Phänomenologische Ansätze

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Phänomenologische Ansätze
10.3.2005
Mündliche Prüfung → Datum/Zeit vereinbaren
Vorbereitungszeit 10 Minuten mit Unterlagen
BB→ Basisliteratur (Artikel von Allesch)
Das integrative Persönlichkeitsmodell von Mischel, Shoda und Smith (2004)
Part I: TraitDiapositional Level
Part III:
Phenomenological
Level
Part V: Social
Cognitive Level
Part VII: Integration of
Levels
Introduction
Part II:
Psychodynamic –
Motivational Level
Part IV: Behavioral –
Conditioning Level
Part VI: Biological
Level
Nomotethisch: Naturwissenschaften (Gesetzte aufstellen)
Idiographisch: Geisteswissenschaften (eigentümlich beschreibend)
Persönlichkeitspsychologie nomotethisch nicht denkbar → Entwicklungen auf der
Basis der Historie des einzelnen Menschen wichtig
Paradigmatischer Konflikt spürbar
Lamiell: idiotethischen Ansatz konstruieren versucht → auch in
Persönlichkeitspsychologie nomotethische Aussagen wichtig, jedoch auf dem
idiographischen Weg dazukommen.
Dort wo phänomenologisch gearbeitet → viel stärker von idiographischer Forschung
ausgegangen.
Phänomenologische Ansätze setzen an dem was sich zeigt an. Das was wir
wahrnehmen ist Tatbestand unseres ersten Aufnehmens → naive Wahrnehmung
Phänomenologen: Das was wir wahrnehmen ist ein Produkt unseres Bewusstseins.
Naive Deskription ≠ Phänomenologie
Wurzel der phänomenologischen Ansätze: Franz Brentano (Aktpsychologie)
Zentraler Gegenstand = Bewusstseinsakt und nicht Bewusstseinsinhalt.
Gegenstand der Psychologie nicht elementar auflösbar
Brentano unterscheidet:
 Deskriptive Psychologie (beschreibend)
 Genetische Psychologie (Ursachen erklären)
Deskriptive ist eigentlich Aufgabenbereich, genetisch mündet zwangsläufig in
Physiologie
Phänomenologie und phänomenologische Psychologie:
 Phänomenologie bedeutet wörtlich „Lehre von den Erscheidungen“
 Fragt nach Entstehung und Form der Erscheinungen im Bewusstsein
Individuellen Erscheinungen sind der Weg → Individualität gehört jedoch nicht zur
Phänomenologie
Fremdwörterbuch:
Phänomenologie: Wissenschaft von den sich dialektisch entwickelnden
Erscheinungen der Gestalten des Geistes und Wissenschaft er Erfahrung des
Bewusstseins (Hegel).
Streng objektive Aufzeigung und Beschreibung des Gegebenen, der Phänomene
(Hartmann)
Wissenschaft, Lehre, die von der geistigen Anschauung des Wesens der
Gegenstände oder Sachverhalten ausgeht und die geistig-intuitive Wesensschau
(Husserl)
Phänomenologische Ansätze
17.3.2005
BB: Skript
Brentano: Sollte das Phänomen zunächst beschreiben
Deskriptive Psychologie eigentlicher Bereich
Die Entwicklung der phänomenologischen Methode geht auf Husserl (Schüler von
Brentano) zurück.
Die Phänomenologie setzt die Erkenntnistheorie Immanuel Kants fort: Nach Kant
können wir die Dinge an sich nicht erkennen
Methodische Schritte der Phänomenologie Husserls (aus Danner 1979, S117)
Theoretische Welt
Erste Epoche
Lebenswelt:
Natürliche
Einstellung
Phänomenologische Reduktion
Phänomenologische
Einstellung
Wesensschau
Eidetische Reduktion
Transzendentale Reduktion
Transzendentale
Subjektivität
Literatur: Max Herzog: Phänomenologische Psychologie, Grundlagen und
Entwicklungen. Asanger: 1990
Max Herzog & Carl F. Graumann (Hg): Sinn und Erfahrung, Phänomenologische
Methoden in den Humanwissenschaften. Asanger
Grundgedanken Herzogs:
1. Phänomene sind intentionale Erlebnisse bzw. Verhaltensweisen
2. Phänomene sind Gegebenheiten der Trennung von Innen nach Außen,
Subjekt und Objekt, Realität und Irrealität offen
3. Phänomene fundieren als strukturelle Erfahrungen die „Axiome des Alltags“
4. Phänomene sind Variationen leiblichen In-der-Welt-seins
5. Phänomene können nur reflexiv aus dem Strom des Erlebens herausgehoben
werden
6. …
„Münchner“ Phänomenologenkreis:
 Pfänder
 Scheler
 Geiger
Weiterwirken der Phänomenologie:
 William Stern: Personologie → auf phänomenologischer Basis →
Persönlichkeit beschrieben durch bestimmte Dispositionen
 Max Scheler
 Philip Lersch: deutsche Persönlichkeitstheorie ab 2. Weltkrieg – 70er Jahre
beherrscht → typischer Vertreter der Schichtenmodelle → subtile
Beschreibungen von menschlichen Stimmungen
 Wilhelm J. Revers: Gründer des psychologischen Instituts Salzburg →
konkrete Einzelbeobachtungen (Psychologie der Langeweile) →
phänomenologische Analysen
Existenzialismus:
Deutscher Vertreter: Martin Heidegger → Buch: Sein und Zeit: Was ist menschliche
Grundsituation → praktischer Mitwirker in der daseinsanalytischen Ausbildung
Phänomenologische orientierte Psychiatrie und Psychopathologie in Deutschland:
 Karl Jaspers: „Phänomenoogie ist für uns ein empirisches Verfahren“
Darstellungen zum Raum und Zeiterleben und seinen pathologischen
Veränderungen; kommt auf inneres anschauen von Einzelphänomenen an
 Ludwig Binswanger: Psychiatrie; erbte eine Klinik von seinem Vater;
übernahm Leitung; eigenen Methoden entwickelt und als Daseinsanalyse
bezeichnet → nicht gefragt was ist diese Krankheit, sondern, was hat sie für
den Patienten für einen Sinn? Mit der Methode der Phänomenologie
umgegangen/auseinandergesetzt
Aktuelle Ansätze in Deutschland:
 Carl F. Graumann
 Max Herzog
Phänomenologische Tradition in Frankreich:
 Henri Bergson: Unterschied Intuition und Intellekt → beides ist notwendig; Leib
als Zentrum allen Handelns und Wahrnehmens; Phänomenologie des
Zeitbewusstseins; Unterschied zwischen messbarer Zeit und gelebter Zeit →
gemessene Zeit hat die Sekunde als kleinste Einheit, gelebte Zeit hat dies
nicht (Dauer)
In Tradition Bergsons:
 Eugène Mirkowski: „Die gelebte Zeit“ → führt Bergsons Gedanken fort
(1971/72 in Salzburg erschienen → in einer Reihe → Revers)
 Henri Ey: „Das Bewusstsein“
Existenzialismus:
 Maurice Merleau-Ponty: Zeitschrift mit Jean Paul Satre herausgegeben;
vehementer Krieg gegen Descartes (Leib-Seele-Problem); Ausgang von
Empfindungen geht auf Descartes zurück und von Merleau-Ponty verpönt da
er sagt, dass man von der Wahrnehmung ausgehen muss.
Literarische Vertreter des Existenzialismus:
 Jean Paul Sartre: Blick → Bewusstsein wo Wahrnehmung auch Gefangene
des anderen (Gegenüber) Blickes
 Albert Camus: moderner Mensch → Absolutität (Sysiphus)
Phänomenologie in NL:
 Frederik J. J. Buytendijk: „Wesen und Sinn des Spiels“; „Allgemeine Theorie
der menschlichen Haltung und Bewegung“ → Unterscheidung: Körper den
man hat – Leiblichkeit, die man ist
 Johannes Linschoten: mit Deutschen eine Buchreihe herausgegeben →
Selbstdarstellung der Phänomenologie
Phänomenologie in USA:
 William James: Vater der phänomenologischen Bewegung in USA;
Bewusstsein kein punktuelles Geschehen sondern franst aus; in Zukunft und
Vergangenheit; war immer wieder in Deutschland; eigentlich Ansprechpartner
Carl Stumpf
„The Principle of Psychology“ → Erfahrung des „Bewusstseinsstrom“
Bezeichnet sich selbst als „radikaler Empirist“
 Erwin Straus: „Vom Sinn der Sinne“ in deutschem entstanden; in USA
erweitert → Kritik an Descartes → Kritik an neuer WAhnehmungspsychologie
 Aron Gurwitsch: „Das Bewusstseinsfeld“ → erster Band der in Deutsch
erschien
 Herbert Spiegelberg
 Alfred Schütz: gebürtiger Wiener; Initiative der „qualitativen Sozialforschung“
→ Lebenswelt sehr viel stärker durch soziale Strukturen aufgebaut worden
Phänomenologische Ansätze





21.4.2005
Schichtmodell von Lersch
Ansatz von Rothacker: Schichtenmodell
Modell von Vetter:
- aus Norddeutschland
- Psychologiestudium
- Von Kafka nach Mürz geholt
- Assistent bei Felix Krüger in Leipzig
- Habilitation eingereicht, verweigert → „Erlebnisbedeutung der Phantasie“
- Mit Lersch zusammengearbeitet
- Persönlichkeitsmodell ähnlich wie Lersch → jedoch mehr Phylogenese →
Gemeinsame Entwicklung von Mensch und Tier (z.B. Aggression →
evolutionäre Wurzeln); mehr Anthropologie (Mensch vs. höhere
Säugetiere); Äußerung der animalischen Dinge (Gefühle, Phantasie)
„Natur und Person. Umriss einer Anthropognomik“ → vom Versuch einer
Bestimmung des personalen Daseins → aufrechter Gang; soziale Kontakte
Folge der Entwicklung des aufrechten Gangs; Enthebung der
Instinkthaftigkeit
Albert Rellek:
- Psychologie und systematische Musikwissenschaft
- Methodenstreit als Sprachrohr für die deutsche Professorenschaft
 Nachkriegszeit → Leipziger Gruppe philosophische Auffassung der
Psychologie; Junge Psychologen nach USA um ganz andere
Psychologie kennen zulernen → hohe Forschungskapazität miterlebt
→ nach Deutschland zurück, wollten selbe Kapazität und so entstand
Methodenstreit
- 1941: „Das Problem des seelischen Seins“ → Charakter = Strukturkern der
Persönlichkeit, Abgegrenzt von Persönlichkeit: Vitalität, Trieb, Gefühl,
Phantasie, Verstand, Wille → durch horizontale Schichten erweitert
(prägend und periphär)
- 1950: „Die Polarität im Aufbau des Charakters“ → Persönlichkeit durch
polare Dinge beschrieben
- Um Polaritäten zu schildern Fallbeispiele geliefert
- Phänomenologischer Charakter tritt weniger hervor als bei Lersch
Schichtentheoretischen Modelle kritisiert von Politik und Theorie
- Politik:
o Scheerer:
o Schichtenmodelle waren Nationalsozialistisch
o Konkurrenz von USA → Amerikanisierung → empirisch Tragfähiger
o Eroberung des Weltalls → Fortschrittsoptimismus →
Naturwissenschaften wurden wichtig
- Sachlich:
o Revers: eigenes Persönlichkeitsmodell entwickelt
 1959: „Die Anthropologische Problematik der Schichttheorien“ →
Geistige, Personale nicht im „Dachgeschoss“, im „Keller“ ist das Es,
wenn man „Treppe“ hoch läuft sieht man dann den Menschen →
Schichtzugehörigkeit repräsentiert von Ich-Bewegung;
Hierarchischer Aufbau → Schichten weniger aufeinander
geschlossen als von Lersch gezeigt; Problem der personalen Mitte;
Plädiert für die Erweiterung des Modells von Lersch
 „Entelos echein“ = In sich ein Ziel haben (Aristoteles)
Jeder Mensch bringt Anlagen mit → dort wo Fehlentwicklungen auf
Modelle der „Entelechie“ zurückgegriffen
 Typisches Beispiel für phänomenologische Ansätze in Psychologie
 Biografie:
 1918 in Köln geboren
 2. Weltkrieg: in Bonn Psychologie, Musikwissenschaften und
Philosophie studiert; Kapellmeisterprüfung
 1. entstandene Publikation: „Persönlichkeit und Vermassung“
 1948: „Psychologie der Langeweile“ (Habilitation)
 Politische Karriere: CSU
 „Frustrierte Jugend“ → viele Sprachen übersetzt → abnorme
psychische Entwicklungen entstehen (pathologische
Persönlichkeitsentwicklung)
 Rekonstruktion biographischer Entwicklungen →
Überprüfungsapparat entwickelt
 „Thematischer Gestaltungstest Salzburg“
 1955: Begründung des Jahrbuchs: „Psychologie und
Psychotherapie“
 1958: außerplanmäßiger Professor
 1960: ordentlicher Professor in Würzburg
 1965: Institut Salzburg
 Persönlichkeitstheorie entwickelt: „Handbuch der Psychologie –
Band 4“ → spezifischer Zugang
 Beispiele für Phänomenologie:
 „Psychologie der Langeweile“ → psychologische Schriften gehen
auf Langeweile nicht ein (Kritik) → gehört zum Alltag;
Langeweile => Hinweise zur abendländischen Literatur →
Psychologische Wesensbestimmung der Langeweile:
Lebensweltliche Erscheinungen; alltägliche Beobachtungen;
biosphärische Aspekte analysiert (Langeweile vs. Interesse);
grenzt Langeweile von Muße ab (Muße muss nicht unbedingt
Langeweile sein); Typologie verschiedenen Formen von
Langeweile (z.B. hektische Langeweile → hektisch etwas
machen um Langeweile zu überbrücken, was jedoch gänzlich
unsinnig ist.)
 „Über das Staunen“ → sinnvolle Forschungshaltung +
Gegenstand der Psychologie; Staunen auch immer IchResonanz
 „Anthropologische Bedeutung der Wissenschaft“ (Lesung über
Bücher Langeweile und Staunen) → Mensch ist in jedem Jetzt
auch ein noch nicht seiender; Tier kann sich nicht langweilen, da
es in Gegenwart lebt; Mensch kann sich langweilen, da er in der
Gegenwart der Zukunft nachjagt
Staunen und Hoffen im Zusammenhang; im Hoffen artikuliert
sich der Wunsch die Zukunft zu eigener Zukunft zu machen.

 „Der Begriff „Person“ in der Psychologie“ (1956) → nichtmenschliche Individuen von so viel Stück gesprochen; Mensch
als Individuum nicht als Stück bezeichnet
 „Theoretische Grundlagen des TAT“ → wäre überheblich
anzunehmen eine Persönlichkeit sei durchschaubar, denn dann
wäre sie nicht mehr sichtbar; zeitlicher Persönlichkeitsbegriff
(Eigenschaftsmodelle reichen nicht); Persönlichkeit kann nur
abgebildet werden und nicht ganz ausgelotet →
Persönlichkeitsdiagnostik zielt auf Abbildung der Dynamik ab;
Strukturparallelen → Zeitregel (Regelmäßigkeiten im Leben des
Menschen)
Henry A. Murray:
- USA
- TAT entwickelt: versucht Persönlichkeitsdynamik aus Geschichte zu
rekonstruieren
- Bemerkenswerte Persönlichkeitstheoretiker
- Harvard
- Interdiziplinär orientiertes Konzept
- Erforschung der Persönlichkeit in Psychologie → Zentral
- Kritisiert Behaviorismus, behavioristische Durchführung
- Klinisch experimentelle Studie mit Studenten
o Theorie der Persönlichkeit empirisch – methodisch
o Grundlegende Faktor ergründen
- Traditionelles Vorgehen in der Verhaltenstherapie übernommen
- Neuer Typus von Experimentalversuchen → Ergebnisse deshalb schlecht,
da keine Informationen über die Probanden (Weg von Anonymität)
- Zentralistische Persönlichkeitsforschung => intuitionistisch
- Frage nach Motivstruktur tritt in den Vordergrund
- Wertet beide Standpunkte ambivalent → Versucht Kombination
- Aus Experiment und Psychanalyse (Synthese = TAT)
Phänomenologische Ansätze
28.4.2005
Reevers:
 TAT in qualitativ umgewandelt
 TAT an sich für 1 Proband → kein genuin-phonologisches Vorgehen
 Spezifisch, interpretierende Form
Murray:
 Personganzes in Mittelpunkt gestellt
 Psychologie für ihn immer mit Persönlichkeit verbunden
 Study of human lives
 Individueller dynamischer Lebenslauf → hochkomplexe Struktur, komplexer
Naturbezug, Bedeutungsstruktur
 Das was von Person ausgesagt → auf hintere Dynamik schließen
 Lebensgeschichtliche Zusammenhänge → Übereinstimmungen in
lebensgeschichtlichen Hintergründen finden
 Massiv Behaviorismus angegriffen
 Anforderungen aus Umwelt (prests) + needs (Bedürfnisse des Individuums)
 Parallelen zwischen seiner Theorie mit phänomenologischen Ansätzen →
selber darauf hingewiesen
 Phänomenologie keine einheitliche Bewegung → ekliptisches Verständnis
 Bilder:
- 10 Tafeln → eigentlich 31 Tafeln (m/w, Erwachsen/Kind)
- Bild1: Junge mit Geige
- Bild3: Depression
- 2. Serie: Mythische Tafeln → Bild1: Drache + Geier
- Sozial dramatische Bilder
- 1 Tafel = nichts drauf → weiße Tafel → Proband zuerst selber Tafel
gestalten + Geschichte
 Auswertung:
- welche needs + welche prests ausgeführt
- Ergebnis von klassischen Persönlichkeitsverfahren nicht weit weg
- Nicht phänomenologisch (Tafeln) → zeigt sich erst in Auswertung

Auswertung nach Reevers:
- deskriptive Übersetzung der Geschichten + schematische Auswertung
- Querschnittsanalyse: Tafel für Tafel (deskriptiv + schematisch)
- Längsschnittsanalyse: Querschnittsanalyse weiter analysieren
 Deskriptiv: mit psychologischen Termini Geschichte übersetzen
 Schematische Auswertung: Interpretation → was heißt die für den
Probanden in Bezug zu seiner Biografie
o Personorientiert
o Von Hintergrund absehen; ist es eine Art Drama, oder ist es
Selbstverwirklichung
o Nach Thema von Proband gefragt
o Situationaler Kontext
- Darstellung der inneren Bilder -< Vorteilsfreie Deskription → schließt an
phänomenologischem Vorgehen an

TGT:
-
Themenliste
Positiver oder negativer Ausgang
Thementafel → Querverbindungen herstellen (z.B. Suizid + schlechter
Umgang; positive Selbstverwirklichung + andere Themen)
Gewinnt Hypothesen, keine Diagnosen
Hypothesen durch weitere Analysen erst bewähren oder falsifizieren

Seifert:
- Worüber wird geklagt?
- Wirklichkeit?
- Konkretes Handeln?

Udo Hauchfleisch:
- Auswertungsverfahren zum TAT
- Schweizer Psychiater
- 70-er Jahre

Donald Syngg + Arthur W. Combs:
- Übergangsglied
- Neuer Ansatz für Phänomenologie in USA
- Syngg: „The need für a phenomenological system of psychology“ (1941)
- „Individual Behavior“ (1949)
- In gängigen theoriegeschichtlichen Ansätzen nicht zitiert
- Neophänomenologischer Ansatz laut Kelly
- In keinem Betrachtungsfall radikal (deshalb vergessen?)
- Jeder Organismus hat phänomenales Feld (= unsere subjektive Welt →
Welt wie wir sie wahrnehmen + Wertvorstellungen)
- Phänomenales Feld ≠ Wahrnehmungsfeld
- Das was Menschen in Köpfen haben erst durch rationale Analyse
erschlossen
- Psychologen sollten sich mehr mit phänomenalem Feld befassen als mit
isoliertem Gegenstand
- Erschließen aus dem tatsächlich beobachtbaren → befürchten eine
Methodenvielfalt → kommt zu phänomenalem Feld
- Motivation: geht stark in Richtung Selbstverwirklichung; Selbstbild
entwickelt sich über Lebenszeit hinweg; persönliche Erfahrungen spielen
hinein; Selbsterhaltung mehr als biologischer Trieb; Vorgang =
Differenzierung, d.h. große Ähnlichkeiten mit C.G. Jungs Individuation,
Rodgers Selbstverwirklichung
- Klinische Verwendung
- Motiv darin gesehen Klienten vor „Sackgassenwahrnehmungen“ zu
beschützen (Bezug zu Arnold Beck)
- Website: www.ship.edu/~cgboeree/syngg&combs.html

George Kelly + Karl Rodgers:
- George Kelly:
 „Psychology of personal constructs“ (1955)
 Verhalten + psychische Prozesse gesteuert (chanalized) → Verhalten
nicht determinieren sondern kanalisieren
 Antizipation: Ereignisse von Verhalten konstruieren → mentales
Konstrukt im Kopf entwickeln → unterscheiden sich in Bezug, … →
Lebenslanger Umgang mit Konstruktionen
 Kann mit Methoden Konstrukte feststellen und zur Auswertung
heranziehen
 Keine objektive absolute Wahrheit
 Gedanken zum Menschenbild: analog zum Wissenschaftler →
Vorhersagen + diese kontrollieren; sieht gegenüber von äußerem
Verhalten; Konsequenzen: Mensch orientiert sich auf Zukunft,
Individuum kann Umgebung repräsentieren
 Freiheit und Determiniertheit: Kontinuität des Handelns →
Konstanzverhalten determinieren
 Theorieverständnis: Tendenz zur Dogmatisierung kritisiert; wenn ich
von mentalen Konstrukten spreche, dann ist es mein mentales
Konstrukt; Novelist vollzieht viel aus mentalen Konstrukten, ihm liegen
jedoch keine Fragebögen vor
 Komponenten: keine objektive Realität; Theorien sollten zu Ergebnisse
führen; klinische Methode ist nützlich; gute Persönlichkeitstheorie soll
praktikabel sein
 Persönlichkeitstheorie: Konstrukt (= bestimmte Art und Weise um Welt
(Wahrnehmungstheoretisch) zu konstruieren; Konfrontation mit äußerer
Welt → Material für ähnliche Situationen; Konstruktionen von
Ähnlichkeit = Gesetz konstruiert Konstrukte; alle Konstrukte =
dichotome Konstrukte (3 Konstrukte: 2 ähnlich, 3. anders → 2 =
Ähnlichkeitskonstrukte; 3. = Gegensatzkonstrukt); Konstrukt ähnelt
einer Theorie: bestimmte Bandbreite in Anwendung (periphäre
Konstrukte für spezifische Situation,…); Menschen unterscheiden sich
immer in ihren Konstrukten und in der Organisation dieser;
„Persönlichkeit“ eines Individuums = Summe des Konstruktsystems
 Erhebung: Rollen-Konstrukt-Repertoir-Test (REP-Test)
o Verschiedene Formen für Individuen in Gruppen
o Proband bekommt Rollenliste → Personen benennen, die er kennt,
den Rollen zuordnen → Untersucher bittet Probanden 3 Personen
aussuchen und 2 benennen welche sich ähneln und einen der den
beiden gegensätzlich ist (z.B. netter Lehrer + Großvater, Gegensatz
= Vater) → Präsentationen von Rollentriaden öfter (mindestens 30
Mal) durchführen → Analyse
o Schwer anzuwenden
o Anzahl der Konstrukte in Betracht gezogen, Rollenaspekte,
Veränderung der Struktur
o Geht über deskriptiv nicht hinaus

Barbara Krahé:
- Studie durchgeführt (1991): „Situation cognition and coherence in
personality“
- Wie reagiert Person in bestimmter Situation
- Für jede Person angstauslösende Situation etwas anderes → verweist auf
ein Konstrukt in der Vielfalt von individuellen Konstrukten
- Einheitliche unabhängige Variable vorgegeben = falsch → vorher ist es
wichtig, dass ich weiß, was macht diesem oder jenem Probandem Angst
→ konnte zeigen, dass Vorhersage besser als die im traditionellen Design
Phänomenologische Ansätze
12.5.2005
Walter Mischel:
 Konzept für phänomenologische Ansätze
 Um Persönlichkeitsforschung zu betreiben, darf man Analyseebenen nicht als
sich ausschließend betrachten
 Phänomenologische Analyseebene setzt an individueller Analyseeben an
 Viele Ansätze bezeichnen sich nicht als phänomenologische → humanistisch,
kognitiv, existentialistisch
 Viele Theorein könnten zurückweisen → verschiedene Sichtweisen
befürworten → traits ablehnen
 Positiv: Theorien gekennzeichnet durch Betonung des Selbstbildes der
Persönlichkeit
 Kritiken: Albrecht Allport, Kurt Lewin, George Kelly, Karl Rodgers
- Albrecht Allport: Motivstrukturen erheben = fraglich; Mensch ist frei → nicht
ausreichend determiniert; Theorie von der Gleichzeitigkeit der Motive:
durch TAT → warum Motiv in Gegenwart? → Mischel: genau das typische
der phänomenologischen Ansätze
- Kurt Lewin: 1936: Prinzip der Gleichzeitigkeit in Beug des Lebensraums
Lebensraum
Externe Welt
P

Formel: V=f(P,U)
Das was das Handeln determiniert hängt von Situation ab → macht jede
Vorhersage schwierig, keine traits determinierbar
 Egon Brunswick: Studien der Wahrnehmung → explizit auf
phänomenologischen Ansatz bezogen
Mischel nennt Sartre, Camus, Binswanger, Boss (Existentialismus) →
menschliche Entscheidungsfähigkeit explizit erwähnt
Husserl:
 Schritt der lebensweltlichen Analyse → theoretische Brille nicht aufsetzen →
vorher abstrahieren
Humanistische Psychologie:
 Stütz sich auf Allport: „Mensch ist nicht Gefangener seiner Triebe, Trieb ist
eine Reife des Menschen“
 Trieb bei Mensch nicht wie bei Tier Instinkt
 Humanistische Wende: Charlotte Bühler, Abraham Maslow, Carl R. Rodgers
 Therapeut hat nur Stützfunktion
 Charlotte Bühler: Frau von Karl Bühler; Begründerin der Wiener Schule
 Maslow: Bedürfnispyramide
Existentialistische Psychologie:
 Selbstverwirklichung: Je stärker das Ich umso besser Beweglichkeit des
Menschen in der Welt
Carl R. Rodgers:
 Theoriebildung von der Anwendung her determiniert
 Betonung der phänomenologischen Welt des Individuums
 Theorie = Teil der humanistischen Bewegung
 Für mich ist eine äußerst persönliche Betrachtung nicht nur ein besseres
Erfahren sondern es weist auf die humanistische Verfahren
 Ziel des Menschen ist Wachstum
 I’m becoming a person → „Entwicklung der Persönlichkeit“
 1902 geboren in Elinoy
 Religiös und ethisch aufgewachsen, viel Arbeit
 Respekt vor wissenschaftlichen Methoden; sein Tun sehr kritisch hinterfragt
 Agrarwissenschaft studiert; dann Reise in Orient mit 20; andere religiöse
Systeme gesehen: Verstanden, warum sich Menschen zu hassen beginnen,
obwohl sie eigentlich nett wären; an Columbia University studiert, 1930
Abschluss, bemüht wissenschaftlich, religiöse, humanistische Auffassungen
integriert
 1968: Center for studies of the person begründet
 1946/47: Präsident der Psychological Association
 Prinzipien:
- auf lange Sicht bringt es nichts so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht
bin
- ganz ich selbst sein
- erlauben einen anderen Mensch verstehen
- …
 Phänomenologie: Basis zur Entwicklung einer Person, Theorie von inneren
subjektiven Phänomenen
 3 Wissen:
- subjektives Wissen: Wissen über innere Zustände
- objektives Wissen: Beobachtung anderer
- interpersonales Wissen: empathische Fähigkeit
 interpersonales Wissen auch als phänomenologisches Wissen bezeichnet
 zentrale Säulen:
- Wie macht es die Person, das Vorgegebene im Sinne der Selbstentfaltung
zu entwickeln
- 1942: begonnen therapeutisch zu arbeiten
- 1967: erst an Schizophrenie herangewagt
- Rodgers Theorie = Prozess der Entwicklung
- Grundfrage: Wie nehmen Menschen ihre Wirklichkeit wahr? Wie sieht der
Prozess der Veränderung aus?
- Selbst: Individuum nimmt äußere Erfahrungen wahr → Wahrnehmungen
machen Wahrnehmungsfeld aus; Organisiertes Wahrnehmngsmuster;
Idealselbst: dem Individuum als Endpunkt vorgeschwebt
- 2 Punkte:
 Selbst: folgt den allgemeinen Prozesse der Wahrnehmung
 Selbstkonzept: Muster von zusammengehörenden Wahrnehmungen,
keine Einheit
- Selbstkonzept im Laufe der Zeit erst entwickelt aus der Praxis
- Selbstverwirklichung: immer wieder Freud widersprechen; Freud: Triebe
starke Bewegung für Menschen; Rodgers: Triebe sind nicht so wichtig →






Mensch das gezogene von eigenen Selbstvorstellungen; gibt einen Kern
den es gilt herauszufinden
- Selbstkonsistenz/kongruenz zwischen Selbst und Erfahrungen: für
Stabilität des Selbst: wichtig, dass Konflikte gelöst werden
- Angst vor allem durch Selbstwahrnehmung gekennzeichnet; bedroht
Selbstverwirklichung
- Positive Anerkennung durch die Umwelt: äußert sich in Bedürfnis nach:
Liebe, Wärme, Anerkennung,…; schildert dies vom Standpunkt des
Kindes; leitet sich von Erziehung ab (positive Anerkennung)
Rodgers hält es nicht für notwendig Konzepte, wie Motiv und Triebe
einzuführen
Selbstkonzept: nicht messbare Einheit; Entwicklungsprozess
Für Kind: im Zustand der Kongruenz entwickeln
Theorie über Eigenart des theoretischen Prozess
Klientenzentrierte Gesprächstherapie
3 Phasen:
- Reflexion der Gefühle durch den Therapeuten
- Klientenzentriertes Beraterverhalten (cue-Technik)
- Therapeutische Atmosphäre (Gefühle von Patient und Klient treten in
Beziehung → bewusst angestrebt)
Phänomenologische Ansätze
2.6.2005
Letzte VO: Ansatz von Karl Jaspers:
 Phänomenologie in Psychopathologie
 Neue Methode
ENCARTA:
Jaspers, Karl (1883-1969), Philosoph und einer der Hauptvertreter der deutschen
Existenzphilosophie. Im Zentrum seines Denkens und seiner psychologischen,
philosophischen und politischen Schriften stehen seine Auslegung der existentiellen
Philosophie und der Freiheitsbegriff. Jaspers beeinflusste in einem nicht unerheblichen
Maße in den beiden ersten Nachkriegsjahrzehnten den politischen Diskurs in Deutschland.
LEBENSSTATIONEN
Karl Jaspers wurde am 23. Februar 1883 in Oldenburg geboren. Er studierte Medizin in
Berlin und Göttingen. Nach seiner Promotion in Heidelberg arbeitete er zunächst dort als Assistent an der
psychiatrischen Klinik und wurde 1916 Professor für Psychologie, seit 1920 für Philosophie an der Universität
Heidelberg. Während der nationalsozialistischen Herrschaft erhielt Jaspers, der mit einer Jüdin verheiratet war,
akademisches Lehrverbot, da er gegenüber den Machthabern zu keinerlei Zugeständnissen bereit war. Nach
Ende des 2. Weltkrieges übernahm er wieder seinen alten Lehrstuhl, wechselte aber aus politischer Enttäuschung
über die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland 1948 an die Universität Basel. 1958 erhielt er den
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1959 den Erasmuspreis. Karl Jaspers starb am 20. Februar 1969
in Basel.
ARBEITEN ZUR PSYCHOPATHOLOGIE
1913 hatte Jaspers mit einer Arbeit über die Allgemeine Psychopathologie (1913), in die er den Begriff des
„einfühlenden Verstehens” einführte, eine geisteswissenschaftlich ausgerichtete, hermeneutische
Psychopathologie begründet, die er gegenüber der Psychotherapie, die er als deterministisch und deshalb als
irreführend ansah, abgrenzte. Jaspers ebnete durch eine systematische Methodologie der Psychopathologie den
Weg von der reinen klinischen Emperie zur wissenschaftlichen Forschungspraxis. Theorien werden nach Jaspers
nur dann als solche anerkannt, insofern sie Realität widerspiegeln. Nach seiner Auffassung kann der Mensch in
seiner ganzen psychischen Mannigfaltigkeit wissenschaftlich nicht erfasst werden.
DAS PHILOSOPHISCHE WERK
1919 veröffentlichte er, in Anlehnung an die philosophischen Schriften Wilhelm Diltheys und beeinflusst vom
Denken des Soziologen Max Weber, eine Typologie der möglichen Weltanschauungen (Psychologie der
Weltanschauungen). Mit seiner Untersuchung über den Dramatiker August Strindberg und den Maler Vincent
van Gogh (Strindberg und van Gogh, 1922) systematisierte er seine Methode der Existenzerhellung und lotete
die vielfältigen Möglichkeiten der Seele aus. Indirekt verbunden war damit die Appelation an die freie
Gestaltung der menschlichen Existenz.
In seinem Hauptwerk Philosophie (3 Bde.,1932), setzte sich Jaspers mit den drei großen philosophischen
Themenbereichen (Welt, Seele = Existenz, Gott) auseinander: Bei der Betrachtung der Welt bzw.
„philosophischen Weltorientierung” sind dem Menschen Grenzen der Erfahrbarkeit der Welt und somit auch des
wissenschaftlichen Wissens gesetzt; ein Rest der Realität, in der er lebt, bleibt unfassbar bzw. unerklärlich. So
genannte Grenzerfahrungen des Menschen (Schuld, Leid und Tod) werden in der Existenzerhellung u. a. durch
Kommunikation deutlich; die Existenz erscheint als transzendent; Jaspers spricht von etwas „Umgreifendem”,
das für die Beschreibung der äußersten Grenzen des Daseins, des unendlichen Horizonts, innerhalb dessen die
gesamte subjektive und objektive Erfahrung möglich, aber verstandesmäßig nicht zu erfassen ist. Im Bereich des
Metaphysischen wird die Transzendenz als Fragen nach dem Absoluten oder dem Ursprung verstanden. Das
aktive Philosophieren im Übergang von dem oben erwähnten einen Bereich in den anderen nennt Jaspers
„transzendieren”, und für ihn vermittelt sich die menschliche Existenz nur in der Kommunikation mit dem
Anderen. So bedeute das eigentliche philosophische Denken, nicht die sich daraus ergebenen Schlüsse zu ziehen,
sondern Philosophie bestehe in dem Bemühen, die Grenzen der Erfahrung zu untersuchen und aufzuzeigen.
Von der Wahrheit, sein zweites wichtiges philosophisches Hauptwerk, erschien 1947. Hier begründete Jaspers
seine Theorie vom Umgreifenden in der so genannten Periechontologie. Vernunft und Existenz sind die
unverrückbaren Pole des menschlichen Seins. In der philosophischen Praxis forderte Jaspers eine stetige
Auseinandersetzung, einen Dialog mit den großen Philosophen der Geistesgesichte. Dabei ginge es nicht um die
Übernahme von Dogmen, sondern – im Bewußtsein, dass wissenschaftlichem Erkennen Grenzen gesetzt seien –
um die Aneignung von Methoden, die es ermöglichen, Wahrheitsfindung zu betreiben.
Wissenschaft, Kommunikation,Wahrheit, Mensch und Transzendenz sind die philosophischen Grundthemen,
denen sich Jaspers unter dem Primat der existentiellen wie politischen Freiheit eingehend gewidmet hat:
Wissenschaft verstand er in einer klaren Trennung von Philosophie, die nach Seinserkenntnis frage, und
methodischer arbeitender Wissenschaft und ihrer allgemein gültigen Resultate. Nur in der Kommunikation mit
anderen kann der Einzelne zu seinem Selbstsein finden. In der Subjekt-Objekt-Trennung, in die das
Gegenständliche aus dem Seienden als Seiendes tritt, bleibe dieses Seiende (z. B. die Wahrheit) hinter seiner
Erscheinung ungreifbar, denn das so genannte Umgreifende kann nicht erkannt, sondern nur philosophisch
erhellt werden. Denken und Handeln erfahren ihre Bestätigung erst durch die Kommunikation: „Wahr ist, was
verbindet.” Nach Japsers ist der Mensch mehr als er wissen kann. Hineingeworfen ins Dasein kann er durch das
Bewusstsein die gegenständliche Welt erforschen und als Geist das Weltdasein durch Ideen vom Ganzen
entwerfen.Transzendenz ist als philosophisches Denken zu verstehen, ohne die Objektivierung der Religionen.
DIE POLITISCHEN SCHRIFTEN
Jaspers Philosophie ist kein Denken als Selbstzweck, sondern Praxis. Sein als ethisch verstandenes Denken war
somit auch Grundlage für seine politischen Schriften im Sinne seines Postulats: „Philosophie und Politik sollten
sich treffen”, d. h., eine Philosophie der Freiheit muss sich im politischen Raum instrumentalisieren lassen, also
behaupten bzw. bewähren.
In seinem 1947 herausgekommenen Buch Die Schuldfrage sprach er von der Kollektivschuld des deutschen
Volkes am Zustandekommen des 2. Weltkrieges. Dieses moralische Verdikt bestimmte über viele Jahre (zum
Teil auch noch bis heute) die Diskussion über die so genannte Bewältigung der nationalsozialistischen
Vergangenheit und Verbrechen.
Jaspers wandte sich vehement gegen den Totalitarismus politischer Systeme, insbesondere gegen die
ideologische Blockbildung nach dem 2. Weltkrieg während des Kalten Krieges. Er war ein entschiedener Gegner
der Atomwaffenpolitik der Großmächte und betrachtete die staatspolitische Entwicklung der Bundesrepublik
Deutschland mit größter Skepsis.
In seinem 1966 veröffentlichtem Buch Wohin treibt die Bundesrepublik? und in der ein Jahr später publizierten
Antwort erörterte Jaspers über die tagespolitischen Debatten hinaus die Entwicklungstendenzen der
parlamentarischen Demokratie. Er sah im bundesrepublikanischen Regierungssystem oligarische Strukturen
heranreifen.
Für die geistesgeschichtliche Auseinandersetzung mit den Tendenzen der Philosophie des 20. Jahrhunderts ist
vor allem auch Jaspers Verhältnis zu Martin Heidegger, dem anderen großen deutschen Philosophen der
Existenzphilosophie, von großem Interesse. Jaspers und Heidegger waren seit 1920 befreundet. Trotz
grundlegend unterschiedlicher Ansätze und Ausprägungen ihres Denkens gab es auch Berührungspunkte. Jaspers
wandte sich aber (vor allem auch persönlich) von Heidegger ab, als dieser sich nach 1933 dem
nationalsozialistischem Regime partiell angenährt hatte und Jaspers seinen Lehrauftrag verlor. Seine Notizen zu
Martin Heidegger erschienen erst posthum 1978. Zu Lebzeiten wollte sich Jaspers an dem Streit um Heideggers
politische Haltung nicht mehr beteiligen, umso brisanter und aufschlussreicher waren dann doch seine Notizen
über den ehemaligen Freiburger Ordinarius.
Weitere Werke Jaspers sind u. a.: Die Idee der Universalität (1923, überarbeitete Fassungen 1946 und 1961), Die
geistige Situationder Zeit (1931), Vernunft und Existenz (1935), Nietzsche (1936), Descartes (1937),
Existenzphilosophie (1938), Nietzsche und das Christentum (1947), Der philosophische Glaube (1948), Vom
Ursprung und Ziel der Geschichte (1949), Einführung in die Philosophie (1950), Vernunft und Widervernunft in
unserer Zeit (1950), Rechenschaft und Ausblick (1951), Leonardo als Philosoph (1953), Schelling (1955), Die
Atombombe und die Zukunft der Menschen (1958), Philosophie und Welt (1958), Der philosophische Glaube
angesichts der Offenbarung (1962), Lebensfragen der deutschen Politik (1963), Nicolaus Cusanus (1964), Die
großen Philosophen (1957-1964), Hoffnung und Sorge (1965) und Chiffren der Transzendenz (posthum 1970).
Ludwig Binswanger: (1881 – 1966)
 Schweiz
 Sein Opa → Asyl für geistig Behinderte eingerichtet
 Binswanger hat mit 30 Jahren dieses Asyl übernommen
 An Burg Hölzler gearbeitet → Bleuler: Tiefenpsychologie
 Seine Dissertation bei Jung geschrieben
 Freud kennengelernt → Freundschaft
 Psychoanalytische Beobachtungsmethode eingeführt → Freud
 Nach Bruch zwischen Freud und Jung nicht auf Seiten der Züricher
geschlagen
 Binswanger übte Kritik an Freuds Methode
 Freud versuchte Bruch mit Jung wieder zu kitten → Binswanger hätte helfen
sollen → hat er aber nicht
 Gute Zusammenarbeit mit Martin Heidegger
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Homonatura: Freuds Menschenbild charakterisiert: Mensch geprägt durch
seine Triebnatur
Naturwissenschaft = realitätsgetreue Widergabe
Kunst seiner Zeit: hat phänomenologischen Blick → vermeidet
naturwissenschaftliches – schaut in den Hintergrund → meint dies vor allem
durch den Künstler Mark (Blaue Pferde) → Mark hat seine Pferde gemalt um
etwas naturwissenschaftlich
unmögliches zu schaffen
 Musik: „Die versunkene Katedrale“ –
Wesen die Musik besser zum
Ausdruck als jede wissenschaftliche
Erklärung
 Haben von einem Tier eine
kategoriale Anschauung → verweist
auf seine Essenz
 Z.B. Van Gogh’s Kornfelder →
kategoriale Anschauung
Wahrnehmung und Empfindungen → zur Erfahrung eines
Wahrnehmungsganzen trägt phänomenologischer Ansatz nicht bei
Wahrnehmung ist das Primäre → Hintergründe sind unwichtig
Lokalisierung der Wahrnehmung nur im Bewusstsein möglich
Bewusstseinsprozess ist Doppelgesichtiger Prozess
Phänomenologie untersucht Individualitäten
Begriff von Persönlichkeit hinter Entstehungsformen der Individualität
Psychologische Person = Individuum in jener anschaulichen Weise wie es
dem Psychologen/Psychiater gegenüber steht (sinnlos ganzheitliches Bild)
Ebenso wenig wie sie das Gehirn ist noch die Seele
Dort wo ich der psychologischen Person gegenüberstehe → ganzheitliches
Bild auf mich wirken lassen
Zwangsläufig muss Psychiater abstrakte Modellannahmen aufweisen → hier
betrachte ich psychologische Person nicht mehr
Daseinsanalyse: versucht auch in Arbeit mit Probanden ihn immer wieder als
Kranken als psychologische Person zu sehen
Person ist weder durch Naturwissenschaft, noch durch Geisteswissenschaft
ganz erfassbar
Mensch entwickelt Kunst, da nicht nur naturwissenschaftlichem sondern aus
geisteswissenschaftlichem Wesen
Seelenbegriff ist ein Abstraktum
Knüpft an Kant an → Leib und Seele nicht getrennt, sondern Aspekte des ICH
→ ICH empirisch: Gegenstand meiner Wahrnehmung, ICH transzendental:
subjektive Wahrnehmung
Dort wo Menschen als andere Individualität wahrgenommen (Trennung
empirisch und transzendental) ist er Mensch
Kritisiert Kant wegen dem engen Charakter → ICH für Binswanger =
Gegenstand
Empirisches ICH nicht nur regulative Idee, sondern reale Wahrnehmung
Beziehungen zwischen ICH und DU
Was geht in unserem Bewusstsein vor? → kritisiert frühere Theorien → alle
früheren Theorien gingen von Zweiteilung des ICH aus → Assoziationstheorie:
kann fremdes ICH nicht wahrnehmen, assoziiere es; fremdes ICH als
Assoziationsprodukt; Assoziationstheorie kann Wahrnehmung von Affekten
nicht bestätigen; kann wahrgenommene Emotionen nicht beschreiben

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Einfühlungsvorgang → glaubt oben ist länger (Lipps)
Wahrnehmung des fremden ICH durch Einfühlung in den Anderen bewirkt
Wahrnehmungstheorie → Bezug zu Max Scheler
Phänomenologische Ansätze
9.6.2005
Binswanger:
 Ich-du-Beziehung wenig bei Binswanger, bei Heidegger nicht
 Lebensfähigkeit des Menschen = zentraler therapeutischer/anthropologischer
Aspekt → Analyse der Beziehungsgestaltung ist zentral
 Daseinsanalyse kann klassische Therapiemethode nicht im Hintergrund
lassen.
 Auch Therapeut steht mit Klient in Ich-Du-Beziehung (Daseinsanalyse)
 Implementierung der phänomenologischen Ebene
 Kritik von Binswanger an Freud geht auf Heideggersche Konzepte zurück
 Isolierte Störungen auf isolierte Vorgänge zurückzuführen
 Psychopathologische Phänomene nicht kausal, sondern phänomenologisch
auf den Sinngehalt beschrieben
 Jeder Mensch trägt Normalentwicklungen in sich → Unterscheidet
Binswangers Daseinsanalyse von Freuds Psychoanalyse
 Darstellung, dass das was Freud als analisch beschrieben eng mit Tod zu tun
hat und nicht wie Freud sagt, dass es mit Zukunft zu tun hat
 Traum bei Binswanger: Experiment der Persönlichkeit mit eigenen
Daseinsanalysen → Daseinsanalytische Traumdeutung: Inhalt ist wichtig
 Phänomenologie der Liebe: Zusammensein der Menschen auflösen in das Ich
und Du
 www.daseinsanalyse.at → christlicher „Tatsch“ → aus Binswanger
Transzendenzanalyse unter button thema → Einführung in die Theorie und
Praxis → auf Seite 58ff (Kapitel 3) → siehe Anhang!
- Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung
- Persönlichkeit: Aussagen über Lebensgeschichte
- Persönlichkeit ist jeweils durch das aktuelle-eksistieren-Können konstruiert
- Existenzialien: Grunddimensionen der Persönlichkeit ohne die wir nicht als
Selbstseiende eksistieren können
- Kritik am Eigenschaftsbild: Eigenschaften zielen auf Merkmale der
Persönlichkeit ab
- Existenzialien:
 Frei- und Offensein: persönliche Authentizität wieder herstellen
 Sorgetragen, Schuldigsein, Gewissen: nicht die Sorge um etwas
bestimmtes, sondern anthropologische Merkmale (=anthropologische
Grundtatsache keine Einzelheiten)
 Angst und Tod: wie geht konkreter Mensch mit seiner Sterblichkeit um?
Zeitliche Begrenztheit
 Mitsein: kommunikative, soziale, politische Position des individuellen
Menschen
 Gestimmtsein: Analyse der Befindlichkeit
 Zeitlichsein
- Condrau: einer der bedeutensten Schweizer Vertreter der Daseinsanalyse,
Band über den Tod („Certe morendi conditio“) verfasst
- Zusammenhang von somatischer und persönlicher Phase
- Phasen der Entwicklung von Menschen unterschiedlich durchlaufen.
 www.daseinsanalyse.ch → Schweizer Daseinsanalyse → Schweiz
„Geburtsort“ der Daseinsanalyse → Leitbild
Auszug aus dem Leitbild
Die Gesellschaft für hermeneutische Anthropologie und Daseinsanalyse (GAD) widmet sich der Frage nach dem
Menschen. Sie greift seine existentiellen Erf ahrungen und sein Bemühen um eine gelingende Verständigung über
sich selbst auf. So wenig sich der Mensch aber je völlig transparent werden kann, so wenig vermag auch eine
hermeneutisch verfahrende Anthropologie die condition humaine gänzlich aufzuschliess en. Sie will daher die Kultur
des Fragens fördern, das Bewusstsein für die Komplexität von Sachverhalten wecken und ein Nachdenken in Gang
bringen, anstatt ein technisches Know how zu vermitteln. Im heutigen, zunehmend naturwissenschaftlich geprägten
und zweckrationalen Diskurs ist es ihr Anliegen, eine eigenständige Stellungnahme einzubringen, die das
Verständnis, insbesondere auch des leidenden Menschen, nicht auf einen Teilaspekt seiner Existenz reduziert.
Die GAD möchte all diejenigen Personen ansprechen, die sich beruflich oder ideell mit Problemen des Menschseins
beschäftigen, nicht zuletzt Fachleute aus der Philosophie und den Geisteswissenschaften, aus der Medizin und
Psychiatrie, aus der Psychologie und Psychotherapie.

www.daseinsanalyse.com → Daseinsanalyse allgemein → Daseinsanalyse
von Gion Condrau
Daseinsanalyse
Gion Condrau
1. Anfänge
Die Daseinsanalyse verdankt ihre Entstehung und Entwicklung den geistigen Erneuerungen, die auf die beiden Weltkriege
folgten. Im Bereiche der Psychiatrie entstand in den zwanziger Jahren eine Bewegung, die teils durch die Auseinandersetzung
mit der Freudschen Psychoanalyse, teils durch ein wissenschaftliches Unbehagen über die traditionelle, systematisierende
klinische Psychopathologie ausgelöst, nach einem neuen Grundlagenverständnis menschlicher Existenz und deren Störungen
forschte. Im besonderen wurde die einseitig naturwissenschaftliche Ausrichtung der Psychiatrie und Psychotherapie heftiger
Kritik unterworfen. So entstand die "anthropologische" Psychiatrie, begründet durch namhafte Forscher wie Binswanger, von
Weizsäcker, Straus, von Gebsattel, Minkowski und Kunz, die bereits vor dem bedeutsamen Jahr 1927 sich an den Werken
Schelers, Kierkegaards, an jenen von Brentano, Dilthey, Natorp, Lipps, Bergson und schließlich entscheidend an Husserl,
Szilasi und Heidegger orientierten. Weniger bedeutsam war wohl der Einfluß von Jaspers und Sartre, obgleich ersterer selbst
von der Psychiatrie her kam und letzterer eine eigene "psychanalyse existentielle" schuf.
Ludwig Binswanger (1881-1966) ist der eigentliche Begründer der daseinsanalytischen Psychiatrie. Zunächst allerdings
bezeichnete er seine Forschungsrichtung im Anschluß an die intensive Beschäftigung mit der Phänomenologie Husserls als
eine "phänomenologische Anthropologie". Erst 1941 nannte er sie, einer Anregung Wyrschs folgend, Daseinsanalyse. Zu dieser
Zeit war Binswanger bereits in entscheidender Weise von den Werken Heideggers beeinflußt, besonders von dessen 1927
veröffentlichter Schrift "Sein und Zeit". 1942 erschien Binswangers Hauptwerk "Grundformen und Erkenntnis menschlichen
Daseins", dem später eine große Reihe von Arbeiten über Daseinsanalyse, Sprache und Verhalten Schizophrener sowie
Untersuchungen über Melancholie und Manie folgten. Die daseinsanalytische Aufgabe in der Psychiatrie sah Binswanger darin,
die jeweilige Gefügeordnung des Daseins eines bestimmten einzelnen Menschen in den Blick zu bekommen, und zwar
unabhängig von der Unterscheidung von gesund und krank, von normgemäß und normwidrig. Die Daseinsanalyse Binswangers
entsprang nicht, wie etwa die Psychoanalyse, einem therapeutischen, sondern einem "wissenschaftlichen" Impuls, der in der
Unzufriedenheit gründete, daß der Psychopathologie ein eigentlicher erkenntnistheoretischer Grund und Boden fehle. Eine
neue, von Binswanger inaugurierte Untersuchungsmethode sollte es der Psychiatrie ermöglichen, die konkreten, unmittelbar
wahrnehmbaren psychopathologischen Symptome und Syndrome phänomenologisch zu verstehen und zu beschreiben. Schritt
für Schritt wies der Begründer der Daseinsanalvse nach, wo und wie die naturwissenschaftliche Denkmethode im Bereich
menschlichen Verhaltens zu kurz greift und ausgerechnet das spezifisch Menschliche des menschlichen Existierens verpaßt.
Dabei stützte er sich zur Hauptsache auf Heideggers Destruktion der Grundidee von Descartes, die zur Subjekt-Objektspaltung
der Welt geführt hatte, welche Binswanger das "Krebsübel" der Wissenschaft nannte. Es lag ihm viel daran, diese SubjektObjektspaltung auch im Bereich des psychiatrischen Vorstellens zu überwinden, was er anhand zahlreicher daseinsanalytischer
Darstellungen von Lebensgeschichten schizophrener Kranker veranschaulichte.
Binswangers psychiatrische Daseinsanalvse befruchtete vor allem die moderne Schizophenie- und Psychopathieforschung. An
die Stelle der klinischen Symptomatologie und Pathologie trat der psychotische oder psychopathische Mensch und seine Welt,
der Mensch in und mit seiner Welt. Die "Welt" ist aber immer "Mitwelt"; nach Binswanger steht der Mensch in einem "dualen
Seinsmodus", in einer "existentiellen Kommunikation", welche auch die Beziehung von Arzt und Krankem im Rahmen eines
"Übertragungs-" und "Widerstandsverhältnisses" sprengt und zu einem "Miteinander- und Füreinander-Dasein" wird.
Binswanger warf denn auch Heidegger vor, durch die "Reduktion" des In-der-Welt-seins auf die "Sorge", das Phänomen der
"Liebe" als ein Über-die-Welt-hinaus-Transzendieren vernachlässigt zu haben. Dieses Mißverständnis der Sorgestruktur des
Daseins von Seiten Binswangers führte in der Folge zum Bruch mit Heidegger und der Zürcher Schule der Daseinsanalyse. Die
"Sorge" im Sinne von Heideggers "Sein und Zeit" ist nämlich nichts anderes als die existenziale Grundverfassung des Daseins.
Im In-der-Welt-sein gründen deshalb alle möglichen Verhaltensweisen der Liebenden wie der Hassenden, der Fürsorge für den
Mitmenschen und die Dinge dieser Welt, letztlich auch die psychiatrisch-psychotherapeutische Praxis.
2. Daseinsanalyse und Psychotherapie
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich in Zürich eine von Binswanger abweichende Schule der Daseinsanalyse gebildet,
deren primäres Anliegen nicht ausschließlich die wissenschaftliche Grundlage der Psychiatrie war, sondern die praxisbezogene
Anwendung der Lehre Heideggers in der Neurosenlehre und Psychotherapie. Medard Boss war es gelungen, Heidegger
persönlich für die Belange der Psychotherapeuten zu interessieren und zur Teilnahme am Ausbildungsprogramm derselben zu
bewegen. Dies führte zunächst zur Auseinandersetzung mit der Metapsychologie der Freudschen Psychoanalyse und der von
Jung vertretenen analytischen Psychologie sowie zur Darstellung des phänomenologisch-daseinsanalytischen Zugangs zu den
Phänomenen neurotischer, psychosomatischer und psychotischer Erkrankungen. Unter diesem Gesichtspunkt sollte nicht mehr
nach "hinter den Phänomenen" liegenden unbewußten Kräften und schon gar nicht nach kausalgenetisch erklärbaren
Zusammenhängen menschlichen Krankseins gesucht, sondern dem Verstehen des Sinn- und Bedeutungsgehaltes gesunden
und gestörten menschlichen Existierens der Vorzug gegeben werden.
Binswanger hat denn auch den Begriff "Psychotherapie" neu gefaßt, indem er sie in ausgezeichneter Weise in die Sphäre des
mitmenschlichen und mitweltlichen Seins stellt, da in jeder Form psychotherapeutischer Tätigkeit sich Menschen gegenüber
stehen, die in irgendeiner Weise aufeinander angewiesen sind und sich miteinander auseinandersetzen. Im klassischen
Wortgebrauch des Terminus "Psychotherapie" kommt diese Auseinandersetzung zwischen Arzt und Kranken nicht so sehr als
mitmenschliches Verhältnis zum Ausdruck, sondern als Dienst an einer Sache. "Psyche" nämlich gilt dann als
wissenschaftliches Abstraktum, während der andere Partner der therapeutischen Situation hinter seiner mitmenschlichen
Funktion, der Therapeia, verschwindet. Psychotherapie wäre demnach eine Therapie der Seele, wobei beides, sowohl die
"Seele" wie die "Therapie", nichts anderes als abstrahierte, vergegenständlichte Verhaltensweisen des Menschen sein können.
Dies ist selbst dann der Fall, wenn unter Psychotherapie nicht die Therapie der Psyche wie bei Binswanger, sondern eine
Therapie durch die Psyche verstanden wird. Freud hatte nämlich bereits 1905 geschrieben, "psychische Behandlung" heiße
nicht Behandlung der krankhaften Erscheinungen des Seelenlebens, sondern "Behandlung von der Seele aus", also
Behandlung seelischer oder körperlicher Symptome mit Mitteln, welche zunächst und unmittelbar auf die Psyche des Menschen
einwirkten. Als solches Mittel bezeichnete er das Wort als "das wesentliche Handwerkzeug der Seelenbehandlung".
Damit sind wir beim Wesensmerkmal der Psychotherapie angelangt, nämlich bei der Sprache. Psychotherapie geschieht durch
die Sprache, durch das Sprechen, Hören und Schweigen. Sprache gibt es jedoch nur im mitmenschlichen Bereich. Sie gehört
wesensmäßig zum Menschsein, so sehr sogar, daß sie dieses mitkonstituiert. Mit den anderen, den gemeinsamen Dingen
dieser Welt zu sein, bildet mit Sprache und Verstehen, Selbst- und Fremdverständnis die existentiellen Grundlagen jeglicher
Psychotherapie. Im Sprechen geschieht Mitteilung, Offenbarung, Öffnung, Wahrheitsfindung. Die Sprache gehört zur
Erschlossenheit des Daseins, sie verwirklicht den existentiellen Vollzug des Mensch-Seins. Zur Sprache gehört das Verstehen
des Bedeutungsgehaltes eines begegnenden Seienden. So befähigt erst die Sprache den Menschen dazu, dasjenige
Lebewesen zu sein, das er als Mensch ist. Die Sprache, sagt Heidegger, ist das "Haus des Seins"; die Menschen müssen
wieder lernen, "in der Sprache zu wohnen". Sprechen bedeutet das Vergegenwärtigen von Vergangenheit und Zukunft, das
Erschließen der Bedeutungsgehalte und Motivationszusammenhänge. wird der Mensch doch ständig und wesensmäßig sowohl
von Gewesenem als auch von Gegenwärtigem und Zukünftigem angesprochen. Das, wovon in der Sprache die Rede ist, ist die
gemeinsame Welt, in der sich Menschen begegnen. Dieser Raum spielt in der Psychotherapie eine wesentliche Rolle, umfaßt
er doch die Partner der psychotherapeutischen Situation und stellt sie in einen größeren, allgemeinmenschlichen
Daseinszusammenhang. Im therapeutischen Dialog drängt das Aussprechen den Menschen dazu, sich selbst darzustellen, sich
neu und tiefer zu erfahren, sich besser zu verstehen.
3. Der phänomenologische Zugang
Forscher, denen das überlieferte psychiatrische und psychoanalytische Rüstzeug zur Erklärung und Heilung von
Krankheitserscheinungen nicht mehr ausreichte, haben ihrer neuen Betrachtungsweise und ihrer Therapie einen neuen Namen
zu geben versucht. Allerdings musste ein Begriffspaar gefunden werden. das sowohl dem Wesen des Menschen als auch dem
Sinn des Heilungsweges entspricht. Dafür boten sich zwei Termini an, die sich, obwohl von unterschiedlicher Herkunft, leicht
vereinigen ließen: "Dasein" und "Analyse".
Als Dasein versteht sich der Mensch. Weder leblose Dinge noch außermenschliche Lebewesen wie Pflanzen und Tiere werden
als Da-Sein angesprochen. Im Begriff des Daseins ist die Weltoffenheit, das Seinsverständnis, die Einzelerkenntnis enthalten.
Primäre Weltoffenheit ermöglicht nicht nur die Erkenntnis vorhandener Dinge, sondern auch das Verständnis für die anderen
Menschen, die "gemäss" ihrer Seinsart als Dasein gleich in der Welt sind wie ich selbst. Die Welt des Daseins ist somit primär
Mitwelt. So kann der Mensch sich selbst, seine ihm begegnenden Mitmenschen und die Dinge unmittelbar verstehen. Diese
Möglichkeit des unmittelbaren Verständnisses kennzeichnet die phänomenologische Methode. Sie hat sich nun gerade im
Bereich der Psychotherapie als besonders fruchtbar erwiesen. Die Daseinsanalyse ist phänomenologisch, weil sie die jeweilige
Sache von sich selbst her, ohne Verdeckung und Verzerrung durch sachfremde Kombinationen und Konstruktionen aufzeigen
will. In ähnlicher Weise beschrieb Boss die Daseinsanalyse als eine neue, empirische Forschungsmethode oder
Betrachtungsweise, die aus zwei Gründen für die Psychiatrie und Psychologie von kaum zu überschätzender Bedeutung sei.
Einmal zwinge sie unser Denken und ermögliche es demselben zugleich, die gedanklichen Voraussetzungen und
Grundvorstellungen dieser Wissenschaften auf ihre Angemessenheit für das Wesen des Menschen hin zu untersuchen. Zum
anderen gebe sie der konkreten Forschung neue Impulse und eröffne bisher völlig verdeckte Fragestellungen. Diese doppelte
Bedeutung gründe in ihrer einfachen Forderung, von allen mitgebrachten theoretischen Abstraktionen und gedanklichen
Konstruktionen abzulassen und zu den unmittelbar gegebenen Erscheinungen zurückzukehren. "Die Dinge und Menschen
sollen uns von ihnen selbst her, aus der ihnen je eigenen Weise ihres Erscheinens heraus von ihrem Wesen Kunde geben".
So einfach diese Forderung klingt, ist ihre Erfüllung für uns heute doch das Schwierigste. Die modernen Menschen und mit
ihnen die Wissenschaftler, Psychiater, Psychologen und Ärzte haben weitgehend den Blick für das eigentlich Wesentliche des
Sichzeigenden eingebüßt. Sie lassen sich in dem Maße, in dem ihr Denken von der überall herrschenden
naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise bestimmt wird, nicht länger zureichend auf die ganze Fülle des unmittelbar
Erfahrbaren ein, sondern trachten jeweils unverzüglich danach, bei allem ihnen Begegnenden so rasch als möglich zu einer
mittelbaren, hintergründigen, theoretischen Erklärung zu kommen, damit ihr Untersuchungsgegenstand berechenbar und somit
reproduzierbar werde.
Ungeachtet dieser Einseitigkeit erhebt die Naturwissenschaft immer noch allzu oft den Absolutheitsanspruch, der einzige
wissenschaftliche Zugang zum Wirklichen zu sein. Nichts gibt ihr jedoch das Recht, sich für wissenschaftlicher zu halten als
etwa eine Betrachtungsweise, die beim schlichten auslegenden Hinnehmen vernommener Phänomene verweilt, bei den zu
untersuchenden Sachen selbst bleibt, ihre Bedeutsamkeiten immer differenzierter zu erfassen sucht und damit in
ausgezeichneter Weise "objektiv", sachlich genannt zu werden verdient. Daß letztere gerade im Bereich der Psychiatrie,
Psychotherapie und Psychosornatik einen besonderen Raum einzunehmen berechtigt ist, ergibt sich schon aus dem
Sachverhalt, daß alle diese Wissenschaften in erster Linie mit dem Menschen zu tun haben. Er aber ist weniger als alles andere
in lauter berechenbare Quantitäten aufzulösen. Der Vorrang der daseinsanalytischen Wissenschaftsmethode in diesen
Bereichen gründet des weiteren im Wesen des neurotischen, psychosomatischen und psychotischen Krankseins. Dieses ist in
seinen eigentlichen Grundzügen erst recht nicht aus verrechenbaren Quantitäten aufgebaut, wie sie den Naturwissenschaften
allein zugänglich sind. Es läßt sich nur durch Einsicht in die unmeßbaren Qualitäten des immer wieder anders gestörten,
verstimmt und unfrei gewordenen Verhältnisses des betreffenden Kranken zu den Gegebenheiten seiner Welt verstehen. Dies
schließt freilich nicht aus, daß auch naturwissenschaftlich bezüglich der gesunden und kranken Existenz des Menschen im
Leibbereich sehr Wichtiges und Nützliches gefunden werden kann, nie jedoch das spezifisch Menschliche des Gesund- und
Krankseins.
Wenn aber dem Menschen sein Sein aufgetragen ist, woran orientiert er sich dann, wo findet er seinen Halt? Einmal in der
Befindlichkeit, der Stimmung, durch die er in ursprünglicher Weise erfahren kann, wie es um ihn bestellt ist. Dann im Gewissen,
das Ruf-Charakter besitzt und darauf verweist, daß er möglicherweise sein Sein verfehlt. Schließlich im Tod, in der Endlichkeit
und Begrenztheit menschlichen Seins. Der Mensch steht immer in einem Verhältnis zu diesem Ende seines Seins, sei es, dass
er den Tod als endgültigen Abschluß versteht oder erst als Beginn der Unendlichkeit. Beides sind Verhaltensweisen, die die
Annahme der Endlichkeit zu umgehen versuchen. Insofern sich menschliches Dasein dem Gewissen als Anruf und der
Endlichkeit des In-der-Welt-Seins verschließt, mit anderen Worten, den faktischen Vollzug seiner einmaligen Existenz abwehrt,
wird er krank. Der Mensch als weltoffenes Wesen ist nicht determiniert wie etwa das Tier, sondern durch die Freiheit bestimmt,
auch dann, wenn diese im faktischen Vollzug menschlicher Existenz eingeschränkt ist. Menschliches In-der-Welt-Sein als
Offenständig-Sein und Frei-Sein meint jedoch ein Offen-Sein und Frei-Sein gegenüber den begegnenden Dingen dieser Welt.
Insofern ist dem Mensch sein Sein aufgetragen, ohne das nichts anderes sein und anwesend sein könnte.
4. Der Krankheitsbegriff
In der Krankheit meldet sich die Unmöglichkeit des Daseins, jede Krankheit verweist den Menschen auf sein Sterblichsein.
Wenn aber der Tod lediglich die Vernichtung, die Zerstümmelung, das Ende des Mensch-Seins bedeutet, also sinnlos ist, dann
ist auch die Krankheit sinnlos. Menschsein impliziert das Wissen um den Tod und das Verhältnis des Daseins zu diesem
Wissen. In der Krankheit kommt die Möglichkeit des Todes auf den Menschen zu, sie verweist auf die Endlichkeit,
Beschränktheit und Vergänglichkeit des Menschseins. Krankheit wird in diesem Sinne verstanden als ein Sich-Zeigen der
Endlichkeit des Daseins als In-der-Welt-sein.
Gleichzeitig steht Krankheit auch im mitmenschlichen Bezug, und Heilung hat die säkularisierte Bedeutung von Heilen. Der Sinn
der ärztlichen Tätigkeit wird dadurch zur Grundfrage der Heilkunde. In der traditionellen Medizin wird die Krankheit
uminterpretiert. Sie spielt sich gleichsam neben dem Menschen ab und soll verfügbar gemacht werden. Doch machte Freud die
Entdeckung, daß der Arzt aus der Rolle des unbeteiligten Zuschauers herausgedrängt und in das Krankheitsgeschehen
einbezogen wird. Er ist der Stellvertreter für alle mitmenschlichen Bezüge des Kranken, die dieser mit anderen Menschen nicht
oder nur in gestörter Weise vollziehen konnte.
Damit ist, was insbesondere für Psychotherapie gilt, die Partnerschaft von Arzt und Patient angedeutet. Immer nämlich geht es
um die Befreiung des neurotischen Menschen aus der Beengtheit der Vollzugsmöglichkeiten seines Daseins. Dasein als In-derWelt-sein meint die Gesamtheit der einem Menschen gegebenen Verhaltensmöglichkeiten, deren freier Vollzug in
pathologischer Weise gestört sein kann. Letzteres verstehen wir unter Kranksein. Die wissenschaftliche Vorstellung von
Kranksein beruht dagegen auf Abstraktionen von einzelnen Weisen menschlichen Krankseins. Verschiedene Weisen
menschlichen Krankseins sind verschiedene Arten der Beeinträchtigung des freien Vollzugs von Existenzialien, wie etwa das
Frei- und Offen-Sein, das Räumlich-Sein, Zeitlich-Sein, Miteinander-Sein, Gestimmt-Sein, das Leiblich-Sein.
Eine Phänomenologie des Krankseins hat deshalb davon auszugehen, daß bei verschiedenen Arten des Krankseins
Vollzugsweisen der existenzialen Grundzüge des Daeins in besonderem Maße beeinträchtigt sind. Allerdings muß hier gleich
vermerkt werden, daß diese Grundzüge keineswegs gesondert betrachtet werden dürfen, sondern immer "untrennbare und
gleichursprüngliche Glieder der einheitlichen Strukturganzheit, als welche der Mensch existiert" (Boss) sind. Infolgedessen sind
bei jeder Störung alle menschlichen Wesenszüge mitbetroffen, auch dann, wenn scheinbar einer davon im Vordergrund steht.
So weist eine "organische" oder eine "psychosomatische" Erkrankung augenfällig auf eine Beeinträchtigung des Leiblich-Seins
der menschlichen Existenz und auf die Frage hin, auf welche besondere Weise das "Leiben" welchen Weltbezuges eines
Kranken gestört ist. Die Beantwortung solcher Fragen hat der Daseinsanalyse die Möglichkeit in die Hand gegeben,
Krankheits"wahl" und Organ"wahl" neu zu bestimmen. Fällt demnach bei vielen Krankheiten die Störung des leiblichen In-derWelt-seins auf, so kann ein andermal, wie etwa bei Psychosen, aber auch bei agoraphoben und klaustrophoben Neurosen das
Räumlich-Sein, bei Gehirnstörungen und Altersveränderungen das Sich-Zeitigen der menschlichen Existenz im faktischen
Vollzug eingeschränkt sein. Betonte Störungen in den Vollzügen des wesensmäßigen Gestimmtseins finden wir bei den
Manisch-Depressiven, den melancholisch Verstimmten, aber auch bei den Angstneurosen und schließlich bei den immer
häufiger auftretenden Langweiligkeits- und Sinnlosigkeitsneurosen. Schließlich zeigt sich eine maximale Störung der
Offenständigkeit und Freiheit des Daseins bei den schizophrenen Psychosen und den schweren Zwangsneurosen. Wie sehr
ferner der Vollzug menschlichen Daseins als ursprüngliches Mit-Dasein verfehlt werden kann, erfahren wir bei fast allen
neurotisch gestörten Menschen, in besonderem Maße vielleicht bei den sogenannt schizoiden "Psychopathen", aber auch im
Bereich der sexuellen Perversionen. Boss hat in seinem "Grundriß der Medizin" den Versuch gewagt, Krankheitserscheinungen
dieser Art sachgemäß zu rubrizieren und zu interpretieren. So gilt es denn, bei jedem Kranken offenbar werden zu lassen, in
welcher Weise welche Grundzüge seines Wesens nicht voll zur Entfaltung gelangen können.
Krankheiten sind demnach Privationserscheinungen des freien Austragen-Könnens aller normalerweise einem Menschen
gegebenen Verhaltensmöglichkeiten oder Weisen menschlichen Daseins. Krankheit bedeutet immer einen Verlust menschlicher
Freiheit.
5. Ziel der Analyse
Ziel der Psychotherapie kann demnach nur sein, den faktischen Vollzug der menschlichen Freiheit in grösstmöglichem
Ausmaße zu gewährleisten, bzw. wiederherzustellen. Dies gilt für jede Art von Freiheitsbeschränkung und für jede Art
medizinischer Therapie. So zielt beispielsweise auch ein chirurgischer Eingriff bei einer Knochenfraktur oder die
intermedizinische Betreuung eines bettlägrigen Infarktpatienten letztlich immer auf die Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit
des Kranken, einer Bewegungsfreiheit allerdings, die über die psychologische Mobilität des erkrankten Organs hinausreicht. Der
ans Bett gefesselte Kranke ist in viel stärkerem Maße in allen seinen Weltbezügen gestört, als die naturwissenschaftlich
erfaßbare Bewegungsbehinderung erahnen läßt.
Da jedes Weltverhältnis gestimmt ist und die Offenständigkeit wesentlich von der Gestimmtheit abhängt, geht es in der
Psychotherapie zunächst und in besonderer Weise um eine Umstimmung. Solche Umstimmung erfährt der Mensch allerdings
nicht durch ein intellektuelles "Analysieren" im Sinne der Bewußtwerdung "unbewußter" Strebungen oder etwa durch die
unreflektierte Annahme fremder Hilfe, sondern immer nur in der ständig geübten "Analyse" als Durchsichtig-Werden-Lassen
verborgener Motivationen.
So ziehen wir den Begriff "Analyse" dem der "Therapie" vor. Einmal deshalb, weil mit der Analyse der Patient selbst gemeint ist
und er damit nicht nur die Erforschung des Bedeutungsgehaltes seiner Krankheit, sondern auch einen beträchtlichen Teil der
Verantwortung für seine Heilung übernimmt. Zum anderen weist die "Analyse" darauf hin, daß das Kranksein und die Sorge
dem Menschen nicht einfach abgenommen, sondern erst eigentlich zurückgegeben werden. Dieses Zurückgeben kann jedoch
nur auf dem Boden mitmenschlichen Haltes erfolgen, das den Kranken tragfähig werden läßt. Die Daseinsanalyse hält sich an
den ausgezeichneten Rat Heideggers, den Menschen auf sich selbst zu verweisen. Solches Verweisen bedeutet jedoch
keineswegs, daß der Kranke sich selbst überlassen bleibe. Wäre dies nämlich der Fall, dürfte man nicht von "Für-Sorge"
sprechen. Es meint vielmehr ein Dasein für und mit dem anderen, sich selbst und ihm möglichst große Freiheit gewährend. Der
Unterschied zwischen Analytiker und Analysand kann ausschließlich in der größeren Freiheit und Offenheit des ersteren
bestehen. In solcher Freiheit und Offenheit ereignet sich das Gespräch, das die lebensgeschichtlichen
Motivationszusammenhänge und das Hier und Jetzt der gestörten Weltbezüge zur Sprache kommen läßt.
Aus dieser Sicht ergibt sich folgerichtig, daß die Daseinsanalyse nicht eine von vielen psychotherapeutischen Schulen sein
kann, sondern eine Betrachtungsweise darstellt, der es um die Erforschung jener Phänomene geht, die allen Schulen und allen
Verhaltensweisen von Menschen, die anderen helfen können, gemeinsam sind. Das Bedenken des gesunden und kranken
Mensch-Seins ermöglicht erst die praktische Arbeit des Psychiaters und Psychotherapeuten, die ja ganz wesentlich von dessen
jeweiligem Weltverhältnis mitbestimmt wird.
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Daseinsanalyse und Psychotherapie: Dialogische Situation zwischen Klient
und Therapeut
Phänomenologischer Zugang: sehr weit gespannt → hebt menschliches
Bewusstsein hervor → klare Abgrenzung der Naturwissenschaft
Medard Boss: (1903 – 1990)
 Lehranalyse bei Sigmund Freud
 Ausbildung in Zürich als Analytiker
 „Sinn und Gehalt der sexuellen Perversionen“
 „Grundriss der psychosomatischen Medizin“
 Eigentliche Begründer der Daseinsanalyse → auch Schulbildend gewirkt
 Gemeinsamkeiten zu Binswanger:
- Psychoanalyse studiert
- Kontakt zu C.G. Jung
- Theoretische Arbeit von Martin Heidegger gehalten
 Abkehr zu Psychoanalytischen Konzeption: „Sinn und Gehalt der sexuellen
Perversionen“ → Absage an Freudsche Konzeption → Weiterentwicklung des
Konzepts; ES, ICH, ÜBERICH führt zur Zerstückelung der Persönlichkeit
 Daseinsanalyse = Fortsetzung psychoanalytischer Praxis
 1954: Einführung in die psychosomatische Medizin → Krankheit als Phase in
menschlichen Daseinsentwicklung verstehen
 „Körperliches Kranksein als Folge seelischer Gleichgewichtsstörungen“
 Ausbildungsstätte für Daseinsanalytiker → Schulwerk in Schweiz (1972)
 Entwicklung geht auf Heidegger zurück: „Die Grundzüge des Menschseins“ →
als Überschrift auch bei Heidegger „Sein und Zeit“ zu finden → Boss fragt:
Was bedeutet dies in der Medizin?
 Einsicht in die Leibhaftigkeit des Daseins → Einsicht als wesentlicher
Bestandteil des Menschseins
 Klassische psychoanalytische Konzeption → zu wenig

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Kritik am klassischen psychoanalytischen Triebbegriff: Mensch ist
eingebunden → Gleichsetzung von Persönlichkeit mit Antriebsstruktur =
Reibepunkt
Wie Mensch sich strukturiert nicht auf abstrakte Begriffe (Es, Ich, Überich)
beziehen
Weitgestecktes Programm, das von Widersprüchen lebt → Konzepte die in
metaphysik einzuordnen sind.
Viktor-Emil von Gebsattel (1883 – 1976)
 Theorien von Heidegger aufgegriffen
 Daseinsanalyse auch im christlichen Sinn interpretiert
 Lehranalytiker
 Personbegriff ist das Zentrale
 Beklagt, dass im 20. Jahrhundert Anthropologien aus dem Boden schossen,
welche jedoch nur theoretisch basiert waren
 Jeder der Seelenarzt ist, ist auch Seelsorger
 Personbegriff spielt große Rolle → religiöse Komponente
 „Imago Hominis“ → „Bild des Menschen der Wissenschaft“ von Revers
Viktor von Weizsäcker (1886 – 1957)
 „Gestaltkreis von Werken und Wirken“ → Jede reine Reflexorientierte
Psychologie widerlegen; Verweis auf ein Inneinander von Wahrnehmung und
Handeln
 Persönlichkeit als zentrale Koordinationsstelle von Wahrnehmung und
Handlung
 Wesentlich aus Überlegungen heraus Nachteile/Konsequenzen auf ärztliche
Medizin abgeleitet
 Begegnung von Arzt und Patienten = persönliche Begegnung
Phänomenologische Ansätze
16.6.2005
Gebsattel: (1883 – 1976)
 1955: „Prolegonema einer anthropologischen Medizin“
 Kontrast zur traditionellen Medizin
 „Imago Hominis“ (1964) – „Das Bild des Menschen“
 Katholische Tradition spielt hinein
 Person = Selbstverwirklichung des Menschen; Mensch = verpflichtet aus
seinem inneren Annblick heraus. → Deckung mit anderen Ansätzen
 Imago Hominis → Weil das so ist, muss Psychologe in transzendentalen
Wissenschaft bewandert sein
 Bestehende Therapieansätze → Verkennung der Personhaftigkeit des
Menschen
 Mit C.G. Jung auseinandergesetzt → Individuationsprozess (=Verwirklichung
der Person als geistiges Individuum) → C.G. Jungs Ansatz gilt für jeden
Menschen ist nicht individuell
 Psychotherapie: Forschung + Therapie → Patient als Objekt (geht nicht!)
 www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=1832
→ zum Forschungsgegenstand:
Anthropologische Psychiatrie fragt nicht in erster Linie nach der psychischen Krankheit die der Mensch hat, sondern nach dem
In-der-Welt-sein das der psychisch kranke Mensch ist. Im Mittelpunkt des Interesses stehen das individuelle Erleben und
Verhalten sowie die Frage, wie sich Krankheitsphänomene als Teil einer personalen Ganzheit verstehen lassen. Der
qualitativen Einzelfallstudie kommt klinisch herausragende Bedeutung zu. Der einzelne psychisch Kranke wird befragt. Ziel ist
von dessen Einmaligkeit zu den regelhaften Abwandlungen des Menschseins in den einzelnen Krankheitsbildern vorzudringen.
Zu den prominenten Vertretern der psychiatrischen Anthropologie zählen Binswanger, v. Gebsattel, Zutt, v. Baeyer, Straus,
Minkowski, Tellenbach, Blankenburg.
Die Annäherung an das Wesen der einzelnen Krankheiten erfolgt im wechselseitigen Austausch mit den Geistes- und
Sozialwissenschaften im besonderen mit der Philosophie. Relevant werden hier vor allem philosophische Richtungen wie die
Phänomenologie (Husserl), die Lebensphilosophie (Bergson), die philosophische Hermeneutik (Dilthey und Gadamer) und die
Existenzphilosophie (Heidegger, Jaspers, Sartre).
Die Situation von der anthropologische Forschung ihren Ausgang nimmt, ist die unvoreingenommene und stets einmalige
Begegnung zwischen dem Subjekt Arzt und dem Subjekt Patient. Forschungsgegenstand ist daher immer auch die
Interpersonalität bzw. deren philosophische Grundlage in der Intersubjektivität. Die Begegnung in der Psychiatrie ist zum einen
die Voraussetzung für das Verständnis der Sujektivität des psychisch Kranken, zum anderen aber auch der Ort wo sich das
vertiefte Verständnis im therapeutischen Handeln zu bewähren hat und zugleich ethische Wertmaßstäbe braucht. Zwei weitere
Forschungsschwerpunkte sind daher die Psychotherapie (im besonderen die Grundlagen der Psychoanalyse) und die Ethik.
Zutt:
 Bedeutung der menschlichen Bilderwelt → Phantasie
Tellenbach: (1914 – 1995)
 www.klinikum.uni-heidelberg.de/index.php?id=2065
Am 4. September 1994 starb Hubertus Tellenbach nach schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in München. Mit ihm
verliert die deutsche Psychiatrie einen ihrer international bekanntesten Psychopathologen der phänomenologischanthropologischen Richtung.
Tellenbach wurde 1914 in Köln geboren. Er entstammt einer Kaufmannsfamilie, deren katholische Religiosität nicht ohne
Bedeutung für seine Entwicklung blieb. Nach dem Schulbesuch in Köln, Düren und Mönchengladbach, wo er 1933 Abitur
machte, studierte er in Freiburg, Königsberg, Kiel und München Medizin und Philosophie parallel. Vorlesungen Heideggers und
die persönliche Begegnung mit ihm in Freiburg prägten seine philosophische Ausrichtung. 1938 promovierte er mit einer Arbeit
über Aufgabe und Entwicklung im Menschenbild des jungen Nietzsche in Philosophie, im gleichen Jahr mit einer internistischen
Arbeit in Medizin. Nach 6 Jahren Krieg als Truppenarzt und Gefangenschaft kehrte er an die Münchner Klinik zurück, wo er sich
nach fast ausschließlich der Neurologie gewidmeten Jahren 1952 mit einer neurologischen Arbeit habilitierte. Die danach
einsetzende intensive Beschäftigung mit der Psychiatrie brachte eine Auseinandersetzung mit den Werken Binswangers, von
Gebsattels, Minkowskis und Erwin Straus. Nach Arbeiten über das melancholisch abgewandelte Raum- und Zeiterleben
erschien 1961 die inzwischen in 4. Auflage vorliegende Melancholiemonographie, die später in 5 Sprachen übersetzt werden
sollte und ihren Autor u. a. in Japan, den romanischen Ländern und Südamerika sehr bekannt machte. Die Monographie
arbeitete das Festgelegtsein der prämelancholischen Persönlichkeit auf Ordnungs- und Harmoniestrukturen heraus und die ihr
entsprechenden pathogenen Situationen der Remanenz und lnkludenz, d. h. von Sollensrückständen und einem Gefangensein
in der Situation. Diese Be-schreibung des "Typus melancholicus" zeichnete sich durch zwei bemerkenswerte Leistungen aus:
die Präzision und Prägnanz, mit der der Typus umrissen wurde und die Erhellung anthropologischer Daseinsaspekte allgemein
aus dieser Sicht und für das Verständnis der Melancholie. Hat sich auch die daraus entwickelte positive Definition des "Endons"
langfristig nicht durchsetzen können, so haben sich Präzision und Prägnanz der Typusbeschreibung als außerordentlich
fruchtbar erwiesen. Tellenbachs Schüler A. Kraus konnte die Typuseigenschaften mit einem funktionalen soziologi-schen
Rollenmodell reformulieren, und von Zerssen hat in langjährigen methodenorientierten Arbeiten operationalisierte
Erhebungsinstrumente entwickelt, mit deren Hilfe eine objektivierende Bestätigung von Tellenbachs klinischen Beobachtungen
möglich wurde. Auch für die gegenwärtige Forschung an der Heidelberger Klinik stellt das Konzept einen wichtigen und
fruchtbaren Stimulus für weitere empirische Forschung mit depressiven Patienten dar. Sozialpsychologische Aspekte wie die
berufliche Entwicklung von Depressiven und ihren Familienangehörigen, Interaktionsverhalten von Depressiven und ihren
Ehepartnern und psychotherapeutische Zugangs-möglichkeiten beziehen das Typuskonzept ein.
1969 erschien die Monographie Geschmack und Atmosphäre, die sich mit der Physiologie und Anthropologie des
Atmosphärischen befaßt. In kaum einem anderen Werk Tellenbachs läßt sich die Spannbreite seines Denkens und die
Systematik, mit der er ein Thema zur Entfaltung bringen kann, so verfolgen wie bei der Lektüre dieses Buches. Durch seine
reiche neurologische Vorerfahrung vorbereitet, beginnt er mit einer Darstellung der neurophysiologischen Basis des Riechens
und Schmeckens und weitet den Blick schließlich auf die Bedeutungs und Sinnzusammenhänge des Atmosphärischen für die
menschliche Begegnung in verschiedenen Kulturen.
Nach Arbeiten über die Landoltsche Alternativpsychose und die Phänomenologie epileptischer Psychosen und
Wesensänderungen allge-mein hat sich Tellenbach später intensiv mit der Bedeutung des Vaterbildes in Mythos, Geschichte
und Religion auseinandergesetzt. Einen we-sentlichen Anstoß dazu gab nach seinem eigenen Bekunden - darin Mitscherlich
ähnlich - seine Wahrnehmung, daß die revoltierenden Studenten der 68er Jahre häufig ausweichend-unverbindliche Väter
gehabt haben. Er glaubte, nicht einen Protest gegen Autorität, sondern gegen Unverbindlichkeit von Werten zu sehen und
suchte und fand andere historische Umbruchzeiten, in denen es zu einem dramatischen Verfall der Paternalität gekommen war.
In einem über mehrere Semester angelegten Seminar sammelte er eine bemekenswerte Gruppe von Autoren, die dieses
Thema interdisziplinär ausleuchteten; ihre Arbeit liegt in 4 Bänden gesammelt vor.
In den letzten Jahren nach seinem Ausscheiden aus der Klinik hat sich Tellenbach wieder vermehrt mit me-thodologischen
Fragen und der Erhellung anthropologischer Kategorien aus der Darstellung psychopathologischer Phänomene in der Literatur
bei Gestalten der Melancholie, des Wahns und der Epilepsie befaßt.
Tellenbach kam 1956 auf Anregung W. von Baeyers aus München an die Heidelberger Klinik, wo er 1958 außerplanmäßiger
Professor und erster Oberarzt wurde. In den schwierigen Jahren der Studentenunruhen leitete er für einige Zeit die Fachgruppe
Psychiatrie/Psychosomatik. 1971 wurde er zum Ärztlichen Direktor der ad personam geschaffenen Abteilung für Klinische
Psycho-pathologie berufen, die er bis zu seinem Ausscheiden aus der Klinik 1979 leitete.
Mit Tellenbach geht eine der großen Persönlichkeiten unseres Fachs und seiner Generation. Seine Fähigkeit, ein Thema aus
dem klinischen Detail zur darin enthaltenen anthropologischen Grundfrage zu entwickeln, die in unserer Generation kaum noch
anzutreffende literarische Qualität seines sprachlichen Ausdrucks und der Mut zu dezidierter Stellungnahme auch gegen den
Mainstream gaben ihm eine ganz ungewöhnliche Ausstrahlungskraft als akademischem Lehrer. Mit ihm verliert die deutsche
und internationale Psychiatrie einen Forscher, dessen Originalität und kritisches Methodenbewußtsein fehlen werden. Die
Heidelberger Klinik dankt ihm für sein Wirken als Arzt und Lehrer und seine Freundschaft.
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„Geschmack und Atmosphäre“ (1969)
Genaue Beschreibung depressiver Zustände
1956-1979: Leiter Klinikum Heidelberg
Schon Kant → Geruchssinn als Vorurteil kritisiert
Oralsinn gegenüber Gesichtssinn in Hintergrund → sieht nur so aus →
Geruchssinn auch heute noch sehr wichtig
Phänomenologie des Riechens und Schmeckens
Kein Sinn verbindet so mit Welt, wie Geschmackssinn und Geruchssinn →
Sehsinn, Tastsinn kann man nachvollziehen, Geruch, Geschmack nicht
Atmosphärisches Spüren die personale Beziehung beeinflussen und
begründen
Subjektives leibliches Dasein welches mit Leiblichkeit korrespondiert.
Dieter Wyss (1923 – 1994)
 „Lehrbuch der medizinischen Psychologie und Psychotherapie für
Studierende“ (1971)
 „die tiefenpsychologischen Schulen“
 „Die anthropologische Psychologie und ihre Auswirkungen insbesondere auf
die Psychiatrie und Psychotherapie“ (Aufsatz)
 Integrative Psychotherapie: Weiterführung anthropologischer Konzepte →
Menschenbild und Personalität ist interessant → Aspekte des Konzeptes:
- Anthropologische Unfertigkeit des Menschen: Mensch weniger an Instinkte
gebunden als Tiere; Möglichkeit dass innerhalb des Lebewesens Dinge
auseinanderlaufen nicht möglich; Es, Ich, Überich Spezifikationen des
Menschen
- Ineinander von verschiedenen Störungen in Menschen ist komplexer als,
das man es zusammenführen könnte, Aperspektivische → Widersprüche
durch Kompensationen durch Mensch beantwortet → kann bis zur
Dekompensation (psychischer Zusammenbruch) führen
-
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Dysregulation des Verhaltens des Menschen zu sich selbst und der
Umwelt → Kongruenz geht verloren → Grundkrankheit (=Dysregulation)
wieder in einheitliche Persönlichkeitsdisposition zusammenführen
- Räumlichkeit, Zeitlichkeit, Leistungsbezogen, Leiblichkeit →
Dysregulationen können eintreten → Lebensraum = gestört, Zeitlichkeit
kommt zum tragen wo Zukunftsrealität verloren oder wir uns mit
Vergangenheit nicht auseinandersetzen kann; Leiblichkeit: Gestimmtheit,
Fühlen, Antreibe → Kommunikationsweisen entwickeln sich
- Hauptziel = Leistungsbereich
Alle Bereiche sind Konflikt behaltet → Konflikt nicht negativ → ohne Konflikte
persönlich Werden nicht möglich → Anlass für Dekompensation und
Gestaltverfall
Distanziert sich nicht von psychoanalytischer Neurosenlehre
Prädigt Freud nach obwohl dies schon in 40ern kritisiert wurde
Abwehrvorgänge: über Freud hinaus; Mechanismen zur Vermeidung der
Konfrontation mit dem ICH
Integrative Psychotherapie hebt Psychoanalyse auf:
- negieren
- Übernahme Konfliktbewältigungsstrategien
- Hebt sie auf
Individuelle Entwicklung nur begrenzt Kausalisierbar → eher grobe
Schematisierungen → vermeidet typische Lebenslaufanalysen einzuführen
Psychische Störungen: Störungen des Weltbezugs
- Depression: Verweigerung der Frage nach dem Sinn der Welt
Therapie: Widerherstellung der Kommunikation
„Die tiefenpsychologischen Schulen vom Anfang bis zur Gegenwart“ →
heidelberger Ansätze und seine eigenen Ansätze
Victor von Weizsäcker (1886 – 1957)
 „Der Gestaltkreis“ (1940)
 Internist, Neurologe in Heidelberg
 Unterschied zwischen objektivierenden Methoden der Naturwissenschaft und
der Lebenswissenschaft herausgearbeitet
„Wer etwas über das Leben wissen will, der muss am Leben beteiligt sein“
 Kategorie des Umgangs: Umgang mit anderen 1. Kategorie des Menschlichen
→ Begegnung mit Therapeut → kritisiert Psychoanalyse (Gespaltenes
Verhältnis zum Patienten)
 Paul Christian (Schüler): „Echte Therapie gelingt nur solange Bindung zum
Therapeuten aufrechterhalten“
 Thesen des Gestaltkreises:
- Einführung des Subjekts in Biologie: auch Tiere = Subjekte
- Tasten, Gleichgewicht haben → physikalisch und erfasbar
- Freud ist im Weltbild nicht über Descartes hinausgegangen → Freuds
bestreben ist für 19. Jahrhundert typisch und braucht nicht mehr
ausgeführt werden.
Nichtdeutscher Sprachraum:
1. Frankreich:
 Person kommt nicht vor

Bergson: „Denken und schöpferisches Werden“ → unterscheidet zwischen
physikalischer Zeit und erlebter Zeit; Ich besteht in kontinuierlicher
Veränderung, Feststellung (aussagekräftig) → Mensch kann nicht festgestellt
werden.
 Eugène Minkowski (1885 – 1973): „le temps vécu“ (Die gelebte Zeit)
- Reduktion des Menschen
- Berson → „Elan vital“ bei Minkowski zentraler Begriff → etwas sehr
persönliches (elan personal)
 Dynamisches Prinzip
 Prinzip der Lebensverwirklichung
- Zeit = Individuationsprinzip
- Psychische Störungen:
 Störungen des Werdens
 Störungen des „elan vital“
- Phänomene in Eigenart verstehen; wendet sich gegen Begriff psychischer
Störung als Abwertung; führt Gesprächsprotokoll durch
 Jean Paul Satre: Mensch seine Persönlichkeit übernimmt
- „Das Sein und das Nichts“: Objekt wahrnimmt, das ihn wahrnimmt
2. Holland:
 Frederik Jakobus Johannes Buytendijk (1887 – 1974)
 Erwin Straus (1891 – 1975)
Phänomenologische Ansätze
22.6.2005
Buytendijk:
 Leibliche Subjektivität → Subjekttheorie (Person alltagssprachlich verwendet)
 Im holländischen Person alltagssprachlich verwendet → verwenden
deutschen Personbegriff nicht
 Mensch bemerkt seine Leiblichkeit → thematisieren, konkretisieren → Leib
wird zum Ausdrucksgeschehen
Erwin Strauß:
 „Der Mensch denkt, nicht das Gehirn.“
 Professor für Psychiatrie in Berlin
 2. Weltkrieg nach Amerika ausgewandert
 „Vom Sinn der Sinne“ → 1955 überarbeitet → viel Resonanz gefunden
 „Psychologie der menschlichen Welt“ → Kampfschrift gegen Leib-SeeleSpaltung
Systematische Linien im 20. Jahrhundert:
 Anthropologische Medizin (Heidelberger Schule) phänomenologische
Psychologie entwickelt
 In Psychologie vernachlässigte Rolle für Phänomenologie → Psychologie
anderer Richtung
 Karl Friedrich Graumann: Pionier der phänomenologischen Psychologie im
deutschen Raum
→ Max Herzog: Graumann’s Theorien aufgegriffen
 Herzog: Heidelberger haben Ansätze entwickelt um völlige verbiologisierung
der Medizin abzuwenden → vitalistische Auffassungen oft → spezielle Qualität
in Lebensvorgängen, welche nicht biologische → Modelle in der Medizin
entwickelt
- Einführung des Personbegriffs in Psychologie = Einführung Subjekt in
Biologie → Jakob von Ucxküll (gegen Biologie argumentiert) → Karikiert
Zoologie (Zoologie durch das Tier hindurch erklärt und kam nie auf das Tier)
→ Zugang der Lebenswissenschaft → rein auf mechanistische Seite
gefallen (Subjekt wieder in Biologie einführen!!)
 Weizsäcker, Buytendijk: Einführung des Personbegriffs in die Psychologie
 William Stern: wichtige Rolle gespielt bei Wiedereinführung der Person in
Psychologie → „Person und Sache“
 Husserl: als Methode systematisiert
 William Stern: nicht Bewusstsein zentral, sondern Leben der Person →
„Erleben der Person wächst hervor aus dem Erleben der Person“
Herzog:
 Personaler Leib:
- Vital
- Leiblichkeit
- Geistig
Lersch:
 Schichtenmodell → phänomenologisches Modell muss nicht unbedingt ein
Schichtenmodell sein → jedoch wenn Modelle aufgestellt werden müssen
Phänomene herangezogen werden
 Geistigkeit erst weit oben → implizieren Hierarchie
Schichtenmodelle:
 Person = organistisches Zentrum → Leiblichkeit enthält subjektiven Charakter
 Seele = Entelechie des Menschen (Aristoteles)
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