Hochauflösende Spektroskopie Tobias Eisenbarth 11.12.2003 1. Einleitung 2. Linienbreite und Profile von Spektrallinien 3. Dopplerbegrenzte Absorptions- und FluoreszenzSpektroskopie 3.1 Laserinduzierte Fluoreszenz (LIF)/ Anregungsspektroskopie 3.2 Photoakustische Spektroskopie 3.3 Zweiphotonen-Ionisationsspektroskopie 3.4 Vergleich zwischen den verschiedenen Verfahren 4. Sättigungsspektroskopie 5. Dopplerfreie Zweiphotonen Spektroskopie 6. Laserspektroskopie in Molekularstrahlen 6.1 Reduktion der Dopplerbreite in kollimierten Strahlen 6.2 Adiabatische Abkühlung von Molekülen 7. optisches Kühlen durch Photonenrückstoß 8. Speicherung langsamer Atome im Lichtfeld 9. Ionenfallen 1 1. Einleitung: Spektroskopie => Beobachtung von Molekularstrukturen und Wechselwirkung der Moleküle mit ihrer Umgebung durch Absorptions- oder Emissionsspektren, die durch Wechselwirkung von elektromagnetischer Strahlung mit Materie entstehen Wofür? -Energieniveaus und damit die Molekülstrukturen lassen sich aus den Wellenlängen der entsprechenden Spektrallinien ermitteln -Übergangswahrscheinlichkeiten entsprechen den Intensitäten und geben Aufschluss über die Kopplung der Zustände -Linienbreite angeregter Moleküle gibt Informationen zur Lebensdauer Menge der Informationen hängt von spektraler Auflösung und Nachweisempfindlichkeit ab! 2 2. Linienbreite und Profile von Spektrallinien: prinzipielle Grenzen des spektralen Auflösungsvermögen und deren Ursachen allgemein ist emittierte bzw. absorbierte Strahlung nicht streng monochromatisch volle Halbwertsbreite: oder relative Halbwertsbreite || man unterscheidet in: -homogene Verbreiterung (für alle identischen Moleküle gleich) -inhomogene Verbreiterung (nicht für alle gleich) Natürliche Linienbreite: angeregte Atome seien klassische Oszillatoren: x+x+o2x=0 =Dämpfung I()=c / (()2+()2) Lorentzprofil mit natürlicher Linienbreite n = Energiebetrachtung liefert: n = Ai/2 = 1/2i identisch mit Heisenbergschen Unschärferelation Ei = h/2i => = E/h = 1/2i 3 Doppler-Verbreiterung: natürliche Linienverbreiterung meistens geringer von bewegten Molekülen (mit Geschwindigkeit v) emittierte Licht in k-Richtung ist dopplerverschoben: = o+kv mit k= 2/ und die Mittenfrequenz o Maxwellsche Geschwindikeitsverteilung im thermischen Gleichgewicht I() = I(o) exp[-c(-o)/ ovw)]2 Gaußprofil Mit Halbwertsbreite: D = |1-2| = 2 (ln2) ovw/c ~ 1/ Stoßverbreiterung von Spektrallinien: (Druckverbreiterung) Energieniveauverschiebung durch Wechselwirkung mit anderen Molekülen in Abhängigkeit der Kernabstände inelastische Stöße => Dämpfung elastische Stöße => Phasenverschiebung als Näherung für die Druckverbreiterung gilt: nAv n = Teilchenzahldichte A = Stoßquerschnitt v = mittl. therm. Geschwindigkeit 4 Flugzeitlinienbreite: bei langer Lebensdauer kann Wechselwirkung im Lichtfeld zu kurz sein Flugzeit T = d/v senkrecht zum Laserstrahl, d Breite des Strahls Halbwertsbreite: FZ ~ v/d 5 3. Dopplerbegrenzte Absorptions- und Fluoreszenzspektroskopie: bei Intensitäten, die noch nicht zur Sättigung der Besetzungsdichten führen, da hier die Relaxationsprozesse die Absorptionsrate noch kompensieren, ist der Absorptionskoeffizient unabhängig von I und man erhält das Beersche Absorptionsgesetz der linearen Absorption: I = Ioe-x allg. ist Nachweisempfindlichkeit der Anordnung definiert als die kleinste noch nachweisbare Absorption I/I = (IR-IT)/IR = ()LD/ für D < x << 1 IR = Referenzintensität; IT = transmittierte Intensität = spektrale Auflösung L = Absorptionszellenlänge für herkömmliche Spektroskopie (Hg-Lampe) gilt: I/I > 10-5 6 Vorteile des Lasers zur klassischen Absorptionsspektroskopie: - für durchstimmbare Laser fällt Monochromator weg spektrale Auflösung nicht durch Apparatur bestimmt, sondern meistens von der Dopplerverbreiterung - D => Faktor 100 für I/I - kleine Absorptionskoeffizienten meßbar, da durch Vielfachreflexion (Multireflexionszelle) L sehr groß: - Nachweisempfindlichkeit wesentlich größer als bei Einwegabsorption -absorbierte Leistung P bei Mehrfachreflexion: P()=qP()L q = Anzahl der Durchläufe q-mal größeres Signal - hohe Leistungsdichte => geringe Rauschprobleme am Detektor - schnelles durchstimmen der Laser möglich (Diodenlaser im µs-Bereich) => kurzlebige Produkte analysierbar andere Nachweismöglichkeit: Absorption innerhalb des Laserresonators - Probe wird im Resonator positioniert - große relative Intensitätsänderung bei kleinem I dicht oberhalb der Schwelle 7 3.1 Laserinduzierte Fluoreszenz (LIF) /Anregungsspektroskopie: große Nachweisempfindlichkeit, indem absorbierte Energie direkt durch emittierte Fluoreszenz gemessen wird Laserfrequenz wird selektiv auf den Übergang Ei nach Ek abgestimmt 8 Schwierigkeit: Dopplerbreite benachbarter Absorptionslinien dürfen sich nicht überlappen, sonst keine selektive Anregung (Abhilfe: kollimierte Molekularstrahlen) Fluoreszenzübergänge gehen in alle tieferen, optisch erlaubten, Niveaus von |k> nach |m> über: na = NinLikx mit Ni = Dichte im Zustand Ei nL = Laserphotonen pro Sekunde ik = Absorptionsquerschnitt pro Molekül na = absorbierte Laserphotonen pro Sekunde nFL = NkAk kna emittierte Fluoreszenzspektrum/sec Ak =m Akm Summe spontaner Übergangswahrscheinlichkeiten k = Ak/(Ak+Sk) Quantenausbeute Sk = Strahlungslose Deaktivierung Sk = 0 => nFL = na => Jedes absorbierte Laserphoton entspricht einem Fluoreszenzphoton = Teil der detektierten Fluoreszenzphotonen Ph= Quantenausbeute des Photomultiplier nPh = nakPh =NinLikxnLkPh Beispiel: PLaser = 100mW ; hPhoton = 2eV mit rel. Absorption P/P = 10-14 mit k = 1 ; Ph = 0.2 ; = 0.1 9 => nL = 81017s-1 => na = 8103s-1 => nPh = 160s-1 gemessenes Fluoreszenzspektrum (Anregungsspektrum) ist Spiegelbild des Absorptionsspektrum geeignet für Absorptionsspektren von Molekularstrahlen bei geringem Druck (~10-6 Torr, damit k 1) nicht geeignet für den Infrarotbereich (SchwingungsRotations-Niveaus), da Quantenausbeute im IR-Bereich zu gering und Detektoren zu unempfindlich Schwingungs-Rotations-Niveaus haben zu lange Lebensdauer und diffundieren bei geringem Druck aus dem Gesichtsfeld des Detektors Vorteile: - einfache Fluoreszenzspektren ermöglichen leichte Identifizierung - hohe Laserintensitäten weisen noch kleine FranckCondon-Faktoren nach - mit LIF lassen sich Besetzungsdichten in spezifischen Quantenzuständen messen 10 3.2 Photoakustische Spektroskopie: Laserfrequenz wird auf Absorptionsfrequenz abgestimmt angeregte Moleküle geben Energie durch Stöße ab, in Form von Translations-, Rotations- und Schwingungsenergie im thermischen Gleichgewicht verteilt sich Energie auf alle drei gleich erhöhte Translationsenergie erhöht den Druck periodischer Laserstrahl (<10kHz) => periodische Druckschwankungen Absorptionskoeffizient ~ absorbierten Leistung ~ Signal (Lautsprecher): Signal S = CNiPmitikR/ k mit Pmit =mittl. Laserleistung R= Empfindlichkeit des Mikro größte Störung: Laser erwärmt Zellwände => Brewster Fenster bei linear polarisiertem Licht 11 wählt man Laserfrequenz nach einer akustischen Eigenresonanz, so erhält man weitere Verstärkung geeignet für den IR-Bereich bei höherer Molekülkonzentration, da so mehr Energie durch Stöße abgegeben wird und nicht durch Fluoreszenz => Schwingungs-Rotations-Banden stimmt man Laserwellenlänge über die Dissoziationsgrenze hinweg durch, so fällt akustische Signal ab, da Energie in potentielle Energie umgewandelt wurde Vorteil: kein Untergrund, da zum akustischem Signal wirklich nur die absorbierte Leistung beiträgt 12 3.3 Zweiphotonen Ionisationsspektroskopie: Laser L1 regt von Ei nach Ek an, Laser L2 photoionisiert Ek und der Photomultiplier detektiert die Ionen Ionenrate (Ionen/cm3s) SI = NknL2kI SI = Ni [nL1ik / (1+Ak /nL2kI)] Beispiel: um jedes 2. Photon nachzuweisen muss gelten: SI = nL1ik/2 => Ak = nL2kI experimentelle Werte: kI = 10-17cm2 ; =10-8s somit muss nL2 = 1025 cm-1s-1 - mit gepulsten Lasern leicht realisierbar - mit cw-Lasern Fokussierung nötig 13 Problem: Moleküle fliegen für vtherm = 500m/s, spontaner Lebensdauer =10ns, Strecken s=m bis sie in niedrigere, meistens von Ei verschiedene Niveaus relaxieren, somit für L1 verloren L1 auf L2 fokussieren, aber I1 < I2 ,da ik >> kI und beide Fokusse müssen innerhalb von < 10m sein sehr hohe Nachweisempfindlichkeit erreicht man, wenn Ak << nL2kI => jedes absorbierte Photon nachweisbar Geeignet zur Untersuchung von Rydbergzuständen bis N=300 hier werden Rydbergniveaus angeregt, welche durch Elektronenstoß ionisiert werden 14 3.4 Vergleich zwischen den verschiedenen Verfahren: Zweiphotonen-Ionisation: - im sichtbaren Bereich (elektr. angeregte Zustände von Molekülen) stellt dies die empfindlichste Methode dar - im IR-Bereich (Schwingungs-Rotations-Niveaus) wird Quantenausbeute geringer - Auflösung ist meist dopplerbegrenzt Photoakustische Methode: - geeignet für kleine Konzentrationen der zu analysierenden Probe bei höherem Druck in Gasen - optimal für den IR-Bereich mit großer Stoßdeaktivierung (geringe Quantenausbeute) - kein Untergrund - Auflösung meist begrenzt durch Druckverbreiterung LIF (Laserinduzierte Fluoreszenz): - obige Methoden liefern im wesentlichen Informationen über die angeregten Energieniveaus, wobei der Grundzustand nur bis zum thermisch besetzten Niveau „abgetastet“ wird - durch selektive Anregung können hier auch höhere Schwingungs-Rotations-Niveaus im elektr. Grundzustand bestimmt werden 15 4. Sättigungsspektroskopie (Sub-Doppler): aufgrund hoher Laserintensitäten tritt Sättigung des angeregten Zustandes ein und die absorbierte Leistung hängt in nicht linearer Weise von der Intensität ab nichtlineare Absorption wichtig ist hier eine inhomogene Linienverbreiterung (Doppler), da hier spektral selektive Sättigung auftritt: eintretende Sättigung macht man sich zu nutze, um mit den daraus erzeugten Lamb-Dips die Dopplerverbreiterung zu überwinden monochromatische Welle mit ungleich 0 läuft in axialer Richtung, so daß aus der Dopplerverschiebung folgt: = o(1+kvz) => vzvz = (-oz)/k 16 für die angeregten Moleküle sinkt Ni(vz) und Nk(vz) steigt Loch der Breite vz = n/k in die Besetzungsverteilung „gebrannt“ Laserstrahl wird an einem Spiegel reflektiert, so folgt: = o(1-kvz) => vzvz = -(-oz)/k 2. Loch für fallen beide Löcher zusammen größere Besetzungsdifferenz Gesamtabsorption kleiner (Lamp-Dip) teilt man den Laserstrahl in zwei Teilstrahlen: - stärkere Pumpstrahl erzeugt Sättigung - schwächerer, entgegenlaufender Abfragestrahl hat Minima der Absorption aufgrund der selektiven Sättigung 17 - durch periodische Unterbrechung des Pumplasers kann man Differenz des transmittierten Abfragestrahls mit und ohne Sättigung messen 18