Thomas Ebendorfer von Haselbach 1388-1464

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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
1. Definition der Urgeschichte und der Frühgeschichte?
Die Urgeschichte ist der älteste Abschnitt der Menschheitsgeschichte (davor: Urzeit).
Keine historische Epoche, sondern jener Zeitabschnitt (der Menschheitsgeschichte), der
ausschließlich durch archäologische Quellen rekonstruiert werden kann => „schriftlose Zeit“
(Paläolithikum bis römische Kaiserzeit).
Dauer: 800.000-0 in Ö und Mitteleuropa
Die Frühgeschichte ist jener Abschnitt der Menschheitsgeschichte, der durch archäologische und
schriftliche Quellen gleichwertig rekonstruiert wird => Vorliegen indirekter schriftlicher Quellen =>
Völker, die über ihre Nachbarn berichten (z.B. Römer über Germanen).
2. Beginn und Ende der Ur- und Frühgeschichte?
Beginn der Urgeschichte
 Erstes Auftreten des Menschen (Artefakte wie Faustkeil oder Chopping tools)
 Problem der Definition Mensch: Selbstbewusstsein, Identität, Werkzeuggebrauch, Sprache,
Feuergebrauch => Aufgabe der Anthropologie, Humanbiologie, Primatologie
 Repolusthöhle bei Frohnleiten (Stmk.): älteste Hinterlassenschaften des Menschen in
Österreich: rund 260.000 Jahre alte Steinwerkzeuge, Feuerstellen und Tierknochen.
Mittelpaläolithikum (Mousterien)
 Vormenschen:
 Ardipithecus ramidus 4,4 Jmill
 Australopithecus anamensis 4,2 – 3,9 Jmill
 Australopithecus afarensis 4 - 3 Jmill (Lucy)
 Frühmenschen:
 Homo rudolfensis > 2 Jmill
 Homo habilis 2 - 1,5 Jmill
 erste Steinwerkzeuge: ~ 2,5 Jmill
Ende der Urgeschichte/ Beginn der Frühgeschichte
 Übergang fließend
 In unserem Raum um Christi Geburt/ ~15 v. Chr. (röm. Okkupation, Annexion des Regnum
Noricum, Aufkommen der Schrift => Beginn der Alten Geschichte)
 Je weiter nördlich, desto später der Übergang von Ur- zu Frühgeschichte
 Frankreich: Gallische Kriege Mitte des 1. Jh. v. Chr.
Ende der Frühgeschichte
 Bei uns: Aufkommen der Babenberger, um 1.000 n. Chr.
 996 n. Chr. => Erwähnung „Ostarrichi“ in der Schenkungsurkunde von Otto III an den Bischof
von Freising
 Im Westen (Deutschland, Frankreich): Aufkommen Karl des Großen
3. Was versteht man unter Mittelalterarchäologie, Neuzeitarchäologie und Historischer
Archäologien?
Mittelalterarchäologie:
Viele Väter, entstand in Deutschland im Zuge des Wiederaufbaues der zerstörten Stadtkerne. Heute
Hilfswissenschaft der Geschichte.
• 1958: einer der ersten Artikel zu mittelalterlichen Keramikfunden stammt von Beninger:
'Erörterungen zur mittelalterlichen Irdenware‚ (MUAG 9, 1958, 1-16) Vorreiter der
Mittelalterarchäologie
•
Daneben führt Hertha Ladenbauer-Orel (Bundesdenkmalamt) Stadtkerngrabungen und
Kirchengrabungen durch
• Fritz Felgenhauer wird durch seinen Gymnasiallehrer für Geschichte H.P. Schad'n zur
archäologischen Untersuchung des mittelalterlichen Hausberges bei Gaiselberg angeregt und
gründet Archiv für Mittelalterarchäologie
• Richard Pittioni gründet Kommission für Mittelalterarchäologie an der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Neuzeitarchäologie:
wurzelt in der 1969 von R. Pittioni eingeführten „Gasthausarchäologie“; es folgten
Rettungsgrabungen in Salzburg und Wien.
- 1989 gründete Konrad Spindler eine dementsprechende Abteilung in Innsbruck.
- 2006 erhält Claudia Theune-Vogt eine Professur – ihr Forschungsschwerpunkt umfasst
neben Mittelalter-archäologie auch die Neuzeitarchäologie (Historische Archäologien).
- Im BC wird ein eigenes Modul Neuzeitarchäologie
Historische Archäologie:
Epochen mit so genannter dichter Überlieferung
Nebeneinander von materiellen archäologischen Quellen und schriftlicher Überlieferung
14./15. Jahrhundert bis in die Gegenwart
Quellengattungen: Schriftquellen, Bildquellen, Oral History
geschichtswissenschaftlichen Methode der Archäologie
4. Was versteht man unter archäologischen Disziplinen?
Disziplinen, die durch Grabung Boden(be)funde hervorbringen. Die historische Erkenntnis erfolgt
mittels Gewinnung und Auswertung von Bodenfunden. Bodenfunde sind Sachüberreste, die durch die
Erhaltungs- und Auffindungssituation geschichtswissenschaftlich verwertbar sind.
Art der Quellengewinnung ist die Grabung. Auch die und Mittelalter- und Neuzeitarchäologie zählen
dazu.
Archäologie – Altertumskunde:



Klassische Archäologie
o Kunstgeschichte der Antike
o Kulturgeschichte der Antike
Archäologien – Methode der Quellengewinnung
o Ausgrabungen (ehemals Spatenwissenschaft, heute Prospektion, Zerstörungsfreie
Methoden, gezielte Schichtgrabungen)
Archäologie – alles was alt ist (nichtwissenschaftlich)
o Antiquitäten, Antiquariat
o Archäologie des Jazz, Archäologie der Strassen
Auswahl verschiedener Archäologien:

Nach Kriterien
o Zeit, Epoche: Mittelalterarchäologie
o Ethnos: Keltologie
o Sache, Gattung: Musikarchäologie
o Umgebung: Unterwasser. Arch.

Nach Methoden der Quellengewinnung
o Prähistorische Archäologie, Klassische Archäologie
o Keltische Archäologie, Provinzialrömische Arch.
o Unterwasserarchäologie, Stadtarchäologie
o Mittelalterarchäologie, Neuzeitarchäologie
o Montanarchäologie, Ethnoarchäologie
o Luftbildarchäologie, Spatial Archaeology
Archäologien nach Grundorientierung:

Sozialarchäologie
o Social archaeology, Gender archaelogy
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




Wirtschaftsarchäologie
o Teil der Wirtschaftsgeschichte oder Wirtschaftsgeographie
 Nomothetisch oder idiographisch
Siedlungsarchäologie
o Hillfort studies
Religionsarchäologie
Landschaftsarchäologie
o Landscape archaeology
Umweltarchäologie
o Enviromental archaeology
5. Was sind idiographische Wissenschaften?
Idios: Eigentümlichkeit
z.B. Kunstgeschichte, UFG, Geschichte, Geologie, Paläontologie
Geisteswissenschaften
Ziel ist das Finden, Beschreiben, Erklären und Deuten einmalig auftretender Ereignisse oder
Erscheinungen.
Idiographische Disziplinen erstellen Thesen. Diese werden begründet, es entsteht eine
Hypothese (nicht nachweisbar!) diese beruht auf Quellen.
Neue Quellen verifizieren/ falsifizieren die Hypothesen.
These wird durch Beobachtung und Bestätigung zur Hypothese, wird aber nie ein Gesetz und daher
nicht beweisbar.
Idiographische Wissenschaften formulieren über die Erforschung ihrer Objekte Hypothesen und
Thesen und nähern sich damit der wahrscheinlichen Realität eines zu untersuchenden Phänomens
an. Ihre Ergebnisse müssen falsifiziert oder verifiziert werden können. Sie formulieren keine Gesetze,
ihre Ergebnisse sind nicht im Experiment überprüfbar, wenn auch unter gewissen Umständen
wiederholbar.
Einmalige Phänomene können nicht bewiesen werden => die Ergebnisse der Auswertung sind nur
Hypothesen => Kontrolle nur durch neue Quellen => Verifikation/ Falsifikation
Es wird nichts bewiesen, die Wahrscheinlichkeit wird lediglich erhöht!
z.B.
Evolutionsbiologie: Entwicklung einer speziellen Art
Geologie: Entwicklung der Erde (gegenüber anderen Planeten)
6. Was sind nomothetische Wissenschaften?
Nomos: Gesetz
z.B. Physik, Chemie, Biologie,...
Exakte Wissenschaften, Normwissenschaften
Naturwissenschaften, die das Ziel haben Gesetzmäßigkeiten zu finden, die dann einzelne
Sachverhalte erklärbar machen und Gesetzesbehauptungen aufstellen und prüfen, um verlässliche
Gesetzesaussagen zu gewinnen
 Gesetze werden verwendet (Erklärung speziellerer Gesetze und einzelner Sachverhalte)
 bestehende Gesetze werden geprüft
 neue Gesetzesaussagen werden entwickelt
Hypothesen und Beweise werden durch Experimente überprüft => Gesetzmäßigkeiten sind
experimentell nachvollziehbar/ wiederholbar
Es gibt nomothetische Geisteswissenschaften wie Logik und Ethik.
Nomothetische Wissenschaften sind Wissenschaften, die nach Gesetzen und Regeln suchen. Ihre
Ergebnisse werden nach dem Zutreffen von formulierten Gesetzen und Regeln im Experiment gültig
und bewiesen. Ergebnisse der nomothetischen Wissenschaften sind beliebig oft im Experiment
wiederholbar. Die Experimente zeigen dabei immer bzw. weitgehend das gleiche Ergebnis.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
7. Zur Stellung der Ur- und Frühgeschichte im Stammbaum der Wissenschaften?
GEWI => Anthropologie => Kulturwissenschaften => Geschichtswissenschaften => UFG
Geisteswissenschaften: Individualität des Menschen
Anthropologie: Verhalten des Menschen => Kombination von Wissenschaften, die sich alle ihrerseits
mit dem Menschen befassen
Kulturwissenschaften: verschiedene Kulturen => beschreiben und erklären (vergangene) Kulturen
 Geschichtswissenschaften: vergangene Ereignisse => treffen Aussagen zur Geschichte
anhand von archäologischen und schriftlichen Quellen
Naturwissenschaften:
 exakte NW = nomothetische NW: Physik, Chemie,...
 beschreibende NW = idiographische NW: Geologie, Paläonthologie,...
Geisteswissenschaften:
 GEWI in eigener Sache: Psychologie, Anthropologie, Ethnologie,...
 Normwissenschaften: Logik, Ethik, Ästethik
Kulturwissenschaften:
 Gegenwart: Völkerkunde, Volkskunde, Politologie,...
 Vergangenheit: Geschichtswissenschaften
Allg. Geschichtswissenschaften:
 Archäologische Quellen: Urgeschichte, Klassische und provinzial römische Archäologie
 Schriftquellen: Frühgeschichte, Klassische und provinzial römische Archäologie, Alte
Geschichte, Geschichte
Spezielle Geschichtswissenschaften:
 Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Ägyptologie,...
Definition lt. Frerichs:
Kulturwissenschaften = alle Disziplinen, die irgendeinen Aspekt/ Bereich der menschlichen Kultur
erforschen.
Gegenstand dieser Forschung sind
 menschliches Verhalten
 dessen Bedingungen,
 Resultate und
 Folgen
 Veränderungen und die natürliche Umwelt: Natürliche Prozesse der Umwelt sind Teil
des Erforschungsgebietes, denn: Mensch verändert Umwelt => Umwelt verändert sich
=> das beeinflusst wieder menschliches Verhalten
Naturwissenschaften: Erforschung der ökologischen Zusammenhänge
Kulturwissenschaften benutzen maximal diese nat. wiss. Ergebnisse, regen neue Fragestellungen an
Kulturwissenschaften erforschen menschliches Verhalten, sofern es durch Gruppenregeln
(=Gepflogenheiten, Bräuche, Sitten, Normen, Werte) geprägt und ermöglicht wird
Grund- und Leitfrage der Kulturwissenschaften: Wie werden Gruppenregeln entwickelt, tradiert und
verändert?
UFG gilt als historische Wissenschaft und fällt damit unter die anthropologische, Geistes- und
Kulturwissenschaft, die wiederum Teil der philosophischen Wissenschaften ist. Wegen der zu
nomothetischen unterschiedlichen Forschungsmethode ist sie weitgehend Teil der idiographischen
Wissenschaften. Als Kulturwissenschaft bzw. „Cultural Study“ beschäftigt sie sich mit der Erforschung
des menschlichen Alltagslebens.
Stammbaum:
Philosophie
Geistes- und Kulturwissenschaften
Anthropologie
Historische Wissenschaften
Archäologie
Ur- und Frühgeschichte
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
8. Was sind anthropologische Disziplinen?
Anthropologie = Menschenkunde
Im 19. Jh.: Disziplinen, die sich mit der Erforschung schriftloser Völker beschäftigten:
 Urgeschichte
 Volkskunde
 Ethnologie
 Physische Anthropologie
Heute noch für die UFG als beispielgebende Wissenschaften wichtig (Grundlage war ursprünglich
Konzept der Naturvölker, „kindliche Phase bei Schiller)
Anthropologische Disziplinen sind vereinigt in der „Anthropologische Gesellschaft“ in Wien und Berlin.
Die Anthropologie kann in die Kultur- und Naturwissenschaften unterteilt werden.
Anthropologische Disziplinen heute:



Naturwissenschaftliche Anthropologie/ Humanbiologie: Physische A., Psychische A.,
Konstitutionslehre, Experimentelle A., Angewandte A.
Anthropologie als Integrationswissenschaft: Einzelwissenschaften wie: Soziologie,
Psychologie, Pädagogik, Medizin, Geschichtswissenschaften, Rechtswissenschaften,
Religionswissenschaften
Philosophische Anthropologie: Richtung der Philosophie
Naturvölker, Indianer, Aborigines ein relativ gefährliches Konzept. Europäisch wie
Barbarebvölkermodel der Römer.
Kindliche Phase der Menschheitsgeschichte bei schiller.
Biologisches Model für Geschichte ist oft von totalitären Gedankengut benützt.
Weiters Modell: Wildheit, Barbarentum, Zivilisation, Evolutionskonzept.
Medizin beschäftigt sich mit Menschen die Krank sind, Anthropologie beschäftigt sich mit Menschen
die nicht krank sind. Verschiedene Fragestellungen:
Medizin: Wie kann ich Wege zur Heilung finden
Anthropologie: Wie leben die Menschen und wie funktionieren die Gesellschaften…Z.B.
Genderaspekte
Ur- und Frühgeschichte (Prähistorie) Geschichte der schriftlosen Kulturen
Volks- und Völkerkunde (Ethnologie) Leben der schriftlosen Kulturen
Physische Anthropologie: Mit dem Leben der Völker beschäftigt
Heute noch für Ur,- und Frühgeschichte als „Beispielgebende Wissenschaft“ wichtig.
9. Urgeschichte oder Vorgeschichte (nach Urban)?
Frühmittelalter
Völkerwanderungszeit
Frühgeschichte
Römische Kaiserzeit
Schriftquellen
Eisenzeit
Bronzezeit
Kupferzeit/Spät-neolithikum Absolute
Urgeschichte
Vorgeschichte
Früh-/Mittelneolithikum
Chronologie
Jungpaläo-/Mesolithikum
Relative
Alt-/Mittelpaläolithikum
Chronologie
Urban
- Begriff „Urgeschichte“ erst unter Menghin institutionell fassbar
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Hoernes: Urgeschichte als historische Disziplin, prähistorische Archäologie im Sinne einer
Kunstgeschichte der Urzeit sowie als anthropologisches Fach mit enger Beziehung zur
Anthropologie und Ethnologie
- Auch bei Hoernes Nachfolger Menghin das Verständnis des Faches als Teil der
Gesamtgeschichte
- -> Begriff „Urgeschichte“ im Sinne des frühesten Abschnittes der Menschheitsgeschichte
- Urgeschichte und Vorgeschichte synonym?
- Unterscheidung Ur- Vor- Frühgeschichte erfolgt methodisch (Quellenlage)
- Urgeschichte: Ein Zeitabschnitt, wo es methodisch und technisch möglich ist,
absolutchronologisch fixierbare Quellen auszuwerten, vereinfacht: das Neolithikum, die
Bronze- und Eisenzeit mit kalibrierten Radiokarbondaten und Dendrodaten
- -> Durch absoluten Altersangaben ein direkter Vergleich verschiedener Fundplätze
möglich, die Kulturkontakt, Kulturationsprobleme etc. betreffen, können behandelt werden
- Fragen der Kulturationsprozesse gehören zu den Grundfragen der Urgeschichte
- (Bei Vorgeschichte kein direkter Vergleich der Fundstellen möglich, nur
relativchronologische Daten liegen vor)
Eggers (S. 14): Vorgeschichte:
- „Wissenschaft des Spatens“ (klassische Archäologie gehört dort auch dazu)
- Sammelbegriff für Ur- und Frühgeschichte
10. Über die Anfänge der Archäologie und Urgeschichte in Österreich?
-
Spätmittelalter – erste Anfänge
1. Kuriositätenperiode ab Mitte 15 Jh.: Zufällige Funde werden gesammelt, keine Zuordnung und
Methode
Thomas Ebendorfer v.Haselbach1388-1464 Erster der Archäologische Funde in seinen Werken
erwähnt hat. Ein österreichischer Geschichtsschreiber, Theologe und Diplomat des 15. Jh.
Thomas Ebendorfer von Haselbach 1388-1464
 Historiograph an der Universität Wien
 Einer der ersten Gelehrten, der an Altertümer interessiert war und sie als historische Quelle
verstand
 Erwähnte römische Ziegel vom Michelsberg bei Stockerau
Humanismus – Kreis um Maximilian I. (Renaissance)
 Conrad Celtis, 1459-1508; eigentlich Conrad P(B)ickel, 1497 Professor der Beredsamkeit und
Dichtkunst in Wien, daneben Vorlesungen über Geographie, Geschichte und Mathematik
 Johannes Cuspinian, 1473-1529; Gelehrter und Diplomat, Grab im Stephansdom
 Regiomontanus, 1436-1476
 Georg von Peuerbach, 1423-1461
später
 Carolus Clusius
 eigentlich Konrad P(B)ickel
 1497: Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst in Wien,.Daneben Vorlesungen
über Mathematik, Geographie und Geschichte Hat antike geographische Pläne
rausgegeben.
 (Albrecht Dürer, Die Marter der 10.000Christen (KHM Wien) mit den Freunden Dürer
(r) und Celtis(l).

Johannes Cuspinian,1473 -1529 Grabstein im Stephans-Dom
 Der Wiener Humanist
 Johannes Cuspinian. Gelehrter und Diplomat zur Zeit
 Kaiser Maximilians I. Graz und Köln, Böhlau1959.
 Hat antike Texte editiert die Österreich betreffen

Dr. Wolfgang Lazius, 1514-1565
 edierte erstmals römische Denkmäler von Wien
 regte Gesamtaufnahme der antiken Münzen an
 Biographie:
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
studierte in Ingolstadt die Artes und erlangte 1538 den Dr. med.
Leibarzt Kaiser Ferdinands I.
1546 Professor an der Wiener Medizinischen Fakultät
1560 Direktor
1563 landesfürstlicher Superintendent
Bedeutender Histograph: Geschichte Wiens („Vienna Austriae“), Werk über
die Völkerwanderung („De gentium aliquot migrationibus“), Kartograph
(Bayern, Österreich, Ungarn, Griechenland)
1561: 1. gedruckter Atlas Österreichs
Gründung des Antiquariums im schloss Ambras in Tirol
1502 „Jüngling von Helenenberg“ heute Magdalenenberg in Kärnten.
Erste Lapidarien wurden angeregt, Antiquarium im Schloss Ambras (Tirol), „Jüngling vom
Helenenberg“, heute Magdalensberg in Kärnten, 1502
Barock
 Johann Dominikus Prunner, Ausgrabungen am Kärntner Zollfeld
 Maximilian III. ließ Ausgrabungen in Carnuntum durchführen
 Im 18. Jh. entstand aus verschiedenen Sammlungen das Münz- und Antikenkabinett
Johann Joseph Hilarius Eckhel
Jesuit, Begründer der wissenschaftlichen Numismatik in Österreich
 1774: Leiter der antiken Sammlung, des antiken Münzkabinetts
 1775: Professor der Altertümer und historischen Hilfsmittel an der Uni Wien
2. Hälfte 18. Jh., Anfang 19. Jh.
Ab Mitte des 18 Jh.: Sammeln archäologischer Funde, z.B.
 Franz Steinkogler in Hallstatt, prähistorische und römische Relikte, im Mathematischen Thurm
des Stiftes Kremsmünster erhalten
 Gründung von Landesmuseen:
1811: Joanneum in Graz
1823: Ferdinandeum in Innsbruck
1833: heutiges Oberösterreichisches Landesmuseum
 Gründung von wissenschaftl. Vereinen:
1843: Geschichtsverein für Kärnten (Durchführung der Grabungen auf dem Magdalensberg)
Beginn der wissenschaftlichen Periode der Archäologie Österreichs
 Johann Gabriel Seidl
 k. u. k. Münz- und Antikenkabinett
 1840: Begann mit der Zusammenstellung aller gemeldeten Fundberichten und deren
Veröffentlichung
 damit erfolgte der Schritt zur wissenschaftlichen Periode der Archäologie Österreichs
Institutionen der Klassischen Archäologie
 Lehrkanzeln an der Uni Wien
Alexander Conze, 1869 Lehrkanzel für Klassische Archäologie
Otto Hirschfeld, Lehrkanzel für römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik
 1876: beide gründen das Archäologisch-epigraphische Seminar
 1889: Gründung der Archäologisch-philologischen Gesellschaft an der Uni Wien, heute
Eranos Vindobonensis
 (1895: Gründung der klassischen archäologischen Institute in Graz, Salzburg und Innsbruck)
 1897: Einrichtung der „Kommission zur Erforschung des römischen Limes“, in der Akademie
der Wissenschaften auf Antrag von Friedrich Kenner
 1898: Otto Benndorf: Gründung des Österreichischen Archäologischen Instituts
11. Beginn der Urgeschichtsforschung im 19. Jh.?
Die Erforschung der Urgeschichte setzte etwas später ein, als die Archäologie.
Die Anfänge der Urgeschichtsforschung lagen nach Moritz Hoernes um 1860, allerdings nicht auf
universitären Boden. Er nennt zwei Namen:
 Eduard Freiherr von Sacken (Theoretiker): Monographie zum Gräberfeld Hallstatt (wertet nicht
nur Funde sondern auch Befunde aus)
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)

Ferdinand Ritter von Hochstetter (Praktiker): gründet 1878 die prähistorische Commission in
kaiserlicher Akadamie der Wissenschaften (wurde ihr erster Obmann); Urgeschichte
Volkskunde, Ethnologie, Anthropologie; war naturwissenschaftlicher Lehrer des Kronprinzen;
gründete das NHM und war dessen erster Direktor; 1889: Prähistorische Sammlung im k.k.
naturhistorischen Hofmuseums im Rahmen der Anthropologisch-ethnographischen Abteilung
gezeigt (heute P.A., im NHM Wien)
1870 wurde unter der Federführung von Ferdinand Freiherr von Adrian-Werbung die
Anthropologische Gesellschaft in Wien gegründet.
Hallstatt:


Johann Georg Ramsauer (1795 – 1875) beginnt mit der Ausgrabung
Dokumentation durch Eduard Freiherr von Sacken und Friedrich Hochstetter:
Auswertung der Funde und Befunde
Die Urgeschichtsforschung ist noch keine eigene Wissenschaft sondern wächst im Laufe der Zeit aus
der Volks- und Völkerkunde und der Anthropologie heraus. Die Archäologie an sich entwickelt sich
aus dem Fachbereich der Geologie.
 1870: Gründung der anthropologischen Gesellschaft in Wien
 1878: Gründung der prähistorischen Commission der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften (Obmann: Ferdinand Hochstetter)
 1889: wird die prähistorische Sammlung im Naturhistorischen Museum im Rahmen der
Anthropologisch-ethnographischen Abteilung eröffnet
 Dr. Mathäus MUCH (1832 – 1909): Rolle ähnlich Schliemanns, Anhänger Schönerers,
großdt., germanophil, antisemitisch bereitet pseudowissenschaftlich die Vorstellungen
von einer nordischen Herrenrasse vor. Sammler (Grundstock der UFG-Sammlung),
Denkmalpflege, Öffentlichkeitsarbeit, Nö. Landesmuseum
o 1875: Conservator
o 1877: Mitglied der Central-Commission
 Moritz HOERNES (1852 – 1917): = 1. Professoren-Generation. Hat 3
Forschungsansätze: UG = Prähistorische Kunstgeschichte, Anthropologische und
historische Disziplin. Werk: „Urgeschichte des Menschen“
o 1893: Dozent f. prähistorische Archäologie
o 1911: 1. Professur für prähistorische Archäologie im deutschsprachigen Raum
o 1918: Gründung des prähistorischen Instituts
Dr. Matthäus Much, 1832-1909.Der Nestor der Urgeschichte Österreichs? Wohl eher nicht. Besser, in
seiner Zweideutigkeit: .Der Schliemann Niederösterreichs.(J. Szombathy, anlässlich einer Laudation
Friedrich Simony Erforscher des Dachsteins
1. Publikation von Hallstatt Lehrer von Matthäus Much, erregte Interesse für Prähistorie
Frühgeschichte
 Eduard Benninger (germanophil!) habilitierte sich 1940 erstmals für ein frühgeschichtliches
Fach
 1952 habilitiert sich Herbert Mitscha von Märheim, Frühgeschichte wurde nicht als
eigenständiger Fachbereich verstanden => umständliche Umschreibung der venia legendi
„Nichtrömische Archäologie des 1. Jahrtausend in Mitteleuropa“
 Herwig Friesinger folgt 1978 Richard Pittioni (= 4. Professoren-Generation)
 Falko Daim und Erik Szameit
Mittelalterarchäologie
 Entstanden in Deutschland nach dem 2. WK, mit dem Wiederaufbau zerstörter Stadtkerne
 Eduard Beninger: Vorreiter der Mittelalterarchäologie, schreibt 1958 einen der ersten Artikel
über Mittelalterliche Keramikfunde
 Hertha Ladenbauer-Orel: Stadtkern und Kirchengrabungen
 Fritz Felgenhauer gründet das Archiv für Mittelalterarchäologie (führte Grabungen am
Gaiselberg durch)
 Richard Pittioni gründet die Komission für Mittelalterarchäologie in der Akademie der
Wissenschaften
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Neuzeitarchäologie
 Wurzeln in der „Gasthausarchäologie“, entwickelt 1969 von Richard Pittioni
 1989 gründet Konrad Spinder die Abteilung für Neuzeitarchäologie in Innsbruck
Urgeschichte in Wien während der NS Zeit
 Oswald Menghin (vgl. Frage 16)
 Kurt Willvonseder: 1937 habilitiert in Wien. Leiter der Bodendenkmalpflege (heute BDA). SS
Beitritt 1938, engagiertes Mitglied: Oberstrumführer, Informant von Sievers, dem
Geschäftsfrührer des SS-Ahnenerbes. 1943: Professor für Urgeschichte des Menschen. Nach
1945 begnadigt. 1945 Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum. 1967 a.o.
Professor an der Uni Salzburg. 1968: nach seinem Tod hält die Salzburger Landesmitute
Gedenkminute ab
 Eduard Benninger: illegales NSDAP Mitglied. Landesleiter im Reichsbund für Deutsche
Vorgeschichte (unterstand dem Amt Rosenberg). 1938 Leiter der P.A. im NHM Wien.
Hauptwerke handeln von Germanen. 1940: Dozent für „germanische Ur- und Frühgeschichte“
=> hielt aber keine Vorlesungen, weil 1940 einberufen als Adjutant des Stadthauptmannes
von Wien. 1944 Ortskommandant von Michalovce/ Slowakei. Nach 1945: dreijährige Haft
wegen „Verletzung der Menschenwürde“. Bekam 1957 den Doktortitel zurück und bezog ab
1958 wieder Pension.
 Weitere Namen: F. Hančar, Chr. Peschek, beides Dozenten am urgeschichtlichen Institut,
beide NSDAP Mitglieder. Hančar las in Wien weiter bis 1967, Peschek ab 1946 in Göttingen
und dann in Würzburg
1. Professoren Generation: Moritz Hoernes
2. Professoren Generation: Oswald Menghin
3. Professoren Generation: Richard Pittioni
4. Professoren Generation: Herwig Friesinger
12. Die Bedeutung von Mathäus Much und Moritz Hoernes?
Much und Hoernes repräsentieren die beiden Wurzeln, aus denen die Urgeschichte der zweiten Hälfte
des 19. Jh. in Österreich entstanden ist. Sie waren nicht nur Vertreter unterschiedlicher
Forschungsrichtungen, sondern spiegelten auch die Spannweite der politischen Weltanschauungen
im bürgerlichen Lager wider. Hoernes prägte die anthropologischen-naturwissenschaftlichen
Disziplinen, Much eher die sprachkundlich-(indo)germanischen Richtungen.
Der naturwissenschaftlich aufgeschlossene tolerante Hoernes einerseits und der germanophile,
großdeutsche Much andererseits, waren kennzeichnende Vertreter der Wiener Kulturlandschaft um
die Jahrhundertwende.
Matthäus Much (1832-1909)
war eher nicht der Nestor der Urgeschichte Österreichs, sondern eher der Schliemann
Niederösterreichs. Stammte aus Niederösterreich, studierte Jura, erhielt später seine Dozentur für
Prähistorische Archäologie, sammelte Mineralien und Versteinerungen und fertigte auf seinen
Wanderungen naturwissenschaftliche Landschaftszeichnungen. Heirat machte ihn finanziell
unabhängig. Beschäftigte sich besonders mit den Werken von Charles Darwin und Jakob Grimm.
Sammel- und Grabungstätigkeit nahm immer größere Ausmaße an, führte zahlreiche Schürfungen
und Ausgrabungen durch und wurde Mitglied bei mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften (1870
Anthropologische Gesellschaft in Wien, Mitglied der k.k. Central-Commission zur Erforschung und
Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale). Setzte sich für die Gründung eines NÖ
Landesmuseums ein und bemühte sich um die Einbindung der Urgeschichte in den Lehrplan der
Schulen. Einen bleibenden Wert bildet seine umfangreiche Sammlung.
Erforschte zahlreiche Tumuli in NÖ, oftmals als erster führte er erfolgreiche Suchschnitte in
prähistorischen Wehr- bzw. Wallanlagen durch. Von überregionaler Bedeutung waren Muchs
„Pfahlbau-Untersuchungen“ im Salzkammergut, insbesondere im Mondsee. Vorschlag, zwischen dem
Neolithikum und der Bronzezeit eine eigenständige Kupferzeit herauszuarbeiten.
Much propagierte im 19. Jh. die Vorherrschaft der Nordischen Rasse bzw. der Arier. Er war zumindest
in Ö einer der ersten, der anhand archäologischer bzw. urgeschichtlicher Quellen den Nachweis für
derartige Vorstellungen zu erbringen versuchte und seine Ideen wurden unter anderem von Georg
Ritter von Schönerer, dem Urvater der großdeutschen, nationalen und rassenantisemitischen
rechtsradikalen Bewegungen in Österreich aufgenommen und weit verbreitet.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Gestaltete Rollbilder für den Unterricht, schrieb einen Kunsthistorischen Atlas, seine Sammlung von
unserem Institut nach seinem Tod angekauft und veröffentlichte zahlreiche Publikationen.
Moritz Hoernes (1852-1917)
war der erste Dissertant in Klassischer Archäologie in Wien. Wirkte im Nationalhistorischen Museum
Wien bzw. der Anthropologischen Gesellschaft und habilitierte sich 1893 an der Uni Wien als erster für
„Prähistorische Archäologie“ (war damals noch Teil der Geographie) und bekam den ersten Lehrstuhl
für „Urgeschichte des Menschen“ im deutschsprachigen Raum zugesprochen (1899 Extraordinarius,
1911 Ordinarius). Hoernes hatte 3 Forschungsansätze: 1. die Urgeschichte als historische Disziplin, 2.
als prähistorische Archäologie im Sinne einer Kunstgeschichte der Urzeit und 3. als anthropologisches
Fach mit enger Beziehung zur Anthropologie und zur Ethnologie. Knapp erlebte er noch die Gründung
des Prähistorischen Institutes.
Hoernes war Vertreter einer monogenetischen Auffassung, er baut seine Kulturgeschichte auf „die
Einheit und Gleichheit der menschlichen Art“ auf. Er unterscheidet jedoch auch zwischen „niedrig
stehenden Naturvölkern“ und höher stehenden „europäischen Rassen“ (das ist jedoch aus der
gängigen Auffassung seiner Zeit heraus zu sehen!) er schätzte Much wenig.
13. Die Bedeutung von Oswald Menghin als Prähistoriker und Politiker?
Oswald Menghin, 1888-1973
Kam 1906 zum Studium von Tirol nach Wien. Diverse national katholische Prägungen. Seit 1918
Professur für die Urgeschichte der Menschen, Mitglied in der „Leo-Gesellschaft“ (Verein zur
Förderung von Wissenschaft und Kunst auf christlicher Grundlage) und der „Deutschen
Gemeinschaft“ (deckte den Geheimbund „Die Burg“)
1924 nannte man ihn Hakenkreuzprofessor (Disziplinarverfahren und 3 jähriger Entzug der venia).
Hauptwerk, 1931: „Weltgeschichte der Steinzeit“, opus magnus, seinem väterlichen Freund Rudolf
Much gewidmet, distanziert sich dabei aber von der sogenannten anthropologischen Methode seines
Lehrers Hoernes.
Menghins Vorträge: 1933 „Geist und Blut“ (rassistisch, antisemitisch, Nationalkatholisch), 1936
„Reden als Rektor“ (wenig beachtet)
Politisch aktiv: 1936-37 in der Wiener „Vaterländischen Front“ (Organisation der Christlich-sozialen
Partei). Versuchte, die in Ö verbotene Nationalsozialistische Partei wieder zu legalisieren. War aber
auch Dichter und Vorbild einer Romanfigur. Wurde 1935 zum Rektor gewählt. Für kurze Zeit im Jahr
1938 Unterrichtsminister im Kabinett Seyß-Inquart. Er führte darauf hin eine große „Säuberung der
Universität“ durch, in der er zahlreiche jüdische Studenten und Lehrkörper der Universität verwies
(Folgen bis heute spürbar, da dann nur zweitklassige Professoren angestellt wurden). wurde erst 1940
Parteimitglied nachdem er erstmals wegen seiner starken katholischen Beziehungen abgelehnt
wurde. Kam nach dem Krieg auf die „1. Kriegsverbrecherliste“, wurde jedoch nicht angeklagt, sondern
kam in amerikanische Internierungslager, wo er Vorträge hielt. 1948 gelang ihm über Italien die Flucht
nach Argentinien (Professor), 1956 wurde sein Verfahren eingestellt. 1958 erhielt er eine Festschrift
(„Der Schlern“), und war ab 1959 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften. Er starb 1973 in Argentinien.
14. Die Bedeutung von Richard Pittioni für die Urgeschichtsforschung Österreichs?
Richard Pittioni, 1906 – 1985
1932: Habilitation für „prähistorische Archäologie“, gründete das römische Museum in Wien und das
heutige Burgenländische Landesmuseum. Musste im März 1938 unter der Ministerschaft seines
Lehrers Menghin die Venia legendi zurücklegen. 1946 a.o. Professor für die Urgeschichte des
Menschen, Vorstand des Urgeschichtlichen Instituts, 1948 Gründung der Fachzeitschrift Archaeologia
Austriaca. 1951 ordentlicher Universitätsprofessor, 1954 Hauptwerk: „Urgeschichte des
österreichischen Raumes“.
Unter der Leitung von Pittioni erhielt das Institut wieder seinen untadeligen Ruf zurück, frei von
nationalistischen, rassistischen und großdeutschen Ideen, den es zur Zeit der Gründung unter Moritz
Hoernes inne hatte. In der „Urgeschichte des Raumes Österreich“ baute er ein teilweise bereits 1937
veröffentlichtes System der Urgeschichte Ö aus; es wurde zuletzt 1980 modifiziert.
Sowohl Oswald Menghin, wie besonders Pittioni waren methodische Fragen ein besonderes Anliegen.
Einen Schwerpunkt bildete dabei die Stellung der Urgeschichte im Stammbaum der Wissenschaften,
die Beziehung zu Nachbarwissenschaften und zu den naturwissenschaftlichen Hilfswissenschaften.
Außerdem erarbeitete Pittioni eine ausgefeilte Terminologie; seine Gesamtgliederung erscheint jedoch
heute zu schematisch.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Richard Pittioni 1906-1985
Schüler von Menghin
1929 zum Dr. Phil.
1929 Universitätsassistent
1932 Habilitation für „Prähistorische Archäologie“
1937 Römisches Museum der Stadt Wien
1938 heutige Burgenländische Landesmuseum
1942-45 Millitärdienst
März 1938 mußte Pittioni unter Ministerschaft seines Lehrers Menghin die Venia Legendi zurück
legen.
1946 ao. Professor für die Urgeschichte des Menschen
Vorstand des Urgeschichtlichen Instituts
1948 Gründung der Fachzeitschrift Archaeologia Austriaca
1951 ordentlicher Universitätsprofessor
1954 Hauptwerk „Urgeschichte des Österreichischen Raumes“
15. Was bedeuten die Begriffe Heuristik, archäologische Quellen, Befunde und Funde?
Heuristik (= Quellenkunde): Die Lehre oder Wissenschaft von historischen Quellen, von Verfahren, um
Probleme zu lösen, sowie gleichzeitig die Anleitung zur Gewinnung neuer Kenntnisse.
Lt. Eggert:
Definition von Geschichtsquellen lt. P. Kirn: „Quellen nennen wir alle Texte, Gegenstände oder
Tatsachen, aus denen Kenntnis über die Vergangenheit gewonnen werden kann.“ Sie werden
unterschieden in:
Tradition: alles, was aus der Absicht entspringt, der Mit- oder Nachwelt Kunde von Geschehenem zu
übermitteln.
Mündliche Tradition
Erzählungen, Sagen, Anekdoten, Sprichwörter, hist. Lieder
Schriftliche Tradition
Urkunden, hist. Inschriften, Genealogien, Kalender, Annalen, Chroniken, Biographien, Memoiren, etc.
Bildliche Tradition
Monumente, hist. Gemälde, topographische Darstellungen, hist. Skulpturen
Überreste: alle restlichen Quellen
Überreste im eigentlichen Sinn (= Überbleibsel)
Körperliche Reste, Sprache, Zustände und Institutionen, Produkte, Geschäftliche Akten (inkl. Briefe
etc.)
Ein und dieselbe Quelle kann auch gleichzeitig Tradition und Überrest sein.
Die UFG ist den traditionellen Geschichtswissenschaften gegenüber dort eingeschränkt, wo es um die
Erforschung schriftloser Kulturen geht. Denn sie verfügt dann nur über einen Teil des gesamten
Spektrums historischer Quellen, nämlich nur die nichtschriftlichen Überreste (und z.T. auch
nichtschriftliche Traditionen).
Archäologische Quellen sind eine umfassende und inhaltlich heterogene Kategorie.
Sie unterscheiden sich von historischen Quellen u.a. in der Art der Quellengewinnung (Grabung).
Kriterium der Schrift: urgeschichtliche bzw. paläohistorische Quellen (schriftlose, nichtschriftliche
Quellen) vs. historische Quellen im engeren Sinn (Schriftquellen)
Archäologische Quellen:
Zu den Quellen der Archäologie/ UFG gehören
Artefakte, die der ur- und frühgeschichtliche Mensch hervorgebracht hat
physische Überreste
alle Relikte, die einst Teil seiner natürlichen (organischen und anorganischen) Umgebung waren
die Tatsache, dass auch die beiden letzten Punkte als Quellen untersucht werden, unterstreicht die
Sonderstellung der UFG-Wissenschaft.
Definition lt. Eggert: „Urgeschichtliche Quellen bestehen aus Funden und Befunden. Sie umfassen
jene nichtschriftlichen Überreste und nichtschriftliche Tradition der Vergangenheit einschließlich ihres
Kontextes, die aufgrund ihrer Beziehung zum einstigen Menschen direkt (z.B. Überreste die auf
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Kulturverhalten zurückgehen) oder indirekt (z.B. Überreste zur Landschaftsrekonstruktion) historische
Erkenntnis zu vermitteln mögen.“
Funde
Alle (archäologisch gewonnenen) Objekte der materiellen Kultur (= sog. Sachgut), als auch kulturelle
und natürliche Materialien. Durch ihre Erhaltungs- und Auffindungssituation können daraus
Erkenntnisse über den ur- und frühgeschichtlichen Menschen und seine bio-physische Umwelt
gewonnen werden. (d.h. sie dienen zur Beantwortung historischer Fragestellungen)
Funde werden geborgen, restauriert, aufbewahrt, wieder bearbeitet...
Artefakte: Steingeräte, Keramikgefäße, Metallfunde, Glas, Münzen,..
Tierknochen
Skelette
Organische Materialien: Holzkohle, Pollen,...
Befunde
Definition lt. F. Felgenhauer: „Alles, was in einer archäologischen Fundsituation zu Erkenntnissen über
die einstige Wirklichkeit führen kann.“
Definition lt. Eggert: „Befund repräsentiert die Gesamtheit historisch aussagefähiger Beobachtungen
in archäologischen Fundsituationen.“
Alle Grabungsbeobachtungen, die den räumlichen Zusammenhang der Funde zueinander
dokumentieren.
In der Praxis ist die Güte des Befundes abhängig von Beobachtungsgabe und Assoziationsfähigkeit,
sowie von empirischer Erfahrung und allgemeiner theoretisch-methodologischer Kompetenz des
Archäologen.
Konkret bedeutet Befund in der Feldpraxis ein wie auch immer beschaffenes, konkret wahrnehmbares
Ensemble aus
Verfärbungen
organischen und anorganischen Einschlüssen
kulturellen und nicht kulturellen Einschlüssen
Schichtbildung und Schichtstörung
Form
Ausdehnung
Textur
Konsistenz
Lage eines Fundes innerhalb einer Grube, Hütte, ...
etwas, dass sich abgrenzen und beschreiben lässt, und von archäologischem Interesse ist
Dokumentation erfolgt über:
Fotos
Pläne
Protokoll
Skizzen
Zeichnungen
Fund und Befund werden heute nicht mehr genau getrennt, sondern bilden Stratifikationseinheiten.
16. Welche Fundarten kennen Sie?
4 Hauptkategorien urgeschichtlicher Quellen:
Grabfunde, Siedlungsfunde, Depot-/Hortfunde, Einzelfunde
sowie: Kultstätten, Werkplätze, Verkehrsmittel und Verkehrseinrichtungen, Felsbilder, weitere
Quellengattungen (Schlachtfelder, Menhire, Moorleichen/Moorfunde, Flussfunde)
a) Geschlossener Fund
Terminus von Oskar Montelius
Voraussetzung für relative Chronologie
► Typenkombination
 Ein Fundkomplex, von dem der Ausgräber mit gutem Grund annehmen kann, dass er in
einem Zuge in die Erde gelangt ist.
zum Beispiel: Grabfund, Töpferofen mit Fehlbrand
Gegenstände sind nicht gleich alt, sondern wurden zur selben Zeit niedergelegt.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
So genanntes „Großmutterstück“
b) Nichtgeschlossener Fund
Gegenteil von geschlossenem Fund
Fundkomplex, der über einen längeren Zeitraum niedergelegt wurde/ nicht gleichzeitig in die Erde
gelangt ist
Abfallgrube
Siedlungsfund
Einzelfund
Gekennzeichnet durch meist fehlenden bzw. nicht erkennbaren funktionalen Kontext
Einzelfund = neutrale Ansprache, meist weil die Fundumstände nicht oder nur unzureichend
dokumentiert sind
Insbesondere unter den Altfunden gibt es eine große Zahl an Einzelfunden
Viele Einzelfunde waren ursprünglich Teil eines Ensembles
Es gibt vereinzelt auch Objekte, die bewusst als Einzelstücke deponiert wurden => „Einstückhorte“
Problem: Trennung zu Depot-/Hortfunden
Wichtig: Fundumstände eingehend untersuchen
Streufund: Fund ohne Befunddokumentation
Oberflächenfund: sog. „Sammlerfunde“ (Fundort unsicher, wissenschaftlich von sehr geringem Wert)
Gräber
Wichtigste und häufigste Quellengruppe der UFG
in der Regel bewusst zusammengesetztes Ensemble
meistens geschlossener Fund (Ausnahme: Mehrfachbelegungen, Nachbestattungen, Hügelgräber,
Nachbringung von Beigaben, ...)
Unterscheidungen:
a) Bestattungsritus
Körperbestattung
Totenhaltung: gestreckt, gehockt (weiters: extremer linker Hocker,...)
„Totenbehältnis“: z.B. Baumsarg, Totenlade, Phitos (~Fass),...
Leichnam: vollständig, unvollständig, ausgewählte Körperteile/ Teilbestattungen
Brandbestattung
mit Leichenbrandgefäß (Urne): mit oder ohne Steinschutz, Dolium, Glockengrab, Brandschüttung (mit
Scheiterhaufenresten)
ohne Leichenbrandgefäß: Brandgrube (mit Scheiterhaufenresten), Knochenlager (nur Leichenbrand),
Bustum (röm. Sitte, Toter wird über Grube verbrannt und dort dann beigesetzt) => oft ist bereits
vergangenes, organisches Gefäß wahrscheinlich)
Ustrine: Verbrennungsplatz auf Brandgräberfeld (muss Leichenbrand enthalten um ihn als solchen
identifizieren zu können)
Birituelle Bestattung:
Mischung aus Körper – und Brandbestattung
b) Bestattungsform
einmalige, gleichzeitige Beisetzung
Einzelbestattung
Doppelbestattung
Mehrpersonenbestattung
Nicht gleichzeitige, nacheinander folgende Beisetzung von mind. zwei Toten
Kollektivbestattung (Besonderheit drunter: Massengrab)
Primärbestattung (Skelettverband noch intakt)
Sekundäre Deponierung (Leichen werden zwischengelagert)
Sekundärbestattung/ mehrstufige oder mehrphasige Bestattung
Ossuar (entspricht der Kollektivbestattung, enthält mind. zwei Tote)
Sekundärbestattung (Skelettverband aufgelöst oder sekundär rekonstruiert)
Sonderfälle (kein Leichnam jedoch Grabcharakter)
Kenotaph/ Schein- oder Leergräber: Erinnerungsdenkmale (z.B. für in der Fremde Verstorbene)
Grabdepot
c) Grabform
Flachgrab: Grabgruben mit Steinen ausgekleidet, z.T. mit Steinpflastern zugedeckt
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Hügelgrab: z.T. mit Steinstelen umkränzt
Megalithgrab: meist mit Erde überwölbt: überschneidet sich daher mit Kategorie Hügelgrab
Ganggrab (mit Zugang)
Dolmen (kein oder nur sehr kurzer Zugang)
große Vielfalt der inneren und äußeren Gestaltung und Konstruktionsweise
Differenzierung auch nach Beigaben: z.B. Wagengräber, Kriegergräber, Schmiedegräber,...
Felsgrab: z.B. Felskammergrab, Felsnischengrab, Schachthöhlengrab
d) Grabort: räumliche Position des Grabes in der Nekropole, besondere Gestaltung gegenüber
anderen Gräbern, inmitten einer Siedlung (= Siedlungsbestattung),...
e) Sonderbestattungen
Siedlungsfund
sind in der Regel eher zufällig entstanden
spiegeln die Tätigkeit der Siedlung wider
kann sowohl geschlossen (z.B. Töpferofen) als auch nicht geschlossen (z.B. Abfallgrube) sein
Einsichten zu Fragen
des Wirtschaftens
des Sozialgefüges
der kulturellen und sozialen Organisation sowie
der klein- und großräumigen Besiedlungsstruktur
Stand der Forschung bzgl. prähistorischer Siedlungen schlechter als bei Gräbern => großflächige
Siedlungsausgrabungen oft teuer!
Möglichkeiten der Klassifikation
Topographische Lage: Siedlung im naturräumlichen Kontext; natürliches Umfeld
Flachland/ Ebene
Hügelland: Höhensiedlung, Talsiedlung
Am Wasser (Fluß, See, Meer)
Im Hinterland (offenes Land, Wald,...)
Umweltbedingungen: Flora, Fauna, Klima, Boden, Wasserführung
Innere Struktur: Räumliche Anlage und innere Organisation
Befestigungen
Toranlagen
Repräsentationsbereich
Werkstättenbereich
Speicherbereich,
Stallungen, ...
Äußere Struktur: soziales Umfeld der Siedlung/ Größe und Funktion
Zentralfunktion, Mittelpunktsiedlung
Markt
Befestigung
geschützte Lage, offene Siedlung
Einzelgehöft, Weiler, Dorf, Stadt
Depotfund
Hortfund
Gestörte Funde
…
17. Definieren Sie Depotfunde, Hortfunde, Votivfunde, Schatzfunde?




DEPOTFUNDE: = „geschlossener Fund“, Barren, Werkzeug, Waffen, Warendepot,
Gefäße, Steingeräte
HORTFUNDE: = „geschlossener Fund“, Rohstoff, Altmaterial, Münzschatz
VOTIVFUNDE: = Niederlegung einzelner Stücke an besonderer Stelle (Quellfunde,
Brunnenfunde), „nicht geschlossener Fund“
SCHATZFUNDE: = „geschlossener Fund“ wertvoller Gegenstände des nicht alltäglichen
Gebrauchs
Horte lt. Eggert:
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Unterscheidung in drei Gruppen
Geschlossene Horte (Horte im strengen Sinn)
Definition nach dem Prinzip des Geschlossenen Fundes lt. O. Montelius: „mindestens zwei
Gegenstände, die unter solchen Verhältnissen gefunden worden sind, dass sie als ganz gleichzeitig
niedergelegt betrachtet werden müssen.“ (vgl. Frage 29)
Nichtgeschlossene Horte
Definition wie nichtgeschlossene Funde (vgl. Frage 20)
Einzelfunde mit Hortcharakter => „Einstückhorte“
Problem: Deutung der Funktion von Horten
Wichtig: Fundsituation und Hortzusammensetzung genau untersuchen
Unterschied:
Auffindungsverhältnisse (heutige Bedingungen)
Niederlegungs-/ Deponierungsverhältnisse (damalige Bedingungen) => wichtiger für Interpretation!
Niederlegungsart: reversibel oder irreversibel
Niederlegungsabsicht: profan oder sakral
z.B. Hort mit Altmaterial aus Bronze => wahrscheinlich Vorratsdepot eines Bronzegießers.
Hort mit neuwertigen Gegenständen => Händlerdepot
Hortfund/ Depotfund:
gesammelte Gegenstände
Fundkomplex im Sinne eines
Schatzes
Händlerdepots
Verstecks
Rohstofflagers
einmaligen Opfers
jeweils nicht gleichzeitig vergraben
Ad Depotfund:
Geschlossener Fund: Barren, Werkzeuge, Waffen, Waffendepot, Gefäße, Steingeräte
Ad Hortfund:
Geschlossener Fund: Rohstoff, Altmaterial, Münzen
Votivfund
in Quellen, Mooren, Flüssen,...
meistens nicht gleichzeitig, sondern oft über Jahre hinweg geopfert => wiederholte Niederlegung an
ein und demselben Ort
Kein Geschlossener Fund! (auch weder Siedlungs- noch Grabfund)
v.a. Waffen, Geräte, Schmuck, Halbfertigwaren, Rohmaterial,...
Schatzfund
Ein wertvoller Besitz wird versteckt und nicht wieder geborgen (z.B. Münztopf)
Geschlossener Fund
jüngste Münze datiert die Niederlegung – terminus postquem (t.p.q.)
lt. Denkmalschutzgesetz: Schatzfunde = alle beweglichen Bodendenkmäler
18. Schwächen der traditionellen Quellenkunde – welche Quellen fehlen?
Definition lt. Eggert
Quellenkritik ist die Untersuchung des Quellenwertes. Sie lässt sich in innere und äußere QK
unterscheiden.
Archäologie
Geschichtswissenschaft
(P. Kirn)
Untersuchungsgegenstand
Äußere
Kritik der Quellenüberlieferung
„Kritik des Textes“
Innere
Kritik des Quellenwertes selbst
„Kritik der Quellenaussagen“
Äußere Faktoren:
Innerer Wert (Erkenntnispotential)
Echtheit
Auffindungsverhältnisse
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
H. J. Eggers 1950
Art der Überlieferung
Vollständigkeit
Fund
Fundort
Fundumstände
“Zuverlässigkeit der Überlieferung
einer Quelle”
Quellengattung
Art der Quellengewinnung
Fundzusammenhang
Regionaler Kontext
„Zuverlässigkeit der Quelle selbst“
Äußere Quellenkritik
Def.: In der Archäologie: all jene Angaben, die sich auf die Fundgeschichte (Fundort + Fundumstände)
beziehen.
Prüfung von:
 Fundort
 Angaben zum Objekt (z.B. Angaben zur Art der Auffindung, Besonderheiten der Anordnung,
Lagerung im Boden, Verfärbungen, zugehörigem Leichenbrand/ Skelettteile, ...)
 va. bei Altfunden oft problematisch (z.B. alte Museumsbestände)
 Kriterium der inneren Stimmigkeit zwischen den Objekten und ihren zugeschriebenen
Einzelheiten (bezüglich Auffindung, Fundort, spezifischer Fundstelle);
 eingehende Prüfung des Fundberichtes! (macht meist klar, ob es sich um einen gesicherten
Fund handelt oder nicht)
Innere Quellenkritik
Def.: Alle Fragen, die nicht die Überlieferung der Quelle ( Überlieferung = ihr Weg vom Zeitpunkt der
Bergung bis zur Auswertung) betreffen. Das wissenschaftliche Potential der Quelle wird eingeschätzt.
Bei einer urgeschichtlicher Quelle ist der Quellenwert abhängig von den Umständen ihrer Gewinnung.
Beispiel für den Vergleich des Erkenntnispotentials einer „schlechten“ und einer „guten“ Quelle:
Fundsituation
Ablesbare Aspekte
zufälliger Oberflächenfund
systematische, dokumentierte Ausgrabung
 Erkenntnisse aus Objekt
 Alle Erkenntnisse aus Objekt selbst
selbst
(Material,
 eingehende Beschreibung,
Herstellungstechnik,
 zeichnerische und
Form, Verzierung)
 fotografische Dokumentation des
gesamten Fundzusammenhanges
=> Erkenntnispotential ist wesentlich größer
19. Nennen und erklären Sie archäologische Methoden der relativen Chronologie?
1. Stratigraphie (Horizontalstratigraphie)
Typologische Methode (Morphologie, Typologische Reihe, Typologisches Rudiment, Prinzip des
Geschlossenen Fundes, Typenkombination, Seriation, Flächen- und Zeiteinteilung)
zu Punkt 2 vgl. Frage 27
1. Stratigraphie
Die Beschreibung der Stratifikation. Stratifikation = Abfolge der Stratifikationseinheiten (SE)
Straten = übereinander liegende Schichten (Begriff stammt aus der Geologie) Die archäologische
Stratigraphie lehnt an geologische Methoden an.
Voraussetzung: Schichtgrabung, meist nach Harris-Methode.
Darstellung: Harris-Matrix (vgl. Frage 26)
 Nicht die Funde, sondern die Befunde werden analysiert! => relative Chronologie ensteht
 Diese gilt dann nur für diesen Befund
Entstehung von Schichten wird durch zwei Prozesse bedingt
Akkumulation/ Ablagerung
 Erosion/ Abtragung
Es gibt verschiede Arten von SE:
 Postitive SE: deposits = Ablagerungen (definiert durch ihr Volumen)
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)

 anthropogene Straten
 natürliche Straten (können auch wichtige Infos liefern, z.B. Wüstungsphasen)
 positive features (“Aufgehendes”, Erstreckung in der Vertikalen), z.B. Mauern vs.
negative features, z.B. Gruben, Graben
negative SE: interfaces (IFS) = Grenzebenen/ Oberflächen (definiert durch ihre Ausdehnung)
Die stratigraphische Methode beruht auf vier räumlichen Beziehungen
1. A liegt auf B -> A ist jünger als B
2. B liegt auf A -> B ist jünger als A bzw. A ist älter als B
3. A + B sind Teile eines Ganzen, passen zusammen -> A + B sind gleichzeitig
A + B berühren einander nicht -> zeitliche Verkettung ist nicht bestimmbar
Kriterien der Datierung:
1. jünger/ älter
 liegt auf/ unter
 schneidet/ wird geschnitten
 lehnt an/ wird angelehnt
2. gleichzeitig (equal)
 wenn logisch erklärbar:
 Brandstelle (Holzkohleschicht, Verziegelung des Anstehenden)
 Durchgehende IFS
 Eingeschlossene SE (Fehlbrand in Ofen)
 Verbundene SE (Nagel verbindet zwei Balken)
Vier Gesetze der Stratigraphie:
1. Lagerungsgesetz: Bei ungestörter Schichtüberlieferung liegt Jüngeres auf Älterem.
2. Ursprüngliche Horizontalität: Im Augenblick der Ablagerung tendiert nicht verfestigtes
Material dazu, sich auf ein waagrechtes Niveau auszurichten.
3. Ursprüngliche Kontinuität: Jede archäologische Schicht wird entweder durch
eine vorgegebene Oberfläche begrenzt oder läuft allmählich aus; sonst gibt es
Erklärungsbedarf!
 erste drei Gesetze stammen aus der Geologie, das vierte jedoch aus der Archäologie:
4. Stratigraphische Abfolge: Die Position einer SE in der Sequenz wird durch die zwei
anderen SE bestimmt, die sie unmittelbar berühren.
 Die stratigraphischen Beziehung zweier SE zueinander bilden die Grundlage für die
Erarbeitung der Sequenzen eines FO
 Es geht nicht um eine Erfassung aller stratigraphischen Beziehungen, vielmehr um eine
Auswahl jener, die stratigraphische Aussagekraft besitzen, welche der Archäologie von
Nutzen ist.
ad IFS: Entstehen im Zuge der Akkumulation, oder auch durch die Zerstörung (ganz oder teilweise)
von Schichten. IFS sind daher nicht immer mit antiken Oberflächen identisch! Lt. Harris zeigt ein IF
einer Schicht das Ende ihrer Bildung an. Das zeitliche Verhältnis Schicht/ IFkann verschieden
aussehen:
Langsam gewachsene Schicht: Ende entspricht der letzten Phase der Schichtbildung => IF zeigt also
nicht das Alter der gesamten Schicht an, sondern nur das der letzten Phase!
Schnell gebildete Schicht => IF ist gleich alt wie die gesamte Schicht
IF selbst repräsentiert eine kürzere/ längere Zeitspanne als die zugehörige Schicht: abhängig davon,
ob IF schnell oder langsam unter einer weiteren Ablagerung begraben wurde; z.B. Schicht wird
innerhalb von 10 Jahren gebildet a) IF liegt 100 Jahre offen => IF repräsentiert längere Zeitspanne als
Schicht; b) IF lag nur 1 Jahr offen => IF repräsentiert kürzere Zeitspanne als Schicht
Neue Schicht überlagert zuerst nur Teile des IF, andere Teile liegen länger frei => IF kann kurz oder
lange, teilweise oder ganz freigelegen sein!
 antike Eingriffe in bereits bestehende Schichten schaffen IFS, die für die Analyse von
wesentlicher Bedeutung sind!
Methode der vergleichenden Stratigraphie
Stratigraphische Beobachtungen eines Platzes (Funde, Befunde) werden mit den Beobachtungen an
anderen, früheren FO verglichen, mit dem Ziel der Parallelisierung und Einstufung
Grundannahme: Gleichartigkeit = Gleichzeitigkeit
Voraussetzung: Fundinventar einer FO muss einen sicheren Schichtzusammenhang aufweisen
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Exkurs: Stratigraphie in der Geologie
Beobachtungen an Gleichartigkeiten von Schichten, die auf geologische Einwirkungen zurück gehen
Geologie erforscht Wandlungen von Klima und Umwelt => wichtige Aufschlüsse für die
archäologische relativen Chronologie
Betrachtet werden die Zusammenhänge zwischen Kulturschichten und bereits gesicherten
geomorphologischen und paläontologischen Abfolgen
 Sedimentation
 Strandlinienveränderung
 Klimaschwankungen
 Vegetationsformen und fossile Reste (in Bezug zu arch. FO v.a. von Kleinsäugern)
Herkömmliche Stratigraphie: vertikale Stratigraphie
Horizontalstratigraphie:
Gliederung von Gräberfeldern/ Siedlungen in versch. Zonen;
Versuch, die räumliche Verteilung der entsprechenden Be/Funde in
 eine relativ chronologische Abfolge (meistens)
 kulturelle/ soziale Zonen (seltener)
zu gliedern
Voraussetzung: genauer Gräberfeld-/ Siedlungsplan
Vorgehensweise:
 chronologisch relevante, zweidimensional eingemessene Objekte (Leitformen)/
Befunde werden kartiert
 Zeitlich und räumlich differenzierte Zonen werden herausgearbeitet
Die Vorgehensweise funktioniert, wenn die Ausdehnung der Nutzfläche (= Belegung des
Gräberfeldes/ Ausbau der Siedlung) sich von einem ursprünglichen Kern aus (in der Grundtendenz)
systematisch vollzogen hat.
 wie dieser Prozess (= Ausdehnung der Nutzfläche) sich wirklich vollzogen hat, ergibt
sich erst aus der Kartierung von Leitformen/ chronologisch relevanten Befunden
„Umgekehrte Stratigraphie“: bezieht sich nicht so sehr auf die Schichten, sondern die in ihnen
enthaltenen Artefakte
z.B. prähistorische Gemeinschaft, die beim Initiationsritus die Frauen mit Schmuck ausstattet. Eine
junge Frau stirbt gleich nach der Zeremonie, wir in einem neu angelegten Grabhügel bestattet, der
Schmuck mit ihr. Kurz darauf stirbt eine alte Frau. Sie wird im selben Hügel in über der jungen Frau
bestattet, auch mit ihrem Schmuck, welcher aber mittlerweile schon „altmodisch“ wirkt.
 für die Archäologen ergibt sich das Paradoxon, dass in der jüngeren Schicht ältere Funde sind
2. Typologie
Dabei werden „typische Merkmale“ von Fundobjekten aus „geschlossenen Funden“ bestimmt und mit
anderen Fundobjekten verglichen. Aus dem Vergleich wird eine relative Chronologie erstellt.
In der Typologie unterscheidet man 4 Methoden
1. Morphologie: beschreibt die Form der Artefakte, die dann verglichen wird.
2. Typologische Reihe: wurde von Oskar Montelius und Hans Hildebrandt
entwickelt. Notwendig ist ein „geschlossener Fund“. Bestimmte Merkmale werden
in eine Entwicklung gestellt, die eine typologische Reihe ergeben. Besonders
bedeutend ist dabei der Umstand des „typologischen Rudiments“, eines
Merkmals, das seine ursprüngliche Funktion verloren hat, aber trotzdem noch an
Artefakten feststellbar ist. Dabei wird von einer kontinuierlichen Entwicklung der
Artefakte ausgegangen (= evolutionistisch), Diese Annahme wie auch der Wert
des „typologischen Rudiments“ haben sich jedoch als nicht sicher bzw. nicht
anwendbar herausgestellt.
3. Typenkombination: kombiniert das Vorhandensein von zwei oder mehrere
Fundstücke in „geschlossenen Funden“ in Form einer Tabelle. Z.B. Fibel A und
Schwert A in Fundkomplex A, Fibel A und Tasse B in Fundkomplex B, Tasse B
und Dolch C in Fundkomplex C. Alle drei Fundkomplexe können daher als
gleichzeitig angenommen werden.
4. Seriation: statistische Methode. In einer Tabelle wird in der X-Achse die Typen
nach vermuteter chronologischer Abfolge eingetragen. In der Y-Achse die Orte
der „geschlossenen Funde“. Durch Umstellung der Zeilen und Spalten soll eine
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Konzentration der verschiedenen Typen hergestellt werden. Bei optimaler
Permutation ergibt sich eine Diagonale, die den Trend einer relativchronologischen Ordnung angibt.
20. Das relativ- und absolutchronologische Schema der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas?
Relativ: Einteilung nach Kulturgruppen (Schnurkeramik, Litzenkeramik…)
Absolut: Nach Jahreszahlen z.B. BZ 2200-ca.800 v. Chr.
Absolute Chronologie ordnet die Phänomene der UFG in das allgemein gebrauchte Zeitraster ein,
gibt also eine genaue Jahreszahl oder ein fixes Alter an. Angabe in vor/nach Christus, vor/nach der
Zeitenwende, vor heute (50er Jahre), im xten Regierungsjahr von usw.
Die Bedeutung bemisst sich nach der Zielsetzung der Untersuchung und dem untersuchten
Phänomen. Geht es um eine zeitliche Einordnung der Abfolge von Gräbern in einem Gräberfeld, hat
eine zeitliche Messung in absoluten Zahlen wenig Sinn, weil es nur auf die Abfolge ankommt. Geht es
um die Einordnung von Kulturen in einen zeitlichen Rahmen, sodass Bezüge zur geschichtlichen
Entwicklung späterer Epochen hergestellt werden können, kommt der absoluten Chronologie eine
weitaus größere Bedeutung zu.
Im Allgemeinen wird die relative Chronologie in der Praxis eine größere Rolle spielen, da Methoden
zur Bestimmung der absoluten Chronologie sehr aufwändig, teuer und kompliziert sind. Meist steht
nicht genügend oder nicht genügend geeignetes Material zur Verfügung. Zudem sind die Methoden
der absoluten Chronologie mit großen Unsicherheitswerten behaftet, sodass eine wirklich absolute
Chronologie nur mit Schwankungsbreiten erstellt werden kann. (Vgl. Eggert, S. 161)
s. Chronologietabelle!
21. Erklären Sie archäologische Methoden der absoluten Chronologie?
Kulturkontaktchronologie/ Archäologisch-Historische Methode
Datierung archäologischer Funde aus vorgeschichtlichen Räumen durch die Anknüpfung an Funde
aus bereits geschichtlichen Räumen.
Voraussetzung: Existenz der Geschichte; absolute Chronologie der reinen Prähistorie erhält man nur
mit naturwissenschaftlichen Methoden.
Ausgangspunkt mit historischen Context (Frühgeschichte) z.B. ägyptischer Grabkomplex
Ketten von geschlossenen Funden mit jeweils einem Fundstück des selben Typs
Definition l. Eggert
Gewisse Grundregeln, die bei einem chronologisch intendiertem Vergleich einzuhalten sind:
1. Unterscheidung zwischen:
 datierter Kultur (datierende Kultur): sie dient als Ausgangspunkt für die Fixierung der zu
datierenden (= gesuchten) Kultur (hier: A)
 zu datierender Kultur: ihre absolut-chronologische Fixierung erfolgt durch Funde, die
sowohl autochthone (einheimische) als auch allochthone (fremde) Formen erhalten (hier:
B)
2. Jene Objekte, die zur absolut-zeitlichen Bestimmung der zu datierenden Kultur dienen, sollten eine
möglichst enge Laufzeit aufweisen. (Eine erste Einschätzung der Länge der Laufzeit eines Typs ergibt
sich aus der Variabilität des mit ihm assoziierten Materials.)
3. Das zur Verknüpfung herangezogene Material muss formal und/oder ornamental hinreichend
differenziert sein, um als Synchronisationsmedium dienen zu können (= damit es für Vergleiche
herangezogen werden kann).
4. Kulturelle und daraus folgend auch zeitliche Verknüpfungen können nur dann stattfinden, wenn der
allgemeine Kontext und das zur Verknüpfung verwendete archäologische Material die einstige
Existenz von Kulturbeziehungen zumindest möglich erscheinen lassen. Direkte Vergleiche über große
Distanzen sollten vermieden werden.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
5. Je mehr Stationen zwischen der datierten und der zu datierenden Kultur, desto mehr erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit eines engeren kulturellen Zusammenhangs. Die Sicherheit einer chronologischen
Verknüpfung wächst mit der Zahl einschlägiger „direkter“ Assoziationen einer „Kettendatierung“.
6. Die Wahrscheinlichkeit der chronologischen Nähe beider Phänomene nimmt mit der Zahl der
Verknüpfungen zu.
Der Vergleich/ die Verknüpfung erfolgt über:
 Objekte der datierten Kultur im Kontext der zu datierenden Kultur A => B
 Objekte der zu datierenden Kultur im Kontext der datierten Kultur A <= B
 Objekte beider Kulturen im Kontext einer dritten (vierten, usw.) undatierten Kultur A => C <= B
Sofern bei der Anwendung die einschränkenden Bedingungen berücksichtigt werden, stellt die
Kulturkontaktchronologie/ Archäologisch-Historische Methode immer noch ein wichtiges Verfahren der
absoluten Datierung dar.
Exkurs: Naturwissenschaftliche Methoden der absoluten Chronologie:
Radiokarbonmethode, Dendrochronologie, Warvenchronologie (Sedimentschicht/Bändertone), andere
Zerfallsmethoden wie TL-Datierung,...
22. Worin unterscheiden sich relative und absolute Chronologie und welche unterschiedlichen
Methoden wenden sie an? Erklären Sie die typologische Methode (Geschlossener Fund,
Typenkombination, Seriation)?
Relative Chronologie
bezieht sich auf die zeitlich korrekte Abfolge von Ereignissen, Zuständen und Abläufen innerhalb
einzelner, lokaler oder regionaler Kultursequenzen.
bestimmt das Verhältnis von mindestens zwei archäologischen Phänomenen zueinander
zeitliche Relationen zwischen den Gegebenheiten solcher räumlich bezogener Kulturphänomene
=> von großer Bedeutung für die Kulturwissenschaften
ein zeitlicher Fixpunkt fehlt: älter – relativ gleichzeitig – jünger
 Zeiteinheiten: Epoche => Periode => Stufe => Phase => Unter-/Subphase
Epoche: „Zeitalter“ z.B. Altsteinzeit, BZ,... (oft sehr vage)
Periode: z.B. Mittelneolithikum, Ältere EZ,... (~ früh – mittel – spät)

Stufe: z.B. BZ A, Latène B,...
Phase: z.B. Hallstatt A1, Latène D2,…
Unter-/Subphase: z.B. BZ A2a, Latène D1a,…
Methoden: Stratigraphie, Typologie
Exkurs: Sattelzeit: Prozess des Wandels der Werte; je nach dem, wie man die Zeit betrachtet wählt
man den Begriff.
z.B. Spätes Neolithikum (zählt zu Steinzeiten) oder Kupferzeit (zählt zu Metallzeiten) Werteverteilung:
Steinzeiten: Wert liegt auf Überlebenssicherung; Metallzeiten: Wert liegt auf Gewinnmaximierung =>
Die Werte erklären sich nur aus den Sichtweisen der jeweiligen Zeit heraus! Der Wandel kann nicht
alleine rekonstruiert werden, er muss immer im Kontext mit dem vorher/ nachher gesehen werden.
Absolute Chronologie
Einordnung historischer Quellen in einen bestimmten Zeitraum
Zuordnung zu einem bestimmten Kalendersystem, z.B. v./n. Chr., vor/nach heute (1950)
es können zwei Prozesse unabhängig (!) voneinander verglichen werden
Methoden: Kulturkontaktchronologie, Radiokarbondatierung, Dendrochronologie, ThermoLumineszenz/ TL-Verfahren, Warvenanalyse, Rubidum-Strontium-Methode,...
Genauigkeit und Bedeutung
Beide Chronologien können genau/ ungenau und sinnvoll/ unsinnig sein. Es kommt daher auf die
genaue Situation, die Fragestellung, und das was man ausdrücken möchte, an.
Lt. Eggert: Die Möglichkeiten der absoluten Chronologie liefern nur Zeitspannen, keine präzisen Jahre
(Ausnahme Dendrochronologie) => Möglichkeiten der absoluten Chronologie sind schon aus
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
methodischen Gründen begrenzt => im archäologischen Alltag kommt der relativen Chronologie eine
entscheidend größere Rolle zu
Typologischen Methode
Ursprünglich ein Begriff aus der Kunstgeschichte; bezeichnet regelhafte Darstellungen in der Bibel
(z.B. Maria immer mit blauem Kleid, ...)
Ur- und frühgeschichtliche Typologie: jeder Be/Fund ist durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet
(z.B. Schwert: Langklingenwaffe, zweischneidig, meist aus Metall)
Gleichzeitig, aber unabhängig entwickelt von Hans Hildebrand und Oscar Montelius (Stufengliederung
der nordischen BZ)
Ordnungsreihen: Klasse => Typ => Variante
 Merkmalerkennung/ Morphologie: objektiv
 Bewertung, Zuordnung/ Typologie: subjektiv
Objektive Bewertungen kann man übernehmen => Überprüfen auf Richtigkeit
Subjektives kann immer wieder diskutiert, erneuert werden => Überprüfen auf Sinnhaftigkeit
Klassische Formulierung der Typologischen Methode von O. Montelius:
Wollte keine „Typen“, d.h. keine Klassifikationen aus dem arch. Material herausarbeiten, sondern eine
Entwicklung, die sich chronologisch interpretieren lässt: „Lehre von der Entwicklung der Typen“
Er untersuche versch. Gattungen arch. Kleinfunde (z.B. Beil- und Messertypologie) hinsichtlich ihrer
Form und Verzierung. Er setzt die Morphologie (= Gestalts- und Formenlehre) voraus
Gegenstände sind zahlreichen Änderungen unterworfen (Technik, Stil, Geschmack,...)
Morphologische Reihen => Typologische Reihen
Funktion des Gegenstandes: z.B. Hieb- oder Stichschwert?
 Änderungen im Kontext, z.B. vom Fußkrieger zum Reiter
 auch soziologisch interessant!
Erarbeitung einer relativen Chronologie in der Typologischen Metode erfolgt über:
1. Herausarbeiten zeitgleicher (= periodengleicher) Typen => dadurch Definition der Perioden
2. Bestimmung der Abfolge dieser typenmässig definierten Perioden
Um Forderung 1 zu erfüllen, müssen Geschlossene Funde analysiert werden. Die Gleichzeitigkeit von
Typen ergibt sich aus dem gemeinsamen Auftreten in diesem Fund
Diese Stufengliederung beruht auf zwei methodischen Prinzipien:
 Konzept des Geschlossenen Fundes
 Konzept der Entwicklung der in ihnen auftretenden Typen
Die Typologischen Reihen basieren auf formalen und/oder ornamentalen Veränderungen konkreter
Artefakte; alle Veränderungen werden als Folge einer kontinuierlichen Entwicklung interpretiert
Der Geschlossene Fund besitzt lediglich eine Kontrollfunktion für das Ergebnis
Typologische Reihen werden überprüft mittels
 Typologisches Rudiment: Gegenstand hat ursprünglich eine praktische Funktion, die später
nur noch als Ornament fortlebt
 Geschlossener Fund: Vergleich Geschlossener Fundkomplexe um zu überprüfen,
 ob die typologische Entwicklung an verschiedenen Orten ähnlich verlief
 ob Reihen in der gedachten Reihenfolge nacheinander auftreten
 Stratifikation: Gegenstand der untersten (= ältesten) Schicht steht am Beginn der Typenreihe
Grundprinzipien der Typologischen Methode lt. Montelius:
 je stärker die formale/ ornamentale Veränderung einer Serie, umso brauchbarer ist sie für die
Erstellung einer relativen Altersordnung
 bei Merkmalen: Kontinuität vs. Diskontinuität! nebeneinander, überlappend, abwechselnd,
partieller Übergang, gleichbleibend, ... (gleichbleibend =! Kontinuität, denn bei K. besteht die
Möglichkeit zur Veränderung)
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)






ein ähnliches Grundmuster: auch wenn die Endglieder sich stark unterscheiden, die
Zwischenglieder weichen nur in sehr kleinen Einzelheiten voneinander ab
stetiger Entwicklungsverlauf der Formen; Sprünge werden nicht in Betracht gezogen
leitendes Prinzip: notwendig um zu entscheiden, welcher der beiden äußersten Typen einer
Reihe der älteste/ jüngste ist; dieses leitende Prinzip ist das
Prinzip des unilinearen Evolutionismus: Entwicklung vom Niederen zum Höheren, vom
Einfachen zum Komplexen; Formen können sich zwar verzweigen, aus einem Typ können
zwei oder mehr Serien entstehen, aber grundsätzlich gilt lt. Montelius: die „einfache, natürliche
Form“ ist die älteste
Es gilt das Prinzip des Typologischen Rudiments
Fundverhältnisse: können Aufschluss über Anfang und Ende einer Reihe geben, falls die
Richtung nicht durch „rein typologische Verhältnisse“ ermittelt werden konnte
 Montelius wies hin auf die entscheidende Bedeutung der Geschlossenen
Funde für die Reihung archäologischer Objekte
Ergebnisse der Ausführungen von Montelius:
1. Archäologische Perioden sind durch zeitgleiche Typen definiert
2. Bestimmung der Gleichzeitigkeit von Typen über ihre Kombination in Geschlossenen Funden
3. Wegen fehlender Befunde hilft die Horizontal – und Vertikalstratigraphie nur relativ selten für
die Bestimmung der Abfolge der Perioden
4. Bestimmung der Abfolge der Perioden erfolgt auf der Basis von Typenserien, welche strikt
nach dem Prinzip des unilinearen Evolutionismus geordnet sind
5. Die Richtigkeit von Typenserien kann mit dem Parallelismustest überprüft werden. Dafür
müssen Geschlossene Funde zur Verfügung stehen.
Zusammenfassung der Klassischen Typopologischen Methode nach O. Montelius:
 Herausarbeiten zeitgleicher Typen mittels
 Geschlossener Funde (gemeinsames Auftreten = Gleichzeitigkeit)
 Dadurch Definition von archäologischen „Perioden“
 Herausarbeiten von Typenserien/ Typologischen Reihen; festlegen ihrer Richtung mittels
 Prinzip des unilinearen Evolutionismus
 Prinzip des Typologischen Rudiments
 Kontrolle der Ergebnisse durch Geschlossene Funde
 Parallelismustest: Auftreten einzelner Typen aus mindestens zwei
Typenserien in Geschlossenen Funden (sind die einzelnen Typen so
angeordnet, wie in der zuvor herausgearbeiteten Typenserie, d.h. verlaufen
sie parallel => richtig; sonst: Fehler bei der Reihung der Typen in der
Typenserie)
Beurteilung der Typologischen Methode:
 Warum ist eine praktikable genetische Methode von Fundverhältnissen abhängig? (dürfte nicht
sein)
 Montelius selbst räumte ein, dass mit dem unilinearen Entwicklungskonzept nicht
jedeTypenserie entlang der Zeitachse orientierbar ist.
 Das Chronologierungsprinzip der Typologischen Methode (basierend auf unilinearem
Evolutionismus) und das Prinzip der Geschlossenen Funde werden von Montelius als
gleichwertige Komponenten angesehen.
 Warum braucht man daher noch die Typologische Methode, wenn man Geschlossene
Funde hat?
 Montelius’ Konzept ist inzwischen überholt und widerlegt!
Denn: In gegebenem kulturellen Kontext verändern sich materielle Formen zwar meist in einem
regelhaften, kontinuierlichen Prozesse, dieser kann jedoch durch äußere Einflüsse gestört werden.
z.B. Wiederaufnahme/ Neubelegung alter, vergangener Formen => Archaismus
Heute:
Typologie ohne Evolutionismus
Einzelne Aspekte der Typologischen Methode lt. Montelius sind nach wie vor bedeutend für die
relative Chronologie, z.B. das Prinzip des Typologischen Rudiments
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Problem: die Entstehung solcher Rudimente ist nicht immer offensichtlich. Die Rudiment-Entwicklung
kann nicht nur diachron, sondern auch synchron als Ergebnis von Kulturkontakten auftreten.
 E. Sangmeisters Rudiment-Kritik: Es gibt kein Kriterium, mit dem klar
entschieden werden könnte, welche formalen und ornamentalen Details eines
Objekts relativ-chronologisch interpretierbare Rudimente darstellen und
welche nicht.
Auch wenn die klassische Typologische Methode heute abgelehnt wird: Der Vergleich von Objekten/
Befunden mit gleichem Zweck/ aus gleichem Material wird sehr wohl getätigt, die damit verbundene
Analyse bildet eine Basis der Ur- und Frühgeschichtsforschung
Heutige Annahme: Veränderungen an materiellen Kulturgütern erfolgen grundsätzlich sprunghaft. Der
spezifische Charakter der Ausprägung einer Form ist nicht mehr das Ergebnis eines allgemein
gültigen Entwicklungsprinzips, er wird erarbeitet. Typologische Erwägungen dienen nun als
Hypothesen entwicklungsgeschichtlicher Zusammenhänge von formalen oder ornamentalen Details.
Der reale Wert erweist sich erst im Zuge einer Überprüfung anhand von geschlossenen Funden oder
komplexen Objekten, die mehrere für eine vorgegebene Fragestellung relevante Merkmale vorweisen.
Heute sind Typologische Hypothesen ein Hilfskriterium der relativen Chronologie. Vor allem dann,
wenn nur wenige oder qualitativ mindere Fundkombinationen zur Verfügung stehen. Sie können nur
dann zu Erstellung einer relativen Chronologie beitragen, wenn sie bestätigt wurden.
23. Was bedeutet +/- bei der Angabe von Radiokarbondaten und warum müssen diese kalibriert
werden?
+/- gibt die Qualität der Messung wieder = Messgenauigkeit (zu 60% sollte eine erneute Messung
wieder in diesen Bereich fallen).
Eine naturwissenschaftliche Datierungsmethode zur absolutchronologischen Altersbestimmung
organischen Materials, anhand der Halbwertszeit des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops Radiokarbon
=> C14.
Früher: unkalibriert - konventionelle Daten => falsch
Heute: kalibriert (Rohdaten werden aber immer mit angeben, da sich die Kalibrierungskurve laufend
ändert/ verfeinert) => je nach Wahrscheinlichkeit mehr oder weniger genau
eingeführt 1949 vom amerikanischen Chemiker Willard F. Libby
Radiokarbon ist ein radioaktives Isotop des in allen Lebewesen enthaltenen Kohlenstoffes
Nach dem Tod des Organismus endet die C14 Anreicherung und es zerfällt (in C12) annähernd
gleichmäßig mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahre
nach 5730 Jahren ist nur mehr die Hälfte der ursprünglichen C14-Isotope im Organismus enthalten
(nach 11.460 Jahren nur noch ein Viertel, usw.)
ermöglicht die Errechnung des annähernden Alters durch die Messung der Strahlung
Zeit seit dem Absterben des Organismus messen
besonders bei Knochen und Holz (Achtung: Altholz/Bauholz oder Neuholz/Brennholz)
C14 Daten haben die lange Chronologie bestätigt
C14 Jahre sind keine Sonnenjahre!
Daten (vor 1000 v. Chr.) müssen kalibriert werden, da weder eine konstante Bestrahlung, noch eine
weltweit gleichmäßige Strahlung wahrscheinlich sind und im Laufe der Zeit eine Isotopenverschiebung
stattfindet
Als Eichung und Korrektur der C14 Daten dient vor allem die Dendrochronologie
Der +/- Wert bei der Angabe von Radiokarbondaten gibt die Messgenauigkeit an, er ist abhängig von
der Güte der Probe.
Diese besagt, dass bei einer neuerlichen Messung das Ergebnis mit 66% Wahrscheinlichkeit wieder in
diesen Rahmen fällt. => Will man ein gesichertes Datum mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%
erreichen, muss man diese +/- Spanne verdoppeln.
Die Kalibrierungskurve wird laufend verfeinert, deshalb sind +/- Angaben auch so wichtig
„Hallstattloch“: 6.-7. Jh. keine guten Radiokarbondatierungen
Radiokarbondaten können entweder auf vor/nach Chr. oder auf vor/nach heute (1950) bezogen
werden.
Daten nach 1950 sind wegen den Eingriffen des Menschen in die Umwelt nicht brauchbar
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Kalibrierung
Daten (vor 1000 v. Chr.) müssen kalibriert werden, da weder eine konstante Bestrahlung, noch eine
weltweit gleichmäßige Strahlung wahrscheinlich sind und im Laufe der Zeit eine Isotopenverschiebung
stattfindet
Als Eichung und Korrektur der C14 Daten dient vor allem die Dendrochronologie
Der +/- Wert bei der Angabe von Radiokarbondaten gibt die Messgenauigkeit an, er ist abhängig von
der Güte der Probe.
Diese besagt, dass bei einer neuerlichen Messung das Ergebnis mit 66% Wahrscheinlichkeit wieder in
diesen Rahmen fällt. => Will man ein gesichertes Datum mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%
erreichen, muss man diese +/- Spanne verdoppeln.
Die Kalibrierungskurve wird laufend verfeinert, deshalb sind +/- Angaben auch so wichtig
24. Welche naturwissenschaftlichen Analysen zur Bestimmung der Umwelt des
prähistorischen Menschen kennen Sie?
Morphologische Untersuchungen
abbildende Verfahren: Lupe, Mikroskop, Materialuntersuchungen am Dünnschliff, Elektronen und
Rasterelektronenmikroskop, Radiographie (Abbildung von Objekten mittels kurzwelliger
elektromagnetischer Strahlung)
Seriation: Ordnung durch typologische Merkmale
physikalische Methoden: Gefügeuntersuchungen an Metallen, Schlacke und ihre arch. Bedeutung,
Dichtebestimmung, Bestimmung der Brenntemperatur von Keramik, (Röntgen)
Methoden der Paläoanthropologie: Altersanalyse, Geschlechtsanalyse, Merkmalsanalyse
Chemische Untersuchungen
Dünnschichtchromatographie: Pech, Fett, Leim, Harz, Berstein, Knochen, Farben,...
(Chromatrographie: Trennung von Stoffen; Farbgemisch)
Gaschromatographie: Fettalkohole, Bernstein, Leim, Knochen Aminosäuren, etc. (Gas transportiert zu
analysierende/ trennende Stoffmenge)
Massenspektrometrie: Herkunftsbestimmung an organischen Stoffen (Massen der Elemente, Moleküle
und –bruchstücke werden aufgetrennt)
Spektroskopie
Aktivierungsanalyse,...
Prospektionsmethoden
Widerstandsmessung
Magnetometer,
Echolot
Luftbild
Chemische Feldmethoden: (Phosphatbestimmung, PH-Wert, etc.),...
Datierungsmethoden
Kernreaktionen: C14-Datierung (organisches Matrerial), Thermolumineszenzdatierung/ TL-Verfahren
(Keramik), Spaltspurdatierung, Uran-Thorium Methode (Thorium: Meeressedimente), Kalium-Argon
Methode (Gesteine), Rubidum-Strontium Methode (Gesteine),...
Weitere Methoden, die nicht auf der Kernreaktion beruhen: Magnetismus, Obsidiandatierung,
Glasdatierung, Pollenanalyse, Dendrochronologie, Warvenchronologie (Sedimentschicht in
Gewässern, „Bändertone“, v.a. Skandinavien und N-Deutschland), Knochenzersetzung, Aminosäuren,
Fluortest, ...
Allgemein
Mensch: Paläoanthropologie, Paläopathologie
Fauna: Paläontologie, Paläozoologie, Haustierarchäologie, Zooarchäologie, Tierknochenbestimmung
Flora: Pollenanalysen, Holzbestimmung, Dendrochronologie, Abdrücke in Hüttenlehm, ...
Klima: Dendroklimatologie
Geologische Bestimmungen: Phosphatanalysen, Bodenkunde
Rohstoffe: Petrographie (Gesteinskunde), Mineralogie, Atomabsorbtionsspektroskopie,
Neutronenaktivierungsanalyse, Spektralanalyse, Röntgenfluoreszenzanalyse, Dünnschliff
Biologie: Pollenanalyse, Paläobotanik, Paläozoologie, Dendrochronologie, Zooarchäologie
Geologie: Phosphat-Spektral- Analyse, Neutronen
Klimaforschung: Dendroklimatologie
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Paläoanthropologie, Paläopathologie
Boden-/Gewässerkunde
25. Wesen und Vorteile der Harris-Matrix?
E. C. Harris: englischer Wissenschaftler, Hauptwerk „Principles of Archaeological Stratigraphy (1989)
Er wies als erster darauf hin, dass es archäologische Stratifizierungen gibt, in deren Schichten keine
Artefakte eingeschlossen sind. Die in erster Linie vom Menschen verursachte archäologische
Stratifizierung unterscheidet sich grundlegend von jener, die durch natürliche Prozesse bewirkt
worden ist. Die Schichtfolge eines stratifizierten archäologischen Befundes (im Gegensatz zu
geologischen Sichtfolgen) kann weder durch natürliche Prozesse, noch durch menschliches Handeln
so umgelagert werden, dass die jüngste Schicht unten und die älteste zu oben liegen kommen könnte.
Harris-Matrix: graphische Darstellung von Stratifizierungen; SE (z.B. Schichten) werden durch
rechteckige Kästen dargestellt, die zeitlichen Beziehungen zwischen den einzelnen SE werden durch
vertikale und horizontale Verbindungslinien dargestellt. Die SE werden nummeriert, unten werden die
älteren, oben die jüngeren eingetragen. Meist werden vorgedruckte Formblätter mit einem
Kastenraster verwendet. Es werden auf einfache klare Weise die stratigraphischen Beziehungen
innerhalb eines Fundplatzes veranschaulicht.
ermöglicht einfache Darstellung der Schichten => Überblick
auch wenn stratigraphisch kein Zusammenhang besteht, können Schichten in Zusammenhang stehen
es gelten die Prinzipien der Stratifikation: obere Schicht ist jünger als untere; schneidende Schicht
jünger, als jene, die geschnitten wird; anlehnende Schicht ist jünger, als die, an der sie lehnt; IFS sind
wichtig (vgl. Frage 25)
3 Ebenen werden in der Praxis unterschieden
Kleinste Ebene (Details): zur Rekonstruktion der Bau- und Arbeitsweise => Context einer SE
Mittlere Ebene: zur Rekonstruktion von Bauphasen, Um- und Zubauten => Context eines Komplexes,
z.B. Grab, Gebäude, Depot,... (sog. Geschlossener Fund)
Größte Ebene (Ensemble, Überblick): zum Vergleich verschiedener Baukomplexe => Context
zusammengehörender Komplexeinheiten, z.B. Nekropole, Siedlung, Kirche und Friedhof,...
Jeweilige Beobachtungen sind Tatsachenfeststellungen => objektiv
Auswahl der dokumentierten Stratifikationseinheiten => subjektiv
Die Harris-Matrix ist daher objektiv, die Detailliertheit dagegen subjektiv. In der Praxis gibt es keine
vollständige Dokumentation.
26. Was versteht man unter der Harris-Methode?
► Stratifikationseinheiten (SE) – Schichten und Interfaces
► Höhenschichtenpläne
► Digitale Aufnahmen (Passpunkte  entzerrt  Überführen in ein GIS)
► Schichtblätter
 Stratifikation (above, below, equal, ident)
► Zugehörigkeit zu einem Kontext
► Zwei- (Interface, negative U.S.) oder Dreidimensional (Schicht, positive
U.S.)
 Farbe, Struktur, Inhalt
 Ausdehnung, Umriß
 Genauigkeit des Abbaues bzw. der Dokumentation
► Harris-Matrix
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
27. Unterscheid von Typ und Variante?
Typ: Oberbegriff; durch bestimmte, gemeinsame, genau definierte Kriterien (Eigenschaften)
umschriebene Fundgegenstände bilden die Grundlage für einen Typ (enthält ein Bündel von Kriterien)
Kombination von Merkmalen, die kennzeichnend für ein Artefakt oder Phänomen sind. Es sollten
mindestens 2 Merkmale für Typendefinition vorhanden sein.
Gegenstände, die genau definierte Eigenschaften besitzen. Ein Typ enthält ein Bündel von Kriterien.
Unterschieden werden:
 Morphologischer, deskriptiver, analytischer Typ: zur Beschreibung und Klassifikation
 Historisch-relevanter/ historical index / chronologischer Typ: = Indikator für Zeit und
Raum
 Funktionaler Typ: gibt Erkenntnis über Kultur und/oder Gebrauchszusammenhang
 Kognitiver Typ: Kategorisierung durch BenuzerInnen
Variante: Enthält einen großen Teil der Kriterien dieses Typs, teilweise weichen Merkmale aber ab;
ein Typ kann mehrere Varianten haben.
28. Was versteht man unter einem geschlossenen Fund?
Geschlossener Fund: = ein Fundverband, dessen Einzelteile zur gleichen Zeit gemeinsam
niedergelegt wurden. Die einzelnen Fundstücke müssen nicht das gleiche Alter aufweisen.
Prinzip des Geschlossenen Fundes lt. Oscar Montelius:
Er erkannte und wertete als erster die chronologische Bedeutung von jenem Phänomen, das in der
Archäologie als „Vergesellschaftung“ bezeichnet wird, aus.
Er erkannte die methodologische Bedeutung des Geschlossenen Fundes und formulierte sie so
prägnant, dass sie bis heute gültig ist:
„Ein sicherer Fund kann als die Summe von denjenigen Gegenständen bezeichnet werden, welche
unter solchen Verhältnissen gefunden worden sind, dass sie als ganz gleichzeitig niedergelegt
betrachtet werden müssen.“ (Montelius sprach damals noch vom „sicheren Fund“ statt wie heute vom
„Geschlossenen Fund“)
mind. zwei Gegenstände, die vom Zeitpunkt der Niederlegung bis zur Auffindung ohne gravierende
Beeinträchtigung überdauert haben (z.B. Grab)
Geschlossene Funde unterrichten primär darüber, welche Gegenstände zu in einer Kultur zu einem
bestimmten Zeitpunkt vorhanden waren
Gleichzeitig niedergelegt =! gleiches Alter (z.B. Großmutterstück)
Prinzip der großen Zahl: Möglichkeit, den mit dem evtl. unterschiedlichen Alter der einzelnen Objekte
im Geschlossenen Fund verbundenen Unsicherheitsfaktor einzuschränken. „Der Grad der
Wahrscheinlichkeit für die Gleichzeitigkeit wächst mit jedem neuen Fund, der die gleichen Objekte
enthält.“
29. Was verstehen wir unter einer Typenkombinationstabelle?
Eine Typenkombinationstabelle weist die Kombination von Fundobjekten an verschiedenen
Fundstellen aus. Sie wurde über die Erfassung von geschlossenen Funden erstellt. Über eine
Typenkombinationstabelle lassen sich Neufunde relativ-chronologisch einordnen. Tritt etwa Keramik A
mit Messer B in Fundstelle 1 gemeinsam auf und Messer B mit Nadel C in Fundstelle 2, kann Nadel C
in die gleiche Zeit wie A und B eingeordnet werden usw.
Gruppenbildung!
Typenkombination:
Vergleich typologischer Reihen mehrerer Gegenstände (z.B. Schwerter, Nadeln, Gefäße,...) Vergleich
Geschlossener Fundkomplexe => verlief die typologische Entwicklung an verschiedenen Orten
ähnlich, oder nicht?
Typologische Auswertung:
 Erstellung von Typenreihen
 Verknüpfung der Reihen
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)


Typenkombination
Darstellung in einer Tabelle/ Seriation
 Möglichkeit, größere Materialmengen chronologisch zu gliedern.
 Räumliche Nähe in der Tabelle: Ähnlichkeiten sind vorhanden => Hinweis auf zeitliche Nähe
 Manche Gegenstände sind gut miteinander vergleichbar, andere sind nicht so weit verbreitet
Ergebnis =! objektive Tatsache
Typenkombinationstabelle (auch Kombinationsmatrix):
statistisches Verfahren der typologischen Methode (wie auch Seriation)
Durch zwei Dimensionen bestimmt:
Frontspalte/ Ordinate: Geschlossene Funde = Leitfunde
Kopfzeile/ Abszisse: chronologisch relevante Typen (aus den geschlossenen Funden)
Vertikale + Horizontale: Zeitachsen (aufgrund des Ergebnisses der quellenkritischen Analyse)
Sie spiegeln mehr oder weniger die historisch richtige Anordnung von geschlossenen Funden/ Typen
wieder.
chronologische Reihung erfolgt nach
 Niederlegungszeitpunkt: bei Funden
 Herstellungszeitpunkt: bei Typen
Vorgehensweise:
 Nach der Definition der Typen (als Zusammenschluss mehrerer diagnostischer typologischer
Elemente) werden die Typen auf der Abszisse und der Ordinate einer Tabelle in jeweils
derselben Reihenfolge aufgetragen.
 In den Feldern der Tabelle wird dann vermerkt, wie oft die zwei entsprechenden Typen im
Fundmaterial gemeinsam auftreten.
 Aus einem häufigen gemeinsamen Auftreten kann auf Gleichzeitigkeit geschlossen werden.
 Vorsicht bei der Interpretation: gemeinsames Auftreten zweier Typen wird nicht nur durch die
Chronologie, sondern evtl. auch durch regionale, soziale oder funktionalen Gegebenheiten
bestimmt.
30. Was ist Seriation?
Gliederung und Einteilung von Funden anhand bestimmter Kriterien; Methode der relatives
Chronologie; großes Fundmaterial wird mit Hilfe der Datenbank typologisch unterschieden. So lassen
sich Funde in ältere und jüngere trennen und graphisch veranschaulichen.
Definition: Anordnung von Elementen einer Serie auf die Art, dass die Stellung eines Elements optimal
den Grad der Ähnlichkeit zwischen ihm, und allen anderen in diesem Datensatz, wiedergibt



Typenkombination mittels Computerprogramm, die statistische Methoden erlaubt, und nicht
signifikante Durchläufe unterdrückt
statistisches Verfahren der typologischen Methode (wie auch Typenkombination)
eine Möglichkeit, aus vielen verschiedenen Quellen eine einfache Aussage zu ziehen
Durch Interpretation des Bearbeiters gebildete Gruppen werden
 chronologisch
 räumlich
 gesellschaftlich
 funktional
 aus einer Mischung von allem
voneinander abgesetzt
Der geschlossenen Fundkomplex und die verschiedenen Typen werden solange geordnet, bis sie in
einer Diagonale im Koordinatensystem eingeordnet werden können.
 Ergebnis =! objektive Tatsache
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31. Was ist Dendrochronologie?
Eine naturwissenschaftliche Methode zur absolutchronologischen Altersbestimmung von Holz. Es
werden die Jahresringmuster von lebenden, abgestorbenen und fossilen Bäumen registriert und
miteinander verglichen.
Beeinflussung des Wachstums durch die Jahreszeiten, Klima, Niederschläge,...
Baum wächst jedes Jahr um einen Ring
Da die Stärke eines jeden Rings vom Zentrum aus gesehen abnimmt, kann die Durchschnittsstärke im
Verhältnis zum Abstand vom Zentrum bestimmt werden => wenn Abweichung => kurzfristige,
klimatische Schwankungen
um eine Aussagekraft zu besitzen werden bei vielen Exemplaren die Jahresringe der Bäume
verglichen
Zum Vergleich der Jahresringe (immer nur gleiche Bäume untereinander!) ist eine Überlappung von
30 Jahren nötig
3 Kurven (Mammutbäume, Skandinavien und Irland, Rheinland)
Im Rheinland kann bis ins Jahr 7638 v. Chr. zurückdatiert werden, auf der südlichen Halbkugel ist
keine Dendrochronologie möglich
Seit 10.000 B.P. (Holozän) möglich, vorher ja Eiszeit
Vorteil: keine +/- Werte
Dendrochronologie dient u.a. zur Eichung der Radiokarbonmethode
32. Zur Datierung der Spätbronzezeit und Eisenzeit?
- Frühe und mittlere Bronzezeit – 2300 – 2200 bis 1300/1200
- Früheste Bronzezeitkulturen: Hockergräberbronzezeit
- Relativ wenige Funde in österreich
- Böheimkirchen (Niederösterreich), im Inneren einer Befestigung kasemattenartig am Wall
angebaute steinerne Hausfundamente
- Bronzezeit im Tullner Becken:
- St. Andrä vor dem Hagenthale (Niederösterreich), Kumenberg: Abschnittsbefestigung
der ausgehenden Frühbronzezeit (1500v.Chr)
- Bronzezeit im Ybbstal:
- Allhartsberg (Niederösterreich), „Türkenschanze“: Erdwall + Holzpalisade, Sondagen,
Gehöft mit Wohn- und Wirtschaftsbauten
- Winklarn (Nö), ehemaliges Hügelgräberfeld: 19 Grabhügel, mittelbronzezeitliche
Nekropole
- Mittlere Bronzezeit – Hügelgräberbronzezeit – 1600/1500 – 1300/1200
- Gräberfeld von Pitten (Niederösterreich): größtes mittelbronzezeitliches Hügelgräberfeld
österreichs
- Gehöftgruppe vom Gschleiersbühel bei Matrei am Brenner (Tirol): Steinfundamente von
vier Rechteckbauten
- Bronzezeit im Salzachtal:
- Bischofhofen (Salzburg), Götschenberg: in Felsen eingetiefte kleine Hütten, Reste von
Gießerei
- Urnenfelderzeit (späte Bronzezeit) – 1300/1200 – 750/700
- Reichenau an der Rax (Niederösterreich)
- Pitten (Nö)
- Siegendorf, bronzezeitliche Hügelgräber: vier Grabhügel der Čaka- Kultur
- Altenstadt: Henkeltöpfe
- Kelchalm bei Kitzbühel (Tirol): Kerbhölzer
- Eines der bekanntesten Weihegaben dieser Zeit: Der Helm vom Paß Lueg (Salzburg)
- Urnenfelderzeit im Weinviertel und Waldviertel:
- Ernstbrunn (Niederösterreich, Oberleiserberg): urnenfelderzeitliche Befestigungswall,
spätbronzezeitliche Befästigungsanlage, ältesten Funde aus Jungsteinzeit, LaTene Zeit
Oppidum
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
-
Thunau am Kamp (Nö), Schanze: unrnenfelderzeitlichen Befästigungswall, slawischer Wall,
Herrenhof, bronzezeitliche Häuser, Brandgräber
-
Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit) – 750/700 – 500/400
Gräberfeld: Hallstatt
33. Methoden und Darstellungsweisen der Chorologie?
Chorologie = Areallehre
Untersucht wird die räumliche Gliederung zeitgleicher Kulturelemente. Eigentlicher Sinn: Vergleiche
zu bestimmten Fundstellen zu finden. Wichtig: Nur zeitgleiche Gegenstände/ Fundorte in einem
sinnvollen, nicht zu großen Rahmen kartieren. Technik der Darstellung:
Verbreitungskarten
Problem „Gleichzeitigkeit“: (zumeist Periode, Phase oder Subphase)
die Karte hat nur bei archäologischer Gleichzeitigkeit Sinn, z.B. Fundstellen in NÖ in der Bronzezeit
Problem „Definition“ des kartierten Objektes
Typ/Variante, Fundart/Befundtyp sind wichtig
der Kontext muss beachtet werden, z.B. Grabfunde, Streufunde, Moorfunde
Kartengrundlagen beachten (Naturraum, Topographie, Hydrographie)
Kartierungen hängen stark von Forschungsstand und Veröffentlichung ab
Termini der Chorologie:
nach R. Pittioni: Typus, Gruppe, Kultur, Welt
Weitere Systeme: Kulturkreise (veraltet), Sinnerfüllte Gruppe (F. Felgenhauer), Geschichtsräume (H.
Müller-Karpe)
Gliederung nach Urban:
Welt => Kulturkomplex/ Kulturkreis => Kultur => Gruppe (=> Raum)
(Raum)
z.B. eine bestimmte Talschaft
Gruppe
Regionale Kulturgruppe
Kultur
Klassische Archäologische Kultur
Kulturkomplex (Kulturkreis)
Einteilungen der Bemaltkeramik, der Urnenfelder-, Hallstatt- oder Latènekultur
Welt
Alpine Welt, karpatenländische Welt, donauländische Welt
aber mediterrane Welten
Die eigenen Begriffe müssen erklärt werden und sollen logisch nachvollziehbar sein!
Aufgabe der Chronologie und Chorologie ist das Einfügen in Zeit und Raum
Gehören zur klassischen Methode der Heuristik (Konstrukte von Raum)
34. Was ist ein Trachtkreis, ein Bestattungskreis und was verstehen wir unter einer Kultur?
Kartierungen ergeben bestimmte Kreise => fallen mehrere Kreise übereinander, so kann man von
einer Kultur sprechen
In einem Kulturkreis müssen mehrere gleiche Merkmale in einem Raum-Zeit-Gefüge aufweisbar sein,
z.B. Wirtschaftsform, Bestattungsweise etc.
- Konstrukte von Kreisen
Inhaltlich: Bestattungskreis, Bewaffnungskreis, Stilkreis, Formkreis
Größe: Lokal, Kleinregional, Regional, überregional, „weltlich“
Konstrukte von Kulturen
Überlagerung verschiedener Kreise:
abhängig: - Bewaffnung + Befestigung
Verkehrswege und Transportmittel
Wirtschaftsweise und Siedlungsweise
unabhängig: - Stilkreis und Trachtkreis
Überführung der verschiedenen sich überlagernden Kreise zu einem Kulturbegriff
Definition spezifischer Kulturbegriffe: Gleiche Merkmale, Raum-Zeit-Gefüge
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Kulturtypen nach Größe, sozialer Schicht, spezifischen Kriterien
Definition einer Kultur beinhaltet auch ihren Sinn
Trachtkreis
Kreis mit der gleichen Tracht (Kleidung, Schmuck,...)
Bestattungskreis
Kreis mit der gleichen Bestattung (Brand-, Körper-, Doppel-, Mehrfach-,..)
Kultur
Bezeichnung für die Gesamtheit der Verhaltensweisen und Produkte einer Menschengruppe, die sich
durch gemeinsame Gruppenregeln (=Gepflogenheiten, Bräuche, Sitten, Normen, Werte) auszeichnet.
Die Mitglieder orientieren sich - ob regelbefolgend, regelverletzend oder innovierend - allesamt an den
schon entwickelten, von Generation zu Generation tradierten Gruppenregeln.
Erst wenn mehrere Kreise (Waffen-, Werkzeug-, Bestattungs-, Siedlungskreise etc.) übereinstimmen,
kann man von einer Kultur sprechen. Je nach der regionalen Größe, Eigenständigkeit bzw.
Zusammengehörigkeit werden Kulturkreise (Kulturkomplexe), Kulturen und Kulturgruppen
unterschieden.
Die Umschreibung einer archäologischen Kultur und deren Bevölkerung ist subjektiv. Es ist die
Aufgabe des Bearbeitenden, Gruppenbildungen zu versinnvollen, dass heißt historisch wirksame
Einheiten zusammenzufassen und zu interpretieren, um so Grundlage für eine historische
Betrachtungsweise zu gewinnen.
Kulturation: Prozess, an dem sich das einzelne Gruppenmitglied orientiert. Ein ständig fließender
Prozess der Entwicklung, Tradierung und Veränderung der Gruppenregeln. Dazu gehören auch
Abweichung, Innovation, Be- und Verharren. Kulturationsprozesse werden möglichst detailliert an
vielen einzelnen Kulturen deren Entstehung, Erhalt und Veränderung untersucht.
Enkulturation: neues Mitglied wird aufgenommen/ wächst heran, nimmt gruppenspezifische Regeln an
oder deutet sie individuell (= Teil der Kulturation)
Kulturverhalten: ein weiterer Begriff des Sozialverhaltens
Ohne regelentsprechende Erziehung/ Ausbildung der einzelnen Mitglieder gibt es weder
Kultukonstanz noch schrittweise Veränderungen.
35. Moderne Forschungsrichtungen in der Ur- und Frühgeschichte?
Behaviorismus, Postprocessual Archaeology, Contexual Archaeology, Landscape Archaeology,
Gender Archaeology, Long Term History, Cognitive-Processual Archaeology, Ethno Archaeology,
New Archaeology/Processual Archaeology, Spatial Archaeology
Social Archaeology
Gesellschaft
Structural Archaeology statische Schichten
Processual Archaeology
Urbanisationsprozess
Gender Archaeology Frau bei den Kelten
Wirtschaftsarchäologie Übergang z. Geldwirtschaft
Urban archaeology
Siedlungsgenese
► Landscape archaeology
Umweltveränderung in Enviromental
archaeology Irland
Ethnoarchäologie
Kleinkönige
Contextual archaeology Nähe/Ferne zur röm. Welt
► Postprocessual archaeology
Keltomanie
Hillfort Studies (Burgenarchäologie)
Religionsarchäologie (Riten als Beweis, dass es Religion gab)
Umweltarchäologie (wie hat der Mensch seine Umwelt verändert) seit 70er Jahren
Exkurs: Spatial Archaeology (spatial: gebietlich, räumlich, regional)
berühmter Repräsentant: Ian Hodder
Räumliche, statistische Analyse von Fundhäufigkeiten
Betrachtet räumliche Aspekte der (materiellen) Kultur
Betrachtet dir räumliche Ausbreitung der Hinterlassenschaften vergangener Kulturen => entsprechen
prähistorische Siedlungen noch den heutigen?
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Erstellt Statistiken großer Datenmengen von Fundhäufigkeiten
Versucht, die Beziehung zwischen materieller Kultur und der Gesellschaft zu verstehen
Versucht, Ursache von Veränderungen zu erklären
36. Nenne wichtige Theoretiker der prehistoric archaeology?
- Freiherr von Sacken
- Hodder
- Bernbeck
- Eggers
- Eggert
- Frerichs
37. Was verstehen wir unter Postprocessual Archaeology?
Beschäftigt sich mit Prozessen wie Wanderung, Verbreitung von Kulturerscheinungen, Akkulturation,
Bevölkerungszu- und Abnahme, Entwicklung des Handels, Ereignisse und ihre Folgen werden wie
eine Kette erklärt
fordert größere Offenheit in der archäologischen Interpretation (von Marxismus beeinflusst)
basiert auf der Vorstellung, dass eine Kultur als eine Reihe von Symbolen verstanden werden muss,
die Bedeutungen verbinden
diese variierenden Bedeutungen sind von den einzelnen Zusammenhängen, der Benützung, sowie
der spezifischen Geschichte sowohl der Artefakte, als auch des Menschen abhängig
ideologischer und materieller Aufbau einer Kultur sind untrennbar, die Bedeutung von Symbolen für
die Ausübung sozialer Macht äußerst wichtig
man untersucht nicht nur prähistorische Bilder, sondern auch sich selbst: was, wie, warum wir etwas
tun
typische Fragen: Wie kommt es zu dem Quellenbestand überhaupt, den wir auswerten? Wer studiert
überhaupt Archäologie? Warum interessiert uns diese oder jene Fragestellung? Wovon hängt es ab,
dass in eine gewisse Richtung geforscht wird?
„Nabelschau“ – Hinterfragen der Tätigkeiten der prähistorischen Archäologen
Warum wird jenes und dieses untersucht?
Abhängigkeit von wissenschaftlichen Strukturen (Finanzierung, politische Strukturen)
Abhängigkeit vom Interesse der Forschenden (Schulen, politische oder religiöse Einstellung, ...)
Abhängigkeit vom öffentlichen Interesse (Zeitabhängig, Mode: Ökonomie, Ökologie, Postmoderne)
Kritische Bewertung des Geschichtsbildes
Zirkelschlüsse
Abhängigkeit von Quellenlage, Forschungsstand, Forschungsinteresse
Was uns beeinflusst:
im Zentrum stehen: Gesellschaft/ Struktur/ Geldgeber
Warum stelle ich mir die Frage?
Warum/ wie entstehen meine Quellen?
Erhaltungsbedingungen in der Urzeit
Auffindungsbedingen in der Gegenwart
Warum/ wie werte ich die Quellen aus?
Erfahrungen aus der Vergangenheit – historische Beispiele
Erfahrungen aus der Gegenwart – moderne Beobachtungen
Interpretation
Technik/ Kunst
Gesellschaft
Wirtschaft
Umwelt
38. Was verstehen wir unter Spatial Archaeology?
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
39. Was verstehen wir unter Contextual Archaeology?
Entwickelt von Collingwood, weiterentwickelt von Hodder
Untersuchungsgegenstände:
1. Das Verhältnis von Stratifikationseinheiten zueinander
2. Das Verhältnis von FO zueinander bzw. im Verhältnis zur Umwelt
3. Den „Context“ eines Fundes:
funktionelle Beziehung: der Gegenstand bekommt Bedeutung, indem wir erkennen, wie er in seiner
Beziehung zu seiner Umwelt verwendet wurde, z.B. Waffen, Tracht, Fahrzeug, Befestigung
symbolische Inhalte: durch Interpretationen wird dem Gegenstand eine symbolische Bedeutung
zugeordnet
beide Arten werden miteinander verbunden
Der Context eines Fundes ist die Gesamtheit aller relevanten Ähnlichkeiten und Unterschiede. Um
Bedeutungen jeglicher Art interpretieren zu können muss man den Context kennen (Umwelt,
Gesellschaft, Wirtschaft,...)
Man muss Methoden für die Interpretation von Bedeutungsinhalten finden, z.B. die Erkenntnis von
relevanten Ähnlichkeiten/ Unterschieden.
Schwierig, Funktion und Symbolik zu trennen z.B. das Tragen einer Waffe ist grundsätzlich funktional,
hat jedoch auch einen symbolischen Wert (z.B. wer viele Waffen hat wird schwerer angegriffen)
Man darf keine Prägung durch heutige Mentalität einfließen lassen, wenn man etwas aus der
Vergangenheit verstehen will! (früherer Fehler: alles wurde aus mitteleuropäischer Sicht betrachtet)
Auch missverständliche („moderne“) Begriffe sollen vermieden werden.
Grundgedanke: egal welche Frage man über die menschliche Vergangenheit stellt, es sind immer
viele verschiedene Antworten möglich
Die Contextual Archaeology hat also zwei Schwerpunkte:
Die Verbindung der archäologischen Funde mit ihrer Bedeutung herzustellen
der Symbolik kommt oft größere Bedeutung zu als der Funktion
Das semiotische Problem zu umgehen, welches aufkommt, wenn man mit moderner Sprache
vergangene Kulturen beschreiben will. (z.B. Stadt, Fürst, Elite)
Verständnis des verwendeten Begriffes ist abhängig von den Vorstellungen des Bearbeiters/ Lesers
Auch die Verwendung antiker Begriffe ist nicht immer problemlos (z.B. Oppidum) Lösung: Begriffe, die
man verwendet, erklären (Nachteil: langwierig)
40. Was verstehen wir unter Landscape Archaeology?
deutsch: Umwelt- oder Landschaftsarchäologie
Einbetten der Fundstellen in Topographie, Naturlandschaft unter Berücksichtigung der ökologischen
Aspekte Boden, Fauna, Flora und Klima
Voraussetzung: GIS, ermöglicht Vernetzung zwischen archäologischen, paläobotanischen etc.
Quellen
Ziel ist die Rekonstruktion der näheren und weiteren „Paläoumwelt“ => Rekonstruktion der
Landschafts-Geschichte
Untersuchung der einwirkenden Umweltfaktoren eines Befundes, z.B. einer Siedlung und besonders
mit der Beziehung/ Interaktion Mensch-Umwelt
Untersuchung vom ökologischen, landschaftlichen, ökonomischen Umfeld der archäologischen Funde
in einem bestimmten Raum über mehrere Zeitabschnitte hinaus (Klima, Tierwelt, Pflanzenwelt,
technischer Stand der Tier- und Pflanzenzucht, medizinische Möglichkeiten,...)
aus kleinen Dingen werden weitreichende Schlüsse gezogen (z.B.: Pollen => Klima)
Funde werden möglichst genau dokumentiert und in Bezug zu Landschaft und Topographie gesetzt
Methoden: Geophysikalische Untersuchung, Luftbildaufnahme, Bodensondierung,
Geländebegehung,...
Priorität liegt nicht bei der Rekonstruktion der Umgebung der Fundstelle, sonder bei der
Rekonstruktion der Veränderungsprozesse im Zuge der Nutzung
Urlandschaft => Rodung => Nutzung der Landschaft => Ende der Nutzung/Besiedlung => Verkarstung
bzw. Entstehen eines sekundären Biotops => Neuerliche Nutzung usw.
Wie verändert sich die Landschaft während und zwischen den einzelnen Siedlungsphasen?
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
41. Was verstehen wir unter Gender Archaeology?
erkennen von Veränderungen in Gesellschaften (Bereich der Processual Archaeology)
Begriff „gender“ ursprünglich feministisch
in erster Annäherung verstand man die Art und Weise, wie Männer und Frauen ihre Beziehungen in
sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Hinsicht organisierten
Problematisch war z.B. die Frage nach der Rolle der Geschlechter und deren Verhältnis in der
Urgeschichte, heutige Verhaltensweisen auf urgeschichtliche zu übertragen wäre wahrscheinlich
falsch
heute analysiert man allgemeine und nicht mehr geschlechtsspezifische Gesellschaftsgruppen, deren
Verhalten, wodurch sind sie geprägt, welcher archäologischer Niederschlag zeugt von all dem
d.h. Kinder, Alte, Behinderte, Verletzte, Bauern, auch Siedlungsformen, Hausformen, Dachbauten, ...
wesentlich ist, die Verfälschung der Forschungsergebnisse durch Einbeziehen heutiger Rollenbilder
und Verhaltensweisen zu vermeiden
entstand aus der Social Archaeology
42. Was verstehen wir unter Long Term Archaeology?
„Longue durée” in den 1930ern in Frankreich entwickelt: Testamente als Quelle entdeckt
Permanente, sich langsam verändernde Traditionen oder immer wieder kehrende historische
Erscheinungen werden über längere Zeiträume hinweg betrachtet
z.B. die Rolle der Frau von Hausfrau zu Karrierefrau, oder Entwicklung vom Jäger zum Sammler zum
Bauer
Jedes Einzelergebnis ist beeinflusst von längerfristigen, kontinuierlichen Strukturen => beide sind
wiederum geprägt von der Summe vorausgegangener Einzelergebnisse
Mögliche Frage z.B.: Hat moderner Kapitalismus seinen Ursprung in der BZ?
Gegensatz = Event: kurzfristiges Ereignis (Geschichte im herkömmlichen Sinn)
43. Was verstehen wir unter Cognitive-Processual Archaeology?
Die Cognitive-Processual Archaeology umfasst Erscheinungen des Verhaltens, der Sprache und der
Vorstellungen und besteht aus zwei großen Aspekten:
Frage, was wir über die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, das Wissen, das Erinnerungsvermögen
und das Denken und Folgern durch das Studium vergangener Kulturen lernen können. Dieser Aspekt
ist verbunden mit dem „wann, wo, wie“ in der menschlichen und kulturellen Evolution. In Relikten
materieller Kulturen erkennt man nicht nur Modelle des sozialen Verhaltens, sondern auch Modelle
der damaligen menschlichen Erkenntnis.
konzentriert sich auf einen Bereich, den man „reflexive Archaeology“ nennen kann. Er beschäftigt sich
mit der Frage, inwieweit die Wahrnehmungsprozesse der Archäologen einschränkend wirken auf die
Art und Weise, wie sie Archäologie praktizieren. Archäologen sind immer nur ein Produkt ihrer Zeit
und Kultur. Jede archäologische Interpretation ist eine persönliche Kreation.
44. Was verstehen wir unter Ethno Archaeology?
wurde in den 50er Jahren entwickelt, es gibt zwei Richtungen:
Middle-range Ethno Archaeology: beschäftigt sich mit rezent verlassenen oder zerstörten Strukturen
aller Art, auch das Verhalten beim Verlassen von Siedlungen und daraus resultierende Muster
materieller Hinterlassenschaft zählen zu dieser Sparte der Ethno-Arch.
Kontextuelle Ethno Archaeology: besteht aus meist längerfristigen systematischen Feldforschungen,
neben einer beschreibenden Analyse der materiellen Kultur eines lebenden Ortes sind auch hier
Tätigkeiten und soziale Verhältnisse wichtig
Interdisziplinäres Fach, in dem sowohl Elemente von Archäologie als auch von Ethnologie oder von
Sozialwissenschaft insgesamt kombiniert werden
Ausgangspunkt bilden Fragestellungen, die durch prähistorische Materialien aufgebracht werden
sozialwissensschaftliche Studien werden zur Lösung archäologischer Problemstellungen
herangezogen
Es werden Parallelen zwischen prähistorischen Befunden, die meist aus dem Boden der heutigen
Industriestaaten stammen, und lebenden, traditionellen Völkern gezogen.
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
45. Was verstehen wir unter New Archaeology (Processual Archaeology) der 1970er Jahre?
aus Amerika
enger Kontext zw. Völkerkunde und UFG
arbeitet in erster Linie mit Modellen, Mustern (Patterns)
versucht, Kultur-/Gesellschaftsstrukturen aus Ethnographie zu übernehmen
Elemente, die archäologisch nicht mehr feststellbar sind (Religion, Politik,...), wurden ebenfalls
zurückprojiziert => Problem: Aussagen nicht durch Fundmaterial belegt => können aber benützt
werden, um bestehende Bilder über Geschichte zu festigen
Vorteil: Idee des Models => etwas kann, muss aber nicht so gewesen sein!
Grundidee: andere Herangehensweise an ein Problem
Beginnt mit einer Fragestellung (die traditionelle Archäologie mit Funden)
New Archaeology: Fragestellung => Quellen sammeln => Auswertung =>Hypothese
Traditional Archaeology: Funde => in Raum/Zeitgefüge einbetten => Interpretation => (Hypo)These
Geht davon aus, dass Menschen sich damals gleich verhalten haben, wie heute
(„Mentalitätsgeschichte“)
Mentalität der verschiedenen Gruppen ist jedoch stark unterschiedlich
bevor die Geschichte rekonstruiert werden kann, muss man etwas über die Mentalität der
verschiedenen Gruppen in Erfahrung bringen
Mentalitätsgeschichte aus der Völkerkunde bekannt
Versuch, die jeweilige Mentalität zu verstehen/ gesellschaftliche Hintergründe zu berücksichtigen
Deduktiv: schlägt ein Bild vor und untersucht, ob Fund hineinpasst
Projektdesign speziell zur Fragestellung
46. Nenne Beispiele für die Low-range, Middle-range und Upper-range Theorie in der
Archäologie?

Middle Range Ethnoarchäologie: erforscht werden heutige verlassene oder zerstörte
gesellschaftliche Strukturen. Z.B. verlassene Wildbeuterlager oder Siedlungen. Daraus
werden Rückschlüsse und Vergleiche auf Abläufe und Handeln sowie Situationen in der
Urgeschichte gezogen.
47. Veraltete Forschungsrichtungen in der Ur- und Frühgeschichte wie Culture-historical
Archaeology?
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
48. Das Denkmalschutzgesetz in Österreich bezüglich Bodendenkmale?
49. Urgeschichte Österreichs (Langer Weg)?
50. Frage aus der Pflichtliteratur
Methoden der Ur- und Frühgeschichte (klassisch)
In klassischer Hinsicht werden die Methoden gegliedert in:
Terminologie
Forschungsgeschichte
Heuristik (Quellenkunde)
Chronologie
Chorologie
Interpretation
Gliederung der Methoden der Prähistorie (nach Urban)
Konstrukte der Ordnung
Probleme der Tatsachenfeststellung
Schlagwort: Die Tatsache, der Feind des Konstruktivismus.
Konstrukte der Zeit und des Raums
Vergleich natur- und geisteswissenschaftenlicher Ergebnisse
Schlagwort: Glaube Keine Statistik.
Konstrukte der Strukturen
Semiotische Probleme mit Begriffen, wie Kultur, Volk, Schicht, Klasse…
Schlagwort: Was ist eine Kultur??
(Semiotik = die Lehre der Krankheitszeichen)
Konstrukte der Prozesse
Vergleiche der Struktur in Raum und Zeit
Schlagwort: Kontinuität und Brüche.
Konstrukte der Interpretation
Ebene 1:
Konstrukte zwischen Tatsachen und Modellen
Schlagwort: Analogie, Vergleiche, Parallelen
Ebene 2:
Vergleiche der Konstrukte von Ebene 1
Schlagwort: Welches Ergebnis passt besser?
Ebene 3:
Postprozessualer Vergleich der Konstrukte von Ebene 1 und 2
Schlagwort: Jede Zeit hat ihre Geschichte!
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Ursprüngliche Chronologie
Mittelalterarchäologie
Hoch/Spätmittelalter
Frühmittelalter
Geschichte
Völkerwanderungszeit
Frühgeschichte
Röm. Kaiserzeit Alte Geschichte
Eisenzeit
Urgeschichte
Bronzezeit
Dreiperiodensystem
Steinzeit
Christian
Jürgensen
Thomsen, 1837
Übliche Chronologie
Neuzeitarchäologie
20. Jhdt.
Frühneuzeit
Mittelalterarchäologie
Hoch-/Spätmittelalter
Frühmittelalter
Völkerwanderungszeit
Frühgeschichte
Römische Kaiserzeit
Schriftkultur
Jüngere Eisenzeit
Ältere Eisenzeit
Bronzezeit
Jungsteinzeit
Mittelsteinzeit
Urgeschichte
Altsteinzeit
Schriftlose Kulturen
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Chronologie Urban
Frühmittelalter
Völkerwanderungszeit
Frühgeschichte
Römische Kaiserzeit
Schriftquellen
Eisenzeit
Bronzezeit
Urgeschichte
Kupferzeit/Spätneolithikum
Absolute
Früh-/Mittelneolithikum
Chronologie
Jungpaläo-/Mesolithikum Relative
Vorgeschichte
Alt-/Mittelpaläolithikum
Chronologie
Vor- und Frühgeschichte Urban
Frühgeschichtliche
Zeitabschnitte
Urgeschichtliche
Zeitabschnitte
Vorgeschichtliche
Zeitabschnitte
Völkerwanderungszeit
Röm. Kaiserzeit
Historisch
Eisenzeit
Schriftlich
Bronzezeit
mythologisch
Kupferzeit
Spätneolithikum
linguistisch
Neolithikum
archäologisch
Früh-/Mittelneolithikum
Mesolithikum
Jungpaläolithikum
ethnographisch
Mittelpaläolithikum
Altpaläolithikum
biologisch
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
Urban Wegweiser:
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-
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ältesten überreste eines Vormenschen in äthiopien
Schimpanse – Vormensch – Homo habilis – Frühmensch – Altmensch – Neumensch
Aufrechter Gang – Werkzeug – Feuer – Bestattung – Selbstdarstellung
Eiszeiten
Zeit des Neandertalers (400.000 bis 40.000 – Mittelpaläolithikum)
Älteste Funde des Neandertalers in österreich
Französische Grotte Le Moustier – hat charakteristische Schaber
Höhlenfunde
Im Osten österreichs eine kaltzeitliche Fundstelle
Ältere mittelpaläolithische Höhlenfundstellen: Repolusthöhle bei Peggau (Höhle im Seitental
des Murtales), zwei übereinanderliegende Kulturschichten mit mehreren Feuerstellen und
zahlreiche Werkzeuge
Mittelpaläolithische Flachlandfundstellen: Untere Schicht der Gudenushöhle im Tal der
kleinen Krems im Waldviertel, rund 90.000 Jahre alt, Steinwerkzeuge
Jüngere mittelpaläolithische Alpenfundstellen: Ramesch- Knochenhöhle im Toten Gebirge, auf
Höhlenbären spezialisierte Jäger stießen hoch in die alpine Bergwelt hervor und verloren
einige Steingeräte, alter: 31.000 – 64.000 Jahre
Die Jäger der letzten Eiszeit (40.000 bis 10.000 – Jungpaläolithikum)
Vor etwa 40.000/35.000 Jahren erschien der Jetztmensch – Jäger und Sammler, jedoch
spezialisierter
Kompliziertere Ornamente
Venus von Willendorf (Niederösterreich), alter: 25.000 Jahre, Steinplastik
Venus II = aus Mammutzahn geschnitzte Figur aus Willendorf
Auf Kremser Galgenberg weitere Venus entdeckt
Einzige Nachricht eines jungpaläolithischen Grabes in österreich aus Spitz an der Donau
(Niederösterreich)
Zwei große Kulturräume zu unterscheiden: alpine Bergwelt + Lößsteppen (Nordosten
österreichs)
Jungpaläolithische Alpenstationen:
Salzofenhöhle im Toten Gebirge bei Bad Aussee (Steiermark), Schlenkendurchgangshöhle in
der Taugl über Hallein (Salzburg), Riesenhöhle im Dachstein (Oberösterreich) -> kurzfristige
Raststationen
Drachenhöhle bei Mixnitz (Steiermark) Lagerplatz
Höhlenfundplätze im Murtal:
Repolusthöhle bei Peggau (Steiermark) – bisher ältesten archäologischen Funde österreichs,
250.000 Jahre, Steingeräte
Große Badlhöhle bei Peggau: ältesten bearbeiteten Knochenstücke österreichs
Drachenhöhle bei Mixnitz (Stmk.) – paläolithischer Lagerplatz
Alpine Höhlenstation in Tirol: Tischoferhöhle bei Kufstein – zwei Kulturschichten entdeckt
Jäger der Eiszeit im Waldviertel:
Krems Hundssteig (Niederösterreich): hohe Lößwand mit braunen Verlehmungshorizont, Teil
eines warmzeitlichen Bodenbildungskomplexes
Gudenushöhle bei Hartenstein: Uferhöhle, zwei Kulturschichten nachgewiesen
Spitz an der Donau (Niederösterreich), Mieslingtal: Reste eines Eiszeitmenschen
Willendorf in der Wachau (Niederösterreich): „Venus“ Neun übereinanderliegende
Kulturschichten (Jungpaläolithikum), älteste Schicht 40.000, Steinwerkzeuge, Tierknochen
Endpaläolithische Höhlenfundplätze:
Griffen (Kärnten), Tropfsteinhöhle: Tierknochen, Kulturschichten
Gratkorn (Steiermark), Zigeunerhöhle: 9. vorchristlichen Jahrtausend, Knochenobjekt mit
Darstellung einer Schlange, Steingeräte
Mesolithische Rastplätze im Rheintal:
Koblach (Voradlberg), Rheinbalme: prähistorischer Rastplatz mit Feuer- und Herdstellen,
Harpunenspitze
Koblach, Krinnenbalme: vier Kulturschichten, Steingeräte,
Frühneolithikum – 5500 – 4750
Hauptbestandteil der Funde = Keramik
Linearbandkeramische Kultur in drei Phasen gegliedert: Vornotenkopfkeramik,
Notenkopfkeramik + jüngere Notenkopfkeramik
Venus von Draßburg = weibliche Figur auf Gefäßfragment
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
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Mittelneolithikum – 4750 – 3900
Bemaltkeramische Kultur, Lengyelkultur (Fundort in Ungarn)
Kreisgraben von Friebritz (Niederösterreich) – im Inneren mehrere Bestattungen
Schädelnest von Poigen (Niederösterreich)
Hundebestattung in Bernhardsthal (Niederösterreich)
Kupferzeit (Spätneolithikum) – 3900 – 2300/2200
Gesellschaftliche Veränderungen
Erfindung des Rades
Epi-Lengyel-Horizont in Steiermark + Kärnten + Salzburg belegt
Ältesten Kupferfunde in österreich im Karpatenbecken, z.B. Kindergrab bei Bisamberg, Depot
von Stollhof
Zufallsfund in Ziegelei in Pottenbrunn (Niederösterreich): Nachweis einer Gehöftgruppe
Koblach, Kadel und Neuburghorst, Göfis Neumontfort: Ersten Bauern in Voradlberg
Mittlere Kupferzeit – 3300 – 2800
Badener Kultur
Nach Fundstelle bei Herzogenburg (Niederösterreich) benannt: Ossarner Gruppe
Pottenbrunn (Niederösterreich) Reste eines Hauses
Königshöhle bei Baden
Kupferzeitliche Höhensiedlungen im Wienerwald:
Perchtoldsdorf (Niederösterreich), Hochberg
Mödling, Jennyberg
Guntramsdorf, Eichkogel
Späte Kupferzeit 2800 – 2300/2200
Voralpinen Gebieten Kärntens, Steiermark, Niederösterreichs, Oberösterreichs und Salzburg
Zahlreiche Glockenbecherfunde im Raum Laa an der Thaya
Frühe und mittlere Bronzezeit – 2300 – 2200 bis 1300/1200
Früheste Bronzezeitkulturen: Hockergräberbronzezeit
Relativ wenige Funde in österreich
Böheimkirchen (Niederösterreich), im Inneren einer Befestigung kasemattenartig am Wall
angebaute steinerne Hausfundamente
Bronzezeit im Tullner Becken:
St. Andrä vor dem Hagenthale (Niederösterreich), Kumenberg: Abschnittsbefestigung der
ausgehenden Frühbronzezeit (1500v.Chr)
Bronzezeit im Ybbstal:
Allhartsberg (Niederösterreich), „Türkenschanze“: Erdwall + Holzpalisade, Sondagen, Gehöft
mit Wohn- und Wirtschaftsbauten
Winklarn (Nö), ehemaliges Hügelgräberfeld: 19 Grabhügel, mittelbronzezeitliche Nekropole
Mittlere Bronzezeit – Hügelgräberbronzezeit – 1600/1500 – 1300/1200
Gräberfeld von Pitten (Niederösterreich): größtes mittelbronzezeitliches Hügelgräberfeld
österreichs
Gehöftgruppe vom Gschleiersbühel bei Matrei am Brenner (Tirol): Steinfundamente von vier
Rechteckbauten
Bronzezeit im Salzachtal:
Bischofhofen (Salzburg), Götschenberg: in Felsen eingetiefte kleine Hütten, Reste von
Gießerei
Urnenfelderzeit (späte Bronzezeit) – 1300/1200 – 750/700
Reichenau an der Rax (Niederösterreich)
Pitten (Nö)
Siegendorf, bronzezeitliche Hügelgräber: vier Grabhügel der Čaka- Kultur
Altenstadt: Henkeltöpfe
Kelchalm bei Kitzbühel (Tirol): Kerbhölzer
Eines der bekanntesten Weihegaben dieser Zeit: Der Helm vom Paß Lueg (Salzburg)
Urnenfelderzeit im Weinviertel und Waldviertel:
Ernstbrunn (Niederösterreich, Oberleiserberg): urnenfelderzeitliche Befestigungswall,
spätbronzezeitliche Befästigungsanlage, ältesten Funde aus Jungsteinzeit, LaTene Zeit
Oppidum
Thunau am Kamp (Nö), Schanze: unrnenfelderzeitlichen Befästigungswall, slawischer Wall,
Herrenhof, bronzezeitliche Häuser, Brandgräber
Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit) – 750/700 – 500/400
Gräberfeld: Hallstatt
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Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11)
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