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Fach: Sozialpsychologie
Datum: 16.10.2000
Thema: Einstellungen und Vorurteile
Referentinnen: Katharina Langemann und Kerstin Niebling
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Inhaltsverzeichnis
1. Was ist Sozialpsychologie? ......................................................... ......... 1
2. Einstellungen und Vorurteile .................................. ............................... 2
2.1 Einstellungen .................................................................................. 2
2.1.1
2.1.2
2.1.3
2.1.4
Definition ...................................................... ......................... 2
Die Bedeutung der Einstellungen ......................................... 4
Die Einstellungsänderung ..................................................... 8
Einstellung und Verhalten ................................... ................ 13
3. Definition ....................................................................................... ..... 16
3.1 Vorurteile ....................................................................................... 16
3.2 Stereotypisierung . .......................................................................... . 17
3.3 Attributionen .....................................................................................17
3.4 Selbst - Attribution ............................................................................18
4. Auswirkungen von Vorurteilen ..............................................................19
5. Ursachen von Vorurteilen .................................................................... 22
5.1 Ökonomische und politische Konkurrenz und Konflikte .................. 21
5.2 Verschobene Aggression oder die „Sündenbock - Theorie“ ........... 22
5.3 Die voreingenommene Persönlichkeit ............................................. 23
5.4 Soziale Konformität ......................................................................... 23
6. Schlußwort .......................................................................................... 24
7. Literatur .............................................................................. ................. 25
1. Was ist Sozialpsychologie?
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Datum: 16.10.2000
Thema: Einstellungen und Vorurteile
Referentinnen: Katharina Langemann und Kerstin Niebling
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Was ist Sozialpsychologie? Der Begriff „sozialer Einfluss“ ist die Definition. Mit
Sozialpsychologie wird der Einfluss bezeichnet, den Menschen auf die
Überzeugungen und Verhaltensweisen anderer Menschen ausüben. Nach
Steiner ist Sozialpsychologie „das Studium der Reaktionen des Individuums auf
soziale Stimulationen. Die kritischen Reaktionen können Gedanken, Gefühle
oder offenes Verhalten sein, und die Stimuli können alles einschließen, was
durch die wirkliche, erinnerte oder antizipierte Anwesenheit anderer Leute
impliziert wird“. (Bierhoff 1984, 9) Sozialpsychologie untersucht zwischenmenschliche Beziehungen in einem sozialen Kontext, wie sie die beteiligten
Personen und die Beziehungen zwischen Gruppen beeinflussen. Sozialpsychologie beschäftigt sich mit dem Verhalten von Individuen in sozialen Kontextbedingungen und mit dem Zusammenspiel von Persönlichkeit, Gesellschaft
und Kultur.
Wie nehmen wir andere Menschen wahr, wie werden wir von anderen in unseren Einstellungen beeinflusst, wie entstehen Konformität, Gehorsamkeit und
Hilfsbereitschaft, welchen Einfluss haben Gruppen auf Leistungs- und Entscheidungsverhalten? Diese und viele andere Fragen des alltäglichen
Zusammenlebens sind Gegenstand sozialpsychologischer Forschung.
Die Sozialpsychologie kann soziologisch oder psychologisch orientiert sein. Die
soziologisch orientierte Sozialpsychologie befasst sich mit gesellschaftlichen
Prozessen, die auf das Individuum Einfluss nehmen. Die psychologisch
orientierte Sozialpsychologie befasst sich mit im Individuum ablaufenden Prozessen, die auf soziale Gegebenheiten angewendet oder von diesen herbeigeführt werden.
2. Einstellungen und Vorurteile
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Thema: Einstellungen und Vorurteile
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Einstellungen und Vorurteile ist ein Thema, welches in der Sozialpsychologie
ausführlich behandelt wird.
2.1 Einstellungen
Wie beeinflusst die Werbung die Einstellung potenzieller Käufer zu einem
bestimmten Produkt? Wie kann eine Gruppe von Menschen die Einstellung
eines Einzelnen beeinflussen? Wie kann der Bundestagswahlkampf einer
Partei so geführt werden, dass potenzielle Wähler ihre Einstellung zu dieser
Partei derart ändern, dass sie diese Partei wählen? Wie werden Kinder in ihren
Einstellungen zur Gewalt durch das Fernsehen Beeinflusst? Diese und ähnliche
Fragen lassen erkennen, dass das Thema „Einstellungen“ in vielen Bereichen
des Lebens von Bedeutung ist.
2.1.1 Definition
Die Hauptorientierungsgröße des Individuums seiner sozialen und physikalischen Umwelt einschließlich sich selbst gegenüber stellen die Einstellungen
dar. Eine Einstellung führt zur bestimmten Reaktion auf ein soziales Objekt.
„Einstellungen umschließen die Erregung von Motiven sowie die Mobilisierung
von Handlungsweisen, um sich dem sozialen Objekt zu nähern oder es zu
meiden“.
(Mann 1991, 165) Nach Rosnow und Robinson bezeichnet der
Begriff Einstellung „die Organisation der Einsichten, Gefühle und Prädispositionen eines Individuums, so dass es sich so verhält, wie es sich verhält. Wie
Krech, Crutchfield und Ballachey ausführten, haben soziale Einstellungen insofern eine adaptive Bedeutung, als sie eine Fundamentale psychologische
Beziehung zwischen den Fähigkeiten eines Menschen zu denken, zu fühlen
und zu lernen herstellen, durch die er seinen laufenden Erfahrungen in einer
komplexen sozialen Umwelt eine Ordnung und einen Sinn geben kann.
Stroebe legte folgende Definition zugrunde: „Einstellung wird hier als
Bereitschaft zur positiven oder negativen Bewertung eines Einstellungsobjektes
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definiert, die auf Gefühlen und Meinungen über diesen Einstellungsgegenstand
beruht“.
Durch folgende Merkmale ist der kognitive Begriff der sozialen Einstellung
gekennzeichnet:
 Einstellungen sind objektbezogen. Einstellungsobjekte können Personen,
Einrichtungen, Gegenstände oder Sachverhalte sein.
 Einstellungen sind relativ lang andauernd. Eine erworbene Einstellung
hat die Tendenz, nicht nur einmal gezeigt, sondern über einen langen
Zeitraum beibehalten zu werden.
 Einstellungen sind erworben. Sie sind nicht angeboren, sondern werden
im Laufe eines Lebens erlernt. Ihre Entstehung und Änderung lässt sich
mit Hilfe von Einstellungstheorien erklären.
 Einstellung ist ein hypothetisches Konstrukt, das nur indirekt über das
Verhalten erschlossen werden kann.
Nach dem Drei – Komponenten – Ansatz von Katz / Scotland lässt sich jede
Einstellung in drei Komponente Aufteilen. Diese Aufteilung einer Einstellung in
einzelne Komponente wird als Einstellungsstruktur bezeichnet.
„Kognitiv“ bedeutet, dass der Einstellungsgegenstand in ganz bestimmter
Weise wahrgenommen und mit Eigenschaften versehen wird. Z.B. nimmt man
das Einstellungsobjekt „Frau am Steuer“ als „unsicher, zögernd“ usw. wahr
bzw. beurteilt es mit entsprechenden Eigenschaften. Die kognitive Einstellungskomponente äußert sich in der Wahrnehmung, dem Wissen, der Meinung,
der Vorstellung, der Überzeugung oder im Glauben einer Person in Bezug auf
das Einstellungsobjekt.
„Affektiv“ bedeutet, dass der Einstellungsgegenstand mehr oder weniger positiv
bewertet wird. Da sich Affekte bzw. Gefühle und Emotionen letztlich meist auf
ein unmittelbares Für oder Wider reduzieren lassen, fallen hierunter alle Arten
eher positiver oder eher negativer Einschätzungen. Z.B. wird „Frau am Steuer”
abgelehnt oder befürwortet, als angenehm oder unangenehm eingestuft. Die
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affektive Komponente bezieht sich also auf die Empfindungen einer Person, die
mit dem Objekt verbunden sind.
„Konativ“ bedeutet hier, dass man gegenüber dem Einstellungsgegenstand
bestimmte Handlungstendenzen hegt. Dieses Phänomen darf nicht mit tatsächlichem Handeln bzw. Verhalten gegenüber dem sozialen Objekt verwechselt werden. Die Handlungskomponente einer Einstellung bezieht sich nur auf
die irgendwie geäußerte Tendenz oder Bereitschaft, tätig zu werden. z.B. kann
jemand die Handlungstendenz haben, eine Frau nicht ans Steuer seines
Wagens zu lassen. Solchen insgesamt gegenüber dem Einstellungsobjekt
negativen Einstellungen muss nicht unbedingt ein tatsächlich zutage tretendes,
„offenes“
Verhalten
entsprechen.
Weder
muss
Konsistenz
zwischen
geäußerten Einstellungen einerseits und offenem Verhalten andererseits
bestehen, doch müssen die drei phänomenal und operational unterscheidbaren
Einstellungskomponenten
untereinander
konsistent
sein.
Die
konative
Einstellungskomponente bezieht sich auf die Verhaltensintention, bzw. auf das
tatsächliche Verhalten eines Individuums das vom Einstellungsobjekt hervorgerufen wird.
Die einzelnen Komponente stehen in Verbindung zueinander und können daher nicht isoliert betrachtet werden. Eine Einstellungsänderung bei einer der
Komponente führt fast immer auch zu einer Änderung der anderen.
2.1.2 Die Bedeutung der Einstellungen
Mit dem Begriff Einstellungen können Veränderungen in den kulturellen
Selbstverständlichkeiten, den sozialen Normen gesellschaftlicher Gruppierungen ebenso verstehbar werden wie der Wandel in den Beziehungen psycholo
gischer Kleingruppen. Selbst
das Verhältnis unserer eigenen Handlungen,
ihrer Inkonsistenzen, ihres Abweichens oder ihrer Annäherung an Verhal
tenserwartungen anderer Menschen wird uns erklärlich mit Hilfe der Vorstellung, dass wir neue Ansichten gewonnen haben und von veränderten Wert
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vorstellungen und Überzeugungen geleitet werden. So wird uns das geänderte
Erleben einer nicht veränderten sachlichen und sozialen Umgebung verständlich.
Die Umfrageforschung im Bereich des Konsumenten- und Wählerverhaltens,
aber auch die Forschung der Einstellungen des Einzelnen sprechen dafür, dass
das Verhalten von Menschen im hohen Maße davon abhängt, welche
Einstellungen sie haben.
Die Zerlegung einer Einstellung in ihre drei Teilkomponenten führt zu einer
Reihe von Erkenntnissen. Auf der untersten Ebene kann sich die affektive Einstellungskomponente einer Person sich in bloßer Zustimmung oder Ablehnung
äußern; eine andere Person mag eine Vielfalt von Komplexen emotionalen
Furcht-, Ängstlichkeits-, Verärgerungs- und Ablehnungsreaktionen zeigen.
Ähnlich kann es sich mit der kognitiven Komponente verhalten, wobei eine
Person absolut keine Ahnung vom Einstellungsobjekt hat, während eine andere
über intensive und detaillierte Kenntnisse verfügt. Die Stärke und Komplexität
der jeweiligen Komponente haben einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die
Entwicklung und erfolgreiche Modifizierung einer Einstellung. Einstellungen mit
einer schwachen kognitiven Komponente, bei denen nur geringe Kenntnisse
vom Objekt vorhanden sind, sind meist äußerst unstabil. In solchen Fällen
müssten Kampagnen, die neue Informationen über das Objekt liefern, sehr
wirkungsvoll sein.
In der Kindheit, vor allem während der Zeit des Erlernens von Einstellungen,
sind alle drei Komponenten gleichsam bedeutend. Später, wenn das Kind
stärker integriert ist, und es seine Einstellungen extremer äußert, neigt es eher
zu selektivem Sehen und Lernen, und die kognitive Komponente erlangt ihre
größte Bedeutung. Einstellungen mit einer hohen emotionalen Ladung und
einer starken affektiven Komponente werden weniger stark von neuen Informationen oder Kenntnissen allein beeinflusst. Techniken, die direkt die affektive
Komponente angeben, sind für die Änderung solcher Einstellungen, die
z.B.
intensive
Abneigungsgefühle
gegenüber
einer
speziellen
Minder-
heitsgruppe zeigen, wirkungsvoll. Obwohl normalerweise zwischen der affek-6-
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tiven und kognitiven Einstellungskomponente Konsistenz herrscht, scheint das
Verhältnis zwischen ihnen und der Verhaltenskomponente inkonsistent zu sein.
Menschen verhalten sich nicht immer entsprechend ihren Ansichten; Einstellungen und Verhaltensweisen weisen oft eine beträchtliche Kluft auf. LaPiere
(1934) stellte die fehlende Konsistenz zwischen verbalem und offenem Verhalten im folgenden Versuch fest. (Frey/Greif 1994, 302) LaPiere reiste mit
einem chinesischen Paar quer durch die Vereinigten Staaten, wobei sie in
vielen Hotels übernachteten und in einer ganzen Anzahl von Restaurants
speisten. Während der ganzen Zeit wurde ihnen nur einmal die Bedienung
verweigert. Am Ende der Reise schrieb LaPiere an alle 250 Inhaber der Unterkünfte, die sie aufgesucht hatten. Etwa 93% der Hotelbesitzer und etwa 92%
der Restaurantbesitzer gaben in Beantwortung des Fragebogens an, dass sie
Chinesen keine Unterkunft gewähren. Dies ist ein Beispiel für tatsächliches
Verhalten Chinesen gegenüber, das im Gegensatz zu einer Einstellung steht.
LaPiere sandte 100 ähnliche Fragebogen zu anderen Hotelbetreibern, die sie
nicht besucht haben, wobei sich ähnliche Reaktion zeigte. Diskrepanzen
zwischen Einstellung und Verhalten sind nicht überraschend und sollten
erwartet werden. Es wäre verkehrt, eine direkte Verzahnung zwischen
Einstellung und Verhalten zu erwarten. Verhaltensweisen werden nicht nur von
Einstellungen sondern auch von externen Faktoren in der unmittelbaren
Situation bestimmt. Vielleicht benötigten die Besitzer im Experiment von
LaPiere während der Besuchszeit Geld, oder es widerstrebte ihnen, sich auf
eine Diskussion einzulassen; diese Faktoren haben möglicherweise die
Einstellung daran gehindert, das Verhalten zu bestimmen.
Ein weiterer Grund dafür, dass Einstellung und Verhalten so oft auseinander zu
klaffen scheinen, ist die Tatsache, dass mehrere Einstellungen für ein und
denselben Verhaltensakt relevant sein können. Eine Einstellung kann stärker
sein, wie eine andere. Rokeach kam zum Entschluss, dass sowohl die Einstellung gegenüber dem Objekt als auch gegenüber der Situation, in der sich
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das Objekt befindet, das Verhalten des Individuums bestimmen. (Mann 1991,
170) „Intellektualisierte„ Einstellungen sind reich an Meinungen und Stereotypen, sie haben allerdings nur geringe Aktionsrelevanz. Wenn eine Einstellung
nur geringe Aktionsrelevanz besitzt, ist eine Konsistenz zwischen Meinung,
Gefühl und tatsächlichem Verhalten wohl kaum zu erwarten.
Die Diskreptanz zwischen Einstellung und Verhalten ist für das Gebiet des
Einstellungswandels besonders wichtig. Während Meinungen durch Information
und überzeugende Einrede relativ einfach zu ändern sind, stellt die Verhaltensweise ein weitaus schwierigeres Problem dar, da sich alte Gewohnheiten nur schwer ablegen lassen.
Manchmal ruft eine erzwungene Verhaltensänderung eine entsprechende Einstellungsänderung hervor, eine Wandel, der einer neuen Verhaltensweise Sinn
gibt.
Die Tatsache, dass äußere Faktoren die Verhaltensweise beeinflussen können,
erklärt teilweise die vielen Fälle von Einstellungswechsel, die nicht mit einer
Verhaltensänderung einhergehen. Wenn Meinungen oder Einstellungen als
Folge einer momentanen Kommunikation oder neuen Erfahrung verändert
werden, dann ist dieser Wandel auf sich allein gestellt und unstabil. Ein Übergang zu einer Verhaltensänderung ist ohne Unterstützung durch die Umwelt,
die den Einstellungswandel verstärkt und aufrecht erhält, sehr unwahrscheinlich. Da Einstellungen eher privater und Verhaltensweisen eher öffentlicher
Natur sind, unterliegt vorwiegend das Verhalten dem sozialen Druck. Die Eigenart des Verhaltens macht es änderungsresistenter als Einstellungen, denn
es ist einfacher, ein gewünschtes Verhalten als eine gewünschte Einstellung
auslösen oder zu erzwingen. Das Verhältnis zwischen Einstellung und Ver-
halten sowie zwischen Einstellungsänderung und Verhaltensänderung ist sehr
vielseitig und verläuft nicht nur in einer Richtung. Zwei Menschen mit der
gleichen Einstellung können sich völlig verschieden verhalten. Die Kenntnis von
der Einstellung einer Person verspricht nicht unbedingt Sicherheit bei der
Voraussage ihres Verhaltens.
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2.1.3 Die Einstellungsänderung
Soziale Veränderungen der Politik und der Ausübung der Macht, der Verwendung der Massenkommunikationsmittel und der Intergruppenbeziehungen
sowie Probleme der zwischenmenschlichen Aktivitäten im täglichen Leben, in
der Schule und am Arbeitsplatz hängen zusammen mit der Einstellungskonstanz und –änderung.
Eine Einstellung wird abgeleitet aus der Beobachtung der zusammenhängenden, charakteristischen und selektiven (verbalen und nichtverbalen)
Verhaltensweisen eines Individuums in einem bestimmten Zeitraum und in
verschiedenen Situationen, in denen die Vertreter vom Alter, Geschlecht und
dem Bildungsniveau sich ähneln. Die selektive Neigung wird angezeigt durch
günstige oder ungünstige Reaktionen auf diese Vertreter (Personen, Gruppen,
Institutionen, soziale Werte, Glaubensvorstellungen, Status in Organisationen
usw.), durch ihre positive oder negative Behandlung, ihre selektive Beachtung
oder die Annäherung an einige von ihnen, während andere gemieden oder
abgelehnt werden. Eine Einstellung wird daher definiert durch die Konstanz
über einen Augenblick oder eine Situation hinaus. Eine Einstellungsänderung
beinhaltet Änderungen im Verhalten desselben Individuums in der Folgezeit
und deutet auf Änderungen in bezug auf das hin, was für das Individuum an
nehmbar bzw. unerwünscht ist. Einstellungen bilden sich im Laufe des Umgangs des Individuums mit der sozialen Umwelt heraus, und sie stellen eine
sowohl kognitive als auch affektive Beziehung her zwischen diesem Individuum
und einer Reihe von Gegenständen, Personen, Gruppen, Institutionen, sozialen
Werten oder Regeln und Symbolen usw.
Die „Yale – Studies„ von Hovland und seinen Mitarbeitern stellten eines der
umfassenden Forschungsprogramme dar, das sich mit der Wirkung persuasiver Kommunikationen auf die Einstellungen der Empfänger befasst.
(Frey/Greif 1994, 297-299) Insgesamt muss man aber erwähnen, das die ex-
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perimentellen Arbeiten über das Thema Einstellungsänderung insgesamt sehr
häufig widersprüchliche Ergebnisse gebracht hat.
 Eigenschaften des Kommunikators
Die Glaubwürdigkeit ist die am meisten untersuchte Kommunikatohrvariable,
d.h. seine von dem Empfänger der Botschaft wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit und seine Sachkenntnis. Meistens zeigt es sich, dass hoch glaubwürdige Kommunikatohren bei ihrem Publikum stärkere Einstellungsänderungen hervorrufen als niedrig glaubwürdige Kommunikatohren. Es zeigte sich
auch, dass dann, wenn dem Kommunikatohr eine Beeinflussungsabsicht unterstellt wird, d.h. wenn er in den Augen des Empfängers persönlich von dessen Einstellungsänderung profitieren würde, eine Einstellungsänderung des
Empfängers wenig wahrscheinlich ist. Es variiert von Situation zu Situation und
von Person zu Person.
 Eigenschaften der Kommunikation
Im Hinblick auf ihre Bedeutung im Prozess der Einstellungsänderung wurden
die Art der Botschaft, die Anordnung der Argumente innerhalb der Botschaft,
das Ausmaß von Verdeutlichungen, Schlussfolgerungen und Empfehlungen,
der Anteil von Pro- und Contra – Argumenten sowie deren Reihenfolge unter
sucht. Hier stellt man sich zwei Fragen: Sind ein- oder zweiseitige Kommunikationen besser geeignet, Empfänger von einem Standpunkt zu überzeugen?
Können furchterregende Appele des Kommunikatohrs Einstellungswandel des
Empfängers begünstigen oder behindern? Sollte ein Kommunikatohr also
ausschließlich Argumente für den von ihm präferierten Standpunkt bringen
(einseitige Information) oder sollte er auch Gegenargumente erwähnen und
evtl. widerlegen (zweiseitige Information) und sollte er z.B. ausführlich die
Gefahren beschreiben, die den Rezepienten erwarten, wenn er sich nich
gemäß den Empfehlungen des Senders verhält (sich also z.B. nicht so häufig
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wie vom Kommunikatohr erwartet, die Zähne putzt) oder lieber auf solche gewaltregelnden Appelle verzichten?
Wenn die Zuhörer bereits weitgehend einer Meinung mit dem Kommunikatohr
sind und Gegenargumente nicht kennen, scheint es entsprechend den Untersuchungen, dass einseitige Kommunikationsinhalte bei den Zuhörern, die der
gleichen Meinung mit dem Kommunikatohr sind, wirkungsvoller erscheinen.
Zweiseitige Kommunikationsinhalte hingegen sind wirkungsvoller, wenn die
Zuhörer über beide Seiten informiert sind, wenn sie anfänglich entgegengesetzte Ansichten zum Kommunikatohr vertreten und einen hohen Bildungsgrad
aufweisen.
Furchterregende Kommunikationen lösen zwei Reaktionen aus, eine zur
Furchtkontrolle und eine zur Gefahrenkontrolle. Die Kommunikation wird z.B.
dann wirkungslos bleiben, wenn die Maßnahmen, die zur Furchtkontrolle ergriffen werden (Maßnahmen zur Abwendung der Gefahr verhindern oder wenn
der Empfänger die vom Kommunikatohr empfohlenen Verhaltensweisen als
wenig effektive Maßnahmen zur Gefahrenkontrolle betrachtet.
 Eigenschaften des Empfängers
Man hat versucht, einen Zusammenhang zwischen Beeinflussbarkeit und bestimmten Eigenschaften des Empfängers, z.B. das Selbstwertgefühl, Intelligenz,
Geschlechtsunterschiede, Aggressivität, neurotische Abwehrhaltung, Introversion / Extraversion, Autorismus, Dogmatismus usw. aufzuzeigen. Es zeigten
sich wenig systematische Zusammenhänge, weil Eigenschaften des Emp
fängers dessen Rezeption (Verstehen einer Kommunikation) und seine
Bereitschaft, diese zu akzeptieren, gegenläufig beeinflussen können (z.B.
werden intelligente Menschen Botschaften zwar einerseits leichter verstehen
aber auch kritischer sein, bessere Gegenargumente generieren und deshalb
Botschaften nicht so leicht akzeptieren).
Zusammenfassend zu den Versuchen von Hovland kann man sagen, dass
Einstellungserwerb und Einstellungsänderung Lernprozesse darstellen. Sie
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werden, wie andere Lernprozesse auch, von Verstärkern gesteuert. Einstellungserwerb und
-wandel wird als Funktion der Aufnahme des Botschaftsin-
haltes (die entgegengebrachte Aufmerksamkeit und das Verständnis ihres Inhaltes steigern die Aufnahmebereitschaft) und Verstärkung, die der Empfänger
mit der Übernahme der Kommunikatohrmeinung assoziiert, betrachtet. Die
Assimilations – Kontrast – Theorie (Sherif und Hovland) sowie die Selbst –
Wahrnehmungstheorie (Bem) betrachten Einstellungsänderungen als Resultate von Wahrnehmungsprozessen. Die Theorie geht davon aus, dass Einstellungen Ergebnisse von Vergleichen sind. Danach hat jede Person mögliche
Wahrnehmungen z.B. den in einer persuasiven Kommunikation vertretenen
Standpunkt, die sich auf ein bestimmtes Einstellungsobjekt beziehen und auf
einer entsprechenden Einstellungsskala entweder beim Akzeptanz-, einem
Indifferenz- (Gleichgültigkeits-) oder einem Ablehnungsbereich liegen. Ob eine
Person sich durch eine persuative Kommunikation beeinflussen lassen wird,
hängt nach der Assimilations – Kontrast – Theorie nun davon ab, wie die
betreffende Person diese wahrnimmt, d.h. in welchem der drei genannten
Bereiche sie die Position des Kommunikatohrs lokalisiert. Kommunikatohren,
die in den Spielraum der Akzeptanz fallen, werden nämlich als der eigenen
Einstellung ähnlicher betrachtet, als sie es tatsächlich sind (Assimilation), als
fair und unvoreigenommen bewertet und rufen Einstellungsänderungen hervor.
Fallen Kommunikationen dagegen in den Spielraum der Zurückweisung, werden die Empfänger sie ferner zur eigenen Position liegend wahrnehmen, als es
den Tatsachen entspricht. Man wird sie als propagandistisch abwerten und
kaum mit Einstellungswandel in Richtung auf die vom Kommunikatohr ausgesonnene Position reagieren. Die Selbstwahrnehmungstheorie von Bem
beinhaltet, dass Personen unter bestimmten Umständen von ihrem eigenen
Verhalten auf ihre Einstellungen und Meinungen schließen. Dies ist nach Bem
immer dann der Fall, wenn innere Hinweisreize schwach, mehrdeutig oder nicht
interpretierbar sind und daher kein eindeutiges Wissen über die eigenen
Einstellungen vermittelt. Allerdings wird vom eigenen Verhalten auf das
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Vorhandensein bestimmter Überzeugungen und Einstellungen nur dann
geschlossen, wenn ersteres für die betreffende Person offensichtlich nicht unter
der Kontrolle expliziter Verstärker erscheint. Die Selbstwahrnehmungstheorie
erklärt
viele
Phänomene
einstellungsdiskrepantem
(z.B.
Verhalten,
Einstellungsänderungen
nach
unterschiedlich
nach
hohen
Strafandrohungen, nach kleinen Hilfeleistungen usw.)
Aus kognitiver Sicht gehen Theorien zur Einstellungsänderung, nämlich auf die
Inokulationstheorie McGuives sowie die Rektanztheorie ein; auch ist eine
allgemeine Theorie, nämlich die Theorie der kognitiven Dissonanz von Festinger erwähnt, die u.a. auch Einstellungsänderung erklärt, auf Einstellungsänderung bezogen.
Die Inokulationstheorie (McGuire) versucht im Gegensatz zu den meisten
Einstellungsänderungstheorien nicht zu spezifizieren, unter welchen Bedingungen Einstellungen geändert werden, sondern vielmehr, welche Faktoren
einen Einfluss darauf nehmen, wenn sie beibehalten oder sogar gegen Beeinflussungsversuche resistent werden. Analog zur Immunisierungsstrategie in der
Medizin nimmt McGuire an, dass Einstellungen resistenter gegen zukünftige
Beeinflussungsversuche werden, wenn die jeweilige Person sich zuvor mit
Gegenargumenten auseinandersetzen musste.
Die Reaktanztheorie von Brehm sucht zu erklären, warum Personen ihre
Meinung und ihr Verhalten manchmal in die entgegengesetzte Richtung ändern
(Bumerang – Effekte), als dies vom Kommunikatohr gewünscht wurde. Die
Theorie behauptet, dass diese Reaktion dann eintreten wird, wenn der
Empfänger sich in unzulässiger Weise von einem Kommunikatohr dazu gezwungen fühlt, dessen Meinung zu übernehmen.
Die Theorie der kognitiven Dissonanz ist zwar keine spezifische Einstellungsänderungstheorie, es lassen sich aus ihr dennoch in verschiedenen Bereichen
Vorhersagen
über
Einstellungsänderungen
im
weitesten
Sinne
(z.B.
Einstellungsänderungen nach einstellungsdiskrepantem Verhalten, nach Entscheidungen, nach erwartungsdiskrepanten Ereignissen) ableiten. Einstel-13-
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lungswandel wird dabei als Ergebnis eines Dissonanzreduktionsprozesses
interpretiert.
2.1.4 Einstellung und Verhalten
Wie können beobachtbare Verhaltensweisen beschrieben und erklärt werden?
Nach den unterschiedlichen sozialen Persönlichkeitstheorien kann festgestellt
werden, dass die Annahme einer in der Persönlichkeit des Individuums liegenden oder entsprechend zu denkenden, sinnvoll geordneten (psycho)logisch
zusammengestellten Struktur von Eigenschaften oder Verhaltenstendenzen
oder Verhaltenswahrscheinlichkeiten in den verschiedensten Theorien, mehr
oder weniger ausgedehnt empirisch fundiert, eine Kernannahme persönlichkeitspsychologischer Forschung dargestellt.
Es wird vorausgesetzt, dass entsprechend bestimmten Überzeugungen Bewertungen unterschiedlicher Objekte der sozialen Umgebung des Individuums
vorgenommen werden. Es wird erwartet, dass entsprechend solchen Bewertungen oder sozialen Einstellungen den betroffenen sozialen Objekten
gegenüber ein damit nicht in Widerspruch stehendes, sondern einstellungskonsistentes Verhalten gezeigt wird. Die Einstellungsforschung kommt
dem Wunsch, aus Einstellungen Verhalten vorhersagen zu können, sehr entgegen. Wicker kam zum Schluss: Insgesamt scheinen Einstellungen in
überhaupt
keiner
oder
in
nur
schwacher
Beziehung
zu
offenen
Verhaltensweisen zu stehen.
Und trotzdem verdeutlichen viele Versuchsergebnisse, dass Einstellungen zur
Vorhersage von Verhalten geeignet sind. Man spricht von vier Facetten einer
Einstellung bzw. eines Verhaltensmaßes: Die Handlung, das Ziel der Handlung,
der Kontext, in dem die Handlung auftritt, und der Zeitpunkt, zu dem sie auftritt.
Multiple
Verhaltenskriterien
generalisieren
über
unterschiedliche
Ver-
haltensweisen in verschiedenen Kontexten zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
Nur das Ziel der Handlung ist spezifiziert. Genauso gilt für globale Einstellungen, dass sie über Handlungen, Kontexte und Zeitpunkte generalisieren. Wenn
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diese Korrespondenz von Einstellungen und Verhalten gewährleistet wird,
finden sich enge Beziehungen. Sollen hingegen einfache Verhaltenskriterien
vorhergesagt werden, erweisen sich die entsprechenden Einstellungen zu
Handlungen als geeignete Prädiktoren des Verhaltens.
3) Definition
Wie man dem vorausgehenden Text entnehmen konnte, wird die Einstellung
von Sozialpsychologen gewöhnlich als positive oder negative Stellungnahme
von beliebiger Stärke gegenüber einem Objekt oder einer Objektklasse bestimmt.
Ein Vorurteil wird als starke, emotional besetzte negative Einstellung mit irrationalen Wurzeln verstanden. Es manifestiert sich als Feindseligkeit gegenüber
stereotyp wahrgenommenen Mitgliedern einer bestimmten Fremdgruppe. Das
Vorurteil ist demnach eine Einstellung, die sich gewöhnlich als sehr veränderungsresistent erweist, und zwar aus zwei Gründen: erstens, weil die Person in
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der Regel den Kontakt mit den Mitgliedern der betreffenden Fremdgruppe meidet, und zweitens, weil das Vorurteil eine irrationale Funktion für die Person
erfüllt.
3.1 Vorurteil
Das Vorurteil ist in den Sozialwissenschaften unterschiedlich definiert worden.
Aronson definiert Vorurteil folgendermaßen: „Vorurteil definiere ich demgemäß
als eine auf falsche oder unvollständige Informationen gegründete, generalisierte feindselige oder negative Einstellung einer spezifischen Gruppe gegenüber“. (E.Aronson, Sozialpsychologie, S. 298)
Hierzu ein Beispiel: Ist jemand Schwarzen gegenüber voreingenommen, dann
denken wir, er verhalte sich Schwarzen gegenüber tendenziell feindselig; während der Betreffende meint, abgesehen von einer oder zwei Ausnahmen seien
alle Schwarzen mehr oder minder gleich. Die Charakteristika, die er den
Schwarzen zuschreibt, sind entweder völlig falsch oder sie beruhen bestenfalls
auf einem Körnchen Wahrheit, das er auf die Gruppe insgesamt überträgt. So
kann man sagen, daß ein tief von Vorurteilen geprägter Mensch immun gegen
Informationen ist, die von seinen festgehaltenen Stereotypen abweichen.
Jeder Mensch hat im gewissen Sinn Vorurteile - ob nun gegen Angehörige bestimmter Völker, Nationen oder Rassen, gegen bestimmte Gegenden, in denen
wir nicht leben wollen, oder gegen bestimmte Nahrungsmittel. Man hört sich
zwar das „Für“ an, findet jedoch mit Gewißheit andere Gründe, um sein eigenes
Vorurteil vertreten zu können.
3.2 Stereotypisierung
Die Art, wie man bestimmte Merkmale oder Motive für eine Gruppe von Menschen generalisiert, wird als Stereotypisierung bezeichnet. Dabei werden jedem
einzelnen Mitglied in der Gruppe identische Merkmale zugeschrieben,
unabhängig davon, welche Unterschiede tatsächlich vorhanden sind. Wer also
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glaubt, Schwarze hätten ein natürliches Rhytmusgefühl, nimmt an, daß im
Grunde alle Schwarzen einen Sinn für Rhythmus hätten.
Daß man stereotypisiert, geschieht nicht unbedingt in böser Absicht. Häufig
dient es einfach dazu, die Sicht der Dinge zu vereinfachen. Jeder von uns hat
ein ganz bestimmtes Bild vor sich, wenn der Begriff „Bauer“ fällt. Kann sich ein
solches Stereotyp auf Erfahrungen stützen und trifft es auch noch
einigermaßen zu, bietet es eine adaptive und zweckdienliche Möglichkeit, mit
komplexen Phänomenen umzugehen. Die meisten Stereotypen stützen sich
nicht auf wohlbegründete Erfahrungen, sondern auf Gerüchte und von den
Medien zusammengebraute Vorstellungen. Oder aber man legt sie sich selbst
im Kopf zurecht, um das eigene Vorurteil und die eigene Grausamkeit zu
rechtfertigen.
3.3 Attributionen
Die Stereotypisierung ist ein Sonderfall des Phänomens der Attribution. Menschen versuchen immer, jedem Ereignis eine Ursache zuzuschreiben. Zeigt
jemand ein bestimmtes Verhalten, dann werden Beobachter Annahmen über
die Ursachen seines Verhaltens machen. Solche kausalen Schlußfolgerungen
werden als Attributionen bezeichnet. Dieses Bedürfnis, dem Verhalten anderer
Menschen eine Ursache zuzuschreiben, ist Teil unserer Tendenz, über die in
einer Situation gegebenen Informationen hinauszugehen. Häufig ist diese
Tendenz funktional. Wenn beispielsweise der Stürmer beim Fußball einen
leichten Paß verspielt, gibt es viele Erklärungsmöglichkeiten: Vielleicht hat ihn
die Sonne geblendet; vielleicht hat er ein komisches Geräusch gehört und sich
erschreckt; vielleicht ließ er den Ball absichtlich fallen, weil er auf die andere
Mannschaft gewettet hatte; vielleicht ist er aber auch einfach kein besonders
begabter Fußballspieler.
Wir stellen Vermutungen an, und unsere kausale Interpretationen können richtig oder falsch, funktional oder dysfunktional sein.
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Fach: Sozialpsychologie
Datum: 16.10.2000
Thema: Einstellungen und Vorurteile
Referentinnen: Katharina Langemann und Kerstin Niebling
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Die Attributionstheorie befaßt sich mit den Regeln, die die meisten Menschen
anwenden, wenn sie versuchen, die Ursachen eines beobachteten Verhaltens
zu erschließen. Die Theorie beschäftigt sich ebenfalls mit den verschiedenen
Arten von Ereignissen, die unterschiedliche Arten von Attributionen hervorbringen. Wir neigen im allgemeinen ehre dazu, unsere eigenen Fehler mit der Situation zu begründen, in der wir uns befinden, während wir umgekehrt die
Fehler anderer Menschen auf ein persönliches Defizit oder einen Mangel an
Fähigkeiten zurückführen. Verliere ich beispielsweise beim Pokerspiel Geld,
werde ich mein schlechtes Blatt dafür verantwortlich machen, während ich,
wenn mein Gegenspieler verliert, eher denke, er sei ein schlechter Spieler.
Vorurteile verursachen besondere Arten von Attributionen oder Stereotypen,
die ihrerseits wiederum die Vorurteile verstärken können.
3.4 Selbst-Attribution
In der Forschung der Geschlechterrollen konnten Attributionsprozesse ganz
besonders aufgezeigt werden. Hierzu ein Beispiel: Verliert ein männlicher Tennisspieler den ersten Satz, holt dieser eher wieder auf als eine weibliche Tennisspielerin und kann den zweiten und dritten Satz noch gewinnen. Die
Spielerin hingegen verliert in solchen Fällen eher durchgängig in drei Sätzen.
Aronson erklärt dieses Ereignis mit dem Phänomen der Selbst-Attribution.
Frauen neigen eher dazu, ein Versagen auf sich selbst zu beziehen, wohingen
Männer das Versagenden schlechten Bedingungen, dem Zufall, oder dem
Glück des Gegners zuschrieben und deshalb eher motiviert sind, doch noch
gewinnen zu können.
In unserer Gesellschaft wird von den Männern ein erfolgreiches Abschneiden
erwartet. Gelingt ihnen das nicht, werden sie um so strenger beurteilt. Von
Frauen wird nicht erwartet, daß sie Erfolg haben - und wenn es doch so ist,
sind sie für andere eine seltene Ausnahme mit einer außerordentlichen Motivation oder hatten ganz einfach Glück. Versagen sie, werden sie nachsichtiger
beurteilt.
4) Auswirkungen von Vorurteilen
Nicht jeder kann nachvollziehen, was es heißt, ein Opfer von Vorurteilen zu
sein. Diejenigen, die der herrschenden Mehrheit angehören, möchten zwar
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gerne vorurteilsfrei erscheinen, jedoch schleicht sich häufig eine Spur von
Selbstgerechtigkeit in ihre Einstellung ein, die den Opfern die Schuld zuschiebt.
Beispiel: „Wenn die Juden in ihrer ganzen Geschichte zu Opfern gemacht
wurden, müssen sie irgend etwas falsch gemacht haben“ oder „Wenn sie
vergewaltigt wurde, muß sie sich irgendwie provozierend verhalten haben“.
Diese Tendenz, die Opfer selbst für ihre mißliche Lage verantwortlich zu machen, indem man diese auf ihre eigene Persönlichkeit und Unfähigkeit zurückführt, ist häufig durch den Wunsch motiviert, die Welt als einen Ort zu sehen,
an dem es gerecht zugeht. Menschen neigen also dazu, jedes ungerechte Ergebnis, das sich sonst nur schwer erklären ließe, der persönlichen Verantwortung des Betreffenden zuzuschreiben. Das Phänomen, daß das Opfer selbst
zum Schuldigen gemacht wird, kann nur so erklärt werden, daß man sich nicht
in die Notlage des Opfers versetzen kann und so einfach über denjenigen
urteilt.
Unsere vorgefaßten Meinungen beeinflussen unser Verhalten oft so, daß es bei
ihnen genau die Eigenschaften und Verhaltensweisen zum Vorschein bringt,
die wir von ihnen erwartet haben. Dieses Phänomen bezeichnet Aronson als
sich selbst erfüllende Prophezeiung. Hierzu ein Beispiel: Wenn ich von einem
Menschen, dem ich noch nie begegnet bin, weiß, er sei ein abweisender,
reservierter und zurückhaltender Mensch, dann werde ich bei der ersten
Begegnung sehr wahrscheinlich distanziert, zurückhaltend und kühl bleiben.
Angenommen, er ist in Wirklichkeit aber ein warmherziger Mensch, dann ließe
mein Verhalten gar keine Gelegenheit zu, mir zu zeigen, wie warmherzig er
wirklich ist. Wahrscheinlich würde er sich mir gegenüber - als Reaktion auf
mein Verhalten - ziemlich distanziert verhalten und so meine Erwartungen bestätigen.
Wenn wir im Hinblick auf andere Menschen falsche Überzeugungen und Stereotypen haben, bewirken unsere Reaktionen ihnen gegenüber oft, daß sie sich
in einer Weise verhalten, die diese falschen Überzeugungen bestätigen.
Natürlich haben nicht alle starre Stereotype gegenüber Mitgliedern anderer
Gesellschaftsgruppen. Oft übernehmen wir soziale Überzeugungen nur vorläu-19-
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fig und versuchen festzustellen, ob sie richtig oder falsch sind. Dazu benutzen
wir häufig soziale Interaktion, um unsere Hypothesen im Hinblick auf andere
Menschen zu überprüfen. Doch die Strategien, mit denen wir die Hypothesen
überprüfen, funktionieren oft nicht. Daher lassen sich Stereotype auch nur
schwer verändern. Haben wir eine bestimmte Meinung über andere, stellt die
sich selbst erfüllende Prophezeiung sicher, daß wir eine unseren Erwartungen
entsprechende soziale Wirklichkeit erschaffen.
Selbst wenn wir offen genug sind, um die Richtigkeit unserer Überzeugungen
zu prüfen, setzen wir unbewußt Strategien ein, die unsere Überzeugungen bestätigen - egal ob sie richtig oder falsch sind.
Auch wenn sich die meisten Menschen heutzutage für vorurteilsfrei halten, diskriminieren sie Minderheiten auf eine weniger offensichtliche Weise. Die in unserer Gesellschaft vorhandenen Vorurteile gegenüber Frauen sind ein Beispiel
für eine unbewußte Ideologie - für ein Überzeugungssystem also, das wir akzeptieren, das uns aber nicht bewußt ist, weil wir uns eine andere Weltsicht gar
nicht vorstellen können. In unserer Kultur werden wir so sozialisiert, daß man
sich kaum eine Frau vorstellen kann, die als Fernfahrer arbeitet, während ihr
Mann zu Hause kocht und die Kinder erzieht. Jeder denkt sofort, daß mit diesem Paar etwas nicht stimmen kann. Warum? Die Antwort ist ganz einfach:
dieses Arrangement gilt in unserer Gesellschaft nicht als echte Verhaltensalternative. Aus diesen unterschiedlich definierten Geschlechterrollen erwächst in
unserer Gesellschaft Diskriminierung und Stereotypisierung.
5) Ursachen von Vorurteilen
Das Bedürfnis nach Selbstrechtfertigung ist eine Determinante von Vorurteilen.
Oft ist es so, daß wenn man sich einzelnen oder einer Gruppe gegenüber
grausam verhalten hat, daß man die Betroffenen abwertet, um die eigen
Grausamkeit zu rechtfertigen.
Menschen haben natürlich nicht nur das Bedürfnis, sich selbst zu rechtfertigen es geht ihnen auch um Status und Macht. So kann man vielleicht sagen, daß
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ein Mensch mit einem niedrigen sozioökonomischen Status eine unterdrückte
Minderheit braucht, um sich selbst irgend jemandem überlegen fühlen zu
können. Viele verschiedene Studien haben gezeigt, daß ein niedriger oder sich
verschlechternder sozialer Status ein guter Grund für Vorurteile ist.
Vorurteile lassen sich nicht auf einzelne Ursachen zurückführen. Sie werden
vielmehr durch zahlreiche Faktoren determiniert.
Hier die vier wichtigsten Determinanten:
(1) ökonomische und politische Konkurrenz und Konflikte
(2) verschobene Aggressionen oder die „Sündenbock - Theorie„
(3) die voreingenommen Persönlichkeit
(4) Vorurteile aufgrund von Konformität
5.1 Ökonomische und politische Konkurrenz und Konflikte
Vorurteile
kann
man
als ein
Ergebnis ökonomischer und politischer
Kräfteverhältnisse sehen. Da die verfügbaren Ressourcen begrenzt sind,
versucht die herrschende soziale Schicht eine Minderheit auszubeuten und zu
benachteiligen, um sich selbst einen materiellen Vorteil zu schaffen.
Die ökonomischen Vorurteile der Diskriminierung werden überdeutlich, wenn
man bedenkt, wie es bestimmten Arbeitergewerkschaften gelang, Frauen und
Angehörigen ethnischer Minderheiten jahrelang die Aufnahme zu verweigern
und ihnen damit den Zugang zu relativ gut bezahlten Arbeitsplätzen zu
verwehren, die von den Gewerkschaften kontrolliert werden. Mitte der sechziger
Jahre führte das amerikanische Arbeitsministerium eine Untersuchung durch,
wie viele Angehörige einer Minderheit in den von Gewerkschaften kontrollierten
Handwerksberufen eine Lehrstelle hatten. Das Ergebnis ist traurig: In den vier
Städten, die untersucht wurden, fanden sie keinen einzigen Schwarzen auf
einer solchen Stelle. Das hat sich heute zwar geändert, doch ändert es nichts
an der Tatsache, daß es einmal so gewesen ist.
So kann man sagen, daß Diskriminierungen, Vorurteile und negative
Stereotypisierung zunehmen, sobald Arbeitsplätze knapper werden. Das deutet
darauf hin, daß Vorurteile durch Konkurrenz und Konflikt erzeugt werden.
5.2 Verschobene Aggressionen oder die „Sündenbock - Theorie“
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Frustrierte Personen neigen stark dazu, ihren Frust und ihre Aggressionen an
weniger mächtigen Anwesenden auszulassen. So kann sich beispielsweise ein
Schüler seinem Lehrer gegenüber nicht wehren, wenn dieser ihn demütigt,
denn der Lehrer ist zu mächtig. So wird er sich einem schwächeren Mitschüler
gegenüber aggressiv verhalten, obwohl dieser gar nichts damit zu tun hat. Das
gleiche gilt für die hohe Arbeitslosenrate: die Arbeitslosenzahl steigt immer
mehr, es gibt mehr Auszubildende wie Lehrstellen. Da sagen viele, daß die
ganzen Ausländer, die in Deutschland leben, den Deutschen die Lehrstellen
und Arbeitsplätze wegnehmen. Statt sich gegen das Wirtschaftssystem zu
wehren, das natürlich viel zu mächtig und nicht greifbar ist, macht man
Schwächere für seine persönliche Lage verantwortlich.
In unserer heutigen Zeit wird die Beziechnung Sündenbock für jemanden
gebraucht, der unschuldig und relativ machtlos ist und für etwas verantwortlich
gemacht wird, wofür er nichts kann. Sich gegen Lehrer oder das
Wirtschaftssystem zu wehren, ist relativ sinnlos und bringt auch nichts – einen
Sündenbock hingegen findet man immer, an dem man seine Aggressionen
auslassen kann.
Das allgemeine Bild des Sündenbock – Phänomens kommt dadurch zustande,
daß Individuen ihre Aggressionen auf Gruppen lenken, die unbeliebt, leicht
erkennbar und relativ machtlos sind. Die Form der gezeigten Aggressionen
wird durch die Normen der In-Group bestimmt, die nur dann vorkommen, wenn
sie von der herrschenden Kultur ider Subkultur gutgeheißen werden.
5.3 Die voreingenommene Persönlichkeit
Es gibt Menschen, die von vornherein vorurteilsbehaftet sind und zwar nicht
allein aufgrund unmittelbarer äußerer Umstände, sondern weil sie so sind, wie
sie sind. Solche Menscehn werden als „autoritäre Persönlichkeiten„ bezeichnet.
Autoritäre Persönlichkeiten sind im wesentlichen durch die folgenden Merkmale
charakterisiert: Sie neigen zu rigiden Überzeugungen und „konventionellen„
Wertvorstellungen, dulden keine Schwäche (weder bei sich noch bei anderen),
sind hochgradig bestrafend, äußerst mißtrauisch und
ungewöhnlich autoritätsgläubig. Hochgradig autoritäre Persönlichkeiten lehnen
nicht einfach Juden oder Schwarze ab, sondern zeigen ein durchgängig hohes
Maß an Vorurteilen gegenüber allen Minderheiten. Eine Erklärung dafür wäre,
daß autoritäre Persönlichkeiten als Kinder im allgemeinen sehr unsicher und
extrem abhängig von ihren Eltern waren. Sie fürchten sie und bringen ihnen
unbewußt feindselige Gefühle entgegen. So wächst ein Erwachsener heran,
der einen hohen Grad an Ärger in sich trägt, den er wegen seiner Ängstlichkeit
und Unsicherheit als Aggrssion gegenüber machtlosen gruppen auslebt,
während er zugleich nach außen hin den Respekt vor Autoritäten wahrt. Eine
zweite Erklärung wäre die, daß die Eltern von voreingenommenen Personen
selbst ziemlich viele Vorurteile gegenüber Minderheiten haben. Es kann also
sein, daß manche Menschen aufgrund ihres konformen Verhaltens über den
Prozeß der Identifikation Vorurteile entwickeln. Das heißt, daß Kinder von ihren
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Eltern bewußte Überzeugungen gegenüber
übernehmen, weil sie sich mit ihnen identifizieren.
bestimmten
Minderheiten
5.4 Vorurteile aufgrund von Konformität
Ein Beispiel: Eine Gruppe von schwarzen und weißen Bergleuten aus den
Südstaaten entwickelten einen Lebensstil, der durch uneingeschränkte und
vollkommene Integration unter Tage und eine ebenso uneingeschränkte und
vollkommene Rassentrennung über Tage gekennzeichnet war. Wodurch läßt
sich dieser Unterschied erklären?
Warum arbeiteten die weißen Bergleute unter Tage mit den Schwarzen
zusammen und diskriminierten diese über Tage?
Dieses Phänomen läßt sich durch die Konformität erklären. Die Bergleute
hätten sich in diesem Fall also nur den Normen ihrer Gesellschaft (Über Tage)
entsprechend verhalten. Die vorurteilsvollen Verhaltensweisen der weißen
Bergleute lassen sich auf die sklavische Unterwerfung unter soziale Normen
zurückführen.
Personen, die sich am ehesten einer Vielzahl sozialer Normen unterwerfen,
besitzen auch ein hohes Maß an Vorurteilen. Das bedeutet, daß wenn
Konformisten mehr Vorurteile haben, wäre ein Vorurteil nur etwas, dem man
sich eben anpaßt.
Und genau das bestätigte sich auch in einer Untersuchung. Man fand heraus,
daß Menschen, die in Regionen mit eher voreingenommenen Normen
umzogen, eine erhebliche Zunahme an Vorurteilen zeigten, während sich eine
erhebliche Abnahme zeigte, wenn sie in Regionen mit weniger vorurteisvollen
Normen zogen.
6) Schlußwort
Unabhängig davon, ob Vorurteile vor allem eine Funkion von ökonomischen
Konflikten, von Anpassung an soziale Normen oder von tief verwurzelten
persönlichen Bedürfnissen sind, lassen sie sich durch Informationskampagnen
nicht einfach ändern. Bei den meisten Menschen brennt sich vorurteilsvolles
Verhalten im Lauf der Jahre immer tiefer ein. Wenn alle Freunde und Kollegen
Vorurteile haben, ist es nicht einfach, Minderheiten gegenüber eine offene und
positive Einstellung zu entwickeln. Die Vorurteile sind im Überzeugungssystem
der Menschen verankert, stehen im Einklang mit ihrem alltäglichen Verhalten
und werden von ihrer Umgebung unterstützt und gefördert. Ein Film, Buch oder
eine Sendung im Radio reicht nicht aus, um eine über Jahre eingeprägte Art
des Denkens und Verhaltens zu ändern.
Meiner Meinung nach ist es für uns Menschen unmöglich, alle Vorurteile
abzubauen. Wichtig wäre es jedoch, sich seiner Vorurteile durch eine intensive
Auseinandersetzung bewußt zu werden, um mit den eigenen Vorurteilen
kritischer und reflektierter umgehen zu können und auch dazu zu stehen oder
bestensfalls diese ganz abzubauen.
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Fach: Sozialpsychologie
Datum: 16.10.2000
Thema: Einstellungen und Vorurteile
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7) Literaturangaben:
[1] Frey/Greif: „Sozialpsychologie, Psychologie Verlags Union, Weinheim 1994
[2] Mann:„Sozialpsychologie“, Psychologie Verlags Union, München 1991
[3] Heigl-Evers:„Sozialpsychologie“, Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1984
[4] Bierhoff:„Sozialpsychologie“, Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
1984
[5] Aronson: „Sozialpsychologie“, Heidelberg Spektrum, Akad. Verlag, 1994
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