Publik - Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT)

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Beitrittserklärung
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
Einzelperson (Mitgliedsbeitrag 15,00 E pro Jahr)
Firmen (Mitgliedsbeitrag 300,00 E pro Jahr)
Name/Firma:
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
bei Einzelpersonen Geburtsdatum:
www.karzinoid.info
www.neuroendokrine-tumoren.de
Straße, Hs.-Nr.:
Publik:
PLZ, Ort:
Telefon:
Einladung zum
3. Überregionalen NeT-Tag
vom 24. bis 26. November
in Mainz
Beitrittsdatum:
Den Mitgliedsbeitrag entrichte(n) ich/wir
jährlich per Einzugsermächtigung
Kto.-Nr.:
BLZ:
Neues Forum auf unserer Homepage:
www.karzinoid.info/forum.htm
Geldinstitut:
3 neue Regionalgruppen
des Netzwerk NeT wurden gegründet!
Datum:
Unterschrift:
NET-Pioniere:
Bitte senden Sie mir/uns folgende Broschüren zum Thema:
Karzinoid – Diagnose und Therapie
Die multiple endokrine Neoplasie Typ 1 (MEN 1)
GEP-Tumoren (Hormonproduzierende Tumoren des
Magen-Darm-Traktes und der Bauchspeicheldrüse)
nd
wa
re
r Ih
Fü
n
Pin
Wer hat die Karzinoide entdeckt?
Diagnostik & Therapie:
Molekulare Diagnostik von
neuroendokrinen Tumoren
Kapselendoskopie und
Doppelballon-Enteroskopie
Chirurgische Therapie unter
besonderer Berücksichtigung
des Debulking
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
Waldstraße 34
91054 Erlangen
Tel. 09131/ 81 50 46, Fax 09131/ 81 50 47
E-Mail: [email protected]
Homepage:www.karzinoid.info
www.neuroendokrine-tumoren.de
Bankverbindung:
Raiffeisen-Volksbank Erlangen eG
Konto-Nr. 69 949
BLZ: 763 600 33
NET-Zentren stellen sich vor:
NET-Zentrum
in der Zentralklinik Bad Berka
NET-Zentrum
im Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin
8-06
11
NET-Pioniere
Wer hat die Karzinoide entdeckt?
12
Diagnostik
Molekulare Diagnostik von neuroendokrinen Tumoren –
ein erster Schritt auf dem Weg zu einer individuellen
molekularen Therapie?
14
Neue Verfahren zur Diagnostik von Karzinoiden des
Dünndarms:
Kapselendoskopie und Doppelballon-Enteroskopie
4
18
Redaktionsschluss für Ausgabe 9/2007
ist der 15. Januar 2007
Behandlungsmöglichkeiten
Chirurgische Therapie neuroendokriner Tumoren
unter besonderer Berücksichtigung des Debulking
21
NET-Zentren stellen sich vor
NET-Zentrum in der Zentralklinik Bad Berka
24
NET-Zentrum im Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin
28
12
Impressum:
GLANDULA NeT ist die Mitgliederzeitschrift der bundesweiten Selbsthilfe-Organisation „Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.“, Sitz
Erlangen. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich. Internet-Adresse: http://www.karzinoid.info oder http://www.neuroendokrine-tumoren.de
Redaktion: Brigitte Söllner, Lärchenweg 10, 91058 Erlangen ([email protected])
Fotos: privat
Layout und Gestaltung: Klaus Dursch, Fürth
Aktuelles aus der Somatostatin-Rezeptorforschung:
Ist eine gezieltere Biotherapie mit neueren Analoga
von humanem Somatostatin möglich?
31
Neue potenzielle Therapieansätze aus der
Molekularbiologie der Tumoren
34
Tel. 09131/815046, Fax 09131/815047, E-Mail: [email protected]
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt, Nachdruck nur mit Genehmigung und Quellenangabe.
Jede beruflich (gewerblich) genutzte Fotokopie verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG Wort, 80336 München, Goethestraße 49. Keine
Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Redaktion
und Herausgeber wieder.
Dank Interferon-Therapie bin ich mit meinem Befinden
rundum zufrieden
38
Wichtiger Hinweis: Medizin und Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Autoren, Herausgeber und Redaktion verwenden größ­tmögliche Sorgfalt, daß vor allem die Angaben zu Behandlung und medikamentöser Therapie dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine
Gewähr für die Richtigkeit der Angaben ist jedoch ausdrücklich ausgeschlossen. Jeder Benutzer muss im Zuge seiner Sorgfaltspflicht die Angaben
anhand der Beipackzettel verwendeter Präparate und ggf. auch durch Hinzuziehung eines Spezialisten überprüfen und ggf. korrigieren. Jede
Medikamentenangabe und/oder Dosierung erfolgt ausschließlich auf Gefahr des Anwenders.
Druck: Druckerei Raum, Oberasbach
Redaktionsanschrift: Redaktion GLANDULA NeT, Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V., Waldstraße 34, 91054 Erlangen,
14
Erfahrungsberichte
40
Heute weiß ich, dass ich trotz Karzinoid allen Grund
zur Dankbarkeit habe
43
frankieren
Herausgeber: Prof. Dr. med. Johannes Hensen, Medizinische Klinik, Klinikum Hannover Nordstadt, Hannover,
E-Mail: [email protected]
Aus der Forschung
Mit Mobilität und Motivation den neuroendokrinen Tumor besiegen
ausreichend
Liebe Leserinnen und Leser,
damit wir Ihren Brief oder Beitrag in der nächsten Glandula NeT
abdrucken können, beachten Sie bitte:
Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des wissenschaftlichen Beirats des Netzwerks oder der Redaktion
wieder.
18
Die Herausgabe der Glandula NeT wird gesponsert von
Notizen:
91054 Erlangen
Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V.:
Hilfe für das Leben nach Bauchspeicheldrüsen-OP
2
Netzwerk
Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
Waldstraße 34
8
Telefon-Nr.
Information einer bei der TK versicherten Patientin:
Kostenübernahme der Radionuklidtherapie
im Universitätsspital Basel
PLZ, Ort
4
Straße, Hs.-Nr.
1. Treffen der Regionalgruppenleiter des Netzwerk NeT
vom 29.09.–01.10.2006 in Behringersmühle:
Unser Ziel: Weitere Maschen im Netzwerk knüpfen
Neben unserer Homepage
www.karzinoid.info bzw. www.
neuroendokrine-tumoren.de
empfehlen wir Ihnen auch die
Seite www.netumoradvisor.org,
auf der Sie viele Hintergrundinformationen zu Karzinoiden,
endokrinen Pankreastumoren
sowie MEN 1 und 2 finden. Die
Originalseite ist auf Englisch,
kann aber in einer deutschen
Version aufgerufen werden.
Name, Vorname
2
Internetseiten für
NeT-Patienten
Absender:
Einladung zum 3. Überregionalen Neuroendokrinen
Tumor-Tag vom 24. bis 26. November 2006 in Mainz
Unserem wissenschaftlichen Beirat gehören zahlreiche
Experten aus verschiedenen Fachdisziplinen an:
• Prof. Dr. Arnold, München (Internist/Gastroenterologie)
• PD Dr. Auernhammer, München (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Becker, Göttingen (Nuklearmedizin)
• PD Dr. Breidert, Baden-Baden (Internist)
• Prof. Dr. Goretzki, Neuss (Chirurg)
• Prof. Dr. Hensen, Hannover (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Knapp, Hannover (Nuklearmedizin)
• Prof. Dr. Mann, Essen (Internist/Endokrinologie)
• Frau PD Dr. Pavel, Erlangen (Internistin/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Ramadori, Göttingen (Internist/Gastroenterologie)
• Prof. Dr. Rothmund, Marburg (Chirurg)
• PD Dr. Schaaf, München (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Scherübl, Berlin (Internist/Gastroenterologie/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Schmoll, Halle (Chirurg)
• Prof. Dr. Weber, Mainz (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Wiedenmann, Berlin (Internist/Gastroenterologie)
Rückantwort
Publik
Wissenschaftlicher Beirat des Netzwerks NeT e.V.
Bitte
Aus dem Inhalt
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
von unseren Mitgliedern kommen regelmäßig Fragen
zur Kostenerstattung der innovativen Methoden, die
wir in der Glandula NeT vorstellen. Die Krankenversicherung übernimmt die Kosten, wenn der Nachweis
von Wirksamkeit, Nutzen und medizinischer Notwendigkeit von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden und Arzneimitteln erbracht worden ist. Dies ist bei neuen Methoden,
die als Innovationen auf den Markt gebracht werden, nicht immer gegeben.
Manchmal werden Hoffnungen auf Heilung bisher nicht heilbarer Krankheiten
geweckt und zugleich Gewinnaussichten beflügelt. Ein wissenschaftlicher Nutzennachweis für Heilung, Verhütung von Verschlimmerung oder Linderung ist
schwer zu erbringen, erfordert er doch einen erheblichen methodischen Aufwand mit teuren Studien und ist nur mit zeitlicher Verzögerung zu führen.
Für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren kann sich diese Frage nach dem
Wirksamkeitsnachweis zuweilen zuspitzen, dann nämlich, wenn eine sich als
wirksam erweisende Methode für den Betroffenen zu spät in das medizinische
Versorgungssystem aufgenommen wird.
Auf der anderen Seite können nicht nützliche Behandlungsmethoden gesundheitliche Schäden verursachen, die Suche nach wirklich wirksamen Methoden
einschränken und das medizinische Versorgungssystem durch unnötige Kosten belasten.
In diesem Dilemma stehen der Patient, seine Krankenversicherung und der
behandelnde Arzt. Es gibt aber bestimmte Regeln, die vom Bundessozialgericht und Bundesverfassungsgericht definiert worden sind. Für die individuelle
Kostenerstattung bei einer neuen Methode, z.B. im Rahmen eines individuellen Heilversuchs, kommt es z.B. darauf an, dass einerseits die bisherigen
Standardtherapieverfahren nicht mehr ausreichend wirksam sind, andererseits,
dass die neue Methode in der medizinischen Fachdiskussion eine breite Resonanz gefunden hat und von einer erheblichen Zahl von Ärzten oder Zentren
angewandt wird. Die Krankenversicherung nimmt zumeist in Abhängigkeit von
der Schwere der Erkrankung, bei therapeutischer Alternativlosigkeit und Begründetheit der therapeutischen Alternative eine Kostenerstattung vor. Wenn
nicht, gibt es die Möglichkeit des Einspruchs und der Klage.
Das Titelbild stammt von
der Erlanger Aquarellmalerin
Monika Schlenk, die mit ihren
Kunstwerken einen Beitrag
zur heilenden Wirkung einer
harmonischen Umwelt leisten
möchte
Für den Betroffenen sind die Innovationen nicht immer leicht zu bewerten.
Vieles hört sich gut an, muss es aber nicht sein oder ist es nicht. Deshalb
brauchen Patienten ein Zentrum und einen ärztlichen Lotsen, der sowohl die
anerkannten Standardverfahren als auch die innovativen therapeutischen Angebote kennt und Diagnostik und Therapie individuell koordiniert. In der Regel
gibt es dann auch die geringsten Probleme mit einer Kostenerstattung.
Ihr
Prof. Dr. med. Johannes Hensen
Publik
Einladung zum 3. Überregionalen Neuroendokrinen Tumor-Tag
vom 24. bis 26. November 2006 in Mainz
Liebe Leserinnen
und Leser,
nach dem erfolgreichen 2. Informationstag in Nürnberg im November
2005 möchten wir Sie in diesem
Jahr ganz herzlich zum 3. Überregionalen Neuroendokrinen Tumor-Tag
nach Mainz einladen.
Auch in diesem Jahr wollen wir das
bewährte Format der Veranstaltung
beibehalten und Ihnen neben einem
Überblick über etablierte diagnostische und therapeutische Verfahren
neue und alternative Therapiemöglichkeiten durch ausgewiesene Experten vorstellen. Weitere Schwerpunkte werden vererbbare Formen
endokriner und neuroendokriner Tumoren sowie innovative chirurgische
und interventionelle Behandlungsformen sein. Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem nebenstehenden
Programm.
Im Rahmen einer allgemeinen Diskussionsrunde und in speziellen
Workshops stehen ausreichend Zeit
und Gelegenheit für die Diskussion
Ihrer Fragen mit den Experten zur
Verfügung. Darüber hinaus wird es
auch diesmal wieder viele Möglichkeiten für den Erfahrungsaustausch
von Betroffenen und Angehörigen
untereinander geben.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Prof. Dr. med. M. M. Weber
Dr. med. C. Fottner
Schwerpunkt Endokrinologie und
Stoffwechselerkrankungen,
I. Medizinische Klinik und Poliklinik,
Klinikum der Johannes GutenbergUniversität Mainz
PROGRAMM
Freitag, den 24. November 2006 (nur für Netzwerk-Mitglieder)
Individuelle Anreise
18:00 – 19:30 Mitgliederversammlung
Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
19:30
Gemeinsames Abendessen
Samstag, den 25. November 2006
09:00 – 09:15 Begrüßung
Prof. Dr. med. M. M. Weber,
Prof. Dr. med. J. Hensen
09:15 – 09:45 Überblick und Einteilung neuroendokriner
Tumoren
Prof. Dr. med. M. M. Weber
9:45 – 10:15
Neue Methoden in der Diagnostik
neuroendokriner Tumoren
PD Dr. med. D. Hörsch
10:15 – 10:45 Neue und bewährte medikamentöse
Therapieansätze
PD Dr. med. M. Pavel
10:45 – 11:15 Kaffeepause
11:15 – 11:45
Behandlungsmöglichkeiten bei isoliertem
Leberbefall – lokal ablative Therapieverfahren,
Operation, Transplantation
PD Dr. med. C. Auernhammer
11:45 – 12:15 Indikationen, Planung und Durchführung der
Radiopeptidtherapie mit Y90-DOTATOC
Dr. med. A. Helisch
12:15 – 12:45 Mögliche Indikationen für die Strahlentherapie
Prof. Dr. med. M. Schmidberger
Tagungsort:
Hotel Dorint-Novotel Mainz, Augustusstraße 6
Auskunft:
Weitere Informationen erteilt unsere Geschäftsstelle
in Erlangen (Tel. 09131/815046).
Publik
Samstag, den 25. November 2006
13:00 – 14:30 Gemeinsames Mittagessen
14:30 – 15:00
Chirurgische Therapieoptionen unter
besonderer Berücksichtigung
minimal-invasiver Techniken
Prof. Dr. med. T. J. Musholt
15:00 – 15:45 Expertenrunde: „Fragen und Antworten“
Alle Referenten
15:45 – 16:15 Kaffeepause
16:15 – 17:45 Parallelveranstaltungen
Workshop 1:
Therapeutische Konzepte unter
Berücksichtigung alternativer und
unterstützender Behandlungsmethoden
Prof. Dr. med. J. Hensen
Workshop 2:
Besonderheiten bei familiären endokrinen und
neuroendokrinen Tumorerkrankungen
(MEN 1, MEN 2, SDHD-/B-/C, VHL)
Dr. med. C. Fottner
Workshop 3:
Krankheitsbewältigung
Dr. med. J. E. Hensen
Workshop 4:
Individuelle operative Therapiestrategien bei
neuroendokrinen Tumoren
Prof. Dr. med. T. J. Musholt
Sonntag, den 26. November 2006
10:00 – 12:00 Erfahrungsaustausch unter Patienten
Anmeldung:
Bitte melden Sie sich bis 11.11.2006 für die Veranstaltung an. Ein Anmeldeformular können Sie bei unserer Geschäftsstelle anfordern.
Nach dem Anmeldeschluss können Sie sich telefonisch erkundigen, ob
noch Plätze frei sind.
So erreichen Sie
die NetzwerkGeschäftsstelle
in Erlangen
Sie haben Fragen zur Mitgliedschaft oder zu Veranstaltungen?
Sie suchen einen Ansprechpartner, mit dem Sie sich über Ihre
Erkrankung austauschen können? Sie benötigen eine Broschüre über Ihre Erkrankung?
Oder Sie haben eine wichtige
Information, die Sie – z.B. über
die Glandula NeT – auch den
anderen Mitgliedern zukommen
lassen wollen?
Dann wenden Sie sich einfach
an unsere Geschäftsstelle in Erlangen. Dort helfen Ihnen Frau
Hummel und Frau Jalowski gerne weiter.
Das Netzwerk-Büro ist
besetzt:
• Montag bis Freitag von 8.30 bis 11.45 Uhr
• Dienstag und Donnerstag von 13.00 bis 16.30 Uhr.
In dieser Zeit sind wir für Sie
da unter der Telefonnummer:
09131/81 50 46.
Wenn Sie uns außerhalb der
Bürozeiten anrufen, können Sie
uns eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Wir
rufen Sie dann gerne zurück.
Sie können uns aber auch ein
Fax oder eine E-Mail senden:
• Fax: 09131/81 50 47
• E-Mail: netzwerk@glandula-
online.de
Unsere Postanschrift lautet:
Netzwerk Neuroendokrine
Tumoren (NeT) e.V.
Waldstraße 34
91054 Erlangen
Publik
1. Treffen der Regionalgruppenleiter des Netzwerk NeT e.V.
vom 29.09.– 01.10.2006 in Behringersmühle
Unser Ziel: Weitere Maschen im Netzwerk knüpfen
Nach einem überaus erfolgreichen
Jahr, in dem wir den Bekanntheitsgrad des Netzwerk NeT und als Folge davon auch unsere Mitgliederzahl deutlich erhöhen konnten, galt
es Bilanz zu ziehen und die weiteren
Ziele unseres Vereins abzustecken.
Daher trafen sich die Vorstandsmitglieder und die Regionalgruppenlei-
se positive Entwicklung ist sehr erfreulich, zeigt sie doch, dass unsere
Aktivitäten – z. B. der 2. Überregionale NeT-Tag mit hochkarätigen Referenten, unser Informationsstand
auf allen wichtigen Kongressen
(siehe Kasten auf S. 5), die Glandula NeT, unsere Homepage und
die Broschüren – gut angenommen
Ärzten und anderem medizinischem
Fachpersonal sowohl bundesweit
als auch regional gefördert werden.“
Dieses Ziel lässt sich erfahrungsgemäß am besten dadurch erreichen, dass sich Patienten regional
zu Gruppen zusammenschließen,
die sich regelmäßig treffen und von
einem Arzt unterstützt und begleitet
werden, wie es bereits in Erlangen
und München der Fall ist. An den
Treffen der Regionalgruppen in Erlangen (dreimal jährlich) und München (zweimal jährlich) nehmen
jeweils 15–35 Personen teil, wobei
in der Regel der betreuende Endokrinologe (in Erlangen Frau PD
Dr. Pavel, in München Herr PD Dr.
Auernhammer) für Fragen zur Verfügung steht, aber auch Referenten
eingeladen werden, die über spezielle Themen berichten.
Netzwerk NeT als
Dachverband für lokal aktive
Regionalgruppen
Vorstand, Regionalgruppenleiter und die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle trafen
sich zu einem Gedankenaustausch.
ter des Netzwerk NeT Ende September in der Fränkischen Schweiz
zu einem Gedankenaustausch. Die
wichtigsten Ergebnisse haben wir
für Sie zusammengefasst.
Wo stehen wir, was wollen wir
erreichen?
Seit seiner Gründung vor einem
Jahr hat sich die Mitgliederzahl des
Netzwerk NeT auf 199 erhöht. Die
werden. Diese Erfolge spornen aber
auch dazu an, den Verein für interessierte Betroffene noch attraktiver
zu machen.
Wichtigstes – und in der Satzung
auch an erster Stelle genanntes
– Ziel des Vereins ist es, „Hilfe zur
Selbsthilfe für Patienten mit neuroendokrinen Tumoren zu ermöglichen. Dabei sollen der Erfahrungsaustausch unter den Betroffenen
und der Kontakt von Betroffenen,
Um möglichst vielen Betroffenen
vor Ort Rat und Hilfe zu geben,
sollte daher ein Netz von Regionalgruppen aufgebaut werden. Vorteil
dieser Organisationsstruktur ist,
dass die bürokratisch aufwendige
Gründung und Bewirtschaftung
eines eigenen regionalen Vereins
entfallen, weil alle Regionalgruppen
im Netzwerk NeT als Dachverband
zusammengeschlossen sind. Der
Dachverband schafft die Voraussetzungen für die effektive und finanziell weitgehend abgesicherte Arbeit
in den Regionalgruppen, so dass
sich diese auf die Selbsthilfearbeit
vor Ort konzentrieren können.
Publik
Alle an einem Tisch (v. l. n. r.): Herr Schmid, Herr Zach, Herr Nockemann, Herr Schäfer, Herr Allmendinger, Herr Oehme,
Frau Oehme, Frau Hummel, Frau Schäfer, Frau Jalowski.
Die Arbeit in den Regionalgruppen
und die Unterstützung durch sowie
die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk NeT sind im RegionalgruppenBeschluss geregelt, den Interessierte im Netzwerk-Büro anfordern
können.
In Absatz 1 werden die Voraussetzungen für die Gründung einer
Regionalgruppe genannt: „Regionalgruppen werden auf formlosen
Antrag an den Vorstand des Netzwerks eingerichtet, sofern mindestens zwei Betroffene und ein Arzt
vor Ort aktiv werden und eine Anerkennung durch den Vorstand des
Netzwerks erfolgt ist.“
Drei neue Regionalgruppen
gegründet
Auf dem Treffen in Behringersmühle
stellten drei Mitglieder den Antrag
auf Bildung einer Regionalgruppe:
• Herr Nockemann für die RG
Rhein-Main (Mainz)
• Herr Schmid für die RG Lübeck
• Herr Zach für die RG Bayrischer
Wald (Regensburg)
Die Anträge wurden einstimmig vom
Vorstand angenommen. Wie Sie mit
den neuen Regionalgruppenleitern
Kontakt aufnehmen können, erfahren Sie auf Seite 6 und 7 in dieser
Glandula NeT.
Darüber hinaus ist auch eine Regionalgruppe in Bad Berka im Aufbau,
für die sich Herr PD. Dr. Hörsch
als Ansprechpartner zur Verfügung
gestellt hat (siehe Seite 7). Für den
Raum Stuttgart ist ebenfalls eine
Regionalgruppe geplant. Wenn Sie
Interesse an der Teilnahme dort haben, melden Sie sich bitte im Netzwerk-Büro.
Wir freuen uns sehr über die neuen
„Maschen“ in unserem Netzwerk
und wünschen den Regionalgruppen viel Erfolg bei der gemeinsamen Arbeit.
Brigitte Söllner,
Redaktion Glandula NeT
Frau Schäfer war mit dem Infostand des
Netzwerk NeT wieder auf einer Reihe
von Ärzte-Kongressen vertreten: auf
dem Internistenkongress in Wiesbaden,
auf dem NET-Symposium in Bonn und
auf der Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Verdauungs- und
Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in
Hannover. Wie wichtig die Präsenz auf
diesen Veranstaltungen ist, zeigt sich
daran, dass viele Ärzte sehr dankbar für
Informationen über unsere Erkrankung
sind – auch zur Weitergabe an ihre
Patienten.
Publik
Regionalgruppe Lübeck gegründet!
Am 17.08.2006 wurde in der Chirurgischen
Poliklinik der UKSH Lübeck eine neue Regio­
nalgruppe des Netzwerk NeT e.V. ins Leben
gerufen. Teilnehmer der Gründungssitzung
waren Frau Dr. Nehara Begum, Frau Gisela Spiekermann, Herr Dr. Klopsch und Herr
Johannes Schmid. Frau Dr. Nehara Begum
wurde als Gesprächsführerin und Protokollantin gewählt. Als Ansprechpartner und Leiter
der Regionalgruppe Lübeck stellen sich Herr
Schmid, Frau Spiekermann und Dr. Klopsch
gemeinschaftlich zur Verfügung. Mit der Gründung der Regionalgruppe möchten wir die Johannes Schmid
Zusammenarbeit zwischen den Patienten und
der Uniklinik fördern und Anregungen zur Verbesserung der Patientenversorgung geben. Der Kontakt zum Netzwerk NeT e.V. in Erlangen wurde
auf dem Treffen der Regionalgruppenleiter in Behringersmühle vom 29.9.
bis 1.10.06 vertieft, an dem Herr Schmid die Regionalgruppe Lübeck zum
ersten Mal vertreten hat.
Frau Spiekermann übernahm die Aufgabe,
sich um einen Raum zu kümmern, damit
möglichst bald regelmäßige Treffen der Regio­
nalgruppe stattfinden können. Gewünscht
wird ein Arzt-Patienten-Seminar, das voraussichtlich im ersten Quartal 2007 stattfinden
soll. Die Teilnahme von Frau Dr. Begum oder
anderen ärztlichen Beteiligten erfolgt jeweils
auf Nachfrage der Gruppe. Das nächste
Treffen der Regionalgruppenleitung soll im
Oktober oder aber Ende November nach
dem 1. Norddeutschen NET-Symposium am
15.11.06 in Lübeck stattfinden.
Gisela Spiekermann
Alle Patienten der Klinik für Chirurgie sollen
schriftlich über die Neugründung der Regionalgruppe informiert werden. Über die Sondersprechstunde für Patienten
mit neuroendokrinen Tumoren der Klinik für Chirurgie erhalten interessierte
Patienten die aktuelle Ausgabe der Glandula
NeT sowie weiteres Informa­tionsmaterial des
Netzwerk NeT.
Wenn Sie in der Regionalgruppe mitarbeiten
möchten, wenden Sie sich bitte an Frau Dr.
Nehara Begum. Sie ist telefonisch erreichbar
über die Pforte der Chirurgischen Poliklinik:
0451/5000.
Johannes Schmid,
Lübeck
Wer hat Interesse an
einer Regionalgruppe
im Raum Regensburg?
Bernhard Zach
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Netzwerk NeT versucht, möglichst flächendeckend Regionalgruppen zu bilden. Da es bisher in
Bayern nur Regionalgruppen in Erlangen und München gibt, halte ich
es für sinnvoll, auch im Bayrischen
Wald eine Gruppe zu gründen.
Treffpunkt für diese Gruppe könnte
dann evtl. Regensburg sein.
Melden Sie sich bitte unter der
Telefonnummer 09941 / 94 98 43
oder schicken Sie eine E-Mail an
[email protected], falls Sie Interesse an einer solchen Gruppe oder
auch nur an einzelnen Treffen haben.
Ich bin selbst von dieser seltenen
Krankheit betroffen und kann schon
auf 20 Jahre mit verschiedenen
Therapien zurückblicken. Manches
hätte bei mir besser laufen können,
wenn ich die Informationen von heute gehabt hätte. Gerade für diese
Krankheit ist es wichtig, einen kompetenten Ansprechpartner zu finden.
Daher sollten die Gruppentreffen, wie
im Netzwerk üblich, in Begleitung
eines Arztes durchgeführt werden.
Ich freue mich darauf, von Ihnen zu
hören!
Bernhard Zach, Bad Kötzting
Publik
Ansprechpartner der
Regionalgruppe Rhein-Main
Aufruf zur Gründung einer
Regionalgruppe „Thüringen“
Auch im Rhein-Main-Gebiet
formiert sich eine Regionalgruppe des Netzwerk NeT. Als
Ansprechpartner seitens der
Patienten hat sich Herr HeinzGünter Nockemann aus Mainz
zur Verfügung gestellt. Wenn
Sie an einer regelmäßigen Mit- Heinz-Günter
arbeit in der Regionalgruppe Nockemann
interessiert sind, aber auch
wenn Sie erst einmal „reinschnuppern“ wollen, können Sie sich mit Herrn Nockemann in Verbindung
setzen. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer
06131/51767.
Das Zentrum für Neuroendokrine Tumoren Bad
Berka bietet interessierten Patienten oder Patientengruppen die Betreuung einer Regionalgruppe
Thüringen des Netzwerk NET e.V. an. Damit soll
den Betroffenen und ihren Angehörigen zum einen eine Plattform für den Austausch und zum
anderen die Möglichkeit geboten werden, sich
durch strukturierte Fortbildungen über neue Entwicklungen auf dem Gebiet der neuroendokrinen
Tumoren zu informieren. Ein erster Gedankenaustausch kann während des 3. Überregionalen
Neuroendokrinen Tumor-Tags vom 24.11. bis
26.11.2006 in Mainz stattfinden.
Die Gruppe wird von Herrn Prof. Dr. med. Mathias
M. Weber und Herrn Dr. med. Christian Fottner vom
Schwerpunkt Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen im Klinikum der Johannes GutenbergUniversität Mainz begleitet und unterstützt. Bei Fragen zur Regionalgruppe sind sie erreichbar unter:
Tel. 06131/17-7260,
E-Mail: [email protected].
Ein erstes Treffen aller an der Regionalgruppe
Rhein-Main Interessierten ist während des 3. Überregionalen Neuroendokrinen Tumor-Tags geplant,
der vom 24. bis 26.11.06 in Mainz stattfindet.
Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte
Herrn Priv.-Doz. Dr. Hörsch, der sich freundlicherweise als Ansprechpartner zur Verfügung
gestellt hat:
PD Dr. med. Dieter Hörsch
Leiter der Klinik für Innere Medizin –
Gastroenterologie, Onkologie, Endokrinologie
Zentralklinik Bad Berka GmbH
Robert-Koch-Allee 9, 99437 Bad Berka
Tel. 036458/52601
E-Mail: [email protected]
Liebe Mitglieder,
auf unserer Homepage www.karzinoid.info gibt es ein neues, anmeldepflichtiges Forum unter www.
karzinoid.info/forum.htm
Das Forum ist nicht moderiert,
sondern gibt Informationen von
Betroffenen an Betroffene weiter.
Wenn Sie das Forum als „Gast“
anschauen, können Sie die geschriebenen Beiträge nur lesen.
Um selbst Beiträge schreiben zu
können, müssen Sie sich einmalig
registrieren. Das Registrieren können Sie selbst vornehmen und da-
bei ein nur Ihnen bekanntes Passwort vergeben. Wenn Sie dabei
Hilfe benötigen, wenden Sie sich
bitte an den Administrator des
Forums unter der E-Mail-Adresse
[email protected].
Wir wünschen Ihnen eine hilfreiche Diskussion in den neuen
Foren!
Ihr Netzwerk-Team
und Ihr Administrator
Publik
Information einer bei der TK versicherten Patientin
Kostenübernahme der Radionuklidtherapie im Universitätsspital Basel
Nach Diagnose meines neuroendokrinen Tumors, der leider auch
schon Lebermetastasen gebildet
hatte, war auch bekannt, dass er
Somatostatin-Rezeptoren-positiv
ist. Dieser letzte Umstand machte
es wahrscheinlich, dass eine Radio­
nuklidtherapie sich günstig auf die
schnell wachsenden Lebermetastasen auswirken würde. Ich wollte
diese Therapie gerne in Basel machen lassen, weil Basel die längste
Erfahrung hat, aber vor allem, weil
dort ein Krankenhausaufenthalt
von nur 2 Tagen notwendig ist. Die­
se Therapie wird dort in der Regel
2-mal im Abstand von 8 Wochen
durchgeführt. Weil ich eine regelrechte Krankenhausphobie habe,
die nichts mit schlechten Erfahrungen zu tun hat, war der kurze
Krankenhausaufenthalt für mich ein
sehr wichtiger Gesichtspunkt.
Da ich bei der Techniker Krankenkasse versichert bin, benötigte ich
von der Kasse das Abrechnungsformular E112, das die Kosten­
übernahme sicherstellt. Da „mein“
Antrag innerhalb der TK 3 Wochen
brauchte, um an die richtige Stelle
zu gelangen, und dann noch einmal 2 1/2 Monate, um bearbeitet zu
werden, möchte ich hier für alle TKVersicherten die richtige Ansprechstelle nennen. Die Wartezeit in Basel
betrug nach Anmeldung übrigens
ca. 2 Monate.
Techniker Krankenkasse
Servicezentrum Krankenhaus
Postfach 201353
41213 Mönchengladbach
Tel.: 01801/82 80 00–0
(Zentrale)
Peptidrezeptor-vermittelte Radiotherapie
(Synonyme: Radioligandentherapie,
Radionuklidtherapie)
Die bei vielen Krebsarten eingesetzte externe Strahlentherapie hat sich
für die Beeinflussung des Wachstums von Karzinoiden als unwirksam
erwiesen. Als vielversprechend gilt dagegen die Peptidrezeptor-vermittelte Radiotherapie (PRRT). Im Gegensatz zur perkutanen Bestrahlung
handelt es sich bei der PRRT um eine „interne“ Strahlentherapie, bei
der sich das intravenös verabreichte Radiopharmazeutikum spezifisch
im Tumor anreichert. Für diese tumorselektive Strahlentherapie werden
spezielle Trägermoleküle mit daran gebundenen radioaktiven Molekülen
(Radionuklide) verwendet, die bevorzugt an Tumorzellen andocken.
Voraussetzung für diese selektive Bindung ist, dass es auf der Zell­
oberfläche Rezeptoren gibt, an die sich die Radioliganden passgenau
anlagern können – so wie ein Schlüssel nur in ein ganz bestimmtes
Schloss passt.
Neuroendokrine Tumorzellen besitzen meist Rezeptoren für das körpereigene Hormon Somatostatin. Als Trägermoleküle für das Radionuklid werden deshalb kleine Eiweißmoleküle (Peptide) verwendet, die
analog zum Somotastatin konfiguriert sind und daher spezifisch an die
Somatostatin-Rezeptoren andocken können. Ein Beispiel dafür ist das
Somatostatin-Analogon Octreotid. Über einen sog. Linker (z.B. DOTA)
werden an diese Peptide radioaktive Strahler, überwiegend Beta-Strahler wie z.B. Yttrium-90, gebunden. Die von den Radionukliden ausgesandte Strahlung hat nur eine Reichweite von 1–6 mm, die maximale
Reichweite beträgt 1 cm. Das hat den Vorteil, dass auch bei sehr kleinen Tumorherden die emittierte Strahlung überwiegend im Tumorherd
wirksam wird und gesundes Gewebe weitgehend geschont bleibt.
Der größte Teil des Strahlers wird schnell über die Nieren mit dem Urin
ausgeschieden. Die Beta-Strahlung des Yttriums klingt rasch wieder ab
(Halbwertszeit = 2,7 Tage).
Derzeit werden verschiedene Kombinationen von Radionukliden und
Somatostatin-Analoga erprobt, z.B. 90Y-DOTA-Tyr-Octreotid (= Y-90DOTATOC) und Lutetium-177 in Kombination mit Octreotat (177-LuDOTATATE) oder Octreotid (177-Lu-DOTATOC).
Bitte beachten: Voraussetzung für den Erfolg der Radioligandentherapie ist ein hoher Somatostatin-Rezeptorbesatz der Tumorzellen. Um
festzustellen, ob ein Tumor Somatostatin-Rezeptoren-positiv ist, wird
eine Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie (Octreoscan) durchgeführt
B. S.
Publik
In Mönchengladbach im Servicezentrum Krankenhaus werden alle
Anträge bearbeitet, die einen statio­
nären Krankenhausaufenthalt im
Ausland beinhalten. Dies gilt auch
für die Radionuklidtherapie in Basel.
Jeder einzelne Antrag wird durch
den wohnortnahen Medizinischen
Dienst bearbeitet, und dieser spricht
eine Empfehlung aus. Die TK entscheidet dann auf der Grundlage
dieser Empfehlung des Medizinischen Dienstes. Es ist aber immer
eine Einzelfallentscheidung!
In meinem Fall hatte meine behandelnde Ärztin, Frau Dr. Rinke von
der Universitätsklinik Marburg, den
Antrag gestellt. Dem Antrag lagen
bei: eine Stellungnahme des Uni-
versitätsspitals Basel, dass die Radionuklidtherapie für mich geeignet
wäre, und eine Kostenaufstellung
für die Behandlung in Basel.
Dennoch wollte die TK auch noch
einen von mir formulierten Antrag
haben. Diesem Antrag von mir
konnte ich dann auch noch eine
zweite Meinung eines anderen Zentrums für neuroendokrine Tumoren
beilegen, die die medizinische Notwendigkeit der Radionuklidtherapie
bestätigte.
Die Radionuklidtherapie ist eine
Kann-Leistung der Krankenkasse,
d.h., die Kasse muss nicht zahlen.
Bei mir hat die TK die Kosten übernommen, worüber ich sehr glücklich bin. Ich finde allerdings eine
Bearbeitungszeit von 2 1/2 Monaten etwas zu lange und würde mir
wünschen, der Medizinische Dienst
würde schneller entscheiden. (Das
Entscheidungsgremium der TK trifft
sich immer dienstags, es lohnt sich
also, am Mittwoch oder Donnerstag
anzurufen und nachzufragen, ob an
diesem Dienstag eine Entscheidung
gefallen ist.)
Wenn der Medizinische Dienst bzw.
die TK einmal abgelehnt hat, wird
es schwierig sein, doch noch eine
Zusage zu erreichen. Deshalb sollte
man seinen Antrag gut begründen
und auch dem behandelnden Arzt
klar machen, wie wichtig eine qualifizierte Begründung ist.
Christine Lienert, Marburg
CD-ROM für Ärzte:
Abheben in neue Wissensdimensionen mit P.L.A.N.E.T.
Zu einer Expedition in die Welt der neuroendokrinen Tumoren lädt die CDROM P.L.A.N.E.T. Ärzte aller Fachrichtungen ein. Hinter dem Kürzel steckt
das „Project for Learning Advances in Neuro Endocrine Tumors“, ein Fortbildungskonzept in deutscher Sprache, das Novartis Oncology gemeinsam mit
der Arbeitsgemeinschaft Neuroendokrine Tumoren entwickelt hat.
P.L.A.N.E.T. erweitert, aktualisiert und vertieft das Wissen über neuroendokrine Tumoren. Per Mausklick lassen sich praxisrelevante Informationen zu Epidemiologie, Klinik, Pathologie, Klassifizierung, Diagnostik und Therapie von
NET abrufen, die von einem interdisziplinären Gremium aus zehn Experten
zusammengestellt wurden. Konkrete Fallbeschreibungen
und zahlreiche Abbildungen veranschaulichen das jeweilige
Thema. Abgerundet wird jedes Kapitel durch einen kurzen
Multiple-Choice-Test zur Überprüfung der Lerninhalte.
Neben dem systematischen Selbststudium bietet die CDROM auch Unterstützung bei konkreten Fragestellungen:
Mit Hilfe der Volltext-Suchfunktion und Verlinkungen zwischen den Kapiteln lassen sich einzelne Begriffe einfach
finden. Zudem können alle Abbildungen als Power-PointDatei herausgelöst und für Vorträge genutzt werden. Eine
Literauturübersicht gibt Hinweise auf weitergehende Informationsquellen.
Im Rahmen des Projektes sollen künftig auch Fortbildungen
für Ärzte organisiert und ein Internetauftritt realisiert werden. Darüber hinaus ist eine CME-Zertifizierung des Projektes geplant.
B. S.
Publik
8. Berliner Informationstag für Patienten
mit neuroendokrinen Tumorerkrankungen am
11. November 2006
Unter Leitung von Prof. Dr. Ber­tram
Wiedenmann veranstaltet die Universitätsmedizin Berlin, Campus
Virchow-Klinikum, auch in diesem
Jahr wieder einen Informationstag,
zu dem NET-Patienten und ihre
Angehörigen herzlich eingeladen
sind.
Gastroenterologen, Endokrinologen, Nuklearmediziner und Bauchchirurgen werden über Fortschritte
im Bereich der onkologischen Forschung referieren, die auch Bedeutung für die Diagnostik und Behandlung neuroendokriner Tumoren
haben:
• Prof. Dr. B. Wiedenmann:
Neue medikamentöse Therapien,
insbesondere aus dem Bereich
der sog. ,,small molecules“ und
der Angiogenese-Inhibitoren
• Dr. H. Amthauer: Neue nuklearmedizinische Verfahren in Diagnostik und Therapie neuroendokriner Tumoren
• Dr. U.-F. Pape: Studien zur Therapie neuroendokriner Tumoren
• Prof. Dr. P. Neuhaus: Behandlung von Lebermetastasen: Ablative Verfahren
Im Anschluss an die Vorträge besteht die Möglichkeit, an die Experten Fragen zu richten.
Ort: Campus Virchow-Klinikum,
Mittelallee 10, Hörsaal 6, EG
Zeit: 10.00 bis 13.30 Uhr
Da die Anmeldefrist bereits am
30.9.2006 abgelaufen ist, empfehlen wir allen Interessierten, sich in
der Medizinischen Klinik der Charité
zu erkundigen, ob eine Teilnahme
noch möglich ist. Auskunft erteilt:
Frau A. Lischewsky
Tel.: 030/450-553 032
oder -553 142
E-Mail: [email protected]
Informationen der BS-NET e.V., Berlin
Liebe Leser der Glandula NeT,
auch wir, die Mitglieder der Bundesorganisation Selbsthilfe NET e.V. mit
Sitz in Berlin, haben Fortschritte bei
unserer Arbeit erzielt. Seit geraumer
Zeit arbeiten wir unter neuer Leitung.
Nach einer Einarbeitungszeit sind
wir jetzt in guter fachlicher Besetzung wieder als Ansprechpartner
im Raum Berlin/Brandenburg für
unsere NET-Patienten und alle In-
teressierte da. Auch unsere Regionalgruppen in Dresden, Köln und im
Raum Ostwestfalen-Lippe gestalten
rege und interessante Gruppentreffen und beraten, wenn Patienten
Hilfe suchen.
Am 29. Juli 2006 fand unsere diesjährige Jahreshaupt- und Wahlversammlung in Berlin im VirchowKlinikum statt. Seither arbeiten wir
unter folgender Zusammensetzung
des Vorstandes:
1. Vorsitzender: Prof. Dr. med. Rudolf Arnold
2. Vorsitzende: Marie-Luise Klug, [email protected]
Schatzmeister: Gerd Fürle
Dem erweiterten Vorstand gehören an:
• Inge Engel (Raum Berlin/Brandenburg), [email protected]
• Henri Auer (Raum Dresden), [email protected]
• Regina Hanack (NRW/Raum Ostwestfalen-Lippe), [email protected]
10
Wir freuen uns ganz besonders,
dass Herr Professor Arnold, der
Wegbereiter der Erforschung von
neuroendokrinen Tumoren, der seit
vielen Jahren unserem medizinischwissenschaftlichen Beirat angehört,
nun an der Spitze unserer Bundesorganisation Selbsthilfe steht und
uns mit seiner langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Diagnose
und Therapie von neuroendokrinen
Tumoren Hilfe und Unterstützung
geben wird.
Zu erreichen ist unser Büro unter:
BS-NET e.V.
Lübarser Straße 23
13435 Berlin
Tel.: 030/419 94 804
(täglich vormittags)
E-Mail: [email protected]
M.-L. Klug
Publik
Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V.:
Hilfe für das Leben nach Bauchspeicheldrüsen-OP
Ursache für eine Erkrankung der
Bauchspeicheldrüse kann eine
Entzündung, eine Zyste, aber auch
ein Tumor sein. Und Tumoren sind
meist auch der Grund dafür, weshalb
die Bauchspeicheldrüse (Pankreas)
teilweise oder ganz entfernt werden
muss. Der operative Eingriff wird als
partielle oder totale Pankreatektomie bezeichnet.
Verbindung zwischen AdP und
Netzwerk NeT
Hilfe fand Frau Meiler nach der Operation beim AdP, einem bereits 1976
gegründeten Arbeitskreis, der – wie
das Netzwerk – Betroffenen und ihren Angehörigen mit Rat und Tat zur
Seite steht. Heute leitet Frau Meiler eine AdP-Gruppe in Nürnberg
und ist seit ihrem Netzwerk-Beitritt
zu einer „Kontaktstelle” zwischen
dem AdP und dem Netzwerk NeT
geworden. Denn, so schreibt sie
uns: „Beim AdP bin ich, soweit mir
bekannt ist, die einzige Regionalgruppenleiterin mit einem neuroendokrinen Pankreastumor. Ich bin
froh, dass ich Hilfesuchende mit
einem neuroendokrinen Pankreastumor auf das Netzwerk NeT in
Erlangen hinweisen kann und darf.”
Umgekehrt können sich natürlich
auch NeT-Patienten bei Frau Meiler
über den AdP informieren (Adresse
und Telefonnummer erhalten Sie in
der Netzwerk-Geschäftsstelle).
Gemeinsam „auf Kongress”
Im Juni 2006 fand in München,
Schloss Nymphenburg, das internationale Symposium „Pankreaskarzinom 2006“ statt. Einige Vorträge waren den seltenen neuroendokrinen Pankreastumoren gewidmet.
Am Stand des AdP konnten auch
die Informationen, Flyer, Broschüren
des Netzwerks Erlangen an interessierte Ärzte und Betroffene verteilt
werden. Frau Schäfer vom Vorstand
des Netzwerk NeT und Frau Meiler
sprachen mit Ärzten, beantworteten
viele Fragen zu unserem Verein und
knüpften wichtige Kontakte.
Gerda Meiler, eine wichtige „Kontaktstelle“
zwischen AdP und Netzwerk NeT.
Frau Gerda Meiler, Mitglied des
Netzwerk NeT e.V., gehört zu den
Betroffenen, die sich wegen eines
neuroendokrinen Tumors einer partiellen Pankreatektomie unterziehen
mussten. Seitdem lebt sie nur mit
einem Rest der Bauchspeicheldrüse, was gar nicht so einfach ist.
Denn nach Entfernung des Pankreas fallen wichtige Körperfunktionen
aus – für die meisten Patienten
bedeutet das, Verdauungsenzyme
einnehmen zu müssen und plötzlich insulinpflichtiger Diabetiker zu
sein. Dazu kommen Schmerzen,
Verdauungsprobleme sowie die onkologische Nachsorge mit all ihren
psychischen Belastungen.
Am AdP-Stand beim Symposium „Pankreaskarzinom 2006” in Schloss Nymphenburg:
Herr Dillschnitter, Regionalleiter der Gruppe des AdP München, und Frau Schäfer vom
Vorstand des Netzwerk NeT.
11
NET-Pioniere
Wer hat die Karzinoide entdeckt?
Karzinoidtumoren sind seltene,
meist langsam wachsende Tumoren. Obwohl sie von ihren klinischen
Charakteristika heute recht gut definiert sind, werden sie immer noch
als exotische Tumoren angesehen
und bleiben häufig unentdeckt.
Im 19. Jahrhundert erstmals
beschrieben
Nur wenig ist bekannt über die Forscher, die diese Tumoren, ihre Histologie und ihren Zelltyp erstmals
beschrieben haben. Viele der Forscher kommen aus Europa. So beschrieben bereits im 19. Jahrhundert T. Langhans (1839–1915), O.
Lubarsch (1860–1933) und W. B.
Ransom (1860–1909) ungewöhnliche Tumoren im Dünndarm. Aber
erst Siegfried Oberndorfer (1876–
1944) aus München publizierte in
einer Arbeit im Jahre 1907 seine
umfassenden Erkenntnisse über
die Natur der Karzinoide. Er nannte
sie gutartige Karzinome oder auch
Karzinoide (karzinomähnlich), wobei
er insbesondere auf ihre gutartigen
Eigenschaften einging. Oberndorfer modifizierte die Beschreibung
22 Jahre später und arbeitete auch
das bösartige Pozential der Erkrankung auf.
Was ist bekannt über Siegfried
Oberndorfer?
Siegfried Oberndorfer wurde am
24. Juni 1876 in München geboren.
Er war der zweite Sohn einer erfolgreichen, begüterten Familie, die
in der Altstadt von München lebte.
Oberndorfer verbrachte seine Jugend in München und studierte dort
12
auch Medizin. Bei einem kurzen
Studienaufenthalt in Kiel lernte er
seinen ersten pathologischen Mentor, Arnold Heller (1840–1913), kennen. Nach seinem medizinischen
Staatsexamen im Jahre 1900 war
er wissenschaftlicher Assistent am
Pathologischen Institut der Universität München von 1902 bis 1906.
Die erste wissenschaftliche Publikation, die Oberndorfer veröffentlichte,
betraf das Gebiet der chronischen
Blinddarmentzündung.
Während eines Aufenthaltes am
Pathologischen Institut Genf bei
Prof. F. Zahn (1845–1904) verfasste Oberndorfer die Arbeit, die ihn
später bekannt machen sollte und
in der er ausführlich und genau die
Karzinoidtumoren des Dünndarms
beschrieb.
Oberndorfer präsentierte seine Beobachtungen erstmals auf der Jahrestagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft in Dresden
Professor Hensen mit der
Originalausgabe der „Frankfurter
Zeitschrift für Pathologie“ aus dem Jahre
1907, in der die Arbeit von Siegfried
Oberndorfer über „Karzinoide Tumoren
des Dünndarms“ erschienen ist.
im September 1907. Die Veröffentlichung erfolgte etwas später in der
Frankfurter Zeitschrift für Pathologie
in der Dezemberausgabe 1907.
Pioniere der Endokrinologie
Herrn Professor Ostertag, Direktor des Pathologischen Instituts in unserem Krankenhaus (Krankenhaus Nordstadt in Hannover),
verdanke ich die Einsicht in die Originalarbeit von Oberndorfer, die in der Bibliothek des pathologischen Institutes unsere Hauses
steht. Wir haben für Interessierte eine Kopie der Originalarbeit erstellt, die Sie im Netzwerkbüro anfordern können.
Was ist das Besondere an
diesen Tumoren?
Oberndorfer fasste in seiner Publikation die besonderen Eigenschaften der Karzinoide folgendermaßen zusammen:
Oberndorfer fiel bei seinen Untersuchungen auf, dass fünf der sechs
Fälle von der Gewebsdarstellung
her eigentlich als Karzinome bezeichnet werden müssten, andererseits war ihm auch klar, dass sie
sich von einem klassischen Karzi-
nom deutlich unterschieden, da sie
nur langsam wachsen.
Wer mehr über die Geschichte der
Karzinoide erfahren möchte, sei
auf die exzellente Arbeit von Irvin
N. Modlin, Michael D. Shapiro und
Mark Kidd verwiesen, die in Human
Pathology Vol. 35, Nr. 12, Dezember
2004, S. 1440–1451, veröffent­licht
wurde. Auch das auf Seite 12 gezeigte Foto von Oberndorfer stammt
aus dieser Arbeit. In einer späteren
Ausgabe der Glandula NeT werden
wir noch weitere Wissenschaftler
vorstellen, die an der Entdeckung
und Charakterisierung der Karzinoid­
tumoren beteiligt waren.
Prof. Dr. med. J. Hensen
Krankenhaus Nordstadt
Klinikum Region Hannover GmbH
13
Diagnostik
Molekulare Diagnostik von neuroendokrinen
Tumoren – ein erster Schritt auf dem Weg zu einer
individuellen molekularen Therapie?
Signalketten nach den Signalen wieder abgeschaltet, damit die Zellen
nicht unreguliert wachsen (Abb. 1).
Es gibt viel mehr Wachstumsfaktoren als Signalketten. Dadurch
werden die Signalketten von vielen
verschiedenen Wachstumsfaktoren
aktiviert.
Foto: G. Kirchner Marburg
Neuroendokrine Tumoren (NET)
sind eine seltene Tumorart, die
sich durch mehrere Besonderheiten auszeichnet: Die Tumoren
entstammen endokrinen Zellen, die
sich in endokrinen Organen wie der
Schilddrüse oder der Nebenniere
befinden. Sie können sich auch aus
den verstreuten endokrinen Zellen
der Bauchspeicheldrüse (pankreatische neuroendokrine Tumoren =
pNET) oder des Verdauungstraktes
(digestive neuroendokrine Tumoren
dNET) entwickeln, wobei diese For­men am häufigsten auftreten. Diese
Tumoren können wie ihre Ursprungszellen noch Hormone oder Botenstoffe sezernieren, allerdings ist die
Ausschüttung dieser Stoffe in den
Tumorzellen der pNET oder dNET
ungeregelt und kann zu Erkrankungszuständen führen wie zum
Beispiel dem Karzinoidsyndrom,
das durch eine Ausschüttung von
Serotonin gekennzeichnet ist und
Hautrötungen (Flush), schnellen
Herzschlag (Tachykardie), Durchfall
und Herzerkrankungen bewirken
kann.
Weshalb entgleist das
Zellwachstum?
Warum neuroendokrine Tumoren
entstehen, ist weitgehend unbekannt. Zwar wurden mehrere Gene
identifiziert, die zu einer familliären
Häufung von neuroendokrinen Tumoren (multiple endokrine Neoplasie, MEN) führen und vererbt werden können. Es handelt sich hierbei
um Gene, die bei gesunden Personen eine Tumorentstehung verhindern (MEN 1, menin) oder für das
Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Hörsch,
Leiter der Klinik für Innere Medizin
– Gastroenterologie, Onkologie
und Endokrinologie, Zentrum für
Neuroendokrine Tumoren Bad
Berka
Wachstum von endokrinen oder
neuralen Zellen eine Rolle spielen
(MEN 2, RET). Die Veränderung
dieser Gene in der Keimbahn kann
somit eine Tumorentstehung be-
Regulation des Zellwachstums
Das Wachstum von Zellen ist normalerweise eng reguliert. Wachstumsfaktoren binden an Andockstellen auf der Zelloberfläche (Rezeptoren) und setzen dadurch
eine Signalkette in Gang, die über
mehrere Proteine (Eiweiße) bis in
den Zellkern oder zu anderen Zielen
wie der Proteinsynthese führt. Beim
normalen Wachstum werden die
14
Abbildung 1: Schematische Darstellung der Wachstumswege, der Wachstumsfaktoren
und der Signalketten in der Körperzelle.
Diagnostik
günstigen. Allerdings liegt bei den
meisten neuroendokrinen Tumoren
keine Veränderung der Keimbahn
vor. Auch Faktoren, die bei anderen Krebsarten, die häufiger und
dadurch besser untersucht sind,
eine Rolle bei Entstehung, Wachstum und Ausbildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) spielen, scheinen bei neuroendokrinen
Tumoren nicht beteiligt zu sein.
Das bedeutet, dass bei den meisten neuroendokrinen Tumoren die
Ursachen der Entstehung und des
Wachstums bzw. der Ausbildung
von Metastasen nicht bekannt
sind.
Histologische und
immunhistochemische
Klassifizierung
neurorendokriner Tumoren
Neuroendokrine Tumoren können
anhand von Gewebeschnitten erkannt und ihre Wachstumsfraktion
kann durch eine Spezialfärbung
bestimmt werden (Abb. 2). Der Pathologe kann dadurch den Tumor
als mehr oder weniger bösartig einordnen und damit einen Hinweis auf
den Verlauf der Erkrankung geben,
vor allem in Hinblick auf die Wachstumsgeschwindigkeit des Tumors
oder seiner Metastasen.
Die meisten neuroendokrinen Tumoren gehören in die Klasse der
langsam wachsenden Tumoren.
Da die Behandlung von Tumoren
durch Chemotherapie oder äußere
Bestrahlung vor allem wachsende,
d.h. sich teilende Zellen angreift,
können die langsam wachsenden
neuroendokrinen Tumoren durch
Chemotherapie oder Bestrahlung
nur unzureichend behandelt werden.
Abbildung 2: Neuroendokriner Tumor des Verdauungstraktes, der in der Darmwand
gewachsen ist. Feingewebliche Darstellung und immunhistochemische Darstellung
der Wachstumsfraktion (Ki-67). Angefärbte Zellkerne stellen wachsende Zellen dar
(Pfeilköpfe). Deutlich erkennbar ist die niedrigere Wachstumsfraktion im Tumor (NET)
im Vergleich zu den umliegenden Darmzotten (Pfeile).
Stoppen des Tumorwachstums
durch gezielte Hemmung von
Wachstumssignalen
Jedoch gibt es auch langsam
wachsende Tumorarten, die durch
gezielte Hemmung von Wachstumssignalen gut behandelt werden
können. Ein Beispiel hierfür sind die
gastrointestinalen Stromatumoren
(GIST), die von intestinalen Schrittmacherzellen ausgehen und wie die
neuroendokrinen Tumoren langsam
wachsen. Die GIST entstehen durch
eine aktivierende Veränderung eines
Rezeptors für einen Wachstumsfaktor (c-KIT). Eine gezielte Hemmung
dieses Wachstumsrezeptors durch
einen Wirkstoff führt zu einer deutlichen Wachstumshemmung dieser
GIST. Dieses Beispiel verdeutlicht,
dass auch langsam wachsende
Tumoren gut behandelt werden
können, sofern bekannt ist, welche
Wachstumswege in der Zelle aktiviert werden, und sofern Hemmstoffe für diese Wachstumswege
zur Verfügung stehen. Unsere Arbeitsgruppe konnte jedoch zeigen,
dass der c-KIT-Rezeptor nur bei
Untergruppen von neuroendokrinen
Tumoren exprimiert (ausgebildet) ist
und sich daher nicht als Ziel für eine
molekulare Therapie dieser Tumoren eignet.
Erfreulicherweise ist jedoch eine
Reihe von Wirkstoffen in klinischer
Erprobung (siehe dazu den Beitrag
von PD Dr. M. Pavel in Ausgabe 7
der Glandula NeT), die sich gegen
definierte Wachstumswege richten
und somit auch bei Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren angewendet werden könnten.
Spezielle Signalwege bei
neuroendokrinen Tumoren
Diese Befunde veranlassten unsere
Arbeitsgruppe dazu, bei verschiedenen neuroendokrinen Tumoren die Aktivierung verschiedener
Wachstumswege zu untersuchen.
15
Diagnostik
Abbildung 3: Neuroendokriner
Tumor im Mitteldarm, der eine starke
Expression eines intrazellulären
Wachstumsproteins aufweist (MAPKinase = MAPK). Immunhistochemische
Darstellung der nicht aktivierten Form
des Wachstumproteins: Die Tumorzellen
sind homogen braun gefärbt, was auf
eine starke Expression der MAPK in allen
Tumorzellen hinweist. Zwischen den
Tumorzellverbänden liegt Bindegewebe,
das weniger MAPK aufweist. Auch
normale Körperzellen zeigen eine
Expression der MAPK, z.B. Zellen, die
ein Blutgefäß (gekennzeichnet mit )
auskleiden (diese Endothelzellen sind mit
einem Pfeilkopf markiert).
*
Abbildung 4: Neuroendokriner Tumor im
Mitteldarm, der eine starke Expression
eines aktivierten Wachstumsproteins
aufweist (Pfeile, phosphorylierte
MAPK, vgl. Abbildung 3). Ein solcher
Tumor würde vorzugsweise mit einem
Inhibitor für dieses Protein (z.B. CL1040 oder einem ähnlichen Wirkstoff,
vgl. Abbildung 5) behandelt werden
können. Die Expression des aktivierten
Wachstumsfaktors ist nicht in allen Zellen
ähnlich stark ausgeprägt.
Hierzu verwendeten wir Paraffinschnitte von NET-Gewebe, also das
Material, das auch vom Pathologen
feingeweblich untersucht wird. Die
Aktivierung der Wachstumswege
wurde mittels Antikörpern untersucht, die Komponenten dieser
Wege erkennen können; ein Beispiel zeigt Abbildung 3. Durch diese immunhistochemische Methode
kann die Aktivierung der Signalwege
in einzelnen Körperzellen sichtbar
gemacht werden und es kann ver­
glichen werden, welche Wachstums­
16
wege die neuroendokrinen Tumoren
im Vergleich zu normalen Körperzellen vermehrt anschalten (Abb. 4).
Insgesamt untersuchten wir drei
verschiedene Signalwege (Abb. 5)
und konnten für verschiedene NETArten die angeschalteten Signalwege charakterisieren. Somit ist es
durch diese Untersuchungsmethode auch möglich, einzelne neuroendokrine Tumoren genau zu charakterisieren und in Zukunft gezielt
zu behandeln. Es ist zurzeit noch
unklar, wie die notwendigen Studien
für eine solche Therapie durchgeführt werden sollen, da es schwierig
sein wird, die notwendige Anzahl an
Patienten dafür zu rekrutieren, um
den Beweis für die Wirksamkeit der
Behandlungsmethode zu erbringen.
Ein Ausweg wäre die Durchführung
großer Studien mit unselektionierten
Patienten, die erst nachträglich
molekular charakterisiert werden,
oder von Studien, die Patienten mit
verschiedenen
neuroendokrinen
Tumoren, aber ähnlich aktivierten
Signalwegen umfassen.
Diagnostik
Wir hoffen, dass wir Ihnen durch
diesen Beitrag einen kleinen Ausblick über zukünftige Diagnose- und
Therapieverfahren gegeben haben
und dass die erstaunlichen Fortschritte der Krebstherapie bei den
häufigen Tumorarten wie Dickdarmoder Brustkrebs sich eines Tages
auch bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren realisieren lassen.
Um solche Fortschritte zu verwirklichen, möchten wir Sie ermutigen
an den dafür notwendigen Studien,
wie sie jetzt an den großen Zentren
durchgeführt werden, zu beteiligen.
Abbildung 5: Schematische Darstellung der untersuchten Signalwege und eine
Auswahl der derzeit in Prüfungen befindlichen molekular definierten Wirkstoffe, die
entweder den Rezeptor für den Wachstumsfaktor in der Zellmembran blockieren (wie
z.B. Gefitinib) oder die Signalkette in der Zelle unterbrechen (z.B. CL-1040).
Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Hörsch,
Zentrum für Neuroendokrine
Tumoren Bad Berka
Glossar
Expression:
Darunter versteht man das Umsetzen der Information, die in
einem Gen gespeichert ist, zu Molekülen, Zellstrukturen und
Signalen.
MAPK:
Die MAP-Kinase (MAP = mitogen-activated protein) ist ein
Enzym, das bei der Aktivierung von Rezeptoren (z.B. durch
Wachstumsfaktoren) in der Zelle aktiviert wird, zu einer vermehrten
Zellteilung führt und den programmierten Zelltod (Apoptose,
„Selbstmord“ der Zelle) hemmt.
Molekular definierte Wirkstoffe:
Stoffe, die als Hemmstoffe von Bestandteilen der Wachs­
tumssignalketten entwickelt wurden. Ein in Abbildung 5 ge­
nanntes Beispiel ist der bereits als Medikament zugelassene
Antikörper Bevacizumab, der sich an den Gefäßwachstumsfaktor
VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) bindet und dadurch
verhindert, dass dieser an „seinem“ Rezeptor andockt und
die Bildung von Blutgefäßen im Tumor stimuliert. Durch diese
Angiogenese-Hemmung wird dem Tumor die Versorgung mit
Sauerstoff und Nährstoffen entzogen. Andere Substanzen, wie z.B.
Gefitinib, blockieren direkt die Rezeptoren für Wachstumsfaktoren;
im Fall von Gefitinib ist es der EGF-Rezeptor (Epidermal Growth
Factor). Andere, in Erprobung befindliche Wirkstoffe (z.B. CL1040) hemmen bestimmte Enzyme in der Zelle (z.B. die MAPK)
und unterbrechen dadurch die Signalkette.
Rezeptoren:
Sie befinden sich an der Oberfläche von Membranen (z.B.
auf der Zelloberfläche) und bestehen aus Eiweißmolekülen,
die häufig zusätzliche Seitenketten (z.B.
Kohlenhydratketten) tragen. Jeder Rezeptor
hat eine bestimmte Passform für kleine
Moleküle, die sog. Liganden, oder Teile größerer
Moleküle, die nach dem Schlüssel-SchlossPrinzip an die Rezeptorstruktur andocken.
Sperrt die Schlüsselsubstanz, so verändert der Rezeptor seine
Raumstruktur und löst dadurch Reaktionen im Inneren der Zelle
aus. Rezeptoren dienen der Signalübertragung (z.B. von Zelle
zu Zelle) und können z.B. die Aktivierung bestimmter Gene
veranlassen. Oder sie ermöglichen die „Einfuhr“ von Substanzen
in die Zelle, können aber auch von Viren genutzt werden, um in
eine Wirtszelle einzudringen.
Signaltransduktion:
Kette von Proteininteraktionen, die ein Signal von der
Zelloberfläche zu ihrem Ziel leitet (z.B. zum Zellkern) und dort
eine Reaktion (z.B. Zellteilung) bewirkt.
Wachstumsfaktoren:
Dabei handelt es sich um Moleküle, die als Signale von einer
Zelle auf eine andere übertragen werden und damit Informationen
weiterleiten. Wachstumsfaktoren wirken, indem sie von einem
Rezeptor auf der Oberfläche der Zielzelle erkannt werden.
Nur Zellen, die den spezifischen Rezeptor für den jeweiligen
Wachstumsfaktor tragen, können auf das Signal reagieren. Dieser
Rezeptor erzeugt nach dem Andocken des Wachstumsfaktors im
Inneren der Zelle ein Signal, das über weitere Signalübertragung
zur Aktivierung oder Abschaltung von Genen führt. Beispiele
sind IGF (Insulin-like Growth Factor), VEGF (Vascular Endothelial
Growth Factor) und EGF (Epidermal Growth Factor).
17
Diagnostik
Neue Verfahren zur Diagnostik von Karzinoiden des Dünndarms:
Kapselendoskopie und Doppelballon-Enteroskopie
Neuroendokrine Tumoren, speziell Karzinoide, haben ihren Ursprung oftmals im
Dünndarm und sind dort aufgrund ihrer
meist sehr geringen Größe nur schwer
zu diagnostizieren. Die Lokalisation von
Dünndarmkarzinoiden erfolgte bislang
hauptsächlich durch Röntgenuntersuchungen oder szintigraphische Verfahren
(Octreoscan®, Somatostatin-RezeptorSzintigraphie). Allerdings versagen diese
Verfahren in der Regel bei kleinen Tumoren, das heißt, der im Dünndarm vorhandene Tumor wird nicht gesehen. Ein
genereller Nachteil aller radiologischen
(Röntgen-)Verfahren ist neben der geringen Detailauflösung der Dünndarmwand
vor allem die fehlende Möglichkeit, eine
Gewebeprobe aus dem Dünndarmtumor
entnehmen zu können. Die korrekte fein-
gewebliche (histologische) Diagnose
ist aber bei jedem
neuroendokrinen
Tumor zwingend
erforderlich.
Kapselendoskopie
Seit mehreren JahProf. Dr. med. Hans Scherübl,
PD Dr. med. Siegbert Faiss,
ren steht mit der Asklepios-Klinik Barmbek,
Vivantes Klinikum Am Urban,
sog. Kapselendo­ Hamburg
Berlin
skopie (Abb. 1a und
b) ein neuartiges bildgebendes Verfahren
kleinen Videokapsel, die vom Patienten
zur Diagnostik von Dünndarmerkrangeschluckt wird, werden über einen Zeitkungen und insbesondere Dünndarmraum von 8 Stunden digitale Bilder aus
tumoren zur Verfügung. Mit Hilfe einer
dem Dünndarm an die Körperoberfläche
Abbildung 1a und b:
Kapselendoskop (Given M2ATM, Given Imaging Ltd.,
Yoqneam, Israel).
Abb. 1a
1. Optisches Fenster
2. Linsenhalterung
3. Linse
4. Beleuchtungs-LEDs
5. COMS Kamera
6. Batterien
7. Sender
8. Antenne
Abb. 1b
18
Diagnostik
Abb. 2a
Abb. 2b
Abbildung 2: Doppelballon-Enteroskop (a) und Prinzip der Doppelballon-Enteroskopie (b).
gesendet. Diese werden von einem Antennensystem empfangen und an einen
Datenrekorder weitergeleitet. Von dort
können die Bilddaten an einen Computer
überspielt und vom untersuchenden Arzt
ausgewertet werden. Seit Einführung der
Kapselendoskopie ist es zu einer deutlichen Verbesserung der Diagnose von
Dünndarmtumoren gekommen.
Wie bereits oben bei den radiologischen
Verfahren diskutiert, hat aber auch die
Kapselendoskopie den Nachteil, keine
Gewebeproben entnehmen zu können.
Deshalb werden zurzeit von der Industrie
neuartige Kapseln entwickelt, die diese
Möglichkeit in Zukunft bieten sollen. Vor
der Durchführung der Kapselendoskopie
sollte aber bei (Verdacht auf ein) Dünndarmkarzinoid eine Röntgenuntersuchung des Dünndarms erfolgen, um eine
höhergradige Engstellung des Dünndarms durch den Tumor auszuschließen,
weil sonst die Gefahr besteht, dass die
Kapsel an der Enge „steckenbleibt“ und
unter Umständen sogar operativ entfernt
werden muss.
Doppelballon-Enteroskopie
Mit den herkömmlichen Endoskopen
kann bei der „Magenspiegelung“ nur der
oberste Teil des Dünndarms und bei der
„Dickdarmspiegelung“ nur der unterste
Dünndarmabschnitt eingesehen werden.
Der überwiegende Teil des mehrere Meter langen Dünndarms konnte jedoch
bisher endoskopisch nicht eingesehen
werden.
Mit der neuartigen Doppelballon-Enteroskopie (Abb. 2a und b) gelingt es, im
Idealfall den gesamten, zumindest aber
weite Teile des Dünndarms endoskopisch zu inspizieren. Über den Arbeits-
kanal des Endoskopes können dabei
sämtliche gängigen endoskopischen
Instrumente (Biopsiezangen, Schlingen usw.) eingeführt werden. Damit erlaubt das Doppelballon-Enteroskop die
gezielte Gewebeentnahme aus einem
Dünndarmkarzinoid und die Diagnosestellung. Die Inspektion des mehrere
Meter langen Dünndarms gelingt durch
die Verwendung zweier Ballons, die an
der Endoskopspitze bzw. an einem sog.
Übertubus angebracht sind (Abb. 2b).
Endoskop und Übertubus lassen sich
gegeneinander über eine Spanne von 40
cm frei bewegen. Durch wechselseitiges
Blocken bzw. Entblocken der Ballons sowie eines intermittierenden Rückzugs des
Systems mit geblockten Ballons wird das
Endoskop „raupenähnlich“ im Dünndarm
vorwärtsbewegt. Eine Kontrolleinheit reguliert dabei den Füllungszustand sowie
den Luftdruck der Ballons, so dass uner19
Diagnostik
Abb. 3a
Abb. 3b
Abbildung 3: Kleines Dünndarmkarzinoid: a) endoskopisches Bild (bei Doppelballon-Enteroskopie), b) Operationspräparat.
wünschte druckbedingte Schädigungen
der Dünndarmwand vermieden werden.
Ist schließlich das Doppelballon-Entero­
skop bis zum Dünndarmkarzinoid (Abb.
3a und b) vorgeführt, erfolgt die Gewebeentnahme und damit die feingewebliche
Diagnosestellung.
Als Nachteil der Doppelballon-Entero­
skopie müssen die lange Untersuchungszeit von etwa 2 Stunden sowie die hohe
Personal- und damit Kostenintensität angeführt werden. Hat ein Karzinoidtumor
bereits zu Tochtergeschwülsten z.B. in
der Leber geführt und ist die Diagnose
durch eine Gewebeentnahme aus den
Tochtergeschwülsten (Metastasen) in der
Leber gesichert, so gibt es in der Regel
keinen Grund, noch eine DoppelballonEnteroskopie durchzuführen. Bei der Indikationsstellung zu dieser Untersuchung
muss die mögliche therapeutische Konsequenz berücksichtigt werden. Ergibt
sich aus dem Ergebnis der Untersuchung
keine Änderung des therapeutischen
Vorgehens, sollte sie unterbleiben. Die
Entscheidung zur Doppelballon-Entero­
skopie bei (Verdacht auf) ein Dünndarmkarzinoid sollte in Abstimmung mit einem
20
Zentrum für neuroendokrine Tumoren
erfolgen.
Fazit
Die Kapselendoskopie und die Doppelballon-Enteroskopie stellen eine enorme
Bereicherung der diagnostischen (und
therapeutischen) Endoskopie dar und
erhellen die bisherige „Black Box“ Dünndarm. Beide Verfahren sind somit zur Diagnostik und Lokalisation von Dünndarmkarzinoiden geeignet. Man kann erwarten, dass neben der Kapselendoskopie
auch die Doppelballon-Enteroskopie in
wenigen Jahren zu einer Standardmethode bei anderweitig nicht zu diagnostizierenden Dünndarmerkrankungen werden
wird. Die Doppelballon-Enteroskopie erlaubt im Vergleich zur Kapselendoskopie
die gezielte Gewebeentnahme aus Dünndarmtumoren wie z.B. Karzinoiden.
PD Dr. med. Siegbert Faiss,
III. Medizinische Abteilung,
Gastroenterologie und Hepatologie,
Asklepios Klinik Barmbek,
Hamburg
Bei Fragen zu neuen Diagnoseund Therapieoptionen können
Sie sich gerne an Herrn Prof.
Dr. med. Hans Scherübl wenden. Sie erreichen ihn unter folgender Adresse:
Klinik für Innere Medizin
Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie
Karzinoidsprechstunde
Vivantes Klinikum Am Urban
Dieffenbachstraße 1
10967 Berlin
E-Mail:
[email protected]
Prof. Dr. med. Hans Scherübl,
Klinik für Innere Medizin,
Gastroenterologie und
Gastrointestinale Onkologie,
Vivantes Klinikum Am Urban,
Berlin
Behandlungsmöglichkeiten
Chirurgische Therapie neuroendokriner Tumoren
unter besonderer Berücksichtigung des Debulking
Kennzeichen neuroendokriner
Tumoren
Neuroendokrine Tumoren (NeT)
sind seltene Tumoren, ihre Inzidenz
liegt bei 1–2 pro 100.000 Einwohner. Deshalb verfügen selbst größere Behandlungszentren in der Regel
nur über limitierte Erfahrungen. NeT
können in unterschiedlicher Häufigkeit entsprechend der Verteilung
der Ursprungszellen in allen Teilen
des Darmes und der sich aus dem
embryonalen Darmrohr entwickelnden parenchymatösen Organe auftreten (Tab. 1).
Das wiederum bedingt ein weites
Spektrum operativer Eingriffe, die
einen hohen Stellenwert im Behandlungskonzept dieser Tumoren
besitzen. Häufig werden NeT als
Zufallsbefunde entdeckt. Sie können an mehreren Stellen gleichzei-
tig auftreten (Multizentrizität, z.B.
im Dünndarm in bis zu 30 %), nicht
selten auch in Kombination mit anderen Tumoren (10–20 %). Auch im
metastasierten Stadium bösartiger
NeT werden zum Teil lange Verläufe
beobachtet. Einige NeT produzieren
Hormone oder Hormon-ähnliche
Substanzen (funktionell-aktiv) und
können dadurch typische Symptome verursachen (z.B. KarzinoidSyndrom), die bei den funktionellinaktiven NeT nicht auftreten.
Neben der Einteilung nach der Lokalisation (Vorder-, Mittel-, Hinterdarm)
ist die Klassifikation nach Capella
weit verbreitet, die die NeT nach
Größe, Lokalisation, histologischer
Tiefeninfiltration, Wachstumsmuster
und funktioneller Aktivität in benigne, benigne-niedrig maligne, niedrig
maligne und hoch maligne Tumoren
einteilt.
Prof. Dr. med. Thomas Meyer,
Chirurgische Universitätsklinik Erlangen
Möglichkeiten der chirurgischen
Therapie
Die chirurgische Entfernung des
Primärtumors und/oder von Meta­
stasen (vor allem in Lymphknoten,
Ösophagus
(Speiseröhre)
Vorderdarm
Ösophagus (Speiseröhre)
Magen
Duodenum (Zwölffingerdarm)
Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
Bronchopulmonal (in Lunge/Bronchien)
<1
2–30
2–5
<1
10–25
Mitteldarm
Jejunum (Leerdarm, Teil des Dünndarms)
Ileum (Krummdarm, Teil des Dünndarms)
Appendix (Wurmfortsatz des Blinddarms)
Colon ascendens (aufsteigender Teil des Grimmdarms)
Leber
Ovar (Eierstock)
1–2
15–20
19–35
1–5
<1
<1
Leber
Magen
Gallenblase
Pankreas
(Bauchspeicheldrüse)
Duodenum
(Zwölffingerdarm)
Colon
transversum
Colon ascendens
(aufsteigender
Teil des
Grimmdarms)
Hinterdarm
Colon transversum (quer verlaufender Teil des Grimmdarms)<1–5
Colon descendens (absteigender Teil des Grimmdarms)
2–5
Rektum (Mastdarm)
10–12
Unbekannt
<1–2
Colon
descendens
Jejunum
(Leerdarm) +
Ileum
(Krummdarm)
Caecum
(Blinddarm)
Appendix
(Wurmfortsatz)
Rectum
(Mastdarm)
Tabelle 1: Ursprung und Häufigkeit neuroendokriner Tumoren (Angaben in %).
21
Behandlungsmöglichkeiten
Leber, Bauchfell) gilt als wichtigste
Säule der Therapie. Man unterscheidet eine kurative Intention mit
vollständiger Tumorresektion und
potenzieller Heilung von einem
palliativen Ansatz, der auf die Behebung von Symptomen und die
Verhinderung von Komplikationen
abzielt. Bei einer palliativen Operation wird der Tumor entweder
nur inkomplett (Zytoreduktion/Debulking) oder gar nicht entfernt (z.B.
Darmumleitungsoperation zur Vermeidung eines Darmverschlusses).
Die Beseitigung des Primärtumors
(vor allem bei Darmtumoren) ist
auch bei Vorliegen nicht operabler
Metastasen von Wichtigkeit, um
lokalen Komplikation vorzubeugen
(z.B. Darmverschluss, Perforation,
Blutung).
Das Spektrum chirurgischer Eingriffe ist abhängig von der Lokalisation und Ausdehnung der NeT:
• Endoskopische Abtragung von
frühen Stadien (z.B. Magen,
Dickdarm)
• Lokale Exzision (z.B. Appendix,
Rektum, Pankreas)
• Organteilentfernung
(MagenDarm, Pankreas, Leber)
• Komplette Organentfernung (z.B.
Leber mit Lebertransplantation,
Pankreas).
Bei NeT des Darmtraktes kommen
die in Tabelle 2 aufgelisteten Operationsverfahren zur Anwendung.
Tumordebulking
Das Ziel einer inkompletten Tumorentfernung (Tumorreduktion, Zyto‑
reduktion, Debulking) besteht insbesondere in der Verhinderung einer
Darmobstruktion (Verstopfung oder
Verschluss des Darmes) und in der
Linderung von Beschwerden bei
metastasierten NeT. Unter Umständen kann damit auch eine Verlängerung der Überlebenszeit verbunden
sein. Vor allem bei Lymphknotenund Lebermetastasen ist ein solches Vorgehen zu diskutieren.
Eine Resektion der mesenterialen*
Lymphknoten ist in der Regel möglich, sofern keine Ummauerung der
sog. Mesenterialwurzel (Arteria und
Vena mesenterica superior) vorliegt.
Die Entfernung von Lebermetastasen ist vor allem durch den nach
der Resektion verbleibenden Leberrest – bei sonst gesundem Lebergewebe müssen mindestens 25–
30 % des Lebervolumens erhalten
* mesenterial = im Mesenterium gelegen,
Mesenterium = Dünndarmgekröse, das
Aufhängeband des Dünndarms an der
hinteren Bauchwand. Im Mesenterium
liegen Gefäße, Nerven und Lymphknoten.
Ursprungsort
Dünndarm (Jejunum/Ileum)
Häufigkeit des Operation
Lymphknotenbefalls
<1 cm 1–2 cm
>2 cm 40
60
85
Segmentresektion + LK-Dissektion*
Segmentresektion + LK-Dissektion
Segmentresektion + LK-Dissektion
<0,1
<2
50
Appendektomie
Appendektomie oder Hemikolektomie rechts
Hemikolektomie rechts mit LK-Dissektion
Appendix (Wurmfortsatz)
<1 cm 1–2 cm
<2 cm
Dickdarm (Caecum, Colon ascendens-transversum)
<1 cm
1–2 cm
>2 cm
40
60
85
(erweiterte) Hemikolektomie + LK-Dissektion
(erweiterte) Hemikolektomie + LK-Dissektion
(erweiterte) Hemikolektomie + LK-Dissektion
Rektum (Mastdarm)
< 1 cm
4
1-2
k.A.**
>2 cm
85
* LK = Lymphknoten, ** k.A. = keine Angaben
Tabelle 2: Chirurgische Therapie bei NeT des Darmes.
22
Endsokopische Abtragung
Vollwandexzision
Vollwandexzision, Rektumresektion oder
-exstirpation
Behandlungsmöglichkeiten
werden – und ihre Lage im Lebergewebe begrenzt. Eine Reduktion
der Tumormasse um 90 % ist erforderlich, um eine Symptomänderung (z.B. bei Karzinoid-Syndrom)
zu erzielen (Abb. 1). Ein Rezidiv der
Symptomatik ist im weiteren Verlauf
in 60 % der Fälle zu erwarten, die
10-Jahres-Überlebensrate beträgt
etwa 35 %.
Bei Lebermetastasen kommen zunehmend auch nicht-chirurgische
interventionelle Verfahren, ggf. auch
in Kombination mit einer Leberresektion, in Frage. Die Indikation zur
Lebertransplantation wird aufgrund
der verbesserten medikamentösen
und interventionellen Behandlungsmöglichkeiten und des hohen Rezidivrisikos unter Immunsuppression
nach Lebertransplantation in den
letzten Jahren zurückhaltend gestellt.
Abbildung 1a: Ausgedehnte Lebermetastasen eines neuroendokrinen Karzinoms im
rechten Leberlappen. Die Resektionslinie ist auf der Leberoberfläche markiert.
Fazit
Die Chirurgie ist noch immer die
effektivste Therapieform bei neuroendokrinen Tumoren, so dass die
Indikation in jedem Fall – ob kurativ oder palliativ – geprüft werden
sollte. Die Behandlung von NeT
erfordert deshalb eine enge Zusammenarbeit von Radiologen, Nuklearmedizinern, Endokrinologen und
Chirurgen in Praxis und Klinik. Der
Primärtumor sollte auch bei Vorliegen von Metastasen aufgefunden
und entfernt werden.
Aufgrund der Seltenheit sind eine
zentrale Registrierung der Tumoren und ihrer Behandlung sowie
die Durchführung von Studien von
großer Bedeutung.
Prof. Dr. med. Thomas Meyer,
Chirurgische Universitätsklinik
Erlangen
Abbildung 1b: Intraoperativer Situs nach Entfernung des rechten Leberlappens (und
partiell Segment IV).
Glossar
Für das operative „Herausschneiden“ von Gewebe werden in der Chirurgie
folgende Fachbegriffe verwendet:
Dissektion:
Entfernen von Lymphknoten oder Weichteilgewebe
Ektomie:
Totale operative Entfernung eines Organs, z.B. Appendektomie
= Entfernen des Wurmfortsatzes
Exstirpation: Entfernung eines Tumors, Organs oder Organteils
Exzision:
Ausschneiden von Gewebe ohne Rücksicht auf Organgrenzen
Hemiektomie: Teilweise operative Entfernung eines Organs, z.B. Hemikolektomie = Entfernen eines Teils des Kolons (Grimmdarms)
Resektion:
Entfernen von kranken Organteilen, z.B. Rektumresektion
= Entfernen von Teilen des Mastdarmes
23
NET-Zentren stellen sich vor
Foto: G. Kirchner Marburg
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren Bad Berka
Zentralklinik Bad Berka
Die Art der Erkrankung und der
Krankheitsverlauf sind bei Patienten
mit neuroendokrinen Tumoren teilweise höchst unterschiedlich und
komplex und erfordern eine interdisziplinäre Behandlung, die geprägt ist
von Erfahrung, Fachkompetenz und
persönlichem Patientenkontakt.
Die Klinik für Nuklearmedizin/PETZentrum an der Zentralklinik Bad
Berka, die von Professor Richard P.
Baum geleitet wird und für viele Patienten mit neuroendokrinen Tumoren seit Jahren ein Begriff ist (über
1000 durchgeführte Radiorezeptortherapien in den letzten 4 Jahren),
wird seit August 2006 zusammen
mit der Klinik für Innere Medizin
– Gastroenterologie, Onkologie und
Endokrinologie (Leitung PD Dr. Dieter Hörsch), dem Institut für bildgebende Diagnostik (Leitung: Dr. J.
Leonhardi) und ab Januar 2007 der
Klinik für Chirurgie – Viszeralchirurgie (Leitung: Dr. M. Hommann) zu
einem Zentrum für neuroendokrine
Tumoren an der Zentralklink Bad
Berka erweitert mit dem Ziel, die
Diagnose und Behandlung von Patienten mit neuroendokrinen Tumoren umfassend und komplett unter
einem Dach zu verwirklichen.
24
Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Hörsch,
Leiter der Klinik für Innere Medizin
– Gastroenterologie, Onkologie
und Endokrinologie, Zentrum für
neuroendokrine Tumoren Bad
Berka
Diagnostik auf dem modernsten
Stand mit PET-CT und FDG-PET
Das Zentrum bietet modernste Diagnoseverfahren für NET-Patienten
an: Im PET-Zentrum werden schonende diagnostische Verfahren,
z.B. mittels eines Ganzkörper-PET/
CT, durchgeführt (Abb. 1). Diese
Untersuchung weist im Vergleich zu
konventionellen Verfahren (Octreotid-Szintigraphie) eine deutlich erhöhte Empfindlichkeit und Spezifität
auf und wird vor allem bei folgenden
Fragestellungen eingesetzt:
• Zur Erstdiagnose von neuroendokrinen Tumoren, um eine genaue Abbildung der Tumorausbreitung zu erhalten und dadurch
die optimale Therapie festlegen
zu können.
• Bei unbekanntem Primärtumor,
da eine bessere Darstellung im
Vergleich zu den Standardverfahren möglich ist.
• Nach der operativen Entfernung
eines Tumors, um ein Rezidiv
frühzeitig zu erkennen.
Prof. Dr. med. Richard P.
Baum, Leiter der Klinik für
Nuklearmedizin/PET-Zentrum,
Zentrum für neuroendokrine
Tumoren Bad Berka
• Bei Verdacht auf kleine Tochtergeschwülste (Metastasen, z.B. in
kleinen Lymphknoten).
• Zur Planung und Überwachung
einer Peptidrezeptor-vermittelten
Radiotherapie.
• Bei Verdacht auf Zweittumoren
(in Kombination mit einem FDGPET).
• Um Hinweise auf die Funktionalität der Tumoren anhand ihres
Rezeptorbesatzes zu erhalten.
Das Institut für bildgebende Diagnostik verfügt über zwei leistungsfähige Kernspintomographen, zwei
mehrzeilige Computertomographen
sowie über Möglichkeiten der interventionellen Radiologie.
Spezielle nuklearmedizinische
Therapieverfahren
Auf der nuklearmedizinischen Therapiestation werden die peptidvermittelte Radiorezeptortherapie und
andere nuklearmedizinische Therapieverfahren durchgeführt. Als
NET-Zentren stellen sich vor
Abbildung 1: Von großer Bedeutung für die Diagnostik
neuroendokriner Tumoren ist die Positronenemissionstomographie, kurz PET. Im oberen Bild ist der
PET-Computertomograph gezeigt, darunter das Ergebnis
einer 68-Ga-PET-Untersuchung, kombiniert mit einer
Computertomographie. Durch die Überlagerung der Befunde
beider Untersuchungen lassen sich Tumoren (hier in der
Bauchhöhle) besser entdecken und genauer lokalisieren.
A = PET-Aufnahme, B -E = Bildfusion PET/CT, die Aufnahmen
zeigen multiple rezeptorpositive Tumoren intraperitoneal.
einzige Klinik in Deutschland verwenden wir das schonende Lutetium-177 in Kombination mit Yttrium90. Auch Spezialverfahren, wie die
intraarterielle Radiorezeptortherapie
(z.B. zur Behandlung nicht operabler Primärtumoren), wurden in
Zu­sammenarbeit mit der interven-
tionellen Radiologie entwickelt und
weltweit erstmals eingesetzt.
25
NET-Zentren stellen sich vor
Abbildung 2: Ultraschalldiagnostik, links ohne, rechts mit Kontrastmittelgabe. Durch Verwendung eines Kontrastmittels lassen sich
Raumforderungen in der Leber besser erkennen (Bilder C. Görg, Marburg).
Von der endoskopischen
Diagnostik bis zur chirurgischen
Intervention
In der Klinik für Innere Medizin,
Gastroenterologie, Onkologie, Endokrinologie kann die komplette
endoskopische Diagnostik des Magen-Darm-Traktes (Gastroskopie,
Koloskopie sowie die Doppelballon-Enteroskopie des Dünndarms)
durchgeführt werden. Daneben
umfasst das Leistungsspektrum
endoskopische und interventionelle
Eingriffe an den Gallenwegen und
am Pankreas einschließlich Zystenpunktion und Stenteinlagen, die endosonographische Diagnostik und
Probenentnahme sowie die Ultraschalldiagnostik mit Konstrastverstärkung (Abb. 2).
In Zusammenarbeit mit dem klinisch-chemischen Labor können
alle Hormonwerte gemessen und
funktionelle Tests durchgeführt werden. Schließlich können in der neugegründeten Klinik für Chirurgie
– Viszeralchirurgie unter der Leitung
von Dr. M. Hommann alle viszeralchirurgischen Operationen ausgeführt werden, insbesondere Resektionen an der Leber, der Bauch­26
speicheldrüse und am Darm, die
zum Teil mittels Schlüsselloch-Chirurgie (endoskopische Chirurgie) minimal-invasiv und damit möglichst
schonend operiert werden.
Optimale Behandlung durch
interdisziplinäres Tumorboard
Die vereinigten Fachdisziplinen treffen sich regelmäßig zu einem inter-
disziplinären Tumorboard und einem
Qualitätszirkel. Besonderen Wert
legen wir auf eine unterstützende
Behandlung bei schwer erkrankten
Patienten in Zusammenarbeit mit
Dr. Lutz vom Schmerzzentrum sowie mit Frau Dr. Müller, Chefärztin
der Klinik für Palliativmedizin.
Die Teilnahme an nationalen und internationalen Therapiestudien oder
eine äquivalente Behandlung ist
am Zentrum für neuroendokrine Tumoren der Zentralklinik Bad Berka
möglich.
Der Innenhof des
denkmalgeschützten
Zentralbaus
wurde mit einer
Glaspyramide
überdacht und
bietet so zu
jeder Jahreszeit
Bewegungsfreiheit.
NET-Zentren stellen sich vor
Mit Glas überdacht und begrünt ist der
Innenhof im Westflügel der Zentralklinik.
Modernes, freundliches
Ambiente
Die Zimmer und Stationen sind ausgesprochen freundlich ausgestattet.
Die nuklearmedizinischen Spezialbehandlungen wie z.B. die Radiorezeptortherapie bei neuroendokrinen
Tumoren erfolgen auf einer patientenfreundlichen,
hochmodernen,
1999 neu eröffneten und 2002 erweiterten Isotopen-Therapiestation
mit 20 Betten in 1- und 2-Bettzimmern.
Das Bettenhaus verfügt über zwei
großzügig angelegte und überdachte Felsengärten, die Möglichkeiten für den Rückzug und Gespräche mit Angehörigen bieten.
Damit wäre nur noch die Frage zu
klären, wo Bad Berka liegt. Die Zentralklinik befindet sich nur wenige
Kilometer von der A4 entfernt auf
einem Hügel liegend am Anfang
des Thüringer-Waldes. Die Kulturund Dichterstadt Weimar ist in 15
Minuten, Jena und Erfurt sind in 20
Minuten zu erreichen.
Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Hörsch
Prof. Dr. med. Richard P. Baum
Im Bettenhaus, das in den Hang hinein
gebaut wurde, entstanden bergseitige
Felslandschaften, die überglast und
bepflanzt wurden und nun als Aufent­haltsbereiche zur Verfügung stehen.
Der Patientengarten auf dem Flachdach
bietet eine herrliche Aussicht über die
Stadt und das Landschaftsschutzgebiet
Mittleres Ilmtal.
Nuklearmedizinische Ambulanz
In unserer nuklearmedizinischen Ambulanz können gemäß KV-Ermächtigung ambulante
Patienten vorgestellt werden, bei denen eine nuklearmedizinische Diagnostik erforderlich
ist oder eine nuklearmedizinische Therapie durchgeführt werden soll. Die Überweisung zur
Sprechstunde muss durch einen Internisten oder Nuklearmediziner erfolgen. Hierzu ist ein
entsprechender ambulanter Überweisungsschein mitzubringen, den Sie von Ihrem Internisten oder dem betreuenden Nuklearmediziner erhalten. Privatversicherte Patienten oder
Selbstzahler können einen Termin direkt über das Chefarztsekretariat vereinbaren.
Ein Untersuchungstermin kann telefonisch festgelegt werden unter Tel. 036458/52201
(Sekretariat Frau Cihar) oder 036458/52265 (Ambulanz). Wenn Sie einen Termin erhalten
haben, bringen Sie bitte die Befunde früherer Untersuchungen oder Arztbriefe über vorherige Behandlungen mit.
Kontakt
Priv.-Doz. Dr. med. Dieter Hörsch
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren Bad Berka
Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Onkologie, Endokrinologie
Zentralklinik Bad Berka
Robert-Koch-Allee 9
99437 Bad Berka
Tel. 036458/52601
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. med. Richard P. Baum
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren Bad Berka
Klinik für Nuklearmedizin/PET-Zentrum
Zentralklinik Bad Berka
Robert-Koch-Allee 9
99437 Bad Berka
Tel. 036458/52201 (Sekretariat, Frau Cihar)
Internet: www.zentralklinik-bad-berka.de
27
NET-Zentren stellen sich vor
Zentrum für Neuroendokrine Tumoren (NET):
Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin
Prof. Dr. H. Scherübl
Prof. Dr. H.J. Wagner
Prof. Dr. V. Loy
Dr. H. Tuchelt
PD Dr. R. Finke
Praxisgemeinschaft An der Kaisereiche
Das Vivantes-Zentrum für Neuroendokrine Tumoren (NET) wurde 2006
auf Initiative von Prof. Dr. Hans
Scherübl nach seiner Ernennung
zum Direktor der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und
Gastrointestinale Onkologie am Vivantes Klinikum Am Urban in Berlin
gegründet. Weitere Gründungsmitglieder waren Prof. Dr. Hans-Joa­
chim Wagner, Direktor des Instituts
für Radiologie und Nuklearmedizin,
Vivantes-Klinikum Am Urban, Berlin, sowie Prof. Dr. Volker Loy, Direktor des Fachbereichs Pathologie,
Vivantes-Klinikum Am Urban, Berlin. Das Klinikum Am Urban ist akademisches Lehrkrankenhaus der
Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Die Praxisgemeinschaft an der Kaisereiche (Priv. Doz. Dr. med. Reinhard Finke, Internist – Endokrinologe-Diabetologe DDG; Dr. med.
28
Heiko Tuchelt, Internist – Endokri‑
nologe-Diabetologe DDG; Dr. med.
Michael Witte, Internist; Roland
Preuß, Facharzt für Allgemeinmedizin. Adresse: Wilhelm-Hauff-Str. 21,
12159 Berlin. Tel. 030 - 85 95 360; Fax: 030 - 85 95 36 - 11; Mail:
[email protected]; www.kaisereiche.de) kooperiert bei der ambulanten Betreuung von Patienten mit
neuroendokrinen Tumoren u.a. der
Hypophyse, der Schilddrüse und
der Nebennieren mit dem Zentrum
für Neuroendokrine Tumoren (NET)
am Klinikum Am Urban.
Modernste Verfahren
zur Diagnostik
Neuroendokrine Tumoren des
Dünndarms werden in der Regel
erst dann symptomatisch, wenn sie
Tochtergeschwülste (Metastasen)
in der Leber gebildet haben. Die
Diagnosestellung erfolgt dann über
ein bildgebendes Verfahren (Ultraschalluntersuchung oder Computertomographie oder Kernspinuntersuchung) und die Entnahme einer
Gewebeprobe zur feingeweblichen
(histologischen)
Tumorklassifikation. Oftmals leiden die Patienten
unter dem sog. Karzinoidsyndrom
mit Flush-Anfällen, Durchfällen,
Bauchschmerzen und Anfällen von
Luftnot. Im Urin finden sich dabei
erhöhte Werte für 5-Hydroxyin‑
dolessigsäure (5-HIES) und im Blut
ist der Spiegel des Tumormarkers
Chromogranin A deutlich erhöht.
Trotz dieser modernen bildgebenden Verfahren gelingt es meist
nicht, die sehr kleinen Ursprungstumoren (<1 cm) im Dünndarm nachzuweisen. Auch die herkömmlichen
NET-Zentren stellen sich vor
endoskopischen Untersuchungstechniken (Magenspiegelung, Dickdarmspiegelung) erreichen allenfalls 10–20% des mehrere Meter
langen Dünndarms. Somit galt der
Dünndarm als die „black box“ des
Magen-Darm-Traktes. Seit wenigen
Jahren gibt es nun mit der Kapselendoskopie und der Doppelballonenteroskopie zwei neuartige Verfahren, um selbst kleine Dünndarmtumoren aufspüren zu können (siehe
den Beitrag von PD Dr. Faiss und
Prof. Dr. Scherübl in diesem Heft).
Diese Untersuchungen sollten aber
nur in Abstimmung mit einem erfahrenen Zentrum für neuroendokrine
Tumoren veranlasst werden.
SomatostatinRezeptor-Szintigraphie
Prof. Wagner arbeitete viele Jahre lang in der Klinik für Strahlen­
diagnostik am Universitätsklinikum
in Marburg und verfügt über eine
große Erfahrung mit allen radiologischen bildgebenden Verfahren bei
NET Patienten. Sein ganz besonderes Interesse galt dabei dem frühzeitigen Metastasennachweis in der
Leber und anderen Organen.
Die Somatostatin-Rezeptor-Szintigraphie hat den Vorteil, als einziges bildgebendes Verfahren den
ganzen Körper abzubilden und somit eine Ganzkörperuntersuchung
zu ermöglichen. Die allermeisten
Karzinoidtumoren, aber auch Gastrinome, tragen sog. Somatostatin-Rezeptoren an ihrer Oberfläche.
Diese Eiweißstoffe können durch
das radioaktive Pharmakon Indium111-Octreotid sichtbar gemacht
werden. Bei der Szintigraphie wird
dieses Pharmakon in die Vene gespritzt und es wird anschließend
der ganze Körper mit einer Gamma-
Das Vivantes Klinikum Am Urban ist eines von neun Krankenhäusern der Vivantes –
Netzwerk für Gesundheit GmbH. Die Standorte der Häuser sind über das gesamte
Berliner Stadtgebiet verteilt. Vivantes wurde im Jahr 2001 mit dem Zusammenschluss
der städtischen Klinika gegründet. Heute ist der Konzern einer der größten
Deutschlands und versorgt etwa 30% aller Krankenhauspatienten in Berlin.
Insgesamt 100 Kliniken und medizinische Institute stehen für die stationäre Behandlung der Patienten zur Verfügung. In seinen über das gesamte Stadtgebiet verteilten
58 Standorten betreibt Vivantes etwa 5.000 Krankenhausbetten und 15 Pflegeeinrichtungen.
Kamera abgefahren. Das Pharmakon heftet sich dabei an die Tumorzelloberfläche und zeigt über das
radioaktive Indium die Lokalisation
der neuroendokrinen Tumoren, sowohl des Ursprungtumors als auch
der Tochtergeschwülste (Metastasen) an. Es können dabei nicht nur
planare Aufnahmen, sondern auch
die nuklearmedizinische Computertomographie, das sog. SPECT eingesetzt werden.
Lokale Therapie von
Lebermetastasen
Prof. Wagner hat in Ausgabe 72006 der Glandula NeT detailliert die
örtlichen (lokalen) Therapieverfahren
bei Lebermetastasen neuroendokriner Tumoren beschrieben. Nehmen
einzelne Tochtergeschwülste in der
Leber (Lebermetastasen) innerhalb
von 6 Monaten um mehr als 25%
an Größe zu oder treten neue Herde in der Leber auf, so sollten (bei
ausschließlichem Leberbefall) lokale
Verfahren wie die Radiofrequenzablation oder die transarterielle
Chemoembolisation zur Zerstörung
der Metastasen in Betracht gezogen werden. Sollten nur wenige
Metastasen (<5) an umschriebener
Stelle in der Leber vorhanden sein,
so ist meist deren chirurgische Entfernung möglich und ratsam.
Unser Zentrum rät den Patienten
mit Lebermetastasen generell zur
chirurgischen Entfernung des Ursprungtumors vor Beginn (evtl.
auch zeitgleich zu) der lokalen Therapiemaßnahmen für die Lebermetastasen. Dabei sollte auch die Entfernung der Gallenblase erfolgen.
29
NET-Zentren stellen sich vor
zurzeit mehrere neue Medikamente
zur klinischen Testung an.
Interdisziplinäre
Zusammenarbeit
Als Klinikum der Schwerpunktversorgung verfügt das Klinikum Am Urban heute über
12 Kliniken mit insgesamt 626 Betten.
30
Neue medikamentöse
Therapieansätze
• Hemmstoffe der Wachstumssignale im Inneren der Tumorzelle.
Neben den stabilen Somatostatin-Analoga und Interferon- , auch
Biotherapeutika genannt, stehen
neue sog. Target-Therapeutika zur
Verfügung. Erfreulicherweise werden derzeit eine Reihe von neuen
Therapieansätzen erprobt. Diese
neuen Konzepte haben dann ihren
Stellenwert, wenn die Biotherapie
oder die systemische Chemotherapie versagt haben und eine Radionuklidtherapie z.B. aufgrund eines
negativen Rezeptorstatus keine Alternative darstellt.
Von den neuen Ansätzen sind besonders zu erwähnen:
• Neue Somatostatin-Analoga (wie
Pasireotid, auch SOM230 genannt)
• Hemmstoffe der Gefäßneubildung (sog. Angiogenese-Hemmer)
• Hemmstoffe von Wachstumsfaktoren der neuroendokrinen Tumoren
• Pegylierte Interferone (Depotformen von Interferon- )
In Zusammenarbeit mit der CharitéUniversitätsmedizin Berlin können
wir weiterhin unseren Patienten die
Teilnahme an klinischen Studien anbieten. Einschränkend muss aber
darauf hingewiesen werden, dass
nur wenige Studien für diese seltene
Tumorerkrankung durchgeführt werden. Erfreulicherweise stehen aber
Uns ist besonders wichtig, dass unsere Patienten mit neuroendokrinen
Tumoren von mehreren Spezialisten gemeinsam und in Absprache
behandelt werden. Damit möchten
wir Ihnen als Patienten garantieren,
dass für Sie individuell je nach Stadium und Verlauf der Erkrankung
die beste Therapie ausgesucht
wird. Eine Rückkopplung mit Ihrem
Hausarzt ist dabei selbstverständlich. Der besondere Verlauf der gut
differenzierten
neuroendokrinen
Tumoren mit langsamem Tumorwachstum erfordert eine Therapie
über viele Jahre und Jahrzehnte.
Wir möchten während dieser Zeit
für Sie Ansprechpartner sein.
Prof. Dr. Hans Scherübl
Prof. Dr. Hans-Joachim Wagner
Kontakt
Klinik für Innere Medizin
Gastroenterologie und Gastrointestinale Onkologie
Vivantes Klinikum Am Urban
Dieffenbachstr. 1
10967 Berlin
Sekretariat Prof. Dr. H. Scherübl
Spezialambulanz neuroendokrine gastrointestinale Tumoren
Frau Beate Fritzsche
Tel.: 030/697 25201
Fax: 030/697 25205
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.vivantes.de/daten/3003_DEU_Internet.html
Aus der Forschung
Aktuelles aus der Somatostatin-Rezeptorforschung:
Ist eine gezieltere Biotherapie mit neueren Analoga
von humanem Somatostatin möglich?
Zusammenfassung eines Vortrags von Dr. Leo F. Hofland auf der
3. ENETS-Konferenz in Prag, 22.–24. März 2006
Zielorgane von Somatostatin, einem
Hormon, das vor allem die Freisetzung von Hormonen und anderen
Substanzen kontrolliert, sind unter
anderem das zentrale Nervensystem (ZNS), der Hypophysenvorderlappen (HVL) und das Pankreas
(Bauchspeicheldrüse). In diesen
Organen findet man Zellen, die eine
große Zahl von Somatostatin-Rezeptoren (SSTR) an ihrer Oberfläche
ausbilden, an die das Somatostatin
andocken und dadurch seine Wirkung vermitteln kann.
Man kennt fünf verschiedene Somatostatin-Rezeptor-Subtypen
(sst1 bis sst5). Auf den Inselzellen
des Pankreas kommen alle 5 Subtypen vor, wobei sst1, sst2 und
sst5 überwiegen. Tumoren, die aus
solchen Somatostatin-Zielgeweben
entstanden sind, bilden meist auch
eine große Zahl von SomatostatinRezeptoren. Beispiele dafür sind
Hypophysenadenome,
neuroendokrine Tumoren im Pankreas und
Darmtrakt sowie Karzinome der
Brustdrüse, des Kolons und des
Rektums.
Ein SSTR-positiver Tumor bildet in
der Regel mehrere SSTR-Subtypen
aus. Allerdings variiert das Somatostatin-Rezeptor-Profil sowohl zwischen verschiedenen Tumor-Entitäten als auch zwischen Tumoren
ein und desselben Typs. Neuroendokrine Tumoren des gastroenteropankreatischen Systems können
auch mehrere Rezeptor-Subtypen
tragen, in über 80 Prozent der Fälle
dominiert dabei der Subtyp sst2.
Octreotid und Lanreotid
binden überwiegend an sst2Rezeptoren
Die Somatostatin-Analoga Octreotid und Lanreotid binden aufgrund
struktureller Ähnlichkeit zum humanen Somatostatin (Abb. 1) mit
hoher Affinität an sst2. Sehr viel
geringer ist die Affinität dieser Sub­
stanzen zum sst5-Rezeptor, und an
die anderen SSTR-Subtypen binden sie praktisch gar nicht.
Dr. Leo F. Hofland, Abteilung Innere
Medizin, Erasmus Medical Center,
Rotterdam, Niederlande
Somatostatin und Somatostatin-Analoga
Somatostatin-Analoga besitzen eine Struktur, die der des menschlichen Hormons Somatostatin vergleichbar ist, das normalerweise vom
Nervensystem, dem Darm und verschiedenen endokrinen Drüsen produziert wird. Somatostatin hemmt die Sekretion von Hormonen (z.B.
Wachstumshormon, Thyreoidea stimulierendem Hormon [TSH], Insulin)
sowie anderer Substanzen (Magensäure, Sekretin) und trägt zur Kontrolle vieler Körperfunktionen wie der Signalübertragung zwischen Nervenzellen, der Darmfunktion und dem Zellwachstum bei.
Die Hormonwirkung wird dadurch vermittelt, dass Somatostatin an
spezifischen Bindungsstellen – den so genannten Rezeptoren – in der
Membran der Zellen im Zielorgan andockt. Insgesamt sind fünf verschiedene Rezeptoren für Somatostatin bekannt, die mit sst1 bis sst5
bezeichnet werden. Auch Karzinoid-Tumorzellen tragen auf ihrer Oberfläche Somatostatin-Rezeptoren (abgekürtzt mit SSTR). Koppelt Somatostatin an diese Rezeptoren an, wird die Sekretion von Hormonen und
anderen Substanzen üblicherweise blockiert und auf diese Weise die
Symptome des Karzinoid-Syndroms, insbesondere Gesichtsrötungen
(Flush) und Diarrhö, verringert.
Da Somatostatin im Blut sehr schnell abgebaut wird, kann es nicht therapeutisch eingesetzt werden. Daher wurden stabilere Analoga entwickelt, die allerdings nicht in alle Rezeptor-Subtypen „passen“. Octreotid
und Lanreotid binden vorwiegend an den Rezeptor-Subtyp Nr. 2 (sst2),
SOM230 aktiviert neben sst2 auch die Subtypen sst1, sst3 und sst5.
31
Somatostatin-Analoga entfalten einen antisekretorischen Effekt, der
beispielsweise beim Karzinoidsyndrom zu einem Rückgang der überschießenden Serotonin-Ausschüttung und der damit verbundenen
Durchfall- und Flush-Symptomatik
führt. Grundsätzlich können antisekretorische Effekte von SSTR-Liganden über eine Blockade der Rezeptoren sst2, sst5 und teilweise auch
sst1 induziert werden. Sie sind über
die Hemmung der Signaltransduktion (= Umwandlung eines Stimulus in
eine andere Reaktion, siehe Kasten)
vermittelt, das heißt beispielsweise
über die verminderte Bildung von
zyklischem
Adenosinmonophosphat (cAMP) und Drosselung des
Kalziumeinstroms in die Zelle.
Signaltransduktion als neuer
Angriffspunkt?
Einige Signaltransduktionsmechanismen, über die der sst2-Rezeptor
eine die Mitose (Zellteilung) hemmende Wirkung induziert, wurden
in den letzten Jahren entdeckt und
sind weitere mögliche Angriffspunkte für neue Tumortherapien.
Dabei spielt beispielsweise die Aktivierung der Tyrosinphosphatase
SHP-1 unter Beteiligung der Proteine SHP-2 und Src eine zentrale
Rolle. An Zellkulturen von Gliomen
(Hirntumoren) zeigte sich, dass die
zytostatische Aktivität von Somatostatin das Vorhandensein der
rezeptorähnlichen Phosphotyrosinphosphatase PTPeta voraussetzt.
Hemmende Effekte von
Somatostatin-Analoga auf das
Tumorwachstum
Potenzielle Hemmeffekte von Somatostatin-Analoga auf das Wachstum von Tumoren könnten über
32
Abbildung 1: Proteinstruktur von Somatostatin und Octreotid.
Signaltransduktion
Als Signaltransduktion oder Signalübertragung werden alle Prozesse
bezeichnet, mithilfe derer Zellen ein Signal oder einen Stimulus in eine
andere Reaktion umwandeln.
Für Zellen ist die Kommunikation mit der Umgebung von essentieller
Bedeutung, um Differenzierungsprozesse, das Überleben oder den
programmierten Zelltod sowie Veränderungen der Zellgestalt und die
Zellbewegung zu koordinieren. In vielzelligen Organismen wird die von
außen an die Zelle herangebrachte Information beispielsweise durch Ionen, Neurotransmitter (= in Nervenzellen gespeicherte Botenstoffe, z.B.
Acetylcholin, Adrenalin, Serotonin, Dopamin), Zytokine (= zuckerhaltige
Proteine, die als Wachstumsfaktoren bei der Zelldifferenzierung und als
Mediatoren bei der Immunabwehr eine Rolle spielen, wie z.B. Interferone und Interleukine) und Hormone vermittelt. Diese Signaltransduktion ermöglicht letztendlich die Anpassung der Zelle an die aktuellen
Bedingungen und Bedürfnisse durch Regulation der Zellgestalt und
-bewegung, des Stoffwechsels sowie der Genexpression, d.h. der Umsetzung der in den Genen gespeicherten Informationen in Signale oder
Strukturen.
Mit Hilfe von Proteinen in der Zellmembran (Rezeptoren) und innerhalb
der Zelle wird das extrazelluläre Signal aufgenommen und in der Regel an eine oder mehrere Signalkaskaden weitergeleitet. Dies erfolgt
durch koordinierte Protein-Protein-Interaktionen, wobei Signalmoleküle
als „Schalter“ fungieren, indem sie durch Änderung ihrer räumlichen
Anordnung (sog. Konformationsänderung) zwischen zwei Zuständen
wechseln. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang
Proteinkinasen. Das sind Enzyme, die die Übertragung einer Phosphatgruppe von einem Donor auf die Seitenketten-Hydroxyl-(OH-)Gruppe
einer Aminosäure katalysieren und damit die Konformationsänderung
auslösen. Mitunter wird durch Signalkaskaden auch die Bildung von
sekundären Botenstoffen ausgelöst, die ihrerseits bestimmte Enzyme
(u.a. auch Proteinkinasen) aktivieren. Auf diese Weise wird das Primärsignal um viele Größenordnungen verstärkt.
Aus der Forschung
sehr unterschiedliche Mechanismen
vermittelt sein:
• Über sst2, sst5 und sst1: Direkte endokrine Effekte über die
Ausschüttungshemmung
von
Wachstumshormon, Insulin-like
Growth Factor I (IGF-1) und gastrointestinalen Hormonen.
• Über sst2 sowie evtl. sst5 und
sst1: Parakrine (Wirkung auf benachbarte Zellverbände) und autokrine (Wirkung auf sich selbst)
Effekte, wie z. B: die Hemmung
von Wachstumsfaktoren.
• Über sst2 und sst3: Hemmung
der Angiogenese (= Neubildung
von Blutgefäßen).
• Möglicherweise über sst1,
sst2, sst4 und sst5: Hemmung
der Wachstumsfaktor-stimulierten Zellzyklusprogression.
• Über sst2 und sst3: Induktion
des programmierten Zelltodes
(Apoptose).
• Über sst2 und sst3: Modulation
des Immunsystems.
In Zellkulturen und tierexperimentell
wurden deutliche zellteilungshemmende Effekte von SomatostatinLiganden nachgewiesen. Ob die
bisher verfügbaren SomatostatinAnaloga solche Effekte auch bei Tumorpatienten haben, ist allerdings
immer noch unklar. Ein zentrales
Hindernis ist dabei die Tachyphylaxie, d.h. eine rasch einsetzende Wirkungsminderung. Die Wirksamkeit
der Behandlung mit SomatostatinAnaloga lässt nämlich nach durchschnittlich 8–12 Monaten nach. Als
Ursache dafür kommen verschiedene Mechanismen in Frage:
• Abnahme der Empfindlichkeit
oder Herunterregulation der Somatostatin-Rezeptoren im Tumor,
• Entdifferenzierung des Tumors
mit Verlust von Somatostatin-Rezeptoren oder Bildung neuer Rezeptor-negativer Tumorzelllinien,
• Nachlassen der Hemmung indirekter, das Tumorwachstum fördernder Mechanismen wie der
IGF-I- oder Gastrinausschüttung.
Fraglich ist, ob in diesem Zusammenhang Mutationen im Somatostatin-Rezeptor-Gen von Tumorzellen, die zu einem Verlust der Ausbildung oder Aktivierbarkeit des Rezeptors führen, eine Rolle spielen.
Tachyphylaxie mit sst5Agonisten vermeidbar?
Auffällig ist, dass Patienten mit Rezeptor-positiven neuroendokrinen
Tumoren, deren Symptomatik sich
zunächst unter einer Behandlung
mit einem Somatostatin-Analogon
gebessert hatte, trotz unverändert
ausgeprägter Darstellbarkeit der
Rezeptoren in der Somatostatin-Rezeptorszintigraphie eine Verschlechterung der Symptomatik erfahren.
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie (Cescato 2006) zeigte, dass der
Rückzug von sst2- und sst3-Rezeptoren von der Zelloberfläche ins Zell­
innnere durch alle geprüften SSTRAgonisten (= Substanzen, die an die
Somatostatin-Rezeptoren binden)
induziert werden konnte. Dagegen
konnten sst5-Rezeptoren nur durch
Somatostatin, nicht aber durch synthetische Somatostatin-Analoga mit
hoher sst5-Affinität zum Rückzug
der Rezeptoren angeregt werden.
Möglicherweise könnte man das
Problem der Tachyphylaxie durch
die Entwicklung potenter sst5-Agonisten umgehen. Mit dem in der
Entwicklung befindlichen SSTRMultiliganden SOM230 konnte im
Tierversuch eine länger anhaltende Hemmung der Ausschüttung
von Wachstumshormon und IGF-1
bewirkt werden als mit Octreotid.
SOM230 bindet mit hoher Affinität
an sst1, sst2, sst3 und sst5.
Heterodimerisation verändert
Rezeptoreigenschaften
Eine Rolle bei der Empfindlichkeitsabnahme der Somatostatin-Rezeptoren könnte möglicherweise auch
deren unterschiedliche Fähigkeit zur
Dimerisation spielen, d. h., der chemischen Kopplung mehrerer Rezeptoren. Bei der Homodimerisation
werden zwei identische Rezeptoren
gekoppelt, bei der Heterodimerisation zwei unterschiedliche Rezeptorsubtypen. Pfeiffer et al. konnten
schon 2001 an humanen, embryonalen Nierenzellen zeigen, dass die
SSTR-Subtypen sst2A und sst3 als
Homodimere vorliegen und auch in
der Lage sind, untereinander Heterodimere zu bilden.
Interessant ist, dass die Empfindlichkeit des sst2A–sst3-Heterodimers unter Somatostatin-Exposition langsamer zurückging als die
des sst3-Homodimers. Das sst2A–
sst3-Heterodimer hatte ähnliche
pharmakologische und funktionelle
Eigenschaften wie sst2A. Dementsprechend resultierte die Heterodimerisation in einer funktionellen
Inaktivierung von sst3. Möglicherweise sprechen neuroendokrine Tumoren, die überwiegend das sst2A–
sst3-Heterodimer ausbilden, besser
und dauerhafter auf sst2-Agonisten
an als neuroendokrine Tumoren mit
einem anderen Rezeptorprofil.
Fazit
Die
Somatostatin-Rezeptorforschung lässt zukünftig möglicherweise neue therapeutische Möglichkeiten in der Behandlung von
neuroendokrinen Tumoren zu. Die
Glandula NeT wird über die Entwicklungen auf diesem Gebiet berichten.
Prof. Dr. med. J. Hensen, Hannover
33
Aus der Forschung
Neue potenzielle Therapieansätze aus
der Molekularbiologie der Tumoren
Zusammenfassung eines Vortrags von Prof. Will Steward auf der 3. ENETSKonferenz in Prag, 22.–24. März 2006
Bei metastasierenden neuroendokrinen Tumoren (NET) sind die
heute verfügbaren antiproliferativen
(wachstumshemmenden)
Therapiemöglichkeiten noch unbefriedigend. Die Zahl der für die medikamentösen Therapie in Frage
kommenden Substanzen ist sehr
klein und auf eine Chemotherapie
sprechen langsam wachsende metastasierende NET leider oft nur unzureichend oder gar nicht an.
Ansätze für die Entwicklung neuer
Medikamente zur Behandlung von
neuroendokrinen Tumoren sieht
Prof. Steward unter anderem in der
Suche nach zellulären Prozessen,
die bei malignen NET besonders
ausgeprägt sind. Auch die Suche
nach spezifischen Unterschieden
im biologischen Verhalten von NETZellen und gesundem Gewebe ist
seiner Ansicht nach lohnenswert.
Mögliche Angriffspunkte einer
Biotherapie
Neuroendokrine Tumoren bieten
eine Reihe von Vorteilen: Sie zeigen
oft eine langsame Progression und
die Patienten sind vergleichsweise wenig körperlich beeinträchtigt.
Das legt einen nicht-zytotoxischen
Therapieansatz nahe, z.B. durch
die Biotherapie. Mögliche Angriffspunkte einer NET-Biotherapie sind
zum einen amplifizierte Krebsgene
(Onkogene) wie N-myc, c-jun oder
c-fos und zum anderen die Überexpression (vermehrte Ausbildung)
bestimmter Rezeptoren auf der
34
Oberfläche der Tumorzellen (z.B.
Epidermal Growth Factor Receptor
= EGFR, Vascular Endothelial
Growth Factor Receptor = VEGFR)
sowie von Wachstumsfaktoen (z.B.
Transforming Growth Factor
=
TGF- ) und Metalloproteinasen.
EGFR-Hemmer
Der EGFR wird von der Mehrzahl
aller NET überexprimiert – wie auch
von etlichen anderen Tumoren. Über
die Aktivierung des EGFR werden
Proliferation, Metastasierung und
Angiogenese des Tumors gesteigert und die Apoptose (Zelltod) gehemmt.
Drei EGFR-Hemmer, die teilweise
schon für andere Tumorentitäten zugelassen sind, könnten auch für die
Prof. Will Steward,
Abt. Krebsforschung
und Molekulare Medizin,
Universität Leicester
Therapie neuroendokriner Tumoren
von Bedeutung sein: Cetuximab,
Gefitinib und Erlotinib. Eine Studie
mit Erlotinib an NET-Patienten mit
Karzinoidsyndrom ist derzeit im
Gange.
Angiogenese-Hemmung
Eine ganze Reihe von Substanzen,
die mit ermutigenden ersten Ergebnissen bereits in klinischen Studien
Aus der Forschung
an unterschiedlichen Tumor-Erkrankungen getestet werden, zielen maßgeblich auf die Hemmung
der Tumor-Angiogenese (Blutgefäßneubildung zur Versorgung des
Tumors) ab. Dazu zählen unter anderem VEGF-Hemmstoffe, VEGFRLiganden, PTK/ZK und PTK87 (in
der Glandula NeT haben wir bereits
darüber berichtet).
Zellzyklushemmung
Ein anderer, sehr aktueller onkologischer Forschungsansatz ist die
Entwicklung von Substanzen, die
bestimmte Schritte bei der Zellteilung und damit das Tumorwachstum hemmen. Ein bereits in klinischen Studien der Phase I und II
untersuchter Mitose-Inhibitor ist Ro
31-7453, der die Ausbildung der
Mitosespindel stört, was zum Abbruch der Mitosephase und zum
Zelltod führt.
Transkriptionshemmung mit
HDAC-Inhibitoren (Hemmer der
Histon-Deacetylase)
Histone sind Einweißmoleküle, die
eine Art Gerüst bilden, das dafür
sorgt, dass die DNA dicht gepackt
im Zellkern untergebracht ist, aufgegliedert in Nukleosomen, die wie
Perlen auf einer Kette aufgereiht
sind. In einem Nukleosom windet
sich die DNA zweimal um acht verschiedene Histonmoleküle. Histone
erfüllen aber nicht nur statisch-zellarchitektonische Aufgaben, sondern regulieren über Acetylierungsprozesse die Gentranskription, d.h.
das Umschreiben der in der DNA
gespeicherten genetischen Information in RNA; siehe Glossar): HistonAcetyltransferasen (HAT) aktivieren,
Histon-Deacetylasen (HDAC) hemmen die Transkription. Eine Hochregulation von HDAC führt zu einer
Herunterregulation der Tumorsuppressor-Gene p53 und p27, des
Hypoxie-Induzierbaren Faktors 1
(HIF-1 ), des Cyclin-Dependent
Kinase-Inhibitors p21, des Tumor
Necrosis Factor-Related Apoptosis Inducing Ligand-(TRAIL-)Weges
und zum Rückgang von Differenzierungsfaktoren.
In den meisten Tumoren sind die
HDAC hochreguliert. Das wirkt
sich auf eine Reihe Malignom-assoziierter Prozesse aus, wie die
Angiogenese, Motilität, Invasivität,
Apoptose und Differenzierung von
Tumorzellen. Entsprechend konnten an vielen verschiedenen Tumorzelllinien Apoptose-induzierende Eigenschaften von HDAC-Inhibitoren
nachgewiesen werden. In der Zelle
hemmen HDAC-Inhibitoren die Angiogenese und halten den Zellzyklus an.
In Phase-I-Studien wurden HDACInhibitoren bisher sehr gut vertragen. Vorübergehende Neutropenien
und Thrombozytopenien wurden
beobachtet, jedoch fand sich kein
Hinweis auf die in Tierexperimenten
beobachtete kardiale Toxizität. Zurzeit werden HDAC-Inhibitoren im
35
Aus der Forschung
Rahmen von klinischen Studien der
Phase II an einer ganzen Reihe von
Tumoren untersucht.
Fazit
Eine große Zahl von Substanzen
befindet sich derzeit in klinischer
Erprobung, mit denen auch fortgeschrittene
NET-Erkrankungen
möglicherweise in naher Zukunft
besser behandelt werden könnten
als mit den jetzt zur Verfügung stehenden Medikamenten. Entscheidende onkologische Fortschritte
der jüngsten Zeit basieren auf
einem detaillierteren Verständnis
der Tumorbiologie. Neuroendokrine
Tumoren eignen sich besonders für
die Erforschung neuer, nicht-zytotoxischer Therapieansätze und sind
hier in vieler Hinsicht exemplarisch.
Die Erkenntnis, dass die NET-For-
schung keine Nischenforschung
ist, sondern wertvolle Einblicke in
die biologischen Prozesse auch anderer Tumoren erlaubt, setzte sich
erfreulicherweise auch langsam in
den Institutionen durch, die über die
notwendigen Mittel verfügen, klinische Studien durchzuführen. Die
Glandula NeT wird über diese Entwicklungen weiter berichten.
Prof. Dr. med. J. Hensen,
Hannover
Glossar
Epidermal Growth Factor (EGF):
Der Epidermal Growth Factor (Wachstumsfaktor des Epithels)
ist ein Protein, das als Signalmolekül bei der Einleitung der
Zellteilung eine Rolle spielt. Der EGF löst nach Bindung
an den Epidermal Growth Factor-Rezeptor (EGFR) eine
Signalkaskade aus, die letztendlich das Zellwachstum stimuliert
und den apoptotischen (programmierten) Zelltod verhindert.
Der EGF-Rezeptor wird in Zellen vieler Tumorarten verstärkt
exprimiert, was dazu führt, das diese unkontrolliert wachsen
und sich vermehren. Das Zusammenspiel von EGF und EGFR
gehört zu den best untersuchten Signaltransduktionswegen im
Bereich der Krebsforschung und es wurden bereits verschiedene
EGFR-Hemmer entwickelt, die die Signalkette unterbrechen und
dadurch die Vermehrung von Tumorzellen stoppen können.
Expression:
Darunter versteht man das Umsetzen der Information, die in
einem Gen gespeichert ist, zu Molekülen, Zellstrukturen und
Signalen.
HDAC-Inhibitoren (Hemmer der Histon-Deacetylase):
Histone sind kleine Proteine, die für die „Verpackung“ der
Erbinformation im Zellkern sorgen: Die DNA wickelt sich
„Verpackung” der DNA mit Hilfe der Histone
DNA-Doppelhelix
DNA um Histon gewickelt
= Nukleosome
Dicht gepackte Nukleosome bilden den Chromatin-Faden.
Dieser windet sich mehrfach auf. Ergebnis ist das kompakte Chromosom.
um die Histone, so dass eine perlenkettenförmige Struktur
entsteht. Die einzelnen Perlen (Nukleosome) liegen dicht
gepackt und die „Kette“ wird mehrfach aufgewunden.
Ergebnis ist das im Mikroskop sichtbare Chromosom.
Histone spielen bei der Aktivierung und Deaktivierung der Gene
36
eine wichtige Rolle. Damit die Erbinformation
abgelesen werden kann, muss die DNA
erst „ausgepackt“ werden. Dafür zuständig
sind bestimmte Enzyme, u.a. die HistonAcetyltransferasen (HAT). Diese übertragen
eine Acetylgruppe auf das Histonmolekül, wodurch die
Bindefähigkeit der Histone für die DNA herabgesetzt, die
Erbinformation also zugänglich wird. Die Acetylierung ist
deshalb Voraussetzung für die die Transkription der DNA.
Umgekehrt sorgen die Histon-Deacetylasen (HDAC), die eine
Acetylgruppe vom Histon abspalten, dafür, dass die DNA an
das Histon gebunden, also wieder „verpackt“ und dadurch
das Gen „abgeschaltet“ wird. In Tumorzellen sind die HDAC
besonders aktiv, was dazu
führt, dass beispielsweise
Tumorsuppressor-Gene,
die einen hemmenden
Einfluss auf das Wachstum
von Tumorzellen haben,
„abgeschaltet“ werden.
Um diese Gene zu re­
aktivieren, wurden HDAC-Inhibitoren entwickelt. Erste Ergeb­
nisse zeigen, dass HDAC-Inhibitoren den Zellzyklus unterbrechen
und damit die Zellvermehrung stoppen können; außerdem
induzieren sie die Apoptose, d.h. den programmierten Zelltod.
Transkription:
Transkription ist der erste Schritt der E­i­weißsynthese und findet
bei den mehrzelligen Organismen (Eukaryonten) im Zellkern statt.
Dabei wird jeweils ein Gen, d.h. ein kleiner Teil der Erbinformation
(= DNS, Desoxyribonukleinsäure; heute meist als DNA mit
A für engl. acid abgekürzt), „abgeschrieben“. Diese Genkopie
ist die mRNA (messenger-RNA, Boten-Ribonukleinsäure). Sie
verlässt den Kernbereich und wandert zu einem Ribosom. Die
Ribosomen sind die „Fabriken“, in denen die Proteine anhand
der genetischen Information aus Aminosäuren hergestellt
werden.
Veranstaltungen
Treffen der MEN 1-Gruppe
am 23.09.06 in Kiel
Im Rahmen des 10. Hypophysenund Nebennierentages vom 22.–
24.09.06 in Kiel traf sich die MEN
1-Gruppe des Netzwerks unter der
Leitung von Prof. Schaaf (Enkokrinologische Ambulanz am MaxPlanck-Institut für Psychiatrie, München) und Volker Reiss (Doktorand
von Prof. Schaaf). 11 Teilnehmer/
innen (Betroffene und Angehörige)
nahmen an der Arbeitsgruppe teil.,
eine Teilnehmerin leidet an MEN 2a.
Genaue Zahlen über die Häufigkeit
von MEN-Ekrankungen in Deutschland sind nicht bekannt. Bei MEN 1
gehen die Schätzungen von etwa
1.000 bis 10.000 Erkrankten bzw.
Genträgern aus. Bezüglich MEN 2a
schätzt man etwa 800 Betroffene,
mit MEN 2b sind bei uns bisher nur
ca. 10–15 Familien bekannt.
Die Doktorarbeit von Herrn Reiss
wird u.a. zum Thema haben, ob
Hauttumoren bei MEN 1-Patienten
feingeweblich bestimmte Hormone
aufweisen bzw. produzieren. Es haben sich bereits einige Betroffene
untersuchen lassen; evtl. werden
die Mitglieder unserer Selbsthilfegruppe diesbezüglich noch einmal
angeschrieben.
Prof. Schaaf und Herr Reiss berichteten von einem internationalen
Treffen führender MEN-Experten,
das vom 07.–10.09.06 in Marseille stattfand. Alle zwei Jahre treffen
sich die Spezialisten, um aktuelle
Forschungsergebnisse sowie Erfahrungen bezüglich Diagnostik und
Therapie auszutauschen.
Hier kurz einige Punkte, die diskutiert wurden:
• Neue Medikamente zur Behandlung bei metastasiertem medullärem Schilddrüsenkarzinom sind
in Diskussion (häufig bei MEN 2a
u. b).
• Bei primärem Hyperparathyreoidismus (häufig bei MEN 1 u.
MEN 2a) könnte es in Zukunft
eine medikamentöse Behandlung mit so genannten Calcimimetika geben, die direkt am Calciumsensingrezeptor der Nebenschilddrüse ansetzen.
• Als zuverlässigstes Verfahren in
der Pankreasdiagnostik für neuroendokrine Tumoren gilt derzeit
die Endosonografie. Dieses Verfahren ist jedoch stark untersucherabhängig, so dass die Untersuchung nur bei erfahrenen
Untersuchern erfolgen sollte.
• Wann wie operieren bei Pankreastumoren wird in der Fachwelt
immer wieder diskutiert. Der
Trend geht derzeit eher zu abwartendem Verhalten, da Studien gezeigt haben, dass operierte Patienten verglichen mit
nicht operierten Patienten keinen
Vorteil hatten bezüglich ihrer Lebenserwartung. Entscheidungen
diesbezüglich sollten und müssen jedoch immer im Einzelfall
getroffen werden. Das Einholen
einer Zweitmeinung und eine
offene Kommunikation darüber
mit dem behandelnden Arzt ist in
solchen Fällen empfehlenswert.
• In Frankreich haben sich Experten für neuroendokrine Tumoren zu einer Organisation
zusammengeschlossen (GTE).
Das französische MEN 1-Register verfügt über Daten von etwa
800 Patienten. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass GTE
über ausreichende staatliche
Zuwendungen verfügt, um auch
in kleineren Krankenhäusern
Mitarbeiter zu beschäftigen, die
Patienten hinsichtlich einer MEN
1-Erkrankung sehr genau untersuchen können.
• In Italien und England gibt es gut
organisierte Selbsthilfegruppen
für MEN 1- und 2-Patienten,
ebenso in Kanada und Schweden. Es besteht Interesse, evtl.
einen internationalen Dachverband aller MEN-bezogenen
Selbsthilfeorganisationen
zu
gründen.
Das nächste Treffen der MEN 1Gruppe wird im Frühjahr 2007 in
Nürnberg stattfinden.
Susanne Werkmeister, Erlangen
37
Erfahrungsberichte
Dank Interferon-Therapie bin ich mit meinem
Befinden rundum zufrieden
In meiner beruflich aktiven Zeit war
ich, heute 78 Jahre alt, über 40
Jahre für ein großes deutsches Unternehmen als Exportkaufmann tätig, davon etwa die Hälfte der Zeit in
den USA stationiert. 1993 ging ich
in Rente und tauschte mein Haus
in einem Vorort von Chicago gegen
ein Ferienhaus in Arizona, dem Land
der ewigen Sonne. Da mich die
Firma laut Arbeitsvertrag nach Beendigung des Dienstverhältnisses
nach Deutschland zurückzubringen
hatte, lebten wir fortan teilweise im
Bayerischen Wald, überwintern aber
jedes Jahr in Arizona, wo wir uns in
Sun City, einer „Altensiedlung“ außerhalb von Phoenix, einkauften.
Ich war immer relativ gesund gewesen – außer einem nervös bedingten
Bluthochdruck, der seit vielen Jahren medikamentös unter Kontrolle
gehalten wird, und einem nicht insulinabhängigen Altersdiabetes (seit
1980) hatte ich keine Beschwerden
und war noch nie im Krankenhaus
gewesen. Nach meiner Pensionierung war ich mindestens so aktiv
wie davor: Ich engagiere mich beim
Theater als Schauspieler, Sänger
und Tänzer, außerdem erinnerte
ich mich daran, dass ich in meiner
Jugend Musik studiert hatte, und
komponiere nun elektronische Musik und nehme sie in meinem kleinen Tonstudio auf CD auf.
Die Diagnose traf mich aus
heiterem Himmel
Seit meinem Umzug von Chicago
nach Phoenix bin ich bei einem indischen Internisten in Behandlung.
Er veranlasste jährlich 2–3 Blutuntersuchungen, hauptsächlich um
38
den Blutzucker zu kontrollieren.
2000 eröffnete er mir, dass er aufgrund meiner Blutwerte den Verdacht habe, ich hätte einen Infektionsherd in meinem Körper. Aus
diesem Grund wurde 2001 eine
Darmuntersuchung durchgeführt,
die aber keinen nennenswerten
Befund lieferte. Es zeigten sich nur
zwei kleine Ansätze von Polypen,
und der untersuchende Arzt empfahl eine Kontrolluntersuchung in
3–4 Jahren.
Mein indischer Arzt meinte: „Wenn
es der Darm nicht ist, kann es nur
der Magen sein“, und veranlasste
eine Magenspiegelung. Den Untersuchungstermin legte ich so, dass
mich meine Tochter begleiten konnte, die in München lebt und uns jedes Jahr für einige Wochen in der
Weihnachtszeit besucht.
Die Untersuchung wurde am 17.
Dezember 2002 im St. Joseph’s
Hospital, dem besten Krankenhaus
von Arizona, vorgenommen. Als ich
aus der Narkose erwachte, zeigte
mir der Arzt ein Foto mit einem riesigen Tumor, im oberen Bereich des
Magens gelegen. Er kommentierte:
„Das ist ein Krebsgeschwür, so groß
wie eine Orange.“
Man behielt mich im Krankenhaus
und meine Tochter musste allein
nach Hause fahren und der Mutter
mitteilen, dass der Vater Krebs hat
– eine schreckliche Zeit für die ganze Familie!
Man suchte für mich gleich
einen Platz im Hospiz
Für mich, der davor noch nie einen
Krankenhausaufenthalt hatte, begann eine hochinteressante Zeit. Ich
wurde in ein „Beobachtungszimmer“ verbracht, in ein Einzelzimmer,
das sich ein Bad mit dem Nachbarzimmer teilt. Zur Mittagszeit bekam
ich ein gutes Menü. Am Nachmittag
begannen die vorbereitenden Untersuchungen für die Operation, die
2 Tage später stattfinden sollte. Unter anderem wurden eine Computertomographie des Unterbauches
und eine Röntgenaufnahme des
Brustkorbes gemacht. Stündlich
wurden Blutdruck und Puls gemessen, außerdem wurde mehrmals
täglich der Blutzucker bestimmt.
Am nächsten Morgen kam der Arzt,
der die Magenspiegelung durchgeführt hatte, um mir zu eröffnen,
dass ich „nur noch 3 Monate zu leben hätte“.
Zwischenzeitlich hatte ich bereits
mit meinem Hausarzt telefoniert
und man bemühte sich um einen
Platz für mich in einem Hospiz, wo
ich meine letzten Tage verbringen
konnte. Dabei hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand mein Inneres
und diesen Tumor wirklich gesehen!
Ich ärgerte mich über diese Voreiligkeit so sehr, dass ich dem Arzt
sagte, er könne seine Bemühungen
aufgeben, denn wenn ich sterben
müsse, dann würde ich den Tod in
meiner Heimat Deutschland erwarten wollen. Ich hatte in meinem Leben noch in keiner Situation kampflos aufgegeben und war gewillt,
diesen Krebs bis zum Letzten zu
bekämpfen.
Das Leber-CT brachte keine
guten Nachrichten
Am frühen Nachmittag teilte mir der
Stationsarzt mit, dass alle Tests gut
Erfahrungsberichte
ausgefallen seien und ich ein starkes
Herz habe. Gegen Abend kam ein
Herr mit Vollbart, etwa Mitte fünfzig,
der mir vom ersten Moment an sehr
sympathisch war. Er sagte, er würde mich operieren, hätte seit fast 30
Jahren nur Magen- bzw. Darmoperationen gemacht und kenne sich
daher damit gut aus. Dann warf er
einen Blick auf die Papiere in seiner
Hand und erklärte mir, dies sei mein
CT-Bericht, den er aber noch nicht
habe lesen können.
Kurze darauf murmelte er: „Das lese
ich aber nicht so gerne!“ und gab
mir den Bericht zum Lesen. Daraus
ging hervor, dass ich eine Unzahl
kleiner Tumoren in allen Segmenten
der Leber als Metastasen meines
Magentumors hatte. Der Arzt meinte, die Magenoperation sei kein
Problem. Ob es Sinn mache, an der
Leber herumzuschneiden, könne er
erst entscheiden, wenn er mich geöffnet habe.
Nach der Operation erholte ich
mich rasch
Der Operationstermin wurde für den
übernächsten Morgen festgelegt.
Soviel ich weiß, verlief der Eingriff
ohne Komplikationen. Als ich aus
der Narkose erwachte, stand der
Chirurg an meinem Bett und erzählte mir, dass er 80 % meines
Magens entfernen musste. Der
Darmanschluss wurde belassen,
die Speiseröhre wurde neu mit dem
Restmagen verbunden, der als
dehnbarer Beutel gestaltet ist. Soweit er erkennen konnte, sei mein
Krebs ein Karzinoid, der sich gut
behandeln ließe.
Nach einem Tag auf der Intensivstation kam ich auf ein Einzelzimmer. Ich wurde am ganzen Körper
mit Kontakten versehen sowie mit
einem Sender, der laufend die ge-
messenen Körperfunktionswerte an
einen Zentralcomputer übermittelte.
Interessant war auch die Thromboseprophylaxe: An beiden Beinen
trug ich Strümpfe aus einem Metallgewebe, die an einer Maschine
angeschlossen waren, die die Beine ständig in Bewegung hielt. Zur
Schmerzlinderung konnte ich je
nach Bedarf über einen Tropf Morphine in meinen Körper leiten. Da
mein Operateur aber so hervorragende Arbeit geleistet hatte, verspürte ich nie Schmerzen.
Meine Frau und meine Tochter verbrachten die gesamte Weihnachtswoche (19. bis 26. Dezember) an
meinem Bett; sie konnten mich jederzeit und ohne Zeitbeschränkung
besuchen. Am 2. Weihnachtsfeiertag wurde ich aus der Klinik entlassen. Voraussetzung dafür war, dass
ich breiige Nahrung aufnehmen
konnte. Heute kann ich wieder alles essen, was mir schmeckt, auch
Sauerkraut, Rettich und Eis – zwar
in kleinen Portionen, dafür aber öfter.
Zur Weiterbehandlung flog ich
lieber nach Deutschland
Im Januar 2003 beschloss ich, zur
weiteren Behandlung meines Karzinoids nach Deutschland zu fliegen,
denn ich hatte mich inzwischen so
gut wie möglich über diese Krebsform informiert. Im Krankenhaus in
Phoenix hatte ich zweimal den Besuch eines Onkologen, der erstaunt
war, dass es mir so gut ging. Aus
seiner Bemerkung: „In Deutschland
geben sie auch gute Chemotherapie“ schloss ich, dass er nur wenig Ahnung von Karzinoiden hatte.
Er fragte mich z.B. auch nicht, ob
ich unter Hitzewallungen und/oder
Durchfällen leide (die bei mir nie aufgetreten sind).
Mein Hausarzt im Bayerischen Wald
verwies mich nach dem Studium
meiner Unterlagen ans Klinikum
der Universität Regensburg. Dort
empfing mich der Oberarzt in der
Onkologie mit den Worten: „Sie
haben Glück, denn wir behandeln
gegenwärtig mit gutem Erfolg eine
Patientin, die ein Karzinoid hat, und
zwar in der Lunge. Und das ist viel
schwieriger in den Griff zu bekommen als Ihre Lebermetastasen.“
Fortan wurde zur Beobachtung alle
6–8 Wochen eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Im Mai 2003
stellte man bei zwei der Referenztumoren ein Wachstum fest und es
wurde eine Therapie mit Interferongestartet. Die Dosis war mit 3 x 3
Millionen Einheiten pro Woche sehr
niedrig.
Bis heute komme ich mit dieser Interferon-Dosis aus, die ich mir jede
Woche injiziere. Das Interferon habe
ich immer gut vertragen, nur beim
ersten Mal bekam ich etwa 3 Stunden nach der Injektion einen leichten Schüttelfrost. Allerdings spritze
ich mir das Interferon seit Jahren
immer kurz vor dem Schlafengehen, so dass ich es vermutlich gar
nicht merken würde, wenn sich Nebenwirkungen einstellen.
Ich bin sehr froh darüber, dass die
Interferontherapie bei mir wirkt und
ich sie so gut vertrage. Am 12. Juli
2006 war ich zur Routineuntersuchung in der Uniklinik. Mit dem Ergebnis waren alle rundum zufrieden:
Die Erkrankung zeigt laborchemisch
und sonographisch nach wie vor einen stabilen Verlauf.
M. H.*
* Name und Anschrift des Verfassers
sind der Redaktion bekannt. Zuschriften
richten Sie bitte an die NetzwerkGeschäftsstelle in Erlangen, wir leiten
Ihre Briefe gerne weiter.
39
Erfahrungsberichte
Mit Mobilität und Motivation den neuroendokrinen
Tumor besiegen
Schon von klein auf bin ich ein äußerst mobiler Typ, immer in Bewegung und unfähig, lange still sitzen
zu können. Diese Eigenschaft ist mir
bis jetzt, da ich 54 Jahre alt bin, erhalten geblieben. Schon als kleines
Kind – ich war gerade im vierten
Lebensjahr – lernte ich Radfahren,
ohne Stützräder. Die so gewonnene Mobilität sollte bestimmend
für mein ganzes Leben werden, der
Drang nach Fahrzeugen zur eigenen
Fortbewegung ist seitdem latent.
Obendrein wurde es schon frühzeitig mein Hobby, mich mit Kraftfahrzeugen zu beschäftigen, und immer
habe ich Förderer gehabt, die meinen Wissensdurst und Tatendrang
kanalisierten. Mein besonderes Interesse galt von jeher den Nutzfahrzeugen, also den Lkw, Bussen, und
Transportern. In wunderbarer Weise
gelang es mir, meine Ausbildung
und mein gesamtes Berufsleben
mit meinem Hobby zu verbinden.
Schlosserlehre, Kraftfahrdienst in
der Militärzeit, Studium der Kraftfahrzeugtechnik und viele Jahre Export
und Verkauf von Nutzfahrzeugen
bei regelmäßiger theoretischer und
praktischer Weiterbildung haben
mein Arbeitsleben geprägt. Mobilität hatte beim permanenten Umgang mit dem Medium Nutzfahrzeug immer höchsten Stellenwert.
Krankheiten spielten so gut wie keine Rolle. Ich hatte (und habe immer
noch) eine tolle Familie, ich hatte ein
mehr als ausgefülltes Berufsleben,
freilich mit viel Stress und ungenügendem Ausgleich, aber ausgelebt
mit Begeisterung und Engagement.
Und ich war felsenfest davon überzeugt, dass mir nie etwas zustoßen
würde.
40
Die bildgebende Untersuchung
brachte Gewissheit
Zum Jahreswechsel 2003/2004
änderte sich schleichend mein
Befinden. Zunehmend verlor ich
– bis dahin rund 100 kg Lebendgewicht auf 1,78 Stehhöhe – die
Lust am Essen, meine Verdauung
verschlechterte sich, häufig hatte
ich unter Fettstühlen zu leiden. Für
Ende Mai 2004 hatten wir unseren
Jahresurlaub geplant. Erstmals sollte es in die Toscana ins Ferienhaus
gehen – für meine Familie als leidenschaftliche Skandinavienfahrer
mit dem Wohnmobil die absolute
Herausforderung. Wir hatten uns
so sehr auf diese Reise gefreut! Ich
schob mein Unwohlsein auf Überarbeitung, hoffte auf gute Erholung in
Italien und hatte mir vorgenommen,
gleich anschließend einen umfassenden Gesundheitscheck durchführen zu lassen. Doch es kam alles
ganz anders.
Auf Drängen von mehreren Seiten
stellte ich mich bei meiner Hausärztin vor, die mir gleich nach der
ersten Befragung umgehend eine
Ultraschalluntersuchung und Computertomographie des Bauches
verordnete. Die sechs Wochen Terminvorlauf für mich als gesetzlich
Versicherten ließ sie nicht gelten
und drängte auf sofortige Untersuchung. Was für ein Glück für mich,
wie ich heute weiß! Ich bin ihr sehr
dankbar.
Die noch unklare Diagnose aus
der Bildgebung ergab immerhin
eine faustgroße Geschwulst an
der Bauchspeicheldrüse, die meine Gallengänge abgedrückt hatte. Hieraus resultierte die Verdau-
ungsinsuffizienz.
Weiterführende
Untersuchungen bei Onkologen
und Pathologen bestätigten bald,
dass es sich bei dieser Geschwulst
um einen neuroendokrinen Tumor
handelte, gut differenziert und von
geringer Wachstumsfraktion, der
Pankreas und Duodenum bereits
durchsetzt hatte.
Whipple-Operation als
Methode der Wahl
Befrachtet mit meinen CT-Aufnahmen und Arztberichten sollte ich
mich im Campus Virchow-Klinikum
der Charité Berlin den Chirurgen
vorstellen. Diese beschlossen, umgehend zu operieren. Chemotherapie war nicht wirklich eine Alternative hierzu, denn diese hätte vielleicht
das Tumorwachstum stoppen, nicht
aber die Schäden in Bauchspeicheldrüse und Duodenum beseitigen können.
Zum ersten Mal hörte ich von einer
Operation nach Whipple, schwer
und lange dauernd – und mit Risiken behaftet. Trotzdem war ich
nach der Entscheidung der Chirurgen erleichtert. Und meine Familie
war es auch. Es war Land in Sicht!
Nach der Entfernung des
Tumors ging es schnell bergauf
Die Whipple-Operation, pyloruserhaltend, war wie erwartet schwer.
Dem Eingriff vorausgehende Untersuchungen hatten ergeben,
dass ich ansonsten kerngesund
war. Herz, Kreislauf, Lunge, Nieren
– alle Organe hatten beste Werte,
Erfahrungsberichte
eine wichtige Voraussetzung, mich
schnell zu erholen. Mein Drang
nach Mobilität, das Vertrauen in
die Chirurgen und unbedingte Zuversicht in das Gelingen haben das
Übrige getan. Nicht zuletzt haben
meine Frau und mein Sohn sehr
gehofft und mir die Daumen gedrückt. Am vierten Morgen nach
der Operation lief ich schon über
den Damm des Krankenhauses,
gestützt auf einen Rollator, der die
Geräte trug, mit denen ich noch
einige Tage verbunden sein sollte.
Am Kiosk habe ich mir selbst meine Tageszeitung gekauft. Es ging
richtig aufwärts.
Ich lernte wieder zu essen. Es
schmeckte mir. Zur Verdauung erhielt ich nur Pantozol und Pankreatin. Der nach der Operation verbliebene Rest des Pankreas erfüllte
seine endokrine Funktion zuverlässig, die Insulinproduktion in den Betazellen klappte sehr gut, ich hatte
keinen Diabetes.
Wenige Wochen später, zur Anschlussheilbehandlung (AHB) in der
Sächsischen Schweiz, bin ich mit
anderen Betroffenen schon wieder
gewandert. Ich wollte Bäume ausreißen und auch wieder als Nutzfahrzeugverkäufer arbeiten.
Sieben Wochen Autoverkauf im
„Hamburger Modell“ zeigten aber
schnell, dass es mit der permanenten Leistungsfähigkeit vorbei
war. Provisionsabhängig ohne weitere Sicherheit mein Geld verdienen
zu müssen, für meine Firma und vor
allem für meine Kunden immer fit zu
sein, hieß, eigene Befindlichkeiten
zu vernachlässigen. Das ging dann
doch nicht. Der schnelle Bescheid
der BfA innerhalb weniger Wochen
führte dazu, dass ich ab 1. Dezember 2004 Erwerbsunfähigkeitsrentner war, wenn auch nur befristet für
23 Monate.
Plötzlich hatte ich mehr Zeit für
mich. Ich kümmerte mich um Familie, Haus und Garten und jobbte hin
und wieder für meinen letzten langjährigen Arbeitgeber. Ich überführte Autos und organisierte manche
Veranstaltung fürs Autohaus. Und
ich trieb seit der AHB regelmäßig
Kraft- und Ausdauersport. Beim
ersten Staging im Dezember 2004
bescheinigte mir der Professor im
Virchow-Klinikum, dass ich nach
Lage der Dinge praktisch krebsfrei
bin. Das hörte sich gut an. Was
wollte ich mehr!
Die Familie intakt, das Essen
schmeckte richtig gut, ich konnte
immer noch Auto fahren, ich war
mobil! Meine eigene Motivation hat
mir sehr geholfen!
Wenn die BfA beobachtet hätte,
wie ich mich im Januar 2005 in
der REHA im Spreewald bei Sport
und Spiel gemeinsam mit anderen
Patienten der Krebsgruppe verausgabte, hätten sie mich sofort zur
Zwangsarbeit geschickt. Es war
toll.
Doch dann kam ein
neuer Tiefschlag
Alles hätte wunderbar so weiter gehen können. Gerade hatte ich mir
einen nächsten Fitness-Kurs geleistet, eigene Sportgeräte hatten wir
auch angeschafft. Gelegentlich gab
es was zu jobben. Ich hatte mich
eingerichtet.
Im Mai 2005 erkrankte ich an
Pankreatitis. Fürchterliche Bauchschmerzen trieben mich sofort ins
Virchow-Klinikum. Dort kannte man
mich, dort musste man wissen, was
mir fehlte. Nahrungsentzug, künstliche Ernährung, langsamer Kostaufbau, nach zwei Wochen war ich
wieder hergestellt. Die Ursache für
die Entzündung blieb im Dunklen.
Vier Wochen später erkrankte ich
ein zweites Mal, im Juli ein drittes.
Ich drängte auf grundsätzliche Klärung.
Langwierige Untersuchungen führten zu dem Schluss, dass die Anastomose des Pankreas-Schwanzes,
die bei der Operation 2004 in den
Dünndarm gelegt wurde, verstopft
war. Bei einer erneuten Operation
sollte die Anastomose in den Magen verlegt werden. Ich habe nicht
gezögert zuzustimmen. Das Vertrauen in die Chirurgen und in mich
selbst war ungebrochen.
Im August 2005 wurde ich operiert.
Ich überstand es gut und habe unmittelbar nach Rückkehr von der
Intensivstation nach alter Art mit
meinem Mobilitätsaufbau begonnen. Meinen Zimmergenossen, 10
Jahre jünger als ich, der am selben
Tag wie ich von der Intensivstation
gekommen war (mit einem ganz
anderen Krankheitsbild) konnte ich
mitreißen – nach spätestens 10 Tagen wollten wir gemeinsam die Klinik verlassen.
Genau eine Woche nach der Operation stieß mein Magen den Zugang
ab. Innere Blutungen erforderten
einen sofortigen Eingriff, doch der
Magen ließ sich nicht mehr abdichten. Noch dreimal wurde der Bauch
geöffnet, die Magenwunde versorgt.
Fast zwei Wochen lag ich auf der
Intensivstation. Plötzlich hatte ich
keine Kraft mehr, mutlos wollte ich
nur noch, dass man mich in Ruhe
ließ.
Vielleicht waren es meine unerschütterlichen Reserven an Optimismus, mein tiefer Glaube an
mich selbst und an alle, die mit mir
bangten und die mir vertrauten,
was meinem Körper half, die Wunde doch noch zu schließen. Irgendwie spürte ich mit einem Mal, dass
41
Erfahrungsberichte
ich gewonnen hatte, dass es doch
wieder aufwärts ging.
Einer der Eingriffe kostete mich den
letzten Rest Bauchspeicheldrüse.
Von heute auf morgen war ich zum
Diabetiker geworden. Der Magen
konnte zum Glück vollständig erhalten bleiben.
Tumor und Diabetes
bestimmten nun mein Leben
Leider waren bei den Eingriffen
auch wieder Metastasen meines
neuroendokrinen Tumors festgestellt worden, auf der Leber und an
präaortalen Lymphknoten. Plötzlich
hatte ich neben dem Diabetes, auf
den ich mich nun einstellen musste,
meinen Tumor wieder. Es war deprimierend.
Trotzdem: Ich habe mich zunächst
der Diabetesbehandlung gestellt.
Ich habe mir gesagt: „Wenn es dir
gelingt, schnell deinen Diabetes zu
beherrschen, statt dass er dich beherrscht, kannst du dich bald auf
deinen Tumor konzentrieren.“ Von
der Klinik mit der nötigen Technik
(Pens, Kanülen, Blutzuckermessgeräte) und nur wenigen Informationen
„erst“-versorgt, begann ich sofort,
mir die intensivierte Insulintherapie
anzueignen. Die heutigen Möglichkeiten der Informationsgewinnung,
der Aus- und Weiterbildung vorrangig über das Internet, sowie die
Gelegenheit, sich mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen und
Internetforen austauschen zu können, haben mir sehr geholfen.
Ich musste erfahren, wie sich eine
Unterzuckerung anfühlt und was
dagegen zu tun ist. Ich habe viel
über Nährwerte der Lebensmittel
gelernt und die richtige Insulindosierung dazu geübt. Irgendwann, ein
halbes Jahr später erst, habe ich
42
an einer einwöchigen Diabetikerschulung teilgenommen und meinen Kenntnisstand mit der Lehrmeinung abgeglichen. Demnach lag ich
gar nicht schlecht. Und dass mein
HbA1c (der Blutzucker-Langzeitwert)
unter 6 % liegt, gibt mir recht.
Ich esse wie früher fast alles, keine
spezielle Diät und stets mit gutem
Appetit. Die einzige Besonderheit,
nicht wegen des Diabetes, sondern
weil mir Pankreas und Duodenum
fehlen: Bei meinen kalten Mahlzeiten ersetzt spezielle MCT-Margarine anderes Streichfett und wir
kochen, backen und braten viel mit
Olivenöl, im Allgemeinen fettarm.
So funktioniert auch die Verdauung
meist sehr gut.
Ein wenig Disziplin bei der Nahrungsaufnahme habe ich mir angewöhnt, aber ich entbehre nichts und
esse mich satt. Inzwischen registriert niemand mehr, dass ich immer
mal den Blutzucker messe, rechne
und injiziere. Es ist Normalität. Meine Angst vor Diabetes-Spätschäden ist verschwunden.
Kampf dem neuroendokrinen
Tumor
Im Dezember 2005 hat der aktive
Kampf gegen den neuroendokrinen Tumor begonnen. Ich habe
mich bereit erklärt, an einer Studie „Biospritze“ teilzunehmen. Die
Onkologen im Virchow-Klinikum
verabreichten mir monatlich 2 ml
Sandostatin mit dem Ziel, festzustellen, ob das Medikament in der
Lage ist, das Wachstum des Tumors zu beenden und eventuell die
Metastasen zum Schrumpfen zu
bringen. Im April war offensichtlich,
dass die Therapie bei mir nicht angeschlagen hat. Gleichzeitig haben
mir die Ärzte offenbart, dass sich
ausgehend von einem präaortalen
Lymphknoten
Raumforderungen
gegen die Hauptschlagader ausbilden. Nun wird es höchste Zeit, dass
etwas hilft.
Seitdem bekomme ich alle sechs
Wochen einen Fünf-Tages-Zyklus
Chemotherapie mit Streptocotocin.
Die Ärzte sind optimistisch, dass diese Behandlung anschlagen wird.
Was gibt es für Alternativen?
Was ist, wenn die Chemotherapie
auch nicht hilft? In den gut zwei
Jahren meiner Krankheit habe ich
mich mit allen möglichen weiteren
Therapieansätzen beschäftigt.
Ich habe Kontakte zu verschiedenen Kliniken geknüpft, die ganz
unterschiedliche Konzepte verfolgen. Selbst eine erneute Operation
liegt im Rahmen des Möglichen. Es
gibt Chirurgen, die mir gute Chancen bei der Beseitigung des besagten Lymphknotens einräumen.
Es gibt Bestrahlungs- oder Lasertherapien, es gibt weitere Behandlungsoptionen. Alles kann und muss
zum gegebenen Zeitpunkt diskutiert
werden, alles ist im Rahmen des
Möglichen.
Nicht zu vergessen: Ich kann mit
meiner Krankenkasse über alles reden, erhalte von dort beste Unterstützung. Über Kosten und deren
Optimierung wird klar und offen,
in aller Deutlichkeit und vor allem
rechtzeitig, soweit ich dazu in der
Lage bin, gesprochen.
Fazit
Übrigens: Ich bin auch weiterhin
Erwerbsunfähigkeitsrentner. Ich ha­
be darauf geachtet, rechtzeitig den
neuen Rentenantrag zu stellen.
Erfahrungsberichte
Auch diesmal wurde mir der Status
nur befristet „verliehen“. Es kann mir
gar nicht langweilig werden, denn
neben vielen anderen Dingen muss
ich ja in zwei Jahren wieder meine
Rente beantragen.
Eines ist mir im Lauf der Zeit sehr
deutlich geworden: Ich selbst bin
der beste Manager meiner Krankheit und meiner Genesung. Oft
sehe ich mich selbst als Außenstehenden, wie einen Dritten. Das erleichtert es mir, ganz rational mit der
Krankheit, ihren Risiken und ihren
Genesungsmöglichkeiten umzugehen. Vielleicht ist das auch eine Art
der Verdrängung. Dieser Zustand
hilft mir aber sehr, ist also positiv.
Ich selbst muss in die Offensive
gehen und Kontakte knüpfen. Nur
so kann ich mir das Höchstmaß an
Informationen sichern, das wiederum die Grundlage für weitere Überlegungen ist. Ich habe keine Scheu
vor zweiten oder dritten Meinungen
von Fachleuten. Ich rede offen mit
den Ärzten darüber.
Dazu kommen zwischen den Chemozyklen die Arbeiten in Haushalt,
Garten und gelegentlich in der alten Firma. Ich habe gar keine Zeit
für Schwermut, auch wenn es mich
doch manchmal überkommen will.
Solange meine Familie intakt ist und
sie zu mir hält, solange Freunde und
Kollegen zu mir stehen, solange mir
das Essen schmeckt und solange
ich noch Auto fahren kann, also
mobil bin, solange geht es mir gut!
Das ist die beste Motivation!
E. G.*
* Name und Anschrift des Verfassers
sind der Redaktion bekannt. Zuschriften
richten Sie bitte an die NetzwerkGeschäftsstelle in Erlangen, wir leiten
Ihre Briefe gerne weiter.
Heute weiß ich, dass ich
trotz Karzinoid allen Grund zur
Dankbarkeit habe
Seit 1965 hatte ich (heute 72 Jahre alt) Beschwerden wie Übelkeit,
Erbrechen, Druck und Schmerzen
im Oberbauch, Verstopfung, sehr
selten auch heftige Durchfälle. Mit
leichter, fettarmer und mild gewürzter Kost stellte ich mich auf diese
Situation ein. Ab und zu wurde eine
Pankreatitis festgestellt, aber eine
ernsthafte Bauchspeicheldrüsenerkrankung schloss man von ärztlicher
Sicht aus, vor allem wegen der Verstopfung und der Länge der Zeit,
die diese Beschwerden anhielten.
1989 stellte man Gallensteine fest,
die sich nach einer Gallenblasen­
operation 1990 nicht bestätigten.
Die Beschwerden änderten sich
nicht. Es folgte eine akute Salmonellenvergiftung, die sich zwar besserte, aber ich war über vier Monate
danach immer noch Ausscheider
von Salmonellen. Schließlich bekam man dies mit dem Antibiotikum
Ciprofloxacin in den Griff, ohne dass
sich an den Beschwerden etwas
änderte.
Für die Ärzte lautete schließlich das
„Ergebnis“: Die Ursachen der Beschwerden sind im psychischen
Bereich zu suchen. Deshalb riet
man mir zur Einnahme von Antidepressiva. Ich folgte diesem Rat
nicht, denn ich war mir ziemlich sicher, dass die Ursache woanders
zu suchen ist.
Erst 1993 erhielt ich die
„richtige“ Diagnose
Am 18. Juni 1993 wurde ich stationär im Theresienkrankenhaus in
Nürnberg aufgenommen. Eine Ultraschalluntersuchung und eine CTAufnahme vom Oberbauch brachten Klarheit: Pankreastumor im Corpus-Schwanzbereich.
Pankreastumoren waren in meiner Familie nicht unbekannt: 1969
starb meine Mutter mit 60 Jahren
an einem Pankreastumor, vier Jahre später ihre 51-jährige Cousine.
Ich war nun bei der Diagnose 59
Jahre alt. Der zwischenzeitliche
medizinische Fortschritt in Bezug
auf Pankreasoperationen gab mir
Hoffnung, bei einem erfahrenen
Chirurgen Hilfe und Besserung zu
finden, denn der Tumor war operabel. Diesen kompetenten Chirurgen
fand ich im Krankenhaus MarthaMaria in Nürnberg.
Im Pankreas befand sich ein
hühnereigroßer Tumor
Der Operationstermin wurde auf
den 2. Juli 1993 festgelegt. Ich
wurde vom zuständigen Chirurgen
umfassend informiert und wusste
gleich nach dem ersten Gespräch,
dass ich in diesem kompetenten
Chirurgen den Arzt meines Vertrauens gefunden hatte. Die Art und
Weise, wie er mir die Erkrankung
und den Eingriff erklärte, hat mich
sehr beeindruckt und ich hatte die
Hoffnung, dass alles gut werden
könnte.
Am 2. Juli wurde eine erweiterte
Pankreaslinksresektion mit Splenektomie und Lymphdissektion (Entfernung von Milz und Lymphknoten)
durchgeführt. Dabei konnte ein hüh43
Erfahrungsberichte
nereigroßer Tumor entfernt werden.
Das Resektionspräparat bestand
aus drei Vierteln des Pankreas mit
dem Tumor und der Milz.
Nach drei Wochen kam der pathologische Befund: Maligner endokriner Tumor, ein Glukagonom (Karzinoid).
Ich hatte keine Metastasen und
konnte nach acht Wochen Krankenhausaufenthalt endlich entlassen werden. Eine vierwöchige stationäre Heilbehandlung schloss sich
noch an.
Kontakt und
Erfahrungsaustausch mit
anderen Betroffenen
Erst im Frühjahr 1998 wurde ich
durch den Beipackzettel von Kreon
auf den Arbeitskreis der Pankreasektomierten (AdP) aufmerksam. Ich
wurde dort Mitglied und besuche
seitdem die jährlichen bundesweiten Treffen. Durch diese Veranstaltungen, die Vorträge kompetenter
Ärzte, die Gesprächsgruppen und
beim Erfahrungsaustausch habe ich
viel Hilfe und Informationen erfahren
dürfen. Ich wusste, dass ich mit diesem Schicksal nicht alleine bin. Seit
2000 leite ich eine Regionalgruppe
des AdP in Nürnberg. Wir konnten
im September 2004 das erste Regionaltreffen in Nordbayern durchführen. Es fand im Martha-Maria-Krankenhaus statt und war ein großer
Erfolg.
44
Bei den Mitgliedern des AdP gibt
es sehr wenige Betroffene mit neuroendokrinen Tumoren. Daher war
ich froh, beim Jahrestreffen 2002
in der Berliner Charité Kontakt mit
einem Betroffenen aus Flensburg
aufnehmen zu können. Er machte
mich darauf aufmerksam, dass es
in Berlin eine Selbsthilfeorganisation
für Patienten mit neuroendokrinen
Tumoren gibt. Über diese Organisation erfuhr ich schließlich, dass
es auch eine Gruppe in Erlangen
gibt, und kam so zur Regionalgruppe NET in Erlangen. Ich trat dem
Netzwerk bei, besuche regelmäßig
die Treffen in Erlangen und habe
hier sehr viel Hilfe erfahren dürfen.
Frau PD Dr. Pavel, die regelmäßig
an diesen Treffen teilnimmt und uns
aus ihrem umfassenden Wissen auf
alle Fragen antworten kann, steht
uns immer auch mit Rat und Tat
zur Seite. An dieser Stelle möchte
ich ihr für ihren selbstlosen Einsatz
meinen besonderen Dank aussprechen. Der Erfahrungsaustausch mit
Betroffenen hat mir gezeigt, dass es
viele Menschen gibt, die ein ähnliches Schicksal mit mir teilen. Ich
kann mit den Beschwerden jetzt
besser umgehen und ich weiß, dass
ich in Bezug auf meine persönliche
Krankheitsgeschichte allen Grund
zur Dankbarkeit habe.
Die Arbeit in der Gruppe ist für
jeden ein Gewinn
Betroffenen und ihren Angehörigen
möchte ich Mut machen und den
Rat mit auf den Weg geben: Werden Sie Mitglied, besuchen Sie die
Veranstaltungen und suchen Sie
den Erfahrungsaustausch mit Betroffenen. Ich glaube, dann können
und dürfen auch Sie erfahren, dass
Sie mit vielen anderen Menschen in
einem Boot sitzen. Wenn es Ihnen
möglich ist, arbeiten Sie in einer
Gruppe mit, bringen Sie sich ein.
Dieser ehrenamtliche Einsatz ist
nicht nur für andere Betroffene ein
Gewinn – auch Sie selbst, wie ich
aus Erfahrung weiß, bekommen viel
zurück und fühlen sich dadurch bereichert.
G. M.*
* Name und Anschrift der Verfasserin
sind der Redaktion bekannt. Zuschriften
richten Sie bitte an die NetzwerkGeschäftsstelle in Erlangen, wir leiten
Ihre Briefe gerne weiter.
11
NET-Pioniere
Wer hat die Karzinoide entdeckt?
12
Diagnostik
Molekulare Diagnostik von neuroendokrinen Tumoren –
ein erster Schritt auf dem Weg zu einer individuellen
molekularen Therapie?
14
Neue Verfahren zur Diagnostik von Karzinoiden des
Dünndarms:
Kapselendoskopie und Doppelballon-Enteroskopie
4
18
Redaktionsschluss für Ausgabe 9/2007
ist der 15. Januar 2007
Behandlungsmöglichkeiten
Chirurgische Therapie neuroendokriner Tumoren
unter besonderer Berücksichtigung des Debulking
21
NET-Zentren stellen sich vor
NET-Zentrum in der Zentralklinik Bad Berka
24
NET-Zentrum im Vivantes Klinikum Am Urban, Berlin
28
12
Impressum:
GLANDULA NeT ist die Mitgliederzeitschrift der bundesweiten Selbsthilfe-Organisation „Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.“, Sitz
Erlangen. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich. Internet-Adresse: http://www.karzinoid.info oder http://www.neuroendokrine-tumoren.de
Redaktion: Brigitte Söllner, Lärchenweg 10, 91058 Erlangen ([email protected])
Fotos: privat
Layout und Gestaltung: Klaus Dursch, Fürth
Aktuelles aus der Somatostatin-Rezeptorforschung:
Ist eine gezieltere Biotherapie mit neueren Analoga
von humanem Somatostatin möglich?
31
Neue potenzielle Therapieansätze aus der
Molekularbiologie der Tumoren
34
Tel. 09131/815046, Fax 09131/815047, E-Mail: [email protected]
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt, Nachdruck nur mit Genehmigung und Quellenangabe.
Jede beruflich (gewerblich) genutzte Fotokopie verpflichtet zur Gebührenzahlung an die VG Wort, 80336 München, Goethestraße 49. Keine
Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung von Redaktion
und Herausgeber wieder.
Dank Interferon-Therapie bin ich mit meinem Befinden
rundum zufrieden
38
Wichtiger Hinweis: Medizin und Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Autoren, Herausgeber und Redaktion verwenden größ­tmögliche Sorgfalt, daß vor allem die Angaben zu Behandlung und medikamentöser Therapie dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine
Gewähr für die Richtigkeit der Angaben ist jedoch ausdrücklich ausgeschlossen. Jeder Benutzer muss im Zuge seiner Sorgfaltspflicht die Angaben
anhand der Beipackzettel verwendeter Präparate und ggf. auch durch Hinzuziehung eines Spezialisten überprüfen und ggf. korrigieren. Jede
Medikamentenangabe und/oder Dosierung erfolgt ausschließlich auf Gefahr des Anwenders.
Druck: Druckerei Raum, Oberasbach
Redaktionsanschrift: Redaktion GLANDULA NeT, Netzwerk Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V., Waldstraße 34, 91054 Erlangen,
14
Erfahrungsberichte
40
Heute weiß ich, dass ich trotz Karzinoid allen Grund
zur Dankbarkeit habe
43
frankieren
Herausgeber: Prof. Dr. med. Johannes Hensen, Medizinische Klinik, Klinikum Hannover Nordstadt, Hannover,
E-Mail: [email protected]
Aus der Forschung
Mit Mobilität und Motivation den neuroendokrinen Tumor besiegen
ausreichend
Liebe Leserinnen und Leser,
damit wir Ihren Brief oder Beitrag in der nächsten Glandula NeT
abdrucken können, beachten Sie bitte:
Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des wissenschaftlichen Beirats des Netzwerks oder der Redaktion
wieder.
18
Die Herausgabe der Glandula NeT wird gesponsert von
Notizen:
91054 Erlangen
Arbeitskreis der Pankreatektomierten e.V.:
Hilfe für das Leben nach Bauchspeicheldrüsen-OP
2
Netzwerk
Neuroendokrine Tumoren (NeT) e.V.
Waldstraße 34
8
Telefon-Nr.
Information einer bei der TK versicherten Patientin:
Kostenübernahme der Radionuklidtherapie
im Universitätsspital Basel
PLZ, Ort
4
Straße, Hs.-Nr.
1. Treffen der Regionalgruppenleiter des Netzwerk NeT
vom 29.09.–01.10.2006 in Behringersmühle:
Unser Ziel: Weitere Maschen im Netzwerk knüpfen
Neben unserer Homepage
www.karzinoid.info bzw. www.
neuroendokrine-tumoren.de
empfehlen wir Ihnen auch die
Seite www.netumoradvisor.org,
auf der Sie viele Hintergrundinformationen zu Karzinoiden,
endokrinen Pankreastumoren
sowie MEN 1 und 2 finden. Die
Originalseite ist auf Englisch,
kann aber in einer deutschen
Version aufgerufen werden.
Name, Vorname
2
Internetseiten für
NeT-Patienten
Absender:
Einladung zum 3. Überregionalen Neuroendokrinen
Tumor-Tag vom 24. bis 26. November 2006 in Mainz
Unserem wissenschaftlichen Beirat gehören zahlreiche
Experten aus verschiedenen Fachdisziplinen an:
• Prof. Dr. Arnold, München (Internist/Gastroenterologie)
• PD Dr. Auernhammer, München (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Becker, Göttingen (Nuklearmedizin)
• PD Dr. Breidert, Baden-Baden (Internist)
• Prof. Dr. Goretzki, Neuss (Chirurg)
• Prof. Dr. Hensen, Hannover (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Knapp, Hannover (Nuklearmedizin)
• Prof. Dr. Mann, Essen (Internist/Endokrinologie)
• Frau PD Dr. Pavel, Erlangen (Internistin/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Ramadori, Göttingen (Internist/Gastroenterologie)
• Prof. Dr. Rothmund, Marburg (Chirurg)
• PD Dr. Schaaf, München (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Scherübl, Berlin (Internist/Gastroenterologie/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Schmoll, Halle (Chirurg)
• Prof. Dr. Weber, Mainz (Internist/Endokrinologie)
• Prof. Dr. Wiedenmann, Berlin (Internist/Gastroenterologie)
Rückantwort
Publik
Wissenschaftlicher Beirat des Netzwerks NeT e.V.
Bitte
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