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Sozialpsychologie II
Zusammenfassung Vorlesungen
Vorurteile:
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Definition: Vorurteile, Stereotype, Diskriminierung
Messung: Vorurteile, Stereotype, Diskriminierung
Konsequenzen: Das Leben mit dem Stigma
Ursprung: Woher kommen Vorurteile und Stereotypen?
VL 1
26.09.2007
Sozialer Einfluss und Interaktion
Sozialpsychologie
Der Bereich der Psychologie überprüft Theorien zur Erklärung menschlichen Verhaltens. Die
Sozialpsychologie sieht das menschliche Verhalten im sozialen Kontext bzw. untersuch das
Erleben in Gruppen (überall mehr als ein Individuum), alle jene Prozesse wo ein Individuum
über ein anderes oder mehrere andere nachdenkt und durch jene beeinflusst wird. Das
Verhalten wird als Konsequenz sozialer Interaktion und Kommunikation angesehen.
Ausserdem ist die soziale Wirklichkeit immer eine Konstruktion. Jeder nimmt eine Situation
anders wahr, interpretiert und bewertet sie unteschiedlich. Man nennt dies auch Soziale
Kognition.
Alltägliche Formen von Diskriminierung
Es hat sich gezeigt, dass sich Vorurteile in vielen Bereichen in Form von Diskriminierung
äussern. Das können Verweigerung von Auskunft, Ignoranz, Annehmen oder Ablehnen von
Aungeboten oder Akzeptanz von Mitfahrgelegenheiten gegenüber ausländisch aussehenden
oder „tönenden“ Menschen sein.
Definition Vorurteile
Das Vorurteil ist die affektive Komponente von Urteilen, Emotionen und Verhalten in Bezug
zu Mitgliedern fremder Gruppen. Diese Einstellung kann negativ wie auch negativ sein: sie ist
aber immer bewertend, jedoch ohne konkrete Inhalte.
Ein Vorurteil kann auch als vorschnelles Urteil bezeichnet werden. In manchen Situationen
mag dies positive, in andern aber auch negative Auswirkungen haben.
•
Allport: „an antipathy based on a faulty generalization“
Definition Sterotype
Der Stereotype ist die kognitive Komponente von Urteilen, Emotionen und Verhalten in
Bezug zu Mitgliedern fremder Gruppen. Die Sterotypen sind nicht unbedingt mit einer
Bewertung oder einer Beurteilung verbunden sondern enthalten eher konkrete neutrale
Information.
Bsp: Afroamerikaner sind sportlicher.  Sportlich ist eine neutrale Eigenschaft, obwohl sie
für manche negativ oder auch positiv gewertet werden mag.
•
• Walter Lippmann: „..we pick out what our culture has already defined for us, and we
tend to perceive that what we have picked out in the form of sterotyped for us by our
culture.“
Definiton Diskriminierung
Die Diskriminierung ist die Verhaltenskomponente von Urteilen, Emotionen und Verhalten in
Bezug zu Mitgliedern fremder Gruppen. Sie beeinhaltet negatives Verhalten gegenüber einem
Individuum, begründet in seiner Zugehörigkeit einer Gruppe.
Vorsicht: Jemand kann eine negative Einstellung gegenüber einem Obj./Individuum haben,
ohne diese gegen aussen zu tragen. Es muss sich also nicht in Diskriminierung äussern.
Veränderungen im offenen Rassismus
Von 1933 bis 1993 nimmt der Prozentsatz weisser Versuchsteilnehmer, die negative
Eigenschaften für Schwarze angaben, permanent ab. Dies heisst aber nicht, dass wir viel
weniger oder gar keinen Rassimus mehr haben. Vielmehr haben wir heute ein grösseres
Bewusstsein dieser Problematik. Auch die gesellschaftliche Akzeptanz für rassistische
Äusserungen und Massnahmen ist prägnant tiefer.
Ein möglicher Beleg für das erhöhte Bewusstsein: Nehmen in amerikanischen
Wohnquartieren die Anteile schwarzer Anwohner zu, sinken die Wohnungsmietpreise
markant.
Formen des Rassismus
•
Blatant Racism (= unverhohlener Rassismus; augenfällige, offene und grobe Form)
Dieser Form von Rassismus sind die meisten vertraut. Aktive und absichtliches
Manifestieren von Abneigung, Hass und Ablehnung entweder direkt oder durch
öffentliche Mittel: „Hunde und Indianer nicht erlaubt.“
•
Subtle Racsim (= subtiler, unterschwelliger Rassismus)
Diese Form von Rassimus ist nicht offensichtlich.
•
Modern Racsim / Sexism (vergleichbar mit subtle Racism)
Jemand ist kategorisch der Meinung, dass es Diskriminierungen heute nicht mehr gibt.
Bsp: „Die Forderungen der XY sind nicht fair.“
„Die Gewinne, die die Mitglider von XY aus sozialen Programmen erhalten,
stehen ihnen nicht zu.“
•
Symbolischer Rassismus
Der symbolische Rassismus ist eine Mischung aus negativem Affekt und
Moralvorstellungen im Rahmen einer protestantischen Ethik.
Die Diskriminierung findet so statt, dass Unterschiede zwischen Gruppen aufgrund
Attribution auf Gewohnheiten, Vorlieben, Werten und Normen begründet werden.
Beispielsweise werden soziale Unterschiede durch das Vorherrschen unterschiedlicher
Wertvorstellungen erklärt. Die Tatsache, dass viele Türken Hilfsarbeiter sind, wird
nicht durch unsere Vorurteile und Benachteiligung erklärt, sondern dadurch, dass
Türken es lieber gemütlich nehmen, die ruhen sich halt gerne aus. Schliesslich kann
jeder alles erreichen, wenn er nur die Werte der Gesellschaft akzeptiert und assimiliert.
Hilfe, ein Ziel zu erreichen oder die Mittel dazu, werden aber nicht bereitgestellt.
Symbolischer Rassimus ist gleich dem Widerstand, den Status Quo zu ändern.
•
Aversive Racism
Menschen die aversiv rassistisch sind, wollen vorurteilsfrei sein. Unter gewissen
Umständen diskriminieren sie dennoch; dann, wenn das Verhalten nicht wirklich
kontrolliert wird.
Aversive Racism zeichnet sich durch Ambilvalenz aus. Es herrschen
Gleichheitsgrundsätze vor (alle sind gleich berechtig, wertvoll, ec.) aber auch gelernte
negative Einstellungen (Bewertung einer Gruppierung der Gesellschaft.)
•
Reverse Racsim
Revers rassistische Menschen bevorzugen die Fremdgruppe. Dies hat nicht immer
positive Effekte. Vor allem dann nicht, wenn bspw. die Zusage für einen Job auf die
Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppierung attribuiert wird.
Ein anderes Beispiel für reverse Racism ist die Bevorzugung von Schwarzen um
jahrelange Leiden, Sklaverie, Diskriminierung und Verfolgung wieder gutzumachen
und gerade dadurch diese als Schwarze aber wieder zu diskriminieren.
Zusammenfassung: Formen des Rassimus
1. Offen
2. Verdeckt
3. Reversed
Aufgaben:
a) Beispiel für ein Vorurteil: Jemand der in der Prüfung eine 4 hat ist nicht so
intelligent, ein Mann, der ein Rock trägt ist schwul, eine Frau mit zuviel Make-Up ist
ein Tussi, ein trotzendes Kind ist schlecht erzogen.
b) Beispiel für ein Stereotyp: Fussballer sind metrosexuell, Schwarze Frauen sind gute
Sängerinnen, Pfarrer sind anständig und freundlich, Psychologen sind empathisch.
c) Beispiel für Diskriminierung: Verweigern von Auskunft aufgrund ausländischen
Akzentes, Kopftuch, Geschlecht bzw. Zugehörigkeit einer Gruppe.
d) Symbolischer Rassismus: Diese Form von Rassimus ist nicht offensichtlich. Sie
zeichnet sich dadurch aus, dass Mitglieder der Gesellschaft sich weigern, den Status
Quo zu ändern.  Unterschiede sollen bestehen bleiben. Bspw. soll die Integration
nicht spezifisch gefördert werden, Ausländer sollen nicht dieselben Chancen auf
qualifizierte Arbeitsplätze haben.
e) Aversiver Rassismus: Menschen mit dieser Form, sprechen sich offen gegen
Rassimus aus. Ihre Einstellung ist sehr sozial: alle sind gleich und sollen die gleichen
Rechte und Vorteile haben ( bestehende Unterschiede sollen aufgehoben werden.)
Haben sie aber ihr Verhalten nicht unter Kontrolle, so äussern sie gelernte negative
Eigenschaften und Einstellungen.
Verfahren zur Messung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung
1. Affekt
Selbstreportmasse: Die Problematik hierbei ist, dass die Probanden sozial erwünschte
Antworten geben. Bspw. sollte man keine Vorurteile haben, deshalb werden sie auch nicht
geäussert. Ausserdem orientiert man sich an eigenen Standards und die eigene Einstellung
ist einem nur selten bewusst. Oft/immer ist es sogar so, dass Abrufe aus dem Gedächtnis im
Moment konstruiert werden.
Reaktionszeitmasse: Zu den impliziten Verfahren zur Einsellungsmessung gehören einerseits
•
subtilen Fragen: „Die Diskriminierung von Frauen in der Arbeitswelt ist heute in der
Schweiz kein Thema mehr.“  bestätigt dies jemand, so erreicht er möglicherweise
einen hohen Wert auf der Modern Sexism Scale. Die Problematik hierbei ist, dass
jemand wirklich diese Einstellung besitzen kann, dass der Test eigentlich nur die
Motivation zu vorurteilsfreien Beantwortung der Fragen misst (jmd. der den Test
durchschaut und deshalb „korrigiert“, da es sich nicht gehört, Vorurteile zu haben).
Andererseits gibt es noch die
•
Bogus Pipeline und
•
physiologische Masse. Bei letzterem ist der Vorteil vor allem darin zu sehen, dass wir
uns unsere Einstellungen nur selten bewusst sind und somit keine adäquate bzw.
richtige Aussage machen können. Gemessen wird der Hautwiderstand, die
Pupillenweite, EMG, EEG.
•
Evaluatives Priming stellt eine weitere weiter Form des impliziten Verfahrens zur
Einstellungsmessung dar.
Maske
Prime
Maske
Zielstimuli
XXXXXXX
Black
XXXXXXX
Poor
XXXXXXX
White
XXXXXXX
nice
XXXXXXX
Table
XXXXXXX
dirty
Pleasent
unpleasent
Ablauf des Tests: Die Versuchspersonen sitzen vor einem Bildschirm und sehen zuerst
einfach die Maske. Sie haben ausserdem eine linke Taste (pleasent) und eine rechte
Taste (unpleasent) die sie jeweils bei zugehörigem adjektiv drücken müssen.
Beispielsweise bei „poor“ sollte die rechte Taste gedrückt werden. Nun ist es so, dass
zwischen der Maske und den Zielstimuli, welche dann zugeordnet werden müssen
(pleasent – unpleasent) ein Prime dargeboten wird. Jedoch nehmen die Probanden
diesen Prime nur unbewusst wahr, da es sich um Millisekunden schnelles Aufblitzen
handelt. Die Theorie sagt nun, dass wenn als Prime „Black“ dargeboten wird, und
jemand eine negative Einstellung gegenüber Schwarzen hat, dann wird es ihm leicht
fallen, das negative Zielstimuli „poor“ auch schnell als negativ unpleasent
zuzuordnen, bzw. wird es ihm schwerer fallen, ein positives Zielstimuli schnell auch
als pleasent einzustufen. Die Reaktionszeiten sollen sich also verlängern, wenn Prime
und Zielstimuli in ihrer Wertung nicht übereinstimmen.  response window
technique
• Implicite Association Test
Dieser Test ist in 5 Phasen aufgeteilt. Phase 1: Der Proband sieht zuerst auf dem Bildschirm
ein Adjektiv. Anhand zweier Tasten, muss er das Adjektiv entweder links als unangenehm
oder rechts als angenehm einstufen. Phase 2: Auf dem Bildschirm erscheint ein Name. Der
Proband muss nun wieder anhand zweier Tasten, diesen Namen als links türkischer Name
oder rechts als schweizer Name bezeichnen.
Phase 1 und 2 wechseln sich regelmässig ab. Der Proband soll möglichst schnell reagieren.
3. Phase: stereotypkonsistente Phase; Phase 1 und 2
4. Phase: Anstatt dass das kategorisierungs Kriterium Schweizer für die rechte Taste gilt,
wurde es nun umgedreht. Unangenehm und angenehm jedoch, bleiben auf der gleichen Seite.
Dies ist die stereotypinkonsistente Phase. Wieder erscheinen abwechselnd ein Vorname und
ein Adjektiv auf dem Bildschirm. Möglichst schnell soll der Proband diese als schweizerisch
oder türkisch beziehungsweise als angenehm oder unangenehm einteilen. Die Theorie sagt
nun, dass die Reaktion bei stereotypinkonsistenter Kombination (Schweizer – unangenehm;
Türke – angenehm) der Bewertungs-Tasten deutlich verlangsamt ausfallen soll.
Erfolge impliziter Verfahren
Beispiel bei Erfassung von Vorurteilen: Negative Assoziationen zu Fremdgruppen sind klar
nachweisbar. Die Präsenz eies Freemdgruppenmitgliedes führt zu vermehrter Verwendung
stereotyper Begriffe bei Wortvervollständigungsaufgaben.
Auch die Kategorisierungsaufgabe kann schneller bewältigt werden wenn auf die Kategorien
Fremdgruppe / negative Attribute dieselbe Reaktion erfolgen soll (auf gleicher Seite Taste
drücken).
Fragebogen bzw Selbstreportsmasse messen nicht dasselbe wie implizite Testverfahren.
Problematik impliziter Verfahren
• Reliabilität: Sie ist sehr niedrig da individualaussagen unzulässig sind.
• Validität: Die Verfahren korrelieren nur wenig untereinander – obschon sie mit dem
Verhalten sehr wohl korrelieren.
• IAT: Misst wie in der Gesellschaft bewertet wird: kodierung des Probanden. Bsp. Sind
Schweizer pünktlich und konservativ. Besser wäre bspw. „ich mag“ vs. „ich mag
nicht“ anstatt „positiv“ vs. „negativ“. Ausserdem ist eine Rekodierung der Aufgabe
möglich (= Task Switching). Der Porband „erleichtert“ sich dadurch das Lösen der
Aufgabe. Der Test misst dann also gar nicht die eigentliche Einstellung, sondern die
„Kodierung“ des Probanden. Als letzter Punkt ist noch die Variation des
Kategorielabels zu berücksichtigen. Die Einstellung kann also sehr siutationsabhängig
sein. Wenn während des Tests bspw. bei der Kategorie „Deutsche“ eher an Nazis
gedacht wird, gibt dies natürlich andere Ergebnisse asl wenn Deutsch ein dem Fall mit
Goethe oder Schiller assoziiert werden.
Verfahren zur Messung von Stereotypenl Vorurteilen und Diskriminierung
2. Kognition
Messung von Stereotypen:
Selbstreportmasse: Eigenschaftsliste; Proband wird aufgefordert, Attribute aufzuschreiben.
Das Problem hierbei ist, dass jeder eigene Stereotype hat, diese nicht unbedingt preisgeben
will (es gehört sich nicht) oder dass die Stereotype der Gesellschaft angegeben werden und
gar nicht die eigenen.
Implizite Messverfahren: Wortvervollständigung (Bei welchen Worten werden welche Inhalte
ausgewählt  je nach Stereotypenvorstellung), Semantisches Priming (
3. Verhalten
Geschickte indirekte Methoden (Klinke Wagner)
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