6.1 München blüht 113 Positiv beurteilte/gut gepflegte Grünflächen Altenburgstraße, Grünstreifen Stadtteil: zwischen Westkreuz und Aubing Lage: Grünstreifen beiderseits der Altenburgstraße zwischen Hohensteinstraße und Aubinger Straße; Grünstreifen zwischen Teckstraße und Hornberger Straße (nördlich der Bahnstrecke nach Geltendorf) Begehungstermin: 7.6.01 Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Südlich der Altenburgstraße kleine Fettwiese mit randlich einzelnen Bäumen, nordseitig eines Schotter-Rundwegs leicht geböschter, stellenweise noch lückenhafter 5- 6 m breiter Saum mit lockerer, teils noch frischer Gehölzbepflanzung; gestufte Wuchshöhe des inhomogenen Krautbestands mit hohem Anteil an Ruderalpflanzen; Fortsetzung nach Norden mit Unterbrechung bis Aubing-Ost-Straße, vorwiegend mäßig blütenreiche Halbfettwiesen, zwischen Klaussteinstraße und Aubinger Straße relativ blütenreiche, leicht ruderalisierte Magerwiese mit Futter-Esparsette, Hornklee und Margerite; östlich Hornberger Straße kleine kiesige Pionierflur mit Natternkopf und Purpurweiden. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, relativ pflegeintensiv (10%) kiesiger Pionierrasen (3%) Trittrasen/offene Bodenstellen (2%) mäßig artenreiche Magerwiese (50%) Fettwiese (30%) mäßig nährstoffreicher ruderaler Saum (2%) nährstoffreiche Ruderalflur (3%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 68 faunistische Beobachtungen: 7.6.01: Grünes Heupferd Pflege der Grünflächen: unbekannt Nutzung durch Bevölkerung: regelmäßige Querung auf Trampelpfaden Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Am Rand der Magerwiese organische Ablagerungen; Ruderalisierung und stellenweise Eutrophierung Verbesserungsvorschläge: Extensive Beweidung der Magerwiese ab Mitte Juni mit Schafen wäre angebracht Fettwiese zweimal jährlich mähen, Saum im Spätsommer mähen LBV 2002 München blüht 114 Foto 29: Altenburgstraße: Relativ breiter ruderaler Saum auf flacher Böschung mit sehr lückiger Gehölzpflanzung; u.a. Blüte der Mehligen Königskerze (7.6.01) Foto 30: Bürgerpark Bogenhausen, westlich Weltenburger Straße: Glatthaferwiesen an den Hängen, zentrale Grünfläche als Vielschnittrasen gemäht (28.5.01) LBV 2002 München blüht 115 Aubinger Lohe Stadtteil: Lochhausen Lage: zwischen Karl-Harz-Weg und Ziegeleistraße südwärts Begehungstermin: 7.6.01; keine Fotos Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Am Nordabfall der Aubinger Lohe um ehemalige Lehmgruben naturnah gestaltete Grünanlage mit Biotopweiher, Feuchtgebüschen randlich und zwischen den drei Teilräumen und halbruderale, teilweise feuchte Grasfluren mit Sukzessionsgehölzen und Verlandungsröhricht; zentrale Feuchtwiesenbrache erheblich verfilzt, sehr inhomogener Bestand mit Herdenbildung einiger in München wenig verbreiteter Pflanzenarten; insgesamt schwach reliefiert, im Süden ziemlich steiler Wiesenhang nordseitig auf über 10 m hohem Hügel; im Norden auch Rasenfläche und kleine Halbfettwiese. 1 Vegetationsaufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (Anteilsschätzung nicht vollständig möglich) Vielschnittrasen Tritt- und Flutrasen/ offene Bodenstellen im Uferbereich (5%) artenreiche feuchte Grasflur (15%) Verlandungsröhricht (10%) Halbfettwiese (10%), halbruderale Fettwiese nitrophytische Säume Pflanzengesellschaften: Kratzbeer-Nelkenwurz-Saum; Schilfröhricht; Rohrkolben-Röhricht bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Carex pallescens, Carex paniculata, Cirsium palustre, Agrimonia procera, Hypericum tetrapterum, Iris pseudacorus et sibirica registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 47 faunistische Beobachtungen: 7.6.01/ Tagfalter: Kleines Wiesenvögelchen, Frühlings-Mohrenfalter; Nachtfalter: Bärenspinner; Kleinlibellen: Hufeisen-Azurjungfer Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich, nur kleine Teilfläche im Norden weniger häufige Mahd 4-10 x jährlich an den Wegrändern mehrjährige Brache von Feuchtwiesen/feuchten Grasfluren Nutzung durch Bevölkerung: Liegewiese an Lehmgruben-Gewässer Spielwiese bzw. Spielrasen im Nordteil? keine erkennbare Nutzung der Naßwiesen bzw. feuchten Grasfluren Naturkundliche Beobachtungen an Gewässerufer Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Häufiges Betreten der schutzwürdigen Uferrandstreifen am südlichen Gewässer, insbesondere durch Hunde, die auch ins Wasser gehen stellenweise Ruderalisierung/Eutrophierung der Feuchtbereiche, begünstigt durch mangelnde Pflege LBV 2002 München blüht Verbesserungsvorschläge: teilweise Besucherlenkung/Schutz der Verlandungsvegetation an den Gewässerufern regelmäßige Spätsommer- bis Herbstmahd der verfilzten Feuchtwiesen(brachen) 116 LBV 2002 München blüht 117 Bürgerpark Bogenhausen (Denninger Anger-West) Stadtteil: Lage: Parkstadt Bogenhausen südlich Denninger Straße, westlich Weltenburger Straße Begehungstermine: 28.5.01 Anzahl Fotos: 2, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Durch einen Nord-Süd verlaufenden ca. 5 m hohen Höhenrücken in zwei Teilräume untergliederte, leicht reliefierte Grünanlage, äußerlich eingerahmt von dichten stufig gebauten Gehölzreihen mit nach innen buchtig vorspringenden Feldgehölzgruppen. Westlicher Bereich vorwiegend Vielschnittrasen, Saumbereiche teils ungemäht, im östlichen Teilraum ungefähr die Hälfte des Grünlands an den Hängen mäßig blütenreiche (Halb)Fettwiese, nur in der Mitte gelegener Talgrund gemähter, kräuterreicher Vielschnittrasen; Mähgrenze buchtig verlaufend. Annähernd vorbildlich abgestufte Grünlandpflege bzw gestaltung entsprechend dem Relief und der Raumgliederung des Parks durch Gehölze. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (70%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (2%) mäßig artenreiche (Halb)Fettwiese (25%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 37 faunistische Beobachtungen: 30.5.01: Star; Hauhechel-Bläuling; Roesels Beißschrecke Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Rasenflächen, wohl über 15x jährlich Hang- und Randbereiche im Ostteil seltene Mahd, wohl 2-3 x jährlich Erster Mahdtermin: unbekannt Nutzung durch Bevölkerung: Liegerasen / Spielrasen Hunde Ausführen; Blumen pflücken Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: nicht erkennbar Verbesserungsvorschläge: Beibehaltung der 2001 im ersten Halbjahr durchgeführten Pflege stellenweise breitere mesophile Säume am Südrand von Gehölzbeständen entwickeln LBV 2002 München blüht 118 Forst-Kasten-Allee Stadtteil: Lage: Fürstenried nördlich der Autobahn A96 am Rand des Waldfriedhofs Begehungstermine: 28.4.01; 19.5.01; 7.6.01; 21.7.01; 18.9.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1 Gut Gesamtbewertung: Kurzbeschreibung: Angrenzend an den Waldfriedhof insgesamt ca. 1 ha große magere, mehrere hundert Meter lange und 10 bis 40 m breite Grünfläche mit zahlreichen Maulwurfhaufen; gut ausgebildeter, buchtiger Waldmantel (fast durchwegs heimische Sträucher, auch mit Schlehen), aber fehlender typischer Saum; wegnaher Streifen auf 3 m Breite wird als Vielschnittrasen häufig gemäht, erstmals Mitte Mai, dann folgt ein ca. 10 m breiter Streifen besonders gräserreiche Fettwiese; nur waldnaher Bereich enthält herdenweise verteilt Wiesenblumen in nennenswerter Menge, z.B. Kleinen Klappertopf und Wiesen-Schaumkraut (vermutlich Grünland in Umwandlungsphase zur Blumenwiese). 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (15%) mäßig artenreiche Halbfettwiese (80%) relativ magerer, buchtig verlaufender Saum (5%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 31 faunistische Beobachtungen: 28.4.01: Maulwurf; Schermaus (Haufen); Steinhummel und Erdhummel Pflege der Grünflächen: 3 m breiter Randstreifen neben Weg häufige Mahd, wohl über 10x jährlich Rest jährlich zweimalige Mahd, Ende August und zweite Oktoberhälfte Nutzung durch Bevölkerung: im Randbereich Hunde Ausführen an Allerheiligen Parkplatz für Kraftfahrzeuge (BRUNNER, mdl.) Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: vollständige, zeitgleiche Mahd der gesamten Wiese ohne Stehenlassen eines Saums am Gehölzrand oder von Inseln. Verbesserungsvorschläge: differenzierte Mahd, aufgeteilt auf zwei Termine zwischen Mitte Juli und Ende August Einbringen sommerblühender Wiesenblumen Saum nur alle zwei Jahre, abschnittsweise gestaffelt mit angrenzender Wiese mitmähen LBV 2002 München blüht Foto 31: Wiese an der Forst-Kasten-Allee: Blick vom Meilenstein nordostwärts, Blüte des WiesenSchaumkrauts am 28.4.01 119 LBV 2002 München blüht 120 Kreuzhofstraße Stadtteil: Lage: Obersendling Einmündungsbereiche der Possenhofener Straße und des Hatzfelder Wegs Begehungstermine: 28.4.01; 19.5.01; 7.6.01; 13.7.01 Anzahl Fotos: 6, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Verkehrsinsel und schmaler Straßenrandstreifen mit sehr niederwüchsigen, an Gräsern armen, ziemlich blütenreichen und überwiegend moosreichen Rasen auf sandigem Magerstandort; Verkehrsinsel mit zwei Kleinbäumen und mit Narzissen bepflanzt; Straßenrandstreifen von dichter, naturferner Strauchhecke begrenzt; auf flacher Böschung Ecke Hatzfelder Weg zwei bis zu 3 m breite nährstoffreiche Saumbuchten. 2 Veg.aufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Mehrschnitt- Blumenrasen (60%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (5%) Trittrasen/ offene Bodenstellen (2%) nährstoffreicher Saum (30%) Pflanzengesellschaften: Felsgrus-Gesellschaft (SEDO-SCLERANTHETEA) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Thymus pulegioides, Sedum acre, Ajuga genevensis, Potentilla tabernaemontani, Hieracium pilosella registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 62 faunistische Beobachtungen: zahlreiche Wegameisen und Rasenameisen am 19.5.01 und 7.6.01 Pflege der Grünflächen: weniger häufige Mahd 4-8 x jährlich der Rasenflächen jährlich einmalige Mahd der Saumzone Erster Mahdtermin: Randstreifen Mitte Mai; Verkehrsinsel Anfang Juni, zweite Mahd bereits Ende Juni Nutzung durch Bevölkerung: gering; Naturkundliche Beobachtungen durch Anwohner (mdl. Mitteilung am 13.7.01) Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: ziemlich dichte Bepflanzung eines ausgesprochen mageren Grünlands mit standortfremden Tulpen und Narzissen, die relativ kümmerlich gedeihen am Randstreifen ausläuferbildender, standortfremder Cotoneaster zu häufige Mahd der Verkehrsinseln, obwohl ab Juni kein nennenswerter Aufwuchs mehr; z.B. Abmähen des seltenen Genfer Günsels in voller Blüte Mitte Mai Verbesserungsvorschläge: Beschränkung auf zweimalige Mahd der Grünstreifen bzw. Verkehrsinsel, Mitte Juni und im September (Kostenersparnis möglich!) Saumzone jährlich einmal im Spätsommer mähen LBV 2002 München blüht 121 Foto 32: Kreuzhofstraße/Ecke Possenhofener Straße: sehr magerer, sandiger Straßenrandstreifen mit Blühaspekt des Frühlings-Fingerkrauts am 28.4.01 Foto 33: Kreuzhofstraße: Magerer Randstreifen mit Kleinem Habichtskraut und FeldThymian hintereinander fast im Reinbestand am 7.6.01 LBV 2002 München blüht 122 Kuntersweg, Hochterrassenkante Stadtteil: Lage: Harlaching zwischen Tiroler Platz und Säbener Straße Begehungstermine: 29.5.01; 20.6.01 Gesamtbewertung: Sehr gut Anzahl Fotos: 5, dem Formblatt beigefügt 2 Kurzbeschreibung: An mäßig steiler nordexponierter, 6- 8 m hoher, weitgehend natürlich belassener Hochterrassenkante gelegenes, mageres Grünland. Südlich des ungefähr an der Terrassenoberkante verlaufenden Kunterswegs Vielschnittrasen; Blumenwiese erstreckt sich von knapp unterhalb der Hangkante abwärts in den Hangfuß auf 30-40 m Breite; an Hangoberkante mittig bis westwärts einige Gehölzgruppen, ostwärts im Hangbereich ein ca. 200 m2 großer verbliebener präalpiner Halbtrockenrasen, nach Westen und Norden zunehmende Nährstoffversorgung, Übergang zu Halbfettwiesen. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (50%) artenreiche Magerwiese (25%) artenreicher Halbtrockenrasen (3%) Halbfettwiese (20%) nitrophytische Säume (2%) Pflanzenges.: Glatthaferwiese; Salbei-Flaumhaferwiese; (verarmter) präalpiner Halbtrockenrasen bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Filipendula hexapetala, Carex montana, Galium boreale, Euphrasia rostkoviana registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 50 faunistische Beobachtungen: 29.5.01 Tagfalter: Kleines Wiesenvögelchen, Hauhechel-Bläuling Pflege der Grünflächen: Nördlicher und (breiter) südlicher Randstreifen häufige Mahd über 10 x jährlich Hangzone mit Hangfuß seltene Mahd, jährlich ein-bis zweimalig Erster Mahdtermin: nicht vor Ende Juni Nutzung durch Bevölkerung: (vormittags) vorwiegend Hunde Ausführen; gelegentlich naturkundliche Beobachtungen, Spielwiese im Ostteil Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: stellenweise Eutrophierung der Hangwiese, zu hohe Hundefrequenz für einen derart empfindlichen bzw. hochwertigen Grünlandtyp Vielschnittrasenstreifen an oberer Hangkante neben dem Kuntersweg mit 3 m viel zu breit. Verbesserungsvorschläge: nördlichen Randstreifen am Kuntersweg nur auf 1- 1,5 m Breite als Vielschnittrasen mähen! Aushagerungsversuch des westlichen, derzeit überwiegend als Halbfettwiese einzustufenden Abschnitts der Hangwiese am Kuntersweg Leinenzwang für Hunde (Ausweichmöglichkeit am benachbarten Hohen Weg/ Vollmarpark vorhanden!); dazu Beschilderung LBV 2002 Foto 34: München blüht Kuntersweg: Gesamtansicht der Magerwiese auf der Hochterrassenkante am 29.5.01 Foto 35: Kuntersweg, Ausschnitt des Halbtrockenrasens auf der Hochterrassenkante mit Blühaspekt des Nordischen Labkrauts am 29.5.01 123 LBV 2002 München blüht 124 Landschaftspark Riem Stadtteil: Neu-Riem Lage: Südteil des ehemaligen Flughafens, ca. 300 m nördlich der Eisenbahnstrecke nach Rosenheim Begehungstermine: 29.3.01; 17.5.01; 19.7.01 Anzahl Fotos: 10, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Naturferne streng geometrische Gestaltung, besonders am nördlichen Rand strenge Trennung der Nutzungstypen Rasen und Wiese; vor allem im Westen ausgedehnte, neuangelegte Magerwiesen (Trespen-Wiesen) mit hohem floristischen Artenreichtum, völlig eingeebnet ohne Mikrostandortunterschiede; einige geschlossene (neugepflanzte) Baumgruppen, als Fremdkörper wirkende eingelagerte dichte, monoton aufgebaute Gehölzgruppen ohne Mantel in Parallelogrammform; besonders große Unterschiede in der Pflegeintensität; in den Randbereichen des weiten Areals bereits vor mehreren Jahren angelegte Magerrasen und Säume (lt. BRUNNER, mdl.) wurden nicht aufgesucht. 2 Veg.aufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (pflegeintensiv), vor allem entlang der Durchgangswege (40%) streng geometrisch abgegrenzte artenreiche Magerwiesen, unterteilt durch auf Damm geführte Wegen mit Vielschnittrasen-Böschungen, besonnt, insgesamt mehrere ha, alles gleicher Vegetationstyp, nur durch Unterschiede der Bodenbeschaffenheit geringfügig verschiedene Aufwuchsleistungen; ungefähr im dritten Jahr nach Neuanlage (59%) zwei relativ magere Säume (an Wegböschungen < 1%) Pflanzengesellschaften: (monotoner) Trespen- Halbtrockenrasen, bereichsweise SalbeiGlatthaferwiese in Entwicklung, sehr kleinräumig Möhren-Steinkleefluren. bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Anthyllis vulneraria, Prunella grandiflora, Campanula patula, Primula veris, Petrorhagia saxifraga, Phleum phleoides, Dianthus carthusianorum, Scabiosa columbaria registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 91 faunistische Beobachtungen: 29.3.01, 17.05.01 und 19.7.01: Feldlerche; 19.7.01: Rauchschwalbe; Tagfalter: Schornsteinfeger; auffallendes Defizit an Insekten! Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Rasenflächen, wohl über 15 x jährlich jährlich einmalige Mahd der Magerwiesen und Säume Erster Mahdtermin: Vielschnittrasen Mitte April; Magerwiese unbekannt, nicht vor Ende Juli Nutzung durch Bevölkerung: (noch) gering; Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: stellenweise Hundekot an Wegrändern offener Rasen- oder Wiesenflächen Anlage- und pflegebedingtes Fehlen von Übergangslebensräumen; einheitliches Erscheinungsbild und ausgesprochen einheitliche Vegetationszusammensetzung der Grünlandflächen (mangelnde Standort- und Lebensraumvielfalt), wohl daher auffallendes Defizit an jeglichen grünlandtypischen Gliedertieren LBV 2002 München blüht 125 Verbesserungsvorschläge: Ökologische Verbesserungen aus landschaftsarchitektonischen Gründen kaum möglich, da Gestaltungsdefizite (vorläufig) nicht mehr rückgängig zu machen gestaffelte Mahd der Magerwiesen von Ende Juli bis Anfang September Entwicklung mehrere m breiter magerer Saumstreifen, vor allem an Gehölzrändern in den südlichen und östlichen Randbereichen Foto 36: Landschaftspark Riem: Streng linear angelegte, naturfern gegliederte nördliche Randzone (29.3.01) Foto 37: Landschaftspark Riem: Blühaspekt des Wundklees in westlicher Magerwiese am 17.5.01 LBV 2002 München blüht 126 Luise-Kiesselbach-Platz Stadtteil: Lage: Mittersendling Zentrale Verkehrsinsel des Platzes Begehungstermin: Anzahl Fotos: 1 17.6.01 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: ost- und nordseitige Randbereiche des Platzes als Vielschnittrasen in einer Breite von 3-20 m gepflegt (vor Altenheim am 13.5.01 vereinzelt Blühbeginn der Margerite); zentrale große Verkehrsinsel an den Rändern von einzelnen Gehölzgruppen umgrenzt, westlich von einem nahezu geschlossenen Gehölzstreifen; Aushagerungsstadium einer Halbfettwiese mit relativ hoch- und dichtwüchsigen, gräserreichen Bereichen im Wechsel mit schütter bewachsenen, von Kräutern dominierten Stellen, dort vor allem Spitz-Wegerich, Faden-Klee, Ferkelkraut bzw. Margerite ziemlich stark deckend; nördlicher Rand der Fläche leicht ruderalisiert. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (50%) artenreiche Magerwiese (30%) Halbfettwiese (20%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese; Parkrasen bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Campanula patula registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 46 faunistische Beobachtungen: Kleines Wiesenvögelchen (17.6.01) Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich (randliches Verkehrsbegleitgrün) seltene Mahd, 2 x jährlich (Wiese) Mahdtermine: Vielschnittrasen Ende April; Wiese ca. zweite Augusthälfte und zweite Oktoberhälfte Nutzung durch Bevölkerung: randliche Vielschnittrasen: Hunde Ausführen zentrale Wiese ohne erkennbare Nutzung, da kaum zugänglich Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: nicht erkennbar; Bestand der Wiese mittelfristig wegen geplanter Tunnelbaumaßnahme bedroht Verbesserungsvorschläge: auch in ostseitiger (flächenhafter) Grünfläche einen Streifen als zweischürige Wiese pflegen LBV 2002 München blüht Foto 38: Luise-Kiesselbach-Platz, große zentrale Verkehrsinsel: Blütenreicher Bereich der Magerwiese am 17.6.01 Foto 39: Neuer Südfriedhof: flacher Abhang nordwestlich Aussegnungshalle, Blumenwiesen beiderseits des Sees (12.6.01) 127 LBV 2002 München blüht 128 Neuer Südfriedhof Stadtteil: Lage: Perlach südlich Hochäckerstraße zwischen Autobahn A8 und Unterhachinger Straße Begehungstermin: 12.6.01 Anzahl Fotos: 5, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Im östlichen Drittel rings um den See arten- und blütenreiche Magerwiesen, weitgehend gehölzfrei, schwach reliefiert mit Wallabschnitt im Südwesten und flach ansteigendem Hügel zur Aussegnungshalle östlich des Sees; nur an den Rändern einzelne Bäume bzw. Gehölzgruppen. An zwei Stellen des Seeufers kleine umzäunte „Feuchtbiotope“ mit Verlandungs-Großseggenried. Im Südosten des Friedhofgeländes mit ziemlich magerer Wiese bewachsene und im Inneren rasterartig mit Linden bepflanzte Keltenschanze; insgesamt recht einheitlicher Blühaspekt, Teilbereiche nordostwärts etwas nährstoffreicher mit mehr Aufwuchsmenge. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, ziemlich pflegeintensiv (10%) artenreiche Magerwiese (90%) Pflanzengesellschaften: Salbei-Glatthaferwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Dianthus superbus (wahrscheinlich gepflanzt), Campanula patula registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 51 faunistische Beobachtungen: 12.6.01: Rotklee-Bläuling, Hauhechel-Bläuling; Roesels Beißschrecke; Hufeisen-Azurjungfer; Steinhummel, Erdhummel Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Rasenstreifen, über 10 x jährlich jährlich einmalige Mahd der Magerwiese Erster Mahdtermin: unbekannt Nutzung durch Bevölkerung: Spazieren gehen; Blumen pflücken; naturkundliche Beobachtungen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: fast vollständig verbautes Seeufer ohne Verlandungsstreifen im Bereich der umzäunten „Uferbiotope“ auch Beetstauden bzw. Kulturformen von Wildpflanzen (u. a. Hemerocallis spec.) wenig differenzierte Wiesenvegetation, flächenhafte Dominanz von Klappertopf im Grünland (noch unausgewogene Artenzusammensetzung), vermutlich auf einheitlichen Mähzeitpunkt der gesamten Blumenwiesenbereiche zurückzuführen Verbesserungsvorschläge: Stärker differenzierte Pflege Mahd der Wiesenfläche auf zwei Termine, erste Julihälfte und Ende August aufteilen randlich und am Gewässerufer mehrere Meter breite Säume stehen lassen LBV 2002 München blüht 129 Neuriem-West, Grünstreifen Stadtteil: Lage: Neu-Riem südlich Willy-Brandt-Platz Begehungstermine: 29.3.01; 17.5.01; 19.7.01 Anzahl Fotos: 7, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Ca. 40 m breite und 150 m lange, vollsonnige Grünfläche mit einem Alter von weniger als zwei Jahren, östlich des von Gehölzpflanzung eingesäumten Wegs vom UBahnhof Messestadt West zum Landschaftspark Riem. Durch Querwege streng untergliederte Grünlandflächen in Parallelogrammform unterschiedlicher Breite, teils mit sehr lockerem, neugepflanztem Baumbestand; südliche Parzellen wurden 2000 mit artenreicher Magerwiese auf sandigem Substrat eingesät und mit Wildkrokussen dicht bepflanzt; auf ca. 80 cm breiten Randstreifen rundum dichtwüchsigerer Bestand; südwärts grenzen offene Kiesflächen an; rechteckige Magerwiese auch westlich der Wegbepflanzung. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung): Vielschnittrasen, pflegeintensiv (60%) ziemlich artenreiche, noch lückige Magerwiese im Neuanlagestadium (40%) Pflanzengesellschaften: Trespen-Magerwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Dianthus carthusianorum, Anthyllis vulneraria, Centaurea scabiosa, Tragopogon pratensis in Kiesflur nördlich davon neben Senecio inaequidens, Crepis c.f. foetida registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 60 faunistische Beobachtungen: 29.3.01: Erdhummel, Kleiner Fuchs Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd des Rasens, wohl über 15 x jährlich zweimalige Mahd der Magerwiesenstreifen? Erster Mahdtermin: Rasen vor Mitte April; Magerwiese: Anfang Juli Nutzung durch Bevölkerung: 2001 (noch) kaum erkennbar, randlich Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: zu frühe und zeitgleiche Mahd aller Magerwiesen-Streifen noch während der Hauptblütezeit; eine lebensraumtypische Kleintierwelt konnte sich daher nicht einstellen Verbesserungsvorschläge: Spätere und streifenweise gestaffelte Mahd der Magerwiesen nicht vor Ende Juli, bis Anfang September LBV 2002 München blüht Foto 40: Neu-Riem: Im Vorjahr angelegte, ziemlich artenreiche Magerwiese mit flächenhaft gepflanzten Krokussen (Wildformen) im Vergleich zu artenarmem Zierrasen auf der linken Bildseite (29.3.01) Foto 41: Neu-Riem: Bereits Anfang Juli während der Hauptblütezeit abgemähte artenreiche Magerwiese (19.7.01) 130 LBV 2002 München blüht 131 Olympiapark Stadtteil: Lage: Oberwiesenfeld zwischen Georg-Brauchle-Ring und Ackermannstraße Begehungstermine: 4.4.01; 21.5.01; 29.5.01; 26.9.01 Anzahl Fotos: 23, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Über 10 ha große, ca. 30 Jahre alte, mäßig artenreiche Grünlandflächen mit relativ wenigen Gebüschgruppen und mehrere Jahrzehnte alten Bäumen; Bereich südlich des Olympiasees sehr stark reliefiert, Höhenunterschiede über 50 m, daher erhebliche Standortvielfalt mit Hängen unterschiedlicher Neigung und Exposition, vorwiegend Halbfettwiesen, die stellenweise leicht bis mäßig ruderalisiert sind; am südlichen Seeufer abschnittsweise Streifen mit feuchter, eutrophierter Mädesüß-Hochstaudenflur, die nach BRUNNER (2001, mdl.) Anfang der 1970er Jahre durch Biotopverpflanzung eingebracht wurde; extreme Unterschiede in der Pflegeintensität. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, pflegeintensiv (50%): nördlich des Olympiasees vorherrschend von Wasservögeln abgeweidete, artenarme Rasen abschnittsweise am Seeufer (2%) an flachen Stellen Trittrasen/ offene Bodenstellen; stellenweise am Berg Trampelpfade (2%) lückiger, kiesiger Pionierrasen (0,2%) relativ artenreiche Magerwiese im Wechsel mit Halbfettwiese, leicht ruderalisiert (25%) Fettwiese (Nordhang Olympiaberg), zu größeren Anteilen ruderalisiert (20%) nitrophytische Säume (1%) Neophytenfluren, insbesondere Japanischer Knöterich (1%) feuchte, nitrophytische Hochstaudenflur (1%) Pflanzengesellschaften: Salbei-Glatthaferwiese; typische Glatthaferwiese, ruderalisiert; MädesüßHochstaudenflur; Brennessel-Gierschflur bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Iris sibirica, Sanguisorba officinalis, Thalictrum aquilegifolium, Thalictrum minus, Primula elatior, Potentilla argentea registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 102 faunistische Beobachtungen: 4.4.01: Erdhummel, Feldmaus (Gänge), Kaninchen, Elstern 25.5.01: Rabenkrähen Pflege der Grünflächen: nördlich des Sees sehr häufige Mahd, über 20 x jährlich im Südteil seltene Mahd, 2-3 x jährlich und jährlich einmalige Mahd Erster Mahdtermin: schon am 3.4.01 (Intensivrasen um Olympiaturm); Wiesen Mitte bis Ende September verwendete Mähgeräte: Spindelmähgerät mit schwenkbaren Mähvorrichtungen für Vielschnittrasen auf Böschungen (s. Foto 24) Nutzung durch Bevölkerung (sehr vielfältig!): Liegerasen, Spielrasen Picknick/Grillen Hunde Ausführen Blumen pflücken, naturkundliche Beobachtungen (z.B. Blühaspekte) Fotographieren, Zeichnen, Malen LBV 2002 München blüht 132 Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: reichlich Hundeexkremente in Staudenfluren; Eutrophierung zeitweilig und stellenweise Müllablagerungen in größerem Umfang Herkulesstaude im Grünland, vor allem ostwärts am Willi-Gebhard-Ufer (noch kleiner Bestand in Wegnähe!); außerdem einige, wahrscheinlich vor Jahrzehnten absichtlich eingebrachte Bestände des Japanischen Knöterichs, inzwischen dichtwüchsige Reinbestände von knapp 100 m2 Größe). zu seltene bzw. zu späte Mahd der Wiesen führte offenbar während der letzten 5 bis 10 Jahre zu Artenverarmung, vermindertem Blühaspekt, vermehrter Aufwuchsmenge und Ruderalisierung (im Vergleich zu Angaben von BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983; WITT & DITTRICH 1996) Vorschläge für verbesserte Pflege: an Bestandstyp angepaßte Mahd, zeitlich gestaffelter erster Mähtermin der Blumenwiesen von Ende Juni bis Anfang August besonders nährstoffreiche Teilbereiche der Wiesen am Großen Olympiaberg zweimal jährlich mähen Frühherbstmahd der feuchten Hochstaudenfluren alle 2 Jahre alternierend Reduzierung der Mahdhäufigkeit der Vielschnittrasen um 30-50% kann Pflegekosten erheblich senken, nahezu ohne erkennbare Auswirkungen auf den Pflegezustand! Bekämpfung der Herkulesstauden! Foto 42: Olympiapark, Ostseite Großer Olympiaberg: auf wenigstens 1 m Breite gemähte Wegrandstreifen, Blühaspekt Zottiger Klappertopf am 21.5.01 LBV 2002 München blüht Foto 43: Olympiapark, südwestlicher Hang des grossen Olympiabergs: Relativ magere Wiese mit Zottigem Klappertopf und Flaumhafer in Blüte (21.5.01) 133 LBV 2002 München blüht 134 Ostpark Stadtteil: Lage: zwischen Michaeliburg und Neuperlach zwischen Heinrich-Wieland-Straße, Staudingerstraße und Hachinger Bach Begehungstermine: 12.6 01; 26.9.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Durch eine Vielzahl kleiner Gehölzgruppen räumig untergliederte Grünflächen, nur im Südwesten und Südosten auch größer zusammenhängendes, in Teilen staunasses Grünland; vorwiegend schwach reliefiertes Gelände, im SW schmale Feuchtwiesenstreifen beiderseits des vor 25 Jahren einigermaßen renaturierten Hachinger Bachs, nach Nordosten zwei Hügel über 10 m Höhe; teils schmale Säume um die zahlreichen Gehölzgruppen. 2 Veg.aufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, relativ pflegeintensiv (70%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (3%) Trittrasen/ offene Bodenstellen/ Trampelpfade (2%) mäßig artenreiche Halbfettwiesen mit Tendenz zu Flutrasen (10%) Fettwiese (8%) feuchte Hochstaudenflur (1%) Röhricht (1%) nitrophytische Säume (2%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese, typische Ausbildung und Kriechhahnenfuß-Flutrasenausbildung; Mädesüß-Hochstaudenflur, Gierschsaum, Schilfröhricht bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Polygonum amphibium, Geranium pratense registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 47 faunistische Beobachtungen: 26.9.01: Lachmöwe, Rabenkrähe Pflege der Grünflächen: vorherrschend häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich; Wiesenbereiche seltene Mahd, 2x jährlich; Erstmahd der Wiesen: Ende Juni bis Mitte Juli Nutzung durch Bevölkerung: Liege- und Spielrasen, (Picknick/ Grillen), Querung der Rasenflächen, Hunde Ausführen, Blumen pflücken Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: zu tiefes Ausmähen der zahlreichen Gehölzsäume stellenweise zu schmale Uferrandstreifen am Hachinger Bach fast vollständig betonierte, vegetationsfreie Seeufer Verbesserungsvorschläge: Schaffung von Verlandungsstreifen an Teilabschnitten des Seeuers (Vorbild Westpark) Säume entwickeln durch weitgehenden Mahdverzicht von Schattenrasen LBV 2002 München blüht Foto 44: Ostpark: Westliche Blumenwiese mit Flutrasen-Charakter am 12.6.01 Foto 45: Ostpark: Fettwiese auf Südhang mit Dominanz des Wiesen-Storchschnabels am 12.6.01 135 LBV 2002 München blüht 136 Sauerbruchstraße Stadtteil: Lage: Großhadern zwischen Immastraße und Marchioninistraße Begehungstermine: 25.4.01; 25.5.01; 2.6.01; 25.6.01; mehrere weitere Kurzbesuche Anzahl Fotos: 8, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Annähernd 10 m breiter Grünstreifen westlich der Fahrbahn, durch Gebüschreihe abgetrennt mit artenreichem und zeitweilig blütenreichem Pionierrasen auf kiesig-lehmigem, in Teilbereichen zeitweise staunassem Untergrund; Vorkommen kurzlebiger, auffallend bunt blühender Pflanzenarten der Natternkopffluren. 1 Vegetationsaufnahme Vorhandene Grünlandtypen: lückiger, ziemlich magerer Pionierrasen (45%) Blumenrasen (50%) Trittrasen/ offene Bodenstellen (5%); Pflanzengesellschaften: ansatzweise Möhren-Steinkleeflur (1996 deutlicher ausgeprägt!) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Reseda luteola, Trifolium campestre, Echium vulgare registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 40 faunistische Beobachtungen: 25.5.01: Hauhechel-Bläuling Pflege der Grünflächen: relativ seltene Mahd 3-7 x jährlich Mahdtermine: Ende April (östlicher Streifen, nur ca. 35% der Fläche); 10.5.01 (Komplettmahd); 2.6.01 (Teilmahd); 20.6.01 (Inselmahd); östliche Hälfte am 19.7.01; 3.9.01 (Komplettmahd); Ende Oktober (Komplettmahd) Nutzung durch Bevölkerung: gering; Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: zeitweilig Müllablagerungen um Altglas-Sammelstelle Laubeintrag auf westlichen Teil des Randstreifens Verbesserungsvorschläge: bereits fast vorbildliche Pflege Mahdhäufigkeit könnte aber noch etwas reduziert werden auf dreimal jährlich und mehrere Pflanzen des Natternkopfs ausgespart bleiben Schaffung kleinräumiger neuer Rohbodenstandorte durch Abtragen der Grasnarbe auf mehreren m2 im dichtwüchsigen Ostteil anstelle mehrmaliger Mahd LBV 2002 München blüht 137 Foto 46: Randstreifen Sauerbruch-/Immastraße: Vor fünf Jahren hatte sich auf dem kiesig-lehmigen Rohboden eine eindrucksvoll blühende Natternkopfflur entwickeln können (9.6.96) Foto 47: Randstreifen Sauerbruch-/Immastraße: Blütenreicher Pionierrasen mit Arten der Möhren-Steinkleefluren. Bei der vorausgegangenen Mahd blieben blütenreiche Bereiche mit diversen Kleearten im Vordergrund ausgespart sowie Einzelpflanzen von Natternkopf und Färber-Wau im Hintergrund (22.6.01) LBV 2002 München blüht 138 Stadtpark Stadtteil: Lage: Pasing entlang der Würm zwischen südlicher Stadtgrenze und Engelbertstraße, Planegger Straße und Am Stadtpark Begehungstermine: 2.4.01; 2.5.01; 27.5.01; 30.6.01; 19.10.01 Anzahl Fotos: 15, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Sehr gut Kurzbeschreibung: Zwei von geschlossenen Gehölzbeständen an Würm und Kanal umrahmte Wiesen- bzw. Rasenflächen von 1 bzw. 0,5 ha Größe, gering reliefiert, ziemlich naturnah und nahezu gehölzfrei; ästhetisch besonders ansprechende Magerwiese im Südteil; Teilbereiche des Grünlands durch Maulwurftätigkeit und zu späte Mahd ruderalisiert. Nördlich Hugo-FeyWeg am Rand des Parks ziemlich stark reliefierte Rasenfläche, auch im Bereich der Hangkante häufig gemäht; mehrere Jahrzehnte alte Grünflächen. 3 Vegetationsaufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (55%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (5 %) wenige offene Bodenstellen und Trampelpfade, vor allem nördlich Hugo-Fey-Weg (1%) artenreiche Magerwiese (25%) mäßig artenreiche Fettwiese, stellenweise ruderalisiert (5%) schmale nitrophytische Säume an Gehölzbeständen (2%) relativ magere, schattige Säume (5%) Pflanzengesellschaften: Salbei-Flaumhaferwiese, ruderalisierte Glatthaferwiese, KnoblauchraukenSäume bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Corydalis cava, Pimpinella major, Carex caryophyllea, Listera ovata, Cephalanthera damasonium, Phyteuma spicatum registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 79 Faunistische Beobachtungen: 2.4.01: zahlreiche Hummeln, Honigbiene und einige Wildbienen; Maulwurf (mehrere Haufengruppen); 27.5.01: Hauhechel-Bläuling Pflege der Grünflächen: im Nordteil häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich; im Südteil wohl jährlich einmalige Mahd Erster Mahdtermin: Vielschnittrasen Anfang Mai; Fett- und Magerwiesen: Anfang September Nutzung durch Bevölkerung: Liegerasen / Spielrasen; regelmäßige Querung auf Trampelpfaden Hunde Ausführen; Blumen pflücken; Naturkundliche Beobachtungen nördlich Hugo-Fey-Weg bei Schneelage Rodeln Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: vielfach zu schmale Säume ausgebildet bzw. Säume fehlend LBV 2002 München blüht Verbesserungsvorschläge: im Nordteil reliefangepaßte, differenzierte Mahd nördlich Hugo-Fey-Weg (gute Entwicklungsmöglichkeiten für blütenreiche Wiesen und Säume) Mahd der ruderalisierten Wiesenbereiche im Südteil Mitte Juni und September breitere Säume stehen lassen, teilweise Herbstmahd Foto 48: Stadtpark Pasing, artenreiche Magerwiese im südlichen Teil, Gesamtansicht am 27.5.01 139 LBV 2002 München blüht 140 Waldfriedhof, neuer Teil Stadtteil: Lage: zwischen Großhadern, Fürstenried und Waldfriedhofviertel Wiesen nördlich, östlich und südlich Aussegnungshalle Begehungstermine: 8.3.01; 4.4.01; 28.4.01; 15.5.01; 25.5.01; 7.6.01; 25.6.01; 13.7.01; 25.8.01; 18.9.01 Gesamtbewertung: Sehr gut Anzahl Fotos: 23, dem Formblatt beigefügt 2 Kurzbeschreibung: 5 durch wassergebundene Wege getrennte weite, annähernd ebene, überwiegend sehr blütenreiche Magerwiesen, südwärts leicht ansteigend; nahezu baumfreies Gelände umgeben von buchtigen, ziemlich nährstoffarmen Waldrändern; abwechslungsreiche Artendominanz, bereichsweise mit gezüchteten Frühlings-Geophyten bepflanzt; östlich der Aussegnungshalle kleinräumig ausgesprochen aufwuchsschwacher, seggenreicher bodensaurer Magerrasen. Grünland seit 35 Jahren einschürig gepflegt; südlich der Aussegnungshalle Teich mit Wasservogel-Überbesatz besonders im Winterhalbjahr und teils aufwendig-naturferner Uferbepflanzung. 2 Vegetationsaufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung): Vielschnittrasen (30%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf (mäßig geophytenreich, u.a. Massenbestand Hohe Schlüsselblume; 10% ) ziemlich artenreiche Magerwiese (50%) bodensaurer Magerrasen (1%) nitrophytische Säume an Gehölzrändern (5%) magere Säume im NW (2%) Pflanzengesellschaften: Salbei-Glatthaferwiese, auch mit Säurezeigern; RotstraußgrasRotschwingelwiese; Kreuzblümchen-Borstgrasrasen (kennartenlose Ausbildung mit Dreizahn) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Primula elatior, Stachys officinalis, Carex pallescens, Carex pilulifera, Danthonia decumbens, Calluna vulgaris, Geranium sylvaticum, Pulsatilla vulgaris, Viola canina, Potentilla erecta, Euphrasia rostkoviana, Euphrasia nemorosa registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 85 faunistische Beobachtungen: südöstlich Aussegnungshalle Kanada-Gänse (4.4.01); Höckerschwan; Hauhechel-Bläuling, Honigbiene, Hufeisen-Azurjungfer, Weichkäfer (25.5.01); Aurorafalter (15.5.01), Gewöhnlicher und Heide-Grashüpfer, Großes Heupferd (13.7.01), Pflege der Grünflächen: 1-2 m breite Randstreifen häufige Mahd, über 10 x jährlich sonst jährlich einmalige Mahd, ab Mitte August gelegentliches Abweiden der seenahen Bereiche durch Enten und Gänse verwendete Mähgeräte: Sichelmäher für Rasen; Kreiselmäher für Wiese Nutzung durch Bevölkerung: gelegentlich Liegewiese am Seeufer; sonst gering Naturkundliche Beobachtungen, Fotographieren LBV 2002 München blüht 141 Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: streifenartige, mehrere Meter breite Laubablagerung im Magergrünland neben manchen Wegrändern im Spätwinter (insbesondere nördlich der Friedhofverwaltung, s. Foto 26) rasterartig gepflanzte gelbe Narzissen (Zuchtformen) in Teilbereichen, ebenso breitblättrige Zuchtformen der Herbst-Zeitlose stören die sonst naturnahe Erscheinungsform in Grünland eindringende Herkulesstaude westlich des Teichs ungefähr zeitgleiche Mahd der gesamten, mehrere ha großen Wiesenflächen ohne Belassung ausreichend großer ungemähter Inseln bzw. Säume als Rückzugshabitat für die Kleintierwelt Verbesserungsvorschläge: Zeitlich abgestufte Mahd der Blumenwiesen von Mitte Juli bis Anfang September Stehenlassen mehrerer Meter breiter Säume bzw. Inseln; weitgehender Mahdverzicht von aufwuchsschwachen Moosrasen unter lichtem Gehölzbestand Aktive Bekämpfung der Herkulesstaude westlich des Teichs Beschränkung der Mahdhäufigkeit von aufwuchsschwachen Schattenrasen und Saumbereichen auch im weiteren Umfeld der Wiesen auf maximal zweimal jährlich Verminderung der höllisch lauten Laubblas-Aktionen im Herbst, gerade im Friedhof sollte das Laub in natürlicher Dicke neben den Wegen liegen bleiben können und nicht am Rand von Blumenwiesen aufgehäuft werden Beide letztgenannten Punkte können zur Einsparung von Pflegekosten beitragen. Foto 49: Waldfriedhof, nordwestliche Magerwiese: Gehölztrauf mit großem und dichtem Bestand der Hohen Schlüsselblume am 4.4.01 LBV 2002 Foto 50: München blüht Waldfriedhof, östliche Magerwiese: bunter Blühaspekt am 25.5.01 mit Wiesen-Margerite 142 LBV 2002 München blüht 143 Westpark Stadtteil: zwischen Untersendling und Laim Lage: zwischen Ammerseestraße und Preßburger Straße/ Siegenburger, Heiterwanger Straße und Am Westpark Begehungstermine: 3.5.01; 12.5.01; 17.6.01; 23.7.01; 12.10.01 Anzahl Fotos: 12, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Sehr gut Beschreibung: Als voralpine Moränenlandschaft mit Tumuli geformte, ziemlich stark reliefierte Grünanlage, durch Garmischer Straße in einen östlichen und westlichen Teil getrennt. Zentrale Bereiche jeweils als relativ breiter Talraum geformt, mit Vielschnittrasen und randlich einigen Zierstaudenbeeten. Im Westteil am Südwesthang des Hügels nördlich Rosengarten Anfang Mai sehr blütenreicher, durch Kaninchen-Wühltätigkeit ruderalisierter Blumenrasen; am Bayerwaldhaus 30° steile und 5 bis 6 m breite südexponierte Böschungen mit Magerwiesen, unterteilt durch Lesesteinmauern, Deckung von Latschen auf den Böschungen knapp 25%; im Ostteil auf südexponiertem, ziemlich steilem Hang Narzissenwiese mit halbruderalem Saum. Westlich des Sees 1981/82 verpflanztes Feucht- und Trockenbiotop, am südlichen Seeufer von Wasservögeln abgeweidete Flutrasen mit Wasserminze, Hornklee in hoher Deckung und einigen sich neu angesiedelten Individuen der Sumpf-Wolfsmilch. Blütenreiche Magerwiese am südlichen Seeufer mit Wiesen-Salbei und Kleinem Klappertopf, außerdem auf südseitiger „Hügelkette“. 4 Vegetationsaufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, pflegeintensiv (50%) Vielschnittrasen, teilweise ruderalisiert (15%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (3%) Tritt- und Flutrasen/ offene Bodenstellen (5%) artenreiche Magerwiese (10%) artenreiche Magerwiese mit Narzissen (5%) nitrophytische Säume (1%) hinzu kommen Biotop- und Sukzessionsflächen (15%) Pflanzengesellschaften: Parkrasen, auch ruderale Ausbildung z.B. mit der Indischen Erdbeere Duchesnea indica; Salbei-Glatthaferwiese; verpflanzte präalpine Halbtrockenrasen und ErdseggenTrockenrasen sowie Mädesüß-Hochstaudenflur (aus einer Pfeifengraswiese hervorgegangen). bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Euphorbia palustris, Saxifraga granulata, Geranium pratense et sylvaticum, Euphorbia esula, Dianthus carthusianorum; in Biotopfläche außerdem Molinia caerulea, Pulsatilla vulgaris, Dactylorhiza majalis, Anthyllis vulneraria, Gentiana lutea, Peucedanum oreoselinum, Inula salicina, Lysimachia thyrsiflora, Salix daphnoides, Hippophae rhamnoides u.a.; alle Arten angepflanzt. registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 79 (ohne Biotopflächen i.e.S.); mit Biotopflächen über 100 faunistische Beobachtungen: 12.5.01: Kaninchen, Maulwurf(haufen), Graugans, zahlreiche Ameisen in hohen Populationsdichten (mehrere Arten, u.a. Schwarze Wegameise). 23.7.01: Weichkäfer, Steinhummel, Honigbiene, Zitronenfalter, Graugans LBV 2002 München blüht 144 Pflege der Grünflächen: auffallend differenziert! Zentraler Rasen häufige Mahd, wohl über 20 x jährlich hängige Randbereiche weniger häufige Mahd 5-10 x jährlich seltene Mahd, 2-3 x jährlich (Gipfelbereiche der meisten Hügel; Hänge im Ostteil) jährlich einmalige Mahd der Magerwiesen und der Biotopfläche Erste Mahdtermine: Vielschnittrasen Mitte April; „Gipfel-Grünland“ ca. Ende Mai; zweischürige Hangwiesen im Ostteil Ende Juni; Magerwiese am südlichen Seeufer Mitte Juli; Hangwiesen am Bayerwaldhaus im Spätsommer; Biotopflächen im September Nutzung durch Bevölkerung sehr vielfältig: Liegerasen/Spielrasen (Ebene/zentrale Grünfläche) Picknick/Grillen Hunde Ausführen Fütterung von Wasservögeln (Trittrasen am Nordufer des Sees im Ostteil) Naturkundliche Beobachtungen, Fotographieren Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: An Wochenenden erhebliche Lärm- und Geruchsbelästigungen durch Grillen/Picknick Müllablagerungen, zeitweilig auch Wasservogelkot in mäßigem Umfang auf den Liege- und Spielrasen überdüngte und überweidete ufernahe Grünlandstreifen infolge Fütterung von Wasservögeln Verbesserungsvorschläge: differenzierte Grünlandpflege beibehalten (Vorbild für andere Parkanlagen!) Wasservogelbesatz reduzieren (u.a. Fütterungsverbot strenger kontrollieren) Biotopfläche mit Informationstafel genauer erläutern, da vielfältige naturnahe magere und blütenreiche Grünlandtypen hier repräsentiert sind (auch wenn derzeitiges Betretungsverbotsschild seinen Zweck voll erfüllt). Foto 51: Westpark/Ostteil: Differenzierte Pflege von Grünflächen; am Rand ungemäht gebliebener Spiel- und Liegerasen mit Blühaspekt Gänseblümchen am 12.5.01 LBV 2002 München blüht 145 Zamdorfer Gleisdreieck und Hüllgrabenwiese Stadtteil: Lage: zwischen Zamdorf und Kirchtrudering südlich Töginger Straße, nördlich Bahnstrecke nach Mühldorf. Begehungstermin: 5.6.01 Anzahl Fotos: 4,dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Mehrere ha großes durch extensive Beweidung geprägtes, mäßig blütenreiches Magergrünland mit wenigen Einzelbäumen und einer dichten, Nord-Süd verlaufenden Baumreihe; östlich der Baumreihe mäßig bis stark ruderalisierter Bereich, vor allem im Umfeld des 3 m tief eingeschnittenen Hüllgraben-Austritts (größere kiesig-sandige, nahezu vegetationsfreie Bereiche und mehrere Pfade wechselnder Breite); Gelände kleinflächig deutlich reliefiert mit Mulden und Buckel; nordöstlicher Bereich einheitlich gräserdominiert und relativ nährstoffreich. Insgesamt strukturreich und kleinräumig wechselnde Aufwuchshöhe und -dichte der Krautschicht. Bestandsaufnahme der Fläche wurde wegen der Auswirkung von Beweidung vorgenommen; ergänzende Bemerkungen zum Hüllgraben: nördliche Böschung ruderal mit mehreren Weidengebüsch-Gruppen, oben mager mit Natternkopfflur, Böschungsfuß nährstoffreich mit Brennesseln und Wilder Karde, am Ufer Brunnenkresse; südliche Böschung Magerwiese mit Blühaspekt Rauher Löwenzahn. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Magerweide, ziemlich artenreich (40%) Halbfettweide (30%) Trittrasen/offene Bodenstellen/viele Trampelpfade (15%) magere Pionierrasen (5%) mäßig nährstoffreiche, ausdauernde Ruderalfluren (10%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese; Kammgras-Weidelgrasweide; Trespen-Halbtrockenrasen; Möhren-Steinkleefluren; Klettenfluren bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Koeleria pyramidata agg., Carex flacca, Chenopodium bonus-henricus, Pimpinella saxifraga, Thymus pulegioides, Carduus acanthoides, Senecio jacobaea registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 70 faunistische Beobachtungen: 5.6.01: Rauchschwalbe, Schermaus; Tagfalter: Kleines Wiesenvögelchen, Hauhechel-Bläuling Pflege der Grünflächen: Schafbeweidung ab Ende Juni Nutzung durch Bevölkerung: regelmäßige Querung auf mehreren Trampelpfaden Motocross, vor allem im Südwesten der Fläche Picknick/Grillen Hunde Ausführen Naturkundliche Beobachtungen bei Spaziergängen LBV 2002 München blüht 146 Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Starke mechanische Beanspruchung von Teilbereichen, vor allem im Umfeld des HüllgrabenAusflusses, insbesondere durch Motocross; hier auch Feuerstellen und Müll auf vegetationsarmem Kies insgesamt Unterbeweidung der Fläche, zu später Beginn der Beweidung, daher zu hoher Anteil ziemlich nährstoffreicher Ruderal- und Grasfluren Verbesserungsvorschläge: Frühzeitigerer Beweidungsbeginn bereits Ende Mai im nordöstlichen, aufwuchsstarken Grünland mindestens zwei Weidedurchgänge im Jahr Foto 52: Gleisdreieck Zamdorf: ziemlich blütenreicher Übergangsbereich von magerer Kammseggenweide zu Halbtrockenrasen (5.6.01) LBV 2002 München blüht 147 Zamilapark (Denninger Anger-Ost) Stadtteil: Lage: Zamdorf zwischen Walter-Meckauer-Weg und Friedrich-Eckart-Straße Begehungstermine: 28.5.01; 6.7.01 Anzahl Fotos: 17, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Sehr gut Kurzbeschreibung: Ziemlich strukturreich gestaltete, schwach reliefierte Grünanlage um einen zentralen See mit abschnittsweise naturnaher Verlandungszone; auf kiesigen Rohbodenflächen östlich und westlich des Sees durch Heuaufbringung vor ca. 10 Jahren initiierte Kalkmagerrasen in Entwicklung mit (noch) inhomogenem Bestand; kleinteilig auch lückige Trockenrasen in Entwicklung, zentraler Bereich weitgehend gehölzfrei, in offenbar häufiger betretenen Teilbereichen leichte Ruderalisierung; in den flachgründigen Halbtrockenrasen auffallende Welkeerscheinungen aller dort wachsenden Kräuter bereits bei mäßiger Trockenheit, Kümmerwuchs z.B. der Schafgarbe; um den See abschnittsweise Gebüsche, Uferböschungen ansonsten artenarme Trespen-Magerwiesen, kurze Abschnitte Verlandungsröhrichte; am Nordufer des Sees sind 0,15 ha als geschütztes Biotop eingezäunt (daher nicht berücksichtigt); ganz im Westen des Parks in eine leicht ruderale, westwärts ansteigende Halbfettwiese eingebetteter Geologiegarten Bayerns mit Gesteinen aus unterschiedlichen Regionen, am Hang kleine Nagelfluh-Trockenmauer. 2 Vegetationsaufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (30%) Trittrasen/offene Bodenstellen (5%) artenreiche, aber gräserarme Kalkmagerrasen in Entwicklung (20%) artenreiche Magerwiesen (10%) artenarme Magerwiesen (10%) mäßig artenreiche Halbfettwiese (20%) magere Säume (3%) Verlandungsröhricht (<1%) Pflanzengesellschaften: Teichbinsen- und Schilfröhricht; Trespen-Halbtrockenrasen; ErdseggenTrockenrasen; Glatthaferwiese; Trespen-Glatthaferwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Carex humilis (1 Ex.), Koeleria pyramidata, Dianthus carthusianorum, Dorycnium germanicum, Genista tinctoria, Petrorhagia saxifraga, Hippocrepis comosa, Dianthus superbus, Linum perenne, Ajuga genevensis, Asperula cynanchica, Buphthalmum salicifolium, Centaurea scabiosa, Peucedanum oreoselinum, Anthericum ramosum registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 85 faunistische Beobachtungen: 28.5.01/ Tagfalter: Gelbwürfeliger Dickkopffalter; Hauhechel-Bläuling; Himmelblauer Bläuling 6.7.01: Graugans (weidend), Wasserfrosch; Tagfalter: Kleiner Fuchs, Schachbrettfalter, Schornsteinfeger, Großes Ochsenauge, Kleiner Schillerfalter, Taubenschwänzchen; Heuschrecken: Roesels Beißschrecke, Gemeiner und Nachtigall-Grashüpfer, Blauflügelige Ödlandschrecke Pflege der Grünflächen: Mittelteil des Parks häufige Mahd, über 10 x jährlich seltene Mahd, 2-3 x jährlich; Magerwiesen und Trockenrasen jährlich einmalige Mahd (Teilbereich des östlichen Magerrasens war Mitte Oktober 2001 noch ungemäht) Mahdtermine: Halbfettwiese Ende Juni; östlicher Magerrasen/Südteil Ende September LBV 2002 München blüht 148 Nutzung durch Bevölkerung: zeitweiliges Liegen/Spielen im östlichen (fetteren) Teil des östlichen Kalkmagerrasens anzunehmen; Liegenutzung an den Uferböschungen schräg querender Trampelpfad durch östliche Fläche; Hunde Ausführen (gelegentlich auch im Magerrasen), Wasservögel füttern; naturkundliche Beobachtungen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Zentraler Bereich der östlichen Magerrasenfläche („Talgrund“) durch häufige Trittbelastungen ruderalisiert und nahezu ohne wertbestimmende Arten, Eindringen von Allerweltsarten Müllablagerungen in geringem Umfang (u.a. Feuerwerkskörper-Reste Ende Mai!) vermutlich haben Hundeexkremente Teile der Randzonen der Magerrasenflächen aufgedüngt zeitweilig reichlich Wasservogel-Exkremente auf Uferböschungen und am Weg am südlichen Seeufer stark verschmierte (nahezu unleserliche) Tafeln am Geologiegarten Verbesserungsvorschläge: Zeitlich abgestufte Mahd der Wiesen je nach Wüchsigkeit: Teilmahd der Magerwiesen ab Mitte Juli, Magerrasen Anfang September Hundeverbot bzw. Wege- und Anleinungsgebot; eventuell Betretungs- Einschränkung auf der östlichen Magerrasen-Entwicklungsfläche (vgl. Westpark; Wertigkeit ist der dortigen Biotopfläche gleichzusetzen) Verminderung der Wasservogeldichte Foto 53: Zamilapark: Magerrasenentwicklung im Ostteil; inhomogener Bestand mit Skabiosen-Flockenblume knapp 10 Jahre nach der Neuanlage (28.5.01) LBV 2002 München blüht 149 Foto 54: Zamilapark, Westteil: Geologie-Garten Bayerns mit Nagelfluh-Trockenmauer, rechts Basalt-Fels, links gemähter Halbfettwiese mit getrockneter Mähgutauflage 6.7.01 Foto 55: Zehetmeierstraße: Schmaler Grünstreifen neben Gehsteig mit Blühaspekt Kleinköpfiger Pippau und Büschel-Nelke. LBV 2002 München blüht 150 Zehetmeierstraße Stadtteil: Kulturheim Lage: zwischen Sondermeierstraße und Am Blütenring Begehungstermin: 4.7.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Gut Kurzbeschreibung: Nur ca. 50 cm schmaler, ca. 50 m langer Blumenrasenstreifen auf flacher, südexponierter Böschung zwischen Gehweg und einer Hecke mit reichlichem Vorkommen von Kleinköpfigem Pippau und Büschel-Nelke auf kurzen Abschnitten. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) magerer Blumenrasen (80%) magerer Saum (20%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Dianthus armeria registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 11 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: relativ seltene Mahd, wohl 4-6 x jährlich Nutzung durch Bevölkerung: keine Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: wahrscheinlich zu häufige Mahd, gemessen an der Magerkeit des Standorts Verbesserungsvorschläge: Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf zweimal jährlich LBV 2002 6.2 München blüht 151 Dringend verbesserungsbedürftige Grünflächen Agnes-Bernauer-Platz Stadtteil: Lage: Laim Südseite entlang des Platzes zwischen Von-der-Pfordten-Straße und Neuburger Straße Begehungstermine: 2.4.01; 21.5.01 Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Von einer Gehölzgruppe dominierte Grünfläche mit nährstoffreichen Säumen und einem geringen Anteil Vielschnittrasen; am Südrand durch Rückschnitt des Strauchunterwuchses entstandener sehr schmaler, unter 1 m breiter nährstoffreicher Saum mit Frühjahrsgeophyten, vor allem Hohlem Lerchensporn. Ebenfalls erfaßt wurde ein schmaler Streifen Vielschnittrasen auf der Ostseite der südwärts anschließenden Von-der-Pfordten-Straße, in welchen ausgehend von einem Gehölzsaum Hohler Lerchensporn und Wiesen-Schaumkraut vorgedrungen ist. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (70%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (20%) nitrophytische Säume, geophytenreich (10%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Corydalis cava, Ranunculus auricomus registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 32 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Rasenflächen, wohl über 10 x jährlich weniger häufige Mahd der Saumzonen, 4-8 x jährlich Erster Mahdtermin: Vielschnittrasen Anfang Mai, Saum bereits Mitte Mai Nutzung durch Bevölkerung: Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Reichlich Hundekot am Gehsteigrand im Saum lokal Müllablagerungen in größerem Umfang Verbesserungsvorschläge: Erhalt und Verbreiterung der Saumbereiche durch Gehölzrückschnitt spätere Mahd der Saumzonen am Agnes-Bernauer-Platz und in der Von-der-Pfordten-Straße, nicht vor Mitte Juni LBV 2002 München blüht 152 Foto 56: Agnes-Bernauer-Platz: Nur 80 bis 100 cm schmaler, ziemlich schattiger Saum zwischen stark zurückgeschnittenen Sträuchern und Gehsteig mit Hohlem Lerchensporn und anderen FrühjahrsGeophyten am 2.4.01 Foto 57: Grünanlage Am Wiesenhang: Schmale nordseitige Saumzone mit Wiesen-Schaumkraut (22.4.02) LBV 2002 München blüht 153 Am Wiesenhang, Grünanlage Stadtteil: Lage: Großhadern nördlich Kreuzung Am Wiesenhang/Platanenstraße Begehungstermine: 28.4.01; 4.5.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Relativ kleine rechteckige, von dichten Gehölzstreifen umgrenzte Grünanlage mit Spielbereich; Teilfläche als einschürige, blütenarme Halbfettwiese genutzt (durchgewachsener Parkrasen), Rest als Vielschnittrasen; südseitig Übergang der Wiese in einen schmalen nitrophilen Staudensaum an leicht buchtigem Gehölzrand, im Frühjahr Blühaspekt Wiesen-Schaumkraut. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, ziemlich pflegeintensiv (60%) Fettwiese (30%) nitrophytische Säume (5%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 15 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10x jährlich jährlich einmalige Mahd der Wiese mit Saum Erster Mahdtermin der Wiese und Säume: erst Anfang Oktober Nutzung durch Bevölkerung: Liegerasen/Spielrasen (Ballspiele) Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Reichlich Hundekot in den Saumbereichen Verbesserungsvorschläge: Einbringung von Wiesenblumen in die selten gemähten Bereiche jährlich zweimalige Mahd der Wiese; mehrere Meter breiten Saum nur einmal jährlich mähen Gehölze alle 5 Jahre mit buchtigem Rand zurückschneiden LBV 2002 München blüht 154 Blutenburg/Durchblick Stadtteil: Lage: Obermenzing zwischen Würm, Loichingerstraße, Schirmerweg, Grandlstraße und Verdistraße Begehungstermine:30.5.01; 1.8.01; 19.10.01 Anzahl Fotos: 6, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: westlich der von einem durchgängigen, hochwüchsigen Gehölzstreifen gesäumten Würm in einer 30-50 m breiten Mulde unter dem Wasserspiegel gelegene blütenarme Fettwiese; überwiegend 1-1,30 m hoch- und dichtwüchsig; mittig ein 6-10m breiter Streifen weniger aufwuchsstark (unter 80 cm hoch), ebenso an der Böschung des Schirmerwegs mäßig dichtwüchsiger Bestand mit einigen Magerkeitszeigern; randlich teilweise gemähte nährstoffreiche Säume; östlich eines Teichs in den Sommern von 1996 bis 2000 blütenreiche Magerwiese; 6-10 m breite Pufferstreifen um den Acker im Durchblick haben sich zu halbruderalen, relativ blütenarmen Halbfettwiesen entwickelt. 1 Vegetationsaufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (15%) lückige, geophytenreiche Schattenrasen im Gehölztrauf (3%) artenreiche Magerwiese (10%) Fettwiese, an den randlichen Wegböschungen mit nitrophytischen Ruderalstauden (45%) halbruderale Halbfettwiese um Acker im Durchblick (15%) nitrophytische Säume (8%) Pflanzengesellschaften: Fuchsschwanz-Glatthaferwiese; Salbei-Glatthaferwiese? (wegen zu häufiger Mahd Einstufung unsicher); Gierschsäume; Brennnesselflur bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Chaerophyllum temulum, Ononis repens, Scutellaria galericulata registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 50 faunistische Beobachtungen: 30.5.01:, Wacholderdrossel, Star, Frühlings-Mohrenfalter (fliegend), Hauhechel-Bläuling 1.8.01: Roesels Beißschrecke, Gemeiner Grashüpfer, Hauhechel- Bläuling Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, über 10 x jährlich (nur kleiner Teilbereich ums Schloß) vorwiegend eher seltene Mahd, wohl 4- 8 x jährlich einmalige Spätsommermahd der Fettwiesen Erster Mahdtermin: Nordteil der Wiesen Ende zweite Maidekade; Schnittgut unvollständig abgeräumt (1-3 cm Streuauflage); Auen-Fettwiese und ruderale Wiesenstreifen Am Durchblick Anfang bis Mitte September verwendete Mähgeräte: dem Ergebnis nach zu urteilen Sichelmäher und Balkenmäher Nutzung durch Bevölkerung: Hunde Ausführen (in Fettwiese zahlreiche „Hundepfade“ und „Wälzstellen“) östlich Blutenburg: Spiel- und Liegewiese, Grillen/Picknick LBV 2002 München blüht 155 Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: unangepaßte Pflege des Grünlands, 2001 Verschlechterung gegenüber den Vorjahren feststellbar: zu häufige Mahd der mageren Blumenwiese, Fettwiesen blieben bis Anfang September ungemäht (um acht Wochen überzogener Termin für Erhaltung der ehemals typischen Artengarnitur), zeitgleich zu großflächige Mahd, auch Uferstreifen blieben nicht ausgespart Randbereiche der Fettwiese stark eutrophiert, brennesselreich; Magerkeitszeiger einer typischen Auenwiese durch mangelhafte Pflege auf winzige Reliktbestände zusammengeschrumpft auf (gemähter) Magerwiese östlich Blutenburg Feuerstelle und Müllablagerungen in größerem Umfang, insbesondere Glasscherben/Flaschen - an beiden Begehungsterminen ! Ufer des Teichs völlig versteint und sehr strukturarm, fehlende Verlandungsbereiche Verbesserungsvorschläge (bei ungefähr gleichem Pflegeaufwand wie 2001): Magere Blumenwiese östlich des Schlosses wie in den Vorjahren nur zweimal jährlich mähen (Frühsommer und Herbst); kleine Teilbereiche in Schloßnähe können auch als Vielschnittrasen gepflegt werden. 2 m breiten Uferstreifen am Teich weitgehend ungemäht stehen lassen. Fettwiesen (Würmaue und Am Durchblick) erstmalig bereits Mitte Juni mähen und Schnittgut sorgfältig entfernen, zweite Mahd im Herbst, um durch Aushagerung ein höheres Blütenangebot zu erhalten; erste Mahd ca. drei Wochen vor der Magerwiese. Müllablagerungen und Feuerstellen unterbinden (Art. 13e BayNatSchG!). Foto 58: Würmaue südlich Blutenburg: Ziemlich nährstoffreiche, hochwüchsige Fettwiese am 30.5.01 LBV 2002 München blüht Foto 59: Blutenburg: Magerwiese östlich des Schlosses, bereits am 30.5.01 gemäht, mit dünner kleingehäckselter Mulchauflage, beeinträchtigt durch eine frische Feuerstelle und Müll 156 LBV 2002 München blüht 157 Brunnbachleite Stadtteil: Lage: Herzogpark südlich Grüntal Begehungstermin: 28.5.01 Anzahl Fotos: keine Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Der Brunnbach verläuft in unverbautem, naturnahem Bett von Uferröhricht und abschnittsweise Gehölzen gesäumt auf der Ostseite eines Grünstreifens; westseitig anschließend eine 10-15 m breite, nasse, artenarme, nahezu blütenlose Fuchsschwanzwiese mit Röhrichtpflanzen und nitrophytischen Hochstauden; restliche Grünanlage ziemlich nährstoffreicher, annähernd ebener Vielschnittrasen mit einzelnen Bäumen unterschiedlicher Größe. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (60%) eutrophe Feuchtwiese (30%) Uferröhricht (5%) nitrophytische Säume (5%) Pflanzengesellschaften: Fuchsschwanzwiese, Mädesüß-Hochstaudenflur, Rohrglanzgras-Röhricht bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: im Grünland keine (möglicherweise aber an den Quellfluren entlang des Brunnbachs) registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 16 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: unbekannt offenbar sehr seltene, unregelmäßige Mahd der Fuchsschwanzwiese Nutzung durch Bevölkerung: Hunde Ausführen Spielen am Gewässer Naturkundliche Beobachtungen am Brunnbach Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Eutrophierung der Uferstreifen, wahrscheinlich durch Hundekot in Verbindung mit zu seltener Mahd Verbesserungsvorschläge: Zweimalige jährliche Mahd der uferbegleitenden Feuchtwiesen Entwicklung ca. 10 m breiter Wiesenstreifen weiter südwärts Uferröhricht und Mädesüß-Hochstaudenflur ca. alle 2 Jahre im Herbst mähen LBV 2002 München blüht 158 Englschalkinger Straße, Mittelstreifen Stadtteil: Lage: Arabellapark Im Einmündungsbereich der Elektrastraße Begehungstermine: 28.5.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: Breiter Straßen-Mittelstreifen auf ehemaliger Straßenbahntrasse; ziemlich magerer Blumenrasen mit reichlich Weichem Storchschnabel und Faden-Klee, wenig Kleinköpfigem Pippau und Orangerotem Habichtskraut; im Umkreis des U-Bahnhofs Arabellapark mehrfach von querenden Wegen und Fahrbahnen durchschnitten. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: Vielschnittrasen (100%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 32 faunistische Beobachtungen: Wegameisen (28.5.01) Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich Nutzung durch Bevölkerung: unbedeutend Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: zu häufige und vollständige Mahd des mageren Grünstreifens ostwärts sich zur Cosimastraße fortsetzender, schmälerer Mittelstreifen mit im Vorjahr blütenreicher Magerwiese Anfang Juni wurde 2001 aus unerklärlichen Gründen erstmalig bereits Mitte Mai gemäht Verbesserungsvorschläge: Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf 3-4 x jährlich von Anfang Mai bis Mitte Juni Mähpause einlegen baldiger Wiederaufbau der Straßenbahnstrecke vorgesehen, als Rasengleis anzulegen LBV 2002 München blüht 159 Foto 60: Englschalkinger Straße/Ecke Elektrastraße: Ausschnitt des Blumenrasens mit Weichem Storchschnabel und Mittlerem Wegerich auf ehemaliger Straßenbahntrasse (28.5.01) Foto 61: Ettenhoferstraße/Ecke Großhaderner Straße: Magerer Blumenrasen auf Verkehrsinsel mit Blühaspekt Roter Wiesenklee, Hopfenklee und Gänseblümchen (21.5.01) LBV 2002 München blüht 160 Ettenhoferstraße, Verkehrsinseln Stadtteil: Lage: Kleinhadern Kleine Verkehrsinseln im Einmündungsbereich der Ettenhoferstraße in die Großhaderner Straße Begehungstermine: 21.5.01; 8.6.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Zwei kleine Verkehrsinseln; auf der nördlichen randlich kleine Gehölzgruppe, südseitig davor magerer, von Rot-Schwingel, Rotem Wiesen-Klee und Hopfenklee dominierter magerer Rasen, blieb 2001 bis 21. Mai ungemäht; auf dem westlichen ziemlich fetten Parkrasen reichlich Stumpfblättriger Ampfer. Nach erstem Schnitt treten Faden-Klee und Weiß-Klee verstärkt in Erscheinung (sowohl positive als auch negative Teilfläche). 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (80%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (15%) relativ magerer Saum (5%) Pflanzengesellschaften: Rotschwingel-Parkrasen bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 22 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: weniger häufige Mahd 4-8 x jährlich Erster Mahdtermin: Ende Mai Nutzung durch Bevölkerung: gering; Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: zeitweilig große verklumpte Mahdgutmenge in Fäulnis auf südwestlicher, eutrophierter Verkehrsinsel Verbesserungsvorschläge: nördliche Verkehrsinsel nur ca. 3x jährlich als Blumenrasen mähen, andere Verkehrsinseln doppelt so oft (reichlichen Mähgutanfall bedarfsweise entfernen) LBV 2002 München blüht 161 Friedenspromenade Stadtteil: Lage: Gartenstadt Trudering Grünstreifen zwischen Ottilienstraße und Am Hochacker Begehungstermine: 5.4.01; 5.6.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 2 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: Nördlich der Markgrafenstraße am Rand der Neubausiedlung ein 10-25 m breiter, neu mit einem Landschaftsrasen eingesäter Grünstreifen, der zahlreiche Kulturfomen enthält; im Juni nur geringe Blüte von Hopfenklee und Spitzwegerich; in kleiner, noch lückig bewachsener Fläche am Südrand dominieren Ackerwildkräuter, teilweise Blühaspekt von Klatsch-Mohn und Kornblume. Südlich der Markgrafenstraße kräuterreicher Parkrasen mit einigen kulissenartig eingelagerten Gehölzgruppen, beiderseits von Baumreihen gesäumt. 2 Vegetationsaufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Naturferner Landschaftsrasen (als Magerwiese erfaßt; 40%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (5%) Vielschnittrasen (relativ pflegeintensiv 50%) lückige Ackerwildkrautflur (2%) Pflanzengesellschaften: Weidelgras-Landschaftsrasen, vorwiegend mit Kulturformen von Wildpflanzen; Mohn-Kamillenflur bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: vorübergehend: Legousia speculum-veneris, eventuell Kulturform! registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 65 faunistische Beobachtungen: keine (wohl zu steril) Pflege der Grünflächen: im Südteil häufige Mahd, wohl über 15 x jährlich im Nordteil seltene Mahd, 3-5 x jährlich Erster Mahdtermin: Landschaftsrasen Ende April bis Anfang Mai Nutzung durch Bevölkerung: gering Hunde Ausführen im Südteil längs eines Trampelpfads Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: im ökologisch nahezu wertlosen Landschaftsrasen vor der Neubausiedlung Vorherrschen unnatürlich großblättriger bzw. großblütiger Kulturformen vieler Kräuter (Riesenblattformen der Kleearten/extrem hohe Blütenstände Spitz-Wegerich); monotoner Weidelgrasbestand im Südteil; einheitliches vollständiges Mähen der gesamten Grünfläche, auch der Gehölzrandbereiche Verbesserungsvorschläge: Neuanlage einer naturnahen Magerwiese nach Umpflügen der blütenarmen Kultur-Blumenwiese im Nordteil Entwicklungspotential im Südteil vorhanden: Viele Kräuter, auch Magerkeitszeiger; hier differenzierte Pflege: Entwicklung von Säumen Schaffung einer Magerwiesen-Verbundachse zu südwärts gelegenen Magerrasenresten am Truderinger Wald LBV 2002 München blüht 162 Foto 62: Friedenspromenade südlich Markgrafenstraße: Vollständig gemähter Grünstreifen ohne Saumbereiche mit beidseitigen Baumreihen und kulissenartig angeordneten Gehölzgruppen (5.6.01) Foto 63: Friedenspromenade nördlich Markgrafenstraße: Landschaftsrasen mit zahlreichen Kulturformen von Kräutern, Blühaspekt einer Kulturform des Hopfenklees am 5.6.01 LBV 2002 München blüht 163 Fürstenrieder/Landsberger Straße Stadtteil: Lage: Laim 9 Verkehrsinseln im Kreuzungsbereich der genannten Straßen Begehungstermine: 21.5.01;16.6.01; 29.9.01 Anzahl Fotos: 2, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: sechs randliche Verkehrsinseln und eine runde, mittige mit relativ blütenarmen, aufwuchsstarken Fettwiesen, vor allem mittige Fläche reichlich mit Krokussen und Narzissen bepflanzt; die meisten randlichen Verkehrsinseln mit Einzelgehölzen bzw. einer Gehölzgruppe; nach der Frühsommermahd werden die Grünflächen offensichtlich noch mehrmals gemäht. Vorhandene Grünlandtypen: Trittrasen/offene Bodenstellen (3%) Fettwiese (95%) nitrophytische Säume (2%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Tragopogon pratensis registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 33 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: weniger häufige Mahd, 3-6 x jährlich Erster Mahdtermin: Mitte Juni verwendete Mähgeräte: Bei Erstmahd wohl Kreiselmäher, dann Sichelmäher Nutzung durch Bevölkerung: unbedeutend, da sehr verkehrsreiche Umgebung; gelegentlich als Müllablagerungsflächen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: zeitweilig Müllablagerungen in größerem Umfang weil die Flächen ab dem Sommer als Mehrschnittrasen gepflegt werden und das Schnittgut dann liegen bleibt, ist eine Weiterentwicklung der gräserdominierten, blütenarmen Fettwiese zu einer Blumenwiese nicht zu erwarten Verbesserungsvorschläge: sorgfältige Abräumung des Schnittguts (zusammen mit dem Müll) wenigstens zweimal jährlich Müll bedarfsweise auch im Spätwinter entfernen Einsaat von Wiesenblumen, welche in Fettwiesen gedeihen können LBV 2002 München blüht 164 Foto 64: Verkehrsinsel Kreuzung Fürstenrieder/Landsberger Straße: frisch gemähte Fettwiese mit Mähgut und Müll am 16.6.01 LBV 2002 München blüht 165 Hirschgarten Stadtteil: Nymphenburg Lage: zwischen Bahngelände Laim, De-la-Paz-Straße, Arnulfstraße und Gewerbegebiet Wilhelm-Hale-Straße Begehungstermine: 21.5.01 Anzahl Fotos: 2 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: Nordteil stark aufgelichteter ehemaliger Lohwald mit alten Eichen, mit räumig gegliederten Rasenflächen mittlerer Größe, völlig eben, im Nordosten um größere Gehölzgruppen wenige relativ gut ausgebildete Säume; Südteil stellenweise mäßig reliefiert aber sehr strukturarm, praktisch vollständig als Vielschnittrasen gestaltet mit wenigen eingelagerten Einzelbäumen, südseitig von dichtem Gehölzstreifen abgegrenzt. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, pflegeintensiv (90%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, ziemlich geophytenarm (5%) Trittrasen/ offene Bodenstellen/ stellenweise Trampelpfade (2%) nährstoffreiche Säume (2%) Pflanzengesellschaften: Parkrasen; Knoblauchrauken-Gierschsäume bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht gefunden registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 20 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: fast komplett häufige Mahd über 10 x jährlich; wenige schmale Saumbereiche werden nur 1-2x jährlich gemäht Erster Mahdtermin: April Nutzung durch Bevölkerung: Liegerasen- und Spielrasen Picknick/Grillen regelmäßige Querung auf Trampelpfaden Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Lohwaldcharakter des Gebiets durch insgesamt übermäßige Pflege weitgehend verloren gegangen; wegen des Fehlens naturnaher Strukturen im Südteil, der in den 1970er Jahren angelegt wurde, keine nutzungsbedingten Beeinträchtigungen Verbesserungsvorschläge: Mahdhäufigkeit besonders unter Baumbestand mit schütterem Bewuchs auf einmal jährlich reduzieren (Kostenersparnis!); Säume entwickeln und verbreitern, im Südteil vor allem auf den randlichen Hangbereichen streifenartige Blumenwiesen entwickeln. LBV 2002 München blüht Foto 65: Hirschgarten, Südwestteil: Nährstoffreicher Saum an südexponiertem Hang (21.5.01) Foto 66: Hirschgarten: Uniformer Vielschnittrasen im Südteil, hier auch unter den Baumkronen ausgemäht (21.5.01) 166 LBV 2002 München blüht 167 Josephsburg (Nördliches Ende des Michaeliangers) Stadtteil: Lage: Berg-am-Laim Ostseite der Else-Rosenfeld-Straße, südlich U-Bahn Ausgang Begehungstermine: 12.6.01; südlich angrenzenden Michaelianger 26.9.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: ca. 10 m breiter und 150 m langer Grünstreifen südlich U-Bahn-Ausgang, östlich Else-Rosenfeld-Straße, in knapp 2 m tiefem, trockenem Graben (einschließlich Grabenschultern). Vor zwei Jahren mit Landschaftsrasen-Saatgut eingesät, welches vor allem Kulturformen enthält. Derzeit unausgewogener herdenartiger, ziemlich artenarmer und blütenarmer Bestand, dominiert von Rot-Schwingel und Hornklee; am Nordende vernässte Kiesfläche mit Steinblöcken und Wasserpfützen; momentan nur vorläufige Gestaltung, bis Hachinger Bach oberirdisch weitergeführt wird (SCHEELS, 2001 mdl.). Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) relativ artenarme Halbfettwiese, vernachlässigt (75%) Fettwiese (20%) Pionierröhricht auf Kies (2%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Dianthus carthusianorum (langstielige Kulturform) registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 15 (unvollständig) faunistische Beobachtungen: keine; (im südlich angrenzenden Michaelianger auf naturnaher, ruderaler Grasflur am 26.9.01 IdasSilberfleck-Bläuling) Pflege der Grünflächen: wahrscheinlich jährlich einmalige, jahreszeitlich späte Mahd Nutzung durch Bevölkerung: Hunde Ausführen und Müllablagerung Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Fehlerhafte Neuanlage, Verwendung von ungeeignetem Billigsaatgut; außerdem wohl zu seltene Mahd für die verwendete Saatgutmischung: Streufilzauflage Müllablagerungen in geringem Umfang auch bei der begonnenen gartenbaulichen Neugestaltung des Micheliangers in der südlichen Fortsetzung zeichnet sich bisher keine naturnahe Anlage ab (SCHEELS, SCHMUTZLER 2001, mdl.) Verbesserungsvorschläge: Streifenweise Neuanlage, Fräsen und Neueinsaat von standortheimischen Kräutern z.B. Pflege als mäßig nährstoffreicher Saum mit jährlicher Mahd im September dazu eventuell Info-Tafel aufstellen LBV 2002 München blüht 168 Foto 67: Josephsburg/Else-Rosenfeld-Straße: blütenarme, leicht ruderale Wiese mit mehreren Kulturformen in trockenem Graben12.6.01 LBV 2002 München blüht 169 Lerchenauer See Stadtteil: Lage: zwischen Lerchenau und Fasanerie zwischen Lasalle- und Berberitzenstraße, nördlich Schittgablerstraße Begehungstermine: 12.4.01; 29.5.01 Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: Rund um den See mäßig steile, 15-120 m breite Uferböschungen mit zeitweilig von Wasservögeln beweideten Vielschnittrasen, untergliedert durch einige ufernahe Gehölzgruppen; südseitig des Grundwassersees mittelstark reliefiertes Grünland mit ziemlich großen Höhenunterschieden bis zu 20 m, in einigen flacheren Mulden zeitweilige Vernässung; vor allem randlich einige Einzelbäume; im oberen Bereich des Bergs unter Aussparung des eigentlichen Gipfels relativ blütenarme Fettwiese. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, ziemlich pflegeintensiv (90%) Fettwiese (10%) Pflanzengesellschaften: Parkrasen; bereichsweise Tendenz zum Kriechhahnenfuß-Flutrasen; Glatthaferwiese bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 30 faunistische Beobachtungen: 12.4.01: an Uferböschung weidende Graugänse und Stockenten 29.5.01: Hauhechel-Bläuling Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 15x jährlich seltene Mahd, 2-3 x jährlich Beweidung durch Wasservögel Erster Mahdtermin: Mitte bis Ende April Nutzung durch Bevölkerung: Liegerasen/Spielrasen Picknick/Grillen in geringem Umfang naturkundliche Beobachtungen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Defizit an Wiesen und Säumen in den Randzonen, besonders im Südosten; vollständige Mahd auch unter den Baumgruppen Herumliegen von Kleinmüll in geringem Umfang Verbesserungsvorschläge: Im südöstlichen, flachhügeligen Randbereich Entwicklung breiter Saumstreifen und halbfetter Blumenwiesen, z.B. im Bereich der Kieferngruppe Reduzierung der Mahdhäufigkeit unter den Baumgruppen mit ohnehin schwachem Aufwuchs LBV 2002 München blüht 170 Foto 68: Blick über den Lerchenauer See mit Liege- und Spielrasen, im Vordergrund auf dem Hügel Fettwiese (29.5.01) LBV 2002 München blüht 171 Luitpoldpark (Nordteil) Stadtteil: Lage: Schwabing westlich Scheidplatz, südlich Bad Georgenschweige Begehungstermine: 19.7.01; 26.9.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Auf dem Süd- und Nordhang des sonst ziemlich dicht mit Gehölzen bewachsenen Schuttbergs nahezu gehölzfreie Fettwiesen, die zu erheblichen Teilen hangaufwärts, an besonders steilen Bereichen ungewöhnlich stark ruderalisiert sind; im Hochsommer insgesamt ein ungepflegter Eindruck. Annähernd ein Viertel der Wiesen sind mit Acker-Winde dicht überwuchert und der Bestand zu Boden gedrückt, so daß eine effektive Mahd (ohne erheblichen Zusatzaufwand) nicht mehr möglich ist, was eine weitere Eutrophierung durch die erstickende Streudecke erwarten läßt. Auf kleinen Lichtungen im Gehölzbestand nährstoffreiche Säume; nordwärts und westwärts des Schuttbergs Vielschnittrasen mit einigen Bäumen bzw. Baumgruppen. 2 Vegetationsaufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (30%) Fettwiese (40%) stark ruderalisierte Fettwiese/ ausdauernde Ruderalflur (20%) nitrophytische Säume (8%) relativ magere Säume (4%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese, Brennessel-Giersch-Saum, Ackerwindenflur bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 54 faunistische Beobachtungen: 19.7.01: Gewöhnlicher Grashüpfer, Roesels Beißschrecke, Kleiner Kohlweißling, Steinhummel und zahlreiche andere Hummeln bzw. Bienen am Südhang Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich jährlich einmalige Mahd aller Wiesen und Säume Mahdtermin: Anfang September Nutzung durch Bevölkerung: Liegerasen/Spielrasen; Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Der bestandsangepaßte Mähtermin wurde um ca. 2 Monate überschritten, die Mahd konnte stellenweise nur noch „schlampig“ erfolgen, daher weitere Eutrophierung zu erwarten ungefähr zeitgleiche und vollständige Mahd des Wiesenanteils LBV 2002 München blüht Verbesserungsvorschläge: zeitliche Staffelung des Mähtermins von Ende Juni bis Anfang August; zumindest alle zwei bis drei Jahre zweimalige Mahd der ruderalisierten Fettwiesen dabei mehrere Meter breite Säume an Gehölzrändern und an steiler Geländestufe auf der Nordseite des Schuttbergs bis Herbst stehen lassen stellenweise Rückschnitt des dichten Gehölzmantels zur Verbreiterung der Säume Foto 69: Luitpoldpark-Nord: Fettwiese mit bereits zu größeren Anteilen niedergedrücktem Aufwuchs am nördlichen Hangfuß des Schuttbergs mit Blühaspekt Bärenklau und Acker-Kratzdistel am 19.7.01 172 LBV 2002 München blüht 173 Maximiliansplatz Stadtteil: Lage: Innenstadt zwischen Lenbachplatz und Platz der Opfer des Nationalsozialismus Begehungstermine: 2.4.01; 21.5.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Zwei unregelmäßig geformte und gegliederte, 0,1 bis 0,2 ha große, langgestreckte viele Jahrzehnte alte, nährstoffreiche Grünflächen zwischen sehr altem Baumbestand in der Mitte des Platzes; reichliches Vorkommen niederwüchsiger Frühjahrsgeophyten (Krokusse, Scharbockskraut, Blaustern und Schneeglanz), stellenweise auch einige gepflanzte Narzissen; rundum von unversiegelten Wegen umgeben; Gelände deutlich reliefiert mit Mulden, Höhenunterschiede bis zu 2 m im Bereich der alten Wallanlagen. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, eher vernachlässigt (ca. 25%) lückige, sehr geophytenreiche Schattenrasen im Gehölztrauf (ca. 25%) Trittrasen/offene Bodenstellen (5%) mäßig artenreiche, nährstoffreiche Halbschatten-Blumenrasen (ca. 40%) nitrophytische Säume (5%) Pflanzengesellschaften: halbschattiger Parkrasen; Knoblauchrauken- und Gierschsäume bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 28 faunistische Beobachtungen: 2.4.01: Kleiner Fuchs Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd, wohl über 10 x jährlich Erster Mahdtermin: Anfang Mittlere Maidekade Nutzung durch Bevölkerung: Beobachten der zeitweilig blütenreichen Rasenflächen weitgehend von den Sitzbänken am Wegrand aus; Spazieren gehen/Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: größtenteils ziemlich starke Beschattung der Grünfläche durch hohe Bäume schränkt Wuchsdichte der Grasnarbe und Blühaspekt ab dem Frühsommer ein zu frühzeitige erste Mahd der geophytenreichen Saumzonen um die zentrale Grünfläche Verbesserungsvorschläge: Großräumige Aussparung der Traufzonen von der regelmäßigen Mahd einmalige Spätsommermahd genügt für die lückigen Schattenrasen und die halbschattigen Saumzonen Schattige Saumbereiche können ungemäht bleiben erster Mahdtermin der geophytenreichen Blumenrasen nicht vor 20. Mai. LBV 2002 München blüht Foto 70: Maximiliansplatz: Scharbockskraut und Schneeglanz in halbschattigem Blumenrasen am 2.4.01 Foto 71: Max-Lebsche-Platz: magerer Blumenrasen mit Blühaspekt Faden-Klee im nördlichen Randbereich (28.5.01) 174 LBV 2002 München blüht 175 Max-Lebsche-Platz Stadtteil: Lage: Großhadern Nördlicher Streifen des Platzes westlich der Sauerbruchstraße Begehungstermine: 4.5.01; 28.5.01; 7.6.01; 26.6.01 und weitere Kurzbesuche Anzahl Fotos: 5 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Grünfläche westlich des U-Bahn-Aufgangs mit breiten Asphaltwegen und wenigen, noch ziemlich kleinen Bäumen; am nördlichen Rand entlang des Klinikum-Geländes ca. 20 m breiter artenreicher, besonders in der Nordhälfte ziemlich magerer Blumenrasen mit einigen Ruderalpflanzen auf völlig ebenem Gelände 2 Veg.aufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen eher vernachlässigt (98%) Trittrasen/ offene Bodenstellen (2%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 58 faunistische Beobachtungen: 4.5.01: Schwarze Wegameise, Wollschweber (Schwebfliege); 19.11.01: Rabenkrähen und Haustauben Pflege der Grünflächen: Relativ häufige Mahd, 8-10 x jährlich Mahdtermine: 18.4.01; 10.5.01; 5.6.01 (ansatzweise Inselmahd, vgl. Foto 33); 22.6.01; Mitte Juli; Anfang August; Mitte September; zweite Oktoberhälfte. Nutzung durch Bevölkerung: gering südwestlicher Bereich: Fahrräder abstellen zentrale Grünfläche südlich des Asphaltwegs: zeitweiliger Zirkus-Standort, zweimal jährlich (Teilbeweidung durch Zirkustiere) Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: unnötig häufige Mahd der im Nordteil auf 10 m Breite sehr mageren und artenreichen Grünfläche Verbesserungsvorschläge: Flächenhaft Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf 4-5x jährlich nach einer offenbar positiv sich auswirkenden Frühmahd Ende April Mähpause bis wenigstens Anfang Juni einhalten, dadurch kann ein recht blütenreicher Blumenrasen entwickelt werden am nordseitigen Zaun mehrere Meter breiten mageren Saum entwickeln, der nur einmal jährlich im Herbst oder Frühjahr gemäht wird LBV 2002 München blüht 176 Neuhofen Stadtteil: Lage: Mittersendling zwischen Brudermühl-, Plinganserstraße und Greinerberg Begehungstermine: 25.3.01; 12.6.01; 10.10.01 Anzahl Fotos: 7, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Unzureichend Kurzbeschreibung: Ziemlich nährstoffreiche Rasenflächen im Nordteil und mittig auf der Hochterrasse und im Südosten an der teils abgeflachten Hangkante; nördliche Fläche im Nordosten zur Schuttkippe leicht ansteigend, sehr strukturarm und steril, umgeben von Gehölzbestand mit buchtigen Innenrändern, jedoch ohne Säume; nord- und ostwärts dichtes Gehölz mit reichlich Strauchunterwuchs, zur Plinganserstraße hin überwiegend sehr lückige Strauchschicht; südliche Fläche strukturreicher wegen Reliefierung des Hangs, offener Grünfläche mit mehreren eingelagerten Gehölzgruppen und eines hangabwärts verlaufenden Wegsaums. Auf der Plinganserstraße wurde im Sommer 2001 auf dem humusierten Mittelstreifen (ehemals Straßenbahntrasse), der von einer blüten- und artenreichen HackfruchtWildkrautflora bewachsen war, ein artenarmer Einheitsrasen eingesät. 2 Veg.aufnahmen Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, vorwiegend relativ pflegeintensiv (85 %) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (5%) Trittrasen/ offene Bodenstellen, wenige Trampelpfade (2-3%) ruderaler Fettwiesenstreifen (1%) ansatzweise nährstoffreiche Säume (1%) Pflanzengesellschaften: Parkrasen, Gierschsaum, Klettenflur bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: an Saum Euphorbia esula, Hypericum maculatum faunistische Beobachtungen: Wacholderdrossel, Star (12.6.01) Pflege der Grünflächen: vorwiegend häufige Mahd, über 10 x jährlich geringer Flächenanteil weniger häufige Mahd 4-8 x jährlich Teilbereich des Saumstreifens jährlich einmalige Mahd im Herbst Nutzung durch Bevölkerung: Spielrasen Hunde Ausführen regelmäßige Querung auf Trampelpfaden (mit Hunden!) im Winter Rodeln am noch gehölzfrei verbliebenen Hang Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Sterilität infolge nahezu einheitlicher und vollständiger Mahd des gesamten Grünlands sowie wegen fehlender Gehölzmäntel und Säume Ausblick ostwärts auf die Stadt nahezu vollständig mit dichtem, hohem Gehölzbestand zugewachsen (Mitte der 1970-er Jahre fast völlig frei!) stellenweise reichlich Hundekot auf offener Rasen- oder Wiesenfläche und fauliger Geruch von nassem, liegengebliebenem Mähgut schränkt Nutzung als Spiel- und Liegerasen ein natürliche Isar-Hochterrasse wurde durch Erdbaumaßnahmen größtenteils zerstört (überwiegend bereits durch Errichtung der Schuttkippe in der Nachkriegszeit; Schädigung eines Geotops) LBV 2002 München blüht 177 Die Sterilität der Grünanlage wurde konsequent auf den Mittelstreifen der Plinganserstraße übertragen, wo unter unnötigem Kostenaufwand im Sommer ein steriler, pflegeaufwändiger Rasen eingesät wurde Verbesserungsvorschläge: mehrere Meter breite Säume und zweischürige Blumenwiesen (am flachen Südwesthang der Schuttkippe, Oberhänge im Südteil) entwickeln; breite Sichtschneisen nach Osten im Nordteil schaffen durch Ausholzen des dichten Gehölzbewuchses Billige, pflegeleichte Variante für den Mittelstreifen in der Plinganserstraße wurde vorerst vertan (außer nördlich der Brücke über die Heckenstallerstraße, wo die kiesige Sukzessionsfläche mit allerlei auch im Oktober noch blühenden Wildstauden noch vorhanden ist); wünschenswert wäre die Entwicklung bzw. Anlage einer buntblühende Möhren-Steinkleeflur mit Natternkopf auf kiesigem Rohboden gewesen, die in den ersten drei Jahren keine Pflege erfordert hätte; später wäre vor allem eine regelmäßige Entfernung aufwachsender Sukzessionsgehölze erforderlich. Foto 72: Neuhofen: Blick von Süden über sterilen, strukturlosen Vielschnittrasen in Richtung Schuttkippe am 12.6.01 LBV 2002 München blüht 178 Oberbiberger Straße Stadtteil: Lage: Neuharlaching zwischen Mangfallplatz und Säbener Straße Begehungstermine: 29.5.01; 20.6.01 Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Auf einem ca. 8 m breiten Mittelstreifen, zur südöstlichen Fahrbahn um gut 20 cm aufgewölbt, magerer, ziemlich artenreicher Blumenrasen, in Längsrichtung durch zahlreiche Gehölzgruppen und wenige querende Straßen untergliedert; unter Baumkronen stellenweise sehr aufwuchsschwacher Moosrasen. 1 Vegetationsaufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (90%) Moosreiche Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (10%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Thymus pulegioides registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 39 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: ziemlich häufige Mahd 8-10 x jährlich Erster Mahdtermin: Frühjahr Nutzung durch Bevölkerung: gering Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Fläche wird viel zu oft vollständig gemäht Säume um Gehölzgruppen unnötigerweise zu tief ausgemäht. Verbesserungsvorschläge: Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf ein- bis zweimal jährlich (Moosrasen sind ausgesprochen aufwuchsarm!), erstmalige Mahd nicht vor Anfang Juni Stehenlassen von mindestens 1 m breiten Säumen (erhebliche Kostenersparnis möglich!) LBV 2002 München blüht Foto 73: Oberbiberger Straße: Viel zu häufig und zu tief in den Gehölzbestand gemähter nährstoffarmer, floristisch artenreicher Mittelstreifen, im Vordergrund wegen trockener Witterung verdorrter Rasen (29.5.01) 179 LBV 2002 München blüht 180 Thomas-Mann-Allee Stadtteil: Lage: Herzogpark zwischen Poschinger Straße und Isarring Begehungstermin: 28.5.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: größtenteils nährstoffreicher, blütenreicher Blumenrasen in nahezu ebener, halbschattiger Lage; um dickstämmige Großbäume (vorwiegend Pappeln), die in weiten, unregelmäßigen Abständen entlang des Wegs am gehölzbestandenen Isarufer gereiht sind, und um zwei kleine Feldgehölze (u.a. Eschen und Berg-Ulme) nährstoffreiche Säume von 210 m2 Größe, teils mit Pflanzenarten des Auwalds (ca. 8 Teilflächen). 1 (zusammenfassende) Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (85%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenreich (8%) Trittrasen/ offene Bodenstellen (2%) nitrophytische Säume (5%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Allium scorodoprasum (6 Blütentriebe blieben ungemäht); Ornithogalum umbellatum (beide Arten Rote Liste 3!) registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 35 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Rasenfläche, wohl über 10x jährlich seltene Mahd, 2-3 x jährlich um Bäume bzw. Gehölzgruppen Erster Mahdtermin: Ende April; bei zweitem Mahdtermin Mitte Mai wurden Saumbereiche teilweise mitgemäht Nutzung durch Bevölkerung: Spielrasen; Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Frühzeitiges Abmähen der geophytenreichen Säume um die Baumstämme und Gehölzgruppen, dadurch Bestandsschädigung gefährdeter/ geschützter Pflanzenarten Verbesserungsvorschläge: Linearen, mehrere Meter breiten Saum (Unterbrechungen zwischen den dickstämmigen Bäumen sind möglich) entlang der westseitigen Baumreihe entwickeln, der nur einmal jährlich im Sommer gemäht wird im Unterwuchs sich entwickelndes Gebüsch regelmäßig auslichten bzw. auf den Stock setzen LBV 2002 München blüht 181 Foto 74: Thomas-Mann-Allee: Nährstoffreiche Säume um Baumstämme und kleine Gehölzgruppen (28.5.01) LBV 2002 München blüht 182 Uriweg Stadtteil: Lage: Fürstenried westlich Autobahn A96, nördlich Neurieder Straße Begehungstermine: 28.4.01; 28.7.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Kleine relativ flach nach Norden bzw. Nordosten unregelmäßig reliefiert abfallende Grünfläche mit einzelnen niedrigen Baum- bzw. Gehölzgruppen in einem extensiv gepflegten Rasen; in der Westhälfte 4 annähernd kreisrunde „Biotopweiher“ von je ca. 10- 15 m Durchmesser in unterschiedlicher Hanghöhe angeordnet, von einem schmalen Verlandungsröhricht bzw. feuchten trittbeeinflußten Uferstreifen umgeben; ziemlich reichhaltige Gewässervegetation mit Großseggen, Röhrichtpflanzen und echten Wasserpflanzen. Auf Verkehrsinsel bzw. den Randstreifen in der Neurieder Straße westlich der Ausfahrt Fürstenried Magerwiese mit Margeriten und rasterartig/gruppenweise gepflanzten Tulpen in verschiedenen Rottönen. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (90%) Verlandungsröhricht (4%) feuchter Trittrasen/offene Bodenstellen am Ufer (2%) Pflanzengesellschaften: Schnabelseggenried, Tausendblatt-Unterwasserrasen bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten (am Uferstreifen): Menyanthes trifoliata, Lysimachia thyrsiflora, Butomus umbellatus, Carex rostrata, Cyperus longus, Hippuris vulgaris, Myriophyllum spicatum registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 38 faunistische Beobachtungen: 28.7.01: Hufeisen-Azurjungfer, Blaugrüne Mosaikjungfer, Goldfische Pflege der Grünflächen: eher weniger häufige Mahd der Rasen 8-10 x jährlich sehr schmale Röhrichtstreifen auf ca. 60% der Gewässeruferlänge seltene Mahd Erster Mahdtermin Rasen: 25.4.01; mit Tulpen und Narzissen bepflanzte Bereiche Ende Mai Nutzung durch Bevölkerung: Spielrasen; Hunde Ausführen; naturkundliche Beobachtungen an den Gewässerufern Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Erhebliche Minderung der Lebensraumbedeutung für heimische Lebensgemeinschaften der Kleingewässer durch in die Biotopgewässer eingesetzte Goldfische, Seerosen-Kulturformen und dergleichen sehr frühzeitige und zu häufige Mahd rundum bis an die Ufer der Gewässer, weitgehendes Fehlen eines Uferstreifens LBV 2002 München blüht 183 Verbesserungsvorschläge: An ca. 75% der Uferlinie der drei besonders hochwertig erscheinenden südlichen bzw. östlichen Weiher wenigstens 3 m breite Streifen oberhalb der Wasserlinie ungemäht bis zum Spätsommer stehen lassen; Zugangsmöglichkeit zu den Gewässern ist dann immer noch gegeben; Flache, nordexponierte Hangböschung zum Uriweg als zweischürige Halbfettwiese entwickeln Foto 75: Uriweg, südlicher „Biotopweiher“: trittbeeinflußter Uferstreifen mit Kleinbinsen, daneben schmales Verlandungsröhricht (28.7.01) LBV 2002 München blüht 184 Waldfriedhofstraße Stadtteil: Lage: Waldfriedhofviertel Gesamte Straßenlänge von Schongauerstraße bis Ettalstraße Begehungstermine: 3.5.01; 12.5.01; 17.6.01 Anzahl Fotos: 3, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Unzureichend Kurzbeschreibung: Breiter Mittelstreifen, ehemalige Straßenbahntrasse; auf kiesig-lehmigem Rohboden vor ca. 2 Jahren billige Landschaftsrasenmischung eingesät, Strauchpflanzung in Gruppen (standortfremde Schneebeere und wenig attraktive Rosen-Kulturform, jeweils im Reinbestand), Baumpflanzung im Zickzack mit relativ weiten Abständen; Rasenfläche sehr unausgewogener Bestand mit einigen schütteren, lückigen Stellen und mastigen Kulturpflanzen (insbesondere Herbst-Zeitlose, Hopfenklee, Rot- und Weiß-Klee) sowie Herden von zwei Wicken-Arten; wenige Fußgängerübergänge mit kiesigem Rohboden wurden im Herbst 2001 im Rahmen unnötig aufwändiger Baumaßnahmen auf über 3 m Breite befestigt und randlich mit liegenden Baumstämmen versehen. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (98%) Trittrasen/offene Bodenstellen (2%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine faunistische Beobachtungen: Schwarze Wegameise (3.5.01) Pflege der Grünflächen: Relativ häufige Mahd, 6-8 x jährlich Erster Mahdtermin: 11.5.01 Nutzung durch Bevölkerung: nicht erkennbar Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Einsaat von Klee-Kulturformen mit mastigem Wuchs; hohe Deckung dieser Kleearten sind verlorene Flächen für wertbestimmende Arten und verursachen unnötig große Mengen anfallender Biomasse abwegige, kostenintensive Gestaltung und Pflege für eine neuangelegte Grünfläche Verbesserungsvorschläge: wenigstens in Teilbereichen Fräsen und Neueinsaat einer standortgerechten Magerwiesen- oder Saummischung Ersetzen der standortfremden Straucharten wenigstens teilweise durch heimische Arten mit attraktiver Blüte, z.B. Wildrosenarten, Berberitzen u. dgl. Reduzierung der Mahdhäufigkeit auf ein- bis zweimal jährlich LBV 2002 München blüht 185 Foto 76: Waldfriedhofstraße: Monotoner Dominanzbestand von Weiß-Klee und Hopfenklee nach der zweiten Mahd, im Hintergrund weißblühende Rosen-Zuchtsorte (17.6.01) LBV 2002 München blüht 186 Waldgartenstraße Stadtteil: Lage: Großhadern Grünanlage zwischen aufgeteilter Straße zwischen Waldsaumstraße und Hirtentäschelweg Begehungstermine: 28.4.01; 15.5.01; zahlreiche weitere bis Anfang November Anzahl Fotos: 12 Gesamtbewertung: Mangelhaft Kurzbeschreibung: Von nahezu geschlossenen Gehölzreihen an den Längsseiten eingerahmte Grünfläche mit einzelnen Gehölzen bzw. kleinen Gehölzgruppen inmitten kleiner Wohnstraßen, südseitig ein flacher Hügel; Randbereiche als Vielschnittrasen gepflegt, Zentralbereich mit buchtig verlaufender Mähgrenze artenarme Halbfettwiese im ersten Jahr der Umwandlung aus einem Vielschnittrasen: öder Bestand des Gewöhnlichen Rispengrases mit Weißklee-Teppich, von Mitte Juli an sehr unansehnlich, da notwendige Frühsommermahd unterlassen wurde; westseitig zwischen Fahrbahn und Gehölzstreifen relativ artenreicher Außensaum, der zur Hälfte sehr häufig gemäht wird. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, relativ pflegeintensiv (50%) lückige Schattenrasen im Gehölztrauf, geophytenarm (5%) Umwandlungs-Fettwiese (40%) mäßig nährstoffreicher Saum (5%) bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: ca. 35 faunistische Beobachtungen: keine, trotz zahlreicher Begehungen Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd der Randbereiche, wohl über 10 x jährlich zentrale „Fettwiese“ seltene Mahd, 2 x jährlich (im Frühjahr und Herbst) Erster Mahdtermin: 27.4.01 (Komplettmahd) zweiter Mahdtermin der daraufhin stehengebliebenen Bereiche in der Mitte: Anfang Oktober Nutzung durch Bevölkerung: relativ gering Spielrasen; im Oktober vereinzelt am Hügel Liegewiese Hunde Ausführen Blumen pflücken Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Stellenweise und zeitweise reichlich Hundekot auf offener Rasen- und Wiesenfläche (s. Foto 30) im Sommer unansehnlicher Bestand, weil wesentliche Grundsätze zur Umwandlung von Rasen in Blumenwiesen grob mißachtet wurden zu tiefes Ausmähen im Frühjahr bis Sommer (s. Foto 29), unsauberer, teils rupfender Herbstschnitt unter weitgehender Verschonung großer Grashorste; teilweises Liegenlassen des Mähguts unnötig häufige, geradlinige Mahd eines an die Fahrbahn anschließenden Streifens des westlichen Außensaums LBV 2002 München blüht 187 Verbesserungsvorschläge: veränderte Pflegeweise notwendig: zweimalige Mahd der zentralen Halbfettwiesen, erstmalig in der zweiten Junihälfte Einbringen von Wiesenblumen in die Umwandlungsfläche Stehenlassen wenigstens 2 m breiter Innen- und Außensäume an den randlichen Gehölzstreifen wenigstens bis Ende Juni und teilweise auch den Winter über leicht buchtigen Gehölzmantel an den Außensäumen durch entsprechende Schnittmaßnahmen entwickeln Foto 77: Grünfläche Waldgartenstraße: am Vortag des 28.4.01 gemähte Wiesen-Umwandlungsfläche seit dem Vorjahr; Blumenpflücken am Saum im Hintergrund. LBV 2002 München blüht 188 Walter-Hopf-Weg Stadtteil: Lage: Kleinhadern zwischen Stiftsbogen und Autobahn A 96/ Gondrellplatz Begehungstermine: 6.5.01; 22.5.01; 13.10.01 Anzahl Fotos: 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Sehr aufwuchsstarke Fettwiese mit Nitrophyten beiderseits auf den mäßig steilen Böschungen des auf einem 3-4 m hohen Damm verlaufenden Asphaltwegs; westseitig 4-6 m breit, ostseitig bis über 10 m breit; durch ausgedehnte Gehölzpflanzungen in mehrere Bereiche unterteilt, an deren Rändern gräserreiche nitrophytische Ruderalfluren; an Stiftsbogen angrenzender Bereich etwas ansprechenderer Bestand mit Wiesen-Labkraut und Zaun-Wicke. 1 Veg.aufnahme Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) relativ artenarme Fettwiese (70%) nitrophytische Ruderalfluren und Säume (30%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese; Giersch-Brennessel-Fluren bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: Origanum vulgare registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 32 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: 2000 jährlich einmalige Mahd (im September); 2001 bis Mitte Oktober ungemäht Nutzung durch Bevölkerung: Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: Reichlich Hundekot im Randbereich der Wiesenfläche Jahreszeitlich viel zu späte oder ausbleibende Mahd begünstigt Massenaufwuchs von Glatthafer und nitrophilen Hochstauden ohne nennenswerte Blühaspekte und führte zur Ruderalisierung größerer Flächenanteile Verbesserungsvorschläge: Mahd der Wiesen bereits Ende Juni bis Mitte Juli unter Stehenlassen von Säumen, eine zweite Mahd im Herbst ist wünschenswert eine flächenhafte Einbringung von Wiesenblumen oder Saumstauden erscheint auf dem sehr nährstoffreichen Standort vorerst zwecklos, außer in dem westlichen spitzen Dreieck am Stiftsbogen LBV 2002 München blüht Foto 78: Walter-Hopf-Weg: Blütenarme Fettwiese an Wegböschung (22.5.01) Foto 79: Grünstreifen Würmtalstraße/Ecke Platanenstraße: Blüte von Barbarakraut und Rotem Wiesenklee, Bestand der Tauben Trespe, kurz vor der ersten Mahd am 11.5.01 189 LBV 2002 München blüht 190 Würmtalstraße Stadtteil: Lage: Großhadern Nördliche Randstreifen östlich Einmündung Platanenstraße Begehungstermine: 11.5.01; 8.6.01; 13.7.01 Anzahl Fotos: 2, dem Formblatt beigefügt 1 Gesamtbewertung: Mittelmäßig Kurzbeschreibung: Zwei von asphaltierten Überfahrten häufig unterbrochene Grünstreifen beiderseits des Radwegs, stellenweise mit niedrigen metallenen Abgrenzungsstangen, 1,5 und 3-4 m breit, mit Alleebäumen in regelmäßigem Abstand bestanden; nach zweiter und dritter Mahd tritt der Weiß-Klee verstärkt in Erscheinung. 1 Veg.aufnahme. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen (98%) Trittrasen/offene Bodenstellen (2%) Pflanzengesellschaften: Parkrasen bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: keine registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 24 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: Relativ häufige Mahd 7-9 x jährlich Mahdtermine: Mitte Mai; 7.6.01. Ende Juni; Mitte Juli; Anfang August; Anfang September; Oktober Nutzung durch Bevölkerung: allenfalls Hunde Ausführen Nutzungskonflikte/Beeinträchtigungen: mehrmalig jährlich Mahd mit der Motorsense bis unmittelbar an Abgrenzungspfosten und Baumstämme, so daß keinerlei Aufwuchs stehenbleibt (sowohl ökonomisch als auch ästhetisch und ökologisch negativer Zusatzaufwand) Verbesserungsvorschläge: weitgehender Verzicht auf Zusatzmahd mit der Motorsense Behandlung alle 2 Jahre würde genügen LBV 2002 München blüht 191 Zöllerstraße Stadtteil: Lage: Großhadern westlich Waldgartenstraße, nördlich des Waldfriedhofs Begehungstermine: 28.4.01; 15.5.01; 21.7.01; 14.10.01 Anzahl Fotos: 4, dem Formblatt beigefügt 1 Mittelmäßig Gesamtbewertung: Kurzbeschreibung: Völlig ebene Grünfläche, mittig als Fußballfeld genutzter Spielrasen mit lückigen Bereichen vor den Toren, südlich und östlich davon 10-12 m breite Fettwiesenstreifen mit Kulturform des Roten Wiesenklees in hoher Deckung und Zottigem Klappertopf; randlich mehrere Gebüschgruppen mit einzelnen, noch relativ kleinen Bäumen. Vorhandene Grünlandtypen: (mit grober prozentualer Anteilsschätzung) Vielschnittrasen, pflegeintensiv (70%) Trittrasen/offene Bodenstellen (5%) Fettwiese (20%) nitrophytische Säume (5%) Pflanzengesellschaften: Glatthaferwiese, Parkrasen bemerkenswerte („stadtbedeutsame“) Pflanzenarten: nicht festgestellt registrierte Artenzahl Gefäßpflanzen: 23 faunistische Beobachtungen: keine Pflege der Grünflächen: Häufige Mahd des Rasens, wohl über 15x jährlich seltene Mahd der Fettwiesenstreifen, 1x jährlich Erster Mahdtermin: Rasen Mitte April; Wiesenstreifen Anfang Oktober Nutzung durch Bevölkerung: Spielrasen (Fußballplatz) Hunde Ausführen Zelten (einmalig an einem Wochenende Anfang Mai) Nutzungskonflikte/ Beeinträchtigungen: viel zu späte Mahd der Fettwiesenstreifen; unsauberer, teils rupfender Herbstschnitt hohe Deckung des Roten Wiesenklees als Kulturform Verbesserungsvorschläge: Mahd der Fettwiesenstreifen bereits Anfang bis Mitte Juli Entwicklung von Säumen an den Gebüschrändern LBV 2002 München blüht 192 Foto 80: Grünfläche Zöllerstraße/Ecke Waldgartenstraße: 10-12 m breite Fettwiese mit Kulturform des Roten Wiesen-Klees und Zottigem Klappertopf am 15.7.01 LBV 2002 München blüht 7) Zustand und Pflegesituation der Grünflächen in München 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 193 Folgende besonders weit verbreiteten Mängel bei der Grünlandpflege aus ökologischer und oft auch ästhetischer Sicht wurden in München beobachtet: 1) Häufiges vollständiges Ausmähen der Saumbereiche von Rasenflächen bis weit unter die Traufzone Diese in sehr vielen Grünanlagen vorherrschende Pflegepraxis ist in erheblichem Maß für die wiederholt angesprochene Strukturarmut verantwortlich (vgl. Foto 81). Vor allem südseitige Gehölzränder sind Aufenthalts- und Rückzugsräume für zahlreiche wärmeliebenden Kleintiere, der Aufwuchs von sommerblühenden Stauden an nicht allzu nährstoffreichen Säumen bietet außerdem Nahrung und Entwicklungsmöglichkeiten z.B. für Schmetterlinge, Schwebfliegen und Stechimmen (vgl. Foto 12). Wenn in kleinen Parkanlagen unter 1-2 ha Flächengröße schon kein Platz für eine Blumenwiese vorhanden ist, die ja immerhin eine Mindestbetreuung benötigt, damit sie nicht im Sommer als verwahrloste Fläche wirkt, sollten wenigstens die an Gehölzbestände grenzenden Bereiche ungemäht bleiben, die Parkbesuchern wenigstens ein kleinräumiges Naturerlebnis vermitteln können. Foto 81: Mahd in die Saumzone weit unter den Gehölztrauf (Grünanlage Waldgartenstraße in Großhadern, 28.4.01) 2) Ausbleibende bzw. erheblich verspätete Mahd von artenreichen Wiesen bzw. ungemähten Teilflächen in Grünanlagen LBV 2002 München blüht 194 Auf den meisten Standorten findet man Halbfettwiesen vor, welche nur bei zweimaliger jährlicher Mahd ein ästhetisch ansprechendes Bild ergeben, wobei der erste Schnitt Ende Juni, allerspätestens Anfang Juli zu erfolgen hat. Wenn der bestandsspezifische Mahdtermin um mehrere Wochen überschritten wird, vergilbt der Aufwuchs und wird zunehmend unansehnlich, indem die längst verblühten, vertrocknenden Halme bzw. Sprosse in sich zusammenfallen oder von wuchernden Ruderalpflanzen niedergedrückt werden; in der Folge verfilzt der Bestand und verarmt an Arten, insbesondere nimmt - sofern vorhanden - der Anteil typischer Wiesenblumen ab (vgl. Fotos 20, 21, 30; VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Beispielflächen hierfür sind ruderalisierte Bereiche am Großen Olympiaberg, der Schwabinger Schuttberg im Luitpoldpark, eine ruderalisierte Fettwiese im Stadtpark, die Fettwiese in der Würmaue südlich Blutenburg und mehrere kleine Grünanlagen in Hadern. Foto 82: Ausschnitt einer ungemähten Umwandlungswiese, 4-5 Wochen nach dem bestandsangepaßten Mähtermin: niederliegender Bestand, Hundekot an Wühlstelle (Grünfläche Waldgartenstraße in Großhadern am 21.7.01) LBV 2002 München blüht 195 3) Zeitgleiche Mahd aller Grünlandflächen an einem Termin, auch in großen Parkanlagen mit ausgesprochen blütenreichen Blumenwiesen Abgesehen von den in Kap. 2.1.2 genannten negativen Auswirkungen auf die Tierwelt ist auch das ästhetische Ergebnis einer flächenhaften Mahd von oft mehr als 1 ha großen Blumenwiesen innerhalb weniger Tage höchst unbefriedigend. In den ersten ein bis zwei Wochen nach einem Schnitt zeigen Blumenwiesen einen bleichen, wenig ansprechenden Farbton, während im Gegensatz dazu der im Hochsommer vergilbende Aufwuchs einer Magerwiese immer noch spannend, strukturreich und voller Leben ist. Entsprechend dem Wunsch der meisten Parkbesucher, Vielfalt und Wiesen mittlerer Aufwuchshöhe vorzufinden (vgl. GILBERT 1994; VON BRACKEL & BRUNNER 1997), wäre das Nebeneinander gemähter und ungemähter Grünlandbereiche, verbunden mit „weichen“ Mähgrenzen, in allen einsehbaren Teilräumen einer Parkanlage vom Sommer bis zum Herbst die ideale Gestaltung. Mehr als ein dreimaliger Einsatz von Langgraswiesen-Mähgeräten jährlich ist dazu nicht notwendig. Beispielflächen für zu großräumige Mahd sind Waldfriedhof neuer Teil, Landschaftspark Riem, dem einheitlichen Erscheinungsbild nach wahrscheinlich auch der Neue Südfriedhof. 4) Unnötig häufige Mahd besonders magerer Straßenrandstreifen bzw. Verkehrsinseln Der Aufwuchs mancher Grünstreifen bzw. lichter Traufbereiche von Bäumen ist derart gering, daß eine zweimalige Mahd, z.B. mit einem handgeführten Frontkreiselmäher, ohne weiteres zur Erhaltung eines arten- und oft auch zeitweilig sehr blütenreichen, stets niederwüchsigen Rasens mit hohem ökologischen und faunistischem Wert ausreichen würde. Dennoch wurden mit unnötigem Kostenaufwand beispielsweise Verkehrsinseln bzw. Grünstreifen an der Kreuzhofstraße, Oberbiberger Straße, und ein Randstreifen am Max-Lebsche-Platz 2001 mindestens fünf- bis sechsmal gemäht, auch wenn bei manchem Mähgang im Sommer so gut wie kein Schnittgut angefallen ist (vgl. Fotos 42 und 55). 5) Wahllos eingebrachte, nicht heimische Frühjahrsgeophyten Auf eher nährstoffreichen Standorten von Verkehrsinseln bzw. Straßenrandstreifen können die großblütigen Zuchtformen von Tulpen und Narzissen durchaus einen angemessenen Platz haben, auch wenn gelegentlich in Kombination von Tulpen mit unecht wirkendem Rotton mit Wiesenblumen ungewöhnliche Farbkombinationen zustandekommen wie beispielsweise auf einer Verkehrsinsel bei Autobahnausfahrt Fürstenried im Mai. Absolut unpassend ist eine Pflanzung von Narzissen oder auch Tulpen in naturnahes Grünland in gleichförmigen Abständen nach geometrischem Muster (s. Foto 83). Auch die durchaus standortgerechte Herbst-Zeitlose wurde im Waldfriedhof als ästhetisch störende breitblättrige Kulturform eingebracht. In besonders mageren Grünstreifen und Inseln wie an der Kreuzhofstraße wäre auch besser auf die Bepflanzung mit Blumenzwiebeln verzichtet worden. LBV 2002 München blüht 196 Foto 83: nordwestliche Magerwiese Waldfriedhof, nach geometrischem Muster (Dreieck) in eine Magerwiese gepflanzte Narzissen-Zuchtformen im Waldfriedhof, neuer Teil (4.4.01) Weniger häufig wurde beobachtet: 6) Zu frühzeitige Mahd magerer Flächen Unverständlicherweise wurden sämtliche im Vorjahr vorbildlich angelegten, sehr artenreichen Magerwiesenstreifen in Neuriem noch während der Hauptblütezeit Anfang Juli gemäht. Keinerlei Säume oder ungemähte Inseln nennenswerter Größe blieben als Rückzugs- bzw. Nektarhabitat für die sich einstellende Kleintierwelt (s. Foto 54). Auch den in der angrenzenden Siedlung neu eingezogenen Anwohnern wurde gleich im ersten Jahr die Möglichkeit genommen, im Hochsommer Natur vor der Haustüre zu erleben. 7) Gestaltungsdefizite Einige mittelgroße bis große Parkanlagen zeichnen sich durch ausnehmende Strukturarmut aus: Scharfe Übergänge von Gehölzbeständen zum Offenland sowie fehlende Gehölzmäntel und Säume kennzeichnen z.B. große Teile des bereits gestalteten Teils des Landschaftsparks Riem. Eine extreme Blütenarmut sogar im Mai und Juni kommt in Neuhofen und in großen Teilen des Hirschgartens hinzu. Eine Reliefierung allein erzeugt noch keine Spannung und vermittelt kein Nauturerlebnis, wenn nur Vielschnittrasen mit einigen unmotiviert angeordneten Bäumen ohne Krautunterwuchs vorhanden ist (s. Fotos 84, 38, 45). LBV 2002 Foto 84: München blüht 197 Negativbeispiel: Fehlender Saum zwischen Gehölz und Rasenfläche in Neuhofen (27.3.01) 8) Vergleichsweise aufwändige, unprofessionelle Umgestaltung oder Neuanlage von Grünstreifen Auch in jüngster Zeit wurden trotz knappen Budgets einige Flächen unzeitgemäß gärtnerisch gestaltet, wo nahezu kostenlos oder mit minimalem Aufwand eine wesentlich strukturreichere, bunter blühende Vegetation hätte entwickelt werden können. Abgesehen davon, daß der ökologische Wert durch flächiges Aufbringen von lehmigem, relativ nährstoffreichem Oberboden auf standörtlich relativ magere Straßenbahnkörper vermindert wurde, fallen auch unnötig hohe Folgekosten für den durch die Gestaltung erheblich gestiegenen Pflegeaufwand an. Einzelne Gehölze (keine standortfremden Rosen oder Schneebeeren!) hätten auch durch nur lokalen Bodenauftrag auf maximal 20% der Gesamtfläche angepflanzt werden können. Beispielflächen hierfür sind die Waldfriedhofstraße (s. Foto 76) und ein ca. 500 m langer Abschnitt der Plinganser Straße. Es gibt jedoch eine Reihe positiver Ansätze, daß durch ästhetisch ansprechende Grünflächen gleichermaßen Bereiche mit größerer biologischer Bedeutung geschaffen werden. davon sind manche vermutlich nicht auf ausgeprägte ökologische Fachkenntnisse des Pflegepersonals, sondern eher auf Zufall zurückzuführen. Nur wenige Grünanlagen im Stadtgebiet Münchens konnten von der Anlage, Pflege und Artenausstattung positiv mit nur geringen Einschränkungen eingestuft werden. Wesentliche Faktoren für eine positive Beurteilung sind eine kleinteilige Gestaltung bzw. Untergliederung in Teilräume, wodurch eine große Standortvielfalt bezüglich Neigung, Bodenfeuchte und Beschattung entsteht (vorbildlich hierfür sind Westpark und Denninger Anger mit Bürgerpark und Zamilapark). Bei der Pflege spielt vor allem eine differenzierte Mahd eine Rolle, welche die LBV 2002 München blüht 198 standörtlichen Gegebenheiten und Artenausstattung weitgehend berücksichtigt und stets ungemähte Bereiche mit einer mittleren Aufwuchshöhe von 15-20 cm vorhanden sein läßt. Eine rundum vorbildliche Pflege konnte nur im Westpark festgestellt werden. Auch auf Grünstreifen und in kleineren Grünanlagen wurde 2001 gebietsweise eine differenzierte Mahd durchgeführt, beispielsweise an der Sauerbruchstraße (s. Foto 61) und einmalig wenigstens ansatzweise eine Inselmahd am Max-Lebsche-Platz in Großhadern (s. Foto 85). Im Vollmarpark in Harlaching blieben Ende Mai flächendeckend auf mehr als 1 ha Rasenfläche einzelne bis über 30 cm hohe Halme bzw. Blütensprosse stehen, wohl unbeabsichtigt, aber immerhin. Foto 85: Max-Lebsche-Platz, Nordteil: Ca. 1m2 des Blumenrasens mit Margeriten ist bei der Mahd ausgespart geblieben (5.6.01) Eine weitgehend erfolgreiche Anlage und Erhaltung von arten- und blütenreichen Blumenwiesen über wenigstens 8 Jahre, teils über Jahrzehnte, konnte 2001 festgestellt werden im Bürger- und Zamilapark, Ostpark, Westpark, Neuen Südfriedhof und Waldfriedhof, neuer Teil. LBV 2002 7.2 München blüht 199 Diskussion Die zentrale Organisation und Handlungsweise des Gartenbaureferats berücksichtigt oftmals nur unzureichend die spezifischen, lebensraumtypischen Belange und Nutzungsansprüche einzelner Grünanlagen. Eine pauschal abgewickelte Pflege (z.B. vollständige Mahd einer größeren Rasenfläche zum gleichen Zeitpunkt) führt zu einer fehlenden Mitverantwortung bzw. Identifikation der ansässigen Bewohner mit ihrer Umgebung. Es genügt nicht, nur für die Anlage und Pflege von Grünflächen mit städtischem Personal Geld bereitzustellen, sondern es müßte auch Fläche, Information und Material für die persönliche Gestaltung von Freiräumen durch Bürger zur Verfügung gestellt werden (BAYERISCHE RÜCKVERSICHERUNG AG 1983). Nur wenn dem Bürger die Kompetenz zur Aneignung eines Freiraums gewährleistet wird, wird er sich auch mit diesem identifizieren können und Verantwortung zu seiner Erhaltung übernehmen (NOHL 1982-84). Trotz ständiger Finanzknappheit auch beim Unterhalt städtischer Grünflächen macht das Gartenbaureferat so gut wie keinen Gebrauch von der Gestaltung spontaner Vegetation nach dem Vorbild von LEROY (1973). „Wilde Gärten“ verursachen nur minimale Pflegekosten und haben in der Regel eine hohe biologische Bedeutung und einen hohen Erlebniswert. Prädestiniert dafür wäre beispielsweise aktuell der Michaelianger, dessen vorläufige Geländegestaltung mit Erdhügeln Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten bietet (vgl. SCHMUTZLER 2001, mdl.). In der breiten Bevölkerung ist nach Erhebungen von VON BRACKEL & BRUNNER (1997) zwar durchaus der Wunsch nach Blumenwiesen und naturnahen, leicht verwildert wirkendem Bewuchs vorhanden, der Sinn für ökologische Zusammenhänge und das Erkennen der Schutzwürdigkeit der wenigen verbliebenen naturnahen Flächen (nicht durch gärtnerische Maßnahmen umgestaltet oder verändert) wenig ausgeprägt. Bisher wurde es weitgehend versäumt, solche Reliktflächen von wenigen 100 m2 bis selten über 1000 m2, die im allgemeinen durch Art. 13d1, BayNatSchG besonders geschützt sind (z.B. an der Isar-Hochterrasse am Kuntersweg, im Stadtpark Pasing, aber auch im Isar-Hochwasserbett am Flaucher) wirksam vor unwissenden Passanten bzw. deren Hunden zu schützen. Selbst in der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Hirschau, dem Nordteil des Englischen Gartens, für den jedoch die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung zuständig ist, werden artenreiche, magere Auenwiesen durch unkontrolliert rücksichtsloses Verhalten - keineswegs nur von Hundebesitzern, sondern häufig auch von Radfahrern - zunehmend beeinträchtigt und wertvolle Vegetation zerstört (v. VACANO mdl., eigene Beobachtungen). Beispielsweise wird in Blutenburg eine in den Vorjahren artenreiche Magerwiese östlich des Schlosses durch Feuerstellen und Müllablagerungen, u.a. Glasscherben, in zunehmendem Maß erheblich beeinträchtigt, wozu das 2001 im Vergleich zu den Vorjahren unangemessene Pflegeregime auf der Fläche dieser Negativentwicklung Vorschub leistet (s. Foto 59). Zum Ausführen von Hunden gibt es im gesamten Stadtgebiet Grünflächen und Grünstreifen in ausreichender Größe, auch Blumenwiesen mit durchschnittlicher Artenausstattung, so daß die hochwertigen Magerrasenrelikte dafür tabu sein sollen. Auch mit hohem Aufwand erfolgreich angelegte Magerwiesen und Magerrasen, z.B. im Zamilapark oder im Ostteil des Westparks, sollten vor Eutrophierung bzw. Ruderalisierung durch frei umherlaufende Hunde geschützt werden. Für schätzungsweise 90% des Grünlands in Parkanlagen sind vermutlich keine besonderen Nutzungseinschränkungen notwendig. Zu einem gesetzlich geforderten, wirksamen Schutz von nach BayNatschG geschützten 13d1Flächen, wozu in ländlichen Gebieten die Naturschutzwacht zuständig ist bzw. eingesetzt wird, werden weder seitens des Gartenbaureferats noch seitens der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung Mittel bereitgestellt, keine aufklärende Informationen und kein Personal. Dabei wären keine zusätzlichen finanziellen Mittel notwendig, da für die Pflege von Grünanlagen insgesamt allem Anschein nach ein zu großes Reservoir an größtenteils ökologisch unzureichend ausgebildetem Personal vorhanden ist, wie der Zustand der allermeisten Flächen gerade den Sommer über zeigt. LBV 2002 München blüht 200 Insgesamt ließen sich durch eine Verringerung des Pflegepersonals und der Mahdhäufigkeit, dafür eine bestandesorientierte, auf ökologische Belange abgestimmte Pflege einerseits die Unterhaltskosten verringern, wie es beispielsweise in Karlsruhe möglich war (vgl. HORST SCHMIDT 1992), andererseits die Bedeutung der Münchner Grünanlagen für den Arten- und Biotopschutz sowie die Erlebniswirksamkeit für die Bevölkerung gleichermaßen im Sinne von VON BRACKEL & BRUNNER (1997) erhöhen. Der Landesbund für Vogelschutz und die Verfasser sind überzeugt, daß viele weitere der über 1000 Grünanlagen Münchens bei ungefähr gleichen Pflegekosten wie bisher ohne Einschränkungen der aktuellen Nutzungsansprüche für die Bevölkerung mit blüten- und strukturreichen Blumenwiesen mit hohem Ökologie- und Erlebniswert ausgestattet werden können. LBV 2002 München blüht 201 8 Optimierungsvorschläge für Blumenwiesen in München Ein erstes Ziel für ein blühendes München mit einer hohen Artenvielfalt an vielen Stellen ist die weitgehende Umsetzung der zu den 42 Beispielsflächen gemachten Verbesserungsvorschläge. Damit käme man den Vorstellungen vieler Fachleute und der Mehrzahl der Parkbesucher zum Stadtgrün bereits einen großen Schritt näher (vgl. z.B. HORST SCHMIDT 1992; 1995; VON BRACKEL & BRUNNER 1997). Weil aber auch eine nur annähernd flächendeckende Erhebung des Zustands von Grünflächen, welche als Entwicklungsflächen von Blumenrasen, -wiesen oder auch artenreiche Säume in Frage kommen, im Rahmen dieser Studie unmöglich ist, soll anhand von Leitbildern ein Konzept entworfen werden. 8.1 Leitbilder zur weiteren Entwicklung von Blumenwiesen 8.1.1 Übergeordnetes, stadtgebietsbezogenes Leitbild 8.1.1.1 Grünzüge Ein Grundgerüst für die Entwicklung weiterer Blumenwiesen stellen die Grünzüge im Stadtgebiet dar, deren Erhaltung und weitere Ausgestaltung vom Stadtrat beschlossen wurde und vom Bündnis für Ökologie - MONACO, bestehend aus Gartenbaureferat, Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), Agenda 21 Stadtteilgruppe München-West (AG 21) und Ökologischem Bildungszentrum (ÖBZ) unterstützt wird. Es handelt sich dabei um 13 einigermaßen durchgängige, von Bebauung weitgehend freigehaltene Achsen von 1,5 bis 9 km Länge, die teilweise schon als Parkanlagen gestaltet sind, teils aber auch ackerbaulich oder als Sportgelände genutzt werden, außerdem befinden sich hier auch noch weitgehend ungenutzte Gras- und Ruderalfluren bzw. Sukzessionsflächen. Die meisten Grünzüge haben auch Verästelungen, welche an einigen Stellen flächenhafte, teils sehr ausgedehnte Grünanlagen und Biotopflächen anbinden. Hinzu kommen zwei „Park“-flächen (Siemenspark und Landschaftspark Pasing). Alle 15 „Grünzüge“ sollen entsprechend der Idee des Bündnisses mit schon bestehenden Grünanlagen zu einem vernetzten Grün-System zusammenwachsen. Der Baureferent, Herr Haffner, weist ausdrücklich darauf hin, dass Wiesen mit blühenden Pflanzen ebenso wie Spielplätze, Spiel- und Liegerasen und Gehölzpflanzungen ein selbstverständlicher Bestandteil der Grünzüge sein sollen. Auch OBERMEIER (2002) fordert multifunktionale Freiflächenkonzepte mit naturnah gestalteten Bereichen in ausreichender Größe. Naturerlebnis soll auch in der Stadt möglich sein (LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN & BN 2001). Bezogen auf jeweils 1 bis 1,5 km lange Abschnitte bereits existierender Freiflächenstreifen sollen großflächige Blumenwiesen als landschaftsprägende Lebensräume vorhanden sein. In Gebieten mit eher geringem Nutzungsdruck durch die Bevölkerung und relativ kostengünstigen Entsorgungsmöglichkeiten für das Schnittgut (idealerweise Verfütterung an landwirtschaftliche Betriebe; ansonsten Nähe zu Kompostieranlagen) oder preiswerter, fachgerechter Pflege durch Nähe zu Bauhöfen bzw. ausführende Fachbetriebe des Garten- und Landschaftsbaus ist ein höherer Flächenanteil zu fordern. Eine Parkanlage mit hohem Strukturreichtum und vielfältig abgestufter, fachgerechter Pflege (beispielsweise Westpark) kann mit einem vergleichsweise geringeren Anteil an Blumenwiesen eine höhere ökologische Wertigkeit erzielen als einförmige Parkanlagen mit ausgedehnteren, aber standörtlich bewußt monoton gehaltenen, einheitlich gepflegten Wiesen (z.B. Landschaftspark Riem). Die Anlage einer standortgerechten Blumenwiese durch Heugrasansaat oder auch Heudrusch ist vor allem im engeren Umfeld bestehender Biotope auf eher nährstoffarmen Böden gerechtfertigt. Solche Flächen können eine hohe naturschutzfachliche Bedeutung erlangen und möglicherweise auch eine Biotopverbundfunktion wahrnehmen (z.B. Zamilapark, der allerdings mit 17 km Luftlinie ausgesprochen weit von der Spenderfläche Garchinger Heide entfernt ist). Schon bestehende artenreiche Blumenwiesen sollen ihrerseits als Spenderfläche für weitere Heugrasansaaten im LBV 2002 München blüht 202 Umkreis einiger Kilometer genutzt werden, indem sie termingerecht, je nach Typ zwischen Ende Juni und Anfang August zu einem Teil gemäht werden. 8.1.1.2 Grünanlagen im gesamten Stadtgebiet Die Grünzüge und auch die von LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN & BN (2001) nicht eigens genannte Isar-Achse mit ausgedehnten Grünanlagen sind lineare Strukturen, die große Bereiche des Stadtgebiets - vor allem innerstädtische, dicht bebaute - nicht tangieren. Ziel des übergeordneten Leitbilds ist jedoch, daß das gesamte Stadtgebiet flächendeckend eine Mindestausstattung an Blumenrasen oder Säumen und möglichst auch an Blumenwiesen erhält. Jeder Bürger sollte im Umkreis von 1 bis 1,5 km von seiner Wohnung ein wenigstens kleinräumiges bodennahes Naturerlebnis haben können (vgl. NOHL 1982-84) - Straßenbäume mit einer Krone weit über Augenhöhe können dies nicht erfüllen, Dachbegrünungen nur in seltenen Fällen. Allerdings wird diese Forderung in dicht bebauten Innenstadt-Randbereichen, insbesondere der Ludwigs- und Maxvorstadt wahrscheinlich nicht zu erreichen sein, vor allem weil die wenigen Grünstreifen von Hunden in zu großer Häufigkeit und Dichte besucht werden. Folgende Darstellung ist als Leitbild zur Entwicklung von Blumenwiesen auf städtischen Grünflächen in Abhängigkeit von kommunaler und biologischer Infrastruktur zu verstehen: LBV 2002 München blüht 203 Abb. 15: Übergeordnetes Leitbild zur Entwicklung von Blumenwiesen, schematische Darstellung in der Aufsicht 8.1.2 Flächenbezogene Leitbilder Bei der Anlage und Pflege von Grünland in Parkanlagen, welche sowohl ästhetische Ansprüche erfüllen als auch eine Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz haben sollen, sind folgende Grundsätze zu beachten: 1) Noch aus früherer Zeit erhaltenes, mehr als 50 Jahre altes naturnahes Grünland in Parkanlagen oder Friedhöfen, z.B. Auwiesen, natürliche Hangkanten und Magerrasen-Relikte soll vorrangig vor starkem Nutzungsdruck durch Passanten und deren Hunden geschützt werden; solche Flächen sollen entsprechend der traditionellen Nutzung gepflegt werden. LBV 2002 München blüht 204 2) In ausgedehnten, wenigstens 1 ha großen Parkanlagen sollen während des ganzen Jahres ungemähte Flächen oder wenigstens mehrere Meter breite Saumstreifen mit krautiger Vegetation vorhanden sein (s. Leitbild III). 3) Am Randbereich aller Gehölzpflanzungen (Hecken und Gebüsche) sollen wenigstens 2 m breite Krautsäume mit buchtiger Außengrenze den Sommer über größtenteils ungemäht bleiben. 4) Bei multifunktionaler Nutzung von Grünanlagen über 100 m Breite sollen großräumig zusammenhängende Blumenwiesen vorzugsweise an sonnigen Randbereichen entwickelt werden, während die zentralen Flächen zur Nutzung als Liege- und Spielrasen genutzt werden sollen (vgl. Leitbild I). 5) In reliefierten Grünanlagen sollen vorwiegend die besonders steilen Hangzonen als Blumenwiesen gepflegt werden, über 20-25° steile Wegböschungen als Säume gestaltet werden (s. Leitbild II). 6) Durch großflächige Blumenwiesen können ca. 1 m breite Vielschnitt-Rasenpfade, vor allem im Bereich ohnehin vorhandener Trampelpfade, gelegt werden, womit eine bessere Erlebbarkeit der Blumenwiese ermöglicht wird (vgl. WITT & DITTRICH 1996). 7) Grünland mit besonders geringer Aufwuchsmenge wie schattige Moosrasen unter Baumbestand oder sandig-kiesige Pionierrasen, die gelegentlich auf Straßenrand- und Mittelstreifen vorzufinden sind, soll maximal dreimal jährlich gemäht werden mit mindestens zweimonatigen Intervallen. 8) An Gewässerufern sollen sich auf wenigstens 50% der Uferlänge feuchte Hochstaudenfluren bzw. Verlandungsröhricht mit wenigstens 1,5 m Breite entwickeln können, dann bleibt immer noch ausreichend Platz für Zugangsmöglichkeit zum Gewässer (s. Leitbild IV). Mit folgenden schematisierten Darstellungen von Grünanlagen soll die praktische Umsetzung dieser Grundsätze aufgezeigt werden: LBV 2002 München blüht 205 Abb. 16: Leitbild I: Gestaltung des Grünlandanteils von Grünflächen über ca. 100 m Breite, die randlich von Gehölzbeständen eingerahmt sind; Darstellung im Querschnitt (umgezeichnet nach WOLF 1996) Abb. 17: Leitbild II: Gestaltung des Grünland- bzw. Offenlandanteils reliefierter Grünanlagen mit Hügeln und Gewässer; Darstellung im Querschnitt (umgezeichnet nach LAU 1991) 1.Zeile: S = Saum, T = Trittrasen, R = Vielschnittrasen, W = Blumenwiese, MW = Magerwiese FW = Feuchtwiese, VR = Verlandungsröhricht; FR = Flutrasen, H = feuchte Hochstaudenflur 2. Zeile: Anzahl der Schnitte pro Jahr, h = häufige Schnitte, 8-15 x LBV 2002 München blüht Abb. 18: Leitbild III: Zustand einer vorbildlich gepflegten Grünanlage zu unterschiedlichen Jahreszeiten in der Aufsicht (stets sind ungemähte Flächen vorhanden!) 206 LBV 2002 Abb. 19: München blüht Leitbild IV: Gestaltung von Gewässerufern, Pflegezustand im Oktober 207 LBV 2002 München blüht 208 Abb. 20: Leitbild V: Beispielhafte Gestaltung einer schmalen Grünfläche von nur 20-40 m Breite mit geringem Nutzungsdruck in der Aufsicht. Verkehrsinseln können ab ca. 50 m2 Größe mit Gehölzanteil und Saum gestaltet werden, soweit das Gehölz kein Sichthindernis darstellt. Nahezu unzugängliche Verkehrsinseln an vielbefahrenen Straßen sollen im Regelfall als magere Blumenwiese entwickelt und ein- oder zweimal jährlich gemäht werden. LBV 2002 8.2 München blüht 209 Flächenvorschläge Großflächige Blumenwiesen sollen schwerpunktmäßig im Bereich der von LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN & BN (2001) vorgesehenen Grünzüge entwickelt werden (vgl. übergeordnetes Leitbild in Kap. 8.1.1) unter Berücksichtigung der Leitbilder in Kap. 8.1.2. Möglicherweise existieren auf manchen der genannten Örtlichkeiten bereits Blumenwiesen, da aus Zeitgründen Ortsbesichtigungen nur in geringem Umfang erfolgen konnten. Grünzug A Angerlohe (Untermenzing-Allach): Uferstreifen Hartmannshofer Bach westlich Lauinger Straße (auch feuchte Hochstaudenfluren) Erweiterung Ausgleichsflächen nördlich der Angerlohe, Vergrößerung des Anteil regelmäßig gemähter Magerwiesen bzw. Magerrasen Grünzug B Feldmochinger Anger: östlich Johann-Emmer-Straße östlich Malvenweg, südlich Weitlstraße Grünzug C Olympiapark - Isar: Petuelpark, vor allem im östlichen Teil Christoph-von-Gluck-Platz/ Oberhofer Platz (ehemalige Straßenbahntrasse) Grünzug D Grünes Band Ost (9 km Länge von Perlach bis Johanneskirchen): Michaelianger als Bespielfläche für naturschonende und preiswerte Anlage eines Grünzugs; Belassung möglichst großer Flächenanteile des vorhandenen Bestands an Gras- und Ruderalfluren, Entwicklung naturnaher Uferstreifen an der Verlängerung des Hachinger Bachs. Denninger Anger, Nord-Süd Achse um ÖBZ: östlich davon derzeit Gras-Klee-Ansaat, stellenweise gemulcht mit einigen neugepflanzten Obstbäumen am nördlichen Ende: Demonstration der Anlage einer Fettwiese durch Umbruch und Ansaat; ebenso Ost-West-verlaufender Ackerbrachestreifen zwischen Memeler Straße und ÖBZ (derzeit relativ nährstoffreiche vergraste Ackerbrache). Wahnfriedallee Bereich „Auf der Lehmzunge“ nördlich Fideliopark Grünzug E Ostbahnhof - Truderinger Wald: Echardinger Grünstreifen, vor allem breite Säume entwickeln Gnadenwaldplatz, halbschattige Wiese St. Augustinusstraße östlich Pilatusstraße Grünzug F Hüllgraben: breite Uferstreifen des Hüllgrabens nördlich Schichtlstraße bis zum Abfanggraben Grünzug G Friedenspromenade: vgl. Hinweise in der Bestandserhebung; Entwicklungsschwerpunkt für halbschattige, artenreiche Magerwiesen ab Markgrafenstraße südwärts bis Günderodestraße Anschlußfläche zum Umweltgarten Neubiberg südlich der Rotkäppchenstraße LBV 2002 München blüht 210 H Siemenspark: Streifen nördlich Becker-Gundahl-Straße, nahe Bahnstrecke; vor allem Säume entwicklen Randbereiche des Siemens-Großparkplatzes als Blumenrasen und Blumenwiese gestalten Grünzug I Sendlinger Wald - Warnberg: Halbschattiger Saumstreifen entlang Autobahn A 95 westlich Südparkallee Grünanlage westlich Olivier- und Littmannstraße, Südteil Grünzug J Lochhamer Schlag - Fürstenried Optimierung der Grünfläche Max-Lebsche-Platz (s. Formblatt) Verbesserung der Grünflächen am Silvrettaweg östlich und westlich der Autobahn A95 Grünzug K Grünes Band West: Optimierung der Grünstreifen am Walter-Hopf-Weg (s. Formblatt) Magerer Blumenrasen mit einigen Großbäumen innerhalb der Straßenbahn-Umkehrschleife am Gondrellplatz, Reduzierung der Mahdhäufigkeit, aber Laub im Spätherbst großteils entfernen Südlicher Randstreifen Ammerseestraße (A96), nördlich der Gelbhofstraße Randstreifen des Messeparks westlich der Bavaria, Saumentwicklung Grünzug L Gotthardtrasse: Umfeld der Paoso-Unterführung optimieren (Magerrasen-Relikte an Böschungen !), hier Ausweitung der gemähten Magerwiese; wieder stärkere Extensivbeweidung des Gleisdreiecks südlich des Herrschinger Bahnwegs mit Schafen Grünfläche südlich Klaussteinstraße; Verbesserungsvorschläge auf Formblatt „Altenburgstraße“ beachten; die hier traditionelle Schafbeweidung in Betracht ziehen! Grünzug M Würmachse: Verbesserungsvorschläge für Stadtpark und Blutenburg beachten! im Bereich zwischen Ober- und Untermenzing, südlich der Inselmühle, am Westufer der Würm Ackerflächen im Auenbereich in artenreiches Grünland umwandeln eventuell Parkfriedhof Untermenzing, Westteil Grünzug N Am Durchblick Verbesserungsvorschläge für Blutenburg/Durchblick beachten Grünanlage zwischen Sarasatestraße und Friedrich-Rein-Weg P Landschaftspark Pasing Schwerpunktmäßig im Bereich der Silberdistelstraße südwestlich des Westbades Blumenwiesenund Saumentwicklung, u.a. entlang von Wegen (vgl. Mitteilungen aus der Tagespresse 2001); Erweiterung der erfolgreich begonnenen Magerrasenanlage am „Baumlehrpfad“ Ecke Fischer-von Erlach-Straße nach Westen (Einzäunung scheint Hunde weitgehend fernzuhalten; Beschilderung eines „Blumenwiesen-Lehrpfads“ hier möglich). LBV 2002 München blüht 211 Großprojekte für naturnahe Grünlandgestaltung außerhalb der genannten Grünzüge in den nächsten Jahren sind: Hochwasserbett der Isar zwischen Corneliusbrücke und Großhesseloher Brücke sowie erneuerte Deiche: viele Hektar wechseltrockene Magerwiesen und wechselfeuchte magere Auenwiesen mit Anteilen von Röhricht, Hochstaudenfluren sowie Flutrasen und kiesig-sandigen Pionierrasen; Einsaat mit Wildpflanzensaatgut und anschließend angepasste Pflege ähnlich wie bisher, vorwiegend einmalige Hoch- bis Spätsommermahd; Auenwiesen am Flaucher, südlich und nördlich der Brudermühlbrücke unbedingt von Baumaßnahmen im Zug der Isarrenaturierung verschonen! Grünachse Hauptbahnhof-Laim-Pasing (Zentrale Bahnflächen): Saumentwicklung entlang der durchgängig wenigstens 30 m breiten Rad- und Fußgängertrasse von Pasing bis zur Hackerbrücke; Anlage ausgedehnter, strukturreicher Magerrasen bzw. Magerwiesen in der vorgesehenen südlichen Erweiterung des Hirschgartens (Defizitraum für Blumenwiesen!) nach dem Vorbild Zamilapark - als Ausgleichsmaßnahme für den Verlust des ca. 50 ha großen Bahnkörpers als Magerstandort anzuerkennen! ausgehend von den neu anzulegenden Parkanlagen wäre eine Schafbeweidung stadteinwärts bis fast zur Hackerbrücke ideal! Ausserhalb der genannten Projekte sollten beispielsweise auch auf folgenden Grünflächen Blumenwiesen entwickelt werden: Marsfeld: Grünfläche an der Marsstraße im Bogen westlich der Finanzämter enthält neben Vielschnittrasen auch eine gräserdominierte Fettwiese mit vielbenutztem Trampelpfad; ist zur Straße hin gesäumt von Gehölzstreifen: Artenbereicherung. Harlaching: Vollmarpark zwischen Stadtgrenze (Münchner-Kindl-Weg) und Rotbuchenstraße Neuperlach: Magere Randstreifen der ehemals zum vierspurigen Ausbau vorgesehenen Ständlerstraße, insbesondere Bereich ab Albert-Schweitzer-Straße ostwärts; im Perlachpark auch Anlage einer feuchten Hochstaudenflur Obergiesing: Strukturreiche und mäßig reliefierte Grünanlage an der Weißenseestraße, Auslichten des zu schattigen Feuchtgebiets, Entwicklung einer feuchten Hochstaudenflur und von Säumen Maxvorstadt: Grünfläche südlich und nördlich Alter Pinakothek; Saumentwicklung um Glyptothek LBV 2002 8.3 München blüht 212 Zusammenfassung allgemeiner Pflegehinweise Weil Blumenwiesen ein dynamisches Ökosystem mit sehr individueller Ausprägung sind, macht ein stures Befolgen von Pflegeanleitungen wenig Sinn. Vielmehr ist jeweils die spezielle Situation vor Ort zu berücksichtigen, z.B. kleinräumige standörtliche oder auch nutzungsbedingte Unterschiede, die sich im Vegetationsaufwuchs zu erkennen geben, oder auch der Witterungsverlauf während der Vegetationsperiode. Auch kleine Pflegefehler sind erlaubt, wenn sie nicht alljährlich in derselben Weise wiederholt werden (BURRI 2001, mdl). Folgende Ausführungen können daher nur eine Richtlinie für das Mahdregime von Blumenwiesen und Säumen sein. 8.3.1 Pflegeempfehlung für Wiesen Als praktikable Methode zur Ermittlung der naturschutzfachlich optimalen Schnitthäufigkeit für eine bestimmte Wiese schlagen VON BRACKEL & BRUNNER 1997 die Ausrichtung nach der mittleren Stickstoffzahl nach ELLENBERG (1979) vor (vgl. Ausführung in Kap. 1.3.1). Dazu sind auf repräsentativen Teilflächen öffentlicher Grünflächen mit einem pflanzensoziologisch einigermaßen einheitlichen Bestand Vegetationsaufnahmen anzufertigen. Die Berechnung der mittleren N-Zahl erfolgt, indem man die Gesamtsumme aller N-Zahlen durch die Anzahl aller Pflanzenarten mit NZahl dividiert. Demnach ergibt sich folgender Pflegebedarf: Tab. 17: Abhängigkeit des Mahdregimes von der Nährstoffversorgung des Bodens bzw. der mittleren N-Zahl (nach VON BRACKEL & BRUNNER 1997 und WOLF 1996). Bei den Schnittzeitpunkten bedeuten A= Anfang M = Mitte E = Ende eines Monats; V= Mai; VI = Juni; VII = Juli; IX = September; X = Oktober. Nährstoffgehalt des Bodens nährstoffreich mäßig nährstoffreich ziemlich nährstoffarm Mittlere N-Zahl Anzahl jährliche Nach Ellenberg Aufwuchsmenge Schnitte 6-7 Hoch und dicht 3 5-6 mittel 2 4-5 Gering bis mittel 1 ungefähre Schnittzeitpunkte E V-A VI; E VII; E IX ME VI; E IX-M X E VII- M IX Der erste Wiesenschnitt mäßig blütenreicher Fett- bzw. Halbfettwiesen soll nach Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Nutzung ungefähr während des Verblühens der Margeriten durchgeführt werden, also ungefähr in der zweiten Junihälfte. Je aufwuchsreicher und blütenärmer der Bestand ist, desto früher ist der Mähzeitpunkt zu wählen (ab Ende Mai), damit sich eine möglichst hohe Arten- und Blütenvielfalt erhält bzw. entwickelt. Anstelle der Berechnung mittlerer N-Zahlen für jede in Zukunft als Blumenwiese zu pflegende Grünfläche kann die Beurteilung der Nährstoffversorgung auch anhand der Aufwuchsmenge und gut erkennbarer Leitarten, welche die Vegetationszusammensetzung durch Deckungswerte von insgesamt über 25% maßgeblich bestimmen, in der zweiten Maihälfte vorgenommen werden: 1) Leitarten für Fettwiesen auf nährstoffreichen Standorten, welche in der Regel dreimal jährlich zu mähen sind: Dominanz der hochwüchsigen Grasarten Glatthafer, Knauelgras und Wiesen-Fuchsschwanz; Vorkommen von Deutschem Weidelgras bzw. Gewöhnlichem Rispengras in hoher Deckung über 20%; in Feuchtwiesen kann auch das Rohr-Glanzgras stellenweise dominant sein Geringer Blühaspekt mit Ausnahme folgender Kräuter, die keine Leitarten für einen bestimmten Wiesentyp sind: Wiesen-Löwenzahn, Wiesen-Labkraut bzw. Weiß-Klee Als Leitarten können gelten: Stumpfblättriger Ampfer in einer Deckung über 10%, WiesenKerbel; Bärenklau; Große Bibernelle Fehlen von Magerkeitszeigern (Leitarten für Magerwiesen) LBV 2002 München blüht 213 Eine starke Wüchsigkeit erfordert einen frühen ersten Schnitt, damit überhaupt Wiesenblumen zum Blühen kommen. Wenn ein Bestand bereits am 30. April die Aufwuchshöhe eines Bierkrugs erreicht hat (darunter kann sich das Pflegepersonal etwas vorstellen!), soll er innerhalb der nächsten 2 Wochen erstmalig gemäht werden (ENGELHARDT 2002, mdl.). 2) Leitarten für Halbfettwiesen auf mäßig nährstoffreichen Standorten, welche in der Regel zweimal jährlich zu mähen sind: Oftmals dominante Gräser: Goldhafer, Wolliges Honiggras, Rot-Schwingel, Kammgras; Beimischung z.B. von Wiesen-Rispengras und Ruchgras in mittlerer Deckung möglich. Kräuter: Wiesen-Schaumkraut, Wiesen-Margerite, Wiesen-Salbei, Gewöhnlicher Frauenmantel, Sauer-Ampfer, Gänseblümchen, Wiesen-Platterbse, Wiesen-Kümmel, Faden-Klee. 3) Leitarten für Magerwiesen auf nährstoffarmen Standorten, welche in der Regel einmal jährlich zu mähen sind: Dominante Gräser, welche mancherorts jedoch insgesamt eine geringe Deckung haben: Aufrechte Trespe, Flaumhafer, Ruchgras, Zittergras, Stein-Zwenke, Feld-Hainsimse, FrühlingsSegge. Kräuter: Arznei-Schlüsselblume; Rauer Löwenzahn, Gewöhnliches Ferkelkraut, Kleines und Florentiner-Habichtskraut, Skabiosen-Flockenblume, Karthäuser-Nelke, Wundklee, Knolliges Mädesüß. Echte Nährstoffzeiger und ausdauernde eutraphente Ruderalpflanzen fehlen weitgehend oder kommen nur in wenigen Prozentanteilen einer Gesamtfläche vor. LBV 2002 München blüht 214 Tab. 18: Beurteilung des empfehlenswerten Mahdregimes einer Grünfläche anhand des Aussehens in der zweiten Maihälfte Bei den Schnittzeitpunkten bedeuten A= Anfang M = Mitte E = Ende eines Monats; V= Mai; VI = Juni; VII = Juli; IX = September; X = Oktober. Aussehen des Bestands dominante Leitarten (Auswahl!) jährliche SchnittSchnittzahl höhe ungefähre Schnittzeitpunkte 3 4 cm E V-A VI; M-E VII; E IX- A X (mäßiger) Blütenreichtum Goldhafer, Wolliges Ho- 2 und nur mittelhoher niggras, Sauer-Ampfer, Aufwuchs Wiesen-Margerite 8 cm E VI; M IX-M X Blütenreichtum und lückiger Flaumhafer, Frühlings- 1 Bestand Segge; Feld-Hainsimse, 8 cm E VII- A IX Dominanz von Klappertopf- Zottiger und/oder arten (Deckung über 50%) Kleiner Klappertopf 2 6-8 cm Bereiche mit mäßiger Dek- Stumpfblättr. Ampfer kung von Störzeigern/ eu- Acker-Kratzdistel traphenten Ruderalarten Acker-Winde 2-3 Geringer Blühaspekt, Glatthafer, Knauelgras, dichter und hoher Aufwuchs Stumpfblättr. Ampfer, von Gräsern Wiesen-Kerbel 6-8 cm M VI; M IX- M X M VI; (E VII); A-M IX In Zweifelsfällen ist in Blumenwiesen zur Entscheidung über ein- oder zweimaligen jährlichen Schnitt eine nochmalige Beurteilung Mitte Juni vorzunehmen und das Vorhandensein von Leitarten der Magerwiesen in ausreichender Deckung zu überprüfen. Wenn solche Arten weniger als 25% Deckung einnehmen, ist eine zweimalige Mahd durchzuführen. Eine Grünfläche ist generell nur dann zu mähen, „wenn etwas zu holen ist“ (BURRI 2001, mdl.), schon aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Sollte beispielsweise in einer mäßig nährstoffreichen Blumenwiese durch lang andauernde sommerliche Trockenheit nach dem ersten Schnitt bis zum Herbst nur noch sehr wenig Phytomasse aufwachsen, kann auf eine zweite Mahd im Herbst verzichtet werden. Widersinnig ist nach diesem Grundsatz auch die wiederholte Mahd nährstoffarmer Blumenrasen oder von Moosrasen mit extrem niedriger Phytomassebildung. Das Schnittgut von Wiesen soll nach der Mahd 2-5 Tage zum Trocknen liegen bleiben (außer bei Dauerregen) und dabei mindestens einmal gewendet werden, wodurch das Volumen und Gewicht merklich abnimmt. Danach soll das zu Streifen zusammengerechte Schnittgut vollständig aufgeladen und von Ladefahrzeugen mit möglichst geringem Auflagedruck auf den Boden wegbefördert werden. 4) Vergleichsweise wenige unter bestimmten Bedingungen konkurrenzfähige Pflanzenarten können im Grünland von der Mehrzahl der Passanten optisch als störend empfunden werden und sollten zur Aufrechterhaltung eines positiven Images von Blumenwiesen im allgemeinen in städtischen Grünflächen durch ein angepaßtes Pflegeregime zurückgedrängt werden: 4a) Der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) kommt meist nur lokal begrenzt in höherer Deckung an Stellen vor, die einer stärkeren Trittbelastung ausgesetzt bzw. häufig von Hunden aufgesucht werden. Zur Verhinderung einer weiteren Verbreitung ist ein rechtzeitiges Abschneiden der nach einer Mahd immer wieder aufwachsenden Blütentriebe zu Beginn der Blüte empfehlenswert, ansonsten hilft nur Ausstechen der Einzelpflanzen (WOLF 1996; BURRI 2001, mdl.). LBV 2002 München blüht 215 4b) Im Hoch- bis Spätsommer blühende, auf manchen ruderalisierten Wiesen und Säumen expansive Hochstauden wie z.B. Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense) und Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) verlieren durch eine Sommermahd ungefähr zu Beginn ihrer Blütezeit erheblich an Vitalität. 4c) Ein- und zweijährige Arten nehmen in den Folgejahren deutlich an Deckung ab, wenn sie während der Blütezeit geschnitten und weitgehend am Aussamen gehindert werden. In Halbfettwiesen können die zur Dominanzbildung befähigten, ihrer N-Zahl von 3 bzw. 2 nach eigentlich als Magerkeitszeiger einzustufenden Halbschmarotzer Zottiger oder Kleiner Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus bzw. minor) eine Sonderbehandlung erfordern, nämlich eine erste Mahd bereits MItte Juni (BOSSHARD 2000; BURRI 2001, mdl). 4d) Von den Neophyten sollte die Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum), welche wegen ihrer phototoxischen Wirkung eine potentielle Gefährdung für Parkbesucher darstellt, zumindest in städtischen Grünanlagen rigoros bekämpft werden. Bereits ein unabsichtlicher Hautkontakt kann in Kombination mit Tageslicht schmerzhafte Verbrennungen zweiten oder dritten Grades verursachen. Die Bekämpfung der Herkulesstaude ist wegen der enormen vegetativen und generativen Regenerationsfähigkeit vergleichsweise aufwändig, auch mehrmaliges Abmähen der Blätter bringt wenig Erfolg. Am besten bewährt hat sich ein 15 cm tiefes Ausstechen des Wurzelstocks jeder Einzelpflanze im Herbst bis Oktober oder im Frühjahr bis April sowie eine maschinelle Mahd während der Blütezeit im Sommer vor jeglichem Samenansatz, welche in der Folge alle 3-4 Wochen zu wiederholen ist. Das Schnittgut ist sogleich zu beseitigen (WOLFF-STRAUB 1998). Derzeit beschränken sich die möglicherweise über mehrere Jahre notwendigen Maßnahmen noch auf relativ begrenzte Flächen im Olympiapark und im Waldfriedhof. 4e) Eine hohe Deckung des Weiß-Klees (Trifolium repens) kann die Entwicklung einer ästhetisch ansprechenden Blumenwiese stark einschränken. Diese nach einer Auswertung von KRAUSE (1998) allerhäufigste Wildpflanzenart in Deutschland läßt sich nur schwer zurückdrängen, zumal wenn eine Fläche häufig betreten wird. Am ehesten kann sie ein später erster Schnitttermin im Sommer und eine nur zweimalige Mahd auch vergleichsweise nährstoffreicher Flächen in ihrer Vitalität schwächen (BURRI 2001, mdl). 8.3.2 Pflegeempfehlung für Säume und Staudenfluren 2-3 m breite Streifen um alle Gehölzpflanzungen und von hochwüchsigen Stauden dominierte Bestände an Böschungen sollen im allgemeinen den ganzen Sommer über bis wenigstens Mitte September ungemäht bleiben, wie im Leitbild I dargestellt ist. Als Richtlinie für Säume gilt eine einmalige jährliche Mahd, der Schnitttermin richtet sich nach der Artenzusammensetzung. Eine Beurteilung ist sowohl im Frühjahr (April) als auch im Sommer (Ende Juni bis Mitte Juli) vorzunehmen. Zusätzlich zur Mahd ist am Rand von Gebüschen oder Strauchbewuchs im Abstand von 2-3 Jahren ein kräftiger Rückschnitt der Gehölze im Winterhalbjahr erforderlich, damit der Krautsaum als solcher erhalten bleibt. Die Maßnahme wird idealerweise im Zusammenhang mit einer für notwendig gehaltenen Auslichtung der Gebüsche durchgeführt. 1) Ein Großteil der mäßig nährstoffreichen oder in Grünanlagen kaum vorhandenen nährstoffarmen Säume soll den Winter über stehen bleiben und erst im Frühjahr Mitte bis Ende März in einer Höhe von 8-10 cm über dem Boden gemäht werden (entsprechend WOLF 1996). Obligatorische Leitarten (mit zum Teil dekorativen Fruchtständen) für diese Pflegepraxis sind: Wald-Zwenke, Königskerzen/alle Arten, Tüpfel-Johanniskraut, Nachtkerze, Natternkopf, Wilde Möhre, Weg-Distel, Odermennig LBV 2002 München blüht 216 2) Für Saumabschnitte mit Vorkommen von Frühlingsgeophyten ist generell der Herbst (Mitte September bis Mitte Oktober) als Schnitttermin zu wählen. Obligatorische Leitarten dafür sind: Hohler Lerchensporn, Busch-Windröschen, Scharbockskraut, Schneeglanz, Blaustern, Krokus, Hohe Schlüsselblume, Lungenkraut Nickendes Perlgras, Kleinseggen (z.B. die relativ häufige Wald-Segge) 3) Im Sommer relativ blütenreiche Hochstaudenfluren auf eher feuchten Standorten können wahlweise im Herbst (Mitte September bis Ende Oktober) oder im Frühjahr (Mitte bis Ende März) in einer Schnitthöhe von 8-10 cm über dem Boden gemäht werden, entweder jährlich oder im zweijährigen Abstand. Leitarten für feuchte Hochstaudenfluren sind: Dominanz bzw. hohe Deckung der hochwüchsigen Kräuter Mädesüß, Zottiges Weidenröschen, Roß-Minze, Wasserdost, Sumpf-Kratzdistel Vorkommen von Großseggen, Waldsimse, Großbinsen, Rasen-Schmiele weitgehendes Fehlen von Nitrophyten, Neophyten bzw. Ruderalarten, die unter Punkt 8) aufgeführt sind (Deckung dieser Arten unter 10%) 4) Nitrophytische Hochstaudenfluren auf eher feuchten Standorten sollen alljährlich in einer Schnitthöhe von 4-5 cm über dem Boden gemäht werden. Zeitpunkt und Häufigkeit orientieren sich am Deckungsgrad folgender Nährstoffzeiger bzw. Neophyten: Große Brennnessel, Zaun-Winde, Bärenklau, Kletten-Labkraut, Kanadische Goldrute, Indisches Springkraut, Herkulesstaude (Sonderbehandlung gemäß Punkt 4d), Rohr-Glanzgras 4a) Wenn die genannten Leitarten eine Deckung von 10-25% einnehmen, empfielt sich ein Spätsommerschnitt von Mitte August bis Anfang September. 4b) Bei einer Deckung der Leitarten über 25% sind wenigstens zwei Jahre lang zwei Aushagerungsschnitte, von Ende Juni bis Anfang Juli und von Ende September bis Mitte Oktober durchzuführen und anschließend eine erneute Beurteilung des Pflegebedarfs vorzunehmen. 5) Besonders nährstoffreiche, aufwuchsstarke Krautsäume ohne sommerlichen Blühaspekt auf mittleren Standorten können abschnittsweise im Sommer von Ende Juni bis Mitte Juli und bedarfsweise wieder im darauf folgenden Frühjahr mit möglichst tiefer Schnitthöhe von 4-5 cm über dem Boden gemäht werden. Ausschlaggebend ist eine hohe Deckung folgender Leitarten über 50%: Große Brennnessel, Stumpfblättriger Ampfer, Knoblauchsrauke, Bärenklau, Giersch Das Schnittgut erst spät im Jahr oder auch im Frühjahr gemähter Bestände enthält im allgemeinen einen erheblich Anteil bereits welker oder verdorrter Sprossteile und kaum noch unausgereifte bzw. nicht ausgefallene Samen, so daß es in aller Regel am Folgetag abtransportiert werden kann. Keinesfalls soll Schnittgut den Winter über liegen bleiben. Bei einer Frühjahrsmahd soll auch noch nicht zersetztes Laub aus dem Bestand zusammen mit dem dürren Schnittgut und ggf. Müll entfernt werden, damit eine Nährstoffanreicherung möglichst vermieden wird. Als Mähgerät für Langgraswiesen, Staudenfluren und Säume sollen generell DoppelmesserMähbalken eingesetzt werden, sowohl aus ökonomischen Gründen als auch wegen des niedrigen Energieverbrauchs und der vergleichsweise leichten Handhabbarkeit und auch wegen der vergleichsweise geringen Tötungs- und Verletzungsrate von Kleintieren (vgl. OPPERMANN & CLASSEN 1998). Bereits lagernde Bestände werden bei hoher Schnitteinstellung meist unzureichend erfaßt, so daß eine allmähliche Eutrophierung und Ruderalisierung zu beobachten ist, erkennbar am dichteren Bewuchs mit kriechenden bzw. klimmenden Pflanzenarten und an zunehmender Blütenarmut (s. Fotos 21 und 30). In solchen Fällen empfiehlt sich innerhalb der nächsten zwei Wochen ein zweiter Mähdurchgang mit tieferer Schnitteinstellung von 5-6 cm. LBV 2002 München blüht 217 LBV 2002 München blüht 218 Literaturverzeichnis ANONYMUS (1989): Bahn & Herbizide - wo die fährt, wächst nichts mehr.- Fairkehr, Ztschr. des Verkehrsclubs der Bundesrepublik Deutschland VCD e.V. (6): 20, Bonn. Baureferat Gartenbau der Landeshauptstadt München (= Gartenbaureferat 2002): Beschluss der Empfehlung Nr. 166 des Bezirksausschusses des Stadtbezirks 9 Neuhausen-Nymphenburg vom 19.2.2002, unveröff. Protokoll. Bayerischer Landesverband für Gartenbau und Landschaftspflege e.V. (2001): Merkblatt Rasen und Blumenwiese, München, 4 S. Bayerische Rückversicherung AG (1983): Die Besitzergreifung des Rasens.- Verlag Georg D.W. Callwey, München, 160 S. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (= StMLU 1993): Rote Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen Bayerns (Kurzfassung).- München, 66 S. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (= StMLU 1995): Lebensraum Blumenwiese.- München, 19 S. 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