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1.
Theoretischer Teil
1.1
Vorwort
In der Natur gilt stets das Prinzip vom „Fressen und gefressen werden“.
Betrachtet man angesichts dieses Prinzips die Pflanzenwelt, denkt man
zunächst nur an das „Gefressenwerden“ dieser. Eine kleine Gruppe von
Pflanzen aber musste sich an nährstoffarmen Boden anpassen und
entwickelte somit die Fähigkeit kleine Lebewesen, wie zum Beispiel Spinnen
und Fliegen zu fangen und zu verdauen, um ihren Nährstoffhaushalt zu
sichern. Dies ist eine seltene Eigenschaft dieser Pflanzen, die die Karnivoren
für uns Menschen so interessant machen.
Eine spezielle fleischfressende Pflanze hat zudem noch eine weitere, im
Pflanzenreich, einzigartige Fähigkeit. Die Venusfliegenfalle (Dionaea
muscipula) schließt ihre komplex aufgebauten, fallenartigen Klappblätter nach
mehrfacher Berührung der Fühlborsten an den Innenseiten der Klappblätter
und ist somit in der Lage, durch schnelles Zuklappen der Fallen Insekten zu
fangen. Diese Klappbewegung der Venusfliegenfalle ist eine der schnellsten
Bewegungen, die im Pflanzenreich bekannt ist, weswegen die
Venusfliegenfalle auch die bekannteste fleischfressende Pflanze ist. Schon
Charles Darwin war von der Venusfliegenfalle begeistert und bezeichnete sie
wegen ihrer «Rapidität und der Kraft ihrer Bewegungen [als] eine der
wunderbarsten [Pflanzen] in der Welt».
Da es schwer vorzustellen ist, dass meine Balkonpflanze Tiere fangen und
verdauen kann, möchte ich das Verhalten der Venusfliegenfalle in Bezug auf
ihre karnivore Eigenschaft näher untersuchen.
Daher stellen sich also die Fragen:
Wie kann eine Pflanze so schnelle Bewegungen ausführen, ohne im Besitz
von Nerven zu sein, wie andere Lebewesen? Was löst die Reaktion eigentlich
aus? Wie kann ein Blatt Insekten verdauen?
Um diese Fragen näher zu beleuchten werde ich in der folgenden
Ausarbeitung Experimente mit eigenen Venusfliegenfallen durchführen und
mithilfe mikroskopischer Untersuchungen die Pflanze genauer studieren.
1
1.1
Pflanzenmerkmale
Dionaea muscipula ist eine monotypische, zweikeimblättrige, mehrjährige,
rosettenbildende Pflanze, die zu der Familie der Sonnentaugewächse zählt. Ihr
Durchmesser beträgt zwischen ca. 15-30cm. Am Ende ihrer Blätter bildet sie
einen 3-4cm großen Fangapparat aus, der als „Falle“ bezeichnet wird. Die
Venusfliegenfalle deckt ihren Nährstoffhaushalt, indem sie Insekten, wie z.B.
Spinnen und Ameisen mit ihren Fallen fängt und anschließend „verdaut“.
Während den Wintermonaten besitzt die Venusfliegenfalle nur kleine und inaktive
Fallen, die aber im Laufe des Frühlings wieder zu aktiven, großen Fallen
ausgebildet werden. Die Wurzeln dienen der Pflanze lediglich zur
Wasseraufnahme und Verankerung, eine Nährstoffaufnahme durch diese findet
jedoch nicht statt. D. muscipula kann trotz kompletter überirdischer Zerstörung,
wie z.B. durch Waldbrände oder leicht frostige Winter, wieder neu austreiben, da
sie in ca. 10-15cm Tiefe ein Rhizom (Wurzelstock) besitzt, das ein
Wiederaustreiben des oberirdischen Teils ermöglicht. Diese Pflanze kommt in
freier Wildbahn lediglich in den Moorgebieten rund um die Stadt Wilmington, an
der Ostküste der USA, vor. Wegen ihrer Beliebtheit wurde sie aber auf der
ganzen Welt verbreitet.
1.1.1 Blätter
Das Blatt der Venusfliegenfalle
besteht hauptsächlich aus zwei Teilen
(Abb.1). Zum einen aus dem
verbreiterten Blattstiel (a) und zum
anderen aus der Blattspreite am Ende des Blattes (b). Diese Blattspreite besitzt
links und rechts jeweils eine Blatthälfte, die am Ende „zahnartige“ Randborsten
aufweist. Die zwei Blatthälften können sich schließen und somit Beutetiere
einsperren. Im fangbereiten, geöffneten Zustand sind die „Fangblätter“ konvex,
im geschlossenen Zustand, konkav
gekrümmt.
Jede Blatthälfte besitzt 3, in einem
Dreieck angeordnete, Fühlborsten, die
die Auslöser des Klappmechanismus
2
darstellen (Abb.2). Dieser Klappmechanismus wird in dieser Arbeit mithilfe von
Versuchen näher untersucht.
Am Blattrand, vor den Randborsten, befinden sich Drüsen, die Nektar zur
Anlockung der Insekten produzieren. Einen zusätzlichen Reiz für Insekten, stellt
die rotgefärbte Blattinnenseite dar. Die sonst grüne Blattinnenseite färbt sich erst
durch genügend Sonneneinstrahlung rot.
Über die ganze Innenseite des Blattes sind bestimmte Drüsen verteilt, die
Verdauungssekrete produzieren, damit die Beutetiere in die Bestandteile zersetzt
werden, die die Venusfliegenfalle für ihre Nährstoffversorgung benötigt.
Der Schließmechanismus der Venusfliegenfalle wird später anhand der Versuche
näher erläutert.
2. Praktischer Teil
Im Folgenden werde ich die praktische Arbeit, die ich zur Erforschung der
Venusfliegenfalle betrieb, näher beschreiben.
2.1 Mikroskopisches Praktikum
Um den Aufbau der Fallen von D. muscipula näher zu untersuchen, habe ich
Querschnitte der Fangblätter und zum Vergleich Querschnitte des Blattstiels
mikroskopiert. Da die Fühlborsten essentiell für die mechanische Reaktion der
Fallen sind, habe ich auch von diesen mikroskopische Aufnahmen angefertigt.
2.1.1 Durchführung
Zunächst trennte ich von einer Venusfliegenfalle ein komplettes Blatt ab, d.h.
Blattstiel inkl. Falle. Mit einer Rasierklinge stellte ich jeweils Querschnitte vom
Fangblatt und Querschnitte vom Blattstiel her. Ebenso fertigte ich einen Schnitt
an, der die Innenseite der Falle zeigt. Um den Aufbau einer Fühlborste
darzustellen, trennte ich diese mit einer Rasierklinge von der Falle und
mikroskopierte sie. Durch die PC-Kamera konnte ich Aufnahmen der
mikroskopierten Blattteile auf den PC übertragen und diese Bilder abspeichern.
3
2.1.2 Beobachtung
Die entstandenen Bilder zeigen den Blattaufbau des Fangblattes:
1. Querschnitt Fangblatt 1
a) chloroplastenreiche Außenschicht
b) chloroplastenarme Mittelschicht
c) violett-pigmentierte Verdauungsdrüsen
d) chloroplastenhaltige Innenschicht
2. Querschnitt Fangblatt 2
4
a) chloroplastenreiche Außenschicht
b) chloroplastenarme Mittelschicht
c) violett-pigmentierte Verdauungsdrüsen
3. Querschnitt Fangblatt (Mittelschicht – Verdauungsdrüsen)
a) violett-pigmentierte Verdauungsdrüsen
b) chloroplastenfreie Epidermis
c) chloroplastenreiche Außenschicht
d) chloroplastenarme Mittelschicht
4. Oberfläche von Innenseite des Fangblattes
5
a) violett-pigmentierte Verdauungsdrüsen
5. Querschnitt Blattstiel
a) ...
b) ...
c) ...
6. Aufnahme einer Fühlborste
6
a) Basis
b) Gelenkzone
c) Zone flacher Zellen
d) Endborstenzellen (harte Zellwände)
7. Fühlborste – Vergrößerung der unteren Hälfte
a) Basis
b) Gelenkzone
7
c) Zone flacher Zellen
d) Endborstenzellen (harte Zellwände)
2.2 Versuche mit dem Klappmechanismus der Venusfliegenfalle
Dass die Venusfliegenfalle auch bei Berührung der Innenseite einer Falle mit
dem Finger schließt, ist allgemein bekannt und wurde schon oft getestet. Nun
möchte ich aber untersuchen, weshalb und vor allem wann, also durch welchen
Reiz, die Falle schließt.
Hierzu habe ich mehrere Versuche durchgeführt, in denen ich auf verschiedene
Arten die Fallen gereizt habe. Neben den Gründen, weshalb die Falle schließt,
habe ich auch beobachtet, wie lange die Falle geschlossen ist und ob sie
komplett schließt und Verdauungssekret bildet.
2.2.1 Aufbau
In allen Versuchen benutzte ich meine drei Venusfliegenfallen als
Versuchsobjekte. Um die Fühlborsten künstlich zu reizen, benutzte ich einen
Zahnstocher, welcher dünn genug war, sodass ich einzelne Fühlborsten
berühren konnte. Ich hielt den Zeitpunkt der Versuche und die Zeitpunkte des
Öffnens der Falle fest.
In den folgenden Versuchsbeschreibungen werden lediglich Zusätze und
Abweichungen der obigen Bedingungen aufgeführt.
Versuch 1:
Eine der drei Fühlborsten einer Blatthälfte wird einmalig mit einem Zahnstocher
berührt.
Pflanze 1:
08.05.07, 21:10  keine Reaktion der Falle
Pflanze 2:
08.05.07, 21:11  keine Reaktion der Falle
Pflanze 3:
09.05.07, 07:05  keine Reaktion der Falle
Versuch 2:
Eine der drei Fühlborsten einer Blatthälfte wird zwei mal kurz nacheinander
(<10sek.) mit einem Zahnstocher berührt.
8
Pflanze 1:
08.05.07, 21:15  Falle schließt
 Falle offen 09.05.07, 06:45
Pflanze 2:
09.05.07, 14:12  Falle schließt
 Falle offen 10.05.07, 01:16
Pflanze 3:
11.05.07, 16:03  Falle schließt
 Falle offen 12.05.07, 06:10
Bei keiner der drei Pflanzen formte sich die Falle zu einem „Magen“.
Versuch 3:
Zwei verschiedene Fühlborsten einer Falle werden einmalig kurz nacheinander
(<10sek.) berührt.
Pflanze 1:
13.05.07, 15:46  Falle schließt
 Falle offen 13.05.07, 23:50
Pflanze 2:
13.05.07, 15:50  Falle schließt
 Falle offen 14.05.07, 07:33
Pflanze 3:
13.05.07, 16:15  Falle schließt
 Falle offen 14.05.07, 07:33
Bei keiner der drei Pflanzen formte sich die Falle zu einem „Magen“.
Versuch 4:
Zwei verschiedene Fühlborsten einer Falle werden einmalig nacheinander
(ca. 30sek.) berührt.
Pflanze 1:
17.05.07, 16:59  Falle schließt
 Falle offen 18.05.07, 09:59
Pflanze 2:
17.05.07, 17:00  Falle schließt
 Falle offen 18.05.07, 09:59
Pflanze 3:
17.05.07, 17:07  keine Reaktion der Falle
Es formte sich keine der schließenden Fallen zu einem „Magen“.
Versuch 5:
Zwei verschiedene Fühlborsten einer Falle werden einmalig nacheinander
(ca. 35sek.) berührt.
Pflanze 1:
18.05.07, 16:27  keine Reaktion der Falle
Pflanze 2:
18.05.07, 16:30  Falle schließt
Pflanze 3:
18.05.07, 16:32  keine Reaktion der Falle
 Falle offen 19.05.07, 01:04
9
Versuch 6:
Es wird eine bereits tote Fliege mit einer Pinzette in eine geöffnete Falle gelegt.
Pflanze 1:
18.05.07, 14:44  Falle schließt
 Falle offen 19.05.07, 07:05
Pflanze 2:
14.05.07, 16:17  Falle schließt
 Falle offen 15.05.07, 13:55
Pflanze 3:
15.05.07, 20:03  Falle schließt
 Falle offen 16.05.07, 14:06
Bei keiner der drei Pflanzen formte sich die Falle zu einem „Magen“.
Versuch 7:
Eine lebende Fliege wird gefangen und mit einer Pinzette in eine Falle gelegt.
Pflanze 1:
18.05.07, 14:13  Falle schließt
 Falle offen 27.05.07, 22:15
Pflanze 2:
12.05.07, 11:15  Falle schließt
 Falle offen 17.05.07, 15:23
Pflanze 3:
12.05.07, 11:21  Falle schließt
 Falle offen 19.05.07, 18:43
Alles Pflanzen schließen sich komplett zu einem „Magen“.
Versuch 8:
Ein Stück Hackfleisch wird in eine Falle gegeben.
Pflanze 1:
20.05.07, 15:30  Falle schließt
Pflanze 2:
20.05.07, 15:33  Falle schließt
Pflanze 3:
20.05.07, 15:35  Falle schließt
10
3. Ergebnisse und Auswertung des praktischen Teils
3.1. Mikroskopisches Praktikum
Falle:
Die verschiedenen Blattabschnitte sind im Querschnitt der Falle (1) & (2) gut zu
erkennen. Das Fangblatt ist in drei Schichten aufgebaut:
Die äußerste Schicht (a) ist dunkelgrün, was auf einen starken
Chloroplastenanteil der Zellen hinweist. Durch diese Vielzahl an Chloroplasten in
den Zellen der äußeren Schicht, kann sie viel Fotosynthese betreiben.
Die mittlere Schicht (b) hingegen weist kaum
Chloroplasten auf. Vermutlich ist ihre Funktion,
durch stark wassergefüllte Vakuolen, einen starken
Zelldruck aufrecht zu erhalten, den die Falle für
ihre angespannte „Wartehaltung“ benötigt. Im
offenen Zustand sind die Fangblätter konvex
geformt, wozu sie einen enormen Druck aufbauen
müssen. Dies ist auch der Grund, weshalb die
Fallen beim Öffnen im Vergleich zum Schließen so
viel Zeit benötigen, da das Öffnen der Fallen mit einem Druckaufbau und
Zellwachstum verbunden ist. In dieser Mittelschicht sind also die Vakuolen der
Zellen die charakterisierenden Organellen, welche dieser Schicht ihre Bedeutung
verleihen.
Die Innenschicht (d) enthält ebenfalls Chloroplasten, wie die Außenschicht,
jedoch nicht in jener Anzahl, was in Querschnitt 2 klar wird. Zudem ist sie dünner,
als die außenliegende Schicht.
Als ich die Falle mikroskopierte fielen mir violette „Zellhäufchen“ an der
Innenseite der Falle auf. Für mich war klar, dass diese für die Rotfärbung der
Blattinnenseiten verantwortlich sind. Jedoch kommt diesen „Zellhaufen“ noch
eine ganz andere Bedeutung zu.
Diese Zellen stellen die Drüsen dar, die bei komplett geschlossener Falle
Verdauungssekrete abgeben. Diese sind notwendig, damit die Beute in die Teile
zersetzt wird, die für die Pflanze auch nutzbar sind. Diese Verdauungsdrüsen
11
geben zwar Substanzen ab, jedoch können sie auch Substanzen aufnehmen.
Diese müssen in Form von kleineren Moleküleinheiten vorliegen, also nicht als
Makromoleküle, wie Proteine. Die von den Verdauungsdrüsen ausgeschiedene
Flüssigkeit enthält also Enzyme, die diesen Spaltungsprozess vornehmen. Unter
diesen fand man Phosphatasen, Amylasen, Esterasen, Ribonukleasen und vor
allem Proteasen. Die wichtigsten Enzyme hierbei stellen die Phosphatasen und
die Proteasen dar. Sie ermöglichen die Spaltung von Proteinen und
Phosphorsäureestern in Aminosäuren und Phosphorsäuren, die sonst von
Pflanzen durch ihre Wurzeln aus dem Boden in Form von Nitrat und Phosphat
entnommen werden. Diese Stoffe sind vor allem für den Aufbau von Proteinen
(bestehend aus Aminosäuren) und für wichtige Moleküle, wie die
Desoxyribonucleinsäure zur Speicherung von Erbinformationen oder des
Adenosintriphosphats (ATP) als „Energielieferant“ der Zelle, wichtig.
Bei der Betrachtung von 5. Querschnitt Blattstiel fällt deutlich auf, dass das
Blattteil bis zum Fangapparat (Abb.1 a)) einen komplett anderen Aufbau hat.
Was bei diesem mikroskopischen Querschnitt eindeutig dominiert sind die grünen
Blattteile, die Chloroplasten enthalten. Vor allem die innere Blattschicht (b) zeigt
eine dunkelgrüne Färbung, was auf einen starken Chloroplastenanteil der Zellen
in dieser Schicht hinweist. Die zwei äußeren Schichten sind hingegen heller
gefärbt. Diesen Beobachtungen zufolge scheint der Hauptort der Fotosynthese in
der inneren Blattschicht (NAME ABBILDUNG) zu liegen. Durch die komplette
Grünfärbung des Blattquerschnitts und der geringen Unterschiede der einzelnen
Blattschichten ist zu vermuten, dass die Blattstiele der Venusfliegenfalle die Orte
mit dem höchsten Fotosyntheseanteil der Pflanze sind.
Im Querschnitt des Blattstiels ist keine chloroplastenfreie Schicht zu erkennen.
Auch die roten Verdauungsdrüsen sind nur auf der Falle zu finden. Man kann
also behaupten, dass die Verdauungsdrüsen und die chloroplastenfreie
Innenschicht eine charakteristische Eigenschaft der Blattspreiten sind.
Im Laufe der Evolution haben sich also Blattteile von D. muscipula zu
komplexeren Blattteilen ausgebildet, die in der Lage waren, durch Bewegungen
Insekten zu fangen und diese zu verdauen. Diese Veränderung der Blattteile ist
nicht nur optisch erkennbar, sondern auch im Aufbau und in der Funktion.
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Fühlborste:
Auf den mikroskopischen Aufnahmen 6. & 7.
ist eine der drei Fühlborsten einer Falle zu
erkennen. Da man in 6 kaum einzelne
Zellen erkennen kann, fertigte ich in 7 eine
Großaufnahme der unteren Hälfte einer
Fühlborste an. Mithilfe der Abbildung !!!!
konnte ich den Borstenaufbau näher
bestimmen. Die Beschriftungen der linken
Abbildung entsprechen denen meiner
mikroskopierten Borstenteile in 6. & 7.. Die
untersten Zellen stellen die Basis der Borste
dar und sind in räumlich gleichmäßiger
Form, also parenchymatisch, angeordnet.
Die Gelenkzone b) besitzt außen große rechteckige Zellen, innen hingegen
kleine langgezogen, rechteckige Zellen. Die darauffolgende schmale Zone c)
besteht aus sehr flachen und kleinen Zellen. Die letzte und längste Zone d)
besteht aus den Endborstenzellen. Diese Zellen sind sehr hart, da sie einen
hohen Zelluloseanteil in ihren Zellwänden besitzen. Durch diese harte
Endborsten gelangt der mechanische Reiz, z.B. ein Umknicken der Borste durch
einen Zahnstocher, bis zur Gelenkzone. In dieser Zone wird der eigentliche Reiz
ausgelöst, der die Falle zum Schließen bringt. Die großen äußeren Zellen der
Gelenkzone werden durch das Umknicken der Fühlborste gestaucht und
gedehnt. Durch den mechanischen Reiz findet eine Änderung des
Membranpotentials einer Endodermiszelle der Gelenkzellen von -160mV auf –
50mV statt, wodurch ein elektrisches Potential frei wird, also ein
Rezeptorpotential.
13
3.2
Versuche mit dem Klappmechanismus der Venusfliegenfalle
Anhand der durchgeführten Versuche mit D. muscipula konnte man einige
Rückschlüsse über das Verhalten und Reizbarkeit der Fallen ziehen.
Bereits bei den Versuchen 1 wurde deutlich, dass ein einzelner Reiz einer
Fühlborste keine Reaktion hervorruft. Erst zweifache Berührungen von einer oder
zwei verschiedenen Fühlborsten innerhalb kurzer Zeit (<10sek.), wie in den
Versuchen 2 & 3, verursachten ein Schließen der Falle. Die Pflanze bedient sich
dieses Tricks, da es für sie einen enormen Energieverlust darstellen würde, wenn
sie schon bei einer einfachen Reizung, wie bei einem Regentropfen oder einer
Windböe, schließen würde. Sie hätte Energie investiert, ohne einen Gewinn
daraus zu ziehen. Somit wird erst bei einer Reizung durch ein potentielles
Beutetier, also einer mehrfachen Reizung der Fühlborsten, ein Schließen der
Falle verursacht.
Ein weiterer zu beobachtendender Punkt war, dass die Fallen sich nicht komplett
schlossen und sich somit auch nicht zu einem abgeschlossenen Hohlraum,
einem „Magen“, formten. Sie öffneten sich bereits nach einem Zeitraum von 8 bis
16 Stunden. Hieraus kann man schließen, dass eine Reizung durch einen
Gegenstand zwar ein Schließen verursacht, jedoch nicht automatisch ein Formen
des Blattes zu einem dichten Hohlraum.
In den Versuchen 4 & 5 kann man erkennen, dass sich bei einem
Reizungsabstand von 30 bis 35 Sekunden eine Schwelle befindet, was das
Schließen der Fallen anbelangt. Bei diesen Versuchen gab es kein eindeutiges
Ergebnis, d.h. manche Fallen schlossen, manche nicht. Auch hier schloss sich
keine der Fallen komplett und die Öffnungszeiten der Fallen betrugen zwischen 8
und 17 Stunden. Wenn also eine Fühlborste nach weniger als ca. 30 Sekunden
zum zweiten Mal gereizt wird, schließt sich die Falle mit hoher
Wahrscheinlichkeit.
Um zu erkennen, ob es einen Unterschied macht, wenn man die Fallen anstatt
mit einem Zahnstocher mit Fliegen reizt habe ich in den Versuchen 6 & 7 Fliegen
in die Fallen gegeben.
In Versuch 6 schließt die Falle bei Zugabe einer toten Fliege, jedoch bildet sich
auch hier, trotz Zugabe eines ihrer natürlichen Beutetiere, kein Hohlraum mit
Verdauungssekret. Die Fallen öffnen sich hier nach etwa 16 bis 22 Stunden. Es
wäre zu erwarten gewesen, dass die Falle, durch das Fangen eines ihrer
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Beutetiere, einen „Magen“ formt und durch Ausscheidung von Verdauungssekret
die Fliege zersetzt. Obwohl die Pflanze durch die Zersetzung der toten Fliege
einen Nährstoffgewinn erzielen würde, tat sie es dennoch nicht. Nun stellt sich
die Frage, wann denn nun eine Z
ersetzung stattfindet.
Dies konnte ich anhand des Versuches 8
klären. Wie in Abb. !!!!!!!! zu sehen, habe ich
nun lebende Fliegen in die Fallen gegeben.
Als Folge schloss sich die Falle und hielt die
Fliege gefangen. Innerhalb einer halben
Stunde formte sich aus der geschlossenen
Falle ein komplett abgedichteter Hohlraum.
Die Blatthälften pressten sich aneinander,
sodass sie sich an der Nektarzone, vor den
Randborsten, berührten. So verblieben die
Pflanzen 5 bis 9 Tage, bis sie sich wieder
öffneten. Von den Fliegen blieb der
„unverdaute“ Rest, wie Chitinpanzer und
Beine, übrig.
Wo ist nun der Unterschied zwischen der
Zugabe einer toten und der Zugabe einer
lebenden Fliege?
Ganz einfach:
Die lebende Fliege bewegt sich noch in der
Falle, obwohl sie schon geschlossen ist.
Dadurch werden bei geschlossenem Zustand
weiterhin die Fühlborsten gereizt. Dies ist der
Auslöser für das komplette Schließen und die
Produktion des Verdauungssekrets, das von
den Verdauungsdrüsen an der Innenseite der
Falle produziert wird. Es wird zusätzlich
vermutet, dass Eiweißrezeptoren, an der
Innenseite der Falle, den von den Fliegen
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ausgeschiedenen Kot erkennen und
zusätzlich ein Signal zur
Verdauungssekretausscheidung abgeben.
Durch diesen Vorgang stellt die Pflanze
sicher, dass auch wirklich nur lebende, sich
lohnende, Beute zersetzt wird. Mit dieser
Funktion wird die Wahrscheinlichkeit erhöht,
Gewinnbringende Beute zu „verdauen“. Da in
der Natur im Normalfall keine tote Fliege mit
fremder Hilfe in eine Falle gerät, zersetzte die
Pflanze auch die tote Fliege aus den
Versuchen 6 nicht. Um zusätzlich zu
verhindern, dass nichtlohnende Beute, wie
eine sehr kleine Fliege, in die Falle gerät, ist
selbst bei geschlossenem Zustand zwischen
den Randborsten noch Platz für Kleinsttiere.
Dies dient als Schutz vor hohem
Energieaufwand, der in keiner Relation zum
Nährstoffgewinn steht.
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