Hessischer Rundfunk Redaktion: Heike Ließmann Aufnahme: Marlene Breuer WISSENSWERT Streit um die EU-Verfassung. Die unterschiedlichen Positionen von Frankreich und Deutschland Von Anat Kalman Sendung: 26.7.2007, 8.30 –8.45 Uhr, hr2 Sprecherin Zitator div. Overvoice: Sarkozy, Chouard, junge Rumänin 07-063 COPYRIGHT: Diese Manuskripte sind urheberrechtlich geschützt. Der Empfänger darf sie nur zu privaten Zwecken benutzen. Jede andere Verwendung (zum Beispiel Mitteilung, Vortrag oder Aufführung in der Öffentlichkeit, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verteilung oder Zurverfügungstellung in elektronischen Medien, Übersetzung) ist nur mit Zustimmung des Autors / der Autoren zulässig. Die Verwendung zu Rundfunkzwecken bedarf der Genehmigung des Hessischen Rundfunks. 1 ATMO...Europahymne anspielen... leise...da hinein einen Auszug aus einer Rede von Nicolas Sarkozy... dann Overvoice... Zuspiel Nicolas Sarkozy: (Frz) Il se trouve que la France a voté "non", qu'un autre pays a voté "non" et que la situation, telle qu'elle est aujourd'hui est une situation ou chacun est condamné a l'immobilisme. … Overvoice: Frankreich hat nun mal mit "nein" gestimmt und auch ein anderes Land hat "nein" gesagt und so ist die Situation heute eine Situation, die jeden von uns blockiert. Ich selbst finde mich aber nicht damit ab, untätig zu bleiben. Ich habe dem EU-Präsidenten Herrn Barosso gesagt, dass ich in meinem Wahlkampf in Frankreich vor allem um Transparenz und Offenheit warb. Das heißt, ich habe die Franzosen um ein Mandat gebeten, das mir erlaubt, einen vereinfachten Vertrag auf parlamentarischem Weg durchzusetzen. Und so gibt es einen Verhandlungsrahmen, der es Frankreich erlaubt, die Situation zu entschärfen... ATMO.... Europahymne aufblenden… Sprecherin ...der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy Ende Mai 2007 in Brüssel, er war gerade frisch gewählt . Die Diskussion um die europäische Verfassung war Stocken geraten , mehr noch : in eine Sackgasse, knapp 55% in der nun Volksabstimmung 2005 eine so genannte "Mini-Verfassung" ins seit die französischen Bürger mit dazu Nein gesagt hatten. Sarkozy will - aus der er rausschneiden will, was die 2 französischen “Nonisten” – die Neinsager und Verfassungsgegner – am Verfassungsvertrag kritisieren. Dem neuen Vertrag soll dann auch in Frankreich parlamentarisch zugestimmt werden. Womit sich Nicolas Sarkozy in eine sehr unbequeme Zwischenposition begibt. Die deutsche Seite wirft dem französischen Staatspräsidenten vor, dass von 27 Ländern, 18 die europäische Verfassung ja bereits ratifiziert haben. Und nur Frankreich und kurz darauf auch die Niederlande ganz klar mit “Nein” stimmten. Wozu also weitere Diskussionen, wenn die Mehrheit der EU- Staaten doch für die Verfassung ist? Der ehemalige ZEIT-Korrespondent in Brüssel und jetzige Leiter der Europa-Arbeit der Bertelsmann-Stiftung Joachim Fritz-Vannahme : Zuspiel Joachim Fritz-Vannahme (Deutsch) Zweck dieser ganzen Operation ist nach dem doppelten Nein - so himmelschreiend die Ungerechtigkeit aus demokratischer Perspektive ja sein mag, dass 18 annehmen, zwei nein sagen und fünf oder sechs sich verstecken und wir dann hinterher trotzdem wieder bei null anfangen müssen. Zweck ist, dass die 27 die Möglichkeit eines Minimalkonsenses nachweisen wollen. Konsens ist hier das oberste Ziel. Zweck ist auch den Nachweis einer Handlungsfähigkeit einer erweiterten EU zu 27 zu erbringen. Wie das auch immer von den Kommentatoren beurteilt werden sollte. 3 Sprecherin Für die französische Seite ist dagegen nicht das Zahlenverhältnis des Ratifizierungsprozesses undemokratisch, sondern vielmehr die Tatsache, dass in vielen Ländern ja "nur" parlamentarisch und nicht per Volksabstimmung entschieden wurde. Auch in Deutschland – Frankreichs engstem Partner. Eine echte Verfassung - so der französische Rechtswissenschaftler Etienne Chouard aus Marseille – darf aber nur vom Volk selbst geschrieben und auch angenommen werden. Und wer genau hinsieht, der erkennt: die Verfassung ist tatsächlich vor allem in den Ländern mit “ja” ratifiziert worden, in denen allein das Parlament darüber entschieden hat, mit Ausnahme von Spanien und Luxemburg, wo es zuvor eine Volksbefragung gab. Etienne Chouard: Zuspiel Etienne Chouard Frz Der französische Philosoph Montesquieu hat es wunderbar ausgedrückt: jede Macht tendiert zum Missbrauch. Darum hat man zumindest in Frankreich verstanden, dass jeder Macht eine Gegenmacht gegenüber gestellt werden muss. Das heißt, eine Verfassung ist dazu da, Macht zu verteilen, sie zu teilen und damit einzuschränken Darum darf eine Verfassung eben nicht von Parlamentariern, Richtern oder anderen Mächtigen geschrieben werden und ratifiziert werden. Geschrieben werden darf sie nur von einem eigens dazu bestimmten "verfassungsgebenden Komitee" / dem "Verfassungskonvent" dessen Mitglieder die Macht, die sie verteilen, danach nicht besitzen. Das reicht, um uns vor Machtmissbrauch zu schützen. 4 Sprecherin Eine Regel, an die sich auch der ehemalige französische Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing, hielt. Er wurde erst im Jahre 2001 Präsident des Europäischen Verfassungskonvents, lange nachdem er 1993 sein Mandat als Abgeordneter im Europäischen Parlament niedergelegt hatte. Ganz anders die mittel-und osteuropäische Vorstellung: hiernach kann eine Verfassungsgebung durchaus Aufgabe eines Parlamentes sein. Und so stehen sich gegenüber. Die Franzosen fordern einen zwei unterschiedliche Vorstellungen Verfassungskonvent aus Männern und Frauen, die selbst keine Macht besitzen, dafür aber die Verfassung schreiben, die dann nur durch eine Volksabstimmung angenommen werden darf. Die andere Seite – die Deutschen und Mittelosteuropäer - sind der Auffassung , dass von den Parlamentariern geschrieben und der Verfassungstext auch ratifiziert werden soll- also von jenen, die davor und danach im Parlament über Macht und Einfluss verfügen. Ein Widerspruch der dazu beitrug, dass deutsche Juristen schon von Anfang an davor gewarnt haben: es kann keine europäische Einigung darüber geben, was eine Verfassung eigentlich ist. Das erklärte Heinrich Neissen, der Inhaber des Jean Monnet - Lehrstuhls am Institut für Politikwissenschaften der Universität Innsbruck während einer öffentlichen Diskussion über die Verfassung. Zuspiel Heinrich Neisser: (Deutsch) Es sind in der Diskussion so viele Fragen wieder aufgetaucht, die auch schon thematisiert worden sind. Für mich ein bisschen Skuriles: 5 die Frage über den Terminus "Verfassung". Ich erinnere Sie daran, als die Diskussion begann, haben vor allem Vertreter der deutschen Staatsrechtslehre die These vertreten, sehr lautstark und prononciert: die europäische Union kann keine Verfassung haben. Das ist ein Begriff, der untrennbar ist mit dem Staat.Und die Staatselemente, vor allem die Einheit des Volkes fehlen. Das ginge nicht. Sprecherin Denn jede Verfassung ist geprägt vom Staats - und Demokratieverständnis des jeweiligen Landes. Und wie unterschiedlich das sein kann, zeigt schon die Geschichte. Die Republik Frankreich wurde 1792 von einem Verfassungskonvent ausgerufen, dessen Mitglieder vom Volk nur dafür gewählt worden waren, die Verfassung zu schreiben. In Deutschland wurde die erste Verfassung – die so genannte Paulskirchen-Verfassung am 28. März 1849 in Frankfurt am Main dagegen von amtierenden Abgeordneten der unterschiedlichen deutschen Wahlkreise abgestimmt. Ebenso das Verfassungswerk der Weimarer Republik . Und viele Mütter des der Väter und Grundgesetzes kandidierten nach ihrer Arbeit im parlamentarischen Rat für den neuen deutschen Bundestag. Von einem Franzosen übernommen wurde das Grundprinzip des demokratischen Rechtsstaates: die Gewaltenteilung in: Legislative - die gesetzgebende Gewalt, Exekutive - ausführende Gewalt und Judikative - rechtsprechende Gewalt, so wie es der französische Philosoph Charles de Montesquieu Anfang des 18. Jahrhunderts 6 formuliert hat. Für das deutsche und mitteleuropäische Verständnis ist diese Gewaltenteilung das Wesentliche einer Verfassung. Nicht aber die Frage, wer sie schreibt oder wer über sie abstimmt. Für einen Franzosen wie den Rechtswissenschaftler Etienne Chouard ist das nicht zu verstehen. Zuspiel Etienne Chouard (Frz) ich bin entsetzt darüber, wie brav die Deutschen sind. Ich hatte immer geglaubt, die Deutschen sind ein stolzes und freies Volk, aber sie sind viel zu brav. Viel zu brav. Sie lassen einfach alles mit sich machen. Oder sie sehen vielleicht nicht, wozu das führen kann oder sie wollen es nicht sehen... Sprecherin Im Gegensatz zur ersten Französischen Verfassung, die die Rechte des Königs einschränkte, ernannte die Verfassung der Frankfurter Paulskirche den preußischen König zum deutschen Kaiser. Sie unterstellte die deutschen Kleinstaaten der Vorherrschaft Preußens und legte so den Grundstein für einen der größten Rechtsgelehrten, dessen Staatsverständnis sich dann im 19. Jahrhundert dem republikanischen Modell Frankreichs entgegenstellte und das politische Verständnis der Menschen in Mittelosteuropa prägte. Georg Wilhelm Friedlich Hegel erklärte den Staat und seine Institutionen zur höchst entwickelten Form menschlichen Zusammenlebens. Gewaltenteilung lehnte er ab. Das Individuum - das heißt der Bürger, war nur dann frei, wenn er erkannte, dass er sich selbst beschränken und sich den 7 Gesetzen zu unterwerfen habe. In seinen Grundlinien der Philosophie der Rechte darum der Staat zur Zitator: wird "Erlösung" bringenden Institution hochstilisiert. Es ist der Gang Gottes in der Welt, dass der Staat ist. Sein Grund ist die Gewalt, der sich als Wille verwirklichenden Vernunft. (...) Das Individuum hat aber in der Pflicht vielmehr seine Befreiung. Die Staatsmacht wird identisch mit der Sittlichkeit und die Gesetze werden zum Höchsten, das dem Volk vorgestellt werden kann. Sprecherin Dazu meint der Wiener Kulturphilosoph Michael Ley. Zuspiel Michael Ley: (Deutsch) Ein Hegel war für Mitteleuropa von entscheidender Bedeutung. Also hier wird die Form der Gesetzmäßigkeit, die zur Einsicht führt, den höchsten Punkt der Menschheitsgeschichte erreicht zu haben.... das ist in Mitteleuropa, in Deutschland wesentlich stärker als in Frankreich, als in England, als in den USA, wo eben dann die Aufklärung dann sich doch auch verbindet mit Pragmatismus, also mit sehr reduzierten Formen von Erlösung. Also die höchste Form haben wir in diesem mitteleuropäischen Raum, mit Zentrum Deutschland, Österreich, Ungarn. Sprecherin So gesehen ist die politische Erwartungshaltung der Bürger gegenüber ihrem Staat in Mittel -und Osteuropa auch heute noch traditionell eine andere, als in Frankreich. Dort zählt die "Souveränität des Volkes" - die Mitbestimmung der Bürger. 8 Je weiter man sich aber in Richtung Mittel- und Osteuropa bewegt, desto mehr entfernt man sich von dieser Vorstellung. Hier zählt die Wahl kompetenter Staatsvertreter, die im Namen des Volkes für das Volk entscheiden. ATMO... die Europahymne.... dann Sprecherin weiter Wie nirgendwo sonst in Europa wurde die Verfassung vor allem in Frankreich heftig diskutiert. Der Verfassungstext wurde auf der Straße verteilt. Im Fernsehen und Radio debattierten auf allen Kanälen Politiker, Juristen, Politologen, Soziologen und Pädagogen über Form und Inhalt des Verfassungsvertrags. Die öffentlichen Debatten dagegen in Deutschland, in Österreich und in anderen EU-Beitrittsländern waren geprägt vom “das machen die da oben” . Und im ehemals kommunistischen Osteuropa nahm die Mehrheit der Bevölkerung die Ratifizierung der EU-Verfassung nicht einmal wahr - wie die junge rumänische Kulturreferentin Nina Gheorghescu aus der rumänischen Stadt Klausen-burg/ Cluj erzählt. Denn ganz im Gegensatz zu Etienne Chouard findet sie gar nichts dabei, dass sie den Verfassungstext nicht einmal von Ferne gesehen hat. Zuspiel Nina Gheorghescu Rumänisch Es gibt ja Spezialisten-Kreise für diese Frage: Politologen, Journalisten, Wirtschaftsspezialisten Historiker und eigens dafür ausgebildete Rechtsgelehrte, die sich damit befassen. Ich denke, sie können am besten entscheiden, was das richtige ist. Ich habe ja nur eine kleine persönliche unqualifizierte 9 Meinung dazu. Sprecherin In dem Verfassungsstreit zwischen Franzosen auf der einen Seite, und Deutschen und Mitteleuropäern auf der anderen geht es also nicht um die Arbeitsplätze bei AIRBUS, es geht nicht um billige osteuropäische Arbeitskräfte, es geht auch nicht um die Zugehörigkeit zu Europa. Es geht um das Entstehen der Verfassung selbst. In der von dem Rechtswissenschaftler Etienne Chouard herausgegebenen Schrift "Eine schlechte Verfassung, die ein verborgenes Krebsgeschwür unserer Demokratie ans Licht bringt", fordert er, dass eine Verfassung als das “oberstes Recht der Rechte” den urdemokratischen Grundlinien der allerersten Verfassungen Europas entspricht. Die EU kann nur dann zum Europa der Bürger werden, wenn die Bürger Europas ihr Mitspracherecht bewahren. Und das können sie nur, wenn sie auf eine ausgeglichene Gewaltenteilung achten. Eine solche Gewaltenteilung ist bis jetzt jedoch nicht garantiert – meint Etienne Chouard. Denn der jetzige Verfassungsvertrag, der von 18 Staaten parlamentarisch ratifiziert wurde - zeige ganz deutlich: hier waren die Mächtigen am Werk, die genau das taten, wovor schon Montesquieu gewarnt habe: sie beschränken ihre Macht nicht, sondern verteilen sie. Was die französischen Verfassungsgegner an bestimmten Punkten festmachen. Zum Beispiel gilt für sie als erster urdemokratischer Grundsatz 10 Zitator: “eine Verfassung muss so verständlich geschrieben sein, dass jeder Bürger sie versteht und in genauer Kenntnis der Sachlage darüber entscheiden kann, ob er sie annehmen will oder nicht”. Sprecherin Der erste Verfassungstext ist aber viel zu lang, viel zu komplex und hoch abstrakt und so nur Fachleuten zugänglich.Von daher bleibt er dem Volk verschlossen. Zuspiel Etienne Chouard (Frz). Das Parlament spielt eine untergeordnete Rolle. Gut, die Verfassung spricht ihm mehr Macht zu, als es bisher hatte. Aber es hat immer noch viel zu wenig Macht. Schlimm ist aber, dass laut der jetzigen Verfassung sowohl die Kommission, als auch der Ministerrat in bestimmten Bereichen Gesetze erlassen dürfen, ohne das Parlament zu fragen. Das sind die so genannten "Empfehlungen", die aber wie Gesetze gehandelt werden. Die Bereiche, in denen das möglich ist, werden nicht klar aufgelistet und können nur von Juristen entdeckt werden, die sich durch die 5oo Artikel durcharbeiten und zwischen den Zeilen lesen können. Und wenn man dann noch bedenkt, dass diese Gesetze oder Empfehlungen in den EU-Ländern dann ohne parlamentarische Debatte einfach übernommen werden: dann stehen wir hier am Anfang der Tyrannei. Letztendlich nutzen die Minister die europäische Konstruktion, um sich ein eigenes Organ - eben den Ministerrat - zu schaffen, der ihnen ermöglicht, niemandem mehr Rechenschaft ablegen zu müssen. Weder auf nationaler, noch auf 11 europäischer Ebene. In der juristischen Fachsprache heißt das: die Exekutive macht sich selbstständig. Sprecherin Dieses undurchsichtige Gemisch aus einer Exekutive, die auch Gesetze erlassen darf und einer Legislative, die nicht viel zu sagen hat, kritisiert Etienne Chouard – unter anderem. Zuspiel Etienne Chouard (Frz) Ein anderer Punkt ist die Währungs -und Geldsouveränität der Staaten. Es ist eine Katastrophe, wenn man auf europäischer Ebene festlegen will, dass die Staaten ihr eigenes Geld nicht selbst drucken dürfen, sondern sich von privaten Banken leihen müssen, was sie für ihre öffentlichen Investitionen brauchen. Was erheblich zur Staatsverschuldung der einzelnen Länder beiträgt, denn für ihre 10prozentige jährliche Geldvermehrung müssen die Staaten dann an diese Banken Zinsen bezahlen. Das ist total verrückt. Und es ist nicht einsichtig, warum es überhaupt so sein muss. Gut es ist seit zwanzig Jahren so, aber das heisst noch lange nicht, dass es nun immer so bleiben soll. Der Euro ist eine gute Sache. Aber die Staaten müssten ihre Geldvermehrung selbst und kostenlos betreiben dürfen. Und nun soll dieser Mißstand auch noch zum europäischen Recht erhoben werden. Das ist vollkommen verrückt. Damit verzichten die Völker freiwillig und zugunsten von Privatbanken auf ihre Geldsouveränität. Die Staaten verschulden sich 12 immer mehr und das führt langfristig zum absoluten Harakiri! Sprecher Auch Johannes Voggenhuber, österreichischer EU-Abgeordneter der Grünen Fraktion und Mitglied des EU-Verfassungskonvents weiß um so manche Widersprüche in der EU-Verfassung, die mit Sicherheit noch einmal überarbeitet werden müssen. Zuspiel Johannes Voggenhuber (Deutsch) Selbst wenn man vorsichtig ist, kann man doch feststellen, daß die Tatsache, daß im Teil 1 der Verfassung die Vollbeschäftigung und soziale Marktwirtschaft garantiert wird. Und im Teil 3 und einschließlich des Sozialprotokolls als horizontale Bestimmung dann einfach das Gegenteil verankert wird, dass uns das als Betrug ausgelegt wurde. Und ich darf doch daran erinnern, dass wir in dem Konvent auf die Barrikaden gegangen sind, dass das natürlich bereinigt werden muss. Worauf uns Giscard erzählt hat, das ist ein Redaktionsfehler, das wird natürlich bereinigt. So. Am Ende stand es drinnen, weil es drinnen stehen musste, weil man den ersten Teil als quasi Präambel betrachtet für den Sonntagsgottes-dienst und den Teil 3 für die harten Politiken. Sprecherin Ob Sonntagsgottesdienst oder harte Politik. Ob Geldsouveränität oder die Frage der „doppelten Mehrheit“ :Für die französischen Nonisten - die auch unter französischen Parlamentariern stark vertreten sind - steht eines fest: der erste Verfassungstext -und damit einige bereits existierende Funktionen von Kommission und 13 Ministerrat - sind undemokratisch und ermöglichen kurz oder langfristig sogar Machtmissbrauch. Und darum bestehen sie darauf, dass die vielen Widersprüche und Mängel, mit all ihren Fallstricken und Hintertüren auch nicht einfach so parlamentarisch ratifiziert werden. Welche Form der von Staatspräsident Nicolas Sarkozy angestrebte Mini-Vertrag auch haben wird: die Prinzipien Souveränität des Volkes werden letztendlich für Gewaltenteilung und Erhalt der Frankreich immer entscheidend sein. 14