Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw Ukrainischer Deutschlehrer

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Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
Ukrainischer Deutschlehrer- und Germanistenverband
Fakultät für Fremdsprachen
Lehrstuhl für Deutsche Philologie
Lehrstuhl für Interkulturelle Kommunikation und Translationswissenschaft
Institut für Umschulung und Weiterbildung
Deutscher Akademischer Austauschdienst
OeAD Kooperationsbüro Lwiw
Hanns-Seidel-Stiftung
Goethe-Institut Ukraine
XX. UDGV-Tagung
BEGEGNUNGEN ZWISCHEN DER UKRAINE
UND DEN DEUTSCHSPRACHIGEN LÄNDERN
IN LITERATUR, SPRACHE UND KULTUR
27.–28. September 2013
Lwiw
2013
1
УДК [811.112.2:316.77](063)
ББК 81.2Нім+71.4(4Нім)я43
B38
Редакційна колегія:
д-р філол. наук, проф. А. Й. Паславська (головний редактор),
канд. філол. наук, проф. Б. В. Максимчук (заступник головного редактора),
канд. філол. наук, доц. Т. М. Мідяна (відповідальний секретар),
д-р філол. наук, проф. Т. М. Кияк, д-р. філол. наук, проф. О. Д. Огуй,
д-р. філол. наук, проф. Л. М. Ягупова, канд. філол. наук, доц. В. Т. Сулим,
канд. філол. наук, доц. Т. О. Буйницька, канд. філол. наук, доц. Н. Є. Петращук,
канд. філол. наук, ст. викл. М. С. Смолій, ас. Т. Фоґель,
ас. д-р М. Бек, ас. Ю. Гьобінґер.
"Україна та німецькомовні країни в діалозі літератур, мов та
культур": Матеріали XХ Міжнародної науково-практичної конференції Асоціації українських германістів (27-28 вересня 2013 р.). – Львів:
ПАІС, 2013. – 284 с.
ISBN 978-617-7065-07-3
У збірнику вміщено матеріали XХ Міжнародної науково-практичної конференції Асоціації українських германістів, яка відбулася 27-28 вересня 2013 р.
у Львівському національному університеті імені Івана Франка. У тезах висвітлено
актуальні аспекти німецької мови, літератури й культури, подано результати
досліджень в галузях граматики, фразеології, стилістики, дидактики та міжкультурної комунікації.
УДК [811.112.2:316.77](063)
ББК 81.2Нім+71.4(4Нім)я43
Редакційна колегія за зміст і авторство матеріалів відповідальності не несе.
Статті подано в авторській редакції.
© Асоціація українських
германістів, 2013
© ПАІС, 2013
ISBN 978-617-7065-07-3
2
ЗМІСТ
Paslawska Alla
20 JAHRE UKRAINISCHER DEUTSCHLEHRERUND GERMANISTENVERBAND .............................................................. 13
Alschewa Anna
DER HYPERTEXT DER DEUTSCHEN WIKIPEDIA:
MERKMALE UND ÜBERSETZUNGSSTRATEGIEN............................... 15
Amelina Svitlana
ENTWICKLUNG VON TEILKOMPETENZEN
IM DAF-UNTERRICHT ................................................................................ 16
Balashova Svitlana
WEB 2.0 IM DAF-UNTERRICHT ................................................................ 18
Balashova Tetiana
BESONDERHEITEN DER URKUNDENÜBERSETZUNGEN .................. 20
Benkendorf Gennadij
MACHEN ALS MODALVERB IN DER DEUTSCHEN SPRACHE .......... 23
Berezina Julija
DIE AUSWIRKUNG DER II. LAUTVERSCHIEBUNG
IM HEUTIGEN DEUTSCH ........................................................................... 26
Byjak Natalija
DIE BEINAMEN DER HISTORISCHEN
PERSÖNLICHKEITEN: STRUKTUR, MOTIVATION .............................. 28
Bilous Oleksandr
PARALLELTEXTE IN DER COMPUTERLINGUISTIK ........................... 30
Bilozerska Tetiana
DAS KOMMUNIKATIVE SCHREIBEN
ALS LERNZIEL IM SPRACHLERNEN ...................................................... 31
Bogajtschuk Inna
DIE SCHREIBKONFERENZMETHODE
IN DER SCHREIBKOMPETENZENTWICKLUNG ................................... 33
Bogdan Yuliia
SYNONYMIE DER DEUTSCHEN
KOMPARATIVEN PHRASEOLOGISMEN ................................................ 35
Bratytsya Ganna
AUFBAU DER SCHREIBKOMPETENZ
IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT ...................................................... 38
Brаtkevych Оksаnа
KREATIVES SCHREIBEN IM DАF-UNTERRICHT ................................. 39
3
Bujnytska Tetjana
DAS FUNKTIONIEREN DES WORTES „WÜSTE“
IN DER TEXTSTRUKTUR DER REISEREPORTAGEN
VON ANNEMARIE SCHWARZENBACH..................................................41
Chernyshenko Natalia
VERGLEICHENDE ANALYSE DER HYPERONYME
IN DER DEUTSCHEN und UKRAINISCHEN SPRACHEN ......................42
Denysenko Sofia
STILISTISCHE UND KOMMUNIKATIV- PRAGMATISCHE
ASPEKTE DER PHRASEOLOGIE...............................................................43
Дімірова О. П.
ФУНКЦІОНУВАННЯ ЗВЕРТАНЬ У СУЧАСНІЙ НІМЕЦЬКІЙ
ТА УКРАЇНСЬКІЙ МОВАХ (ПОРІВНЯЛЬНИЙ АСПЕКТ) ...................46
Dovgei Oksana
INNOVATIVE TENDENZEN BEI DER BILDUNG
DER NEOLOGISMEN IN DER DEUTSCHEN SPRACHE ........................47
Dolgopolova Liliya
ZEITFORMEN IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN .......................48
Doroshchenko Olena
SCHREIBMOTIVATION UNTERSTÜTZT DAS LERNEN .......................50
Draganowa Galina, Memetowa Aische
FREMDSPRACHENERLERNEN IM KONTEXT
DER MEHRSPRACHIGKEIT .......................................................................51
Drobacha Larissa
VERGLEICHENDE ANALYSE DES GEBRAUCHS
VON DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN ABSTRAKTEN
BEGRIFFEN IM PHRASEOLOGISCHEN BEREICH ................................53
Druzhbyak Switlana
SYNONYMIE IM WIRTSCHAFTSDEUTSCHEN ......................................55
Dyakiv Khrystyna
DER ILLOKUTIONÄRE ZWECK DER ERMAHNUNG
IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN.................................................... 58
Faistauer Renate
ZWISCHEN BERUFSAUSBILDUNG UND WISSENSCHAFT.
VOM DILEMMA GERMANISTISCHER AUSBILDUNGEN ....................60
Fedirchyk Inna
METAPHORISCHE PERSONENBEZEICHNUNGEN
IN DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE....................................60
Galka Illia
EUROPA-METAPHERN IM DEUTSCHEN
UND UKRAINISCHEN ZEITUNGSDISKURS ...........................................63
4
Galuschko Tetjana
FERTIGKEIT SCHREIBEN
IN DER ÜBERSETZERAUSBILDUNG....................................................... 65
Ganzer Christian, Tebenikhina Nina
ERFAHRUNGEN MIT DEM KOLLEKTIVEN UNTERRICHTEN
IN AUSSERSCHULISCHEN UND AUSSERUNIVERSITÄREN
ZUSAMMENHÄNGEN ................................................................................ 68
Geschelina Tetiana
DIDAKTIK UND METHODIK FÜR DEN DAF-UNTERRICHT
LIEDER IM DAF-UNTERRICHT ................................................................ 71
Gluschtschenko Olena
ZUR SCHREIBWEISE DER ALTHOCHDEUTSCHEN
DIPHTHONGE............................................................................................... 73
Golubenko Lidia, Kulyna Irina
DER INTERKULTURELLE ASPEKT
ALS NOTWENDIGER BESTANDTEIL
IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT ...................................................... 74
Gutnyk Walentyna
DER KOMMUNIKATIVE PHONETISCHE
EINFÜHRUNGSKURS: BESONDERHEITEN
UND ÜBUNGSSCHWERPUNKTE.............................................................. 75
Gutsche Victoria
REPRÄSENTATIONEN DES JÜDISCHEN
AUF DER BÜHNE DES 17. JAHRHUNDERTS ......................................... 78
Hamanyuk Vita
CURRICULUM FÜR SDU AN HOCHSCHULEN
UND UNIVERSITÄTEN IN DER UKRAINE:
LEITFADEN DER NEUEN FASSUNG ....................................................... 79
Hanetschko Veronika
VERBEUGUNG IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN
SPRACHRAUM: INTERKULTURELLER ASPEKT .................................. 81
Holub Ivanna
SENSIBILISIERUNG DER STUDIERENDEN
AUF INTERKULTURELLE FAKTOREN BEIM ÜBERSETZEN ............. 83
Hvozdyak Olha
INTERKULTURELLE WECHSELWIRKUNG
IN TRANSKARPATIEN (LINGUISTISCHER ASPEKT) .......................... 86
Iagupova Larysa
ZU EINIGEN GEWICHTS- UND MASSBEZEICHNUNGEN
IM MITTELHOCHDEUTSCHEN ................................................................ 89
5
Ialunina Olena
SCHRIFTSPRACHLICHE KOMPETENZ
IN DER SEKUNDARSTUFE: AUFSATZ
ALS ZIELFERTIGKEIT IM DEUTSCHUNTERRICHT .............................89
Iljcesin Maryna
SPRACHKONTAKTE FRANZÖSISCH – DEUTSCH.
DARGESTELLT AM BEISPIEL
EINER PERSONENBEZEICHNUNG ..........................................................92
Ivanenko Iaroslava
HERMENEUTISCHER ANSATZ
IN DER VORTRANSLATORISCHEN TEXTANALYSE ...........................94
Ivanenko Svitlana
WORTFOLGE BEIM VERGLEICH
DER GRAMMATISCHEN SYSTEME DES DEUTSCHEN
UND DES UKRAINISCHEN ........................................................................96
Kazhan Julia
DIE ENTWICKLUNG DES KREATIVEN
UND KOOPERATIVEN SCHREIBENS MIT WEB-TOOLS ......................97
Kaleta-Wojtasik Slawomira
ZUR ETYMOLOGIE EINIGER TOPONYME
SLAWISCHER HERKUNFT IN DER BRD .................................................95
Kaliuščenko Volodymyr
DEUTSCHE UND UKRAINISCHE
DEETHNONYMISCHE VERBEN................................................................102
Kaliuščenko Julia
DIE KONSTRUKTIONEN MIT GERUCHSVERBEN
IM SPRACHVERGLEICH ............................................................................105
Kalus Maria
DEUTSCHE VER-VERBEN MIT DER BEDEUTUNG
„SCHLIESSEN“ UND DEREN PRÄFIGIERTE
ENTSPRECHUNGEN IM UKRAINISCHEN ..............................................108
Kantemir Serhij
ZUR UNTERSCHEIDUNG DER MENTALEN STRUKTUREN
IN DEN GEGENWÄRTIGEN LINGUISTISCHEN STUDIEN ...................110
Kapak Julia
GESCHLECHTSSPEZIFISCHE RESTRIKTIONEN
VON IDIOMEN DER DEUTSCHEN SPRACHE ........................................113
Karawajewa Olga
KREATIVES SCHREIBEN IM DEUTSCHUNTERRICHT:
CHAOS ODER STRENG GEREGELTER LERNPROZESS? .....................115
6
Karpenko Yevgeniya
KREATIVES SCHREIBEN: MÄRCHEN-METHODE ................................. 118
Kiyko Svitlana
ZUR MAKRO- UND MIKROSTRUKTUR
DES WÖRTERBUCHS DER DEUTSCH-UKRAINISCHEN
„FALSCHEN FREUNDE“............................................................................. 119
Kislyakova Lyudmyla
GRENZRÄUME IM ROMAN „DIE VERMESSUNG DER WELT“
VON D. KEHLMANN ................................................................................... 122
Kit Larysa
REKTION ALS ART DER SYNTAKTISCHEN VERBINDUNG
IM UKRAINISCHEN UND DEUTSCHEN.
SCHWACHE UND STARKE REKTION ..................................................... 124
Kovtun Janina
WORTBILDENDE BEDEUTUNG DER SAMMELNAMEN ..................... 126
Kołodziej Robert
DAS TERTIUM COMPARATIONIS IN DER KONTRASTIVEN
LINGUISTIK UND IN DER RECHTSVERGLEICHENDEN
TERMINOLOGIEARBEIT............................................................................ 127
Kotowski Halyna
DISKUSSIONEN RINGS UM DIE TEMPORA ........................................... 128
Kraynyk Olha
DIE NEGATION ALS EINE KOMMUNIKATIVE HANDLUNG ............. 130
Krukovets Larissa
VIDEO ALS SCHREIBEIMPULS IM DAF-UNTERRICHT ...................... 131
Kulyna Irina, Kolesnitschenko Natalja
LITERARISCHE ERZIEHUNG UND BILDUNG
IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT ...................................................... 135
Kuragina Liubov
SPRACHTABUS IN DER MODERNEN DEUTSCHEN KULTUR.................. 136
Lettner Khrystyna
TEXTUELLE BEISPIELANGABEN IN DER ZWEISPRACHIGEN
LEXIKOGRAPHIE: EINE EXEMPLARISCHE STUDIE ANHAND
DEUTSCH-UKRAINISCHER WÖRTERBÜCHER .................................... 139
Leschenko Olesia
DEUTSCHE UND UKRAINISCHE WERBESLOGANS —
LEXIKALISCHE, PHRASEOLOGISCHE UND STILISTISCHE
MERKMALE IM VERGLEICH .................................................................... 143
Lichovod Natalija
PROJEKTMETHODIK IM DAF-UNTERRICHT ........................................ 146
7
Lipska Jewgenija
FORMALE STRUKTUR
DER PERFORMATIVEN ÄUSSERUNGEN ...............................................148
Lobatschuk Inna
VERWENDUNG DER IT QUELLEN
IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT ......................................................150
Ljultschenko Oxana
BILDER IM DEUTSCHUNTERRICHT
ALS MITTEL DES KREATIVEN SCHREIBENS .......................................152
Lyashenko Tetyana
METAPHER AUS ÜBERSETZUNGSRELEVANTER SICHT ...................154
Makeyevec’ Yuliya
FUNKTIONEN VON POLITISCHEN EUPHEMISMEN
IN DER DEUTSCHEN POLITIK UND PRESSE .........................................157
Maksymtschuk Bohdan
NEUE ANSÄTZE IN DER WORTARTENTEILUNG.................................159
Mykuljak Maryna
SCHRIFTLICHE TEXTPRODUKTION ALS PROZESS
IM DAF-UNTERRICHT ................................................................................160
Midjana Tetjana
ARGUMENTATION IN WAHLKAMPFREDEN ........................................161
Mischtschenko Olexandra
EINSATZ VON LIEDERN IM DEUTSCHUNTERRICHT
IN DER PRIMARSCHULE ...........................................................................163
Mustafaeva Alie
ZUR BEDEUTUNG VON MYTHOLOGIE
IM SCHAFFEN VON CLEMENS BRENTANO ..........................................165
Oguy Oleksandr
BUCHENLÄNDISCH UND UKRAINISCH: GRAMMATISCHE
ABWEICHUNGEN UND INTERFERENZEN (1774-1914/40) ..................168
Ossovska Iryna
METAPHORISCHE MODELLE DES KONZEPTES "FAMILIE"
IM DEUTSCHSPRACHIGEN WELTBILD .................................................170
Palamar Natalja
REALISIERUNGSTAKTIKEN DES LOBENS
IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN ..................................................172
Pankovska Iryna, Yevtikhova Iryna
BEGRÜSSUNGS- UND VERABSCHIEDUNGSFORMEN
IN DER SMS-KOMMUNIKATION DER JUGENDLICHEN
IN DER SCHWEIZ .........................................................................................174
8
Petrashchuk Natalia
ZUR ENTWICKLUNG DER SCHREIBKOMPETENZ
BEI GERMANISTIKSTUDENTEN.............................................................. 177
Petrenko Oksana, Dormenew Viktor
EINFLÜSSE DES ENGLISCHEN
AUF DAS DEUTSCHE SPRACHSYSTEM ................................................. 179
Pyschna Ljudmyla
SCHRIFTLICHE KOMMUNIKATION
IM STUDIENBEGLEITENDEN DEUTSCHUNTERRICHT ...................... 182
Povtorukha Nataliya
ZUR STRUKTUR DER ADVERBIEN
MIT DER METROLOGISCHEN KOMPONENTE
IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN .................................................. 184
Podvoiska Oksana
DIE INNERSYNTAKTISCHE MODALITÄT:
DER ÜBERSETZUNGSASPEKT ................................................................. 186
Polistschuk Nadija
DENOMINALE FARBADJEKTIVE IM DEUTSCHEN
UND IM UKRAINISCHEN ........................................................................... 189
Помірко Роман
ГЕРМАНСЬКА КОЛЬОРИСТИЧНА ЛЕКСИКА
У МОВАХ РОМАНІЇ ................................................................................... 191
Popenko Laryssa
DEUTSCHSTUNDE MIT SPIELEN UND BEWEGUNG ........................... 193
Припін Роман
МОВЛЕННЄВИЙ ЗРАЗОК ЯК НАВЧАЛЬНА ОДИНИЦЯ .................... 194
Prytoliuk Svitlana
DIE TYPOLOGISCHEN ÜBEREINSTIMMUNGEN
IN DEN ROMANEN „DER POJAZ“ VON KARL EMIL FRANZOS
UND „WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE“
VON JOHANN WOLFGANG GOETHE...................................................... 196
Пузанова Лариса
ТЕХНОЛОГІЯ ПРОЕКТІВ ЯК ЗАСІБ ПІДВИЩЕННЯ
МОТИВАЦІЇ НАВЧАННЯ НІМЕЦЬКОЇ МОВИ ..................................... 198
Pukatsch Oksana
KLASSIFIZIERUNGSVERSUCH DER DEUTSCHEN
WIRTSCHAFTSTERMINI ............................................................................ 200
Piankovska Iryna
KREATIVES SCHREIBEN IM DAF-UNTERRICHT ................................. 202
9
Reichelt Michael
„DAS KANN MAN SO NICHT NICHT SAGEN!“
– ZUR DOPPELTEN VERNEINUNG IM DEUTSCHEN ...........................204
Reznik Olga
TRANSITIVIERUNG DEUTSCHER
UND UKRAINISCHER VERBEN DURCH PRÄFIXE ...............................207
Rogova Viktoria
ROLLE DES SCHREIBENS IN DER
KONKURRENZFÄHIGKEITSBILDUNG VON ZUKÜNFTIGEN
INGENIEUREN IM BEREICH DER INTERNATIONALEN
KOOPERATION ............................................................................................210
Романовская Т. Н.
ИНТЕРПРЕТАЦИЯ ТЕКСТА
КАК ЛИНГВОРЕЧЕВАЯ ДЕЯТЕЛЬНОСТЬ .............................................212
Saporoshtschenko Jurij
ZUR BEDEUTUNG DER SCHULPARTNERSCHAFT
IM DAF-UNTERRICHT ................................................................................213
Schabajkowytsch Iryna
AUSDRUCKSMITTEL DER KOHÄRENZ
IM DRAMA „WORST CASE“ VON KATHRIN RÖGGLA .......................215
Schewzowa Natalia
STRUKTURIERUNG DES PHRASEOLOGISCHEN
WORTSCHATZES ZUR VERMITTLUNG
UND ENTWICKLUNG DER SOZIOKULTURELLEN
KOMPETENZ DER LEHRERSTUDENTEN ...............................................217
Serebryakova Nadiya
FERTIGKEIT SCHREIBEN. PSYCHOLOGISCHE GRUNDLAGEN .......219
Serednytska Tetjana
ZUR FRAGE DER HYPONIMIE
IN DER WIRTSCGAFTSTERMINOLOGIE ................................................220
Sharyak Oksana
OKKASIONALISMEN ALS MITTEL
DER THEMATISCHEN PROGRESSION ....................................................221
Shevchuk Irina
DIE PROBLEME DER AUSBILDUNG VON STUDENTEN
IN DER AKADEMISCHEN GRUPPE
VON HOCHSCHULEINRICHTUNGEN .....................................................223
Shumiatska Oleksandra
ENTSCHULDIGUNG ALS SPRECHGATTUNG........................................225
Shcherbakova Viktoriya
MÄRCHENTITEL ALS IDENTIFIZIERUNG DES INHALTS ..................227
10
Синьо Вікторія
ТЕРМІНОЛОГІЧНЕ ПЛАНУВАННЯ ТА СТАНДАРТИЗАЦІЯ
ТЕРМІНОСИСТЕМИ ЛІСІВНИЦТВА ...................................................... 228
Sitarz Magdalena
WOLF BIERMANN: DEUTSCH-JÜDISCHER
DICHTER UND ÜBERSETZER ................................................................... 230
Смолій Михайло
ЛАТИНСЬКІ ТЕРМІНИ В ІСТОРИЧНИХ
ОФІЦІЙНИХ ДОКУМЕНТАХ ТА ЇХ ПЕРЕКЛАД .................................. 233
Soltys Maryana
BESONDERHEITEN, SCHWIERIGKEITEN UND PROBLEME
DER ÜBERSETZUNG DER DEUTSCHSPRCHIGEN
WERBEANZEIGEN ...................................................................................... 235
Sotnyk Marija
ANTONYMIE IN DER FACHSPRACHE .................................................... 238
Suddia Anton
KONTEXTUELLE SYNONYMIE DES ATTRIBUTS
AUS KOGNITIVER UND PRAGMASTILISTISCHER SICHT:
EINE ZUSAMMENFASSUNG DER ANALYSEMETHODIK ................... 239
Sulym Wolodymyr
CURRICULUMREVISION UND TESTENTWICKLUNG. ........................ 242
Sydorenko Maryna
INHALT VOM LEHRBUCH IN DEUTSCH
ALS ZWEITE FREMDSPRACHE ................................................................ 244
Taktasheva Inara
LEXEME MIT DEM STAMM KRANK IN J. VOORHOEVES
„HOMÖOPATHIE IN DER PRAXIS. MEDIZIN (1908)“ ........................... 246
Teslia Viktoria
INTERJEKTIONEN ALS AUSDRUCK VON EMOTIONEN
UND EMPFINDUNGEN: NATIONAL-KULTURELLE
BESONDERHEITEN ..................................................................................... 248
Tkachivska Maria
ZEHN GEBOTE IN DER POSTMODERNEN LITERATUR
UND IHRE ÜBERSETZUNG ....................................................................... 250
Tkatschiwsky Wassyl
EIGENNAMEN UND IHRE WIEDERGABE (AM BEISPIEL
DER ÜBERSETZUNGEN VON J.PROCHASKO) ...................................... 252
Tschystiak Olha
REFERENZIELLE ASPEKTE VON GENDERASYMMETRIEN
IM BEREICH DER PERSONENBEZEICHNUNGEN ................................ 254
11
Tschobitko Wassyl
DEUTSCH ALS TRANSPORTMITTEL
ZUR VERSTÄNDIGUNG ZWISCHEN VÖLKERN ...................................257
Tschobitko Halyna
DER VERGLEICH DES ATTRIBUTIVEN GENITIVS
IM DEUTSCHEN MIT SEINEN ENTSPRECHUNGEN
IM UKRAINISCHEN.....................................................................................259
Vasylchenko Elena
PHÄNOMEN DES DEUTSCHEN PHONEMS /r/
AUS DER SICHT DER SYNERGETISCHEN LINGUISTIK......................261
Veresh Mariya
ABGELEITETE TERMINI IN DER DEUTSCHEN
FACHSPRACHE DER THEOLOGIE ...........................................................263
Vitalish Lyubov
AUSDRUCKSMITTEL DER GEFÜHLE IN DEUTSCHEN
PHRASEOLOGISMEN: MATERIALIEN FÜR LEHRER ..........................266
Voznenko Natalya
P. SÜSKINDS KONTRABASS AUF UKRAINISCH UND RUSSISCH:
SCHWIERIGKEITEN DES LITERARISCHEN ÜBERSETZENS ..............269
Witrenko Anna
DIE UKRAINISCHEN UND DEUTSCHEN SPRICHWÖRTER
ÜBER DIE ARBEITSTÄTIGKEIT DER MENSCHEN:
VERGLEICHENDER ASPEKT ....................................................................271
Worobjowa Tatjana
LERNLEITENDE SYMBOLE IM GRAMMATIKUNTERRICHT .............272
Yaremko Maryana
SCHWEIGEN IN DER LITERARISCHEN
KOMMUNIKATION (ANHAND DER ROMANE
VON ROBERT WALSER) ............................................................................274
Yatsenko Polina
BESONDERHEITEN VON KOORDINATIVESUBORDINATIVEN POLYNOMEN IM DEUTSCHEN
UND IM UKRAINISCHEN ...........................................................................276
Zakharchenko Sergii
DEUTSCH-FRANZÖSISCHE SPRACHKONTAKTE
AM ANFANG DES XIII. JAHRHUNDERTS ..............................................278
Zhukov Iurii
DIE SPRACHLICHEN MITTEL
FÜR DIE REPRÄSENTATION DES KONZEPTES ‘GESETZ’
IN DER DEUTSCHEN LINGUOKULTUR ..................................................280
12
Prof. Dr. Alla Paslawska,
Präsidentin des UDGV,
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
20 JAHRE UKRAINISCHER DEUTSCHLEHRERUND GERMANISTENVERBAND
Am 1. Oktober 2013 jährt sich der Gründungstag des Ukrainischen
Deutschlehrer- und Germanistenverbandes zum 20. Mal. Das Jubiläum ist ein
willkommener Anlass, sich der Gründungs- und Anfangsjahre sowie der
Entwicklung des Ukrainischen Deutschlehrer- und Germanistenverbandes zu
erinnern und ebenso derer, die dabei mitgewirkt haben. Nur derjenige, der sich
erinnern kann, hat Geschichte. Dank des Erinnerns können wir die Gegenwart
besser verstehen und die Zukunft gescheiter planen.
Von Anfang an hat sich der Verband zum Ziel gesetzt, die deutsche Sprache
und den DaF-Unterricht in der Ukraine zu fördern. Nicht selbstverständlich, wenn
man sich die Frage stellt: Warum soll eine fremde Sprache in der Ukraine gepflegt
werden, einem Land, das mit der Pflege der eigenen Sprache noch viele Probleme
hat?
Der UDGV bietet überzeugende Antworten auf diese Frage. Es lohnt sich
auch heutzutage die Sprache Goethes, Kafkas, Beethovens, Freuds und Einsteins
zu lernen, denn
- fast ein Fünftel aller Bücher weltweit erscheinen auf Deutsch;
- Deutsch ist die zweithäufigste Sprache in der Wissenschaft;
- Deutschkenntnisse verbessern die Chancen auf dem Arbeitsmarkt;
- wer Deutsch lernt, erschließt sich einen wichtigen geistigen, wirtschaftlichen und kulturgeschichtlichen Bereich Europas.
Eben solche Überlegungen haben vor 20 Jahren eine Gruppe guter Freunde
der deutschen Sprache und Kultur in der Ukraine – mit Frau Tetjana Komarnytzka,
Dozentin am Lehrstuhl für Deutsche Philologie der Universität Lwiw, an der
Spitze – zusammengebracht und zur Gründung des UDGV angeleitet. Diese Idee
fand Unterstützung bei Deutschlehrern und Germanisten in der Ukraine. Dank der
Bemühungen dieser Pioniere, mit unmittelbarer Unterstützung der Leitung der
Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw und der Fakultät für Fremdsprachen,
wo der Verband sein Heim gefunden hat, wurde am 1. Oktober 1993 der
Ukrainische Deutschlehrer- und Germanistenverband gegründet.
Gegenwärtig zählt der UDGV über 500 Mitglieder, durch die alle Regionen
der Ukraine vertreten sind. Dank der Verbandskoordinatoren, die in den 24
Gebieten der Ukraine, in Kyjiw und in der Republik Krim arbeiten, pflegen wir
enge Kontakte zu den Mitgliedern des Verbandes.
Seine Aufgaben sieht der UDGV heute in der Interessenvertretung der
UDGV-Mitglieder, der Förderung des Deutschunterrichts in Schulen, Universitäten
und in Einrichtungen der Erwachsenenbildung, in der Weiterentwicklung der fachund berufsbezogenen Fremdsprachenaus- und Fortbildung, der Unterstützung der
Lehrenden und Studierenden des Faches DaF in der Ukraine, der Kooperation
zwischen DaF-Institutionen auf regionaler Ebene, der Mitarbeit an Projekten in der
Ukraine und in Europa, der Organisation wissenschaftlicher Tagungen, im
13
Erfahrungsaustausch sowie in der Herausgabe der Fachzeitschrift „Deutsch als
Fremdsprache in der Ukraine“ (DaFiU).
Seit 1995 ist der UDGV Mitglied des Internationalen Deutschlehrerverbandes (IDV). Durch die Teilnahme an zahlreichen internationalen Deutschlehrertagungen und dem damit verbundenen Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus
anderen nationalen Verbänden verbessert der UDGV seine Arbeit, erweitert seine
Tätigkeitsbereiche und gewinnt dadurch neue Mitglieder.
Im Laufe von 20 Jahren haben wir viel unternommen, viele germanistische
Tagungen und Seminare in verschiedenen Teilen des Landes organisiert und
durchgeführt, viele interessante Projekte realisiert, Tausende von Schülern und
Studierenden Deutsch gelehrt, neue Mitglieder gewonnen und auch einige treue
Freunde verloren.
Unsere Tätigkeit wäre nicht so effektiv gewesen, wenn uns nicht Partner
vieler befreundeter Institutionen unterstützt hätten. Zu diesen treuen Begleitern
zählen vor allem: das Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Ukraine, das
Goethe-Institut Ukraine, nationale Deutschlehrerverbände, der Deutsche
Akademische Austauschdienst (DAAD), der Österreichische Akademische
Austauschdienst (OeAD), das OeAD-Kooperationsbüro Lwiw, die Botschaft der
Bundesrepublik Deutschland Kyjiw, die Österreichische Botschaft Kyjiw, die
Schweizerische Botschaft in der Ukraine, die Hanns-Seidel-Stiftung München und
die Verlage Klett, Hueber, Cornelsen und Nowa Knyha.
Die XX. Jubiläumstagung des UDGV widmet sich dem Thema „Begegnungen zwischen der Ukraine und den deutschsprachigen Ländern in Literatur,
Sprache und Kultur". Hiermit laden wir alle Tagungsteilnehmer zu einer
Diskussion über den Stand germanistischer Forschung in der Ukraine, ihrer starken
und schwachen Seiten ein. Das Novum der diesjährigen Tagung ist ihr integrativer
Charakter. Sie beginnt mit dem Doktorandenkolloquium „Junge Germanistik
diskutiert", an dem sich ukrainische und deutsche Nachwuchsgermanisten
beteiligen, und das im Rahmen der Germanistischen Institutspartnerschaft der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und der Nationalen IwanFranko-Universität Lwiw stattfindet. Zur Teilnahme an der Tagung sind unter der
Schirmherrschaft der ZfA die Vizedirektorinnen der ukrainischen DSD-Schulen
eingeladen. Während der Veranstaltung sollen auch die Sieger der
Kalenderwettbewerbs „Märchen – kein alter Hut“ und des Übersetzungsprojekts
„Traducere navem“ ausgezeichnet werden.
Mit dieser vielfältigen Vertretung aller, die an der Entwicklung der
ukrainischen Germanistik, an einem erfolgreichen ukrainischen DaF-Unterricht
interessiert sind, bleibt der UDGV seinen Richtlinien treu: Nur durch eine effektive
Koordinierung und enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten kann die deutsche
Sprache in der Ukraine ihre gute Position behalten, neue Schüler, Studierende und
einfach neue Freunde gewinnen.
Wir wünschen allen Tagungsteilnehmern viel Erfolg und freuen uns auf neue
Begegnungen!
14
Alschewa Anna
Nationale Taras Schewtschenko-Universität Kiew
DER HYPERTEXT DER DEUTSCHEN WIKIPEDIA:
MERKMALE UND ÜBERSETZUNGSSTRATEGIEN
In den letzten Jahren weist die ukrainische Version der Online Enzyklopädie
Wikipedia besonders viele Änderungen auf. Die Verfasser der Enzyklopädie aus
der Ukraine streben danach, die Qualität, die Quantität und dadurch auch die
Popularität der ukrainischen Ausgabe zu erhöhen. Da die deutsche Ausgabe aus
der Sicht von vielen Linguisten und auch der Gründer des Projekts [3] als
besonders qualitativ gilt, wird sie als eine besonders wertvolle Quelle für die
ukrainische Version gewählt. Dabei ist das Fachwissen ausgebildeter Übersetzer
gefragt.
Die Wikimedia Foundation in der Ukraine hat sich der Zusammenarbeit mit
ukrainischen Lehrstühlen für Übersetzung auf die Fahnen geschrieben. Im Sommer
2013 haben Studenten der Kiewer Nationalen Taras Schewtschenko Universität im
Rahmen des Übersetzungspraktikums einige Artikel aus der deutschen Wikipedia
ins Ukrainische übertragen. Die entstandenen Übersetzungen galten dann als
Forschungsmaterial. Ich als Koordinatorin des Praktikums am Lehrstuhl für
Theorie und Praxis der Übersetzung habe die übersetzten Texte analysiert. Da eine
vielseitige Analyse des Problems an Aktualität gewinnt, müssen die
Schlussfolgerungen und die Hinweise für zukünftige Übersetzer verfasst werden.
Heutzutage sind keine Forschungen zur Übersetzung von deutschen
Wikipedia-Artikeln ins Ukrainische vorhanden. Jeder Artikel stellt einen Hypertext
dar. „Auf der Grundlage der immensen Anzahl unsequenziert vernetzter Knoten
kann die Wikipedia als eines der wenigen Beispiele für prototypische Hypertexte
im WWW gelten“ [5, 241-242].
Im Hinblick auf die Schwerpunkte unserer Forschung setzen wir uns die
folgenden Ziele: die Merkmale so eines Hypertextes zu analysieren (anhand der
Publikationen von deutschen [5; 6], russischen [2] und ukrainischen [1]
Linguisten) und die Strategien seiner Übersetzung ins Ukrainische
zusammenzufassen (als ein zuvor ungelöster Aspekt der Probleme).
Unter Bestimmungsmerkmalen für Wikipedia-Hypertexte werden in der
Fachliteratur wie folgt aufgelistet: Nicht-Linearität, Multimodalität, Interaktivität,
Offenheit [6], dabei auch allgemeine Textualitätskriterien wie Kohäsion,
Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Intertextualität, Situationalität,
Informativität [4, 3]. In unserer Forschung wurden diese Merkmale aus der
Hinsicht eines Übersetzers analysiert.
Der Begriff „Übersetzungsstrategie“ wurde aus der Hinsicht von Skopostheorie
erörtert. Es wurden sowohl allgemeine Hinweise als auch hypertextspezifische
Vorgehensweisen für zukünftige Übersetzer zusammengefasst.
Die vorliegende wissenschaftliche Forschung, ihre Ergebnisse, die damit
verbundenen Projekte und Publikationen weltweit, dienen der Ausbreitung der
ukrainischen Sprache im WWW. Durch das kompetente Übersetzen der deutschen
15
Artikel ins Ukrainische tragen die Studierenden dazu bei, ukrainisch-deutsche
Begegnungen in Sprache und Kultur auf der Ebene der bekanntesten Online
Enzyklopädie zu vertiefen und zu bereichern.
Literatur
1. Горошко Е.И. Гипертекст 3.0: лингвистический анализ //
Гипертекст как объект лингвистического исследования: Материалы
Всероссийской научно-практической конференции с международным
участием, 15 марта 2010г. – Самара: ПГСГА, 2010. – С. 14–18.
2. Рязанцева Т.И. Гипертекст и электронная коммуникация. – М.:
Издательство ЛКИ, 2010. – 256 с.
3. 10 Years of Wikipedia: інтерв’ю із Sue Gardner [Електронний ресурс
(англ.)] // On the media. – 14.01.2011. – Режим доступу: http://www. onthemedia.
org/2011/jan/14/10-years-of-wikipedia/. (Останнє звернення 19.08.2013.)
4. Beaugrande R. de, Dressler W.U. Einführung in die Textlinguistik/
Robert-Alain de Beaugrande; Wolfgang Ulrich Dressler Tübingen: Niemeyer,
1981. – XIII. – 290 S.
5. Rehm G. Hypertextsorten : Definition, Struktur, Klassifikation / Georg
Rehm Norderstedt : Books on Demand GmbH, 2007. – 633 S.
6. Storrer A. Neue Text- und Schreibformen im Internet: Das Beispiel
Wikipedia. [Електронний ресурс] (Препринт / Juliane Köster & Helmuth Feilke
(Hrsg.): Textkompetenzen für die Sekundarstufe II. Freiburg: Fillibach). – Режим
доступу:
http://www.studiger.tu-dortmund.de/images/Storrer-textkompetenzenpreprint.pdf. – (Останнє звернення 19.08.2013).
Amelina Svitlana
Nationale Universität für Bioressourcen und Naturnutzung der Ukraine
ENTWICKLUNG VON TEILKOMPETENZEN
IM DAF-UNTERRICHT
Im DaF-Unterricht soll der Studierende im Zentrum des Lernprozesses
stehen. Gemeinsam mit dem Lehrenden hat er Einfluss auf Inhalte,
Unterrichtsabläufe und Auswahl der Materialien und kann hier auch seine
unterschiedlichen Lerngewohnheiten und Vorkenntnisse zum Ausdruck bringen.
Die Bedürfnisse des Studierenden beeinflussen die Niveaus der Teilkompetenzen,
die für verschiedene Berufe relevant sind, und zwar:
Teilkompetenzen des Hörens und Sprechens
∙ mündlichen Darstellungen folgen und sie verstehen (aktiv zuhören, die
zeitgemäße gesprochene Sprache (auch mediale Texte) verstehen, wesentliche
Aussagen (auch längere) von gesprochenen Texten verstehen, paraverbale und
nonverbale Äußerungen (Stimmführung, Körpersprache) verstehen und die
Redeabsichten erkennen;
∙ Sprache situationsangemessen, partnergerecht und sozial verantwortlich
gebrauchen (die wichtigsten Stil- und Sprachebenen unterscheiden und
16
situationsangemessen einsetzen, diskriminierenden Sprachgebrauch erkennen und
vermeiden, verschiedene Sprechhaltungen bewusst einsetzen z.B. informieren,
beschreiben, argumentieren, appellieren etc., artikuliert und an der
Standardsprache orientiert sprechen, Gesprochenes reflektieren;
∙ Gespräche führen (individuelle Anliegen (z.B. Wünsche, Vorschläge,
Meinungen) im privaten, öffentlichen und institutionellen Bereich sprachlich
differenziert vorbringen und vertreten, auf Gegenpositionen eingehen,
Informationen mündlich einholen und weitergeben;
∙ Inhalte mündlich präsentieren Sachverhalte referieren und argumentieren,
mündliche Präsentationsformen unter Einbeziehung von Medien anwenden,
Gestaltungsmittel von Sprache und nicht sprachliche Ausdrucksmittel beim
Vortragen angemessen anwenden (Lautstärke, Betonung, Pause, Sprechtempo,
Stimmführung, Körpersprache).
Teilkompetenzen des Schreibens (Feilke und Augst, 1989):
∙ Planungskompetenz (Auswahl und Strukturierung von Textinhaltselementen);
∙ Formulierungskompetenz (Verfügen über und Auswählen von für die
Schreibintention und den Schreibauftrag angemessene(n) Formulierungs- und
Gestaltungsoptionen);
∙ Ausdruckskompetenz (Ausgleich fehlender Ausdrucksqualitäten wie
Mimik/Gestik durch lexikalische und syntaktische Mittel);
∙ Überarbeitungskompetenz (Distanzieren vom eigenen Text, Identifizieren
von Auffälligkeiten, Diagnostizieren, Bewerten von Alternativen);
∙ Antizipationskompetenz (Einschätzung und Vorwegnahme möglicher
Leserreaktionen);
∙ Textgestaltungskompetenz (Aufbau und Strukturierung des Textes in
einer nachvollziehbaren Ordnung; u. U. auf der Basis von Textsortenwissen).
Lesekompetenz ist eine Schlüsselqualifikation und eine zentrale
Voraussetzung für die Teilhabe an vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.
Umgekehrt sind die Möglichkeiten, den Einstieg ins Berufsleben mit schwachen
Lesefähigkeiten zu finden, deutlich herabgesetzt. Als grundlegendes
Kulturwerkzeug stellt Lesekompetenz somit eine zentrale Bedingung für
schulischen und beruflichen Erfolg und für lebenslanges Lernen dar. Über das
Lesen wird nicht nur eine Vielzahl von Lebensbereichen erschlossen, sondern über
die Schriftsprache werden neben Informationen und Fakten auch Ideen,
Wertvorstellungen und kulturelle Inhalte vermittelt.
Teilkompetenzen des Lesens (Flath, 2004) sind:
∙ kognitive Teilkompetenz (Ermitteln von Informationen, textbezogenes
Interpretieren, Reflektieren und Bewertung);
∙ emotionale Teilkompetenz (Fähigkeit, Texte den eigenen Bedürfnissen
entsprechend auszuwählen und sie mit individuellen Gefühlserlebnissen und
Erfahrungen zu verbinden;
∙ Vermögen der Identifikation, des Genießens sowie eventuelle Unlust bei
Schwierigkeiten zu überwinden);
17
∙ motivationale Teilkompetenz (Zielstrebigkeit, Ausdauer und das
Bedürfnis, gelesene Inhalte zu verstehen, sowie dem Lesen mit einer positiven
Einstellung gegenüberzustehen);
∙ interaktive Teilkompetenz (Anschlusskommunikation, d.h. die Fähigkeit,
sich über die gelesenen Texte mit anderen auszutauschen und gemeinsam über sie
zu reflektieren).
Literatur
1. Europarat: Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen:
lernen, lehren, beurteilen: Hg. vom Goethe- Institut inter Nationes, der Ständigen
Konferenz der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK), der
Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und dem
österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur
(BMBWK). Übers. von Jürgen Quetz. Straßburg: Langenscheidt 2001.
2. Feilke, H./Augst, G. (1989): Zur Ontogenese der Schreibkompetenz. In:
Antos, G./Krings, H.P. (Hgg.), Textproduktion. Ein interdisziplinärer Überblick.
Tübingen: Niemeyer, S. 297-327.
3. Förderung von Lesekompetenz – Expertise / Bildungsforschung Band 17.
Bonn, Berlin: Impressum 2007.
Balashova Svitlana
Staatliche pädagogische Universität Winnyzja
WEB 2.0 IM DAF-UNTERRICHT
In den letzten Jahren hat sich das Internet grundlegend verändert. Diese
Veränderung wird im Allgemeinen mit dem Begriff des „web 2.0“ verbunden und
ist durch Anwendungen wie Wikis, Blogs, Social Networks usw. gekennzeichnet.
Durch diese Instrumente hat sich das Internet von einem vorwiegend zur
Information genutzten Angebot zu einem Medium aktiver Teilhabe und
Partizipation entwickelt ("Mitmachmedium").
Das Wiki-Konzept, also das Produzieren und Publizieren eigener OnlineArtikel, ist eine echte Web2.0 Anwendung für projektbasierte, prozessorientierte
Lernszenarien im Fremdsprachenunterricht: SchülerInnen legen in Gruppen- oder
Einzelarbeit eigene Websites an und können diese unkompliziert und schnell auch
untereinander bearbeiten; ohne dass dafür HTML Kenntnisse nötig sind. Diese
Artikel können sowohl als spielerische und kreative Möglichkeit genutzt werden,
den Umgang mit der Fremdsprache zu verbessern, als auch als Grundlage
internationale Dialoge aufzubauen (Wikis im Fremdsprachenlernen).
Die Eigenschaften eines Wiki fordern Autoren von interaktiven
Sprachlernumgebungen heraus, sich das Werkzeug für das Fremdsprachenlernen
zu Nutze zu machen, denn die Lernenden können mit Hilfe dieser Technik noch
(inter)aktiver werden, sie können direkten Einfluss nehmen auf die Gestaltung der
Inhalte von Seiten, indem sie diese per Mausklick verändern, sie können eigene
Seiten anlegen und verlinken, sie können sich gemeinsam ihr eigenes Web
schaffen und kooperativ Texte verfassen – vorausgesetzt sie wollen das tun
(Platten, 2008).
18
Der klare Vorteil von Wikis besteht darin, dass Lernen zeitlich und räumlich
flexibler ist. Insofern, als dass praktisch jeder Raum mit einem Computer darin zu
einem ‚Klassenraum’ werden kann. Ein weiterer Gewinn von Wikis liegt in der
Natur des Hypertexts, der Grundlage eines jeden Wikis: Durch die nicht-lineare
Textstruktur wird eine individuelle Lernprogression ermöglicht; der Leser kann
sich jederzeit entscheiden abzubrechen und woanders weiterzulesen. Dies
wiederum fördert einen bewussten Umgang mit Texten und regt zu eigenem,
selbstständigem Denken während des Leseprozesses an. Die Verlinkung von Wikis
ermöglicht es außerdem, Informationen aus verschiedenen Gebieten zu verknüpfen
und so auch Denkvorgänge systematisch miteinander zu vernetzen. Dies wiederum
ist hilfreich beim Lösen komplexerer Probleme, da diese aus verschiedenen
Perspektiven gesehen werden können (Wikis im Fremdsprachenlernen).

Wikis eignen sich sehr gut, wenn man gemeinsam ein Produkt erstellen
will. Einzelne Textteile lassen sich einfach verlinken, umstellen und ändern. Dank
der Versionenkontrolle kann man nachvollziehen, wer was geändert hat und im
schlimmsten Fall den ursprünglichen Zustand wieder herstellen.

Publizieren ist mit einem Wiki ganz einfach. Am Anfang braucht es
etwas Einarbeitungszeit in die Syntax, aber dann geht es schnell. Je nach Bedarf
kann man das Endproduk frei zugänglich ins Netz stellen oder das Wiki
Passwortschützen.

Weil Wikis zum Zusammenarbeiten gemacht sind, kann man mit ihnen
auch das Gegenlesen und Korrigieren üben lassen. Wenn der Lehrer lieber selbst
korrigiert, kann er die Fehler in einem ersten Schritt nur markieren (zum Beispiel
kursiv setzen) und denn Text dann nochmals überarbeiten lassen. Änderungen
kann man über die Versionskontrolle nachvollziehen oder in einem Kommentar
zum eigentlichen Text erläutern. Ein Nachteil ist, dass differenzierte
Korrekturmarkierungen nicht vorgesehen sind (Steinmann).
Ein Weblog ist eine Möglichkeit, im Netz eine Art Tagebuch zu führen,
allgemeiner gesagt: Texte zu veröffentlichen. Diese Texte kann man allen Usern,
aber auch einem begrenzten Personenkreis zugänglich machen. Man kann den
Besuchern erlauben, die Texte zu kommentieren (also auch Fragen zu stellen),
kann dies aber auch verbieten.
Besonders für Deutschlehrer, die ständig auf der Suche nach didaktisch begründbaren Schreibanlässen sind, eröffnen sich hier vorher nie gekannte Möglichkeiten. Durch das Schreiben von Beiträgen wird die sprachliche
Ausdrucksfähigkeit entwickelt und parallel dazu läuft eine therapeutische Funktion, weil Erfahrungen, Erlebtes und Gefühle reflektiert werden. Durch die
Kommentar- und Feedbackfunktion, d.h. durch Reaktionen von anderen auf den
Text kommt es zur Auseinandersetzung über Inhalt und Form. Im Fremdsprachenunterricht können Blogs in der Zielsprache geschrieben werden oder in einer
fremdsprachigen Community eröffnet werden, wo gezielt der fremdsprachliche
Kontakt gesucht wird (Reichmayr).
Was die Einsatzmöglichkeiten von Blogs betrifft, so wurden einige
Vorshläge von Gabi Netz sehr schön zusammengefasst:
19
 Blog als Austausch-Tagebuch: Hier kommunizieren SchülerInnen mit
MuttersprachlerInnen, bereiten einen Austausch vor und erzählen sich gegenseitig
von den Erlebnissen im Gastland.
 Blog als Rollenspiel: Die SchülerInnen können die Rollen von
Protagonisten aus Roman, Drama oder Film übernehmen und ihr "Tagebuch"
schreiben, das dann von den MitschülerInnen gelesen und kommentiert wird.
 Blog als Ergebnispräsentation: die Ergebnisse aus Diskussionen in
Kleingruppen können publiziert werden. So hat die ganze Klasse die Möglichkeit,
auf diese Meinungen zu reagieren - in der Klasse oder von zu Hause aus.
 Blog als Lerntagebuch: durch solche metakommunikativen Äußerungen
machen SchülerInnen sich und der Gruppe Lernfortschritte bewusst.
 Blog als Projekttagebuch: die SchülerInnen verfolgen hier den
Fortschritt aller Projektgruppen, können Nachfragen stellen oder Tipps geben
(Netz).
Literatur
Donath R./ Klemm U. Sprachhandlungskompetenzen entwickeln in
multimedialen Lern- und Lebenswelten. In: Gerhard Bach/Johannes-Peter Timm
(Hrsg.): Englischunterricht. A Francke/UTB 4. Auflage 2009. – S. 121 – 149.
Netz G. Weblogs im FSU // http://www.lehrer-online.de/weblogs-fsu.php.
Platten E. Gemeinsames Schreiben im Wiki-Web-Aktivitäten in einer
untutorierten Schreibwerkstatt für fortgeschrittene Deutschlernende // Zeitschrift
für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 13:1, 2008. // http://zif.spz.tudarmstadt.de/jg-13-1/docs/Platten1.pdf.
Reichmayr I. Das Weblog-manual 2 // http://www.mediamanual.at/
mediamanual/workshop/pdf/medienkultur/Weblogmanual.pdf.
Steinmann C. Wikis im Sprachunterricht // http://cornelia.siteware.ch/
blog/wordpress/2006/06/18/wikis-im-sprachunterricht.
Tholen N. Weblogs im (Deutsch-)Unterricht - ganz praktisch //
http://www.lehrer-online.de/weblogdeutsch.php?sid=25704306067510444936994849484770.
Wikis im Fremdsprachenlernen & Interkulturellen Lernen // http://wiki.unidue.de/ang/index.php/Wikis_im_Fremdsprachenlernen_%26_Interkulturellen_Lernen.
Balaschowa Tetiana
Nationale Universität "Lwiwska Politechnika"
BESONDERHEITEN DER URKUNDENÜBERSETZUNGEN
In der Berufspraxis vieler Fachübersetzer spielt die Urkundenübersetzung
aufgrund der hohen Nachfrage eine zentrale Rolle. Gleichzeitig wird dem
Übersetzen von Personenstandsurkunden, Zeugnissen und Bescheinigungen
häufig nicht genügend, manchmal gar keine Aufmerksamkeit zugeteilt. Dieser
Vortrag befasst sich mit Besonderheiten der Urkundenübersetzungen.
20
1. Die Urkunde als Ausgangstext
1.1. Unter einer Urkundenübersetzung versteht man „jede Übertragung einer
fremdsprachigen Gedankenäußerung, die im Rechtsverkehr der Zielsprache (ZS)
anstelle der Originalurkunde verwendet werden soll“ (Fleck 1999: 232). Bei der
Urkundenübersetzung ist demzufolge sicherzustellen, dass die zu übersetzende
Originalurkunde und das in die Zielsprache übersetzte Dokument die gleiche
Funktion, d. h. die Funktion als öffentliche Urkunde erfüllen.
1.2 Im Allgemeinen ist eine öffentliche Urkunde an den folgenden
Merkmalen zu erkennen: Beweiskraft (ausgestellt von einer öffentlichen Behörde
oder von einer mit öffentlichen Glauben ausgestatteten Person (Notar,
Gerichtsvollzieher,
Standesbeamter);
laufende
Urkundennummer;
Ausstellungsdatum; Ausstellungsort; Symbole (z. B. Wappen, Wahrzeichen,
Logos); Unterschrift des Bevollmächtigten der die Urkunde ausstellenden
Behörde; Stempel-, Siegel- und/oder Wappensiegelabdrücke.
2. Vollständigkeit und Richtigkeit
Die Urkunden sind vollständig und genau zu übersetzen, es dürfen keine
Zusätze (Beglaubigungsvermerke, handschriftliche Zusätze) weggelassen werden.
Eine Teilübersetzung ist im Prinzip nicht möglich. Wenn aber der Auftraggeber
eine auszugsweise Übersetzung wünscht, so sind alle Auslassungen durch
Vermerke zu kennzeichnen.
3. Überschrift
3.1 Die Urkundenübersetzung ist mit einer Überschrift in der Zielsprache zu
versehen, deren Aufgabe es ist, den Leser über die Ausgangssprache der
Originalurkunden und über die Seitenzahl der Übersetzung zu informieren: z.B.:
„Beglaubigte Übersetzung aus der ukrainischen Sprache auf 3 (drei) Seiten“.
4. Das äußere Erscheinungsbild der Übersetzung
4.1 Das wichtigste Ziel des Urkundenübersetzens ist es, dass das übersetzte
Dokument in der Zielsprache als Urkunde erkannt wird und seine jeweilige
Funktion gewahrt wird. So ist es sinnvoll, die äußere Form der Übersetzung
(Abstände, Spalten, Schriftgrößenunterschied, Text in Großbuchstaben) möglichst
genau der Druckanordnung und dem Schriftbild der Originalurkunde anzugleichen,
und somit dem Leser den Vergleich zwischen Ausgangstext und Übersetzung zu
erleichtern. Fleck (1999: 232) spricht hier von der Einhaltung der Parallelität.
4.2 Die Merkmale der zur Übersetzung vorgelegten Urkunde, welche
originalgetreu nicht nachgestaltet werden können (z.B. Stempel- und
Siegelabdrücke, Unterschriften etc.), sollen in schriftlicher Form als Anmerkungen
oder Erläuterungen des Übersetzers übergeben werden. Dabei muss für den Leser
klar erkennbar sein, ob in der Urkunde ein bestimmtes Wort (Unterschrift, Siegel,
Stempel) steht, oder ob sich etwas (Unterschrift, Siegel, Stempel) auf der Urkunde
befindet. Es bietet sich an, alle Anmerkungen und Erläuterungen des Übersetzers
mit Gedankenstrichen, ggf. Kursiv- oder Schrägstrich erkennbar zu machen, z.B.:
/Wappensiegel:/ Justizministerium der Ukraine. Wenn aber die in den Siegel- oder
Stempelabdrucken enthaltenen Texten unleserlich sind, sind sie mit der
Anmerkung des Übersetzers „unleserlich“ kenntlich zu machen.
21
4.3 Bei der Übersetzung von auf Vordrucken gefertigten Texten sind leere
Felder oder Spalten mit entsprechender Anmerkung des Übersetzers zu
kennzeichnen, bzw.: /keine Eintragung/.
4.4 Im Ausgangstext mit Füllstrich geschlossene Felder oder Zeilen sind
auch in der Übersetzung entsprechend zu schließen.
5. Personen- und Ortsnamen
5.1 Eine besonders wichtige Rolle in der Urkundenübersetzung spielt die
Übertragung der Personennamen, umso mehr, wenn es sich um Ausgangstexte in
kyrillischer Schrift handelt. Es ist sinnvoll diese vorrangig (zwecks Eindeutigkeit)
nach der ISO-Norm 9:1995 zu übertragen (vgl. Allgemeine Leitlinie für die
Anfertigung von Urkundenübersetzungen in Bayern) und zusätzlich nach den
Angaben im Reisepass, z.B.: in der Urkunde erfolgt die Namensschreibweise nach
ISO 9:1995(E): Ševčenko Galina, dann ist es in der Fußnote die Übertragung nach
Reisepass hinzuzufügen: Shevchenko Halyna. Wichtig ist es, in jeder
Urkundenübersetzung im Briefkopf, in einer Fußnote oder Anmerkung anzugeben,
welche Transliteration jeweils benutzt worden ist, z.B.: Anm. d. Übers.: Die
Übertragung der Eigennamen erfolgte nach ISO 9:1995.
5.2 Bei der Übersetzung von geographischen Namen aus dem Ukrainischen
in die deutsche Sprache, für die es eine allgemein bekannte deutschsprachige
Bezeichnung gibt, ist diese anzuwenden. z.B.: Kiew, Moskau.
Bei der Übertragung von kleineren Ortsnamen und von Anschriften ist die oben
erwähnte ISO-Norm 9:1995 (E) zu beachten, z.B.: vul. Grabovec’ka 7, 82402 Strij.
Für Ländernamen ist die übliche deutsche Bezeichnung zu verwenden,
welche im „Verzeichnis der ausländischen Staatennamen für den amtlichen
Gebrauch in der Bundesrepublik Deutschland“, herausgegeben vom Auswärtigen
Amt, zu finden ist. Die geltende Fassung ist im Internet unter
http://www.auswaertigesamt.de/DE/Infoservice/Terminologie/Uebersicht_node.ht
ml veröffentlicht und kann heruntergeladen werden.
6. Beglaubigung
6.1. Am Ende der Übersetzung ist eine Beglaubigungsformel in der
Zielsprache der Übersetzung anzubringen und die Übersetzung ist mit Unterschrift
des Übersetzers, sowie mit einem entsprechenden Siegel zu bestätigen, z.B.: "Die
Richtigkeit und Vollständigkeit der Übersetzung (Teilübersetzung) des mir
vorgelegten Originals (beglaubigten Fotokopie) - wird hiermit beglaubigt."
Das Übersetzen von Urkunden verlangt vom Übersetzer nicht nur sehr gute
Fremdsprachenkenntnisse, sondern auch die Kenntnisse über Vorschriften für die
Gültigkeit und Rechtskraft der offiziellen Dokumente. Deshalb wäre es
empfehlenswert und sehr nützlich, im Kurs „Praxis des Übersetzens“ o.ä. das Thema
„Urkunden übersetzen“ einzuschließen und somit die Studenten zur praktischen
Arbeit in Übersetzungsbüros und für behördliche Zwecke vorzubereiten.
Literaturverzeichnis:
Daum, U. Übersetzen von Rechtstexten. In: 4. Deutscher
Gerichtsdolmetschertag 28./29. Oktober 2004, München. (Tagungsband).
München. 58-71.
22
Fleck K. E. W. Urkundenübersetzung. In: Snell-Hornby, Mary / Hönig,
Hans G. / Kußmaul, Paul / Schmitt, Peter A. (Hrsg.) (1999) [1998]: Handbuch
Translation. 2., verbesserte Aufl. Tübingen. 230-234.
Hoffman R. Zusammenfassung des an der Humboldt-Universität zu Berlin
gehaltenen Vortrags vom 28. Mai 2002. URL: http://linguapolis.hu-berlin.de/
germanopolis/erfahrungsberichte/98.html
Ziegler, B. Übersetzung von Personen- und Ortsnamen bei der beglaubigten
Urkundenübersetzung ins Russische und aus dem Russischen ins Deutsche. URL:
http://zuebers.wordpress.com/2008/07/22/ubersetzung-von-personen-und-ortsnamenbei-der-beglaubigten-urkunden-ubersetzung-ins-russische-und-aus-demrussischen-ins-deutsche/
Allgemeine Leitlinie für die Anfertigung von Urkundenübersetzungen in
Bayern (BDÜ Bayern aktuell, Stand 06/2012). URL: http://www.bduebayern.de/fileadmin/bdue/Flyer_Leitlinie_zum_Urkundenuebersetzen.pdf
Benkendorf Gennadij
Iwan Ogijenko’s nationale Universität, Kamjanetz-Podilskij
MACHEN ALS MODALVERB
IN DER DEUTSCHEN SPRACHE
Indem der Deutschstudierende den deutschen Sprachbau, insbesondere
solche Aspekte wie Modalität bewältigt, trifft er auf mannigfaltige Möglichkeiten
der sprachlichen Ausdrucksmittel des Willens, der Möglichkeit, der Pflicht usw.
Modale Funktionen erwirbt außer den Hauptmodalverben müssen, sollen; wollen,
mögen; können, dürfen und Modalkonstruktionen haben + zu + Infinitiv, sein + zu
+ Infinitiv auch das Verb machen in Verbindung mit den Infinitiven anderer
Verben (БНРС,1969: 47, ВНУС, 2005: 420).
Germanisten, die sich mit grammatischen Problemen befassen, lassen die
Modalkonstruktion machen + Infinitiv gewissermaßen außer Acht, da dieses
grammatische Mittel in der deutschen Gegenwartssprache sehr wenig gebräuchlich
ist. Der semantische Umfang dieser Konstruktion ist begrenzt und wird zum
Ausdruck des Zwangs seitens äußerer Faktoren zurückgeführt.
Faust: Das also war des Pudels Kern!
Ein fahrender Skolast ?
Der Kasus macht mich lachen (Goethe, S.45).
Weltfernes Salbadern, in dieser Zunft wahrlich keine Seltenheit, machte sie
[Hannah Arendt] gähnen (FOCUS, 2005:80).
Im Deutschen lässt sich die Personifizierung der äußeren Faktoren
vorkommen, d.h. sie werden im gewissen Maße materialisiert. Dabei übernehmen
die Außenfaktoren die grammatische Rolle des Agens und der Gegenstand des
Zwanges verwandelt sich in das Handlungsobjekt, also des Patiens. Als Beispiel
kann man die Replik von Mephistopheles an Faust aus dem gleichnamigen Werk
von Goethe anführen:
23
Mephistopheles: Ich salutiere den gelehrten Herrn!
Ihr habt mich weidlich schwitzen machen (Goethe,1971:38).
In einem anderen Beispiel wird die Umwelt durch die Personifizierung der
äußeren Faktoren zum Handlungsgegenstand (Patiens), auf den die Zwangsenergie
des „materialisierten“ Agens gerichtet ist. Hier wird als Illustration ein Auszug aus
dem Gedicht Der Prophet von Hugo von Hofmannsthal angeführt:
Er aber ist nicht wie er immer war,
Sein Auge bannt und fremd ist Stirn und Haar.
Von seinen Worten, den unscheinbar leisen,
Geht eine Herrschaft aus und ein Verführen,
Er macht die leere Luft beengend kreisen
Und er kann töten ohne zu berühren.
(Hofmannsthal, 1991: 14, S.201)
Vom grammatischen Standpunkt lenkt das Gedicht Flehruf von Georg
Kaiser das Interesse des Deutschstudierenden auf sich. Die Grundlage dieses
dichterischen Werkes wird durch das lexisch-grammatikalische Potenzial des
Verbs machen gebildet.
Nicht mächt’ger Schöpfer, lasse so geschehn,
wenn Du zerfallne Formen wandelnd richtest,
dass Mensch ich wieder. Dies mein Sterbenflehn,
bevor du jetzt mich odemlos vernichtest.
Mach’ mich zum Baum, den bald der Beilhieb fällt.
Zur Ratte in dem gift’gen Maul der Schlange.
Zum Fuchs, der sich im Eisen heiser bellt.
Zum Lamm verzuckend in des Wolfes Fange.
Mach’ mich zum Wurm, den jeder Schuh zertritt,
Zum Vogel mit zerbrochenem Gefieder.
Laß’ so mich endlos sein. Nur Mensch nicht wieder.
(Kaiser, 1991: 223)
Der künstlerische Inhalt des Gedichts basiert auf der Semantik des Verbs
machen zu D. Der Dichter wendet sich an Gott mit Worten mächt’ger Schöpfer.
Die Semantik des Adjektivs ist durch den semantischen Inhalt des Substantivs
Macht motiviert und ist ihrerseits mit dem Verb machen (Macht, Gewalt haben)
semantisch verbunden. Der Autor schlussfolgert die sechsmalige Anwendung an
Gott (mach mich zu…Baum, Ratte, Fuchs, Lamm, Wurm, Vogel) mit modaler
Konstruktion mach leiden mich. Diese tritt als gemeinsamer Nenner für alle oben
angeführten Sätze mit dem Verb machen zu D.
Akademische lexikographische Quellen fixieren auch solche grammatische
Erscheinung wie die Konstruktion machen + dass Nebensatz. Wir meinen, dieses
Phänomen lasse sich als grammatische Transformation der primären
Modalkonstruktion machen + Infinitiv interpretieren. Als grammatische Illustration
kann ein Auszug aus der Novelle Die befleckte Empfängnis von Th. Weißenborn
benutzt werden.
24
…der böse Feind lässt mich nicht einschlafen, der regnet die Zettel durchs
Fenster, da stehen die Sachen drauf, die man nicht darf, die machen, daß ich an
die Jungens denken muß, die schlafen im Südflügel, so mache ich ein Gegenkreuz, …
(Weißenborn, 1975: 345).
In der grammatischen Konstruktion machen + dass Nebensatz, gibt das Verb
machen seine modalen Potenzen auf, diese sind zum Modalverb müssen
übergegangen. Beim Lexem machen ist nur die primäre lexikalische Bedeutung
anfertigen, schaffen erhalten geblieben. Aber durch die umkehrbare grammatische
Transformation der Formel machen + dass Nebensatz in die modale Konstruktion
machen + Infinitiv kann das Verb machen seine modale Potenzen zurück erwerben:
die machen, daß ich an die Jungens denken muss = die machen [dass ich]
mich an die Jungens denken [muss] = die mich an die Jungens denken machen.
Diese Möglichkeit ist unserer Meinung nach dadurch zu erklären, dass das
Verb machen im Hauptsatz und das Verb denken mit dem Modalverb müssen im
Nebensatz verschiedenen Agensen untergeordnet sind.
Der prinzipielle semantische Unterschied der nächsten Sätze, die
grammatisch den obigen nach der Formel machen + dass Nebensatz gebildeten
Sätzen ähnlich sehen, besteht darin, dass sie sich nicht in die modale
Konstruktionen machen + Infinitiv, sondern in imperative Muster transformieren.
Da liegt sein Lohn; und wenn er nun nicht macht, daß er rauskommt…
(Hauptmann 1978:13)
Macht, daß Ihr fortkommt! Euer treuer Isolan. (Schiller, 1972: 39)
macht, dass er rauskommt = komm raus!
Macht, dass Ihr fortkommt! = kommt fort!
Anders gesagt, Nebensätze mit der Konjunktion dass präzisieren und
konkretisieren die allgemeine Bedeutung des Schlüsselverbs machen. Dieser
Umstand ist bedingt durch die Unterordnung des Schlüsselverbs machen und des
zu konkretisierenden Verbs ein und demselben Agens im Nebensatz.
Noch ein grammatisches Phänomen hat beim Deutschstudierenden ein
Interesse zu finden. Es geht um die grammatische Konstruktion machen + Partizip
II, wo sich das Partizip und das Schlüsselwort machen aufs Patiens richten und auf
dessen Zustand hinweisen. Es sei zu bemerken, dass lexikographische Quellen
diese grammatische Erscheinung außer Acht lassen [1,3].
Ich will meinen Schrecken vor dir her senden und alles Volk verzagt
machen, dahin du kommst, und will dir alle deine Feinde in die Flucht geben
(Bibel, 2. MOSE 23:27) (will … alles Volk verzagt machen – приведу в
замішання (спантеличу) ввесь народ).
Und ich will Elam verzagt machen vor ihren Feinden und denen, die ihnen
nach ihrem Leben stehen, und Unglück über sie kommen lassen mit meinem
grimmigen Zorn, spricht der Herr; (Bibel, JEREMIA 49:37) (Und ich will Elam
verzagt machen vor ihren Feinden – і настрашу Елам перед їхніми ворогами).
Dazu will ich vieler Völker Herz erschreckt machen, wenn ich die Heiden
deine Plage erfahren lasse und viele Länder, die du nicht kennst (Bibel, Hesekiel
32, 9). (Dazu will ich vieler Völker Herz erschreckt machen – і занепокою Я
серце численних народів).
25
Macht es trunken (denn es hat sich wider den Herrn erhoben), daß es speien
und die Hände ringen müsse, auf daß es auch zum Gespött werde. (6, JEREMIA,
48, 26).
(Macht es trunken – Упійте його)
Nicht ohne Opfer macht man sie [falschen Mächte] geneigt, und keiner lebet,
der aus ihrem Dienst die Seele hätte rein zurückgezogen (Schiller, 1972: 28) (macht
man sie [falschen Mächte] geneigt – їх роблять схильними (прихильними).
Das Verb machen kann also als zusätzliches Ausdrucksmittel der Modalität
dienen. Sein semantischer Umfang ist auf die Bedeutungen „aufzwingen“,
„befehlen“ zurückzuführen. Das Thema „machen als Modalverb“ verlangt von
Lehrkräften und Deutschstudierenden größeres Interesse.
Literaturverzeichnis:
БНРС – Большой немецко-русский словарь: В двух томах. / под руковод. проф. О.И. Москальской. – М., Сов. Энциклопедия, 1969. – Т.2: –680 с.
ВНУС – Великий німецько-український словник / Віталій Мюллер.– К.:
Чумацький Шлях, 2005. – 792 с.
Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und des Neuen
Testaments nach der deutschen Übersetzung von Dr. Martin Luther (Ausgabe
1912). – Frankfurt am Main: Verlag Friedrich Bischof GmbH. –1646 S.
FOCUS – 17 Оktober 2005 – № 42 – S. 80.
Goethe J.W. Faust. Erster Teil. / Johann Wolfgang Goethe. – Leipzig: Philip
Reclam, 1971.
Hauptmann G. Die Weber. / Gerhardt Hauptmann. – Frankfurt / M – Berlin
– Wien: Verlag Ullstein GmbH, 1978. – 269 S.
Hofmannsthal H. Der Prophet / Hugo von Hofmannsthal // Deutsche
Gedichte; [Hrg. von K. Carstens]. – Bonn: Natur und Medizin, 1991.– S. 201.
Kaiser G. Flehruf / Georg Kaiser // Deutsche Gedichte; [Hrg. von K.
Carstens]. – Bonn: Natur und Medizin, 1991.– S. 223.
Schiller F. Wallensteins Tod / Friedrich Schiller. – Stuttgart: Philip Reclam
jun.,1972. – 127 S.
Weißenborn Th. Die befleckte Empfängnis / Theodor Weißenborn // Deutsche
Erzählungen aus drei Jahrzehnten. Deutschsprachige Prosa seit 1945. [Hrg. von
M.Gregor-Dellin]. – Tübingen und Basel: Horst Erdmann Verlag, 1975. – S. 344-350.
Berezina Julija
Nationale Metschnikow-Universität Odessa
DIE AUSWIRKUNG DER II. LAUTVERSCHIEBUNG
IM HEUTIGEN DEUTSCH
1.1 Es ist bekannt, dass die Herausbildung und die Entwicklung der
deutschen Sprache eng mit der Entwicklung der ganzen Gesellschaft verbunden
sind. Darum sollen die Sprache und die sprachliche Kommunikation, als
gesellschaftliche Erscheinungen, im Zusammenhang mit verschiedenen
26
außersprachlichen Phänomenen erfasst und
beschrieben werden. Zu den
genannten Phänomenen gehört vor allem die Geschichte. Hinzu kommen
Wirtschaft, Recht, Religion, Kultur und Politik. Wie jede Geschichte ist die
Sprachgeschichte ein Teil der Gesellschaftsgeschichte.
Die Sprachgeschichte ist ein umfangreicher Prozess, der sich über mehrere
Jahrhunderte hingezogen und sich in den einzelnen Sprachgebieten unterschiedlich
ausgedehnt und ausgewirkt hat. Dessen ungeachtet, dass die Zweite
Lautverschiebung um das 5.-6. Jahrhundert angesetzt wird und im 8. Jahrhundert
abgeschlossen ist, dringt das Hochdeutsche mit seinen lautverschobenen Formen
aber auch heute noch gegen das niederdeutsche Sprachgebiet vor. Darum bleibt das
Konsonantensystem als Forschungsobjekt vieler Germanisten wie Zinder L.,
Stroewa T., Shirmunskij W., Lewizkij W., Taranets V., Paul H., Schmidt W.,
Speyer, Sonderegger S., Wolff G. u.a. erhalten.
1.2 Das Ziel unserer Arbeit ist die Erforschung des Konsonantismus im
Althochdeutschen und seine Besonderheiten. Die Aufgabe der Erforschung ist die
Althochdeutsche oder Zweite Lautverschiebung anhand althochdeutscher Texte
(wie „Der althochdeutsche Isidor”, „Der althochdeutsche Tatian”, „Otfrids
Evangelienharmonie”, Notkers Schriften, Muspilli, Abrogans-Glossen) und der
althochdeutschen Wörterbücher zu betrachten und zu beschreiben. Es wurden in
den genannten Werken die germanischen Medien b, d, g und die germanischen
Tenues p, t, k untersucht, insgesamt 1000 Wörter und Wendungen.
1.3 Als Resultate der Forschungsarbeit können folgende Schlussfolgerungen
gezogen werden:
 Die Althochdeutsche Lautverschiebung ist in der althochdeutschen
Zeit die wichtigste Erscheinung im Bereich des Konsonantismus. Da sie die
germanischen Tenues [p, t, k] und die germanischen Medien [b, d, g]
betrifft, spricht man daher von der Tenues- und Medienverschiebung.
 Anhand der ausgewählten Wörter und Wortformen aus den
analysierten obengenannten althochdeutschen Texten und Wörterbüchern
wurde die Tendenz zur Abschwächung der stimmhaften Verschlusslaute zu
stimmlosen [b, d, g zu p, t, k] erkannt.
 In der althochdeutschen Zeit gab es noch keinen Kontrast von
gespannten und ungespannten Verschlusslauten (zwischen Fortis und Lenis).
Im Neuhochdeutschen existiert eine solche phonematische Opposition
zwischen p, t, k und b, d, g, wobei [p, t, k] gespannter als [b, d, g] sind.
[Taranets, Trubezkoi]
 Unsere Beobachtung gestattet uns anzunehmen, dass man im
Bairischen und Alemannischen (Notkers Schriften –N., “Muspilli”-M.,
Glossen –G., Schuetzeichel- SchG) eine volle Verschiebung betrachtet; im
Südrheinfränkischen (Otfrid-O.), Rheinfränkischen (Isidor-I.) und
Ostfränkischen (Tatian –T.) realisiert sich die Verschiebung teilweise, z.B.:
giban – kepan (T., N., M., A.G., SchG.), burg – purk (N., M., SchG.), daur –
turi (N., M., SchG.); snidan – snitan (T., SchG.), bilibau – bilipau (SchG.),
liudi – liuti (O.); wib – wip (SchG.) u.a. Man muss hinzufügen, dass diese
Verschiebung am meisten im Anlaut, seltener im In- und Auslaut vorkommt.
27
 Es wurde auch die Mannigfaltigkeit der phonetischen
Realisationen der germanischen Konsonanten b, d, g festgestellt, welche im
Althochdeutschen noch keine stabilen phonologischen Merkmale zeigen,
z.B.:
- berg, berc, berk, berch, perg, perc, perch, perec (Berg)
- kind, kint, kinth (Kind)
Wahrscheinlich tritt das urgermanische Merkmal stimmhaft / stimmlos in
den Hintergrund, aber noch im Entstehen ist das neue Merkmal gespannt (Fortis) ungespannt (Lenis).
Zum Schluss sei hervorgehoben, dass die Folgen der Zweiten oder
Hochdeutschen Lautverschiebung auch im gegenwärtigen Deutsch offenbar sind.
In der Schrift findet das seinen Ausdruck in der Form b, d, g in der Aussprache –
als [p], [t], [k]: Weib [v'aɛp], Kind [k'int], Tag [t'a:k].
Unsere Schlussfolgerungen über die Zweite Lautverschiebung und ihre
Folgen können als wichtiger Beitrag zu diesem Thema betrachtet werden.
Literaturverzeichnis
Левицький В. В. Основи германістики/ Віктор Васильович Левицький. –
Вінниця: Нова Книга, 2008. – 528с.
Левицкий В. В. Этимологический словарь германских языков. Виктор
Васильевич Левицкий. – Винница: Нова Кныга, 2010. – т.1 – 616 с., т.2 – 368 с.
Таранец В. Г. Энергетическая теория речи/ Валентин Григорьевич
Таранец. – Киев-Одесса, Вища школа. 1981. – 149с.
Таранець В. Г. Фонетичні зміни звуків і слова в діахронії/ Валентин
Григорович Таранець// Нова Філологія. – Запоріжжя: ЗДУ. – 2002. - №2(13). –
С. 348-349
Schützeichel R. Althochdeutsches Wörterbuch/ R.Schützeichel. – [4., erg.
Aufl.]. – Tübingen: Max. Niemeyer Verlag, 1989. – 309 S.
Byjak Natalija
Nationale Pädagogische Volodymyr-Hnatjuk-Universität Ternopil
DIE BEINAMEN VON HISTORISCHEN
PERSÖNLICHKEITEN: STRUKTUR, MOTIVATION
1. Lexeme, die als Eigennamen genutzt werden, verlieren im
Namengebungsakt augenblicklich ihre wörtliche Bedeutung (Seibicke 1982,
49). Im Unterschied zu den Vor- und Familiennamen, die kein Denotat
besitzen und die Person nur identifizieren/differenzieren, dienen andere
Namensklassen – Beinamen und Übernamen – als zusätzliche Charakteristik.
Die Begriffe „Beiname“ und „Übername“ werden in der Fachliteratur in
verschiedenen Bedeutungen gebraucht. Der dtv-Atlas der Namenskunde
definiert den Terminus „Beiname“ als einen offiziellen Namensbestandteil. Im
Unterschied zum Beinamen ist der Übername ein zusätzlicher, inoffizieller
Bestandteil (Kunze 1998, 10). W. Fleischer hat den Unterschied zwischen den
28
Bei- und Übernamen begründet. Beinamen kennzeichnen ihren Träger in
sozialer Hinsicht, etwa nach Abstammung, Herkunft, Wohnstätte, Beruf und
Amt, Übernamen in charakterlicher, körperlicher oder geistiger Hinsicht.
Übernamen „gelten nur für die betreffende Einzelperson und vergehen mit
deren Tode wieder“ (Fleischer 1964, 77).
2. Gute Beispiele von unverzichtbaren Namensbestandteilen sind die
Beinamen von historischen Persönlichkeiten, in erster Linie von Königen oder
anderen Herrschern. In diesem Fall wird der Begriff „Übername“ im engeren Sinne
als Bestandteil der Untergruppe Beinamen (neben Berufsnamen, Herkunftsnamen
usw.) verwendet. Jeder Beiname ist offiziell, gut bekannt, differenziert seine Träger
unter anderen gleichnamigen Karls, Ludwigs, Richards etc. und charakterisiert sie
zusätzlich. Grundsätzlich entsprechen Beinamen „eher den heutigen Spitznamen“
(Fleischer 1964, 77). Die Erklärung ist offenbar. Eigentlich haben sich nicht nur
Beinamen, sondern viele der gegenwärtigen deutschen Familiennamen aus
Übernamen über Beinamen entwickelt.
3. Motivation der Beinamen. Die einnamigen Fürsten und Könige wurden
durch individuelle Beinamen differenziert (Ludwig der Fromme, Ludwig der
Deutsche, Ludwig der Strenge, Ludwig der Große, Ludwig das Kind).
Ein solcher Zusatz beinhaltet eine besondere Auszeichnung (Karl der
Große) oder konkrete Information über den Träger: Charakter (Johann der
Beständige), Äußeres ( Karl der Dicke ), Alter (Ludwig das Kind), Abstammung
(Agnes von Habsburg ), Herkunft (Wilhelm von Holland ).
4. Traditionelle Namensgebung. Jede königliche oder Fürstendynastie
hatte besondere beliebte Namen für ihre Kinder und sie wiederholten sich von
Generation zu Generation. Im Karolingerreich waren Königsnamen wie Karl,
Ludwig, Lothar verbreitet, die Herrscher des Heiligen Römischen Reichs
hießen vorwiegend Heinrich, Otto und Konrad, die sächsischen Fürsten und
Könige wurden August, Friedrich oder Heinrich, getauft.
Eine weitere besondere Tradition war die Gleichnamigkeit von Brüdern –
manche Fürsten hatten Kinder mit gleichen Namen von verschiedenen Frauen.
5. Strukturell sind Beinamen in der Form der nachgestellten
Appositionen vertreten – vorwiegend substantivierte Adjektive (Ludwig der
Fromme, August der Starke, Anton der Gütige, Georg der Bärtige), seltener
Substantive (Ludwig das Kind).
Einen Bezug auf die Herkunft oder hohe Abstammung weist die Struktur
mit der Präposition von auf (Adolf von Nassau, Albrecht I. von Habsburg,
Philipp von Schwaben, Otto IV. von Braunschweig).
Literaturverzeichnis:
Fleischer W. Die deutschen Personennamen Geschichte, Bildung und
Bedeutung / W. Fleischer. – Berlin: Akademie-Verlag, 1964. – 238 S.
Kunze K. dtv-Atlas Namenkunde. / K. Kunze – München: Deutscher
Taschenbuch-Verlag, 1998. – 240 S.
Seibicke, W. Die Personennamen im Deutschen. / W. Seibicke – Berlin und
New York: de Gruyter, 1982 – 244 S.
29
Bilous Oleksandr
Staatliche Pädagogische Wolodymyr-Wynnytschenko-Universität Kirowohrad
PARALLELTEXTE IN DER COMPUTERLINGUISTIK
Nach vielen Meinungen kann man den Begriff „Paralleltext“ erst dann
verwenden, wenn die Texte unabhängig voneinander entstanden sind. Auch Frau
Prof. Dr. Mary Snell-Hornby argumentiert in diesem Sinne: „Whereas a translation
is always derived from another text, parallel texts are two linguistically
independent products arising from an identical (or very similar) situation” [4, 86].
Andere Forscher, wie z.B. Wilss [5] , zählen zur Klasse der Paralleltexte – neben
denen, die in ähnlichen kommunikativen Situationen entstanden sind und
vergleichbare Textkonventionen aufweisen – auch die Übersetzungen.
Da unser Aufsatz – auch terminologisch – eher der korpuslinguistischen
Forschung verpflichtet ist, verstehen wir unter Paralleltexten oder Parallelkorpora
„source language texts in language A and their translated version in language B“
[4, 86], während die zweisprachigen struktur- und gebrauchsähnlichen Texte zu
den sogenannten „multilingual corpora“ gehören.
Der Computereinsatz in der Linguistik hat gleichermaßen der Forschungsund der Unterrichtsmethodologie im Bereich der Translation eine neue Dimension
eröffnet: Es wurde einerseits, durch das Zusammenstellen von umfangreichen
Korpora, die empirische Basis der Untersuchungen beträchtlich erweitert; auf der
anderen Seite stellte die Entwicklung von computerfähigen Programmen zur
Textanalyse effiziente Instrumente bereit, die eine erstaunlich schnelle und genaue
Auswertung der sprachlichen Daten ermöglichen. Es soll gleichzeitig bemerkt
werden, dass Zahl und Umfang der Übersetzungskorpora (d.h. aus übersetzten
Texten realisierten Korpora), erheblich kleiner ist als die der „Originalkorpora“,
wahrscheinlich wegen der durch die Korpuslinguistik noch immer stark vertretenen
Auffassung, Übersetzungen hätten einen niedrigeren Status als Originaltexte: „If
they are to be studied at all, these second-hand texts are traditionally analysed with
the sole purpose of proving that they inevitably fall short of reproducing all the
glory of the original. (...) A recent survey commissioned by the Network of
European Reference Corpora, a EEC-funded project, shows that many corpus
builders in Europe specifically exclude translated text from their corpora” [1,234].
Nichtsdestoweniger gehören seit H. Lindquist, der als einer der ersten für die
Nützlichkeit der Korpora beim Erstellen von Unterrichtsmaterialien für Übersetzer
plädierte [2], elektronische Texte und Programme immer mehr zur
Grundausstattung der Ausbildungsstellen. Es ist J. Sinclairs Verdienst, die durch
die Möglichkeiten der Korpuslinguistik sich eröffnenden neuen Perspektiven
überzeugend dargestellt und eine auch für die Übersetzungswissenschaft gut
anwendbare Forschungsmethodologie erarbeitet zu haben: „The new corpus
resources are expected to have a profound effect on the translation of the future.
Attempts at machine translation have consistently demonstrated to linguists that
they do not know enough about the language concerned to effect an acceptable
translation. In principle, the corpora can provide the information“ [3, 395].
30
Zwar wird die Angemessenheit (theoretisch begründeter) korpuslinguistischer Verfahren für übersetzungswissenschaftliche Untersuchungen heute i. a.
akzeptiert, aber was ihre praktische Anwendung z.B. in der vergleichenden
Gegenüberstellung von Paralleltexten und -korpora betrifft, so lässt sie sich weiter
gründlich erforschen.
Literatur
1. BAKER, M. Corpus Linguistics and Translation Studies. Implications and
Applications.// In: BAKER, M. et al. (eds.): Text and Technology/ In Honour of
John Sinclair. – Amsterdam/Philadelphia: Benjamins, 1993. – 361 S.
2. LINDQUIST, H. The Use of Corpus-based Studies in the Preparations of
Handbooks for Translators // In: WILSS, W./THOME G. (eds): Translation Theory
and its Implementation in the Teaching of Translating and Interpreting. –
Tübingen: Narr, 1984.
3. SINCLAIR, J. Corpus linguistics at the millennium // In: Kohn, J. et al.
(eds): New Horizons in CALL. Proceedings of EUROCALL 96.– Szombathely,
1997. – 417 P.
4. SNELL-HORNBY, M. Translation Studies. An Integrated Approach. –
Amsterdam/Philadelphia: Benjamins, 2006. – 170 S..
5. WILSS, W. Übersetzungsunterricht. Eine Einführung. Begriffliche
Grundlagen und methodische Orientierungen. – Tübingen: Narr Studienbücher,
1996. – 229 S.
Bilozerska Tetiana
Nationale technische Universität Cherson
DAS KOMMUNIKATIVE SCHREIBEN
ALS LERNZIEL IM SPRACHLERNEN
1. Kommunikatives sprachliches Handeln kann beim Sprachlernen nur durch
ein Zusammenwirken der vier Fertigkeiten zustande kommen. Hören, Sprechen,
Lesen und Schreiben sind in ihrem Verhältnis zueinander verbunden. Für die
Verständigung im Alltag ist es besonders wichtig, Gehörtes zu verstehen und sich
in der neuen Sprache aktivieren zu können. Wer an einem Gespräch teilnimmt,
produziert nicht nur eigene Redebeiträge, sondern muss zunächst wahrnehmen und
verstehen, was der Gesprächspartner sagt oder schreibt. Neben dem Hören und
Sprechen nimmt auch das Lesen einen relativ wichtigen Stellenwert ein, da
Geschriebenes beim Einkaufen, an der Bushaltestelle oder auf dem Amt
allgegenwärtig ist: Werbung, Schilder, Informationsbroschüren, Fahrpläne,
Aufschriften auf Lebensmitteln – das sind einige der häufig vorkommenden
Textsorten. Der Leser einer Notiz oder eines Briefs muss das Geschriebene lesen
und verstehen, um darauf angemessen reagieren zu können (Kaufmann, 2008).
Lesen und Schreiben sind zwei Aspekte der schriftlichen Kommunikation. Beim
Schreiben steht die produktive, beim Lesen die rezeptive Sprachverarbeitung im
Zentrum. Enge Beziehungen bestehen zwischen Sprechen und Schreiben, denn hier
31
laufen ähnliche Sprachproduktionsprozesse ab und es treten vergleichbare
Schwierigkeiten auf, wenn nach Wörtern, Ausdrücken und Formulierungen
gesucht werden muss.
Darüber hinaus ist Schreiben für den Sprachlernprozess selbst von großer
Bedeutung. Schreiben hat die „wichtige Aufgabe, den Spracherwerbs- und –
festigungsprozess zu unterstützen. Sprech- und Schreibübungen stehen in einer
Wechselbeziehung zueinander und stützen sich gegenseitig, z.B. bei der Festigung
von Lexik und Grammatik. Abschreiben und schriftliches Bearbeiten von
Textmaterial wird auf allen Stufen der Sprachaneignung eingesetzt, schriftliche
Vorbereitungen und schriftliche Auswertungen spielen im Unterricht eine Rolle.
Bei der Entwicklung des Lesens und Hörens müssen wesentliche Informationen oft
schriftlich fixiert werden. Zur Vorbereitung des Sprechens dienen häufig
schriftliche Notizen. Hausaufgaben und Kontrollformen werden oft schriftlich
ausgeführt“ (Heyd, 1997: 181).
2. Übergeordnetes Lernziel im Sprachlernen ist also das kommunikative
Schreiben. Die Grundlage für die Erfüllung der kommunikativen schriftlichen
Aufgaben sind nicht nur die gelesenen Texte, sondern auch das gehörte und
gesehene Material. Fernsehen, Musikclips, Videos und Filme sind wichtige
Aspekte des Medienkonsums von jungen Menschen. Ihr Einsatz im
Deutschunterricht ist also aktuell und logisch. Mit diesen Medien können die
mündlichen und schriftlichen Fertigkeiten intensiv trainiert werden. Für die Arbeit
mit Videos ist neben der Abteilung eines Filmes der Prozess vor, während und
nach der Vorführung zu planen und dabei die schriftlichen Aufgaben richtig zu
benutzen. Es gibt dazu zwei Arten der schriftlichen Aufgaben: reproduktive und
produktive.
Reproduktive schriftliche Übungen beziehen sich oft auf die Videos, die
zunächst gesehen und verstanden werden müssen. Die Lernenden beantworten die
Fragen, ergänzen oder ordnen die Wörter und die Sätze. Weiter fortgeschrittene
Lernende
ergänzen
komplexe
Texte
oder
vervollständigen
eine
Textzusammenfassung mit Wortkombinationen oder Sätzen aus einem gesehenen
Film. Auf der Grundlage von Gehörtem und Gesehenem könnten Sätze ergänzt,
Notizen gemacht oder Textgrafiken ergänzt werden.
Im Rahmen produktiver Schreibaufgaben muss der Schreiber auf der
Grundlage einer Aufgabenstellung selbst einen Text formulieren, ohne sich
unmittelbar an einer Vorlage orientieren zu können. Kennzeichnend ist die
eigenständige Formulierungsleistung, sodass individuelle Texte entstehen.
Thematisch und funktional gibt es hier viele Gestaltungsmöglichkeiten. Häufig sollen
Lernende beim Schreiben auf persönliche Erlebnisse, Erfahrungen oder ihre
Ansichten zu bestimmten Fragen zurückgreifen und diese zu Papier bringen. Durch
die Aufgabestellung streben die Lernenden selbstständig danach, Informationen zu
suchen, dann das alles in schriftlicher Form zu ordnen und zu strukturieren. Darüber
hinaus erwerben sie die Fertigkeit, ihr Lernen und ihre Zusammenarbeit zu
organisieren, im Team zu verhandeln. Das Schreiben in der Gruppe erfüllt darüber
hinaus noch wichtige Zwecke – soziales Lernen, Schreiberleichterung für jedes
Gruppenmitglied, mehr Kompetenz und Sachverstand. Nicht vergessen werden sollte
32
aber auch, dass Gruppenarbeit gerade in diesem Bereich einige Anforderungen an die
Lernenden stellt: Das Schreiben in der Gruppe kann für ihre Teilnehmer etwas
vollkommen Neues und daher sehr Gewöhnungsbedürftiges sein und ihren bisherigen
Lernerfahrungen und –erwartungen widerlaufen. Als Projektarbeit kann auch die
Gestaltung eines eigenen Videos dienen. Die Lernenden schreiben zusammen ein
Drehbuch, auch Quizfragen zum Inhalt des Films, dann den Text mit verteilten
Rollen, d.h. Die Herstellung der Materialien zum Text des Drehbuches. So können die
jungen Moviemaker ihre kreativen Fähigkeiten zeigen.
Die Arbeit mit Videos ist eine große Möglichkeit, alle vier Fertigkeiten im
Sprachlernen zu entwickeln. Die Lernenden lesen, hören, sehen und schreiben. Das
Schreiben ist hier also keine isolierte, nachrangige Fertigkeit, sondern ein mit
anderen Fertigkeiten verknüpfter Aspekt der Produktion sprachlicher Handlungen.
Literaturverzeichnis:
Heyd G. Aufbauwissen für den Fremdsprachenunterricht (DaF). Ein
Arbeitsbuch / Getraude Heyd. – Tübingen: Gunter Narr Verlag, 1997. – 218 S.
Kaufmann S. Fortbildung für Kursleitende Deutsch als Zweitsprache / Susan
Kaufmann. – Ismaning: Hueber Verlag, 2008. – 278 S.
Bogajtschuk Inna
Schule DU № 16 Zhytomyr
DIE SCHREIBKONFERENZMETHODE
IN DER SCHREIBKOMPETENZENTWICKLUNG
Schreiben ist eine zentrale Schlüsselkompetenz des gesellschaftlichen
Alltags. Ohne Schreibfertigkeiten wird es in unserer schriftsprachlichen
Gesellschaft immer schwerer, am Leben teilzunehmen. Deshalb ist die
Entwicklung der Schreibkompetenz eine grundlegende Aufgabe der schulischen
Bildung.
Die Idee der Schreibkonferenz, die ihren Ursprung im deutschsprachigen
Raum im Jahre 1992 hat, weckte unser Interesse. Gudrun Spitta bezog das Konzept
vor allem auf die Klassen drei und vier der Grundschule. Im Laufe der Zeit ist es
als Methode im Kernlehrplan erhalten geblieben. Daneben werden häufig die
Begriffe Schreibwerkstatt oder Schreibkreis verwendet.
Die Schreibkonferenz ist ein überwiegend mündliches Verfahren. Die
Schüler treffen sich in Kleingruppen, und ein Schüler stellt den anderen
Gruppenmitgliedern seinen Text vor. Das laute Vorlesen erzeugt eine Distanz zum
eigenen Text. Durch die Klangproben werden Fehler aufgedeckt, die zuvor nicht
auffielen. Die anderen Schüler fungieren als Experten und äußern ihre Eindrücke
zu dem Text. Sie stellen Verständnisfragen und Unklarheiten werden beseitigt.
Die verwendete Schreibstrategie entspricht dem kooperativen Schreiben.
Das Autorenkind erfährt, wie der Text auf den Leser reagiert. Nachdem erste
Unklarheiten beseitigt wurden, wird jeder einzelne Satz untersucht. Der Lehrer
bleibt während des Unterrichts im Hintergrund. Die Kinder organisieren sich
33
selbst und lernen, wie sie voneinander profitieren können. Zudem erleben sich die
Schüler selbst im Prozess der Textproduktion, und sie lernen den Prozess der
Überarbeitung auszudifferenzieren. Dieses Konzept muss jedoch nicht auf frühe
Jahre der Sekundarstufe beschränkt bleiben. In höheren Klassen können die
Kinder genauso voneinander profitieren. Die Schreibkonferenz wird in der
Didaktik meist als Wochenprojekt vorgestellt. Jedoch sollte es möglich sein,
Schreibkonferenzen auch in einem zeitlich geringeren Rahmen durchzuführen. In
höheren Klassen könnten sich die Schüler Interpretationsaufsätze in
Kleingruppen vorlesen und sich gegenseitig bei der Verbesserung der Texte
unterstützen. Wenn die Schüler sich gegenseitig Hausaufgaben vortragen, sorgt
außerdem noch der zeitliche Abstand von Textverfassung und Überarbeitung für
eine zusätzliche Distanz. Es sollte klare Vorgaben für die Schüler geben, auf
welche Aspekte bei Texten zu achten ist.
Den Schülern sollte durch dieses Konzept deutlich gemacht werden, dass
man Texte durchaus verbessern kann, da das Überarbeiten zu einer Textproduktion
gehört. Das Überarbeiten wird als eigene Unterrichtssequenz inszeniert, was nach
Martin Fix eine sinnvolle Maßnahme ist. Dem Schüler sollten die eigenen Fehler
vor Augen geführt werden, damit er sich dieser Fehler bewusst wird. Während
zukünftiger Schreibprozesse sollten Fehler immer mehr beseitigt werden, da sich
die Korrekturprozesse während des Schreibens automatisiert haben. Bis sich dieses
Nachdenken über die Texte verselbstständigt hat, muss einige Zeit vergehen. Erste
Erfolge stellen sich erst nach einigen Schreibkonferenzen ein. Der zeitliche
Aufwand ist nur schwer zu benennen, da der Zeitpunkt erster Erfolge von Schüler
zu Schüler unterschiedlich sein kann. Dennoch wird in der Forschung auf deutliche
Fortschritte hingewiesen. Die Kinder können ihre Schreibstrategien verändern.
Dazu wird die Schreibkonferenz meist von den Schülern sehr gut aufgenommen.
Martin Fix fasst die positiven Beurteilungen von Schülern der achten Klasse zu
einer durchgeführten Schreibkonferenz wie folgt zusammen: Die Schüler begrüßen
die Abwechslung durch die Gruppenarbeit und lernen, voneinander zu profitieren
und sich gegenseitig zu unterstützen. Zudem fühlen sie sich ernst genommen, da
ihnen die Lehrerrolle stärker zugeschrieben wird und sie mehr Verantwortung
erhalten. Allerdings sei hier auch auf mögliche Probleme bei der Schreibkonferenz
hingewiesen. Vor allem in den unteren Klassen der Sekundarstufe besteht die
Möglichkeit, dass die Schüler das Problem einer Formulierung sprachlich nicht
klar benennen können. Die Schüler halten sich daher lieber in den Konferenzen
zurück, wodurch die Verbesserungsvorschläge der Mitschüler oberflächlich
bleiben. Ein Problem könnte außerdem in der gegenseitigen Kommunikation
liegen. Dominantere Schüler setzen sich möglicherweise, trotz schlechterer
Vorschläge, eher durch als andere Schüler. Dies kann daher sogar zu
Verschlechterungen der Texte führen. Dies steht mit der Tatsache im
Zusammenhang, dass dieses Konzept ein autonomes Handeln der Schüler
voraussetzt. Wie Martin Fix in seiner Untersuchung zu den Schreibkonferenzen
präsentierte, kritisierten einige Schüler selbst, dass es zu hoher Lautstärke und
Disziplinproblemen in der Klasse kommen kann. Zudem nehmen einige Schüler
keine Verbesserungsvorschläge an, oder sie können nicht mit Kritik umgehen. Dies
34
zeigt, dass dieses Konzept gut vorbereitet und im Unterricht immer wieder
konsequent aufgegriffen werden muss. Demzufolge bietet es sich an, wenn die
Schüler die Schreibkonferenz schon früh kennen lernen. Die Durchführung solcher
Schreibkreise sollte bis in die Oberstufe möglich sein.
Nachdem das Wesen der Schreibkonferenz beleuchtet wurde, möchten wir
den Fokus darauf lenken, dass man diese Schreibstrategie erfolgreich im Deutsch
als Fremdsprachenunterricht gebrauchen kann.
Literaturverzeichnis:
Fix M. Textrevision in der Schule. Prozessorientierte Schreibdidaktik
zwischen Instruktion und Selbststeuerung. Empirische Untersuchungen in achten
Klassen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren, 2004.-S. 204.
Spitta G. Schreibkonferenzen in Klasse 3 und 4. Ein Weg vom spontanen
Schreiben zum bewussten Verfassen von Texten. Frankfurt: Cornelsen, 1992.
Richter B. Didaktische Konzepte zur Förderung der Schreibkompetenz in der
Sekundarstufe I. Herausgegeben von: Redaktion Linse (Linguistik-Server
Essen); Universität Duisburg-Essen, 2008.-84 S. [http://www.linse.uni-essen.de]
Bogdan Yuliia
Nationale technische Universität Cherson
SYNONYMIE DER DEUTSCHEN KOMPARATIVEN
PHRASEOLOGISMEN
Komparative Phraseologismen (im Folgenden: KP) bilden eine der
interessantesten Gruppen der Phraseologismen in der deutschen Sprache. Trotz
zahlreicher Arbeiten dazu bleibt dieses Thema nach wie vor attraktiv für
Untersuchungen, insbesondere im Bereich der kontrastiven Phraseologieforschung.
Laut der Definition von Černyševa I. I. bezeichnet man die Phraseologismen als feste
Wortkomplexe, die durch Idiomatizität, Stabilität, Lexikalisierung und Reproduzierbarkeit gekennzeichnet sind. Dabei wird diese Subklasse der Phraseologismen durch
sehr große Artenvielfalt und strukturelle Synonymie charakterisiert.
Als Phraseologismen mit synonymischen Beziehungen bezeichnet man die
Spracheinheiten, die bei der gleichen oder nicht gleichen syntaktischen Struktur
ähnliche oder gleiche Bedeutung, verschiedenen lexikalischen Bestand und
verschiedene Bildlichkeit besitzen (Mizin 2009: 88). Nach Burger H. besteht das
Phraseologische in dieser Gruppe inhaltlich darin, dass eine bestimmte Handlung
oder ein bestimmter Vorgang durch einen konventionalisierten, dadurch
objektivierten Vergleich versprachlicht wird. Dabei unterliegen einige
Komponenten einer (teilweisen) semantischen Veränderung, aber ihre Bildlichkeit
ist mit einer Symbolik verbunden, welche im kollektiven Gedächtnis der
Sprachgemeinschaft tief verwurzelt ist. Durch die KP werden Parallelen und
Divergenzen in den Symbolfeldern der Kulturen sichtbar. (Burger 2007: 424)
Die KP des Deutschen, Englischen und Schwedischen hat der russische
Forscher Glazyrin R. A. aus der Sicht der kontrastiven Phraseologieforschung
35
untersucht. Laut seiner Arbeit kann man drei Typen der KP unterscheiden (Safina
2004: 9):
1) Gleichwertige KP oder volle Äquivalente, d. h. absolut identisch nach
dem Lexembestand, Struktur und Semantik. Das sind in erster Linie die
Vergleiche, die mit bestimmten Naturerscheinungen, Tieren und Pflanzen
verbunden sind, z. B.:
stumm wie ein Fisch = німий як риба;
hüten wie seinen eigenen Augenapfel = берегти як зіницю ока.
Dabei werden Varianten der KP mit und ohne Artikel und Präpositionen
zugelassen. Es ist typisch für das Deutsche bestimmte grammatische Varianten zu
verwenden:
wirken wie das rote Tuch / wirken wie ein rotes Tuch; sein wie der erste
Mensch/ sein wie die ersten Menschen; es gießt wie mit Kannen/ es gießt wie aus
Kannen.
2) Ungleichwertige KP oder nicht volle (partielle) Äquivalente, d. h. nur
eine der Bedeutungen dieser KP in beiden Sprachen fällt zusammen:
ein Gemüt haben wie ein Metzgerhund – бути грубим, безсердечним;
ein Gemüt haben wie ein Krimi – бути грубим, безчулим;
ein Gemüt haben wie ein Viertaktmotor – бути безчулим.
In dieser Kategorie ist auch der grammatikalische Unterschied von den
Komponenten des Vergleichs vorkommen, sie können total oder partiell
unterschieden werden, aber ihre semantische Funktion bleibt dabei gleich, z. B.:
stehen wie vom Donner gerührt/stehen wie angedonnert;
rennen wie verrückt / wie ein Verrückter;
reden wie ein Buch/ wie aufgezogen.
Es seien in dieser Hinsicht auch die syntaktischen Varianten erwähnt. Diese
Erscheinung tritt im Deutschen seltener als z.B. grammatikalische Variationen auf:
schreien wie am Spieß = schreien, als ob man am Spieße stäke.
3) Deskriptive Entsprechungen oder die KP mit Nulläquivalenz, d.h. die KP,
die keine Entsprechungen im phraseologischen System anderer Sprache haben.
Hier unterscheidet man noch drei Untergruppen:
3.1. Die deutschen KP, deren Semantik nur mit Hilfe einer Beschreibung
erklärt werden kann:
schlafen wie ein Beamter = вести приємний спосіб життя;
3.2. Die deutschen KP, die ihre Entsprechung in der Zielsprache als ein
bestimmtes Wort meist ohne Idiomatisierung haben:
verschlossen wie eine Auster = відчужений;
3.3. Die deutschen KP der gemischten Gruppe, d.h. die KP, deren Semantik
sowohl durch einzelne Lexeme, als auch durch die Wortverbindung oder mit einer
erweiterten Beschreibung erklärt werden kann:
stur wie ein Beamter = впертий, не здатний до самостійних рішень;
leben wie im Himmel = жити як у раю.
Nach Korhonen J. kann man die KP in Hinsicht auf zwei Prinzipien
betrachtet werden: In Bezug auf ihre semantische Äquivalenz oder in Bezug auf
morphosyntaktisch-lexikalische Äquivalenz (Burger 2007: 575). Der Form nach
36
sind phraseologische Synonyme a) gleichstrukturiert oder b) verschiedenstrukturiert, z. B.: a) den Mund halten – den Rand halten; b) einen Vogel haben (nicht
recht bei Verstand sein) – nicht alle Tassen im Schrank haben – bei jemandem
spukt es im Kopf. Das erste Prinzip – die semantische Klassifikation – wird
besonders bei verschiedenen kontrastiven Untersuchungen bevorzugt. So
unterscheidet z. B. die russische Linguistin Safina R. A. drei Synonymtypen der
KP: gleichwertige, nichtgleichwertige und stilistische KP (Safina, 2004:10). Der
ukrainische Sprachforscher Mizin K. I. ordnet auch Phraseologismen mit
synonymischen Beziehungen in seinem Buch „Vergleiche in der Phraseologie“
in:
1) absolute (eine selten gebrauchte Gruppe):
wie ein Mann=wie ein Kommando;
2) ideographische (d.h. Synonyme, die sich durch einzelne
Bedeutungsnuancierung unterscheiden):
ans Werk gehen – sich in die Riemen legen;
einen Affen haben – einen (kleinen) Aal haben.
3) kontextuelle KP (d.h. Synonyme, die die synonymischen Beziehungen
nur im bestimmten Kontext zeigen);
4) stilistische KP (wenn sich phraseologische Synonyme durch stilistische
Schattierungen unterscheiden):
eine Niederlage erleiden – eine Schlappe erleiden;
Erfolg haben – den Laden schmeißen. (Mizin 2009: 89)
Er erklärt die Synonymie bei den KP als eine normale Tendenz jeder
Sprache zur Erneuerung und als eine sehr verbreitete Erscheinung. Die Bildlichkeit
der KP erweitert den Grad der Expressivität der stilistischen Schattierungen von
neutralen bis familiäre oder vulgäre. Daher gehören die KP meist vorwiegend zur
Umgangssprache. Dies ermöglicht die unendliche Bereicherung des Wortschatzes
einer Sprache und gibt gleichzeitig ein breites Feld zu dessen Untersuchung.
Die Synonymie der komparativen Phraseologismen spiegelt nicht nur
verschiedene Bedeutungsnuancierung dieser Erscheinung wieder, sondern stellt
auch stilistisch-pragmatische Markierungen und Frequenzunterschiede dieser
Einheiten dar.
Literaturverzeichnis
Мізін К. І. Порівняння у фразеології. / К. І. Мізін. – Вінниця: Нова
Книга, 2009. – 240 с.
Сафина Р. А. Сопоставительная фразеология немецкого и русского
языков / Сост. Р.А. Сафина. – Казань: Казан. ун-т, 2004. – 35 с.
Burger H. Phraseologie. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen
Forschung Phraseologie. An International Handbook of Contemporary Research.
Band 1. Volume 1. /Burger H., Dobrovol´skij D., Kühn P., Novrick N.R. –
Berlin/New York: Walter de Gruyter, 2007. – 621S. – Режим доступу до електронного
джерела:
http://www.foeldes.eu/sites/default/files/Komparative_
Phraseme.pdf
37
Bratytsya Ganna
Iwan Ogijenko’s nationale Universität, Kamjanetz-Podilskij
AUFBAU DER SCHREIBKOMPETENZ
IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT
1. Durch folgendes Untersuchungsverfahren plane ich die Zieltätigkeit des
Schreibens als eine der vier Teilfertigkeiten, die Hilfsfunktion hat und die anderen
Fertigkeiten unterstützt und den Aufbau der Schreibkompetenz im
Fremdsprachenunterricht zu ermitteln.
2. Das Schreiben kann im Fremdsprachenunterricht entweder ein Mittel zu
einem anderen Zweck oder ein Ziel sein. Als Mittlertätigkeit kommt Schreiben bei
allen übenden Schreibaktivitäten vor (Diktate, Lücken- und Umformübungen). Um
Schreiben als Zieltätigkeit handelt es sich aber immer dann, wenn der Lerner einen
Text in der geschriebenen Sprache produziert. Dieser Unterschied ist von großer
Bedeutung und hängt eng mit den Arten des Schreibens zusammen, was
veranschaulicht, dass im Fremdsprachenunterricht die Wahl der adäquaten Art des
Schreibens eine große Rolle spielt.
3. Natürlich ist Schreiben als eine komplexe Tätigkeit anzusehen, die vom
Schreiber viel erfordert, d.h. er soll nicht nur die Ausdrucks- und die Inhaltsseite
der Sprache beherrschen und die Regeln kennen, sondern auch an die motorische
Arbeit gewöhnt sein, die für das Schriftsystem, in dem die Sprache geschrieben
wird, von Nutzen sind und mit den Regeln und Konventionen, die für die
geschriebene Sprachform der Sprache gelten, vertraut sein.
4. Es wird auch hervorgehoben, dass man durch Schreiben nicht nur das
Schreiben lernt. Vor allem wird diejenige Sprache besser gelernt, in der
geschrieben wird – durch das Graphomotorisch-Visuelle wird das eingeprägt.
Darüber hinaus hat das Schreiben eine Ausbildungs- und Bildungsfunktion.
5. Von besonderer Bedeutung ist der Aufbau der Schreibkompetenz im
Fremdsprachenunterricht. Um dies erfolgreich zu erreichen muss man den Prozess
des Schreibens richtig gestalten. Es handelt sich um:
5.1. Planen (Gliedern, Schreibziele setzen, Inhalte bereitstellen)
5.2. Formulieren
5.3. Überprüfen
5.4. Überarbeiten (Bewerten, Korrigieren)
6. Dabei sollen auch Übungen und Aufgaben zur Fertigkeit Schreiben richtig
ausgewählt sein: vorbereitende Übungen, Training von Teilfertigkeiten,
aufbauende Übungen, textbezogene Übungen (reproduktiv), textbezogene Übungen (reproduktiv - produktiv), Textproduktion auf Basis vorgegebener Beispiele,
produktive Schreibaufgaben, Schreiben als Vorbereitung auf das Sprechen,
Aufgaben zum Überprüfen und Überarbeiten, Aufgaben zum Erlernen von
Schreibstrategien.
38
Literaturverzeichnis:
Glück. H. Schreiben in der Fremdsprache Deutsch / H. Glück. Texte
schreiben im Germanistikstudium. – München: Iudicium Verlag, 1988. – S. 25-43
Kast, B. Fertigkeit Schreiben / B.Kast. – München: Goethe-Institut, 1999. –
232 S.
Storch, G. Deustch als Fremdsprache – Eine Didaktik / G. Storch. –
München: Fink, 1999. – 367 S.
Brаtkevych Оksаnа
Gymnasium für internationale Beziehungen Lwiw
KREATIVES SCHREIBEN IM DАF-UNTERRICHT
Kreаtives Schreiben mаcht den Sprаchunterricht
erlebnisоrientierter, individuаlisierter und erzielt оft
überrаschende Leistungen.
Kreаtivität bedeutet Аusbruch аus den gewоhnten Mustern. Für den
Sprаchunterricht bedeutet es die Durchbrechung sprаchlicher Nоrmen (in Fоrm und
Inhаlt), z. B. durch Verfаssen vоn Unsinntexten, Verfremden vоn Textvоrlаgen usw.
Kreаtivität bedeutet аber аuch Mittel zum Selbstаusdruck, zum Entwurf einer
subjektbestimmten Wirklichkeit. Dаmit entsteht ein Bezug zur Tiefenpsychоlоgie
(nаch Freud): Dаs Schreiben vоn freien Аssоziаtiоnen führt zur Dаrstellung
seelischer Gehаlte, die dem reаlitätsоrientierten Аlltаgsbewusstsein entzоgen sind.
Kreаtives Schreiben entspricht аuch dem rezeptiоnsästhetischen Pоstulаt,
der/die Lesende sei selbst аn der Sinnbildung eines literаrischen Textes
mitschаffend. Sоmit werden subjektive Lesаrten der Schülerinnen und Schüler
ernst genоmmen, wаs zu einem pоsitiven Erlebnis führt – zur Lust аm Text. Indem
ein literаrischer Text neu gestаltet оder umgefоrmt wird, greift mаn in den Text ein
und bricht seine fоrmаle und inhаltliche Geschlоssenheit аuf. Dies entspricht der
pоstmоdernen Einstellung, ein literаrisches Kunstwerk sei kein vоllkоmmenes
Gebilde, sоndern „eine Аusdrucksfоrm, in der feste Bedeutungszuschreibungen in
Bewegung gerаten“ (Spinner 2002, 252).
Kreаtives Schreiben im DаF-Unterricht fоlgt dem hаndlungs- und
prоduktiоnsоrientierten Аnsаtz, der besаgt, dаss sich die Schülerinnen und Schüler
nicht nur lesend und аnаlysierend mit einem literаrischen Text beschäftigen sоllen,
sоndern tätig mit literаrischen und ästhetischen Аusdrucksfоrmen аrbeiten sоllen:
durch szenische Dаrstellung, durch dаs Mаlen, durch Neu- оder Аndersgestаltung
vоn lyrischen оder epischen Texten usw. – dem kreаtiven Gestаlten sind fаst keine
Grenzen gesetzt (vgl. Spinner 2002, 247). Dаs Ziel sоlcher Übungen ist, prоduktives
Denken, kreаtives Schаffen und plаnendes Hаndeln hervоrzurufen, denn dаdurch
werden Fоrmverständnis und differenzierendes Sehen geweckt, die ebensо
Hilfsmittel zur Interpretаtiоn der literаrischen Texte sind (Ulshöfer 1974, 153).
Schreiben – nicht nur kreаtives – „ermöglicht die Verаrbeitung des vоn
Literаtur prоvоzierten Selbst- und Fremdverstehens“ (Аbrаhаm 2002, 105). Der
Schreibаkt selbst weist eine Аmbivаlenz аuf: dаs Gelernte und Bekаnnte wird in
39
Erinnerung gerufen und eingesetzt, gleichzeitig wird аber Neues freigegeben (vgl.
Аbrаhаm 2002, 113). Kreаtives Schreiben im DаF-Unterricht kаnn prоzess- und
prоblemоrientiert sein: wenn dаs Schreiben аls ein Prоzess аngesehen und nicht
dаs Prоdukt des Schreibens in den Vоrdergrund gestellt wird, wenn mаn sich im
Schreib-Prоzess mit Werten und Urteilen аuseinаnder setzt (z. B. in Essаys). Wird
ein Gedicht umgeschrieben оder werden Lücken gefüllt оder die Erzählperspektive
verändert, so steht eher die sprаchliche Gestаltung im Vordergrund, der Stil. Dаbei
spricht mаn vоm gаttungs- und fоrmоrientierten Schreiben (vgl. Аbrаhаm 2002,
114). Werden аnspruchsvоllere Аufgаben gestellt, wie z. B. dаs Schreiben einer
Rezensiоn оder einer Kritik оder eines Leserbriefes – sprаchbegаbte Schülerinnen
und Schüler аuf höherem Mаturаniveаu sind durchаus in der Lаge dаzu – spricht
mаn vоm sоg. rhetоrischen Schreiben (vgl. Аbrаhаm 2002, 115).
Leider entscheiden sich in der Prаxis viele Lehrerinnen und Lehrer trоtz den
оben аngeführten pоsitiven Erfаhrungen beim Literаturunterricht оft gegen
literаrische Texte im DаF-Unterricht. Eines ihrer Аrgumente lаutet z. B. mаn könne
„schwierige“ literаrische Texte kаum in (fremd)sprаchlich schwаchen Klаssen
beаrbeiten. Mаn sоllte die Schülerinnen und Schüler nicht unterschätzen, ihnen
„leichtere“ Gedichte оder Kurzprоsа оder Texte аus der Kinder- und Jugendliterаtur
аnbieten, z. B. Gedichte, die zwаr sprаchlich „leichter“ zu verstehen sind, jedоch
weite Bedeutungsräume eröffnen und sоmit den Schülerinnen und Schülern
Möglichkeiten geben, in vielen Richtungen kreаtiv zu sein.
Schülerinnen und Schüler können fehlende Textteile оder аusgelаssene
Wörter selbst füllen, einen inneren Mоnоlоg in einen Textteil einfügen, selbst
Gedichtsüberschriften erfinden, fiktive Rоllen zu einer literаrischen Figur
schreiben, Textteile umschreiben, indem sie sie imitieren, pаrоdieren, mоntieren,
mоdernisieren, ein zerschnittenes Gedicht neu zusаmmenstellen, einem mоdernen
Gedicht Interpunktiоnen einfügen, selbst ein Gedicht, ein Märchen, eine Glоsse
usw. schreiben… – wie schоn gesаgt: Es gibt fаst keine Grenzen. Аber nur fаst,
denn zu berücksichtigen sind dоch gewisse Regeln, z. B. Versmаß und Reim. Oder
es stellen sich bei einem Perspektivwechsel einige Frаgen wie: wаs ist аn
Hаndlung vоrgegeben und wаs muss mаn dаzuerfinden, wie denkt, fühlt, spricht
der persönliche Erzähler, wаs weiß er, wie ist seine Beziehung zu аnderen Figuren
usw. – durch diese Аrbeit kоmmen die Schülerinnen und Schüler der Mаchаrt vоn
Texten аuf die Spur (vgl. Spinner 2002, 252). Mаn kаnn аber аuch zunächst die
literаrische Vоrlаge genаu аnаlysieren und interpretieren (z. B. bei epischen
Texten die drei epischen Grundkаtegоrien Figuren, Zeit und Rаum (vgl. Šlibаr
1997)) und erst dаnn zur kreаtiven Аrbeit übergehen.
Kreаtives Schreiben im DаF-Unterricht trägt nicht nur zu einer besseren
Textаnаlysekоmpetenz bei, es fördert die Imаginаtiоnskrаft und die
Sprаchkоmpetenz, führt zum individuаlisierten Unterricht, ebensо bedeutet sоlch
ein hаndlungs- und prоduktiоnsоrientierter Literаturunterricht die Sprengung аller
Grenzen des trаditiоnellen Fremdsprаchenunterrichts, denn es hаndelt sich um
einen „Freirаum“, in dem es kein „’RICHTIG’ UND ‚FАLSCH’“ gibt (Šlibаr,
1998, 11), in dem der/die LehrerIn den Schülerinnen und Schüler nicht etwаs
vоrträgt, sоndern mit ihnen herаusfindet, erkennt, sich wundert.
40
Literаturverzeichnis:
Аbrаhаm, U.: Lesen – Schreiben – Vоrlesen/Vоrtrаgen. In: Gründzüge der
Literаturdidаktik. Bоgdаl, K.-M./Kоrte, H. (Hrsg). dtv. 2002 München. S. 105-119.
Reding, J.: Friede. In: J. Reding, Dоrtmund
Spinner, vоn K. H.: Hаndlungs- und prоduktiоnsоrientierter Literаturunterricht. In: Gründzüge der Literаturdidаktik. Bоgdаl, K.-M./Kоrte, H. (Hrsg). dtv.
2002 München. S.247-257.
Ulshöfer, R.: Methоdik des Deutschunterrichts. 3. Mittelstufe I. Neufаssung.
1974 Stuttgаrt.
Bujnytska Tetjana
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
DAS FUNKTIONIEREN DES WORTES „WÜSTE“
IN DER TEXTSTRUKTUR DER REISEREPORTAGEN
VON ANNEMARIE SCHWARZENBACH
Annemarie Schwarzenbach (1908-1942) wurde in der Schweiz geboren und
machte sich einen Namen als Autorin, Fotografin und Reporterin. Sie bereiste
Europa, den Orient, die USA und Afrika und hinterließ eine reiche Reiseprosa, die
unterschiedliche Schreibweisen aufweist: von den sach- und faktenorientierten
Berichten bis hin zu selbstreflexiven und poetischen Reportagen, die gewöhnlich
als Mischformen gestaltet werden.
In ihrem Buch „Orientreisen. Reportagen aus der Fremde” (2010) schreibt
sie über ihre Reisen in die Türkei, nach Iran, Irak, Afghanistan bis in die Wüsten
Turkestans und die Höhen des Hindukusch in den 30-er Jahren des 20.
Jahrhunderts. Sehr genau schildert sie historische, kulturelle und soziale Fakten des
orientalischen Lebens, wobei sie in ihre Texte immer wieder meinungs- und
gefühlsbetonte Partien einsetzt.
Das Wort „Wüste” spielt in ihrem Text eine wichtige Rolle und der
Häufigkeit des Gebrauchs nach gilt es als das Schlüsselwort: auf 150 Seiten des
Buches wird es 59 Mal in verschiedenen Textstrukturen verwendet, indem es
bestimmte semantische Verbindungen in der Textorganisation schafft. Da das
Thema der Reportagen den Orientreisen gewidmet ist, wird das Wort „Wüste” zum
Symbol dieses Erdteils.
Die russische Forscherin O. Ljowuschkina, die sich mit der Theorie des
Bild-Symbols beschäftigt, schreibt in ihrer Arbeit: „Das Bild-Symbol ist eine
Abart der bildlichen Sprachmittel, die im schöngeistigen Text ihre kulturelle
Bedeutung auf Grund ihrer inneren Form realisieren. Das Bild-Symbol entsteht nur
im schöngeistigen und künstlerisch-publizistischen Text. Im Prozess der
künstlerisch-bildlichen sprachlichen Konkretisierung werden im Text gleichzeitig
drei Bedeutungspläne realisiert: direkte, übertragene und symbolhafte,
mythologisch-archetypische.“ (Левушкина, S. 99).
Im Buch von A. Schwarzenbach wird das Wort „Wüste” in allen diesen
Bedeutungen realisiert, je nachdem, in welchem Kontext es gebraucht wird:
41
1. In der direkten Bedeutung, wenn die Autorin sachlich-konkret über die
Wüste spricht: „An einer Seite stand ‘Bagdad 850 km’ und ein Pfeil wies dorthin,
wo die große Wüste beginnt” (Schwarzenbach, S. 45). In derselben Bedeutung
werden auch die meisten Zusammensetzungen mit diesem Wort gebraucht:
Wüstenhimmel, Wüstenboden, Wüstensand, Wüstenstrecken.
2. In der übertragenen metaphorischen Bedeutung, als ein geheimnisvolles
Lebewesen: „… unten befreite sich die Wüste aus dem Schlaf und tauchte aus der
Urnacht…” (Schwarzenbach, S. 62). Dieser Bedeutung entsprechend, bekommt
das Substantiv Attribute-Epitheta, z.B. die gnadenlose Wüste.
3. Als Bild-Symbol des Orients: „Wir flogen in tiefer Dunkelheit über die
ungeborene Welt: die Wüste” (Schwarzenbach, S. 62).
So gilt die Wüste bei A. Schwarzenbach nicht als ein Symbol der Leere, der
wüsten Einöde, wie es in vielen Kulturen verstanden wird, sondern als eine
spezifische orientalische Welt mit ihren Gesetzen.
Literatur
Левушкина О. Н. Лингвокультурологический анализ образов-символов
художественого текста. Теория и история вопроса // О.Н. Левушкина –
Ульяновск – 2008. – 175 с.
Schwarzenbach A. Orientreisen. Reportagen aus der Fremde // Annemarie
Schwarzenbach. – Edition Ebersbach – Berlin – 2010. – 190 S.
Chernyshenko Natalia
Nationale Universität Donezk
VERGLEICHENDE ANALYSE DER HYPERONYME
IN DER DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN SPRACHE
1 Diese Arbeit ist der kontrastiven Forschung der Hyperonyme Vogel im
Deutschen und птах/ птиця im Ukrainischen als polyseme Lexeme und auch der
Phraseologismen, die die genannten Wörter enthalten, gewidmet.
2 Die vorgenommene Forschung gilt als aktuell, weil eine solche
kontrastive Analyse in der Linguistik früher nicht ausgeführt wurde. Diese Arbeit
wurde durch die Ergebnisse der semantischen Forschung von Ornitomorphismen,
d. h. Ornitonymen im übertragenen Sinne, verursacht. Der Gegenstand der
Forschung ist die Gegenüberstellung der semantischen Struktur der genannten
Hyperonyme in zwei Sprachen und der semantischen Besonderheiten von
Paremien mit diesen vieldeutigen Wörtern.
3 Das Ziel der vorgelegten Forschung besteht in der Ermittlung der
Zusammenfälle und Unterschiede von übertragenen Bedeutungen der Hyperonyme
und in der semantischen Klassifizierung der Sprichwörter mit diesen lexikalen
Einheiten in den verglichenen Sprachen.
4 In der Deutung des Begriffs «Hyperonym» wird von der Definition im
Duden Fremdwörterbuch [DF:248] ausgegangen. Dabei wurde festgestellt, dass im
Ukrainischen das doppelte Hyperonym птах/ птиця gleichberechtigt funktioniert.
42
Außerdem muss auf das Vorhandensein vieler deminutiver Varianten des
Hyperonyms im Ukrainischen hingewiesen werden, nämlich:
птаха (вільна, перелітна птаха)
пташка (‘Ansprache des Mädchens, des Kindes’);
пташка божа (‘ein sorgloser Mensch’);
не нашого пера пташка (‘ein Fremder’);
птичка = пташка, пташечка, пташенятко;
пташка — пташеня, пташенятко.
5 Die Analyse des Grades an Vieldeutigkeit der Wörter Vogel und птах/
птиця ist auf die Aufdeckung ihrer semantischen Besonderheiten gerichtet. Es lässt
sich schlussfolgern, dass das vieldeutige deutsche Hyperonym einige lexikalsemantische Varianten (LSV) mit einem negativen latenten Sem hat, während das
doppelte ukrainische Hyperonym sowohl ein positives Sem als auch ein neutrales
Sem und ein negatives Sem aufweist.
6 Im Unterschied zum deutschen Wort Vogel lassen sich in der semantischen
Struktur des ukrainischen птах/ птиця folgende LSV mit übertragener Bedeutung
ausgliedern:
- ‘etwas, was dem Vogel im Aussehen oder in Eigenschaften ähnelt’,
z. B. cрібний птах, ‘Flugzeug’, парусні птахи ‘Segelschiffe’;
- ‘Symbol’ z. B. чорний птах незгоди;
- ‘ein Mensch, der sich durch etwas Ungewöhnliches kennzeichnet’.
Die Ergebnisse der Analyse der semantischen Eigenart von Paremien mit
Hyperonymen im Bestand lassen sich folgenderweise verallgemeinern: von 10
ausgesonderten semantischen Untergruppen der Paremien ist die Untergruppe
«Betragensstereotypen im Sozium» der größte Bestandteil in beiden verglichenen
Sprachen (22,6 % im Deutschen und 41 % im Ukrainischen). Die zweitgrößte
Untergruppe im Deutschen heißt «Charakterzüge, die getadelt werden» (13,4 %),
im Ukrainischen – «Gegenüberstellung von Wirklichkeitsobjekten» (19 %). Die
Untergruppe mit der Bedeutung «Charakterzüge, die gefördert werden» ist in
beiden verglichenen Gruppen gleich (11 %).
Die vorgenommene Analyse ermöglicht zur Schlussfolgerung zu kommen,
dass die Forschung der semantischen Struktur von Hyperonymen in verschiedenen
Sprachen bemerkenswerte Perspektiven hat.
Literatur
DF – Duden. Fremdwörterbuch |hrsg. von der Dudenredaktion.| –
Mannheim; Leipzig; Wien, Zürich : Dudenverlag, 2001. – Band 5 – 1004 S.
Denysenko Sofia
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
STILISTISCHE UND KOMMUNIKATIV-PRAGMATISCHE
ASPEKTE DER PHRASEOLOGIE
Phraseologismen können im Text verschiedene pragmatische Funktionen
haben und darum hängt ihre Wahl von bestimmten Faktoren ab. Einen
bedeutenden Einfluss haben Kommunikationsbereich (Alltagssprache, Presse und
43
Publizistik, künstlerische Kommunikation, Fachsprache, Kommunikationsbereich
des offiziellen gesellschaftlichen Verkehrs), Form der Kommunikation (mündlich,
schriftlich) und ihr Gegenstand (persönliches Gespräch, öffentliche Rede). Sehr
wichtig sind auch Verhältnisse zwischen den Kommunikationspartnern und ihre
Sprechintention.
Für die Äußerung, dass jemand gestorben ist, stehen uns mehrere
Möglichkeiten zur Verfügung. Es geht um Phraseologismen wie ins Gras beißen,
den Löffel abgeben, sich die Radieschen von unten angucken, das Zeitliche segnen,
über den Jordan gehen, in die ewigen Jagdgründe eingehen, ums Leben kommen
usw. Alle diese Ausdrücke haben zwar die Bedeutung „sterben“, aber trotzdem
passen nicht alle in die gleiche Kommunikationssituation. Die Ursache davon liegt
in ihren unterschiedlichen Konnotationen.
Es gibt verschiedene Definitionen dieses Begriffs. Konnotationen sind z.B.
als zusätzliche (z.B. semantische, stilistische, emotionale, expressive oder
wertende) Bedeutungselemente bezeichnet, die mit der Grundbedeutung des
Wortes oder der Wortverbindung verbunden sind. In der Lexikologie des
Deutschen sind sie als Zusatzinformationen beschrieben, „die die Sprechenden
über sich und über die historischen und sozialen Bedingungen mit dem Wortschatz
`versenden`.“ ( Römer/Matzke 2003, 122)
Die Konnotierung betrifft sowohl die kommunikative als auch die
emotionale Ebene des Gebrauchs der Phraseologismen. So unterscheidet man
verschiedene Stilschichten und Stilfärbungen, die auch oft in den Wörterbüchern
bei den Wörtern und Wortverbindungen angeführt werden. Die Zuordnung der
Phraseologismen zu Stilschichten oder Stilfärbungen ist aber leider oft nicht exakt,
weil sich ihre Markierung mit dem Kontext verändern kann, aber vor allem, weil
sie (falls die statistische Auswertung des phraseologischen Material fehlt) nur dem
individuellen Sprachgefühl von Verfassern der Wörterbücher unterliegt.
Stilschichtenmarkierungen zeigen uns, welche Beschränkungen bei der Verwendung von Phraseologismen in verschiedenen Kommunikationssituationen
existieren.
Stilschichten: (Römer/Matzke 2003: 123)
a) gehoben – jmdn. zur Hölle wünschen
b) normalsprachlich/neutral – es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
c) umgangsprachlich – dem lieben Gott den Tag stehlen
d) umgangsprachlich-salopp – zum Himmel stinken
e) vulgär – Himmel und Wolkenbruch!
In den einzelnen Stilschichten überwiegen bestimmte Arten von
Phraseologismen. So gibt es z.B. in der neutralen Schicht viele Phraseoschablonen
und Nominationsstereotype, in der gehobenen Stilschicht überwiegend Wortpaare
und bildungssprachliche und euphemistische Phraseologismen, in der
umgangsprachlichen und umgangsprachlich-saloppen Schicht viele festgeprägte
prädikative Konstruktionen, komparative Phraseologismen usw. und in der
vulgären Stilschicht oft Phraseologismen, die solche Komponenten beinhalten, die
als vulgär oder derb gelten. (Fleischer 1997: 199-200)
Im Zusammenhang mit dem vorigen Satz muss man bemerken, dass die
stilistische Bewertung der einzelnen Komponenten der Phraseologismen nicht ihre
44
ganze Bewertung bestimmen muss. So gibt es auch Fälle, wenn die Komponenten
neutral, aber der Phraseologismus salopp ist (ins Gras beißen = sterben); die
Komponenten neutral, aber der Phraseologismus gehoben ist (die Stirn zu etw.
haben = die Dreistigkeit, Unverfrorenheit zu etwas haben) oder auch umgekehrt
(schalten und walten = mit voller Verfügungsgewalt tätig sein, über etwas
gebieten). (Fleischer 1997: 200)
Stilfärbungsmarkierungen geben uns zusätzliche Informationen über
emotionale Nuancierungen der Phraseologismen. Auf Grund der Verwendung von
stilgefärbten Phraseologismen kann man die emotional betonte Einstellung des
Benutzers zu dem mitgeteilten Sachverhalt feststellen.
Stilfärbungen:
a) scherzhaft – wie Gott jmdn. geschaffen hat
b) ironisch – [Halb]Götter in Weiß
c) euphemistisch/ verhüllend – jmdn. unter die Erde bringen
d) abwertend/ negativ/ pejorativ – dastehen/dasitzen wie ein Ölgötze
e) bildungssprachlich – den Advocatus Diaboli spielen
f) hyperbolisch – sich die Augen ausweinen
g) familiär - ein Engel mit einem B davor sein
h) pathetisch - ein Engel in Menschengestalt sein
In einigen Wörterbüchern werden noch territoriale Markierung und
Markierung der Fach- und Sondersprachen angefügt.
Territoriale Markierungen zeigen uns, welche Phraseologismen nicht im
gesamten Gebiet der deutschen Sprache verbreitet sind, sondern nur regionale
Verwendung finden.
a) österreichisch – behüt’ dich Gott!
b) süddeutsch - vergelt’s Gott
c) norddeutsch, bayrisch, berlinisch...
Markierungen der Fach- und Sondersprachen helfen uns, die
Phraseologismen zu den bestimmten Sachgebieten und ihren Sprachen zuzuordnen
(z.B. katholische Religion - das Kreuzzeichen machen; Kindersprache - in den
Himmel gehen/ kommen...)
Literaturverzeichnis
Burger H. Phraseologie: Eine Einführung am Beispiel des Deutschen.
Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2003
Drosdowski G., Scholze-Stubenrecht W. Redewendungen und sprichwörtliche Redensarten. Idiomatisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Duden
Band 11. Mannheim: Dudenverlag, 1992.
Dudenredaktion (Hrsg.): Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim/
Leipzig/ Wien/ Zürich: Dudenverlag, 2001.
Fleischer W. Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. Tübingen:
Max Niemeyer Verlag, 1997.
Römer Ch., Matzke B. Lexikologie des Deutschen. Eine Einführung.
Tübingen: Gunter Narr Verlag, 2003.
Röhrich L. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Basel/Wien:
Verlag Herder, 2004. (Band 1: A - Hampelmann, Band 2: Hanau – Saite, Band 3:
Salamander – Zylinder)
45
Дімірова О. П.
Ізмаїльський інститут водного транспорту
ФУНКЦІОНУВАННЯ ЗВЕРТАНЬ У СУЧАСНІЙ НІМЕЦЬКІЙ
ТА УКРАЇНСЬКІЙ МОВАХ (ПОРІВНЯЛЬНИЙ АСПЕКТ)
Звертання як активний елемент комунікації невід’ємні у кожній мові.
Актуальність даної проблеми пов’язана з рішучим поворотом
лінгвістики в бік прагматики, з вивченням функціонування мови в реальних
комунікативних актах, з посиленням інтересу до соціолінгвістичної,
психолінгвістичної, лінгвокраїнознавчої проблематики і більш широко - до
вивчення «людського компонента» в мові.
Звертання – один з головних засобів універсального характеру,
вироблених мовою для обслуговування людського спілкування, для
встановлення зв'язку між висловлюваннями та суб'єктами спілкування, для
інтеграції різних сторін і компонентів ситуації спілкування в єдиний
комунікативний акт. Беручи участь в організації спрямованості мови і
одночасно в соціальній регуляції спілкування, звертання виявляється точкою
перетину найістотніших комунікативних зв'язків.
Передусім звертання зумовлене позамовними чинниками: ситуацією,
в якій відбувається мовлення, віком, статтю, соціальним станом мовця.
Звертання визначається як мовленнєвий жанр, який призначений для
встановлення й підтримання контакту між співрозмовниками. Виконуючи
контактоустановлюючу і контактопідтримуючу функції і виражаючи
відношення між співрозмовниками, звертання є прагматичними операторами
(Вежбицка 1982, 262).
Набір формальних засобів вираження звертання в обох мовах
здебільшого співпадає. Він включає іменні, займенникові, дієслівні формули
звертання і вигуки. Як у німецькій, так і в українській мовах в якості
звертання використовуються в першу чергу іменники, як власні. Так і
загальні. На відміну від іменників, що вживаються в рамках вільних форм
звертання, займенники вживаються зазвичай у зв’язаних формах звертань.
Дієслівні формули звертань вживаються, якщо адресат і адресант невідомі
один одному і тому адресант, щоб привернути увагу, вживає наказові форми
дієслова або питальні дієслівні конструкції, напр.: Вибачте, Ви не
підкажете, як пройти до театру? – Entschuldigung, könnten Sie mir bitte
sagen, wie komme ich zum Theater? При зверненні до незнайомця в обох мовах
вживаються вигуки.
Але поряд з ізоморфними рисами слід вказати і на відмінності. Так, в
українській мові для звертання використовується два відмінки – номінатив та
вокатив. Німецька мова використовує лише номінатив, а морфологічно
оформлених звертань, як в українській мові, не має. Відсутність вокатива
частково компенсується в німецькій мові за допомогою демінутива, особових
та присвійних займенників, прикметників та вигуків. Звертання вживаються
в називному відмінку та з нульовим артиклем. У випадку, якщо
використовується прикметник, він відмінюється як при нульовому артиклі.
46
Основні типи звертань відрізняються за ознаками дистантність – контактність і знайомий адресат – незнайомий адресат з урахуванням персональних
відношень між комунікантами. При цьому дистантність базується на офіційних
відносинах між комунікантами і виражається Ви-формами спілкування.
З соціальних критеріїв слід відзначити статус або суспільне положення
учасників комунікації (напр..: начальник – підлеглий, колега – колега).
Певні особливості звертання в обох мовах обумовлені засобом
комунікації. Так, в писемному мовленні прийняте звернення доповнюють
етикетні прикметники, які в повсякденному мовленні не вживаються.
Таким чином, аналіз деяких елементів парадигми звертань у німецькій
та українській мовах, виявляє типологічні особливості мовної поведінки і
вибору засобів вираження в обох мовах.
Література
1. Корнійко І.В. Апелятивні займенники du/Ihr та Sie як прагматичні
показники зверненості //Вісник Київського лінгвістичного університету.
Київ, 2000. –Т.3, №1. – С.116-122.
2. Шаповалова Е.А. Обращение как социолингвистическая категория
// Вестник Киевского ун-та. Романо-германская філологія.-.1985.-.вып.19. –
С.102-104.
Dovgei Oksana
Nationale Universität Ushgorod
INNOVATIVE TENDENZEN BEI DER BILDUNG
VON NEOLOGISMEN IN DER DEUTSCHEN SPRACHE
Wie in jeder Sprache ist auch im Deutschen der allgemeine
Sprachwortschatz von einem ständigen Verschwinden und Aufkommen neuer
Wörter geprägt. Anhand verschiedener Wörterbücher lässt sich feststellen, dass
deutlich mehr Wörter in diese neu aufgenommen werden, als verschwinden. Man
kann den Wortschatz also als ein offenes System betrachten, in dem ein ständiger
Austausch von verschwindenden und neu aufkommenden Wörtern vor sich geht.
Der ständige Ausbau des Wortschatzes, seine dynamische Angleichung an die
Bedürfnisse der Sprachgemeinschaft vollzieht sich mit vorhandenen Mitteln, die
einerseits beständig, andererseits veränderlich sind. Variabilität und Stabilität,
Veränderung und Beständigkeit erweisen sich vor allem in diesem Bereich als
universelle Eigenschaften natürlicher Sprachen (Herberg 2002: 127).
Aufgrund der letzten Analysen des gegenwärtigen deutschen
Wortschatzbestandes lassen sich folgende Tendenzen aussondern:
a) Die Zahl der Zusammensetzungen nimmt immer weiter zu. Dabei kommt
es immer häufiger zu Mammutbildungen (Komposita mit mehreren Gliedern), die
oft nur schwer verständlich sind, sehr leicht zusammengesetzt und ebenso leicht
wieder zerlegt werden können, weshalb sie nur selten in den Wörterbüchern fixiert
werden. Andererseits sind diese Komposita besonders sprachökonomisch und
bequem, man kann in einem einzigen Wort viel Information kodieren.
Eine besonders verbreitete Komponente der neugebildeten kreativen
Zusammensetzungen ist der Buchstabenkomplex XL bzw. XXL, der eine große
47
Dimension eines Gegenstandes bezeichnet, zum Beispiel: die XL-Strickmütze, der
XL-Shopper, die XL-Bag.
b) Bei der Bildung von Neologismen lassen sich also zwei entgegengesetzte
Tendenzen beobachten: Einerseits die Wortkürzung, die mit der Sprachökonomie
verbunden ist, und andererseits die aktive Bildung von mehrgliedrigen
Zusammensetzungen, die sehr praktisch und leicht zerlegbar sind.
c) Einer neuen Tendenz zufolge werden immer mehr ursprünglich
selbstständige Wörter zu Präfixen, zum Beispiel brand-, multi-, extra-, cyber-,
mikro-, super-, ultra-, mega- in den Wörtern: superkultig, superweich, ultraknapp,
ultrastylisch, der Extra-Komfort, die Super-Preissenkung, das Miniformat, das
Multifunktionsgerät, die Megabrillen.
d) Man kann bei den englischen Entlehnungen eine interessante Tendenz
beobachten: Einerseits passen sie sich dem deutschen Sprachsystem an, das heißt,
die Substantive bekommen den Artikel, deutsche Suffixe bei der Deklination, sie
werden nach den Regeln der deutschen Sprache groß geschrieben; die Verben
erhalten das deutsche Suffix –en und bilden drei Grundformen. Andererseits, da
die entlehnten Anglo-Amerikanismen in vielen Kreisen der deutschen Gesellschaft
(besonders bei der Jugendlichen) als Mode- oder Trendwörter gelten, werden sie
nur selten phonetisch und orphographisch assimiliert, also sie behalten ihre
fremdsprachige Lautung und Schreibweise.
e) Zu bemerken ist, dass man in der letzten Zeit in der deutschen Sprache
noch eine deutliche Tendenz beobachtet: immer mehr neue Wörter werden durch
Bindestrich geschrieben: z.B. der Country-Club-Look, die Dark-Denim-Korsage,
der Energy-Power-Drink, das PC-Super-Spar-Set, der Swimwear-Figur-Guide
usw. Unserer Meinung nach, ist das eine positive Erscheinung, weil eine solche
Schreibweise die Teilung und das Verstehen der neuen Zusammensetzungen mit
den Fremdelementen erleichtert.
Noch eine auffällige Tendenz lässt sich aussondern: Manche Zusammensetzungen fremder Herkunft weisen parallele Formen mit entsprechenden
deutschen Bestandteilen auf. Zum Beispiel: der Sommer-Look und der SummerLook, der Chill-out-Raum und der Chill-out-Room, die Alles-Inklusive-Reise und
die All-inclusive-Reise usw.
Literatur
Herberg D. Neologismen in der deutschen Gegenwartssprache. Probleme
ihrer Erfassung und Beschreibung //Deutsch als Fremdsprache, 4/2002. – Leipzig,
2002. – S. 125-200.
Dolgopolova Liliya
Nationale linguistische Universität Kyjiw
ZEITFORMEN IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN
1.
Einleitung. Das Problem der Zeitvorstellung in verschiedenen
Kulturen ist mit der Frage verknüpft, ob die Zeitvorstellung erst durch eine
spezielle Anschauung im menschlichen Bewusstsein „erschaffen“ wird oder
unabhängig davon objektiv gegeben ist. Die Beantwortung dieser Frage war
48
jahrtausendelang ausschließlich eine Angelegenheit der Philosophie, Theologie
und Mystik. Wichtige Erkenntnisse dazu erbringen mittlerweile aber auch die
Physik, Astronomie und andere Wissenschaften.
2.
Zeit als linguistisches Phänomen.
2.1 Die Entwicklung der Zeitbestimmung. Der Zeitbegriff ist als eine
spezifisch menschliche Vorstellung stark an die menschliche Form des
Bewusstseins gebunden und nach gängiger Auffassung durch die Evolution
entstanden – zuerst in der Existenzform der absoluten und dann der relativen Zeit.
In früheren Gesellschaften findet hauptsächlich passive Zeitbestimmung statt
und besteht heute zum Teil noch fort. Beim passiven Zeitbestimmen wird den
Bedürfnissen sofort nachgegeben: man isst, wenn man Hunger hat, und legt sich
schlafen, wenn man müde ist. Aktiver wird die Zeitbestimmung mit Beginn des
Ackerbaus. In modernen Gesellschaften werden Menschen dazu gezwungen, ihre
physiologische Uhr an einer sozialen Uhr auszurichten und so zu disziplinieren.
Heutzutage spricht man von der sozialen, biologischen, astronomischen Zeit sowie
auch linguistischen Zeit. Die Bedeutung der letzteren für die Sprachwissenschat
unterliegt keinem Zweifel. Die Kategorie der Temporalität wird als zentrale
Kategorie in einer Sprache gesehen. Sie findet den Ausdruck in allen
Sprachschichten. Anhand der historischen Analyse ist eine Evolution der
Zeitvorstellung festzustellen. Das Begreifen dieses Phänomens in Formen der
absoluten und relativen Zeiten.
2.2 Absolute und relative Zeit. Die Idee der absoluten Zeit basiert auf dem
Gedanken von Isaac Newton. Der große Vorteil von Newtons Auffassung ist die
Möglichkeit, Zeit unabhängig von einem realen Bezugspunkt und ohne konkreten
Beobachter beschreiben zu können. Die absolute Zeit existiert in drei Formen:
Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Die neuere Philosophie geht inzwischen
von einer Unterscheidung absoluter Zeit-Bestimmungen (sog. A-Reihe, z. B.
vergangen, gegenwärtig, zukünftig) und relativer Zeit-Bestimmungen (sog. BReihe, z. B. früher als, gleichzeitig, später als). Jede Veränderung kann als eine
Bewegung von Ereignissen von der Zukunft zur Gegenwart in die Vergangenheit
beschrieben werden. Diese Veränderungen seien aber weder Teil der Ereignisse,
noch eine Relation zwischen ihnen.
3.Zeit als Objekt der linguistischen Untersuchungen.
3.1 Aspekte der Analyse. Die Zeit als ein linguistisches Phänomen kann von
verschiedenen Seiten erforscht werden: kognitive Beschreibung geht davon aus, dass
Zeitwahrnehmung ein unscharfer Sammelbegriff für Zeitgefühl, Zeitsinn, Gleichzeitigkeit/Nacheinander, subjektive Zeit oder Zeitqualität sei. Für den sprachkulturellen
Aspekt ist es wichtig, kulturabhängige Unterschiede im Zeitempfinden festzustellen.
Historisch-vergleichende Analysen zeigen, dass die Entwicklung der Zeitvorstellung
in verwandten und nicht verwandten Sprachen Universales und Spezifisches enthält.
Das Letztere kann uns helfen, die Frage zu beantworten, warum und wozu in einer
Sprache bestimmte Einheiten gebraucht werden.
3.2
Zeitformen als Objekt der vergleichenden Analyse. Die
vergleichenden Analysen der Zeitformen im Deutschen und Ukrainischen zeigen
uns, dass sich ihre Unterschiede sowohl auf dem Gebiet der Bedeutung und
49
Formbildungsweise, als auch im Gebrauch äußern. Im Ukrainischen bildet die
Opposition der Formen vor allem die aktionsartmässige Gegenüberstellung: Vollzug
angezeigt/Vollzug nicht angezeigt. Dabei kommen absolute und relative Zeit nicht
in Frage. Im Deutschen sind die Zeitformen vorwiegend analytisch gebildet.Ihrer
Bildung zu Grunde liegt das Modell „Hilfsverb werden + eine Infinitivform“. Diese
Form entwickelte sich aus einer Konstruktion mit aktioneller Bedeutung. Es ist zu
betonen, dass ihre Konkurrenzformen die Konstruktionen mit Modalverben und
anderen Aktionsverben waren. Das Ukrainische hat zwei synthetische Formen und
eine analytische Form. Das Hilfsverb steht dabei in der Zukunftsform. Es ist
auffallend, dass es die zentrale Rolle beim Zukunftsbezug spielt und der Infinitiv die
lexikale Bedeutung ausdrückt. Im Deutschen bildet die grammatische Bedeutung die
ganze Konstruktion und das Hilfsverb tritt als Träger der Bedeutung des Numerus
und der Person auf. Die Problematik im Bereich der deutschen Zukunftsformen liegt
darin, dass beiden Formen die modale Bedeutung als obligatorisch und die
temporale als zusätzliche zugeschrieben wird. In einigen Grammatiken werden beide
Formen dadurch aus dem Tempussystem ausgeschlossen.
4. Fazit. Das, was wir „Zeit“ nennen, ist ein oft recht komplexes Netzwerk
von Beziehungen und das Bestimmen von Zeit stellt im Wesentlichen eine
Synthese, eine integrierende Tätigkeit dar. Ihr Begreifen vollzieht sich in einer
Sprache nach bestimmten Regeln. Die Verflechtung von universalen und
spezifischen Mechanismen bildet die Eigenart der Sprache.
Doroshchenko Olena
Schule № 26 Zhytomyr
SCHREIBMOTIVATION UNTERSTÜTZT DAS LERNEN
Durch Schreiben lernt man eine Fremdsprache besser, denn Schreiben
unterstützt das Lernen. Jedes Schreiben im Alltag hat eine Funktion: Wir schreiben
E-Mails, Briefe, Einkaufszettel, Geschichten und Reportagen. Unser Schreiben hat
eine Funktion und ist in eine kommunikative Situation eingebettet.
Im schulischen Kontext kann diese reale Funktion oftmals nur mittels
inszenierter Schreibumgebungen simuliert werden, weil es in der Schule nicht so
viele echte Schreibsituationen gibt, wie zu Förderung und Ausbau der
Schreibkompetenzen erforderlich wären. Das schulische Schreiben muss also
bewusst gestaltet werden, damit die Schüler auch in der Schule Schreiben als
kommunikative, situierte Handlung erfahren können. Voraussetzung hierfür ist,
dass die Schüler die Funktionen und Folgen ihres Schreibens überhaupt erkennen
und auch erfahren. Hierzu können kommunikative Bedürfnisse der Klasse genutzt
werden, wie z.B. beim Verfassen von Briefen an eine Partnerklasse oder bei einer
fiktiven Korrespondenz mit einer literarischen Figur. Zudem macht erst die
Gewissheit, dass Texte gelesen werden, das Schreiben sinnvoll und attraktiv.
Der Lehrer muss interessante und abwechslungsreiche Schreibaufgaben
wählen. Das Interesse hat einen großen Einfluss auf die Schreibmotivation einer
Person, denn Interesse ist ein Bedingungsfaktor für Motivation, eine spezielle
50
(inhaltliche) motivationale Orientierung. In der pädagogisch-psychologischen
Konzeption von Interesse werden zwei Zustände unterschieden: das situationale
Interesse und das individuelle Interesse. In der Schule wird das situationale
Interesse durch die Beschaffenheit der (Lern-)Umgebung initiiert. Aus einem
situationalen Interesse kann sich jedoch ein individuelles Interesse entwickeln. Es
ist also durchaus möglich, mittels anregender Schreibaufgaben das Interesse für
neue Themen zu wecken.
Ein motivierender Schreibunterricht sollte bei den Schülern
„Erfolgszuversicht” wecken und die Selbstwirksamkeitserwartung stärken.
Selbstwirksamkeit meint die individuelle Überzeugung, dass man in einer
bestimmten Situation die angemessene Leistung erbringen kann und dass das
eigene Verhalten Konsequenzen hat und zum Ziel führt.
Wichtig ist auch zu beachten, dass die einzelnen Schüler unterschiedliche
Schreibstrategien bevorzugen. Sie wählen verschiedene, individuelle Schreibwege,
um ans Ziel zu gelangen. Die einen beginnen sofort mit dem Schreiben und ändern
laufend ihre Fassungen, andere planen ihren Text so genau, dass sie eine fast fertige
Fassung zu Papier bringen. Deshalb ist es sinnvoll, bei der Aufgabenstellung
verschiedene methodische Arrangements zur Verfügung zu stellen.
Um ein positives Schreibklima in der Schule zu schaffen, sind einige
Rahmenbedingungen zu beachten. Zu diesen zählt neben der materiellen
Ausstattung (verschiedene Schreibmedien und Schreiborte) ein entsprechender
Zeitrahmen, in welchem die Schüler zwischen verschiedenen Arbeitsformen
wählen können. Schreibmotivation entwickelt sich primär in einem sozialen
Kontext, in welchem die Schüler Schreiben als Tätigkeiten mit zentralen sozialen
Funktionen wahrnehmen.
Die wichtigste Bedingung für eine stabile Schreibmotivation ist jedoch, dass
die Schreibaufgaben kommunikativ motiviert und situiert sind, das heißt, eine
konkrete Adressatenschaft und ein konkretes Schreibziel vorgeben. Nur wenn ich
weiß, für wen und wozu ich schreibe, kann ich auch Motivation aufbauen.
Literatur
Baurmann J. Zum Schreiben motivieren - das Schreiben unterstützen/ In:
Praxis Deutsch. Astrid, 1998.-S.16-22
Krapp A. Das Interessenkonstrukt: Bestimmungsmerkmale der Interessenhandlung und des individuellen Interesses aus der Sicht einer Person-GegenstandsKonzeption/ A. Krapp. Interesse, Lernen, Leistung. -Münster,1992.-S.297-329.
Draganowa Galina, Memetowa Aische
Simferopol, Ingenieur-Pädagogische Universität, Krim
FREMDSPRACHENERLERNEN
IM KONTEXT DER MEHRSPRACHIGKEIT
Jede Sprache wird primär zu Zwecken des verbalen Gedankenaustausches
erlernt. Sie hat, wie bekannt, zwei Ebenen: die formale – die der Syntax und
Morphologie, wo die Sprache als historisch gewordenes System der sprachlichen
51
Zeichen, aus dem der Sprechakt schöpft, bezeichnet werden kann; und die
kommunikative, wo die Sprache in Redeakten verwendet und realisiert wird, wo
eine Umwandlung der sprachlichen Möglichkeit in die sprachliche Wirklichkeit
jedes Individuums vor sich geht, wo die gegenständliche Form von Wörtern,
Wortkomplexen, grammatischen Strukturen eine unabdingbare Grundlage für die
erfolgreiche Sprachtätigkeit bildet und wo das angestrebte Phänomen –
Sprechkompetenz – aufkommt.
Die Sprechkompetenz in der Fremdsprache wird heutzutage in einem viel
breiteren Kontext, als es früher der Fall war, verstanden und interpretiert. Die
Ursache ist die Ausarbeitung des sprachpolitischen Konzeptes der
Mehrsprachigkeit auf dem europäischen Kontinent, welche die Multikulturalität
und sprachliche Vielfalt Europas zu bewahren und zu berücksichtigen versucht.
Dieses anspruchsvolle Ziel ist nur unter der Bedingung erreichbar, dass jeder
Europäer seine Muttersprache kennt und kann, dazu noch mindestens zwei
Fremdsprachen erlernt, welche er, rezeptiv wie produktiv, im Verkehr mit
Muttersprachlern sowie Kommilitonen in so vielen und verschiedenartigen
Situationen wie möglich verwenden kann.
Das linguistische Modell der Muttersprache (L 1) schließt in sich zwei
Komponenten ein – Universalien und Sprachmilieu, während das der ersten
Fremdsprache (L 2) viel komplizierter ist, weil sie, außer Universalien und
Sprachmilieu, noch Motivation (wozu wird die Fremdsprache gelernt?),
Lebensweisheit
des
Lerners
sowie
seine
Erfahrungen
im
Muttersprachenunterricht, sprachliche Begabung, wie Sprachgefühl, Kreativität
zu beachten hat. Das Erlernen jeder neuen Fremdsprache stützt sich, gewollt oder
nicht gewollt, auf die bereits erworbenen Erfahrungen und Fähigkeiten in der L 1,
L 2, L 3 usw. In diesem Prozess der Aneignung von Fremdsprachen darf nicht
außer Acht gelassen werden, dass der Substitutionsdruck der Muttersprache auf
jede Fremdsprache sehr groß ist. Er wirkt in verschiedenen Bereichen: in der
Semantik der Spracheinheiten, in der Phonetik und insbesondere im Bereich der
Auswahl sowie des Aufbaus grammatischer Konstruktionen. Es geht um störende
Einflüsse
der
interlingualen
Interferenz,
die
im
Verlaufe
des
Fremdsprachenlernens in dem Maße abnehmen, in dem es gelingt, die
Fertigkeiten und Fähigkeiten im Gebrauch der Fremdsprache zur automatischen
Gewohnheit werden zu lassen, bis die entsprechenden fremdsprachigen
dynamischen Stereotypen, welche die zu Fehlern führende Interferenz der
Muttersprache hemmen, ausgebildet sind. Aber es soll berücksichtigt werden,
dass jede Sprache, sei es Mutter- oder Fremdsprache, noch der Wirkung der
intralingualen Interferenz objektiv ausgesetzt ist. Es sei auch betont, dass beim
Kontakt zweier Sprachen noch eine Kraft mitspielt, die im Prozess der
Aneignung der Zielsprache nutzbar gemacht werden könnte – Transfer.
Kommunikative Fähigkeiten werden, wie aus dem oben Gesagten
resultiert, nicht autonom von den gleichen in der Muttersprache entwickelt. Sie
fußen auf den schon geformten Mechanismen der Sprachgenerierung, der
Sprachwahrnehmung und des Diskurs. Das Wissen von Mechanismen dieser
Prozesse hilft bei der treffenden Wahl von Strategien der Umwandlung von
52
Spracheinheiten in die Sprecheinheiten in jeder der vier Grundsprachtätigkeiten.
Die grundlegenden Mechanismen aller Arten der Sprachtätigkeit – Sprachgehör,
inneres Sprechen, Antizipation, das Gedächtnis (kurzfristiges sowie langfristiges
Gedächtnis) wirken in jeder von ihnen auf eigene Art, aber der Grad ihrer
Entwicklung bestimmt den Erfolg der gesamten Fremdsprachenaneignung. Durch
intensiven Einsatz von kommunikativen, situationsbezogenen Übungen kommt
man zur anspruchsvollen spezifischen Tätigkeit – zu der Sprachausübung. Sie
offenbart sich darin, dass die Lerner befähigt werden: Im Sprechen – eine eigene
kommunikative Absicht sowie das logische Schema der Äußerung zu bestimmen;
eine situationsangemessene lexikalisch-grammatische Strukturierung der Aussage
zu machen; den Redetext phonetisch korrekt zu verlauten; Selbstkontrolle
auszuüben; adäquat auf die Äußerungen seines Gesprächspartners zu reagieren;
eigene Meinungen, Urteile zu begründen u.a.; im verstehenden Hören –
Intonationsmodelle zu erfassen; Textinhalte global, selektiv, detailliert zu
erfassen; Wortbedeutungen und grammatische Beziehungen zu verstehen;
wahrgenommene Inhalte in einen Text zusammenzufügen; Textkompression zu
machen; Spracheinheiten im Hörtext durch synonymische Möglichkeiten der
Fremdsprache zu ersetzen; Satzbedeutungen zu differenzieren u.a.; im Lesen - die
wichtigsten Arten des Lesens – Überblickslesen, suchendes, sinnerfassendes,
studierendes Lesen zu beherrschen; von der einen zur anderen Art des Lesens
überzugehen; Textkompression zu machen; angebotene Lesetexte als
Informationsquelle für die mündliche sowie schriftliche Sprachausübung
auszunutzen u.a.; im Schreiben - über allerlei persönliche Tatsachen in Briefform
zu berichten; Artikel, Thesen, Gutachten, Rezensionen zu schreiben; verschiedenartige und mannigfaltige Bewusstseinsinhalte in Schriftform wiederzugeben u.a.
Es liegt auf der Hand, dass Mehrsprachigkeit als globales Ziel nur unter
konkreten Bedingungen erreichbar ist – die Muttersprache der Lerner wird aus
dem Prozess der FS-Aneignung nicht ausgeschaltet; der FS-Unterricht wird nicht
über die Sprache, sondern in der Sprache gestaltet; nicht das sprachliche System,
sondern das praktische Beherrschen der Zielsprache zu Zwecken der
Kommunikation wird als globales Ziel anerkannt, bestimmt und angestrebt.
Drobacha Larissa
Staatliche pädagogische Universität Winnyzja
VERGLEICHENDE ANALYSE DES GEBRAUCHS
VON DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN ABSTRAKTEN
BEGRIFFEN IM PHRASEOLOGISCHEN BEREICH
Die moderne Periode der Entwicklung von Phraseologie charakterisiert sich
durch hohes Interesse für die vergleichende Analyse von Sprachen. Das Ziel der
kontrastiven Phraseologie ist die Herausarbeitung und die Bestimmung der
Gemeinsamkeiten und Unterschiede in phraseologischen Systemen von
verwandten und unverwandten Sprachen. K. I. Misin sondert Systemmarker der
53
komparativen Phraseologie ab – Universalität und Kognitivität (Miзін 2009: 61).
Die Ausdrucksmöglichkeiten in der deutschen und ukrainischen Sprachen sind
mannigfaltig und reich. Jede entwickelte Sprache umfasst eine große Zahl von
Wörtern. Die Entwicklung des Wortbestandes läuft parallel mit der Entwicklung
der Gesellschaft; er verändert sich mit den wirtschaftlichen, politischen und
kulturellen Veränderungen der Gesellschaft. Da stehende Wortverbindungen
jahrhundertelang in der Sprache leben, können sie verschiedene schon längst
verschwundene Sitten und Bräuche des Volkes widerspiegeln. Sie sind sprachliche
Denkmäler der konkreten Geschichte der materiellen Kultur des Volkes – des
Trägers der Sprache. Man kann bestätigen, dass Mentalität sich in der Sprache
objektiviert, und die Sprache als der Grund auftritt, der darin die Eigenart der
Weltwahrnehmung, des Systems der Werte und Normen bildet (Радбиль 2010:
65). Das wissenschaftliche Studium der Phraseologismen ist nicht nur für
Sprachforscher, sondern auch für Historiker von großer Wichtigkeit.
Heute spricht man über Phraseologie auch als Inventar von Phraseologismen
in einer bestimmten Einzelsprache. Die kognitive Semantik der GestaltenPrototypen der phraseologischen Einheiten trägt zur ethnokulturellen Anfüllung
der Konzepte bei. Sogar bei der Entlehnung aus einer Ethnokultur in eine andere
kőnnen phraseologische Einheiten ethnokulturelle Bedeutungen haben (Miзін
2009: 63). Z.B.: Für den deutschen Phraseologismus für meinen guten Willen habe
ich schnöden Undank geerntet gibt es im Ukrainischen diesen Ausdruck: За моє
жито мене і бито. Jede Sprache enthält eine große Menge von Phraseologismen.
Diese festen Wortverbindungen sind oft nicht verständlich, weil die meisten
Phraseologismen nur übertragene Bedeutung haben. Wie die Menschen sind
verschiedene Sprachen einzelne und einzigartige Welten der Gedanken und der
Gefühle, der Wünsche und der Irrtümer (Радбиль 2010: 86). Idiomatizität tritt
dabei als eines der Hauptmerkmale der Phraseologismen auf, zum Beispiel, dt.
darüber schweigt des Sängers Höflichkeit – ukr. Це історія замовчує, це
питання ми оминаємо мовчанкою. Phraseologismen im engeren Sinn sind
zusätzlich durch Idiomatizität bestimmt, dadurch also, dass die Komponenten der
Verknüpfung durch die syntaktischen und semantischen Regularitäten der
Verknüpfung nicht voll erklärbare Einheit bilden.
Attraktoren der lebendigen natürlichen Sprache sind sprachliche (nämlich
usualisierte) Bedeutungen, „erstarrte” kommunikative Bedeutungen. Da in der
individuellen sprachlichen Tätigkeit das Individuum mit einer bedeutenden Zahl
der individuellen kommunikativen Bedeutungen des kontinuellen Charakters
operiert, nivellieren „verbrauchte” systemsprachliche Bedeutungen das
Unverständnis in der Kommunikation (Бацевич 2009: 40). Die Deutschen sagen
ein böses Gewissen hat Wolfszähne und die Ukrainer bestätigen dabei, dass
Совість гризе без зубів. Grundsätzlich bedeutet Festigkeit als eines der
phraseologischen Merkmale, dass ein Phraseologismus in einer bestimmten
Kombination bekannt ist, die phraseologische Bedeutung kommt dann zustande,
wenn die Wortverbindung in einer bestimmten morphosyntaktischen Ausprägung
und einer bestimmten lexikalischen Besetzung formuliert wird.
Eine bedeutende Art der Motivation ist die metaphorische Motivation. Aus
den Besonderheiten der Struktur als lexikalische Einheiten ergeben sich besondere
54
Möglichkeiten des Gebrauchs und des Verstehens und besondere Möglichkeiten des
phraseologischen Sprachbewusstseins. So kann neben dem eindimensionalen
Gebrauch und Verstehen der phraseologischen Bedeutung zusätzlich die Bedeutung
der freien Wortverbindung aktualisiert werden, so dass zwei Bedeutungen
involviert sind (dt. die Augen sind der Liebe Pforten – ukr. Любов починається з
погляду). Der Großteil der deutschen und der ukrainischen Phraseologismen
umfasst die gleichen Bereiche der Abstrakta: Gefühle, Zeitbegriffe, Charakterzüge
u.s.w. Zum Ausdruck der Gefühle werden in beiden Sprachen oft als positive
Glück, Liebe, Hoffnung und als negative – Angst, Zweifel, Ärger gebraucht. Zum
Beispiel, dt. Glück jeder ist seines Glückes Schmied – ukr. Усяк свого щастя
коваль; dt. alte Liebe rostet nicht – ukr. Старої любові й іржа не бере; dt.
Hoffnung erhält, wenn Unglück fällt – ukr. Щастя скоро покидає,а надія –
ніколи; dt. die Angst ist j-m in die Beine gefahren – ukr. В п’ятах похололо від
страху; dt. außer Zweifel sein (stehen) – ukr. Не підлягати сумніву, не
викликати ніякого сумніву; dt. seinen Ärger an j-m auslassen – ukr. Зігнати
свою злість на кому-н.
Zum Ausdruck von Zeitbegriffen ist in den stehenden Redewendungen őfter
Zeit (dt. Zeit heilt alles – ukr. Час усе лікує) zu gebrauchen, zum Ausdruck von
Zuständen – Tod (dt. j-d ist gut nach dem Tode zu schicken – ukr. кого-н. тільки
за смертю посилати); zum Ausdruck von Eigenschaften – Ehre (dt. j-m die
Ehre abschneiden – ukr. Позбавити доброго імені, зганьбити кого-н.),
Gewissen (dt. mit gutem Gewissen – ukr. із спокійною совістю); zum Ausdruck
von mentalen Prozessen – Gedanke (dt. die besten Gedanken kommen immer
hinterher – ukr. вдалі думки завжди приходять iз запізненням), Verstand (dt.
den Verstand verlieren – ukr. збожеволіти, втратити розум).
Die Übereinstimmungen in Phraseologismen von Abstrakta bestätigen dieselbe Einbildungen und Assoziationen beider Völker. Die Divergenzen weisen auf
nationale, spezifische Züge entsprechend den Besonderheiten der Sprache und auf
materielle und historisch-kulturelle Bedingungen des Lebens der Sprachträger hin.
Literatur
Бацевич Ф.С. Духовна синергетика рідної мови. Лінгвофілософські
нариси: монографія /Ф.С. Бацевич. – К.: Академія, 2009. – 192 с.
Мізін К.І. Системні маркери компаративної фразеології крізь призму
зіставлення (на матеріалі англійської, німецької, української та російської
мов) /Мізін К.І. //Мовознавство. – 2009. – №5. – С. 60-70.
Радбиль Т.Б. Основы изучения языкового менталитета: учеб. пособие /
Т.Б. Радбиль. – М.: Флинта: Наука, 2010. – 328 с.
Druzhbyak Switlana
Nationale Universität "Lwiwska Politechnika"
SYNONYMIE IM WIRTSCHAFTSDEUTSCHEN
Als definitorische Merkmale des Terminus werden in der Fachliteratur
überwiegend folgende Merkmale angeführt: Fachbezogenheit, Exaktheit,
Eindeutigkeit, Selbstdeutigkeit (Kontextunabhängigkeit), Knappheit, expressive
55
Neutralität. Man muss aber immer wieder neue Wörter bilden und dadurch entsteht
die Notwendigkeit neue Gegenstände, Vorgehensweisen und Sachverhalte zu
benennen. Oft kommt es dazu, dass alte Strukturen geändert werden müssen, weil
sie für die Kommunikation in einem bestimmten Bereich nicht ausreichend sind. In
diesem Prozess wird Wirtschaftsdeutsch und sein Wortschatz nicht ausgeschlossen.
Aufgrund neuer technologischer und soziostruktureller Entwicklung entsteht
gerade im Wirtschaftsdeutschen die Notwendigkeit nach Änderung. Dabei
entstehen auch die Termini-Synonyme.
Das Problem der Synonymie in der Terminologie ist nicht neu.
Terminologische Synonymie wird entweder verneint [4, S. 193] oder akzeptiert,
aber unter gewissen Umständen [1]. Die neusten Untersuchungen beweisen die
Anwesenheit der Synonymie in der Terminologie [2, 3, 4, 6].
Während der Analyse wurde eine große Anzahl Termini-Synonyme (255
synonymische Paare) herausgefunden, deshalb ist es wichtig, Entstehungsweise,
Bildungsweise und funktionale Besonderheiten der Synonymie im modernen
Wirtschaftsdeutschen zu untersuchen.
Es ist ganz klar, dass terminologische Synonymie sich wesentlich von der
allgemeinsprachlichen unterscheidet, weil sie keine stilistischen Funktionen erfüllt.
Als Synonyme kann man in der Terminologie nur nach der Bedeutung gleiche
Termini oder terminologische Wortverbindungen nennen. Dabei spielt der
Charakter der Benennung und Differenzfunktion des Terminus eine besondere
Rolle. Terminologische Synonyme können sich voneinander etymologisch oder
strukturell unterscheiden.
In unserer Untersuchung verstehen wir unter den synonymischen Termini
solche Termini oder terminologischen Wortverbindungen, die in einer oder mehreren
Bedeutungen übereinstimmen und sich nur mit den strukturellen oder funktionalen
Besonderheiten unterscheiden [5, S. 548].
W. Danylenko bestimmte nach den verschiedenen Bildungsetappen der
wissenschaftlichen Begriffe drei Entwicklungsweisen der Termini: direkte
Entlehnung, Lehnübersetzung und Suche nach einer passenden Benennung in der
bestimmten Sprache, Bildung der Originalterminologie mittels der Muttersprache.
Zu den inneren sprachlichen Ursachen der Entstehung der Synonymie in der
Terminologie gehören:
1. Das Streben, den Fachbegriff in zugänglicher Form zu bilden. Dabei
werden die Termini, zwischen denen auf dem Sprachniveau Differenzkennzeichen
existieren von den Universaltermini ersetzt: der Lohnbezieher – der
Lohnempfänger "найманий робітник", der Engpaß – die Knappheit "нестача",
der Zoll – die Abgabe "митний збір".
2. Der Wunsch, Tautologie zu vermeiden.
3. Die Absicht, die volle und kurze Benennung der neuen Erscheinung oder des
Begriffs zu schaffen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten der Entstehung der Synonymie:
а) Bildung von kurzen Variante des komplexen eigenen oder entlehnten
Terminus. Die Struktur der gekürzten Termini kann verschieden sein,
Initialabkürzungen MPG – “Max-Planck-Gesellschaft”, nicht volle Abkürzungen, so
genannten Ellipsen: die Wertpapierplatzierung – die Platzierung;
56
b) Der Wechsel der terminologischen Wortverbindung mit einem
Kompositum oder einfachem Wort. In diesem Fall springt das Gesetz der
Sprachökonomie an. Der einfache Terminus spiegelt zwar weniger Kennzeichen
des Fachbegriffs wider, aber dank seiner kompakten Struktur wird er häufiger in
der Fachkommunikation gebraucht: Kauf auf Ziel – der Zielkauf, einen Plan
erstellen – planen, die Organisation betreffend – organisatorisch. Es muss betont
werden, dass auch gegenseitig terminologische Wortverbindungen austauschbar
sein können: unterproportionale Kosten – degressive Kosten.
4. Direkte Entlehnung aus anderen Sprachen, sogar wenn es einen deutschen
Terminus gibt. Der entlehnte Terminus hat den Vorteil, dass er öfter eindeutiger,
universaler und kürzer ist. In dieser Gruppe unterscheiden wir assimilierte
entlehnte Termini (meist sind das Entlehnungen aus Latein und Altgriechisch) und
ihre deutschen Synonyme: die Abfertigung – der Expedit, die Abstimmung – die
Votation, die Beförderung – der Transport; und nicht assimilierte entlehnte Termini
(unter denen sind die meisten Anglizismen, und auch Entlehnungen aus dem
Italienischem, Französischem und einigen anderen Sprachen befinden) und ihre
deutschen Synonyme: der Output – die Ausbringung, das Budget – der
Haushaltsplan.
5. Verschiedene Wege des Eindringens der entlehnten Terminus. Diese Termini bilden synonymische Beziehungen miteinander und haben oft deutsche
Äquivalente: а vista – a vue – bei Sicht, die Effekten – die Fonds – die
Wertpapiere.
6. Bildung eines eigenen Terminus, am häufigsten mittels Lehnübersetzung:
die Aufgabenausweitung – Job Enlargement, die Aufgabenbereicherung – Job
enrichment, die Dachgesellschaft – der Holding, das No-Name-Produkt – der
Nichtmarkenartikel.
7. Suche nach dem passenden Terminus mittels der Muttersprache, d.h.
Bildung des Terminus mit Hilfe von Mitteln der eigenen Sprache.
Die durchgeführte Untersuchung zusammenfassend stellt man fest, dass die
Synonymie der Termini in den Fachtexten zwar manchmal die Eindeutigkeit der
Wahrnehmung stört, sie aber auch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung
der Terminologie hat. Das zeigt sich in dem präzisierenden Charakter der TerminiSynonyme, und auch bei der Erleichterung des Wahrnehmungsprozesses der
Information. Wichtige Kennzeichen der Termini-Synonyme sind ihre Fähigkeit in
einem wissenschaftlichen Text Informationsfunktion zu vollziehen. Deshalb kann
man behaupten, dass terminologische Synonymie auch eine konstruktive Rolle
spielt, weil sie kognitive und kommunikative Ziele der Terminologie beeinflusst.
Literatur
1. Даниленко В. П. Лексико-семантические и грамматические
особенности слов-терминов / В. П. Даниленко // Исследования по русской
терминологии: Дисс.. канд. филол. наук: 10.02.04. – К., 1984. – 176 с.
2. Дуда О. І. Процеси термінологізації в сучасній англійській мові
(на матеріалі літератури з кредитно-банківської справи): Дис. … канд. філол.
наук: 10.02.04 / Олександра Ігорівна Дуда. – Л., 2001. – 258 с.
57
3. 6. Зяблова О. А. Экономическая лексика современного немецкого
языка: становление и особенности функционирования / Ольга Александровна
Зяблова. – М.: ДА МИД России, 2004. – 166 с.
4. Овчаренко В. М. Термин, аналитическое наименование и номинативное определение / В. М. Овчаренко // Современные проблемы
терминологии в науке и технике. – М., 1969. – С. 91 – 121.
5. Стариченок В. М. Большой лингвистический словарь / Василий
Денисович Стариченок. – Ростов н/Д: Феникс, 2008. – 811 с.
6. Hahn, Marion Die Synonymenlexikografie vom 16. bis zum 20.
Jahrhundert. Historische Entwicklung und kommentierte Bio-Bibliografie.
Heidelberg (= Sprache – Literatur und Geschichte 21), 2002. – 287 S.
Dyakiv Khrystyna
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
DER ILLOKUTIONÄRE ZWECK DER ERMAHNUNG
IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN
Sprechgattungen (Auer, 1999) sind ein wichtiger Bestandteil der aktuellen
pragmalinguistischen Diskussion. Die Sprechgattung Ermahnung und ihre
interkulturelle Spezifik sind jedoch bisher noch nicht gesondert erforscht worden.
In zahlreichen pragmatischen Forschungsarbeiten wird der Versuch
unternommen, ein einheitliches Modell der Analyse der Sprechgattung darzustellen
(Shmeleva, 1997; Wierzbicka, 1997; Bagdasaryan, 2002; Batsevych, 2005). Der
vorliegende Beitrag hat zum Ziel, einen der wichtigsten pragmatischen Aspekte der
Sprechgattung Ermahnung im Deutschen und im Ukrainischen einer ausführlichen
Analyse zu unterziehen, und zwar den illokutionären Zweck.
Um festzustellen, wie die Sprecher selbst Ermahnungen identifizieren und
verwenden, wurde ein assoziatives Experiment unter 120 deutschen
Germanistikstudenten an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
(Deutschland) und 120 Ukrainistikstudenten an der Nationalen Iwan-FrankoUniversität Lwiw (Ukraine) durchgeführt. Das Alter der Probanden lag zwischen
20 und 30 Jahren. Eine grundlegende Bedingung des Experiments war, dass die
Befragten Muttersprachler sind.
Es ist vor allem der Versuch unternommen worden, das kommunikative Ziel
des Sprechers in unterschiedlichen Situationen zu bestimmen, in denen
Ermahnungen realisiert werden. Das kommunikative Ziel bzw. der illokutionäre
Zweck des Sprechers besteht im Rahmen der Realisierung von Ermahnungen
darin, den Empfänger zu einer Handlung bzw. zu einem angemessenen, adäquaten
Verhalten zu bewegen. Der Sprecher richtet eine Forderung an den Empfänger und
wünscht sich dabei, dass der Empfänger eine positive Handlung ausführt. Bei einer
der Fragen sollten die Probanden die Art der Ermahnung bestimmen:
Sie ermahnen jemanden:
o zugunsten der eigenen Interessen
o zugunsten der Interessen der ermahnten Person
o zugunsten der allgemeinen Regeln und Normen in der Gesellschaft
58
o zugunsten der eigenen und der Interessen der ermahnten Person
o ______________________________
Die ukrainischen Befragten realisieren die Ermahnung meistens zugunsten der
Interessen des Empfängers (57,3 %), seltener zugunsten der eigenen Interessen und
der Interessen des Empfängers (25,3 %). Die deutschen Befragten verwenden
Ermahnungen zugunsten allgemein geltender Regeln und Normen in der
Gesellschaft (46,2 %), manchmal auch zugunsten der eigenen Interessen und der
Interessen des Empfängers (36,6 %).
Beide Gruppen ermahnen den Empfänger, um sein Verhalten positiv zu verändern (95 % der Antworten der deutschen und 94 % der Antworten der ukrainischen
Probanden). Die übrigen Versuchspersonen haben keine Antwort angegeben.
Mit Ermahnungen wollen die Befragten außerdem Einfluss auf das Verhalten
des Empfängers (64,3 % im Deutschen und 51,9 % im Ukrainischen) oder auf die
Einstellung des Empfängers zu einem bestimmten Ereignis (35,7 % im Deutschen
sowie 42,9 % im Ukrainischen) ausüben.
Anhand der Analyse der Umfrage wurde folgende Definition der Sprechgattung
Ermahnung erarbeitet: Die Ermahnung als Akt sprachlicher Kommunikation wird
vorwiegend als verbales ermahnendes Verhalten betrachtet, in dem der Sprecher
dringende Aufforderungen mit dem Zweck äußert, seiner Einschätzung nach positiv
auf das Verhalten des Empfängers einzuwirken oder ihn zu positiven Handlungen zu
bewegen, wodurch der Sprecher seine Einstellung zum Empfänger zeigt.
Im Ukrainischen ermahnt der Sprecher zugunsten der Interessen des
Empfängers, seltener auch zugunsten der gemeinsamen Interessen. Im Deutschen
ermahnt man aber zugunsten der allgemeinen Regeln und Normen in der
Gesellschaft oder zugunsten der eigenen Interessen und der des Empfängers. Das
beweist die Verschiebung des kommunikativen Ziels der Ermahnung in beiden
Sprachkulturen. Das gemeinsame kommunikative Ziel ist jedoch die positive
Änderung des Verhaltens des Empfängers.
Das kommunikative Ziel des Sprechers bei der Ermahnung im Deutschen
stellt der Hinweis auf eine Pflicht oder ein adäquates Verhalten des Empfängers
dar, im Ukrainischen jedoch eher eine Warnung vor Negativem oder eine
Anmerkung.
Literaturverzeichnis:
Багдасарян Т. О. Тональность как компонент модели речевого жанра (на
матернале речевого жанра “угроза”) / Т. О. Багдасарян // Жанры речи : cб.
науч. cт. / отв. ред. В. Е. Гольдин. – Саратов : Изд-во ГосУНЦ “Колледж”,
2002. – Вип.3. – С. 240–244.
Бацевич Ф. С. Речевой жанр и коммуникативный смисл / Флорій
Сергійович Бацевич // Жанры речи : сб. науч. ст. / отв. ред. В. В. Дементьев. –
Саратов : Изд-во ГосУНЦ “Колледж”, 2005. – Вип. 4 (Жанр и концепт). –
С. 112–122.
Вежбицка А. Речевые жанри / Анна Вежбицка // Жанры речи : сб. науч.
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С. 99–111.
59
Шмелева Т. В. Модель речового жанра / Т. В. Шмелева // Жанры речи :
сб. науч. ст. / отв. ред. В. Е. Гольдин. – Саратов : Изд-во ГосУНЦ “Колледж”,
1997. – С. 88–98.
Auer P. Sprachliche Interaktion. Eine Einführung anhand von 22 Klassikern. –
Tübingen : Narr, 1999. – S. 501–527.
Dr. Renate Faistauer
Universität Wien, Institut für Germanistik, Deutsch als Fremdsprache
ZWISCHEN BERUFSAUSBILDUNG UND WISSENSCHAFT.
VOM DILEMMA GERMANISTISCHER AUSBILDUNGEN
Seit dem Bologna-Prozess haben sich die Curricula der Germanistik in
Österreich (und Deutschland) radikal verändert.
Genügte ein Magister-Diplom-Studium noch wissenschaftlichen Ansprüchen,
so kann dies für ein Bachelor-Studium, das in erster Linie einer Berufsausbildung
dienen soll, kaum gelten.
Master-Studien wiederum verfolgen per se wissenschaftliche Zielsetzungen
und dienen häufig auch als „Vorstufe“ zum Doktoratsstudium, das wirklich der
Herausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses dient.
Aber ist die Aufgabe der Universitäten nicht vor allem „Bildung“ statt
„Ausbildung“ zu vermitteln?
An der Universität Wien gibt es im Bereich der Germanistik neben einem
Bachelorstudium Deutsche Philologie (mit 180 ECTS) drei Masterstudien: MA
Deutsche Philologie, MA Austrian Studies, MA Deutsch als Fremd- und
Zweitsprache.
Eine besondere Herausforderung für Lehrende, aber auch für künftige Studierende – und im Vorfeld für alle CurriculumsplanerInnen – wird das künftige Lehramtsstudium für Deutsch darstellen, denn hier wird es in Zukunft immer mehr um
„Kompetenzen“ statt um „Wissen“ gehen – DeutschlehrerInnen statt GermanistInnen?
In meinem Kurzbeitrag möchte ich über Ziele und Inhalte der verschiedenen
Studienzweige am Institut für Germanistik der Universität Wien, aber auch an
anderen Germanistik-Instituten österreichweit sprechen.
Neben einer Bestandsaufnahme der momentanen Studiensituation sollen die
Eckpfeiler einer künftigen Ausbildung skizziert werden.
Fedirchyk Inna
Nationale Universität Tscherniwzi
METAPHORISCHE PERSONENBEZEICHNUNGEN
IN DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE
1 In unserem Beitrag behandeln wir die metaphorischen Personenbezeichnungen in der deutschen Gegenwartssprache. Die Personenbezeichnungen
dienen häufig als Objekt der Übertragung und metaphorischen Personifikation. So
60
kennt jeder Sprachbenutzer Personenbezeichnungen, in denen Eigenschaften und
Verhaltensweisen des Menschen mit tierischen Merkmalen verglichen werden
(Braun 1997: 120). Erinnert sei an den Spaßvogel, den Wandervogel oder auch an
den Unglücksvogel, den Pechvogel u.a. Zahlreiche Vogelarten sind an den
Vergleichen beteiligt: die Eule, der Fink, die Dohle, der Geier, der Gimpel, der
Kauz, der Kiebitz, der Rabe, der Specht, der Spatz, der Falke, die Taube.
Die Tiermetaphern für Frauen und Kinder haben gemeinsame semantische
Merkmale: <klein>, <niedlich>, <schwach>, <leicht>, <munter>. Für Kinder
benutzt man folgende Metaphern: Frosch/Fröschlein, Mäuschen/Mausi,
Schäfchen, Spatz/Spätzchen, Würmchen. Für Frauen sind Metaphern
Häschen/Hasi/Hase, Lamm/Lämmchen, Mäuschen/Mausi, Spätzchen, Täubchen,
Vögelchen, Schmusekatze, Kätzchen relevant (Lakoff 2011: 272). Für Männer
werden eher Metaphernspender von stark erscheinenden Tieren wie Bärchen,
Knuddelbär, Brummbär, Löwe, Tiger, Wolf benutzt. Zu erwähnen sind auch andere
Beispiele für Tiermetaphern: der Schafbock, der Fuchs, der Bär, der Elefant, der
Esel, das Schwein, der Schakal, die Katze, das Pferd, der Ziegenbock, die Ratte.
Als Mittel der metaphorischen Übertragung können auch Personenbezeichnungen erscheinen, die aus der Pflanzenwelt entstanden sind: Früchtchen,
Gemüse, Glückspilz, Landpomeranze, Mauerblümchen, Mimose, Sproß, Tomate
(treulose Tomate), Tulpe, Pflanze, Pflaume.
Eine weitere vorliegende Gruppe sind die Personenbezeichnungen, die mit
Insekten verglichen werden: die Spinne, das Käferchen, die Wanze, die Motte, die
Ameise, die Wasserjungfer, die Heuschrecke, der Käfer.
Fische sind auch an der metaphorischen Übertragung von Personenbezeichnungen beteiligt: der Haifisch, der Aal, der Kaulbarsch, der Fisch „weder
Fisch noch Fleisch sein“ (Харченко 2009: 73).
Eine ganz besondere Art der Metapher ist die Personifizierung, in der
menschliche Eigenschaften mit materiellen Gegenständen oder Wertgegenständen
zu vergleichen sind. Im Deutschen Universalwörterbuch (DUW 2011: 2031)
kommen etwa 100 Lexeme dieser Art vor. Zu den bekannteren gehören: Faulpelz,
Fettsack, Fettklumpen, Flasche, Geizkragen, Goldstück, Jammerlappen, Maschine
(dicke Frau), Nervensäge, Notnagel, Perle, Pfeffersack (Geschäftsmann), Pfeife,
Schätzchen, Schreckschraube, Stimmungskanone, Waschlappen.
2 Überraschend groß ist die Anzahl der einfachen (nicht zusammengesetzten) Lexeme. Mehr als 60 Wörter dieser Beispielgruppe (ca. 30 %) sind
Simplizia. Mehr als 60 verschiedene Tierarten werden in die Vergleichsverfahren
einbezogen, nicht nur bekannte wie Esel, Ente, Gans, Hund, Katze und Fuchs,
sondern auch weniger bekannte wie Drachen, Gimpel, Hecht, Hyäne und Walroß.
Hier zunächst eine Zusammenstellung aller einfachen Personenbezeichnungen.
2.1 Simplizia:
Biber „(ugs. scherzh.) Träger eines Vollbarts“;
Bulle „(salopp abw.) 1. Mann mit plumpem Körperbau; 2. Polizist“;
Drachen „(salopp abw.) zänkische Frau“;
Drohne „(abw.) fauler Nutznießer“;
Esel „(ugs.) Dummkopf, Einfaltspinsel, Tölpel“;
Eule „(Schimpfw.) unattraktive weibliche Person“;
61
Falke „jemand, der eine militante Politik betreibt“;
Fisch: die großen Fische „die reichen und Mächtigen“; ein kalter Fisch
„ein Mensch ohne Mitgefühl“; ein großer, dicker Fisch (ugs. scherzh.) „eine
gewichtige Persönlichkeit“;
Fuchs „1. (ugs.) schlauer Mensch; 2. (ugs. abw.) rothaariger Mensch“;
Gans „(ugs. abw.) unerfahrene, weibliche Person“;
Hyäne „(ugs. abw.) rücksichtsloser, profitgieriger Mensch“;
Käfer „(ugs.) junges, nettes Mädchen“;
Krabbe „(ugs. scherzh.) drolliges, niedliches Kind“;
Maus „(fam.) kleines, liebes Mädchen“;
Motte „1. (salopp) Mädchen, junge, leichtlebige Frau; 2. (ugs.)
leichtlebiger Mensch“;
Ratte „(Schimpfw.) widerlicher Mensch“;
Sau „(derb, abw.) jemand, der schmutzig und ungepflegt ist“;
Schnecke „(salopp abw.) a) Frau, Mädchen; b) Prostituierte“;
Schwein „(Schimpfw.) Mensch mit verachtenswerter Denk- und
Handlungsweise“;
Taube „jemand, der für eine gemäßigte Politik eintritt“;
Wurm „(fam.) kleines, unbeholfenes, hilfsbedürftiges Kind“;
Zicke „(Schimpfw.) Frau, über die der Sprecher sich ärgert“.
Die vorgestellten Simplizia weisen eine Besonderheit auf. In der
Hauptbedeutung sind sie fast ausnahmslos Tierbezeichnungen; in einer ihrer
Nebenbedeutungen sind sie Personenbezeichnungen (geworden). Die lexikalisch
fest gewordenen personalen Nebenbedeutungen hatten ursprünglich den Status von
metaphorischen Tiervergleichen.
2.2 Die Gruppe der Zusammensetzungen ist am umfangreichsten; dazu
gehören etwa 125 Personenbezeichnungen: Aasgeier, Arbeitsbiene, Brummbär,
Bücherwurm, Drecksau, Dreckfink, Frechdachs, Fresssack, Gewohnheitstier,
Glühbirne, Hurenbock, Kratzbürste, Leseratte, Lustmolch, Meckerziege,
Menschenschlange, Naschkatze, Nervenwrack, Partylöwe, Pechvogel, Reibeisen,
Salonlöwe, Schmeichelkätzchen, Unschuldslamm, Unglücksrabe, Vogelscheuche,
Versuchskaninchen, Wandervögel, Wasserratte, Zimtzicke usw.
3 Metaphern sind das Hauptmittel der Sinnbildung von appellativen
Bezeichnungen. Sehr oft unterziehen sich der metaphorischen Übertragung Namen
von Literaturhelden, biblische und mythologische Personen sowie konkrete
historische Personen. Als Beispiele können wir nennen:
3.1 Literaturhelden:
Don Juan „Mann, der ständig auf neue Liebesabenteuer aus ist, immer neue
erotische Beziehungen sucht“, „nach der gleichnamigen Sagengestalt in der
spanischen Literatur“;
Don Quichotte „lächerlich wirkender Schwärmer, dessen Tatendrang an den
realen Gegebenheiten scheitert“
3.2 Personen aus der Bibel:
Hiob, Hiobpost, Hiobsbotschaft „Unglücksbotschaft, Schreckensnachricht“;
Kain, Kainszeichen, Kainsmal „Zeichen des Verbrechens seinem Bruder
gegenüber“
62
3.3 mythologische Helden:
Аpoll „schöner [junger] Mann“;
Herkules „Mensch mit großer Körperkraft“
3.4 historische Personen:
Casanova Giacomo [nach dem ital. Abenteurer G. Casanova (1725-1798)]:
„jmd., der es versteht, auf verführerische Weise die Zuneigung der Frauen zu
gewinnen“; Frauenheld.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die metaphorischen
Personenbezeichnungen in der deutschen Gegenwartssprache eine bedeutende
Gruppe des ganzen Lexikons widerspiegeln. Diese Personenbezeichnungen können
auch familiär, normalsprachlich, scherzhaft, salopp, abwertend oder als
Schimpfwörter in der Sprache benutzt werden.
Literaturverzeichnis
Braun P. Personenbezeichnung. Der Mensch in der deutschen Sprache. / P.
Braun. – Tübingen: Niemeyer, 1997. – 157 S.
DUW – Duden. Deutsches Universalwörterbuch. –Mannheim/Leipzig/
Wien/Zürich: Duden – Verlag, 2011. – 2031 S.
Lakoff G./Johnson M. Leben in Metaphern. In: Konstruktion und Gebrauch
von Sprachbildern. - 7. Aufl.. Heidelberg: Carl-Auer-Verlag, 2011. – 272 S.
Харченко В.К. Переносные значения слова / Вера Константиновна
Харченко. Изд. 2-е. – Москва: Книжный дом «ЛИБРОКОМ», 2009. – 200 с.
Galka Illia
Nationale Universität Donezk
EUROPA-METAPHERN IM DEUTSCHEN
UND UKRAINISCHEN ZEITUNGSDISKURS
1. Die vorliegende Untersuchung bietet die Analyse der Europa-Metaphern,
die in den Zeitungen DIE ZEIT sowie Дзеркало тижня im Jahre 2010
nachgewiesen sind. Der Begriff Europa ist sowohl für die Ukraine, als auch für
Deutschland äußerst wichtig: zum einen strebt die Ukraine danach, die EUMitgliedschaft zu erwerben, zum anderen liegt ein „vitales Europa“ im Interesse
Deutschlands: „Der Integrationsprozess hat sich als eine geeignete
Rahmenbedingung zur Absicherung von Frieden, Wohlstand und Sicherheit
erwiesen“ (Janning 2013). Demzufolge ist die Untersuchung der EuropaMetaphern vom kontrastiven Standpunkt aus von Interesse.
2. Die Untersuchung setzt sich zum Ziel, die vielfältige Erscheinung der
Europa-Metaphern im deutschen und ukrainischen Zeitungsdiskurs zu ermitteln
und aus kontrastiver Sicht darzustellen.
3. Das Kernstück der kontrastiven Analyse bildet die metaphorische
Verwendung der Lexeme Europa (245 Belege) und Європа (124 Belege), die aus
je 50 Ausgaben der o. g. Zeitungen exzerpiert worden sind.
4. Die vorgefundenen Metaphern können in die Bereiche ‘Mensch’,
‘Haus/Gebäude/Festung’, ‘Raum’, ‘Mechanismen’, ‘Gegenstände’, ‘abstrakte
Begriffe’ eingeordnet werden.
63
4.1 Deutlich ist in beiden Sprachen die Dominanz von Personifizierungen.
Im deutschen Zeitungsdiskurs tauchen dabei bei der Erwähnung Europas oft
Eigenschaften eines Pragmatikers mit geschäftlicher und politischer Gesinnung
auf, die häufig mit Autorität bzw. mit Geld verbunden ist: Europa muss einen Plan
B entwickeln (DIE ZEIT, Nr. 49); Europa ist so reich (DIE ZEIT, Nr. 15), wobei
der ukrainische Zeitungsdiskurs menschliche Emotionen sowie Gefühle präferiert:
Європа здивована (Дзеркало тижня, № 14); … Європа, ображена на Америку…
(Дзеркало тижня, № 5).
4.2 Bei den Gebäudemetaphern werden im Deutschen vorrangig Bau- sowie
mögliche Zerstörungsprozesse erwähnt: Der Aufbau Europas … (Die ZEIT,
Nr. 44); … und sie könnte Europa zerstören und seine Demokratien (Die ZEIT,
Nr. 24). Als standhaft zeigt sich die Wendung Festung Europa: Die sogenannte
Festung Europa wird unfrommer Wunschtraum der Rechtspopulisten bleiben (Die
ZEIT, Nr. 42). Ein Bauplan für Europa ist auch in den ukrainischen Zeitungstexten
ausgeprägt: Західні пенсіонери – а це покоління побудувало всю сучасну
Західну Європу … (Дзеркало тижня, № 31). Hier finden sich oft aber die
Wendungen додому в Європу, вікно в Європу, куточок Європи, die manchmal
politisch gefärbt sind: Однією з фішок Віктора Ющенка була мантра «ми
йдемо додому в Європу» (Дзеркало тижня, № 2); ... надходять незліченні
відгуки з усіх куточків Європи (Дзеркало тижня 2010, № 34).
4.3 Bei den Raummetaphern wird in den deutschen Zeitungstexten in erster
Linie politischer und ideologischer Raum verstanden, wo sich die jeweiligen Staaten
befinden (könnten) (Zentrum bzw. Rand): Großbritannien … fürchtet … an den Rand
Europas gedrängt zu werden (Die ZEIT, Nr. 12); … Russlands Weg nach Europa …
(Die ZEIT, Nr. 14). Im ukrainischen Zeitungsdiskurs aus dem Jahr 2010 erweist sich
der Raumbereich auch als wichtig, wobei aber überwiegend die Randposition der
Ukraine bzw. die Bedrohung die Randposition einzunehmen hervorgehoben wird: …
країна скочується на задвірки Європи ... (Дзеркало тижня, № 35); … ми
залишимося глухою околицею Європи (Дзеркало тижня, № 2).
4.4 Im deutschen Zeitungskorpus wurden – bezogen auf Europa – auch
folgende Metapherngruppen ausgegliedert: ‘Mechanismen’ (Deutschland als
wirtschaftlicher und politischer Motor Europas ... (Die ZEIT, Nr. 35),
‘Gegenstände’ (Präsident Barack Obama … bräuchte auch nur einmal einen Blick
nach Europa … zu werfen (Die ZEIT, № 25)) sowie ‘abstrakte Begriffe (Europa
als Gesamtheit von Ideen bzw. Werten)’: Wir brauchen Europa! (Die ZEIT,
Nr. 21). Die o. g. Metaphorik ist in den untersuchten ukrainischen Zeitungstexten
nicht produktiv und kommt hier selten vor.
5. Abschließend ist Folgendes festzustellen: Die Frequenz der EuropaMetaphern ist im untersuchten deutschen Zeitungskorpus aus dem Jahr 2010
nahezu zweimal höher als im ukrainischen.
5.1 Der gravierendste Unterschied liegt dabei bei den Personifizierungsarten
vor: In den deutschen Zeitungstexten wird Europa vorrangig sachbezogen, in den
ukrainischen dagegen – gefühls- bzw. emotionsbezogen dargestellt.
5.2 Bei den Gebäudemetaphern ist auch ein Unterschied erkennbar: Im
ukrainischen Zeitungsdiskurs lässt sich politische Färbung betrachten, was im
deutschen Zeitungsdiskurs nicht ausgeprägt ist.
64
5.3 Bei den Raummetaphern wurde im Jahr 2010 im ukrainischen
Zeitungskorpus die Randposition der Ukraine in Europa betont.
5.4 Ein Merkmal der untersuchten deutschen Zeitungstexte ist
demgegenüber die Verwendung der Metaphorik, die sich auf Mechanismen,
Gegenstände und Abstrakta bezieht und in den ukrainischen Texten aus dem o. g.
Zeitraum nicht dokumentiert ist.
Literaturverzeichnis
Janning J. Deutschland in Europa // Tatsachen über Deutschland. –
www.tatsachen-ueber-deutschland.de/de/.../deutschlandineuropa0.html. – Zugriff
am 22.07.2013.
Galuschko Tetjana
Nationale Universität für Bergbau Dnipropetrowsk
FERTIGKEIT SCHREIBEN IN DER
ÜBERSETZERAUSBILDUNG
1. Die Rolle der Fertigkeit Schreiben im DaF-Unterricht
Neben Lesen, Sprechen und Hören ist Schreiben eine der vier
Grundfertigkeiten beim Erwerb einer Fremdsprache und die „zentrale“ Fertigkeit
in der Übersetzerausbildung. Lange Zeit wurde diese produktive Fertigkeit nur als
Mittel zum Zweck verwendet und stand - nach Hören, Sprechen, Lesen – an letzter
Stelle. Aber heute ist das Thema des produktiven Schreibens sehr aktuell und
findet in der Fachdidaktik viel Beachtung.
Durch ein verändertes Kommunikationsverhalten per Computer, durch den
Einfluss der Sprachwissenschaft, der Kultur- und Literaturwissenschaft und der
Lernpsychologie hat die Fertigkeit Schreiben Ende der achtziger Jahre im
Fremdsprachenunterricht einen deutlichen Aufschwung erfahren. Im Mittelpunkt
einer modernen Schreibdidaktik steht, abgesehen natürlich von der Förderung der
Schreibfertigkeit allgemein, der Schreibprozess. Dabei ist es wichtig, sich der
Tatsache bewusst zu sein, dass vorhandene inhaltliche und linguistische
Wissensbestände, die beim Schreiben genutzt werden, nicht nur im Vorfeld,
sondern vor allem auch während des Schreibens erweitert werden können.
1.1 Die Förderung der Schreibkompetenz durch die digitalen Medien
Vor allem die Fertigkeit Schreiben hat mit dem Aufkommen der digitalen
Medien, insbesondere dem Internet, im Fremdsprachenunterricht mehr Gewicht
bekommen. Dies verläuft parallel zur Entwicklung, dass das Schreiben in vielen
Lebensbereichen durch die digitalen Medien mehr an Bedeutung gewonnen hat.
Diese Entwicklung wirft Fragen nach neuen Konzepten von Mündlichkeit und
Schriftlichkeit auf, denn im Zusammenhang mit den neuen Medien, mit den neuen
Kommunikationsmedien, entsteht eine neue „private Schriftlichkeit“, die definiert
und diskutiert werden muss.
Heute sind Forschungsergebnisse zum kooperativen Schreiben von
besonderem Interesse, denn beim kooperativen Schreiben im Sprach- und
Fremdsprachenunterricht wirkt sich der mündliche Austausch der Beteiligten,
65
dessen Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse, positiv auf diese Erweiterung
aus. Vor allem in der Planungs- und Überarbeitungsphase kann das gemeinsame
Arbeiten an einem Text sinnvoll und bereichernd sein.
Neben der Förderung eines prozessorientierten Schreibens stehen auch das
adressatenorientierte, das interkulturelle und das kreative Schreiben im Fokus der
modernen Schreibdidaktik. Ersteres hat vor allem das Schreiben für einen realen
Leser im Blick. Dass im Unterricht in den meisten Fällen die Lehrperson und im
besten Falle noch die Mitlernenenden diese Rolle des realen Lesers übernehmen,
ist Realität. Schreibprojekte oder Schreibanlässe, die ein authentisches Publikum
außerhalb des Klassenzimmers bedienen, sind für das adressatenorientierte
Schreiben jedoch von wesentlich höherem Wert. Das Internet bietet dabei eine
Reihe von Möglichkeiten.
2. Produktives Schreiben als Hauptkompetenz von Übersetzern
Das Schreiben ist eine zentrale Kompetenz von Übersetzern. Das Spektrum
möglicher Einsatzgebiete reicht vom Fachübersetzen (Technikübersetzen,
Wirtschaftsübersetzen, juristisches Übersetzen, Übersetzen von Webseiten,
Technisches Schreiben usw.) bis zum Übersetzen unterschiedlicher Sachtexte
(Gebrauchsanweisungen, Sachbücher, geschäftliche Unterlagen). Zu den Aufgaben
des Übersetzers zählen sowohl das Übersetzen von fachlichen Texten wie auch das
Korrigieren der Texte. Als Einsatzgebiete kommen insbesondere Unternehmen,
Übersetzungsagenturen, nationale und internationale Organisationen sowie Medien
in Frage. Alle Endprodukte der beruflichen Tätigkeit von Übersetzern sind
schriftlich gestaltet. Deshalb ist die wichtigste Bildungsaufgabe von Hochschulen,
die Schreibkompetenz bei Studierenden schrittweise auszubauen.
3. Arten des Schreibens und Schreibaufgaben im Deutschunterricht
Das Schreiben muss durch häufige Schreibanlässe zur Selbstverständlichkeit
werden, zugleich zur bewussten Tätigkeit.
Der Prozess des Schreibens ist eine komplexe Sprachtätigkeit und besteht
aus folgenden Stadien: Planen – Auswählen – Ausführen – Revidieren/Edieren –
Endformulieren. In diesen Prozess des Schreibens einzugreifen ist die Aufgabe des
Unterrichts. Von großer Bedeutung ist dabei die richtige Auswahl von
Schreibübungen. Die existierenden Übungstypologien dienen den Lehrenden als
Orientierung und Referenz. Sie können während der Unterrichtsplanung
herangezogen werden und helfen, die eine oder andere Schreibübung je nach
Lernziel auszuwählen und einzusetzen.
Um richtige Schreibübungen auszuwählen, sollten vor allem die Ziele
bestimmt werden. Wie soll das Endprodukt des Übersetzens aussehen? Welche
Aufgaben stellen wir den Studierenden?
4. Anforderungen an technische Dokumentation
Für die Qualität eines technischen Textes ist die wichtigste Anforderung: die
effektive Verständlichkeit. Dieses Ziel lässt sich nur im Falle erreichen, wenn der
Autor selbst den Inhalt des Dokumentes versteht.
Für eine gute Auslegung muss man sein Publikum und dessen Vorwissen
kennen. Ist das nicht erreichbar, muss man versuchen, viele Zielgruppen zugleich
anzusprechen.
66
Ein häufiges Problem beim Übersetzen ist Platzmangel, der zu überkurzen
Erklärungen und Formulierungen verleitet.
Eine Schlüsselstellung für die Verständlichkeit nimmt eine geschickte
Organisation des Dokumentes ein. Das Hauptmittel einer guten Textorganisation
ist eine logische Struktur und Abfolge der Teile. Weitere technische Mittel sind:
Überschriften, Inhaltsverzeichnisse, Schlagwörter usw.
Die wichtigste Regel für eine gute Textorganisation lautet: Nur ein Gedanke
pro Satz!
Die innere Einstellung des Autors ist von Gewicht. Wer als Autor unbeteiligt
ist, wird es kaum schaffen, ein interessantes Dokument hervorzubringen.
Die Adäquatheit ist auch eine unerlässliche Voraussetzung für das positive
Resultat. Jedes technische Dokument sollte einen möglichst genau bestimmten
Zweck haben.
Einer der größten Feinde von Verständlichkeit sind Fehler.
Der richtige Stil, gute, verständliche Schriftsprache bestimmen das
qualitätsgerechte Übersetzen des technischen Textes.
Ausgehend von diesen Anforderungen kann der Lehrende ein
entsprechendes Auswählen von Schreibübungen verwirklichen und sie im weiteren
möglichst effektiv in der Praxis anwenden.
5. Fazit
Abschließend muss betont werden, dass die Rolle des Schreibens im DaFUnterricht immer mehr an Bedeutung gewinnt. Als produktive Fertigkeit nimmt sie
im Beruf des Übersetzers die dominierende Position ein. Um diese Fertigkeit bei
den Studierenden zu üben, brauchen wir eine Vielfalt an Schreibübungen. Dabei ist
die Hauptaufgabe des Lehrenden, diese Übungen so zu stellen, dass sie
motivierend sind.
Literaturverzeichnis
Головань И.В. Обучение креативной письменной речи на второй ступени
общего образования: на материале немецкого языка/ диссертация – Москва,
2008. – 195 с.: www.dissertac.com/.../obuchenie-kreativnoi-pissmen-noi-rechi
Ferlein J./Hartge N. Dokumentation für internationale Märkte. – München,
Wien: Carl Hanser 2008. – 127 S.
Gössmann W./ Hollender C. Schreiben und Übersetzen: Theorie allenfalls
als Versuch einer Rechenschaft. – Tübingen: Narr 1994. – 203 S.
Krings H. Wissenschaftliche Grundlagen der technischen Kommunikation. –
Tübingen: Narr 1996. – 493 S.
Platten E. Gemeinsames Schreiben im Wiki-Web – Aktivitäten in einer
untutorierten Schreibwerkstatt für fortgeschrittene Deutschlernende. – ZIF 13 (1),
2008. – 22 S.
Rechenberg P. Technisches Schreiben (nicht nur) für Informatiker. –
München, Wien: CarlGanser 2006. – 253 S.
Storch G. Deutsch als Fremdsprache. – Eine Didaktik. – Paderborn: W. Fink
1999. – 367 S.
67
Ganzer Christian
(DAAD-Lektor an der Pädagogischen Dragomanov-Universität, Kiev)
Nina Tebenikhina
(Aspirantin an der Kiever Nationalen Linguistischen Universität)
ERFAHRUNGEN MIT DEM KOLLEKTIVEN UNTERRICHTEN
IN AUSSERSCHULISCHEN UND AUSSERUNIVERSITÄREN
ZUSAMMENHÄNGEN
Lehrer sind in der Regel leider Einzelkämpfer. Vorbereitung, Durchführung
und Nachbereitung des Unterrichts machen sie in der Regel alleine. Kritisches
Feed-back durch die Lernenden ist die absolute Ausnahme und nur möglich, wenn
Lehrer und Lernende einander lange und gut kennen. In der Konsequenz ist nicht
nur die Arbeit relativ einsam (auch wenn man einen guten Kontakt zu den
Studenten pflegt), auch eine die Unterrichtsqualität korrigierende Instanz fehlt
meist vollkommen. Weiterentwicklung der eigenen Fertigkeiten findet
ausschließlich in der Praxis, in seltenen Fällen darüber hinaus in Fortbildungen
statt. Als Konsequenz der traditionellen Form des Unterrichts können Qualität und
Motivation des Lehrers auf Dauer Schaden nehmen.
Können Lehrer überhaupt zusammenarbeiten? Wir möchten diese Frage
prinzipiell bejahen. Denkbar ist beispielsweise die gemeinsame Vor- und
Nachbereitung von Unterricht, der aber in getrennten Gruppen durchgeführt wird.
Dies ist natürlich nur möglich, wenn in einer Einrichtung zwei oder mehr Gruppen
des gleichen Niveaus unterrichtet werden. Die Durchführung des Unterrichts bleibt
aber den Lehrkräften alleine überlassen, auch hier findet keine Kontrolle statt,
wenn nicht hospitiert wird.
Ein anderer möglicher Weg ist das gemeinsame, kollektive Unterrichten,
eine Form davon ist das sogenannte Team-Teaching. Wir haben seit Anfang 2010
gemeinsame Erfahrungen in diesem Bereich und möchten diese gerne teilen, da sie
außerordentlich positiv ist.
Dieser Text reflektiert unsere mehrjährige Unterrichtserfahrung mit diesem
Konzept: Im Rahmen des nicht-kommerziellen Language Exchange Club Kiev
(LEC) sowie des Goethe-Instituts Kiev (GI) wurden verschiedene Formen des
kollektiven Unterrichtens in der Praxis ausprobiert und entwickelt.
Die Orte
Der Language Exchange Club Kiev ist ein Netzwerk von hunderten von
Menschen (tatsächlich sind inzwischen mehr als 3.000 auf der Seite des Clubs1
registriert, aber natürlich nicht alle aktiv), die sich für Sprachen aller Art
interessieren. Unsere Ehrenamtlichen bieten regelmäßige Sprachtreffen für rund 20
Sprachen an, darunter Farsi, Hindi und Belarussisch, aber auch populärere
Sprachen wie Englisch, Deutsch und Spanisch. Die meisten der grundsätzlich
kostenlosen Treffen sind reine Konversationstreffen, manche sind aber auch
1
http://languageexchangekyiv.ning.com
68
thematisch gebunden, so trifft sich samstags eine Gruppe, um auf Englisch Fragen
der Philosophie zu diskutieren, dienstags finden sich Interessierte in der deutschen
Literaturgruppe „Tee & Lesen“ zusammen (die übrigens in Kooperation mit dem
Goethe-Institut durchgeführt wird). Ende 2009 haben die Autoren dieses Beitrags
die Gruppe „German Intermediate“ konzeptioniert und im Januar 2010 die ersten
Treffen organisiert. Diese Gruppe unterscheidet sich von den anderen darin, daß
hier richtiger Unterricht von ausgebildeten Lehrkräften angeboten wird. Nach dem
wöchentlich stattfindenden Unterricht beginnt der gemütliche Teil des Abends, bei
Tee und mitgebrachtem Gebäck probieren die TeilnehmerInnen in kleineren oder
größeren Gruppen ihre Sprachkenntnisse oder spielen Spiele wie Scrabble oder das
populäre „Tick-Tack-Bumm“ (das weit harmloser ist, als es klingt). Die
Teilnehmenden kommen freiwillig und haben nicht einmal den leichten Druck des
„Ich habe bezahlt, deswegen muss ich auch hingehen – obwohl ich heute keine
Lust habe“ im Nacken, was sich spürbar in ihrer Motivation niederschlägt. Es gibt
keine Registrierung, keine Anmeldung, daher aber eine gewisse Fluktuation.
Daraus folgt, dass wir die Unterrichtseinheiten nicht aufeinander aufbauen lassen
können, jede einzelne steht als abgeschlossene Einheit da.
Die „German Intermediate“-Gruppe des LEC dient uns auch als Spielwiese,
um mit Materialien und Methoden zu experimentieren, bevor wir sie im
universitären Unterricht einsetzen. So bestand beispielsweise bei Christian Ganzer
große Unsicherheit darüber, ob Unterrichtsmaterialien der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten an
ukrainischen Hochschulen akzeptabel sind. Nach dem erfolgreichen
Versuchsunterricht im LEC und einer anschließenden Teilnehmerbefragung finden
sie nun schon seit Jahren Anwendung auch an der Dragomanov-Universität.
Zum Teil nutzen andere LEC-Organisatorinnen und Organisatoren, aber auch
Deutschlehrkräfte diese Gruppe für Fortbildungszwecke. Es hat sich herumgesprochen, dass bei uns die Möglichkeit besteht, ungewöhnlichen Unterricht zu
hospitieren, daher sind Unterrichtsbeobachtungen von dritter Seite keine Seltenheit.
Das Goethe-Institut Kiev hat uns eingeladen beim sogenannten Sprachclub,
einem kostenlosen Zusatzangebot für die Lernenden der Goethe-Kurse,
mitzuwirken. Seit Anfang 2012 unterrichten wir hier einmal im Monat eine
ebenfalls stark fluktuierende Gruppe (ein zweites Treffen wird von einem anderen
Team durchgeführt). Das Ziel dieses Angebots ist es, thematische Sprechpraxis
unter Betreuung deutscher Muttersprachler zu ermöglichen.
Erfahrungen mit dem kollektiven Unterrichten
Unser Unterricht beim LEC ist kein eigentliches Team-Teaching. Zwar sind
immer zwei bis drei Lehrkräfte anwesend, aber für Vorbereitung und
Durchführung des Unterrichts ist jeweils alleine die Person verantwortlich, die
gerade „an der Reihe“ ist. Die Aufgabe der anderen beschränkt sich auf Assistenz
beim Monitoring und Formfeedback. Darüber hinaus helfen sie individuell bei
Paar- und Gruppenarbeit. Ihre Hauptaufgabe sind aber die Unterrichtsbeobachtung
und die Kritik bei den anschließenden Nachbesprechungen. Die
Verantwortlichkeiten wechseln wöchentlich. Die Effekte dieser permanenten
69
Unterrichtsbeobachtung sind vielfältig: Jeder ist naturgemäß bemüht, seine UE
besonders schön und interessant zu gestalten, besonders spannendes Material und
innovative
Methoden
einzusetzen,
aber
auch
das
grundlegende
Lehrerhandwerkszeug so souverän wie möglich zu handhaben – man will seine
KollegInnen ja schließlich auch beeindrucken!
Stile und Erfahrungen unterscheiden sich sehr, daher lernen wir viel
voneinander in der Anschauung. Im Idealfall liegt für alle ein vorbereiteter
kommentierter Unterrichtsablaufplan vor, der auch erklärt, was mit den einzelnen
Schritten bezweckt wird. Die Nachbesprechungen bringen Stärken und Schwächen
zu Tage. Dieses Vorgehen erfordert viel Vertrauen ineinander, darüber hinaus die
Fähigkeit mit Kritik umzugehen und Selbstkritik zu üben. Üblicherweise leiten wir
die Nachbesprechung mit der Frage „Wie geht es Dir jetzt?“ ein. Die Antwort
offenbart oft bereits das Verständnis des Lehrers/der Lehrerin für den Umfang des
Gelungenen und des weniger Gelungenen. Die Kritik der KollegInnen ist im
Idealfall motivierend und solidarisch, nicht vernichtend – sonst erfüllt sie ihren
Zweck auch kaum.
Die Nachbesprechungen dienen manchmal auch dazu, Dampf abzulassen,
aber anders als in den Lehrerzimmergesprächen über die „dummen Studenten“
spricht man hier mit Augenzeugen, die die Ursachen für einen misslungenen
Unterricht vielleicht ganz woanders lokalisieren, beispielsweise in
unverständlichen Aufgabenstellungen...
Aufgrund unserer Erfahrungen im Language Exchange Club fassten wir den
Beschluss, im Sprach-Club des Goethe-Instituts echtes Team-Teaching
auszuprobieren: Zwei Lehrkräfte unterrichten gleichzeitig in einer Gruppe. Das
geht nicht ohne absolute Gleichberechtigung, will man so einen für alle
befriedigenden Unterricht erreichen. Themenwahl, Vorbereitung, Durchführung
und Nachbereitung finden gemeinsam statt. Das klingt nach viel Mehrarbeit, ist es
auch. Es wäre falsch, diese Arbeitsform als sonderlich effizient zu bezeichnen. Im
Ergebnis bekommt man aber meist einen ganz hervorragenden und darüber hinaus
entspannenden Unterricht. Er ist in der Regel nicht nur inhaltlich und methodisch
besser durchdacht, er ist auch abwechslungsreicher für die Teilnehmer. Den
Lehrkräften bietet er Konzentrationsphasen (man könnte sagen kurze Pausen), in
denen sie sich mental auf ihren nächsten Arbeitsschritt vorbereiten können,
während der Kollege/die Kollegin das Ruder übernommen hat. Der günstigere
Betreuungsschlüssel macht sich besonders in der Gruppenarbeit bemerkbar. Wir
mussten jedoch auch erfahren, dass der Einsatz zweier Lehrkräfte die Gefahr einer
stärkeren Lehrerzentrierung mit sich bringt, dem durch bewusste Zurückhaltung
entgegengewirkt werden muss.
Fazit
Kollektive Formen des Unterrichtens haben sowohl Vor-, als auch Nachteile,
aber die Vorteile überwiegen deutlich. Die Lernenden erhalten besseren und
abwechslungsreicheren Unterricht, die Lehrenden erhalten und erweitern durch den
permanenten Austausch mit Fachkolleginnen und -kollegen ihre fachlichen
Fertigkeiten und haben mehr Spaß an der Arbeit. Aufgrund unserer Erfahrungen
70
können wir Lehrerinnen und Lehrern nur empfehlen, sich derartige gemeinsame
Experimentierfelder zu suchen oder zu schaffen. Es hilft, aus dem Trott des
Lehreralltags herauszukommen, vergrößert die Freude am Lehrerdasein und
steigert die Unterrichtsqualität. In der beruflichen Praxis werden Team-Teaching
und andere Formen des kollektiven Unterrichtens wohl kaum eine Rolle spielen –
die Schulen, Institute und Universitäten werden auf die höheren Kosten verweisen
und dankend ablehnen. Was eigentlich sehr schade ist.
Geschelina Tetiana
Fortbildungsinstitut Luzk
DIDAKTIK UND METHODIK FÜR DEN DAF- UNTERRICHT
LIEDER IM DAF-UNTERRICHT
Bei Musik und Liedern denkt man nicht unbedingt an Schule. Viel eher
fallen einem Musikgruppen, schöne Melodie, Sänger oder Musikinstrumente ein.
Musik und Singen sind ein fester Bestandteil unseres Lebens. Das ist das, was für
viele ein Hobby ist oder bloß Spaß macht, wenn man sich Musikstücke anhört. Im
Schulfach Deutsch sind die Anforderungen vielfältig und man will auch Spaß
haben, wenn man lernt.
Gerade in Liedern kann man die Motivation zum Deutschlernen finden.
Lieder erfüllen eine mehrfache Funktion. Musik ruft Emotionen hervor, kann auf
die Menschen positiv wirken.
Neben dem Spaß, den die Schüler beim Singen oder Hören immer haben, ist
die intensive Erfahrung, ein Musikstück kompakt mit allen Inhalten in einem
engen zeitlichen Raum zu erlernen, ein weiterer Gesichtspunkt.
Dazu kommen die Überlegungen zur Geschichte, zur Zeitspanne dieses Stücks
und auch zum örtlichen Umfeld. Auf diese Weise entsteht für die Lernenden in kurzer
Zeit ein sehr vielfältiges Bild eines fremden Lebens oder eine kurze geschichtliche
Episode aus dem Leben der ganzen Nation. Durch Lieder können die Lernenden
Erfahrungen über das tägliche Leben der Deutschen machen, ein besseres und tieferes
Verständnis für das kulturelle Erbe Deutschlands gewinnen. Lieder schaffen eine
Grundlage für Entdecken in Landeskunde, Natur und Kunst.
Durch Lieder und kreativen Aufgaben, auch durch interaktive
mediengestützte Aktivitäten, können die Kompetenzen der Schüler in Sprechen,
Hören, Schreiben, Lesen gefördert werden. Diese Form der Arbeit im
Deutschunterricht erscheint jedem Lehrer sinnvoll, wirksam und effektiv. Der
Einsatz von Liedern hilft dem Lehrer, den Deutschunterricht interessanter und
einprägsamer zu gestalten.
1. Methodische Erläuterungen
1.1 Wann und wozu kann ein Lied im Unterricht eingesetzt werden?
Welche Aspekte der Arbeit sollen berücksichtigt werden? Diese und andere
Fragen entstehen oft, wenn man damit anfängt.
Ein Lied als ein authentisches Material kann in verschiedenen Phasen der
Stunde eingesetzt werden:
71
◊ am Anfang der Stunde, um eine positive Atmosphäre und ein
fremdsprachiges Umfeld, besonders wenn das Lied themenbezogen ist, zu
schaffen;
◊ als Mundgymnastik zum Üben der Aussprache;
◊ zur Wiederholung oder Vertiefung von themenbezogenen Begriffe,
Ausweitung von Wortschatz;
◊ zur Einführung eines neuen Themenkreises;
◊ zur Einführung von neuen lexikalischen Einheiten;
◊ zum Üben des grammatischen Materials;
◊ als Entspannungspause in der Stunde;
Einige Tipps für die Lehrende
● Benutzen Sie Lieder, deren Inhalte themenbezogen sind und sich für den
Unterricht eignen.
● Die gewählten Lieder müssen Spaß machen und zum Singen animieren.
● Die Tatsache, dass nur ein Lied pro Stunde benutzt wird, muss
berücksichtigt werden.
● Die vorgeschlagenen Aufgaben und Übungen müssen kommunikativ sein
● Das gelernte Lied kann mehrmals innerhalb eines Themas benutzt werden.
● Besonderen Wert soll auf bestimmte Phasen der Arbeit gelegt werden:
≥ das Lied ganz hören
≥ das Lied strophenweise hören und die Melodie mitsummen
≥ neue Lexik semantisieren
≥ Text durch rhythmisches Sprechen üben
≥ das Lied tanzend singen, mit Begleitung.
≥ Aufgaben zum Hörverstehen, Leseverstehen, zur Grammatik, zum
Sprechen erstellen.
1.2 Lieder zur Förderung der vier Fertigkeiten Hörverstehen,
Leseverstehen, Sprechen und Schreiben.
Mögliche Varianten der Aufgaben.
Zum Hörverstehen
Übungen vor dem Hören (Vermutungen der Schüler über den Inhalt),
während des Hörens (was weiter folgt) und nach dem Hören:
≥ Hören und richtige Lösungen ankreuzen;
≥ Lückentexte ausfüllen;
≥ Zeichnungen zu den Inhalten der Lieder machen;
≥ Assoziationsfelder ausfüllen;
≥ Zeitabschnitte ordnen;
≥ Ereignisse ordnen.
Zum Leseverstehen
≥ Zuordnungsübungen;
≥ Suchaufgaben;
≥ Kernaussagen bestimmen;
72
≥ Unter die Leitgedanken die wichtigsten Informationen notieren;
≥ Kurz den Inhalt wiedergeben.
Zur Grammatik
≥ Grammatische Erscheinungen markieren;
≥ Lückentexte ausfüllen;
≥ Satzteile ordnen;
≥ Sätze ergänzen;
≥ Falsche Wörter streichen und Korrekturen machen.
Zum Schreiben
≥ Assoziationsblitzdiktate schreiben;
≥ Wortigel ergänzen;
≥ Die falschen Informationen korrigieren;
≥ Poster erstellen;
≥ Briefe schreiben;
≥ Multimediapräsentationen machen;
≥ Weitere Strophen dichten;
≥ Referate schreiben.
Zum Sprechen
≥ Synonyme für Begriffe finden und erklären;
≥ Informationen zu den Stichwörtern sammeln (Kettenspiel);
≥ Begriffe definieren;
≥ Interviews machen;
≥ Inhalte besprechen (Partnerarbeit, Gruppenarbeit);
≥ Inhalte diskutieren;
≥ Multimediapräsentationen kommentieren;
≥ Projektarbeit machen.
Literaturverzeichnis:
Das schönste Land [Електронний ресурс]. – Режим допуску:
www.politikundunterricht.de/2_3_01/
Ida Dringo-Horvath Methodik-Didaktik DaF [Електронний ресурс]. –
Режим допуску: www.daf-online.hu/kre/Spiele_Lieder
Gluschtschenko Olena
Nationale Metschnikow-Universität Odessa
ZUR SCHREIBWEISE
DER ALTHOCHDEUTSCHEN DIPHTHONGE
Es ist bekannt, dass es im Althochdeutschen noch keine normativ geregelte
Orthographie gab. Darum führte die Übernahme des lateinischen Alphabets für
Aufzeichnungen in der Volkssprache zu einer großen Vielfalt. Man beobachtete
auch Willkür der Schreibweisen bezüglich der Diphthonge.
73
Die Besonderheiten der Monophthongierung und Diphthongierung
bestanden in dieser Periode in qualitativen Veränderungen der Stammsilbenvokale
ohne dem Einfluss der Folgesilbe. Dabei zeigten die germanischen Diphthonge die
Neigung zu einer Ausgleichung der Bestandteile, wobei der zweite Vokal die
bestimmende Rolle spielte.
Anhand der von uns untersuchten althochdeutschen schriftlichen Denkmäler
wurde festgestellt, dass folgende grundlegende Veränderungen im
althochdeutschen Vokalismus eingetreten sind:
1.
germ. ai wurde (vor h, r, w) zu ahd. ē
(got.-saiws, ahd.-seo, nhd.-Meer/ See);
in anderen Positionen wurde germ. ai zu ahd. iu/ei
(got.-dails, ahd.-teil, nhd.-Teil);
2.
germ. au wurde (vor h, d, t, z, s, r, l, w) zu ahd. ō
(got.-hauhs , ahd.-hōh, nhd.-hoch);
in anderen Positionen wurde germ. au zu ahd. ou
(got.-galaubjan, ahd.- gilouben, nhd.-glauben)
3.
germ. ō wurde zu ahd. uo
(got.-fotus,ahd.- fuoz, fuaz, fuos, nhd.-Fuß);
4.
germ. ē2 wurde zu ahd. ea – weiter zu ia/ie
(got.-her, ahd.-hear, hiar, hier, nhd.-hier)
5.
germ. iu/eu wurde als Brechung zu eo/io (vor a, e, o);
in anderen Positionen (vor i,u) blieb germ. iu unverändert und hatte dieselbe
Form iu (germ.-leu, got.-liufs, ahd./fränk.- liob, ahd./obd.-liup, nhd.- lieb;
germ.-seuka, fränk.-sioh, obd.-siuh, nhd.-krank).
Die durchgeführte Untersuchung der althochdeutschen Diphthonge ist ein
produktiver Weg zum tieferen Verständnis des Vokalsystems in der gegenwärtigen
deutschen Sprache.
Abkürzungsverzeichnis: ahd. – althochdeutsch, germ. – germanisch, got. –
gotisch, fränk. – fränkisch, nhd. – neuhochdeutsch, obd. – oberdeutsch.
Literaturverzeichnis
Lewizkij V., Heinz-Dieter Pohl. Geschichte der deutschen Sprache /
Lewizkij V., Heinz-Dieter Pohl. – Winnyzja: Nowa Knyha Verlag, 2010. – 256 S.
Schmidt W. Geschichte der deutschen Sprache.Ein Lehrbuch für das
germanische Studium, 10te, verbesserte und erweiterte Auflage. / Wilhelm
Schmidt. – Stuttgart: S. Hirzel Verlag, 2007. – 489 S.
Golubenko Lidia, Kulyna Irina
Nationale Metschnikow-Universität Odessa
DER INTERKULTURELLE ASPEKT ALS NOTWENDIGER
BESTANDTEIL IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT
Die gegenwärtige Wissenschaft braucht heute Lehrkräfte neuen Typs, die
nicht nur Sprachwissenschaftler-Germanisten, sondern auch KulturwissenschaftlerGermanisten (Sprachwissenschaftskenner – Kulturwissenschaftskenner) sind.
74
Alois Wierlacher (Wierlacher A., Bogner A., 2003: 3) war in den 1980er Jahren
einer der ersten, der die Diskussion begonnen hat, dass die Germanistik in den
deutschsprachigen Ländern anders orientiert sein müsse, als in Ländern mit einer
anderen Muttersprache. Der Gelehrte forderte eine Germanistik, die sich als
„vergleichende Fremdkulturwissenschaft“ konstituieren solle. Als eine Folge
dieser Diskussion entstanden die Begriffe „Auslandsgermanistik“, „Inlandsgermanistik“ und „Interkulturelle Germanistik“. Der Ausdruck „Interkulturelle Germanistik“ bezeichnet laut Wierlacher eine interdisziplinäre germanistische
Fremdkulturwissenschaft. Diese Wissenschaft gehört zu einer der wenigen
germanistischen Neuentwicklungen der letzten 30 Jahre, die als Ergebnis von
Nationen, Regionen und Kulturen charakterisiert werden kann.
Das Hauptziel interkultureller Germanistik besteht darin, dass kulturelle
Vielfalt als Bereicherung und Quelle der Erkenntnis zu begreifen ist. Unserer
Meinung nach soll interkulturelle Germanistik vor allem folgende Wissenschaften
umfassen: Sprachwissenschaft (mit Sprachgeschichte und Landeskunde),
Literaturwissenschaft, Kulturkomparatistik, Xenologie. Außerdem soll alles
Fremdverstehen auf Selbstverstehen beruhen und unter den Kulturthemen können
solche erwähnt werden wie „Das Wohnen“, „Das Essen“, „Die Familie“, „Die
Religion“, „Sitten und Bräuche“, „Die Arbeit“, „Die Erholung“, „Das Gesundheitswesen“, „Die Ausbildung“, „Die Europäische Union“, „Die Massenmedien“,
„Die Toleranz“ u.a. Dabei soll interkulturelle Germanistik in einer Umkehrung der
obengenannten Disziplinen als eine germanische Fremdsprachenphilologie und
eine komparatistische Muttersprachenphilologie in einem betrachtet werden.
Literaturverzeichnis
1. Kreutzer L. Interkulturalität oder Ungleichzeitigkeit? / Leo Kreutzer. –
Frankfurt am Main: Fischer, 1989. – S. 95-103.
2. Wierlacher A., Bogner A. Handbuch interkulturelle Germanistik / Alois
Wierlacher, Andrea Bogner. – Stuttgart: Metzler, 2003. – S. 1-13.
Gutnyk Walentyna
Nationale Linguistische Universität Kyjiw
DER KOMMUNIKATIVE PHONETISCHE EINFÜHRUNGSKURS:
BESONDERHEITEN UND ÜBUNGSSCHWERPUNKTE
Da sich die Ukraine dem Bologna-Prozess angeschlossen und neue
Programme gemäß dem „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für
Sprachen: lernen, lehren, beurteilen” erarbeitet hat, ist es nötig geworden, die
Anforderungen zum Erlangen der phonetischen Kompetenz im Lern- und
Lehrprozess für Fremdsprachen zu analysieren und neu zu formulieren.
Unter phonetischer Kompetenz versteht man die Fähigkeit zu korrektem,
artikulatorischem und intonatorischem Gestalten einer Aussage sowie zum
Verstehen der mündlichen Rede. Entsprechende Fertigkeiten, phonetisches Wissen
und phonetisches Bewusstsein sind die Bestandteile dieser Kompetenz. Die Arbeit
an dieser phonetischen Kompetenz beginnt im ersten Semester und wird
75
traditionell in einem Einführungskurs angeboten. Er hat das Ziel die
kommunikative Kompetenz mit Akzent auf der phonetischen Seite zu formen.
Zu den Aufgaben eines phonetischen Einführungskurses gehört nicht nur die
Beseitigung der aus der Schule mitgebrachten fossilierten Aussprachefehler,
sondern auch das Formen normativer artikulatorischer und intonatorischer
Fertigkeiten, das auf Kenntnissen über das phonetische System basiert. Die
Notwendigkeit eines Einführungskurses bei zukünftigen Deutschlehrern ist
begründet durch das Fehlen phonetischer und phonologischer Fertigkeiten im
Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben.
Die Rolle des Annäherungsprinzips wird von den Schullehrern missverstanden. Das verursacht die Herausbildung beständiger nicht-normativer Fertigkeiten,
die von K. Nakuma als Fossilisation definiert werden (Nakuma 2006:24]. Bei den
Schülern manifestiert sich dadurch eine falsche Aussprache der phonetischen
Erscheinungen, was als Verstoß gegen die Norm gewertet werden kann.
Diese phonetische Erscheinung wird auch von H.-W. Huneke und W.
Steinig beschrieben. Sie betonen, dass es unglaublich schwer für die Studierenden
ist, diese Versteinerung zu überwinden, warnen aber auch davor, deshalb zu
kapitulieren (Huneke 2002:33). Die auf diese Weise deformierten phonetischen
Erscheinungen erschweren den Studienprozess so, dass viel Zeit und Kraft
gebraucht werden, um die fossilierten Fehler wieder zu beheben.
Die Schwierigkeiten sind auch durch das Fehlen von phonetischen und
phonologischen Fertigkeiten bedingt. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass die
Studierenden nicht mit Hörstrategien vertraut sind, einen Hauptinhalt nur
unvollständig wiedergeben können und Probleme beim Erfassen von
Grundgedanken haben. Beim erschwerten Verstehen der mündlichen Rede werden
mangelnde Wortschatz- und Grammatikkenntnisse sichtbar. Diese Nachteile
beeinflussen Inhalt und Charakter eines phonetischen Einführungskurses, trotzdem
gibt es in den existierenden Kursen keine Anleitung zur Beseitigung dieser
Nachteile. Das verlangt das Erarbeiten eines Kurses, der den modernen Ansichten
und Anforderungen des Referenzenzrahmens und des Curriculums entspricht. Das
Ziel dieses phonetischen Kurses sollte das Formen der interkulturellen
kommunikativen Sprachkompetenz sein, der Akzent sollte eindeutig auf der
phonetischen Seite liegen. Er sollte auch die Entwicklung aller Kompetenzen und
das Erlernen der Fremdsprache in einem integrierten, aspektübergreifenden
Unterricht gewährleisten.
In einem solchen Kurs ist die kommunikative Richtwirkung notwendige
Bedingung zu einer erfolgreichen Entwicklung aller Kompetenzen.
Die moderne Art eines phonetischen Einführungskurses muss unbedingt die
Lernautonomie fördern, damit die Studierenden im Stande sind, ihre phonetische
Kompetenz selbst zu vervollkommnen und sich beruflich durchzusetzen. Die
berufsgebundenen Übungen entwickeln notwendige beruflich-fachliche
Sprachfertigkeiten, dazu kommen noch phonetisch-didaktische (Перлова 2007:5).
Auf diese Weise können nach absolviertem Kurs nicht nur hochqualifizierte
Germanisten ausgebildet werden, sondern auch begabte Pädagogen, die den
nächsten Generationen ihre Kenntnisse und Berufserfahrung weitergeben können.
76
Das Erarbeiten eines optimalen Modells des kommunikativen phonetischen
Einführungskurses und das Einbetten der inhaltlichen Variante in dieses wird die
Entwicklung der phonetischen Kompetenz schon in der ersten Etappe des
Fremdsprachenlehrens- und -lernens fördern. Deshalb haben wir im Bereich
Phonetik schon lange nach einem Weg gesucht, den Studenten Freude am Fach zu
vermitteln und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht ausreicht, sie
einzelne Laute ständig wiederholen zu lassen und ihnen Regeln einzupauken. Wir
finden es wichtig, dass sie Gesetzmäßigkeiten im Kontext bearbeiten und Laute
beim themengebundenem Sprechen üben. Wir denken, es wird niemand
bezweifeln, dass ein Student, der mit Neugier und Freude lernt, gute Ergebnisse
erreichen kann.
Wir wissen genau, dass ein guter Lehrer sich ständig Gedanken um die Art
und Weise der Vermittlung und Vertiefung seines Lehrstoffes macht. Und gerade
bei der Sprache kommt der Methodik eine tragende Rolle zu. Viele Gespräche mit
Studenten haben gezeigt, dass ihr Interesse am Gegenstand des Unterrichts wächst,
wenn dessen Vermittlung lebensnah und lebendig geschieht.
Es ist uns gelungen, einen kommunikativen phonetischen Einführungskurs
mit dem Namen „Phonetik cool!” zu erarbeiten, dem alle von uns oben genannten
Kriterien zugrunde liegen. Die Aussprache und deren Regeln sind im vorliegenden
Kurs eingebettet in eine Geschichte mit immer gleichen Personen, deren
Charaktere, Lebensumstände und Interessen denen der Studenten gleichen. Alle
Hör- und Lesetexte enthalten verstärkt die zu übenden phonetischen
Erscheinungen, die auf diese Weise ständig wiederholt und automatisiert werden.
Die Arbeitsschritte werden so gestaltet, dass die Studenten durch die Analyse der
Beispiele die entsprechenden Regeln selbstständig formulieren können. Danach
sind sie fähig, das phonetische Material im Sprachgebrauch richtig anzuwenden.
Besonders gute Erfolge kann man mit der Fünf- oder Drei-Schritte-Methode
erreichen. Erstere bezieht sich vorwiegend auf die Satzintonation, die zweite auf die
Vokalebene. Die Vokale werden nicht in einer bestimmten Reihenfolge vermittelt und
gelernt, sondern ordnen sich den kommunikativen Anforderungen unter.
Die Erprobung des Kurses im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass der
Lerneffekt verbessert und die Sprachfertigkeit gewachsen ist. Die Tests zu Anfang
und Ende des Kurses haben bestätigt, dass diese Art der Vermittlung von
phonetischen Erscheinungen und Regeln eine gute Alternative ist.
Bei einer Befragung äußerten die Studenten, dass sie trotz der veränderten
Methode vor allem bei den Lauten „E“ und „R“ Schwierigkeiten haben, beide werden
in der ersten Hälfte des Kurses vermittelt und bis zum Ende immer wieder vertieft.
Die zeitliche Einordnung ist gerade für schwierige Probleme (Intonation)
besonders wichtig, sie sollten immer am Anfang behandelt werden, damit genug
Zeit für Wiederholung bleibt.
In verschiedensten Aussprachen mit Kollegen wurde deutlich, dass das
Thema nicht nur theoretisch interessiert, sondern auch Anregung bietet, für
praktische Vorschläge zur allgemeinen Verbesserung für die Übungsstunden in der
allgemeinen Sprachpraxis. Wir sind überzeugt davon, dass innerhalb der nächsten
Jahre ein offizieller phonetischer Einführungskurs für alle Bildungseinrichtungen
als Regellehrwerk zur Verfügung stehen wird.
77
Literatur
Перлова В. В. Методика формування у майбутніх учителів англійської
мови професійно орієнтованих слухо-вимовних навичок: автореф. дис. на здобуття наук. ступеня канд. пед. наук: спец.13.00.02 “Теорія та методика навчання: германські мови” / Перлова Вікторія Володимирівна. – К., 2007. – 24 с.
Huneke H.-W. Deutsch als Fremdsprache: eine Einführung / H.-W. Huneke,
W. Steinig.- 3., überarb. und erw. Aufl. – Berlin: Erich Schmidt, 2002. – 270 S.
Nakuma Constancio К. Researching Fossilization and Second Language
(L2) Attrition: Easy Questions, Difficult Answers // Studies of Fossilization in
Second Language Acquisition. – Clevedon, Buffalo, Toronto: Multilingual Matters
LTD, 2006. – P. 21-34
Gutsche Victoria
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
REPRÄSENTATIONEN DES JÜDISCHEN
AUF DER BÜHNE DES 17. JAHRHUNDERTS
Juden und Judentum sind mit Blick auf die gesamte Literaturproduktion des
17. Jahrhunderts ein eher randständiges Phänomen. Gleichwohl lässt sich
feststellen, dass in dieser Zeit wichtige und nicht zu unterschätzende Wandlungsprozesse stattfanden, die letztlich auch den deutsch-jüdischen Dialog der
Aufklärung ermöglichten und ihm zugleich Grenzen setzten, wenn die Aufklärer
auch weiterhin jenen alten Ressentiments und Vorurteilen gegenüber Juden
verhaftet blieben, die im 17. Jahrhundert entworfen und reproduziert wurden.
Exemplarisch kann dies an Dramen der Barockzeit aufgezeigt werden:
Jüdische Figuren werden hier als Feinde des Christentums, als das absolut Böse
oder als verlachbare Händlerfiguren auf die Bühne gebracht. So erscheint Barrabas
im Juden von Venetien nicht nur als Bedrohung des Prinzen, wenn er ein Pfund
Fleisch aus dem Leib des Prinzen fordert, sondern als Gefährder der gesamten
Christenheit. Auch in Jesuitendramen fungieren Juden im Kontext der propaganda
fides stets als Widerpart der Christen, wenn sie als das absolut Böse stilisiert
werden, dem alle Untaten, auch der Mord an unschuldigen Christenkindern,
angelastet werden kann. Gleiches gilt für das Endinger Judenspiel, in dem der
Mord an einer christlichen Bettlerfamilie dramatisiert wird. In diesen Spielen
kommen meist vergleichbare Argumentationsstrategien zum Tragen: Die Juden
werden unter Rückgriff auf alte antijüdische Stereotype und Vorwürfe – etwa den
Vorwurf vom angeblichen jüdischen Ritualmord oder einer jüdischen
Verschwörung – als Minderheit vorgestellt, die es zu bekämpfen, ja „auszutilgen“
gilt (Blümel, 1931: 206).
Nicht als bedrohlich, sondern als verlachbar werden die jüdischen Figuren
hingegen auf der Bühne der Hamburger Barockoper vorgestellt. Aufgrund der relativ
feststehenden Eigenschaften kann man hier von einer komischen Judenrolle sprechen,
zeichnen sich die Figuren doch stets durch Geldgier, Feigheit, betrügerische List und
Gier aus, auch wenn ihre Versuche, andere zu betrügen, stets scheitern.
78
Zugleich werden aber auch Möglichkeiten einer neuen Hinwendung zum
Judentum, die einen vorbehaltlosen, ja toleranten Umgang mit der religiösen
Minderheit erprobt, ausgelotet. Beispielhaft kann hier Andreas Gryphius
Horribilicribrifax Teutsch angeführt werden: Gryphius rekurriert hier ebenfalls auf
die Denkfigur des jüdischen Händlers bei der Gestaltung des Rabbiners und
Pfandleihers Isaschar. Dieses wird jedoch nicht zur antijüdischen Polemik, sondern
vielmehr produktiv genutzt: Gryphius übernimmt die verlachbare Judenfigur,
nimmt ihr jedoch das komische Potential und lässt sie zum Ent- und Aufdecker von
Betrug und Täuschung werden. Durch seine Stellung außerhalb der Gesellschaft ist
Isaschar befähigt, die wichtigsten Sätze im Stück zu sprechen. Das Stück bewegt
sich also in vorgegebenen Bahnen (Juden als Pfandleiher) und lotet dabei zugleich
durch Verzicht einerseits (auf Komik und antijüdische Ausfälle) und durch
Hinzufügung neuer Zuschreibungen andererseits (Erkennen und Aufdecken leerer
Repräsentation) Freiräume in Bezug auf mögliche Konstruktionen des Jüdischen
aus. Die Distanz zum Anderen, zum Juden, wird noch markiert, doch indem alle
anderen Figuren unverstellt und frei von antijüdischen Vorbehalten mit Isaschar
kommunizieren, gerät die im utopischen Raum sich ereignende Komödie zu einem
Testfeld eines vorurteilsfreieren, da pragmatischeren Umgangs mit dem Judentum.
Literaturverzeichnis
von Amira C. Das Endinger Judenspiel. – Halle, 1883 – (Neudrucke
deutscher Litteraturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Bd. 41).
Blümel C. Comoedia Genandt Der Jude von Venetien Componiert von
Christoph Blümel studioso Silesiens / Willy Flemming // Das Schauspiel der
Wanderbühne. – Leipzig, 1931. – S. 204-276. – (Deutsche Literatur, Reihe Barock.
Barockdrama, Bd. 3).
Gryphius A. Horribilicribrifax Teutsch. Wehlende liebhaber / Eberhard
Mannack // Andreas Gryphius. Dramen. – Frankfurt a.M., 1991. – S. 621-720. –
(Bibliothek der Frühen Neuzeit, Bd. 3).
Hamanyuk Vita
Pädagogisches Institut Krywyj Rih
CURRICULUM FÜR SDU AN HOCHSCHULEN
UND UNIVERSITÄTEN IN DER UKRAINE: LEITFADEN
DER NEUEN FASSUNG
Fremdsprachenunterricht unterrichtet man an den Hochschulen und
Universitäten der Ukraine auf Grund des Rahmencurriculums für
studienbegleiteten Deutschunterricht (SDU), das von einer Gruppe ukrainischer
Autoren mit Unterstützung des Goethe-Instituts Kiew (GI Kiew) entwickelt
worden ist. Das Rahmencurriculum für SDU (2006) wurde im Rahmen eines
gesamteuropäischen Projekts des GI Kiew aktualisiert und wird in der IDT 2013
Bozen präsentiert werden. Gründe für die Entwicklung einer aktualisierten Fassung
des Rahmencurriculums für SDU sind: gesellschaftliche Entwicklungen, neue
Tendenzen in der Methodik und Didaktik des Fremdsprachenunterrichts und
veränderte Bedürfnisse der Fachleute an Fremdsprachenkenntnissen.
79
Die moderne Welt wechselt Perspektiven in allen Bereichen des sozialen
Lebens. Prozesse wie Globalisierung und Integration stellen andere Anforderungen
an berufliche und fachliche Kompetenzen der Fachleute, deren
Schlüsselqualifikation Fremdsprachenkompetenz geworden ist. Das aktualisierte
ukrainische SDU-Rahmencurriculum berücksichtigt alle Faktoren, unter deren
Einfluss Sprachausbildung steht: das soziale Umfeld (Multikulturalität und
Mehrsprachigkeit der gesellschaftlichen Umgebung), europäische Sprach- und
Sprachenpolitik, Schwerpunkt auf Ziele und Bedürfnisse des Lerners. Das
ukrainische SDU-Rahmencurriculum verzichtet auf die detaillierte Darstellung der
thematischen Inhalte, da die thematischen Schwerpunkte von der Spezifik jedes
Faches abhängen. Die Autoren des Curriculums haben ein universales
Referenzwerk entwickelt, das dem Deutschunterricht im Hochschulbereich
bestimmte Rahmen setzt, aber dabei viel Raum für die Hochschullehrer lässt, die
auf die Bedürfnisse ihrer Lernenden eingehen können.
Das aktualisierte SDU-Rahmencurriculum beruht sich auf dem Gemeinsamen
europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER, 2001) und bildet heute eine Basis
für das Lehren und Lernen der deutschen Sprache im Bildungswesen der Ukraine.
Das zentrale Ziel des SDU ist die Entwicklung einer berufsbezogenen interkulturellen
kommunikativen Kompetenz, deren Bestandteile fremdsprachliche kommunikative,
soziokulturelle, Fach-, Lern- und Methodenkompetenen sind. Da Deutsch oft als
Folgesprache studiert wird, geht das aktualisierte SDU-Rahmencurriculum davon aus,
dass die Prinzipien der Mehrsprachigkeitsdidaktik zu berücksichtigen und die
Sprachaufmerksamkeit zu fördern sind. Das heißt, dass Sprachlernerfahrungen und
Sprachkenntnisse der Studierenden in L1 (Muttersprache) und L2 (erste
Fremdsprache) als Grundlage für die Entfaltung von Sprachfertigkeiten im Deutschen
als Folgesprache zu betrachten sind. Transfererscheinungen können in folgenden
Bereichen genutzt werden:
 Erweiterung des Sprachbesitzes (Wortschatz, Morphologie; Syntax),
 Erweiterung des Sprachlernbewusstseins (Lerntechniken, Lernstrategien,
Kommunikationsstrategien).
Außerdem sind für den SDU folgende Grundprinzipien der
Mehrsprachigkeitsdidaktik relevant:
 kognitives Lernen (Bewusstheit und Wissen über Sprachen und über den
eigenen Lernprozess erweitern),
 Erschließung sprachlicher Parallelen (Paralleltexte vergleichen,
Wortschatzlisten vorbereiten, sich auf grammatische und syntaktische
Ähnlichkeiten stützen),
 Inhaltsorientierung (relevante Themen auswählen),
 Textorientierung (authentische Texte erschließen: zusammenfassen,
auswerten, kommentieren, ergänzen und weiterführen),
 Ökonomisieren und Optimierung des Lernprozesses (Parallelen in
Sprachsystemen bewusst machen, effiziente Lernstrategien und -techniken erproben,
Hilfsmittel für selbstständige Arbeit zur Verfügung stellen) (Hufeisen, Neuner, 2003).
Das SDU geht davon aus, dass Sprachenvielfalt im Unterricht zu benutzen
ist. Eine andere Sprache kann einbezogen werden, und zwar: für die Klärung von
80
Wörtern und komplizierten Fachbegriffen, die einsprachig umständlich zu erklären
sind bzw. nicht eindeutig sind, für die Bewusstmachung von kommunikativen
Absichten und entsprechenden Sprachstrukturen, für den kontrastiven Vergleich
der sprachlichen Regularitäten in der Ziel-, Mutter- und/oder Fremdsprache, für
das Bewusstmachen von Interferenzfehlern und für die Gewährleistung des
Transfers, für die Verständniskontrolle und Verständnissicherung, für den Erfahrungsaustausch unter den Studierenden über Lerntechniken und Lernstrategien.
Im Rahmencurriculum für SDU wird auch berücksichtigt, dass neue Medien
heute einen wesentlichen Einfluss auf den Lehr- und Lernprozess ausüben. In der
neuen Fassung werden auch Auswahlbibliographie und neue Lehrwerke angeboten.
Außerdem enthält das neue Rahmencurriculum ein Glossar mit den wichtigsten
Termini auf Deutsch und Ukrainisch, was dazu beiträgt, terminologische Grundlagen
im Bereich Deutschunterricht und Fremdsprachendidaktik zu schaffen.
Literaturverzeichnis
GER - Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen,
lehren, beurteilen / Europarat. – Berlin; München; Wien; Zürich; New York:
Langenscheidt, 2001. – 243 S.
Hufeisen B. Mehrsprachigkeitskonzept – Tertiärsprachenlernen – Deutsch
nach Englisch / B. Hufeisen, G. Neuner. – Strasbourg: Europarat, 2003. – 248 S.
Hanetschko Veronika
Nationale Bohdan-Chmelnytskyj-Universität Tscherkasy
DIE VERBEUGUNG IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN
SPRACHRAUM: INTERKULTURELLER ASPEKT
Die Verbeugung ist eine typische Körperhaltung des Menschen, die in den
asiatischen Ländern (Japan, Taiwan, China, Korea u.a.) regelmäßig gebraucht wird
und verschiedene Bedeutungen ausdrückt. Für die Asiaten ist die Verbeugung eine
standardisierte und erwartete Grußform. In vielen asiatischen Kampfsportarten verbeugen sich die Kontrahenten vor und nach dem Kampf aus Respekt voreinander.
Eine bedeutsame Rolle spielen Verbeugungen in verschiedenen Religionsrichtungen, insbesondere im Christentum, Buddhismus, Islam, Judentum u.a.
In den europäischen Ländern ist die Verbeugung durchgehend veraltet, nicht
populär und nicht mehr anwendbar, aber sie hat eine lange Gebrauchsgeschichte. In
adligen und höfischen Kreisen wurde früher der sog. Kratzfuß verlangt: dabei wurde
während der Verbeugung ein Arm vor den Oberkörper gedrückt, der andere leicht
vom Körper weggehalten und gleichzeitig ein Fuß nach hinten über den Boden
gezogen, wodurch das kratzende Geräusch entstand. H. J. Kreidlin behauptet, dass die
Verbeugung eine alte und bedeutungsvolle soziale und kommunikative Etikettengeste
ist. Insgesamt unterscheidet er zwei Arten der Verbeugung: Die ritualisierte
Verbeugung (z.B. beim Gebet) und die Umgangsverbeugung (bei der Begrüßung), die
eine breite Palette ihrer Ausführungen und spezifischen kulturellen Besonderheiten
haben (Крейдлин, 2002: 106).
81
Unter einer Verbeugung versteht man das Kopf-und-Oberkörper-nach vornneigen zur Begrüßung, als Ausdruck des Respekts, Dankes, beim Gebet u. ä. Als
Synonyme zum Wort Verbeugung werden im Deutschen Verneigung (gehoben),
Reverenz (bildungssprachlich), Buckerl (österreichisch umgangssprachlich),
Bückling (umgangssprachlich scherzhaft), Diener (familiär), Kratzfuß (früher),
Knicks gebraucht. Die leichte Verbeugung bei der Begrüßung – der Diener – ist
ebenfalls historisch zu erklären. Der Diener ist auf den höfischen Kniefall
zurückzuführen. Als Ausdruck völliger Untergebenheit kniete ein Mann nieder und
senkte dabei den Kopf, so dass er nicht sehen konnte, was sein Gegner im Schilde
führte. Später entwickelte sich der Kniefall über das Kopfsenken zum leichten
Kopfnicken und ist bis heute reine Männersache. Der Knicks stammt vom
Hofknicks ab und wird auch heute noch an manchen Höfen praktiziert. Der
bürgerliche Mädchenknicks war einfach nur ein kurzes Einknicken beider Knie,
ohne einen Fuß nach hinten zu stellen (Schwarz, 2008).
Die Verbeugung wird in ukrainischen und deutschen Sprachräumen als
Etikettengeste gebraucht, die höfliche Begrüßung bezeichnet:
ukr. Вона низенько вклонилася, здоровкаючися, і тремтячим голосом
сказала… (КUS)
de. Es klingelte wieder. Eine ältliche Dame erschien in der Tür. Der Oberst
erhob sich mit einer Verbeugung. «Womit kann ich dienen?» (КDS).
Die Verbeugung kann auch höflichen Dank ausdrücken:
ukr. Він ковзнув з дивана, опустився коліньми на паркет і низько
вклонився мені: «Дякуємо вам, Володимире Григоровичу, од імені
українського народу!» (КUS).
de. Ihnen – sehr, sehr dankbar! – Frau Lengerich verbeugte sich gegen
beide Damen und verschwand lautlos (КDS).
Alle Schauspieler, gelegentlich bei Premieren im Theater auch Regisseure,
machen nach einer Darbietung vor dem applaudierenden Publikum Verbeugungen,
um den Beifall entgegenzunehmen:
ukr. Розгублений, зворушений, напружено стриманий у рухах, вийшов
він наприкінці вистави вклонитися глядачеві (КUS).
de. Dann der Schlussapplaus. Flambeau wie Valentin verbeugen sich in
Demut vor dem überlegenen Geist von Father Brown (КDS).
In bestimmten Situationen stellt die Verbeugung dennoch eine übliche,
angemessene Geste der Respekterweisung dar:
ukr. І одного ранку, щойно Євпраксія з'явилася коло вікна своєї вежі,
похмурий сокольник поштиво вклонився їй (КUS).
de. Während des Ganges durch Korridore und über Treppen beschwor
Flora den Herrn in fliegender Hast, dem Kanzleirat sehr, sehr viel Respekt
entgegenzubringen, denn dieser sei schon so hoch gestellt, dass nur wenige sich
rühmen dürften, hinter seiner Tür in die zustehende ehrfürchtig erstarrende
Verbeugung verfallen zu sein (КDS).
Man unterscheidet zwischen kurzem Nicken, der Kopfbeugung,
Oberkörperbeugung bis hin zur tiefen Verbeugung. Die Tiefe der Verbeugung ist
proportional zum Grad der Respekt- oder Dankesbezeugung. Der Grad der
Verbeugung, deren Ursprung in der Unterwerfungsgeste liegt und im Laufe der
82
Zeit ritualisiert wurde, zeigte (und zeigt manchmal noch) den sozialen
Rangunterschied an. Je tiefer die Körperbewegung ist, desto asymmetrischer ist die
Relation der Grußpartner; der Statusniedrigere vollzieht in der Regel eine tiefere
Verbeugung als der Statushöhere, der die Geste erwidert. Der Grüßende verbeugt
sich immer als Erster. Heute wird diese Begrüßungsform sowohl in der deutschen,
als auch in der ukrainischen Kultur sehr selten verwendet.
Die Verbeugung kann auch eine Entschuldigung bezeichnen, die verbale
Verzeihung begleitet:
ukr. А вранці в неділю теща вклонилася раптом низенько і попросила
прощення (КUS).
de. Der alte, abgerissene Mann stand im Zimmer und verbeugte sich.
«Entschuldigen Sie, wenn ich Ihrem Selbstgespräch Beifall zolle», sagte er (КDS).
Im slawischen Sprachraum ist die tiefe Verbeugung bei Begrüßung von
wichtigen Gästen bekannt: ukr. Не знаю, як вони реагували на це, не дивився;
натомість, зробивши слов'янський уклін, ледве встояв на ногах, i запросив їх
до кімнати (КUS).
Gibt es die Verbeugung als standardisierte und erwartete Grußform nicht
mehr, so fällt zumindest auf, dass die männliche, ältere Generation durchaus noch
einen Diener, bzw. Bückling macht, wenn sie eine ältere Dame anspricht. Bei
jüngeren Menschen wird diese Geste eher scherzhaft bis ironisch verwendet.
Ebenso kann wohl der Knicks betrachtet werden, der seit den 1960er, 1970er
Jahren bei den Mädchen unüblich geworden ist. Allerdings ist auch der Knicks,
ebenso wie der Diener, eine Geste, die sich noch manchmal beobachten lässt.
Literatur
Крейдлин Г. Е. Невербальная семиотика: Язык тела и естественный
язык / Г. Е. Крейдлин. – М.: Новое литературное обозрение, 2002. – 592 с.
КDS – Konkordanzer-Corpus Deutsch [Електронний ресурс]. – Режим
доступу: http://www.lextutor.ca/concordancers/concord_g.html
КUS – Корпус текстів української мови [Електронний ресурс]. – Режим
доступу: http://www.mova.info/corpus.aspx?l1=209
Kuhnke, E. Körpersprache für Dummies / E. Kuhnke. – Weinheim : WileyVCH Verlag, 2008. – 331 S.
Schwarz, S. Renaissance der Höflichkeit. Fragen zur Etikette im 21.
Jahrhundert / S. Schwarz. – Berlin : DOM Publishers Verlag, 2008. – 374 S.
Holub Ivanna
Nationale Universität "Lwiwska Politechnika"
SENSIBILISIERUNG DER STUDIERENDEN AUF
INTERKULTURELLE FAKTOREN BEIM ÜBERSETZEN
Übersetzen ist eine hochkomplexe sprachliche und kulturelle Leistung.
Semantische, textuelle und pragmatische Tätigkeiten sind in ihm eng miteinander
verbunden. Dem Übersetzer geht es darum, einen gegebenen, in eine bestimmte
83
Situation eingebetteten Text in einer Ausgangssprache aufzunehmen, ihn zu
verstehen und zu interpretieren, um dann mit und aus ihm in der Zielsprache einen
„neuen“ Text zu verfassen, der in einer gegebenen Situation „dasselbe
ausdrücken“, also dem Ursprungstext gleichwertig, „äquivalent“ sein soll. Beim
Übersetzen wird also ein Text in der Ausgangssprache durch einen
funktionsäquivalenten Text in der Zielsprache ersetzt.“ (House 2003:108-111)
Aus der Forderungen nach der Funktionsäquivalenz der Übersetzungen folgt
die Theorie von Juliane House über zwei Übersetzungstypen den „offenen“/
„wörtlichen“ und der „verdeckten“/„kommunikativen“ Übersetzung.
Eine offene/wörtliche Übersetzung ist eine semantisch, strukturell
äquivalente Übersetzung des Originals. Der Inhalt und die sprachliche Form einer
solchen Übersetzung müssen so weit wie möglich einem Originaltext entsprechen.
Originale, die eine offene Übersetzung verlangen, sind in spezifischer Weise an die
Ausgangskultur gebunden, im Falle literarischer Texte sind sie aber auch in
gewisser Weise von universeller Gültigkeit, von allgemein menschlichem Interesse
und von ästhetischem Wert. Die Funktion der offenen Übersetzung ist es also, den
neuen Adressaten Zugang zum Originaltext zu verschaffen.
Bei der verdeckten/ kommunikativen Übersetzung steht die kommunikative
Absicht des Textes im Vordergrund: Der übersetzte Text darf nicht befremden.
Während bei der offenen Übersetzung die Äquivalenz auf der Inhalts- und
Formebene liegt, soll bei der kommunikativen Übersetzung Wirkungsäquivalenz
erreicht werden. Das ist nur durch Kulturtransfer möglich, und setzt Kenntnisse
über landeskundliche Inhalte, Kommunikationsabläufe und Textsortenspezifik in
der Fremdsprache voraus.
Demnach liegt kommunikativen Übersetzungen ein ganz anderes
Übersetzungskonzept zu Grunde, das sich nur noch begrenzt an Form und Wortlaut
der Grundtexte orientiert, sondern versucht, beim Leser die gleiche Wirkung
hervorzurufen, wie der Übersetzer meint, dass es bei den Lesern/Hörern im Land
des Originals der Fall war.
Mit kommunikativen Übersetzungen wird oft eine große Distanz zum
Original geschaffen, denn zum Erreichen echter Funktionsäquivalenz werden oft
weitreichende Abweichungen vom Original in Kauf genommen, nur so wird die
verdeckte Übersetzung in das entsprechende Genre der Zielkultur eingepasst und
als Original rezipiert. (House 2003:112).
Kommunikative Übersetzung ist überall da angebracht, wo der Text vor
allem wirken soll. Texte, die eine kommunikative Übersetzung verlangen, sind
überwiegend Instruktionen, Geschäftsbriefe, Werbetexte, Wirtschafts- und
populärwissenschaftliche Texte, die alle sozusagen „überkulturell“ für bestimmte,
genauer definierbare Adressatengruppen gültig sein können, (House 2003: 114).
Kommunikativ
nicht
angemessene
Übersetzungen
können
zu
Missverständnissen führen. Dazu ein Beispiel aus der Berufserfahrung einer
ukrainischen Übersetzerin. Sie übersetzte für einen jungen Mann aus Deutschland,
der in der Ukraine ein Berufspraktikum gemacht hatte, sein Praktikumszeugnis aus
dem Ukrainischen ins Deutsche. Im Zeugnis wurden die Leistungen des
Praktikanten von der ukrainischen Firma hoch geschätzt. Nach einem Tag kam
84
aber der junge Mann wieder ins Büro und erklärte, dass obwohl das Zeugnis nach
seinem Inhalt und Form korrekt ins Deutsche übersetzt worden sei, werde es im
Deutschen nicht überzeugend positiv wirken, sondern den Eindruck erwecken, dass
der Arbeitgeber mit dem Praktikanten nicht ganz zufrieden war. Der Deutsche
meinte, um die gleiche Wirkung des Zeugnisses in ukrainischer und deutscher
Kultur zu erreichen, sollten einige Strukturen und Formulierungen im Text der
Übersetzung verändert werden. Dabei hat der junge Mann gezeigt, welche
Veränderungen gemacht werden sollten. Die Übersetzerin wurde die
Notwendigkeit der funktionalen Äquivalenz des Originals und der Übersetzung
bewusst und nahm entsprechende Veränderungen an der Übersetzung vor. Auf
solche Weise wurde das Problem gelöst.
Dieser Fall ist damit zu erklären, dass in der deutschen Geschäftskultur
Arbeitszeugnisse wohlwollend formuliert sein müssen. Dadurch will man dem
Arbeitnehmer die Chancen am Arbeitsmarkt nicht erschweren – doch es führte
auch zur Etablierung einer eigenen Sprache, die Personaler und Chefs verinnerlicht
haben, um eine mangelhafte Arbeitsweise trotz netter Worte deutlich zu machen.
So hat sich im deutschen Arbeitszeugnis eine Reihe von StandardFormulierungen mit verschlüsselten Botschaften eingebürgert. Die wahre
Bedeutung steht allerdings zwischen den Zeilen. Nur wer die gängigen Codes
entziffern kann, erfährt also, wie die Leistungen tatsächlich bewertet wurden.
Aus dem Konzept der kommunikativen Übersetzung und aufgrund konkreter
Fallbeispiele aus der Übersetzerpraxis ist zu folgern, dass interkulturelle Aspekte
der Übersetzung den Deutschstudierenden, insbesondere den zukünftigen
Übersetzern, bewusst gemacht werden müssen. Das könnte aufgrund von
Reflexionen von missverständlichen Situationen (z.B. wie im oben angeführten
Beispiel) oder von nicht angebrachten wörtlichen Übersetzungen, die in der
Zielkultur befremdlich wirken, gemacht werden.
Für die Sensibilisierung der Deutschstudierenden auf interkulturelle
Faktoren beim Übersetzen lassen sich spezielle Übungen entwickeln, die eine
Reflexionsphase enthalten: die Lehrkraft bringt die Studierenden mit ihren Fragen
dazu, selbst Schlüsse über den Einfluss der interkulturellen Faktoren auf die
Übersetzung zu machen. Anders formuliert: Die Lerner werden mit sprachlichen
und kulturellen Erscheinungen konfrontiert, während durch bestimmte Frage- und
Aufgabenstellungen interkulturelle Reflexionsprozesse initiiert werden.
Hier möchte ich ein Beispiel für eine Reflexionsübung anführen. Das Ziel der
Übung ist, Studierenden bewusst zu machen, dass viele Textsorten in der Struktur
und im Ausdruck kulturspezifisch sind und kommunikativ übersetzt werden
müssen. Dabei arbeitet man mit zwei verschiedenen Übersetzungen desselben
Briefes: Die erste ist eine wörtliche Übersetzung aus dem ukrainischen Original
und die zweite eine kommunikative Übersetzung ins Deutsche, die den Normen für
diese Briefsorte im Deutschen entspricht.
Aufgabestellung: Sie bekommen zwei deutsche Varianten eines Briefes. Lesen
Sie beide Varianten. Worum geht es im Brief? Was ist das Ziel des Schreibens?
Reflexionsphase:1. Unterscheiden sich die beiden Varianten? Worin?
Vergleichen Sie dafür manche Passagen in den Texten. (Sie unterscheiden sich im
85
Schreibstil.) 2. Wie wirken die beiden Texte auf Sie? (Der erste Text klingt auf
Deutsch sehr gehoben. Der zweite sachlicher.) 3. Wie sind Ihrer Meinung nach die
zwei Varianten entstanden? Übersetzen Sie dafür den ersten Brief wörtlich ins
Ukrainische. Wie klingt die ukrainische Übersetzung? (Die wörtliche Übersetzung
ins Ukrainische klingt für unsere Ohren sehr gut. Der erste Text ist also eine
wörtliche Übersetzung aus dem ukrainischen Original und der zweite eine
Übersetzung nach deutschen Konventionen.) 4. Worauf muss man bei der
schriftlichen und mündlichen Kommunikation in einer Fremdsprache und bei der
Übersetzung achten? (Es gibt bestimmte Normen/Regeln, wie etwas angemessen
formuliert/ausgedrückt wird bzw. was man in welcher Situation sagen sollte. Diese
Normen sind kulturspezifisch, darum ist eine wörtliche Übersetzung von dem, was
man in seiner eigenen Sprache sagen würde, häufig nicht passend.)
Durch die Reflexion der kulturellen Determiniertheit des Übersetzens und
(Sprach)-Handelns seitens der Lernenden werden Bewusstseinsprozesse bewirkt,
die auf Erwerb interkultureller Kompetenz zielen.
Literaturverzeichnis
House J. Übersetzen und Missverständnisse/ J. House // Jahrbuch Deutsch
als Fremdsprache.– 2003. Band 29.–S.107 – 134.
Hvozdyak Olha
Nationale Universität Ushgorod
INTERKULTURELLE WECHSELWIRKUNG IN
TRANSKARPATIEN (LINGUISTISCHER ASPEKT)
Die sprachliche Situation in Transkarpatien ist aufs engste mit seiner
Geschichte verbunden. Die Geschichte der Region, besonders in den letzten drei
Jahrhunderten hatte einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung und den
Gebrauch der ukrainischen, ungarischen, slowakischen, rumänischen und
deutschen Mundarten, die im ständigen Kontakt miteinander standen und stehen.
Als Ergebnis dieser Kontakte steht das entlehnte Wortgut in den Mundarten
Transkarpatiens, welches seine Wurzel in den Sprachen der Nachbarvölker fand.
Unsere Forschungen über den Einfluss der interethnischen Sprachkontakte
auf die Verschiebungen im Wortschatz der entsprechenden Sprachidiome
beweisen, dass die interkulturelle Wechselwirkung zwischen den Volksgruppen
von ihren Verhältnissen zu-, mit- und gegeneinander abhängen (Hvozdyak 1999:
404). Hierher gehört die gemeinsame Arbeit in gleichen Arbeitsgruppen in
Betrieben, Baustellen und in der Forstwirtschaft, der Verkehr zwischen den
Einwohnern der Ortschaften mit ethnisch gemischter Bewohnerschaft, die
Kinderspiele in den Schulen und in der Freizeit usw.
Ethnisch und konfessionell gemischte Ehen üben auf die interkulturellen
Verhältnisse einen großen Einfluss aus, der sich im Alltag, in der Hausführung, bei
Hausarbeiten, in der Kochkunst und Kleidung usw. abspielt.
Auf vielen Gebieten des Alltags lässt sich in den Wortbeständen der
transkarpatischen Sprachidiome entlehntes Wortgut beobachten, das sich dank der
86
Kontakte wechselseitig erweitert. Das Lehn- und Fremdwortgut ist jedoch nicht
gleichmäßig in den Idiomen verteilt. Unter den Benennungen der Kochkunst
überwiegen in den ukrainischen und deutschen Mundarten Lexeme aus der
ungarischen Sprache, in der Lexik der Handwerker überwiegen Fachwörter
deutscher Herkunft, im Wortbestand der Schafalmwirtschaft sind Wörter aus der
rumänischen Hirtensprache vorhanden. In der Nachkriegszeit drangen lexikalische
Einheiten aus der russischen und ukrainischen Normsprache ein und fanden ihre
Verbreitung in den Mundarten aller in Transkarpatien verbreiteten Sprachidiome
(Hvozdyak 2003: 279).
Im multiethnischen Raum von Transkarpatien fanden die deutschen Siedler
nicht nur eine neue Natur, sondern auch eine bisher völlig unbekannte
Lebensweise mit andersartigen Gewohnheiten bei der einheimischen und
zugewanderten Bevölkerung vor. Unter wechselseitigem interethnischem Einfluss
der ländlichen und städtischen Kulturen, sowie infolge des zivilisatorischen
Prozesses änderten sich die Art und Weise des Lebensablaufs aller Ethnien. Die
fortwährenden Wechselwirkungen auf allen Gebieten des Alltags finden ihren
Niederschlag im Lehnwortschatz der deutschen Sprache in Transkarpatien, wobei
sich direkte, vermittelte und übersetzte Transferenzen finden.
Die unmittelbaren Nachbarn der sich im 18. und 19. Jh. angesiedelten
deutschen Kolonisten waren die Ukrainer (Ruthenen) der umgebenden Ortschaften
oder die ukrainischen Mitbewohner. Zu sachlichen und wirtschaftlichen
Beziehungen kamen es zwischen den Deutschen mit den Ukrainern und Ungarn
vorwiegend auf dem städtischen Marktflecken, wo man die Erzeugnisse verkaufte,
um notwendige Dinge ankaufen zu können. Auf dem Marktplatz kam es durch
Handel und Geschäft zu gegenseitigem Wortaustausch und zu Beobachtungen, wie
sich die ukrainischen, ungarischen und deutschen Kaufpartner, durch ihre
bäuerlichen Trachten voneinander unterschieden.
Im Fremdwortgut der deutschen (ukrainischen, ungarischen) Mundarten
unterscheiden wir als Folge kultureller Wechselwirkung der kontaktierenden
Ethnien (Zubereitung von Speisen, Herstellung von Trachten, Gewohnheiten usw.)
Transferenzen dreier Arten: Ethnorealien 1. lokaler und 2. regionaler Verbreitung,
die im multiethnischen Raum unter häuslichen Bedingungen erzeugt werden und 3.
Zivilisationsrealien überregionalen bzw. arealen Gebrauchs, die als Halbfabrikate
bzw. fertige Produkte gekauft werden. Die meisten von ihnen sind
Internationalismen, z.B. advo'kat, a'kord, alu'minium, ana'nas, 'ånte:na, 'asfalt,
atεs'tat, 'åuto: usw. Zu den lokalen Ethnorealien zählen wir solche, die zwar in der
Ausgangssprache allgemeinen Gebrauch haben können, aber als Entlehnungen
räumlich (geographisch) nur beschränkte Verbreitung haben, z.B. 'guba „zottiger
Pelzmantel der Hirten“ gehört in der ungarischen Nationalsprache zum
allgemeinen Wortschatz. In den örtlichen fränkischen Mundarten wurde 'guba
neben der ukrainischen Ethnorealie 'hunja in der gleichen veralteten Bedeutung
gebraucht. Bei den Frankendeutschen von Mukatschewo werden nun mit 'guba
„Weihnachtsspieler“ bezeichnet, weil der „Alte“ in der Gruppe der
Weihnachtssänger eine 'guba oder 'hunja an hat. In den übrigen deutschen
Minderheiten, sowie bei einem Teil der Ungarn, Ukrainer und Slowaken wird für
87
diese Ethnorealie bεtlε'hεmen // bεtlε'hεme gebraucht. Als lokale Ethnorealie gilt
auch 'friga „Schafkäsetunke“. In der Schmorpfanne wird in geschmolzener Butter
'brindzen (Schafkäse, öster. Brimsen) aufgelöst und gewürzt und auf diese Weise
eine Tunke zubereitet, die als Vergütung zum Brei dient, der aus mε'lai (Maismehl)
und 'krumpina (Kartoffeln) besteht – es können Speckwürfel beigegeben werden.
Zu den regionalen Ethnorealien zählen wir solche Entlehnungen, die in den
Mundarten aller Ethnien gebraucht werden, z.B. 'paska „Osterbrot“ < ukr. Mund.
'paska „Ostern als Fest“ ukr. пасха und „Osterkuchen“. In der letzten Bedeutung
wird 'paska bei allen Ethnien des Gebiets gebraucht. Regional ist auch die
Ethnorealie 'boga:tſ „auf dem Ofen gebackene Teigfladen“ < ung. 'boga:tſ < ukr.
Mund. bo'gatſ, rum. pogace; vgl. ostöster. Pogatsche. Eine billige Gebäckart, die
aus Getreidemehl, Wasser und Salz zu einer zähen Masse geknetet, in einen Fladen
formiert und direkt auf der heißen Herdplatte beiderseits gebacken wird. Die
Holzfäller backen in ihren ko'liven „Holzfällerhütten“ < ukr. Mund. kå'leba auf
Blech oder erhitzter Steinplatte die mε'laibogatſen, für deren Teig mε'lai. // ma'lai
„Maismehl“ < ukr. Mund. mε'lai < rum. mălai verwendet wird. Den bo'gatſ
„Pogatsche“ aß man anstelle des Brots zu beliebiger Tageszeit. Regional ist z.B. die
Ethnorealie bạ'bajken // bo'bajkeli „Kleingebäck zum Heiligabend“: < ukr. Mund.
båbalj'ke (vermutlich zu båbe „Bohnen“, d.h. „der Bohne ähnlich“) > ung. bo'bajkå.
Literaturverzeichnis
Вайнрайх У. Языковые контакты. Состояние и проблемы / У. Вайнрайх;
[пер. с англ. Языка и комментарии Ю.А. Жлуктенко]. – К.: Изд. при
Киевском государственном университете издательского объединения «Вища
школа», 1979. – 261 с.
Гвоздяк О. Інтерлінгвальні взаємини на Закарпатті / О. Гвоздяк // Мовні
і концептуальні картини світу. Випуск 30. – К.: ВПЦ «Київський
університет», 2010. – С. 357-362.
Жлуктенко Ю.О. Мовні контакти / Ю.О. Жлуктенко. – К.: Вища школа,
1966. – 232 с.
Hvozdyak O. Deutsche Lehnwörter in den ukrainischen Dialekten
Transkarpatiens. Wortfeld Ernährung / O. Hvozdyak // Materielle und geistige
Volkskultur des Oberen Theißbeckens. Einfluss der deutschen Bevölkerung auf die
anderen Ethnien der Region. Satu Mare – Tübingen, 2003. S. 279-286.
Hvozdyak O. Deutsches Lehngut in den ukrainischen Mundarten Transkarpatiens / O. Hvozdyak // Interethnische Beziehungen im rumänisch-ungarischukrainischen Kontaktraum vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. – Satu Mare –
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Melika G. Die Deutschen der Transkarpatien-Ukraine. Entstehung,
Entwicklung ihrer Siedlungen und Lebensweise im multienischen Raum / G.
Melika. – Marburg: N.G. Elwert Verlag, 2002. – 379 S.
88
Iagupova Larysa
Nationale Universität Donezk
ZU EINIGEN GEWICHTS- UND MASSBEZEICHNUNGEN
IM MITTELHOCHDEUTSCHEN
1 Der Beitrag versucht der Frage der historischen Wortgeographie unter
besonderer Berücksichtigung der Gewichts- sowie Maßbezeichnungen mit ge- in
Sachtexten nachzugehen. Diese Texte gehören in den öffentlichen Handlungsbereich und weisen im Grunde genommen normative (regelnde) Funktion auf.
2 Als ge-Derivate verstehen sich hier die mittelhochdeutschen desubstantivisch gebildeten Präfigierungen gewæge und gelœte, deren Verwendung und
semantische Kompatibilität aufgrund der Handschriften, die den tatsächlichen
Sprachstand des Mittelhochdeutschen (Mhd.) in ihrer Vielfalt abbilden, dargestellt
werden. Es besteht ein ausgeprägter Schwerpunkt im oberdeutschen Raum, aus
dem alle Belege für die betreffenden Derivate stammen.
3 Demgegenüber kann die geographische Herkunft der jeweiligen Texte, die
den alemannischen (Freiburg), ostschwäbischen (Augsburg) sowie mittelbairischen
(Freising) Sprachraum repräsentieren, als sehr heterogen gekennzeichnet werden.
Die beiden Wörter gehören im Mhd. lediglich dem Geschäftsstil der Sprache an
und sind in den Urkunden der Stadt Freiburg aus dem 13. und 14. Jh.
(ausschließlich gewæge) und im Augsburger Stadtbuch (Erscheinungsjahr
ca. 1276) (ausschließlich gelœte) gut belegt.
4 Im Unterschied zu den o. g. Quellen präferiert das Rechtsbuch von Ruprecht
von Freising (Erscheinungsjahr ca. 1328) keines der beiden Lexeme, deren
Belegfrequenz hier nahezu ausgewogen ist. Dabei finden gewæge und gelœte –
einander semantisch unterstützend – sogar in einem Kontext ihre Verwendung.
5 Die Vermittlung der Grundkenntnisse über die Rechts-, Verwaltungs- und
Wirtschaftssprache des Spätmittelalters, der die jeweiligen Maßbezeichnungen
zugeordnet sein können, in universitären Mittelhochdeutsch-Einführungen
ermöglicht Germanistikstudierenden in der Ukraine einen tieferen Einblick in das
Wirtschaftsleben der mittelalterlichen Gesellschaft sowie in die deutsche und
europäische Kultur des Mittelalters.
Ialunina Olena
Ternivska Gymnasium Kryvyj Rih
SCHRIFTSPRACHLICHE KOMPETENZ IN DER
SEKUNDARSTUFE: AUFSATZ ALS ZIELFERTIGKEIT IM
DEUTSCHUNTERRICHT
Die Ergebnisse der Schulen im Bereich der schriftlichen Kommunikation im
Deutschunterricht sind heutzutage sehr ernüchternd. Die Resultate der Aufsätze
scheinen angesichts aller geäußerten Kritik an der Prüfung die gesamte
Spracharbeit der letzten Jahre in Frage zu stellen. Seit geraumer Zeit hat die
Unterrichtserfahrung im Deutschunterricht in der Ukraine gezeigt, dass die Schüler
89
im DaF-Unterricht im schriftlichen Ausdruck immer schlechter geworden sind.
Liegt der Einbruch der Leistungen im Aufsatz vielleicht an einem gewissen
Versagen der Deutschlehre insgesamt oder des DaF-Unterrichts der ukrainischen
Schulen? Das Schreiben ist einer der wichtigsten Bestandteile der Leistungskontrolle, Prüfungen und Schulzertifizierung. Schreiben aktiviert fast alle Sprachkompetenzen und eröffnet den Zugang zu einer gelungenen Sprachlernerlaufbahn.
Trotz der Relevanz der Mündlichkeit gilt immer noch, dass wir in einer Welt der
schriftlichen Texte leben. Die modernen Massenmedien zeigen das hypertextlich
klar. Die Sprachenpolitik des GER und der neuen komplexen Lernsituationen
spricht hier immerhin von dem metasprachlichen Bewusstsein, die Basisprobleme
werden aber in der aktuellen Diskussion weniger erwähnt.
Eine Stärke- und Schwächeanalyse der Leistungsarbeiten und der Prüfungen
aller Art als auch des Unterrichts zeigt darüber hinaus folgendes Bild. Die Schüler
haben wesentliche Probleme in kohärenten Vorträgen und können nicht richtig,
aufgabenbezogen und zusammenhängend schreiben. Die produzierten Texte haben
deutliche Schwierigkeiten mit der Erkennung und Einhaltung der Textformate, sie
zeigen eine unzureichende kritische und selbständige Behandlung der Themen, es
wird zu häufig eine gedanklich-sprachliche Inkongruenz deutlich und nicht zuletzt
fallen fundamentale Sprachfehler auf, die sowohl die Darstellung als auch die
Rezeption des Inhalts verhindern. In vielen Lehrwerken und Übungsmaterialien
wird kein Unterschied gemacht zwischen Schreiben als Zielfertigkeit und
Schreiben als Mittelfertigkeit. Die Übungsanweisungen bei Aufgaben zum
Schreiben lauten meistens gleich: Schreiben Sie! Für den Aufbau von
Schreibfertigkeit im Fremdsprachenunterricht ist es jedoch sinnvoll und wichtig,
Schreiben als Ziel und Schreiben als Mittel klar zu unterscheiden. Die Analyse der
Schreibübungen in den meisten Lehrwerken hat gezeigt, dass Schreiben in vielen
Fällen ein Mittel zu einem ganz anderen Zweck ist. Ist Schreiben als Zielfertigkeit
überhaupt ein legitimes Ziel des Fremdsprachenunterrichts? Die Ergebnisse zeigen
die relativ untergeordnete Rolle des Schreibens offenbar. Zahlreiche
Untersuchungen bestätigen diesen Trend.
Die Geringschätzung des Schriftlichen und des klassischen Aufsatzes im
DaF entspricht weitgehend den Tendenzen in der Aufsatzdidaktik der letzten
Jahrzehnte. Der schriftsprachliche Ausdruck zusammen mit der systematischen
Sprachschulung des Deutschen hat in den letzten 30 Jahren seit der
kommunikativen Wende an Stellung verloren, trotz einiger Neuansätze.
Mittlerweile drängt auch die Globalisierung wieder zu einer Standardisierung und
Vereinfachung der Textformen und Sprachen, deren Produkt der GER ist. Die
Euphorie der postmodernen Freiheit Ende des 20. Jahrhunderts ist also dem
Bewusstsein gewichen, dass wieder stärker reguliert und gebunden geschrieben
werden muss. Während heute die DaF-Lehrwerke deutlich interaktiv,
abwechslungsreich und kommunikativ angelegt sind, auch wenn es sich um
Schreibprozesse handelt, so fehlen trotzdem nachhaltige Übungen von Wortschatz,
Grammatik und Schreibkompetenzen.
Was nötig ist, sind genauere Textbindemittel, Sprachmittel und Grammatik,
die den Textaufbau unterstützen. Das ist in der DaF-Didaktik, wie gesehen, noch
90
kaum berührt worden. Einige Aufsätze jedoch finden sich. Sicherlich wird aber der
Blick zum muttersprachlichen Aufsatzunterricht, zur DaF-Forschung und zur
Englischdidaktik hilfreich sein, doch müsste es sich um ein integrales Konzept
handeln. Diesem Problem und der lokalen Essayistik und Rhetorik beim Schreiben
kommt eine mangelhafte Aufsatzstellung in den DaF-Lehrwerken entgegen. Zwar
bieten mittlerweile die neuen Versionen des Hueber-Verlags stärker auf die
Prüfungsformen abgestimmte Aufgaben und Redemittel, doch sind diese nicht mit
den nötigen Informationen der Aufsatzkunde und entsprechenden Übungen
verbunden. Der Grund dafür dürfte in einer Kenntnislücke liegen. Weder ein DaFBuchautor noch ein DaM-Buchautor bringen die nötigen Erfahrungen und
Kenntnisse auf, diese Lücke systematisch integral zu schließen. Muttersprachliche
Bücher und die deutschen Lehrwerke verbinden zwar Hinweise, Lerntableaus und
geeignete Texte, doch weiß der Schüler nicht, wie er angesichts seines oft
stückhaften Vokabulars und der sehr lückenhaften Grammatik dem Aufsatzformat
entsprechen soll. Weit über geordnete und ausführliche Redemittel hinaus, fehlt
hier die textgrammatische und textstilistische Arbeit angewandter Strukturen und
Wortfelder. Insgesamt bieten aber muttersprachliche Lehrwerke nicht mehr
nützliches Aufsatzmaterial als die gängigen DaF-Bücher.
Zusammengefasst: Um das Problem zu lindern, bedarf es einer breiten
Verankerung des schriftlichen Ausdrucks nicht nur als Mittel- sondern auch als
Zielsprache. Längere Texte müssen hierzu geschrieben, korrigiert und geübt werden,
und zwar seit der Grundschule. Der Deutschunterricht soll stärker an einer
Produktionsgrammatik, Wortfeldern und Redemitteln ausgerichtet werden, die den
Aufsatz unterstützen. Das bedeutet, dass die Behandlung von Wortfeldern und Redemitteln in einem Lernwortschatz produktionsorientiert, also nach Aufsatz geordnet, zusammengefasst und auf die Jahrgangsstufen zyklisch verteilt werden müssten.
Als Medium ist unter anderem auch an eine Datenbank oder Wiki zu denken.
Es ist notwendig, mehr korrigierte Aufsätze im Unterricht zu schreiben.
Übungsaufsätze aktivieren alle Kompetenzen, es ist keine verlorene Zeit. Dabei
kann die Form variieren. Um das zu ermöglichen, ist es aber auch wichtig, dass die
Schüler selbständiger und konzentrierter arbeiten. Dabei benötigt der DaF-Schüler
neben konkreten idiomatischen und grammatischen Verbesserungen Hinweise auf
falsche Bezüge im Text.
Erst nach der Klärung der Standards, Muster und Wege kann ein
Fremdsprachenschüler eigenständig, nämlich prozessorientiert schreiben. Das alles
ist durch die breite Festschreibung dieser Inhalte in den schulischen Adaptionen
des Rahmenlehrplans möglich, ein Umstand, der noch zu wenig von der DaFDidaktik des Schreibens erkannt wird. Trotz aller Lücken in diesem Bereich, zeigt
Rainer Bohn aus Jena doch einige sowohl theoretisch durchdachte als auch praktikable Leitsätze einer Schreibdidaktik auf, darunter: eine gezielte Entwicklung des
Schreibens, die Wechselbeziehungen zwischen Textrezeption und Textproduktion,
planmäßige und kontinuierliche Entwicklung der Schreibfertigkeiten, Rücksicht
auf alle Komponenten des Schreibens, Übersetzungsübungen, die die Fähigkeit
fördern, sich schriftlich exakt und angemessen auszudrücken, kontextuelles
91
Schreiben, regelmäßige, zielgerichtete und lernerbezogene Entwicklung und
Bewertung der schriftlichen Leistungen (Bohn, 1987: 233-238).
Die hilfreichen Empfehlungen zeigen überzeugend, wozu sich die
Schreibdidaktik im DaF entwickelt hat, zu einer Mischung aus normativem,
prozessualem und kontextbezogenem Schreiben. In gewisser Weise tauchen darin
aufsatzdidaktische Positionen der Vergangenheit auf, die nicht nur interessant sind,
sondern die auch für den muttersprachlichen und allgemeinen Aufsatzunterricht
wichtige Impulse geben. Die gegenwärtige Schreibkrise zeigt einerseits ein
grundsätzliches Didaktikproblem auf, andererseits eine gescheiterte Anpassung
didaktischer Modelle an die örtlichen Bedingungen. Was fehlt, ist ein integrales
Konzept bzw. eine integrale Schreiblehre für DaF- Unterricht.
Literatur:
Achatzi S. DerText im Spannungsverhältnis von Produkt-, prozess- und
Kontextorientierung, Magisterarbeit 2007, in: Antos, G. & Krings, H. P.
(Hg.)Textproduktion. -Tübingen: Niemeyer. - 377-436.
Bohn R. Schreiben – eine sprachliche Haupttätigkeit im Unterricht Deutsch
als Fremdsprache, in: DaF.- Heft 4/1987.- Leipzig: Herder-Institut.- S.233-238.
Becker-Mrotzek M. Wie entwickelt sich die Schreibfertigkeit? In: Diskussion
Deutsch141/1995. - 25-35.
Krischer B. Schlüsselkompetenz Schreiben. Überlegungen zum
Textproduktionsprozess in Mutter- und Fremdsprache und Erläuterung von
Übungsverfahren zur Förderung der Schreibfertigkeit in der L2. In: Zielsprache
Deutsch 2-3/2000. - 11-19.
Portmann, Paul, R. Schreiben und Lernen, Grundlagen der fremdsprachlichen Schreibdidaktik. – Tübingen, 1991.
Iljcesin Maryna
Staatliche Akademie für Kultur und Kunst Luhansk
SPRACHKONTAKTE FRANZÖSISCH – DEUTSCH.
DARGESTELLT AM BEISPIEL EINER PERSONENBEZEICHNUNG
1. In der Geschichte einer Sprache spielt der Kontakt zu anderen Sprachen
eine unübersehbare Rolle. Besonders augenfällig ist der Sprachkontakt auf der
Ebene des Wortschatzes über Entlehnungen zu beobachten. Entlehnung ist der
gesamte Prozess, durch den fremde lexikalische Elemente in die Sprache gelangen.
Der Entlehnungsprozess ist immer komplex, da es ja nicht nur um die Entlehnung
des Wortes geht, sondern auch um die Entlehnung der Sache, der Kultur, insofern
nicht nur sprachliche Faktoren relevant sind, sondern auch historische, soziale,
kulturbedingte sowie ökonomische Faktoren (Knipf-Komlósi 2006: 110).
Der Vortrag ist dem Sprachkontakt Französisch – Deutsch gewidmet, der im
Lauf der Jahrhunderte durch ökonomische, kulturelle, demografische und
politische Faktoren ermöglicht wurde. Das Ziel des vorliegenden Vortrags ist,
aufgrund der Entlehnung des Wortes Dame den Sprachkontakt zwischen den
beiden Sprachen zu untersuchen. Als Basis für die Untersuchung des Nomens
Dame im Deutschen dient das Korpus „Deutsche Literatur von Frauen“, das die
92
Werke von 62 Schriftstellerinnen vom zweiten Viertel des XVII. Jahrhunderts bis
Ende des XIX. Jahrhunderts umfasst.
2. Schon vom XI. bis XIII. Jahrhundert stand das Deutsche unter starkem
Einfluss des Französischen, als in Deutschland nach französischem Vorbild das
Rittertum und die höfische Kultur aufkamen. Doch im XVI. und XVII.
Jahrhundert, nach dem Dreißigjährigen Krieg, verstärkte sich der Einfluss des
Französischen noch mehr. Aus dieser Zeit stammt eben das deutsche Nomen Dame
(Volland 1986: 10–12).
3. Schon ab dem XI. Jahrhundert verstand man im Altfranzösischen in erster
Linie unter dame eine gnädige Frau, die ein Edelgut oder ein Lehn mit der damit
verknüpften Gerichtsbarkeit besitzt. Auch wurde der Herrgott Dame Diex genannt.
Die Ritterfrauen hießen früher dames, standen für ein Frauenideal und wurden von
Troubadouren verehrt. Der altfranzösische Titel dame diente den adligen Frauen
zur Unterscheidung von den bürgerlichen Frauen, insbesondere wenn sie
verheiratet waren. (DCL 1835: 62; DMF).
4. Obwohl das altfranzösische Wort dame sich gelegentlich in
mittelhochdeutschen Texten als Teil fremdsprachiger Floskeln findet, bürgerte es
sich ins Deutsche erst im XVI./XVII. Jahrhundert ein (Paraschkewow 2004: 63;
Kluge 1989: 126).
Genauso wie es verschiedene Meinungen über den Zeitraum der Entlehnung
des Nomens Dame gibt, scheiden sich auch die Auffassungen über die
Hauptbedeutung des Wortes im Deutschen in o. g. Zeitraum. Laut dem GoetheWörterbuch (GWB 1998: 1050) wurde Dame zunächst nur in anrüchiger
Bedeutung gebraucht und gelangte erst allmählich zu Ehren als die übliche
Benennung für Frauen des Adels. Zweifellos ist, dass Dame seit Mitte des XVII.
Jahrhunderts als Benennung der Frauen an deutschen Königshöfen benutzt wurde.
Auf bürgerliche Frauen wird die Benennung Dame im Deutschen so wie im
Französischen erst nach der französischen Revolution bezogen (EWD 1997: 200).
5. Die Korpusanalyse hat erwiesen, dass die Belegfrequenz von Dame im
o. g. Zeitraum kontinuierlich stieg, was sich mit der Bedeutungsentwicklung des
deutschen Substantivs Dame erklären lässt.
Folgende Kalkierungen wurden aus dem Französischen im Deutschen
entwickelt: Coeur-Dame – Dame des Herzens, Dame des Hauses, Dame vom Haus
(ab XVIII. Jh.). Aus der Korpusanalyse resultiert, dass neben den eingedeutschten
Wortformen Dame/Damen, Dame d’honneur, Dame d’atour bis auf das XIX. Jh.
die französischen Äquivalente dame/dames, dame d’atour, dame d’honneur
verwendet worden sind.
So wie im Französischen wird das Substantiv Dame im Deutschen für die
Personifizierung einiger Begriffe benutzt, z. B.: Dame Logik, Dame Weisheit,
Dame Fortuna, Dame Germania, Dame Moda, die in den Texten des XVIII. und
XIX. Jahrhunderts nachweisbar sind.
Genauso wie im Französischen wird das Nomen Dame im Deutschen mit
dem Namen des Ortes bzw. der Stadt benutzt, was darauf hinweist, dass die
jeweilige Frau in diesem Ort ansässig ist und hier die herrschende Position besitzt,
z. B.: Berliner Dame, Dame der Stadt, Dame des Ortes. In der Zeit vom
93
XVIII. Jh.–Anfang XX. Jh. lässt sich die Bezeichnung Dame in den
Wortverbindungen mit unterschiedlichen Nachnamen und Vornamen nachweisen,
z. B.: Dame Hedwig Louise von Pernet.
6. Der Sprachkontakt Französisch – Deutsch nimmt seinen Anfang im
XVI./XVII. Jahrhundert, als das Wort dame aus dem Französischen ins Deutsche
entlehnt war. Die Entlehnung entwickelte sich dank historischen, politischen und
kulturellen Ereignissen innerhalb dreier Jahrhunderte. In der Geschichte dieses
Sprachkontakts wurde festgestellt, dass am Anfang die französische Wortform
dame und auch entsprechende Wortverbindungen im Deutschen gebraucht wurden,
später wurden sie durch deutsche Wortformen ersetzt.
Im Vortrag werden die o. g. Aspekte auf der Grundlage des Korpus detailiert
behandelt.
Literatur
DCL – Damen Conversations Lexikon: in 10 Bdn. / [hrsg. im Verein mit
Gelehrten und Schriftstellerinnen]. – Leipzig: Fr. Volckmar, 1834. – Bd. 3. –
Adorf Verlags-Bureau, 1835. – 501 S.
DMF – Dictionnaire du Moyen Français. ATILF-CNRS & Université de
Lorraine : http://www.atilf.fr/dmf
EWD – Etymologisches Wörterbuch des Deutschen / [unter der Leitung von
W. Pfeifer]. – 3. Aufl. – München: dtv, 1997. – XXVII, 1667 S.
Kluge F. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache / F. Kluge. –
[22. Aufl.]. – Berlin; New York: de Gruyter, 1989. – 822 S.
Knipf-Komlósi E. Aspekte des deutschen Wortschatzes: ausgewählte Fragen
zu Wortschatz und Stil / Erzsébet Knipf-Komlósi, Csilla Bernáth, Roberta Rada. –
Budapest: Bölcsész Konzorcium, 2006. – 273 S.
GWB – Goethe-Wörterbuch / [hrsg. v. der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin,
Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in
Göttingen, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften]. – Stuttgart: Verlag W.
Kohlhammer, 1978. – Bd. 3. – 1998. – 1536 S.
Paraschkewow B. Wörter und Namen gleicher Herkunft und Struktur.
Lexikon etymologischer Dubletten im Deutschen: Lexikon Etymologischer
Dubletten im Deutschen / Boris Paraschkewow. – Berlin: de Gruyter, 2004. – 437 S.
Volland B. Französische Entlehnungen im Deutschen: Transferenz u. Integration auf phonolog., graphemat., morpholog. u. lexikal-semant. Ebene / Brigitte
Volland. – Tübingen: Niemeyer, 1986. – 224 S. – (Linguistische Arbeiten; 163).
Ivanenko Iaroslava
Nationale Taras-Schewchenko-Universität Kyjiw
HERMENEUTISCHER ANSATZ IN DER
VORTRANSLATORISCHEN TEXTANALYSE
Eine vortranslatorische Textanalyse bezieht sich auf die Analyse der textexternen und textinternen Faktoren, die zum tieferen Verstehen des Textes und zur
Erhöhung der Adäquatheit und Äquivalenz der Übersetzung führen. Diese Faktoren
94
begründen die Textualität einer abstrakten Einheit „Text“, die den konkreten Texten
der Parole, dem „Textvorkommen“, konstitutiv zugrunde liegt [4, 776].
Die Verkörperung und Wechselwirkung der textexternen und textinternen
Faktoren erfolgen in Kategorien, wie Autor, Rezipient, Kommunikationssituation,
Raum, Zeit, Kausalität, Medium, Textsortenform, architektonische Formen,
Kompositionsformen, horizontale und vertikale Struktur und Textton [1; 2; 3; 6].
„Hermeneutik ist eine Kunstlehre der Interpretation von Texten. Die
moderne literaturwissenschaftliche Hermeneutik ist eine Weiterentwicklung alter
Traditionen, die v. a. auf die Interpretation religiöser und juristischer Texte
zurückgehen“ [7, 29].
Zu den Hauptfragen, die im Rahmen der Hermeneutik erforscht und geklärt
werden, gehören nicht nur die Interpretation von Texten, sondern auch das
allgemeine menschliche Verstehen und menschliche Sinnbildungsprozesse.
Der hermeneutische Zirkel, als zentrale Methode der Hermeneutik, enthält
eine dynamische Bewegung zwischen den Erwartungen und Vorannahmen, die
eine bestimmte Meinung über den Textsinn bilden, und der Anpassung dieser
Meinung durch ihr Überprüfen anhand der im Text vorhandenen Information.
Schleiermacher differenziert den hermeneutischen Zirkel von Teil und
Ganzem nach seinen objektiven und subjektiven Seiten am Beispiel des Textes.
„Wie das einzelne Wort in den Zusammenhang des Satzes, so gehört der Einzelne
Text in den Zusammenhang des Werkes eines Schriftstellers und dieses in das
Ganze der betreffenden literarischen Gattung, bzw. der Literatur. Auf der anderen
Seite gehört der gleiche Text als Manifestation eines schöpferischen Augenblicks
in das Ganze des Seelenlebens seines Autors“ [5, 56]. So sprechen Schleiermacher
und Gadamer die Frage der textexternen Faktoren bzw. Kontexte im Rahmen des
allgemeinen Verstehens an.
Der hermeneutische Ansatz kann als Teil der vortranslatorischen Textanalyse gesehen werden, der den Verstehensprozess des Textsinns im Fokus hält,
indem sich das Ganze schrittweise aus den Teilen erschließen und überprüfen lässt.
Literatur
1. Брандес М.П. Предпереводческий анализ текста: учебник [для студ.
высш. уч. зав.] / М. П. Брандес, В. И. Провоторов – [3-е изд.] – М.: НВИТЕЗАУРУС, 2001. – 222 с.
2. Иваненко С.М. Межстилевой жанр «коммюнике» и его лингвотекствовые характеристики (на материале текстов на немецком языке): дис.
кандидата філолог. наук: / Иваненко Светлана Марьяновна, К., 1987. – 240 с.
3. Солганик Г. Я. Стилистика текста: учебное пособие [для студ. асп.
преп. фил и .уч. старш. кл. гум. шк.] / Г.Я.Солганик. – [3-е изд.] – М.: Флинта,
Наука, 2001. – 252 с.
4. Bußmann H. Lexikon der Sprachwissenschaft: Lexikon / Hadumod
Bußmann. – Stuttgart: Alfred Kröner Verlag, 1990. – 885 S.
5. Gadamer H.G. Vom Zirkel des Verstehens // Moderne Interpretationstheorien / Tom Kindt, Tilmann Köppe. – Göttingen: Vandelhoeck & Ruprecht
UTB, 2008. – 282 S.
95
6. Ivanenko S. Textmodell und die Textkategorie Ton / Switlana Ivanenko
// Stil. – 2004. – № 3. – С. 131– 138.
7. Nünning V. Methoden der literatur- und kulturwissenschaftlichen
Textanalyse / Vera Nünning, Ansgar Nünning. – Stuttgart, Weimar: Verlag J. B.
Metzler, 2010. – 339 S.
Ivanenko Svitlana
Nationale Pädagogische Mychajlo-Dragomanov-Universität Kyjiw
WORTFOLGE BEIM VERGLEICH DER GRAMMATISCHEN
SYSTEME DES DEUTSCHEN UND DES UKRAINISCHEN
Kontrastive Linguistik erfreut sich wieder neuer Anhänger, weil sie nach
Jahren der Kritik daran einen neuen Ansatz für den Sprachunterricht präsentiert.
Dieser neue Ansatz besteht darin, dass nicht nur Interferenzen, sondern auch
Ähnlichkeiten zwischen den Sprachen herausgearbeitet werden sollen, um
Transfermöglichkeiten effizient zu explizieren [9, 169]. Im Rahmen der
kontrastiven Linguistik werden oft Ergebnisse der Komparatistik benutzt
(Sprachverwandtschaft und Sprachtypologie), um von ihren Grundsätzen
ausgehend weitere produktive Schlüsse zu ziehen.
Für den Vergleich der grammatischen Systeme des Deutschen und des
Ukrainischen ist es relevant, dass beide Sprachen zur indo-europäischen
Sprachfamilie gehören und Charakteristika des synthetischen Sprachtyps nach
August W. Schlegel und Wilhelm von Humboldt aufweisen. Einschränkend muss
aber darauf hingewiesen werden, dass in beiden Sprachen auch analytische Formen
vorhanden sind. Diese sind im Deutschen häufiger anzutreffen und es ist „eine
Tendenz zur Ausbreitung analytischer Sprachformen zu beobachten“ [9, 9].
Analytische Formen des Verbs haben durch Rahmenkonstruktion die
Wortstellung im deutschen Satz stark geprägt. Und trotzdem zählt man Deutsch
meistens zu den S-V-O-Sprachen entsprechend der Sprachenklassifikation von
Joseph H. Greenberg [2, 278; 3, 269; 10; 13], obwohl es umstritten ist, ob das
Deutsche eine S-V-O- oder eine S-O-V- Sprache ist [9, 361; 7, 20; 11]. Christine
Czinglar [8] vertritt die in letzter Zeit verbreitete Meinung, dass das Deutsche eine
S-O-V-Sprache mit V2 Eigenschaft ist. Eine weitere Entfaltung der Idee von
Greenberg in Bezug auf das Deutsche finden wir in der Feststellung [12, 11], dass
SVO in Hauptsätzen auftritt, SOV in Nebensätzen und VSO nach Adverbien, was
meiner Meinung nach plausibel ist. Die Frage danach, welche Wortfolge für das
Deutsche relevanter ist, soll die Korpusgrammatik lösen, wobei die
umfangreichsten annotierten Korpora des IDS zu nutzen sind. Drei Variationen in
Bezug auf drei Satzglieder (Subjekt, Prädikat, Objekt) zeugen davon, dass die
Wortfolge im Deutschen relativ frei ist.
Das Ukrainische zählt man zu S-V-O-Sprachen [2, 278]. Parallel dazu wird
behauptet, dass die Wortstellung frei ist, obwohl sofort Einschränkungen in Bezug
auf diese Freiheit auferlegt werden [1, 138; 4, 164–168; 5, 176–181; 6, 177]. Dies
zeugt davon, dass die Wortfolge im Ukrainischen auch relativ frei ist. Jetzt heißt es
herauszufinden, wie unterschiedlich die Relativität der Wortstellungsfreiheit im
96
Ukrainischen und im Deutschen ist, wobei hierfür erst ein dem IDS-Korpus
entsprechender annotierter Korpus des Ukrainischen geschaffen werden müsste.
Literatur
1. Бейко В. Г. Українська мова. Усний іспит. – К.: Слово, 2003. – 192 с.
2. Кочерган М. П. Основи зіставного мовознавства: Підручник. – К.:
Видавничий центр «Академія», 2006. – 424 с.
3. Левицкий А. Э. Сравнительная типология английского, немецкого,
русского и украинского языков [Н.Д. Борисенко, А.А. Борисов, А. А. Иванов,
Л. Л. Славова]: Учебное пособие. – К.: Освита Украины, 2009. – 360 с.
4. Пономарів О. Стилістика сучасної української мови: Підручник. –
3-тє вид., перероб. і доповн. – Тернопіль: Навчальна книга – Богдан, 2000. –
248 с.
5. Шульжук К. Ф. Синтаксис української мови: Підручник. – К.:
Видавничий центр «Академія», 2004. – 408 с.
6. Ющук І.П. Практичний довідник з української мови. – К.: «Рідна
мова», 1998. – 223 с.
7. Abraham, W. Kaynes Asymmetriehypothese und die Abfolge im V-Komplex. – http://gagl.eldoc.ub.rug.nl/FILES/root/1994-37/02/GAGL-37-1994-02.pdf
8. Czinglar, Ch. Der Einfluss des Alters auf den L2-Erwerb der
Verbstellung: Eine Fallstudie zum Deutschen als Zweitsprache bei Lernerinnen mit
L1 Russisch. Doktorarbeit, Universität Wien, 2012.
9. Fachlexikon Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. [Hrsg. Hans Barkowski, Hans-Jürgen Krumm]. – Tübingen, Basel: A. Francke Verlag, 2010. – 370 S.
10. Koster, J. Predicate incorporation and the word order of Dutch. Ms.
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Richard S. Kayne (Georgetown Studies in Romance Linguistics), 1993. – 508 P.
11. Lenerz, J. Zur Abfolge nominaler Satzglieder im Deutschen. [Studien
zur deutschen Grammatik 5] – Tübingen: Narr, 1977. – 136 S.
12. Sprache und Sprachwissenschaft. Eine Einführung. – http://www.linse.
uni-due.de/linse/publikationen/Download/Sprache--Sprachwissenschaft.pdf
13. Zwart, C.J.W. Dutch syntax. A minimalist approach. Dissertation
Universität Groningen, 1993.
Kazhan Julia
Staatliche Universität Mariupol
DIE ENTWICKLUNG DES KREATIVEN
UND KOOPERATIVEN SCHREIBENS MIT WEB-TOOLS
Schreiben als Fertigkeit erfährt in den letzten Jahren im Zusammenhang
kreativer Übungsformen eine deutliche Aufwertung. Viele Lehrerinnen und Lehrer
wollen die neuen Arbeits- und Kommunikationsformen des Internets – wie Blogs,
Wikis, Podcasts und soziale Netzwerke – für den Fremdsprachenunterricht nutzbar
machen und sind auf der Suche nach didaktisch-methodischen Anregungen,
erprobten Konzepten und gelungenen Unterrichtsszenarien.
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Moderne Lernende ihrerseits holen sich die benötigten Informationen aus
dem Internet. Sie werden selbstverständlich auch Medienanwender und lernen, sich
in diesem Informationsgefüge zu bewegen. Man ist daher in gewissem Sinn sein
eigener Autor und Lehrer und stellt sich für seine Bedürfnisse seine Materialien
zusammen (Grätz 1999: 17).
Im Web 2.0 scheint es eine Fülle von hilfreichen und praktischen
Anwendungen für den Fremdsprachenunterricht zu geben, doch welches Tool lässt
sich wirklich gewinnbringend für das Lernen und Lehren von Fremdsprachen
einsetzen? Da die Web-2.0-Dienste zwar Kommunikation und Kollaboration
ermöglichen und Interaktionen unterstützen, aber nicht ursprünglich für
Unterrichtszwecke konzipiert worden sind, ist es oftmals gar nicht so einfach, sie
sinnvoll in den Fremdsprachenunterricht zu integrieren (Wagner, 2012).
Es geht dabei um Lehr- und Lernszenarien, die die Aktivierung der
Lernenden und die Aufwertung ihrer Rolle ermöglichen, die eigenverantwortliches, selbstständiges Arbeiten fördern und zu eigenständigem, konstruktivem
Problemlösen und zur authentischen Interaktion führen. Auch die Lehrerrolle
wandelt sich in diesen Arrangements: die Lehrkraft führt ein, gibt technische
Hilfestellung, berät und begleitet die Schüler in ihrem Lern- und Arbeitsprozess.
Diese Überwindung der klassischen und tradierten Unterrichtssituation ist dem
Einsatz von Web-2.0-Tools zu verdanken.
Zur Förderung der Schreibkompetenz eignen sich solche bekannten Tools
wie minibooks, wordle, blogs, wikis, chatrooms, dropbox u. a. Zu den
interessanten Werkzeugen gehört auch Storybird, mit dem sich illustrierte
Geschichten erzählen lassen, die von anderen gelesen werden können. Jede
Geschichte ist ein „Storybird“ und kann – sobald mit anderen geteilt – gelesen und
kommentiert werden.
Storybird bietet eine Vielzahl an künstlerisch ansprechenden Sets von
Bildern, die nicht nur als Illustration, sondern auch als Inspiration für das Erzählen
von Geschichten dienen können.
„Storybirds“ lassen sich ohne Anmeldung erstellen, aber nicht speichern.
Deshalb empfiehlt sich das Anlegen eines Klassen-Accounts durch den/die
Lehrende/n, damit keine wertvolle Unterrichtszeit verloren geht.
Nach dem Klick auf „Create“ wählt man ein Bilderset eines Künstlers und
gestaltet das Cover sowie die folgenden Seiten. Die Bilder des ausgewählten Sets
liegen links und rechts der künftigen Buchseite. Durch Drag&Drop zieht man die
Bilder auf die Buchseite und schreibt seinen Text in das vorgesehene Textfenster.
Somit lassen sich simple, kurze Texte genauso erstellen, wie ausgefeilte
Geschichten erzählen. Die „Storybirds“ können nicht nur kommentiert, sondern
auch „geherzt“ werden und neu gepostet, wenn jemand eine Geschichte besonders
liebt. Wer angemeldet ist, kann seine eigene Leseliste erstellen und so seine
Lieblingsgeschichten sammeln oder die der Mitschüler/innen.
Jede Geschichte kann mit „Tags“ (Stichworten) versehen sowie einer
Altersgruppe und vorgegebenen Kategorien zugeordnet werden. Die User
entscheiden, ob eine Geschichte „privat“ bleibt oder veröffentlicht wird. Die
Publikation einer Geschichte bleibt aber nicht auf den Storybird-Server beschränkt,
98
sondern kann mittels E-Mail oder Link erfolgen. Für die direkte Verlinkung zu
Facebook oder Twitter sind eigene Buttons vorhanden.
Der erste Schritt besteht sicherlich darin, dass man eine bestehende
Geschichte gemeinsam liest und bespricht. Die veröffentlichten Geschichten sind
nach Altersgruppen und nach Themen kategorisiert.
Bei der Analyse sollte man die Struktur einer „story“ dem Alter der
Lernenden angemessen herausarbeiten, bevor die Schüler/innen daran gehen,
eigene Geschichten, durch ausgewählte Bildersets angeregt, zu schreiben.
Es empfiehlt sich, die ersten Geschichten in Zweier- oder Dreiergruppen
schreiben zu lassen. Die Schüler/innen sollen die Geschichten der Mitschüler/innen
lesen und wertschätzend kommentieren lernen. Gemeinsam kann dann an
Verbesserungen der Erzählungen gearbeitet werden. Es sei betont, die Aufgaben mit
Internet sind nur dann sinnvoll, wenn die Schüler verschlüsseln und entschlüsseln,
erforschen und entdecken, erfinden und überzeugen müssen (Gräz 1999: 16).
Kreatives Schreiben ist ein sehr komplexer Prozess, der hier durch
inspirierende Bilder und die zahlreichen Geschichten anderer User zusätzlich
angeregt wird. Somit werden Schreiben und Lesen gefördert. Dabei spielt es keine
Rolle, ob die Ausdrucksfähigkeit in der Muttersprache oder in einer Fremdsprache
angeregt wird. Durch die tollen Bilder sieht jedes, sprachlich noch so simple
„Bilderbuch“ ausgesprochen professionell aus. Dabei ist äußerst motivierend nicht
für die „Schublade“ Texte zu verfassen, sondern diese auch publizieren zu können
und wirkliche Leser zu finden. Durch das gegenseitige Lesen der Geschichten wird
das Bewusstsein gefördert, was eine „gute“ Geschichte ausmacht. Durch
gegenseitiges wertschätzendes Kommentieren der „stories“ wird soziales Lernen
der Schülerinnen und Schüler unterstützt.
Literaturverzeichnis
Gräz R. Lerndimensionen. Neue Medien und was sich durch sie verändert /
Ronald Gräz // Fremdsprache Deutsch. – 1999. – Heft 21. – S. 13–17.
Wagner J. Web 2.0 im Fremdsprachenunterricht – Ein Praxisbuch für
Lehrende in Schule und Hochschule / Jürgen Wagner, Verena Heckmann. –
Glücksstadt: Hülsbuschverlag, 2012. – 290 S.
Werkzeuge für den Unterricht. Österreichisches Schulportal: http://www.
schule.at/ tools/werkzeuge-fuer-den-unterricht/detail/storybird.html
Kaleta-Wojtasik Slawomira
Uniwersytet Jagiellonski
ZUR ETYMOLOGIE EINIGER TOPONYME
SLAWISCHER HERKUNFT IN DER BRD
Unter den Orts- und Flurnamen gibt es Ortsbezeichnungen, Gewässernamen,
die zu Siedlungsnamen wurden (auf -bach und -ach), Ereignisnamen (z. B. Urach –
der Bach, wo jemand dem Auerochsen begegnete), Namen, die auf wiederholtes
Vorkommen bestimmter Tiere oder Pflanzen hinweisen (Biberach),
Ansässigennamen auf -ingen (Sigmaringen – bei den Leuten des Sigimar), Kloster99
und Burgnamen (auf -stein, -fels, -eck, -burg). Der Intentionswert eines Toponyms,
wie er durch Motivation der Namengebung (Primärmotivation) bestimmt ist, kann
sehr bald in den Kommunikationswert (Sekundärmotivation) übergehen. Der Name
Leipzig wird nicht mehr mit dem Ort, wo Linden wachsen assoziiert, sondern über
kulturelle und wirtschaftliche Merkmale identifiziert und je nach Grad der
Kenntnis des benannten Objekts eventuell mit emotionalen Inhaltsmerkmalen
bereichert (DEBUS 2012:13).
Im Großen und Ganzen lassen sich auf dem deutschsprachigen Gebiet
folgende onomastische Schichten finden: 1. Vorindoeuropäische Namen als
Substratelemente, 2. Pie. Namen, 3. Keltische Namen, 4. Lateinische Namen, 5.
Germanische Namen, 6. Slawische Namen. (Zu den pie. Elementen gehört u. a. der
Wortstamm *kar- „Stein, Fels“ (bzw. mit Lautwechsel von -r- und -l- *kal-; finn.
kallio) und dessen Variation *kra-, die in Gebirgs-, Gelände- und Gewässernamen
vorkommt, wie etwa: Kärtnen (im Mittelalter als Karantanien bekannt), Karpaten
und Karpatos (Insel im Ägäischen Meer). (HAARMAN 2006: 121 f.)
Deutsche Expansion auf slawische Gebiete
Die slawische Bevölkerung gehörte im Wesentlichen zwei Sprachgruppen
an: Altpolabisch sprachen die Obotriten im heutigen Ostholstein und Mecklenburg
und die Liutizen (Wilzen, Wïeleten genannt) im heutigen Brandenburg und im
nördl. Sachsen-Anhalt. An der Havel wohnten Stodoranen. Altsorbisch wurde im
heutigen Thüringen und Sachsen gesprochen sowie in der Lausitz, wo heute noch
Nieder- und Obersorben wohnen. Die Vorfahren der heutigen Obersorben waren
Milzane (Milzani), die um Bauzen wohnten. Historischer Kern der Lausitz (des
Gebietes beiderseits der Lausitzer Neiße und der oberen und mittleren Spree) war
das Gebiet um Cottbus, Guben und Sorau/Żary. Der Name Lausitz bezieht sich auf
asorb *łožič/łužiči, zu asorb. log, lug „Sumpf, Grassumpf“. (Vgl. poln. ług und łęg
„Sumpf, Morast“) (MILEWSKI 1993:247). DEBUS (2012: 146) rekonstruiert dazu
die pie. Wurzel *lougo „Sumpf“. In den lat. Urkunden aus dem 6. Jh. sind Lunsici
belegt. Das slawische Wort wurde ins mnd. als lūch entlehnt und existiert bis heute
als -lauch (Knoblauch, Schnittlauch).
Das Interesse für die slawischen Gebiete bestand bereits zur Zeit der
Regierung Karls des Großen, weil Slawen ja an den großen Stamm der Sachsen
angrenzten, so dass sie im Kontext der Sachsenkriege Karls 780–782 erwähnt
werden. (Die elbslawischen Obotriten waren mit Karl dem Großen verbündet und
gehörten später dem Herzogtum Sachsen an, nahmen aber mit ihren östlichen
Nachbarn, den sonst verfeindeten Liutizen (Wïeleten) im 10. und 11. Jh. an den
großen Slawenaufständen teil.) Der Name des Stamms erscheint bei Ptolemaios als
Ueltai und bezeichnet einen östlich der Weichselmündung lebenden Stamm.
MILEWSKI (1993: 247, 335) verbindet den Stammesnamen mit urslaw. *vel*veletЪ, vgl. poln. wiele „viel“ und wielot „Riese“, wieloryb „Walfisch“.
Bei der ersten Expansionsphase der Ostkolonisation blieb jedoch weiterhin die
Elbe die slawisch-germanische Grenze. Die fränkischen und sächsischen Herrscher
unternahmen im 10. und 11. Jh. erneute Vorstöße nach Osten, die die Ausbreitung des
deutschen Sprachgebiets begünstigten. Der Name der Obotriten (in lat. Quellen
kommen sie als Abodriti vor) hängt wahrscheinlich mit dem Hydronym Oder
zusammen (so STRZELCZYK 2006: 235), der seinerseits von GOŁĄB (2004: 198)
100
in zwei Varianten Odera//Odora aus *OdЬra und dies aus Pie *dher- „springen,
bespringen“ rekonstruiert wurde. 947 erscheint in den Quellen flumen Odera, bei
WIDUKIND 967–968 Adora, im 11. Jh. (bei ADAM von Bremen) Oddara.
Nach dem Zerfall des Frankenreichs und der Gründung des Deutschen
Reichs (919) richtete sich die Expansion erneut gegen die westslawischen Stämme,
die zwischen Oder, Havel, Spree, Elbe, Saale und im Erzgebirge lebten. Eine
systematische Unterwerfung der Elbslawen beginnt bereits in den Jahren 928/29
zur Regierungszeit Heinrichs I., mit der Eroberung von Brandenburg, einer
wichtigen slawischen Festung. Infolge des starken Wiederstands der Slawen
(Aufstände 936–940, 954–960, 983–998) konnten die Deutschen nur einen Teil des
eroberten Territoriums halten: die Lausitz, das Gebiet der Sorben beiderseits der
oberen Spree. Das Gebiet der westlichen Ostseeküste wurde erst im 12. Jh.
endgültig christianisiert. Die restliche slawische Bevölkerung ging in der zahlreich
zuwandernden deutschen Bevölkerung auf. Die aus dem Altland stammenden
Siedler kamen aus verschiedenen Mundartgebieten und wurden unter Pomoranen,
östlichen Sorben und später Polen, Ukrainern, Tschechen und Slowaken sesshaft,
wobei in vielen Gebieten für lange Zeit ein Nebeneinander deutsch- und
slawischsprachiger Bevölkerung bestand. Bis heute bestehen slawische
Sprachinseln (das Ober- und Niedersorbische) innerhalb des deutschen
Sprachgebiets. Die weltlichen und kirchlichen deutschen Fürsten haben ihre
Ostexpansion mit Erfolg betrieben und so standen die Deutschen um die Mitte des
13. Jhs. an der Ostsee, an der Oder und an der Lutha. Jenseits der Elbe waren
Holstein, Schwerin, Mecklenburg, Meißen, die Lausitz und Oberlausitz in
deutschen Händen. Böhmen und Pommern gehörten zum Reich oder erkannten
seine Oberherrschaft an (BRYS-MLADJENOVIC1995, 110 ff.).
Ortsnamen slawischer Herkunft
Wir unterscheiden (mit DEBUS 2012, 152) Sekundäre und Primäre
Bildungen, in denen ein Appelativ ohne weitere Kennzeichnung zum Toponym
wurde (z. B. Rostock, Plön; s. u.). Hierzu gehören auch Ortsnamen, die von bereits
suffigierten Flurnamen stammen (Pößnek; s. u.). Sekundäre Bildungen, die aus
einer Zusammensetzung bestehen, sind im slawischen eher selten, z. B. apolab.
*Veligrad „große Burg“, das wohl als to der mekelen [großen] Burg
(Mecklenburg) im Deutschen wiedergegeben wurde. Selten kommen Misch- und
Hybridnamen vor, z. B. Alberitz (im Kreis Meißen) – aus dem altsorb. Albertici
(dt. Personenname Albert und das slawische Zugehörigkeitssuffix -ici – Albrechts
Untertanen). „In Gebieten mit slaw. Besiedlung östl. der Elbe und im Donaugebiet
finden sich auch SiedlungsN slaw. Herkunft, die teilweise stark eingedeutscht
wurden. Hauptverbreitungsgebiete slaw. SiedlungsN sind im Md. Thüringen,
Sachsen, Sachsen-Anhalt, im Nd. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg,
Wendland sowie im Obd. Bayern und Österreich. […] Die Übernahme ins Dt. ist
äußerst komplex verlaufen […] Bei einigen SiedlungsN wurde durch
Eindeutschung sekundäre Transparenz des Namens oder einiger Bestandteile
hergestellt. Totale sekundäre Transparenz mit Angleichung an dt. Toponyme liegt
vor bei Langhagen (<altpolab. Lągkavel zu slaw *ląka ‚sumpfige Wiese‘),
Saalhausen (< altsorb. *Zalešno ‚die hinter dem Wald‘). Homonymie zu APP
(Apelativum przyp. Mój) ist zu beobachten bei Badegast (altsorb. ‚Ort des
101
Badogošĉ‘), Caputh (< altpolab. *Kopyto ‚Huf‘), Gold (<altpolab. *gol’a ‚Heide,
Waldung‘), Schmerz (<altsorb. Smiŕĉ ‚Fichten‘), Wanderruh (altpolab. *Vądrava
‚Wasser, Gewässer‘). Partielle sekundäre Transparenz der ersten Konstituenten
zeigt sich in Bademeusel (<slaw. PersN Badomysl), Muschelwitz (<altsorb.
*Myslešovici zum slaw. PersN Mysleš), Schlagwitz (<slaw. PersN Słavko), Steinitz
(altsorb. *Stanici zum PersN Stan), Transparenz der zweiten Konstituente bei
Blattersleben (<altsorb. PersN *Bratosłav), Marzahn (altpolab. *Marĉana
‚Sumpf‘), Sierhagen (<altpolab. *Žirava‚ Weide, Futter‘)“ NÜBLING/
FAHLBUSCH/ HEUSER, 2012, 216 f.).
Im Folgenden wird die Etymologie folgender Toponyme dargestellt: Berlin,
Bernitt, Meißen, Penkow, Brehna, Wustrow, Plön, Rostock, Grömitz, Strahlsund,
Guben/Gubin, Delitzsch, Wittstock, Pößneck, Waren, Plauen, Demmin, Glauchau,
Görlitz, Rehau, (Neu)Strelitz, Schwerin, Zerbst, Zittau/Żytawa, Lützen, Torgau,
Oelsnitz, Beeskow, Zossen, Warnow, Warnemünde, Sebnitz, Coswig u. a.
Literaturverzeichnis
BRYS-MLADJENOVIC, Sylwia; Slawische Entlehnungen im Wortschatz der
neuhochdeutschen Sprache [in:] Convivium. Germanistisches Jahrbuch, S. 107–
132, Berlin 1995.
CZUPKIEWICZ, Lubomir; Pochodzenie i rasa Słowian, Wrocław 2007.
DEBUS, Friedhelm; Namenkunde und Namengeschichte. Eine Einführung,
Berlin 2012.
EGGERS, Hans; Deutsche Sprachgeschichte, Bd. 2, Hamburg 1986.
GOŁĄB, Zbigniew; The Origins of the Slavs. A linguists View, Ohio; (2004)
O pochodzeniu Słowian w świetle faktów językowych, tłum. Maria Wojtyła
Świerzowska, Kraków 1992.
HIGOUNET, Charles; Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, Berlin 1986.
KOSTRZEWSKI, Józef; Kultura Prapolska, Poznań 2007.
NITSCHE, Peter; Geographische Terminologie des Polnischen, Köln/Graz
1964.
NÜBLING, Damaris/FAHLBUSCH, Fabian/HEUSER, Rita (2012); Namen.
Eine Einführung in die Onomastik, Tübingen 2012.
STRZELCZYK, Jerzy; Słowianie Połabscy, Poznań 2002.
STRZELCZYK, Jerzy (2006) Zapomniane narody Europy, Wrocław –
Warszawa/ Kraków.
Kaliuščenko Volodymyr
Nationale Universität Donezk
DEUTSCHE UND UKRAINISCHE
DEETHNONYMISCHE VERBEN
1. Deethnonymische Verben (DEV) sind Verben, die von Ethnonymen gebildet
wurden, d. h. von den Personenbezeichnungen nach Nationalität oder Ethnie.
Das Ziel der Untersuchung ist die Klassifikation von DEV auf Grund ihrer
semantischen Relationen zu den Ethnonymen, aus denen sie gebildet wurden.
102
In der deutschen und ukrainischen Sprache sind die DEV nicht zahlreich,
kennzeichnend ist aber, dass in beiden Sprachen Verben vorhanden sind, die von
den Ethnonymen der Amerikaner, der Deutsche, der Russe, der Zigeuner gebildet
wurden (Kaliuščenko, 1988).
Verben, die vom Ethnonym der Franzose abgeleitet wurden, liegen nur in der
deutschen und Verben vom Etnonym der Pole nur in der ukrainischen Sprache vor.
2. In den oben genannten Sprachen wurden mit Hilfe der Deutungsformeln
(Аpresjan 1974) folgende semantische DEV-Typen herausgearbeitet:
2.1. „X stellt sich wie Y an“, wobei Y Vertreter von der Ethnie ist, für die
ein solches Benehmen typisch ist, zum Beispiel: zyhan „Zigeuner“ → zyhahyty
„zigeunern“ (umg.) 1) ergaunern, erlisten, erflehen; 2) veraltet, im
Hochzeitsbrauch, man geht von Haus zu Haus, als Zigeuner verkleidet, und erfleht
verschiedene Sachen, um sie gegen Schnaps zu tauschen; 3) betrügen, schwindeln.
Die Bedeutungen von DEV müssen in verschiedenen Sprachen nicht
übereinstimmen, offensichtlich werden in diesen Fällen für die Nomination
verschiedene Merkmale ausgewählt, die mit dem Benehmen von den Vertretern
dieser Ethnie assoziiert werden, vgl. im Ukrainischen hat das Verb zyhahyty
„zigeunern“ drei Bedeutungen (s. oben), in der deutschen Sprache hat es nur eine:
der Zigeuner → zigeunern „unstet umherziehen, vagabundieren“.
2.2. „X spricht wie Y“, wobei X eine Person ist, die in ihrer Sprechweise
typische Merkmale der Sprache, des Dialekts von Y, aufweist, der Sachse →
sächseln „sächsische Mundart, ein sächsisch gefärbtes Deutsch sprechen“, der
Thüringer → thüringeln. In der ukrainischen Sprache wurden keine Beispiele von
DEV dieser Ausprägung festgestellt. Typologisch gesehen gibt es Sprachen, in
denen die Verben mit der Bedeutung „X spricht die Sprache von Y“, produktiv
sind (Kaliuščenko 2000: 34), vgl. in den mandschu-tungusischen Sprachen: in der
mandschurischen Sprache: mantschzhu „Mandschurer“ → mantschzhura „die
mandschurische Sprache sprechen“ (Суник 1962: 95), in der chakassischen
Sprache: orys „der Russe“ → orysta- „Russisch sprechen“ (Баскаков 1975: 164).
2.3. „X ahmt Y nach“, wobei X eine Person ist, die in der Regel nicht zur
Ethnie Y gehört, zum Beispiel, in der deutschen Sprache: der Amerikaner →
amerikanern (umg.): „sich wie ein Amerikaner anstellen“, der Franzose →
französeln abwertend „in übertriebener Weise alles Fränzosische nachahmen“. Die
oben genannten DEV wurden nur in der deutschen Sprache festgestellt.
2.4. „X ändert sich, eignet sich die Sitten, Sprache, Kultur von Ethnie Y an“,
wobei X Vertreter einer anderen Ethnie ist, zum Beispiel, im Ukrainischen Poljak
„Pole“ → opoljačytysja „Pole werden“, nimez „der Deutsche“ → onimečytysja, das
heißt „einem Polen, Deutschen nach der Sprache, den Bräuchen, der Kultur ähnlich
werden“; in der deutschen Sprache: der Russe → verrussen.
2.5. „X ändert Y, indem sich Y Sprache, Kultur, Bräuche von X aneignet“,
vgl.: der Amerikaner → amerikanisieren „der amerikanischen Sprache oder den
amerikanischen Verhältnissen angleichen“; der Deutsche → eindeutschen „deutsch
machen, zu einem Deutschen machen“; „Man hatte die beiden alten Leutchen
eingedeutscht. Sie waren keine Polen mehr“ (G. Grass. Die Blechtrommel); vgl.
103
auch im Ukrainischen poljak „Pole“ → opoljačyty „polonisieren“, moskal veraltet
„Soldat, Russe“ → namoskalyty, obmoskalyty veraltet „russifizieren“.
2.6. „X zeigt bestimmte Eigenschaften, Charakterzüge, die für Y typisch
sind“. Einzelne veraltete DEV dieses Typs wurden nur in der deutschen Sprache
festgestellt, z. B.: der Deutsche → deutscheln.
3. Die typologischen Daten zeigen, dass die DEV-Typen in drei Sprachen
nicht alle möglichen semantischen Verbindungen zwischen Ethnonymen und den
von ihnen gebildeten DEV ausschöpfen. So gibt es in den nicht indoeuropäischen
Sprachen Verben mit der Bedeutung „X ist Y nach der Nationalität“, vgl. in der
Sprache Yurok: aniššina:рe: „Indianer“ → aniššina:pe:wi- „Indianer sein“
(Robins 1958); „X geht in Richtung von Y“, z. B. in der ewenischen Sprache nüči
„Russe“ → nüčima- „zum Russen gehen“, nöka „Jakute“ → nökami- „zum Jakuten
gehen“ (Цинциуc 1947: 270).
4. DEV können in zwei Gruppen eingeteilt werden: 1) xenonymische
Verben, d. h. DEV, die eine Handlung ausdrücken, die als negativ, abwertend
eingeschätzt wird (Березович, 2008); 2) nicht xenonymische DEV.
Die Verben xenonymischer Gruppen 2.1.–2.4. und 2.6. sind durch
konnotative Merkmale der Ethnonyme motiviert, sie bezeichnen Handlungen, die
das Subjekt oder Objekt in komische, falsche, oder erniedrigende Lage bringen,
vgl. Beispiele in 2.1.–2.4. und 2.6.
5. Schlussfolgerungen:
5.1. Die DEV sind in der deutschen und ukrainischen Sprache nicht
zahlreich (s. 1).
5.2. Im Deutschen wurden sechs und im Ukrainischen drei semantische
Typen von DEV unterschieden (s. 2.1–2.6).
5.3. Die sechs DEV-Typen schöpfen nicht alle Möglichkeiten der DEVSemantik aus. Die typologischen Daten zeigen, dass es in anderen, vor allem nicht
indoeuropäischen Sprachen semantische DEV-Typen gibt, die im Deutschen und
Ukrainischen fehlen (s. 4).
5.4. DEV werden in 2 Gruppen eingeteilt: 1) xenonymische DEV; 2) nicht
xenonymische DEV (s. 5). Die meisten DEV in den untersuchten Sprachen
gehören der ersten Gruppe an (s. 4).
Literatur
Апресян Ю. Д. Лексическая семантика. Синонимические средства языка
/ Ю. Д. Апресян. – М.: Наука, 1974. – 367 с.
Баскаков Н. А. (ред.) Грамматика хакасского языка. – М.: Наука, 1975. –
418 с.
Березович Е. А. Славянская ксенонимия и типология мотивационных
параллелей / Е. А. Березович // Славянское языкознание. ХIV Междунар.
съезд славистов, Охрид, 10–16 сентября 2008 г.: докл. рос. делегации. – М.:
Индрик, 2008. – С. 45–68.
Суник О. П. Глагол в тунгусо-маньчжурских языках / О. П. Суник. –
М.–Л.: Изд-во АН СССР, 1962. – 363 с.
104
Цинциус В. И. Очерк грамматики эвенского (ламутского) языка /
В. И. Цинциус. – Л.: Учпедиз., 1947. – 270 с.
Kaliuščenko V. D. Deutsche denominale Verben / V. D. Kaliuščenko. –
Tübingen: Narr, 1988. – (Studien zur deutschen Gramatik; Bd. 30). – 180 S.
Robins R. H. (ed.) The Yurok Language. Grammar, Texts, Lexikon. –
Berkeley and Los Angeles: University of California Press. – 1958. – 351 p.
Kaliuščenko Julia
Nationale Universität Donezk
KONSTRUKTIONEN MIT GERUCHSVERBEN
IM SPRACHVERGLEICH
1. Das lexikalische System des Verbs, des zentralen Satzelements, soll
systemisch mit der Oberflächen- und Tiefenstrukturentheorie (Chomsky, 1957;
Fillmore, 1981) ausgearbeitet werden. Semantische Inhalte und syntaktische
Oberflächemstrukturen bedingen einander und können bei der Verbanalyse nicht
getrennt betrachtet werden. Ein solcher Untersuchungsansatz lässt sich auf die
Geruchsverben extrapolieren.
Der vorliegende Beitrag versucht der Frage nachzugehen, wie die
Geruchswahrnehmung im Englischen, Deutschen, Lettischen, Russischen und
Ukrainischen realisiert wird. Auf Grund der Konstruktionen, die die semantischen
und syntaktischen Argumente der Geruchsverben ausdrücken, werden semantische
und syntaktische Kennzeichen des Geruchsverbsystems in den untersuchten
Sprachen festgestellt.
Unter den Geruchsverben (weiter GV) werden die Verben des Riechens oder
einer Geruchsausströmung verstanden, zum Beispiel: engl. smell, dt. riechen, let.
ostīt, russ. нюхать, ukr. нюхати. Man unterscheidet drei Typen der GV: aktive
GV, z. B. dt. beriechen, schnuppern; inerte GV, z. B. riechen, spüren (den
Geruch); passive GV, z. B. duften, stinken. Hier werden nur die aktiven GV
betrachtet, die folgende Bedeutung aufweisen: „versuchen, den Geruch von etwas
wahrzunehmen, indem man die Luft prüfend durch die Nase einzieht“.
Das Material der Analyse umfasst 67 GV aus den lexikografischen Quellen
(11 GV im Englischen, 8 im Deutschen, 11 im Lettischen, 21 im Russischen und
16 im Ukrainischen) sowie 872 Belegsätze aus den Internet-Textkorpora (210
Sätze im Englischen, 196 im Deutschen, 50 im Lettischen, 215 im Russischen und
201 im Ukrainischen).
2. Die Tiefenstruktur der Situation mit dem Geruchsverb enthielt zwei
obligatorische semantische Argumente: den Experiencer und den Stimulus, ihnen
entsprechen die syntaktischen Elemente der Oberflächenstruktur: das Subjekt und
das Objekt. Diese Elemente und das GV als Prädikat bilden die Konstruktionen mit
GV. Da eine Konstruktion für die GV verschiedener Semantik gelten kann, soll
eine semantische Klassifikation der GV durchgeführt werden. Insgesamt wurden in
105
fünf Sprachen elf semantische Gruppen der GV festgestellt, die sich in drei
Konstruktionen realisieren.
2.1. Die erste Konstruktion kann man folgenderweise darstellen: 1) syntaktische Struktur: Subjekt + Prädikat + direktes Objekt; 2) semantische Struktur:
Experiencer + GV + Stimulus. Diese Konstruktion ist am verbreitetsten, weil mehr
als 50 % der Belegsätze die Konstruktion mit dem direkten Objekt bilden, z. B.: (1)
dt. Als er die zweite Scheibe beroch, bemerkte er, daß die Frau nichts tat. Im
Beispiel (1) spielt das syntaktische Subjekt er die semantische Rolle des
Experiencers und das syntaktische direkte Objekt die Scheibe entspricht dem
semantischen Argument den Stimulus.
In der ersten Konstruktion funktionieren insgesamt GV, die zu sechs
semantischen Gruppen gehören: 1) riechen; 2) riechen (von Tieren); 3) das
Rauschgift schnupfen; 4) riechend den Geruch genießen; 5) riechend etwas finden,
6) von allen Seiten beriechen. Die GV mit der Bedeutung „riechen“ und „das
Rauschgift schnupfen“ kommen in allen fünf Sprachen vor, z. B.: (2) dt. Sie …
beriecht heimlich sein neues After Shave; (3) dt. Sie schnupfen die freundlichsten
Dinge, sie spritzen sich die Handgelenke wund und tragen breite Armbänder
darüber. Die GV mit der Semantik „von allen Seiten beriechen“ fanden sich in
allen Sprachen außer Deutsch, z. B.: (4) ukr. Собача дошкреблося до мішкa,
обнюхало його „Das Hündchen hat den Sack ausgegraben, hat ihn von allen Seiten
beschnuppert“. Im Deutschen, Lettischen und Ukrainischen werden GV
festgestellt, deren Subjekt nur ein Tier sein kann, z. B.: (5) let. Dzīvnieks skraidīja
gar ūdens līniju, ošņāja pēdas, kas veda jūrā pie paša mola „Das Tier ist das Ufer
entlang gelaufen, hat an den Fußspuren gerochen, die direkt zum Seeufer führen“.
Die GV der Gruppe „riechend etwas finden“ setzen auch nur ein Tier als Subjekt
voraus, sie liegen im Englischen, Russischen und Ukrainischen vor, z. B.: (6) ukr.
Вони нюшили холод плоскими носами, винюхуючи собі поживу „Sie rochen die
Kälte mit den flachen Nasen und fanden etwas Essbares“. Schließlich werden die
GV „riechend den Geruch genießen“ betrachtet, die nur im Englischen vorkommt,
z. B.: (7) engl. Mary poured herself a cup of tea and the aromatic smells of good
food „Mary hat sich eine Tasse Tee eingegossen und genoss die aromatischen
Gerüche des guten Essens“.
2.2. Eine weitere Konstruktion wird mit dem präpositionalen Objekt in der
semantischen Rolle des Stimulus gebaut: 1) syntaktische Struktur: Subjekt +
Prädikat + präpositionales Objekt; 2) semantische Struktur: Experiencer + GV +
Stimulus. In dieser Konstruktion kommen Die GV vier semantischer Gruppen
vor: 1) „riechen“; 2) „von allen Seiten beriechen (vor Tieren)“; 3) „etwas riechen,
um den Geruch zu bestimmen“; 4) „riechend an den Geruch gewöhnen“. Die GV
mit der ersten Bedeutung sind im Deutschen und Englischen vertreten, vgl.: (8)
dt. Auf einmal fing er an, ratlos hin und her zu laufen, bald zum Hause, wo er an
der Tür schnupperte. (9) engl. She sniffed delicately at the material „Sie
schnüffelte behutsam am Material“. In der zweiten Konstruktion finden sich nur
deutsche GV mit der Bedeutung „von allen Seiten beriechen (vor Tieren)“, z. B.:
(10) dt. Der Bär blieb vor dem Tor ein wenig abseits und schnupperte dort an den
106
sonderbaren Mondblumen herum. Zwei weitere semantischen Gruppen der GV
„etwas riechen, um den Geruch zu bestimmen“ und „riechend an den Geruch
gewöhnen“ sind nur fürs Russische und Ukrainische typisch, z. B.: (11) ukr.
Діти вешталися навколо столу, принюхуючись до пирога … „Kinder
sprangen um Tisch herum, rochen an dem Kuchen …“.
2.3. Die dritte Konstruktion sieht folgenderweise aus: 1) syntaktische
Struktur: Subjekt + Prädikat; 2) semantische Struktur: Experiencer + GV. In dieser
Konstruktion fehlt der Stimulus, weil dieser semantische Aktant in der
semantischen Struktur des Verbs implizit vorhanden ist. In der Konstruktion
funktionieren GV, die in drei semantische Gruppen geteilt werden können:
1) „herumriechen“; 2) „einander beriechen“; 3) „(übermäßig) das Rauschgift
schnupfen“. Die GV „herumriechen“ werden im Deutschen, Lettischen,
Russischen und Ukrainischen gefunden. Diese Verben implizieren die Luft als das
Objekt der Wahrnehmung, z. B.: (12) ukr. Він принюхався дужче „Er roch stärker
herum“. Im Ukrainischen und Russischen gehören dazu nur reflexive GV. Die
reziproken GV, die „einander beriechen“ bedeuten, funktionieren in der dritten
Konstruktion in allen Sprachen außer Englisch, z. B.: (13) let. Suni ošņājas „Die
Hunde beschnupperten sich“. Die semantische Gruppe „(übermäßig) das
Rauschgift schnupfen“ mit dem impliziten Objekt – das Rauschgift – ist für das
Russische und Ukrainische kennzeichnend, z. B.: (14) russ. Нам с Шуркой
предстояло заново обнюхаться.
3. Die vorliegende Untersuchung lässt das Fazit ziehen, dass die
Realisierung der GV vom semantischen und syntaktischen Standpunkt im
Deutschen, Lettischen, Russischen und Ukrainischen viele gemeinsame Züge
aufweist. Die englische Sprache zeigt einigermaßen Isomorphie mit dem
Deutschen, hat aber auch eine unikale semantische Gruppe und unterscheidet sich
von anderen Sprachen durch vorhandene Konstruktionen.
Literaturverzeichnis
Корпус української мови [Електронний ресурс]. – Режим доступу:
http://www.mova.info/corpus.aspx?l1=209/
Национальный корпус русского языка [Электронный ресурс]. – Режим
доступа: http://www.ruscorpora.ru/
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107
Kalus Maria
Nationale Universität Donezk
DEUTSCHE VER-VERBEN MIT DER BEDEUTUNG
„SCHLIESSEN“ UND DEREN PRÄFIGIERTE
ENTSPRECHUNGEN IM UKRAINISCHEN
1. Da fast für jedes deutsche Verb die Möglichkeit besteht, sich durch ein
Präfix modifizieren zu lassen, ist die Präfixderivation sehr produktiv. Diese Verben
stellen „eine unübersehbare und schwer zu ordnende Masse“ dar und zeigen im
Deutschen „starke Lebensfähigkeit“ (Henzen, 1965: 103). Verbalpräfixe können
sowohl syntaktische als auch semantische Wirkungen erzeugen. Das Präfix bringt
Inhaltsmerkmale mit distinktiver Funktion hinzu, sowohl gegenüber dem
Grundverb als auch gegenüber anderen Präfixverben.
1.1 Ver- präfigiert Verben und dient außerdem der Transposition von
Substantiven und Adjektiven zu Verben. Das Präfix ver- ist eine Verschmelzung
aus drei ursprünglich verschiedenen Präpositionen, die im Gotischen noch getrennt
erscheinen als faur- „vor, vorbei“, fra- „weg“, fair „heraus, hindurch“ (Mungan,
1986: 133). Aus dieser Etymologie ergibt sich für die Gegenwartssprache eine
extreme semantische Vielfalt der ver-Verben und ihre zahlenmäßige Dominanz im
Vergleich zu anderen Präfixverben.
1.2 Das Präfix ver- überlappt sich in manchen Bedeutungen mit den
weiteren untrennbaren Präfixen wie be-, ge-, ent- oder zer-. Die Tatsache, dass das
Präfix ver- von einigen genannten Präfixen die Bedeutung übernahm, ergibt sich
aus der Mannigfaltigkeit der semantischen Gruppen des Präfixes ver- (Fleischer,
Barz). Ein Beispiel aus dem Mittelhochdeutschen (mhd.), entlehnt dem
Grimm’schen Wörterbuch, zeigt, dass die Präfixe damals gleiche Bedeutung
trugen. Das Verb verantworten bedeutete im Mhd. noch beantworten. Daraus lässt
sich schlussfolgern, dass sich die Bedeutung des Präfixes im Lauf der Zeit änderte.
2. Nach I. Kühnhold weist das Präfix ver- verschiedene Funktionen auf, wie
zum Beispiel vollständige Durchführung, Zielzustand, verkehrte Durchführung
einer Handlung, Entfernen, Intensivierung einer Handlung u. a. (Kühnhold, 1973).
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Analyse der deutschen (dt.) verVerben, die ein Schließen, Entziehen in Bezug auf die Zugänglichkeit signalisieren
(Ersatzprobe: „durch Basisverb schließen, etw. verschließen, den ungehinderten
Zugang nehmen der Zugänglichkeit entgehen“), und deren Entsprechungen im
Ukrainischen (ukr.).
3. Das ganze Corpus der Verben dieser Art umfasst im Deutschen 60 verVerben, z. B. dt. verkleben „zukleben“, dt. verleimen „mit Leim zusammenfügen“.
Dabei steht ver- in 10 Fällen (17 %) in Opposition zu auf-, vgl. dt. etwas aufdecken
„öffnen“ – dt. etwas verdecken „bedecken, zudecken und dadurch den Blicken
entziehen“, dt. etwas aufriegeln „durch Zurückschieben des Riegels öffnen“ – dt.
etwas verriegeln „mit einem Riegel verschließen“. Zu er- besteht in 2 Fällen (3 %)
Opposition: dt. ergraben „ausgraben“ – dt. etwas vergraben „durch Eingraben
108
verstecken, vor anderen verbergen“, etwas erschließen „zugänglich machen“ –
etwas verschließen „durch Zuschließen unzugänglich machen“.
3.1 Von den 60 zu analysierenden Verben haben 15 Verben (25 %)
substantivische Basis, z. B. dt. die Barrikade → sich verbarrikadieren „durch
einen oder mehrere [schnell herbeigeschaffte] Gegenstände, die als Hindernis
dienen sollen, versperren, unpassierbar machen“, in einem Fall (1,7 %) ist die
Basis adjektivisch, z. B. dt. eitel → etwas vereiteln „etwas, was ein anderer zu tun
beabsichtigt, [bewusst] verhindern“.
3.2 In etwa 5 Fällen (9 %) tritt das Transitivieren eines intransitiven
Grundverbs ein, z. B. dt. jmd. spachtelt → jmd. verspachtelt etwas „mithilfe eines
Spachtels ausfüllen“, dt. jmd. weigert sich → jmd. verweigert jmd. etwas „sich
verschließen, unzugänglich zeigen für etwas“. Bei 23 Verben (38 %) der Verben
dieser Gruppe kann das Grundverb sowohl intransitiv, als auch transitiv verbraucht
werden, während das präfigierte Verb immer transitiv ist, z. B. dt. etwas klebt /
jmd. klebt etwas auf etwas → jmd. verklebt etwas „zukleben“.
4. Beim Übersetzen der ver-Verben dieser Art ins Ukrainische lässt sich
feststellen, dass die meisten Verben (95 %) im Ukrainischen das Präfix sаbekommen, z. B. dt. verschließen – ukr. samykaty, dt. vergraben – ukr. sakopaty
← kopaty, dt. die Schraube → verschrauben – ukr. hvynt → sahvyntschuvaty. Das
Präfix sа- ist mehrdeutig, ukrainische Verben mit diesem Präfix lassen sich in 9
Typen teilen, z. B. Handlungsrichtung, Verschließen, Anfang oder Abschluss einer
Handlung, Nach- und Nebenwirkung u. a. (Vanivska, 2003: 23). In 3 Fällen (5 %)
entsprechen den dt. ver-Verben im Ukrainischen die verbalen Derivate mit dem
Präfix оb- und einem Substantiv, das die Motivierungsbasis der Verben darstellt, z.
B. dt. vergattern – ukr. obnosyty gratamy.
Von ukrainischen Entsprechungen haben 11 Verben (19 %) substantivische
Basis, z. B. ukr. snih → sasnizity „verschneien“, ukr. mur → samurovaty
„vermauern“.
5. 3. Aufgrund der durchgeführten Analyse lässt sich schlussfolgernd
betonen, dass ver-Verben im Deutschen eine zahlreiche Gruppe bilden und sich der
Semantik nach in viele Gruppen verteilen lassen, was auf die Entwicklung des
Präfixes ver- aus drei germanischen Präfixen zurückzuführen ist. Denominale
Verben dieser Art sind für die deutsche Sprache viel üblicher als für ukrainische
Sprache. Die Entsprechung des Präfixes ver- dem ukrainischen sа- bei Verben, die
ein Schließen, Entziehen in Bezug auf die Zugänglichkeit signalisieren, ist deutlich
und unbezweifelbar, weil 95 % der deutschen Verben als ukrainische präfigierte
Verben mit sа- übersetzt werden.
Literaturverzeichnis:
1. Ванівська О. С. Префіксальні дієслова та засоби вираження ними
типових смислів в різноструктурних мовах: дисертація канд. філ. наук:
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109
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Verbzusatz und dem Simplex bei deutschen Partikel- und Präfixverben. – Frankfurt
(Main), 1986.
Kantemir Serhij
Nationale Juri-Fedkowytsch-Universität Tscherniwzi
ZUR UNTERSCHEIDUNG MENTALER STRUKTUREN
IN DEN GEGENWÄRTIGEN LINGUISTISCHEN STUDIEN
1. Seit über 20 Jahren sind in der Sprachwissenschaft eine Abwendung von
einer systemorientierten Linguistik und eine Zuwendung zu einer
anthropozentrierten Linguistik zu beobachten. Nach diesem „Paradigmenwechsel“
verlagerte sich das zentrale Interesse der Sprachwissenschaft von den internen
(syntaktischen und semantischen) Eigenschaften des Sprachsystems auf die
kognitive Ebene der Sprache, d. h. die Sprachproduktion und -rezeption, die
Funktion des menschlichen Geistes bei der Erkennung, Verarbeitung und
Speicherung von Informationen über die äußere Welt, die Struktur des mentalen
Lexikons, die Erforschung und theoretische Modellierung der Konzepte und
Kategorien sowie die Beschreibung verschiedener mentaler Strukturen u. Ä. (vgl.
hierzu auch Löbner 2003: 254).
Der ganze Problemkreis der kognitiven Linguistik beschränkt sich fast
ausschließlich auf ihre Grundkategorien Konzept, Konzeptualisierung,
Kategorisierung, Konzeptosphäre bzw. Weltbild. Die Kognitivisten gehen davon
aus, dass „wir die uns umgebende Welt auf eine spezifische Art mental darstellen
und dass bestimmte Verarbeitungsprozesse auf diesen mentalen Strukturen
ablaufen, die komplexes Verhalten ermöglichen“ (Schwarz 2008: 99). Unter
mentalen Strukturen, die sich bekanntlich nicht unmittelbar beobachten lassen,
verstehe ich vor allem (Wort)bedeutungen, Begriffe und Konzepte, wobei das letzte
Fachwort als Gattungsname für alle drei relativ ähnlichen, aber nicht gleichen
Kategorien auf Schritt und Tritt gebraucht wird.
Es ist bis jetzt aber noch nicht geklärt, warum der Begriff (das Konzept), der
als Dreh- und Angelpunkt bei kognitiven Beschreibungen auftritt, „häufig nicht
von der Bedeutung abgegrenzt wird bzw. gleichgesetzt wird“ (Römer/Matzke
2005: 142). Sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, ist das Hauptanliegen
dieser Überlegungen.
2. Dank seiner „übermäßigen Expansion durch die ‚kognitive Mode‘“ (so
Шевченко 2006: 192) ist das Konzept in den letzten Jahren allgegenwärtig.
Allerdings wird die Frage nach dem Inhalt dieses Fachausdrucks, auch unter
110
„Eingeschworenen“ der kognitiven Linguistik, kontrovers diskutiert und nicht
überall einheitlich gebraucht. Beispielsweise gibt es heutzutage kulturologische,
linguistisch-kulturologische, logische, logisch-eidetische, semantisch-kognitive,
kognitiv-poetische,
kognitiv-diskursive
und
philosophisch-semiologische
Auslegungen des Konzepts (s. Шевченко 2006: ebenda).
Auch sollte zwischen Konzept und Bedeutung, Konzept und Begriff
sorgfältiger unterschieden werden. Selbst eine flüchtige Analyse einiger
gegenwärtiger Artikel, Monografien, Dissertationen zeigt, dass die Autoren nicht
selten nach der Einbeziehung des Worts Konzept in den Titel ihrer Studie weiterhin
entweder direkt von Begriffen oder Bedeutungen reden, oder dass sich dies aus den
von ihnen durchgeführten Untersuchungen des Sprachmaterials oder verwendeten
Ansätzen und Verfahren herausstellt, wie etwa Merkmalanalyse, Ausgliederung
von Semen, Vergleich des Umfangs von Begriffen usw.
Zum einen unterscheidet sich das Konzept gar nicht von der traditionellen
Wortbedeutung (s. auch Löbner 2003: 24) und kann als logische Kategorie
ausgelegt werden, die durch eine Reihe von sprachlichen Mitteln dargestellt ist.
Zum anderen wird es als ein rein abstraktes Konstrukt (Idee) verstanden, das sich
überhaupt nicht oder nur unzureichend verbalisieren lässt.
Dörschner (1996) argumentiert in ähnlicher Weise. Begriffe bzw. Kategorien
definiert er als „intern repräsentierte Konzepte, die nicht notwendigerweise an
Sprache gebunden sind und das Insgesamt der Informationen bezeichnen, die zu
einer Sache/einem Sachverhalt aktiviert werden können“ (Dörschner 1996: 59).
Sehr häufig betrachtet man die Erforschung sprachlicher Bedeutungen als
äquivalent mit der Erforschung konzeptueller Strukturen. Im Gegensatz zu
Konzepten zeichnen sich Wortbedeutungen durch relative Stabilität, Abstraktheit,
kommunikative Ökonomie und einfache Bedeutungsbeziehungen aus, so Löbner
(Löbner 2003: 307).
Eine umfassende Darstellung zur Frage der Bedeutungsbeschreibung in der
traditionellen Linguistik findet sich in Levickij (Левицкий 2012: 84–141), wo der
berühmte ukrainische Semasiologe auf das Wesen, die Struktur, Typologie der
lexikalischen Bedeutungen sowie effektive Methoden ihrer Untersuchung sehr
gründlich eingeht. Auch Konzepte als zentrale Begriffe der kognitiven Linguistik
wurden hier präzise bzw. kritisch definiert.
Nach Levickij sind die Methoden der Explikation und Verbalisierung von
Konzepten mit den Auslegungen von Wortbedeutungen vergleichbar, die K. O.
Erdmann um 1900 geschrieben hat. Folglich lassen sich die mentalen Einheiten als
zwei Hauptmodelle (bzw. ihre Variationen) darstellen. Das erste Modell enthält
eine „logische“ Entität („Begriff“), die im kollektiven bzw. individuellen
Bewusstsein mit Nebenassoziationen und expressiv-emotionellen Komponenten
ergänzt wird. Bei Erdmann sind das Begriff, Nebensinn und Gefühlswert. In der
strukturellen Konzeption wird die erste Komponente (begrifflicher Kern) in den
Begriffsumfang (Denotat) und den Begriffsinhalt (Signifikat) aufgeteilt, die
anderen Komponenten (Nebensinn und Gefühlswert) bilden „konnotative
Bedeutungen“ aus.
111
Das zweite Modell stellt die mentale Welt des Menschen in Form eines
Konstrukts – eines „Konzepts“ dar, in dem sowohl logische als auch expressivemotionelle Komponenten mit usuellen (gemeinschaftlichen) und okkasionellen
(individuellen) Assoziationen verflochten sind (ebenda: 348–352) (vgl. hierzu
Bereich der sprachlichen Bedeutungen vs. Bereich der nichtsprachlichen
Bedeutungen bei Lutzeier (1985: 78–79); kulturelles Wissen und sprachliches
Wissen bei Löbner (2003: 305–309)).
3. Zusammenfassend lässt sich behaupten, dass das Verhältnis zwischen
sprachlichem und nichtsprachlichem Wissen, konzeptueller und lexikalischsemantischer Information eines der kompliziertesten Probleme der gegenwärtigen
Sprachwissenschaft darstellt.
Wegen der teilweise ähnlichen Merkmale wird der Fachausdruck Konzept für die
Kategorien Bedeutung und Begriff als Gattungsname in weitem Sinn gebraucht.
Bei der Bedeutungsbeschreibung sollten drei grundsätzliche Entitäten folgendermaßen berücksichtigt werden: 1) Wortbedeutung bzw. ein Konglomerat von
Wortbedeutungen als linguistisches Wissen; 2) Begriff als eine semantische (logische)
Einheit; 3) Konzept als Kulturwissen („Weltwissen“), ein Stück sozialer Realität, das
in Form von Gestalten, Begriffen und Symbolen verwirklicht werden kann.
Eine Frage ist noch offen: Ob man nun nach dem „Paradigmenwechsel“ in
der Linguistik zuverlässige Daten über das tatsächlich sprachliche Wissen ohne
konzeptuellen Ballast erheben kann?
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112
Kapak Julia
Nationale Universität Iwano-Frankiwsk
GESCHLECHTSSPEZIFISCHE RESTRIKTIONEN
VON IDIOMEN DER DEUTSCHEN SPRACHE
1 Eine der jungen, aber schon ziemlich verbreiteten Richtungen in der
heutigen Linguistik ist Genderlinguistik. Höchste Aufmerksamkeit richtet die
Gender-Forschung auf kulturelle, soziale und sprachliche Faktoren, die sowohl die
Einstellung der Gesellschaft zu Frauen und Männern als auch das Benehmen der
Individuen in Bezug auf ihre Geschlechtsangehörigkeit und stereotype
Vorstellungen über maskuline und feminine Eigenschaften bestimmen –alles, was
die Problematik des Geschlechts aus dem Bereich der Biologie auf den Bereich des
sozialen Lebens und der Kultur überträgt (Bondarenko, 2005). Eine der wichtigsten
Quellen für die Erforschung der Spracheinheiten, Basiskonzepte und Stereotypen
der Sprache waren und bleiben auch heute lexikographische Quellen. О. Wasjkowa
(Wasjkowa, 2003: 28) betont die Wichtigkeit der Gender-relevanten Information für
Wörterbücher. Gender-relevante Informationen erklärt die Autorin als in der
Sprache verankerte Angaben, die es erlauben, bestimmte Gender-Verhältnisse und
Stereotypen einer linguokulturellen Gemeinschaft klarzustellen – alles, was mit dem
soziokulturellen Status „Männer“ und „Frauen“ verbunden ist. Dabei befindet sich
das Problem der lexikographischen Auffassung von Gender auf der Anfangsstufe
seiner Forschung. Zum ersten Mal weist B. Wotjak anhand der vier Idiome (nur auf
Frauen bezogen) auf das Problem der Gender-Restriktionen (1992). J. Sternkopf
(1995) untersucht die Frage der geschlechtsspezifisch markierten Phraseologismen
aufgrund
einer
sehr
begrenzten
Materialbasis
(Eigennamen
und
Verwandschaftsbezeichnungen sowie Lexeme Mann, Frau). Dabei schlussfolgert er,
dass deutsche Phraseologismen an sich, d. h. als Lexikoneinheiten kaum
geschlechtsspezifisch markiert sind. Neben den Hauptfragen der Genderlinguistik,
mit welchen sprachlichen Mitteln Gender gestaltet werden, entsteht auch die Frage,
wie der Gender-Faktor den Gebrauch der sprachlichen Einheiten beeinflusst, ob die
sogenannten Gender-Restriktionen in der Sprache bzw. in der Phraseologie
existieren, wie und aus welchem Grund sie auch entstehen. Dieser Problemkreis ist
noch wenig erforscht und mit wenigen Studien vertreten, die wichtigsten sind von
Elisabeth Piirainen, А. Popow, М. Kolesnykowa, О. Wasjkowa. A. Popow richtet
seine Aufmerksamkeit auf die Erforschung der lexikographischen Fixierung von
Restriktionen, die auf den Gebrauch der Spracheinheit aufgelegt werden, in Bezug
auf den Typ der Referenz und den Adressaten/Adressanten der Äußerung. Das
Ergebnis war Folgendes: Einige Wortverbindungen haben die Gender-Markiertheit
präskriptiven Inhalts mit dem Hinweis auf das Geschlecht des Referenten (über
Mann/über Frau). Dabei haben diese Beschränkungen nicht den strengsten
Charakter, die Restriktionsregeln dürfen übertreten werden, was manchmal zur
Veränderung des Inhalts der Phraseologismen führt (Popow, 2000). Dieser
Forschung zufolge entsteht die Frage der Bearbeitung des Problems „Referenz der
Phraseologismen“ und der Verifizierung der Gender-Markiertheit. О. Wasjkowa
entdeckte im Lauf der Untersuchung phraseologischer Wörterbücher der englischen
113
Sprache viele Nichtübereinstimmungen: einander ausschließende Markierungen in
einem Wörterbuchartikel; widersprechende Erläuterungen und unterschiedliche
stilistische Anmerkungen in verschiedenen Wörterbüchern (Wasjkowa, 2003). In
diesem Sinn stimmen wir den Autoren zu: Die festgestellten Mängel der
lexikographischen Bearbeitung von Phraseologismen verursachen die Notwendigkeit der Erarbeitung von Prinzipen der Fixierung und Kodifizierung der Genderrelevanten Information, die zur Struktur und Semantik der Phraseologismen gehört.
2. Auf dem Gebiet der geschlechtsspezifischen Restriktionen sind in erster
Linie die Forschungen einer deutschen Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Piirainen
zu nennen, die als eine der ersten phraseologische Wörterbücher des Deutschen
vom Standpunkt der Gender Studies untersuchte und drei Gruppen der
Unzulänglichkeiten hinsichtlich der Geschlechtsmarkierung von Phraseologismen
unterschied: 1. fehlende Hinweise auf die Restriktionen; 2. nicht zutreffende
stilistische Bemerkungen; 3. einzelne konstruiert wirkende Anwendungsbeispiele
(Piirainen, 2001: 285). E. Piirainen akzentuiert die Wichtigkeit der Analyse von
authentischen Kontexten, und zwar anhand umfangreicher Textkorpora. Eine
spezielle Verwendungsweise muss vollständig ausgeklammert werden: die
okkasionelle sekundäre Metaphorisierung, die außerhalb der usualisierten
Bedeutung liegt. Oft ist dies eine ironische Verwendung (ebd.). E. Piirainen hat
eine Typologie der geschlechtsspezifischen Restriktione vorgeschlagen (ebd.: 287).
Zwei Hauptgruppen sind zu unterscheiden: 1. die Restriktion ist bedingt durch die
aktuelle Bedeutung des Phraseologismus; 2. die Restriktion ist bedingt durch die
Bildlichkeit des Phraseologismus. Innerhalb dieser Gruppen ergibt sich eine
Unterteilung jeweils in erstens biologisch-physiologisch und zweitens
soziokulturell bedingte Ursachen der Restriktionen (Piirainen, 2001: 288). In der
ersten Gruppe sind folgende Beispiele der Restriktionen aufgrund biologischphysiologischer Ursachen zu nennen: etwas in/unter der Bluse haben (Anatomie);
jemandem die Unschuld rauben (Reproduktion). Restriktionen des soziokulturellen
Bereichs betreffe das Aussehen (blondes Gift), Liebeswerbung (jemandem schöne
Augen machen), Mann-Frau-Beziehungen und Berufliches (ein Heimchen am
Herd). In der zweiten Hauptgruppe unterscheidet man biologisch-physiologische
Ursachen aufgrund der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale (etwas in
der Hose haben) und Restriktionen des soziokulturellen Bereichs (Kleidung, Beruf,
Gestik und Sprache: unter die Haube kommen, den Hut nehmen). Bei der
Restriktion aufgrund der Bildlichkeit ist eine Gruppe der Tiermetaphern zu
berücksichtigen (Hahn im Korb sein, eine flotte Mieze).
3. E. Piirainen versteht den Begriff Geschlechtsspezifik als semantischpragmatische Markierung eines Ausdrucks, der entweder im Zusammenhang nur
mit männlichen oder nur mit weiblichen Personen gebraucht werden kann
(Dobrovol'skij, Piirainen, 2009: 115). Die in der lexikalischen Struktur des
Ausdrucks fixierte Bildkomponente bewirkt in der figurativen Bedeutung eine
Beschränkung des Bezugs entweder auf Männer oder auf Frauen (ebd.: 117).
Geschlechtsspezifisch bedingte Usus-Restriktionen von Idiomen sind in den
meisten Fällen semantisch motiviert. Dies gilt jedoch nicht in umgekehrter
Richtung: Aus bestimmten semantischen Komponenten der figurativen Bedeutung
oder der inneren Form lässt sich nicht zwangsläufig auf entsprechende
114
Beschränkungen schließen. Deshalb muss jedes einzelne Idiom auf eine potenzielle
Restriktion hin überprüft werden, und zwar anhand möglichst vieler Textstellen
(ebd.: 123). Für die Überprüfung der untersuchten Idiome werden von den Autoren
die Textkorpora des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim (IDS-Korpora der
geschriebenen Sprache, COSMAS II) herangezogen.
4. Den erörterten Forschungsrichtungen zufolge bezieht sich unsere
Forschung auf die komplexe Überprüfung der von uns ausgewählten und
strukturierten phraseologischen Materialbasis des Deutschen, auf die detaillierte
Analyse jeder semantischen Gruppe. Wir bestimmen diese Untersuchung als
Möglichkeit zur Erläuterung des sogenannten androzentrischen Charakters der
deutschen Sprache und zur Betrachtung der gesellschaftlich-politischen
Veränderungen, die von der feministischen Sprachkritik verursacht werden, was
sich sowohl im Leben der Gesellschaft als auch in der Sprache bzw. Phraseologie
widerspiegelt. Die wichtige Fragen dabei sind, ob der deutsche idiomatische
Thesaurus auch heutzutage wirklich so androzentrisch bleibt wie es tradiert wurde;
inwiefern der sogenannte Androzentrismus beibehalten ist und welche
Veränderungstendenzen sich mit der Zeit durchsetzen.
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англійській мовних картинах світу: Автореф. дис. … канд. філол. наук:
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Karawajewa Olga
Ternivska Gymnasium Kryvyj Rih
KREATIVES SCHREIBEN IM DEUTSCHUNTERRICHT:
CHAOS ODER STRENG GEREGELTER LERNPROZESS?
Dass im Fremdsprachenunterricht geschrieben werden soll, ist eine
Binsenweisheit, dass die Schüler dem Schreiben gerne aus dem Weg gehen, eine
Lebensweisheit. Lernpsychologisch betrachtet, entpuppt sich das Schreiben als ein
115
ungeheuer problematischer und vielfältiger Vorgang, in dem viele verschiedene
innerseelische Tätigkeiten zusammenwirken.
Schreiben ist ein komplexer Prozess. Wenn wir „Schreiben als Prozess“
zum Gegenstand des Muttersprachen- oder Fremdsprachenunterrichts machen,
brauchen wir ein entsprechendes theoretisches Konzept. Konzepte, die Hayes
Flower (1980), Bereiter (1980) für den Muttersprachenunterricht entwickelt
haben, können wir für unsere Zwecke auf den fremdsprachlichen
Schreiblernprozess übertragen. Dieses „Modell zum Schreiblehrprozess“
beabsichtigt drei grundlegende Etappen der Schreiblehre und zwar: Planen,
Schreiben und Überarbeiten, die schrittweise in den Schreibunterricht eingesetzt
werden sollen. Die Arbeit beginnt mit der Schreibaufgabe, ersten
Planungsschritten bzw. advanced organizing, Assoziogramm, Wortschatz,
Redemittel. Danach sind erste Formulierungen sowie Satzteile, einfache
Hauptsätze, Überlegungen zum Aufbau, zur Gliederung, Strukturskizzen und die
Sammlung inhaltlicher Punkte an der Reihe. Zum Schluss werden Entwurf,
Reinschrift, Revision und Korrektur behandelt.
Womit beginnen Sie Ihre Schreibaufgabe? Mit einem Bild, einem Gedicht
oder einer kleinen Fabel als Impuls? Oder werden Sie Ihre Schreibaufgabe mit
Assoziogramm einleiten? Assoziative Verfahren stehen häufig am Anfang des
„kreativen, freien Schreibens“ (Kast, 2002: 126).
Nach Christoph Lorey (University of Brunswick) ist Kreativität mit der
„schöpferischen“ Kraft eines Menschen verbunden. Wer kreativ ist, schöpft aus
der Quelle seines Geistes, um etwas zu schaffen, das es vorher noch nicht gab.
Streng genommen heißt kreativ handeln nichts anderes als Eigeninitiative zu
ergreifen und eigene Ideen zu entwickeln. Im weiteren Sinn ist das Kreativ-sein
vielmehr gleichbedeutend mit „Entdecken“, „Basteln“, „Ausprobieren“ und
„Spielen“, weil aus diesen Tätigkeiten meistens etwas Neues, Originelles
hervorgeht.
Kreatives Schreiben heißt, vereinfacht gesagt, zunächst nichts anderes als
schriftlich festzuhalten, was aus eines jeden Gehirn unerschöpflich hervorquillt,
nämlich unsere eigenen Ideen und Bilder. Die Kreativität der Deutschlernenden
ist im Spiel, wenn wir eigene Texte ohne Vorlagen schreiben, auch wenn wir auf
dem Weg dorthin Hilfen erhalten, z. B. durch vorbereitende Wortschatzübungen
oder strukturierende Hinweise.
Kreatives Schreiben kann sogar manchmal überhaupt erst durch
strukturierte sprachliche Vorgaben initiiert werden.
In Bezug auf das Schreiben im Deutschunterricht muss gleichermaßen
bedacht werden, welche Kompetenzen die Schüler erwerben sollen und welche
Lernbedürfnisse sie haben. Didaktische Fragen behandeln außerdem individuelle,
differenzierte Lernangebote und Lern-Arrangements, die allen diesen Aspekten
gerecht werden und auch die Schüler integrieren, deren Erstsprache nicht Deutsch
ist. Kreatives Schreiben in einem Lernarrangement von Freiarbeit und offenem
Unterricht kann viele dieser Aspekte abdecken. Es bietet sich an, Zeiten für
kreatives Schreiben, für Schreibwerkstätten und Schreibprojekte freizustellen.
116
Um das kreative Schreiben systematisch in den Unterricht einzubinden, schlägt
Liebnau (1995) unter anderem vor, die Aufgaben so auswählen und zu verändern,
dass sie für die Klasse bzw. den Kurs und in den Unterrichtszusammenhang
passen, die Zeit für verschiedene Aufgaben im Schulunterricht und für
Hausaufgaben strukturieren, möglichst viele Gruppen bilden und dabei
schwächere Schüler möglicherweise individuell motivieren.
Christoph Lorey betont, dass kreatives Schreiben die Sprache der
Lernenden zusätzlich aktivieren und zum Einsatz bringen soll. Die Schülerinnen
und Schüler sollen durch anregende Vorübungen herausgefordert werden, von der
Fremdsprache auf ihre eigene Weise Gebrauch zu machen und dabei so frei wie
möglich mit ihr umzugehen, natürlich mit dem Ziel, ihre sprachliche Kompetenz
zu erweitern. Der Lehrer soll jedem in der Klasse unabhängig von seinen
sprachlichen und schriftlichen Fähiglkeiten ermöglichen, sich am Schreibprozess
zu beteiligen und Erfolge zu erzielen. Das bringt eine heitere Note, motiviert die
Lernenden, fordert die Gruppenarbeit und führt zu einem lebhaften, interaktiven
Unterricht. Kreatives Schreiben ist auf allen Lernstufen sinnvoll und möglich.
Und es gibt viele einfache Übungen, die sich erfolgreich schon im Anfängerkurs
einsetzen lassen. Aber solche „kreative Heiterkeit“ soll von den Lehrenden streng
geregelt und so zu sagen auf den rechten Weg geführt werden.
Auch andere Didaktiker wie Hornung, Fritzsche, Vopel empfehlen, dass im
Unterricht ein paar Grundregeln beachtet werden sollen, damit man in der Klasse
nicht ins kreative Chaos steuert. Lassen Sie sich durch keinen Fehler dazu
bewegen, schon die ersten, noch rohen Ideen der Lernenden durch Korrekturen
gleich wieder zu verdrängen. Vergessen Sie nicht, dass der Lehrer bei jeder Übung
den Lernenden auch hier konkrete Anleitungen, Beispiele geben soll. Alle
Anleitungen und Musterbeispiele dürfen keinesfalls die Kreativität der Schüler
einschränken oder ihre Schreibfreude bremsen. Die Übungsarten der „kreativen“
Schreibdidaktik setzen keine Phantasiegrenzen, darunter: kooperatives Schreiben,
eigenstätige Tätigkeiten (Comics Gedichtszusammensetzungen, Gedichte als
Lückentexte, Parallelgedichte, Elfchen, Gedichtsforsetzungen), Arbeit mit Bildern.
Das systematische Üben kann im Anschluss an die Textproduktion und
Reflexion dieser Texte erfolgen, indem man sich sprachlichen Phänomenen
widmet, die den Schülern Schwierigkeiten bereitet haben.
Literatur
http://www.academia.edu/182225/_Kreatives_Schreiben_im_ersten_Jahr_
Deutsch_als_Fremdsprache_Dreizehn_Fragen_und_Antworten_mit_anregenden
_Aktivitaten
Beatrix Hinrichs/„Kreatives Schreiben ein Weg zur Förderung der
Schreibkompetenz von Schülern mit Deutsch als Zweitsprache im
Deutschunterricht“ (Dezember 2011)
Liebnau, Ulrich: Eigensinn. Kreatives Schreiben – Anregungen und
Methoden. Frankfurt am Main: Diesterweg (1995).
Kast B. Fertigkeit Schreiben, in: DaF, Heft 12. – München: Langenscheidt,
2002. – 231 S.
117
Karpenko Yevgeniya
Staatliche Universität Shytomyr
KREATIVES SCHREIBEN: MÄRCHEN-METHODE
1. Das kreative Schreiben bietet eine Fülle von Methoden und Techniken, mit
denen wir unsere Kreativität entwickeln und neu entdecken können und die uns zu
ungeahnten Textergebnissen führen. Die Märchen-Methode macht sich dies zu
Nutzen: Abhängig vom Thema wird ein Märchen als zentrales Element gewählt und
mit interaktiven Methoden bearbeitet. Daraus entstehen dann Texte: lustige und
ernste, kurze und lange, bruchstückhafte und vollständige, sachliche und emotionale.
Und nicht nur das – durch kreative Schreibmethoden verbessert sich ganz nebenbei
die Ausdrucksfähigkeit und es fällt den Lernenden immer leichter Texte zu verfassen,
die klar sind und auf den Punkt kommen. Eine mögliche Aufgabe für Lernende ist ein
Lückentext, den sie ausfüllen und dann vorlesen. Weiter können sie ihre Varianten
vergleichen und zusammen die bessere Variante wählen.
1.1 Variante 1
Es war einmal eine unbekannte Prinzessin mit ihrem alten Onkel, dem
König, in einem fernen Königreich. Sie war warmherzig und gut, aber sehr traurig.
Sie wollte schön sein und dachte, dass niemand eine hässliche Prinzessin lieben
und heiraten würde. Eines Tages, als sie in ihrem Zimmer spazierte, traf sie einen
alten Mann, der so hässlich war wie sie. „Guten Morgen, schönes Kind!“, sagte der
Mann. „Oh nein, lachte die Prinzessin, ich bin überhaupt nicht schön. Aber ich
möchte schön sein.“ „Deine Seele ist schön, mein Kind“, sagte der Mann. „Nimm
diesen Ring, er wird dein Gesicht so schön wie dein Herz machen.“ Der Mann
verschwand, und die Prinzessin steckte den Ring an den Finger und wurde sehr
schön. Viele Prinzen wollten sie heiraten. Sie lehnte alle ab und regierte das Land
glücklich viele Jahre.
Variante 2
Es war einmal eine hässliche Prinzessin mit ihrem alten Vater, dem König,
in einem fernen Wald. Sie war beschäftigt und klug, aber sehr lustig. Sie wollte
schön sein, aber dachte, dass niemand ihr Freund werden würde. Eines Tages, als
sie in ihrem Garten spazierte, begegnete sie einer alten Dame, die so schön war wie
sie. „Guten Abend, schönes Kind!“, flüsterte die Frau. „Oh nein, rief die
Prinzessin, ich bin überhaupt nicht schön. Aber ich möchte schön sein.“ „Deine
Seele ist schön, mein Kind“, sagte die Dame. „Nimm diese Blume, sie wird dein
Gesicht so schön wie dein Herz machen.“ Die Dame verschwand und die
Prinzessin nahm die Blume in die Finger und wurde sehr schön. Viele Männer
wollten sie heiraten. Sie lehnte alle ab und regierte das Land glücklich viele Jahre.
Variante 3
Es war einmal eine hässliche Prinzessin mit ihrem alten Vater, dem König,
in einem fernen Königreich. Sie war warmherzig und gut, aber sehr traurig. Sie
wollte schön sein, und dachte, dass niemand eine hässliche Prinzessin lieben und
heiraten würde. Eines Tages, als sie in ihrem Garten spazierte, begegnete sie einer
alten Dame, die so hässlich wie sie war. „Guten Abend, ein schönes Kind!“, sagte
118
die Dame. „Oh nein, lachte die Prinzessin, ich bin überhaupt nicht schön. Ich
möchte schön sein.“ „Deine Seele ist schön, mein Kind“, sagte die Dame. „Nimm
diesen Ring, er wird dein Gesicht so schön wie dein Herz machen. Die Dame
verschwand, und die Prinzessin steckte den Ring an den Finger und wurde sehr
schön. Viele Prinzen wollten sie heiraten. Sie lehnte alle ab und regierte das Land
glücklich viele Jahre.
2. Bei dieser Methode geht es nicht mehr darum, es den Lehrern Recht zu
machen oder gute Noten zu bekommen. Beim kreativen Schreiben geht es nicht um
richtig oder falsch. Es geht darum, zu erfahren, wie Sie mit dem Schreiben
möglichst viel Spaß haben, die Kreativität entdecken und ausleben.
Literaturverzeichnis
Кроуфорд А., Саул В., Метью С., Макінстер Дж. Технології навчання
критичного мислення учнів. – Київ: „Плеяди“, 2006. – 217 с.
Kiyko Svitlana
Nationale Universität Tscherniwzi
ZUR MAKRO- UND MIKROSTRUKTUR
DES WÖRTERBUCHS DER DEUTSCH-UKRAINISCHEN
„FALSCHEN FREUNDE“
1. Das Phänomen der „Falschen Freunde“ (FF), d. h. Wörter mit ähnlicher
Lautung und teilweise oder völlig verschiedenen Bedeutungen, ist eine Erscheinung, die bisher hauptsächlich mit dem Blick auf die Sprachen Englisch,
Französisch, Spanisch und Russisch erforscht wurde. Im deutsch-ukrainischen
Sprachvergleich fanden FF nur wenig Beachtung. Dabei sind die Unterschiede in
der Bedeutung gleich oder ähnlich lautender Wörter in zwei Sprachen eine der
häufigsten Quellen von Interferenzfehlern (Lietz 2006: 324–326; Mertens 2001:
96 ff.). Selbst die umfangreichsten Übersetzungswörterbücher sind nicht im
Stande, die Ähnlichkeiten und Unterschiede derartiger Wörter vollständig
darzustellen (vgl. dazu Lipczuk 2002: 299).
Für die Fremdsprachendidaktik ist es notwendig, semantische Unterschiede
der FF in speziellen Wörterbüchern zu erfassen, die zur besseren Aneignung der
fremdsprachlichen Lexik beitragen und somit die Fehlerquote reduzieren würden.
2. Die Wörterbücher der Falschen Freunde (WdFF) unterscheiden sich wesentlich sowohl inhaltlich als auch nach dem Aufbau von anderen Wörterbuchtypen. Sie behandeln nicht den gesamten Wortschatz, sondern nur graphemisch oder phonematisch ähnliche Lexeme zweier Sprachen mit partiell gemeinsamer Semantik, die erfahrungsgemäß bei der Textproduktion oder -rezeption
Interferenzfehler verursachen. Ein WdFF gehört in die Reihe der zweiseitigen
Übersetzungswörterbücher, bei denen die linke und rechte Seite in verschiedenen
Sprachen ausgeführt sind. Im Unterschied zu geläufigen zweisprachigen Wörterbüchern haben WdFF einige Besonderheiten in der Makro- und Mikrostruktur, auf
die ich detaillierter eingehen möchte.
119
3. Makrostrukturelle Besonderheiten eines WdFF betreffen sowohl die
Menge und Anordnung der Lemmata als auch deren Auswahl. Eine der ersten
Anforderungen an ein WdFF besteht darin, dass der gewonnene Lemmabestand
den Benutzerbedürfnissen möglichst angemessen Rechnung trägt. Ausschlaggebend dafür ist die Bestimmung der Adressaten. Die meisten WdFF werden als
monodirektionale Wörterbücher konzipiert und sind für Lerner der Mittel- und
Oberstufe gedacht. Sie enthalten ca. 600 bis ca. 4000 Wortpaare der FF und sollen
dabei helfen, lexikalischen Interferenzfehlern vorzubeugen.
Für die Auswahl der Lemmata für das WdFF werden in der Regel lexikographische Quellen herangezogen, und zwar repräsentative einsprachige Universalwörterbücher beider Sprachen sowie zweisprachige Übersetzungswörterbücher.
Die zentrale Frage des WdFF stellt die Stichwortauswahl dar, die sich auf eine
möglichst klare und eindeutige Definition der FF stützen soll.
4. Mikrostrukturelle Besonderheiten eines WdFF betreffen die linear geordnete Menge der Angaben, die auf das Lemma folgen. Der Hauptteil ist der
Bedeutungsteil mit Definitionen und Bedeutungserklärungen, syntaktischen und
semantischen Abhängigkeiten von Kontextpartnern u. a. Der Differenzierung von
Übersetzungsäquivalenten dienen Definitionen, Kombinations- und Restriktionsangaben, Mehr-Wort-Einheiten, synonymische und hyponymische Glossen,
Markierungen, Konstruktionsangaben sowie Illustrationen.
Bei dem Aufbau des Artikels in einem WdFF ist die wichtigste Aufgabe, die
optimale Struktur des Wortartikels für das vorhandene Material zu finden, um dem
Benutzer einen maximal schnellen Überblick über die Divergenzen und
Äquivalenzen der gegenübergestellten Sprachzeichen zu ermöglichen.
5. Anlass zur Untersuchung der ukrainisch-deutschen FF ist die Tatsache,
dass es bis jetzt kein WdFF für dieses Sprachenpaar gibt. Für das deutschukrainische WdFF wurde aus Gründen didaktischer und sprachpraktischer
Überlegungen eine interferenzbedingte Definition der FF als Wörter vorgeschlagen, die bei ähnlichem Lautbild nicht nur semantische, sondern auch morphologische, grammatische, phonetische oder stilistische Unterschiede aufweisen,
denn ein Wort, das nicht korrekt ausgesprochen, betont oder gebildet wird, kann
die Kommunikation ebenso stören wie ein semantisch falsch verwendetes Wort.
Als Grundlage für die Untersuchung dienen das Duden Universalwörterbuch
(2007) und das einsprachige ukrainische Wörterbuch von W. Jaremenko und O.
Slipuschko (Яременко 1999). Die Einträge aus diesen Lexika, die unserer Definition
nach als FF bestimmt werden könnten, sind für die Untersuchung entnommen und
verzettelt worden. Das Korpus erfasst ca. 2800 Wortpaare. Alle Wortpaare wurden
analysiert und in vier Listen gegliedert: phonetische, morphologische,
grammatische und semantische FF.
Die Mikrostruktur des WdFF sieht so aus: lemma – discriminator –
equivalent – example. Dabei gehören zu discriminator alle Angaben, die zur
Differenzierung von Übersetzungsequivalenten dienen, und zwar Definitionen,
Markierungen (zeitliche, regionale, soziale, stilistische sowie Bezugsangaben),
Kombinationsangaben und Konstruktionsangaben bei Verben. Equivalents können
als Synonyme oder synonymische Paraphrasen abgefasst werden. Examples sind
120
Beispiele in Form von Kollokationen oder Mehr-Wort-Einheiten. Aus Raumgründen werden keine Belege aus literarischen Quellen angeführt; dadurch gewinnt
das WdFF an Übersichtlichkeit.
Es wird versucht, die Wörterbuchartikel so aufzubauen, dass sie dem Leser
einen schnellen Überblick über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der gegenübergestellten Lemmata ermöglichen. Die alphabetische Anordnung erfolgt nach
den deutschen Stichwörtern der linken Spalte, da diese im Allgemeinen umfangreicher ausfällt als die rechte. Dies ist eine Folge davon, dass zahlreiche deutsche
Entsprechungen als Fremdwörter entweder nur bildungssprachlich oder als
Termini in bestimmten Fachgebieten im Ukrainischen verwendet werden. Die
entsprechenden deutschen Begriffe hingegen gehören in den meisten Fällen zum
allgemeinen Vokabular und haben ein breiteres und differenzierteres
Bedeutungsspektrum. Am Ende wird das Wörterbuch mit einem alphabetischen
Verzeichnis der ukrainischen Lemmata versehen, um dem Benutzer den Zugriff
auf das ukrainische Lemma zu ermöglichen.
In jedem Äquivalenzeintrag wird zuerst in knapper Form eine Definition als
kurzer, verdeutlichender Hinweis auf die gemeinte Lemmabedeutung in der jeweiligen Muttersprache des Benutzers angeführt, um ihm eine inhaltliche Orientierung
zu ermöglichen. Dann werden Übersetzungsäquivalente in der Zielsprache
angeboten. Synonyme sind dann notwendig, wenn es sich um Wörter handelt, die
in der Alltagssprache wenig gebräuchlich sind. Belege aus verschiedenen Korpora
erläutern die unterschiedlichen Einzelbedeutungen der Stichwörter in der
jeweiligen Sprache. Sie dienen zur Veranschaulichung der angegebenen
Äquivalenzen. In der Regel werden die gängigsten Beispiele für die Exemplifizierung der einzelnen Äquivalente vorgesehen.
Als Orientierungsprinzip für die Bedeutungsdifferenzierung dienen die einsprachigen Universalwörterbücher des Deutschen und des Ukrainischen. Jedoch
wird häufig eine andere Bedeutungsgliederung als in den Universalwörterbüchern
vorgenommen. Die Bedeutungsdifferenzierung wird aufgrund der Äquivalenzverhältnisse angeführt, d. h. wenn unterschiedliche Äquivalente in der Zielsprache
vorliegen, werden verschiedene Bedeutungsvarianten angeführt. Umgekehrt fassen
wir mehrere nahestehende Bedeutungsvarianten in einer zusammen, wenn in der
Zielsprache für diese das gleiche Äquivalent steht. So stehen beim Aufbau und der
Darstellung des Wörterbuchartikels die Leserfreundlichkeit und Übersichtlichkeit
im Mittelpunkt unseres Interesses, damit das Wörterbuch seiner angestrebten
erklärend-didaktischen Funktion möglichst gerecht wird.
Literaturverzeichnis
DUW – Duden. Deutsches Universalwörterbuch (2007). – Mannheim u. a.:
Dudenverl. – CD-ROM.
Яременко В. Новий тлумачний словник української мови / В. Яременко,
О. Сліпушко. – Т. 1-4. – Київ: Аконіт, 1999. – 910 с., 911 с, 927 с, 941 с.
Lietz G. „Deutsch-polnisches Kriminalistenseminar“. ‚Falsche Freunde‘ im
Fremdsprachenunterricht / G. Lietz // Convivium, Germanistisches Jahrbuch Polen.
– Bonn: DAAD, 2006. – S. 321–345.
121
Lipczuk R. „Faux Amis“ in den deutsch-polnischen Wörterbüchern / R. Lipczuk // Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses „Zeitenwende – Die
Germanistik auf dem Weg vom 20. ins 21. Jahrhundert“. – Vol. 2. – Bern, 2002. –
S. 299–304.
Mertens J. Die so genannten faux amis in schriftlichen Textproduktionen
von Lernern des Französischen der Sekundarstufe I: Sprachwissenschaftliche und
didaktisch-methodische Überlegungen / J. Mertens. – Frankfurt a. M.: Lang, 2001.
– 486 S. – (Freiburger Beitrage zur Erziehungswissenschaft und Fachdidaktik.
Bd. 10).
Kislyakova Lyudmyla
Nationale Universität Donezk
GRENZRÄUME IM ROMAN
„DIE VERMESSUNG DER WELT“ VON D. KEHLMANN
1. Einleitung
Raum als Begriff hat sich in den Kultur- und Literaturwissenschaften fest
etabliert. Nach einer langen Vernachlässigung des Raums im deutschsprachigen
Kontext wegen der Assoziationen mit dem Raumdenken in der nationalsozialistischen
Expansionspolitik spricht man heutzutage von einer räumlichen Wende (spatial turn).
Die Raumwende verursachte unterschiedliche Raumkonzepte und verkündete die
Verräumlichung des Denkens und der Kultur. In der Literaturwissenschaft wurden
viele Arbeiten zum Raum in der Literatur und zur Räumlichkeit der Literatur
geschrieben. Gemeinsam ist diesen Arbeiten die Auffassung, dass der Raum nicht als
„bloßer Behälter“ konzipiert wird. Es wird zwischen Raum und Ort (spatial und
topographical) unterschieden. Entsprechend „zeichnet sich“ in den
literaturwissenschaftlichen Studien „ein Interesse für Raum als einer kulturell
geprägten und produktiven Wahrnehmungskategorie ab“ (Hallet 2009: 19).
2. Grenzräume
2.1 Dieser Beitrag knüpft an die Raumkonzepte der gegenwärtigen
Forschungen an und thematisiert fiktionale Grenzräume im Roman „Die
Vermessung der Welt“ von D. Kehlmann. Das Buch ist eine Doppelbiographie von
zwei realen Wissenschaftlern: „des Fürsten der Mathematik“ Carl Friedrich Gauß
und des Naturforschers Alexander von Humboldt. Aus diesem Grunde steht der
Roman in einem gewissen Spannungsverhältnis zur Realität. Aber ein literarisches
Werk konstituiert sich eben durch den „Akt des Fingierens“ (Iser, 1991). Die
„Sprache eröffnet eigene Schauräume, die imaginativ betreten und durchschritten
werden können“ (Lossau 2004: 5) und der Leser befindet sich damit im Grenzraum
zwischen Realem und Fiktionalem.
2.2 Der Roman beginnt mit einem historischen Datum, der 17. Tagung der
Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte 1828 in Berlin, zu der Herr Gauß
von Herrn Humboldt eingeladen wurde. Die Reise und das Treffen der Gelehrten
ist der Auftakt für die Darstellung ihrer Lebensläufe. Dabei handelt es sich nicht
um eine starre Rekonstruktion von wichtigen Lebensstationen und Daten. Im
122
Wechselrhythmus behandelt der auktoriale Erzähler in sechzehn Kapiteln (Die
Reise; Das Meer; Der Lehrer; Die Höhle usw.) das Leben der Gelehrten. Der
Realismuseffekt steigt, indem der Autor historische Ereignisse und
Persönlichkeiten einführt: die Napoleonischen Kriege, das Königreich Westfalen,
den Deutschen Turnbund, I. Kant, J. W. v. Goethe, W. v. Humboldt, Chr. M.
Wieland, K. A. v. Hardenberg, Napoleon, Th. Jefferson und viele andere. Aber in
die objektive Welt historischer und wissenschaftlicher Fakten wird die subjektive
Perspektive des Autors eingeflochten, die die Romanhelden in den Alltag platziert.
Und dem Leser eröffnet sich ein weiterer Grenzraum: das Leben zwischen
Wissenschaft und Alltag. Die beiden Gelehrten werden vom Autor aus der Statik
gerissen und vom Sockel der Heldenverehrung steigen vor den Augen der Leser
Menschen mit ihren Sehnsüchten und Schwächen. Der Leser lernt C. F. Gauß als
einen höchst begabten Astronomen und Mathematiker und einen
wissenschaftlichen, der Entwicklung der Dinge vorauseilenden Propheten kennen.
Gleichzeitig mangelt es Gauß an jeder Art von Respekt gegenüber Autoritäten, er
ist weltfremd, arrogant gegenüber seinem Sohn Eugen und insgesamt ein
komplizierter Mensch im Alltag.
Zielgerichtet widmet sich A. v. Humboldt der Wissenschaft und seinen
Entdeckungen. Mutig und hingebungsvoll erträgt er alle Gefahren auf seinen
Reisen mit dem Ziel, die Welt vollständig zu vermessen, und mit der Hoffnung
„Die Wissenschaft werde ein Zeitalter der Wohlfahrt herbeiführen“ (Kehlmann
2008: 238). Oft gelangte er in seinen Expeditionen an die Grenze des Möglichen
und stellte Experimente an seinem Körper an. Gegenüber den Mitmenschen ist er
hilfsbereit, er duldet weder Despotie noch Folter jeglicher Art („Die zweite
Beleidigung des Menschen sei die Sklaverei“ (Kehlmann 2008: 238). Freunde
hatte er aber keine, in alltäglichen Situationen ist er unbeholfen, weil die
wissenschaftliche Nüchternheit dominiert.
2.3 Daniel Kehlmanns Versuch, die Glanzlichter der deutschen Wissenschaft
als lebendige Menschen darzustellen, veranlasst ihn, auch sprachlich in einem
Zwischenraum — von Ernst und Komik — zu balancieren. Der ironische Ton
durchdringt das ganze Buch. Viele Szenen werden anekdotenhaft dargestellt. Gauß
zum Beispiel sprang in der Hochzeitsnacht aus dem Bett, um eine ihm eingefallene
Formel aufzuschreiben (Kehlmann 2008: 150), er vergaß den Geburtstermin seines
ersten Sohnes (Kehlmann 2008: 154). Lächerlich zeigt sich Humboldt beim
Läusezählen in den geflochtenen Haaren der Frauen der Äquinoktialgegenden
(Kehlmann 2008: 70). Der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht war für
Humboldt fremd. Mit unerbittlicher Ironie beschreibt Kehlmann die Szene mit
einem spanischen Mädchen. (Kehlmann 2008: 76). Sehr „geschickt“ entzieht sich
der Autor der „Verantwortung“ für die Authentizität, indem er alle Dialoge in
indirekter Rede wiedergibt und auf solche Weise die historische Distanz zu den
Figuren des Romans schafft.
3. Fazit
Dem Autor Kehlmann ist gelungen, Grenzräume der Fiktion und der Realität
und deren Überschreitungen erzählerisch zu vermitteln. Es ist ihm auch gelungen,
123
die Grenze als Übergang zwischen Ernst und Komik, Größe und Lächerlichkeit,
Erfolg und Scheitern zu zeigen.
Literatur
Hallet W., Neumann B. (Hg.): Raum und Bewegung in der Literatur: Zur
Einführung / W. Hallet, B. Neumann. (Hgg.): Die Literaturwissenschaften und der
Spatial Turn. – Bielefeld: transcript Verlag, 2009. – S. 11–32.
Iser W. Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer
Anthropologie / Wolfgang Iser. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991. – 522 S.
Kehlmann D. Die Vermessung der Welt. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt
Taschenbuch Verlag, 2008. – 303 S.
Lossau J. Räume von Bedeutung. Spatial turn, cultural turn und
Kulturgeschichte [digital]. – Zugriffsmodus: http://a42.org/269.0.html
Kit Larysa
Staatliche Pädagogische Wolodymyr-Wynnytschenko-Universität Kirowohrad
REKTION ALS ART DER SYNTAKTISCHEN VERBINDUNG
IM UKRAINISCHEN UND DEUTSCHEN. SCHWACHE
UND STARKE REKTION
Eine der häufig diskutierten Fragen der modernen Linguistik ist das Problem
der unterordnenden Beziehung. Die Art der syntaktischen Beziehung, die das
größte Interesse weckt, ist die Rektion.
Der Begriff selbst ist mehrdeutig, in Meyers Neues Lexikon findet man
folgende Difinition: „Rektion: Fähigkeit bestimmter Wortarten (Verbum,
Substantiv, Adjektiv, Präposition), den Kasus des von ihnen abhängigen Wortes zu
bestimmen.“ (Meyers Neues Lexikon. Bd. 6 Leipzig 1963, S. 889).
Rektion ist eine Art der syntaktischen Verbindung, bei der die Form des
indirekten Objekts (mit oder ohne Präposition) vom regierten Element abhängig
ist, zum Beispiel ein Problem lösen, die Hoffnung aufgeben, Interesse für etwas
haben, das Zimmer betreten, jemandem die Zeit gewähren; розв’язав задачу,
увійти до лісу, позбутися надії, рахуватися з часом, відправлення потягу,
інтереси справи, інтерес до науки і т. д.;
Grammatische Form des mit Hilfe des Substantivs oder Pronomens
ausgedruckten indirekten Objekts hängt vom regierten Wort ab. Dadurch
unterscheidet man präpositionslose Rektion (зустрічати гостей, радіти
перемозі, гордитися батьком, будинок брата, ліс рук; die Gäste einladen, die
Frage beantworten, einen Brief schreiben) und präpositionale Rektion (відсунути
від краю, облетіти навколо Місяця, гай біля села, лист для брата; sich auf die
Ferien freuen, sich um eine Stelle bemühen, nach einer Ausrede suchen).
Man unterscheidet schwache und stake Rektion.
Als starke Rektion bezeichnet man eine unterordnende Beziehung, bei der
das regierte Wort eine einzige Form des abhängigen Wortes verlangt. Dabei ist
sowohl eine präpositionale als auch eine präpositionslose Rektion möglich, z. B.
124
рубати ліс, готуватися до конкурсу, радіти сонцю, ставлення до хворих,
любов до батьківщини, початок спектаклю; etwas für eine Prüfung
vorbereiten, mit der Arbeit anfangen, an die Tür klopfen, auf einen Brief
antworten, die Frage beantworten.
Stark regieren können nicht alle Wortarten, am häufigsten die Verben. Die
syntaktische Fähigkeit der Verben starke Rektionen zu bilden, hängt direkt davon
ab, ob das Verb transitiv oder intransitiv ist.
Nach A. Peschkowsky ist die starke Rektion verherrschend, schwache
Rektion ist nur eine seltene Art der Rektionen der Verben.
Als typisches Beispiel der starken Rektion nannte er Nomen-VerbVerbindungen, bei denen das Verb intransitiv ist, zum Beispiel: взяв книжку,
приніс газету, зустрів брата, написав вірш, читаю доповідь, einen Brief
schreiben, ein Buch lesen, Vortrag halten, eine Zeitung kaufen, Noten bekommen.
In Wortfügungen mit starker Rektion kann das regierte Wort im
Ukrainischen auch folgende grammatische Formen haben:

Genitiv-Form, zum Beispiel куплю чорнила; дістану фарб; візьму
паперу

Instrumentalis-Form, zum Beispiel орав плугом; рубав сокирою;
намалюю олівцем
Bei schwacher Rektion geht es um unterordnende Beziehungen, bei denen
das abhängige Wort unabhängig von den grammatischen und lexikalischen
Besonderheiten des regierten Worts zum Ausdruck der jeweiligen Bedeutung der
Wortfügung dient.
Die grammatische Form des abhängigen Worts wird aus allen möglichen
gewählt, um die Bedeutung des regierten Worts zu konkretisieren, zum Beispiel:
гуляти в лісі, в полі; гуляти надвечір, гуляти з другом; йти в ліс; працювати
рік; зануритися до пояса; товпитися біля театру, натовп біля театру;
durch die Stadt bummeln, mit einem Freund spazieren gehen, vom Bahnhof
abholen, das ganze Jahr durch arbeiten і так далі.
Die schwache Rektion kann im Unterschied zur starken nicht als nötige,
sondern nur als mögliche Beziehung des regierten Worts betrachtet werden.
Literaturverzeichnis:
Апресян Ю. Д. О сильном и слабом управлений (Опыт количенственного анализа). // Вопросы языкознания. – 1964 – № 3 – С 32–40.
Власов Є. Н. Керування дієслів, прикметників та іменників у німецькій
мові: Навчальний посібник. / Власов Є. Н., Куленко В. Є. – Вінниця : «Нова
Книга», 2003 – 143 с. – С. 6–9.
Кулик Б. М. Курс сучасної української літературної мови. Частина ІІ.
Синтаксис. / Борис Миколайович Кулик. – К. : Радянська школа, 1961. – 286 с.
– С. 12–15.
Курилович Е. Проблема классификации падежей // Очерки по
лингвистике. / Ежи Курилович. – М., 1962. стр. 175–203 – С. 201.
Пешковский О. М. Русский синтаксис в научном освещении / Александр
Матвеевич Пешковский. – М. : Языки славянской культуры, 2001. – 544 с.
MNS – Meyers Neues Lexikon. Bd.6 – Leipzig 1963, S. 889.
125
Kovtun Janina
Nationale Universität Tscherkasy
WORTBILDENDE BEDEUTUNG DER SAMMELNAMEN
Die wortbildende Bedeutung (WB) nimmt eine intermediäre Position
zwischen den lexikalischen und grammatischen Bedeutungen ein. WB gehört
gleichzeitig zur Ausdrucks- und Inhaltsform. Auf solche Weise wird die WB durch
die Zusammenwirkung zwischen diesen beiden Formen realisiert.
Im vorliegenden Beitrag wird das Ziel verfolgt, durch die Betrachtung der
wortbildenden Strukturen der Sammelnamen und durch die Untersuchung der
Merkmale, die der WB und ihren Typen eigen sind, den Begriff „WB“ aufzuzeigen.
Das Problem der lexikalischen, wortbildenden und grammatischen
Komponenten des Semems gehört zu den traditionellen Problemen der
lexikalischen, wortbildenden und grammatischen Bedeutungen des Wortes. Das
Problem des Lernens auf dem Gebiet der verschiedenen Typen der
Wortbedeutungen wird heute besonders hervorgehoben. Jede Neubildung in der
Sprache hat eine lexikalische (individuelle) und eine grammatische
(verallgemeinernde) Bedeutung. Große Aufmerksamkeit haben die Forscher
sowohl den Gesetzmäßigkeiten der sprachlichen Einheiten, den Beschreibungen
verschiedener Wortbildungsmodelle und Typen als auch ihren strukturierten und
semantischen Beziehungen untereinander geschenkt. Dieses Problem betrachteten
sowohl einheimische (O. Kubrjakova, V. Lopatin, V. Vinogradov, O. Zemskaja u. a.)
als auch deutsche Wissenschaftler (W. Fleischer, L. Ortner, G. Paul u. a.).
Unter „WB“ versteht man eine verallgemeinernde kategoriale Semantik des
wortbildenden Elements und Inhalts. Die WB wird durch die Bedeutung des
abgeleiteten Wortes von der Semantik des produzierten Wortes abgegrenzt. Die WB
ist eng mit der lexikalischen und grammatischen Bedeutung verbunden [3, 565].
Zusammenfassend wird gezeigt, dass die Untersuchung des semantischen
Aspekts in den letzten Jahren dazu geführt hat, dass man die WB als einer der
Haupttypen der sprachlichen Bedeutungen in ihrer selbständigen Existenz
betrachten kann [2, 13]. Es zeigt sich außerdem, dass die abgeleiteten Substantive
und Neubildungen noch eine WB haben, die im Prozess der Zusammensetzung
entsteht.
Es ist zu betonen, dass die WB aus onomasiologischer Sicht auf die
wortbildenden Erscheinungen einen besonderen Typ der Beziehungen zwischen
der onomasiologischen Basis eines Wortes und seinem onomasiologischen
Merkmal, das das morphologische Prädikat fixiert, ausdrückt. Z. B: „der Student“,
-ent hat die Bedeutung einer Person und das Merkmal „das Studium“ gehört zur
Prädikatbasis „studieren“, wo die Basis -ieren durch das Prädikat „studieren“
präzisiert wird [1, 468].
Insofern muss gesagt werden, dass die Bedeutung, die mit Hilfe des
wortbildenden Elements ausgedrückt ist, als WB bezeichnet wird [4, 10]. Die WB
wird durch semantische Verbindung zwischen den unmittelbaren Konstituenten
einer wortbildenden Konstruktion bestimmt [5,3].
126
Literatur
1. Лингвистический энциклопедический словарь (ЛЭС) / Гл. ред. В. Н. Ярцева. – М.: Советская энциклопедия, 1990. – 685 с.
2. Мурясов Р. С. Значение деривационное и значение словообразовательное // Актуальные проблемы русского словообразования. Тезисы
докладов и краткие сообщения ІІІ Республиканской научной конференции
21–23 сентября 1978г. Ташкент. – 1978. – С.13–15.
3. Селіванова О. Сучасна лінгвістика: термінологічна енциклопедія. –
Полтава: Довкілля. – К, 2006. – 716 с.
4. Улуханов И.С. Словообразовательная семантика в русском языке. –
М.: Наука, 1977. – 256.
5. Fleischer W., Barz I. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache.
Unter Mitarb. von Marianne Schröder. – 2., durchges. und erg. Aufl. – Tübingen:
Max NiemeyerVerlag, 1995. – 382 S.
Kołodziej Robert
Jagiellonen Universität Krakau, Polen
DAS TERTIUM COMPARATIONIS IN DER KONTRASTIVEN
LINGUISTIK UND IN DER RECHTSVERGLEICHENDEN
TERMINOLOGIEARBEIT
Um zwei Größen, auch zwei lexikalische Einheiten, miteinander zu
vergleichen, können zwei in der sprachwissenschaftlichen Forschung genutzte, von
Sternemann (1978: 89–90) beschriebene Verfahren angewandt werden. Dabei
handelt es sich um den einseitig gerichteten (unilateralen) und den zweiseitig
gerichteten (bilateralen) Vergleich.
Im unilateralen Vergleich ist ein konkretes Problem oder eine sprachliche
Erscheinung der Sprache A der Ausgangspunkt. Dabei werden in der Sprache B
entsprechende Formen und Bedeutungen gefunden, die die Form oder die
Bedeutung der Sprache A ausdrücken. Dieses Verfahren kann als direkt bezeichnet
werden.
Beim bilateralen Vergleich wird eine übereinzelsprachliche Bezugsgröße –
das tertium comparationis – als das Problem, von dem man annimmt, dass es in
den zwei vergleichenden Sprachen auftritt – zu Grunde gelegt. Dieses Verfahren
kann als indirekt bezeichnet werden.
Beim unilateralen Vergleich werden die Ausgangs- und die Zielsprache
explizit bestimmt, beim bilateralen Vergleich ist eine solche Bestimmung nicht
erforderlich.
Beim unilateralen Vergleich wird die Bedeutung eines Lexems oder einer
lexikalischen Einheit der Sprache A direkt mit der Bedeutung eines Lexems oder
einer lexikalischen Einheit der Sprache B verglichen. Es handelt sich hier um einen
semasiologischen Ausgangspunkt (Sternemann 1979: 89–93). Wenn man z. B. die
polnischen und deutschen Monatsbezeichnungen miteinander vergleicht, kann die
127
Frage gestellt werden: „Wie wird in den beiden Sprachen der sechste Monat des
Jahres bezeichnet?“ (bilaterales, onomasiologisches Verfahren). Es kann hier aber
auch direkt die Frage gestellt werden: „Wie heißt Juni auf Polnisch?“(unilaterales,
semasiologisches Verfahren). Beide Verfahren werden im Fremdsprachenunterricht sowie in der Allgemein- und Fachlexikographie genutzt.
Das tertium comparationis der bi- oder multilingualen Terminologiearbeit
ist der Begriff. Bei Disziplinen, in denen die kognitive Struktur durch bestimmte
Faktoren und unterschiedliche Entwicklungen ausgeprägt wurde und von denen es
mehrere nebeneinander existierende Systeme gibt, muss davon ausgegangen
werden, dass hier keine einheitlichen Begriffe existieren. So verfügen auch
konkrete Rechtsordnungen und Rechtskreise über unterschiedliche Begriffe.
Konkrete Rechtsnormen oder Texte, die ähnliche Normen enthalten, können nicht
verglichen werden, weil diese nicht isoliert betrachtet werden können. Eine
konkrete Rechtsnorm aus dem gegebenen Rechtstext muss ganzheitlich betrachtet
werden. Die Rechtsnorm an sich kann nicht das tertium comparationis sein, da sich
die Rechtsnormen wie Rechtsbegriffe meistens auf die konkrete Rechtsordnung
beziehen.
Um das Sachproblem besser darzustellen oder zu formulieren, kann ein
systemunabhängiger Überbegriff geschaffen werden. Dieser Begriff wird als
autonom-rechtsvergleichender Begriff bezeichnet. Er wurde in die
Rechtsvergleichung von Ebert eingeführt und für die Zwecke der
Terminologiearbeit im Recht von Sandrini übernommen. Dieses Verfahren gleicht
dem bilateralen Vergleich in der kontrastiven Linguistik sowie dem
onomasiologischen Ansatz in der Terminologiearbeit, wo der Begriff und nicht
seine Benennung im Mittelpunkt steht (Sandrini 1996: 169–170, Arntz, Picht,
Mayer 2004: 189–190).
Literaturverzeichnis
Arntz R., Picht H., Mayer F. Einführung in die Terminologiearbeit.
Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag 2004. – 331 S.
Sandrini P. Terminologiearbeit im Recht. Deskriptiver begriffsorientierter
Ansatz vom Standpunkt des Übersetzers. – Wien: TermNet International Network
for Terminology 1996. – 291 S.
Sternemann R. (hg.). Einführung in die konfrontative Linguistik. Berlin:
Humboldt-Universität 1978. – 190 S.
Kotowski Halyna
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
DISKUSSIONEN RINGS UM DIE TEMPORA
Das Tempussystem gehört zu den strittigsten Themenbereichen der
deutschen Grammatik. Die klassische Tempuslehre hat sich unter dem
unmittelbaren Einfluss des Lateins etabliert. Laut dieser traditionellen Auffassung
kennt die deutsche Sprache sechs Tempora: Präsens, Präteritum, Perfekt,
128
Plusquamperfekt, Futurum I, Futurum II. Die Zeit der klaren Eindeutigkeit in
dieser Frage ist längst vorbei. In der modernen Sprachforschung sind
Wissenschaftler nicht mal über die Zahl der Tempora einig. Die Diskussion, die
vor Jahrzenten entfesselt worden ist, enthüllt immer mehr Diskrepanzen zwischen
den Tempuslehren und Tempusmodellen im Deutschen. Dieser Problembereich ist
für jede Grammatik zum „Stein des Anstoßes“ geworden. Für U.Engel [1, 494]
liegen die Lösungen auf der Hand: da die klassischen Tempora im Deutschen der
Form nach so unterschiedlich sind (Präsens und Präteritum sind Verbfomen, die
übrigen Tempora sind verbale Komplexe) und vom Inhalt her keine zeitliche
Bedeutung ausdrücken können, so gibt es in der deutschen Sprache überhaupt kein
Tempussystem. Auch für T.Janssen ist das Tempus keine Zeitkategorie: „Wenn ein
finites Verb eine temporale Interpretation zulässt, ist das auf die Situation oder auf
den Kontext zurückzuführen, insbesondere auf eine adverbiale Zeitangabe“. [2, 66]
Dieser extremen Auffassung von U.Engel und T.Janssen ist die Theorie von
R.Thieroff entgegenzusetzen, die für 10 Tempora im Deutschen plädiert [3, 18]. Zu
den 6 traditionellen zählt R.Thieroff außerdem Futurum Präteriti I (Konditionalis I),
Futurum Präteriti II (Konditionalis II), Perfekt II und Plusquamperfekt II.
Zwischen den genannten polaren Auffassungen befindet sich eine Vielzahl von
Tempuslehren, die je nachdem 2-3-4-5-6-7-8-9 Tempora dem System der
deutschen Sprache zuschreiben. Die Zahl der Tempora in den einschlägigen
Erforschungen resultiert überwiegend aus der Antwort auf die folgenden Fragen:
- wie verhält sich die Tempuskategorie zu Modus?
- wie verhält sich die Tempuskategorie zu Aspekt?
- haben die gegebenen Verbformen temporale Bedeutung?
So wird zum Beispiel diskutiert, dass das Futurum kein Tempus, sondern ein
Modus ist; dass das Perfekt ebenfalls kein Tempus, sondern ein Aspekt ist; dass die
verbalen Formen atemporal sind.
Aus herkömmlicher Sicht verfügt die deutsche Sprache über 6 grammatische
Tempora, die nicht in direkter Weise auf Stufen der objektiv-realen Zeit
(Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft) bezogen werden können. Das Verhältnis der
Tempora des Verbs zur objektiven Zeit ist viel komplexer und von folgenden
Faktoren bestimmt.
1. Die zeitlichen Inhalte werden nicht nur durch die Tempora, sondern durch
lexikalische Mittel, Temporaladverbien, Konjunktionen und Präpositionalfügungen
ausgedrückt. Diese Mittel konstituieren das funktionale Feld der Temporalität und
erfassen sprachlich die realen zeitlichen Beziehungen.
2. Die grammatischen Tempora realisieren mehrere Bedeutungen. Allein
durch das Präsens kann sowohl das momentane Geschehen (es donnert), als auch
die sich wiederholende oder zukünftige Handlung (ich treibe Sport regelmäßig; ich
besuche dich am Wochenende) zum Ausdruck kommen.
3. Außer den zeitlichen Inhalten besitzen einige Tempora auch modale
Bedeutungen. Es betrifft vor allem das Futurum I und II, die die Aufforderung oder
die Vermutung ohne zusätzliche lexikalische Mittel ausdrücken können.
Er wird geschlafen haben (Vermutung)
Du wirst jetzt schlafen gehen (Aufforderung)
129
Literatur:
1. Engel Ulrich. Deutsche Grammatik. 3., korrigierte Auflage, - Heidelberg,
Julius Gross Verlag, 1996. – 888 S.
2. Janssen Theo. Die Hilfsverben werden (deutsch) und zullen
(niederländisch): modal oder temporal? In: Werner Abraham und Theo
Janssen. Tempus – Aspekt – Modus: Die lexikalischen und grammatischen Formen
in den germanischen Sprachen. Tübingen: Niemeyer, 1989. - 65-84 S.
3. Thieroff Rolf. Das finite Verb im Deutschen. Tempus-Modus-Distanz. –
Tübingen, Narr, 1992. – 316 S.
Kraynyk Olha
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
DIE NEGATION ALS EINE KOMMUNIKATIVE HANDLUNG
In diesem Beitrag geht es um die semantischen und pragmatischen Aspekte
der Negation. Der Schwerpunkt soll auf die Negierung als eine kommunikative
Kategorie gelegt werden. Um das Thema weiter zu behandeln, muss man erst
feststellen, was eigentlich „negativ“ ist.
In der Logik wird die Negation als ﹁ p, die Negation von einer Proposition p,
bezeichnet, die nur dann wahr ist, wenn p falsch ist. Sie kann sprachlich mit „es ist
nicht der Fall / es ist nicht wahr / es trifft nicht zu, dass ...“ wiedergeben werden.
In der Linguistik wird die Negation als sprachliche Universale angesehen, also
als etwas, das in jeder natürlichen Einzelsprache als eine notwendige Kategorie
menschlichen Denkens, Sprechens und Handels existiert (Stickel, 1972: 12).
Jede Einzelsprache verfügt über spezifische Mittel zur Realisierung der
Negation. Im Deutschen sind dies folgende Negationswörter: nicht, nichts, nie,
niemals, niemand, nirgends, nirgendwo, kein- (-e, -er, -es), nirgendwohin, nirgendwoher, keinesfalls, keineswegs, nein, weder – noch (Helbig / Albrecht, 1990: 9).
In den ersten Arbeiten zur Negationsforschung geht es vor allem um
syntaktische Negation, z. B. bei O. Jespersen (1971), G. Helbig / H. Albrecht
(1973). Die pragmatisch-kommunikativ orientierten Ansätze treten um 1970 in den
Vordergund. Die Entstehung dieser Ansätze ist an folgende Bedingungen
geknüpft: syntaktische und semantische Analysen können eine Reihe von
Erscheinungen nicht erklären.
Besondere Schwierigkeiten ergeben sich bei der grammatischen
Beschreibung der Negationswörter, da sie in bestimmten Sätzen auftreten können,
ohne eine negierende Stellungnahme zu signalisieren:
(1) Möchtest du noch ein Glas Wein?
(2) Möchtest du nicht noch ein Glas Wein? (Ibanez, 1971: 80).
Die Wahrheitsbedingungen des Negationszeichens sind unvollständig und
müssen deshalb durch pragmatische Inferenzen ergänzt werden. In der
Tendenzfrage (2) wird bereits ausgedrückt, welche Antwort erwartet wird.
Syntaktische und semantische Analysen können auch implizite
Primärnegierungen nicht erklären:
130
Fährst du jetzt nach Hause? – Ich fahre jetzt in die Deutsche Bücherei
(Heinemann, 1983: 61).
Wenn man diese Argumentation in Betracht zieht, so sieht man, dass es nicht
um „Negation“, sondern um „Negierung“ als handlungstheoretische Kategorie im
Rahmen des sprachlich-kommunikativen Handelns geht (Brütsch, 1986: 196).
Wird z. B. der Satz
(4) Königsberg liegt nicht an der Memel.
als Antwort auf die Frage
(5) Liegt Königsberg an der Memel? (Schwanitz, 1995: 202)
geäußert, so ist er als Negierung eines Sachverhalts wie „Königsberg liegt an
der Memel.“ zu verstehen. In diesem Fall wird zum einen ein Negationselement
„nicht“ verwendet, d. h. es liegt im Satz eine Negation vor, und zum anderen ist die
Äußerung von „Königsberg liegt nicht an der Memel.“ eine Negierung.
Wird z. B. der Satz
(6) Königsberg liegt am Pregel.
als Antwort auf die Frage
(7) Liegt Königsberg an der Memel? (Schwanitz, 1995: 202)
geäußert, so wird damit ein Sachverhalt wie „Königsberg liegt an der
Memel“ negiert, es wird aber kein Negationselement verwendet, d. h. der Satz
enthält keine Negation. Aus diesen Überlegungen sind Negation und Negierung als
unabhängige Bereiche zu betrachten.
Nach G. Schmidt ist Negieren eine kommunikative Operation, mit deren
Hilfe ein Sprecher ausdrückt, dass er bestimmte Annahmen, Erwartungen bzw.
Voraussetzungen seiner Kommunikationspartner, die mit der Realisierung
bestimmter Illokutionspotentiale zusammenhängen, zurückweist und zu ihrer
Korrektur auffordert.
Wichtig ist, dass sich Negieren nicht direkt auf die Realität, sondern auf die
Behauptung oder Annahme eines Empfängers über Sachverhalte der objektiven
Realität bezieht, ohne dass es unbedingt syntaktisch-morphematische
Negationselemente aufweisen muss (Schmidt, 1973:181).
Dabei geht es darum, dass Negation nur potentielle Aktualisierungsmittel
der kommunikativen Kategorie des Negierens umfasst, und umgekehrt, ist das
Negieren nicht an das Auftreten von syntaktischen Negationswörtern gebunden:
(8) Ich gratuliere zum heutigen Tag. Das ist ja eine große Ehre. – Nicht für mich
(Wellershoff 2002: 320).
(9) Scheint ja eine trübe Geschichte zu sein. – Es ist ein großartiges Buch. Ich
war ganz erschlagen davon (Wellershoff 2002: 89).
In der durchgeführten Analyse bin ich zu folgenden Schlussfolgerungen
gekommen:
1. Die Negierung ist stets eine Reaktion auf eine Vorgängeräußerung des
Sprechers.
Das Negieren kann also nicht als eine syntaktische Kategorie gefasst
werden, sondern ist vielmehr als eine kommunikative Handlung zu verstehen.
Dabei richtet sich die Sprecherintention unmittelbar auf das Unterbinden der
(3)
131
Empfängerhandlung, erst sekundär geht es dem Sprecher um die Beeinflussung der
Empfängereinstellung:
(10) Wir brauchen Licht und Werkzeuge. – Kein Licht! Wer Licht macht, wird
erschossen! (Remarque E. M., 1987: 30).
2. Die Sprechhandlungen des Negierens zerfallen in verschiedene Untertypen:
a. explizite sprachliche Negation der Vorgängeräußerung durch ein nWort: nein, nichts, kein etc.:
(11) Soll ich einen Tee kochen? – Ich will keinen Tee. Gestern hast du alles
weggekippt (Schulze, 2000: 177).
b. implizites Negieren der Vorgängeräußerung durch Reaktionen
verschiedener Art:
(12) Das Kind hat auf ihn gewartet. – Das Kind kam hierher, um allein zu sein,
um am Bach zu sitzen, zu träumen mit seiner Puppe und „Maria saß auf
einem Stein“ zu singen (Dürrenmatt, 2000: 128).
Also, die Sprechhandlung des Negierens wird mit expliziten und impliziten
Mitteln vollzogen. Zu den expliziten Mitteln der Negierung gehören
Negationswörter: nein, nicht, kein u. ä. Zu den impliziten Mitteln gehören eine
besondere Wortfolge, Intonation und andere, die nicht direkt abzulesen, sondern
nur aus dem Kontext zu erschließen sind.
Literaturverzeichnis
Brütsch E. Was heißt hier negativ. Zur linguistischen Unterscheidung von
drei Gegenstandsbereichen der Negativität / E. Brütsch // Zeitschrift für
germanistische Linguistik 14, 2, 1986. – S. 192–203.
Ibanez R. Negation im Spanischen / R. Ibanez. – München: Wilhelm Fink
Verlag, 1972. – 188 S.
Heinemann W. Negation und Negierung. Handlungstheoretische Aspekte
einer linguistischen Kategorie / W. Heinemann. – Leipzig: VEB Verlag
Enzyklopädie, 1983. – 286 S.
Helbig G., Albrecht H. Die Negation / G. Helbig, H. Albrecht. – Leipzig:
VEB Verlag Enzyklopädie, 1990. – 72 S.
Schmidt S. J. Texttheoretische Aspekte der Negation / Schmidt S. J. //
Zeitschrift für germanistische Linguistik 2, 1973.
Stickel G. „Ja“ und „Nein“ als Kontroll- und Korrektursignale / G. Stickel //
Linguistische Berichte 17. Forschung, Information. Diskussion, 1972. – S. 12–17.
Korpusliteratur
Dürrenmatt F. Das Versprechen. / F. Dürrenmatt. – München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 2000. – 154 S.
Schulze I. Simple Storys. Ein Roman aus einer ostdeutschen Provinz. / I.
Schulze. – München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2000. – 313 S.
Schwanitz D. Der Campus / D. Schwanitz. – Frankfurt am Main: Goldmann
Verlag, 1995. – 382 S.
Remarque E. M. Zeit zu leben und Zeit zu sterben / E. M. Remarque. –
Frankfurt / M, Berlin: Ullstein, 1987. – 238 S.
Wellershoff D. Der Liebeswunsch / D. Wellershoff. – München, 2002. – 335 S.
132
Krukovets Larissa
Linguistisches Lyzeum, Luzk
VIDEO ALS SCHREIBIMPULS
IM DAF-UNTERRICHT
Filme sind ein beliebtes Medium im Unterricht. Für den Fremdsprachenunterricht sind Filme eine Bereicherung, weil sie wichtige Bereiche der Sprache
wie Intonation, Mimik und Gestik hörbar und sichtbar machen. Darüber hinaus
bietet die Arbeit mit Filmen im Fremdsprachenunterricht eine Reihe von Vorteilen
gegenüber gedruckten Lehrwerken und Audiomaterialien.
Oftmals verwenden wir im DaF-Unterricht ganz verschiedene Videomaterialien. Manchmal auch ohne gezielte Didaktisierung. Mit dem Film können aber
verschiedene Fertigkeiten, wie Hörverständnis, Sprech- und Schreibfertigkeiten
geübt werden. Als Schreibanlass können die Lerner Briefe an die Personen im Film
schreiben, Tagebücher schreiben, Filme schriftlich kritisieren, Artikel über die
Schauspieler im Film schreiben.
Auf welche Art und Weise können jedoch Filme didaktisch sinnvoll in den
Unterrichtsablauf integriert werden, wie sollte hierbei auf die spezifischen
Eigenschaften des Mediums eingegangen werden, besonders beim Schreibtraining?
Auf diese Fragen möchte ich in meinem Vortrag wenigstens teilweise antworten.
Nach den methodischen Hinweisen und Untersuchungen der Wissenschaftler
und aus eigenen theoretischen und praktischen Erfahrungen kann man Folgendes
für die Arbeit mit Video vorschlagen:
Allgemeine Grundsätze:
– Filme sollen unterhaltend und motivierend sein;
– Die Aktivitäten sollen der Festigung von Redemitteln und Strukturen
dienen und kommunikative Fertigkeiten trainieren;
– Vor dem Sehen muss man die Lerner vorentlasten, man kann z. B.
„Wortigel“ benutzen; nach dem Sehen vergleichen die Lerner ihre Vermutungen;
– Man kann den Film Schritt für Schritt sehen und bearbeiten und dann den
ganzen Film noch einmal anschauen;
– Während des Sehens kann man die Dialoge ergänzen;
– Man kann Lückenübungen machen; richtig/falsch-Aufgaben zum Inhalt
des Videos;
– Als schriftliche Übungen kann man die Zusammenfassung des Gesehenen
sowie Geschichten weiterschreiben anbieten;
– Man kann filmanalytisch an das Video herangehen, d.h. die Lerner
beantworten nach dem Sehen strategische Fragen des Lehrers;
– Nach dem Sehen kann man auf die Gefühle der TN eingehen;
– Man kann landeskundliche und interkulturelle Aspekte trainieren und DA-CH-Quiz entwickeln; zwei Kulturen vergleichen usw.;
– Nach dem Film kann man die Lerner Gespräche nachspielen lassen usw.
Vor der Vorführung kann eine Vorbereitung und Vorentlastung folgen durch
1. Schlüsselwörter als Vorgabe,
133
2. Bildmaterial zum Thema: Einzelbilder oder kurze Bildreihen, die nicht
unbedingt dem Film entnommen sein müssen, über die eine Annäherung an den
Filminhalt möglich wird,
3. Schriftliche Vorgaben (kurze Inhaltsangabe durch den Ankündigungstext
aus einer Programmzeitschrift, Stichwörter zur vorgreifenden mündlichen
Spekulation über den Inhalt usw.),
4.Vorführung des Videos ohne Ton a) zur Einführung in den
Handlungsablauf, b) zur Handlungsbeschreibung oder c) zur gemeinsamen
Erarbeitung eines (hypothetischen) Textes (Dialoge, Beschreibung, Kommentar
usw. – je nach Vorlage), ggf. schriftliche Fixierung zum späteren Vergleich mit
dem tatsächlichen Text).
Aufgaben, die als Arbeit während der Vorführung gestellt werden, dürfen
nicht von der Rezeption von Ton und Bild ablenken. Sie sollten ggf. auf
Arbeitsgruppen verteilt werden.
Wie weit hierzu schriftliche Vorgaben (Tabellen, Raster usw.) oder gar
Aufgabenblätter erstellt und ausgegeben werden, muss von Fall zu Fall entschieden
werden. Beim erstmaligen Sehen und Hören eines Videos könnten sie die
Aufmerksamkeit zu sehr ablenken, selbst wenn sich die Lernenden vorher in einer
Lesephase mit ihnen vertraut machen konnten.
Als Aufgaben nach der Vorführung sind denkbar:
1. Auswertung der Sequenzen zur Sprach- und Textproduktion: Inhaltszusammenfassung und -wiedergabe (mündlich/schriftlich), Fortsetzung oder Ende
erfinden (vor allem bei offenem Ende), Personen beschreiben, Kritik schreiben usw.,
2. Aufgaben zu Grammatik und Wortschatz (mit Arbeitsblättern),
Zusammenstellung themenspezifischen Wortschatzes, dies u. a. bei
fachsprachlicher Orientierung des vorgeführten Materials,
3. Auseinandersetzung mit Artikulation und Aussprache (ggf. mit
Ausspracheübungen);
4. Beschäftigung mit einzelnen wichtigen, auch landeskundlichen,
Informationen, deren Erweiterung (ggf. Projektarbeit),
5. Beschäftigung mit Gestik, Mimik und Sprache und ggf. Vergleich mit
dem entsprechenden eigenen nonverbalen Verhalten,
6. kritische Äußerungen zu Inhalt und Gestaltung,
7. Gestaltung eines eigenen thematisch ähnlichen Videos (Projektarbeit):
zunächst Produktion eines erzählenden, berichtenden usw. Textes, dessen
Umgestaltung in ein Drehbuch und anschließend (wenn dazu die Möglichkeiten
bestehen) Produktion eines eigenen Videos, wodurch Sprachanwendung synchron
mit adäquater Gestik und Mimik gefordert sind. Allerdings ist dies eine sehr
zeitaufwendige Arbeit, die vielleicht als Projekt in einer Arbeitsgruppe zusätzlich
zum Unterricht durchgeführt werden kann.
Natürlich sind dies nur Hinweise darauf, was (in Auswahl) mit Videos
gemacht kann. Für jede Lerngruppe werden andere Vorgehensweisen und
Arbeitsaufgaben erforderlich sein. Auch werden die Lernenden eigene Vorschläge
in die Arbeit einbringen.
134
Literatur:
Братніков Д. І., Павлова Е. П.: Деякі прийоми презентації лексики
засобами телебачення. – Ленінград, 1977. – 101 c.
Верисокин Ю.И. Видеофильм как средство мотивации школьников при
обучении иностранному языку // Иностранные языки в школе № 5 2003 г. – С. 31
Іноземні мови в школі. /Под ред. Н. П. Кам'янецької. – М.: № 2,
науково-методичний журнал, 1996. – 3–4 с.
Корнелюк С.А. Відео на уроках англійської мови // Англійська мова та
література. – 2003. – №35.
Сучасні теорії та методики навчання іноземних мов. /Под ред. Л. М.
Федорової, Т. І. Рязанцевої. – М.: видавництво В «ІспитВ», 2004. – 266–267 с.
Теорія і практика застосування технічних засобів у навчанні іноземних
мов. /Під ред. М. В. Ляховицкий. - Київ, 1979. – 56 стор
Marie-Luise Brandi: Video im Unterricht. – Berlin / München:
Langenscheidt 1996. – 130 S.
Kulyna Irina, Kolesnitschenko Natalja
Nationale Metschnikow-Universität Odessa
LITERARISCHE ERZIEHUNG UND BILDUNG
IM FREMDSPRACHENUNTERRICHT
Die Behandlung von Literatur hat im Fremdsprachenunterricht besondere
spezifische Ziele und Aufgaben. Dabei sind sprachliche, literarische und methodische
Kompetenzen sehr wichtig. Es ist bekannt, dass literarische Texte immer
Gesprächsanlässe sind, die historische, landeskundliche und kulturelle Kenntnisse
bringen und damit die fremdsprachliche Kommunikation bereichern. Während eines
solchen Fremdsprachenunterrichts soll die Aufmerksamkeit der Studierenden nicht
nur auf den Schriftsteller und die Periode, in der er schuf, sondern auch auf den Stil
des Textes gelenkt werden. Außerdem werden die Studierenden mit dem Problem
Ausdruckswert – Eindruckswert bei der Interpretation der Texte verschiedener
funktionaler Stile konfrontiert und so zum Nachdenken gezwungen.
Da gerade mündliche Kommunikation das Ziel jeder Sprache ist, sollten alle
Inhalte und Strategien jedes Fremdsprachenunterrichts dem Ziel mündlicher
Kommunikation angepasst werden. Dabei geht es im Fremdsprachenunterricht in
erster Linie nicht um die Vermittlung des Wissens, sondern um die Entfaltung des
sprachlichen Könnens. Das betrifft auch den Stilistikunterricht und das analytische
Lesen an, wo die Studierenden ihre theoretischen Kenntnisse durch praktische
Fertigkeiten realisieren sollen. Weiter wäre es, unserer Meinung nach, effektiv zu
experimentieren, besonders passen dazu Borcherts Werke („Das Brot“, „Die drei
dunklen Könige“, „Die Küchenuhr“ u. a.), und zu versuchen die Studierenden in
den Autor oder in die Helden dieser Werke „zu verwandeln“, damit sie die
obengenannten Novellen auf eigene Art entweder anfangen oder fortsetzen.
Auf solche Weise könnte man verschiedene Ziele erreichen, wo die
Möglichkeiten der Studierenden anders realisiert werden könnten. Dabei werden
135
sich nicht nur ihre Sprachkenntnisse und Fachkenntnisse, sondern auch ihr
schöpferisches literarisches Niveau entwickeln.
Literaturverzeichnis
1. Rosenthal, Erwin Theodor. Methodenorientierung einer Fremdsprachengermanistik / Rosenthal, Erwin Theodor // Akten des 6. Intern.
Germanistenkongresses Basel. – Bern, 1980. – Teil 2. – S.98–103.
2. Селіванова О. Світ відомості в мові / Селіванова Олена Олександрівна // Монографічне видання. – Черкаси: Ю. Чабаненко, 2012. – 488 с.
Kuragina Liubov
Cherson
SPRACHTABUS IN DER MODERNEN
DEUTSCHEN KULTUR
1 Vielfältige linguistische Studien und Untersuchungen behandeln die
Themen Tabu und Euphemismus, trotzdem rücken die beiden Begriffe immer
wieder in den Focus wissenschaftlicher Diskussionen. Das Vorhandensein von
Tabus im kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Leben gilt als eines der
Kriterien für die Bestimmung der Entwicklung einer Gesellschaft, ihres
Selbstbewusstseins. Tabus können als Kennzeichen der Mentalität und der
Realitätswahrnehmung auftreten. Die meisten Tabus, die heute in verschiedenen
Kulturen und Gesellschaften funktionieren, stammen aus alten Zeiten und manche
von ihnen bewahren immer noch ihre magische, mythologische Basis. Einige der
uralten Tabus wurden zu Normen der Etikette, andere liegen den modernen
Gesetzen zugrunde. Vielen Tabus sind aber ihre logische Basis und eine
vernünftige Erklärung verloren oder vergessen gegangen.
2 Der Tabubegriff entzieht sich einer klaren Definitionsbestimmung, weil er
in seiner Entstehung und Bedeutung gesellschaftlich bedingt ist. Es existieren aber
zahlreiche Definitionsversuche. Der Terminus Tabu stammt aus der polynesischen
Tonga-Sprache. Das Wort wurde durch Captain James Cooks Beschreibungen
seiner 3. Reise zur pazifischen Inselwelt 1776–1779 in der englischen Sprache
bekannt, drang schnell in andere Sprachen des europäischen Raums ein und setzte
sich in ihnen fest, weil es bis dahin noch kein Äquivalent für die Benennung dieser
Erscheinung gab. Nach Webster setzt sich das Wort zusammen aus ta- „markieren“
und pu, einem Adverb der Intensität (Webster, 1942: 2). James Cook verstand
unter tabu etwas Gekennzeichnetes, Heiliges, Unberührbares. N. Zöllner ist der
Meinung, Tabu bedeute „genau markieren, kennzeichnen“ und wurde ursprünglich
in erster Linie auf verbotene und heilige Dinge angewandt, die sich durch ein
Zeichen von anderen gewöhnlichen Dingen abheben (Zöllner, 1997: 17).
Betrachten wir Tabus aus einer gesellschaftlichen, religiösen oder psychologischen
Sicht, so bemerken wir eine besondere, spezifische Eigenschaft – Tabu steht für
alles Heilige, Geweihte – in Verbindung mit Gott – und davon abgeleitet alles
mystisch Unberührbare, Gefährliche, Unreine.
136
3 Tabus prägen sich zusammen mit auferlegten Verboten und
Einschränkungen aus. G. Frazer verweist auf die gesellschaftsformende Kraft der
Tabus, diesen Gedanken unterstützt auch S. Freud, der Tabus für den ältesten
ungeschriebenen Kodex der Menschen hält und als Instrument der sozialen
Kontrolle versteht, die das Funktionieren einer Gesellschaft, einer Gruppe
gewährleistet (Freud, 2008). Dabei ist aber sehr wichtig, dass die Mitglieder der
Gesellschaft die Tabus verinnerlichen und respektieren. Nach S. Luchtenberg sind
unter Tabu alle „mit Denk-, Anfass- oder Nennverbot belegten Gegenstände,
Vorgänge oder Gedanken“ zu verstehen. Die Wissenschaftlerin betont auch, dass
jedes Tabu in einer bestimmten Gesellschaft entsteht und durch deren
Besonderheiten bedingt ist (Luchtenberg, 1985: 24). Da fügt Ch. Balle hinzu, dass
Tabus von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden sind, und sich historisch
ändern (Balle, 1990: 20).
4 Nach H. Schröder sind grundsätzlich zwei Arten von Tabus je nach
Verwendung zu unterscheiden: das nonverbale Tabu und das verbale Tabu. Bei
dem ersten wird der Sachverhalt (Gegenstand, Situation, Handlung) tabuisiert, bei
dem zweiten sind die Wörter mit einem Tabu belegt (Schröder, 1995). Nonverbale
Tabus zerfallen in zwei Gruppen: 1) einfache Verbote (z. B. das Rauchverbot an
öffentlichen Orten), über deren Sinn geredet werden kann, und das Verbrechen,
das durch verschiedene Entschuldigungsmöglichkeiten korrigiert wird; 2)
tabuisierte Sachverhalte, deren Tabubereich gelernt werden muss und über die
nicht einmal gesprochen wird. Da Tabusitten das religiöse und soziale Leben einer
Gesellschaft beeinflussen, wirken sie auch auf die Sprache. So entstehen verbale
Tabus oder Sprachtabus. Nach N. Zöllner sind es Wörter, die man aus religiösabergläubischen Gründen vermeidet, oder nur unter bestimmten Bedingungen
benutzt (Zöllner, 1997: 29). Es sei betont, dass die Wörter selbst neutral sind, aber
wegen der ihnen in der Gesellschaft verliehenen Wertungen können sie unrein,
unakzeptabel werden. Sprachtabus können laut der Klassifikation von S. Ullmann
(Ullmann, 1962) in 3 Gruppen eingeteilt werden: 1) Tabus aus Angst (z. B. Namen
von übernatürlichen Kräften, Göttern); 2) Tabus aus Zartheit (Vermeidung des
direkten Bezugs zu unangenehmen Dinge); 3) Tabus aus Schicklichkeit (z. B. Sex,
Körperteile, Fluchworte). Sprachtabus führen zur Vermeidung bestimmter Wörter
und das verursacht die Schaffung von Synonymen oder neuen Wörtern. Worttabus
sind also kreativ und bereichern den Sprachschatz. Aber, wie Ch. Balle bemerkt,
verlieren die Umschreibungen mit der Zeit ihren Ersatzcharakter, nehmen die volle
Bedeutung der Tabuwörter an und werden im Endeffekt selbst tabu (Balle, 1990).
T. Jay nennt dieses Phänomen „Tabu-Euphemismus-Zyklus“ und W. Porzig weist
auf die beständige Wiederholung dieses Zyklus (Balle, 1990: 27).
5 Bevor die modernen deutschen Sprachtabus beschrieben werden, sollte
erläutert werden, dass die meisten Tabus, die früher im deutschsprachigen bzw.
europäischen Raum herrschten, keinen Bezug zur heutigen Gesellschaft herstellen.
Die modernen deutschen Sprachtabus sind oft Tabus aus Zartheit oder
Schicklichkeit. Die Gründe, warum die Sprecher diese oder jene Wörter
vermeiden, liegen eher auf der persönlichen Ebene, die die Mentalität und
Gesellschaftsordnung wiederspiegelt. Um die wichtigsten deutschen Tabuthemen
137
zu identifizieren, wurde im Juli 2012 eine Online-Umfrage „Tabuthemen in der
deutschen Sprachkultur“ durchgeführt. An der Umfrage nahmen mehr als 160
Personen teil, die alle deutschen Bundesländer, Österreich und die Schweiz, beide
Geschlechter und verschiedene Altersgruppen (17–63 J.) repräsentieren und
verschiedene Bildung und Berufe haben. Laut der Ergebnisse der Umfrage ist die
Natur der heutigen deutschen Sprachtabus zweierlei. Einerseits zeigten sich hohe
Offenheit und Bereitschaft, alle Themen zu besprechen (56 % der Befragten
sagten, es gebe kein Thema, über das sie nie sprechen würden). Aber wie sich
erwies, würde man über Tabuthemen nur allgemein sprechen, wenn es jemanden
anderen angeht (z. B. bekannte Persönlichkeiten, unbekannte Leute aus den
Nachrichten oder fernen Ländern). 60 % der Befragten äußerten eine feste
Weigerung, über ihre persönlichen Meinungen, Einstellungen oder Erfahrungen
bezüglich Tabuthemen zu diskutieren. Dabei spielt der Mangel von Vertrauen eine
Rolle. So lassen sich auch eine bestimmte Intimität und Distanz aus persönlichen
Gründen feststellen: 26 % der Befragten fühlen sich unwohl, wenn sie über ein
Tabuthema reden, 11 % schämen sich, über solche Themen zu sprechen, 7 %
wollten ihren Gesprächspartner nicht beleidigen. 3 % haben Angst vor Tabuthemen
und 1 % vermeidet solche Themen wegen religiöser Ansichten.
7 In der modernen deutschen Kultur tauchen die Sprachtabus besonders oft
dann auf, wenn Themen wie Gewalt/Mord (in eigenem Leben, eigener Familie),
eigene Sexualität, Liebes- und Sexualleben behandelt werden. Das Thema Geld
galt lange als tabu, laut der Umfrage aber nicht mehr so – nur 5 % der Befragten
würden mit niemandem über das Gehalt und 3 % nicht über Geld reden. 2 % der
Teilnehmer antworten, sie würden Politik nie besprechen. Wenn ein Tabuthema im
Gespräch berührt wird, sind die meisten Befragten einig: Entweder sollte das
Thema möglichst schnell und aktiv gewechselt werden oder man hält sich zurück,
schweigt, ignoriert und falls das nicht mehr möglich ist, führt man ein
oberflächliches Gespräch in diesem Bereich ohne emotionale Wertung.
8 Da die Umfrage auf persönlichen Meinungen von Bürgern basiert, stellt sie
das Funktionieren der Sprachtabus in der privaten Sphäre dar und hat einen
informellen, alltäglichen Charakter. Ganz anders ist die Situation mit den Sprachtabus
auf der offiziellen, formellen Ebene, in der Sprache der Politiker. Die jüngsten
Forschungen aus dem Gebiet der politischen Sprache lassen feststellen, dass in der
Politik immer wieder neue Sprachtabus, Sprachverbote und Regeln der politischen
Korrektheit aufkommen. Politiker streben nach Wiederwahl und bemühen sich, sich
nicht gegen Normvorstellungen auszusprechen, die von der Mehrheit der
Stimmberechtigten als richtig empfunden werden. Dazu kommt auch die
Übereinstimmung mit der Linie, die die eigene Partei nach außen vertritt. Politische
Sprachtabus basieren auf der taktischen Überlegung, unbequeme Themen zu
vermeiden oder zu beschönigen. Die Mehrheit der politischen Euphemismen ist
Ausdruck existierender Tabus, die dazu dienen, Tabuzonen zu errichten, um
unerwünschte Effekte z. B. Protest, Kritik zu vermeiden. Dabei werden die
unerwünschten Wörter durch Synonyme ersetzt: statt Krieg werden in Zeitungen und
politischen Reden Konflikt, Operation, Kampf gegen ... gebraucht. Besonders aktuell
sind Sprachtabus für bestimmte politische Einstellungen, die man nicht öffentlich
vertreten darf. Ein Beispiel dafür ist die Ideologie der Nationalsozialisten und für sie
138
typische Sprache (Gleichschaltung, Anschluss, Heil, Parasit, Rasse, Führer).
Besonders auffällig ist die Vielfalt der Sprachtabus im Bereich der Außen-, Innen-,
Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik.
Literatur:
Фрейд З. Тотем и табу / Зигмунд Фрейд. – СПб.: Азбука-классика, 2008.
– 256 с.
Balle Ch. Tabus in der Sprache. / Balle Christel. – Frankfurt/Main: Lang,
1990. – 206 S.
Luchtenberg S. Euphemismen im heutigen Deutsch / Luchtenberg Sigrid. –
Frankfurt/Main: Lang, 1985. – 299 S.
Schröder H. Tabuforschung als Aufgabe interkultureller Germanistik /
Schröder Hartmut. – Band 21. – München: IUDICIUM Verlag, 1995. – S. 15–35.
Ullmann S. Semantics. An Introduction to the Science of Meaning / Ullmann
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Webster H. Taboo: A Sociological Study / Webster Hutten. – Stanford:
Standord University Press. – 478 p.
Zöllner N. Der Euphemismus im alltäglichen und politischen Sprachgebrauch des Englischen / Zöllner Nicole. – Frankfurt/Main: Lang, 1997. – 444 S.
Lettner Khrystyna
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
TEXTUELLE BEISPIELANGABEN IN DER
ZWEISPRACHIGEN LEXIKOGRAPHIE: EINE
EXEMPLARISCHE STUDIE ANHAND DEUTSCHUKRAINISCHER WÖRTERBÜCHER
Für die Wörterbuchforschung ist die Tendenz erkennbar, dass zweisprachige
Wörterbücher insgesamt weniger metalexikographische Behandlung erfahren als
einsprachige. Als Grund dafür fungiert die Tatsache, dass zweisprachige
Wörterbücher angeblich nicht beanspruchen, wissenschaftliche Werke zu sein (vgl.
dazu Model 2010: 1 f.), weshalb auch ein gezieltes systematisches metalexikographisches Interesse an ihnen wenig ausgeprägt zu sein scheint. Diese Tendenz
kommt besonders deutlich an der Problematik der lexikographischen
Beispielangaben (BeiA) zum Vorschein: Während die Theorie des lexikographischen Beispiels ursprünglich für die einsprachige Lexikographie gefordert
wurde (Wiegand 1977: 102) und ferner gerade auf dem Gebiet der einsprachigen
Lexikographie erste gezielte Überlegungen zum lexikographischen Beispiel
angestellt wurden (Harras 1989, Hermanns 1988, Nikula 1986), bleiben BeiA in
der zweisprachigen Lexikographie ein immer noch zu wenig erforschtes
lexikographisches Phänomen. Dabei sind textuelle BeiA als objektsprachliche
syntagmatische Verbindungen ein wichtiges Element der zweisprachigen
Lexikographie, die im Gegensatz zur Translationswissenschaft mit der Ebene
lexikalischer Einheiten (die im Wörterbuch lemmatisiert werden) und nicht der
Ebene der Texte arbeitet.
139
Während für die einsprachige Lexikographie allgemein davon ausgegangen
werden darf, dass textuelle BeiA durch den Griff zum sprachlichen Objektbereich
andere getroffene lexikographische Aussagen im Wörterbuchartikel (WbA)
demonstrieren, ist ihr Status in der zweisprachigen Lexikographie komplexer: Zum
einen sind sie in viel komplexere Beziehungsstrukturen eingebunden, – weil die
Strukturen des zweisprachigen Wörterbuchs wegen der Arbeit mit zwei Sprachen
und Sprachsystemen und der Herstellung der interlingualen Äquivalenz an sich
prinzipiell komplizierter sind (Hausmann 1986: 106; Hartmann 1982: 77), – und
zum anderen stellen BeiA von ihrer Struktur her komplexere Gebilde dar, weil sie
ggf. als Adressen für die anderssprachige Übersetzung fungieren (vgl. dazu Model
2010: 52 f.), was schließlich als ein Ausfluss des Wesens des zweisprachigen
Wörterbuchs zu betrachten ist.
Die vorliegende exemplarische Untersuchung konzentriert sich auf den
Aspekt der Funktionszuweisung der BeiA in der zweisprachigen Lexikographie.
Die Wörterbücher, die als empirische Basis herangezogen wurden, sind zwei
allgemeinsprachliche deutsch-ukrainische Wörterbücher: Ukrainisch-deutsches,
deutsch-ukrainisches Wörterbuch von Walter Wintschalek (im Folgenden als
WINTSCHALEK abgekürzt) in seiner zweiten Auflage vom Jahr 2007 und Deutschukrainisches, ukrainisch-deutsches Wörterbuch von Eleonora Lysenko (LYSENKO)
von 1994. Wie bereits die Titel besagen, handelt es sich um getrennt biskopale
zweisprachige Wörterbücher. Im Fall von LYSENKO liegen bei den beiden
monoskopalen Wörterbuchteilen monofunktionale zweisprachige Wörterbücher
vor, die sich an mit der deutschen Sprache arbeitende ukrainische Muttersprachler
richten. Das von WINTSCHALEK hingegen ist ein bidirektionales bifunktionales
Wörterbuch, für deutsche und ukrainische Muttersprachler konzipiert
(WINTSCHALEK: VIII). Für das bidirektionale bifunktionale Wörterbuch gilt dabei,
dass es bei der Gestaltung der Mikrostruktur annähernd wie das aktive Wörterbuch
vorgehen soll (Kromann et al. 1991b: 2772). Somit wurden für die vorliegende
Untersuchung sechs in annähernd gleichen Abständen erhobene WbA größeren
Umfangs zu verbalen Lemmata aus dem ukrainisch-deutschen Teil (der bei
LYSENKO als aktiv und bei WINTSCHALEK als bidirektional gilt) herangezogen:
ВХОДИТИ, ДУМАТИ, ЗАЛИШАТИ, ЇСТИ, НОСИТИ, ПЛАТИТИ, dabei ggf. mit den
Aspekt-bedingten
(wie
bei
ЗАЛИШАТИ/ЗАЛИШИТИ)
oder
reflexiven
(ЗАЛИШАТИ/ЗАЛИШАТИСЯ) Varianten. Die in diesen WbA vorgefundene
objektsprachliche BeiA bilden das Korpus der Untersuchung.
Die durchgeführte Analyse der konkret vorliegenden Funktionen der BeiA in
den erhobenen WbA kommt zu folgenden Ergebnissen: Die Mehrheit der
enthaltenen BeiA erfüllt nicht die primär demonstrativ-illustrative Funktion, wie es
in der einsprachigen Lexikographie Usus ist, sondern dient als Mittel zur
Einführung kommunikativer Wendungen bzw. typischer zielsprachlicher
Formulierungen, die sich in der Zielsprache nicht wortwörtlich aus der
Übersetzung der Konstituenten der Wendung in der Ausgangssprache konstruieren
lassen und für die ggf. auch das vorangehende Übersetzungsäquivalent nicht
vollkommen adäquat einsetzbar erscheint. Herbst/Klotz (2003: 149) schlagen für
solche Mehr-Wort-Einheiten die Bezeichnung Probabem vor: „Unter Probabemen
140
[...] sind nicht-lexikalisierte Mehr-Wort-Einheiten zu verstehen, die mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit von Sprechern der Zielsprache verwendet werden,
um einen bestimmten Sachverhalt zu versprachlichen.“; man vergleiche dazu
folgende Fälle:
1) denken [...], sinnen [...]; überlegen [...] ~ати лише про одне nur
auf eins bedacht sein [...]; думу ~ати in Gedanken versunken sein; mit einem
Gedanken umgehen [...] 2) glauben, meinen, denken [...] 3) (ge)denken;
beabsichtigen [...] забагато про себе ~ати sich (D) viel einbilden; недовго ~аючи
ohne viel zu überlegen [...] ‹LYSENKO›
НОСИТИ 1) tragen [...] bringen (приносити), 2) [...] tragen, anhaben [...] ~ти
ім'я [назву] einen Namen [Titel] führen ‹LYSENKO›
ДУМАТИ
Ferner ist auch eine Tendenz erkennbar, dass BeiA in einer solchen
Ausprägung auch das Leistungspotential des vorangehenden Übersetzungsäquivalents erweitern, indem sie eine angemessene Übersetzung der ausgangssprachlichen
Wendungen einführen, die nicht von diesem Äquivalent selbst abgedeckt wird. Die
grundlegende Daseinsberechtigung solcher BeiA ergibt sich aus der sprachkontrastiven Natur der zweisprachigen Wörterbücher: Die zweisprachige Lexikographie
hat nämlich das übergeordnete Ziel – ähnlich wie die Translationswissenschaft –
einzelsprachliche Systeme und die ihnen immanenten syntagmatischen Gesetzmäßigkeiten zu überwinden und interlinguale Äquivalenz möglichst ohne
Informationsverluste zu postulieren (vgl. dazu Kromann et al. 1984: 189).
Die zweite festgestellte Gruppe der BeiA bilden solche Syntagmen, die
ähnlich wie in der einsprachigen Lexikographie der Demonstration der
Eigenschaftsausprägungen der vorangehenden lexikographischen Bearbeitungseinheit dienen, im Fall der aktiven bzw. der bidirektionalen bifunktionalen
zweisprachigen Wörterbücher typischerweise der Übersetzungsäquivalente, da auf
ihnen und ferner auf der Produktion in der Fremdsprache der Schwerpunkt der
Bearbeitung dieses Wörterbuchtyps liegt:
[...] 1. zurücklassen; 2. überlassen; вона ~ишила йому зошит
sie überließ ihm das Heft; 3. verlassen; 4. hinterlassen; він ~ишив приємне
враження er hinterließ einen angenehmen Eindruck; 5. aufbewahren, aufheben; 6.
da lassen, dabehalten; ~иши сумку тут! Lass die Tasche da!, Не ~айте своїх
речей! Lassen Sie Ihre Sachen nicht da! [...]
ЗАЛИШАТИСЯ [...] bleiben [...] головним завданням Збройних Сил ~ається
забезпечення оборони die Hauptaufgabe der Streitkräfte bleibt die Sicherstellung
der Verteidigung ‹WINTSCHALEK›
ЗАЛИШАТИ
Für solche BeiA ist charakteristisch, dass sie keinen sprachkontrastiv
bedingten Charakter aufweisen, sondern vielmehr die Eigenschaften des
anderssprachigen (und zwar fremdsprachigen) Übersetzungsäquivalents
demonstrieren: Allen voran die syntagmatischen Distributionseigenschaften. Dabei
ist aber nicht ohne Weiteres nachvollziehbar, warum BeiA nur an einzelne
Übersetzungsäquivalente adressiert sind und nicht an alle (vgl. die WbA oben).
141
Dieser sporadische Einsatz der BeiA verlangt eine Motivation seitens des
Lexikographen und kann eigentlich kaum als ein systematisch eingesetztes Mittel
der zielsprachigen Äquivalenzdifferenzierung betrachtet werden.
Die zwei festgehaltenen funktionalen Gruppen der BeiA lassen auf ein zum
Teil anderes Wesen der BeiA in der zweisprachigen Lexikographie schließen: Zum
einen ist die grundlegende Funktion der objektsprachlichen Demonstration präsent,
zum anderen übernehmen BeiA nichtsdestoweniger auch weitere Aufgaben, indem
durch sie sprachkontrastive Sachverhalte dargeboten werden. Im letzteren Fall
kommt es nicht auf die herkömmliche Demonstration an, weshalb manchmal auch
die Angemessenheit der Bezeichnung Beispiel an sich in Frage gestellt wird (vgl.
zur Diskussion Hausmann/Werner 1991: 2731).
Die Ergebnisse der Untersuchung tragen einen exemplarischen Charakter: Es
sei darauf hingewiesen, dass die Problematik des lexikographischen Beispiels eine
eingehende Untersuchung größeren Umfangs benötigt.
Literaturverzeichnis
Wörterbücher
Deutsch-ukrainisches, ukrainisch-deutsches Wörterbuch. Німецько-український, українсько-німецький словник. Hg. von Eleonora I. Lysenko. Kiew 1994.
Ukrainisch-deutsches, deutsch-ukrainisches Wörterbuch. Українсько-німецький, німецько-український словник. Hg. von Dr. Walter Wintschalek. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. (Schriftenreihe der Landesverteidigungsakademie I). Wien 2007.
Wörterbuch zur Lexikographie und Wörterbuchforschung. Mit englischen
Übersetzungen der Umtexte und Definitionen sowie Äquivalenten in neun
Sprachen. Hrsg. von Herbert Ernst Wiegand, Michael Beißwenger, Rufus H.
Gouws, Matthias Kammerer, Angelika Storrer, Werner Wolski. Bd. 1, A–C.
Berlin/New York 2010.
Ausgewählte Fachliteratur
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Hausmann, Franz Josef/Reichmann, Oskar/Wiegand, Herbert Ernst/Zgusta,
Ladislav (Hgg.): Wörterbücher – Dictionaries – Dictionnaires: Ein internationales
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zweisprachige
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im
Fremdsprachen-erwerb. In: Studien zur neuhochdeutschen Lexikographie II.
(Germanistische Linguistik 3–6/80). Hildesheim/New York. S. 73–86.
Hausmann, Franz Josef/Werner, Reinhold Otto (1991): Spezifische Bauteile
und Strukturen zweisprachiger Wörterbücher: eine Übersicht. In: Hausmann, Franz
Josef/Reichmann, Oskar/Wiegand, Herbert Ernst/Zgusta, Ladislav (Hgg.):
Wörterbücher – Dictionaries – Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur
Lexikographie. 3. Teilbd. (HSK 5.3). Berlin/New York. S. 2729–2769.
Hausmann, Franz Josef (1986): The training and professional development
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142
Herbst, Thomas/Klotz, Michael (2003): Lexikografie. Paderborn/München/
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Hermanns, Fritz (1988): Das lexikographische Beispiel. Ein Beitrag zu
seiner Theorie. In: Harras, Gisela (Hg.): Das Wörterbuch – Artikel und
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der Gegenwart LXXIV). Düsseldorf. S. 161–195.
Kromann, Hans-Peder/Riiber, Theis/Rosbach, Poul (1991a): Principles of
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Kromann, Hans-Peder/Riiber, Theis/Rosbach, Poul (1991b): Grammatical
Constructions in the Bilingual Dictionary. In: Hausmann, Franz Josef/Reichmann,
Oskar/Wiegand, Herbert Ernst/Zgusta, Ladislav (Hgg.): Wörterbücher –
Dictionaries – Dictionnaires. Ein internationales Handbuch zur Lexikographie.
3. Teilbd. (HSK 5.3). Berlin/New York. S. 2770–2775.
Kromann, Hans-Peder/Riiber, Theis/Rosbach, Poul (1984): Überlegungen
zu Grundfragen der zweisprachigen Lexikographie. In: Studien zur
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Szende, Thomas (1999): Problems of Exemplification in Bilingual
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Wiegand, Herbert Ernst (1977): Nachdenken über Wörterbücher: Aktuelle
Probleme. In: Drosdowski, Günther/Henne, Helmut/Wiegand, Herbert Ernst
(Hgg.): Nachdenken über Wörterbücher. Mannheim/Wien/Zürich. S. 51–102.
Leschenko Olesia
Nationale Universität Donezk
DEUTSCHE UND UKRAINISCHE WERBESLOGANS —
LEXIKALISCHE, PHRASEOLOGISCHE UND STILISTISCHE
MERKMALE IM VERGLEICH
1. Einleitung. Im vorliegenden Beitrag werden deutsche und ukrainische
Werbeslogans von Banken, Versicherungs-, Finanz- und Beratungsunternehmen
analysiert. Ein Slogan ist eine kurze einprägsame Mitteilung, in der Informationen
über Waren und Dienstleistungen sowie das anbietende Unternehmen übermittelt
143
werden. Der Slogan ist eine der wichtigsten Komponenten der Werbemitteilung und
wird sowohl zur Herstellung eines positiven Images des Unternehmens als auch zur
Erhöhung der Effizienz einer aktuellen Werbekampagne eingesetzt (vgl.
М’яснянкіна 2012: 152; Janich 2010: 59 f). Die Untersuchung basiert auf einem
Korpus von 300 deutschen und 300 ukrainischen Werbetexten aus den Magazinen
„Der Spiegel“, „Focus“, „Корреспондент“, „Фокус“, „Деньги“ und „Бизнес“ von
2009 bis 2013. Ziel der Arbeit ist ein Vergleich von lexikalischen, phraseologischen
und stilistischen Merkmalen deutscher und ukrainischer Slogans. Dabei wird die
sprachliche Gestaltung der Slogans auf ihre Funktionalität hin untersucht.
2. Fachwörter. Deutsche und ukrainische Slogans von Banken,
Versicherungs-, Finanz- und Beratungsunternehmen zeichnen sich durch eine hohe
Frequenz von Fachwörtern aus. Fachwörter sind in 136 (45,3 %) deutschen und
139 (46,3 %) ukrainischen Slogans vorhanden. Dies sind Wörter wie dt.:
Finanzberatung, Geldanlage, versichern; ukr.: кредитувати, вклад, інвестиційний u. a. Die Fachwörter dienen dazu, das Unternehmen und seine
Dienstleistungen zu benennen. Im Slogan (1) Finanzberatung, so individuell wie
Sie (Der Spiegel 18/2012) wird die Tätigkeit des Beratungsunternehmens MLP
außerdem positiv (als eine individuelle Beratung) bewertet. Das Fachwort
Finanzberatung vermittelt eine gewisse Wissenschaftlichkeit, gleichzeitig wird
durch das Personalpronomen Sie und das Hochwertwort individuell emotionale
Nähe zum Konsumenten suggeriert. Die meisten Fachwörter in den Slogans treten
in Verbindung mit Hochwertwörtern auf.
3. Hochwertwörter. Hochwertwörter sind Wörter, die neben grammatischen
Steigerungsformen wie z. B. dt.: mehr, näher; ukr. краще zur positiven semantischen
Aufwertung des Unternehmens, seiner Dienstleistung und oft der Verbraucher selbst
beitragen. Zu den Hochwertwörtern in den untersuchten Korpora gehören: dt.:
Leistung, Sicherheit, gesund; ukr.: успіх, оптимальний, добробут u. a. Im Slogan
der Deutschen Bank (2) Leistung aus Leidenschaft (Focus 15/2012) wird der
postmaterialistische Wert der Arbeit hervorgehoben, ausgedrückt in der
Emotionalisierung der Dienstleistung. Es soll unterstrichen werden, dass die positive
oder die negative Bedeutung des Wortes vom historisch-kulturellen Kontext der
Werbekommunikation abhängt und die Hochwertwörter oft gesellschaftlich relevante
Themen aufgreifen. Damit werden sie zu Schlüsselwörtern.
4. Fremdwörter, Okkasionalismen und umgangssprachliche Lexik.
Fremdwörter wurden in nur zwei deutschen und zwei ukrainischen Slogans
gefunden. Das sind die Wörter Job, Banking in den Slogans (3) Ihre Gesundheit ist
unser Job (Der Spiegel 10/2010) und (4) Das neue Private Banking (Der Spiegel
47/2009) und go, банкінгувати in: (5) все більше людей говорять go з Visa
(Корреспондент 19/2012) und (6) А з ким Ви банкінгуєте? (Корреспондент
14/2012). Während die Entlehnungen aus dem Englischen Job, Banking zum
festen Bestand der deutschen Sprache gehören (dabei wird Job im Duden als
umgangssprachliches Wort vermerkt), ist das Verb банкінгувати (vom engl.
banking) ein Okkasionalismus.
Außer Job wurden noch zwei umgangssprachliche Redewendungen im
deutschen Korpus gefunden (7) www.bring-mich-ins-trockene.de und (8) Geld
144
gehört zur Nr. 1. Umgangssprachliche Lexik ist in den untersuchten Korpora selten
anzutreffen, da diese zu wenig seriös für die Wirtschaftsbranche erscheint. Wenn
solche Redewendungen in den Slogans eingesetzt werden, dann mit dem Zweck,
einen Anreiz auf die Konsumenten auszuüben, indem soziale Nähe erzeugt wird.
5. Phraseologismen. Während Phraseologismen für die ukrainischen
Slogans des untersuchten Korpus nicht von Bedeutung sind, weisen dagegen 43
(14,3 %) der deutschen Slogans Phraseologismen auf, z. B. der Slogan der
Postbank (9) Unterm Strich zähle ich (Focus 14/2012). Hier wird das Unternehmen
als besonders kundenfreundlich präsentiert.
Phraseologismen sind in den deutschen Slogans meist in veränderter Form
präsent, z. B. der Slogan der Versicherung Die Württembergische (10) Die
Württembergische. Der Fels in der Brandung. (Der Spiegel 44/2010). Die Bank
wird mit dem Felsen verglichen und ihre Zuverlässigkeit metaphorisch
unterstrichen. Der bestimmte Artikel der betont die Exklusivität der Bank und die
Richtigkeit der Wahl durch die Kunden. In den „remotivierten Phraseologismen“
wird neben der idiomatischen auch ihre wörtliche Bedeutung aktiviert (Janich
2010: 212). Ein Beispiel dafür ist der Slogan der Roland Rechtsschutzversicherung
(11) Wir kämpfen für Ihr gutes Recht. (Der Spiegel 23/2010). Hier wird der
Phraseologismus jmds. gutes Recht sein in seiner wörtlichen Bedeutung aktiviert
und gleichzeitig betont, dass die Rechtsschutzversicherung ihren Kunden zusteht.
Die Phraseologismen können scheinbar negative Assoziationen hervorrufen.
Der Slogan der Bank Union Investment (12) www.bring-mich-ins-trockene.de (Der
Spiegel 44/2010) beruht auf dem Phraseologismus sein/e Schäfchen ins Trockene
bringen – ugs., oft leicht abwertend „sich [auf Kosten anderer] großen Gewinn,
große Vorteile verschaffen“ (Duden 2008: 654). Solche „inszenierte Negativität“
(Sabban 2012: 102) verfremdet die Wahrnehmung und spielt mit den Erwartungen
der Rezipienten. Hier bricht die Werbung spielerisch mit dem eigenen Gesetz der
Vermittlung eines positiven Images, um noch mehr Aufmerksamkeit der
Verbraucher auf das finanzielle Vorsorgeangebot der Bank zu lenken. Eine weitere
Strategie, um den Kunden die Einprägung von Slogans zu erleichtern, besteht
darin, dass traditionelle Phraseologismen nachgebildet werden, z. B. (13) Wenn’s
um Geld geht – Sparkasse. (Focus 12/2012) (vgl. mit dem traditionellen
Phraseologismus Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf).
6. Rhetorische Figuren und Tropen. Deutschen und ukrainischen Slogans
ist gemeinsam, dass sie eine große Zahl von rhetorischen Figuren und Tropen
enthalten: 201 (67 %) rhetorische Figuren und Tropen in den deutschen und 173
(57,7 %) in den ukrainischen Slogans. Die verbreitetsten Figuren im deutschen
Korpus sind: Parallelismus (in 47 Slogans (15,7 %)), der zusammen mit Antithesen
oder Anaphern auftritt, Alliteration (in 27 Slogans (9 %)) und Personifizierung (in
20 Slogans (6,7%)). Als Beispiel des Parallelismus mit Anapher kann der Slogan
der Sparkasse (14) Gut für Sie – und gut für Deutschland. (Der Spiegel 13/2013)
dienen. Die Verwendung rhetorischer Figuren lässt die Aussage stärker wirken. Im
Slogan der Bank Interhyp Baufinanzierung (15) Baufinanzierung für Deutschland:
Ich bin 100 Banken (Der Spiegel 39/2010) sichert die Personifikation durch das
Pronomen ich das Vertrauen zwischen der Bank und dem Kunden. Der
Werbeslogan der Landesbausparkasse LBS (16) Wir geben Ihrer Zukunft ein
145
Zuhause. (Der Spiegel 10/2012) enthält gleichzeitig die rhetorische Figur der
Wiederholung Alliteration (Zukunft – Zuhause) und Metonymie (hier wird nicht
nur die Zukunft eines Menschen, sondern der ganze Mensch gemeint).
In den ukrainischen Slogans waren am häufigsten Epitheta (in 52 Slogans
(17,4 %)), Parallelismen (in 46 Slogans (15,3 %), die zusammen mit Antithese
oder Anapher verwendet wurden, und Personifikationen (in 19 Slogans (6,3 %))
präsent. Beispiele der Slogans mit Epitheta sind (17) Оптимальні рішення
перемагають (Фокус 14/2009) von Credit Optima Bank, (18) перший для
перших (Деньги 39-40/2009) von der Bank Укрiнбанk und (19) Найближчий
великий банк (Корресподент 46/2010) von der Bank Райффайзен Банк Аваль.
Wie aus den Beispielen ersichtlich wird, werden Epitheta zusammen mit anderen
rhetorischen Figuren und Tropen verwendet. Im Slogan der Credit Optima Bank
entsteht ein Wortspiel mit Intransia, d. h. der Name der Bank Optima wird im
Slogan wiederholt. Im Slogan der Bank Укрiнбанk können wir Diaphora, d. h.
eine Wiederholung des gleichen Wortes перший, im Satz mit zwei
unterschiedlichen Bedeutungen beobachten: „erste“ (Bank) und „sehr wichtige“
(Kunden). Damit trägt die rhetorische Figur Diaphora zur Mehrdeutigkeit bei und
aktiviert die Rezipienten im Kommunikationsprozess. Ein Beispiel der
Personifikation wäre der Slogan (20) Ваші гроші працюють на Вас! (Фокус
7/2012) der Bank Київська Русь. Ein Beispiel eines Parallelismus mit Antithese
stellt der Slogan der UniCredit Bank (21) Життя мінливе, ми з Вами незмінно.
(Корреспондент 16–17/2012) dar. Durch den Kontrast von Gegensätzen мінливе
und незмінно wird die Zuverlässigkeit der Bank im Unterschied zur
Wechselhaftigkeit im Leben hervorgehoben. Zusammenfassend kann man
behaupten, dass Wiederholungs- und Positionsfiguren einer besseren Einprägung
des Slogans dienen, Wortspiele ein höheres Interesse bei den Konsumenten
wecken und die rhetorischen Tropen zur Bildhaftigkeit der Slogans beitragen.
Literatur
М’яснянкіна Л. І. Структурні типи слоганів у телевізійній рекламі /
Л. І. М’яснянкіна // Теле- та радіожурналістика. – 2012. – № 11. – С. 152–157.
Duden. Redewendungen. Wörterbuch der deutschen Idiomatik (2008).
Mannheim u. a.: Dudenverl.
Janich N. Werbesprache. Ein Arbeitsbuch / N. Janich. – Tübingen: Narr,
2010. – 323 S.
Sabban A. Werbekommunikation phraseologisch. In: Janich, Nina (Hg.):
Handbuch Werbekommunikation. Sprachwissenschaftliche und interdisziplinäre
Zugänge. – Tübingen: Narr, 2012. – S. 89–106.
Lichovod Natalija
Staatliche Universität Tschernihiw (Nishyn)
PROJEKTMETHODIK IM DAF-UNTERRICHT
In der letzten Zeit wird im DAF-Unterricht der Projektmethodik eine große
Aufmerksamkeit geschenkt. Warum ist diese Methodik für die DAF-Lehrer so
interessant? Die Projektmethodik im DAF-Unterricht trägt dazu bei,
146
- dass die Lernenden ihre innere Motivation beim Beherrschen der
Fremdsprache entwickeln;
- dass ihre geistige Motivation zur Erwerbung der Kenntnisse steigt;
- dass sie logisch über die Probleme, die mit dem realen Leben verbunden
sind, nachdenken;
- dass die Lernenden ihre Sprachkompetenz entwickeln und vervollkommnen können.
Selbst das Wort „Projekt“ hat einige Bedeutungen:
- die Tätigkeit beim Projektieren (Simnjaja, Sacharowa, 1991)
- das Resultat solcher Tätigkeit (Tschanilowa, 1997)
- eine besondere Form der kommunikativen Erkenntnistätigkeit (Kapajewa,
2001)
Die letzte Bedeutung zeigt diesen Begriff als System kommunikativer
Übungen, das durch selbständige Arbeit der Lernenden zur Lösung eines
bestimmten Problems führt.
Bei der Projektmethodik ist wichtig, dass das Ziel des Unterrichts und die
Wege, die Methoden, mit deren Hilfe dieses Ziel erreicht wird, von den Lernenden
auf Grund ihrer Interessen, ihrer individuellen Besonderheiten, Motivation und
Fähigkeiten bestimmt werden.
Zugrunde eines beliebigen Projekts liegt ein Problem, für dessen Erarbeitung
und Lösung bestimmte sprachliche Fähigkeiten der Lernenden nötig sind, zum
Beispiel:
- Thema: Die kulturellen Traditionen in der Ukraine und in Deutschland.
Problem: Hilft das Wissen um Kultur und Traditionen den Nationalcharakter
besser zu verstehen?
- Thema: Umweltschutz. Problem: Wie löst die demokratische Gesellschaft
das Problem des Umweltschutzes?
Bei der Arbeit an einem Projekt kann man einige Phasen unterscheiden:
- Einstiegsphase (Die Lernenden besprechen das Problem und schlagen die
Wege zur Lösung dieses Problems vor.)
- Grundphase (Die Lernenden arbeiten in Kleingruppen und suchen Pround Kontraargumente zum gestellten Problem.)
- Schlussphase (Die Lernenden machen Präsentation ihrer Arbeit und
nehmen an der Einschätzung der Projekte teil.)
Während die Lernenden bei der traditionellen Methodik oft auf
Schwierigkeiten bei der Lösung solcher Probleme stoßen und über bereits
erworbene Kenntnisse verfügen müssen, hilft die Projektmethodik Schwierigkeiten
zu vermeiden, weil die Lernenden während der Arbeit am Projekt höchst
interessiert und motiviert sind. Dabei versuchen sie bei der Arbeit ihre Fähigkeiten
zu zeigen. Außerdem weckt die Arbeit am Projekt im Gedächtnis der Lernenden
Sprachressourcen, die sie in dieser Situation ausnutzen.
Literatur:
Зимняя И. А. Педагогическая психология.-Ростов-на Дону: Феникс,
1997. – 480 с.
Пєхота О.М. Освітні технології.-К.: АСК. 2001.
147
Полат Е.С. Методы проектирования на уроках иностранного
языка./ИЯШ - №№ 2, 3 – 2000.
Lipska Jewgenija
Staatliche pädagogische Universität Winnyzja
FORMALE STRUKTUR
DER PERFORMATIVEN ÄUSSERUNGEN
Sprachliche Äußerungen können in vielfältiger Weise in das menschliche
Handeln eingebettet sein oder selbst Handlung sein. Es gibt Handlungen, die
überhaupt nur durch sprachliche Äußerungen vollziehbar sind. Äußerungen, mit
denen man eine sprachliche Handlung zugleich bezeichnet und vollzieht, werden
performative Äußerungen genannt.
Performative Äußerungen generieren soziale, rechtliche, politische oder
moralische Verpflichtungen und haben eine wirkungsverleihende Kraft, die etwas
schon Vorhandenes und bereits Bestehendes transformiert. Die performative
Handlung hat als „aktionales Sprechen“ und als sprachliches Tun eine zugleich
hervorbringende und herstellende Kraft (Busch 2007).
Performative Äußerungen können explizit und implizit sein. Explizit
performativ ist eine Äußerung, durch die die Handlung vollzogen wird, die von
der Äußerung bezeichnet wird. Implizit performativ ist eine Äußerung, bei der die
Handlung, die durch die Äußerung vollzogen wird, nicht von der Äußerung
bezeichnet wird (Meibauer 2002: 232).
Syntaktisch haben die explizit performativen Äußerungen in ihrer Form die
Struktur Ich … (performatives Verb) dir [hiermit], dass … (Satz) – Ich verspreche
dir hiermit, dass ich morgen komme. Diese Struktur lässt sich als typische
syntaktische Form explizit performativer Äußerungen betrachten: performatives
Verb im Indikativ Präsens in der positiven Form; Subjekt in 1. Person Singular
oder Plural; Personobjekt (Dat. oder Akk.) in 2. Person Singular oder Plural. Die
Partikel hiermit kann ergänzt werden (Pelz 2004: 249).
Andere mögliche Baupläne von Sätzen für explizite performative
Äußerungen werden folgendermaßen angedeutet:
Ich / Wir … Verb … / Nomen / Personalpronomen
Ich / Wir … Verb … / Nomen / Personalpronomen zu … Infinitivsatz (Wörner
1978: 60–61).
Eine explizit performative Formel kann auch einer anderen Äußerung
beigefügt werden. Dann wird in expliziterer Weise dieselbe Sprechhandlung
wiederholt bzw. verstärkt (Wunderlich 1972): Bleib hier, ich flehe dich an; Man
wird Sie innerhalb der nächsten 24 Stunden anrufen. Ich verspreche es Ihnen; Ich
kann es dir schwören: Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Solche Äußerungen
werden aus zwei syntaktisch getrennten Teilen aufgebaut, der erste macht eine
implizit performative Äußerung und der zweite eine performative Einstufung
(Hindelang 2004). Der Grad der syntaktischen Selbstständigkeit der performativen
Einstufung kann unterschiedlich groß sein.
148
Eine performative Äußerung kann ebenfalls als performative Reaktion
gebraucht werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um zustimmende (1) oder
ablehnende (2) Reaktionen eines Sprechers auf die unmittelbar zuvor gemachte
Äußerung seines Gesprächspartners. In ihrer typischen Form drückt sie keinen
selbstständigen propositionalen Gehalt aus, sondern bezieht sich auf die
Proposition der vorhergehenden Äußerung:
(1) Peter war in der fraglichen Zeit gar nicht in München, sondern in
Augsburg.
– Das kann ich bestätigen.
(2) Den Gastarbeitern geht es hier ganz vorzüglich!
– Da muss ich ganz entschieden widersprechen.
Außer expliziten Performativen unterscheiden wir auch explizit-modifizierte
performative Äußerungen:

grammatisch-modifizierte:
Er wird / ist (Du wirst / Ihr werdet / seid) … Verb Partizip II … zumeist
Infinitivsatz – Du wirst ersucht, deine Unterlagen umgehend einzureichen.
Es wird / ist (Sie werden / sind) … Verb Partizip II … zumeist Infinitivsatz –
Es wird empfohlen, sofort die Zimmer zu verlassen. Es wird gebeten, das Rauchen
einzustellen. Sie sind herzlich eingeladen. Passagiere werden gebeten, unter Deck
nicht zu rauchen.
Es ist auch möglich performative Verben im Zustandspassiv Konjunktiv I zu
verwenden (Brandt 1990): Es sei nochmals an die morgige Sitzung erinnert. Zu
grammatisch-modifizierten können auch sogenannte „verdeckte Performative“
(performatives Verb im Konditionalis I) gehören: Ehe wir zum geschäftlichen Teil
kommen, würde ich vorschlagen, Sie bieten mir was aus Ihrem gutbestückten
Eisschrank an.

modalisierte:
Ich / Wir … Modalverb …/ Nomen / Personalpronomen … Verb, dass-Satz –
Ich kann dir versichern, dass ich es nicht gewesen bin.

semantische (nominative): Glückwunsch! (ich gratuliere), Vielen
Dank! (ich danke), Entschuldigung! (ich entschuldige mich);

partizipiale – Versprochen (Ich verspreche es dir), Baden verboten!
(Baden ist hier verboten).
Bei performativen Sätzen ist syntaktisch auch zwischen deklarativen und
interrogativen Formen zu unterscheiden (Hindelang 2004: 25):
Performativer Satz
Deklarativsatz
Interrogativsatz (interrogativ-performativ)
ohne Modalverb mit Modalverb (modalisiert-performativ) mit Modalverb
Indikativ Konj. II Indikativ
(1) (2) mit „würde“ (3)
Konj. II
(4)
149
Indikativ
(5)
Konj. II
(6)
(1) Ich rate dir, so schnell wie möglich abzustoßen. (2) Ich würde dir
empfehlen, häufiger zum Zahnarzt zu gehen. (3) Ich muss gestehen, dass ich mich
nicht vorbereitet habe. (4) Ich möchte anfragen, ob meine Bestellung mittlerweile
eingetroffen ist. (5) Darf ich Sie darüber informieren, dass Ihr Kontostand seit
zwei Monaten ein Minus von 2000 DM aufweist? (6) Dürfte ich dich bitten, mir
morgen dein Auto zu leihen?
Implizite performative Äußerungen können folgenderweise ausgedrückt
werden: 1) durch stehende lexikalisch-grammatische Strukturen: Seien Sie willkommen bei uns (Einladung); Nehmen Sie es nicht persönlich (Entschuldigung);
ich werde mein Möglichstes tun (Versprechen); 2) durch Imperativsätze: Bitte
mach das Fenster zu! (Ich bitte dich, das Fenster zuzumachen); 3) durch Idiome:
Hand aufs Herz, alles bleibt unter uns, (Schwur); Hals- und Beinbruch!
(Wunsch).
Literaturverzeichnis
Brandt M. Die performativen Äußerungen – eine empirische Studie /
M. Brandt, G. Falkenberg, N. Fries, F. Liedtke [et al.] // Zeitschrift für Phonetik,
Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung. – 1990. – Bd. 43, Heft 3. –
S. 355–369.
Busch K. Pathos: Konturen eines kulturwissenschaftlichen Grundbegriffs /
K. Busch, I. Därmann (Hg.). – Bielefeld: transcript Verlag, 2007. – 206 S.
Hindelang G. Einführung in die Sprechakttheorie / G. Hindelang. – 4. Aufl.
– Tübingen : Max Niemayer Verl., 2004. – 119 S.
Meibauer J. Einführung in die germanistische Linguistik / Meibauer J.,
Demske U., Geilfuß-Wolfgang J. – Stuttgart: J. B. Metzler Verl., 2002. – 364 S.
Pelz H. Linguistik. Eine Einführung / H. Pelz. – 8. Aufl. – Hamburg :
Hoffmann und Campe, 2004. – 352 S.
Wörner M. Performative und sprachliches Handeln / M. Wörner. –
Hamburg : Buske, 1978. – 165 S.
Wunderlich D. Linguistische Pragmatik / D. Wunderlich. – Fr./M. :
Suhrkamp Verl., 1972. – S. 11–58.
Lobatschuk Inna
VTEI KNTEU Winnyzja
VERWENDUNG VON IT-QUELLEN IM
FREMDSPRACHENUNTERRICHT
Es ist selbstverständlich, dass Fremdspracherwerb am effektivsten im
pädagogischen Umfeld ist, das reich an verschiedenen Reize ist. Dieses Umfeld
stellt den gesamten Kontext des Lehrens dar und umfasst in der Regel die
Teilnehmer des Bildungsprozesses (Lehrer und Lernenden), Lehr- und
Lernmethoden und Techniken, technische Geräte usw.
Letzteres stellt verschiedene Kanäle für die Kommunikation und
Verarbeitung von Informationen und besitzt ein enormes Potenzial zur Steigerung
der Motivation der Schüler.
150
The use of IT in the English class cannot be overestimated. IT resources
have become an indispensable part of foreign language learning and teaching.
They have long been viewed as the means of facilitating the processing of
information as well as developing professional skills.
Der Einsatz von IT im Deutschunterricht kann nicht überschätzt werden. ITQuellen sind zu einem unverzichtbaren Teil des Fremdsprachenunterrichts und der
Lehre geworden. Sie werden seit Langem als Mittel zur Erleichterung der Verarbeitung von Informationen und der Entwicklung beruflicher Fähigkeiten angesehen.
Die Computer-Nutzung wächst weiter und entwickelt sich in allen Bereichen
unseres Lebens. Die Anwendungen haben einen großen Einfluss in der Wirtschaft.
Computer halfen der Gesellschaft bei der Steigerung der Produktivität und
Vereinfachung vieler Dienstleistungen wie Girokonten, Kreditkarten und Telefonservice. IT ist auch eine der Komponenten moderner Methoden im
Fremdsprachenunterricht. Vorhandene CDs mit verschiedenen Programmen geben
die Möglichkeit, Informationen als Bilder, Texte, Sounds, Videos usw. zu
bekommen. Der Einsatz von Computern führt zu einer qualitativen Veränderung
der Inhalte, Methoden, Formen der Lehre und erzeugt neue Studienbedingungen.
Computer können als universelles Mittel zum Lernen und Lehren erfolgreich
in verschiedenen Kontexten verwendet werden. Sie können den Lehrenden helfen,
nicht nur reproduktive Kenntnisse und Fähigkeiten der Studenten zu bilden,
sondern auch ihre Erfindungsgabe und kreativen Fähigkeiten zu entwickeln.
Im Allgemeinen haben Computer im Unterricht folgende Vorteile:
1. Die Neuheit der Arbeit mit einem Computer stärkt das Interesse der
Schüler und ihre Motivation.
2. Es gibt die Möglichkeit, die Studenten zur Erforschung der Arbeit zu
gewinnen.
3. Die Computertechnologie und das Internet erweitern die Möglichkeiten
der Fernlehre.
4. Den Studierenden wird die Möglichkeit zur Selbstkontrolle erworbener
Kenntnisse geboten.
5. Förderung kreativen Denkens in Forschungsaktivitäten.
6. Bietet den Studierenden einen Zugriff auf Wörterbücher.
Computer geben uns die Möglichkeit, das Internet zu nutzen. Die Bedeutung
des Internets wächst in allen Bereichen des menschlichen Lebens, nicht nur in
Forschung und Lehre, sondern auch in Marketing und Handel sowie zur
Unterhaltung und für Hobbys. Das Internet eröffnet enorme Ressourcen und
Geschäftsmöglichkeiten für Millionen von Nutzern auf der ganzen Welt. Es bietet
auch eine zusätzliche Praxis in bestimmten Bereichen des Sprachenlernens,
ermöglicht den Zugriff auf Wörterbücher und Lexika, das Lesen und
Verständnisfragen, Grammatik und Wortschatz-Quiz, Aussprache-Übungen, Spiele
usw. Es ist auch eine einfache und bequeme Art der Kommunikation, der Zugriff
auf Informationen zu verschiedenen Themen, eine Erweiterung der Möglichkeiten
zum Selbststudium.
151
Die Nutzung des Internets im Sprachunterricht erhöht die Motivation der
Schüler, gibt die Möglichkeit, Informationen zu recherchieren und schafft optimale
Voraussetzungen, schreiben zu lernen, bietet mehr Interaktion, erweitert und
intensiviert Fremdsprachenunterricht, indem es den Weg zu unbegrenzten
Informationsquellen öffnet. Der Einsatz von Multimedia bietet die Möglichkeit
einer effektiveren Kombination aller Arten von Aktivitäten wie: Entwicklung der
Konversationsfähigkeit, Lesen, Schreiben usw.
Ljultschenko Oxana
Ternivska-Gymnasium Kryvyj Rih
BILDER IM DEUTSCHUNTERRICHT
ALS MITTEL DES KREATIVEN SCHREIBENS
Seit Jahrzehnten hat das Schreiben im Fremdsprachenunterricht eine
untergeordnete Rolle gespielt. Während der Anwendung der audiovisuellen und
audiolingualen Methode litt der Fremdsprachenunterricht an Schreibentzug.
Heutzutage geht es im Fremdsprachenunterricht hauptsächlich darum, die
Schüler dazu zu befähigen, sich mündlich und schriftlich frei in der Fremdsprache
auszudrücken.
Man muss in diesem Zusammenhang auf das Fehlen der Motivation zum
Schreiben hinweisen. Die Angst vor dem „leeren Blatt“ wirkt geradezu
paralysierend auf die Schüler. Man muss sie zu schriftlichem Schaffen in einer
Fremdsprache ermutigen. Mit der Reformpädagogik kam die Idee auf, kreatives
Schreiben in die Schulen einfließen zu lassen, um die Angst vor Schreibblockaden
zu nehmen. Die Lehrkräfte der Pädagogischen Hochschule Wallis sind überzeugt
von der Verbesserung des sozialen Klimas durch kreatives Schreiben. Dadurch
wird der Schreiber als Ganzes erfasst und motiviert. Durch die kreativen
Schreibaufgaben können auch Literaturverständnis entwickelt und das Selbst- und
Fremdsprachenverstehen (Selbstausdruck, Selbstgestaltung, Problemlösen)
gefördert werden.
Konstancja Kuligowska (die Lektorin der Adam-Mickiewicz-Universität)
erwähnt, dass das kreative Schreiben den Schülern Freude bereitet, mit der
Fremdsprache zu experimentieren. Ihrer Erfahrung nach sollte man den Schreibern
in kleinen Schritten formale und sprachliche Hilfe erteilen, damit sie kreativ
schreiben können.
Kreatives Schreiben zu Bildern, Texten, Erlebnissen bietet Schülerinnen und
Schülern die Möglichkeit, Gefühle in Worte zu fassen, verhilft zu gedanklicher
Klärung, fördert die Empathiefähigkeit und ist ein wichtiger Schritt zur
Identitätsfindung. Sehr gut ist in diesem Sinn die Karikatur als bildlicher Impuls
zur Förderung kreativen Denkens und Schreibens geeignet.
Diese Art der Bildkunst ist ein Zerrbild, das durch Überbetonung einzelner,
dennoch erkennbarer Charakterzüge komisch oder satirisch wirkt. Karikaturen sind
zeichnerisch gestaltete Kommentare, die sich leicht in Worte fassen lassen.
152
Man muss die hauptsächlichen Wesensmerkmale der Karikatur bemerken:
ein Problem zuspitzen; durch Form und Inhalt übertreibend, verzerrend,
verkürzend, direkt oder indirekt Kritik an Personen, Verhaltensweisen oder an
gesellschaftlichen Vorgängen üben. Es soll auch darauf hingewiesen werden, dass
die meisten Schüler gern mit verschiedenen Arten von Karikaturen arbeiten, z. B.
textorientierte Karikaturen (Pointe liegt im Text – für die Schüler leichter zu
verstehen), symbolhaltige, aktuelle und zeitlose Karikaturen.
Karikaturen stellen ein geeignetes Material dar, um methodenzentriertes
Nachdenken, Diskutieren und Planen in Gang zu setzen. Sie bringen den Schülern
oftmals alltägliche Problemsituationen teilweise lustig, hintersinnig und anregend
ins Bewusstsein und können als Unterrichtsmedium produktive Prozesse im
Unterricht auslösen. Darum scheint es sinnvoll die didaktische Funktion der
Karikatur zu beachten: problemorientierte Reduzierung auf das Wesentliche,
Motivation, sich weitere Informationen zum Thema zu beschaffen, fächerübergreifendes Lernen. Die Karikatur prägt sich bei vielen Schülerinnen gut ein
(Lerntyp „Sehen“) und stellt somit eine Alternative zum verbal überladenen Unterricht dar. Die Zeichnungen sprechen viele Schüler weitaus stärker an als Texte. Die
Lernenden arbeiten gern mit der Karikatur und lernen dabei schnell und viel.
Mehrdimensionales Denken darf auch nicht vergessen werden. Karikaturen sind oft
bildliche Metaphern. Sie führen zu einem Wissensgewinn in spielerischer Weise.
Vorgestellt wird die sogenannte „klassische“ Methode der Erschließung
einer Karikatur, das Schreiben als eine umfassende, geistige und kreative Tätigkeit
einzuführen. Diese Methode soll aber schrittweise im DaF-Unterricht eingesetzt
werden: Zuerst kommt die Beschreibung der Bildzeichen im Hinblick auf die
Erfahrungen, die der Karikatur zugrunde liegen könnten. Danach arbeiten die
Schüler an der Analyse der Bildzeichen im Hinblick auf die grundlegende These
des Zeichners. Erst danach folgt der Transfer in den eigenen Erfahrungsbereich.
Neben der sogenannten „klassischen“ Erschließungsmethode gibt es auch
andere Methoden, die zu einer eigenständigen Auseinandersetzung der Schüler mit
Karikaturen anregen können. Diese Methoden können auch mit der „klassischen“
Erschließungsmethode kombiniert werden.
Karikaturen sind eine großartige Möglichkeit, Schüler mit aktuellen und
vergangenen Ereignissen, Entwicklungen und Problemen zu konfrontieren und
diesen Prozess in die Schreiblehre effektiv zu integrieren.
Die Schüler lernen andere Meinungen zu tolerieren, ihre eigenen
Sichtweisen zu überdenken und in schriftlicher Form kreativ darzulegen. Es wird
eine positive Einstellung zum Schreiben erzeugt. Dies ist eine der wichtigsten
Voraussetzungen für das Lernen einer Fremdsprache.
Literatur:
Truffer J. 255 Minuten kreatives Schreiben für Schülerinnen und Schüler der
4. Primarstufe. Diplomarbeit an der Pädagogischen Hochschule Wallis, 2006/2007,
http://doc.rero.ch/record/11742/files/Truffer_Josefine.pdf
http://lehrerfortbildung-bw.de/faecher/geschichte/gym/fb2/abi/kari_ueb/
http://www.online.uni-marburg.de/demokratie/module/1/6_1.htm
153
http://www.hilfreich.de/interpretation-von-karikaturen-–-so-geht’s_14207
http://www.cartoonstock.com/w/de/s/schreiben.asp
http://www.hilfreich.de/interpretation-von-karikaturen-–-so-geht’s_14207
http://www.zeitzuleben.de/2964-tipps-und-tricks-rund-um-das-kreativeschreiben/
http://www.schule.at/bildung/paedagogik-didaktik/detail/karikaturen-imunterricht.html
Lyashenko Tetyana
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
METAPHERN AUS ÜBERSETZUNGSRELEVANTER SICHT
1. Die moderne Tendenz zur Integration von verschiedenen
Wissensbereichen und zum Ausbau des Wissens führen zur Spezifizierung nicht
im Rahmen der einzelnen Wissenschaften, sondern hinsichtlich einer
Problemstellung. Dies betrifft auch die Metaphernforschung, deren verschiedene
Aspekte (extralinguistisch, semasiologisch, grammatisch, kontrastiv, pragmatisch,
psycholinguistisch u. a.) einerseits von einem universellen Charakter dieses
Phänomens, andererseits von zahlreichen offenen Fragen der Metaphorisierung
und dem Produkt dieses Prozesses Metapher zeugen. (Немировская, 2006: 211).
2. Die Metapher wird als Redefigur der Rhetorik und Stilistik, als Ergebnis
einer sekundären Nomination in der Linguistik, als Mittel der Erkenntnis und der
Wissensrepräsentation an der Grenze der Linguistik, Philosophie und der
Psychologie erforscht. Lange Zeit dominierte die Auffassung von der Metapher als
einem bildhaften bzw. bildlichen sprachlichen Ausdruck, der aufgrund der
Bezeichnungsübertragung zwischen Gegenständen und Erscheinungen zustande
kommt. In der modernen Metaphernforschung unterscheidet man einige Ansätze:
Metapher als verkürzter Vergleich, Metapher als eine bloße Ersetzung eines
eigentlichen Wortes, Metapher aus pragmatischer Sicht, Metapher als kognitives,
konzeptuelles Phänomen und Interaktionstheorie der Metapher. In jüngster Zeit
haben die letzteren Sichtweisen zunehmend an Einfluss gewonnen, weil diese auf
Grund der gewonnenen Erkenntnisse auf Entstehung, Gebrauch und Erfassung der
Metapher eingehen (Конепуд, 2007: 328).
2.1 Im Rahmen der konzeptuellen Metapherntheorie wird die Metapher als
eine für Alltagssprache typische Erscheinung betrachtet. Ihre wichtige kognitive
Funktion besteht darin, dass sie einen Erfahrungsbereich durch die Projizierung
eines Quellenbereichs auf einen Zielbereich verstehbar macht. Da es keine
unmittelbare Ähnlichkeitsbeziehungen zwischen Quellen- und Zielbereich gibt,
handelt es sich bei der Metapher auch nicht um eine Bezeichnungsübertragung. Sie
ist auch nicht auf eine wörtliche Bedeutung reduzierbar (Schäffner, 2006: 281).
Die konzeptuelle Metapherntheorie hat die Verbindung der sprachlichen
Realisierung einer Metapher mit der Sicht- bzw. Denkweise von Sprach- und
Kulturgemeinschaften untersucht.
154
2.2 Die im englischsprachigen Ausland verbreitete Interaktionstheorie betont
die Interaktion von zwei Konzepten: dem bildlichen Ausdruck und dem Bezeichneten, was einen neuen Sinn ergibt. Die Metapher wird als Prozess, allerdings ohne
pragmatische Interpretation aufgefasst, der sich innerhalb des semantischen
Netzwerks situiert. Die Interaktionstheorie hat das Entstehen und Funktionieren der
Metapher in der sprachlichen Kommunikation erforscht. (Конепуд, 2007: 326–327).
3. Die übersetzungswissenschaftliche Forschung der Metapher bedarf noch
tiefgreifender und systematischer Untersuchungen dieser Erscheinung sowohl in
der einheimischen als auch in der ausländischen Übersetzungswissenschaft. Die
moderne Übersetzungswissenschaft zeichnet sich durch die Tendenz zur
Bereicherung der Zielsprache aus, durch die Wahrung von Mikrotexten und
Mikrosinnen, demzufolge durch die Übersetzung der Metapher ausschließlich
durch die Metapher. In der Übersetzungstheorie wird die Erforschung der
Metapher, die vor kurzer Zeit als linguistisches Einzelphänomen betrachtet wurde,
zu zwei Schwerpunkten gebracht und zwar der prinzipiellen Übersetzbarkeit der
Metapher und Übersetzungsstrategien bzw. -verfahren der Metaphernübersetzung.
3.1 Die Übersetzbarkeit der Metapher ist dadurch bedingt, inwieweit sie
kulturspezifisch ist, und wie weit die Distanz zwischen dem kulturellen
Hintergrund des Originals und dem zielsprachlichen Empfänger ist. Die Metapher
ist unübersetzbar, wenn die mit der Metapher in der AS verbundenen kulturellen
Erfahrungen und semantischen Assoziationen in der ZS nicht reproduzierbar sind.
Moderne Erkenntnisse der Kognitionswissenschaft, Anthropologie und Linguistik
lassen die Vermutung zu, dass sich okkasionelle Metaphern in literarischen Texten
generell leichter übersetzen lassen als die Metaphern der Alltagssprache oder der
Sprache der Medien, weil kreative Metaphern keine konventionalisierten bzw.
kulturspezifischen oder ideologiegeladenen Abbildungsstereotypen sein müssen
(Zybatow, 2011: 52).
3.2 Die von Newmark entwickelte Klassifikation von Übersetzungsverfahren gilt als meist erschöpfend. Newmark unterscheidet nach dem
Lexikalisierungsgrad fünf Typen von Metaphern. Jeder Typ bietet ein spezifisches
Problem für das Übersetzen. Als Anhänger des pragmatischen Ansatzes der
Metapher hat er sieben Übersetzungsverfahren für lexikalisierte Metaphern
entwickelt: Reproduktion des gleichen Bildes, Ersetzung des AS-Bildes durch ein
in der ZS übliches Bild, Umwandlung der Metapher in einen Vergleich,
Umwandlung der Metapher in einen Vergleich plus Sinnangabe, Angabe des Sinns
durch nichtmetaphorischen Ausdruck, Tilgung, wenn die Metapher redundant ist,
Gleiche Metapher unter Hinzufügung des Sinns. Für innovative bzw. einmalige
kreative Metaphern schlägt Newmark eine Sinnangabe oder direkte Übersetzung
unter Hinzufügung von Anführungszeichen vor. Die Wahl des Übersetzungsverfahrens hängt vor allem von der Funktion der Metapher im Text, von stilistischen
Erwägungen, von Konventionen der Textsorte sowie vom Übersetzungsauftrag ab
(Schäffner, 2006: 283).
3.3 Die Adäquatheit der Metaphernübersetzung vom Standpunkt des
kognitiven Ansatzes ist nur in dem Fall zu erreichen, wenn das vom Autor des
155
Originals metaphorisch dargestellte Bild eines Weltausschnitts in der ZS ebenso
metaphorisch wiedergegeben wird, d. h. die kognitive Struktur invariant bleibt. Die
Vertreter des kognitiven Ansatzes bieten folgende Übersetzungsmöglichkeiten an:
die Wiedergabe durch eine analoge konzeptuelle Metapher mit dem äquivalenten
sprachlichen Ausdruck, die Wiedergabe durch eine analoge konzeptuelle Metapher
mit einem anderen sprachlichen Ausdruck, die Wiedergabe durch eine andere
konzeptuelle Metapher. Das wirft die wesentliche Frage nach dem Vorhandensein
einer konzeptuellen Metapher in AS- und ZS-Kultur auf. Es stellt sich auch weiter
die Frage, ob alle textuellen Manifestationen einer konzeptuellen Metapher, die
sich durch den Text ziehen, übertragen werden können oder sollen.
3.4 Bei der Übersetzung der konzeptuellen Metapher werden ihr sprachlicher
Ausdruck und funktionssemantischer Gehalt auf der mikrokontextuellen Ebene
aktualisiert und mit dem makrokonzeptuellen Feld in Übereinstimmung gebracht. Der
Algorithmus der Metaphernübersetzung besteht aus folgenden Schritten: 1) das
Bestimmen des Makrokonzepts als Kontext für die sprachliche Realisierung der
ausgangssprachlichen Metapher, 2) die Analyse struktureller und lexikalisch-grammatischer Besonderheiten der ausgangssprachlichen Metapher, 3) das Bestimmen der
lexikalisch-semantischen Grundlage der AS-Metapher, 4) das Bestimmen eines
funktionsadäquaten Makrokonzepts in der ZS, 5) die Anpassung der lexikalischgrammatischen Realisierung der Metapher an den funktionssemantischen Gehalt und
das Makrokonzept, die konzeptuelle Metapher in der ZS (Ясинецька, 2010: 99).
3.5 Für die moderne übersetzungsrelevante Metaphernforschung reicht das
linguistische Metaphernverständnis alleine nicht aus. Die Effizienz der
Metaphernforschung wird durch die Integration von Erkenntnissen der traditionellen Linguistik, der Text- und Psycholinguistik und des kognitiven Ansatzes
bedingt. Gerade letzterer eröffnet neue Perspektiven in der Übersetzungstheorie.
Literatur
Конепуд Н. І. Теорії метафори в сучасній лінгвістиці / Н. І. Конепуд //
Стильові та жанрові особливості мовлення. Авторський стиль. Літературознавство : Науковий вісник Волинського державного університету імені Лесі
Українки, вип. 4, 2007. – С. 324–328.
Немировская А. В. Интегративный подход к переводу метафоры в
художественном тексте / A. В. Немировская // Вестник Красноярского
государственного университета. Сер. Гуманитарные науки. – Красноярск,
2006. – № 3. – С. 211–213.
Ясинецька О. А. Переклад метафори як мовна репрезентація
концептуальних картин світу / О.А. Ясинецька [електронний ресурс]. –
Режим доступу: http://visnyk.sumdu.edu.ua/arhiv/2010/Fil_1_2010/10yoakks.pdf
Schäffner Christina. Metaphern / Ch. Schäffner // Handbuch Translation (2).
Snell-Hornby, Mary; Hönig, Hans G.; Kußmaul,Paul (Hgg), 2006. – S. 280 – 283.
Zybatow Lew N. Metaphern, Metaphernmodelle und metaphorische
Abbildungsstereotypen im Vergleich und in der Übersetzung / Lew N. Zybatow //
Studia Translatorica: Translationswissenschaft und ihre Zusammenhänge 4. Hrsg.
von Z. Bohušova u. a. Dresden ‒ Wrocław, 2011. – S. 43–62.
156
Makeyevec’ Yuliya
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
FUNKTIONEN POLITISCHER EUPHEMISMEN
IN DER DEUTSCHEN POLITIK UND PRESSE
Das gesellschaftliche Bewusstsein ist objektiviert in der Sprache. Verschiedenen Wörtern kommen bestimmte Funktionen zu. Für den Erfolg einer Kommunikation ist häufig wichtiger, wie etwas gesagt wird, als was damit gemeint wird. Es
geht nun darum, im Einzelnen zu zeigen, wie die Sprache bewusst eingesetzt werden
kann, um Veränderungen des gesellschaftlichen Bewusstseins zu erreichen.
Der Euphemismus ist eine verhüllende, verschleiernde, beschönigende
Ausdrucksweise mit dem Zweck, etwas Unangenehmes angenehmer darzustellen,
etwas Unhöfliches höflicher, etwas Schreckliches harmloser auszudrücken. Er ist eine
Ersetzung der unmittelbaren, als unerlaubt, unhöflich oder anstößig geltenden Bezeichnung durch eine umschreibende, abschwächende, beschönigende, umbenennende bzw. Vermeidung eines gesellschaftlich anstößigen oder mit Tabu belegten Worts.
Da Politiker und Parteien nicht nur immer auf eine vorteilhafte
Selbstdarstellung achten müssen, sondern auch darauf, dass die negativen Aspekte
ihres politischen Handelns nicht allzu deutlich hervortreten, ist der Gebrauch von
Euphemismen im politischen Bereich ein allgemein übliches Phänomen.
Die entscheidende Problematik der Euphemismusbetrachtung liegt eben in
der Untersuchung ihrer Funktion. Da Medien eine außerordentliche Rolle bei der
Gestaltung der öffentlichen Meinung spielen, wurden für die Untersuchung
Materialien aus der deutschen Presse gewählt. Die Hauptquelle der Untersuchung
ist die regionale deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“.
Man unterscheidet zwei Hauptfunktionen von Euphemismen: die
verhüllende und die verschleiernde Funktion.
Verhüllende Funktion erfüllen Euphemismen, die einen Sachverhalt, der
einem der Sprachteilnehmer oder beiden Sprachteilnehmern unangenehm ist,
mildernd oder beschönigend darstellen, z. B. Afro-Amerikaner, Raumpflegerin,
leichtes Mädchen, klauen, sich entledigen statt „töten“, WC, transpirieren,
Freisetzung. Solche Euphemismen umgehen ein individuelles oder
gesellschaftliches Tabu und liegen außerdem vor, wenn strenge Normen in einer
Gesellschaft gelten. Sie stellen oft eine unbewusste Reaktion des Sprechers dar.
Verschleiernde Euphemismen werden vom Sprecher bewusst zur Täuschung
oder Beeinflussung des Hörers oder Lesers und vor allem in der Politik eingesetzt.
Beim Verschleiern geht es weniger um das Einhalten bestimmter Normen oder die
Umgehung bestimmter Tabus mit sprachlichen Mitteln, sondern hier tritt eine beim
Kommunikationspartner angestrebte Wirkung in den Vordergrund (Bohlen, 1994:
169-170), z. B. Preiskorrektur statt „Preiserhöhung“, Sondermüll statt „Giftmüll“;
„Da wird über Monate um ein paar Euro mehr oder weniger gerungen, um eine
Summe, die für die Betroffenen von Belang ist, (…)“. (die Zeit, 2011: № 8); „Die
da oben bereichern sich, während sie hier unten jede Hoffnung begraben“ (die
Zeit, 2011: № 34).
157
Euphemismen können auch eine mildernde Funktion erfüllen. Eine solche
Verwendungsweise schont die Gefühle der angesprochenen Person oder des
Sprechers selbst und kommt dort zum Einsatz, wo Ehrerbietung, Rücksichtnahme
und Höflichkeit angebracht sind, z. B. Ostdeutschland, zu den Waffen greifen, die
Front verkürzen, Stagnation, H-Bombe, anfällig statt „kriminell“, Zutun statt
„Einmischung“, gehören statt „unterstellt sein“, keine gut funktionierende
Demokratie.
Es ist auch festgestellt worden, dass einige Euphemismen zum Zweck der
Aufwertung eingesetzt werden können. Bei der Aufwertung kann entweder das
Bezeichnete selbst mit Absicht gewürdigt werden, oder es wird der damit in Zusammenhang stehenden Person oder Personengruppe Höflichkeit und Wertschätzung
entgegengebracht, z. B. Minijobber, Finanzmarkt kalmieren, Sales Manager.
Die Analyse hat bestätigt, dass die meisten Euphemismen eine
verschleiernde und mildernde Funktion erfüllen. Oft greifen Politiker bewusst nach
euphemistischen Ausdrücken, um unliebsame Fakten zu verschleiern, sich selbst
und ihre Handlungen in ein gutes Licht zu rücken, ihre Machtposition zu festigen
und Menschen zu beeinflussen. Euphemismen erscheinen vor allem im
Sprachgebrauch derjenigen, die an der Macht sind. So wird auf euphemistische
Ausdrücke bei Niederlagen, Fehlern oder Unzulänglichkeiten zurückgegriffen.
Politiker geben nur solche Züge der objektiven Realität wieder, die für sie
vorteilhaft sind, und andere, die für sie von Nachteil sind, werden verschwiegen
bzw. umgedeutet.
Seltener erzeugen die politischen Euphemismen eine verhüllende und
aufwertende Funktion. Politiker greifen meist unbewusst nach verhüllenden
Euphemismen.
Bei der Aufwertung wollen Politiker entweder das Bezeichnete selbst mit
Absicht würdigen oder sie bringen der damit in Zusammenhang stehenden Person
oder Personengruppe Höflichkeit und Wertschätzung entgegen. Der Politiker muss
also auch emotionelle Wege in die Herzen und Hirne der Menschen finden. Die
Angelegenheiten werden in schöne Worte verpackt, um so deren Missliebigkeit
sprachlich zu mindern.
Die politische Sprache dient also nicht in erster Linie der sprachlichen
Formulierung wahrer Aussagen, sondern der Beeinflussung des Bewusstseins der
Menschen, an die sie sich wenden, und zwar mit dem Ziel, diese zu einer
bestimmten Verhaltensweise zu veranlassen bzw. die Wahrscheinlichkeit für eine
solche Verhaltensweise zu vergrößern (Klaus, 1971: 193).
Politische Sprache muss also überzeugen. Zu diesem Zweck wurden
kommunikative Wortstrategien entwickelt, mit Wörtern etwas zu verschleiern, zu
verhüllen. Und in der politischen Sprache stellen euphemistische Formulierungen
eine Variante dieser Strategie dar.
Literaturverzeichnis
Bohlen A. Die sanfte Offensive. Untersuchungen zur Verwendung politischer Euphemismen in britischen und amerikanischen Printmedien bei der Be-
158
richterstattung über … / Andreas Bohlen. – Frankfurt am Main: P. Lang, 1994. –
278 S.
Klaus G. Sprache der Politik / Klaus G. – Berlin: VEB Deutscher Verlag der
Wissenschaften, 1971. – 294 S.
Quellen:
Die Zeit. – 2011. – № 1–52.
Prof. Dr. Bohdan Maksymtschuk
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw (Ukraine)
NEUE ANSÄTZE IN DER WORTARTENTEILUNG
Die Versuche der traditionellen Grammatik, das Wortgut sowohl auf Grund
eines eindeutig formulierten Prinzips der Wortarten als auch anhand der
heterogenen Kriterien zu klassifizieren, haben zu keinem befriedigenden Ergebnis
geführt, weil die Wortarten keine logischen, sondern historische und linguale
Kategorien sind, die ständig in der Entwicklung begriffen sind. Zum anderen sind
die Wortarten keine syntagmatischen Kategorien, sondern linguale Einheiten des
mentalen Lexikons, die das Wissen über die syntagmatischen Möglichkeiten eines
Wortes und die Grenzen seines morphologischen und syntaktischen Variierens
enthalten. Die Wortart ist somit eine potentielle Kategorie, deren innerer Sinn auf
dem Verhältnis des Wortes zum Satz beruht. Auch das traditionelle logischsemantische Prinzip der in der Wortartenteilung in Ding-, Eigenschafts-,
Handlungs-, Zustandsbezeichnungen entspricht der lingualen Natur der Wortarten
nicht. Die Wortart stellt die innere Form der Sprache (W. von Humboldt), das
interkulturelle Modell dar, mit dessen Hilfe die logischen Begriffe versprachlicht
werden. Grammatische Verallgemeinerung des Verhältnisses eines Wortes zum
aktuellen und potentiellen Satz bildet die kategoriale Prägung einer Wortart. Das
Verhältnis des Wortes zum Satz kann zweierlei Erscheinungsformen aufweisen:
Das Wort kann unmittelbar in den Satz eingeschaltet werden oder mittelbar durch
bestimmte syntagmatische Gruppen. Der letzte Fall ist typisch für die
qualifikativen Wörter der deutschen Sprache, denen das Prinzip „sowohl … als
auch“ zugrunde liegt (substantivischer und verbaler Bereich), weil die Kurzform
als Vertreterin eines Lexems im modernen Deutsch erscheint, die auf die
Realisation in der Subjekt-Prädikat-Sphäre eines aktuellen bzw. potentiellen Satzes
ausgerichtet ist. Als eine Wortart werden die qualifikativen Wörter auf Grund
dreier Kriterien abgestempelt: struktureller Bedeutung, semantischer Identität und
der grammatischen Verallgemeinerung der Beziehungen zwischen dem Merkmal
und dem substantivischen bzw. verbalen Merkmalträger, wobei das strukturelle
Prinzip führend ist. Auf solche Weise entsteht im Deutschen eine neue Opposition
innerhalb der Wortarten: das situative Verhältnis (Adverb) und das attributive
Verhältnis, welches als kategoriale Prägung (Qualifikator) den qualifikativen
Wörtern im Deutschen und im Englischen zugrunde liegt.
159
Mykuljak Maryna
Iwan Ogijenko’s nationale Universität, Kamjanetz-Podilskij
SCHRIFTLICHE TEXTPRODUKTION
ALS PROZESS IM DAF-UNTERRICHT
1. Der Prozess des Schreibens im Fremdsprachenunterricht kann schrittweise verlaufen. Dabei handelt es sich um Schreiben nach dem prozessorientierten
didaktischen Schreibmodell (Kast, 1989: 10).
2.1 Situierung der Schreibaufgabe
(Schreibanlass, Autor/Adressat, kommunikatives Ziel, Thema …)
2.2 Erarbeitung eines Schreibplans
Aktivierung/Erweiterung/Organisierung des inhaltlichen und sprachlichen
Wissens (Überlegungen zum Inhalt, zum Aufbau, zur Gliederung, Erarbeitung/Bereitstellung von Wortschatz, Redemitteln …)
2.3 Vorbereitende Formulierungen
Satzteile/kurze Sätze in gedanklich-logischer Anordnung
2.4 Niederschrift des Textes
(komplexe Sätze, Folgen von Sätzen, Abschnitte, Zeichensetzung;
Berücksichtigung der äußeren Form der Textsorte u. von Vertextungselementen)
2.5 Überarbeitung
3. Dieses prozessorientierte didaktische Schreibmodell bietet einen
allgemeinen Rahmen, der für alle Lernniveaus geeignet ist. Es kann nach dem
Niveau der Lernenden, der Unterrichtssituation und der Art der Schreibaufgabe
variiert werden. Hier ist ein konkretes Beispiel dafür, wie prozessorientiertes
Schreiben im DaF-Unterricht für Anfänger realisiert werden kann.
4. Schreibaufgabe: Die Lernenden sollen eine Postkarte aus dem Urlaub
schreiben.
4.1 Schritt 1. Situierung der Schreibaufgabe: Das Ziel der
Unterrichtseinheit wird den Lernenden erklärt.
4.2 Schritt 2. Planungsphase: Das ist die Phase der Aktivität und
Erweiterung der Wortschatzbereiche. Bei der Wiederholung und Neuentdeckung
von Wörtern und Wortbedeutungen entstehen bereits erste neue Ideen, die Inhalt
und Struktur des Textes, der geschrieben werden soll, vorformen. Als Ergebnis
dieser Phase entsteht an der Tafel ein Assoziogramm. (Wie verbringe ich meinen
Urlaub? Ich: mache Ausflüge – liege in der Sonne – esse jeden Abend Fisch – … ).
4.3 Schritt 3. Vorbereitende Übung: Die Lernenden ordnen die Sätze an,
die sie auf Satzkarten bekommen, so dass sich ein zusammenhängender Text
ergibt. Der Text stellt modellhaft eine Postkarte aus dem Urlaub dar, wie sie die
Lernenden ähnlich schreiben sollen. (Die Sonne scheint. Gegen 19 Uhr esse ich im
Lieblingsrestaurant. So ist das Leben wunderbar. Liebe/r … . Das Wetter ist ein
Traum. Ich bin gerade auf Mallorca. Bis bald und liebe Grüße Erik. Dieses Jahr
habe ich wirklich Glück. Ich mache Ausflüge …).
4.4 Schritt 4. Analysephase: Anhand des aus Satzkarten gelegten Textes
werden die speziellen sprachlichen Mittel zum Ausdruck lokaler und temporaler
Gegebenheiten erarbeitet (Ort? Wetter? Aktivität?).
160
4.5 Schritt 5. Vorbereitende Formulierung: Mit Hilfe des Assoziogramms und
der Sprachmittel schreiben die Lernenden in ersten Formulierungen eine Postkarte.
4.6 Schritt 6. Niederschrift des Textes: Die Lernenden stellen die logischen
Zusammenhänge zwischen den Sätzen her. Die Satzteile und Sätze werden
aufeinander bezogen.
4.7 Schritt 7. Überarbeitungsphase: Die Lernenden sehen zusammen mit
Lernpartnern ihre Texte durch und korrigieren sie.
5. Das Schreiben eines eigenen Textes nach dem prozessorientierten
Schreibmodell ist keine Tätigkeit, die den Deutschlernenden erst am Ende eines
langen Übungstrainings von reproduktiv nach produktiv zugetraut werden kann.
Beim prozessorientierten Schreiben steht das Schreiben eigener Texte von Anfang
an im Mittelpunkt der Schreibübungen.
Literaturverzeichnis:
Kast B. Vom Wort zum Satz zum Text / Bernd Kast // Fremdsprache
Deutsch 1. – München, 1989. – S. 9–16.
Storch G. Deutsch als Fremdsprache. Eine Didaktik. Theoretische
Grundlagen und praktische Unterrichtsgestaltung / Günter Storch. – Paderborn:
Wilhelm Fink, 2008. – 367 S.
Midjana Tetjana
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
ARGUMENTATION IN WAHLKAMPFREDEN
Sachbeweise beruhen auf dem Intellekt des Redners und sind auch auf den
Verstand des Zuhörers ausgerichtet. Sie verfolgen das Ziel, den Rezipienten zu
informieren und aufgrund dessen seine Meinung zu ändern. Im Mittelpunkt des
vorliegenden Beitrags stehen die Überzeugungsmittel, die durch den rationalen
Beweis (Argument) zustande kommen. Dementsprechend sollen auch die Begriffe
„Argument“ und „Argumentation“ erläutert werden.
Ein Argument ist eine Aussage, die zur Begründung oder zur Widerlegung
einer Behauptung (These) angeführt wird. Ein Argument führt Gründe an, warum
eine These gelten soll, die jemand in Zweifel gezogen hat oder in Zweifel ziehen
könnte. Die zusammenhängende Darlegung von mehreren Argumenten nennt man
Argumentation. Daraus ergibt sich, dass Argumente die Bestandteile einer
Argumentation sind. Eine Argumentation besteht grundsätzlich aus einer These,
einem argumentativen Körper und einer Schlussfolgerung [1: 9].
Dies lässt sich am Beispiel der Wahlkampfrede von Angela Merkel erklären.
These:
Das Land ist kälter geworden. Rot-grüne Politik hat Land und Menschen
eher gespalten, als gemeinsam nach vorne gebracht:
Der argumentative Körper:
 Die Bilanz insbesondere bei der Wiedereingliederung von
Langzeitarbeitslosen, bei älteren Arbeitslosen, bei Geringqualifizierten und bei
161
Ausländern auf dem Arbeitsmarkt ist inakzeptabel – fast überall in Europa
bekommen die Schwachen mehr Chancen.
 Auch der Aufholprozess Ost ist zum Erliegen gekommen: Leistungsträger
wandern ab, die Schere zwischen Ost und West geht wieder auf.
 Schließlich gibt es viel zu wenig betriebliche Ausbildungsplätze in
Deutschland.
Schlussfolgerung:
Und die Alternativen, die liegen klar auf dem Tisch. Weiter so mit Rot-Grün
oder gar mit Rot-Rot-Grün, liebe Freunde, ich sage ein klares Nein. [8]
Abhängig davon, ob eine Schlussfolgerung explizit ausgedrückt wird oder
ob es dem Hörer überlassen wird, selbst eine Schlussfolgerung zu ziehen,
unterscheidet Bayer einfache und erweiterte Argumentation. „Eine Argumentation,
die aus einer Behauptung (These) und einem oder mehreren Argumenten besteht,
bezeichnet man als einfache Argumentation“ [1: 28]. Die einfache Argumentation
in diesem Sinn umfasst keine Elemente zur Stützung der Argumente.
Argumentationstheoretisch gesehen handelt es sich dabei um die „feststellbaren
verkürzen Schlüsse (Enthymeme), denen aber eine bestimmte Schlussregel
unausgesprochen zugrunde liegt. Diese Schlussregeln geben an, inwiefern die
angeführten Argumente für die These relevant sind“ [1: 32].
Unter erweiterter Argumentation wird eine Argumentation verstanden, die
in Struktur und Umfang über die einfache Begründung einer Behauptung (These)
durch ein Argument hinausgeht (einfache Argumentation). Sie umfasst daher auch
Elemente zur Stützung des Argumentes (Beweis, Beispiel) und aus der
Argumentation gezogene Schlussfolgerungen.
Die analysierten Wahlkampreden von A. Merkel sind deutliche Beispiele
einer erweiterten Argumentation, in der alle drei Komponenten zu finden sind: eine
These, Begründung und Schlussfolgerung. Dafür gibt es bestimmte Gründe: Die
Wahlkampfrede ist eine lange, mündliche, monologische, persuasive Mitteilung
politischen Inhalts in der Face-to-face-Kommunikation, die stark mit dem Ziel des
Abratens oder Zuratens produziert wird. Sie macht die Bürger eines Landes mit dem
Wahlprogramm eines Politikers bekannt und setzt sich zum Ziel, Unterstützung,
Sympathie und Vertrauen der Wähler zu gewinnen. Sie hat einen öffentlichen
Charakter, ist auf Raum und Zeit bezogen, behandelt vergangenes Geschehen und
entwirft Zukunftsperspektiven. Der Zuhörer hat keine Möglichkeit, sich diese Art
der Rede noch einmal anzuhören, deshalb liefert der Wahlkampfkandidat nicht nur
die Begründung einer Behauptung, sondern auch eine Schlussfolgerung, die den
Wähler überzeugen soll, die Stimme für diese Partei abzugeben.
Literaturverzeichnis
Bayer K. Argument und Argumentation. Logische Grundlagen der
Argumentationsanalyse / K. Bayer. – Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007.
Merkel A. Deutschlands Chancen nutzen. 19. Parteitag und
Wahlkampfauftakt der CDU Deutschlands am 28. August 2005, Dortmund. Rede
der Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Dr. Angela Merkel, MdB.
http://www.cdu.de/doc/pdf/05_08_28_Rede_Merkel_Parteitag_Dortmund.pdf
162
Mischtschenko Olexandra
Gymnasium Rawa-Rus҆ka
EINSATZ VON LIEDERN IM DEUTSCHUNTERRICHT
IN DER PRIMARSCHULE
In fast allen Fremdsprachenlehrwerken findet man Lieder. Sehr oft stehen
sie als Repräsentanten des Kulturguts oder als landeskundliches Zusatzmaterial
neben der Grammatik und Wortschatzübungen. Aber man darf die Rolle der Lieder
im Fremdsprachenunterricht nicht unterschätzen. Wenn man sie durchdacht und
kreativ verwendet, dann werden sie einen guten Dienst erweisen und beim Üben
der Phonetik, Grammatik, Wortschatzes helfen. Sie können die Routine und die
Monotonie des Unterrichts durchbrechen, Situationen auflockern und die
Stimmung heben. Doch neben diesen angenehmen Effekten können Lieder im
Unterricht auch ganz pragmatische Lernziele verfolgen. Das Hörverstehen wird
geschult und beim Singen werden die Intonation und die Aussprache geschult.
Durch das Auswendiglernen von Liedtexten wird der Wortschatz gefestigt und
erweitert und grammatische Strukturen werden wiederholt oder gefestigt. Je nach
ausgewähltem Lied kann mehr die Sprache oder der Inhalt im Vordergrund stehen.
So können zum Beispiel auch landeskundliche Themen und kulturelle
Besonderheiten des Landes sowie politisch aktuelle Situationen spielerisch
vermittelt und gefestigt werden. Da Liedtexte oft in Reimform geschrieben sind,
lassen sie sich leichter memorisieren.
Besonders in den ersten Jahren der Fremdsprachenerlernung ist es sehr
wichtig, das Interesse der Kinder am Erlernen der Fremdsprache zu erwecken und
zu unterstützen. Die Kinder singen, spielen und bewegen sich gern, was man
wunderbar zu Nutze machen kann. Es gibt eine ganze Reihe von Liedern, bei
denen man singen und gleichzeitig lernen kann. Also, Lieder im Fremdsprachenunterricht sind wunderbare Brücken zwischen Kindern und dem Wissen.
Kriterien bei der Liedauswahl:
Nach folgenden Kriterien können Lieder für den Unterricht gewählt werden:
Lieder, die Interesse wecken und motivieren;
Lieder, die zum Mitsingen/Mitspielen anregen und dadurch Kreativität
wecken;
Lieder, die der sprachlichen Progression der Lerngruppe entsprechen;
Lieder mit landeskundlichen Aspekten;
Lieder, die sich mit aktuellen Geschehnissen beschäftigen;
Lieder, die als Unterrichtseinstieg bzw. -ausstieg dienen (z. B.: in ein
bestimmtes Thema einleiten, Ritual, …)
Lieder, die Vokabeln/Grammatik einer neuen Lektion enthalten und festigen.
Didaktisierungsvorschläge für Lieder:
Vor dem Hören:
Assoziogramme, Besprechung des Themas, Vorgabe mit Schlüsselwörtern
Nach dem Hören:
Zuordnungsübungen, Fragen zum Text beantworten, Raster ausfüllen
Didaktische Tipps (Arbeitsaufgaben):
163
die Musik beschreiben (Adjektive, Verben)
Musikinstrumente identifizieren
zum Hörverständnis:
Lückentext ausfüllen
Zeilen/Abschnitte ordnen
Reime herausfinden lassen
falschen Text des Liedes korrigieren
aufschreiben, was man versteht
aufzählen, wie oft ein Wort/Satz vorkommt
zum Leseverstehen:
Lied rekonstruieren (Puzzle/Zeilen)
Glossar mit dem Wortschatz bilden
zum schriftlichen Ausdruck:
Paralleltext/-lied
Dialoge erfinden, aufschreiben und spielen
Geschichte zum Thema des Liedes
Brief an den Sänger
Kritik/Kommentar
semantische Felder
Lied weiterschreiben
zum mündlichen Ausdruck:
Umfrage zum Lied entwerfen und durchführen
Inhalt zusammenfassen
andere Titel erfinden
Minidialoge, Rollenspiele, Sketche mit dem Liedtext
über Thema/Personen/Handlung des Liedes diskutieren
Grammatik- und Wortschatzübungen:
alle Tempora wechseln
Personalpronomen wechseln
Adjektive wechseln (Antonyme/Synonyme)
schwierige Wörter im Wörterbuch suchen und definieren
Schlüsselwörter aufschreiben
Interpunktion ergänzen
Adjektivdeklination üben/ergänzen
Spielereien:
Liedtext auf einem großen Papier aufschreiben. Wörter, die man mit einem
Bild ersetzen könnte, auslassen, damit die Lerner in die Lücken Bilder einsetzen
bzw. malen.
Literaturverzeichnis
Mein Gespräch, meine Lieder: Liedermacher im Deutschunterricht – Berlin:
Langescheidt, 1991.
Wagner D. Mit Liedern lernen – München: Verl. Für Deutsch, 1991.
Kind U. Eine kleine Deutschmusik – Berlin: Langenscheidt, 1993.
www.musik-im-fremdsprachenunterricht.de
www.hueber.de/wiki-99-stichwoerter
164
Mustafaeva Alie
Ingenieur-pädagogische Universität Krim, Simferopol
ZUR BEDEUTUNG VON MYTHOLOGIE
IM SCHAFFEN VON CLEMENS BRENTANO
Das Thema „Mythen und Romantik“ ist in der letzten Zeit sehr aktuell und
wichtig und wird unter dem Aspekt der Verdeutlichung der Weltsichtweise und des
Kunstsinns der Romantiker, der Studie der romantischen Mythologie, der
Feststellung der Gründe ihrer Hinwendung zu den ewigen Gestalten und Motiven
und auch der Art und Weise ihrer Umdeutung von traditionellen
Mythologieeinheiten in ihrem Schaffen betrachtet. Dabei ist das besondere
Interesse der Forscher an die Komparation der Volks- und Kunstmärchen, ihrer
Gestalten und Motive zu vermerken. Eines der Probleme, die die Forscher
bewegen, ist das Problem der Adäquatheit der mythologischen Gestalten und
Motive. Deshalb werden von uns die folkloristischen und mythologischen Motive,
die von C. Brentano in seinem Schaffen angewandt wurden, analysiert und
Versuche gemacht, sie vom Standpunkt der mythologischen Urbedeutung und der
traditionellen Semantik zu interpretieren.
Das Ziel dieses Beitrags besteht darin, die Genese einzelner Kunstmärchen
und anderer Werke von Clemens Brentano zu untersuchen und die möglichen
Motivquellen nachzuvollziehen, um die Herkunft des Stoffes und die Stufe seiner
Umformung zu bestimmen.
Die besondere Rolle des Mythos im Schaffen von Romantikern wurde von
N. Berkowski erörtert und betont. Die Romantik gab eine Parole aus, die zur
Hinwendung vom Verstand zum Mythos und vom rationalisierenden Mythos des
griechisch-römischen Altertums zur national-heidnischen und christlichen
Mythologie aufrief. Die Entdeckung der skandinavischen Mythologie für den
europäischen Leser und die an Gewichtung gewinnende slawische Mythologie
Mitte des 18. und Anfang des 19. Jh. führten zu den ersten wissenschaftlichen
Betrachtungen dieses Problems und bereiteten das Eindringen von Gestalten der
nationalen Mythologie in die Kunst der Romantik vor. Dabei wandten sich die
Romantiker auch zur traditionellen Mythologie zu, aber sie verwendeten ihre
Motive und Gestalten extrem frei und setzten sie als Stoff für die literarische
Bearbeitung und das Schaffen eigener Mythen ein. (Berkowski, 1973: 62) Die
Romantiker wollten die mittelalterliche Dichtung und die alten Versformen
erneuern und ahmten volkstümliche Dichtungsweisen nach. Viele berühmten
Werke der Romantiker sind neue Mythen, z. B. „Undine“ von Fouqué, „Peter
Schlemihl“ von A. von Chamisso, „Romanzen von Rosenkranz“ von C. Brentano
und haben auch einen mythologischen Aufbau, der aber noch komplizierter als der
Aufbau traditioneller Mythen ist. (Berkowski, 1973: 62, 63)
Clemens Brentano setzte gern und oft Mythen, biblische Geschichten,
Apokryph- und Kabbalatexte ein. Besonders prägende Beispiele seiner
mythologisch-poetischen Suche findet man in seinen Märchen. Bemerkenswert ist
165
sein Verhältnis zu den umformenden folkloristischen Texten: der Künstler konnte
nicht einfach Volkslieder nachahmen, ohne die Distanz zwischen der Literatur und
Folklore zu ignorieren, wie es in der Barockzeit angenommen und noch für Goethe
möglich war. Er konnte sich nicht mehr auf die Rolle eines distanzierten,
sachlichen Sammler-Folkloristen und Chronisten, der die Welt der Volkskunst mit
Liebe aber von außen betrachtet, wie die Brüder Grimm, beschränken. (Awerinzev,
1985: 16).
Noch lange vor Karl Gustav Jung, eineinhalb Jahrhunderte vor der
Einführung des Begriffs „Archetyp“ werden tiefe Schichten der mythologischen
Bildhaftigkeit in „Romanzen vom Rosenkranz“ von Clemens Brentano abgebildet.
Und zwar im geistesgestörten Wahnjammergeheul über die blutige Sonne des
Todes in der Dornenkrone des Schmerzensmanns, über die Sichel, die die Blumen
im Garten erntet, über die himmlische Riesengestalt, die feierlich eine Prozession
in der größten Ehre des Sonnenuntergangs zu ihrem Tode begeht. Am Ende des
XII Liedes von „Romanzen vom Rosenkranz“ liegt die Rosarose im Sterbebett,
sich schon auf immer in Geheimnis ihrer Reinheit, ihres Schmerzens und ihrer
unschuldigen Schuldhaftigkeit verschlossen. Und Jakopone stößt ein
Jammergeschrei, als ob er sich darüber freute, dass ihm alles vollständig und
unrettbar genommen wäre:
Grüß dich, blutige Todessonne,
Grüß dich, Held des Unterganges
Grüß dich, Heiland voller Dornen,
Grüß dich, Sichel meines Gartens … (Awerinzev, 1985: 19, 20)
Aus den von K.-G. Jung ausgegliederten Archetypen soll ein meist bei
Brentano getroffener Archetyp erwähnt werden: der Archetyp der „Mutter“ und
des „Kindes“, der mit den ältesten Schichten mythologischen Bewusstseins
verbunden ist, z. B. in seinem „Märchen von dem Baron von Hüpfenstich“ und
dem Gedicht „Meine Liebe an Sophien, die ihre Mutter ist“, das im Sommer 1803
vor einigen Monaten vor seiner Heirat mit Sophie Mereau verfasst wurde. Das
Gedicht heißt „Todeswiegenlied“. Dieses Gedicht ist, unserer Meinung nach eng
mit den persönlichen Erlebnissen des Autors verbunden. Das sind die Antizipation
und die Erinnerung zugleich. Die Erinnerung an seine Kinderjahre, an Brentanos
uneingeschränkte Liebe zur Mutter, der er nie nahe genug sein konnte, da er sich
oft entfernt vom Elterhaus befand und bald bei der Großmutter, bald bei der Tante
und in Internaten untergebracht und erzogen wurde. Seine unerfüllte Sehnsucht
drückt sich deutlich in seinem literarischen Werk aus, aber auch sein Lebensweg
ist durch die Suche nach einem Wiederfinden der Mutter in anderen Frauen
gekennzeichnet. Der Dichter heiratete Sophie Mereau, die älter als er war, aber ihre
Ehe dauerte nicht lange, nur drei Jahre, und die Kinder sind nach ihrer Geburt
gestorben. Das letzte Kind riss auch die Mutter mit in den Tod:
O Mutter halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle
Und leg es sanft, bist du zu arm,
Hin an des Todes Schwelle …
166
In beiden Werken wird eine Dialogstruktur des Gesprächs zwischen der
Mutter und dem Kind gebraucht. Die Mutter drückt das ewige und unsterbliche,
besinnungslose Element aus. In der Abkunft und Wöchnerin sah man früher die
Gestalten von besonderen magischen Wesen. „Die Abstammung“ – das ist der
Ahne und der Stammvater und „die Wöchnerin“ – die Ahnfrau. Wahrscheinlich ist
der Begriff der Wöchnerin viel älter als der Begriff der Abstammung, weil die
Mutterherrschaft der Vaterhorde voranging. Aber die Archetypen „der Mutter“ und
„des Kindes“ symbolisieren im Märchen „die Antizipation“ des Todes und die
neue Ankunft. Das Sujet „des Märchens von dem Baron von Hüpfenstich“ wurde
aus der italienischen Kindermärchensammlung „Pentamerone“ des Neapolitaners
Giovanni Battista Basile entlehnt. Hier ließe sich noch eine Menge Beispiele von
Archetypen in seinen Märchen und anderen Werken, die er aus der Folklore,
Mythen, alten kirchlichen und weltlichen Büchern entnahm, mit denen er gut
bekannt war, anreihen. (Birlain D.F., 1997: 21, 54, 96).
Daraus lässt sich folgender Rückschluss ableiten: Die Einwirkung des
mythologischpoetischen Bewusstseins und unbewusste Wiedergabe der
mythologischen Strukturen im Schaffen von Clemens Brentano hat eine große
Bedeutung. Die altertümlichen, eigentlich mythologischen Motive bilden oft den
mittelständigen Kernteil der Komposition von Kunstmärchen und anderen Werken
des Dichters, aber die Phantasie des Mythos spielt oftmals nicht in der
Hauptleitlinie und der Mythos beginnt sein Spiel irgendwo in den seitlichen und
manchmal sogar nebenläufigen Episoden. Die Erforschung der Märchensammlungen von C. Brentano lässt Archetypen wie „Die Mutter und das Kind“, „die
Abstammung und die Wöchnerin“, „das Holz“, „das Ei“, „das Huhn“, „der Hahn“
(der Gockel – umgangssprachlich), „die Meerjungfrau“, „biblische Mythen“, „die
Urzeiten“, „der Weg – die Kreuzung“ u. a. auffinden.
Literatur:
Берковский Н. Я. Романтизм в Германии. / Н. Я. Берковский. –
М.:Художественная литература, 1973.- 567 с.
Бирлайн Дж. Ф. Параллельная мифология / Дж. Ф. Бирлайн; [ пер. с
англ. А. Блейз]. – М.: КРОН-Пресс, 1997. – 336 с.
Брентано К. Избранное / Сост. С. С. Аверинцев. – М.: Радуга, 1985. –
576 с.
Лотман Ю. М., Минц З. Г., Мелетинский Е. М. Литература и мифы // Мифы народов мира: Энциклопедия: статьи/ Ю. М. Лотман, З. Г .Минц, Е. М. Мелетинский. – М., 1980. – Т.1 – с. 220-226.
Мелетинский Е. М. О литературных архетипах. / Е. М. Мелетинский. –
М., 1994. – С. 134.
Силантьев И. В. Поэтика мотива/ И. В. Силантьев. – М.: 2004. – С. 22.
Brentano Clemens – Leben und Werk / Clemens Brentano. – fxneumann:
Blog von Felix Neumann. – 19 S.
Janz Marlies. Marmorbilder: Weiblichkeit und Tod bei Clemens Brentano
und Hugo von Hoffmannstahl. / Marlies Janz. – Königstein T., 1986: Vgl.
Brentano-Katalog I, 11 ff.
167
Oguy Oleksandr
Nationale Universität Tscherniwzi
BUCHENLÄNDISCH UND UKRAINISCH:
grammatische Abweichungen und Interferenzen (1774–1914/40)
1774–1914/40 funktionierte Deutsch in der mehrsprachigen Bukowina in
drei Varianten: (1.) als literarische Amtssprache, wesentlich durch Wien mit seinen
Austriazismen beeinflusst (ebenso in der Presse); (2.) als Buchenländisch (lingua
franca, vermittelndes Verkehrsdeutsch des Marktes) und (3.) als lokale
Umgangssprache von: a) rheinfränkischen „Schwaben“, b) Gründler Zipsern und
c) bairischen Böhmerwäldlern. Das Zusammenleben verschiedener Völkergruppen
in der Bukowina und dadurch von slawischen (Ukrainisch, Polnisch, teilweise
Russisch, Tschechisch, Slowakisch), romanischen (Moldauisch bzw. Rumänisch),
germanischen Sprachen (Deutsch und Jiddisch), auch anderen Adstrat-Sprachen
wie Türkisch, Ungarisch, Armenisch, Zigeunerisch etc. (in abwechselnden
soziolinguistischen Situationen) konnte nicht umhin, die grammatischen
(morphologisch-syntaktischen) Strukturen der deutschen und ukrainischen
Sprachen in der Bukowina zu bewirken. Charakterisieren wir aufgrund von
Archivmaterialien die wichtigsten Besonderheiten der deutschen Sprache in der
Bukowina, als Buchenländisch bekannt, auf den Ebenen der Morphologie,
Wortbildung und Syntax, die unter dem Einfluss von slawischen und rumänischen
entstanden sind.
Im System des Substantivs waren zu beobachten (1) Einbuße vom Genitiv;
(2) Falsches Geschlecht (Der Butter, die Fette, Sofa); Verwechslungen in den
starken / schwachen Substantivdeklinationen bzw. bei den substantivierten
Adjektiven (z. B. Ein Beamte, Gelehrte); (3) schwache Pluralformen (Engeln,
Dritteln, Flügeln); (4) falsch umlautisierte Pluralformen (Bögen, Erlässe, Mägen,
Gässen) etc. Darauf beziehen sich auch falsche Formen der Anrede (nach dem
polnischen Muster): Frau Lewinska, Frau Müllerowa (statt Frau Lewinski, Frau
Müller) und das häufige Auslassen vom Artikel (In ganz Bukowina).
Die Verben wurden falsch mit Umlaut / Brechung im Präsens konjugiert (z.
B. Ich sieh, er nemmt, ihr fällt, stößt), dabei erschien falsches -s in der 2. Ps. Pl:
Wenn ihr wollts, so kommts. Im übertrieben gebräuchlichen Perfekt erschienen
falsche Formen vom Partizipium II (z. B. gemossen, geloffen, gescheint,
angezunden, geforchte). Trennbare Präfixe wurden sehr oft untrennbar gebraucht:
Er anerkennt ihn, ich übergehe zum zweiten Punkt. Durch Ukrainisch bzw.
Polnisch wurden häufige Bukowiner Abweichungen verursacht: falsche
Reflexivität (z. B. Die Suppe kocht sich), Rektionswechsel: auf / an; um / für u. a.
(Auf die Wand malen, auf etw. krank sein, auf der Straße sein, schade für die
Arbeit) und das Fehlen von zu (Ich brauche haben ein Heft).
Es kam im Buchenländischen zu deutlichen Abweichungen im Gebrauch
von Demonstrativpronomina, Reflexivpronomina und Indefinitpronomina es /
man. Als Beispiel für den Gebrauch von Demonstrativpronomina dieser / jener
(Mein Hund und jener (statt der) meines Nachbars; Der Mann, was hier war…).
Reflexivpronomina waren, wie schon erwähnt, unter dem slawischen Einfluss
168
meistens falsch gebraucht: Was erzählt sich Neues? Das Licht löscht sich aus; er
prahlt sich, erweckt sich.
Das Adjektiv wurde oft falsch dekliniert und gesteigert. Das betraf auch den
Gebrauch von Zahlwörtern: Wir kommen viere um achte; Komm um die zweite
Stunde. Manche Adverbien wurden verwechselt: Komm schon! (statt doch endlich);
Ich habe schon kein Geld (statt kein Geld mehr).
Syntaktisch war im Buchenländischen der einfache Satz vereinfacht,
erschien oft ohne Kopula (z. B. Wer da?), die Verneinung war slawisch verdoppelt
(Er hat nie kein Geld mit). In Nebensätzen herrschten unter dem Einfluss der
ukrainischen Sprache falsche Konjunktionen (damit / dass; als / wenn; bis, wie:
Ich will nicht, damit du es machst) und falsche Wortfolge (Der Herr, was ist
gewesen bei mir).
Wenn man die substituierten grammatikalischen Kategorien (je 20
Charakteristiken für jede der Wortarten) berücksichtigt, ist in der Bukowina eine
morphologische Interferenz des deutschen Substantivs (d. h. eine vereinfachte
Formenbildung und ein weitreichender Ausgleich in der Deklination der
Substantive, Verlust des Genetivs, abweichendes Geschlecht), des Verbs
(vereinfachte Formenbildung durch Wegfall des Präteritums und Behauptung des
Perfekts, Änderung bei der Reflexivität, Entlehnung der verbalen Suffixe, Ersatz
von Rektionen) etc. zu beobachten. Die morphologische Interferenz des Deutschen
betraf also etwa 6 % des Materials. Was aber die ukrainische Sprache in der
Bukowina anging, so könnte man die morphologische Interferenz durch das
Deutsche auf 9 % des Materials einschätzen. Davon zeugen (a) entlehnte
deutschsprachige Suffixe für verschiedene Wortarten; (b) die Aufrechterhaltung des
Perfekts (ja buv zrobyv) und des Futurums (durch jn’aty: ja mav ce zrobyty), (c) eine
typische Abstufung der Komparation etc. Ziemlich nahe liegen die syntaktischen
zwischensprachlichen Interferenzen (6–8%): das ständige Vorkommen des Prädikats
in der ukrainischen Sprache vs. der Ausfall der Kopula in der deutschen Sprache;
der bevorzugte Gebrauch der einfachen Sätze oder Satzreihen, bestimmte Typen von
Nebensätzen, Änderung der Wortfolge für diese Sprachen etc.
Das Ausmaß der Interferenzen (5–16 % des Sprachmaterials), die nach den
150-jährigen tiefgreifenden Sprachkontakten beobachtet werden können, führten
u. E. zum Ansatz einer Annäherung der Sprachen und dadurch einer möglichen
Sprachenallianz (wie z. B. der balkanischen). Sie konnte sich aber in Folge der
historischen Verhältnisse (vor allem bedingt durch den 1. Weltkrieg und den
Zerfall der Habsburger Monarchie) nicht weiter entwickeln.
Literaturverzeichnis
Bukowiner Deutsch (BD). Fehler und Eigenthümlichkeiten in der Verkehrsund Schriftsprache der Bukowina; gesammelt vom Vorstande des Bukowiner
Zweiges des Allgemeinen deutschen Sprachvereins (Th. Gärtner, A. Polaschek, R.
Schally, K. Tumlitz, H. Wiglitzky, K. Wolf, S. Wolf, F. Zieglauer von Blumenthal).
Wien: K. u. K. Schulbücher-Verlag, 1901.
Oguy O. Deutsch in der mehrsprachigen Bukowina // Göttinger Beiträge zur
Sprachwissenschaft. – H. 17/18: Varia-Heft / Hrsg. von Dieter Cherubim, Tobias
Kallfell und Matthias Schulz. – Göttingen, 2008/9. – S. 51–73.
169
Ossovska Iryna
Nationale Universität Tscherniwzi
METAPHORISCHE MODELLE DES KONZEPTS
„FAMILIE“ IM DEUTSCHSPRACHIGEN WELTBILD
1. Ethnospezifische Konzeptualisierungsmittel zeigen sich vor allem in der
Metapher als einer universalen Denkform, die es ermöglicht, in die
kompliziertesten Denkgebiete durch die Feststellung des Zusammenhangs zu den
zugänglichen Phenomena einzudringen.
Die heutige Kognitivistik versteht Metapher als mentale Operation an KonzeptStrukturen, als Entfaltung der Analogisierungsfähigkeiten menschlichen Denkens, da
die Metaphern im intellektuellen System des Menschen als besondere Denk- und
Benehmensschemen eingesetzt sind (А. Baranow, J. Karaulow, А. Tschudinow, М.
Johnson, G. Lakoff u. a.). Die Mehrheit ethnospezifischer konzeptueller Metaphern
kann nach bestimmten Modellen strukturiert werden, deren Eigenschaften von
diskursiven Faktoren abhängen. Das Wesen konzeptueller Metaphern besteht im
„Verständnis einer Gattung in den Kategorien anderer Gattungen“ (Lakoff 2004: 27),
dementsprechend hat ihre Struktur einen Quellbereich und einen Zielbereich.
2. Der dem Korpus Cosmas II des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim
entnommene Sprachstoff zeigt, dass als Grundlage metaphorischer Modelle des
Konzepts FAMILIE folgende Quellbereiche dienen:
- Mensch, Lebewesen: die Familie lebt / wohnt / trifft sich / lacht / zieht um /
ist dagegen / geht / verspricht / verreist / kleidet sich / steht / isst / ernährt sich;
nimmt unsere Glückwünsche entgegen; erwartet ein Kind; das Leben der Familie;
- Pflanze: soviel ich ihren Stammbaum kenne; diesen Zweig der Familie kenne
ich nicht so gut; ich wusste, mein Geschlecht müsse ausgewurzelt werden; mein Mann
war der letzte Spross eines stolzen Geschlechts; die Familie lebt und gedeiht aber
irgendwann verwelkt sie; die Familie blüht jetzt auf, weil die Mutter da ist;
- Tier, Vogel: die ganze Familie hat sie eingespannt; der war immer das
schwarze Schaf der Familie; wilde Ehe; die beiden kommen aus demselben Stall;
die ganze Familie war ausgeflogen; die sind doch Rabeneltern!; in diesen Jahren
haben wir unser Nest gebaut; war doch blöd von deiner Seite das eigene Nest zu
beschmutzen;
- Ding: ich bin in einer kompletten Familie aufgewachsen, dein Vater hatte
weniger Gluck, der hatte nur den männlichen Elternteil, deinen Opa; da musste ich
irgendwie dieses Eltern-Kinder-Puzzle zusammenstellen; mach so weiter und die
Familie geht ganz kaputt; wir ticken gleich; Netz: Die Familie fängt auf, wenn
man fällt; ich war glücklich, nach diesem Tiefschlag nicht in ein schwarzes Loch
zu fallen, sondern in ein Netz;
- Baustelle, Haus: ich versuche was Gutes aufzubauen, aber …; unsere Ehe
ist nicht mehr zu leimen; ich hab damit unsere Ehe zu zementieren versucht; ich
musste die idiotischen Versionen meiner Familie dementieren; vor der Tür der
Familie stehen;
170
- Schaffen: damit du verstehst: jede Familie hat ihre eigene Choreografie.
Den ersten Takt geben die Eltern vor, die wiederum Grundnoten aus ihrem eigenen
Familienuntergrund mitbringen; jedes Kind sucht sich seine Lücke im
Gesamtkunstwerk und ergänzt es damit;
- Verkehr, Weg: er bewegt sich natürlich dazu das Familienglück
wiederzubekommen; ich wollte mit dir einen gemeinsamen Schritt gehen, immer an
deiner Seite sein; lange Jahre war das der gemeinsame Weg, den man miteinander
beschritten hat; ich war selbst nicht sicher, wohin der Weg mit dem Neuen führen
soll; diese Lebensphase möchte ich später als Intensiv-Phase bezeichnen; diese
Familie war, sagen wir mal, in Höchstgeschwindigkeit gegründet.
- Schule, Studium: dann musst du noch Schulung machen, wenn du nicht
weißt, wie man zusammen lebt; auch patchwork und eine organisatorische
Herausforderung, eine super-Schulung;
- Meer, Schiff, Hafen: gemeinsam auf den Wellen des Lebens reiten; du bist
mein Rettungsanker, wenn es wieder stürmisch wird, ein Rettungsring auf dem
offenen Meer; ich hab das genossen, den Hafen der Ehe anzusteuern; wir sitzen in
einem Boot; ich wollte endlich mal im Hafen der Familie landen; unsere Familie
driftete geradewegs in die Realität;
- Spiel: die guten alten Tugenden kehren zurück und sollen das
Familienspiel entscheiden; ich mit Joachim, wir haben uns aufeinander
eingespielt; das war doch klassische Rollenverteilung! Ich musste dem Kind
zeigen, nach welchen Regeln ich spiele; diese Regeln galten in meiner
Herkunftsfamilie, diese werden auch in unserer Familie gelten!; ab heute werden
neue Spielregeln eingeführt; wir sind ein eingeschworenes Team und halten fest
zusammen; Familie war wie ein Jojo, mal hatte man Höhen mal hatte man Tiefen;
- Theater: du verstehst doch, dass wir auf der Bühne sind!; sie hat alle Akte
ihres Dramas überstanden; ich will und werde auch nicht den ganzen Tag
Hausfrau spielen!; aus unserer Familientragödie sollte jeder was gelernt haben;
die ganze Familie spielt das Gleiche;
- Unternehmen: ich muss jetzt das alles managen; trotzdem hab ich mich für
einen Job im Unternehmen Familie entschieden; mit Kindern gewinnt mein
Unternehmen „Rollenspiel“ eine neue Dimension; das Konzept Vater verliert das
Monopol, das es lange besaß; Familie hat Konkurrenz bekommen; Wir müssen
mehr Zeit in die Familie investieren; unsere Familie funktioniert, jetzt ist es schon
eine tüchtig durchgeplante Familie; unser Urlaubsbudget war vorkalkuliert; der
große Воss schläft; die Topmanagerin war abgereist; die Geschäftsführerin der
Familie konnte nichts vorhersagen;
- Staat, Politik: das ist dein Amt, du bist dafür zuständig; am Eingangstür
stand immer der bronzene Storch – der Wappenvogel de Familie; in der Ecke des
Portraits sah ich das Familienwappen, das gehörte jetzt auch mir; bei uns bin ich
Finanzministerin; die Rolle des Oberhaupts der Familie hab ich seit Langem
übernommen; daraus entwickelte sich später echter Machtkampf unter uns; wir
alle litten jahrelang unter der Tyrannei des Vaters;
171
- Krankheit: unsere Ehe ist nicht mehr zu heilen; ich habe diese
Beziehungen überstanden; was uns fehlt ist gute Therapie; wartet man zu lange,
werden die Komplikationen immer heftiger; plag mich nicht mit deiner Liebe!;
- Kampf, Krieg: jetzt leben wir im ständigen Kleinkrieg; Demütigungen und
Verletzungen sind dein Waffenarsenal; die Zeit ist vorbei, alle Schüsse sind längst
verschossen worden; danach gibt’s keine Gewinner und Verlierer – nur Trümmer;
leider sind Kinder zwischen den feindlichen Fronten verloren gegangen; ich war
sicher, aber die Untreue attackierte auch meine Familie; Ich fürchte, Frieden ist
noch lange nicht zu erwarten; über meinen Sieg habe ich mich nicht gefreut; meine
SMS einfach nicht mehr zu beantworten, war auch gewisse Art Psychoterror;
Kinder sind Jobkiller und überhaupt etwas ganz Fürchterliches; die Atmosphäre in
der Familie war immer geladen.
- Zeit: der Zeitpunkt einer Familiengründung sei gekommen; die Ehe
umfasst praktisch das ganze Erwachsenalter; als ich heiratete, da war ich mir
sicher, dass Ehe eine lebenslange Gemeinschaft sei; wie soll ich diese Ehe nennen,
etwa eine Teilzeitgemeinschaft; das war eine dauerhafte Partnerschaft und sie
verpflichtete zu nichts; jetzt bin ich nur zur befristeten Bindung bereit.
3. Bei der Verbalisierung der Einstellungen deutscher Familien bilden
Metaphern einen aktiven Bereich, was sich durch den Bedarf an bildreicher und
emotioneller Darstellung entsprechender Realien sowie auch durch die Suche nach
der Aktivierung pragmatischen Einflusses erklären lässt. Konzeptuelle Metaphern
repräsentieren wichtige Aspekte in der Bedeutung der Familie für die deutsche
Ethnie: die Bildung und die Gewährleistung des Funktionierens einer
harmonischen Familie ist Folge gemeinsamer Anstrengungen ihrer Mitglieder;
harmonische Existenz besteht in der gegenseitigen Akzeptierung, in der Fähigkeit
soziales inneres und äußeres Funktionieren zu organisieren; die Unfähigkeit,
Unklarheiten zu regeln führt zum Kampf, zur Totalblockierung. Die Häufigkeit
von Metaphern Familie – Unternehmen, Familie – Theater, Familie – Staat,
Familie – Krieg zeugt von modernen Tendenzen der Besinnung des Begriffs als
traditionellen Wert sowie des Bundes von individualisierten Persönlichkeiten mit
eigenem Innenraum.
Literatur
Lakoff Dzh., Dzhonson M. Metafory, kotorymi my zhivem: Per. s angl./ Pod
red. i s predisl. A. N. Baranova / Dzh. Lakoff, M. Dzhonson. – M.: Editorial
URSS, 2004. – 256 s.
Palamar Natalja
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
REALISIERUNGSTAKTIKEN DES LOBENS
IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN
Unter „Loben“ findet man in den Wörterbüchern des Deutschen „eine
positive Reaktion auf eine Leistung, eine Tat; und auch die Worte der
172
Anerkennung“ [Langenscheidt, S. 629]; „anerkennend geäußerte, positive
Beurteilung, die man jmdm., seinem Tun, Verhalten o.Ä. zuteil werden lässt“
[Duden, S. 475]. Im Rahmen der Untersuchung wird Loben als aufrichtige
Bewertung betrachtet, als Ausdruck der positiven Stellungnahme des Sprechers
zum Adressaten, seinen Taten, Handlungen, Eigenschaften und auch den
Gegenständen, die zu seinem Interessenkreis gehören, mit dem Ziel einen
emotionalen Einfluss auf den Adressaten auszuüben und ihn zur zukünftigen
positiven Tätigkeit zu motivieren.
Das Lob ist mit einer Reihe von zusammenhängenden positiv-bewertenden
Äußerungen (Kompliment, Eigenlob, Ironie und Schmeichelei) verwandt und
unterscheidet sich von diesen durch folgende Merkmale: Aufrichtigkeit und
Objektivität der Äußerung (Abwesenheit des Eigennutzes); Spontaneität des
Lobens; Ausrichtung auf die Zusammenarbeit; Funktion der Beeinflussung;
Referenzzeit; der Wunsch, seinen Gesprächspartner zu unterstützen und folglich
seinen Emotionszustand zu verbessern.
Vom Standpunkt der Pragmatik aus wird Loben als bewertender Sprechakt
betrachtet, der durch verschiedene Sprechakttypen realisiert werden kann
(Expressive, Assertiva, Interrogativa). Loben kann auch als eine Sprechgattung
untersucht werden, wenn folgende Tatsachen berücksichtigt werden: die
Möglichkeit der Lobrealisierung durch verschiedene Sprechakttypen,
Präsupposition der kommunikativen Situation, die für die Realisierung des Lobens
von Bedeutung ist (wird aber bei der Sprechakttheorie nicht untersucht), die
kommunikative Zukunft und die Haupteigenschaften der Sprechgattung
(Dialogizität, Erkennung und Reproduzierbarkeit).
Als maximale Realisierungsform des Lobens tritt die Laudatio auf, die nach
K. Brinker als eine Textsorte betrachtet wird [Brinker, S. 126], die einen
öffentlichen Realisierungsprozess hat und durch solche Eigenschaften wie die
unmittelbare Kommunikation, Monologizität und Abwesenheit der Spontaneität
gekennzeichnet ist.
Die Realisierungstaktiken des Lobens werden durch bestimmte sprachliche
Mittel ausgedrückt. Sowohl für das deutsche Korpus als auch für das ukrainische
Korpus ist der Gebrauch von positiv wertenden lexikalischen Mitteln
charakteristisch, die den positiven Einfluss auf den Adressaten verstärken. Beide
Korpora dokumentieren starke Präferenzen für den Gebrauch von Adjektiven als
Träger der positiven Bedeutung. Die Dominanz von Adjektiven/ Adverbien kann
dadurch erklärt werden, dass ihre semantische Hauptaufgabe darin besteht, die
Charakteristik, die Eigenschaften von Gegenständen und Vorgängen zu
bezeichnen. Unproduktiv beim Ausdruck des Lobens sind Ausrufen, Partizipien
und auch Substantive und Pronomen im Deutschen.
Laut der syntaktischen Analyse ist die produktivste Form der Realisierung
des Lobens im Deutschen der einfache Aussagesatz und im Ukrainischen der
elliptische Satz. Die Erklärung dieses Unterschiedes liegt in den Besonderheiten
des syntaktischen Satzbaus im Deutschen und Ukrainischen.
173
Die Unterschiede in der Lobrealisierung werden auch bei der semantischen
und stilistischen Analyse festgestellt und zwar auf dem Niveau der emotionalen
Färbung der untersuchten Äußerungen.
Literaturverzeichnis
Бацевич Ф.С. Основи комунікативної лінгвістики / Ф. С. Бацевич – К. :
Видавничий центр “Академія”, 2004. – 344 с.
Карабан В.И. Сложные речевые акты: прагматика английских
асиндетических полипредикативных образований / В.И. Карабан – К. : Вища
школа, 1989. – 131 с.
Медведева Л.М. О типах речевых актов / Л.М. Медведева // Вестник
Харьков. гос. ун-та. – 1989. – № 339. – С. 42-46.
Brinker K. Linguistische Textanalyse. Eine Einfuhrung in die Grundbegriffe
und Methoden / Brinker K. – 4, durchgesehene und erganzte Auflage. – Berlin,
1997. – 165 S.
Searle J.R. Speech Acts / J.R. Searle – Cambridge : Cambridge University
Press, 1969. – 306 p.
Pankovska Iryna, Yevtikhova Iryna
Unterrichts- und Erziehungskomplex "Linguist", Simferopol
BEGRÜSSUNGS- UND VERABSCHIEDUNGSFORMEN
IN DER SMS-KOMMUNIKATION DER JUGENDLICHEN
IN DER SCHWEIZ
SMS (Short Message System) war zunächst ein unbeabsichtigtes
Nebenprodukt des Mobilfunks. Die erste Kurzmitteilung wurde 1992 in
Großbritannien verschickt. Ursprünglich von den Mobilfunkbetreibern gedacht,
um ihren Kunden Informationen zukommen zu lassen, wurde SMS rasch eine
eigenständige Kommunikationsform. Vor allem Jugendliche entdeckten schnell
die verschiedenen Vorteile, die SMS bietet, und verhalfen so dem neuen Medium
zu einer beträchtlichen Popularität. Besonders beliebt ist dabei das Versenden von
Glückwünschen oder Grüßen an Festtagen. So wurden z. B. über Neujahr 2004 in
der Schweiz 66,4 Millionen SMS verschickt.
Die SMS-Technologie ermöglicht das Versenden und Empfangen von
Textnachrichten unter Mobiltelefonen. Die Länge der Kurzmitteilung ist bei
handelsüblichen Geräten aus Kapazitätsgründen auf 160 alphanumerische Zeichen
beschränkt (inklusive Leerstellen). Mit Mobiltelefonen der neuesten Generation ist es
jedoch möglich, mehrere Nachrichten zusammenzuhängen und gemeinsam zu
versenden. Der Text wird mit Hilfe der Handytastatur eingegeben, was das
Schreiben relativ umständlich macht: Mehrfachbelegung ermöglicht die Verteilung
aller Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen auf die zwölf Tasten der Tastatur.
Groß- und Kleinschreibung sind meist funktional bedingt und müssen extra
eingestellt werden: Das Handy lässt sich so einrichten, dass der ganze Text
durchgehend groß oder klein geschrieben wird. Einige neue Telefone unterstützen
174
die korrekte Groß- und Kleinschreibung, indem z.B. nach jedem Punkt oder Fragebzw. Ausrufezeichen automatisch der erste Buchstabe des nächsten Wortes groß
geschrieben wird. Die SMS-Kommunikation ist also eine indirekte
Kommunikation. Die Nachrichten werden jedoch im Allgemeinen innerhalb von
Sekunden übermittelt, so dass zwischen zwei Personen dennoch eine Art Dialog
entstehen kann. Diese Art Kommunikation ist vergleichbar mit dem Schreiben von
Zettelchen unter der Schulbank. Obwohl der SMS-Kommunikation in der
Forschung mittlerweile beträchtliche Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist die SMSKommunikation in der Schweiz bisher noch weitgehend unerforscht. Man kann aber
trotzdem feststellen, welche sprachlichen Umgangsformen heutzutage von
Schweizer Jugendlichen in der SMS-Kommunikation verwendet werden. Somit
kann die Arbeit eine Anregung für weiterführende Untersuchungen sein.
Die SMS-Kommunikation unterscheidet sich vor allem bezüglich der Länge
stark von den übrigen schriftlichen Kommunikationsformen wie Brief oder E-Mail.
Der beschränkte Platz der Nachrichten führt dazu, dass sprachliche Normen nicht
eingehalten werden. Daraus lässt sich jedoch nicht schließen, dass eine Unterhaltung
per SMS vollkommen chaotisch abläuft. Die SMS-Kommunikation ist vielmehr
eine Optimierung der verschiedenen Möglichkeiten, welche das neue Medium bietet. In Kurzmitteilungen werden Elemente von unterschiedlichen anderen Kommunikationsformen vereinigt. So erkennt man in SMS-Nachrichten Ähnlichkeiten mit
E-Mail, Chat oder Brief, aber auch mit dem Telefon bzw. der Telegrafie.
Die Mobilfunktechnik ermöglicht dem Empfänger einer Kurzmitteilung,
unmittelbar zu erfahren, von welcher Nummer die Nachricht abgeschickt wurde.
Falls er diese Nummer bereits gespeichert hat, wird anstelle der Handynummer der
Name des Absenders angezeigt. Die Setzung des eigenen Namens am Schluss der
Nachricht wäre somit bloß eine Verschwendung von Platz in einem Text, der
ohnehin kurz gehalten werden muss. Trotzdem zeigen die Umfrageergebnisse, dass
sowohl zur Begrüßung als auch zur Verabschiedung eine Vielzahl an Grußformeln
verwendet wird. In 41% der Nachrichten werden entweder Begrüßungs- oder Verabschiedungsformeln oder beides zusammen verwendet. Die Begrüßungsformeln
lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Die Mehrheit besteht aus >konventionellen<
Begrüßungen, welche ähnlich einer Begrüßung in einem Brief gehandhabt werden.
Eine andere Art der Begrüßung ist eher kumpelhaft, ein >Anhauen< des
Empfängers, das stark der mündlichen Kommunikation ähnelt.
Tabelle
l
dokumentiert
die
Häufigkeit
der
verschiedenen
Begrüßungsformeln in der Rede der Jugendlichen. Am häufigsten wird eine
Nachricht, genau wie in einem Brief, mit einer Anrede und dem Namen des
Empfängers begonnen. Relativ häufig wird jedoch auch nur die Anrede
verwendet und auf den Namen verzichtet. Dies entspricht wiederum eher einem
Gespräch unter Freunden, in welchem man den Gesprächspartner selten beim
Namen nennt, um ihn zu begrüßen. Eine ähnliche Form ist auch die Anrede vom
Typ >Hey du<, welche den Empfänger zwar direkt anspricht, ihn jedoch nicht
beim Namen nennt.
175
Tabelle 1: Begrüßungsformeln
Art der Begrüßung
Variante der Anrede
Hey; Hei; Hol; Hallo; Halo; Liebe; Salü; Mörgeli;
Anrede + (Kose-)Name
Guete morge;
Anrede
Hey; Hej; Hei; Hi; Hallo; Halo; Soli; Ciao; Sätü; Morge
Anrede + Du
Hey; Hoi; Sali;
Tabelle 2 dokumentiert die Vielzahl von Möglichkeiten für die Verabschiedung, die im Korpus vorkommen. Auch bei der Verabschiedung wird in SMSNachrichten häufiger auf den Namen des Absenders verzichtet. Bei der Art des
Grußes ist auffallend, dass dieser in vielen Fällen im Diminutiv verwendet wird.
Dies führt zu einer >Verniedlichung< des Grußes und hebt ihn somit von einer starren
Grußformel ab.
Tabelle 2: Verabschiedungsformeln
Art der Verabschiedung
Variationen der Verabschiedung
Gruß + (Kose-)Name
Grues; Liebe Gruess; Grüäßli, Liebi grüessli;
Liebe grüße von; Gruss; Bis morn; En schöne
Obe; Liebs Grüessli
Gruß
Grüessii; Grüößli; Liebi Gröess; Grues;
Grüssli; Gruß; Gruss, Greetz; Es iiebs Grüessli;
Ganz liebs Grüeßli; Bis denn; see ya; bye
Grußabkürzungen
LG (—Liebe Gruess); GD (Grüsse Dich); CU
18er (see you later); C u 2morrow (see you
tomorrow); Mfg (Mit freundlichen Grüßen)
Grußabkürzung + (Kose-)Name LG; Hdg (Habe dich gern); Hdgggfl (Hob dich
ganz ganz fest lieb);
Inflektion + Wünsche
LG + Fröhliche Weihnachten; De bis am mänti;
Habs schön und vüu spass; Wünsche dir e
schöne Obe
Die Analyse der im Korpus verwendeten Begrüßungs- und
Verabschiedungsformeln zeigt, welche davon in der SMS-Kommunikation sehr oft
verwendet werden. Man kann sagen, dass in einem mehrteiligen SMS-Dialog der
Gesprächspartner meistens nur am Anfang begrüßt und am Ende des Dialoges
wieder verabschiedet wird. Innerhalb eines Dialoges steht meistens kein Gruß. Dies
gilt auch für den Fall, dass nur eine kurze Information mitgeteilt wird: Grußformeln
werden weniger verwendet, um eine formale Höflichkeit einzuhalten, sondern um
die zwischenmenschliche Bedeutung einer Nachricht zu verstärken. Eine nette
Begrüßung bzw. Verabschiedung ist ein Zeichen von Freundschaft oder
Zuneigung gegenüber dem Gesprächspartner.
176
Petrashchuk Natalia
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
ZUR ENTWICKLUNG DER SCHREIBKOMPETENZ
BEI GERMANISTIKSTUDENTEN
Der Entwicklung und Förderung der Schreibkompetenz im Germanistikstudium wird immer mehr Platz eingeräumt, was seinen Niederschlag in den aktuellen
Lehr- und Lernwerken sowie im Curriculum für den sprachpraktischen
Deutschunterricht findet [2].
Das Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, auf den Zusammenhang
zwischen der Entwicklung der Schreibkompetenz und der Textsortenkompetenz
bei der Ausbildung der Fachleute im Bereich der Germanistik an den Hochschulen
der Ukraine einzugehen.
Den Ausgangspunkt der Analyse bildet der Begriff der Textsorte, die als
prototypisches Gebrauchsmuster mit Variationsmöglichkeiten in ihrer Realisierung
anzusehen ist und die überindividuelle Gültigkeit in der Sprachgemeinschaft hat.
Textsortenwissen und -können werden in der Muttersprache intuitiv im Prozess der
Kommunikation erworben, wobei die Textsortenkompetenz je nach Bildung,
gesellschaftlichen und beruflichen Erfahrungen sehr unterschiedlich ausgeprägt
werden kann. In der Fremdsprache muss sie gesteuert gelehrt und gelernt werden,
denn die Textsorten verfügen über eine Kulturkomponente [5:28], in der sich
Elemente der nationalen Kultur und Psychologie, aber auch die vorherrschenden
gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln. Somit weisen Textsorten neben
universellen auch einzelsprachtypische Merkmale auf [4:50]. Die meisten
Textlinguisten sind sich darüber einig, dass Textsorten grundsätzlich als
Ensembles von Merkmalen auf unterschiedlichen Ebenen gekennzeichnet werden
[3:16]. Als Basisebenen werden berücksichtigt: eine situative, eine funktionale,
eine inhaltlich-thematische und eine formalgrammatische Ebene. Das VierEbenen-Textsortenmodell kann auch als eine Grundlage für die Entwicklung der
Schreibkompetenz bei der Produktion verschiedener Textsorten angesehen werden.
Daraus lassen sich auch Schwerpunkte für den Lehr- und Lernprozess zum Aufund Ausbau der produktiven Schreibfertigkeit ableiten: Vermittlung, Erwerb und
Entwicklung von Können und Wissen über kommunikative Rahmenbedingungen
und primäre Funktionen der einzelnen Textsorten, ihre formale Struktur und
entsprechende Redemittel, den inhaltlich-thematischen Aufbau und Ausdrucksmittel der Textkohärenz sowie Techniken zur Steuerung der Textproduktion. Der
generelle situative Rahmen, der auch als Anwendungsbereich oder Kommunikationsbereich bezeichnet wird, determiniert die Textsortengeprägtheit von Texten.
So unterscheiden sich die Textsortenvarianten „Persönlicher Brief“ (privater
Bereich), „Leserbrief“ (öffentlicher Bereich) und „Geschäftsbrief“ (geschäftlicher
Bereich) deutlich durch ihr Register (informell-persönlich, halbformell und
formell). Die kommunikativen Rahmenbedingungen beeinflussen die äußere Form
und sprachliche Gestaltung.
Eine wichtige Rolle bei Vermittlung und Erwerb der textsortenspezifischen
Merkmale spielt der Begriff der Textfunktion, die K. Brinker als „die im Text mit
177
bestimmten konventionell geltenden, d.h. in der Kommunikationsgemeinschaft
verbindlich festgelegten Mitteln ausgedrückte Kommunikationsabsicht des
Emittenten“ [1:93] bestimmt. Zu den textuellen Grundfunktionen werden gezählt:
Informationsfunktion, Appellfunktion, Obligationsfunktion, Kontaktfunktion,
Deklarationsfunktion [1:134-135]. Ein Text kann auch mehrere kommunikative
Funktionen signalisieren, jedoch ist die dominierende Funktion von Belang, die als
Textfunktion bezeichnet wird. Zur Entwicklung der produktiven Schreibfähigkeit
sind vor allem informative, appellative und kontaktorientierte Textsorten relevant.
In Texten mit dominierender Informationsfunktion gibt der Produzent dem
Rezipienten zu verstehen, dass er ihm ein Wissen vermitteln, ihn über den
Sachverhalt informieren will. In dieser Ausprägung ist die Informationsfunktion
kennzeichnend für die Textsorten „Leserbrief“, „Rezension“.
In Texten mit dominierender Appellfunktion gibt der Produzent dem
Rezipienten zu verstehen, dass er ihn dazu bewegen will, eine bestimmte
Einstellung einer Sache gegenüber einzunehmen oder eine bestimmte Handlung zu
vollziehen [1:129]. Zu den Textsorten mit appellativer Grundfunktion gehören
„Kommentar“, „Erörterung“, „Kritik“, „Werbeanzeige“.
Um die Herstellung und Erhaltung des persönlichen Kontakts geht es in den
Textsorten mit kontaktspezifischer Funktion: „Grußkarten“, „Kontaktanzeigen“.
Die dominierende Textfunktion beeinflusst die thematische Entfaltung des
Textes sowie seine sprachliche Gestaltung. Für die informativen Textsorten ist die
deskriptive Themenentfaltung kennzeichnend, bei der „ein Thema in seinen
Komponenten dargestellt und in Raum und Zeit eingeordnet wird“ [1:63]. Die
Stellungnahme zu einem Thema, einer Problemfrage wird argumentativ vermittelt.
In sprachlicher Hinsicht dominiert hier die Subordination von Sätzen. Es ist nicht
davon abzusehen, dass für die erfolgreiche Textproduktion die der Textfunktion
entsprechenden grammatischen Strukturen, Kohäsions- und Kohärenzmittel auf
verschiedenen Ebenen der Textstruktur, themenbezogene Wörter und Wendungen
sowie Redemittel von Belang sind.
Aus dem Dargestellten ergibt sich, dass schriftliche Kommunikation eine
äußerst komplexe Tätigkeit ist, die viele Einzelaspekte umfasst, die in den
Schreibprozess integriert werden. Daher ist es sehr wichtig, die Entwicklung der
Schreibkompetenz bei den Studierenden durch Vermittlung von Strategien und
Techniken zu steuern.
Literatur
1. Brinker K. Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe
und Methoden. – Berlin: Erich Schmidt, 2007. ´165 S.
2. Curriculum für den sprachpraktischen Deutschunterricht an
pädagogischen Fakultäten der Universitäten und pädagogischen Hochschulen. К:
Ленвіт, 2004.- 256 с.
3. Heinemann W- Textsorten. Zur Diskussion um Basisklassen des
Kommunizierens. Rückschau und Ausblick.//Textsorten. Reflexionen und
Analysen.-Tübingen: Stauffenburg, 2007. – S.9-29.
4. Krause W.-D. Text, Textsorte, Textvergleich. // Textsorten. Reflexionen
und Analysen.-Tübingen: Stauffenburg, 2007. – S.45-76.
178
5. Krause W.-D. Strukturaspekt und Kulturkomponente beim zwischensprachlichen Vergleich von Textsorten// Linguistische Arbeitsberichte. – 1985. –
H.49 - S.24-30.
Petrenko Oksana, Dormenew Viktor
Staatliche Universität Mariupol
EINFLÜSSE DES ENGLISCHEN
AUF DAS DEUTSCHE SPRACHSYSTEM
Der Einfluss anderer Sprachen auf Deutsch war immer erheblich. Schon in
voralthochdeutscher Zeit waren neue Wörter aus der lateinischen Sprache und aus
dem Französischen eingedrungen. In der Gegenwart überwiegt der englische Einfluss.
Jeder Kontakt mit einer anderen Kultur hat die Sprache bereichert und hat
erkennbare Spuren hinterlassen. Diese Entlehnungen spiegeln Kriege und
historisches
Geschehen,
Ideologien,
Moderichtungen,
Kulturwandel,
wissenschaftliche und technische Entwicklung wider.
Die Einflüsse des Englischen auf die deutsche Sprache sind im Gegensatz zu
den französischen und italienischen aus historischer Sicht jung. Erst seit etwa 100
Jahren ist eine permanente Zunahme zu verzeichnen, jedoch hat die deutsche
Sprache seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vermutlich mehrere und
deutlichere Veränderungen durch das Englische erfahren als durch alle
italienischen, französischen oder sonstigen Einwirkungen in den letzten 500 Jahren
(Lubeley, Rudolf 1993: 40).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einfluss der englischen Sprache
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark angestiegen ist.
Ziel des Artikels ist die Festlegung der Besonderheiten der englischen
Entlehnungen in der deutschen Gegenwartssprache. Objekt der Forschung – die
Anlehnung der heutigen deutschen Sprache an die englische Sprache. Gegenstand
der Forschung – strukturelle Merkmale der modernen englischen Entlehnungen in
der deutschen Sprache.
Die Anglizismen wurden von zahlreichen Sprachwissenschaftlern (Bohmann
1996; Carstensen 1993; Corr 2003; Doehlemann 2003; Galinsky 1967; Yang 1990;
Lubeley 1993; Onysko 2007) untersucht.
Man muss davon ausgehen, dass es fast so viele Definitionen von
Anglizismus wie Sprachwissenschaftler gibt, die sich darum bemühen, eine
einheitliche Begriffsbestimmung vorzulegen. Nach der Auffassung von Zindler ist
ein Anglizismus: (…) ein Wort im Deutschen, das aus dem britischen oder
amerikanischen Englisch stammt, bzw. eine nicht übliche Wortkomposition, jede
Art der Veränderung einer deutschen Wortbedeutung oder Wortverwendung
(Lehnbedeutung,
Lehnübersetzung,
Lehnübertragung,
Lehnschöpfung,
Frequenzsteigerung, Wiederbelebung) nach britischem oder amerikanischem
Muster (Zindler 1959: 2).
Viele Verfasser (Carstensen 1993; Corr 2003; Yang 1990; Onysko 2007) haben
die Anglizismen in der deutschen Sprache auf verschiedene Weise klassifiziert.
179
Nach der Ansicht von Yang (1990: 11) spielen innerhalb des englischen
Wortschatzes „Fremdwort” und „Lehnwort”, welche sich durch ihren
Eindeutschungsgrad unterscheiden, die größte Rolle. Unter Fremdwörtern
versteht der Autor Lexeme oder Lexemverbindungen, die aus einer Fremdsprache
übernommen und im Deutschen ohne phonologische, orthographische,
morphologische und semantische Veränderung gebraucht werden und deren
fremde Herkunft sich deutlich und leicht erkennen lässt. Laut der Interpretation
von Onysko (2007: 14) sind dies sogenannte direkte Entlehnungen, die ihre fremde
Rechtschreibung und Aussprache beibehalten haben, oder deren Aussprache sich
etwas, dem Lautsystem der deutschen Sprache anpassend, geändert hat, wie z. B.
Business, Boom, Computer, Designer, Detail, Jeans, Laptop, Manager, Meeting,
Notebook, Shop, Team, T–Shirt, Talkshow, Ticket usw.
Nach Yangs Definition ist das Lehnwort auch ein aus einer Fremdsprache
entlehntes Wort, das sich aber phonologisch und/oder morphologisch und/oder
orthographisch der übernehmenden Sprache angeglichen hat. Lehnwörter haben
folgende Typen: „Lehnübersetzungen, Lehnübertragungen und Lehnbedeutungen”
(Yang 1990: 11, Carstensen 1993: 56, Corr 2003: 28).
Die Lehnübersetzung ist die Übernahme eines englischen Wortes, wobei
die einzelnen Glieder des Wortes der „Donorsprache” Glied für Glied in die
Empfangsprache übersetzt werden, z. B. Mausklick ’mouse click’,
Familienplanung ’family planning’, Körpersprache ’body language’ oder
Seifenoper ’soap opera’. Lehnübertragungen sind Übersetzungen in die deutsche
Sprache, wobei nur ein Glied des englischen Wortes übersetzt wird und das andere
frei adaptiert wird, wie z.B. Wolkenkratzer ’skyscraper’, Urknall ’big bang’. Eine
Lehnbedeutung bezieht sich auf Anglizismen, in denen nur die Bedeutung des
Wortes, aber nicht seine Form aus der Ursprungssprache in die Rezeptorsprache
übernommen wird (Onysko 2007: 19). Das klassische Beispiel für die
Lehnbedeutung ist die Bedeutungsübertragung des englischen Wortes to realize
auf seine deutsche Entsprechung realisieren. In Folge des englischen Einflusses
erhielt realisieren die Bedeutung ’wahrnehmen, begreifen’ zusätzlich zur
traditionellen Bedeutung ’in die Tat umsetzen, verwirklichen’.
Bohmann (1996: 19-20) unterscheidet vier Typen von Anglizismen, die in
der Werbebranche verwendet werden:
1) Konventionaler Typ. Darunter versteht man allgemein bekannte
Anglizismen, die fest in der Alltagsrede verankert sind, auch wenn sie in
Orthographie und Phonetik häufig vom ursprünglichen fremdsprachigen Wortgut
abweichen. Beispiele dafür sind: Computer, Keks, cool, new etc.
2) Dem deutschen Phonem-Graphem-System angepasste Anglizismen.
Hier wird eine Anpassung gemäß deutschen Präfixen und Suffixen vorgenommen.
Dies geschieht insbesondere bei Verben, wie z.B. gestylt, gemanagt, stoppen, etc.
3) Anglizistische Kombinationstypen. Dabei handelt es sich um englische
Wörter, die mit deutschen Wörtern mittels Bindestrich zu neuen Kombinationen
zusammengefügt werden. Die Orthographie der englischen Wörter bleibt in der
Regel unverändert. Beispiele sind etwa: open-air-Knopf, stützt-soft Effekt etc.
180
4) Neue Anglizismen-Typen. Darunter sind Anglizismen zu verstehen, die
für spezielle Werbekampagnen geschaffen wurden und in der Allgemeinsprache
bisher weitgehend unberücksichtigt blieben, z.B. geswatchte Uhren, Five-pocketJeans etc (Bohmann 1996, 19-20).
Für die zunehmende Anglisierung der deutschen Sprache kann man einige
Faktoren verantwortlich machen:
1) Vertreter der Medien und der Werbung betonen immer wieder, Englisch
sei grammatikalisch einfacher und nicht so umständlich im Ausdruck. Es erlaube
eine wesentlich kürzere und einprägsamere Formulierung, welche aus Zeitmangel
wichtig ist. Die meisten englischen Übersetzungen sind wesentlich kürzer als ihre
deutschen Originale.
2) Englisch wirkt als Weltsprache besonders stark auf Bereiche, die von der
Globalisierung betroffen sind.
3) Der „Mythos Amerika“, durch Medien und Filme aus den Traumfabriken
gefördert, welchem viele Menschen in vielen Erdteilen erlegen sind, stärkt das
Prestige der USA. Es steht überall für „unbegrenzte Möglichkeiten“,
Menschenrechte und Freiheit. Diese Dominanz der Vereinigten Staaten spiegelt
sich auch im Einfluss auf die Sprache wider.
4) Die deutsche Mentalität hat ein sehr schwaches Nationalbewusstsein. Die
deutsche Geschichte hat die Deutschen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
mit einem Grundverdacht gegen alles ausgestattet, was deutsch klingt. Man mochte
den anderen gegenüber nicht „so deutsch“ dastehen. Deswegen werden die Pflege
und das Interesse an der Muttersprache vernachlässigt. Man unterwirft sich
teilweise der amerikanischen Leitkultur aus Wirtschaft und Unterhaltung. All das
begünstigt die Anglisierung des Deutschen. (Doehlemann 2003, 4-5).
Literaturverzeichnis
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S. Bohmann. – Marburg: Verlag Marburg, 1996. – 314 S.
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Waxmann Verlag, 2003. – S. 4-5.
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and Written Codeswitching / Alexander Onysko. – Berlin-New York: Walter de
Gruyter, 2007. – 432 S.
181
Pyschna Ljudmyla
Staatliche Universität Mariupol
SCHRIFTLICHE KOMMUNIKATION
IM STUDIENBEGLEITENDEN DEUTSCHUNTERRICHT
1. Einführung
Schreiben oder schriftliche Kommunikation hat jetzt für den
studienbegleitenden Deutschunterricht eine außerordentliche Bedeutung. Für
künftige Ingenieure, Manager und Betriebswirte ist es wichtig ihre Ideen, Wünsche
und Absichten schriftlich ausdrücken zu können.
2. Schriftliche Kommunikation im Grundstudium
Die meisten Studierenden sind im Grundstudium nicht in der Lage,
grammatisch richtige einfache Mitteilungen zu schreiben. Der Hochschullehrer hat
es nicht leicht, weil er in kurzer Zeit einen weiten Sprung mit seinen Studierenden
vom elementaren Deutsch im Anfangsstadium zum Fachdeutsch machen muss. Es
geht in dieser Zeitspanne bei den schriftlichen Übungen um Erwerb und Festigung
des Wortschatzes und der grammatischen Strukturen. Schon in dieser Periode muss
man die Studierenden lehren, wie man Texte logisch gliedert und einzelne Sätze zu
einer geschlossenen Einheit bildet. Man muss meistens eklektische Erkenntnisse
der Studierenden systematisieren und sie in der notwendigen Richtung entwickeln.
2.1 Psychischspezifische Schwierigkeit beim Schreiben
Im Grundstudium besteht eine psychischspezifische Schwierigkeit beim
Schreiben. Das ist die Angst vor Fehlern. Die Studierenden verstehen, dass sie
desto mehr Fehler machen, je mehr sie schreiben, was zur schlechteren Note
führen kann. Darum ist ein deutliches Notenkriterium für die Einschätzung des
Schreibens außerordentlich wichtig. Angst vor grammatischen Fehlern darf den
Schreibenden nicht beim kreativen Schreiben stören. Kreatives Schreiben ist kein
Diktat oder Aufsatz in klassischer Form. Dabei verwirklicht der Schreiber nicht
einfach eine Handlung, die mit der Note eingeschätzt wird, sondern betrachtet
zugleich das Ergebnis seines Handelns. Der Inhalt des Geschriebenen gefällt –
oder gefällt nicht – schon dem Schreibenden selbst. Er ist der erste Leser und er
will, dass sein Schreiben auch auf die anderen eine pragmatische Wirkung ausübt.
Nicht zufällig unterscheiden manche Germanisten zwischen dem „inneren
Schreiber und dem beobachtenden Ich“ (Scheidt, 1990:68)
2.2.Steigerung der Lernmotivation
Das Schreiben soll die Lernmotivation steigern und aus diesem Grund ist es
unzulässig, die Studierenden für grammatische Fehler, die den Sinn nicht
verfälschen, streng zu bestrafen. Das Schreiben soll kreativ sein. Und der Schreiber
braucht dafür Freiheit seine Gedanken auszudrücken. Der Lehrer soll dabei nicht
nur Prüfer, sondern auch Berater, Helfer und „dankbarer Leser“ sein, der die
Kreativität des Studierenden ermutigt.
3. Schreibfertigkeiten im Hauptstudium
Im Hauptstudium müssen die Studierenden schon Notizen verfassen,
zusammenhängende Fachberichte und wissenschaftliche Arbeiten schreiben. In
182
diesem Zeitraum ist das wissenschaftliche Schreiben sehr wichtig.
Wissenschaftliches und kreatives Arbeiten bedürfen und fördern einander (Werder,
2004). Wissenschaftliches Schreiben hat sozusagen seine äußere und innere Seite.
Zur äußeren kann man korrekte Zitation, Fußnoten, Literaturverzeichnis etc.
zählen. Die innere Seite ist mit dem Inhalt und der Themenentsprechung des
Beitrages verbunden. Der Argumentationsgang in einer wissenschaftlichen Arbeit
folgt den Regeln der Logik. Das unterscheidet sie von der kreativen Arbeit, die
auch Phantasie beinhalten und ihren Anfang „aus der Mitte“ haben kann.
Wissenschaftliches Schreiben ist vor allem für Masterstudierende nötig. Sie sollen
fähig sein, Informationen zu beschaffen, zu strukturieren, zu bearbeiten und dann
wieder zu verwenden. Die Ergebnisse sollen richtig interpretiert und weiter mit
eigenen Schlussfolgerungen präsentiert werden. Die Studierenden brauchen für die
Erfüllung dieser Arbeit bestimmte sprachliche und wissenschaftliche Kenntnisse.
Die notwendigen Fachkenntnisse sind wenig vom Deutschlehrer abhängig. Vor
ihm steht die Aufgabe, dem Studierenden zu helfen, seine Arbeit aus stilistischer,
grammatischer und lexikalisch-terminologischer Sicht möglichst richtig
darzulegen.
4. Aufgaben des Deutschlehrers
Die Sprachkenntnisse der Studierenden sind nicht immer perfekt, um
spezielle wissenschaftliche Ideen auszudrücken. Vor allem soll der
Hochschullehrer den Studierenden auf die Sorten der wissenschaftlichen und
spracharmen Texte aufmerksam machen. Eine besondere Verbreitung haben im
Studentenleben Beiträge, Forschungsberichte, Referate und Zusammenfassungen
gefunden. Separat oder in einer der aufgezählten Textsorten können solche
spracharmen Texte wie Abbildung, Diagramm, Piktogramm, Skizze, Statistik oder
Zeichnung ihren Platz finden. Um die Spezifik der Arbeit mit diesen Texten zu
erfahren, sollte man entsprechende Übungen machen. Diese Übungen sollen die
Fähigkeiten der Studierenden in der Lexik, Grammatik und insbesondere im
stilistischen Gebrauch ausbilden. In wissenschaftlichen Arbeiten gibt es viele
Fachausdrücke. Manchmal sind das keine deutschen Wörter, aber es ist nicht
ratsam, international bekannte Fremdwörter durch ein deutschsprachiges Fachwort
zu ersetzen, weil gerade dieser Begriff innerhalb der wissenschaftlichen
Gemeinschaft gängig ist.
Literaturverzeichnis
Scheidt J.v. Kreatives Schreiben, Texte als Wege zu sich selbst und zu
anderen; Selbsterfahrung, Therapie, Meditation, Denkwerkzeug, Arbeitshilfe,
Abbau von Schreibblockaden / Jürgen von Scheidt // Fischer Taschenbuch.
Frankfurt am Main 1990. – S.62-139
Werder L.v. Lehrbuch des kreativen Schreibens / Lutz von Werder. –
Schibri: Berlin 2004. – 247S.
183
Povtorukha Nataliya
Nationale Universität Donezk
ZUR STRUKTUR DER ADVERBIEN MIT METROLOGISCHER
KOMPONENTE IM DEUTSCHEN UND UKRAINISCHEN
1. Unter der Metrologie versteht man die Wissenschaft vom Messen, von
den Maßsystemen und deren Einheiten (DUW 2003: 1076). Den
Forschungsgegenstand dieser Arbeit stellt die metrologische Lexik, nämlich die
Maßangaben im Deutschen und Ukrainischen, dar. Das Ziel dieses Beitrags ist es,
die strukturellen Besonderheiten der Maßadverbien im Deutschen und
Ukrainischen festzustellen. Als Datenkorpus dienten Prosawerke von deutschen
und ukrainischen Autoren, sowie die Wörterbücher (DUW, 2003; BTCCУM,
2004), aus welchen 45 Lexeme mit der jeweiligen Semantik exzerpiert wurden,
darunter 36 Lexeme im Deutschen und 9 im Ukrainischen. Dabei lassen sich die
Adverbien folgenderweise paraphrasieren: zentnerweise ‘in Zentnern und damit in
großer Menge’.
2. Nach Angaben der morphologischen Klassifikation sind bei den
Adverbien im Deutschen 2 Wortbildungsmodelle vertreten:
1) Nomen + Nomen, d.h. zweigliedrige Komposita (33 Lexeme – 92 %),
z. B.: grammweise, meterweise;
2) Zahlwort + Nomen + Nomen, d. h. dreigliedrige Komposita (3
Lexeme – 8 %), z. B.: hundertgrammweise.
Alle Adverbien sind Komposita, was für die deutsche Wortbildung typisch ist
(Erben 1993: 130), wobei ihr Erstglied eine Maßeinheit oder ein Maß ausdrückt, z. B.:
flaschenweise, glasweise, grammweise, kannenweise, kilometerweise. Als Zweitglied
wird immer nur ein Wort –weise gebraucht, das einen besonderen Status hat. So wird
es von manchen Linguisten (Fleischer 1995: 288; Henzen, 1995: 232; Motsch 2004:
232; PEWD 1997: 1551) etweder als Suffix, das an den produktivsten
adverbbildenden Modellen der deutschen Gegenwartssprache beteiligt ist, oder als
Halbaffix / Suffixoid (Stepanowa 2003: 118; Erben 1993: 111) betrachtet.
Laut dem etymologischen Wörterbuch F. Kluge ist -weise „Suffixoid (zur
Bildung von Adverbien). Gehört heute zu Weise, doch ist die
Entstehungsgeschichte der frühbezeugten Formen noch nicht ausreichend
untersucht“ (KEWD 1989: 785).
In der Linguistik gibt es folgende Kriterien für den Übergang eines Wortes in
den Bereich der Affixe und somit in den Status der Halbaffixe: die
„Übergangskonstituente“ muss reihenbildend sein; die Bedeutung dieser Konstituente
wandelt sich, sie wird „desemantisiert“; sie übernimmt wie Affixe stärker die
Funktion der Einordnung in eine semantische Kategorie (Schippan 1984: 113).
Die Kompositionsglieder können auch mit Hilfe von verschiedenen
Fugenelementen verbunden werden, z. B.:
n (7 Lexeme), z. B.: minutenweise, tonnenweise;
e (2 Lexeme), z. B.: körbeweise;
er (1 Lexem), z. B.: fässerweise.
184
In 3 Fällen sind die Stammvokale a, u mit Umlaut nachweisbar, z. B.:
fässerweise, körbeweise, säckeweise. Es ist möglich, dass das Erstglied der oben
angeführten Lexeme durch die Pluralformen der Substantive repräsentiert ist:
Fässer, Körbe, Minuten, Säcke, Tonnen.
Reihenhaft belegt sind folgende Lexeme: -gramm- (3), -liter- (3), -meter(2), z. B.: grammweise, fünfziggrammweise, hundertgrammweise, meterweise,
millimeterweise.
3. Im Ukrainischen sind alle 9 Lexeme affigiert und werden nach folgenden
Wortbildungsmodellen gebildet:
1) Präfix + Wurzel + 2 Suffixe (8 Lexeme – 89 %), wo po- (Ukr. no-) als
Präfix, -n- (Ukr. -н-) als erstes Suffix und -o- (Ukr. -o-) als zweites Suffix
vorkommen, z. B.: pogodynno (Ukr. погодинно), podenno (Ukr. поденно);
2) Wurzel + 2 Suffixe (1 Lexem – 11 %), wo alle Morpheme außer dem Präfix mit denen im ersten Wortbildungsmodell identisch sind, z. B.: tonno (Ukr. тонно).
Als Wurzel fungiert immer das Substantiv, das eine Maßeinheit bezeichnet.
Es sei darauf hingewiesen, dass beide Wortbildungsmodelle der Adverbien einen
hohen Häufigkeitsgrad im Ukrainischen aufweisen (Клименко 1998: 140-145).
4. Nach der Einführung des Internationalen Einheitensystems im Jahre 1889
wurden von der Generalkonferenz für Maß und Gewicht SI-Präfixe empfohlen, die
Dezimale, Vielfache und Teile der SI-Einheiten bezeichnen (SI, 1977: 13).
Tabelle 1
SI-Präfixe
Faktor
Name
1
10
Deka
2
10
Hekto
3
10
Kilo
6
10
Mega
9
10
Giga
12
10
Tera
15
10
Peta
18
10
Exa
21
10
Zetta
24
10
Yotta
Zeichen
da
h
k
M
G
T
P
E
Z
Y
Faktor
10-1
10-2
10-3
10-6
10-9
10-12
10-15
10-18
10-21
10-24
Name
Dezi
Zenti
Milli
Mikro
Nano
Piko
Femto
Atto
Zepto
Yokto
Zeichen
d
c
m
μ
n
p
f
a
z
y
So kommen im zu untersuchenden Material die Präfixe hekto- und milli- vor,
z. B.: (hektoliter)weise, (millimeter)weise.
5. Zusammenfassend lässt sich folgendes sagen:
1) im Deutschen sind alle zu untersuchenden Lexeme Komposita, die nach
den Wortbildungsmodellen “Nomen + Nomen” (d. h. zweigliedrige Komposita)
und “Zahlwort + Nomen + Nomen” (d. h. dreigliedrige Komposita) gebildet sind;
2) die Kompositionsglieder können auch mit Hilfe von verschiedenen
Fugenelementen verbunden werden: n, e, er und in 3 Fällen sind die Stammvokale
a, u mit Umlaut belegt, dabei könnte das Erstglied dieser Lexeme von den
Pluralformen der Substantive präsentiert werden; 3) im Ukrainischen werden
185
Adverbien mit metrologischer Komponente durch 2 Wortbildungsmodelle
dargestellt: Präfix + Wurzel + 2 Suffixe und Wurzel + 2 Suffixe.
Literaturverzeichnis
ВТССУМ : Великий тлумачний словник сучасної української мови /
[уклад. і голов. ред. В. Т. Бусел]. – К.: Ірпінь : ВТФ «Перун», 2004. – 1425 с.
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DUW : Duden Deutsches Universalwörterbuch / [hrsg. u. bearb. vom
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Erben J. Einführung in die deutsche Wortbildungslehre / Johannes Erben. –
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Fleischer W. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache / W.Fleischer,
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Stepanowa, I.I. Černyšewa. – M.: Академия, 2003. – 256 S.
Podvoiska Oksana
Nationale technische Universität Cherson
DIE INNERSYNTAKTISCHE MODALITÄT:
DER ÜBERSETZUNGSASPEKT
1. Unter der innerlichen oder innersyntaktischen Modalität versteht man das
Verhältnis des Trägers der Handlung bzw. des Zustandes zu seiner Handlung bzw.
seinem Zustand. Diese Kategorie wurde vom russischen Germanisten
B. A. Abramow (Abramow, 2004) eingeführt. Die meisten Sprachwissenschaftler
betrachten nur die subjektive und objektive Modalität (Admoni, 1986;
Winogradow, 1975).
2. Zum Ausdruck dieser Kategorie dienen im Deutschen die Modalverben in
ihrer direkten Bedeutung. Die Bedeutung der deutschen Modalverben wird im
Ukrainischen durch die nach der modalen Semantik nahen Lexeme wiedergegeben.
186
2.1 Das deutsche Modalverb dürfen bezeichnet die Erlaubnis, die jemand
dem Träger der Handlung bzw. des Zustandes gibt, z.B.: Du darfst dir gegen
Quittung neun aus der Kassette nehmen. – Можеш узяти дев’ять (гульденів) під
розписку зі скриньки. Sie wissen, dass man nur ein Drittel von der Gage pfänden
darf. – Ви ж знаєте, що (офіцерам) дозволено закладати лише третину
платні. Aus den Beispielen sieht man, dass dieses deutsche Modalverb durch die
ukrainischen Lexeme mit der Semantik der Erlaubnis wiedergegeben werden kann.
2.2 Das Modalverb können bezeichnet bekanntlich eine Fähigkeit oder eine
Fertigkeit, z.B.: Sie konnten die Kaution natürlich nicht aufbringen. – Вони,
звісно, не могли внести заставу. Kannst du einen Menschen malen? – Ти вмієш
малювати людину? Im zweiten Satz drückt das Äquivalent вмієш die Bedeutung
des deutschen Modalverbs sehr deutlich aus. Was den ersten Satz betrifft, so haben
wir nur Teiläquivalenz in der Übersetzung des Modalverbes konnten. Mit dem
Lexem могти können aber beide Modalverben dürfen und können wiedergegeben
werden. In diesem Fall haben wir einen deutlichen Unterschied zwischen den zwei
Sprachen, und folglich muss man, wenn es der Kontext erfordert, die
Schattierungen der Bedeutungen mit anderen sprachlichen Mitteln des
Ukrainischen wiedergeben.
2.3 Nicht eindeutig ist auch der Gebrauch des ukrainischen Lexems
дозволяти bei der Übersetzung der deutschen Modalverben dürfen und lassen,
z.B. Das Kind darf den Hund mitnehmen. – Дитині дозволяють (можна) взяти
собаку з собою. Lassen Sie mich das selbst machen. – Дозвольте (дайте) мені
самому це зробити. Der Unterschied zwischen diesen deutschen Verben liegt in
der Richtung der Erlaubnis – zu dem Subjekt oder von ihm. Im Ukrainischen hilft
nur die syntaktische Umgebung, der Kontext, diese Unterschiede festzustellen.
Außerdem ist das Modalverb lassen nicht eindeutig und kann auch als Anregung,
also in imperativischer Bedeutung als Ausdrucksmittel der objektiven Modalität
gebraucht werden. Z.B. Der Vater ließ den Sohn Wasser holen. – Батько велів
синові принести води.
2.4 Zum Ausdruck der innersyntaktischen Modalität in der Bedeutung der
Notwendigkeit dienen die Modalverben müssen und sollen im Deutschen. Aber die
Stufe dieser Notwendigkeit ist unterschiedlich. Die Bedeutung des Modalverbs
sollen ist mehr intensiv und drückt die Notwendigkeit aus, die durch die
Anforderung eines anderen Subjekts oder der ganzen Gesellschaft bestimmt wird,
und diese Anforderung nimmt man als Pflicht wahr, z.B.: Junge Leute sollen die
älteren als erste grüßen. – Молодим людям слід першими вітати старших.
Gewöhnlich übersetzt man dieses Modalverb durch ukrainische Lexeme mit der
Semantik der Notwendigkeit – треба, слід, потрібно, необхідно – und die Wahl
hängt meist von dem Grad der ausgedrückten Bedeutung, dem Kontext, dem
Funktionalstil ab.
2.5 Das Modalverb müssen, das im Ukrainischen das direkte Äquivalent hat
– мусити, und das gerade aus dem Deutschen ins Ukrainische entlehnt wurde,
bezeichnet Notwendigkeit, die durch äußere Bedingungen oder innere
Überzeugung des Subjekts determiniert ist. Daher erscheinen meist keine Probleme
bei der Übersetzung, bei den unbestimmt-persönlichen Konstruktionen sind aber
187
auch andere oben genannte ukrainische Äquivalente möglich. So bekommt man
dann keine deutliche Differenzierung zwischen den deutschen Modalverben sollen
und müssen.
2.6 Die innersyntaktische Modalität wird durch die deutschen Modalverben
wollen und mögen zur Äußerung der Erwünschtheit einer Handlung vom Subjekt
ausgedrückt. Hier sind aber auch semantische Unterschiede vorhanden. Das Verb
wollen bezeichnet einen Wunsch, eine Absicht, z.B.: Er will als Dolmetscher tätig
sein. – Він хоче працювати перекладачем. Außerdem kann dieses Verb als
Mittel der objektiven Modalität die Bedeutung der Anregung zur Handlung haben.
Das Verb mögen bezeichnet in der Form Präteritum Konjunktiv einen höflich
geäußerten Wunsch und hat auch die Seme „gefallen“ oder „etwas gern haben“
beim Gebrauch ohne Infinitiv, z.B.: Ich möchte ein Hotelzimmer reservieren. – Я
хотів би замовити номер. Mein Kind mag Fisch. – Моїй дитині подобається
риба. Die gebrauchten ukrainischen Äquivalente ermöglichen es, die Semantik der
betrachteten deutschen Modalverben zu differenzieren.
2.7 Die innersyntaktische Modalität wird aber nicht nur durch die
Modalverben ausgedrückt. Dazu dienen auch bestimmte lexikalische und
grammatische Sprachmittel. So verwendet man zum Ausdruck der Notwendigkeit
das Verb brauchen mit nicht, die Konstruktionen haben + zu Infinitiv, sein + zu
Infinitiv. Hier haben wir einige Unterschiede in der Semantik der genannten
Sprachmittel. Den niedrigsten Grad der Notwendigkeit – nicht unbedingte
Ausführung einer Handlung – bezeichnet das Verb brauchen (einige
Wissenschaftler rechnen es auch zu den Modalverben (Merzljakowa, 2007)) mit
nicht, z.B.: „Du brauchst dich nicht zu beeilen!“ sagte der Alte. – „Можеш не
поспішати“ сказав старий. Um die Wiedergabe dieser Bedeutung zu
ermöglichen, ist es zweckmäßig, das ukrainische Verb могти, also die Annahme
der antonymischen Übersetzung zu verwenden. Der Gebrauch der Konstruktionen
haben + zu Infinitiv und sein + zu Infinitiv unterscheidet sich durch den Charakter
der Handlung – die erste ist nur beim aktiven Prädikat gebräuchlich, die zweite nur
beim passiven, z.B.: Sie haben dieses Problem jetzt gleich zu erledigen. – Вам слід
вирішити цю проблему негайно. Dieses Problem ist jetzt gleich zu erledigen. –
Слід вирішити цю проблему негайно. Im Ukrainischen gibt es dabei keinen
Unterschied bei der Wahl der lexikalischen Mittel bei der Übersetzung. Es sei
betont, dass die Passivbedeutung im Ukrainischen durch unbestimmt-persönliche
Formen wiedergegeben wird. Die Modalkonstruktion sein + zu Infinitiv kann aber
auch ganz andere Bedeutung haben – die Möglichkeit z.B.: Dieses Problem ist zu
erledigen. – Цю проблему можна вирішити. Das bringt bestimmte
Schwierigkeiten bei der Übersetzung, und nur der Kontext hilft, die richtige
Bedeutung zu bestimmen.
2.8 Die Bedeutung der Erwünschtheit der Handlung in Form der höflichen
Bitte können nicht nur entsprechende Modalverben, sondern auch andere Verben
im Präteritum Konjunktiv haben, vgl.: Ich hätte gern eine Tasse Kaffee. – Мені
хотілось би філіжанку кави. Könnten Sie mir einen Rat geben? – Чи не могли б
Ви дати мені пораду? Diese deutschen Höflichkeitskonstruktionen werden durch
entsprechende ukrainische Konstruktionen mit Bedingungsmodus übersetzt, die
188
dasselbe Kommunikationsziel haben, aber eine andere Art der Modalität –
objektive – ausdrücken.
3. Man kann also behaupten, dass die innersyntaktische Modalität im
Deutschen durch die Modalverben in deren primärer Bedeutung – Möglichkeit,
Erwünschtheit oder Notwendigkeit – sowie durch einige lexikalische und
syntaktische Mittel ausgedrückt wird. Dabei existieren bestimmte Unterschiede in
der Semantik all dieser Sprachmittel, die besonders bei der Übersetzung ins
Ukrainische an Bedeutung gewinnen, wo die innersyntaktische Modalität fehlt und
daher meist durch lexikalische, seltener grammatische Sprachmittel wiedergegeben
wird. Aus diesem Grund wird die Übersetzung aus dem Ukrainischen ins Deutsche
noch schwieriger.
Literaturverzeichnis
Абрамов Б. А. Теоретическая грамматика немецкого языка. Сопоставительная типология немецкого и русского языков: Учеб. пособие для студ.
высш. учеб. заведений / Б. А. Абрамов; под ред. Н. Н. Семенюк, О. А. Радченко, Л. И. Гришаевой. – М.: Гуманитар. Изд. центр ВЛАДОС, 2004. – 286 с.
Адмони В. Г. Теоретическая грамматика немецкого языка (на немецком
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Виноградов В. В.О категории модальности и модальных словах в
русском языке / В. В. Виноградов // Исследования по русской грамматике:
избранные труды. – М., 1975. – С. 53–87.
Мерзлякова Н. П. Проблема классификации модальных глаголов в
немецком языке / Н. П. Мерзлякова // Вестник Удмуртского университета:
Филологические науки. – Выпуск 5 (2) – 2007. – С. 123–130.
Polistschuk Nadija
Bohdan-Chmelnytzkyj-Universität Tscherkasy
DENOMINALE FARBADJEKTIVE IM DEUTSCHEN
UND IM UKRAINISCHEN
Die Welt um den Menschen herum ist reich an Farben. Sie sind für
ihn bedeutend, denn Farben beeinflussen seine Gedanken, Gefühle, sogar den
Appetit und das Temperaturempfinden (Das Spiel). Die Farbe ist das
Untersuchungsobjekt vieler Wissenschaftszweige (Кантемір, 2003). Sie findet
auch ihre Versprachlichung in verschiedenen Wortarten. Im Deutschen und im
Ukrainischen sind das Adjektive, Verben und Substantive: grün – зелений, grünen
– зеленіти, das Grün – зелень. In der Sprachwissenschaft werden solche Wörter
Farbbezeichnungen genannt.
Die Farbbezeichnungen waren und bleiben auch heute ein Untersuchungsobjekt vieler Studien am Material verschiedener Sprachen (Горлачова,
2011; Кантемір, 2003; Огуй; Семашко; Fleischer, 1995; Lalajan, 2013).
Trotzdem fehlt es an vergleichenden Forschungen der Farbbezeichnungen im
Deutschen und Ukrainischen. Aus diesem Grunde halten wir es für aktuell,
Farbbezeichnungen in diesen Sprachen zu betrachten. Wir analysieren denominale
189
Farbadjektive im Bereich der Damenmode, die einem deutschen Modekatalog
(Quelle) und ukrainischen Zeitschriften für die Frau ("Жінка", "Лада", "Jijour")
entnommen worden sind.
Die denominalen (desubstantivischen) Farbadjektive werden von Substantiven
gebildet und sind semantisch motiviert (Семашко; Fleischer, 1995), vgl.: Flieder –
flieder, Pflaume – pflaume, бузок – бузковий, слива – сливовий. Ihrer Bedeutung
nach lassen sich folgende Gruppen der Farbadjektive in beiden Sprachen feststellen:
1. Pflanzen (Bäume, Büsche, Blumen, Gräser): lind, fuchsia, mint,
flieder – колір липи, фуксії, м’яти, бузковий;
2. Früchte (Obst, Beeren, Gemüse): pfirsich, brombeere, aubergine – персиковий, ожиновий, баклажановий;
3. Tierwelt (Tiere, Fische, Vögel): hummer, camel – омаровий, колір
верблюжої шерсті;
4. Metalle: gold, silber, kupfer – золотистий, срібний, мідний;
5. Edelsteine, Mineralien: rubin, smaragd, koralle – рубіновий,
смарагдовий, кораловий;
6. Stoffe und Flüssigkeiten: khaki, aqua – хакі, блідо-голубий;
7. Nahrungsmittel (Essen und Getränke): honig, creme, sekt – медовий,
кремовий, колір шампані;
8. Naturerscheinungen: flamme, sonne – пломенистий, колір сонця.
Im Deutschen werden desubstantivische Farbadjektive durch Konversion
gebildet und im Unterschied zum Ukrainischen vorwiegend prädikativ gebraucht.
Solche Adjektive sind auch attributfähig, wenn sie mit den Konfixen
-farben und -farbig kombiniert werden (Fleischer, 1995: 236). In diesem Fall sind
sie als Ableitungen zu betrachten. Im Ukrainischen dagegen sind die denominalen
Farbadjektive vorwiegend Ableitungen und treten nur in der attributiven Funktion
auf. Entsprechungen zu Ableitungen mit -farben, -farbig sind im Ukrainischen
häufig substantivische Wortfügungen, z. B.: сукня кольору м’яти.
Die denominalen Farbadjektive verfügen über eine hohe Expressivität, die
positive emotionelle Assoziationen hervorruft, die mit der Schönheit der Blumen,
der Edelsteine, mit leckeren Speisen, besonders Früchten, und Getränken
verbunden sind. Auf diese Weise haben sie in der Werbesprache der Damenmode
eine wichtige pragmatische Funktion, die darin besteht, bei den Kunden größtes
Interesse am Kaufen zu wecken.
Literatur
Горлачова В.В. Структура семантичного поля кольоропозначень у сучасному російськомовному рекламному дискурсі : автореф. дис. на здобуття
наук. ступеня канд. філол. наук : спец. 10.02.02 – російська мова / В.В. Горлачова. – Дніпропетровськ, 2011. – 19 с.
Жінка. – 2013. – № 4.
Кантемір С.О. Синтагматичні та парадигматичні властивості прикметників кольору в німецькій мові : автореф. дис. на здобуття наук. ступеня
канд. філол. наук : спец. 10.02.04 – германські мови / – C.О Кантемір. –
Одеса, 2003. – 20 с.
190
Лада. Осінь-зима 2010-201. – Режим доступу до журн.: http:// womanua.com/arts.
Огуй О.Д. Позначення чорного кольору у німецькомовному Середньовіччі. – [Електронний ресурс]. – Режим доступу до статті: http://
r.donnu.edu.ua/jspui/bitstream/123456789/1119/1/Volume%2020%202009.pdf
Семашко Т. Семантична структура лексичних одиниць на позначення
кольору в українській мові. – [Електронний ресурс]. – Режим доступу до
статті: http:// jrnl.nau.edu.ua/index.php/go/article/.../2293.
Das Spiel der Farben. – [Електронний ресурс]. – Режим доступу до
статті: http:// avanova.at/das-spiel-der-farben-229.
Fleischer, W., Barz, I. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache / W.
Fleischer, I. Barz. – Tübingen : Max Niemeyer, 1995. – S. 235–237.
Jijour. – [Електронний ресурс]. – Режим доступу до журн.: http://
jijour.com/sukns-2013.
Lalajan, N. S., Podvoiska O. V. Vergleichende Grammatik der deutschen
und der ukrainischen Sprache : навч. посібник для студ. вищих навч. закладів /
N.S. Lalajan, O.V. Podvoiska. – Winnyzja : Nova Knyha, 2013. – S.86–89.
Quelle 2013. – [Електронний ресурс]. – Режим доступу: http://
www.kaufnavigator.de
Роман Помірко
Львівський національний університет імені Івана Франка
ГЕРМАНСЬКА КОЛЬОРИСТИЧНА ЛЕКСИКА
У МОВАХ РОМАНІЇ
Основним термінам, які функціонують в мовах на позначення кольору,
властива динаміка. З’являються похідні прикметникові форми зразка кров →
кривавий, молоко → молочний, набуває поширення модель кольору мокрого
асфальту, кольору слонової кості і т.д. Розвиток нових галузей може пришвидшити появу нових колірних варіантів. У таких випадках розширюються
словотвірні можливості на їх позначення: небесно-блакитний, сіро-зелений
тощо. Атракція різнотематичних слів підсилює експресію та інші конотаційні
смисли: колір бузкової елегії, агресивно червоний колір. Стає відкритим в
певних періодах еволюції мов доступ чужоземних назв кольорів.
Опис присвячено функціонуванню системи кольорів у романських
мовах, становлення і розвиток яких відбувався під впливом передусім
латинської мови. Проте ця обставина не засвідчує цілковитого калькування
латинської системи. Низка мовних та позамовних факторів внесла суттєві
корективи в латино-романську кольористику. Передусім, це – германський
вплив, який позначився на засвоєнні назв сірий – griseus > франц. gris/grise;
ісп. gris; коричневий brunneus > франц. brun/brune; ісп. castaño > marón
(франц. вплив); білий blanc > франц. blanc/blanche; ісп. blanco/blanca; синій
blau/plao > франц. bleu/bleue; ісп. azul (перський вплив). Германський вплив
кольорів рівно ж як і лексики і низки фонетичних явищ, передусім у
191
французькій мові сприяли поширенню серед лінгвістів виразу «Германський
дух в романських мовах». Галло-германські мовні контакти мотивували
затухання функційності латинських назв.
Отже, перерозподіл функціонування – другий фактор, що вплинув на
поширення германських кольоропозначень у романських мовах. Це
стосується семантичних та просодичних особливостей германізмів. Якщо
латинські кольори характеризувались колірними відтінками (candidus –
блискучий/яскравий; albus (білий) матовий, < індоєвр. albho), то германська
назва blanc ввійшла в романські мови і як колірна домінантна, і як лексема з
розгалуженою сіткою дериваційних блоків і семантичних спектрів. Низка з
них отримали міжкультурне поширення: être blanc de peur – побіліти від
страху; marriage blanc – фіктивний шлюб; blanc d’Espagne – біле іспанське
вино; à blanc – метал, розжарений до білого кольору; на асоціаціях
сформувалися вирази: blanco como la nieve – білий, як сніг; passer la nuit en
blanc – не спати всю ніч; votar en blanco – не голосувати; ne tener blanca – не
працювати, не мати грошей тощо. Blanc активізував афіксальне
словотворення та словоскладання: blanc bec – юнак; blanc étoc – coupe à blanc
– вирубка лісу; а також blanchir, blanchissage, blanc-manger – перекуска з
молочного желе і мигдалю; blanchaille – білі маленькі риби, яких
використовують як наживу тощо.
Парадигма «бурий/коричневий» перетерпіла зміну у бік германського
коричневого франц. brun/brune, який підкріплений розвинутою групою
вторинних назв (каштановий, кавовий, шоколадний, горіховий, гнідий, карий),
а також появою нових відтінків: світло-коричневий (бежевий, кава з
молоком, горіховий, верблюжий) та інші. Колір «бурий» радше відтворює
емоційно-експресивну негативну оцінку (змішаний, темнувато-брудний,
неправильний) і смисли поганої якості (бура кава – погано приготовлена кава;
бурий квас – мутний). Хоча у словотвірності та словосполучуваності колір
«бурий» конкурує з коричневим у низці метонімічних перенесень: Бурка –
кличка коня/ собаки; бурий, буріти в іронічному словосполученні – сіробуро-малиновий. У сучасному функціонуванні колір «бурий» набуває низки
метонімічних перенесень, які формуються на основі колірних символів:
коричнева сорока, коричневий диктатор, коричневий прапор [1].
Розширюється словосполучуваність, що сприяє появі політичного символу:
коричневі партії, коричневі ідеї, коричнева ідеологія та інші. Мають місце
зміни трактування політичних символів коричневий і червоний, які раніше у
політичних дискурсах сприймалися як антоніми, то в демократизації
суспільств червоний і коричневий зближуються. Порівняємо семантичний
неологізм червоно-корчнева чума та інші [2]. Червона чума для світу нічим не
краща коричневої [3] та інші.
Основними для позначення сірого кольору стала німецька назва gris/
grise, ісп. gris, а не латинський етимон cānus, candidus. Останні також вживалися на позначення білого кольору з різними хромантичними відтінками, що ймовірно пришвидшило колірне переосмислення і втрату ними основної ознаки.
192
Вже у XV ст. назва gris/grise стала у романському світі домінуючою.
Вона започаткувала функціонування яскравих образів. Це, передусім
наступні слова і вирази: existence grise – сіре буття; journée grise – сірий, позбавлений радощів день; faire travailler sa matière grise – спонукати працювати
головою; couleur grise – бути п’яним; tabac gris – первинний, сильний тютюн
та інші. Сірий колір охоплює значний тематичний простір. Передусім, це
метафори: son succès le grise – оп’яніти від успіху; grisette – куртка з дешевої
тканини, а також молода кокетлива робітниця (арх.); grisaille – важкий характер, погана атмосфера; grisard – висока тополя, листя якої мають сріблястий
відблиск тощо. Таким чином gris/grise весь час у смисловому русі, спричиняє
до символізації мовних одиниць, стає рушієм етнокультурних традицій.
Література
1. Василевич А. П. Бурый и коричневый. История сосуществования и
борьбы / А. П. Василевич // Язык. Сознание. Культура. – М.: Калуга, 2005. –
С. 270-284.
2. Известия // 9.10.2002.
3. Литературная газета // 26.04.2000.
Popenko Laryssa
Deutschlehrerin, Lehrstuhlleiterin, Gymnasium Riwne, Ukraine
DEUTSCHSTUNDE MIT SPIELEN UND BEWEGUNG
Beim Erlernen der deutschen Sprache gibt es bei uns, in der Ukraine, viele
Probleme. Überall dominiert Englisch als erste Fremdsprache und Deutsch spielt
meistens die Rolle der zweiten Fremdsprache. Sehr oft kann man darin die Schuld
der Deutschlehrer sehen, die Empfehlungen und Forderungen vom Goethe-Institut
(authentische Lehrbücher, moderne Methodiken, günstige Atmosphäre in der
Stunde, freundliche Beziehungen: Lehrer-Schüler) meistens nicht berücksichtigen
oder auch ignorieren. Infolgedessen verlaufen die Deutschstunden uninteressant,
langweilig und monoton: Lesen, Übersetzen, Nacherzählen der gelesenen Texte,
ein bisschen Schreiben plus neue Lexik (Gedichte) erlernen. Natürlich bekommen
die Schüler so kein Interesse für das Deutschlernen.
Aber das Problem hat zwei Seiten. Es gibt auch viele engagierte Lehrer, die
sich viel Mühe geben, um den Unterricht interessanter zu machen, aber diese
Lehrer brauchen Unterstützung in Form von Seminaren, gemeinsamen Treffen und
Projekten. Bei uns im Riwner Gymnasium gibt es eine gute Lösung dieses
Problems. Wir sind Mitglied des Internationalen Programms PASCH (Schulen:
Partner der Zukunft). Genauere Informationen über dieses Programm (Projekt)
können Sie auf den Web-Seiten http://goethe.de/ins/ua/kie/deindex.htm oder
http://pasch-net.de finden. Viele interessante Ratschläge, wie man den Unterricht
interessanter machen kann, haben meine Kollegen und ich bekommen, und ich
möchte allen Interessierten meine Erfahrungen mitteilen. Während meiner
Tätigkeit am Gymnasium bin ich zum Schluss gekommen, dass die wichtigsten
Aspekte beim Deutscherlernen sind:
193
- Authentische Lehrbücher mit Arbeitsheft, Lehrerheft und CD;
- Die obligatorische Verwendung der CD jede Stunde (3-10-15 Min.);
- Einmal pro Monat oder pro 6 Wochen – Hauslektüre (mit Hilfe moderner
deutscher Zeitungen, Zeitschriften oder schöngeistiger Literatur);
- Verwendung moderner Zeitschriften im Unterricht, wie z.B. „Perfekt“
oder „Vitamin.de“ als Hilfsmaterial beim Erlernen der Landeskunde. Die Schüler
finden sie interessant und diese Zeitschriften helfen dem Lehrer, die Deutschstunde
interessanter zu machen.
- und das Wichtigste:
Ich verwende bei jedem Unterricht viele Spiele: lexikalische, grammatische,
phonetische, Spiele für Lese-, Sprach- und Schreibfähigkeiten, Spiele zwischen
Schülern (in Gruppenarbeit), zwischen dem Lehrer und Schülern, Spiele als
Turnpause.
Alle Schüler, ungeachtet des Alters, spielen und lernen dabei. Natürlich
muss das Alter berücksichtigt werden, selbstverständlich sind die Spiele für 8-10Jährige uninteressant für 15-17-Jährige. Aber es ist sehr erfolgreich, beim Spielen
Deutsch zu lernen. Während meiner Tätigkeit bin ich zum Schluss gekommen,
dass die Schüler dann besser Deutsch beherrschen und keine Angst haben, Deutsch
in verschiedenen Situationen zu verwenden. Viele Lernspiele erfordern Bewegung
und die Kinder werden aktiver, sie fühlen sich ohne Zweifel sicherer. Die
Atmosphäre in der Deutschstunde ist freundlich, ungezwungen und günstig. Die
Schüler nehmen den Lehrer als ihren Helfer wahr.
Spiele + Bewegung + authentische Lehrbücher mit technischen Mitteln (CD,
DVD, Internet) + Lehrer als Regisseur jeder Stunde, das alles im Zusammenhang
motiviert und trägt zum Deutscherlernen bei.
1. Загальноєвропейські рекомендації з мовної освіти: вивчення,
викладання, оцінювання. Ленвіт, Київ, 2003
2. Програма з іноземної мови для учнів 5-11, 2-11 класів.
3. www. pasch-net.de
4. www. goethe.de/kiew
Припін Роман
Червоненська СШ (Львівська область)
МОВЛЕННЄВИЙ ЗРАЗОК ЯК НАВЧАЛЬНА ОДИНИЦЯ
Актуальність створення нових підручників та допоміжних посібників з
розмовної німецької мови пов’язана з процесом інтеграції України в
загальноєвропейський культурно-політичний простір і необхідністю
навчально-методичного забезпечення цього об’єктивного процесу у галузі
викладання і вивчення іноземних мов. Незважаючи на важливість мовленнєвих навичок з мови, високу питому вагу усного мовлення в курсі будь-якої
іноземної мови, у нас бракує посібників з розмовної німецької мови, які
охоплювали б широкий діапазон навчальних розмовних тем та мовленнєвих
ситуацій.
194
Значне місце у такому посібнику повинні займати мовленнєві зразки.
Це може бути мовленнєва модель чи типове речення, діалог-модель, модель
монологічного висловлювання більшого розміру, ніж речення в певній
ситуації чи темі.
Мовленнєвий зразок (модель) – це типова одиниця мовлення, яка
служить опорою для утворення за аналогією інших одиниць мовлення, що
мають ту саму структуру. Мовленнєві зразки мають забезпечити реалізацію
основних комунікативних потреб, стимулювати бажання учнів розвинути,
удосконалити і закріпити свої вміння будувати речення німецькою мовою на
основі цих зразків з метою передачі інформації в комунікативному акті.
Бажано, щоб у розмовних моделях було видно граматичну складову. Це
спонукатиме учня застосувати метод підстановки, допомагаючи йому, таким
чином, самостійно утворювати свої власні фрази німецькою мовою,
наприклад:
Ich möchte Sie/dich … einladen. Я хоті|в/ла б запросити Вас/тебе … .
zu einem Bier
на пиво
zu einer Tasse Kaffee
на чашку кави
in eine Bar
в бар
Така структура мовленнєвої моделі сприяє активному і свідомому засвоєнню матеріалу і робота з ними допоможе учням розібратися також у доволі
складній граматичній структурі німецької мови, засвоїти і сприйняти цю будову
як систему з ясними логічними зв’язками і на цій основі здобути відчуття мови,
а вчителям адекватно та успішно керувати процесом навчання.
Якщо ж даний зразок відобразити у формі звичайних речень, то вийде
набір фраз, які учень, звичайно, вивчить, але буде змушений прикладати
певні зусилля, щоб зрозуміти суть граматичної основи цих речень:
Ich möchte Sie/dich zu einem Bier einladen.
Я хоті/в/ла б запросити Вас/тебе на пиво.
Ich möchte Sie/dich zu einer Tasse Kaffee einladen.
Я хоті/в/ла б запросити Вас/тебе на чашку кави.
Ich möchte Sie/dich in eine Bar einladen.
Я хоті/в/ла б запросити Вас/тебе в бар.
Слід пам’ятати, що вивчення готових фраз у ситуативному підході не
може якісно забезпечити достатньо свідомого оволодіння іноземною мовою,
оскільки оволодіння мовою можливе тільки тоді, коли засвоєння
мовленнєвого матеріалу веде до формування в учня системи мови, коли він
може будувати фрази відповідно до правил граматичного оформлення і
слововживання у спілкуванні Якщо ж навчальний матеріал засвоєний
свідомо, він автоматично стає мовленнєвою навичкою.
У мовленнєвих зразках слід використовувати широкий спектр граматичних явищ, надаючи перевагу тим граматичним формам, які зустрічаються
найчастіше в усному спілкуванні. Вони не повинні бути переобтяжені
складними мовними конструкціями, зайвими для практичного оволодіння
навичками усного мовлення і нехарактерними для розмовного стилю.
195
Наукою доведено, що свідомо оволодіти іноземною мовою можна
тільки в процесі мовленнєвої діяльності, на уроках, в позаурочний час тощо.
Залежно від форми взаємозв'язку учня з мовою виділяють такі типи
навчальних ситуацій:
1. Навчально-тренувальні ситуації – це форма роботи з мовним зразком, спрямована на сприйняття, розуміння і запам'ятовування формальної
сторони мови і в єдності зі значенням. Мовні дії можуть виконуватися з
опорою на зразок і правило-інструкцію або тільки на зразок.
2. Умовно-мовленнєві ситуації – форма взаємодії учня з мовним
досвідом вчителя на іноземній мові. При цьому увага учнів спрямована на
вирішення однотипних комунікативних завдань на основі аналогії, з опорою
на мовний зразок. Умовно-мовленнєві ситуації повинні забезпечувати
перенесення мовного зразка в нові однотипні ситуації спілкування.
3. Комунікативно-мовленнєві ситуації – це форма взаємозв'язку учня з
реальною дійсністю. Увага спрямована на самостійне вираження своїх думок
без опори на зразок. Учень спирається на раніше одержаний досвід.
Навчально-мовленнєві ситуації є не тільки формою взаємодії учнів з
мовою як об'єктом засвоєння, але також і формою взаємодії учнів з учителем
і один з одним.
Prytoliuk Svitlana
Nationale Pädagogische Volodymyr-Hnatjuk-Universität Ternopil
DIE TYPOLOGISCHEN ÜBEREINSTIMMUNGEN
IN DEN ROMANEN „DER POJAZ“ VON KARL EMIL
FRANZOS UND „WILHELM MEISTERS LEHRJAHRE“
VON JOHANN WOLFGANG GOETHE
1. Der Roman „Der Pojaz“ von K.E. Franzos weist typologische
Übereinstimmungen auf der Fabelebene mit dem zum Paradigma erklärten
Bildungsroman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von J.W. Goethe auf. Neben den
invarianten Merkmalen der Gattung, und zwar der Darstellung „der inneren
Progression“ des Helden, der die Funktion einer Zentralgestalt innerhalb der
Figurenkonstellation erfüllt, und der Suche „eines jugendlichen Protagonisten nach
existenzsichernden Orientierungsmustern“ (Mayer 1992: 19), zeigt der Text auch
andere Anhaltspunkte für die Affinität zum Vorbild der Gattungstradition. In erster
Linie ist es der Charakter des Konflikts: er entsteht infolge der Gegensätzlichkeit
des Helden, dessen subjektive Ansprüche den allgemeingeltenden Normen
widersprechen, und seiner Umgebung, die die Rolle einer normbildenden Instanz
spielt. In dem Roman von Karl Emil Franzos widersteht die orthodoxe
Judengemeinde dem natürlichen Streben von Sender Glatteis, sich aus den Fesseln
von Aberglaube und Unwissenheit zu befreien, und in Goethes Werk findet
Wilhelm Meister die „Beengungen der bürgerlichen Existenz“ (Jakobs 1972: 75)
unerträglich.
196
2. Beide Werke verbindet die Theaterleidenschaft der Haupthelden. Sowohl
für Meister als auch für Glatteis scheint die Bühne das Mittel zur Verwirklichung
ihrer Träume zu sein, eine Brücke zwischen idealer Phantasiewelt und der
erfahrenen Realität. Während aber bei Goethe das Thema des Theaters nur den
Hintergrund der Handlung bildet, wird bei Franzos die Theaterproblematik zum
Leitfaden des Sujets.
3. Unterschiedlich vollzieht sich auch der Bildungsprozess. Während
Wilhelm sich für die Welt in allen Erscheinungsformen interessiert und versucht
„ein persönliches Lebensbedürfnis zu befriedigen“ (Jakobs 1972: 75), fokussiert
sich Sender Glatteis ausschließlich auf sein ideales Ziel. Er nimmt die Außenwelt
nur noch selektiv wahr. Somit ist das Aneignen von Wissen bei ihm einseitig: seine
Interessen sind nur auf das Theater gerichtet. Er liest nur Theaterstücke, ihn
interessiert nur die Erfahrung des Schauspielers. Gemeinsam ist diesen Werken die
Anwesenheit des Mentors, des Vermittlers zwischen dem Theater und dem
„Schüler“: in den „Lehrjahren“ ist es Jarno, im Roman von Franzos ist es der
Theaterintendant Nadler.
4. Im Gegensatz zu Goethes Werk wird in dem Roman „Der Pojaz“ ein
verringertes soziales Umfeld dargestellt. Sein ganzes Leben verbringt Sender
Glatteis in seiner Welt, unter den Vertretern seines Standes. Wilhelm Meister
verlässt die Grenzen seines Anfangsraumes, wechselt seine soziale Umgebung,
z.B. hält er sich zwanglos unter den Bürgerlichen und den Aristokraten der
Turmgesellschaft auf.
5. Was die Typologie der Haupthelden betrifft, so gehören sowohl Wilhelm
Meister als auch Sender Glatteis zum gleichen idealtypischen Modus der inneren
Progression, und zwar zu dem des „extravertierten Protagonisten“ (Mayer 1992:
407). Ihre Entwicklung beruht auf der Zusammenwirkung mit der Außenwelt und
die Vorgangsfiguren „tendieren zur Erreichung sozialer Integration, zu einer
Gesellschaftsbezogenen Grundhaltung“ (Mayer 1992: 407). Doch dieses
Zusammenwirken trägt unterschiedlichen Charakter und ist auf die Abweichungen
der inneren Verfassung zurückzuführen. Wilhelm Meister bleibt im ständigen
Suchen nach dem Sinn seiner Existenz, den neuen sozial-ethischen und
ästhetischen Werten. Eine gewisse „Unausgeprägtheit“ des idealen Ziels erlaubt
ihm, ständig den Vektor seiner geistigen Entwicklung zu ändern und ermöglicht
von vornherein die Variabilität seiner Handlungen. Wilhelm entwickelt sich unter
dem Einfluss der Gesellschaft und assimiliert sich in der neuen Umgebung. Die
Außenwelt spielt in diesem Fall die Rolle des determinativen Faktors.
6. Glatteis ist sich seiner Prädestination bewusst und folgt ihr nach. Der
Prozess der Selbstidentifikation vollzieht sich am Anfang seiner Entwicklung. Die
nächsten Stufen der Lebensgeschichte Senders sind dem Kampf mit der Umgebung
für die Möglichkeit, sich selbst zu realisieren, gewidmet. Die Entfaltung seiner
Persönlichkeit hat einen zielgerichteten „einsträngigen“ Charakter. Während
Wilhelm Meister in den Grenzen des Konformismus bleibt und eine gewisse
Flexibilität im Umgang mit der Außenwelt beweist, begreift Sender Glatteis die
Gefährlichkeit des Kompromisses, lässt sich in seinem Streben nach
Selbstverwirklichung nicht entmutigen und zwingt dadurch seine Umgebung
197
nachzugeben. Seine Wechselwirkung mit der Außenwelt ist interaktiv, somit
können wir behaupten, dass nicht nur die Individualität des Helden sich unter dem
Einfluss der äußeren Faktoren ändert, sondern auch das Umfeld einen Wandel
erfährt, indem es vor der Entschlossenheit des Helden kapituliert.
Literaturverzeichnis:
Franzos Karl Emil. Der Pojaz: eine Geschichte aus dem Osten.—Frankfurt
am Main: Athenäum, 1988. — 373 S.
Goethe Johann Wolfgang. Wilhelm Meisters Lehrjahre. Erster Teil. —
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1974. — 250 S.; Zweiter Teil. —
München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1974. — 320 S.
Jakobs Jurgen. Wilhelm Meister und seine Brüder. Untersuchungen zum
deutschen Bildungsroman. — München: Wilhelm Fink Verlag, 1972. — 326 S.
Mayer Gerhart. Der deutsche Bildungsroman: von der Aufklärung bis zur
Gegenwart. — Stuttgart: Metzler, 1992. — 510 S.
Пузанова Лариса
Ніжинська гімназія № 3
ТЕХНОЛОГІЯ ПРОЕКТІВ ЯК ЗАСІБ ПІДВИЩЕННЯ
МОТИВАЦІЇ НАВЧАННЯ НІМЕЦЬКОЇ МОВИ
Навчальні програми базової загальної середньої освіти за новим Державним стандартом базової і повної загальної середньої освіти, що поступово
впроваджуються з 1 вересня 2013 року передбачають вивчення іноземної
мови з 1-го класу та 2-ї іноземної з 5-го. Це ставить перед вчителем ряд
проблем, які він має вирішити перед усім для себе, а потім зі своїми
вихованцями успішно їх реалізувати в процесі навчання. Загальновідомо, що
успіх в навчанні залежить від мотивації. Як підвищити інтерес учнів до
вивчення іноземних мов, не маючи можливості використовувати отримані з
іноземної мови знання поза класом, коли сучасні комп’ютерні технології
залишаються поки що недосяжними для більшості внаслідок слабкої
матеріально-технічної бази загальньоосвiтньої середньої школи?
На допомогу приходить метод проектів, який потрібно і можна використовувати в навчально-виховному процесі за будь-яких умов. Звернення
науковців та практиків до проблеми проектного навчання, який також
називали "методом проблем" та "методом цільового акту" має давню історію.
У кінці XIX ст. західні педагоги звертали особливу увагу на емоційну привабливість навчання, гуманістичне направлення в освіті. Проектне навчання
було спрямоване на те, щоб знайти засоби та шляхи розвитку активного
самостійного мислення дитини, щоб навчити її не тільки запам'ятовувати та
відтворювати знання, які дає школа, а також і вміти застосовувати ці знання
на практиці. Метод проектів успішно розвивався завдяки педагогічним ідеям
американського педагога і психолога Дж. Дьюї, також його учнів і послідовників В.Х. Кілпатрика, Е.У. Коллінгса. Велику увагу методу проектів приділяли С.Т. Шацький, Н.К. Крупська, Б.В. Ігнат'єв, В.Н. Шульгін, М.В. Крупеніна.
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В основі особистісно-діяльнісного підходу полягають психолого-педагогічні
положення П.Я. Гальперіна, А.В. Запорожця, А.В Зимньої, А.А. Леонт'єва,
Д.Б. Ельконіна та інших.
Головна мета проектної технології - довести учням, що німецька мова
- це не тільки обов’язковий предмет навчальної програми з вивченням
фонетики, лексики, граматики, орфографії, з контрольними роботами, домашніми завданнями, а засіб людського спілкування, порозуміння між
народами, завдяки якому можна відомі життєві ситуації розглянути в новому
для себе контексті, залучитися до діалогу культур, навчитися орієнтуватися в
багатогранному життєвому просторі. Процес навчання буде успішним та
мотивованим, коли учні не тільки слухають, читають, говорять, пишуть, а й
сприймають мову всіма органами чуття: малюють, майструють,співають,
інсценують, фантазують, грають, одним словом, діють.
Роль вчителя в роботі над проектом визначальна. Вчитель чітко
ставить мету перед учнями, знайомить їх із подібними, раніше виконаними
роботами, планує етапи діяльності, доводить практичну необхідність проекту, рекомендує оптимальну форму презентації проекту. Вчитель не
хвилюється за граматичні, орфографічні помилки. Рівень знань перевіряється
в традиційних самостійних і контрольних роботах, а тут вчитель лише
спостерігає, за необхідністю контролює, допомагає, заохочує учнів, а
наприкінці отримує велике задоволення від справжніх шедеврів своїх
вихованців. Співпраця буде успішною, якщо дати учням алгоритм виконання
проекту, мотивувати діяльність, але вимагати від учнів виконання на тому
рівні, який для них сьогодні можливий та доступний в даних умовах
навчання. Алгоритм складається з декількох етапів. Підготовчий етап - має
на меті набуття певних знань та вмінь, котрі необхідні для створення
успішного проекту;
2 етап - вибір теми дослідження, яка була б актуальною, корисною та
цікавою;
3 етап - збір інформації, яка стосується цієї проблеми;
4 етап - найцікавіший, бо пов’язаний з проявами творчості дітей:
оцінюються всі існуючі шляхи розв'язання проблеми, вибирається більш
оптимальний ;
5 етап - спроба повного чи часткового практичного втілення плану
розв'язання проблеми: написання та естетично оформлення роботи;
6 етап - підготовка до представлення свого проекту;
7 етап - власне презентація або захист проекту. Учні демонструють
знання змісту вибраної теми, аргументовано і переконливо відстоюють
власний варіант дослідження проблеми, компетентно відповідають на
запитання однокласників та вчителя. Цей етап розглядається як одна з форм
систематизації та узагальнення знань учнів з певної теми.
8 етап - рефлексія, підведення підсумків, самооцінювання, оцінювання.
Існує багато методів проектного навчання. Найбільш поширені, доступні, ефективні та випробувані на практиці є такі: організація, постановка
проблеми, пошук інформації, аналіз, синтез, зважування, порівняння, комен199
тування, опитування, переклад, адаптація, структуризація, цитування, співпраця, проведення захисту проекту (презентації), оформлення документації.
Тематика проектів може бути різноманітною: все залежить від
навчальної програми, віку, оточення, інтересів, досвіду, рівня підготовки,
потреб та очікувань учнів. Враховуючи тему, цілі, методи досягнення
кінцевого результату робота над проектом може бути індивідуальною,
парною чи груповою, а також мати різні терміни: тривати день, тиждень,
місяць, чи навіть довше. В залежності від цього визначається форма
презентації проекту. Це може бути повідомлення, оповідання, пісня, вірш,
репортаж, стаття, брошура, газета (стіннівка), щоденник, журнал, плакат,
колаж, проспект, листівка, комікс, фото, відеофільм, моделювання, гра,
конференція, вистава, свято тощо. Звичайно, процес дослідження теми
потребує не тільки часу, але й необхідних матеріалів чи навіть певних
коштів. Це питання належить спільно обговорити у класі ще на початковому
етапі роботи над проектом і спробувати відшукати можливі шляхи його
вирішення. Проектний метод того вартий.
Навчання мовним ресурсам за допомогою проектної технології,
формування мовленнєвих компетенцій, виховання самостійності в здобутті
знань, колективізму в позитивній атмосфері змагання проходить
невимушено, вмотивовано завдяки сумісній праці та бажанню отримати
практичний результат.
Література
Благодірова О. Arbeit an den Projekten macht Spaß / О. Благодірова //
Deutsch. - 2006. - № 24. - C.7 - 9.
Василевська О. Розвивати активне самостійне мислення (з досвіду
організації колективної навчальної діяльності у формі проектних робіт на
уроках англійської мови / О.Василевська // Іноземні мови в навчальних
закладах. - 2006. - №2. - C.34 - 37.
Вовченко В. Die neuen Lernmethoden für den Unterricht / В.Вовченко //
Deutsch. - 2006. - № 8 . - C. 12 - 13.
Омоконова Л. Europa Gemeinsam. Ein unvergessliches Projekt /
Л.Омоконова // Deutsch. - 2007. - № 5. - C. 7 - 8.
Пєхота О.М .Освітні технології / О. М. Пєхота. - Київ: А.С.К., 2001. 256c.
Pukatsch Oksana
Nationale Universität "Lwiwska Politechnika"
KLASSIFIZIERUNGSVERSUCH DER DEUTSCHEN
WIRTSCHAFTSTERMINI
Der Ausdruck „Wirtschaftsdeutsch“ oder „Fachsprache Wirtschaft“ ist nach
den modernen linguistischen Definitionen ein heterogener Begriff, ein Sammelbegriff für diverse Fachsprachen, die von Personengruppen mit unterschiedlicher
200
Vorbildung, unterschiedlichen Tätigkeiten und unterschiedlichen Kommunikationszielen in einem beruflichen oder ausbildungsbedingten Bereich benutzt
werden, der etwas mit Wirtschaft zu tun hat [5].
Die Fachsprache der Wirtschaft kann daher als Gesamtheit aller sprachlichen
Mittel, die im Kommunikationsbereich Wirtschaft verwendet werden, um die
Verständigung zwischen den in der Wirtschaft tätigen Menschen zu gewährleisten,
definiert werden.
Der Terminus ist der Hauptbestandteil der Fachsprache. Mit Hilfe der Klassifikation von T. Kandelaki [3, 27] unterscheiden wir folgende Wirtschaftstermini:
1) Termini für Begriffsbezeichnungen: das Geld, der Wechsel;
2) Termini für Zustands- und Prozessbezeichnungen: der Rücktritt, die
Rückvergütung, einlegen, der Zusammenbruch, die Inflation;
3) Termini für Eigenschaftsbezeichnungen: teuer, teamfähig;
4) Termini für Bereichs- und Wissenschaftsbezeichnungen: die Börse, die
Betriebswirtschaft;
5) Termini für Berufsbezeichnungen: der Unternehmer, der Manager;
6) Termini für die Bezeichnung von Subjekten des Wirtschaftsbereichs: der
Arbeitnehmer, der Bankkunde.
Nach den Wortbildungsmodellen [2] besteht die deutsche Wirtschaftsterminologie aus folgenden Gruppen:
а) einfache Termini (Stammwörter): die Bank, der Kauf, der Lohn;
b) eingeleitete Termini: das Erzeugnis, der Agrarier, ausstehend;
c) zusammengesetzte Termini: der Vermögensbestand, die Bestandskonten, die Aktiengesellschaft;
d) eingeleitete zusammengesetzte Termini: mittelfristig, die Lieferbereitschaft, die Güterempfänger;
e) Termini-Wortverbindungen: Kauf auf Ziel, finanzieller Richtsatz, Güter
des täglichen Bedarfs;
f) Termini-Abkürzungen: ABM – Arbeitsbeschaffungsmaβnahmen, EWS –
Europäisches Währungssystem.
Nach der Herkunft des Terminus teilen wir folgende Gruppen:
а) deutsche Termini: die Ware, die Miete, das Geld;
b) entlehnte Termini: die Autarkie, der Expedient, die Hypothek, das Banking,
das Callgeld, der Reisescheck.
Bis heute ist die Frage der Wortarten in der Terminologie nicht eindeutig.
Einerseits gibt es die Gelehrten, die überzeugt sind, dass nur das Substantiv als
Terminus auftreten kann [1]. Anderseits glauben andere Wissenschaftler, dass außer
den Substantiven auch Adjektive, Verben und Zahlwörter terminologische
Bedeutung haben können [4].
Im Wirtschaftsdeutschen gibt es terminologische Wortverbindungen, deren
Kern Adjektive, Verben oder Adverbien bilden: ratenweise zahlen, fest angestellt,
ehrenamtlich arbeiten, lebhaft gehandelt.
Aus den angeführten Klassifizierungsmodellen lässt sich feststellen, dass die
vorhandenen
Gliederungsversuche
teilweise
auf
unterschiedlichen
Ausgangspunkten basieren und auch wenn sie miteinander kompatibel sind, zeigen
sie eine individuelle Schwerpunktauswahl. Erhebliche Schwierigkeiten bei der
201
Gliederung der deutschen Wirtschaftssprache ergeben sich auch aus der
Vielschichtigkeit und Reichhaltigkeit der Wirtschaft und aus deren starker
Verflechtung mit den Nachbarwissenschaften.
Literatur
1. Головин Б. Н. Введение в языкознание. – 4-е изд., испр. и доп. /
Борис Николаевич Головин. – М.: Высш. шк., 1983. – 231 с.
2. Д’яков А. С., Кияк Т. Р., Куделько З. Б. Основи термінотворення: Семантичні та соціолінгвістичні аспекти / А. С. Д’яков, Т. Р. Кияк, З. Б. Куделько – К.: Вид. дім "КМ Аcademia", 2000. – 218 с.
3. Канделаки Т. Л. Семантика и мотивированность терминов / Татьяна
Леонидовна Канделаки – М.: Наука 1977. – 167 с.
4. Павлова О. И. Терминологическая система как объект исследования:
ее признаки, типы, состав и структура / О. И. Павлова // Науковий вісник
Волинського національного університету імені Лесі Українки, 2008. – № 4. –
С. 186 – 191.
5. Hoffmann L. Kommunikationsmittel Fachsprache / Lohtar Hoffmann –
Berlin: Akademie-Verlag, 1987. – 308 S.
Piankovska Iryna
Pädagogische Universität Kirowohrad
KREATIVES SCHREIBEN IM DAF-UNTERRICHT
1. P. Sieber definiert die Schreibkompetenz folgenderweise: „die Fähigkeit,
anderen mitzuteilen und seine Gedanken schriftlich zu artikulieren und dabei
weiterzuentwickeln“.
1.1 Man unterscheidet verschiedene Arten und Funktionen des Schreibens.
O. Ludwig unterscheidet folgende Funktionen des Schreibens, die sich auf den
Vorgang der Textproduktion beziehen: Aus-sich-heraus-Schreiben, operatives
Schreiben, selbstvermittelndes Schreiben, bewusst machendes Schreiben, Schreiben als Formulierungshilfe, konservierendes Schreiben (Chaabani, 2012: 11–15).
1.2 Was die Arten anbetrifft, so gibt es: kommunikativ-funktionales
Schreiben, personales und kreatives Schreiben, instrumentales Schreiben,
interkulturelles Schreiben (DaF: 2001: 925–926).
2. Dem Ausprobieren sprachlicher Mittel dienen in besonderer Weise
authentische Texte, die durch Techniken des kreativen Schreibens entstanden sind.
2.1 Kreativität in geschriebenen Texten zeigt sich in dem Originalen, der
Erfindungs- und Entdeckungsgabe, Offenheit und Flexibilität. Individualität,
Freude am Prozess, am Nichtkonformen und am Spielerischen sind wesentliche
Antriebe zum kreativen Schreiben (DaF: 2001: 925).
2.2 Zentral ist beim kreativen Schreiben der persönliche, individuelle
Ausdruck, der subjektive Aspekt. Es wird etwas von der inneren Befindlichkeit,
von der eigenen Welt dargestellt. Das entstehende Produkt ist somit ein Teil der
Persönlichkeit des Schreibenden. Hier schreibt man nicht nach einem festgelegten
Plan, sondern lässt sich von Ideen, Einfällen und Sprache forttragen.
202
3. Zu den Prinzipien des kreativen Schreibens zählt K. Spinner folgende
Begriffe: Irritation, Expression und Imagination.
3.1. Unter der Irritation versteht der Wissenschaftler, dass eine kreative
Schreibsituation erst dann entsteht, wenn die Lernenden in ihren gewohnten
Vorstellungen irritiert werden und sie deshalb neue Ideen entwickeln müssen. Als
Lehrer muss man sich also überlegen, wie eine solche Irritation für die Schüler
hergestellt werden kann. Als Beispiel gibt Spinner an: selbst erfundene Wörter, die
in der Sprache nicht existieren, eine Irritation durch einen Textinhalt, Reizwörter,
die in eine Geschichte eingebaut werden sollen, surrealistische Bilder.
3.2 Unter Expression versteht K. Spinner, dass die Lernenden etwas
Persönliches im Schreiben zum Ausdruck bringen sollen: Erfahrungen,
Erinnerungen, Ängste und Wünsche spielen hier eine große Rolle.
3.3 Drittes Kennzeichen des kreativen Schreibens ist die Imagination. Ein
geeignetes Verfahren ist die Phantasiereise. Sie funktioniert so: Die Lernenden
setzen sich bequem hin und schließen die Augen. Der Lehrer spricht ganz langsam,
in meditativem Ton einen Text. Dann öffnen die Lernenden ihre Augen und
schreiben eine Geschichte (Beno, 2011: 84).
4. Um vielfältige Schreibaufgaben bewältigen zu können, brauchen die
Lernenden sowohl produktive Schreibstrategien als auch kreative
Schreibmethoden. Es gibt gewisse Methoden (z.B. Clustern, Brainstorming), die
ein spontanes Assoziieren provozieren und damit die Sicht auf neue Ideen und
Schreibansätze eröffnen. Sie fördern die Flüssigkeit des Formulierens und wirken
motivierend, entlasten das schulische Schreiben.
4.1 I. Böttcher nennt sechs Methodengruppen des kreativen Schreibens:
4.1.1 Assoziative Verfahren
4.1.2 Schreibspiele
4.1.3 Schreiben nach Vorgaben, Regeln und Mustern
4.1.4 Schreiben zu und nach (literarischen) Texten
4.1.5 Schreiben zu Stimuli
4.1.6 Weiterschreiben an kreativen Texten.
5. Zwar werden die Methoden in sechs Gruppen unterteilt, sie stehen jedoch
miteinander in Zusammenhang und lassen sich in verschiedenen Schreibaufgaben
miteinander verbinden. Manchmal lassen sie sich nicht scharf trennen. Sie können
in den verschiedensten thematischen Zusammenhängen, in jeder Schulstufe
eingesetzt werden (Beno, 2011: 85).
5.1 Laut A. Stemmer-Rathenberg (2009: 113) kann das kreative Schreiben
methodisch wie folgt angelegt werden:
5.1.1 Der Schwerpunkt liegt auf der spontanen, intuitiven Auseinandersetzung mit den inhaltlichen und sprachlich-stilistischen Gestaltungsmitteln der
literarischen Textvorlage.
5.1.2 Das Schreiben erfolgt ohne Planungsphase.
5.1.3 Die analytische Auseinandersetzung mit der Textvorlage erfolgt nach
der imitativen Schreibaufgabe.
5.1.4 Die literarische Textvorlage eröffnet einen kreativen Spielraum, der
eine Abweichung von den inhaltlichen und sprachlich-stilistischen
Gestaltungsmitteln der literarischen Textvorlage erlaubt.
203
5.2 N. Demiryay schlägt folgende methodische Schritte der kreativen
Schreibdidaktik vor:
5.2.1 Auswahl der literarischen Vorlagen
5.2.2 gemeinsames Besprechen der literarischen Vorlagen in der Gruppe
5.2.3 Aufgabenstellung nach dem kreativ-imitativen Schreibprinzip
5.2.4 Korpuserstellung
5.2.5 Analytische Vorgehensweise
5.2.6 Durchführung (Demiryay, 2012: 140–143).
6. Neue didaktische Ansätze versuchen den Schreibunterricht neu zu
überdenken und durch innovative Methoden umzustrukturieren. Als Hauptziel des
kreativen Schreibens steht das Ziel, die natürliche Freude der DaF-Studenten am
schriftlichen Ausdruck und an der sprachlichen Gestaltung zu entwickeln. Beim
kreativen Schreiben neigen die Studenten nämlich dazu, in ihren Texten − der
Aufgabenstellung entsprechend – verstärkt persönliche Erfahrungen einfließen zu
lassen und ihre Kreativität zu entwickeln.
Literaturverzeichnis
Beno E. Kreatives Schreiben im DaF-Unterricht. Schreiben zu und nach
literarischen Texten // Neue Didaktik. – 1. – 2011. – S. 79–96.
Chaabani M. Schreibdidaktik im Fremdsprachenunterricht. – GRIN Verlag.
– 2012. – 88 S.
Demiryay N. Kreativ-imitatives Schreiben im DaF-Unterricht // German as a
foreign language. – No. 2-3/2012. – S. 138–157.
Deutsch als Fremdsprache: ein internationales Handbuch/ hrsg. von G.
Helbig u.a. – Berlin; New York: Walter de Gruyter, 2001. – 1720 S.
Stemmer-Rathenberg A. Imitatives Schreiben zu Prosatexten. Dissertation.
Universität Augsburg. – 2009. – // http://opus.bibliothek.uniaugsburg.de/
volltexte/2010/1490/pdf/Dissertation_Stemmer_Rathenberg.pdf
Dr. Michael Reichelt
Lektor des DAAD, Nationale Metschnikow-Universität Odessa
„DAS KANN MAN SO NICHT NICHT SAGEN!“
– ZUR DOPPELTEN VERNEINUNG IM DEUTSCHEN
1 Einleitung
Negieren kann man in den meisten Kulturen und Sprachgemeinschaften
durch unspezifische/nonverbale (eine ablehnende Handbewegung, Kopfschütteln
etc.) und spezifische/verbale sprachliche Mittel (vgl. DG 1995: 688). Das Deutsche
bildet dabei auf der Wortebene (u.a. durch Negationspräfixe und -suffixe)
Gegenpaare aus (klug – unklug, schwer – schwerelos), während auf der
syntaktischen Ebene v.a. Negationswörter (z.B. Negationspronomen wie kein,
niemand, nichts; Klitikon/Negationspartikel wie nicht, nie, niemals etc.; das
Negationswort nein) ihre Anwendung finden. Der Wirkungsbereich der
Negationswörter innerhalb der deutschen Syntax ist dabei sehr ambivalent und
204
wird vom Negationswort selbst, dem Kontext sowie Akzent, der Intonation und
Wortstellung bestimmt. Eine Besonderheit in diesem Zusammenhang bilden
Mehrfachsetzungen von Negationswörtern. Die doppelte Verneinung ist dabei eine
rhetorische Figur, die nicht nur für die deutsche Syntax, sondern in vielen
Sprachen Verwendung findet.
2 Die doppelte Verneinung im Deutschen
Ursprünglich stellte die doppelte Negation eine Bekräftigung der
Verneinung, in der Fachliteratur wird dafür auch häufig der Terminus vom
'negativem Concord' (vgl. Weiss 2002) verwendet, dar. Bis in das 19. Jahrhundert
war diese Verstärkung üblich. So findet sich in zahlreichen historischzeitgenössischen Werken die doppelte Negation als syntaktisches Phänomen:
„ouch enwart da niht vergezzen“ (Hartmann von Aue, ´Iwein` - V. 364), „Das
disputiert ihm niemand nicht.“ (Schiller, ´Wallensteins Lager` - V. 879). In der
deutschen Hoch- und Umgangssprache ist die doppelte Verneinung heute jedoch
weitgehend aus dem Sprachgebrauch verschwunden. In einer seiner ZwiebelfischSprachkolumnen meint Sebastian Sick zur Sprachwirkung dieses Phänomens:
„Heute gilt die doppelte Verneinung, wenn nicht als falsch, so mindestens als
komisch oder gespreizt.“ Formen wie „Das macht kein Mensch nicht.“, „Nichts
Genaues weiß man nicht.“ sind in der Hochsprache veraltet und werden zumeist
nur in der wörtlichen Rede literarischer Texte verwendet. Die doppelte Negation
fungiert hierbei als eine Art Litotes: „Er sprach nicht ohne Witz darüber“. Eine
derartige Häufung von Negationsmorphemen ist in der aktuellen Standardsprache
nur in additiver Weise möglich, was natürlich auch wieder Auswirkungen auf die
Satzstruktur hat: „Das glaube ich nicht, nicht heute und hier, weder an dieser
Stelle, noch irgendwo sonst.“
Im Dialekt hingegen ist die doppelte Verneinung zur Verstärkung der
Verneinung teilweise noch heute Standard. Dies betrifft v.a. die oberdeutschen
Dialekte wie z.B. das Bairische mit seinem „kaa … net“: „Des måcht kaa Mensch
ned.“ („Das macht kein Mensch [nicht].“), "Dös interessiert doch kaa Sau net!"
(„Das interessiert doch niemanden [nicht]!“). Auch dreiteilige Verneinungen sind
so möglich: „Hat kaaner kaa Messer net do?“ („Hat keiner [k]ein Messer [nicht]
dabei?“). Im Plattdeutschen wird die doppelte Negation hingegen v.a. dann
verwendet, wenn einer Sache Nachdruck verliehen werden soll: „Dat will ick för
keen Geld nich.“ („Das will ich für kein Geld [nicht].“).
Durch den Einfluss der Propädeutik auf die Sprachwissenschaft bedeutet die
doppelte Verneinung, wenn sie heute in der Standardsprache verwendet wird, eine
Affirmation. Sie ist also bejahend und wird positiv verstanden, weil sich zwei oder
mehrere Verneinungen im selben Satz aufheben. Man „erreicht dadurch besondere
rhetorische Wirkungen: Ironie, feine Unterschiede in der Bewertung eines
Sachverhalts“ (Rug/Tomaszewski 2001: 66). So meint ein Satz wie „Du bist nicht
unhässlich.“, dass „jemand hübsch ist“ bzw. auch nur „hübsch sein kann“ – oder
– „Er ist kein Unsympath.“, dass „jemand sympathisch ist“ bzw. möglicherweise
„sympathisch sein kann“. Doppelte Verneinung wird demnach z.B. „dazu
verwendet (…) Sprechereinstellungen auszudrücken oder graduelle Unterschiede
anzugeben“ (Bross 2011).
205
3 Kontrastiver Vergleich
In der englischen Standardsprache ist es wie im Deutschen, nur in der
Umgangssprache oder im Slang ist die doppelte Negation häufig vertreten („I don't
feel nothin’.“ – „Ich fühle (rein gar) nichts.“). Im Französischen stellt die doppelte
Verneinung (ne … pas, ne … nulle part) auch in der Standardsprache die normale
grammatische Form der Verneinung dar.
Im Russischen bedeutet eine zweigliedrige Verneinung grundsätzlich eine
Verstärkung. Die doppelte Negation ist hier also der gewöhnliche Ausdruck der
Verneinung und muss folglich verwendet werden. Dementsprechend hieße ein Satz
wie „Я никуда не иду.“ zwar wortwörtlich ins Deutsche übersetzt „Ich gehe
nirgendwo nicht hin.“, in seiner tatsächlichen pragmatischen Verwendung bedeutet
er jedoch: „Ich gehe nirgendwohin.“. Ein Satz wie „Я не говорю нет.“ würde
hingegen weder wortwörtlich mit „ich nicht spreche nicht“ bzw. in seiner übertragenen Bedeutung „Ich spreche nicht.“ übersetzt werden, sondern mit „Ich sage
nicht nein!“ – hier liegt also eine gänzlich andere pragmatische Bedeutung vor.
4 Ausblick/Resümee
Auf weitere Phänomene der doppelten Negation, z.B. bei einem
angeschlossenen verneinten Relativsatz an ein verneintes Substantiv, in Fragen
usw. (vgl. DG: 696f.), kann an dieser Stelle nur verwiesen werden. Zweifellos
stellt die doppelte Negation im Deutschen aber ein hochinteressantes grammatischsyntaktisches Phänomen dar, welches gerade aufgrund seiner besonderen
pragmatischen Pointierungen, hinsichtlich des sprachlichen Witzes und der Ironie
in der aktuellen Sprachgebrauchsverwendung, ein sehr spezielles, oftmals
uneindeutiges, aber in jedem Fall spannendes Untersuchungsfeld darstellt. Im
Unterricht können v.a. literarische Texte (z.B. Christian Morgensterns ´Die drei
Spatzen`: „So warm wie der Hans hat's niemand nicht.“), Musiktexte (Ton Steine
Scherben „Keine Macht für niemand“, 1972) oder Gesetzestexte (§ 118, BGB:
„Eine nicht ernstlich gemeinte Willenserklärung, die in der Erwartung abgegeben
wird, der Mangel der Ernstlichkeit werde nicht verkannt werden, ist nichtig.“)
sowie Transkriptionen mündlicher Rede ein dankbares Untersuchungskorpus
liefern. Es ist darüber hinaus auch umso erfreulicher, dass sich viele neuere DaFGrammatiken diesem Problem angenommen haben und sinnvolle grammatischstilistische Übungen hierzu anbieten (vgl. Rug 2001; Funk 2010 u.a.).
Literatur
Bross F. Doppelte Verneinung und negativer Concord. (06/2011).
http://www.sprach-blog.de/?p=20. (letzter Zugriff am 20.05.2013).
Drosdowski G. et al. (Hrsg.) Duden-Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Band 4. Dudenverlag, Mannheim et al. 1995. (= DG)
Funk H. / Koenig M. / Rohrmann L. Lextra - Deutsch als Fremdsprache.
Kompaktgrammatik: A1-B1 - Deutsche Grammatik. Cornelsen Verlag, Berlin
2010.
Morgenstern, C. Die drei Spatzen. Eulenspiegel Kinderbuchverlag, Berlin
2011.
Rug W. / Tomaszewski A. Grammatik mit Sinn und Verstand. Übungsgrammatik Mittel- und Oberstufe. Klett Verlag, Stuttgart 2001.
206
Schiller F. Wallensteins Lager. Szene I/II, Vers 879. In: Schiller, F.:
Sämtliche Werke in 5 Bänden. Herausgegeben von Alt, P.-A. et al. Band 2 –
Dramen. Carl Hanser Verlag, München et al. 2004.
von Aue H. Iwein. Urtext und Übersetzung. Herausgegeben von Lachmann
K. et al. De Gruyter-Verlag, Berlin 2001.
Weiss, H. (2002): A Quantifier Approach to Negation in Natural Languages.
Or Why. Negative Concord is Necessary. In: Nordic Journal of Linguistics 25,
125-153.
http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__118.html (letzter Zugriff am
20.05.2013)
Reznik Olga
Nationale Universität Donezk
TRANSITIVIERUNG DEUTSCHER UND UKRAINISCHER
VERBEN DURCH PRÄFIXE
1.1. Das Verhältnis des Verbs zum Akkusativobjekt bestimmt, ob das Verb
transitiv oder intransitiv ist. Transitive Verben bilden eine Verbindung mit einem
Subjekt und einem Akkusativobjekt (AO) und teilen ihm eine semantische Rolle
zu. Sehr produktiv sind hier solche Derivationsmittel wie trennbare und
untrennbare Präfixe (z.B. jmdm. drohen – jmdn. bedrohen).
Das Ziel der vorliegenden Untersuchung besteht in der Analyse der
Transitivierung von Verben durch Präfixe im Deutschen und Ukrainischen.
Das Objekt der Untersuchung lässt sich als Prozess der Transitivierung
durch Präfixe in der deutschen und ukrainischen Sprache bestimmen.
Als Gegenstand sind Präfixverben zu bezeichnen, die von intransitiven
Verben mittels Präfigierung in beiden Sprachen abgeleitet worden sind.
1.2. Auf der syntaktischen Ebene stellt die Transitivierung eine qualitative
Änderung dar. So ist das Verb steigen intransitiv, wird aber transitiv durch das
Präfix be-: (1) er stieg auf den Berg = (2) er bestieg den Berg [5, S. 86].
Die Transitivierung mit Hilfe von Präfixen kann man im Allgemeinen durch
folgende Formeln ausdrücken: 1) Basisverb ohne Objekt –> Präfixverb mit AO:
lügen –> jmdn. belügen; 2) Basisverb mit Dativobjekt –> Präfixverb mit AO:
jmdm. dienen –> jmdn. bedienen; 3) Basisverb mit Präpositionalobjekt –>
Präfixverb mit AO: auf jmdn. warten –> jmdn. erwarten; 4) Basisverb mit
Adverbialbestimmung –> Präfixverb mit AO: wohnen –> bewohnen [4, S. 320].
Das produktivste Präfix, das die Transitivierung bewirkt, ist das Präfix be-.
Sowohl adverbiale Bestimmungen als auch präpositionale Objekte werden zu AO,
was zur Vereinfachung der Satzstruktur führt, z.B. an (D.) arbeiten –> etw.
bearbeiten.
2. Zunächst lässt sich erwähnen, dass sich die Transitivierung durch zwei
verschiedene semantische Typen der Transformation charakterisiert: 1) das
transitivierte Verb ist dem Basisverb synonym: auf etw. wachsen –> etw.
207
bewachsen; 2) die Transitivierung verändert die Bedeutung des Basisverbs:
kommen –> etw. bekommen.
Die Transitivierung des Basisverbs durch Präfigierung bewirkt einen
Diathesenwechsel des Derivats. Unter „Diathese“ versteht man allgemein die
Relation zwischen semantischen und syntaktischen Aktanten des verbalen Lexems
[2, S. 114]. Die maximale Anzahl der Aktanten des Verbs ist drei bis vier, auch
wenn sie alle nicht unbedingt gleichzeitig im Kontext zu erwähnen sind [1, S. 126].
Darüber hinaus unterscheidet man zwischen obligatorischen und fakultativen
Aktanten.
Das intransitive Verb wachsen verfügt nur über einen obligatorischen
Aktanten sowohl auf der semantischen als auch auf der syntaktischen Ebene
(Subjekt): (3) Moos wuchs. Möglich ist, auch den Lokativ in den Satz einzuführen:
(4) Moos wuchs auf dem Felsen. Inzwischen erhält dieses Verb bei der
Transitivierung durch das Präfix be- einen obligatorischen Aktanten, nämlich das
Objekt: (5) Moos bewuchs den Felsen. Die Beispielsätze 1 und 2 weisen die
gleiche semantische Struktur auf (Subjekt-Verb-Lokativ), wobei sich auf der
syntaktischen Ebene zwei parallele Strukturen bezeichnen lassen: 1) Subjekt –
Prädikat – Adverbialbestimmung (fakultativ); 2) Subjekt – Prädikat –
Akkusativobjekt.
Das Verb dienen ist bivalent, d.h. für die Vollwertigkeit der Satzes fordert es
ein Agens (Subjekt) und ein Benefaktiv (Dativobjekt). Die Transitiverung dieses
Verbs durch das Präfix be- führt dazu, dass das transitive Verb bedienen zwar auch
bivalent wird, aber nun ein Patiens (Akkusativobjekt) fordert, was eher auf die
qualitative und nicht auf eine quantitative Änderung der Aktanten im zweiten Satz
hinweist: z.B. (6) ich bediene dich. Dies veranschaulicht den Diathesenwechsel
aufgrund der Transitivierung des Verbs dienen durch das Präfix be-.
Ähnliche Fälle stellen auch die Verben mit Präpositionalobjekten und
Adverbialbestimmungen dar, wobei sich die semantische Struktur bei der
Transitivierung nicht verändert, die syntaktischen Satzglieder aber eine Änderung
erfahren: (7) sie können im Eigenheim möglichst lange wohnen –> (8) sie können
das Eigenheim möglichst lange bewohnen.
Außerdem lässt sich betonen, dass auch bei trivalenten Verben wie schenken
bei der Transitivierung ein Diathesenwechsel zum Vorschein kommt. Im Satz (9)
ich schenke dir Blumen fordert das Verb schenken ein Agens (Subjekt), ein
Possessivobjekt (Akkusativobjekt) und einen Rezipienten (Dativobjekt). Nach der
Transitivierung erfolgt nun eine syntaktisch-semantische Veränderung, wobei im
Satz (10) ich beschenke dich mit Blumen das Verb mit den Aktanten Subjekt,
Akkusativobjekt und Objekt-poss. verwendet wird. Dabei bedeutet das Verb
schenken ‘jemandem etwas zum Geschenk machen’ und das Verb beschenken
erhält bereits die Bedeutung ‘mit Gaben, einem Geschenk bedenken’.
3. Das untersuchte Material umfasst 317 Verben mit dem Präfix be-, die
aufgrund der Präfigierung transitiv geworden sind. Das beträgt 40% der
präfigierten Verben mit dem obengenannten Präfix, was seine hohe Produktivität
bei der Transitivierung beweist. Darüber hinaus lassen sich folgende
Bedeutungsformeln erschließen:
208
1) A nimmt die Handlung des Basisverbs in Bezug auf das ganze B vor (131
Verben oder 41%); 2) A kausiert B ein Objekt zu haben, das die Handlung vom
Basisverb ausdrückt (159 Verben oder 50%); 3) A bewegt sich durch das ganze B
mittels Handlung vom Basisverb (27 Verben oder 9%).
Zu der ersten Gruppe gehören die Verben, deren Akkusativobjekt mit dem
Präpositionalobjekt des Basisverbs übereinstimmt. Die Basisverben sind in der
Regel Verben des Sprechens, des Sehens, der Gefühlswirkung, z.B. über jmdn.,
etw. lachen –>jmdn., etw. belachen; an etw. denken –>etw. bedenken [3, S. 96].
Die zweite Gruppe ist noch produktiver als die erste. Zudem bezeichnen die
Basisverben meistens menschliche Handlungen und natürliche Phänomene [3, S.
101]. Dies veranschaulichen folgende Beispiele: an Küstengebieten siedeln –> die
Küstengebiete besiedeln, auf den Boden regnen –> den Boden beregnen.
Die dritte Gruppe bilden Basisverben der Fortbewegung, deren Derivate
über das Akkusativobjekt verfügen, das auch mit dem Präpositionalobjekt des
Basisverbs korreliert. Das Subjekt bezeichnet in der Regel Lebewesen oder
Verkehrsmittel, während das Objekt die lokale Bedeutung ausdrückt, z.B. fahren –
> etw. befahren, kriechen –> etw. bekriechen.
4. Der Transitivierung intransitiver Verben im Ukrainischen ist nicht so viel
Aufmerksamkeit wie im Russischen und Deutschen geschenkt worden. Zweifellos
ist aber, dass die Transitivierung durch Präfixe im Ukrainischen ebenso zu einem
produktiven Wortbildungsmittel gehört. Als transitivierende Präfixe gelten im
Ukrainischen die Präfixe за-, на-, об-/обi-, вiд-, пiд-, про-, з- u.a. Bezug nehmend
auf semantische Besonderheiten der transitivierten be-Verben im Deutschen lässt
sich in meisten Fällen ein äquivalentes transitivierendes Präfix об-/обi im
Ukrainischen bestimmen, z.B. говорити –> обговорити. Die syntaktischsemantischen Beziehungen solcher Verben können bei der Transitivierung auch
verändert werden, so dass bei der Präfigierung zusätzliche Aktanten entstehen: das
Verb йти ist intransitiv und monovalent, während seine transitivierte Form
обiйти noch einen Aktanten (Akkusativobjekt) erhält und dadurch bivalent wird.
In den Fällen, in denen das Basisverb und das transitivierte Verb über die gleiche
Anzahl an Aktanten verfügt, tritt der Diathesenwechsel in Erscheinung: der Satz
(11) вiн мiркує над словами директора enthält ein Subjekt und ein
Präpositionalobjekt, wobei der Satz (12) вiн обмiрковує слова директора mit
dem transitivierten Verb обмiрковувати bereits über ein Akkusativobjekt verfügt
und den Wechsel der syntaktischen Rollen beider Objekte veranschaulicht,
während die semantische Rolle des Objekts keine Änderung erfährt.
5. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sowohl im Deutschen als
auch im Ukrainischen die Präfigierung des Verbs oft seine Transitivierung bewirkt.
Es ist zu betonen, dass die Transitivierung des Basisverbs die primäre Funktion des
Präfixes be- im Deutschen bildet. Darüber hinaus verändert es dabei meistens die
syntaktisch-semantischen Beziehungen des Basisverbs. Das intransitive Basisverb
verfügt in der Regel über ein Dativobjekt, ein Präpositionalobjekt sowie eine
Adverbialbestimmung. Das transitivierte Verb erfährt hierbei sowohl eine
quantitative als auch eine qualitative Änderung der Aktanten, wobei der
Diathesenwechsel zum Vorschein kommt. Semantisch gesehen lassen sich bei
209
transitivierten be-Verben drei Gruppen unterscheiden, deren Basisverben meistens
mit dem Präpositionalobjekt gebraucht werden. Im Ukrainischen dienen auch
diverse Präfixe zur Transitivierung der Verben, wobei das Präfix об-/обi
semantisch am meisten dem deutschen Präfix be- entspricht und ähnliche
Diathesenänderungen veranschaulicht. Hierbei ist zu bemerken, dass die
Akkusativierung des Dativ- oder Präpositionalobjekts des Verbs als eine
Voraussetzung beim Transitivierungsprozess in der Fachsprache häufig vorkommt
und anscheinend auf den mehr formellen Umgang mit dem Objekt in der modernen
Gesellschaft hinweist.
Literaturverzeichnis:
Апресян Ю. Д. Лексическая семантика. Синонимические средства
языка. М., 1974. – 469 c.
Мельчук И. А., Холодович А. А. К теории грамматического залога //
Народы Азии и Африки. 1970. № 4.
Пименов Е.А. Транзитивация немецких глаголов приставками.
Ленинград, 1983. – с.
Fleischer W., Barz I., unter Mitarbeit von Marianne Schröder: Wortbildung
der deutschen Gegenwartssprache. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. –
Tübingen: Niemeyer, 1992. – 371 S.
Vogel, P. M.: Wortarten und Wortartenwechsel: zu Konversion und
verwandten Erscheinungen im Deutschen und in anderen Sprachen / Petra M.
Vogel . – Berlin; New York: de Gruyter , 1996. – 317 S.
Rogova Viktoria
Nationale technische Universität Donezk
ROLLE DES SCHREIBENS IN DER
KONKURRENZFÄHIGKEITSBILDUNG VON ZUKÜNFTIGEN
INGENIEUREN IM BEREICH DER INTERNATIONALEN
KOOPERATION
1. Die Reformen der Hochschulausbildung des Ingenieurprofils scheinen im
Rahmen der Bologna-Deklaration auf. Die soziale Komponente des BolognaProzesses ist ein integraler Bestandteil des europäischen Bildungsraums und eine
notwendige Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit seiner Mitglieder. Eine
seiner wichtigsten Aufgaben war und bleibt die Mobilität der Studenten und
Fachleute. Entsprechend den heutigen Anforderungen an Hochschulausbildung
muss die Strategie der internationalen Entwicklung und Gesellschaft bis zu
beruflichen Qualifikationen der europäischen Normen berücksichtigt werden.
Integrative Prozesse, die in Europa vorkommen, haben die Schaffung einer
europäischen Föderation der nationalen technischen Organisationen (Fédération
Européenne d’Associations Nationales d’Ingénieurs - FEANI) aktiviert, die die
Interessen von Ingenieurberufen vertritt und deren Mitglieder mehr als 80
nationale Ingenieurverbände aus 27 Ländern sind. Angesichts der bestehenden
210
Unterschiede in den Systemen höherer Ausbildung in den EU-Ländern lässt
FEANI unterschiedliche Bildungsbahnen zu, die den Status „Fachingenieur“ in
Europa einführen. Dieser Begriff definiert sich durch eine Kombination aus drei
Hauptkomponenten:
- Hochschulausbildung;
- Produktionspraktikum;
- praktische Erfahrung in der beruflichen Tätigkeit (Золотарева Н.М., 2012: 5).
2. Aber eine der notwendigen Bedingungen für eine erfolgreiche berufliche
Tätigkeit der heimischen zukünftigen Ingenieure ist die internationale Kooperation,
woran mehrere Hochschulen oder Staaten teilnehmen, um unter den Bedingungen
der Globalisierung der gesellschaftlichen Entwicklung die besten Fachleute zu
produzieren. Das gilt als Generalzweck von Ländern und Organisationen, die für
die Besorgung der fortschrittlichen Ausbildung eines einheitlichen europäischen
Raums sind. Die ukrainische Ausbildung hat schon viele Schritte zur
internationalen Zusammenarbeit gemacht und viele Veränderungen in diesem Sinn
durchgeführt. Wir bewerten unsere Studierenden nach den in EU-Ländern
angenommenen Bewertungskriterien und haben entsprechend der BolognaDeklaration im Rahmen der Programme «Bachelor» und «Master» ein 2-StufenHochschulausbildungssystem eingerichtet. Unsere Studenten machen auch ein
Praktikum bei einem Unternehmen im Bereich ihres Forschungsprojektes, aber
ausreichende Mobilität besitzen sie, leider, noch nicht.
3. Zum Glück ist unser Staat schon auf dem Weg zur Lösung auch dieses
Problems. Er fördert umfassend die Kooperation der höheren technischen
Lehranstalten im Bereich der Forschung und des fachlichen Austausches. Unter
diesen Umständen muss jeder Student im Laufe der Fachvorbereitung eine
Fremdsprache beherrschen. Im DaF-Unterricht spielen verschiedene Fertigkeiten
eine wichtige Rolle, wobei sich die meisten Lehrwerke auf die verbale
Kommunikation stützen, sodass das Sprechen und Hörverstehen im Vordergrund
steht. Jedoch ist auch das Erlangen der Schreibfertigkeit sehr wichtig, da dabei
verschiedene kognitive Prozesse stattfinden, wie z.B. das Nachdenken über den
Inhalt oder das Achten auf die sprachliche Korrektheit des Geschriebenen (Noras,
2005: 2). Was Ingenieure angeht, sind das schriftliche Hinweise, Förderungen von
ausländischen Kollegen für die professionelle Tätigkeit usw. Die in unserer
weitgehend von Schriftlichkeit geprägten Kultur alltäglichen gesellschaftlichen
Prozesse bzw. die Teilhabe daran erfordern ein hohes Maß an Kompetenz, sich
schriftlich mitteilen zu können.
4. Deshalb werden die Bedingungen für die Optimierung des Lernprozesses
im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit der Donezker nationalen
technischen Universität mit der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
entwickelt, deren Inhalt landeskundliche und fachberufliche Kenntnisse für die
Entwicklung der Rede von zukünftigen Ingenieuren vereint. Die Integration der
Fach- und Geisteswissenschaften ist in Form des Interkulturellen Trainings
geschaffen. In diesem Unterricht können die Absolventen mehrere Kenntnisse und
Fähigkeiten für die Bildung beruflicher Kompetenzen erhalten, die ein wichtiger
Bestandteil eines wettbewerbsfähigen Ingenieurprofils sind.
211
Literatur:
Золотарева Н.М. Международные требования к качеству подготовки
инженерных кадров // Серия: Обеспечение проектирования образовательных
стандартов и основных образовательных программ национальных
исследовательских университетов/Авт. сост.: Золотарева Н.М., Дохновская
И.В. – М.: НИТУ «МИСиС», 2012. – 72 с.
Чучалин А.И. Качество инженерного образования: мировые тенденции
в терминах компетенций / Чучалин А.И., Боев О.В, Криушова А.А. // Высшее
образование в России. - 2006. - № 8. – С.102-104.
Noras D. Teilfertigkeit Schreiben in kommunikativ-pragmatischen Ansätzen
für den DaF-Unterricht. – Essay, 2005. – 10s.
European Federation of National Engineering Associations. - [Электронный
ресурс]. - Режим доступа: http://www.feani.org.
Романовская Т. Н.
Измаильский государственный гуманитарный университет
ИНТЕРПРЕТАЦИЯ ТЕКСТА
КАК ЛИНГВОРЕЧЕВАЯ ДЕЯТЕЛЬНОСТЬ
Предмет "интерпретация текста" считается высшей ступенью владения
иностранным языком, так как при лингвостилистическом анализе необходимо владеть не только знаниями о структуре языка и его функционировании,
но и уметь проникать в глубинную сущность художественного произведения.
Интерпретация текста - творческий процесс, поэтому нет чётко
установленных шаблонов и правил по анализу текстов, можно лишь
предложить план. Опираясь на схему С.М. Иваненко [1], студентамфилологам предлагается рассмотреть следующие пункты: введение (сведения
об авторе произведения и литературном направлении), тема текста и тип
конфликта, фабула, идея текста, характеристика стиля автора (тип
повествования, композиционно-речевые формы, тип колорита и понятияреалии, стилистические средства, анализ специфики индивидуального стиля
автора, отношениие автора к персонажам и действиям в произведении).
Руководствуясь положениями немецкой (E. Hermes, Franz K. Stanzel, B.
Sowinski), украинской (С.М. Иваненко) и российской (М.П. Брандес, А.И.
Домашнев. И.П. Шишкина, Е.А. Гончарова) школ, нами были отобраны
аутентичные тексты немецких, австрийских и швейцарских писателей. Лингвостилистический анализ данных текстов проводится студентами-филологами 5 курса немецко-английского отделения факультета иностранных языков
ИГГУ на занятиях по Интерпретации текста. Аналогичные тексты предлагаются студентам для лингвостилистического анализа в качестве первого
вопроса на государственном экзамене по немецкому языку.
Литература
1. Іваненко С.М., Карпусь А.К. Linguostilistische Textinterpretation. - К.,
1998.
212
Saporoshtschenko Jurij
Krimgymnasium für begabte Kinder, Bachtschissarai
ZUR BEDEUTUNG DER SCHULPARTNERSCHAFT
IM DAF-UNTERRICHT
Die Schulpartnerschaft zwischen unserem Gymnasium und der Oberschule
am Leibnizplatz in Bremen im Rahmen der Initiative des Auswärtigen Amtes
„Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) hat eine besondere Bedeutung, weil
durch gemeinsame Projekte die Informationskultur und die Sprachkompetenz der
Schüler geprägt und weiterentwickelt wird. Das Programm der
Austauschbegegnungen kann verschiedene Aspekte von Aktivitäten enthalten.
Außer Schulmaßnahmen wie z. B. Hospitationen und gemeinsame thematische
Projektarbeit sollen auch Besuche von Museen, Ausflüge, Rundgänge und
Wanderungen stattfinden. Unter Berücksichtigung der Relevanz aller
Kommunikationsformen ist wichtig, dass die ukrainischen Gastgeber sehr gut
sprachlich vorbereitet sind. Diese Stunde wird dazu beitragen.
THEMA der Stunde: Sprachliche Kompetenz der Schüler bei Austauschbegegnungen auf der Krim
Unterthema: Die Krim ist ein richtiges Tourismuszentrum.
ZIELE:
1. Gebrauch der lexikalischen Redemittel und das Erkennen und Erproben
grammatischer Instrumente.
2. Entwicklung der Informationskultur der deutschen und ukrainischen
Schüler bei den Schulaustauschbegegnungen.
3. Entwicklung der Fähigkeiten von Jugendlichen, autonom und selbständig
zu kommunizieren.
4. Erhöhung der Schülermotivation beim Erlernen der Sprache.
Ausstattung: Bilder, Computer, CDs, Film, didaktische Karten.
Verlauf der Stunde
I. Einstieg:
Begrüßungsworte des Lehrers: „Ich freue mich Euch zu sehen. Wie
geht es Euch?“
Wir sprechen heute von der Krim, von den Spezialangeboten für
unsere Gäste aus Bremen, wie wir durch neue sprachliche Möglichkeiten mit
Naturschönheiten, Geschichte und Kultur der Krim bekannt machen werden.
II. Wiederholung:
Ihr bekommt Kärtchen mit den Bildern und Stichwörtern. Formuliert
Aussagen: z. B. Das ist die bekannteste Sehenswürdigkeit von Bachtschissarai: der
Khan-Palast (Gebäude, Garten, Tränenbrünnlein, Puschkin, Grabmal,
Ausstellung). Auf dem Bild sehen wir …. usw.
III. Hauptteil der Stunde:
Was können wir den Gästen anbieten.
Präsentation der neuen Wörter, Wortverbindungen und Redewendungen.
Wir haben ein Hauptwort: SPEZIALANGEBOT
Was verstehen wir unter diesem Stichwort?
213
Natürliche Attraktionen
Sehenswürdigkeiten und Freilichtmuseen
Extremsportarten
Rücksackwanderungen
Nationalexotik
Und jetzt detailliert jedes Stichwort
Also: NATÜRLICHE ATTRAKTIONEN: Höhlenstädte und Höhlenkloster
Tafelberge
Altsteinlagerplätze
Flüsse und Täler
SEHENSWÜRDIGKEITEN:
Khan-Palast mit Bildergalerie
FREILICHMUSEEN:
Ukrainisches Museum in Tankowoje
Museum von Gasprinskij
Salatschik
EXTREMSPORTARTEN:
Wassersport, Klettersport (Freeclimbing,
alpines Klettern)
Fliegerei (Drachenfliegen, Paragliding,
Fallschirmspringen)
Höhlensport,
Motorsport (Carting, Cross-Sport, Trial)
Fahrradsport (Straßenrennen, MountainBiking)
RÜCKSACKWANDERUNGEN: Ausflüge im Schoß der Natur
Wanderungen ins Gebirge mit Aufräumen von
Wasserbecken, Wasserquellen, Brunnen,
Wälder usw.
NATIONALEXOTIK:
Bekanntschaft mit der Kultur, den Sitten und
Bräuche der Völker der Kim, Familienbesuche,
Nationalküche usw.
Erschließung des neuen Wortschatzes.
Liebe Freunde, nun habt ihr den neuen Wortschatz zum Thema „Sprachliche
Kompetenz der Schüler bei Austauschbegegnungen auf der Krim“ kennengelernt
und jetzt sehen wir uns einen Film über die Schönheiten der Krim an. Versucht,
danach zu bestimmen, welche Spezialangebote im Film vorkommen.
Nach dem Film: Und jetzt erklärt mit knappen Worten, warum ihr diese
Sehenswürdigkeit oder Sportart ihren Gästen anbieten möchtet.
z. B. Ich möchte meinem Gast das Museum von I. Gasprinski zeigen, weil
Gasprinski ein hervorragender Vertreter des krimtatarischen Volkes ist usw.
IV. Zusammenfassung
Ihr habt heute tüchtig gearbeitet. Danke schön!
Sagt mir: Wie heißt das Thema?
Welche neue Wörter und Wortverbindungen habt ihr heute gelernt?
Welche neuen Extremsportarten gibt es auf der Krim jetzt?
Was habt ihr Neues erfahren?
Habt ihr Fragen?
214
Zu Hause sollt ihr einen Bericht zum Thema: „Spezialangebote auf der
Krim“ schreiben (circa 15–20 Sätze).
Schabajkowytsch Iryna
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
AUSDRUCKSMITTEL DER KOHÄRENZ
IM DRAMA „WORST CASE“ VON KATHRIN RÖGGLA
Das Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, die sprachlichen Mittel zu
bestimmen, die den inhaltlichen und grammatischen Zusammenhang im Text des
neuen deutschsprachigen Dramas gewährleisten. Unter dem „neuen Drama“
werden hier die Werke der gegenwärtigen deutschsprachigen Autoren verstanden,
die seit 2007 im Magazin „Theater heute“ erscheinen. Zu ihnen zählt man u.a.
Martin Heckmanns, Kathrin Röggla, Lukas Bärfuss, Anja Hilling, Tim Staffel, Dea
Loher u.a.m. Theatertexte dieser Dramatiker spiegeln nicht nur die soziale und
geistige Atmosphäre des heutigen Mitteleuropas wider, sondern sie enthalten die
neuesten Formen des dramatischen Textes, der bis jetzt aus der Sicht der
Textlinguistik noch nicht untersucht worden ist.
Für diese Untersuchung wurde das Werk “worst case” der Vertreterin der
modernen dramatischen Kunst, österreichischen Schriftstellerin, Autorin von
zahlreichen Hörspielen, Prosa- und Theatertexten – Kathrin Röggla gewählt. Unser
Anliegen ist es, die Mittel der Kohärenz in diesem Drama zu analysieren.
Die Kohärenz wird als Oberbegriff für den grammatischen, thematischen und
kommunikativ-pragmatischen Textzusammenhang verstanden. In diesem Beitrag
wird die Kohärenz auf den thematischen und grammatischen Ebenen betrachtet.
Auf der grammatischen Ebene werden syntaktisch-semantische Beziehungen
zwischen aufeinanderfolgenden Sätzen eines Textes untersucht. Unter den
verschiedenen sprachlichen Mitteln dieser Ebene wird der Wiederaufnahme beim
Schaffen der Kohärenz des Textes eine besondere Bedeutung zugesprochen.
Auf der thematischen Ebene geht es um die Analyse des kognitiven
Zusammenhangs. K. Brinker geht davon aus, dass man den Textinhalt als Resultat
der Entfaltung der Grundinformation oder eines Themas nach bestimmen Prinzipien auffassen kann. Der Begriff “Textinhalt” bezeichnet den Gedankengang eines
Textes, der sich auf Personen, Sachverhalte, Ereignisse, Handlungen u.a. bezieht.
Da die Tendenz der heutigen Theatertexte zur extremen Dekonstruktion und
Desemantisierung (mehr dazu: Szczepaniak, 2003) immer bemerkbarer wird, könnte
man meinen, sprachlicher Ausdruck sei in den Hintergrund getreten und spiele keine
bedeutsame Rolle im Vergleich zu Ton, Gesten, Rhythmus, chaotischen Geräuschen
u. ä. Kathrin Röggla aber vertritt mit ihrem „worst case“ die gegensätzliche Tendenz
– die Tendenz zur Poetisierung der Sprachgestalt (mehr dazu: Rheinhard, 2011)
sowie zur Akzentstellung nicht aufs Handeln, sondern aufs Sprechen. In ihren
Texten arbeitet Röggla häufig medienübergreifend, was auch im “worst case” der
Fall ist. Ihr Theatertext in vier Bildern repräsentiert den Katastrophendiskurs. Die
auftretenden Personen reden über die schon geschehenen oder auch potentiell
215
möglichen Apokalypse-Szenarien. Als Beispiel ihrer poetischen Sprache wird die
erste Replik in Bild 1, Szene 1 angeführt:
1) (ICH): mal sehen, ob die wälder wieder brennen, mal sehen, ob eine hitze
uns entgegenschlägt. mal sehen, ob der rauch die tiere aus den büschen
treibt, deren namen wir nicht kennen, mal sehen, ob das eine stille nacht
sich zieht. mal sehen, ob der regen einsetzt, den ein schwarzer wind ins land
drückt, mal sehen, ob sich wassermassen gegen brücken stemmen oder
dämme längst gebrochen sind.[...] [S. 2]
Die Analyse zeigt, dass die Kohärenz in diesem Theatertext in erster Linie
durch thematische Mittel erreicht wird. Die Sprache ist reich an allen möglichen
Apokalypse-Attributen und Klischees aus den Medien. Die von K. Röggla
gebrauchte Lexik gehört zu einem thematischen Feld, u.z. zum Feld der
„Katastrophe“:
2) ER: gewiss, alle kinder hätten einen hang zur katastrophe. sie
interessieren sich nun mal für vulkanausbrüche und dergleichen: erdbeben,
eiszeiten, drohende bergstürze, spezifische unwetter, also wirbelstürme,
zyklone und hurricanes, schlammlawinen, da sei nichts zu machen, das ziehe
sie einfach magisch an, das könne man nicht unterbinden oder stoppen.
Der thematische Textzusammenhang wird mit Hilfe von lexikalischen
Kohärenzmitteln - hauptsächlich durch Wiederaufnahme - erreicht. Und wirklich –
der analysierte Text beinhaltet eine große Anzahl von nominativen Ketten
verschiedener Typen (NK der Identität, Inklusion, Kondensation) [mehr zu den NK
– Brinker]. Die Wiederholungen in diesem Text dienen aber nicht als
Kohärenzmittel:
Die Wiederaufnahme beruht jedoch auf dem Prinzip der Referenzidentität.
Vorherrschend ist die Meinung, dass nominative Ketten nur diejenigen Elemente
bilden können, die sich auf einen und denselben Gegenstand beziehen.
3) DER VIERECKIGE: mich könne man ja schlecht fragen.
DER BEFLISSENE: richtig, mich könne man schlecht fragen. [S. 4]
Im Beispiel 3) wiederholen zwei Kommunikanten denselben Satz, jeder
bezieht ihn doch auf sich selbst. Man könnte sagen, die Wiederholungen erfüllen
im analysierten Text die poetische Funktion, u.z. – sie geben den Rhythmus an
(davon zeugt auch der syntaktische Parallelismus [mal sehen, ob] aus dem Beispiel 1).
Die besondere grammatische Organisierbarkeit des dialogischen Sprechens von
Figuren ist auch ein charakteristisches Kohärenzmerkmal des Textes von Röggla. Die
im Indikativ geschriebenen Dialogpassagen stellen Filmzitate dar, und die
Figurensprache erfolgt im Konjunktiv. Der Rezensent für „Theater heute“ gibt eine
interessante Erklärung dafür, u.z. sie reden nicht nur im Konjunktiv – „ihre ganze
Existenz scheint konjunktivisch geworden“, da nach der Apokalypse kaum noch
Überlebende
geblieben
seien,
die
sie
dann
besprechen
würden
[http://www.theatertexte.de/data/s._fischer_verlag/1331390675/show]. Das folgende
Beispiel veranschaulicht den Fall der Vermischung von Modi in einer Dialogsequenz:
1. 4) DIE EXPERTIN […], aber mit dieser telefonverbindung habe sie jetzt
wirklich nicht gerechnet.
2. DER BEFLISSENE (erregt) welche telefonverbindung?
216
3. DIE PIEPSTIMME (laut) „stimmt, da ist eine telefonverbindung
eingetroffen!“
4. Die ersten Repliken sind grammatisch völlig miteinander verbunden, und
die Klammern in der dritten Replik weisen darauf hin, dass es um ein Filmzitat
geht. Es scheint, dass durch solch eine klare Teilung des Textes in zwei Modi auch
die Teilung in zwei Schichten der Wahrnehmung erzeugt wird, die jede in sich
völlig kohärent sind, ihr Zusammenhang zwischen einander ist aber nur äußerlich
und zweifelhaft.
5.
Die Untersuchung der Ausdrucksmittel der Kohärenz im Theatertext
„worst case“ von K. Röggla lässt uns die Schlussfolgerung ziehen, dass hier der
thematische Zusammenhang bei häufigem Bruch der grammatischen Kohärenz zu
beobachten ist. Die große Anzahl der Wiederholungen, die normalerweise als
Kohärenzmittel dienen, erfüllen im Theatertext „worst case“ die poetisierende
Funktion und schaffen eine spezifische apokalyptische Atmosphäre.
Literaturverzeichnis
Bilut-Homplewicz Z. Der literarische Text und der literarische Dialog als
zukunftige Aufgabenstellung der Textlinguistik. S. 179-195 In: Cieszkowski M.;
Szczepaniak M. (Hrgb.) Texte im Wandel der Zeit. Beiträge zur modernen
Textwissenschaft. Peter Lang GmBH. Frankfurt am Mein, 2003.
Brinker K. Linguistische Textanalyse: Eine Einführung in Grundbegriffe und
Methoden. – [7 Aufl.] – Berlin: Erich Schmidt Verlag, 2010. – 160 S.
Reinhard M. Poetische Sprache in zeitgenossischen Theatertexten – am
Beispiel von Kathrin Roegglas „worst case“ S. 176-197 In: Betten A.; Schiewe J.
(Hg.) Sprache – Literatur – Literatursprache. Linguistische Beiträge. Erich
Schmidt Verlag. Berlin, 2011.
Röggla K. worst case In: Theater heute. S. Fischer Theaterverlag.
Frankfurt/Mein, 2008. 16 S.
Szczepaniak M. Texte für das Theater. Zur Rhetorizität der postdramatischen
Texthybriden. S.113-144 In: Cieszkowski M.; Szczepaniak M. (Hrgb.) Texte im
Wandel der Zeit. Beiträge zur modernen Textwissenschaft. Peter Lang GmBH.
Frankfurt am Mein, 2003.
http://www.theatertexte.de/data/s._fischer_verlag/1331390675/show
Schewzowa Natalia
Pädagogische Universität Sumy
STRUKTURIERUNG DES PHRASEOLOGISCHEN
WORTSCHATZES ZUR VERMITTLUNG UND
ENTWICKLUNG DER SOZIOKULTURELLEN KOMPETENZ
DER LEHRERSTUDENTEN
1 Effiziente Vermittlung und Entwicklung der soziokulturellen Kompetenz
sieht eine sinnvolle Strukturierung des phraseologischen Wortschatzes vor, der die
materielle Basis für die Entwicklung der oben genannten Kompetenz bildet.
217
Laut dem Curriculum für den sprachpraktischen Deutschunterricht an
pädagogischen Fakultäten der Universitäten und pädagogischen Hochschulen
beinhaltet die soziokulturelle Kompetenz soziokulturelles sprachliches und
landeskundliches Wissen und soziokulturelles Können, die zur Bewältigung der
sozialen Dimension der Kommunikation erforderlich sind (Curriculum 2004: 27).
Dementsprechend ist es möglich, den phraseologischen Wortschatz zur
Entwicklung der soziokulturellen Kompetenz in zwei Gruppen einzuordnen: die
Gruppe der Phraseologismen zur Vermittlung des sprachlichen soziokulturellen
Wissens und die Gruppe der Phraseologismen zur Vermittlung des
landeskundlichen soziokulturellen Wissens. Legen wir es eingehend dar.
1.1 Da das sprachliche soziokulturelle Wissen Erwerb und angemessenen
Gebrauch von kulturspezifischen verbalen Mitteln der Kommunikation umfasst,
dienen äquivalentlose Phraseologismen, die keine Entsprechung in der
Muttersprache haben (bis in die Puppen; ein alter Zopf), zur Vermittlung des
sprachlichen soziokulturellen Wissens. Phraseologismen mit äquivalentlosen
Komponenten vermitteln uns auch sprachliche soziokulturelle Kenntnisse über
Realienbezeichnungen, die keine Äquivalente in der Muttersprache haben
(Numerus Clausus; schwarzer Peter; blauer Brief). Phraseologismen mit
soziokulturell geprägter Lexik (weiße Weihnachten) informieren Studierende über
landeskundliche Inhalte. Soziokulturell geprägte Phraseologismen zur Bezeichnung spezifischer Sprachhandlungen vermitteln Wissen über kulturspezifische
Sprachhandlungen und verbale Mittel der kommunikativen Technik (Hals- und
Beinbruch! Ich drücke Ihnen die Daumen! Und toi-toi-toi für... Herein, wenn es
kein Schneider ist! Immer herein in die gute Stube). Phraseologismen, die Träger
der ethnischen, nationalen und berufsrelevanten Informationen sind, vermitteln
Kenntnisse über sozial, regional bzw. ethnisch bedingte Sprachvarietäten und die
sprachliche Realisierung der Registerunterschiede im deutschen Kulturraum (Gut
Heil! Gut Holz! Petri Heil!). Dieser Gruppe gehören auch partiell äquivalente und
äquivalente Phraseologismen an (auf großem Fuße leben; die goldene Hochzeit).
1.2 Zur Vermittlung des landeskundlichen soziokulturellen Wissens dienen
Phraseologismen, die implizite Informationen enthalten: geschichtliche (das kommt
mir spanisch vor; so schnell schießen die Preußen nicht; rangehen wie Blücher;
bis in die Puppen (schlafen/ bleiben)), geographische (es hieße Wasser in die Spree
tragen; der soll bleiben, wo der Pfeffer wächst; stark wie eine Eiche),
wirtschaftliche, soziale usw.; Informationen über das Zielland, und zwar
Informationen über „hohe“ Kultur – Kunst, Literatur, Theater (Das Glück im
Winkel; Kleiner Mann − was nun? Mein Leipzig lob ich mir! Des Lebens Mai;
Dichtung und Wahrheit); Informationen über „alltägliche” Kultur in verschiedenen
Lebensbereichen wie z.B. Essgewohnheiten (jeden Tag Kartoffelsuppe; einen
Salamander reiben); soziale Subkulturen, Sitten und Bräuche. Phraseologismen,
die auf Spezifisches und Gemeinsames in Weltwahrnehmung und Weltanschauung
der Vertreter verschiedener Gesellschaften hinweisen, klären Fragen der nationalen
Identität, Werte, Überzeugungen, Einstellungen und Normen auf (wer den Pfennig
nicht ehrt, ist des Talers nicht wert; mein Leipzig lob ich mir!). Phraseologismen,
die non-verbale Handlungen illustrieren, nennen bzw. begleiten, informieren
218
Studierende über Besonderheiten non-verbaler Kommunikation und Gebrauch von
paralinguistischen Mitteln wie z.B. Gestik (jmdm. einen Vogel zeigen; jmdm. ein
Rübchen schaben). Dieser Gruppe schließen sich Interjektionen an (Мensch!
Mattscheibe!).
Der Erwerb der Phraseologismen der beiden Gruppen bildet die
Ausgangsbasis zur Entwicklung des soziokulturellen Könnens. Lehrerstudenten
müssen die durch Phraseologismen angeeigneten soziokulturellen Kenntnisse in
verschiedenen Situationen der interkulturellen Kommunikation einsetzen.
Literatur
Curriculum für den sprachpraktischen Deutschunterricht an pädagogischen
Fakultäten der Universitäten und pädagogischen Hochschulen. – К. : Ленвіт, 2004.
– 256 с. (німецькою мовою).
Serebryakova Nadiya
Nationale Universität Dоnezk
FERTIGKEIT "SCHREIBEN".
PSYCHOLOGISCHE GRUNDLAGEN
1. Schreiben ist ein Prozess, der in all seinen Aspekten kompliziert ist, ob es
um Grafik, grammatische Richtigkeit oder um die schriftliche Textproduktion geht.
Die Herausbildung dieser Fertigkeit, besonders das Erstellen von Texten fordert von
den Lernenden eine langjährige Schulung und von den Lehrenden nicht nur eine
bestimmte Strategie, sondern auch eine klare Vorstellung von den psychologischen
Grundlagen dieses Prozesses, der dem didaktischen Modell für die Schreibschulung
zugrunde liegt und den Erfolg ermöglicht.
2. Psychophysiologische Besonderheiten des Schreibens wurden zum
Betrachtungsobjekt vieler Forscher: L. Vygotskiy, A. Lurija, A. Leontjev, N. Shinkin, E. Schubin, T. Rjabowa, I. Simnjaja, V. Davydow, G.A Miller, G.I.Westhoff.
Aber ein einheitliches konzeptuelles Modell des Schreibens, nämlich der
Textproduktion, gibt es nicht (Зимняя 1985: 68). Um es zu schaffen, sollte man „die
operationelle Struktur“ des Schreibens verstehen (Леонтьев 1974: 128). Dabei ist es
wichtig, die Meinungen der Psycholinguisten zu diesem psychologischen Phänomen
in Betracht zu ziehen und zu systematisieren.
3. Die Textproduktion als Schreiben ist ein komplexer Prozess, der aktives
Denken, Analyse und Synthese, Reflexion und Abstrahieren impliziert.
3.1 Die psychophysiologischen Mechanismen der Textproduktion sind:
3.1.1 Begreifen mit seinen zwei wichtigen Bestandteilen – Analyse und
Synthese, die die Bildung und die Formulierung der Gedanken ermöglichen
(Шубин 1972: 123).
3.1.2 Gedächtnis, das in zwei Formen auftritt. Das Langzeitgedächtnis bietet
nützliches Sprachmaterial und inhaltliche Themenvielfalt. Das Kurzzeitgedächtnis
wird zur Grundlage der Organisation und Verarbeitung des Textes (Зимняя 1991: 85).
3.1.3 Mechanismus der voraussagenden Synthese: Er ermöglicht Wortauswahl, grammatisches Strukturieren und den Textaufbau (Мошинская 1975: 99).
219
3.2 Der Prozess der Textproduktion hat einige psychologische Phasen:
Motivation, Gedankenformen, inneres Programmieren, semantische Aufzeichnung,
Wortauswahl, grammatisches Strukturieren, sprachliche Äußerung (Зимняя, 1985: 67).
4. Positiv beeinflussen den Prozess der Textproduktion besondere Faktoren:
individuelle psychologische Eigenschaften der Lernenden, die durch ihren
neuropsychologischen Typ bestimmt sind: Flexibilität des Denkens, Gedächtniskapazität, Mechanismen der voraussagenden Synthese (Зимняя 1991: 193).
5. Ein effektives didaktisches Modell der Schreibschulung und besonders der
Textproduktion kann nur beim Verstehen der psychophysiologischen Prozesse
geschaffen werden.
Literatur
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Зимняя И. А. Психология обучения иностранным языкам в школе /
Ирина Алексеевна Зимняя. – М. : Просвещение, 1991. – 222с.
Леонтьев А.А. Речь и общение / А.А. Леонтьев // Иностр. языки в школе.
–1974. – №6. – С. 80-85.
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трудов. Выпуск 97. – М. : Изд-во Моск. ГППИЯ им. М.Тореза, 1975. – С. 97-105.
Шубин Э. П. Языковая коммуникация и обучение иностранным языкам /
Эммануил Петрович Шубин. – М. : Просвещение, 1972. – 350с.
Serednytska Tetjana
Nationale Universität "Lwiwska Politechnika"
ZUR FRAGE DER HYPONYMIE
IN DER WIRTSCHAFTSTERMINOLOGIE
Die Funktion von Termini besteht darin, einen theoretisch abstrakten
fachlichen Wissensausschnitt aus einem bestimmten Fachgebiet kompakt zu
repräsentieren und auf diese Weise die Kommunikation über theoretisch komplexe
Sachverhalte zu vereinfachen [3]. Das Verständnis eines Terminus setzt dabei
häufig voraus, nicht nur die zugehörige Definition zu kennen, sondern auch über
dessen Stellung zu anderen terminologischen Begriffen und die Struktur des
wissenschaftlichen Paradigmas orientiert zu sein. Die Hyponymie-Relation stellt
insofern die wichtigste Relation dar, als es mittels der Einführung von
Unterbegriffen und Oberbegriffen möglich ist, den Wortschatz auf vertikaler
Ebene zu strukturieren [2, 191]. Insbesondere in der Kategorie Nomen ist
Hyponymie die wichtigste, da strukturierende Relation.
Unter Bezugnahme auf den Begriff „Hyperonymie/Hyponymie“ in der
terminologischen Lexik verstehen wir unter Hyperonymie folgendes: der
Bedeutungsumfang eines Wortes ist im Bedeutungsumfang eines anderen Wortes
enthalten, d.h. die beiden Wortbedeutungen stehen zueinander in einer
hierarchischen Beziehung. Das Wort mit dem kleineren Bedeutungsumfang in
220
dieser Beziehung wird ein Hyponym des anderen Wortes genannt, während das
Wort mit dem größeren Bedeutungsumfang Hyperonym heißt.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Bedeutung von Hyponymen reicher an
Kennzeichen ist als die Bedeutung von Hyperonymen [1, 138]. Zum Beispiel der
Terminus das Management. Zwei Hyponyme auf einer Ebene treten als die erste
Stufe seiner Konkretisierung auf: das Generalmanagement und das Funktionsmanagement. Das Hyponym das Funktionsmanagement ist gleichzeitig das Hyperonym zu den Termini der nächsten Konkretisierungsstufe: das Finanzmanagement, das Innovationsmanagement, das Personalmanagement, das
Bankmanagement usw.
Wie die Beispiele illustrieren, können sich hyperonym-hyponymische
Beziehungen sowohl waagerecht als auch senkrecht entwickeln.
Die Anzahl der Termini in der hyperonym-hyponymischen Gruppe wird von
dem Kernkennzeichen bestimmt, z.B. die Hyponyme zum Terminus die Prognose
sind nach dem temporalen Kennzeichen die drei terminologischen Wortverbindungen kurzfristige Prognose, mittelfristige Prognose, langfristige Prognose.
Nach dem Funktionskennzeichen gibt es folgende Termini: die Programmprognose, die Ressourcenprognose.
So kann man feststellen, dass die hyperonym-hyponymischen Begriffe
Gruppen mit verschiedenen Strukturen bilden können.
Die transitive Über- oder Unterordnung von Fachbegriffen stellt die
wichtigste Möglichkeit der Hierarchiebildung dar. Wesentlich für die
Wirtschaftsterminologie sind polyhierarchische Strukturen, d.h. die Zulassung
mehrerer übergeordneter Termini zu einem Hyponym. Mit Hilfe von Hyponymen
kann dann später etwa eine Klassifikation von Fachtexten erfolgen: Werden
innerhalb eines Textes mehrere Termini mit einem gemeinsamen Hyperonym
gefunden, bietet sich in vielen Fällen dieses Hyperonym als möglicher Kandidat
für die Textcharakterisierung an.
Literatur
1. Новиков Л. А. Семантика русского языка / Лев Алексеевич Новиков
– М.: Высшая школа, 1982. – 272 с.
2. Панько Т. І., Кочан І. М., Мацюк Г. П. Українське термінознавство:
Підр. / Таміла Іванівна Панько, Ірина Миколаївна Кочан, Галина Петрівна
Мацюк– Львів: Світ, 1994. – 216 с.
3. Arntz R., Picht H. Einführung in die Terminologiearbeit / Reiner Arntz,
Heribert Picht – Hildesheim, 1995. – 326 S.
Sharyak Oksana
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
OKKASIONALISMEN ALS MITTEL
DER THEMATISCHEN PROGRESSION
Die thematische Progression bedingt zum großen Teil den Prozess der
Transformation der Prädikatgruppe in ein deverbales Derivat oder Kompositum.
Durch die Nominalisierung des Prädikats wird der substantivierte Inhalt zum
221
thematischen Element und schafft die Möglichkeit zur Einführung des Prädikats,
das traditionell als Hauptträger der rhematischen Information im Satz fungiert.
Dies kann als einer der Faktoren angesehen werden, der den Nominalstil der
deutschen Pressekommentare begünstigt.
In den Pressekommentaren werden oftmals vorher erwähnte Sachverhalte
bzw. Denotate mittels Okkasionalismen wiederaufgenommen, die eine komplexe
Bedeutungsstruktur aufweisen (siehe dazu L.Säppenen 1986), zumal sie als
semantische Korrelate für syntaktische Strukturen auftreten.
In Kontaktposition realisieren syntaktische Antezedenten und anaphorisch
gebrauchte Okkasionalismen meistens lineare thematische Entfaltung - das Rhema
der ersten Aussage wird Thema der zweiten Aussage.
(1) Die Großbrauerei Anheuser-Busch soll das beliebte Budweiser-Bier in
Amerika mit Wasser gepanscht und so Alkoholangaben gefälscht haben. Die
Bier-Verwässerung werfen jedenfalls Verbraucher dem Unternehmen vor…
(FAZ.online 27.02.2013)
Im 1. Textfragment ist das Subjekt die Großbrauerei Anheuser-Busch das
Thema des Satzes und das Prädikat soll gepanscht haben das Rhema, das durch die
Objekte das beliebte Budweiser-Bier in Amerika, mit Wasser verstärkt wird. Durch
die Zusammenziehung dieser Inhalte wird das Kompositum die Bier-Verwässerung
zum Thema des nächsten Satzes und eröffnet die Möglichkeit zur Einführung des
neuen Rhemas.
Die Progression mit abgeleitetem Thema wird oft von Okkasionalismen in
kataphorischer Position mitkonstituiert. Dieser Progressionstyp eröffnet eine
thematische Hierarchie, bei der die Themen der einzelnen Sätze von einem
Hyperthema abgeleitet werden. Das Hyperthema in Beispiel (2) ist der
Okkasionalismus Akademisierungswahn, dessen Bedeutung durch die Rhemen R1
und R2 expliziert wird.
(2) Schluss mit dem Akademisierungswahn (Titel, Hyperthema). Die Politik
treibt die Studentenzahlen in immer neue Höhen (R1). Die Verlierer sind die
Berufsbildung und die Universitäten als Orte freier Wissenschaft (R2).
(Zeit.online 27.03.2013)
Bei der Dekomposition kataphorisch gebrauchter Okkasionalismen können
die unmittelbaren Konstituenten bei der wiederholten Nennung im Antezedent
gegenübergestellt werden, indem eine Konstituente als Thema und die andere als
Rhema markiert wird. Verbreitet ist auch die Zugehörigkeit der korrelierenden
Wörter zu einem kommunikativen Block, wie im Beispiel 3.
(3) Aus der Schweiz schwappt derzeit eine gigantische Anti-Gier-Welle nach
Deutschland. Berühmter Gierverzichter Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG, verzichtete 2012 auf rund 6 Millionen Euro
Gehalt. In vorbildlicher Bescheidenheit begnügte er sich mit nur 14,5
Millionen Euro. Spiegel.online 05.03.2013
Das syntaktische Korrelat des Okkasionalismus Gierverzichter ist der Satz
Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG verzichtete 2012 auf rund 6 Millionen
Euro Gehalt, in dem das Thema traditionell das Subjekt repräsentiert und das
Rhema die Prädikatgruppe, die mit dem Bestimmungswort Gier korreliert.
222
In Distanzpositionen ist meist eine Progression mit thematischem Sprung zu
beobachten. Der Progressionstyp sieht die Auslassung eines Gliedes der thematischen Kette vor, das jedoch leicht ergänzt werden kann. Dieser Progressionstyp
verdeutlicht die Wichtigkeit, durch Weltwissen den Aussagekontext zu ergänzen.
Literatur
1. Новицкая В. Текст как фактор формирования словообразовательных
единиц. // Сборник научных трудов, Москва, 1988. – С. 84-89.
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свете теории текста (на материале нем. яз.). Автореф. на соиск. науч. степ.
доктора фил. наук. Москва, 1984. – 50с.
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hrsg. von Wolfgang Dressler. – Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft,
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5. Seppänen L. Leere Bedeutungen, falsche Namen? // Zeitschrift für
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Shevchuk Irina,
PhD, Assistant Professor für Moderne europäische Sprachen
VTEI KNTEU
DIE PROBLEME DER AUSBILDUNG VON STUDENTEN
IN DER AKADEMISCHEN GRUPPE
VON HOCHSCHULEINRICHTUNGEN
Die moderne Wissenschaft ist um mehr Aufmerksamkeit für Bildung
besorgt, weil pädagogische Prozesse als eine Form des Einflusses auf die
Entwicklung des Einzelnen in einer Gesellschaft für jede Generation ein zentrales
Thema sind. Angesichts der demokratischen Transformation in den letzten Jahren
stellt sich in der ukrainischen Gesellschaft im Allgemeinen und vor allem in der
Bildung die Frage der Verwendung der Mittel und Methoden der pädagogischen
Fachkräfte, um eine neue demokratische Struktur zu erstellen. Die
Auseinandersetzung mit dieser Frage erfordert die Schaffung von modernisierter
demokratischer Bildung und pädagogischen Ansätzen. Das traditionelle System der
Aus- und Weiterbildung schafft Hindernisse für die Bildung eines kreativen
einzelnen Schülers und führt zur Freisetzung eines jungen Profis mit einer PreProfessionalität und Kreativität, die die eigene Ausbildung vernachlässigt. Daher
ist für die moderne Pädagogik das Problem der erzieherischen Bedingungen für die
Bildung von Studienleistungen in der Gruppe relevant und wichtig.
223
Die Studenten akademische Gruppe ist eine Art einer kleinen Gruppe, mit
ihren Phasen der Transformation, Gruppen im Team, Parametern und Kriterien der
Bildung, innerem psychologischen Klima [2]. Der Lehrer-Einfluss auf die SchülerGruppe kann je nach Stadium der Entwicklung direkt, indirekt und parallel sein.
Die Formen des Lehrers mit dem Team in dieser Hinsicht sind: Identifizierung
vielversprechender Linien, Gruppen-Planung, der Einsatz von Diagnosepsychologischen Ansätzen in der Praxis, die Bildung von Traditionen in der
Gruppe, die Organisation einer Gruppe von Studenten, die gemeinsame Analysen
vornehmen [4]. Es ist ratsam, die Studentengruppe in Ideen der Selbstorganisation
und des Selbst-Management einzuführen. Die Identität des Schülers ist zu einem
gewissen Grad in das System des Dialogs und der zwischenmenschlichen
Beziehungen innerhalb der Gruppe eingebettet. Daher sollte die Klasse die
beruflichen Themen ordnen und kommunizieren, die Studenten durch Situationen
der moralischen Entscheidung, durch Kreativ-Rollenspiele, kooperative Aktivitäten und mehr emotional ansprechen. Jedes Mitglied der Studentengruppe sollte die
etablierten pädagogischen Bedingungen kreativer Individualität erleben. [3]
Aktiven Einfluss auf die akademische Gruppe übt ihr Kurator und Lehrer
im Klassenzimmer mit spezialisierten Themen. Der Zweck dieser Arbeit ist die
Erstellung externer und interner Ressourcen für das Mainstreaming der Schüler,
die ihr kreatives Selbst in der Bildung und anderen Bereichen des Lebens
vervollständigen. "Durch das Anwenden von humanistischen BildungsTechnologien, mit denen Kuratoren arbeiten, können Lehrer signifikanten
Einfluss auf die Bildung einer einheitlichen Unternehmenskultur der Einrichtung
nehmen, die psychologischen, organisatorischen und pädagogischen
Voraussetzungen für die Errichtung einer komfortablen Umgebung des
humanitären Instituts schaffen und damit eine wichtige Komponente der sozialen
Situation des einzelnen aktuellen Spezialisten bieten. Durch die Kombination von
Funktionen der Unterrichts- und Erziehungsarbeit haben Kuratoren und Lehrer
die Möglichkeit, in einem ganzheitlichen pädagogischen Prozess durch die
Schaffung eines speziischen Systems, das die soziale Situation der harmonischen
beruflichen und persönlichen Entwicklung der zukünftigen Profis
berücksichtigt,"[1] Einfluss zu nehmen. Kuratoren und Lehrer müssen im
modernisierten pädagogischen Prozess eine neue Rolle erfüllen – als Trainer, die
mit dem Team interagieren. "Die neue Rolle des Lehrers ist ein Schritt nach vorn,
weil es nicht nur um das Entwickeln eines Plans geht, sondern auch um neue
Spiele, die am besten für das Lernen sind" [5, S. 23].
Daher analysierten wir die Studenten akademische Gruppe als ein Objekt des
pädagogischen Einflusses. Es waren die optimalen dynamischen Prozesse in
wirtschaftlichen Aktivitäten der Hochschulen in der Gegenwart, die durch eine
solche Organisation einen pädagogischen Prozess erfuhren, der die Schaffung einer
günstigen Situation für die Einführung von innovativen pädagogischen Techniken
erwies. Diese werden die Studenten, basierend auf einigen Fähigkeiten im Bereich
der Verwaltung, bestimmt realisieren, indem sie verschiedene Funktionen
ausführen und Rollen einnehmen, von der Anfangsphase allmählich bis hin zum
Erwerb von spezifischen Kompetenzen.
224
Literatur:
Авдєєва І.М., Мельникова І.М. Інноваційні комунікативні технології в
роботі куратора академгрупи: Навчальний посібник. – К.: ВД “Професіонал”,
2007. – 304 с.
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– Екатеринбург: Литур, 2000. – 320 с.
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Кричевский Р.Л., Дубовская Е.М. Психология малой группы:
теоретический и прикладной аспекты. – М.: Изд-во МГУ, 1991. – 205 с.
Barr R., Tagg J. From Teaching to Learning: A New Paradigm for
Undergraduate Education. Change. – 1995. – Vol. 27, № 6. – P. 13-25.
Shumiatska Oleksandra
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
ENTSCHULDIGUNG ALS SPRECHGATTUNG
Gewöhnlich wird die Sprechhandlung der Entschuldigung als ein Sprechakt
erforscht. Unter dem Sprechakt versteht man eine konkrete Äußerung, die kleinste
Einheit der sprachlichen Kommunikation. Diese Sprechhandlungen folgen
konventionalisierten Regeln.
Die Besonderheiten der Entschuldigungssituation gehen aber weit über die
Grenzen des Sprechaktes der Entschuldigung hinaus, deshalb ist die Analyse der
Entschuldigung als einer Sprechgattung von großer Bedeutung.
Im Allgemeinen ist die Person des Hörers im lokutiven Akt anwesend, aber
das Modell des Sprechaktes richtet sich meistens auf den Sprecher. Die Information
darüber, auf welche Weise die Kommunikation des Sprechers mit dem Hörer
vollzogen wird, ist im Sprechakt nur potentiell dargestellt (Макаров, 2003: 170).
Sprechakte sind vor allem einzelne Äußerungen, die Einfluss auf den
Adressaten haben. Also man kann behaupten, dass Sprechakte nicht den ganzen
Kommunikationsprozess darstellen können.
Heutzutage sind Forschungen im Rahmen der Sprechgattungstheorie
populär. Sprechgattungen sind nach M. Bakhtin Mittel des sozialen
Zusammenwirkens. Sie sind gerichtet auf die Beschreibung und Gestaltung des
Kommunikationsprozesses. Die Sprechgattung hat größeren Umfang, besteht aus
mehreren Sprechakten und stellt mehr Information dar (Бахтин, 1996: 159-206).
Nehmen wir folgendes Beispiel:
«Entschuldigen Sie bitte» (Entschuldigung), sagte ich schließlich. «Wir
haben nicht gesehen, dass Sie im Wagen waren. Sonst hätten wir den Unfug vorhin
sicher nicht gemacht» (Rechtfertigung).
Das Mädchen sah mich an. «Aber warum denn nicht?» erwiderte es ruhig,
mit einer überraschend dunklen Stimme. «So schlimm war das doch gar nicht»
(Remarque, 2000: 15).
225
Im angegebenen Beispiel setzt sich die Sprechgattung der Entschuldigung aus
dem Sprechakt der Entschuldigung und dem Sprechakt der Rechtfertigung
zusammen. Diese Sprechakte dienen dazu, die Entschuldigungssituation, den Grund
für die Entschuldigung und das Vorhaben des Sprechers deutlich darzustellen.
Das kognitive Modell der Sprechgattung der Entschuldigung beinhaltet
folgende Komponenten: 1) mindestens zwei Kommunikationspartner (den
Sprecher und den Hörer), 2) die Verletzung (reale oder potentielle), 3) das Ziel der
Kommunikation, 4) kommunikative Umstände, 5) verbalen bzw. nonverbalen
Ausdruck der kommunikativen Vorhaben der Gesprächspartner.
Am letzten Beispiel lässt sich dieses Modell wie folgt darstellen: 1)
Kommunikationspartner – ein Junge und ein Mädchen, nicht bekannt; 2) die
Verletzung – das Benehmen des Jungen: er hat den Unfug gemacht; 3) Ziel – um
Entschuldigung bitten; 4) Umstände – der Junge trifft das Mädchen, er möchte sie
kennen lernen und fühlt seine Schuld für seine Tat; 5) verbaler Ausdruck der
kommunikativen Vorhaben des Sprechers – imperativische Form des Verbs
„entschuldigen“.
Die angegebenen Strukturkomponenten der Entschuldigungssituation sind in
Wechselbeziehung: 1) die Verletzung erfordert bzw. beeinflusst die Entstehung der
Entschuldigungssituation, 2) der Umfang des verursachten Schadens beeinflusst
den Adressanten, und zwar die Wahl bestimmter Ausdrucksmittel der
Entschuldigung, 3) die Schwere der Verletzung beeinflusst den Adressaten und
bestimmt den Charakter seiner Reaktion auf die Äußerung des Sprechers, 4)
kommunikative Umstände beeinflussen die kommunikative Handlung zwischen
dem Sprecher und dem Hörer, 5) der Sprecher übt Einfluss auf den Adressaten aus,
indem er verbale oder nonverbale Ausdrucksmittel der Entschuldigung gebraucht,
6) der Adressat reagiert auf die Äußerung des Sprechers.
Im nächsten Beispiel besteht die Sprechgattung der Entschuldigung aus dem
Sprechakt der Entschuldigung und dem Sprechakt des Versprechens:
«Verzeih» (Entschuldigung), sagte er, «ich tu's wirklich nicht wieder»
(Versprechen), schwenkte von der Autobahn ab, fuhr zwischen lieblichen Feldern,
an stillen Waldrändern entlang (Böll, 1983: 216).
Aus der Analyse des praktischen Materials folgt, dass die Sprechgattung der
Entschuldigung am häufigstem aus dem Sprechakt der Entschuldigung, der
Rechtfertigung, der Bitte, des Erklärens, des Versprechens, der Mitteilung besteht.
Schlussfolgernd kann man die Sprechgattung der Entschuldigung wie folgt
definieren: Gesamtheit einzelner Sprechakte, deren illokutionärer Punkt im Ausdruck
von Bedauern und Reue über die vom Sprecher herbeigeführte Handlung und in der
Wiederherstellung der Harmonie in den Beziehungen zwischen dem Sprecher und
dem Hörer besteht, wobei der Sprecher die Verantwortung für sein Fehlverhalten
übernimmt, es als negativ für den Hörer bewertet, es bereut und darauf hofft, dass
seine Entschuldigung vom Adressaten wahrgenommen wird; bzw. der Sprecher zeigt,
dass er die gesellschaftlichen Normen kennt und sich an diese hält.
Literatur
Бахтин М.М. Проблема речевых жанров [Електронний ресурс] / М.М. Бахтин // Собрание сочинений в 5 томах. Работы 1940 – 1960 гг. – М., 1996. – Т. 5. –
С. 159–206. – Режим доступу: http://philologos.narod.ru/bakhtin/ bakh_genre.htm
226
Бацевич Ф.С. Лінгвістична генологія : проблеми і перспективи /
Бацевич Ф. С. – Львів, 2005. – 264 с.
Вежбицка А., Гольдин В. и др. Антология речевых жанров: повседневная коммуникация / А. Вежбицка, В. Гольдин. – М.: Лабиринт, 2007.
Макаров М.Л. Основы теории дискурса / М.Л. Макаров. – М.: ИТДГК:
Гнозис, 2003. – 280 с.
Böll Н. Billard um halb zehn / H. Böll. – München: Deutscher Taschenbuch
Verlag, 1983. – 306 S.
Remarque E.M. Drei Kameraden / E.M. Remarque. – Köln: Kiepenheuer &
Witsch, 2000. – 398 S.
Shcherbakova Viktoriya
Luhansker Nationale Taras Schewtschenko Universität
MÄRCHENTITEL ALS IDENTIFIZIERUNG DES INHALTS
1. Der erste Kontakt jedes Lesers mit dem Text wird mithilfe des Titels
hergestellt. Der Titel spiegelt einen besonderen Appell wider, der als
Motivationsfaktor zum weiteren Lesen dient. Der Auffassung von W.A. Kukharenko nach „ist der Titel eine eigenartige aktualisierende Kraft von fast allen
Textkategorien, darüber hinaus erfüllt er eine Funktion den Text, dessen
bestimmten Kategorien nach, zu nennen“ (Кухаренко, 2004). Der Titel ist ein
Merkzeichen, das wichtige Funktionen im Text erfüllt, nämlich eine bildende und
eine gestaltende (Кочан, 2008: 58).
1.1 Unsere Aufgabe besteht in der Analyse von Titeln ukrainischer und
deutscher Märchen, der Feststellung von deren Expressivität aus der Perspektive
der vorhandenen diminutiven Suffixe und der Klarstellung ihrer Rolle bei der
Gestaltung der Charakteristika von bestimmten Textbestandteilen.
1.2 Das Funktionieren expressiver Mittel kann man auf phonetischer,
lexikalischer, wortbildender, morphologischer und syntaktischer Ebene beobachten. In jedem Märchen gehören diese Mittel zu den Faktoren, die die Wortausdruckskraft verstärken (Чабаненко, 2002). Die Berücksichtigung der wortbildenden Ebene ermöglicht, das Funktionieren der lexikalischen Einheit mit
Anwesenheit von minimaler Quantität der sprachlichen Elemente zu untersuchen,
deren Bedeutung vom Anfang die Grenzen der neutralen Bildungen in
Substantiven überschreitet.
1.3 Der Titel ist in den Text integriert, außerdem ist er mit der Entwicklung
des Textinhalts eng verbunden und dient als Äußerung der Auffassung des Autors
(Кочан, 2008: 60-61). Die Benutzung diminutiver Suffixe in Substantiven lässt
sich als Intention des Verfassers zur Bezeichnung von verschiedenen semantischen
Schattierungen, nämlich objektive Verkleinerung, Zärtlichkeit, Verkleinerungszärtlichkeit oder Verkleinerungsverächtlichkeit erklären. Diese Verwendung ist einerseits ein Element von sogenannter Prospektierung, weil der Titel den Leser darauf
orientiert, worum es im Text gehen wird, und andererseits ein Rückblick auf den
Titel zwecks Vergleichs von eigenen Vermutungen mit dem Inhalt und der Absicht
227
der entsprechenden Wortbildung in den Titeln. Als Schlussfolgerung ist zu erwähnen, dass die Palette von diminutiven Suffixen des Märchentitels dem Leser einige
Orientierungspunkte gibt, die während des Lesens ergänzt oder erweitert werden.
2. Der Titel dient als ein Element des waagrechten Kontexts, der „extra
national markierte und allgemeine kulturelle Information akkumuliert, für die
implizite Weise der Inhaltsäußerung bezeichnend ist“ (Калита, 2007: 36). Bei der
Analyse der Struktur von deutschen und ukrainischen Märchentiteln können
mehrere Gruppen genannt werden, nämlich Titel, die Vor- und Nachnamen
repräsentieren: „Івасик-Телесик“, „Der Frieder und das Katherlieschen“; Titel, die
Haupthelden nach dem Prinzip von Verwandtschaft darstellen: „Сестричка та її
братик золотий баранчик“, „Brüderchen und Schwesterchen“; Titel, die
Tiernamen beinhalten: „Лисичка та журавель“, „Läuschen und Flöhchen“; Titel,
die Märchengegenstände benennen: „Totenhemdchen“, „Калиточка“ und andere.
2.2 Eine der wichtigsten Funktionen des Titels ist die Aktualisierung des im
Text dargestellten Konzepts (Кухаренко, 101). Darüber hinaus bezieht er sich auf
die expliziten Verfahren der Formierung von Textkonzepten (Селіванова, 2010:
215). Bei der Analyse der Titel von ukrainischen und deutschen Märchen lässt sich
auf die Rolle der Nachsilben von subjektiven Einschätzungen des im Text
repräsentierten Konzepts verweisen, deren expressive Bedeutung im Rahmen der
vorliegenden Untersuchung behandelt wird.
Literatur
Калита О. Реалізація іронії через горизонтальний контекст / Оксана
Калита // Дивослово. – 2007. - №1. – с.35-39.
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Кухаренко В.А. Інтерпретація тексту / Валерія Андріївна Кухаренко. –
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Селіванова О.О. Лінгвістична енциклопедія / Олена Олександрівна
Селіванова. – Полтава: Довкілля, 2010. – 844с.
Чабаненко В.А. Стилістика експресивних засобів української мови /
Віктор Антонович Чабаненко. – Запоріжжя: ЗДУ, 2002. – 351с.
W. Fleischer Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache / W. Fleischer.
– Göttingen: Walter de Gruyter, 2012. – 484 S.
W.Motsch Deutsche Wortbildung in Grundzügen / W.Motsch. – Göttingen:
Walter de Gruyter, 2004. – 458 S.
Синьо Вікторія
Ужгородський національний університет
ТЕРМІНОЛОГІЧНЕ ПЛАНУВАННЯ ТА СТАНДАРТИЗАЦІЯ
ТЕРМІНОСИСТЕМИ ЛІСІВНИЦТВА
Процес унормування галузевої термінології вимагає всебічного
вивчення джерел і способів її формування, особливостей функціонування у
науковій та практичній сферах. Його легше здійснювати для нових
термінологій, а ніж для давно функціонуючих (Ярцева 1998: 146).
228
Сучасна українська терміносистема лісівництва почала розвиватися, як
і термінології інших галузей, уже в радянські часи на основі власне української мови, а також латини й російської мови. У той час термінологічне
планування в Україні було спрямоване на штучне зближення українських
галузевих терміносистем з російською. Майже всі словники та довідники
орієнтувалися на російську мову, яка залишалася свого роду еталоном, тим
більше, що в деяких галузях науки панувала виключно російська.
Крім дослідження термінологічного планування як явища, багато
лінгвістів сформулювало основні принципи термінологічного планування.
Е. К. Дрезен підкреслював важливу роль стандартизації, оскільки за
відсутності єдності в користуванні науково-технічними поняттями та
термінами ускладнюється спілкування, обмін досвідом, доступ до науковотехнічних досягнень (Дрезден 1936: 18). Основними вимогами до терміна, на
думку Д. С. Лотте, є його точність і короткість. Проте такі засади
термінотворення можуть протягом певного проміжку часу носити не
обов’язковий, а рекомендований характер (Д’яков 200: 178).
В основу побудови нових термінів Д. С. Лотте радив закладати ознаки,
які якомога точніше відображають специфіку поняття, враховуючи також
етимологію терміна, його зрозумілість та евфонію. При цьому варто усувати
багатозначність термінів, наприклад, вируб (рос. валка, вырубка, подсечка), а
також їх синонімію, наприклад, кряж та колода, маркування та маркірування,
спіла деревина та стигла деревина (Лотте 1961: 8).
На думку Е. Ф. Скороходька, нові терміни повинні природно входити
до існуючої системи термінології даної галузі та не повинні відчуватися як
сторонні, тому їх варто будувати за зразками вже наявних (Скороходько
1963: 87). Для побудови нових термінів слід брати до уваги як їх зовнішню
форму, так і їх мотивацію. Так, найвищі показники вмотивованості серед
німецьких термінів лісівництва мають лексичні одиниці, що представляють
семантичну модель R001X040R′002X040 (“тіло, яке має частиною тіло”),
наприклад, die Ballenpflanze (саджанець з грудкою землі). Таким чином,
можна запропонувати використовувати дану модель для творення українських термінів лісівництва, наприклад, лісопильня (das Sägewerk).
Аналіз української терміносистеми лісівництва показав, що у ній
трапляються невдалі кальки з російської мови, наприклад, укр. бракер
(бракувальник) від рос. бракёр. Деякі терміни через багатокомпонентність,
наприклад, дерево на узліссі нечітко називають поняття. На думку А. В. Крижанівської та Л. О. Симоненко, процес унормування термінолексики
відбувається через контекст, який внаслідок багатопланової роботи дає
можливість звести всю термінологію в певну систему на принципах
змістовного, логічного та лінгвістичного рівнів (Крижановська 1987: 31).
Саме контекст допомагає розв’язати цілий ряд питань, пов’язаних із
упорядкуванням та уніфікацією термінолексики. За наявності варіантів
терміна можна дати лінгвістичні рекомендації лише за умови детального
вивчення різноманітної спеціальної літератури і державних стандартів,
спеціальних довідників, навчальних посібників тощо, хоча через сувору
229
дефінітивність термін повинен бути відокремлений від контексту, але саме в
контексті він зберігає свою спеціалізовану визначеність, а в разі багатозначності – можливість розмежування значень.
Отже, українська терміносистема лісівництва була сформована під
впливом російської мови, про що свідчить велика кількість запозичень з цієї
мови у досліджуваній термінології. Нові терміни повинні природно входити
до існуючої термінології.
Література
Дрезден Э.К. Научно-технические термины и обозначения и их
стандартизация / Дрезден Э.К. – М., Стандартиз, 1936. – 136 с.
Д’яков А.С. Основи термінотворення: семантичні та соціолінгвістичні
аспекти / Д’яков А.С., Кияк Т.Р., Куделько З.Б. – К.: Academia, 2000. – 217 c.
Крыжановская А.В. Актуальные проблемы упорядочения научной
терминологии / Крыжановская А.В., Симоненко Л.О. – К.: Наукова думка,
1987. – 158 с.
Лотте Д.С. Основы построения научно-технической терминологии /
Лотте Д.С. – М.: Изд-во АН СССР, 1961. – 160 с.
Скороходько Э.Ф. Вопросы перевода английской научно-технической
литературы / Скороходько Э.Ф. – К.: Изд-во Киевского ун-та, 1963. – 92 с.
Ярцева В. Н. Языкознание: Большой энциклопедический словарь /
Ярцева В. Н. – М.: Научное изд-во „Большая российская энциклопедия”,
1998. – 586 с.
Sitarz Magdalena
Jagiellonen Universität Kraków, Polen
WOLF BIERMANN: DEUTSCH-JÜDISCHER DICHTER
UND ÜBERSETZER
In meinem Beitrag möchte ich Wolf Biermann als Dichter und Übersetzer
aus dem Jiddischen präsentieren und zugleich erforschen, wie sich die Sehnsucht
dieses Dichters nach eigener Identität, nicht nur der literarischen, in seinen Werken
widerspiegelt.
Zuerst möchte ich kurz auf die Suche des eigenen „Ich” durch die jüdischen
Schriftsteller der DDR eingehen, den nächsten Punkt bildet eine kurze Darstellung
des Lebens von Wolf Biermann. Dann werde ich mich auf die ausgewählten Texte
konzentrieren, die – meiner Meinung nach – davon zeugen, dass das Bewusstsein
der eigenen jüdischen Herkunft sowohl Leben als auch (nicht nur das literarische)
Werk des Dichters tief beeinflusste. Diese Feststellung bildet zugleich die
Hauptthese meines Beitrags.
Zu den jüdischen Schriftstellern der DDR zählen unter anderen Anna
Seghers, Stephan Hermlin, Stefan Heym, Victor Klemperer, Friedrich Wolf und
Arnold Zweig sowie die jüngeren Jurek Becker, Wolf Biermann und Günter
Kunert. Bei einigen dieser Autoren beobachtet man eine deutliche Distanz zu ihren
230
jüdischen Wurzeln, bei den anderen war ihre jüdische Identität bereits ausgebildet,
als sie zu schreiben begannen. Wolf Biermann gehört zweifelsohne zu der zweiten
Gruppe (Dubrowska 2002: 9).
Der Dichter wurde 1936 in Hamburg geboren, sein Vater war deutscher
Kommunist jüdischer Herkunft und wurde in Auschwitz ermordet. Nach dem
Abitur beschloss Biermann, Hamburg zu verlassen und übersiedelte 1953 in die DDR,
er war tief überzeugt, dass er damit den von seinem Vater eingeschlagenen Weg
weiter geht, sowie seine Hoffnungen wahr werden lässt (Dubrowska 2002: 139).
Zu den literarischen Texten von Biermann, die ich besprechen möchte,
gehört das Lied „Ermutigung“, das vielleicht am besten das ausdrückt, was für
Biermanns Schaffen immer charakteristisch war: er versuchte in den Lesern und
Zuhörern seiner Lieder vor allem Hoffnung zu erwecken, Hoffnung auf eine
bessere Welt, auf eine bessere Zukunft: Das Grün bricht aus den Zweigen / Wir
wolln das allen zeigen / Dann wissen sie Bescheid (Biermann 1991: 178). Dieses
Lied weist einen deutlichen Bezug zur DDR-Wirklichkeit auf, kann aber zugleich
auch als eine Art Sendung an das jüdische Volk verstanden werden. Die deutschjüdische Identität Biermanns ist in der ganzen Zeit seines Schaffens sichtbar,
besonders deutlich kommt sie in den 80er und 90er Jahren zum Ausdruck
(Dubrowska 2002: 138). Bereits früher entstand der Zyklus, der mit seinem Titel
direkt an Heines „Deutschland. Ein Wintermärchen” anknüpft. In dem darin
enthaltenen Lied „Gesang für meine Genossen” (1965) schreibt Biermann: Jetzt
singe ich für meine Genossen alle / Das Lied von der verratenen Revolution / [...]
Ich singe für meinen Genossen Dagobert Biermann / der ein Rauch ward aus den
Schornsteinen / der von Auschwitz stinkend auferstand (Biermann 1991: 77-78).
Man sieht hier die Enttäuschung über das Leben in der DDR sowie die Anklage,
dass diejenigen, die für die bessere Welt gestorben waren, verraten wurden, und
zugleich den Willen, der Ermordeten, darunter seines eigenen Vaters, für immer zu
gedenken. In einem seiner anderen Gedichte, „Schlaflied für Tanepen“ (1980),
äußert Biermann seine Kritik an der Verlogenheit der deutschen Gesellschaft, die
den Eindruck zu vermitteln versuchte, dass hier nur die „guten Deutschen” leben:
Die Toten können nicht schlafen / Tief unter der Erd ein Geschrei / Das kommt,
weil die Mörder hier oben / So lustig leben und frei (Biermann 1991: 327).
Sehr interessant ist Biermanns Übersetzung des weltbekannten „Liedes von
dem ermordeten jüdischen Volk“ von Jizchak Katzenelson. In meinem Beitrag
werde ich versuchen, auf die Qualität der Übersetzung einzugehen, wie auch
anhand der manchmal sehr persönlichen Aussagen von Biermann, die er im Vorund Nachwort macht, seine Überzeugungen zu präsentieren. Zu solchen
Fragmenten gehört das folgende: Gott im Himmel, könnte ich an Ihn glauben,
würde ich zu Ihm in die Welten hoch schreien: Herr! Adonai! O, Herr, warum hast
Du in den Zeiten der Nazi-Tyrannei geduldet, daß mein Vater, der sogar ein
Kämpfer war, abgeschlachtet wurde, wie ein Kalb? Und warum duldest Du nun in
der Demokratie auch noch diese Geschichtslüge, alle Juden hätten sich
abschlachten lassen wie die Kälber (Biermann 1994a: 12).
Zu den nichtliterarischen Werken von Biermann gehört auch sein Essay, der
als Nachwort zu Władysław Szpilmans Buch „Das wunderbare Überleben.
231
Warschauer Erinnerungen 1939-1945“ fungiert (Biermann 1998). In diesem Text,
den er auf Wunsch des Autors selbst geschrieben hat, betont Biermann unter
anderem: Und was war das stärkste Lebenselixier in diesem großen Sterben? ˗ Der
Hoffnungslosen Hoffen, also die Hoffnung, von der behauptet wird, sie sei es, die
immer erst zuallerletzt stirbt (Biermann 1998: 210).
2007 wurde der Dichter gebeten, die Laudatio anlässlich der Verleihung des
Leo-Beck-Preises, der höchsten Auszeichnung des Zentralrats der Juden in
Deutschland an Angela Merkel, zu halten. In seiner Rede erinnert er unter anderem
an die früheren Worte der Bundeskanzlerin: Wir haben erst spät gelernt – und ich
sage das für mich auch persönlich – wie unermesslich viel Deutschland durch die
Shoa verloren hat und wie viel Liebe deutscher Juden zu diesem Land unerwidert
geblieben ist (Biermann 2007). Biermann bezieht diese Worte auf den Rabbiner
Leo Baeck, aber sie sind wohl auch für seine eigene Familiengeschichte gültig.
Für die literarischen und auch nichtliterarischen Werke Biermanns ist die
Verbindung von manchmal sehr persönlichen Bekenntnissen mit ausgesprochen
politischen Aussagen typisch. Man sieht dabei, dass sein Schaffen sowohl durch
die privaten Erlebnisse wie auch durch die in der Familie tradierten
kommunistischen Überzeugungen beeinflusst wurde. Es scheint dabei, dass der die
DDR-Wirklichkeit kritisierende Dichter in seiner eigenen Heimat Emigrant blieb,
worin er das traurige Schicksal anderer Juden der Diaspora teilte.
Literatur:
Biermann W. Alle Lieder. ˗ Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1991. – 459 S.
Biermann W. Brücke zwischen Władysław Szpilman und Wilm Hosenfeld,
gebaut aus 49 Anmerkungen. Essay. In: Szpilman W. Das wunderbare Überleben.
Warschauer Erinnerungen 1939-1945. ˗ Düsseldorf und München: Econ 1998,
S. 205-231.
Biermann W. Jizchak Katzenelson, ein Jude. In: Katzenelson J. Dos lied
vunem ojsgehargetn jidischn volk. Großer Gesang vom ausgerotteten jüdischen
Volk [aus dem Jiddischen übersetzt von Wolf Biermann]. – Köln: Kiepenheuer &
Witsch, 1994a, S. 7-29.
Biermann W. Katzenelson, der Jid (oder über die Arbeit des Übersetzers). In:
Katzenelson J. Dos lied vunem ojsgehargetn jidischn volk. Großer Gesang vom
ausgerotteten jüdischen Volk [aus dem Jiddischen übersetzt von Wolf Biermann].
– Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1994b, S. 197-226.
Biermann W. Wolf Biermann lobt die “promovierte FDJlerin”. In:
http://www.welt.de/politik/article1337090/Wolf-Biermann-lobt-die-promovierteFDJlerin.html (06.01.2007, Zugriff am 13.05.2013).
Dubrowska M. Auseinandersetzung mit der jüdischen Identität in Werken
ausgewählter Schriftsteller aus der DDR. ˗ Lublin: Towarzystwo Naukowe KUL,
2002, 201 S.
Katzenelson J. Dos lied vunem ojsgehargetn jidischn volk. Großer Gesang
vom ausgerotteten jüdischen Volk [aus dem Jiddischen übersetzt von Wolf
Biermann]. – Köln: Kiepenheuer & Witsch, 1994. – 238 S.
232
Смолій Михайло
Львівський національний університет імені Івана Франка
ЛАТИНСЬКІ ТЕРМІНИ В ІСТОРИЧНИХ ОФІЦІЙНИХ
ДОКУМЕНТАХ ТА ЇХ ПЕРЕКЛАД
Об’єктом нашого дослідження стали документи з історії Львівського
університету, у яких використовується латинська мова на позначення певних
юридичних понять. Особливість більшості досліджуваних документів – це
накопичення латинських термінів. У тексті диплому Йосифа ІІ про статус
Університету знаходимо:
Zweitens geben Wir hiemit dieser neu errichteten Universität das Recht, …
den Gradum Doctoratus, Licentiatus, et Magisterii zu ertheilen, Responsa zu
geben, den vier Fakultäten aber insbesondere von Jahr zu Jahr aus ihrem Mittel
einen Rector magnificus nach dem Turnus per majora vota curiata zu wählen.
По-друге, цим надаємо новоствореному університетові право, …
присвоювати залежно від факультету ступінь доктора, ліценціата і
магістра, давати експертні висновки, а чотирьом факультетам даємо
особливе право вибирати щорічно зі свого середовища ректора університету
згідно з Turnus per majora vota curiata [Качмар/Смолій: 18].
У дипломі Франца I ця думка виражена інакше:
Die drey Fakultäten dieser Universität, … sollen das Recht haben, den Grad
des Doctorats zu ertheilen, und Gutachten zu geben.
Три факультети цього університету, … повинні мати право
присвоювати ступінь доктора, давати експертні висновки [там же: 26–27].
Замість Turnus per majora vota curiata у Франца І стоїть наступне:
das Recht verleihen, von Jahr zu Jahr aus ihrem Mittel einen Rector
magnificus nach der Reihenfolge durch Mehrheit der Gesammtstimmen zu wählen
[там же: 27].
У Йосифа II читаємо:
da um gute Ordnung zu erhalten, eine unmittelbare Aufsicht auf das Ganze
nöthig ist, so wird hierzu aus den Universitätsmitgliedern selbst ein Konsistorium,
oder Senatus academicus errichtet;
оскільки для підтримання доброго порядку необхідний безпосередній
нагляд за всім, то для цього з числа членів університету утворюється
консисторія або академічний сенат [там же: 18].
Франц I передає аналогічний зміст так:
Zur Handhabung der guten Ordnung, und unmittelbaren Aufsicht über das
Ganze, hat ein akademischer Senat zu bestehen;
Для підтримання доброго порядку і безпосереднього нагляду за всім
повинен існувати академічний сенат [там же: 27].
Приклади з інших документів: Referent cum voto informativo [там же: 84],
das receptum nomen erwirken (Інструкція для допоміжної академічної адміністрації) [там же: 86], die Zustellung in loco (Інструкція для педеля) [там же: 104].
Проаналізувавши німецькомовні документи з історії Університету,
233
можна прийти до висновку про те, що однією з особливостей розвитку
правничої термінології досліджуваного періоду є надання переваги
національним (німецьким) варіантам терміну. Це добре видно, зокрема, на
прикладі різних редакцій певного документа в різні роки. Такі термінологічні
зміни знаходимо, крім згадуваних вище дипломів імператорів, також в
Інструкції для педеля, Інструкції для допоміжної адміністрації, Pегламенті
академічного сенату тощо.
Мовознавці пояснюють цей факт таким чином: "Vergleichende
Quellenstudien zeigen erwartungsgemäß ein differenziertes Bild und eine Vielfalt
und Varianz auf terminologischem Gebiet. Diachrone Untersuchungen des
Rechtswortschatzes einer bestimmten Sprache und ein Vergleich von Rechtstexten
und ihrer Übertragung in eine andere Sprache belegen, dass der mittelalterliche
Rechtwortschatz noch nicht durchgängig so fest ist wie der heutige (neuzeitliche)
Fachwortschatz des Rechts" [Kanzleisprache, 2009: 40]. Витіснення термінів
греко-латинського походження німецькими проходило впливом ідей
національного відродження, яке проявлялося у всіх сферах суспільного
життя, результатом чого стало "надання переваги національним, більш
"прозорим" з точки зору внутрішньої форми, термінам" [Шаблій, 2012: 40].
Перекладаючи ці терміни, слід використовувати українські слова, а не
латинські. Вважаємо такий спосіб доцільним, оскільки вживання латинських
термінів вимагало б їх роз’яснень. Накопичення виносок, коментарів
перекладача, його приміток відвертало б увагу читача. Проте перекладаючи
такого роду тексти, слід мати постійно на увазі, що переклад – це акт
міжкультурної комунікації, що перекладач створює новий текст, який за
допомогою засобів певної мови повинен виконувати певну комунікативну
мету для читача, тобто "розуміти" означає для перекладача "розуміти щось
для когось" [Koller, 1992: 77], що "переклад означає більше, ніж перенесення
змісту з однієї мови до іншої. … Переклад вміщує імпліцитно "перекладач є
посередником між двома культурами" [Best/Kalina, 2002: 44]. З огляду на це
"перекладач як посередник між правовими культурами повинен коментувати
переклад тих правових понять та явищ, які або не існують у правовій
культурі адресата, або смисл, обсяг значень чи сфера використання яких
відрізняються від відносно аналогічних понять та явищ цільової правової
культури" [Шаблій, 2012: 61].
У випадку відсутності певного правничого інституту і відповідно
певного юридичного терміну на позначення цього інституту перекладачі
даються до часткового використання інших термінів або до коментарів у
виносках. В історичному перекладі це стосується роз’яснень понять, явищ і
реалій, які вже не існують, або значення і зміст яких з часом змінилися. Так,
наприклад, нашому сучаснику можуть бути не цілком зрозумілими або
зовсім невідомими такі професії минулого, як Diurnist, Aktuar, Mundierer,
Kollationist (писарі з різними функціоналами обов'язками та різним
юридичним статусом), або посада педеля, якої в університеті зараз немає.
При перекладі досліджуваних документів використано виноски, щоб
пояснити такі професії.
234
Література
1. Сторінки історії Львівського університету (за матеріалами
німецькомовних документів) / Упорядники Качмар В. М., Смолій М. С. –
Львів : ЛНУ ім. І. Франка, 2013. – 168 с. + 20 вкл.
2. Шаблій О. А. Німецько-український юридичний переклад: методологія, проблеми, перспективи: [монографія] / О. А. Шаблій. – Ніжин:
Видавець ПП Лисенко М. М., 2012. – 320 с.
3. Kanzleisprache – ein mehrdimensionales Phänomen. Hrsg. von A.
Moshövel und L. Spáčilová. – Wien: Praesens Verlag, 2009. – 282 S.
4. Koller W. Einführung in die Übersetzungswissenschaft. – Wiesbaden:
Quelle & Meyer, 1992. – 344 S.
5. Übersetzung als Repräsentation fremder Kulturen. Hrsg. von D.
Bachmann-Medick. – Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997. – 328 S.
6. Übersetzen und Dolmetschen. Hrsg von J. Best und S. Kalina. –
Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 2002. – 342 S.
Soltys Maryana
Pädagogische Universität Kirowohrad
BESONDERHEITEN, SCHWIERIGKEITEN
UND PROBLEME DER ÜBERSETZUNG
DEUTSCHSPRACHIGER WERBEANZEIGEN
1 Rolle der Übersetzung. In der Zeit der Globalisierung und der
wirtschaftlichen Entwicklung gewinnt die Übersetzung von Fachtexten immer mehr
an Bedeutung, da strategische Werbekonzepte länderübergreifend eingesetzt und die
Verhandlungen unter Fachleuten geführt werden, da internationale Firmen an großen
Projekten teilnehmen, Wissenschaftler die Ergebnisse der Forschungen in
Konferenzen austauschen und sie dann veröffentlichen. Die Fachübersetzung ist in
der heutigen Welt immer wichtiger geworden. Das hängt schon mit der Entwicklung
der Wissenschaften zusammen. Zum Beispiel braucht man bei großen internationalen
Konferenzen immer öfter Übersetzer und übersetzte Texte, weil Wissenschaftler oder
Geschäftsleute aus aller Welt zusammenkommen und sich untereinander verständigen
wollen. Das Übersetzen soll nicht nur sprachliche Schwierigkeiten lösen, sondern
auch Kulturbarrieren beseitigen (Stolze, 1999: 14). Außerdem ist es wichtig, für wen
man diese Texte aus einer Sprache in die andere überträgt. Erstens können es
Experten sein, die schon ein beträchtliches Vorwissen auf ihrem Gebiet haben.
Zweitens können es aber Laien sein, für die man den Text zusätzlich noch
vereinfachen soll, weil sie sich auf dem entsprechenden Gebiet nicht gut genug
auskennen. Und ganz spezifisch sind dabei die Übersetzungen des Werbespots und
Werbeslogans, für deren Verständnis man auch den spezifischen Kontrast von
Ausgangs- und Zielempfänger oder den Anlass des Ausgangstextes und der Translation berücksichtigen soll. Bei der Konzeption einer Werbekampagne wirken die
Wahl der Botschaft, die Zielgruppe, die verbale und visuelle Darstellung zusammen.
Die Forschungen zur interkulturellen Kommunikation werden immer aktueller.
235
Ein wichtiger Bestandteil der interkulturellen Kommunikation ist die
Übersetzung als ein komplizierter Prozess des Erlernens der linguistischen Aspekte
innersprachlicher Tätigkeit, der durch linguistische und extralinguistische oder
pragmatische Faktoren bedingt ist.
Ziel dieses Artikels ist, die Forschung über Transformationsarten von
Werbeslogans und -anzeigen, die Charakteristik ihrer Besonderheiten und die
Schwierigkeiten ihrer Übersetzung festzustellen.
2 Übersetzungsschwierigkeiten und Übersetzungsprobleme. Die
Übersetzung als interkulturelles Kommunikationsmittel legt den Kontakt zwischen
zwei semantischen Systemen fest. Die Übersetzungstätigkeit sieht den Kontakt zweier
Vertreter aus verschiedenen Gemeinschaften mit den verschiedenen Sichtweisen und
entsprechendem Vorwissen voraus. Heutzutage ist die Erforschung des Einflusses der
sprachlichen Faktoren auf die Übersetzung von großer Bedeutung, und zwar die
Übertragungsprobleme
der
nationalmarkierten
Lexik.
Die
Übersetzungsschwierigkeiten und -probleme aus dem Deutschen und Englischen und
umgekehrt behandelten in ihren Arbeiten die Wissenschaftler R. P. Zorivchak,
A. Paslawska, O. D. Ohuy, T. R. Kyyak, A. M. Naumenko, L. Latyschew u. a.
Das Übersetzen ist keine leichte Tätigkeit und dabei entstehen oft Probleme,
die die Übersetzer und Dolmetscher bei ihrer Arbeit lösen sollen. Dabei sollte man
Übersetzungsschwierigkeiten von Übersetzungsproblemen unterscheiden.
Übersetzungsschwierigkeiten sind durch Unwissen entstehende Fehler beim
Übersetzen oder Dolmetschen zwischen zwei verschiedenen Sprachen. Sie werden
auch oft durch so genannte Automatismen (Vorgänge, die nicht durch den eigenen
Willen beeinflusst werden können) verursacht.
Übersetzungsprobleme entstehen dagegen, wenn es sprachliche, kulturelle
oder situative Unterschiede zwischen dem Originaltext und dem Zieltext gibt. Die
Übersetzungsschwierigkeiten sind meistens subjektiv bedingt und können
theoretisch relativ leicht durch Recherchen geklärt werden, wenn
Informationsmaterial für die jeweilige Sprache vorhanden und erreichbar ist. Es
gibt verschiedene Arten von Übersetzungsschwierigkeiten, die den Translationsprozess aufhalten und verlangsamen können. Das Hauptproblem bilden hier am
häufigsten fehlende Informationen über bestimmte Begriffe. Diese entstehen zum
Beispiel bei Mehrdeutigkeit der Wörter, weil ein Wort mehrere Bedeutungen in
verschiedenen Kontexten haben kann, oder anhand der Interferenzerscheinungen.
Noch ein Problem stellt die einfache Unkenntnis von Wendungen und Begriffen,
insbesondere Fachbegriffen, dar. Die Übersetzungsschwierigkeiten entstehen sehr
häufig bei der Übersetzung von Werbung. Man sollte dabei die Idiome und
stehenden Redewendungen einer Sprache gut beherrschen, ein bestimmtes
politisches oder geschichtliches Vorwissen einiger Realien haben und die
Mentalität der Vertreter der Ausgangssprache und der Zielsprache kennen.
Wie schon erwähnt wurde, entstehen Übersetzungsprobleme, wenn es
sprachliche, kulturelle oder situative Unterschiede zwischen dem Originaltext und
dem Zieltext gibt. Christiane Nord gibt eine sehr gute Übersicht von verschiedenen
Problemen, die beim Übersetzen auftauchen können. Nach Nord gibt es generell
vier Arten von Übersetzungsproblemen: a) Ausgangstextabhängige Übersetzungsprobleme entstehen in bestimmten Ausgangstexten. (Nord 1995: 181 f.) So besteht
236
zum Beispiel das Problem, wie man sich an den Empfänger des Textes wendet,
gebraucht man die Ich-Form oder die Wir-Form oder sogar die neutrale man-Form,
für die man im Ukrainischen nicht immer ein gutes Äquivalent findet.
b) Pragmatische Übersetzungsprobleme sind situationsbedingt. Man sollte
dabei den spezifischen Kontrast von Ausgangs- und Zielempfänger oder den
Anlass des Ausgangstextes und der Translation berücksichtigen. Zu diesen
Problemen gehört beispielsweise auch das Übersetzen von Titeln oder
Überschriften verschiedener Texte und auch die Übersetzung von Werbeslogans.
c) Kulturpaarspezifische Übersetzungsprobleme können zwischen zwei
Kulturen vorkommen, die nicht sehr eng miteinander verwandt sind. Der
Empfänger versteht einige Bräuche oder Gewohnheiten, die im Originaltext benutzt werden, nicht. Der Übersetzer solcher Texte sollte auch viel Hintergrundwissen haben, um dieses Problem zu lösen.
d) Sprachenpaarspezifische Übersetzungsprobleme. Es bestehen lexikalische
oder syntaktische Realien, die in die Zielsprache schwer zu übertragen sind. (Nord,
1995: 182)
3 Besonderheiten der Übersetzung von Werbeanzeigen. Viele Waren, die
in der Ukraine verkauft werden, stammen aus Deutschland. Der Verkauf solcher
Ware wird von Werbung begleitet, die von deutschen Autoren gemacht wurde.
Öfters wird solche Werbung bei uns wörtlich übersetzt, was aber manchmal zu
Missverständnissen führt. Dabei wird die Übersetzungsregel nicht eingehalten,
weil die Werbemitteilung den Kunden nicht so stark beeinflusst wie das Original.
Was die Übersetzung der deutschsprachigen Werbung ins Ukrainische
angeht, so lassen sich folgende Probleme ausgliedern:
 Morphologische, und zwar wenn das Geschlecht der Substantive der
Ausgangssprache und der Zielsprache ausgetauscht werden, das gilt vorwiegend
für die Übertragung der Artikel und der Komposita;
 Lexikalische – die Übersetzung der äquivalentlosen Lexik, und zwar die
Namen der Unternehmen und ihrer Produkte;
 Stilistische, d. h. die Wiedergabe der Bildhaftigkeit und der Impressionen
wird nicht eingehalten.
Um die oben genannten Probleme zu lösen, verwendet der Übersetzer
lexikalische Transformationen, und zwar Transliteration, z.B. Mercedes. Musik des
Lebens hören  Мерседес. Почути музику життя, und Transkription: Das
neue BMW 6er Gran Coupé.  Новий BMW 6 СЕРІЇ ГРАН КУПЕ. Eine andere
Möglichkeit der Übersetzung ist es, den lexikalisch-semantischen Austausch zu
verwenden, bei dem der Ausgangstext in der Zielsprache konkretisiert oder
generalisiert wird. Syntaktisch gesehen kann auch der Übersetzer die Struktur der
Sätze verändern. Noch ein Problem, das bei der Übersetzung deutschsprachiger
Werbeanzeigen entsteht, ist der Gebrauch vieler Fremdwörter, die meisten davon
sind natürlich Anglizismen.
Literaturverzeichnis:
Латышев Л. К. Перевод: проблемы теории, практики и методики /
Л. К. Латишев. – М.: Просвещение, 1988. – 159 с.
237
Müller W. G. Interkulturelle Werbung / Müller Wendelin G. – Heidelberg:
Physica Verlag, 1997. – 104 S.
Nord Ch. Einführung in das funktionale Übersetzen. Am Beispiel von Titeln
und Überschriften / Christiane Nord. Tübingen und Basel: Francke Verlag, 1993. –
315 S.
Nord Ch. Textanalyse und Übersetzen, Theoretische Grundlagen, Methode
und didaktische Anwendung einer übersetzungsrelevanten Textanalyse / Christiane
Nord. – [3. Aufl.]. – Heidelberg: Julius Groos Verlag, 1995. – 284 S.
Stolze R. Stereotype-Bilder-Texte-Übersetzungen. Beobachtungen an Werbetexten in Brasilien und Deutschland / Stolze Radegundis // Lebende Sprachen. –
1998. – Nr. 3. – S. 97-104.
Sotnyk Marija
Nationale Universität "Lwiwska Politechnika"
ANTONYMIE IN DER FACHSPRACHE
Wie linguistische Untersuchungen zeigen, sind Antonyme in der
Sprachwissenschaft Wörter mit gegensätzlicher Bedeutung. In gleicher Bedeutung
werden auch die Ausdrücke Gegensatzwort oder Gegenwort verwendet. Zwei
Wörter, die füreinander Gegensatzwörter sind, heißen Gegensatzpaar. Die
zwischen ihnen bestehende Relation heißt Antonymie, insbesondere von Wörtern,
aber auch von Sätzen und Phrasen [2].
Der Begriff der Antonymie kann dabei nach der Ebene und Art des
Gegensatzes unterschiedliche Ausprägungen erfahren. Die Art der Antonymie
hängt inhaltlich davon ab, wie der Gegensatz im logischen Sinn zu verstehen ist,
ob er etwa innerhalb eines Oberbegriffes gesucht wird oder ob ein konträres oder
kontradiktorisches Verhältnis der mit dem Gegensatzpaar bezeichneten Begriffe
vorliegt. Ein Ausdruck, der für beide Begriffe eines Gegensatzpaares stehen kann,
heißt Oppositionswort [1].
Eine wichtige Voraussetzung der Antonymie ist das Vorhandensein von
einem gemeinsamen semantischen Kern, auf dessen Basis die Polarität entsteht.
Die Lexeme unterscheiden sich in einem wesentlichen Bedeutungselement oder
Sem, das den Charakter der Gegensätzlichkeit genereller Art hat. Da kategorialsemantische Seme bei antonymischen Wörtern übereinstimmend sein müssen, sind
Antonyme nur als Spracheinheiten gleicher Wortart denkbar [3].
Es lassen sich verschiedene Arten von Antonymie unterscheiden:
 Graduelle Antonymie oder konträre Antonymie. Zwei Wörter sind
graduell antonym, wenn sie zwar einen Gegensatz bezeichnen, es aber zwischen den
Polen noch Abstufungen gibt. Aus der Verneinung des einen Wortes des Wortpaars
folgt nicht, dass das zweite Wort des Wortpaars zutrifft. Diese Art der Antonymie
wird auch Antonymie im engeren Sinn genannt, z.B.: kompliziert/einfach.
 Inkompatibilität (Unverträglichkeit). Zwei Wörter, die in der
Beziehung der Kohyponymie zueinander stehen, sind inkompatibel. Diese Art der
Antonymie wird auch Antonymie im weiteren Sinn genannt, z.B.: der
Stundenlohn/der Leistungslohn.
238
 Komplementarität (Ergänzungsmittel) oder kontradiktorische
Antonymie. Das ist ein „strengerer“ Gegensatz, der eine logische Negation des
gegensätzlichen Begriffs darstellt. Zwei Termini sind komplementär (in einem
bestimmten Zusammenhang), wenn ein Bedeutungsgegensatz zwischen den
Wörtern besteht und gleichzeitig aus der Verneinung des einen Wortes folgt, dass
das andere Wort zutrifft, z.B.: sinnvoll / sinnlos, Armut / Reichtum. Solche
Lexempaare unterscheiden zwei disjunkte Zustände.
 Konverse Relation. Zwei Wörter sind konvers, wenn sie sich auf
denselben Vorgang beziehen, ihn aber aus zwei verschiedenen Blickwinkeln
beschreiben, z.B.: kaufen/verkaufen.
 Reverse Relation. Zwei Wörter stehen in einer Reversitätsrelation
zueinander, wenn sie inkompatibel sind, beide Wörter Geschehen bezeichnen, und
der Anfangszustand des ersten Geschehens den Endzustand des anderen
Geschehens benennt und umgekehrt, z.B.: die Nachfrage/das Angebot [4].
Wie die Beispiele zeigen, ist die Antonymie nicht nur für die
Nationalsprache, sondern auch für die Terminologie typisch und kann Gegenstand
der terminologischen Forschung sein.
Für Antonyme ist kennzeichnend, dass ihre Semantik sehr deutlich
aufgefasst wird. Durch den großen Unterschied in der Semantik verhelfen sie dem
Sprechenden zu einem Verstehen und Gebrauch sowohl allgemeinsprachiger
Wörter, als auch der Fachwörter. Antonyme werden dazu verwendet, verschiedene
Erscheinungen einander gegenüberzustellen, was eine genauere und
ausdrucksvollere Schilderung der Wirklichkeit ermöglicht.
Literatur
1. Antonym [Die elektronische Ressource]. URL: http://de.wikipedia.org/
wiki/ Antonym
2. Christiane Agricola, Erhard Agricola: Wörter und Gegenwörter.
Antonyme der deutschen Sprache. Bibliografisches Institut, Leipzig 1984
(besonders die Einführung) – 128 S.
3. Гельблу Я. И. Способы выражения антонимичности в современном
немецком языке. Автореф. дис..- Л., 1964. – 243 c.
4. Чурносова Т. Ф. Антонимия в именном словообразовании немецкого языка. – Самара, 2004.- 23 c.
Suddia Anton
Nationale Universität Charkiw
KONTEXTUELLE SYNONYMIE DES ATTRIBUTS AUS
KOGNITIVER UND PRAGMASTILISTISCHER SICHT: EINE
ZUSAMMENFASSUNG DER ANALYSEMETHODIK
1. Semantische Probleme der Feststellung kontextueller Synonymie.
Kontextuelle Synonyme werden als ein vielfaktorielles Phänomen betrachtet, sie
werden also aufgrund gemischter Kriterien festgestellt. Diese sind: Bedeutungsgemeinsamkeit (es gibt mindestens ein gemeinsames Sem); Funktionsgemeinsamkeit
239
(der Lexeme bzw. Kollokationen); Referenzgleichheit. Kontextuelle Synonymie
unterscheidet sich von der sprachlichen dadurch, dass ein gemeinsames Sem erst
bei der Analyse abgeleitet wird (Вилюман 1980: 51).
Adjektive haben (im Vergleich zu Nomen) eine spezifische Semantik, für sie
ist eine Diskrepanz zwischen denotativer und signifikativer Komponente
kennzeichnend. Bei Adjektivlexemen (sie seien abstraktere Einheiten) wird durch
den Merkmalsbegriff ein Objekt impliziert, dem dieses Merkmal zugeschrieben
wird. Demzufolge werden semantische Relationen der Adjektive zueinander durch
minimale Syntagmen (Kollokationen) realisiert, wobei die signifikative Bedeutung
der Adjektive von der denotativen Bedeutung der Substantive ergänzt wird
(Уфимцева 1986: 136-137).
Für Adjektive ist die potenzielle Neigung zur Ergänzung des Satzes durch
zusätzliche semantische Informationen typisch. Die semantische Struktur
kontextueller Synonyme kann durch Verflechtung verschiedenartiger Seme
charakterisiert werden. Letztere können zu unterschiedlichen Komponenten
gehören sowie unterschiedlicher Herkunft sein. Diese Seme werden anhand der
Analyse der Zusammenhänge zwischen einzelnen Bedeutungen und Satz-/Textsinn
(re)konstruiert. Kontextuelle Synonymie des Adjektivs hat demnach wahrscheinlichen Charakter, hängt vom Sprecher ab, was in der Analysemethodik zu
berücksichtigen ist.
2. Die Recherche- und Analysewerkzeuge. Die kontextuelle Bedeutung
wird vom Adressat in der Textwahrnehmung hergestellt. Für eine angemessene
Bearbeitung von Informationen werden nötige Kenntnisse aktiviert, die auf
verschiedene Ebenen Bezug nehmen und verschiedenen Systemen angehören. Die
Wahl entsprechender Kenntnis bzw. entsprechenden Kontexts wird durch die
Suche nach Relevanz bestimmt (Sperber, Wilson: 141).
2.1. Die Relevanztheorie. Der Dekodierungsprozess beginnt mit einem
buchstäblichen Verstehen der Wortbedeutung und deren Vergleich mit dem
linguistischen Kontext anhand der Logik. Stimmt die Semantik mit der Umgebung
nicht überein, so wird angenommen, dass im Adjektiv potenzielle Seme aktiviert
sind. Demnach wird die Wortbedeutung mit extralinguistischen Kenntnissen
verglichen und auf Grund dessen werden die aktualisierten Seme der zu
synonymisierenden Einheiten dargestellt. Bei der Konformität mindestens eines
Sems wird die kontextuelle Synonymie festgestellt und ihr Erscheinungscharakter
im Frame fixiert. Für kontextuelle Synonyme sind sowohl die deklarative als auch
die Verfahrenskomponente typisch.
2.2. Ebenen der Wahrnehmungskontexte. Hier befolgen wir die
Klassifizierung nach A. P. Martyniuk, die auf die Existenz eines physischen
(transsemiotischen) und eines semiotischen (internen) Kontextes verweist. Der
semiotische Kontext wird wiederum in drei Ebenen aufgeteilt: 1) (intra)linguistischer
Kontext oder Kotext; 2) kognitiver Kontext mit Aufteilung in: a) Konsituation
(entspricht in unserem Fall dem kommunikativen Kontext) – Kenntnisse über den
Autor, seine Absichten usw., b) Koempirie – steht für Kenntnisse über die Welt oder
Präsupposition (Мартинюк 2004: 23–24). Als besondere Komponente des kognitiven
240
Kontextes ist linguistische Kompetenz zu bezeichnen.
2.3. Frame als Formgestaltung der Bedeutungskenntnisse. Der
Dekodierungsprozess kann anhand des Frame transparent dargestellt werden. Der
ermöglicht, die Entwicklung des Sinnes nach oben zu gestalten, von einer linearen
Lexemfolge zum Textmodell. Es wird möglich, die nötige Folge der
Bedeutungsveränderungen anschaulich zu rekonstruieren, und zwar folgenderweise: von den kontextuellen Adjektivsynonymen, die explizit im Text stehen →
durch die Sinnkonstruktion → zu der Bedeutungsrekonstruktion, von der der Sinn
bestimmt wird → zu Informationen (Konzepte, Kenntnisse), die dadurch aktiviert
werden.
3. Kognitive Analyse. Für kontextuelle Synonyme ist paralleles
Vorhandensein des Gemeinsamen und des Unterschiedlichen in der Semantik
charakteristisch. Dabei wird die gemeinsame Bedeutung durch die kognitive
Analyse anhand der Frame Analyse und der Relevanztheorie festgestellt. Als
Beispiel dient die kontextuell synonymische Wiederholung in Nominalgruppen
„der entthronte Offiziersstand“ und „die ins Zivil geworfenen Offiziere“.
3.1. Überprüfung der Koreferenz. Beide Nominalgruppen haben den
bestimmten Artikel, also dieselbe Referenzausrichtung. Die beiden Kollokationen
enthalten den Substantiv „Offizier“, wobei „der Offiziersstand“ ≡ „die Offiziere“
ist, d.h. die Einheiten sind koreferent.
3.2. Bedeutungen im Wörterbuch: Offizier – militärischer Rang vom
Leutnant an aufwärts; Stand – 5. c) gegenüber anderen verhältnismäßig
abgeschlossene Gruppe, Schicht in einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft;
entthront – b) aus seiner Machtstellung verdrängen; Zivil – bürgerlich, nicht
militärisch, werfen – etwas od. jmdn. 1. einer Sache od. jmdm. einen Schwung,
Stoß geben, so dass sie od. er wegfliegt, schleudern (Duden).
3.3. Verfahren der Bedeutungsannäherung. Wenn logische Verfahren mit
Bedeutungen durchgeführt werden, so erhält man folgendes: „entthront →
geschleudert → verdrängt → (ins Zivil) geworfen“. Das als Attribut benutzte
Partizip II verleiht der Charakteristik dieselbe Ausrichtung, und zwar Dynamik und
Abgeschlossenheit.
3.4. Auf der Ebene des Kotextes ist die Wiederholung von „Zivil-“ eine
wichtige Markierung der Annäherung.
4. Pragmastilistische Analyse. Es ist zu betonen, dass eine Aufteilung in
kognitive und pragmastilistische Komponenten analysebedingt ist. Die
Basisannahme ist, kontextuelle Synonyme enthalten das Gemeinsame in der
Semantik, bzw. semantisches Übertreten / semantische Unkombinierbarkeit
bedeutet ein pragmatisches Inkrement, das sich mittels logischer Verfahren auf
tieferen Ebenen durchführen lässt. Das Dekodierungsinstrument ist die
pragmastilistische Analyse. Nachdem das Gemeinsame festgestellt worden ist,
werden die Synonyme mit Kotext und Konsituation verglichen. Werden
Diskrepanzen festgestellt, wie: das Adjektiv entspricht dem Kotext nicht, die
Semantik wiederholt sich, indem semantische Überflüssigkeit geschaffen wird etc.,
so wird angenommen, dass der Autor einen bestimmten Sinn signalisiert und die
241
Aufmerksamkeit des Adressaten anlockt. Solche Verfahren gehören traditionell
zum Gebiet der Stilistik, sie markieren den Kontext und erleichtern die
Dekodierung der Vorhaben des Autors, was die Verfahren der pragmastilistischen
Analyse für die Beschreibung der Funktion kontextueller Synonyme ermöglicht.
Beide Kollokationen können infolge der Erweiterung der pragmatischen
Bedeutungskomponente von Attributen als expressiv bezeichnet werden. Die
Expressivität wird anhand des Lexems „geworfen“ geschaffen, das mit einer Person
kombiniert wird (also unkombinierbar ist), und enthält eine negative Bewertung des
Subjektes (wird durch den Sinn nachgewiesen). Die Kollokation „der entthronte
Offiziersstand“ wird durch größere Expressivität infolge der Erweiterung der
pragmatischen Bedeutungskomponente charakterisiert: 1) „entthront“ wird mit
königlichen Personen kombiniert, was eine Assoziation „Offizier → König“
ermöglicht; 2) „Stand“ – betont die Geschlossenheit der Gruppe, deren
Zurückgezogenheit; 3) „der entthronte Offiziersstand“ folgt der Kollokation „die ins
Zivil geworfenen Offiziere“ nach. Das synonymische Paar betont die königliche
Existenz der Offiziere vor und während des Ersten Weltkrieges und verstärkt das
Scheitern, das für diese Gruppe mit dem Frieden gekommen ist. Es wird auch die
Gestalt des ehemaligen Herrschherren sowie die negative Stellung des Autors zu den
kaiserlichen Offizieren zum Ausdruck gebracht.
Die Analyse des Materials erwies, dass die Synonymisierung gleichzeitig
auf mehreren Ebenen geschieht, somit ist sie eine komplexe Erscheinung.
Demzufolge ist die Feststellung der kontextuellen Synonyme ohne hinreichende
Länge des Kotexts unmöglich. Anhand der Analyse werden die Schlüsselkonzepte
bestimmt, die den Diskurs zusammenbinden.
Literaturverzeichnis
Вилюман, В.Г. Английская синонимика / В.Г. Вилюман. – М. : Высшая
школа, 1980. – 123 с.
Уфимцева А.А. Лексическое значение (Принцип семиологического
описания лексики) / А.А. Уфимцева. – Москва : Наука, 1986. – 240 с.
DUW – Duden. Deutsches Universalwörterbuch (2000). Mannheim u.a.:
Dudenverl. – CD-ROM.
Sperber D. Relevance: Communication and Cognition / Dan Sperber and
Deirde Wilson. – 2.ed. – Oxford/Cambridge: Blackwell, 1996. – viii, 326 p.
Sulym Wolodymyr
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
CURRICULUMREVISION UND TESTENTWICKLUNG
Curriculumforschung, die geplant war als ziemlich unmittelbare und direkte
Hilfe für laufende Curriculumprozesse, wurde zur verlockenden Beschäftigung
zahlreicher Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern. In neuerer Zeit haben
buchstäblich Dutzende von Theoretikern versucht, einen Ausgangspunkt für die
Lösung curricularer Probleme zu entwickeln, indem sie die Implikationen von
242
Merkmalen des Lernenden, des Stoffes, der Gesellschaft oder aller drei zusammen
herausstellten. Demnach hat die Curriculumforschung in der Vergangenheit eine
gewaltige Menge von Themen hervorgebracht, die jetzt die Substanz für viele
Studienkurse abgeben.
Der Bologna-Prozess gab einen neuen Anstoß zur Überprüfung und
Aufeinanderabstimmung von vorhandenen Curricula im europäischen Maßstab. Es
ergab sich die Frage der partiellen Unifizierung von nationalen Lern- und
Studienprogrammen der Staaten, die sich dem Bologna-Prozess angeschlossen
hatten. Eine andere heikle Frage über nationale Bildungsstandards kam sofort zum
Vorschein. Demzufolge gab es keinen anderen Ausweg, als eine goldene Mitte zu
wählen, um aus dem gesamteuropäischen Bildungssystem nicht herauszufallen,
d.h. man bemühte sich und man bemüht sich bis heute, nationalspezifische
Phänomene der Bildung beizubehalten und parallel mit allen modernen
Einführungen im europäischen Bildungsbereich Schritt zu halten.
Es handelt sich nicht um ein Dilemma, jedoch klopft schon die
Curriculumrevision wiederum an die Tür, um zu klären:
1.
Welche Curricula und Lernerfahrungen sollten die Schulen und
Universitäten zu erreichen haben, um nicht zurückzubleiben?
2.
Welche Curricula und Lernerfahrungen soll man und ist man in
der Lage bereitzustellen, damit es möglich ist, das höchste Niveau der
Bildungsqualität zu erreichen?
3.
Welche Ermittlungsprinzipien und -mechanismen sind bei der
Auswertung von angeeigneten Kenntnissen relevant und objektiv?
Heute wird „jeder und alles getestet“. Im geisteswissenschaftlichen Bereich
ist das Testen keine einfache Aufgabe, denn die Objektivität kann und darf bis zu
einem gewissen Grad subjektive Merkmale enthalten. Die Trennlinie ist oft
diskutabel und verlangt eine hohe Verantwortung. Davon ausgehend bin ich vom
sozial-psychologischen und didaktischen Standpunkt aus gesehen für die
Vervollkommnung des Testsystems und für die Curriculumrevision im
Masterstudium. Gemeint ist die Testentwicklung im Hochschulbereich.
Das Ziel der Testentwicklung besteht darin, valide Indikatoren für das
Erreichen jeder Kompetenzstufe als Testaufgaben zu konstruieren. Dazu ist es
erforderlich, Testaufgaben zu entwickeln, die jeweils genau das erfassen, was für
eine bestimmte Kompetenzstufe charakteristisch ist. Eine solche systematische, am
Modell der Kompetenzstufen orientierte Testentwicklung ist ohne didaktische und
psychologische Expertise nicht möglich. Die Aufgabenentwickler müssen vorab
festlegen, welcher Kompetenzstufe eine Aufgabe entspricht, welche Prozesse und
Wissensinhalte sie erfordert. Diese Anforderungsprofile der Aufgaben müssen
empirisch geprüft werden, um sicherzustellen, dass tatsächlich das gemessen wird,
was im Kompetenzmodell angesprochen ist. Erst nach einer solchen
Erprobungsphase kann der Test zur Kompetenzmessung eingesetzt werden. Das
individuelle Testergebnis besteht dann in der Feststellung, welche Kompetenzstufe
die Studierende und der Studierende im Rahmen des jeweiligen
Kompetenzmodells erreicht.
243
Literaturverzeichnis:
1. Brand T. Deutsch unterrichten: Einführung in die Planung, Durchführung
und Auswertung in den Sekundarstufen. - Seelze : Klett Kallmeyer, 2012.
2. Curriculum Spaces: Discourse, Postmodern Theory and Educational
Research (Complicated Conversation). – Lisa J Cary von Peter Lang Publishing
Inc, 2006.
3. Hesse H. A., Manz W. Einführung in die Curriculumforschung. –
Stuttgart Vaihingen: Kohlhammer W., 1984.
4. Mein G. Kerncurriculum BA-Germanistik : Chancen und Grenzen des
Bologna-Prozesses. – Bielefeld : Transcript, 2006.
5. Moser H. Handlungsorientierte Curriculumforschung. Überlegungen zum
gegenwärtigen Stand der Curriculumdiskussion. – Beltz, 1992.
Sydorenko Maryna
Staatliche Universität Tschernihiw (Nishyn)
INHALT DES LEHRBUCHS FÜR DEUTSCH
ALS ZWEITE FREMDSPRACHE
Das Lehrwerk für Deutsch (Autoren – M. Sydorenko, O. Palij, Verlag
„Gramota“, Kiew) ist für die Schüler der 5. Klasse der allgemeinbildenden Schule,
die Deutsch als 2. Fremdsprache zu erlernen beginnen, konzipiert. Das Lehrwerk
besteht aus dem Lehrbuch, dem Arbeitsheft, dem Lehrerhandbuch und der CD.
Das Lehrbuch (M. Sydorenko, 2013) enthält 8 Themenkreise, die dem
Curriculum „Deutsch als 2. Fremdsprache“ (2012) entsprechen. Das sind solche
Themen wie „Machen wir uns bekannt!“, „ Meine Familie“, „Die Schule“, „Die
Jahreszeiten“, „Meine Kleidung“, „Freizeit und Hobbys“, „Im Frühling“, „Im
Sommer“, die zum Alltag gehören, kommunikativ orientiert sind und dabei einen
interkulturellen Ansatz verfolgen. Das bedeutet, neben Übungen zur
Informationsentnahme finden sich zahlreiche Übungen, die die Schüler zum
Mitdenken und zum Vergleich der deutschen und ukrainischen Kultur oder Realien
führen.
Jedes Modul enthält einen Schmutztitel (Einführungsseite), die Seiten „Das
kann ich schon“, „Teste dein Deutsch!“ und die Stunden selber. Die Seite „Teste
dein Deutsch!“ befindet sich am Ende jedes Themenkreises. Hier können die
Schüler ihre Lernfortschritte prüfen. Die Seite „Das kann ich schon“ enthält die
Kann-Beschreibungen, die vor allem dem Lehrer einen Überblick über die zu
lernenden Schwerpunkte geben.
Typisch für dieses Lehrbuch sind solche Rubriken wie „Für Wissbegierige“,
„Lerne lesen!“, „Grammatik“, „Spielregeln“ und ein deutsch-ukrainisches
Wörterbuch, die im Anhang zu finden sind.
Das Lehrbuch präsentiert eine lebendige Sprache meist in Form von kurzen
Dialogen in Alltagssituationen durch Bilder bzw. Zeichnungen.
244
In dem vorliegenden Lehrbuch werden vier Fertigkeiten (Hörverstehen,
Sprechen, Lesen, Schreiben) in einer engen Wechselbeziehung entwickelt.
Die in jedem Modul auftretenden Reihenübungen fördern besonders die
Sprechfertigkeit. Die wichtigsten Redemittel werden in Form von Dialogen und
Reihenübungen präsentiert und geübt.
Bei der Fertigkeit „Sprechen“ wird neben dem partnerbezogenen Sprechen
in Alltagskontexten zumindest dem diskursiven Sprechen ein hoher Stellenwert
eingeräumt, damit sich die Schüler nicht nur in synthetische Rollen versetzen,
sondern als eine reale Person eigene Meinungen ausdrücken können.
In allen Modulen wird auf Übungen im Arbeitsbuch hingewiesen, die die
Schreibfertigkeit meistens spielerisch und kreativ fördern und den Transfer und die
Anwendung der erworbenen Kenntnisse zum Ziel haben.
Das Lehrbuch schlägt Übungen zum Leseverstehen und zur Vermittlung von
verschiedenen Lesearten, wie z. B. detailliertes, globales oder selektives Lesen vor.
Die Lesetexte haben die Entwicklung der Lesefertigkeit zum Ziel. Hier kann man
entweder Texte, die die Erlebnisse von Kindern darstellen (in Form einer E-Mail,
eines Zeitungsartikels, der Meinungen in einem Internet-Forum u.a.), oder Texte
mit landeskundlichen Informationen finden. Texte mit vielen Internationalismen
und Anglizismen, die den Zugang zur deutschen Sprache und Jugendkultur
(Musik, Sport, Mode, Bücher, ...) erleichtern, sind auch stark vertreten.
Die grammatischen Phänomene in unserem Lehrbuch werden sowohl
tabellarisch und schematisch angegeben als auch im Vergleich mit der englischen
Sprache.
Im Lehrbuch für Deutsch als zweite Fremdsprache wird neben den
allgemeinen Prinzipien „vom Einfachen zum Komplexeren“ und „vom Bekannten
zum Unbekannten“ das Prinzip „vom leicht Erkennbaren zum Neuen“ empfohlen.
Man geht davon aus, dass man das, was man ohne Schwierigkeit identifiziert, auch
schneller erarbeiten kann. Diesbezüglich wird die Progression im Lehrbuch nach
Transfermöglichkeiten, nach Chancen zum entdeckenden Lernen durch
Sprachvergleich mit dem Englischen und insgesamt eher nach pragmatischen
Gesichtspunkten entwickelt. Erkennbares, Einfaches, häufig Vorkommendes,
Brauchbares und gut Lehrbares wird zuerst in größerem Umfang angeboten.
In vielen Fällen können beim Erlernen der deutschen Sprache
Englischkenntnisse zur mühelosen Identifizierung verhelfen und das Verstehen
von neuen grammatischen Phänomenen erleichtern.
Da Englisch und Deutsch eine relativ enge Verwandtschaft aufweisen, ist es
vor allem im Anfangsunterricht wichtig, auf die Gemeinsamkeiten im Englischen
und Deutschen einzugehen. In unserem Lehrbuch wird mit den neuen Vokabeln
auf die 1. Fremdsprache (Englisch) zurückgegriffen. Unserer Meinung nach könnte
dabei die Berücksichtigung des Englischen gerade bei der Wortschatzarbeit zu
positivem Transfer führen.
Wenn Deutsch als 2. Fremdsprache nach Englisch unterrichtet wird, bedarf es
einer neuen spezifischen Didaktik und Methodik sowie spezieller Lehrmaterialien,
welche die Prinzipien der Tertiärsprachdidaktik berücksichtigen. In diesem Sinn
245
schien uns dieses Lehrbuch ein Fortschritt zu sein. Hoffentlich genügt es den
Ansprüchen an ein Lehrwerk für den Tertiärsprachenunterricht. Die Autoren machten
einen Versuch, sowohl die Didaktikprinzipien als auch die Lernerfahrungen und
Lernstrategien der Schüler aus dem Englischunterricht zu berücksichtigen.
Unser Lehrbuch ist so konzipiert, dass ein schneller und effizienterer
Einstieg erfolgt und dadurch der Lernprozess ökonomisch gestaltet wird. Wir
hoffen, die Lernenden werden aktiviert und autonomes Lernen wird gefördert; der
Lernprozess wird offen und flexibel gestaltet, damit den Lernenden je nach
Lernertyp unterschiedliche Lernwege zur Auswahl stehen und verschiedene
Lernbedürfnisse abgedeckt werden können. Dadurch kann ein lebenslanges Lernen
gefördert und auf andere Bereiche übertragen werden.
Literaturverzeichnis
Сидоренко М. М., Палій О. А. Німецька мова (перший рік навчання):
підруч. для 5 кл. загальноосвітн. навч. закл. / Марина Миколаївна Сидоренко,
Олександр Анатолійович Палій. – К.: Грамота, 2013. – 296 с.: іл.
Taktasheva Inara
Nationale Universität Donezk
LEXEME MIT DEM STAMM KRANK IN J. VOORHOEVES
„HOMÖOPATHIE IN DER PRAXIS. MEDIZIN (1908)“
1. Die vorliegende Untersuchung bietet die Analyse der Gebrauchsweisen
von deutschen Lexemen in J. Voorhoeves Buch „Homöopathie in der Praxis.
Medizin“, die entweder die Komponente krank enthalten oder von dem Stamm
krank abgeleitet worden sind. Das Buch ist am Anfang des 20. Jahrhunderts
erschienen; deswegen ist dessen Erforschung vom Standpunkt der historischen
Sprachkunde aus von Interesse.
2. In den Paragraphen „Fieber und Fieberbehandlung“ und „Herzkrankheiten“ des 3. Teils „Behandlung der am meisten vorkommenden Krankheiten
und erste Hilfe bei plötzlichen Unfällen“ des zu untersuchenden Werkes sind
insgesamt 66 Belege nachweisbar. Die Untersuchung hat sich zum Ziel gesetzt,
sowohl die Struktur- als auch Valenzspezifika der jeweiligen Lexeme zu ermitteln.
3. Alle Belege enthalten ausschließlich Substantive bzw. substantivierte
Adjektive.
3.1 Deutlich ist die Dominanz des Lexems die Krankheit im Gebrauch (31
Belege). Das vorliegende Lexem ist vom Adjektiv krank durch das Suffix -heit
abgeleitet. Laut H. Wellmann (Wellmann 1975: 72-73) kann das Wort Krankheit
auf folgende Weise paraphrasierbar sein: die Tatsache, dass jmd. krank ist. So wird
Krankheit als ein grammatisches Abstraktum, eine Suffigierung des Typs -heit
klassifiziert.
In 11 Belegen taucht das zu erforschende Wort in Kombination mit
Adjektiven (Adj.) in attributiver Funktion auf, dabei wird es mit gleicher
Häufigkeit von Adj. fieberhaft (z. B. alle fieberhaften Krankheiten), selbständig
246
und akut (je 2 Belege) und Adj. unheilbar, chronisch, ansteckend, ursächlich und
gefährlich (in Superlativform) (je 1 Beleg) begleitet.
3.2 Komposita mit krank sind im o. g. Text 26-mal belegt, darunter
eigentliche Substantive – Herzkrankheit (9 Belege), Nierenkrankheit (4 Belege),
Krankheitsprozess, Krankheitserscheinung, Milzkrankheit, Leberkrankheit,
Unterleibskrankheit, Krankheitszustand (je einmal bezeugt); substantivierte Adj. –
Herzkranke (4 Belege), Fieberkranke (2 Belege), Leberkranke (einmal belegt).
Dabei dienen die Körperteilbezeichnungen (die Milz, die Leber, das Herz usw.),
die an krank bzw. Krankheit angeschlossen werden, dazu, die Lokalisierung des
Unwohlseins zu präzisieren (Fleischer 2007: 244).
3.3 Das substantivierte simplizische Adj. wird in 9 Belegen erschlossen,
dabei wird lediglich in einem Beleg zusätzlich das Lexem der Patient zur
Vermeidung der Wiederholung des Wortes der Kranke gebraucht:
Geduld ist jedoch sowohl von seiten des Patienten, als auch des Arztes nötig
und der Kranke muß in der Lage sein, sich die nötige Ruhe zu gönnen.
Die vorliegende Tendenz ist wahrscheinlich dadurch zu erklären, dass das
Adjektiv krank früher (13.-14. Jh.) als der Patient (als Entlehnung aus dem
Lateinischen – 16. Jh.) seinen Gebrauch im Deutschen gefunden hat (Pfeifer 1997:
726-727, 981).
Es ist zu betonen, dass Voorhoeve das substantivierte Adj. der Kranke
ausschließlich in Maskulinumform gebraucht, was durch die Zeit der Erscheinung
des Buches (1908) erklärt werden kann, als die Feminisierung der Sprache noch
nicht eingesetzt hat (Harth-Peter, 1992).
4. Abschließend kann man Folgendes feststellen: Das am häufigsten
gebrauchte Lexem ist die suffigierte Ableitung die Krankheit, die in einem Drittel
der Belege von einem adjektivischen Attribut begleitet wird. Seltener werden
Komposita (26 Belege) und das substantivierte Adj. der Kranke gebraucht (9
Belege). Dabei erscheint das synonymische Lexem der Patient im jeweiligen
Abschnitt nur einmal, was durch die Geschichte beider Wörter zu erklären ist.
Außerdem lässt sich der maskuline Charakter der Sprache des Anfangs des 20.
Jahrhunderts feststellen.
Literaturverzeichnis
DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts.
Ein Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften:
http://www.dwds.de/
Fleischer W. Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache / W. Fleischer,
I. Barz. – [3., unveränd. Aufl.] – Tübingen: Niemeyer, 2007. – 382 S.
Harth-Peter W. Sexismus in der Sprache. Ein Literaturbericht / W. HarthPeter // Mann und Frau – Frau und Mann. Hintergründe, Ursachen und
Problematik der Geschlechterrollen. – Stuttgart: Klett-Schulbuchverlag, 1992. –
S. 325 – 335.
Kühnhold I. Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der
Gegenwartssprache. / I. Kühnhold, O. Putzer, H. Wellmann. – Düsseldorf, 1978. –
Bd. 3 : Das Adjektiv. – 536 S.
247
Pfeifer – Etymologisches Wörterbuch des Deutschen / [hrsg. unter der
Leitung von W. Pfeifer]. – [7. Aufl.].– München : dtv, 2004. – XXVII, 1665 S.
Voorhoeve J. Homöopathie in der Praxis. Medizin (1908):
http://www.textlog.de/medizin-praxis-homoeopathie.html
Wellmann H. Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache. / H. Wellmann. – Düsseldorf, 1975. - Bd. 2 : Das Substantiv. – 500 S.
Teslia Viktoria
Tscherkassy Nationale Universität
INTERJEKTIONEN ALS AUSDRUCK VON EMOTIONEN
UND EMPFINDUNGEN: NATIONAL-KULTURELLE
BESONDERHEITEN
In diesem Artikel werden Lexeme behandelt, mit denen wir explizit auf
einzelne Emotionen referieren. Interjektionen sind eines der lexikalischen Mittel,
die unsere Emotionen und Empfindungen äußern können.
Interjektionen (Empfindungswörter) drücken Empfindungen oder
Willensäußerungen aus. Interjektionen sind eine besondere Wortklasse. Ihrer
Bedeutung und ihrem Gebrauch nach werden sie in folgende Gruppen eingeteilt:
1. Interjektionen, die Emotionen und Gefühle wiedergeben:
- positive: ah!, ei!, ho!, ha!, o! (oh!)! (Zufriedenheit, Freude,
Bewunderung, Triumph, Zärtlichkeit): Ah, die vielen Bäume! Ah, das lebendige
Klima der Lebendigen! Wie es duftet! (Th. Mann 1981: 685).
- negative: ach!, au!, aua!, autsch!, brr!, pfui! (Angst, Furcht, Spott, Ekel,
Sehnsucht, Schmerz, Klage): Au, das tut weh! (Der Duden 1976: 149).
- unbestimmte (neutrale): hm!, äh! (Verzweiflung, Nachdenken): "Sind
diese Leute zufällig zu unserem Lagerplatz gekommen?" – "Hm!" "Vielleicht,
vielleicht auch nicht" (K. May 1989: 229).
- ambivalente: ach!, weh! (Verwunderung, Erregung, Bedauern, Mitleid):
"Ach, Sie gehören gar nicht zu Hannibals Angehörigen?" fragte Ahrendt erstaunt
(S. Fitzek 2009: 136).
Emotionale Interjektionen sind in ihrer Funktion und Interpretation
überwiegend kontextbedingt, da ihr semantisches Potenzial sehr groß ist.
2. Willensäußerungen: Interjektionen, die auf den Menschen (pst!, topp!,
okay!, holla!), oder aufs Tier gerichtet sind (hü!, brr!, husch!, kusch!).
Die Mehrheit der Interjektionen des Deutschen findet weitgehend
identische Analogien in anderen Sprachen (z. B: ″o!″ im Deutschen und ″o!″ im
Ukrainischen). In jeder Sprache gibt es aber auch spezifische Interjektionen (″oje!″
wird im modernen Deutsch benutzt, um Überraschung, Erschrecken
auszudrücken). Es gibt auch Interjektionen mit unterschiedlichen Bedeutungen
("i!" im Deutschen drückt Ekel aus, und im Ukrainischen – Staunen, Zweifel,
Enttäuschung) (M. Schwarz-Friesel 2007: 160).
248
Interjektionen kommen gewöhnlich in der Umgangssprache, in Comics, im
Volkslied, in Märchen, in der Internet-Kommunikation, in Kinderreimen vor. In
der mündlichen Kommunikation werden sie oft von nichtsprachlichen
Phänomenen wie Mimik und Gestik verstärkt. In der wissenschaftlichen Literatur
dagegen werden Interjektionen nicht verwendet (M. Schwarz-Friesel 2007: 159).
Man kann sie als ein morphologischer Bestandteil mit anderen Lexemen
kombinieren: Aha-Erlebnis – großartiges Erlebnis; emotional erlebte Erkenntnis.
Angesichts eines solchen Erlebnisses ruft man aus: "aha!"
Interjektionen gebraucht man auch in Phraseologismen:
Nicht hott noch ha wissen = ratlos sein. Eigentlich soviel wie nicht wissen,
ob man vorwärtsgehen oder einbiegen soll;
Einmal hott und einmal ha sagen (bald hott, bald hü sagen) = seine
Ansichten und Äußerungen ständig ändern; unzuverlässig sein (Der Duden 2007:
1330).
Viele Interjektionen werden aus anderen Sprachen entlehnt:
All right (engl. umg.) in Ordnung, einverstanden!;
Basta! (ital., span.) umg. Schluss!;
Blabla (engl.) umg. leeres Gerede, Nichtssagendes;
Marsch! (älter: marche – frz.) vorwärts!, weg!, los!;
Ole! (span.) = bei Gott!: span. Ausruf mit der Bedeutung los!, auf!, hurra!;
Sa! (Jägersprache – frz.) = hierher! Lockruf für einen Jagdhund (Der
Duden, 2007).
Ye(h)-ye(h)! (engl.) ist mit Liedern von den Beatles verbunden und äußert
Freude, gute Laune des Menschen (E.В. Розен 2000: 101)
Man kann zusammenfassen, dass Interjektionen zum Ausdruck der
Gefühle, Emotionen und Willensäußerungen dienen. Sie werden in der mündlichen
Spontansprache, in Comics, in Märchen, in Kinderreimen, in der Werbung und in
der Internet-Kommunikation gebraucht.
Man gebraucht Interjektionen in Phraseologismen. Diese Wortart wird auch
mit anderen Lexemen kombiniert und dient als ein morphologischer Bestandteil.
Viele Empfindungswörter werden aus anderen Sprachen entlehnt: aus dem
Englischen, Französischen, Spanischen, Italienischen.
Literaturverzeichnis:
Розен Е.В. На пороге ХХІ века. Новые слова и словосочетания в
немецком языке / Е. В. Розен. – М. : Менеджер, 2000. – 192 с.
Der Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 6 Bänden /
[unter Leitung von G. Drosdowski]. – Manncheim–W.–Z. : Dudenverlag, 1976. –
2992 S.
Fitzek S. Das Kind / Sebastian Fitzek. – Münch. : Knaur Taschenbuch
Verlag, 2009. – 394 S.
Mann Th. Der Zauberberg / Thomas Mann. – B. : C. Bange Verlag, 1981. –
1067 S.
May K. Durch Wüste und Harem / Karl May. – B. : Verlag Neues Leben,
1989. – 448 S.
249
Tkachivska Maria
Nationale Universität Iwano-Frankiwsk
DIE ZEHN GEBOTE IN DER POSTMODERNEN LITERATUR
UND IHRE ÜBERSETZUNG
Die Zehn Gebote zählen zu den meist zitierten Bibelismen der Welt. Sie
gelten als allgemein bekannt und dienen zur Verfeinerung literarischer Werke
verschiedener Art, publizistischer Texte, Artikel, Reden u.a. Die Zehn Gebote oder
der Dekalog (altgr. deka-logos) zählen zu den christlichen Grundpostulaten, die der
christlichen Moral zu Grunde liegen. Sie „begannen ihre Wirkung immer
intensiver zu entfalten. Nicht nur im religiösen Unterricht und in der Theologie,
auch in der Rechtsgeschichte, Literatur und Kunst hinterließen sie unzählige
Spuren – und selbst in der Musikgeschichte“ (Die Presse, 2012).
Die Zehn Gebote bringen „die Grundpflichten des Menschen gegenüber Gott
und dem Nächsten zum Ausdruck“ (Katechismus der Katholischen Kirche (KKK),
§ 2072) und sind daher „ihrem Wesen nach schwerwiegende Verpflichtungen. Sie
sind unveränderlich, sie gelten immer und überall. Niemand kann von ihnen
dispensieren“ (KKK, § 2072) (zit. nach Egger, 2008).
In der Literatur des Postmodernismus erfüllen die Zehn Gebote eine
sinnbildende Funktion. Sie werden sowohl zur Verstärkung der Ausdruckskraft des
Werkes und zur Erweiterung seiner Bildhaftigkeit gebraucht, als auch zur
Schaffung von Sarkasmus und Ironie verwendet und nicht immer in direkter
Bedeutung eingesetzt. Die Zehn Gebote haben sich in die Kultur vieler Völker
eingeprägt. „Selbst wir postmodernen Menschen brauchen glaubwürdige
Gestalten“ (Die Presse, 2012). Wie es in „Den fünf Büchern des Mose“ steht,
wurden die Zehn Gebote von Gott an Moses auf dem Berg Sinai übergeben. Sie
zählen zu den leicht erkennbaren Bibelismen und machen keine Schwierigkeiten
bei der Übersetzung. In den Werken der postmodernen Schriftsteller sind sie in
ihrer primären oder modifizierten Form durch verschiedene Wortverbindungen
vertreten. Biblische Gebote und das Buch der Bücher insgesamt sind den Gesetzen
jeder der Sprachen untergeordnet, in die sie übersetzt werden. Das bringt die Bibel
näher an den Rezipienten. Die Struktur der Gebote hat auch in verschiedenen
Sprachen ihre Besonderheiten: in der ukrainischen und den anderen slawischen
Sprachen steht vor dem Verb eine verneinende Partikel „не“ (nicht) („Не кради!“).
In der deutschen Sprache wird der Imperativ anhand des Modalverbs „sollen“ („Du
sollst nicht stehlen!“) ausgedrückt.
Das Übereinstimmen der Übersetzung der Zehn Gebote mit dem biblischen
Text ist nicht immer das Grundziel des Übersetzers. Nicht selten bevorzugt der
Übersetzer die Umkodierung der Modelle der Autorenironie, was im Text zur
Zerstörung des biblischen Sinnes führt. Sie werden in der Übersetzung auf
verschiedene Weise dargestellt. Z.B.: ukr.: „І дружба зі мною, тобто
продовження цієї дружби, було йому важливіше й потрібніше, ніж заповідь
«Не вкради“ (Андрухович 2008: 31) – dt.: „Unsere Freundschaft, also die
Fortsetzung unserer Freundschaft, erschien ihm wohl wichtiger und
250
lebensnotwendiger als das Gebot „Du sollst nicht stehlen“ (Andruchowytsch
2008: 29). Die Übersetzung des achten biblischen Gebots (не кради! (2 M. 20: 117)) stimmt mit dem biblischen Vorbild der Rezipienten-Sprache überein (Du
sollst nicht stehlen! (2 M. 20: 1-17)). Das betrifft auch das sechste Gebot (vgl. „Не
вбивай“ (Андрухович 1998: 108), dt.: “Du sollst nicht töten“ (Andruchowytsch
2011: 119). Diese Gebote sind allgemein bekannt, sowohl in der Sprache der
Ausfertigung als auch in der Sprache der Übersetzung und sie zählen zu den
Regeln des Benehmens beider Sprachen, deren Einhaltung bis heute eine absolute
Pflicht ist. Bei der Übersetzung des modifizierten siebten Gebotes behält der
Übersetzer die Ironie des Ausdruckes und entfernt sich von der Lexik der Bibel.
Dabei wird die biblische Lexik modernisiert. Z.B.: ukr.: „Перелюбствував, морду
заливав, спокушався“ (Андрухович 2006: 133), – dt.: „Habe herumgehurt,
gesoffen, der Versuchung nachgegeben“ (Andruchowytsch 2006: 188). Die
Lexeme „перелюбствувати“ und “herumhuren“ haben die gemeinsamen
Konnotationen „untreu sein“, „eheliches Gesetz brechen“, „nach Liebesabenteuern
mit anderen suchen“, was dem Biblischen „verführen“ gleich ist. Das zehnte Gebot
„… Lass dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes“ (2 М.20: 1-17) wird im Text
als geschehene Sünde dargestellt: „Я пожадав жінку ближнього“ (Андрухович
1999: 119). – dt.: „Ich begehre die Frau meines Nächsten (Andruchowytsch 2011:
131). Die Teilabweichung von der biblischen Sprache (gelüsten – begehren, Weib
– Frau) zeigt die Modernisierung des Gebotes und spiegelt die Ironie des Autors
wider.
Das Erkennen der Zehn Gebote hängt vor allem davon ab, inwieweit die
Bibeltexte dem Übersetzer überhaupt bekannt sind. Unsere Analyse zeigt, dass bei
der Übersetzung der Zehn Gebote und ihrer Modifikationen in den vorgebrachten
Beispielen diese entweder vollständig oder aber zumindest zum Teil entsprechend
dem Text des Dekalogs wiedergegeben werden. Die Ironie des Autors ist in jeder
Übersetzung enthalten.
Literaturverzeichnis:
Андрухович Ю. Московіада. Роман жахів / Ю.Андрухович. – ІваноФранківськ: Лілея-НВ, 2006. – 152 с.
Андрухович Ю. Таємниця / Ю.Андрухович. – Харків: Фоліо, 2008. – 477
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Андрухович Ю. Перверзія / Ю.Андрухович. Львів: Класика, 1999. –
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Suhrkamp Verlag, 2008. – 387 S.
Аndruchowytsch J. Moskoviada / J.Andruchowytsch. – Frankfurt am Main:
Suhrkamp Verlag, 2006. – 223 S.
Andruchwytsch J. Perwersion / J.Andruchowytsch. – Berlin; Suhrkamp
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Die Zehn Gebote vom Sinai und unsere Grundwerte / Die Presse,
02.04.2012.
251
Egger Peter. Die zehn Gebote in unserer Zeit. Einführung / Peter Egger.
http://www.hauskirche.at/glartikel/dekein.htm
Tkachivsky Vasyl
Nationale Universität Iwano-Frankiwsk
DIE EIGENNAMEN UND IHRE WIEDERGABE
(AM BEISPIEL DER ÜBERSETZUNGEN VON J. PROCHASKO)
Die Eigennamen bestimmen die Identität eines jeden Volkes. Jeder Sprache
sind bestimmte Namen eigen, die sich auf gewisse phonetische Gesetze stützen.
Bei ihrer Wiedergabe in der Übersetzungssprache wird die Einhaltung der
phonetischen Gesetze vorrangige Aufgabe. Der Leser soll nicht nur die notwendige
Information vom Inhalt des Textes, sondern auch eine bestimmte Vorstellung über
die Kultur des Landes bekommen, die durch die Eigennamen repräsentiert wird.
Die Übersetzung der Eigennamen in der schöngeistigen Literatur ist immer
auf das Erreichen der kommunikativ-funktionalen Effektivität orientiert. Obwohl
diese Gruppe der Lexik sich sehr schwer übersetzen lässt, ist ihre äquivalente
Übersetzung für das Erreichen des gleichwertigen Einflusses auf den Leser nötig
(Worobjowa 2007:78). In unserer Arbeit werden die Übersetzungen von dem
ukrainischen Germanisten und bekannten Übersetzer J. Prochasko analysiert.
Das Problem der Wiedergabe der Eigennamen steht im Mittelpunkt der
Forschungen von V. Vinogradov, J. Vereschtschagin, V. Kostomarov, R. Sorivchak, A. Gudmanjan, N. Byjak und vielen anderen.
Der Übersetzer J. Prochasko verwendet verschiedene Methoden der
Wiedergabe der Eigennamen aus dem Deutschen ins Ukrainische. Die
Eigennamen, die aus anderen Sprachen ins Deutsche entlehnt wurden, bewahren
Phoneme aus der Ursprungssprache, die der deutschen Sprache nicht eigen sind,
z.B., Соня, ein für slawische Sprachen typischer Name. „Ich begegnete Sonja auf
einer Zugfahrt von Hamburg nach Berlin“ (Hermann 2002: 55) – «Зі Сонею я
зустрівся в потязі, дорогою з Гамбурга до Берліна» (Германн 2004: 39). Bei
der Wiedergabe ins Ukrainische bekommt der Name Sonja seine Ursprungsform.
Die nationale Identität wird beibehalten. Dasselbe betrifft die englischen
Eigennamen. „Cat schlägt Lovy, schreibt Nora später“ (Hermann 2002: 32) –
«Кет б'є Лаві, - пише Нора згодом...» (Германн 2004: 23).
Eine bestimmte phonetische Transformation beobachten wir bei der
Wiedergabe der russischen Eigennamen. Grigorij - Григорій, Nikita - Никита,
Jemeljan - Ємельян. „In einem Kästchen vor dem Spiegel lagen die Geschenke
ihrer Liebhaber, die Brosche von Grigorij, der Ring von Nikita, die Perlen und
Samtbänder von Alexej, die Locken von Jemeljan, die Medaillons, die Amulette
und Silberreife von Michail und Ilja. In dem Kästchen lag auch das rote
Korallenarmband von Nikolaj Sergejewitsch“ (Hermann 2002: 15). – «В
шкатулці перед дзеркалом лежали подарунки її коханців: брошка від
Григорія, перстень від Никити, перли і оксамитові стяжки від Олексєя,
252
пасма від Ємельяна, медальйони, амулети і срібні опаски від Muxaйла та Іллі.
Лежало в шкатулці і червоне коралове наручне намисто від Николая
Серґеєвича» (Германн 2004: 12). Unserer Meinung nach sind nicht alle Fälle der
Wiedergabe der Eigennamen treffend, weil der Versuch, sie an die ukrainische
Sprache anzupassen, nicht immer nötig ist.
In manchen Fällen stimmt bei der Wiedergabe der Eigennamen die
Transliteration mit der Transkription überein. „Markus Werner trug den
Pelzmantel seiner Großmutter...“ (Hermann 2002: 97) - «На Маркусові Вернерові
була хутряна шуба його бабці...» (Германн 2004: 68). Dabei bekommt der
Eigenname im Ukrainischen die typische Dativendung -ові.
Morphologische Anpassung der Eigennamen an das antroponymische
System der Rezipientensprache vereinfacht die Wahrnehmung durch den Leser.
Z.B. „Euphemia Nikitsch, - sagte sie einfach...“ (Roth 2005: 29) - «Евфемія
Никич, - сказала вона просто...» (Рот 2005: 33). Nicht immer ist die Wahl des
Übersetzers verständlich. Das betrifft die Wiedegabe des Namens Michael
Chomnik: „...es war der Bauer Michael Chomnik ...“ (Roth 2005: 80). –
«...селянин Михайло Химник» (Рот 2005: 93).
Unsere Analyse zeigt, dass der Übersetzer am öftesten solche Methoden der
Übersetzung der Eigennamen wie Transkription, selten Transliteration und am
häufigsten die Anpassung an die Rezipientensprache gebraucht. Dabei wird große
Aufmerksamkeit auf die phonetische Ebene gerichtet. Das betrifft fast alle
Eigennamen, die bei der Übersetzung ihre nationale Identität behalten.
Literaturverzeichnis:
Бияк Н. Передача літературних антропонімів у німецьких перекладах
української художньої прози /Н.Бияк // Питання сучасної ономастики. Статті
та тези VII Всеукраїнської ономастичної конференції (1– 3 жовтня 1997р.). –
Дніпропетровськ, 1997. – С.20.
Воробйова Л. М. До питання про норми передачі топонімів іншомовного походження у контексті розвитку української мови / Л.М.Воробйова.
«Вісник СумДУ. Серія Філологія», № 1'2007. Том 2. – С. 70-80.
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української прози ) / Р.П.Зорівчак. – Львів: Вид-во при Львів, ун-ті, 1989. –
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закладів. – Вінниця: Нова книга, 2006. – 592с.
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Прохасько. – Львів: ВНТЛ-Класика, 2005. – 122 с.
Германн Юдит. Літній дім, згодом / Юдит Германн. Оповідання / з нім.
перекл. Юрко Прохасько. – Львів: ВНТЛ-Класика, 2004. – 127 с.
Roth Josef. Das falsche Gewicht (die Geschichte eines Eichmeisters ) /Josef
Roth. – Köln: KiWi, 2005.
Hermann Judith. Sommerhaus, später / Judith Hermann. – Frankfurt am
Main: S. Fischer, 2002.
253
Tschystiak O. O.
Nationale Iwan-Ohijenko-Universität Kamjanez-Podilskyj
REFERENZIELLE ASPEKTE VON GENDERASYMMETRIEN
IM BEREICH DER PERSONENBEZEICHNUNGEN
1 Als einer der vier Hauptbereiche sexistischen Sprachgebrauchs wird von
der feministischen Linguistik der Bereich der Personenbezeichnungen kritisiert
(Güntherodt, 1981; Hellinger, 1990; Pusch, 1984).
1.1 Morphologischen Einheiten mit dem explizit angegebenen
grammatischen Genus (der Beitrag beschränkt sich auf Maskulina) ist in vielen
Sprachen die Funktion der generalisierenden Präsentation von Personen beiderlei
Geschlechts eigen (Bespojasko, 1993: 57; Reiss, 2007: 31). Im Deutschen wird
diese Eigenschaft mit dem Terminus „das generische Maskulinum“ (GM) (Duden,
1984: 185) bezeichnet, im Ukrainischen wird dabei von „generalisierender“ oder
„verallgemeinert-nominativer“ Funktion der Substantive gesprochen (Sagnitko,
1987: 16).
1.2 Die Asymmetrie bei der Geschlechterexplikation durch das GM tritt als
Merkmal von Sexismus in der Sprache (Güntherodt, 1981: 2) auf.
1.3. Die psycho-linguistischen experimentellen Forschungen des
generischen Gebrauchs lexikalischer und morphologischer Einheiten im
referenziellen Aspekt zeigen, dass die englischen bzw. die deutschen Nomen und
Pronomen 99 % bzw. ca. 80 % des sexistischen Potenzials aufweisen (Stahlberg,
2001: 138). Das Obengenannte bedingt die Notwendigkeit und Aktualität
kontrastiver Untersuchungen im Bereich der linguistischen Genderdiskriminierung.
2 Im vorliegenden Beitrag wird versucht, die deutschen und ukrainischen
generisch verwendeten Personenbezeichnungen als Ausdrucksmittel von
Sprachsexismus im gegenwärtigen literarischen Diskurs zu vergleichen und die
Rolle der Referenzgruppe dabei zu klären.
2.1 Die ausgewählten Nomen (827 deutsche und 1684 ukrainische
Einheiten) sind als Ausdrucksmittel von Genderdiskriminierung nach zwei
Hauptkriterien verglichen worden: a) morphologische Einheiten, die Asymmetrie
von Geschlechterpräsentationsmöglichkeiten aufweisen; b) morphologische
Einheiten, deren entsprechende feminine Formen durch funktionale und
distributionelle Beschränktheit gekennzeichnet sind.
2.2 Die Analyse hat drei Gruppen der Substantive ergeben: Maskulina, die
1) ein entsprechendes Femininum, 2) kein feminines Äquivalent und 3) eine
feminine Entsprechung mit denotativen, konnotativen, stilistischen, normativfunktionalen Einschränkungen haben. Sie werden als Paar-, Nicht-Paar- und TeilPaar-Maskulina bezeichnet.
2.3 Von Bedeutung ist bei der Interpretation von Substantiven im GM die
Referenzgruppe (RG) – eine Gruppe von Personen, auf die mit dem Nomen
referiert wird. Die RG kann aus einem oder mehreren Referenzobjekten (RO)
bestehen.
254
2.3.1 Es ist eine Gesetzmäßigkeit im Referenzbereich von Paar-Maskulina
festzustellen: eine RG ist dann „eine männliche Gruppe“, d. h. für ihre Präsentation
wird ein GM gebraucht, wenn solch eine RG mindestens ein männliches RO zählt,
sogar ein potenzielles (Pusch, 1984: 43), oder 1 – 99 % der RG. Daraus folgt, dass
eine RG nicht männlich ist (es wird eine feminine Form verlangt), wenn sie kein
männliches RO enthält.
2.3.2 Ein männliches RO ist immer nur ein Teil einer männlichen RG, da
irgendeine nicht-männliche RG sich dadurch in eine männliche verwandelt. Ein
weibliches RO kann einer männlichen und nicht-männlichen RG gehören, und für
seine Präsentation kann dem Referenzgruppentyp nach eine maskuline oder
feminine Form gebraucht werden.
2.3.3 Als eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einer maskulinen
oder femininen Form des Substantivs tritt zweifellos die An- / Abwesenheit eines
männlichen ROs („+ Man“ / „- Man“) auf. Es fällt mit der These über das
sogenannte «MAN-Prinzip» in der deutschen und vielen anderen Sprachen
(Hellinger, 1990: 60-63; Trömmel-Plötz, 2007: 62; Reiss, 2007: 42) zusammen.
2.3.4 Nach der komparativen Analyse von ausgewählten deutschen und
ukrainischen Substantiven im GM wurden in dieser Hinsicht auch keine
Unterschiede festgestellt.
3 Relevant für die vorliegende Untersuchung ist gewiss die nicht-männliche
RG, die folglich in eine heterogene und eine weibliche RG eingeteilt wird.
3.1 Der Gebrauch eines Paar-Maskulinums für die Bezeichnung einer
heterogenen RG beschränkt die Explikation von mindestens einem weiblichen RO
(von 1 % bis 99 %), aber nicht ganzer RG. Das GM, das für die Bezeichnung einer
weiblichen RG verwendet wird, gibt keine Möglichkeit ihrer expliziten
Präsentation, obwohl dafür entsprechende feminine Formen vorhanden sind.
3.2 Es lässt sich feststellen, dass den höheren Grad von sexistischem
Potenzial (SP) (sexistisch ist nicht die Spracheinheit selbst, sondern ihre
Gebrauchsweise) die Paar-Maskulina für die Bezeichnung von weiblichen RG
aufweisen. Dementsprechend zeigen alle Paar-Maskulina im Vergleich zu den
Nicht-Paar-Maskulina den höheren Grad von SP, da es um Ignorierung von im
Sprachsystem enthaltenen Mitteln der Geschlechterspezifikation geht. Besonders
gilt das für die Fälle mit einer konkreten weiblichen RG.
4 Wie bekannt, können die Substantive im GM aller Typen sowohl konkrete,
kontextuell bestimmte Personen als ausgesonderte aus einer Klasse Individuen, als
auch unbestimmte Personen als typische Vertreter einer bestimmten
Personenkategorie oder typische Träger eines bestimmten Merkmals bezeichnen.
Es ist für die weitere Sexismus-Untersuchung also wichtig, zwischen bestimmten
und unbestimmten RG zu unterscheiden.
4.1 Eine unbestimmte mit einem GM bezeichnete RG kann potenziell 1 - 99
% weibliche oder 100 % männliche RO enthalten. Es scheint gerecht zu behaupten,
dass ein für die Präsentation einer unbestimmten RG gebrauchtes PaarMaskulinum den niedrigeren (bis auf 0 %) Grad von SP hat, im Vergleich zu
demselben GM, das konkrete RO expliziert. Der entscheidende Faktor bei solchem
255
Interpretieren von relevanten Substantiven ist die richtige Erschließung, ob die
unbestimmte RG männlich, heterogen oder weiblich ist.
4.2 Hierbei sind die lexikalische Bedeutung des Substantivs, der Kontext,
die Sprachkompetenz des Interpretanten behilflich. Als wesentliche Unterstützung
beim Erarbeiten des Sprachmaterials dienten lexikographische Quellen, die
mittelbar auch Informationen über typische RO (soziales Geschlecht nach
M. Hellinger) von bestimmten Spracheinheiten anbieten.
5 Sowohl die oben gedeuteten Referenzbesonderheiten von Substantiven im
GM in Betracht ziehend, als auch sich auf die abhängig vom Sexismus-Kriterium
beschriebenen Gradunterschiede von SP stützend, wird eine Graduierungsskala
von analysierten deutschen und ukrainischen generisch verwendeten
Spracheinheiten nach dem sexistischen Potenzial empfohlen. Dabei werden
absolute und relative Quantitätsdaten angegeben.
Literatur:
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підручник для студентів філологічних факультетів вузів / О. К. Безпояско,
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Загнитко А. А. Соотношение формально-грамматического и семантического содержания в категории рода имен существительных (на материале
современного украинского литературного языка): Автореф. дис. … канд.
фил. наук: 10.02.02 / A. А. Загнитко. – Киев, 1987. – 19 с.
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Drosdowski in Zusammenarbeit mit Gerhard Augst. – [4., völlig neu bearb. u. erw.
Aufl.]. – Mannheim; Wien; Zürich : Bibliografisches Institut, 1984. – 804 S.
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sprachlicher Diskriminierung im Englischen und Deutschen / Marlis Hellinger. –
[1. Aufl.]. – Ismaning : Hueber Verlag, 1990. – 174 S.
Pusch L. Das Deutsche als Männersprache: Aufsätze und Glossen zur
feministischen Linguistik / Luise F. Pusch. – [1. Aufl.]. – Frankfurt a/M :
Suhrkamp Verlag, 1984. – 202 S.
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Kristina Reiss. – Königstein/Taunus : Ulrike Helmer Verlag, 2007. – 279 S.
Stahlberg D. Effekte des generischen Maskulinums und alternativer
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S. Sczesny // Psychologische Rundschau. – 2001. - № 52 – S. 131–140.
Trömmel-Plötz S. Frauensprache: Sprache der Veränderung / Senta
Trömmel-Plötz. – [1. Aufl.]. - München: Verlag Frauenoffensive, 2007. – 219 S.
256
Tschobitko Wassyl
Institut für Fremdsprachen, Horliwka
DEUTSCH ALS TRANSPORTMITTEL
ZUR VERSTÄNDIGUNG ZWISCHEN VÖLKERN
Durch ihre geographische Lage gehört die Ukraine zu den osteuropäischen
Staaten und geopolitisch gesehen liegt sie als Transitland an der Schnittstelle von
verschiedenen Kulturen. Für die Ukraine ist zur Zeit von großer Bedeutung, sich in
der Welt darzustellen und so bald wie möglich Mitglied aller bedeutenden
internationalen Organisationen zu werden. Das Vorrücken in die Welt ist für sie
das wichtigste Ziel. Auf diesem Weg muss die Ukraine intensiv bemüht sein, ihr
Erscheinen kompetent zu begründen; weil die westliche Welt über sie nur
sparsame Kenntnisse besitzt, sollte sie sie entdecken und näher kennenlernen
(Kloecker 1990: 120-123).
Auf dem Wege der Entdeckung hat auch die deutsche Sprache als
Transportmittel noch sehr viel zu leisten. Als kleiner „Nicht-Nachbar“ braucht die
Ukraine den großen deutschen Handelspartner. Deutschland hat große
wirtschaftliche Kraft, es nimmt an der politischen Gestaltung Europas teil; es hat
Interesse, die EU auch um osteuropäische Länder zu erweitern. Der deutsche
Handelspartner wird sich also seiner Pflicht und Verantwortung bewußt, seine
wirtschaftliche Stärke in den Dienst eines friedlichen Europa zu stellen.
Heutzutage spielen Fremdsprachen und interkulturelle Kenntnisse im
Wettbewerb in der Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle. In Mittel- und
Osteuropa nimmt die deutsche Sprache neben Englisch den wichtigsten Platz ein.
Vor allem dominiert sie im Fremdenverkehr, neben Englisch aber auch in der
Schule. Im Handel dient sie zur erfolgreichen Anbahnung und Abwicklung
internationaler Transaktionen (Mikova 1993: 326).
Je mehr Kontakte, desto wichtiger werden unsere Bestrebungen, zusammen
zu handeln und zu verhandeln. Enorm steigen die Ansprüche auf dem Gebiet des
Fremdsprachenunterrichts, überall wird erweiterte Fremdsprachenkompetenz
angestrebt, hinzu kommen in hohem Maße bessere Kenntnisse von der Kultur des
anderen.
Auch hier muss wieder unterstrichen werden: Wer sich auf dem Markt sicher
und erfolgreich behaupten will, muss die Sprache des Handelspartners sprechen!
Aber weder gute Grammatikkenntnisse noch ein umfangreicher Wortschatz
genügen! Es wird notwendig, mehr als nur „verhandlungssichere“
Sprachkenntnisse zu besitzen. Landesspezifische Gepflogenheit, sprachliche
Nuancen müssen wir erkennen und benutzen lernen.
Neue Lerninhalte werden durch die neue Realität bestimmt. Aber alle
hochfliegenden Reformvorstellungen werden durch unsere wirtschaftliche Lage
rasch wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Die engen Kontakte haben
pragmatische Gründe – es gibt viel zu tun! Die deutsche Sprache muss sich in
diesem Zusammenhang als wichtiges Transportmittel bewähren. Die Wege sind
nahezu geebnet und dank der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kürzer
257
geworden. Die Kontakte mit Deutschland sollen eben in einer sich wandelnden
Welt in den Vordergrund gestellt werden (Glaser 1990: 62-65).
Wir Deutschlehrer müssen schnellstens den Deutschunterricht mit all seinen
Grundlagen und Bedingungen neu bedenken und neu konzipieren. Viel
Engagement und fachliche Kompetenz sind dabei natürlich die besten
Voraussetzungen, jedoch muss die eigene Phantasie und pädagogisches Geschick
hinzukommen, damit die Sprache als Transportmittel funktionstüchtig wird.
Unser Lerneifer muss noch größer werden, damit wir entsprechend das im
Ausland gesammelte Know-How durch Erfahrungen bereichern und zu Hause
effizient anwenden können. Studienaufenthalte, persönliche Kontakte tragen dazu
bei, eine Lösung für immer wieder auftauchende Probleme zu finden. In
Gesprächen mit deutschen Partnern wird es hilfreicher sein, die Ausgangslage bei
der Problemdarstellung mit fremden Augen, d. h. aus einer Perspektive von außen
zu sehen zu versuchen. Durch erworbene Erfahrungen können wir viele Fragen
realistischer beantworten und manches, was uns zu selbstverständlich erscheint, in
einem neuen Licht sehen und neu überdenken.
Die Vereinigung Deutschlands hatte tiefgreifende und wahrscheinlich auch
nachhaltige Folgen für den Deutschunterricht in der Ukraine. Im Bereich der
Landeskunde wurden sämtliche Lerninhalte völlig verändert, vertraute Denk- und
Wertungsmuster sowie Haltungen sind ganz neu überdacht. Die Neugestaltung
nachbarschaftlicher Beziehungen öffnete alle Türen nach Westeuropa. Die
Deutschlehrer nutzen unzählige Möglichkeiten, sie erhielten viele Denkanstöße für
ihren Lehrauftrag. Die Methodik im partnerschaftlich gestalteten
Fremdsprachenunterricht, die viel Neues für die Beschäftigung mit Studierenden
enthält, bringt für uns einen großen Ansporn mit sich. Wir Deutschlehrer müssen
uns mehr mit der Motivation der Studierenden, mit ihren Bedürfnissen
auseinandersetzen und uns mit ihren soziokulturellen Eigenarten und Tabuzonen
beschäftigen (Mikova 1993: 327).
Auf Grund neu gewonnener Erkenntnisse müssen wir unsere Studierenden
zur Selbstorganisation ihres Studiums bewegen und im Unterricht völlig neue
Lernstrategien eingehend diskutieren, im Hinblik darauf, dass das
Fremdsprachenstudium vom Verstehensprozeß her gestaltet werden muss. Bei uns
überwiegt leider noch immer der wissensorientierte Ansatz. Aber der
Verstehensprozess wird in der Kommunikation verwirklicht. Kommunikation als
Interaktion dient zur Gestaltung von Beziehungen, sie wird zur Kunst, Dialoge zu
führen, Dialoge führen zu können (Krumm 1988: 37).
Die Weiterentwicklung der Wissenschaft leistet einen großen Beitrag beim
Erlernen der deutschen Sprache. Die Beherrschung dieser Sprache ermöglicht uns
den Zugang zur Wissenschaft, zu Fachbüchern und Fachzeitschriften. Für uns
Ukrainer ist die deutsche Sprache ein wichtiges Transportmittel.
Der moderne Deutschlehrer ist heutzutage überrascht, erstaunt, verwirrt und
überwältigt von der Flut verschiedenster Lehrwerke. Welche sind die besten? Diese
Frage muss sich gezwungenermaßen jeder mit eigener, voller Verantwortung selbst
beantworten. Dabei liegt die größte Schwierigkeit darin, dass sich die Lehrkräfte diese
Bücher auf Grund der momentan prekären Wirtschaftslage nicht leisten können.
258
Die Qualität des Deutschunterrichts hängt in hohem Maße von der
Lehrerausbildung ab, einschließlich einer lebenslangen fachlichen Weiterbildung.
In der Zukunft müssen Zusammenarbeit und Kontakte zwischen Schulen, Schülern
und Lehrern zwischen der BRD und der Ukraine intensiviert werden. Nur in
direkten Kontakten mit ihren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen erfahren
deutsche Deutschlehrerinnen und -lehrer mehr über die Ukraine, ihre Kultur und
Traditionen. Wünschenswert sind auch Schulpartnerschaften auf allen Ebenen.
Den Studierenden bieten sich viele Gelegenheiten, in den Ferien mit einer
Arbeitsbewilligung in Deutschland zu „jobben“.
Die Filiale des Goethe-Instituts in Kiew macht sich sehr verdient um die
Pflege der deutschen Sprache. Der DAAD fördert den Austausch von ukrainischen
Studierenden und Wissenschaftlern.
Lassen wir uns gemeinsam versuchen, solche Fähigkeiten bei unseren
Studierenden im Deutschunterricht und im Rahmen von intensiven Kontakten zu
pflegen, um in jedem neuen Sachverhalt das richtige Maß zu finden, die richtige
Einstellung zur Wirklichkeit zu nutzen und die entsprechende Rechtfertigung zu
verteidigen.
Lernen wir, in unseren Studierenden das zu unterstützen, was uns zum
Handeln anspornt, immer zusammenzukommen und sich gegenseitig zu schätzen.
Literaturverzeicnis
Glaser H. Um ein interkulturelles Europa von innen bittend / In: Kloecker
M., Tworuschka U. – Miteinander – Was sonst? Multikulturelle Gesellschaft im
Brennpunkt. – Köln/Wien. – 1990. – 183 S.
Klocker M. Multikulturelle Gesellschaft: Herausforderung zu einem
radikalen Wandel der politischen Denk- und Handlungsmuster / In: Kloecker M.,
Tworuschka U. – Miteinander – Was sonst? Multikulturelle Gesellschaft im
Brennpunkt. – Köln/Wien. – 1990. – 183 S.
Krumm H.-J. Kulturspezifische Aspekte der Sprachvermittlung Deutsch als
Fremdsprache / In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 14. – München. – 1988. –
247 S.
Mikova K. Das vereinte Deutschland aus der Sicht seiner Nachbarn: ein
neues Deutschlandbild? / Tagungsbericht. – 10. Internationale Deutschlehrertagung
„Deutsch als Fremdsprache in einer sich wandelnden Welt“. – Der Internationale
Deutschlehrerverband. – 2.-7. August 1993. – 341 S.
Tschobitko Halyna
Institut für Fremdsprachen, Horliwka
DER VERGLEICH DES ATTRIBUTIVEN GENITIVS
IM DEUTSCHEN MIT SEINEN ENTSPRECHUNGEN
IM UKRAINISCHEN
In der vorliegenden Untersuchung wurde der attributive Genitiv im
Deutschen mit seinen Entsprechungen im Ukrainischen verglichen. Unilateral
259
wurde eine semantische Analyse des deutschen Genitiv-Attributs durchgeführt und
seine Korrelate im Ukrainischen festgestellt.
Die Menge der Genitivkonstruktionen kann sich auf Grund der
unterschiedlichen Bedeutungen der Lexeme bzw. der Konstituenten des
attributiven Syntagmas unterscheiden. Die Relation ist ein Verhältnis zwischen der
Bedeutung des Kerngliedes und der Bedeutung des Attributs (Helbig 1972: 332341).
Bei der HABEN-Relation handelt es sich um die Invariante von in den attributiven Syntagmen vorliegenden speziellen Einzelrelationen. Die HABENRelation ist zu allgemein. Aus diesem Grund kann semantisch unterklassifiziert
werden.
Bei der PRODUZIEREN-Relation handelt es sich um eine Relation, bei der
das Kernglied und die attributive Konstituente des attributiven Syntagmas eine
„Produkt-Produzent“- bzw. eine „Produzent-Produkt“-Beziehung miteinander
eingehen.
Aus dem Vergleich geht hervor, dass bei der Übersetzung der untersuchten
Beispiele im Ukrainischen folgende formale Strukturen als funktional äquivalent
gelten können:
1. HABEN-Relation
1.1 „Teil-Ganzes“-Relation: attributiver Genitiv, adjektivisches Attribut,
präpositionales Attribut.
1.2 „Besitz-Besitzer“-Relation: adjektivisches Attribut, attributiver Genitiv,
präpositionales Attribut.
1.3 „Eigenschafts“-Relation: attributiver Genitiv, präpositionales Attribut.
1.4 „Soziale Zugehörigkeits“-Relation: attributiver Genitiv.
Bei der Teil-Ganzes-Relation bezeichnet die attributive Konstituente ein
Ganzes, zu dem das Kernglied als Teil in Beziehung steht, z. B.: das Bein des
Tisches, der Arm des Mannes, die Seite des Buches usw.
Die Besitz-Besitzer-Relation ist dadurch bestimmt, dass der Genitiv den
Besitzer und das Kernglied sein Eigentum bezeichnet, z. B.: der Hut des Vaters,
das Buch des Freundes, die Tasche der Frau usw.
Bei der Eigenschafts-Relation nennt das Kernglied des attributiven
Syntagmas immer eine Eigenschaft der von der attributiven Konstituente
bezeichneten Größe der Realität, z. B.: die Härte des Metalls, die Weichheit des
Haares usw.
Bei der sozialen Zugehörigkeits-Relation handelt es sich um Beziehungen, die
zwischen den vom Genitiv und vom Kernglied bezeichneten Personen oder
Personengruppen bestehen. Es handelt sich hierbei um Beziehungen der sozialen
Zugehörigkeit. Dabei kann es sich um Beziehungenn handeln, die zwischen einer
sozialen Gruppe/Gemeinschaft und ihren Mitgliedern bestehen oder um Beziehungen
auf verwandtschaftlicher oder nicht verwandtschaftlicher Basis zwischen
Einzelnpersonen, z. B.: Peters Mutter, Peters Freund, Angehöriger einer Firma.
Aus Untersuchungen ergibt sich, dass die Produzieren-Relation in zwei
Unterklassen gegliedert werden kann:
260
2. PRODUZIEREN-Relation
2.1 attributiver Genitiv: adjektivisches Attribut, präpositionales Attribut.
2.2 „Produzent-Produkt“-Relation: attributiver Genitiv.
Bei der Produkt-Produzent-Relation handelt es sich um Beziehungen, die
zwischen den künstlich produzierten Größen (Kernglied) und den Größen, die als
Produzenten auftreten (Genitiv), bestehen, z. B.: die Autos des Werkes, die Werke
des Schriftstellers.
Die Produzent-Produkt-Relation stimmt ebenfalls mit den allgemeinen
Merkmalen der Produzieren-Relation überein. Dabei fungiert das Kernglied semantisch gesehen als Produkt, z. B.: der Maler des Bildes, der Komponist der
Sinfonie.
Bei der BILDEN-Relation handelt es sich um eine Zusammenfassung einer
Anzahl von Gegenständen.
Allgemeines Kennzeichen dieser Relation ist, dass die von der attributiven
Konstituente des attributiven Syntagmas angegebenen Menschen, Tiere,
Gegenstände gewissermaßen ein System oder eine Gesamtheit bilden, die vom
Kernglied des attributiven Syntagmas repräsentiert wird. Die einzelnen Menschen,
Tiere, Gegenstände etc. können sich dabei zu Gruppen, Herden, Anhäufungen etc.
zusammenschließen, z. B.: die Gruppe der Studenten, die Reihe der Flaschen usw.
(Hößelbarth 1984: 1-4).
Außer diesen formalen Strukturen, die im Translattext funktional äquivalent
erhalten bleiben, sind noch andere Strukturen in den untersuchten ukrainischen
Texten aufgetreten, die lediglich kommunikativ mit originalsprachlichen
Syntagmen äquivalent sind.
Es sei darauf hingewiesen, dass bei den attributiven Syntagmen, bei denen
die ursprünglichen Beziehungen im Translat aufgelöst wurden, der Sachverhalt
dennoch zuweilen gut wiedergegeben wird und solche Übersetzungen durchaus als
zulässig angesehen werden können.
Literaturverzeichnis
Helbig G. Zum Problem des Attributs in der deutschen Gegenwartssprache:
in: Deutsch als Fremdsprache / Helbig G. – Heft № 6. – 1972. –358 S.
Hößelbarth L. Zur Beschreibung semantischer Verhältnisse beim
attributiven Genitiv im Deutschen: In: Sprachpflege / Hößelbarth L. – Heft № 1. –
1984. – 38 S.
Vasylchenko Elena
Nationale Metschnikow-Universität Odessa
PHÄNOMEN DES DEUTSCHEN PHONEMS /R/ AUS DER
SICHT DER SYNERGETISCHEN LINGUISTIK
Die synergetische Linguistik begreift Sprache als selbstorganisierendes und
selbstregulierendes System. Unter „System“ wird ein Forschungsobjekt verstanden,
das aus mehreren unterscheidbaren Elementen zusammengesetzt ist, die bestimmte
Eigenschaften besitzen und untereinander durch angebbare Relationen verknüpft
261
sind. Es handelt sich um einen heterogenen, dynamischen Forschungsgegenstand.
Sprache kennzeichnet sich durch Variabilität, die erfasst werden kann, indem die der
Variabilität zugrunde liegenden Mechanismen und Prozesse mit in die Untersuchung
einbezogen werden.
Die synergetische Linguistik geht davon aus, dass in der Sprache aufgrund
äußerer Einflüsse Prozesse ablaufen, die zu Veränderungen von Systemstruktur
führen. Zu den äußeren Einflüssen zählen soziale und kulturelle Systeme, der
Übertragungskanal als das physikalische Medium und die Sprachverwender, das
heißt Menschen mit bestimmten biologisch determinierten Eigenschaften, wie
ihrem Artikulationsapparat, ihrem Gehör, Sprachverarbeitungs-, Spracherzeugungs- und Spracherwerbsmechanismen, einem Gehirn und Gedächtnis. Außerdem
laufen innerhalb des Sprachsystems kooperierende und konkurrierende Prozesse
ab, welche die Systemgrößen an die Systembedürfnisse anpassen. Ursache sprachlicher Prozesse sind Veränderungen unterschiedlicher Art: Auf der einen Seite
existieren fortwährend Fluktuationen, beispielsweise durch die unterschiedliche
Realisierungen eines Phonems (phonetische freie Varianten) (Hoffmann, Krott,
2002).
Als Beispiel lassen sich Allophone des deutschen Phonems /r/ anführen. Die
Verteilung und damit die Wahl der konsonantischen oder der vokalischen
Allophone sind sowohl von der Position als auch von der Lautnachbarschaft
abhängig. Konsonantische Realisationen des /r/ sind das Reibe-[ʁ], das Zäpfchen[R] oder das Zungenspitzen-[r]. Der Artikulationsstelle nach können sie velar,
uvular oder dental-alveolar realisiert werden. Der Artikulationsart nach kann es
Vibrant oder Frikativ sein. Das Reibe-[ʁ] ist die weitaus häufigste konsonantische
Aussprachevariante. Im neuen DAWB (2009) wird für die konsonantischen
Realisationen ausschließlich das Reibe-[ʁ] angegeben. Die neuere Kodifikation
zeugt davon, dass das /r/ aus der Klasse der Sonorlaute in die Klasse der
Geräuschlaute übergegangen ist und eine stimmhafte Opposition zu dem
stimmlosen Ach-Laut gebildet hat. Solch eine Verschiebung hat Andre Martinet
vorausgesagt: Wenn ein Phonem in kein Korrelationssystem integriert wird,
unterliegt es höchstwahrscheinlich Veränderungen und findet irgendwann sein
Paar, indem eine Korrelation gebildet wird (Martinet, 2006 : 109). Hier handelt es
sich um Selbstorganisationsmechanismen, die die Entstehung von neuen Strukturen im System ermöglichen.
Was selbstregulierende Mechanismen angeht, so geht es um das Bedürfnis
nach Minimierung des Produktionsaufwands, d. h. laut H. Ulbrich um das Gesetz
der bequemen Artikulation. Es beruht auf dem Prinzip der Ökonomie, mit dem
geringsten Kraftaufwand einen optimalen Verständigungseffekt zu erzielen
(Ulbrich, 1998). Als Beispiel lässt sich die Realisierung des /r/ nach Kurzvokalen
anführen. Dabei reduziert sich beim Reibe-[ʁ] die Geräuschkomponente (dafür
steht das hochgestellte Zeichen [ʁ]) oder es kommt zur r-Vokalisierung oder sogar
Elidierung. Ebenso werden beim vorangehenden Vokal vielfach Ersatzdehnungen
ausgelöst, die oftmals auch mit Veränderungen der Qualität verbunden sind.
262
Der Prozess der positionsbedingten „vokalischen Erweichung“ wie auch
Elidierung des /r/, der nach unseren Ergebnissen in den letzten 40 Jahren weiter
fortgeschritten ist, ist nach wie vor in Bewegung und scheint nicht nur zu
Ungunsten der „vollen“, der gerollten, sondern auch der reduzierten, der frikativen,
[r]-Allophone zu verlaufen. Es bleibt immer noch die Frage offen, wieweit der
Sprechrealität unter Beachtung der sprechpädagogischen, sprechkulturellen und
nicht zuletzt auch der sprachpflegerischen Aufgabenstellung und Verantwortung
„nachgegeben“ werden sollte. Die gesprochene Sprache ist ständig Veränderungen
ausgesetzt, die natürlich kontinuierlicher Beobachtung und Erforschung bedürfen.
Die Synergetik eignet sich als methodisches Hilfsmittel, wenn die Systemdynamik
des Forschungsobjekts im Vordergrund der Analyse steht. Sie gibt einen starken
Impuls, den unendlichen Prozess des Funktionierens und der Selbstentwicklung
der Sprache zu untersuchen.
Literaturverzeichnis:
1. Мартине А. Механизмы фонетических изменений: Проблемы
диахронической фонологии / Андре Мартине – М.: КомКнига, 2006. – 264 с.
2. DAWB / Eva-Maria Krech u.a. – Berlin: Walter de Gruyter, 2009. – 1076 S.
3. Hoffmann Chr. Einführung in die Synergetische Linguistik / Christiane
Hoffmann, Andrea Krott // Korpuslinguistische Untersuchungen zur quantitativen
und systemtheoretischen Linguistik. – Trier, 2002. – S. 1-29.
4. Ulbrich H. R-Aussprache 1966 und 1996 – stabile und instabile
Realisationsmodi / Horst Ulbrich // Interkulturelle Kommunikation / I. Jonach
(Hrsg.). – München; Basel: E. Reinhardt, 1998. – S. 143-152.
Veresh Mariya
Nationale Universität Ushgorod
ABGELEITETE TERMINI IN DER DEUTSCHEN
FACHSPRACHE DER THEOLOGIE
Der besondere Wortbestand der Fachsprachen ist sowohl für die
Sprachwissenschaftler als auch für die Fachleute des entsprechenden
Fachbereiches von großem Interesse. Die Terminologie spiegelt das System der
wissenschaftlichen Begriffe wider und ist gleichzeitig das Ergebnis einer
dauerhaften Entwicklung dieses Fachbereiches und dadurch eine wichtige
Voraussetzung für die weitere Entwicklung (Коптілов 1982: 154). Die
Terminologie eines bestimmten Fachgebietes dient als Grundlage für den
wissenschaftlichen Text. Aus diesem Grund eignet sich die terminologische
Untersuchung zur Beschreibung verschiedener Fachsprachen.
Gegenwärtig existieren mehrere Klassifikationen der Wortbildungsarten
neuer Termini. V. Tatarinov unterscheidet lexikalisch-semantische, morphologische und syntaktische Wortbildungsmöglichkeiten (Татаринов 1996: 210). T.
Roelke legt innerhalb des Wortbildungsbereiches in der fachlichen
Kommunikation solche Wortbildungsmodelle fest, wie:
263
- Komposition: das Grabtuch, die Kirchensprache, das Mönchskloster;
- Derivation: das Mönchstum, das Purgatorium;
- Wortkürzung: Röm - Der Brief an die Römer,
KKK - Katechismus der Katholischen Kirche;
- Konversion: der Glauben → glauben (Roelcke 2005: 73-75).
In der theologischen Terminologie des Deutschen stellt die Suffigierung
einen der produktivsten Bereiche der fachlichen Wortbildung dar. Es wurden 713
terminologische Einheiten festgestellt, die mit Hilfe unterschiedlicher Suffixe
gebildet werden. Zu den am häufigsten gebrauchten Suffixen gehören:
-er (108 Termini), der Franziskaner, der Prediger;
-isch (106 terminologische Einheiten) laizistisch, jesuitisch;
-(t)ion (60 Termini) die Devotion, die Evangelisation;
-in (47 terminologische Einheiten) die Katholikin, die Wallfahrerin;
-ismus (43 Termini) der Exorzismus, der Mystizismus;
-ung (38 Termini) die Christianisierung, die Kreuzung;
-um (35 Termini): das Baptisterium, das Vatikanum.
Weniger gebräuchlich sind solche Suffixe wie:
-ar (18 Termini): der Missionar;
-ik (15 Termini): die Patristik;
-al (14 Termini): pastoral;
-ei (13 Termini): die Abtei.
Die Ergebnisse der Analyse von Wortbildungssuffixen ergeben, dass eine
Reihe von Suffixen dem Terminus eine bestimmte Bedeutung zuweist:
 Das Suffix -er weist auf eine Person männlichen Geschlechts zu, die in
vielen Fällen zu einem Orden gehört oder in der Kirche arbeitet bzw. dient: der
Benediktiner, der Franziskaner;
 Das Suffix -in nennt eine Person weiblichen Geschlechts, die auch zu
einem Orden gehört oder eine bestimmte Funktion in der Kirche erfüllt: die
Benediktinerin, die Franziskanerin, die Äbtin;
 Die Nachsilbe -ung bedeutet eine Handlung, einen Prozess: das Stigma
→ stigmatisieren → die Stigmatisierung, heilig → die Heiligung;
 Das entlehnte Suffix -logie ist griechischer Herkunft und dient zur
Bezeichnung theologischer Wissenschaften: die Ekklesiologie (die Lehre von der
Kirche), die Eschatologie (die Lehre von den letzten Dingen und der Endzeit der
Menschheit), die Mariologie (die Lehre von Maria als der Mutter Jesu und ihrer
Verehrung), die Theologie (systematische Lehre und Darstellung einer Religion,
ihres Ursprungs und ihrer Überlieferung);
 Die Nachsilbe -ieren kommt bei den verbalisierten Nomen oder
Adjektiven vor: das Dogma → dogmatisch → dogmatisieren, Christ →
christianisieren.
 Das Suffix -lich weist auf eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe von
Menschen, zu einer Gemeinschaft hin: der Priester → priesterlich, das Kloster →
klösterlich.
Die Analyse der wortbildenden Suffixe gibt die Möglichkeit, die Fachwörter
besser zu verstehen und entsprechend zu verwenden.
264
Präfigierung spielt bei der Bildung neuer Termini auch eine wichtige Rolle.
Es wurden 62 Termini mit folgenden Präfixen festgestellt:
ver- (24 Termini) verklären;
erz- (7 Termini) der Erzbischof;
ab- (7 Termini) abkanzeln;
un-(5 Termini) die Unschuld;
ur- (5 Termini) die Urgemeinde;
archi- (2 Termini) der Archidiakon;
er- (2 Termini) erlösen;
sub- (2 Termini) der Subdiakon;
vor- (2 Termini) die Vormesse;
unter- (2 Termini) die Unterkirche;
los- (2 Termini) lossprechen;
prä- (2 Termini) die Prävulgata.
Einige Vorsilben haben bestimmte Bedeutungen, zum Beispiel, das
lateinische Präfix prä- verleiht dem Substantiv die Bedeutung „bevorstehen“, das
entlehnte Präfix sub- weist auf eine Unterordnung hin, die Vorsilbe un- bedeutet
Verneinung, ur- bezeichnet etwas „Altes“.
Es sei zu betonen, dass es in der theologischen Terminologie der deutschen
Sprache auch Ableitungen zu finden sind, die mit Präfixen und Suffixen gebildet
sind. Es wurden 98 Termini gebildet mit Hilfe von Präfixen und Suffixen
festgestellt. Zu den Ableitungen dieser Art gehören Termini gebildet mit den
Nachsilben -ung (25 terminologische Einheiten); -isch (11 Termini), -(t)ion (10
Termini), -e (8 terminologische Einheiten), -lich (7 Termini), -er, -ismus, -ig (je 5
Termini), -ik, -ei, -keit, -et (je 3 Termini), -al, -el (je 2 Termini), -in, -tät, -tum, heit, -bar, -at (nur je 1 Terminus). Bei der Bildung folgender Ableitungen wurden
solche Vorsilben benutzt: un- (23 Termini), a- (19 terminologische Einheiten), ab(13 Termini), ex- (7 terminologische Einheiten), er- (6 Termini), anti- (3 Termini),
ur-, archi-, auf, be-, (je 3 Termini), prä-, unter-, trans-, ent-, all-, gegen- (je 2
Termini); über- (1 terminologische Einheit). Zum Beispiel, urchristlich, das
Archidiakonat, die Auferstehung, die Exkommunikation, unterirdisch, die
Transfiguration, gegenreformatorisch, überirdisch.
Auf Grunde der durchgeführten struktur-semantischen Analyse der
abgeleiteten Termini in der deutschen Fachsprache der Theologie kann folgendes
festgestellt werden: Die Schaffung neuer Termini durch Affixe ist in der
Fachsprache der Theologie sehr verbreitet. Die größte Gruppe (713 Termini)
bilden Ableitungen gebildet von Suffixen. Die verbreitesten wortbildenden Suffixe
-er, -in, -ung, -logie, -ieren, -lich, -los, -voll und Präfixe un-, a-, über-, ex-, in-,
anti-, ent- weisen bestimmte semantische Belastung auf, was bei der Bildung
neuer Termini von großer Bedeutung ist.
Literaturverzeichnis
1. Коптілов В. В. Теорія і практика перекладу. / В. В. Копілов. – К.:
ВШ, 1982. – 164 с.
265
2. Татаринов В. А. Теория терминоведения / Татаринов В. А. – М. :
Московский лицей, 1996 . – 311 с.
3. Agricola E. Wörterbuch des christlich geprägten Wortschatzes / E. Agricola [Aus dem Nachlaß bearb. und für den Dr. vorbereitet von Wilhelm Braun]. –
Stuttgart : Hirzel, 2003. – 218 S.
4. Roelcke T. Fachsprachen / T. Roelcke – Berlin : Erich Schmidt Verlag,
2005. – 253 S.
Vitalish Lyubov
Nationale Iwan-Franko-Universität Lviv
AUSDRUCKSMITTEL DER GEFÜHLE IN DEUTSCHEN
PHRASEOLOGISMEN: MATERIALIEN FÜR LEHRER
1. Als eines der Prinzipien der Klassifizierung des Wortschatzes tritt die
thematische Einteilung auf. Deutsche Phraseologismen bieten eine breit gefächerte
Thematik wie auch mannigfaltige strukturelle Besonderheiten innerhalb jeder
thematischen Gruppe.
2. Es werden Phraseologismen mit Substantiven, Verben und Adjektiven
analysiert, die Gefühle und Emotionen bezeichnen. Wir betrachten die
Phraseologismen mit solchen Bezeichnungen der Gefühle wie: Angst, Ärger,
Aufregung, Bosheit, Frechheit, Freude, Furcht, Glück, Hass, Liebe, Ruhe.
3. Sprichwörter:
Ein Schiffbrüchiger hat Angst auch vor ruhiger See.
Wo Bosheit lacht, muss Tugend weinen. Wer böse wird, hat Unrecht. Neid
sucht böse Wege. Guter Wein macht böse Köpfe. Böse Sitten lernt man schnell.
Zuviel ist ein böses Spiel.
Man ist nie frecher als beim Becher.
Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteilter Schmerz ist doppelter
Schmerz. Schadenfreude ist die reinste Freude. Wiedersehen macht Freude! Wenn
sich zwei streiten, freut sich der Dritte.
Die Furcht hat große Augen. Die Furcht ist oft größer als die Gefahr.
Furcht sieht überall Gespenster. Ohne Geld, ohne Furcht. Man kann wohl Waffen
gegen die Feinde, aber nicht gegen die Furcht schmieden. Der Tapfere fürchtet
den Tod nicht. Hüte dich vor denen, die dich fürchten. Was man fürchtet, glaubt
man leicht. Wer sich fürchtet, droht gern. Die drohen, fürchten sich am meisten.
Besser furchtsam, als unvorsichtig. Je furchtsamer das Tier, je schneller läuft es.
Glück und Glas, wie leicht bricht das. Das Rad des Glückes dreht sich
schnell. Jeder ist seines Glückes Schmied. Glück und Unglück wandern auf einem
Steig. Glück und Unglück sind zwei Nachbarn, Glück und Unglück wohnen unter
einem Dach. Er hat mehr Glück als Verstand (od. als Ferdinand). Dumm hat 's
meiste Glück. Wem das Glück den Finger reicht, der soll ihm die Hand bieten.
Glück im Spiel, Unglück in der Liebe; Glück in der Liebe, Unglück im Spiel. Dem
Glücklichen schlägt keine Stunde.
266
An Hass und Neid stirbt Heiterkeit. Hass entsteht, wenn Liebe vergeht. Hass
kennt kein Maß. Wer sich selber lobt, den hassen viele. Wer nicht hassen kann,
kann auch nicht lieben. Am (vor dem) Spiegel ist keine Frau hässlich. Es gibt
keinen schönen Kerker und keine hässliche Geliebte.
Die Liebe geht durch den Magen. Liebe ist [macht] blind. Liebe macht
erfinderisch. Die Liebe kann Wunder schaffen. Alte Liebe rostet nicht. Eine Liebe
ist der anderen wert. Was sich liebt, das neckt sich.
Nach getaner Arbeit ist gut ruh'n. Nach dem Essen sollst du (soll man) ruh
'n oder tausend Schritte tun.
4. Geflügelte Worte:
Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen (F. Schiller, „Don Carlos“)
Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer. (J. W. Goethe, „Faust“), Ruhe ist
die erste Bürgerpflicht. Die Ruhe eines Kirchhofs (F. Schiller, „Don Carlos“).
5. Satzwertige interjektionale Phraseologismen:
Mach' keinen Ärger! Nicht ärgern, nur wundern! (= Beschwichtigungsformel);
Friede, Freude, Eierkuchen! (Kommentar zu einer ungetrübten, aber
fragwürdigen Harmonie); Groß ist die Freude, weiß Gott, nicht! Das freut einen ja
denn auch!
Damit hast du bei mir kein Glück! Glück muss der Mensch haben! Ihm lacht
das Glück. Das Glück kehrt einem den Rücken.
Lass das, ich hass das! (scherzhafte Ablehnung).
Die wahre Liebe ist es noch nicht. Das tut der Liebe keinen Abbruch (kein
Kind). Muss Liebe schön sein! (Kommentar bei auffällig verliebtem Verhalten
eines Liebespaare); Tu (tun Sie) mir die Liebe! (höfliche Anrede); Du lieber
Himmel! Mein lieber Schwan! Ach du liebe Güte! (Ausdruck der Überraschung);
Ach du liebes Lieschen! (abwertende Schattierung); Mein lieber Spitz! (familiäre
Schattierung, Anrede, Verwunderung, mahnender, drohender Hinweis).
Ruhe im Puff! Ruhe im Karton! Ruhe auf den billigen Plätzen! Ruhe im
Unterhaus! Ruhe im Kuhstall (der Ochs' hat Durchfall)! Immer mit der Ruhe und
Hoffmannstropfen! (Ruheforderung).
6. Sprichwörtliche Redensarten:
Mehr Angst als Vaterlandsliebe haben, es mit der Angst (zu tun) bekommen,
in tausend Ängsten schweben, jmdm. sitzt die Angst im Nacken, mit etw. ist es nicht
so ängstlich;
Schwarz (grün und gelb/ grün und blau) vor Ärger werden, seinem Ärger
Luft machen, jmd. ist krank vor Ärger;
Vor Aufregung vergehen, sich künstlich aufregen;
Mit konstanter Bosheit, eine böse Sieben („ein zanksüchtiges Weib“), der
böse Bube (Bösewicht), in eine böse Suppe kommen, ein böses Ende nehmen, böses
Blut machen (schaffen), den bösen Blick haben;
Jmdm. die Freude versalzen, seine helle (liebe) Freude haben, (das sind) die
Freuden des Berufs, ein Wermutstropfen im Becher der Freude sein;
267
Ein Ritter ohne Furcht und Tadel, sich vor seinem eigenen Schatten fürchten
weder Tod noch Teufel fürchten;
Ein Glückskind sein, das Glück des Tüchtigen, Glück im Unglück haben,
noch nichts von seinem Glück wissen, eine glückliche Hand haben, einen
glücklichen Griff tun;
Jmdn. etw. auf den Tod hassen;
Meine brüderliche Liebe, Liebe im Busen hegen, bei aller Liebe, etwas mit
dem Mantel der Liebe zudecken, jmdn. vor Liebe auffressen (fressen) wollen, das
liebe Brot, das liebe Geld, der liebe Gott, um des lieben Friedens willen, dem
lieben Gott die Zeit stehlen;
Die ewige Ruhe, die letzte Ruhe, olympische (stoische) Ruhe, jmdn. zur
letzten Ruhe betten, zur ewigen Ruhe eingehen, der ruhende Pol, ein ruhiger
Beamter, ruhig(es) Blut bewahren;
7. Stehende Vergleiche:
Frech wie Oskar / Dreck / Gassendreck / (wie der) Rotz (am Ärmel) /
Schifferscheiße;
Sich freuen wie ein Schneekönig, sich freuen wie ein Stint;
Jmdn. fürchten wie der Teufel das Weihwasser;
Jmdn. etw. hassen wie die Pest, hässlich wie die Nacht (wie die Sünde) sein;
8. Wortpaare:
Angst und bange, in Angst und Not (und Sorge), jmdn. in Angst und
Schrecken halten, jmdn. in Angst und Schrecken versetzen;. im Guten wie im
Bösen;
Freud und Leid (mit jmdm. teilen), herrlich und in Freuden (leben);
Jmdn. in Furcht und Schrecken versetzen;
In Glück und Unglück zusammenhalten, weder Glück noch Stern haben;
In Lieb ' und Leid, von Lust und Liebe leben, es ist mir lieb und wert;
nicht ruhen und rasten.
9. Lexeme zur Bezeichnung der Gefühle bilden Kernwörter von
Phraseologismen mit verschiedener Struktur. Im Sprachmaterial kommen dabei
folgende syntaktische Strukturen vor: satzwertige Phraseologismen wie
Sprichwörter, geflügelte Worte, interjektionale Phraseologismen und
satzgliedwertige Phraseologismen wie sprichwörtliche Redensarten nominalen und
verbalen Typs, stehende Vergleiche und Wortpaare.
Literatur
Мізін К. І. Німецько-український фразеологічний словник (усталені
порівняння) / Костянтин Мізін. – Вінниця: Нова книга, 2005. – 302 с.
Beyer H., Beyer A. Sprichwörterlexikon / Horst und Annelies Beyer. –
Moskau: Vysšaja škola, 1989. – 392 S.
Borchard-Wustmann-Schoppe. Die sprichwörtlichen Redensarten im
deutschen Volksmund / Borchard-Wustmann-Schoppe. – Leipzig: VEB F. A.
Brockhaus Verlag, 1955. – 540 S.
268
Voznenko Natalya
Nationale Technische Universität Cherson
P. SÜSKINDS KONTRABASS
AUF UKRAINISCH UND RUSSISCH:
SCHWIERIGKEITEN DES LITERARISCHEN ÜBERSETZENS
Der deutsche Schriftsteller Patrick Süskind ist nicht nur dank seinen
ungewöhnlichen Fabeln, sondern auch dank seiner virtuosen Schreibmanier in der
ganzen Welt bekannt und anerkannt. Die Sprache seines einaktigen Stück Der
Kontrabass stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Die große Menge von
verschiedensten sprachlichen Mitteln, die vom Autor zur Darstellung der
Hauptfigur dieses Werks – des einsamen 35-jährigen Kontrabassisten – meisterhaft
verwendet wurden, bilden für ÜbersetzerInnen jedoch häufig komplizierte
Aufgaben, die nicht immer erfolgreich gelöst werden. Besonders im Fall deutschukrainischer und deutsch-russischer Übersetzungen, weil diese Sprachen sich
lexikalisch und grammatisch ziemlich unterscheiden.
Eine der größten Schwierigkeiten bereiten schon musikalische Fachwörter
und -ausdrücke, die im Kontrabass in großer Vielfalt vorhanden sind. Obwohl
musikalische Fachlexik im Deutschen zu den ältesten und gut entwickelten
Schichten der Fachsprachen gehört und in vielen Sprachen (Ukrainisch und
Russisch darunter) über fixierte Übersetzungsäquivalente verfügt, gibt es im Text
einige Momente, die zu Schwierigkeiten oder sogar Fehlern beim Übersetzen
führen können. Unter solchen Momenten ist die Erscheinung der Synonymie unter
Fachwörtern zu nennen. So wird das Streichinstrument der Hauptfigur im Text mal
als der Kontrabass, mal als der Bass bezeichnet. Die zweite Variante (der Bass)
hat aber auch andere Bedeutungen, z. B. tiefste Tonlage bei Musikinstrumenten
oder tiefste Lage der männlichen Stimme u. a. Als Synonym zum Lexem der
Kontrabass soll der Bass ins Ukrainische oder Russische als контрабас übersetzt
werden, in weiteren Bedeutungen – als бас. Diese Mehrdeutigkeit des deutschen
Lexems führte dazu, dass verschiedene Übersetzerinnen es unterschiedlich
verstanden haben, so steht bei P. Süskind: Es gibt Orchester ohne erste Geige, ohne
Bläser, ohne Pauken und Trompeten, ohne alles. Aber nicht ohne Bass. – Bei der
ukrainischen Übersetzerin I. Fridrich liest man: Є оркестри без першої скрипки,
без трубачів, без літавр і духових, без усього. Але жодного – без баса.
Dasselbe sieht man bei der russischen Übersetzerin O. Drozhdyna: Существуют
оркестры без первой скрипки, без духовых инструментов, без литавр и без
труб, без всего. Но не без баса. – Bei der anderen russischen Übersetzerin N.
Litwinetz doch: Бывают оркестры без первой скрипки, без духовых, без
барабана и литавр, без английского рожка, без чего угодно. Но не без
контрабаса. – I. Fridrich und O. Drozhdyna haben also die falsche Bedeutung
gewählt. Dabei machte N. Litwinetz eine andere Unrichtigkeit in diesem Auszug,
als sie das Lexem Trompeten (Pl.) als английский рожок (Sg.) anstatt трубы (Pl.)
übersetzte und das Lexem барабан in ihre Übersetzung einführte, obwohl es im
269
Originaltext überhaupt fehlt. Solche Transformationen verändern den Sinn des
Textes nicht wesentlich und man sollte sie nicht als einen Übersetzungsfehler
betrachten, obwohl die hier verwendeten Lexemwechsel und -ergänzung gar nicht
nötig und deswegen nicht erwünscht sind.
Im Originaltext trifft man auch einige musikalische Fachwörter in
abgekürzter Form, z. B.: GMD (im Satz: Nicht beim GMD.), womit der
Generalmusikdirektor bzw. Hauptdirigent bezeichnet wird. Die richtige
Entscheidung traff N. Litwinetz, die diese Abkürzung als главный дирижер (im
Satz: Не при главном дирижере.) übersetzte. I. Fridrich und O. Drozhdyna
transliterierten einfach das Akronym GMD mit ukrainischen bzw. russischen
Buchstaben ГМД (in den Sätzen entsprechend: Тільки не у ГМД. / Не с ГМД.),
was für ukrainisch- und russischsprachige Leser unverständlich sein könnte, weil
diese Abkürzung für die Bezeichnung des Hauptdirigenten im Ukrainischen und
Russischen nicht gebräuchlich ist. Diese Variante kann zum Unverständnis des
Textes führen und kann als fehlerhaft betrachtet werden.
Weitere Schwierigkeiten sind mit der Übersetzung von feststehenden
Redewendungen verbunden. So gebrauchte P. Süskind die Redewendung seinen
Stiefel runterrumpeln, die eine Variante von seinen Stiefel herunterspielen ist und
etwas lustlos, ohne Enthusiasmus, mehr oder weniger automatisch machen
bedeutet. Bei den oben genannten Übersetzerinnen findet man drei verschiedene
Varianten: I. Fridrich verwendete in ihrer Übersetzung kein Idiom und verlor
dadurch die Anschaulichkeit des Originaltextes, N. Litwinetz gebrauchte einen
Ausdruck aus der Musiksprache, also einen Fachausdruck anstatt des
umgangssprachlichen. Dabei scheint es, die beiden verstanden die deutsche
Redewendung nicht richtig oder verstanden nicht, das es ein Idiom ist. O.
Drozhdyna übersetzte sie durch die russische Redewendung развязать себе руки,
was die Freiheit bekommen etwas zu machen und dem Sinn des deutschen
Ausdrucks nicht entspricht, vgl.: Lassen den da vorn hinpinseln, was er mag und
rumpeln unsern Stiefel runter. (bei P. Süskind). – Передні грають собі те, що їм
подобається, а ми постукуємо черевиками. (I. Fridrich). – Позволяем рисовать
в воздухе что угодно, а сами отбиваем такт ногой. (bei N. Litwinetz). –
Оставляем его там впереди размахивать так, как он себе хочет, а сами
развязываем себе руки. (bei O. Drozhdyna).
Um den Monolog der Haupfigur im Kontrabass emotional und lebendig zu
machen, sind die meisten Phrasen mit zahlreichen stilistischen Mitteln auf allen
Sprachebenen gestaltet. Die Wiedergabe von diesen Mitteln ist für
ÜbersetzerInnen keine leichte Aufgabe, die mit der Erkennung und Identifizierung
einer sprachlichen Erscheinungen im Originaltext beginnt und mit der Auswahl der
bestmöglichen Übersetzungsvarianten in der Zielsprache endet.
Die Übersetzung vom P. Süskinds Kontrabass ins Ukrainische und
Russische erfordert also von den ÜbersetzerInnen Aufmerksamkeit, Erfahrung und
sprachliche Kompetenz.
270
Witrenko Anna
Nationale Bohdan-Chmelnytzkyj-Universität Tscherkasy
DIE UKRAINISCHEN UND DEUTSCHEN SPRICHWÖRTER
ÜBER DIE ARBEITSTÄTIGKEIT DER MENSCHEN:
VERGLEICHENDER ASPEKT
Sprichwörter sind Lebensregeln, die Weisheiten des Alltags bildhaft auf den
Punkt bringen. Die Sprichwörter im Ukrainischen und im Deutschen erfreuen sich
heute zwar nicht mehr so großer Beliebtheit wie z.B. im 19. Jahrhundert, aber sie
sind in vollen bzw. modifizierten Formen (Sprichwortparodien, -paraphrasen, anspielungen usw.) fast auf jeder Ebene der menschlichen Tätigkeit (Belletristik,
Presse, Werbung, Politik) anzutreffen.
Die ukrainischen und deutschen Sprichwörter haben viele Gemeinsamkeiten,
aber sie haben auch bestimmte Merkmale, die die Kultur des Volkes, seine lange
Geschichte charakterisieren. Es gibt eine Gruppe von Sprichwörtern, die gleichen
Inhalt haben:
„Arbeit verkürzt den Tag“ (Праця день скорочує) [2, 3],
„Bald getan ist viel getan“ (Швидко зробити – багато зробити) [2, 15].
Die Sprichwörter in beiden Sprachen demonstrieren die Spezifität der
Verbalisierung, sie verwenden unterschiedliche Gestalten. Dieses Phänomen wird
durch die Tatsache verursacht, dass die Sprecher subjektiv die objektive
Wirklichkeit interpretieren:
„Anfang gut – alles gut“ (Добрий початок – половина діла) [3, 54],
„Auch Faulenzen hat seine Grenzen“ (Лінощі також мають свою міру.
Як проголодається, то хліба дістати здогадається) [3, 79].
Es gibt auch eine Gruppe von Sprichwörtern, die in den beiden Sprachen
verschiedene semantische Bedeutungen haben:
„Au, mein Fuß, wenn ich arbeiten muss – tut mir doch mein Fuß nicht weh,
wenn іch zum Tanzen geh“ (Грицю, Грицю, до роботи! В мене порвані
чоботи! Грицю, Грицю, до телят! В мене ніженьки болять! Грицю,
Грицю, до Марусі! Зараз, зараз, уберуся!) [1, 105].
In den meisten Sprichwörtern liegt eine Implikation zugrunde. Eine
Implikation bezeichnet bildungssprachig die Einbeziehung einer Sache in eine
andere; ein mitgemeinter, aber nicht explizit ausgedrückter Bedeutungsinhalt:
„Guter Anfang ist halbe Arbeit“(Пів пісні проспівала, пів роботи
зробила) ,
Die logische implikative Formel besteht aus zwei Teilen: „conditio“ (wenn)
und „consequentia“ (dann), wobei der erste das Auftreten des anderen nach sich
zieht. Manchmal gibt es Sprichwörter mit logischen Ellipsen, wo entweder der
erste oder der zweite Teil der Implikation eliminiert wird. Die Bedeutung dieses
Teils bleibt jedoch in gedanklichen Hintergrund, wie in dem folgenden Beispiel:
„Zwischen Tür und Angel stecke keine Hand“
„Wenn man die Hand zwischen Tür und Angel steckt, …“ [4]
271
Die Bedeutung des Sprichwortes wird einerseits durch seine logische
Struktur und andererseits durch seinen Gebrauch mitbestimmt, der eng mit dem
Absicht des Autors zusammenhängt. Der Sender, sowie Übersetzer hat mehrere
sprachliche und außersprachliche Mittel zur Wahl, die die Bedeutung des
Sprichwortes modifizieren.
a) indirekt (d.h. ohne Veränderung seiner grammatisch-lexikalischen
Struktur);
b) direkt (d.h. durch Veränderung seiner grammatisch lexikalischen
Struktur) [4].
Sprichwörter wandern von einem Volk zum nächsten und deshalb finden wir
in den zwei Sprachen eine Vielzahl von Lehnsprüchen, von Entlehnungen aus
anderen Sprachen. Es gibt noch mehr zu sagen und zu erforschen bei den
Sprichwörtern, da es ein sehr umfangreiches Gut ist, was uns von mehreren
Generationen hinterlassen wurde, als Gabe, als Geschichte, als Erinnerung an alten
Zeiten, an Gutes und Böses, an Manieren usw.
Literaturverzeichnis:
1. Кудіна О., Пророченко О. Перлини народної мудрості. Німецькі
прислів’я та приказки. – Вінниця : Нова книга, 2005. – 320 с.
2. Шалагина В. К. Немецкие пословицы и поговорки. – М., 1962. – 89 с.
3. Bezer Horst und Annelies. Sprichwörterlexikon. – Leipzig : VEB
Bibliographisches Institut, 1989. – 392 S.
4. http://www.unipotsdam.de/u/slavistik/wsw/seminararbeiten/vostrotina2.doc.
Worobjowa Tatjana
Institut für Fremdsprachen, Horliwka
LERNLEITENDE SYMBOLE
IM GRAMMATIKUNTERRICHT
Es gibt wohl kaum Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer, die über das
Problem der Vermittlung der Grammatik nicht nachgedacht haben. Besonders
betrifft das die Deutschlerner, die Englisch als Fremdsprache in der Schule gelernt
haben.
Es ist gut bekannt, dass die heutige Generation der Jugend nicht auf
textuelle, sondern auch auf visuelle Präsentation der Information erzogen ist, d. h.
die jungen Menschen, die z.B. Fremdsprachen studieren, empfangen, überarbeiten
und behalten visuell vorgestelltes Material besser im Kopf. Darum ist es
notwendig, im Grammatikunterricht nicht nur eine verbale Form bei der Erklärung
und Festigung der grammatischen Phänomene zu verwenden, sondern
grammatikalische Erscheinungen auch durch Assoziationen, Schemas,
Eselsbrücken und Bilder zu visualisieren, d. h. man muss abstrakte grammatikalische Begriffe anschaulich machen, damit die Studenten alles besser verstehen
können. Hier leisten uns manche landeskundliche Materialien, die wir im
272
Unterricht benutzen und die auch für den Sprachunterricht gedacht sind, gute Hilfe.
Das erklärte Thema wird aber nicht mehr weiter im Lehrraum behandelt, sondern
die durch die Bilder angeregte Assoziationskette bildet das Ausgangsmaterial als
Hausaufgabe für selbständige Weiterbearbeitung in Form einer kleinen Geschichte,
eines Märchens oder einer Minierzählung. Eine solche vertiefende Behandlung ist
sehr sinnvoll, weil es viele konkrete Unterrichtsziele lösen hilft: psychologisch –
befreit von Angst und Nervosität, sprachlich – entwickelt die Sprachkompetenz in
Form der Schriftsprache und drittens, weckt das Interesse zum weiteren Studium
der Sprache und verwandelt die böse komplizierte „Stiefmutter“ Grammatik in
eine gute Fee.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema „Kasus“. Die grammatikalische
Bedeutung der Kasi ist sehr abstrakt. Darum müssen wir dieses Thema in Form
eines Märchens erklären: Im Lande der deutschen Grammatik gibt es einen großen
mächtigen Baum (dabei malen wir das Bildschema an die Tafel) – das ist der
Kasusbaum. Er hat vier große Zweige. Der erste Zweig heißt Nominativ, der
zweite Genitiv, der dritte Dativ und der vierte Akkusativ. Jeder Zweig besitzt ein,
zwei oder drei Blättchen. Das hängt von den Kasusfragen ab. Der Nominativ
antwortet auf die Fragen: „Wer?“, „Was?“; darum hat der Nominativzweig zwei
Blättchen. Der Genitiv hat nur eine Frage: „Wessen?“, darum hat der Genitivzweig
nur ein großes Blättchen. Der Dativzweig aber besitzt drei Blättchen, denn der
Dativ antwortet auf drei Fragen: „Wem?“, „Wo?“, „Wann?“. Der Akkusativzweig
ist auch stolzer Besitzer von drei Blättchen, weil er auch drei Kasusfragen:
„Wen?“, „Was?“, „Wohin?“ hat.
Dann teilen wir die Tafel in drei Spalten ein und organisieren einen
sportlichen Wettbewerb. Die Studenten kommen der Reihe nach an die Tafel und
malen ihre Kasusbäume. Wer ohne Fehler und am schnellsten malt, ist der
verdiente Sieger. Weiters folgt die landeskundliche Information: Wir erzählen,
dass das Wort „Kasus“ ein lateinisches Wort ist, aber die Deutschen haben ihre
eigenen Bezeichnungen für die Kasi: Wer-Fall, Wesen-Fall, Wem-Fall, Wen-Fall.
Die nächste Zielsetzung besteht in der Festigung der Kasusfragen. Darum
schreiben die Studenten sie an die Tafel und wir beginnen sie zu symbolisieren.
Der Nominativ bekommt als Symbol ein „Herzchen“, in das „Vera+Wassja“
geschrieben ist, weil wir die Kasusfragen mit den Eigennamen vergleichen und sie
klingen fast ähnlich. Darum behalten die Studenten diese Information besser.
Das lernleitende Symbol für den Genitiv ist ein Herrenschuh als Erinnerung
an den Satz «Чей туфля?» aus dem Lustfilm von L. Gaiday.
Das lernleitende Symbol für den Dativ ist eine „hohle Hand“, denn der Dativ
gibt Schmiergeld WoWannu – Zusammensetzung der Fragen „Wo?“ und „Wann?“
bildet den umgangssprachlichen Eigennamen von Wladimir.
Das lernleitende Symbol für den Akkusativ ist das Gefängnis oder das
„karierte“ Fensterchen. Auf die Frage „Was macht der Akkusativ?“ antwortet der
Akkusativ, dass er den Verbrecher bestraft, und auf die Frage „Wohin bringt er
diesen Verbrecher“ antwortet er: „Ins Gefängnis“. Alles ist wie im Leben, man
muss anständig und ordentlich leben.
273
In der nächsten Unterrichtseinheit, nach einer Wiederholung setzen wir die
Arbeit an den Kasusfragen weiter fort. Nachdem wir die Kasi mit den Fragen an
die Tafel geschrieben haben, führen wir eine grammatikalische Operation durch.
Das heißt, wir ersetzen in den Fragen den Buchstaben W durch den Buchstaben D
und bekommen die Deklination des bestimmten Artikels des männlichen und
sächlichen Geschlechts. Im Genitiv verkürzen wir das entstandene lange Wort
„dessen“, und erklären, dass nur die ersten drei Buchstaben den Artikel im Genitiv
bilden, und die Buchstaben „s“ und „en“ die Endungen der Substantive der starken
und schwachen Deklination sind.
Was den Artikel des weiblichen Geschlechts betrifft, so malen wir als
lernleitendes Symbol eine Treppe mit zwei Pfeilchen „Nach oben“ und „Nach
unten“, die uns die gleiche Form des Artikels zeigen: die, der, der, die und
umgekehrt.
Die Arbeit mit lernleitenden Symbolen umfasst also sowohl den mündlichen
als auch den schriftlichen Ausdruck, und die Studenten zeigen dabei, weder
Ermüdung noch Desinteresse.
Yaremko Maryana
Nationale Iwan-Franko-Universität Lwiw
SCHWEIGEN IN DER LITERARISCHEN KOMMUNIKATION
(ANHAND DER ROMANE VON ROBERT WALSER)
Der Analyse des Schweigens im literarischen Text liegt das
Kommunikationsmodell des literarischen Erzählens von J. Schutte zugrunde
(Schutte, 1993: 130). Je nach den Erzählinstanzen wird im Erzähltext von der
realen, fiktionalen und fiktiven Kommunikationsebene ausgegangen. Auf der
realen Ebene realisiert sich die Kommunikation zwischen dem Autor und dem
Adressaten, auf der fiktionalen Ebene wird die Geschichte vom Erzähler dem
Leser wiedergegeben und auf der fiktiven Ebene wird die Kommunikation
zwischen den Figuren dargestellt. Wenn die Kommunikation im fiktionalen Text
auf drei Ebenen erfolgt, so kann auch in der Struktur des Textes auf diesen Ebenen
geschwiegen werden. Somit wird im Text zwischen dem Schweigen des Autors,
des Erzählers und der Figuren unterschieden.
Die Titel der Romane „Geschwister Tanner“ (1907), „ Der Gehülfe“ (1908)
und „Jakob von Gunten“ (1909) vom Schweizer Schriftsteller Robert Walser
zeugen von dem sich auf der realen Ebene realisierenden Schweigen. Der Autor
verzichtet auf die Themasetzung des Erzählens und somit auf die Beeinflussung
des Lesers, indem er für seine Überschriften die Namen der handelnden Figuren
nimmt (Strelis, 1991: 61). Die Hauptfiguren der Romane sind Personen ohne
Charakter und ohne Identität. Durch die im Roman vorkommenden Themen des
Dienens und der Selbstverkleinerung wird außerdem das Schweigen thematisiert:
„Simon stand wirklich entsprechend da, und er fühlte: «Nun erst bin ich der
Diener dieser Frau; denn sie tadelt mich, weil sie ein Recht in sich fühlt, mich
274
ohne viel Überlegen zurechtzuweisen, und dabei von mir ein korrektes Schweigen
erwartet. […]»“ (GT: 193).
„«Sie haben pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen. Mein Haus und mein
Geschäft sind kein Hühnerstall. Schaffen Sie sich einen Wecker, wenn Sie nicht
erwachen können. [...]»
Joseph schwieg wohlüberdachtermaßen“ (DG: 59).
„Das Dressierteste an uns [Eleven] ist aber doch der Mund, er ist stets
gehorsam und devot zugekniffen. [...] Ein festgeschlossener Mund deutet auf
offene, gespannte Ohren, daher müssen die Türen da unten, unter den
Nasenflügelfenstern, stets sorgsam verriegelt bleiben. Ein offener Mund ist ein
Maul ohne weiteres, und das weiß jeder von uns genau“ (JvG: 56).
Auf der fiktionalen Ebene findet man die vom Erzähler im Roman
ausgesparte oder nicht vollendete Information, die den Leser zur weiteren
Interpretation bewegt. Die Romane verfügen über keine kontinuierliche Handlung
und bestehen aus einzelnen Episoden, die meistens der Form nach nicht
abgeschlossen sind und abrupt enden. Eine solche Erzählweise ermöglicht die
Entstehung der Leerstellen im Text, die vom Leser auszufüllen sind. Außerdem
wird in den Romanen zum Wechsel der Erzählperspektiven geneigt, was auch zu
Ungesagtheiten führt.
Das Schweigen auf der fiktiven Ebene realisiert sich durch die auf der
fiktionalen Ebene realisierte Monologisierung der Dialoge. In den Romanen fehlt
es an abwechselnd geführten Gesprächen. Die am Anfang als Dialog angelegte
Rede fließt in den Monolog einer Figur ein. Die Reaktion des anderen wird in den
Romanen entweder ausgelassen oder auf einige kurze Reaktionen beschränkt. In
einigen Fällen gibt der Erzähler das Nicht-Gesagte einer Figur durch den Monolog
der anderen wieder:
„«[...] Ich bin nicht gern, gnädiger Herr, der Besitzer von etwas Halbem,
lieber will ich zu den ganz Besitzlosen gehören, dann gehört mir meine Seele
wenigstens noch an. Sie werden denken, es zieme sich wenig, so heftig zu reden,
und dies sei auch nicht der schickliche Ort zu einer Rede: Wohlan, ich schweige,
bezahlen Sie mich, wie es mir zukommt, und Sie werden mich nie wieder zu Gesicht
bekommen»“ (GT: 17).
„Kraus drängte sich an mich heran, klopfte mir würdevoll auf die Schulter
und sagte: «Neuling, der du hier bist, wisse, daß die Vorschriften gebieten, zu
essen, wenn etwas zu essen da ist. [...] Du hast keinen Appetit, willst du mir sagen?
Ich aber rate dir, Appetit zu haben. [...]“ (JvG: 30).
Im Roman „Der Gehülfe“ wird auf die Darstellung der Gespräche verzichtet
und vorwiegend in der indirekten Rede erzählt:
„Tobler sprang jählings auf: Was Joseph da Dummheiten zu schwatzen habe.
Wenn er Bemerkungen machen müsse, so solle er sie nicht erst eine halbe Stunde
nach Erledigung der Sache vom Mund ablaufen lassen, und dann solle er sehen, daß
es keine so läppischen seien, wie die, die er sich soeben erlaubt habe“ (DG: 150).
Noch eine Möglichkeit zur Realisierung des Schweigens auf der fiktiven
Ebene bietet der innere Monolog:
275
„O Frau Wirsich, deine verweinten Augen trüben ja ganz deine paar
angenommenen, glänzenden Weltmanieren. Wie hattest du dir vorgenommen, dich
fein zu bewegen, und wie hat dich nun dein Gram überwältigt. Deine alten Hände,
die wie Stirnen durchfurcht sind, zittern recht sehr. Was spricht dein Mund?
Nichts? Ei, Mutter Wirsich, man muß sprechen in guter Gesellschaft. Sieh, sieh,
wie dich eine gewisse andere Dame anschaut“ (DG: 39-40).
Bei diesem inneren Monolog handelt es sich um die unausgesprochen Gefühle
und Gedanken, die der Erzähler seinem Leser anvertraut, ohne den handelnden
Figuren etwas darüber zu erzählen.
Literatur
Schutte J. Einführung in die Literaturinterpretation / J. Schutte. – Stuttgart;
Weimar : Metzler, 1993. – 228 S.
Strelis J. Die verschwiegenе Dichtung: Reden, Schweigen, Verstummen im
Werk Robert Walsers / Strelis J. – Frankfurt a. M. u.a.: Lang, 1991. – 163 S.
Walser R. Sämtliche Werke in Einzelausgaben: 20 Bde. / Hrsg. v. J. Greven. –
Zürich u. a.: Suhrkamp, 1985.
Yatsenko Polina
Nationale Universität Saporishja
BESONDERHEITEN VON KOORDINATIV-SUBORDINATIVEN
POLYNOMEN IM DEUTSCHEN UND IM UKRAINISCHEN
1 Der komplexe Satz ist das Thema der Diskussion von vielen Generationen
von Sprachwissenschaftlern. Außer traditionell festgestellten Satzreihen und
Satzgefügen (Engelien, 1883; Gütterlin, 1918; Paul, 1919; Weinrich 1993 usw.) sind
heute neue Arten von komplexen Sätzen zu nennen. Nach unserer Klassifikation der
Sätze sind alle Sätze, die aus mehreren Konjunkten bestehen, in zwei große Gruppen
zu teilen, und zwar – Binome (nur 2 Bestandteile: zwei Hauptsätze oder ein
Hauptsatz und ein Nebensatz) und Polynome (mindestens drei Bestandteile: ein oder
mehrere Hauptsätze und ein oder mehrere Nebensätze oder nur Hauptsätze).
2 Das Objekt dieser Forschung ist so eine Art der Polynome – die
koordinativ-subordinative Art, die mindestens drei Bestandteile hat, worin ein
Nebensatz ist. Das Hauptziel dieser Arbeit ist das Feststellen von Besonderheiten
der koordinativ-subordinativen Polynome (weiter KSP) im Deutschen und im
Ukrainischen. Alle Beispiele sind aus der modernen schöngeistigen Literatur des
20-21. Jh. genommen.
3 Die Mehrheit der analysierten Sätze in beiden Sprachen (70,9 % im
Deutschen und 66 % im Ukrainischen) haben einen koordinativen Kern, oft
additiven Kern (1), worum Paare von Konjunkten gesammelt werden: (1) Sie
kaufte mir einen Hut, weil ihr meine Mütze nicht gut genug war, sie konnte auch
meine Bluse nicht mehr leiden (B. Kellermann); (2) І Гаммершляг щез знов у
товпі, а кілька молодших панів пішло на улицю, де саме надкотило кілька
бричок з дамами (I. Франко). Der Nebensatz, der ein pflichtiger Bestandteil eines
solchen Satzes ist, ist nur einem Hauptsatz untergeordnet.
276
4 In beiden Sprachen sind die Sätze, deren Bestandteile durch Subordination
gekoppelt sind, nicht besonders verbreitet (9,4 % im Deutschen, 11 % im
Ukrainischen), sie sind kurz und bestehen oft nur aus der Minimalzahl der
Komponenten, d.h. einem Hauptsatz und zwei gleichrangigen Nebensätzen, die oft
additiv zwischen einander verbunden sind: (3) Nie ist mir das geschehen, dass ein
Samana aus dem Walde kam und von mir lernen wollte! (H. Hesse); (4) І коли я
відчиняю хвіртку, і коли відкриваю двері, я чую цей рівномірний стукіт
(K. Хмара). Das Paar der Nebensätze kann sowohl vor dem Hauptsatz (4), als auch
nach dem Hauptsatz (3) stehen. Die Konjunktionen sind nicht immer wiederholt,
wie es im ukrainischen Beispiel zu sehen ist. Für die deutsche Sprache ist es
typisch, die subordinative Konjunktion vor dem zweiten Nebensatz zu vermeiden.
5 Die letzte Gruppe der KSP bilden gemischte Sätze, die mindestens aus vier
Bestandteilen gebildet und in zwei große Gruppen geteilt werden: mit primären
koordinativen Beziehungen (14,8 % im Deutschen, 19 % im Ukrainischen) und mit
primären subordinativen Beziehungen zwischen Komponenten des Satzes (4,9 %
im Deutschen, 4 % im Ukrainischen): (5) Er nickte den begleitenden drei Beamten
zu und wollte aus dem Schatten der langgestreckten Lagerschuppen hinauf auf die
Uferstraße treten, als er plötzlich mitten im Schritt innehielt und zurück in den
deckenden Schatten der Schuppen sprang (H. Konsalik); (6) В той самий час,
коли Леон, затоплений в своїх мріях, радувався з цілковитого упадку дому
Гольдкремерів і забирався до обраховування користей, які спадуть на нього з
тої великої побіди, Герман сам в кареті вихром імчав улицями Дрогобича на
Стрийський тракт (I. Франко). In beiden Beispielen sieht man eine Verbindung
zwischen großen Gruppen der Bestandteile, im Satz (5) sind das solche 1) Er
nickte den begleitenden drei Beamten zu und 2) und wollte aus dem Schatten der
langgestreckten Lagerschuppen hinauf auf die Uferstraße treten, als er plötzlich
mitten im Schritt innehielt und zurück in den deckenden Schatten der Schuppen
sprang, und im Satz (6) sieht man ein Paar von koordinativ verbundenen
Nebensätzen und noch einen Nebensatz zweiten Grades, was schon ein
zusätzliches Element hinzufügt und das Prinzip der Verkomplizierung von Sätzen
der ersten Gruppe widerspiegelt.
6 Im semantisch-syntaktischen Bereich ist festzustellen, dass die Mehrheit
der Sätze im Deutschen und Ukrainischen mit Hilfe von additiven Konjunktionen
verbunden ist, das beweist das Hauptprinzip solcher Satzverbindungen, und zwar –
die Vereinigung von Elementen verschiedener Struktur. Keine anderen Sätze
besitzen solch eine Eigenschaft.
7 Im kommunikativen Aspekt sehen wir auch gleiche Tendenzen in beiden
Sprachen, und zwar – die Verbreitung von feststellenden Äußerungen (1-6) im
Vergleich zu anderen Typen von Sprechakten.
8 In der Perspektive besonders wichtig ist die Durchführung der kontrastiven
Analyse von Polynomen der deutschen und ukrainischen Sprachen in anderen
Diskursen, und zwar im wissenschaftlichen, publizistischen usw. Die zweite
Sphäre der weiteren Forschung ist der Vergleich von Eigenschaften von
Polynomen aus mehreren Sprachen mit den bestimmten Besonderheiten der
Polynome im Deutschen.
277
Literatur:
Engelien A. Grammatik neuhochdeutschen Sprache / Engelien A. — [3.,
verb. Aufl.]. — B. : Verlag von Wilhelm Schultze, 1883. — 585 S.
Gütterlin L. Die deutsche Sprache der Gegenwart / Gütterlin L. — Leipzig :
R. Voigtländer Verlag, 1918. — 451 S.
Paul H. Deutsche Grammatik / Paul H. — Halle a. S. : Verlag von Max
Niemeyer, 1919 — . — Bd. 3, Teil 4 : Syntax (erste Hälfte). — 1919. — 456 S.
Weinrich H. Textgrammatik der deutschen Sprache / Weinrich H. — Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich : Dudenverlag, 1993. — 1111 S.
Zakharchenko Sergii
Nationale Universität Donezk
DEUTSCH-FRANZÖSISCHE SPRACHKONTAKTE
AM ANFANG DES XIII. JAHRHUNDERTS
Im Zuge des Transfers des höfischen Epos wurden neben den ritterlichen
Requisiten auch viele sprachliche Neuerungen, darunter auch Suffixe, aus dem
Altfranzösischen ins Mittelhochdeutsche importiert. Die vorliegende Untersuchung
beschäftigt sich mit der Rolle dieser neuen Suffixe am Anfang des XIII. Jhs.
Die jeweiligen Lexeme sowie Belege sind aus der Albert Leitzmanns
Ausgabe des von Wolfram von Eschenbach verfassten Parzival exzerpiert
(Eschenbach 1961). Der Autor benutzte als Quelle für den von ihm 1210
vollendeten Roman den Perceval-Roman des Franzosen Chrétien de Troyes
(Schütz 1971: 44). Die Wortbedeutungen sind in der vorliegenden Studie nach dem
Mittelhochdeutschen Handwörterbuch von M. Lexer (MHW) angegeben.
2. Im Wortbildungsbereich des Deutschen kommt der französische Einfluss
im System der Nomen- sowie Verbableitung zum Vorschein. Zum einen sind in
der mhd. Zeit einige Nominalsuffixe, darunter -îe und -ier, zum anderen das
Verbalsuffix -ieren ins Wortbildungssystem des Deutschen übernommen. So
finden sich in Parzival sieben Entlehnungen aus dem Französischen auf -îe
(53 Belege, darunter 34 – von massenîe ‚Dienerschaft, auch einzelner Diener‘)
sowie sieben Entlehnungen – auf -ier (27 Belege).
H. Suolahti (Suolahti 1910: 34) weist darauf hin, dass bereits im XII. Jh. -îe
(wie auch -ieren) sich von den französischen Lehnwörtern loslöst und im
einheimischen Sprachschatz weiter wirkt. Allmählich gewinnt auch -ier an
Bedeutung: Im untersuchten Material sind mithilfe des Suffixes -ieren die Lexeme
hersenier (8 Belege) ‚Kopfbedeckung unter dem Helm‘ ← mndl. hersene ‚Hirn‘
(Schröder 1978: 603) und barbiere (3 Belege) ‚Teil des Helms vorm Gesicht oder
Bedeckung des Gesichts unterm Helm‘ ← frz. barbe ‚Bart‘ abgeleitet. Die beiden
Lexeme gehören zur Begriffsgruppe der technischen Ausstattung für verschiedene
Rüstungsstücke, in der das Suffix -ier im XIII. Jh. produktiv war (Suolahti 1910:
34).
278
3. Die Verben auf -ieren (28 Lexeme sowie 86 Belege) sind am Anfang des
XIII. Jhs. zahlreicher als die entlehnten Substantiv-Derivate belegt. Sämtliche
-ieren-Ableitungen, die im mhd. Parzival bezeugt sind, lassen sich in drei Gruppen
einteilen: 1) Verben, die durch ein Nomen motiviert sind, des Typs turnieren ←
turnei ‚Turnier‘; 2) Verben, die von einem altfranzösischen bzw. lateinischen Verb
geprägt sind (z. B. leisieren ‚das Ross mit verhängtem Zügel laufen lassen‘ ←
mfrz. laissier ‚schlaff machen‘); und 3) -en-Ableitungen des Typs furrieren
‚unterfüttern, überziehen‘ ← furrier ‚Unterfutter‘ (Leipold 2006: 252). Dabei sind
im o. g. Epos keine Ableitungen nachgewiesen, die auf eine deutsche Basis
zurückzuführen sind.
3.1. Elf -ieren-Verben (64 Belege) werden durch ein mhd. Nomen motiviert,
das eine Entlehnung aus dem Französischen darstellt. Es handelt sich dabei um
folgende Verben: bûhurdieren, enschumphieren, floitieren, florieren, kunrieren,
loschieren, punieren, rotieren, tjostieren, turnieren, zerquaschieren. Das
frequenteste Verb (27mal belegt) ist tjostieren ‚an einem tjost, einem ritterlichen
Zweikampf teilnehmen‘, dessen Motivationsbasis mhd. tjoste ‚ritterlicher
Zweikampf mit dem Speere‘ mit 169 Belegen auf die Lieblingsbeschäftigung der
Ritter hindeutet. Die meisten Motivationsbasen sind im Untersuchungsmaterial
bezeugt, sodass die Motivationsdichte hoch ist.
3.2. Mit dreizehn Verben, doch auffallend seltener (mit lediglich 29
Belegen), wird im Parzival die zweithäufigste Gruppe von -ieren-Bildungen
präsentiert. Die meisten Verben dieser Gruppe sind nach den französischen
Mustern gebildet, sind schwach motiviert bzw. unmotiviert, z. B.: fischieren ‚mit
einer Spange befestigend gürten‘ ← afrz. fichier ‚befestigen‘.
3.3. Als desubstantivische -en-Bildungen erweisen sich im mhd. Parzival die
Verben zimieren ‚mit dem zimier, einem ritterlichen Schmucke versehen‘ (18
Belege) ← zimier(e) ‚ritterlicher Schmuck‘, condewieren ‚führen, begleiten‘ (9
Belege) ← condewier ‚Begleitung, auch einzelner Begleiter‘ und das o. g. Verb
furrieren (4 Belege), amesieren ‚quetschen‘ (ein Beleg) ← amesiere ‚Verletzung,
Quetschung‘. Die aus dem Altfranzösischen entlehnten Basen zimiere und
condewier sowie die aus dem Lateinischen (amesiere) sind im Parzival nachgewiesen. Die Motivationsbasis von furrieren ist im untersuchten Text nicht bezeugt.
4. Anschließend lässt sich feststellen, dass die am Ende des XII. Jhs. aus
dem Altfranzösischen entlehnten Wortbildungselemente zu Beginn des XIII. Jhs.
unterschiedliche Produktivität aufgewiesen haben. Eine große Belegfrequenz von
-ieren-Verben im Parzival zeugt davon, dass die jeweiligen von dem
Altfranzösischen übernommenen Bildungen auch die französischen RitterkulturReflexe im mhd. höfischen Epos widerspiegelten und bereits um diese Zeit ins
deutsche Sprachsystem tief integriert waren.
Literaturverzeichnis
Wolfram von Eschenbach. Parzival / Wolfram von Eschenbach. – [7.
Aufl.]. – Tübingen : Niemeyer, 1961. – 263 S.
Leipold A. Verbableitung im Mittelhochdeutschen. Eine synchronfunktionale Analyse der Motivationsbeziehungen suffixaler Verbwortbildung /
279
Aletta Leipold. – Tübingen : Niemeyer, 2006. – 350 S. – (Studien zur
mittelhochdeutschen Grammatik ; Bd. 2).
MHW: Lexer M. Mittelhochdeutsches Handwörterbuch: іn 3 Bdn. / Matthias
Lexer. – Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1872–1878. – Stuttgart : S. Hirzel, 1992.
– Bd. 1. – 2262 S. – Bd. 2. – 2050 S. – Bd. 3. – 1632 S.
Schütz W. Das Zeitalter des Hochfeudalismus / W. Schütz // Deutsche
Literaturgeschichte in einem Band. – Berlin, 1971. – S. 29–62.
Schröder W. Die Fremd- und Lehnwörter / W. Schröder // Wolfram von
Eschenbach. Willehalm. – Berlin, New York : de Gruyter, 1978. – S. 596–616.
Suolahti H. Der französische Einfluss auf die deutsche Sprache im
dreizehnten Jahrhundert / Hugo Suolahti. – Helsinki: Druckerei der finnischen
Literaturgesellschaft, 1910. – 42 S.
Zhukov Iurii
Institut für Fremdsprachen, Horliwka
DIE SPRACHLICHEN MITTEL
FÜR DIE REPRÄSENTATION DES KONZEPTS „GESETZ“
IN DER DEUTSCHEN LINGUOKULTUR
In der heutigen Zeit ist Interdisziplinarität für die meisten linguistischen
Forschungen charakteristisch – sie werden an der Kreuzung mehrerer
Wissenschaften gegründet, die verschiedene Bereiche des menschlichen Lebens
umfassen. Dieses Paradigma wissenschaftlicher Studien ergibt sich aufgrund des
Funktionierens der Sprache in allen Bereichen der menschlichen Tätigkeit. Die
moderne Sicht auf die Bestimmung sprachlicher oder kultureller Besonderheiten ist
mit dem Konzept der sprachlichen Identität verbunden. Der Zusammenhang von
Sprache, Denken und Kultur spiegelt direkt den Prozess der Erkenntnis der
Wirklichkeit und der Bildung von Vorstellungen in der sozialen Erfahrung dieser
oder jener Generation einer soziokulturellen Formation. Nur mit Hilfe der Sprache
kann man das Bild der Welt, die Gesamtheit der menschlichen Kenntnisse,
Erfahrungen, Emotionen, Einstellungen, Vorstellungen über die Realität
beschreiben. Das Subjekt als Sprachbenutzer beeinflusst auch in einer bestimmten
Weise diese Kenntnisse, Vorstellungen, Installation und bestimmt auf diese Weise
die Spezifik der Sicht auf die Welt einer Nation. Das Weltbild enthält
Informationen über alle Aspekte des menschlichen Lebens, aber mit Hilfe der
Sprache wir können eine Kategorisierung und Klassifizierung seiner Einheiten
durchführen. Besondere Bereiche dieser Kenntnisse können durch konzeptuelle
Systeme definiert werden – die Gesamtheit der Vorstellungen, Emotionen, die mit
der aktuellen Sphäre des menschlichen Lebens verbunden sind: mit der
Wissenschaft, Lifestyle, Politik, Wirtschaft, einem System moralischer und
ethischer Normen. Erforschung der konzeptuellen Systeme steht die Möglichkeit
die Mechanismen der Bildung und Funktion eines „Weltbilds“ zur Verfügung, um
280
die Besonderheiten der Ursache-Wirkungs-Beziehungen in einem bestimmten
Bereich des menschlichen Lebens zu erforschen.
Die Erforschung einer beliebigen Kultur wird durch die Begriffe, die ihren
Kern bilden und die Art der Weltauffassung darzustellen, durchgeführt. Der
Unterschied in Weltbildern verschiedener Völker kann durch spezifische
Tätigkeiten und die spezifische Lebensweise erklärt werden. Diese Züge kann man
in der Lexik und Phraseologie bemerken (Медведєва Т. С., 2011: 39).
Das Konzept „Gesetz“ ist ein wichtiger Teil der deutschen Linguokultur, es
ist eng mit anderen deutschen Schlüsselkonzepten verbunden: „Ordnung“,
„Sicherheit“, „Gemütlichkeit“. Es sei bemerkt, das Konzept „Gesetz“ existiert in
drei verschiedenen Kultursphären, deshalb hat es drei Komponenten der
Bedeutung: das staatliche Gesetz, das sittliche Gesetz, das wissenschaftliche
Gesetz. Infolge seiner soziokulturellen Bedeutung interessieren wir uns für die
sprachliche Repräsentation der ersten Komponente des Konzepts und seinen
Zusammenhang mit den anderen beiden Komponenten.
Die sprachlichen Mittel für die Repräsentation des Konzepts werden anhand
von lexikographischen Quellen und Texten verschiedener Sorten untersucht.
Besonders wichtig ist die Erforschung der phraseologischen Einheiten, die den
Namen des Konzepts enthalten.
„Gesetz“ ist ein der wichtigsten Konzepte, das die Weltauffasung bestimmt
und das soziale Verhalten beeinträchtigt. Das Konzept „Gesetzt“ enthält die Idee
seines Verletzens und der Bewertung seines Befolgens: „Im Namen des Gesetzes!“,
„das Gesetz verletzen“. Gesetz verkörpert sich in verschiedenen Frames und
Schemen des Verhaltens und der Tätigkeit: „ein Gesetz verabschieden“, „zum
Gesetz machen“, „sich (D) etw. zum Gesetz machen“. „Gesetz“ wird auf diese
Weise zu einem Anhänger für ein bestimmtes Feld des menschlichen
Zusammenwirkens.
Konzept „Gesetz“ wird aktiv sowohl in freien Wortgruppen als auch in
festen Wortverbindungen repräsentiert. Zu den freien Wortkomplexen gehören
solche Beispiele: „ein strenges Gesetz“, „ein Gesetz anwenden“, „ein Gesetz
brechen“, „dem Gesetz folgen“, „nach dem Gesetz“. Oben gegebene
Wortkomplexe gehören zu den nächsten Bereichen: 1) das Schaffen des Gesetzes,
2) das Befolgen des Gesetzes (sowohl staatlich als auch moralisch), die Erklärung
der Erscheinungen aus der Sicht der Natur- und wissenschaftlichen Gesetze, die
Verletzung der Gesetze.
Die Forschung des phraseologischen Bestands lässt eine Schlussfolgerung
über den reichen bildlichen Bestandteil des Konzepts „Gesetz“ ziehen. Der Name
des Konzepts wird aktiv personifiziert, kriegt antropomorphe Merkmale: „das
Auge des Gesetzes“, „Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze“, „Mit
dem Gesetz in Konflikt geraten“. Noch ein Merkmal der Phraseologismen mit dem
Namen des Konzepts steht im Zusammenhang zur Analyse: „die Lücken im Gesetz
finden“, „der Buchstabe des Gesetzes“, „auf dem Boden des Gesetzes stehen“
(Duden, 1989: 152).
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Die Analyse der Phraseologismen mit dem Namen des Konzepts kommt zur
Schlussfolgerung, dass die Einstellung der deutschen Kulturträger zum Gesetz
mehr positiv als negativ ist.
Literaturverzeichnis:
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Наукове видання
Україна та німецькомовні країни
в діалозі літератур, мов та культур
Матеріали
XХ Міжнародної науково-практичної конференції
Асоціації українських германістів
(27-28 вересня 2013 р.).
Відповідальний за випуск Сулим В. Т.
Підп. до друку 23.09.2013
Формат 60×84/16.
Друк на ризографі. Умовн. друк. арк. 16,5.
Наклад 300 примірників.
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