Seminar: Soziale Kognition WS 2006/07 Referenten: Ruth Böhme, Albert Quietzsch, Anne Schomacker Dozent: Dr. A. Zick Vorurteile - können als Kriterium für die Überprüfung des Wertes der Sozialpsychologie und deren Nutzen als Perspektive für die soziale Welt gelten - pre – judge : Urteilen, bevor hinreichende Kenntnisse erworben worden sind Vorurteile als Persönlichkeitseigenschaften Allport: Ethnische Vorurteile sind auf Missstände oder starre Verallgemeinerungen aufgebaute Antipathien. Sie richten sich gegen ganze Gruppen oder einzelne Angehörige einer Gruppe. Milner: 1. Vorurteile sind Einstellungen 2. Aufgebaut auf fehlerhafte oder starre Verallgemeinerungen 3. Vorgefasste Meinungen 4. schwer änderbar / entkräftbar 5. Vorurteile sind schlecht Grundlagen für Vorurteile (nach Altemeyer 1981) : 1. Konventionalismus 2. Autoritätsunterwürfigkeit 3. Autoritärer Aggressionstrieb gegen alles Unkonventionelle Autoritärgeprägte Menschen sind vorurteilsgeneigter Bsp: Kinder: sehr autoritätsgläubig, da schwach und abhängig Veränderung in der Jugend, da Kontakte und Erfahrungen Autoritarismus (Altemeyer 1996) : Hoher Grad der Unterwerfung unter eine etablierte und soziallegitimierte Autorität. Korrelation: Autoritarismus – Vorurteile: Schlüssige Theorie, wie Individuen d. ihre soziale Existenz beeinflusst werden und zu einer bestimmten Orientierung zu gelangen. Autoritarismus und Vorurteile werden beide durch soziale Identitäten beeinflusst. Vorurteile und Soziale Dominanz Pratto: Soziale Dominanz Theorie (SDT) (1999): Theorie intergruppaler Effekte Soziale Ungerechtigkeit resultiert aus hierarchischer Gruppenstruktur: Hoher sozialer Wert für hohe Gruppe, sehr niedriger Wert für „Sozialschwache“ Gruppen. Indikatoren der sozialen Dominanz: 1. Alter 2. Geschlecht 3. arbitrary-sets (höchster Einfluss) arbitrary-sets: existieren nur in kapitalistischen Gesellschaften, resultieren aus dem Bedürfnis Hierarchien zu formen größter Auslöser für Gewalt, Mord, etc. Sozial-hierarchische Strukturen werden durch „legitimisierende Mythen“ erhalten: Nahezu alle Gruppen glauben an diese Mythen, sie festigen die Macht der höheren sozialen Gruppe. Soziale Dominanz Orientierung (SDO) – Skala: misst die stabile Disposition legitimisierende Mythen zu akzeptieren 1 Seminar: Soziale Kognition WS 2006/07 Referenten: Ruth Böhme, Albert Quietzsch, Anne Schomacker Dozent: Dr. A. Zick Vorurteile als Einstellungen Vorurteile sind eine bestimmte Art von Einstellung, in welcher das bewertete Objekt eine Gruppe oder eines derer Mitglieder ist (oft eine Minderheit). Rassismus: Auf Rassenunterschiede ausgerichtete Vorurteile. Tendenz: Rückgang des „old-fashioned“ Rassismus, Zunahme eines neuen „intelligenteren“ Rassismus. Moderne Vorurteile: 1. Symbolischer Rassismus: (Sears) - gegen alte Vorurteile - für individuelle Freiheit, für Arbeitsethik und Disziplin - gegen soziale Maßnahmen für African-Americans, da dies eine Ungleichbehandlung aller sei. 2. Moderner Rassismus: (Mc Conahay) - Kritik von sozialen Maßnahmen, Rassenquoten und Hilfe für Schwarze, - Verneinung der Existenz von Rassismus - Motiv: Symbolische Ressentiments, und auch erlebbare Gefahren 3. Ambivalenter Rassismus: - Bejahen gleichheitlicher Werte, sozialer Gerechtigkeit für Schwarze - Unterstützen protestantischer Arbeitsethik, Disziplin, und Verdienst nach Leistung Dominant 4. Aversiver Rassismus: - Mitleid für Opfer von Ungerechtigkeit, Verniedlichen der Folgen von Rassismus, stellen liberalen Schein zur Schau - Denken jedoch eigentlich rassistisch 5. Subtiler Rassismus: - wirken nicht von Rassismus beeinflusst, sind entfernt und indirekt - Erhöhen aber subtil die kulturellen Unterschiede - Verneinen positive Emotionen Vorurteile aus kognitiver Perspektive - Vorurteil Resultat von Kategorisierung und Stereotypisierung - Merkmale anderer werden durch Gruppenkategorisierung vereinfacht und erzielen Abwertung durch die Schaffung von Verschiedenheit Kategorisierung - Mensch nicht nur kognitiver Geizhals, sondern aktiver Informationsverarbeiter - von den Sinnesorganen einkommender Information muss Bedeutung gegeben werden - Vorwissen ist nötig um irgendetwas zu erkennen - Wahrnehmung beginnt mit Kategorisierung, sie ermöglicht einen Vergleich des Wahrgenommenen mit einer mentalen Repräsentation/Gedächtnisrepräsentation Stereotypisierung - mentale Repräsentation einer Gruppe = Stereotyp (nach Fiske ´98,Hamilton und Sherman ´94 ,Nelson 2002) - Begriff von Lippman (1922) geprägt ,aus dem Druckerwesen, hier Metallform, mit der man identische Bilder machen kann - eine Gussform, die man immer wieder verwendet - Stereotype werden bei stereotypbezogener Information aktiviert - unbewusst, automatisch 2 Seminar: Soziale Kognition WS 2006/07 Referenten: Ruth Böhme, Albert Quietzsch, Anne Schomacker Dozent: Dr. A. Zick - Bsp: ich nehme eine Person mit dunkler Haut und schwarzen Haaren wahr, ich kategorisiere die Person als Türke, aktiviere ein Stereotyp - Stereotypisierung = das Zuschreiben von Meinungen, Verhaltensweisen und Merkmalen zu Mitgliedern einer sozialen Kategorie - in Bezug auf das Beispiel: ich stereotypisiere den Türken:,, mag Döner, ist Muslim, Macho, hört orientalische Musik (oder Bushido) usw. und verwende diese ,,Gussform" wahrscheinlich für alle Türken - Stereotype sind überzeichnend ,ähnlich einer Karikatur - durch Kategorisierungsprozess - Vergrößerung der Unterschiede zwischen Kategorien, Verkleinerung innerhalb einer Kategorie - Stereotype sind sozial geteilt Vorurteil - Bewertung eines Stereotyps - nach Devine (Dissoziationsmodell 1989) verfügen wir über identische Stereotype bekannter Gruppen, unterscheiden uns jedoch im Umgang mit ihnen, stark vorurteilsbehaftete Personen lassen Stereotype stehen, Menschen mit weniger Vorurteilen fügen ihnen positive Information hinzu und weisen die negative zurück - neuere Modelle teilen das Konzept gleicher Stereotype nicht, stattdessen geht man davon aus, dass Menschen mit starken Vorurteilen sehr negative Stereotype haben, Menschen mit wenigen Vorurteilen positive und negative, mit denen sie wie o.g. umgehen Vorurteile und die Theorie der Sozialen Identität - Menschen bewegen sich in der Wahrnehmung Anderer auf einem Kontinuum zwischen personaler und intergruppaler Wahrnehmung - ich kann eine Person als Individuum oder Prototypen einer sozialen Kategorie wahrnehmen - Vorurteile ergeben sich aus der Wahrnehmung von Personen als Mitglieder einer Gruppe - wann immer intergruppale Wahrnehmung hervortritt, findet ein Vergleich statt - wir beziehen einen Teil unseres Selbstwertes aus der Mitgliedschaft in Gruppen - wir sind interessiert an einem selbstwertdienlichen Vergleichsergebnis - Vorurteile ergeben sich aus dem Prozess selbstwertgerechter Intergruppendifferenzierung = Herstellen ,,positiver Distinktheit"( nach Tajfel) - in Bezug auf relevante Outgroups ,Art wie, abhängig davon wie sich die Gruppe definiert und wie sich der Kontext darstellt - Ingroupauf,- und Outgroupabwertung ist nicht zwingend ,sondern nur eine Strategie zum Erlangen positiver Distinktheit - (negative) Vorurteile spielen dann eine Rolle, wenn der Vergleich mit der Outgroup eine Abwertung der eigenen Ingroup bedeutet - dann wenden wir verschiedene Strategien an, je nachdem wie wir die: Legitimität der Unterschiede, Durchlässigkeit der Grenzen zwischen den Gruppen und die Stabilität der Unterschiede wahrnehmen 1.Verlassen der Ingroup 2.Wettkampf mit der Outgroup 3.Verändern der Vergleichsdimension oder der Bewertung - Vorurteile beeinflussen Attribution - Studie in Indien ( Taylor und Jaggi, ' 74) indische Versuchspersonen bevorzugen in Attributionsprozessen die Ingroup der Hindus im Vergleich zur Outgroup der Muslime, insofern, dass sie bei gutem Verhalten der Ingroup internal attribuieren und bei schlechtem external ( analog Pettigrew :,,Ultimativer Attributionsfehler") - mögliche Schlussfolgerung: eher positive Vorurteile gegenüber Ingroup , eher negative gegenüber Outgroup - Bedingung: Mensch muss sich als Ingroupmitglied sehen, Kategorie muss salient sein 3 Seminar: Soziale Kognition WS 2006/07 Referenten: Ruth Böhme, Albert Quietzsch, Anne Schomacker Dozent: Dr. A. Zick Vorurteile und Soziale Repräsentationen Nicht völlig eigenständig von den Sichtweisen der Sozialen Kognition und Sozialen Identität Gruppenidentitäten und geteilte symbolische Bedeutungssysteme zum Verstehen von Vorurteilen und Beziehungen zwischen Gruppen Vorurteile entstehen nicht aus der kategorischen Wahrnehmung von Anderen aus einer sozialen Distanz, sondern stattdessen wird soziale Distanz von Vorurteilen als ein Mittel zur Unterscheidung von Selbst, Ingroup und Anderen geschaffen Stereotype sind sozial und weitschweifend konstruiert im Laufe von alltäglicher Kommunikation und, einmal versachlicht, nehmen sie eine unabhängige und manchmal normative Realität an Stereotype von gemeinhin bekannten Gruppen in einer Gesellschaft werden von den Mitgliedern dieser Gesellschaft geteilt Übereinstimmung als das entscheidende Kriterium für Eigenschafts-Stereotypisierung Soziale Repräsentationen Forschung besteht darauf, dass Stereotype immer Teil des weiten Musters sozialer, politischer und ideologischer Beziehungen innerhalb einer Gesellschaft sind und nicht separat davon betrachtet werden können Stereotype dienen auch als Repräsentation der Gesellschaft selbst Beispiel: Das Forschungsprojekt von Gina Philogène (1994,1999) dokumentiert den politischen Kampf die Stereotype verbunden mit den schwarzen Amerikanern in den USA durch die Einführung der neuen sozialen Repräsentation „African American“ zu verändern. Es demonstriert den Soziale Repräsentationen Ansatz der Studie von Stereotypen und Vorurteilen - besonders die stereotypische Unterscheidung zwischen Gruppen und die fundamentale Rolle die geteilte Repräsentationen beim Aufbau von Gruppenidentitäten spielen. Diskursive Psychologie und Vorurteile Lokalisiert Vorurteile und Rassismus nicht innerhalb der psychologischen und kognitiven Prozesse des Individuums, sondern als strukturelles Merkmal im Sprachgebrauch und der Kommunikation einer Gesellschaft, die durch Unterdrückung einer und Dominanz der anderen Gruppe organisiert ist Identifiziert wie linguistische Ressourcen in flexibler und widersprüchlicher Weise kombiniert werden, um rassistische und soziale Ungerechtigkeiten als real und natürlich zu gerechtfertigen Typische rhetorische Strategien von Mitgliedern dominanter Gruppen: Milderung, Rechtfertigung, Umkehrung, Opferbeschuldigung, Konstruieren problematischer/negativer Minoritätenidentitäten, positive/neutrale/faire Selbstpräsentation, liberale und egalitäre Glaubenssätze, `Tatsachen´beobachtungen Beispiel: Augoustinos et al (1999): Analyse von Studentenaussagen zu den gegenwärtigen Rassenbeziehungen in Australien 4