Regionale Geologie Europas

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Regionale Geologie Europas
(Uwe Kroner, Klaus Stanek, Lothar Ratschbacher)
Hauptsächlich nach: Müller, B. et al. JGR, 1992; WSM-Project - web-site Uni-Karlsruhe - http://www-wsm.physik.unikarlsruhe.de/pub/maps/europe.html; Pickering, K.T and Smith, A.G., 1998, in B.van der Pluijm and S. Marshak; Ziegler,
P.A., in: D.G. Gee & B.A. Sturt, The Caledonide OrogenScandinavia and Related Areas, 1985; Roberts, D. and Gee, D.G.,
in: D.G. Gee & B.A. Sturt, The Caledonide OrogenScandinavia and Related Areas, 1985; Seguret, M. et al. Geology, 1989;
Seranne, M. et al. Bull. Soc. Geol. France, 1989; B.van der Pluijm and S. Marshak, 1998, chapter 19; Hatzfeld, D. Geol. Soc.
Special Publication 156, 1999; Jolivert, L., Patriat, M. Geol. Soc. Special Publication 156, 1999; Armijo et al., Geophysical
Journal International, 126, 11-53, 1996; Mantovani, E. et al., Recent Geodynamic evolution of the Central Mediterranean
Region, Tortonian to Present, Tipografia Senese, Siena, Italy, 1992; Doglioni, C., Terra Nova, 3, 423-434, 1991; Lonergan,
L. and N. White, Tectonics, 16(3), 504-522, 1997; Royden, L.H., Tectonics 12(3), 629-638; Channell, J.E.T and Kozur,
H.W., Geology; Stampfli, G.M. & Marchant, R.H., NFP 20, Birkhäuser AG, 1996; Schmid, S.M. et al. Tectonics, 15, 10361064, 1996; Coward, M. & Dietrich, D., Geol. Soc. Special Publications, No. 45, 1989; Dewey, J. et al. Geol. Soc. Special
Publication, No. 45, 1989; Royden, L. et al., Tectonics, 1983; Matte, Ph. Tectonophysics, 126, 1986; R. Walter, Geologie
von Mitteleuropa, 1995); Crowley et al. 2001, Terra Nova, 12, 171-180; Osmundson, P.T. & Andersen, T.B., 2001,
Tectonophysics, 332, 51-68; Channel, J.E.T & Kozur, H.W., Geology, 25, 183-186, 1997; von Blanckenburg, F. & Davies
J.H., Tectonics, 14, 120-131, 1995; Butler, R.H. et al., Geol. Soc. London; Schmid, S.M. & Kissling, E., Tectonics, 19, 6285, 2000. Wilson, M. & Bianchini, G., Geol. Soc. Special Pub., 156, 141-168; McClay, 2004, AAPG Memori 82, ix-xx,
2004; Montone et al., JGR, 109, 2004;
Abbildungsabkürzungen im Skript.: M – Müller et al.; PS – Pickering & Smith; Z – Ziegler; RG – Roberts & Gee; S1 –
Seguret et al.; S2 – Seranne et al.; PM – van der Pluijm and Marshak; H – Hatzfeld; JP – Jolivert and Patriat; A – Armijo et
al.; Ma – Mantovani et al.; D – Doglioni; LW – Lonergan and White; ROY – Royden; CK - Channell & Kozur; S - Schmid
et al., CD - Coward & Dietrich; D - Dewey et al.; R - Royden et al.; Ma - Matte; W – Walter; Crowley – Crowley et al. 2001;
Osm – Osmundson & Andersen, 2001; CZ – Channel & Kozur; vBD – von Blanckenurg & Davies; B – Butler et al.; SK –
Schmid & Kissing; WB – Wilson & Bianchini, McC-McClay, 2004; Mon – Montone et al. 2004;
Verwendete Abkürzungen: MEU - Mitteleuropa; AA - Ostalpin; P -Penninikum (SP, NP - süd, nord);
Grundlegende Frage
Erkennen der fundamentalen Merkmale, die vielen Gebieten gemeinsam sind:
Beispiel der “orogenen Architektur” (Fig. 19.1.2-PM): Viele Gebirgsgürtel enthalten: 1) Keilförmige
sedimentäre Sequenzen; 2) Interne metamorphe Zonen mit high-T Metamorphose und anatektischen
Granitoiden; 3) Ophiolite, die entlang von Suturzonen liegen; 4) Flysch; 5) Molasse; 6) Phasen des
prä-orogenen Riftings und der syn- und post-orogenen Extension.
Gestalt der Orogene häufig gebogen  durch prä-existente Plattenirregularitäten vorgegeben oder ein
Resultat der späteren Biegung (‘orogenic bending’ Beispiel Karpaten, Karpaten-Übersicht);
Einbettung von “fremden” Elementen  sogenannten Terranes: Reflektieren die Akkretion von
ozeanischen Plateaus, ozeanischen Inseln (z.B. hot-spot generierten Inseln), Fragmenten von
Kontinenten, etc. während des Subduktionsstadiums; Nach-außen-jünger-werdende Deformation.
Generelles Wissen über die Erde: das meiste, was wir über die geologischen/tektonischen Prozesse
wissen, kommt aus regionalen Studien mesozoischer/känozoischer Plattenränder. Das detaillierte
Kennenlernen eines Gebietes hilft meist bei der Entschlüsselung eines anderen Gebietes.
Übersicht - Regionale Geologie Europas
Wesentliche Gestaltungsphasen: Alpidisches, variszisches und kaledonisches Event. Mit Südeuropa
(Italien, Griechenland) eine Menge Neotektonik!
Are we talking about the same? Physiogeographische-tektonische Provinzen: (Fig. 1-M, read and
understand captions!!!) Alter der Provinzen.
Geologische Unterscheidung: Dem fennosarmatische Kraton steht einer Zone phanerozoischer
Orogengürtel gegenüber.
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Fennosarmatische Kraton: Ist präkambrisch, begrenzt von der Tornquist-Teisseyre Linie (=
Suturzone von wenigstem kaledonischen Alter) im W und dem Ural im E. S-Grenze: N-Rand des
Kaukasus bis zum südlichen Ural. N-Grenze: Skandinavischen Kaledoniden. Fennosarmatische
Kraton beinhaltet: Baltischer Schild, Ukrainischer Schild, Russische Plattform [Unterschied
Schild - Plattform!]. Lithosphärendicke x 110 km, grossräumig aber variable: ~90 km im S,
>170 km in Skandinavien; niedriger Wärmefluss <50mW/m2.
Phanerozoischer Orogengürtel: Frühpaläozoische Kaledoniden in Skandinavien und den nördlichen Britischen Inseln; Spätpaläozoisches variszisches Orogen mit: Spanische Meseta, Massif
Central (Zentralmassiv), Ardennen, Vogesen, Amorikanisches Massiv, Rheinisches Massiv,
Schwarzwald, Böhmisches Massiv; spätmesozoischer/känozoischer alpidischer Gürtel mit:
Pyrenäen, Apennin, Alpen, Karpaten, Dinariden, Helleniden.
Sind diese Provinzen noch heute distinkte strukturelle Elemente?  Neotektonik - Stressorientierung
in EU. Europäische Stresskarte. Was wird hier geplottet? WSM-Figure Europe. Die Karten zeigt, dass
die alten Orogene im wesentlichen ihre Bedeutung auch als Inhomogenitäten verloren haben.
Wie steht das Stressfeld in Europa zu den Plattenantriebskräften?
Im Durchschnitt weicht die maximale horizontale Kompressionsrichtung (S Hmax) 2 im Uhrzeigersinn
von der relativen Plattenbewegungsrichtung ab (Fig. 6b-M).
Neotektonische Stressprovinzen
World-Stress-Map - WSW: http://www-wsm.physik.uni-karlsruhe.de/pub/maps/europe.html
(1) Nordeuropäische neotektonische Stressprovinz (N of 55°N) (WSM-Scandinavia)
Erfreut sich rezenter (aktiver) Hebung: <10mm/a, mit Zentrum im nördlichen baltischen Meer (Fig. 8M) - Ursache; Eisentlastung (“glacial rebound”). SHmax uneinheitlich. Tiefere Messungen generell
NW-NNW-Trend, sub// zu der relativen Plattenbewegungsrichtung zwischen N-Amerika und EU =
Mid-Atlantic ridge-push stress. Radiale SHmax möglicherweise Flexurstress als Resultat der Eislast
(geringe Bedeutung); hier ergeben sich tensile Stresszustände im Bereich der Eisentlastung und
kompressive Spannungen um diesen Bereich.
(2) Ägäische und Westanatolische Extensionsprovinz (Mittelmeerraum, Ägäis - WSM)
Begrenzt durch die dextrale, 1200 km lange nordanatolische Störung im N (~85 km Versatz), durch
die ostanatolische Störung im E, und den Hellenischen Trench im S und W (Fig. 5; 9-M).
Hellenischer trench: 60mm/a Konvergenz; Überschiebungstektonik entlang dem Trench, großes
Backarc-Becken mit N-S Extension und kalkalkalinem Vulkanismus in der Ägäis und der W-Türkei.
Konvergenz in Anatolien seit ca. 10-20 Ma (Arabische - europ. Kollision mit lateralem tektonischen
Entweichen). SHmax: 85°27°. Dominierender Störungsmode: Abschiebungen. (ca. N-S).
(3) West- und mitteleuropäischen Provinz (WSM-Europe and France, Germany, UK)
Ist dominiert vom alpidischen Event (Stresstrajektorien  normal oder parallel dem Streichen der
Alpen; mit Komplikationen im Pannonischen Becken).
1) Es dominiert Seitenverschiebungsdeformation im westlichen und zentralen Europa (NW-SE und
NNW-SSE Kompression)
2) Es sind Extensionsprovinzen eingelagert, wie der Rheingraben, Bessegraben und Teile
Frankreichs.
3) Es gibt keine Korrelation zwischen den Stressregimes und geologischen Einheiten, wie Sedimentbecken oder Orogenen.
4) Die Stressorientierung ist tiefenunabhängig (Messtiefe gering in einigen Bereichen!).
Westeuropäische NW-SE Kompressionsprovinz (SHmax: 14526). Das Vorherrschen von Seitenverschiebungsdeformation weist darauf hin, dass der mittlere Hauptstress (2) generell vertikal ist
(das Verhältnis von Abschiebungs-, Seitenverschiebungs- und Überschiebungsevents [Qualitätsmerkmale A-C] = 62/106/58).
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Alpen (WSM-N-Italien, France, Germany): Seismische Aktivität im nördlichen Vorland durch die
gesamte Kruste, im Inneren der Alpen nur Krustenseismizität. 65% der Erdbeben haben Seitenverschiebungsherdflächenlösungen. Hauptprovinz der Jura (wurde in der letzten Phase der AlpenKonvergenz gebildet: Miozän - Pliozän). Lokal tritt in den W-Alpen eine radiale Anordnung von SHmax
auf.
Rheingraben (WSM-N-France, Germany): Oberer Rheingraben, NNE-streichend, aktiv ab dem
späten Eozän/Oligozän (= Hauptriftperiode); Unterer Rheingraben, NW-streichend, aktiv seit dem
Pliozän.
Oberer Rheingraben: <25 km dicke Kruste, mit hohem Wärmefluss (100-110 mW/m2) und jungem
Vulkanismus (jüngste: 19-13 Ma). SHmax hat eine Orientierung von 15114; die Grabenstörungen streichen daher mit ca. 60 zu SHmax. Unterer Rheingraben: fast reine Abschiebungen.
Ursache der Grabenbildung ist umstritten, jedenfalls ist die neotektonische Aktivität in den
Grabensegmenten deutlich zum alpidischen Stressfeld bezogen = Dominanz von Seitenverschiebungen im Oberen Rheingraben, schräg zu SHmax und Unterer Rheingraben: Dominanz von
Abschiebungen senkrecht zu SHmax.
Pyrenäen (WSM-France, Spain): Bildung im Eozän, Krustenverkürzung von ~120 km. Wesentlicher
Krustendickensprung von 30 km im N (Relikt der Krustenverdünnung in der frühen Kreide als
Resultat der frühkretazischen Bildung des Golfes von Biscaya) zu ~50 km unter den Pyreneen und der
Iberischen Halbinsel. SHmax uneinheitlich mit einigen E-W und überwiegend NNE-SSW; offensichtlich unabhängig von den Plattenbewegungskräften.
(4) Italien und Adria (WSM-Italy, Mon Figs. 3,4)
West-Mediterran und Tyrrhenisches Meer haben sehr dünne Krusten (~10 km) und Lithosphäre (~30
km). Unter Apennin: 40-45 km Kruste. Lithosphäre unter Italien und Adria ~75 km. Entlang
Appennin Abschiebungsherdflächenlösungen mit NW-SE Extensionsrichtung  wahrscheinlich bezogen zur Extension entlang des Bogens der Thyrrenischen Subduktion; N-Italien unter N-S
Kompression (=Alpen); Adria und Dinariden: NE-SW Kompression  Überschiebungen in den
Dinariden und Helleniden  so nicht von der Europa-Afrika Konvergenz betroffen! Erklärung:
apulischer = adriatischer Sporn rotiert losgelöst von Afrika um einen Pol in N-Italien.
Subduktionszone-bezogenen Beben im Tyrrhenischen Meer (solche Beben werden generell nicht in
die WSM einbezogen, da diese das intrakontinentale Stressfeld aufzeichnet).
(5) Karpaten und Pannonisches Becken (WSM-Carpathians)
75-100 km E-W Extension während Miozän-Rezent. 25 km dicke Lithosphäre, 80-130 mW/m2 heat
flow (geothermischer Gradient >50°C/km), hohe He3/He4 Verhältnisse zeigen Hochlage von Asthenosphäre an (mantle derived melts). Heute: NE-SW Kompression im zentralen Pannonischen Becken.
NW-SE in westlichen Teil mit strike-slip Herflächenlösungen. Wichtig ist, dass kein extensives
Stressfeld mehr herrscht.
Alpen - Karpaten
Karte der Alpen
Einführung: komplex und vor allem die frühe Geschichte umstritten; eines der best- und meist-untersuchtesten “natural laboratories” der Erde. Modelltest-Studien leicht möglich (Orogenkollaps, Klima Tektonik). Vorstellung der italienischen Alpenkarte.
Paläogeographie der Alpen - senso strictu - West- + Zentral- + Ost-Alpen
Klassische strukturelle Zonierung (Fig. 2-CD, Alpenkarte von Schmid et al.): Europa (Schwarzwald,
Vogesen) + mesozoische Bedeckung; Molasse = Vorlandsbecken auf europäischer Kruste;
Helvetische Decken mit Vorlandsmassiven (Aar-Gotthard, Mount Blanc, Belledone, Pelvoux,
Argentera) = subduzierte europäische Kruste; Penninikum = Ozean; Ostalpin oder Austroalpine =
Afrika (Adriatischer Fortsatz (promontory), Apulischer Sporn) mit Basement + Deckgebirge (z.B.
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Nördliche Kalkalpen), Südalpin  durch die Insubrische (Periadriatische) Linie vom AA getrennter
Anteil Afrikas – Periadriatische Linie ist keine Sutur.
Problem 1: Wie viele Ozeane hat es in den Alpen gegeben? Penninikum (Ligurischer Ozean), Valais,
Magura, Meliata, Vardar, Pindos…? Verteilung von Ozeanen angezeigt durch die Verteilung von
Ophioliten (Fig. 1-CK)  tektonisch “verstümmelt”!? Viele Modelle  ein “rezentes” - Fig. 2-CK.
Basiert im Wesentlichen auf paläontologischer Datierung und fazieller Analyse von Sedimenten. Eine
radikale Vereinfachung = Interpretation wäre folgende: Komplexität durch das Zusammentreffen
zweier “Enden” von Ozeanen: Atlantik und Tethys (Scotese Bilder; siehe auch Animationen in
http://www.scotese.com/newpage13.htm).
Moderne Auffassung: drei Ozeane (Fig. 2-CK; Fig. 5-S)
1) Meliata-Hallstatt: Öffnung in der Mitteltrias (~235 Ma), südöstlich des Ostalpins (=Austroalpine),
südlich davon auch afrikanische Kruste; wahrscheinlich im wesentlichen Transformstörung; Vorhandensein dieses Ozeans löst eine Reihe von Problemen: Riffe in den NCA, HP-Metamorphose
im AA, etc.; Schließung in der frühen Kreide; Charakteristikum: Top-(N)W-gerichtete
Bewegungen bei der Schließung; Paläotethys oder Cimmerischer Ozean = Meliata-Hallstatt.
2) Pietmont-Ligurischer oder südpenninischer Ozean, nordwestlich des AA; finale Riftungphase bezogen zur Öffnung des Zentralatlantiks - Toarcian (oberster früher Jura, ~185 Ma) bis mittlerer
Jura (~155 Ma). Ursprung als failed-rift des Zentralatlantiks; Ozean enthält einige “Terranes”
oder Mikrokontinente (z.B. Sesia-Dent Blanche, Margna-Sella, auch Ultrahelvetikum genannt).
Struktur des Ozeanbeckens: Rekonstruktion zeigt klassische passive Ränder.
3) Valais oder nordpenninischer Ozean; durch die Briançonnais Schwelle vom SP getrennt; Öffnung
in der frühesten Kreide (~140 Ma); bezogen zum N-Atlantik und hat eine direkte Verbindung zum
Golf von Biscaya (“Pyrenäen-Verbindung”); Interpretation als failed rift des Nordatlantiks, Valais
= short-cut” durch die Pyrenäen zum Nordatlantik; nach E Rhenodanubischer Flysch; Briançonnais hört in den westlichsten Ostalpen auf, so schwierige Trennung SP - NP in den Ostalpen
möglich.
2) und 3) enden irgendwo im Bereich des Schwarzen Meeres. Sie sind mit Transformstörungen
mit der Tethys verbunden.
4) Neo-Tethys Sutur = Pindos-Vadar; mit Transform mit 2) und damit Zentralatlantik verbunden.
Tertiäre Orogenese
Plate 1-S – handout - genaue Erläuterung der heutigen Situation anhand der Profile (siehe Farbabbildungen. Farbabbildungen und eine kleine Geschichte der West- und Zentralalpen, siehe:
http://www.unibas.ch/earth/GPI/tecto/
Entwicklungsstufen am Beispiel der Zentralalpen: Übersicht – Karte der W- und Zentralalpen mit
HP-Metamorphose
(1) Frühtertiäre Konvergenz und Subduktion: Fig. 8 – S; Beginn mit der Subduktion des PietmontLigurischen Miniozeans und des Briançonnais (frühes Paläozän = ~65 Ma). Höchste Drucke in den
Süd-Briançonnais Decken Tambo und Suretta = 10-13 kbar um 50 Ma mit T-peak um 40-35 Ma. Um
50 Ma südlichster Teil des europäischen Vorlandes in der Subduktionszone = Adula Decke (mit
Eklogitisierung, bis 27 kbar).
(2) Tertiäre Kollision: Subduktion und Exhumierung der Adula Decke und penetrative Deformation
aller penninischen Einheiten (+Briançonnais), 50-35 Ma. Imbrikation der helvetischen Decken.
(3) Slab-Deatchment, Bergell-Typ Intrusionen und Rückfaltung (~35-30 Ma): Tiefe Subduktion von
kontinentaler Kruste erzeugt Extensionskräfte im subduzierten Slab, resultierend aus den entgegengesetzt gerichteten Auftriebskräften in der leichten kontinentalen Kruste und der schweren ozeanischen Kruste. Slab-break-off (Fig. 2–vBD) irgendwo im Bereich des früheren passiven Kontinentalrandes von EU.
Slab-break-off resultiert in:
a) Aufwärmung der überfahrenden Mantellithosphäre durch das Aufsteigen von Asthenosphäre;
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b) partiellen Aufschmelzung des lithosphärischen Mantels der Oberplatte mit einer Mischung von
basaltischen Mantelschmelzen mit Krustenkomponenten beim Aufstieg; die Magmen zeugen vom
Aufschmelzen von wenigen % der Mantellithosphäre ohne eine Involvierung von Asthenosphäre
c) thermische Schwächung der subduzierten kontinentalen Lithosphäre und dadurch das gravitativ
getriebene Aufsteigen von freigesetzten (keine ozeanische Lithosphäre mehr angehängt) Krustenstücken aus Manteltiefen; HP-Metamorphose endet überall gleichzeitig.
d) Slab-break-off propagiert leicht und sehr schnell lateral, was in einem linearen Gürtel von
Magmatiten resultiert.
e) Abkoppelung der schweren ozeanischen Kruste resultiert in einer Hebung und eventuell in einer
Extension der Oberplatte.
Alpidische Situation:
Subduktionsende: Angezeigt durch das rasche Exhumieren von ozeanischen HP Gesteine um 40-45
Ma (Fig. 9-vBD). In kurzer Zeitabfolge folgt der Magmatismus (Fig. 3-vBD) mit der typischen Mixtur
von Mantel- und Krustengesteinen (Fig. 5-vBD).
Magmen: „periadriatische Intrusiva” (Fig. 1-vBD). Der Aufstieg und die finale Platznahme dieser
Schmelzen sind bezogen zur post-kollisionalen Verkürzung. Charakteristikum der Intrusiva sind
lineare Anordnung und gleichzeitige Bildung. Intrusion der Bergell-Intrusion entlang der Rücküberschiebung des krustalen Pop-ups (siehe unten).
(4) Bildung eines krustalen Pop-ups: Rücküberschiebungen entlang der Insubrischen Linie und
“foreland propagation” der Helvetischen Decken (32-19 Ma): Führt zu einer Exhumierung der
Penninischen Einheiten und der Bergell-Intrusion (up to 5mm/a). Rücküberschiebungen haben eine
dextrale Komponente.
(5) Krustale Imbrikation und Vorlandpropagieren in den S-Alpen und im Jura (post 19 Ma):
Hauptbewegungen verlagern sich in die S-Alpen. Diese Phase ist entscheidend für die Tiefenstruktur
der Alpen, hat kaum Einfluss auf die Entwicklung der Architektur der Zentralalpen (nur Heraushebung), aber wesentliche Einflüsse auf Architektur der Ostalpen. Tiefkrustaler Indenter in den
Zentralalpen und Ostalpen. Indenter umfasst die gesamte Kruste in den Ostalpen. In Vorland Imbrikation der Molasse.
Entwicklung der Westalpen
Grundlage des Verständnisses sind neue geophysikalische Profile (Fig. 1-SK, Plate 1-SK).
Wesentliche Tiefenstruktur: Imbrikation eines Unterkrustenkeils (Gegensatz zum Profil der Zentralalpen – dort Keil der Apulischen Kruste). Interessante rheologische Konsequenzen: impliziert rheologisch feste, Feldspat-dominierte Rheologie in der Unterkruste, im Gegensatz zur Quarz-dominierten
Oberkruste. Alter der Strukturen im NW-gerichtetem Profil (mit top-NW Bewegung): jünger als 35
Ma, also deutlich jünger als die synkollisionale, frühtertiäre N-S Konvergenz, die nicht in dieser
Profillage dargestellt werden kann.
Vergleich West- Zentralalpen (Fig. 4a-c, SK).
Gemeinsame Merkmale:
1) ESE to S gerichtete Subduktion der europäischen Lithosphäre.
2) Lücke zwischen der Europäischen und Apulischen Moho.
3) Vorhandensein von Keilen mit Unterkrustenzusammensetzung, die völlig von einem Stapel
von dünnen Decken und Faltendecken bestehend aus Oberkrustenmaterial abgekoppelt sind
Unterschiedliche Merkmale:
1) Apulische Moho ist N-einfallend in der östlichen Traverse. In der Oberflächengeologie steht
der Überschiebungsgürtel der Südalpen (der das N-Einfallen bewirkt) in der östlichen
Traverse, dem Oberflächenaufschluß der Unterkruste und des Mantels (Ivrea-Körper) gegenüber. Dieser Körper keilt nach E aus. Der steil nach SE einfallende Ivrea-Körper bildet die WEcke der apulischen Platte und markiert den W-gerichteten Indenter während der spätalpinen
Orogenese.
2) Im östlichen Profil liegt ein Keil adriatischer Unterkruste in europäischer Kruste (Miozäne
Platznahme).
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3) Das östliche Profil wird durch Rücküberschiebungen und Rücküberfaltungen charakterisiert =
Exhumierung des lepontinischen Domes und der Bergell-Intrusion. Wenig Rücküberschiebungen in den Westalpen.
4) In den Westalpen verbleibt die ostalpinen Decken SE-lich der Insubrischen Linie – die Dent
Blanche Decke war wahrscheinlich ein extensionales Allochton, welches schon während des
jurassischen Riftings von apulischen Rand abgespalten wurde und danach in den PiemontLigurischen Akkretionskeil eingebaut wurde.
Das zentrale Profil (Fig. 4b-SK) ist ähnlich dem westlichen Profil.
Topologie der tiefkrustalen Merkmale im Übergangsbereich zwischen W- und Zentralapen (Figs. 5,6
– SK): Folgende Merkmale:
1) Die adriatische Moho bildet einen Dom unter der Poebene und ist gegen die Ivreazone aufgebogen (kommt näher zur Oberfläche). Eine wesentliche Änderung in der Höhenlage der Moho
tritt dort auf, wo die Insubrische Linie ihr E-W Streichen (=Tonale Linie) in ein NE-SE
Streichen ändert (=Canavese Linie).
2) Die W-Grenze des apulischen Unterkrustenkeils fällt ungefähr mit der E-Grenze des Keils
von europäischer Kruste in den Westalpen zusammen. Dieser Übergangsbereich fällt auch mit
dem Änderung im Streichen der Insubrischen Linie zusammen.
3) Dieser Übergangsbereich fällt weiterhin mit der Simplonlinie, die mit der Tonale Linie (=EW Teil der Insubrischen Linie) zusammenmündet (Fig. 1-SK).
Tonale Scherzone and Simplonlinie (Fig. 1-SK). Tonale - Linie: ~ 1 km breite, grünschieferfazielle
Scherzone; Alter gegeben durch Versatz durch die Giudicarien-Linie (Tonale ist älter als), die
Bergellintrusion (32-30 Ma, synkinematisch), posttektonische Gangintrusionen (29-26 Ma): ~35-30
Ma. Simplon – Linie: ~ 10 km mächtig; Beginn der Deformation ~35 Ma, mit einer späteren
Konzentration der Deformation entlang der „Rhone-Simplon-Linie“. Die jüngere Deformation ist im
wesentlichen eine top-W Abschiebung, aktiv von ~18-15 Ma. Zusammenfassend: beide Scherzonen
nehmen dextrale Seitenverschiebungsdeformation zwischen der adriatischen Mikroplatte im S und der
penninischen Domäne im N auf. Das impliziert, dass der Teil der W-Alpen, der südlich und westlich
der Simplonlinie lag, ein Teil der apulischen Mikroplatte war: post-35 Ma dextraler Versatz ~100 km
(sehr ungenau).
Kinematische Rückführung der post-35 Ma Deformation (Fig. 7-SK): Wesentliche Merkmale:
1) Die Bildung des „Europäischen Unterkrustenkeils“ ist ein junges (<30 Ma) Merkmal;
2) Alle Deformation bezogen zur Schließung des Valais und des Piemont-Liguria Ozeans war
prä-35 Ma und lag weit im (S)E.
Kinematische Rückführung der gesamten W- und Zentral-Alpen seit der Kollision (vor ~50 Ma) (Fig.
8-SK): Merkmale:
1) Spät-Miozäne Gegenuhrzeigerrotation der adriatischen Mikroplatte um einen Pol NE von
Turin, überlagert eine 124 km Translation nach ~305°. Die Rotation resultiert aus paläomagnetischen Vorgaben und der Tatsache, dass die Verkürzung in den S-Alpen von E nach W
abnimmt. Wichtigste Resultate: die Briançonnais-Vorlandmassive sind in einer einheitlichen
NNE-Linie angeordnet. Die divergenten Versätze zwischen Adula (östlich der Simplonlinie)
und Monte Rosa (westlich der Simplonlinie) Einheiten erklären die Orogen-paralle Dehnung
von ~60 km an der Simplonlinie und die Entwicklung des Lepontinischen Doms.
2) Für die Restaurierung in die Konfiguration vor 50 Ma muss ein gemeinsamer ~195 km Ngerichteter Versatz für das Zeitintervall 35-50 Ma angenommen werden. Dies impliziert
substantielle sinistrale Seitenverschiebungsdeformation in den W-Alpen; diese führte zur
Trennung des Briançonnais von Kosika-Sardinien (Fig. 8-SK).
3) Orogene Verkürzungen versus plattentektonische Konvergenzbestimmungen: 518 km versus
481 km; 0.79 cm/a versus 0.72cm/a; Fig. 8-SK
Verbindung der Krustenstruktur mit Erdbeben (Fig. 4-SK). 15 km breiter Gürtel links und rechts der
Profile betrachtet. Merkmale:
1) Maximale Erdbebentiefe ist nahe der Moho in den nördlichen und südlichen Vorländern
entlang der östlichen Traverse. Im lepontinischen Dom ist die Seismiszität auf die Oberkruste
beschränkt. Der adriatische Unterkrustenkeil ist seismisch inaktiv. Thermische Modellier-
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ungen zeigen, dass der spröd-duktile Übergang mit der 500°C Isotherme zusammenfällt. Die
heutige Stressübertragung erfolgt nur in der Oberkruste.
2) Im Gegensatz zur östlichen Traverse (Zentralalpen) zeigen die Westalpen Seismiszität in der
gesamten Kruste. Stressübertragung erfolgt über die gesamte Kruste. Es herrscht ein wesentlicher Unterschied im thermischen Regime! Dieser Unterschied im thermischen Regime ist
gegeben durch: a) Schräge Kollision in den W-Alpen <35 Ma und damit weniger Akkretion
von Material mit großer radioaktiver Wärmeproduktion. b) Orogen-parallele Extension in den
Zentralalpen erlaubt die Aufdomung der Isothermen im lepontinischen Dom.
Zusammenfassung der Zentral- und W-Alpen-Entwicklung:
1) N-gerichtete (head-on) Kollision des konvexen Europäischen Plattenrands mit der apulischen
Mikroplatte in den Zentral- und Ostalpen und sinistrale Transpression in den Westalpen im
Zeitraum 50-35 Ma.
2) Nach 35 Ma wurde die westalpine Bogenform durch WNW-gerichtete Bewegung und Gegenuhrzeigersinnrotation der apulischen Platte akzentuiert. In den Zentralalpen bildet sich ein
Unterkrustenkeil aus apulischen Gesteinen in den W-Alpen aus europäischen Gesteinen.
Ursache der unterschiedlichen Keile: rheologische Festigkeit des Ivreakörpers.
Kretazische Orogenese (Meliata-Hallstatt)
a) Kompressive Invertierung (schräge E über W Imbrikation) des NW-lichen passiven Randes der
Apulischen Platte (AA) - Fig. 7-S. Während der tertiären Orogenese verhält sich dieser Deckenstapel
rigid und bildet ein “orogenic lid”, das entlang einer basalen Überschiebung (’sole thrust’) das
Penninikum überschiebt (angezeigt durch die großen tektonischen Fenster (Engadine, Tauern). b)
Orogener Kollaps nach der kretazischen Orogenese - Fig. 7-S - Abschiebungen. Ursache gravitative
Anpassung eines überdickten Orogenkeils.
Entwicklung der Ostalpen
Bewußt wird ein Bruch in der Entwicklungsgeschichte zwischen Ost- und Westalpen eingelegt:
Ostalpen sind im Wesentlichen die Entwicklung des Ostalpins!!
Ostalpen: Übersicht der Gesamtentwicklung von der kaledonischen bis zur alpidischen Entwicklung
(Übersichtsabbildung)
Wesentliche Punkte der alpidischen Entwicklung (reflektiert in der stratigraphischen Entwicklung der
Nördlichen Kalkalpen und der Molasse:
1) Rifting – Perm bis Oberjura;
2) Triassische Entwicklung: Faziesdifferenzierung – Karbonatplattformen
3) Jura: Ozeanisierung
4) Unterkreide: Akkretionskeil, kretazische Meliatta-Hallstatt Subduktion und Kollision (140-70
Ma);
5) Tertiäre Subduktion des penninischen Ozeans und Kollision: Eozän bis Miozän.
6) Molasseentwicklung; überschobene – gefaltete – ungefaltete Molasse; ab Oligozän
Ostalpen: Datierung wesentlicher Ereignisse – eine kleine Erinnerung an die Tertiäre Geschichte
(Abbildungssequenz aus Ratschbacher et al. 2003)
Ostalpen: Tiefenstruktur und laterale Extrusion
Transalp-Profil und interpretiertes Tiefenprofil vor der Transalp Traverse (Fig. Lammerer,
Ratschbacher) – Tiefenstruktur sehr ähnlich dem östlichen Profil durch die Zentralalpen.
Wesentlicher Unterschied – laterale Extrusion (Abbildungssequenz aus Arbeiten von Ratschbacher et
al. 1991, 1995)
Entwicklung der Karpaten
Karpaten: separate Entwicklung als kontinentale Einbuchtung: sukzessive Füllung und unabhängige
Blockrotationen - Fig. Karpaten, Antriebsmechanismus - laterale Extrusion aus den Ostalpen und
rückschreitende Subduktion (subduction roll-back) entlang des Karpatenbogens - Fig. Sperner et al.,
2003; SFB Karlsruhe; tabellarische Zusammenstellung der Events.
8
Ägäis
Aktive Tektonik aus seismischen Untersuchungen
Übersicht: Ägäis liegt zwischen den europäischen und afrikanischen Platten, die mit ~1.5 cm/a
konvergieren (Fig. 20 Jolivet). Die Bewegung über den Hellenischen Trench ist aber ~ 5 cm/a; als
Ursache wird die W-gerichtete Bewegung Anatoliens (Türkei) und die SW-gerichtete Bewegung der
Ägäis angegeben. Bewegungsbild ist nicht komplett: interne Deformation tritt auf (geodätisch,
seimologisch (Fig. 1-H), paläomagnetisch nachgewiesen). Extensionsbeginn unklar:
wahrscheinlich 15 - 25 Ma aktiv. Unklare Verbindung zur Nordanatolischen Störung (NAF), da ihr
W-Teil erst seit 5 Ma aktiv ist. Aktive Störungen sind meist Abschiebungen in Zentralgriechenland,
dem Peloponnes und den griechischen Inseln und meist dextrale Seitenverschiebungen in der
nördlichen Ägäis.
Seismizität und tektonische Interpretation
Teleseimische Events (größer Magnitude 3.5, aufgezeichnet in Distanzen > 30°) (Fig. 1-H).
Seismizität konzentriert entlang den aktiven Plattengrenzen in W-Griechenland und dem Hellenischen
Trench. Keine Seismizität südlich davon. Starke Seismizität auch in der nördlichen Ägäis assoziiert
mit der NAF. Die “Sea fo Crete’ is fast aseismisch. Im Kontinentalbereich ist die Seismizität weit
verbreitet (“distributed”), mit einem Fokus um den Golf von Korinth.
Einschub: Regionale seismische Netzwerke und historische Seismizität
Regionale seismologische Netzwerke ( 3.0 Magnitude) (Fig. 2-H). Ähnlich wie 1., mit diffuser Seismizität in der
Kontinentalen Kruste. Tiefe der Erdbeben 5-20 km. Klare Dominanz der W-E streichenden Grabenstrukturen, wie der Golf
von Korinth.
Historische Seismizität (Fig. 3-H). Ähnliches Bild wie 1. und 2.. Interessant ist, dass die Seismizität nicht direkt mit den
Beobachtungen aktiver Störungen korreliert (z.B. Störungsstufen). Z.B. sind die NW-SE streichenden bedeutenden Gräben,
die z.B. den Golf von Saros, den Golf von Evia und das Thessalische Becken begrenzen, kaum in der Seismizität ausgeprägt
(Fig. 1-H). Viele der aktiven Störungen Griechenlands scheinen aseismisch zu sein und Bereiche, die noch keine deutlichen
morphologischen Merkmale entwickelt haben, sind seismisch sehr aktiv.
Erdbebenherdflächenlösungen (Fig. 4, 6,7-H). Überschiebungen entlang dem Hellenischen Trench,
Abschiebungen in der Ägäis, dextrale Seitenverschiebungen im nordägäischen Trog, und der
Kefallinia Störungen, einer dextralen Trenchversatzstörung in W-Griechenkland (Fig. 1,4-H). TAchsen streichen sehr konstant N-S, aber gleich nördlich des hellenischen Trenches von Albanien bis
Rhodos bögenförmige “E-W” Extension (Fig. 6-H). P-Achsen (Fig. 7-H) bogenförmig normal zum
Hellenischen Trench. Kreta-Rhodos-Bereich zeigt N-S Achsen. Zentrale Ägäis und Festland - generell
E-W P-Achsen-Orientierung.
Interpretation: Heutige Tektonik (Fig. 8-H) ist unterschiedlich zu der des Pliozän (5.3-1.6 Ma),
während dem NW-SE streichende Gräben dominant waren. Wesentliches Bild sind E-W streichende,
noch nicht sehr gut ausgebildete Gräben. Dies Gräben bilden sich senkrecht auf die N-S Extension,
die für die Ägäis charakteristisch ist, sie bilden sich aber offensichtlich nur am griechischen und
türkischen Festland und am Ende von dextralen Seitenverschiebungen, wie im Bereich des
nordägäischen Troges und der Keffalinia Störung. Die Usache dafür ist wohl die extreme Krustenausdünnung in der Ägäis (=2) und die damit einhergehende “Ozeanisierung” der Ägäis; die
rheologische Festigkeit ist daher dort höher. Es ergibt sich ein Bild der Verbindung der NAF mit
der Keffalinia Störung mittels eines diffusen Netzwerkes an Gräben und Abschiebungen.
Nettoresultat ist eine Abkoppelung des Peloponnes von Zentralgriechenland.
Paläotektonik der Ägäis
Ist im Wesentlichen eine Geschichte der Extension. 25 Ma Extension hat ausgereicht duktile Kruste
an die Oberfläche zu bringen. Die duktile Kruste ist in verschiedenen klassischen metamorphen
Kernkomplexen (metamorphic core complexes), wie Naxos, Paros, Tinos, Mykonos, beobachtbar.
9
Plattentektonisches Setting der Extension: Back-arc Extension (in den Kykladen) gleichzeitig mit der
Bildung eines Akkretionskeils im hellenischen Trench. Während der Extension wanderten die frontale
Akkretion und die Extension südwärts durch den Prozess der rückschreitenden Subduktion (slab
retreat). Bedeutet, dass das akkretierte Material vom Akkretionskeil in den back-arc Bereich
übergeführt wurde. Exhumierung erfolgte im (1) Akkretionskeil und (2) in der back-arc Region:
Der Unterschied ist, dass (2) in einem erwärmten Bereich erfolgte. Ägais ist demnach hervorragend
geeignet, Prozesse der Extension von der Oberkruste (z.B. Golf von Korinth) bis in die Mittelkruste
zu untersuchen. Hauptaugenmerk auf der “seismogenen Zone” zwischen 10-20 km Tiefe oder den
spröd-duktilen Übergang.
Regionale Geologie – generell: Heutige Extension (nun im Gegensatz zu der seismischen
Untersuchung – (siehe oben) gemessen mit Hilfe geodätischer Methoden (GPS)), wird dominiert von
der rigiden Extrusion des anatolischen Blocks entlang der NAF in Richtung des freien Endes, der
Subduktionszone (Fig. 5-JP) und der internen Deformation dieses Blocks durch Extension in der
back-arc Region. Die beginnende Kollision zwischen der afrikanischen Platte und dem
anatolischen Block südlich von Kreta ist verantwortlich für arc-parallele Extension im Bereich des
Trenches. Vor 3 Ma war auch dieser Bereich von N-S Extension betroffen. Die Extension
überprägte eine frühere kontraktionale Krustenverdickungsdeformation, die zum alpinen Ast der
Helleniden gehört (ca. <45 Ma). Das Produkt dieser Krustenverdickung sind die Deckenstapel, die im
Wesentlichen hoch-Pniedrig-T Metamorphose enthalten und als die kykladischen Blauschiefer
bekannt sind. Krustenkollaps (als Funktion des gespeicherten gravitativen Energiepotentials) begann
im späten Oligozän-frühen Miozan (25-20 Ma), möglicherweise durch die Entstehung des
hellenischen Trenches.
Krustendicke aus Schweredaten: Der nordägäische Trog und die “Sea of Crete” haben die geringste
Krustendicke. Unter Sea of Crete 20 km, unter Olymp 38 km. Prä-Extensions-Krustendicke 45-50 km
(Vergleich mit den hellenischen Ketten im W ohne Ausdünnung).
Metamorphe Kernkomplexe: Naxos, Paros, Evia, Andros, Tinos, Mykonos, Ikaria, Ios, Thassos,
südliche Rhodopen, Olymp mit typischem Strainfeld (Fig. 2-JP); bis auf Ios, Thassos und Rhodopen
top-to-N (NE) Extension (Fig. 2-JP). Paläomagnetische Studien in den miozänen Instrusiva von
Naxos und Mykonos zeigen post-duktile Rotationen um vertikale Achsen.
OlympNaxos Transekt
Charakteristisch sind NW-SE streichende Gräben und Abschiebungen, mit gekippten Blöcken im
Krustenmassstab (Figs. 3,4-JP). Die Hauptabschiebungen fallen nach NE ein und die Hauptblöcke
sind nach SW gekippt. Die metamorphen Kernkomplexe sind entlang einer Linie Olymp-Naxos
aufgereiht und gehören alle zu demselben gekippten Block (Olymp, Evia, Andros, Tinos, Mykonos,
Paros, Naxos) (Figs. 2-JP).
Fokus P-T-t Entwicklung der Olymp-Naxos Traverese
Die spätoligozänefrühmiozäne Deformation überprägt das eozäne hoch-Pniedrig-T Ereignis (Fig. 1,6-JP). Ein deutlicher
Gradient zu hoch-T (retrogressiver) Metamorphose wird von NW nach SE beobachtet (Fig. 1,6-JP): Wenig Retrogression im
grünschieferfaziellen Olymp-Gebiet; bis zur lokalen Migmatisierung and Magmatismus auf Naxos. Der Olymp ist interessant,
da das hoch-Pniedrig-T Ereignis (max. 8 kbar - 300°C) mit 53-61 Ma datiert ist und ein rasches Abkühlungsereignis (durch
100-150°C) um 16-23 Ma stattfand: Zeigt deutlich, dass die hoch-Pniedrig-T Gesteine schon ein hohes Krustenniveau
erreicht haben, als die ägäische Extension begann! Auf Tinos wurde das hoch-P Event auf 15-18 kbar, 450-500°C, 45 Ma
(Eklogite) festgelegt; die grünschieferfazielle Überprägung ist 21-23 Ma alt. Granitintrusion erfolgte um 19 Ma. Naxos zeigt
10 kbar, 550-600°C um 45 Ma und Retrogression um 5 kbar und 700°C (Migmatisierung). Dieses NW-SE Profil zeigt
deutlich die Zunahme der Krustenausdünnung von NW nach SE (Grünschieferfazies bis Migmatisierung).
Fokus - Regionale Details
Olymp: Tektonisches Fenster, das den Kontakt zwischen der allochtonen pelagonischen Einheit, den kykladischen
Blauschiefern (Subduktionszone, Ambelakia) und den paraautochtonen triassisch-eozänen Karbonatplattformgesteinen
(Olymp-Ossa Einheit) zeigt (Fig. 3,7-JP). Syn-HP kontraktionale Deformation ist top-to-SW (zum Vorland).
Tinos: Zwei wesentliche Einheiten: Obere besteht aus Serpentiniten und Metabasiten (Grünschieferfazies). Untere Einheit:
Metabasite, Metapelite (mit Blauschiefern und Eklogiten) als Teil der kykladischen Blauschiefer. Beide Einheiten werden
von einem 19 Ma Granodiorit intrudiert; der Magmatit versiegelt also das Detachment. Altersdaten geben 70 Ma für das
hoch-T Event der oberen Einheit (spreading-bezogen?), 45 Ma für das hoch-P und 19-14 Ma für das hoch-T
intrusionsbezogene Event (Figs. 7,10,12-JP). Das Detachment wird von spröden, späten Störungen geschnitten, die auch den
Granodiorit betreffen; kontaktmetamorphe Minerale über dem Magmatit und periphere Dikes sind synkinematisch. Das
10
Detachment ist offensichtlich während der Aktivität und während der Intrusion in höhere Krustenniveaus gewandert.
Interessant ist, dass hier ein Detachment beobachtet werden kann, das vor, während, und nach der Intrusion aktiv war.
Mykonos, Paros, Naxos: Mykonos: Duktile Deformation tritt vor allem in einem Granitoid auf (13 Ma), der den Grossteil der
Insel einnimmt. Paros-Naxos: Zwei Migmatitdome werden von unmetamorphen Oberplattengesteinen überlagert
(Serpentinite, miozäne Sedimente) (Fig. 7,10-JP). Granodiorit auf Naxos (12 Ma) ist deformiert; Migmatitisierung in der
Liegendplatte (unter dem Detachment) ist zeitgleich mit Sedimentation der ältesten Sedimente auf der Hangendplatte.
Generelle Schlüsse zur Entwicklung von extensionaler Deformation: Das Interessante der Traverse
ist, dass entlang dem Streichen eines einzelnen Krustenblocks sich die Extension von spröden Abschiebungen, über duktile Detachments, zu migmatitischen Kernkomplexen entwickelt. Die Intensität
der Deformation und der Betrag der Exhumierung nehmen kontinuierlich zu. Vertikal ergibt sich eine
Stratifizierung der Deformationsregime (coaxial versus non-coaxial): Lokalisierte Abschiebungen in
der spröden Oberkruste, verteilte (distributed) extensionale Scherbänder mit einer Aufteilung in
Domänen mit nicht-koaxialem und koaxialem Fliessen unter 10 km und verteiltes koaxiales Fliessen
unter 20 km (Figs. 17,18-JP).
Kreta-Naxos Transekt
Die Geochronologie zeigt, dass die Hochdruckgesteine schon in grünschiefer- (Olymp) bis amphibolithfaziellen Bedingungen waren, als die ca. 20-15 Ma Extension der Ägäis begann. Die wesentliche
Exhumierung muss also älter sein! Belegt ist eine südgerichtete Migration der Subduktionszone
von kretazischem Alter in den Rhodopen, über eozänes Alter in den kykladischen
Blauschiefern, zu miozänem Alter auf Kreta.
Fokus – Regionale Details
Kreta: Hoch-Pniedrig-T ist frühes Miozän und ist im tiefsten Kern des metamorphen Kernkomplexes aufgeschlossen
(Phyllitquarzit-Einheit und Plattenkalkeinheit mit Fe-Mg Karpholit, Chloritoid, Lawsonit, Aragonit, Phengit in Metapeliten
und Glaukophan [Alkali-hbl], Lawsonit, Na-Pyroxen [Jadeit] in Metabasiten) (Fig. 19-JP). Oberplatte ist schwach- bis
unmetamorph und besteht aus einer Reihe von imbrikierten Einheiten. Exhumierung ist schnell und beinhaltet isothermale
Dekompression. Exhumierung zwischen 24 und 15 Ma. Die Form der PT-Kurve mit andauender Abkühlung verlangt eine
aktive Kühlung, i.e. kontinuierliche Unterschiebung, und erfolgte syn-orogen in einem Akkretionskeil (Vergleiche den
extremen Unterschied in der Exhumierung zu z.B. Naxos zur selben Zeit) (Fig. 4-JP).
Strainfeld der Ägäis: Das Streichen der Streckungslineare wechselt von ESE-WSW zu N-S von N
nach S (Fig. 20-JP). Das Strainfeld kann mit Kleinkreisen um einen Rotationspol am östlichen Ende
des Hellenidentrench beschrieben werden (Fig. 20b-JP). Mögliche Erklärungen für dieses Muster
sind: (1) Die Deformation zeichnet das duktile Fliessen unter einer rigid rotierenden Platte auf. (2)
Die gesamte Region kollabiert zu einer freien Grenze (die Subduktionszone). Das momentan
diskutierte Szenario umfasst: (a) Krustenkollaps der ägäischen Region begann um 25 Ma durch die
freie Grenze entlang der Subduktionszone. Der Kollaps der überdickten Kruste betraf die gesamte
ägäische Kruste und war zeitgleich mit der Subduktion. Die Rate des Rückwärtswandern der
Subduktionszone ist nicht zu bestimmen, aber ein Wert von 1 cm/a ist wahrscheinlich. (b) der Beginn
des raschen Entweichens von Anatolien um 12-15 Ma beschleunigte die Subduktionsrate südlich der
Ägäis um einen Faktor von ca. 3. Die back-arc Extensionsgeometrie in der Ägäis blieb gleich, d.h. die
Subduktionszone wanderte weiterhin zurück. Die Deformation verlagerte sich aber nach Norden in
den Bereich des propagierenden Endes der NAF (Fig. 20-JP). (c) Im Pliozän (ca. 3 Ma) änderten
sich die Stressrahmenbedingungen entlang der Subduktionszone drastisch (z.B. 3 ist nun E-W
nicht mehr N-S); auch die Extension in der Ägäis ist nun N-S nicht mehr NE-SW. Dies wird auf
die beginnende Kollision der afrikanischen Platte mit der ägäischen Region zurückgeführt;
diese Kollision hat wahrscheinlich die extensive Komponente entlang der Subduktionszone
reduziert (ihr Rückschreiten).
Fokus: Quartäre Evolution des Golf von Korinths und Implikationen für die spätkänozoische Entwicklung der Ägäis
Literatur – siehe auch Figuren: Armijo et al., Geophysical Journal International, 126, 11-53, 1996
Ziel: Analyse konzentriert sich um die quartäre Entwicklung des asymmetrischen Golfs von Korinth mittels einer
neotektonischen Analyse der spektakulären Strandterrassen des östlichen Golfes.
Ansatz 1: Regionale morphologische Analyse mit SPOT Satellitenbildern.
Ansatz 2: Geomorphologische Untersuchungen von Terrassen, Datierung und Korrelation mit Meeresspiegelschwankungen;
 erlaubt tektonisches Uplift zu bestimmen (surface uplift)
Ansatz 3: Mechanisches Modell (Modell einer elastischen Platte)
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Seismizität, tektonisches Setting und Gesamtmorphologie - Golf von Korinth
Instrumentelle Seismizität (Fig. 1-A): Sechs Erdbeben größer als Ms=6; Abschiebungen mit N-S Extension. Abschiebungen
überprägen maximal miozäne Gesteine des fold-thrust belts und Plio-Pleistozäne ungefaltete Gesteine;  Golf von Korinth
ist hauptsächlich Quartär.
Strukturgeometrie (Fig. 2-A): Asymmetrischer Halbgraben mit herausgehobenem südlichem Footwall; der nördliche Hanging
wall hat nur wenige Abschiebungen - dies kann man sofort erkennen, wenn man die Küstenlinie betrachtet (scharf und linear
im S). Bathymetrie zeigt eine Vertiefung und Verbreiterung des Graben nach E mit höheren Sedimentdicken 
Extensionsbetrag nimmt nach E hin zu (= Rift sollte nach W propagieren). Extensionsbetrag: Bilanzierung der
Abschiebungen  2 km im W bis 7 km im E.
Entwicklung des Riftings: Wanderung nach N; ältestes, inaktives Abschiebungsset 25-30 km südlich des Golfes, dann 5-10
km südlich des Golfes, heutiger Riftabhang und in seismischen Schnitten Neubildung eines neuen Riftabhanges off-shore.
Desgleichen N-Wanderung der Erosion und Sedimentation; z.B.: Flusseinschneidung hat einige Schuttfächer-Delta (fandeltas) freigelegt, die auf einen (heute herausgehobenen) Block abgelagert wurden (Fig. 2-A, S’ der Heliki-Störung). Die
Ablagerungsbedingungen in diesem Fan waren wahrscheinlich sehr ähnlich zu den Fans, die heute nördlich der Störung
abgelagert werden. Die N-Wanderung der S-Schulter des Golf von Korinths hat auch das Entwässerungsnetz (drainage)
verändert (Fig. 2-A): heute N-gerichtet in Golf. Es gibt jedoch zwei Becken mit internem Entwässerungsnetz; diese haben
trichterförmige Täler, die sich nach S öffnen; das Einfallen der Terrassen, der Winkel der Zuflüsse, die Richtung des
Sedimenttransportes, etc. beweisen aber, dass die Flüsse einmal nach N geflossen sind. Die Umkehrung des
Entwässerungsnetzes ist wahrscheinlich durch die Aktivität entlang einer nördlichen Störung (Xylokasto) entstanden, die die
heutige Riftschulter nach S geneigt hat.
Störungsentwicklung am E-Rand des Rifts (Fig. 2-A): Abschiebungen wandern N-wärts und ändern ihre Richtung (bei einem
gleichbleibenden Stressfeld [N-S Dehnung] rotieren die Gesteine und die Störungen im Uhrzeigersinn  alte Störungen
bekommen WNW-Trend, neue behalten E-W bis NE-SW in Übereinstimmung mit dem ~N-S Stressfeld; die Rotation des
Pelopennes ist paleomagnetisch nachgewiesen). Die jungen Störungen streichen 70-90 und sind für das abrupte Ende der
Vertiefung des Golfes verantwortlich. Das morphologisch bestimmte jüngste Störungsstreichen wird auch durch
Erdbebenherdflächenlösungen ausgedrückt (Fig. 2-A). Genaue Bestimmung der Hebungsgeometrie im SE-Eck des Golfs ist
durch eine Serie von Terrassen möglich. Diese Terrassen wurden als eine Konsequenz der Abschiebungszerstückelung von
einigen wenigen marinen Terrassen interpretiert. Die gebogene Form und die Parallelität der Ränder dieser Terrassen
untereinander und zu der heutigen Meeresküste weist darauf hin, dass sie nicht-tektonischen Ursprungs sind und dass die
inneren (landwärtigen) Ränder, Standlinien unterschiedlicher Meeresstände sind (Figs. 3, 4-A). Die Terrassen sind höher in
Annäherung zur aktiven Xylokastro-Störung im NW. Strandlinien sind ein sehr gute Marker für ein intitiales
“Paläohorizontal” (siehe unten).
Strandterrassen: Die Terrassen bestehen aus unterschiedlichem Material sind aber alle von 2-6 m dicken, gut zementierten
Sanden und Konglomeraten bedeckt; sie spalten sich nach W in eine größere Anzahl von Terrassen auf (Fig. 4-A). Marine
Terrassen entstehen als eine Wechselwirkung zwischen der Rate des globalen Meeresspiegelwechsel und der Rate der
tektonischen Hebung. Periodische glazio-eustatische Meeresspiegelschwanungen sind sehr rasch; so ist z.B. der Meeresspiegel während des letzten Entgletscherung am Ende des Pleistozäns 150 m in 12 ka (~12 mm/a) gestiegen. Tektonische
Hebungsraten von Küsten sind <2 mm/a. Eine sich hebende Küste kann so die Hochstände als eine Serie von Terrassen und
Strandlinien aufzeichnen (Niedrigstände bleiben generell nicht erhalten, da sie durch die Wellenaktivität zerstört und von
Sediment überdeckt werden). Die Terrassen sind generell erosiv oder dünn deposiv und haben Hangneigungen von <10 und
eine Strandkehle (Fig. 5-A). Korrelation basiert auf SPOT Images, Luftbildern, und topographischen Karten; im Feld wurde
die zwei wesentlichen morphologischen Merkmale der Terrassen kartiert: a) die zum Meer gerichtete, äußere Ecke, am Top
der Störungsstufe, die das Meereskliff (Brandungs-Cliff) der jüngeren Terrasse bildet (Figs. 6,7-A); b) die Brandungskehle.
Fig. 8-A zeigt die Veränderung der Höhenlage der einzelnen Strandlinien in Annäherung zur Xylokastro-Störung (N-S
Profile). Die Fehlergrenzen der Lokalisierung sind 100 m in x/y (horizontal; dort wo die Änderung in der Neigung des
Seacliffs durch Erosion zum Meer hin verschoben wurde) und 4 m vertikal. Beobachtung: Strandlinien sind von Footwall
Abschiebungs-Deformation betroffen;  die Strandlinien sind nach S gekippt; z.B. der Höhenunterschied von der Störung
weg ist für die New Corinth Terrasse 130 m, für die ältere Laliotis Terrasse 250 m, was Kippungswinkel von 0.45 und 1.3
entspricht. Der Verkippungswinkel nimmt zur Störung hin zu (1-2).
Bestimmung von Erosion und Ablagerung N und S der Xylokastro Störung (für die mechanische Modellierung der
Deformation über größere Zeitraume notwendig): Ablagerung nördlich der Störung (meistens off-shore mittels seismischer
Profile) gibt 2000 m Subsidenz zwischen den Basementgesteinen (der Pindos-Einheit) unter heutigem NN; Korrelation mit
on-shore Sedimenten gibt c. 1 mm/a Sedimentationsrate; genaue Bestimmungen sind wegen dem Fehlen von Bohrungen
nicht möglich. Erosionbestimmung erfolgt in Profilen entlang des Terrassenstreichens, es wird über die Terassen eine
mittlere Hangneigung gelegt (in diesem Fall passt eine Exponentialkurve am besten; die Terrassen sind im W höher, da näher
zur Störung) und von dieser Kurve werden die Flusseinschneidungen abgeträgen (Fig. 10-A; ein 3D digitales Modell wäre
noch besser). Die Prozent der Erosion berechnet man aus dem erodierten Volumsanteil zwischen NN und der
Hangneigungskurve. Ergebnis (ist intuitiv): Erosion im Footwall der Xylokastro-Störung nimmt mit grösserem Abstand zur
Störung ab.
Bestimmung der genauen Störungsgeometrie (für die mechanische Modellierung der Deformation über größere Zeitraume
notwendig): Die on-shore Geometrie ist klar  100 Trend und 45-55 Dip mit kleiner sinistraler Komponente an der
Abschiebung.
Alterseinstufung der Terrassen: Die pleistozänen Meeresspiegelhochstände werden durch die O-Isotopenaufzeichnungen in
Tiefwasserforaminiferen und die Höhe der durch Korallen datierten Strandlinien in auftauchenden Küstengebieten der Erde
(e.g. Papua Neuguinea) datiert [ 16O reichert sich in den Poleiskappen an; wenn sie abschmelzen reduziert sich 18O/16O
12
Verhältnis]; diese Methoden geben eine Aufzeichnung von Meeresspiegelhochständen für die letzten 340 ka. Verwendet
werden sich rasch hebende Küsten (>2 mm/a; z.B. Papua Neuguinea). Bei Hebungsraten von 0.5-2 mm/a überlappen sich die
extremen Hochstände und löschen mittlere Hochstande aus. Z.B. war der Hochstand während der letzten Zwischeneiszeit
besonders hoch (Isotopenstufe 5.5; 6 m über NN); dieser Hochstand löschte vorhergehende, mittlere Hochstände in allen,
sich mit langsamen und mittleren Raten hebenden Küsten aus; erhalten sind nur die extremen Hochstände (i.e. 5.5, 7.5, 9.3;
siehe Fig. 11-A). Die Tatsache, dass im Golf von Korinth viele gut erhaltene Terrasse auftreten, lässt den Schluss zu, dass
mittlere (bis hohe) Hebungsraten auftreten. Des weiteren belegt das Konvergieren der Strandlinien in Annäherung an die
Xylokastro-Störung höhere Hebungsraten in diesem Gebiet. Faunenassoziationen und U/Th Datierung geben für zwei der
ausgeprägtesten Terrassen absolute Altern und erlauben eine Korrelation mit den Hochständen 5.5 und 7.5.
Als nächstes nimmt man Profile parallel zu der Xylokastro-Störung in bestimmten Abständen (hier 5, 10, 15, 20 km);
diese illustrieren die Hebungsinformation der Küstenlinien mit gleichem Abstand von der Störung:  dies löst das Problem
der Hebungszunahme mit Annäherung an die Störung, weil diese Hebung zylindrisch (Achse parallel der Störung ist). Die
nicht-datierten Terasse werden interpoliert (Figs. 11, 12 - A). Fig. 12-A zeigt, dass einige, weniger ausgeprägte Hochstände
nicht repräsentiert sind, wenn sie weit von der Störung weg sind, sie sind möglicherweise vorhanden, wenn man nahe an die
Störung herangeht (hohe Hebungsraten). Fig. 12b-A zeigt das Profil am nächsten zur Xylokastro-Störung: die schwarzen
Punkte plotten die Höhenlage der Punkte gegen ihr Alter (Altersbestimmung nach obiger Methode, im wesentliche basierend
auf den zwei absoluten Alterseinstufungen)  die Regression ergibt die durchschnittliche Hebungsrate und zeigt, dass eine
Annahme einer linearen Hebungsrate statistisch gerechtfertigt ist. Korrigiert man die Höhen der Küstenlinien für die
Meeresspiegelschwankungen zu dieser Zeit (Fig. 11-A; was man tut ist eine Normierung der Terassenhöhenlagen auf das
heutige NN), dann ergibt sich eine wesentliche bessere lineare Korrelation (Fig. 12b-A) - diese gibt eine lineare Hebungsrate
für den Bereich des Golfes von 1.280.15 mm für die letzten 350 ka und 1.250.14 mm für die letzten 124 ka. Beachte, dass
die alten Höchststände die geringste Korrektur bedürfen, da die Höchststände ungefähr dem heutigen interglazialen
Höchststand entsprechen. Es ist also vernünftig für die Hebungsmodellierung nur diese Höchststandterassen zu nehmen; die
Bestimmung der Hebungsraten aus den anderen Terrassen ist sehr empfindlich für Fehler bei der zeitlichen Einstufung, da
die Meeresspiegelkorrektur für sie teilweise extrem ist. Da die Höchststände während der drei wesentlichen Interglaziale
ident mit dem heutigen waren (Fig. 11-A), ergibt die Erosionsabschätzung in Bezug zum heutigen NN (Fig. 10-A) auch ein
Maß für die Nettoheraushebung (ausgedruckt in %) [ Erosionsbestimmung erfolgt an den Terrassen, die den gleichen
Meeresspiegel wie heute haben].
Mechanisches Modell für die Deformation am S-Rand des Golfes von Korinth (= Bestimmung der genauen
Störungsversetzungsraten). Modellierung ist notwendig, da man zwar genaue Information im aufgeschlossenen Footwall hat,
aber nur wenig Info über den off-shore Hangendblock (Alterseinstufung und Dicke der Sedimente:  keine genaue
Korrelation über Störung möglich).
(a) Theorie. Modellierung mit einem boundary element model (22 km) (Fig. 14-A). Elastische Platte mit folgenden
Eigenschaften (Fig. 14a-A): Langzeitliche Festigkeit (fliesst also nicht), der langzeitliche elastische Modul (z.B. n =
Een, Young’s Modul, E ~ 80 GPa) ist durch Mikrobrüche reduziert (E 0.1 GPa). Überlagert viskose Flüssigkeit (=
unter brittle-ductile Transition). Fig. 14b gibt die Rahmenbedingungen, die sich aus den Daten des Golfs von Korinth
ergeben (Dicke aus Erdbebentiefe, Einfallen der Störung, Erosion und Sedimentloading (wird gleichgesetzt, da keine
gute Daten für den Hangendblock), Dimensionen. Fig. 14c-A zeigt Strainverteilung (kompressiv hell, extensiv dunkel).
Fig. 15-A untersucht die Empfindlichkeit des Modells in Bezug zur Erosion (des Footwalls) und Sedimentation des
Hangendblockes:  Modellierung zeigt, dass Änderungen in der Erosion und Sedimentation (im Bereich, der für den
Golf von Korinth möglichen Parameter) nur wenig Einfluss auf die Hebung im Liegendblock (= dort wo es Messungen
gibt) haben. Fig. 16-A untersucht den Effekt der Änderung in der elastischen Festigkeit (also die Änderungen im
elastischen Modul). Das Verhältnis der Hebung zur Subsidenz wird für einen Modul <0.1 GPa vernachlässigbar (da aus
der Golfgeometrie wahrscheinlich, dass alles erodierte Material im Golf landete ergibt sich Modul <0.1 Ga). Ein
Wechsel im Modul von 0.1 (weich) zu 1 (fest) GPa resultiert in einer Versatzminderung von 10%. Fig. 18-A untersucht
den Einfluss des Störungseinfallens auf die Hebung und Subsidenz im Umfeld des Riftes für zwei Werte, die die reale
elastische Dicke der Modellplatte beschreiben und eine vertikale Separation von 3813 m haben. Weil die
Hauptabschiebung im Golf von Korinth nur zwischen 40-60 variieren kann, ist der Fehler, der sich bei eine falschen
Annahme (40-60) für das Störungseinfallen ergibt <10%.
(b) Modellierung der Terrassen. Für den ersten Modell-run werden nur die 3 größten Terrassen der
Meeresspiegelhochstände verwendet, für die man annehmen kann, dass der Meeresspiegel ca. so hoch wie der heutige
war. Fig. 19a-A zeigt eine Modellierung für diesen Fall und mit einem Einfallen von 50 und einen elastischen Modul,
der eine weiche Platte annimmt; der Versatz entlang der Störung wird nun so lange variiert bis die errechneten mit den
gemessenen Kurven der Hebung des Footwalls (Linien in Fig. 19a-A) in einem Profile normal zur Störung
übereinstimmen; für jede Terrasse muss der Versatz entlang der Störung unterschiedlich sein - er muss für die höchste
Terrasse am größten sein. Fig. 19b-A gibt selbiges für alle Terrassen und mit einer Korrektur für die
Meeresspiegelschwankungen; der Einbau des Alters der Terrassen erlaubt eine Versatzrate an der Störung zu berechnen.
Als nächstes werden die Einflüsse eines möglichen regionalen Uplifts des gesamten Peloponnes auf die Versatzrate an
der Störung untersucht (Fig. 20a,b-A):  logischerweise ergibt sich eine Reduktion der Versatzrate. Die Berechnungen
wurden unter der Annahme durchgeführt, dass die Xylokastro-Störung allen Versatz, der zur Hebung der Terrasse
geführt hat akkumuliert hat; denkbar wäre jedoch ein Modell mit mehren Störungen, die offshore liegen. Fig. 20c,d
modelliert den Einfluss dieser Unsicherheit in der genauen Lokalisierung der Störung auf die Terrassenhebung: 
logischerweise muss die Versatzrate entlang der/den Störungen höher sein, wenn sie weiter im N sind; die Unsicherheit
in der Lokalisierung im Fall des Golfs von Korinth für die Versatzrate ist 10-15%. Nach Untersuchung aller möglichen
13
Einflussparameter ergibt sich eine Variation in der möglichen Versatzrate von 7.0 bis 1.6 mm/a (Mittelwert 11mm/a)
(Fig. 21-A gibt die Variabilität und ihre Faktoren).
Mechanik des Golf von Korinth Rift-Systems
Zusammenfassung der Fehlerabschätzung. (1) Messfehler der Position und Höhenlage der Strandterrassen. (2)
Alterseinstufungsfehler. (3) Unsicherheiten im Modell und den Modellierungsparametern (z.B. Erosion und Ablagerung,
Dichte, elastischer Modul, Plattendicke [=elastische Dicke], Störungseinfallen, Störungslage, regionale Hebung).
Wesentliche Faktoren sind Störungslage und regionale Hebung. Fehler sind nicht ziellos und tendieren sich gegenseitig
auszulöschen; so erniedrigt z.B. die regionale Hebung die Versatzrate. Diese Erhöhung wird aber kompensiert durch eine
möglicherweise weiter nördlich gelegene Störung, die Versatzrate erhöht. In Summe sind die Fehlergrenzen in der
Versatzrate wohl ca. 20% (~113 mm Versatzrate).
Segmentierung und langzeitliche Versatzraten in anderen Bereichen des Golfs. Die Untersuchungen zeigen, obwohl auf einer
schlechteren Datenbasis, dass die heutigen Versatzraten zu den Rändern (besonders zu dem östlichen Rand) nicht bedeutend
abnehmen. Dies ist eine sehr unwahrscheinliches Szenario, da es zeigen würde, dass der Golf mit seiner heutigen
Längenausdehnung (~130 km) begann und nur der Versatz zunahm, ohne dass die Störungslänge zunahm. Diese
Beobachtung ist inkompatibel mit den weltweit erarbeiteten Skalierungsgesetzen für das Wachstum von Störungen; diese
besagen, dass eine Störung bei einer Zunahme des Versatzes länger wird. Das maximale Versatz zu Riftlängenverhältnis des
Golfes ist ~0.09, was Werten anderer Störungszonen entspricht. Eine mögliche Lösung, die erklärt, warum die Versatzraten
an den Störungsenden nicht abnehmen und doch die Skalierungsgesetze erfüllen (=gleichzeitiges Längenwachstum und
Versatzzunahme), ist eine Modell, dass den Golf durch Addition von diskreten Segmenten wachsen liess. Bevor eine neüs
Segment im Streichen angeheftet wird, bleibt die Störung gleich lang und nur d/L (Versatz durch Streichlänge) nimmt zu.
Dann wird ein neues Segment in einer Phase rascher lateraler Propagierung hinzugefügt. Dann kommt wieder eine Phase in
der, der Versatz ziemlich gleichmäßig entlang der Störung zunimmt, ohne dass die Streichlange zunimmt. In diesem Modell
wäre der Golf nun in einer Phase, in der die Streichlänge nicht zunimmt. Erklären kann man dieses Verhalten mit der Lage
von Diskontinuitäten in der “Prozesszone” (laterale Wachstumszone der Störung) (Fig. 24-A). Liegt die Diskontinuität in der
Streichverlängerung der Störung, dann wandert die Prozesszone seitlich und bleibt klein (es bildet sich zuerst ein
Mikrostörungsnetzwerk); die Störung akkumuliert Versatz und wird länger bei konstantem d/L. Liegt die Diskontinuität
seitlich vor der Hauptstörung muss die Prozesszone zuerst einmal im Radius wachsen; d.h. d/L nimmt zu. Fig. 24h-A zeigt
ein Modell dieser Situation und zeigt wie der Versatz zunimmt, ohne dass die Streichlange der Störung zunimmt. Der
östliche Golf von Korinth könnte ein gutes Beispiel für eine Vergrößerung der Prozesszone sein; dies wird durch Verteilung
der aktiven Störungen angezeigt. Die antithetischen Störungen NE-lich der synthetischen Riftstörungen am S-Rand des
Golfes spielen die Rolle der vorgelagerten Diskontinuitäten in Abb. 24d-A. Hier akkumuliert Displacement im Moment, ohne
dass die Länge der Hauptstörung wächst. Es ist aber klar, dass in kurzer Zeit die Periode des raschen Seitwärtswachsens
folgen wird ( Erdbebenvohersage).
Diskussion der Riftentwicklung des Golf von Korinth
(1) Rolle der regionalen Heraushebung. Eine der Ziele dieser Studie war einen Anhaltspunkt der Rolle der regionalen
Heraushebung des Peloponnes zu erarbeiten und die mögliche Größenordung dieser Heraushebung zu quantifizieren.
Die Studie ergab, dass man die Hebungsgeschichte der Golfschultern mit einem elastischen Flexurprozess entlang der
Riftstörung erklären kann, ohne dass man eine regionales Uplift zur Erklärung braucht (0.1-0.2 mm/a sind jedoch
möglich/wahrscheinlich); dies entspricht den Messungen am Peloponnes. Diese Hebung ist relativ schwierig zu
erklären. Gebiete die eine Krustenextension unterliegen (wie die Ägäis) und die abkühlen unterliegen einer Subsidenz
(darum Ägäis unter Wasser). Trotz Extension hat der Peloponnes und das griechische Festland eine Krustendicke von
~40 km behalten und hebt sich sehr langsam. Zwei Theorien gibt es: (a) Hebung durch Sedimentunterschiebung entlang
der hellenischen Subduktionszone; dies ist im Einklang damit, dass heute bereits distale Teile Afrikas in die
Subduktionszone kommen (Turbititfächer mit beträchtlicher Sedimentdicke) (dies bewirkt auch longitudinale Extension
entlang des Trench - siehe oben). (b) Relativ bedeutende regionale Erosion, die zur Entlastung führt.
(2) Lokalisierung und Asymmetrie der Riftentwicklung. Typische zu anderen Teilen der Erde sind die Halbgrabenstruktur
und die Länge der Störungen, die mit der Dicke der elastische deformierenden Platte (hier ~16.5 km) skalieren (brittle
thickness). Typisch ist auch das N-gerichtete, in den Hangendblock gerichtete Propagieren der Störungen. Untypisch ist
die heutige (<1 Ma) Rate des Versatzes entlang der Rifts (Störungsversatz ~11 mm/a und Öffnungsrate ~ 7 mm/a);
typische Abschiebungen haben Raten die 1/10 dieser Werte betragen. Solch hohe Extensionsraten finden sich nur an
wesentlichen Plattengrenzen. Die Raten anderer Abschiebungssystem in der Ägäis sind schlecht bestimmt, werden aber
als wesentlich geringer erachtet; die on-land Gräben in Anatolien haben 1 mm/a (Fig. 1-A). Rifts treten häufig als
subparellen Abschiebungssysteme auf (z.B. Tibet mit 8 Riftsystemen im 150-200 km Abstand, Basin-and-Range,
Abstand 30 km). In der Ägäis liegen die Riftsysteme ~ 60-75 km auseinander (Fig. 1-A). Alle Rift werden breiter und
tiefer nach SE. Generell zeigen Rifts mit einer kurzen Wiederkehrrate (“short wavelength faulting”) eine 1:1 Korreation
zur Krustendicke (basin-and-range: 30 km wavelength und 30 km Krustendicke). Rifts mit geringer Extension zeigen
generell eine Korrelation mit Mantelprozessen; so sind in Tibet die Riftabstände mit periodischen Verdickungen und
Verdünnungen der Mantellithosphäre assoziiert, die die gleiche Wellenlänge wie die Rifts haben. In der Ägäis ist ein
ähnlich Trend zu sehen: im Bereich der zentralen Ägäis ist die Extension ~80% und der Riftabstand ist kleiner; die
Ränder haben weniger Extension und der Abstand ist grösser (ist also ein Funktion der Mantelrheologie. In der basinand-range ist der geothermische Gradient so hoch, dass die Mantellithosphare keine Festigkeit überträgt).
(3) Großmaßstäbliche Entwicklung und Evolution der Ägäis. Drei wesentliche Merkmale der Entwicklung des Golfes
müssen durch die regionale Tektonik erklärt werden. (a) Die hohen Extensionsraten. (b) Die hohen Raten sind nur seit
ca. 1 Ma aktiv; sie überprägen eine ältere Riftstruktur mit geringeren Extensionsraten. (c) Die Extensionsraten nehmen
nach W ab; dies ist ein Hinweis für das W-gerichte Propagieren des Rifts.
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Bevorzugtes Modell mit den folgenden Phasen: (a) 15 Ma Beginn eines Extensionskollaps im Ägäisraum (Fig. 25a-A).
Ausbildung eines “long wavelength faulting” durch Ausbildung von Mantelboudinage (“necking instabilities”). Die
maximale Dehnung im Zentrum der Ägäis bedingt die Biegung der Subduktionszone (Hellenic Arc) und bedingt
entgegengesetzte Rotationen (Fig. 25b-A). Diese Rotationen sind nachgewiesen. (b) Stadium 2 wird eingeleitet durch
die Kollision von Arabien mit Eurasien und die beginnende Extrusion von Anatolien. Ausbildung der NAF um 10 Ma
vor heute. Die Störung propagiert nach W und erreicht die Ägäis vor ~ 5 Ma (Fig. 25c-A). Segmentierung der NAF
resultiert in extensionalen Übertritten, wie z.B. das Marmara Meer. Ein zweiter Ast liegt weiter südlich und ist jünger;
dieser Ast scheint die älteren NW-streichenden Rifts zu reaktivieren und zwar in einer NE-SW Reihenfolge; der Golf
von Korinth ist die jüngste Reaktivierung.
Zentrales Mediterran
Einleitung
Interessantes Phänomen ist das Nebeneinander von Kompression und Extension (Fig. 1-WB) in
den letzten 10 Ma mit einer komplexen Zeit-Raum Überlagerung: Öffnung des tyrrhenischen
Beckens im Bereich der Afrika-Eurasien Kollisionszone.
Entwicklungsmodell für das zentrale Mediterran
Annahmen: SSW-NNE Konvergenz zwischen Afrika und Eurasien mit Abnahme der Konvergenzrate vom späten Torton (Beginn Torton 11.2 Ma, oberes Miozän; spätes Torton  7 Ma) bis heute.
Eurasien wird in den Rekonstruktionen fix gehalten.
Ausgangssituation: Fig. 2.1A-Ma, Oberes Torton ( 7 Ma), nach Öffnung des Balearenbeckens
(Liguro-Provencal Becken) und vor der Extension im tyrrhenischen Meer. Der wichtigste Player
ist der afrikanische/adriatische Promontory (Sporn; dunkelbraun in den Abbildungen).
Konvergenz wird während dieser Phase durch Krustenverkürzung des östlichen adriatischen
Randes entlang der Dinariden und Helleniden und in den Alpen aufgefangen. Der südliche Teil
des Sporns (Iblea Vorland = südliches Sizilien) war noch starr mit Afrika verbunden. Die
Verteilung von Oligo-Miozänen, calcalkalischen Magmatiten in Sardinien und Nordafrika, mit
einem Extrusionsende um 10-15 Ma, weist darauf hin, dass nach der Öffnung des balearischen
Meers eine gebogene Zone subduzierter Lithosphäre unter dem Apennin und den
maghrebianischen Ketten lag (Fig. 2.1A-Ma).
Mittleres Messin (ca. 6 Ma) – mittleres Pliozän (Fig. 2.1C,D-Ma): Charakerisiert durch die Kontinent-Kontinent Kollision zwischen Adria (Afrika) und dem Balkan (Eurasien). Starke Reduktion
der E-gerichteten Komponente der Bewegung des adriatischen Sporns. Kontraktion wird in den
Bereich des südlichen Apennins verlagert. Die NNE-SSW Kontraktion ist zeitgleich mit der ESE,
nach Außen gerichteten Migration der apenninischen Einheiten und der rückschreitenden
Subduktion der adriatischen-ionischen Lithosphäre während des mittleren Messins bis zum
mittleren Pliozäns (Fig. 2.1C,D-Ma). Die Krustenverkürzung in dieser Zeitperiode ist 150-300 km
im S-Apennin. Die nach Außen gerichtete Migration der apenninischen Einheiten und die
rückschreitende Subduktion induziert Krustenextension im tyrrhenischen Becken (E-W
Extension).
Oberes Pliozän (~2 Ma) – Heute (Fig. 2.1E-Ma): S-Apennin wechselt von Kompression zu Transtension. Ende der Extension im Bereich des zentraltyrrhenischen Meeres (= Kompression und
Extension wandern nach SE, es bildet sich ein asymmetrischer Orogenbogen aus). Extrusion des
kalabrischen Blockes nach SE, und als Resultat davon, Extension im südtyrrhenischen Meer.
Seismische Tomographie zeigt eine steil einfallende rigide Lithosphäre unter dem tyrrhenischen
Meer; die auch durch die Lokation von tiefen Beben nachgewiesen ist. Der quartäre Magmatismus im Bereich von Rom, Neapel und den äolischen Inseln ist ein Resultat der Subduktion, kann
aber auch überlagert sein durch einen Magmatismus, der die zunehmenden Fragmentierung des
tyrrhenischen Slabs, bedingt durch die Steilstellung und Biegung, bzw. ein Abreissen des Slabs
widerspiegelt; der Abriss des Slabs muss in N unter Zentralitalien begonnen haben, da dort schon
ein Zone niedriger Wellengeschwindigkeiten beobachtet wird.
Seismizität und heutige tektonische Situation
Heutige Konvergenzgeschwindigkeit im zentralen Mediterran ist 5-10 mm/a. Dies Konvergenz
wird absorbiert in den äusseren Helleniden und Dinariden (d.i. im Balkan; nach Moment-
15
tensorstudien ca. 2mm/a) und am S-Rand der adriatischen Platten, i.e. in Sizilien und im kalabrischen Bogen. Die gesamte adriatische Platte wandert mit ca. 5 mm/a nach N/NW, wobei die
Bewegung im Bereich der Südalpen aufgefangen wird.
Seismizität in den Südalpen (Fig. 3.2-Ma): Hier wird die mesozoische adriatische Plattform unter
die Alpen geschoben  Überschiebungsbeben. Die heutige Konvergenzabsorbtion durch kleine
Erdbeben ist 1 mm/a, die Wiederkehrrate von M = 5-6 Beben in den östlichen Südalpen (Friaul)
liegt bei 100 Jahren. In den westlichen S-Alpen ist seismische Aktivität und sind neotektonische
Merkmale entlang der Giudicarien -Linie bekannt; das Wiederholungsintervall großer Erdbeben
ist dort jedoch wesentlich höher (letztes großes Erdebeben um 1200). Aus diesen Angaben ergibt
sich die Möglichkeit einer signifikanten neotektonischen Aktivität in den Ostalpen.
Seismizität im zentralen und nördlichen Apennin: Aufteilung in kompressive Herdflächenlösungen im Osten und einer weiten Region extensiver Deformation im W: Effekt des Rückrollens
der Subduktionszone.
Fokus - Avezzano Schwarmbeben
Begann mit dem Avezzano Erdbeben (M = 6.9, das stärkste Beben in Italien, ein sinistral transtensionales Beben) und
wurde von eine verteilten Aftershocksequenz gefolgt (Fig. 3.4-Ma). Das Hauptbeben scheint zu einer Ablösung der
nordöstlich gelegenen Einheiten geführt zu haben; die Erdbeben migrierten zuerst nach N und aktivierten auch die
kompressive Region im östlichen Apennin (Umbrien); dann wanderten die Erdbeben nach NW und wieder in die interne
Regionen.
Seismizität in Kalabrien und Sizilien (Figs. 3.6-Ma): Charakterisiert durch NE-SW Kompression
als Resultat der Afrika-Eurasien Konvergenz. Resultiert in der Extrusion von Kalabrien ins
ionische Meer und von Sizilien in den Bereich des tyrrhenischen Meeres.
Fokus: W-gerichtete Subduktionszonen und ein kinematisches Modell für das tyrrhenische-apenninische System.
Basale Hypothese, die mit einigen Daten belegt ist: W-gerichtete Drift der Lithosphäre im Vergleich zum Mantel.
Resultieren muss: W-gerichtete Subduktionszonen werden, weil sie gegen den Mantelstrom stehen, gefaltet und nach E
gebogen.
Die Oberflächenmerkmale sind: Niedrigreliefakkretionskeile (die Akkretionskeile umfassen nur Oberflächengesteine);
bedeutende Vortiefe, die durch das Zurückrollen der Subduktionszone entstanden ist; Back-arc Extension, die nach E
wandert und kontinuierlich den Akkretionskeil überlagert; der Back-arc Bereich wird kontinuierlich mit neüm Mantel
gefüllt (Fig. 1-D). Das Rückrollen der Lithosphäre produziert eine laterale Dehnung im Slab, was zu einer kammartigen
Fragmentierung des Slab führt (Fig. 2-D). In rückschreitenden und deshalb auch gebogenen Suduktionszonen ergeben
sich entgegengesetzte Rotationen und sinistral und dextral transpressive Zonen (Fig. 3-D). Die „Kamm“-bezogenen
Gräben schneiden die Back-arc Extensionsprovinz in einem hohen Winkel (Fig. 3-D). Die neutrale Linie, die Extension
von Kompression trennt, propagiert nach E (Figs. 4,5-D). Das Kompressionsgebiet in W-gerichteten Orogenen ist sehr
eng (einige 10er km) und liegt meist unter dem Meeresspiegel (typische W-gerichtete Subduktionszonen und Orogene
sind: W-Pazifik, Barbados-Karibik, Karpaten, Apennin). Das akkretierte Material stammt von der subduzierten Platte.
Anwendung der Hypothese auf das tyrrhenisch-apenninische System: Fig. 4-D ist angelehnt an die tektonische Situation
im südlichen Sektor des tyrrhenisch-apenninischen Systems. Fig. 6-D zeigt eine Anwendung des tektonischen Inventars
der Fig. 3-D auf das tyrrhenisch-apenninische System. Folgende Übereinstimmungen sind festzustellen:
Gegenuhrzeigerrotationen von 20-60° wurden im Zentralapennin festgestellt, Uhrzeigerrotationen von 90-140° in
Sizilien. Im südlichen Apennin ist dextrale Transpression typisch, der sinistraler Transtension im südwestlichen
tyrrhenischen Meer gegenübersteht. Extension überlagert einen engen Kompressionsgürtel mit E-gerichteter
Propagierungsrichtung. Kamm-artige Gräben treten in Kalabrien auf (Ort der grössten Biegung der Subduktionszone).
Mesozoische Extension (vor dem Rückroll-Szenario) lieferte eine unterschiedlich dicke apenninische Lithosphäre, die
ein Schlüsselfaktor für die spätere Subduktionsentwicklung ist. Dicke Lithosphäre im Bereich des nördlichen Apennins
und in Sizilien limitiert das ozeanische Rifting und die maximale Extension auf den Bereich des tyrrhenischen Meers (=
Pinning im S und N).
Die Belastung durch die Topographie des Apennin ist nicht ausreichend um die Subsidenz der apenninischen Vortiefe
zu erklären. Zwei Erklärungen sind möglich: (a) Belastung der Vortiefe durch das Vorhandensein eines bereits
subduzierten Slabs; (b) der E-gerichtete Mantelfluss, der den Slab vertikal stellt. Unter dem westlichen Apennin
beobachtet man sehr hohen Wärmefluss; dies könnte ein Anzeichen sein, dass dort die apulische Lithosphäre durch eine
Mantelkeil ersetzt ist.
Die Asymmetrie des Bogens kann eine Resultat der Änderung in der Lithosphärendicke von N (Apennin = Adria) nach
S (dünn = ionische, teilweise ozeanische Lithosphäre, wahrscheinlich ein Relikt der mesozoischen Tethys) sein. Die
nach N abnehmende Extension im tyrrhenischen Meer kann man als Funktion des Widerstandes gegen die Subduktion
dickerer Lithosphäre ansehen (Fig. 7-D). Extension und Verkürzung sind genetisch verbunden: Im zentralen und
nördlichen Apennin nimmt die Verkürzung von 170 auf 30 km ab; die Extension im tyrrhenischen Meer nimmt auch
nach N ab.
Logische Frage: Was ist mit der Ägäis, wenn das Modell der W-gerichteten Subduktionsanomalien stimmt. Die Ägäis
wird als Back-arc oder Kollaps-Becken, in Verbindung mit N bis NE-gerichteter Subduktion, angesehen. Die
Unterschiede zwischen der Ägäis und dem tyrrhenischen Meer sind (für die Ägäis): Dicke Kruste (20-25 km), obwohl
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Subduktion seit der Kreide aktiv ist (das tyrrhenische Becken ist im Gegensatz ein typisches Back-arc Becken mit
Öffnungsraten von 10-20 cm/a); die hellenische Subduktion ist eine direkte Fortsetzung der dinarischen
Subduktionszone, entlang der keine Back-arc Extension stattfand. Deshalb wird von Doglioni die Ägäis auch eher als
sinistrales Transtensionsareal zur Extrusion von Anatolien und als Kollapsbecken angesehen, als ein Back-arc Becken.
Back-arc Becken – Akkretionskeilsysteme haben generell eine kurze Lebensspanne (10-40? Ma). Sie entstehen
eigentlich nur, wenn dünnere (und daher rheologisch schwächere) Lithosphäre im W vorhanden ist. Wenn die Wgerichtete Subduktionszone durch das Eintreten von dicker Lithosphäre in die Subduktionszone blockiert wird, dann ist
es wahrscheinlich, dass eine neü (meist E-abtauchende) Subduktionszone am W-Rand des Back-arc Beckens (welches
durch die W-gerichtete Subduktion gebildet wurde) ausgebildet wird (Fig. 8-D); natürlich kann sich auch ein Wabtauchende Subduktionszone im W des Back-arc Beckens bilden – entscheidend ist immer, wo die dünne Lithosphäre
des Back-arc Beckens liegt.
West-Mediterran
Umfasst im Wesentlichen das Alboran Meer und das algerische-provencialisches Becken und die
umgebenden Gebirge des Betikums und des Rifs (Fig. 1-LW). Die Orokline entwickelte sich als
Resultat der spätmesozoischen bis tertiären Afrika-Iberien-Konvergenz. Drei Modelle wurden für
diesen Bereich entworfen: (1) Rasche W-Bewegung der rigiden Alboran Mikroplatte nach W, (2)
rückschreitende Subduktion und (3) radialer Extensionskollaps verursacht durch die konvektive
Entfernung oder Delamination des lithosphärsichen Mantels. Das wahrscheinlichste Modell
umfasst eine kurze, steil nach E einfallende Subduktionszone, die im frühen Miozän mit einer
Rate zwischen 5-10 cm/a nach W delaminierte oder zurückrollte bis die ozeanische Kruste im
Bereich von Gibraltar verbraucht war.
Regionale Unterteilung des Betischen-Rif Orogens (Fig. 2-LW): Externe und interne Zonen und
Flyschzone. In der betischen Kordillere besteht die externe Zone aus mesozoisch-tertiären
Sedimenten, die in Beckenfazies (Subbetikum) und Shelffazies (Prebetikum) am iberischen Rand
der Tethys abgelagert wurden. Dieser Orogenteil wurde durch NW-vergente, thin-skinned FaltenÜberschiebungstektonik im Miozän gebildet. Es bildete sich das Guadalquivir Vorlandbecken.
Die interne Zone beinhaltete Gebirgsketten aus paläozoischen und mesozoischen Gesteinen, die
von neogenen Becken getrennt werden. Die Metamorphose und penetrative Deformation ist
Paläogen bis frühes Miozän. Das Rif wird in drei Einheiten unterteilt: (1) Die interne Zone; sie ist
ident mit der des betischen Astes. (2) Eine intermediäre Flyschzone („Flyschdecken“); sie besteht
aus frühkretazischen bis frühmiozänen Tiefwasserklastika. Die interne Zone wurde im frühen
Miozän auf die Flyschdecken überschoben. (3) Die externe Zone besteht aus mesozoischen bis
tertiären Gesteinen des nordafrikanischen Tethysrands. Die kontinentale Kruste unter dem
Alboran Meer besteht aus Gesteinen der internen Zone.
Daten
Gleichzeitige Extension und Kompression: Die alborane und die interne Domäne erfreute sich
beträchtlicher Krustenextension gleichzeitig mit der W, NW, S und SW gerichteten Überschiebungstektonik in der externen Zone (Fig. 3-LW). Die Krustendicke variiert von 40 km in den
internen und externen Zonen und erreicht 15 km im Zentrum des Alboran-Meers. Reflexionsseismische Profile über das Alboran-Meer belegen großmaßstäbliche Abschiebungstektonik. Die
Extensionsfaktoren (=l/l0)) ergeben Werte zwischen 1.3-1.6. An Land beweisen die neogenen
Becken Krustenextension; in der internen Zone belegt die Überlagerung von Gesteinseinheiten
mit extrem unterschiedlichen Metamorphosegrad Krustenextension. Exhumierung und rasche Abkühlung erfolgte in der internen Zone zwischen 23 und 15 Ma.
Rotationen: Paläomagnetische Studien belegen Uhrzeigersinn-Rotationen um vertikale Achsen
von Decken der externen Zone von bis zu 130° im Miozän mit Werten bis 200° entlang dem
Nordrand der internen Zone (Malaguide). Die Rotationsbeträge nehmen in das Vorlandbecken ab.
Undeformierte obermiozäne Mergel der intramontanen Becken sind nicht rotiert. Das maximale
Zeitintervall für die Rotationen von 200° sind 30 Ma (minimale Rate von 7°/Ma). Wenn die
Rotation gleichzeitig mit der der kontraktionalen Deformation entlang der Grenze zwischen der
externen und der internen Zone erfolgte, muss die Rotation bei ~15 Ma aufgehört haben (was eine
Rotationsrate von ~13°/Ma ergibt). Im Rif wurden Gegenuhrzeigersinnrotationen von ~100°
gemessen.
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Vulkanismus: Ist gleichzeitig mit oder jünger als die miozäne Extension (Figs. 2,3-LW). Der
Vulkanismus beginnt mit einem basaltischen Dike-Schwarm um ~22 Ma im zentralen und
westlichen Teil der internen betischen Zone. Die ersten vulkanischen Gesteine sind kalk-alkalin
und 15 bis 7 Ma alt. Die Insel Alboran ist ein kalk-alkalines vulkanisches Gebäude mit einem
Alter von 18-7 Ma. K-reiche Vulkanite mit einer großen chemischen Variationsbreite
(shoshonitisch bis lamproitisch) eruptieren zwischen 9 und 4 Ma. Die jüngsten Vulkanite sind
Alkalibasalte mit ~pliozänen und quartären Altern (5.9-0 Ma). Die offshore Daten weisen darauf
hin, dass das Streichen der kalk-alkalinen Gesteine generell dem Streichen der Orokline folgt.
Einschub: Lamproite
Sie treten fast ausschließlich als Intraplattenvulkanite auf. Sie sind K- und Mg-reich und erfüllen die Kriterien von
Alkaligesteinen mit K>>Na. Sie können (wie die Kimberlite) auch Diamanten führen und treten vorzugsweise als Dikes
und Pipes auf. Ihr Auftreten ist fast ausschließlich auf das Känozoikum beschränkt. Im Unterschied zu den Kimberliten
sind Lamproite nicht an archaische Kratone gebunden. Es gibt vereinzelte Hinweise, dass ihr Vorkommen (wie auch die
Kimberlite) an tiefreichende Störungen gekoppelt ist. Ihre Entstehung ist vermutlich auf Mantelsomatose zurückzuführen.
Seismizität: (Fig. 4-LW) Bemerkenswerterweise treten sehr tiefe Erdbeben auf; z.B. das 1954
Mb=7.1 Erdbeben mit einer Tiefe von 6304 km und einem Nodalflächenstreichen von 0025°.
Die P-Achsen aller tiefen Erdbeben fallen steil nach E ein. Mitteltiefe und flache Seismizität ist
ausgeprägt und zeigt eine schräge Konvergenz zwischen Afrika und Europa an; basierend auf
dieser Seismizität wurden N oder S-einfallende Subduktionszonen für den Bereich zwischen
Afrika und Iberien postuliert. Im Alboran Meer tritt keine mitteltiefe Seismizität unter 150 km auf
und es ist existiert eine seismische Lücke zwischen 60 und 100 km. Die Existenz eines nach E
einfallenden Slabs ist nicht verständlich, wenn man die heutigen N-S bis NW-SE gerichteten
Plattenkonvergenzvektoren zugrunde legt. Des weiteren erlauben die Plattenrekonstruktionen, die
von fehlender ozeanischer Kruste oder/und ozeanischer Kruste mit geringer Ausdehnung
zwischen Afrika und Iberien ausgehen, keine ozeanische Subduktionszone von 600 km Tiefe
(Iberien-Afrika Konvergenz seit dem Oligozän 300 km). Deshalb wurden Modelle eines
delaminierten lithosphären Mantels postuliert. Das Vorhandensein von E-einfallenden P-Achsen
in einer E-einfallenden Wadati-Benioff Zone ist konsistent mit einem N-S steichenden Slab; die
seimische Lücke zwischen 150 und 600 km weist darauf hin, dass der Slab ist von der heutigen
Lithosphäre abgelöst ist, in Einklang mit der Tatsache, dass die Subduktion vor 12-15 Ma
aufgehört hat. Es macht kein Problem, wenn man 600 km Lithosphäre subduziert, wenn man sie
W-gerichtet zurückrollen lässt, da ozeanischer Kruste der Tethys im östlichen westlichen
Mittelmeer vorhanden war (Fig. 6-R)
Zeitablauf und Plattenbewegungen: Zusammen mit seismischen Profilen kann die Abfolge der
Einheiten kontinuierlich um die Orokline gezogen werden (Fig. 2-LW, 6-R). Z.B. treten betische
Einheiten 250 km W’ von Gibraltar auf. Seit dem späten Torton (8-9 Ma) hat sich die Plattenkonvergenz von N-S auf NW-SE geändert; als eine Konsequenz tritt dextrale Transpression
zwischen dem nördlichen Afrika und Spanien auf. Die wesentlichen strukturellen Expressionen
sind Seitenverschiebungen und strukturelle Inversionen der älteren Abschiebungen. Seit dem
Pliozän (~5 Ma) wurden die onshore neogenen Becken rasch herausgehoben; dies ist ein Resultat
der Konvergenz und/oder eines Slab-break-off.
Fokus: Modelle der spätorogenen Extension
(a) Konvektives Entfernen/Delamination von Mantellithosphäre. Das Modell beruht auf dem Gegensatz zwischen einem
stark konvektierenden, adiabatischen Mantel und der ca. 80 km dicken, mechanisch starken Lithosphäre („mechanical
boundary layer“ mbl). Die Grenzzone stellte die ca. 50 km dicke „thermal boundary layer“ tbl dar; letztere hat eine
geringere Viskosität als die mbl und erlaubt die Dicke der Lithosphäre konstant (bei ~120 km) zu halten, in dem sie sich
von Zeit zu Zeit umdreht (overturn). Die Modelle des konvektiven Entfernens der Mantellithosphäre nehmen eine
augenblickliche Verdickung der Lithosphäre an; als Resultat wird die tbl instabil und fällt in einem Zeitmaßstab von 10
Ma in den Mantel. Es gibt zwei wesentliche Einsprüche gegen dieses Modell: Erstens: Die Delaminierung ist extrem
viskositätsabhängig und die Viskositäten für den oberen Mantel sind schlecht bekannt; kleine Änderungen in der
Viskosität führen zur Delamination von nur sehr geringen Volumina. Des weiteren ist die Delamination der
Mantellithosphäre äußerst ineffizient um substanzielle Änderungen in der gravitativen potentiellen Energie zu erzeugen,
die man benötigt um eine Orogen gravitativ kollabieren zu lassen; der Grund ist der geringe Dichteunterschied zwischen
dem lithosphärischen Mantel und der Asthenosphäre. Zweitens: Bei Annahme einer kontinuierlichen Verkürzung unter
geologischen Verformungsraten ist es wahrscheinlich, dass die tbl sich kontinuierlich umdreht und nicht
„katastrophisch“.
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Für die Orokline des Betikums-Rifs gibt es zwei wesentliche Probleme mit einem Modell der Kombination von
lithosphärischer Verdickung und radialem Extensionskollaps: (a) Verkürzung tritt nur an drei Seiten des Orogens auf
und ist in keiner Weise radial. Es gibt keine Verkürzung im E-Bereich des Alboran Meeres, oder man erklärt das
gesamte W-Mediterran durch einen Extensionskollaps. (b) Die großen, rigiden Rotationen werden nicht erklärt. Das
Auseinanderfließen einer kreisförmigen oder elliptischen Materialansammlung sollte keinerlei rigide Rotationen
erzeugen.
Kalkulationen der potentiellen Energie, die den Extensionskollaps treibt: Laterale Dichtevariationen in der Lithosphäre
können horizontale Differenzspannungen von bis zu 100 MPa aufbaün. Wenn die gravitative potentielle Energie (GPE)
einer Region die der Umgebung überschreitet, ist diese unter Extensionsspannung. Regionen mit großer GPE haben
üblicherweise Höhenlagen (z.B. Tibet), aber da die GPE von der Dichteverteilung in der Lithosphäre abhängt, kann die
Höhenlange nicht alleinig zur Berechnung der GPE herangezogen werden. Die Berechung der GPE basiert auf der
Tatsache, dass die Unterschiede zwischen den über ein betrachtetes Tiefenintervall gemittelten horizontalen
deviatorischen Spannungen für zwei Lithosphärenkolumnen im isostatischen Gleichgewicht proportional zu den
Unterschieden in ihren GPE sind. Die lithosphärischen Kolumnen werden in Referenz zu den mittelozeanischen Rücken
gesetzt, für die es vernünftig ist anzunehmen, dass die vertikalen und horizontalen Spannungen gleich sind (xx = zz).
Ein extensionaler Kollaps wird ausgelöst durch eine rasche Zunahme der GPE. Es wird angenommen, dass eine
Zunahme von ~51012Nm-1 zum Kollaps führt. Die Schwierigkeit aus GPE Berechnungen auf einen Kollaps zu
schliessen ist, dass die Lithosphäre hohe Unterschiede in der GPE aushalten kann ohne zu kollapieren. Z.B. ist der
Unterschied in der GPE zwischen der kontinentalen Kruste und der benachbarten alten ozeanischen Kruste in Südafrika
so gross, dass es zu einem Kollaps kommen müsste (Fig. 5-LW). Wichtiger als einfache GPE Berechnungen für
verschiedene Lithosphärenprofile wären Berechnungen über die Möglichkeit diese Energiedifferenzen freizusetzen; dies
würde Berechnungen über die rheologische Strukur der Lithosphäre voraussetzen. Des weiteren ist unklar, wie
Extensionsdeformation als Resultat eines Kollaps weitergeführt werden kann, wenn die Kruste wieder normale Dicke
erreicht hat und die Höhenlage der Kruste auf NN liegt (siehe 15 km dicke Kruste im Alboran Meer). Fig. 5-LW zeigt
Beispiele für GPE Berechnungen. Als Referenzkolumne wurde 30 km dicke Kruste im isostatischen Gleichgewicht mit
einer MOR Kolumne genommen. Zwei Extremwerte sind dargestellt (uniforme Verdickung und konvektive Verkürzung
unter Beibehaltung der verdickten Kruste). Die obere Kurve gibt eine Lithosphärenverdickung um den Faktor f, wobei
der lithosphärische Mantel entfernt wurde, um eine Lithosphärendicke von 125 km beizubehalten. Die untere Kurve gibt
eine uniforme Verdickung. Wenn Delamination bei einer Verdickung von f = 1.8 auftritt, dann wird die Zunahme der
GPE durch die vertikalen Pfeile angezeigt. Es wird angenommen, dass eine Zunahme von ~0.51013Nm-1 von der Erde
ausgehalten werden kann. Berechnungen im Appendix von LW.
(b) Subduktions roll-back Modelle. Rückschreitende Subduktion ist die Konsequenz der Subduktion von alter
ozeanischer Lithosphäre, die älter und dichter als der Mantel ist, durch den sie sinkt. Im subduzierenden Slab wird die
vertikale negative Auftriebskraft F (Fig. 6-LW) in zwei Komponenten aufgelöst: eine Komponente R normal zu dem
einfallenden Slab und eine Komponenten P entlang dem Slab. Der einzige Weg wie R im statischen Gleichgewicht
gehalten werden kann ist, wenn der Druck im asthenosphärischen Mantel unter dem Slab größer ist als über dem Slab.
Diese Druckdifferenz führt zu einem Asthenosphärenfluß entlang dem Druckgradienten, was den roll-back unterstützt.
Da die negativen Auftriebskräfte in einem Slab in alter ozeanischer Kruste die konvektiven Kräfte im Mantel weit
überschreiten, ist die Bewegung des Slabs weitgehende vom Dichteüberschuss im Slab gekennzeichnet. Die
Komponente der Geschwindigkeit normal zum Slab (die roll-back Komponente) wird weitgehend bestimmt durch die
Leichtigkeit mit der Asthenosphäre um den Slab fliessen kann; dies ist relativ leicht in eine Richtung parallel dem
Streichen möglich für lateral kurze Slabs. Das Fliessen in der Tiefe um den Slab wird durch vertikale
Viskositätsänderungen eingeschränkt. Die normale Komponente der Geschwindigkeit ist daher am größten in kurzen
Subduktionszonen (entlang dem Streichen: <1000 km). Entlang einem aktiven Ozean-Kontinent Kontinentalrand führt
die back-arc Extension generell zum Extensionskollaps. Die Geschwindigkeiten des roll-backs variieren stark, sind aber
generell bei 10-20 cm/a. Hat das roll-back begonnen sollte es weiterlaufen bis keine ozeanische Kruste mehr vorhanden
ist (also wenn die rückrollende Lithosphäre auf einen MOR oder auf kontinentale Lithosphäre trifft z.B. Karibik, Scotia
Arc, Karparten).
Subduktions roll-back ist auch sehr gut geeignet rigide Rotationen um vertikale Achsen zu erzeugen (Fig. 6-LW). In
Japan erfolgten Rotationsraten von 20°/Ma.
Subduktions roll-back im Alboran Meer
Das Modell erklärt die regionale Geologie des Betischen-Rif Gebirges durch einen W-gerichteten
roll-back eines schmalen Slabs. Die kontinentale Lithosphäre im Bereich Gibraltars hat den rollback beendet; in anderen Modellen ist der roll-back weitergelaufen und erst an einigen grossen
Seamounts (Horseshoe Seamounts) im Atlantik zum Stillstand gekommen (vergleiche Fig. 1-LW
und Fig. 4-ROY). Die Verteilung der Vulkanismuszusammensetzung von calkalkalin zu alkalin zu
basaltisch ist typisch für kleine back-arc Becken, in denen sowohl Arc als auch back-arc
Vulkanismus auftritt. Das Fehlen eines gut ausgeprägten, zusammenhängenden vulkanischen
Bogens lässt sich auf (a) die spätmiozäne bis rezente Zerstückelung durch die transpressive
Deformation und (b) das rasche Rückschreiten der Subduktionszone, die zu keiner Ausbildung
eines stabilen Vulkanbogens führte, zurückführen. Das Zurückschreiten der Subduktionszone
führte zur nach außen gerichteten Bewegungen der internen Zone und des Bereichs des Alboran-
19
Meeres und zur Kollision mit den passiven Kontinentalrändern; dies verursachte schräge
Kollision und rigide Blockrotationen.
Die Verkürzung in der externen Zone endete im späten Torton (Fig. 8-LW), was auf ein Erreichen
der Subduktionszone der Gibraltarzone hinweist. Abhängig davon von wo der roll-back begann
(= wieweit im E) ergeben sich für den Zeitraum 23-10 Ma ein Rückschreitbetrag von 500-900 km
(= die Länge der Betischen Kordillere), eine roll-back Rate von 42-75 mm/a und Rotationsraten
von 6-18°/Ma.
Zusammenfassung: Entwicklung des westlichen Mediterrans
Ursprünglich NNW-fallende Subduktionszone im W-Mediterran (Figs. 9-LW). Ab ~18 Ma war
die inaktive Subduktionszone im Bereich des Alboran Meers mit der des kalabrischen Bogens
verbunden. Dieser frühe Bogen teilte sich in zwei kürzere Bögen im mittleren Miozän, als das
zentrale Segment des ursprünglich N-fallenden Subduktionsbogens mit dem afrikanischen
Kontinentalrand im Bereich der Kabylen kollidierte (Figs. 8,9-LW). Im Oligozän, vor der Öffnung
des westlichen Mediterrans (back-arc hinter der afrikanischen Subduktionszone), waren die
metamorphen Gürteln des Betikums, des Rifs, der Kabylien (N-Afrika) und von Korsika,
Sardinien, Sizilien, Kalabrien nördlich einer N-gerichten Subduktionszone angeordnet (Fig. 9aLW). Als der Subduktions-roll-back begann, begann auch die back-arc Extension, und Korsika
und Sardinien erreichten ihre heutige Positionen um 191 Ma (Fig. 9b-LW); dies wurde durch die
Kollision dieser Mikrokontinente mit dem Apennin erreicht. Fortlaufende S(SE)-gerichtete
Subduktion öffnete das südliche tyrrhenische Meer und den kalabrischen Bogen. Fig. 8-LW zeigt,
dass die Extension in den Bereich der ozeanisierten Becken (z.B. Balearen) hinein jünger wird,
die altesten Gräben bildeten sich onshore in S-Frankreich (Camarque, Provence und heute 90°
rotierte, ehemals E-W streichende Gräben in Korsika und Sardinien). Fig. 9b-LW gibt die neogene
Evolution (+ captions). Beachte die gegeneinander gerichteten rigiden Blockrotationen. Fig.
10ab-LW (+ captions) geben eine Übersicht über die paläomagnetischen Rotationen und die
Verteilung des Vulkanismus. Der Vulkanismus ist zeitgleich mit der ersten Phase der back-arc
Extension im Bereich Golf von Lion, Liguriden, Valencia Trog (24-13 Ma in Sardinien, 30-20 Ma
im ligurischen Becken und Valencia Trog). Paläomagnetische Daten belegen die Gegenuhrzeigersinnrotation von Korsika und Sardinien und die Uhrzeigersinnrotation der balearischen Inseln.
Kaledoniden
Geographisch: Im wesentlichen Svalbard (Spitsbergen) und NW-Europa.
Paläogeographisch: (Fig. 19.6.1-PS) Kambrisch-silurische Paläogegraphie ist dominiert von 3 grossen
Kontinentblöcken: Gondwana (S-Amerika + Afrika), Laurentia (N-Amerika, Grönland, NWSchottland, NW-Irland), Baltika (= Fennosarmatischer Kraton).
Tektonisch: 3 Kollisionsgürtel zwischen 3 Kontinenten. Jeder dieser Kollisionsgürtel repräsentiert
einen subduzierten Ozean = Iapetus Ozean:
(a) Die Kaledoniden von Norwegen, W-Schweden und E-Grönland liegen zwischen W-Baltika und ELaurentia (siehe Fig. 19.6.1e-PS, 440 Ma Rekonstruktion), der Ozean dazwischen = E-Iapetus;
(b) Die Kaledoniden der Nordsee + Osteuropa (Tornquist-Teisseyre-Linie) liegen zwischen
Gondwana + dem südlichen Baltika, Ozean dazwischen = Tornquist’s Meer (siehe Fig. 19.6.1e-PS,
440 Ma Rekonstruktion);
(c) Die Kaledoniden der Britischen Inseln/Irlands liegen zwischen NW-Gondwana und dem südlichen
Baltika, Ozean dazwischen = W-Iapetus.
Im Detail passierte eine Geschichte, die typisch für den N-Rand von Gondwana bis heute ist:
relative kleine Blöcke rifteten von Gondwana weg und kollidieren mit Laurentia und Baltika (Fig.
19.6.1d-PS). Für die Kaledoniden ist Ost-Avalonia bedeutend; der Ozean der sich hinter diesem
Mikrokontinent (oder mehrere) bildete ist der Rheische (Rheic) Ozean, der durch die variszische
Orogenese geschlossen wird; alle diese Teilozeane können im weiteren Sinn dem Iapetus Ozean
20
zugerechnet werden (vergleiche Tethys mit Paläotethys, kimmerischem Ozean, Neotethys – Abb. SEAsien als rezentes Analogiebeispiel). Die Rekonstruktion dieser Kontinent und Mikrokontinentlagen
in der Zeit erfolgt durch paläomagnetische Daten aus stabilen Gebieten und geologisch-paläontologische Daten.
Phase 1: Spätpräkambrisch-kambrisches Rifting und Inselbögen (Fig. 19.6.1, a-b-PS)
Kontinentalrand von Gondwana ist zweigeteilt: (a) Passiver Rand, (b) Aktiver Rand.
(a) Laurentia, Baltika, und das W’ S-Amerika waren passive Kontinentalränder (Rifting-Phase I)
Beispiel A: spätpräkambrische Dalradian Supergroup in NW-Großbritannien entstand zwischen
Laurentia und S-Amerika.
Beispiel B: Dike-Schwärme (= Krustenextension) in Labrador (Laurentia) ~615 Ma, Skandinavien
(Baltika) ~665-640 Ma. Alle Gebiete mit Dike-Swarms sind verbunden mit Karbonatplattformen
(!) oder intrudieren in dicke Tiefwasserklastika, die als passive Kontinentalrandsedimente
gedeutet werden.
Beispiel C: Passive Kontinentalränder haben eine typische Subsidenzkurve, die bestimmt wird durch
den Streckungsbetrag und die Zeit (Z = C/t; wobei Z die Subsidenz ist, C eine Konstante und t
die Zeit; die Subsidenz reflektiert den Dehnungsbetrag). Diese Kurven zeigen an, dass das Breakup und Rifting entlang Laurentia 625-555 Ma aktiv war.
(b) N- und NW-Gondwana waren aktive Kontinentalränder
Bekannt als kadomische Orogenese (~650-500 Ma). Typlokalität in der Bretagne (NW-Frankreich).
Hauptgesteinsassoziation sind Arc-bezogene Gesteine (äquivalente Gesteine im südlichen UK,
Spanien, SE-Irland, Avalonien der nördlichen Appallachen. Kadomische Deformation wurde auch in
der Tschechei + Slovakai und in den Südkarpaten und am Balkan beschreiben. Die kadomische
“Orogenese” ist also wahrscheinlich Subduktions- und Arc-gebundene Deformation (Typus:
Laramische Orogenese der späten Kreide/frühes Tertiärs in W-N-Amerika).
Phase 2: Früh-Mittel Ordovizische (~510-450 Ma) magmatische Bögen, Randmeere und Ophiolite
(Fig. 19.6.1c,d-PS)
Um ~490 Ma war Laurentia begrenzt von magmatischen Bögen und Randmeeren (marginal basins)
(Fig. 19.6.1c; 19.6.2-PS). Die Randmeere wurden weitgehend subduziert im Zeitintervall vom frühen
Ordovizium bis ins mittlere Silur (~470-420 Ma) - z.B. M’Clintock Orogenese von Spitsbergen). Die
Subduktion der Randmeere und die Kollision des magmatischen Bogens mit dem Kraton wurde von
Ophiolitobduktion begleitet (takonische = früh-kaledonische “Orogenese”): z.B. Laurentische
Randbecken-Ophiolite in W-Neufundland + Shetland Inseln; Intra-Arc + Backarc Ophiolite in
Zentral-Neufundland, dem westlichen Irland, und Schottland (Highland Border Group); ForearcOphiolite (+ Seamounts) im zentralen Neufundland und Schottland. Die finnmarkische Orogenese
(frühes Ordovizium) in den skandinavischen Kaledoniden resultiert wahrscheinlich auch aus ArcKollision. In Summe: alle Ordovizisch-Devonische Magmatite nördlich der Iapetus Sutur (NWEuropa = Schottland, NW-Irland) sind subduktionsgebunden. Die komplexe Schliessung und Öffnung
von Randbecken entlang von Laurentia führt wohl zu einem Subduktions-Flip, mit SE-gerichteter
Subduktion von Laurentia in einem frühen Stadium (takonischer Vulkanbogen) und NW-gerichteter
Subduktion im folgenden.
Ein ähnlicher vulkanischer Arc bildet sich als Fortführung des kadomischen magmatischen
Bogens entlang Gondwana (Fig. 19.6.1c-PS)
Die paläogeographischen Rekonstruktionen für diese Zeit (Fig. 19.6.1c, d-PS) zeigen S-Amerika
schräg an Laurentia vorbeiwandern, ohne eigentliche Kontinent-Kontinent Kollision.
Baltikas Position vor 490 Ma ist unklar, dann wandert es eindeutig auf Laurentia zu; im späten
Ober-Ordovizium (ca. 440 Ma) war eine Faunenverbindung vorhanden.
Sehr wahrscheinlich waren zwei Subduktionszonen aktiv, wobei die NW-einfallende den
Grossteil der Subduktion des Iapetus bewerkstelligte.
Phase 3: Früh-Mittel-Ordovizische (~510-450 Ma) Ridge-Subduktion und Kontinentalfragmentierung
(Fig. 19.6.1 c,d-PS) (Rifting-Phase II)
21
Im späten Arenig (~470 Ma) erfolgte eine zweite Phase der Fragmentierung von Gondwana. Ein langgezogener Mikrokontinent, die alle kadomisch überprägtes Basement haben (und deshalb geringe
rheologische Festigkeit), brach von NW-Gondwana ab (Fig. 19.6.1c-PS).
Wahrscheinlich wurde an der Ostseite von Baltika gleichzeitig ein neuer Ozean gebildet (= Ural) (Fig.
19.6.1c-PS). Wahrscheinlich ist zur gleichen Zeit das Tornquist Meer entstanden: dieses könnte durch
ein Wegriften des Südteils von Baltika von Afrika (=Gondwana) entstanden sein (Fig. 19.6.1d-PS).
Ob die Tornquist Linie zu dieser Zeit ein Ozean mit passiven Kontinentalrändern oder eine breite
Seitenverschiebungszone war (Fig. 19.6.1d-PS) ist unklar.
Zu dieser Zeit (~470 Ma) war der Grossteil der N-Randes von Gondwana eine Anden-Typ Inselbogen
(Fig. 19.6.1c-PS) mit einer Subduktionspolarität zum Kontinent. Typische Überreste dieses
magmatischen Bogens finden sich in den calc-alkalischen Gesteinen des englischen Lake-Districts, im
südlichen Welsh basin und in Süd-Irland. Der subduktionsgebundene Magmatismus trat auf den
britischen Inseln (südlich der Iapetus Sutur) vom Tremdoc (frühestes Ordovizium) bis in das früheste
Caradoc (Mittel-Ordovizium) auf, begleitet von einem raschen Wechsel zu einem mehr alkalinem und
peralkalinem Charakter; der Vulkanismus hörte abrupt im Longvillian (Mittel-Caradoc, ~455 Ma) auf.
Eine sehr elegante Hypothese verbindet diese magmatische Geschichte mit der Riftgeschichte am NRand von Gondwana. Die Hypothese postuliert die Subduktion eines ozeanischen Rückens des
Iapetus und die Bildung eines “slab-windows” (fehlender Slab über dem Rift (Abb.:
http://quakes.oce.orst.edu/mendocino/map.html) unter dem N-Rand von Gondwana (= prä-Rift OstAvalonien) (Fig. 19.6.1d-PS).
Die Hypothese (Zeichnung!!!) erklärt schön (a) das abrupte Aufhören des Subduktions-Magmatismus,
(b) die Änderung der Chemie der Magmatite davor (Arc zu Mittelozeanischem Rücken), (c) den
weitverbreiteten Llandeilo (~~460 Ma) Hiatus (oder extrem ausgedünnte Stratigraphie) durch die
Subduktion von thermisch warmer Lithosphäre (die Riftflanken) für einige Ma vor der Subduktion
des Rückens selbst, und (d) den Transfer von Ost-Avalonien auf die nach N wandernde Platte und
sein Wegriften vom Rest von Gondwana (das Ridge-spreading Center sprang südwärts des
Mikrokontinents). Eine heutige Analogie ist die Subduktion des Pazifik spreading centers  das
schmale Kontinentalfragment Baja California ist nun Teil der pazifischen Platte und wandert mit Ihr.
Einschub: Unterscheidung subduktionsgebundener (kalkalkaliner) und spreadinggebundener (tholeiitischer)
Magmen: Fig. Abb.12.3 BB.
Die Wanderung von Avalonien kann relativ gut paläomagnetisch nachgewiesen werden: Während des
Kambriums und des frühen Ordoviziums (bis ~480 Ma) war NW-Großbritannien (GB) ein Teil von
Laurentia mit einer Lage von 15-20°S. Dagegen war Ost-Avalonien (das südliche Großbritannien +
Amorica) im frühen Ordovizium bei ~60°S. Ost-Avalonien war bei 45°S im Mittel-Ordovizium und
bei 15-25°S im späten Ordovizium bis frühem Silur.
Phase 4: Mittel-Spät (~~450 – 435 Ma) Ordovizische Arc-Kontinent Kollisionen (Fig. 19.6.1c, d-PS)
Takonische Kollision im frühen Ordovizium resultiert in hochgradiger Metamorphose und
Exhumierung im Zeitraum 460-440 Ma entlang dem Laurentischen Rand. Teile der skandinavischen
Kaledoniden zeigen auch ein 450-435 Ma Exhumierungsevent (Fig. 19.6.1c, d-PS).
Wahrscheinlich ist die Subduktion und Exhumierung der UHP-Gesteine des westlichsten Norwegen
(mit Coesit und Diamant) dieser Zeit zuzuschreiben. Die Deckenstapel, die sich zu dieser Zeit
bildeten beinhalten Gesteine westlich von Baltika und randliche Gesteine von Baltika. Es hier unklar
was eigentlich akkretiert wird: wahrscheinlich Akkretionskeil und Virisen Vulkanbogen (Fig. 19.6.1cPS)
Phase 5: Spät-Ordovizisch-Silurisches (~440-410 Ma) Schließen des östlichen Iapetus Ozeans (Fig.
19.6.1 d,e,f-PS)
22
Die finale Schließung des Iapetus Ozeans war schräg sinistral. Die Kollision begann im spätesten
Llandeilo (~~460 Ma) bis Caradoc (~~450 Ma) im Bereich von N-Norwegen und Svalbard, die
M’Clintock-finnmarkischen Fragmente einbauend (Fig. 19.6.1 d,e-PS). In Teilen muss diese Kollision
ausgesehen haben wie das heutige SE-Asien (Kollision mit Australien). Die Kollision von OstAvalonien mit Baltika und Laurentia erfolgte im spätesten Ashgill-frühesten Llandoversy (OrdovizSilur-Grenze; ~440 Ma). Der Mikrokontinent verhielt sich dabei wie ein rigider, rotierender Indenter.
Laurentia-Avalonia Kollision
Die ordovizisch-silurische Geschichte des Midland Valleys in Schottland (Teil Laurasiens) zeichnet
während des gesamten späten Ordoviziums und frühen Silurs die Evolution eines Arc (S-gerichtete
Subduktionszone) und eines back-arc Beckens auf (kaledonischer Vulkangürtel, Fig. 19.6.1d-PS).
Die Southern Uplands Schottlands (und im Streichen in Irland das Wexford-County Down area) sind
zur gleichen Zeit ein Akkretionskeil, der über eine N-gerichteten Subduktionszone entstand (über 50
Ma lang aktiv). Die Southern Uplands beinhalten großvolumige turbititische Sedimente, mit einem
Volumen ähnlich dem Bengal-Fan. Die Kollision erfolgte wahrscheinlich in der Region des heutigen
Neufundlands entlang einer N-eintauchenden Subduktionszone (Fig. 19.6.3-PS). Das finale
Kollisionsstadium erfolgte im Wenlock (~425 Ma).
Die Kollision war sinistral-schräg und weich. Unmittelbar nach der Kollision erfolgte bimodaler
silurischer Vulkanismus, den man nur durch Krustenextension erklären kann (Vulkanismus in
Neufundland, New Brundwick, süd-zentral GB und W-Irland). Auch die Intrusion von
syntektonischen Grantoide in NW-GB erfordert Transtension. Erklärung für die lokale Extension ist
die Gegenuhrzeigerrotation von Ost-Avalonia. Die gesamte Kollisionsgeschichte ist von sinistraler
Seitenverschiebungsdeformation begleitet (Silur bis Ems (frühes Devon; ~410-390 Ma).
Baltika-Laurentia
Die silurisch-devonische Scandian (Skandinavische) Orogenese, als Resultat der Kollision von
Laurentia und Baltika über einer nordwest-einfallenden Subduktionszone, resultierten in finaler Egerichteter Überschiebung der skandinavischen Kristallindecken und ihrer kambrisch-ordovizischen
Shelfsequenzen.
Baltika-Ostavalonien
Im Llandovery (frühes Silur, ~435 Ma) war die Tornquist-Teisseyre-Line wahrscheinlich als back-arc
Seitenverschiebungszone zwischen Ost-Avalonien und Baltika aktiv (Fig. 19.6.3-PS).
Unterschiedliche Rekonstruktionen: Basierend auf dem Vorhandensein von Rift-bezogenem
Vulkanismus werden in jüngster Zeit verfeinerte Rekonstruktionen vorgeschlagen; die Unterschiede
beziehen sich auf einen Zerfall von Avalonia (Fig. 9, Crowley) und damit auf die Ausgangssituation
der varistischen Gebirgsbildung.
Ordovizische-Silurische magmatische Bögen in anderen Teilen Europas (Fig. 19.6.4-PS)
Die Analyse ist ein Problem wegen der starken variszischen und alpidischen Überprägung. Klar ist
Subduktionsaktivität südlich von Ost-Avalonien im Silur. Dazu gehören Ophiolite in Ibero-Amorica
und den Alpen. Die süd-amorikanische Scherzone in der Bretagne enthält Überschiebungs-begrenzte
Metasedimente und Magmatite metamorphisiert bis in die Eklogitfazies (420-375 Ma) und einen
hoch-Tlow-P Migmatitgürtel; dies wird als Akkretionskeil über einer Subduktionszone erklärt.
Hochdruckmetamorphoserelikte ohne bedeutende Deformation (450-415 Ma, nun mit Coesit) finden
sich auch in Frankreich (Massif Central: diese werden als prä-kollisional zur variszischen
Gebirgsbildung gedeutet.
Die Ossa-Morena Zone in Zentralspanien (zentralspanischer Falten-Überschiebungsgürtel): mitteldevonische Platznahme von NE-vergenten Decken und nachfolgende sinistrale Transpression. Dieser
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Gürtel trennt den Aquitaine-Kantabrischen Mikrokontinent (Iberisches Terrane) im E vom
südportugisischen Block im W; letzter muss daher zu Ost-Avalonia gehören.
Früh-silurischer bis mittel-devonischer Vulkanismus in Mitteleuropa (Tepla-Barrandian Terranes)
weist auf Extension hin (Erklärung siehe: Fig. 9, Crowley) . Weiter südlich, in den südlichen Ostalpen
tritt subduktionsgebundener Magmatismus auf.
Schluss: Südgrenze ist Subduktionszone.
Post-orogene kontinentale Sedimentation und Magmatismus
Molassestadium des Old Red Sandstone (ORS) (frühes-mittleres Devon; ~410-380 Ma). Alle großen
sinistralen Seitenverschiebungen (z.B. Great Glen Fault, Shetland Island Faults) sind inaktiv in der
ORS-Zeit; zur ORS-Zeit werden sie dextral reaktiviert. Die Kollisionszone zwischen Laurentia und
Baltika (GB und Skandinavien) resultierte in ausgeprägter Topographie (=Krustenverdickung) und
post-orogenem Magmatismus (Anatexite).
Post-orogene Seitenverscheibungstektonik (Figs. 4,3 Z)
Paläomagnetische Daten können als Hinweis für bis zu 1500 km sinistralen Versatz zwischen
Laurentia-Grönland und Fennoscandia-Russischer Schild gedeutet werden (Alter ? Devon - frühes
Karbon; ~380-340 Ma).
Globale Betrachtung der kaledonischen Orogenese
Wie beim Zerfall von Pangea waren wahrscheinlich die Riftphasen I (620-570 Ma) und II (490-470
Ma) das Resultat eines Mantelplumes. Das Rifting und die Ozeanisierung zwischen Laurentia und
Gondwana (Fig. 19.6.1-a-PS) verlängerte die Länge der globalen Riftsegmente und reduzierte das
mittlere Alter des Ozeanbodens. Die muss in einem globalen Meeresspiegelanstieg resultiert haben
und in einer Ausweitung der ordovizischen Schelfareale. Die wird reflektiert in den weitverbreiteten
Schiefern mit reichlich organischem Material (Pyrit-reiche Schiefer). Keinerlei Vereisungsspuren bis
zum späten Ordovizium (Ashgill) weisen auf das Fehlen von polaren Eiskappen. So war das KambroOrdovizium wahrscheinlich eine Greenhouse-Zeit, mit viel CO2 in der Atmosphäre, als direktes
Resultat der erhöhten Spreading-Aktivität und der Mantel-Plume Aktivität.
Lokale Betrachtungen der kaledonischen Orogenese - Mittel- und Westeuropa
(A) Nordsee und Norddeutsche - Polnische Kaledoniden: Sutur und östliche Deformationsfront:
häufig nicht entgültig klar (Fig. 1-Z).
(B) Mitteleuropäische Kaledoniden: Das südliche Deformationsfront der Kaledoniden wird durch den
Amorikanischen Kraton - ?Riesengebirge - ?E-Silesisches Massiv gebildet (Fig. 1-Z). Die London
Plattform schein ein kadomisch konsolidierter Teil zu sein, der kaledonisch wenig bis nicht deformiert
ist. Südlich der Deformationsfront herrscht durchgehende silurisch-devonische Sedimentation auf
diesen Teilen von Ost-Avalonia (Fig. 1-Z).
(C) Ligerian-Moldanubian Kordillere: S-Grenze von Avalonia (Fig. 1-Z). “Ligeria-Arverno-VosgianMoldanubian Cordillera”.
Lokale Betrachtungen der kaledonischen Orogenese
Nordeuropa
Stratigraphischer Umfang der E-vergenten Decken
Spätes Präkambrium bis Silur, lokal Devon. Oslo-Graben enthält c. 2 km mittelkambrische devonische Sedimente; Ordovizium-Silur: marine Kalke, Sandsteine und Schiefer; Mittelsilur: südwärts propagierende Deltasandsteine; ab Mittelsilur kontinentale Sandsteine. Im Graben gibt es ein
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Decollement (in oberkambrischen Schiefern) 150 km vor der heutige erosiven Überschiebungsfront.
Generell Unterteilung in 4 allochtone Einheiten (Fig. 2-RG).
(1) “Lower Allochthon”: Generell im E. Spätproterozoische + früh-paläozoische Sedimente; wenig
Basement. Grünschiefer-fazielle Metamorphose.
(2) “Middle Allochthon”: Stark deformiertes präkambrisches Kristallin, dicke spätproterozoische
Psammite, in vielen Bereichen stark von Doleriten intrudiert (“passiver Kontinentalrand”). Mittlere
Grünschieferfazies bis Amphibolitfazies.
(3) “Upper Allochthon”: Stark von kaledonischem Magmatismus betroffen. Die unterste Einheit ist
generell hochmetamorph, mit Amphiboliten und Granuliten, lokal mit Eklogiten. Darüber vulkanosedimentäre Abfolgen mit ozeanischer, forearc, backarc und island-arc Affinität. Enthält fragmentierte
Ophiolite.
(4) “Uppermost Allochton”: Amphibolit-fazielle Schiefer und Gneisse, wahrscheinlich oft präkaledonisches Alter, kaledonische Granitoide. Wahrscheinlich Teil Laurentias.
Überschiebungstektonik
Überschiebungstektonik wurde belegt in 1888 (Törnebohm). Tektonische Fenster belegen ~500 km
Überschiebungsweite.
Frühphase des kaledonischen Orogenese (“Finnmarkische Phase”): Spätkambrisch bis frühes
Ordovizium. Im oberen Allochthon gibt es eine Reihe intra-ordovizische Unkonformitäten, die man
zur Platznahme von Ophioliten bezieht.
Hauptphase des Deckentransports: ?Früh-Mittelsilur bis frühes Devon. “Scandische oder
Scandinavische Phase”.
Spätphase der kaledonischen Orogenese: Nur in S-Norwegen und involviert die Deformation des ORS
(= Molasse). Deformation lokal bis ins späte Devon.
Extensionstektonik
Beobachtung: Old Red Becken über dem Upper Allochthon (Figs. 1, 2-S2, Fig. 1 - Osm)
Einführung: Normale extensive sedimentäre Becken (Fig. 4-S2) in kontinentaler Kruste bilden sich in
normal dicker Kruste (~35 km) und Lithosphäre (~125 km). Charakteristisch für diese Extensionsbecken ist eine erste syn-Rift Phase (+Sedimentation; also Entwicklung des Beckens durch Extension
im Lithosphärenmaßstab) und eine zweite Phase, die durch das Abkühlen der Asthenosphäre entsteht.
Wichtig dabei ist, dass Kruste und lithosphärischer Mantel gleich ausgedünnt werden (deshalb
entsteht die Asthenosphärenhochlage. Die “thermische Subsidenzphase” ist generell von keiner bis
schwacher Deformation begleitet und dauert 60-70 Ma.
Extension kann auch eine Konsequenz einer Krustenverdickung sein (Fig. 4-S2); sie ist dabei eine
Konsequenz des Energiepotentials, das in der überdickten Kruste gespeichert ist. Da bei dieser
Extension die verdickte Kruste auf eine normal dicke Kruste zurückgeführt wird, ist damit keine
Asthenosphärenhochlage verbunden und somit tritt keine thermische Subsidenzphase auf. Die ORSBecken in W-Norwegen sind ein exzellentes Beispiel für solche “Kollapsbecken”. In Figure 4-S1 ist
die thermale Entwicklung eines Extensionsbeckens (4a) und eines Orogens, welches rasche
Verdickung erleidet (4b) und durch normale Erosion (4c) und Extensionskollaps (4d) exhumiert wird,
zusammengefasst.
Strukturelle und sedimentäre Charakteristik der Becken: Liegen unkonform über dem Kristallin
(“upper Allochthon”). Ein Detachmenthorizont mit W-gerichteter Bewegung (!) trennt die maximal
grünschieferfaziellen Beckensedimente von teilweise eklogitisierten Gneissen. Sedimente sind alluviale-lakustrine Sandsteine (axial) und Fan-Konglomerate (marginal). Strukturelle Geometrien beinhalten listrische Abschiebungen und steile laterale Rampen. Der Versatz am basalen Decollement ist
50 km, die kumulative Mächtigkeit der devonischen Sedimente ist 25 km. Diese Mächtigkeit
resultiert aus der sukzessiven Überlappung von Sedimenten während der Aktivität entlang des
Decollements. Die finale Tiefe des Beckens war 5-10 km (Figs. 2, 4, 5, 7-S2).
Die W-gerichtete Scherzone ist 0.5-1 km dick im Basement; die basalen Konglomerate sind stark
deformiert (Fig. 3, 6-S2, Fig. 2-S1). Die heutige Krustendicke ist normal und es werden nur syn-Rift
Sedimente beobachtet (d.h. Karbon findet sich nicht, auch nicht in off-shore Bohrungen).
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Die tektonothermale Entwicklung der Kaledoniden in einem W-E Profil durch die
Sedimentbecken ist wie folgt (Fig. 3-S1):
(a) Kaledonische kontinentale Subduktion und Bildung von Eklogiten in der kontinentalen Kruste.
(b) Heraushebung durch Unterschiebung des baltischen Kratons. Eklogite exhumieren in die Mittelkruste. Wichtig: Eklogite werden retrograd umgewandelt in Amphibolite durch P-Änderung, T
bleibt gleich (isothermale Dekompression). KEINE post-kollisionale T-Erhöhung, wie sie für die
thermische Equilibrierung in verdickter Kruste typisch ist.
(c) Während oder nach der Kollision entwickeln sich die extensionalen Scherzonen, die die Krustendicke schnell wieder auf normal zurückbringen (deshalb keine post-kollisionale T-Erhöhung
durch radioaktive Erwärmung der verdickten Kruste).
Zusammenfassung zum Timing: Fig. 3-RG
Probleme der Kaledoniden
* Timing des Orogenablaufes weitgehend unbekannt! Frühphasen!
* UHP-Deformation+Exhumierung
Varisciden
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