Welche Rolle spielen Vorurteile im ethnischen Konflikt Die Begriffe Vorurteil, Stereotyp, ethnische Gruppe, ethnischer Konflikt Vorurteil: - „Im Alltagsverständnis gebrauchen wir den Begriff Vorurteil, um ausgeprägte positive und negative Urteile /Einstellungen eines Mitmenschen über ein Vorurteilsobjekt zu bezeichnen, wenn wir diese für nicht realitätsgerecht halten und der betreffende trotz Gegenargumenten nicht von seiner Meinung abrückt. […]1 -Vorurteile sind: Feindseligkeit gegenüber allen oder den meisten Mitgliedern einer Gruppe mit Merkmalen der starken Verallgemeinerung, Vereinfachung , Unbewusstheit des Glaubens.Vorurteile bestehen aus zwei Komponenten: der Einstellung und der Überzeugung.2 -Mangel an eigener Reflexion, Urteil vor dem eigenen Urteil, Kern an Wahrheit dran ; Einzelfälle werden generalisiert, Urteil wird unreflektiert übernommen, ohne es zu prüfen ; ---Verhaltensmuster, individuelles Vorurteil orientiert sich an Stereotypen ; Vorurteile auch positiven Aspekt: stellt in Reizüberfluteter Umwelt Möglichkeit dar, schnelle Entscheidungen treffen zu können - wichtigster Ursprung von Vorurteilen: Massenkommunikation (Medien) ; Kommunikation formt/stärkt Einstellungen (Einstellungen = Manifestationen der Persönlichkeit, z.B. Autorität) -einige Beispiele… wer kein Fleisch isst, bekommt Mangelerscheinungen ; wer wenig Geld hat ist asozial ; wer arbeitslos ist, ist zu faul zum arbeiten ; Frauen können nicht einparken ; Menschen, die ein teures Auto fahren, haben ein geringes Selbstbewusstsein, Süßigkeiten sind ungesund, Technik zerstört die Kunst Stereotype -Begriff eingeführt 1922 von W. Lippman3 -das Stereotyp ist ein interdisziplinäres Problem: Psychologie, Soziologie, Linguistik -in der Psychologie übernimmt das Stereotyp verschiedenen Aufgaben als: -Orientierungssystem (vereinfachte Entscheidung für eine kognitive Ökonomie, erleichtern alltägliche soziale Interaktionen & dienen als Hinweis auf Verhaltensweisen) -Anpassungssystem (in einer Gruppe werden Konflikte verringert) -System zur Aufrechterhaltung des Selbst ?? -Stereotype sind Übertreibungen von existenten Phänomenen (im Gegensatz zu Vorurteilen) -griffige Zusammenfassungen von Eigenschaften & Verhaltensmustern -hoher Widererkennungswert (Sachverhalt sehr vereinfacht) - Stereotype heben offensichtliche Eigenschaften hervor, verallgemeinern falsch Werner Bergmann (Regisseur): „Was sind Vorurteile?“ In IzpB Heft 271 Gordon W. Allport: “The nature of prejudice”, 1954 3 W. Lippman (Schriftsteller, Journalist): „Public opinion“ 1 2 Ethnische Gruppe (griech. Ethnos = Volk) -Ethnologen verstehen unter dem Begriff eine Gruppen von Personen, welche derselben Sprachgruppe, Kultur oder Religion angehören. Der Begriff Ethnie ist dem der Volkszugehörigkeit und der Kulturnation verwandt. Bsp. Sind europäische Ethnien wie Deutsche oder Russen.4 -Bilder im Kopf, „der typische Baum“ -ethnische Konflikte sind bedingt durch die Konfrontation zwischen den Mitgliedern zweier oder mehrerer ethnischer Gruppen, Ausdrucksformen ethnischer Konflikte: -Demonstrationen, Proteste, Streiks -kommunale Aufstände, Unruhen -Bürgerkriege, Weltkriege -Terrorismus, Völkermorde Ethnischer Konflikt Wie entstehen Vorurteilsbehaftete Einstellungen – Autoritäre Persönlichkeiten? -Vorurteile meist Problem, welches mit individueller Persönlichkeit zu tun hat – (Kindheit, Erziehung) ; Eltern sind Hauptagenten des Sozialisationsprozesses, Umgebung prägen das Kind schon im frühen Alter (Adorno et.al. 1950) -Problem der intoleranten Person: Eltern geben den Mittelweg (der zu normaler Entwicklung des Kindes führt) in der Erziehung zu Gunsten einer extrem regiden & überdisziplinierten Erziehung der Kinder auf ; führt dazu, dass das Kind daraus entstehende natürliche Aggressionen aufgrund der Angst, diese direkt zu zeigen, auf alternative Ziele verschiebt (wahrscheinliche Zielobjekte: Personen, die als schwächer/minderwertiger angesehen werden, z.B. ethnische Minderheiten) Was charakterisiert Autoritäre Persönlichkeit? - übertriebene Unterwürfigkeit Autoritätspersonen gegenüber, der als besonders anfällig für Vorurteile gelten ; offene Feindseligkeit gegenüber Fremdgruppenmitgliedern -die Beziehung zwischen autoritären Persönlichkeiten/versch. Formen ethnischer Vorurteile wurde in Bezug auf mehrere Intergruppenkontexte bestätigt: Bsp.: - 4 Vorurteile gegenüber ethnischen Gruppen in USA (Campbell & McCandles 1951) Vorurteile gegenüber Moslems in Indien (Sinha & Hassan 1975) Ethnozentrismus in NL (Meloen & Hagendoorn et al 1988) Allgemeine Antipathien gegen Aidskranke (Witt 1985; psych. Kranke Hanson & Blohm 1974) Sexuelle Aggression gegenüber Frauen (Walker Rowe & Quisey 1993) www.Wikipedia.org/wiki/ethnos, 14.11.2006 -Kritik: Begrenztheit dieses Ansatzes „individuelle Unterschiede“ ; jedoch in jahrzehntelanger empirischer Forschung bestätigt, dass nicht nur individualpersönliche Aspekte eine Rolle spielen, sonder insbesondere soziale Gruppennormen -Ethnozentrismus = pos. Einstellung/Identifikation gegenüber eigener Gruppe, gleichzeitig fremdenfeindliche Züge gegenüber anderen Gruppen Bedeutung sozialer Gruppennormen bei der Bildung von Vorurteilen -4 Aspekte zeigen die Erklärungsgrenzen des individuellen Ansatzes auf: 1.) 2.) 3.) 4.) momentane soz. Situation kann zu Vorurteil beitragen (Studentenwohnheim) soziokulturelle Bestimmungsfaktoren nicht zu vernachlässigen: Bsp. Südafrika – normal erzogener Junge, der schwarze hasst, obwohl er nicht übermäßig autoritär erzogen wurde Erklärung von Uniformitäten von Vorurteilen in Gesellschaften, Bsp: Süßigkeiten in England (Davey 1983) Historische Spezifikation von Vorurteilen: Diskriminierung von Gastarbeitern (asiatischen Minderheiten) in frühen 90er Jahren in England Ethnischer Konflikt & Gewalt als Folge von Vorurteilen Ursprungstheorien -ethnische Konflikte sind unvermeidbar, weil jeder in seine Gruppe hineingeboren wurde, also die Gruppenmerkmale zwangsläufig inne hat ; Menschen versuchen ihre Kultur/Lebensstil zu verteidigen/zu stärken & zu verbreiten Instrumentalist Theories -im Gegensatz zu Ursprungstheorie: Konflikte begründet in der Tatsache, dass Individuen versuchen ethnische Gruppe individuell auszusuchen, weil sie denken, materielle/machtpolitische Vorteile für sich rausziehen zu können (Barth 1969, Bates 1983, Waters 1990, Hardin 1992/95) Konstruktivistische Theorien -ethnische Identitäten sind Produkte von konkreten historischen Prozessen (z.B. Kolonialpolitik, Modernisierung: Technologieentwicklung) Vail 1989, Comaroff & Comaroff 1992, Ignatieff 1994, Willmer 1997 -ethnische Gewalt entsteht durch ökonomischen Wettbewerb (Ressourcenknappheit) 3-4 Fragen, gerade Zahl auszählen aufsummieren, MW türken & deutsche Weiße sind schöngeistig – Schwarze sind triebhaft! Weiße sind rational – Schwarze sind emotional! Weiße sind kultiviert – Schwarze sind urtümlich! Weiße sind gepflegt – Schwarze sind ungepflegt! Weiße sind fortschrittlich – Schwarze sind traditionsbewusst! Fazit -bestes Mittel gegen Vorurteile = Sachverhalte hinterfragen, sich damit auseinandersetzen, Generalisierungen daraufhin prüfen, ob es sich nicht eventuell um Einzelfall handelt ; Veranstaltungen, die versch. Ethnische Gruppen zusammenführen (z.B. Kirchentage) = Interesse daran wecken andersartiges kennenzulernen, begreifen, dass eigene Werte relativ sind