Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 1. Definition der Urgeschichte und der Frühgeschichte? Die Urgeschichte ist der älteste Abschnitt der Menschheitsgeschichte (davor: Urzeit). Keine historische Epoche, sondern jener Zeitabschnitt (der Menschheitsgeschichte), der ausschließlich durch archäologische Quellen rekonstruiert werden kann => „schriftlose Zeit“ (Paläolithikum bis römische Kaiserzeit). Dauer: 800.000-0 in Ö und Mitteleuropa Die Frühgeschichte ist jener Abschnitt der Menschheitsgeschichte, der durch archäologische und schriftliche Quellen gleichwertig rekonstruiert wird => Vorliegen indirekter schriftlicher Quellen => Völker, die über ihre Nachbarn berichten (z.B. Römer über Germanen). 2. Beginn und Ende der Ur- und Frühgeschichte? Beginn der Urgeschichte Erstes Auftreten des Menschen (Artefakte wie Faustkeil oder Chopping tools) Problem der Definition Mensch: Selbstbewusstsein, Identität, Werkzeuggebrauch, Sprache, Feuergebrauch => Aufgabe der Anthropologie, Humanbiologie, Primatologie Repolusthöhle bei Frohnleiten (Stmk.): älteste Hinterlassenschaften des Menschen in Österreich: rund 260.000 Jahre alte Steinwerkzeuge, Feuerstellen und Tierknochen. Mittelpaläolithikum (Mousterien) Vormenschen: Ardipithecus ramidus 4,4 Jmill Australopithecus anamensis 4,2 – 3,9 Jmill Australopithecus afarensis 4 - 3 Jmill (Lucy) Frühmenschen: Homo rudolfensis > 2 Jmill Homo habilis 2 - 1,5 Jmill erste Steinwerkzeuge: ~ 2,5 Jmill Ende der Urgeschichte/ Beginn der Frühgeschichte Übergang fließend In unserem Raum um Christi Geburt/ ~15 v. Chr. (röm. Okkupation, Annexion des Regnum Noricum, Aufkommen der Schrift => Beginn der Alten Geschichte) Je weiter nördlich, desto später der Übergang von Ur- zu Frühgeschichte Frankreich: Gallische Kriege Mitte des 1. Jh. v. Chr. Ende der Frühgeschichte Bei uns: Aufkommen der Babenberger, um 1.000 n. Chr. 996 n. Chr. => Erwähnung „Ostarrichi“ in der Schenkungsurkunde von Otto III an den Bischof von Freising Im Westen (Deutschland, Frankreich): Aufkommen Karl des Großen 3. Was versteht man unter Mittelalterarchäologie, Neuzeitarchäologie und Historischer Archäologien? Mittelalterarchäologie: Viele Väter, entstand in Deutschland im Zuge des Wiederaufbaues der zerstörten Stadtkerne. Heute Hilfswissenschaft der Geschichte. • 1958: einer der ersten Artikel zu mittelalterlichen Keramikfunden stammt von Beninger: 'Erörterungen zur mittelalterlichen Irdenware‚ (MUAG 9, 1958, 1-16) Vorreiter der Mittelalterarchäologie • Daneben führt Hertha Ladenbauer-Orel (Bundesdenkmalamt) Stadtkerngrabungen und Kirchengrabungen durch • Fritz Felgenhauer wird durch seinen Gymnasiallehrer für Geschichte H.P. Schad'n zur archäologischen Untersuchung des mittelalterlichen Hausberges bei Gaiselberg angeregt und gründet Archiv für Mittelalterarchäologie • Richard Pittioni gründet Kommission für Mittelalterarchäologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Seite 1 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Neuzeitarchäologie: wurzelt in der 1969 von R. Pittioni eingeführten „Gasthausarchäologie“; es folgten Rettungsgrabungen in Salzburg und Wien. - 1989 gründete Konrad Spindler eine dementsprechende Abteilung in Innsbruck. - 2006 erhält Claudia Theune-Vogt eine Professur – ihr Forschungsschwerpunkt umfasst neben Mittelalter-archäologie auch die Neuzeitarchäologie (Historische Archäologien). - Im BC wird ein eigenes Modul Neuzeitarchäologie Historische Archäologie: Epochen mit so genannter dichter Überlieferung Nebeneinander von materiellen archäologischen Quellen und schriftlicher Überlieferung 14./15. Jahrhundert bis in die Gegenwart Quellengattungen: Schriftquellen, Bildquellen, Oral History geschichtswissenschaftlichen Methode der Archäologie 4. Was versteht man unter archäologischen Disziplinen? Disziplinen, die durch Grabung Boden(be)funde hervorbringen. Die historische Erkenntnis erfolgt mittels Gewinnung und Auswertung von Bodenfunden. Bodenfunde sind Sachüberreste, die durch die Erhaltungs- und Auffindungssituation geschichtswissenschaftlich verwertbar sind. Art der Quellengewinnung ist die Grabung. Auch die und Mittelalter- und Neuzeitarchäologie zählen dazu. Archäologie – Altertumskunde: Klassische Archäologie o Kunstgeschichte der Antike o Kulturgeschichte der Antike Archäologien – Methode der Quellengewinnung o Ausgrabungen (ehemals Spatenwissenschaft, heute Prospektion, Zerstörungsfreie Methoden, gezielte Schichtgrabungen) Archäologie – alles was alt ist (nichtwissenschaftlich) o Antiquitäten, Antiquariat o Archäologie des Jazz, Archäologie der Strassen Auswahl verschiedener Archäologien: Nach Kriterien o Zeit, Epoche: Mittelalterarchäologie o Ethnos: Keltologie o Sache, Gattung: Musikarchäologie o Umgebung: Unterwasser. Arch. Nach Methoden der Quellengewinnung o Prähistorische Archäologie, Klassische Archäologie o Keltische Archäologie, Provinzialrömische Arch. o Unterwasserarchäologie, Stadtarchäologie o Mittelalterarchäologie, Neuzeitarchäologie o Montanarchäologie, Ethnoarchäologie o Luftbildarchäologie, Spatial Archaeology Archäologien nach Grundorientierung: Sozialarchäologie o Social archaeology, Gender archaelogy Seite 2 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Wirtschaftsarchäologie o Teil der Wirtschaftsgeschichte oder Wirtschaftsgeographie Nomothetisch oder idiographisch Siedlungsarchäologie o Hillfort studies Religionsarchäologie Landschaftsarchäologie o Landscape archaeology Umweltarchäologie o Enviromental archaeology 5. Was sind idiographische Wissenschaften? Idios: Eigentümlichkeit z.B. Kunstgeschichte, UFG, Geschichte, Geologie, Paläontologie Geisteswissenschaften Ziel ist das Finden, Beschreiben, Erklären und Deuten einmalig auftretender Ereignisse oder Erscheinungen. Idiographische Disziplinen erstellen Thesen. Diese werden begründet, es entsteht eine Hypothese (nicht nachweisbar!) diese beruht auf Quellen. Neue Quellen verifizieren/ falsifizieren die Hypothesen. These wird durch Beobachtung und Bestätigung zur Hypothese, wird aber nie ein Gesetz und daher nicht beweisbar. Idiographische Wissenschaften formulieren über die Erforschung ihrer Objekte Hypothesen und Thesen und nähern sich damit der wahrscheinlichen Realität eines zu untersuchenden Phänomens an. Ihre Ergebnisse müssen falsifiziert oder verifiziert werden können. Sie formulieren keine Gesetze, ihre Ergebnisse sind nicht im Experiment überprüfbar, wenn auch unter gewissen Umständen wiederholbar. Einmalige Phänomene können nicht bewiesen werden => die Ergebnisse der Auswertung sind nur Hypothesen => Kontrolle nur durch neue Quellen => Verifikation/ Falsifikation Es wird nichts bewiesen, die Wahrscheinlichkeit wird lediglich erhöht! z.B. Evolutionsbiologie: Entwicklung einer speziellen Art Geologie: Entwicklung der Erde (gegenüber anderen Planeten) 6. Was sind nomothetische Wissenschaften? Nomos: Gesetz z.B. Physik, Chemie, Biologie,... Exakte Wissenschaften, Normwissenschaften Naturwissenschaften, die das Ziel haben Gesetzmäßigkeiten zu finden, die dann einzelne Sachverhalte erklärbar machen und Gesetzesbehauptungen aufstellen und prüfen, um verlässliche Gesetzesaussagen zu gewinnen Gesetze werden verwendet (Erklärung speziellerer Gesetze und einzelner Sachverhalte) bestehende Gesetze werden geprüft neue Gesetzesaussagen werden entwickelt Hypothesen und Beweise werden durch Experimente überprüft => Gesetzmäßigkeiten sind experimentell nachvollziehbar/ wiederholbar Es gibt nomothetische Geisteswissenschaften wie Logik und Ethik. Nomothetische Wissenschaften sind Wissenschaften, die nach Gesetzen und Regeln suchen. Ihre Ergebnisse werden nach dem Zutreffen von formulierten Gesetzen und Regeln im Experiment gültig und bewiesen. Ergebnisse der nomothetischen Wissenschaften sind beliebig oft im Experiment wiederholbar. Die Experimente zeigen dabei immer bzw. weitgehend das gleiche Ergebnis. Seite 3 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 7. Zur Stellung der Ur- und Frühgeschichte im Stammbaum der Wissenschaften? GEWI => Anthropologie => Kulturwissenschaften => Geschichtswissenschaften => UFG Geisteswissenschaften: Individualität des Menschen Anthropologie: Verhalten des Menschen => Kombination von Wissenschaften, die sich alle ihrerseits mit dem Menschen befassen Kulturwissenschaften: verschiedene Kulturen => beschreiben und erklären (vergangene) Kulturen Geschichtswissenschaften: vergangene Ereignisse => treffen Aussagen zur Geschichte anhand von archäologischen und schriftlichen Quellen Naturwissenschaften: exakte NW = nomothetische NW: Physik, Chemie,... beschreibende NW = idiographische NW: Geologie, Paläonthologie,... Geisteswissenschaften: GEWI in eigener Sache: Psychologie, Anthropologie, Ethnologie,... Normwissenschaften: Logik, Ethik, Ästethik Kulturwissenschaften: Gegenwart: Völkerkunde, Volkskunde, Politologie,... Vergangenheit: Geschichtswissenschaften Allg. Geschichtswissenschaften: Archäologische Quellen: Urgeschichte, Klassische und provinzial römische Archäologie Schriftquellen: Frühgeschichte, Klassische und provinzial römische Archäologie, Alte Geschichte, Geschichte Spezielle Geschichtswissenschaften: Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Ägyptologie,... Definition lt. Frerichs: Kulturwissenschaften = alle Disziplinen, die irgendeinen Aspekt/ Bereich der menschlichen Kultur erforschen. Gegenstand dieser Forschung sind menschliches Verhalten dessen Bedingungen, Resultate und Folgen Veränderungen und die natürliche Umwelt: Natürliche Prozesse der Umwelt sind Teil des Erforschungsgebietes, denn: Mensch verändert Umwelt => Umwelt verändert sich => das beeinflusst wieder menschliches Verhalten Naturwissenschaften: Erforschung der ökologischen Zusammenhänge Kulturwissenschaften benutzen maximal diese nat. wiss. Ergebnisse, regen neue Fragestellungen an Kulturwissenschaften erforschen menschliches Verhalten, sofern es durch Gruppenregeln (=Gepflogenheiten, Bräuche, Sitten, Normen, Werte) geprägt und ermöglicht wird Grund- und Leitfrage der Kulturwissenschaften: Wie werden Gruppenregeln entwickelt, tradiert und verändert? UFG gilt als historische Wissenschaft und fällt damit unter die anthropologische, Geistes- und Kulturwissenschaft, die wiederum Teil der philosophischen Wissenschaften ist. Wegen der zu nomothetischen unterschiedlichen Forschungsmethode ist sie weitgehend Teil der idiographischen Wissenschaften. Als Kulturwissenschaft bzw. „Cultural Study“ beschäftigt sie sich mit der Erforschung des menschlichen Alltagslebens. Stammbaum: Philosophie Geistes- und Kulturwissenschaften Anthropologie Historische Wissenschaften Archäologie Ur- und Frühgeschichte Seite 4 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 8. Was sind anthropologische Disziplinen? Anthropologie = Menschenkunde Im 19. Jh.: Disziplinen, die sich mit der Erforschung schriftloser Völker beschäftigten: Urgeschichte Volkskunde Ethnologie Physische Anthropologie Heute noch für die UFG als beispielgebende Wissenschaften wichtig (Grundlage war ursprünglich Konzept der Naturvölker, „kindliche Phase bei Schiller) Anthropologische Disziplinen sind vereinigt in der „Anthropologische Gesellschaft“ in Wien und Berlin. Die Anthropologie kann in die Kultur- und Naturwissenschaften unterteilt werden. Anthropologische Disziplinen heute: Naturwissenschaftliche Anthropologie/ Humanbiologie: Physische A., Psychische A., Konstitutionslehre, Experimentelle A., Angewandte A. Anthropologie als Integrationswissenschaft: Einzelwissenschaften wie: Soziologie, Psychologie, Pädagogik, Medizin, Geschichtswissenschaften, Rechtswissenschaften, Religionswissenschaften Philosophische Anthropologie: Richtung der Philosophie Naturvölker, Indianer, Aborigines ein relativ gefährliches Konzept. Europäisch wie Barbarebvölkermodel der Römer. Kindliche Phase der Menschheitsgeschichte bei schiller. Biologisches Model für Geschichte ist oft von totalitären Gedankengut benützt. Weiters Modell: Wildheit, Barbarentum, Zivilisation, Evolutionskonzept. Medizin beschäftigt sich mit Menschen die Krank sind, Anthropologie beschäftigt sich mit Menschen die nicht krank sind. Verschiedene Fragestellungen: Medizin: Wie kann ich Wege zur Heilung finden Anthropologie: Wie leben die Menschen und wie funktionieren die Gesellschaften…Z.B. Genderaspekte Ur- und Frühgeschichte (Prähistorie) Geschichte der schriftlosen Kulturen Volks- und Völkerkunde (Ethnologie) Leben der schriftlosen Kulturen Physische Anthropologie: Mit dem Leben der Völker beschäftigt Heute noch für Ur,- und Frühgeschichte als „Beispielgebende Wissenschaft“ wichtig. 9. Urgeschichte oder Vorgeschichte (nach Urban)? Frühmittelalter Völkerwanderungszeit Frühgeschichte Römische Kaiserzeit Schriftquellen Eisenzeit Bronzezeit Kupferzeit/Spät-neolithikum Absolute Urgeschichte Vorgeschichte Früh-/Mittelneolithikum Chronologie Jungpaläo-/Mesolithikum Relative Alt-/Mittelpaläolithikum Chronologie Urban - Begriff „Urgeschichte“ erst unter Menghin institutionell fassbar Seite 5 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Hoernes: Urgeschichte als historische Disziplin, prähistorische Archäologie im Sinne einer Kunstgeschichte der Urzeit sowie als anthropologisches Fach mit enger Beziehung zur Anthropologie und Ethnologie - Auch bei Hoernes Nachfolger Menghin das Verständnis des Faches als Teil der Gesamtgeschichte - -> Begriff „Urgeschichte“ im Sinne des frühesten Abschnittes der Menschheitsgeschichte - Urgeschichte und Vorgeschichte synonym? - Unterscheidung Ur- Vor- Frühgeschichte erfolgt methodisch (Quellenlage) - Urgeschichte: Ein Zeitabschnitt, wo es methodisch und technisch möglich ist, absolutchronologisch fixierbare Quellen auszuwerten, vereinfacht: das Neolithikum, die Bronze- und Eisenzeit mit kalibrierten Radiokarbondaten und Dendrodaten - -> Durch absoluten Altersangaben ein direkter Vergleich verschiedener Fundplätze möglich, die Kulturkontakt, Kulturationsprobleme etc. betreffen, können behandelt werden - Fragen der Kulturationsprozesse gehören zu den Grundfragen der Urgeschichte - (Bei Vorgeschichte kein direkter Vergleich der Fundstellen möglich, nur relativchronologische Daten liegen vor) Eggers (S. 14): Vorgeschichte: - „Wissenschaft des Spatens“ (klassische Archäologie gehört dort auch dazu) - Sammelbegriff für Ur- und Frühgeschichte 10. Über die Anfänge der Archäologie und Urgeschichte in Österreich? - Spätmittelalter – erste Anfänge 1. Kuriositätenperiode ab Mitte 15 Jh.: Zufällige Funde werden gesammelt, keine Zuordnung und Methode Thomas Ebendorfer v.Haselbach1388-1464 Erster der Archäologische Funde in seinen Werken erwähnt hat. Ein österreichischer Geschichtsschreiber, Theologe und Diplomat des 15. Jh. Thomas Ebendorfer von Haselbach 1388-1464 Historiograph an der Universität Wien Einer der ersten Gelehrten, der an Altertümer interessiert war und sie als historische Quelle verstand Erwähnte römische Ziegel vom Michelsberg bei Stockerau Humanismus – Kreis um Maximilian I. (Renaissance) Conrad Celtis, 1459-1508; eigentlich Conrad P(B)ickel, 1497 Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst in Wien, daneben Vorlesungen über Geographie, Geschichte und Mathematik Johannes Cuspinian, 1473-1529; Gelehrter und Diplomat, Grab im Stephansdom Regiomontanus, 1436-1476 Georg von Peuerbach, 1423-1461 später Carolus Clusius eigentlich Konrad P(B)ickel 1497: Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst in Wien,.Daneben Vorlesungen über Mathematik, Geographie und Geschichte Hat antike geographische Pläne rausgegeben. (Albrecht Dürer, Die Marter der 10.000Christen (KHM Wien) mit den Freunden Dürer (r) und Celtis(l). Johannes Cuspinian,1473 -1529 Grabstein im Stephans-Dom Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian. Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilians I. Graz und Köln, Böhlau1959. Hat antike Texte editiert die Österreich betreffen Dr. Wolfgang Lazius, 1514-1565 edierte erstmals römische Denkmäler von Wien regte Gesamtaufnahme der antiken Münzen an Biographie: Seite 6 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) studierte in Ingolstadt die Artes und erlangte 1538 den Dr. med. Leibarzt Kaiser Ferdinands I. 1546 Professor an der Wiener Medizinischen Fakultät 1560 Direktor 1563 landesfürstlicher Superintendent Bedeutender Histograph: Geschichte Wiens („Vienna Austriae“), Werk über die Völkerwanderung („De gentium aliquot migrationibus“), Kartograph (Bayern, Österreich, Ungarn, Griechenland) 1561: 1. gedruckter Atlas Österreichs Gründung des Antiquariums im schloss Ambras in Tirol 1502 „Jüngling von Helenenberg“ heute Magdalenenberg in Kärnten. Erste Lapidarien wurden angeregt, Antiquarium im Schloss Ambras (Tirol), „Jüngling vom Helenenberg“, heute Magdalensberg in Kärnten, 1502 Barock Johann Dominikus Prunner, Ausgrabungen am Kärntner Zollfeld Maximilian III. ließ Ausgrabungen in Carnuntum durchführen Im 18. Jh. entstand aus verschiedenen Sammlungen das Münz- und Antikenkabinett Johann Joseph Hilarius Eckhel Jesuit, Begründer der wissenschaftlichen Numismatik in Österreich 1774: Leiter der antiken Sammlung, des antiken Münzkabinetts 1775: Professor der Altertümer und historischen Hilfsmittel an der Uni Wien 2. Hälfte 18. Jh., Anfang 19. Jh. Ab Mitte des 18 Jh.: Sammeln archäologischer Funde, z.B. Franz Steinkogler in Hallstatt, prähistorische und römische Relikte, im Mathematischen Thurm des Stiftes Kremsmünster erhalten Gründung von Landesmuseen: 1811: Joanneum in Graz 1823: Ferdinandeum in Innsbruck 1833: heutiges Oberösterreichisches Landesmuseum Gründung von wissenschaftl. Vereinen: 1843: Geschichtsverein für Kärnten (Durchführung der Grabungen auf dem Magdalensberg) Beginn der wissenschaftlichen Periode der Archäologie Österreichs Johann Gabriel Seidl k. u. k. Münz- und Antikenkabinett 1840: Begann mit der Zusammenstellung aller gemeldeten Fundberichten und deren Veröffentlichung damit erfolgte der Schritt zur wissenschaftlichen Periode der Archäologie Österreichs Institutionen der Klassischen Archäologie Lehrkanzeln an der Uni Wien Alexander Conze, 1869 Lehrkanzel für Klassische Archäologie Otto Hirschfeld, Lehrkanzel für römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik 1876: beide gründen das Archäologisch-epigraphische Seminar 1889: Gründung der Archäologisch-philologischen Gesellschaft an der Uni Wien, heute Eranos Vindobonensis (1895: Gründung der klassischen archäologischen Institute in Graz, Salzburg und Innsbruck) 1897: Einrichtung der „Kommission zur Erforschung des römischen Limes“, in der Akademie der Wissenschaften auf Antrag von Friedrich Kenner 1898: Otto Benndorf: Gründung des Österreichischen Archäologischen Instituts 11. Beginn der Urgeschichtsforschung im 19. Jh.? Die Erforschung der Urgeschichte setzte etwas später ein, als die Archäologie. Die Anfänge der Urgeschichtsforschung lagen nach Moritz Hoernes um 1860, allerdings nicht auf universitären Boden. Er nennt zwei Namen: Eduard Freiherr von Sacken (Theoretiker): Monographie zum Gräberfeld Hallstatt (wertet nicht nur Funde sondern auch Befunde aus) Seite 7 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Ferdinand Ritter von Hochstetter (Praktiker): gründet 1878 die prähistorische Commission in kaiserlicher Akadamie der Wissenschaften (wurde ihr erster Obmann); Urgeschichte Volkskunde, Ethnologie, Anthropologie; war naturwissenschaftlicher Lehrer des Kronprinzen; gründete das NHM und war dessen erster Direktor; 1889: Prähistorische Sammlung im k.k. naturhistorischen Hofmuseums im Rahmen der Anthropologisch-ethnographischen Abteilung gezeigt (heute P.A., im NHM Wien) 1870 wurde unter der Federführung von Ferdinand Freiherr von Adrian-Werbung die Anthropologische Gesellschaft in Wien gegründet. Hallstatt: Johann Georg Ramsauer (1795 – 1875) beginnt mit der Ausgrabung Dokumentation durch Eduard Freiherr von Sacken und Friedrich Hochstetter: Auswertung der Funde und Befunde Die Urgeschichtsforschung ist noch keine eigene Wissenschaft sondern wächst im Laufe der Zeit aus der Volks- und Völkerkunde und der Anthropologie heraus. Die Archäologie an sich entwickelt sich aus dem Fachbereich der Geologie. 1870: Gründung der anthropologischen Gesellschaft in Wien 1878: Gründung der prähistorischen Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Obmann: Ferdinand Hochstetter) 1889: wird die prähistorische Sammlung im Naturhistorischen Museum im Rahmen der Anthropologisch-ethnographischen Abteilung eröffnet Dr. Mathäus MUCH (1832 – 1909): Rolle ähnlich Schliemanns, Anhänger Schönerers, großdt., germanophil, antisemitisch bereitet pseudowissenschaftlich die Vorstellungen von einer nordischen Herrenrasse vor. Sammler (Grundstock der UFG-Sammlung), Denkmalpflege, Öffentlichkeitsarbeit, Nö. Landesmuseum o 1875: Conservator o 1877: Mitglied der Central-Commission Moritz HOERNES (1852 – 1917): = 1. Professoren-Generation. Hat 3 Forschungsansätze: UG = Prähistorische Kunstgeschichte, Anthropologische und historische Disziplin. Werk: „Urgeschichte des Menschen“ o 1893: Dozent f. prähistorische Archäologie o 1911: 1. Professur für prähistorische Archäologie im deutschsprachigen Raum o 1918: Gründung des prähistorischen Instituts Dr. Matthäus Much, 1832-1909.Der Nestor der Urgeschichte Österreichs? Wohl eher nicht. Besser, in seiner Zweideutigkeit: .Der Schliemann Niederösterreichs.(J. Szombathy, anlässlich einer Laudation Friedrich Simony Erforscher des Dachsteins 1. Publikation von Hallstatt Lehrer von Matthäus Much, erregte Interesse für Prähistorie Frühgeschichte Eduard Benninger (germanophil!) habilitierte sich 1940 erstmals für ein frühgeschichtliches Fach 1952 habilitiert sich Herbert Mitscha von Märheim, Frühgeschichte wurde nicht als eigenständiger Fachbereich verstanden => umständliche Umschreibung der venia legendi „Nichtrömische Archäologie des 1. Jahrtausend in Mitteleuropa“ Herwig Friesinger folgt 1978 Richard Pittioni (= 4. Professoren-Generation) Falko Daim und Erik Szameit Mittelalterarchäologie Entstanden in Deutschland nach dem 2. WK, mit dem Wiederaufbau zerstörter Stadtkerne Eduard Beninger: Vorreiter der Mittelalterarchäologie, schreibt 1958 einen der ersten Artikel über Mittelalterliche Keramikfunde Hertha Ladenbauer-Orel: Stadtkern und Kirchengrabungen Fritz Felgenhauer gründet das Archiv für Mittelalterarchäologie (führte Grabungen am Gaiselberg durch) Richard Pittioni gründet die Komission für Mittelalterarchäologie in der Akademie der Wissenschaften Seite 8 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Neuzeitarchäologie Wurzeln in der „Gasthausarchäologie“, entwickelt 1969 von Richard Pittioni 1989 gründet Konrad Spinder die Abteilung für Neuzeitarchäologie in Innsbruck Urgeschichte in Wien während der NS Zeit Oswald Menghin (vgl. Frage 16) Kurt Willvonseder: 1937 habilitiert in Wien. Leiter der Bodendenkmalpflege (heute BDA). SS Beitritt 1938, engagiertes Mitglied: Oberstrumführer, Informant von Sievers, dem Geschäftsfrührer des SS-Ahnenerbes. 1943: Professor für Urgeschichte des Menschen. Nach 1945 begnadigt. 1945 Direktor des Salzburger Museums Carolino Augusteum. 1967 a.o. Professor an der Uni Salzburg. 1968: nach seinem Tod hält die Salzburger Landesmitute Gedenkminute ab Eduard Benninger: illegales NSDAP Mitglied. Landesleiter im Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte (unterstand dem Amt Rosenberg). 1938 Leiter der P.A. im NHM Wien. Hauptwerke handeln von Germanen. 1940: Dozent für „germanische Ur- und Frühgeschichte“ => hielt aber keine Vorlesungen, weil 1940 einberufen als Adjutant des Stadthauptmannes von Wien. 1944 Ortskommandant von Michalovce/ Slowakei. Nach 1945: dreijährige Haft wegen „Verletzung der Menschenwürde“. Bekam 1957 den Doktortitel zurück und bezog ab 1958 wieder Pension. Weitere Namen: F. Hančar, Chr. Peschek, beides Dozenten am urgeschichtlichen Institut, beide NSDAP Mitglieder. Hančar las in Wien weiter bis 1967, Peschek ab 1946 in Göttingen und dann in Würzburg 1. Professoren Generation: Moritz Hoernes 2. Professoren Generation: Oswald Menghin 3. Professoren Generation: Richard Pittioni 4. Professoren Generation: Herwig Friesinger 12. Die Bedeutung von Mathäus Much und Moritz Hoernes? Much und Hoernes repräsentieren die beiden Wurzeln, aus denen die Urgeschichte der zweiten Hälfte des 19. Jh. in Österreich entstanden ist. Sie waren nicht nur Vertreter unterschiedlicher Forschungsrichtungen, sondern spiegelten auch die Spannweite der politischen Weltanschauungen im bürgerlichen Lager wider. Hoernes prägte die anthropologischen-naturwissenschaftlichen Disziplinen, Much eher die sprachkundlich-(indo)germanischen Richtungen. Der naturwissenschaftlich aufgeschlossene tolerante Hoernes einerseits und der germanophile, großdeutsche Much andererseits, waren kennzeichnende Vertreter der Wiener Kulturlandschaft um die Jahrhundertwende. Matthäus Much (1832-1909) war eher nicht der Nestor der Urgeschichte Österreichs, sondern eher der Schliemann Niederösterreichs. Stammte aus Niederösterreich, studierte Jura, erhielt später seine Dozentur für Prähistorische Archäologie, sammelte Mineralien und Versteinerungen und fertigte auf seinen Wanderungen naturwissenschaftliche Landschaftszeichnungen. Heirat machte ihn finanziell unabhängig. Beschäftigte sich besonders mit den Werken von Charles Darwin und Jakob Grimm. Sammel- und Grabungstätigkeit nahm immer größere Ausmaße an, führte zahlreiche Schürfungen und Ausgrabungen durch und wurde Mitglied bei mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften (1870 Anthropologische Gesellschaft in Wien, Mitglied der k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale). Setzte sich für die Gründung eines NÖ Landesmuseums ein und bemühte sich um die Einbindung der Urgeschichte in den Lehrplan der Schulen. Einen bleibenden Wert bildet seine umfangreiche Sammlung. Erforschte zahlreiche Tumuli in NÖ, oftmals als erster führte er erfolgreiche Suchschnitte in prähistorischen Wehr- bzw. Wallanlagen durch. Von überregionaler Bedeutung waren Muchs „Pfahlbau-Untersuchungen“ im Salzkammergut, insbesondere im Mondsee. Vorschlag, zwischen dem Neolithikum und der Bronzezeit eine eigenständige Kupferzeit herauszuarbeiten. Much propagierte im 19. Jh. die Vorherrschaft der Nordischen Rasse bzw. der Arier. Er war zumindest in Ö einer der ersten, der anhand archäologischer bzw. urgeschichtlicher Quellen den Nachweis für derartige Vorstellungen zu erbringen versuchte und seine Ideen wurden unter anderem von Georg Ritter von Schönerer, dem Urvater der großdeutschen, nationalen und rassenantisemitischen rechtsradikalen Bewegungen in Österreich aufgenommen und weit verbreitet. Seite 9 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Gestaltete Rollbilder für den Unterricht, schrieb einen Kunsthistorischen Atlas, seine Sammlung von unserem Institut nach seinem Tod angekauft und veröffentlichte zahlreiche Publikationen. Moritz Hoernes (1852-1917) war der erste Dissertant in Klassischer Archäologie in Wien. Wirkte im Nationalhistorischen Museum Wien bzw. der Anthropologischen Gesellschaft und habilitierte sich 1893 an der Uni Wien als erster für „Prähistorische Archäologie“ (war damals noch Teil der Geographie) und bekam den ersten Lehrstuhl für „Urgeschichte des Menschen“ im deutschsprachigen Raum zugesprochen (1899 Extraordinarius, 1911 Ordinarius). Hoernes hatte 3 Forschungsansätze: 1. die Urgeschichte als historische Disziplin, 2. als prähistorische Archäologie im Sinne einer Kunstgeschichte der Urzeit und 3. als anthropologisches Fach mit enger Beziehung zur Anthropologie und zur Ethnologie. Knapp erlebte er noch die Gründung des Prähistorischen Institutes. Hoernes war Vertreter einer monogenetischen Auffassung, er baut seine Kulturgeschichte auf „die Einheit und Gleichheit der menschlichen Art“ auf. Er unterscheidet jedoch auch zwischen „niedrig stehenden Naturvölkern“ und höher stehenden „europäischen Rassen“ (das ist jedoch aus der gängigen Auffassung seiner Zeit heraus zu sehen!) er schätzte Much wenig. 13. Die Bedeutung von Oswald Menghin als Prähistoriker und Politiker? Oswald Menghin, 1888-1973 Kam 1906 zum Studium von Tirol nach Wien. Diverse national katholische Prägungen. Seit 1918 Professur für die Urgeschichte der Menschen, Mitglied in der „Leo-Gesellschaft“ (Verein zur Förderung von Wissenschaft und Kunst auf christlicher Grundlage) und der „Deutschen Gemeinschaft“ (deckte den Geheimbund „Die Burg“) 1924 nannte man ihn Hakenkreuzprofessor (Disziplinarverfahren und 3 jähriger Entzug der venia). Hauptwerk, 1931: „Weltgeschichte der Steinzeit“, opus magnus, seinem väterlichen Freund Rudolf Much gewidmet, distanziert sich dabei aber von der sogenannten anthropologischen Methode seines Lehrers Hoernes. Menghins Vorträge: 1933 „Geist und Blut“ (rassistisch, antisemitisch, Nationalkatholisch), 1936 „Reden als Rektor“ (wenig beachtet) Politisch aktiv: 1936-37 in der Wiener „Vaterländischen Front“ (Organisation der Christlich-sozialen Partei). Versuchte, die in Ö verbotene Nationalsozialistische Partei wieder zu legalisieren. War aber auch Dichter und Vorbild einer Romanfigur. Wurde 1935 zum Rektor gewählt. Für kurze Zeit im Jahr 1938 Unterrichtsminister im Kabinett Seyß-Inquart. Er führte darauf hin eine große „Säuberung der Universität“ durch, in der er zahlreiche jüdische Studenten und Lehrkörper der Universität verwies (Folgen bis heute spürbar, da dann nur zweitklassige Professoren angestellt wurden). wurde erst 1940 Parteimitglied nachdem er erstmals wegen seiner starken katholischen Beziehungen abgelehnt wurde. Kam nach dem Krieg auf die „1. Kriegsverbrecherliste“, wurde jedoch nicht angeklagt, sondern kam in amerikanische Internierungslager, wo er Vorträge hielt. 1948 gelang ihm über Italien die Flucht nach Argentinien (Professor), 1956 wurde sein Verfahren eingestellt. 1958 erhielt er eine Festschrift („Der Schlern“), und war ab 1959 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er starb 1973 in Argentinien. 14. Die Bedeutung von Richard Pittioni für die Urgeschichtsforschung Österreichs? Richard Pittioni, 1906 – 1985 1932: Habilitation für „prähistorische Archäologie“, gründete das römische Museum in Wien und das heutige Burgenländische Landesmuseum. Musste im März 1938 unter der Ministerschaft seines Lehrers Menghin die Venia legendi zurücklegen. 1946 a.o. Professor für die Urgeschichte des Menschen, Vorstand des Urgeschichtlichen Instituts, 1948 Gründung der Fachzeitschrift Archaeologia Austriaca. 1951 ordentlicher Universitätsprofessor, 1954 Hauptwerk: „Urgeschichte des österreichischen Raumes“. Unter der Leitung von Pittioni erhielt das Institut wieder seinen untadeligen Ruf zurück, frei von nationalistischen, rassistischen und großdeutschen Ideen, den es zur Zeit der Gründung unter Moritz Hoernes inne hatte. In der „Urgeschichte des Raumes Österreich“ baute er ein teilweise bereits 1937 veröffentlichtes System der Urgeschichte Ö aus; es wurde zuletzt 1980 modifiziert. Sowohl Oswald Menghin, wie besonders Pittioni waren methodische Fragen ein besonderes Anliegen. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Stellung der Urgeschichte im Stammbaum der Wissenschaften, die Beziehung zu Nachbarwissenschaften und zu den naturwissenschaftlichen Hilfswissenschaften. Außerdem erarbeitete Pittioni eine ausgefeilte Terminologie; seine Gesamtgliederung erscheint jedoch heute zu schematisch. Seite 10 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Richard Pittioni 1906-1985 Schüler von Menghin 1929 zum Dr. Phil. 1929 Universitätsassistent 1932 Habilitation für „Prähistorische Archäologie“ 1937 Römisches Museum der Stadt Wien 1938 heutige Burgenländische Landesmuseum 1942-45 Millitärdienst März 1938 mußte Pittioni unter Ministerschaft seines Lehrers Menghin die Venia Legendi zurück legen. 1946 ao. Professor für die Urgeschichte des Menschen Vorstand des Urgeschichtlichen Instituts 1948 Gründung der Fachzeitschrift Archaeologia Austriaca 1951 ordentlicher Universitätsprofessor 1954 Hauptwerk „Urgeschichte des Österreichischen Raumes“ 15. Was bedeuten die Begriffe Heuristik, archäologische Quellen, Befunde und Funde? Heuristik (= Quellenkunde): Die Lehre oder Wissenschaft von historischen Quellen, von Verfahren, um Probleme zu lösen, sowie gleichzeitig die Anleitung zur Gewinnung neuer Kenntnisse. Lt. Eggert: Definition von Geschichtsquellen lt. P. Kirn: „Quellen nennen wir alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis über die Vergangenheit gewonnen werden kann.“ Sie werden unterschieden in: Tradition: alles, was aus der Absicht entspringt, der Mit- oder Nachwelt Kunde von Geschehenem zu übermitteln. Mündliche Tradition Erzählungen, Sagen, Anekdoten, Sprichwörter, hist. Lieder Schriftliche Tradition Urkunden, hist. Inschriften, Genealogien, Kalender, Annalen, Chroniken, Biographien, Memoiren, etc. Bildliche Tradition Monumente, hist. Gemälde, topographische Darstellungen, hist. Skulpturen Überreste: alle restlichen Quellen Überreste im eigentlichen Sinn (= Überbleibsel) Körperliche Reste, Sprache, Zustände und Institutionen, Produkte, Geschäftliche Akten (inkl. Briefe etc.) Ein und dieselbe Quelle kann auch gleichzeitig Tradition und Überrest sein. Die UFG ist den traditionellen Geschichtswissenschaften gegenüber dort eingeschränkt, wo es um die Erforschung schriftloser Kulturen geht. Denn sie verfügt dann nur über einen Teil des gesamten Spektrums historischer Quellen, nämlich nur die nichtschriftlichen Überreste (und z.T. auch nichtschriftliche Traditionen). Archäologische Quellen sind eine umfassende und inhaltlich heterogene Kategorie. Sie unterscheiden sich von historischen Quellen u.a. in der Art der Quellengewinnung (Grabung). Kriterium der Schrift: urgeschichtliche bzw. paläohistorische Quellen (schriftlose, nichtschriftliche Quellen) vs. historische Quellen im engeren Sinn (Schriftquellen) Archäologische Quellen: Zu den Quellen der Archäologie/ UFG gehören Artefakte, die der ur- und frühgeschichtliche Mensch hervorgebracht hat physische Überreste alle Relikte, die einst Teil seiner natürlichen (organischen und anorganischen) Umgebung waren die Tatsache, dass auch die beiden letzten Punkte als Quellen untersucht werden, unterstreicht die Sonderstellung der UFG-Wissenschaft. Definition lt. Eggert: „Urgeschichtliche Quellen bestehen aus Funden und Befunden. Sie umfassen jene nichtschriftlichen Überreste und nichtschriftliche Tradition der Vergangenheit einschließlich ihres Kontextes, die aufgrund ihrer Beziehung zum einstigen Menschen direkt (z.B. Überreste die auf Seite 11 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Kulturverhalten zurückgehen) oder indirekt (z.B. Überreste zur Landschaftsrekonstruktion) historische Erkenntnis zu vermitteln mögen.“ Funde Alle (archäologisch gewonnenen) Objekte der materiellen Kultur (= sog. Sachgut), als auch kulturelle und natürliche Materialien. Durch ihre Erhaltungs- und Auffindungssituation können daraus Erkenntnisse über den ur- und frühgeschichtlichen Menschen und seine bio-physische Umwelt gewonnen werden. (d.h. sie dienen zur Beantwortung historischer Fragestellungen) Funde werden geborgen, restauriert, aufbewahrt, wieder bearbeitet... Artefakte: Steingeräte, Keramikgefäße, Metallfunde, Glas, Münzen,.. Tierknochen Skelette Organische Materialien: Holzkohle, Pollen,... Befunde Definition lt. F. Felgenhauer: „Alles, was in einer archäologischen Fundsituation zu Erkenntnissen über die einstige Wirklichkeit führen kann.“ Definition lt. Eggert: „Befund repräsentiert die Gesamtheit historisch aussagefähiger Beobachtungen in archäologischen Fundsituationen.“ Alle Grabungsbeobachtungen, die den räumlichen Zusammenhang der Funde zueinander dokumentieren. In der Praxis ist die Güte des Befundes abhängig von Beobachtungsgabe und Assoziationsfähigkeit, sowie von empirischer Erfahrung und allgemeiner theoretisch-methodologischer Kompetenz des Archäologen. Konkret bedeutet Befund in der Feldpraxis ein wie auch immer beschaffenes, konkret wahrnehmbares Ensemble aus Verfärbungen organischen und anorganischen Einschlüssen kulturellen und nicht kulturellen Einschlüssen Schichtbildung und Schichtstörung Form Ausdehnung Textur Konsistenz Lage eines Fundes innerhalb einer Grube, Hütte, ... etwas, dass sich abgrenzen und beschreiben lässt, und von archäologischem Interesse ist Dokumentation erfolgt über: Fotos Pläne Protokoll Skizzen Zeichnungen Fund und Befund werden heute nicht mehr genau getrennt, sondern bilden Stratifikationseinheiten. 16. Welche Fundarten kennen Sie? 4 Hauptkategorien urgeschichtlicher Quellen: Grabfunde, Siedlungsfunde, Depot-/Hortfunde, Einzelfunde sowie: Kultstätten, Werkplätze, Verkehrsmittel und Verkehrseinrichtungen, Felsbilder, weitere Quellengattungen (Schlachtfelder, Menhire, Moorleichen/Moorfunde, Flussfunde) a) Geschlossener Fund Terminus von Oskar Montelius Voraussetzung für relative Chronologie ► Typenkombination Ein Fundkomplex, von dem der Ausgräber mit gutem Grund annehmen kann, dass er in einem Zuge in die Erde gelangt ist. zum Beispiel: Grabfund, Töpferofen mit Fehlbrand Gegenstände sind nicht gleich alt, sondern wurden zur selben Zeit niedergelegt. Seite 12 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) So genanntes „Großmutterstück“ b) Nichtgeschlossener Fund Gegenteil von geschlossenem Fund Fundkomplex, der über einen längeren Zeitraum niedergelegt wurde/ nicht gleichzeitig in die Erde gelangt ist Abfallgrube Siedlungsfund Einzelfund Gekennzeichnet durch meist fehlenden bzw. nicht erkennbaren funktionalen Kontext Einzelfund = neutrale Ansprache, meist weil die Fundumstände nicht oder nur unzureichend dokumentiert sind Insbesondere unter den Altfunden gibt es eine große Zahl an Einzelfunden Viele Einzelfunde waren ursprünglich Teil eines Ensembles Es gibt vereinzelt auch Objekte, die bewusst als Einzelstücke deponiert wurden => „Einstückhorte“ Problem: Trennung zu Depot-/Hortfunden Wichtig: Fundumstände eingehend untersuchen Streufund: Fund ohne Befunddokumentation Oberflächenfund: sog. „Sammlerfunde“ (Fundort unsicher, wissenschaftlich von sehr geringem Wert) Gräber Wichtigste und häufigste Quellengruppe der UFG in der Regel bewusst zusammengesetztes Ensemble meistens geschlossener Fund (Ausnahme: Mehrfachbelegungen, Nachbestattungen, Hügelgräber, Nachbringung von Beigaben, ...) Unterscheidungen: a) Bestattungsritus Körperbestattung Totenhaltung: gestreckt, gehockt (weiters: extremer linker Hocker,...) „Totenbehältnis“: z.B. Baumsarg, Totenlade, Phitos (~Fass),... Leichnam: vollständig, unvollständig, ausgewählte Körperteile/ Teilbestattungen Brandbestattung mit Leichenbrandgefäß (Urne): mit oder ohne Steinschutz, Dolium, Glockengrab, Brandschüttung (mit Scheiterhaufenresten) ohne Leichenbrandgefäß: Brandgrube (mit Scheiterhaufenresten), Knochenlager (nur Leichenbrand), Bustum (röm. Sitte, Toter wird über Grube verbrannt und dort dann beigesetzt) => oft ist bereits vergangenes, organisches Gefäß wahrscheinlich) Ustrine: Verbrennungsplatz auf Brandgräberfeld (muss Leichenbrand enthalten um ihn als solchen identifizieren zu können) Birituelle Bestattung: Mischung aus Körper – und Brandbestattung b) Bestattungsform einmalige, gleichzeitige Beisetzung Einzelbestattung Doppelbestattung Mehrpersonenbestattung Nicht gleichzeitige, nacheinander folgende Beisetzung von mind. zwei Toten Kollektivbestattung (Besonderheit drunter: Massengrab) Primärbestattung (Skelettverband noch intakt) Sekundäre Deponierung (Leichen werden zwischengelagert) Sekundärbestattung/ mehrstufige oder mehrphasige Bestattung Ossuar (entspricht der Kollektivbestattung, enthält mind. zwei Tote) Sekundärbestattung (Skelettverband aufgelöst oder sekundär rekonstruiert) Sonderfälle (kein Leichnam jedoch Grabcharakter) Kenotaph/ Schein- oder Leergräber: Erinnerungsdenkmale (z.B. für in der Fremde Verstorbene) Grabdepot c) Grabform Flachgrab: Grabgruben mit Steinen ausgekleidet, z.T. mit Steinpflastern zugedeckt Seite 13 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Hügelgrab: z.T. mit Steinstelen umkränzt Megalithgrab: meist mit Erde überwölbt: überschneidet sich daher mit Kategorie Hügelgrab Ganggrab (mit Zugang) Dolmen (kein oder nur sehr kurzer Zugang) große Vielfalt der inneren und äußeren Gestaltung und Konstruktionsweise Differenzierung auch nach Beigaben: z.B. Wagengräber, Kriegergräber, Schmiedegräber,... Felsgrab: z.B. Felskammergrab, Felsnischengrab, Schachthöhlengrab d) Grabort: räumliche Position des Grabes in der Nekropole, besondere Gestaltung gegenüber anderen Gräbern, inmitten einer Siedlung (= Siedlungsbestattung),... e) Sonderbestattungen Siedlungsfund sind in der Regel eher zufällig entstanden spiegeln die Tätigkeit der Siedlung wider kann sowohl geschlossen (z.B. Töpferofen) als auch nicht geschlossen (z.B. Abfallgrube) sein Einsichten zu Fragen des Wirtschaftens des Sozialgefüges der kulturellen und sozialen Organisation sowie der klein- und großräumigen Besiedlungsstruktur Stand der Forschung bzgl. prähistorischer Siedlungen schlechter als bei Gräbern => großflächige Siedlungsausgrabungen oft teuer! Möglichkeiten der Klassifikation Topographische Lage: Siedlung im naturräumlichen Kontext; natürliches Umfeld Flachland/ Ebene Hügelland: Höhensiedlung, Talsiedlung Am Wasser (Fluß, See, Meer) Im Hinterland (offenes Land, Wald,...) Umweltbedingungen: Flora, Fauna, Klima, Boden, Wasserführung Innere Struktur: Räumliche Anlage und innere Organisation Befestigungen Toranlagen Repräsentationsbereich Werkstättenbereich Speicherbereich, Stallungen, ... Äußere Struktur: soziales Umfeld der Siedlung/ Größe und Funktion Zentralfunktion, Mittelpunktsiedlung Markt Befestigung geschützte Lage, offene Siedlung Einzelgehöft, Weiler, Dorf, Stadt Depotfund Hortfund Gestörte Funde … 17. Definieren Sie Depotfunde, Hortfunde, Votivfunde, Schatzfunde? DEPOTFUNDE: = „geschlossener Fund“, Barren, Werkzeug, Waffen, Warendepot, Gefäße, Steingeräte HORTFUNDE: = „geschlossener Fund“, Rohstoff, Altmaterial, Münzschatz VOTIVFUNDE: = Niederlegung einzelner Stücke an besonderer Stelle (Quellfunde, Brunnenfunde), „nicht geschlossener Fund“ SCHATZFUNDE: = „geschlossener Fund“ wertvoller Gegenstände des nicht alltäglichen Gebrauchs Horte lt. Eggert: Seite 14 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Unterscheidung in drei Gruppen Geschlossene Horte (Horte im strengen Sinn) Definition nach dem Prinzip des Geschlossenen Fundes lt. O. Montelius: „mindestens zwei Gegenstände, die unter solchen Verhältnissen gefunden worden sind, dass sie als ganz gleichzeitig niedergelegt betrachtet werden müssen.“ (vgl. Frage 29) Nichtgeschlossene Horte Definition wie nichtgeschlossene Funde (vgl. Frage 20) Einzelfunde mit Hortcharakter => „Einstückhorte“ Problem: Deutung der Funktion von Horten Wichtig: Fundsituation und Hortzusammensetzung genau untersuchen Unterschied: Auffindungsverhältnisse (heutige Bedingungen) Niederlegungs-/ Deponierungsverhältnisse (damalige Bedingungen) => wichtiger für Interpretation! Niederlegungsart: reversibel oder irreversibel Niederlegungsabsicht: profan oder sakral z.B. Hort mit Altmaterial aus Bronze => wahrscheinlich Vorratsdepot eines Bronzegießers. Hort mit neuwertigen Gegenständen => Händlerdepot Hortfund/ Depotfund: gesammelte Gegenstände Fundkomplex im Sinne eines Schatzes Händlerdepots Verstecks Rohstofflagers einmaligen Opfers jeweils nicht gleichzeitig vergraben Ad Depotfund: Geschlossener Fund: Barren, Werkzeuge, Waffen, Waffendepot, Gefäße, Steingeräte Ad Hortfund: Geschlossener Fund: Rohstoff, Altmaterial, Münzen Votivfund in Quellen, Mooren, Flüssen,... meistens nicht gleichzeitig, sondern oft über Jahre hinweg geopfert => wiederholte Niederlegung an ein und demselben Ort Kein Geschlossener Fund! (auch weder Siedlungs- noch Grabfund) v.a. Waffen, Geräte, Schmuck, Halbfertigwaren, Rohmaterial,... Schatzfund Ein wertvoller Besitz wird versteckt und nicht wieder geborgen (z.B. Münztopf) Geschlossener Fund jüngste Münze datiert die Niederlegung – terminus postquem (t.p.q.) lt. Denkmalschutzgesetz: Schatzfunde = alle beweglichen Bodendenkmäler 18. Schwächen der traditionellen Quellenkunde – welche Quellen fehlen? Definition lt. Eggert Quellenkritik ist die Untersuchung des Quellenwertes. Sie lässt sich in innere und äußere QK unterscheiden. Archäologie Geschichtswissenschaft (P. Kirn) Untersuchungsgegenstand Äußere Kritik der Quellenüberlieferung „Kritik des Textes“ Innere Kritik des Quellenwertes selbst „Kritik der Quellenaussagen“ Äußere Faktoren: Innerer Wert (Erkenntnispotential) Echtheit Auffindungsverhältnisse Seite 15 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) H. J. Eggers 1950 Art der Überlieferung Vollständigkeit Fund Fundort Fundumstände “Zuverlässigkeit der Überlieferung einer Quelle” Quellengattung Art der Quellengewinnung Fundzusammenhang Regionaler Kontext „Zuverlässigkeit der Quelle selbst“ Äußere Quellenkritik Def.: In der Archäologie: all jene Angaben, die sich auf die Fundgeschichte (Fundort + Fundumstände) beziehen. Prüfung von: Fundort Angaben zum Objekt (z.B. Angaben zur Art der Auffindung, Besonderheiten der Anordnung, Lagerung im Boden, Verfärbungen, zugehörigem Leichenbrand/ Skelettteile, ...) va. bei Altfunden oft problematisch (z.B. alte Museumsbestände) Kriterium der inneren Stimmigkeit zwischen den Objekten und ihren zugeschriebenen Einzelheiten (bezüglich Auffindung, Fundort, spezifischer Fundstelle); eingehende Prüfung des Fundberichtes! (macht meist klar, ob es sich um einen gesicherten Fund handelt oder nicht) Innere Quellenkritik Def.: Alle Fragen, die nicht die Überlieferung der Quelle ( Überlieferung = ihr Weg vom Zeitpunkt der Bergung bis zur Auswertung) betreffen. Das wissenschaftliche Potential der Quelle wird eingeschätzt. Bei einer urgeschichtlicher Quelle ist der Quellenwert abhängig von den Umständen ihrer Gewinnung. Beispiel für den Vergleich des Erkenntnispotentials einer „schlechten“ und einer „guten“ Quelle: Fundsituation Ablesbare Aspekte zufälliger Oberflächenfund systematische, dokumentierte Ausgrabung Erkenntnisse aus Objekt Alle Erkenntnisse aus Objekt selbst selbst (Material, eingehende Beschreibung, Herstellungstechnik, zeichnerische und Form, Verzierung) fotografische Dokumentation des gesamten Fundzusammenhanges => Erkenntnispotential ist wesentlich größer 19. Nennen und erklären Sie archäologische Methoden der relativen Chronologie? 1. Stratigraphie (Horizontalstratigraphie) Typologische Methode (Morphologie, Typologische Reihe, Typologisches Rudiment, Prinzip des Geschlossenen Fundes, Typenkombination, Seriation, Flächen- und Zeiteinteilung) zu Punkt 2 vgl. Frage 27 1. Stratigraphie Die Beschreibung der Stratifikation. Stratifikation = Abfolge der Stratifikationseinheiten (SE) Straten = übereinander liegende Schichten (Begriff stammt aus der Geologie) Die archäologische Stratigraphie lehnt an geologische Methoden an. Voraussetzung: Schichtgrabung, meist nach Harris-Methode. Darstellung: Harris-Matrix (vgl. Frage 26) Nicht die Funde, sondern die Befunde werden analysiert! => relative Chronologie ensteht Diese gilt dann nur für diesen Befund Entstehung von Schichten wird durch zwei Prozesse bedingt Akkumulation/ Ablagerung Erosion/ Abtragung Es gibt verschiede Arten von SE: Postitive SE: deposits = Ablagerungen (definiert durch ihr Volumen) Seite 16 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) anthropogene Straten natürliche Straten (können auch wichtige Infos liefern, z.B. Wüstungsphasen) positive features (“Aufgehendes”, Erstreckung in der Vertikalen), z.B. Mauern vs. negative features, z.B. Gruben, Graben negative SE: interfaces (IFS) = Grenzebenen/ Oberflächen (definiert durch ihre Ausdehnung) Die stratigraphische Methode beruht auf vier räumlichen Beziehungen 1. A liegt auf B -> A ist jünger als B 2. B liegt auf A -> B ist jünger als A bzw. A ist älter als B 3. A + B sind Teile eines Ganzen, passen zusammen -> A + B sind gleichzeitig A + B berühren einander nicht -> zeitliche Verkettung ist nicht bestimmbar Kriterien der Datierung: 1. jünger/ älter liegt auf/ unter schneidet/ wird geschnitten lehnt an/ wird angelehnt 2. gleichzeitig (equal) wenn logisch erklärbar: Brandstelle (Holzkohleschicht, Verziegelung des Anstehenden) Durchgehende IFS Eingeschlossene SE (Fehlbrand in Ofen) Verbundene SE (Nagel verbindet zwei Balken) Vier Gesetze der Stratigraphie: 1. Lagerungsgesetz: Bei ungestörter Schichtüberlieferung liegt Jüngeres auf Älterem. 2. Ursprüngliche Horizontalität: Im Augenblick der Ablagerung tendiert nicht verfestigtes Material dazu, sich auf ein waagrechtes Niveau auszurichten. 3. Ursprüngliche Kontinuität: Jede archäologische Schicht wird entweder durch eine vorgegebene Oberfläche begrenzt oder läuft allmählich aus; sonst gibt es Erklärungsbedarf! erste drei Gesetze stammen aus der Geologie, das vierte jedoch aus der Archäologie: 4. Stratigraphische Abfolge: Die Position einer SE in der Sequenz wird durch die zwei anderen SE bestimmt, die sie unmittelbar berühren. Die stratigraphischen Beziehung zweier SE zueinander bilden die Grundlage für die Erarbeitung der Sequenzen eines FO Es geht nicht um eine Erfassung aller stratigraphischen Beziehungen, vielmehr um eine Auswahl jener, die stratigraphische Aussagekraft besitzen, welche der Archäologie von Nutzen ist. ad IFS: Entstehen im Zuge der Akkumulation, oder auch durch die Zerstörung (ganz oder teilweise) von Schichten. IFS sind daher nicht immer mit antiken Oberflächen identisch! Lt. Harris zeigt ein IF einer Schicht das Ende ihrer Bildung an. Das zeitliche Verhältnis Schicht/ IFkann verschieden aussehen: Langsam gewachsene Schicht: Ende entspricht der letzten Phase der Schichtbildung => IF zeigt also nicht das Alter der gesamten Schicht an, sondern nur das der letzten Phase! Schnell gebildete Schicht => IF ist gleich alt wie die gesamte Schicht IF selbst repräsentiert eine kürzere/ längere Zeitspanne als die zugehörige Schicht: abhängig davon, ob IF schnell oder langsam unter einer weiteren Ablagerung begraben wurde; z.B. Schicht wird innerhalb von 10 Jahren gebildet a) IF liegt 100 Jahre offen => IF repräsentiert längere Zeitspanne als Schicht; b) IF lag nur 1 Jahr offen => IF repräsentiert kürzere Zeitspanne als Schicht Neue Schicht überlagert zuerst nur Teile des IF, andere Teile liegen länger frei => IF kann kurz oder lange, teilweise oder ganz freigelegen sein! antike Eingriffe in bereits bestehende Schichten schaffen IFS, die für die Analyse von wesentlicher Bedeutung sind! Methode der vergleichenden Stratigraphie Stratigraphische Beobachtungen eines Platzes (Funde, Befunde) werden mit den Beobachtungen an anderen, früheren FO verglichen, mit dem Ziel der Parallelisierung und Einstufung Grundannahme: Gleichartigkeit = Gleichzeitigkeit Voraussetzung: Fundinventar einer FO muss einen sicheren Schichtzusammenhang aufweisen Seite 17 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Exkurs: Stratigraphie in der Geologie Beobachtungen an Gleichartigkeiten von Schichten, die auf geologische Einwirkungen zurück gehen Geologie erforscht Wandlungen von Klima und Umwelt => wichtige Aufschlüsse für die archäologische relativen Chronologie Betrachtet werden die Zusammenhänge zwischen Kulturschichten und bereits gesicherten geomorphologischen und paläontologischen Abfolgen Sedimentation Strandlinienveränderung Klimaschwankungen Vegetationsformen und fossile Reste (in Bezug zu arch. FO v.a. von Kleinsäugern) Herkömmliche Stratigraphie: vertikale Stratigraphie Horizontalstratigraphie: Gliederung von Gräberfeldern/ Siedlungen in versch. Zonen; Versuch, die räumliche Verteilung der entsprechenden Be/Funde in eine relativ chronologische Abfolge (meistens) kulturelle/ soziale Zonen (seltener) zu gliedern Voraussetzung: genauer Gräberfeld-/ Siedlungsplan Vorgehensweise: chronologisch relevante, zweidimensional eingemessene Objekte (Leitformen)/ Befunde werden kartiert Zeitlich und räumlich differenzierte Zonen werden herausgearbeitet Die Vorgehensweise funktioniert, wenn die Ausdehnung der Nutzfläche (= Belegung des Gräberfeldes/ Ausbau der Siedlung) sich von einem ursprünglichen Kern aus (in der Grundtendenz) systematisch vollzogen hat. wie dieser Prozess (= Ausdehnung der Nutzfläche) sich wirklich vollzogen hat, ergibt sich erst aus der Kartierung von Leitformen/ chronologisch relevanten Befunden „Umgekehrte Stratigraphie“: bezieht sich nicht so sehr auf die Schichten, sondern die in ihnen enthaltenen Artefakte z.B. prähistorische Gemeinschaft, die beim Initiationsritus die Frauen mit Schmuck ausstattet. Eine junge Frau stirbt gleich nach der Zeremonie, wir in einem neu angelegten Grabhügel bestattet, der Schmuck mit ihr. Kurz darauf stirbt eine alte Frau. Sie wird im selben Hügel in über der jungen Frau bestattet, auch mit ihrem Schmuck, welcher aber mittlerweile schon „altmodisch“ wirkt. für die Archäologen ergibt sich das Paradoxon, dass in der jüngeren Schicht ältere Funde sind 2. Typologie Dabei werden „typische Merkmale“ von Fundobjekten aus „geschlossenen Funden“ bestimmt und mit anderen Fundobjekten verglichen. Aus dem Vergleich wird eine relative Chronologie erstellt. In der Typologie unterscheidet man 4 Methoden 1. Morphologie: beschreibt die Form der Artefakte, die dann verglichen wird. 2. Typologische Reihe: wurde von Oskar Montelius und Hans Hildebrandt entwickelt. Notwendig ist ein „geschlossener Fund“. Bestimmte Merkmale werden in eine Entwicklung gestellt, die eine typologische Reihe ergeben. Besonders bedeutend ist dabei der Umstand des „typologischen Rudiments“, eines Merkmals, das seine ursprüngliche Funktion verloren hat, aber trotzdem noch an Artefakten feststellbar ist. Dabei wird von einer kontinuierlichen Entwicklung der Artefakte ausgegangen (= evolutionistisch), Diese Annahme wie auch der Wert des „typologischen Rudiments“ haben sich jedoch als nicht sicher bzw. nicht anwendbar herausgestellt. 3. Typenkombination: kombiniert das Vorhandensein von zwei oder mehrere Fundstücke in „geschlossenen Funden“ in Form einer Tabelle. Z.B. Fibel A und Schwert A in Fundkomplex A, Fibel A und Tasse B in Fundkomplex B, Tasse B und Dolch C in Fundkomplex C. Alle drei Fundkomplexe können daher als gleichzeitig angenommen werden. 4. Seriation: statistische Methode. In einer Tabelle wird in der X-Achse die Typen nach vermuteter chronologischer Abfolge eingetragen. In der Y-Achse die Orte der „geschlossenen Funde“. Durch Umstellung der Zeilen und Spalten soll eine Seite 18 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Konzentration der verschiedenen Typen hergestellt werden. Bei optimaler Permutation ergibt sich eine Diagonale, die den Trend einer relativchronologischen Ordnung angibt. 20. Das relativ- und absolutchronologische Schema der Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas? Relativ: Einteilung nach Kulturgruppen (Schnurkeramik, Litzenkeramik…) Absolut: Nach Jahreszahlen z.B. BZ 2200-ca.800 v. Chr. Absolute Chronologie ordnet die Phänomene der UFG in das allgemein gebrauchte Zeitraster ein, gibt also eine genaue Jahreszahl oder ein fixes Alter an. Angabe in vor/nach Christus, vor/nach der Zeitenwende, vor heute (50er Jahre), im xten Regierungsjahr von usw. Die Bedeutung bemisst sich nach der Zielsetzung der Untersuchung und dem untersuchten Phänomen. Geht es um eine zeitliche Einordnung der Abfolge von Gräbern in einem Gräberfeld, hat eine zeitliche Messung in absoluten Zahlen wenig Sinn, weil es nur auf die Abfolge ankommt. Geht es um die Einordnung von Kulturen in einen zeitlichen Rahmen, sodass Bezüge zur geschichtlichen Entwicklung späterer Epochen hergestellt werden können, kommt der absoluten Chronologie eine weitaus größere Bedeutung zu. Im Allgemeinen wird die relative Chronologie in der Praxis eine größere Rolle spielen, da Methoden zur Bestimmung der absoluten Chronologie sehr aufwändig, teuer und kompliziert sind. Meist steht nicht genügend oder nicht genügend geeignetes Material zur Verfügung. Zudem sind die Methoden der absoluten Chronologie mit großen Unsicherheitswerten behaftet, sodass eine wirklich absolute Chronologie nur mit Schwankungsbreiten erstellt werden kann. (Vgl. Eggert, S. 161) s. Chronologietabelle! 21. Erklären Sie archäologische Methoden der absoluten Chronologie? Kulturkontaktchronologie/ Archäologisch-Historische Methode Datierung archäologischer Funde aus vorgeschichtlichen Räumen durch die Anknüpfung an Funde aus bereits geschichtlichen Räumen. Voraussetzung: Existenz der Geschichte; absolute Chronologie der reinen Prähistorie erhält man nur mit naturwissenschaftlichen Methoden. Ausgangspunkt mit historischen Context (Frühgeschichte) z.B. ägyptischer Grabkomplex Ketten von geschlossenen Funden mit jeweils einem Fundstück des selben Typs Definition l. Eggert Gewisse Grundregeln, die bei einem chronologisch intendiertem Vergleich einzuhalten sind: 1. Unterscheidung zwischen: datierter Kultur (datierende Kultur): sie dient als Ausgangspunkt für die Fixierung der zu datierenden (= gesuchten) Kultur (hier: A) zu datierender Kultur: ihre absolut-chronologische Fixierung erfolgt durch Funde, die sowohl autochthone (einheimische) als auch allochthone (fremde) Formen erhalten (hier: B) 2. Jene Objekte, die zur absolut-zeitlichen Bestimmung der zu datierenden Kultur dienen, sollten eine möglichst enge Laufzeit aufweisen. (Eine erste Einschätzung der Länge der Laufzeit eines Typs ergibt sich aus der Variabilität des mit ihm assoziierten Materials.) 3. Das zur Verknüpfung herangezogene Material muss formal und/oder ornamental hinreichend differenziert sein, um als Synchronisationsmedium dienen zu können (= damit es für Vergleiche herangezogen werden kann). 4. Kulturelle und daraus folgend auch zeitliche Verknüpfungen können nur dann stattfinden, wenn der allgemeine Kontext und das zur Verknüpfung verwendete archäologische Material die einstige Existenz von Kulturbeziehungen zumindest möglich erscheinen lassen. Direkte Vergleiche über große Distanzen sollten vermieden werden. Seite 19 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 5. Je mehr Stationen zwischen der datierten und der zu datierenden Kultur, desto mehr erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines engeren kulturellen Zusammenhangs. Die Sicherheit einer chronologischen Verknüpfung wächst mit der Zahl einschlägiger „direkter“ Assoziationen einer „Kettendatierung“. 6. Die Wahrscheinlichkeit der chronologischen Nähe beider Phänomene nimmt mit der Zahl der Verknüpfungen zu. Der Vergleich/ die Verknüpfung erfolgt über: Objekte der datierten Kultur im Kontext der zu datierenden Kultur A => B Objekte der zu datierenden Kultur im Kontext der datierten Kultur A <= B Objekte beider Kulturen im Kontext einer dritten (vierten, usw.) undatierten Kultur A => C <= B Sofern bei der Anwendung die einschränkenden Bedingungen berücksichtigt werden, stellt die Kulturkontaktchronologie/ Archäologisch-Historische Methode immer noch ein wichtiges Verfahren der absoluten Datierung dar. Exkurs: Naturwissenschaftliche Methoden der absoluten Chronologie: Radiokarbonmethode, Dendrochronologie, Warvenchronologie (Sedimentschicht/Bändertone), andere Zerfallsmethoden wie TL-Datierung,... 22. Worin unterscheiden sich relative und absolute Chronologie und welche unterschiedlichen Methoden wenden sie an? Erklären Sie die typologische Methode (Geschlossener Fund, Typenkombination, Seriation)? Relative Chronologie bezieht sich auf die zeitlich korrekte Abfolge von Ereignissen, Zuständen und Abläufen innerhalb einzelner, lokaler oder regionaler Kultursequenzen. bestimmt das Verhältnis von mindestens zwei archäologischen Phänomenen zueinander zeitliche Relationen zwischen den Gegebenheiten solcher räumlich bezogener Kulturphänomene => von großer Bedeutung für die Kulturwissenschaften ein zeitlicher Fixpunkt fehlt: älter – relativ gleichzeitig – jünger Zeiteinheiten: Epoche => Periode => Stufe => Phase => Unter-/Subphase Epoche: „Zeitalter“ z.B. Altsteinzeit, BZ,... (oft sehr vage) Periode: z.B. Mittelneolithikum, Ältere EZ,... (~ früh – mittel – spät) Stufe: z.B. BZ A, Latène B,... Phase: z.B. Hallstatt A1, Latène D2,… Unter-/Subphase: z.B. BZ A2a, Latène D1a,… Methoden: Stratigraphie, Typologie Exkurs: Sattelzeit: Prozess des Wandels der Werte; je nach dem, wie man die Zeit betrachtet wählt man den Begriff. z.B. Spätes Neolithikum (zählt zu Steinzeiten) oder Kupferzeit (zählt zu Metallzeiten) Werteverteilung: Steinzeiten: Wert liegt auf Überlebenssicherung; Metallzeiten: Wert liegt auf Gewinnmaximierung => Die Werte erklären sich nur aus den Sichtweisen der jeweiligen Zeit heraus! Der Wandel kann nicht alleine rekonstruiert werden, er muss immer im Kontext mit dem vorher/ nachher gesehen werden. Absolute Chronologie Einordnung historischer Quellen in einen bestimmten Zeitraum Zuordnung zu einem bestimmten Kalendersystem, z.B. v./n. Chr., vor/nach heute (1950) es können zwei Prozesse unabhängig (!) voneinander verglichen werden Methoden: Kulturkontaktchronologie, Radiokarbondatierung, Dendrochronologie, ThermoLumineszenz/ TL-Verfahren, Warvenanalyse, Rubidum-Strontium-Methode,... Genauigkeit und Bedeutung Beide Chronologien können genau/ ungenau und sinnvoll/ unsinnig sein. Es kommt daher auf die genaue Situation, die Fragestellung, und das was man ausdrücken möchte, an. Lt. Eggert: Die Möglichkeiten der absoluten Chronologie liefern nur Zeitspannen, keine präzisen Jahre (Ausnahme Dendrochronologie) => Möglichkeiten der absoluten Chronologie sind schon aus Seite 20 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) methodischen Gründen begrenzt => im archäologischen Alltag kommt der relativen Chronologie eine entscheidend größere Rolle zu Typologischen Methode Ursprünglich ein Begriff aus der Kunstgeschichte; bezeichnet regelhafte Darstellungen in der Bibel (z.B. Maria immer mit blauem Kleid, ...) Ur- und frühgeschichtliche Typologie: jeder Be/Fund ist durch bestimmte Merkmale gekennzeichnet (z.B. Schwert: Langklingenwaffe, zweischneidig, meist aus Metall) Gleichzeitig, aber unabhängig entwickelt von Hans Hildebrand und Oscar Montelius (Stufengliederung der nordischen BZ) Ordnungsreihen: Klasse => Typ => Variante Merkmalerkennung/ Morphologie: objektiv Bewertung, Zuordnung/ Typologie: subjektiv Objektive Bewertungen kann man übernehmen => Überprüfen auf Richtigkeit Subjektives kann immer wieder diskutiert, erneuert werden => Überprüfen auf Sinnhaftigkeit Klassische Formulierung der Typologischen Methode von O. Montelius: Wollte keine „Typen“, d.h. keine Klassifikationen aus dem arch. Material herausarbeiten, sondern eine Entwicklung, die sich chronologisch interpretieren lässt: „Lehre von der Entwicklung der Typen“ Er untersuche versch. Gattungen arch. Kleinfunde (z.B. Beil- und Messertypologie) hinsichtlich ihrer Form und Verzierung. Er setzt die Morphologie (= Gestalts- und Formenlehre) voraus Gegenstände sind zahlreichen Änderungen unterworfen (Technik, Stil, Geschmack,...) Morphologische Reihen => Typologische Reihen Funktion des Gegenstandes: z.B. Hieb- oder Stichschwert? Änderungen im Kontext, z.B. vom Fußkrieger zum Reiter auch soziologisch interessant! Erarbeitung einer relativen Chronologie in der Typologischen Metode erfolgt über: 1. Herausarbeiten zeitgleicher (= periodengleicher) Typen => dadurch Definition der Perioden 2. Bestimmung der Abfolge dieser typenmässig definierten Perioden Um Forderung 1 zu erfüllen, müssen Geschlossene Funde analysiert werden. Die Gleichzeitigkeit von Typen ergibt sich aus dem gemeinsamen Auftreten in diesem Fund Diese Stufengliederung beruht auf zwei methodischen Prinzipien: Konzept des Geschlossenen Fundes Konzept der Entwicklung der in ihnen auftretenden Typen Die Typologischen Reihen basieren auf formalen und/oder ornamentalen Veränderungen konkreter Artefakte; alle Veränderungen werden als Folge einer kontinuierlichen Entwicklung interpretiert Der Geschlossene Fund besitzt lediglich eine Kontrollfunktion für das Ergebnis Typologische Reihen werden überprüft mittels Typologisches Rudiment: Gegenstand hat ursprünglich eine praktische Funktion, die später nur noch als Ornament fortlebt Geschlossener Fund: Vergleich Geschlossener Fundkomplexe um zu überprüfen, ob die typologische Entwicklung an verschiedenen Orten ähnlich verlief ob Reihen in der gedachten Reihenfolge nacheinander auftreten Stratifikation: Gegenstand der untersten (= ältesten) Schicht steht am Beginn der Typenreihe Grundprinzipien der Typologischen Methode lt. Montelius: je stärker die formale/ ornamentale Veränderung einer Serie, umso brauchbarer ist sie für die Erstellung einer relativen Altersordnung bei Merkmalen: Kontinuität vs. Diskontinuität! nebeneinander, überlappend, abwechselnd, partieller Übergang, gleichbleibend, ... (gleichbleibend =! Kontinuität, denn bei K. besteht die Möglichkeit zur Veränderung) Seite 21 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) ein ähnliches Grundmuster: auch wenn die Endglieder sich stark unterscheiden, die Zwischenglieder weichen nur in sehr kleinen Einzelheiten voneinander ab stetiger Entwicklungsverlauf der Formen; Sprünge werden nicht in Betracht gezogen leitendes Prinzip: notwendig um zu entscheiden, welcher der beiden äußersten Typen einer Reihe der älteste/ jüngste ist; dieses leitende Prinzip ist das Prinzip des unilinearen Evolutionismus: Entwicklung vom Niederen zum Höheren, vom Einfachen zum Komplexen; Formen können sich zwar verzweigen, aus einem Typ können zwei oder mehr Serien entstehen, aber grundsätzlich gilt lt. Montelius: die „einfache, natürliche Form“ ist die älteste Es gilt das Prinzip des Typologischen Rudiments Fundverhältnisse: können Aufschluss über Anfang und Ende einer Reihe geben, falls die Richtung nicht durch „rein typologische Verhältnisse“ ermittelt werden konnte Montelius wies hin auf die entscheidende Bedeutung der Geschlossenen Funde für die Reihung archäologischer Objekte Ergebnisse der Ausführungen von Montelius: 1. Archäologische Perioden sind durch zeitgleiche Typen definiert 2. Bestimmung der Gleichzeitigkeit von Typen über ihre Kombination in Geschlossenen Funden 3. Wegen fehlender Befunde hilft die Horizontal – und Vertikalstratigraphie nur relativ selten für die Bestimmung der Abfolge der Perioden 4. Bestimmung der Abfolge der Perioden erfolgt auf der Basis von Typenserien, welche strikt nach dem Prinzip des unilinearen Evolutionismus geordnet sind 5. Die Richtigkeit von Typenserien kann mit dem Parallelismustest überprüft werden. Dafür müssen Geschlossene Funde zur Verfügung stehen. Zusammenfassung der Klassischen Typopologischen Methode nach O. Montelius: Herausarbeiten zeitgleicher Typen mittels Geschlossener Funde (gemeinsames Auftreten = Gleichzeitigkeit) Dadurch Definition von archäologischen „Perioden“ Herausarbeiten von Typenserien/ Typologischen Reihen; festlegen ihrer Richtung mittels Prinzip des unilinearen Evolutionismus Prinzip des Typologischen Rudiments Kontrolle der Ergebnisse durch Geschlossene Funde Parallelismustest: Auftreten einzelner Typen aus mindestens zwei Typenserien in Geschlossenen Funden (sind die einzelnen Typen so angeordnet, wie in der zuvor herausgearbeiteten Typenserie, d.h. verlaufen sie parallel => richtig; sonst: Fehler bei der Reihung der Typen in der Typenserie) Beurteilung der Typologischen Methode: Warum ist eine praktikable genetische Methode von Fundverhältnissen abhängig? (dürfte nicht sein) Montelius selbst räumte ein, dass mit dem unilinearen Entwicklungskonzept nicht jedeTypenserie entlang der Zeitachse orientierbar ist. Das Chronologierungsprinzip der Typologischen Methode (basierend auf unilinearem Evolutionismus) und das Prinzip der Geschlossenen Funde werden von Montelius als gleichwertige Komponenten angesehen. Warum braucht man daher noch die Typologische Methode, wenn man Geschlossene Funde hat? Montelius’ Konzept ist inzwischen überholt und widerlegt! Denn: In gegebenem kulturellen Kontext verändern sich materielle Formen zwar meist in einem regelhaften, kontinuierlichen Prozesse, dieser kann jedoch durch äußere Einflüsse gestört werden. z.B. Wiederaufnahme/ Neubelegung alter, vergangener Formen => Archaismus Heute: Typologie ohne Evolutionismus Einzelne Aspekte der Typologischen Methode lt. Montelius sind nach wie vor bedeutend für die relative Chronologie, z.B. das Prinzip des Typologischen Rudiments Seite 22 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Problem: die Entstehung solcher Rudimente ist nicht immer offensichtlich. Die Rudiment-Entwicklung kann nicht nur diachron, sondern auch synchron als Ergebnis von Kulturkontakten auftreten. E. Sangmeisters Rudiment-Kritik: Es gibt kein Kriterium, mit dem klar entschieden werden könnte, welche formalen und ornamentalen Details eines Objekts relativ-chronologisch interpretierbare Rudimente darstellen und welche nicht. Auch wenn die klassische Typologische Methode heute abgelehnt wird: Der Vergleich von Objekten/ Befunden mit gleichem Zweck/ aus gleichem Material wird sehr wohl getätigt, die damit verbundene Analyse bildet eine Basis der Ur- und Frühgeschichtsforschung Heutige Annahme: Veränderungen an materiellen Kulturgütern erfolgen grundsätzlich sprunghaft. Der spezifische Charakter der Ausprägung einer Form ist nicht mehr das Ergebnis eines allgemein gültigen Entwicklungsprinzips, er wird erarbeitet. Typologische Erwägungen dienen nun als Hypothesen entwicklungsgeschichtlicher Zusammenhänge von formalen oder ornamentalen Details. Der reale Wert erweist sich erst im Zuge einer Überprüfung anhand von geschlossenen Funden oder komplexen Objekten, die mehrere für eine vorgegebene Fragestellung relevante Merkmale vorweisen. Heute sind Typologische Hypothesen ein Hilfskriterium der relativen Chronologie. Vor allem dann, wenn nur wenige oder qualitativ mindere Fundkombinationen zur Verfügung stehen. Sie können nur dann zu Erstellung einer relativen Chronologie beitragen, wenn sie bestätigt wurden. 23. Was bedeutet +/- bei der Angabe von Radiokarbondaten und warum müssen diese kalibriert werden? +/- gibt die Qualität der Messung wieder = Messgenauigkeit (zu 60% sollte eine erneute Messung wieder in diesen Bereich fallen). Eine naturwissenschaftliche Datierungsmethode zur absolutchronologischen Altersbestimmung organischen Materials, anhand der Halbwertszeit des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops Radiokarbon => C14. Früher: unkalibriert - konventionelle Daten => falsch Heute: kalibriert (Rohdaten werden aber immer mit angeben, da sich die Kalibrierungskurve laufend ändert/ verfeinert) => je nach Wahrscheinlichkeit mehr oder weniger genau eingeführt 1949 vom amerikanischen Chemiker Willard F. Libby Radiokarbon ist ein radioaktives Isotop des in allen Lebewesen enthaltenen Kohlenstoffes Nach dem Tod des Organismus endet die C14 Anreicherung und es zerfällt (in C12) annähernd gleichmäßig mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahre nach 5730 Jahren ist nur mehr die Hälfte der ursprünglichen C14-Isotope im Organismus enthalten (nach 11.460 Jahren nur noch ein Viertel, usw.) ermöglicht die Errechnung des annähernden Alters durch die Messung der Strahlung Zeit seit dem Absterben des Organismus messen besonders bei Knochen und Holz (Achtung: Altholz/Bauholz oder Neuholz/Brennholz) C14 Daten haben die lange Chronologie bestätigt C14 Jahre sind keine Sonnenjahre! Daten (vor 1000 v. Chr.) müssen kalibriert werden, da weder eine konstante Bestrahlung, noch eine weltweit gleichmäßige Strahlung wahrscheinlich sind und im Laufe der Zeit eine Isotopenverschiebung stattfindet Als Eichung und Korrektur der C14 Daten dient vor allem die Dendrochronologie Der +/- Wert bei der Angabe von Radiokarbondaten gibt die Messgenauigkeit an, er ist abhängig von der Güte der Probe. Diese besagt, dass bei einer neuerlichen Messung das Ergebnis mit 66% Wahrscheinlichkeit wieder in diesen Rahmen fällt. => Will man ein gesichertes Datum mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% erreichen, muss man diese +/- Spanne verdoppeln. Die Kalibrierungskurve wird laufend verfeinert, deshalb sind +/- Angaben auch so wichtig „Hallstattloch“: 6.-7. Jh. keine guten Radiokarbondatierungen Radiokarbondaten können entweder auf vor/nach Chr. oder auf vor/nach heute (1950) bezogen werden. Daten nach 1950 sind wegen den Eingriffen des Menschen in die Umwelt nicht brauchbar Seite 23 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Kalibrierung Daten (vor 1000 v. Chr.) müssen kalibriert werden, da weder eine konstante Bestrahlung, noch eine weltweit gleichmäßige Strahlung wahrscheinlich sind und im Laufe der Zeit eine Isotopenverschiebung stattfindet Als Eichung und Korrektur der C14 Daten dient vor allem die Dendrochronologie Der +/- Wert bei der Angabe von Radiokarbondaten gibt die Messgenauigkeit an, er ist abhängig von der Güte der Probe. Diese besagt, dass bei einer neuerlichen Messung das Ergebnis mit 66% Wahrscheinlichkeit wieder in diesen Rahmen fällt. => Will man ein gesichertes Datum mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% erreichen, muss man diese +/- Spanne verdoppeln. Die Kalibrierungskurve wird laufend verfeinert, deshalb sind +/- Angaben auch so wichtig 24. Welche naturwissenschaftlichen Analysen zur Bestimmung der Umwelt des prähistorischen Menschen kennen Sie? Morphologische Untersuchungen abbildende Verfahren: Lupe, Mikroskop, Materialuntersuchungen am Dünnschliff, Elektronen und Rasterelektronenmikroskop, Radiographie (Abbildung von Objekten mittels kurzwelliger elektromagnetischer Strahlung) Seriation: Ordnung durch typologische Merkmale physikalische Methoden: Gefügeuntersuchungen an Metallen, Schlacke und ihre arch. Bedeutung, Dichtebestimmung, Bestimmung der Brenntemperatur von Keramik, (Röntgen) Methoden der Paläoanthropologie: Altersanalyse, Geschlechtsanalyse, Merkmalsanalyse Chemische Untersuchungen Dünnschichtchromatographie: Pech, Fett, Leim, Harz, Berstein, Knochen, Farben,... (Chromatrographie: Trennung von Stoffen; Farbgemisch) Gaschromatographie: Fettalkohole, Bernstein, Leim, Knochen Aminosäuren, etc. (Gas transportiert zu analysierende/ trennende Stoffmenge) Massenspektrometrie: Herkunftsbestimmung an organischen Stoffen (Massen der Elemente, Moleküle und –bruchstücke werden aufgetrennt) Spektroskopie Aktivierungsanalyse,... Prospektionsmethoden Widerstandsmessung Magnetometer, Echolot Luftbild Chemische Feldmethoden: (Phosphatbestimmung, PH-Wert, etc.),... Datierungsmethoden Kernreaktionen: C14-Datierung (organisches Matrerial), Thermolumineszenzdatierung/ TL-Verfahren (Keramik), Spaltspurdatierung, Uran-Thorium Methode (Thorium: Meeressedimente), Kalium-Argon Methode (Gesteine), Rubidum-Strontium Methode (Gesteine),... Weitere Methoden, die nicht auf der Kernreaktion beruhen: Magnetismus, Obsidiandatierung, Glasdatierung, Pollenanalyse, Dendrochronologie, Warvenchronologie (Sedimentschicht in Gewässern, „Bändertone“, v.a. Skandinavien und N-Deutschland), Knochenzersetzung, Aminosäuren, Fluortest, ... Allgemein Mensch: Paläoanthropologie, Paläopathologie Fauna: Paläontologie, Paläozoologie, Haustierarchäologie, Zooarchäologie, Tierknochenbestimmung Flora: Pollenanalysen, Holzbestimmung, Dendrochronologie, Abdrücke in Hüttenlehm, ... Klima: Dendroklimatologie Geologische Bestimmungen: Phosphatanalysen, Bodenkunde Rohstoffe: Petrographie (Gesteinskunde), Mineralogie, Atomabsorbtionsspektroskopie, Neutronenaktivierungsanalyse, Spektralanalyse, Röntgenfluoreszenzanalyse, Dünnschliff Biologie: Pollenanalyse, Paläobotanik, Paläozoologie, Dendrochronologie, Zooarchäologie Geologie: Phosphat-Spektral- Analyse, Neutronen Klimaforschung: Dendroklimatologie Seite 24 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Paläoanthropologie, Paläopathologie Boden-/Gewässerkunde 25. Wesen und Vorteile der Harris-Matrix? E. C. Harris: englischer Wissenschaftler, Hauptwerk „Principles of Archaeological Stratigraphy (1989) Er wies als erster darauf hin, dass es archäologische Stratifizierungen gibt, in deren Schichten keine Artefakte eingeschlossen sind. Die in erster Linie vom Menschen verursachte archäologische Stratifizierung unterscheidet sich grundlegend von jener, die durch natürliche Prozesse bewirkt worden ist. Die Schichtfolge eines stratifizierten archäologischen Befundes (im Gegensatz zu geologischen Sichtfolgen) kann weder durch natürliche Prozesse, noch durch menschliches Handeln so umgelagert werden, dass die jüngste Schicht unten und die älteste zu oben liegen kommen könnte. Harris-Matrix: graphische Darstellung von Stratifizierungen; SE (z.B. Schichten) werden durch rechteckige Kästen dargestellt, die zeitlichen Beziehungen zwischen den einzelnen SE werden durch vertikale und horizontale Verbindungslinien dargestellt. Die SE werden nummeriert, unten werden die älteren, oben die jüngeren eingetragen. Meist werden vorgedruckte Formblätter mit einem Kastenraster verwendet. Es werden auf einfache klare Weise die stratigraphischen Beziehungen innerhalb eines Fundplatzes veranschaulicht. ermöglicht einfache Darstellung der Schichten => Überblick auch wenn stratigraphisch kein Zusammenhang besteht, können Schichten in Zusammenhang stehen es gelten die Prinzipien der Stratifikation: obere Schicht ist jünger als untere; schneidende Schicht jünger, als jene, die geschnitten wird; anlehnende Schicht ist jünger, als die, an der sie lehnt; IFS sind wichtig (vgl. Frage 25) 3 Ebenen werden in der Praxis unterschieden Kleinste Ebene (Details): zur Rekonstruktion der Bau- und Arbeitsweise => Context einer SE Mittlere Ebene: zur Rekonstruktion von Bauphasen, Um- und Zubauten => Context eines Komplexes, z.B. Grab, Gebäude, Depot,... (sog. Geschlossener Fund) Größte Ebene (Ensemble, Überblick): zum Vergleich verschiedener Baukomplexe => Context zusammengehörender Komplexeinheiten, z.B. Nekropole, Siedlung, Kirche und Friedhof,... Jeweilige Beobachtungen sind Tatsachenfeststellungen => objektiv Auswahl der dokumentierten Stratifikationseinheiten => subjektiv Die Harris-Matrix ist daher objektiv, die Detailliertheit dagegen subjektiv. In der Praxis gibt es keine vollständige Dokumentation. 26. Was versteht man unter der Harris-Methode? ► Stratifikationseinheiten (SE) – Schichten und Interfaces ► Höhenschichtenpläne ► Digitale Aufnahmen (Passpunkte entzerrt Überführen in ein GIS) ► Schichtblätter Stratifikation (above, below, equal, ident) ► Zugehörigkeit zu einem Kontext ► Zwei- (Interface, negative U.S.) oder Dreidimensional (Schicht, positive U.S.) Farbe, Struktur, Inhalt Ausdehnung, Umriß Genauigkeit des Abbaues bzw. der Dokumentation ► Harris-Matrix Seite 25 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 27. Unterscheid von Typ und Variante? Typ: Oberbegriff; durch bestimmte, gemeinsame, genau definierte Kriterien (Eigenschaften) umschriebene Fundgegenstände bilden die Grundlage für einen Typ (enthält ein Bündel von Kriterien) Kombination von Merkmalen, die kennzeichnend für ein Artefakt oder Phänomen sind. Es sollten mindestens 2 Merkmale für Typendefinition vorhanden sein. Gegenstände, die genau definierte Eigenschaften besitzen. Ein Typ enthält ein Bündel von Kriterien. Unterschieden werden: Morphologischer, deskriptiver, analytischer Typ: zur Beschreibung und Klassifikation Historisch-relevanter/ historical index / chronologischer Typ: = Indikator für Zeit und Raum Funktionaler Typ: gibt Erkenntnis über Kultur und/oder Gebrauchszusammenhang Kognitiver Typ: Kategorisierung durch BenuzerInnen Variante: Enthält einen großen Teil der Kriterien dieses Typs, teilweise weichen Merkmale aber ab; ein Typ kann mehrere Varianten haben. 28. Was versteht man unter einem geschlossenen Fund? Geschlossener Fund: = ein Fundverband, dessen Einzelteile zur gleichen Zeit gemeinsam niedergelegt wurden. Die einzelnen Fundstücke müssen nicht das gleiche Alter aufweisen. Prinzip des Geschlossenen Fundes lt. Oscar Montelius: Er erkannte und wertete als erster die chronologische Bedeutung von jenem Phänomen, das in der Archäologie als „Vergesellschaftung“ bezeichnet wird, aus. Er erkannte die methodologische Bedeutung des Geschlossenen Fundes und formulierte sie so prägnant, dass sie bis heute gültig ist: „Ein sicherer Fund kann als die Summe von denjenigen Gegenständen bezeichnet werden, welche unter solchen Verhältnissen gefunden worden sind, dass sie als ganz gleichzeitig niedergelegt betrachtet werden müssen.“ (Montelius sprach damals noch vom „sicheren Fund“ statt wie heute vom „Geschlossenen Fund“) mind. zwei Gegenstände, die vom Zeitpunkt der Niederlegung bis zur Auffindung ohne gravierende Beeinträchtigung überdauert haben (z.B. Grab) Geschlossene Funde unterrichten primär darüber, welche Gegenstände zu in einer Kultur zu einem bestimmten Zeitpunkt vorhanden waren Gleichzeitig niedergelegt =! gleiches Alter (z.B. Großmutterstück) Prinzip der großen Zahl: Möglichkeit, den mit dem evtl. unterschiedlichen Alter der einzelnen Objekte im Geschlossenen Fund verbundenen Unsicherheitsfaktor einzuschränken. „Der Grad der Wahrscheinlichkeit für die Gleichzeitigkeit wächst mit jedem neuen Fund, der die gleichen Objekte enthält.“ 29. Was verstehen wir unter einer Typenkombinationstabelle? Eine Typenkombinationstabelle weist die Kombination von Fundobjekten an verschiedenen Fundstellen aus. Sie wurde über die Erfassung von geschlossenen Funden erstellt. Über eine Typenkombinationstabelle lassen sich Neufunde relativ-chronologisch einordnen. Tritt etwa Keramik A mit Messer B in Fundstelle 1 gemeinsam auf und Messer B mit Nadel C in Fundstelle 2, kann Nadel C in die gleiche Zeit wie A und B eingeordnet werden usw. Gruppenbildung! Typenkombination: Vergleich typologischer Reihen mehrerer Gegenstände (z.B. Schwerter, Nadeln, Gefäße,...) Vergleich Geschlossener Fundkomplexe => verlief die typologische Entwicklung an verschiedenen Orten ähnlich, oder nicht? Typologische Auswertung: Erstellung von Typenreihen Verknüpfung der Reihen Seite 26 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Typenkombination Darstellung in einer Tabelle/ Seriation Möglichkeit, größere Materialmengen chronologisch zu gliedern. Räumliche Nähe in der Tabelle: Ähnlichkeiten sind vorhanden => Hinweis auf zeitliche Nähe Manche Gegenstände sind gut miteinander vergleichbar, andere sind nicht so weit verbreitet Ergebnis =! objektive Tatsache Typenkombinationstabelle (auch Kombinationsmatrix): statistisches Verfahren der typologischen Methode (wie auch Seriation) Durch zwei Dimensionen bestimmt: Frontspalte/ Ordinate: Geschlossene Funde = Leitfunde Kopfzeile/ Abszisse: chronologisch relevante Typen (aus den geschlossenen Funden) Vertikale + Horizontale: Zeitachsen (aufgrund des Ergebnisses der quellenkritischen Analyse) Sie spiegeln mehr oder weniger die historisch richtige Anordnung von geschlossenen Funden/ Typen wieder. chronologische Reihung erfolgt nach Niederlegungszeitpunkt: bei Funden Herstellungszeitpunkt: bei Typen Vorgehensweise: Nach der Definition der Typen (als Zusammenschluss mehrerer diagnostischer typologischer Elemente) werden die Typen auf der Abszisse und der Ordinate einer Tabelle in jeweils derselben Reihenfolge aufgetragen. In den Feldern der Tabelle wird dann vermerkt, wie oft die zwei entsprechenden Typen im Fundmaterial gemeinsam auftreten. Aus einem häufigen gemeinsamen Auftreten kann auf Gleichzeitigkeit geschlossen werden. Vorsicht bei der Interpretation: gemeinsames Auftreten zweier Typen wird nicht nur durch die Chronologie, sondern evtl. auch durch regionale, soziale oder funktionalen Gegebenheiten bestimmt. 30. Was ist Seriation? Gliederung und Einteilung von Funden anhand bestimmter Kriterien; Methode der relatives Chronologie; großes Fundmaterial wird mit Hilfe der Datenbank typologisch unterschieden. So lassen sich Funde in ältere und jüngere trennen und graphisch veranschaulichen. Definition: Anordnung von Elementen einer Serie auf die Art, dass die Stellung eines Elements optimal den Grad der Ähnlichkeit zwischen ihm, und allen anderen in diesem Datensatz, wiedergibt Typenkombination mittels Computerprogramm, die statistische Methoden erlaubt, und nicht signifikante Durchläufe unterdrückt statistisches Verfahren der typologischen Methode (wie auch Typenkombination) eine Möglichkeit, aus vielen verschiedenen Quellen eine einfache Aussage zu ziehen Durch Interpretation des Bearbeiters gebildete Gruppen werden chronologisch räumlich gesellschaftlich funktional aus einer Mischung von allem voneinander abgesetzt Der geschlossenen Fundkomplex und die verschiedenen Typen werden solange geordnet, bis sie in einer Diagonale im Koordinatensystem eingeordnet werden können. Ergebnis =! objektive Tatsache Seite 27 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 31. Was ist Dendrochronologie? Eine naturwissenschaftliche Methode zur absolutchronologischen Altersbestimmung von Holz. Es werden die Jahresringmuster von lebenden, abgestorbenen und fossilen Bäumen registriert und miteinander verglichen. Beeinflussung des Wachstums durch die Jahreszeiten, Klima, Niederschläge,... Baum wächst jedes Jahr um einen Ring Da die Stärke eines jeden Rings vom Zentrum aus gesehen abnimmt, kann die Durchschnittsstärke im Verhältnis zum Abstand vom Zentrum bestimmt werden => wenn Abweichung => kurzfristige, klimatische Schwankungen um eine Aussagekraft zu besitzen werden bei vielen Exemplaren die Jahresringe der Bäume verglichen Zum Vergleich der Jahresringe (immer nur gleiche Bäume untereinander!) ist eine Überlappung von 30 Jahren nötig 3 Kurven (Mammutbäume, Skandinavien und Irland, Rheinland) Im Rheinland kann bis ins Jahr 7638 v. Chr. zurückdatiert werden, auf der südlichen Halbkugel ist keine Dendrochronologie möglich Seit 10.000 B.P. (Holozän) möglich, vorher ja Eiszeit Vorteil: keine +/- Werte Dendrochronologie dient u.a. zur Eichung der Radiokarbonmethode 32. Zur Datierung der Spätbronzezeit und Eisenzeit? - Frühe und mittlere Bronzezeit – 2300 – 2200 bis 1300/1200 - Früheste Bronzezeitkulturen: Hockergräberbronzezeit - Relativ wenige Funde in österreich - Böheimkirchen (Niederösterreich), im Inneren einer Befestigung kasemattenartig am Wall angebaute steinerne Hausfundamente - Bronzezeit im Tullner Becken: - St. Andrä vor dem Hagenthale (Niederösterreich), Kumenberg: Abschnittsbefestigung der ausgehenden Frühbronzezeit (1500v.Chr) - Bronzezeit im Ybbstal: - Allhartsberg (Niederösterreich), „Türkenschanze“: Erdwall + Holzpalisade, Sondagen, Gehöft mit Wohn- und Wirtschaftsbauten - Winklarn (Nö), ehemaliges Hügelgräberfeld: 19 Grabhügel, mittelbronzezeitliche Nekropole - Mittlere Bronzezeit – Hügelgräberbronzezeit – 1600/1500 – 1300/1200 - Gräberfeld von Pitten (Niederösterreich): größtes mittelbronzezeitliches Hügelgräberfeld österreichs - Gehöftgruppe vom Gschleiersbühel bei Matrei am Brenner (Tirol): Steinfundamente von vier Rechteckbauten - Bronzezeit im Salzachtal: - Bischofhofen (Salzburg), Götschenberg: in Felsen eingetiefte kleine Hütten, Reste von Gießerei - Urnenfelderzeit (späte Bronzezeit) – 1300/1200 – 750/700 - Reichenau an der Rax (Niederösterreich) - Pitten (Nö) - Siegendorf, bronzezeitliche Hügelgräber: vier Grabhügel der Čaka- Kultur - Altenstadt: Henkeltöpfe - Kelchalm bei Kitzbühel (Tirol): Kerbhölzer - Eines der bekanntesten Weihegaben dieser Zeit: Der Helm vom Paß Lueg (Salzburg) - Urnenfelderzeit im Weinviertel und Waldviertel: - Ernstbrunn (Niederösterreich, Oberleiserberg): urnenfelderzeitliche Befestigungswall, spätbronzezeitliche Befästigungsanlage, ältesten Funde aus Jungsteinzeit, LaTene Zeit Oppidum Seite 28 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) - Thunau am Kamp (Nö), Schanze: unrnenfelderzeitlichen Befästigungswall, slawischer Wall, Herrenhof, bronzezeitliche Häuser, Brandgräber - Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit) – 750/700 – 500/400 Gräberfeld: Hallstatt 33. Methoden und Darstellungsweisen der Chorologie? Chorologie = Areallehre Untersucht wird die räumliche Gliederung zeitgleicher Kulturelemente. Eigentlicher Sinn: Vergleiche zu bestimmten Fundstellen zu finden. Wichtig: Nur zeitgleiche Gegenstände/ Fundorte in einem sinnvollen, nicht zu großen Rahmen kartieren. Technik der Darstellung: Verbreitungskarten Problem „Gleichzeitigkeit“: (zumeist Periode, Phase oder Subphase) die Karte hat nur bei archäologischer Gleichzeitigkeit Sinn, z.B. Fundstellen in NÖ in der Bronzezeit Problem „Definition“ des kartierten Objektes Typ/Variante, Fundart/Befundtyp sind wichtig der Kontext muss beachtet werden, z.B. Grabfunde, Streufunde, Moorfunde Kartengrundlagen beachten (Naturraum, Topographie, Hydrographie) Kartierungen hängen stark von Forschungsstand und Veröffentlichung ab Termini der Chorologie: nach R. Pittioni: Typus, Gruppe, Kultur, Welt Weitere Systeme: Kulturkreise (veraltet), Sinnerfüllte Gruppe (F. Felgenhauer), Geschichtsräume (H. Müller-Karpe) Gliederung nach Urban: Welt => Kulturkomplex/ Kulturkreis => Kultur => Gruppe (=> Raum) (Raum) z.B. eine bestimmte Talschaft Gruppe Regionale Kulturgruppe Kultur Klassische Archäologische Kultur Kulturkomplex (Kulturkreis) Einteilungen der Bemaltkeramik, der Urnenfelder-, Hallstatt- oder Latènekultur Welt Alpine Welt, karpatenländische Welt, donauländische Welt aber mediterrane Welten Die eigenen Begriffe müssen erklärt werden und sollen logisch nachvollziehbar sein! Aufgabe der Chronologie und Chorologie ist das Einfügen in Zeit und Raum Gehören zur klassischen Methode der Heuristik (Konstrukte von Raum) 34. Was ist ein Trachtkreis, ein Bestattungskreis und was verstehen wir unter einer Kultur? Kartierungen ergeben bestimmte Kreise => fallen mehrere Kreise übereinander, so kann man von einer Kultur sprechen In einem Kulturkreis müssen mehrere gleiche Merkmale in einem Raum-Zeit-Gefüge aufweisbar sein, z.B. Wirtschaftsform, Bestattungsweise etc. - Konstrukte von Kreisen Inhaltlich: Bestattungskreis, Bewaffnungskreis, Stilkreis, Formkreis Größe: Lokal, Kleinregional, Regional, überregional, „weltlich“ Konstrukte von Kulturen Überlagerung verschiedener Kreise: abhängig: - Bewaffnung + Befestigung Verkehrswege und Transportmittel Wirtschaftsweise und Siedlungsweise unabhängig: - Stilkreis und Trachtkreis Überführung der verschiedenen sich überlagernden Kreise zu einem Kulturbegriff Definition spezifischer Kulturbegriffe: Gleiche Merkmale, Raum-Zeit-Gefüge Seite 29 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Kulturtypen nach Größe, sozialer Schicht, spezifischen Kriterien Definition einer Kultur beinhaltet auch ihren Sinn Trachtkreis Kreis mit der gleichen Tracht (Kleidung, Schmuck,...) Bestattungskreis Kreis mit der gleichen Bestattung (Brand-, Körper-, Doppel-, Mehrfach-,..) Kultur Bezeichnung für die Gesamtheit der Verhaltensweisen und Produkte einer Menschengruppe, die sich durch gemeinsame Gruppenregeln (=Gepflogenheiten, Bräuche, Sitten, Normen, Werte) auszeichnet. Die Mitglieder orientieren sich - ob regelbefolgend, regelverletzend oder innovierend - allesamt an den schon entwickelten, von Generation zu Generation tradierten Gruppenregeln. Erst wenn mehrere Kreise (Waffen-, Werkzeug-, Bestattungs-, Siedlungskreise etc.) übereinstimmen, kann man von einer Kultur sprechen. Je nach der regionalen Größe, Eigenständigkeit bzw. Zusammengehörigkeit werden Kulturkreise (Kulturkomplexe), Kulturen und Kulturgruppen unterschieden. Die Umschreibung einer archäologischen Kultur und deren Bevölkerung ist subjektiv. Es ist die Aufgabe des Bearbeitenden, Gruppenbildungen zu versinnvollen, dass heißt historisch wirksame Einheiten zusammenzufassen und zu interpretieren, um so Grundlage für eine historische Betrachtungsweise zu gewinnen. Kulturation: Prozess, an dem sich das einzelne Gruppenmitglied orientiert. Ein ständig fließender Prozess der Entwicklung, Tradierung und Veränderung der Gruppenregeln. Dazu gehören auch Abweichung, Innovation, Be- und Verharren. Kulturationsprozesse werden möglichst detailliert an vielen einzelnen Kulturen deren Entstehung, Erhalt und Veränderung untersucht. Enkulturation: neues Mitglied wird aufgenommen/ wächst heran, nimmt gruppenspezifische Regeln an oder deutet sie individuell (= Teil der Kulturation) Kulturverhalten: ein weiterer Begriff des Sozialverhaltens Ohne regelentsprechende Erziehung/ Ausbildung der einzelnen Mitglieder gibt es weder Kultukonstanz noch schrittweise Veränderungen. 35. Moderne Forschungsrichtungen in der Ur- und Frühgeschichte? Behaviorismus, Postprocessual Archaeology, Contexual Archaeology, Landscape Archaeology, Gender Archaeology, Long Term History, Cognitive-Processual Archaeology, Ethno Archaeology, New Archaeology/Processual Archaeology, Spatial Archaeology Social Archaeology Gesellschaft Structural Archaeology statische Schichten Processual Archaeology Urbanisationsprozess Gender Archaeology Frau bei den Kelten Wirtschaftsarchäologie Übergang z. Geldwirtschaft Urban archaeology Siedlungsgenese ► Landscape archaeology Umweltveränderung in Enviromental archaeology Irland Ethnoarchäologie Kleinkönige Contextual archaeology Nähe/Ferne zur röm. Welt ► Postprocessual archaeology Keltomanie Hillfort Studies (Burgenarchäologie) Religionsarchäologie (Riten als Beweis, dass es Religion gab) Umweltarchäologie (wie hat der Mensch seine Umwelt verändert) seit 70er Jahren Exkurs: Spatial Archaeology (spatial: gebietlich, räumlich, regional) berühmter Repräsentant: Ian Hodder Räumliche, statistische Analyse von Fundhäufigkeiten Betrachtet räumliche Aspekte der (materiellen) Kultur Betrachtet dir räumliche Ausbreitung der Hinterlassenschaften vergangener Kulturen => entsprechen prähistorische Siedlungen noch den heutigen? Seite 30 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Erstellt Statistiken großer Datenmengen von Fundhäufigkeiten Versucht, die Beziehung zwischen materieller Kultur und der Gesellschaft zu verstehen Versucht, Ursache von Veränderungen zu erklären 36. Nenne wichtige Theoretiker der prehistoric archaeology? - Freiherr von Sacken - Hodder - Bernbeck - Eggers - Eggert - Frerichs 37. Was verstehen wir unter Postprocessual Archaeology? Beschäftigt sich mit Prozessen wie Wanderung, Verbreitung von Kulturerscheinungen, Akkulturation, Bevölkerungszu- und Abnahme, Entwicklung des Handels, Ereignisse und ihre Folgen werden wie eine Kette erklärt fordert größere Offenheit in der archäologischen Interpretation (von Marxismus beeinflusst) basiert auf der Vorstellung, dass eine Kultur als eine Reihe von Symbolen verstanden werden muss, die Bedeutungen verbinden diese variierenden Bedeutungen sind von den einzelnen Zusammenhängen, der Benützung, sowie der spezifischen Geschichte sowohl der Artefakte, als auch des Menschen abhängig ideologischer und materieller Aufbau einer Kultur sind untrennbar, die Bedeutung von Symbolen für die Ausübung sozialer Macht äußerst wichtig man untersucht nicht nur prähistorische Bilder, sondern auch sich selbst: was, wie, warum wir etwas tun typische Fragen: Wie kommt es zu dem Quellenbestand überhaupt, den wir auswerten? Wer studiert überhaupt Archäologie? Warum interessiert uns diese oder jene Fragestellung? Wovon hängt es ab, dass in eine gewisse Richtung geforscht wird? „Nabelschau“ – Hinterfragen der Tätigkeiten der prähistorischen Archäologen Warum wird jenes und dieses untersucht? Abhängigkeit von wissenschaftlichen Strukturen (Finanzierung, politische Strukturen) Abhängigkeit vom Interesse der Forschenden (Schulen, politische oder religiöse Einstellung, ...) Abhängigkeit vom öffentlichen Interesse (Zeitabhängig, Mode: Ökonomie, Ökologie, Postmoderne) Kritische Bewertung des Geschichtsbildes Zirkelschlüsse Abhängigkeit von Quellenlage, Forschungsstand, Forschungsinteresse Was uns beeinflusst: im Zentrum stehen: Gesellschaft/ Struktur/ Geldgeber Warum stelle ich mir die Frage? Warum/ wie entstehen meine Quellen? Erhaltungsbedingungen in der Urzeit Auffindungsbedingen in der Gegenwart Warum/ wie werte ich die Quellen aus? Erfahrungen aus der Vergangenheit – historische Beispiele Erfahrungen aus der Gegenwart – moderne Beobachtungen Interpretation Technik/ Kunst Gesellschaft Wirtschaft Umwelt 38. Was verstehen wir unter Spatial Archaeology? Seite 31 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 39. Was verstehen wir unter Contextual Archaeology? Entwickelt von Collingwood, weiterentwickelt von Hodder Untersuchungsgegenstände: 1. Das Verhältnis von Stratifikationseinheiten zueinander 2. Das Verhältnis von FO zueinander bzw. im Verhältnis zur Umwelt 3. Den „Context“ eines Fundes: funktionelle Beziehung: der Gegenstand bekommt Bedeutung, indem wir erkennen, wie er in seiner Beziehung zu seiner Umwelt verwendet wurde, z.B. Waffen, Tracht, Fahrzeug, Befestigung symbolische Inhalte: durch Interpretationen wird dem Gegenstand eine symbolische Bedeutung zugeordnet beide Arten werden miteinander verbunden Der Context eines Fundes ist die Gesamtheit aller relevanten Ähnlichkeiten und Unterschiede. Um Bedeutungen jeglicher Art interpretieren zu können muss man den Context kennen (Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft,...) Man muss Methoden für die Interpretation von Bedeutungsinhalten finden, z.B. die Erkenntnis von relevanten Ähnlichkeiten/ Unterschieden. Schwierig, Funktion und Symbolik zu trennen z.B. das Tragen einer Waffe ist grundsätzlich funktional, hat jedoch auch einen symbolischen Wert (z.B. wer viele Waffen hat wird schwerer angegriffen) Man darf keine Prägung durch heutige Mentalität einfließen lassen, wenn man etwas aus der Vergangenheit verstehen will! (früherer Fehler: alles wurde aus mitteleuropäischer Sicht betrachtet) Auch missverständliche („moderne“) Begriffe sollen vermieden werden. Grundgedanke: egal welche Frage man über die menschliche Vergangenheit stellt, es sind immer viele verschiedene Antworten möglich Die Contextual Archaeology hat also zwei Schwerpunkte: Die Verbindung der archäologischen Funde mit ihrer Bedeutung herzustellen der Symbolik kommt oft größere Bedeutung zu als der Funktion Das semiotische Problem zu umgehen, welches aufkommt, wenn man mit moderner Sprache vergangene Kulturen beschreiben will. (z.B. Stadt, Fürst, Elite) Verständnis des verwendeten Begriffes ist abhängig von den Vorstellungen des Bearbeiters/ Lesers Auch die Verwendung antiker Begriffe ist nicht immer problemlos (z.B. Oppidum) Lösung: Begriffe, die man verwendet, erklären (Nachteil: langwierig) 40. Was verstehen wir unter Landscape Archaeology? deutsch: Umwelt- oder Landschaftsarchäologie Einbetten der Fundstellen in Topographie, Naturlandschaft unter Berücksichtigung der ökologischen Aspekte Boden, Fauna, Flora und Klima Voraussetzung: GIS, ermöglicht Vernetzung zwischen archäologischen, paläobotanischen etc. Quellen Ziel ist die Rekonstruktion der näheren und weiteren „Paläoumwelt“ => Rekonstruktion der Landschafts-Geschichte Untersuchung der einwirkenden Umweltfaktoren eines Befundes, z.B. einer Siedlung und besonders mit der Beziehung/ Interaktion Mensch-Umwelt Untersuchung vom ökologischen, landschaftlichen, ökonomischen Umfeld der archäologischen Funde in einem bestimmten Raum über mehrere Zeitabschnitte hinaus (Klima, Tierwelt, Pflanzenwelt, technischer Stand der Tier- und Pflanzenzucht, medizinische Möglichkeiten,...) aus kleinen Dingen werden weitreichende Schlüsse gezogen (z.B.: Pollen => Klima) Funde werden möglichst genau dokumentiert und in Bezug zu Landschaft und Topographie gesetzt Methoden: Geophysikalische Untersuchung, Luftbildaufnahme, Bodensondierung, Geländebegehung,... Priorität liegt nicht bei der Rekonstruktion der Umgebung der Fundstelle, sonder bei der Rekonstruktion der Veränderungsprozesse im Zuge der Nutzung Urlandschaft => Rodung => Nutzung der Landschaft => Ende der Nutzung/Besiedlung => Verkarstung bzw. Entstehen eines sekundären Biotops => Neuerliche Nutzung usw. Wie verändert sich die Landschaft während und zwischen den einzelnen Siedlungsphasen? Seite 32 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 41. Was verstehen wir unter Gender Archaeology? erkennen von Veränderungen in Gesellschaften (Bereich der Processual Archaeology) Begriff „gender“ ursprünglich feministisch in erster Annäherung verstand man die Art und Weise, wie Männer und Frauen ihre Beziehungen in sozialer, wirtschaftlicher und religiöser Hinsicht organisierten Problematisch war z.B. die Frage nach der Rolle der Geschlechter und deren Verhältnis in der Urgeschichte, heutige Verhaltensweisen auf urgeschichtliche zu übertragen wäre wahrscheinlich falsch heute analysiert man allgemeine und nicht mehr geschlechtsspezifische Gesellschaftsgruppen, deren Verhalten, wodurch sind sie geprägt, welcher archäologischer Niederschlag zeugt von all dem d.h. Kinder, Alte, Behinderte, Verletzte, Bauern, auch Siedlungsformen, Hausformen, Dachbauten, ... wesentlich ist, die Verfälschung der Forschungsergebnisse durch Einbeziehen heutiger Rollenbilder und Verhaltensweisen zu vermeiden entstand aus der Social Archaeology 42. Was verstehen wir unter Long Term Archaeology? „Longue durée” in den 1930ern in Frankreich entwickelt: Testamente als Quelle entdeckt Permanente, sich langsam verändernde Traditionen oder immer wieder kehrende historische Erscheinungen werden über längere Zeiträume hinweg betrachtet z.B. die Rolle der Frau von Hausfrau zu Karrierefrau, oder Entwicklung vom Jäger zum Sammler zum Bauer Jedes Einzelergebnis ist beeinflusst von längerfristigen, kontinuierlichen Strukturen => beide sind wiederum geprägt von der Summe vorausgegangener Einzelergebnisse Mögliche Frage z.B.: Hat moderner Kapitalismus seinen Ursprung in der BZ? Gegensatz = Event: kurzfristiges Ereignis (Geschichte im herkömmlichen Sinn) 43. Was verstehen wir unter Cognitive-Processual Archaeology? Die Cognitive-Processual Archaeology umfasst Erscheinungen des Verhaltens, der Sprache und der Vorstellungen und besteht aus zwei großen Aspekten: Frage, was wir über die Wahrnehmung, die Aufmerksamkeit, das Wissen, das Erinnerungsvermögen und das Denken und Folgern durch das Studium vergangener Kulturen lernen können. Dieser Aspekt ist verbunden mit dem „wann, wo, wie“ in der menschlichen und kulturellen Evolution. In Relikten materieller Kulturen erkennt man nicht nur Modelle des sozialen Verhaltens, sondern auch Modelle der damaligen menschlichen Erkenntnis. konzentriert sich auf einen Bereich, den man „reflexive Archaeology“ nennen kann. Er beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit die Wahrnehmungsprozesse der Archäologen einschränkend wirken auf die Art und Weise, wie sie Archäologie praktizieren. Archäologen sind immer nur ein Produkt ihrer Zeit und Kultur. Jede archäologische Interpretation ist eine persönliche Kreation. 44. Was verstehen wir unter Ethno Archaeology? wurde in den 50er Jahren entwickelt, es gibt zwei Richtungen: Middle-range Ethno Archaeology: beschäftigt sich mit rezent verlassenen oder zerstörten Strukturen aller Art, auch das Verhalten beim Verlassen von Siedlungen und daraus resultierende Muster materieller Hinterlassenschaft zählen zu dieser Sparte der Ethno-Arch. Kontextuelle Ethno Archaeology: besteht aus meist längerfristigen systematischen Feldforschungen, neben einer beschreibenden Analyse der materiellen Kultur eines lebenden Ortes sind auch hier Tätigkeiten und soziale Verhältnisse wichtig Interdisziplinäres Fach, in dem sowohl Elemente von Archäologie als auch von Ethnologie oder von Sozialwissenschaft insgesamt kombiniert werden Ausgangspunkt bilden Fragestellungen, die durch prähistorische Materialien aufgebracht werden sozialwissensschaftliche Studien werden zur Lösung archäologischer Problemstellungen herangezogen Es werden Parallelen zwischen prähistorischen Befunden, die meist aus dem Boden der heutigen Industriestaaten stammen, und lebenden, traditionellen Völkern gezogen. Seite 33 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 45. Was verstehen wir unter New Archaeology (Processual Archaeology) der 1970er Jahre? aus Amerika enger Kontext zw. Völkerkunde und UFG arbeitet in erster Linie mit Modellen, Mustern (Patterns) versucht, Kultur-/Gesellschaftsstrukturen aus Ethnographie zu übernehmen Elemente, die archäologisch nicht mehr feststellbar sind (Religion, Politik,...), wurden ebenfalls zurückprojiziert => Problem: Aussagen nicht durch Fundmaterial belegt => können aber benützt werden, um bestehende Bilder über Geschichte zu festigen Vorteil: Idee des Models => etwas kann, muss aber nicht so gewesen sein! Grundidee: andere Herangehensweise an ein Problem Beginnt mit einer Fragestellung (die traditionelle Archäologie mit Funden) New Archaeology: Fragestellung => Quellen sammeln => Auswertung =>Hypothese Traditional Archaeology: Funde => in Raum/Zeitgefüge einbetten => Interpretation => (Hypo)These Geht davon aus, dass Menschen sich damals gleich verhalten haben, wie heute („Mentalitätsgeschichte“) Mentalität der verschiedenen Gruppen ist jedoch stark unterschiedlich bevor die Geschichte rekonstruiert werden kann, muss man etwas über die Mentalität der verschiedenen Gruppen in Erfahrung bringen Mentalitätsgeschichte aus der Völkerkunde bekannt Versuch, die jeweilige Mentalität zu verstehen/ gesellschaftliche Hintergründe zu berücksichtigen Deduktiv: schlägt ein Bild vor und untersucht, ob Fund hineinpasst Projektdesign speziell zur Fragestellung 46. Nenne Beispiele für die Low-range, Middle-range und Upper-range Theorie in der Archäologie? Middle Range Ethnoarchäologie: erforscht werden heutige verlassene oder zerstörte gesellschaftliche Strukturen. Z.B. verlassene Wildbeuterlager oder Siedlungen. Daraus werden Rückschlüsse und Vergleiche auf Abläufe und Handeln sowie Situationen in der Urgeschichte gezogen. 47. Veraltete Forschungsrichtungen in der Ur- und Frühgeschichte wie Culture-historical Archaeology? Seite 34 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) 48. Das Denkmalschutzgesetz in Österreich bezüglich Bodendenkmale? 49. Urgeschichte Österreichs (Langer Weg)? 50. Frage aus der Pflichtliteratur Methoden der Ur- und Frühgeschichte (klassisch) In klassischer Hinsicht werden die Methoden gegliedert in: Terminologie Forschungsgeschichte Heuristik (Quellenkunde) Chronologie Chorologie Interpretation Gliederung der Methoden der Prähistorie (nach Urban) Konstrukte der Ordnung Probleme der Tatsachenfeststellung Schlagwort: Die Tatsache, der Feind des Konstruktivismus. Konstrukte der Zeit und des Raums Vergleich natur- und geisteswissenschaftenlicher Ergebnisse Schlagwort: Glaube Keine Statistik. Konstrukte der Strukturen Semiotische Probleme mit Begriffen, wie Kultur, Volk, Schicht, Klasse… Schlagwort: Was ist eine Kultur?? (Semiotik = die Lehre der Krankheitszeichen) Konstrukte der Prozesse Vergleiche der Struktur in Raum und Zeit Schlagwort: Kontinuität und Brüche. Konstrukte der Interpretation Ebene 1: Konstrukte zwischen Tatsachen und Modellen Schlagwort: Analogie, Vergleiche, Parallelen Ebene 2: Vergleiche der Konstrukte von Ebene 1 Schlagwort: Welches Ergebnis passt besser? Ebene 3: Postprozessualer Vergleich der Konstrukte von Ebene 1 und 2 Schlagwort: Jede Zeit hat ihre Geschichte! Seite 35 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Ursprüngliche Chronologie Mittelalterarchäologie Hoch/Spätmittelalter Frühmittelalter Geschichte Völkerwanderungszeit Frühgeschichte Röm. Kaiserzeit Alte Geschichte Eisenzeit Urgeschichte Bronzezeit Dreiperiodensystem Steinzeit Christian Jürgensen Thomsen, 1837 Übliche Chronologie Neuzeitarchäologie 20. Jhdt. Frühneuzeit Mittelalterarchäologie Hoch-/Spätmittelalter Frühmittelalter Völkerwanderungszeit Frühgeschichte Römische Kaiserzeit Schriftkultur Jüngere Eisenzeit Ältere Eisenzeit Bronzezeit Jungsteinzeit Mittelsteinzeit Urgeschichte Altsteinzeit Schriftlose Kulturen Seite 36 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Chronologie Urban Frühmittelalter Völkerwanderungszeit Frühgeschichte Römische Kaiserzeit Schriftquellen Eisenzeit Bronzezeit Urgeschichte Kupferzeit/Spätneolithikum Absolute Früh-/Mittelneolithikum Chronologie Jungpaläo-/Mesolithikum Relative Vorgeschichte Alt-/Mittelpaläolithikum Chronologie Vor- und Frühgeschichte Urban Frühgeschichtliche Zeitabschnitte Urgeschichtliche Zeitabschnitte Vorgeschichtliche Zeitabschnitte Völkerwanderungszeit Röm. Kaiserzeit Historisch Eisenzeit Schriftlich Bronzezeit mythologisch Kupferzeit Spätneolithikum linguistisch Neolithikum archäologisch Früh-/Mittelneolithikum Mesolithikum Jungpaläolithikum ethnographisch Mittelpaläolithikum Altpaläolithikum biologisch Seite 37 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Urban Wegweiser: - - - - ältesten überreste eines Vormenschen in äthiopien Schimpanse – Vormensch – Homo habilis – Frühmensch – Altmensch – Neumensch Aufrechter Gang – Werkzeug – Feuer – Bestattung – Selbstdarstellung Eiszeiten Zeit des Neandertalers (400.000 bis 40.000 – Mittelpaläolithikum) Älteste Funde des Neandertalers in österreich Französische Grotte Le Moustier – hat charakteristische Schaber Höhlenfunde Im Osten österreichs eine kaltzeitliche Fundstelle Ältere mittelpaläolithische Höhlenfundstellen: Repolusthöhle bei Peggau (Höhle im Seitental des Murtales), zwei übereinanderliegende Kulturschichten mit mehreren Feuerstellen und zahlreiche Werkzeuge Mittelpaläolithische Flachlandfundstellen: Untere Schicht der Gudenushöhle im Tal der kleinen Krems im Waldviertel, rund 90.000 Jahre alt, Steinwerkzeuge Jüngere mittelpaläolithische Alpenfundstellen: Ramesch- Knochenhöhle im Toten Gebirge, auf Höhlenbären spezialisierte Jäger stießen hoch in die alpine Bergwelt hervor und verloren einige Steingeräte, alter: 31.000 – 64.000 Jahre Die Jäger der letzten Eiszeit (40.000 bis 10.000 – Jungpaläolithikum) Vor etwa 40.000/35.000 Jahren erschien der Jetztmensch – Jäger und Sammler, jedoch spezialisierter Kompliziertere Ornamente Venus von Willendorf (Niederösterreich), alter: 25.000 Jahre, Steinplastik Venus II = aus Mammutzahn geschnitzte Figur aus Willendorf Auf Kremser Galgenberg weitere Venus entdeckt Einzige Nachricht eines jungpaläolithischen Grabes in österreich aus Spitz an der Donau (Niederösterreich) Zwei große Kulturräume zu unterscheiden: alpine Bergwelt + Lößsteppen (Nordosten österreichs) Jungpaläolithische Alpenstationen: Salzofenhöhle im Toten Gebirge bei Bad Aussee (Steiermark), Schlenkendurchgangshöhle in der Taugl über Hallein (Salzburg), Riesenhöhle im Dachstein (Oberösterreich) -> kurzfristige Raststationen Drachenhöhle bei Mixnitz (Steiermark) Lagerplatz Höhlenfundplätze im Murtal: Repolusthöhle bei Peggau (Steiermark) – bisher ältesten archäologischen Funde österreichs, 250.000 Jahre, Steingeräte Große Badlhöhle bei Peggau: ältesten bearbeiteten Knochenstücke österreichs Drachenhöhle bei Mixnitz (Stmk.) – paläolithischer Lagerplatz Alpine Höhlenstation in Tirol: Tischoferhöhle bei Kufstein – zwei Kulturschichten entdeckt Jäger der Eiszeit im Waldviertel: Krems Hundssteig (Niederösterreich): hohe Lößwand mit braunen Verlehmungshorizont, Teil eines warmzeitlichen Bodenbildungskomplexes Gudenushöhle bei Hartenstein: Uferhöhle, zwei Kulturschichten nachgewiesen Spitz an der Donau (Niederösterreich), Mieslingtal: Reste eines Eiszeitmenschen Willendorf in der Wachau (Niederösterreich): „Venus“ Neun übereinanderliegende Kulturschichten (Jungpaläolithikum), älteste Schicht 40.000, Steinwerkzeuge, Tierknochen Endpaläolithische Höhlenfundplätze: Griffen (Kärnten), Tropfsteinhöhle: Tierknochen, Kulturschichten Gratkorn (Steiermark), Zigeunerhöhle: 9. vorchristlichen Jahrtausend, Knochenobjekt mit Darstellung einer Schlange, Steingeräte Mesolithische Rastplätze im Rheintal: Koblach (Voradlberg), Rheinbalme: prähistorischer Rastplatz mit Feuer- und Herdstellen, Harpunenspitze Koblach, Krinnenbalme: vier Kulturschichten, Steingeräte, Frühneolithikum – 5500 – 4750 Hauptbestandteil der Funde = Keramik Linearbandkeramische Kultur in drei Phasen gegliedert: Vornotenkopfkeramik, Notenkopfkeramik + jüngere Notenkopfkeramik Venus von Draßburg = weibliche Figur auf Gefäßfragment Seite 38 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) - - Mittelneolithikum – 4750 – 3900 Bemaltkeramische Kultur, Lengyelkultur (Fundort in Ungarn) Kreisgraben von Friebritz (Niederösterreich) – im Inneren mehrere Bestattungen Schädelnest von Poigen (Niederösterreich) Hundebestattung in Bernhardsthal (Niederösterreich) Kupferzeit (Spätneolithikum) – 3900 – 2300/2200 Gesellschaftliche Veränderungen Erfindung des Rades Epi-Lengyel-Horizont in Steiermark + Kärnten + Salzburg belegt Ältesten Kupferfunde in österreich im Karpatenbecken, z.B. Kindergrab bei Bisamberg, Depot von Stollhof Zufallsfund in Ziegelei in Pottenbrunn (Niederösterreich): Nachweis einer Gehöftgruppe Koblach, Kadel und Neuburghorst, Göfis Neumontfort: Ersten Bauern in Voradlberg Mittlere Kupferzeit – 3300 – 2800 Badener Kultur Nach Fundstelle bei Herzogenburg (Niederösterreich) benannt: Ossarner Gruppe Pottenbrunn (Niederösterreich) Reste eines Hauses Königshöhle bei Baden Kupferzeitliche Höhensiedlungen im Wienerwald: Perchtoldsdorf (Niederösterreich), Hochberg Mödling, Jennyberg Guntramsdorf, Eichkogel Späte Kupferzeit 2800 – 2300/2200 Voralpinen Gebieten Kärntens, Steiermark, Niederösterreichs, Oberösterreichs und Salzburg Zahlreiche Glockenbecherfunde im Raum Laa an der Thaya Frühe und mittlere Bronzezeit – 2300 – 2200 bis 1300/1200 Früheste Bronzezeitkulturen: Hockergräberbronzezeit Relativ wenige Funde in österreich Böheimkirchen (Niederösterreich), im Inneren einer Befestigung kasemattenartig am Wall angebaute steinerne Hausfundamente Bronzezeit im Tullner Becken: St. Andrä vor dem Hagenthale (Niederösterreich), Kumenberg: Abschnittsbefestigung der ausgehenden Frühbronzezeit (1500v.Chr) Bronzezeit im Ybbstal: Allhartsberg (Niederösterreich), „Türkenschanze“: Erdwall + Holzpalisade, Sondagen, Gehöft mit Wohn- und Wirtschaftsbauten Winklarn (Nö), ehemaliges Hügelgräberfeld: 19 Grabhügel, mittelbronzezeitliche Nekropole Mittlere Bronzezeit – Hügelgräberbronzezeit – 1600/1500 – 1300/1200 Gräberfeld von Pitten (Niederösterreich): größtes mittelbronzezeitliches Hügelgräberfeld österreichs Gehöftgruppe vom Gschleiersbühel bei Matrei am Brenner (Tirol): Steinfundamente von vier Rechteckbauten Bronzezeit im Salzachtal: Bischofhofen (Salzburg), Götschenberg: in Felsen eingetiefte kleine Hütten, Reste von Gießerei Urnenfelderzeit (späte Bronzezeit) – 1300/1200 – 750/700 Reichenau an der Rax (Niederösterreich) Pitten (Nö) Siegendorf, bronzezeitliche Hügelgräber: vier Grabhügel der Čaka- Kultur Altenstadt: Henkeltöpfe Kelchalm bei Kitzbühel (Tirol): Kerbhölzer Eines der bekanntesten Weihegaben dieser Zeit: Der Helm vom Paß Lueg (Salzburg) Urnenfelderzeit im Weinviertel und Waldviertel: Ernstbrunn (Niederösterreich, Oberleiserberg): urnenfelderzeitliche Befestigungswall, spätbronzezeitliche Befästigungsanlage, ältesten Funde aus Jungsteinzeit, LaTene Zeit Oppidum Thunau am Kamp (Nö), Schanze: unrnenfelderzeitlichen Befästigungswall, slawischer Wall, Herrenhof, bronzezeitliche Häuser, Brandgräber Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit) – 750/700 – 500/400 Gräberfeld: Hallstatt Seite 39 Einführung in die Ur- und Frühgeschichte (nach Fragenkatalog 2010/11) Seite 40