B E I T R A G E zum heimatverbundenen Geschichtsunterricht von Karl Schnieringer, Hauptlehrer Grönenbach Herausgegeben im Auftrag einer Arbeitsgemeinschaft unter Leitung von Herrn Oberschulrat Georg Ziegler,Memmingen ': Chronologisch geordneter Plan für den Geschichtsunterricht UNSER DORF IM WANDEL DER ZEIT: 1. Die Feuerwehr übt!-Die Feuerordnung. 2. Einer hilft dem anderen (Sozialkunde) 3. Vom Grabstock zun Mehrscharpflug. KELTISCHE VIEH-ÜND ACKERBAUERN ZWISCHEN ALBEN UND DONAU: 4. Vom. Leben der Kelten und ihrer Nac hb arvölke r: Römische Händler berichten vom Land und Volk der Kelten. 5. Keltische Götterverehrung und Totenbestattung. 6. Die Römer bereiten einen Angriff vor. AUS DER ZEIT DER RÖMERHERRSCHAFT: 7. Alarm in Vindelizien. 8. Unter römischer Besatzung« 9. Die Römer befestigen und sichern. das Land. 10. Am Grenzwall (Lines)1 11. Mit einem röm. Händler nach Germanien. ANGRIFF AUF DIE RÖMISCHE WELTMACHT: 12. Armins Kampf gegen römische Übergriffe. 13« Alemannen erstürmen den Limes (Schwäbische Landnahme). 14. Hunnenkönig Attila bedroht das Abendland, 15« Der Ostgotenkönig schickt Schutztruppen nach Schwaben. SCHWABEN UND BAYERN UNTER FRANKISCHER OBERHOHEIT: 16. Karl Martell im Kampfe gegen den Islam. 17. Schwaben wird dem Frankenreiche einverleibt. UNSERE VORFAHREN WERDEN CHRISTEN: 16. Sankt Mang predigt im Allgäu das Christentum. 19. Bonifatius setzt Bischöfe ein. 20. Bauern lernen von den Mönchen. 21. Wie unsere Dorfpfarrei entstand. 22. Rückblick Bemerkung: Die Themen der unterstrichenen Nummern sind verpflichtend. KARL D.GROSSE GRÜNDET EIN CHRISTI.GERM,REICH 23- Die Emld-und Flurordnung unserer Vorfahren. 24. Verseilepptensiedlunger unserer 25. __L 27. Heimat erzählen von den Kämpfen der Franken. Karl und Widukund« Der blinde Mönch von Weltenburg (Bayernherzog Thassiio) Besuch in einer Kaiserpfalz (Verwaltung des Frankenreiches). Der Zerfall des Frankenreiches Entstehung des Deutschen Reiches SM, UNSERE HEIMAT IN ANGST UND NOT. 29^ Die Ungarn im Kloster Reichenau. 3__»_ König Heinrich sichert sein Reich (Ritter, Burgen, Städte). DAS DEUTSCHE REICH U3TEB OTTO DEM GROSSEN 31. F.önis -hoeim ei t ir Pueddlinburg. 3_2._ Dm- -m .nduvig des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. 33^ Freie Bauern werden hörig, leibeigen und rechtlos (Sendgrafenbericht) . 34. Die Ungarnschlacht auf dem Lechfeld 93535« Heinrich von Kempten Tf rettet dem aiser das lieben. DAS REICH UNTER FRIEDRICH BARBAROSSA: 36. Mit dem Kreu::'7,ug ins Heilige Land. 37- Die Leistungen des Deutschen Ritterordens. VON DEN FREIEN STÄDTEN UND IHREN BÜRGERN: 38. feie Fmmrrmnger eim freie Reichsstadt VA n.n, 39- Was U11:: e::na M.arl-trcchtsurkunc.e 4_0. Handwerker vereinigen sich in Zr \f. teil. 4i. Mit einem schwäbischen Kaufmannszvg nach Italien. 42. Patrizier kaufen Burgen, Dörfer u, Herrschaften, 43. Das Sühnekreuz ein Rechtsdeukmal vergangener Zeit. 44. Erfinder um.: Entdecker (Auswahl): (Gutenberg. Bebaim ............ ) GLAUBENSKAMPFE UND UNVERSÖHNLICHKEIT ZERSTÖREN HEIMAT UND REICH: ......... 45. Martin Luther vor dem Reichstag in Augsburg und Worms. 46. Reformation im Landkreis Henningen. M. Der Enop? vor Jeubas greift an Jörg von Waldburng '.erfolgt die Rebellen. 47. Die Memminge- 12 B. .uernartikel. 49. Union und Liga schicken Werber aus. 5-0^ Ffarrchronikberichte v. 1632-164? 51. Grundherren uufen Bauern ins Land DIE ZEIT DER UNBESCHRANKTEN' FÜRSTENMACHT: 52. Die Fürsten leben wie "Gott in Frankreich". 53» Barockzeit in Bayern (Bauten,Mode , Sprache, Musik). 54. Prinz Eugen und Max Emanuel im Kampfe mit den Türken. 55« Friedrich d.Gr. und Maria Theresia, 36. Schwäbische Konlonisten ziehen ins Brandenburgische. DIE VOIKER EURO!AS LEIDEN UNTER ABSOLUTISMUS,TERROR UND DIKTATUR: 57» Weg mit den Privilegierten! riefen französische Revolutionäre. 58. Emigranten berichten von der Schreckensherrschaft der Jakobiner. 59« Prinz v. Condee will Frankreich befreien. 60. Napoleon beendet die Revolution u. erhebt sich zum Diktator Europas. 61. Bayern wird Königreich (1806)-Max Josef (Neue Gesetze). 62. Europa kämpft sich frei (Völkerschlacht b. Leipzig). 63. Metternich ruft die Fürsten nach Wien und Karlsbad. 64. Vereine werden gegründet- und verboten. EUROPAS VOLKER FORDERN FREIHEIT UND MITBESTIMMUNG: 65. Der Deutsche Gewerbeverein fordert die Aufhebung der Zölle(Kaufbeurer Brief). 66.Revolutionäre Ideen führen zu Aufstand und Bürgerkrieg (1848). 67. Märzvereine bereiten die Parlamentswahl vor (Maibels Wahlrede in Legau). 68. In der Paulskirche zu Frankfurt. 69. Flucht der Abgeordneten. 70. Die wichtigsten Grundrechte (Sozkd.) SIEGESZUG DER TECHNIK UND SOZIALE WANDLUNGEN: 71. Vom heimischen Hammerwerk zur Großindustrie (Arbeiterstand!) 72. Vom Tretrad zum Elektromotor. 73« Eisenbahnen verdrängen die Kaufmannszüge (List). 74. Handwerker und Arbeiter organisieren sich. 75« Raiffeisen schafft Geld für die Bauern. DAS KLEINDEUTSCHE REICH UNTER FÜHRUNG 3ISMARCKS: 76. Das Telegramm des Preußenkönigs au s Ems, 77- Gedichte, Lieder u. Denkmäler berichten vom Machtkampf zw. Deutschland und Frankreich. 78. Die Gründung des 2. Reiches (Verfassung) . 79« Am Rentenschalter (Bisnarcks Sozialgesetze ). 80. Vom wirtschaftlichen Aufschwung des Reiches (Industrie-Kolonien!) DER ERSTE WELTKRIEG: 81. Am Kriegerdenkmal (1914-1918) Feldpostbriefe aus dem Schützengraben. 82. Kämpfe zu Land, Wasser und Luft (Bilder). 83. Das Rote Kreuz-Genfer Konventionen. 84. Der Kaiser flieht - Ursachen des Zu s arame nbru c hs. 85. Vater ohne Arbeit - Kinder ohne Brot. 86. Der Vertrag(von Vertrag von Versailles. VON DER DEMOKRATIE ZUR DIKTATUR: 87. Briefmarken und Geldscheine erzählen von der Nachkriegszeit. 88. Auszüge aus der Weimarer Verfassung. 89. Farteiversammlung in Dorf (Machtkämpfe der Parteien). 90. Hitler kommt an die Macht - er verspricht Arbeit und Brot. 91. Hitler will ein germanisches Großreich gründen (Hakenkreuz, Rassengesetz, Jundenverfolgung, Kampf dem Christentum). EUROPA UNTER DER DIKTATUR HITLERS: 92 In Blitzkriegen unterwirft der Diktator die Nachbarvölker. 93 Großmächte erheben sich gegen Hitler (Bombenkrieg,Invasion, Stalingracl, .. . . ) 9_4__ Der totale Zusammenbruch (militärisch-wirtschaftlich) . NACHKRIEGSZEIT UND WIEDERAUFBAU : 95» Amerikaner besetzen das Dorf (Militärregierung, Verhaftungen, Zonen, Lager...). 96. Die Eltern verlieren ihre Ersparnisse. 97» Amerika hilft beim Wiederaufbau (Marshallplan). 98. Bayern wird Freistaat mit eigener Verf R-Ssung-Grundrechte-Buniesrepublik) . 99« Europa auf dem Weg zur wirtschaftlichen Einigung. 100. Spannungen zwischen Ost- und West bedrohen den Frieden der "Welt. (Bündnisse!) Rückblick - Zeitband! Geschichte in Längsschnitten (Die beigefügten Nummern sind Themen aus dem chronologischen Plan) UNSER TÄGLICHES BROT: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Aus Jägern und Sammlern werden Ackerbauern (3(* In einem germanischen Bauernhof (4,23)« Mustergüter unter Karl d. Gr. - Königshöfe (27). Im Klostergarten und in der Klosterbrauerei (20). Freie Bauern werden hörig, leibeigen und rechtlos (33)« Neues Bauernland in der Heimat im Osten. Friedrich d.Gr. bannt die Hungersnot (dazu 56). Mehr B rot für die Menschheit. Der Bauernstand wird frei (61-Stein, Hardenberg). Raiffeisen schafft Geld für den Bauernstand (75). Bauerntum im Industriestaat. Brot im Kriege. AUS DEM RELIGIÖSEN LEBEN: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Germanischer Götterlauben (4). Erste Berührung mit dem Christentum (18). Bonifatius setzt Bischöfe ein (19»21). Karl Martell im Kampf gegen den Islam (16). Mit dem Kreuzzug ins Heilige Land (36) Ursachen der Reformation. Martin Luther vor dem Reichstag in Worms (45). Reformation im Landkreis Memmingen (46) - Augsburger Religionsfrieden - Laienprediger Häberle v. Grönenbach Die Memminger 12 Bauernartikel (47). Der Knopf von Leubas greift an! - Jörg von Waldburg verfolgt die Rebellen (48). Union und Liga rüsten zur Verteidigung ihres Glaubens (49). Der Kronburger Pfarrer erzählt vom Schwedenkrieg (50)« Christliche Missionare in aller Welt. Una Sancta heute. DER MENSCH SCHAFFT UND GESTALTET SEINEN WOHNRAUM: 1. Von der Erdhöhle zum Hochhaus. 2. Die Menschen verschönern ihr Heim (Höhlenzeichnungen, Wohnkultur der Römer, Patrizier, Bildschmuck). 3. Gotteshäuser im Wandel der Jahrhunderte (Baustile). 4. Künstler künden Gottes Lob (Michelangelo, Veit Stoß). 5. Wohnen in fremden Erdteilen (Schiffswohnung, Negerkral, Iglu...). 6. Vom Hausfrieden und Hausfriedensbruch (Sozialkd.). ERFINDER HELFEN DIE WELT ENTDECKEN UND EROBERN: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Das neue Weltbild des Copernikus. Martin Behaim fertigt den ersten Globus. Kolumbus entdeckt Amerika. Magellan umsegelt die Welt. Gutenberg druckt mit beweglichen Lettern. Vom Tretrad zum Elektromotor. Der Griff nach den Sternen (Rakten-Atomkraft) H A N D E L UND V E R K E H R : 1. 2. 3. 4. 5« 6. Geld als Wertmesser für Waren allst • Art. Mit einem röm. Händler nach Germanien (11). Marktrecht und Marktleben im Mittelalter (39) Mit einem schwäb. Kaufmannszug nach Italien (41). Von der Thurn- u. Taxipost zum Weltpostverein. Der Deutsche Gewerbeverein forciert die Aufhebung der Inlandzölle (Kaufbeurer Brief-65). 7. Eisenbahnen verdrängen die Kaufmannszüge (73)« 8. Das Auto erobert die Landstraße. 9- Mit dem Flugzeug von Kontinent zu Kontinent. 10.Auf dem Wege zur Weltwirtschaft. VOM HANDWERKSBETRIEB ZUR FABRIK: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Broncestücke und Tonscherben im Hügelgrab. Familien- und Hausnamen künden vom alten Handwerk. Handwerker vereinigen sich zu Zünften (407. Vom Handwerker zum Lohnarbeiter. Lohnarbeiter in Elend und Not. Christentum und Sozialismus weisen Wege aus der Arbeiternot. Am Rentenschalter (Sozialgesetze Bismarcks - 79)• K A M ? F 1. 2. 3. 4. 5. 6. ! Von der Badstube zum modernen Kurhein. Das schwarze Kreuz am Ortseingang (Fest, Cholera, Pocken). Morgen ist Impfung! (Pocken, Polio, Keuchhusten...). Robert Koch und Bering sagen den Bazillen den Kampf an. Pfarrer Kneipp heilt mit Wasser. Albert Schweitzer, der Urwalddoktor. H E L F E R 1. 2. 3. 4. DEN K R A N K H E I T E N DER M E N S C H H E I T ; Bei den Ursperger Schwestern. Pestalozzi, Vater der Bettel - und Waisenkinder. Henri Dunant, der Begründer des Roten Kreuzes. Die Berg- und Wasserwacht-Seenotdienst. FRAUENGESTALTEN IN DER GESCHICHTE: 1. 2. 3. 4. 5« 6. 7. Die germanische Frau, eine treue Lebensgefährtin. Der Minnesänger huldigt der Edelfrau. Bürgerfrauen im Mittelalter (Kleidung, Recht, Koster). Elisabeth von Thüringen pflegt Kranke. Elsa Brandström der Engel von Sibirien. Wir sammeln für das Müttergenesungswerk. Zur weiteren Auswahl: Liselotte von der Pfalz. - Königin Luise. - Anne Frank. - Frauen lindern Kriegsnot. WIE SICH DAS FAMILIENLEBEN GEWANDELT HAT: 1. Vom Einzelgänger zur Horde und Großfamilien. 2. Das Familienleben im Eigenheim und Wohnblock. 3. Die heutige Familie in Gefahr. AUS DER RECHTSPFLEGE: 1. 2. 3. 4. Das Dorfgericht unter der Linde (Dorfgerichtsordnung). Römisches Gericht in einem germanischen Dorf. Das Sühnekreuz, ein Rechtsdenkmal vergangener Zeit (43). Mittelalterliche Strafen und Gottesurteil (Bäckerschnellen, Pranger, Lasterstein, Brandmal, Auspeitschung usw.). 5. Die wichtigsten Grundrechte. 6. Ich bin als Zeuge reladen. DIE HERRN DER VÖLKER UND NATIONEN: 1. Germanische S tarimesfürsten zerbrechen die Weltmacht Roms (Franken, Cherusker, Alemannen, Goten - 4,7,12,13). 2. Ättila, der Herr des Ostens, bedroht das Abendland (1*0. 3. Fränkische Gewaltherrschaft zwingt die Ostgermanen in ihren Machtbereich (17,24,25,26,28). 4. Otto ü. Gr. tritt die Nachfolge der röm. Cäsaren an (32,34,38). 5. Europas Vöker erheben sich megen Absolutismus und Diktatur (47,52,57,6o,62,66). 6. In Frankreich regiert d?s Volk - die Deutschen wollen einen Kaiser (68,78,81~84,88). 7. Großmächte erheben sich gegen Hitlers Diktatur und Eroberungspläne (90-94). 8. Amerika wird Schutzmacht Westeuropas (Europ. Einigungsversuche, Bündnisse, Fakte). 9. Ost und West im Kampf um die Weltherrschaft (geteilte "Welt, Machtblöcke, Demokratie, Diktatur). 10. Vom germanischen Stammesfürsten zum demokratischen Präsidenten (Längsschnitt). Anmerkung: Der von einer Arbeitsgemeinschaft erstellte Stoffplan für den Geschichtsunterricht zeigt zuerst die Möglichkeit der Stoffbeschränkung. Vor- und frühgeschichtliche Themen sind radikal gestrichen. Was zum Verstehen unserer Gegenwart nicht dienen kann und was keine Lehren für unser Verhalten als Glied der Gemeinschaft und als Volk unter Völkern anbietet, ist für die Stoffauswahl zweitrangig. In einem zweiten Stoffaufriß sind die Themen zu Gruppen geordnet, die Geschichte in Längsschnitten darstellt. Solche Längsschnitte in vier Jahresreihen zusammenzuordnen, ist eine Möglichkeit für die Lehrplangestaltung. Als stoffliche Unterlage bearbeitet Kollege Schnieringer vorläufig jene Themen, für die unsere Heimat Material anbietet; für die anderen Themen sind die Stoffe in jedem allgemeinen Geschichtswerk zu finden. - Wer zu dem einen oder anderen Thema selbst noch Material (Quellen) liefern kann, ist hierzu herlich eingeladen! Thema: 1 Die Feuerordnung. Bis zum 18. Jahrhundert war die Mehrzahl der Häuser im Dorfe noch ganz aus Holz mit Stroh- oder Landerndach gebaut. . Die Brandgefahr sehr groß. Um den sich durch unvorsichtiges Hantieren mit offenem Licht, Flachsbrechen, Schmalzauslassen mehrenden Doij.bränden vorzubeugen, erließen die Herrschaften für ihre Dörfer strengste Gebote und Verbote als sogenannte "Feuerordnung". Sie waren in allen Herrschaftsgebieten ähnlich und hatten bis 1819 Gültigkeit. Im gleichen Jahre wurden die bayerischen Gemeinden selbständig. Trotzdem behielten sie die notwendigsten Artikel der herrschaftlichen Feuerordnung bei. Bis heute sind geblieben: Die Reinigung der Kamine, die jährliche Feuerschau, die .feuersichere Aufstellung von Öfen und Herden und die freiwillige Feuerwehr. Aus der Stif t-Kemp'i ischen Feuerordnung y o m J ah r e 16 9 6 1. Jährlich im September haben die Vierer (vier Männer) eine Hauptfeuerbeschau durchzuführen (Kontrolle der Feuerstellen, Kamine, Ofeneisen, Fußböden, Löschgeräte, Lampen) 2. Die Fußböden sämtlicher Werkstätten und Küchen, in denen mit Feuer gearbeitet wird, müssen mit Ziegeln oder anderen Steinen belegt sein. 3. Die Feuerschauer sollen feuergefährliche Öfen, Kamine und Feuerstellen an Ort und Stelle zusammenschlagen und unbrauchbar machen (heute Warnung, Nachschau, Anzeige!) 4. Jeder Hausbesitzer hat seinen Kamin vierteljährlich, Wirte Bäcker und Metzger alle 6 kochen säubern zu lassen. 5. In den Häusern zu waschen, Kerzen zu ziehen, Schmalz, Unschlitt, VJachs oder anderes auszulassen ist bei Strafe verboten. (Waschküchen, Backöfen waren kleine Nebengebäude!) 6. In jedem Hause müssen gute Iaternen, Ofeneisen, Löschwasser, Leitern, Wassereimer, Feuerhacken und Feuerpatschen vorhanden sein. 7. Es ist verboten im Ofen Flachs zu dörren, bei offenem Licht Flachs zu brechen, zu schwingen oder zu hecheln; auch darf niemand bei Strafe mit offener Laterne in Ställe oder Scheunen gehen (Flachsdörrhütten außerhalb des Ortes, gemeindlich! Flurname: bei der Dörrhütte, im Brechloch!) 3. Das Schießen bei Taufen, Hochzeiten, Neujahr, auch das Raketenwerfen und der Gebrauch anderer Feuerwerke in Häusern und Gassen ist strengstens verboten. 9. Vier einen Brand verursacht oder entdeckt hat, muß sofort das Feuer öffentlich ''beschreien" (feurio! ){ der Mesner soll dann sogleich stürmen und der Timor die Trommel schlagen (Alarm). 10. Bei Feueralarm soll alles über 15 Jahre zur Brandstelle eilen; die Maurer mit Hammer, Hebel und Brecheisen, der Zimmermann mit Axt und Beil, die Bauern mit Hacken, Pickel und Schaufel, die Schneider laufen mit Laternen zum Löschgerätehaus; wer ein Fuhrwerk besitzt, kommt mit Bottich Fässern und Schapfen, die anderen mit Feuereimern (aus Leder). 11. Gebrechliche Leute und Kinder unter 15 Jahren sollen zuhause "bleiben; alle anderen aber solange an der Brandstelle verharren, bis für den Ort die Gefahr beseitigt ist. 12. Wer leichtsinnig oder gar mit Absicht einen Brand verursacht und das Dorf dadurch Schaden nimmt, den wollen wir (Herrschaft) mit Weib und Kind aus dem Dorfe weisen. Erkenntnisse: wir stellen zusammen: Gebote, Verbote, Strafen, (bei jedem Vergehhen 2 Pfund Heller Buße!)-Aus einem Hausbrand entstand oft ein Dorfbrand.-Feuergefährliches Hantieren brachte das Dort in" Gefahr und Armut.-Die Feuerordnung war keine Schikane, sondern ein Schutz für alle.-i'.'0 Menschen zusammen wohnen Müü auf den Mitmenschen Rücksicht genommen werden-ohne Ordnung: geht es nicht.-Im Dorfe hat sich viel geändert: Das Haus, das Dach, der Baustoff, Rauseinteilung, Wohnverhältnisse.-Auch der Dorfherr ist verschv-unden-Gemeindliche Selbstverwaltung seit 1819.-Der Nachtwächter ging vor über hundert Jahren in Pension.-Flachs wird von der Industrie verarbeitet. Das elektrische liebt ersetzt das alte Ol-und Unschlittlicht.-bie Feuergefahr hat sich verringert-die Feuerwehr ist auch besser ausgerüstet,Trotzdem müssen auch wir vorsichtig sein und Brandschaden Verhüten (Bezin, Kinder mit Streichholz..elektrische Sicherungen usw.).-Aufgabe der Feuerschau-des Kaminkehrers. Lesestoff: Im Femminger Heimatbuch: Der Nachtwächter. Schillers Glocke! Thema: 3 Vom Grabstock zum Mehrscharpflug. ■ir fertigen im Werkunterricht einfache Grabstöcke n-sc hAbbilcungen im Geschichtsbuch an. 'ird im Fach kein entsprechendes Steinmaterial gefunden,verwende abgenützte Wetzsteine• : 'ir versuchen mit den selbstgebastelten Grabstöcken den Rasen aufzubrechen, zu lockern und den Boden zu zerkleinern, wir erkennen: Schon eine ^ille aufzubrechen geht schwer-große Felder konnten nicht angelegt ^erden-die Ernten waren gering, der Boden nicht tiefgründig, keine susreichende Ernährung-Brot war Mangelware, sehr grob aber gesund.-Die Steinzeitleute säten Erbsen, Bohnen, Linsen, Gerste und Hafer. Sie aßen aujck* den ^'ildhafeir undGrassamen. Vorgeschichtsbilder zeigen den ersten Astpflug, wie er in Mooren aufgefunden wurde; von Menschen und snäter von gezähmten Tieren gezogen. Anfänglich der spitze Ast mit Steinbeil zurechtgerichtet; später eine Steinschar eingesetzt.-Jetzt können schon größere Feldflächen tiefgründiger aufgerissen werden. Die Ernte wird reicher, der Bauer macht sich seßhaft; man lernt das Mahlen mi i dmm Eeibste_.n; das Brot wird feiner und schmackhafter. Das Getreide wird mit dem SichelholzaBogenholz mit eingebundenem Steinmesser, von den Frauen geschnitten. Erkenntnisse Auf anderen Erdteilen und Inseln leben Menschen he-ute noch wie in der Steinzeit (Neuguinea)5 sie verwenden noch den Astpflug. Amerika hilft den armen unterentwickelten Völkern mit Kerpaketen, Geraten, Handwerkszeug; verschickt auch kostenlos Eisenpflüge. Auch Europa hilft mit. Erst nachdem der Mensch lernte Eisen zu schmelzen und zu verarbeiten ging es mit dem Getreidebau vorwärts. Bereits die Kelten kannten den Fflug mit eiserner Schar und Seck und konnten große Felder '^anlegen wie die Bauern im Unterland. Sie hatten schon soviel Hafer und Gerste angebaut, daß sie Pferde- und Schweinezucht betreiben konnten» An Lebensmittel mangelte es nicht mehr» Die neue Erfindung brachte dem Mergehen eine verbesserte Lebenshaltung und Arbeitserleichterung-schbn um ca. ^yOQ v.Chr.-Die Ackerbaugeräte haben sich in ihrer Form seitdem ka'im verändert. Erst -die Techniker der Neuzeit erfanden den Wendepflug-der Bauer sparte damit nur Zeit. Größere Bedeutung hatte die Erfindung der Motorkraft. Zugmaschine und Traktor ersetzen die Muskelkraft der Tiere, sparen Zeit, Lohn, Arbeitskraft und das Pferd. Wegen größerer Zugkraft kann der Mehrscharpflug angehängt und tiefer geackert •werden. Zusamme ns tellung: Grabstock Wurzelpflug Eisenpflug Wende- Mehrscharpflug. Pillensaat Kleinbeet Klein Kushnlkr. Pvillensaat Breitsaat Feldbeet Ernten reits. Broßfläche Großircskclkraft B Großiie rc Breitsaat fläche ernten Mötorkraft Zusammenfassung der Erkorntnirse: Seit Jahrtausenden errmihrt die Erde uns Menschen'. Aus Ivildgräsern verstand der Mensch Getreide r-:u züchten. Primitive Grabstöcke und Holzpflüge ermöglichten nur geringe Ernten. Die Ernährung war nicht gesichert. Not macht erfinderisch. Zu allen Zeiten überlegten die Bauern wie man die Ackergeräte verbessern könnte. Die Verbesserung des Pfluges mit Eisenschar' und Vorschneidemesser sparten Muskelkräfte und Zeit. Dme Ernten wurden ergiebiger, Die Geräte der Neu- zeit sparen dem Bauern Arbeitskräfte, Löhne, Tiere und Zeit. Der Bauer sorgt für Währung, der Techniker und Fabrikarbeiter schafft dem Bauern bessere Geräte. So hilft einer den anderen. Einer braucht den anderen. Auch in der Feuzeit leben noch Menschen wie in der Steinzeit. Die reichen Staaten helfen den unterentwickelten Völkern Entwicklungshilfe steht in der Zeitung! '-i^n Jadeit-Steinbeil Grabstock Hauen mit Sickelbogen mit SteinEesser Klinge ■.*5äK, - Steineinsatz Wurzel-Astpflug :,-m. Fortschrittene Form des Hackpfluges Bronzezeit ■ Fherna ■-! i ' ■ ;. _ ; . KELTISCHE VIEH- U. ACKERBAUER!!, ZMISCSEF AALPEN :U.DONAU, (überblick für den Lehrer)' Iml2_^nsraui'm£ Seit dem Ende der Bronzezeit, etxva. 800 v. Chr. , bewohnten die Kelten den süddeutschen Saum, die' Schweiz, und Frankreich (Gallien). Sie bilden keine eigene Kasse., vielmehr eine Mischung mit der einheimischen Grundkultur (Hügelgräberleute) und der aus dem Osten eingewanderten ürnenfelderleute. Geltend machte sich auch etruskische und Schwärzmeerkultur, wie auch die Einfälle der' Himber und Skythen. Etwa um 300 v.Chr. stand die Macht des Volkes auf dem Höhepunkt. Keltisch waren zu jener Zeit die brit. Inseln, Frankreich, Spanien, die Poebene, Illyrien, Thrazien, Galatien, das DonautaF von den Quellen bis zum Schwarzen Meer und Deutschland bis zur Elbe. Das Herzstück des keltischen Besiedlungsraumes waren jedoch Siiddeutschland, Oberösterreich, die Nord- und Ostschweiz und Lothringen. Mosel und obere Donau bildeten aur Latenän^eit die.Achse keltischer Kultur. - Schwaben1 und Bayern waren trotzdem keine rein keltischen Gebiete. Eier Saßen, vor c F t., im Alpengebiet neben und zwischen den Kelten. noch Rätier, Verseter, Illyrer (Hier) und Reste der alten :allstattbovöIkerung. (Geschichtskerte) .■•••.■■•■ Gebietsreste: In. den Wirr.en der folgenden Zeiten vermochten . die. Kelten ihren weitausgedehnten Lebensraum nicht zu halten. Keltische Volksreste haben sich bis in die Gegenwart erhalten auf einem Teil üer brit. Inseln, an der französischen Atlantikküste, Irland ist das letzte Rückzugsgebiet. IM er haben sich keltisches Volkstum, Sprache und Kultur teilweise rein erhalten. Au f dem europ, Festland aber wurden die Kelten von den Romern im Süden und den Germanen Im Horden in die Zange genommen und im Laufe der vielen Jahrhunderte ; aufgesogen, , , "... M:F!L Y_-rid_L1isi__r_J saßen zwischen Iller-Lecli, der Donau und den Alpen. Ihr Gaunase ist im römischen "Augusta Vindelicorum" übe rBLie feAM. Mie alle Kelten gliederten eich auch die Vindelisier in sog. Clan s Ar Gauverbande mit'einem Fürsten an der Spitze. Um das keltische G,'„.:;bodunum (Ke pten) und- ist Allgäu saßen die Estionen, am Loch''die' Lokation, um den Bodensee die Erigantier (Bregens), in den Alpen' die Fätier. Fach'-ihnen benannten spater die ■ Römer die neu eroberten Provinzen Ration I und II. ' ■ •; ■ • ■: " ' ■ ' 5 -i". Auf3seh-2Ti. der Kelten:-.., ;.. ■ - ;■';;•■ ; ; '■■:."'■ i- ',.;..•:. 1' (3:t'ieöhis"cheSchriftsteller, nennen die "keitoi"-;,,die, Umherziehenden., die Einwohner; die im 3. Jahrb.-. v.Chr. - in Mazedonien'.einfallenden: :;: Feiten "Qalater'' (Paulusbrief e i) »- Sie seien von hohem buche ; heller Haut und Labten-blonde Haare. -Im 1. Jahrb.. y..Chr. erzählt der , Grieehe von den Vindelizierntdie Weißlichen; ihr Fleisch sei fast ; I-ankheit wrlch and ,weiß-,; die Haare rotblond und durch häufiges Einreiben mit: Kalklauge fast weißblond* Sie achten auf peinlich«? Sauberkeit.-. • .baden, sich oft,, rasieren sich rie »m Schnurrbart, .den sie nach, unten hängen-lassen,...-sie kräuseln ihre Kopfhaare, bemalen (tätowieren) ihren Körper und tragen Pferdeschwansfrisur. ." .F ..-■'- \H . :. '•' ■ - : 'F - - ■ mm Klelcmng und "Mode:,.. • " ■ , ' die: i ; , : ■: ■ i li- -. •« •• ■ '■ ei - .. i; Als Reitorvolk tragen Männer trikotartig enganliegende Hosen die Vornehmen mit bunten' Guerstreifen. Der dienende Kelte trägt eine, Art Frsinirgshose, darüber einen bluseftartigeri Kittel. Gehobene GeseiMschaftskreise trägen über clem Anzug einen Herrenmantel mit Streifenmuster:~F-ie Bauern bei Regenwetter einen Wetterkragen wie der alpenländische'ltotzen. SIe;;ii.ebten Röcke alt leuchtenden Farben- und großen Mustern (vergl.Schottenrock), aber auch dreiviertellange Kniehosen. Berühmt waren keltische Lederschuhe - eine Spezialität und Exportartikel - die Römer nannten sie "Gallicia" = unser "Wort "Galosche." Als Schmuck trugen Männer und Frauen Hals-, Armund Fußringe, je nach Vermögen und Stand aus Gold, Bronze, Eisen, Lignit oder Glas. Charaktereigenschaften: Körperlich und geistig außergewöhnlich beweglich, scharfe Beobachtungsgabe, Anpassungsfähigkeit, Taktgefühl, Gerechtigkeitsempfinden, künstlerischen Geschmack, Neuerungen gegenüber aufgeschlossen und verliebt in alles was nicht keltisch war. Blutsbruderschaft schließen ist eine keltische Sitte - feurige Naturen, unternehmungslustig und viel mehr Temperament wie die Römer, jedoch weniger Standfestigkeit und Ausdauer. Die Kelten lieben den Lärm, tragen klappernden Schmuck, lieben ausgedehnte nächtliche Feste, sind wegen ihrer Empfindsamkeit rasch beleidigt und verwickeln sich bei ihren Gastmählern nicht selten in schwere Schlägereien, an denen sich auch ihre Frauen beteiligen. Sie zeigen todesverachtende Tapferkeit. Ihr Höchstes ist Ehre und Ruhm. Familienleben, Lebensstandart: Die Familie wohnt zusammen in einem viereckigen oder runden Holz- oder Fachwerkhaus mit Strohdach. Der Raum ist mit lehmbeworfenem Geflecht (Wand) abgeteilt. Man schläft geraeinsam in einer Lagerstätte auf Stroh und Heu. Stuhl gibt es nicht. Beim Essen sitzt man auf dem Boden oder auf Heu-Stroh-bsw. Schilfbündel. Die Speisen auf niedrigem Tischchen. Man ißt Fleisch von Rind, Pferd, Schwein, Schaf, Ziege, Huhn und Wild, auch Kolkraben und Fische. Gemüse unbekannt. Beilagen Haferbrei oder das bekannte Habermus. Mit kleinen Messerchen wird Fleisch zerkleinert, Gabel sind die Finger. Man trinkt Wasser, Hafer- und Weizenbier, Met und die Reichen importieren Wein. Große Neigung zu Üppigkeit und Völlerei! - Im Winter wohnt man in einer Art Keller (vgl. Weberkeller) welcher mit Dung zur Wärmehaltung bedeckt war. Daher unser Allgäuer Wort "Weberdunke" (mhd. dunc-unterirdisches, bedecktes Gemach). Heiraten durften nur wehrfähige Männer. Voraussetzung war die Ablieferung des Kopfes eines erschlagenen Feindes. Die Braut mußte angekauft werden. Erst nach der Geburt des ersten Kindes war die Ehe gültig. Scheidung mit gegenseitigem Einverständnis. Nebenfrauen bzw. Mägde wurden auf den Märkten für die Dauer eines Jahres angekauft. Wirtschaft, Technik, Fortschritt: Zuerst waren die Kelten Hirtendann seßhafte Acker- und Viehbauern, Pferdezüchter. letzte Zeugen der Ackerbauern sind die "Eochäcker", welche auch in unserer Gegend häufig zu finden sind, Hochbeete, welche noch mit Hacke und Spaten bearbeitet wurden. Der Reichtum der Reiten bestand in Vieh- Pferden vor allem in Rindern, Bevorzugt war der-« Einödhof (vgl.Allgäu!); Gemeinschaftssiedlungen blieben auf das notwendigste Maß beschränkt, weil sich der Kelte nicht an die l^Sasse, nicht an Zwang oder Unterordnung gewöhnen kann. Wirtschaftlich wurde die Produktion für den bloßen Eigenbedarf bald aufgegeben und auf Marktwirtschaft umgestellt. Exportiert wurde hauptsächlich nach Italien und zwar: Schinken, gepökeltes Schafund Gänsefleisch, Speck, Käse, Honig, Seife, Wachs, Kien, Harz, Pech, Pelze und Sklaven. Import vor allem röm. Wein. Nach Germanien lieferten die Kelten vorwiegend Eisenbarren. Industrie: Die Kelten waren erfindungsbegabte Leute. Sie waren führend in der Eisenerzgewinnung und hatten ihre eigene rationelle Methode, sowohl beim Erzabbau, wie auch bei der Gewinnung von Raseneisenerz. Erzabbau am Sauling bei Füssen, später vom hl. Magnus wieder in Schwung gebracht. In der Verarbeitung des Eisens und der Metalle waren die Kelten in Europa führend; ihre Schwerter hatten eigene keltische Fabrikationsmarken (Markenartikel der Latenezeit!), Die Römer führten das keltische Schwert bei ihren Legionen ein. Bekannt ;.mr den Kelten auch die Steinsalzgewinnung seit der "Hallstattzeit" (Hallorte!) rationelle Methoden - Salzhandel - Anlage von Handelsstraßen - später auch die Erfindung des Fasses zum Salztransport - ein bedeutender Ausfuhrartikel nach allen Richtungen und hoher Eigenbedarf wegen PÖ^fkelfleischexport. Die Kelten beherrschten so ziemlich alle Techniken der Metallgewinnung, der Metallverarbeitung und - Verzierung und auch die schwierige EmailleTechnik. Panzerhemd, Waffen aller Art, Sensen, Sicheln, Messer, Spiralbohrer, Glocken und das Sieb sind keltische Erfindungen. Auch in/der Töpferei und Keramik verstanden sie ihr Handwerk meisterlich. lange Zeit vor den Norügermanen gebrauchten sie die Töpferscheibe. Vorgl. die hervorragende Töpferkunst der EtruskerS Landwirtscha f tli c h e sj[_ Auch auf dem Gebiete der Landwirtschaft waren sie bahnbrechend. Pflugmesser und Räderpflug sind kelt. Erfindungen; sie sind die Erfinder der großen Eisensense in heutiger Form (Senserschmieden noch im Mittelalter in Isny und Wangen). Plinius berichtet sogar von einer keltischen, zweirädrigen Mähm^schine-kürzlich bewiesen durch ein aus dem 3« Jahrhundert v.Chr. stammendes aufgefundenes Relief (siehe Bildmaterial: Keltisches Erbe!). Die Felder der Bauern waren rechteckig - man kannte bereits tüchtige Landvermesser und Flurkarten, die von den Römern nach der Eroberung des Landes übernommen wurden. Die Grundstücke waren umgeben mit Hecken; der Flurname "bei den Steinmauern" deutet vielleicht auf röm. Gebäudereste oder auf keltische Grenzsteinmauern, wie sie heute noch in Irland zu sehen sind. Keltische Münzen: Zur Zeit Cäsars waren Kupfer- und Eisenbarren, Kupferringe und Goldringe die Währung. Gemünztes Geld ab 3« Jahrh. In ihrer Stadt Manching, welche gegenwartig ausgegraben wird, fand man keltische Münzstempel. Die oft erwähnten kelt. Regenbogenschüsselchen aus Gold waren becherförmig mit eingeprägten Sternen, Sonne, Mond, Schlange. Für größere Güter wurden die Preise nach Vieh oder Sklavinnen festgesetzt. 1 Sklavin = 3 Kühe wert. Kultur und Kunst: Keltische Sprachreste vorwiegend in Irland, in-der Bretagne, in der franz. und lat. Sprache. In der deutschen Sprache sind noch keltisch u.a.: Pferd, Rain, Land, Wand, Leder, Beute, Amt, Eid, Held, Glocke... dazu Allgauer Dialektworte wie: Gumpe, Brente, Glufe, Kratzet, Kräze, Dopa, Latsche. Fluß- und Ortsnamen: Hier, Lech, Argen, Aitrach, Günz, Durach, Leubas,_ Mindel, Nibel, Vils, Wertach, Kammlach, Schmutter, Glött, Kötz, Wörnitz, Kollen, Loisach, Neckar, Tauber, Main, Donau, Rhein, Kempten, Bregenz... War auch die bildende Kunst der Kelten, gemessen an den Römern und Griechen bedeutungslos (Goldschmiedekunst ausgenommen), so war dieses tüchtige Volk doch während vieler Jahrhunderte Lehrmeister der benachbarten Germanen, vor allem der Schwaben und waren somit eines der wichtigsten Elemente der europäischen Kultur. Religion und Glaube: Indogermanisches Erbe. Als Bauernvolk übernahmen sie den Sonnenkult der Jungsteinzeit und der Bronzezeit, sowie Mythen der Fruchtbarkeit. Neben dem Sonnengott L_u_g werden auch die Elemente: Donner, Blitz, Feuer, Wind und Wasser personifiziert und verehrt. Neben den Hauptgöttern gab es Stammes- Provinz- und Hausgötter: Taranis-- Blitz- unc Donnergott, Herr des Himmels und der Krieger Teutates = Stammesgott des Wohlstandes und Handels mit dem Attribut der Schildkröte, des gefüllten Geldbeutels, Hahn und Widder; Universalgott- ihm waren die meisten Bildsäulen aus Baumstämmen geschnitzt. Hesus oder Esus = der Baumfällergott, urspr. gallischer Stammesgott, Spender von Wohlfahrt, Reichtum, Gesundheit-abgebildet mit dem Stier. Der Hammergott, dargestellt mit Schlegel oder Hammer-Gott des Todes und der Unterwelt. Attribut: Schlange und Hund. Ogmios, der Toten- und Seelenführer, dargestellt mit Keule und Bogen, durchbohrter Zunge und Ketten. Cernunnos in Buddahaltung, Gott der Fruchtbarkeit mit Hirsch. Ebergott Moccus-Kapuzengott (Sandmännchen!) - ein Gott mit Pferdeohren-Epona, die Pferdegöttin- u.a.Provinzgötter. Keine Kirchen und großartige Tempel. Die Götter stehen auf Sokkeln, an l.'.:egekreuzungen, auf Eergen, an Quellen-Göttersäulen aus Holz, später auch aus Stein. Geopfert werden Feldfrüchte, Tiere ursprünglich auch Menschen. - Das Volk kennt keine Todesfurcht - die Seele ist unsterblich und kehrt in neuer Gestalt aus dem Totenreich zurück. Die Welt der Lebenden ist vom Totenreich durch ein großes Wasser getrennt. Deswegen steckt man dem Toten eine Münze als Fährgeld in den Mund. Priester sind die Druiden, eine privilegierte Kaste, frei von Steuern und Abgaben, ähnlich wie in Indien die Brahmanen. Die Druiden waren Staatsmänner, Gottesmänner, Gelehrte, Gesetzgeber, Moralhüter, Volksund Jugenderzieher, Schiedsrichter, Magier und Medizinmänner. Sie hatten auch Schüler und erteilten in Höhlen Unterricht. Ihr Tun lebt fort in unseren Volkssagen von unterirdischen Kirchen und versunkenen Kirchen. Die Druiden bildeten immer den Kern der keltischen Nation, den Widerstand gegen Römer und christl. Missionäre. Sie wurden deswegen nach der röm. Besetzung des Landes besonders verfolgt und auch unbarmherzig ausgerottet. Gesellschaft und Staat: Die Kelten kannten vier Hauptfeste, verbunden mit Jahrmarkt und Messen, Volksbelustigung, Gerichtstag, Sportwettkämpfen und Pferderennen (vgl. Irland). Die vier Feste sind in christlicher Zeit durch Heiligenfeste ersetzt worden - Jahrmarkt und Volksbelustigung aber blieben. 1. Das keltische Neujahrsfest, verbunden mit uraltem Totenkult ist unser Allerheiligen und Allerseelen am 1. und 2. November. In der Volkssage um diese Zeit: Wildes Heer, Rasselwagen, Windfüttern, Seelenspeisen, Seelenwecken-Brote als Opfergaben! 2. Lichtmeß: Dienstbotenwechsel, Schienkeln und versch. Brauchtum. 3. Am 1. Mai - Walpurgisnacht, Freinacht aller Dämonen,-nächtliches Kelten fest! Vergl. unser Brauchtum in der ersten Mainacht! 4. Das vierte Hauptfest war am ersten August. - Klausen, Wilde Männle, das Fastnachtsbrauchtum, der Funken, K?-opferst,?; ge u. a.Brauchtum stammt aus der Keltenzeit. Der Kelte liebte die Freiheit und widersetzte sich allem Zwang, einer Autorität und Obrigkeit. Es gab keine Polizei und kein stehendes Heer. Die Stemme hielten nicht zusammen, was auch zu ihrem Untergang führte. Es gab weder Behörden noch ein öffentliches Strafrecht, noch ein verbindliches Recht. Der Einzelne hatte sich selbst zu wehren-Unrecht war Privatsache-Blutrache! Erst aus späterer Zeit stammen die Körperprämien: Die Tötung eines Mannes kostet 7 weibliche Sklaven = 21 Rinder oder 35 Schafe. Rest solcher Geldbußen sind in unseren mittelalterlichen Gerichtsordnungen überliefert. In Not-und Gefahrenzeiten wurden Fluchtburgen auf spitzzulaufenden Hügeln großzügig angelegt, mit Riesenwälien, Graben, Steinmauern an den Rändern und Palisaden versehen-selten aher ausgeb-aut. Die Große der Anlagen auf dem Falken, auf dem Woringer Burgösch (750 Meter Länge) und auf dem Auerberg mit 5 km Länge und einem Saum für etwa 16 ooo Soldaten und 5o ooo Menschen samt den Haustieren läßt auf eine recht dichte Besiedlung jener Zeit schließen. Nach dem Einfall der Römer und Alemannen waren die Kelten stark demiziert, durch Krieg, Abwanderung, Verschleppung, aber nicht ausgestorben - die Reste sind im Lande geblieben - sind Christen geworden -. ihre Götter sind verschwunden - ihr Brauchtum ist teils abgefälscht erhalten. (Zum Studium der Kelten wird besonders empfohlen: Alfred Weitnauer, Keltisches Erbe in Schwaben und Bayern, Verlag für Heimatpflege in Kempten. Das reich beibilderte Buch müßte in jeder Süddeutschen Lehrerbücherei griffbereit sein.) +++++++++++++ Thema 4 (für Schüler) Römische Händler berichten vom Land und Volk der Kelten. Wieder einmal kehrte ein römischer Handelsaug von Vindelizien nach Rom zurück. Die Planwagen waren vollbeladen mit keltischen Pöckelfleisch, Käse, Harz, Kienspann, Seife und Pelzwaren. In fest verschlossenen Truhen lagen kostbare Ketten Broschen, Armringe, Ohrgehänge Gewandnadeln und anderer Zier/at aus reinem Gold oder Silber, selten kunstvoll verziert. Viele Denare werden die römischen Damen dafür bezahlen müssen. In anderen 'Wagen lagen, von keltischen Waffenschmieden gefertigt, Kettenpanzer und Kurzschwerter für das römische Militär, aufgekauft im Auftrage der Generale Trusus und Tiberius. Dem Kaufmannszug folgten ganze Herden von fetten Allgäuern Rindern; Sie wanderten in die römischen Schlachthöfe; die Pferde aber in die Militärstallungen. "Einen Batzen Geld kosten alle diese Güter! Früher konnten wir tauschen; jetzt aber verlangen die Estionen, die Brigantier und Likatier immer mehr unsere Silbermünzen mit dem Kaiserkopf. Wir könnten alles viel billiger haben, wären die Kelten ebenso unsere Untertanen und uns zehntpflichtig wie z.B. die Raetier (Schweiz) und die Gallier. Auch das Eisen, das sie am Säuling aus dem Berg herausbuddeln, schmelzen und zu Waffen schmieden, könnten wir gratis haben. So lagen die Kaufleute den hohen Offizieren und Generälen dauernd in den Ohren, natürlich nur aus reiner Profitgier. Die Herren, die sich . wieder einmal billige Lorbeeren und Ruhm verdienen wollten, sprachen darüber auch mit Kaiser Auguetus. Der hatte bisher keine Ahnung von dem Reichtum über den Alpen, dachte sich: die übertreiben nicht schlecht - aber ich will trotzdem mein Weltreich auch nach Norden ausdehnen, we'nn's geht sogar bis zur Donau. Also befahl er etliche zuverlässige Offiziere zu sich und sagte zu ihnen: Ihr verkleidet euch als Kaufleute oder Bettler und spioniert mir zwischen Donau, Alpen, Lech und I}ler alles aus. Ich will gründlichen Bescheid hören, besonders über militärische Angelegenheiten. Wenn der Kaiser befiehlt, muß man gehorchen! Also zieht man sich um und wird in Apollos Namen ein ganz gemeiner Spion. Zuerst ab. er ließen sie sich von der Kriegskasse noch ihre Geldkatzen mit Spionengeld vollstopfen - das machte den reichen Römern nichts aus und hernach gings mit beladenem Saumtier über die hohen Berge nach Vindelizien, von Siedlung zu Siedlung immer spionierend. Sie zahlten auch manchem Kelten einen Humpen feuri".gen Römerwein, damit er gesprächiger wurde. Sommer, Herbst und Winter waren vergangen, als sich Romulus, unser Meisterspion, bei der kaiserlichen Palastwache zurückmeldete. Als er endlich in das kaiserliche Geheimkabinett vorgelassen wurde, hat es Romulus fast die Stimme verschlagen. Er grüßte zackig, verneigte sich tief vor dem Weltbeherrscher Augustus, seinen Generälen, Ministern, Senatoren und Offizieren und berichtete: Man sagt bei uns in Rom die Kelten seien Wilde, Räuber und Menschenfresser. Das stimmt nicht. Vielmehr habe ich sie kennengelernt als friedliche Acker- und Viehbauern, tüchtige Pferdezüchter und Handwerker, meisterhafte Gold- und Waffenschmiede. Reiten können sie wie die Teufel und die Zahl ihrer Pferde ist so groß, daß ein jeder Bub seinen eigenen Gaul besitzt. Die Bauern wohnen in windigen Holz- und Lehmhütten mit Strohdächern, alles schläft in einem einzigen Raum auf Stroh und Laub, im Winter in einem diefigen Kellerloch. Beim Essen hocken sie auf dem Boden, v/eil sie keine Stühle haben. Man ißt meistens Habermus und Wildbret. Das teure Pb'ckelfleisch verkaufen sie lieber uns. Es sind sparsame Leute, aber sauber gepflegt, frisch rasiert. Sie waschen sich oft und mit Seife. Die Männer sind fast eitler als die Frauen. Sie kräuseln ihr Haar oder tragen eine Pferdeschwanzfrisur. Der Schnurrbart hängt über die Unterlippe herunter und ist nach dem Essen voller Suppe, über den langen Trikotanzug tragen sie einen Allgäucr Kotzen. Die flachsblonden Frauen sind groß, blauäugig, lieben Goldschmuck, Hals- und Armreifen und lange Gewänder, Werktags tragen sie zur Arbeit auch Hosen wie die Männer. Alle sind recht fleißig, sparsam und friedliebend - nur bei ihren Festgelagen kommt es oft zu schweren Raufereien, weil sie so ehrsüchtig und empfindlich sind. Ihre Dörfer sind klein. Die Kelten leben lieber für sich in Einöden. Nur die Handwerker sind in kleine Städte gezogen, es gibt nur wenige davon. - Ob er keine Festungsbauten gesehen habe, fragte der Kaiser. Oh doch, berichtete der Spion weiter. Auf meiner Reise durch Vindelizien habe ich auch große und kleine Fliehburgen ausgemessen und aufgezeichnet, Sie stammen aus früherer Zeit, als die Cimber und Teutonen durchzogen, und sind so vernachlässigt, als glaubten die Kelten an einen ewigen Frieden. Die Fluchtburgen sind auf steilen, spitz zulaufenden, unzugänglichen Höhen, aufgeteilt inj? Abschnitte für Frauen und Kinder, für die Krieger und für die Weidetiere. Riesige Erdwälle mit hohen Palisaden und vorgelagerten bis zu 12 m breiten Gräben, gefüllt mit Reisig und Dornen erleichtern die Verteidigung. Wenn Gefahr droht, eilt die ganz Bevölkerung in die Volksburg. Fürsten, Offiziere und langbärtige Druiden, als angesehene Prieser, Mediziner und Zauberer sorgen für Ordnung und zwingern die Leute zur Verteidigung und zu Schanzarbeiten. Die Kelten sind harte Kämpfer, furchllos, mutig, tapfer und zu fürchten wie die Teutonen. Sie haben hervorragende Waffen, Lederhelme, starke Schilde und scharfe Spieße. Aber besonders kriegserfahren sind die Kelten nicht. Sie haben auch kein stehendes Heer wie wir Römer, sind daher wenig geschult und geübt. Sie sind eingeteilt ind Clans (Stämme), halten nicht zusammen; jeder Stamm verteidigt sich selbst. Daher können wir sie leicht besiegen - wir werden immer in der Übermacht sein. Hier habe ich eine Karte mit den eingezeichneten befestigten Plätzen. Jetzt entfaltete der Spion eine große Pergamentrolle, legte sie auf den Tisch und erklärte weiter: Da ist hier ein Berg, den nennt man den Pfänder. Ein großer See ist dabei. An seinen Ufern und weit draußen im Wasser sind Pfahlbauten. Es ist die Stadt Brigantium. Jeder Brigantier hat ein oder mehrere Schiffe, Bei Gefahr rudern sie einfach in den See hinaus und lassen den Fei-n'üam Ufer stehen. Malefitz und Donnerwetter, sagte Tiberius der General, wie werde ich ihnen beikommen. Du wirst dirs überlegen müssen, mein General, lachte Augustus. Roraulus aber zeigte auf die anderen Festungen und Schanzen der Kelten. Da war eine Fliehburg in Gabis bei P.oßhaupten, die Entschburg bei Sonthofen die Burg auf der Etliser Höhe über dem Niedersonthofener See, der Eurgbachtober bei Moosbach, die Märzenburg bei Kaufbeuren, die befestigte Stadt Cambodunum auf der Burghalde in Kempten, die großen Wallburgen auf dem Falken bei Gronenbach mit 450 m Länge, und auf dem Woringer Burgösch mit 750 m Lande und schließlich die größte Keltenburg des Allgäus auf dem Auerberg. Sie heißt Damasia, sagte Romulus, und ist bei 5 km lang. Fünfzigtausend Menschen samt ihrem Vieh und mindestens 15 - 16 tausend Kriger haben in ihr Platz. Wenn diese Festung eingenommen ist, steht der E'eg zur Donau offen. Du hast ausgezeichnet spioniert Romulus. Lasse die Zeichnung hier. Für deine Arbeit wird dir ein Orden verliehen. Damit war die Geheimsitzung beendet. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse: Der keltische Lebensraum - Keltischer Export - Spione in Vindelizien - Lebensweise Kleidung und Wohnungsverhaltnisse - Flucht- und Schutzburgen auf den Höhen... Erkenntnisse: Eine fleißige Bevölkerung liefert den Römern und Germanen Lebensmittel und wertvolle Gebrauchsartikel. Profitgier und Machthunger der Römer führen zu Eroberungsabsichten. Ein überreiches Volk möchte noch mehr besitzen. - Imperialismus! Gegenwarts.bezug: Machthungrige Völker gab es zu allen Zeiten - auch in unserer Zeit werden kleine Staaten unterjocht oder bedroht und ausspioniert. Auch im Frieden müssen die Völker wachsam sein! Thema 5 Keltische Glaube, Götterverehrung und Totenbestattung. Als Romulus mit den anderen Herrn den Palast verließ, wurde er auf die Schulter geklopft. "Verzeihung mein Herr!" sprach ein hagerer alter Mann mit weißem Barte, "ich bin Dio Cassius, römisch kaiserlicher Geschichtsschreiber und habe oben im Kabinett ihren Bericht mitgeschrieben. Ich möchte aber noch mehr über das keltische Brauchtum und über ihren Glauben wissen. Darf ich sie in meine Villa am Apolloplatz einladen?" Romeo sagte zu und ritt am Abend dorthin. Ein Sklave empfing den Offizier am Portal, verneigte sich tief und führte ihn durch den Lichthof mit Springbrunnen zu einem der vielen Zimmer, die im Viereck um den Ziergarten angelegt waren. Im Schreibzimmer saß bereits Cassius und begrüßte freundlich seinen Gast. Nachdem er alle die Bilder im heizbaren Steinboden, die Gemälde an den Wänden, die zahlreichen Figuren besichtigt und zu Abend gespeist hatte, erzählte Romulus von seiner Vindelizienfahrt: Wohin ich auch kam, die Dörfer, Stadt, in den Bauernhöfen an Wegekreuzungen, an Quellen und Bergen, immer fand ich irgendeine Götterstatue; nicht in prachtvollen Tempeln, sondern als Bildstöckle, geschnitzte Baumstämme, mitunter auch steinerne Figuren auf Sockeln. Da gibt es Hausgötter, Stammesgötter, Provinzgötter und Hauptgottheiten mit Kamen, die man sich kaum merken kann. Sie verehren den Sonnengott Lug, den Blitz- und Donnergott Taranis; die Händler beten zum Teutates, die Kranken zu Hesus, die Sterbenden zum Gott mit dem Schlegel oder zum Seelenführer Ogmios. Alle die Götter, grob aus Baumstämmen herausgeschnitzt, verwittert und wurmstichig, haben zum Teil furchterregende Gesichter und sind dargestellt mit Schlangen, Schildkröten, Vogelköpfen, mit Hunden, Widder, Hirsch und Schwein. Die eisten haben einen Halsring, erheben beide Arme nach oben; manche tragen als Hauptschmuck ein Hirschgeweih oder öder Pferdeohren. Um Kempten herum verehren sie auch eine Göttin Epona mit Pferden zu beiden Seiten. Für alle Anliegen haben die Kelten ihre Gottheit, der sie opfern, damit sie in Schutz genommen werden vor den unterirdischen Dämonen und übelwollenden Geistern. Viermal im Jahre verehren sie die Hauptgötter mit festlichen Umzügen, Tanz, Festmahl und Trinkgelagen. Die- Druiden, alte v/eise Männer* mit langern Bart und weißem Gewand, bringen die Früchte - Fleischund Brotopfer dar. Alte Leute haben mir erzählt, daß in früheren Zeiten bei solchen Festen auch Menschenopfer dargebracht wurden um die Götter für alle Untaten zu versöhnen. In der Regel seien es Sträflinge und Sklaven gewesen, die man verbrannt habe. Auch eine Totenfeier habe ich miterlebt. Ein Bauer war gestorben. Klageweiber gingen von Haus zu Haus, Leicbensage'r zu den Nachbarorten. Vier Nachbarn hielten im Trauerhause Totenwache. Am anderen Tage gingen vier bewaffnete Männer zu den Hügelgräbern hinaus, um den Familienhügel zu öffnen. Bis zur Urne der Vorfahren gruben sie einen Gang, und richteten mit Holzbohlen eine neue Urnenkammer her. Hernach hielten die bewaffneten Männer Crabvache bis zur Beerdigung. Fuhrwerke mit langen Holzscheiten kamen angefahren. Ein riesiger Holzstoß wurde errichtet. Am Beerdigjugstage, bald nach Sonnenaufgang, wurde der Tote aus dem Hause getragen. Voran sclvmltt der Druide mit langem Stab in der Hand; hinter ihm viele Männer mit plumpen Blasinstrumenten, dann die Bauer:] n. Sie trug eine große Urne, ihre Kinder kleine Gefäße, die Burschen Waffen des Bauern, Ihr folgten die Verwandten und alle Dorfbewohner bis zu den Hügelgräbern. Unter lautem Klagen legten die Männer die Leiche auf den Holzstoß. Der Priester machte allerlei Zeichen mit seinem Stab, reichte auch der Bäuerin einen Becher Wein zum Trunk und brannte mit merkwürdigen, unverständlichen Zaubersprüchen den Holzstoß an, der bald lichterloh brannte. Ein schrecklicher Anblick war das! Die Musik verursachte einen entsetzlichen Lärm und alles Volk begann im großen Kreise um das Feuer zu tanzen. Das war der Totentanz. Man wollte damit verhindern,, daß die Seele des Verstorbenen in den Leibe zurückkehre. Nach dem Totentanz wurde das Leichenmahl auf dem Boden sitzend eingenommen; die Reste warf man in das Feuer - eine Art Opfer um den Seelenführer Ogmics gnädig zu stimmen, daß er die Seele an den rechten Platz über dar weite Wasser, welches zwischen Erde und Totenreich liege, führe. Die Goldmünze, welche dem Toten in den Mund gesteckt worden war, ist das Fahrgeld zur Überfahrt mit dem Totenschiff. Ogmios, der Totengott, so glauben die Kelten, bestimmt nach der Ankunft der Seele, je nach irdischem Verdienst, wohin sie nun zu wandern hatj cb sie wieder:- xn einen Menschen oder in ein Tier zurückkehren muß (Seelenwanderung). Nach der Leichenverbrennung sammelten der Druide und die Angehörigen Asche und Knochenreste des Verstorbenen und füllten damit die Urne. In feierlicher Weise und neuer Klage trug sie der Priester zur Grabkammer im Hügel, verschloß die Urne mit einer Steinplatte, legte um die Urne zum Schutze vor Grabräubern einen Zuuberkreis mit Feldsteinen. Nun traten die Angehörigen heran und legten Waffen, Werkzeuge, kleine Gefäße mit Speise und Trank zur weiten Seelerreise in den Ring. Erst jetzt gab der Priester das Zeichen zum Schließen der Kaminer. Alle ergriffen Schaufeln und Bedeckten die Graböffnung mit Erde. Wurde ein neuer Grabhügel angelegt, mußten viele Wagen voll Erde herangefahren werden, denn sie waren drei bis fünf Meter hoch, bei einem Durchmesser von 1p Schritten. Die keltischen Grabhügel sind ein schönes Denkmal,das ohne Inschrift Jahrtausende überdauert, sie sind auch ein Zeugnis beispielhafter Totenverehrung. Nicht immer werden die Leichen verbrannt. EE gibt in Vindelizien auch mächtige Hügelgräber mit kostbaren Beigaben, Streitwagen und Waffen für den toten Fürsten der mit <:era Gesicht nach Osten bestattet wurde. "Hoffen wir", sagte Romulus beim Abschied zum Geschichtsschreiber Cassius, daß unsere Legionäre die Stätten der Toten in Ruhe lassen, falls sie in Vindelizien einmarschieren sollten. Ergebnisse: Die Kelten waren noch Heiden. - Sie verehrten viele Götter und glaubten an nie Seelenwanderung. Zwischen Erde und dem Totenreich sei ein Meer, das jeder Tote durchfahren muß. Fan gibt dem Toten Fährgeld, Speise Trank und Waffen mit auf die Reise. Die Leichen werden verbrannt. Die Bestattung erfolgt in Urnen. Die Hügelgräber unserer Heimst sind Zeugen der keltischen Totenverehrung. Wir wollen sie erhalten. Erkenntnisse: Das Heidentum ist noch nicht ganz erloschen. Unsere Klausenbrote sind keltische Gebildbrote, Heidnisch sind noch das Klausentreiben, die Fastnachtsbutzen, die Maibräuche, der Funkensonntag (Opfer!) und rnacn andere Bräuche, die war halten, aber nicht mehr verstehen. Auf der Welt gibt es noch viele Heiden. Die Missionäre haben noch lange Arbeit. Für den Lehrer: Keltische Hügelgräber unserer Heimat: 8 Hügelgräber in der Sonnwiese von Albishofen bei Theinselberg, alle bis auf einen halben Meter abgetragen. - Erhalten die sog. Römerhügel bei Daxberg - ein Garb zwischen Attenhausen und ¥esterheini große Hügelgruppe im Illerfeld, alle zerstört. - Gräber bei Volkratshofen, Bronnen, Ferthofen, Ottobeuren (Schelmenheide); Fürstengrab vermutlich auf dem Falken sü, des Hofes und bei Kellmünz. Keltische Funde unserer Gegend im Memminger Museum! Keltische Sprachroste: (siehe Einführung unter Kultur d. Kelten) Literatur: Baumann, Geschichte des Allgäus, Band IS. 17-36 Weitnauer, Das keltische Erbe in Schwaben und Bayern, Verlag für Heimatpflege in Kempten (bes. zu empfehlen) Schnieringer, Heimatbriefe Nr. 1 und 30. Lesestoff für Schüler: Memminger Heimatbuch S. 32: Der Grabhügel im Walde. - Holz und Stroh zum Wendlefuir. Thema 6: Die Römer bereiten sich zum Angriff vor. Seit dem Geheimgespräch im Kaiserpalast war eine lange Zeit verstrichen. Romulus exerzierte wieder auf dem Kasernenhof mit seinen Legionären rechts um, links um, ging abends in die Thermen zum Baden, oder in das Offizierskassino und führte ein feines Leben. Eines Tages aber wurde Romulus vom Exerzierplatz, weggeholt zum General Tiberius. Jener sagte: Du kennst dich aus im Lande über den Bergen; du mußt mich beraten und die genauen Wege in den Aufmarschplan einzeichnen. Komm her an die Weltkarte! Du siehst hier dicke Pfeile eingezeichnet über die Alpen nach Brigantium zur Hier und die Donau entlang. Diesen Marschweg werden meine Legionen nehmen und du wirst dabei sein. Der andere Pfeil zeigt über die Pässe nach Füssen, dem Lech entlang zur Donau. Diesen Marschweg nimmt mein Bruder Drusus mit der Armee-. An der Lechmündung wollen wir zusammenkommen, und wenn alles gut geht auch nach Norikun marschieren. Jetzt machen mir nur noch die Briganter etwas Sorge. Ich habe eine große Menge Schiffe bauen lassen, sie sind größer als die kelti- sehen und können neben den Ruderern auch noch ein gutes Dutzend Soldaten aufnehmen. Alle meine Soldaten haben auch das Schwimmen gelernt. Nun halten wir morgen zur Vorübung ein Seegefecht ab; ich will dir zeigen, wie ich mir die Seeschlacht im Bodensee mit clen Briganten vorstelle. Sie sollen nämlich mit langen Haken die kleinen Keltenschiffe zu sich heranziehen, hinüber springen und dann bekämpfen. Von der großen Seeschlacht iir Bodensee bei Bregenz hat uns der Caesilius nicht viel aufgeschrieben. Wir wissen aber, daß Tiberius im Frühjahr des Jahres 15« v. Chr. eine große Menge Schiffe über die 4 - 5oo m hohen Berge transportieren ließ. Wir können uns denken wie schwer das ohne Lastwagen und Raupenschlepper gegangen ist, und daß es dabei auch viele Unglücksfälle und Abstürze gegeben hat. Das war dem Tiberius gleich, er hatte genug Soldaten. Zu einer Zeit, als die Bewohner arc großen See friedlich ihrer Feldarbeit nachgingen, kam der Tiberius mit seinen Legionen daher ohne Kriegserklärung und Warnung. Da eilten die Briganter in ihre Schiffe und fuhren in den See hinaus. Wie überrascht waren die Fischer, als die Römer Schiffe hinter sich herzogen, in den Bodensee brachten, einstiegen und ihnen nachruderten. Jetzt wußten sie, was es geschlagen hatte. Wer sich retten konnte, fuhr an entlegene Uferstellen und floh in die Wälder, auf den Pfänder und in besondere Verstecke. Man sollte es nicht glauben, die Römer hatten gesiegt. Sie jubelten und machten Luftsprünge wie die Fußballer - aber die gefangenen und geflohenen Kelten weinten und wußten nicht weshalb sie überfallen wurden. Tiberius aber kommandierte rechts um und Romulus führte einen Teil der Legion gegen Cambodunum an der Hier. Erkenntnisse: Die Römer haben ihre Nachbarvölker ohne Warnung und Kriegserklärung überfallen; so fanden sie am wenigsten Widerstand. Die kleinen Völker waren dagegen machtlos. - Auch in der Neuzeit wurden kleine Völker ohne Warnung; überfallen: Beispiele! AUS DER ZEIT DER ROMERHERRSCHAFT Alarm in Vindelizien Thema 7 Eines Morgens drang ein sonder •= barer Lärm in die stille Bergwelt. Erschreckt eilten Hirten und Sennen aus ihren Block- und Alphütten. Von der alten Handelsstraße herauf, in Richtung Buchenberg, hörte man Kommandorufe, Pferde wieherten, Wagen rasselten. Lanzen, Schilde und vergoldete Adler blitzen im Sonnenlicht. Ein riesiger Heerwurm, ^eite Staubfahnen hinter sich nachziehend, wälzte sich die Straße entlang. Hoch zu Roß saßen stolze Offiziere und Liktorenträger. Jetzt wußten es die Allgäuer Estionen gewiß. Die Römer kommen!"Sie werden uns erschlagen, die Häuser verbrennen, die Frauen und Kinder verschleppen", riefen die Männer. Sie rannten in ihre Hütten, bliesen mit meterlangen Alphörnen Großalarm; auf allen Bergen loderten Feuer auf. Mit Rauchzeichen wurde die- ganz Bevölkerung auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Reiter eilten in die Täler und gegen Norden. Großalarm war gegeben von den Bergen bis zur Donau. Klagend und jammernd rafften die Mütter den notwendigsten Hausrat zusammen; die Buben eilten in die Koppeln und Ställe und trieben Kühe und Pferde zusammen, die Männer rannten nach ihren Waffen. Alles eilte und hastete zur nächstgelegenen Schutzburg samt Hausrat und Vieh, um hoch auf den Bergen ihr Leben zu verteidigen. Hauptleute und Druiden sorgten für Ordnung und befahlen die Ausbesserung der Palisaden; Buben schleppten kopfgroße Steine an die Steilränder um sie notfalls als Wurfgeschoße zu verwenden. Alle waren so furchtbar aufgeregt, so voller Angst um ihre Zukunft. Von der Schlacht um die befestigte Keltenstadt Cambodunum auf der Burghalde wissen wir nicht viel mehr, als daß sie fast völlig von den Römern zerstört wurde. Trotzdem braucht man nicht zu meinen die Kelten wären feige oder zu nichts nutz gewesen. Im Gegenteil. Sie waren immer ein tapferes, mutiges Volk; selbst die Frauen und Burschen kämpften mit. Aber den Römern waren sie militärisch nicht gewachsen; diese waren besser organisiert, hielten straffere Ordnung, waren kriegserfahren und erstürmten die Höhenfestungen nach einem ganz bestimmten Plan. Nach der Eroberung von Kempten stand dem Tiberius der Weg nach Norden so ziemlich offen. Die Vifallburg auf dem Falken und dem Woringer Burgösch machte ihm keine besondere Schwierigkeit. Viel schwerer hatte es Drusus, als er in die Gegend des Auerberges kam. Beim Anblick dieser riesigen Festung "Damasia" hätte er beinahe die Nerven verloren; denn sie war vollbesetzt und die Likatier am Lech waren auch keine Feiglinge. Hierher hatten sich auch viele Flüchtlinge aus dem Gebirge gerettet und den Römern nichts gutes nachgesagt. So waren denn alle entschlossen bis zum Letzten Widerstand zu leisten. Darum entbrannte hier auch eine furchtbare Schlacht, ein entsetzliches Morden und Kämpfen auf Leben und Tod. Die römischen Legionäre siegten, führten alle Fürsten, Druiden, Offiziere und Krieger, soweit sie nicht gefallen waren, in ein scharf bewachtes Lager. Die anderen mußten die Gefallenen begraben, die Verwundeten pflegen, die Palisaden entfernen und Brennholz schleppen. Indessen durchstöberte römische Reiterei die Häuser und Siedlungen der Umgebung, verbrannten was ihnen nicht paßte und nahmen alles gefangen, was sich vor ihnen versteckt hatte. Erst nach Tagen kam ein hoher Offizier in die Keltenfestung geritten. Frauen, Kinder, Greise, alles mußte antreten. Ein Dolmet scher übersetzte die Ansprache: Wir sind gekommen um euch zu befreien - von wem hat er nicht gesagt - und bringen euch den Frieden. Ihr sollt Freunde des röm. Kaisers werden. Wir werden euch immer beschützen solange ihr unsere Befehle befolgt. Bis morgen sind alle Waffen abzuliefern. Die Verpflegung für die Soldaten müßt ihr gratis liefern. Die kriegsgefangenen Männer werden erst später entlassen. - Viele glaubten was der Römer sagte und waren zufrieden. Noch meht aber verließen weinend, mit Haß im Herzen, die Stätte des Kampfes - es konnten ja soviele Männer, Frauen und auch Kinder nie mehr ins Heimatdorf zurück - sie lagen erschlagen in der Burg Damasia am Auerberg. Ergebnisse: Die Römer erobern Kempten und den Auerberg. Die Kelten waren den Römern militärisch nicht gewachsen. Erkenntnisse: Die Kelten verteidigten ihre Freiheit und Selbständigkeit. Siö wollten nicht Untertan eines anderen Volkes sein. Die Römer logen. - Jeder Krieg bringt schreckliches Leid über die Völker. Auch röm. Mütter hatten gefallene Söhne zu beweinen. Schuld am Unglück war das Machtbedürfnis des Kaisers. Zu Thema 7 Die Römer im bayerischen Schwaben (Geschichtlicher Überblick f. d. Lehrer) Kaiser Augustus (30 v.Chr. - 14 nach Chr.) befahl seinen Stiefsöhnen Drusus und Tiberius die Eroberung des Landes südlich der Donau samt Korikum (ö.Inn). 15 vor Chr. erfolgte der Angriff. In einem einzigen Sommer wurden erobert: Raetien (Ostschweiz und Tirol), Vindelizien (schwäb.bay.Hochebene) und Norikum. Eins bis zwei Legionen blieben im Lande; Lager bei Oberhausen am Wertachufer. Hierher führte übers Etschtal-Scheidegg die Via Claudia, erbaut 46 nach Chr. unter der Regierungszeit des Tiberius (14-37 nach Chr.) wurde das erwähnte Lager aufgehoben und nach Vindonissa an der Aare verlegt. Dagegen entstand um die gleiche Zeit unter Kaiser Claudius (41 - 54) die Hauptstadt Augsburg (Augusta Vindelicorum) als eine bürgerliche Niederlassung der Römer. Der röm. Schriftsteller Tacitus (66 - 116) nennt Augsburg ein"äußerst glanzvolles Kolonialstädtchen Raetiens". Den Marktplatz der Stadt vermutet marf .Stelle des Frohnhofs. Die Stadt ohne Mauer wurde in der Mitte des 3. Jahrb. von den Alemannen durch Brand zerstört. Unter Diokletian (284 - 3o5) wurde Raetien geteilt. Raetien I wurde die Ostschweiz mit der Hauptstadt Chur. Raetien II, unser Schwaben mit der Hauptstadt A.ugsburg. Im 4. Jahrh. Bischofssitz; die Stadt wird mit einer Mauer umgeben. Römerstraßen führen nach Augsburg: Bregenz- Isny - Kempten - der Wertach entlang nach Augsburg. Brenner - Zirl - Partenkirchen - Moosburg entlang Ammersee. Salzburg - Seebruck - Helfendorf - Grünwald - Schöneichen. Augsburg - Günzburg - Burghöfe. Um 300 sind die Juthungen, von ihren Siedlungen am Schwarzen Meer durch die Hunnen verdrängt, in Vindelizien eingezogen; wurden von den Römern geduldet; haben sich aber mit den Alemannen verbunden. Als die Juthungen 430 weiter nach Süden vordringen wollten, wurden sie vom röm. Feldherrn Aetius geschlagen. Seither ist der Name verschwunden, Unter Augustus erbaut: Die Binnenlandgarnisonen Bregenz, Kempten, Auerberg, Epfach, Gauting. - Die Kastelle südl. der Donau wie Hüflingen, Mengen, Emmerkingen, Rißtissen, Unterkirchberg, Aislingen, Burghöfe, Oberstimm wurden unter Tiberus und Claudius errichtet. Die Garnison Kempten auf dem Lindenösch wurde wahrscheinlich um 17 n. Chr. erbaut - Entwicklung zu Provinzstadt und waren Umschlageplatz. Ausgegraben wurden: Basilica (Justizgebäude), Curia (Stadtverwaltung), kleine und große: Thermen, ein großer Terapelbezirk, ein röm. und kelt. Wohnviertel (Holzbauten) und ein großes Unterkunftshaus. Gesamtumfang der Stadt über ein Quadrat Kilometer. Zerstörung der Stadt während der Wirrnisse des DreikaiserJahres 68/69 (Bildmaterial; Modelle, Fundgegenstände Museum Kempten). 259/60 Alemannen Einfall, Stadt abermals geplündert und zerstört; Neusiedlung Kemptens auf der Burghalde und Sankt Mangplatz. Auch hierher führten Rcmerstraßen. Am Limes: Fast alle von den Römern angelegte Kastelle waren zuerst reine Erdblstigungen und wurden erst AntecfKaiser Trajan in Steinbauten umgewandelt. Der Limes anfänglich nur ein Flechtwerk Zaun mit Holztürmen für 'Wachmannschaften. Kaiser Antonius Pius (158 - 60) rückte den bei Lorch (Rens) beginnenden raetischen Limes vor; für die schwäbischen Gebiete wurden folgende Kastelle erbaut: Schierenhof, Unterböbingen, Aalen, Buch, Haiheim Ruffenhofen, Gunzenhausen (hier nördl. Punkt) Fortsetzung des Limes über Böhming nach Eining. Erst unter Caracalla (211-1?) wurde der Pfahllimes in Raetien durch eine 1-1,2 m dicke und bis 3 ra. hohe Steinmauer ersetzt. Der bei Lorch beginnende rät. Limes ist 166 km lang; der obergermanische bei Andernach beginnende, ist 382 km lang. Gesamte Limeslänge 548 km, mit über 1ooo Wachttürmen und 100 Festungen. Thema 8 Unter römische Besatzung Die röm. Legion * blies zum Abmarsch. Nur eine kleine Kohorte blieb als Besatzung am Auerberg zurück. Das Heer zog weiter nach Norden. Sämtliche Festungen und Städte der schwäb. bay. Hochebene wurden in Kürze erobert. Wo die Wertach in den Lech mündet (Augsburg-Oberhausen) schlugen die Römer für 1 - 2 Legionen ein Militärlager auf. Die Soldaten mußten zur Unterstützung der röm. Militärregierung im L^nde bleiben. Die beiden Brüder Drusus und Tiberius, die sich hier trafen, sandten einen Reiter nach Ron, meldeten dem Kaiser die Eroberung von ganz Vindelizien und erbaten sich neue Anweisungen. Der Kaiser in Rom schrieb: "Bravo! Das habt ihr fein gemacht! Vindelieien wird sofort röm. Provinz und bekommt den Namen Raetien. Die Bevölkerung darf keine eigene Regierung haben. Alle Waffen sind uns abzuliefern,die Festungen zu schleifen. Das ganze Land ist zu sichern, Grund und Boden wird enteignet und Reichsgut. Die Bevölkerung gibt mir den Zehnten. Will ein Römer oder Veteran oder Händler Grundstücke, Haus und Hof, so soll man es ihm kostenlos geben. Nach eurer Rückkehr soll in Rom ein Triumphzug stattfinden." Eine Zeitlang gab die Militärregierung neue Gesetze heraus; später wurde vom Kaiser ein Landpfleger (Präfekt), wie das Pilatus in Jerusalem einer war, eingesetzt. Er war in Zivil, oberster Gesetzgeber, Herr und Richter über Kelten und Römer in ganz Raetien (Name im Ries überliefert!). Von dieser Zeit an sahen die Kelten, die an der Hauptverkehrsstraße ihre Häuser hatten, täglich röm. Kohorten nach Süden reiten, marschieren und fahren. 0 Schreck! Sie sahen auch ganze Züge müder kriegsgefangener Helden, die man freizulassen versprochen hatte - sie wurden mit den kelt. Offizieren und Fürsten nach Rom getrieben. Dort mußten sie gefesselt zum Gespött der Römer im großen Triumphzug der Generäle mitmarschieren, Hernach hat man die Keltenkrieger verschiedenen Legionen zugeteilt und nach Jerusalem, Syrien, Ägypten oder Karthago verschickt um für die Römer zu kämpfen. Kein einziger kam wieder nach H?tuse. Niemand hat wieder von ihnen in der Heimat gehört. Alle blieben ohne Nachricht und hatten großen Kummer. Die keltischen Adeligen und Druiden setzt man gefesselt in Käfige und führte sie durch die Straßen Roms. Sie wurden später in großen Zirkus zur Freude der römischen Zus-c<h-Ke-rvon Löwen und Tigern zerrissen, Damit nicht genug. Auch für die Bevölkerung in der Heimat ging der Jammer jetzt erst an. Erschienen da eines Tages in allen Orten röm. Reiter und forderten die Leute auf, samt Frauen und Kindern an einem bestimmten Platze, den alle kannten, zu erscheinen. Man war folgsam und erschien. Wieder hielt, ein Offizier eine lange Ansprache über Frieden und Freundschaft und gegenseitiger Hilfe. So hätten sie über der D^onau ganz freche Feinde. Diese abzuwehren brauchten sie keltische Hilfstruppen. Alle Männer sollten sich jetzt auf die rechte, die Frauen auf die andere Seite stellen. Ein anderer Offizier musterte die Märner ,suchte die kräftigsten und gesündesten heraus und marschierte mit ihnen weg, zur Ausbildung, wie man den Frauen zur Beruhigung sagte. Im Laufe der Zeit wurden es über 30 000 keltische Männer und Burschen. Sie wurden an den Grenzen, am Limes und fern der Heimat eingesetzt. Auch von ihnen kehrte keiner mehr nach Hause. Kam eine Mutter zum röm. Präfekten um nach ihrem Sohn zu frsren, dann lachte er nur und sagte: "Die römischen Mütter warten ja auch auf ihre Jungen!" Nun stand neben den Musterungsoffizieren noch ein ganz verdächtiger Zivilist. Jetzt, nachdem die Männer wegmarschiert waren, trat er zu den Frauen, suchte sich unter ihnen die schönsten und gesündesten heraus, ebenso verfuhr er unter den Burschen und Mädchen. Die Soldaten trieben Frauen und K-;nder in getrennten Gruppen weg. Weithin erscholl das Jammern, Weinen und Klagen der Kinder, der Großeltern und zurückgebliebenen Frauen. Die Römer blieben hart. Der verdächtige Zivilist war ein Sklavenhändler aus Rom. Um teures Gesld wird er in der Hauptstadt die keltischen Kinder, Frauen und Männder als Hausdiener, Putzfrauen, Hütejungen und Küchenmädchen verkaufen und dabei sehr viel Denare verdienen. Jahr um Jahr sind solche Sklavenhändler in den Dörfern erschienen, auch das Militär holte sich immer wieder neue Rekruten. So haben die Römer im Laufe ihrer Besatzungszeit fast das ganze keltische Volk ausgerottet das wollten sie. Als die Römer ungefähr 16 Jahre im Lande waren, wurde ein neues Gesetz verlesen. Es hieß in dem Schreiben: Kaiser Augustus hat befohlen, daß jeder Untertane des römischen Weltreiches, sei er Kelte in Raetien oder Jude in Palästina, sich beim Finanzamt seines Heimatortes einschreiben lasse. Das gab im ganzen Römerreich eine böse Lauferei. Die Leute schimpften nicht schlecht über den überlästigen Kaiser und sagten: "Der will ja blos wissen, wieviel ein jeder von uns Geld hat, damit er noch mehr Steuern verlangen kann, obwohl er schon der größte Millionär der Welt ist". Man schimpfte wanderte aber doch tagelang ein jeder zu seinem Geburtsort, weil man. den Römern doch nicht trauen konnte, gab Namen und Vermögen an, zahlte das teure "Übernachten, besuchte auch da und dort die Verwandtschaft. So wie die Kelten den Kaiserbefehl befolgten, so taten es zu gleicher Zeit auch Maria und Josef in Nazareth und dabei ist das Jesuskind auf die Welt gekommen. Eine neue Zeitrechnung begann. Ergebnisse: Die Römer enteignen das eroberte Land. Ihre neue Provinz nennen sie Raetien. Nach der Militärregierung wird ein Landpfleger eingesetzt. Sklavenhändler verschleppen Frauen und Kinder. Jeder Untertane wird aufgeschrieben. Erkenntnisse: Das besiegte Volk wird geknechtet, brutal gequält, verschleppt und ausgerottet. Alle wurden unfrei und rechtlos. Die Römer achteten nicht auf Menschenrechte. Es galt das Recht des Stärkeren. -Auch in unserer Zeit werden noch Völker unterdrückt,unfrei u. rechtlos gemacht - Mauer in Berlin! Thema 9 Die Römer befestigen und sicherndas Land Ihr müßt das Land sichern und befestigen, lautete der Befehl des Kaisers. Also fingen die Römer an Kastelle, Türme, Thermen, Villen und Straßen zu bauen. Damit begann für die Kelten abermals eine harte Zeit der Fronarbeit. Wieder kamen die Soldaten in die Ortschaften und holten alle arbeitsfähigen Leute an die Baustellen der Gebäude und Straßen. Da hieß es unter strenger Aufsicht Steine schleppen, Karren schieben, Holz schlagen, Mörtel rühren, Palisaden schneiden, tiefe Befestigungsgräben schaufeln, daß man nur so schwitzte, viele Jahre lang und alles ohne Lohn und Brotzeit. Weil die Zahl der durchziehenden Truppen und fahrenden Händler immer größer wurde und immer noch mehr Fremde, die sich niederlassen wollten nach Raetien kamen, mußten nicht nur die alten Straßen verbreitert, sondern auch ganz neue Heeresstraßen gebaut werden. In Kempten kreuzten gleich drei Römerstraßen. Eine führte über Buchenberg Heimenkirch nach Bregenz; die andere verband Keapten mit Augsburg-Oberhausen; eine Nebenstraße führte durch das Memminger Trockental über Memmingen nach Kellmünz, eine Illerstraße; die dritte führte über Durach, Pfronten direkt nach Rom. (Skizze I). Die Straßen wurden so fest und gut gebaut, daß sie heute noch erhalten und befahrbar sind; große Teile aber sind von Gras überwuchert. Im Ls.ufe der Jahrzehnte haben die Römer in Vindelizien ein weitverzweigtes Straßennetz angelegt, dabei aber nur die Aufseher gespielt. Von Süden her kam viel fremdes Volk die Straßen entlang gezogen. Es w?ren neben den zahlreichen Händlern römische Baumeister, Handwerker, ausgediente Legionäre und auch Bauern, die hier billiges Land erwerben konnten; natürlich waren auch solche dabei, die kein gutes Gewissen hatten und sich vor der Gendarmerie in Italien drücken mußten. Sie alle gedachten in Vindelizien ein feines Leben zu führen. Für jeden mußten die Kelten den Sklaven machen. Daß die Leute in solchem Falle auf die Römer nicht gut zu sprechen waren, kann man sich denken. Heilige sind die Kelten auch nicht gewesen; und so kam es auch vor, daß röm. Händler und Handelszüge in den weiten Wäldern total ausgeraubt wurden. Die Unsicherheit muß sehr stark überhand genommen haben, denn die Römer fingen nun an die Handels- und Heeresstraßen zu sichern. Alle 2 - 3 Kilometer wurde ein Straßenturm mit Balkon, umgeben mit Wall und Graben, gebaut. Darin wohnte die Militärpolizei oder die "Weißen Mause" wie wir heute sagen. Sie patroullierten bei Tag und Nacht die Straße und bildeten das Überfallkommando. Die Türme oder Bunker standen so, daß man von einem Turm zum anderen Licht- oder Rauchzeichen geben konnte. Das war eine Art drahtlose Telegrafie. Drohte für das Land große Gefahr, oder sollte für den Kaiser eine wichtige Nachricht durchgegeben werden, gaben die Turmwächter bei Tag Rauchzeichen, bei Nacht Lichtzeichen mit Fackeln. So ein Rauch-Blitztelegramm von Augsburg nach Romm soll nur 24 Stunden gebraucht haben. Solche Türme standen in unserer Gegend bei Hörensberg an der Bahnlinie, wahrscheinlich in Grcnenbach (Klaus), Woringen (Vogelhausburg), in Dickenreis und Memmingen (Martinskirche) -. Dagegen war in Coelio Mons (Kellmünz) ein Soldatenlager und im Cassiliacum (gesucht bei Memmingen) sogar ein Kastell. Wir wissen heute nicht mehr wie sich der Präfekt oder Lsndpfleger in Raetien geschrieben hat. Sicher aber war er ein feiner hoher Herr, der nicht nur gut leben, sondern auch in einer schönen Gegend wohnen wollte. Er hat sich ein feines Plätzchen auf dem Lindenberg über der Hier bei Kempten herausgesucht und den Befehlt gegeben hier eine neue Stadt zu bauen. "Das neue Cambodunum, das wir bauen", sagte er,"muß so vornehm werden wie eine italienische Stadt. Also bauen wir ein Rathaus, ein Finanzamt, ein Amtsgericht und ein Stadtbad, in dem man auch im Winter im warmen Wasser baden kann. Dazwischen soll ein Marktplatz frei bleiben, damit die Leute vom Lande ihre Sachen verkaufen können: Butter, Käse, Honig, Eier, Suppenhennen, Himbeeren und Schw-ammerlinge. Rings um den Marktplatz bauen wir Kaufläden. Dann können die Bauern gleich wieder das eingenommene Geld für Nägel, Kuhketten, Glocken, Kälblestricke und Werkzeug ausgeben." - Natürlich haben die Römer auch die Wirtshäuser nicht vergessen. Eines für die Besatzungssoldaten, ein minderes für die Marktleute und Bauern und ein ganz feines für die römischen Offiziere. In diesem Hotel konnten die Herren der Stadt gebratene Lerchen und Austern essen und dazu Wein aus Italien oder Burgund trinken. - Natürlich gab es auch Wohnhauser, stattliche und weniger stattliche. Die Häuser der Römer gemauert mit Dachplatten, mit Heißluftzentralheizung und einem Brunnen im Hof. Da haben die Allgäuer Kelten nur so geschaut und allerlei Neues clazugelernt, auch viele neue Wörter haben sie sich merken müssen. Dagegen bauten die Kelten ihre Häuser am Rand der neuen Stadt wie sie es gewohnt waren, aus Holz, Lehm und Fachwerk. In die Stadt wurden auch ein paar Kirchen gebaut. Tempel sagten die Römer dazu. Da stellten sie große Gö'tterstandbilder aus Marmor oder Bronze, über und über vergoldet hinein. Im großen Staatstempel sah man neben den üblichen Götzenbildern auch den vergoldeten Kaiser Augustus, hoch zu Pferde. Diesen Figuren haben die römischen Heiden ihre Opfer und Gebete dargebracht. Jene Kelten, die sich bei der, Römern einschmeicheln wollten, solche gab es auch, gingen in die röm. Tempel. Die meisten aber blieben ihren alten Göttern treu und bauten für sie am Stadtrand ein Dutzend kleine Kapeilen und Bildstöckle. Den Römern war es gleich, zu welchen Göttern die Leute beteten; sie glaubten selbst nicht mehr recht an die ihrigen. Nur wenn der Kaiser oder ein Regierungsvertreter kam, gingen sie scheinheilig in Ihre Staatstempel. In Kempten baute man die Tempel um die Zeit, als der Jesusknabe in Jerusalem die Schrift erklärte. Als alles fertig war und man den Kaiser Augustus hineinstellte, wurde Jesus in Jerusalem gekreuzigt. So hängt das alles zeitlich zusammen. Kempten sollte eben die Hauptstadt des neu eroberten Landes werden. Als nun die neue Stadt halb fertig war, kam auf einmal ein anderer Befehl. Jetzt hieß es, nicht Kempten soll in Raetien Hauptstadt werden, sondern 100 km weiter mördlich, wo die Landschaft übersichtlicher ist, soll eine neue gebaut werden. Der Befehl wurde ausgeführt, sie bekam den Namen des Kaisers und hieß "Augusta Vindelicorum" (Stadt des Augustus in Vindelizien). Natürlich gab es auch noch etliche andere Römerstädte zwischen Hier und Lech, wie z.B. Füssen (röm.Foetibus), der Auerberg mit Soldatenlarer (bis 40 n.Chr.), Bpfach, Gauting, Cassiliacum und viele andere an der Donau entlang, (siehe Limes I) Ergebnisse: Die Römer b a u en Straßen und sichern sie mit Türmen und Verkehrspolizei. Sic- können sich mit Zeichen verständigen. Die Fronarbeiten bei allen Bauten werden von den Kelten geleistet. Regierungssitz war Kempten, dann Augsburg. Im ganzen Land zerstreute Soldatenlager verhinderten Volksaufstände. Ergebnisse: Die Kelten konnten von den Römern auch lernen (Straßenbau, Haus- und Feldbau, Sprache). Die Römer gestatteten freie Religionsausübung und gegenseitigen Handel. Lesestoff f.Kinder: Turmbau in Memmingen/Mg.Heimatbuch. Lehnwörter aus dem röm.Wortschatz: Fenster (fenestra). Straße (strata), Pflaster (plastrum), Feile (milia), Wein (vinum), Becher (bicarium), Früchte (fruetus), Mauer (murus), Kalk (calx), Kammer (camera) Thema 10 AM LIMES 75 Jahre lang bildete die Donau die Nordgrenze des Römerreiches. Während in Raetien Ruhe herrschte, verlor der röm. Feldherr Varus die Teutoburger Waldschlacht (9.n.Chr.), waren im besetzten Gallien schwere Aufstände ausgebrochen. Im Römerreich begann es allmählich unruhig und unsicher zu werden. Da hielt es nun Kaiser Vespasian für ratsam, die Nordgrenze über die Donau vorzuverlegen. Also schlugen seine Legionäre bei Faimingen, Steppberg und Lauingen Brücken über den Donaufluß und bauten daneben Kastelle (Faimingen). Ganze zwanzig Jahre brauchten die Römer um das Ries zu erobern. Sie bauten Straßen, Kasernen, Villen, Türme und Gutshöfe für ausgediente Soldaten. 27 Bauernhöfe sind uns noch bekannt (s.Nachtrag!). In der Gegend um den Hesseiberg und Gunzenhausen stießen die Soldaten immer mehr auf den germanischen Widerstand und oft mußten sie eine schwere Schlappe einstecken. Die Barbaren, wie sie von den Römern genannt wurden, ließen sich ihre Höfe nicht so einfach wegnahmen wie die Kelten. Schließlich mußten die Römer froh sein, daß sie nicht über die Donau zurückgetrieben wurden. In solcher Sorge schrieben die Hauptleute dem Kaiser Vespasian, daß sie jetzt ganz gruslige Urwälder voller wilder Tiere erreicht hatten und der Germanenwiderstand so gefährlich sei wie im Teutoburger Wald. Das sich die fremdländischen Söldner auch vor den Wölfen, Wildkatzen, Auerochsen und Bären schrecklich gefürchtet haben wie vor den Germanen, das schrieben sie dem Kaiser nicht, weil sie sich geschämt haben, Sie waren alle heilfroh als der Befehl kam, daß sie, wie einst die Chinesen, der ganzen Grenze entlang; eine Mauer bauen sollten. Den Soldaten war es recht. Für die Bevölkerung aber begann eine unbändige Schinderei. Was das alles gekostet hat, wenn man bedenkt eine Mauer zu errichten 382 km lang von Regensburg (Eining) bis Andernach am Rhein, teils aus Wall, Graben und Palisaden, Flechtzäunen und an gefährlichen Stellen 3 KL hoch und 1 m dick gemauert. 100 Jahre lang haben sie zu ihrem Limes«Schutzwall oder Grenzwall (siehe Schulmannbild) gebraucht. Die Germanen über der Grenze lachten über dieses Mauerwerk und nannten den Limes einfach Teufelsrnauer. Die Römer aber fühlten sich sehr sicher hinter dem Wall und dachten: Hier kommt auch der wildeste Germane nicht herüber; stehen doch auch bei Tag und Nacht alle hundert Meter Wachposten mit geschliffenem Säbel auf der Mauer. - Ganz so unrecht hatten ja die Römer nicht. So ließen es sich die Soldaten, die Handwerker, Bürger Beamten und Bauern gut gehen. Die Herrn Römer kleideten sich in Samt und Seide, aßen und tranken nach Herzenslust und überließen die Arbeit ihren Sklaven. Die Männer wollten keinen Waffendienst mehr leisten. Da mußten die Generäle auch Nichtrömer einziehen. Diese waren nicht so zuverlässig, nicht so tapfer und mutig und hatten auch keine Lust für die faulen Römer ihr Leben zu lassen. Über dem Limes aber wohnten fleißige, sparsame Germanen, die zu wenig Ackerland und zu wenig Brot für ihre Kinder hatten. In Raetien wären noch viele Äcker brach gelegen und die Römer verpachteten nicht einen Quadratmeter an die Germanen. Darob haben sich die Grenznachbarn sehr geärgert und hatten vor, eines Tages den Limes zu stürmen und die Römer zu vertreiben. Ergebnisse: Am Limes endete das Römerreich im Norden. Die Teufelsmauer war eine Angstmauer. Hinter dem Limes Ipgen Kastelle und neue Siedlungen. Die Kelten fronten 100 Jahre lang an der Mauer. Alle glaubten an Sicherheit. Erkenntnisse: Chinesen, Römer, Franzosen (Maginotlinie), Deutsche (Westwall) und auch die Kommunisten der Ostzone haben Schutzmauern und Wälle errichtet. Alle sind gefallen - nur die Berliner steht noch mörtelfrisch. Wichtiger als ein Wall ist Friedensliebe; stärker als eine Mauer ist ein fleißiges, aufrichtiges und einiges Volk. Römerkasteile an der Bodensee-Illerlinie: Bregenz-Vemr-nia (Isny)Kerapten (Lindenösch)-Cassilircum bei Memmingen-Kellmünz-Sennhof bei Gundremmingen, Fnimingen, aislingen, Burghöfe am Lech, Parodunum an der Paarmündung, Vallatum bei der Keltenstadt M^nching (Ausgrabungen!), Abusina bei Eining, Regina Castra (Regensburg). An römischen Straßen: Kempten-Oborgünzburg-Eggenthal (Navoe)-Türkheim-Schwabeck-Augsburg. Am Lech: Schongau-Epfach (Avodiaco) und bei Landsberg. - Im Ries: Munningen-Wössingen (Bopfingen) Römische "A?chtürme: Hörbranz (Bregenz)-Nieüerstaufen-Kappen bei Heimenkirch?-Dreiheiligen (Röthenb8Ch)-Bolsterlang-Wenk (Buchenberg) Rothkreuz (Kempten)-Stielings (Kempten)-Hörensberg-Hohenrain bei Kronburg?-Dickenreis bei Memmingen-Memmingen (Martinskirche)-Baisweil (Kaufbeuren)-Schlingen-Finningen (Neu Ulm) Illemad (Lau-terbach)Mühlhart bei Straß (Neuburg)-Kreut bei Oberhausen (Neuburg). Römische Gutshöfe: Im Ries: Nördlingen, Goldburghausen, Marktoffingen, Kirchheim, Blasenberg, Trochtelfingen, Ederheim, Herkeheim, Balgheim, Kasingen, Altheim, Merzingen, Hoppingen, Schrattenhofen, Huisheim Mauern, Mönchsdeggingen, Großsorheim, Amerdingen (s.Schwab. Museum, Jahrg. 1925, Heft 5!). Landkreis Dillingen. Aschberg, Glött, Altenbaindt, Weisingen, Eilerbach, Kicklingen, Binswangen, Untertürheim, Gundelfingen, Lauingen, Hausen, Dillingen, Donaualtheim, Steinheim, Höchstädt, Blindheim, Zöschingen, Landshausen, Oberbechingen, Haunsheim, Wittislingen, Demmingen, Unterfinningen, Oberliezheim, Hochdorf, Tuifstädt, Brachstatt (Aus Vor- u. Frühgeschichte von Zenetti). Im übrigen Schwaben: Baisweil, Dirlewang, Steinbach am Auerberg, Obergünzburg, Schwabmünchen, Günzach, Schwangau.... Amendingen bei Memmingen und wahrscheinlich Frechenrieden (im Landkreis liegt hier die Forschung zurück!). Römische Funde: Orte im Landkreis Memmingen: Januskopf in Memmingen, Münzfunde in Amendingen, Buxheim, Daxberg, Eisenburg, Holzgünz, Theinselberg, Lautrach, Legau (siehe Memminger Geschichtsblätter!). Thema 11 Mit einem römischen Händler nach Germanien. Worms ist eine alte Römerstadt. Sie hieß einst Borbetomagus. Ganz in der Nähe des Soldatenlagers haben römische Großhändler riesige Lagerhallen errichtet. Sie sind vollgestopft mit Waren aus Italien, Gallien, Raetien und Germanien. Worms ist ein bedeutender Handelsmittelpunkt. Von hier aus schickt die Kaoifmannsgilde nach allen Richtungen ihre Warenzüge. Auch Transilus und Georgies haben den Auftrag bekommen, einen Kaufmannszug ins Land der Hermunduren (Maingegend) zu führen. In langer Reihe trotten die mit Ballen und Säcken beladenen Saumtiere aus dem Hochwald. Holpernd rollen die schweren Planwagen heran. Lärmend und peitschenknallend treiben die Fuhrleute ihre müden Tiere an. Noch vor Eintritt der Dunkelheit will der Warenzug die Zollstation am Grenzwall erreichen. Es dämmert! Auf dem Wachtturns leuchtet schon die Fackel auf. Nun biegen die Karren in einen freien Platz ein, der mit einfachen Holzhäusern bebaut ist. Ärmliche Baracken ducken sich hiner einem Erdwall. Der Platz ist mit Palisaden und 4 Toren gesichert. Hier hausen einsam wie Verbannte die Legionare der römischen Grenzwacht. Steingemauert ist der Sockel (11:11 m) des Turmes. Hoch über dem Erdboden ist der Einstieg. Leitern führen hinauf. Man spürt, daß hier mit plötzlichen Überfällen gerechnet wird. Drei Mannshöhen über dem Erdboden läuft ein Wehrgang um den Turm. Tag und Nacht hat dort oben ein Posten zu stehen. Auch um den Wachtturm ist ein Wall mit Palisaden gezogen. Eine Holzbrücke führt über den übelriechenden T'/asser graben. Transilius und Georgies steigen vom Pferd. Lachend begrüßen sie einen Offizier, der ihnen entgegenkommt. "Der Centurio, der hier zugleich die Befugnisse der römischen Polizei ausübt und auf die Einhaltung der Zollgesetze zu achten hat, betrachtet kritisch die beiden Händler". Sie kommen ihm irgendwie verdächtig vor. Zwar sprechen sie römisch, jedoch die Kleidung ist germanisch. Sie tragen Leinenhosen, Fellschuhe, Pelzwams, germanischen Schmuck und gefärbte, zum Knoten gebundene Haare. Der Centurio weiß Bescheid. Transilus ist ein ganz geriebener Kaufmann; er will sich mit seiner Verkleidung bei den Germanen beliebt machen. Nachdem die Händler Erlaubnis zur Übernachtung bekommen hatten, gab der Centurio Befehl zur Warenkontrolle. Georgies ruft den Sklaven zu, die Packtiere in Gruppen zusammenzusteller. Legionäre kommen neugierig aus den Baracken. In der winzigen Wachstube des Turmes breitet Transilius die Papiere aus. Es sind Warenlisten, vom Vorsteher der Kaufmannsgilde in Worms unterschrieben und vom dortigen röm. Praefekten gestempelt. Transilius sagt aber nicht, daß dieser Praefekt sein Vetter ist. Als sich der Centurio in die Liste/n vertieft, will ihn der listige Transilius ablenken. Er spottet über die dummen Barbaren, denen er billige Schund- und Kitschwaren, wie Glasperlen, Tonfigürchen, Schnallen, Spangen, Ringe und anderen Tand teuer verkaufen werde. "Das insteressiert mich nicht", sagte der Centurio. Du wirst wi^ssen daß nur die Ausfuhr von Waffen, Stahlwaren, Rüstungen und S3lz verboten ist. Führt Ihr solche Waren mit?" "Bei Jupiter und Merkur! "schwört Transilius, "wir v/erden doch den Germanen nicht die Schwerter liefern mit denen sie uns später die Hälse abschneiden. Als Bürger von Worms wissen wir doch von der Barbarengefahr. Verflucht seien die Geschäftsleute, die um des Geldes willen ihre Landsleute verraten!" Gut, sagte der Offizier, so wird es Euch gleichgültig sein, wenn wir einige Stichproben machen. Laut befielt er den Legionären mit der Kontrolle zu beginnen. Fackeln lodern! Aufgeregt schreiend rennen die Sklaven der Kaufleute hin und her. Transilus steckt dem Centurio unbemerkt einige Goldstücke in die Tasche. Georgies verteilt an die kontrollierenden Legionäre silberne Becher und gießt ihnen feuri/igen Wein hinein; damit sie nicht so genau obacht geben. Nur zwei riesige blonde Soldaten nehmen ihre Pflicht genau und lassen sich jeden Ballen öffnen. «ras hervorkommt ist Schund von billigster Sorte. Transilius kommt heran und flüstert dem blöden Legionär ins Ohr: "Wäre es wirklich so schlimm, wenn wir euren germanischen Brüdern etliche gute Schwerter brächten? Dabei Zeigte er ihm ein römisches Goldstück. Jener aber schob den Händler grob beiseite und suchte weiter in den Packen. Als er eben unter den Stoffballen auf etwas Hartes stößt, pfeift ihn der Centurio zurück. Die Kontrolle ist beendet. Die beiden Händler freuen sich. Früh am nächsten Morgen bricht der W?.renzug auf. Die Legionäre öffnen die Schranken zur Bohlenbrücke. Polternd rollen die Wagen über den Grenzgraben. Nach wenigen S-peerlängen endet über dem Wall die feste Römerstraße. Ein einheimischer Knecht hat nun die Führung übernommen. Stunde um Stunde geht der Saumpfad durch die Wälder. Wildschweine Bären und Hirsche kreuzen ihren Weg. Die Manner überqueren Bäche und Furten, sie treiben die Pferde durch Sumpfwiesen und haben alle Mühe eingesunkene Planwaren aus dem Morast zu ziehen. Erst am Abend erreicht die Reisegesellschaft die Tauberhöhen. Eine Herde struppiger, kleiner Rinder grast auf einer Lichtung. Weiter im Osten steigt Rauch aus einem Eichenwald. "Dort drüben Georgies!" ruft Transilius,"ist unser erstes Ziel, das Dorf der Hermunduren."Stunden später halten die Wagen an den ersten Höfen der Siedlung. Langhaarige Schafe grasen auf den Berglehnen, Große Pferde- und Rinderherden weiden auf den Wiesen der Tauber. Eine Anzahl balkengefügter Runcihütten mit vermoosten Schilfdächern liegt unter machtigen Eichen. Hinter einem starken Faschinenzaun ragt das Blockhaus des Häuptlings hervor. Gebleichte Pferdeschadel hängen über dem Eingang. Eine Meute Hunde fährt aus der Um täunung; Kinder rennen lärmend hinterdrein. "Die Römer kommen! Die Händler sind da!" Alles läuft aus dem Haus; eine jeder jäßt die Arbeit liegen. Selbst die Häuptlingsfrau erscheint mit ihren Mägden und reicht den Fremden nach alter Sitte Honigmet, Salz und Brot. Der Bauer läßt geräucherten Schinken aus dem Rauchfang holen. Alles redet und lärmt durcheinander, während Knechte und Sklaven die Ballen aus den Planwagen heben. Dann beginnt der Handel. Die Frauen bewundern die glitzernden Kettchen und Glasperlen aus den rheinischen Glasbläserwerkstätten und die buntgefärbten Stoffe. Die Männer aber verlangen andere Ware. Nun zeigt Transilius seine Schmuggelware: Speer- und Pfeilspitzen, zweischneidige Schwerter, eiserne Schildbuckel, Schulterspangen, Helme und Äxte. Davon verstehen die Bauern etwas. Sorgfältig prüfen äie Schneide und Biegsamkeit; der Dorfschmied begutachtet die Waffen. Auf den Wagen der Kaufleute häufen sich die Tauschartikel. Irdene Töpfe mit Honig, radgroße Wachsscheiben, Pelzweftfc,Ballen mit Wolle, schönes Leinen, Säcke mit Hafer, Rauchfleisch und Mohrrüben. Ein Bauer verkauft seinen starken Knecht; eine Bauerin bietet für roten Seidenstoff die blonden Zöpfe ihrer Mägde an. Der Häuptling bezahlt mit einem Säckchen Bernstein, den ein Händler vom Nordmeer gebracht hatte. Transilius freute sich; mit vier-und fünffachem Gewinn ließ er sich bezahlen. Bis zum Spätherbst durchziehen die Kaufleute die Gaue an der Tauber und mittlerem Kain. Als der Wind kälter wird und schwarze Schneewolken von Norden heraufziehen, kehren sie um. Ihre Vorräte sind erschöpft; aber die Saumtiere schleppen schwer. Die Wagen sind bis unter die Planen gefüllt mit Waren der Barbaren. Ein ansehnlicher Trupp germanischer Jünglinge ziehn mit den Händlern westwärts. Die Söhne angesehener Bauern, die zuhause kein Ackerland kaufen können, wollen nun Legionäre der Römer werden. Sie hoffen auf reiche Beute, Kampfruhra, Reichtum und sorgenloses Soldatenleben. Anfang Kovember überschreitet die Gesellschaft den Limes. Jetzt geht die Reise schneller voran. Die Militärstraßen im germanischen Grenzgebiet sind in gutem Zustand. Die K.aufleute folgen dem Neckarfluß und stoßen eines Morgens auf die ummauerte Römersiedlung Lopodumm (Heidelberg). Hier sehen die germanischen Jängliche zum Erstenmal steinerne Häuser. Transilius aber führt sie in die Kasernen und bekommt vom Offizier ein ansehnliches Handgeld. (Frei erzählt nach Zierer,"Bild der Jahrhunderte" Bd. 9 S. 128) Geschichtliche Auswertung: Geschichtsatlas: Römisches Besatzungsgebiet in Westeuropa-Straßen-, netz-Rheinbefestigungen-Limesverlauf-Germanenstämme. Gegenüberstellung: Römerland-Germanenland z. Beispiel: Röraerland Germanenland Landschaft: kultiviert Straßen: feste Kunststraßen Verkehr: Schnellverkehr Siedlungen: Steinbau,Kunstbau Lebensweise: anspruchsvoll Kleidung: Seide, Samt, Pelze... Gesellschaft: Dorf, Stadt,Kastell Verwaltung: Kaiserreich,Provinzen unkultiviert-Urwälder Feldwege, Saumpfad langsam, beschwerlich,zeitraub. Holzbauweise, Schilfdach. bescheiden, ärmlich Bpuernleinen Einöde, Kleindorf uneinige Stämme, Herzog Sozialkundliche Auswertung: Die Römer hatten- ein Weltreich. Der Cäsar oder Kaiser regiert. Viele Legionen sind seine Macht. Kaufleute betreiben Welthandel. Ein hochkultiviertes Volk. Es lebt vom Zehnten, den Steuern und Arbeit der Besiegten. - Kaufleute schmuggeln, wuchern, bestechen. Ihre Habgier bringt das eigene Volk in Gefahr. Germanische Legionäre sind zuverlässig. Menschenrecht werden~mißachtet, Gefangene werden rechtlose Sklaven, Menschenhandel, Verschleppung. Gegenwartsbezug: Grenzmauern der Vergangenheit und Gegenwart.- Mißtrauische Völker. Kleinstaaten, Freiheit der Menschen in Gefahr. Unterdrückte, versklavte Völker. Mißachtung der Menschenrechte. Großmächte einst und jetzt. Ausfuhrverbot von Waffen und Stahlwaren nach dem Osten (Gründe!). - Zöllner und Schmuggler. - Streben nach Ruh-/,Reichtum auf Kosten der Mitmenschen. Die Lebensweise der Römer hatte den Unter^snf; ihres Reiches zur Folge. Thema 13 Wie unser Land schwäbisch wurde. Alemannen erstürmen den Limes. Die Mark Brandenburg und das Gebiet der Ostsee, die einmal das "Schwäbische Meer" hieß, waren die Urheimat der Schwaben oder Alemannen (=Männer der Götterhaine)» Als im 12o. Jahr v. Chr. die Kimber, Teutonen, ..Tu t hurig er und aridere Nordvölker ihre Heimat verließen, schlössen sich auch die Schwaben der großen Völkerwanderung an. Zwischen Thüringer Wald, dem Earz, Rhein und Main machten sie Halt. Das Gebiet über dem Rhein bat den Schwaben noch besser gefallen; es ist fruchtbarer., sonniger und reicher. Aber in Gallien saßen schon lange die Römer, die auch Lust hatten, ihre Eeichsgrenze nach Osten zu verlegen. Wenn einer dem anderen Land nehmen will, geht de. nicht gut aus. Römer und Schwaben gerieten ernstlich aneinander. Ariovist, der Schwabenkönig' verlor die Schlacht auf dem Ochsenfelde und konnte sich nur mit M> he über den Rheinstrom retten. Die römischen Legionen stießen nach, rahmen das Land zwischen Rhein-Kain und Neckar und machten es sui Provinz 0b er g irm?.nien. V/er nicht rechtzeitig geflohen war, mußte dem röm. Staat Zehnten und Steuern geben und mußte dabei noch froh sein, daß er nicht verschleppt wurde, wie z.B. die jungen Burschen, die zum röm. Militär eingezogen wurden.. Nun zählten nur noch die /Femannen (=Schwaben) im Maingebiet zu den freien Germanen. Ihr Land war klein und clie Bevölkerung groß. In Ihrer Landnot gingen sie zu den Römern undysagten; "Wir können uns nicht mehr satt essen. Gebt uns über dem Limes Ackerland, damit wir Vesen bauen kennen; gebt uns auch Weiden, damit wir unser schönes Vieh nicht zu schlachten brauchen." Da lachten die Römer: Schickt eure blenden Söhne zu uns herüber. Um Knechtsarbeit körnen sie siel ; att essen. Verrauft uns euer Vieh, wir werden es schlachten und uns schmecken lassen. Solch unkluge, mitleidlose Reden äigerte die Schwaben sehr. Auf dem Thingplatz schwuren sie: Niemals soller. unsere Finder Knechte der Römer werden. Sie sollen freie Bauern bleiben wie wir es sind, Die Römer haben zuviel Land, wir zu wenig» Ehe v,m i unsere Kinder hungern lassen, wollen wir mit dem Schwert uns Neuland erkämpfen» Das Ries wird aebwärbr "5chr_ Nun machten 'He röm. Händler die besten Geschäfte über dem Limcs„ S;w-; kannten :. icht genug Waffen schmuggeln und bekamen sie teuer bezahlt, Ais man das 213« Jahr n. Chr. zählte, hatten die Alemannen aufgerüstet und versuchten die TeufelsEiauer zu erstürmen. Der 'versuch mißlang, Aber 2o Jahre später fiel die röm. Grenzwehr von ueidenheim bis Ingolstadt xtas dem schwäbischen Ansturm zum Opfer. Die Römer vergruben ihre Schätze und flohen gegen Süden, den Alpenr.ässen zu- Das war ein Jubel bei den Schwaben! Schwäbische Reiterscharen galoppierten die Römerstraßen entlang, weit hinein iiis-raetische Land. Lichterloh brannten röm. Gutshöfe, Türme, Fastelle u.d Ter';pelchen, - Aber so feig sind die Römer nun auch nicht gewesen. Sie kamen wieder mit anderen Legionen und konnten nach dreijährigen Kämpfen die Schwaben über die Donau vertreiben. Mit großem Fleiß und ernster Sorge wurde der DonauIllerlimes stärker ausgebaut. Das Pres aber blieb seit dem Jahre 233 bis zum heutigen Tage schwabisches Land. Der Alemanneneinbruch -og Jriire 25.9: Ungefähr siebzig Sippen hatten sich im Rieskessel niedergelassen (Ingeiortel) Das Ackerland war verteile. Aber am den Dörfern wurde immer noch gebaut. Es herrschte eine richtige Wohnungsnot; nenn von Norden her kamen immer mehr Bauernfaniilien, die räch Süden drängten. Sie wurden aufgenommen, verrflegt und beherbergt so gut es ging. Aber die Hilfsbereitschaf, reichte nicht mehr aus. An den Dorfrändern standen unzählbare Zelte. Nachts brannten die Lagerfeuer; bewaffnete Männer hielten Wache. Die Unsicherheit nahm zu. Zuviele Menschen bewohnten den kleinen Rieskessel. Da versammelten sich die Männer aller Sippen und hielten Rat. Sie wollten den freundlichen Gastgebern nicht länger das Brot wegessen und beschlossen: Vier kein eigenes Land besitzt, muß weiterziehen. Ihr Herzog sprach zu den versammelten Männern: Ich habe mich mit den anderen Stammesführern beraten. Wir greifen gemeinsam die Römer an. Fünf große Armeen werden den Limes berennen. Wir müssen die Donaubrücken bei Faimingen und Wörth nehmen. Es erscheinen zum Überfall nur die Jungmänner; es werden noch viele vom Korden her zu uns stoßen. Die älteren Männer bleiben bei ihren Familien und übernehmen den Schutz. Wenn wir über der Donau sind, schicke ich euch Boten. Haltet euch dann zum Aufbruch bereit. Auf den Römertürmen machten die Wächter ihre Runde. Drunten am Tor stand protzig ein Posten. Quer hielt er die Lanze und versperrte den Eingang. Fast 30 Jahre ist es schon so. Was soll schon passieren bei dem nebligen Wetter, dachte sich der Legionär. Hätte er nur gewuPjt was am anderen Donauufer in den Auen vor sich ging! Seit Tagen wurde leise an Flößen gezimmert. Hauptlcute erkundeten günstige Flußübergänge. Verkleidete Bauern erforschten die Stärke der Feinde. - In eine* dunklen Facht brachten die Schwaben ihre großen Floße zum Donauufer. Die Truppen lagen noch versteckt in den Auen, andere gut getarnt in der Nahe der Brücken. Plötzlich stieß einer den anderen an. Der Herzog kommt! In vorderster Linie war er erschienen. Er nickte zufrieden den Soldaten zu, ergriff sein Hüfthorn und gab ein Zeichen. Das klangwio das Röhren der Hirsche. Im gleichen Augenblick war der Stoßtrupp an der Brücke aufgesprungen. Mit blankem Schwerte rasten die Soldaten über die hölzerne Brücke, wie ein Sturmwind galoppierten Reiter dem. Wachtturme zu. Die Turmwacho gab Großalarm von Turm zu Turm und zu den Kastellen. Die Römer waren so kopflos, daß sie nicht bemerkten wie an vielen Stellen die Schwaben über die Donau flößten. Die Römer verloren in breiter Front den Kampf und flohen. Schwäbische Reiterheere stürmten nach Augsburg, Kempten, Regensburg, Konstanz und Bregenz. Sie erschienen in der Schweiz, im Elsaß und zum großen Schrecken der Römer in Mailand und Ravenna. Das Gebiet bis zu den Alpen war freigekämpft. Der Herzog schickte seine Melder zurück und ließ sagen: Kommt, das Land ist unser! Geschichtliche Auswertung: Urheimat der Schwaben-Schwab.Volksstämme (Atlas!)-Wegen Naturkatastrophen und Mißernten verlassen nord. Volksstämme ihre Heimat. Die Kimber und Juthungen durchziehen unser Gebiet-Kelten legen Befestigungen an. - Neue schwäb. Heimat.-Zusammenstoß mit den RömernFeindlich Nachbarschaft 72 v. Chr. bis um 500 n.Chr.-Limesbau 233 wird das Reich schwäbisch, ab 259 las übrige Raetien-Unruhen bis nach der Völkerwanderung u. dem Ende des röm. Weltreiches. Erkenntnisse: Das große Römerreich gibt den Schwaben keine Äacker- die Schwaben wollen nicht unfrei werden - Um da.s Volk vor Aberwanderung, Armut u. Hunger zu bewahren, wählten die Herzöge den Kamipf um die Scholle. Sie nehmen den Römern Provinzen weg, die jene selbst durch Krieg unrechtmäßig erworben hatten.-Wie gewonnen, so zerronnen!-Es galt da.s Recht des Stärkeren. Gegenwartsbezug: Heute wird Neuland nicht durch Krieg, sondern durch Kultivierung von Moor, Ried, Heide und Wüste gewonnen (Beispiele). - Nicht alles könnte Bauer sein. Die Industrie gibt neue Arbeitsmöglichkeiten. Hungernde Völker werden unterstützt (Entwicklungshilfe, Organisationen) .-Gewaltige Deich schützen vor Sturmfluten.-Staatsmänner schließen Verträge und Vereinigungen um Krieg zu -vermeiden .... Thema 13-1? Zur schwäbischen Stanmesgeschichte (überschau) -Schwaben, Ostgoten u.FrankenDie größte Ausdehnung erreichte das schwäbische Herzogtum in der Mitte des 5. Jahrhunderts. Von Main bis zu den Quellen des Rheins, von der Saar bis zur Regnitz und Altmühl. Zur selben Zeit zertrümmern die germanischen Franken, von Norden kommend, unter ihrem jungen König Chlodwig die römische Militärmacht in Gallien. Sie nehmen ein Land in Besitz, welches auch die Alemannen für sich beanspruchten (Ariovist 72 v.Chr.) Damit begann die Tragödie für den schwäbischen Stamm, die 746 in Cannstatt ihr Ende findet. Erstmals prallen hier zwei germanische Stämme aufeinander. Ein erbittertes Ringen beginnt und fordert unsagbare Blutopfer über zwei Jahrhunderte hindurch. Das erste große Treffen zwischen Schwaben und Franken fand um 496 bei Zülpich statt und um 5c6 fiel an der Marne die große Entscheidung. Die Folge der schwäbischen Niederlage war von weltgeschichtlicher Be Häutung. Sie ermöglichte die Gründung des Frankenreiches und die Einführung des Christentums. Die Schwaben aber verloren ihr nördliches Gebiet das von den nachsetzenden Franken besiedelt wurde (Ober-Unter-Mittelfranken). Seit 496 blieben die Schwaben eingekeilt zwischen Franken und Burgundern im Westen, Eojowaren im Osten, Franken im Norden, Goten im Süden. Wegen Raumnot sahen sich viele Schwaben zur Auswanderung gezwungen. Fränkische Herrschsucht versuchte auch das restliche Schwaben unter ihre Botmäßigkeit zu bekommen« Wohl aus politischen Gründen nahm der Ostgotenkönig Theoderich (in der Sage Dietrich von Bern) die Schwaben in seinen Schutz. Seine Truppen marschierten in Schwaben ein (got. Grabfund in Wittislingen). Auf diese Weise zählten die Schwaben, welche an die Goten eine Reichssteuer zu zahlen hatten, mit zu den Wächtern der got. Nordgrenze. Im Jahre 536 traten die Goten in ihrer politisch und militärisch bedrängten Lage die einträgliche Schutzherrschaft über Schwaben an die Franken ab. Dns gotische Militär verließ unser Schwaben, die Franken marschierten ein. Da.ir.it waren die Schwabenherzöge nicht einverstanden. Von jetzt an wird Jahr um Jahr mit wechselndem Schlach tenglück gekämpft, bis 746 fränkische Hinterhältigkeit den Streit brutal beendet. Wie weit unter den gallischen Franken die Verwelschung und das ungermanische Handeln vorangeschritten war, bezeugen folgende Berichte: Der Frankenkönig Sigibert bekämpfte seinen Bruder Chilperich. Die Schwaben wurden zu Hilfe gerufen. Nach der Aussöhnung betrogen beide den Helfer: zahlreiche Schwaben wurden dabei zu Tode gesteinigt. [Ige; - Später zetteln die Großeii fränk. Reiches eine Verschwörung an. Der Schwabenherzog Luitfried wurde zu Hilfe gerufen. Sein Ende ist die Flucht aus dem Schwabenland, er bleibt verschollen. Ihm folgt 588 Herzog Unzilin. Nach einer Niederlage raubten ihm die Franken das ganze Familiengut und ließen ihn durch Abschlagen eines Fußes verstümmeln. Noch schlimmer trieben es die Fippinge. Sie wollten das lockere Reichsgefüge wieder festigen. Ihr Kampf galt hauptsächlich den Außenprovinzen Schwaben, Bayern und Thüringen,Ein fränk. Großreich sollte geschaffen werden. Schwerste Kämpfe und Verwüstungen werden aus den Jahren 687 und 691 gemeldet. Unter dem Schwabenherzog Gotofried holen sich die Franken so schwere Niederlagen, daß sie einen Einfall in Schwaben nicht mehr wagen. Doch gleich nach seinem Tode um 7o8 beginnen von neuem die Kriege. Auch Herzog Willihar, Gotfrieds Nachfolger, kämpfte zäh um sein Land in den Jahren 7o9-712. Pippir.;: starb 714. Ihn folgte Karl Martell (715-741) der während sei ner Regierungszeit kaum aus dem Sattel kam. Seine Hauptaufgabe sah er in der Unterwerfung der rebellischen Schwaben und Bayern. Sie ist ihm nicht gelungen. 727 tritt erstmals der Schwabenherzog Dietpald auf. Er ist Sohn Gotofrieds und Bruder Landfrieds I., der vor ihm Herzog war. Dietpald ist der Führer der frankenfeindlichen Partei in Schwaben.727 wird er gegen die Franken aufsässig und verjagt mit den fränkischen Reichsbeamten auch den Wanderprediger Pirmin. 728 fallen die Franken ein und unternehmen auch gegen Bayern einen Strafzug. 732 und 741 muß Schwaben wieder mit Waffengewalt botmäßig gemacht werden. Dietbald wird als Geisel nach Frankreich verschleppt Nach dem Tode Martells kehrt Dietbald zurück. Er unterhält diplomatische Beziehungen zu Odilo in Bayern, zu Sachsen und den Goten (Waufar). Je.hr um Jahr führt nun Dietpald seinen Heerbann gegen die Franken um ihre Anschläge auf das rechtsrheinische Deutschland für immer abzuwehren. Noch einmal fallen Martells Nachfolger (Karlomann und Pippin) in Bayern und Schwaben ein. Odilo und Dietbald müssen fliehen. 743 neue Kämpfe. Die Sachsen und Goten unternehmen eine Entlastungsoffensive für die Schwaben. 745 fällt Dietpald im Elsaß ein. Die Franken erkennen die große schwäbische Gefahr, begannen Dietpald zu fürchten. Sie versuchten auf echt fränkische Weise die Auseinandersetzungen zu beenden. 746 sammelte Karlomann seine ganze Heeresmacht und rückte in Schwaben ein. Der schwäbische Heerbann wurde nach Cannstadt (Condistatt am Stein) aufgeboten. Nichts Schlimmes ahnend erschien Dietbald mit seinen Kriegern. Auf der Altenburger Höhe standen die Schwaben dem fränk. Heere gegenüber. Sie werden plötzlich überfallen, ohne Schwertstreich gefangen, gebunden. "Und es geschah, daß viele Tausende mit dem Schwerte niedergehauen und umgebracht worden sind." Inmitten seiner Getreuen lag auch Herzog Dietpald. Karlomanns gefährlichster Widersacher war beseitigt, der schwäbische Adel, die Sippenführer ausgerottet, ihre Familien wurden von Haus und Hof verjagd und verschleppt. Des Volkes Kraft war gebrochen. Das Land wurde eine Beute fränk. Machtsucht. Seit 746 ist Schwaben endgültig dem Frankenreiche einverleibt. Literatur: Schwäbischer Schulanzeiger 1942 Nr. 8/9 Schwäbische Stammesgeschichte v.E.Schnieringer Weitere Entwicklung Schwabens siehe Dertsch: Schwäbische Siedlungsgeschichte. - Heimatverlag Kempten. Peter Dörfler, Der Urmaier. - Verlag Alber München. Lug ins Land (Beil.Allg. Beobachter 1939 Nr. 13 ff.) Thema 14: Der Hunnenkönig Attila bedroht das Abendland überschau: Im Jahre 375 n.Chr. brach ein wildes mongolisches fieitervolk, die Hunnen, aus den Steppen Innerasiens hervor und drängte in wildem Ansturm nach Westen, gegen die Wohnsitze der slavischen und germanischen Stämme in Ost- und Mitteleuropa, gegen die Grenzen des römischen Weltreiches. Dadurch setzten sie die Massen der slavischen und germanischen Völker in Bewegung. Eine allgemeine Panik und Völkerwanderung wird ausgelöst. Im Jahre 444 ermordet Attila seinen Bruder Bleda und erhebt sich zum Führer aller Hunnen. Seine Macht erreichte unter ihm den Höhepunkt. Alle Völker vom Kaspischen Meer bis tief ins germanische Gebiet hinein waren ihm tribut-und heerespflichtig, darunter auch die Ostund Westgoten. In Tokai in Ungarn hielt er prächtigen Hof. Hier wohnte er in einem geräumigen Holzhaus, ausgelegt mit teuersten Teppichen. Er war umgeben von Künstlern, Schmeichlern, Staatsmännern, Heerführern, Gesandten aus dem griechischen, römischen Reich, von germanischen Fürsten und Sängern. Mit verschwenderischem Aufwand ließ er seine Gäste aus goldenen Geschirren essen, während er mit einer Holzschüssel vorlieb nahm. Halb Europa liefert zu seiner prächtigen Hofhaltung die Mittel; denn alle unterworfenen Völker, selbst das oströmische Reich (Byzanz) mußte ihm Tribut zahlen. Attila bekam den Größenwahn und wandte sich um 451 auch gegen das weströmische Reich und seine Provinzen. Bis zum Atlantik wollte er vorstoßen und sich so ganz Europa unterwerfen. Aus der Tbeißebene heraus ritten ungeheure Reiterscharn die Donau entlang; sie durchquerten und verheerten Teile Bayerns,Schwabens, fielen in Gallien ein, wo die Römer noch zwischen der Loire und Seine Gebiete besaßen und hofften a u f die Filfe Ger Pestgoten. Diese fühlten sich von den Hunnen ebenfalls bedroht, schlössen mit den Burgundern ein Bündnis und führten ein durch Salfranken und Alanen verstärktes Heer dem römischen Feldherrn Aetius zu Hilfe. Attila hatte bereits Orleans eingenommen. Auf den Katalaunischen Feldern (Gegen bei Troyes) standen den Hunnen, Ostgoten und Gepiden die Heere der Römer, Burgunder, Westgoten, Franken und Alanen gegenüber. Sieben Tage dauerte die Völkerschlacht auf den Katalaunischen Feldern. Attila verlor den Kampf. Nur durch die Beutesucht der Westgotenfürsten gelang es den Hunnen sich vom Schlachtfelde zu lösen, sich zu erholen und im nächsten Jahre in Italien einzufallen. In die Poebene vorgedrungen, rissen Krankheiten und Fieber bedenkliche Lücken in seinem Heere. Dieser Umstand und die starke Stellung des Aetius am mittleren Po, veranlaßten Attila der Bitte des Papstes Leo I. Rom zu werschonen und abzuziehen Gehör zu schenken. Er führte seine Hunnen nach Ungarn zurück und starb 453 unmittelbar nach seiner Vermählung mit Ildiko. Die Hunnen legten ihren König in einen dreifachen Sarg aus Gold, Silber und Eisen und ließen ihn durch Sklaven begraben, die sie hernach töteten, damit kein Fremder die Ruhestätte Attilas erfahre. Attilas Reich zerfiel in kurzer Zeit. Die Mehrzahl der Hunnen zog sich in die Steppen Südrußlands zurück, wo sie sich unter anderen Völkerschwärmen verloren. Für die Schüler; In der hölzernen Königsburg bei Tokai in Ungarn eilen Offiziere hin und her. Attila hat (444)seinen Bruder getötet und sich zum Herrn aller Hunnen gemacht. Sein Reich erstreckt sich vom Kaspischen Meer weit in die germanischen Länder hinein. Ostund Westgoten, Gepiden samt Ostrom sind ihm tribut- und heerespflichtig. Die Va.udalen in Afrika sind seine Freunde. Nun will Attila auch König Westroms und seiner Provinzen werden. Er schickt seine Sendboten zu allen hörigen Fürsten mit Geheimbefehlen. Spione erkunden feindliche Militärlager, während sich in weiter Thejßebene gewaltige Heeresmassen sammeln. Rom soll von Süden (Vandalen), Osten (Hunnen) und Morden (Westgoten) her in die Zange genommen werden. Sein erstes Ziel aber Ist die Atlantikküste. Mit den ersten Frühlingsstürmen des Jahres 451 galoppieren seine Reitermassen die Donau herauf, sie plündern, morden und brennen in Bayern, Schwaben und am Rhein. Wo sie vorüberzogen ist alles Leben erstorben, sind alle Weiden von ihren Pferden abgefretzt, die Kühe geschlachtet, die Menschen erschlagen, So erreichten sie bald Metz. Hier erwartete die Bürgerschaft hinter schnell ausgebesserten Wällen den Anprall des schrecklichen Feindes. Seit Tagen schon fliehen die Landbewohner der ganzen Umgebung mit Weib und Kind hinter die schützenden Stadtmauern. Voll Sorge betrachtet die fränkische Besatzung den Zustrom, sie denken an die Lebensmittellager. Wie die Windsbraut naht der Hunne. Wie Spukgestalten kauern die gelbgesichtigen Gnomen auf ihren struppigen Pferden. Dann wälzt sich die Masse schreiend unter dem schrillen Pfiff der Knochenflöten heran. Asiatische Zauberpriester in purpurnen Gewändern schlagen die Trommeln; geJbseidene Drachenbanner knattern im Wind; Roßschweife wehen an den Lanzen: hunderttausend Pferdehufe stampfen; Pfeilwolken schwirren gegen die Verteidiger. Eine Schlacht ohne Gnade tobt um Metz. Tage lang dauert das Gemetzel in der Staat. Die Mörder durchstöbern den letzten Winkel und Keller nach dem Leben. Metz ist eine tote Stadt, Während in dem verwüsteten Metz die Balken der zusammengestürzten Häuser verglimmen,, haben Attilas Vorhuten schon Reims, Trayes und Paris erreicht. Immer tiefer pflügt sich der mongolische Stoßkeil in den Westen hinein, bis zur Loire, bis Orleans, Nach wenigen Tagen wird die Atlantikküste erreicht sein. Was bisher die Vernunft nicht zuwege brachte, erreichte Furcht und Gefahr. Erstmals vereinigte sich das Abendland zu gemeinsamer Abwehr! Die Germanenfürsaen lassen ihre Streitigkeiten ruhen und unterstellen sich dem Oberbefehl des röm. Kaisers und seinem Feldherrn Aetius. Nach einheitlichem Plan führen die Könige Gunderich von Burgund (Günther!) und Childerich von Franken ihre Krieger gegen die Flanke der Hunnen. Aetius aber führt seine italischen Legionen rhoneaufwärtr: und bedroht Attilas Rückzugslinie. Nur die Westgoten blieben noch abseits, Tn solcher Lage gab Attila schleunigst die Belagerung von Orleans auf um gegen die Römer in die Champagne zu ziehen. Wo sich die Höhen zum Mrrnetal senken, bezieht er auf den Katalaunischen Feldern die gewaltige Wagenburg. Die Entscheidung steht bevor. Kalmückische Vorposten jagen zu Abtilas Zeit mit dem gelben Benner und melden, daß der Feind in voller Schlachtordnung über die Katalaunischen Felder heranziehe-. Der ganze Westen sei verhüllt von wehenden Staubfahnen; man könne schon den Lärm der Lurenhörner und den Kampfgesang des Gegeners hören. Ruhig und ohne Hast tritt Attila aus dem bunten Lederzelt. Er ist mit dem vergoldeten Schuppenpanzer, dem Spitzhelm und dem Krummschwert gerüstet; um die Schulter hängt der grüne Seidenmantel. Ein Knecht führt den feurigen Rappen heran; Attila schwingt sich in den Sattel. Ohne Zögern erteilt er seine Befehle, dann gibt er dem Roß die Sporen und .jagt im Galopp zum Lagertor hinaus. Drei Tage lang tobt die furchtbare Schlacht, ein Ringen, wie es die Welt noch nicht erlebt hat; Asien und Europa kämpfen auf Leben und Tod. Attilas Übermacht scheint zu siegen, Franken und Burgunder sind zu Tode erschöpft und beginnen zu weichen. Attila beobachtet von der Höhe seiner Wagenburg aus den Kampf. Ein Meldereiter jagt heran und stürzt - or attilas Füße:"Die Goten, die Goten!" keucht er die Westgoten werfen sich wie reißende Wölfe auf unsere Reiter!" Das ist die Entscheidung. Die Westgoten haben sich gegen die Hunnen erhoben. Asien hat die Schlacht verloren. Attila wendet sich wortlos ab und gibt Anweisung die Wagenburg zu verteidigen. Seine Hilfstruppen fluten bereits nech Osten zurück. Er selbst läßt aus hölzernen Pferdesätteln einen riesigen Scheiterhaufen errichten. Er will sich und seine Heerführer verbrennen lassen. Schon verteilt er ganze Berge aus aller Welt zusammengeraubte Schätze an seine Offiziere mit den Worten: "Da ihr Wölfe, nehmt euch den Plunder!" Zu seiner großen Verwunderung greifen seine Gegner nicht mehr an. Der Weg zur Flucht nach dem Osten ist ihm freigegeben. Aber über zweihunderttausend Kämpfer liegen auf dem Schlachtfeld der Katalaunischen Felder. Noch einmal versucht Attila sein Glück. Im nächsten Jahre jagen seine Reiterheere über die Via Claudia /'ugusta. Schon brennt Pavia, Mailand wird geplündert. Schutzlos ist das römische Volk dem asiatischen Wüsten ausgeliefert. Der tüchtige Feldherr Aetius ist noch auf dem Bückmarsch aus Gallien. In größter Not begibt sich Papst Leo an der Spitze einer kaiserlichen Gesandtschaft zu Attila, bittet um Gnade für die Stadt Rom und bietet im Auftrag des Kaisers Valentinian hohen Tribut. Die hohe, ganz in Weiß gekleidete Gestalt des Kirchenfürsten bleibt. nicht ohne Eindruck auf Attila. Er behandelt die Gesandtschaft höflich. Der Ausbruch von Seuchen in seinem Heere ward ihm gemeldet. Darum gab er Befehl zum Rückzug und zur Räumung der italienischen Ebene. Alles jubelte und feierte den Papst als Retter. Ein Jahr nach dem Italieneinfall eilte durch Europa die Kunde, daß Attila gestorben und seine wilden Horden in den weiten Steppen des Ostens verschwunden seien. Europa hatte über Asien gesiegt und war wieder frei von Angst. , . _. „..,.., T , , ■ ., , ÜI *--,\ (nach Zierer, Bild der Jahrhunderte,Bd. 12J Erkenntnisse: Die Uneinigkeit Europas hat die Hunnen angelockt. - Das Abendland stand vor der Gefahr verwüstet und vernichtet zu werden. Ein Sieg der Hunnen hätte den Untergang des Abendlandes und die Vorherrschaft Asiens bedeutet. - Nur durch Einigkeit, Zusammenhalt und Zusammenlegung aller militärischen Kräfte konnten die wilden Horden geschlagen werden. Uneinige Völker sind immer eine Beute der Starken. Auch in unserer Zeit drohen Europa Gefahren. Die Welt ist in zwei feindliche Lager gespalten. Attila sollte auch uns ein warnendes Beispiel sein. Thema 15 Der Ostgotenkönig Theoderich schickt Schutztruppen nach Schwaben. a) Überschau: Um 410 haben die letzten Homer das Allgäu geräumt. Die Besatzungstruppen hatten zwar vor wiederzukommen, waren zunächst aber doch froh sobald wie möglich über die Berge zu kommen, wo ihnen die wilden Schwaben nichts mehr tun konnten. Sie meinten, in Italien könnten sie dann wieder nrch Herzenslust Orangen, Weintrauben und Spaghetti essen und sich an die Sonne legen. Aber was sahen sie? Alle Felder und Gärten in der italienischen Ebene lagen verwüstet und verödet. Die Häuser, Dörfer und Städte waren verbrannt und alles kurz und klein geschlagen. Von einem Bettler, der am Wegrand hockte, erfuhren die Soldaten, all' dies habe der König Alarich mit seinen Westgoten angerichtet (Atlas! Gotenzug!). Innerhalb weniger Jahre sei er schon zum drittenmal hier durchmarschiert. Auf dem ganzen Wege hat unser Allgäuer Römerregiment nichts wie zerstörte Ortschaften, halbverhungerte Flüchtlinge, Not und Elend angetroffen. Und wie die Soldaten näher an die Reichshauptstadt heranmarschiert waren, hörten sie, chaß die wilden Westgoten eben dabei wären, Rom zu plündern und die Leute zu erschlagen. Sie wußten nicht, daß eben die Völkerwanderung begonnen hatte und daß es nicht bloß in Rom, sondern an allen Ecken und Enden der damaligen Welt drunter und drüber ging. Das "Wort Völkerwanderung hört sich heute so harmlos an. Man denkt an lange Züge mit Ochsenkarren, Reiter und friedliche Ba.uernsleute, denen ganze Herden von Rindern folgen. Aber so eine Völkerwanderung war eben nichts Friedliches, ein Volk bekämpfte und vertrieb das andere von seiner Heimat. Man kann nicht schildern was damals die armen Menschen an Aufregungen, Entbehrungen und Unglück mitmachen mußten. Alle Augenblicke war eine andere Katastrophe. Kaum waren die Westgoten auf der einen Seite Roms mit ihrer Beute zum Stadttor hinausgezogen, jagte auf der .anderen wieder ein reitender Bote in die Stadt mit der Schnuermeldung: Die Hunnen kommen! Der grausame König Attila, die Gottesgeißel sei mit einem riesigen Reiterheer im Anmarsch. Natürlich gab das eine Panik in Rom; denn die Leute glaubten nicht, daß er vor der Stadt abermals umkehren würde, wie ein Jahr zuvor auf Bitten des Papstes. Die Hunnen! das war das Schrecklichste, was damals passieren konnte. - Und dann geschah das große Wunder. Mitten im Vormarsch ist Attila plötzlich gestorben. Man erzählte: am Nasenbluten. Die Römer waren natürlich froh und freuten sich. Und wie sie sich eben anschickten aus der Unordnung wieder Ordnung zu machen, kamen anstatt der Hunnen von Süder her die Vandalen. Ihr Anführer Geiserich, der seine Soldaten "vandalisch hausen" ließ, bekam kein Nasenbluten und konnte Rom erobern und plündern. Das war im Jahre 455. Weil sich die Vandalen so schandmäßig benommen hatten, sagt man heute noch zu ganz besonderen Grausamkeiten: das ist ja vandalisch, Im Römerreich gab es keine Ruhe und. keine Ordnung mehr.Auch die Ostgoten rückten in Italien ein. Ihr König Theoderich, der in der Sage Dietrich von Bern genannt wird, resiedierte in Ravenna. Dort steht heute noch sein schönes Grabmal. Natürlich gaben auch die Schwaben keine Ruhe. Wenn in der ganzen Welt marschiert und erobert wird, wollten auch sie Neuland erobern. Also machten sich unsere Vetter am Rhein und Main auf und holten sich einen Teil der Schweiz und das heutige Elsaß. DPs ging ohne viel Mühe und Verluste. Da ist nun den schwäbischen Anführern der Blitzsieg zu Kopf gestiegen und sie machten ihre erste große Dummheit. Um das Jahr 490 herum packten sie ihre Tornister,um gegen Westen zu marschieren. Das hätten sie aber besser bleiben lassen. b) Nordschwaben wird fränkisch: über dem Rhein saßen damals die Franken. Ein ganz kriegstüchtiges Volk, das zum Unglück der Schwaben, einen hervorragenden König hatte. Sie nannten ihn Chlodwig. - Zuerst gab es für die Schwaben einige Blitzsiege. Dann aber stellte sich heraus, daß man sich stark verrechnet hatte. Chlodwig ließ seine Franken zu einer Gegenoffensive aufmarschieren. Die armen Schwaben! In einer einzigen furchtbaren Schlacht (um 495 bei Zülpich) wurden sie in Grund und Boden gehauen! Wer sein Leben noch retten konnte, floh über den Rheinstrom. Aber die Franken rückten mit der ganzen Heeresmacht nach. König Chlodiwg hatte den Spieß umgedreht. Statt daß die Schwaben Frankreich eroberten, schickten sich die Franken an, das ganze von den Alemannen besiedelte Land zu erobern. Die Schwaben verloren damals ihr nördliches Gebiet am Main herunter bis zum Hesseiberg. Zu Tausenden wurden die Schwaben vertrieben. Fränkische Bauernfamilien wurden angesiedelt. Zwischen Mainfranken und dem restlichen Schwaben entstand eine neue Grenze, die wir heute noch hören können . Es ist die schwäbisch-fränk.Sprachengrenze (Mundarten!). c) Die Goten marschieren ein. Natürlich wollten die Franken ganz Schwaben erobern. Aber der Schwabenkönig machte ihnen mitten im Vormarsch einen Strich durch die Rechnung. Er verhandelte mit dem Ostgotenkönig Theuderich und bat ihn um militärische Hilfe. Als Gegenleistung wolle er den Goten den Zehnten und die Reichssteuer zahlen und mit ihm ein Militärbündnis abschließen. Theoderich, der den gefährlichen Franken nicht als seinen nördlichen Nachbarn haben wollte, war gerne einverstanden. In einer Zweierkonferenz vereinbarten Chlodwig und Theoderich, daß die fränkische Wehrmacht an Ort und Stelle zu halten habe: daß die Franken alles Gebiet behalten dürften, das am Tag des Waffenstillstandes besetzt war. Damit die Schwaben keinen Gegenangriff machen können, wolle er sein Militär bis zur Demarkationslinie oder Waffenstillstandsgrenze vorrücken lassen. Die willkürlich gezogene Grenze verlief nun mitten durch das Land und die Schwaben waren zwischen zwei Großmächte geraten. Die Sprachgrenze ist also die politische Grenze, die Theoderich und Chlodwig vor 5oo Jahren zwischen ihren Machtbereichen gezogen haben. Gleich nach Vertragsabschluß marschierten gotische Regimenter durchs Schwabenländle, nach Kempten, Augsburg, in die Donaugegend, nach Wittislingen und andere feste Orte bis zum Hesseiberg, wo sie alles überschauen konnten. Nur so geschaut haben die Schwaben an den strammen Soldaten. Man jubelte ihnen zu und feierte sie als Befreier. Die Soldaten hatten gute Tage, denn auch die Franken hatten einen Heidenrespekt vor den Goten und getrauten sich nicht den Waffenstillstand zu brechen. d) Schwäbische Flüchtlinge: Das Vorgehen Theoderichs hat den Chlodwig natürlich maßlos geärgert. Darum ließ er seine Wut an den armen Schwaben aus, die als Bauern auf ihren Höfen zurückgeblieben waren. Eine große Ausweisungsaktion war sein erster Racheakt. Die Franken vertrieben die Schwaben aus ihren Häusern und von ihren Feldern und nahmen ihr Eigentum in Besitz. Die ausgewiesenen Leute suchten natürlich zunächst Zuflucht bei ihren Landsleuten jenseits der Grenze. Aber auf die Dauer konnten sie da nicht bleiben. Deswegen haben ostgotische Sachverständige ihrem König Theoderich einen Evakuierungs-und Umsiedlungsplan unterbreitet. Die Mehrzahl der Flüchtlinge sollten zwischen Hier und Lech neu angesiedelt werden. So kam der große Schwabenzug in dieses Gebiet und vor allem bis an den Rand des Allgaus, weil hier noch viel Urwald war, den man roden konnte; auch gab es noch überwuchertes Ackerland, welches römische Bauern verlassen hatten. Die Schwaben haben böse Gesichter gemacht, als so viele Flüchtlinge kamen und nahmen ihre Landsleute nicht mit besonderer Liebe auf; mußten sie doch, bis jeder seinen Platz und Hof gebaut hatte, die Ausgewiesenen in ihre Höfe aufnehmen und ihnen gegen Arbeit auch Verpflegung geben. So haben es die gotischen Schutzherrn vorgeschrieben und daran war nichts zu ändern. Nun schimpften die Schwaben nicht allein auf den Chlodwig, jetzt auch noch auf den Theoderich, der ihnen soviel Unbequemlichkeiten hingerichtet hat. Recht war das gewiß nicht; denn der Theoderichplan hat ja auch dafür gesorgt, daß die Viehzucht im Allgau gefördert wurde und daß die Schwaben ihre schönen Schumpen und Kälberkühe zu guten Preisen nach Italien exportieren konnten. Dadurch bekamen die Allgäuer wieder Geld in die Hand, um Nägel, Handwerkszeug. Saatgut und andere Dinge, die ein Bauer haben muß, kaufen zu können. (nach Dr.Weitnauer, Der Schwabenzug.Schönes Allgäu H.195D Zusammenfassung: Völkerwanderung-Wanderzüge (Atlas).-Schwäbisch fränkische Sprachgrenze einst eine pol Grenze. Gotische Schutztruppen in Schwaben; Gegenleistungen. - Zweite Landnahme in Schwaben durch Flüchtlinge aus dem Norden. Rodungsarbeit der Neubürger. Geschichtliche Auswertung: Ursachen der Völkerwanderung.-Zusammenbruch des rön. Weltreiches. - Das Grab im Busento. (Schulmannbild!) - Attila und die Nibelungen; Schwaben ziehen in den Burgundischen Raum. Theoderich in Ravcnna; Weg der Ostgoten. - Schwaben und Franken im Streit. Erkenntnisse: Die reichen röm. Provinzen verführen gera.Völker zu Eroberungszügen. Unterdrückte Volksstämme kämpfen um Freiheit und bessere Lebensbedingungen. Kein Volk nahm Rücksicht auf das andere; man hauste Barbarisch, vandalisch und auch nach römischer Art. Völker sterben aus (Kampf um Rom v.F.Dahn) Schutzbündnis der Goten-amerikanische, englische Schutztruppen in der Bundesrep. und Berlin! - Völkerwanderung einst und in der Gegenwart (Beispiele).-Massenausweisungen um 5oo und 1946. - Flüchtlingsrechte in Vergangenheit und Gegenwart.Völkergemisch in Europa der Gegenwart (der Gegenwart)durch Ausweisung. Flucht in die Freiheit und Arbeitsvermittlung. Thema 16 Karl Martell im Kampfe gegen den Islam Überblick: Um ?00 hatten die Anhänger Muhanneds das ganze Gebiet zwischen Indus und Mauritanien (Marokko) dem Islam unterworfen. Um 711 versuchen sie ihre Herrschaft und ihren Glauben auch den Europäern aufzuzwingen. In dieser Absicht schiffte Gebcl al Tarik (= Gibraltar!) seine Reiterscharen über die Meerenge nach Spanien. Bei Jerez de la Frontera setzten sich die Westgoten zur Wehr. Aber ihr König Roderich verlor Schlacht und Leben. Die Mauren nahmen fast die ganze Halbinsel ein. Die unterworfenen Christen durften zwar den Glauben behalten, mußten aber eine besondere Kopfsteuer entrichten. So war die Herrschaft des Kalifen bis zu den Tyrenäen ausgedehnt. 732 überschritt Abel El Rahna mit Berbern, Arabern, Mauren und Spaniern das Gebirge. Schwärme von Kavallerie auf Kamelen und flinken Wüstenpferden jagten den Ufern der Loire zu. Im Raun zwischen Poitiers und Tours stießen die Sarazenen auf die Truppenverbände Kartells. Der fränkische Hausncier hatte Thüringer, Friesen, Bayern, Alemannen und Franken und seine schwer gepanzerte Adelsreiter aufgeboten gegen einen übermächtigen Feind, der das ganze Abendland bedrohte. Wie zwei feindliche Welten prallten die Heere aufeinander. Sieben Tage währte der Kampf zwischen Islan und Christen. Die großen Verluste der Sarazenenreiterei bewogen den arabischen Felclherrn zur Flucht über die Berge nach Spanien. (Literatur: Zierer, Bild der Jahrhunderte, Band 15, Seite 48-61) Für die Schüler: In Südfrankreich sind die Araber eingefallen. Ihr Feldherr, Abd El Rahman hat sich vorgenommen alle Christen in Europa zum Islam zu bekehren. Sie sollen sich auch auf den Teppich knien, mit der Stirne den Erdboden berühren und rufen+ "Allah , Allah, sepaie uns!" Mordend und alles verwüstend zogen Kamel- und Steppenreiter bis zur Loire herauf. Flüchtlinge eilten ihnen voraus und meldeten dem Frankenkönig Karl Martell den arabischen Überfall. Schnell verbreitete sich die Schreckensnachricht in ganz Europa. Karl Martell schickte seine Königsboten zu allen Gaugrafen auch zu den ihn feindlich gesinnten germanischen Fürsten n--ch Sachsen,Thüringen, su Odilo nach Bayern, zu Herzog Dietpald nach Schwaben. Gottlob erkannton damals alle Fürston die große Gefahr. Auch sie riefen zum Heerbann auf. Ihre Reiter brachton die Meldung su den Dorfmeiern. Die Meier schickten ihren wehrfähigen Männern den Pfeil ins Haus. Das bedeutete eich sofort zur Heerfahrt zu rüsten. Mit bester Rüstung, Roß und Wagen, Pferdeknechten und Lebensmitteln war in kurzer Zeit anzutreten. Die Dorfmeier unserer Gegend führten ihre Mannen zur großen Malstatt, der Leutkircher Heide. Dorthin karj dann auch der Schwabenherzog Dietpald zur großen Musterung. Er führte seine Mannen auf Eefehl des Königs nach Echte mach. Thioto, ein Knecht im Troß erzählt uns aus jenen Tagen: Dann aber ging es dahin, als wäre der Feind nicht vor, sonder hinter uns her. Niemand brauchte wegen der Eile zu marschieren. Wir ritten und holperten in Wagen weiter, immer schneller; bald waren unsere Iferde zu Gerippen abgemagert. K>lt waren die Hächte. Zum Glück gaben die Hausfrauen warme Wolldecken und auch tüchti"e Ballon Speck, Dörrfleisch und Gänsefett mit. Manchnn.1 gab es Handel mit den Bauern, die uns schlechtes: Heu lieferten; es gab Handel bei den Tränkern, denn Gau zu Gau wuchs der- Hoereszug an. Immer dichter wurden die Heeresstraßen mit Waren und Reitorr besetzt. Alles drängte voran und wenn es irgendwo eine Stockung oder Streit gab, fuhren die Hauptleute grob dazwischen. Es gab wenig Spaß auf diesem Marsch. Selbst die Rosse, waren grantig, sie bissen u. schlugen aus. Vorwärts, vorwärts! schrien die Anfährer, zu spätkommen wird die Fahnenflucht bestraft. Im Saarland angekommen, glichen unsere Fferde elenden Schindmähren; sie bissen und schlu ?en nicht mehr und senkten die Köpfe auf dürren Hälsen. Sie wurden hier ge"en schlechteste Rasse ausgetauscht. Wir schimpften, kernen rber doch schnell voran. Endlich erreichten wir die schwarze Stadtmauer von Trier. Die Hauptleute haben uns nicht durch die Forte ziehen lassen; denn es eilte. Nach wochenlagen Marsche kamen wir endlich in Echternach an. Vor der Klosterkirche wurde ein Feldgottesdienst gehalten. Weithin sichtbar prangte der Mantel des hl. Martinus als unser neues Feldzeichen, das den Sieg bringen sollte. Stola schritt König Karol mit seinen Feldherrn und Verwandten in das Gotteshaus. Hernach hielt er eine Ansprache und forderte den Sieg über die Muhammendaner. Dann mußten wir vorbeimarschieren, stundenlang stand, der Frankenkönig und musterte streng seinen Heerbann."Heil Korol, Hammer", riefen die Germanen, "Srlve Corel Martelle"! die Italiener. An der Loire angekommen mußten wir über eine Schiffsbrücke. Das holperte und schaukelte, daß selbst die Pferde die Ohren spitzten und nervös wurden. Unsere Reiterei war \~iclt voraus. Erst bei Tours belästigten uns die ersten feindlichen Reiter. Sie ritten an, schössen auf uns, ritten weg und kamen wieder. So neckten sie uns im Troß auf dem ganzen Weoe. Ich hatte mir die Araber schwarz mit Wollhaaren vorgestellt. Aber ihr Gesicht war braun, manche sogar hell oder rötlich, mager. Sie hatten scharfe Sichelnasen. Unheimlich leuchtete das Weiß ihrer Augäpfel und Zähne aus dem dunklen Gesicht und dem schorzon Bart. Die Pferde waren von edelster Rasse, gepanzert wie die katzenflinken Reiter. Wir übersetzten über die Vienne und waren auf dem eigentlichen KampiplD.tz. Der Aufmarsch war sehr beschwerlich. Steine, Sümpfe und Gestrüpp behinderten unsere Fahrt. Wir Schwaben mußten eine Höhe besetzen. Neben uns lagen die Sachsen. In der weiten Ebene brannten unzählbare Lagerfeuer der Sarazenen. König Karol hatte sich eine günstige, vorteilhafte Stellung gewählt. Um sein Zelt brannten 4 Fechpfannen. Durch die Leibwache und einen mehrfachen VF-genring wurde er geschützt. Wir bekamen Befehl beim nächtlichen Nebel die Höhen zu verschanzen. Als an anderen Morgen die Nebel sich verteilten, stockte uns der Ate"- vor Schreck. Wir sahen eine Armee von knieenden Männern mit der Stirne am Boden, sich immer wieder gegen Osten nach Mekka verneigend. Unheimlich war der Gesang. Plötzlich ertönten helle Signale. Die Moslems sprangen nach ihren Pferden und mit einem vieltausendfachem "Allah,Allah!" stürmten sie gegen das Fußvolk der Germanen, mitten in ihre vorgehaltenen Spieße hinein. Eine furchtbare Schlacht, ein entsetzliches Morden zwischen Moslems und Christen hatte begonnen und dauerte 7 Tage lang. Erst als die fränkische Reiterei den Sarazenen in den Rücken kam, ihre Beute- und Waffenlager, ihre Frauen und Kinder überfiel, nahmen die Araber Reißaus. Wie die Teufel ritten sie den Pyrenäen zu. Ihr Feldherr war machtlos me.'en solch kopflose Flucht. Die Christen hatten gesiegt. Der Free Abd El Rahma galt nichts mehr in der Welt."Karl Kartell!" riefen die Kriemer, seine Generäle und Hauptleute, Karl Kartell, seine Krieger, auch die Schwaben und Bayern haben mitgeholfen das Abendland und: dos Christentum vor dem Untergang zu retten. Die Schlacht bei Poitiers und Tours um 732 war ebenso bedeutungsvoll für die Weltgeschichte wie der Sieg über die Hunnen auf den Katalaunischen Feldern anno 451. (Literatur:Peter Dörfler, der Urmaier. Verl.Alber, München.) Erkenntnisse: Die Araber versuchten die Glaubensverbreitung mit Feuer und Schwert. Bedeutung des Sieges 451 (Hunnen), 732 (Araber),955 (Ungarn).Stellung des Christentums in der Gegenwart gegenüber Andersgläubigen. Einigkeit beseitigte die Gefahr. - Vergl.Attila! Thema 17 Schwaben wird dem Frankenreich einverleibt 746 Solange die gotischen Truppen in Schwaben lagen, ist alles glatt geganen. Die Bauern gingen ihrer Feldarbeit nach; die Flüchtlinge bauten an ihren neuen Höfen und man handelte mit den Goten. Alles freute sich am Frieden. Wenn nur die Politik der damaligen Großmächte (Franken und Goten) nicht gewesen wäre! Starb da plötzlich im Jahre 526 -der tüchtige König Theoderich. Das brachte im ostgotischen Reich eroße Verwirrung. Darauf hatten die Römer in Byzanz, dem heutigen Konstantinopel, schon lange gewartet. Die Romer fingen an gewaltig aufzurüsten. 535 begannen sie ihren Krieg gegen die Ostgoten. Sobald die Franken merkten, daß es zwischen Römern und Goten zum Krach kommen würde, ließen auch sie Truppen an der Sprachgrenze aufmarschieren und drohten mit dem Einmarsch. So etwas macht nervös, vor allem wenn man erst kurze Zeit König ist, wie dies bei Wittigis der Fall war. Wenn sich jetzt die Franken dafür rächen, daß ihnen vor 36 Jahren Theoderich das Konzept verdorben hatte, dachte Wittigis, dann habe ich einen Zweifrontenkrieg. Was blieb in dieser Zwickmühle dem Ostgotenkönig anderes übrig, als mit den mächtigen Franken zu verhandeln, daß sie neutral blieben. Der Franke verlangte dafür das restliche Schwaben. Obwohl der Ostgote über drei Jahrzehnte viel Geld, Mühe und Hoffnung in dieses Land gesteckt hatte, mußte er es jetzt preisgeben. Im Jahre 536 rückten die ostgotischen Schutztruppen aus den schwäbischen Garnisonen ab. Frankische Einheiten marschierten ein, um, wie sie sagten, die Schwaben in Schutz zu nehmen. Die guten Schwaben.hatten bald bemerkt, daß keine Freunde gekommen waren. Gleich wurden die Steuern erhöht, überall fränkische Regierungen und Bürgermeister eingesetzt und die schwäbischen Soldaten wurden gezwungen in das fränkische Reichsheer einzutreten. Bald entstand in Schwaben eine fra.nkenfreundil.iche und eine frankenfeindliche Partei. Zu letzterer gehörten immer auch die Herzöge. Von jetzt an war keine Ruhe mehr im Land. Jahr um Jahr kam es zu Aufständen, Revolutionen und Kriegszügen gegen die Franken. Einmai gewannen die Franken, dann wieder die Schwaben. So ging das fort 200 Jahre lang. Um 746 war der Frankenkönig Karlomann mit großem Heere nach Cannstatt gekommen. Ein fränk. Königsbote kam auf die BussenburgC-Zeil) zu Herzog Dietpald mit der Nachricht: "Der Frankenkönig will mit dir Waffenbrüderschaft und Freundschaft schließen. Komme mit deinem Heerbann zum Thingplatz nach Cannstatt'.' Dietpald kam aus dem Staunen nicht heraus, denn er war ein ehrlicher Germano. Er freute sich über das Friedensangebot, beschenkte den Boten und versprach zu kommen. Frohen Herzens, auf langen Frieden hoffend, zogen die Schwaben nach Cannstatt. Auf dem Thingplatz gaben die Hauptleute Befehl die Waffen abzulegen. So war das hier immer der Brauch gewesen. Nur Dietpald und seine Leibwache behielten das Schwert. Er begab sich zum Stein, um auf den Frankenkcnig zu warten. Sauber geordnet umstanden ihn seine Soldaten. Auf den umliegenden Hügeln lagerten die Franken. Ein Hauptmann flüsterte Dietpald ins Ohr: "Die Franken sind bewaffnet." Die Schwaben wurden mißtrauisch. Aber es war zu spät. Von allen Seiten stürmten die Franken heran und erschlugen viele tausende schwäbische Soldaten, Offiziere. Auch der tapfere Dietpald lag blutüberströmt am Thingstein zu Cannstatt. Nun gab Karlomann den Befehl zum Einmarsch ins Schabenland. Seine neuen Gesetze wurden überall verlesen und hießen: Schwaben wird dem Reich der Franken einverleibt. Alles herrenloses Land wird fränkisches Reichseigentum. Die Höfe und Grundstücke aller schwäbischen Heerführer werden enteignet. Ihre Frauen und Kinder werden umgesiedelt. Im ganzen Lande wird das Christentum eingeführt. Wir werden Reichshöfe und Reichskirchen (Martinskirchen) an allen wichtigen Orten bauen lassen. Wer sich nicht taufen läßt, ist des Todes schuldig. Das schwäbische Recht ist jetzt ungültig; ein jeder wird nach dem fränkischen von uns gerichtet und bestraft. Wer sich gegen uns erhebt wird verhaftet und mit dem Tode bestraft. - Der frankenfeindlichen Partei ging es schlecht. V/er nicht fliehen konnte, wurde verhaftet, übel zugerichtet, verstümmelt und ausgewiesen. Unseren Nachbarn, den Bayern, erging es nicht viel besser. Noch zur Zeit Karls des Großen versuchten Bayern und Schwaben von den Franken loszukommen. Aber es galt das Recht des Stärkeren, das Faustrecht. Und die Franken waren eben viel stärker. Erkenntnisse: Die Ostgoten verkaufen in ihrer pol.Zwangslage die Schutzherrschaft an die Franken und liefern das kleine schwäb. Herzogtum seinem Todfeinde aus. Kleine Völker sind den Großmächten ausgeliefert! Die Schwaben waren ein tapferes Volk - sie verteidigten ihre Freiheit jahrhundertelang gegen Römer und Franken. Gegenwa-rtsbezug: Zwangslage kleiner Völker-Befreiungsversuche. Weltmächte der Gegenwart. Verhalten gegenüber den Kleinstaaten. Besetzte Gebiete - Schutzmächte. Thema 18 Sankt Mang predigt im Allgäu das Christentum Überblick: Koch zur Römerzeit entstand in Augsburg eine christliche Zelle. St. Afra war die erste Märtyrin. Ihr zu Ehren wurden die ältesten Kirchen unserer Gegend geweiht. (Theinselberg). Die nachrückenden Schwaben waren größtenteils noch Heiden, was die Schretzheimer Gräberfunde bestätigen. 720 - 74-9 ist in Augsburg Bischof Wichbert. Er ersucht Abt Othmar von St. Gallen das Allgäu zu missionieren. Ausgesandt werden Theodor nach Kempten und St. Mang nach Füssen. An beiden Orten entstehen aus den Zellen die bekannten Benediktinerklöster. Von Kempten aus wird 764 das Kloster Ottobeuren gegründet,. Stifter Graf Silach, sein Sohn Totound die Königin Hildegardis von Kempten. Erster Abt Toto. - Neben der Missionstätigkeit der Benediktiner sorgt auch der fränkische Staat durch Errichtung von Tauf- und Reichskirchen bei den Königshöfen für die Ausbreitung des Christentums. (Darüber ausführlicher in Heimatbrief Nr. 14, Schnieringer) Für die Schüler: Bischof Wichpert von Augsburg rief seine Domherrn und Kaplane in den Kapitelsaal und sagte: Die Schwaben, ganz besonders die Allgäuer machen mir große Sorgen. Sie sind noch Erzheiden, glauben an Trolle, Butzen, Bilwes, Druden und treiben allerlei heidnische Sitten. Manieren haben die, daß mans nicht beschreiben kann. Wo andere Leute in die Kirchen gehen, opfern sie ihren Göttern Schweins- und Roßköpfe. Bei Roßhaupten ist so eine Opferstätte. Alle Häuser sind vollgenagelt mit bleichen Pferdeschädeln. Dabei meinen sie, so etwas bringe Glück ins Haus. Man muß diese dickköpfigen Bauern bekehren. Wer von Euch meldet sich? Bei solcher Frage sind die Domherrn ganz blaß geworden. Wer geht schon auch gerne freiwillig mitten unter die Wilden. Zum Glück ist dem guten Bischof ein Ausweg eingefallen. Er schickte seinen Diener Tozzo mit einem Briefe zum Abt nach St. Gallen. In dem Schreiben stand, der Abt möchte doch so gut sein und die Missionierung des Allgäus übernehmen. - Bald darauf packten zwei stämmige Mönche mit langen Barten den Rucksack, stopften ihn voll mit Ofennudeln, Dörrbirnen und anderen Habseligkeiten und verabschiedeten sich von ihrem Abt Othmar. Der Abt sagte zu Mang und Theodor: Ihr zwei habt Schneid und Erfahrung in der Heidenmission. Ihr sollt den Allgäuern um Kempten und Füssen das Beten beibringen. Lehrt den Leuten, den Kleinen und Großen den Katechismus und die Biblische Geschichte. Baut auch Kirchen, damit sie am Sonntag hineingehen können und die Roßopfer bleiben lassen. Damit euch die wilden Tiere nichts anhaben können, gebe ich euch den Wunderstab des hl. Gallus mit. - Nachdem der Abt die beiden Missionäre gesegnet hatte, zogen sie dem Allgäu zu nach Kempten. Die alte Römerstadt sah aus wie nach einem Bombenangriff. Die Häuser waren eingefallen, große Steinbrocken lagen herum, dazwischen wuchsen Brennesseln und anderes Unkraut. Leute haben sie keine gesehen; dafür gab es in der ausgestorbenen Stadt Mäuse, Ratten, Eidechsen, Feuersalamander und anderes Ungeziefer in großen Mengen. An der Hier fanden sie eine Furt. Hier sahen sie die ersten Kemptner wie sie durch den Fluß wateten. Der Flatz ist günstig, sagte Magnus zu Theodor, hier bauen wir aus Holz ein Käppele (Kapelle) und eine Schlafkammer dazu. Die Kempter und Reisenden, die über den Fluß gingen, haben zuerst die beiden Mönche kaum beachtet, sie schauten sich das"Käppele" an und gingen köpfscnüttelnd weiter. Daß die zwei Männer in den ko- mischen Kutten eine Eeidenmission vorhaben, konnten sie ja nicht wissen. Nach etlichen Wochen sagte der Mönch Magnus zu seinem Mitbruder: "Ich glaub, es langt, Wenn einer von uns dableibt zum Missionieren. Viel Arbeit gibt es noch nicht; ich gehe ein Stück weiter weg zu den armen Heiden nach Füssen". So haben sie es dann auch gemacht und Abschied voneinander genommen. Nun war zu jen^er Zeit auch ein Krieg zwischen den Schwaben und Franken und die meisten Väter waren fort. Darum haben sich die Heidenbuben auch erlaubt den Missionär zu verspotten; ja einmal haben sie ihm sogar das Rindendach eingeschlagen und weil er sie in der Sonntagspredigt richtig kapitelt hat, zündeten sie ihm in der Nacht das Betbur (Bethaus) an. Theodor war darüber sehr verärgert. Weil die Erwachsenen zu den Lausbubereien nur lachten, dachte er: Ihr Kempter könnt mir gestohlen werden! Er packte seinen Rucksack, ging nach St. Gallen zurück und sagte seinem Abt: Solch Stockheiden kann man nicht bekehren. Während Theodor solches in Kempten passierte, war Magnus noch auf dem Weg nach Füssen. Heutzutag wäre das eine Kleinigkeit. Man steigt auf das Moped oder in den Omnibus und fährt hin. Aber dazumal mußte Magnus auf schlechten Sandalen oder barfuß durch dunkle Urwälder laufen, wo die Bären brummten und die Wölfe heulten; wo er bei Nacht und Nebel alle Augenblicke über Wurzeln stolperte, weil er keine Taschenlampe hatte. Aber so ein heiliger Mann fürchtet sich nicht so schnell vor Geister, Irrlichtern und wilden Tieren, wenn er auch keine Fistole sondern nur den Gallusstab bei sich hatte. Gefürchtet hat er sich eher vor den Bauern, die ihn barbarisch anfluchten, wenn sie ihn beim Schlafen in Heinzenhütten erwischten oder wenn er über ihre Ohmaden (Wiesen) ging. Die hatten eben noch gar keine Ehrfurcht vor einem christlichen Mönch. Wenn einem so etwas passiert und wenn man nichts zu essen hat als Brombeeren, Hagebutten, Schwamnerlinge und Sauerampfer, ist man heilfroh ans Ziel zu kommen. Als Magnus endlich die Stelle erreichte, wo die Wassergeister im Lech und die Berggeister auf dem Säuling hausten, so erzählten ihm die Füssener Bauern, machte er mit seinem Stab ein Kreuz auf den Boden. Genau auf dem Platz, wo heute das St. Mangkloster steht, baute er ein Holzkirchlein und eine Blockhütte dazu. WGnn dann ein Füssener oder sonst ein Reisender hier vorbeikam, fing Magnus mit ihm ein freundliches Gespräch an, zuerst über das Wetter, über die Arbeit, über das Eisenerz, das er an Säuling gefunden, über seine Erfindung des Eisenschmelzens, dann über das Kirchlein und das Kreuz. Er zeigte ihnen im Betbur die bunten Heiligenbilder und erzählte die Hochzeit zu Kana, die Brotvermehrung, von Petrus, wie er dem Kalcher das Ohr wegschlug. Das hat den Leuten gefallen. Zuerst sind sie aus reiner Neugier gekommen, dann zum Zuhören; denn Magnus konnte reaht spannend erzählen. Und wie einmal sein Kirchlein am Sonntag voller Leute war, betete er ihnen das Vater unser vor: "Fater unser, thu pist himile, wihi namun dinan, qhueme rihi din, werde willi din, so in himile, sosa in erdu, proth unser emezhic kip uns hiutu, oblaz uns sculdi unsero, sc wir oblazzen uns sculdikem enti ni unsih firleiti in khorunka, uz erlosi unsi, fona ubile, amen" (St. Gallener Vaterunser um 790 aufgeschrieben. Übersetzt: Vater unser, du bist in himmel, heilige namen deinen, komme reich dein, werde wille dein wie im himmel auch auf erde, brod unser fortwährend gib uns heute, erlasse uns schulden unsere, so wie wir erlassen uns schuldigen und nicht uns verleite in verschuchung, sondern erlöse uns von übel. Amen. Auch an den Werktagen gab es für St. Mang genug zu tun. Er half den Bauern beim Heuen, heilte kranke Kälble, er stieg zu den einsamen Berghöfen hinauf und zeigte den Bauern und Sennen wie man bessere Käsle macht, er baute mit den Leuten Schmelzhütten am Säuling und zeigte ihnen das Schmieden. Donnerwetter sagten die Allgäuer, der Mann kann etwas, vor dem muß man das Hütle lupfen. Und sie kamen zu ihm in ihren Sorgen, mit ihren Fragen über die Viehzucht, sie holten ihn als Vieh- und Menschendoktor, als Tröster zu den Sterbenden, sie glaubten seinen Predigten, ließen sich von Bischo.f Wichbert taufen und firmen. Der Auasburn-er Bischof hpt nur so gestaunt vor dem Zulauf und St. Mang gesagt: Du wirst jetzt ein alter Mann und brauchst Hilfe. Ich schicke dir Priester und baue dir ein neues Kloster und eine schöne große Kirche aus Stein. Unter die Kirche kommt eine Krypta, darin wirst du einmal ruhen. Wir können uns denken, wie traurig die Allgauer waren, als ihr "Wundermann" für immer die Augen schloß. Eine größere Beerdigung hat es im Allgäu seitdem nicht mehr gegeben. Noch viele Jahrhunderte verehrten die Leute nicht nur den Missionar St. Mang, sondern auch seinen wundertätigen Stab, der überallhin, sogar bis Holzgünz (1773 Mäuseplage) geholt wurde, wenn auf den Feldern Schädlinge auftraten. St. Klang hat den Allgauer Drachen, das ist das Heidentum mit seinen Götzen, getötet. Soviel wird über die Wundertaten des Allgauer s Apostels erzählt, daß davon das Sagenbuch voll geworden ist. Wohin wir such kommen, hören wir seinen Namen als Flurbezeichnung (St. Mrngfe.ll), sehen wir den Heiligen als Statue in einer; Bildstöckle oder in einer der zahlreichen St. Mangksrpellen, die ihm dankbare christliche dllmäuer zun Andenken errichten ließen. Ist nun der Drache auch wirklich tot? Ganz sicher eind die Füssener noch nicht. Damit der Teufel gleich weiß was ihm passiert falls er sich sehen ließe, stechen sie jedes Jahr am Namenstag St. Mangs (6. September) einen ausgestopften Drachen tot. Dieses Drachenstechen ist für die jungen Leute und die Sommerfrischler eine Gaudi. Man sollte aber doch den hl. Magnus nicht vergessen, die Mühe und Arbeit, die er gehabt hat bis aus den Allgäuern Heiden anständige Christen geworden sind und hoffentlich auch bleiben. Erkenntnisse: Das Kloster St. Gallen übernimmt iai Auftrag des Bischofs von Augsburg die Missionierung des Allgäus. Älteste Missionsposten sind Füssen, Kempten und Ottobeuren. Schwierigkeiten der Missionierung waren: Aberglaube, Dämonenfurcht, zähes Festhalten am überlieferten Brauchtum, die dünne Besiedlung einer unwegsamen wilden Landschaft, der Haß gegen die Franken, die Abwehr gegen fremde Einflüsse.-Der in zahlreichen Sagen erwähnte Drache ist xymbolisch des schwer zu bekämpfendenHeidentunsrKirchen,Kapellen,Bildstöcke u. Sagen bezeugen die Beliebtheit des "Allgauer Apostels" bei der Bevölkerung. -Missionsklöster der Gegenwart-Missionäre in aller WeltMissionsstationen und ihr "Wirken. -Volksmissionen. Anmerkung: Magnuskirchen in Füssen, Kempten,Schwabbruck, Buchenberg, Waltershofen.-St.Mangsagen in Scheideag, Kempten (Drachentötung), Roßhrupten (Lindwurmtötung mit Pechkranz); in Pfronten Mangbrunnen, Mangacker, Mangsitz, Mangalpe, Mangtritt; in Lout//kerschach (St. Mangerde hat Heilkraft)5 am" Säuling (St.Mang mit dem Baren).-Wo die Missionäre einen Heidenmott vom Sockel stürzten, entstand an gleicher Stelle eine Michaels oder Georgskirche; wo ein Götze zur Abwendung von Viehseuchen verehrt wurde, entstand ein Georgiritt oder eine Leonhardiskirche.-Mit dem hochverehrten Magnusstab wird Ungeziefer von den Feldern verbannt. Alter Allgauer Spruch: "St. Mang,St.Mang macht Wurm (Lindwurm) und Teufel bang!"-Beim Füssener Drachenstechen:"Mangafuir, Mnngafuir, hoi, hoi, hoi!" Literatur: Baumann, Gesch.d.Allgäus I.-Schnieringer, Heimatbrief Nr. 14. - Weitnauer, Schönes Allg-.u 1950/1.-Dörfler, Urmaier Kap.1 Thema 19 Bonifatius setzt Bischöfe ein. Überblick: Wie die St. Gallener Mönche Magnus und Theodor und dessen Nachfolger Feregotz (Kempten) das Allgäu missionierten, so wurde auch in den anderen Gauen Bayerns das Christentum in den letzten heidnischen Winkel getragen. Bekannt sind die Glaubensprediger und Wanderbischöfe aus Irland, Schottland und den ältesten fränkischen Klöstern. So predigte Emmeran in der Regensburger Gegend, Korbinian (+725) um Freising, Kilian um Würzburg, Rupert im Salzkammergut. Diese Wanderbischöfe hatten noch keine festen.Sitze und keine begrenzte Diözesen'. Sie predigten teils vor, teils gleichzeitig mit " St. Mang. Ein tröstlicher Lichtblick für die damals so bedrängte pppstkirche (Arianer-Athenasier; oströmische-weströmische Kirche) war das Wirken Winfrieds, den Fapst Gregor II. Bonifatius (d.h."gutes Geschick") nannte. Der Apostel Germaniens ist 675 in England geboren, 722 zum Bischof geweiht. Nach seiner ersten erfolglosen Frieslandreise holte er sich beim Papst die Erlaubnis zur Missionierung Germaniens, über die Alpen führte ihn der Weg zum Bayernherzog Odilo (739)« Er zeigt das papstl. Sendschreiben vor und bekommt Erlaubnis das Bayernland zu bereisen, überall zu predigen, das Gebiet in Bistümer einzuteilen und Bischöfe einzusetzen. Die von ihm eingesetzten Bischöfe stammen größtenteils aus seinem Verwandten- und Bekanntenkreis. Freising Erimbert Regensburg Gaubald Salzburg Johannes Passau Vivilo Würzburg Burchard Eichstätt Villibald A u g s b u r g Wichbert Bonifatius schreibt nach Rom, daß es ihm gelinge die zersplitterten Gau- und Landeskirchen zusammenzufassen und der päpstlichen Autorität zu unterstellen. Ein ungeheures Werk der Ordnung vollzieht sich: Ffarrgemeinden, Diözesen, Dekanate entstehen; in Thüringen wird Erfurt, in Ostfranken Würzburg Sitz eines Bischofs. Köln wird Hauptplatz kirchlicher Verwaltung. Es entsteht aus dem zusammenhanglosen örtlichen Christentum die katholische Kirche Germaniens. Papst Gregor verleiht (732) Bonifatius das Recht, selbständig Bischöfe zu ernennen und empfiehlt jährliche Landesversammlungen der Frovinzialkirchen abzuhalten. An der Seite des Bischofs arbeiten nun bewährte Priester an der Missionierung mit. Aus der angelsächsischen Heimat trifft Lul, der Gehilfe und Nachfolger ein; die getreue Lioba wirkt segensreich als Äbtissin von Tauberbischofsheim; in Bayern predigen neben den Bischöfen der Edeling Sturmi. Die fromme Sächsin Thekla gründet im Maintal die Klöster Kitzingen und Ochsenfort. Als Leiter der gesamten Mission wird Bonifatius 738 zum drittenmale nach Rom berufen und zum päpstlichen Statthalter in Germanien ernannt. Die Bischöfe in Bayern, Schwaben, Hessen und Thüringen werden ihm unterstellt. In einem päpstlichen Schreiben an Bonifa.tius heißt es: "Es soll Dir, Bruder, nicht erlaubt sein, an einem Orte zu verweilen. Stärke die Herzen der Brüder und Schwestern, die in jenen westlichen Gegenden noch ungesittet sind... Und wo es Dir notwendig erscheint, da weihe als unser Stellvertreter Bischöfe nach kanonischen Regeln und lehre sie die apostolischen Regeln Roms einhalten. (Brief aus dem Jahre 739) Als Bonifatius König Karinann auf dem Leistenberg bei Würzburg besuchte, erhielt er eine Staatsurkunde ausgehändigt in der es heißt: "Ich werde das neue Bistum Würzburg mit 24 Kirchcnsprengeln in Mainfranken und am Mittelrhein mit dem Kloster Karlburg und allem was dazu gehört beschenken." Karlmann beruft ein Konzil (Concilium Germanicum 742) ein. Den Vorsitz führt der Erzbischof Bonifatius (Ort unbekannt)« "... Es wird beschlossen, künftig jedes Jahr eine Synode abzuhalten. Unwürdige Diakone und Priester werden abgesetzt und durch weltliche Gewalt ihrer Lehen entkleidet. Geistliche müssen künftig zur deutlichen Unterscheidung von Laien das lange Gewand und die Tonsur tragen; Kriegsdienst und Waffentragen sind ihnen verboten." Ab 741 Papst Zacharias! Die Organisation der germanischen Kirche ist fast abgeschlossen. Mittelpunkt der Verwaltung wird Köln, Sitz des Erzbischofs und päpstl. Legaten Bonifatius. Wegen Widerstand des örtlichen Domkapitels verlegt Bonifatius seinen Sitz in das reiche Mainz, dem "Rom der Franken." Alljährlich finden am Sitz des Erzbischofs zu Mainz Synoden statt. Die Beschlüsse bekommen durch landesherrliche Bestätigung Gesetzeskraft. Beispiele: Ehen ohne kirchliche Weihe sind ungültig; heidnische Bräuche sind verboten, ebenso der Verkauf christlicher Sklaven an Heiden und die Einsetzung von Laien als Bischöfe. Den Gläubigen wird empfohlen alle vier Wochen das Abendmahl zu empfangen und fromme Stiftungen an die Kirche zu machen. Gegen rel. Schwärmer, Gaukler und Betrüger, die auf den Jahrmärkten behaupten der wiedergeborene Christus zu sein oder Offenbarungen vom hl. Geist zu empfangen, wird mit aller Strenge vorgegangen und des Landes verwiesen. An den alternden Bonifatius in Mainz werden viele Fragen herangetragen. Er leitet sie brieflich an den Papst zur Entscheidung weiter: "Ist es dem Christenmenschen erlaubt, Dohlen, Krähen, Störche, Biber, Hasen und Pferde zu essen? - Antwort: Nein, solche Tiere sind von den Gläubigen zu meiden. - Was soll mit den Aussätzigen geschehen? - Lasset sie aus der Stadt bringen (Siechenhäuser!), doch mögen ihnen mildtätige Menschen Almosen reichen. - Wie soll der Speck zubereitet, werden, ehe ihn ein Christenmensch verzehrt? - Darüber ist von den Vätern nichts sicheres überliefert, aber wir raten ihn nicht zu essen, ehe er nicht über dem Rauch getrocknet oder über dem Feuer gekocht ist. Ungekocht darf man ihn erst nach Ostern essen." Das Werk Bonifatius ist getan. Festgefügt steht die Organisation der Kirchs in Germanien. Nur die heidnischen Friesen sind noch nicht bekehrt. Nun rüstet sich der 80 jährige Bonifatius zu seiner letzten Ausfahrt um den Schlußstrich unter seine Missionstätigkeit zu setzen. Als er am 5. Juni 754 an der Küste bei Dokkum zahlreiche Bekehrte firmte, wurde !-der "Apostel der Deutschen" samt seinem Gefolge von einer heidnischen Horde erschlagen (Berichte darüber in allen Geschichtsbüchern! ) . Christliche Friesen brachten den Leib des Märtyrers nach dem Kloster Utrecht. Überführung nach Mainz, dann nach Fulda. König Pipin ließ als Schützer des Christentums den Mord nicht ungesühnt. In einem Strafzug wurde die Mehrzahl der noch heidnischen Friesen erschlagen, Frauen und Kinder als Sklaven verschleppt. (Friesenorte!) Berichte größtenteils nach Zierer, Bild der Jahrhunderte Bd.15, Ausführung für Schüler entfällt hier-siehe Geschichtsbücher! Thema. 20 Bauern lernen von den Mönchen Uberblick;_ Stifter des abendländischen Mönchtums war der hl. Benedikt von Nursia. (geb. 480 zu Nursia, wird Rechtsanwalt, gründet 528 das Kloster Monte Casino, stirbt 5^3) • Seine Ordensregel verpflichtet die Mitbrüder zu Buße, Gebet und Arbeit, damit zur Mitarbeit am Aufbau der abendländischen Kultur. Den Mönchen mit Priesterweihe (Patres) obliegt die Seelsorge, die Missionierung der Heiden, die Pflege der Kunst und Wissenschaften. Die Mönche mit niederen Weihen (Fratres oder Brüder) werden ausgebildet im Handwerk, sie versorgen die klösterliche Landwirtschaft, den Gartenbau und erweitern durch Kultivierung von Mooren und Rodung der Urwälder den Besitz des Klosters. Bis ins 10. Jahrhundert waren die Benediktinerklöster nicht nur die einzigen abendländischen Mönchsorden, sondern auch die eigentlichen Kulturträger und Kulturmittelpunkte. Der Weg des Ordens führt von Monte Casino nach St. Gallen, von dort nach Irland, Schottland, nach Frankreich, Bayern, Deutschland. Für die Schüler: Der Eayernhorzog Odilo reitet mit seinem Freund Bonifatius, dem Erzbischof von Mainz nach dem Kloster Tegernsee (gegründet 736). Beim Dorfe Oberföhrung kommen sie über die Salzzollbrücke. Odilo, der lange nicht mehr in dieser Gegend war, findet die Landschaft zu seinem Erstaunen ganz verändert vor. Früher traf man in dieses endlosen Wald- und Sumpfgebieten nur alle paar Stunden ein Dörflein mit niederen Strohütten an. Jetzt zieht sich an Stelle der holperigen Waldpfade eine breite, ausgeholzte Fläche am östlichen Seeufer dahin. Auf den Feldern treiben Mönche ihre Ochsengespanne; zinspflichtige Bauern sind mit Holzfällen beschäftigt, eine Schar Buben verbrennt das Astwerk zu Asche. Inmitten dieses neugewonnenen Landes erhebt sich eine wuchtige Kirche aus Stein mit Schilfdach und hölzernen Glockenturm. Fleißige Mönche haben die Ziegel selbst gebrannt und auch um die Kirche mehrere Nebengebaude errichtet. Der Abt dieses Klosters am Tegernsee führt seine Gäste durch das Klostergebiet. "Wir herben den Ackerbau wesentlich verbessert", sagt er, "früher hat man nur Spelt, Hafer und Roggen gebaut, jetzt haben wir auch Weizen und Edelobst eingeführt. Unsere Brüder in St. Gallen oder Reichenau können sogar den Weinbau der Römerzeit fortführen; bei uns aber ist das Klima zu rauh. Dafür haben wir den Bauern die Kunst der Entwässerung gezeigt. Die ehemaligen Sauerwiesen bringen jetzt schon brauchbares Heu für unser Edelvieh, das uns die St. Ga.llener zugesandt haben." Als Odilo und Bonifatius mit ihrem Gefolge zu den Gutsgebäuden zurückkehren, kommen sie zwischen den hölzernen Stallungen an Kalkgruben und Brennöfen vorbei (Kalkbrennerei). Sie steigen in einen gewölbten Kellerraum. "Hier ist unsere berühmte Brauerei", sagt der Abt, und zeigt auf eine lange Reihe dickbauchiger Fässer. Frater Kellermeister füllt einen Holzkrug und reicht ihn dem Herzog mit einem Segenswunsch. "Das ist unser besonderes Geheimnis, Euer Gnaden", sagt er. "Hopfen und Gerstenmalz, verwenden wir dazu. Aber den Hopfen richtig zu verarbeiten und daraus Bier zu sieden, das ist eine besondere Kunst". -"Ein köstlicher Trunk, Patres, man soll mir einige Fässer davon nach Freising senden." "Nicht mehr nötig, Herzog", lacht der Abt, "vor Eurer Haustür in Weihenstephan wird auch ebraut". Frater Kellermeister muß noch den Gärungsvorgang erklären. Dann geht er hinüber zur Klosterschreinerei und zur Schneiderei. Die Mönche haben dem Herzog eine kleine Ausstellung ihrer handwerklichen Erzeugnisse av.fgebaut. Auf langen Tischen liegen höfische Kleider, prunkvoll gestickte Meßgewänder mit Gold- und Silberborten; da liegen v/eichgegerbte Schaftstiefel aus der Schusterei, Zaumzeug und Reitsättel, Werkzeug aus Eisen, Holz und Kupfer von den Brüdern Werkzeugmacher, Schreiner, Drechsler und Schmieden verfertigt, Wa-genräder, Fässer, Truhen mit eingesetzten Bildern und Einlagen aus farbigern Holz, Metall oder Elfenbein, getriebene Waffen, Schilde, Helme, vor allem aber Kelche, Weihegeräte und Schmuck."Wer sind die Künstler,die solch prächtige Dinge schaffen?" fragt voll Bewunderung der Herzog. "Unsere Mönche kommen aus Franken, Angelsachsen und Italien," antwortet der Abt. "Bei Gott, mir ist, als wäre ich auf einer verwunschenen Zauberinsel! Und solches geschieht mitten im Urwald, umgeben von Eber, Bär und Wolf", ruft Odile, "zeigt mir auch die Buchwerkstatt!" Odilo vermag nicht zu lesen und zu schreiben, um so größer ist seine Ehrfurcht vor dem Geschriebenen. Vorsichtig schlägt er den schweren, mit Goldblech und Edelsteinen geschmückten Deckel eines Gesetzbuches auf; fast scheu betrachtet er die sauber beschriebenen, kunstvoll verzierten und bemalten Pergamentblätter. "Ein solches Buch stellt die Lebensarbeit eines Mönches dar", bemerkt leise der Abt,"man zahlt es mit einem kleinen Bauerngut." Im angrenzenden Saale, der großen Schreibstube sitzen eine ganze Reihe Mönche gebückt über den Fergamentblättern. Sie schreiben an den Evangelien, an Meß- und Gebetbüchern, andere wieder Gedichte, sie machen Abschriften aus .alten Arztbüchern. Wir müssen auch die Wissenschaft pflegen und was die Menschheit schon erfahren aufschreiben, um es der Nachwelt zu erhalten. Wir pflegen Kunst, Wissenschaft, Forschung, Feldbau, Obstbau und Viehzucht nicht um unserer selbst willen, wir tun das für alle unsere Mitmenschen, die von uns lernen wollen. Herzog Odilo sprach: "Während ich mit meinen Kriegsleuten Städte berannte, Dörfer und Höfe verwüstete und Männer erschlug, habt ihr Mönche in aller Stille meinem Lande Schatzkammern und Schulen gebaut. Ich will euch Klosterleuton meinen Dank für eure Arbeit abstatten." Er tritt an einen alten Schreiber heran. "Nimm ein frisches Blatt Mönch und schreibe", befielt er: Im Namen Gottes und Unseres Herrn Jesus Christus, Odilo Herzog der Bayern. Alle meine Getreuen sollen wissen, daß die Mönche Kein Vertrauen gewonnen haben. Unsere Frömmigkeit erfordert es, daß wir ein Gut aus herzoglicher Besitzung, welches Tegernsee heißt, für alle Zeiten den Mönchen übertrafen und von allen Zinsen und Abgaben gegen Unsere Herrschafts befreien. So wahr uns Gott helfe: Odilo,Herzog. (Nach Zierer, Ed. 15, S.73). Auswertung Bauern lernen von den Mönchen: Bodenverbesserung, Bewässerung, Entwässerung, Brunnenschlagen, Fruchtwechsel, Weizen- und Hopfenanbau, künstliche Düngung mit Mergel und Gips (Gipsmühlen), Obstbau, Bienenzucht statt Wildbienenraub, verbesserte Geräte zur Flachsverarbeitung, Ölschlagen (Mühlen), Wassermühlen ersetzen Handmühlen, verbesserte Viehzucht und Milchwirtschaft, Hausbau, Hofanlage, Vereinödung. - Folgen: Bessere Lebenshaltung. Handwerk und Gewerbe: Im Beispiel ist die Vielseitigkeit angegeben, zum alten Handwerk kommen die Fergamenthersteller, die Kunstschreiber, die Baumeister und Bräuer, die Wachszieher, Goldsticker und Bortenwirker, die Gold- und Silberschmiede. Klöster waren die Schule der Künstler. Die Wissenschaft: Erhaltung alter Schriften, auch heidnischer, Bodenund Pflanzenkunde, Heilkräuter, Heilkunde, Apotheken, Buchdruck, Feldvermessung.... Erkenntnisse: Benediktinerklöster waren die Mittelpunkte der Kultur. Adel, Bürger und Bauern lernten in ihren Schulen. Sie sind die Wiege der Wissenschaf1; und aller Künste; die Erhalter alten und die Schöpfer neuen Kulturgutes, Sendboten des Christentums. - Bonifatius wollte dem Herzog zeigen, daß die Taten des Friedens, Gebet und Ar- beit seinem Lande mehr Wohlstand bringen, als die Beuten des Krieges. Auch die Benediktiner unserer Klöster halten sich noch streng an die Re.cyel ihres Stifters. Thema 21 Entstehung der Dorfpfarreien. a) Zu den ältesten Ffarreien, die wohl schon während der Römerzeit entstanden, zählen die Gebiete mit Afrakirchen. In unseren Kreis ist das Theinselberg mit dem dazugehörigen Zell b. Grönenbach, Kirche "St.Afra auf dem Berg." Die uralte Frauenkirche vor der Stadtmauer in Memmingen gehörte vermutlich zu dem alten Walchendorf "Grenen-Werd" vor Memmingen. b) Missionäre und Wanderbischöfe errichten in herrenlosem Land, aber auch in der Nähe alter Walchenorte christliche Zellen. Der Missionsposten wurde in der Kegel von mehreren Mönchen bewohnt und die weite Umgebung seelsorgerisch betreut. Keine Gebietsabgrenzung! c) Neben solchen St. Gailener Zellen entstehen weltliche Zellen, errichtet von wohlhabenden, frommen Bauern oder Weltpriestern. Bei der weltlichen Zelle ist uns meistens der Name des Stifters überliefert wie z.B. Wisirichzell bei Staufen aus dem Jahre 8179 oder Hupoldescella im Nibelgau, 860 vom Priester Hupold gegründet (=Frauenzell b. Kempten). d) Zu den Missionsposten, Klöstern und Zellen kommen nach 746 die fränkischen Reichskirchen als Staatskirchen. Sie stehen gewöhnlich bei Königshöfen oder bei Grafenhöfen, errichtet in jedem Bau und dann auch in jeder Zentene. Der Adelige überwacht die franko Reichsgesetze: Wer sich nicht taufen laßt, ist des Todes schuldig. Die Großpfarrei versorgt der Reichspfarrer. Fatron solcher Kirchen ist St. Martinus oder Feter und Paul. Großpfarreien in unserem Kreis waren die Martinspfarrei Memmingen mit dem Gebiet von Grönenbach bis Boos; die Martinspfarrei Sontheim von Engetried bis Egg, die Kirche stand einsam im Felde und im Mittelpunkt; die Peterpfarrei Ottobeuren für das Westgünztal. (darüber ausführlich in Heimatbrief 14 v.K.Schnieringer). e) Die großen Gaukirchen mit dem Sitz eines Dekans bekamen vielfach den Namen Leutekirchen (Leutkirch), errichtet bei herzoglichen Thingplätzen und Malstätten. Für den Hier- und Alpgau fehlen die Urkunden. f.) Auch die Klöster errichten in ihren eigenen Dörfern neue Kirchen und Pfarreien5 sie geben ihnen den Names des Klosterpatrons. Ottobeuren baut die Kirche,Dietershofen; das KlQäer Kempten die Gotteshäuser mit dem Patron: Gordian und Epimach (Frechenrieden). Auf klorfereigenen Kirchen finden wir das Doppelkreuz, auf päpstlichen das dreifache Kreuz. g) Die Mehrzahl der Kirchen entsteht zur Ritterzeit und nach den Weifenkriegen im 11. und 12. Jahrhundert. Der Ritter erbaut sie aus eigenen Mitteln, stattet sie aus und gibt für den Pfarrer die notwendigen Grundstücke (Grönenbach, Woringen, Benningen, Wolfertschwenden.) Er übernimmt den Schutz der Kirche (Vogtei), wählt den Kirchenpatron als Vermittler zwischen Dorf und Himmel, bezieht den vorgeschriebenen Großzehnten von den Bauern und entlohnt den Geistlichen, den er einzusetzen das Recht hat (Patronatsrecht), nach seinem Gutdünken. h) Weitere Pfarreigründungen erfolgen nach den Weifenkriegen. Der verarmte Adel vermachte den restlichen Besitz samt den niedergebrannten Burgen den Klüstern oder gab ihn in Pfand. Aus dem Baumaterial der Burg, bzw. aus ihren Ruinen, entstehen neue Kirchen auf den Höhen (Frickenhausen); teils sind sie noch umgeben von Ringgräben (Hawangen), teils erkennt man sie, wenn der beim Brande stehen gebliebene Turm nicht auf der üblichen Nordostseite steht (Grönenbach, Hawangen). i) Wegen zu weiter Entfernung von der Mutterkirche entschlossen sich abgelegene Dorfgemeinschaften zur Selbshilfe. Es entstanden kleine dorfeigene Kirchen wie Böhen, Ollarzried (jüngste Pfarrei um 1796 gegründet; erster Pfarrer war ein frz. Emigrant) " Dorfeigene Kirchen mußten das vorgeschriebene Pfarrwiddum, d.i. ein Bauernhof, mit Wald und Grundstücken (Name PfarrhofI) selbst dem Kirchenpatron widmen. Der Besitz gehörte dem Kirchenheiligen auf ewige Zeiten und diente dem Ortspfarrer neben den Großzehnten zum Unterhalt. Vom Widdum darf auch heute noch nichts veräußert werden. Verwalter und Rechner ist der Heiligenbauer, Widdumbauer oder Kirchenpfleger, wie er jetzt heißt. k) In manchen Dörfern stehen+zwei Kirchen (Erkheim, Woringen, Sontheim) Ein solches Dorf hatte zwei Herrn als Besitzer bzw. eine dorfeigene und eine rittereigene Kirche. In den meisten Fällen ließ der bayerische Staat nach der Säkularisation die zweite Kirche abbrechen (Woringen, Ottobeuren, Eldernkloster, Peterkirche wurde Knabenschule). + oder standen Literatur zur weiteren Orientierung: Sontheimer, die Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren Band I-V; aller Pfarreien auch die evang. sind darin angeführt. Wohl in jedem Pfarrhof vorhanden. Deutsche Gaue, Kaufbeuren, Reichshofforschung, (Archive Memmingen, Ottobeuren). - Heimatbrief Nr. 14. Thema 23 Die Feld- und Flttrordnung unserer Vorfahren Einführung; Nach der Eroberung Saetiens durch die Schwaben, teilten ihre Fürsten das Land in soviel Stücke auf, als Hundertschaften eingewandert Waren. Jedep Hunderschaft wurde eine "Urmark" zugewiesen. Die gesamte Fläche mit Ackerland, Weide und Wald stand der "Markgenossenschaft" zu gemeinsamer Benützung zu. Die Urmark um den Auerberg bestand bis ins 16. Jahrhundert. Zu ihr zählten 12 Dörfer und der Zwölfpfarrwald (= zwölf Pfarreien). Auffallend sind in dieser Gegend die zahlreichen Orts- und Flurbezeichnungen mit "Mark", St. Gallener Urkunde erwähnt die Mark Nibelgau mit Leutkirch als Mittelpunkt. Ohne Zweifel bildeten auch unsere Ingen- und Hofenorte um Memmingen mit der späteren Martinskirche der Stadt eine große Urmark zwischen Hier, Westgünz, Zell und Niederrieden. -• Nach der Einverleibung Schwabens in das Frankenreich (746) werden die allzugroßen Urmarken in Teilmarken aufgelöst. Jetzt entsteht die "Allmand" d.i. die Gemeinde (Allmend, Allgimeinda, allgemein, Gemeindebesitz). Auch die Allmende blieb noch Eigentum der kleinen Markgenossenschaft, wenn auch das Ackerland den einzelnen Familien je nach Kopfzahl zur Benutzung zugewiesen wurde. Der beste Boden innerhalb der Gemeindeflur diente als Ackernahrung und wurde aufgeteilt in ein Sommer-, Winter- und Brachösch. Auf den drei Oschen bestand Flurzwang, auf den gemeinsamen Weiden Weidezwang. Bei der Verteilung wurde nur der für die Gebäude benötigte Saum (=Hofstatt) und die angrenzende Hausbaindt (=durch Umzäunung vom Gemeindebesitz losgebunden) Privatbesitz. Weil bei der Ackerlandverteilung (Nutzungsrecht) die Größe der Familie, samt den zugehörigen Knechten, Mägden od. Sklaven maßgebend war, entstand von Anfang an ein Größenunterschied im Besitz, der sich durch das "Bifangerecht" (beifangen) bzw. Waldrodung noch steigerte. Großfamilien, dazu gehörte vor allem der Dorfmaier und der Adel, konnten wegen größerer Zahl an Arbeitskräften den Grundbesitz wesentlich erweitern. Die kleinen Mark- oder Dorfgenossenschaften mit Flurzwang bestanden im allg. bis 1819, dem. Beginn der p:emeindl. Selbstverwaltung. Nun lösten die Gemeindeväter den Flur- und Weidezwang auf. An Ackerland behielt jeder was er bisher benutzte; die allgemeinen Viehweiden und große Teile des Gemeindewaldes wurde an die alteingesessenen Geschlechter (Sechtier) aufgeteilt. Der Gemeindewald wurde Privatwald, der Herrschaftswald aber Staatswald. Die nun freie Markgenossenschaft löste sich auf. Jedoch behielt die Gemeinde aus der alten Flurordnung noch einige alte Vorschriften bei, vor allem die Beaufsichtigung der Gemeindeflur, Die Feld- und Flurordnung (Auszug für die Schule) 1. Amman, Vierer und Büttel sollen alle Jahre einmal die Flurgrenzen begehen und im Beisein der Angrenzen die Marken besichtigen. 2. Soll sich bei Strafe niemand unterstehen über die Grenzpfähle zwischen den Gemeinden, Weilern, Einöden und Nachbarn zu mähen oder zu ackern. Auch soll niemand wagen Grenzpfahle zu versetzen. 3. Niemand soll dem anderen Schaden zufügen in Gärten, auf den Alikern, an Erbsen, Kraut, Äpfeln, Obst, Holz oder Zaun. Darauf wollen wir (Herrschaft) besonders achten und die Übeltäter, auch Frauen oder Kinder strafen mit 1 Pfd. Heller. 4. Nach altem Herkommen sollen die Früchte aller Bäume, auch die der Eichen und Nüsse in den Mähdern u. Ackern der ganzen Gemeinde gehören. Wann das Obst zu schütteln oder abzubrechen ist, bestimmt der Amann mit den Vierern. Unfolgsame zahlen 2 Pfd. Heller. 5.Mark- oder Grenzbäume zu fällen ist verboten, bei 5 Pfd.Heller Buße. 6.Wer mit seinem Grundbesitz nicht zufrieden ist, darf nicht mit eigener Gewalt weiter reuten oder hauen. 7.Ist es bei Strafe verboten auf einem Neubruch Gebäude zu errichten, weil dadurch die Allgemeinheit zu Schaden käme. Auch ist es niemanden erlaubt ohne Bewilligung Grundbesitz an Auswärtige zu verkaufen. 8.Das von der Gemeinde bestimmte Hirtengeld (dem Dorfhirten) soll jeder ohne Widerrede zahlen und auch alles Vieh zur allgemeinen Herde schlagen (Weidezwang), 9.Soll bei Strafe keiner vor Jakobi mähen, heuen oder ernten, bevor er nicht die Erlaubnis dazu hat (Erntezwang). Wer gar Heu verkaufen sollte, dem soll es genommen werden. 10.In den gemeinen Gewässern ist es verboten zu fischen mit Hand, Korb, Netz oder ausschöpfen, (siehe Bauernartikel) 11.In den gemeindlichen Wäldern ist es nicht erlaubt mehr Holz zu schlagen als in einem Jahre benötigt wird. Holzverkauf ist verboten. Herrschaftliche Bannwälder sind für jede Holzabfuhr gesperrt. 12.Damit niemand zu Schaden komme, soll das Vieh auf den Triebwegen mit "fliegender Geißel" getrieben werden. Erläuterung; Amann=Amtmann, vom Herrn aufgestellt als Ortsvorsteher; Vierer sind.4 Männer des Dorfgerichtes. Ihre Aufgabe: Überwachung der Gemeindegrenze und der Oschen; Überwachung des Weidebetriebs; Überwachung von Weg, Steg u. Brücken; Überwachung d. gmdl. Waldes. Marken sind Grenzsteine, Zeichen an Bäumen, Grenzgräben, Pfähle. Hirtengeld: In jeder Gemeinde war ein Tag- und ein Nachthirte angestellt. Der Amtmann verlieh ihm den Hirtenstab (Recht!). Der Hirte wohnte im kleinen Hirtenhaus, jetzt Armenhaus; er aß jeden Tag bei einem anderen Bauern. Der Bauer zahlte für jede Kuh etliche Kreuzer Hirtengeld. Für Großvieh bestand Weidezwang=Verpflichtung das Vieh zur pemeindl. Großherde zu geben. Erntezwang: Gemeinsamer Erntebeginn bei Getreide, Heu, Grummet und Obst weren Zehntabfrabe in natura-später gelockert. Bannwälder der Herrschaft gehörig; darin ist verboten Holz zu schlagen, Gras zu holen und Vieh zu treiben. Auf den Triebwegen wurde die Vieherde zur großen Weide getrieben. Erkenntnisse: Die Feld- und Flurordnung wurde von den Grundherrn zum Nutzen der Markgenossenschaft erlassen. Amtmann und Vierer sowie der Ortspendarm (Büttel) sorgten dafür, daß die herrschaftlichen Gebote auch eingehalten wurden.-Die Bauern konnten nicht nach eigenem Willen und Vorteil arbeiten und durften von ihren Ernten unerlaubt nichts verkaufen an Auswärtige. Sie konnten ihre Höfe nicht durch Grundstücksankauf vergrößern und nicht mehr Vieh halten, sie waren unfrei. - Nach 18l9 hörte der Flurzwang auf. Das Gemeingut durfte an die Bauern verteilt werden. Gegenwartsbezug: In Osteuropa, wird den Bauern das Eigentum wieder weggenommen und in Genossenschafts- oder Staatsgütern gemeinsam bewirtschaftet. Die Bauern werden zu Knechten. Viel sind nach dem Westen geflohen, weil sie nicht unfrei werden wollten. Lesestoff: Aus dem Memminger Heimatbuch: Uli, der Dorfhirte. - Wie Heiligen^ Bauers Franzi eine Ohrfeige bekam (Flurumritt). - Lesebuch: Der Blitz in die Grenzfichte. Thema 2k Verschlepptensiedlungeh unserer Heimat be« richten Von den Kämpfen der Franken. Im Landkreis Memmihgeh und um denselben gibt es die merkwürdigen Ortsnamen: Wineden, Windenberg, Engetried, Böhen, Sachsenriedfriesenried, Haunstetten, Mauren u.ä, Windet« Wilaeöi WehZen^ Witzen nannte man die verschleppten Wenden* Im Pöstleitzahlehbuch finden äch, zerstreut in ganz Deütsih-* land, eine große Zahl ähnlicher Namen Wie Wendelburg§ Wendelstein in Thüringen, Windach (37 mal); Witz-Wilzorte 60 mal* Die Geschichte sartt"König Karl zog selbst in das Land zu den Wilden Wenden, Er nachte 2 Brücken Über die Elbe und zog ins Wendenland* Der Wendenfürst ergab sich und empfing sein Land als ein Leheni - Der König zog dann weiter nach Polen bis an die Weichsel und machte sich alle Wendenlande gehorsam " (Joh.Aventinus), Das war im Jahre 789* Es entstand die "Wendische Mark". Durch Verschleppung und Umsiedlung nahmen die Franken den angren* Zenden, ungehorsamen Volksstämmen die Kraft des Wideretandes* Nach damaligen Kriegsrecht galt jeder Gefangene als ein arechtloser Sklave* Menschen wurden als Beute von den Siegern mitgenommen^ verhandelt, verkauft oder als völlig unfreie Knechte auf germanische Hofe verteilt. Zivilisten aber wurden aus ihrer Heimat Verschleppt und den Heerführern (Grafen, Meiern) zugeteilt. Da nun im fränkischen HeeresVerband auch Schwaben, Bayern, Thüringer* Sachsen mitzukämpfen hatten, finden wir die Zwangssiedlungen der Wenden auch in unserem Raum. Ob die Männer, Frauen und Kinder von unserem Wineden und Windenberg von den Ottobeurer Grafen (?6*t Silach) oder einem anderen nach Schwaben gebracht wurden, läßt sich nicht nachweisen. Merkwürdig aber ist, daß alle Verschlepptensiedlungen zwischen größeren Marken in unfruchtbarem Gebiet, in ehemaligem Urwald liegen, Demnach wurden seinerzeit die Verschleppten in die Urwälder getrieben und ihrem Schicksal überlassen. Kriegsgefangene dagegen dienten als Knechte auf den Höfen. Freigelassene Knechte durften sich ebenfalls an den Handgebieten flurmark ansiedeln. Eftgetriedj, Engen, Engern sind ein Stamm der Sachsen. Unweit der Winetumsiedlung (Wineden) liegt unser Engetried, urspr. vielleicht Engenried, zwischen Hügeln im ehemaligen Urwaldgebiet* - Fränkische Strafzüge gegen die aufständischen Engern erfolgten in den Jahren 772, 771*, 775» ?89. "Das Engernland wurde von Karl verheert und gezüchtigt", Unter Züchtigung versteht man doch nur Deportation. Im Postleitzahlenbuch sind über 55 Engenorte u.a. verzeichnet* Den Sachsen, Saxen erging es wie den Engen. Unser SaGhsenried südlich von Grönenbach-Sachsenrieder Weiher- lag im Urwald. Daher die Endung "ried" = roden, reuten, den Wald schlagen. Über die Kämpfe Karls mit den Sachsen unter Widukind berichten die Geschichtsbücher. Dazu Lesestückt Der ewige Acker« BÖhen, alte Schreibweise Behaimb * Böhmen, auf luftiger Höhe mit schlechter Feldlage, Südlich davon Warlins (Walris, Walchers), alte Walchensiedlungen, Der Ort, an der südlichen Landkreisgrenzc ist urkundlich schon um 8^0 anläßlich eines Grenzstreites zwischen den Klöstern Kempten und Ottobeüren erwähnt. Neben der Siedlung der Flurname "auf dem Trollen" s Waldgeister. Merkwürdig ist, daß den "BÖhemern" (Mundart) alle denkbaren Schildbürgerstreiche in zahlreichen Sagen Zugedichtet und zugemutet werden. Die umliegenden Bewohner haben ihhensichtlich sehr auf die Finger gesehen. Böhen ist eine Zwangsansiedlung verschleppter Böhmen aus dem Jahre 806, als König Karl wider die Sorben und Böhmen zog um die Böhmische Mark zu errichten. Die fränkischen Feldzüge: 772 gegen die Sachsen und Engern, Zerstörung der Erensburg und der Irminsaule (geschnitzer Baumstamm! ), 774 ge^en die sich empörenden Entern. 775 Unterwerfung der Engern, Ost- und Westfalen und aller Sachsenstämme - Fortsetzung der Sachsenkriege. - 783 Sachsen bei Detmold geschlagen, ?82 Hinrichtung von . 4500 Sachsen bei Verten an der Aller. 7o5 Widukind unterwirft sich. 7S8 Absetzung und Verbannung des Eayernb.erz.ogs Thassilo. 7Ö9 Unterwerfung der Milzen (Menden). - 790 - 796 gegen Avaren und -Haunen (Haunstetten! ) - vordringen bis zur Raab, 796 bis zur Theiß. 8o1 Errichtung der Spanischen Merk bis zum Ebro. - 8o4 Unterwerfung der Nordalbinger. - 8o6 wieder gegen Serben und Böhmen. 808 Behauptung der Eidergrenze gegen Dänemark. Erkenntnisse: Die Franken brachen jeden Widerstand mit Feuer, Schwert, Verwüstung, Verschleppung, Ausweisung und Umsiedlung. - Sie vergrößern ihr Reichsgebiet .mit Gewalt und zwingen die kleinen Völker in ihren Machtbereich. Die Besiegten werden als Unfreie deportiert und auch als Sklaven verkauft. Kenschenrechte werden mißachtet. Auweisung, Verschleppung, Kassendeportationen auch in der Gegenwart, über tausen Jahre sind vergangen und immer noch werden die Menschenrechte mißachtet, kleine Völker unterjocht und von Großmächten in ihren Machtbereich gezwungen (Beispiele!) Kein Fortschritt im Verhalten von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk. Thema 25 König Karl.und Herzog WidU^ind (Reichstag in Lippsringe) Während König Karl in Spanien gegen die Mauren kämpfte, kam ihm eine Botschaft zu: Im Nordland ist ein großer Kriegshäuptling; aufgestanden. Er heißt Widukind und ist beliebt bei den Ost- und Westfalen, bei den Engern und Nordalbingern. Nach einer geheimen Zusammenkunft im Edelhof Marklo an der Weser haben die sächsischen Rebellen die fränkischen Grafen, Beamte, Priester, ja selbst getaufte Sachsen erschlagen, die Kirchen und Klöster verbrannt und furchtbare Rache bei den Hessen und Bheinfranken genommen. In grimmigen Zorne schlug nun König Karl zurück. An der Spitze seiner Heere drang er bis zur Unstrut und Saale vor, eroberte Westfalen und Engern und zwang Widukind zur Flucht. Nun flammte über Sachsen der Tag der Sache. Wer Pferdeschädel auf den Giebeldächern duldete und nicht an ihrer Stelle die Holzkreuze aufsteckte, verfiel dem Schwerte und sein Schilfdach flammte auf; das Vieh wurde fortgetrieben, Ortschaften niedergebrannt, zu Hunderten lagen erschlagene Männer in den Wäldern. Unsagbares Elend war über die Heimatdörfer hereingebrochen. Fränkische Reiter trieben endlose Kolonnen gefangener Sachsen nach Lippsringe. Um die Königslinde auf dein weiten Ratsfeld waren hölzerne Schranken aus geschälten Pfählen errichtet. Zu Tausenden werden die Sachsen in die Umfriedung (Friede ist zu halten!) getrieben. Ein Waffenstarrender Ring fränkischer Krieger bildet den Umstand. König Karl sitzt unter der alten Ratslinde auf fellbedecktem Stein, angetan mit einfachen, hellblauem Leinenmantel. Sein goldener Stirnreif blitzt in der Sonne. Um den König sitzen fränkische Grafen und Bischöfe in prunkvollen Gewändern. Herolde treten hervor; mit Lurenhörnern blasen sie den Königsruf. Im weiten Feld ist Stille eingetreten. Der kgl. Kanzleisekretär entfaltet eine Pergamentrolle und verkündet mit lauter Stimme die neuen Gesetze und Verordnungen: "Wer in eine Kirche eindringt, darin etwas raubt oder stiehlt oder die Kirche in Brand steckt, der soll sterben!" "Unsere Hofe haben auch gebrannt!" schreit ein baumlanger Sachse. "Meine Viehherden wurden von den Franken gestohlen!" ruft ein anderer aus dem Hintergrund. König Karl gebietet Ruhe. Der Sekretär liest weiter: Wer während der Fastenzeit Fleisch ißt, soll sterben. - Wer einen Priester tötet, soll sterben. - Wer Leichen nach heidnischer Art verbrennt, soll sterben. - Wer die Taufe verweigert, soll sterben. Wer sich gegen die Christen verbündet, soll sterben. - Wer dem König die Treue bricht, soll sterben. - Wer angebliche Hexen verbrennt und ihr Fleisch ißt, soll sterben. "Genug jetzt!" schreit ein junger Sachsenkrieger, "jedermann soll sterben! Wer aber soll leben?" Ein ungeduldiges Murren geht durch das Ratsfeld. Die Leibwache greift zum Schwerte. König Karl erhebt sich. Nun tritt wieder Ruhe ein. Der Beamte liest weiter: "Wer aber reuig seine Sünden beichtet, wer die auferlegte Kirchenbuße auf sich nimmt, der kann leben. Im übrigen verordnen wir: Zu jeder Gaukirche geben die Gläubigen einen Hof und dem Pfarrer 2 Morgen Land. - Alle geben der Kirche den Zehnten und jeden zehnten T?g ist der Kirche ein Frondienst zu leisten. - Wer aber weiterhin unter Bäumen, in Hainen oder an Quellen den Heidengöttern opfert, wer Roßfleisch verzehrt oder Leichen in heidnischen Grabhügeln bestattet, wird zu Geldbußen verurteilt. (Adelige 60 Schilling, Gemeinfreie 30, Knechte 15 Schilling). Ferner fordern wir euch auf, die heidnischen Priester und Wahrsager an die Kirche auszuliefern" Immer unruhiger wird die Menge, endlos scheinen die königlichen Gesetze, bis es endlich ganz stille wird und die Sa.chsen nur noch mit geballten Fäusten vor dem Hochsitz des Königs stehen. Der aber sieht über ihre Köpfe hinweg in eine Zukunft - in ein abendländisches, christlich germanisches Reich. Der Reichstag ist beendet, die Sachsen bekommen freien Abzug. Jeder kehrt in sein Dorf zurück. In Fronarbeit werden die verbrannten Kirchen aufgebaut. Fränkische Grafen und Beamte schauen den Sachsen auf die Finger. Sie haben ihre gekauften Lauscher, Beobachter und Spione ausgeschickt um jeden Aufstandsversuch rechtzeitig zu erfahren. Man kann den trotzigen Engern nicht recht trauen. Im folgenden Frühjahr (782) rückt das Frankenheer durch die Sachsengaue zur Elbe vor um gegen die heidnischen Sorben zu kämpfen. Von Hof zu Hof eilt die geheime Kunde: Widukind ist wieder im Landauf Thingstätten und Wodanseichen ist sein Wappen, das schwarze Roß auf rotem Grunde, aufgehängt! Das bedeutet Alarm für alle waffenfähigen Männer. Im Rücken der Feinde erhebt sich abermals das Volk. Wieder flammen die Kirchen und Klöster auf, wieder werden Priester und Beamte erschlagen und die Kreuze von den Firstbalken heruntergerissen. Die fränkischen Heerführer kehren um und erleiden eine blutige Niederlage. König Karl erhielt die Botschaft in Diedenhofen, am Todestage seiner Gemahlin Hildegardis. Mit einem starken Heere zieht er abermals nach Sachsen. Widukind flieht. Die Adeligen halten sich selbst zurück und schicken ihre Dienstmannen in den Kampf. Als König Karl nach dem Siege die Auslieferung der Anstifter fordert, übergeben die sächsischen Edelinge einige Tausend gemeinfreier Bauern und Gefolgsleute. So entgeht der Adel dem furchtbaren Gericht von Verden an der All/er (?82), während die Bauern und Handwerker der Rache des Siegers ausgeliefert sind. Widukind war abermals aufgetaucht. Verzweiflung und Entsetzen vor der Bluttat an der Aller verursachte die neue Empörung. Ein mörderisches Sengen und Brennen hebt an. Ein Kämpfen auf Leben und Tod, bis Widukind einsieht, daß er sich der fränkischen Macht doch beugen muß. Er bietet den Frieden an. In Attigny an der Marne empfängt Karl den alten Widersacher. Die beiden Fürsten reichen sich die Hände zur Versöhnung. Die Großen haben ihren Frieden gemacht."König Karl aber hat zuletzt von den beiden Ufern der Elbe "10 000 Menschen mit Weib und Kind wegführen lassen und. hierhin und dorthin über Gallien und Germanien in kleinen Gruppen verteilt." (Thema 24!) Nur langsam heilte die Zeit die Wunden des grimmigen Kampfes. Die beiden feindlichen Stämme begannen zu begreifen, daß man auch in Frieden nebeneinander und miteinander leben kann. (Nach Zierer, Bild der Jahrhunderte Ed. 15) Erkenntnisse: Die Bekehrung der Sachsen wäre allein Aufgabe der Missionare gewesen. - Karls Maßnahmen waren zu hart, unchristlich und forderten den Widerstand heraus. - Das Gericht an der Aller erinnert an die Massenmorde Hitlers und Stalins. - Nicht jeder getaufte Sachse war ein Christ; nicht jeder Mann, der ein Parteiabzeichen tragen muß, ist ein Parteimann. - Gesinnungen kann man nicht aufzwingen, - Die Aussöhnung Karls mit Widukind brachte den Völkern Friede und Wohlstand. - Die Aussöhnung zw. Deutschlang u. Frankreich sichern Europa den Frieden. - Immer unruhiger wird die Men^e, endlos scheinen die königlichen Gesetze, bis es endlich ganz stille wird und die Sachsen nur noch mit geballten Fäusten vor dem Hochsita des Könirrs stehen. Der aber sieht über ihre Köpfe, hinweg; in eine Zukunft - in ein abendländisches, christlich germanisches Reich. Der Reichstag ist beendet, die Sachsen bekommen freien Abzug. Jeder kehrt in sein Dorf zurück. In Fronarbeit werden die verbrannten Kirchen aufgebaut. Fränkische Grafen und Beamte schauen den Sachsen auf die Finger. Sie haben ihre /gekauften Lauscher, Beobachter und Spione ausgeschickt um ieden Aufstandsversuch rechtzeitig zu erfahren. Man kann O.on trotzigen Engern nicht recht trauen. Im folgenden Frühjahr (782) rückt das Frankenheer durch die Sachsengaue zur Elbe vor um geren die heidnischen Sorben zu kämpfen. Von Hof zu Kof eilt die geheime Kunde: Widukind ist wieder im Landauf Thingstätten und "Wodanseichen ist sein Wappen, das schwarze Roß auf rotem Grunde, aufgehängt! Das bedeutet Alarm für alle waffenfähigen Männer. Im Rücken der Feinde erhebt sich abermals das Volk. Wieder flammen die Kirchen und Klöster auf, wieder werden Priester und Beamte erschlagen und die Kreuze von den Firstbalken heruntergerissen. Die fränkischen Heerführer kehren um und erleiden eine blutige Niederlage. König Karl erhielt die Botschaft in Diecenhofen, am Todestage seiner Gemahlin Hildegardis. Mit einem starken Heere zieht er abermals nach Sachsen. Widukind flieht. Die Adeligen halten sich selbst zurück und schicken ihre Dienstnannen in den Kampf. Als König Karl nach dem Siege die Auslieferung der Anstifter fordert, übergeben die sächsischen Edelinge einige Tausend gemeinfreier Bauern und Gefolgsleute. So entgeht der Adel dem furchtbaren Gericht von Verden an der All/er (782), während die Bauern und Handwerker der Rache des Siegers ausgeliefert sind. Widukind war abermals aufgetaucht. Verzweiflung und Entsetzen vor der Bluttat an der Aller verursachte die neue Empörung. Ein mörderisches Sengen und Brennen hebt an. Ein Kämpfen auf Leben und Tod, bis Widukind einsieht, daß er sich der fränkischen Macht doch beugen muß. Er bietet den Frieden an. In Attigny an der Marne empfängt Karl den alten Widersacher. Die beiden Fürsten reichen sich die Hände zur Versöhnung. Die Großen haben ihren Frieden gemacht. "König Karl äfesir hat zuletzt von den beiden Ufern der Elbe 10 000 Menschen mit Weib und Kind wegführen lassen und hierhin und dorthin über Gallien und Germanien in kleinen Gruppen verteilt." (Thema 24!) Nur langsam heilte die Zeit die Wunden des grimmigen Kampfes. Die beiden feindlichen Stämme begannen zu begreifen, daß man auch in Frieden nebeneinander und miteinander leben kann. (Nach Zier er, Bild der Jahrhunderte BAI, 15) Erkenntnisse: Die Bekehrung der Sachsen wäre allein Aufgabe der Missionare gewesen. - Karls Maßnahmen waren zu hart, unehristlich und forderten den Widerstand heraus. - Das Gericht an der Aller erinnert an die Massenmorde Hitlers und Stalins. - Nicht jeder getaufte Sachse war ein Christ; nicht jeder M-im, der ein Parteiabzeichen tragen muß, ist ein ?arteimann. - Gesinnungen kann man nicht aufzwingen. - Die Aussöhnung Karls mit Widukind brachte den Völkern Friede und Wohlstand. - Die Aussöhnung zw. Deutschlang u. Frankreich sichern Europa, den Frieden. - Thema 26 Der blinde"Mönch von Weltenburg Überschau: Wie die Sachsen,wehrten sich die Schwaben und Bayern als harte Gegner der Franken, um die Erhaltung ihres Herzogtums. Dadurch wurden die politischen Einigungsversuche der Frankenkönige sehr in Fra.ge gestellt. Schon Konig Tippln hatte den LVyemherzog Oailo, Vpter des Tassilo, gefangengesetzt und auf Fürsprache Bonifatius wieder frei gelassen. Im Jahre 7&3 verließ Tassilo eigenmächtig einen Kriegszug nach Aquitanien und schaltete 18 Jahre lang unabhängig in Bayern, das er 772 um Kärnten erweiterte. 7-9 heiratete Tassilo die Tochter des Langobardenkönigs Desiderius Liutbirg, eine Schwester der Königin Karls d. Großen. Als der Frankenkönig seine Gemahlin Desiderata 771 verstieß und nach der Schlacht bei Pavia (774) diese Familie in Klöster verbannte, geriet Tassilo in ein schwieriges Verhältnis zun Frankenkönig Karl. Tassilos Gemahlin haßte den König und war Urheberin des wiederholten Treuebruchs von Tassilo. 7-1 zwang König Karl in Worms Tassilo zur Huldigung; erschien 7&7 mit einem Heer auf dem Lechfeld; Tassilo mußte dem mißtrauischen König abermals den Treueid ablegen. Bereits ein Jahr darauf wurden dem König Kachrichten überbracht, Tassilo versuche sich mit den Avaren gegen ihn zu erheben und vom Reiche abzufallen. Der Frankenkönig lädt Tassilo nach Ingelheim (Pfalz) ein, er sollte sich vor einem Gericht fränkischer Fürsten verantworten, - Das Gericht verurteilt den Bayernherzog wegen Herisliz (Heeresverlaß=Fahnenflucht) unter rippin (763) zum Tode; wegen Verwandtschaft mit dem König aber begnadigt, die ganze Herzogsfamilie getrennt und in verschiedene Klöster verbannt. Nach altem fränkischem Brauche wurden vielfach so Verfemte auch geblendet. Die Blendung Tassilos ist urkundlich nicht erwiesen; dagegen die Verbannung seiner Familie: 788 seine Tochter im Kloster Chelles, eine zweite Tochter im Kloster Laon; 788 Tassilos Sohn im Kloster St. Maximin in Trier; er selbst in den Klöstern v. St. Goar, Lorch und Weltenburg. Von 554-788 regierten die Agilolin^er in Bayern. Konig Karl setzte keinen Herzog mehr ein; er gab Bauern, samt Kärnten, Steiermark und Krain unter die Obhut seines Schwagers, dem schwäbischen Grafen Gerold. Bemerkung: Zum damaligen Altbayern gehörten Ober- und Niederbayern, Kärnten,Steiermark und Krain, Neubayern entstand unter Napoleon 1806. Für die Schüler: Eines Tages kam Karl der Große mit seinem Jagdgefolge auch zun Kloster Weltenburg an der Donau. Der Prior des Klosters empfing den königlichen Gast im festliche, geschmückten Speisesaal. Paarweise kamen die Mönche herein um an der Tafel Platz zu nehmen. Unter ihnen war ein Blinder mit schneeweißem Barte, Kaiser Karl konnte den Blick von diesem schweigsamen, ritterlichen Mönche nicht wenden, Irgendwie kam er ihm bekannt vor. In seiner Unruhe fragte er den Prior: "Wer ist der Blinde und wie ist sein Geschick?" "Wir wissen beides nicht" antwortete der Prior: "eines Tages brachten ihn zwei Brüder vom Rheinland her. Im Begleitschreiben des dortigen Abtes war zu lesen: Fragt nie nach seinem Namen und seiner Herkunft, erbaut euch nur an seinen Tugenden." - Lange schwieg der Kaiser gedankenversunken. Selbst die gebratene Hirschkeule wollte ihm nicht mehr munden. Beunruhigt erhob sich der Gast und ließ sich in sein Zimmer führen. Wieder stand die Gestalt des blinden Mönches Romuald vor ihm. Herzog Tassilo, mit dem der Blinde soviel Ähnlichkeit hatte, ksua ihn in den Sinn und mit ihm das Urteil von Ingelheim. Im Jahre 788 hatte er den Bayernherzog Tassilo abres-tzt, sein Bayernland weggenommen, seine Familie in verschiedene Klöster verbannt, daß sie darin als Mönche oder Nonnen ihr Leben beschlössen. Keines wußte den Aufenthalt des anderen und keines sollte je wieder etwas von ihm hören. Ein grausames Urteil, das den Kaiser heute mehr als sonst beunruhigte. Es war schon lange nach Mitternacht. Da vernahm der schlaflose Kaiser schlürfende Schritte auf dem Gang des Klosters. Leise öffnete er die Zimmertüre und sah zu seinem Schrecken den blinden Romuald, wie er sich die Mauer entlang, die vielen Treppen hinunter zur Kirche des Klosters tastete. - Leise folgte ihm Kaiser Karl, lehnte sich hinter eine Säule, um den Mönch zu beobachten. Romuald kniete am Hochaltar und betete laut: "Lieber Gott, hilf mir dich zu preisen! Du hast mir heute meinen Feind geschickt, der mir das Licht der Augen, meine Frau, meine beiden Töchter und Söhne nahm, der uns alle lebenslänglich hinter Klostermauern verbannte. Herr hilf ihnen, daß sie alle ihr schweres Schicksal ertragen, hilf mir, daß ich meinem Übeltäter von Herzen verzeihe. Segne alle meine Lieben, segne auch den Kaiser und alle meine Bayern.!" "Um Gotteswillen!" schrie der Kaiser auf, "Tassilo verzeihe mir, du sollst wieder der Bayern Herzog sein.!" Romuald erhob sich, legte dem Kaiser beide Hände auf das Haupt und sprach: "Großer Kaiser, Du hast mir viel genommen, aber den Frieden der Seele hast du mir gegeben. Ich verzeihe dir dein hartes Urteil von Ingelheim und bitte dich für mein Bayernvolk zu sorgen. Wenn du mir einen letzten Wunsch erfüllen möchtest, bringe mich zurück nach Lorsch, dort möchte ich sterben." Langsam sich zum Ausgang tastend, verließ Romuald das Gotteshaus. Als die Mönche früh am nächsten Morsen zur Mette in die Kirche kamen, waren sie sehr verwundert, den Kaiser betend am Altar zu finden. Er hörte ihren Gesang, nahm hernach schweigend das Frühstück ein und ritt zurück nach Regensburg. Dort befahl er seinen Stallmeister: Fahre sofort nach Weltenburg und bringe in meinem kaiserlichen Wagen den blinden Mönch Romuald zum Kloster Lorsch am Rhein. So geschah es auch"! Romuald-Tassilo starb weninre Monate später am 11. Dezember. Die Sage erzählt aber, daß Tassilo alljährlich in seiner Todesnacht im Kloster Weltenburg erscheine um vor dem Hochaltar für Land und Volk der Bayern zu beten. Nach Herausstellung der geschichtlichen Ereignisse, der Probleme und Beurteilung der Persönlichkeiten folgen zusammenfassend die Erkenntnisse: Die fränkischen Könige ließen grausame Urteile vollstrecken.Blendung, Verstümmelung, Klosterhaft, Familientrennung und Verschleppung gehörten zu den gebräuchlichen fränkischen Strafen.-Tassilo hat sich in sein Schicksal ergeben, er betet für seinen Todfeind und verzeiht ihm auch. - Tassiios Gemahlin hat mit ihrer Rachsucht das große Unglück über Ihre herzogliche Familie heraufbeschworen. Das Reich der Franken ist längst zerfallen - das Herzogtum Bayern wurde größer, 1806 sogar ein Königreich. - Gewaltsam erbaute Reiche zerbrechen (Römer,Franken,Napoleon,Hitler,England. ) Thema 27 Besuch in einer Kaiserpfalzdie Verwaltung des Frankenreiches Die Frankennönige hatten keinen Dauersitz, wie dies in der späteren Kaiserzeit der Fall war. Die fränkische «Vanderregierung war vielmehr das ganze Jahr hindurch'auf Reisen durch das Reich. Mit großem Gefolge, mit Herrn und Damen(zog der König von Pfalz zu Pfalz, die gewöhnlich an den alten Heeresstraßen erbaut waren, um hier die angesammelten LebensmittelVorräte (Zehntabgaben) bis auf den letzten Rest aufzuzehren. In den Pfalzen wurden Gesandte empfangen, Berichte der Send- und Gaugrafen angehört, Bitten der Bischöfe und Abte genehmigt, Streitigkeiten des Adels geschlichtet und treulose Untertanen vom König selbst hart gerichtet. In der Freizeit folgten Damen und Herrn dem kgl. "Gejaid" (Jagd). Zur Winterzeit hielt sich Karl d. Gr. gewöhnlich in der neuerbauten Kaiserpfalz zu Ingelheim bei Mainz auf (Abbildung siehe Geschichtsatlas). Im Gegensatz zu den Altpfalzen war sie bereits aus Stein gebaut mit Königsbaus, Herren- oder Gästehaus, Frauenhaus, Militärlager, Gesindehäuser, Kirche oder Pfalzkapelle, Stallungen, Scheunen und Lagerhäuser und den immer dazugehörigen Landgütern. "Viele Bauten für den allgemeinen Nutzen hat Kaiser Karl aufführen lassen, so das Stift unserer lieben Frau in Aachen seinem Palast gegenüber mit Sälen, Fürsten- und Herrenhäusern hat er dermaßen umschränken lassen, daß er aus seiner Kemenate in alle Gemächer hat sehen können. Die Marmorsäulen hat er von Ravenna heraufführen lassen und der St. Gallener Mönch Danko hat die Glocken gegossen. - Zwei kaiserliche Paläste und Festen hat er von GrUnd aus gebaut; die eine zu Ingelheim, die andere zu Niemagen (Geldern)". (Nach Joh*Aventinus). "Den Winter verbringt König Karl in der neügebauten Pfalz zu Ingelheim. Die Buchenseheite krachen im offenen Kamin, der breite Tisch in der Herrenhalle ist mit feinem irischen Linnen gedeckt. Dort sitzt König Karl im geschnitzten Hochsitz an der Spitze der Tafel; hinter ihm ragt der Hauptstamm des balkentragenden Saales auf, an dem Schild und Schwert hängen. Weil das Kaminfeuer den großen Raum nicht behaglich erwärmen kann, haben die Diener vorsorglich unter den Tisch Strohbündel gebreitet um die Bodenkälte fernzuhalten. Die Mahlzeit inmitten der Kinder und des Gefolges ist eben beendet. Herr Karl hat aus dem Pokal mit Moselwein nur dreimal recht bescheiden getrunken. Nun reicht ihm der Tafelmeister die Schale, in der er sich die fettigen Hände wäscht, während der Truchseß mit einem Linnentuche danebensteht. - Der König hebt nun die Tafel auf. Die Halle füllt sich mit Edelfrauen und Herren des weiteren Gefolges, die nun hungrig zu Tische drängen. Karl begibt sich mit seinem auserwählten Gefolge in einen Nebenraum um die zahlreichen Bittsteller zu empfangen." (Nach Zierer, Bild der Jahrhunderte Bd. 15,S. 133) Neben den Kaiserpfalzen, die zum vorübergehenden Aufenthalt des Reichs Oberhauptes errichtet sind, gibt es noch die Reichshöfe oder die Kleinpfalzen, die Residenzen der Grafen in den Gauen, Untergauen (Zenten) und Marken. Sie sind reine Verwaltungshöfe, besetzt mit zuverlässigen adeligen Amtsleuten. Im Reichshof lagern die Zehntabgaben, die auf den Märkten zu Geld gemacht werden; hier ist das Finanzamt, das Amtsgericht, das Militärlager, das Gästehaus für durchziehenden Adel, und auch die Kirche mit dem Reichspfarrer. Zum Reichshof gehören große Landgüter mit zahlreichen Dienstboten und Handwerkern als Angestellte - alles ist Reichsgut. Einnahmen und Ausgaben hat der Reichshofmeister oder Graf auszuweisen. Er wird vom König selbst oder dem Sendboten kontrolliert (siehe Thema 33-Sendgrafenbericht!) Über Einrichtung und Verwaltung der königlichen Güter bestimmen die "Kapitularien" Karls d. Gr. aus dem Jahre 810 folgendes: Auf dem herrschaftlichen Gute gibt es ein Königliches Wohnhaus, außen aus 27-1 Stein, innen aus Holz, gut und fegt gebaut. Ferner gehören dazu Werkstätten mit Vorratskammern, Stallungen, Küche ait Stampfmühle in einem Raum,, fünf Speicher und drei Scheunen. Der Hof ist mit einem Zäun und mit Dornenhöcke umgeben; er hat einen Aussichtsturm und ein Holztor. Dabei liegt ein kleinerer, ebenfalls umzäunter Hof mit'Obstgarten und Fischbehältt;r. An Wäsche sei vorhanden: Bettwäsche für ein Bett, tÄiaä Tischtuch, ein Handtuch. - An Gebrauchsgegenständen zwei ErzK.rüge , ein Becher, ein Beckeil, zwei Kochtöpfe, eine Pfanne, ein Herdrost, ein Feuerbock, ein Leuchter, eine Axt, eine Barte, zwei Bohrer, ein Schnitzmesser und weitere Geräte- aus H-0I2. - Jeder Hof soll in seiner Vorratskammer Bettdecken, Matratzen, Federkissen,' Bettleinen, Tischtücher, Bankpfühle, Erzgefäße, andeire" Gefäße aus' Blei," Eisen oder Holz, FeuerböcKe, Ketten, Kesselhakeh, Hobel, Spitzhauen u.a. Handwerkszeug haben, sodaß es nicht nötig ist, anderswo welches zu entlehnen. Die äpi.nnstuben der Frauen sollen wohlversehen sein mit Zimmern, heizbaren Räumen und Bretterverschlägen. Die Frauenhäuser sollen auch von guten Zäunen umgeben sein und müssen feste Türen haben. unsere Einzelgehöfte sollen alle einen Herd haben und (_ii Wachtürmen zu ihrer Sicherheit versehen sein. Verwaltung: Wir wünschen, daß unsere Landgüter (Eeichshöfe) uns allein dienen und nicht anderen Leuten. - Wir wünschen, daß unser Gesinde gut gehalten werde und durch niemand ins Elend gerate und daß unsere Amtsleute sich nicht unterfangen unser Gesinde zu ihrem eigenen Dienst wie fronen, Holzfällen u. a, gebrauchen. unsere Amtsleute sollen die Weinberge ihrer Bezirke gut versorgen, den Wein selbst In gute Gefäße tun und sorgfältig darauf achten, daß er keinerlei Schaden erleide. Soviele Landgüter einer in seinem Bezirke hat, soviele Leute soll er da.zu bestimmen, die Bienen für unsere Wirtschaft zu besorgen (Sedeloder Biehnenhöfe!-Sedelmaier, Zedelmaier). - In unseren Mühlen sollen Hühner und Gänse gehalten werden. Die Hauptgüter sollen nicht unter 100 Hühner und mindestens 30 Gänse halten; die Hufengüter 50 Hühner und nivht weniger als 12 Gänse. - Jeder Amtmann soll jährlich reichlich Feaervieh und Eier an den Hof liefern. - Es ist darauf zu achten, daß alle Erzeugnisse wie Speck, getrocknetes Fleisch, Wurst, Surfleisch, Wein, Essig, Maulbeerwein, Senf, Käse, Butter, Malz, Bier, Met, Honig, Wachs u. dg. mit größter Reinlichkeit hergestellt und zubereitet werde. Jeder Amtmann liefere jährlich auf Weihnachten Verzeichnisse von all unserm Gut und Ertrage, wohlgeordnet, damit wir wisstmi was und wieviel wir von jeder Art besitzen. Ein Amtmann soll auch unter seiner Dienerschaft gute Handwerker wie Eisen- und üdelschmiede, Schuster, Drechsler, Stellmacher, Fischer, Falkner, Seifensieder, Brauer, Bäcker, Hetzstricker haben. Erkenntnisse: Der König auf Reisen-Wanderregierung. - Sorge für gute sparsame Hofhaltung. - Sorge für Gesinde (soz. Einstellung!). Sorge für gute Verwaltung üit Kontrollen. - Verwaltung einst (König, Sendböte, Gaugralen, Zentgrafen) und heute: Gemeinde, Landratsamt, Regierung, Ministerium. - Unter den Franken aufgebaut auf Gefolgschaftstreue - in der Gegenwart DemoKratie. Die reichseigenen Hole gingen später durch Kauf, Pfand, Schenkung in die Hände weltlicher und geistlicner Fürsten über. 27-2 Thema 29 Die Ungarn im Kloster Reichenau Auf der Insel Seichenau im Bodensee ist es still, öde und menschenleer. Die Mönche des Klosters haben mit allen Schätzen die Fliehburg aufgesucht. Nur Heribald, ein geistesschwacher Klosterbruder war eigensinnig zurückgeblieben. Jetzt sitzt er auf der hohen Klostermauer und stiert nach dem anderen Ufer des Sees. Dort hält ein Trupp Heiter. Die Zügel um den Arm geschlungen, den Ffeil auf der Bogensehne.waren sie spähend herangesprent. Vorsichtig pirscht sich ein Magyare an das weidenumbuschte Ufer heran. Da sich keine Feinde zeigen, gibt der Anführer der ungarischen Vorhut das Zeichen zum Übersetzen. Den Ffeil in den Köcher gelegt, den Krummsäbel mit den Zähnen gefaßt, die Sporen eingepreßt - so gehts in den See. Hurtig arbeiten sich die kleinen Rosse durch die blauen Wogen. - Jetzt ist der Vorderste an Land! Er springt vom Pferd, schüttelt sich wie ein Pudel und hilft den anderen auf die Insel* Wie- eine Bildsäule sitzt Heribald, der Klosterbruder und sieht d.en aus dem Wasser steigenden Gestalten entgegen. Was da auf ihn zukommt dünkt ihn so häßlich, daP er ausruft: "Alle guten Geister helft Hager, dürr und klein von Gestalt, viereckig die Schädel, struppig das Haar, gelbfettig glänzend das Gesicht mit schiefliegenden Augen, so sieht Heribald die wilden Ungarn. Nun wird noch eine Fahne mit grüner Katze im roten Feld entrollt."Auf gehts!" ruft Ellak der Anführer. Wie ein wilde Meute sprengen die flinken Steppenreiter in den Klosterhof der Reicheneu, ordnen sich in Gruppen um die Katzenfahne und warten auf den Befehl zur Plünderung. Ellak hebt die Hand. Katzenschnell sind die Reiter aus dem Sattel. Nun gehts wie die wilde Jagd die Gange entlang, die Stufen hinauf, durch Kirche,Gruft, Keller, von Zelle zu Zelle, bis hinauf zum Dachboden. Alles wird durchsucht, alles wird zerschlagen und zertrümmert. Die Gier nach Beute, Gold und edlem Gestein wird nicht befriedigt. Wütend kommt Ellak zu Heribald: "Zeig mir die Schatzkammer!" Heribald führt den Häuptling zu einer verschlossenen Geheimkammer. Etliche versilberte Leuchter und ein unechter Smaragd sind darin verwahrt. "Schlecht Kloster! Bettclvolk!" schreit der Ungar und gibt wütend dem Mönchbruder einen Fußtritt, daß er betrübt hinwegschleicht Nun schleppen sie aus dem Keller die Weinfässer in den Hof. Besorgt zupft Bruder Heribald einen der Plünderer am Ärmel und sagt mit weinerlicher Stimme: '''Guter Mann, was soll ich denn trinken, wenn ihr wieder weg seid?" Der Dolmetscher übersetzt und alle lachen; ja sie überlassen ihm großmütig das kleinste Fäßchen. Heribald verneigt sich wie vor seinem Oberen und bedankt sich für die Gabe. Zwei Plünderer klettern inzwischen auf das Turmdach. Der vergoldete Wetterhahn war für die beutegierigen Reiter gar zu verlockend. Jetzt stechen säe mit den Lanzen nach dem Hahn, verlieren das Gleichgewicht und stürzen schreiend in die Tiefe. Beide sind tot. Ellak laßt im Klosterhof einen Scheiterhaufen errichten. Truhen und Kasten, Bilder und Bücher der wertvollen Bibliothek sollen die Toten helfen verzehren. Riesengroß, wie ein Dorffunken, wächst der Holzstoß. Nun gibt Ellak den Befehl den Toten zu verbrennen. "Aufsitzen!" ruft er. Die Reiter gruppieren sich um den Holzstoß. Ein alter Ungar tötet die beiden Pferde; man legt sie zu den Toten. Ellak schwingt den Feuerbrand und entzündet den Holzstoß. Eine mächtige Rauchsaule steigt zum Himmel. Mit Waffenspiel und wildem Totenmahl wird das Gedächtnis der Toten gefeiert. Bald schnarchen hunderte der Steppenreiter im stillen Klosterhof der Reichenau. Thema 30 König Heinrich sichert sein Reich Nach dem Zerfall des Frankenreiches verheerten die Magyaren, aus der Theißebene kommend, Jahr um Jahr die deutschen Lande. Bis zum Nordmeer, nach Frankreich, an die Kanalküste, nach Burgund stürmten sengend und.brennend die räuberischen Steppenreiter. Machtlos stand den flinken Ungarn das deutsche "Fußvolk" gegenüber. Besonders bedroht waren Sachsen und Thüringen; ihre Grenzgebiete waren völlig unbewehrt im Gegensatz zu den Donau- und Rheingebieten. Dort konnte sich die bedrohte Bevölkerung in alte Römerstädte flüchten. Die Ungarn waren auf Beute aus. Königshöfe, Pfalzen und Klöster waren ihre speziellen Ziele. 1. Chronikberichte über Ungarneinfälle: Jahr 90?: Wie Rasende fielen die Ungarn wiederum in Bayern ein, zerstörten das Militärlager, verheerten die Kirchengebäude (Klöster!), würgten und mordeten auf dem Schlachtfelde. Markgraf Luitpold war gefallen. Doch zogen die Feinde diesesmal nicht über den Lech, verschonten Schwaben und stürmten nach Sachsen und Thüringen. Jahr 910: Wie ein schäumender Waldstrom fielen die wilden Ungarn über Schwaben und Bayern her. Allerorts standen die Gebäude in Flammen. König Ludwig sammelte ein starkes Heer, verlor aber die Schlacht auf dem Lechfeld. Stift und Stadt Kempten waren ausgeplündert - eine rauchende Brandstätte. - Über das Kloster Ottobeuren liegen keine Nachrichten vor. Jahr 912: Abermals wurde das Nahen der Feinde gemeldet. Bayern und Schwaben stellten den Reichsfeind am Innfluß und bereiteten ihm eine große Niederlage. Trotzdem kamen sie im folgenden Jahre 913 abermals und rafften eine ungeheure Beute zusammen. Jahr 9165 Ganz Schwaben war mit Feuer und Schwert verheert; dann drangen die Ungarn weiter und zerstörten Basel, verheerten das Elsaß und zogen nach Lothringen, wo sie unauslöschliche Merkmale ihrer Wildheit hinterließen. (Baumann I) Jahr 924: Im Königshof Püchau und seiner Pfalz Werle erlebte König Heinrich selbst einen Überfall der Ungarn in Sachsen. Hier reifte der bekannte Verteidigungsplan des Königs: Ausbau alter Befestigungsanlagen - Neubau von Burgen als feste Militärlager - Heranbildung einer Reiterei - Anlage von ummauerten Städten als Zufluchtsorte für die Landbevölkerung und Bollwerk gegen massierte Angriffe. Ansiedlung von Mönchen mit befestigten Klöstern im Grenzgebiet mit Wehrbauern in ibrem Umland. Neunjähriger Waffenstillstand mit den Ungarn, der allerdings nur für Sachsen und Thüringen Gültigkeit hatte. Jeder zehnte Freibauer wird eingezogen - Handwerker und Gewerbetreibende werden in den Städten frei - sind aber verpflichtet (als Bürger) die Stadt zu verteidigen. Neun Jahre lang wird emsig an Burgen, Wällen, Klöstern, Mauerwerken und Wehrtürmen gearbeitet. Aus allen Gegenden des Reiches kommen die angeworbenen Fachleute. Besonders gerne gesehen sind die erfahrenen Benediktiner und die Maurer aus Welschland. Weltliche und geistliche Fürsten schicken ganze Scharen Bautrupps ins Sgchsenland. Auf den Blachfeldern der Königshöfe übt die Reiterei in Panzer-und Kettenhemden, mit der langen Lanze, dem breiten, bebänderten Schwert und den Dreieckschilden. Der König selbst, seine Freunde Hermann Billung und Gerold übten mit. Jahr um Jahr schickte Heinrich riesige Viehherden, Kaufmannszüge und beladene Bauernfuhrwerke als Tribut zu König Arpad in die Theißebene. Seine Sachsen wollten diese Maßnahme nicht verstehen. Der König aber nützte mit großer Umsicht die Frist des Waffenstillstandes um sein Reich zu sichern. Während in Sachsen und Thüringen gerüstet wurde, verheerten die Ungarn weiterhin die anderen Reichsgebiete. Bereits 925 kamen sie wieder nach Schwaben, fanden keinen Widerstand, weil Herzog Burkhart in Italien war, plünderten und raubten, was sie die Jchre zuvor übersehen hatten. Sie eilten zum Bodensee und in die Schweiz. Der Abt von St. Gallen, der die Gefahr ahnte, ließ eine Meile vom Kloster entfernt einen Berg befestigen und flüchtete mit den Schätzen des Klosters dorthin. Feuer und Fauch meldeten den Abzug der Foinde aus dem zerstörten Kloster. Weiter eilten die Horden zur Reichenau, sie verbrannten Konstanz, hieben im Schwarzwaid, viele Tannen und banden sie zu Flößen zusammen; dann verheerten sie Elsaß und zogen nach Besancon und ins Burgandische. 2. Befestigungen in Schwaben aus jen/ler Zeit, soweit sie bekannt sind: Dem sächsischen Beispiel folgend sicherten auch die Schwaben ihr Gebiet durch Ausbau alter Volksfliehburgen (Falken, Woringen, Auerberg, Lerchenberg) - Verstecke und Viehkrale in unzugänglichen. Wäldern oder Sumpfgebieten (Anlage beim Ulrichsbrunnen zwischen Ottobeuren und Hawangen) - Absicherung der Königshofe - vor allem aber durch Anlagen von Kirchenfliehb.urgerr: Gemauerte Kirche - hohe Wehrmauer mit Tor - Gemauerte Gebäude an der Kirchhofmauer - Steilhang oder Graben mit Wall - Wehrturm mit Schießscharten, Zugang nur von der Kirche her oder mittels einer Strickleiter. - Lebensmittelvorräte im Turm und auf dem Kirchendachboden. Reste solcher Kirchenfliehburganlagen sind noch zu erkennen, bzw. zu vermuten: In Thalhofen bei Oberdorf, Buchioe, Holzheim bc-;i Dillingen, Untergermaringen, Stöttwang bei Kaufbeuren, Kaufbeurcr Kartin&friedhof, Wullenstetten bei Ulm, Hohenaltheim bei Kördlingen, Ha.ttenhof en, Bertoldshofen, Bobingen (einst 2 Tortürme mit Pechnasen!), Wehr'ingen, Großaitingen, Graben, Hawangen bei Memmingen (Graben um die Kirche, Turm an der Westseite, später Dorfburg) - Böhen (Friedhof am Steilhang, Grabenspuren, Quaderturin mit "ISO cm Mauern) - Lauben bei Memmingen (Ringgrabenspuren, Turmtor mit Leiter zu erreichen-innen sichtbar!) - Herbishofen (Ringgrabenspuren, Eingangstor) - Frickenhausen (auf hoher Bergnase, steiler Böschung, Ringgraben, großräumig-wahrscheinlich auch Burg). Gronenbach (über dem Ort, Steilhange, Grundnaterial aus Römerbauten, Turm auf der Südseite) - Attenhausen (außerhalb des Dorfes, Grabenspuren). - Marktoffingen; Inningen, Obcrgünzburg, Rieden bei Kaufbeuren, Altdorf..... Literatur: Baumann, Geschichte des Allgäus Band I. - Zierer, Bild der Jahrhunderte Band 17« - Schnieringer, Heimatbrief 20. 3. König Heinrich besiegt die Ungarn 953 (siehe Scheiblhuber, Deutsche Geschichte Seite 57> - Verlag Oldenbourg München - 9jÖ0 DM) Erkenntnisse: Das uneinige, wehrlose Reich lockte die Ungarn an. - König- Heinrich kümmerte sich um die Not seines Volke-s. - Mit Klugheit, Geduld und Fleiß sicherte er sein Reich. - Die Ungarn lebten von der Beute und von der Arbeit ihrer Nachbarnvölke-r.. - Auch heutzutage ist das Reich bedroht - es geht nicht um Viehherden und Beute, sondern um Weltanschauung und Weltbeherrschung. - Mauern und Burgen würden keinen Feind aufhalten. - Stärker sind Schutzbündnisse. Ganz Europa muß z u s amm e nst eh e n. Thema 31 Königshochzeit in Queddlingburg Am Ufer der Bode ist der Königshof Quitlinga, an drei Seiten von Palisadenzäunen,' Ein mächtiger, aus rohbehauenen Stämmen gefügter Holzturm mit Altan, steht als Wächter über den flachen, schilfgedeckten Gebäuden, Scheuern, Stallungen und Gosindehäusern. Durch ein hohes Gatter führt der Weg zum Innenhof, umgeben von langgestreckten, offenen Hallen. Sie dienen in Regentagen dem Gesinde, den Besuchern und den Rossen als unterstände. Unter dem mächtigen Vordach zum Herrenhaus sitzt an sonnigen lagen die Königin Mathilde mit ihren Frauen. Nach der Mode der Zeit hat die Königin purpurne Bänder in die blonde Haarkrone geschlungen-, goldene Fäden mit aufgereihten Perlen liegen iv'ie ein Netz darüber. Scharlachrot ist das wallende Kleid; am edelsteinbesetzten grünen Gürtel baumelt eine Tasche. An Hals und Armen glitzert goldenes Geschmeide. An kühlen Tagen hält sich die kgl. Familie in der geräumigen Stube am offenen Kaminfeuer auf. Von den Wänden lohen die Kienspäne und werfen ihr flackerndes Licht auf gestickte Wandteppiche und auf heidnische Malerelen. Bären- und Wolfsfeile decken den Boden. Aus dicken Eichenbohlen sind die Fensterläden gefügt. Im Herbst 929 wird die Hochzeit des Prinzen Otto mit der englischen Königstochter Editha gefeiert. Mit Fichtenzweig und Blumengewinden sind die halbfertigen Bauten verhängt, Triumphbogen sind errichtet und in den Nächten flammen die Freudenfeuer von den Höhen. Zahlreiche thüringische und sächsische Edle sind mit ihren Frauen und reichem Gefolge erschienen um der Hochzeit des Königsohnes beizuwohnen. Hermann Biilung ist schon vor Tagen an der Spitze einer stattlichen Adelnabordnung der Braut entgegengeritten. - In den Gassen Queddlinburgs drängt sich das Volk, Von allen Seiten und Gauen sind fahrende Leute herbeigekommen. Banden von Gauklern, Musikern, Puppenspielern, Wahrsagern. Bärentreibern und Schwerttänzern treiben sich in den neuentstandenen Gassen, vor dem halbfertigen Kloster, in den Höfen der Burg und auf dem Münzberg herum. Abseits vom Trubel der Bauern und Bürger haben die ritterlichen Herren ein Ballspiel begonnen. Sanewerksleute werfen mit Eolzkugeln nach den Stöcken, auf dem Anger vor den Wällen tanzt die Jugend nach dem Dudelsack. Am frühen Nachmittag schallen langgezogene Hornstöße von den Wachtürmen» Alles horcht auf und rennt zum Tor, den Einzug der Engländerin^ zu sehen. Die Prinzessin wird von dem englischen Kanzler Torkatulus begleitet,' ein halbes Hundert ritterlich geschmückter Edelinge bildet das Ehrengeleit. Torkatulus reitet an Billungs Seite. Er ist ein stattlicher Mann. Schwarz sind seine Locken, bedeckt mit grünem, juwelenbesetzte: i Hut. Die gestreiften Beinkleider enden in roten Strümpfen und kostbaren Staatsschulden aus Zindalstoff, verbrämt mit Zobeipelz, Auch die anderen angelsächsischen Edelinge erregen durch ihre Kleiderpracht Bewunderung. Fast ausnahmslos lassen sie die Locken auf die Schulter fallen; nur ■-jin.solne trpgen vergoldete Helme oder Stirnbänder. Sie reiten in leinenen, verschiedenfarbigen bestickten Obeigewändern. Die -p&lzb est taten. Mäntel sind über den Rücken geworfen. Stirnreife, armspangen und Ketten blitzen von rotem Gold und von Juwelen. Dann naht der kastenförmige, mit tonnenartigem Dach überwölbte Reisewagen der Prinzessin Editha. Die reichen Schnitzereien sind mit leuchtenden Farben bemalt, das Innere mit seidenen und linnenen Tüchern ausgeschlagen. Die Prinzessin ■ ist noch sehr jung, gehüllt in schneeweißen Mantel und Schleier. Vor dem Qiiitlingahof stehen Mönche mit brennenden Kerzen. Der Bischof von Eildesheim segnet den Eingang der künftigen Königin. Im Innenhof paradiert eisenstarrend ein offenes Viereck von gepanzerten Rittern. Aus dm- festlich, geschmückten Vorhalle treten König Heinrich und Frau Mathildas,, Hinter ihnen ersehe int schmal und blaß Prinz Otto. -(-umgeben Er sieht seine Braut zum Erstenmale und vergleicht sie mit seiner Freundin im slavischen Land, die er gerne heiraten wollte. Jedoch König Heinrich, sein Vater, verbot ihm diese Ehe und sagte: Eine slavische Konigin würden die Bischöfe und Herzöge des Reiches nicht dulden; du' mußt verzichten, wenn du König werden willst. Kanzler Torkatulus bietet Prinzessin Editha die Hand und geleitet sie aus dem. '"vagen zu dem königlichen Paar. Dann beginnt er eine lange lateinische Ansprache, die niemand versteht. Dann tritt Frau Mathildis herzu, umarmt die Schwiegertochter und heißt sie am Königshof herzlich willkommen. Prinz Otto, der seine Braut staunend betrachtet, führt sie in den großen Rittersaal, zur festlich geschmückten Tafel, Am anderen Tage geleitet ein Festzug von Reitern, Adeligen und Volk das Prinzenbrautpaar in die neuerbeute Klosterkirche. Der Abt von Hildesheim traut das Paar. Anschließend folgen die weltlichen Festspiele. Der englische Kanzler sieht Reiterspiele, Waffenübungen, Wettläufe und Pferderennen; man zieht ihn in mancherlei Gespräche, bittet ihn zum Schach- und Würfelspiel. Die Damen unterhalten sich mit Singen, Bleigießen und Rätselraten. Musikanten spielen zumTanze auf. Halle und Hof sind vom Morgen bis zum Abend mit fröhlicher Gesellschaft gefüllt. Tagelang dauern die Feiern. Torkatulus ist jeden Tag froh, wenn sich die Kammertüre am Abend hinter ihm schließt und er zur Ruhe kommt. Zum Glück hat ihm der König eine eigene Kammer angewiesen; die meisten Gäste schlafen in der Halle, oder in den Nebenreiumen auf aufgeschüttetem Stroh. Die Queddlinburger Festtage gehen ihrem Ende entgegen. Das jungvermahlte Paar zieht mit Reisigen und Knechten, Kammerwagen und Viehherden nach der Stadt Magdeburg, die dem Prinzen als Hochzeits~ geschenk übereignet ist. Der König aber zog mit großem Jagdgefolge in das Harzgebirge zum fröhlichen Waidwerk. Kanzler Torkatulus und die englischen Herren aber kehren nach ihrer Insel zurück. (Nach Zierer Bd. V?) Er kenntnisse: Wie bescheiden lebten doch die Könige jener Zeit! Ihre "Schlösser" sind nichts weiter als Großbauernhöfe und bäuerlich war auch die Hochzeit, die Festtafel, die Spiele und die Musik. Königliche Kleidung wird, nur bei Feierlichkeiten getragen. Sonst ist auch die Königin Hausfrau; sie kocht, strickt und spinnt den Flachsfaden. Folgsam ist der Prinz - als zukünftiger König muß er verzichten lernen. Wie wäre das heute? Wie hat sich doch die Lebensweise geändert; wie anspruchsvoll sind die Menschen geworden. Fürsten schliefen auf Stroh in Scheunen-Bauern träumen heute in weichen Daunen. Man muß bedenken, daß auch zu König Heinrichs Zeiten bei aller Einfachheit viele Menschen glucklich waren. Thema 33 Freie Bauern werden hörig,leibeigen. und rechtlos (Sendgrafenbericht), Im Auftrage Kaiser Karls d. Gr. bereiste der fränkische Sendgraf Roger von Hontfort die Gaue Bayerns und Kärntens (805-811). Seine Berichte an die kaiserliche Hofkanzlei geben uns Einblick in die Verhältnisse jener Zeit. "Arn. Imperator Carolus Augusbus, Sieg und langes Leben dem ruhmreichen, großen Kaiser!"... In Kärnten gibt es besonders viele staatliche Gewerbebetriebe, Nach unserem Gesetz sind alle Bergwerke und Bodenschätze königliches Eigentum. Sie v/erden von kgl. Beamten verwaltet. Auf meiner Reise habe ich die Salinen zu Reichenhall und Salzburg, die Erzbergwerke und Schmelzhütten im steirischen Land besichtigt. Dabei habe ich gesehen, wie die Knechte (Sklaven!) oft bis zum Gürtel im Sickerwasser stehen, wie in den Schachten halbwüchsige Kinder auf hölzernen Gleitbahnen Karren schieben und diese mit bloßen Händen beladen« In den Schmelzhütten steht das arbeitende Volk halbnackt und schweißubergossen an den Blasbälgen, die Hörigen laufen zwölf und mehr Stunden am Tage in den Kastenrädern (Tretrad!). Die Zahl der slawischen und averischen Kriegsgefangenen reicht bei weitem nicht aus um die Schmelzhütten in Betrieb zu halten. In den Bergwerken und Werkstätten arbeiten hörige Leute ohne Recht und Lohn. An Lebensmitteln bekommen sie nur das Schlechteste , was der Beamte auf dem Markt nicht verkaufen kann. Dem Brot sind oft Kleie, Sägemehl, ja sogar Erde beigemengt. Regensburg hat sich zu einem bedeutenden Handelsplatz für Eisenerzerzeugnisse entwickelt. Hier werden aber auch fränkische Leinenwaren, Wolle, Wein und gewerbliche Erzeugnisse gegen Vieh, Wachs, Pelz, Häute, Seide und Gewürze des Ostens getauscht. In Enns trifft .-aar außer Avaren, Böhmen und Kroaten auch Finnen, Bulgaren und Wikkinger, die den Zwischenhandel mit Byzanz und den östlichen Ländern am. Rande der Erdscheibe besorgen. Die Waren werden meistens getauscht. Von drei Schmelzhütten habe ich die Rechnungsbücher geprüft und gefunden, daß die Waren zum Marktpreis eingetragen, aber viel teurer verkauft wurden. Nur so ist es zu erklären, daß manche kgl. Verwalter in kurzer Zeit zu Reichtum, ausgedehnten Ländereien, Viehherden, hörigen Knechten und großen Höfen gelangen. An einigen Orten mußte icr> wegen Waffenschmuggel zu Gericht sitzen. Ganze Wagenladungen von Panzern und Schwertern wurden entgegen den kaiserlichen Erlassen, an die Avaren und Kroaten verhandelt. Aus Eigennutz und Profitgier haben die ungetreuen Verwalter das Reichsgesetz mißachtet. Auch der freieBauer wird durch Unrecht und Winkelzüge immer mehr in Abhängigkeit gedrangt., Es gibt ganze Landstriche, in denen kaum mehr ein freier Bauer lebt. Nur im Alpengebiet haben sich noch viele Höfe unabhängig erhalten. Wollen unsere Beamten ein fremdes Grundstück, Waldland, Acker oder Hof in ihren Besitz bringen, erhöhen sie dem wirtschaftlich viel schwächeren Nachbarn die Steuern, den Zahnten, die Frondienste udgl» dermaßen, daß sich die Wehrlosen unter ihre Schutzherrschaft begeben, ihren Besitz dem Großgrundbesitzer abtreten und als Lehen dann weiter bewirtschaften. Die Mehrzahl der noch freien Bauern befinden sich in verzweifelter Abwehr gegen den Druck der Großgrundbesitzer, der Klöster, Bischöfe, Grafen und der kleineren Leheneträgor. Dazu kommt noch die allgemeine Kriegsmüdigkeit der Bauern., die .sie veranlaßt sieh in Schutzherrs-chaft zu begeben, Weges der vielen Kriegszüge sind viele Freie auch -/er.vrmt (1 Brünne kostet den Wert von 6 Ochsen), sie geben ihre Güter dem Kloster, Grafen oder Meier und sind damit der Wehrpflicht entbunden. Dafür zahlen sie Eiber für ihr Pachtgut Zins (Lehengeld) und andere Kriegssteuern. Auf solche Weise und durch landesherrliche Schenkungen aus früherer Zeit heben einige Klöster riesige Besitzungen zusammengebracht. So gehören zum Kloster Fulda 15 000 Zinshufen, Benediktbeuren ?700, zu Tegernsee 11 000, zu Augsburg 1500 und Salzburg 1600 hörige Höfe. Freilich muß ich zugestehen, daß die Ländereien unter Mönchsaufsieht besser und fortschrittlicher bewirtschaftet werden, als die Hufen in freibauerlichem Besitz. Ich habe auch Domänen geprüft. Die kgl. Kammergüter der Gaue ■ verwaltet ein Richter. Von der Zentralstelle des kgl. Verwaltungshofes (Reichshof) werden die Haupthöfe (Königs- oder Meierhöfe-Musterhöfe, Landwirtschaftshöfe), auf denen jeweils ein Meier sitzt, verwaltet. Die Meier gehören meist dem Mittelstände an, es sind zuverlässige, tüchtige Männer, vertraut mit fortschrittlichem Landbau. Der Meier hat auch die Aufgabe in seinem Gebiet die Zinsen der hörigen Hufen, die Marktsteuern, Zölle und Brückenabgaben einzusammeln und zu verrechnen. Viele Meier siedeln die hörigen Handwerker-Müller, Bäcker, Schneider, Schuster, Sattler, Wagenmacher- um die Haupthöfe an; manche dieser Mustergüter sind Dörfer von mehreren hundert Einwohnern und die Verwalter herrschen wie Fürsten über ihr kleines Reich. Die Bauern in unmittelbarer Nähe des Hofes arbeiten ihren Zins (Zehnt) auf den Gutsfeldern, am Straßenbau und an den Entwässerungsanlagen ab (als Herrenfron)-, während die weiter entfernten Hufen ihre Leistungen in Natuaralien zur Domäne schicken. Die Ministerialen, wie Meier, Förster, Aufseher, Zöllner und Fuhrleute, erhalten ihren Lohn in Form von zugeteilten Diensthufen; die Knechte und Mägde der Herrenhöfe bekommen nebst Kost und Bekleidung die Pfründe d.i. ein Stück Acker- oder Gartenland zur eigenen Bestellung (vgl. Kolchosen!) - Nach Zierer Bd. 17Anmerkung: Der Kaiserpfalz unterstehen sämtliche Verwaltungshöfe des Reiches (Reichshöfe) - den Reichshöfen die landw. Königs- oder Musterhöfe unter den Meiern. Alles Staatseigentum wird von den Sendboten, ausgestattet mit kgl. Vollmachten, kontrolliert. Der Senclgraf ist als Vertreter des Königs Visitator und Richter. Rangordnung: König-kgl. Hofkanzlei in den Pfalzen-Sendg-rafen oder Missen-Gaugrafen in den Verwaltungshöfen-Zentgrafen als Meier der Musterhöfe (alle sind Großgrundbesitzer). Königshöfe in unserem Kreis standen vermutlich in Ottobeuren (Graf Sylach), in Sontheim (Adelshof mit Nikolauskappele) , in Legau am Marktplatz, in Boos. Der kgl. Verwaltungshöf in Memmingen (später Herzog Weif). Nach dem Zerfall des Frankenreiches löst sich auch diese Ordnung auf. Die Großhöfe gelangen auf verschiedene Weise in die Hände des Hochadels, der Klöster und Bischöfe. Obiges Sendbotenschreiben ist für den Lehrer zum Studium gedacht. Für die Schule wäre zu entnehmen; a) Wie das Frankenreich verwaltet wurde, b) Gewerbe, Handel und Industrie, c) Wie der freie Bauer hörig wurde. In unserer Gegend wurden nach Auflösung genannter Reichs- und Königshöfe die Bauern den Klöstern Kempten und Ottobeuren, dem Bischof von Augsburg und dem Hochadel hörig. Erkenntnisse:Unter Karl d.G. war das Frankenreich ein Ordnungsstaat. Sendgrafen kontrollieren die Staatsgüter. Habgier u. Eigennutz stören die Ordnung. Wehrlose Menschen -werden von Mächtigen ausgebeutet, entrechtet und hörig gemacht. Staatsgüter werden wie die russischen Kolchosen bewirtschaftet. 18o3 wurde in Bayern aller Großgrundbesitz aus al er Zeit enteignet u. wieder Staatseigentum (Säkularisation). -"Was soll mit dem Reich sein, wenn die Oberen ihre Macht mißbrauchen und die Gemeinen sich dem Gebot nicht fügen?" Tehma 34 Die Ungarnschlacht auf dem Lechfeld 955 Ohronikberichte zu den Ereig nissen: Im Jahre 953 empörte sich der schwäbische Herzog L i u t o 1 f gegen seinen Vater Kaiser Otto Gr. Damit zog er das ganze Allgau und auch unseren Raum in die Kriegswirren hinein. Während der größte Teil des schwäbischen Adels dem Aufruf des Herzogs nachkam, verweigerte ihm der Bischof von Augsburg mit seinen Verwandten, den Grafen von Dillingen und Marchtal, die Heeresfolge gegen den Kaiser. Liutolf verheerte die Gebiete des Bischofs und verteilte die bisher bischöflichen lehen ah seine Anhänger. Bischof Ulrich von Augsburg war zu jener Zeit auch Abt der Benediktinerabtei Ottobeuren. Unser Gebiet was also wesentlich mitbetroffen. Ein Jahr später, 954 standen sich bei Illertissen kaiserliche und herzogliche schwäbische Iruopen kampfbereit gegenüber. In letzter Stunde kam durch Vermittlung des Augsburger Bischof Ulrich zwischen Vater und Sohn eine Aussöhnung zustande. Liutolf gab die bischöflichen Lehen den alten Besitzern zurück. Schwäche des Reiches, Uneinigkeit und Machtkämpfe der Fürsten, Abwesenheit des Reichsheeres und des Kaisers waren den Ungarn Anlaß genug zu neuen Raubzügen. So steht auch Liutolfs Aufstand wider den eigenen Vater im Zusammenhang mit dem Ungarneinfall 955, bei dem Augsburg belagert und ganz Schwaben bis in den Schwarzwald hinein verheert wurde. Dank des tapferen Augsburger Widerstandes und der Zusammenarbeit aller Reichsfürsten konnten die Reichsfeinde am 10. August 955 "uf dem Lechfeld vernichtend geschlagen werden. Gegen die Ungarn kämpfte der gesamte schwäbische Heerbann, also auch die zu Kriegsdiensten verpflichteten Männer unserer Heimat mit. Weltliche und geistliche Fürsten stellten ihre Kontingent ab. In den Urkunden wird Graf Udalrich, der das Westallgau verwaltete, eigens als Mitkämpfer erwähnt. Unter Führung dieses Udalrichingers stand der Heerbann (Heeresbezirk) des Argen,- Alp- und Nibelgaues. Zu letzterem zählte Legau. In einer Chronik des Truchsessen von Waldburg wird berichtet, das Stift Kempten habe unter dem Grafen Hesso von Thann 54 Reisige zum Heerbann abgesandt. (Baumann 1,249) Bischof Ulrich von Augsburg wurde seinerzeit wegen großerVerdienste für Kaiser und Reich "Freund des Kaisers". Ulrich nützte die Freundschaft und erbat sich für das Klostergebiet Ottobeuren (als Abt der Abtei) die "ewige Befreiung vom Heeresdienst"? d.h. die Untertanen der Abtei sollen zukünftig frei sein von Kriegsdiensten und Kriegsarbeiten, die Abtei wird unter den Schutz des Reiches gestellt (Reichsabtei). Solch einmalige Bitte trug der Kaiser dem Reichstag vor, der sie nur zögernd unter Auflage anderer Verpflichtungen und gegen Gebietsabretungen an das Reich erfüllte. Ulrich begründete seinen Wunsch mit der großen Armut des Klosters und der Unfruchtbarkeit seiner Gebiete. Bischof Ulrich kam seinerzeit öfters nach Ottobeuren um seinen Freund "Hatto" von Henningen zu besuchen. Jener Hatto verschenkte sein Dorf dem Kloster und ließ sich in einer Zelle einmauern. (Feyerabend, Jahrbücher) Für die Schüler: siehe Scheibihuber, Deutsche Geschichte S. 60! Erkenntnisse: Nicht die Darstellung einer Schlachtordnung oder der Verlauf des grausamen Kampfes ist wichtig, sondern folgende Erkenntnisse: Innere Machtkämpfe, Uneinigkeit und Abwesenheit des Reichsheeres ermutigten den Feind zum Überfall. - Die Raubzüge verhinderten Aufbau und Fortschritt. - Verdienste des Bischofs. - Er wird heute noch verehrt (Kapellen, Quellen Statuen, Kirchenpatron). Gegenwartsbezug: Europas Freiheit bedroht-Zusammenarbeit der Völkereiniges Europa-Bündnisse. Thema 55 Heinrich von Kempten rettet dem Kaiser das leben (963) Es ist die schön.e . Sage "Otto mit dem Barte", wie sie in allen Sagensammlungen zu lesen ist. Im ersten Teil der Sage wird berichtet, wie ein Ritter Heinrich aus Kempten an einem Hoftag zu Bamberg einer kaiserlichen Mundschenk erschlug und anschließend den Kaiser selbst am Barte ergriff und mit dem Dolche bedrohte; dann aber freien Abzug bekam mit dem Gelübde des Kaisers "bei meinem Barte" darfst du dich nie mehr vor meinem Angesichte sehen lassen. "Der zweite Sagenteil berichtet, wie derselbe Heinrich von Kempten Kaiser Otto in Italien das Leben rettet. Während der erste Sagenteil als reine Dichtung betrachtet werden muß, birgt der zweite einen geschichtlichen Kern. Folgt die Erzählung nach den Gebrüdern Grimm: Es begab sich, daß Kaiser Otto einen schweren Krieg führte, jenseits des Gebirges und vor einer festen Stadt lag. Da wurde Mangel an Leuten und Mannen und er sandte heraus nach den deutschen Landen: "Wer ein Lchen vom Seiche besitzt, soll schnell zu Hilfe kommen, beim Verlust des Lehens und seines Dienstes". Nun kam auch ein Bote zu dem Abt nach Kempten, ihn auf die Heerfahrt zu mahnen. Da sandte der Abt wiederum zu seinen Dienstleuten (Rittern) und forderte auch Herrn Heinrich (von RIzlern) zur Heerfahrt auf, weil er dessen vor allen anderen bedurfte. "Ach edler Herr, was wollt ihr tun?" antwortete der Ritter, "ihr wißt doch, daß ich aes Kaisers Huld verwirkt habe." ?1Ihr aber seid mir nötiger als andere oder euro Sohne, " sprach der Abt, "ich darf euch nicht von diesem Zuge entbinden, oder ich leihe euer Land anderen, die es bessern zu verdienen wissen". "Wenn es so ist, daß Ehre und Land auf dem Stiele stehen, so will ich euer Gebot leisten, komme was da wolle." Hiermit rüstete Heinrich zum Heerzug und kam bald nach Welschland zu der Stadt wo die Deutschen lagen; jedoch barg er sich vor des Kaisers Antlitz. Sein Zelt schlug er seitwärts vom Heere auf. Eines Tages lag er da und badete in einem Zuber und konnte aus dem Bad in die Gegend schauen. Da sah er einen Haufen Bürger aus der belagerten Stadt kommen und den Kaiser zu einem Gespräch dagegen reiten. Die treulosen Bürger aber hatten sich eine List ersonnen. Als der Kaiser arglos und ohne Waffen zu ihnen ritt, hielten sie eine gerüstete Mannschaft im Hinterhalt und überfielen den Herrn mit frechen Händen, daß sie ihn fingen und schlügen. Als Herr Heinrich diesen Treubruch und Mord geschehen sah, ließ er Baden und Wascher, sprang wie er war aus dem Zuber, nahm Schild und Schwert und lief dem Gemenge zu. Kühn schlug er unter die Feinde, tötete und verwundete eine große Menge und machte sie flüchtig. Darauf löste er dem Kaiser die Bande, lief schnell zurück und badete weiter. Zum Heere zurückgekehrt wollte sich der Kaiser erkundigen, wer sein unbekannter Retter gewesen wäre. Zornig saß er im Zelt auf einem Stuhl und sprach: "Ich war verraten und läge gefangen oder erschlagen, hätten mir nicht zwei ritterliche Hände geholfen. Sucht mir den nackten Mann, daß er reichen Lohn und meine Huld empfange, denn kein kühnerer Held lebt hier noch anderswo." Wohl wußten einige, daß es Heinrich von m pten war, dem der Kaiser den Tod geschworen hatte. Darum wagten sie nient seinen Namen zu verraten und sagten: Auf dem Ritter lastet eure Ungnade; wenn ihm nichts geschehen soll, wollen -wir seinen Namen nenne. Da nun der Kaiser sprach: Und wenn er gleich meinen Vater erschlagen hatte, soll ihm vergeben sein. Da nannten sie Heinrich von Kempten und führten ihn zum Zelt des Kaisers. Otto gebürdete sich zornig, wollte Heinrich erschrecken und fuhr ihn an: "Wie getraut ihr mir unter die Augen zu treten, welch hoffärtiger Übermut hat euch daher Geführt?" "Ich kam ge wungen hierher, mein Fürst hat mirs befohlen. Gott sei mein Zeuge wie ungern ich diese Heerfahrt getan. Aber .meinen Diensteid mußte ich lösen und wer mir dies übel nimmt, dem lohne ichs so, daß er sein letztes Wort gesprochen hat. "Da lachte der Kaiser: "Seid mit tausendmal willkommen, auswerwahlter Held! Mein Leben habt ihr gerettet, aas hätte ich ohne eure Hilfe verloren. " Dann sprang Otto auf, umarmte den Kitter, verlieh ihm großen Peichtum und brachte ihn zu Ehren, deren man heute noch gedenkt. Zur Sage: Die Sage ist in drei Darstellungen überliefert. Eine entstand bereits im 12. Jahrhundert in Italien durch Gottfried v. Viterbc; die andere im 13. Jahrh. in Straßburg von dem Dichter Konrad von Würzburg; eine dritte wurde in Kempten aufgezeichnet, ging aber verloren. Der geschichtliche Kern: Nur im Jahre 963 hatte Kaiser Otto in Italien verschiedene Befestigungen belagert, von denen die Felsenburg San L e o n e den längsten Widerstand leistete, denn in der Burg hielt sich der italienische König Berengar mit seiner Gemahlir , Die Belagerung der Festung dauerte vom April bis Weihnachten 963 und endete mit der Übergabe. Der erwähnte Ritter Heinrich von Kempten war ein Dienstmann des Klosters Kempten und trug im späteren Mittelalter den Familiennamen Rizner. Der Abt von Kempten schickte den Ritter mit einem Aufgebot unter seiner Führung zum kaiserlichen Heere. Urkundlich ist nachgewiesen, daß Kaiser Otto am 14. Juni 963 dem hl. Ulrich als Abt von Kempten die freie Abtwahl gewährte. Solches Sonderrecht war der Dank des Kaisers, eine Belohnung für besonders hervorzuhebenden, erwiesenen Dienst seitens des Klosters Kempten (Dank für die Befreiung?) Die Sage erzählt weiter, daß Heinrich reich beschenkt wurde. Nachweisbar besaß das riznerische Geschlecht noch im 14. Jahrhundert ringsum im Kempter Land bedeutende Besitzungen. H-^uptsitz der Rizner war Thingau und gerade in diesem Gebiet hatte der Kaiser Besitzungen, die er verschenken oder verleihen konnte. Nach Angabe des Kempten Chronisten Birckius war noch im 13« Jahrhundert das Bild des Ritters Heinrich an manchen Häusern zu Kempten, ja selbst am Rathause zu Venedig angemalt. Der Chronist schreibt: "Zu Venedig weiß man mehr von ihm zu sagen, als zu Kempten, das doch unnatürlich ist, daß man zu Kempten ihn so gar vergessen hat und er vor Zeiten ihnen eine so große Ehre gewesen ist. An den Helden Heinrich von Rizner (Kempten) erinnern ein Gemälde von Lochbihler, 1844 "die Tat vor San Loone"-Stiftsgebäude Kempten; die Ballade "Heinrich der Kempter" von Hermann Kinkelin; die Ritznerstraße in der Neustadt und das große Gemälde am Rathaus. (Baumann, Geschichte des Allgäus Band I, 249) Erkenntnisse: Ritter Heinrich von Rizlern war Dienst- und Kriegsmann des Fürstabtes von Kempten. Er mußte seinem Herrn Treue und Gehorsam schwören und erhielt für seine Dienste Klostergüter in und um Rizlern als Lehen.-Trotz Ungnade des Kaisers unternahm er die Heefahrt um nicht treulos und eidbrüchig zu werden.-Unter doppelter Lebensgefahr befreit er den Kaiser aus den Händen der Meuchelmörder.-Arglos wäre der Kaiser treulosen Bürgern zum Opfer gefallen.-Heinrich redet wie er denkt; gegen Ungerechtigkeit empört er sich.-Dichter,Sänger und Maler rühmten die Heldentat des wackeren Schwaben.-Reichlich belohnt der Kaiser den Lebensretter.-Beispiele von Treue und Untreue aus dem tel. Leben und aus der Geschichte. Thema 30 Memmingen, eine freie Reichsstadt Das alte "Mammingun" war wie die anderen "Ingenorte" eine schwäbische Niederlassung im Bereich der Martinskirche, umgeben mit dem Etter oder Zaun. Bereits im 12. Jahrhundert wird der Ort urkundlich eine Stadt genannt; war also um jene Zeit bereits mit dem Wahrzeichen einer S taat, einer Tuffquaäermauer umgeben. Trotzdem besaßen die Memminger Bürger damals kaum mehr Rechte und Freiheiten als die Landbewohner irgend eines Dorfes; denn die Stadt war Eigenturn eines Grundherren, die Bürger dem welfischen, später dem staufischen Hochsdel Steuer- und froftpflichtigi Aufschwung nach dem großen Stadtbrand (1131) durch den Salzhandel und günstiger Lage an der Salzstraße. Nach dem Tode Weif VI. erbt Barbarossa (+1190) die Stadt, bzw, sein Sohn Kaiser Heinrich VI., der Memmingen seinem jüngeren Bruder Konrad überließ. Bis zum Tode Konradins (126Ö) des letzten Hohenstaufen war Meramingen staufisch. Das Bild Konradins am K^rtinsturm erinnert an den letzten Grundherrn der Stadt. N^ch 1268 fällt Memmingen als herrenloser Besitz an das Reich. Damit wird Meramingen eine Reichsstadt^ unterstand direkt dein Konig, der die gleichen Rechte für sich beanspruchen konnte, wie zuvor die hochadeligen Grundherren der Stadt. Als äußeres Zeichen der Reichsunmittelbarkeit führte von nun an Memmin^-en den halben Reichsadler, das Ante nierkreuz (Kloster) und die Reichsfärben (schwarz-weiß-rot) im geteilten Wappenschild. Als Vertreter des Reiches fungierte ein vom König bestellter Stadtammann (Richteramt); doch bekamen die Bürger insofern ein Mitbestimmungsrecht, als die dem Richter beigegebenen 12 Schöffen oder "Stuhlgenossen" aus dem angesehenen Bürgerkreise genommen wurden. Aus diesen Stuhlgenossen (Richterstuhl) gingen später die angesehenen Geschlechter oder Patrizier der Stadt und um 1300 der Stadtrat hervor (Stadtwappen siehe Memminger Zeitung oder schwab. Wappenbuch!) Dj_e Entwicklung zur freien Reichsstadt erfolgte allmählich und wurde ermöglicht mit dem Absinken königlicher Macht. Wie andere Reichsstädte - Augsburg - Kempten - Kaufbeuren - Isny - Leufcirch - Wangen nützte such Memmingen die kaiserlose Zeit des Interregnums üÄil die Rechte des Ammanns und L?ndvogtes an sich zu bringen. Im Verlauf von über hundert Jahren (etwa 1236 - 1403) erwarb sich die Stadt u.a. folgende wichtigen Rechte, Freiheiten und Sicherheiten (königliche Urkunden): 1. Die Stadt darf weder verkauft noch verpfändet werden und ist keinem fremden Gericht unterworfen (1286). 2. Der Dienstag-Wochenmarkt darf wie bisher abgehalten werden. 3. Steuerfreiheit aller Bürger innerhalb der Mauern (Ursache neuer Landflucht, Anwachsen der Stadtbevölkerung, Stadterweiterungen, hörige Landbewohner entziehen sich ihren Grunäherren). 4. Unabhängigkeit aller Bürger von fremden Herrn (ehemalige Landbewohner sind der Steuer-Gerichts- und Fronhohelt ihrer Herrn entzogen-der neue Burger braucht ihm keinerlei Abgaben entrichten). 5. Wegfall der Todfallabgabe (Als Grundherrn oder Ritter die Wehrpflicht freier Bauern übernahmen, gaben die Bauern nach ihrem Tode ein T:ferd in die Rittsrburg. - Nun bildet die Stadt eine eigene, unabhängige Wehrgemeinschaft - Bürgerwehr); die Todfallabgabe erübrigt sich, 6. Die Bürger dürfen den A-msnn und den Stadtrat (Bürgermeister und Zunftmeister) selbst wählen. Der Ammann wird nun städtischer Beamter (1347 und 1350). ?. Der Salzzoll gehört der Stpdt (Ker.imin?-:en Hauptstapelplstz f.Salz) S. Kaiser Ruprecht verleiht der Stadt 14-03 die hohe Gerichtsbarkeit über ihre Bürger (Stock und G-lgen, Blutbann). Mit diesen bedeutenden Rechten wurde Memmingen unabhängig von Kaiser u. Reich, frei von allen Verpflichtungen konnten sich die Bürger selbst regieren. Des ist eine freie Reichsstadt! Gegenüberstellung: Bürger der freien Reichsstadt: Landbewohner: Der Herr: Ammann und Stadtrat aus dem Kreise der Bürgerschaft. Der Grundherr (Bischofe,Abte, weltliche Grundherrn-Ritter) Verfassung: zuerst aristokratisch, unter d. freien Stadt demokratisch. aristokratisch - absolutistisch Bürger: persönlich frei, Freizügigkeit, zunftpflichtig, wehrpflichtig. Gebunden an Stadtordnung Kein Untertaneneid Untertan unfrei, hörig, leibeigen, keine Freizügigkeit, gebunden an Dorfordnungen. Leheneid,Huldigung, Abgaben. Steuern: Festgelegte Steuern wie Gewerbe-Marktst.-Kriegssteuern. Sicherheit: Wehrgemeinschaft, Mauer, Wälle, Gräben, Türme ... Besteuern nach Willkür ohne Einspruchsrecht-Zehnt, Lehengelder, Todfall Außer Vieh und Fahrnis kein Eigentum.Besitzer ist d. Herr. schutzlose Dörfer und Einöden, offenes Land. Religion: Religonsfreiheit Glaubenszwanz, Glaube d. Herrn! Gesundheitspflege: Stadtärzte, Heilbäder(Steinbogenbad) Dorfbader, Pfuscher, Kräuterweible. - Heilbäder (Clevers!) Kultur: Theater, Bügerschulen.. Klosterschulen, Pfarrschulen Dienste: Wehrdienst, Frondienst bei Schanz- und Festunrsarbeiten. Frondienste nach Belieben für den Herrn (Ernte, Straßen, Bauten, Wald, Dreschen usw.) Besitz: Gebäude, Grund und Boden, sind gewöhnlich Eigentum d. Bürgers Erkenntnisse: Die S t ad t ist eine Arbeits-Wohn-Wirtschafts- und Wehrgemeinschaft. Gesetze und Ordnungen der Stadt und der fortschrittlichen Zünfte und Gilden verpflichten den Bürger zu Ruhe, Arbeit, Gewissenhaftigkeit, Wehrhaftigkeit, Fleiß und Ordnung. Die Stadtväter bestrafen den unredlichen Bäcker, sie stellen das Lästermaul an den Pranger, sie peitschen den Dieb aus d e r Stadt, keine unehrliche Familie wird in die Gemeinschaft aufgenommen. Die Einnahmen kommen den Bürgern zugute (Wehrmauern, Pflaster, schöne Gebäude...). In den Zünften wird der Handwerker zur Höchstleistung gezwungen. In allen Bereichen ist die Stadt fortschrittlicher als das Land. Die demokratische Verfassung wird Vorbild der bayerischen Verfassung 1818. Der demokratische Bürger empört sich nicht wie der Bauer (15250. Die freien Städte können sie!: entwickeln- Förderer der Kunst und Wissenschaften Reichtum durch Märkte und Handel. Das aufblühende Bürgertum tritt an die Stelle des Adels. Patrizier erwerben Dörfer und Herrschaften, Die Städte, vereinigt in den Städtebünden, bilden eine neue Macht im Reiche, die der Kaiser oft in Anspruch nehmen muß. - 1806 wird Bayern Königreich-Ende der freien Reichsstädte! Memmingen untersteht der Regierung von Schwaben unmittelbar. (Zum Studium für den Lehrer wird empfohlen: Baumann, Geschichte des Allgäus, Bd. II, 238. - Dr. J. Miedel, Führer durch Memmingen I.Teil, Seite 18-54). Thema, 39 Was uns eine Marktrechtsurkunde ■ erzählt. (Auszug aus der Ottobeurer Marktrechtsurkunde von 1498; für den Schulgebrauch gekürzt und vereinfacht). Urkunde: "Wir Maximilian von Gottes Gnaden, Römischer König, zu allen Zeiten, Mehrer des Seiches, König zu Hungarn, Dalrnatien, Kroatien; Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, zu Lotharingen, zu Brabant, zu Steyr, zu Kärnten. Krain, Limburg, Luxemburg, zu Geldern; Graf zu Flandern, Habsburg, Tyrol, Kyburg, Arthois; Markgraf des Hl. Rom. Reiches und zu Burgau; Landgraf in Elsaß, Herr zu Friesland, auf der Windischen Mark, zu Salins und Hecheln" bekennen und tun kund mit diesem, Brief, daß Wir (König) dem Gotteshaus Ottobeuren (=Abt und Konvent) und dem Flecken daselbst genehmigt und vergönnt h ab e n. 1. Zwei Jahrmärkte an St. Urbanstag und Franzissentag und alle Donnerstag in jeder Woche einen Wochenmarkt aufzurichten und abzuhalten. 2. Alle Marktleute, Händler, Gewerbebetreibende und Kaufleute, die mit ihren Waren den Markt besuchen wollen, sollen innerhalb der Freiung kaiserlichen Schutz and Schirm, Fried und freies Geleit genießen. 3. Bei Unserer Gnad und Ungnad soll sich niemand unterstehen, weder geistliche noch weltliche Fürsten, Schultheiß oder Richter oder wer und was er auch sei, Ottobeuren an der Abhaltung der Märkte zu hindern oder 4. innerhalb einer Meile um den Flecken Händler oder Kaufleute zu . belästigen oder gar den Frieden zu brechen. 5. Wer freventlich dagegen handelt, gibt 40 Mark lötigen Goldes zur Büß, halb in die Reichskasse, halb dem erwähnten Gotteshaus (dem Kloster als Ortsherrn!) Erläuterung: Beachte die interessante Titelserie des Reichsoberhauptes - sie gibt zugleich den Privatbesitz des Königs an. Aufzählung der adeligen Rangordnung im Kinderreim- Kaiser, König, Herr, Baron, - Bürger, Bauer, Bettelsohn! Zu 1: Die Vergabung des Karktrechtes hat sich der Kaiser (Konig) vorbehalten, Er ist Marktherr in Flecken und Städten und bezieht für Urkunden Gebühren und Strafgelder bei Freveltaten. Das Marktrecht muß bei jedem Wechsel des Reichsoberhauptes und des Ortsherrn (Abt) neu beantragt und genehmigt werden. Marktorte in unserem Kreis: Memmingen, Ottobeuren, Legau, Grönenbach, Rettenbach und Erkheim (nur Viehmarkt!). Uralte Marktorte sind die beiden erstgenannten. Grönenbach und Legau gegen Ende des 15» Jahrhunderts. Die gegenwärtigen Marktwappen (siehe schwäb. Wappenbuch) wurden erst unter BayernsKönig verliehen. In Marktorten ließen sich mit Vorliebe Handwerker und Gewerbebetreibende nieder. Zu 2: Unter Freiung versteht man den Marktplatz und das Gebiet um denselben in einem Umkreise von einer Meile. Innerhalb dieses Raumes ist es jedem verboten einen weiteren Markt abzuhalten, selbst der König versprichte den Flecken und Städten innerhalb der Bannmeile keinen zweiten Markt zu genehmigen. In diesem Marktgebiet sind Händler und Kaufleute frei von allen Bestimmungen; aber für die Dauer des Marktes an die Marktgerichtsordnung gebunden. Zu 3/4• Um die Bannmeile bzw. Freiung jedem Zureisenden sichtbar zu machen, wurden an den Zufahrtswegen zur Marktgrenze sogenannte Friedsäulen ezrichtet. Wer sich in die Freiung begibt und in diesem Räume auf irgendeine V/eise (Streit, Diebstahl, Sachbe- Schädigung, Wucherpreise, Schundwaren, Betrug) den Markfrieden stört, gilt als Friedensbrecher, Marktfrevler und wird vom Marktbüttel (Polizei) dem zuständigen Marktgericht überstellt. Das Marktgericht tritt nur auf die Dauer der Markttage zusammen, es ist eine Art Schnellgericht; die Gesetze und Strafen sind strenger als die allgemeingültigen. Das Marktgericht ist nur für den Raum der Freiung zuständig; außerhalb der Meile, wie an allen anderen Tagen auch, der Ortsherr. In Memmingen brannte man Marktdieben ein Brandmal auf die Stirne, man peitschte sie aus der Stadt; rückfällige Diebe bekamen Marktverbot oder kamen an den Galgen. Um Diebsgesindel von den Märkten abzuhalten,verlieh der Kaiser gewöhnlich dem Ortsherrn auch "Stock und Galgen" = Blutbann; das Recht über Leben und Tod zu richten. Deswegen finden wir bei allen Marktorten einen Galgenberg (Memraingen, Ottobeuren, Legau, Grönenbach und Rettenbach). Die Märkte wurden einst nicht nur von Fieranten (-Meßkramer), sondern viel mehr von den Handwerkern der näheren und weiteren Umgebung besucht. Hier stellten sie ihre während des Jahres erarbeiteten . Handwerkserzeugnisse zum Verkaufe aus. Großhändler besuchten die Märkte, besichtigten die Waren aller Arten und gaben ihre Bestellunge auf. Absatz auf dem Markt und die Aufträge des Großhandels bildeten das Jahreseinkommen des einfachen Handwerkers. Die Landbevölkerung deckte hier auch den Jahresbedarf an Stoffen, Kleidung,an Geräten für Haushalt und Landwirtschaft. Die modernen Verkehrsmittel haben die Stadt auch dem abgelegensten Dorfe näher gebracht. Daher sind die kleinen Märkte heute bedeutungslos geworden und zum Aussterben verurteilt; sie dienen der Landbevölkerung hauptsächlich zur Belustigung; die Fieranten fahren gewöhnlich unzufrieden nach Hause. (Lesestoff: Memminger Heimatbuch, Ffinstmarkt in Grönenbach). Erkenntnisse; Die königliche Urkunde sicherte den Flecken und Städten das Marktrecht. Der König als Schirmherr und das Marktgericht sorgten für Sicherheit, Ordnung und Frieden. Von besonderer Bedeutung sind heute die Großhandelsmessen, verbunden mit Weltausstellungen.Die einzelnen Völker zeigen hier ihre neuesten Geräte - Großhändler sorgen für Export und Import und damit für Arbeit. - Wer die modernsten, besten Erzeugnissen zu bieten hat, findet den größten Warenabsatz - verbunden mit wirtschaftlichem Aufschwung und Wohlstand. Möglichkeiten unterentwickelten Ländern zu helfen! - Folgerungen für den Einzelnen! Schädigung, Wucherpreise, Schundwaren, Betrug) den Markfrieden stört, gilt als Friedensbrecher, Marktfrevler und wird vom Marktbüttel (Polizei) dem zuständigen Marktgericht überstellt. Das Marktgericht tritt nur auf die Dauer der Markttage zusammen, es ist eine Art Schnellgericht; die Gesetze und Strafen sind strenger als die allgemeingültigen. Das Marktgericht ist nur für den Raum der Freiung zuständig; außerhalb der Meile, wie an allen anderen Tagen auch, der Ortsherr. In Memmingen brannte man Marktdieben ein Brandmal auf die Stirne, man peitschte sie aus der Stadt; rückfällige Diebe bekamen Marktverbot oder kamen an den Galgen. Um Diebsgesindel von den Märkten abzuhalten,verlieh der Kaiser gewöhnlich dem Ortsherrn auch "Stock und Galgen" = Blutbann; das Recht über Leben und Tod zu richten. Deswegen finden wir bei alleh Marktorten einen Galgenberg (Memmingen, Ottobeuren, Legaü, Grönenbach und Rettenbach). Die Märkte würden einst nicht nur von Fieranten (=Meßkrämer), sondern viel mehr von den Handwerkern der näheren und weiteren Umgebung besucht. Hier stellten sie ihre während des Jahres erarbeiteten . Handwerkserzeugnisse zum Verkaufe aus* Großhändler besuchten die Märkte, besichtigten die Waren aller Arten Und gaben ihre Bestellunge auf. Absatz auf dem Markt und die Aufträge des Großhandels bildeten das Jahreseinkommen des einfachen Handwerkers. Die Landbevölkerung deckte hier auch den Jahresbedarf an Stoffen, Kleidung,an Geräten für Haushalt und Landwirtschaft. Die modernen Verkehrsmittel haben die Stadt auch dem abgelegensten Dorfe näher gebracht. Daher sind die kleinen Märkte heute bedeutungslos geworden und zum Aussterben verurteilt; sie dienen der Landbevölkerung hauptsächlich zur Belustigung; die Fieranten fahren gewöhnlich unzufrieden nach Hause. (Lesestoff: Memminger Heimatbuch, Pfinstmarkt in Grönenbach). Erkenntnisse: Die königliche Urkunde sicherte den Flecken und Städten das Marktrecht. Der König als Schirmherr und das Marktgericht sorgten für Sicherheit, Ordnung und Frieden. Von besonderer Bedeutung sind heute die Großhandelsmessen, verbunden mit Weltausstellungen. Die einzelnen Völker zeigen hier ihre neuesten Geräte - Großhändler sorgen für Export und Import und damit für Arbeit. - Wer die modernsten, besten Erzeugnissen zu bieten hat, findet den größten Warenabsatz - verbunden mit wirtschaftlichem Aufschwung und Wohlstand. Möglichkeiten unterentwickelten Ländern zu helfen! - Folgerungen für den Einzelnen! Thema 40 Handwerker vereinigen sich in Zünften A) Artikel einer Zunftordnung 1. Es soll keiner mehr Handwerk treiben als er erlernt hat und nur soviel sein Lehrbrief ausweist oder was er in der Fremde erlernt hatj damit er einen anderen Meister nicht ins Handwerk pfusche, bei 1 Reichstaler Strafe. 2. Zeigt sich ein Zunftmitglied dem Obermeister gegenüber grob oder widerspenstig, soll ihm das Handwerkszeug weggenommen und ihm das Handwerk solange gelegt werden (Sprichwort!) bis er sich gebührlich aufführt. Inzwischen wird er als ein unberechtigter Stümper angesehen. Sollten in unserer Herrschaft (Gebiet!) Personen sein, die sich unserer Zunftordnung widersetzen oder nicht fügen wollen, sollen sie im Handwerk nicht geduldet und aus der Herrschaft fortgeschafft werden. (Sprichwort: Jemand Ordnung beibringen. Zur Ordnung rufen.-Ausweisung aus dem Herrschaftsgebiet mit Hilfe des Grundherren, der die Zunftordnung genehmigt und Schutzherr ist). 4. Wenn bei einer Zunftversammlung Meister oder Gesellen sich beschimpfen, wenn sie schwören (fluchen) oder gar raufen, sollen die gewählten Meister Ruhe gebieten. Wer dann nicht friedsam ist, soll einen halben Taler in die Lade (Zunftkasse) legen. (Ordnung,Anstand,Verträglichkeit,Friede,Zunftbrüder-Frieden gebieten) Bei geöffneter Lade ist peinliche Ruhe zu halten und jede Störung verboten. Nur wer vom Zunftmeister Erlaubnis hat, darf sprechen. (Jeman das Wort geben oder nehmen! In der Zunftlade liegen das Meisterund Gesellenbuch, das Totenbuch, Zunftsiegel, Zunftordnung, Kasse) 6. Ein Meister oder Geselle, der wegen eines Vergehens gerichtlich bestraft wurde, kommt auch vor das Zunftgericht. Legt der Verurteilte Berufung ein, wird ihn die Zunft der Herrschaft gegenüber vertreten. (Rechtsschutz der Zunft gegenüber dem Mitglied) 7. Wer ein Meister wird, zahlt 4 Gulden in die Lade. Auswärtige Meister geloben bei offener Lade, daß sie im Bereich der Zunft (Herrschaftsgebiet) keine Arbeit suchen, noch annehmen und den ansässigen Meistern keine Arbeit wegnehmen. (Sicherung der Existenz für jeden Meister keine Freizügigkeit oder Gewerbefreiheit! Vergleiche mit Gegenwart!) 8. Wenn ein Meister Unkenntnis, Unfleiß, Lässigkeit zeigt und seine Kunden nicht anständig bedient, wer Arbeit annimmt, die nicht in sein Fach schlägt, wird jedesmal mit 5 Schilling Pfennig bestraft, (Ansehen des Handwerks-jemand ins Handwerk pfuschen-beim Leist bleiben 9. Wenn ein Kunde wegen Schulden oder Neid, bei einem Meister ausziehen wollte, so soll ihm ein anderer Meister keine Arbeit liefern und ihn nicht annehmen bis er seine Schulden bezahlt hat. (Kundenzwang). 10. Ein aufgedingter Lehrling hat bei Antritt der Lehre das halbe Lehrgeld zu erlegen; nach der Lehrzeit die andere Hälfte (Lehrgeld zahlen) Die Lehrzeit dauert 3 Jahre. 11. Nach der Lehrzeit hat der Geselle mindestens 2 Jahre in die Fremde zu wandern (20 km vom Heimatort entfernt). Nach seiner Rückkehr hat er die Briefe auswärtiger Meister vorzulegen (Arbeitsnachweis!) 12. Wer ein Meister werden will, muß vor1 versammelter Zunft ein Meisterstück vorlegen und dieses beurteilen lassen. Ein Meister oder Geselle, der sich betrinkt, sodaß er sich erbrechen muß, zahlt 12 Pfund Wachs Strafe. - Wer bei offener Lade Waffen bei sich trägt (Gewehr, Messer oder Dolch) zahlt zur Strafe 1 Pfund Wachs. 14. Wenn die Meister der Zunft es wünschen, können einzelne Artikel der Ordnung mit Erlaubnis des Landesherren gestrichen, ergänzt oder neue hinzugefügt werden. D) Zweck und Gründungsursachen der Zünfte: 1. Gründliche Nachwuchsschulung: 3 jährige Ausbildung bei tüchtigen Meistern - 2 Jahre Wanderschaft der fahrenden Gesellen und Handwerksburschen - Kennenlernen der Menschen und der weiteren Heimat Erfahrungen sammeln - Weiterbildung im Handwerk - Leistungsteigerungen - Tüchtigkeit im Fach. - Prüfungen! 2. Übermäßigem Konkurrenzkampf und dem Pfuschertum werden Grenzen gesetzt. - Sicherung der Existenz - Kundenzwang - keine Gewerbefreiheit. 3. Das Ansehen des Handwerks und der Meister soll gefördert werden. Auf Ehre wird besonderes Gewicht gelegt - Verhalten von Meistern u. Gesellen innerhalb und außerhalb der Zunft wird geregelt und überwacht - es gibt kein Betrinken, Streiten, Raufen - Ordentliche Arbeit muß geliefert v/erden. - Gott segne das ehrbare Handwerk! 4. Pflege von Geselligkeit, Ordnungsliebe, Verbrüderung und Einigkeit. Aufdingen des Lehrlings, Gesellenfreispruch und Meisterprüfung werden vor versammelter Zunft vollzögen in feierlichem Akt und vor offener Lade. Die Zunft gibt sich selbst eine passende Ordnung, der sich die Mitglieder freiwillig unterwerfen. 5. Rechtsschutz den Mitgliedern. Sorge für fahrende Gesellen (Jeder Meister ist verpflichtet fremde Gesellen 1 Tag zu verpflegen, ihm Herberge, Zehrgeld und Trinkgeld zu reichen - heute Gesellenhäuser, Kolping! Arme Meister werden unterstützt (Sozialschutz) 6. Sicherung der Existenz-Einflußnahme auf Preisbildung - Warenschau auf öffentlichen Märkten - Regelung des Warenabsatzes. Bemerkung: In Bayern existierten die Zünfte bis 18O2. Dann kam alles "aus der Ordnung". D±e Festlandsperre, der gestörte Handel der Exporteure, die allgemeine Armut, setzten dem ehrbaren Handwerk stark zu. Pfuschertum, Lockerung des Gewerbezwangs und der Freizügigkeit, die aufkommende Industrie und Preisgestaltung, die Konkurrenz und der Existenzkampf zwangen das Handwerk sich wieder zusammenzuschließen in den Innungen. Zahlreiche Sprichwörter, Redensarten, Lieder, Schrullen fahrender Gesellen (in allen Liederbüchern), Handwerkerzeichen, Haussprüche, Zunftheilige in Kirchen, Zunftladen in allen Museen erinnern an die alten Handwerkervereinigungen. Ausführliches über "Ailerei Zünftiges" im Heimatbrief Nr. 25 von Karl Schnieringer. (Gegensatz zwischen Ratsherren u. Zünften (Schulf.Heft 1952/S 13!) Ein Beispiel aus Augsburg. Thema 41 Mit einem schwäbischen Kaufmannszug nach Italien 1.Beschwerdebrief des Dogen von Venedig an die Stadt Kempten - frei nach Baumann II, 40 für den Schulgebrauch: Vom Dogen Foscari zu Venedig An Bürgermeister und Rat der freien Reichsstadt Kempten/Allgäu. Siena und Lucca, beide Bürger und Kaufherrn unserer Stadt Venedig haben klagend vorgebracht, daß Heinrich von Stoffeln auf offener Landstraße zwischen Memmingen und Kempten ihren Kaufmannszug räuberisch überfallen habe. Von den sieben nach Flandern bestimmten Wagen habe der von Stoffeln vier nach seinem Schlosse weggefahren, aber wieder herausgegeben, nachdem von Memmingen Hilfe gekommen sei. Anschließend seien die Kaufmannswagen nach Kempten gefahren und dort sichergestellt, jedoch den Inhabern nicht zurückgestellt worden'. Nachdem wir in Venedig den deutschen Kaufmannszügen sicheres Geleit verschaffen und allzeit Schutz gewähren, können wir dasselbe von den Allgäuer Herrschaften erwarten, die Bestrafung des Heinrich von Stoffeln und die Rückgabe der Kaufmannswagen samt den Waren erhoffen. Anno Domini, im 1432. Jahr nach Christi Geburt - Foscari, Doge zu Venedig. 2. a) b) c) d) e) Probleme des Briefes (erarbeiten!): Wer ist Heinrich von Stoffeln - warum Überfall auf Kaufmannszug? Wo geschah der Überfall auf den Kaufmannszug? Wie kommt ein venezianischer Kaufmannszug in unsere Gegend? Welche Waren führten die Planwagen? Welche Rolle spielten die Städte Kempten und Memmingen? 3« Geschichtliches zu den Problemen: a) Heinrich von Stoffeln ist einer der zahlreichen Eisenmänner, die nach dem Zerfall des Rittertums verarmten, die bei einem angesehenen Fürsten oder einer Stadt keinen Dienst tum mochten und ihr Einkomiren lieber durch Überfälle auf Warentransporte einheimischer oder internationaler Kaufleute oder auf Kosten der Bauern (wie Meier Helmbrecht) aufbessern wollten. Man nannte derlei Raubgesellen kurzweg Heckenräuber, Taschenklopfer, Wegelagerer oder "böse Buben." Zahlreiche Ritterburgen im Allgäu, kleine und große, sind zerfallen. Ruinen und Burgställe, Wappen und Grabplatten in den Kirchen sind die letzten Zeugen vergangener Ritterherrlichkeit.Nun aber sind die Herren mehr gefürchtet - Raubritter bedrohen Dörfer, Städte und Kaufmannszüge mit Überfall und Fehde - Kaiser und Reich sind machtlos. Die Städte helfen sich selbst, sie schließen Bündnisse untereinander, stellen Söldner an, um die Stadt selbst und ihre Kaufleute auf den weiten unsicheren Landstraßen zu schützen. Um 1460 suchte sich die Stadt Memmingen "gegen die öffentliche Unsicherheit dadurch zu schützen, indem sie den Ritter Joachim von Uttenried mit 4 Pferden auf 2 Jahre gegen 1000 Pfund Heller Sold anstellte - "zum Streifen auf die bösen Buben im_Lande" (Bube ein Schimpfwort für Diebe)-- Im Jahre 1466 schlössen die Allgäuer Städte abermals ein Bündnis gegen die Störung des Landfriedens. Der Vertrag wurde alle fünf Jahre erneuert (Baumann II,60), b) Der im Briefe aufgeführte Überfall geschah wahrscheinlich bei Ittelsburg. Südlich und östlich des Burgdorfes sind gut versteckt im Hochwald die Burgställte ehemaliger Raubgesellen, die von ihren Fenstern aus heranfahrende Kaufleute beobachten konnten, erhalten. Östlich über dem Dorfe baute sich der Memminger Bürger Hans Zwicker in einen vorhandenen Burgstall ein Schloß (dem Räume nach nur einen Turm!) und nannte sich "Herr vom Hahnentanz" (siehe Memminger Heimatbuch!), über ihn berichtet die Geschichte, daß am 28. April 1457 zweihundert Bürger der Stadt Kempten mit Sturmleitern und Brandfackeln vor die Burg des Zwickers zogen und dieselbe ausräucherten. Beim versuchten Ausfall sei der Zwicker durch einen Säbelhieb schwer verwundet worden. Er wurde gefangen abgeführt und starb 6 Tage später in Kempten (Geschichte Ittelsburg) - also ein Strafzug der Stadt gegen einen heruntergekommenen Stadtbürger, der kemptische Kaufleute geschädigt hatte. (Baumann 11,51) Südlich von Ittelsburg, auf günstiger Hügelkuppe, direkt über der alten Handelstraße, hatte einst der Ritter Veit von Eisenburg sein Raubnest. Jedenfalls wegen eines Überfalls auf Kaufleute kam er mit den Ulmern in schwende Fehde. Die Stadt beauftragte nämlich den Ritter Hans von Stadion zu Ulm die Burg auszuräuchern. "Der Ulmer zog mit großer Heeresmacht gegen Ittelsburg, belagerte den Eisenburger 4 Tage und Fachte und verbrannte die Burg. Der Eisenburger war geflohen. Seine Knechte aber ergaben sich auf Gnad und Ungnade denen von Ulm" (Geschichte Ittelsburg).Andere Beispiele: 1427 wagte Schenk von Weinsberg Memminger Kaufleute, die auf die Frankfurter Messe zogen,zu Werfen; sie raubten dem Kaufmannszug Aaren im Werte von 20 000 Gulden. - Durch Straßenraub machten sich auch die Burgen Falkenstein ufid Frauenstein im Allgäu berüchtigt: beide Burgen 'wurden deswegen 1434 von den Augsburgern verbrannt. - 1441 bestraften die Kempter den Hans von Schwahgaü, der italienische K«ufleute gefangen hielt. - Die Memminger beteiligten sich mit 20 Reisigen und 60 Knechten bei der Zerstörung fränkischer Rpubburgen 1441. - Walter von Königsegg wurde 1442 von den Ulmern gefe.nnen und als Landfriedensbrecher in Ulm hingerichtet. (Baumann 11,44). R-^ubgesellen ließen sich vorwiegend an den damaligen Handelsstraßen nieder: c) Auch durch unseren > Kreis führten wichtige Handelsstraßen. Von Augsburg aus die alte Reichsst.raße, von München die Salzstraße über Memmingen an den "See"(Bodensee); eine andere Haupthandelsstraße aus Italien über den Fern(paß) gegen Ulm. Die Stadt Memmingen lag am Kreuzungspunkt der Nord-Süd und Ost-Weststraße; sie hat die Tore (Ulmer, Kempter-Lindauer und Kalchtor) auf die Straßen gesetzt, vor allen durchfahrenden Kaufleuten Torzoll, Warenzoll, Salzzoll und Pflasterzoll erhoben und ist dadurch, wie auch durch eigenen Handel und Gewerbefleiß reich und groß geworden. Gefährlich für die Kaufleute war die Strecke durch das Memminger Trockental von Ittelsburg ab. Die Handelsstraße, spater der "Postweg" genannt, führte am Ittelsburger "Straßenwirt" vorbei, dem bewaldeten Höhenzug mit den Raubnestern entlang nach Dietmannsried-Kempten.. Ulmer und Memminger Kaufleuten fuhren diese Strecke na.cn Italien-venezianische auch nach Ulm. Warenumschlageplätze waren Kempten, 'Memmingen, Ulm, Augsburg, Leutkirch, Überlingen, Lindau u.a. d) Man handelte vorwiegend mit Webewaren, vor allem mit Leinwand, Barchent und Loden, mit Baumwolle, Eisen und Stahl. Der Export unserer Städte ging nach Venedig, Spanien, Frankreich und Flandern. Importiert wurden aus dem Welschland Seide, Südfrüchte und Gewürze; aus Bayern Salz (großer Salzstadel in Memmingen!). - Die Gewerbe verarbeiteten Korduanleder und Pelzwerk, 200 Memminger Weber Leinwand, Baumwollstoffe und Loden. d) Zur Wahrung gemeinsamer Belange (Preise, Absatz, Sicherheit) schlössen Zünfte (Garner und Weber) und Kaufleute trustähhliche Verbände; 1476 Garnerbündnis der Weberzunft mit 11 oberschwäbischen Städten« Die bekannten Memminger' Handelsfamilien waren die Besserer, Geßler, Sättelin, Stüdlin, Weyer, Zangmeister. 1498 wurde die Welsersche Gesellschaft, die "Große Deutsche Kompagnie" von den Memmingern Konrad Vöhlin und dessen Schwager Anton Welser gegründet. Von Memmingen aus wurde Welthandel be- trieben nach Indien und Südamerika. Weiserkolonie in Venezuela (siehe Schwab. Lesebogen" der schwäb. Kaufmann"!) Erkenntnisse: Gewerbefleiß, Märkte, Zölle und Großhandel bewirken den wirtschaftlichen Aufschwung, die Blütezeit unserer Städte im 14. und 15« Jahrhundert. Raubritter und Diebe wollen auf Kosten fleißiger Bürger und Brauern leben; sie werden als Störenfriede von militärisch verbündeten Städten ausgerottet. - Aufstrebende Städte bereiten den Boden für ein neues Zeitalter vor. - Die reichen Handelsherren und die freien Reichsstädte werden zur neuen Macht im Reiche, auf die selbst der Kaiser angewiesen ist (Furier!) - Was das fleißige, tüchtige und strebsame Bürgertum in Jahrhunderten geschaffen hat, wurde im dreißigjährigen Krieg zerstört. - Städte und weite Landstriche waren verarmt. - Gegenwartsbezug: Wiederaufbau-Städte als Industriezentren - Welthandel der Gegenwart - Wirtschaftsvereinigungen der Gegenwart. Literatur: Baumann, Gesch. d. All maus Bd. II, 41-85. - Miedel, Führer durch Memr.;ingen und Umgebung, Heft 1, S. 28.-Schnieringerj Siedlungsgeschichte Ittelsburg. Lesestoff: Schwäbischer Lesebogen Reihe II, Bogen 1. Inhaltsangabe: Der Fugger geht übers Land - Weiserschiffe befahren das Meer (AUgsburger Kaufherrn als Indienfahrer. Eine Weiserkolonie in Amerika). Dazu Bilder: Handelszug der Fugger, Fuggerhaus in Augsburg; Handelswege der Fugger. Geschichte vom Meier Hplmbrecht. Thema 43 Das Sühnekreuz, ein Bechtsdenkm4l vergangener Zeit, Das große Sühnegericht zu Grönenbach ann* 1528 Es ist ein kalter Februartag. Montag nach Sankt Valentin anno Domini 1528. Dicke Eiszapfen hängen an den Traufrinnen und Brunnen, über dem Flecken Grönenbach sammeln sich die Rauchfahnen der Schornsteine zu dunklen Schwaden. Ein scharfer Bayerwind treibt sie hinüber zum Schloßberg. Knietief liegt der Glitzerschnee auf Gassen und Fluren. Hungrig hocken die Raben auf den Zäunen. Wer heute nicht hinaus kann, haucht sich ein Guckloch auf die vereisten Schiebefenster. Trotz knirschender Kälte «.arten Hunderte von Menschen aus dem Flecken, aus Weilern, Einöden und umliegenden Dörfern auf dem Marktplatz. Dicht gedrängt, Kopf an Kopf, beinestampfend, der Kälte sich wehrend, stehen sie in langen Reihen vom Maierhof, bis hinuter zum Rößlewirt, der heutigen Post. "Jetzt kommens!" heißt es und alle Köpfe drehen sich hin zu Taverne des "Goldenen Löwen". - Dort öffnen sich die Tore. Der Fleckenbüttel tritt heraus. Ihm folgt tief gebeugt der Bauernsohn Jörg Seh. v*n Sachsenried, dess Eltern, Geschwister und die ganze Verwancfechaft. Armer Jörg! Heute bist du die Sensation, der die Neugierde nachläuft. Man nennt dich Malefikant, Totschläger, Mörder $ Friedbrecher * Du hast den braven Veit Hildtprand von Ziegelberg erschlagen. Nun will man deine Zerknirschung, deinen Jammer, dein ganzes Elend mit Augen sehen, sich daran ergötzen und sich schädlich freuenl Lange genug hat man in Tavernen, Schmitten, Badstuben und Mühlen auf zwei Achseln 'Wasser getragen. - Heute mußt du Spießrutenlaufen. Tief betrübt, mit gesenkten Augen geht die Sippe den Weg einer harten Sühne. Der schwerste Gang endet hiner den Türen der Taverne zum Rößle. In der geräumigen, niedrigen Stube sitzt an langen Tischen bereits die Freundschaft des Erschlagenen, die Sippe des Hildebrand von Ziegelberg. "Wie die Gegenpartei eintritt, sieht man kurz auf, senkt die Blicke und verharrt in eisigem Schweigen. Die Hildtprandin, die Mutter der Erschlagenen kämpft gegen den Weinkrampf an. Eine schwere Bauernhand legt sich beruhigend auf ihre Schulter. Vater Jörg Hildtprand teilt mit ihr den großen Kummer. Der Gerichtbüttel, die Mütze knapp über den buschigen Brauen, weist den Angekommenen die Plätze an. Alle sind gehorsam und es ist, als hörte man den Pulsschlag aller Herzen. Man sitzt und schweigt, legt die Hände in den Schoß und wartet, wartet auf die bestellten Obmänner und Schiedsleute, die auf Bitten der beiden Väter den Familienstreit schlichten, die üblichen Sühnen auflegen und die Blutrache verhindern sollen. Der Lärm vor den Stubenfenstern verstummt. "Platz gemacht für die hohen Rittersleut!" ruft ein Büttel. Die gaffende Men^e gibt eine breite Gasse frei, die Männer lupfen das Hütle; man grüßt still die hohen Herrn zu Roß. Flinke Diener eilen heran und halten die Steigbügel. Der Roßknecht führt die Pferde in die Stallung. Die hohen Herren treten in die Stube. Drinnen rücken Stuhle. Man erhebt sich und dreht die Mützen schweigend in den Händen. Die Schiedsleute begeben sich zur langen Tafel, die beide Parteien scheidet. Ämtsleute, Richter, Geistliche und Schreiber nehmen Platz. Hans Unglehrt, der Spitalmeister, derzeit auch kaiserlich beauftragter Gerichtsamtmann im Flecken Grönenbach, erhebt sich und eröffnet nach altem Brauch und Herkommen den "Totschlags-Sühneversuch": "Hochlöbliche Herren, hohes Gericht! Unlängst hat Jörg Schinmetzler von Sachsenried in der Reicholzrieder Pfarrei den ehrsamen Bauernsohn Veit Hildtbrand von Ziegelberg in der Gronenbacher Pfarrei bei Schlaghändeln unbedächtlich getötet. Beide 43-1 Sippen wollen vom alten Recht und Herkommen Abstand nehmen und ängstigen sich vor der Blutrache. Nachdem erst vor wenigen Jahren soviel Bauernblut (Bauernkrieg!) unnötig vergossen wurde, und beide Familien gottesfürchtige Leute sind, wollen sie den Rat der Geistlichen befolgen, sich vertragen und sühnen. Nachdem kürzlich beide Väter zu mir in die Amtsstube gekommen sind, und um ein Sühnegericht baten, habe ich auf den heutigen St. Valentinstag unparteiliche Obmänner und Schiedsleute zusammengerufen. Obmänner sind die hochlöblichen Ritter und Herren Joachim von Pappenheim, Reichsmarschall zu Füssen und Herrn Andreas Hochenegg, Pfleger zu Röttenberg. Als Schiedsleute sind bestellt für die Partei Schinmetzler die Gerichtsmänner von Reicholzried, für die Partei Hildebrand, die Amtmänner des Theinselberger Gerichts. Die Interessen der Kirche vertritt der Pfarrherr von Reicholzriedi Zur Verhandlung sind geladen der Täter Jörg Schinmetzler, sein Vater, seine Mutter, sowie Geschwister, Schwäger, Schwieger, Vettern, Basen und alle die sonst zur Verwandtschaft zählen. Desgleichen sind erschienen der Vater des Erschlagenen mit seiner ganzen Freundschaft (=Verwandtschaft). Nachdem nun alles versammelt, Kläger, Täter und Beklagte und das ganze Gericht, möge nun Vater Hildebrand seine Klagen und Forderungen vorbringen. Also wurde am St. Valentinstag in der Wirtsstube zu Grönenbach geklagt, friedlich und gütlich der Familienstreit geschlichtet und die Sühnen des Schinmetzler im "Totschlags-Sühnebrief" schriftlich festgelegt und von den anwesenden Rittern gesiegelt. Nachdem sich beide Parteien verglichen, allen Rachen und bösen Taten abgesagt und unseren Richterspruch angenommen, haben wir für den Täter Jörg Seh, folgende Sühnen bestimmt: 1. Der Täter hat die beiden Sippen zur Beerdigung, zum Siebent- und Dreißigstgottesdienst persönlich einzuladen. 2. Er bestellt in Reicholzried für das Seelenheil des Verstorbenen 20 heilige Messen, 3. Aus 20 Pfund Wachs hat er Kerzen fertigen zu lassen; vier einpfündige an die Paur (Bahre), die den Seelenämtern brennen sollen; weitere 5 Kerzen mit aufgeweichter Widmung für die Hildbrands sie sollen brennend umgetragen werden, - außerdem Kerzen für Schinmetzlers Verwandtschaft, welche die Kerzen am Arm tragen solle 4.- Bei den Seelämtern soll der Täter mit entblößtem Oberkörpger hinter dem Altar knien, dann aber 5. hervorkommen und die Kerzen der Hildbrand abknicken (Licht ausblasen! Zum Zeichen des gebrochenen Lebens!) 6. Alsdann soll er mit seiner Mordwaffe am Arm tragend in der Kirche umgehen und büßen. 7. Hernach (nach dem Requiem) soll er sich mit ausgebreiteten Armen auf des Entleibten Grab legen und weiterhin alles tun, wie es üblich ist und wie ihm der Pfarrer von Rexcholzried befiehlt (Sprichwörter: zu Kreuze kriechen; in Sack und Asche gehen) 8. Soll er drei Wallfahrten tun nach Andecfrs, Einsiedeln und Irchhofen; aber jedesmal von daheim aus fortgehen; und von den genannten Orten eine Bescheinigung mitbringen,. 9. Ferner soll der Täter ein Kreuz von guetem Tuffstein, 5 Werkschuh hoch, 4 Schuh breit und 1 Schuh dick machen lassen und zu Reicholzried dorthin setzen wo es Vater Hildbrand haben will. Weltliche Sühnen: 10. Dem Vater des Entleibten gibt er zum Lebensunterhalt einen besiegelten Schuldbrief mit 46 Gulden guter Landeswährung. 11. Ein ganzes Jahr lang hat der Täter jedem Angehörigen der Sippe Hildbrand auszuweichen auf den Straßen, in Tavernen, Mühlen, Badstuben und wo es au#h immer sei, soll er zuerst den Platz verlassen. 43-2 Nach dieser Sühne soll der Jörg Schinmetzler und alle seine Verwandten von Seiten der Hildebrandschen Leute jetzt und fürderhin Sicherheit und Frieden haben. - Zur wahren Urkund haben wir übai inner unsere Siegel an den Brief gehangen. Gegeben am Montag nach St. Valentin im Monat February nach Christi Geburt unseres Seligmachers im 1528ten Jahr. Als nach stundenlanger Sitzung die Beteiligten v.-.rsohnt die Gasse betraten, hatte sich die Menschenmenge verlaufen. Eine Sensation ist in die Vergangenheit versunken. Die Menschen sind längst gestorben. Kläger und Beklagte ruhen in den Friedhöfen zu Reicholzried und Grenenbach. Was aus jener unruhigen, unsicheren Zeit des germanischen Fastrechtes und alter Rechtspflege übrig geblieben ist, das sind die kleinen Sühnegerichte der Dorfbürgermeister und die niederen Steinkreuze an öffentlichen Wegen und Plätzen. Noch vor 5o Jahren zählte man in unserem Landkreis an die hundert Sühnekreuze, jetzt kaum mehr die Hälfte. Wir sollten die restlichen Denkmäler deutscher Rechtspflege erhalten. Auswertung: Nach germ. Recht kommt Totschlag nicht vor das Gerichtder Täter wird von der Sippe des Erschlagenen verfolgt - Blutrache und Faustrecht. Eine große Zahl der Kreuze stammt aus der Zeit der Fehden, der Glaubenskämpfe, des Bauernkrieges - Sühnegericht mußte beantragt werden. - Unterscheide weltliche und kirchliche Sühnen! Sühnegerichte unterbinden die Blutrache< der einst ganze Sippen zum Opfer fielen. - Sammle Sprichwörter aus vergangener Rechtspflege! - Ab 1530 Verbot der Rachen - ordentliche Gerichte "Peinliche Halsgerichtsordnung" Kaiser Karl V. - Trotzdem werden bis zum dreißigjährigen Krieg noch Sahnekreuze gesetzt. - Kleine Vergehen - Beleidigungen kann der Bürgermeister sühnen - Geld in Armenkasse! l8ü6 Der Bayer. König schafft die Folter und öffentl. Hinrichtungen ab. Neues Strafgesetzbuch! - Vom Gerichtswesen in der Bundesrepublik. Literatur: Heimatbrief Nr. 7 und 8 v. K. Schnieringer (Dörfler, der ürmaier (Verlauf u. Folgen einer Blutrache). Die angefahrte Sühnegerichtsurkunde liegt im Staatsarchiv in München. 43-3 Thema hy a Luther wird vor den Reichstag in Augsburg geladen(1518) Im Oktober 1518 stand im Ottobeurer Klosterhof die sauber geputzte Prälatenkutsche. Vier Pferde holte der Kutscher aus den Stallungen, während etliche bewaffnete Geleitreiter wartend unter dem Ausfahrtstore standen, alsbald kam Abt Leonhard, begleitet von seiner Dienerschaft aus der Prälatur und stieg in die Kutsche. Ab nach Augsburg! sagte er kurz. Die Tore öffneten sich. Die Kutsche rasselte über das grobe KopfSteinpflaster. 2 Reiter voraus, je einer zur Seite und zwei hintennach, so war es Brauch. Die Ottobeurer schauten nur so und hätten gerne gewußt, warum der Herr bis nach Augsburg fährt. Der hochw. Abt Leonhard aber hatte ein kaiserliches Schreiben in der Tasche. Darin stand: Ich halte anfangs Oktober dieses Jahres in Augsburg einen Reichstag. Alle meine Reichsfürsten und Reichsprälaten haben persönlich vor mir zu erscheinen. Im Krankheitsfälle müssen sie einen Vertreter schicken, Noch ein anderer erhielt ein Vorladungsschreiben, nämlich Martin Luther von Wittenberg in Sachsen. Darin war zu lesen: Im Auftrage und auf Wunsch meines päpstlichen Legaten^ dem Kardinal Kajetan (=Thomas von Vio) befehle ich Dir am 12. Oktober vor dem Reichstag in Augsburg zu erscheinen, damit Du Dich über den Ablaß und Deine Thesen äußern kannst. Ein Geleit- und Sicherheitsschreiben von Wittenberg nach Aussburg haben meine kaiserlichen Rate beigegeben. (Feyerabend II, 816) Wie nun Luther nach Augsburg kam, suchte er den Kardinal Kajetan. Dieser redete ihn freundlich an und sagte: "Du hast ganz Deutschland in Aufregung gebracht mit deinem. Streit über den Ablaß. Willst du ein Glied der Kirche sein, so widerrufe alles was du gesagt hast, dann soll dir nichts widerfahren. Denn ich höre du seiest ein Doktor und sehr gelehrt in der Schrift und hast viele Schüler." - Luther erwiderte: "Ich kann nicht widerrufen. Aber ich verspreche von jetzt an zu schweigen, wenn meine Gegner auch schweigen." - Als Luther am anderen Tage abermals zum Kardinal kam, verlange dieser kurzweg er solle widerrufen. Da sprach Luther: "Ich kann nicht widerrufen, es lehre mich denn einer etwas Besseres. Ich will und kann nicht von der hl. Schrift weichen!" - Da rief der Kardinal: "0 Bruder, gestern warst du so gut und heute bist du verkehrt. Widerrufe, oder komme nicht wieder!" Luther aber blieb noch In Augsburg und schrieb an den Kardinal (nach Scheiblhuber): "Ich Martin Luther, ein Augustiner, bezeuge, daß ich die heilige röm. Kirche verehre und derselben in allen meinen gegenwärtigen, vergangenen und künftigen Worten und Handlungen folge. Sollte etwas dagegen oder anderes gesagt worden sein, so halte ich dasselbe für nicht gesagt," Dazu gab er dem Kardinal noch ein Schreiben, in (dem er seine 95 Sätze erklärte und verteidigte und versprach dem Gutachten der drei berühmtesten Universitäten zu Basel, Freiburg oder Löwen sich zu unterwerfen. Luther selbst erschien nicht, denn er war überraschend in der Nacht nach Wittenberg zurückgeritten. (Brief aus Feyerabend TT 11, Ol r-i \ O I () . ELkei3_]^ri!L_e : J)er Ablaßstreit und die 95 Thesen brachten die Gläubigen In InifregungT Es bildeten sich zwei Parteien für und gegen Luther. Auch Aie Fürsten waren nich einig. Der Kaiser mußte eingreifen. In Augsburg zeigte sich Luther noch nachgiebig. Er wollte sich vor Professoren verteidigen und sich ihrem Schiedsspruch unterwerfen Th_eraa_45_b Luther in "Worms (1521) In der Karwoche 1521 brachte der Reichsherold ein kaiserliches Schreiben nach Wittenberg. Luther las: "Binnen 21 Tagen nach Empfang dieses Briefes sollt ihr euch in Worms vor dem Kaiser stellen. Dafür wird euch sicheres Gelelt für die Hin- und Rückreise zugesagt." - Luther fuhr mit zwei Freunden und einem Ordensbruder fort, in einem offenen Wagen, der eine Decke gegen Sonne und Reger hatte. Unterwegs warnten ihm manche nach Worms zu gehen. Aber Luther antwortete: "Ich will nach Worms, wenn auch so viele Teufel darin waren?els Ziegel auf den Dächern." An einem Dienstag, um 10 Uhr vormittags ,langte er in Worms an. Eine Menge Leute eilte herbei um Luther zu sehen. Bis zum Tor der Stadt war er von etwa 100 Reitern (Sickinger) begleitet. Dann fuhr er mit drei anderen in die Stadt, geleitet von 0 Reitern und er nahm gegenüber seinem Kurfürsten v. Sachsen Wohnung. Als er abstieg, umarmte ihn ein Priester, berührte dreimal das Gewand und ging frohlockend davon. Luther sprach: "Gott wird für mich sein!11 Dann ging er In eine Stube, wo ihn viele Herren aufsuchten. Mit etwa 10 oder 12 aß er. Nach dem Essen kamen viel um ihn zu sehen. An diesem Tage schrieb der päpstliche Gesandte nach Rom: Wenn Eure Herrlichkeit die Dinge sahen wie sie sind, sie würde starr vor Staunen sein. Ich fürchte die Welt stürzt in Trümmer, so ist ganz Deutschland verwandelt. Da gibt es niemand, weder Prälaten noch Fürsten, der nicht von Luther spräche oder offen für oder gegen ihn aufträte. Ein so tiefes Entsetzen hat alle ergriffen. Nur der Kaiser allein steht noch aufrecht." (Bericht d. päpsti. Gesandten Alexander) Am nächsten Morgen kam der kaiserliche Herold zu Luther und bestellte ihn bis 4 Uhr nachmittags vor den Reichstag. Als der Mönch nun vor Kaiser Kai V. und. den Fürsten stand, wurde er gefragt: "Erkennt ihr die Bücher hier als die eurigen oder nicht? Und wollt ihr sie widerrufen?" Da begann Luther mit leiser Stimme, den Blick zur Erde gesenkt: "Ich muß die Bücher als die meinigen anerkennen und kann nichts ableugnen. Fürs Zweite bin ich gefragt, ob ich sie verteidigen oder 'widerrufen wolle. Bei dieser Frage handelt es sich um den Glauben und um die Seligkeit. Deshalb bitte ich demütig um Bedenkzeit, damit ich ohne Gof'-hr für die Seele diese Frage beantworten kann." Er sprach dies so leise, daß man ihn kaum in nächster Nähe verstand. Da sagte der Kaiser: "Der wird mich nicht zum Ketzer machen!" und gab Luther einen Tag Bedenkzeit. Abends besuchten wieder adelige Herren Luther in seiner Herberge und sagten: "Ihr braucht den Scüeiterhaufen nicht zu furchten; wir werden es nicht dazu kommen lassen." ■dem nächsten Tage ging Luther wieder vor den Reichstag und mußte bis sechs Uhr warten. Der Reichstagsaal war heute voll von Menschen. Luther wurde gefragt: "Wohlan, so antwortet jetzt auf die Frage des Kaisers: Wollt ihr die Bücher verteidigen oder widerrufen?Luther beugte ein Knie vor der Versammlung und begann: "Allergnadigster, großnächtiastcr Kaiser! Durchlauchtigste Fürsten! Gnädigste Herren!" Er redete so laut, daß er heute im ganzen Saal gut verstanden wurde. Es wurde dunkel! Die Diener zündeten Fackeln an. Endlich schloß er: "Weil eure kaiserliche Majestät eine schlichte Antwort begehren, so will ich eine Antwort geben, die weder Hörner noch Zähne hat. Widerrufen kann ich nichts und will ich nichts, weil es gefeihrlicn ist gegen das Gewissen zu handein. " Nun hatte der Kaiser genug gehört und beendete die Reichsversammlung. Die Fürsten standen auf. Lucher wurde weggeführt. Gegen acht Uhr kam er in die Herberge. Dort sagte er: Ich bin hindurch! Und wenn ich tausend Köpfe hätte, ich wollte sie mir eher abhauen lassen,als einen Widerruf tun. Manche rieter dem Kaiser, er solle das freie Geleit brechen; aber er ging nicht darauf ein. Noch am nämlichen Abend sagte der Kurfürst von Sachsen zu Luther: Ich v/erde euch beiseite bringen lassen, denn ich fürchte, der Kaiser hat das Äußerste mit euch vor, wenn euer freies Geleite abgelaufen ist." - Am anderen Tage gegen zehn Uhr fuhr Luther von Worms ab. Der Kaiser sprach die Reichsacht über ihn aus. Diese sollte nach 21 Tagen in Kraft treten. Niemand darf ihm dann Herberge, zu essen oder zu trinken geben, vielmehr soll ihn ein jeder zu fangen und dem Kaiser auszuliefern verpflichtet sein. (nach Scheiblhuber). Auswertung;: Der Reichsherold bringt die Vorladung, (wie) Luthers Herberge gegenüber seinem Fürsten, (warum?) Der Bericht des päpstlichen Gesandten (Volksstimmung) Die Frage des Kaisers-Luther will Bedenkzeit. Luther widerruft nicht - er will ein reines Gewissen. Der Kaiser spricht die Reichsacht aus (Begriffe, Folgen) Vertiefung: Aus welchem Grunde spricht der Kaiser die Reichsacht aus? Was sagen die Anhänger Luthers dazu? Was sagen Luthers Gegner - die Kirche? Sein Abt? Welche Folgen hat die Haltung Luthers (Glaubensspaltung und Glaubensabfall - Feindschaft und Streit) Wir wissen aus der Erfahrung: der deutsche Norden ist evang. der Süden katholisch. Folgen! Zusammenarbeit der beiden christlichen Kirchen! Konzil 1962 Luther auf der Wartburg-Bibelübersetzung! Thema 46 Die Reformation im Landkreis Memmingen Zur Zeit der Reformation gehörte das Gebiet unseres Landkreises verschiedenen Grundherren. Wir unterscheiden das Gebiet der Reichsabtei Ottobeuren, des Klosters Buxheim, der Fürstabtei Kempten, der Reichsstadt Memmingen, und die Besitzungen einzelner Adeliger und der Memminger Klöster. Was die Untertanen zu glauben hatten, bestimmte der Herr. Die Hörigen der Klöster Ottobeuren, Kempten (Legauer Gebiet) und Buxheim blieben katholisch; ebenso die fuggerschen Untertanen. Ortschaften der Reichsstadt Memmingen und ihrer Patrizier wurden evangelisch (Ariesried, halb Erkheim 1537, Daxberg, Frickenhausen 1530, Lauben 1531, Steinheim 1530, Buxach, Volkratshofen 1569, Ferthofen, Dickenreishausen, Woringen.)-Die calvinische Religion wurde durch Philipp von Pappenheim zu 1/3 in der Herrschaft Grönenbach eingeführt 1559: Grcnenbach Ort jedes 3. Haus, Ittelsburg, Theinselberg, Albishofen, Goßmannshofen, Lachen (kath.) Theinselberg (ref.),Herbishofen (ref.), Hetzlinshofen (kath.), Moosbach, Rotenstein. Weltliche Lehensherren, bzw. Besitzer von Dörfern waren z.B: Ariesried den Vöhlin von Memmingen, ebenso Frickenhausen, das halbe Erkheim dem Hans Keller, die andere Hälfte dem Kloster Ottobeuren; Woringen und Buxach besaß die Stadt Memmin'en; Ungerhsusen wechselte wiederholt den Besitzer und damit such den Glauben: 1496 kauften das Dorf die Vöhlin von Ottobeuren, bauten ein Schloß, führten später den neuen Glauben ein und verkauften es abermals an den ursprünglichen Besitzer Ottobeuren; die Untertanen werden wieder katholisch. - Auch das Dorf Woringen war geteilt und hatte bis zur Säkularisation 2 Kirchen; die obere, noch stehende Kirche wurde calvinisch, dann evangelisch, die andere Kirche gehörte nach Kempten und blieb noch lange kath. - In Memmingen na hm die Martinspfarrei unter Schappeler den neuen Glauben an; die zur Frauenkirche gehörende Pfarrei unter den Augustinern blieb noch länger katholisch. - In manchen Orten wollte der Geistliche nicht vom Glauben abfallen. So bat z.B. der Steinheimer Pfarrer den Memminger Stadtrat man wolle mit der Reformation doch warten bis er gestorben sei. Die reicher] Memminger Patrizier wie Stobenhaber, Besserer, Vöhlin, Welser, LGutkircher, Pfeffer, Keller u.a. kauften sich vom Kaiser den Adelstitel, sie legten ihr Geld in Besitzungen (Grundstücke, Höfe, Weiler, Dörfer, Herrschaftsgebiete und Schlösser) an. Als Großhändler kamen sie auch in den Norden, sie wußten was in Wittenberg passiert war, erzählten davon in den Großgilden, hörten sich die verschiedenen Prediger des "Neuen Evangeliums"an, und fielen schließlich selbst vom alten Glauben ab. Als Stadträte und Dorfherren führten sie nach damaligem Rechte und Brauche ihren Glauben bei den Untertanen ein. Wer sich nicht fügen wollte, verlor sein Lehen. Um 1510 reiste Luther nach Rom. Auf dem Ruckweg kam er durch Memmingen und stieg bei den Augustinern ab, weil er diesem Orden angehörte. In der Stadt lernte er den Mönch Spenlein kennen, der nach dem Ablaßstreit aus dem Orden austrat und Pfarrer in Arnstadt/ Thüringen wurde. Die Stadt besitzt von Martin Luther einen Originalbrief! 1521 kamen kaiserliche Herolde auch nach Memmingen um das Wormser Edikt (Reichachterklärung) öffentlich anzuschlagen. Wer bisher vom großen Mönchsstreit nichts wußte, erfuhr es jetzt, denn die Bannbulle mußte von allen Kanzeln verlesen werden. Auch die Geistlichen hatten schwere Entscheidungen zu treffen. Mönche und Nonnen verließen ihre Klöster um zu heiraten, Bauern verlangten ihren Pfarrer selbst wählen zu dürfen; Geistliche wechselten ihre Posten; alles ging drunter und drüber und überall spaltete sich das Volk., im Glauben. Selbst die Geistlichen beschimpften sich öffentlich auf den Kanzeln, sie beschimpften den Papst, die anderen den Luther, man beschimpfte die Bischöfe, Ordensleute und Abte und war so gehässig, daß der Memminger Stadtrat verbot auf den Kanzeln Händel und Streit anzufangen. Christoph Schappeler EUS St. Gallen, seit 1513 Prediger an der Martinskirche zu Memmingen, fiel bereits 1522 vom Glauben ab. Er war ein "redepewaltiger, gelehrter Priester." Die Volksmassen der ganzen Umgebung kamen nach Memmingen um das "Neu Evangeli" zu hören. Er war so beliebt, daß ihm seine Anhänger von der Wohnung zur Kanzel und wieder zurückbegleiteten. Sein bester Gehilfe war ein Memminger Handwerker, Sebastian Lotzer, der Memminger Schulmeister Hepp (1525 enthauptet) und der ehemalige Karteusermönch Simpert Schenk aus Buxheim. Lotzer gab sogar ein Buch heraus (siehe Baumann III!) und. schrieb: "Wir wollen keine Fastongebote, keine Feiertage, keinen Ablaß, keine Anrufung der Heiligen, keine Ohrenbeichte, keine Kommunion unter einer Gestalt, sondern unter zwei, wir brauchen keinen Papst, keine hl. Messe und die Geistlichen sollen heiraten dürfen." - Er wollte noch viel mehr reformieren als Luther selbst und beide Memminger Reformatoren waren mehr Anhänger der Schweizer Zwingli und Calvin. Aber 1536 nimmt die Stadt das Wittenbergische Bekenntnis an. Die Anhänger der Schweizer 'Religion wurden ausgewiesen. Schappelers und Lotzers Heden waren Ursache, daß man in Mcmmingen die Klöster aufhob, die grauen Schwestern vertrieb (kamen nach Eidern) und. in den Kirchen einen wüsten Bildersturm durchführte (1531)Man zerschlug die Altäre, die Bilder, die Statuen und übertünchte die herrlichen, wertvollen Wandgemälde, die man jetzt in der Frauenkirche (auch in Ulm) wieder freizulegen versucht. Für die Ausbreitung der Reformation sorgten: Die Bannbulle, die Reichsachterklärung, die Freunde und Gegner Luthers (Kanzelstreit), die Gelehrten auf den hohen Schulen durch ihre Bücher und Streitschriften, die abgefallenen Geistlichen und Laienprediger. In unserer Gegend aber besonders Schappeler, Lotzer, Schenk, Hepp.Gegner der Reformation: Der Kaiser, der Papst, der Memminger Stadtschreiber Vogelmann (wurde enthauptet), die Augustiner von Augsburg, viele Geistliche, und Gläubige. Merkwürdigkeiten aus dem großen Glaubensstreit: Die Reformierten anerkennen den Gregorianischen Kalender nicht. 10 Tage Unterschied. Kalenderstreit in Erkheim! im Reich! Spaltung der Schulen. Kinderkrieg In den Dörfern! Streit um die Gotteshäuser in konf. gemischten Orten-Simultan! Streitigkeiten wegen des Läutens bei Beerdigungen, 11 Uhrläuten ein Sonntagen, Gebetlauten! Streit wegen Bittgang. Die Ka.th. sollen nicht durch ev. Orte ziehen. Fa.hnenschlachten in Worinaen mit Lachen. Vgl. Donauwörther Fahnenschlacht! Steit bei Beerdigung. Friedhofstreit. Grabstätten-Steine.. Den Evang. wird an Festtagen die Feldarbeit verboten (Steinheim). Zweierlei Kleidung und Tracht! (vgl. Woringen...Bilder!) Bildersturm in Holzgünz 1531 ; der Ort wird 1552 wieder ka.th. Wir wollen nachdenken. Urteilen! Wie wollen wir handeln? Folgen der Glaubensspaltung, die wir heute noch spüren. Zu Thema 46 Hans Häberle, Laienprediger von Gronenbach Hans Häberle war Bauer in Gronenbach. Fleißig besuchte er die Predigten des Christoph Schappeler an der Martinskirche zu Memmingen. Selbst der Weg zur lorenzkirche nach Kempten, wo der bekannte Stadtpfarrer Waibel das neue Evangelium lehrte, war ihm nicht zu weit. Angeregt durch die Wittenbergischen und Münzerschen Flugschriften, wollte nun auch er als ein Laie das "reine Evangelium" unverfälscht verkünden. Er kaufte sich die neugedruckte Lutherbibel, studierte eifrig darin und trat dann öffentlich traf. Wo er auch predigte, in Gronenbach, Legau, Kimratshofen, Wurzach oder Wiggensbach, überall kamen die Bauersleute von weit her gelaufen um den Häberle zu hören. Das Verbot des Schwäbischen Bundes: "Das öffentliche, unchristliche Predigen auf den Dorfplätzen ist untersagt", kümmerte die Leute nicht. Er solle nur mutig mit dem Predigen des "reinen Evangeli" weiterfahren, sagten die einen; sei doch vorsichtig, warnten andere den Häberle. Dem Schwäbischen Bund war bald zu Ohren gekommen, welchen Auflauf der Häberle verursachte. Er schickte seine Horcher und Häscher aus um den Dorfprediger zu fangen. - Am 15. April 1526 war Häberle in Bachtels bei Wiggensbach angemeldet. Davon hatten die Bündischen Wind bekommen. Verkleidete Häscher setzten sich unter die Zuhörer und griffen überraschend zu. Entsetzt stob die Bauernschaft auseinander. Ohne Widerstand wurde der Prediger verhaftet. Fußknechte führten ihn gebunden nach Kempten. Verlassen von seinen Angehörigen und der Bauernschaft lag er lange Zeit im tiefen Turm der Neuenburg. Erst vier Wochen später (14, Mai 1526) holte man den "Abrünningen" zum Verhör nach oben. In der Amtsstube saß der kemptische Vogt Moritz von Altmannshofen, ein gefürchteter, strenger Herr. Häberle wurde "gütlich und strenglich" über sein Handeln, Denken und religiöses Urteil befragt. Der Amtsschreiber kritzelte die Aussagen auf eine Pergamentrolle: "Urgicht und Bekenntnis des Hans Häberle von Gronenbach." Ein Bote brachte am anderen Tag das Verhörsprotokoll zum Gerichtsmann des Schwäbischen Bundes nach Ulm. Der Amtsbote kam mit der Nachricht zurück. "Fans Häberle ist mit dem Strang zu richten. Er hat böslich gehandelt und sein Leben verwirkt." Der kemptische Vogt war damit nicht zufrieden und schrieb zurück: "Ich finde keinen Scharfrichter, der mir ein ungerechtes Urteil vollstreckt." - Nun beauftragte der Bund die Ritter Dienold von Stein und Burkhard Heinrich v. Pappenheim (Hauptleute des Bundes) das Urteil zu vollstrecken. Sie bestellter den gefürchteten Scharfrichter Berthold Aichelin von Wiesensteig nach Durach (14.6.1526) und hängten den Häberle mit dem eingefangenen Bsuernrebeller Widemanr. an eine Eiche. Nach vollzogenen! Urteil schrieb der Bündische Schreiber in das Urgichtenbuch: "Deo gratias!" - Aber Bäberies Anhanger zählten den Laienprediger zu den Blutzeugen ihres Evangeliums, (nach einem Bericht v.Dr.Heberle im Schwab. Erzähler Nov. 1926) Erkenntnisse: Häberle mißachtet die Gesetze des Bundes, der neue Unruhen befürchtet. Luther erlaubt jedem die Bibelauslegung.-Sektenbildung! Der kempt. Vogt war ein gerechter Mann, er weigert sich ein Todesurteil in Glaubenssachen zu vollstrecken. - Im Hitlerreich wurden viele Morde befohlen - wenige haben sich geweigert sie auszuführen. Thema 4?/48 Der Bauernkrieg im Allgau u. Landkreis Memmingen (Allgemeine Information) Steigender Steuerdruck, Schmälerung der überkommenen Rechte, Verlust der persönlichen Freiheit von 1200 Untertanen im Kemptischen Gebiet und andere Überforderungen verursachten bereits im Jahre 1491 einen offenen Aufruhr der kemptischen Landschaft (=Untertanen des Fürstabtes Kempten in seinem ganzen Herrschaftsbereich; brutale Unterdrückung des Aufstandes) und zu einer Anklage beim Schwäbischen Bund (Schutzbund der Adeligen, Stifte und Reichsstädte seit 1488). Der bekannte Bauernführer Jörg Schmid von Leubas, später nur der Knopf von Leubas genannt , berief unerlaubterweise am 23« 1. 1523 eine Bauernversammlung nach Leubas fein. Die Vertreter beschlossen den Rechtsstreit mit dem Fürstabt abermals vor den Schwab. Bund zu bringen, forderten aber nicht nur die Wiederherstellung des alten Rechtes, vielmehr eine vollkommene Neuordnung ihrer Rechte und Lebensweise nach dem Evangelium und dem Worte Gottes, wie solches bereits die Legauer Bauern von den Reformatoren gelernt und gefordert hätten. Um diese Zeit war die Wittenberger Reformation auch in unserer Gegend bereits in das letzte Dorf vorgedrungen. Mittelpunkt der Allgäuer Reformation waren Memmingen. Dortiger Pradikant von St. Martin, Christoph Schappeler, dem das Landvolk massenhaft zuströmte. Im Allgau war es der Pfarrer von St. Lorenz zu Kempten. Dazu kommen zahlreiche abgefallene Pfarrvikare und Laienprediger, die landauf, landab das neue Evangelium verkündeten. Namentlich genannt: Pfarrvikar Leonhard Ganter von Sontheim, Laienprediger Hans Haberle von Grönenbach, Laienprediger Seb. Lotzer von Memmingen, Christian Wanner von Haldenwang, Simprecht Schenk von Memmingen, Hans Heringer von Legau, Pfarrer Florian (auch Hauptmann) von Aichstetten. In ihren Predigten wird eine neue Rechtsstellung der Untertanen nach dem Evangelium gefordert, zu Aufstand und Rebellion ermuntert, kirchliche und weltliche Ziele vermischt. Um 1523 lehrte Schappeler, daß die Abforderung des Zehnten in der Hl. Schrift nicht begründet sei, Schon im nächsten Jahre verweigerten demzufolge die Steinheimer ihrem Rother Abte die Zehntabgabe und verursachten damit offenen Aufruhr (Baumann III,16). Der bayerische Kanzler Dr. Eck behauptete der. Bauernkrieg komme aus Memmingen und Kempten. Bündnisse der Bauern: Im ganzen Schwabenlande schlössen die Bauern sich zu "Christlichen Vereinigung" zusammen. Jeder Haufen oder Landschaft sollte zunächst im eigenen Bereich durch Verhandlungen mit den Herrn die erstrebten Neuerungen durchzusetzen versuchen. 1524 kam die Ottobeurer "gepaurenschaft" gar klagend vor den Kaiser - weil erfolglos, schlössen sie mit den Sontheimern auf der Linden (bei Engetried) ein Geheimbündnis. Dem re^ewandten und angesehenen Knopf von Leubas gelang es alsbald die Bauern zum großen Zusammenschluß und Schutzbündnis zu bewegen (24.2.1525 in Oberdorf). Die Christliche Vereinigung umfaßte den Balthringer Haufen (um Ulm), den Allgäuer Haufen, Seehaufen (Lindauer Gebiet) Kaufbeuren, Legauer bzw. Altusrieder, Wurzacher, Leutkircher. "Das Schutzbündnis" "der Brüder in Christo" unterzeichnete Jörg Schmid von Leubas, der Rotenfeiser Landammann Ulrich Gsell von Immenstadt, der Hohenegger Ammann Hans Rist von Gießen (Steiner Pfarrei) und der Hohenegger Landschreiber Konrad Miller. Als erste Absprache wurde allen Haufen empfohlen den Pfarrern die Kirchenschlüssel abzunehmen, damit man im Notfalle ungehindert mit den Kirchenglocken Sturm läuten könne; auf dieses Zeichen hin sollen die Bauernschaften einander zu Hilfe eilen. (Baumann 111,24). Festgelegt wurde eine Bundes- und Landesordnung. Erstere hatte die Gleichrichtung der landschaftlich verschiedenen Forderungen und bäuerlichen Politik zum Ziele - wie sie dann auch in den 12 Artikeln zum Ausdruck kommen. Dagegen beschäftigt sich die Landesordnung mit der Organisation der Haufen für den Kriegsfall. Jeder Haufen wähle einen Hauptmann, Räte und einen Feldschreiber. Untereinander wird Verbindung gehalten und im Falle eines Angriffs oder im Kriegsfalle ist gegenseitige Hilfe zu leisten. Nach erfolgtem Angriff schickt man dem Nachbarhaufen die erste Mahnung (schriftliche Aufforderung zum Beistand) - jener soll dann den 10. Mann zu Hilfe abstellen; nach der zweiten Mahnung den 6. und nach der 3. Mahnung den 4. Mann. Die Fähnlein aller Haufen sind rot und weiß. - Die bewaffneten Bauern tragen im Kriegsfalle auf rechtem Ärmelstreifen ein aufgenähtes Andreaskreuz (Malzeichen). Ferner bestimmt die Landesordnung das Verhalten in Lagern, die Ordnung und Zucht, Verteilung der Beute u.a.—■ Nicht alle Bauern traten der Vereinigung trotz Drohungen, Achtpfahl und Beschimpfungen bei (Sprichwort: In den Schuh hineinhelfen - darüber siehe Memrninger Heimatburch: Der Baltesbauer). Der Aufstand beginnt: Die 12 Bauernartikel wurden unter Schappelers und Lotzers Einfluß in der Kramerzunftstube in Memmingen verfaßt und zum Schwäbischen Bund nach Ulm geschafft. Bis März 1525 hatte es der Bund unter dem Kenzier Eck erstanden die einzelnen Haufen durch Sonderabmachungen und Waffenstillstandabkommen hinzuhalten. Zweck war den Bund zu rüsten, Söldner anzuwerben, Waffen anzukaufen, den Aufmarsch zu bewerkstelligen. Eine allgemeine Annahme der Artikel seitens der Herren konnte nicht in Frage kommen - sie hätten alle Privilegien verloren. Nachgiebige, zu Verhandlungen bereite Fürsten, erinnerte der Kanzler an den Treu- und Huldigungseid der Bauern er fordert ein scharfes militärisches Vorgehen gegen Rebellen. Die militärische Führung der Bundestruppen übernahm der Truchseß Jörg von Waldburg - Zeil, der so gefürchtete "Bauerniörg". Der Krieg begann am 26. März 1525. Der Baltringer Haufen brach den Waffenstillstand und erstürmte Klöster und Burgen. In der Schlacht bei Leipheim (4.4.25) erlitten die Bauern ihre erste schwere Niederlage. Wer nicht erschlagen oder gefangen wurde, floh gegen Wurzach und Memmingen. Kurz darauf eröffnete auch der Knopf von Leubas unter Bruch des Waffenstillstandes den Kampf im Allgäu mit Klosterstürmen und Burgenverbrennen« Am 8.4,25 versuchte ein Teil des gefürchteten Baltringer und der Grönenbacher Haufe die freie Reichsstadt Memmingen zu überrumpeln. Dabei forderte der Pfarrer von Haldenwang im Namen des Allgäuer Haufens die Herausgabe von Geschützen, was die Stadt verweigerte, sich aber trotzdem neutral verhielt. Die umliegenden Schlösser und Burgen waren bereits wehrlos gemacht; denn die Bauern hatten durch Zureden oder Drohung die Schloßknechte, Landknechte u. Dienerschaft zum Verlassen ihrer Herrschaften veranlaßt. Den Bauern fehlte es an Geld, Waffen, Munition, Lebensmitteln, Geschützen und Pulver. Darum folgte zuerst das Ausrauben der Klöster und Schlösser; auch Straßensperren wurden errichtet um Kaufmannsfuhrwerke und Boten der Herren abzufangen - Lösegeld! Überfälle auf Bauernhöfe (nichtangeschlossene) und Salzfuhrwerke! Allgemeine Unsicherheit! Flucht der nichtangeschlossenen Bauern in die Wälder; Flucht des Adels, der Geistlichen in die sicheren ummauerten Städte. Beispielsweise die Grönenbacher Stiftsherren in ihr Haus nach Kempten, ebenfalls die Pappenheimer. Am 11.4„1525 bekommt der Truchseß den Auftrag gegen den Allgäuer und Seehaufen vorzugehen, den Rebellen Weib und Kinder nachzujagen. Am 14.4.1525 trifft der Truchseß auf den verschanzten Wurzacher Haufen (4000 Bauern-gegen dreifache Übermacht-Hauptmann Florian schreibt um Hilfe nach Grönenbach!), schießt mit seinen 18 Geschützen 3 Salven unter die Bauern, tötet 400, nimmt den Rest, soweit nicht geflohen, gefangen, verlangt die Herausgabe des "Pfaffen Florian, ihres Hauptmann" (war geflohen!) und behandelte sonst die Bauern gnädig. Thema 47 Die 12 Bauernartikel 1525 verfaßt in der Kramerzunftstube zu Memmingen, in Flugschriften unter der Landbevölkerung verbreitet und von einer Abordnung dem in Ulm tagenden Schwäbischen Bund der Herren überreicht - hier gekürzt und für den Schulgebrauch umgearbeitet. Titel: "Die gründlichen und rechten Hauptartikel aller Bauernschaft und Hintersassen der geistlichen und weltlichen Obrigkeiten, von welchen sie sich beschwert vermeinen." Einleitung zu den Artikeln: Es sind viele Widerchristen, welche die christliche Vereinigung der versammelten Bauernschaft schmähen, indem sie sagen: Das sind jetzt die Früchte des Evangeliums (weil es jeder liest): Niemand gehorsam sein, an allen Orten sich erheben und aufbäumen, mit großer Gewalt zu den Haufen laufen, sie zusammenrotten, geistliche und weltliche Obrigkeiten reformieren wollen, ja die Herren sogar erschlagen und ausrotten wollen. Solchen Gegnern antworten wir: Nicht das Evangelium (lesen) ist Ursache der Empörungen und des Aufruhrs, sondern die Feinde des göttlichen Wortes. Die Bauern verlangen in ihren Artikeln eine Neuordnung ihres Lebens nach der Hl. Schrift. Artikel 1: Zum Ersten ist unser Begehr und Bitte, daß eine Gemeinde fürderhin Macht und Gewalt haben soll den Pfarrherren selbst zu wählen, zu kiesen und wieder abzusetzen, wenn er sich nicht gebührlich hielte und das Evangelium nicht klar, lauter und ohne Zutun predigen sollte. Erläuterung: Der Artikel verrät klar, daß Bestrebungen im Gangewaren die Reformation in unserem Gebiet durchzusetzen. Kirchliches wird mit weltlichen Zielen vermischt. Eine Annahme seitens der Herren war unmöglich, sofern sie dem alten Glauben treu blieben. Ein Ausblick zeigte: Die Forderung nimmt dem Ortsherrn den Kirchensatz, das sog. Patronatsrecht mit allen Vorteilen; alle kirchliche Zehnten und Abgaben würden auf die Gemeinden übergehen und dem Herrn entzogen. Jede Gemeinde hätte das Recht ohne herrschaftliche Genehmigung ein anderes Glaubensbekenntnis einzuführen. Auch Dörfer würden sich im Glauben spalten. Die Folgen wären unabsehbare Streitigkeiten wegen Besitzrechte auf die Kirchen, Mühlen, Schmieden, Badstuben und andere öffentliche Gebäude wie sie Theinselberg, Grönenbach, Memmingen und a. gemischte Orte Jahrhunderte lang erleben mußten. Nicht zu übersehen ist, daß damals die meisten Kirchen Eigentum der Ortsherren waren. Artikel 2: Zum Anderen wollen wir den Kornzehnten (=Groß- oder Getreidezehnt) weil er in der Hl. Schrift begründet ist, geben wie sichs gebührt und herkömmlich ist. Den kleinen Zehnten wollen wir gar nicht rreben; denn Gott hat das Vieh frei für alle erschaffen. Der Viehzehnt ist in der Schrift nicht begründet, sondern von den Menschen erdichtet. Erläuterung: Der Korn- oder Großzehnt ist die Abgabe für das vom Bauern benützte, jedoch dem Herrn eigentümliche Ackerland. Jede zehnte Garbe von Veesen, Roggen, Hafer und Gerste muß in die Zehntscheune abgeliefert werden - Aufsicht und Rechner der Kornhausmeister. Der Kleinzehnt betrifft die Abgabe des 10. Heuschobers, des 10. Birlings vom Grummet, der zehnten Flachsriste, des zehnten Teils von allem Geschlachteten Viehzeug (Kühe, Kälber, Hühner, Enten, Gänse, Kapaunen-Blutzehnt). Verweigerungsgrund: Wiesen und Weiden wurden einst aus gemeindeeigenen Wäldern urbar gemacht und waren nie herrschaftl. Eigentum im Gegensatz zum Ackerland, Haus und Hof und Hofstatt. Die Kuh hat der Bauer angekauft oder großgezogen - . Entstanden ist der Kleinzehnt in der Ritterzeit, als der Herr den Kriegsdienst für den Bauern übernahm, für ihn mehr Pferde unterhalten mußte. Die Heuabgabe war Futterzusatz. Der Blutzehnt Fleischzusatz zur Verpflegung der Kriegsleute, Knappen und Knechte auf der Burg. Daran dachten die Bauern und ihre Ratgeber nach Jahrhunderten nicht mehr. Der Artikel würde dem Grundherren das Einkommen sehr beschränkt haben. Artikel J>;Nach bisherigem Brauch wurden wir als Eigenleute (Leibeigene) angesehen und gehalten, was erbärftilich ist, denn nach der Hl. Schrift sind alle Menschen erlöst worden und frei. Jedoch wollen wir eine Obrigkeit, die uns von Gott gesetzt ist, anerkennen und ihr auch in allen christlichen und ziemlichen Sachen gehorsam leisten. Erläuterung: Der Leib war des Herren Eigentum - erbärmlich gewiß! Gemeint ist hauptsächlich die Freizügigkeit; denn es war einem Unfreien nicht erlaubt ohne Wissen des Herrn sein Herrschaftsgebiet zu verlassen und sich auswärts niederzulassen. Der Leibeigene bringt dem Herrn Steuern, Arbeitskraft und man kann ihn verkaufen oder mit Strafgeldern belegen. Ein Bauer , Bräutigam oder Braut, der das Herrschaftsgebiet verlassen wollte, mußte sich von der Leibeigenschaft erst einmal loskaufen und 10 % seines Vermögens Auszugs- oder Wegzugsgeld zahlen. Der aufnehmende Herr aber forderte den Einzug und abermals die Leibeigenschaft und er kostete ebenfalls 10 %des Vermögens. Dazu kamen noch die Lehentaxen und Erdschatzgebühren für den Hof. Artikel 4: Zum Vierten war es bisher dem armen Mann (leibeigener Untertan) verboten Wildbret, Vogel oder Fisch zu fangen, was uns ganz und gar unziemlich, eigennützig und unbrüderlich dünkt und dem Worte Gottes nicht gemäß ist. Gott hat allen Menschen Gewalt über alle Tiere gegeben, zu Land, Wasser und Luft. Darum ist unser Begehr, daß jeder, der schriftlich eine Eigenwasser nachweisen kann, darin auch fischen dürfe. Erläuterung; Hier geht es an die Freude und das größte Vergnügen der Herrn, die bisher jeglichen Jagd- und Fischfrevel mit äußerster Strenge bestraften (Abschlagen der Finger oder Hand). Grund der Forderung w?.r jedenfalls der übergroße Schaden in Feld und Flur, den das Wild, mehr noch die Herrschaften bei den großen Jagdzügen querfeldein verursachten. Jagd- und Fischfrevel wird heute noch bestraft. Ausübung der Jagd und Fischerei ist seit 1818 frei, wird aber staatlich kontrolliert und geordnet. Die Bauern bekommen Flurschäden ersetzt! Damals nicht. Übrigens war in vielen Herrschaftsgebieten das Fischen mit den Händen erlaubt. Artikel 5: Zum Fünften beschweren wir uns wegen der Holzrechte. Die Herrschaften haben uns die Wälder weggenommen und wenn ein armer Mann Holz braucht, muß er das Doppelte zahlen. Die Herrn sollen den Gemeinden das Holz (Wälder) zurückgeben, damit ein jeder darin nach Bedarf Brenn- Zaun- und Bauholz schla.gen kann. Wiesen und Weiden wurden einst aus gemeindeeigenen Wäldern urbar gemacht und waren nie herrschaftl. Eigentum im Gegensatz zum Ackerland, Haus und Hof und Hofstatt. Die Kuh hat der Bauer angekauft oder großgezogen - . Entstanden ist der Kleinzehnt in der Ritterzeit, als der Herr den Kriegsdienst für den Bauern übernahm, für ihn mehr Pferde unterhalten mußte. Die Heuabgabe war Futterzusatz. Der Blutzehnt Fleischzusatz zur Verpflegung der Kriegsleute, Knappen und Knechte auf der Burg. Daran dachten die Bauern und ihre Ratgeber nach Jahrhunderten nicht mehr. Der Artikel würde dem Grundherren das Einkommen sehr beschränkt haben; Artikel 5iWach bisherigem Brauch wurden wir als Eigenleute (Leibeigene) angesehen und gehalten, was erbärmlich ist, denn nach der Hl* Schrift sind alle Menschen erlöst worden und frei. Jedoch wollen wir eine Obrigkeit, die uns von Gott gesetzt ist, anerkennen und ihr auch in allen christlichen und ziemlichen Sachen gehorsam leisten. Erläuterung; Der Leib war des Herren Eigentum - erbärmlich gewiß! Gemeint ist hauptsächlich die Freizügigkeit; denn es war einem Unfreien nicht erlaubt ohne Wissen des Herrn sein Herrschaftsgebiet zu verlassen und sich auswärts niederzulassen. Der Leibeigene bringt dem Herrn Steuern, Arbeitskraft und man kann ihn verkaufen oder mit Strafgeldern belegen. Ein Bauer , Bräutigam oder Braut, der das Herrschaftsgebiet verlassen wollte, mußte sich von der Leibeigenschaft erst einmal loskaufen und 10 % seines Vermögens Auszugs- oder Wegzugsgeld zahlen. Der aufnehmende Herr aber forderte den Einzug und abermals die Leibeigenschaft und er kostete ebenfalls 10 %des Vermögens. Dazu kamen noch die Lehentaxen und Erdschatzgebühren für den Hof. Artikel 4: Zum Vierten war es bisher dem armen Mann (leibeigener Untertan) verboten Wildbret, Vogel oder Fisch zu fangen, was uns ganz und gar unziemlich, eigennützig und unbrüderlich dünkt und dem Worte Gottes nicht gemäß ist. Gott hat allen Menschen Gewalt über alle Tiere gegeben, zu Land, Wasser und Luft. Darum ist unser Begehr, daß jeder, der schriftlich eine Eigenwasser nachweisen kann, darin auch fischen dürfe. Erläuterung: Hier geht es an die Freude und das größte Vergnügen der Herrn, die bisher jeglichen Jagd- und Fischfrevel mit äußerster Strenge bestraften (Abschlagen der Finger oder Hand). Grund der Forderung war jedenfalls der übergroße Schaden in Feld und Flur, den das Wild, mehr noch die Herrscbuaften bei den großen Jagdzügen querfeldein verursachten. Jagd- und Fischfrevel wird heute noch bestraft. Ausübung der Jagd und Fischerei ist seit 1818 frei, wird aber staatlich kontrolliert und geordtnet. Die Bauern bekommen Flurschäden ersetzt! Damals nicht. Übrigens war In vielen Herrschaftsgebieten das Fischen mit den Händen erlaubt. Artikel 5- Zum Fünften beschweren wir uns wegen der Holzrechte. Die Herrschaften haben uns die Wälder weggenommen und wenn ein armer Mann Holz braucht, muß er das Doppelte zahlen. Die Herrn sollen den Gemeinden das Holz (Wälder) zurückgeben, damit ein jeder darin nach Bedarf Brenn- Zaun- und Bauholz schlagen kann. Erläuterung; Die Forderung ist nicht ganz gerechtfertigt; denn die Bauern konnten nicht allein in den gemeindlichen, sondern auch in den herrschaftlichen Wäldern Holz nach Bedarf bekommen und zwar kostenlos. Heute noch beziehen alte "Rechler (alteingesessene Bauern) vom Staate jährlich Holzgeld zugewiesen seit etwa 1834 - als Ersatz für ihre Ansprüche auf ehemalige herrschaftliche Holzlieferungen. Artikel 6; Zum Sechsten beschweren wir uns wegen der Frondienste, welche von Tag zu Tag gemehrt werden. Man möge mit uns Einsehen haben und den Bauern nicht übermäßig beschweren. Erläuterung: Fronarbeit wurde verlangt beim Burgen-Haus- und Straßenbau, beim Ziehen von Grenzgräben, beim Ausheben von Bachbeeten, Weiherreinigung, beim Anlegen von Befestigungen und Schanzen zum Schutze der Allgemeinheit, beim Dreschen in der Zehntscheune, zum Bestellen der herrschaftlichen Felder, Holzarbeit in Wäldern, Frondienste mußten schon in den Maierhof geleistet werden. Die Bauern beschweren sich gegen übermäßige Dienste, besonders während der Erntezeit, gegen unnütze Dienste wie Schneckensammeln und Treiben bei großen Jagden-übrigens verlangten sie eine kleine Geldentschädigung für ihre Dienste. Artikel 7: Zum Siebten sollen die Herren ihre Verträge und Vereinbarungen mit den Bauern, die Lehengüter betreffend einhalten, damit der Bauer sein Gut unbeschwert genießen kann. Für besondere Herrendienste soll ein geziemender Pfenning gezahlt werden. Erläuterung: Unterscheide gewöhnliche Lehen und Erblehen. Gewöhnliche Lehen müssen jährlich um Martini persönlich nach Zahlung der Lehentaxe beim Herrn durch Fußfall und Bitte erneuert werden. Untüchtigen Bauern wurde die Lehenserneuerung verweigert - sie mußten den Hof verlassen! Erblehen (Mehrzahl) wurden auf die männlichen Nachkommen der Bauern vererbt. Lehenserneuerung nach Aussterben des Geschlechtes in männl. Linie. Frauenlehen gab es wenige. Lehentaxe wurde jährlich bezahlt. Einen Erblehenbauern konnte der Herr nicht entlassen oder vertreiben. Die Taxe war höher! Im Artikel werden die Herrn des Wortbuches beschuldigt, Artikel 8: Zum Achten sind viele Bauern mit Güten so beschwert, daß sie ihre Güter einbüßen und verderben. Man möge die Höfe durch ehrbare Leute schätzen lassen und nur soviel vom Gut schöpfen, daß der Bauern nicht umsonst arbeiten muß; denn jeder Taglöhner ist seines Lohnes würdig. Erläuterung: Gilt oder Gült ist eine neuere Form des Getreidezehnts. Nur noch die Körner werden in Maltern und Metzen abgeliefert, nicht wie ehedem mit Stroh. Manche Güter wurden überschätzt. Konnte ein einfacher Lehenbauer die Gilt nicht aufbringen, mußte er Schulden machen und verderben oder vom Hofe ziehen. Artikel 9: Zum Neunten soll man uns nicht nach Willkür, Gunst oder Neid richten, sondern nach dem geschriebenen Gesetze und nach der Sache. Erläuterung: Also nicht, wie es in alten Dorfordnungen heißt, nach " Gunst, Freunschaft, Bekanntschaft oder Feindschaft, sondern allein nach dem Hechte und Gesetze. Unterscheide Hochgericht der Grundherren (Blutbann!) und das Niedergericht der Ortsherren, welche auch Lehensinhaber des Hochadels waren u. das Dorfgericht der Dorfmeier oder Amtsleute (Vergehen in Feld u. Flur,Feuerordnung usw.) Artikel 10: Wiesen und Acker, die verschiedentlich den Gemeinden unrechtmäßigerweise weggenommen wurden,, wollen wir wieder zu unseren Händen nehmen (zurückerstattet haben). Artikel"!1: Den Todfall wollen wir ganz abgeschafft haben und nimmer dulden, daß man Witwen und Weisen also gegen göttliches Recht so schändlich beraube, wie es vielerorts geschehen von denen, die Witwen und Waisen schützen und schirmen sollten. Erläuterung; Trat der Fall ein, daß ein Bauer starb, mußten die Hinterbliebenen dem Herrn das beste Pferd abliefern bzw. den Wert desselben bezahlen - auch Besthaupt genannt. Sicher hart für die Witwe oder die Waisen. Entstehung in der Ritterzeit. Der Ritter übernimmt für die Bauern den Kriegsdienst, muß sich seinetwegen Pferde halten und furnieren - Pferdeverluste bei Kriegszügen und Fehden! Früher verlor der Bauer die Pferde! Er ist also Ersatz schuldig - jeder nach seinem Tode. 1525 vergessen. Artikel 12: Zum Zwölften wollen wir von unseren Artikeln absehen und Abstand nehmen, falls uns jemand nachweist, daß sie unchristlich, wider den Nächsten und die Hl. Schrift wären.. Wir bitten Gott, er möge unsere Wünsche erfüllen. Der Friede Christi sei mit uns allen! ++++++++++++++ Geschichtliche Erkenntnisse: 1. Es wird der Versuch unternommen mit Hilfe der Hl. Schrift eine Neuordnung der bäuerlichen Lebensverhaltnisse herbeizuführen. 2. Ist zu erkennen, daß die Artikel nicht von Bauern, sondern von bibelfesten Reformatoren aufgesetzt oder eingesagt wurden (die Geschichtsforscher denken an den Prädikanten Christoph Schappeler in Memmingen) mit dem Ziele die Reformation durchzusetzen. 3. Die Stellung de "armen Untertanen" zum adeligen Herrn soll in brüderliches Verhältnis umgeformt werden (Brüder in Christo!) 4. Hauptforderung ist die Beseitigung der Leibeigenschaft, das Verlangen nach persönlicher Freiheit und Freizügigkeit - ein Ruf, der sich Jahrhunderte später in der franz. (1?Ö9) una deutschen Revolution (1848) wiederholt (Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit) 5. Gleiches Recht für alle wird gefordert - beim gleichen Vergehen sollen der Herr und der Untertan dieselbe Strafe bekommen - Revolutionsruf "Gleichheit!" 6. Die Verfasser der Artikel reden nur von Rechten der Bauern, und lassen die Rechte der Obrigkeit unberücksichtigt - teils mit Absicht, teils aus Unwissenheit (Beisp. Entstehung des Todfalls). 7. Viele Herren waren zur Nachgiebigkeit geneigt - konnten jedoch nicht auf alle lebenswichtigen Rechte verzichten. 8. Sprechen wir über Wortbuch, Unterdrückung, Unnachgiebigkeit, Überforderung auf beiden Seiten und die Konsequenzen: Sprichwörter: Wenn man den Bogen überspannt, bricht er! u.a. Thema 48a Allgäuer Bauern plündern die Abtei Ottobeuren In Ottobeuren erfuhr man rechtzeitig durch Spione vom Anrücken der Bauernhaufen. Alles war in großer Aufregung. Man traute den Bauern nicht und vergrub die Schätze. Der Abt war in der Karwoche nach Ulm geflohen, der Convent eilte nach Memmingen ins Ottobeurer Haus und suchte Schutz bei den Bündischen. Nur einige mutige Brüder sowie der Eldernmesner blieben im Kloster. Jetzt stiegen sie zusammen auf die Türme und läuteten Sturm. "Kruzitürken!" schimpfte der Knopf von Leubas, uwas haben denn die Mönche zu läuten! Wart denen will ich ein Feuer machen, daß ihnen das Läuten vergeht." Bald darauf sehen die Ottobeurer die "Hellen Haufen" kommen. Ungeordnet, gröhlend, lärmend, wie ein Bienenschwarm kommen sie herab vom Guggenberg, vom Hetzenbrunn, von Eidern. Es poltern die Heuwagen. Kühe brüllen vor Hunger, Trompeten tuten, Hunde bellen. Es lärmt und schreit im ganzen Marktflecken. Männer schimpfen, Frauen rennen und die Buben kriechen unters Heu. Jetzt kommen sie herein in den Flecken in groben Bauernkitteln, in zerrissenen Hosen, mit geschulterten Sensen, Pflegein und Morgensternen. Mancheiner schleppt einen schweren Rittersäbel und tut gar stolz mit verrostetem Helm,der bisher im Museum lag."Um Gotteswillen!" rut der Mesner auf dem Turm, was kommt doch da für ein wilder Haufen. "Lueg hin Bruder! sie ziehen gar ein grob Geschütz, tragen weißrote Fähnie und gröhlen wie die Jochgeier. Das wird was geben. Hoffen kann i nichs mehr!" Vorsichtig kommen die Bauern vor die Tore und Pforten des Klosters. Keine Gegenwehr! Kein Pfeil kommt geflogen. Keine Büchse kracht. Mit gröhlendem "Horuck, hooruck!" stoßen sie schwere Balken gegen die Tore. Krachend stürzen sie zusammen. Die Bauern drängen nach. Einer will dem anderen zuvorkommen. "Lueg, wie die einander drucken und schucken", flüstert der Bruder auf dem Turm, als könnte man ihn bei solchem Lärmen noch hören. Bis im untern und obern Flecken hört man das Gröhlen, Schlagen, Brechen und Splittern von Glas, Holz und Getäfer. "Ist dir das ein gottloser Haufe!" sagt der Mesner. "Die sind von allen guten Geistern verlassen," meint der Bruder. "Und ich schäme mich, daß Ottobeurer darunter sind", ärgert sich der andre Bruder. Mesner und Klosterbrüder begeben sich zur anderen gegenüberliegenden l'urmseite, um von der obersten Lücke zum Klosterhof hinunterzuspahen. Erst aber sehen sie nach, ob auch die Stiegenfallen gut verschlossen sind. Man kann doch nicht wissen. Am Ende kommen die Bauern noch zum Turm herauf. - Drunten im Klosterhof hockt ein Kerl im Eisenhelm auf seinem Gaul, beide Fäuste in die Hüften gestemmt. Es ist der Anführer Knopf. Eben verzieht er sein Gesicht zu einer höllischen Grimasse. Das Zerschlagen, Zerstören ist ihm eine feine Musik. Jetzt pfeift er durch die Finger. "Sicher hat er sich eine neue Bosheit ausgedacht", sagt ein Bruder auf dem Turm zum anderen. "Lueg, jetzt laufen sie mit Kretten und Wannen, was werden sie tun?" Es dauert nicht lange. Da kommen sie wieder, Wannen und Körbe gefüllt mit Büchern. Jetzt laufen sie zu Hunderten und werfen teure Meßbücher, handgeschriebene Urkunden, Steuerbücher, Grundbücher, Chroniken und wissenschaftliche Werke auf den Klosterhof. Jahrhunderte haben die Benediktiner daran gearbeitet und geschrieben um der Nachwelt die Wissenschaft zu überliefern. Nun liegt die ganze berühmte Ottobeurer Klosterbibliothek kunterbunt auf einem Haufen. Da wirft noch ein Kerl die wertvolle Druckerei dazu. "Um Gotteswillen", schreit ein Bruder, der Knopf schlägt Feuer. Er verbrennt die ganze Bibliothek. Wenn das unser gnd. Abt wüßte!" Und nun brennt die Bücherei. Hellauf lodert das Feuer. Dicker Qualm zieht über das Kindelmannsche Kloster. Entsetzt schauen die Ottobeurer zur Abtei . "Sie verbrennen das Kloster," geht es von Mund zu Mund. "Wenn man doch etwas dagegen tun könnte!" Der Knopf aber lacht aus vollem Halse und brüllt über der Hof: "Brüder, vom Steuerzahler! hab ich euch erlöst, jetzt könnt ihr saufen!" Da gröhlen und lärmen die Bauern, sie tanzen um das Feuer und schreien immer wieder: "Der Knopf macht uns nen Heidenspaß. " Dann aber eilen sie in die Keller und Küchen, rollen die Fässer heraus und schleppen, was die Küche herzugeben vermag in die Höfe. Mit heiligen Gefäßen kommen sie aus Kirche und Kapellen. Sie zerschlagen Spunt und Dauben und saufen aus goldnen Kelchen. Bis tief in die Nacht hinein währt das wilde Gelage der Bauern, bis sie alle schlafen, sich erbrechen und wieder schnarchen in den sonst so stillen Höfen der Abtei . Immer wieder bekreuzigen sich die Brüder auf dem Turme und murmeln: Herr verzeihe ihnen, sie wissen nicht was sie tun! Nur der Knopf und ein Söldner namens Back aus SUntheim sind noch wach. Der Knopf halt eine Fackel in d^s flackernde Bücherfeuer und drückt sie dem Sohtheimer in die Hand.Lauf zu dem Schuppen, ich will ein Brändle haben, sagt er. Und der Söldner lauft. "Ums Himmelswillen< die zünden an,"schreit verzweifelt der Mesner auf dem Turm. *'Mags Gott verhüten!" will der Bruder antworten. Aber der Mesner ist weg. Er reißt die Lucken auf, stürmt die vielen Stiegen hinunter und schleicht im Schatten zu dem Schuppen, der eben Feuer gefangen hat. Gottlob, sagt er spater auf dem Turm, ich konnts noch verhüten. Dreimal wollte der Knopf Feuer legen, dreimal hat es der brave Eldernmesner Ludwig Sauter gelöscht. Anderntags läutete keine Glocke zu den feierlichen Metten der Karwoche. Kein Benediktiner las die hl. Messe. Aber in den Höfen, Zellen, Küchen und Stuben torkeln betrunkene Bauern. Sie durchstöbern alle Winkel, reißen die Fußböden auf, schlagen das Getäfer entzwei, brechen die Schränke auf, zerschlagen die Decken und steigen hinunter zu den Grüften in der Hoffnung wertvolle Grabbeigaben zu finden. Die Leichen der verstorbenen Abte werden aus den steinernen Särgen geworfen, nach goldnen Ringen und Stäben durchsucht und hernach liegen die Gebeine der ehrwürdigen Äbte und der Stifter regellos durcheinander. Die Bauern sind zu Leichenschändern geworden; so groß war ihre Habgier nach Gold, Silber und edlec Gestein. Auch heute spähen Brüder und Mesner durch die Lucken der Türme hinab zu den Höfen der Abtei, Rohes Gelächter dringt herauf zum Turm. Ein Bruder wird fahl, seine Augen werden starr; man muß ihn stützen. Nur mit der Hand deutet er nach unten. "Ums Himmelswillen, was ist denn jetzt?" fragt 4er Mesner."Da geht ja ein Abt über den Hof mit Stab, Schlüsselbund und goldnem Kreuz, Die Mytra hat er schief auf .dem Kopfe - einen Meßkelch voll Wein. Jetzt schöpft er aus dem zerschlagenen Fasse und läßt die anderen trinken. So ein Schuft", knirscht der Kesner. Es ist der Kerl, der den Brand legen wollte. Sie haben den Bäk von Suntheim noch den ganzen Tag so gesehen und noch manchen hernach. Was sich in den Zinnie rn abspielte konnten die Späher nicht wissen. Dort hielt der verkleidete Söldnerabt von ßontheim große Freß- und Saufgelage. Jeden Tag ließ er sich alle Schlüssel bringen, teilte reichlich Gaben aus vora geraubten Gold und Schmuck, er empfing seine Untertanen und gewährte, ihnen gnädigst jede Bitte. Nach Tagen aber blies das Hörn zum Samueln. Wieder stand der Knopf im Hof um seinen betrunkenen, gröhlenden Hsufen zu ordnen. Der Abt legte seine Würden ab, warf den Abtstab auf einen Bauernkarren. Die Bauern zogen die Blechhauben über, nahmen die Ulmer Spieße in ihre Fäuste und zogen gröhlend, stolpernd, schwankend gegen Memmingen um die alte Reichsstadt zu belagern, in Benningen das Wasser abzugraben und die Bündischen zu fangen. Gnad Gott der Stadt, wenn sie die Tore öffnet, sagten die Ottobeurer. Gottseidank, Gott Lob und Dank beteten die Männer auf dem Turme. NurD verlassen, sie ihr Versteck, eilen die Treppen herab um das Kloster zu--besichtigen. Alles lag zerschlagen, rzertrümmert, ausgeraubt und leer. Leer waren die. reellen, die Küchen, die Keller, die Scheunen und Vorratskammern. Man sah vorn Erdgeschoß bis zum Dache. Überall ein Bild der, Verwüstung und gottloser Zerstörung, als hätten Heiden und nicht christliche Bauern in den geweihten Räumen des freien und unmittelbaren Reichsgotteshauses Ottobeuren gehaust. (Nach dem Chronikbericht von P.M. Feyerabend) Lesestoff: Memminger Heimatbuch: Der Kundschafter. The-Kia 48b Die Bauern belagern Memmingen. In Memmingen fühlte sich der Stadtmagistrat den rebellierenden Bauern und Bürgern gegenüber nicht mehr sicher. Insgeheim wurde beim Schwäbischen Bund Hilfe angefordert. Unter Führung des Ritters Diepold von Stein trafen alsbald 200 Bündische Reiter und 700 Spießknechte ein mit dem Auftrag alle aufrührerischen Elemente gefangenzusetzen. Zwei Tage später ließ der genannte Ritter öffentlich auf dem Marktplatz enthaupten: den abtrünnigen Schulmeister Hepp, den Maurermeister Adam Bechtinger und den Wirt Hans Lutz. Etwa 40 wei--« tere gesuchte Rädelsführer konnten früh genug gewarnt entfliehen, darunter auch Christoph Schappeler und Seb. Lotzer (nach St.Gallen). Am 12. Juni 1525 schlössen die Bauern ihren Belagerungsring um die Stadt und den eingeschlossenen Bündischen. Angeblich sollten letztere gestraft werden, weil sie die Dörfer ihrer Anhänger: Heimertingen, Boos und Miederrieden geplündert und in den Dörfern auch etliche Bauern erstochen haben. Hauptquartiere der Bauern waren in Benningen, Amendingen und Berkheim. Wortführer der Knopf von Leubas, der mit seinem Allgäuer Haufen von Obergünzburg und Ottobeuren her zugezogen kam. Im ganzen gesehen war die Belagerung der befestigten Stadt ein unbesonnenes Unternehmen; fehlte es doch den Bauern am notwendigen Geschütz, an Mauei brechern, an Erfahrung, an Lebensmittel, Waffen und Pulver. Deswegen wurde die Aushungerung der Stadt geplant; das Quellwaeser im Beninger Ried abgegraben und Lebensmittelzufuhren unterbunden. Der Aushungerungsplan gelang nicht. Immer wieder machten die eingeschlossenen Bündischen Ausfälle und öffneten eine Gasse für Lebensmittelzufuhren. Plosser Bauern wurden dabei von den Belagerern ertappt, ihr Dorf zur Strafe geplündert (13.6.25). - Bei einem Ausfall am 17.6. erbeuteten die Hündischen 18 Wagen mit Geräten und erstachen 40 Bauern. In der Stadt wurden die Lebensmittel sehr knapp. Man befürchtete Aufruhr seitens der Bürger. In dieser Sorge bekam der Truchseß Jörg von Waldburg am 19.6.25, der um diese Zeit die Unruhen im Frankenland niederschlug, den Auftrag unverzüglich gegen Memmingen zu ziehen. Fast gleichzeitig kehrte Jörg Frundsberg (Mindelheim) mit seinen Landsknechten von Italien zurück; er soll sich mit dem Truchsessen zusammentun. In solch gefahrlicher Lage versuchten die Städte Kempten, Wangen, Leutkirch, Ien^r, die Bauern zur Aufgabe der Belagerung zu veranlassen. Jedoch behandelten die Bauernführer die Angeordneten der Städte in Benningen recht unfreundlich, verlangten den Abzug der Bündischen aus der Stadt, Stellung von Geiseln, Entschädigung für ihre Verluste; ja sie forderten In ihrem Übermut der Frundsberg möge persönlich in ihr Lager kommen und mit ihnen verhandeln. Auch die Aufforderung des Erzherzoges Ferdinand, von Memmingen abzuziehen, blieb von den Bauern unbeachtet. Das große vereinigte Bundesheer (Truchsess und Frundsberg hatten sich an der Donau vereinigt) zog nun die Roth entlang über Kettershausen, Babenhausen nach Boos (hier Nachtquartier). Ein Sonderkommando unter Jos von Laubenberg zog sengend und brennend der Hier entlang, stieß bei Heimertingen zum Truchsessen, setzte genanntes Dorf in Brand - das Hauptheer zog über Wolfertschwenden. Das Bauernheer hatte bereits am 27.6» die Belagerung aufgegeben und war über Schrattenbach zur stratekisch wichtigen Leubasstellung zurückgegangen. Die eingeschlossenen Bündischen verließen unter Diepold von Stein Memmingen und bestraften die Dörfer Westerheim, Sontheim und Attenhausen mit Plünderung, In Ottobeuren wurde der Abt wieder eingesetzt. In solcher Bedrängnis gingen viele Bauern abseits (wie in den 7 Schwaben berichtet ist) und gingen einfach nach Hause* Die Bauernschaft zu Ottobeuren, Rettenbach, Probstried und Günzburg Wandten sich an die Städte (die in Benhingen abgewiesen wurden) um von Plünderungen verschont zu werden. Aber der Knopf von Leubas hatte im ganzen Allgäu den zweiten Mann zum Einsatz aufgerufen (Nesselwang, am 6.7.) und bat vergeblich die Tiroler und den Seehaufen um Hilfe - verschanzte sich an der Leubas. Thema 48c Jörg von Waldburg verfolgt die Rebellen Zwischen den Steilufern der Hier, der Leubas und dem Wagegger Weiher lagerten die Bauern fast unangreifbar günstig. Ohne anzugreifen eröffneten die Bündischen schweres Geschützfeuer, welches von den Bauern die ganze Nacht über erwidert wurde. Arn 14.7. wagten die Bauern einen erfolglosen Angriff. Vier Tage später trafen Frundsbergs Landsknechte ein. Ob die Bauern nach Eintreffen dieser gefürchteten Söldnertruppe ihr Lager aus Angst, wegen Munitions-Lebensmittelmangel oder wegen Verrat verließen, haben die Geschichtsforscher bisher nicht herausgebracht. Von etwa 23000 Bauern waren etwa 1000 mit dem Knopf im Lager geblieben, der sich dann an den Kohlenberg bei Sulzberg zurückzog und dort geschlagen wurde. Alle anderen waren entflohen, die Rädelsführer größtenteils in die Schweiz oder Tirol." Die Ubergangsbedingungen; (Baumann III, 129) Sengend und brennend kam der Truchsess in Durach an um sein furchtbares Strafgericht zu halten. Von 70 in der Duracher Kirche eingesperrten Rädelsführern ließ er 18 enthaupten, darunter: Jörg Täuber von Lauben, Thomas Scherer von Legau, Hans Vogt von Holzleute, Müller von Unterroth u.a. Um ein Wiederaufflackern des Aufruhrs zu unterbinden, ging man scharf ins Gericht: Jeder Teilnehmer am Aufstand zahlt 6 Gulden Brandsteuer.Aller Schaden muß ersetzt werden (der Abt von Ottobeuren ließ seine Untertanen straffrei). - Alle Waffen müssen abgeliefert werden . Jede öffentliche Versammlung ist verboten. - Alle Untertanen huldigen ihren Herren und legen den Treueid ab. - Alle Verschanzungen der Bauern müssen in Fronarbeit eingeebnet werden. - Heimkehrende Flüchtlinge haben sich zu melden« 100 bewaffnete Reiter des Bundes streiften landauf, landab nach flüchtigen Bauern (damals Banditen genannt!). Gefangennehmen konnten die Reiter u.a.: Den Knopf von Leubas, aufgehängt an einer Eiche zwischen Lochau und Bregenz; den Endres Wiedemann von Landholz bei Legau; den Hans Schmid von Rappen bei Dirlewang; den Grönenbacher Laienprediger Hans Häberlin, aufgehängt bei Durach. Anmerkung: Der Schwab. Bund, der sich alsbald auflöste, hatte keine leichte Stellung. Mußte er anfangs die Bauernunruhen bekämpfen, sollte er jetzt den Überforderungen der Herren gegenüber der verarmten Bauernschaft einschreiten. Da die Herren sich dadurch selbst entzweiten, was zur Gründung des Sc'hmalkaldischen Bundes führte, war das Aufflammen neuer Bauernunruhen zu befürchten. Schon 1526 wurden den Bauern Erleichterungen zuteil. In der Folgezeit kann sich das Bauerntum nicht erholen. Herren- und Städtkriege kennzeichnen die nächsten 50 Jahre, das Vorgeplänkel des 30 jährigen Krieges beginnt. Immer wieder durchziehen fremde Söldnerheere raubend, brennend und mordend unsere Heimat, Bauernhaufen in unserem Landkreis (soweit bekannt) Der Legauer und Altusrieder Haufen unter Hauptmann Thomas Scherer und seinen Räten: Hans Miller von Steinbach, Toni Häber Von Lautrach, Blasi Brack von Altusried und Hans Haggenmiller von Wiggensbach. Ottobeurer, Haufen: Hauptmann Balthes Färber, Räte: Hans Kunli, Hans D_etz, Michel Burer, Veit Dreher, Hans Siber, Peter Stehelin (Ammann). Grönenbach Haufen: Hans Waun, Stoffel Reiter, Balthes Seiler von Eselstall Sontheimer Haufen: Der Bäcker von Sontheim (spielte den Abt bei der Plünderung in Ottobeuren) Kaspar Hö'lzlin von Rettenbach, Strobel von Ronsberg. + und kam vor das kaiserl. Gericht zu Rottweil. Thema 50 Pfarrchronikberichte 1632-1647 (Entnommen aus "Die Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren" Band I-V von Martin Sontheimer) Attenhausen: 1b35 Pfarrer geflohen. Die Pfarrei wird von Ottobeuren aus durch Pater Jeremias Mayer versehen. Keine Berichte. Benningen: Böhen: Boosi Buxheim: Engetried: 1635 Pfarrer an der Pest gestorben - viele Opfer. In den schwedischen Tumult 1647 ist der Pfarrhof abgebrannt. 1631-1641 kein Ortsgeistlicher. Pater Jeremias von Ottobeuren versorgt notdürftig die Pfarrei. 1634 wird der Ort von den Schweden geplündert. Der Amtmann wegen versäumter Lieferung gefesselt abgeführt. Der Müller von der Unterwaldmühle (Geromiller) durch den Bauch geschossen. 1646 wurde der Pfarrer gefangen nach Ulm abgeführt. Pater Jeremias von Ottobeuren schickt ihm das Lösegeld. Die Dorfsage berichtet: Die Schweden haben die Glocken aus dem Turm geworfen - von Einheimischen die alte Glocke im Weiher versenkt. - Das Kreuz am westl. Ortseingang war einst ein Pestkreuz - nebenan ein schwed. Massengrab, (aber wahrscheinlich eine Pestgrube-Erderhohung zu erkennen) 1632 flieht der Pfarrer zu seinem Bruder nach Landsberg. Kehrte nach einem Jahre zurück und wurde von den Schweden derart verfolgt, daß er wieder fliehen mußte. Nur selten Wurde hl. Messe gelesen, viele starben ohne Sakramente. 1634 Ausbruch der Pest - niemand konnte die Osterpflicht erfüllen, 2 Jahre lang keine Predigt mehr. Der Pfarrer 1634 am verhungern. Die Hungersnot wird täglich größer und führte zu der unmenschlichen Verzweiflungstat, daß eine Mutter ihr Kind verzehrte und eine andere dasselbe mit ihren Zwillingen vorhatte wurde aber vom eintretenden Pfarrer daran gehindert. 1641: Die Bauern sind so arm, daß sie nur wenig Roß und Vieh halten und dem Pfarrer keine Zehnten geben können. 1634 Hauptquartier des schwed. Feldmarschalls Hörn der Ort hat sehr viel zu leiden^ Pfarrer ausgeplündert und nach Biberach geflohen. Auch die Kartause wurde schwer heimgesucht, ausgeplündert und die Mönche bis auf 2 vertrieben. Die Pest raffte soviele Menschen hinweg, daß der gewöhnliche Gottesacker nicht mehr ausreichte. Das Kloster verteilt an die Armen und Pestkranken Eier, Schmalz und Mehl, stellt eigene Krankenwärter auf. Die Kranken und Armen dürfen den Bader auf Rechnung des Klosters zu sich bestellen. - 1646 General Wrangel und Turenne halten sich mit 20 000 Pferden in und um Buxheim auf. Innerhalb von 6 Stunden waren die ganzen Futtervorräte in der Kartause und im Dorfe verbraucht. Pfarrer Laucher von den Schweden ausgeplündert, starb 1635 an der Pest, sein Hausrat von Einheimischen gestohlen. Der neue Pfarrer Kraus berichtet: Es war gar wenig angehauen und das Angebaute von bösen Leuten verderbt. Schwert, Hunger und Pest haben die Einwohnerschaft gewaltig dezimiert. 1642 konnten nur noch 120 Pfarrangehörige ihre Osterpflicht erfüllen (vorher 430). Die Pfarrei Baiersried ist gänzlich ausgestorben-1651 waren es wieder 10 Seelen. Egg: Der Pfarrer hält den Krieg über im Dorfe aus. Im Jahre 1635 ist nichts gewachsen, bekomme keine Abgaben. Es sind nur noch wenig Einwohner. Die Reutäcker werden überhaupt nicht angebaut. Von 500 Pfarrangehörigen sind nur noch 50 anwesend. Die anderen während des Krieges verhungert und an der Pest gestorben. Zwischen Micheli und Martini sind die Schweden von den Kaiserlichen vertrieben worden. Da die Schweden dem Kloster Ottobeuren alle Einkünfte weggenommen haben, kann dem Pfarrer kein Unterhalt gereicht werden. Derselbe Pfarrer klagt: er habe 3 Jahre lang Hunger gelitten, sich nicht mehr priesterlich kleiden können und müsse sich von Haber und Gerste ernähren und wäre dabei noch froh davon genug zu haben. Das Stehlen und P ündern nähme immer noch kein Ende. Vor 14 Tagen seien bei ihm 12 Reiter eingefallen (Kaiserliche) und hätten ihn aus dem Fenster stürzen wollen, weil er kein Stückchen Brot geben konnte. Es herrschte unaussprechliches Elend. Eriche im: 1632 kamen die Schweden und hausten schrecklich,, niemand ist seines Lebens sicher, sie stehlen und plündern .alles. Am 7. Juni erschlugen sie einen Mann aus Erkheim und ermordeten einen anderen in Schlegelsberg. Am 9- Juni erstachen sie wieder einen aus Erkheim und verwundeten am 28. einen Filialisten von Dachsberg so schrecklich., daß er daran star*b. Am 26. Juli erschlugen sie eine Witwe in Schlegelsberg. Am 6. Febr. 1633 erfror dort- eine Witwe, welche die Schweden aus dem Hause gejagt hatten. Am 5»4. ih Schlegelsberg ein Mann erschossen und der Amtmann erschlagen. Mit den Schweden hielten auch Pest und Hunger Einzug. Im Jahre 1Ö34 starben 78 Personen an der Pest. Die Zahl der im nächsten eigentlichen Pest jähre* starben^ läßt sich ziffernmäßig nicht sagen, weil im Sterberegister keine Einträge gemacht wurden. Viele die von der Pest verschont blieben, starben den Hungertod. In der Filiale Schlegelsberg verhungerte ein Mann, mit -7 Kindern, ein anderer mit 4 Kindern und noch viele andere Persc-nen, alt und jung. Nur mehr wenige Familien waren in Erkheim zu finden. Außer vielen Häusern wurde auch die Pfarrkirche ein Raub der Flammen. 1635 ist auch der -Pfarrer an der Pest gestorben. Unter- und Obererkheim wurden von Sontheim versorgt. Neue Truppendurchzüge 1646-48; Einquartierungen-, Zwischen Erkheim und Westerheim lagen alle Felder brach: Hände voll Erdbeeren konnte man aui" den Feldern pflücken. Im Ort standen viele Häuser leer. 1650 Pest in Dachsbergviele Opfer. Ober'er kheim: Schweden und Kaiserliche haben das Dorf überall verderbt. Große Opfer des Hungers, des Krieges, der Pest. . / ' Am 7.11.35 wird berichtet: "Gott tröste ihre Seelen, aber ich sorge, es \^erden wenige gen Himmel gefahren „sein. " _ Auch Junker Seilers Frau mit 2 Kindern sind verhungert. 1638t Das Dorf zahlt nur noch 10-12 Einwohner. Im ganzen Jahr sind nur 32 Jauchert angebaut worden. Frechenrieden: Pfarrer geflohen. Pater Jeremies von Ottobeuren ver- . .-. sorgt die Pfarrei 1634 und 1635. Am 11. Januar 1635 wurda das Dorf geplündert. Fellheim: 1632 ganz Fellheim in Ische gelegt. Einwohner wandern aus. Felder lagen verödet und überwuchert von Strauchwerk. Nach 1648 Fremdsnsiedler. (Siehe Memminger Heimatbuch. Genaue Berichte in der Geschichte von Fellheim v.Rapp) " Günz: Pfarrer flieht nach Rosenheim 1634. Am 12. Januar 1635 kamen die Feinde von Memminge-Er her, plünderten Günz. und Rummel tshausen und beluden 60 Wagen mit Beute. Grönenbach:1o28 Ausbruch der Fest. Von September bis Weihnachten 86 Personen der kath. Pfarrei gestorben, auch der Stiftsdekan und der evaoig. Frediger. 1633 verbrennen die Schweden die Spitalkirche und viele Häuser. 1635 starb die Witwe des Marschalls Phil, von Pappenheim an der Pest in Memmingen nach Grönenbach überführt und in der Stiftskirche begraben! Zur Zeit der Pest soller die Toten beider Pfarreien in einem eigenen Friedhof beigesetzt werden. Pestfriedhof wahrscheinlich beim sog. "Paradies". Genaue Nachrichten siehe "Geschichte Grönenbach" v. Sedelmaayer! Hawangen: Der Pfarrer verließ seinen Posten nicht, trotz Pest, Hunger und Kriegselend. Er half auch in Öttobeuren aus und beerdigte dort an einem Tage 5 Bürger, von denen 4 verhungert waren. Er selbst wurde ein Opfer der Pest. Von 1643 an versorgte die Pfarrei Pater Jerercias Mayer von Öttobeuren. Geklagt wird über Seelsorge. 150 Kinder wachsen auf wie unvernünftige Tiere. Seit 20 Jahren keine Christenlehre mehr! An Sonn- und Feiertagen komme der alte Pater Jeremias von Öttobeuren, lese eine hl. Messe und halte ein Predigtle, dann sei alles vorbei. Die Kinder hatten von der kath. Religion keinen Begriff. Die Kranken müßten ohne Sakramente sterben. Heimertingen: 1635 war d e r Pfarrer zeitweise gezwungen wegen Hunger den Posten zu verlassen - hielt sich in Oberreitnau auf. Dpe Pfarreien Niecerrieclen, Boos und Plefi hätten keinen Pfarrer mehr. In Heimertingen sah alles übel aus. Das Kirchengebäude arg beschädigt - nicht die notwendigsten Paramente seien vorhanden. Holzgünz: 1628-1647 der Ortspfarrer versieht auch Westerheim. 1628 legt er ein Verzeichnis aller Soldaten an, welche zur Beichte kamen. Nach 1635 wird das Pfarrbuch nicht mehr geführt. Weitere Nachrichten fehlen. Hlerbeuren: Wegen Hungersnot hat der Pfarrer 1633 den Ort verlassen. Am 15.7.1635 brach die Pest aus. Der ; farrer schreibt seinem Herrn: er habe seine Pfarrkinder in der Not getröstet, sie ermahnt, vergeblich. Sie fragen nicht mehr viel nach einem Geistlichen, sondern trachten mehr nach dem Zeitlichen. Die Pfarrkirche Illerbeuren sei demoliert. Die eigenen Tfarrkinder hätten Leuchter aus der Kirche genommen: Schrecklich hause die mest, nur wenige Menschen blieben am Leben. 1635 starb auch der .farrer von Kronburg am Hunger. Pfarrei wurde eine Zeitlang vor Steinbach aus versorgt. Alle drei Pfarreien, Illerbeuren, Kronburg und Steinbach schützen ihren Pfarrer nicht vor dem Hunger. Der Steinbacher "farrer schreibt: Gottesliebe ist eine schöne Tugend, wird aber in dieser Zeit wenig geübt. Mein Herr in Le.utra.ch läßt mich großen Mangel leiden, obwohl ich überall helfe wo ich kann. Kronburg: Schon 1630 bittet der Ifarrer um Versetzung wegen der Hungersnot. 1632 wegen der Schweden und Pest unsagbare; Not und Leiden. 1633 Pfarrmutter an der Pest gestorben, der ""farrer an d e r Pest schwer erkrankt, konnte sich jedoch erholen. Er schreibt abermals seinen Patronatsherrn: Weder Salz noch Schmalz kann ich kaufen; ich habe kein gutes Kleid mehr um ausgehen zu können. Auf Hilfe der Pfarrkinder kann ich nicht rechnen. Lieber möchte ich Holz scheiten als Pfarrer sein, dann hätte ich wenigstens meinen Lohn.Dazu komme jetzt noch die Zeit des Aderlasses und er habe weder einen Pfennig noch Heller, müsse Suppe und Kraut essen ohne Schmalz dazu. Wenn der Freiherr ihm nicht helfe, müsse er betteln gehen. Er rüsse sich auch vor seinen Besuchern schämen, denen er nur Wassersuppe vorsetzen könne. Dann jammert er.weiter, daß er kein Holz habe und niemand wolle ihm fahren außer er zahle im voraus, übrigens sei ein Bettler auf dem Felde sicherer als ein Priester im Dorfe. In der Kirche habe man weder Kerzen noch Hostien und niemand wolle zur Anschaffung etwas geben* Am 15« Juli 1635 berichtet ein anderer Geistlicher dem Freiherrn über die Zustände in Kronburg. Alle müssen miteinander in Geduld Not leiden. Etliche Höfe seien ausgestorben und öde. Es sei nun "der heilige schnit" (Ernte) vor der Türe. Die Soldaten haben das Gerüchte verbreitet, daß das Korn bleich auf dem Felde gedroschen werde. Die Luft in Kronburg sei noch frisch und gesund und keine Infektion vorgekommen, während in Steinbach, Legau und den umliegenden Orten die Fest furchtbar grassiere. Schon 14 Tage später berichtet derselbe I farrer ganz anders: Kein Zehnt sei zu bekommen, denn die Mäuse hätten unbeschreiblichen Schaden angerichtet und von manchen Ackern fast alles weggefressen. Die Fest hat nun auch ihren Einzug gehalten, auch die ^ farrhiushalterin erlag dem Schwarzen Tod. Der Ffarrer jammert, daß er niemand mehr habe der ihm die Suppe koche und die Wäsche besorge. Ende Juli waren nur noch drei Häuser von der Pest verschont geblieben. Wegen des Feindes konnte man auch keine Arzneien erhalten, Am 10. Sept. 1635 berichtet der Geistliche seinem Herrn nach Augsburg: Das Schloß Kronburg ist bis in die letzten Winkel verwüstet; alles liegt voll Stroh und Lumpen worin die kranken Soldaten gelegen und gestorben.sind. Alles ist voll Unrat. In keinen Zimmer kann man wohnen außer in Junker Christophsselig Zimmer und in der Krankenstube. Sonst ist alles ruiniert. Keine Fenster und Türen sind mehr da. Nur die Kapelle blieb unverletzt. Die Fensteröffnungen sind zum Teil vermauert, mit Bretter oder starken Dielen vermacht. Alle Schlösser sind abgerissen, Kisten und Kästen verbrannt, Das Wasser dringt durch das Dach und Decken. - Er selbst habe noch zu essen, nehme aber keinen Heller ein. - Mitte Sept. hörte die Pest auf. In Illerbeuren und Kronburg zusammen blieben nur 40 Menschen am Leben. Diese wenigen Untertanen erwarteten mit Sehnsucht die Rückkehr ihres Herrn. Da derselbe Pfarrer immer größere Not litt, weder Kleider noch Schuhe hatte, bat er zum wiederholten Male seinen Herrn um Hilfe. Nachdem die Ifarrer von Steinbach und Hawangen der Pest zum Opfer gefallen waren, sein Herr keine Hilfe gewährte, verließ nun auch Pfarrer Heggel seinen Posten und zog nach Lauingen, Lachen-Theinselberg: Siehe "Geschichte von Lachen" v. K.Schnieringer und Herbishofen Amtmann Hans Moser wegen seiner Unterschlagungen, Einbrüche und Diebereien 1648 in Memmingen enthauptet. Markt Rettenbach: 1627 Ausbruch der Pest. Bevölkerung sehr dezimiert. 1642 zählte die Pfarrei nur mehr 210 Seelen. 1645 Gelübde des Bauern Herz eine Kapelle zu erbauen, falls er von der Pest verschont bliebe. Grundsteinlegung zur Kapelle Maria SfchmB'e^.Blnweihung 1654. Das Pestläuten wurde 1680 eingeführt, 1628 Pest so stark, daß die Toten nachts begraben werden mußten. Lies die Geschichte vom Stadtpfeifer! - Der Magistrat verbietet das Verlassen der Häuser in denen Pestkranke liegen. Vornehme Familien flohen aus der Stadt. Bis Memmingen: Februar 650 Festopfer. Ab Äu,eust Neuausbruch: 400 Tote- zusammen bei 1050. 9. Juni 1630 Wallensteins Einzug in der Stadt. Lesestoff - Wallensteinsoramer von Skalizky. 1632 (15»Juni) Bestrafung der Stadt durch die Kaiserlichen wegen des Beitritts zum Leipziger Bündnis. Das kaiserliche Fußvolk benahm sich roh und ausgelassen - Streitereien mit den Bürgern - Ausgehverbot für Bürger! Im Oktober 1631 Befreiung von der Besatzung. 16.4.1632: Einzug der Schweden unter Generalmajor Fatrik Ruthven. Hohe Abgaben an die Kriegskasse. Die Stadt muß Truppen anwerben für den städt. Wachdienst. - Schwedische Streif- und Raubzüge von Memmingen aus in die Umgebung - große Beute! Schloß Grönenbach geplündert und die dortigen Geschütze nach Memmingen gebracht. 4.Juni Einzug des Schwedenkönigs. Quartier im Fuggerhaus - Abzug nach Nürnberg Wallenstein hat dort die Schlacht und Gustav Adolf sein Leben verloren. (Lützen!) Genaue Berichte bringen die Stadtchroniken. - Lesestoff* Wallensteihsommen in Memmingen von Skylitzky. Niederdorf gehörte damals zur Pfarrei Wolfertschwenden. Von beiden Orten liegen keine FfarraufZeichnungen vor. 1629 Fest. Niederrieden: Pfarrer Schlichting wurde 1632 von den Schweden grausam ermordet. Sie rissen ihm die Kleider vom Leibe, legten ihn auf den Tisch, schnitten den Bauch auf und quälten ihn zu Tode. Viele Bauerngüter stehen öde. Die ganze Stadt brachte nur 102 Viertel an Zehnten ein. Die Bauern bestellten auch Felder die ihnen nicht gehörten - ist alles herrenlos - da brauchten sie keinen Zehnt zu reichen. Die Bauern von Heimertingen und ließ bauen Felder um die Stadt Memmingen an. Die Stadt ist voller Flüchtlinge vom Lp.nd. Ottobeuren: 1628 "Pfarrer der St. Peterspfarrei Ein der Pest gestorben und in der Kirche (Knabenschulhaus) begraben. Außerdem gehörten in diese??'; Jahre Pfarrers Schwestern, ein Schulknabe und etliche andere Personen zu den Opfern der lest.Im folgenden Jahre starke Epidemie - viele Todesopfer, auch der ifarrer- sein Nachfolger floh - die Pfarrei wird von Hawarmren versorgt. Täglich 3 - 9 Todesopfer. Dj_e Leute sterben auch an Hunger. Von 1636-1642 versorgt der einzige Klosterpater Jeremias Mayer auch diese ... farrei. Über sein Wirken erzählt Art. Max. Miller in seinem Buch: "Der Fuhrmann Jeremias". Das Buch ist jeder Schule sehr zu empfehlen! 165O abermals Pest mit weniger Opfern. Nach der Nördlinger Schlacht blieben die Schweden noch bis April folgenden Jphres. Sie raubten, plünderten und erpressten auf unmenschliche Weise Geld und Lebensmittel.Schwedentrunk Leute werden in Backöfen gesperrt; Ahlen durch die Waden gestochen... zu den Grausamkeiten gesellen sich Pest und Hungersnot. Iferde fleisch, ausgebälgte Katzen und Hunde gehörten zu den Delikatessen. Mäuse, Brennesseln, Gras, Baumrinden, Wurzeln verzehrten die blassen Menschen. Hunderte fielen der Pest zum Opfer. Das Elend laßt sich nicht beschreiben. ~ Die Aufzeichnungen des Pater Jeremias sind nachzulesen in den Jahrbüchern von >. . Maurus Feyerabend Bsn^I-III. S0ntheim: Berichte von Tfarrer Greifer, der auf seinem losten blieb: 1634 kamen die Schweden von Ottobeuren her. Da ging es an ein Plündern und Rauben. Am 3' Juni ganz Sontheim. 1635 dezimiert die Pest die Einwohnerzahl. Der Pfarrer beklagt sich über sein geringes Einkommen; wenn man ihm nicht helfe, müsse er seinen Dosten verlassen oder verhungern, - 1646 Schweden und Franzosen kommen. Panik! Am 28. Okt. rückt die kaiserliche Armee: ins Günztal ein. Quartier Erzherzogs Leopold in Sontheim, sein General von Hatzfeld wohnt im Pfarrhof. Abzug nach Heimertingen dem Fein entgegen; am 2. November Rückzug nach Mindelheim - Schweden folgen nach; ihr.Benehmen war ertraglicher. Die Pfarrei hatte einen Kriegsschaden von 1800 Gulden. Volkratshofen: 1625 Kaiserliche Truppen einmarschiert, 1626 große Teuerung 1628 und 1629 sind 197 Personen.an der lest gestorben, über die Hälfte der Einwohner. 1632 Schweden kommen. 2 Glocken geraubt. 20 Jahre ohne Glocken. Westerheim: Pest,Hunder und Krieg haben die Einwohnerschaft sehr dezimiert. 1646 abermals feindliche Truppendurchzüge. Alle Vorräte aufgezehrt. Viele Hauser in Brand gesetzt. Sobald eine feindl. Streife sich näherte läutete man die Sturmglocke, - sie läutete fast immer. Allerorts rauchende Brandstätten. Zahlreiche ottobeurische Untertanen sind nach Memmingen geflohen. Woringen: 1632 kamen die Schweden, Pfarrhof ausgeraubt, der Pfarrer der kath. Pfarrei ist geflohen - von Grönenbach aus pastoriert. Einwohnerschaft große AusfällePest! Beide Kirchen übel ruiniert. Von der kleinen kath. Pfarrei sind alle Personen bis auf die Mesnerfamilien weggestorben. Zell: 1629 Pest. 1632 Schweden erschießen einen Mann. V/eitere Nachrichten in der Geschichte von Gronenbach v. Pfarrer Sedelmayer. Amendingen: Der Mesner weigert sich Kriegssteuer zu zahlen. Die Schweden haben 1632 in Amendingen übel gehaust. Dgs Schloß Eisenburg schwer ruiniert. 1655 der baufällige Kirchturm eingestürzt. - Weitere Nachrichten siehe Geschichte von Eisenburg (Lehrer Mayer). Bemerkung: Über die nichterwähnten Orte liegen in Sontheimers Büchern keine Aufzeichnungen vor. L e g a u : (Aus Legaus Vergangenheit von Wilh. Eberle, 1906), An der "laidigen Infektion*' 1628 starben nach ungezählter Zählung vom Sept. bis Dez. 32 Manner, 46 Frauen und 44 Kinder. Bis 1630 forderte die ""est zusammen 212 Menschenleben. Alle wurden auf dem kleinen Friedhof bei Lehenbühl begraben, daher der Name Pestfriedhof oder Pestacker. - 1632 Schweden. Große Angst. Das Spital in Le»:au erßielt eine schwedische Schutzwache. Die Bevölkerung mußte sich allen erdenklichen Frevel gefallen lassen, auch den Schwedentrunk. Ein Lerpuer sollte von einem schwedischen Pferde zu Tode geschleift werden - ein Gelübde soll ihnL das. Leben gerettet haben. Der Rößlewirt durch einen Säbelhieb arg verletzt, Jakob Möslin von \ier Hofstatt ermordet. Die Mehrzahl der umliegenden Burgen und Schlosser gingen in Flammen auf. Die Kirchensch i tze waren unter dem Hauptaltar verborgen.-Auch die Kaiserlichen verübten Greueltaten. Am 11.12.1633 töteten kaiserl. Soldaten Michael Arnoldt von Benngeh.Von den Hausern stand die Hälfte leer_andere verbrannt, Einwohner flohen. Gute Literatur' über den 30. j. Krieg in unserer Heimat siehe:"Die Abendteuer des Fuhrmann Jeremias" v.A. M.Miller. Skaliaky: W all eins te insoiatser-Lb'ns: Ks-npf um die Scholle - Allg. Sagenbuch. Für Schüler: Schwäbische Lesebogen - Memminrer Heiraatbuch - Lesebuch: Heilige Saat. Thema 5"t Die Grundherren rufen Neusiedler ins Land (Wiederaufbau nach 1648) 1, Die Situation nach dem Kriege 1648: Der Adel und das reiche Bürgertun in den wenigen wohlbewahrten Städten feiern den Frieden; aber auf dem Lande, in den Dörfern und Flecken, geht die nackte Rot um; jetzt erst, nach Beendigung des Krieges, wird das ganze Elend offenbar, das sich wie ein Leichentuch über Deutschland breitet. "Wie jämmerlich stehen nun große Städte. Wo zuvor tausend Gassen gewesen, sind nun nicht mehr hundert. Wie -elend stehen die kleinen Städte, die offenen Flecken! Da liegen sie verbrannt, zerfallen, zerstört, daß weder Dach, Gesparr, Türer. oder Fenster zu ,ßehen sind» Wie sind sie mit den Kirchen umgegangen? Sie haben sie verbrannt, zu Pferdeställen und Marketenderhäusern gemacht, die Altäre entweiht und die Glocken hinweggeführt. Ach Gott, wie- jämmerliche steht es auf den Dörfern! Man wandert zehn Meilen und siehet nicht einen Menschen, nicht ein Vieh, nicht einen Sperling, wo nicht an etlichen Or.ten ein alter Mann oder ein paar alte Frauen zu finden. In allen Dörfern sind die Häuser voll Leichname und Äser gelegen, Mann, Weib, Kinder, Gesinde, Pferde, Kühe und Ochsen, neben-und untereinander, vom Hunger und von der Pest erwürget, weil niemand gewesen, der sie begraben, beklaget und beweinet hat. Deutschland liegt in Schmach, Jammer, Armut und Herzeleid; und die das alles verursacht haben, sitzen in stolzer Huhe, Freiheit, Frieden und Sicherheit und halten Gastereien und Wohlleben." Zwischen Leitha und Mosel liegen 15000 Dörfer in Schutt, in der Pfalz sind noch 50 000 Menschen am Leben geblieben, vordem waren es eine Million; in Deutschland haben von 1? Millionen etwa 8 den Krieg überlebt. - Unüberbrückbar ist die Kluft vom Gestern zum Heute, keine Träne, keine Klagen, kein Schmerz wird sie schließen. Grau und lichtlos bricht der neue Tag an. 0 , (Nach Zierer Bd. 29/50 Seite 185) Der große Friede kam nur langsam. Die Jahre 1648 - 50 nach dem Friedensschluß gehörten noch zu den schwersten der Zeit; unerschwingliche Kriegssteuern waren ausgeschrieben, die Heere lagen noch bis zur Abzahlung der Kontributionen in den Landschaften. Dazu kamen Plagen anderer Art. Herrenloses Gesindel, Banden entlassenen Kriegsknechte mit Weibern und Troßbuben, Scharen von Bettlern und Säuberbanden streiften durch die Gebiete, quartierten sich gewaltsam j_n Dörfern ein, um von hier aus in benachbarte Territorien Haubzüge zu unternehmen. Die Dorfbewohner mußten noch 1&49 auf Kirchtürmen Wache halten, Brücken und Furten über Bäche besetzen und Lärm schlagen, so oft sie einen marschierenden Haufen erblickten. Die Memminger Chronik erwähnt: "Schmerzhafte Kachwehen gab es freilich auch noch 1649. Monatlich mußten noch bis 5000 Gulden Kriegskosten bezahlt werden, an die Schweden waren noch 10 000 fl Entschädigung zu zahlen; die Steuern waren so hoch, daß selbst die Dienstboten mitsteuern mußten. Im Oktober zog endlich die bayerische Besatzung unter General Winterscheid ab. - Die Drangsale des Krieges hatten der Stadt schier unheilbare Wunden geschlagen. Die Zahl der Bürger war bereits 1656 von 2000 auf 400 zusaaraengeschmolzen; von den 400 Webarn nahmen nach dem Kriege nur 50 die Arbeit wieder auf. Die reichsstädtischen Dörfer (evang. Ortschaften) waren verödet und fast ausgestorben; in Volkratshofen und Dickenreishausen saßen nur noch etliche alte Leute - und mußten aus der Schweiz und Tirol Neusiedler holen. Ein Glück,, daß <die folgenden :;uten Ernte jähre den Wohlstand wieder hoben". (Miedel, Memmingen und Umgebung I.T1.S.45) 2. Die ersten Maßnahmen zum Wiederaufbau: (Beispiel aus dem Herrschaftsgebiet der Abtei Ottobeurern) Fast unlösbar schien den Grundherren alle die schwerwiegenden Kriegsfolgen zu beseitigen. Man begann mit der Registrierung der nur langsam aus Städten, Naelibar gebieten und Verstecken zurückkehrenden Bevölkerung. Das Ergebnis war jammervoll. Hinter hunderte alter Geschlechternn aes kritzelte der Klosttrechreiber: verhungert, erschlagen, erschossen, zu Tode gefoltert, erfroren, im Backofen erstickt oder an der Pest gestorben. Schrecklich war die Bevölkerungszahl dezimiert. Die wenigen Bauern waren nicht in der Lage die überwucherten Felder zu bewirtschaften und die Höfe aufzubauen. 1 /Jerbc schreiben und Werber gingen in die kriegs'verschonten Nachbargebiete und boten billiges Land, billige Höfe und Hofstätten an. Neusiedler kamen aus Österreich, Vorarlberg und Tirol in das Ottofceurer Gebiet; arbeitswillige Soldaten und Flüchtlinge bewarben sich um verkohlte Höfe und Solden, Neue Namen tauchen in den Lehenbüchern auf. Die Zuwanderer bringen dem Kloster Geld, sie bringen Vieh, Pferde, Gerate und Saatgetreide;- man kommt In die Lage den bettelarmen Einheimischen zu helfen. Das Kloster richtet eine Art Darlehenskasse ein, nimmt von auswärtigen Orden Kredite auf, gibt den Untertanen gegen geringen Zins zum Wiederaufbau der Höfe, zum Ankauf von Vieh und Gerät die notwendigen Darlehen. Aas den herrschaftlichen Wäldern wird kostenlos Bauholz abgegeben. Die freigewordenen Hofe werden als Erblehen verliehen (solange der Bauer männliche Nachkommen hat). Ein Beispiel aus dem Ottobeurer Lehenbuch von 1652: "Am 16. April 1652 hat Adam Schnieringer zum Vogelsang zu Lehen empfangen das Gut, welches vor ihm Stephan Schmalholz selig innehatte. Er leistet . den Lehenayd und zahlt jährlich 2 Gulden 27 Heller Lehengeld. Das Guet kostet 425 Gulden, davon schuldet er noch 350 fl. Er besitzt: 1 Haus, 12 Beschlagungen (Ackerfeld), 6 Tagwerk Mähder, 2 Pferde, 4 Kühe, 3 Rinder und Fahrnis." Die zugewanderten Kolonisten waren von Anfang an in der Lage den Zehnt, die Steuern und herkömmliche Abgaben zu reichen im Gegensatz zu den zurückgekehrten Einheimischen, die völlig mittellos waren. Zur Bestellung der überwucherten Felder fehlte es an Gerät, an Zugtieren und Saatgetreide Das Kloster besorgte den Bedarf von auswärtigen Klöstern und Herrschaften gegen Bezahlung. Noch schwieriger gestaltete sich der moralische Wiederaufbau einer Bevölkerung, die ihr Leben lang nichts anderes sah, als Raub, Mord, Tod, Gesetz- und Gottlosigkeit, die kaum mehr eine Predigt hörte, die selbst Kirchengut raubte um von dem Erlös das Leben fristen zu können (siehe Pfarrchronikberichte Thema 501) Strenge Gesetze gegen das Bettelunwesen., Diebstahl, Raub, Plünderung; neue Dorf- und Flurordnungen, Neubesetzung der Dorfgerichte, streifende Gendarmen und Büttel führten allmählich die Bevölkerung zur alten Ordnung, zu Pflicht, Gehorsam und Arbeitsamkeit zurück. "Zweihundert Jp.hre waren in einzelnen Gebieten Deutschland notwendig, Menschenzahl und Erwerbskraft des Landes wieder zum alten Zustand zu heben." (Luxheft 40). "Es ist eines der Wunder der Deutschen und auch der Allgauer Geschichte, daß ein Häuflein zerlumpter und ausgemergelter Menschen,das Ritter, Tod und Teufel entgangen war, nocheinaal den Mut und die Kraft aufbrachte für einen neuen Anfang" (Weitnauer, Allgauer Chronik) Erkenntnisse: Folgen der Gl^ubenskämpfe. - Weder Union noch Liga errangen Vorteile. - lachender Dritte waren die Nachbarn.-Liebe zur Scholle und Heimat, Arbeitsfreude, vernunftige Gesetze u. Maßnahmen u. die Hilfsbereitschaft der Grundherren ermöglichten den Wiederaufbau. -Vergleiche den Wiederaufbau aus dem Chaos 1650 mit 1945« Zuwanderer einst, Neubürger der Gegenwart. Thema 56 Schwäbische Kolonisten ziehen ins Brandenburgische Herbishofen um 1700. In der Pappenheimischen Amtsstube (Pfarrhof) sitzen die Bauern Bürk, Bück, Wäckerle, Notz, Wegmann und Weiß um den schweren Eichentisch. Sorge und Klage spricht aus jedem Gesicht. "Es geht um unsere Jugend", sagt der reformierte Pfarrherr. "Ich habe beim Fürstabt in Kempten alles versucht, daß er uns freigewordene Lehenhöfe und Grundstücke überläßt und die Erlaubnis zu Neubauten erteilt. Es war ums:onst. ' Wir haben alles getan, unsere Höfe ausgebaut, die Acker aufgeteilt. Wir sind zuviele. Unsere Jungen wollen nicht die Knechte ihrer Brüder bleiben; sie müssen das Herrschaftsgebiet verlassen.""Ich habe für euch gesorgt,"sagt der Pfarrer- , lest diesen Brief!" Verwundert sehen die Bauern a u f ihren Pfarrer, dann wieder auf das fremde Schreiben mit der schwungvollen Handschrift. Ein Hofrat "van der Lith" aus B u r e : bei Magdeburg bietet gegen geringen Pacht Grundstücke für eine größere Anzahl Kolonisten an. "Das ist ein gutes Angebot, ein Ausweg aus unserer Raum- und Landnot!" meinen die Bauern, "-wir sollten zugreifen." Aber nicht die Katze im Sack kaufen! erst ansehen, mahnt der Pfarrer. Man verhandelt, rät hin und her, bis man weiß, wer die Reise ins Magdeburgische unternehmen soll. Ein Atlas kommt auf den Tisch. Zwei Finger zeigen auf Memmingen und Magdeburg. Der weite Weg führt über Augsburg, Nürnberg, Plauen, Leipzig, Dessau, Aken an der Elbe, über Magdeburg nach Burg. Über 675 Kilometer sind zu fahren auf schlechten Handelswegen. Über 5 Wochen Reisezeit. Man braucht neue Wagen, gesunde Rosse, und viel Zehrgeld. - Lange ist es stille im Zimmer. Jeder ist mit seinen Gedanken und Sorgen beschäftigt. "Wir wollen mit unseren Jungen sprechen", meiner schließlich die Bauern. Sie sagen dem Pfarrherrn ein Vergeltsgott und gute Nacht. Monate sind inzwischen vergangen. Die bestellten Kundschafter sind in Burg eingetroffen, sie haben persönlich mit dem Hofrat gesprochen, zuverlässige, günstige Nachricht in die Heimat gesandt und zur Ausreise aufgefordert. Freudig wird die Botschaft von den Jungbauern -aufgenommen. In Grönenbach, Herbishofen, Albishofen, Goßmannshofen und Itteisburg (ref.Ortei) beginnt ein emsiges Rüsten. Zahlreich sind die Anmeldungen zur Ausreise. Wagner, Sattler und Amtsschreiber bekommen die Emsigkeit zu spüren. Jungbauern und Bräute fordern ihre Mitgift: Pferde, Wagen, Planen, Feldgerät, Hausrat, Kühe und Saatgetreide. Alles gibt, alles spendet, einer hilft dem anderen. Dann kommt der große Tag. Vor den Höfen stehen die neuen Wagen. Sie werden b el ad e n wie die "Brautfuder", überdeckt mit breiten Planen. Der Bauer gibt die besten Rosse, die schönsten Kühe und das notwendige Reisegeld. Auch der Pfarrer ist streng beschäftigt mit Trauungen; denn die Jungbauern wollen sich noch in ihrer heimatlichen Kirche "zusammengeben" lassen. Der Tag des Abschiedes wird zuerst in der Dorfkirche gefeiert. Der Pfarrer hält seine letzte Predigt für die Auswanderer. Der Amtmann überreicht die "Freibriefe" und Pässe. Der Altbauer spannt die "Pferde an. Mütter und Geschwister weinen. Alle Dorfbewohner sind um die Wagen versammelt. Wenn jeder Glückwunsch Segen bringt, müßte es den Jungbauern gut ergehen. Man steigt auf die Wagen, winkt zurück und fährt voll Zuversicht und Hoffnung in eine neue "Welt, fort, von der Heimat, die man nie wieder sieht. Von den Strapazen und den weiteren Schicksalen jener ersten Auswanderer berichtet uns keine Chronik. Die Nachrichten aus Burg müssen jedoch gut ausgefallen sein; denn schon 2 Jahre spater (1702) schreibt der Pfarrer Nuscheier aus Grönenbach, daß von seinem Orte bereits 40 Personen nach Burg ausgewandert seien. Burg ist eine Stadt im preußischen Reg. Bezirk Magdeburg, gelegen am Ihlekanal und an der Linie Berlin Magdeburg. Es zählte einst 3 evang« und eine kath. Kirche. Zur Stadt gehören ein Gymnasium., ein Waisenhaus, das Amtsgericht, bedeutende Tuchfabriken (Flachsbau), Wollspinnereien (Schafzucht) Flanellweberei, Gerberei, Handschuf abriken, Dampf- und Sägemühlen, Ziegel und Kalkbrennerei, Zichoriendarre; über 17000 Einwohner. - Unsere Auswanderer mußten sich umstellen auf Flachs- und Tabakbau. Nicht nur Schwaben zogen ins Magdeburgische. Um 1688 meldeten sich dort vertriebene Franzosen, Wallonen und Pfälzer für die Burger Industrie. Der zweite größere Schwabenzug ins Freußenland erfolgte 1712 nach Aken an der Elbe, dessen umliegenden Acker als besonders günstig für den Tabakbau geschildert wurden. (Aken bei Magdeburg_ mit Zuckerfabrik, Strohseilfabrikation, Fabrikation ätherischer Ole, Essenzen, Augenwasser und Sprit; Ackerbau, Anbau medizinischer Kräuter und Schiffbau). - Die günstigen Nachrichten aus Aken bewogen weitere Jungbauern zur Auswanderung (1?13)» Sie zogen ins Ungewisse und mußten lange Zeit von ihrem eigenen Geld leben. Von ihnen und anderen Nachzüglern liefen Klagebriefe ein. Die ihnen angewiesenen Acker lägen bis zu 2 Stunden entfernt. Der Magistrat sei überhaupt nicht von der freundlichen, hilfreichen Gesinnung gewesen wie der König-, Man schauesie scheel an, erschwere den Kauf oder Pa.cht von Ackern und man liefere auch das versprochene Bauholz nicht. 4000 Gulden hätten sie mitgebracht. Wegen schlechter Böden, wegen der vielen Reisen zu den verschiedenen Behörden sei das Geld fast aufgebraucht. "Wenn nicht bald Hilfe kommt, müssen wir betteln gehen", standen den Briefen zu lesen, Trotzdem erfolgten 1714 weiter Auswanderungen aus unserer Gegend nach Retdorf, Ziesar und Werbik. ?50 Jahre sind seitdem verflossen. Die Heimat hat die Auswanderer längst vergessen. Nun aber, da sie in Not sind und abermals klagen: "Wenn nicht bald Hilfe kommt müssen wir betteln gehen!" wollen wir ihrer in Treue gedenken und ihnen helfen, wenn sie über die Grenzen nach Westdeutschland fliehen und um Aufnahme bitten. (Zusammengestellt zum Schulgebrauch aus Pfarrchronikberichten (Herbishofen) und Auswandererbriefen v,K.Schnieringer) Auswertung: Reformierte Jungbauern müssen auswandern (Gründe: Genannte Orte gehörten zur Herrschaft des Fürstabtes von Kempten. Wegen Glaubensstreitigkeiten und Unterdrückung der Reformierten in der Herrschaft Grönenbach bekommen solche Untertanen keine freigewordnen Lehen - auch Neubauten werden nicht erlaubt. Höfe und Grundstücke können nicht weiter unter die Hofnachfolger geteilt werden. Die Felder sind zu klein geworden). Warum die Könige von I reußen Kolonisten in ihr Land rufen (Werber, verlockende Angebote, Steuerfreiheit, geringer Pacht, kostenlose Bauholzlieferung, wenig Zehntabgabe, mehr Freiheit, keine Leibeibenschaft... nicht alle Versprechen v.erden gehalten) Ins Ungewisse ziehen ist gefährlich! (Fremde Menschen, andere Gesetze ,fremder Boden, Umstellung auf Tabakbau und Industriepflanzen, Hofbau, Urbarmachung des Bodens, schwere Arbeit, Existenzkampf, Unsicherheit). Gegenwartsbezug: Verhältnisse in der Ostzone-Enteigungen-KolchosenUnfreiheit und Zwangswirtschaft-Bauernflucht nach dem Westen--Vergessene Brüder kommen zurück-Hilfsmaßnahmen der Bundesrepublik. - Auswanderung von Deutschen in andere Länder, - (Wolga,Banat, Siebenbürgen und ihr. Schicksal! Thema 57-58 Bilder aus der französischen Devolution "Friede den Hütten,Tod den Palästen!" hieß einer der franz.Revolutions = Schlager.Der Haß des Volkes,der organisierten Jakobiner und Sanskülotten (bed.Langhosenträger-Adel trägt kurze Hosen)richtet sich gegen die Aristo kbaten,Feudalherrn,Privilegierten,gegen Priester und Klöster.Zu Tausenden flohen die bedrohten Personen in die Nachbarstaaten um dem grausamen Mor= den und Gemetzel zu entgehen. Auch in unserer Heimat klopften die Emigranten hilfesuchend an die Türen der Pfarrhöfe,an die Tore der Schlösser und an die Pforten der Klöster in Buxheim und Ottobeuren.Im Schloß Falken über Ittelsburg,im ehemaligen El= dernkloster und beim Engelwirt in Ottobeuren wurden die Geflüchteten un = tergebracht,verpflegt und versorgt mit Gulden,Lebensmitteln und Kleidung aus den Sachspenden einer hilfsbereitan Bevölkerung. Beim Engelwirt in Ottobeuren sitzen die Emigranten an langer T^fel.Ihre Gedanken sind in Frankreich,daheim in ihren Schlössern und Parkanlagen , die nun wohl v.om aufgebrachten Pöbel zerstört und ausgeraubt sind. Ein abgehärmter Emigrant aus Südfrankreich unterbricht das Schweigen.Er ist ein Graf,dem das Dorf N o d bei Limoges gehörte.Die dortigen Bauern waren seine Leibeigenen.Er berichtet von einer Bild 1: Volksversammlung in Nod: In Nods Gassen wimmelte es von Bauern umliegender Ortschaften,sowie von kleinen Bürgern und Fabrikarbeitern aus Limoges.Sie alle eilten nach dem Garten zum "Roten iioßn,wo sich,wie ein Plakat verkündete, die "Freunde des Volkes und Feinde des Tyrannei" wollten hören lassen.Finster und drohend blickten die Männer;es kochte heftig in ihren Gemütern.Bekannte riefen sich Schlagworte zu und ballten die Fäuste.Abgemagert waren die Bauern ; aus ihren Augen stierte der Hunger.Dürftig war ihre Kleidung.Die meisten trugen nur Blusen aus billigstem Stoff,Zipfelmützen und durchlöcherte Schuhe. Während Nods Bewohner zum "Aoten Roß"eilten,schlüpften ich{der Graf)und mein Besuch,der Herzog von Chatel,in Bauernblusen,um unerkannt dem Schauspiel im Dorfe beizuwohnen. Als wir jedoch den Garten betraten,trafen wir am Eingang auf Duval,den Dorfschmied,der uns sofort erkannte. Ein unbeschreiblich boshaftes Lächeln und höhnisches Grinsen verzerrte sein Gesicht.BreitDeinig stellte er sich vor uns auf,stemmte die Hände in die Ruften und lachte hellauf:"Seh ich recht,ha,ha,haiDer gnädigste Graf und der allergnädigste Herzog in gemeiner Bauerntracht? Jetzt kanns recht werden! Wölfe verwandeln sich in Schafe,jetzt wirds guti" Wir standen wie vom Himmel gefallen,offenen Mundes,ob solcher Frechheit vor unserem Leibeigenen,der nicht einmal die Mütze zum Gruße abgenommen hatte .-''Nichts für ungut!" sprach der Schmied weiter , "ich bin mit Ihnen zufrieden!Ihr seid gekommen um dem Volke den Lohn für schwere Arbeit und Frondienste,für Abgaben und Steuern,für Hunger und Elend zu bringen.Betrachten Sie gefälligst die Bauern da herum! Es sind lauter Hungerleidergesichter i" "Während der Schmied so sprach und schrie, sammelte sich ein ganzer Schwärm von Bauern und Blusenmänner.überall begegneten uns feindselige Blicke.Die Lage wurde gefährlich,wir wollten uns entfernen.Allein der Schmied wich nicht von der Stelle und der geschlossene Kreis um uns öff= nete keine Gasse.Als der Herzog sprach: "Erlauben Sie gütigst meine Herren!" antwortete der Pöbel mit schallendem Gelächter und von allen Sei= ten rief es : "Hört ihr! Gestern noch waren wir nunde,Sklaven,Bauern = vieh-heute sind wir schon Herren!" - "j^uhe!" schrie der Dorfschmied . "Ich sage euch,alles kriegt seinen Lohn auf der Welt.Der L0hn des Volkes sind Steuern,Frondienste,Hungerleiden,Jammer und Elend. 57/58-1 Wofür bekommt das Volk solchen Herrenlohn'.?-Für seine Tr.;Uo,fur Gehorsam* Mühen u.Plagen,Von wea bekommt das Volk seinen L0hn?-Vom allerchristl.Kö= nig u.von dsn gnädigen Grundherrn. Ist ss nicb so meine Fr eun.de? "„Ganz richtig:"scnrien die Urnstehenden,Der Schmied rückte an seiner Lederschür= ze;seine Augen brannten auf una Feudalen,wie er uns immer nannte,und fuhr weiter: "Auch die Ignad.Herren /aussen ihren Lohn bekommen.Welchen Lohn?-Hab und Gut,Mark und, Blut der Untertanen,dazu einträglicrte Ämter bei denen nichts zu tun ist als Loiadors und Ehren e-inzustr eiche „..weil das alles nicht anstrengend ist brauchn die Feudalen auch Zeitvertreib,sie wollen ihren Spaß haben.Ihr Spaß aber ist den Pöbel au quälen u.zu schinden. "Ah die Laternen mit den Schindern!"riefen die aufgehetzten Bauern.Duval nieste und rief weiter: "«.lies zu seiner ZeitSHÖrt meine -Red'über die un= nützen Esser zu Endelich sage j_uch,in ganz Frankreich muß eine neue Ordnung geschaffen werden-ein Haushalt,in dem jeder verhungern soll,der nicht arbeitet.Tod dem Mußigangi" "Tod der Tyrannei iFreih^it ;Gieichhüit i Bruder lichiteit ;Tod unseren Henfc~rnl An die .Laternen mit den Privilegierten und' AristoKraten "schrien die Bau= ern durcheinander.Ein wüster,gefährlicher Lärm umgab uns.Geballte Fäuste reckten sich gegen una,Stöcke wurden geschwungen,Verwünschungen und Droh= ung.ön ausgestoßen. Zitternd und hilflos standen wir vor der rebellierenden Menge und erwarteten alle Augenblicke gehängt zu werden.Ein schrilles Glockenzeichen aus dem Garten rettete unser Leben.Der Revolutionär aus Pa= ris war auf das rot verhängte Podium gesprungen um seine Hetzrede zu beginnen.Mährend die Bauern dorthin eilten,machten wir uns aus dem Staube, eilten zum Schloß,packten die notwendigsten Habseligkeiten zusammen und flohen.Wir haben unser Leben retten Können;aber wir haben uns am Zorn ds. Volkes mitschuldig gemacht.. 2.Bild: Pierre berichtet aus Paris. Ich war Diener meines Herrn in der Vendee.In Frühjahr ^793 kam ein Zivilkommissar aua Paris vor unser Schloß und überbrachte meinem Baron eine sehriftl.Einladung zu Robespierre nach Paris.Trotz aller (Tarnungen nahm mein Herr die- Einladung an und begab sich in die Behausung des gefürch= teten Tigers.Wir wurden freundlich empfangen und konnten mit Erlaubnis des gefährlichen Diktators und im Schutze des biurünstigen Dieners Jakob ganz Paris besichtigen. Air hatten vor den Revolutionsplatz,wo Scharfrichter auf der Guillotine ihr schauerliches Handwerk vollbrachten,zu besichtigen.Auf dem Wege dcrt= hin kamen wir in Lebensgefahr. Aas einem stattlichen Gebäude trug der PÖ= bei Geräte , Gemälde und Luxusgegenstände aller ü.rt auf die Straße, Off anbar wurde ein ^ristokratenhaus geplündert.Die Sanskülotten plünderten die Besitzenden und vollzogen das Recht der Teilung(Gleichheit I).Ein Gesetz der Nationalversammlung hatte nicht allein die Köpfe der Reichen,sondern auch deren Vermögen dem Pöbel preisgegeben.Nur herrschende Proletarier waren unverdächtige Patrioten,alle Reichen und Fremden dagegen waren höchstverdächtige Feinde des Vaterlandes. i/Jir sahen der Plünderung zu,hörten Spottreden über die Feudalen u.Aristo= kraten;wir hörten die Schlagwörter über Freiheit und Gleichheit und ver= mochten es den anderen nicht gleich zu tun mit Spottreden und Beifallklat= sehen,Dadurch sind wir einem Bürger verdächtig aufgefallen.Er machte sich an uns heran und sprach:"Bürger,freust du dich nicht an unserem Tun?"lch erwiderte,daß ich aus der Fremde käme und mir die Pariser Kevolutions = brauche noch unbekannt seien."Kerl,du bist ein Lebensmüder,weil du selber sagst,daß du ein Fremde bist.Alle Fremden müssen nießen(-sterben) .Kerl,-" du bist verhaftet und der Gefangene des Bürgers Piron aus Paris.Komm Mit!" "Langsam Bürger Piton!"sagte ich,"noch bin ich Gast des regierenden Bür = gers Robespierre,der kennt mich besser als du.Deshalb rat ich dir selbst zu nießen,wenn du ein Freund der Guillotine bist."- Piton wich zurück u. rief:"Willst du mich übertölpeln" als ich ihm sagte er solle mit zu mei= nera Gastgeber gehen.schrie er um Vergebung:"Bürger ich war ein Tölpel! Ich war ein TÖlpsö,aber nur aus Vaterlandsliebe!" 57/58-2 ' Bald kamen wir zum Platz der Revolution. Alle umliegenden Häuser waren mit dreifarbigen Fahnen beflaggt. Mit Riesenbuchstaben war auf die Häuser geschrieben: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit I" Alle Fenster standen offen, dicht mit Schaulustigen besetzt. Überall tauchten knallrote Jakobinermützen in der Menge auf. Die schmutzige Kleidung der Sanskülotten, das struppige, ungekämmte Haar, die dreckigen Gesichter, die wüsten, mordgierigen Züge verliehen der Menschenrasse ein schauerliches Gepräge. In der Mitte des Platzes erhob sich ein Gerüst aus Balken und rohen Brettern, das Schafott. Eine Treppe führte empor. Vor dem Fallbeil warteten Oberscharfrichter Samson und seine Knechte, alle in blutroter Kleidung. Sie köpften Tag für Tag Frauen, Mädchen, Greise, Kinder, alle mit gleicher Erbarumungslosigkeit. Nur einmal weinte Samson bei seiner Henkersarbeit, als er zwölf Mädchen aus Verdun köpfen mußte, weil sie mit einem preußischen Offizier getanzt hatten. Weil er ein Fremder, ein Gegenrevolutionär und angeblicher Aristokrat F'^sen sei, wurde am 27. Nov. 1793 der aus Memmingen stammende Kaufmann und Leinwandhändler Michael Schütz in Lyon enthauptet. Der Konvent warf ihm vor, er habe als Sekretär der Sektion Rousseau republikfkindliche Schriftstücke unterschrieben und auch durch sein Verhalten als Feind der Republik und als ein Aristokrat sich entlarvte (Aus dem Tagebuch des Memminger Strumpfwirkers Joh. Wintergerst 1817)« So schnell waren die Revolutionäre in allen franz. Städten und überall zeigte sich dasselbe Bild: Um das Schafott ragten. hohe Masten mit den republikanischen Bonnern. An jedem Mäste die bekannten Aufschriften über Gleichheit und Brüderlichkeit. Lar^pnd bedeckten die Städte den Platz, als wäre das Guillotinieren ein lustiges Schauspiel. Dieses Volk ohne Gott und ohne Moral beklatschte die grausamsten Mordszenen, wie einst die heidnischen Rö".e.r in der Arena. Neben mir hörte ich sprechen: "Bürger, heute werdvA.'. 166 Köpfe rollen, morgen werden es 170 sein." (Im Jahre 1793 wurden von März bis Juni allein in Paris 94577 unschuldige Menschen enthauptet). Als unter furchtbarem Getöse, Lärmen und Jubeln fünf Henkerkarren mit Gefangenen herangefahren wurden, verließ ich mit meinem llerrn Platz der Revolution. Zuhause sagte mein Baron: "Die Revolution frißt ihre eigenen Kinder, Schuldige und Unschuldige, Kinder, Greise, Priester, Nonnen und Aristokraten. Wir haben nur einen Tropfen des Blutmeeres gesehen. Es mordet und würgt durch ganz Frankreich, in jeder Stadt, in jedem Dorfe und Weiler. Die Tranen füllen einen ganzen Ozean. Das alles ist die Ernte einer bösen Saat". Die Aussaat des Unglaubens und der Gottlosigkeit. Meinst du Pierre, die Franzosen seien über Nacht zu Mördern, Henkern und Bestien geworden? Das erste Samenkorn fiel vom Throne, es wuchs zum Unkraut heran und vergiftete alle Schichten des Volkes. Es wurde zur Lüge, zu Gotteshaß, Tyrannei, Schwelgerei und Lasterhaftigkeit des Adels and dann des ganzen Volkes. Mein lieber Pierre, das Fallbeil ist nichts anderes als der Ganthammer unserer bankrotten Zeit. Frankreich hat bankrott gemacht in seiner Religion, in seiner Moral, im Leben der Gemeinschaft, in der Kunst, Wissenschaft und Politik. Bankrotte Nationen kommen unter den Hammer der Züchtigung Gottes. !iBie haben den Sonntag und Gott abgeschafft, sie haben Kirchen zu Pferdeställen gemacht. Auch die Kirche zu Dijon, in der unser Ottobeurer Orgelbaumeister Karl Riepp bestattet wurde, ist zur Scheune der Gottlosen gemacht worden. Mit uns Emigranten hat es der Herrgott -f^h gut gemeint. Er hat uns das Vaterland genommen, uns aber das Aeben gerettet und uns zu guten, hilfsbereiten, mitleidigen Menschen geführt. 58-3 5. Bild: Militärdiktatur unter Konsul Napoleon Im ehemaligen Friorat des barocken Eldernklosters sind die französischen Geistlichen untergebracht. Auch der Pfarrer von Cllarzried.. ein frz. Emigrant, der die neuerrichtete Pfarrei zu versorgen hatte, kam zeitweise zu seinen Brüdern nach Eidern. Er zieht einen Brief aus Paris aus seiner Sutane. Ein bekannter Baron una Freund Napoleons berichtet ihm die Verhältnisse in der Hauptstadt 1797: 'Wie sich alles verändert hat in der großen, gefürchteten Stadt! Das Gesindel ist zwar noch da, aber zahm. Die Sanslm lctten gehen umher wie bissige Hunde mit Maulkörben« Die Freihei.sbäume und Fahnen sind fort* Die großen Worte von Freiheit, Gl ichbeit und Brüderlichkeit an den Häusern sind überstrichen ode vorn Wetter abgewaschen. Dennoch scheint nur äußerlich Ordnung zu sein, innerlich ist noch Verfall; Frankreich ist noch krank. Ich nahte mich kürzlich einer Menschengruppe, die : eseni vor einem Plakate stand. Es hieß: Franzosen! Die Konsuln, we che aus der Wahlurne hervorgingen, sind fest entschlossen die Repujlik zu retten und wieder Ordnung zu schaffen. Es ist Zeit, daß man die Freireit der Bürger und die Rechte des Volkes sicherstellt. Die Monarchie wird ihr Haupt nicht mehr erheben. Die grausigen Sparen der Devolution sollen ausgelöscht werden. Eine neue Zeit beginnt, in welcher Republik und Freiheit keine leeren Namen mehr sein werden. Während ich mitlas, hörte ich hinter mir ein spöttisches Gelächter» "Napoleon Bonaparte, erster Konsul - er ist ein Cäsar, er ist ein Tyrann und Diktator!" Als ich mich nach dem Sprecher umsah, redete mich der gutgekleidete Mann an: "Diese Bekanntmachung ist Napoleoas jüngste Lüge. Freiheit sagt er, aber er denkt an Knechtung des Volkes, an Tyrannei - er hat den Teufel im Herzen! Er schmiedet an einer Militärdiktatur.Hören Sie Fremder, wie er es anpackt: Am 'lü.N'ov, trat Bonaparte, umgeben von seinem Generalstab, in den Sitzungssaal des Senats. "Hinaus mit Dir!" riefen die Senatoren, "hinaus Gäsa:?! Hinaus Cromwell!" Da schlug Napoleon an den Degen und rief: ''Dagogen muß ich protestieren! Ihr denkt an Frankreichs Rettung und imn werde Euch zu unterstützen wissen. Ich werde an meine Soldaten appellieren. Bedenkt daß mich der Gott des Glückes und der Gott des Krieges geleiten". Und nun geht er vom Senat weg in den Fat der Fünfhundert. Groß ist die Aufregung. Man ruft ihm zu. "Nieder mit dem Diktator! Tod dem Tyrannen!" Mail umringt ihn und nennt ihn einen Schurken. Napoleon erbleicht, seine Grenadiere eilen herbei und tragen ihn weg. Eine Stunde später stürmen 2 Kolonren Soldaten den Saal und werfen mit den Bajonett alle Fünfhundert hinaus. Heute gibt es keinen Senat mehr, keinen Rat der FU.iiih.unM--- \ , sondern nur Konsuln und Staatsräte, lauter willenlose Knechte Napoleons. - So hat nun Napoleon, berichtet der Schreiber weiter, die Revolution wohl beendet, aber eine andere nationale Diktatur aufgerichtet. Er ist mächtiger als alle anderen vor ihm, denn er hat das Militär auf seiner Seite. Wo sie ihn treffen rufen die begeisterten Soldaten: "Vivat Napoleon Bonaparte!" Er will Frankreich zu neuer Größe und Macht Europas heranführen. Er wird zu einer Gefahr für ganz Europa werden. (Nach Bonl = nie..., B-nkrct„; 58-4 Auswertung: au. Bild 1: Volksversammlung in Nod. Nach Ausbruch der Revolution 1789 in Paris eilen Beauftragte von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, um die Revol. zu sichern, auszubreiten und auch die Bauern zur Rebellion zu veranlassen. Dorfschmied Duval ist ein Revolutionär, er kennt alle Schlagworte seiner Zeit und sagt seinem Herrn die Ursachen des Volkszornes und der Erhebung ins Gesicht. Er zeigt auf, was die Untertanen ihren Herrn gegeben und was ihr Dank für ihre Treue und Arbeit war. - Begriffe klären: Pöbel, Feudale,' Privilegierte, Fron, Tyrannei, Aristokraten, Rebellen, Rebellion, Revolution u.a. Anschauliche Darstellung des Verhältnisses Grundherr-Leibeigener, das in Deutschland ähnlich wie in Frankreich war, etwa so: Schloß des GrundherrnFeudalherrn, Privilegierten od.des Aristokraten Aus den Dörfern holt sich der •f'fv-/m Kraft u.Arbeit seiner Herrschaft Grundherr. ■■■■ \ \ X Korn-u.Blutzehnt Todfall ■ ■ ■ « ' > » 1 Tl 1 Fröndierfste Knechte Mägde Steuern,Abgaben Lehengelder Taxen Der König verlieh sei= nem Adel besondere Privilegien Fronrecht Marktrech t Justizrecht W7 Zollrecht 58-5 Die Einnahmen aus diesen Privilegien fließen teils in die Kasse des Königs, teils in die der Bevorzugten. Die Gelder werden vor den Augen der Untertanen verwendet zu luxuriösen Bauten, zu verschwenderischen Festen und einer Hofhaltung, die dem sparsamen, hungernden Volke mißfällt. Das Beispiel des hohen und niederen Adels ist die böse Aussaat, der Same der furchtbaren Revolution. Herauszuarbeiten sind die Ursachen der Revol. - die Ausbreitung rev. Ideen über Frankreichs Grenzen hinaus. Bild 2: Begriffe Zivilkommissar, Robespierre ein gefürchteter Tiger. Diktator, Jakobiner, Sanskülotten (trugen im Gegensatz zum Adel lange Hosen), Revolutionsplatz, Guillotine, Luxus, Nationalversammlung, Proletarier, Patrioten, Republik und Monarchie, Konvent,.. Was bedeutet der revol. Schlager: ----- "— frei von Leibeigenschaft, von Bedrückung, von Frondiensten, Freiheit der Rede, Freiheit der Presse, Freiheit der Relig. Freie Berufswahl Freizügigkeit Gleichheit vor dem Richter vor dem Finanzamt gleiche Rechte, Gesetze, gleiche Lasten gleicher Besitz Jagd- und Fischrecht Brüderlichkeit?" Besseres Verhältnis Herr-Untertan! Kein Kastengeist u. Standesunterschied, keine Privilegien. Jeder ist Bürgerdeswegen einheitliche Bluse,Mütze, Hosen. Vergleiche die Forderungen mit den All^üuern 12 Bauernartikeln aus dem Jahr 1525! Vergleiche die Schlagworte mit der Tat! Auf welche Weise wurde versucht die Gleichheit herzustellen? Wie unbrüderlich waren die Männer der Revol. unter sich, mit ihren Herren, mit den Geistlichen und Nonnen, mit der Königsfamilie? - Was nützten den Franzosen die Freiheitsbäume (Schulmannbild l), wenn jeder unfrei war und einer den Verrat des anderen fürchten mußte. Warum fraß die Revolution ihre eigenen Kinder? 'Aas bedeutet: Frankreich hat bankrott gemacht? Was sagt Schiller in der Glocke von franz. Devolution (Lesebuch S. 322)? - Zusammenfassen der wichtigsten Erkenntnisse! Bild 3' Militärdiktatur Napoleons: Wer ist Naprifeon Bonapart, der Korse? Auf welche Weise kam er an die Macht? Mit Hilfe des Militärs, das ihm sehr ergeben ist, schuf er zunächst Ordnung in Frankreich; die Schreckensmänner Maron, Danten, Robespierre, Chaumett (Bürgermeister und Gotteslästerer von Paris) haben das Schofott bestiegen; Napoleon machte sich selbst zum ersten Konsul. Er glaubt der Glücksgott stehe ihm bei - mit seiner Hilfe vertreibt er Senatoren und den Rat der Fünfhundert - schafft damit die Demokratie ab und errichtet die Diktatur, zunächst in Frankreich, dann über ganz Europa. Bald wird er seine begeisterten Soldaten über die Grenzen Frankreichs führen. Ihm aber eilen voraus die revol. Ideen; herübergetragen von Emigranten, Zeitungen, Briefen und Kaufleuten (Gottlosigkeit, Trennung von Kj_rche und Staat, Kirchenverfolgung, Naturalismus, Sozialismus und Kommunismus). Sie breiten sich über ganz Europa aus und führen zu neuen Aufständen: 1809 in Tirol- 1810 - 1825 Abfall der Spanischen Kolonien in Südamerika; 1821 - '1829 Befreiungskriege in Griechenland; 1830 Aufstand in Belgien; 1830/31 Aufstand in Polen; 1848 Aufstände in Ungarn, in Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Pfalz und besonders im Allgäu; 1905 und 191? Revolution in Rußland, die sich nun gegen den Westen wendet. Gegenwartsbezug: Aufstände in den unfreien Ostgebieten u. Afrika. Lesestoff: für Schüler im Lesebuch. - Für den Lehrer: Zierer,Bild der Jahrhunderte " .... ; Conrad Bonlanden, Bankrott. ^8-6 Thema 59 Prinz von Condee will Frankreich befreien* Nach dem Königsmord beginnt in Frankreich die große Emigration* Die deutschen Rheinstädte stecken voller Flüchtlinge. Adel, Bischöfe und Geistliche suchen Schutz und Hilfe bei Klöstern, beim deutschen Adel und bei Bürgern* Im Markt Ottobeuren wurden zwei Emigrantenquartiere und ein Durchgangslager errichtet. Daneben waren zahlreiche Geistliche im Küster und in Eidern untergebracht. Anno 1796 waren es 68, darunter auch franz. Bischöfe. Jeder durchziehende Emigrant erhielt einen Federtaler, ein Adeliger 8-11 Gulden, ein Geistlicher 13 Karolinen. Insgesamt gab Ottobeuren den frz. Flüchtlingen vom Jahre 1793 ab bei 20 000 Gulden, außerdem Verpflegung, Kleidung und Wohnung» In das Deutsche Reich emigrierte auch Prinz von Condee, verwandt zu den Burbonen. 1789 kam dieser hochadelige und angesehene Aristokrat nach Brüssel und Turin und bildete 1792 in Koblenz eine Emigrantenarmee mit dem Ziele in Frankreich die Revolutionäre zu vertreiben und die Monarchie wieder aufzurichten. Waffen, Sold und Verpflegung gaben das Reich und der deutsche Adel. Den Franzosen bleibt diese Revanchearmee nicht verborgen. Die Republikaner, auch Patrioten genannt, versuchen einem Angriff der Condeer zuvorzukommen. Die politischen Ereignisse sind: folgende, 1795 schließt Preußen den Seperatfrieden mit Frankreich, welches sofort Italien angreift, Mailand besetzt und den Österreichern die Lombardei wegnimmt. Der Kaiser schickt seine Reichstruppen vom Rhein nach Süden; die Armee Condees folgt nach, damit sie nicht isoliert steht. Diese Bewegung paßt in die Planungen frz. Militärs. Unter General Moreau überqueren die Franzosen am 23. und 24. Juli bei Straßburg den Rhein, nehmen Karlsruhe, Philippsburg und Mannheim. Eine andere Heeresgruppe erstürmt den Kniebis-Paß und öffnet den Weg nach Schwaben'. Die Condeer fliehen vom Rhein zur I^ler, nach Memmingen-Mindelheim-Oberkarnmlach. Wilde Gerüchte gehen dieser Emigrantenarmee voraus. Memmingen verschließt die Tore, bewaffnet die Bürger. In Ottobeuren gräbt man die silbernen Löffel (Schmuckund Wertsachen) weg und hält Betstunden ab um die Bevölkerung zu beruhigen - bisher war alles blinder Alarm! Bald aber kommen scharenweise Flüchtlinge und Ausgewiesene nach Schwaben. "Adelige, Geistliche, Offiziere, Beamte, Kaufleute und Künstler ziehen in prachtvollen Wagen durch Schwaben und Bayern.n Dichtauf folgen die Condeer. Am 9« August kommen 500 von Biberach nach Mindelheim, einige Stunden später die Condee-Armee mit 12 000 Mann. In Mindelheim und Kammlach bezog die Emigrantenarmee feste Position. Am 10. August ritten 6 Condeer mit blanken Schwertern in Ottobeuren ein. Weil einer frech wurde, rissen ihn die empörten Bürger vom Pferde. Sie verlangten Wein, Bier, Fleisch und Brot. Man hat es ihnen gegeben. Die Condeer hatten keinen guten Ruf. Wohin sie kamen mißhandelten und bedrohten sie die Leute, raubten^ plünderten was sie brauchten. In Erkheim schnitten sie dem Mindelheimer Postillion den österreichischen Doppeladler aus dem Rocke und sagten: "Jetzt gibt es kein Reich mehr!" Die Condeer hatten gar bald vergessen was die Deutschen an ihnen selbst und an ihren Landsleuten Gutes getan hatten. Wo die Condeer auftauchten, erschienen auch bald die frz. Patrioten (Republikaner). Am 11. Aug. kamen bei 24 000 Mann durch Dankelsried um die Condeer im Kammlacher Feld zu umstellen. Die ganze Umgebung, besonders die Dörfer an der alten Heeresstraße Memmingen-Mindelheim hatten sehr unter den Truppendurchzügen beider Armeen zu leiden. Am 13. August 1796 begann die Schlacht bei Kammlach-Mindelheim-Erkheim. Die im Bereich des Aufmarsches liegenden Dörfer litten erbärmlich. "Die Kirchen wurden geplündert, Tabernakel und Opferstöcke erbrochen, Kelche geraubt, "Wohnhäuser beschädigt, durchlöchert, ent59-1 fenstert und auf den Feldern lagen viele hundert Leichen. Mindelheim hatte die ganze Last der Verpflegung zu tragen. Sieben Tage lang gab es kein Brot mehr... "Die Condeer verloren die Schlacht, hausten auf ihrem Rückzug übel. Abzug der Armee nach Augsburg am 20. August. Folgt hitziges Gefecht der Republikaner mit dem Reichsheer - beiderseits schwere Verluste.' Ausweitung der Kämpfe bis München. In den Treffen bei Neumarkt, Trinning und Kastei werden die Franzosen geschlagen. In Eilmärschen treten sie den Rückzug durch Schwaben an den Rhein an. Von den Vorgängen im Jahre 1796 liegen in fast allen Pfarrämtern Berichte vor (gesammelt in Sontheimer, Geschichte der Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren, Band I-V). Der Pfarrer von Westerheim schrieb: ... Am 9« Aug. 1796 morgens 4 Uhr ka,.a vor Jen Pfarrhof ein junger Condee-Offizier, der sich als Major ausgab. Beim Eintritt in mein Zimmer sagte er herrisch: "Hier wird mein General logieren!" Ich erwiderte unerschrocken: "Hier wird kein General logieren!" und zeigte ihm mein Gastzimmer, in dem bereits ein General war. Ich lud die Offiziere zum Frühstück und Mittagessen ein; sie waren zufrieden. - Nachmittags 3 Uhr hörte man allgemeines Sturmläuten aus den Nachbarorten. Auch unser Mesner stürmte, was ich ihm sogleich verbot. Trotzdem umgaben sofort mehrere Husaren das Dorf. Mein Pfarrhof wurde geplündert. Zwei Mann drohten mir mit Stockstreichen, wenn ich mein Pult nich öffne. Sie nahmen alles Geld heraus. Zum Abschied verlangten sie noch Wein, Bier und Brot. Kurz darnach arretierten mich 2 Offiziere und führten mich nach St. Barbara hinaus. Ich wurde mit Spottreden empfangen, wegen des Läutens gefragt und schließlich entlassen* Inzwischen wurde der Pfarrhof abermals geplündert. 20 Offiziere verlangten von mir Speise und Trank. Sie verzehrten den letzten Vorrat. Unter den Offizieren trug einer das Ludwigskreuz. Er wollte mir beide Pferde und die Chaise abnehmen; aber ich hatte sie zuvor entfernt. Arn zweiten und dritten Tage raubten sie mir 2 Ochsen, 60 Viertel Haber, Heu und Stroh. Die Unholde verübten alle erdenklichen Bosheiten, verbreiteten Angst und Schrekken, wenn man nur den Namen Condeer hörte. Den Mesner vom hl. Kreuz schleppten sie fort und behielten ihn bis zum 24. Aug. im Arrest* Auswertung:Deutschland nimmt die Emigranten Frankreichs auf, verpflegt und schützt sie. - Die Condeer, selbst Flüchtlinge, führen sich auf wie im Feindesland. Sie zeigen sich dem Gastland gegenüber sehr undankbar. - Die Condeer erhielten Waffen, Geld, Kleidung, Verpflegung größtenteils von den Deutschen. Das Reich wird deswegen in den Krieg mit Frankreich verwickelt, die franz. Armeen über den Rhein gelockt. - Feindliche Truppendurchzüge verursachen Angst, Schrecken, Leiden, Verlust an Hab und Gut. - Französische Truppen (Republikaner) tragen revolutionäre Ideen, Lieder und Schlagworte in das Reich herein (siehe Postillion!). - Im Gastland muß man sich ordentlich aufführen - sich dessen Ordnungen beugen - Undankbare Menschen machen sich unbeliebt... Gegenwartsbezug: Asylrecht für Flüchtlinge und Verfolgte aus den Ostländern, aus Algerien (Frankreich), aus dem Kongo, aus Indien.. ist Christenpflicht! Welche Organisationen helfen? Tätigkeit d. Roten Kreuzes! Quellen: Heimatbrief 15, von Schnieringer. - Sontheimer, s.oben! Lesestoff: für Schüler: Memminger Heimatbuch S. 51,108. 59-2 Thema 61 Bayern unter König Max Josef I. 1 . Altba,yern--Neubayern: Bei uns nennt man den Ostwind "Bayernwind". Er weht über die altbayerische Lechgrenze nach Schwaben, das erst seit 18O2 zu Bayern kam%. Zuvor waren der Biscnof von Augsburg, die Fürstabtei Keapten, da^ Reichgotteshaus Ottobeuren, die Klöster Buxheim, Roth u.a., die freien Reichsstädte, reiche Patrizier und Fürsten (Fugger in Boos, Babenhaöse-ii., Rettenbach - die Herrn von N-uburg, Ottingen, Wallerstein..) die Grundherrn des Gebietes zwischen Hier und Lech, den Alpen und dem Hesseiberg. Über dem Lech lag Altbayern mit Ober- und Niederbayern; dazu gehörte ferner die Rheinpfalz. 2. Wie Schwaben bayerisch wurde: 1799 starb der bayer. Kurfürt Karl Theodor.'Nachfolger wird der Wittelsbacher Kurfürst Max Josef IV. Kurz nach seinem Regierungsantritt kämpft er mit den Österreichern gegen die Franzosen und verliert nach dem Luneviller Friedensschluß 18O1 alle seine linksrheinischen Besitzungen. Zu seiner größten Überraschung fielen nun die Osterreicher brandschatzend in Altbayern ein und besetzten München. Max Josef floh nach Ansbach und Bayreuth» Sein franzosenfreundlicher Minister, Freiherr von Montgelas, war in solcher Zwangslage bestrebt Bayern unter den Schutz Frankreichs zu stellen. 18O1 konnte er mit Napoleon ein Schutzbündnis abschließen. Bayern wurde für die verlorenen linksrheinischen Gebiete entschädigt und erhielt die Bistümer Würzburg, Bamberg Augsburg, Freising, Teile des Hochstiftes Augsburg, die übteien Kempten, Ottobeuren, die Reichsstädte Schweinfurt, Memmingen, Kaufbeuren, Nördlingen, Rothenburg und Windsheim. - Napoleon war mit seinen Gönnern großzügig. Er zog willkürlich Grenzen im deutschen Reichsgebiet, verschenkte von seinen Eroberungen nach Lauae und politischen Absichten. In späteren Jahren kamen weitere Schenkungen wie Tirol, Vorarlberg, Trient, Brixen, Eichstätt, Ansbach und Salzburg hinzu. So wurde während der napol. Diktatur im Laufe weniger Jahre aus dem kleinen Altbayern das große Neubayern, zu dem auch unser Schwabenländle gehört. 3»"Vivat Napoleon Bonaparte I" lesen wir hundertmal im ehemaligen Pferdestall des Pappenneimschen Amtshauses zu Herbishofen (Pfarrhaus)t Begeisterte französische Dragoner, die seit 18O1 bis 1814 unser Gebiet durchzogen, sich einquartieren und verpflegen ließen, waren die Schreiber. Im September l8o2 lagen österreichische Truppen in der Stadt Memmingen. General Mack befahl den Ausbau der Befestigungsanlagen. Vom aillgäu bis zur Donau wurden bei 4000 Erdarbeiter, Zimmerleute, Handwerker und Schanzarbeiter zusammengetrommelt. Die Herrschaft Grönenbach lieferte 200, Ottobeuren 400, Buxheim 600 Stämme zu Palisaden, Sturmpfählen und Spanischen Reitern. Die notwendige Verpflegung Konnte kaum aufgebracht werden. Noch während der Befestigungsarbeiten erschienen am 13« Okt. 18O2 die Franzosen mit 12000 Mann, beschossen und eroberten die Stadt und befahlen die Schleifung aller Befestigungsanlagen, die allerdings wegen Bestechung nur teilweise durchgeführt wurde. - Von jetzt an seufzten die Schwaben unter den drückenden Quartier- und Verpflegungskosten, unter den Übergriffen der Soldaten, wie auch unter der Rückführung gefangener Österreicher (nach Austerlitz!). 18 Bauern in Buxach und Hart hatten in 19 Tagen 4289 Mann zu verpflegen! In vier Tagen wurden 10 000 gefangene Österreicher durch Memmingen geführt (6,-IO.Sept.) 4. Die Säkularisation: Das Ottobeurer Knabenschulhaus am Marktplatz war einst die Pfarrkirche St. Pater; das barocke Eldernkloster ist bis auf den letzten Stein abgebrochen, Kloster und Amtsgebäude sind Eigentum des Staates; in ün^erhausen. 61-1 steht die St. Johanneskirche mitten im Feld ohne Turm; in Woringen fehlt die Martinskirche, auf dem Falken das geräumige, vieltürrnige Schloß; in fast allen Orten fehlen die wappengeschmückten Zehntscheunen. Das Ottobeurer Haus in Memmingen wurde Gefängnis, die Klöster der Stadt sind anderen Zwecken zugeführt worden. Was ist passiert? Bayerns Kurfürst mußte von den reichen Schenkungen Napoleons 18O2 erst Besitz ergreifen. Er schickte seine blauuniformierten Soldaten und Offiziere zu den bisherigen Landesherren und ließ ihre Besitzungen als enteignet erklären; die Klöster wurden im IN am es des Kurfürsten aufgehoben, die Mönche entlassen, Zellen und Säle versiegelt, die bisherigen weltlichen Beamten auf den Kurfürsten vereidigt und zur Fortführung ihrer Dienste verpflichtet. Ihre erste Aufgabe war die Anlage von Inventarverzeichnissen aller beweglichen und unbeweglichen Güter . "Weil der Kurfürst dringend Geld brauchte, c sollte in den folgenden zwei Jahrzehnten alles versteigert werden was der Staat nicht selbst benötigte. Insgesamt wurden allein im Allgäu+säkularisiert, darunter die Fürstabtei Kempten, die «eichsabteien Irsee, Isny, Ottobeuren, St. Mang in Füßen, Kreuzherrn in Memmingen, Kartause Buxheiiii, Kollegiatstift Grönenbach. Reichen Erlös erzielten die mönigl. Bayerischen Aentbeamten Wikermann und Durocher (Durosche') in Ottobeuren. Sie versteigerten u. a. aus den Klosterhöfen Wolferts, Böglins, Boschach 64 Fferde, 41 Mastochsen, um 2889 Gulden Bauholz aus den herrschaftlichen Sägewerken, um 1676 fl. Ziegelsteine aus den Ziegeleien in Ottobeuren; 150 FuderWein, Bier, Mehl und Vieh um 290 000 Gulden; Schmück und Wertsachen aus Gold und Silber um 6000 f1. wurden in München eingeschmolzen; das Eldernkloster wurde abgebrochen, die Steine verkauft; Bilder, Altäre, Glocken, Kirchenstühle^ Beichtstühle, Meßgewänder, Statuen und aus allen geschlossenen und abgebrochenen Kirchen und Kapellen öffentlich an die Meistbietenden versteigert - wir finden die Gegenstände vielfach in den Kirchen unseres Landkreisesi An Keinem Ort ist die Säkularisation vorübergegangen. Die Zehntscheunen hat der Staat verkauft oder abbrechen lassen, die Herrschaftswaldungen sind heute Staatswälder; die Zehntabgabe wurde umgewandelt in Bodenzins (Grundsteuer); herrschaftl. 'Weiher verkauft an Gastwirte; die Lehenhöfe konnten von den damaligen Inhabern käuflich erworben werden. Die Enteigung des kirchlichen-klösterlichen Eigentums ist das Werk des AufKiärers Montgelas. Seine kirchenfeindliche Einstellung verriet er auch durch Verbote von Feiertagen und kirchlichem Brauchtum. Merkwürdig erscheint uns heute, daß die damals noch hörige Bevölkerung alle Kirchenfeindlichen Maßnahmen ruhig hingenommen hat. 5« Bayern wird Mitglied des Rheinbundes 180616 Süddeutsche Staaten schließen sich dem Rheinbund an. Die Auflösung des Römischen Reiches Deutscher Nation ist die Folge. Bayern und Württemberg erhalten abermals Gebietszuwachs; denn nunmehr wurden alle reichsunmittelbaren Fürstentümer und Ritterschaften der Landeshoheit unterstellt. Rettenbach (fu .gerisch), Eisenburg, Kronburg, Buxheim (Bassenheim) werden bayerisch. - Als Mitglied des Rheinbundes verpflichten sich die Bundesfürsten, die alle bisherigen Rechte behalten durften, Napoleon in allen seinen Kriegen beizustehen. Sie haben 63000 Mann zu stellen, jeder gefallene oder verwundete Soldat ist zu ersetzen, Bayern hat 20 000 Mann zu stellen. Die Gedenktafeln in unseren Pfarrkirchen, auf Befehl König Ludwig 1. angebracht, erzählen von den Opfern unserer Heimat, die "für König und Vaterland" in den Jahren 1806, 18U9, 1812 und 1813 für den Diktator Europas, Napoleon Bonaparte, gebracht werden mußten. +)23 Stifte und sonstige Ordensniederlassungen.. 61-2 o.Bayern wird Königreich 1806 In der Silvesternacht 18O5/O6 traf Napoleon in München ein.Am Neujahrsmorgen marschierte der Landesherold mit der Bürgerwehr durch die Stadt u.ver= kündete unter Paukenschlag und Trommelwirbel,daß Kurfürst Maximilian IV. nunmehr König (Max.I.)von Bayern sei.In ganz Bayern,in Stadt und Dorf wur= de dieses Ereignis gefeiert.Bei Hofe war großes Konzert,dem auch Napoleon beiwohnte.Die -Bevölkerung erwartete vom ersten bayer.König eine bessere Zeit. 7.Bayern unter Max Josef I. "Bayern hatte Glück,diesen grundgütigen,freundlichen Mann zum Fürsten zu er= halten in einer Zeit,wo es galt aus einem Lande mit verrotteten Zuständen ein Staatswesen in neuem Geiste zu schaffen."Minister Montgelas bekam den Auftrag die inneren Zustände des Landes neu zu ordnen.Zu den bedeutendsten Maßnahmen der Regierung gehörten: a)Die Käuflichkeit der Staatsämter wird abgeschafft.Die Regierung wird vier Ministern übertragen(Äußeres,Inneres,Finanzen,Justiz). b)Niederlassungsrecht für Nichtkathol:ken.Übernahme v.Unterr.u.Erziehung d. den Staat.-Einführung allgem.Schulpflicht von 6-18 Jahren-Errichtung von Lehrerbildungsanstalten in jedem Kreis(Lauingen 1825)-Einführung der Pok= kenschutzimpfung als Pflicht. c)Gleichheit aller Untertanen vor dem Gesetz(l8o8)-Aufhebung der bevorrech= tichten Landstände-Aufhebung der Leibeigenschaft 1808. d)Einführung d.allg.Wehrpf licht; Auf Stellung von Bürgerwehren(l8o7i,in Mem = mingen 1 Battl.Infantrie und 1 Eskadron Kavallerie. e)Das Staatsgebiet wird in 8 Kreise benannt nach Flüssen(l8l7)wie Oberdonau= Jllerkreis;ab 1837 geschichtl.Namen wie Schwaben,Bayern,Franken... fAbschaffung der Folter l8o8;neues Strafgesetz 1813.-Gleichberechtigung der drei christl.Religionendcath.ev.ref.)-Beschränkung der Zunftrechte. gEinheitliches Maß-und Münzsystem.-Förderung der Landwirtschaft,des Gewer= bes u.der Industrie:Jährliche Industrieausstellung in München* Oktoberfest i)Am 18.Mai 1818 gab der König seinem Volke eine Verfassung(Montgelas war entlassen).Seit 1819 gibt es in den Dörfern Keinen Amtmann mehr;an seine Stelle trat der gewählte Bürgermeister und Gemeinderat.Bayern gab den anderen deutschen Staaten ein gutes Beispiel.Freiherr von Stein sagte dazu: "Die neue bayer.Verfassung ist eine wichtige Erscheinung...der ausgestreute Same wird aufgehen und reifen;die Nachkommen werden mit Achtung u.Dankbarkeit die Namen der Urheber nennen." Erkenntnisse: ö'eubayern ist ein Gnadengeschenk Napoleons, zusammengesetzt aus 83 Gebietstei= len.Die Bindung an Frankreich kostete den Deutschen große ü-pfer.Die Säkularisation 18U2 war d^~ ''werk kirchenfeindlicher Kräfte.Die geistl .Fürsten konnten sich den weltl.Fürsten mit Militärmacht nicht widersetzen.Die Enteignungen waren ein Unrecht.1918 hörte man sagen: vtfie gewonnen,so zerronnen!Auch in un= serer Zeit werden Enteignungen durchgeführt-ceispieleIGeschädigte verhalten sich staatsfeindlich oder fliehen!-Die Agl.Maßnahmen dienten dem Wohl des Volkes und verbesserten z.Teil die Lebensbedingungen,förderten Gesundheit,Bildg. Kunst,Gewerbe,Handwerk,beseitigten den Kastengeist u.Privilegien... Quellen: Stieglitz,Aus Heimat und Welt.1928 Verlag Schnell.München Rottenkolber,Geschichte des Allgäus.Verlag Kösel-Pustet München. Zoepfl,Das Bayerische Schwaben,überblick: über seine Geschichte.-Verl.Kempten Miedel,Führer durch Memmingen uE Umgebung.-Schnieringer,Geschichte des Marktes Ottenbcuren,I.Teil.-Selbstverlag. 61-3 Thema 65 Der Deutsche Gewerbeverein fordert die Aufhebung der Inlandszölle Metterhich befürchtet Unruhen in Deutschland. Es kommt 1819 zu den Karlsbader Beschlüssen: Strenge Zensur der Presse, Beaufsichtigung der Universitäten^ Auflösung der Burschenschaften, Verbot des Turnens. - Eine gefährliche Zeit für aufrichtige, freiheitsliebende Männer. Aus dieser Zeit stammt der Kaufbeurer Beschwerdebrief an den Landtag in München 1819 ''...,. Seit Jahren müssen wir Kaufleute die traurige Beobachtung machen, wie Engländer und Franzosen Unmengen von Waren auf den deutschen Märkten zu Schleuderpreisen absetzen, mit denen wir nicht ■konkurrieren können. Obwohl die Allgäuer Leinenerzeugniss-e-'vor dem Kriege Weltruf und Weltverbreitung genossen,, können wir unsere Erzeugnisse nicht verkaufen. Zudem sperrt das Ausland unseren Export durch überhöhte Schutzzölle. Dadurch wird die Not der Handwerker und Gewerbetreibenden immer drückender. Allein in Kaufbeuren hat sich die Einwohnerzahl in kurzer Zeit von 5ooo auf 4ooo gesenkt. Leere Werkstätten und Wohnungen werden zum Spottpreis von 5° fl. (Gulden) angeboten, andere drohen einzustürzen. Vergantungen verarmter Spinner, Weber und Fabrikarbeiter,, die den Wohltätigkeitsanstalten zur Last fallen,, sind an der Tagesordnung. Dies sind die traurigen Resultate der fremden Industrie und der Zollinien. Wir unterzeichnete Mitglieder des Allgäuer Handels- und Gewerbevereins fordern dringend die Beseitigung der Inlandszölle, auf daß der Deutsche den Deutschen und nicht den Engländer und Franzosen ernähre." Gebrüder Heinzellmann und Elch, Kaufbeuren Gebrüder Zoller von Memmingen-Pfeiffer von Kempten, Schlegel von Isny, Frey von Immenstadt-sämtliche Baumwoll- und Leinwandexporteure. 1.) Klärung der Begriffe und des Sachverhaltes 2.) Herausstellen der Teilprobleme-Tafelanschrift-Vertiefung-Erkenntnisse : a) Was die deutschen Kaufleute beschwert (Warenmengen der Ausländer; deren Schleuderpreise; die Konkurrenzunfähigkeit; die Schutzzölle des Auslands; die zahlreichen Inlandszölle und die vorgeschriebenen Zollwege; die Not der Handwerker; die Landflucht; die allgemeine Verarmung der arbeitenden Bevölkerung... Erkenntnisse: Nach der Festlandsparre räumt England die vollgestopften Lager und schickt sie ohne Ausfuhrzoll verbilligt auf die deutschen Märkte. b) Trotz hochwertiger Waren können die deutschen Kaufleute nicht konkurrieren (Gründe: Lange Fahrwege, viel Aufenthalt an Zollstationen, hohe Zollabgaben für Waren, Straßenzoll» Brückenzoll, Torzoll; an allen Grenzen Ein- und Ausfuhrzoll (Beispiele);hohe Verpflegungskosten für Fuhrleute und Pferde, Reparaturen. Preiserhöhungen-Preisunterbietung ungmöglich). Erkenntnisse: Zahlreiche Zollschranken, Zollabgaben und die weiten vorgeschriebenen Wege verteuren die Waren der Kaufleute, c) Das Ausland sperrt durch hohe Schutzzölle die deutsche Einfuhr. (Begriff Schutzzölle-schützt eigene Erzeugnisse vor Überangebot fremder Waren (Beispiele) Unterscheide Einfuhrzoll, Ausfuhrzoll, Finanzzoll (auf Luxuswaren), Schutzzoll, Welche bestehen noch. Grenzübergang! Zollinien sind vorgeschriebene Fahrwege-wer Zollstationen ausweicht, macht sich strafbar. Erkenntnisse: Ein- und Ausfuhr-Schutz- und Finanzzölle werden heute noch beim Warenverkehr mit dem Ausland erhoben (Grenze u. Zollamt) d) Die Not der Handwerker wird immer größer (looo Einwohner abgewandert-Landflucht-Auswanderung um .jene Zeit besonders groß Berufsumstellung! - Großkaufleute bringen die Waren zurück- sie unterlassen die weiten Marktfahrten - Handwerk und Gewerbe kein Warenabsatz - Steuerunfähigkeit - Verschuldung -'Vergantung Hunger - Not - Armenhaus - Wohltätigkeitsanstalt - Arbeitslosig*' keit - aber keine Unterstützung sondern rücksichtslose Steuereintreibung .... Erkenntnisse: Die Regierung müßte den Handel unterstützen, die Kaufleute konkurrenzfähig machen durch Zollabschaffung. Arbeit und Handel bringt Wohlstand ins Land. e) Warum die Exporteure den Allgäuer, dann den Deutschen Handelsverein gründen (Exporteure sind erfahrene,bereiste und bekannte einflußreiche Leute - einer allein kann der Regierung gegenüber nichts erreichen - eine Vereinigung macht mehr Eindruck - treibende Kraft in Frankfurt ist Elch aus Kaufbeuren - er gründet mit bekannten Großhändlern den Allgäuer- dann den Deutschen Gewerbeverein - anfänglich ist List ihr Schriftführer - später Vorstand - der dann von Regierung zu Regierung reist um die wirtschaftl. Einigung durch Abschaffung der Zölle durchzusetzen er wird als gefährlicher Mann verdächtigt, überwacht, verhaftet und ausgewiesen - Auswanderung nach Amerika! Obiger Verein ist Vorläufer des Zollvereins. Erkenntnisse: Der Deutsche Gewerbeverein will mit vereinten Kräften die störenden Inlandszölle beseitigen. f) Welche Kräfte arbeiten dem Gewerbeverein entgegen? (Zollschranken zu errichten sind ein Privileg der Grundherren; Zölle füllen ihre Kassen, Gegner sind die Grundherren, die Zöllner, die Straßenwirte, die Handwerker an Zollstationen. Erkenntnisse: D^e Fürsten wollen von ihren Rechten nichts abgeben; die Arbeitslosigkeit und Not der Untertanen rührt sie nicht, s) Warum haben sich die Kaufleute nicht früher gerührt? O818 erst bekam Bayern eine Verfassung und Mitbestimmungsrecht und einen Ständelandtag, welcher 1819 erstmals zusammentrat. Von den Abgeordneten versprach man sich Hilfe und Einsicht. Der,Brief blieb unbeantwortet. Schicksal von List!) Erkenntnisse; Die Abgeordneten fanden nicht den Mut den Kaufbeurer Brief vorzulegen. Die Not wird größer! f) Der Schlußsatz des Briefes klingt uns heute fremd (Damit die Deutschen nicht .Engländer und Franzosen ernähren!)- Nationalstaaten, Nationalgefühl; heute vereint sich Europa, arbeitet zusammen, hilft sich gegenseitig; Zollsenkungen, Zollbeseitigung; Gründung der EWG. Kein Warenmangel mehr, keine Hungersnot - wir wollen gute Europäer werden! Frkenntnisse:/Gegenwartsbezug: Heute helfen die europ. Staaten zusammen. Die Inlandszölle sind längst aufgehoben; die Auslandszölle werden noch ganz abgeschafft. Europa wird auch politisch einig werden. g) Zusammenfassung - Rückblick und Ausblick! Thema 66-70 Die deutsche Revolution 1848/49 1. Überschau: Im Mai 18l8 gab Bayerns König seinem Volke eine Verfassung, eine Volksvertretung mit 2 Kammern, Der König versprach Gleichheit vor dem Gesetz und in der Besteuerung, Freiheit und Sicherheit der Person und des Eigentums; Glaubens-, Redeund Pressefreiheit. Erste Landtagseröffüng am 4. Febr. 1819« Die Die praktischen Ergebnisse blieben recht mager und erstreckten sich nur auf Gesetze über das Gewerbewesen und Heimatrecht. Das Volk blieb unzufrieden und verbittert; es setzte seine Hoffnung auf den Thronfolger König Ludwig I. (13.10.1825). Unter ihm wird München zur Stadt der Kunst. Riesige Summen werden verbaut. Die Münchner schimpfen über König und Landtag. Geneigt den vi/ünschen des Volkes mehr und mehr nachzugeben, ändert der König nach 1831 seine Gesinnung. Er berief den liberalen Fürsten von Ottingen-Wallerstein an die Spitze aeines Ministeriums. Die Vorgänge beim Hambacher Fest 1832, das Frankfurter Attentat und das Drängen Metternichs, sich allen freisinnigen Regungen zu widersetzen, die Haltung seines Landtages, der sich gegen die teuren Bauvorhaben stemmte und die Griechenlandanleihe nicht genehmigte, hatte folgende Keaktionen des Königs zu Ursache*. Gerichtsverfahren gegen angesehene Männer wegen Majestätsbeleidigung; Hochverratsprozesse-Offentliches Abbitten vor dem Bild des Königs-Maßregelung, Versetzung oder Amtsenthebung verdienter Männerft'iedereinführung der Stockprügelstrafe, Aufhebung der Pressefreiheit, strengste Zensur, Beschattung verdächtiger Personen; Unterdrückung der Protestanten und Verbot des Gustav-Adolf-Vereins; Beschränkung der Abgeordnetenrechte; Im November 1847 werden Landtag und Ministerium vom König in Ungnaden entlassen. Februar 1848 Revolution in Frankreich. Der König flieht. Die Republik wird ausgerufen. Am 8. Febr. Studentenunruhen in München. Der König setzt Militär ein und läßt die Universität schließen. Die Bevölkerung ergreift die Partei der Studenten. Das Militär erfüllt die Befehle lau und widerwillig. Ermutigt durch die Aufstände in Frankreich regen sich die demokratischen Kräfte in allen deutschen Ländern, ganz besonders aber in Süddeutschland und bei uns im Allgäu. März 1848* 13. März Aufstand der Studenten in Wien. Metternich flüchtet mit falschen Pässen nach England. - Am 18. März Revolution in Berlin; Kampf zwischen Truppen und Volk; 200 Barrikaden! Nach dem Sieg des Volkes erscheint das "Extrablatt der Freude? berichtet über die Vorgänge und die Versprechen des Königs Friedrich Wilhelm IV.20. Mäcz Unruhen in München-König Ludwig dankt zugunsten seines Sohnes Maximilian II. (1848-1864) ab. Die Untertanen fordern das Mitbestimmungsrecht, die Rede- und Pressefreiheit, Aufstellung einer Bürgerwehr, (siehe Grundrechte) Unter dem Druck der Ereignisse waren die Monarchen und selbst der alte Bundestag in Frankfurt zum Nachgeben gezwungen - man versprach Verfassung, Pressefreiheit, setzt rückschrittliche Minister ab, genehmigte öffentliche Versammlungen. Ja der Bundestag nahm Seine volksfeindlichen Ausnahmeverfügungen von 1819 und 1832 zurück. 2. Die Vorgänge im Allgäu: Das Frankfurter Vorparlament, welches sich aus Mitgliedern deutscher Ständeversammlung zusammensetzte, hatte ende März 1848 für das ganze Reichsgebiet Wahlen BU einer verfassungsgebenden Nationalversammlung verfügt. Auf je 63 000 Einwohner kam ein Abgeordneter. Das Volk selbst wählt nur Wahlmänner, diese die Abgeordneten am 28.4. nach Frankfurt. In jen en stürmischen Tagen entstanden landauf landab die sogenannten Märzvereine; überall rührten sich die freiheit.66-70/1 lieh gesinnten Kräfte, radikale und gemäßigte Richtungen bearbeiteten in Presse und Versammlungen die Wähler. In der Kempter Zeitung las man seinerzeit folgenden Aufruf des Schriftleiters, Rechtsrat Balthasar Waibel: "Freie Bauernschaft auf deutschen Boden! Fort mit den Vorrechten des Adels, der Beamten und der GeistlichkeitJ sei unsere Losung. Der reichste Graf muß das gleiche Gesetz und den gleichen Richter anerkennen wie der ärmste Bauer. Zehnten, Güten, Frongelder und alle übrigen Feudalabgaben müssen ablösbar sein." Aus den 6 Allgäuer Wahlbezirken gingen folgende Abgeordnete in das Frankfurter Parlament : Wahlkreis Kempten; Gymnasialprofessor Joh. Bapt. Haggenmüller. Wahlkreis Weiler : Advokat Dr. Karl Kirchgaeßner v. Würzburg. Wahlkreis Memmingen: Landgerichts-Assessor Thomas Mayer, Ottobeuren. Wahlkreis Kaufbeuren: Rechtsanwalt Marquard Barth v. Kaufbeuren. Wahlkreis Biberach: Fürst Maxim, von Waldburg Zeil-Trauchburg. Wahlkreis Ravensburg: Kaplan Ggy Pfahler zu Tettnang. Volksstimmung, polit. Gesinnung und Meinungen, Wahlschlager und Propaganda jener unruhigen Märztage 1848 kommen besonders nett zum Ausdruck im "Spottgedicht" des Steinbacher Kaplans Schmölzer, der Augen- und Ohrenzeuge einer Wahlversammlung in Legau 1848 war abgedruckt in der Legauer Chronik von Eberle, Seite 73» Hier für den Schulgebrauch gekürtz und die Strophen nummerierti 3> Die Wahlrede des Demokraten tVaibel in Legau: M tausendnau,s'isefit it verloge haut Neugier heut auf Legau zogi: Von Leutkirch, Aitre, Lautre het Vo Stoibach hau i au viel gseha Vo Frauezell und Kimratshofe, Von Altusried und Muthmannshofe von dene Ort und andre mehr sind d'Leut marschiert uf Lege her. Viel 'Weibervolk haut es ghött, Dös isch ja übrall voine dött! Gsteckt voll isch gw.ea vom Johlar bis Eurn zum Haus vom Zohlar, Sogar no an dr Freithofmaur Haut Poste gfaßt so mancher Baur. 2. Jetzt rübig, hoißts, jetzt gaut es a! Alles druckt zur Kanzl na. Sei Pfeif im Maul und Kappe auf Luegetse zum Waibl nauf! Dös Backe (Rauche) vor ihm dött hätr Waibl bald für Jbol ghött. Er KÖnn dös Rauche ist vertrage es muß dos glei im vornei sage. Au zi_ht er in sei Vorred ei, daß &r krank gwe sei, S'laute Schreie debs ihm oimal it Nachsicht sei sei Bitt'. 3. Nauch dere Red'ist d.'Hauptsach kumme, S'Grundrecht hat er duregnumme: Die muß ma hau auf jeden Fall, Doch it bloß etle, sondern all, Es geb zwar viel (Leute) die sagen wohl Daß s'Land it anerkenne soll; Die meinens mitm Volk ja so it recht, Die ließen lieber alz beim alte Und tätet alle Rechte vorenthalte. 66/70-2 4. Man hab gsait nauch Paragraphe drei Könn jeder Lump in d1Orter nei Und könn dött wie er wöll hantiere A Bäckerei und Wirtschaft führe, Au Schneider sei, und Schuster, Schmied, Der Punkt aber wöll dös it A oigens Gsetz kam hintenau Man därfse kekle drauf verlau. 5^ Was Nummer dreiezwanzg belange Derf es oim au dau it bange Von dr Religio dau komm nix weg, Ma laß dau alz beim alte Fleck Mit der habe sie nichs z'schaffe Die laß man nau wie vor der Pfaffe. 6. Der dreiundreißigst Paragraph, Der, moinet viel, sei au it brav; Doch ums Hof- und Gutzertrümmere soll ma sich it kümmere; Äenn ma au an Hof häb no so groß Ma muß it teile, könns no bloß! Zum gsetzte Fall, es war sei Hut Haut ,/ii'aibl gsait, a Bauregut, So möcht ern (ihn) ganz doch lieber hau Und täts Verschneide bleibe lau. 7. Nach de Grundrecht hat er gredt Und insoweit it Unrecht ghött vom viele Zahle und de Stuire, S'Militär tat alz vertuire Dr König häng viel zviel dra na Ma brauch au lang ist soviel Ma. S'Land zahl im Jauhr Millione Guide Drum hab s'Bayernländle soviel Schulde. Und was allerärgst no war, Fast alle Kasse seiet leer, Bei sechs Millione fehlet huir Für dos komm me a neue Stuir. 8. Drauf nimmt er Gricht in Kur Und hechlets scho wie besesse dur: Es sei a Graus und aus der Weis Wie so a Gricht die Baure bscheiß! Mit Taxe, Stempel und andere Koste Nur ihre Sack käms oft zum Beste. 9. So hat er fortgmacht no a Zeit Und gege End her Red nau gsait: Ihr liebe Leut, ihr sehet scho In d'Läng kanns so it to. Die's ehrlich moinet mitm Land S'tut not, daß zammc gand 66/70-3 Fürs Hecht tun bloß die Linke fechte, Drum sind die Linke jetzt die rechte Die Sach wird bald änderst gau Ihr müsset fest zur Linke stau! In Löge sind scho viel derbei Drum Kappe ra und stimmet ei Es leb der Löger Märzverei! 4. Auswertung des Gedichtes*: i. Rechtsrat Waibel von Kempten war Schriftleiter der Kempter' Zeitung, eifriger VorKämpfer der Demokratie; Mitglied des Bayerischen Landtags; er fordert die Unterwerfung der Einzelstaaten unter eine Reichsgewalt; sein Kampf gilt ganz besonders den Grundrechten des Volkes; er ist auch der Mitbegründer zahlreicher Allg^uer- oder Volksvereine mit dem Ziele die Landbevölkerung politisch aufzuwecken und "den Bauern gegen die Reaktion mit den Waffen des Lichtes auszustatten". Märzvereine entstanden im ganzen Allgäu, auch in Legau und Altusried. Die Altusrieder ließen sich zürn äußeren Zeichen ihrer Vereinszugehörigkeit die Schnurrbarte stehen; man nannte sie deswegen die "Altusrieder Sehnau%iartgesellschaf t". In den Märzvereinen sprachen als:gewandte Redner außer Balthasar Waibel u.a. Professor Haggenmüller> Kempten, Fidel Schlund von Immenstadt, Thomas Mayer von Ottöbeuren. Aar irgendwo eine Großversammlung angekündigt.) wie in Legau, eilte die Bevölkerung der weiten Umgebung herbei, teils aus Neugier, teils aus Sensationslust. Die Zuhörer lassen sich in drei Gruppen einteilen: a) in die Konservativeni, die alles beim Alten lassen wollen und sich von den Neuerungen nichts oder keine Vorteile versprechen. Anhänger sind in der Regel königstreue Beamte und die Geistlichkeiti b) die Demokraten, welche von der Regierung das Mitbestimmungsrecht, Verfassung, Grundrechte fordern und das alte Kaiserreich wieder errichten möchten, c) die radikalen, linksgerichteten Demokraten, die sich ein Reich ohne Monarchen, also nach dem Muster Frankreichs eine Republik wünschen, Vers 3: Waibel bespricht mit den Legauern die Grundrechte, die das Volk auf jeden Fall braucht. Gegner der Grundrechte sind die Konservativen; Waibel nennt sie FürstenKnechte, die es mit dem Volke nicht ehrlich meinten. Vers 4: §-3 spricht von der Gewerbefreiheit. Die Gegner di eses§ sagen "jeder Lump könne wo er wolle ein Geschäft aufmachen" und die Dorfeingesessenen Handwerker, und Gewerbetreibenden dadurch schädigen (vergl. alte Zunftordnung!). So großzügig wurde die Gewerbefreiheit damals tatsächlich nicht gelöst. Wer in einem Orte ein Gewerbe betreiben wollte, brauchte die Erlaubnis der Gemeinde. Wie ist das heute? Vers 5: oder § 23; Gegner sprechen von Einschränkung rel. Freiheiten, kirchlichen Rechten, Unterdrückung usw. Nicht ganz mit Unrecht diese Sorge; den kirchenfeindliche Kräfte, waren genügend am Werke - vergl. Säkularisation; - Waibel beruhigt - man lasse alles beim Alten. Das Wort Pfäff war xeinerzeit noch kein Schimpfwort. Vers 6: oder § 33: Die republikanisch, radikale Linke verlangt die Verteilung des Großgrundbesitzes an die Kleinbauern. Wir hören die ersten kommunistischen Forderungen und vergl. mit den diesbezügl. Maßnahmen in kommun. Ländern des Ostens. Waibel beruhigt die Bauern und sagt, daß es jedem freigestellt sei Grund und Boden abzutreten. Vers 7- Das Volk klagt über zu hohe Besteuerung, über die Staatsschulden, über Griechenlandhilfe (Otto v. Bayern König der Griechen!), über die hohen Ausgaben für das Militär und die kgl. Bauten. Und in Vers 8: über Taxen und Stempelgebuhren, Allgemein wird auch die Gleichheit vor dem Gesetz gefordert. , 66/70-4 Vers 3: Der Ausspruch: "Fürs Recht tun jetzt die Linken fechten, drum sind die Linken jetzt die rechten!" stammt vom Abgeordneten Thomas Mayer, Ottobeuren, dem Kandidaten des Memminger Wahlkreises. In einem geheimen Polizeibericht an den König heißt es: "Wenn ein Beamter wie Thomas Mayer in der Frankfurter Nationalversammlung beweisen will, daß die Linke im Grunde den Namen der Rechten verdiene, weil sie allein die Rechte des Volkes vertrete, ... so kann man kaum ermessen, wie ein öffentlicher Beamter eine solche Sprache führen kann." (23.7.1849 Polizeiakten-St-Archiv Neuburg). - Erkläre den Kindern die Sitzordnung im Landtag oder Bundestag: Mitte, Zentrum, Linke, rad. Linke, Rechte (Bilder!). Zusammenschau: Zweck der März- und Volksvereine und der Wahlreden. Wirkung der Wahlreden auf die Bevölkerung. Ziel der Demokraten, der Konservativen, der Republikaner. Aussprache über Verfassung; Grundrechte, Mitbestimmung, Demokratie, Absolutismus, Monarchie, konstitutionelle Monarchie. 5. In der Paulskirche zu Frankfurt. 08. Mai 1848) Schulmannbild! Glocken läuten! Geschütze donnern! Jubelndes Volk! 586 der besten und tüchtigsten Deutschen schreiten paarweise, feierlich vom Römer zur Paulskirche. Professoren, Prediger, Rechtsanwälte, Arzte, Kaufleute ^ Dichter, .adelige, Gutsbesitzer, Großhändler und Präsidenten waren in der guten Absicht nach Frankfurt gefahren* ein neues, einheitliches Kaiserreich, eine Reichsverfassung und eine Reichsregierung zu schaffen. Man wählte die Paulskirche als Versammlungsraum; ihre runüe Form schien bes. gut geeignet. Reichsadler und die Reichsfarben schmückten die Empore. Für über 586 Abgeordnete, für Stenografen und Schriftführer und Presseleute mußten Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Auf den Tribühnen hatten 2oOO Zuschauer Platz genommen. Tagesordnung: 586 Abgeordnete wählen Heinrich von Gagern zum Vorsitzenden; Nachfolger ist Martin Eduard von Simson aus Königsberg. Zum Reichverweser wählte das Parlament den volkstümlichen, bejahrten Erzherzog Johann. Das Parlament .nachte die Gesetze, der Reichsverweser hat an Stelle des nocn zu wählenden Kaisers die vollziehende Gewalt. Der Reichsverweser verlegte seinen Amtssitz nach Frankfurt und ernannte elin Reichsniinisterium. Der alte Metternichsche Bundestag löste sich auf und übertrug die bisherigen verfassungsmäßigen Befugnisse der neuen Zentralgewald des Reichsverwers. 6. Ziele der Nationalversammlung in Frankfurt: Erstens Festsetzung der Grundrechte des deutschen Volkes (Allgemeines deutsches Reichsbürgerrecht mit Freizügigkeit und Gewerbefreiheit. - Gleiches Recht zu allen Staatsämtern. - Gleiche Wehrpflicht für alle. - Freiheit und Sicherheit der Person vor willkürlicher Verhaftung. - Unverletzlichkeit der Wohnung und des Briefgeheimnisses; Eigentumsrecht, Pressefreiheit, Gewissenfreiheit, Berufsfreiheit, gleiches Recht für alle. - Gemeindliche Selbstverwaltung. - Versammlungs- Rede- und Vereinsfreiheit ua.) Die Beratungen des Parlaments über die Grundrechte dauerten das ganze Jahr 1848 hindurch und wurden zu Weihnachten vom Reichsverweser als Reichsgesetz veröffentlicht. - Zweites Hauptziel die Wiederaufrichtung eines Kaiserreiches. Nun erst zeigen sich die großen Schwierigkeiten. Im Parlament sitzen drei Hauptgruppen: Monarchisten alten Stils- De/nokraten (Mitbestimmungsrecht des Volkes) und die Republikaner (Muster Nordamerika od. Frankreich!). Wer soll das neue Kaiserreich führen? Welches Land soll den Kaiser stellen, Preußen oder wie bis 1806 Österreich? Das Parlament spaltet sich nun in eine "großdeutsche" (Reich unter Führung Österreichs) und in eine"kleindeutsche" Gruppe, (ohne Österreich unter Führung Preußens) Es siegten die Kleindeutschen und wählten am 28. März 1849 König 66/70-5 Friedrich Wilhelm von Preußen zum Kaiser der Deutschen.Simson gab im Par= lament das Wahlergebnis bekannt:"Gott sei mit Deutschland und seinem neu= gewählten Kaiser!"Ein dreifaches Hoch durchbrauste die Paulskirche Kanonendonner und Glockengeläute verkündeten der Stadt das Ereignis.Bald da rauf fuhr Simson mit einer Abordnung nach Berlin,um dem Kaiser das Wahl = ergebnis zu überbringen.Preußens König lehnt die Wahl der Abgeordneten ds. Volkes ab;er wollte auch von den Fürsten gewählt sein und Streit mit Oster reich vermeiden.Simson weinteIDie Mehrzahl rter Abgeordneten in Frankfurt reiste ab.Ein Dichter schrieb:"Kleindeutschland hier,Großdeutschland dort; Scheindeutschland beider Losungswort;ßeindeutschland aber klagend spricht: Ein Deutschland gibts auch diesmal nichtS" 7.Und das geschah im Allgäui Mitte April 1849 erhielten alle Regierungen die Frankfurter Reichsverfassung zur Annahme zugeleitet.Osterreich,Württemberg,Sachsen und auch Bayern lehnten sie am 23.4.1849 ab-Aufta kt zum Sturm!Bayerns Abgeordnete förder= ten die Einberufung des Landtags;Volksvereine schickten Protestschreiben an den König;die Republikaner wollten gar mit Waffengewalt die bayer.Zu = Stimmung erzwingen und forderten zur allg,Bewaffnung und Einführung d.Re= publik auf.Protestversam.alungen fanden statt.In Kernten versammelten sich über 10ooo Männer und 39 Märzvereine.Zwölf bekannte Redner,darunter auch Waibel forderten die Zuhörer auf,an der neuen Verfassung festzuhalten und der Gewalt wieder Gewalt entgegenzusetzen.Ein Schreiben mit 7118 Unter = Schriften forderte die Abgeordneten in München auf im Kampfe gegen die Regierung hart zu bleiben. Weitere Versammlungen in Memmingen,Ottobeuren,Kaufbeuren,Sonthofen,Weiler u.a.sollten die Regierung zum Nachgeben zwingen.Radikalere Elemente orga= nisierten bereits Freikorps.In letzter Minute konnte der König einen All= gäuer Volksaufstand verhindern.Am lo.Juni löste er den Landtag auf und gab Befehl das ganze Allgäu von Babenhausen bis Memmingen,Lindau,Oberstaufen Füßen usw.militärisch zu besetzen.Ergebnis:Bayerns König lehnte die R.Ver= fassung ab,lieber ging er mit Waffengemalt gegen seine Untertanen vor!! Rückkehr zum Absolutismus,zu Metterni' chschem Zwang (Metternichs Rückkehr 1850i),Verfolgung aller aufrechten,freiheitsliebenden Demokraten!Auswanderung d.?r besten Deutschen! 8,Zum Stuttgarter Rumpfparlament gehörte auch Thomas Mayer,Ottobeuren.Das mit Republikanern besetzte Restparlament erließ noch am 1o.6.49 einen Aufruf an das deutsche Volk sich den Regierungen zu widersetzen;es setzte den Reichsverweser ab und eine neue Regierung ein;es drohte allen Regierungen mit Waffengewalt,die sich den Frankf.Beschlüssen nicht beugen wollen.Bald wurden die Parlamentarier wegen Hochverrat verhaftet.Thomas Mayer am 13«Aug. 1849 in Ottobeuren;am gleichen Tg.Professor Haggenmiller von Kempten, Dr. Blumenröder in Augsburg am 25.8.und Fidel Schlund von Jmmenstadt,weil er zur Volksbewaffnung aufgerufen hatte-er reiste 1853 mit Familie nach N.Ame rika. -Haggenmiller zog sich zurück.-iMur der maßlos enttäuschte Waibel kämpf te in seiner Zeitung weiter,ließ sich immer wieder zu Freiheitsstrafen verurteilen und zahlte hohe Geldbußen bis zu seinem Tode 1865.-Nie wander= ten mehr Deutsche aus polit.Gründen nach Amerika als in den Jahren 1848-5O Lesestück: Carl Schurz,Ein Leben für die Freiheit-Seite 340! 9.Wiederherstellung des Deutschen Bundes: 1851 Dem Österr.Minister und Fürsten Schwarzenberg war es gelungen den verhaß= ten Deutschen Bund 1851 wieder aufzurichten.Sofort wurden nun die vom Frk. Parlament 184-8 beschlossenen Grundrechte des Volkes für aufgehoben erklärt. Die kleine Reichsflotte versteigert.Dem Volke blieb nichts als die Sehn sucht nach Freiheit,nach politischer Einigung und der Traum eines neuen starken Kaiserreiches-den Jahrzehnte später Otto von Bismarck verwirkli= chen konnte. Literatur.Kottenkolber,Geschichte des Allgäus IV.Kösel-Pustet,München. Schnieringer,Heimatbrief Nr.28 und 29« Enderle,Aas Legaus Vergangenheit. 66-70/6 Zu Thema 76-80 Die Gründung des 2.Deutschen Reiches am 18.Januar 1871 in Versailles An die Zeit der deutsch-franz .fiuseinandersetzung 1870/71 um den Führungsanspruch in Europa,erinnern uns Denkaale,Friedenslinden,Aedensarten wie "ab nach Kassel!"-Gedenktafeln und Ordensschaukästen in fast allen Dorf= kirchen,verschiedentlich auch Haus-und FlurnaaenCOttobeuren!),Chronikberichte , Gedichte und Lieder.In älteren Liederbüchern ist das weitverbrei= tete,vielgesungene "Sedanslied" überliefert.Auch ein Lied kann einmal Ausgangspunkt für eine Geschichtsstunde sein! A)Der Liedtext-gekürzt: 1.)Bei Sedan wohl auf den Höhen,da stand nach blutger Schlacht ,in stiller Abendstunde ein Bayer auf der Macht. 2.)Die Wolken ziehn nach Osten,die Dörfer stehn in Brand,sie beleuchten Wald und Fluren und den grünen Wiesenrand. 3.)fiorch was wimmert dort im Grase u.klagt in bittrer Not: Ach guter Gott im Himmel,gib mir einen sanften Tod! 4.)Der Bayer schleicht sich näher,sieh,da liegt ein Reitersmann mit tie = fer,blutger Wunde,an dem Busche bei Sedan! 5•)Gib Wasser,deutscher Kamerad,die Kugel traf mich gut;dort am Wiesenrande floß zuerst mein Blut! 6.)Ach lieber deutscher Kamerad,eine Bitte mir gewähr:Grüß mir mein Weib und Kinder vom Vater,der nie wiederkehrt. B)Schulerfragen u.Teilprobleme Zu1: • Dichter des sentimentalen Liedes ist ein unbekannter bayer.Soldat,der nach der Sedanschlacht 187O auf Wache stand.Die Schüler fragen nach dem Kriegsgegr?r,nach Kriegsursachen,Zeit,Verlauf,nach den Ereignissen b. Sedan...Im Lied stecKen u.a.folgende Probleme: "Was geschah in Sedan?-Wa= rum erwähnt das Lied den Bavern u. andere deutsche Kameraden.-"Weshalb wer= den Dörfer verbrannt? Kameradschaft der Soldaten.-Not und Schmerzen der Verwundeten.-Soldatentod-Opfertod.Wie ließen sich Kriege vermeiden ...... Zur Erarbeitung:Eeichsgrenze vor l87o,nach 187O;Landschaft um Sedan.-Die Gedächtnistafel in der Kirche erwähnt weitere Schlachtorte wie Metz,Spi= ehern,Gravelotte(Gedicht I),Orleans.Bei Metz fiel 187O die erste große Entscheidung.Napoleon wurde mit der gesamten Armee gefangen-ab nach Kassel!-Frankreich ruft die Republik aus und kämpft weiter-Einnahme von Paris.-Erstmals halten die deutschen Fürsten zusammen-sie Kämpfen zur Überraschung der Franzosen gemeinsam und siegenFolge ist die Keichsgründung in Versailles unter Preußens Führung(Bilder!)Großer Jubel im ganzen Reiche-Friedenslinden werden gepflanztiBismarck wird •Keichsschmied genannt.-Anschlußthema: Das 2.Reich,seine Verfassung u. wirtschaftlicher Aufschwung. zu2: "Dörfer stehn in Brand"-Kriege zerstören Dörfer und Städte,die werke der menschen seit Generationen.Wie ließen sich Kriege vermeiden? zu 5/4: Der Krieg schlägt harte , schmerzende Wunden-bringt Tod, Jammer,Elend, Tränen,bitteres Leid für Sieger und Besiegte.Wir lesen Gedichte und Lie= der aus jener Zeit(Botschaft-Orleans,Gravelott..) zu 5/6: Von d„r Kameradschaft der Soldaten.Hilfsbereitschaft auch dem Gegö ner gegenüber-Rotes Kreuz!Hilfe dem Wehrlosen gejenüber.-Soldatenfriedhofe! Erkenntnisse: Ist Führungsanspruch einen Krieg w e r t? W i e denken wir heute über den Krieg l870?nriege zerstören,hindern den Fortschritt der beteiligten Staaten und Europas.Verhältnis Deutschland-Frankreich in der Gegenwarti-Nationalstaa= ten einst-EWG Staat heute!-Unsere Verpflichtungen dem Staat und Europa ge= genüber.-Das Sedanslied und unsere Ariegsgedichte sind Anklagen an die Ur= heber -Mahnmale zum Frieden und zur v'ölkerversöhnun?. Zeugen des Leids. 76-80/1 Zu Thema 77 ,; Franzosenkreuze'' um Ottobeuren Während der Napoleonschen Kriege,besonders 1815/14 diente das leerstehende Benediktinerkloster Ottobeuren als Gefangenenlager und Lazarett. Die Mönchszellen und Gänge waren hoch mit Stroh aufgeschüttet als jj/ager für die Franken Soldaten Flaut Kirchenbuch brachen 1814 Typhus und "hitziges Fieber"aus.Auch die Marktbevölkerung wurde angesteckt.Als erster starb d. Arzt Dr,Josef Thwin;im Februai hatte Ottobeuren Q Tote,bis November waren es 33-Am 18.Dezember l8"3 starben an Typhus 5 Franzosen;am 20.Dezb. waren es bereits 194 Kranke: am 22.Dez„starben 7 Franzosen;am 5-Febr.l8l4 + 19 Franzosen. Di e Verstorbenen wurden i.n den Parzellen Allenberg und Schelmerheid uördlmand südl,Ottobeuren beerdigt.Die Massengräber sind noch durch hohe Holzkreuze gekennzeichnet.Die Kreuzinscnrift lautet : "Fern vom Lande ihr Lieben,von des Krieges Sturm getrieben ruhen Franko reichs Sehne hier ;Faeu metJ ich mahnend zum Gebete schmücket die verlaßne StätteLiebe mit des Kreuzes Zier.*' Am I.März l8l4 meuterten im Kloster Ottobeuren 200 Franzosen.Der Auf = stand kennte unterdrückt werden.Dabei wurde der franz.Sergeant Pierre de Gehamberg erschossen.-Am le.Mai l8l4 wurden die Italiener über Kauf= teuren abgeführt„Die restlichen 582 Franzosen hat man am 15-6.l8l4 in ihre Heimat abtransportiert. 18_72 Auf dem Friedhof St,Sebastian In Ottobeuren ließ die frz.Regie = rung im Jahre 18P2 ein schwärzes,eisernes Kreuz auf einem Sandsteinsockel erpichten mit folgender Inschiift: " A la me' moire des soldats francaise en ':870-l371 E.I.Po Erige T per lewrs compatriotes" In der Ottobeure?- rKasernei: weren während des Krieges 'i870/71 -1480 ge= fangene Franzosen untergebracht.40 davon starben an Typhus und den Blattern.Sie wurden au der F:ieuhofmauer beigesetzt.Die frz.Heg.bzw.die frz.Kriegsgräber Fürsorge ließ das erwähnte &reuz errichten. Für die Angehörigen der Pfarrei Ottobeuren,welche im Feldzug gegen Frankreich"den Tod für KxS^^ und Vaterland fanden"ist in der Basilika eine GedächtnisAmfel enge bracht (Ficwer-.AFlfl 5~Petrich-Karrer~Müller-madlener ) Geeächtuistafeltexte des Schulortes 1806-1815 --- . --------- 1870/71 77/1 Thema 71 Vom heimischen Hammerwerk zur Großindustrie. Familien-, Flur-, Haus- und Ortsnamen berichten vom Eisen verarbeitenden Handwerk unserer Heimat (Gruppenarbeit): Bsp. Nagler, Nagel, Nägele, Nagelschmied; Kupferschmied, Sensenmacher, Messerschmied, Ffannenschmied, Pfanner, Harmnerschmied, Loch-Waldschmied dazu: Schlosser, Brünner, Helmschrott, Schleifer, Achsenschmied.... Flur und Ort: Hammerschmitte, Eisenhütte, Schleifmühle (mit Schleifstein für das Dorf), zum Kupferhammer, Eisenberg, Gießhütte, Eisenstein. . . . Aussprache: über die Berufe und Aufstellen der Teilprobleme Bsp. Woher bezogen die zahlreichen Schmiede ihren Rohstoff? In welcher Fora wurde z.B. das Eisen geliefert? Wer besorgte vor der Eisenbahn den Handel? Auf welche Weise hat der Handwerker seine Erzeugnisse abgesetzt? Weshalb wurden soviele Berufe aufgegeben? Wie sah es in einer Hammerschmiede aus? a) Das heimische Schmiedehandwerk bezog das Eisen aus dem Allgäu. Es ist geschichtlich erwiesen, daß bereits die Kelten zur Latenezeit am Säuling (Füssen) Eisen abbauten, schmolzen und verarbeiteten. Sie belieferten sogar das römische Heer mit ihren erstklassigen Schwertern; sie belieferten die Soldaten mit Panzerhemden und die Bauern mit Sensen, Hauen, Schaufeln, Pflugmesser und Hausgeräten aller Art. Die Kelten brachten das Eisen in Barrenform bis 15 kg Gewicht in den Handel. Wo der Bergbau nicht möglich war, wurde das damals vielbegehrte Metall aus Rasenstein (Raseneisen) gewonnen. Ob die keltische Eisenindustrie mit Export auch während der Römerzeit funktionierte ist nicht bekannt. Vom Allgauer Erzabbau hören wir erst wieder im 8. Jahrhundert. Die Geschichte berichtet glaubwürdig, daß der Apostel des Allgäus, der hl. Magnus, am Säuling eine recht ergiebige Erzader gefunden und ausgenützt habe. Urkundlich ist erwiesen, daß bereits im Jahre 1189 König Heinrich VI. dem Kloster Steingaden den Besitz der SaulingEisengruben bestätigte. Weitere Eisenhütten gab es noch im 14. und 15« Jahrhundert bei Hörn, bei Musau, 1471 zu Tiefenbach, Imberg, Reichenbach (Ostrachtal); Eisengruben und Schmelzhütten bei Oberdorf (Hindelang); 1525 ein neues Hütten- und Schmelzwerk in Blaichach, welches das Eisenerz aus den Gruben bei Seifriedsberg, Oberzollbrücke, Hütt^-nberg, und Sigiswang bezog - eingegangen im 16. Jahrhundert. Andere Erzgruben werden erwähnt 1620 am Südhang des Grünten, bekannt als "Hochstift Augsburgisches Hüttenwerk". Dazu gehörten: 1 Hochofen, 1 Stabhammer, 1 Zainhammer (schnelle kleine Hammer knoppe'n das Eisen, welches geliefert wird). Den Betrieb führten: 1 Schmelzmeister, 2 Hüttenknechte, 1 Erzpocher, 2 Aufsetzer, 4 Holz- und Kohlenmeister und ein Zimmermoister - 1802 säkularisiert und vom Kgl. bayer. Hüttenamt noch weitergeführt. Hergestellt wurden vorwiegend Stab- und Zaineisen, das an weit über 200 Schmiede und Nagelschmiede abgesetzt wurde. Noch um 1805 wurden über 2300 dz Eisen gewonnen. Wegen starker Konkurrenz, schlechter wirtsch. Verhältnisse wurde der Betrieb 1862 eingestellt. Nunmehr wurde das Roheisen aus dem Rheinland und von England bezogen. Um 1700 betrieben Männer aus dem Zillertal auf eigene Rechnung am Grünten einen Schmelzofen; daraus entstand das Hüttenwerk Sonthofen. 50 Burgberger Knappen förderten jährlich bis zu 15000 dz Roteisenstein und etwa 40 Fuhrleute beförderten den Rohstoff zum Hüttenwerk. Aus dem oben erwähnten Berg- und Hüttenamt entstand die Eisengießerei, die neben Gußeisen auch Maschinen für Landwirtschaft und Gewerbe lieferte.. Das "Hüttenwerk Schüttentobel" 1742 errichtet, bezog das Roheisen von der Schmelzhütte im Baumle bei Lochau am Bodensee - 1863 stillge71-1 legt - aus der Hammerschmiede wurde ein Sägewerk, später eine Textilfabrik. - Blei- und Zinkerzschürfungen im 18. und 19« Jahrhundert am Roßkopf im Hintersteinertal. - Ottobeuren besaß ein Kupferbergwerk in Tirol. b) Während im Allgäu besonders zahlreich die Sensenschmiede saßen, waren es in unserer Gegend die Messerschmiede, Kupferschmiede, Nagel- und Pfannenschmiede, die Huf- und Wagenschmiede und die Schlosser, Spengler. Für den Warenverkehi/sorgten die Kaufmannszüge, auf den kurzen Strecken die Botenfuhrwerke. Fertigwaren brachte der Händler und Handwerker auf die Märkte. Auch die Hausierer hatten genügend Beschäftigung - leider gehörten dazu allzuoft die Kinder. Der Bedarf an Geräten, Werkzeug, Nägeln u. a. war so groß, daß die Handwerker die Nachfrage nicht befriedigen konnten. Findige Köpfe dachten an eine maschinelle Fertigung und erfanden c) dasHa-mmerwerk eine große Holzhütte, wegen großen Lärms lt. Ortsvorschrift außerhalb des Ortes am Bach erbaut. Ein großes Wasserrad treibt einen mächtigen Achsenbaum mit Holznocken. Mehrere bis 5 Zentnerschwere Eisenhammer sind in einem Balkengestell so angebracht, daß sie von der Nockenwelle hochgehoben und wieder losgelassen werden. Der riesige Formhammer fällt mit furchtbarem Getöse auf den Amboß mit dem Pfcinnenstotzen, auf den der Hammerschmied eine Kupfer, Messing- oder Eisenplatte legte. Mit einem Schlag wird die Pfannenform gestanzt, hernach geschnitten, gefeilt, mit Sand geschmirgelt, mit Stiel oder Henkel versehen. Man spricht je nach Material von Kupfer- Eisen- und Messinghammerwerk. In unserer Heimat waren solche noch anfangs des 19» Jahrhunderts in Engetried, in Frechenrieden, In Holzgünz (Messinghammer), in Amendingen (Kupferhammer), in Benningen (Schmiede im Ried noch erhalten!), in Gronenbach ein Achsenschmied. - Im Allgäu: Hindelang, Oberstdorf, Hinterstein, Altstädten. Die Hammerwerke zählten zu den Anfängen der heimischen Industrie. Man hat sich ehrlich bemüht mehr Waren zu erzeugen, d) Was ist aus unseren Hammerschmieden geworden? Sie wurden verdrängt von der Dampfmaschine. Gebunden an die Kohlenlager übertraf sie an Tempo und Produktionsmöglichkeiten weit die Leistungsfähigkeit der schwerfälli .^en Hammerwerke und unterbot die Erzeugnisse der Kleinindustrie auf allen Märkten. Dazu kam noch der Ausbau des Schinennetzes, die schnelle, billigere Beförderung der Waren, die Ausbreitung des Absatzgebietes von Norden nach Süden. Bei den Kohlen- und großen Erzlagern zentralisierte sich mit Hilfe der neuen Kraft die Industrie - sie wuchs in Kurzer Zeit zur Großindustrie mit allen Vor- und Nachteilen heran und zwang so unsere heiaischen Hammerwerke an den Wassern zur Gant. Die Mehrzahl wurde noch vor 1850 versteigert. Der Hammerschmied zog zur Großindustrie oder suchte sich einen neuen Beruf, wie so viele andere seiner Branche, die Nagel- Kupfer- Sensen- und Messerschmiede. Wir stellen zusammen die metallverarbeitenden Großindustrien Sohwabens-Bayerns-Deutschlands (Gruppenarbeit-Industriekarten.') e) Fortschrittliche Männer versuchten neue Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen um der Landflucht Einhalt zu gebieten. Gründung neuer Industrien im Allgäu: 1835 Reißzeugfabrik Pfronten- 1872 Telegraphenfabrik Meilingen1899 Uhrenfabrik in weißbich - 1906 Reißzeugfabrik Steinach 1841 Röißzeugfabrik Nesselwang - 1873 Institut zur Wassermessung In Kempten. Andere Industrien: 1842 Zündholzfabrik Durach - Zementfabrik VilsZellulosefabrik Wangen - 1808 Geißelstäbeherstellung in Schönau mit einer Jahresproduktion von 15000 Dutzend - 1860 aufgegeben. f ) Erkenntnisse: Von der Frühzeit bis zum 19. Jahrhundert verarbeiteten die Handwer71-2 ker den heimischen Rohstoff. - Er gab zahlreichen Familien arbeit und Brot. Neue Erfindungen und die Mechanisierung zwangen viele Menschen zur Aufgabe ihres erlernten Handwerks. - Landflucht und Auswanderung, Not in den Industriestädten waren die Folgen. - Mit dem Einsatz der Dampfmaschine steigert sich die Produktion - die wären werden billiger, die Hammerschmieden schließen ihre Hütten. - Die neuen Großindustrien entstanden bei den Kohlenlagern und Eisengruben. Es entsteht in neuen Industriestädten der vierte Stand - der Arbeiter. - Verhältnisse der Arbeitnehmer zum Arbeitgeber - Gewerkschaften.... Sozialkundliche Auswertung: Mensch und Maschine. - Zeisstiftung Vaters Lohntüte - Sozialversicherungen - Karl Marx und die urbeiterschaft . - Entstehung der Gewerkschaften.. Ausweitung: Weitere Industriezweige unserer Heimat: Kohlenförderung: 1819 Ulmer Bürger schürfen in den alten Stollen am Menelzhofener Berg. - Kohle wurde gefunden bei Jungensberg in der Gemeinde Harbatshofen, in den Gemeinden Ebratshofen, Grünenbach, Opfenbach, bei Altstädten, bei Hinang, am Sonthofener Hörnle, am Kranzegger Berg, an der Kammereckalpe (Grünten), am Sulzbach im Hintersteinertal; am Stoffelberg und Isidortobel bei Niedersonthofen wurde Pechkohle gefunden. - 1839 Braunkohlenfunde bei Wielazhofen. - 1838 bei Scheffau Kraunkohle für Bodenseedampfschiffe. - 1860 Braunkohlenbergwerk nördlich von Irsee, 1895 von belgischen AKtionären übernommen. - Seit 1771 Kohlengruben am Imberg. Große Torfstiche für Hausbrand bei Obergünzburg, im Aitranger, im Umwanger, im Wenglinger Moos. Glasfabrikation: Ottobeurer Glashütten während des Klosterbaues im Otterwald (siehe Memminger Heimatbuch!), im Benninger Jald,in Stephansried, Oberhaslach und Frickenhausen. - Im Allgäu: unterhielten Glashütten das Stift Kempten, Kloster Isny, die Herrschaft Trauchburg im Eschachtal, im Eisenbachtobel (Schmiedsfelden an der Kürnach;)hergestellt wurden Fensterglas, Flaschen, Zylinder und Petroleumbehälter, Uhrengläserabgesetzt im ganzen bayerischen und württembergischen Allgäu, auch bis Ulm, Augsburg, Vorarlberg und Schweiz. Salitergewerbe^Salpetersiederei zur Pulverherstellung; Lieferung an die staatl. Zeughäuser; strenge Überwachung der Saliter wegen Schmuggel in das Ausland. Vorgang siehe Memminger Keimatbuch: Der Saliter von Sontheim! Fayancan + hervorragende Waren in Künersberg bei Memmingen (Museum). Ölmühlen (Ortsbezeichnungen!), Gipsmühlen (Dünger), Kalköfen in allen Landkreisen vorhanden - Mahlmühlen: 1807 im Gronenbachor Landgericht allein 81 Mühlen - jetzt größtenteils Sägewerke. Papiermühlen: 1312 in Kaufbeuren, 1470 in Kempten und Memmingen, 1593 Stift Kempten und Buchdruckerei; Papiermühlen in Kottern, Weidach, Stielings und Ronsberg. Ziegeleien einst in Boos, Egg, Lerchenberg, Otterwald, Buxheim, Memmingen, Memmingerberg, Hawangen (2), Goßmannshofen, Ottobeuren (2), Wollen, Wolfertschwenden, Ittelsburg, Grönenbach, Rotenstein, Rettenbach, Engetried, Briechlins, Steinheim. Große Kieswerke und Steinbrüche: Tuffgrübe Ronsberg (Stein); Steinbruch in Wolfertschwenden; Gruben in Henningen, Zell - außer den gemeindlichen! Vergessenes Gewerbe: Lauten- und Geigenmacher in Füssen; Mühlärzte, Pfeifenmacher, Kammacher, Dosenmacher, Kartenmacher, Beinringler, Nadler, Spornmacher, Waffenschmiede, Sackmacher, Endschuhmacher, Bortenwirker und Goldsticker, Kattundrucker und Bleicher, Knopfdreher und DrechsLr, Kübelmacher, Wachspussierer, Seiler.... Orgelbauer: 16. Jahrh. in Memmingen, 1649 Aitrang, Irsee, Füssen und um 1750 in Ottobeuren (Zettler, Holzheu, Riepp) 71-3 Zu Thema 79 Bismarck sorgt für das Wohl der Arbeiter. Am Rentenschalter Zur Anschauung: Kentonscheine,Jnvalidenmarken-u.Bücher,Lohntüten u.a. Schülererfahrung: Beobachtungen am Post-Rentenschalter-Zeitungsausschnitt te ,Lohnabzüge , KrankanJ_asse-,-Ka-ssenärzte usw. Schülerfragen u.'Ieilproblsme':#as bedeutet Rente (=zurücKgeben: ) ,Kentnsr , Rentenempfänger.-Wer bekommt eine Rente?Weshalb zahlt die Post Renten aus? Wer beitommt keine -Kente?Was bedeuten die aufgedruckten Buchstaben A,J,U auf den FormblatternrSeit wann gibt es Renten. ............. • ........... Erarbeitung: Unterscheide A=Altersrenten;J= Invalidenrenten; U= Unfallr. K-KrankenverSicherung H-HinterbliebenenverSicherung.unterscheide Rente und Versicherung!Die Krankenversicherung:uecht auf ärztlichen Beistand (Krankenschein !) ;Begriff Kassenarzt! Freie ärztl.Behandlung auch in Krankenhäusern-freie Medizin-Krankengeld bis zu 26 WochenSterbegeld für Hinterbliebene .KranKienversicherungsbeiträge zahlen der Arbeiter(2/3)und der Arbeitgeber 1/3-Pflichtversicherung für Arbeitnehmer.-Warum gibt es Kreiskrankenhäuser und seit wann.Krankenversicherung in der Gegenwart-Anderungen-Wünsche der Arbeitn. Die Unfallversicherung: WorterKlärung,Unfallverhütungsvorschriften und ihre Ursachen.-U-i<ente bekommt ein Arbeitnehmer, der wegen eines Betriebsunfalls erwerbslos wurde.Den U-üeitrag zahlt die Firma ganz. Die Jnvaliden-und Altersversicherung -Hinterbliebenenversicherung gewährt Renten und Unterstützungen an solche Arbeitnehmer,die das 65-Lebensjahr erreicht oder aus anderem Grunde vorher invalid wurden. Die Höhe der Renten richtet sich nach der gesamten Einzahlungssummediese wieder nach dem Lohntarif(Tabellen!).Die Hinterbliebenenvers. gewährt Witwen-und Waisenrenten und eine Waisenaussteuer. Seit wann gibt es diese sozialen Einrichtungen für die Arbeiter? Treibende Kräfte die organisierten Arbeiter,Kaiser Wilhelm 'I.und der Reichskanzler Otto von Bismarck.Beide sprachen 1881 vor dem Reichstag den Wunsch aus,die Wohlfahrt der Arbeiter zu fördern.Bismarck rief den Abgeordneten zu:" Geben Sie deia Arbeiter solange er gesund ist Arbeit,wenn er krank ist Pflege;wenn er alt ist Versor= gung." Zwei Jahre später genehmigte der deutsche Reichstag das Krankenversicherungsgesetz . Wir halten eine Reichstagsitzung:Was werden die Abgeordneten dafür und dagegen gesprochen haben?-l884 tritt das Unfallversicherungsge= setz in Kraft.Ein zusammenfassendes Reichsversicherungsgesetz erschien erst im Jahre 1911. Es umfaßte die Kranken-Unfall-AltersInvaliden-und Hinterbliebenenversicherung.ini Laufe der Zeit wursten zahlreiche Bestimmungen geändert,verbessert und hinzugefügt und d. neuzeitlichen Verhältnissen angepaßt(Sozialpaket 19^3 vor dem Bundestag ! ) 19o8 zählte die Krankenversicherung 13 130 370 Personen(20,8%)der Bevölkerung.Die Ausgaben des Staates betrugen 325 Mill.Mark. Von 1885-19O8 wurden an Krankheitkosten 3 626 97o 883 M gezahlt. Gegen Unfall waren(l9o8) 27 o74 123 Personen Versichert;19o8 wurden über 157 Mill.an ü-Renten ausgezahlt. Wir überlegen: Auswirkungen der Sozialgesetzgebung auf die Arbeitgeber, Arbeitnehmer,auf das Verhältnis der beiden zusammengehörigen Partner-auf das Verhältnis organisierter Arbeiterschaft u.Staat.-Wirkung auf die anderen StaatenISozialgesetzgebung heute in der Bun= desrepublik.in Europa besonders in Schweden als Musterbeispiel! Literatur: Bobinger,Sorge für Deine alten Tage.Winfriedverl.Augsburg. Stieglitz,Aus neimat und Welt II.Tl.-Verlag Schnell München. 79-1 Zu Thema 80 Der wirtschaftliche und industrielle Aufschwung des Reiches von 1870-1914. Preisliste von 19l4: 1 Liter Milch 6 Pfennig; 33 Eier kosteten "1 Reichsmark. 1 Liter Bier 22,dann 24&.-üm 10& Leberküs konnte sich ein hungriger Mann satt essen.1 gutes Mittagessen oO-8CSe;ein Anzug 18-25 M. . . Die Münzen (sammle!) 1 und 2& aus Kupfar, 5 und 10& aus Nickel,0,3h,1 M, 2,3 M aus Silber,5,10 und 20 MarkstucKt aus reint:" Gold;Papiergeld ab 100 Mark.-Die Münzen "wurden während des 1 .Weltkrieges mit Eisenund Aluminium und Papier ersetzt. Erarbeitung: Ursachen der niederen Preise?-UoerprcduKtion an landwirt schaftlichen Erzeugnissen;Deutscnland ist noch vorwiegend Agrarstaat. Erwerb von Kolonien wie Togo ,Ksnmierung,0st-uiid W^stafrika verbilligt ten die Kolonialwaren(zollfreie Einfuhr,Ausbau der Handelsflotte!) Überangebote verbilligen die Waren.Siehe obigen Preis f.Milch...... Deutschland kann sich noch selbst ernähren,ist Selbstversorger und kann noch ldw.Erzeugnisse verkaufen.Selbstgebaute Maschinen,Transportschiff e^Erfindung des Kunstdüngers,neuzeitliche Bodenbearbei = tung und ldw.Maschinen usw.füllen die Kassen des Reiches;die deutsche Mark(Goldwährung)wird auf dem Weltmarkt gerne abgenommen. Zum landw.Aufschwung kommt der Aufbau der deutschen Industrie:Groß ist , der Bedarf an Maschi nen und Geraten aller Art in der Landwirtschaft. Neue Erfindungen-3enzinmotor-Diesel-Elektromotor-el.Licht in unserer Gegend ab 19l4_erfordern neue Fabriken,neue Industriezweige,neuer Absatz auf den Weltmärkten-Umstellung vom Agrar-zum Jndustriestaat. Förderung des Bergbaues (beschaff e Zahlenmaterial^ ertige Schaubil= der!).Folgen solcher rapiden Aufwärtsentwicklung: Deutschland tritt in den Welthandel ein.Es bietet billige ,erstklassige Waren an.Es unterbietet die ausländischen Preise.Es befördert nach dem Ausbau der eigenen Handelsflotte die Waren nicht mehr auf fremden Schif= fen-Preissenkung{Deutsche Waren finden zum Ärger Englands überall reißenden Absatz-Steigerung des Exportes.Schwere Konkurrenz auf d. Weltmärkten.-Ausbau des Eisenbatm-und Straßennetzes,Neubau von Werften (Blohm und Voß;Hapag; Nordd.Loyd!-) Zunahme von Export und Import-Wettstreit mit anderen Nationen!-Aus schwerer Konkurrenz erwächst Neid,Zwietracht,Haß,führt zu unlaüte= rem Wettbewerb,zu Verleumdungen,Hetze und Mißgunst. Die militärische Stärke wurde 18?0 gemessen,dauernd ausgebaut:Neue Werf= ten,Aufbau einer Kriegsmarine,Erwerb von Helgoland und Festungsbau, Strategischer Bahnbau,stehendes Heer,Waffenerzeugung,Flottenvertrag mit England. Folgen dieser Entwicklung: Die Politiker schalten sich ein.England will seinen gefährlichsten Konkurrenten vom Weltmarkt verdrängen.Mit bes= seren,billigeren Waren kann er es nicht!Wie soll mans anstellen? Einen Wirtschaftskrieg führen,die Produktionsstätten zerstören ! Sind das nicht böse Gedanken-um des Geldes wegen Kriege anzettelnV Das Reich der Deutschen ist mächtig stark geworden-wie wäre es militärisch in die Knie zu zwingen,denkt sich England.Man brauchte Helfer. Da wäre der Franzose, der sicher seine- Miederlage von 1870,, den Verlust von Elsaß-Lothringen nicht vergessen kann und gerne He= vanche nehmen möchte.England und Frankreich schließen einen Gsheiinvertrag-den "Zweibund" und beide Staaten rüsten.Auch Rußland ist ' seit Bismarcks Absetzung nicht mehr deutschfreundlich und eher oöse auf die Deutschen,weil sie mit den Türken befreundet und außerdem die Bagdadbahn gebaut haben.Sie sind der Dritte im Bunde "Entente',' Das Reich müßte sich nach zwei Fronten wehren.-Die Deutschen ver = bünden sich mit Österreich und Italien.Das Wettrüsten aller Natio= nen,die Geheimbünde und pol.Vertrage beunruhigen die Völker der Welt.-Aus friedlichem Wettstreit und deutschem Fleiß ist ein Wirtschaftskrieg angezettelt worden,an dem die Deutschen keine Schuld haben. 80-1 Thema 81 Am Krie merdenKmal 1914~1918 \ls üeispifil Sankt Georg bekämpft den Drachen Fast jes.es Dorf im Landkreis hat sein Kriegerdenkmal .Die Mehrzahl stellen den Drachentöter St.Georg oeer Michael dar.wir besichtigen mit den Schülern das Kriegerdenkmal(Aitter Georg,Drachenaarstellung,Inschriften, anlegen.. )Wir denken nach was der Bilanauer de: Betrachter erzählen will (Sinn des Denkmals);weshalb die Gemeindeväter das „lähnmal -für wen sie es errichten ließen (Zv.m-.ck des Denameis). Berichte über Drachen in märchen und Sagen,Urzeitti«re(Saurier),Gefähr = lichkeit,List,Bosheit,teuflische Eigenschaften)-Verschiedene Darstellung gen von Sagen:St.Mang und der Drache;Augstmrger TuremichsFle u.d.Drache.. Ergebnis:Der Drache verkörpert das jiöa&,di_ List, immid,ri absucht,Herrschsucht ,Gift,Mord,Feuertod,Feindschaft und Unfriede.. -angewandt auf das politische Leben der Völker; Revanche,Geschäftsneid, Herrschsucht,Untreue.Feindschaft.-Der polit.Drache Europas hatte mehre= re Köpfe:einen englischen mit äugen voller Neid und Mißgunst(Konkurrent) einen französischen mit Augen voller haft und Äach^isr.CKevanche f.Sedan)einen russischen voll Verärgerung u d Zörn-einen italienischen mit tf« = treue und Falschheit-dazu komnen aer serbische Morddrachen. ........... . Wir erkennen die verschiedenen Drachen als Urheber eines furchtb.Krieges, Ln den alle Völker der Welt verwickelt wurden (Weltkrieg) .Der Drache richte^ te ein grausames Blutbad in ganz Europa, und in Afrika an zu Land /Wasser und in der Luft-Kampfmittel! St.Georg,einst röm.Offizier,Kämpfer gegen Gottlosigkeit,Heidentum,Herrschsucht und Sklavenhandel;er gab sein Leben für Glauben,für seinen Gott u.stand im Kampfe gegen das Böse in der Welt(Drache)oft ganz allein. Er ist die Lichtgestaltjdie Tapferkeit,die Feinheit und Gerechtigkeit,die sich gegen eine ganze Welt voll Feinde zu wehren hat. Polit.bedeutet St.Georg auf dem Denkmal das von allen Seiten bedrohte Va= terland(mehrköpfiger Drache!).Hart wird der Kampf.Drachen sind listige, verschlagene Burschen,sie spucken Gift,Feuer und Gas(Gaskrieg),sie kämpfen mit Kraft und Gewandtheit. Zahlen und Namen: 1914-18; vier lehre Kampf.Auch unsere Gemeinde hatte große Blutopfer zu bringen.Wir lesen und zählen die Barnen.Wir stellen zusammen wo gekämpft wurde-Fronten und Großschlachten wie Somme,Verdun, Marne,Isonzo,Masuren...(Geschichten ms dem Lesebuch!) Äußere Kriegsursache,der Mord von Serajewo in Serbien(Schülerfragen!)Dem Mörder wurde später ein Denkmal errichtet!lEigentliche Kriegsursache war Deutschlands wirtschaftlicher und industr.Aufschwung(Thema 8o). Die feindlichen Parteien-die Kriegserklärungen-Kriegsverlauf und besondere Kampfmittel wie Panzer,Gas,Flugzeug,Zeppelin,U-Boote ............. Zusammenfassen der erarbeiteten Erkenntnisse über Sinn und Zweck des Kriegerdenkmals im Dorfe.-D.;3 Denkmal will uns erinnern an Leid,Not, Tod, an M;dtter~und Kinder tränen, an aunger und Elend, an sterbende Soldaten. ..Es ist auch ein Mahnmal-Kriege zu vermeiden;nieeand soll Haß säen, jeder soll am Frieden der Völker mithelfen nach seinem Vermögen... Gegenwartsbezug: Geteilte Welt-Kampf um Weltmacht-friedfertige Völker, Schutzbündnisse (Nato )-Ost-und 'westblock usw . S1./1 Thema 81a Die Opfer der Heimat im ersten Weltkrieg Wir sammeln: Bilder,Lebens mlttelharten.Kleider-u.Seifentarten,Berichte der Eltern und Groß-:lt ,.rn, -aealchtt;, Lieder , Brief e von der Front , Kriegsgeld aus itMAsen.Kri- gsanieihen(G'biigaT.ioneri) . Unterrichtsgang zum Krie v ,r J .:nkmal-durch den Friedhof : Soldatengräber, Gräbst ...ininschrif ten^hotograptiisn von gefallenen und vermißten Vätern und Söhnen . Anknüpfung an unsere Gedanken durch den Friedhof-das -Leid der Mütter, der Familien.Berichte von der Mobilmachung-wie die Soldaten Ab = schied nahmen-Felüpostoriefe-Kriegsbriefe gefallener Studenten (Sam elwerk!) . -Lesestücke , Bsp , uie Botschaf t (Sei c:e 88;« 1 „Die Opfer de_s Krieges; In Familien, in der Gemeinde, in Bayern, im gan= zen Reich,Opfer der Feindstaaten.Opfer der Kriegsfurie-5 Miilio= nen.Zahlen Schwerverwundeter,von Krüppeln,von Vermißten,von Blin= den und Gasvergifteten.-Wir sehen die Denkmäler mit den langen To= tenlisten,wir sehen auf unseren Straßen die Kriegsversehrten;Sol= datenfriednöfe auf Biidern;wir lesen Bücher über Soldaten-und Ge= fangenenschicksale.-Unbeschreiblich groß sind die Blutopfer des Weltkrieges.In jedes Dorf kam das Leid.Die Völker Europas verlo= ren nicht nur materielle Güter-durch den'taderiaß" gingen Erfin = der,Künstler...Kraft und Voksgesundheit verloren! B.Das Opfer der Frauen: Frauen und Mütter übernehmen die Arbelt ihrer Männer oder Söhne. Die Bäuerin ging hinterm Pfluge;man sah sie säend über die Acker schreiten und mit Ihren Kindern und Kriegsgefangenen die Ernte einbringen.Sie kämpfte mit ihrer ganzen Kraft gegen die beabsich= tigte Hungerblokaee Englands.Auch in der Lebensmittelindustrie stand,wie nie zuvor,die deutsche Frau im Einsatz.-Betrachte Le= bensmittelkarten.Was wurde über die Rationierung und die Kommu= naiverbände gesprochen. Über üchwarzhändler und Lebensmittelharnster werden brutale,recht ernste u. d auch lustige Vorkommnisse erzählt(sammle für Ortschronik!).Die Hungerblokade war ein Kampf des Feindes Gegen Frauen und Kinder.-Einsatz der Frau in der In= dustrie-Handel-Verkehr. 5.Kinder und Mütter hungern ! Lebensmittel wurden von Jahr zu Jahr knapper(Gründe!)-Die Rationen auf Karten immer kleiner.Hamsterer überschwemmten das Land und bedrohten nicht selten dxe wehrloser; Bäuerinnen.-Dem Brot mußte 1t.Vorschrift Kartoffel und Sägemehl beigenengt werden;es kleb te am Messer , -Hunger er sc 1 einun.ee n, Unterernährung, Krankheiten . Überanstrengung aer Kinder & . -cörperl. Arbeit. --Brennesselanzügeselbstgefertigte Seifen ;Bäuerinen spannen wieder Flachs und Wol= le,.,Großmuttergescnichten sam.sin! 4.man gibt Gold für Eisen Kupfer-Nlckel-Silber-und Goldmünzen werden aus dem vHerkehr gezo = gen u. durch eiserne bzw. iaapier ersetzt, man zeichnet dem Staat sog. Kriegsanleihen,salbst Schulminder beteiligten sich daran.Die Kir = chenglocken mußten abgeliefert werdend gang auf und dervo,und wer a Kano ;).-Frauen verkauften Schmuck und gaben den idrlos für den Sieg«-Sie stricuen und nähen für die Verwundeten,sie sparen sich vom Munde ab um aas Feldpostpdeichen füllen zu können.-Scnulmin= der sammeln altmetalle (olei-una Zinnkrü.ce ,messingen . nupf erpf annen,Lichtputzscheren aus amsing selbst die Zinnsoldaten und 0r = gelpfeifen wurden schweren Herzens abgegeben;. Zusammenfassen der Er Kenntnisse. Die Soldaten haben ihren ganzen mut,all ihre i ipfermeit eingesetzt um den Feind von der tieimat ferne zu halten.Aber auch die Heanat die Frauen und Kinder,die Großeltern ja seiest verschiedentlich auch Knie •saefangene, haben alles getan und ihre Flüchten erfüllt» " ' ' " 8la : ; Thema 87 Briefmarken von den Ereignissen D und Ischeine erzählen Gel» ikriegszeit(-l91ö) der Nac! Für die oben freigelassenen beider 1-8 besor en wir uns aus Briefmarkensammlungen l_.-_i£e -^yernmarke mit üo ii Kopf bild iFönig Ludwig III.Was uns die Marke erzählt'?Bayern war ein Kurfürstentum-seit 1806 durch Napoleons Gnaden ein Königreich,angeschlossen an den Rheinbund,später an den Deutschen Bund in Frankfurt;seit 18?1 ein Bundesstaat im Deut= sehen Kaiserreich,jedoch mit eigenen Rechten,eigenem Militär,eigener Bahn und Post-nur in militärischen Angelegenheiten dem Kaiser unterstellt. 1918 Ausbruch der Revolution in München unter Kurt Eisner.Der König mußte fliehen,wurde abgesetzt und kgl.Güter zum Staatseigentum erklärt.Arbeiter=und Soldatenräte regierten-Aot=und Weißgardisten bekämpften sich mit Maschinengewehren und Kanonen in der Stadt.Geiselmorde verübt-zahl= reiche Parteien werden gegründet-der Adel flieht aus dem Land-die Revolutionäre wollen von Gott,König und Vaterland nichts mehr wissen.Die Re= publik wird ausgerufen.Die Post brauchte neue Marken für die neue Staatsform.Man überdruckt einfach die König-Ludwig-Marke mit 2,Freistaat Bayern Aas soll damit gesagt werden?Bayern ist frei-es hat sich losgelöst vom Kaiserreich,welches 1871 unter ~>isiaarck gegründet wurde.-Auch der Kaiser war aus ^erlin nach Holland geflohen.Bayern will wieder ganz frei und unabhängig sein,auch keinem Staatenbund wieder angehören-aber nicht allein der Staat,auch die Einzelperson,der Bürger,der Arbeiter,die Soldaten sollen frei sein in ihren Entschlüssen.Vor jedem Vorhaben sollen sich die Arbeiter zusammensetzen ,beraten und besprechen-daher der neue Name: Soldatenrat,nrbeiterrat,Studienrat,Gemeinderat,Räteregierung.Vor lauter beraten wußte man sich keinen Rat mehr-überall Chaos,Parteigezänk, Unruhen,neue Aufstände,Mord und Überfälle.-Keine Arbeit,kein Brot-kein Geld und von keiner Seite Hilfe.Die Revolutionsregierung konnte sich in Bayern nicht lange halten. 3.Die Briefmarke erschien schon 1919 mit dem neuen Aufdruck "Volksstaat Bayern" .'War die Räteregierung noch eine Diktatur, trat nun an ihre Stel= le eine Demokratie mit vom Volke gewählten Männern.Noch manches Jahr ließen sich schön friedlich beide Marken(Freistaat-und Volksstaat)auf gleichem Briefe verschicken £ 4.Zeigt eine neue Bayernmarke(Ackermann,Sämann,Bavaria..)ab 192o den Aufdruck "Deutsches Reich" .Es fanden "wählen zu einer Reichsregierung statt.Der alte Staatenbund wird erneuert,das alte Aeich geschmiedet, jedoch ohne Kaiser,sondern als eine Demokratie und Republik.An Stelle des Kaisers ein Präsident.Gewählt wurde Friedrich Ebert.Bayern verwendete d. alten Marken weiter und überdruckte sie einfach mit "Deutsches Reich". Dagegen zeigen die neuen Reichsmarhen bereits 5. den Kopf des Reichspräsidenten Ebert und die Umschrif f'Deutscnes Reich'i Ebert war lange Vorsitzender der Sozialistischen Reichspartei,er einigte die deutschen Staaten und gab dem Volke die Weimarer Verfassung-neue Ge= setze,neue Flagge(schwärz-rot-gola)mit den Farben der Republik. 87/1 6.Die Inflationsmarken mit Millicnen-und Milliardenaufdruck beleuchten. die wirtschaftliche Lage des AeichesBKeine Arbeit,Fabriken geschlossen, zerstört ccier ausgeliefert ; Arbeitsstätten ohne Maschinen we ^n De aontage-Ünruhen der Unbeschäfti gten-Not -aid wird acruckt- das keich hat alles Gold den Siegern ausgeliefert.-Geldentwertung(siehe Geldscheine ! )-Hitler putsch an München 1923-Ein'.iarsch der Franzosen in eas Ruhrgebiet.-Der aeichsprisidont hatte einen sehr schwe= ren Standpunkt. 7 . Neue iiri; f tarkc- mit dem nindenburgkopf une de Datums auf druck 3o.duni 193o-an diasee Tage wurde der alte Generalfeldnarsciaall Faul von Rindenburg, er Sie er von T anncinberg in Ostpreußen, aber ials zum Reichspräsidenten abwählt. Der General war i.i In-und ausländ ange = sehen und pachtet .allmählich aa ; wieder Ordnung in den Staat-aber die kämpfe der Parteien nanmen überall zu „Die r'Braunheeiden" erhielten immer mehr Zuwachs und kamen schließlich 1933 legal an die Macht, Hitler wurde auf Grund des Wahlergebnisses .Reichskanzler .Die neue 8.Ariefmarke zeigte das Hakenkreuz in weißem Kreis,auf rotem :jrund (schwarz, weiß, rot sind die Farben der Monarchie od.Diktatur).-Wie die ariefmarken mußte auch der Postbriefkasten die politischen Veränderungen Bayerns mitmachen:Farbe der Thurn-und Taxipost =gelb;nach der Ablösung der Post durch den bayer.Staat wurde der Kasten blau;nach der Einverleibung Bayerns i. das Hitlerreich "Großdeutschland" wurde der Kasten rot-nach dem Zerfall des aeiches wieder celb. Be griffe: Monarchle-aepublik-Demokratie-Diatatur-nundesrepublik-Fr'eistaat, V'olkss taaat. Zeitlicher Ablauf: 1806-1918 Königreich dayern-1918 Säteregierung-Freist. 1919 Volksstaat-i 92o aundesstaak .-Erstes Kaiserreich bis 1 806.-Das kleinaeutsehe Kaiserreich 1 871 -1 91 8 . -Das i!GroßdeutscheHoder Dritte Reich 1 936-1 945 .-Bundesrepublik + De ,iokrat .aepublik( geteiltes reich seit 19^3). Geschichtliche Erkenntnisse: arief larke-n berichten von den pol .Ereignis = sen unseres Bandes und des -eiches-sio zei g;n die Köpfe führender Staatsmänner-ien Wechsel von Staatsfor ,en-amtunter auch Landes = grenzen-das ^anwachsen der aosttarife-dfe Entwertun des Geldes, aunst und aftsch eines Volkes und einer Zv itepochc.............. Geldscheine berichten von der Inhal t Ions zeit Wir sammeln mflations ■Ad für die bchalei anschauen-oer.ichten-ira__.enver gleichen ait Friedensgeld; eine Was erzeich.en-Geidf Bischer hatten es leicht.-Nennwerte sind einfach überdruckt.-Steigerung der Summen auf Millionen-Milliarden bis zur Billion.lies Jahreszahlen adligsten anfertigen! Ende der Entwertung 1923.Jeder Bettler war Milliardär. Berichte der Großeltern aus der Jnf lationszeit. -iier besitzt Preislisten? Briefmarken lassen die Preissteigerung erkennen.Beamte bekamen für ihr Monatsgehalt noch eine Sem,ei.Tägliche Entwertung nach dem Gold= dollarstandSStadte druckten eigenen aotgeldITrotzdea, gab es noch Sparer; Währungsumstellung 1923. Eine Billion = 1 Rentennark(Verpfändung deutsch. Bodens! -'■danken: Ursachen der Geldentwertung der verlorenen Brieg-der wirtschaftl. Busammenbruch-die Pevolution-aie Unordnung im Staate-häufiger Regierungswechsel-geschlossene Fabriken-Arbeitslosigkeit - Volk ohne Kredit kein Export-keine Devisen-kein Gold im Keller der Keichsbank-Beine Werte, ^eld ohne Deckung-wertloses Papiergeld.-«i/ie ist das heute? Das Ausland hat uns allen wertvollen Besitz abgenommen: alles Auslandsguthaben, die Kolonien, das Gold und Silber, die wertvollsten Fabriken, Patente, Erfindungen, Borgwerke, Kohlen, Industriegebiete - lies Versailler Vertrag und Waffenstillstandsbedingungen! - Deutschland war völlig verarmt und ausgesogen. 87-2 Folgen der Verarmung: .Revolution, Unordnung, Arbeitslosigkeit, Hunger, Not, Hamsterei, Schwarzhandel, dauerndes Ansteigen der Warenwerte. Der Staat ohne Einkommen, keine Steuern der Industrie, kein Import, weil das Ausland als Gegenwert Waren, Devisen oder Gold verlangte. Ausländer kauften spottbillig die letzten Warenlager auf. Trotz der Milliardenscheine war jeder Deutsche ein armer Mann. Das Reich Aar bankrott wie die Geschäftsleute, wie die armen Rentner und Bauern im Austrag. Nur der Bauer hatte nocn Tauschmöglichkeiten - er wurde von Hamsterern überlaufen - es wurde ihm auch gedroht, wenn er keine Milch oder Eier abgeben Konnte. Die Menschen wurden gefährlich - Not kennt kein Gebot! Der Staat mußte einen Ausweg suchen. Man erfand die "Rentenmark". 1 Billion = 1 EM. Neues Geld wird gedruckt. Die Deckung ist nicht Gold oder andere Metalle, sondern Grund und Boden» Damit war soviel deutsches Land verpfändet als der wert der neuen Geldscheine betrug. Große Gefahr für das Reich! Jeder Ausländer, der Rentenbankscheine erwarb, hatte damit .mspruch auf ein Stück deutschen Landes. Nun gab das Ausland wieder Arbeits<auftrige nach De-utscnlang; es lieferte auch wieder waren herein. 1 n :sam iiFo-n sich nie Sleiüigem Deutschen erholt, die Fabriken wieder aufgebaut - „ Nach der Inflation wuchs die Zahl der Bettler zur Pia ;x. an. 20 - 50 kamen täglich an die Haustüren! Bis 1929 war die Zahl der Arbeitslosen auf über 9 Millionen angestiegen. Die allgemeine Not machte die Leute radikal - Hitler bekam es immer leichter - man glaubte seinen Versprechungen: Arbeit und Brot zu geben - so kam er an die Macht. Erkenntnisse: Der Weltkrieg hatte Deutschland an den Rand des Abgrundes gebracht. Das Reich war militärisch, wirtschaftlich und moralisch zusammengebrochen. Demontage und Arbeitslosigkeit, überforderte Kriegslasten steigerten die Not aufs höchste. Unruhen und Straßenkämpfe, Hunger und Elend waren die Folgen. Die Männer wurden radikal. Man wählte revolutionäre Parteien und glaubte den Versprechungen auf bessere Zeiten. Die Mehzahl des Volkes wählte Hitler und verhalf ihm zur Macht. Die Großeltern haben zweimal ihre Ersparnisse verloren. Viele Leute wollen nicht mehr sparen. Sie fürchten die Geldentwertung. Unser Geld ist mit Gold gedeckt. Es wird von den Ausländern gerne angenommen, weil in Deutschland viel gearbeitet wird. Arbeit, Sparsamkeit und Fleiß bringen Wohlstand. 87-3 Thema 71 a ..b Vom Spinnrad zur mechanischen Spinnerei und Weberei (für Mädchen) Wenn im Dorfe Hochzeit ist, besichtigen neugierige Frauen und Mädchen im Brauthause die Aussteuer. Nicht ohne .Stolz wird der Wischeschrank gezeigt. Vor hundert Jahren noch mit recht; denn seinerzeit wurde in allen Bauernhäusern zur jeder Freizeit noch der Fla.chs und auch Schafwolle gesponnen. Je fleißiger ein Mädchen war, desto mehr und schönere Leintücher konnte es vorzeigen. Handgewebte Tücher, sogenannte "Bauernleinen" sind in den Truhen und Kästen der Braute kaum mehr zu finden. Interessant ist ein Vergleich solcher Tücher mit modernen Stoffen! Für die Mädchen ergeben sich vielerlei Probleme und Fragen: Welcher Rohstoff wurde verwendet? - wie wurde das feine Garn gesponnen? Weshalb zeigt das grobe Bauernleinen verschiedene Garnstärken und Knöpfe? - Wie wird die Flachsfaser gewonnen? - 'Weshalb und seit wann steht das Spinnrad still? - Kann mach auch ohne Spinnrad spinnen? Welche Berufe arbeiteten am Tuch? Bilder zeigen, daß schon die Steinzeitleute Kleider trugen. Sie kannten bereits den Flachs und verstanden die Faser aus der Pflanze herauszubrechen und zu verarbeiten. Der Arbeitsvorgang des Brechens, Schwingens und Hecheins blieb bis in die Neuzeit herein derselbe. Die Geräte dazu kann man auf Dachböden, sicher aber im Bauernmuseum Illerbeuren besichtigen und auch Versuche anstellen. Die Frauen der Vor- und Frühzeit hatten noch kein Spinnrad. Sie banden den Flachs (Werk) an einen Stab (Kunkel), näßten die Finger,' und drehten den Flachs zwischen Zeigefinger und Daumen. Auch die Härchen erzählen! Der gezwirnte Faden kam an die Spindel oder Viertel. Der Vorgang ist auf Muttergottesbildchen dargestellt! Das Handspinnen war üblich bis um 1530. In diesem Jahr erfand Joh. Jürgen von Waldenbuttel (Ba unschweig) das Tretrad, unser Spinnrad, das bald überall gebraucht wurde. Wir besuchen eine Frau im Dorfe, die das Spinnrad noch bedienen kann und lassen uns aas Spinnen zeigen. Die Arbeit wurde erleichtert, weil jetzt die Sp. beide Hände freibekam und a^hr Garne, auch gleichmäßiger gezwirntes Garn herstellen konnte. (Versuche!) An der Herstellung und Verarbeitung der Garne und Tuche waren verschiedene Berufe beteiligt: Garn- und Fadenspinner, Zwirner, Stricker (Männerberuf), Sticker, Wirker, Bortenwirker und Goidsticker, Weber, Bleicher, Färber und Kattundrucker. - Loderer, Leineweber, Barchentmacher, Tucher... Mittelpunkt der schwäbischen Leinenbereitung vor der mechanischen Verarbeitung waren Augsburg (Fugger,Weiser) - Memmingen - Kempten Immenstadt -. Memmingen besaß bereits 1390 ein eigenes Tuchhaus; die Großhändler der Stadt hatten auf den Großmärkten im In- und Ausland keine Schwierigkeiten die hochwertigen Memminger Erzeugnisse an Barchent, Loden, Leinen und den weltbekannten Regentüchern abzusetzen. Später wurde auch flämische Wolle verarbeitet. Noch um 1819 errichtet ein Schweizer Mechaniker in der Staat eine Flachszwirnerei, die ein feines und dauerhaftes Gespinnst lieferte. Die Engländer bemächtigten sich dieser Erfindung und die Memminger hatten das Nachsehen. Immenstadt hatte bereits 1536 einen Garn- und Leinenmarkt mit larenschau. Nur Qualitätswaren durften vom Handwerke an die Händler abgesetzt werden; schlechte "Ware wurde ihm zerschnitten! Auf dem Immenstädter Markt wurden ende des 18. Jahrh. jährlich noch 200 000 Stück (Ballen) zur Schau gebracht; zwanzig Jahre später nur noch 124 000; um 1824 noch 15 000 St. um 1832 nur noch 5000 St. um 1840 keine 1000 St... Nach 1850 ist der Markt eingegangen. Vom Mittelalter bis herauf zur Napoleonschen Zeit spielte die Leinenweberei für die Allgäuer Landbevölkerung die wichtigste Rolle. Besonders in den Gebieten der Fürstabtei Kempten und Ottobeuren, in den 71a - 1 Städten Kempten, Memmingen, Kaufbeuren, Innenstadt, Sonthofen, Isny, Leutkirch, Sangen, Eglofs, Großholzleute, Trauehburg. In allen Städten gab es eine eigene, große Weberzunft - in Memmingen mit eigenem Zunfthaus. Nach 1738 erfanden verschiedene Engländer mechanische Spinn- und Webemaschinen, angetrieben von Eseln oder Wasserrad (Watermaschine) dann mit der Dampfmaschine. Laufende Verbesserungen führten bald zu einer Überproduktion, zu Preissenkungen, zur Warenschwemme auf den Großmärkten und schließlich zur Verarmung der Weber in ganz Europa. Da halfen keine Weberaufstände in Irland, England, in Schlesien oder in Immenstadt. Die Maschine hatte ihren Siegeszug angetreten, neue und schnellere Kräfte waren am Werke; die waren wurden nicht nur billiger, sondern auch schöner, feiner und besser - die Bauern webten nur noch zum Hausgebrauch; die Spinner und Weber ^.ogen ab oder lernten um. Die Landflucht begann. Die Kontinentalsperre und die napoleonsche Wirtschaftspolitik trugen ebenso zum Aussterben eines jahrhundertalten Handwerks bei wie die Mechanisierung des Spinnens und Webens. Das Allgdu ließ nichts unversucht das Handwerk zu retten. Man versuchte sich auf Baumwoll- und Musselinstickerei umzustellen, man bezog Schafwolle aus Ungarn, Böhmen und. Italien. Die Tuche werden von Loderern, Strumpfwirkern und Hutmachern geliefert. Auch die Umstellung auf mech. Verarbeitung blieb nicht unversucht. Einige Beispiele: Baumwollspinnereien entstanden 1837 in Kaufbeuren, 1847 in Kottern (zuvor die 4 Papiermühlen), 1850 in Blaichach, 1852 in Kempten, 1856 in Wangen, 1863 in Bernried, 1868 in Neudorf, 1873 die Baumwoll wirnerei in Seitmanns. - 1808 die StrumpfStrickerei, in Obergünzburg. Um 1751 erfand Kaspar Pfander in Kempten eine Strumpfstriexmaschine zur Herstellung natloser Strümpfe! 1760 in Gronenbach eine Kattunfabrik errichtet. - Strohhutindustrie in Lindenberg seit 1756 - Jahresproduktion 4 Mill. Hüte. Wo sind heute die Mittelpunkte der Textilindustrie in Schwaben, Bayern, Deutschland, Europa? (Kartenarbeit). Erkenntnisse: Maschinen verdrängen den Menschen von der Arbeitsstätte. Die Maschine arbeitet genauer, schneller, schöner, billiger. Die Konkurrenz auf den Weltmärkten ist groß. - Die besten und billigsten Waren setzen sich durch. Fleiß, bescheidene Lebensführung und Tüchtigkeit ermöglicht den Wettbewerb. - Auch in der Gegenwart wurden neue Erfindungen gemacht: Kunstfaser, Chemiefaser... Literatur zu 71 und 7'la: Rottenkolber,Geschichte des Allgäus. Dorfler,Der Notwender(Umstellung des Allgäus auf Milchwirtschaft ). 71a - 2 Thema 90 Hitler kommt an die Macht er verspricht Arbeit und Brot. (Für den Lehrer) Übersicht der Daten: Nach dem ersten Weltkrieg gründen die Siegerstaaten den Vökerbund zur Sicherung des Friedens. Trotzdem brodelt es in vielen Staaten; es zeigt sich die Tendenz zur Diktatur. - Beispiele: 1922 stürzt Attatürk den Sultan, 1927 türkische Republik; 1923 Primo de Rivera errichtet in Spanien eine Militärdiktatur; in Portugal Salazar; in Brasilien kommt Vargas an die Macht; 1922 baut Mussolini in Italien das nationalistische Einparteisystem aus; in China wird noch gekämpft um die Diktatur. In Deutschland folgt eine Regierung der anderen, Parteikämpfe ohne Ende. Der Zerfall internationaler Bindungen beschleunigt 1929 die Weltwirtschaftskrise, von der außer Deutschland vor allem England, Nord- und Südamerika betroffen werden, maerika zählt 12 Millionen, Deutschland 4,4 Millionen, 1930 bereits 6 Millionen Arbeitslose. Täglich klopfen 20 bis 30 Bettler an die Türen, kräftige, gesunde Männer; Lehrlinge erhalten keine Lehrstellen, Männer keine Arbeit. Die Wirtschaftskrise und die allgemeine Not und Unsicherheit schütten viel, viel Wasser auf die Mühlen Hitlers, der in Massenveranstaltungen, Großkundgebungen immer wieder den auf bessere Zeiten wartenden Massen Arbeit und Brot verspricht. Reichskanzler Brünning (seit März 1930) versucht mit Notverordnungen der Krise herr zu werden. Er kürzt die Arbeitslosenunterstützung., auf 3 Milliarden Mark er senKt Beamtengehälter, gibt die Osthilfe für Großgrundbesitzer und fordert mit seinen unpopulären Maßnahmen allseits den Widerstand heraus. Der Deutschnationale Frontkämpferbund, genannt Stahlhelm und die NSDAP = Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei begegnen dem Kanzler mit dem Terror auf den Straßen der Großstädte. Damit beginnt der K? ipf gegen die Systempolitik. Am 30. Mai 1932 muß Brünning sein Amt niederlegen; Papen wird Reichskanzler. Nach der Reichstagswahl am 31- 7- 1932 wird Gering (NSDAP) Reichstagspräsident und General von Schleicher Reichskanzler. - Am 30. Januar 1933 wird Hitler von Hindenburg zum Reichskanzler berufen; damit Ist er an der Macht. Am 27. Febr. 1933 brennt das Reichstagsgebäude in Berlin, Die Kommunisten werden als Brandstifter beschuldigt, die Partei verboten, 400 Führer verhaftet und in Konzentrationslager (KZ) gesteckt; ihre Presse verboten. - Am 5« März ist abermals eine Reichstagswahl. Die NSDAP erringt 288 Mandate« Reichstagssitzung in der Potsdamer Garnisonkirche. Hindenburg und Hitler am Grabe Friedrich d. Großen. In der Reichstagssitzung vom 24,. März bringt die NSDAP gegen die Stimmen der Sozialdemokraten das Ermächtigungsgesetz durch. Hitler verlangte von den Abgeordneten 4 Jahre freie Hand in der gesetzgebenden und ausführenden Gewalt, Das war das Ende der parlamentarischen Republik. Nun beginnt von 1933 - 1938 der Ausbau des nationalsozialistischen Staates: Ausschaltung der SPD (Sozialdemokraten), der DNVP (Deutschnationalen Volkspartei), der DDP (Deutsch-Demokratischen Partei) und Zentrum. Damit ist die Einparteiherrschaft gegründet. Alle nichtarischen Beamten und Staatsangestellte werden entlassen. Die Nürnberger Gesetze nehmen Juden das Bürgerrecht; Verbotene Heirat mit Nichtariern. Aurwandernde Juden müssen einen Teil ihres Vermögens an das Reich abtreten., Am 9- November organisierter Terror gegen jüdische Personen und ihre Habe. Plünderung jüdischer Geschäfte und PrivathAUser, Synagogenbrände - auch in Memmingen. Einsetzen der Judenverfolgung - Tragen des Judensterns; wer in jüdischen Geschäften kaufte wurde fotografiert ! Im Rechtswesen: Einrichtung des Volksgerichtshofes; Errichtung von Konzentrationslagern für alle pol. Gegner und Kriminelle - Häftlinge zu schwersten Arbeiten eingesetzt ■- medizinische Versuchsobjekte! 90-1 W i r t s chefts1eben: Auflösung der Gewerkschaften (2.5.33); Einziehung des Vermögens. Streikverbot; Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch große öffentliche Beuten, der Autobahnen, ^rbsitsdienstpflicht und nj'ehrpflicht. Vierjahresplan mit autarker Wirtschaft als Ziel. Kirchliches Beben: Einengung des rel, Bebens; Minister für Kirchliche Fragen; Protestantischer Aeichsbischof ernannt; Konkordat mit dum Vatikan; Prozesse gegen Geistliche; Verunglimpfung der rel. Orden. Erziehung: Verbot konfessioneller Jugendvorbinde zugunsten einer Staatsjugend (JV, HJ, BDM). Untergrabung der .mtoriimt von Eltern und Beruf serziehern. In der Außenpolitik: Austritt aus dein Vökerbund und der Abrüstungskonferenz. Politik der freien Hand! Bündnis Frankreich - Rußland! Am 2. August '1934 stirbt Bindenburg - lannenbergdenkmai. - Hitler wird auch Reichspräsident, bekommt den Oberbefehl über die Reichswehr. 1935 Rückgliederung der Saar - Saarlied! Einführung der allgemeinen Wehrpflicht. - Deutschenglisches Flottenabkommen, Verhältnis 100 : 35« 1936 Einmarsch im Rheinland - Kündigung des Lokarnovertrags - Reichstagswahl mit 99% Ja-Stimmen zur Außenpolitik. - November 1936 Antikominterpakt mit Japan. - 1936/36 Unterstützung Italiens im Abessinienkrieg - 1936 Unterstützung Frankos im Spanischen Bürgerkrieg. 12.3.1938 Einmarsch der Wehrmacht ohne siderstand in Osterreich Heimholung ins Reich, wie es hieß! Österreicher jubeln! - Von den Tschechen fordert Hitler die Selbstbestimmung für Sudetendeutsche die kritische Lage veranlaßt den englischen Prernirminister Chamberlain zu einem Besuch bei Hitler in München und in Godesberg: Hitler fordert dabei die Abtretung des Sudetengebietes bis zum 1. Oktober an das Reich. - Prag lehnt ab und macht mobil! - Am 1.10. Einmarsch der deutschen Truppen - Protektorat Böhmen und Mähren in das Deutsche Reich eingegliedert (März 1939) - Deutsch-englischer Nichtangriffserklärung! Große Freude in Europa! - Folgen die Militärpakte: Achse Berlin-RomTokio! - dann die Feldzüge gegen Polen 1.9.1939; 3. Sept. 1939 Englisch franz. Kriegserklärung an Deutschland .um 9- 4. 1940 landen deutsche Truppen in Norwegen. - 10» 5- 1940 angriff auf Belgien, Holland und Luxemburg - Katastrophe von Dünkirchen für die Engländer auf dem Festland in Frankreich,. 10. Juni 1940 Italien greift mit ein! - 22. Juni Waffenstillstand in Compiegne mit Frankreich. -27. 9- 1940 Bündnis Deutschland - Italien - Japan. 194-1 Deutsches Afrikachor unter Kommel.Oktober 1940: Italien greift Griechenland an - März 194-1 Bulgarien tritt der mchse bei und wird von der Wehrmacht besetzt, ^m 6. April bricht der jugosLav. Widerstand zusammen - Freischärler unter TitoDeutsche marschieren in Griechenland ein. - Fallschirmjäger nehmen Kreta. - 22.6. 1941 Rußland wird trotz Nichtangriffspakt angegriffen. Truppen stehen am 16. Juli vor Moskau! - 2.2.1Q43 ergibt sich die 6. deutsche Armee in Stalingrad. D^s Kriegsglück wendet sich. Besetzte Gebiete erheben sich. - 8. Nov. 1942 Eisenhauer landet in Afrika am 10. 7. 1943 Amerikaner, Engländer und Kanadier in Sizilien - Italien kapituliert - 1944 Invasion an der Kanalküste (6.6.44): 10000 all ierte Flugzeuge, 80 Kriegsschiffe, 4000 Transportschiffe, 2 Mill. Mann, 400 000 Fahrzeuge, 4 Mill. Tonnen Kriegsmaterial werden in einem Vierteljahr an Land gebracht. Vormarsch der russischen Truppen an die deutsche Grenze-verheerende Bombenangriffe bei Tag und Nacht Volkssturm wird aufgerufen - verzweifelter Widerstand - 7*2.45 Jaltakonferenz. - 7» Mai 1945 Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht - Besatzungszonen - 14.8, kapituliert Japan. Ende des 2. Weltkrieges. 90-2 Thema 90 Hitler verspricht arbeit und Brot (für Schüler) Bildmaterial und Filme .aus der ^eit nationalsoz.Massendemonstrationen u. Reichsparteitage stellen uns vor neue Probleme.Beispiele: a)Warum bekam Hitler soviele Anhänger?-Welcben Zweck hatten die Aufmärsche und Parteitage?- c )Warum wurden Uniformen getragen?-d)Wie kam Hitler an die Macht?-e)Hat er seine Versprechen gehalten und auf welche Weise?. ..... Zu a) Wirtschaftlicher Zusam enbruch nach dem ersten Weltkrieg.Die Überforderung der Sieger,der Abbau von Fabriken u.die damit verbundene Arbeitslosigkeit.Es fehlen dem Staate die Steuereinnahmen,die Export-und Importmöglichkeiten.Hunger und N0t,Unzufriedenheit,kaxiikalismus.Der Staat ist machtlos.-In dieser Zeit gründet Hitler die NSDAP= national-soziali = stische-deutsche-Arbeiter-ParteiiParteiabzeichen das Hakenkreuz(Thema 91)• Mitglieder tragen das Braunhemd.Wo Hitler öffentlich auftrat versprach er den Zuhörern bessere Zeiten,Arbeit und Brot.Mit der Arbeitslosenziffer wuchs auch die Zahl der Anhängerschaft Hitlers.Die Volksmassen,die auf ßildern gezei gt werden,hatten die gleiche Gesinnung,die gleiche Hoffnung auf bessere Tage;sie schenkten ihr Vertrauen ganz dem Führer dieser Partei .Hunger , das Verlangen nach Arbeit und Verdienst,nach Posten in der Partei bzw.im neuen Staate,aber auch die Propaganda, fanatischer Redner trieb Männer und Frauen aller Stände und Berufe in die NSDAP. Zu b) : In der Propaganda waren die Hitlerleute unermüdlich.Kein Tag ohne öffentliche Versammlung in irgendeiner Großstadt.Hitler flog von einem Land zum anderen,von einer Stadt zur anderen und überallhin folgten ihm ungezählte Volksmassen , Parteigenossen , stille Anhänger ,i'Jeugie = rige.Jährlich war ein Großparteitag,eine Art Heerschau.Pressemänner und Rundfunkreporter sorgten für die Verbreitung der Reden und nilder in aller Welt, und brachten damit abermals neuen Machtzuwachs der NSDAP. Das war der Sinn der Aufmärsche:Der «Alt die Zahl der Anhängerschaft und die ständige wachsende macht zu zeigen.massendemonstrationen solcher Art verfehlten nicht ihren Zweck:Abs.eitsstehende wurden mitgerissen,ließen sich einreihen und konnten ein andermal initmarschieren,mitsingen,mittriumphieren.So wollte Hitler legal,mit Hilfe seiner 'Mählermassen an die nacht u. Spitze des Reiches kommen. Zu c): Die Uniformierung sollte nicht allein das Zusammengehörigkeitsgefühl wecmeA,vielmehr auch die Jugend in Hitlers Reihen ziehen.Uniformen ,Koppelzeug, F-ihrtenmesser ,Trommel,Pfeife und Fahne,Gleichschritt, Gesang und Lagerleben war zu verlockend für eine Jugend,der es langweilig war.Hitlers Jugendverbände JV=JungvolK,HJ=HitlerJugend,BDM=Bund deutscher Mädchen,hatten besonders großen Zulauf.Auf seine begeisterte Jugend setzte Hitler seine größte Hoffnung für die Zukunft;denn sie wurde fanatisch erzogen. Zu d): Weltwirtschaftskrise 1929!Sechs Millionen ArbeitsloseSEadikale Parteien wie die NSDAP und KPD liefern sich schwerste,blutige Straßenkämpfe.Regierungen wechseln,Saalschlachten werden geschlagen-Neu= wählen am laufenden Band.Die Not wird immer größer.30 Bettier pro Tag! Drohende Hamsterer..alles Wasser auf Hitlers MühlenM933 wird H.Reichskanzler-Großer Jubel und Fackelzüge-Ermächtigungsgesetzt(Thema 91a).r>e = ginn der Diktatur!Wird die Arbeitslosigkeit beseitigt und wie wird er es anstellen,dachte sich d a s Volk. Zu e): Hitlers erste Maßnahme war die Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Mittel dazu:Einführung der Arbeitsdienstpflicht für die Jugendlichen-Arbeitslager für Arbeitsscheue(von einem zum anderen Tag gab es keinen Bettler mehr!)-Landjugendjahr für Studenten-Haushaltsjahr für schulentlassene Mädchen.-Bau von Autostraßen,Kanälen,Dammbauten,Neu landgewinnung durch Eindeichen-Entwässerungen und Flußregulierungen (Flußreg.der Westgünz zwischen Waldmühle und Ottobeuren d.den in Ottobeuren stationier-, on fteichsarbeitsdienst).-Errichtung von Großbauten 90-3 für Staat und Partei;Bau von Ünterkraftwasserwerken(Jllerwerke!)-Neubau von Fabriken und Schaffung neuer Arbeitsplätze-später Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und Aufrüstung-neue Arbeits-und Unterbringungsmög = lichkeiten -auch neue Industrien! Die Arbeitslosigkeit korint Hitler fast restlos beseitigen. Gegen Hunger und Kälte(Niemand soll frieren und hungern!) sollten das WHW ist Winterhilfswerk und die Volkswohlfahrt(VW) durch Massenabsatz von Abzeichen, Sammlungen,Spenden,Mitgliedsbeitragen,Suppenküchen,Eintopfgerichten u.ä.helfen.-Millionen WHW-zeichen wurden in Heimarbeit hergestelitMillionenbeträge flrssen monabl.in die Kassen der Partei und des Reiches. Damit wurden die billigen Arbeitskräfte der xiF=Arbeitsfront und der Wehrsold für die Soldaten und die ganze Aufrüstung gezahlt.-Arbeitslosigkeit, Hunger und Not konnte nitler in wenigen Jahren beseitigen,nicht aber das Mißtrauen seiner Gegner im In-und Ausland.Allzuviele Männer wurden des Geldes und der Parteibeiträge wegen in die Reihen der "Parteigenossen " gepreßt,Nicht jeder,der ein Hakenkreuz am Rockkragen trug,war innerlich ein Anhänger Hitlers.Auch diese Leute hatten ihre besonderen uründe! Erkenntnisse: Hunger,Not und Arbeitslosigkeit ebneten Hitler den Weg zur Macht.Die Sie= gerstaaten haben sich mitschuldig gemacht;denn sie hatten durch Überfor= derung und Demontagen dem Deutschen die V°rdienstmöglichkeiten weggenommen und damit,zwar ungewollt,die radikalen Parteien unterstützt. Hitler verstand durch Massendemonstrationen und Propaganda die Massen u. Menschen aller Berufe auf seine Seite zu bringen.Er kam legal mit 99 % Stimmen an die Regierung.-Das Ermächtigungsgesetz gab ihm die Möglichkeit zur Diktatur.So kam über Deutschland und Europa-über die ganze Welt das große Unglück und Leid.-abgeordnete sind die Hüter der Demokratie! Das Volk sollte nicht blindlings vertrauen und wählen.-^egenwartsbezug: Vergleiche die Propaganda der deutschen Ostzone(Ulbricht) mit der des Dritten Reiches. v'a eiche Zwecke werden verfolgt und wo liegen die Gefah= ren für Europa? Literatur: Zierer,Band 41-44 Bild der Jahrhunderte.-Bilder und Dokumente zur Zeitgeschichte 1933-19A5 , Schiaef er-Verlag München. Thema 90 a. Das Ermächtigungsgesetz Der 30.Januar 1933 ist ein Wendepunkt in der deutschen und europäischen Geschjchte-Hitler wurde Reichskanzler /Ein Dichter schrieb in jenen Tagen: "Jetzt wird Kirchhofstille über dieses Land kommen.Wir werden bald nicht mehr reden dürfen."- Nur wenige sahen die kommende Diktatur voraus.Noch am gleichen abend marschierten Abertausende durch die Straßen der Städte. "Sie marschierten taumelnd und wonnetrunken im glühenden Fackelschein,immer gewaltiger wird der Jubel.musik,Gesang,Trubel!Wie ein urweltliches Siegesgeheul braust das endlose Heil'Heil!zu. Hitler empor,der mit seinen neuen Parteiministern am Fenster der Reichskanzlei steht."In allen Städ= ten wird der "Aufbruch der I\latioh"gefeiert. Am 1.Febr.wird der alte Reichstag aufgelöst.Wahltag ist der 5-Harz.Hitler verkündet im Rundfunk den ersten Vier jahresplan u.sagt:"Deutsches Volk! Gib uns vier Jahre Zeit-dann richte und urteile über uns(Partei)".Die Wahl ergab 288 Mandate für die NSDAP,52 für die Kampffront Schwarz-weißrot; 119 für die SPD,8l für die KPD,74 für das Zentrum,18 für die BVP = Bayer.Volkspartei.-6 für die DVP,8 für die Deutsche Bauernpartei.-Hit= ler hatte mit 43,9% die absolute Mehrheit errungen.Er mußte aber mir anderen Parteien zusammenarbeiten,Die KPD wurde zum Reichstag nicht zugelassen. Arn 9«März 1933 verliert auch Bayern seine Selbständigkeit. Der Rundfunk meldet:"General Ritter von Epp hat soeben alle Macht in Bayern übernommen. SS-Führer Himmlmr hat den Befehl über die gesamte Polizei. 90/5 Am 21 .März 1933 zusammentritt des neugewählten .Reichstages .Hitler sagt: "Wir wollen die Einheit der deutschen rmiticn wieder herstellen"(Ein Aeich unter einem Führer-die Länder verlieren ihre SelbständigkeitS)-Am 23.111. neichstagssitzung in der Krolloper .Hitler legt das ''ERMÄCHTIGUNGSGESETZ'' zur Abstimmung vor.Es trägt den Na men;'Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich".Die Abgeordneten sollen ihm nun ihre Zustimmung zur Alleinherrschaft geben.Vier Jahre lang will er eigenmächtig und unkontrolliert durch das Parlament ganz nach seinem Gutdünken Gesetze erlassen können, Im Sitzungssaal ist es still geworden.Aeichstacsprüsident Hermann Göring sieht sich um, ob jemand das Wort verlin g.Der Sozialdemokrat Otto Wels betritt das Podium und meint: "Auf G -rund der zahlen u.Verfassung haben euch die anderen Parteien das Aecht u.aie Pflicht sich an der Regierung zu beteiligen. Jede Regierung braucht auch Kritik,Eine iFllmichtregierung würde uns allen schädlich sein,umo mehr ,weil ja auch aie fresse ihre Freiheit verloren hat.Das Volk hat ein Aecht auf mitbestiemung.Wir(SPD)werden dem Ermächtigungsgesetz nicht zustimmen. ;!Die Abstimmung ergab '+44 Ja-und 94 Neinstim ;en (SPD) . Von nun an regierte Hitler als Dihtator i Die Folgen zeigten sich bald in der sog.. "Sleichschaltung"und Eroberung aller Machtpositionen,hinab zur letzton Bauerngemeinde ,zum kleinsten Verein, dessen Vorstand der Partei genehm sein mußte.Die NSDAP eralärte sich zum alleinigen Wiliensträger der Nation.Gegner der Partei wurden ihrer Stellungen entlassen;dem Bürgermeister wurde der Ortsgruppenleiter zugeteilt , pol. Verdächtige in Schutzhaft guno^mn. In allen öf f entl .Lomalen sitzen von jetzt an die Spitzel der Partei.Das Volk "wird vorsichtig und zum Schweigen gebracht mlan bespitzelt die Predigt des Geistlichen und macht ihm Schwierigkeiten;in größeren Wohnblöcken spioniert der parteihörige Blochwart.Wer nich zuverlässig genug erscheint wird zur Umschu lung in ein Lager befohlen. Der Sicherheitsdienst überwacht dxe Volkssti .i iung und öffentliche Mei= nung;der Ortsgruppenleiter berichtet wöchentlich oder monatlich in seine Rapport über alle Vorgänge und verdachtigen Personen,über Außerun = gen und pol.'aitze seines Bereichs dem zuständigen Gauleiter-dieser dem Reichsleiter .Jedes freie Wort beginnt gefährlich zu "«erden. Vorbei ist es mit der Rede-und Pressefreiheit,weg ist die freie Meinungsäußerung, das Post und Briefgeheimnis- Jeder begegnet jedem mit Mißtrauen!In den Gasthäusern wird nur noch Karten gespielt! Das Ermächtigungsgesetz führte zur Willkürherrschaff u, d Rechtlosig keit im ganzen Reiche-zur Verfolgung politischer Gegner-zur Verhaftung, Tötung der Juden, zu Terror-Verspottung .ausländischer Staatsmänner , zu Kriegsvorbereitungen,Blitzkriegen und Zerstörung europ.Städte und zum größten Blutopfer der Weltgeschichte,zum brutalsten Krieg aller Kriege mit allen seinen erbärmlichen,katastrophalen Folgen. "Im Zeichen des Hasses ist die Bewegung aufgewachsen,im Zeichen des Hasses trat sie nach den "Ja"der abgeordneten die unumschränkte Herrschaft an." Sie hat Haß gesät und den Haß der Welt geerntet. W ir er ke nne n;Pikt atoren sinü gefährlich,eigenwill ig,rücksichtslos.Brutal vernichten sie ihre Gegner(KZ-Lager);sie bekommen den Größenwahn, führen Kriege,ziehen willkurl.Grenzen(Napoleon,Stalin,Hitler);was die Völker in Jahrb.aufgebaut haben,wird bedenmenlos zerstört.-Jeder Diktatur folgt ein Niedergang,Hunger,Elend und Jammer(Beispiele).Die vom Volke gewählten abgeordneten haben die Pflicht über die verfassungsmäßigen Rechte der Staatsbürger,die jahrhundertelang um diese Rechte gekämpft haben,zu wachen. Literatur: Zierer,Bild der Jahrhunderte Bd.41-44,Seite 323« Bilder und Dokumente zur Zeitgeschiente 1933-19^5 - 90-4 1.Wir betrachten das Hakenkreuz auf Bildern(Fahnen,Standarten,Armelband, Abzeichen,Orden,drieimarhen..)und fragen uns:Wio kam Hitler zu diesem merkwürdigen Zeichen?~Das Hakenkreuz ist ein uraltes Sonnenzeichen der Steinzeitleute(Zeichnung a)und der Kelten(b),der Germanen und Aleman= nen(c).Bei den Schwaben im Ries u.der Donaugegend war es als Beilszei= chen auf Waffen und Frauenbroschen(Fibeln).In Schretzheim bei Dillingen wurden 63o alemannische Gräber geöffnet;immer wieder fand sich das Ha= kenkreuz aus Gold,Silber,Bronze und Eisen(siehe oben!).Bei den Schwa = ben sind die Kreuzhaken noch Vogelköpf e , Wotansraben,Totenvögel .Der Kreis bedeutet das Weltall.das Kreuz ist ein abgewandeltes Sonnenrad,das sich im All bewegt und fortrollt.Als ein Heiüszeichen,Talismann zur Abwehr unheilbringender Dämonen wird es am Körper und auf Geräten u.Waffen ge= tragen,bzw.angebracht. 2.War um wählt e Hitler dieses heidnisch-germanische Heilszeichen? Zunächst als ein Erkennungszeichen seiner Anhänger oder Genossen;sie sollten sich gegenseitig grüßen u.einander beistehen.Im heidnischen Zei= chen sind Hitle-'s Ziele und Absichten verborgen, wie bald seine Maßnahmen bewiesen: 91/1 :nristlichen Grußes:Parteileu= '' T") .-;. n f c: r- ■•! .o n i'irni, ' ^ e i 1 .osenaIfung üe te grüßten sich mit dem sog. "Deutschen Gruß:: Hitler ^Einführung des Grußes in den Schulen, Vi/ehr macht u.Parteiversammlun= gen.Entfernung des Kreuzes aus öffentl.Gebäuden,Schulen /Parteilokalen... Hitlerbild verschiedentlich im Hergottswinxel fanatischer ,mhänger-Perso= nenkult wie in Rußlandi-Bekämpfung christl.Kirchen,Bespitzelung der liehen,Verungi impGeist zugunsten j fung christl.Orden;Verbot kirchl.Organisationen Trennung von S t :i a t s "| u;;,'. reich;Ein = aner ütaatsjugoad.Fernziel: StaatsreII= Kirche und Staat eie in Prana nim--.it nie das / führung der neuhoidnischen »i .'«ort "Gotfin den Mund (nur Vorsehung),be- / J gion v .Rosenberg.-Er selbst dienst;Kirchen I sucht keinen christl.GottesKinder bleiben'■ austritte seiner Anhanger; wie im Ostens ! j ungetauft;dafür Jugendweihe tes ist frei \: Besuch d.aeligionsunterricA= ster u.Ordens- ' willig:Verfolgung der Priei Erkennt nis s c; ^ 1 . !.! ! -i ....................................................................... Mitteln die ciir.i iiitl .r ■■ - :.. r .nit allen L.;ir-.,hc n.B ^in Kultur kämpf schafft ihm zahlreich-.- G.gn.r. Für Gegner nat ,../ dild 14--. ' tionslager. echeib« :.us chretzneim B) Rückkehr zum germs nisehen Brauchtum: tiitl erjagend (HJ)und Par teiorganisatiSonnwondfe eur = sder Julfeste oder :rn: neue Ihinaplatzc onen veranstalten wi den errichtet,Jugend eihen durchgeführt;Ernteumzüge und anderes vergesse^ A)Rückkehr zum Heidentum: ■ n* 3.1 f., ucKKenr zur Brauchtum aufgerischt eis Ersatz für airehl BFeicrn! :)H _3iaman.Gefoigschaftstroue , Organisationen für alle raerufe, für Männer ,Frauen,Mädchen und auben,für Fliego-r ,Motorradfahrer n.a.Eiiicr befiehlt, die anderen haben ■i Ziel wi widerspruchslos zu folgen (Fü hr e r pr z i p ait eines bilaon) „ i n Schulung Aihrerj miosfe , gefügige Mussenmenschcn heranzu= Organisation: ürtgrupp^nloitor naucases in Grdensburgen(Sontaof ,ai! ) reisleiter-Gauleiter-aeichsleite-r-f iJort eai= ihrer: onus(der s b e 1 i \i o treter (Heß) ~L ueroi sr-imcn iltfränk.Pe- ichs'/erv/altUig eaeU-e u. ;sraf oa .Gend^raf -riaior B er-Zentgraf i,Kreis,. Kon Stellvertreter dea aoni AS ) ■ ermanrs D)Vereinigung alier in ;ine \ R e i c h e , ein Ziel,da ; am,. VoiK auch Karl t Feuer,Schwurt und Deportationen er= d.Große anstrebte und barVölker wie Flamen,Dänen,ßolländer, reichte .Gefahr für die freien da .ecner . .folgt die Einverleibung der Borweger,Schaeden,Tiroler,est ein .itzariegen-jieFmiolen ins Reich" schwachen angrenzenden Kleinstaaten ia J linderfertig«In seine i Kasse sagte nftier.aichtarier halt Hitler für er andere vaJlker.Die rhirncergor stolz und seinen Hassegesetzen beleiarg^ 91b).Die Vorgange im Reich und Gesetze dienen der Judenverfolgung Reiche \ una eorn ;gta das gewaltsame Vergehen 6egen Dachb irsaaten err. arm arcfaoa n 2 drtc-lt der en-oerachte Ural der ganzen :;A;lt usd führten . arieg., Eraenntnasse : ,'d^ - _ i e l . . r ; er. ia :., ■ i ■ _ . . ■ _ _ - ■ L. . . er ZUR ;.e Id mtu-;i, : gi - „ _ ■ : . . . . . - . . : . . ■ ■ . am .: .-re- .aa, m; kr a r am -ntiie. r_ hr zur ^erL:. i_. f o l g cl :..f ts L r . a - ■.. i Partei r-iu— BAC I rar ge = e ■ ■■■: ■.estolz.jjude.nv ..i " . _ . ■ ' ■ m a r , . aem ;. .:i' ..a.i .r lis aAe r Euroaeas.-a, i; ; Das ; .a-e a . a_ ■<■■..:: c u r d.L .. L i y U . 1 , , hi ü .'in iBigl ÜCKSZ . ichen, eine Toi.srun.: der ^att* durnp:.i'rom .■■;. ., a - I a -i: am an d!<ä . ■ ■ : Thema 91& Der Weg des Judentums IG Dritten Deich las man an den Geschäfteingängen,am Theater,Kino oder Hotel:"Juden haben keinen Zutritt!-Juden sind hier unerwünscht!-An Juden werden keine waren abgegeben!usw." Jnse re Schüler f ragen: Woher kommen aie Juden?-W.arum wurden sie von Hitler verfolgt?-Warum wollte man ihnen keine Waren verkauf en?-Weshalb durften sie nicht ins Theater, in Versammlungen?--Wurden die Juden auch früher verfolgt?.mich von anderen Völkern? Was erzählt di e Chronik/? (Material für den Lehrer) In mittelalterlichen, von Grundherren ausgegebenen Dorf-und Gerichtsordnungen unserer Gegend kenn man lesen:"Wer einem Juden etwas verkauft,leiht oder verpfändet, den wellen Wir aus Unserer Herrschaft, ausweisen F'-iMAch im 15«und 16 . Jahrhundert bewohnten die Juden in Marktorten und Studien abgesonderte Viertel euer sogenannte Judengassen(Judenviertel).Sie waren verpflichtet den spitzen Judenhut zu tragen,-Handwerk und Gewerbe auszuüben war ihnen verboten.Die Zünfte weigerten sich Juden aufzunehmen.-In Märchen und Dichtungen wird de1" Jude als Wucherer dargestellt (Shakespeare, Der Kaufeiann von Venedig.Häuf , Jud Süß , -Droste Aliüihof f , Die Judenbuche ....). Gründe selcher Einstellung: Der Jude war inrner ein Fremdling; er kam mit sonderbarer Kleidung(Kaftan),fremdklingender Sprache.anderem Brauchtum, anderer,christenfeindlicher Feligion;ein Händler,der aucn mit unreinen Dingen Handel treibt rein Geldwechsler und Geldverleiher,der auf seinen Vorteil sah;im.aar wird dem Fremden mit größtem mißtrauen begegnet; ahm wird von einen sehr abergläubischen Volke alle Schuld an un= erklärbaren Ereignissem angeschoben,selbst für Krankheiten,Epidemien , Naturkatastrophen und unaufgeklärte MQrde wird der etwas merkwürdige, durchs Land ziehende Fremde verantwortlich gemacht oder mindestens verdächtigt.Man ist noch abergläubisch wie die Seeleute?die den Fremdling Jonas hinauswarfen um den Sturm su besenwichtigeni Ein unglaubliches Beispie] des Aberglaubens berichtet die Gronik aus dem Allgäu .anrio F549: Die Fest war ausgebrochen.Aliein in mesmingen starben ao?o Menschen,Die Schuld wurde den Juden zugeschoben.Es hieß,sie hätten die Brunnen vergiftet Solche Anschuldigungen führten damals im ganzen nllgau zur grausamsten Judenverfolgung und Ermordung.Die Memsinger haben alle Juder.deren sie habhaft werden konnten,verbrannt,obwohl sie unter dem Schulze des Königs standen.Memmangen mußte sich entschuldig gen und wurde groZzüsig begnadigt .Nach dem 15 • J'ahrhundert duldete die Stadt keine Juden mehr innerhalb der Mauern;sie wurden abgeschoben nach Imeraun gen ,Eisenburg, Gronentach ,Fellheia , Schweigheusen. Osterberg und Al= tenstaut(Buumann,Geschichte des Aligäus II,20,-Miedel,Führer durch Memmingen und Umgebung Seife 17,98).Ln alten Einwohnerlisten liest .Jan hinter einem jüdischen Namen d.Vermerk: "ein Jud! "Flach dem 3c jähr„Krieg besserte sich das Verhältnis und seit Aufhebung der Leibeigenschaft in Bayern konnten auch die Juden ihre Viertel und Jessen verlassen und Gewerbe treiben.Während der Säkularisation-Versteigerungen traten die Juden vielfach als .Aufkäufer für sich und andere auf,aber aucn als Geldverleiher zu hohen Zinsen.Bürgermeister Raiffeisen nahm die unerfahrenen Bauern in seinen Verein und Schutz.. Wie_jes zur Judenvgauafoigung kam? Bis zum Auftreten Hitlers nennten die deutschen Juden ruhig ihrer Be schäftigung nachgener.Sic waren langst Bürger des Reiches und viele hatten sich Im ersten 'Weltkrieg an der Front hohe Auszeichnungen der Tapferkeit erworben«Ihr erster gefährlicher Gegner der Neuzeit war und wurde Hitler.Er wellte ein germanisches uroßreicn gründen.Fremdrassige Menschen hatten darin keinen Flatz(Aassengesotze).Hitler hielt die Juden für international , für i-mexisten und antinational, für Egoisten und antisoziale Elemente ...ALSO , glaubte er,kann er die Juden in seinem nationalsoz .Staat nicht brauchen.Sie müsse" aus allen Amtern entfernt werden,war iner seine Faroie IILitae : .Benote wahrscheinlich auch an die Greuelmärchen 9La/i des abergläubischen Mittelalters , überliefert in zweifelhaften CüroniKsn. Darum also nahen die luden unter Hitler Keinen Zutritt zu Versammlungen, deswegen wollten Parteileute,ihrem Fuhrer zuliebe,an Juden nichts verkaufen; wieder andere brachten ihr judenfeindliches Täfeichen :us reiner Kriecherei , Schöntuerei oder Angst vor der Partei an der Ladentüre an . Hitlers fanatische Anhänger übernahmen blindlings die Judenfeindschaf t ; was ihr Führer sagt,ist immer richtig!-nach ihrer Meinung.So be = ginnt zunächst der Boykott jüdischer Waren und Geschäfte.Jedem Pg=Parleigenossen war verboten mit einem Juden zu handeln,ihn zu unterstützen,ihm zu helfen,von ihm zu kaufen,mit iha Umgang zu pflegen od.mit ihm zu sprechen.Den parteiamtlich vorgeschriebenen Haß schürte vor illem der große Judenfeind Streicher in seiner Zeitung"Der Stürmer'". In diesem Blatt wurden sämtliche Greuelmärchen über die Juden aus alten Chroniken der Städte neu frisiert dem Leser aufgetischt,immer mit dem Ziel und Resultat: Seht her, so sind die Juden! So haben sie gemordet(Ritualmorde wurden erfunden)-gewuchert-so haben sie eure Väter ins Unglück gestürzt und betrogenJ-Sie sind auch unser Unglück! Unkritische Leser ohne Geschichtskenntnisse hAben natürlich daran geglaubt und mancher brachte allen Ernstes das Täfeichen"Juden sind in meinem Geschäft nicht erwünscht!" an die Ladentüre. nucii aus Angst öffentlich als Judenfreund verschrien zu werden war mit Ursache des Boykotts. In Memmingen war ein großes jüdisches Warenhaus (woolwert).Man konnte darin alle Waren verbilligt kaufen.Der Zulauf war sehr groß,bes.seitens der Landbevölkerung.Die Partei ärgerte sich sehr.Deswe= gen stellte sie uniformierte SA-Posten vor den Geschäftseingang um die Namen der Einkäufer zu notieren od.Kunden zu p'hotografieren-sie sollten zu gegebener Zeit offentlieht gebrandmarkt werden.Ahnliches geschah in allen Städten. Die Judenverfo1gung wird gesetzlich: Bis zur Machtüberrahme waren die Boykattmaßnahmen allein Sache der Partei-die Juden Konnten immer noch kaufen und verkaufen.Die schlimmste Zeit für sie beginnt 1933.Hitler verkündet die Rassengesetze,die Entfernung der Juden aus allen öffenti.Amtern. Er fordert von allen Beamten den arischen Nachweis . Wer\£ jüd .Großeltern od. von jüd.Urgroßeltern stammte,war in Gefahr.Deutsche Frauen sollten sich von jüd.Männern trennen und umgekehrt.-Alle Juden müssen den Davidstern tragen.Damit sind sie öffentlich Spott,Hohn und Verfolgungen ausgesetzt. Selbst ehemalige Freunde und Hausgenossen von Juden gehen nun schweigend an ihnen vorbei.Viele Juden können die Demütigungen nicht ertragen und wandern aus(Albert Einstein,Prof.Oppenheimer,Hanns Assistentin Liese Meitner.Sich.Tauber,viele Künstler,Sänger,Maler,Musiker,Techniker..),Der Judenhaß der Partei war soweit vorangeschritten, daß es verboten w;.r,Musikstücke od.nieder jüd .Komponisten zu singe nfaha.-ndelsohri i )Kunstwerke von ungehörigen dieses Volkes wurden zerstört, und ai das Ausland verkauft-als entartete »mnst und Kitsch. Die Christallnacht war nicht Sache des deutschen Volkes! "Die Nacht vom 9.auf den 1o.Nov.1938 Ist dunkel und malt.Nur wenige Menschen bevölkern in später Stunde die Straßen der Stadt.-Plötzlich klire ren irgendwo Schaufensterscheiben. Junge Männer an S^-Stif ein, mi t ->ree cheshosen und Ziviljacken laufen über die Straße und verschwinden u i die Ecke.Wieder prasseln Steine ins Glas,da-dorL-überali.Passanten laufen zur nächsten Polizeiwache und melden den Vorfall.Die Polizisten im Lokal sehen verlegen zu Boden.'Ein alter Wachtmeister schickt seine Leute nach Hause,sie sollten sich um nichts kümmern.UKad wieder kommen Leute zur Wache und melden mit stammelnden Lippen,daß überall Schaufenster einge = schlagen würden,daß ganze Banden in die jüdischen Wohnungen eindrängen, daß Möbel und Bettzeug auf die Straße geworfen,daß Menschen auf offener Straße verprügelt würden.Die Polizei zuckt die Achsein-sie rührt sich nicht-sie hat ihre unWeisungen. Dann schrillt das Klingeln der Feuerwehr.Sirenen heulen auf,Die Synagogen brennen.Feuerwehrleute bahnen sich einen Weg zur Brandstätte-aber es 91a/K wird nicht gelöscht;denn die SA-Leute lassen es nicht zu.-Aus dem Pelzgeschäft mit jüd.Firmennamen zerrt man wertvolle Mäntel und Pelze^einiges wird auf offenem Platze angezündet,viel aber verschwindet in d.dunklen Ga.ssen der Großstadt. Und überall Klirren die Fenster.man hört Schreie Weheklagen und grobes Gelächter , Gepolter , klirren von Glas und Kristall die ganze unheimliche Nacht hindurch.-Die SA-Fuhrer sagen:Die- Kristall nacht geschah auf Anweisung des Propagandaministers Dr.Goebbels." Am Morgen des 1o.Nov. 1938 überrascht der"Völkcisene Beobachter" seine Leser mit der nachricht, daß In der vergangenen liacht eine "spontane ^Kation des Volkszornes!'stattgef unden habe, wie ein Mann habe sich die deut. = sehe Bation erhoben um den Mord am deutschen Legationsrat Freiherrn von Rath am Weltjudentum zu rächen(Zierer 4i-44,Seite 444). Die sog.Kristallnacht wurde in fast allen Städten zur Überraschung der Juden und der deutschen Bevölkerung,ja selbst der einfachen Pg.durchge= führt.Auch in Me.Urningen brannte die Synagoge bei der Bismarskschule; auch in Memmingen erlebten zum Mißfallen der Bevölkerung die alteingesessenen Juden eine brutale Kristallnacht.Was Goebbels über die "spontane Aktion"und Volkszorn schrieb,war eine Lüge vor der ganzen Welt. Der Haß steigert sich zum Mord: Der jüd.Mord am Legationsrat wird nun zum Anlaß genommen gesetzlich gegen das Judentum vorzugehen.Ais Kollektivstrafe müssen sie 1 Milliarde Büßgeld an das Reich zahlen.alle Juden werden bes.hoch besteuert-jüdische Betriebsführer entlassen-Geschäfte geschlossen-es folgen zunächst willkürliche Verhaftungen.Es hieß man nehme die Leute in Schutzhaft u. brachte sie in Konzentrationslager(KZ).Während des Krieges wurden sämtliche Juden auch in den besetzten Gebieten verhaftet-sie sollten aus = gerottet werden -Himmler und Eichmann übernahmen die Ausrottung durch Massentötung mit Maschinengewehren und Gas.Von derartigen Vorgängen Morden,Vergasungen,är ztl.Versuchen usw.hat der Durchschnittsdeutsche erst nach dem Kriege erfahren. Israel,die neue Heimat der Juden. (Filml)Nur wenig überlebende Juden konnten die allierten Truppen in den KZ befreien und versorgen.In den folgenden Jahren wanderten die Mehrzahl der Geretteten nach Jsrael,ihrer neuen Heimat.aus und begegneten anderen erbitterten Feinden, den. Arabern.Deswegen arbeiten die Juden in den Grenzgebieten,wie einst die Deutschritter,bewaffnet. Erkenntnisse: Hitlers Rassengesetze und sein Judenhaß führten zu Un = menschlichkeiten und Massenmord.Das ausländ macht für die Morde das ganze deutsche Volk verantwortlich.Die Partei hat Schande über uns gebracht.-Wir sind verpflichtet dem jüd.Volke beim Wiederaufbau in Israel zu helfen und allen matereilen Schauen zu ersetzen.Menschen anderer Rasse und anderen Glaubens haben wir zu achten.Wer Haß sät,wird Haß ernten'Hitlers Massenmörder mißachteten d. einfachsten Menschenrecht und die christ.Gebote ..... . Literatur: Zierer,Bild der Jahrhunderte Bd.41-44. Bilder u.Dokumente für Zeitgeschichte 1953-1945Baumann,Geschichte des ullgäus Bd.I-III. Miedel,Führer durch Memmingen u.Umgebung 2 Bd. Beilagen,Das Parlament. 91a-3 Zum Thema 94 Der P r o p a g a n d a k r Schlagzeilen aus den Tageszeitungen von Januar 1945-26»April 19^5 S.Januar A5: aus Hitlers Neujahrsansprache•Die Welt muß wissen,daß Großdeutschland niemals kapitulieren wird. 26. Januar Achtung Tief f lieger .'Der feindliche Luftterror hat in den Tiefangriffen einen üusdruck gefunden,der jeder Menschlichkeit spottet. 28. Januar Volksopfer .'Gebt Kleidung/Wäsche , Spinnstoff e aller Art und Ausrüstungsgegenstande für Wehrmacht und Volkssturm.Tages= befehl an die Soldaten:Unsere Gegner müssen wissen,daß jeder Kilometer gegen Deutschland mit steigender Blutlast verbunden ist und daß sie mit dem Erlahmen des Widerstandes niemals rechnen dürfen. I.Februar Hitler an das deutsche Volk:Wir werden die Waffen solange füh= rcn,bis am Ende der Sieg unsere Anstrengungen krönt.Der Ansturm aus dem Osten wird am Ende doch gemeistert werden.8.Februar Im Falle eines bolschewistischen Sieges würden Millionen deutscher Volksgenossen in ciae Odländereien des Ostens verschickt werden. 18.Februar Kämpfen,arbeiten und opfernllch erwarte von jedem Deutschen. daß er seine Pflicht bis zum Äußersten erfüllt und jedes v. ihm geforderte Opfer auf sien nimmt.-Wer versucht aus Eigennutz, sich dieser Pflichten zu entziehen,kommt vor das neu errichtete Standgericht. Oberschlesier Klagen an!Bestialitäten der bolschew.Bluthunde .'Das Blut der Gemordeten schreit nach Rache; 24.Februar Sieg oder Untergang! 5.März Amerikanische Terror!'lieger warfen Bomben in Stuttgart,Ulm, Graz und Wien.-Wir werden gegen die Übermacht unserer Feinde bestenen-Wir wollen liebenr sterben als kapitulieren .'Wir werden uns die verlorenen Gebiete wieder zurückholeni2.,ipril Haß sei unser Gebet-Pacne das Feldgeschrei.(-die Werwolf . prokleaation an das deutsche Volk,-Werwolf= Mannwolf! ), KAmpf bis zum letzten Atemzug!Jetzt ist die Stunde der Bewährung gekommen!Die Gefahr der Versklavung unseres Volkes verlangt den höchsten Einsatz.Jetzt gilt nur noch eine Pa= rolemSiegen oder fallenl(Bormann,Reichsleiter). 1 o.April Auslieferung aller arbeitsfähigen Deutschen-sowjetisch-a.uerikanische Abmachungen über Massendepcrtationen aus den be= setzten Westgebieten. 17, April Kapitulation bedeutet V'erscawinden Deutschlands .-Vor der Hauptstadt des Reiches wird der Feind verbluten,-Sowjetzeichen den Verschleppten auf die Stirne gebrannt:-Den Amerikanern folgt überall der Hunger .'-Engländer verletzen das Völ= kerrechti auf beiden kriegführenden Seiten wird Propaganda gotrieben(Presse,aund = funk und Soldatensender.muf beiden Seiten wird gelogen und versucht den moralischen Widerstand der Bevölkerung zu brechen. üüieriiaanische u.engl. Flieger warfen auch über unserem Landkreis wiederholt Flugblätter ab ait folgenden Schlagzeilen: USA gegen Hitler iiAmerika ist nicht mehr neutral. Laßt Euch nichts vormachenSAmeriaks Hilfe verbürgt unseren Endsieg.Die letzte Chance uns zu besiegen ging 194o verloren.Es kommt der Tag!-daneben eine Zeichnung:aufsteigende Sonne,daneben Galgen mit aufgehängten Ha= kenkreuz(Bedeutung:Hitleranhänger Kommen an den Galgen).-Die Achsenmächte werden diesen Krieg nicht gewinnen! Feindliche Flugblätter mußten bei schwerer Strafe von jedem Finder an d. Bürgermeisteramt od.Partei abgeliefert 'werden; Q4 Thema 95 Die Amerikaner besetzen das Dorf A)Übersicht:Im Juni 1944 beginnt die entscheidende Wende des Krieges zu= gunsten der Allierten.Es landen die Invassionstruppen-sie erobern Holland zurück,am 25.August Paris.Tausende all.Flugzeuge bombardieren Tag uad Nacht die deutschen Städte und Fronten.Am 2o.Juli Attentat auf Hitler-Hinrichtung ganzer Sippen!Hitler ruft den Volkssturm auf.Alte Männer sollen Panzersperren errichten,mit Panzerfäusten und Trommelrevol= ver den Ort verteidigen.Am S.März überqueren Invassionstruppen bei Rema = gen den Rhein.Am 12.4.stehen die Amerikaner an der Elbe,am 2o.4.sind die Russen in Berlin;am 25.4.vereinigen sich Russen und "Ammi" bei Torgau an der Eibe.In den letzten Apriltagen besetzten die Amerikaner unseren Landkreis östlich der Jller,die Franzosen Lindau und das Gebiet westlich der Jller.Nächtlicher Feuersehe in brennender Hofe,schwere Explosionen von Sprengungen(Brücken , flugplatzhallen, Flugzeuge u.a.) Zurückweichende deutsche Truppen,vor allem So-Formationen,russische Lassowtruppen durchziehen unser Gebiet.Unter den deutschen Soldaten sind Knaben von 16 und 17 J~ihren~sie geben sich gefangen.Vom Kirchturm weht die weiße Fahne.Die Dorfbewohner sitzen ängstlich in den Luftschutzkellern. 'vorsichtig fahren, ratternd die schweren "Ammipanzer "durch das Dorf;in d. Umgebung halten sich noch bewaffnete SS-Soldaten in den Wäldern.Aufklä = rungsflieger suchen ihre Verstecke.Der Bürgermeister schickt den Amerik, eine Abordnung wegen übergäbe des Ortes entgegen. -Man kom.it aus den ^ellern-hißt weiße Bettlacken an den Fenstern h-imerikaner beschlagnahmen f. ihre Truppen Wohnraum-ganze otraoenzüge müssen in kürzester Frist geräumt werden.-Fremdarbeiter retten sich zusammen,jubeln,werden von den Truppen begrüßt und großzügig verpflegt und befreit.-Am 1.Mai wird Hitlers Tod gemeldet..im 7.Mai muß die deutsche Wehrmacht bedingungslos kapitulieren! Der Krieg in Deutschland ist beendet.Alles ist froh,auch die Allierten! 3)Das Dorf unter der Militärregierung: Der amerik.Ortskommandant fährt zum Ratshaus od.Bürgermeisteramt.Der Bgm. wird als Pg-abgesetzt.Im Nachbarort hat der Amerikaner sich nach einem zuverlässigen Antihitler erkundigt.Dieser Mann muß herbeigeschafft werden und den Bürgermeister machen-dem Kommandanten unterstellt. Die ersten Befehle und Verordnungen werden angeschlagen bzw.ausgerufen: 1 .Feuerwaffen,Munition,Ferngläser und Photoapparate müssen umgehend bei).-; Bürgermeisteramt abgeliefert werden-bei Todesstrafe! 2.Ausgehverbot bei Tag und Nacht für alle Ortsbewohner-ausgenommen die Fremdarbeiter(Polen,Tschechen,Russen,Franzosen,Serben..) 5,Führende Nationalsozialisten haben sich auf dem Rathaus zu melden-sie werden verhaftet und in KZ-Lager abgefahren. 4.Die polizeilichen Befugnisse übernimmt die Militärpolizei-eine motori= sierte Streifenpolizei-MP am Stahlhelm! 5.Die Lebensmittelzuteilung erfolgt wie bisher(siehe 74.Zuteilungsperiode) 6.Bahn~und Postverkehr sind vorerst ganz eingestellt. dach einigen Wochen erscheinenbereits Nachrichtenblätter der Miiitärre= gierung für die Kreise Memmingen und mindelheim.Sie werden kostenlos an jede lote Person abgegeben.Die Maßnahmen der Mil.asfe.sind zui Teil streng, sie dienen der Sicherheit und Herstellung besserer Ordnung nach all den turbulenten 'Wochen. Am 5"Juni wird Deutschland innerhalb der Grenzen von 193?in vier Besatz. Zonen aufgeteilt und vom allierten Kontrollrat verwaltet.Ostzone:Brandenburg,Mecklenburg,Sachsen,Sachsen-Anhalt,Thüringen.-US=Z0ne, Bayern, Württemberg,Hessen,Baden,Bremen.-Brit.Zone:NiederSachsen.Bordrheinwestfalen ,Schleswig-Holstein,Hamburg.-Französ.Zone:B .den,Rheinland-Pfalz, «ürttembg.-Hobenzoliern.-Vier aesatzungsehtoren in der Reichshauptstadt Derlin-allierter Kontrollrat. 95-1 95 B) Aus dem Nachrichtenblatt der amerikanischen Militärregierung für den Stadt-und Landkreis Memmingen und Mindelheim. Datum 31-Mai 1945 7.) Kein Einwohner darf unerlaubt die Gemeindegrenze übertreten-ausge= normten sind Landwirte; ihre Bewegungsfreiheit isb auf 6 km im Umkreis des Ortes b e s chränkt. 8.) Deutsche Flüchtlinge dürfen vorerst nicht in ihre Heimat zurückreisen-. 9.) Niemand darf sich auf Reisen begeben-auch keine auswärtigen Kranken dürfen besucht werden. 10. Wer den Ort od.Gemeinde verlassen will,braucht einen Passierschein. 11. wer sich Ausrüstungsgegenstände der all.Truppen aneignet.wird mit Gefängnis bestraft(verurteilt au 3 Monaten und 900 M Geldstrafe wurde am 21 .Mai ein "eaiiinger , weil er ein araerik. Fernglas besaß. -liegen Be = sitz von Feuerwaffen wurden mehrere Personen aus Memmingen,Ariesried u.a.Orten verurteilt). 12. Religiöse Prozessionen(Fronleichn.)dürfen nur dann im Freien abge = halten werden,wenn Varkehrsstraßen für den militärischen Verkehr freigehalten werden. 13. Lebenswichtige Geschäfte dürfen geöffnet werden,wenn der Inhaber Eetriebserlaubnis erhalten hat(Lizenztafel im Schaufenster!) 1H. Bei Feueralarm werden die Ausgangsbeschränkungen nicht verletzt(ab 21 Uhr war nächtliche Sperrstunde!) 15- Die Verdunklung wird aufgehoben.-Löcher in den Hauptstraßen sind 16. laufendaufzufüllen,auch wenn alte Frauen oder Männer herangezogen werden müßten. Datum 14.6.1945 Nr.6 17" Jeder Deutscherer Fremdarbeitern od. früheren Kriegsgefangenen berauschende Getränice abgibt,wird verhaftet u.bestraft. 18. jille Straßensperren und Barrikaden müssen bis 19•6•entfernt sein. 19» Jede Person braucht ein Arbeitsbuch vrrn Arbeitsamt. 2o . Deutsche Nationalhymnen , Militärmusik., Fanfaren , Trommelwirbel, Musikstücke ,Lieder u,Fahnen der NSDAP sind verboten.-Görings Schatzkammer bei Berchtesgaden aufgefunden-ebenso Himmlers 11 Säcke voller Münzen! 21. Die freigewordenen KZ-Lager dienen der Internierung verhafteter Na z i s. 22. Aus dem Südd.Mitteilungsblatt-Allierte Nachrichten Nr.1o.vom 16.Juni 45: Zur Zeit der bedingungslosen Kapitulation befanden sich insgesamt 2 850 ooo deutsche Kriegsgefangene in amerk.Gewahrsam.Davon werüen 60O000 nicht entlassen;225oo~ Mann kommen nach Frankreich zur Aufbauarbeit. 23. AUS dem Augsburger Anzeiger Nr.1 vom 13.7.1945:Präsident Trumann in Deutschland!-1o2 Industrielle in Bayern verhaftet.-Amerika schickt 20 Millionen Tonnen Getreide nach Europa. 24. Dur örtlicher Briefverkehr ist erlaubt.-Volksschulen werden wieder eröffnet.-Tscheche! will die Deutschen ausweisen. 25. 1946 beginnt die Ausweisung u.Vertreibung von 17 Hill.Deutschen aus den Ostgebieten,ohne internationale Kontrolle 26. Augsburger Anzeiger Nr . 2 vom 2o . Juli :Konf eren in Potsd.a .1-7O000 Nationalsozialisten verhaftet.Allierte Soldaten haben nun die Erlaubnis bekommen mit Deutschen auf Straßen und offentl.Plätzen zu sprechen (bisher Redeverbot von Eisenhauer 1)Die Ausgangsbeschränkung ab 2o„Juli aufgehoben(bisher bis 22,3° Uhr Ausgang). 27/28 alle Fremdarbeiter(Polen,Ukrainer,Russen)melden sich im Fliegerhorst Memmingen wegen Übersiedlung nach dort u.späterem Abtransport. 21 .Juli 1945 29 Alle Zivilpersonen im Landkreis Memmingen müssen bis 25-7•im nesit= ze einer Regietrierkarte(mit Fingerabdruck)sein. 3o. Alle Lehrer u.Schüler werden registriert in der Hallhofschule Meang. 95-2 am 25.7--im Benediktinerkloster Ottobeuren am 26.7«"in Grönenbach am 27. Juli-in Jllerbeuren am 28,Juli.Ab 15-Beptember 1945 erscheint ein neues Amtsblatt für den Staut-und Landkreis Memmingen, herausgegeben vom Bürgermeister der Stadt ''k-nsingen. -Im März 194b Beginn der politischen Reinigung! 95 G) Kurze Erläuterungen zu den Nachrichten: 7 - 1o : Die einmarschierenden Amerikaner haben Listen führender Nationalsozialisten, von MilitarisCenKriegsverbrechern,Technikern , Industriellen bei sich.Um diesen Personenkreis habhaft zu werden, darf niemand den Ort verlassen,werden alle Personen registriert u.die Kennkarte ausgestellt.-In Ottobeuren mußten alle männl.Personen auf der Maibaumwiese antreten und sich auswei = sen-umstellt von bewaffneten Posten-Verhaftungen wurden vorgenommen-inzwischen auch Haussuchungen durchgeführt. zu 13 Die Arbeit ruhteIGeschäfte waren geschlossen bis die Mil»Regi den einzelnen Gewerbetreibenden Lizenz erteilte. zu 14 Anfänglich wurde die Ausgangssperre nur für Stunden zum Einkau= fen aufgehoben,später gelockert.Nicht betroffen vom Hausarrest waren die 9OO000 Fremdarbeiter in Deutschland.Sie benützten ih= re Freiheit zu organisierten Uberfallen,Racheakten(Bauer Schalk von Stephansried wurde von Polen erschossen)und Plünderungen. Die Mil.Reg.genehmigte wegen der zahlreichen nachtlichen Überfälle den unbewaffneten Selbstschutz der Einwohner(In Ottobeuren wurden in jeder Straße Wachlokale errichtet;die mit Stöcken bewaffneten Wachmänner eilten bedrohten Nachbarn zu Hilfe).Be= sonders bedroht waren abgelegene Bauernhofe.Gestohlene Lebensmittel kamen auf den Schwarzhandeliabgabe von Alkohol erhöhte die Gefahr der Raubüberfälle. zu 17 Fremdarbeiter hatten Lager U.Geschäftshäuser geplündert.Mit Tabak aus Ottobeuren,Lederwaren aus Memmingen,Textilien aus Grönenbach u.a.Orten wurde Schwarzhandel im Großen getrieben." zu 23 Hungersnot in Europa'Die ganze Lebensmittelversorgung war zusammengebrochen .Die Bevölkerung von Krankheiten und Seuchen bedroht .Amerika. schickt Lebensmittel nach Europa! Jede Schule sammle für Ortsgeschichte und Unterrichtszwecke Berichte und Ereignisse,besondere Erlebnisse aus den Kriegsjähren,vom Einmarsch der Amerikaner,bzw.Franzosen und deren Verhalten;von den Überfällen der Fremdarbeiter-von Vaters Rückkehr aus der Gefangenschaft oder Lager usw.Wie die ersten Ausgewiesenen in unser Dorf kamen. Erkenntnisse: Nach der Kapitulation stehen die Deutschen der verschiede= nen Zonen unter der Diktatur der Militärregierung,ausgeliefert der Willkür von Ortskommandanten und der Fremdarbeiter.Wir wollen nicht vergessen,daß auch die Deutschen im besetzten Gebiete Mil.Regierung und Ortskammandanten einsetzen mußten.Dem Hunger preisgegeben,weil die Lebensmittelversorgung zusammenbrachLahmlegung des gesamten Verkehrs»Abtrennung wichtiger land.Gebiete im ^sten;Aufteilung in Besatzungszonen.-Miternährung von 900°oo Fremdarbeitern, die nun erhöhte Rationen erhielten;Plünderungen der Lebensmittellager, Personenzuwachs durch Vertriebene Deutsche aus dem Osten. Bedroht an Laben,Hab und Gut durch plündernde,rachsüchtige Fremdarbeiter ohne Veraienstmöglichkeiten;Gewerbe verboten-LizenzierungiOhne Verbindung mit Verwandten,Aekannten und Freunden-Nachtichtensperre in ganz Deutschland .-Presse-und RedeverbotiDann Presse unter Zensur.Nach Aufhebung der Nachrichtensperre Aufhebung des Brief=und Postgeheimnisses.Von einer Diktatur zu anderen;von einer Unfreiheit zur anderenSMachtlos, wehrlos,hilflos ist ein besiegtes Volk dem Feinde ausgeliefert.Ganz Deut= schland büßt Hitlers Kriegs-ünd Rachegeschrei.-17 Jahre sind vergangen u. noch ist kein Friede geschlossen.noch gibt es Z0nen in Berlin..AUS den Be= satzungstruppen sind Schutztruppen geworden.Amerika half das zerstörte Europa wieder aufbauen. _,_ .. 95-a 95-D) lebensmittelverteilung in der 74.Zuteilungsperiode vom 9-bis 29.April 1945 (3 Wochenration ) Erwachsene Fleisch Fett g g mehl g i\ormalversorgungsberechtigte Brot Mehl Nährmittel g Zucker Käse Marmela g g 75o 175 de 36oo 200 375 -über 18 Jahre: Quark g Kaffee K.Honig Stärke g Satz ^.g.^,, 6 e- 62,5 125 100 750 Jugendliche von 16 bis 18 Jahre: 300 300 425 375 26oo 15oo 2oo 500 62,5 1000 Rinder bis zu 6 Jahren: 225 375 62,5 125 100 125 100 125 25o Vollselbstversorger(B luern)über 6 unter 6 J ,hre(in Klammer:) ooo ooo ooo ooo ooo ooo ooo ( 15o) 375 62,5 125 1oo (375 ) (62,5) (125) (loo) Ausländische Zivilarbeiter: 750 225 4000 225 375 62,5 125 100 Schwerar beit er-Zusat zkar t e : 1050 5o 3000 Schwerstarbeiter-Zusatzkarte 1800 500 4500 ooo ooo 000 ooo 100 ooo ooo "Alle Brotabschnitte berechtigen auch zum Bezug von 75 v.H.Mehl.-" Stelle eine Aochen-T'ages-monatsration für Erwachsene und Kinder zusammen! Vergleiche mit dem gegenwärtigen Normalverbrauch.-Kalorienberechnungen! 95~E Der Völkermord in Zahlen(Zierer Bd.44 S.677: Gesamtverluste der Menschheit 14,45 Hill.Gefallene,5,5 kill.Ermordete,286 Mill.Opfer des Luftterrors.-8Mili,+durch Hunger,Krankh.Elend.-11 Mill.+ in KZ-Lagern.-29,65 Mill.Kriegskrüppel.-21,24 Mill.obdachlos.-15Mill. heimatlos Zerstört wurden: 32 Mill,Privatgebäude,17,8 Mill.öffentliche Geb.Mit den GeBäudeschutt könnte man den M.Everest zudecken!-Jeder 5-J eu t sc He Mann ist im Krieg gefallen.8OO000 Deutsche sind Opfer des Luftkrieges.Millionen befin= den sich in Gefangenschaft. In ganz Europa werden nach dea Kriege über 13 Mill.Flüchtlinge gezählt.Da= runter 3,3 M Polen,2,5 Franzosen,2 Russen,1 Tschechen u.Italiener,0,6 Mill. Beigier, 0,5 Holländer, 0, 4 Jugosl.,0,3 Balten-0,2 Finnen-0 ,1 85m Bulgaren0,15o 3panier-0 , o8_ Griechen-O, 065 Ungarn, je 40ooo Norweger u .Dänen,32ooo Luxemburger.-- 95-4 Literatur.zur OrtsgeSchichtsforschuug A) Für Allgäuer Orte: (Nordgrenze etwa Bahnlinie Buxheim-Memmg.-Sonth.) 1.Baumann,Geschichte des Allgäus Bd.I-III-vergriffenlBiblioth. 2.Rottenkolber: ,Gesch.d.Allgäus ab 1800 als Fortsetzung Baumanns IV.Band.-Verlag Kösel-Pustet München. 3.Haggenmiller,Geschichte von Kempten(vergriffen-ArchiveI 4.Merkt,Kleines Burgenbuch.-Letzen im Allgäu-Verlag Kempten. 5"Weitnauer,Schriften des Heimatpflegers,bes.Das kelt.Erbe. B)Für Orte des ehemaligen Reichsgotteshauses Ottobeuren: 1 .Feyerabend,Ottobeurer Jahrbücher I-IV~-vergrif f en-Archiv , Bibl. 2.Schnieringer,Register zu obigen Ja.hrbüchern(vergrif f en) 3.Schnieringer,Gescnichte des Marktes,I.Teil.-vergriffen! 4.Sontheimer,Die Geistlichkeit des Kap»Ottobeuren I-V,behand. fast sämtliche Ffarreien-wertvoll!-veigriffen!-Pfarrbibl. 5.Archive Ottobeuren,Neuburg a.Donau,München;Archiv Buxheim in Ottobeuren. C )Ortscbaf ten der ehem.Reichsstadt Memmingen u.ihrer Patrizier: 1.Fackler-Schcrer-Unold..Groniken der Reichsstadt Memmingen 2.Schnieringer,Register zur Geschichte von Unold (vergr . ) 3.Miedel-Braun,Führer durch Memmingen und Umgebung i,II 4.Stark,Geschichte der ev.ref.Pfarrgemeinden(vergr.) 5•neimabdienst-Zeitschriften; Sfadtbibl.-Zettelsammlung.... D)Ortschaften der ehem.Herrschaft Grönenbach(Grönenb.-Ittelsburg,Herhis= hofen,Theinselberg,Gemeinschwenden..) Gemd.und Pflarrarcbive, 1.Sedeimayer /Geschichte des Marktes Gronenbach(vergriffen!) 2.Schnieringer, do.-Handschrift Band I und II.+ Hofgeschichte. 3.Schnieringer,Geschichte Lachen-Theinselberg/ Ittelsburg. E)Folgende Orte besitzen eine Chronik od.die Grundlagen dazu: Enderle,Aus Legaus Vergangenheit(vergr.)-Epplen-meyer,Steinbach/ Gänsler,Beiträge zur aesch.von Fleß/-K0hl-Haid,Illerbeuren (uanaschrif tl. )- Ludwig Meyer , Eisenburg(Druck)- Rapp',Fellheim.Wagner,Westerheim. Eine Siedlung u.Hofgeschichte von'Schnieringer besit zen: Böhen-Wolfertschwenden-Niecierdorf-hawangen-Unger= hause n~Guggenberg+St ephansrie d-Ilaitzen-Fre chenrieden=ült isrie dIttelsburg.-Fertige Ortsgeseh.Lachon=Theinselberg. + Randschriftl. Hof-und Schulgeschichte.-Ottobeuren I.Teil. -Gronenbach, F)Gebietschroniken u.Abhandlungen:(außer A bis D ) 1.Raiser,Oberdonaukreis 1830-vergrifIen1-Archive und Biblioth. 2.Geschichte des Hauses feidburg-dazu Register v.Schnieringer. 3.Schnieringer,Burgstalle im Landkreis Memmingen,Selbstverlag. 4.Schnieringer,Die Vorgeschichte im Unterricht-vergriffeni 5.Schnieringer,^eimatbriefe Nr.1-30,vergriffenl 6.Schnieringer,Heimatkunde im 3- und im 4.Schuljahr. 7.Schnieringer,Der Landkreis Mem mingen,Lehrerheft(vergriffen) 8.Schnieringer,Memminger neimatbuch-Schülerheft-gedr.Vergriffen. 9.Rar et,Das neue Bild der Vorgeschichte. 1o.Weitnauer,Das keltische Erbe.-Allgäuer Sagen.11.Verlag des Heimatpflegers:Zopf1,Das bayerische Schwaben.Dertsch,Dchwäbische Siedlungsgescnichte.-Huber,Landschaft,Tiere und Pflanzen.-Endriß,Landeskunde von Schwaben.-Stroh,Grundriß zur Vorgeschichte Schwabens.-Zeitschriften:Schönes Allgäu/ Schwabenland/der histor.VereineSArchiv des üeimatpflegers! G)Einschlä0ige historische Romane: Dörfler,Der Ndtwedder(Karl Hirnbein ).-Ortler,Ein mann kuriert Europa (Pfarrer Kneipp , Stephansriea-iA/örishof en, Gronenbach )Art.Maxim.Miller,Der Fuhrmann Jeremies(Schwedenkrieg um Grönenb. und üttobeuren-im Landkreis! wertvoll für die ^chule:- Die drei Ringe (auszugsweise -^KLo st er neu bau 1 j-Dör iler ,Ur ,iaier . -Skalizki , Wallensteinsommer in he^uingeri.