© Schulze MRSA (MRE)-Netzwerk Östliches Holstein Protokoll 27. Erfahrungsaustausch Datum 02.09.15 in der August-Bier-Klinik, Bad Malente Verteiler an alle im email-Verteiler registrierten MRSA-Netzwerk-Teilnehmer Teilnehmer siehe Teilnehmerliste Ziele des MRSA-Netzwerks: Qualitätsverbund und Schaffung von Strukturen zur langfristigen Senkung der MRSA-Rate auf ein akzeptables Niveau in der Region Schleswig-Holstein/ Ostholstein Tagesordnung 1. Vorstellung der neuen Zugangswege MRE-Netzwerk Östliches Holstein, Frau Dr. Roswitha Dittrich, Fachdienst Gesundheit 2. Neue Krinko- Empfehlung: Prävention von Harnwegskatheterinfektionen (2015) Frau Koch Hygienefachkraft LADR Dr. Kramer & Kollegen 3. 10 Punkte Programm Gröhe 4. Sonstiges/ Diskussion Erfahrungsaustausch / Netzwerktreffen 5. Fallkonferenz MRSA im Rahmen des QZ 16 – 17Uhr30 ca. 17Uhr30 – 18Uhr (kein Protokoll) Begrüßung Herr Dr. Busch und Frau Dr. Krenz-Weinreich begrüßen die Teilnehmer in der AugustBier-Klinik. TOP 1: Vorstellung der neuen Zugangswege MRE-Netzwerk Östliches Holstein, Frau Dr. Roswitha Dittrich, Fachdienst Gesundheit Frau Dr. Dittrich stellt den Zugangsweg für die Internetseite des MRE-Netzwerkes Östliches Holstein vor. mre netzwerk sh dann das Wappen von Ostholstein anklicken. Unter Hygiene und Infektionsschutz befindet sich der Punkt MRE Netzwerk unter dem zahlreiche Informationen und Vorlagen zu finden sind. Top 2: Neue Krinko- Empfehlung: Prävention von Harnwegskatheterinfektionen (2015) Frau Koch Hygienefachkraft LADR Dr. Kramer & Kollegen Im Bundesgesundheitsblatt wurde am 1. April 2015 eine neue KRINKO Empfehlung: „Prävention von Harnwegskatheterinfektionen“ publiziert. § 23 Abs. 1 Satz 3 Infektionsschutzgesetz (IfSG) verpflichtet die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO), ihre Empfehlungen aufgrund neuer infektionsepidemiologischer Erkenntnisse stetig weiterzuentwickeln. Außerdem wurden die Kategorien, mit denen die Evidenz einer Empfehlung beschrieben wird, im Jahr 2010 neu gefasst. Beide Regularien waren ein wichtiger Anlass, die bisherige Empfehlung zur Prävention Katheter-assoziierter Harnwegsinfektionen zu überarbeiten und insgesamt neu zu fassen. 1/5 Verantw. Termin Verantw. Termin MRSA- Netzwerk Frau Koch stellt die Empfehlung vor. Nosokomiale Harnwegsinfektionen sind in bis zu 90% mit einem Katheter, in 10% mit einem urologisch-endoskopischen Eingriff ursächlich assoziiert. - Jede Anlage eines Harnwegskatheters bedarf einer strengen, ärztlichen Indikationsstellung. - Die Technik beim Legen von Harnwegskathetern und bei der Katheterpflege erfordert ebenso wie die Erkennung von Katheter-assoziierten Komplikationen eine regelmäßige Schulung. - Das Legen eines Katheters erfolgt unter aseptischen Bedingungen. - Es sind nur sterile und geschlossene Harnableitungssysteme zu verwenden. - Katheter sollen so früh wie möglich entfernt werden. Besonders gefährdet sind Frauen, Säuglinge und alte Menschen sowie Immunsupprimierte Patienten. Die Gefährdung nimmt mit der Dauer eines Klinikaufenthaltes und mit der Liegedauer des Katheters zu. Präventionsstrategien bei Langzeitkatheter: - Verzicht bzw. Limitierung der transurethralen Drainage - Basishygiene - Auswahl geeigneten Materials - Aseptisches Einlegen des Katheters - Anwendung und Beibehaltung eines geschlossenen Ableitungssystems - Vermeidung von Harnstau und Rückfluss - Indizierter Wechsel von Katheter und Ableitungssystem - Vermeidung von Keimübertragungen bei Manipulationen am Katheter und am Ableitungssystem - Verzicht auf obsolete Maßnahmen (Blasentraining) Ein wichtiger Aspekt der Prävention ist die Auswahl des Kathetermaterials (Latexkatheter, silikonisierte Latexkatheter, Silikonkatheter) und die CH-Größe. Eine Infektions-Prophylaxe mit Antibiotika sollte zum Legen eines Blasenverweilkatheters oder bei liegendem Katheter nicht erfolgen. Herr Dr. Tim Berke (Urologe) nimmt zu dem Vortrag Stellung: Die neue KRINKO Empfehlung geht seiner Meinung nach total an der Realität, vor allem in Altenpflegeheimen, vorbei. Die Pflegeheime sind personell total unterbesetzt und mit Fachkräften schlecht ausgestattet. Insbesondere die dünne Personaldecke führt dazu, dass die vorgegebenen hygienischen Maßnahmen nur unzureichend umgesetzt werden können. Bei der Erarbeitung der neuen KRINKO Empfehlung war die urologische Fachgesellschaft nicht beteiligt. Dr. Berke erläutert welche schwerwiegenden Verletzungen bei der Anlage eines transurethralen Dauerkatheters z.B. durch blocken des Ballons in der Harnröhre oder in der Prostatanische entstehen können. Bei der Langzeitdrainage über mehrere Tage oder Wochen bietet der suprapubische Blasenkatheter (SBK) entscheidende Vorteile, da er die schutzbedürftige Harnröhre umgeht. Es kommt nicht zur Ausbildung einer mukopurulenten Membran, wodurch eine Keimaszension und entzündliche Komplikationen der Harnröhre (Urethritis) und der männlichen Adnexe (Prostatitis, Epididymo-Orchitis) zuverlässig vermieden werden. Harnröhrenstrikturen, die bei jedem vierten männlichen Patienten als (Spät-) Folge eines DK auftreten können, sind ausgeschlossen. Sowohl bei der transurethralen als auch suprapubischen Katheterdrainage müssen mögliche Risiken und Komplikationsmöglichkeiten bedacht werden. Transurethraler Blasenverweilkatheter (DK) Vorteile - wenige Kontraindikationen (wie zum Beispiel Harnröhrenstriktur) - durch Assistenzpersonal durchführbar - diverse klein- und großlumige Katheter stehen zur Verfügung - limitierte Verletzungsmöglichkeiten bei richtiger Technik und sachkundiger Ausführung - Möglichkeit der Dauerspülbehandlung Nachteile - Harnröhrenläsionen (Spätfolge Striktur) - postinstrumentelle Urethritis (Spätfolge Striktur) 2/5 MRSA- Netzwerk - Prostatitis, Epididymitis, Pyelonephritis, "Katheterfieber", Urosepsis - hohe Rate nosokomialer, vor allem subvesikaler Harnwegsinfektionen - Miktionsversuch und Restharnprüfung nicht möglich - stärkere subjektive Patientenbelästigung - höherer Pflegeaufwand im Rahmen der Katheterhygiene Suprapubischer Blasenfistelkatheter (SBK) Vorteile - Umgehung der Harnröhre - keine postinstrumentelle Urethritis, Prostatitis, Epididymitis - keine Harnröhrenstriktur - deutliche Reduktion nosokomialer Harnwegsinfektionen - seltener Problemkeime bei Verwendung eines geschlossenen Harnableitungssystems - Spontanmiktion sowie Restharnbestimmung möglich - Diagnostische Maßnahmen (zum Beispiel ante-/retrogrades Urethrogramm) möglich - geringerer Pflegeaufwand - geringe subjektive Patientenbelästigung Nachteile - verschiedene Kontraindikationen (suprasymphysäre Vernarbungen oder Verbrennungen Meteorismus, Darmüberblähung, Ileus, Blasentumor, Abdominaltumor mit Verdrängung der Harnblase, Markumarisierung, Makrohämaturie, Hauterkrankungen im Punktionsbereich) - Schwangerschaft - Adipositas - nicht an Assistenzpersonal delegierbar - Zusatzmaßnahmen erforderlich (gegebenenfalls Blasenauffüllung; Punktion) - wenn Komplikationen, dann vergleichsweise gravierende Frau Dr. Krenz-Weinreich schlägt vor, dass Dr. Schröder (ärzlicher Kollege von Dr. Berke) bei der KRINKO eine Eingabe aus urologischen Gesichtspunkten macht. Top 3: Dr. A. Krenz-Weinreich: 10 Punkte Programm Gröhe Im Kampf gegen multiresistente Erreger hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) einen 10-Punkte-Plan vorgelegt. Die neuen Meldepflichten sollen noch vor der Sommerpause im Bundesrat abgestimmt werden. Jeder nachgewiesene Erreger müsse künftig gemeldet werden. Frau Dr. Krenz-Weinreich stellt den 10 Punkte-Plan vor. 1. Ausbreitung multiresistenter Erreger verhindern Alle Krankenhäuser sind verpflichtet, Risikopatienten bei Aufnahme ins Krankenhaus auf multiresistente Erreger zu untersuchen und bis zum Ausschluss einer Besiedelung zu isolieren. 2. Hygienestandards in allen Einrichtungen weiter ausbauen Eine wichtige Voraussetzung der Umsetzung von Hygienestandards ist qualifiziertes ärztliches und pflegerisches Personal sowie Reinigungspersonal in ausreichender Zahl. Die Krankenhäuser werden derzeit mit einem HygieneFörderprogramm in Höhe von 365 Millionen Euro dabei unterstützt bis 2016 notwendiges Hygienepersonal einzustellen sowie Ärzte und Pflegekräfte auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene weiterzubilden. 3. Bessere Informationen zur Hygienequalität in Krankenhäusern Patienten müssen sich ein objektives Bild von der Hygienequalität im jeweiligen Krankenhaus machen können. Deshalb sollen die Krankenhäuser verpflichtet werden, ihre Qualitätsberichte durch einen Zusatzteil mit verständlichen Patienteninformationen zu den Hygienestandards im Krankenhaus zu ergänzen. Das schafft Transparenz und trägt zur Qualitätssicherung bei. 4. Meldepflichten zur Früherkennung resistenter Erreger verschärfen Damit die Gesundheitsämter wertvolle Zeit zum schnellen Handeln gewinnen, werden die Meldepflichten verschärft. Mit der Änderung der Meldepflichtverordnung müssen gefährliche resistente Erreger, wie z.B. multiresistente gram-negative Erreger (4MRGN) sowie Clostridium difficile, künftig bereits beim ersten Nachweis des Erregers gemeldet werden. 5. Verpflichtende Fortbildung des medizinischen Personals Wissensdefizite und nicht angewendetes Wissen bei der Diagnostik, bei der 3/5 Verantw. Termin MRSA- Netzwerk 6. 7. 8. 9. 10. rationalen Antibiotika-Therapie und der Vermeidung von Infektionen durch resistente Infektionserreger sind eine der Ursachen für steigende AntibiotikaResistenzraten. Die Fortbildung von medizinischem Personal ist eine wesentliche Voraussetzung für einen sachgemäßen Einsatz von Antibiotika. Versorgungsforschung zur Vermeidung nosokomialer Infektionen verbessern Um bekannte und heute noch unbekannte Erreger nosokomialer Infektionen wirksam bekämpfen zu können, muss die versorgungsnahe Forschung intensiviert werden. Über einen Zeitraum von drei Jahren sollen daher verstärkt Forschungsvorhaben zu den Themen nosokomiale Infektionen und AntibiotikaResistenzen gefördert werden. "One-Health"-Gedanken stärken: Aktualisierung der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie Die Gesundheit von Mensch und Tier ist eng miteinander verwoben. Maßnahmen im Bereich der Veterinärmedizin und Landwirtschaft haben Einfluss auf das Vorkommen resistenter Infektionserreger im humanmedizinischen Bereich und umgekehrt. Um diesen "One Health"-Gedanken weiter zu stärken, wird die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) der Bundesministerien für Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft sowie Bildung und Forschung bis Sommer 2015 aktualisiert. Ziel ist, das Auftreten von Antibiotika-Resistenzen und den Antibiotika-Verbrauch sowohl in der Human- als auch der Tiermedizin und der Landwirtschaft stärker zu überwachen und weitere Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung von Resistenzen zu unternehmen Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika ermöglichen (Pharmadialog) Durch die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen stehen immer weniger Antibiotika für die Behandlung bakterieller Infektionen zur Verfügung. Der Bedarf an neuen Wirkstoffen ist groß. Doch nur noch wenige nationale und internationale Hersteller investieren in die Entwicklung neuer Antibiotika. Deutsche globale Gesundheitspolitik zur Bekämpfung von AntibiotikaResistenzen nutzen Resistente Infektionserreger verbreiten sich weltweit und müssen weltweit bekämpft werden. Voraussetzung dafür ist, dass international das Bewusstsein für die damit einhergehenden Gefahren geschaffen wird und sich die Staatengemeinschaft verpflichtet, durch klar definierte Maßnahmen das Auftreten resistenter Erreger zu bekämpfen. In den kommenden fünf Jahren wird Deutschland Partnerländer dabei unterstützen, Nationale Strategien zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen zu entwickeln und umzusetzen. Antibiotika-Resistenzen durch Kooperation der G7 bekämpfen Deutschland hat Gesundheit zu einem der Schwerpunkte seiner G7– Präsidentschaft gemacht und wird gemeinsam mit seinen Partnern konkrete Maßnahmen beschließen, um die Bekämpfung resistenter Krankheitserreger voranzubringen. Dabei wird es auch darum gehen, Instrumente zur Entwicklung neuer Antibiotika, diagnostischer Testmethoden und alternativer Behandlungen, gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft voranzubringen. MRSA- Kooperation Verantw. Termin nächster Austausch MRSA-Netzwerk Verantw. Termin Mittwoch, 18.11.15 16 – 18 Uhr August-Bier-Klinik Themenvorschlag: anschließend: 7. MRSA- Fallkonferenz Die Veranstaltung wurde von der Ärztekammer Schleswig-Holstein mit 4 Fortbildungspunkten anerkannt. 4/5 MRSA- Netzwerk 5. Fallkonferenz Frau Dr. Bauerfeind stellt die Frage in den Raum, was ist aus den Patienten vom UKSH Kiel geworden, die vom Ausbruch mit dem Acitenobacter baumanii betroffen waren? Von der Presse wird nichts mehr berichtet. Bei den letzten Pressemeldungen wurde den umliegenden Kliniken und Rehaeinrichtungen vorgeworfen, sie würden keine Patienten aus dem UKSH übernehmen. Die Meldung ist falsch. Diverse Kliniken z.B. die AugustBier Klinik, Middelburg, Sana Klinik, Sankt Elisabeth Krankenhaus u.a. haben Patienten aus Kiel übernommen. Frau Dr. Krenz-Weinreich will noch einmal mit der Presse Kontakt aufnehmen. Eine Diskussion im Umgang mit der Presse entsteht: Wenn hygienische Mängel in einer Einrichtung auftreten sollte möglichst eine OffensivStrategie gegenüber der Presse/Öffentlichkeit durchgeführt werden Erste Vorfälle ernst nehmen verifizieren, falsifizieren Benachrichtigung der Behörden umgehend Information der Öffentlichkeit umgehend Prophylaktische ad hoc Maßnahme worst case einbeziehen das Ende bedenken Verhalten gegenüber den Opfern Empathie zeigen 5/5