2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 50 Ginzburg-Landau-Theorie: Diese geht einen großen Schritt weiter als die London Theorie. Die makroskopische Wellenfunktion wird nun nicht mehr als „starr“ angesehen, weshalb diese Theorie auch für starke Felder, welche die Wellenfunktion verändern, geeignet ist. Außerdem beschreibt diese Theorie den Phasenübergang Normalleitung → Supraleitung bei der kritischen Temperatur Tc. Aus diesem Grund wollen wir zunächst Phasenübergänge allgemein betrachten. 2.2.3.1 Phasenübergänge Wir wollen einige Beispiele für Phasenübergänge geben: - - - - flüssig → fest bei der Schmelztemperatur (z.B. Eis im Winter) ≡ Unordnungs- → Ordnungs-Übergang In der Flüssigkeit sind die Atome ungeordnet, dagegen im Kristallgitter geordnet. paramagnetsich → ferromagnetisch bei der Curietemperatur ≡ Unordnungs- → Ordnungs-Übergang Es ordnen sich die magnetischen Momente der Gitteratome an. dielektrisch → ferroelektrisch bei der Curietemperatur ≡ Symmetrie-Erniedrigung Es kommt hier zu einer Gitterverzerrung mit einer Absenkung der Symmetrie (z.B.: Übergang kubisch → triklin). Aufgrund der Verzerrung der Einheitszelle entsteht ein elektrisches Dipolmoment. normalleitend → supraleitend bei der kritischen Temperatur ≡ Unordnungs- → Ordnungs-Übergang, denn es war SSL<SNL. Die Unordnungs-Ordnungs-Übergänge treten sehr häufig auf. Sie sind ein typisches Beispiel von „Selbstorganisation“. Dies bedeutet, daß kein ordnender Eingriff von außen erfolgt, sondern die Ordnung durch Änderung einer Zustandsvariablen (Temperatur, Druck etc.) zustande kommt. Beispiel: Übergang flüssig → fest Im flüssigen Zustand bewegen sich die Atome stärker, weshalb sie im Mittel einen größeren Abstand haben. In dieser Unordnung ist die Bindung weniger stark gerichtet (z.B. metallische Bindung im flüssigen Si, Ge). Im festen Zustand ist der Abstand der Atome kleiner, so daß die Bindung stärker wird. Zudem können gerichtete Bindungen aufgebaut werden, die ebenfalls eine stärkere Bindung bewirken. Dies bedeutet, daß die Innere Energie im festen Zustand kleiner ist als im flüssigen Zustand. Maßgeblich ist jedoch die Freie Energie: F=U-TS Die Entropie S ist im flüssigen Zustand größer als im festen Zustand. Bei genügend hoher Temperatur überwiegt daher immer der zweite Term und das Material schmilzt. 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 51 Bei der Kondensation tritt wegen der verschiedenen Bindungsmöglichkeiten in den einzelnen Phasen zusätzlich eine Grenzflächenenergie auf. Da sie nur bei einem Phasengemisch auftritt (z.B. feste Körner in Flüssigkeit), charakterisierte Landau 1937 den Ordnungsgrad des Systems durch den „Ordnungsparameter“ (z.B. wieviel Anteil fest vorliegt.) Figur 2.37 zeigt die Freie Energie in Abhängigkeit vom Ordnungsparameter für einen flüssig→ fest Übergang. Die Grenzflächenenergie wirkt wie eine Übergangsschwelle von der flüssigen in die feste Phase. Für T<Tc wird das relative Minimum des festen Zustandes zum absoluten Minimum. Dies bedeutet, daß sich ein endlicher Ordnungsparameter direkt bei der Temperatur Tc einstellen kann, wenn sich Keime bilden. Während des Erstarrens der ganzen Probe wird die gesamte Umwandlungswärme frei. Wegen der dabei auftretenden latenten Wärme spricht man von einem Phasenübergang 1. Ordnung. Anmerkung: Falls die Probe zu schnell abgekühlt wird, bilden sich keine Keime; die Übergangsschwelle kann nicht überwunden werden und die Flüssigkeit wird „unterkühlt“. Anders verhält es sich beim ferromagnetischen Übergang. Dieser ist wie der Übergang in die SL ein Phasenübergang 2. Ordnung. Einzelne Spins stehen hier über die Austauschwechselwirkung in Beziehung zu ihren Nachbarn. Je geordneter die Nachbarn sind (d.h. je besser deren Spins parallel stehen), um so stärker ist die Ausrichtung des einzelnen Spins. Fig. 2.38 zeigt die Freie Energie als Funktion des Ordnungsparameters. Im Vergleich zum vorangegangenen Beispiel gibt es keine Grenzflächenenergie. Das Minimum der Kurven für T < Tc wächst aus dem Punkt Null stetig, d.h. die Ordnung, hier die spontane Magnetisierung, wächst langsam mit sinkender Temperatur an. Da die Kondensationsenergie nicht sofort frei wird, liegt keine latente Wärme vor, sondern nur eine erhöhte Wärmekapazität, die bei Tc einen Sprung aufweist. Daher spricht man von einem Phasenübergang 2. Ordnung. Fig. 2.37: Abhängigkeit der freien Energie vom Ordnungsparameter für einen Phasenübergang 1. Ordnung Fig. 2.38: Abhängigkeit der Freien Energie vom Ordnungsparameter für einen Phasenübergang 2. Ordnung. 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 52 Je mehr Ordnung vorhanden ist, desto stärker sinkt die Freie Energie, was bedeutet, daß sich die Ordnung weiter erhöht. Anmerkung: Da beim Phasenübergang 2. Ordnung keine Barriere vorhanden ist, gibt es hier auch keine Unterkühlung. Worin besteht nun diese Rückkopplung oder Selbstverstärkung der Ordnung beim Supraleiter? Nach dem Pauliverbot dürfen sich die Elektronen nicht am selben Ort befinden. (Aufgrund der hohen Elektronendichte in Metallen ist deshalb die Fermienergie groß.) Kondensieren zwei Elektronen zu einem Paar, bedeutet dies, daß die beiden Elektronen sich relativ zueinander lokalisieren. Am Ort des Paars haben die anderen Elektronen also weniger Platz, aber außerhalb entsprechend mehr. Solange die anderen Elektronen ungepaart sind, ist dies für sie ein Nachteil, da ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeit überall gleich ist. Wenn sie sich aber ebenfalls Paaren und damit relativ zueinander lokalisieren, wird die Tatsache, daß das erste Paar ihnen Platz gemacht hat, zum Vorteil. Je mehr Paare also vorhanden sind, desto größer wird die Paarbindungsenergie. Anmerkung: Der Durchmesser des Paars (vgl. Bohrsche Bahn im Atom) wird als Kohärenzlänge ξBCS bezeichnet. Der Supraleiter hat wie der Ferromagnet (Fig. 2.38) einen Phasenübergang 2. Ordnung. Anmerkung: In der Landau Theorie wird angenommen, daß das System im Gleichgewicht sich im Minimum der Freien Energie befindet. In Wirklichkeit führt das System Fluktuationen um das Minimum herum aus. Allgemein bezeichnet man eine Theorie, bei der angenommen wird, daß sich das System im Minimum befindet, als Molekularfeldtheorie (mean field theory). Beispiele hierfür sind die Ginzburg-Landau Theorie, die BCS-Theorie oder die Weisssche Theorie des Ferromagnetismus. Je kleiner die Korrelationslänge eines Systems ist, desto stärker sind solche Fluktuationen. Im Supraleiter ist die Korrelationslänge gleich dem Durchmesser der Paare ξBCS. Fluktuationen müssen mindestens diese Größe haben. Im Vergleich zum Ferromagneten ist dies ein relativ großes Volumen, weshalb die Theorie der Supraleitung deutlich besser ist als die Weisssche Theorie. Fluktuationen in der Supraleitung bedeuten, daß sich oberhalb der kritischen Temperatur Tc „surpaleitende Blasen“ feststellen lassen, die den Widerstand bereits etwas absenken. 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 53 2.2.3.2 Homogener Supraleiter bei B=0 Im Gegensatz zur BCS-Theorie hat die Ginzburg-Landau Theorie ihre Gültigkeit nur solange der Ordnungsparameter klein ist. Sie gilt also nur nahe Tc bzw. nahe Hc2 (SL 2. Art). Die Ginzburg-Landau Näherung entspricht einer Entwicklung der Freien Energie für kleine Ordungsparameter (Taylor-Entwicklung um ns=0) bis zur 2. Ordnung: FSL (n s ) = FNL + αn s + 1 2 βn s 2 Dabei können α und β von der Temperatur abhängig sein. Überlegung: Zunächst sei α=0. Figur 2.40 zeigt für diesen Fall die Abhängigkeit der Differenz der Freien Energie FSL-FNL von der Dichte der Cooper-Paare. Wie zu erkennen ist, muß β>0 sein, da für β<0 der Zustand für große ns instabil wäre. Fig. 2.40 Graphische Veranschaulichung der Taylorentwicklung für α=0 In der Nähe von Tc genügt es, β als konstant, unabhängig von der Temperatur anzusehen. Nun sei α>0. Wir erhalten eine Parabel, deren Scheitel bei negativen ns liegt. Da für ns>0 kein Minimum vorhanden ist, ist für α>0 kein geordneter Zustand möglich. Es liegt der normalleitende Zustand (T>Tc) vor (s. Fig. 2.41). Fig. 2.41: Differenz der freien Energie für α>0 und β>0 Zuletzt betrachten wir den Fall α<0 (s. Fig. 2.42). Der Scheitel der Parabel liegt nun bei positiven ns, so daß sich nun ein geordneter Zustand durch spontane Bildung von Cooper-Paaren einstellt. 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 54 Fig. 2.42: Differenz der freien Energie für α<0 und β>0 Um einen Phasenübergang in den supraleitenden Zustand zu erhalten, muß demnach α(T) bei T=Tc einen Nulldurchgang aufweisen. Dies veranschaulicht Figur 2.43. Fig. 2.43: α in Abhängigkeit von der Temperatur. Nulldurchgang bei T=Tc. Nun wollen wir das Minimum der Taylor-Entwicklung durch Ableitung bei konstanter Temperatur bestimmen. Es galt: ⇒ dFs = 0 = α + βns dns ⇒ ns = − α (T ) β Dies setzen wir in de Ausruck für FSL(ns) ein und erhalten: α2 FSL , min = FNL − 1 2 β Dieser Verlauf ist in Figur 2.44 gezeigt. Fig. 2.44: Verlauf der Dichte der SL-Paare und der Differenz der Freien Energie in Abhängigkeit von der Temperatur. An den Supraleiter soll nun ein Magnetfeld angelegt werden und die dadurch bedingte Modifizierung der Energie betrachtet werden. 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 55 2.2.3.3 Supraleiter im Magnetfeld Wird an einen Supraleiter 2. Art ein Magnetfeld angelegt, so dringen Flußschläuche in diesen ein. Um die Feldverteilung im Inneren des Supraleiters berechnen zu können, müssen wir jedes Volumenelement einzeln betrachten. Für die Dipolenergie eines Volumenelements gilt: dW = − mdB = − M∆VdB Hier beschreibt dB im Gegensatz zu 2.1.3. nicht das äußere Feld Ba allein, sondern auch alle von Strömen im Supraleiter außerhalb des Volumenelements am Ort von ∆V erzeugten Felder (Abschirmströme, Flußfäden). Da das Feld aller anderen Volumenelemente diamagnetisch ist, gilt: B<Ba. Für die Magnetisierung des Volumenelements gilt: B = µ 0 M + Ba M= B − Ba µ0 bzw. Für konstantes Ba gilt zudem dB = µ 0 dM Somit gilt bei der Kondensation des Supraleiters in Ba=const. für das Volumenelement ∆V: Ba W = − ∆V ∫MdB = − ∆V B M =0 M= ∫ µ 0 MdM = ∆V B − Ba µ0 ( B − Ba ) 2 2µ 0 Diesen Ausdruck bezeichnet man als Feldverdrängungsenergie. Sie ist die Arbeit, die geleistet werden muß, um das Magnetfeld ganz oder teilweise aus dem Volumenelement zu verdrängen. Ein weiterer Unterschied bei der Betrachtung von starken Magnetfeldern ist, daß sich auch die suprafluide Dichte ns ändern kann. Die von London geforderte Starrheit der Wellenfunktion ist nicht mehr gegeben. Ein Grund für eine inhomogene Dichte ns ist z.B. die Bildung von Flußfäden. Ein Gradient in ns bedeutet wegen ns=| Ψ ²|ein Gradient in der Wellenfunktion und damit das Vorhandensein von Strömen (k≠0). Als weiteren Term zu Freien Energie erhalten wir deshalb die kinetische Energie der sich bewegenden Paare: E kin = r r p2 1 = − ih∇ Ψ − qAΨ 2m 2m 2 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 56 Die Zusammenfassung aller Energieterme ergibt die Dichte der Freien Energie im Magnetfeld nach Ginzburg-Landau (mit ns=| Ψ| ²): f SL = F ∆V = f NL + α Ψ 2 + 1 βΨ 2 4 + r r 1 − ih ∇ Ψ − q A Ψ 2m 2 + 1 r r 2 ( B − Ba ) 2µ 0 Die gesamte Freie Energie der Probe erhält man durch räumliche Integration über die Probe: r 2 r 1 1 1 r r 2 r 2 4 FSL = FNL + ∫ i q A h ( B − Ba ) α Ψ + β Ψ + − ∇ Ψ − Ψ + d ³r 2 2m 2µ 0 Dies ist die „Ginzburg-Landau Freie Energie“ Wie erwähnt, wird angenommen, das System befinde sich im Gleichgewicht im Minimum der Freien Energie. Um dieses zu berechnen, variieren wir Ψ (r) und A(r) so, daß FSL minimal wird. Die Rechnung wird hier nicht durchgeführt. Siehe dazu Schmidt oder Tinkham (Kap. 4). Als Ergebnis erhält man 2 Differentialgleichungen. Aus der Variation von Ψ ergibt sich: r r 1 (− ih∇ − qA) 2 Ψ + (α + βΨ * Ψ )Ψ = 0 2m „1. Ginzburg-Landau Gleichung“ bzw. aus der Variation von A: r r * q 2p Ψ js = − (Ψ ∇ Ψ − Ψ ∇ Ψ ) − 2m p mp ih q p * 2 r A „2. Ginzburg-Landau Gleichung“ Wie bei London erhält man einen diamagnetischen Strom, welcher die kinetische Energie minimiert. Dieser folgt hier aber aus dem Minimum der Freien Energie. Bei London folgte er aus der Eigenschaft des kanonischen Impulses. Die Lösung dieser Differentialgleichungen (Abrikosov 1957) für starke Felder ist der Supraleiter 2. Art mit Flußfäden. Abrikosov konnte so den Verlauf der makroskopischen Wellenfunktion in einem SL 2. Art angeben und zeigen, daß der gemischte Zustand wirklich ein eigener Zustand ist und nicht auf Verschmutzungen im SL zurückzuführen ist. Im nächsten Kapitel wollen wir hierfür eine qualitative Betrachtung anstellen. 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 57 2.2.3.4 Charakteristische Längen Bekannt ist bereits die Londonsche Eindringtiefe λ. Aus der 1. Ginzburg-Landau Gleichung folgt eine weitere charakteristische Länge: Für A=0 und ψ ≈0, wird die 1. Ginzburg-Landau Gleichung: h2 r 2 − ∇ Ψ + αΨ = 0 2m Wobei der | Ψ| ³-Term vernachlässigt wurde. Wir nehmen an, daß wir uns in einer supraleitenden Blase (Fluktuation) knapp oberhalb von Tc befinden. Dann ist α positiv(s. Schmidt). Mit dem Ansatz Ψ ∝e wird: − − x ξGL h2 1 + α =0 2 2m ξGL bzw. : ξGL = h2 2 mα = "Ginzburg - Landau Kohärenzlänge" mit α statt α gilt dies übrigens auch für T<Tc. ξGL ist die charakteristische Länge, auf der sich Ψ und ns von Ort zu Ort ändern können. Man spricht daher von der Ausheil-Länge (healing length). Schärfere Änderungen von ns würden zu große Gradienten und damit zu große kinetische Energien bedeuten. Die Kohärenzlänge ξGL ist für T nahe bei Tc stets größer als der Durchmesser der Cooper Paare ξBCS. Wegen α(T) ist ξGL temperaturabhängig (s. Fig. 2.45). Bei T=Tc divergiert ξGL, da α=0 ist, d.h. je kleiner ∆F ist, desto schwächer müssen auch mögliche Gradienten sein. Für tiefe Temperaturen gilt die Ginzburg-Landau Theorie noch immer, wenn B≈Bc ist, weil in diesem Fall auch ns klein wird. Dann erhält man einen konstanten Wert für ξGL. Fig. 2.45: Temperaturabhängigkeit der Ginzburg-Landau Kohärenzlänge Nach der Gorkov-Theorie gilt für einen reinen Supraleiter (reiner Grenzfall), wenn die mittlere freie Weglänge der Elektronen l ξ ist: ξGL(T=0) = 0,74ξBCS 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 58 Die magnetische Eindringtiefe folgt aus der 2. Ginzburg-Landau Gleichung. Da nach dieser der erhaltene diamagnetische Strom gleich ist wie für schwache Felder, ergibt sich der gleiche Ausruck wie bei London: λL = mp µ 0 q 2p n s Mit ns=-α/β=| α| /β (s. St. 54) ergibt dies: λGL = mpβ µ 0 q 2p α Für starke Felder nimmt ns ab, so daß auch λ etwas länger wird als bei schwachen Feldern. Je nach Material kann ξGL oder λ größer sein. Dies hat Auswirkung auf die Grenzflächenenergie zwischen Normalleitern und Supraleitern, auf die wir im nächsten Kapitel eingehen. 2.2.3.5 Die Grenzflächenenergie Betrachten wir den 1-dimensionaeln Fall einer NL-SL-Grenzfläche (s. Fig. 2.46) im Magnetfeld. Fig. 2.46: NL-SL-Grenzfläche im Magnetfeld Die Grenzfläche soll stabil sein. Im Volumen haben dann SL und NL die gleiche Freie Energie: FSL=FNL. Für das Magnetfeld gilt somit B=Bcth. Einerseits wird an der Grenzfläche Feldverdrängungsenergie eingespart, da das Magnetfeld innerhalb λ eindringt. Andererseits geht Kondensationsenergie auf der Länge ξ verloren. Damit hat die Grenzfläche die Freie Energie je Fläche A: Fgr B2 = − λGL + ξ GL ∆FVol A 2µ 0 2.2 Supraflüssigkeit 2.2.3. Ginzburg-Landau-Theorie 59 Der erste Term auf der rechten Seite beschreibt die Feldverdrängungsenergie, der zweite die verlorene Kondensationsenergie. gesparte 2 Bcth Wegen B=Bcth und mit ∆F = ergibt sich: 2µ 0 Fgr A = 2 Bcth (ξGL − λGL ) 2µ 0 Die Grenzflächenenergie kann also größer oder kleiner Null sein: ξGL >λGL ⇒ Grenzflächenenergie > 0, d.h. die Bildung von Grenzflächen ist energetisch ungünstig. ξGL <λGL ⇒ Grenzflächenenergie < 0, d.h. die Bildung von Grenzflächen ist günstig. Bei negativer Grenzflächenenergie kommt es zu einer spontanen Bildung von NLSL-Grenzflächen im Inneren des Supraleiters in Form von Flußfäden. Die Grenzflächen sind dabei die „Mantelflächen“ der Flußfäden. Damit handelt es sich hier um Supraleiter 2. Art, während bei positiver Grenzflächenenergie ein Supraleiter 1. Art vorliegt. Da das Verhalten des Supraleiters durch das Verhältnis von λ und ξ bestimmt wird, definiert man: κ≡ λGL m p = ξGL qh 2β µ0 als „Ginzburg-Landau-Parameter“. Da er von α nicht abhängt, ist er nur gering temperaturabhängig. Wir hatten die Grenzflächenenergie nur grob abgeschätzt. Die genaue Rechnung von Abrikosov ergab einen zusätzlichen Faktor 2 : Fgr > 0 ⇔ falls κ < 1 Fgr < 0 ⇔ falls κ > 1 2 2 SL 1. Art SL 2. Art