Haut und Unterhaut
Haarausfall
Alopezie = generalisierte oder umschriebene haarlose Stelle
Ätiologie
Angeboren letale, subletale, semiletale und vitale Form
Erworben = Alopecia aquisita
Fieberhafte Infektionskrankheiten (MKS, Mastitis, Salmonellose, Copiseptikämie...)
Chronische Verdauungs- und Stoffwechselstörungen
Klinisch manifeste Endoparasiten
Aufnahme toxischer Mengen von Quecksilber, Thallium, Jod, Selen u.a.
Ionisierende Strahlen und Zytostatika
Kontakt mit bestimmten chemischen Verbindungen
Symptome
letale oder subletale Formen
bei Geburt nur ggr. Langhaarbesatz an Lippen, Augenlidern, Ohren, Fesseln, Schwanz und Vorhaut
sonst nackt und körperlich schwach
Tiere sterben meist peripartal
oft feine Fältelung der leicht verschieblichen Haut
Konjunktivitis, Korneatrübung oder Panophthalmie
teilweise oder völlig fehlende Bezahnung
abnorm dünne Haut
an beanspruchten Stellen starke Schuppung und Exkoriation
kann zu Gelenkeinbruch und tödlicher Sepsis führen
semiletale oder vitale Form
Minderbehaarung bei Geburt wie oben oder schwächer ausgeprägt
evtl. wird Klinik erst nach Wochen oder Monaten manifest
Ausfallen Abbrechen der Deckhaare
kann sich auf pigmentierte Bereiche beschränken
Kräuselung und/oder Farbaufhellung der verbleibenden Haare
Haut auffallend dünn, Neigung zur Exkoriation
unterschiedliche Ausprägung anderer pathologischer merkmale
schmaler „Spitzmauskopf“
relativ kleine Augenlider
Vorbissigkeit des Unterkiefers
Vulva- und Scheidenenge
Klitorishyper- bzw. Nebenhoden- und Penishypoplasie
histologisch: weitgehendes Fehlen von Haarfollikeln, Abweichungen von der normalen Haarstruktur
Erworbene Alopezie
je nach Ausmaß Alopecia areata bzw. Alopecia completa
meistens als teilweiser und vorübergehender Verlust der Haare
Prognose
Abhängig von Ursache und Möglichkeit, darauf einzuwirken
Entscheidend ist immer, ob noch Haarfollikel vorhanden sind, deren Tätigkeit angeregt werden kann
Diffuse Alopezie: bessere Aussichten auf Wiedereinsatz des Haarwachstums als Alopecia areata
Therapie Am Wichtigsten: Abstellen der Ursachen
Dekubitus
Oberbegriff der Dermatitis traumatica
Ätiologie und Pathogenese
bevorzugt an besonders exponierten Körperteilen zu finden (Hüfthöcker, Schulter)
Ursache ist immer Druck durch Körpergewicht an bestimmten Hautpartien, harte Liegeplätze
häufig bei festliegenden Rindern
durch äußere, längerfristige Druckeinwirkung und lokale Ischämie
lokale Ischämie führt zur trophischen Störung von Geweben mit Kompression von Gefäßen
anschließend Entzündung und Nekrose
Klinik
Lokalisation meist
über den Gelenken (Karpus, Tarsus, Fesselbereich)
am Oberschenkel
über dem Brustbein
es entstehen Liegeschwielen oder Tylome
chronische Dermatitis mit Gewebszubildung und Haarausfall
Therapie
abgestorbene Haut entfernen
erkrankte Hautbezirke regelmäßig säubern
betroffene Stellen mit abdeckenden Salben (z.B. Zink-Lebertran-Salbe) behandeln
Prophylaxe: optimale Haltungsbedingungen, festliegende Rinder besonders weich betten und regelmäßig umbetten
Erfrierungen
betroffene Hautpartien v.a. Akren
Ohrspitzen
Schwanzende
Schamlippen
Euterhaut und Zitzen bzw. Skrotum
Flotzmaul, Augenlider
teilweise auch Extremitäten
Symptome
anfänglich Blässe
nach dem Wiedererwärmen entzündlich-ödematöse Verdickung, Schmerzhaftigkeit und Juckreiz
in hochgradigen Fällen trockene oder feuchte Nekrosen, später Demarkation
Therapie
zur Wiedererwärmung Tiere bewegen
betroffene Körperpartien abreiben und massieren
erfrorene Stellen bis zum Abschluss der Demarkation regelmäßig in lauwarmer Desinfektionslösung baden
abdeckende Salben
Ergotismus
Ätiologie
Verzehr verschiedener Getreide oder Gräser, die mit Claviceps spp. (Cl. purpurea, Cl.africana o.a.) befallen sind
Befall kann durch vorangegangene Überschwemmung begünstigt werden
Toxine sind mehrere Alkaloide: Ergometrin, Ergonovin, Ergotamin, Ergotoxin
Formen
akut zentralnervöse Erkrankung (Ergotismus nervosus)
chronisch als mumifizierende Nekrose der Haut der Körperendigungen (E. cutaneus s. mumificans)
idiopathische Hitzeintoleranz (Hyperthermiesyndrom)
mitunter auch Abort
Epidemiologie
Ausscheidung über die Milch Störungen bei Kälbern
Erkrankungsdosis bei erwachsenen Rindern 10 Tagesgaben von je 100 g Mutterkorn
Pathogenese Verdickung von Tunica media und intima peripherer Arteriolen
Klinik
„IKZ“ 3 Tage bis 2-3 Wochen
FA , Fieber, Pansentätigkeit , Tachypnoe, Tachycardie, blasse SH
ZNS-Erregung Zittern, Muskelzucken
steifer, ataktischer Gang
nach mehreren Wochen
allmähliches Absterben der Haut an den Akren
bei schwerer Vergiftung sterben auch tiefere Gewebe ab an der gleichen Grenze
später Demarkation und Abfallen des betreffenden Körperteiles
anschließende Vernarbung bzw. überschießende Granulation
fortgeschrittene Läsionen unempfindlich
Patienten laufen weiterhin
Diagnose Nachweis im Futter mittels HPLC oder ELISA
Therapie wirksame Behandlungsmaßnahmen sind nicht bekannt
Verbrennungen
Ätiologie
Stallbrand
Boden- und Buschfeuer
Verabreichung von zu heißem Futter (Schlempe)
Klinik
bei leichteren Verbrennungen
angesengtes Haarkleid
hyperämisch-entzündliche Rötung
schmerzhaft ödematöse Anschwellung der betroffenen Haut- und Unterhautpartien
später Abschilfern der Haut unter Blasenbildung
bei schweren Verbrennungen
Absterben sämtlicher Hautschichten (Koagulationsnekrose)
Haut wird lederartig hart (trockenes Gangrän) und schließlich abgestoßen
es wird Brandschorf und Narbengewebe hinterlassen
bei schwersten Verbrennungen
Verkohlung der Haut und Nekrosen in den tiefer gelegenen Geweben
häufig eitrige Sekundärinfektionen (feuchtes Gangrän)
AB bei ausgedehnten Verbrennungen erheblich beeinträchtigt (FA , WA , Puls + Atmung )
starke Schmerzen, umfangreiche Ödemen und seröse Ausschwitzungen
Flüssigkeits- und Eiweißverlustes
außerdem Resorption toxischer Gewebszerfallsprodukte
während der ersten Tage Kollapsgefahr
Harn- und Kotabsatz nur unter Beschwerden
Tod
kann rasch, aber auch erst nach 2-3 Wochen eintreten
wenn mehr als ein Drittel der Körperoberfläche betroffen, Prognose infaust!
Therapie
Aufstallung
ruhig, rauchfreie Umgebung
reichlich tränken
möglichst weiche, häufiger zu wechselnde Einstreu
Fütterung eiweißreich
Schock- und Entzündungsprophylaxe
parenterale Flüssigkeitszufuhr
peripher wirksame Kreislaufmittel
Antihistaminika oder Kortikosteroide
systemische Behandlung
bei ausgedehnteren Verbrennungen oder rauchbedingter Lungenentzündung
Antibiotika oder Sulfonamide
lokale Behandlung
an empfindlichen, dünnhäutigen Stellen
zunächst antihistaminika- oder kortikosteroidhaltige Salben
später abdeckende Pasten
nekrotische Hautbezirke erst nach Abschluss der Demarkation entfernen
örtliche Infektionen durch Spülungen oder antibiotische Salben behandeln
Photosensibilitätsreaktionen
Ätiologie und Pathogenese
1. Primäre Photosensibilität:
photodynamische Substanz im Futter enthalten (Fagopyrin Buchweizens, Hyperizin Johanniskraut)
photodynamische Substanz wird als Medikament verabreicht
2. Sekundäre (hepatogene) Photosensibilität:
als photosensibilisierender Faktor wirkt das Phylloerythrin
entsteht im Verdauungskanal des Pflanzenfressers (Abbauprodukt des Chlorophylls)
wird normalerweise über Galle und Darm ausgeschieden
reichert sich bei schwerer Leberschädigung und Störung des Gallenabflusses im Tierkörper an
Leberschädigung v.a. durch
hepatotoxische Pflanzen (Kohl, Raps)
Fusarien- oder Aspergillustoxine
stärkeren Leberegelbefall
1. Photosensibilität infolge gestörter Pigmentsynthese
autosomal-rezessiv vererbte Störung der Häm-Synthese
hämolytische Anämie
Anhäufing von Uro- und Koproporphyrinen
rotbraune Verfärbung von Zähnen und Knochen
Entwicklungsstörungen
2. Photosensibilität ungeklärter Pathogenese:
gelegentlich nach Verfütterung bestimmter Pflanzen
Luzerne, Rot- und Schwedenklee, Wicken, Raps und andere Kreuzblütler, Knöterich, Sudangras,
nicht bekannt, ob primäre oder sekundär-hepatogene Reaktionen
Klinik
nichtpigmentierte Haut
gerötet
oft auch verdickt, vermehrt warm und schmerzhaft
teilweise Absonderung seröser Flüssigkeit
Konjunktivitis, Lichtscheu
AB , FA, Fieber, WA , Vormagentätigkeit
Verstopfung oder Durchfall
Klauenrehe und Milchrückgang
fortgeschrittene Stadium
entzündliche Hautveränderungen gehen in Nekrosen über
in leichteren Fällen Abschuppung der abgestorbenen oberflächlichen Schichten
bei schweren Fällen
dunkelbraunroter Verfärbung und zunehmende Induration der weißen Haut
diese erscheint dann am Körper waschbrettartig gewellt
lässt sich auf ihrer Unterlage nicht mehr verschieben
an den Zitzen treten schalenförmige derbe Krusten auf
Therapie
lokal
in ersten Tagen entzündungshemmende Salben
im fortgeschrittenen Stadium veränderte Hautpartien mit abdeckenden Pasten bestreichen
Lebertran, Zinkoxid
nekrotische Fetzen erst nach Demarkation entfernen
systemisch
wiederholt Kortikosteroide oder Antihistaminika
Prophylaxe
meiden von Futterpflanzen, die zu Lichtempfindlichkeit führen
Vorsicht bei pilzbefallenem Heu
Aufstallen bei ersten Anzeichen
Bekämpfung des Leberegels
Futterexanthem
= Schlempemauke
Ursache
längere Verfütterung größerer Mengen von Kartoffelschlempe
Klinik
Beginn in den Fesselbeugen der Hintergliedmaßen
vesikuläres Exanthem
beim Platzen der Bläschen entleert sich der seröse Inhalt und trocknet zu graubraunen Krusten
Haare zunächst gesträubt, fallen dann aus
Krusten werden rissig entzündlich gerötete Haut tritt hervor
An den verdickten Gliedmaßenenden
Ablösung von Klauenhorn
nachfolgende Unterminierungen
schweren Lahmheiten durch bakterielle Sekundärinfektionen
Ausbreitung der Exantheme auf andere Körperteile möglich
Therapie
abdeckende und epithelisierungsfördernde Salben (z.B. Zinksalbe)
reichliche Einstreu und größtmögliche Sauberkeit im Stall zur Vermeidung bakterieller Sekundärinfektionen
Haarlingsbefall
Ätiologie
Rinderhaarlinge (Mallophagen) der Art Bovicola bovis
1,0-1,5 mm groß
beißend-kauende Mundwerkzeuge
Ernährung von Keratinsubstanzen
gesamte Entwicklung dauert 4-5 Wochen
oft gemeinsam mit Läusen und Räudemilben
Befall wird durch langes, dichtes Haarkleid und geringe Sonneneinstrahlung gefördert
vorzugsweise im Winter
Klinik
bevirzugte Lokalisationen Hals, Schulter, Rücken und Schwanzansatz
nur bei stärkerem Befall Veränderungen des Haarkleides
Haare sind stumpf, struppig, verklebt und mit Hautschuppen übersät
Juckreiz
Haare lassen sich in großen Büscheln ausziehen
am Rand haarloser Stellen meist Haarlingsnissen
Therapie
Doramectin, Moxidectin, Eprinomectin -> Behandlung nach einer Woche wiederholen
Läusebefall
Ätiologie
Haematopinus eurysternus kurzköpfige Rinderlaus
Linognathus vituli langköpfige Rinderlaus
Solenoptes capillatus kleine Rinderlaus
Aussehen und Eigenschaften
2-4 mm groß
blutsaugend
permanent-stationär lebend
Gesamtentwicklung dauert 20-40 Tage
ohne Wirtstier sterben die Parasiten innerhalb einer Woche ab
Übertragung durch Kontakt
Klinik
schwacher Läusebefall
häufig an geschützten Körperstellen (Achsel, Triel, Zwischenschenkelspalt, Hornbasis)
v.a. bei gut genährten Rindern während des Weidegangs
verursacht keine klinischen Symptome
starker Läusebefall
Lieblingssitze sind Nacken- und Widerristgegend
Haarkleid struppig, stumpf und verklebt
die Haut ist schuppig
ausgeprägter Juckreiz
Unruhe, häufiges Lecken
Kratzen mit den Hörnern und Hintergliedmaßen oder Scheuern einzelner Körperteile
zuweilen erhebliche Blutverluste Anämie bei Kälbern
Diagnose
Thorax breiter als der Kopf
häufig gleichzeitig Räude und Hautpilzinfektionen auch darauf untersuchen
Bekämpfung
Ivermectin, Doramectin, Moxidectin
Behandlung nach 1-2 Wochen wiederholen
Räude
Ätiologie
Psoroptes
Rumpfräude hauptsächlich bei Mastbullen
Entwicklungsdauer 8-11d
Sarcoptes bovis
Kopfräude bei Milch- und Mastrindern
0,2-0,5 mm große Grabmilben
kurzer Kopf
stummelartige, in napfförmigen Haftscheiben endende Gliedmaßen
Entwicklunsdauer 2-3 Wochen
Chorioptes
Schwanzräude bei Milchkühen
0,3-0,6 mm lange Fraßmilben
stumpf-kegelförmiger Kopf
lange, in tulpenförmigen Haftscheiben endende Gliedmaßen
Entwicklungsdauer 8-11d
Übertragung
hauptsächlich durch Kontakt
seltener indirekt
Lebensdauer außerhalb der Wirte: 2-12 Wochen
Pathogenese
ernähren sich von Hautzellen, Gewebslymphe oder Entzündungsprodukten
Klinik zum Teil durch mechanische Vorgänge (Graben, Bohren, Saugen, Nagen)
hauptsächlich jedoch durch Abwehrreaktionen der Haut Hyperkeratose
Klinik
Leistung
Haut entwertet
Mastbullen mit ausgeprägter Sarcoptes- oder Psoroptes-Räude
Minderzunahme von 250-500 g pro Tier und Tag gerechnet werden
Juckreiz, Unruhe
Bläschen-, Schuppen-, Krusten- und Borkenbildungen
Haarausfall und Exsudation
Haut wird infolge Hyperkeratose trocken, rissig, dick und faltig
bei schwerem Befall hgr. Abmagerung
Sekundärinfektionen
Diagnose
Klinik
Hautgeschabsel mit Kalilauge kochen Mikro
Blutveränderungen:
Anämie
Leukopenie mit Eosinophilie
erhöhte Plasmaprotein-, Fibrinogen- und ASAT- sowie GLDH-Spiegel
Therapie Ivermectin, Doramectin, Moxidectin
Demodikose
Ätiologie
Demodex bovis:
wirtsspezifisch
kolonieartig in Koriumknötchen (werden nur zur Begattung verlassen)
zerstören Wurzeln und Drüsen der Haarfollikel Haarbalgentzündung
Gesamtentwicklung dauert 3-4 Wochen
Infektion durch direkten Hautkontakt
v.a. bei über 3 Jahre alten Rindern und in warmer Jahreszeit
Bedeutung erhebliche wirtschaftliche Verluste durch Häuteschäden
Klinik
i. d. R. keine allgemeinen Krankheitserscheinungen und keinen Juckreiz
Hautveränderungen v.a. an Schulter, Unterbrust, Unterarm und Hals
zuerst
einzelne Papeln
mit hirsekorn- bis linsengroßen Schuppen
in deren Zentrum sich ein Haar befindet
später
stecknadelkopf- bis haselnussgroße Knötchen
auf Druck entleert sich gelblich-gelatinöser oder eitrig-schmieriger Inhalt
bakterielle Sekundärinfektion bis zu taubeneigroße Knoten
chronische Erkrankung
kann viele Monate oder mehrere Jahre bestehen bleiben, ehe Spontanheilung einsetzt
Behandlung
mehrmalige Behandlung mit Phosphorsäureestern oder Avermectinen
Wirtschaftlichkeit fraglich
Zeckenbefall
Ätiologie und Pathogenese
Schildzecken (Ixodidae) oder Lederzecken (Argasidae)
hier Ixodes ricinus und Haemaphysalis punctata
Erkrankung durch
durch Zecken übertragene Krankheiten Babesiose, Theileriose, Anaplasmosen, Viren + Bakterien
toxische Speicheldrüsensekrete einiger Arten Zeckenparalyse, Schwitzkrankheit
Blutsaugen Anämie bei Befall mit Hunderten oder Tausenden
bevorzugte Lokalisationen
da, wo Haut und Haarkleid eher dünn sind
seitlich am Hals, Achselbereich, Kniefalte, Euterspiegel, Hoden, Afterschwanzfalte
Bekämpfung:
in tropischen und subtropischen Gebieten regelmäßige Behandlung mit zeckentötenden Mitteln
Halogenkohlenwasserstoffe, Avermectine
Dassellarven-Befall
Erreger und Parasitenbiologie
Hypoderma bovis (es gibt auch Hypoderma lineatum = kleine Dasselfliege)
hummelähnliche, 10-15 mm große Imagines
nehmen keine Nahrung zu sich
leben während der Flugzeit von Mai bis September nur 2-7 Tage
besitzen Flugradius von wenigen Kilometern
Eiablage (600-800) an die Haare weichhäutiger Körperstellen
1/3 der Larven entwickelt sich zu reifen Unterhautdassellarven
1. Larve bohrt sich durch die Haut (Dermatitiden)
6 Monate Wanderung an den periphren Nerven entlang
durch die Zwischenwirbellöcher in das extradurale Fettgewebe der Lenden- und Kreuzbeinwirbelsäule
von hier unter die Rückenhaut
Wanderlarven sind 6-16 mm lang
etwa 7-9 Monate nach Eindringen in den Körper Erreichen der Rückenhaut
stricknadeldicke Atemöffnung durch die Haut
Häutung zum 3. Larvenstadium (Unterhautlarve)
ernähren sich von Entzündungsprodukten
mit zunehmendem Wachstum hasel- bis walnussgroße Dasselbeulen
verlassen die Beule nach ca. 2 Monaten durch das Atemloch, fallen zu Boden und verpuppen sich
( gehen im Stall zugrunde)
Klinik
Verluste
mangelhafte Entwicklung stark dasselbefallener Jungrinder
verminderte Gewichtszunahme bei der Weidemast (20-40 kg pro Tier und Jahr)
starke Entwertung der Häute
i.d.R. keine allgemeinen Krankheitserscheinungen
bei stark befallenen Rindern Schmerzen in der Rückengegend bei Betasten
Beulen vorwiegend von Februar bis Juni
nach Ausschlüpfen der Larven schnell Verkleinerung der Beulen, Granulationsgewebe; Hautöffnung erst nach 4
Wochen verheilt
betroffene Hautpartien bleiben für die Lederherstellung unbrauchbar
durch Dasselbefall und insbesondere durch abgestorbene Larven zuweilen verursachte Folgekrankheiten gehen
nicht selten mit plötzlichen Todesfällen einher (Dasselanaphylaxie) und erhablichen Entzündungsprozessen in
Unterhaut (Phlegmonen, Abszesse) oder Wirbelkanal (Nachhandlähmung mit Festliegen) einher
selten verirrte Dassellarven auch in anderen Organen -> Krankheitserscheinungen
Diagnose: Punktion oder Inzision der Hautbeule und Nachweis der Dassellarve; Ausquetschen der Dasselbeulen
wegen Anaphylaxiegefahr möglichst vermeiden
Therapie
bis 1996 Behandlungszwang
systemisch
Präparate auf Phosphprsäureester- oder Avermectinbasis
am besten im Herbst nach Weideabtrieb einsetzen
wegen der Gefahr von Rückenmarkslähmungen keine Dasselbekämpfung von Dezember bis März
lokal
bei laktierenden Kühe wegen Ausscheidung von Phosphorsäureester-Rückständen
Instillation von 1ml einer 3%igen H2O2- Lösung
Befall mit Weidefliegen
Ätiologie
im Stall:
Musca domestica
Muscina stabulans (Stallfliege)
Stomoxys calcitrans
Culicoides-Arten
sitzen nur während der Nahrungsaufnahme am Tier
auf der Weide
Musca autumnalis (Augenfliege)
Hydrotea-Arten
Stechfliegen (Haematobia stimulans, H. irritans)
Stomoxys calcitrans
Bremsen (Tabanus bovis, Haematopia pluvialis, Chrysops caecutiens)
halten sich außer Wadenstecher und Bremsen dauernd an den Weiderindern auf
mehr lokale Bedeutung
Gnitzen, Freilandmücken und Lausfliegen
Bedeutung und Klinik
wirtschaftliche Verluste
Schädigungen durch
starke Abwehrbewegungen Milchleistung und Gewichtszunahme können um 10-50 % sinken
Toxine (Insektenstich)
Blutsaugen
Schaffung von Infektionspforten
Verbreitung von Infektionserregern, v.a.
Viren (MKS)
Bakterien (Salmonellen, Brucellen)
Pilzen (Trychophytonsporen)
Protozoen (Trypanosomen)
Anaplasmen
Metazoen (Gewebewürmer, Augenwürmer)
Symptome:
allgemeine Unruhe, Abwehrbewegungen, Unterbrechung der Futteraufnahme, Panik
vorübergehende Hautveränderungen
Tränenfluss
Bekämpfung
in Rinderställen
regelmäßiges Besprühen der Wände mit möglichst langwirkenden Insektiziden
insektizidgetränkte Köderstreifen und Pulverköder
stallnahe Brutstätten beseitigen, abdecken oder mit Insektiziden behandeln
in Offenställen, Ausläufen und auf der Weide
gleichzeitige, regelmäßige Insektizidbehandlung sämtlicher Rinder
Pyrethroide
Kriebelmückenbefall Simulientoxikose
Ätiologie
Kriebelmücke
2-4 mm groß
größere Schwärme meist zwischen April und Juni
Vorkommen
Umgebung von Flüssen mit Geschwindigkeit von mind. 0,3 m/s und gewissem Gehalt an org. Material
simulientoxikosebedingte Todesfälle meist zu Beginn der Weidezeit bei v.a. Jungtieren
Überstehen einer mäßigen Zahl von Stichen führt zur Immunisierung gegenüber dem Simuliidentoxin
hierzu sollen 9 Tage Weidegang bei schwachem Kriebelmückenbefall ausreichen
Toxin
örtlich entzündungserregenden Eigenschaften
starke herz- und kapillarschädigende Wirkung
Symptome
meist perakuter Verlauf ähnlich anaphylaktischer Schock
panikartiges Umherrennen, Schleudern des Kopfes, Niesen, Prusten oder Husten
rasch entzündlich-ödematöses Schwellen der Haut (v.a.Augenlidern, Triel, Ohren, Kehlgang, Unterbauch)
bis zu 20 Stichstellen als punktförmige rote Flecke pro cm²
an deren Oberfläche haftet ein Tröpfchen verkrustetes Serum oder Blut
Apathie, Bewegungen erschwert, Zittern, Schwanken, Niederstürzen
FA Vormagentätigkeit , Milchleistung
Herz
hochfrequent (>120/min)
unsauber abgesetzte Herztöne
Puls klein und hüpfend
Episkleralgefäße verwaschen, Drosselvenen stark gestaut
Atmung
zunehmend erschwert
hechelnd, dyspnoischen und zeitweise aussetzenden Atmung
von Stöhnen und Röcheln begleitet
Körpertemperatur
anfangs normal bis leicht fieberhaft
später Hypothermie
Sehkraft zum Teil deutlich beeinträchtigt
Tod
nach 1-2stündiger, höchstens aber anderthalbtägiger Krankheitsdauer
entweder auf Ersticken oder Kreislaufversagen zurückzuführen
schwächerer Befall
Patienten erholen sich innerhalb von 2-3 Tagen
u.U. Euterphlegmonen oder Mastitiden
tragende Rinder können in der Folge verkalben
Behandlung
Tiere mit Insektiziden besprühen, aufstallen, Patienten mit Fahrzeug transportieren
zerstochene Hautbezirke abwaschen mit
Essig- oder Seifenwasser
verdünnter essigsaurer Tonerde
Salmiakgeist
bei deutlicher Erkrankung
parenterale Gabe von Kreislaufmitteln
Antihistaminika oder Kortikosteroide
Flüssigkeitstherapie
Prophylaxe:
weidende Rinder beim ersten Auftreten größerer Kriebelmückenschwärme aufstallen
in gefährdeten Gebieten Nachtweidegang vom 15. April bis 15. Juni
Insektizide, Repellentien
Ektoparasitenbefall beim Schaf
1.
Haarlinge
Lepikentron ovis
Symptome
Ausfall von Wollhaaren an einer Stelle Juckreiz Scheuern mehr Haarausfall
Verdickungen der entzündeten Haut (lassen evtl. Räude vermuten)
Therapie bei regelmäßiger Schur keine Probleme
2.
Läuse
Linognathus
3.
Räudemilben
Psoroptes ovis ANZEIGEPFLICHT; Körperräude, nimmt an Bedeutung wieder zu
Sarcoptes ovis (Kopfräude)
Chorioptes bovis (Fußräude)
4.
Zecken
Ixodes ricinus
Dermacentor marginatus
5.
Schaflausfliege
Melophagus ovinus
5mm
stark behaart
flügellos
Problem v.a. im Winter bei Mangelernährung
bis 400 Tiere/Schaf
Übertragung von Tier zu Tier
Symptome
Unruhe, Anämie, Abmagerung, schlechte Wollqualität durch Scheuern
Hautverletzungen Eintrittspforte für Bakterien und Myiasiserreger
Therapie
regelmäßige Schur
Phosphorsäureester, makrozyklische Laktone (gegen Blutsauger)
6.
Nasendasselfliegen
Oestrus ovis
Fliegen vivipar
Larven werden während Flug in Nase „geschossen“
v.a. an warmen, windstillen Sommertagen
Wanderung in Nasenmuschel und Nasenhöhle
Larve 1 macht Winterruhr
im Frühjahr Entwicklung von Larve 2
wird ausgeniest/ausgehustet
verpuppt sich am Boden
Symptome
Juni bis August Schleudern des Kopfes, Reiben des Kopfes an Beinen, Boden
im Frühjahr Nasenausfluss, Stridor nasalis
Therapie
Closantel (Fluktiver®) eigentlich Leberegelpräparat
WZ essbares Gewebe 42d, bei Milchschafen nicht zugelassen
7.
Myiasis = „Madenfraß“
Hautbefall v.a. von Schmeißfliegenlarven
Eiablage an verdeckten, feuchten Stellen (Analregion)
Larven bohren sich durch Haut, starke Entzündung der Unterhaut
Symptome Juckreiz, Unruhe, AB , unangenehmer Geruch, evtl. Sekundärinfektionen
Therpie Maden entfernen und abtöten (Pyrethroide, Ivomec®)
Trichophytie
Ätiologie
Trychophyton verrucosum, seltener Tr. mentagrophytes
zooantropophil, d.h. sie leben und wachsen nur in der Haut von Tieren
Sporen können jahrelang in der Umgebung überleben
prädisponierend
feuchtwarmes Stallklima
dicht gedrängte Aufstallung
Mangel an Vitamin A
anderweitige Schwächungen, insbesondere solche der Haut
Epidemiologie
Bedeutung Häute für die Lederindustrie von geringerem Wert
v.a. Kälber und Jungrinder, aber auch erwachsene Tiere, wenn sie in der Jugend nicht infiziert waren
beim Rind häufig Stallenzootie
Übertragung
direkt
indirekt über Gerätschaften, Personen etc.
wahrscheinlich auch über Läuse
Pathogenese
Pilz lebt in verhornten Hautschichten (keratophil)
befällt die Haarfollikel
wächst weiter in den betreffenden Haarschaft oder in seinen Bulbus ein
Haarausfall
Virulenzfaktoren u.a. Keratinasen
Klinik
Verlaufdauer
IKZ 1-4 Wochen
maximale Ausbildung 4 Wochen
Spontanheilung nach 1-3 Monaten mit nachfolgender m.o.w. stabiler Immunität
Vorzugslokalisationen
bei Jungrindern Kopf und Hals
bei erwachsenen Tieren mehr am Körper
rundlich-ovale, scharf abgesetzte, von schuppig-krustigen, hellgrauen Belägen bedeckte haarlose Bezirke
nässen in schweren frischen Fällen ausnahmsweise oder sogar bluten
kein jucken
Veränderungen dehnen sich zentrifugal aus
tiefgreifende und langanhaltende Veränderungen wahrsch. durch Tr. verrucosum var. ochraceum
beim Menschen erheblicher Juckreiz und Neigung zu Pustelbildung
Diagnostik Hautgeschabsel, KOH 20%, Mikroskop
Therapie:
Ganzkörperspray (Natamycin Mycophyt® oder Enilkonazol Imaverol®)
orale Griseofulvinbehandlung
Desinfektion von Stall und Geräten (z.B. Chlorkalk, Na-Hypochlorid)
Prophylaxe:
zweimalige Vakzinierung des gesamten Bestandes mit einem Lebendimpfstoff Immunität hält jahrelang an
Stomatitis papulosa
Ätiologie Pockenvirus des Genus Parapoxvirus
Epidemiologie
v.a. Jungtiere von 2 Wochen bis zu 2 Jahren
Zoonose lokale papulöse bis pustulöse Hautveränderungen an Händen, Armen und Beinen
Infektion über Speichel, Nasensekret und Atemluft
prädisponierend wirken Immunsuppression und Vorschädigung der SH
Klinik
Hyperämie der MaulSH und Virusvermehrung im Stratum spinosum
darüber liegende Zellschichten degenerieren
bilden ein leicht erhabenes graugelbes Areal
wird peripher durch einen roten Rand zur unversehrten Schleimhaut abgegrenzt
zyklische Allgemeininfektion
klinisch inapparent oder Manifestation an MaulSH, Pansenmukosa, Zitzen- und Euterhaut
multiple papelförmige Entzündungen
Durchmesser bis zu 5 cm
AB meist obB , evtl. WA , Speichel, selten leichtes Fieber
Prozess dauert bis zur Abheilung meist 1-2 Wochen
mitunter protrahierter Verlauf immer wieder akute Schübe
unter ungünstigen Bedingungen Sekundärinfektionen
Immunität
schwache, zeitlich begrenzte (zellgebundene) Immunität
Reinfektionen nach einem halben Jahr möglich, verlaufen aber milder
Behandlung häufig Selbstheilung, Betupfen mit Jod-Glycerin-Lösung
Impfung attenuiertes ovines Parapoxvirus (Orf virus)
Euterpocken
MELDEPFLICHT
Ätiologie Parapoxvirus
Epidemiologie
v.a. in der kalten Jahreszeit sporadisch bis enzootisch auftretend
leicht auf empfängliche Kühe, Kälber sowie den Menschen übergehende Infektion
zum Haften der Infektion bedarf es oberflächlicher Defekte an den Zitzen
Inkubation: 5-10 Tage
Klinik
Veränderungen an den Zitzen, mitunter auch auf der Euterhaut
kleine gerötete Flecken
in deren Bereich rasch 5-8 mm große, dunkelrote, halbkugelig werdende Papeln
nur anfangs schmerzhaft
verwandeln sich teilweise in Bläschen und bedecken sich mit dunkelbrauner Kruste
Austrocknung und Abstoßung der Krusten
Häufig bakterielle Infektion des betreffenden Euterviertels
Mensch:
Läsionen an Fingern, Händen oder Armen
bleiben als juckende, indurierende „Melkerknoten“ oft wochenlang lästig
mitunter fieberhafte Allgemeinstörung und starke Anschwellung der infizierten Hand
Behandlung, Prophylaxe
Melkhygiene
palliatives Auftragen von hautschonender, epithelisationsfördernder Glyzerin-, Lanolin- oder Lebertransalbe
Ecthyma contagiosum
Ätiologie Parapoxvirus, ZOONOSE
Pathogenese
Virusaufnahme über kleine Hautverletzungen
erst lokale Vermehrung
später Virämie
Generalisierung möglich
Symptome
1. Maul-Lippenform (labiale Form)
gutartig
Veränderungen im Maulbereich
Schmerz beim saugen oder kauen
Abmagerung
nach einigen Wochen Heilung
bösartig
Virulenzsteigerung durch Tierpassagen
auch tiefer Schichten betroffen
Sekundärinfektionen
oft tödlicher Ausgang
Speicheln, Kopf ödematös geschwollen
2. Fußform (podale Form)
Veränderungen an Kronsaum, Ballen, Zwischenklauenbereich, kann bis Ausschuhen gehen!
Komplikation: Moderhinke
3. genitale Form
Vulva, Schwanzunterseite, Euter betroffen
Komplikation: Mastitis
Lämmer infizieren sich beim Saugen
4. maligne Form (generalisiert)
Vermehrung auch in inneren Organen
schwere Allgemeinerkrankung
Prophylaxe
Vakzinazion mit attenuierten Orf-Stämmen
Lämmer im Alter von 1-2 Tagen
Wiederholung nach 2 Wochen und 3 Monaten
danach im Abstand von 6 Monaten
Quarantäne
Papillomatose
Ätiologie
Papillomaviren aus der Familie der Papovaviridae
mind. 6 Serotypen bei Rindern verursachen m.o.w. klar unterscheidbare klinische Bilder
2 Untergruppen
Gruppe A: BVPV 1,2 und 5 machen Fibropapillome,
Gruppe B: BVPV 3,4 und 6 verursachen epitheliale Papillome
Epidemiologie
Infektion
fast stets über Verletzungen der Haut oder Schleimhaut
direkt oder indirekt
Inkubationszeit: 2-6 Monate
Immunität: nach überstandener Papillomatose lebenslange Immunität
Klinik
BVPV 1:
zerklüftete Fibropapillome
an Zitzen, Penis
im Alter bis 2 Jahre
verschwinden i.d.R. von selbst
BVPV 2:
Fibropapillome
an Kopf, Hals, Triel, Rücken, Bauch und Anogenitalregion
im Alter bis 2 Jahre
können sehr groß werden (30-40 kg Warzengewebe)
können zu Entwicklungsbeeinträchtigung und mechanischen Behinderung führen
durch oberflächlichen Gewebszerfall übler, käseartiger Fäulnisgeruch
BVPV 5:
filiforme, reiskornähnliche Fibropapillome
an den Zitzen
meist weißlichen Warzen
Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter zu
BVPV 3:
atypische Papillome
bei Rindern aller Altersstufen
sie sind flach, rundlich und haben feine Fortsätze
können überall am Körper vorkommen, auch an den Zitzen
haben keine Selbstheilungstendenz
BVPV 4:
flache Papillome
im Bereich von Maulschleimhaut, vor allem aber Ösophagus und Vormägen
gewisse Tendenz zur malignen Entartung
möglicherweise nach Einwirkung eines Toxins im Adlerfarn
BVPV 6:
zerklüftete Papillome am Euter
Behandlung:
bei starkem Papillombefall nur Exstirpation
Abdrehen, Abreißen, Abquetschen, Herausdrücken, Abschneiden am sedierten Patienten
dabei und danach wird der betreffende Hautbereich mit Seifenwasser oder 1%iger Natronlauge abgespült
Blutstillung durch Thermokauter, Unterbinden oder Ansetzen der Burdizzo-Zange
Prophylaxe Schutzimpfungen mit stallspezifischer, abgetöteter Vakzine
Euter-Schenkel-Dermatitis
Prädisposition
v.a. Erstkalbinnen im ersten Monat nach der Geburt
großes Euter und stark ausgeprägtes Euterödem
Pathogenese
Reizung der aufeinander reibenden Hautflächen infolge von erhöhtem Druck und vermehrter Feuchtigkeit
nachfolgende unspezifische bakterielle Hautinfektion
Klinik
meist beidseitig, oft aber in unterschiedlicher Ausdehnung
Einteilung in 5 Stadien
1. vermehrte Schweißbildung, Rötung (Erythem), vermehrte Wärme
2. nach 2-3 Tagen Hautverdickung, Haut wird oberflächlich schmierig und blass
3. nach 3-6 Tagen beginnende Demarkation mit rötlich erhabenem Randsaum, unangenehmer Geruch
4. Abstoßung der abgestorbenen Haut, bis zu mehrere cm tiefe Löcher
5. Granulation und Reepithelisierung
AB meist obB, evtl. FA , Abmagerung und Leistung
zeitweise klammer, breitbeiniger Gang, vermehrtes Liegen
Heilungsphase: Reepithelisierung vom Rand her Narbenbildung
Behandlung
mühsam, wenig effektiv
erfolgt möglichst am niedergelegten Tier mit gespreizten Hintergliedmaßen
gründliche Reinigung und Abwaschen mit milden, desinfizierenden Lösungen
abgestorbene Hautteile entfernen
leicht adstringierende und desinfizierende Lösungen oder Gele auftragen
keine Pulver, Puder oder Salben verwenden!
nach jedem Melken wiederholen
Furunkulose ("Sterzwurm") und Akne
Ätiologie
Erreger meist Staphylococcus aureus
massive Infektion i.d.R. nur bei Hautabwehrkraft und Hygiene
Akne = durch bakterielle Infektionen verursachte multiple Entzündungen der Haarbälge und Talgdrüsen
Furunkulose = geht mit Gewebenekrose und eitriger Einschmelzung tieferen Schichten der Lederhaut einher
Pathogenese
Akne:
nach Eindringen von Eitererregern Sekretverhaltung in Talgdrüsen und Haarbälgen
Ausbildung eines linsen- bis bohnengroßen Knötchens
wandelt sich in Eiterpustel um
entleert sich nach außen
Zerstörung der Haarbälge
Haarausfall
Furunkulose:
multiple haselnuss- bis faustgroße, zunächst derbe, später aber fluktuierende, schmerzhefte Knoten
nach spontaner oder operativer Entleerung des nekrotisch-eitrigen Inhaltes granulierende Wundhöhle
Klinik
subakuter bis chronischer Verlauf
rezidivierendes Auftreten von Aknepusteln und Furunkeln
starker Juckreiz
Haut ist derb verdickt, schmerzempfindlich und mit Sekret- und Eiterkrusten bedeckt
sekundär eitrige Dermatitis oder Abszessbildung möglich
Komplikationen in Ausnahmefällen:
lokale Phlegmonen
Nekrosen
septische Allgemeinreaktionen
Behandlung:
Akne:
Hautbezirke scheren, reinigen und desinfizieren
tägliches Waschen mit milden antiseptischen Lösungen
anschließendes Auftragen gut haftender antibiotischer oder sulfonamidhaltiger Salben
Furunkulose:
chirurgische Behandlung
Hyperämisierung durch Auftragen von 20-30%iger Ichthyolsalbe
Spaltung und Ausräumen von Nekrosen
gründliche Desinfektion des Wundgebietes
bei stark ausgeprägter Akne oder Furunkulose parenterale antibiotische Allgemeinbehandlung
Prophylaxe: erkrankte Tiere isolieren; gründliche Desinfektion und Fliegenbekämpfung
Schwanzspitzennekrose
Ätiologie
Erreger:
Arcanobacterium (Actinomyces) pyogenes
Prevotella (Bacteroides) melaninogenica
Fusobacterium necrophorum
Micrococcus indolicus
meist Mischinfektionen
äußere Einwirkungen: (immer gefolgt von Infektion)
Verschmutzung und Verkrustung der Schwanzquaste beim Liegen auf kotverschmutztem Spaltenboden
chemischere Reizung durch das Kot-Harn-Gemisch
Hineingleiten des wirbellosen Schwanzendes in Bodenspalten und Festklemmen beim Aufstehen
Verletzung an ausgebrochenen Kanten
Trittverletzungen, Schwanzschlagen, Aufreiten etc.
evtl. auch Beeinflussung durch
Trichothecene
Mykotoxine
chronische Intoxikation durch Stallgase
kurze Wiederkauzeiten
Pathogenese
fast ausschließlich bei in Boxenlaufställen mit Betonspaltenboden gehaltenen Mastrindern
Entzündung beginnt i.d.R. relativ früh, tritt aber erst im 2. und 3. Mastabschnitt deutlich in Erscheinung
beginnt mit Verhärtung und Umfangsvermehrung der Spitze , verbunden mit Hyperkeratose der Haut
Schwanzspitze verliert Geschmeidigkeit
wird empfänglich für mechanische Traumen und daraus resultierende Verletzungen
in Haut zunächst feine querverlaufende oberflächliche Risse, mit schwarzroten Blutkrusten bedeckt
entwickeln sich oft zu tiefreichenden Rhagaden
in den Läsionen siedeln sich ubiquitäre Eiter- und Nekroseerreger an
rufen eine umschriebene eitrig-nekrotisierende Entzündung hervor
bei günstigem Verlauf Demarkation und komplikationsloses Abfallen des Schwanzendes
nicht selten aszendiert die Infektion jedoch
Entzündung dehnt sich mit chronischer Eiterung, Abszessbildung und Nekrose bis zur Schwanzwurzel aus
kann auf Cauda equina und Rückenmark übergreifen (Schwanz- und Nachhandlähmung)
kann über den Blutweg auch Gelenke, Knochenmark, Herzklappen, Lunge und andere Organe einbeziehen
Klinik
AB , FA , Gewichtszuwachs
später Lähmungen, Polyarthritis und Endokarditis
rektale Untersuchung ergibt deutliche Schwellung der Darmbeinlymphknoten
Behandlung
in fortgeschrittenen Fällen mit Lähmungserscheinungen, Polyarthritis und Endokarditis Euthanasie
konservative Behandlung
im Anfangsstadium bei regelmäßiger Kontrolle
Schwanzende reinigen, Schwanzquaste kürzen oder scheren
Schwanzspitze intensiv mit desinfizierender Lösung benetzen und mit geeigneter Paste abdecken
evtl. mehrtägige systemische antibakterielle Behandlung
meist keine völlige Heilung, aber Fortschreiten der Krankheit kann verhindert werden
chirurgische Behandlung
sobaold Eiterung vorhanden
blutige Amputation des Schwanzendes im noch gesunden Gewebe e
Operationsgang:
kleine Extraduralanästhesie, Rasur und Desinfektion
oberhalb der Operationsstelle abbinden (z.B. Stauschlauch Blutstillung)
für das Absetzen geeignete Zwischenwirbelscheibe lokalisieren
den umkleidenden Hautschlauch leicht proximal ziehen
Bandscheibe kennzeichnen (Kanüle)
zirkulärer seitlich keilförmig geführter Hautschnitt
Absetzen des Schwanzendes
Blutgefäße mit resorbierbarem Kunststofffaden legieren
nach antibiotischer Versorgung Haut durch Seidenhefte über dem Stumpf verschließen
mit Wundspray abdecken
evtl. Verband und systemische antibiotische Therapie (auf Wartezeit achten!)
Nabelentzündung beim Kalb und mögliche Komplikationen
Anatomie des Nabels und Physiologie bei Geburt
Nabelstrang von Amnionscheide umhüllt
enthält die beiden Nabelarterien, die beiden Äste der Nabelvene und den Harngang
Blutstrom
aus den Aa. Iliacea internae zweigen Aa. umbilicales ab
dadurch wird sauerstoffarmes Blut zur Plazenta geleitet
Anreicherung mit Sauerstoff und Nährsubstraten
wird über V. umbilicalis der fetalen Leber und z.T. teils über Ductus venosus Arantii der V.cava caud
zugeführt
Urachus verbindet fetale Harnblase und Allantois
Venen (2) des Nabelstranges
vereinigen sich kurz vor Passieren des Nabelringes zur einheitlichen Nabelvene
deren Adventitia ist fest mit dem Nabelring verwachsen
wird intraabdominal von einer Bauchfellduplikatur umschlossen, dem späteren Lig. falciforme
sie selbst obliteriert nach der Ruptur zum Lig. teres
ungestörter Geburtsverlauf
Nabelschnur bzw. die Amnionscheide zerreißt oft schon intravaginal während des Austreibens
sonst kurz danach
Arterie
zerreißt etwa eine Handbreite distal der häutigen Nabelöffnung
in diesem Bereich Verdünnung der Arterienwand
Prädilektionsstelle für den natürlichen Riss der Gefäße
daraufhin Kontraktion der Gefäßmuskulatur
Aa. umbilicales gleiten weit in die Bauchhöhle zurück
Nabelstrangvenen
zerreißen meist unmittelbar vor ihrer Vereinigung im Nabelring
gewöhnlich verbleiben 1-2 cm lange zerfaserte Stümpfe
werden von Blutthromben verschlossen
Urachus
zerreißt meist in Höhe des Nabelringes
retrahiert ebenfalls in das Abdomen
zugleich schließt sich seine Verbindung zur Harnblase
im Lauf der ersten Lebenswoche zieht sich der Hautnabel zusammen
anfangs feuchte Amnionscheide verfällt der Mumifikation
Unterscheidung der Nabenelntzündungen
Omphalitis
Entzündung der außerhalb des Nabelringes gelegenen subkutanen Teile
oft mit Abszessbildung (O. apostematosa)
Omphalophlebitis/Omphaloarteriitis
aszendierende Infektion mit Entzündung der Nabelvene bzw. einer oder beider Nabelarterien
Urachitis
eitrige Entzündung des Harnganges
ohne oder mit Beteiligung der Blase (Urachocystitis)
Omphalovasculitis multiplex
Prozesse treten nebeneinander auf
Fistelbildung
Ätiologie A.pyogenes, aber auch Streptococcus spp., Staphylococcus spp., F.necrophorum, Pasteurella spp.,
Proteus spp., Bacteroides spp. und E.coli
Pathogenese
Nabelstrang mit Blut bildet guten Nährboden für Keime (aus Umgebung oder hämatogen)
akute Entzündung des sc Gewebes im Bereich des Hautnabels oder/und aszendierende eitrige Vaskulitis
Komplikationen durch Aszendierung oder Abszedierung
in der Nabelvene aszendierende Infektionen
chronische fistulöse Eiterung aus dem geschwollenen Hautnabel
intravaskulären Abszess
können kranialwärts in die Leber einwandern Abszesse
Keime können über die Lebervenen und den Ductus venosus in den Blutkreislauf gelangen
einseitigen Omphaloarteriitiden
kaudodorsal im Abdomen Abszess
umfangreiche peritoneale Verwachsungen mit den benachbarten Organen
evtl. Aa.iliacae und Bauchaorta einbezogen durch Thromben verschlossen
Zehengangrän an den Hintergliedmaßen
aufsteigende Infektion des Urachus
häufig Abszessbildung mit kollateraler Entzündung
in anderen Fällen eiternde Nabelfistel oder Offenbleiben des Harnganges mit Blaseninfektion
findet Urin aus persistierendem Harngang keinen Abfluss Urachuszyste
häufig mehrere oder alle Nabelgefäße betroffen
Klinik
Umfangsvermehrung des Nabels
verdickt, warm, schmerzhaft
diffus teigig bis derb, fluktuierend oder von einem derben, druckempfindlichen Strang durchzogen
aufgekrümmter Rücken
FA , Entwicklung
evtl. Lungen- oder Gelenkerkrankungen
Nabelhaare oft durch übelriechenden Eiter verklebt
lässt sich aus der Fistelöffnung herauspressen
bei Vesikoumbilikalfistel entleert sich hier mit Eiterflocken durchsetzter trüber Harn
ausnahmsweise können sichtbare Veränderungen der Nabelregion fehlen
Prognose
je nach Fortschreiten der Infektion
gut extraabdominal gelegene Nabelentzündungen
schlecht Verwachsungen, Abszessen, Keimstreuung, Abmagerung und Störung des Allgemeinbefindens
Behandlung
konservativ
wenn Omphalitis phlegmonosa noch in der Frühphase
mehrtägige systemische antibakterielle Therapie
örtliche Hyperämisierung (Ichthyolsalbe 30%ig)
teilchirurgisches Vorgehen
wenn größerer externer Abszess vorliegt
wird am tiefsten Punkt gespalten
mit desinfizierender Lösung spülen
evtl. vorsichtiges ausschaben
Drainage
chirurgische Behandlung
via Laparotomie
Prophylaxe
routinemäßige Nabelhygiene und Nabeldesinfektion
wenn Nabelschnur unmittelbar am Hautnabel abreißt sofortiges Vernähen der Hautöffnung mit Kürschernaht
Unterhautemphysem
Ursachen
Ansaugemphysem
von außen durch Hautwunden
insbesondere nach penetrierenden Hautverletzungen an Vorbrust, Schulter, Ellbogen oder Kniefalte
durch Körperbewegungen wird Luft durch die Wunde in die Unterhaut gesaugt
traumatisches Emphysem
von innen, durch lufthaltige Organe
nach operativer Eröffnung der Bauchhöhle
dabei in die Bauchhöhle eingeströmte Luft gelangt durch eine verbliebene Bauchfellöffnung in die Unterhaut
kann nicht durch die vernähte oder verklebte Hautwunde nach außen
schweres akutes Lungenemphysem
Luft entwicht aus geplatzten Lungenalveolen
kann im Interstitium subpleural über das Mediastinum in die Unterhaut vordringen
bakterielle Gasbildung
Zusammenhang mit gutartigen oder bösartigen Anaerobierinfektionen
gehen meist von kleinen, verunreinigten Schleimhautverletzungen aus
Symptome
Haut und Haare bleiben unverändert
starke Luft- oder Gasansammlung
es entsteht eine subkutan verschiebliche Umfangsvermehrung
bei Betastung puffige Konsistenz und Knistergeräusche
keine Entzündungserscheinungen und Schmerzhaftigkeit (außer bakteriell bedingt)
können nur langsam resorbiert werden
größere Emphyseme verschwinden erst innerhalb von 4-6 Wochen
Perkussion: tympanischer Schall
Behandlung
einfache Emphyseme ohne allgemeine Krankheitserscheinungen
keine Behandlung
CAVE: kein Entleerungsversuch mittels Eröffnung einer Hautwunde! wegen Gefahr einer Wundinfektion
Emphyseme mit Infektion
Spaltung aller erweichten Stellen
Spülung mit milden Desinfektionsmitteln
Drainage am tiefsten Punkt
örtliche und allgemeine Sulfonamid- oder Antibiotikagaben
Prognose günstig, falls steriles Emphysem, sonst eher ungünstig
Ödeme: Formen, Ätiologie und Pathogenese
Formen
physiologische Ödeme (weibl. Genitale, Euter) Östrogeneinwirkung
pathologische Ödeme
überschießendes „Geburts“-Ödem
nichtentzündliche Ödeme
örtliches Stauungsödem
allgemeines Stauungsödem
„kardiales“ Ödem
„hydrämische“ Ödeme renales und kachektisches Ödem
„Höhenkrankheit“ mit Trielödem (O2 Erys und Hb Blutdruck kl. Kreislauf )
hormonell durch Schilddrüsenunterfunktion
entzündliche Ödeme
bakterielle Infektionen
Allergien
s.c. oder paravenöse Injektion gewebeunverträglicher Arzneimittel
Pathogenes
Unterhautödeme von charakteristischer teigiger bis leicht schwappender Konsistenz
Fingereindrücke bleiben längere Zeit bestehen
bei längerem Bestehenbleiben entwickelt sich reaktive Bindegewebezubildung
fortschreitende Verhärtung des ödematisierten Gewebes
bei sekundärer bakterieller Infektion des Ödems entwickelt sich eine Phlegmone
a)
Mangel an Proteinen (Hypoproteinämie)
Ödeme dann bevorzugt an Kehlgang und Triel
z.B. durch
Parasitose Eiweißentzug, gestörte Proteinverdauung
Resorptionsstörungen im Darm Paratuberkulose
vermehrte Proteinausschüttung Nierenerkrankungen wie Amyloidnephrose
b) Erhöhung des hydrostatischen Drucks = kardiale Ödeme (Stauungsödeme)
bei Rückflussschwierigkeiten des Blutes zum Herzen bei mangelnder Ausdehnungsfähigkeit in der Diastole
hervorgerufen durch raumfordernde Prozesse im Herzbeutel, z.B.
Pericarditis traumatica mit Eiteransammlung
Blutungen in Herzbeutel
idiopathische Kardiomyopathie
tumoröse Prozesse (Herzbeutelknekrose)
Leitsymptom bei kardialen Ödemen große Venen vermehrt gestaut
c)
entzündliche Ödeme
laufen in einem umschriebenen Gebiet ab, oft an Gliedmaßen
z.B. durch
Durchblutungsstörungen (schnürende Verbände, Kapillarwandschäden)
Injektion gewebsschädigender/-reizender Substanzen
Infektionserreger
malignes Ödem (Clostridium septicum) Gas-/Rauschbrand
benignes Gasödem perf. Verletzung gasbildende Bakterien
Hämatome
= auf Gefäßläsion beruhende, extravasale Ansammlung von Blut im Bindegewebe
Ursachen
meist traumatisch bedingt
bestandsweise gehäuftes Auftreten von Hämatomen meist Blutungsbereitschaft (hämorrhagische Diathese)
„Klopfhämatome“ am Unterbauch (v.a. Eutervene) kräftige Schmerzperkussion
Lendenhämatome wildes Bedecken
Euterspiegelhämatome Juckreiz (Läusebefall)
subseröse Hämatome evtl. nach Schwergeburten (breite Mutterbändern, Nierenkapsel, Gekröse)
muskuläre Hämatome fibrillärer Muskelzerreißung
postoperative Wundhämatome ungenügende Versorgung der durchtrennten Gefäße
Klinik
subkutanes Hämatom
scharf begrenzte Umfangsvermehrung
weist deutliche Fluktuation auf
bildet bei entsprechender Größe einen sich bodenwärts verbreiternden, schwappenden Sack
Haare und Haut zunächst unverändert
extrem große oder multiple Hämatome
akute Anämie
später mitunter apathisches Verhalten und bis zur Kachexie fortschreitende Abmagerung
Diagnose
Klinik
Punktion
nur in unklaren Fällen
unter völlig sterilen Kautelen
frisches Hämatom
entleert sich im vollen Strahl
frisches oder leicht fade riechendes hämolysiertes Blut
dunkelrote oder rötlich-gelbe Farbe oder rötliches Serum
mehrere Monate alte Hämatome
visköse, honigähnliche Flüssigkeit
Prognose
bis zu mannskopfgroße Hämatomen Spontanheilung in 4-6 Wochen
bis medizinballgroße Hämatome unter entsprechender Behandlung Abheilung in 2-3 Monaten
ungünstig bei
bereits abgemagerten bis kachektischen Tieren mit großen oder multiplen Hämatomen
waschwannengroßen Hämatomen im ventralen Bauchbereich
infizierten Hämatomen
Behandlung
nur bei größeren Hämatomen notwendig
bei Anämie ein- oder mehrmalige Bluttransfusion, die gleichzeitig gerinnungsfördernd wirkt
nach 1-2 Wochen lokal hyperämisierende Maßnahmen
Spaltung eines Hämatoms sollte erst 3-4 Wochen später unter sterilen Bedingungen geschehen
Fütterung
bei besonders großen oder multiplen Hämatomen
vollwertig, insbesondere aber eiweißreich
Phlegmonen
= zellige Infiltrationen des sc Bdgw, denen eine akute, jauchige oder nekrotisierende Entzündung zugrunde liegt
Ätiologie
einfach septische Phlegmonen
Folgen einer lokalen oder allgemeinen bakteriellen Infektion
Eiter- und Fäulniserreger oder spezifische Keime dringen durch kleine Wunden ein
besonders häufig im Kehlgang, im ventralen Halsbereich und an den Gliedmaßen
außerdem postoperative Phlegmonen
bei schweren Bewegungsstörungen
bei festliegenden Tieren (Dekubitalphlegmonen)
bei Pyämie
gutartige Gasphlegmone
Bacillus putrificus verrucosus
Bacterium proteus (Proteus vulgaris)
Staphylokokken
A.pyogenes
bösartige Gasphlegmone
Rauschbrand und Pararauschbrand
aseptische Phlegmonen
nach versehentlicher oder fehlerhafter sc und paravenöser Injektion gewebereizender Arzneimittel
gelegentlich nach Insektenstichen
Klinik
Palpation
mäßig derbe, wenig eindrückbare, nicht scharf abgegrenzte Umfangsvermehrung
ausgeprägte akute Entzündungssymptome
in ihrer Peripherie häufig mehr teigige Konsistenz
im Zentrum abszedierender Phlegmonen m.o.w. deutliche Fluktuation
putride Phlegmonen
zuweilen bakteriell bedingte bedingte Gasbildung (gutartige Gasphlegmone)
ist aber geringer und breitet sich weniger rasch aus als bei den malignen Gasphlegmonen
AB je nach Lokalisation und Größe gering- bis hochgradig gestört
Körpertemperatur meist nur vorübergehend fieberhaft erhöht
Komplikarion
Vordringen der eitrigen oder jauchigen Infektion in tiefere Gewebeschichten (subfasziale Phlegmone)
Einbrechen in Synovialräume oder Körperhöhlen
Übertritt der Erreger in Lymph- oder Blutbahnen
Pyämie oder Sepsis
chronische oder rezidivierende Phlegmonen
meist starke Bindegewebszubildungen (Haut- und Unterhautverhärtung)
Behandlung
septische Phlegmonen
parenterale AB-Gabe
der Blutspiegel muss bis zur Resorption oder Abgrenzung der Phlegmone aufrecht erhalten werden
lokale Behandlung in allen Fällen
anfangs Azetatmischung, später aber hyperämisierende Salben
warmes Abbaden oder Angussverbände
jauchige oder abszedierende Phlegmone
nach Probepunktion an tiefster Stelle inzidieren, sobald deutliche Fluktuation auftritt
nekrotisierende Prozesse
spontane Demarkation abwarten
Abszeß
Ätiologie
Erreger:
gewöhnliche Eiter- und Nekrosebakterien
ubiquitäre Fäulniskeime
spezifische Keime (Actinobacillus lignieresii, Mykobakterien)
eitrige, jauchige oder auch nekrotisierende Gewebeeinschmelzung
Ursachen meist folgende Primäererkrankungen
phlegmonöse Prozesse
infizierte Hämatome
Wunden aller Art
nach Eindringen von Fremdkörpern
multiple und metastasierende Abszesse als Folge bakterieller Allgemeininfektionen
bei Dekubitus
Formen
ein- oder mehrkammerig
Größe walnuss- bis fußballgröße
Klinik
lokaler Befund wechselt mit Alter der Abszesse
frische Prozesse:
undeutliche Abgrenzung
ausgeprägte kollaterale Entzündungserscheinungen
geringe Fluktuation
ältere, sog. kalte Abszesse:
von der Umgebung durch Kapselbildung deutlich abgegrenzt
ähneln palpatorisch einem prall mit Flüssigkeit gefülltem Gummiball
meist weitgehend schmerzlos
weisen keine schwerwiegenden Entzündungserscheinungen mehr auf
zeigen aber oft eine zum Durchbruch neigende lokale Verdünnung ihrer sonst dicken Kapsel
meist keine Allgemeinen Krankheitserscheinungen
Diagnose
Probepunktion
dünnflüssiger, missfarbener, stinkender Inhalt oder
dickflüssig-rahmartiger Inhalt oder
zuweilen auch flockiger, häufig grünlichgelb gefärbter Eiter („Pyogeneseiter“)
bei stark eingedicktem Inhalt Eiterpfropf an der Spitze der Punktionskanüle
Prognose
günstig
Ausnahme multiple oder metastasierende Abszessbildungen, spezifischer Infektionen
Komplikationen können infolge Abszessdurchbruchs nach innen entstehen
Behandlung:
schlecht abgegrenzte Abszesse durch Hyperämisierung zur Reifung bringen
Spaltung
Abscheren der Haare und Desinfektion der Haut
Abszess im Bereich seiner deutlichsten Fluktuation in vertikaler Richtung mit dosiertem Schnitt eröffnen
wird bei Bedarf unter Fingerkontrolle erweitert
Abfluss des Inhalts
Höhle mit antiseptischer Lösung ausspülen
abschließend Wundhöhle locker mit Gaze austamponieren (Drain nötigenfalls durch ein Hautheft fixieren)
Nachbehandlung
je nah Größe und Lage des Abszesses
mehrmaligen Tamponwechsel
Wiederholung der antiseptischen Spülung in Abständen von 1-3 Tagen
zur Anregung der Granulation hyperämisierende Bäder oder Salben
Aktinomykose
Ätiologie
Actinomyces bovis
grampositiv
fadenförmiger Anaerobier
gehört zur normalen Mundflora bei Rindern und Menschen
betroffen v.a. jüngere erwachsene Rinder wahrscheinlich Zusammenhang mit Zahnwechsel
Klinik
zunehmende Knochenverdickungen an Unter- oder Oberkiefer
in unbehandelten Fällen groteske Deformationen
Beeinträchtigung von Nahrungsaufnahme und/oder Atmung
umgebende Weichteile können sekundär beteiligt sein
Therapie:
Jodbehandlung:
aus Stammlösung (10 g Jod, 120 g Kaliumjodid, 180 g Natriumjodid, Aq.dest. ad 1000 ml)
15 ml pro 100 kg Lebendmasse mit der 5fachen Menge an Aq.dest. verdünnen
am 1., 5. und 12. Tag streng intravenös verabreichrn
gelegentlich nach Jodbehandlung Jodismus
Tränenfluss, Anorexie, Husten
nachfolgende Schuppenbildung (Jodexanthem)
Verkalbungen bei hochträchtigen Kühen beschrieben (Risiko scheint sehr gering)
AB
am 2. bis 4. Tag
chirurgische Behandlung: Eröffnung, Ausräumung, Drainage des aktinomytischen Granuloms
Aktinobazillose = Holzzunge
Ätiologie
Actinobacillus lignieresii
gramnegativer Kokkobazillus
Epidemiologie
weltweit
Eintrittspforte kleine Verletzungen der Schleimhaut durch harte Futterteile oder Hautverletzungen
Klinik
Beginn ist meist akut
Fressunlust, Speichelfluss, eigenartige Zungenbewegungen
Zunge ist geschwollen, derb, besonders an der Basis, und druckempfindlich
Lymphknoten am Kopf häufig betroffen
> 90% sollen Lymphknoten im Halsbereich betreffen, < als 5% die Zunge
mitunter auch chronische lokale Infektionen an anderen Körperstellen
auch akute Verläufe mit Septikämie bei Kälbern beschrieben
Behandlung:
falls Knoten (samt zugehörigen Lymphgefäßen) chirurgisch erreichbar
Exstirpation im gesunden Nachbargewebe
oberflächliche, bis hühnereigroße Granulome können mit dem Thermokauter ausgebrannt werden
zur zusätzlichen oder allgemeinen Behandlung „Jodkur“ (s.o.)
Antibiose Sulfonamiden, Trimetoprim-Sulfonamidkombinationen, Penicillin oder Streptomycin, Tetracyclin
Lymphapparat und Kreislauf
BLAD bovine Leukozyten-Adhäsions-Defizienz
Ätiologie
einfach autosomal-rezessiver Erbgang
Punktmutation D128G
Fehlen von ß2-integrinem CD11a/CD18-Glykoprotein an der Zelloberfläche
ausschließlich beim Holstein-Rind
alles Nachkommen des US-Holstein-Bullen „Osbornedale Ivanhoe 43-189 870“
Pathogenese stört das Vermögen der Granulozyten, sich Gefäßwänden anzulagern und ins Gewebe auszuwandern
Klinik
nur bei homozygoten Merkmalsträgern
Insuffizienz der granulozytären Infektabwehr
Kälber
bleiben in ihrer Entwicklung zurück
neigen zu rezidivierender, oft auch fieberhafter respiratorischer und/oder enteraler Erkrankung (Kümmerer)
Teilnahmslosigkeit
rauh-struppiges Haarkleid
Fressunlust, Speicheln, träge-mümmelndes Kauen und Nichtabschlucken des Futters
hartnäckig granulierende der Maulschleimhaut, Zahnfleischregression, Zahnausfall
verminderte Wiederkau- und Pansentätigkeit, Durchfall, Dyspnoe
verzögerte Wundheilung
fortschreitende unterernährungsbedingte Entkräftung
führt zum Festliegen und innerhalb zweier Monate bis eines Jahres zum Tod
Hämatologie:
ausgeprägte neutrophile Granulozytose
Hyperproteinämie Hypoalbuminämie, Hyper-y-Globulinämie
Hypoglykämie
Therapie keine, da Verlauf von BLAD nur durch Transplantation gesunden Knochenmarks beeinflussbar
Prophylaxe Merkmalsträger abschaffen und Überträgertiere von Zucht ausschließen
Kälberleukose, Thymusleukose, Hautleukose
keine Antikörper gegen das BL-Virus
keinerlei Beziehungen zwischen dieser Leukose und dem Erreger der Enzootischen Leukose des Rindes
1. Kälberleukose
Erkrankung
allgemeine Lymphadenopathie
meist 1.-6. Lebensmonat, selten bis 2 Jahre
bei Zwillingskälbern gleichzeitiges Auftreten, aber kein Hinweis auf genetische Ursache
Symptome
Vergrößerung aller palpierbaren Lymphknoten
später AB , FA , Atmungsbeschwerden
Blutbild ca. 50% der Fälle leukämisch
Sektion Körper- und Mesenteriallymphknoten vergrößert
leukotische Veränderungen in diversen Organen (KM, Herz, Thymus...)
Therapie keine, nur Eutha!
2. Thymusleukose
vorwiegend 2 Monate bis 2 Jahre alte Rinder
lympholeukotische Tumorose des Thymus sowie benachbarter Lymphknoten
häufig mit leukämischem Blutbefund
führt infolge Behinderung von Kreislauf und Atmung zum Tod führt
vermutlich erblich veranlagt
Tod nach 1-3 Monaten
unheilbar; Abstammung überprüfen!
3. Lymphatische Hautleukose
vorwiegend erwachsene Rinder, gelegentlich aber auch Kälber oder Feten befallen
mitunter wieder völlig verschwindende Hautknoten und spätere Beteiligung von Lymphknoten sowie inneren
Organen
nicht ansteckend
endet meist letal; Tötung der befallenen Tiere aus Gründen des Tierschutzes und der Wirtschaftlichkeit
Leukose erwachsener Rinder
ANZEIGEPFLICHT
Ätiologie
Bovines Leukosevirus
gehört zu den mit reverser Transkriptase ausgerüsteten Onco-RNA-Viren
Familie Retroviridae
Epidemiologie
Übertragung
transplazentar
horizontal über Sekrete und Exkrete
wirtschaftliche Verluste durch
verkürzte Nutzungsdauer
Verlust des Fleischwertes der tumorös erkrankten Tiere
Infektionsgefahr für den übrigen Bestand
Pathogenese
meist klinisch inapparent:
nach 6-8 Wochen setzt Reaktion ein
bleibt lebenslang klinisch inapparent
ist lediglich serologisch erkennbar
fortlaufender Bildung spezifischer Antikörper
bei etwa 30 % der Rinder persistierende Lymphozytose
beruht vermutlich auf Milzbeteiligung
relative bis absolute Vermehrung der im Blut kreisenden B-Lymphozyten
kl. Teil der Rinder (jährlich 0,4 %) entwickelt nach monate- bis jahrelanger Persistenz typische Geschwülste
DNA-Provirus wird in das Genom der Wirtszelle integriert bleibt zeitlebens infektiös
Klinik
serologisch nachweisbares Stadium
symptomlos
tumoröses Stadium
zunächst symptomlos
dann lösen die leukotischen Geschwülste Funktionsstörungen aus
erkennbare Beteiligung der Lymphknoten
meist asymmetrisch
betrifft nur bei einem Teil der Fälle den gesamten Lymphapparat
betroffene Lymphknoten können stark vergrößert sein
fühlen sich prallelastisch bis mäßig derb, bei intratumoraler Blutung oder Nekrose auch fluktuierend an
meist verschieblich und schmerzlos
manchmal vorkommende Beschwerden
Exophthalmus, Konjunktivialödem
Venenstauung
Atemnot
Behinderung von Abschlingen, Rejektion oder Ruktus
Störung des Geburtsablaufes
Herz- und Herzbeutelleukose:
mitunter nur perkutorische Dämpfung im ventralen Thoraxbereich
oft Herzinsuffizienz mit
frequenter, pochender oder auffallend leiser Herztätigkeit
unsauber abgesetzten Herztönen
Venenstauung oder positivem Venenpuls
später Trielödem
Leukose von Lunge oder Zwerchfell:
äußerst selten und meist nicht schwerwiegend genug, um die Atemtätigkeit zu beeinflussen
Leukose der Milz:
Splenomegalie von 30 kg und mehr möglich
gegebenenfalls im Milzbereich perkutorische Dämpfung und Klopfempfindlichkeit
schließlich Zerreißung der Milzkapsel Verbluten in die Bauchhöhle
Labmagenleukose:
Verdickung der Magenwand zunehmende Behinderung der Ingestapassage
teilw. auch abomasalen Reflux in die Vormägen
in fortgeschrittenen Fällen ist bei tiefer Palpation der Gegenstoß des tumorösen Labmagens zu fühlen
Leukose der Harnorgane:
mitunter Rückstauung von Urin
manchmal aszendierende Pyelonephritis
Weibliche Genitale:
erkennbar evtl. bei rektaler bzw. vaginoskopischer US von Gebärmutter, Zervix oder Scheide
großknotige bis unförmige derbe Massen zu fühlen bzw. als m.o.w. gestielte Gebilde zu sehen
können bei nichttragenden Rindern Sterilität, Metritis oder Ulzeration der Scheidenschleimhaut bedingen
hochgradige Zervix- oder Scheidenleukose kann Geburtsablauf behindern
Euter nur ausnahmsweise palpatorisch erkennbar befallen
Bullen:
bei Tumoren an Hoden, NH, Samenleiter oder Samenblasen Spermaqualität oder Unfruchtbarkeit
Leukose der Rückenmarkshäute:
meist im lumbosakralen Bereich der Meningen
Kompression der Cauda equina Parese der Nachhand vollständige Paralyse
Unterscheidung von traumatisch bedingten Lähmungen
Behinderungen der aktiven Beweglichkeit des Schwanzes erst nach denen der Gliedmaßen
Muskelleukose:
betrifft v.a. Zwerchfell
außerdem mitunter Hals, Schulter, Oberarm, Zwischenrippenmuskulatur, Oberschenkel und Bauchdecken
nur selten Bewegungsstörungen
nicht schmerzhaft
Behandlung
wirksame praxisgerechte Behandlungsmaßnahmen nicht bekannt
Prophylaxe, Bekämpfung:
Nichtverfüttern oder pasteurisieren der Kolostralmilch EBL-positiver Kühe
regelmäßige blutserologische Überprüfung des Bestandes
sofortige Absonderung oder Schlachtung EBL-positiver Tiere
nach Erreichen der Leukosefreiheit regelmäßige serologische Sammelmilch-Herdenkontrolle
Zukauf nur aus leukosefreien Beständen
Hämorrhagische Diathesen
1.
Akute Adlerfarnvergiftung Thrombozytopenien
Ätiologie
Aufnahme von Adlerfarn
grün oder getrocknet
wochen- bis monatelang fortgesetzt oder jahreszeitlich bedingt intermittierend
Tagesdosen, die ca. 1% LM entsprechen
enthalten knochenmarkschädigendes Ptaquilosid
je nach Dauer der Aufnahme akute hämorrhagische Diathese oder chronische vesikale Hämaturie
Pathogenese
Schädigung der Myelo- und Thrombo-, im Endstadium auch der Erythropoese
Neigung zu Infektionen verlaufen dann oft septikämisch
„IKZ“ 1-3 Monate
Klinik
zunächst FA und Wiederkauen , zeitweilige Verstopfung und allmähliche Abmagerung
bei einzelnen Tieren hämorrhagische Diathese
zuerst Abfall der Thrombozyten- und Leukozytenzahl
Prothrombinspiegel zunächst noch normal
Zahl der Erys sinkt erst in der mit Blutungen einhergehenden klinisch manifesten Phase ab
dann auch Blutgerinnungszeit verlängert, Kapillardurchlässigkeit erhöht und Fibrinretraktion verzögert
Fieber, allgemeine Schwäche, Niedergeschlagenheit, serös-schleimiger Nasenausfluss
Blutungen
intermittierend bis anhaltend
aus Nase und Vulva/Präputium, bzw. in die vordere Augenkammer
mitunter auch Blutharnen sowie/oder „Blutschwitzen“ aus insektenstichbedingten Hautläsionen
Petechien an den anämisch werdenden Schleimhäuten
subkutane Blutergüsse
Kehlgangs- und Rachenödem mit erschwerter, röchelnder Atmung (laryngeale Form Jungtiere)
schwärzlicher oder rotes Blut enthaltender, häufig auch durchfälliger Kot (enterale Form Adulte )
Behandlung:
nur wenn Thrombozytenzahl noch nicht auf < 100.000/mm³ Blut abgesunken
Versuch, die Knochenmarksfunktionen durch DL-Batylalkohol anzuregen
5 Tage lang je 1 ml in 10 ml Olivenöl i.m.
außerdem parenterale Gaben von Antibiotika
Überlebende entwickeln sich oft schlecht oder magern ab
Erkrankungs- und Todesfälle noch bis zu 6 Wochen nach Absetzen der Farnfütterung
2.
Kumarin- und Indandionvergiftung Koagulopathien
Ätiologie
dienen eigentlich als Rhodentizide
synthetische Kumarinabkömmlinge
Warfarin, Fumarin, Coumachlor, Coumatetralyl, Difenacoum und Brodifacoum
starke Antithrombin- und kapillarschädigende Wirkung
Arylindandionvertreter Pival, Pivalyn, Pindone, Valone, Chlorphacinon, Radione und Bromadiolon
sind geruch- und geschmacklos
toxische Mengen
Brodifacoum und Bromadiolon hochtoxisch, nur kleine Mengen
Rinder werden erst nach mehrmaliger Verabreichung von 200 mg Warfarin/kg LM krank
Trächtigkeit und Fetus vertragen deutlich weniger (10 Tage lang je 0,1-0,3 mg/kg LM)
die genannten Antikoagulanzien hemmen das Vitamin K
Klinik
aus geringfügigem Anlass anhaltende Blutungen
die Nasenbluten, Anämie, Zyanose, blutigen Durchfall, Blutharnen und steifen Gang (Muskelhämatome)
subkutane Blutergüsse betreffen v.a. Körperteile über vorstehenden Knochenpunkten
Blutgerinnungszeit deutlich verzögert, Thrombozytenzahl und Prothrombinspiegel herabgesetzt
RBC: makrozytäre, normochrome Anämie mit Retikulo- und Poikilozytose und vereinzelten Normoblasten
Tod meist unter allmählich fortschreitender Entkräftung (Blutverlust), seltener plötzlich (Gehirnblutung)
Therapie
Abstellen der Ursache
Vermeiden mechanischer Belastungen
wiederholte Bluttransfusionen
parenterale Gaben von Vitamin K1 oder K3 (Menadion)
3.
„Süßkleevergiftung“
Ätiologie
kommt auf Weiden wild vor
auch als Kulturpflanze genutzt
enthalten Kumaringlykoside, die selbst ungefährlich sind
unter Einfluss von Befallpilzen entwickelt sich Dikumarin
beeinträchtigt als Ant. von Vitamin K die Blutgerinnung auf Stufe von Prothrombin, Faktor II,VII,IX,X
schwerwiegende hämorrhagische Diathese
Epidemiogie
erste Erkrankungsfälle oft schon nach 2-3 Wochen nach Aufnahme
Giftigkeit entspricht nicht immer dem Grad des Pilzbefalls
Jungtiere empfindlicher als erwachsene Rinder
Gift geht auf Fetus und auch in die Milch über
Klinik
FA und schwerfällig-steifer Gang
z.T. blutiger Nasenausfluss, roten bis teerschwarzer Kot und/oder bluthaltige lachsfarbene Milch
m.o.w. umfangreiche Anschwellungen, v.a. an mechanisch exponierten Körperstellen
palpatorisch wenig druckempfindlich
mäßig prall bis fluktuierend
nicht vermehrt warm und nicht krepitierend
es handelt sich um Hämatome, die sich in allmählicher Resorption befinden
verdickte Gelenke durch Blutansammlungen
blasse, nicht ikterische Schleimhäute
erhöhte Atem- und Pulsfrequenz, mitunter auch Aborte
Blutgerinnungs- und Prothrombinzeit deutlich verlängert
Körpertemperatur nicht erhöht
Thrombozyten- und Leukozytenzahl erst im Endstadium vermindert
gifthaltige Nahrung nicht umgehend abgesetzt wird Tod
noch eine Woche nach Absetzen des verpilzten kleehaltigen Futters weitere Krankheitsfälle möglich
Behandlung:
Verfütterung von havariertem Heu oder verdorbener Silage sofort absetzen
Beunruhigungen vermeiden
Bluttransfusionen
als Antidot der Dikumarinvergiftung eignen sich Vitamin K1 oder Vitamin K3
etwa 8 Tage nach Absetzen des gifthaltigen Futters Blutgerinnung wieder normalisiert
4.
Trichothezentoxikosen
Ätiologie
Trichothezene = Mykotoxine von Befallspilzen
Unterscheidung nicht-makrozyklische und makrozyklische Trichothezene
Ausbrüche v.a. beim Verfüttern von auf dem Halm oder später feuchtgewordenem, verdorbenem
Pflanzengut
Klinik
gastrointestinale und kutane Irritation
hämorrhagische Diathese (Stachybotryotoxikose)
bestandsweise gehäuft auftretende Fressunlust oder völlige Futterverweigerung
Speicheln, Nasenausfluss, Milchrückgang
entzündliche bis ulzerierende oder nekrotisierende Veränderungen der Maulschleimhaut sowie Aborte
evtl exsudative bis nekrotisierende Kontaktdermatitis an Flotzmaul, Naseneingang, Kronsaum
mitunter Petechien oder Blutungen im Bereich der sichtbaren Schleimhäute und blutiger Durchfall
bei bedrohlichem Verlauf auch Zittern, Taumeln, Festliegen und Tod
Leuko- und Thrombozytopenie, Verlängerung von Blutungs-, Blutgerinnungs- und Prothrombinzeit
Therapie
toxinhaltiges Futter sofort absetzen und möglichst verbrennen
symptomatische Maßnahmen
Bluttransfusion
intramuskuläre Gaben von Vitamin K
Hämorrhagische Anämien
Ätiologie
Verminderung der Gesamtblutmenge infolge
Blutverlust nach außen
Blutverlust in Organ- und Körperhöhlen oder in Gewebe
Ursachen:
traumatische, toxische und geschwulstbedingte Gefäßschädigungen
blutsaugende Parasiten
Blutgerinungsstörungen
Klinik
Absinken des Erythrozyten- und Hämoglobingehaltes um > 30%
ausgeprägte Störung des Allgemeinbefindens
Schwäche, Leistungsabfall
Absinken des Erythrozyten- und Hämoglobingehaltes um > 50%
Verstärkung der Symptome
zunehmende Insuffizienz oder beginnendes Versagen des Kreislaufs
schwere Anämie (Erythrozytenzahlen < 2,5 x 10^6/mikroliter)
trotz intensiver Therapie schnell Tod durch Kreislaufversagen
Symptome
Apathie, kühle Haut, Untertemperatur
trockene, porzellanfarbene Schleimhäute
Episkleralgefäße nur schwach gefüllt
Herz
hochfrequent, unregelmäßig
auch von systolischen Nebengeräuschen begleitet
„anämische“ Nebengeräusche durch Turbulenz (nicht nur Zellen , sondern auch Viskosität)
Diagnose
Blutbild in der Frühphase:
Eisen- und Hämoglobinwerte unverändert
kann sich später in Richtung Eisen-Mangelanämie verschieben
Behandlung:
leichte bis mäßige Anämie
v.a. kausale Maßnahmen
Blutstillung
spezifische Chemotherapeutika gegen bakterielle oder parasitäre Krankheitserreger
Absetzen etwaiger blutarmutbedingender Futtermittel
ausgeprägte Anämie
zudem symptomatische Maßnahmen
rascher Ersatz fehlender Blutbestandteile
Kreislaufunterstützung sowie Anregung der Blutbildung
Vollbluttransfusion
Mangel an roten Blutkörperchen kann durch Bluttransfusion nur vorübergehend ausgeglichen werden
Lebensdauer übertragener Erythrozyten beträgt nur wenige Tage
bei hochgradiger Anämie (Hämatokrit < 12%) ist sachgemäße Blutübertragung jedoch oft lebensrettend
Durchführung
steriles Auffanggefäß mit 4 g Natriumzitrat, 2 g Askorbinsäure und 40 ml Aqua dest./l Blut beschicken
vorgesehenes Blut einem gesunden Spendertier mittels weitlumiger Aderlasskanüle entnehmen
beim Auffangen des Spenderblutes das Gefäß in rotierender Bewegung halten
damit sich Blut und gerinnungshemmender Zusatz vermischen
Übertragung auf den Empfänger unmittelbar darauf mittels Infusionskolben
vorher biologische Vorprobe: zunächst nur 50-100 ml Blut, dann 5-10 Min. warten
Gesamtblutmenge: 10-20 ml/kg LM
Hypoplastische Anämien
Ursachen
direkte Knochenmarksschädigung (Atrophie, Toxine, radioaktive Strahlen, Malignome)
angeborene oder mangelbedingte Störung der Hämoglobinbildung
durch Schädigungen des KM oft auch dessen myelo- und thrombopoetische Funktion beeinflusst
im Blut gleichzeitig Verminderung der Granulozyten und Thrombozyten (Panzytopenie)
Blutbild:
mittleres Volumen der Erys: normal – erhöht
mittlerer Hämoglobingehalt der Erys: normal – erhöht
Serumeisen: erhöht
totale Eisenbindungskapazität: normal – erniedrigt
freie Eisenbindungskapazität: normal
Serumferritin: erhöht
Hämolytische Anämien
Ursache
krankhaft gesteigerter intravasalen Erythrozytenzerfall
Störungen der Blutisotonie
die Einwirkung bakterieller und im Futter enthaltener Giftstoffe
Befall mit Blutparasiten
Pathogenese
Zerfall der Erys
Hämoglobinanstieg im Plasma immer an Albumin gebunden (da wasserunlöslich)
freies Hämoglobin wird durch Haptoglobin (in Leber gebildet) zu Haptoglobin-Hämoglobin-Komplex
Bindungskapazität des Haptoglobin wird überschritten
Hämoglobinausscheidung über Niere (Hämoglobinurie)
UV Niere
freies Hämoglobin wird zu Bilirubin 1 (indirektes Bilirubin) im RHS
in Leber Konjugation mit Glucoronsäure
wird zu wasserlöslichem Bilirubin 2 (direktes Bilirubin)
normalerweise über Galle ausgeschieden
zu viel Hämoglobin für Leber
prähepatischer Ikterus
UV Leber
Blutbild: (Frühphase)
mittleres Volumen der Erys: normal
mittlerer Hb-Gehalt der Erys: normal
Serumeisen: erhöht
totale Eisenbindungskapazität: normal
freie Eisenbindungskapazität: erniedrigt
Serumferritin: normal – erhöht
Ikterus
Babesiose Weidehämoglobinurie
Ätiologie und Epidemiologie
Babesia
in Tropen B.bigemina, B.berbera s.bovis, B.argentina
in D B.divergens, B. major
einzellige Erreger
parasitieren in roten Blutkörperchen
Übertragung
durch Zecken übertragen
in Tropen und Subtropen durch Boophilus
in D durch Ixodes ricinus, Haemaphysalis punctata
evtl. auch iatrogen, aber nur über Blut!
in Tropen und Subtropen große wirtschaftliche Bedeutung
in Babesiose-Gebieten erkranken fast ausschließlich 1-2 Jahre alte, nicht immune, eingeführte Rinder
dort aufgewachsene Tiere werden während der ersten Weideperiode infiziert und immunisiert
Infektion bei Jungtieren meist subklinisch (Jungtierresistenz + bessere erythropoetische KM-Funktion)
Infektion bei älteren, nicht immunen Rindern Erkrankung schwer oder tödlich
Pathogenese
beim Zeckensaugakt gelangen Sporozoiten in den peripheren Kreislauf
befallen Erythozyten
vermehren sich durch Zweiteilung und zerstören die Erys
Merozoiten infizieren anschließend neue rote Blutzellen
(im akuten Krankheitsstadium 10-40 % aller Erythrozyten)
nach Überstehen der akuten Infektion bleiben i.d.R. einzelne Erys befallen
latente Infektion verleiht dem Wirt eine jahrelang wirksame, babesienartspezifische Infektionsimmunität
Babesien werden transovariell in Zecken übertragen
da viele Zeckenarten überwintern können, bleiben verseuchte Weiden jahrelang infektiös
Klinik
Mortalität
bei älteren, voll empfänglichen Tieren 10-70%
durch rechtzeitige Chemotherapie und Bluttransfusion Senkung auf 5%
an ventralen und dünnen Hautbezirken Zecken oder Zeckenbissstellen
Körpertemperatur
kontinuierlicher Fieberanstieg auf 40-41 °C
hält 2-6 Tage lang an
kann bei leichtem Verlauf (Jungtiere) einziges Symptom sein
bei schwerem Verlauf sinkt T kurz vor Tod auf subfebrile Werte
Hämoglobinurie
in allen schweren Fällen vom 3.-5. Krankheitstag an
hält 1-2 Tage oder bis zum Tod des Tieres
meist mit Harnabsatzbeschwerden verbunden
Anämie
entwickelt sich schnell
mittel- bis hochgradige Störung des Allgemeinbefindens (FA )
allgemeine Schwächesymptome, herabgesetzte Hauttemperatur
bei Milchkühen schlaffes, sehr blasses oder gelblich verfärbtes Euter
SH porzellanfarben oder mehr weißgelblich (hämolytischer Ikterus)
Skleralgefäße schwach gezeichnet
Blutveränderungen:
wässrige Beschaffenheit
Rotfärbung von Plasma und Serum
starke Erythropenie mit Anisozytose und basophiler Tüpfelung der Erys
ausgeprägte Lymphozytose (bis 80% der Leukozyten)
Herz
hochfrequente und stark pochende Herztöne
vereinzelt systolisches Zischen
im Endstadium tumultuarische Herztätigkeit
Atmung
im Fieberstadium meist frequent
bei stark anämischen Tieren aber oft auffallend ruhig oder verlangsamt
Kot
anfangs flüssig, später fest und oft schleimüberzogen
Leber
Perkussion ergibt um 2-4 Fingerbreiten vergrößerte Dämpfung und geringe Schmerzhaftigkeit;
Funktionsproben positiv
Aborte
ZNS-Erscheinungen
Krämpfe, Inkoordination
bei Infektionen mit B.bigemina, B.berbera u. B.argentina
Infektionen mit B.major mitunter plötzliche Todesfälle infolge Milzruptur
Therapie
frühzeitige Anwendung spezifisch wirksamer Chemotherapeutika
Erkrankung kann in 1-2 Tagen kupiert werden
Tiere bleiben Parasitenträger, können also prämun werden
Diminazen in 7%iger Lösung tief intramuskulär (3,5-8 mg/kg LM)
Imidokarb (in Deutschland nicht registriert);
Blutbildung in Rekonvaleszenz
durch injizierbare Eisenpräparate
mineralstoffreiche Fütterung
Prophylaxe:
planmäßige Zeckenbekämpfung
Vernichtung der Überträgerzecken durch Weidekultivierung oder mit chemischen Mitteln (Pyrethroide,
Avermectine)
Thrombophlebitis der Jugular- und Eutervenen
a)
Endophlebitis aseptica
nach jeder Injektion (steril!) nach 1d lokal entstehende Verdickung der Venenwand
klingt nach 2-3d ohne Behandlung ab
nach mehrmaligem Stechen
Thrombophlebitis aseptica
10-15cm gering oder gar nicht durchlässig
fingerstark verdickt, kaum schmerzhaft
nach 4-6 Wochen wieder vollständig durchgängig
b) Thrombophlebitis purulenta
Ursache: ungenügende Hygiene bei Injektion
Symptome
Vene auf ca. 20cm daumenstark, hart und schmerzhaft, nicht mehr anstaubar
eitrig infizierter Thrombus „wächst“ innerhalb Vene nach oben und unten
beidseitig: kann zu „Dummkoller“ führen
Stauung kann zum Nilpferdkopf führen
evtl. Abszedierung:
eitrige Lungenemboli, gangränöse Pneumonie und eitrige Nephritis Lebensgefährlich!
purulente Tendovaginitiden und Arthritiden
später Demarkierung der Vene als nekrotischer Strang
Funktion wird von V.jugularis interna übernommen
evtl. Einschränkung Leistung
c)
Para-/Periphlebitis aseptica s. purulenta
Ursache
Paravenöse Infusion oder Injektion Reizung im perivaskulären Bindegwebe
lokale Erreger dazu purulente, abszedierende paravenöse Phlegmone
Symptome
aseptische Form = sulzig-ödematöse Schwellung
purulente Form = phlegmonöse Schwellung
Palpation: Vene gerade noch zu fühlen
Gewebe = vermehrt warm und schmerzhaft
AB , Fieber, FA
Therapie und Metaphylaxe
Endophlebitis/Thrombophlebitis aseptica
konservativ
1-2x/d mit Jodtinktur bepinseln
antiphlogistische Gele oder Salben
Prednisolon- oder Dexamethasonsalben
vollständige Rekanalisation wird angestrebt
Thrombophlebitis purulenta
hyperämisierende Salbenanstriche (keine Massagen!!!)
Wärme in jeder Form
Inzision, wenn deutliche Abszedierung vorhanden (CAVE: Vene nicht verletzen!)
Abstoßung der Vene und Heilung der Abszesshöhle dauert 8-10 Wochen!
Vermeidung Lungenembolie o. eitrige Nephritis AB!
bei versehentlich falscher Injektion/Infusion
in paravenöses Infiltrat Hyluronidase, 50-100ml Lokalanästhetikum oder sterile NaCl
mit Jodtinktur bepinseln
evtl. NSAID, AB (8-14d)
Thrombose der hinteren Hohlvene
Def.
partielle bis komplette Obstruktion
durch einen „weißen“ Thrombus (Abscheidungsthrombus)
Metastasierung häufig chronisch-eitrige, therapieresistente Bronchopneumonie
Ruptur Tiere werden meist in einer Blutlache tot aufgefunden
Ursachen und Pathogenese
Leberabszesse
sind der hinteren Hohlvene benachbart
brechen in diese ein
bilden von der Intima ausgehend einen fibrinösen Abscheidungsthrombus
kann das Venenlumen m.o.w. stark ausfüllen oder sogar völlig verlegen
hämato- oder lymphogene Keimverschleppung
aus entfernter gelegenen Entzündungsherden entstehen
Jungtier aus Nabelentzündungen
wichtigste Erreger: A. pyogenes, F. necrophorum
Thrombophlebitis der Jugularvene (bei seltener Thrombose der vorderen Hohlvene)
Klinik
je nach Verlauf
Abmagerung, AB , FA , Pansenmotorik , Tachykardie, Tachypnoe, intermittierendes Fieber
praktisch immer respiratorische Symptome
Thrombus in hinterer Hohlvene
Kopfschleimhäute blass und die Scheidenschleimhaut gerötet bis zyanotisch
manifestiert sich meist als metastatische Bronchopneumonie, mitunter Lungenblutungen
selten Aszites als Leitsymptom
gelegentlich plötzlicher Tod
1.
Metastatische Bronchopneumonie:
Pathogenese
Streuung von Emboli
können in Arteria pulmonalis stecken bleiben
Embolie, Endarteriitis, multiple Lungenabszesse und chronisch-eitrige Pneumonie
in Pulmonalarterie Hypertension, meist Bildung eines Aneurysmas
kann rupturieren
massive intrapulmonale oder intrabronchiale Blutung verursachen
Symptome
meist erst nach Entstehung von
Lungenabszessen
Lungengefäßthrombosen
Arrosion von Lungengefäßen
Verschlimmerung des Krankheitsverlaufs je nach Komplikation
Klinik einer therapieresistenten, rezidivierenden, eitrigen Bronchopneumonie
krankhafte Lungengeräusche, Tachypnoe und Husten
exspiratorische Dyspnoe, häufig mit Maulatmung und Stöhnen
später Arrosion von Lungengefäßen mit Lungenblutung
Blutung aus beiden Nasenöffnungen und Maulhöhle, sowie Aushusten von Blut
Kot solcher Tiere infolge Abschluckens von ausgehustetem Blut gelegentlich dunkel und schmierig
terminal meist perakutes Kreislauf- und/oder Lungenversagen
2.
Leberstauung und Aszites
zahlreiche Kollateralrouten
bringen Blut über die Eutervenen via V.thoracica int + V.cava cran zum Herz zurück
Leberstauung und Aszites erst, wenn der Thrombus
kranial der Leber lokalisiert ist
mindestens die Hälfte des Hohlvenenlumens ausfüllt
Aszites meist nicht so stark, dass er äußerlich an der Vermehrung des Leibesumfangs zu erkennen ist
3.
Plötzliche Todesfälle
Ursachen
Abschwemmung eines größeren Thrombus
massiver Eitereinbruch in die Hohlvene
Abreißen kleinerer Thrombenteilchen haben
führen zunächst zur Bildung kleiner Lungenabszesse
bei erneuter Einschwemmung der gleichen Erreger zu einem späteren Zeitpunkt
hochgradige Atemnot mit Hustenanfällen (allergische Reaktion?)
Tod
4.
weitere Komplikationen
in 10 % der Fälle Endokarditis
infizierte Thromben können auch in die Niere verschleppt werden -> eitrige Nephritis
Diagnose:
Klinik allein schwierig; Verdacht durch schwerwiegende Atemstörungen + mit Lebersymptomen
Sono
der Vena cava caudalis
Thrombus selbst kann nicht dargestellt werden
sitzt meist kranialwärts in unter der Leber gelegenem Abschnitt der Hohlvene
nachgewiesen werden kann die stauungsbedingte Dilatation der Vene
nimmt im 11./12. Interkostalraum rechts einen ovalen bis runden Querschnitt an (physiol.: dreieckig)
oft können ein Leberabszess und Aszitesflüssigkeit dargestellt werden
Röntgen
eitrige Bronchopneumonie
Verschattung im Bereich der Vene auf Höhe des Zwerchfells (Leberabszess)
Prognose infaust; die Tiere sind umgehend zu verwerten
Angeborene Herzfehler beim Kalb
1.
Angeborene Verlagerung des Herzens = Ectopia cordis cervicalis
Ursache ungeklärt
Klinik
Herz befindet sich m.o.w. vollständig außerhalb der an dieser Stelle nicht normal begrenzten Brusthöhle
meist gut sicht- und fühlbar
kopfwärts gerichtete Spitze
subkutan im Halsbereich
seltener bedeckt oder unbedeckt unterhalb des ringförmig durchbrochenen oder gespaltenen Brustbeins
oft weitere Anomalien an
For. ovale
Kammerseptum
großen Gefäßstämmen
Kälber verenden i.d.R. peripartal
in Einzelfällen zwar mit dem Leben vereinbar, aber Entwicklung und Belastbarkeit beeinträchtigt
2. Persistenz des Foramen ovale
Physiologie
während intrauterinem Leben verbindet Foramen ovale die beiden Herzvorkammern miteinander
schließt sich beim Rind in den ersten Wochen p.p.
zunächst funktionell/ventilklappenartig durch eine sich darüber legende Endokardfalte
später auch anatomisch durch Verwachsung
Klinik
nicht besonders groß wirkt sich klinisch kaum
evtl. Links-Rechts-Shunt der Vorkammern
systolisches Übertreten arteriellen Blutes aus dem linken in das rechte Atrium
pulmonaler Bluthochdruck, Dyspnoe, pochender Herzschlag
Hypertrophie der rechten Vorkammer
schließlich Zyanose (Shunt-Umkehr)
Auskultation über der Herzbasis ein kräftiges systolisches endokardiales Nebengeräusch
Tiere i.d.R. unrentabel
oft noch anderweitige kardiale und/oder extrakardiale Anomalien
3.
Kammerscheidewanddefekt (Verbindung beider Kammern)
je nach Größe und etwaigem Vorliegen weiterer Missbildungen mit dem Leben vereinbar
unkomplizierter kleiner Ventrikeldefekt kaum Klinik
größerer Defekt
zunächst m.o.w. unauffälliger Links-Rechts Shunt
Entwicklung pulmonalen Gefäßwiderstandes
sekundäre Rechtsherzhypertrophie Shunt-Umkehr
verminderte körperliche Belastbarkeit, Dyspnoe, Zyanose, verzögerter Entwicklung
Neigung zu sekundärer Polyzythämie und komplikativer bakterieller Endokarditis
u.U. auch unvermutet eintretender Tod
Palpation
Herzseitenstoß u.U. deutlich fühlbar, evtl. auch sichtbar
meist kräftiges systolisches Schwirren
Auskultation
Tachykardie
beiderseits vernehmbares holosystolisch-bandförmiges endokardiales Rauschen
Betonung des zweiten Herztones
evtl. auch Jugularvenenstauung, Trielödem, Leberzirrhose und Aszites
Diagnose Klinik, Sonographie
betroffene Tiere versprechen keinen Nutzen
4.
FALLOTsche Tetralogie
Pathogenese
Kammerscheidewanddefekt
über diesem „reitende“ (d.h. nach rechts versetzte) Aorta
Behinderung des Blutabflusses aus dem rechten Ventrikel (Stenose Pulmonalklappen u/o A.pulmonalis)
Rechtsherzhypertrophie
=> bedingt Rechts-Links-Shunt sowie Abgabe von Blut beider Kammern an die Aorta
Klinik
Zyanose, Tachy- und Dyspnoe (verschlimmern sich bei körperlicher Belastung u.U. bis zum Kollaps)
sekundäre Polyzythämie
u.U. auch Venenstauung
Palpation beiderseits kräftiges systolisches Schwirren
Perkussion Vergrößerung der Herzdämpfung
Auskultation Tachykardie und lautes endokardiales systolisches Rauschen
Diagnose Klinik, Echokardiographie
betroffene Tiere abschaffen
5.
EISENMENGER-Komplex
ähnliche Defekte wie bei der FALLOTschen Tetralogie
jedoch keine Behinderung des Blutausstoßes aus der rechten Herzkammer
klinische Erscheinungen ähnlich
Diagnose echokardiographisch
6.
Endokardiale Fibroelastose
Ursache genetisch, mechanisch, hypoxisch oder viral bedingt
Pathogenese diffuse Verdickung der Innenauskleidung sowie Vermehrung der elastischen Fasern
Unterscheidung
sekundäre, mit weiteren Anomalien des Herzens oder der großen Gefäßstämme verbundene Form
reine (primäre) Fibroelastose
führt u.U. zu Rechtsherzhypertrophie und –insuffizienz
nicht sicher von anderen Herzerkrankungen abgrenzbar
Bovine dilatative Kardiomyopathie
Ätiologie und Vorkommen
gehäuftes Auftreten bei Red Holstein, Red Holstein-Kreuzungen oder HF
in Australien bei hornlosen Herefords erblich veranlagt
geht mit starker Kräuselung des Haarkleides einher
in Japan, Kanada und der Schweiz
einfach autosomal-rezessiv Vererbung
geht auf bestimmte HF-Linie zurück
Merkmalsträger erkranken meist mit 2-3 Jahren
stets Einzeltiere
klinische Ausprägung vermutlich auch von äußeren Faktoren beeinflusst
Pathogenese
Insuffizienz der Muskulatur der linken Herzkammer
zunächst Rückstau im Lungenkreislauf
Hypertrophie des rechten Ventrikels
klinische Erscheinungen (Rechtsherzinsuffizienz) erst dann , wenn rechter Ventrikel trotz massiver
Hypertrophie dem Pulmonalwiderstand nicht mehr gewachsen ist
Klinik
Symptome entwickeln sich schleichend
weidende Patienten zeigen zunehmende Mühe, der Herde zu folgen
Milchleistung, allgemeine Trägheit und FA
evtl. subkutane Ödeme oder Stauung der großen Venen
voll ausgeprägtes Krankheitsbild
Patient ist apathisch
m.o.w. „laffenständig“ mit nach vorn gestrecktem Hals und Kopf
stauungsbedingte subkutane Ödeme am Triel, häufig auch am Unterbauch und im Kehlgang
v.a. Drosselvenen beidseitig stark gestaut zudem meist gut fühlbarer ventrikulärer Venenpuls
Temperatur normal
Herz
Frequenz auf >100 oder sogar > 120/min. erhöht
i.d.R. Galopprhythmus
Intensität der Herztöne zunächst pochend
nach Entwicklung von stauungsbedingtem Hydroperikard und/oder Hydrothorax stark gedämpft
auskultatorisch manchmal perikardiale Nebengeräusche
Atmung
Frequenz anfangs normal
nach Einsetzen des Lungenödems jedoch mäßig bis stark erhöht
vermehrt abdominaler Atemtyp und spontaner feuchter Husten
Pansenmotorik und Wiederkautätigkeit
mitunter auch Durchfall
BlutUS
rotes und weißes Blutbild normal
K, P
Fe, Gesamtprotein, Albumin
teilweise stauungsbedingte Leberschäden
ausgeprägter KMP
bald Verschlimmerung des klinischen Bildes
Tod durch Kreislaufversagen
Prognose ungünstig
Therapie
keine kausale
Furosemid 0,5-1 mg/kg alle 12h
Digoxin
Endokarditis
Ätiologie
prädisponierend
fast nur über ein Jahr alte Tiere
mangelhafte Infektionsabwehrbereitschaft
postinfektionelle allergische Zustände
Ursache
verschiedene bakterielle Infektionserreger
hauptsächlich ubiquitäre Eiterbakterien
meist A. pyogenes oder hämolysierende Streptokokken
seltener auch Staphylokokken, E. coli und F. necrophorum
Rotlaufbakterien und Pilze nur ausnahmsweise
bei Lungenseuche, Rauschbrand und Tuberkulose
primärer Infektionsherd meist in
puerperaler Gebärmutter
Euter
Klauen
Gelenken und Sehnenscheiden
Bauchfell
Leber (Abszess)
hinterer Hohlvene (pyogener Thrombus)
gelegentlich auch tief perforierende Haubenfremdkörper
Pathogenese
primärer Infektionsherd
septikämische, pyämische oder embolische Keimverschleppung
Entwicklung einer bakteriellen Thrombendokarditis
Ausbreitung durch embolisch-pyämische Keimverschleppung
Lokalisation in der rechten Herzhälfte Lunge
linke Herzhälfte hauptsächlich Niere
Klinik
schließt sich septikämisch oder metastasierend verlaufender Infektion direkt an
plötzliche Verschlechterung des Allgemeinbefindens
häufiger schleichender Beginn
AB, FA, Milch, allgemeine Mattigkeit
Atmung Frequenz
Temperatur schubweise Fieber bis 41°C
Herz
zunächst nur erhöhte Frequenz
verstärkte Intensität der Herztöne
seltener auch Störung der Herzschlagfolge
sobald Endokardwucherungen gewisse Größe erreichen
Verengung oder Verschlussunfähigkeit der Herzklappen
endokardiale Nebengeräusche und/oder Stauungserscheinungen
zunehmende Herzschwäche
Verschlechterung des Zustandes der Patienten
keine Futteraufnahme und Verdauungstätigkeit mehr
meist sehr beeinflusst von den Folgen metastatischer Organinfektionen
oft Anschwellungen an Gliedmaßen, Gelenken oder Sehnenscheiden Lahmheit
Verlauf
meist subakut bis chronisch, zuweilen aber auch schubweise
perakut bis akut bei traumatisch bedingten Endokarditiden
darauf beruhende embolische Verstopfung größerer Blutgefäße
nach kurzer Zeit Tod durch Herzversagen
Prognose infaust
Perikarditis
Ursachen
nicht entzündlich (Hydroperikard)
sehr selten
fremdkörperbedingte Hauben-Bauchfellentzündung ( traumatische Herzbeutelentzündung)
meist vorher Erscheinungen einer Fremdkörpererkrankung
Infektion mit pyogenen, aus den Vormägen stammenden Keimen
führt ohne Frühoperation immer zum Tod
hämatogene Keimverschleppung
Perikarditis
in akuter serofibrinöser Form (Begleiterscheinung bestimmter Infektionskrankheiten )
Kolibazillose, Pasteurellose, Salmonellose
bei schwerwiegender Kreislaufinsuffizienz
seltener bei hochgradig kachektischen Zuständen
auch bei einigen Vergiftungen
Klinik
AB , Apathie, Mattigkeit, Abblattern der Ellenbogen (Entlastung der Herz- und Atemtätigkeit)
Temperatur leicht- bis hochfieberhaft
Stauungserscheinungen an den Körpervenen und Entwicklung kardialer Ödeme
Herz
zunächst nur anhaltende Beschleunigung und Verstärkung des Herzschlags
später zunehmende, mechanisch und toxisch bedingte Herzschwäche
schließlich Herzstoß unfühlbar
Perkussion deutlich vergrößerte, absolute Dämpfung und Schmerzhaftigkeit
Auskultation hochfrequente Herztöne (110-140 Schläge/Min.) nicht mehr trennbar
Patient kann infolge Herzversagens oder Verletzung eines größeren Herzgefäßes plötzlich verenden
meist aber eitrig-jauchige Infektion des Herzbeutels
Anzeichen einer schweren Sepsis
entweder unmittelbar Tod oder subakuten bis chronischen pyämischen Krankheitszustand
Abmagerung, Metastasen in anderen Organen
Formen und Auswirkungen der Herzinsuffizienz
Ätiologie und Pathogenese
Herzmuskelschäden
Pathogenese
zunächst systolische Kontraktionsschwäche (Restblutvermehrung)
Blutüberfüllung des Herzens (tonogene Dilatation)
venöser Drucksteigerung
später pathologische Herzerweiterung (myogene Dilatation) und Herzvergrößerung (Hypertrophie)
Folgen Klappeninsuffizienz und verminderte Kraftreserve
Herzleistung für eine bestimmte Zeit den Anforderungen angepasst werden
Ursachen der Myokardschädigung
Störungen des Elektrolythaushaltes Ca , Mg , Vitamin-E-, Selen- oder Kupfermangel
bestimmte Virus- (MKS) und Bakterienarten (Pasteurellen, Clostridien) mit spezifischer Herzwirkung
Tuberkulose, Aktinobazillose oder Nocardiose Epi- oder Endocard können übergreifen
Intoxikationen Selen, Ionophore, Solanin, Rizinussamen, Eibe
raumfordernde Prozesse im Herzen oder in unmittelbarer Nachbarschaft (Flüssigkeit, Tumor)
Störungen der Reizbildung und –leitung Zusammenhang mit Mineralstoffwechselstörungen
zu rasch erfolgende oder zu hoch dosierte intravenöse Verabreichung von Kalziumsalzen
genetisch bedingte Dilatative Kardiomyopathie
Überanstrengung
traumatische Einwirkungen
Störungen der Blutversorgung des Herzmuskels durch Koronargefäßerkrankungen
plötzliches Eindringen von Luft, Eiter oder Thromben in das Herz (Embolie)
pyogene Thrombose der hinteren Hohlvene
mit Blutmangel oder ungenügendem venösen Zufluss verb. Zustände der peripheren Kreislaufschwäche
Klinik
in erster Line von auslösender Primärkrankheit geprägt
nicht mehr kompensierte akute Herzinsuffizienz:
allgemeine Körperschwäche, Bewegungen nur ungern und langsam
Schulterblätter nach außen abgewinkelt
Festliegen
Herz/Kreislauf
Frequenz (auch in Ruhe)
vermehrt gefüllte periphere und herznahe Venen
Puls ist schwach und klein
Herztöne
oft unregelmäßig
laut und pochend oder schlecht unterscheidbar, nur schwach zu hören sein
in ihrer Qualität m.o.w. stark verändert
können von Nebengeräuschen begleitet sein
arterieller Blutdruck vermindert, venöser erhöht
Atmung
Frequenz (auch in Ruhe)
Stauungen im Lungenkreislauf Lungenödem und -emphysem
Temperatur
ungleichmäßig verteilte Hauttemperatur
bei längerem Bestehen Auswirkungen auf andere Organsysteme
stauungsbedingte Störungen der Leber- und Nierenfunktion (Stauungsleber, Proteinurie)
chronische Herzinsuffizienz
sogenannten Höhenkrankheit, im Zusammenhang mit Herzmissbildungen, Peri-und Endokarditiden
zusätzlich verminderte Futteraufnahme, allmähliche Abmagerung
venöse Stauungserscheinungen mit Ödembildungen an Triel, Unterhals und Kehlgang
Terminalstadium
kann bei allen Formen vorkommen
bei zusätzlicher Kreislaufbelastung oder bei weiterer Abnahme der Herzkraft
plötzliches Herzversagen mit völlig ungeordneter tumultuarischer oder krampfartiger Herztätigkeit
Patienten beginnen erst zu schwanken
brechen dann zusammen (krampfartig gesteigerter Atemtätigkeit, tetanoiden Gliedmaßenbewegungen)
Schleimhäute dabei trocken und stark bläulich verfärbt
Puls und Herzschlag bald unfühlbar
innerhalb kurzer Zeit Tod
Prognose
bei ausgeprägter akuter oder chronischer Herzschwäche alsbaldige Verwertung
gewisse Heilungsaussichten bestehen bei bestimmten Ursachen
Erschöpfungszustände
peripheres Kreislaufversagen
Stoffwechselentgleisung
Infektionskrankheit
Therapie
völlige Ruhigstellung
festliegende Tiere in Brustlage halten
Therapie des Grundleidens
Strophantin
zur Verbesserung der Herzleistung
zusammen mit 100-200g Traubenzucker in 20-50%iger Lösung
parenterale Gaben größerer Flüssigkeitsmengen wegen zusätzlicher Herzbelastung vermeiden
Atmungapparat
Sinusitis frontalis Entzündung der Stirnhöhle (Sinusitis frontalis)
Ätiologie
Eintrittspforten für Erreger
Bruch des vom 7.Lebensmonat an pneumatisierten, also mit der Stirnhöhle in offener Verbindung
stehenden knöchernen Hornzapfens
nach diesem Zitpunkt vorgenommenen Enthornung
Übergreifen einer Erkrankung der ebenfalls mit ihr kommunizierenden Nasenhöhle
Erreger
A. pyogenes
Pasteurella multocida
im Regelfall nur eine Seite der Stirnhöhle betroffen
Klinik
katarrhalischer Reizung
Allgemeinbefinden nicht nennenswert gestört
vermehrter bis schubweise erfolgender, einseitigen dünn- bis dickschleimigen Nasenausfluss
ebensolcher Ausfluss aus einer etwaigen Hornzapfenfrakturstelle oder Enthornungswunde
akute purulente oder putride Stirnhöhlenentzündung
missfarbener, übelriechender Ausfluss
Fressunlust
mitunter auch leichtes Fieber
m.o.w. stark ausgeprägte Benommenheit
chronisch-eitrige Form
Eiter in der Stirnhöhle kann nicht abfließen durch
Anschwellung der Schleimhaut im Bereich der Verbindungsöffnung der Nasenhöhle
Verlegung des Meatus nasofrontalis durch Fibrin
wechselnde Fresslust und Anteilnahme an der Umgebung
von Fall zu Fall eine mäßig derbe, beulige Auftreibung im Stirnbereich
Scheuern oder Kratzen an dieser Stelle
Schiefhalten des Kopfes
Exophthalmus mit Lichtscheu, Tränenfluss und Lidödem sowie einseitiges Schielen
„Hängeohr“
auf der kranken Seite übler Geruch des Nasenausflusses oder der Atemluft
Behandlung:
von den Herdengenossen unbelästigt im abgedunkelten Stall stehen lassen (Staub und Fliegen reduzieren)
falls Juckreiz im Stirnbereich Zeitabstand zwischen Spülungen verringern und „Vergrittungsgeschirr“
Zunächst Öffnung für Spülung schaffen Horan absetzen, Stirnhöhlentrepanation...
Stirnhöhlentrepanation
Stirnbereich gründlich reinigen, rasieren und desinfizieren
Trepanationsstelle ca. 3cm neben Medianen und direkt rostral einer linie durch beide lateralen Augenwinkel
diese mittels fingerlanger Infiltratinsanästhesie betäuben (20 ml Lokalanästhetikum s.c.)
hier Haut (wiederum paramedian) auf ebenso langer Strecke gespalten
beiderseits fingerbreit abpräpariert
mittels Haltezügel gespreizt
Periost in gleicher Weise spalten, mit dem Schaber vom Knochen lösen und zur Seite ziehen
Trepan – zunächst mit, nach dem Vorbohren dann ohne vorragende Spitze – ansetzen
ein etwa münzgroßes Stück der äußeren Stirnbeinlamelle drehend aussägen
mittels Knochenschraube entfernen
nach Spülen Periost und Hautlappen wieder mittels ihrer Haltehefte verschließen
Spülbehandlung
über Öffnung alle 2-3 Tage
mit milden Desinfizienzien
nach jeder Spülung 0,5-1,0g Breitbandantibiotikum eingeben
so lange bis Flüssigkeit unbehindert aus dem Nasenloch austritt und keinen üblen Geruch mehr aufweist
Kehlkopferkrankungen beim Kalb
1.
Fremdkörper in Kehlkopf oder Luftröhre
Ursache
meist durch unsachgemäße oder gewaltsame Verabreichung von Tränke oder Arzneien
Pillen, Boli, Verweilmagneten, Drahtenden, Zweige o.ä.m.
Lokalisation
meist unmittelbar vor dem Kehlkopfeingang oder in diesem selbst eingekeilt
mitunter Schleimhautverletzungen
geraten aber nur ausnahmsweise in die Luftröhre
Klinik
unmittelbar nach dem auslösenden Ereignis
auffallende Unruhe, Atemnot mit Würgen, Speicheln
heftige Hustenanfälle, mitunter auch inspiratorischer laryngealer Stridor
Therapie
im Kehlkopf manuelle oder instrumentelle Entfernung, Patienten sedieren
falls so nicht möglich Tracheotomie oder Schlachtung
2. Halbseitige Kehlkopflähmung
Ursache
einseitige Lähmung des M. cricoarytenoideus dorsalis
beruht auf Schädigung des zugehörigen N. laryngeus recurrens
durch raumfordernde entzündliche oder tumoröse Veränderungen
Klinik
röchelnde Atmung und inspiratorische Dyspnoe durch Kehlkopfstenose
beim Fressen oder Wiederkauen anfallsweiser Husten, gestreckte Kopf-Hals-Haltung, Stöhnen
mitunter kann sogar Futter aus Maul oder Nase ausgeworfen oder aspiriert werden
Therapie
i.d.R. Verwertung
evtl. Kehlkopferöffnung Stimmband der gelähmten Seite resizieren oder Schleimhautexzision
3.
Katarrhalische Entzündung von Kehlkopf und Luftröhre
Ursache
idiopathische katarrhalische Entzündungen sehr selten
allerdings oft bei anderen Erkrankungen symptomatisch beteiligt
Klinik
meist wenig gestörtem Allgemeinbefinden
fast immer Husten, nicht selten auch Fressunlust infolge Schluckbeschwerden
Palpation
von Rachen, Kehlkopf und/oder Luftröhre
kann Husten und inspiratorischen Stridor, Unruhe oder Abwehr auslösen
Kehlgangs- oder Rachenlymphknoten mitunter leicht bis mäßig geschwollen
Schallperkussion und Auskultation der Lunge keine krankhaften Befunde zu erheben
Prognose
idiopathischer Katarrh heilt bei Behandlung meist rasch
kann aber gelegentlich chronisch werden
Therapie
gute, zugluftfreie Belüftung des Stalles
leichtere Fällen wiederholte Gabe von Antihistaminika und/oder Mukolytika
hartnäckiger, insbesondere aber fieberhafter Verlauf Antibiotika und Sulfonamide
4.
Diphteroid-nekrotisierende Entzündung des Kehlkopfes
Ursache
„Kälberdiphteroid“ durch Fusobacterium necrophorum
Stomatitis diphteroidea und Kehlkopfentzündung
jede der beiden Ausdrucksformen des Leidens kann sich selbständig oder aus der anderen entwickeln
tritt je nach Begleitumständen sporadisch bis bestandsweise gehäuft auf
Epidemiologie
Ansiedlung des Erregers wird durch Vorschädigung der Larynxmucosa ermöglicht
v.a. stallgehaltene Tränkekälber im Alter zwischen 2 Wochen und 3 Monaten
Morbidität bei massierter unhygienischer Haltung wesentlich höher
Klinik
AB , Apathie, FA , Fieber
Atmung
inspiratorische Dyspnoe
u.U. sogar gestreckte Kopf-Hals-Haltung und laryngeales Stenosegeräusch
gelegentlicher bis anfallsartiger Husten, Schluckbewegungen
übler Geruch der Atemluft
durch übermäßigen Husten Lungenemphysem gemischte Dyspnoe
Palpation des Kehlkopfes
Stridor und Lufthunger nehmen zu
Atmung wird evtl. völlig unterbrochen
Druckschmerz und reflektorische Schluckbewegungen
Betrachtung mittels Röhrenspekulum und Taschenlampe
m.o.w. deutlich geröteter, entzündlich verquollener Kehlkopfeingang
evtl. auch graugelbliche Fibrinauflagerungen
Komplikationen
partieller inspiratorischer Kollaps des Halsteiles der Luftröhre durch forcierte Atmung
weitere Vermehrung der Atemarbeit und Abmagerung des Tieres
Aspirieren erregerhaltiger Fibrinbeläge in die Lunge
schwere eitrig-abszedierende bis gangränöse Bronchopneumonie aus
Eindringen von F. necrophorum in die Blutbahn
lebensgefährliche Sepsis
nach überstandenem Diphteroid
verbleibende Narbenstruktur
evtl. lebenslanges „Kehlkopfpfeifen“
Prognose vorsichtig zu stellen
Behandlung
konservativ (leichtere Fälle)
Hygienische Maßnahmen:
Abtrennen der Kranken von den Gesunden
Desinfektion der Tränkegerätschaften, Futtertröge, Fressstellen und Stallboxen mit Detergenzien
Überwachen sämtlicher Jungtiere auf etwaige weitere Krankheitsfälle
Medikation:
mehrmalige parenteral Penicillin, Tetracyclin, Tylosin o. Trimethoprim-Sulfonamid-Kombination
evtl. NSAIDs oder Antihistaminika
fibrinoide Beläge möglichst täglich entfernen
Kehlkopfeingang danach mit Jodophor-getränktem Stieltupfer touchieren
chirurgisch
Rückenlage, evtl. sedieren
Rasur, Reinigung und Desinfektion der Halsunterseite
Infiltrationsanästhesie der Schnittlinien
Einsetzen eins Tracheotubus um die Atmung zu beruhigen
Laryngotomie
entfernen aller Auflagerungen, veränderter SH sowie nekrotische Anteile des Stellknorpels
antibiotische Versorgung des Wundbereiches
postoperativ mehrtägige parenterale Antibiose und Gaben von Mucolytica
Tracheotubus täglich entfernen, reinigen und desinfizieren
im Kehlkopf verbliebene Läsionen mit Jodtupfer touchieren
wenn nach wenigen Tagen Besserung, Tracheotubus entfernen und Atmung überwachen
oft Stimmverlust für immer
wenn innerhalb 8-10 Tagen keine Besserung, ist der Fall als aussichtslos anzusehen
5.
Aktinobazillose, Tuberkulose und Papillomatose des Kehlkopfes und der Luftröhre
Ätiologie
Prädisposition
Schädigungen der Schleimhaut von Kehlkopf oder Luftröhre durch anhaltenden Husten
andere mechanische Einwirkungen
Ansiedlung von Erregern infektiöser Granulome und Papillome
Klinik
laryngeale bzw. tracheale Schleimhautwucherungen
mehr als Bohnen- bzw. Haselnussgröße
engen das Lumen des betreffenden Abschnittes der oberen Luftwege
inspiratorische Dyspnoe und Stridor
verstärken sich bei Aufregung, körperlicher Arbeit und Futteraufnahme
Husten, Unruhe, Abmagerung
Stimme kann heiser werden oder verloren gehen
Palpation zugrundeliegende Stenose lässt sich recht gut lokalisieren
Therapie
keine an Patienten mit tuberkulösen oder multiplen aktinobazillären Granulomen
einzelne benigne Gewebszubildungen operativ entfernen
BRSV-Infektion Bovines respiratorisches synzytial Virus
Ätiologie
Pneumoviren der Paramyxoviridae
gehört zu den wichtigsten „Mit-Erregern“ der Enzootischen Bronchopneumonie
Prädisposition
kalte Jahreszeit/Stallhaltung
Transport, Neueinstellungen
Belegungsdichte
metabolische Azidose
Zusammenwirken mit anderen respiratorischen Keimen oder dem BVD-Virus
Epidemiologie
Aufzucht- und Mastkälber im Alter von 2-5 Monaten besonders anfällig
Infektion über die Atemluft
Pathogenese
BRSV schädigt die zilientragenden Atemwegsepithelien und vermehrt sich hier
Neigung zur Entwicklung von Lungenemphysemen
dabei ausgelöste Störungen der respiratorischen Funktionen zunächst stark obstruktiv, später mäßig restriktiv
zudem Rechts-links-Shunt des Blutflusses und deutliches Ventilations-/Perfusions-Missverhältnis
Klinik
erste Phase
FA , WA , trockener Husten, leichte Abgeschlagenheit
etwas seröser Tränen- und Nasenausfluss
mäßige Tachypnoe und Tachykardie
Fieber
mitunter auch Lid- und Kopfhautödem
klingt günstigenfalls bald ab
sonst zweiten Phase (durch Ko- oder Superinfektion mit weiteren Keimen oder Immunreaktion)
„Emphysem“-Phase
schaumiges Speicheln
ausgeprägte gemischte, mitunter sogar rein exspiratorische Dyspnoe
gestreckter Hals, teilweise auch Maulatmen und Backenblasen
exspiratorisches Stöhnen
Kreislaufbeteiligung
zyanotische Schleimhäute
zunehmende Dehydration durch Verweigern von Nahrungs- und Wasseraufnahme
in manchen Fällen Unterhautemphysem an Vorbrust, Rücken und/oder Brustwand
schwerer Verlauf betrifft oft die anfangs besonders gut genährt erscheinenden Tiere
Mortalität bis zu 30%
Auskultation kranioventral Knatter- und Pfeifgeräusche, kaudodorsal Knistern
Perkussion Dämpfungsbezirke und überlauter Klopfschall
Behandlung
Abtrennung der gesunden von den kranken Tieren
Aufbesserung der Umweltverhältnisse
AB-Gabe
Antihistamine oder NSAIDs
Kortikosteroide nur bei schwerem Lungenödem und als Ultima ratio
bei Masttieren den Anteil an leicht verdaulichen Kohlenhydraten 2 Tage lang reduzieren
bei deutlicher Austrocknung Rehydratation mittels venöser Dauertropfinfusion
Impfung schützt zwar nicht vor BRSV-Infektion, mildert aber die damit verbundene Erkrankung
IBR
Ätiologie
Infektion mit BHV-1
BHV1.1 löst IBR aus
BHV1.2 löst die infektiöse pustulöse Vulvovaginitis und Balanoposthitis (IPV/IBP) aus
Epidemiologie
Infektion
Tränen- und Nasensekret
Speichel
Genitalsekret und Sperma
Bestandserkrankungen
durch neu hinzugekommene klinisch erkrankte Rinder
durch gesund erscheinende, aber latent infizierte Herdengenossen Belastung Re-Aktivierung
Pathogenese
Erstinfektion
2-4-tägiger Inkubation
massive Vermehrung des Erregers in den Epithelzellen der befallenen Atem-(oder Genital-)schleimhäute
2-3 Wochen lang anhaltende Ausscheidung
Ausbreitung hämatogen, nerval und von Zelle zu Zelle
hämatogene Streuung
vorübergehende Virämie
bei erwachsenen Rindern Absiedlung des Erregers in bestimmten Organen
Uterus/Embryo, Plazenta/Fetus, Ovarien/Eileiter und Euter
Umrindern, Abort oder Totgeburt, Zyklusstörungen bzw. Mastitis
neuroaxonal zum regionalen Ganglion
bei respiratorischer Infektion zum Trigeminalganglion
bei genitaler Infektion zu einem Sakralganglion
siedelt sich in den Ganglien latent an
von Zelle zu Zelle
vor allem bei Reaktivierung wichtig
Vusscheidung von dem Gewebe aus, wo Vermehrung bei Primärinfektion stattgefunden hat
bei Befall der oberen Luftwege Zilienverlust
Beeinträchtigung der zellvermittelten Abwehr und der Lungenfunktionstüchtigkeit
Anfälligkeit gegenüber Sekundärinfektionen
gegebenenfalls besonders schwerwiegende Erkrankungen, Variabilität des klinischen Bildes
Immunität
Überstehen der Infektion führt zu Immunität
Entwicklung humoraler Antikörper
v.a. aber lokale, zellvermittelte Abwehrkräfte
latente Anwesenheit des Erregers in einem der genannten Ganglien
Viruslatenz nur serologisch erkennbar
schützt lediglich vor erneuter IBR-Erkrankung, nicht aber vor Superinfektion mit BHV1
Impfung
mit modifizierter Lebend- oder inaktivierter BHV1-Vakzine
verhindert zwar die Erkrankung, schützt aber nicht sicher vor Infektion mit Feldstämmen
latente Ansiedlung solcher Erreger
auch bei geimpften Rindern erneute Ausscheidung und Ansteckung von Herdengenossen möglich
maternale Ak
nicht durch kolostral-vermittelte Antikörper geschützte neugeborene Kälber besonders empfindlich
andererseits schützen maternale AK zwar 1-6 Monate lang vor BHV1-bedingter Erkrankung, nicht aber vor
stummer, zu Viruslatenz führender Infektion
derart infizierte Jungtiere entwickeln auch in der Folge keine eigenen BHV-AK
bleiben also nach Verschwinden ihrer maternalen AK „fälschlich“ seronegativ
Klinik
leichte Erkrankung
plötzlich einsetzende Inappetenz, Milchrückgang, hohes Fieber
seröser, später muköser bis muko-fibrinöser Nasenausfluss und Tränenfluss, starkes Speicheln
mitunter vermehrte Erregbarkeit, meist aber Niedergeschlagenheit
Lichtscheu
starke Rötung und Schwellung der Konjunktiven sowie der Schleimhaut von Flotzmaul und Naseneingang
mitunter auch mäßiger bis kräftiger Husten
Atembewegungen sind oberflächlich, Frequenz erhöht
während etwaigen Treibens kann sich Atemnot einstellen
Fieber geht nach 1-2 Tagen weg und das Leiden heilt nach 1-2 Wochen aus
schwerere Erkrankung ausgeprägter und langwieriger
anhaltendes Fieber
übelriechendern, muko-purulenter Nasenausfluss
Schleimhautulzerationen
inspiratorische Dyspnoe, deutlicher Stridor
evtl. monatelanges Kränkeln oder sogar plötzliches Verenden
Aborte
meist im 6.-8. Trächtigkeitsmonat
oft erst einige Wochen bis 3 Monate nach klinischer IBR-Erkrankung
auch nach Impfung der nicht-immunen Mutter mit bestimmten, attenuierten BHV1-Lebendvakzinen
neugeborene Kälber
Infektion bereits intrauterin möglich, i.d.R. aber perinatal
3 Formen
respiratorische Form:
mukopurulenter Nasenausfluss
Tränen
Husten und Stridorgeräusche
erschwertes Abschlucken
Fieber
Tod innerhalb weniger Tage
digestive Form
auffallendes Speicheln
Ulzera der Zungenschleimhaut
hohes Fieber
profuse katarrhalische Diarrhoe
generalisierte Form
besonders schwerwiegend
Symptome sowohl der respiratorischen als auch der digestiven Form
Bronchopneumonie
verläuft rasch tödlich
Behandlung
AB oder Sulfonamide zur Verhinderung bakterieller Sekundärinfektionen
nicht in IBR-Ausbruch „Hinein-Impfen“
Prophylaxe
Zukauf nur aus amtlich anerkannt IBR-freien Beständen
IBR-positiven Tieren keine Glukokortikosteroide verabreichen
regelmäßige Impfung (Markerimpfstoff; gE-Glykoprotein des BHV1)
Bekämpfung
in Deutschland ANZEIGEPFLICHT
alle Rinder > 9 Monate mindestens 1x jährlich serologisch auf BHV1-AK untersuchen
BHV1-betroffene Bestände sperren
Enzootische Bronchopneumonie: Ursachen und Pathogenese
Ätiologie
multifaktoriell
mögliche Erreger
Viren Reo, Adeno, Corona, BRSV, BVD, BHV
Bakterien Basteurelln, Mycoplasmen, Chlamydien, Haemophilus somnus, Arc. pyogenes
Prädisposition
hohe Luftfeuchtigkeit im Stall
fördert Verkeimung der Atemluft
verringert Aktivität der pulmonalen Alveolarmakrophagen
verringert Gehalt des Bronchotrachealschleims an Immungloblinen
Zugluft und übermäßige Abkühlung
schädigen Zilienbesatz der Atemwegsepithelien
beeinträchtigen dadurch den bronchotrachealen Abtransport von Keimen und Verunreinigungen
Intensivierung der Atemtätigkeit (Lufttemperatur , Luftfeuchtigkeit, Körpergewicht, Belastung)
erhöht die Zahl der pro Zeiteinheit eingeatmeten Keime
behindert oder schädigt „Clearance“ der Atemwege
Hypoxie sowie metabolische und respiratorische Azidose
beeinträchtigen Funktionstüchtigkeit der pulmonalen Alveolarmakrophagen
hoher Gehalt der Stallluft an Schadgasen, wie Ammoniak und Schwefelwasserstoff
hemmt die mukoziliäre Atemwegsreinigung
kann Bronchospasmen sowie bronchoalveoläres Ödem auslösen
hoher Staubgehalt
Reizung der Atemwege
Enzootische Bronchopneumonie: Klinische Erscheinungen und Therapie
Klinik
Anfangssymptome und leichterer Verlauf
AB fast ungestört
Atemfrequenz
mäßiges bis deutliches Fieber
FA , leichter Durchfall
seröser bis schleimiger Nasenausfluss, Tränen und Speicheln
leicht gerötete, geschwollene Konjunktiven
Husten
bei rascher Besserung der Umweltsituation Spontanheilung möglich
ausgeprägte und fortgeschrittene Fälle
Klinik ähnlich fibrinöser Pneumonie (bakterielle Superinfektion)
verwaschene Kapillaren
vermehrte, pochende Herztätigkeit
Husten, inspiratorische, später gemischte Dyspnoe
Fressunlust, Fieber
Nasenausfluss zähschleimig bis eitrig
Auskultation der Lunge kranioventral Röhrenatmen und meist auch Knatter- und Pfeifgeräusche
sofortige Abstellung von Umweltmängeln, massive Therapie
Mehrzahl der Kranken noch zu retten
verschlepptes Stadium und komplizierte oder rezidivierende Fällen
eitrigen Lungenveränderungen
Niedergeschlagenheit, Liegen mit ausgestrecktem Hals
völlige Inappetenz, deutliche Abmagerung
mitunter auch übelriechender Nasenausfluss
struppiges Haarkleid
Anschwellung von Gelenken und Sehnenscheiden
Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut unter 9,31 kPa
meist keine Heilung mehr
Behandlung
Beseitigung von atmungsbelastendem Stress
Sicherstellung eines atmungsgerechten Stallklimas
AB-Gabe oder Sulfonamide
NSAIDs
Korrektur entgleister homöostatischer Mechanismen
Behebung von Bronchospasmen und Förderung des mukoziliären Abtransports
Enzootische Bronchopneumonie: Prophylaxemaßnahmen
Prophylaxe
atmungsgerechte Umweltbedingungen, Überbesetzungen vermeiden
umgehende Isolation und Behandlung krankwerdender Tiere
2-4wöchige Einstellungsquarantäne
Mastrinder:
aktive multivalente Schutzimpfung 3-4 Wochen vor Transport, Verkauf, Umstellung
nasale „Interferonisierung“ (nur kurzfristiger antiviraler Schutz)
Einstellungsuntersuchung und evtl. -antibiose
Mastkälber:
Muttertierimpfung
Geburtshygiene
Sicherstellung der Kolostrumversorgung zur Steigerung der passiven Immunität
Einstellungsuntersuchung und ggf. –antibiose
nasale „Interferonisierung“
Zuchtbetriebe:
für wertvolle Aufzuchtkälber ist Einzel-Hüttenhaltung im Freien anzustreben
Aspirationspneumonie und Eingußpneumonie
Ätiologie
bei zwanghafter Eingabe
hastige Futteraufnahme
Verletzung oder Lähmung des Schlundkopfes
Verstopfung
Stenose oder Erweiterung des Schlundes
während einer Allgemeinnarkose
Pathogenese
Fehlschlucken und Aspiration für den Verdauungskanal bestimmter flüssiger, breiiger oder fester Stoffe
in Luftröhre und Bronchien
betroffener Lungenbereich reagiert zunächst mit Entzündung
dann faulig-jauchige Zersetzung durch miteingebrachte anaerobe Schmutz- und Fäulniskeime
behindern Abgrenzung des Krankheitsherdes vom gesunden Nachbargewebe
Klinik
Allgemeinbefinden, Fresslust, Leistung und Nährzustand
anfangs Fieber
Atmungsapparat
hgr. Atemnot mit gemischter Dyspnoe
nach hinzutreten eines Lungenemphysems vorwiegend exspiratorische Dyspnoe
von Stöhnen, teilweise auch von Maulatmung, begleitet
beim Zerfall des Lungengewebes faulig-jauchiger bis aashafter Geruch der Atemluft
graubräunlicher, dünnflüssiger Nasenausfluss
deutliche Auskultations- und Perkussionsbefunde
Herz/Kreislauf
frequent-pochende Herztätigkeit
verwaschene Episkleralgefäße
bei Arrosion pulmonaler Blutgefäße kann es zu Hämoptoe (Aushusten größerer Blutmengen) kommen
septikämische Komplikationen
Diarrhoe
Leber- oder Nierenschädigung oder
metastatische Polyarthritis
Prognose infaust (lässt sich therapeutisch kaum beeinflussen, Komplikationen)
Behandlung
AB-Gabe
konsequent, 1-2 Wochen lang, hochdosiert parenteral
u.U. auch intratracheale Injektion wasserlöslicher Antibiotika
exsudative Kaverne evtl. durch transthorakal- aspirierende Punktion lokalisieren und mittels weitlumiger
Hohlnadel entleeren, spülen und antibiotisch versorgen
Weideemphysem und -ödem
Ätiologie
Prädisposition Beunruhigung und körperliche Anstrengung
Erkrankung durch zu gierige Aufnahme von frischem, saftigem Gras
Epidemiologie
Erkrankungen meist im Herbst, ausnahmsweise auch im Frühjahr
innerhalb der ersten 10 Tage nach Umtrieb
schwerere, hastiger fressende Tiere zuerst oder am heftigsten betroffen
von solchen Grünflächen ausgehende Weideemphysem-Gefährdung verliert sich nach Frost
Morbiditätsrate kann 50% und mehr erreichen; Anteil hochgradiger Fälle liegt meist unter 10%
Pathogenese
im üppig nachwachsenden Grün L-Tryptophan enthalten
wird innerhalb der Vormägen zu 3-Methylindol abgebaut
wird vom Pansen aus rasch resorbiert
wird in der Lunge zu einem krankmachenden Intermediärprodukt umgewandelt
dieses verursacht Lungentoxikose
schädigt Endothelien pulmonaler Gefäße und Alveolarepithelien
Veränderungen des Surfaktants
außerdem führt 3-Methylindol entweder
zur Freisetzung von Serotonin aus den Blutplättchen oder
wirkt unmittelbar auf Serotoninrezeptoren
Intoxikation bedingt bestandsweise auftretendes akut verlaufendes Lungenödem und –emphysem
Klinik
meist perakuter Verlauf ein Tag gesund, am nächsten tot
Futteraufnahme, Wiederkauen, Vormagenmotorik und Kotabsatz
Atmungsapparat
hgr. zunächst gemischte, dann aber vorwiegend exspiratorische Dyspnoe
Tachy- und Polypnoe
doppelschlägiger Ausatmung
gesenkt-gestrecktem Kopf und Hals
Maulatmung und vorstehende Zunge
breitbeiniger Haltung
kennzeichnendes, regelmäßiges langgezogen-keuchendes exspiratorisches Stöhnen
Husten nur selten, mtt und kurz
oft auch feinschaumiger weißlich bis rosa gefärbter Nasen- und Maulausfluss
Perkussion des Lungenfeldes
überlauter Klopfschall
deutliche Erweiterung nach kaudal
ventral entweder auffallende Dämpfung (Lungenödem) oder ebenfalls überlauter Schall (Lungenemphysem)
Auskultation
kranioventral Tracheobronchialatmen
kräftiges Knattern
später auch Pfeifgeräusche
dorsal dagegen Knistern
Herz/Kreislauf
frequent-pochend bis tumultarisch
injizierte Episkleralgefäße
zyanotische Schleimhäute
venöse Stauung
Temperatur
anfangs leicht erhöht
später meist normal
hypotherme Werte künden letalen Ausgang an
während des terminalen Festliegens bleiben Ruderbewegungen aus
oral verabreichtes 3-Methylindol kann eine latente BHV1-Infektion reaktivieren
Behandlung:
Tiere sofort von der Weide entfernen
dabei Vermeidung von Beunruhigung und Anstrengung
Herde bezüglich etwaiger Neuerkrankungen überwachen
medikamentöse Behandlung zweitrangig und nicht sicher wirksam
Versuche mit NSAIDs, Antihistaminika, Atropinsulfat, Adrenalin, Doxapram und Furosemid
bei längerer Erkrankung Antibiotika, um Sekundärinfektion der Lunge zu vermeiden
Lungenwurmbefall beim Rind
Ätiologie
Dictyocaulus viviparus
adulte Weibchen sind weiß, 4-8cm lang und fadendick
LW-Befall begünstigende Faktoren:
später Weideabtrieb
milder Winter oder dicke Schneedecke
früher Weideaustrieb der erstmals grasenden Jungtiere (noch keine Immunität)
vorheriger oder gleichzeitiger Auftrieb von Larven-ausscheidenden Kühen oder Jährlingen
feuchte und zugleich nur mäßig warme Witterungsphasen im Verlauf der Weideperiode
Nassstellen im Tränkebereich
unzulängliche Überwachung der weidenden Jungtiere
Fehlen von Kraftfutterzulagen
simultaner Befall mit Magendarmwürmern
Pathogenese und Klinik
Penetrationsphase (1.Woche p.inf.):
Larven werden oral aufgenommen
verlieren im MDT ihre Scheide
durchdringen die Dünndarmschleimhaut und andern lymphogen in die Gekröselymphknoten
Häutung zu 4. Larven
gelangen über Milchbrustgang zur rechten Herzkammer und dann hämatogen in die Lungenkapillaren
brechen etwa 7 Tage p.inf. in die Alveolen ein
klinisch unauffällig
Präpatent-Phase (2.-4.Woche p.inf.):
Larven häuten sich in kleinen Bronchen zu 5.Stadien
wandern im Bronchialbaum luftröhrenwärts
werden 3-4 Wochen p.inf. geschlechtreif
beginnen mit der Eiablage
je nach Befallsstärke setzt schon während der 2.Woche p.inf. gewisse Immunisierung des Wirts ein
bremst das weitere Eindringen von Larven in die Lunge
exsudatbedingter Verlegung kleinerer Bronchen
Husten, Tachypnoe sowie auskultatorisch verschärftes bronchales Atemgeräusch
mitunter auch Durchfall
Patentphase (5.-8.Woche p.inf.):
in den Bronchen des Wirts Hunderte bis Tausende adulter, in Eiablage begriffener LW
zusammen mit den Exsudatmassen verlegen und reizen sie die unteren Atemwege m.o.w. stark
im Kot nun reichlich Larven
Auseinandersetzung des Wirts mit dem Parasiten bewirkt zunehmende Immunisierung
genannte Symptome können bei schwachem Lungenwurmbefall bereits wieder zurückgehen
sonst kommt es zu m.o.w. ausgeprägter Störung des Allgemeinbefindens
FA , Entwicklungshemmung, Ernährungszustand
Nasenausfluss, Zunahme der Atemferquenz, feuchtem Husten
Mehrzahl dieser Kranken bei sofortiger Behandlung noch zu heilen
auch besonders schwere, nicht selten tödlich endende Verläufe der Patentperiode
Postpatentphase (9.-12.Woche p.inf.):
voll entwickelte Immunität
bedingt Abgang der adulten LW und das Sistieren der Larvenausscheidung
etwa noch aufgenommene LW-Larven werden in den Mesenteriallymphknoten abgefangen
Wirtstiere zeigen m.o.w. deutliche Besserung und schließlich Heilung
danach geht Immunität allmählich zurück
wird aber meist durch wiederkehrende Aufnahme kleinerer Larvenmengen aufrecht erhalten
m.o.w. rasch fortschreitende Besserung
mitunter aber ständiges Kümmern (Lunge nachhaltig gestört)
LW-Allergose:
durch spezifische Immunität bei späterem massivem Einbruch von LW-Larven
hyperergische Reaktionen
Entwicklung eines Lungenödems
verschlimmert das primäre Leiden und bedingt das Reinvasionssyndrom
Reinvasionssyndrom
meist im Herbst zu beobachten
betrifft erwachsene, schon durch Befall immunisierte Kühe
LW-Larven dringen durch erneute massive Exposition bis ins Lungengewebe vor
1-2 Wochen nach Auftrieb auf verseuchte Weiden
plötzlicher Milchrückgang
ausgeprägte bis hochgradige Atembeschwerden mit gemischter oder vorwiegend exspiratorischer Dyspnoe
und Husten
auskultatorisch Knattern und Knistern
deutliche ventrale Dämpfung und kaudale Vergrößerung des Lungenperkussionsfeldes
Kreislaufbeteiligung
Behandlung:
unheilbar und unwirtschaftlich erscheinende Patienten töten oder schlachten lassen
erkrankte Tiere zugluftfrei aufstallen, Heu oder Silage verfüttern
AB-Gabe bei Fieber
NSAIDs und Bronchospasmolytika bei schwerer Atemnot
Avermectine zur Behebung des LW-Befalls
Levimasol beim Reinvasionssyndrom
CAVE jede anthelmintische Behandlung kann zu lebensbedrohlicher Verschlimmerung führen (hyperergische
Reaktionen auf absterbende Parasitenstadien?)
Prophylaxe
Weideauftrieb erstmals grasender Jungtiere möglichst verzögern
diese nicht zusammen mit erwachsenen Rindern oder vorjährigen Jungrindern weiden lassen
Umtriebsweide mit regelmäßigem Weidewechsel
im Vorjahr schon geweidete Jungtiere kurz vor erneutem Austrieb entwurmen
Trockenlegen nasser Weidepartien
Lungenwurmvakzine
metaphylaktische Medikation durch wiederholte Verabreichung eines Avermectins oder die einmalige Eingabe
sog. „slow-relase“-Boli
Respiratorische Erkrankungen bei Lämmern
nicht-infektiös neonatales Atemnotsyndrom
infektiös
Parainfluenza, Adenoviren, Retroviren
Pasteurella multocida, M.hämolytica
Chlamydia psittaci, Mycoplasma ovipneumoniae
Nasendasseln, Lungenwürmer
Erkrankung
virale Infektion
meist unkomplizierte katarrhalische Erkrankung
oft Wegbereiter für Sekundärinfektionen
Lungenadenomatose
= Hetzseuche
Wesen chron. ansteckende Adenokarzinomatose der Lunge, v.a. in Zuchtherden (hohes Alter)
Erreger Retrovirus
Übertragung direkt (Sputum) oder indirekt (Tröge...)
Inkubationszeit ½ bis 1 Jahr
Symptome
Tachypnoe, Dyspnoe (gestreckter Kopf, Nasenöffnungen geweitet)
Abmagerung
feuchter, prdofuktiver Husten
kein Fieber (außer Sekundärinfektionen)
Tod nach ca. ½ Jahr
Diagnose
ältere Tiere befallen
langsam fortschreitender Verlauf
seröser NA mit weißen Schlieren, evtl. schaumig da aus Lunge
Auskultation feuchte Rasselgeräusche
Sektion große, schwere Lunge; feuchte Schnittfläche
DD Maedi, Würmer
Therapie keine
Prophylaxe aus verdachtsfreien Beständen kaufen
Maedi
(MVV, Genus Lentivirus)
Epidemiologie
Übertragung nur durch intensiven Kontakt, da Virus überwiegend zellassoziiert ist
Langsame Ausbreitung im Bestand
Laktogene Übertragung auf Lämmer möglich
Pathogenese/Pathologie
Vermehrung des Virus in Monozyten, B-und T-Zellen
Hyperplasie der Lymphfollikel in der Lunge führt zur Obstruktion der Bronchiolen
Leistungsfähigkeit des Immunsystems ist nicht betroffen!
Viruspersistenz in lymphatischen Vorläuferzellen im Knochenmark
Maedi:
lymphozytäre interstitielle Pneumonie mit solidifziertem Lungenparenchym
bis zu 4x schwerer als das gesunde Organ
Schnittfläche trocken!
regionale Lnn. Vergrößert
Visna:
nicht eitrige Meningitis, Astrogliose, Demyelinisierung
Klinik
Inkubationszeit 5-6 Jahre!!!
Maedi = Dyspnoe
Interstitielle Pneumonie, final Lungenadenomatose
Kachexie, kein Fieber, trockener Husten
Visna = Verfall
progressive demyelisierende Encephalomyelitis, Paralyse
Das Krankheitsbild „Visna“ ist sehr selten
Diagnose/Bekämpfung
AK-Nachweis (AGID), ELISA, KBR
Das Auftreten von AK kann Monate bis Jahre p.i. dauern!!
Herdenhygiene, AK positive Tiere eliminieren
Meldepflicht!!
DD: Lungenwurm, ovine Lungenadenomatose
Harnapparat
Harnröhrenverletzungen beim männlichen Rind
Verletzung (z.B. Kastration mit Budizzo-Zange, Zerreißung nach Stauung)
Entzündung / Schwellung
Einengung
Harnstauung, evtl. harnaustritt
Harnphlegmone
Symptome
Dysurie, Anurie, Strangurie, Pollakisuroe
evtl. Urämie-Symptomatik
bei völliger Verlegung Kolik
Unterhautschwellung, Fistelbildung
Therapie
evtl. chirurgisch Anlegen einer Harnfistel
NSAIDs
evtl. AB-Gabe
Harnröhrenobstruktion beim Rind
Harnröhrenobstruktion bei Schaf und Ziege
Ursache
Kompression (von außen)
Penishämatom
Geschwülste
Abszesse
Phlegmone
Obstruktionen (von innen)
Steine (bei Urolithiasis)
Entzündungsprodukte (bei/nach Omphalourachitis)
Narbenbildung nach Verletzungen, nekrotisierenden Entzündungen oder OPs
Klinik
partielle Behinderungen des Harnabflusses
im allgemeinen ohne Störungen des Allgemeinbefindens
Erschwerung des Harnabsatzes
häufigeres angestrengtes Urinieren in feinem Strahl oder dauerndes Harntröpfeln
plötzliche vollständige Unterbindung des Harnabflusses in der Urethra
äußerst schmerzhafte, krampfartige Kontraktionen ihrer Wandmuskulatur
verursachen sehr heftige, aber nur kurz andauernde Kolikerscheinungen
nach Beseitigung der Passagestörung oder Ruptur der Harnröhre Beruhigung
Harnröhrenrupturen nicht nur nach vollständiger Verlegung durch Steine
auch nach schwerer Quetschung, wie z.B. bei fehlerhafter unblutiger Zangenkastration
Behandlung:
Kolikstadium
Spasmolytikum oder Tranquilizer i.v.
Versuch, die Ursache zu beseitigen (z.B. Harnsteine mittels Spezialsonde)
wenn dies nicht innerhalb von 12-18 Std. gelingt
OP
Prophylaxe (Harnsteine)
Umstellung der Ernährung
konzentrierte Futtermittel, Saft- und Rauhfutters
Ansäuerung Urin, Steigerung Diurese zu Kraftfutter Kochsalz (5%) o. Ammoniumchlorid (0,5%) geben
Vitamin A und D
Harnblasenlähmung
Ursache und Pathogenese
Ursachen
beim Rind nur selten isoliert meist bei After-Blasen-Schwanzlähmung oder Nachhandlähmungen
bei aus anderweitigen Gründen festliegenden Tieren
bei Hämoglobinurien
Lähmung der Harnblasenmuskulatur durch Trauma der Nerven im Lendenmark
vereinzelt auch Quetschungen oder Überdehnungen der Harnblase
Pathogenese
funktionell bedingte Störungen der Harnblasenentleerung
übermäßige Harnansammlung in der Blase (Retentio urinae)
Inkontinenz
Entzündung
evtl. auch aszendierende urogene Infektion
Klinik
keine durch Blasenlähmung selbst
Harn fließt bei weiblichen Rindern passiv ab, sobald die Blase gewissen Füllungszustand erreicht hat
dabei läuft Urin m.o.w. kontinuierlich aus Harnröhrenmündung
rektale US stark gefüllte, durch mäßigen Druck entleerbare Blase
anhaltende Harnblasenlähmung
infolge Harnzersetzung allmählich Schleimhautreizungen und Harnblasenentzündung
später z.T. auch aszendierende urogene Infektion
Behandlung
Katheterisierung
Harnblasenspülung
Einbringen bakteriostatisch wirkender Präparate
Harnblasenentzündung
Zystitiden = Entzündungen der Harnblasenschleimhaut
Ursachen und Formen
drei Formen der Blasenentzündung:
Harnblasenkatarrh (Cystitis catarrhalis)
blutig-eitrige Harnblasenentzündung (Cystitis purulenta s.haemorrhagica)
chronische hypertrophierende Blasenentzündung (Cystitis hypertrophicans s.polyposa)
Ursachen Harnblasenkatarrh (häufig; akut bis subakut; meist weibl. Tiere (kurze Harnröhre))
verschiedenartige Reizungen der Blasenschleimhaut
Einschleppung von Bakterien aus Kot oder Genitale, auch beim Katheterisieren
beim Kalb auch durch vesiko-umbilikale Fistel
fast regelmäßig bei Störungen der Harnblasenfunktion oder des Harnabflusses
Ursachen blutig-eitrige Harnblasenentzündung (akut)
kann sich aus Blasenkatarrh entwickeln
Folge von Schleimhautverletzungen
Folge anhaltender Harnstauung
Folge bakterieller Harnwegs-, Nieren- oder Puerperalinfektionen
Erreger Korynebakterien und E.coli
kann zu aszendierender Pyelonephritis führen
Ursachen chronisch-hypertrophierende oder polypöse Harnblasenentzündung
länger andauernde toxische Einflüsse
bakterielle oder mechanische Reize
kann sich auch aus den oben genannten Entzündungsformen entwickeln
Klinik
Hauptsymptom:
Veränderungen der Harnbeschaffenheit
allgemeine Krankheitserscheinungen nur in schweren Fällen
Harnblasenkatarrh
AB meist nicht gestört
in akuten Fällen vorübergehend Fieber
Harnabsatz nicht erschwert, aber häufiger und in kleineren Portionen als normal
blutig-eitrige Entzündung
fieberhafte Allgemeinstörung
schwerkranker Eindruck, Appetit herabgesetzt
Atmung, Herz, Körpertemperaturen bis 41°C
rektaleUS
selten deutliche palpierbare Veränderungen (Verdickungen, starre Wandbeschaffenheit)
meist keine erhöhte Schmerzhaftigkeit
Harnabsatz
auffallend häufig
nicht selten unter Schmerzäußerung
besonders starke Aufkrümmung des Rückens
weit abgehaltenem Schwanz
anschließend pressen die Tiere noch einige Zeit
Diagnose
Klinik
HarnUS (Katheter)
flockig getrübt
fader, nicht selten auch stechender oder widerlich stinkender Geruch
Boden des Gefäßes Eiterflocken, Blutkoagula oder schleimig-gallertige Massen
Harnfarbe dunkelgelb, bei Blutbeimengungen schmutzigrosa bis blutrot
pH-Wert infolge mikrobieller Ammoniakbildung stark alkalisch
Harn enthält größere Mengen Eiweiß und häufig auch Hämoglobin
Prognose
Blasenkatarrhe
keine besondere Neigung zur Chronizität heilen häufig spontan aus
blutig-eitrige Zystitiden
führen ohne Behandlung zu erheblichen Veränderungen der BlasenSH
chronisch-hypertrophierende Harnblasenentzündung mit geringer Heilungstendenz
Behandlung
stets therapieren wegen Gefahr einer aufsteigenden Infektion
Katarrh oder blutig-eitrige Harnblasenentzündung
Harnblasenspülungen mit warmen, nicht reizenden, desinfizierten Lösungen
anschließende Installation von sulfonamidhaltigen oder antibiotischen Präparaten
parenteral Sulfonamide oder Antibiotika (bei Fieber, AB und männlichen Tieren)
chronisch-hypertrophierende Blasenentzündungen
therapeutisch kaum noch zu beeinflussen
Erkennung und Abstellung der die Entzündung unterhaltenden Ursachen
Metastatisch-eitrige Nephritis
Ätiologie
Haupterreger A.pyogenes
Entstehung
bei/nach schweren septischen oder pyämischen Infektionen
zuweilen auch durch thrombembolische Prozesse verursacht
wichtigste, zu pyämischer Nephritis führende Primärkrankheiten:
Kälberinfektionen (purulente Nabelinfektionen)
fortschreitende fremdkörperbedingte Organinfektionen
eitrige Lungenentzündungen
schwere septische Gelenk- und Klauenleiden
Puerperalinfektionen
Nierentuberkulose
sehr seltene Nierenaktinobazillose
Klinik
häufig plötzliche, auffällige Verschlechterung des AB
wechselnde, z.T. hoch fieberhaften Körpertemperaturen
FA, Atmung , Puls , Verdauungstätigkeit
häufig schubweises Fortschreiten der Erkrankung
wechselnde Besserung und Verschlechterung des Zustandes
rascher Abmagerung
endet oft tödlich infolge Sepsis oder Urämie
Diagnose
RektaleUS
bei nicht zu fetten Tieren
linker Niere Vergrößerung
sulzige Beschaffenheit der Kapsel
höckrige Oberfläche mit undeutlicher Renikulistruktur
Schmerzempfindlichkeit
UrinUS
strohfarben oder dunkelgelb
feinflockige Trübung
starke Proteinurie
nicht selten auch leichte Hämaturie
im stark vermehrten Harnsediment neben Erys und Nierenepithelien massenhaft Leukozyten und Bakterien
wenn Veränderungen Urinmenge und spezif. Harngewichts
starke Ausbreitung der Eiterungsprozesse in den Nieren
Evtl. Sono
Behandlung
nur selten Erfolg
in den Nieren gelegene Eiterherde sind durch parenteral gegebene AB kaum vollständig zu erreichen
beteiligte Erreger oft nur wenig antibiotikaempfindlich
Pyelonephritis
Ätiologie
v.a. Kühe im Alter von 3-7 Jahren, v.a. während des Winterhalbjahres betroffen
bei etwa 75% der Fälle im Zusammenhang mit
vorangegangenem Abort
Schwergeburt
Puerperalinfektion
beteiligte Erreger
Corynebacterium renale (fakultativ pathogen) typische Veränderungen (Papillennekrose, Pyelitis)
häufig daneben auch andere Bakterien Sekundärerreger (E.coli, Streptos...)
Klinik
Verlauf
beginnt meist schleichend mit ggr Veränderungen der Harnbeschaffenheit
verstärken sich allmählich
häufiger Absatz eines flockig getrübten und/oder bluthaltigen Harns
gute Fresslust trotzdem Nährzustand und Milchleistung
chronischer Verlauf, mitunter von akuten Krankheitsperioden unterbrochen
gering- bis mittelgradigen Anämie mit ausgeprägter Granolozytose
akutes bis subakutes Krankheitsbild
Allgemeinbefindens, Fieber, Kolikerscheinungen, FA
Abmagerung
Rückenkrümmung und häufiger schmerzhafter Harnabsatz
Kreislauf-, Atmungs- und Verdauungsapparat m.o.w. stark in Mitleidenschaft gezogen
Endstadium allgemeine Sepsis, Niereninsuffizienz oder Urämie
Diagnose
RektaleUS
bei Beteiligung der linken Niere fühlbar
m.o.w. starke Vergrößerung
sulzige Oberfläche
herdförmig derbe oder fluktuierende Konsistenz
vereinzelt anstelle der Niere nur ein mannskopfkrosser, fluktuierender Eitersack (Pyonephros)
keine besondere Schmerzempfindlichkeit
Sono
insgesamt vergrößerte Niere
dilatierter Sinus renalis und Markpyramiden
HarnUS
riecht stechend-stinkend
i.d.R. schmutzigrote bis blutrote Farbe
starke flockige Trübung
enthält meist auch größere Eiter oder Blutklümpchen
Prognose
ungünstig
Behandlung nur beim Fehlen stärkerer Organveränderungen und noch befriedigendem Allgemeinzustand
Teil der zunächst geheilt erscheinenden Tiere erkrankt jedoch nach Monaten oder Jahren erneut
Behandlung
AB-Gabe nach Antibiogramm
meist Penicillin-Streptomycin-Präparate sowie Tetracycline oder Gentamyci
bei einseitiger Erkrankung besteht die Möglichkeit der chirurgischen Entfernung der kranken Niere
Amyloidnephrose
Ätiologie und Pathogenese
Amyloid = fibrillär angeordnete Proteine aus dem Immunstoffwechsel
fast ausschließlich ältere Kühe während der Hochträchtigkeit oder im Puerperium betroffen
Amyloidose (allgemeine; Störung Eiweißstoffwechsels und Immunkörperbildung)
wird ausgelöst durch chronische Eiterungsprozesse
diese sind v.a.
Streptokokken- oder Pyogenesmastitiden
Fremdkörperperitonitiden
Abszessbildung in Leber und Lunge
gelangt auch in Niere
glomeruläre Amyloidablagerung
zunächst Permeabilitätsstörungen mit starker Proteinurie
durch Rückresorption des Amyloids nephrotische Veränderungen in den Tubulusepithelien
schließlich völlige, irreparable Verödung des Nephrons
Krankheit beginnt
wochenlange starke Proteinurie
dadurch Hypoproteinämie, Dysproteinämie, Darmwandödem und profuser Durchfall
zunehmende Plasmaeiweißverluste können vom Organismus nicht mehr kompensiert werden
Niereninsuffizienz erst im Endstadium
Mehrzahl der Glomerula infolge Zirkulationsbehinderung ausgefallen
Klinik
Klinik entwickelt sich innerhalb von 1-2 Monaten
zunächst Proteinurie und Diarrhoe
WA , FA Pansentätigkeit
langsame Abmagerung und träges Verhalten
Haarkleid stumpf, struppig
schwere fortgeschrittene Fällen (Niereninsuffizienz) Dehydratation, Ödeme im Kehlgang und am Triel
zunehmende Störung des AB und fortschreitende Abmagerung
Urämie
Tod
Diagnose
RektaleUS linke Niere m.o.w. stark vergrößert und von derber Konsistenz
UrinUS
nur leicht diffus getrübt, auffallend schäumend
konstant niedriges spezifisches Gewicht
starker bis sehr starker Eiweißgehalt
Harnsediment nur gering stark degenerierte Nierenepithelien und vereinzelt Harnzylinder
BlutUS bei länger erkrankten Tieren
leichte Erythropenie und Azotämie
Hypoproteinämie und Dysproteinämie
Akutes Nierenversagen: Ursachen, Diagnostik, Folgen
Ätiologie
Ursache
Komplikation einer Reihe von Störungen
z.B. Arzneimittelvergiftung, Zerreißung der Harnröhre, Vergiftung (Eiche Tannine)
dadurch plötzlich eintretende Beeinträchtigung der Nierenfunktion und Abfall der GFR
Abfall der GFR durch
Blutdruckabfall
Verstopfung der Tubuli durch Zelldetruitus
Kompression der Tubuli durch interstitielles Ödem
Drosselung des Blutflusses im Vas afferens durch Rückkopplung
funktionelle oder organische Versagens der Nieren
Ausscheidungs- und oder Konzentrationsleistung wird eingeschränkt
Vermehrung harnpflichtiger Stoffe in Blut und Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt
allgemeinen Krankheitserscheinungen
Übergang in eine Harnvergiftung ist fließend
beim Rind nur in Verbindung mit schweren akuten Krankheitszuständen
> 75% der renalen Parenchymmasse ausgefallen
Klinik
FA , WA , träges, abgestumpftes Verhalten
Herztöne hart und pochend
meist keine renalen Ödeme
Störungen der Verdauungstätigkeit
Harn und Harnabsatz
renal bedingte Insuffizienz
stark vermindert oder sistierend
oder verminderte Konzentrationsfähigkeit
große Mengen eines hellen Harns, spezifisches Gewicht
extrarenal bedingte Insuffizienz
nur geringe Harnmengen
höheres spezifisches Gewicht
fortschreitende Abagerung
Harnvergiftung Tod
Diagnose
zur Sicherung der Diagnose Blut- und Harnuntersuchung
Therapie
Diuretika bringen kaum Vorteile, da Nieren schon Maximalleistung bringen
Wasserangebot uneingeschränkt
Fütterung leicht verdaulich, nicht zu eiweißreich
evtl. parenteral isotone oder leicht hypotone Salz- und Glukoselösungen
Azidose mit Natriumbikarbonat oder Natriumlaktat bekämpfen
Verdauungsapparat
„Milchsaugen"
Ursache
Fortbestehen des infantilen Schein- und Fremdsaugens
zu langes Warten vor dem Melkstand
nicht artgerechte Haltung/zu enger Besatz
„Klinik“
saugen
an den eigenen Zitzen
an bestimmten laktierenden Herdengenossinen
bei jeder sich bietenden Gelegenheit Aussaugen der Milch
Behandlung
Ursachen abstellen (kommt v.a. in schlechter Haltung vor)
Stachelhalfter, bedornter Nasenring
an der Nasenöffnung anzubringende „Saugerplatten“, elektrische Nasenrückenbremse, Halskragen
Euterschützer
getrennte Haltung
Abschaffung des zur Nachahmung anregenden „Milchräubers“
möglichst frühzeitig vorzunehmende Zungenschleimhautresektion nach McCormack:
Tier sedieren und gut fixieren (Nasenzange, Stand)
Einsetzen eines Maulgatters, Vorziehen der Zunge mittels Fasszange
breite elastische Ligatur anlegen am Übergang von Zungenspitze zu Zungenkörper
örtliche Desinfektion
Infiltrationsanästhesie unmittelbar apikal der Ligatur
Resektion von Schleimhautstreifen und etwas Muskelgewebe
wenig vor dem Frenulum beginnend
3 cm hinter der Zungenspitze endend
gut fingerbreit
an der Zungenunterseite
Verschluss des so gesetzten Defekts
mit 2 kräftigen fortlaufenden Nähten
erste umfasst Muskulatur und Submukosa
zweite schließt Schleimhautwunde (REVERDIN-Naht)
postoperativ Antibiotika parenteral und 2 Tage lang Schlappfutter
Zunge kann Zitzen nicht mehr ringförmig umfassen
Zungenspielen
Ursache
Ursachen
ereignisarme und ernährungsmäßig möglicherweise nicht vollwertige Stallhaltung
erbliche Veranlagung
Umwandlung des infantilen Leck- und Saugtriebs
Langeweile und Nachahmung
Faser-, Phosphor- oder Spurenelementmangel
beansprucht bis zu 1/6 der Tageszeit
Vernachlässigung der Futteraufnahme mit Indigestion und unbefriedigender Milch- oder Mastleistung
in jedem Alter „erlernbar“
lässt sich nicht durch Aufbesserung der Ernährung beeinflussen
„Klinik“
Stereotypie
angehobener Kopf und weit geöffnetes Maul
Zungenspitze wird entweder rückwärts umgeschlagen oder völlig eingerollt
wird an den harten Gaumen gedrückt
1. wird innerhalb des Maules unter Schnalzen schlangenartig hin und her bewegt
2. Zunge wird ruckartig aus dem Maul hervorgeschnellt und auffallend schlängelnd bewegt
einzelnes Zungenspiel dauert bis zu 5 Minuten dabei Verminderung der Herzfrequenz
im Stehen wird Lendenbereich nach unten durchgedrückt
Behandlung
Anbieten der Tränke im Saugeimer
Einziehen eines Zungenspielringes nach STRUB:
am angebunden stehenden Tier
Zunge von Helfer vorziehen lassen
mit Zange offenen Ring nahe der Zahnwurzel über das Zungenbändchen hinweg zungenwärts drücken
Zange kräftig schließen
nun zwängt der Ring das Zungenbändchen beim Vorstrecken der Zunge ein
führt in 75% der Fälle zum Erfolg
Schleimhautresektion nach McCormack
Nekrobazillose (Kälberdiphtheroid)
Ätiologie
Fusobacterium necrophorum
gramnegativ, anaerob
2 Subspecies (beide kommen beim Kälberdiphteroid vor)
normaler Bewohner des MDT gesunder Rinder
kann nur unter begünstigenden Umständen in Schleimhaut eindringen
v.a. Kälber (2 Wochen bis 3 Monate)
führt oft zu komplikativer Infektion anderer Organe
evtl. tödlich verlaufende Toxin- oder Bakteriämie
seltener auch ältere Rinder betroffen, v.a. Mastrinder bis zu 2 Jahren
Pathogenese
Infektion der SH
wird in einer Ausdehnung von mehreren cm und in die Tiefe fortschreitend eingeschmolzen
von dort aus gelangen Toxine und Erreger ins Blut oder werden durch Kontakt gestreut
umgebendes Gewebe reagiert mit Entzündung und Granulation
fieberhafte Allgemeinerkrankung durch Toxinämie und Bakteriämie
Klinik
charakteristische Veränderungen
Zahnfleisch, Zungenränder, Zungengrund, Gaumen, Backen, Rachen, Nischen seitlich des Kehlkopfes
umschrieben, von einem roten Rand begrenzt
mit einem graugrünlichen bis bräunlichen käsigen Belag bedeckt
leicht vorgewölbt
Lösen des Belags Blutungen
oft Foetor ex ore (stechend)
AB, Fieber, Salivation
Tränke wird zögernd oder gar nicht aufgenommen
nevtl. Verschleppung des Erregers direkt oder hämatogen zu anderen Organen
Intoxikation und Septis Tod nach 5 Tagen bis 3 Wochen
Therapie
nur im Frühstadium
Beläge werden gründlich kürettiert
Wunden werden anschließend mit einem antiseptischen Mittel betupft
über mehrere Tage reinigende und desinfizierende Maulhöhlenspülungen
tiefere Höhlen werden tamponiert
mehrtägige hochdosierte parenterale AB β-Lactam-Antibiotika, Makrolide, Cephalosporine, Tetracycline
Therapie evtl. auf oralem Weg fortsetzen
Schlundverstopfung
Ätiologie
3 anatomische Engpässe:
unmittelbar hinter dem Schlundkopf
vor der Brustapertur
vor dem Durchtritt durch das Zwerchfell
Ursache:
kompakte Futterstücke
in Bolusform verabreichte Arzneimittel
rejizierte Bezoare
echte Fremdkörper
Schlundkrampf (funktioneller Engpass)
angeborene oder erworbene (myodystrophische) Schwäche der Tunica muscularis
neurologisch gestörte Peristaltik (Lähmung)
Verengung nach Entzündung
Pathogenese
vollständig Obstruktion
nicht nur Nahrungspassage, sondern auch Abgang der Pansengase unterbrochen
akute Pansentympanie
diese trägt wiederum zum Anhalten des Schlundspasmus bei
Druck durch Fremdkörper verursacht
Schmerzen
lokale Anämie
Entzündung
örtliche Schleimhautnekrose
weitere komplikative Folgen
Klinik
vollständige Verlegung des Ösophagus
Patient unterbricht plötzlich Futter- und Tränkeaufnahme
gestreckter Kopf und Hals
Würgen, Brechreiz und leeres Kauen
Vorstrecken der Zunge
starke Speichelfluss
anfallsweise Husten bis zu Erstickungserscheinungen
ängstlicher Blick, zeitweiliges Stöhnen oder Brüllen
seltener abrupte Regurgitation von nachträglich noch aufgenommenem Futter oder Wasser
bei aktiver Gärung des Vormageninhaltes
rasch zunehmende Tympanie mit dorsaler Gasblase
starker Druck auf das Zwerchfell
Atem- und Kreislaufstörung
partielle Schlundverstopfung:
weniger eindrucksvoll und bedrohlich
Salivation, Tympanie und Regurgitieren schwächer ausgeprägt oder fehlen
in manchen Fällen lediglich anhaltende Inappetenz
Prognose verschlechtert sich mit der Dauer der Obstruktion und dem Fortschreiten der Tympanie
Therapie
bei akuter Schlundverstopfung
obstruierenden Gegenstand so rasch und so schonend wie möglich entfernen
zunächst kombinierte medikamentös-instrumentellen/manuellen Behandlung
evtl. zuerst Pansen trokarieren, um Gas abzulassen
krampflösendes, analgesierendes und leicht sedierendes Mittel
Kopf und Hals in mäßige Streckstellung bringen
Verstopfung im oberen Drittel des Halsteiles:
FK mit den beiderseits von außen angesetzten flachen Händen in den Rachen schieben
von dort entfernen
zur Erleichterung der Extraktion schlingenförmige Instrumente einfach und risikolos in der Anwendung
CAVE! bei manueller Extraktion nicht die Atmung behindern
Verstopfung im unteren Bereich des Halsteiles
mit geeignetem Schlundrohr prüfen, ob sich der Fremdkörperbewegen lässt
ggf. in den Pansen schieben
Extraktionsversuch
Schlingeninstrument unter langsamem Drehen um die Längsachse einführen
so weit vorschieben, dass sein Bügel an dem obstruierenden Nahrungsteil vorbeigleitet
unter erneutem leichten Drehen zurückziehen
Instrument gleichmäßig vorziehen
erneuter Versuch erst nach 2-4 Std.
in Zwischenzeit evtl. Pansen trokarieren
falls das nicht funktionniert OP
Patient sedieren und ablegen
linke Halsseite im Bereich der Obstruktion für Eingriff vorbereiten
durch subkutane Infiltration anästhesieren
Hautschnitt etwa fingerbreit oberhalb und parallel zur Drosselvene
stumpf zum Ösophagus vorarbeiten
dann Fremdkörper entweder oralwärts massieren oder
Ösophagus eröffnen und Futterstück entnehmen
Verstopfung im Brustabschnitt
Spasmolytikum vor Einführen einer Sonde besonders wichtig!
Entscheidung je nach Situation
Versuch, den Fremdkörper zu extrahieren, erst wenn das nicht gelingt, ihn in den Pansen schieben
oder ob in umgekehrter Reihenfolge
falls das nicht funktioniert Ruminotomie
Fremdkörper von der Kardia aus beseitigen (zerkleinern oder herausziehen)
Physiologie der Vormägen
pH 5,5-6,7
Morotik
Haube:
bi- und triphasische Kontraktionen (am Anfang der A-Welle des Pansens)
bei triphasischen Kontraktionen ist die erste die Rejektionskontraktion
fein zerkleinerte Teile liegen am Boden werden in Blättermagen gedrückt
noch nicht zerkleinerte Teile schwimmen oben zurück in Pansen
Pansen
A-Welle
beginnt mit Haubenkontraktion Pansenvorhof Pansensack
Durchmischung und Umwälzung des Panseninhalts
Frequenz 1-2/min
B-Welle
erfasst nur Pansen, durch Gasansammlung ausgelöst
Entfernung der Gase durch Ruktus
Psalter
Druck-Saug-Pumpe (1 Saugphase, 2 Druckphasen)
Ansaugen von Haubeninhalt durch Erschlaffung der Psalterrinne
Kontraktion der Psalterrinne presst Inhalt zwischen Blätter des erschlafften Psalterkörpers
Kontraktion des Psalterkörpers schafft Inhalt in Labmagen
Kontraktion Psalterkanal bei jeder Haubenkontraktion
Kontraktion Psalterkörper nur bei jeder 2.-5. Haubenkontraktion
Abbau von Kohlenhydraten
extrazellulärer Abbau
spielt sich im Pansensaft ab
Kohlenhydratpolymere werden zu Dimeren und Monomeren gespalten
z.B. Cellulose durch Cellulasen, Hemicellulose durch Hemicellulasen, Pektine durch Pektinesterase
intrazellulärer Abbau
Glykolyse
Pentose-Phosphat-Weg
Umwandlung von Pyruvat zu kurzkettigen FS
Pyruvat Acetat
Acetat Propionat
Propionat Butyrat
dabei auch Bildung von Gasen (30% Methan, 70% CO2)
Einfluss der Kohlenhydratfütterung auf kurzkettige FS
cellulosereiche Fütterung Essigsäure 70%, Propionsäure 20%, Buttersäure 10% (ca.)
stärkereiche Fütterung Essigsäure , Propionsäure
!!! Weiterverarbeitung
Acetat Ketonkörper (Acetoacetat oder Aceton) Fettsynthese (Körperfett)
Propionat Lactat Gluconeogenese
Butyrat Ketonkörper (β-Hydroxybutyrat) Fettsynthese (Milchfett)
Pansenacidose
Normalerweise Regulation des pH, v.a. über Kohlensäure-Bicarbonat-Puffer
Aufnahme von zu viel leichtverdaulichen Kohlenhydaten
rascher Abbau der Stärke
Anstieg der kurzkettigen FS
pH sinkt
Anzahl der laktatbildenden Bakterien steigt an
insgesamt Anstieg von Laktat
Abbau von NPN-Verbindungen (z.B. freie AS, Nukleinsäuren, Amine, Nitrat, Harnstoff...)
Proteasen
kleinere Peptide und freie AS
werden von Bakterien aufgenommen und intrazellulär abgebaut
Endprodukte Ammoniak, Wasserstoff, Kohlendioxid und Carbonsäuren
=> dadurch ist Wiederkäuer weitgehend unabhängig von der Qualität der aufgenommenen Proteine
Ammoniakkreislauf
Ausgangsprodukt für bakterielle AS und bakterielles Protein
Teil wird aber auch resorbiert
Leber
hauptsächlich in Harnstoff eingebaut
Diffusion von Blut in Pansen oder
Harnstoff in Speicheldrüsen über Speichel in Magen
bakterielle Proteinproduktion
Übertragung von Ammoniak auf α-Ketoglutarat Glutamin
Glutamin + Glutaminsäure andere Aminosäuren durch Transaminierung
Inaktivität der Vormagenflora und -fauna
Ätiologie
Nährstoffamangel
für bakterielle Eiweißsynthese im Pansen Menge an leichtfermentierbaren Kohlenhydraten erforderlich
gleiches gilt für optimale Spaltung der Zellulose
Mangel an Eiweiß und/oder Stärke
Gesamtmenge der Bakterien als auch die Zahl der Arten gehen zurück
auch Pansenprotozoen sterben dann allmählich aus
Mangel an Mengen- oder Spurenelementen
partielle Aktivitätsminderung der Vormagenflora und –fauna
Keimhemmende Substanzen
intraruminale oder orale Applikation großer Dosen Antibiotika, Sulfonamide, Trimethoprim...
Monensin und Kupfersulfat
Desinfizenzien
dem Futter anhaftende Industrieemissionen
Überhang an bestimmten Mineralstoffen
überhöhtes Angebot an Futterfetten wirkt depressiv auf die Zellulosedigestion
Pflanzeninhaltsstoffe mit keimhemmender bzw. antinutritiver Wirkung
viele Leguminosen
enthalten in Blättern und Samen unterschiedlich hohe Mengen an Tanninen (Gerbstoffen)
gehen aufgrund ihrer phenolischen Hydroxylgruppen Verbindungen mit Proteinen ein
wirken keimhemmend
hoher Ölgehalt mancher Samen
kann sich depressiv auf die ruminale Zelluloseverdauung auswirken
Lupinenalkaloide, Sojaantigene, Lektine und Trypsininhibitoren
Mikrobiell kontaminierte Futtermittel:
im Nährstoffgehalt herabgesetzt
pansenfremde Mikroben können pansenspezifische Arten durch ihre Stoffwechselprodukte hemmen
Mangelhafte Zerkleinerung von Pflanzen mit hohem Anteil an Gerüstsubstanzen:
nicht genug Angriffsfläche für die Pansenbakterien
Futterwechsel:
erhebliche Änderung Anpassung der Mikrobenkultur an das neue Nährsubstrat dauert 1-2 Wochen
besondere Vorsicht bei Zusetzen von Harnstoff
bei herabgesetzter Aktivität der Vormagenflora pH-Wert relativ hoch
für Harnstoffspaltung verantwortliche Ureasebildner in günstigem pH-Milieu
Pathogenese
Rauhfutter mit geringem Nährstoffgehalt
Hungergefühl, das auch von der Blutzusammensetzung abhängt, wird nicht mehr gestillt
weiterhin Fresslust
Abtransport der Ingesta wegen unzulänglicher Aufschließung verzögert
Pansenüberladung und –erweiterung mit mäßiger rezidivierender Tympanie
Klinik
meist eher subklinische Veränderungen
Milchkühe
Absinken des Milchfettgehaltes bei sonst noch guter Fresslust
später auch Rückgang der Tagesmilchleistung und des Nährzustandes
in Hochleistungsbeständen auffällige Zunahme der Ketose
Zuchtbullen
Gewichtsverlust
Verschlechterung der Spermaqualität
Pansen
Motorik normal oder schneller aber weniger intensiv
Inhalt nicht mehr in üblicher Form geschichtet, sondern locker durchmischt
Abmagerung
stumpfes Fell, mitunter Haarausfall, Lecksucht
Hypoproteinämie, Anämie
mitunter auch gestörte Leberfunktion
Kot dickbreiig bis trocken, enthält hohen Anteil an langfaserigen Partikeln
Harn und Milch oft erhöhter Ketonkörpergehalt
Behandlung
Fütterungsfehler abstellen
Rauhfutter zunächst sehr gutes Heu
Kraftfutter hauptsächlich Getreide- und Sojaschrot
evtl. ergänzt durch Futterhefen
FA und sichtbare Besserung
allmählich wieder anderes vollwertiges Rauhfutter und andere Kraftfuttermischungen
hgr. Aktivitätsminderung der Vormagenflora und –fauna
Regeneration durch 3- bis 4malige Übertragung von 3-5 l Pansensaft gesunder Rinder
Akute Pansenazidose
Ursache
Rindermast
auf Getreidebasis
bei Verfütterung von Zuckerrohr und dessen Nebenprodukten
Umstellung
bislang gehaltloses Rauhfutter plötzliche Umstellung auf konzentratreiche Ration
übermäßiger Verzehr von Futterrationen mit Stärke oder/und Zucker
gleichzeitig geringe physikalische Struktur
Tiere, die schon länger intensiv gefüttert wurden
bei ihnen vermögen bereits kleine Schwankungen der Futteraufnahme Pansenazidose auszulösen
Vormagenflora solcher Tiere in sehr labilem Gleichgewicht
kleine Anstöße genügen, um die Proliferation der Milchsäurebildner zu induzieren
Pathogenese:
Aufnahme von leichtfermentierbaren Kohlenhydraten
Bildung von flüchtigen Fettsäuren und Milchsäure
letztere wird teilweise zu Propionsäure umgesetzt
Verschiebung der Zusammensetzung der Vormagenflora und –fauna
Vermehrung von grampositiven, Milchsäure produzierenden Kokken
PH-Wert-Senkung günstiges Milieu für homo- und heterofermentative Laktobazillen
gramnegative Flora stark dezimiert und bei pH 5,0 verschwindet auch Protozoenpopulation
Fermentationsprozesse im Pansen verschieben sich zur Milchsäuregärung
Milchsäurekonzentration steigt im Extremfall bis über 300 mmol/l -> L(+)- und D(-)Milchsäure
beide Isomere sind physiologische Pansenmetabolite
D(-)Anteil wird im Körper wesentlich weniger und dementsprechend langsamer umgesetzt
Eliminierung hauptsächlich über renale Exkretion
höchste Milchsäurekonzentration nach etwa 12-24 h erreicht
Überschwemmung mit Säuren osmotischer Druck im Vormageninhalt
gleichzeitig geht puffernde Speichelproduktion zurück
häufig Tränkeaufnahme ebenfalls eingeschränkt
Organismus zieht via Pansenmukosa Körperwasser ab
Vormageninhalt wird flüssiger
Hämokonzentration, Exsikkose, Oligurie, bis Anurie und Urämie
zusätzlich gastro-intestinale Resorption der Milchsäure und anderer toxischer Abbauprodukte
Veränderungen der Blutzusammensetzung, des Intermediärstoffwechsels und der Organfunktionen
örtliche Veränderungen
diffuse, vornehmlich den ventralen Pansensack betreffende Retikuloruminitis
Ödembildung in der Submukosa durch den hohen osmotischen Druck
Ablösung ganzer SH-Areale
Absterben der gramnegativen Bakterien
Freisetzung von erheblichen Mengen an Endotoxinen im Pansen
außerdem erhöhte Konzentrationen von Histamin, Tryptamin und Tyramin
Anstieg der Blut-Histaminkonzentration
Klauenrehe durch Störung der Mikrozirkulation in der Lederhaut
übersäuerte Hauben-Panseningesta gelangt in den Darmtrakt
massive Schleimhautentzündung
noch unverdaute Stärke
wird im Dickdarm ebenfalls zu Milchsäure vergoren
diese wird vom Darm aus resorbiert
Klinik
in leichten Fällen:
vorübergehend Inappetenz
in der Intensität, mitunter auch in der Frequenz verminderte Pansenbewegungen
grau-grün gefärbter, pastöser bis suppiger Kot
bei Kühen reduzierte Tagesmilchleistung
bei schweren Erkrankungen:
binnen 12-24 Std. nach der azidoseauslösenden Überfütterung erhebliche Störung des AB
Futterverweigerung, reduzierte Wasseraufnahme
träge bis apathisch, Stöhnen
Milchsekretion versiegt
in stürmischer verlaufenden Fällen
Unruhe, Muskelzittern, schmerzhaftes Anziehen der Gliedmaßen
schwere Diarrhoe mit gelbgrünen, wässrig-schaumigen, nicht selten Blut enthaltenden Ausscheidungen
Harnabsatz merklich reduziert
Herzfrequenz >100 Schläge/min, Herztöne pochend,
Schleimhäute verwaschen rot, Episkleralgefäße injiziert
Atemfrequenz meist erhöht
Vormagenmotorik stark herabgesetzt oder ruht gänzlich
mitunter leichte Tympanie
schwerste Erkrankungen
danach Festliegen, milchfieberähnliche Haltung
apathisch, später komatös
eingesunkene Augen und kühle Haut, Turgor stark herabgesetzt
der Kreislauf ist hochgradig in Mitleidenschaft gezogen
können ohne Behandlung binnen 12 Std. verenden
Therapie
Entfernen des vergorenen Vormageninhaltes
Hemmen der Milchsäuregärung/Milchsäurebildner
Verminderung des osmotischen Druckes im Panseninhalt und Anheben des pH-Wertes
Beheben von Hämokonzentration und metabolischer Azidose
Aufrechterhalten der Nierenfunktion
Wiederherstellen des physiologischen Vormagenmilieus inkl. Mikrobenpopulation
Chronisch-latente Pansenazidose
Ätiologie
Mastrinder
in der Intensivmast
Getreidefütterung bzw. mit Rationen mit hohem Anteil an leichtfermentierbaren Kohlenhydraten
Milchkühe
besonders Kalbekühe in der peri- bzw. postpartalen Umstellungsphase
Ursache
strukturarme Rationen mit hohem Anteil an leichtfermentierbaren Kohlenhydraten
Pathogenese
nach Aufnahme derartiger Rationen in relativ großer Menge
intensive Fettsäuregärung
Anteile der 3 Hauptfettsäuren (Essig-, Propion- und Buttersäure) verschieben sich
erhöhte prozentuale Anteile von Proption- und Buttersäure
Vormagenflora und –fauna verschiebt sich zugunsten der amylo- und saccharolytischen Mikroorganismen
im allgemeinen bei dieser Azidoseform noch eine Ziliatenpopulation vorhanden
pH-Wert unduliert um 5,5
lokale und systemische Auswirkungen
krankhafte Veränderungen an der Pansenschleimhaut
Stoffwechselstörungen
Schäden an Leber, Klauen und anderen Körperorganen
Auswirkungen machen sich erst allmählich bemerkbar
Verminderung des Milchfettgehaltes
v.a. bei Stärke
Propionsäure
Azetat:Propionat-Verhältnis verschiebt sich zu ungunsten der Essigsäure
Absinken des Milchfettgehaltes durch hohe Blutspiegeln an Propionat, Glukose und Insulin
Körperstoffwechsel wird von der Milchfettsynthese auf Depotfettbildung umgeschaltet
Hyper- und Parakeratose der Vormagenschleimhaut, chronisch-hyperplastische Ruminitis
Reiz für Zottenproliferation geht v.a. von Buttersäure aus
durch Überproduktion der Säuren auch viel Stimulation
Hyperkeratose, Parakeratose, Rillenbildung, Desquamation, Ödematisierungs-, Exsudationsprozesse
Verlust der deckenden Epithelschicht
gequollenes Epithel stellenweise von Schleimschicht überzogen
Pansenzotten verklumpen
intra- und submuköse Mikroabszesse, Atrophie und Degeneration der Zotten
Entwicklungshemmung, Leistungsdepression und Gewichtsverlust
Ruminitis-Leberabszess-Komplex:
Nekrose- und Eiterbakterien können über oben beschriebene Läsionen in die Blutbahn eindringen
über die Pfortader zur Leber
multiple Abszesse
später auch Keimabsiedelung in anderen Organen
Chronische Klauenrehe:
Zirkulations- und Ernährungsstörung an der Lederhaut
durch schubweise Ansteigen der Milchsäure- und Histaminkonzentration im Vormageninhalt
Ruminale Ketonämie:
Bildung großer Mengen Buttersäure im Pansen
erheblicher Teil davon wird in der Pansenwand zu Azetazetat und β-Hydroxybutyrat
erhöhte Blut-, Harn- und Milchspiegel der beiden Ketonkörper
Sonstige Auswirkungen: kompensierte metabolische Blutazidose, Osteoporose, chronische Nierenläsionen
Klinik
Tendenz zu rezidivierender Pansenblähung
periodische Diarrhoe
saurer Harn mit erhöhtem Phosphorgehalt
bei größeren Leberabszessen Gewichtsverlust
Bluthusten und Nasenbluten
wechselhafter Appetit
Abnahme des Milchfettgehaltes
chronische Klauenrehe
Verminderte Infektionsabwehr
subklinische Ketose
verzögerte Konzeption
Labmagengeschwüre, Labmagenverlagerung
Blinddarmdilatation
Behandlung
bei subklinischer PA nur selten individuelle intraruminale Therapie notwendig
erforderlichenfalls Pansensaftübertragung
bei nekrobazillären Leberabszessen Antibiotika
Pansentrinken
Ätiologie
mangelhafter Schlundrinnenreflex
Reflex an bestimmte Vorraussetzungen gebunden:
Tränke muss in Kontakt mit den im Pharynx gelegenen Rezeptoren kommen
kein abstoßender Geruch oder Geschmack
Tier muss freiwillig und in kleinen Schlucken trinken
keine Beunruhigung
ungestörtes Allgemeinbefinden
Milcheingabe per NSS
Pathogenese
akute Pansenazidose
kein Schlundrinnenreflex
Milch, Austauscher oder Elektrolytlösung gelangt in Pansen
Vergärung von leichtlöslichen Kohlenhydraten zu flüchtigen Fettsäuren und Milchsäure
pH-Wert der Ingesta sinkt für kurze Zeit unter 6.0
wiederholt sich der Vorgang mehrmals, hält die Übersäuerung an
akute Pansenazidose, pH-Wert um 5,0
Folgen sind hyperkeratotischen Parakeratose und Retikuloruminitis (mit Erosionen und Nekrosen)
letztere kann wiederum Ursache für das Fortbestehen der Schlundrinnendysfunktion sein
Circulus vitiosus
systemische Folgen
metabolische Azidose
Austrocknung, Elektrolytverlust, Hypoglykämie
Intoxikation
können bereits bestehende Veränderungen noch verstärken
chronische Pansenazidose
normale Entwicklung der Kälber in den ersten 3-4 Lebenswochen
zu Beginn der Mast setzt bei einigen die Schlundrinnenfunktion aus
bei der Mehrzahl normalisiert sich der Reflex nach einigen Tagen wieder
bei einzelnen Tieren bleibt Dysfunktion bestehen
Tränkefließt auf Dauer teilweise oder vollständig in den Pansen
Nährstoffe werden dort bakteriell abgebaut
Konzentrationen der kurzkettigen Fettsäuren steigen an
pH-Wert auf 5,0
Folgen sind proliferative Veränderungen der Vormagenschleimhaut (aber keine schwere Entzündung)
proximalen Bereich des Leerdarmes Zottenatrophie, Aktivität von Laktase und alkalischer Phosphatase
chronische Störung der Magen-Darmfunktion
Eindickung des Darminhaltes in Kolon und Rektum
mangelhafte Versorgung des Tieres mit Nähr- und Wirkstoffen
Klinik
akute Pansenazidose:
AB , Abmagerung, Durchfall
schwacher oder fehlender Saugreflex
Auskultation links
bei Schwingauskultation meist hell klingende Plätschergeräusche
bei Perkussionsauskultation mitunter metallische Töne
PansenflüssigkeitUS
a) milchigweiße Farbe, dünnsuppige Konsistenz, pH 4,0-5,0, hohe Gesamtazidität
überwiegende Milchsäuregärung
b) ausgeprägt ranziger Geruch, dicksuppig, ockergelb, pH 5,0-6,0
überwiegende Buttersäurebildung
chronische Pansenazidose:
„Pansentrinker-Syndrom“
Entwicklungshemmung, langes stumpfes Haarkleid und Haarausfall
wechselhafter Appetit und gelegentliche Verweigerung der Tränkeaufnahme
Kauen am Saugnippel sowie Lecken an der Box, an anderen Tieren oder sich selbst
herabgesetzte Hautturgor
ventrolaterale Ausweitung des Abdomens, leichte rezidivierende Pansentympanie
pastöse, kittartige Kotkonsistenz
später Muskelschwäche, Festliegen
Auskultation lins
bei Schwingauskultation helle Plätschergeräusche
während Trinken blubbernd-plätschernde Geräusche
Pansenflüssigkeit US
übersteigt mitunter das Volumen der zuvor aufgenommenen Milchmenge
kann Haare, Faserpartikel und Holzsplitter enthalten
Therapie
parenterale Rehydratation und Azidosetherapie
Pansenspülung mit lauwarmem Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung
Anregen von Appetit, Saugreflex und Schlundrinnenfunktion
durch Saugenlassen an Gumminippel oder Finger (Handschuh!) vor dem Anbieten der Milch
durch Aufteilen der täglichen Milchmenge auf 3-4 Portionen;
versuchsweise Injektion von Brotizolam (Sedativum) oder Vasopressin (Antidiuretikum) vor dem Tränken
Frühentwöhnung
Alkalose des Hauben-Panseninhaltes
Ätiologie
kommt selten vor
Ursachen
Futterzusammensetzung nährstoffarmes Rauhfutter + leichtverdauliches Eiweißkonzentrat (z.B. Kasein)
relatives oder absolutes Überangebot an NPN-Verbindungen
Futtermittel mit Nitrat
mit Ammoniak aufgeschlossenes Stroh oder Heu
gleichzeitiges Fehlen bzw. unzureichender Anteil von leichtfermentierbaren Kohlenhydraten
Pathogenese
Abbau von Proteinen und NPN-Verbindungen im Pansen durch mikrobielle Enzyme
es entsteht Ammoniak
dient den Pansenbakterien und –protozoen zur Eiweißsynthese
Ammoniakgehalt im Pansen abhängig von Bildung, Verwertung, Zufluss, Resorption und Abfluss
optimaler Gehalt für Proteinsynthese 5 - 15 mmol NH3/l Pansensaft
überschüssiges Ammoniak wird in der Leber zu Harnstoff entgiftet
Ansteig des NH3-Gehaltes im Panseninhalt auf 50-60 mmol/l
starke Hemmung bis Aussetzen der Vormagenmotorik zu rechnen
zugleich Erhöhung der Ammoniak.-Konzentration im Blut bis in toxischen Bereich
sytemische Folgen beruhen auf
resorptiv bedingter Hyperammonämie
Intoxikation mit 4-Methyl-Imidazol (entsteht durch Einwirkung von NH3 auf reduzierende Zucker)
Klinik
FA , Rumination, Hauben-Pansenmotorik
rezidivierende Tympanie leichten bis mäßigen Grades
zeitweise Durchfall
Milchkühen Verminderung des prozentualen Milchfettgehaltes
evtl. Paresen
Unruhe, Salivation und Bewegungsdrang
PansensaftUS
je nach alimentärer Ursache
bräunliche Farbe, wässrige Konsistenz
ammoniakalischen Geruch
kaum noch Infusorien
pH-Wert im Bereich um 7,0 oder darüber
BlutUS Magnesiumkonzentration kann vermindert sein
Therapie
bei vorhandenem Appetit Futterkorrektur
mehrtägige Zufütterung von jeweils 50-100g Na-/Ca-Propionat
mehrmalige Übertragung von Pansensaft gesunder Rinder
bei begleitender Parese Injektion von Kalzium- und Magnesiumglukonat-Lösungen
Pansentympanie mit dorsaler Gasblase
Ätiologie und Pathogenese
= schnelle übermäßige Ansammlung von Gärungsgasen oberhalb der Hauben-Panseningesta
Auftreten
relativ häufig
tritt i.d.R. bei Einzeltieren auf
kann Begleitsymptom verschiedener Primärerkrankungen sein
Ursachen
verschiedenartige Störungen der Ruktation Stagnation der Gasentleerung
Verlegung der Kardia
gestörte Reizaufnahme und –leitung zu und von den ruminalen Rezeptoren
Ausfall der Ruktuskontraktionen des dorsalen Pansensackes
Erkrankungen des Schlundes
Klinik
erste Anzeichen
zunehmende Spannung und Ausdehnung der linken Bauchwand
Aussetzen der Futteraufnahme
ängstlicher Blick
häufiges Umsehen nach dem Bauch
leichte Aufkrümmung des Rückens bei gestrecktem Kopf und Hals
Einsetzen der Durchmischungstympanie
mit Speicheln, Kau- und Würgebewegungen verbundene Rülpsversuche nehmen zunächst zu
Pansenkontraktionen nehmen zu
werden immer oberflächlicher
kommen schließlich zum Erliegen
Unruhe, häufiger Kot- und Harnabsatz
kolikartiges Schlagen mit den Beinen zum Bauch
Niederlegen und Aufstehen, Schweißausbruch und Stöhnen
Perkussion links überall dumpfer tympanischer Schall
Terminalstadium
Atmung wird rein kostal, kurz und oberflächlich
Herztätigkeit wird hochfrequent und pochend
Puls wird klein und hart
bei schwerem perakuten Verlauf stürzt das Tier nach 1-2h nieder
verendet unter asphyktischen Krämpfen verendet
mitunter Ruptur des Pansens oder des Zwerchfells
manchmal kann sich der Patient nach und nach selbst von der Gasansammlung befreien
Behandlung
konservative Maßnahmen:
Vorderkörper des Tieres hochstellen
Gas mit Schlundsonde oder Schlundrohr ablassen, zugleich Druck auf die linke Flanke ausüben
Trokarieren des Pansens:
nur im Notfall
Punktionsstelle scheren, desinfizieren und anästhesieren
Anlegen eines kleinen Hautschnittes
den Trokar in Richtung auf den rechten Ellenbogenhöcker in voller Länge in den Pansen stechen
Stilett herausziehen
Gas entweichen lassen
Infektionsprophylaxe in üblicher Weise
für den Fall des Auftretens von Schockerscheinungen Sympathikomimetikum bereithalten
evtl. Flüssigkeits-/Elektrolyttherapie
Tympanie mit schaumiger Durchmischung des Vormageninhaltes
Ätiologie
= Gas und flüssiger, mit Futterpartikeln durchsetzter Vormageninhalt bilden einen stabilen, feinblasigen Schaum
Vorkommen
in Regionen, in denen diese Pflanzen angebaut werden
in Gegenden in denen bestimmte Mastsysteme betrieben werden
jahreszeitliche Häufungen (Ernte oder Abweiden der potentiell gefährlichen Pflanzen)
Ursachen
krankmachende Pflanzen leichtfermentierbaren Kohlenhydraten, lösliche Proteine, Rohfaser
im Pansen schnell einsetzende intensive Gärung mit entsprechend hoher Gasbildung
hohe Viskosität der Pansenflüssigkeit mit darin befindlichen feinen Futterpartikeln
Gasbläschen bleiben in der Flüssigkeit eingeschlossen und bilden einen stabilen feinblasigen Schaum
gefährliche Tympanieauslöser:
Luzerne, Luzerneheu
Rotklee, Weißklee
junger blattreicher Raps, Rüben, grüner Weizen
Knollenfrüchte
Rückstände aus Brau- oder Zuckerindustrie
Risikosteigerung
Wassergehalt und Grünfutter, das nach Schneiden der Selbsterhitzung ausgesetzt oder angefroren war
zerkleinertes Futter
derartige Pflanzen sind für die Pansenbakterien leichter angreifbar als fester strukturierte
tympaniebegünstigende Inhaltsstoffe werden schnell und in großer Menge freigesetzt
hohe „initiale Digestionsrate“
gierige Fresser eher als andere betroffen
Risikosenkung
bei älteren Pflanzen (mehr Gerüstsubstanz)
mehr Speicheln der Tiere
weniger Panseninhalt vor dem Füttern, kleineres Flüssigkeitsvolumen und höhere Passagerate
Klinik
s.o.
zunächst längere Hypermotorik
Therapie
verdächtiges Futter sofort absetzen
konservative Behandlung:
intraruminale Applikation oberflächenaktiver Substanzen
v.a. auf Basis von Dimtehylpolysiloxan (= Dimeticon)
2-10mg/kg in mehrern Litern Wasser
z.T. keimhemmende Substanzen zugesetzt
Spiralsonde mit Innenschlauch geeignet
führt die erste Behandlung nicht zum Erfolg, nach 15-45 Min. wiederholen
operative Behandlung:
bei akuter Lebensgefahr sofortige Laparoruminotomie
zunächst versuchen, mit einer temporären Pansenfistel auszukommen, Pansen entleeren
Rezidivierende Pansentympanie bei Kalb und Jungrind
Def
anhaltende oder wiederkehrende übermäßige Ansammlung von freiem Gas über den Panseningesta
ausnahmsweise schaumige Durchmischung von Gas und flüssigem Inhalt
Ätiologie
kein selbständiges Leiden Symptom oder Komplikation verschiedener Primärkrankheiten
entsteht im Prinzip aus den gleichen Gründen wie bei erwachsenen Rindern
fast immer Ansammlung von freiem Gas
Ursachen:
Panseninsuffizienz, -azidose, -entzündung, -fremdkörper
faulige Zersetzung der Panseningesta
Labmagenkrankheiten, Schlundkrankheiten
selten Peritonitis, Vaguslähmung, Krankheiten des ZNS, Vergiftungen
Missbildungen
Alter
hauptsächlich Jungtiere im Alter bis zu 6 (9) Monaten
die Mehrheit erkrankt in der Entwöhnungsphase bis zum 3. Lebensmonat
Klinik
Vorwölbung im Bereich der linken Fossa paralumbalis
nicht selten vagotone Bradykardie
meist subakuter bis chronischer Verlauf, permanent oder rezidivierend
ausnahmsweise kann sie hochgradig werden und zum Tode führen
Therapie
Therapie der Primärkrankheit
diätetische Maßnahmen
regelmäßiges Entfernen des Gases bis zur Normalisierung des Ruktus
Reticuloperitonitis traumatica
Ätiologie
Fremdkörperaufnahme durch
Verfütterung von unreinem Kraftfutter
schadhafte Weidezäune
Verlegen von elektrischen Leitungen
Umbauten im Stall
u.a.m.
Pathogenese
Reticulitis traumatica simplex
FK verletzt nur die Schleimhaut und Muskularis der Haube
Wand wird nicht vollständig perforiert
lokale, bis an die Serosa heranreichende Entzündung der Magenwand
nur schwacher örtlicher Schmerz
palpatorisch an der Verdickung und dem schleimigen Überzug der Haubenleisten erkennbar
FK kann einfach in das Magenlumen zurückgleiten
Verletzung heilt binnen kurzer Zeit ab
FK kann dort liegen bleiben, zerfallen, per vias naturales abgehen oder die Wand erneut lädieren
Reticuloperitonitis traumtica adhaesiva circumscripta
meistens werden alle Schichten der Magenwand vorübergehend oder dauerhaft durchstochen
Entzündung ergreift dann auch das viszerale und parietale Bauchfell
beide Blätter verkleben infolge der Fibrinausschwitzung alsbald um die Perforationsstelle herum
auch solche Verletzungen können noch verhältnismäßig gutartig verlaufen
Komplikationen
1. Entzündung dehnt sich kaudomedial in lockeres Bindegewebe zwischen allen Mägen aus
periretikulärer Abszess
2. FK dringt in Milz, Herzbeutel und Herz, Lunge oder in andere benachbarte Organe ein
3. schlanke, glatte, beiderseits spitze Fremdkörper nehmen mitunter ihren Weg in die freie Bauchhöhle
wandern auf dem Bauchhöhlenboden in kaudaler Richtung
verursachen diffus-adhäsive oder generalisierende serös-jauchige Peritonitiden oder Bursitis omentalis
Klinik
Haltung und Verhalten
gestreckter Kopf und Hals, aufgekrümmter Rücken
aufgeschürzte Bauchdecken, leicht abgewinkelte Ellenbogen
oft Muskelzittern am Anconaeus, Quadriceps und im Bereich der Kniefalte
seltener Zähneknirschen oder gar Festliegen
langsame, vorsichtige Bewegungen mit kurzen, gespannten Schritten
kurzes, stimmhaftes Stöhnen charakteristisch
Atmung
vermehrt, oberflächlich und überwiegend kostal
hin und wieder trockener Husten
Herz
Frequenz
manchmal auch unregelmäßig
Herztöne pochend
Episkleralgefäße vermehrt gefüllt, Schleimhäute verwaschen rot
Körpertemperatur
wechselt zwischen fieberhaften und normalen Werten
Vormagenbewegungen, Wiederkauen und Ruktus herabgesetzt oder ganz aufgehoben
Pansentympanie
Kot
meist trocken, geformt, dunkel gefärbt und von Schleim überzogen
enthält einen hohen Anteil mangelhaft zerkleinerter Faserpartikel
Kot wird nur in kleinen Mengen abgesetzt, nicht selten unter Schmerzäußerungen
Reticuloperitonitis traumatica circumscripta chronica
beschriebene Symptome weniger ausgeprägt
im allgemeinen längeres Kränkeln, wobei aus scheinbare Besserungen akute Schübe folgen
bei unkomplizierten Verläufen oft schon nach 2-3 Tagen deutliche Besserung des Allgemeinzustandes
Krankheit kann binnen 5-8 Tagen ausheilen
Diagnose
Anamnese: plötzliche Futterverweigerung, Pansenblähung, verminderter Kotabsatz, reduzierte Milchleistung
Klinik
Fremdkörperschmerzproben: Rückengriff, Stabprobe, Schmerzperkussion
Therapie
Konservatives Vorgehen ohne Verweilmagnet
2-3tägiges Hungernlassen
1-2wöchiges Hochstellen des Vorderkörpers um ca. 30cm
mehrtägige Verabreichung von antibakteriellen Medikamenten
Applikation milder Abführmittel
Konservative Therapie mit Magnetsonden oder mit Verweilmagneten
Tiere 12-24h hungern lassen
Magnetsonden oder Verweilmagneten oral einführen
wenn keine Besserung nach 2-4 Tagen Operation
nach GÖTZE
zur Extraperitonealisierung des OP-Feldes wird Pansen ziekulär mit bauchfell und Faszie vernäht
diese Naht wird später nicht gezogen
Eröffnung des Pansens
Ringmanschette, deren Ring der Pansenwand unmittelbar innen anliegen muss
dadurch kann keine Kontamination entstehen
Entfernung des FK
Verschluss des Pansens
nach WEINGART
dorsoventral verlaufende Pansenfalte herausziehen
zunächst oben und unten in einem Rahmen einspannen
dieser ist im dorsalen Wundwinkel mit Hilfe einer Schraube an der Haut befestigt ist
Eröffnung des Pansens
Wundränder mit Häckchen links und rechts ebenfalls am Rahmen befestigen
eröffneter Pansen stülpt sich kelchartig nach außen
Entfernung des FK
Pansen verschließen und versenken
Funktionelle Stenosen = „Hoflund-Syndrom“
Ätiologie
Schädigung des ventralen N.vagus
Ursachen:
traumatische Reticuloperitonitis
Haubenabszesse sowie Abszesse am linken Leberlappen
Verlagerung des Netzmagens durch Zwerchfellslücken
Aktinobazillose oder Leukose der Haube
Neubildungen im Hauben-Psalter-Labmagenbereich
tumoröse oder entzündliche Prozesse im Mediastinum
Leukose, Tuberkulose oder andersartige Entzündungen der Mediastinallymphknoten
peri-/paraösophageale Krankheitsprozesse, Schlunddivertikel
Pleuritis/Pleuropneumonie
abszedierende Thrombophlebitis der Vena jugularis und weitere
Pathogenese
Magenbewegungen im wesentlichen über Nervus vagus reguliert
ventromedialer Vagusstamm innerviert Haube, Psalter und Labmagen
partielle oder vollständige Unterbrechung der Leitfähigkeit
motorische Insuffizienz oder Paralyse des jeweiligen Magenabschnittes
mangelhafte Sortierung der Faserpartikel
Abbau und Verweilzeit im Pansen (Pansenüberladung), Durchmischung von flüssigen und festen Ingesta
Übertritt grober Faserteile in Psalter und Labmagen
Verlegung des Pylorus
Rückfluss von stark salzsäurehaltigem Labmageninhalt in Hauben-/Pansenraum
Abfall des pH-Wertes und Anstieg der Cl-Konzentration
im Darm kein Austausch Cl/Hydrogencarbonat
metabolische hyperchlorämische Alkalose
Klinik
Bauchwand links in ganzer Ausdehnung aufgetrieben, rechts nur im unteren Bereich vorgewölbt
links wie halber Apfel („apple“)
rechts wie halbe Birne („pear“)
„papple“
Apathie, Körpertemperatur im physiologischen oder subnormalen Bereich
Haarkleid glanzlos, aufgerauht
Bradykardie mit Herzfrequenz unter 65, manchmal sogar 30 Schläge/min
Kot
Absatz verringert
dunkelbraun-grüne Farbe und schmierig-schleimige oder auch feste Konsistenz
Verlauf:
im allgemeinen zwingt progressive Verschlechterung zur Nottötung
Tiere mit hochgradig überladenem Pansen können infolge von plötzlichem Herzversagen perakut verenden
Diagnose
Anamnese
seit mehreren Wochen fortschreitende Inappetenz, Rückgang der Milchleistung und Abmagerung
wiederkehrende Pansenblähung, unterdrücktes Wiederkauen und allmähliche Zunahme des Bauchumfanges
Veränderungen von Kotbeschaffenheit und –menge
Klinik
evtl. diagnostische Laparuminotomie
Therapie
insgesamt schlechte Prognose
Entleerung der Vormägen Leinsamenschleim, 10-20l Magensaft gesunder Rinder, einige Knäuel Heu
ggf. Korrektur von Störungen des Flüssigkeits- und Elektrolythaushaltes
evtl. temporäre Pansenfistel anlegen
Psalterparese
Psalterlähmung:
Ausfall der Transportfunktion des Organs
Ingestapassage von der Haube in den Blättermagen kommt zum erliegen
Entstehung des Krankheitsbildes der vorderen funktionellen Stenose
Psalterdilatation:
mechanischer Einengung des Pylorus mit nachfolgender Anschoppung des Labmagen
Labmagen kann bis zu medizinballgroß werden
Ingesta stauen sich dann auch im Psalterkanal an
Psalterdislokation:
in rechtsseitige Verlagerung und Drehung/Verschlingung des Labmagens meist auch Psalter einbezogen
bei Verlagerung nach links ebenso
Psaltertympanie:
mäßig gestörtes Allgemeinbefinden
schwache Pansentätigkeit und leichte Vorwölbung der rechten rippengestützten Bauchwand
etwa fußballgroßer subtympanischer Bezirk perkutierbar
Perkussionsauskultation ergibt in diesem Bereich hohe, metallisch klingende Töne
kann durch Punktion vom Recessus intestinalis aus und Massage geheilt werden
Verlagerung des Labmagens nach links: Vorkommen, Pathogenese, Symptomatik,
Diagnostik
Ätiologie
Fütterungseinflüsse:
Fehler in der peripartalen Übergangsfütterung
zu geringes Strukturfutterangebot
ungünstiges Verhältnis von Kraftfutter zu Strukurfutter
zu schnelle Steigerung des Kraftfutterangebotes p.p. und dadurch induzierte subklinische Pansenazidose
abrupter Futterwechsel
Überfütterung/Unterfütterung in der Trockenstehperiode
Stoffwechselbelastungen und –störungen:
Verfettung in der Trockenstehzeit
verstärkt peripartale Verzehrsdepression
führt zu intensiver Lipolyse
Anstieg der unveresterten FS im Plasma, Hypoglykämie und Hypoinsulinämie
Hypokalzämie und Hyperketonämie
wirken depressiv auf Pansen-Labmagenmotorik
fettige Leberdegeneration
Magerkeit zur Zeit des Partus bedingt ebenfalls Stoffwechselentgleisung
Genetische Faktoren:
Heritabilität für Labmagenverlagerungen 0,24 bzw. 0,28
großrahmige Kühe eher betroffen
Stresszustände, Begleitkrankheiten:
mindern die Futteraufnahme, belasten den Energiehaushalt
fördern die Entwicklung von Stoffwechselstörungen und hemmen dadurch die Labmagenmotorik
Stressoren: Stallwechsel, Rangordnungskämpfe, schlechte Haltungsbedingungen, Anzahl der Fressplätze
Labmagenläsionen:
können unter bestimmten Bedingungen die Labmagenwand immobilisieren
v.a. bei jungen Rindern beobachtet
Mechanische Einwirkungen:
Wälzen über den Rücken bei der Geburtshilfe
Druck des graviden, außerhalb des Recessus intestinalis liegenden Uterus
Zwillingsträchtigkeit, Schwergeburten
geringe Füllung des Pansens
Verschieben der Baucheingeweide beim Transport, Abladen, Kalben, Niederlegen und Aufstehen
Anatomie, Gewebetonus:
Größe des Labmagens in Zusammenhang mit zunehmendem Alter oder der Selektion auf Milchleistung
unterschiedliche Struktur, bzw. davon abhängiger Gewebetonus
Pathogenese
Ostium omasoabomasicum mündet physiologisch nicht auf dem höchsten Punkt des Labmagens, sondern seitlich
außerdem Hypomotilität des MDt im peripartalen Zeitraum
Gas kann daher nur teilweise über den Psalterkanal entweichen
sammelt sich in der blindsackähnlichen Ausbuchtung (Fundus) an
zunehmende Gasfüllung und Erweiterung von Fundus und Corpus abomasi
führen zu fortschreitender kaudodorsal gerichteter Verlagerung des Labmagens
dieser gelangt zwischen Pansen und linke Bauchwand
nach links verlagerter Labmagen übt starken Zug auf das Duodenum aus
wird eingeengt
abomasoruminaler Reflux
Klinik
m.o.w. ausgeprägte, oft mit Ketose verbundene akute oder subakute Verdauungsstörung
träge, gespannte Bauchdecke
häufig vagotone Bradykardie
mgr-hgr. Labmagendislokation
linke abdominale Rippen nach dorsal aufgebogen
unterer Bereich der Bauchwand vorgewölbt
Diagnose
Vorbericht
Kuh hat meist vor kurzem gekalbt
frisst seitdem schlecht oder wechselhaft
Milchleistung unbefriedigend oder rückläufig
Gewichtsverlust
Auskultation
wenn Pansenmotorik noch vorhanden in Hungergrube deutliche Pansengeräusche
an der rippengestützten Bauchwand nicht oder nur andeutungsweise zu hören
statt dessen in diesem Bezirk hin und wieder helle hochklingende Töne
Perkussionsauskultation im Bereich des gasgefüllten Organs helle metallische Töne
Schwingauskultation helle Plätschergeräusche mit glockenähnlichem Nachklang
RektaleUS
fester Inhalt im Pansen fühlbar klingeln und plätschern kann nicht aus Pansen kommen
Therapie
Reposition durch Ablegen und Bauchmassage:
bei starker Labmagenaufgasung Patienten zuvor 12h hungern lassen
Patienten zur linken Seitenlage niederschnüren und in halbrechtsseitige Rückenlage wälzen
mehrmals von der halbrechtsseitigen in die halblinksseitige Stellung rollen
dabei mit den Fäusten das Abdomen entlang dem linken Rippenbogen von dorsal nach ventral massieren
nach der Reposition darf das Tier aus der linken Seitenlage mit Schulterstützung aufstehen
Entleerung durch 1-2malige Gabe eines Peristaltikums
Arzneiliche Therapie und sonstige Maßnahmen:
Behandlung der Ketose oder anderer vorliegenden Leiden
evtl. dadurch auch Abklingen der Labmagendislokation
Teilinvasive Verfahren:
Reposition durch Wälzen und perkutane Fixation des Labmagens mittels gebogener Nadel „blind stich“
zunächst Anzeichnen der rechten Eutervene
Ablegen auf rechte Seite, damit sich Labmagen nicht vorzeitig zurückverlagert und entleert
drehen in Rückenlage
durch Perkussionsauskultation große Gaskuppel rechts der Medianen lokalisieren
mit einer etwa 20cm langen, gebogenen, scharfen Nadel werden 2-3 Knopfhefte parallel zur Bauch- und
Labmagenwand gelegt
Reposition durch Wälzen und perkutane Fixation mittels „toggle pin“
zunächst Anzeichnen der rechten Eutervene
Ablegen auf rechte Seite, damit sich Labmagen nicht vorzeitig zurückverlagert und entleert
drehen in Rückenlage
durch Perkussionsauskultation große Gaskuppel rechts der Medianen lokalisieren
zwei etwa 4cm lange Metallknebel mit einem in der Mitte senkrecht zur Längsachse eingeschweißtem
Faden werden mit Hilfe eines kleinen Trokars in den Labmagen gebracht und die Fadenentden verknotet
darauf achten, dass 2-3 Fingr unter Faden Platz haben, da Stelle meist anschwillt
Reposition und perkutane Fixation des Labmagens unter endoskopischer Kontrolle (nach Janowitz)
am stehenden Tier von der linken Flanke aus endoskopisch den Labmagen punktieren und entgasen
Knebel (toggle) mit einem langen Faden in den Labmagen einsetzen
Rind in halblinke Rückenlage verbringen
endoskopisch den Faden in der Bauchhöhle suchen
nach außen ziehen
befestigen
Invasive Verfahren:
Laparotomie von links mit ventraler Omentopexie (Utrechter Methode)
Laparotomie von ventral mit Abomaso-/Omentopexie
Laparotomie von rechts mit rechtsseitiger Omentopexie (Hannoversche Methode)
Verlagerung des Labmagens nach rechts: Vorkommen, Pathogenese, Symptomatik,
Diagnostik
Ätiologie
rechtsseitige Verlagerung (RDA) wesentlich seltener als LDA
jüngere bzw. männliche Tiere von RDA häufiger betroffen
meist etwas später in der Laktation als die LDA
Gründe Gasfüllung und Größenzunahme des Organs; evtl. dann nach rechts, wenn Pansen gut gefüllt ist
Pathogenese
Gas häuft sich in der U-förmigen Schleife am Übergang des Corpus in die Pars pylorica an
verschiebt sich kaudodorsal zwischen rechte Bauchwand, Psalter und Darmkonvolut
wird dabei durch den Zug des kleinen Netzes abgeknickt
Drehung
Duodenum gerät dadurch unter Spannung
zieht unter Anfangsteil des Labmagenkörpers hindurch
engt ihn ein und wird dabei ebenfalls komprimiert bei Rotation um 360° Entwicklung eines Volvolus
Gasfüllung nimmt ab, Ansammlung großer Flüssigkeitsmengen im Magenlumen
zunehmende Ödematisierung an der Magenwand
gesamtes Konvolut verfällt der hämorrhagischen Infarzierung
durch Zugwirkung wird Leber von der Bauchwand abgeblattet
dislozierte Labmagenkuppe kann sich darunter schieben und das Organ noch weiter abdrängen
durch Behinderung der Magen-Darmpassage abomasoruminaler Reflux
später vollständige Sequestrierung des salzsäurehaltigen Magensaftes
hypochlorämische hypokaliämische metabolische Blutalkalose
wird in der Endphase von einer Azidose überlagert
Symptome
Einfache Labmagenerweiterung und –verlagerung:
Schwing- und Perkussionsauskultation Labmagen im rechten unteren Bereich der Leibeshöhle
nur leicht beeinträchtigtes Allgemeinbefinden, wechselnde Futteraufnahme
verminderte Tagesmilchleistung
eingesunkene Augen, herabgesetzter Hautturgor
Wiederkauen und Pansentätigkeit deutlich herabgesetzt, zuweilen leichte Tympanie
Vorwölbung der rechten Bauchwand
Kot pastös-schmierige Konsistenz oder wird in kleinen schleimüberzogenen Ballen abgesetzt
Labmagenerweiterung, -verlagerung und –drehung um bis zu 180°:
stärkere Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens
erhebliche Behinderung der Ingestapassage und rascherer Verlauf
leidend, tiefliegende Augen, Stöhnen, Unruhe
erhöhte Herzfrequenz
Futteraufnahme, Wiederkauen und Pansenkontraktionen hochgradig herabgesetzt
nur wenig dunkler, pastös-schleimiger Kot
Labmagenerweiterung, -verlagerung und –drehung über 180° hinaus bis 360°:
drastische und rapide Verschlechterung des Allgemeinbefindens, mitunter heftige Kolik
Infarzierung des Magenkonvoluts Intoxikation
Zustand der Indolenz
hoher Puls (120-160/min), pochender Herzschlag
Episkleralgefäße hochgradig injiziert, Schleimhäute verwaschen rot
Schwingauskultation rechts großflächig Plätschergeräusche
Leber nicht mehr perkutierbar
Rektum nur zäher grauer Schleim oder Spuren eins schwarzen, gelegentlich mit Blut vermischten Kotes
Schock und Verenden innerhalb wneiher Stunden
Therapie
konservativ nur bei geringgradiger einfacher RDA und nur bei täglicher Kontrolle
chirurgisch Laparotomie am stehenden Rind mit Omentopexie (Anheftung des Netzes an die Bauchwand)
Labmagengeschwüre
Unterteilung
Erosionen
oberflächliche, diskrete Schleimhautdefekte
erfassen nicht die Tunica muscularis nicht erfassen
sind gewöhnlich multipel, rund und klein
erscheinen als hyperämische Flecken
heilen ohne Narbenbildung ab
Ulzera
durchdringen die ganze Tunica mucosa
können sich sogar auf die Tunica muscularis und die Tunica serosa ausbreiten
einzeln oder multipel , unterschiedlich groß
nach Abheilung bleibt eine Narbe zurück
Einteilung
Typ 1:
Erosionen und/oder nicht perforierende Ulzera mit minimaler Blutung
Typ 2:
Ulkus
starker intraluminaler Blutverlust infolge Arrosion eines größeren Gefäßes (meist in Tunica submucosa)
Typ 3:
perforierendes Ulkus mit akuter lokaler Peritonitis
Perforationsstelle engt benachbart zu anderen Organen oder Peritoneum
Verklebung kommt
lokale Peritonitis, gelegentlich Bildung eines Abszesses
Typ 4:
perforierendes Ulkus mit diffuser Peritonitis
Austreten von Labmageninhalt wird nicht durch angrenzende Organe bzw. das Peritoneum gehemmt
Ingesta verteilen sich diffus in der ganzen Bauchhöhle
Ätiologie
Unterteilung im Bezug auf die Ätiologie
peptische Ulzera Selbstverdauung der örtlich geschädigten SH (Hyperazidität)
nichtpeptische Ulzera im Verlauf entzündlich nekrotisierender Prozesse oder Tumore
Ursachen für Hyperazidität oder Verminderung des schützenden Schleims
Stressfaktoren Glukokortikoide Salzsäureproduktion
große Kraftfuttergaben mit hohem Anteil an leichtfermentierbaren Kohlenhydraten
duodenaler Reflux Gallensäuren
Beeinträchtigung der Schleimbildung durch Medikamente Kortikosteroide, Salicylsäure
bakterielle Infektionen: Clostridium perfringens Typ A beim Kalb, Campylobacter spp.
Fehler bei der Umstellung von der Milchtränke auf Festfutter, Maissilage
Pathogenese
Ulkusbildung beginnt mit Zerstörung der Tunica mucosa in Form einer primären Schleimhautläsion
andauernde unphysiologische Verhältnisse
H+-Ionen und Pepsin diffundieren in die Schleimhaut zurück
entfalten proteolytische Aktivität im Gewebe
Degranulation der Mastzellen in der Submucosa
Freisetzung von Histamin
Vasodilatation, Hypotension, Säuresekretion, Gefäßpermeabilitätserhöhung
Symptome
Typ 1:
häufig im Zusammenhang mit einer septischen Krankheit (sonst oft klinisch inapparent)
Ulzera im Pylorusgebiet meist schwerwiegende Symptomatik
FA , mäßige und rezidivierende Tympanie, Kolik, Unruhe, Abmagerung, Milch
Tendenz zur Anämie
Blut im Kot nachweisen!
Typ 2:
perakuter oder akuter Verlauf
starker Blutverlust
variiert von plötzlichem Tod bis zur chronischen Blutungsanämie
mgr.-hgr. gestörtes AB mit häufigem Liegen
Milchleistung, Futteraufnahme
Herz- und Atemfrequenz
blasse Schleimhäute, periphere Wärme reduziert
schmierig-schwarzer Kot, Blutnachweis stark positiv
gelegentlich Abdominalschmerz
bei perakutem Verlauf verbluten die Tiere, bevor der Kot schwarz erscheint
Typ 3:
subakuter bis chronischer Verlauf
aufgezogene und gespannte Bauchdecke, Indigestion, Pansenatonie
unklare Fremdkörperschmerzproben, vorsichtiger Gang
verminderter Kotabsatz oder Durchfall
Typ 4:
fulminante Peritonitis, Tod binnen 24-48 Std.
betroffene Tiere bis zum Eintreten der Labmagenperforation scheinbar völlig gesund
hören plötzlich auf zu fressen und machen schwerkranken Eindruck
hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden
Tachykardie, Tachypnoe, Fieber
Schleimhäute blass oder verwaschen
Stöhnen, kühle Körperoberfläche, schmerzhafte und gespannte Bauchdecke
Durchfall
Bauchhöhlenpunktat: tiefer pH-Wert und hohe Chloridkonzentration weisen auf Labmageningesta hin
Therapie
Typ 1
Erhöhung des pH-Wertes mit der Verabreichung von Antazida, z.B.Kalzium- oder Magnesiumkarbonat
vor der Verabreichung Maßnahmen zur Auslösung des Schlundrinnenreflexes
chirurgische Exzision von Labmagenulzera nur ausnahmsweise
diätetische Maßnahmen
Typ 2
im akuten Fall Therapie des hypovolämischen Schocks und der Anämie
Analgetikum
orale und parenterale Behandlung mit Antazida, bzw. mit Metoclopramid (Antiemeticum)
diätetische Maßnahmen
Typ 3 zusätzlich antibiotische Behandlung der Peritonitis
Blinddarmerweiterung und -drehung
Def.
übermäßige Anfüllung des Blinddarms, der Ansa proximalis coli und häufig auch der Kolonscheibe
Inhalt entweder dünnbreiige Flüssigkeit oder Gas
bei der Torsion dreht sich der Blinddarm um seine Längsachse
bei der Retroflexion klappt der Blinddarm im Ileozäkalbereich nach dorsal oder ventral
teilweise bis vollständige Verlegung der Darmpassage
initial eine Dysmotorik im Bereich von Ansa proximalis coli (APC) und Blinddarm
Gasanfüllung
Überdehnungsatonie mit sekundärer Verlagerung
Klinik
variabler Krankheitsverlauf von akut bis protrahiert
FA , Milchleistung , Kotabsatz
Apathie oder leichte Unruhe bis hin zu starken Koliksymptomen
Vorwölbung im Bereich der rechten Hungergrube, Bauchdeckenspannung erhöht
Bradykardie
Vormagenmotorik
Kot kleingeformt, dunkel, häufig mit Schleim überzogen, seltener mit Blut vermischt
fortgeschrittene Fälle Symptome eines toxischen Schocks
Diagnose
Perkussion rechten Flanke tympanischer Schall und manchmal hochklingende Töne
Schwingauskultation teils Plätschern, teils Klingelgeräusche
RektaleUS
nur Dilatation
Apex als geblähtes, brotlaibähnliches Gebilde im oder direkt vor dem Beckeneingang
Torsion um die Längsachse
Ligamentum ileocaecale als gespanntes, fleischiges Gebilde
Retroflexion
kaudale Kuppe der APC als rundlicher Ballon
einige Schlingen der Kolonscheibe als parallel verlaufende bogenförmige Gebilde
teils auch erweiterte Dünndarmschlingen im rechten oberen Quadranten
Therapie
in leichteren Fällen Bewegung und Abführen
in schweren Fällen Laparotomie
in der rechten Flanke am stehenden Rind
Vorlagerung der Blinddarmspitze
Entleerung nach Inzision
APC leermassieren, Psalter massieren (falls verhärtet)
bei etwa 10 % der operierten Tiere kommt es zu Rezidiven
Kälberdurchfall
Neugeborenendurchfall
Ätiologie
Ursachen meist Faktorenerkrankung
nicht infektiös
Hygiene
Fütterung
Immunstatus
infektiös
meist Mischinfektionen
Rota- und Coronaviren
besitmmte E.coli-Typen
Kryptosporidien
Viren
v.a. Rota- und Corona-Viren
Rotaviren
verschiedene Serotypen ohne Kreuzimmunität
sehr kurze IKZ
besitzen ein Enterotoxin
bei > 10d alten Tieren Befall der Enterozyten, aber kein Durchfall mehr
Coronaviren
bei Rindern erst ein Serotyp
spielt auch bei respiratorischen Erkrankungen eine Rolle
Monoinfektionen in den ersten Lebenstagen mit Rota oder Corona
Schädigung der Enterozyten und Zottenatrophie
Regeneration erfolgt aus den tieferen Schichten der Darmwand heraus
Schwere der Erkrankung abhängig von Virulenz, Sekundärinfektionen und körperlicher Verfassung
Bakterien
v.a. pathogene und enterotoxische E.coli-Stämme (EPEC und ETEC)
Bedeutung wurde früher überschätzt nur wenige Stämme darmschädigende Wirkung
Toxin
veranlasst Darmwand zu einer vermehrten Flüssigkeitssekretion ins Darmlumen
Kot wird dünnflüssig, breiig, hell und ist teilweise auch mit Gasblasen durchsetzt
manchmal auch blutiger Kot
akut verlaufende Infektion ohne Invasion der Erreger in die Darmwand und Darmgefäße
Darmparasiten
v.a. Cryptosporidium parvum
grünlich-gelber bis wässriger Durchfall
v.a. als Bestandsproblem
ZOONOSE
Nichtinfektiöse Ursachen
Hygieneverhältnisse (Geburtshygiene, Aufstallung, Tränkehygiene)
Immunstatus (Kolostrumversorgung, Muttertierimpfung, Ernährung )
Betreuung der Kälber
diätetische Ursachen
zu lange Tränkepausen und anschließend zu große Milchmengen
zu konzentrierte Milch
zu geringe Anrührtemperaturen (Klumpenbildung)
falsches Kohlenhydratangebot
verzögerten Milchgerinnung im Labmagen
verlangsamter Kaseinabbau
Klumpenbildung im Labmagen, Zurücklaufen von Tränke in Pansen
bakterielle Zersetzung der nicht enzymatisch aufgespalteten Milch (Gärung, Fäulnis)
Übertritt von osmotisch oder toxisch wirkenden Abbauprodukten in den Dünndarm
Steigerung der Sekretion auf
Klinik
Diarrhoe
weitere Symptome sind Ausdruck der Folgen des Durchfalls
Hautturgor , einfallende Augen, Trinkschwäche, Festliegen, kühle Akren, Hinfälligkeit
später Abmagerung auch nach Genesung oft Kümmerer
Verlust von Flüssigkeit und den darin gelösten Elektrolyten und Puffersubstanzen (Na, K, Cl, HCO3)
bei schwerem Durchfall beträgt der tägliche Flüssigkeitsverlust 4,0-8,0 Liter pro Kalb (40 kg KM)
Blutazidose durch HCO3-Verlust
Therapie
unabhängig von den möglichen Durchfallursachen
Prinzipien der Therapie
Ersatz der Flüssigkeits- und Elektrolytverluste
Beseitigung einer bestehenden Blutübersäuerung
unterstützende Pflege („TLC“ = tender loving care)
Ersatz der Verluste
spezielle Flüssigkeits-Elektrolyttränken
NaCl, Glucose, Na-Hydrogencarbonat, Kaliumchlorid in Wasser gelöst
Energie durch Muttermilch (während der ersten 2 Lebenswochen, danach auch Ersatz)
Tagesbedarf liegt bei etwa 12% der Körpermasse des Kalbes
Gesamtmilchmenge auf 3 Mahlzeiten verteilt
Elektrolyttränken als Zwischentränken
Infusion
bei großem Verlust oder wenn Kälber nicht mehr trinken
richtet sich nach bestehenden und laufenden Verlusten
Infusion mit NaCl, Natriumhydrogencarbonat und Glukose
zunächst KEINE antibakteriellen Wirkstoffe
nur bei Fieber oder anderen Erkrankungen wie Nabel- oder Lungenentzündung
AB nicht oral verabreichen Störung der normalen Darmflora, Gefahr von Resistenzentwicklung
Vitamine, Selen, Eisen unspezifische Stärkung
unterstützende Pflege (häufiges geduldiges Tränken, trockene Einstreu, Wärmelampe)
Prophylaxe
Verminderung der Ansteckungsgefahr und Steigerung der Abwehrlage
bestmögliche Hygiene
Geburt in möglichst sauberer Umgebung (Abkalbebox)
nach der Geburt Kalb getrennt von der Mutter unter besten Umweltverhältnissen unterbringen
sofort nach der Geburt Kolostrum mit stallspezifischen Antikörpern
in Problembeständen in den ersten zwei Lebenswochen Vollmilch
ab der zweiten Lebenswoche Wasser, Heu und etwas Kälberstarter ad libitum
auch Mineralfutter, Spurenelemente und Vitamine sollten in ausreichender Menge
Impfmaßnahmen
Kälberschluckimpfung und der Muttertierimpfung
Durchfall älterer Kälber (3. Lebenswoche bis 12 Monate)
nicht infektiös
infektiös
Parasiten Kokzidien
Bakterien Salmonellen
Viren BVD-MD
Kokzidien
einzellige Darmparasiten
verschiedene Eimeria-Arten beim Rind, v.a. E.zuernii und E.bovis
Prädisposition große Gruppe auf engem Raum unter unhygienischen Bedingungen
Oozysten werden oral aufgenommen
im weiteren Verlauf wird die Schleimhaut des Dickdarms stark geschädigt
Durchfall 2-3 Wochen nach der Oozystenaufnahme
Kot kann grünoliv und dünnbreiig sein, bisweilen ist er wässrig-blutig
Manche Kälber setzen regelrechte Darmausgüsse aus Darmwandteilen, Fibrin und Schleim ab
Anämie, Exsikkose, Rückgang der Futteraufnahme sowie verminderte Gewichtszunahme
Behandlung
symptomatisch
Flüssigkeits- und Elektrolytverlust-Ausgleich durch Salzleckstein
Bluttransfusionen bei schweren Anämien
Eisen- und Vitaminpräparate
Kokzidiostatika wirken nur auf frühe Stadien (Klinik erst spät)
Infektion selbstlimitierend nach 1 Entwicklungszyklus keine Kokzidien mehr
Salmonellen
v.a. S.dublin und S.typhimurium
Virulenzfaktoren Adhäsions-Fimbiren, Enterotoxin (Cl-Sekretion, Na-Resorption), Endotoxin
besonders betroffen immunsupprimierte Kälber zwischen 2 und 12 Wochen
anzeigepflichtige Zoonose
Pathogenese
orale Aufnahme
kann schnell bis Mesenteriallymphknoten vordringen
Leber
Septikämie (evtl. schon 15min nach oraler Aufnahme)
schneller Tod oder Klinik (s.u.)
Klinik in 4 Verlaufsformen
akute Septikämie
Fieber, Allgemeinstörung
Aborte
verenden innerhalb weniger Stunden nach Krakheitsbeginn oder
metastatische infektionen verschiedener Körperregionen
entsprechende Symptome (Bronchopneumonie, Arthritis...)
akute Enterocolitis
Kot oft durchscheinend gelb mit Fibrin- und Blutbeimengungen
chronische Enterocolitis
klinisch inapparente Ausscheidung
Impfung sowohl Muttertiervakzination als auch Kälberschluckimpfung
Veterinärbehörde kann die Tötung erkrankter Tiere anordnen.
BVD-MD-Virus
je nach Stamm und Biotyp unterschiedliche Symptome
Verbreitung vor allem über Dauerausscheider (auch als Kalb in einer gesunden, trächtigen Kuh!)
Ausscheidung über Sperma, Nasenschleim, Kot, Harn, Blut, Genitalausfluss, Fruchtwasser
Symptome
wechselhaft starker Durchfall (olivfarben, mit schleimigen und blutigen Beimengungen)
verschieden stark ausgeprägte Haut-und Schleimhautveränderungen.
Winterdysenterie
Erreger
nicht sicher geklärt
wahrscheinlich Bovines Coronavirus (BCV)
möglicherweise auch Bredavirus
Epidemiologie
Prädisposition
Temperatur- und Luftdruckstürzen
Verfütterung von minderwertigem Futter
Auftreten
explosionsartig
v.a. bei jüngeren erwachsenen Rinder (im Alter von 2-3 Jahren)
Verschleppung durch Fahrzeuge von einem Betrieb zum anderen möglich
Klinik
IKZ 3-7 Tage
zunächst kurze Phase mit Fieber, Anorexie, Apathie, Augen- und Nasenausfluss sowie Husten
Fäzes dunkelgrün bis schwärzlich, in einigen Fällen Beimengungen von Blut oder Blutkoagula
bei dem betroffenen Einzeltier hält Durchfall u.U. nur wenige Stunden an, selten jedoch über eine Woche
Milchproduktion 1-2 Wochen um 25-95 % reduziert
in den meisten Fällen spontane Heilung
in schweren Fällen sind Flüssigkeits- und Blutersatz indiziert
DD
BVD
Salmonellose
Kokzidiose
PGE
Fasziolose
Vergiftungen
Kokzidiose
Erreger
verschiedene Eimeria-Arten
hierzulande E.zuernii und E.bovis
Epidemiologie
vor allem dort von wirtschaftlicher Bedeutung, wo viele Jungtiere auf engem Raum gehalten werden
im allgemeinen wirtsspezifisch
Immunität ist speziesspezifisch
klinisch manifeste Erkrankung nur Teil des Infektionsgeschehens subklinische Infektionen sind die Regel
Klinik
Durchfall, Kot schwärzlich oder durch frische Blutbeimengungen rot
starker Tenesmus, der bis zum Rektumvorfall gehen kann
Anämie, Rückgang der Fresslust, Dehydratation
vereinzelt auch ZNS-Symptome:
Muskeltremor, Hyperästhesie, tonisch-klonische Krämpfe und Nystagmus
diese Form mit besonders hoher Letalität verbunden (Kokzidien als Ursache nicht eindeutig geklärt)
Behandlung
Kokzidiostatika
wirken auf die frühen Entwicklungsstadien
klinische Erscheinungen treten aber erst spät im Entwicklungszyklus
meist Spontanheilungen
fast jede Maßnahme scheint wirksam
schwer erkrankte Tieren symptomatische Behandlung
bei Auftreten klinisch manifester Kokzidiose
auch die übrigen Gruppenmitglieder behandeln (Sulfadimidin, Amptolium)
hygienische Verhältnisse verbessern
Prophylaxe
bei regelmäßigem Auftreten von Kokzidiose
prophylaktische Behandlung mit Decoquinat, Amprolium, Monensin oder Toltrazuril
Parasitäre Gastroenteritis
Erreger
Trichostrongylus spp. Ostertagia ostertagii, Cooperia spp., Nematodirus spp.
Epidemiologie
PGE ist weltweit eine der bedeutendsten Krankheiten der Wiederkäuer
Klinik:
mangelhafte Entwicklung, struppiges Haarkleid
Durchfall unterschiedlicher Intensität, Anämie, Dehydration
Behandlung:
Benzimidazole, makrozyklische Laktone
Prophylaxe:
strategische Behandlungen beim Weideaustrieb
in mehreren Intervallen nach dam Austrieb, Boli mit Langzeitwirkung
Kombination von Behandlung und Weidewechsel
Fasziolose
Morphologie
2-5 cm groß
lanzettförmig
Sattel im cran. Bereich (häufig farblich abgesetzt)
nach außen bedornt bzw. tragen Stacheln
Bauchsaugnapf direkt hinter Aufzweigung des Darms
Darm aus zwei Hauptschenkeln, endet blind
Geschlechtsorgane
zwei Genitalöffnungen (eine für Zirrusbeutel, eine für Vagina)
lat. Dotterstöcke münden über Dottergänge in Ootyp
gefiedertes Ovar mündet mit Ovidukt in Ootyp
Ootyp mündet in geschlängelten Uterus
beide Hoden sind stark gefiedert
Eier
groß, oval, glatte Schale
spitzer Pol mit Operkulum
erscheinen granuliert
Entwicklung
Fasciola lebt als Adultus in den Gallengängen seines Wirtes
Eier gelangen in Gallenblase und bei deren schubweiser Entleerung weiter in den Darm
Ausscheidung der Eier mit den Faeces
Eier werden von Regen ausgewaschen und gelangen in Gewässer
nach ca. 3 Wochen schlüpfen Mirazidien, die innerhalb von 6-8 h eine Schnecke finden müssen
einbohren in den Fuß der Schnecke und Differenzierung zur Sporozyste
Wanderung in das Hepatopankreas (Mitteldarmdrüse)
Entstehung von ca. 40 Redien aus einer Sporozyste
aus 1 Redie entstehen ca. 50 Zerkarien
Wanderung der Zerkarien entlang des Darmes zur Analgegend und Auswanderung ins Wasser
Z. schwimmen frei im Wasser & heften sich an Pflanzen
Abwerfen des Schwanzes & enzystieren, idem sie Proteinhülle bilden
dadurch entsteht für Endwirt inf. Metazerkarie
Aufnahme der Metazerkarie durch Endwirt mit Wasser oder Futterpflanzen
Verdauung der Proteinhülle
im Duodenum Entwicklung zum Jungegel
Durchbohren der Darmwand (nach 2-24 h)
Wanderung durch Bauchhöhle zur Leber & durchdringen der Leberkapsel (4-6 d)
ca. 6 Wochen lang wandert Egel durch Leberparenchym
durch Bohrgänge entsteht Hepatitis parasitaria
danach einbohren in Gallengänge & erlange der Geschlechtsreife, d.h. Beginn der Eiablage
es kann zur Cholangitis kommen
Epidemiologie
an bestimmtes Ökosystem gebunden wegen ZW (Zwergschlammschnecke Lymnea truncatula)
Auftreten der Metzerkarien
wenn Mai- Juni regenreich ab August Metazerkarien, sonst ab Herbst
bei extrem trockenem Sommer entwickeln sich die Schnecken verspätet
infizierte Schnecken überwintern im Frühjahr zahlreiche Metazerkarien
Monat
Mai-Juni + Regen
Mai- Juni trocken
Überwinterte Schnecke
Metazerkarie
August
Oktober
Frühjahr
Pathogenese
Immigrationsphase
Läsionen in der Darmwand
Fibrinablagerungen & Verklebungen
Störung der Verdauung
Wanderphase
subakute Fasziolose
traumatische Hepatitis aufgrund der Bohrgänge
Leberspezif. Enzyme (GLDH & SDH) steigen an
evtl. Blutungen in die Bauchhöhle
Gallengangsphase
hyperplastische Cholangitis (wegen Läsionen in Gallengängen)
perilobuläre Fibrose
Adult
Oktober
Dezember
~ Juni
Verkalkungen in der Submukosa
Prolinausscheidung von Fasciola
Hydroxylapatit-Ablagerungen (Ca-Ionenkomplex Ca10(PO4)6(OH)2)
Hypalbuminämie & Ödeme (wegen Blutungen in Leber)
hypochrome makrozytäre Fe-Mangelanämie
= Blutungsanämie, regenerativ
Cr-markierte Erys treten nicht im Urin auf, wie es bei Hämolyse der Fall wäre, sondern in Faeces
Mineralstoffverlust
Klinik – Fasziolose
subakute Form
verminderte Fresslust
schlechte Futterverwertung
verminderte Milchleistung
akute Form
v.a. Jungtiere
Apathie
Dyspnoe
Anämie
Aszites
Bauchschmerzen
Letalität hoch, Verlauf nur 1-2 Tage
chron. Form
Verursacher ist adulter Egel
Gewichtsverlust
Ödeme
Anämie
Aszites
Diagnostik
chron. Fasziolose
anhand Klinik, Jahreszeit, Vorhandensein eines Schneckenhabitat
Sedimentationsverfahren (nur nach Ablauf der Präpatenz erfolgreich)
Serologie: AK-Nachweis in Milch oder Blutserum
PCR: Erfolg unbefriedigend
akute Fasciolose
nur anhand von Klinik & Sektion, da keine Eier vorhanden
Bekämpfung
Salicylsäureanilide
Benzimidazole
Probenzimidazole
Closantel (Flukiver®)
Oxyclozanid (Diplin®)
Rafoxanid (Raniden®)
sehr gut gegen adulte Fasciola beim Schaf
Albendazol (Valbazen®)
Teilwirkung gegen adulte F. hepatica
nicht in Trächtigkeit einsetzen
Triclabendazol (Fasinex®)
gute Wirkung gegen alle Stadien von F.hepatica im Endwirt
keine Wirkung gegen Nematoden
darf nicht bei laktierenden Tieren eingesetzt werden
ZNS, Sinnesorgane
Aujeszky´sche Krankheit beim Rind
ANZEIGEPFLICHT
Erreger
Porcines Herpesvirus 1, serologisch verwandt mit BHV1
Alphaherpesvirus
Epidemiologie
der Hauptwirt ist das Schwein
Kann fast alle Haussäugerarten infizieren; häufig mit letaler Erkrankung
Erregerübertragung durch
gesunde, infizierte Tiere
Ratten
Futter, Personal
Luftbewegungen („air born“)
aerogen innerhalb dem Bestand
Ansteckungsquellen
Nasensekret
Milch
Sperma
Abortierte Feten, Placenta, Vaginalausfluss
Virus persistiert nach der Infektion in Trigeminusganglien und Tonsillen -> mehr als ein Jahr nachweisbar
Virus kann durch Stress reaktiviert und dann ausgeschieden werden
Klinik
nach IKZ von 2-7 Tagen kommt es zum Befall des ZNS
nichteitrige Enzephalomyelitis
plötzliche Todesfälle, Fieber
stark erhöhte Atemfrequenz, Tympanie, Muskelzuckungen
extremer Juckreiz, Speicheln, Nystagmus, Anfälle, Aggressivität
Ataxie, Taumeln, zunehmende Lähmung, Festliegen, Krämpfe, Tod
Prophylaxe
Kontakt zwischen Rindern und Schweinen vermeiden
Tollwut
Ätiologie
Lyssavirus aus der Familie Rhabdoviridae
V. paralyssa: Straßen-/Wald-/Fledermausvirus
V. fixe: durch intercerebrale Passagen im Kaninchen attenuiertes Virus
Flury-Virus: adaptiertes Straßenvirus
Extrem empfänglich : Füchse, Kojoten, Schakale und Wölfe
Stark empfänglich: Hauskatze, Waschbären, Rinder, Nager etc
Mäßig empfänglich: Hund Schafe, Ziegen, Pferde
Mensch ist wenig empfänglich!!
Epidemiologie
Ausscheidung über Speichel (beim Hund bereits 1-2 Wochen vor Auftreten von Symptomen)
Übertragung i.d.R. durch Biß, aber auch über offene Wunden und Schleimhäute
Klinik
Inkubationszeit: meist 14-90 Tage, selten länger (Quarantäne!!)
Abhängig von Infektionsort (Entfernung vom ZNS) und Virusdosis
Verkauf der Erkrankung in 3 Stadien
Prodromalstadium (2-5 Tage):
verändertes Verhalten (Scheu, nervosität, Gereiztheit, etc.), Schluckbeschwerden, Speichelfluß
Exzitationsstadium (2-7 Tage):
Unruhe, Aufregung, Agressivität, Beißsucht (Infektionsgefahr),
„rasende Wut“- besonders ausgeprägtes Exzitationsstadium;
„stille Wut“- Exzitationsstadium fehlt
Paralysestadium (dauert 3-4 Tage):
Paralyse von Rumpf- und Skelettmuskulatur
Tierartliche Unterschiede
Hund, Katze: meist „rasende Wut“
Rinder, Pferde, Schweine, Ziegen, Schafe, Geflügel: meist „stille Wut“
Wildtiere; wichtigstes Merkmal ist Verlust der angeborenen Scheu und die deutliche Angriffs- und Beißsucht
Mensch: gefährlichste Zoonose!!
Etwa 50.000 Todesfälle pro Jahr, v.a. in Asien (Indien u.a.), Südamerika, Nordafrika
Pathogenese
Biß
Infektion von Monozyten
zentripetale Passage ins NS
Spinalganglien, ZNS (neuronale Zellen)
Virusausbreitung im ZNS
zentrifugale Ausbreitung in Peripherie
Infektion von Speicheldrüsen und Fettgewebe im Kopfbereich
DD:
ZNS-Erkrankungen unterschiedlicher Genese, Z.B. Louping ill, Borna, Scrapie, BSE, Listeriose, Staupe,
Aujeszky..
Kontrolle
Impfung von Tieren (Hund, Katze, Rind, Pferd, etc.) und Menschen
Köderimpfung bei Füchsen (attenuierter Lebendimpfstoff)
Bösartiges Katarrhalfieber
MELDEPFLICHT
Ätiologie
Ovines Herpesvirus 2 (OvHV 2) europäische, schafassoziierte Form
Alcephalines Herpesvirus (AlHV-1) bei der afrikanischen Form (Gnus und Kuhantilopen)
beides sind Gammaherpesviren
Epidemiologie
meist einzelne junge erwachsene Rinder betroffen
jedoch auch Enzootien möglich, in deren Verlauf bis zu 50 % der Rinder eines Bestandes erkranken
Letalität meist nahe 100 %
Übertragungsmodus noch nicht geklärt
experimentell mit Blut und isolierten Leukozyten möglich, nicht aber mit zellfreiem Plasma
IKZ bis zu 6 Monate
Pathogenese
nur einzelne Tiere erkranken klinisch manifest an BKF
Vermutung, dass immunpathologische Prozesse eine Rolle spielen
Klinik größten Teil Folgen
einer nekrotisierenden und obliterierenden Vaskulitis
ischämische Nekrose der von den betroffenen Gefäßen versorgten Bezirke
Formen
vier Verlaufsformen
perakute Allgemeinform mit raschem Verenden
Darmform
Kopf-Augen-Form
leichte Form oder Hautform
am häufigsten Mischung aus Kopf-Augen-Form und Hautform
Klinik
Allgemein Anorexie, Versiegen der Milchproduktion, hohes Fieber
Atemapparat schleimig-eitriger Nasenausfluss, nasale Stenosegeräusche
Augen Ausfluss, Konjunktivitis und Kerativitis, Lichtscheu
Haut
ausgeprägte Veränderungen an Flotzmaul und Maulschleimhaut
auch an Zitzen oder Skrotum, in seltenen Fällen auch generalisiert
Lymphknoten meist deutlich vergrößert
Niere nichteitrigen interstitiellen Nephritis Mikrohämaturie und Proteinurie
ZNS-Störungen
Andrücken mit dem Kopf gegen Wände, Tobsuchtsanfälle
Liquor in der Menge vermehrt, enthält vermehrt Eiweiß und kann leicht wolkig getrübt sein
Tod
in den meisten Fällen innerhalb weniger Tage nach Auftreten klinischer Erscheinungen
mitunter auch abrupt ohne vorherige deutliche klinische Phase
selten gar nicht, sondern Besserung auch hier oft nach Wochen tödliches Rezidiv
Therapie
Versuch mit NSAIDs
BSE
Entstehung BSE
in 70 er Jahren in Großbritannien:
Erhitzungstemperatur für Tierkadaver wurde verringert
Extraktionsverfahren für Fette verändert
mangelnde Zerstörung der Prionen!!
Epidemiologie
BSE Fälle:
20% der Milchviehbestäne (Tiermehl!!)
2% Mastbetriebe
vor allem im Süden Englands, aber auch in Irland, Schweiz, Frankreich, Deutschland u.a.
in UK auch bei Wildwiederkäuern (Oryx, Kudu, Nyala) und Hauskatzen (FSE) gefunden
Pathogenese
noch nicht vollständig geklärt, wahrscheinlich so:
Aufnahme von verändertem Prion-Protein (PrPsc)
führt im Gegensatz zu dem von gesunden Zellen verschiedener Organe exprimierten PrPc zu Umlagerung
von wirtseigenem PrPc zu PrPsc
letzteres häuft sich zellulär an, da es nicht abgebaut werden kann
ob die Anhäufung von PrPsc oder der Mangel an physiologischem PrPc oder ein davon beeinflusster Prozess
oder ein völlig anderer Mechanismus für die Funktionsstörungen der Zellen verantwortlich ist, bedarf noch der
Klärung
Klinik
Inkubationszeit 4-6 Jahre
Erkrankung führt innerhalb 2-3 Monate nach Beginn zum Tod (immer!)
Beginn der Erkrankung markante Ängstlichkeit, v.a. gegenüber taktilen Reizen, Zähneknirschen
Fortgeschrittenes Stadium Ataxie der HGm, allgemeiner Tremor, Niederstürzen, Paresen, später Festliegen
Störung der
Motorik (Ataxie, Paresen, Festliegen)
Sensorik (Hyperästhesie)
Verhalten (Agressivität)
Zähneknirschen, Tremor
Häufung bei 5-8 Jahre alten Tieren (jüngstes Tier 22 Monate!)
Diagnose
post mortem
aus Hirn und Milz können „Prionproteine“ isoliert werden
werden elektronenmikroskopisch als „Scrapie assoziierte Fibrillen“ (SAF) dargestellt
Nachweis des SAF auch elektrophoretisch und serologisch durch „Western blotting“ nach Überführung der
Proteine auf Nitrocellulose oder Nylonmembran)
„Schnelltest“
DD
Tollwut
Aujeszky- Krankheit
Listeriose
Stoffwechselkrankheit während Trächtigkeit oder nach dem Kalben
Kontrolle
Anzeigepflichtig
Keulung und unschädliche Beseitigung des ganzen Betriebes
Scrapie
protrahiert verlaufende ZNS- Erkrankung bei Schaf und Ziege
seit über 200 Jahren bekannt endemisch in Europa, Asien, Nordamerika
Deutschland mit sporadischen Scrapie-Fällen
Australien und Neuseeland sind frei von Scrapie
Genetische Disposition (PrP-Gen)
Verlauf subakut, wird „slow-virus“ Erkrankungen zugeordnet
3 Verlaufsformen in Versuchstieren (Mäusen)
hyperexcitable Typ (rascher Verlauf)
fat Typ (werden dicker)
retinargischer Typ (70% aller Mäuse)
Epidemiologie
Übertragung hauptsächlich horizontal: große Mengen Infektiosität in Plazenta und fetalen Membranen; deshalb
Übertragung durch orale Aufnahme infizierter Nachgeburten auf kontaminierten Weiden möglich
Eintrittspforte nicht bekannt, vermutlich oral, konjunktival und über kleine Verletzungen
Ausscheidung unklar
Nicht über Sekrete
Evtl. fetale Membranen und Plazenten
Klinik
Inkubationszeit 4 Monate bis mehrere Jahre
Zuerst Hautjucken („scrape“), Zähneknirschen, Tremor, danach Inkoordination (Traberkrankheit)
Progressive Schwäche mit Abmagerung, Lähmungen
Festliegen, Verweigern der Futteraufnahme, TOD (innerhalb 4-6 Wochen nach Krankheitsbeginn)
Pathologie
fokale oder diffuse Veränderungen der grauen Substanz
Plasmavakuolisierung
Granulovakuoläre Degeneration
Eosinophile Hyalinisierung
Granulöser Zerfall
Nekrose
Chromatolyse und Pyknose
Diagnose
Klinik
Untersuchung des Gehirns (Histopathologei, Immunhistopathologie, EM, Western Blot)
Tierversuch
DD: Visna, Borna, Louping ikk, Aujeszky, Listeriose, Tollwut
Kontrolle
Anzeigepflichtig
Keulung und unschädliche Beseitigung
Listeriose, zentralnervöse Form
MELDPFLICHT
Ätiologie
Erreger:
Listeria monocytogenes
grampositives Staäbchen
in der Umwelt weit verbreitet
braucht zur Vermehrung > pH 5
vermehrt sich intrazellulär
Antikörper schützen nicht vor Erkrankung
da Exposition gegenüber dem Keim alltäglich ist, werden zusätzliche Faktoren angenommen
Epidemiologie
Aufnahme meist über Silage
betroffen sind
meist erwachsene Rinder
selten Tiere unter 18 Monaten
auch Menschen (Babies,immunsupprimierte Erwachsene (Schwangere); Rohmilchprodukte)
Infektionsweg
nicht völlig geklärt
wahrscheinlich über Läsionen in der Mundhöhle, Nasenhöhle oder in den Konjunktiven
aufsteigend entlang des N. trigeminus oder anderer Hirnnerven zum Hirnstamm
Entstehung einer Hirnstammenzephalitis mit Mikroabszessen und einer nichteitrigen Meningitis
Art und Lokalisation der ZNS-Veränderungen sprechen gegen eine hämatogene Aussaat
Klinik
klinische Erscheinungen bei Enzephalitis je nach Lokalisation und Ausdehnung
N. trigeminus Schlotterkiefer, Verlust der Hautsensitivität
N. abducens ipsilateraler Strabismus medialis
N. intermedio-facialis
Hängeohr, Erschlaffung des M.frontalis
kann Auge nicht schließen Berührung der Kornea Bulbus zurückgezogen o. Kopf gedreht
Erschlaffung der Nasenöffnung und der ipsilateralen Lippenhälften
Austrocknung der Kornea, Expositionskeratitis, Panophthalmie
N. vestibulocochlearis
Ataxie, Kreisbewegungen zur betroffenen Seite hin, Kopfschiefhaltung, Vorwärtsdrängen
Nystagmus
abnorme Haltungen
N. glossopharyngeus und vagus
Dysphagie, Speicheln
andere Folgen einer Infektion
Uveitis, Keratokonjunktivitis
Septikämie
Mastitis, Orchitis, Abort
die isolierte Erkrankung der Augen wird mit der direkten Infektion aus Silage in Verbindung gebracht
Behandlung
Tetracycline, Penicillin
Korrektur von Störungen des Flüssigkeits- und Säure-Base-Haushaltes
solange die betroffenen Tiere noch stehen können, ist ein Behandlungsversuch sinnvoll
Meningoenzephalitis
Ätiologie
Erreger v.a. E. coli, Salmonellen, Streptokokken
Septikämie befallen die Meningen
Epidemiologie
kommt sporadisch vor, gelegentlich Häufungen in einzelnen Betrieben
betroffen sind meist Kälber im Alter bis zu 2 Wochen; bei älteren Rindern nur sporadisch
wichtigster prädisponierender Faktor für Septikämie ist Hypogammaglobulinämie (Kolostrum!)
Eintrittspforte Rachenraum, Darmkanal, Nabel
Pathogenese
Aufnahme
primäre vermehrung am Eintrittsort
Septikämie
Absiedlung nicht nur im ZNS, sondern auch in Gelenken, Nieren und Augen
Entzündung der Meningen
reduzierte Absorption von Liquor und daher vermehrter intrakranieller Druck
Klinik:
Fieber, Niedergeschlagenheit bis Somnolenz
steifer Gang, Hyperästhesie, Opisthotonus, erhöhte Schallempfindlichkeit
zentrale Blindheit mit Miosis, später Koma, Krämpfe
Symptome können durch die der auslösenden Sepsis überlagert werden
Therapie
bei bereits festliegenden Kälbern wenig erfolgversprechend
ansonsten: massive Antibiose, Antiphlogistika und Analgetika
Prophylaxe: Sicherung der Kolostrumversorgung
ISTME = infektiöse, septikämische, thrombosierende Meningoenzephalitis
Erreger
Haemophilus somnus
gramnegatives Bakterium
Stäbchen, evtl. fadenförmig
mikroaerophil bis fak. anaerob
unbeweglich
Kapsel
Epidemiologie
Keim ist weltweit verbreitet
gehört zur normalen Flora der Schleimhäute des Geschlechtsapparates
etwa ein Viertel der Rinderpopulation hat Antikörper gegen H.s.
fast ausschließlich jüngere Mastrinder betroffen
Erkrankungen meist im Gefolge von Belastungen
niedrige Morbidität, aber hohe Letalität bei unbehandelten oder nicht rechtzeitig behandelten Tieren
Pathogenese
Infektion vermutlich über SH des Atmungsapparates
Blutbahn
verursacht Vaskulitis, Thrombose und hämorrhagische Infarkte in verschiedenen Organen, u.a. im Gehirn
Klinik
frühe Krankheitsstadien
hohes Fieber, Niedergeschlagenheit, Anorexie
Bewegungsunlust, steifer Gang, Überköten in den Fesselgelenken
Lider m.o.w. geschlossen
Aborte
ohne Behandlung bald Festliegen
meist asymmetrische Ausfallserscheinungen seitens der Hirnnerven
Zungenlähmung, Starbismus, Netzhautblutungen
Liquor deutlich getrübt, Zellzahl , vorwiegend neutrophile Granulozyten, Eiweißgehalt stark erhöht
pathologisch-anatomisch fibrinöse Polyarthritis und eitrige Myokarditis
Therapie
verdächtige Tiere umgehend hochdosiert antibiotisch behandeln Penicillin und Oxytetracyclin
bereits festliegende Tiere i.d.R. nicht mehr heilbar
Prophylaxe
Impfung mit Totimpfstoff ist möglich, aber angesichts der geringen Inzidenz von fraglicher Wirtschaftlichkeit
Hirnbasisabszeß-Syndrom
selten
Entstehung eines raumfordernden Prozesses an der Hirnbasis, z.B. eines Abszesses
nach Absiedelung septischer Emboli im rete mirabile der Hypophyse oder Einbruch einer Otitis interna
tumoröse Veränderungen können gleichartiges Bild verursachen
Klinik:
Niedergeschlagenheit, „Sterngucken“, Blindheit, Bradykardie, Dysphagie, Schlotterkiefer
weitere Hirnnervenausfallserscheinungen, z.T. auch einseitig
Allgemeinbefinden ansonsten zunächst nicht gestört, Tiere versuchen Futter aufzunehmen
Therapie nicht möglich
Otitis media
Ätiologie
Erreger
Staphylo- und Streptokokken
Mykoplasma bovis
Pseudomonas
A. pyogenes
E. coli
Neisserien
Haemophilus somnus
Pasteurellen
F. necrophorum
C. pseudotuberculosis
mitunter auch Verunreinigungen des äußeren Gehörgangs oder Parasiten
Epidemiologie
bei gruppengehaltenen Aufzucht- oder Mastkälbern und –jungbullen erfolgt die Infektion des Ohrs entweder
über die Eustachische Röhre (im Zusammenhang mit Affektionen der oberen Luftwege)
bei Verabreichung der Milch von Kühen mit Mykoplasmen-Mastitis
beim Übergang zur Fütterung mit Trockenfutter (infiziertem)
über den äußeren Gehörgang infolge gegenseitigen Besaugens der Ohren
Klinik
Ohrenausfluss
ein- oder beidseitig
intermittierendr oder anhaltend
teils dünnflüssig, grau-bräunlich und muffig
teils zähflüssig-eitrig, gelblichgrün und übelriechend
krankes Ohr hängt und zeigt kein Spiel mehr
Kopfschütteln, Scheuern des Ohres und Tränenfluss
Übergreifen der Entzündung von der Paukenhöhle auf den N. facialis
Lähmung dieses Nerven
gleichseitiges Absinken von Oberlid und Oberlippe
Beteiligung des Labyrinths Kopf wird auf der kranken Seite tiefer gehalten
beidseitige Innenohrentzündung Kopf wird insgesamt tief gehalten
bei schwerer Otitis interna zudem Gleichgewichtsstörungen
Allgemeinbefinden
oft deutlich beeinträchtigt
Niedergeschlagenheit, Inappetenz, hohes Fieber, Abmagerung
evtl. Konjunktivitis, Tränen- und Nasenausfluss, Schluckbeschwerden, Husten, Enzootische Bronchopneumonie
Prognose
Beeinträchtigung des Gleichgewichtssinnes kaum noch Aussichten auf Heilung
Ohrlähmung und Kopfschiefhaltung lokale und allgemeine Behandlung
bloße Beteiligung des äußeren Ohrs mitunter örtliche Maßnahmen ausreichend
als Folgeerscheinung kann Fazialislähmung zurückbleiben
Therapie
Ohrmuschel und äußeren Gehörgang vorsichtig, aber gründlich reinigen
äußeren Gehörgang anschließend spülen
mit Breitspektrumantibiotikum versorgen
zur parenteralen Antibiose mehrtägig Amoxicillin, Lincomycin, Oxytetracyclin, Enrofloxacin
Allgemeininfektionen
Aktute BVD-Virusinfektion
Ätiologie
Virus der bovinen Virusdiarrhoe, Genus Pestivirus, Familie Flaviviridae
Aussehen
RNA-Viren, einzelsträngig, positiv
Virionen umhüllt, Durchmesser 40-60nm
ikosaedrales Kapsid
2 Genotypen: BVDV I+II
2 Biotypen -> cp = cytopathogen; -> ncp = nicht cytopathogen
Züchtung des Erregers auf Zellkulturen
Epidemiologie
Bei Infektionen unterscheiden:
a.) Infektionen nicht tragender Tiere („akute Infektionen“)
b.) Diaplazentare Infektionen:
Aborte, Mißbildungen
Persistierende Infektionen
je nach Trächtigkeitsstadium
Virusausscheidung über alle SH und Blut
Direkter Tierkontakt, Futter, Wasser, Personen, Sperma, blutsaugende Insekten, iatrogene Infektion
wurde früher z.T. über kontaminierte Vakzinen eingeschleppt
Pathogenese
Virämie
Virusvermehrung in verschiedenen Organsystemen
epitheliale Zellen kutaner und muköser SH, in verschiedenen Parenchymzellen
in myelotischen und lymphatischen Zellen Leukopenie
Diaplazentare Infektion (meist nzp Viren), Folgen abhängig vom Trächtigkeitsstadium
Resorption, Abort, Mißbildungen (vor 40. oder nach 125. Tag)
Persistierende Infektion des Fötus (Infektion vom 40. Bis 125. Tag der Trächtigkeit)
Virämisches Kalb (P.I.-Tier)
erworbene Immuntoleranz, d.h. fehlende Immunantwort gegen persistierenden BVDV-Stamm
Tiere können (a) Kümmerer sein oder (b) klinisch unauffällig sein
1-2 % der gesamten Rinderpopulation in Deutschland sind P.I.-Tiere !!!
Klinik
oft klinisch inapparernt
allg. Folgen: Fieber, Leukopenie, Immunsuppression
Beteiligung an Mischinfektion
Neugeborene Kälber: schwere Enteritis
> 4 Mo.: milde Diarrhöe
Erosionen, Ulzerationen
Beteiligung an Erkrankungen
W:
Aborte in verschiedenen Trächtigkeitsstufen
Qualität der Oocyten
später Geburt von Kälber mit ZNS-Symptomen
schließlich Geburt von pI-Kälbern
zunächst unauffällig
später evtl. Kümmern, Diarrhoe, Lungenentzündung oder MD
M: verminderte Samenqualität
Sonderfälle
I
„mucosal disease“ (nur bei persistent infizierten Tieren)
II
Hämorrhagisches Syndrom (insbesondere durch BVDV-2; Thrombozytopenie)
Histo
Veränderungen im Stratum spinosum der kutanen Schleimhaut
Erosionen über Stratum corneum
Ulzerationen
Diagnose
Direkter Nachweis (Virus) bei
akute Infektionen, z.B. hämorrhagisches Syndrom, Diarrhöe, MD)
persistierende Infektionen (Einzeltier, Bestand)
Aborte
aus Blut, Organen, Schleim
Testsysteme
Virusanzucht (nzp, zp)
Nachweis von Virusantigenen (ELISA; FACS)
Nachweis der viralen Nukleinsäuren (PCR)
Indirekter Nachweis (Antikörper)
Proben Serum, Milch
Testsysteme ELISA, Neutralisationstest
CAVE: „Diagnostisches Loch“
bei Kälbern mit mat. Ak und persistenter Infektion evtl. kein Nachweis möglich
DD Salmonellose, Kokzidiose
Folgen transplazentarer BVD-Virusinfektionen
Diaplazentare Infektion (meist nzp Viren), Folgen abhängig vom Trächtigkeitsstadium
a) Resorption, Abort, Mißbildungen
b) Persistierende Infektion des Fötus (Infektion vom 40. Bis 125. Tag der Trächtigkeit)
Virämisches Kalb (P.I.-Tier): erworbene Immuntoleranz, d.h. fehlende Immunantwort gegen
persistierenden BVDV-Stamm
Tiere können (a) Kümmerer sein oder (b) klinisch unauffällig sein
1-2 % der gesamten Rinderpopulation in Deutschland sind P.I.-Tiere !!!
Mucosal Disease tritt spontan nur bei P.I.-Tieren auf
Tiere werden im 3.-4. embryonalen Monat (vor Ausreifung des Immunsystems) mit nzp-Stamm infiziert
zeigen diesem Virus gegenüber Immuntoleranz, beherbergen es lebenslang und scheiden es massiv aus
es handelt sich um spezifische Immuntoleranz, bei anderen Erregern normal!
pI-Tiere können sich ganz normal entwickeln
weibliche pI-Tiere bringen wieder persistent virämische Kälber zur Welt
meist aber Kümmern der Tiere (Grund nicht eindeutig geklärt; evtl. Schilddrüsenstörung)
Entwicklung zur Mucosal disease, 2 Möglichkeiten
1. exogene Superinfektion eines pI-Tieres mit antigenetisch sehr ähnlichem, aber cp Stamm
nach 2-3 Wochen tritt Frühform der MD auf
2. Superinfektion mit antigenetisch sehr unterschiedlichem cp-Stamm
Rekombination der beiden Stämme
cp-Virus hat entigenetische Eigenschaften des ncp-Virus übernommen
nach Monaten Spätform der MD
Mucosal Disease
Allg
BVDV- immunkranke Rinder können ncp Virusstamm nicht eliminieren
Mutation von ncp zu cp
Superinfektion mit cp
bei P.I. Tieren entwickelt sich MD
Pathogenese
Mucosal Disease tritt spontan nur bei P.I.-Tieren auf
Tiere werden im 3.-4. embryonalen Monat (vor Ausreifung des Immunsystems) mit nzp-Stamm infiziert
zeigen diesem Virus gegenüber Immuntoleranz, beherbergen es lebenslang und scheiden es massiv aus
es handelt sich um spezifische Immuntoleranz, bei anderen Erregern normal!
pI-Tiere können sich ganz normal entwickeln
weibliche pI-Tiere bringen wieder persistent virämische Kälber zur Welt
meist aber Kümmern der Tiere (Grund nicht eindeutig geklärt; evtl. Schilddrüsenstörung)
Entwicklung zur Mucosal disease, 2 Möglichkeiten
1. exogene Superinfektion eines pI-Tieres mit antigenetisch sehr ähnlichem, aber cp Stamm
nach 2-3 Wochen tritt Frühform der MD auf
2. Superinfektion mit antigenetisch sehr unterschiedlichem cp-Stamm
Rekombination der beiden Stämme
cp-Virus hat entigenetische Eigenschaften des ncp-Virus übernommen
nach Monaten Spätform der MD
Klinik
Meist subklinisch -> ungünstige Bedingungen -> klinisch akut
zunehmende Störung AB, Anorexie
Speicheln, nasser Kehlgang, Fieber
profuser Durchfall mit Tenesmus
die Faeces sehen manchmal aus wie Serum und gerinnen auch
sonst enthalten sie Blut, Schleim und mitunter auch Fibrin
Hautveränderungen
Am Flotzmaul, den Naseneingängen, v.a. aber an der MaulSH und im Zwischenklauenspalt
m.o.w. ausgeprägte Erosionen
SH- und Hautveränderungen nicht immer deutlich
Erosionen, Ulzerationen und Nekrosen an SH des gesamten Verdauungstraktes
100% letal
Diagnose
Klinik der Erosionen
Direkter Nachweis (Virus) bei
akute Infektionen, z.B. hämorrhagisches Syndrom, Diarrhöe, MD)
persistierende Infektionen (Einzeltier, Bestand)
Aborte
aus Blut, Organen, Schleim
Testsysteme
Virusanzucht (nzp, zp)
Nachweis von Virusantigenen (ELISA; FACS)
Nachweis der viralen Nukleinsäuren (PCR)
Indirekter Nachweis (Antikörper)
Proben Serum, Milch
Testsysteme ELISA, Neutralisationstest
CAVE: „Diagnostisches Loch“
bei Kälbern mit mat. Ak und persistenter Infektion evtl. kein Nachweis möglich
DD BKF, Verätzungen, Stomatitis papulosa
BVDV-Bestandsdiagnostik
Impfung gegen BVD / MD
Ziele der Impfung
Schutz vor Krankheit
Schutz vor diaplazentarer Infektion
(Schutz vor Infektion)
Impfstoffe
inaktiviertes Virus (meist zpBVDV)
vermehrungsfähiges Virus (attenuiert; „modified live“) bislang nur zpBVDV-Stämme (Oregon, RIT)
wichtige Punkte
verfügbare Impfstoffe gegen BVD/MD (bislang nur auf Grundlage von BVDV-1!)
Heterogenität; insbesondere von BVDV-1 Stämmen
Vermehrungsfähige zp Viren als Impfstoff
Virusausscheidung (aber: Kombination mit inakt. Virus)
Auslösung von MD möglich
Aborte möglich
Leitlinien zur Bekämpfung von BVD/MD
A.) Ermittlung der Bestandssituation (AK-Nachweis –mind. 10 Tiere, 9-36 Monate)
B. ) AK-Nachweis positiv, dann bei allen bis zu 36 Monate alten Rindern
Identifizierung von P.I.-Tieren durch Virus- bzw. AG-Nachweis und Ausmerzung
C.) Impfung mit „Lebendimpfstoff, der eine natürliche Infektion imitiert“
Status von Rinderbeständen
BVDV-freier Bestand
BVDV-unverdächtiger Bestand
BVDV-infizierter Bestand
Bestand ohne Status
Ak
+
+
Virus (AG)
+
Border Disease
Auftreten bei Schafen und Ziegen
Zuerst an Grenze zwischen England und Wales entdeckt (Name!)
Kausative Agentien
Border Disease virus ( separate Virusspezies innerhalb des Genus Pestivirus) aber auch BVDV-1 und BVDV-2
Das Krankheitsbild BD kann also durch mehrere Pestiviren hervorgerufen werden
Epidemiologie
P.I.-Tiere sind besonders wichtig
Verbreitungsgrad in D nicht bekannt
Offensichtlich ist BD nicht von großer Bedeutung
Klinik
erwachsene Tiere
subklinische Infektion (BVDV)
tragende Tiere
Resorption, Mumifikation, Totgeburten, Aborte, Mißbildungen
Persistent infizierte Tiere (Immuntoleranz)
Ziege: Plazentitis
P.I.-Tiere
Infektion vor 65. Tag der Trächtigkeit „hairy shaker disease“
Lange Wolle
Zentralnervöse Störungen durch gestörte Myelinbildung (Ataxien, Tremor)
Geringes Geburtsgewicht
Tiere sterben oft während der ersten 2-3 Lebensmonate
Ähnliches Krankheitsbild wie Mucosal Disease des Rindes beschrieben, aber offenbar selten vorkommend
Kontrolle
Impfstoffe werden nicht eingesetzt
Wie bei BVDV Verhinderung der diaplazentaren Infektion besonders wichtig
Maul- und Klauenseuche: Ätiologie, Epidemiologie, Symptomatik bei Rind und kleinen
Wiederkäuern, Bekämpfungsmaßnahmen
Ätiologie
Erreger
MKS-Virus
Familie Picornavirus
Genus Aphthovirus
RNA: einzelsträngig, 8 kb, positive Polarität
Virionen: nicht umhüllt; Durchmesser 22-30 nm (Pico RNA!)
Ikosaedrales Kapsid
erste Infektionskrankheit, bei der als Erreger ein Virus nachgewiesen wurde
7 Serotypen (A, C, O, SAT 1-3, Asia 1); Subtypen (z.B. O1); Isolate (z.B. O1 Kaufbeuren)
Differenzierung der Subtypen durch KBR, ELISA
Epidemiologie
Wirtsspektrum: Klauentiere, Elefanten, Igel, Menschen
Virus hoch infektiös
Verbreitung über Tiertransport, Fleisch- und Fleischprodukte
Verfütterung von Küchenabfällen
Verbreitung über Wind
Verbreitung der Maul- und Klauenseuche
Region
Afrika
(South African Territories)
Asien und Osteuropa
Einigen Ländern
Südamerika
Impfungen!!
EU-Länder
Griechenland)
2001: England, Frankreich,
Niederlande
Nord- und Zentralamerika
Australien, Neuseeland
Serotyp
Bemerkungen
A, C, O, SAT 1, 2, 3
endemisch in meisten Ländern;
Impfprogramme haben nur wenige
A, C, O, Asia 1
endemisch; Impfprogramme in
A, C, O
endemisch in meisten Ländern;
A, C, O
sporadisches Auftreten (Italien,
Frei von MKS
Pathogenese
primäre Virusreplikation im Rachenraum
Primäraphthe (meist unbemerkt)
Virämie
Virus erscheint in Blut, Milch und Speichel
Sekundäraphthe (typische SH-Läsionen)
Aphthe
Virus zeigt ausgeprägten Epitheltropismus (lytische Infektion)
Zellen des Epithels werden zerstört, verschmelzen zur Aphthe mit bernsteinfarbenem Inhalt
nur Verflüssigung von Zellen und Exsudation vom Papillarkörper aus im Str.spinosum
Str.germinativum als Aphthengrund bleibt unversehrt Abheilung ohne Narbenbildung
Infektion insbesondere über Tröpfchen (Kontakt)
Virusausscheidung: Aerosole, Milch
Persistenz
Klinik
Inkubationszeit 2-8 Tage
Fieber, Aphthen (Mundhöhle, Umgebung Nasenlöcher, Flotzmaul, Euter, Klauen)
Speicheln, Lahmheit
Schmatzen und „MKS-Bart“ (zu Schaum geschlagener Speichel)
Trippeln
bösartiger Verlauf mit Myocarditis und akutem Herzversagen
Bei kleinen Wiederkäuern wenig auffälliger Verlauf
Heilung (restitutio ad integrum)
Mund-SH 8-11d
Klauen 14-30d
In Aphthen ist hohe Erregerdichte => Flüssigkeit gut für Nachweis geeignet
Morbidität hoch (100%), Letalität i.a. gering (2-5%)
Diagnose
Probennahme
„MKS-Koffer“: Ausstattung einschließlich Gefäßen und Puffer für Proben (Apthenflüssigkeit,
Schleimhaut, Nasentupferproben, Butproben, Schleimfängerproben)
Versand an Bundesforschungsanstalt für Krankheiten der Tiere (BFAV), heißt heute aber:
1. Schritt: Diagnose MKS
2. Schritt: Bestimmund von Serotyp und Subtyp
Methoden
Direkt: Virusnachweis
Nachweis von infektiösem Virus (BHK-Zellen)
Nachweis von viralen Antigenen (ELISA)
RT_PCR, evtl. Auch Sequenzierung
Indirekt: AK-Nachweis
ELISA, Neutralisationstest
Kontrolle
Anzeigepflicht, Schutz- und Sperrmaßnahmen
Unschädliche Beseitigung infizierter Tiere
Impfung nur auf Anweisung, Impfstoffbank
Wichtig: keine Kreuzimmunität zw. den unterschiedlichen Serotypen und Subtypen
Differentialdiagnostik der MKS bei Rind, Schaf und Ziege
DD
Vesikulärkrankheit-Komplex
Stomatitis vesicularis (VSV) → Rinder, Schafe, Schweine, Pferde; nicht heimisch
Mucosa-disease-Komplex
Mucosal disease → keine typ. Blasen, sondern herdförmige Ulzera
Rinderpest → keine Klauenveräderungen / Bläschenbildungen, hohes Fieber, Darmentzündungen
Bösart. Katarrhalfieber Rind → Erosionen und Geschwüre am Maul, hohes Fieber, Darmentzündung,
Konjunktividen, ZNS-Symptome
Pocken-Herpes-Komplex
Stomatitis papulosa → nur Maulbereich, keine Aphthen
Euterpocken → keine Veränderungen an Maul und Klauen
originäre Kuhpocken → Pusteln, keine Aphthendecken abziehbar
IBR-IPV-Inf. → keine Aphthen
bov. Herpes-Mamillitis-Inf. → Nekrosen an Euter und Zitzen
DD bei Krankheiten mit Blasenbildung:
Krankheit
Virus
MKS
Picornavirus
Aphthovirus
SVD
Picornavirus
Enterovirus
Vesikuläre
Rhabdovirus
Stomatitis
Vesiculovirus
Vesikuläres
Calcivirus
Exanthem
Vesivirus
Rind
Schwein
Pferd
+
-
-
+
+
+
+
-
+
-
CAE
=Caprine Arthritis / Enzephalitis (CAE)
Erreger
CAEV, Genus Lentivirus
Epidemiologie
CAEV ist an Leukozyten gebunden mit lebenslanger Persistenz
Etwa 70% der infizierten Tiere zeigen keine Krankheitssymptome!
meist Übertragung via Kolostrum
seropositive Tiere scheiden häufig Virus aus
aber Kontaktinfektionen bei erwachsenen Tieren sind selten
AK gegen CAE sind nicht protektiv
um Lämmer zu schützen sollten sie nur mit pasteurisierter Milch aufgezogen werden
(Aufzuchtmanagement!!)
Pathogenese
Infektion von Monozyten/Makrophagen
produktive Vermhrung in Gewebsmakrophagen von Lunge, Gelenken, Gesäuge und ZNS
Klinik
Inkubationszeit: Lämmer 2-4 Monate, bei Adulten Monate bis Jahre
Bei Lämmern bis 6 Monate
ZNS Symptomatik
sensorische Störungen und Lahmheiten, die von caudal nach proximal fortschreiten, Ataxie, Parese
Adulte
typische Arthritiden, besonders im Karpalgelenk
Kachexie, struppiges Fell
Reduktion der Milchleistung, Mastitis
Diagnose:
da nicht alle infizierten Tiere erkranken, ist in enzootischen Gebieten die serologische Kontrolle der Herden
empfohlen, ELISA oder AGID zum Nachweis von Ak
Salmonellose
Erreger
v.a. S.dublin und S.typhimurium
Virulenzfaktoren Adhäsions-Fimbiren, Enterotoxin (Cl-Sekretion, Na-Resorption), Endotoxin
Epidemiologie
sehr erfolgreiche Keime „befallen alles, was einen Gastrointestinaltrakt hat“
Tenazität empfindlich gegenüber Trockenheit und Sonne
Einschleppung in Betrieb
Trägertiere
Futtermittel
Menschen
Nager, Vögel
besonders betroffen immunsupprimierte Kälber zwischen 2 und 12 Wochen
Ausscheidung Fäzes und Milch
anzeigepflichtige Zoonose
Pathogenese
orale Aufnahme
kann schnell bis Mesenteriallymphknoten vordringen
RES der Leber
Septikämie (evtl. schon 15min nach oraler Aufnahme)
schneller Tod oder Klinik mit Absiedelung in Darm, Lnn, Milz, Leber und Gallenblase (s.u.)
im Verlauf der Enterocolitis kann gastrointestinale Barriere zerstört werden
Sekundärinfektionen
Klinik in 4 Verlaufsformen
akute Septikämie
Fieber, Allgemeinstörung
Aborte
verenden innerhalb weniger Stunden nach Krakheitsbeginn oder
metastatische infektionen verschiedener Körperregionen
entsprechende Symptome (Bronchopneumonie, Arthritis...)
akute Enterocolitis
Kot oft durchscheinend gelb mit Fibrin- und Blutbeimengungen, übelriechend
teilweise meterlange regelrechte Darmausgüsse aus Fibrin und/oder Schleimhautablösungen
Fieber, starker Durchfall, Tenesmus
chronische Enterocolitis
intermittierender oder andauernder Durchfall
Abmagerung
klinisch inapparente Ausscheidung
aktive Träger (konstante oder intermittierende Erregerausschüttung mit Fäzes)
latente Träger (persistierend in Lnn ohne Ausscheidung bei Streß evtl Klinik)
passive Träger (ständige Aufnahme und Ausscheidung ohne Invasion in Wirtsorganismus)
Diagnose
Klinik
BU aus Blut und Kot
Finden von Ausscheidern 3mal BU aus Fäzes von allen Rindern im Abstand von je 14d
DD
Sepsis andere Septikämien, z.B. E.coli oder Pseudomonas
akute Enterocolitis Vergiftungen, Kokzidiose, MD, Weidedysenterie
chronische Enterocolitis Paratuberkulose, Fasziolose
Therapie
symptomatisch
evtl. AB (verlängert aber Ausscheidung; AB-Resistenz)
Prophylaxe
Impfung sowohl Muttertiervakzination als auch Kälberschluckimpfung
Veterinärbehörde kann die Tötung erkrankter Tiere anordnen.
Paratuberkulose
= Johnsche Krankheit
MELDEPFLICHT
Ätiologie
Mycobacterium avium spp. paratuberculosis
kleines, säurefestes Stäbchen
kann sich außerhalb des Wirtes nicht vermehren
braucht Mykobaktin (Fe-Chelatverbindung) wird von allen anderen Mykobakterien gebildet
kann im Wirt auf andere dreiwertige Fe-Verbindungen zurückgreifen
Tenazität sehr hoch!!!
Epidemiologie
kommt weltweit vor
Wirte
v.a. Wiederkäuer
Unterschiede bei Rassen in Empfänglichkeit Juersey, Guernsey bes. empfindlich
Zusammenhang mit Morbus Crohn des Menschen
Einschleppung
durch infiziertes aber unauffäliges Rind
evtl. auch durch infektiöse Larven von MDT-Würmern
Pathogenese
Zeitpunkt Erregeraufnahme für Verlauf entscheidend
nur Infektion in ersten Lebenswochen führt zu dauerhafter Infektion mit späterem Ausbruch
Rinder ab 2 Jahren wohl weitestgehend resistent kann aber auch durchbrochen werden
orale Aufnahme (Milch, Trinkwasser, Futter)
vorübergehende Generalisation
humorale Ak, die aber bald wieder verschwinden
Erreger setzt sich im Dünndarm und seinen Lnn. fest
Enteritis schreitet fort
immer stärkere Ausscheidung aus den Fäzes
Niederbruch der zellvermittelten Immuität
bei Spätgeneralisation kann es zur Ausscheidung mit Milch und diaplazentarer Übertragung kommen
Klinik
meist im Anschluss an Kalbung
Durchfall (zunächst wechselhaft, dann dauerhaft) mitunter deutliche Blasenbildung
Milchleistung
Abmagerung
Fesslust bleibt lange erhalten
Ödeme im Kehlgang und ventral am Bauch
schließlich Tod
Diagnose
Erregernachweis US des Ileozäkallymphknotens Ziehl-Neelsen-Färbung
Nachweis humoraler Ak KBR
Behandlung
keine, da unrentabel und keine Erregerfreiheit
Bekämpfung
Hygiene
Impfung in D nicht mehr zugelassen
Enzootische Leukose
ANZEIGEPFLICHT
Einteilung
Infektion mit BLV (Retrovirus vom Typ C)
Reaktion auf die Infektion ist genetisch bedingt
3 Formen der „enzootischen Leukose“ (üblicherweise persistierend)
alleinige Serokonversion
Serokonversion und persistierende Lymphozytose
Serokonversion und bösartige tumoröse Leukose (Lymphosarkomatose) mit o. ohne persist. Lymphozytose
„sporadische Leukose“ (der Vollständigkeit halber)
Jungtierleukose
Thymusleukose
Hautleukose
sporadische lymphatische Leukose erwachsener Rinder
Epidemiologie
Wirte natürlicherweise nur Rinder
jährliche Mortalität in infizierten herden 2-5%
Übertragung v.a. horizontal mit Lymphozyten (extrem kleine Mengen reichen z.B. bei Reihenimpfung)
Pathogenese
Virus infiziert Lymphozyten
ist dort vor Wirkung der Ak geschützt
Klinik
sehr vielfältig, da sich bösartige Tumore in fast allen Organen bilden können
rel. Häufigkeiten der einzelnen Symptome
> 75% Körpermasse , Milchleistung
25-75% Schwellung Lnn, FA , Nachhandparese
< 25% Fieber, resp. Symptome, Exophthalmus, Durchfall, Obstipation, kardiovaskuläre Symptome
Tuberkulose beim Rind
ANZEIGEPFLICHT
Ätiologie
Mycobacterium bovis
ZOONOSE
Epidemiologie
Tröpfcheninfektion
z.T. auch über Futter und Wasser
Pathogenese
Eintrittspforte
Primärherd (bdgw. verhärtete oder verkalkte Abkapselung des Erregers)
Stillstannd oder Frühgeneralisation
hämatogene Streuung mit miliaren Herden in anderen Organen, teils unter Mitbeteiligung der Lnn
Körper reagiert auf Bakterien mit produktiver oder exsudativer Entzündung
Klinik
chronischer, schubweiser Verlauf
Symptome erst nach längerer Erkrankung
Abmagerung, Fieber, Husten, erhöhte Atemfrequenz (LungenTbc), Lnn vergrößert
Pathologie
knötchenförmige Veränderungen in Lunge, Niere, Leber, Milz
erbsen- bis faustgroße verkäste oder verkalkte abgekapselte Knoten
auf serösen Häuten auch miliare Knötchen
Diagnose
Tuberkulintest (hohe Treffsicherheit)
0,1ml synthetisches Tuberkulin intrakutan in Hals/Schulter
nach 72h
negativ, wenn < 2mm Dickenzunahme
positiv, wenn > 2mm und gleichzeitig Entzündungszeichen
Therapie
verboten!
infizierte Tiere merzen
Vergiftungen, Stoffwechsel- und Mangelkrankheiten
Botulismus
Ätiologie
Erreger Clostridium botulinum
grampositiver Anaerobier
8 verschiedene Toxintypen A, B, C, Cß, D, E, F, und G
Bei klinisch erkrankten Rindern bisher nur B (selten), C und D
Toxine sind mit die giftigsten bekannten Substanzen.
eigentlich keine Infektion sondern Intoxikation, da Aufnahme des Toxins für Erkrankung reicht!
Epidemiologie
Vorkommen
im Erdreich weit verbreitet
kommt auch im Magen-Darm-Kanal gesunder Tiere vor
Toxin wird nur unter bestimmten Umständen gebildet (anaerob!)
vor allem bei Wachstum in sich zersetzendem organischen Material
meist erkranken mehrere in gleicher Weise gehaltene Rinder gleichzeitig oder kurz nacheinander
Infektion
oral dann kleine SH-Läsionen
kleine Hautwunden
Pathogenese
Protoxine werden mit Teilen von Kadavern oder verfaulenden Pflanzenteilen aufgenommen
werden von endogenen Proteasen in die aktive Form überführt
nach 24 bis 48 h klinische Erscheinungen
Toxine sind Zink-Endopeptidasen
zerstören Proteine, die für die Freisetzung von Acetylcholin notwendig sind
verhindern Übertragung an allen peripheren cholinergen Strukturen
führen so zu einer schlaffen Lähmung quergestreifter Muskulatur
mehrere kleine Dosen sind schädlicher als eine gleiche Dosis bei einmaliger Aufnahme
Klinik
manchmal plötzliche Todesfälle
typische Verlaufsform
absteigende Lähmung
beginnt im Kopfbereich beginnt (m.o.w. starke Zungenlähmung, Wickelkauen, Schlucklähmung, Speicheln)
breite sich über gesamte quergestreifte Muskulatur aus
zunehmende Schwäche, Herabsetzung oder völliges Fehlen der Schwanzspannung
auch bereits festliegende Rinder versuchen manchmal noch, zu fressen oder wiederzukauen (AB ungestört!)
Tiere in Brustlage schlagen manchmal den Kopf zur Seite ein wie bei Gebärparese
„autauskultatorische“ Haltung“
Atypische Verlaufsform aufsteigende Lähmung bei lange erhaltener Fähigkeit zur Futteraufnahme
Weitere Verlaufsform:
Schlucklähmung mit Regurgitieren aufgenommener Futterteile oder von Wasser durch Maul und Nase
(Typ B, beschrieben nach Aufnahme von Biertreber)
"viszerale" Form
Indigestion (abwechselnd Verstopfung und Durchfall)
chronische Klauenrehe, Venenstauung, Ödeme
aufgezogenen Bauch, Abmagerung und Apathie
hervorgerufen durch längere Aufnahme geringer Toxindosen
Diagnose
Klinik
keine pathologischen Veränderungen
Tierkörper geht rasch in Fäulnis über
Toxinnachweis aus Pansensaft, Blut oder Leber kann versucht werden.
DD
Gebärparese, akute Pansenazidose
Therapie unterstützend, keine spezifische Therapie bekannt
Prognose Bei bereits festliegenden Tieren schlecht
Prophylaxe
Impfung ist grundsätzlich möglich in D nicht zugelassen
§:
Schlachtverbot (solange klinische Anzeichen von Botulismus feststellbar sind)
In einigen Bundesländern gewähren die Tierseuchenkassen Beihilfen, obwohl es sich bei Botulismus nicht um
eine Tierseuche handelt
Hirnrindennekrose
Ätiologie
Hirnödem auf der Basis mehrerer möglicher Prozesse
häufig aufgrund von Vitamin B1-Mangel
Epidemiologie
Nach Futterumstellungen (in Richtung Mastration)
betroffen sind meist jüngere Rinder (bis etwa 18 Monate)
nicht alle Tiere mit biochemisch nachweisbarem B1-Mangel (s.u.) zeigen klinische Symptome
Letalität 25 - 50 %
ähnlich bei Pferd, Schwein und Flfr.durch Thiaminasen aus Schachtelhalm oder Farnen bzw. Fischen
Pathogenese
Nicht eindeutig geklärt
Thiamin ist als Thiamindiphosphat Koenzym verschiedener Enzyme
u.a. Pyruvat-Decarboxylase, Pyruvat-Dehydrogenase, Phosphoketolase, Transketolase
spielen Glukosestoffwechsel (insbesondere im Gehirn) wichtige Rollen
Speicherung des Vitamins nicht möglich
Bedarf muss laufend gedeckt werden
Mögliche Mechanismen der Entstehung des Mangels:
herabgesetzte Produktion im Pansen
vermehrte Zerstörung im Pansen
verminderte Resorption
kompetitive Hemmung
Mangel an Apoenzym
Störung der Verbindung zwischen Coenzym und Apoenzym
erhöhter Verbrauch, erhöhte Ausscheidung
Riskikoerhöhung durch Sulfat , Cobalt , Melasse-Harnstoff-Zusätze
Biochemischer Defekt
zelluläres Hirnödem
Hirnrindennekrose Ausfallserscheinungen
später Drucknekrosen der Hirnrinde
kaum zu unterscheiden Vergiftung durch H2S
l. externe Vergiftung durch Einatmung von Gasen nach Güllerühren ("Jauchegasvergiftung")
2. interne Vergiftung durch Diffusion von H2S
entsteht im Pansen bei Verabreichung von Rationen mit erhöhtem Schwefelgehalt
Klinik
Augen
plötzlich einsetzende zentrale Blindheit (Pupillarreflex erhalten), Miosis
dorsomedialer Strabismus (medialer Pol des Bulbus nach dorsal rotiert - Schädigung des N. trochlearis)
Nystagmus
Inkoordination, Muskelzittern und -zuckungen, Leerkauen, schaumiges Speicheln
Opisthotonus ("Sternguckerkrankheit") und Streckkrämpfe der Vorderbeine
Pansenbewegungen sind noch einige Zeit erhalten (im Gegensatz zu den Verhältnissen bei Bleivergiftung)
Diagnose
Klinik
erhöhter Liquordruck
prompte Reaktion auf frühe „diagnostische“ Therapie mit Vitamin B1 innerhalb von Stunden
Messung der Erythrozyten-Transketolase
vielmehr des sogenannten TPP-Effektes: Steigerung der Transketolase-Aktivität durch Zugabe von TPP
Steigerungen um über 40 % sprechen für B1-Mangel
normale Thiamin-Konzentration im Plasma 75 - 185 nmol/l.
DD
Bleienzephalopathie, Kochsalz“-Vergiftung, Hypovitaminose A, nervöse Ketose
ISTMEM, Listeriose, Tetanie, Tollwut, BSE, M. Aujeszky, Hepatoenzephalopathie
Bei Lämmern: Infektion mit Cl. perfringens Typ D
Therapie
Thiamin > 10 mg/kg über mehrere Tage
Wasserlösliche Glukokortikoide in einmaliger hoher Dosierung zur Reduktion des Hirnödems
Diuretika
Prognose
rechtzeitiger Einsatz der Behandlung Erfolge oft spektakulär
nach sechs bis acht Stunden keine Besserung schlechte Prognose
Prophylaxe
Behutsame Umstellung auf kraftfutterreiche Mastrationen
nach Ausbruch Supplementierung von B1 (3-10 mg/kg Futter)
Gabe von Bierhefe
Bleivergiftung
= Saturnismus
Physiologie
Resorption von 1-2% des aufgenommenen Bleis
Ablagerungen in Leber, Niere und dauerhaft in den Knochen
pathologische Veränderungen an roten Blutkörperchen und psych., mot. und vasomotorischen Hirnzentren
Vasokonstriktion, Spasmen der glatten Muskulatur und Diarrhoe/Kolik
600-800 mg/kg Futter sind tödlich für adulte Tiere
6-7 mg/Tag reichen schon für die Entstehung einer chronischen Vergiftung
Klinik
perakute Form
Tod fast ohne Symptome
akute Form
manisch-depressive Verhaltensanomalien
kortikale Erblindung
fortschreitende Inkoordination und Festliegen
Tod nach 2-4 d durch Atemstillstand
chronische Form
meist Herdenproblem
Anämie, schlechter Fellzustand und immer wieder auftretende Todesfälle
Übergang in akutes Stadium durch Belastungen
Diagnose
Klinik
HarnUS -ALA
BlutUS Hämolyse, Bleikonzentration > 350µg/l
KotUS Blei > 35mg/kg
PansensaftUS Blei-Nachweis
auch in fast allen anderen Organen Blei messbar
Lebensmittelrechtliche Beurteilung:
Bleigehalt in Milch maximal 0,02 mg/kg Frischgewicht
Bleigehalt in Fleisch maximal 0,1 mg/kg Frischgewicht
DD
Tollwut, Aujesky`sche Krankheit, CCN, nervöse Form der Ketose, Listeriose
Therapie:
Ruminotomie
Diurese
Einsatz von Chelatbildnern (CaNa-Di-EDTA 30mg/kg alle 6h)
Prognose: vorsichtig
Prophylaxe: Futterhygiene
Kochsalzvergiftung
Ätiologie
Ursachen
Aufnahme größerer Mengen von Salz bei begrenzter Wasseraufnahme
MAT zu konzentriert angerührt
Zu hoch konzentrierte Infusionen oder Glaubersalzgaben
Orale Rehydratationslösung zu konzentriert angerührt oder zusätzlich Salz eingerührt
Tränke defekt oder zugefroren
es kann aber zunächst viel Na über die Niere ausgeschieden werden
am häufigsten tritt diese Vergiftung bei Kälbern auf (Durchfallkälber!!!)
Pathogenese
Anstieg der extra- und intrazellulären Osmolalität
Ein Kalb kann max. bis 93 g NaCl/d über die Niere bei ausreichender Wasserversorgung (!) ausscheiden
Einige Symptome werden häufig als Anzeichen einer Infektion des Atmungsapparates interpretiert
Neurologische Störungen, wenn der freie Zugang zu Wasser wieder hergestellt wird
große Volumina Wasser werden aufgenommen
Einstrom von Wasser in die Zellen
führt zu zelluläre Ödem
besonders im Gehirn fatale Folgen
Folge der Wasserumverteilung sind Exsikkose und Azidose
Klinik
akute Form
großer Durst, Inappetenz
Polypnoe, trockene SH, Schwitzen, erhöhte Körpertemperatur
Blindheit, Ataxie, Überköten in den Fesselgelenken
Abwechslung zwischen Depression und Exzitation mit Brüllen und Zittern
Opisthotonus, Kreisbewegungen, Rückwärtsdrängen, Festliegen, Krämpfe
Tod innerhalb von 24 bis 48
chronische Form
Diarrhoe mit Natrium-Ausscheidung über den MDT
daraus resultierend metabolisch Azidose
Diagnose
Klinik
Serum-/Plasmauntersuchung
Na ( >> 150 mmol/l)
normaler Plama-Na-Wert: 135-150 mmol/
auch Erhöhung im Liquor cerebrospinalis
Osmolalität
normalerweise ca. 280 mosmol/l Plasma
Anstieg
DD
Vit.- A-Mangel, Pb-Vergiftung, CCN, Tollwut, Tetanie, Arsenvergiftung
Bei Diarrhoe: Darmparasiten, Paratuberkulose
Therapie
akute Form
Infusion leicht hypertoner Lösungen (z.B. 2 % NaCl)
Bildung von 5-6 l Harn durch Zufuhr größerer Flüssigkeitsmengen (ca. 10l/d)
portionierte Wasserzufuhr, bei Kälbern Milchtränke
evtl. Infusion mit Ausgleich der Azidose durch NaBic
Diuretika
chronische Form (>24h)
langsame Na-Absenkung wichtig
Zellen bilden idogene Osmole gegen den Wasserverlust bilden (AS-Agglutinate, Taurin u.a.)
sonst Gefahr eines Hirnödems
hypertone Lösungen
Prophylaxe
Ausreichendes Angebot an einwandfreiem Trinkwasser
Jauchegasvergiftung
Ätiologie
Intoxikationen v.a. mit Schwefelwasserstoff, aber auch mit Ammoniak
äußere Ursachen
Ställe mit hoher Schadgaskonzentration
schlechte Hygiene und schlechtes Managment
v.a. aber bei Spaltenböden mit Unterflurbelüftung und Jauchgrube unter dem Stall
Über den Respirationstrakt und auch andere SH werden die Gase aufgenommen:
H2S Parese der Riech-SH ab 0,001 Vol.%
NH3 Ätzwirkung, da alkalisch Prädisposition für andere Noxen
Klinik
ZNS-Anfälle
kardiopulmonale Ausfälle, Dyspnoe
Tränen- und Speichelfluss, Zittern, Krämpfe mit Gefahr des
Mydriasis und schlaffe Lähmungen
Tod (ab 1,4 Vol.% akuter Tod, ab 0,5 Vol.% Tod nach Tagen)
Diagnose Klinik und Schadgasnachweis in der Luft (Bleiacetat schwarz)
DD ISTME
Therapie Stall lüften oder Tiere nach draußen lassen, Antibiose gegen opportunistische Erreger
Prophylaxe Hygiene, Logistik, Management
Tränkehämoglobinurie
= „Wasservergiftung“
Ätiologie
Übermäßige Wasseraufnahme (>10% des Körpergewichtes), v.a. bei Kälbern nach Absetzen des MAT
nach Infusion hypotoner Lösungen.
Adulte sog. „Moorhämoglobinurie“ nach langem „freiwilligen“ Dursten wegen übelschmeckendem Wasser.
Pathogenese
rasche Resoprtion , da das Wasser über die Schlundrinne direkt in den Labmagen gelangt
hypoosmolares Plasma und sinkender onkotischer Druck (normal 3,3 kPa)
Hämolyse durch starken Wassereinstrom in die Erys
Ödembildung
Klinik
Anämie mit Ablagerung des Hb in Flotzmaul und Gingiva
Hämoglobinurie
Aufgetriebenes Abdomen, Atmungsinsuffizienz
ZNS-Symptome komatös oder exzitatorisch
Diagnose
BlutUS
normale Osmolalität 280-310 mosmol/l
osmotische Resistenz der Erythrozyten liegt bei 202 mosmol/l
entspricht einer NaCl-Lösung von 0,59%
Therapie
Langsame Infusion hypertoner Lösungen (z.B. 10%ige NaCl) bis zur Normalisierung der Osmolalität.
Kupfervergiftung
Ätiologie
Aufnahme von überoptimalen (d.h. > 12 mg/kg KM und Tag), aber nicht akut toxischen Kupferdosen
täglicher Bedarf liegt bei 5-10 mg/kg KM
Quellen
Milchaustauscher, denen Kupfersulfat beigemengt wurde
Kraftfutter und MAT für Schweine enthält für Rinder toxische Konzentrationen als Leistungsförderer in
Nutzung von Schweineweiden für Wiederkäuer
Trinkwasser aus Kupferrohren
Überdosierung aus Boli
Epidemiologie
Schafe sind empfindlicher als Rinder.
Pathogenese
Kupfer wird zunächst ohne erkennbare klinische Symptomatik in Leber gespeichert (bis >1000 mg/kg TS)
Kapazität überschritten
Leberzellnekrosen mit Freisetzung großer Massen an Kupfer
Anstieg im Plasma
hämolytischen Krise akute Klinik
Klinik
Plötzliche Todesfälle
Hämoglobinurie, Methämoglobinämie, hochgradige Anämie, Ikterus, Zyanose
Speicheln, Photosensibilisierung
Pansenstillstand, schlechter Ernährungszustand, Verstopfung oder Durchfall
Abort
Festliegen mit kalten Extremitäten.
Diagnose
Fütterungsnamnese, Untersuchung des Milchaustauschers
Cu-Konzentration im Plasma > 50 μmol/l (normal 8-39)
Cu-Gehalt in der Leber > 8 mmol/kg bzw. >1000 mg/kg Trockensubstanz
bei noch nicht klinisch kranken Tieren AST und GGT im Plasma/Serum (Leberschäden)
DD je nach Symptomatik
Therapie Ammoniumtetrathiomolybdat 2mg/kg KM i.v.
Prognose in hämolytischer Krise infaust durch die Methämoglobinbildung enormer Sauerstoffmangel
Prophylaxe niemals Mineralfutter oder MAT für andere Tierarten v.a. an Schafe verfüttern
Intoxikationen durch Brassicaceae
Man unterscheidet
Kohlvergiftungen Anämie
Raps- oder Senfvergiftungen: Isothyozyanate Respiratorische und enterale Störungen
CAVE: Brassicaceae enthalten Goitrine Milch strumogen
Kohlvergiftungen
Ätiologie und Pathogenese
Ursache einseitige Ernährung mit Kohlarten
Toxische Dosis > 10-15 kg/Kuh/d
Toxin Hämolysin (S-Methylcysteinsulfoxid wird im Pansen zu Dimethyldisulfid = Brassizin)
erste Fälle treten 1-6 Wochen nach Fütterungsbeginn auf es kommt zur intravasalen Gerinnung
Klinik
Inappetenz, Schwäche, Abmagerungen, kalte Akren, anämischer oder ikterischer Stoffwechsel
Atmung und Herztätigkeit erhöht, Puls schwach
Episkleralgefäße blutarm
Harn ist rötlichbraun bis kaffeeartig
Hämoglobin und Myoglobin lagern sich in Flotzmaul und Gingiva ein
bald Tod durch Leberkoma
Diagnose
Klinik und Fütterungsanamnese
BlutUS Anämie (1,5-3,5 x 1012/l RBC); normal sind 5-8x1012/l RBC
DD Hämoglobinurie, Rapsvergiftung
Therapie Futterwechsel, Leberschutz und Anämie-Therapie nach 6-8 Wochen Normalisierung
Prophylaxe Niedrige Kohlgabe und Silierung oder Heißlufttrocknung von Kohl
Rapsvergiftung
Ätiologie und Pathogenese
Raps
gutes Milchleistungsfutter
Samen enthalten aber Senfölglykoside und Myrosinasen
beim Zusammentreffen werden reizende Senföle frei und reizen die SH
Klinik
Gastrointestinale Form
Inappetenz, Speicheln, Schwitzen, Durst
Milchrückgang
verminderte Pansenmotorik, Tympanie und Kolik
zuerst Verstopfung dann profuser Durchfall (z.T. blutig, evtl. auch Rektumprolaps)
Maul-SH gerötet, z.T. mit Erosionen
Herzaktion trommelartig
in schweren Fällen: Festliegen und Tod nach 1-3 Tagen
Respiratorische Form
Dyspnoe durch Lungenödem und –emphysem
Nervöse Form
Kreiswandern, Niederstürzen, Drängen nach vorn
Blindheit ohne Pupillenreflex
Diagnose Klinik und Vorbericht
DD je nach Form andere Intoxikationen, Weideemphysem, Bleivergiftung
Therapie
gastrointestinale Form salinische Abführmittel, Adsorbentien und Infusionen
respiratorische Form Kalziumborogluconat und Antihistaminika (z.B. Meclozin)
nervöse Form evtl. Tranquilizer
Prophylaxe
grünen Raps nur bis zur Blütenreife verwenden kann auch Hämoglobinurie verursachen
Nitrat- / Nitritvergiftung
Ätiologie
Orale Aufnahme von toxischen Dosen von Nitrat
minimale tödliche Dosis für Rinder
600 mg K-Nitrat pro kg KM
ausgehend von 1,5 % K-Nitrat in der Trockensubstanz
dieser Wert wird bei einer Trockensubstanz-aufnahme von 3,6-4 % der Körpermasse erreicht
etwa die Menge an Trockenmasse, die ein Rind täglich aufnimmt
100 mg Nitrit pro kg KM
Epidemiologie
Vorkommen
bei stärkerer Düngung
salpeterhaltig
Gülle, Gärschlamm
bestimmte Pflanzen
z.B. Hafer, Zuckerrüben, manche Gräser
andere Pflanzen
wenn Pflanzenwachstum aus irgendeinem Grund gehemmt wird
akkumulieren Nitrat, das sonst in Eiweiß eingebaut worden wäre
Silagen enthalten weniger Nitrat als Pflanze, Heu aber genauso viel
Trinkwasser
Wasser aus tiefen Brunnen kann 1.700 bis 3.500 ppm Nitrat enthalten
Kondenswasser in Ställen kann 8.000 bis 10.000 ppm Nitrat (aus Ammoniak) enthalten
Wasser mit 200 bis 500 ppm kann für Rinder und Schafe toxisch sein
Tägliche Dosen von 150 mg K-Nitrat pro kg führen nach 3-13 Dosen zum Abort
deutsche Trinkwasserverordnung lässt einen Nitratgehalt bis 50 mg/L Wasser (= 50 ppm) zu
Pathogenese
Nitrat wird im Pansen zu Nitrit reduziert
absorbiertes Nitrit führt über die Oxidation von Fe2+ zu Fe3+ zu Bildung von Methämoglobin
anämische Anoxie
Konzentration von Met-Hb erreicht ca. fünf Stunden nach der Aufnahme von Nitrat ihr Maximum
90 g Met-Hb pro Liter Blut sind bei Rindern tödlich (1,2 bis 2,0 g pro Liter sind normal)
das entspricht einem Met-Hb-Anteil von etwa 80 %
Met-Hb wird durch eine Reduktase zu Hb reduziert
bei Feten ist dieses Enzym nur wenig aktiv
sie reagieren empfindlicher
bei Rindern, die ansonsten keine Krankheitserscheinungen zeigen, können Aborte auftreten
Klinik
Nitratvergiftung
Speicheln, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen
Nitritvergiftung
Dyspnoe, Tachypnoe, Tachycardie mit stolperndem Rhythmus, Zyanose
Muskelzittern, Schwäche, Taumeln
häufiger Harnabsatz, Schreien, Zusammenbrechen
Abort
plötzliche Todesfälle
Blut ist kaffeebraun und gerinnt schlecht
Spätfolgen Aborte und Lungenemphyseme
chronische Form Aborten und zu erhöhte Kälbersterblichkeit
Diagnose
FutterUS Quantitativer Nachweis von Nitrat
BlutUS (lebendes Tier) Messung von Nitrit oder Nitrat (Diphenylamin-Test)
KammerwasserUS (totes Tier) Konzentration bleibt bis etwa 24 Stunden post mortem stabil
Diagnostische Therapie Ansprechen auf die i.v. Applikation von Methylenblau
DD Weideemphysem, Anaphylaxie, Cyanid-Vergiftung, Weidetetanie
Therapie
Exposition beenden
Methylenblau
1 - 2 mg/kg in 1 %iger Lösung i.v.
ggf. Wiederholung nach 6 - 8 Stunden
CAVE: Arzneimittelrecht !
Reichlich Kohlenhydrate anbieten
verringerte Nitritanhäufung durch raschere Verstoffwechselung zu Ammoniak
Prophylaxe Grünfutter sollte weniger als 1 % K-Nitrat in der TS haben
Adlerfarnvergiftung
Ätiologie und Pathogenese
Aufnahme von getrocknetem oder grünen Adlerfarn
Kraut und v.a. die Wurzel enthalten einen Faktor
unterbindet die Thrombozyto- und Granulozytopoese
mind. 30% Adlerfarnanteil für Intoxikation nötig
Erkrankung erst 1-3 Monate nach Fütterung
zwei Formen vor
Hämorrhagische Diathese mit „Blutschwitzen“
Vesikale Hämaturie
Endemiegebiete
Adlerfarn wächst v.a. auf sauren, phosphatarmen Böden und sand- oder granithaltigen Untergründen
v.a. am Niederrhein, Solling, im Hunsrück, Schwarzwald und im Alpenvorland
Klinik
akute Form
hämorrhagische Diathese
Kälber und Jungrinder v.a. laryngeale Form, Adulte enterale Form
Fieber, Schwäche, Inappetenz
Nasenausfluss und Blutungen aus Nase und Scham
evtl. Hämaturie
selten Blutschwitzen (vermutet werden Insektenstiche)
Kehlgangs- und Rachenbereich ist ödematisiert
Kot enthält Blutkoagel
chronische Form
v.a. bei adulten Tieren (2jährige Anlaufzeit!)
vesikuläre Hämaturie
nur, wenn über 1,5-2 Jahre täglich ca. 500-2000g Adlerfarn aufgenommen wurden
Klinik v.a. nach Belastungen
mit allen Übergangsformen, von Mikrohämaturie bis hin zu dunkelrotem Harn
auch petechiale Blutungen, und polypöse Wucherungen
Diagnose
Klinik, Vorbericht und Endemiegebiet
Labor: Leukopenie, Agranulozytose, Thrombopenie
DD andere hämorrhagische Diathesen, Blasen- und Harnröhrenverletzungen, Pyelonephritis, Leptospirose
Therapie Esposition beenden, Eisendextran, Antibiose und Harnblasenspülung
Prophylaxe Fütterung beachten
Vergiftungen durch Eicheln oder Eichenlaub
Ätiologie
Toxine Tannine (Gerbsäuren) und einfache phenolische Verbindungen wie Pyrogallol
Gehalt Blättern und jungen Eicheln am höchsten, schwankt aber von Art zu Art und von Jahr zu Jahr
Epidemiologie
Vergiftungen in manchen Jahren, besonders dann, wenn anderes Futter im Mangel ist
besonders im Frühjahr auf kargen Weiden werden sie gerne aufgenommen
Jüngere Rinder sind gefährdeter als erwachsene
Pathogenese
Pyrogallol führt zu
starker Reizung des Magen-Darmtraktes
Nieren-(nekrotisierende Tubulonephose) und Leberschäden
Hämolyse, Methämoglobinurie, Krämpfen, Kreislaufversagen und Tod
Klinik
„Plötzliche“ Todesfälle können vorkommen
Klinik 3-5 Tage nach Aufnahme von Eicheln
kolikartige Unruhe, Tiere sondern sich von der Herde ab Schatten oder in Tränkenähe
Anorexie (z. T. mit Ausnahme von Eichenlaub), Durst
Pansenhypomotorik, Verstopfung, Kolik
später (blutiger) Durchfall mit Dehydratation (der Kot ist schwarzgrün und riecht übel)
kalte Ödeme, Aszites, Zähneknirschen, Mattigkeit
akutes Nierenversagen (Polyurie, Hyposthenurie, Glukosurie, Proteinurie, Azotämie, Hypokalzämie)
Schwanken, steifer Gang, Festliegen, Tod
bei mehr chronischem Verlauf Abmagerung, struppiges Fell
Diagnose
Vorbericht, evtl Eichelreste in den Fäzes
Harn- und Blutbefunde Nierenversagen, Lymphozytose
Sektion
Reste von Eicheln im Panseninhalt
nichteitrige interstitielle Nephritis, Gastroenteritis
Ödeme, Blutungen
DD
bei plötzlichen Todesfällen Bleivergiftung, Weidetetanie, Botulismus, Eibenvergiftung. Pasteurellose
Therapie
Keine spezifische Therapie
wertvolle Einzeltiere Ausräumung des Pansens, Einbringen von Pa-Inhalt, Leberschutz, Infusionen
Prognose
Bei deutlich erkrankten Tieren schlecht (Letalität > 70 – 80 %)
Prophylaxe
Zugang zu Eichen einschränken oder verhindern
Zufütterung von Kalziumhydroxid soll Intoxikationen verhindern
Hypokalzämische Gebärparese
Ätiologie und Pathogenese
Störung der Ca-Homöostase
mit Beginn der Laktation setzt eine gewaltige Steigerung des Ca-Abflusses ein
10 L Kolostrum enthalten 23 g Ca
Vergleich: ca.16 g in der gesamten Extrazellularflüssigkeit bei 650kg und 4-5 g im Plasma
hier bei fast allen Kühen m.o.w. ausgeprägte Hypokalzämie (sährend Adaptation)
Zucht auf hohe Einsatzleistung verstärkt diese Problematik
Symptomatik setzt meist 24-48 h p.p.ein und tritt meist erst ab der 3.Laktation auf
Mechanismen der Gegenregulation (DHCC und PTH)
benötigen 24 bis 48 h bis zur Wirkung
anhaltender Abfluss über Milch kann selbst bei reduzierter Milchleistung so groß sein, dass das Tier stirbt
meist ist zudem die Nahrungsaufnahme reduziert oder sistiert ganz
Hypothesen zur Pathogenese
Früher
Insuffizienz der Parathyreoidea
aber Blutspiegel von PTH und DHCC sind bei Kühen mit Gebärparese höher als bei anderen
Neuere Hypothesen:
Verminderte Reaktion seitens der Zielorgane von DHCC und PTH (Knochen, Darm, Niere)
Ansprechbarkeit von Geweben auf PTH soll vom Säure-Basen-Status abhängen
in Trockenstehphase meist leicht alkalotische Stoffwechsellage (hohe Aufnahme von K und Na)
Ladungsausgleich in der Zelle
Ansprechnbarkeit wird dadurch vermindert
Zahl der intestinalen DHCC-Rezeptoren sinkt durch Ca
Effizienz der intestinalen Ca-Absorption sinkt mit zunehmendem Alter
Effizienz der Ca-Mobilisierung aus Knochen sinkt ebenfalls
Einfluss der Fütterung
> 100 g Ca/d in der Trockenstehration
Bedarf fast allein durch passive Absorption von Ca aus dem Darminhalt gedeckt
Mechanismen der aktiven Absorption werden unterdrückt
sind zum Zeitpunkt der Kalbung "ungeübt"
Aktivierung kann einige Tage dauern
< 20 g Ca/d in den letzten Wochen a.p.
Regulationsmechanismen werden "trainiert"
so geringe Ca-Zufuhr ist aber über wiederkäuergerechte Rationen kaum zu erreichen
Post partum ist hohe Ca-Zufuhr notwendig
Pathophysiologie
Hypokalzämie beeinträchtigt unter anderem
FA, Aufmerksamkeit, Bewegungsfähigkeit
Motorik der glatten Muskulatur, insbesondere des Pansens, sowie des Herzens und des Zwerchfells
Speichelproduktion und nasale Sekretion
Bedeutung des Ca im Bereich der neuromuskulären Funktionen
ist für die Freisetzung von Azetylcholin (Exozytose) an den Synapsen notwendig
Hypokalzämie
fortschreitende neuromuskuläre Funktionsstörung mit schlaffer Lähmung
stabilisiert das Membranpotential von Nerven- und Muskelzellen
Hypokalzämie
spontane Impulsproduktion in Nerven- und Muskelfasern
Hyperästhesie und Muskelzuckungen
im extremen Fall zu Tetanie (Eklampsie)
welche Form der Störung (schlaffe Lähmung oder Tetanie) eintritt ist tierartlich verschieden
evtl. abhängig von Empfindlichkeit der Synapsen gegenüber Hypokalzämie
diese ist bei Rindern anscheinend wesentlich stärker ausgeprägt als bei Hunden und Menschen
Allerdings treten in der frühen Phase auch bei Rindern vorübergehend Muskelzuckungen auf
Erniedrigung des P-Spiegels und Erhöhung des Mg-Spiegels können zur schlaffen Lähmung beitragen
Rolle von Phosphor im Komplex des peripartalen Festliegens beim Rind ist allerdings nicht völlig geklärt.
Calzium kann im Körper nur zu bestimmten Mengen verfügbar gemacht werden:
1g/h aus dem Knochen
1g/h aus dem Darm
Über den Harn wird aber auch 1g/h ausgeschieden.
Im Vergleich dazu enthält ein kg Kolostrum 2-2,5 g Ca und Milch 1,1-1,4g
Epidemiologie und Bedeutung
Inzidenz in USA - 8-9 %
wirtschaftliche Bedeutung
Assoziation mit weiteren Störungen (Ret. sec., Mastitis, Ketose, LMV)
Milchproduktion ist in einer Laktation nach Gebärparese um ca. 14 % erniedrigt
Überstandene Erkrankung Inzidenz bei der nächsten Kalbung erhöht
Klinik
3 Phasen
1.
Hyperästhesie, Tetanie, Trippeln, Stehen mit steil gestellten Hinterbeinen, Bewegungsunlust
Nervosität, Tachykardie, leicht erhöhte Temperatur
Lähmungen beginnen meist auf der Nachhand.
2.
Festliegen in Brustlage mit sensorischen Störungen (Dauer 1-12 h) etwa 1-2 Tage p.p.
leichtes Ankonäenzittern, trockenes Flotzmaul
Kopf seitlich eingeschlagen, Nystagmus
Extremitäten oder gesamte Körperoberfläche kühl, Herzschlag schwach und frequent
leichte Tympanie, Rektumampulle gefüllt
3.
Festliegen in Seitenlage, zunehmende Trübung des Bewußtseins bis zum Koma
deutliche Tympanie
röchelnde Atmung (Gefahr der Aspiration)
HF 120 oder höher, Puls nicht mehr spürbar
Tod innerhalb von wenigen Stunden
Diagnose
keine pathoglogischen Veränderungen
Hilfsmittel: Ca-Test
bestimmtes Volumen Vollblut
wird mit einer Masse an Gerinnungshemmer (K-EDTA) vermischt
diese reich aus, um Ca bis zu einer gewissen Grenze (meist 1,75 mmol/L = 7 mg/dL) zu binden
DD
Dabei wird ein bestimmter Hämatokrit vorausgesetzt
positiv
Blut gerinnt in einem vorgegebenem Zeitraum
Ca-Konzentration im Blutplasma hat über 1,75 mmol/L gelegen
negativ
Blut gerinnt nicht
Hinweis auf Hypokalzämmie (Ca-Plasmakonzentration unter 1,75 mmol/L)
Klinik
bei Werten < 1,75 mmol/l Gesamt-Ca
manche Tiere stehen noch bei 1,25 mmol/l
in Phase III kann Ca auf 0,5 mmol/l absinken
biologische Bedeutung nur ionisierte Fraktion (ca. 50 % des Gesamt-Ca, elektronenselektive Elektroden)
Septischer Schock (Mastitis, Peritonitis)
Trauma (Muskelruptur, Fraktur)
Pansenazidose
Botulismus
Therapie
Infusion von Ca-Salz
v.a. Ca-Glukonat oder Ca- / Mg-Aspartat (in Phase I ggf. s.c.).
Dosierung:
kann nicht präzise ermittelt werden
Üblich sind 500 ml 24 % Kalziumboroglukonat angewärmt, entsprechend 270 mmol Ca
das sind etwa 10 g Ca, was bei 500 kg Körpermasse einer Dosierung von 20 mg/kg entspricht
Infusionsgabe
langsam unter mind. 10minütiger Herzkontrolle
Normale Reaktion auf Ca-Infusion:
HF sinkt, erhöhte Aufmerksamkeit, Flotzmaul wird feucht, Kotabsatz, Harnabsatz, Ruktus
Plötzliche Todesfälle kommen vor
Falls keine Reaktion:
mindestens 4x pro Tag umdrehen und rutschfest und weich lagern
Vergrittungsgeschirr anlegen (Festliegen führt durch Muskelschäden zu Festliegen!)
Bis zu 2 Nachbehandlungen mit gleicher Dosis nach jeweils 12 h
Bei Anzeichen von Ca-Unverträglichkeit (Herz-Arrhythmie, Tachykardie, Dyspnoe)
Infusion unterbrechen oder ganz abbrechen
evtl.den Rest der Infusionslösung s.c. verabreichen, wenn das Präparat hierfür zugelassen ist
Prophylaxe
Gestaltung der Ration in der Trockenstehperiode
Kationen-Anionen-Bilanz während der Trockenstehphase hat Einfluss auf die Inzidenz der Gebärparese
Injektion von Vitamin-D3 (Calol) oder Analogen einige Tage a.p.
z.B. 250 mg/kg KG (entspricht 10.000 IU/kg KG) Vit D3 (DHCC) eine Woche a.p..
Problematik Verzögerung der Kalbung wird mitunter zum Anlass für eine weitere Injektion genommen
Diese Überdosierung kann zu erheblichen Gewebsverkalkungen führen
Verabreichung von Kalziumsalzen per os am Tag der Kalbung und an den darauf folgenden
Puerperale Hämoglobinurie
Ursache und Vorkommen
Ungeklärt
bei älteren Kühen, etwa 1-4 Wochen p.p.
Diskutiert werden pflanzliche Hämolysine (Kohl- und Rübenpflanzen)
Auffällig stark erniedrigter Serumphosphatgehalt Energiemangel in den Erys?
ATP und GlutPx in den RBC sind schwach
Klinik
Harn plötzlich rotbraun bis kaffeebraun gefärbt, schaumig
Kot dunkel, geballt
Blut/Kreislauf Anämie, Exsikkose, HF , kleiner Puls, SH blass, gelb
Atmung Frequenz
Herabsetzung der Appetenz, Motorik und Milchleistung
Diagnose Klinik, Zeitpunkt, Fütterung und Laborwerte
DD Leptospirose, Parasiten, Kupfer, Raps, Kohl, Zwiebeln, Bingelkraut, Tränkehämoglobinurie
Therapie Futterumstellung (Energie- und Phosphat), Blutübertragung bei starker Anämie, Eisendextran
Prophylaxe Fütterung beachten
Hypomagnesämie
Ätiologie und Pathogenese
Hypomagnesämie ist nicht zwingend gleich Auslösung tetanischer Anfälle!
Rolle des Mg
essentielles Element
an vielen Enzymen beteiligt
wichtigstes zweiwertiges Kation im IZR
nur etwa 1% des gesamten Mg im EZR
bei Milchleistungen über 30 Liter pro Tag muss der ganze extrazelluläre Mg-Pool umgesetzt werden
kein effektiver Homöostasemechanismus mit kurzfristiger endogener Mobilisierung aus Depots (Knochen)
Bedarf an Magnesium muss im wesentlichen durch laufende Zufuhr gedeckt werden
lediglich Regulation nach oben in Nieren (Steuerung Rückresorption)
Faktoren für Hypomagnesiämie
primär
Gehalt der Pflanzen an Mg
Starke Stickstoffdüngung vermindert die Mg-Aufnahme durch die wachsenden Pflanzen
Junges, rasch wachsendes Gras Mg, Kalium, Eiweiß, Natrium
sekundär
Junges, rasch wachsendes Gras Mg, Kalium, Eiweiß, Natrium
Gehalt an leicht verwertbaren Kohlenhydraten (Energie) eher niedrig
höherer Ammoniakanfall im Pansen (geringe Eiweißsynthese der Mikroben)
Ammoniak und K hemmen die Mg-Resorption
Entstehung der Erkrankung
Mg-Blutspiegel bei den Tieren einer Herde im Verlauf von mehreren Tagen oder Wochen
Auftreten von Symptomen (Tetanie) auch bei sehr niedrigen Spiegeln nicht sicher vorhersagbar
häufig vor Anfall aufregende Ereignisse Adrenalin senkt Mg-Spiegel nochmals deutlich
Mg oder Mg2+/Ca2+-Quotient im EZR
vermehrte ACh-Freisetzung an den motorischen Endplatten
verstärkte Muskelkontraktionen
nach einem Anfall ist Mg-Spiegel meist normal (warum noch ungeklärt)
erschwert Diagnose
Epidemiologie (Vorkommen)
kommt in Norddeutschland wesentlich häufiger vor als in Süddeutschland
meist auf der Weide, es gibt aber auch Stalltetanie und Transporttetanie
Kälbertetanie bei ausschließlich mit Milch ernährten älteren Kälbern
Klinik
Symptome v.a. bei Hochleistungskühen 2-3 Monate p.p. auf jungen Weiden
Kühe können unversehens tot umfallen oder nach kurzem Krampfanfall verenden
Vor Anfall
oft vermehrte Unruhe mit kleinen Muskelzuckungen und Hypermetrie
dann Anfall mit tonischklonischen Krämpfe, Opisthotonus und Bulbusrotation
während Anfalls kann der Tod durch Atemlähmung eintreten
sonst können sich die Tiere auch wieder erholen, aufstehen und danach klinisch unauffällig sein
Diagnose
Klinik
tot auf Weide gefundene Rinder
Mg-Nachweis
bis etwa 24 h p.m.im Liquor cerebrospinalis
bis etwa 48 h p.m. in der Glaskörperflüssigkeit (Humor vitreus)
Werte unter 0,55 mmol/L sollen beweisend sein
Mg-Unterversorgung
HarnUS auf Mg Testkits dafür im Handel
BlutUS normal 0,7-1,4mmol/l, Mangel < 0,6 mmol/l
Therapie
Infusion und subkutane Injektion von Mg-Verbindungen (Mg-Sulfat oder -Glukonat)
evtl. auch Substitution von Calcium und Glukose
Prophylaxe
langfristig
Mg-Gehalt im Grünfutter durch entsprechende Düngung erhöhen
kann jedoch einige Jahre dauern
kurzfristig
Verabreichung von Mg-Boli, die in den Vormägen täglich eine bestimmte Menge Mg freisetzen
Verabreichung über die Tränke (Tränkefass auf der Weide)
Angebot von Kraftfutter mit erhöhtem Mg-Anteil
Anbieten von Melasse mit Mg-Chlorid
Besprühen der Weide mit Mg-Oxid.
Nie frisch geweidete Tiere transportieren.
Vit.E-/Selenmangel: Vorkommen, Auswirkungen, Diagnostik
Paralytische Myoglobinurie
Epidemiologie
Klinik bei
Kälbern (Unterversorgung über die Muttermilch)
erstsömmrigen Jungrindern (Weide)
auch bei Kühen sind Störungen beschrieben
Fast stets sind mehrere Tiere gleichzeitig betroffen
v.a. in Extensivhaltung
Endemiegebiete
gibt es fast in ganz Deutschland (z.B. Selen-Mangel im Vogelsberg)
Pathogenese
Se-Versorgung
supplementierte Rationen
Se-Gehalt des Bodens ab regional stark unterschiedlich
Vit.E-Versorgung (= α-Tocopherol)
Gehalt des Grundfutters hängt von den Wetterbedingungen und Lagerung ab
ist normalerweise bei Grünfütterung ausreichend vorhanden
Mangel nur im zeitigen Frühjahr nach einer langen Stallperiode mit Heufütterung
Verluste im Heu sind wesentlich höher als in Silage!!!
relativer Mangel
durch Fütterung von vielen ungesättigten Fettsäuren
so werden Vitamine verstärkt verbraucht
Betroffen sind v.a. Kälber
reduzierendes Pansenmilieu adulter Tiere kann ungesättigte FS weitgehend abfangen
Funktion von Selen und Vitamin E (nur gemeinsame, haben noch mehrere)
Verhütung oxidativer Schädigungen, vor allem von Zellmembranen
können sich gegenseitig weitgehend "vertreten"
Selen Co-Faktor des Enzyms Glutathion-Peroxidase (GSH-Px enthält 4 Atome Se pro Molekül)
Mangel von VitE/Selen
vermehrt Peroxide
zerstören Zellmembranen
hyalinschollige Muskeldegeneration
daraus resultiert eine Myoglobinurie.
Ursachen für paralytische Myoglobinurie (bei Jungrindern nach erstem Weideaustrieb)
mangelhafte Versorgung mit Vitamin E im vorausgegangenen Winter
ungewohnte Bewegung
Temperatursturz ( verminderte Durchblutung oberflächlicher Muskelpartien)
Aufnahme mehrfach ungesättigter FS mit jungem Gras erhöhter Bedarf an Vitamin E
=> akute Muskelnekrose mit massiven Schmerzen und Verkrampfungen bis hin zum Festliegen
Klinik
quergestreifte Muskulatur pathologisch/anatomisches Phänomen der Zenkerschen Degeneration
neugeborene Kälbern
mitunter nur die Zunge betroffen Trinkschwäche
Zunge kann nicht gerollt werden und hängt mehr oder weniger schlaff seitlich zum Maul heraus
Gefahr der Aspirationspneumonie
oft auch eine Pansenazidose durch Vergärung der Milch im Pansen metabolische Azidose
ältere Kälber
Nutritive Muskeldystrophie (NMD) mit zwei Verlaufsformen
1. kardiorespiratorische Form
perakute Maulbeerherzkrankheit
plötzliche Todesfälle nach Aufschreien
ansonsten Arrhythmie, Tachykardie, Dyspnoe
2. Skelettmuskelform
Weißmuskelkrankheit
steifer Gang, Schwäche, Muskelzittern, Kopf kann nicht lange gehoben werden
Paralysierende Myoglobinurie
mehrere Jungrinder werden unvermittelt festliegend auf der Weide aufgefunden
Haut in der Umgebung des Flotzmaules gerötet
evtl. Erosionen (photosensibilisierende Wirkung von Myoglobin)
Rückenmuskulatur derb
Harn schwarzbraun (makroskopisch feststellbare Myoglobinurie verschwindet evtl. innerhalb 1d)
Kühe
Mastitiden
Nachgeburtsverhaltungen
Muskelnekrosen im Bereich der Oberschenkelmuskulatur durch zu vieles Liegen
Diagnostik
CK-Aktivität
im Serum oder Plasma
normale sind 20-100U/l
auffällig ab etwa 1000U/l
GSH-Px-Aktivität
in den Erythrozyten (also in Vollblut)
GSH-Px-Aktivität steigt nach Zufuhr von Selen erst nach einigen Wochen
Messung auch kurz nach Se-Applikation aussagekräftig
Erschwerung der Interpretation in Se-Mangelgebieten häufig Aktivität ohne Symptome
Werte > 250 U/ gHb sind normal
Selennachweis (direkt)
in 1ml Li-Heparin-Blut
unsicher, weil sich die Werte schnell ändern
Normal sind >100 g/l; verdächtig sind <70 g/l
Vitamin E-Nachweis
im Serum
Normalwerte zwischen 20 und 40 mg
DD
Neugeborene Kälber Sepsis, ZNS-Mißbildung, Tetanus, Asphyxie
Ältere Kälber Meningitis, Tetanie, Pasteurellen-Sepsis, Polyarthritis, Tetanus
Jungrinder Hämolysen
Prognose
günstig, wenn Tiere noch Nahrung aufnehmen
ungünstig bei Komplikationen (Aspirationspneumonie, Dekubitalschäden)
Therapie
mehrfache Injektionen von Vitamin E und Selen
bei i.m. vereinzelz schwerwiegende Reaktionen (sogar perakute Todesfälle)
besser s.c. und für Reaktion gerüstet sein (Antihistaminikum, Glukokortikoid, 5 - 10 ml Adrenalin 0,1 %).
Festliegende Tiere
weich und trocken lagern
täglich mindestens zweimal drehen
Beine zur Vorbeuge von Sehnenkontrakturen öfters passiv bewegen
Prophylaxe
VitE
Injektionen s.c. bei trockenstehenden Kühen.
Selen
selensupplementiertes Mineralfutter verwenden
Selenbedarf liegt bei 1-2 mg/Kuh/d bzw. 0,1-0,2 mg/kg Futter TM
Möglichkeit von Selenboli, - pellets oder einer Düngung (ist wieder erlaubt)
Ketose: Formen und Ursachen
Definition
Anhäufung von Ketonkörpern (Acetoacetat, ß-Hydroxibutyrat, Aceton) im EZR
entsprechend vermehrte Ausscheidung über Milch und Harn
Unterscheidung
primäre Ketose (Störung im KH-Stoffwechsel)
sekundäre Ketose (als Folge einer anderen Grunderkrankung)
Epidemiologie
Die Inzidenz beträgt in Hochleistungsherden etwa 5 %, bei suboptimaler Fütterung auch erheblich mehr
Betroffen sind meist Kühe zu Beginn der Hochlaktation
Pathogenese
physiologischer Vorgang
Mangelsituation (β-Oxidation)
Leber bildet viel Acetyl-CoA
Oxidation im Citronensäurezyklus überlastet
Acetyl-CoA wird zu Acetoacetat, Aceton und ß-Hydroxybutyrat verstoffwechselt
Leber versorgt dadurch andere Gewebe (insbesondere die quergestreifte Muskulatur) mit Energie
Bildung von Ketonkörpern ist kein Alles-oder-Nichts-Prinzip
ganzes Spektrum an Intensitäten
symptomarme ("subklinische") Ketonämie (Kompensation durch Milchrückgang) bis zu
Tobsuchtsanfällen ("Nervöse Ketose")
Laktose kann nur aus Glukose gebildet werden
Syntheserate von Laktose (Masse pro Zeit) bestimmt im wesentlichen die Produktionsrate von Milch
in einem Liter Milch sind 50 g Laktose, im gesamten EZR einer Kuh nur etwa 100 g Glukose
C-Atome aus Glukose erscheinen auch im Milchfett und im Milcheiweiß
=> Schlüsselereignis für Ketose ist Glukosmengel.
Aufnahme von Glukose ins Euter (aus Plasma)
weitgehend unabhängig von Insulin
außerdem Selektion von Kühen mit "aggressiven" Eutern geführt
diese Euter nehmen ohne Rücksicht auf übrige Organe Glukose auf, um Milch zu bilden
Entstehung der Ketoazidose
Entgleisung des KH-Stoffwechsels
relativer Mangel an Oxalacetat (kann nur aus Propionsäure gebildet werden)
Gluconeogenese nicht mehr ausreichend möglich
Hypoglycämie
Lipolyse wird angeregt
freie FS können aber aufgrund des Oxalacetat-Mangels nicht ausreichend verwertet werden
reichern sich an
Folge ist auch eine Acidosis ingestorum ruminis (nach Dirksen):
zahlreiche FS im Pansen
das Zottenwachstum wird stimuliert und es kommt zu vermehrten Verhornung der Papillen
später können die langen Zotten sogar verklumpen
akutes Stadium
Pansensaft sauer (<5,5), milchig grau und wäßrig
Die Infusorien sind nicht mehr lebendig und es finden sich vermehrt Lactobacillen
chronisches Stadium
Paraceratosis ruminis und Ruminitis chronica hyperplastica
Pododermatitis aseptica diffusa chronica (Rehe)
durch Entzündungsmediatoren (Hisatmin, Tyramin...)
Zirkulationsstörung in der Lederhaut und die damit einhergehende Ödematisierung
Kapsel trennt sich vom Klauenbein
letzteres senkt sich
Druckischämie Nekrose kann so ein Hämatom oder Ulcus auf der Sohlenfläche auslösen
CAVE: Kühe lahmen nicht deutlich, sondern zeigen
einen aufgekrümmten Rücken
eine eingefallene Flanke
einen klammen Gang
Leistungsrückgang
Formen der Ketose-Entstehung
Ketogene Ration:
insbesondere in nassen, faulen Silagen wird statt Milchsäure in größeren Mengen Buttersäure gebildet
wird vom Pansen resorbiert und in der Wand zu ß-Hydroxibutyrat umgewandelt
erscheint im Blut
wenn Verwendungsmöglichkeiten überschritten
kann über Milch und Harn ausgeschieden werden
diese Form der Ketonämie ist an sich relativ unproblematisch
weder Hypoglykämie noch Funktionsstörung der Leber
solche Silagen werden nicht optimal aufgenommen Gefahr der Komplikation
Laktationsketose
Primäre Ursache für eine Ketose
Absolut unzureichende Ration:
heute bei uns kaum eine Rolle mehr, wohl aber in armen Ländern
Mitunter führen jedoch Fehler im Fütterungsmanagement zu vergleichbaren Zuständen.
Unzureichende Aufnahme einer an sich ausreichenden Ration:
sekundäre Ketose
Grundkrankheiten, welche zu Appetitminderung führen, sind
Gebärparese, Mastitis, Endometritis
Labmagenverlagerung, Fremdkörpererkrankung
Klauenerkrankungen
in Laufställen auch bei ungenügender Zahl an Fressplätzen
Sogenannte spontane Ketose:
echte metabolische Erkrankung, deren Entstehungsweise noch nicht völlig geklärt ist
evtl. individuelle Disposition hinsichtlich Hormonproduktion oder Ansprechbarkeit für Hormone (Insulin!)
Klinik
klinische Ketose
Milchleistung
FA (meist zuerst Aufnahme von Kraftfutter verweigert)
Kot fester und dunkler als normal
Harn, Ausatemluft und Milch enthalten Ketonkörper können von manchen Menschen gerochen werden
Tiere verlieren rasch an Körpersubstanz (vorher meist fett BCS noch lange rel. hoch)
ZNS-Symptome
Blindheit, anhaltendes , "geistesabwesendes" Belecken der Umgebung
Speicheln, Tobsuchtsanfälle
Nachhandparese
Etwa 40 % der Kühe mit starker Ketose sollen spontan genesen
subklinische Ketose
Erkennkung nur durch weiterführende Untersuchungen
soll sich jedoch negativ auf das Immunsystem auswirken
erhöhter Inzidenz infektionsbedingter Erkrankungen (Mastitis, Endometritis, Klauenerkrankungen)
Diagnose
Nachweis massiver Ketonurie
grobe Quantifizierung rel. einfach mit Rothera-Test
Na-Nitroprussid und Ammoniumsulfat reagieren mit Acetoacetat
spezieller Milchtest
reagiert mit ß-Hydroxybutyrat (KETOLAC-Test)
normal sind <0,4 mmol/l, über 2 mmol/l sprechen für eine klinisch manifeste Ketose
Gesamtbilirubin
normal <8,5 mol/l
Erhöhung gibt Hinweis auf Leberschädigung
Ikterus ist allerdings meist nicht feststellbar, da dies beim Rind erst bei sehr hohen Werten auftritt
In der Atemluft können manche Personen evtl. Aceton riechen (Cave: die anderen Ketonkörper riechen nicht!)
DD
chronischer Verlauf im wesentlichen Abmagerung viele DD!!!
ZNS-Symptomatik Bleivergiftung, Tetanie, Tollwut und Listeriose
Therapie
Infusion von Glukose
üblich sind 200 g in 20 bis 40 %iger Lösung
höhere Dosen (bis 600 g) erhöhte absolute Retention
dabei oft Glukosurie, da Nierenschwelle meist überschritten
Alternativ Dauerinfusion von 1000 g Glukose in 10 Litern (v.a. bei ZNS-Form!)
Glukokortikoide
meist wirksam, zumindest vorübergehend
Glukoneogenese, Glukoseutilisation, aber auch Milchleistung
CAVE Immunsuppression (BHV1-Reaktivierung!)
Orale Verabreichung von sogenannten glukoplastischen Substanzen
Propylenglykol 2 x 150 bis 250 ml
Natrium-Propionat 2 x 75 bis 150 g
Auch Zuckerrübenschnitzel können verfüttert werden
Bewegung fördert die Verstoffwechselung von Ketonkörpern im Muskel
Auch eine Pansensaftübertragung oder Leinsamenschleim sind nützlich
Bei hochgradiger Lipolyse sollte die Kuh besser trockengestellt werden!
Prophylaxe
Korrekte Gestaltung der Fütterung
Keine plötzlichen Rationswechsel durchführen
Lipomobilisationssyndrom: Ursachen, Pathophysiologie, Prophylaxe, Therapie
Definition
Sich selbst unterhaltende und verstärkende Störung im Bereich des Energiestoffwechsels
Resultat einer zunehmenden Verfettung und Funktionsstörung der Leber
Epidemiologie Tritt besonders bei Kühen auf, die ante partum verfettet sind
Pathogenese
grundästzlich physiologischer Vorgang
Mobilisation von Körperfett setzt schon vor der Kalbung ein
erreicht einige Wochen post partum ihr Maximum
wird nach Umkehr der Energiebilanz ins Positive durch Lipodeposition abgelöst
Krankheit
durch Übersteigerung dieses Vorganges Teufelsspirale
a.p. verfettete Kühe
Schwergeburten und damit zusammenhängende Komplikationen häufiger
brauchen p.p. länger, bis sie die Phase der negativen Energiebilanz überwunden haben
überschießende Lipomobilisation
Verfettung und zunehmender Insuffizienz der Leber sowie Störung der Futteraufnahme
während dieser Zeit ist Fruchtbarkeit deutlich geringer
konzipieren später (nach Überwindung der neg. Energiebilanz)
stehen länger trocken und haben so Gelegenheit, wiederum stark zu verfetten
Klinik
verfettete Kuh, Inappetenz, Ketonurie
rascher Verlust an Körpersubstanz
zunehmende Beeinträchtigung der Anteilnahme an der Umgebung ("Leberkoma")
Festliegen (keine Reaktion oder sogar Verschlechterung des AB nach Kalziuminfusion).
Diagnostik
Vorbericht, Klinik
Nachweis von Ketonurie
Labordiagnostisch
Konzentration freier Fettsäuren im Plasma ist erhöht
Leberenzyme sind erhöht
Hypoglykämie
Evtl. Leberbiopsie: Glykogen <1g/100g Frischmasse; Fett > 20%
DD Schwere Mastitis, Hypokalzämie, durchgebrochenes Labmagengeschwür
Therapie
Versuchsweise Glukose-Dauertropf mit Insulin (1 I.E. pro 3 g Glukose), Zwangsfütterung per Sonde
Förderung der Gluconeogenese durch Glukokortikoide (100-150 mg Prednisolon, 10-30 mg Dexamethason)
Orale Verabreichung glukoplastischer Substanzen
Tier muss unbedingt abspecken und vor der nächsten Abkalbung nicht mehr fett gefüttert werden!
Prophylaxe
Trockenstellen mit einem BCS von 3,25 bis 3,75 (auf einer Skala von 1 = extrem mager bis 5 = extrem fett)
diesen bis zur Kalbung halten
Vermeidung peripartaler Belastung
evtl. Zufütterung glukoplastischer Substanzen
Kalzinose (VitD )
Ätiologie
zu hohe VitD-Aufnahme durch
Pflanzeninhaltsstoffe mit Vitamin-D-Wirkung
mehrfache Applikation hoher Dosen Vit.D zur Gebärpareseprophylaxe
Intoxikation durch Schädlingsbekämpfungsmittel
Epidemiologie
bei uns v.a. Goldhafer (Trisetum flavescens)
kommt vor im Voralpengebiet von Österreich, Deutschland und der Schweiz
Teil der normalen Gräserpopulation Erkrankung wenn Goldhafer >> 20 %
aktives Prinzip in dieser Pflanze
Vitamin D3 (Cholecalciferol) und
Vit-D-Metabolit-Glukosid, aus dem im Pansen Vitamin-D-Hormon freigesetzt wird
Pathogenese
Vitamin D
wird in der Leber zu 25-Hydroxycholecalciferol
dieses wird in der Niere zum aktiven DHCC (Dihydroxycholecalciferol = Vitamin-D-Hormon)
fördert Aufnahme von Ca aus Darm und Ca-Alagerung in Knochen und anderen Geweben
vor allem in elastisches Bindegewebe wie Sehnen und Gefäßintima
pathologische Verkalkungen
Klinik
meist Gruppenerkrankung bei gleichermaßen exponierten Tieren
deutliche Variation der Schweregrade
Abmagerung, Bewegungsunlust
Aufstehen Verharren auf den Karpalgelenken (Schmerzen bei Streckung der verkalkten Beugesehen)
Stehen mit untergestellten Gliedmaßen, aufgekrümmtem Rücken, aufgezogenem Bauch
Klauen sind mitunter nach außen gedreht (bodenweit)
Trippeln, Schritte nach vorn verkürzt
Milchleistung
Palpation der Gliedmaßen
Metakarpus und Metatarsus erscheinen wie aus Holz geschnitzt
keine Differenzierung (oberflächliche und tiefe Beugesehne, M. interosseus medius) mehr möglich
Druckempfindlichkeit besteht nur bei starkem Druck
Diagnose
Anamnese und Klinik
BlutUS Hyperphosphatämie und leichte Hyperkalzämie
Sektion Verkalkungen in vielen Bdgw., v.a. in Intima großer Gefäße (Aorta, A. iliaca, A. pulmonalis)
DD Osteomalazie, chron. Fluorvergiftung
Therapie
Keine
In leichteren Fällen kann sich nach Absetzen des goldhaferreichen Futters eine gewisse Besserung einstellen
Prophylaxe
häufiger Schnitt Goldhafer wird etwas zurückgedrängt
Umbruch (oder Behandlung mit einem Totalherbizid) mindestens eines Drittels der Grünflächen
anschließende Neuansaat ohne Goldhafer
Eisenmangel
Anämie der Milchkälber
Ursache
Kälber einzig mit Milch getränkt und werden an der Aufnahme anderer Substanzen gehindert
erwünscht bei Erzeugung von Kalbfleisch (weißes Fleisch!)
dort extra langsamer Übergang auf normales Futter
es fehlt Eisen für die Hb-Synthese und als Co-Faktor für die Zytochromoxidase, Katalasen etc.
Leberreserven reichen für 3-4 Wochen, da Milch extrem eisenarm ist
der Bedarf beträgt 30-70 mg Fe/d.
Tierschutzgesetz:
ab dem 8.LT muss Rauhfutter zugefüttert werden
Fe-Gehalt des MAT muss mind. 30 mg/kg TS enthalten
andere Ursachen
evtl. pyämische Prozesse
aktivierte Neutros bilden Laktoferrin
bindet mit 100facher Affinität Eisen
Klinik
meist gut entwickelte Tiere betroffen
bleiben ab der 5.-6. Woche in der Entwicklung zurück
Lecksucht, Mattigkeit und Schwäche
SH sind blass, Zunge ist grau-gelb belegt
mikrozytär-(normo- bis) hypochrome Änämie Htc 0,2-0,3 l/l
Diagnose Klinik, Labor, Fütterung
DD Magen-Darm-Strongyliden, Kupfermangel
Therapie 30-70 mg FeSO4 p.o./d, Eisendextran i.m. 25 mg/kg KM
Prophylaxe Fütterung
Kupfermangel beim Schaf
Ätiologie
Kupfer
essentielles Spurenelement
Bestandteil zahlreicher Enzyme (u.a. SOD, MAO, Tyrosinase, Katalase, Ferrioxidase I = Caeruloplasmin)
in allen Geweben enthalten, vor allem im Gehirn, im Knochenmark und in der Leber
spielt wichtige Rolle bei der Hämoglobinsynthese sowie bei der Entgiftung von Peroxidradikalen
Mangel u.a. Entmarkung von Nervenfasern und zu Neuronendegenerationen
Epidemiologie
Unterversorgung
primär
absolut ungenügender Cu-Gehalt des Bodens und damit des Grundfutters
v.a. in Sandböden, in Mooren und Heiden
sekundär
Behinderung der Cu-Resorption durch Kompetition mit anderen Elementen wie Mo, Cd, S
Pathogenese
Kupfer wird im Magen und im Dünndarm resorbiert
wird locker an Albumin und Transcuprein gebunden
Bedarfsdeckung v.a. über Resorptionsquote (2 – 40 %)
Reduziert wird Resorptionsquote durch sog.Antagonisten, z.B. Mo, S, Se, Cd, Pb, Ca, Fe, Zn, Ag
Bedarf und Spiegel
Rinder bei etwa 8 – 16 mg pro kg Futter-TS
Kälber, Lämmer bei ca. 1 mg pro kg TS
erwachsene Schafe bei 4 – 8 mg pro kg TS
Blutspiegel im phys. Bereich (etwa 10 – 40 μmol/l), so lange Cu-Gehalt der Leber über 35 mg/kg (TS)
Klinik
Kälber und Lämmer = juvenile Form:
kongenitale Form
Störung der prä- und postnatalen Entwicklung der weißen Substanz von Hirn und Rückenmark
enzootische Ataxie oder Swayback der Lämmer: Unvermögen aufzustehen
außerdem Anämie
Lämmer sterben durch die Trinkschwäche nach 2-3 Tagen
späte juvenile Form
mit 1-4 Monaten
Entwicklungsstörungen
Ataxie (bei schwarzbunten Kälbern rötliche Verfärbung des Fells)
Störung der enchondralen Ossifikation mit Lahmheit und erhöhter Brüchigkeit der Knochen
Minderung der Infektabwehr
Evtl. letal, aber auch Möglichkeit zur Aufzucht
Erwachsene Wiederkäuer = adulte Form:
Lecksucht
hypochrome makrozytäre Anämie
Depigmentierung des Haarkleids (Fehlen der Tyrosinase wichtig für Melaninbildung)
„banded and steely wool“ (glatte, langsträhnige und glanzlose Wolle)
Durchfall, Störung der Fruchtbarkeit, Nachlassen der Milchleistung, Abmagerung
plötzlicher Tod („falling disease“).
Diagnose
Parameter zur Beurteilung der Cu-Versorgungslage sind nicht eindeutig.
Serum-Spiegel < 6 μmol/l und Lebergehalte < 35 mg/kg (TS) beweisend für einen Mangel
DD
Je nach dem, welches Symptom im Vordergrund steht.
Juvenile kongenitale Form Border Disease, NMD, Geburtsverletzungen
Juvenile späte Form CCN, Louping ill
Durchfall Parasitosen, Paratuberkulose
Therapie
Injektion von organischen Cu-Verbindungen (CaCuEDTA 12,5 mg s.c.)
orale Verabreichung von Cu-Sulfat (15-25 ml 1%ig) in Mineralstoffmischungen oder per Bolus
Prophylaxe
Deckung über das Futter
Verhältnis Cu: Mo in der Ration sollte über 2:1, besser über 5:1 sein
Kupferreiches Futter sind Kleie und Ölsaaten
CAVE: enge therapeutische Breite bis zur Kupfervergiftung!
Bestandsbetreuung, Pathophysiologie, allgem. Diagnostik und
Labordiagnostik, allgem. Therapie
Aufgaben und Ziele der Integrierten tierärztlichen Bestandsbetreuung
Aufgaben
Einzeltierbetreuung
Bestandsdiagnostik
Bestandsbetreuung kontinuierliche Tätigkeit
Vorgehensweise beim Eintritt in Bestandsbetreuung
1. Aufstellen eines Arbeitsprogrammes
2. Anpassung der Grundstruktur an den Betrieb
3. Feststellung des Status quo Kurz- und Langzeitziele
4. Dokumentation und Datenauswertung
5. Zusammenarbeit zwischen Landwirt, Tierarzt und Beratern
6. Ausdehnung der ITB
Ziele
Vermeidung von Krankheiten und Leistungsabdall
Verminderung von Medikamenteneingabe
Steigerung der betrieblichen Wirtschaftlichkeit
Steigerung der Qualität der Produkte
Kosten-Nutzen-Analyse in den Betrieben
Evaluierung der Produktionskosten
Feststellung von Einsparungsmöglichkeiten
Kostensenkung (Maßnahmen und Durchführung)
Produktionssteigerung ist abhängig von der Qualität des Betriebsmanagements
Entwicklungs- und Produktionskreislauf im Milchviehbestand
Geburt
Jungrind < 1 Jahr
Jungrind > 1 Jahr
mit 15 Monaten 1. Besamung
mit 24 Monaten (9 Monate später) Kalbung ab hier rentiert sich die Kuh
am 28.d Brunst
am 60.d Widerbesamung
10 Wochen vor nächster Kalbung Trockenstellen
2. Kalbung
Grundprinzipien der Integrierten tierärztlichen Bestandsbetreuung
Grundregeln der integrierten tierärztlichen Bestandsbetreuung
strategisches Vorgehen
Konsequenzprinzip Untersuchungen nur dann, wenn Ergebnisse abweichender Befunde auch zu
Konsequenzen führen
Betriebsspezifisch
Eignung des in der ITB tätigen Praxisarbeiters muss gewährleistet sein
Notfallpraxis und ITB müssen gleichwertig sein
Beurteilung der Nährstoffversorgung anhand von Milchparametern
Inhaltsstoffe
Eiweiß
3,3-3,6%
Harnstoff
2,5-5 mmol/l
Fett
3,8-3,9%
Ketonkörper
Eiweiß
aus 70% bakteriellem Protein
diese produzieren nur, wenn genug Energie enthalten ist
falls Energie oder Futterprotein
es wird vermehrt NH3 produziert und resorbiert
Harnstoff
Fett
Fettgehalt stark genetisch fixiert
Anstieg, wenn infolge der Lipolyse viele freie FS vorhanden sind oder Fettration im Futter zu hoch ist
Ketonkörper
nicht so gut für Herdenscreening, da dieser Wert nicht regelmäßig von Molkerei getestet wird
Beeinflussung von Milchinhaltsstoffen
Fettgehalt Steigerung durch
Energiemangel Lipolyse
fettreiche Fütterung
geringe Milchleistung
ausreichend Raufutter
Eiweißgehalt Steigerung durch
Energieüberschuss
Frühlaktation (die ersten 20d)
Überprüfung der Spurenelement- und Mineralstoffversorgung in Milchviehherden
Hinweise auf Probleme
Gebärparese
Weidetetanie
Immunität
Untersuchung von
Serumspiegel
Plasmaspiegel
Futterüberprüfung
Harn-pH a.p.
Untersuchung v.a. auf
Na
K
Cl
Ca
Mg
Se
Differentialdiagnostik von Klingel- und Plätschergeräuschen über der linken Bauchwand
Labmagenverlagerung nach links
„leerer“ Pansen
Pneumoperitoneum
Dünndarm Aufgasung
Uterus Aufgasung
Differentialdiagnostik von Klingel- und Plätschergeräuschen über der rechten Bauchwand
Labmagenverlagerung nach rechts
Caecumdilatation
Pneumoperitoneum
Darmscheibendrehung
Gas in Kolon und Rektum
Uterus
Möglichkeiten zur Abschätzung des Exsikkosegrades
Bulbi
Hautturgor
Allgemeines Befinden (Festliegen)
Verlust
entspricht bei 40 kg KM
Symptome
<5%
6-8%
10 %
> 12 %
bis 2 Liter
ca. 3 Liter
ca. 4 Liter
ca. 5 Liter
keine3
Hautturgor herabgesetzt
Bulbi eingesunken
Festliegen, Koma
Metabolische Azidose: Ursachen, Diagnosemöglichkeiten und Therapie
Man unterscheidet die
a) Additionsazidose, bei der exogen oder endogen vermehrt H +-Ionen anfallen (Hypoxie)
z.B.erhöhter Anfall von organischen Säuren, vor allem von Milchsäure, auch Ketonkörper (Ketoazidose)
b) Subtraktionsazidose, bei der Basen verloren gehen (Diarrhoe)
Erniedrigung des Blut-pH durch primäres Absinken der HCO3-Konzentration ( a) oder b))
Respiratorische Kompensation durch vermehrte Abatmung von CO 2
ist bis zu einem gewissen Grad möglich
der bei Menschen in solchen Situationen auftretende Atemtyp Kussmaul-Atmung
Klinik
nicht eindeutig
Tachypnoe ist recht häufig zu beobachten
Junge Kälber mit ausgeprägter Azidose sind oft auffallend schlaff
Diagnose
HarnUS
niedriger pH nicht unbedingt Blutazidose
hoher pH spricht gegen Vorliegen einer ausgeprägten Blutazidose
Therapie
Substitution von Bikarbonat
entweder in Form von Na-HCO3 oder K-HCO3 (soll besser schmecken, daher v.a. in oralen Lösungen)
Den Bedarf berechnet man über die Formel BE x 0,5 x KM = mmol Na-HCO3
bei 8,4%iger Lösung entspricht hier 1 mmol einem ml
Bei adulten Tieren wird wegen dem geringeren Extrazellularraum der Faktor 0,3 verwendet
Metabolische Veränderungen bei schwerer Diarrhoe
Durch den Verlust von Flüssigkeit entsteht eine Exsikkose
mit der Flüssigkeit gehen auch Elektrolyte (Na, Cl, K und HCO3) verloren
Da Bikarbonat verloren geht, entsteht eine metabolische Azidose
Durch Glukoseverlust kommt es zur Hypoglycämie
Kälber mit starkem Durchfall können pro Tag bis zu 20 % ihrer Körpermasse an Flüssigkeit
Als Faustzahl kann 10 % verwendet werden
Dies bedeutet jedoch nicht, dass in der Flüssigkeitsbilanz des Organismus dieses Volumen in Gänze fehlt
Kälber können ihre Harnprosuktion von normalerweise etwa 3,5 bis 5 Liter auf deutlich unter 1 L/d senken
Mit Flüssigkeit gehen Elektrolyte verloren
vor allem Natrium, Kalium, Chlorid und Hydrogenkarbonat
Relationen zwischen Wasser und Elektrolyten in der verlorenen Flüssigkeit meist so, dass sich Resflüssigkeit
in ihrem osmotischen Druck wenig verändert (isotone Dehydratation) oder
leicht herabgesetzt (hypotone Dehydratation) ist
das bedeutet im ersten Fall, daß der EZR allein die Verluste erleidet, im zweiten Fall, dass er darüber
hinaus noch Wasser an den relativ hypertonen IZR verliert
Metabolische Veränderungen bei Behinderung der Labmagen-Darmpassage
Veränderungen im Pansensaft:
Chloridgehalt über 30 mmol/l durch den Rückstau
Gesunkener pH
Verringerte Pufferkapazität und dadurch Pansenazidose
Gesunkene Osmolalität
Verringerter Natriumgehalt
Veränderungen im Blut:
Hypochlorämische Alkalose
Hypokaliämie
Exsikkose
Labordiagnostik beim festliegenden Rind
Definition Festliegen Tier kann oder will nicht aufstehen.
Klärung des Grundes und des Grades
kurze Allgemeinuntersuchung (Herz, Atmung, Temperatur)
überlegen, ob es offensichtliche Gründe gibt, die einen Auftreibeversuch zunächst ausschließen
z.B.: Herz- oder Atemfrequenz, Exzitationen, Anzeichen einer Fraktur, starke Blutung, Koma etc.
evtl. zunächst abwarten und NSAID einsetzen (Wartezeit!)
Entscheidung Auftreibversuch oder nicht
Auftreibeversuch:
auf die andere Seite wälzen (kann durch das langes Liegen zu lokaler Ischämie gekommen sein)
Hinterbeine vergritte zur Vermeidung von Ausgrätschen
es wird versucht das Tier zum Aufstehen zu bewegen
dies sollte durch Aufmunterung, ggf. auch durch einen festen Klaps geschehen
die Anwendung eines elektrischen Viehtreibers sollte erst als letzte Möglichkeit versucht werden
macht das Tier keine Versuche oder kommt nicht zum Stehen, dann liegt es nach der Definition fest
Pathophysiologische Zusammenhänge in 4 Ursachenkomplexen
1. metabolische Störung:
eingeschränkte Nerven- und Muskelfunktion durch Hypokalzämie
Zusammenhänge zw. Ca , schlaffer Muskellähmung und gestörtem Sensorium nicht vollständig geklärt
Vermutung 1
durch das Fehlen von Ca wird Durchlässigkeit der Muskelzellmembran für K+Na erhöht
Verminderung des Membranpotentials
anfängliche Übererregbarkeit, danach ein Nichtmehransprechen auf Reize
Vermutung 2
bei fehlendem Ca wird Ausschüttung von Acetylcholin an der motorischen Endplatte behindert
P und K sind vermutlich eher die Folge als die Ursache von Festliegen
2. Schädigung von Bewegungsorganen:
Muskelrisse, Frakturen, Luxationen, Nervenschädigungen
beeinträchtigen den Bewegungsablauf mechanisch, funktionell oder wegen Schmerzen
3. psychogene Immobilität:
Unsicherheit, Angst oder Widersetzlichkeit
Das Tier könnte, will aber nicht aufstehen
4. schweres inneres Leiden:
das Tier ist zu schwach um aufzustehen, oder es bereitet ihm zu starke Schmerzen
Klinik
Tier liegt in stabiler Brustlage oder flacher Seitenlage
Kopf angehoben, auf den Boden gelegt oder an den Körper gelegt ('autauskultatorisch')
Sensorium (=Bewusstseinslage) gestört?
abnorme 'Verarbeitung' von optischen, akustischen, olfaktorischen etc. Reizen aus der Umgebung
Exzitation (erhöhte sensomotorische Erregbarkeit)
krampfartige Bewegungen, Unruhe
Angst, Bösartigkeit, Angriffslust, vermehrte Abwehrbereitschaft
Brüllen, Toben, Zittern von Augen und / oder Ohren
Depression (abgeschwächte sensomotorische Erregbarkeit):
Bewegungsunlust, vermindertes Sauberlecken der Nasenöffnungen
fehlendes Ohr- und / oder Schwanzspiel,Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit, Benommenheit
Bewusstlosigkeit, (niedergeschlagenes Stehen, 'nach innen gerichteter Blick', aufgestützter Kopf)
ZUSAMMENFASSUNG
Festliegende Tiere unterteilt man in Tiere mit
unbeeinträchtigtem Sensorium und AB
Traumata am Bewegungsapparat (Frakturen, Luxationen, Muskelruptur)
Traumata an Nerven oder dem RM (auch ausfallende lokale Hautsensibilität)
„Psychogene Immobilität“ (Angst, Widersetzlichkeit)
Metabolische Störung oder Mangelversorgung (Hypophosphorämie, Hypocalcämie, Hypokaliämie,
Myodystrophie)
unbeeinträchtigtem Sensorium und gestörtem AB
Schwere Allgemeinerkrankung (Kreislaufinsuffizienz, Schock, Sepsis z.B. bei Mastitis, Intoxikation z.B.
bei Botulismus, Kolik etc.)
„Atypische“ Gebärparese (Phosphatmangel)
gestörtem Sensorium
Hypocalcämische Gebärparese (schlaffe Lähmung)
Hypomagnesische Tetanie (tonisch-klonische Krämpfe)
Puerperales Leberkoma (Ikterus)
Nervöse Form der Ketose (Azetonämie)
ZNS-Erkrankungen, z.B. Meningoenzephalitis (Listeriose etc.)
Erblindung (z.B. bei CCN oder NaCl-Vergistung)
Labor:
CK-Wert:
HWZ nur 6-7h, daher schnelle Abnahme der Meßwerte!
Allein durch das Festliegen steigen die Werte weit weniger stark, als durch Muskeltraumata
Bei Muskelabrissen steigt auch das Myoglobin im Harn.
Ca, P, Mg bei Mangel entstehen Schwächezustände oder Krämpfe
AST
Sekundär verändern sich auch evtl. die Leberwerte (Bilirubin und Enzyme)
Außerdem kann man evtl. Entzündungsanzeichen erkennen, z.B. bei Mastitis acuta gravis.
Aufstehhilfen:
Down-a-cow-Geschirr
Hebestand
Hüftklammern (Nachteil: Traumatisierung der Muskulatur, evtl. Beckenfraktur)
Wasserbad (Nachteil: es wird viel warmes Wasser gebraucht)
Einflüsse auf die diagnostische Validität von Laborbefunden
Spezifität:
Fähigkeit eines Test zur Erkennung richtig-negativer Fälle
Quotient aus allen negativen Ergebnissen an der Gesamtzahl der Nicht-Erkrankten
Sensitivität:
Fähigkeit eines Test zur Erkennung richtig-positiver Fälle
Quotient aus positiven Ergebnissen an der Gesamtzahl der Erkrankten
Es gibt immer einen Bereich, der als falsch-positiv oder falsch-negativ eingeschätzt wird
Zur Erinnerung:
Prävalenz: Anteil Erkrankter in der Population in einer bestimmten Zeit
Inzidenz: Anteil neuer Erkrankungsfälle an allen exponierten Personen in einer bestimmten Zeit
Indikationen, Grundprinzipien und Technik der Infusionstherapie beim Rind
Indikationen bestehen immer dann, wenn Defizite ausgeglichen werden müssen, z.B. bei
Exsikkose
Elektrolytverschiebungen (Diarrhoe, Gebärparese etc.)
Alkalose / Azidose
Glukosemangel
verschiedene Infusionen je nach Indikation, meist
Physiologische NaCl (0,9%)
Glukoselösung (10 oder 20%) / Na-Proprionat
Na/K-HCO3 (meist 1,3%)
Verabreichung
meist über die Ohrvene oder auch über die V. jugularis
Möglichkeiten zur Abschätzung des Exsikkosegrades
Mögliche Ursachen für Exsikkose
Verminderte Aufnahme (ZNS-Störung, Schlucklähmung, defekte Tränkeeinrichtung...)
verstärkte Verluste nach außen (Speicheln, Durchfall, Schwitzen, Polyurie)
Sequestration (zum Beispiel im Hauben-Pansen-Raum oder im Uterus; „third space problem“)
Pathogenese für Folgen
Durch die Hämokonzentration verändern sich die Fließeigenschaften des Blutes
Peripherie wird vermindert durchblutet
Störung des Gewebestoffwechsels
Störung des Allgemeinbefindens und metabolische Azidose durch Hypoxie
Klinik AB bis Festliegen, Verminderung des Hautturgors, Einsinken der Bulbi
Diagnose
spez. Gewicht des Harns (Refraktometer)
Flüssigkeitsdefizit kann abgeschätzt werden (normal relativ unkonzentriert: 1005-1010)
bei einem Flüssigkeitsmangel wird über Konzentrierung des Harns versucht zu kompensieren
Hautturgor
entweder seitlich am Hals oder am oberen Augenlid
Harnstoff- und Creatininwert
steigt durch Minderperfusion der Niere
Azotämie
aus dem selben Grund können auch die Elektrolyte ansteigen (oder gegenteilig bei starkem Verlust)
Indikationen und Grundprinzipien der oralen Rehydratationstherapie beim Kalb
Indikation
Kalb trinkt noch
höchstens mittelgradige Exsikkose
Bei inappetenten und/oder stark exsikkotischen Kälbern sollte infundiert werden
Prinzipien
am besten mit Milch und dazwischen Elektrolyttränken
E-Tränke kann auch selbst hergestellt werden:
Natriumchlorid
3,5 g
Traubenzucker
20,0 g
Natriumhydrogenkarbonat
2,5 g
Kaliumchlorid
1,5 g
auf 1 Liter Wasser