Geistige Behinderung

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ACHTUNG: das ist eine Zsf. der VL- Mitschriften, der PenningtonÜbersetzungen und der DSM-IV- Kriterien für das erste Kapitel der VL über
Geistige Behinderung. Bestimmt sind einige Tip- Schreib und
Übersetzungsfehler drin....
Geistige Behinderung
Excerption aus Pennington-Text
Geschichtliches
Antike: Irrsinn (erworbene G.B.) vs. Schwachsinn (angeborene G.B.)
Geistig Behinderte wurden vernachlässigt oder kamen in Asyle (kein Training, kein wissenschaftliches
Verständnis usw.)
Aufklärung: erste Versuche G.B. human zu behandeln, zu trainieren, Störung wissenschaftlich zu
verstehen, aber weiterhin Stigmatisierung und Missbrauch von G.B.
Um 1800 gab es erste dokumentierte Fälle („der wilde Junge von Averon: Viktor)- im Wald gefunden,
wahrscheinlich autistisch; Trainingsversuche & Dokumentation
19. JH: Einrichtung von Sonderschulen, Gründung der AAMR
Ende 19.JH: Sonderschulen eher „Verwahrungsanstalten“
wissenschaftliches Verständnis „Eugenik“ führt zu Bemühungen den Genpool der Gesellschaft von
geistiger Behinderung freizuhalten (Sterilisation, Mord G.B.)
Heutige Sichtweise: Integration statt Seperation (Anm. Wimmer: nicht immer positiv wg.
„Überforderung“); freundlichere Bezeichnungen: geistig Behinderte, geistig Herausgeforderte
(Problem: auch diese Begriffe erhalten mit der Zeit einen negativen Touch, durch Verwendung als
„Schimpfwörter“ im Alltag), Normalisierung und Mainstreaming.
Wissenschaftliches Verständnis der Ursachen für G.B. erst seit der letzten Jahre
gegeben
Genetische Syndrome, frühe neurologische Verletzungen, polygenetische
Vererblichkeit und Umwelt-Deprivation. Umwelt Deprivation kommt allerdings nur
unter extremsten Bedingungen als alleinige Ursache in Frage! Vgl. Berichte über
Rumänische Waisenhäuser
1
Gibt es biologische Programmierungseffekte für psychische Entwicklung? Befunde einer
Studie über rumänische Waisen
144 Rumänische Kinder, die während ihrer Kindheit in sehr deprivierenden Institutionen für
bis zu 42 Monate verwahrt worden waren, wurden mit 52 nichtdeprivierten britischen
Kindern, die vor dem Alter von 6 Monaten in Adoptionsfamilien aufwuchsen, verglichen. Die
Ergebnisse im Alter von a6 Jahren, zeigten grundlegende normale kognitive und soziale
Fähigkeiten, nachdem die Kinder in normalen Familienbedingungen überführt wurden, aber
es gab auch große bestehende Defizite in einer Minderheit.
Impairment at age 6
Cognitive
Impairment (%)
Disinhibited
attatchment behavior (%)
English adoptees
2.0
3.8
Romanian adoptees
15.4
22.4
< 6 months
2.3
8.9
6 – 24 months
12.0
24.5
24 – 42 months
32.6
33.3
Duration of institutional care
Cognitive Impairment (Geistige Beeinträchtigung): IQ unter 80
„nur 15 % der Kinder zeigten geistige Beeinträchtigung (auf Grund der Normalverteilung läge
die Erwartung bei 2%); 85 % kaum beeinträchtigt.
Grund für die Unterschiede: Zusammenhang mit der Länge der Deprivation (bei 24 bis 42
Monaten bereits an die 33%!); v.a. die frühe Kindheit für die kognitive Entwicklung sehr
entscheidend
Aber das normale Gehirn schafft sich seine Lernumgebung (Stimulation) selbst
Down Syndrom benannt nach der Erstbeschreibung des Syndroms durch Down vor
über 100 Jahren; vor 40 Jahren wurde die genetische Basis des Syndroms entdeckt
und der Name „Trisomie 21“ eingeführt.
Andere genetische Ursachen für GB: z.B.: Phenylkettonourie, Lesch-Nyhan
Syndrom, Neurofibromatose, Tuberus Sklerose und Prader-Willi Syndrom
Im weiteren behandeln wir die drei GB Syndrome: Down Syndrom, Fragiles-xSyndrom und Williams Syndrom. Jedes dieser Symptome hat einen bestimmten
kognitiven und sozialen Phenotyp.
2
Definition von Geistiger Behinderung (Siehe DSM-IV)
Sonstige Anmerkungen aus dem Pennington Text:
Dimensionale vs. Kategorische Konzepte von Psychopathologie: GB liegt z.T. auf
einem Kontinuum zwischen Intelligenz und adaptiven Funktionen (dimensional).
Aber: Cutoff-Werte (IQ) sind willkürlich und haben sich über die Jahre verändert.
Daher ist eine Kategorische Diagnose ebenfalls wichtig um zu entscheiden, wer
wirklich Hilfe benötigt.
Äthiologische vs. Verhaltens Definitionen: bei GB im Vgl. zu anderen Störungen sehr
viele äthiologische Definitionen (d.h. Definition über möglich; aber bei gleicher
Äthiologie oft unterschiedliche kognitive und adaptive Beeinträchtigung.
Äthiologische Definitionen hilfreich bei der Wahl der medikamentösen Intervention.
Aber eine Verhaltensdefinition ist trotzdem nötig.
Verhaltensdiagnose: mittels Kriterien A und B!
Definition von GB hat 3 Kriterien: (A) IQ-Defizit, (B) Einschränkungen der
Anpassungsfähigkeit und (C) Onset vor 18 Jahren. IQ muss 2 Std unter dem MW
liegen.
Zu Cut-off Werten: frühere Definitionen hatten einen höheren Cut-off Wert (ab IQ 85)  16 % GB
Diagnosen
AAMR setzte 1992 Cut-Off auf IQ 75 verdoppelte Anzahl an GB Diagnosen (von ~ 6 %)
Cut-off wert von .70 am vernünftigsten  ~1% bis 3% diagnostiziert
Cutoff- Wert auf einem Kontinuum ist eben sehr willkürlich. Jeder Cut-Off Wert hat Vor- und Nachteile
für Forschung, externe Validität, klinischer Nutzen für die GB und Gesellschaftliche Bedürfnisse...
Zu Falsch-Diagnosen: (1) Falsch-Positiv diagnostizierte GB nicht gegeben
(2) Falsch-Negativ gegebene GB nicht diagnostiziert
ethnischer Hintergrund bei Diagnosen: falsch-positiv Diagnosen bei ethnischen und
sozioökonomischen Gruppen Kulturelle Fairness von IQ-Tests, Kriterium des AdaptivesnVerhalten
kulturelle Fairness von IQ-Tests: z.B. HAWIK- III: viele Milleuspeziefische Items,
Sprachgebundenheit des Verbalteils (Problem bei Migranten)
Aber nonverbale Subtests (Handlungsteil) sind kulturell fairer und geben mehr Auskunft über den IQ
von ethnischen Gruppen
Adaptives Verhalten: in Subgruppen oft niedrige IQ’s weil Kinder mit Tests generell wenig anfangen
können, aber sehr trotzdem lebenstüchtig “streetwise“
Kombination beider Kriterien (A) und (B) ist bedeutend für eine „gerechte“ Diagnose.
Defizite im Adaptiven Verhalten: gut definiert, mindestens zwei von 11 (im DSM – IV
definierten) Alltagspraktischen Anforderungen müssen beeinträchtigt sein. Aber
Kontroversen darüber welche Anforderungen überhaupt zählen und wie sie jeweils
gewichtet werden.
Alternative zu den 11 Altagspraktischen Anforderungen im DSM- IV: Fragebogen,
welcher die Anpassungsfähigkeit misst Z.B.: Vineland Adaptive Behavior Scales – 3
Hauptskalen: Kommunikation, Alltagsfähigkeiten und Sozialisation – misst
den generellen Faktor der Anpassungsfähigkeit
3
Diagnostische Entscheidungen über GB variieren je nachdem welches
Messinstrument verwendet wird. Je milder die GB ist, umso unsicherer werden die
Diagnosen (Grenzfälle). Aber dennoch ist die Reliabilität der Diagnose von GB häher
als bei anderen Störungen, eben weil die Konvergenz von zwei getrennten
Verhaltenskriterien fordert: IQ und Anpassungsfähigkeit.
Wichtig: zur Diagnose des Adaptiven Verhaltens immer mehrere Quellen heranziehen. Eltern haben
oft „verzerrte“ Wahrnehmung, Lehrer, Kiga-Tanten sind objektiver
Dimensionale vs. Kategorische Definitionen (Teil 2): Schweregrade von GB, 4
Subtypen durch IQ- Range definiert
Wieder Problem der Cut-Off Werte  Definition durch die vier Levels von benötigter
Hilfe: periodisch, begrenzt, umfangreich, durchdringend (umfassend)
Aber Problem: Messung von Levels benötigter Hilfe ist weniger präzise und weniger
objektiv als IQ-Messung
Epidemiologie (siehe DSM-IV)
Sonstige Anmerkungen aus dem Pennington Text
Prävalenz von Cut-Off Werten abhängig. DSM-IV: 1%
Mehrheit dieser 1 % hat milde GB, lediglich 0,4% haben mittlere, schwere und
schwerste GB
Zwischen 60% und 87% aller GB haben die milde Form (ergibt sich aus der NVKurve)
GB häufiger bei Männern als bei Frauen (1,5:1)  hat zu tun mit den vielen xchromosom verbundenen Formen (z.B. fragiles-x-Syndrom)
Form der
G.B.
Down
Syndrom
Prävalenz
Fragiles x- S.
0,019
Williams
Syndrom
0,004
0,17
Männer vs genetische
Frauen
Äthiologie?
gleich
ja
häufig
ca. doppelt ja
soviele
Männer als
Frauen (xlinkage)
gleich
ja
häufig
Familiarität? kognitive- und
verhaltensprobleme
nein
G.B. und starke
Beeinträchtigung der
Sprache, zuwenig
Interesse
ja
G.B. und autistische
Symptomen
nein
G.B. und „gute“
Sprechfähigkeit,
erhöhtes Interesse
Nur das Fragile – x – Syndrom ist familiär, jedoch aufgrund der autistischen
Symptomatik kommt es zu wenig Reproduktion obwohl die Fruchtbarkeit gegeben ist.
Das Vererbungsrisiko ist im Bereich der mittelschweren bis schweren G.B. generell
geringer, weil es kaum zu Reproduktion kommt. Im Bereich der leichten G.B. ist die
Vererbung etwas höher.
4
Äthiologie
Die Ursachen für die G.B. liegen generell in den Genen und in der Umwelt. Eine
häufige Umweltursache (Anm. Wimmer: biologischer Faktor) ist das fetale
Alkoholsyndrom. Alkohol stört die Neuronenwanderung, dadurch gerät die chemische
Steuerung durcheinander und das Gehirn entwickelt sich nicht richtig.
Unterschiedliche Äthiologien im Bereich der Mittleren/Schweren G.B. im Vergleich
zur Leichten G.B.:

Organische Äthiologien, die nicht familiär sind: Teratogene (Gifte, die zu
Missbildungen bei der Geburt führen), perinatale Komplikationen, postnatale
neurologische Insulte (Z.B.: Meningitis, Kopfverletzungen) usw. sind bei der
Mittleren/Schweren G.B. viel häufiger als bei der leichten.
 IQ-Verteilung: im niedrigen Bereich der Glockenkurve (~ab ca. .50) leicht
bimodal (leichte Erhöhung der Häufigkeit)  weißt auf unterschiedliche
Äthiologie der zweiten, kleineren Verteilung hin.
Überprüfung: Geschwister der zweiten, kleineren Verteilung sollten einen
normalen IQ haben, während Geschwister der ersten Verteilung einen ähnlich
niedrigen IQ haben sollten, wie ihre G.B. Brüder/Schwestern. Ergebnis:
Geschwister von Mittleren/Schweren G.B. haben einen normalen IQ von
durchschnittlich ~103  weißt darauf hin, dass Mittlere/Schwere G.B. nicht
familiär ist. Im Gegensatz dazu haben Geschwister von Leichten G.B. einen
IQ bei ~ 85  eindeutig familiär.
 „Two-Group“-Approach: Mittlere/Schwere G.B. ist gehirnorganisch bedingt;
Leichte G.B. ist familiar (erblich).
ACHTUNG: das könnte zu der Annahme führen, dass familiäre Einflüsse auf
die leichte GB rein im Bereich der Umwelt liegen
ABER: generelle IQ- Erblichkeit bei Geschwistern und ZZ liegt bei 50 %;
genauso liegt die IQ- Erblichkeit bei unterdurchschnittlicher Intelligenz eben
auch bei 50 %
JEDOCH: könnten Umwelteinflüsse im niedrigeren IQ Bereich stärker sein, da
Kinder von Eltern mit niedrigem IQ meist auch ungünstigeren
Umweltbedingungen ausgesetzt sind (z.B.: schlechtere
Gesundheitsversorgung, Mangelernährung, Schulbildung,...)  Vgl. erhöhtes
Risiko von Subgruppen in bezug auf psychosoziale Risikofaktoren für GB
DAS HEISST: der „two-group-Approach“ ist eher unwahrscheinlich weil die
gefundene IQ- Erblichkeit der leichten GB lediglich die generelle IQErblichkeit wiederspiegelt!
5
Spezifische genetische Mechanismen der 3 Syndrome GB:
Down Syndrom:
 nicht familiär
 ein Elternteil mit einer normalen Chromosomenanzahl produziert ein Kind mit
einer Extra- Kopie des Chromosoms 21. Dieser Fehler resultiert aus einer
fehlerhaften Reduktionsteilung (die normalerweise den Chromosomensatz
halbiert).
 fehlerhafte Reduktionsteilung kommt auch an anderen Chromosomen vor,
führt aber dort meist zu Fehlgeburten, da das Kind nicht lebensfähig wäre. Bei
der Trisomie 21 sind die Kinder aber lebensfähig, weil das 21. Chromosom
eine vergleichsweise kleinere Rolle in der Entwicklung spielt (es hat die
wenigsten Gene aller autosomalen Chromosomen)
 der größte Risikofaktor ist das Alter der Mutter (d.h. die Wahrscheinlichkeit,
Trisomie 21 beim Kind zu verursachen ist bei Müttern weitaus größer als bei
Vätern)
Grund: alle Eier der Mutter sind bereits bei der Geburt angelegt, im Ggs. dazu
werden die Samen des Vaters immer neu produziert. je älter das Ei umso
größer ist das Risiko für eine fehlerhafte Reduktionsteilung (engl. Begriff:
Nondisjunktion)
 die genetische Äthiologie von D.S. ist die komplizierteste der 3 Formen, weil
sie mehrere Gene beinhaltet....das wäre aber zuviel genetische Info für diese
VL
 Genetischer Mechanismus: Überrepräsentation von Genen
Fragiles X Syndrom
 ist familiär
 hier ist nur ein einziges Gen beeinträchtigt: FMR 1- Gen; dieses Gen wird
inaktiviert, da sich ein Tripel von Aminosäuren über 200 mal wiederholt
(mikroskopisch betrachtet, wirkt das Gen dann „fragil“ – daher der Name der
Störung); bei normalen Individuen beträgt die Anzahl der Wiederholungen ca.
50
 wenn nun dieses FMR 1- Gen inaktiv wird, führt das dazu, dass es das
Protein, das es codiert, nicht produzieren kann (FMR- Protein). Die
Abwesenheit dieses Genprodukts führt dann zum Fragilen-x-Syndrom.
 Wozu dient das FMR 1? es ist wichtig für postsynaptisches Pruning (die
Reduzierung der Synaptischen Verbindungen auf die wesentlichsten und
wichtigsten; diese Elimination von überschüssigen Synapsen ist wichtig für
effiziente, neuronale Netzwerke)  Macroencephalie
Vgl. Verbindung zum Autismus: auch hier Probleme mit dem postsynaptischen
6
Pruning!
 der Vererbungsvorgang ist kompliziert: manchmal erhöht sich die Anzahl der
Wiederholungen und so wird das FMR 1- Gen mit einer Wiederholungsanzahl
von zwischen 50 und 200 an das Kind übertragen; ein Gen mit so vielen Wdh.
heißt „Premutation“, weil es zwar normal funktioniert aber das Risiko erhöht,
dass bei der nächsten Generation (oder der übernächsten Generation) die
Wiederholungsanzahl über 200 steigt und somit mit großer Wahrscheinlichkeit
die Störung auftritt.
 (Enkel)söhne mit dieser Mutation entwickeln höchstwahrscheinlich das volle
Syndrom, weil sie nur ein x- Chromosom haben
(Enkel)töchter haben ein normales FMR 1- Gen an ihrem 2ten x- Chromosom
und können daher FMR- P produzieren; je nachdem wie viel FMR-P von der
Enkeltochter produziert werden kann, wird sie unterschiedlich stark
phänotypisch beeinträchtigt sein.
 beim Fragile x- Syndrom gibt es sogenannte Antizipation: die Schwere der
Störung nimmt über die Generationen hinweg zu, das Alter des
Störungsbeginns, nimmt ab. Ob es zu einem Ausbruch der Störung kommt,
hängt auch noch vom Geschlecht des übertragenden Elternteils ab: die
Zunahme der Aminosäurentripel ist bei einer übertragenden Mutter höher, als
bei einem Vater (im Ggs. zur Huntington Desease: hier ist das Risiko bei
einem übertragenden Vater höher)
 Zusammenfassung der komplizierten Vererbung: In Familien, in denen die
Wiederholungsanzahl dieses Aminosäurentripel ständig zunimmt, wird:
1. die Anzahl der Fälle über die Generationen hinweg zunehmen
2. mehr Männer als Frauen vom Syndrom betroffen sein (x- linkage)
3. mehr Kinder von Müttern mit der Premutation erzeugt werden als von
Vätern mit der Premutation
4. eine größere Breite des phänotypischen Schweregrads bei Frauen als
bei Männern entstehen (je nachdem wie viel FMR-P vom 2ten xChromosom produziert werden kann)
 am Genlevel ist das Fragile- x- Syndrom leichter verständlich als das W.S. und
das D.S.
 Genetischer Mechanismus: Unterrepräsentation von Genen
Williams Syndrom
 sporadische, aufeinanderfolgende Löschung von Genen auf dem Chromosom
7q 11.23; dabei sind meist 16 Gene involviert; zwei davon wurden kürzlich
identifiziert und man ist dabei zu bestimmen wie sie den physischen
(charakteristische Gesichts- und Herz- verbundene Gewebsmerkmale) und
kognitiven Phenotyp beeinflussen
 die Ursache für W.S. ist demnach einen Mutation im Elastin- Gen (ELN) auf
dem Chromosom 7q; es kommt zu Micro- Löschungen auf diesem Elastin Gen
7
und zur Beeinträchtigung der Elastin- Protein produktion (wichtig für Herzverbundenes Gewebe)  erklärt den physischen Phänotyp von W.S.
 ABER ELN kommt im Gehirn nur minimal vor  kann also keine kognitive
Beeinträchtigung hervorrufen  es müssen noch andere Gene involviert sein
 das 2te identifizierte Gen heisst LIM- Kinase 1 (LIMK- 1)  Löschungen auf
diesem Gen führen zu Defiziten im räumlichen Denken
1. planen, steuern, suchen; Benützungsverhalten von Dingen nicht
unterdrücken können (z.B.: eine Tasse muss zum Mund geführt
werden)
2. Automatisierung von Fertigkeiten z.B.: Gleichgewicht beim Gehen,
Bewegung, Sprechen, Klavierspielen, Autofahren usw. sind
automatisierte Fertigkeiten
 Genetischer Mechanismus: Microdeletions; im Ggs. zum D.S.
Unterrepräsentation von einigen Genen
 die Gene sind zwar normal entwickelt, aber die Repräsentation stimmt nicht
(beim D.S. überrepräsentiert; beim W.S. unterrepräsentiert)
Tabelle 2.1 und 2.2 vom Blackboard: nicht lernen, nur einen Überblick über die Bereiche von
genetischen Störungen, die z.T. G.B. verursachen erwerben
Zusammenfassung der 3 Störungen im Blackboard: eigentlich für betroffene Eltern gedacht:
hier ein guter Überblick
Videos vom 9.11.: siehe Mitschrift
Gehirnmechanismen der 3 Syndrome GB:
Down Syndrom:
 Entwicklung erscheint bei der Geburt normal; ist bis zum Erwachsenenalter
aber abnormal
 Alle Menschen mit D.S. entwickeln neurophysiologische Merkmale der
Alzheimer Krankheit; im Alter von 35 ist das Gehirn bereits eindeutig
microencephalitisch
 sehr große Volumenreduktionen finden sich im Hippocampus (LZG,
Orientierung, Lernen von Orten, Mazes & Rats); und im prefrontalen Kortex
sowie im Kleinhirn; weniger klar ist es, wann diese abnorme Entwicklung bei
D.S. Patienten beginnt.
 Viele Studien fanden keinen Unterschied zwischen den Gehirnen von
Individuen mit D.S. und „normalen“ Individuen; Andere Studien fanden bei der
Geburt Unterschiede, die dann in den ersten Lebensmonaten ersichtlich
werden:
o verspätete Myelinisierung
o reduziertes Wachstum des Frontallappens
8
o verminderte Größe des Hirnstamms und des Kleinhirns
o Verengung des Superioren Temporalen Gyrus
o und eine viel geringere Anzahl der kortikalen Granular Neuronen
 Zusammenfassung: der erwachsene Gehirnphenotyp von D.S. wird
charakterisiert durch:
1. generelle Microencephalie
2. spezifische Volumenreduktionen (Frontallappen, Hippocampus,
Kleinhirn); einige davon entstehen früher in der Entwicklung als
andere
Fragiles x- Syndrom:
 Neuroanatomische Abnormalitäten:
o verringerte Größe des hinteren Kleinhirnwurms (Verbindung zwischen
beiden Hemisphären im Kleinhirn)  Abnormalitäten in der
Sensumotorischen Integration; im Aktivitätslevel und der sozialen
Interaktion
o ventriculäre Vergrößerungen
o Macroencephalie  vergrößerter Kopfumfang durch fehlerhaftes
neuronales Pruning während der frühen
Gehirnentwicklung (vgl.: Autismus!)
 Zusammenfassung: die GB im Zusammenhang mit dem fragilen x- Syndrom
ist eine Einzelgenstörung, bei der das Gen identifiziert wurde (FMR- 1 Gen);
das macht die Untersuchung der kausalen Zusammenhänge viel einfacher als
beim D.S.
Williams Syndrom:
 der neurologische Phenotyp vom W.S. kontrastiert stark mit dem des D.S.:
 bei beiden kommt es zwar zu Microencephalie, jedoch sind im Ggs. zum D.S.
und fragilen x- Syndrom beim Williams Syndrom nicht alle Strukturen gleich
betroffen sowie unterschiedliche Strukturen beeinträchtigt
o Beim Williams Syndrom relativ wenig Beeinträchtigung des
Stirnlappens (frontal), Limbischen Systems und des Kleinhirns-;
während genau diese Regionen beim D.S. reduziert sind
o Im Gegensatz dazu ist im Down Syndrom ein Teil der Basalganglien
wenig beeinträchtigt, jedoch nicht beim Williams Syndrom
o Der hintere temporäre Kortex (inklusive dem primären auditativen
Kortex) hat eine normale Größe beim Williams Syndrom, im Vgl. zum
D.S.  sensitive Hörschwelle beim Williams Syndrom; gute
Sprachentwicklung beim W.S.
Zusammenfassung:
Bei allen drei Syndromen ist der präfrontale Kortex betroffen; Unterschiede ergeben
sich durch die verschiedenen genetischen Ursachen der drei Störungen
9
Neuropsychologie der drei Syndrome
 sowohl Assoziationen als auch Disassoziationen bezüglich W.S., D.S., fragiles
x- Syndrom und Autismus:
 Assoziationen
o Probleme mit den exekutiven Funktionen und Aufmerksamkeit werden
in allen 4 Syndromen gefunden
o Probleme mit false believe Tasks, ebenfalls bei allen 4 vorhanden 
soziale Kognition, Tom
Autisten und fragiles x- Syndrom: ganz schlecht, aber auch W.S. und
D.S. schlecht
 drei Doppeldisassoziationen:
o Räumliche Kognition vs. Strukturelle Sprach (Wortschatz, Grammatik)
 W.S. schlecht im räumlichen denken, gute strukturelle Sprache
D.S: normales räumliches Denken, schlechte strukturelle Sprache
o Strukturelle Sprache vs. Pragmatische Sprache (Sprachbenützung)
 D.S. strukturelle Sprache schlecht, pragmatische Sprache gut
 Autismus und fragiles x- Syndrom: schlechte pragmatische Sprache
o Pragmatische Sprache vs. räumliches Denken
W.S. gute pragmatische Sprache, schlechtes räumliches Denken
 Autismus: schlechte pragmatische Sprache, gutes räumliches
Denken
 diese Befunde legen nahe, dass sich diese Kognitiven Domänen unabhängig
voneinander entwickeln
eine interessante Hypothese ist eine Konkurrenzbeziehung zwischen Sprache
und räumlichen Denken, besonders bei Gehirnen mit begrenzter
Verarbeitungskapazität
o wenn die Sprachentwicklung schlecht ist (Autismus, D.S.) ist, dann
resultiert daraus eine Überentwicklung des räumlichen Denkens
o Wenn die Sprachentwicklung normal ist, kommt es zu einer
Unterentwicklung des räumlichen Denkens (wie z.B. beim W.S.)
Anmerkung Wimmer: das ist eine plausible Spekulation ()
 JEDOCH scheint die Entwicklung dieser Domänen auch nicht völlig
unabhängig voneinander zu verlaufen, sogar die Gebiete in denen GB Stärken
haben sind noch immer unter ihrem Alterslevel
Verschiedene GB Syndrome scheinen ein generelles kognitives Defizit gemein
zu haben, das alle Domänen der kognitiven Entwicklung beeinträchtigt, jedoch
gibt es Unterschiede in den „Stärke- Schwächen- Profilen“ bezüglich
spezifischer kognitiver Domänen. Es geht also darum in der Forschung
herauszufinden welche Gehirnentwicklungsveränderungen für das generelle
kognitive Defizit verantwortlich sind und welche für die speziellen kognitiven
Profile
Behandlung:
 die Hauptbehandlungsmethoden sind verhaltensbezogen und beinhalten
intensive frühe Intervention und spezielle Edukation
10
 Verhaltensveränderungen können hilfreich sein um problematische
Verhaltensweisen zu reduzieren und passende zu fördern (z.B. Autismus)
 Medikamente werden verwendet um problematische Symptome komorbider
Störungen zu behandeln (Ritalin bei ADHS, Naltrexon für selbstschädigendes Verhalten)
 In Bezug auf Prävention:
o pränatale Vorsorge (um Teratogene Einflüsse zu reduzieren wie z.B.
Alkohol) könnte GB Raten reduzieren
o Verbesserte postnatale Gesundheitsversorgung und Ernährung
ebenfalls
o intensive frühe edukative Interventionsprogramme reduzieren die GB
Raten bei Frühgeburten oder niedrigen Geburtsgewichten
o und prenatale Gentests nach abnormen Schwangerschaften haben die
Raten einiger genetischer GB Syndrome reduziert (jedoch ethisch
fragwürdig)
11
Geistige Behinderung im DSM IV
Im DSM IV ist die GB unter den Störungen, die gewöhnlich zuerst im
Kleinkindalter oder der Adoleszenz diagnostiziert werden, mit folgenden anderen
Störungen subsummiert:




Geistige Behinderung: unterdurchschnittliche Intelligenz, Defizite in der
Anpassungsfähigkeit, Beginn vor dem 18. Lbj.
o Leichte GB
o Mittelschwere GB
o Schwere GB
o Schwerste GB
o GB mit unspezifischem Schweregrad
 Lernstörungen d.h. spezifische Störungen (im Gegensatz zur allgemeinen
Störung der GB) wie
o Lesestörung
o Rechenstörung
o Störung des schriftlichen Ausdrucks
o Nicht näher bezeichnete Lernstörung (=Restkategorie)
 Störung der motorischen Fertigkeiten
o Entwicklungsbezogene Koordinationsstörung
 Kommunikationsstörung, d.h. Sprach- und Sprechschwierigkeiten
o Expressive Sprachstörung
o Kombinierte Rezeptiv-Expressive Sprachstörung
o Phonologische Störung
o Stottern
o Nicht näher bezeichnete Kommunikationsstörung
Achtung: Keine erworbenen Sprachausfälle (z.B. nach einem Schlaganfall)
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen, Defizite und Beeinträchtigungen in
mehreren Entwicklungsbereichen (soziale Interaktion, Kommunikation, stereotype
Verhaltensweisen, Interessen und Aktivitäten)
o Autistische Störung
o Aspergerstörung
o Rett-Störung
o Desintegrative Störung im Kindesalter
o Nicht näher bezeichnete tiefgreifende Etnwicklungsstörung
Störungen der Aufmerksamkeit, der Aktivität und des Sozialverhaltens,
hierunter fällt die Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung; man unterscheidet
folgende Subtypen:
o Vorwiegend unaufmerksamer Typus
o Vorwiegend hyperaktiv- impulsiver Typus
o Mischtypus
o Nicht näher bezeichnete Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung
die Störungen des Sozialverhaltens umfasssen:
o Störung mit oppositionellem Trotzverhalten
o Nicht näher bezeichnete Störungen des Sozialverhaltens
Fütter- und Essstörungen im Säuglings- oder Kleinkindalter
o Pica (Kind isst nicht essbares wie z.B.: Erde)
o Ruminationsstörung (Erbrechen =Gedeihstörung)
12



o Fütterstörung im Säuglings- und Kleinkindalter
Achtung: Anorexie und Bulimie sind im Kapitel „Essstörungen“ angeführt!
Ticstörungen: vocale oder motorische Tics; hierzu zählen:
o Tourette- Störung
o Chronische motorische oder vocale Ticstörung
o Vorrübergehende Ticstörung
o Nicht näher bezeichnete Ticstörung
Störungen der Ausscheidung:
o Enkopresis (wiederholte Entleerung des Darms an ungeeigneten Stellen)
o Enuresis (wiederholte Entleerung von Urin an ungeeigneten Stellen)
Andere Störungen im Kleinkindalter, in der Kindheit oder Adoleszenz
o Störung mit Trennungsangst
o Reaktive Bindungsstörung im Säuglings- und Kleinkindalter
o Stereotype Bewegungsstörung
o Selektiver Mutismus
o Nicht näher bezeichnete Störungen im Kleinkindalter, in der Kindheit oder
Adoleszenz
13
Geistige Behinderung
Diagnostische Merkmale:


Kriterium A: deutlich unterdurchschnittliche intellektuelle Leistungsfähigkeit
Kriterium B: Einschränkung der Anpassungsfähigkeit in mindestens zwei der
folgenden Bereiche (Alltagspraktische Anforderungen):
o Selbstbestimmtheit
o eigenständige Versorgung
o häusliches Leben
o Nutzung öffentlicher Einrichtungen
o Kommunikation
o soziale / zwischenmenschliche Fertigkeiten
o funktionale Schulleistungen
o Arbeit
o Freizeit
o Gesundheit
o Sicherheit
 Abgrenzung zu „Straßenkindern“ in Subkulturen, die ebenfalls niedrige IQ’s
(bei IQ-Tests) haben, allerdings lebenstüchtig („streetwise“) sind  keine
Alltagsbeeinträchtigung

Kriterium C: der Beginn der Störung muss vor dem Alter von 18 Jahren liegen
(Abgrenzung von Demenz)
Zur allgemeinen intellektuellen Leistungsfähigkeit (Kriterium A)
 als Intelligenzquotient (IQ) definiert, der mithilfe eines individuell
durchgeführten und standardisierten Intelligenztest bestimmt wird. Als
Beispiele werden der HAWIK-R, Stanford Binet Test und die Kaufman
Assessment Battery for Children, angeführt.

es zählt ein IQ von ca 70 oder darunter (2 Std unter dem Mittelwert) als eine
deutlich unterdurchschnittliche intellektuelle Leistungsfähigkeit
dabei wird ein Messfehler von ca 5 Punkten berücksichtigt  so können Personen von einem IQ
zwischen 70 und 75 als GB diagnostiziert werden, wenn Kriterium B gegeben ist und umgekehrt
Personen mit einem IQ kleiner als 70 nicht diagnostiziert werden, wenn Kriterium B nicht gegeben ist
 Bei der Testung muss auch der soziokulturelle Hintergrund, kommunikative
Beeinträchtigung usw. (Kulturelle Fairness von IQ- Tests) berücksichtigt
werden
Zur Beeinträchtigung der Anpassungsfähigkeit (Kriterium B)
 Üblicherweise ist das B Kriterium eher ein hinweisendes Symtom als ein
niedriger IQ
14
 Anpassungsschwierigkeiten lassen sich eher durch Förderung verbessern, so
ist der IQ eher das stabilere Merkmal
 Informationen über Defizite in der Anpassungsfähigkeit sollten immer von
mehreren Quellen erhoben werden
 Anpassungsfähigkeit kann auch mittels Fragebogen (Vineland Adaptive
Behavior Scales z.B.) gemessen werden.
Schweregrade der GB
Schweregrad
Leichte GB
Mittelschwere GB
Schwere GB
Schwerste GB
GB mit unspezifischem
Schweregrad
IQ- Range
50 / 55 bis ca. 70
35 / 40 bis 50 / 55
20 / 25 bis 35 / 40
IQ unter 20 / 25
1. Leichte GB
 meiste Fälle (85 %)
 Im Vorschulalter (0-5 Jahre) kommunikative und soziale Fertigkeiten (z.B.:
Zeigegeste, Blickkontakt); der sensumotorische Bereich (z.B.: sehen, gehen,
hören,...) ist nur minimal beeinträchtigt
 bis zur Adoleszenz können sie sich Schulkenntnisse bis etwa zur 6. Klasse
aneignen; Sprachliche Fähigkeiten in den meisten Fällen gegeben; eher die
höheren geistigen, gedanklichen Fähigkeiten sind beeinträchtigt (Analogien
finden, rechnen, Verhältnisse, Beziehungen, komplexe Begriffe...)
 Im Erwachsenenalter erwerben sie gewöhnlich die sozialen und beruflichen
Fertigkeiten um für sich selbst zu sorgen
 sie können aber unter ungewöhnlichen sozialen und wirtschaftlichen
Belastungen, Betreuung und Anleitung und Unterstützung benötigen
(punktuell!)
 Menschen mit leichter GB können erfolgreich am sozialen Leben teilnehmen,
wobei sie selbständig oder in betreuten Einrichtungen leben
2. Mittelschwere GB
 ca. 10 % aller GB fallen in diese Gruppe
 in der frühen Kindheit kommunikative Fertigkeiten
 Schulkenntnisse nur bis zum Niveau der 2ten Klasse
15
 profitieren von beruflichen Training und können unter Aufsicht für sich selbst
sorgen; können lernen sich in vertrauter Umgebung allein zu bewegen
 Schwierigkeit soziale Konventionen zu berücksichtigen können die Beziehung
zu Gleichaltrigen während der Adoleszenz beeinträchtigen
 verrichten meist Arbeiten in betreuten Werkstätten oder am Arbeitsmarkt unter
Aufsicht
 fügen sich gut in Gemeinschaften ein und leben gewöhnlich in betreuten
Einrichtungen
3. Schwere GB
 3 bis 4 % aller GB
 in der frühen Kindheit nur wenig oder keine kommunikativen Fertigkeiten
 können im Schulalter sprechen lernen und grundlegende
Selbstversorgungsfähigkeiten durch Training erwerben; profitieren nur
begrenzt vom Schulunterricht
 können im Erwachsenenalter unter enger Aufsicht einfache Arbeiten
durchführen
 Mehrzahl passt sich gut an die Gemeinschaft an, in Einrichtungen oder in der
Familie
4. Schwerste GB
 1 bis 2 %
 meist ein bekannter neurologischer Krankheitsfaktor für die GB verantwortlich
 in früher Kindheit erhebliche Beeinträchtigungen der sensumotorischen
Leistungsfähigkeit
 hochstrukturierte Umgebung, ständige Hilfe und Aufsicht, individualisierte
Beziehung zu einer Pflegeperson für optimale Entwicklung nötig
 Motorik, Eigenständigkeit und Kommunikation kann durch Training verbessert
werden
5. GB mit unspezifischem Schwergrad
 wird dann diagnostiziert, wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit eine GB vorliegt,
aber eine Messung mit einem standardisierten Intelligenztest nicht möglich ist
(zu stark beeinträchtigt, unkooperativ, Kleinkinder und Säuglinge die klinisch
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als deutlich unterdurchschnittlich intelligent beurteilt wurden aber die
verfügbaren Tests keine IQ Werte liefern)
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Zugehörige Merkmale und Störungen
 es gibt keine spezifischen Persönlichkeits- oder Verhaltensmerkmale, die
ausschließlich mit GB verbunden sind; es gibt sowohl passive, sanftmütige
und abhängige GB als auch aggressive und impulsive Formen
 Fehlende Kommunikationsfähigkeit kann zu sozial störenden, aggressiven
Verhaltensweisen führen, da sie an die Stelle sprachlicher Kommunikation
treten
Komorbiditäten
 einige Medizinische Krankheitsfaktoren, die mit GB verbunden sind, kann man
durch bestimmte Verhaltenssymptome kennzeichnen:
o selbstschädigendes Verhalten  Lesch Nyhan Syndrom (=genetisch
verursachte Stoffwechselstörung; Purin)
o besondere Anfälligkeit dafür ausgenützt zu werden ( Misshandlung,
Missbrauch) oder an ihren Rechten und Möglichkeiten beschnitten zu
werden
 die Prävalenz komorbider psychischer Störungen ist bei GB 3 bis 4 mal höher
als in der Normalbevölkerung (häufiger Grund: gemeinsame Äthiologie)
 die häufigste komorbide Störung von GB sind die Aufmerksamkeits/Hyperaktivitätsstörung, Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (u.a. Autismus),
Stereotype Bewegungsstörung, Psychische Störung aufgrund eines
medizinischen Krankheitsfaktors
 Unterschiedliche Syndrome der GB, z.B.:
o Down Syndrom (genetischer Defekt) zuwenig Nervenzellen, Synapsen,
Microencephalie
o fragiles x Syndrom : Probleme mit x – Chromosom (bei Männern
häufiger)
o Williams Beuren Syndrom
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Prädispositionierende Faktoren
 biologische vs. psychosoziale Faktoren bzw. Kombination aus beiden
 die wichtigsten prädispositionierenden Faktoren sind (nach ihrer Häufigkeit):
o Frühe Alteration der Embryonalentwicklung Z.B.:
Chromosomenveränderungen (Down Syndrom) oder pränatale
Schäden durch toxische Stoffe (z.B.: fetales Alkoholsyndrom,
Infektionen)
o Umwelteinflüsse und andere psychische Störungen, z.B.:
Nahrungsmangel, soziale, sprachliche Deprivation und schwere
psychische Störungen (z.B.: Autistische Störung)
o Probleme während der Schwangerschaft und Geburt, z.B.:
Mangelernährung des Fötus, Frühgeburt, Sauerstoffmangel während
der Geburt, Infektionen, Traumata
o in der frühen Kindheit erworbene medizinische
Krankheitsfaktoren, z.B.: Infektionen, Traumata, Vergiftungen
o Erblichkeit z.B.: angeborene Stoffwechselstörungen (z.B.:
Phenylkettonourie bei der genetische Faktoren (Phenyl wird nicht
abgebaut) und Umweltfaktoren (Phenylalanin tritt in der Ernährung
auf)zusammenwirken und eine Vergiftung im Gehirn verursachen, da
das Phenyl nicht abgebaut werden kann und daher zu viele Synapsen
bestehen bleiben (Macroencephalie)  kann durch eine bestimmte
Diät verhindert werden, muss aber bereits ab dem 1. Lebensmonat
beachtet werden), singuläre Genveränderungen (z.B.: Tubero
Sklerose), Chromosomenabweichung (z.B.: Down Syndrom, Fragiles-xSyndrom)
Zugehörige Laborbefunde
es gibt keine Laborbefunde die eindeutig mit GB verbunden sind
Besondere kulturelle, Alters- und Geschlechtsmerkmale
 im Intelligenzverfahren sollte der ethnische oder kulturelle Hintergrund der
Testperson angemessen berücksichtigt werden  repräsentative
Normstichproben, Testleiter ist vertraut mit dem ethnischen und kulturellen
Hintergrund der TP, culture- faire- IQ –Tests (verbal überladene IQ Tests
unterschätzen den IQ leicht  Bildertests oder zumindest nonverbale
Untertests (vgl. HAWIK: Handlungsteil, RAVEN’ s Test)
 Schichtunterschiede: biologische Faktoren: kein Unterschied; psychosoziale
Faktoren: Unterschicht z.T. höhere Prävalenzen
 Geschlechtsunterschiede: Verhältnis Männlich : Weiblich: 1,5 : 1
Prävalenz: 1% (allerdings Unterschiede, je nach Definition und Ermittlungsmethode)
Verlauf
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Alter und Arte des Störungsbeginns ist von der Äthiologie und dem Schweregrad
abhängig  eine schwere GB wird gewöhnlich früher erkannt, besonders wenn sie
von einem Syndrom mit charakteristischem Phenotyp begleitet wird (z.B. das Down
Syndrom wird meist schon bei der Geburt diagnostiziert)
 eine leichtere GB mit unbekannter Ursache wird meist erst später bekannt
Differentialdiagnose



Lern- oder Kommunikationsstörung: spezifische Störung, GB ist eine
allgemeine Beeinträchtigung der intellektuellen Leistungsfähigkeit und
Anpassungsfähigkeit
Tiefgreifende Entwicklungsstörung: häufig auch komorbid mit GB; qualitative
Beeinträchtigung der sozialen Kommunikationsfähigkeit
Demenz: GB beginnt nach einem Zeitraum normalen Funktionierens;
signifikanter Abfall von einem vormals höheren Leistungsniveau
Grenzbereich der intellektuellen Leistungsfähigkeit
beschreibt einen IQ- Bereich, der über dem für GB liegt (71 bis 84); jedoch kann
aufgrund des Messfehlers GB auch im Bereich von 71 bis 75 diagnostiziert
werden (s.o.)
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