GLAS SEITE 1 GLA S INHALT Seite 1 Allgemein 2 Formgebung 3 Pressen 4 Verminderung der Lichtdurchlässigkeit 5 Beschichten der Oberfläche 6 Antireflexglas 7 Isolierglas 8 Sicherheitsglas 9 Brandschutzglas 10 Weitere Glaserzeugnisse 11 Zuschneiden von Glas 12 Kantenbearbeitung 1 1 2 3 3 4 4 4 6 6 6 7 7 Allgemein Glas ist eine Schmelze welche abgekühlt ist, ohne zu kristallisieren. Die Zusammensetzung entspricht keiner chemischen Verbindung. 1.1 Herstellung Grundstoffe: Quarzsand als Glasbildner 60 % Soda als Flussmittel 7 % , Kalkstein als Stabilisator 10 %, Dolomit 10 % , Sulfat 3 % Mahlen und Mischen Schmelzen des Gemenges in Wannenöfen bei 1500 °C. Formgebung ▓Kühlen: Um unerwünschte Spannungen oder Risse im Glas zu verhindern, ist ein langsames Durchlaufen des Temperaturbereiches von 600 °C bis zur Raumtemperatur notwendig, in welchem das Glas von der zähen Masse in den festen, spröden Zustand übergeht. Dies erfolgt im sog. Kühlofen. Es ist ein 20 -50 m langer Kanal, wo das Glas durch eingeblasene Luft stufenweise abgekühlt wird. Die Zeit im Kühlofen beträgt bei Massenware ca. 30 min und kann bei optischen Spezialgläsern mehrere Wochen betragen (Bierflaschen 13 Std). 1.2 Eigenschaften Glas wird mit vielfältigen Eigenschaften hergestellt und angeboten. Bei besonderen Beanspruchungen sind daher stets die Werte vom Hersteller zu beachten. Durchsichtigkeit und Lichtdurchlässigkeit Undurchlässig für UV-Strahlen, Ausnahme: reines Quarzglas hohe Druckfestigkeit Härte 6-7 der Härteskala nach Mohs. unbrennbar. bei langsamer Wärmeeinwirkung temperaturbeständig bis ca. 400 °C; Empfindlichkeit gegen rasche Temperaturänderung. (ab ca. 50 °C) Wärmedehnung: bei 100 °C Temperaturdifferenz etwa 0,9 mm pro lfm. HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016 GLAS SEITE 2 Wärmedurchgang u= 5,6 bei einer Dicke von 10 mm Schalldämmwert bei 6 mm Glasdicke ca. 29 dB säurefest außer Flusssäure (Fluorwasserstoffsäure), daher Vorsicht bei der Anwendung von fluorhältigen Holzschutzmitteln. starke Laugen lösen Glas geringfügig (Mörtelspritzer) Silikon greift Glas an. 2 Formgebung 2.1 Blasverfahren Es ist das älteste Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Glas. Mit der Glasmacherpfeife wurde mundgeblasenes Hohl- und Flachglas hergestellt. Heute arbeiten vollautomatische Blasmaschinen zur Massenproduktion von Hohlgläsern. 2.2 Ziehverfahren In der Schmelze schwimmt eine Ziehdüse aus Stahl, wo durch einen Spalt das flüssige Glas herausgedrückt wird. Es wird sofort zwischen wassergekühlte Walzen geführt, wo sich ein Glasband bildet. Je schneller gezogen wird, desto dünner wird das Glasband, aber Fehler im Glas nehmen zu. Anwendung: für Glastafeln ohne besondere optische Eigenschaften als Scheiben für Einscheiben- und Kastenfenster. 2.3 Floaten Die Glasschmelze wird von der Schmelzwanne über ein Bad aus flüssigem Zinn (800 °C) geführt. Die Oberflächen werden dadurch exakt eben und parallel, es gibt keine Einschlüsse und keine optischen Störungen, diese Glasscheiben sind absolut fehlerfrei (= Spiegelglas). Verwendung von Floatglas: Isolierglas, Sicherheitsglas, Auslagenscheiben, Scheiben für Möbel und Vitrinen, Spiegel, Tischplatten,... 2.4 Walzverfahren (Gußglas) Die Glasschmelze fließt von der Wanne zwischen eine Reihe von Walzenpaaren, wobei die ersten wieder wassergekühlt sind, sodass ein weiches, bearbeitbares Glasband entsteht, welches durch weitere Walzenpaare in die endgültige Form gebracht wird. 2.4.1 Ornamentglas das weiche Glasband erhält durch Prägewalzen eine Struktur auf einer oder beiden (selten) Seiten. HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016 GLAS SEITE 3 2.4.2 Drahtglas unabhängig von der Oberfläche wird in das weiche Glas ein Drahtgitter eingedrückt. Drahtdicke ca. 0,5 mm, Maschenweite ca. 13 mm. Drahtnetzeinlagen können in jedem im Bau verwendeten Flachglas vorhanden sein, Zweck ist die Erhöhung der Bruchfestigkeit. 2.4.3 Profilglas (Profilit) die Ränder der durchlaufenden Glastafeln werden durch Walzen aufgebogen. Danach werden sie auf Länge geschnitten und endgültig ausgekühlt. Varianten: Ornamentiert mit Drahteinlage als Sonnenschutzglas mit Metalloxidauflage. Formate: Länge: von 1,5 - 7 m (je 25 cm) Höhe : 41 (60) mm Breite: 232 (262, 331) mm Stärke: 7 mm Verlegung: einschalig, zweischalig Die Glasbahnen sollen in nichtrostende (Aluminium) Metallrahmen eingebaut werden. Die Fugen werden mit elastischen Dichtstoffen ausgefüllt. Verwendung: als Lichtwände in Produktionshallen, Werkstätten, Hallen, Garagen, Treppenhäuser, Büro- und Verwaltungsgebäuden, Hotels, Sakralbauten, Sportstätten, als Innentrennwände. 3 Pressen Damit werden dickwandige Massenartikel wie Glasbausteine und Glasfliesen hergestellt. 3.1 Glasbausteine Es sind quaderförmige Hohlkörper, wo im Inneren ein Vakuum herrscht. Daher weisen sie auch eine erhöhte Wärmedämmung gegenüber einer einfachen Glasscheibe auf. Glasbausteine werden nur durchscheinend ausgeführt. Abmessungen der Glasbausteine: 19,0 * 19,0 * 8,0 cm 19,0 * 19,0 * 10,0 cm 24,0 * 24,0 * 8,0 cm 24,0 * 11,5 * 8,0 cm 30,0 * 30,0 * 10,0 cm 4 Verminderung der Durchsichtigkeit Einbau von Glasbausteinen 4.1 Strukturierung der Oberfläche Sie hat das Ziel, das Glas so zu verändern, dass es das Licht durchlässt, die Sicht jedoch versperrt. Die Strukturierung kann ein- oder zweiseitig erfolgen. Die Bezeichnung ist entweder Ornamentglas (Sammelbegriff) oder mit dem Namen einer speziellen Struktur, Bsp.: Schnürlglas, Rippenglas,... 4.2 Aufrauen der Glasoberfläche mechanisch durch ein Sandstrahlgebläse HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016 GLAS SEITE 4 chemisch durch Ätzen mit Flusssäure Durch teilweises Abdecken der Oberfläche können auch Muster erzeugt werden (Eisblumenglas). 4.3 Färben des Glases Gefärbte Gläser sind in allen Variationen im Handel, von einer leichten Tönung bis zur völligen Lichtundurchlässigkeit. Die Färbung kann auf zwei Arten erfolgen: Beimischen von Metalloxiden in der Glasschmelze, Lackieren einer Seite mit einer transparenten Schicht (Achtung nicht kratzfest!) 5 Beschichten der Oberfläche Dazu werden im Vakuum Metalloxide aufgedampft, die je nach Zusammensetzung und Schichtdicke der Glasscheibe sehr unterschiedliche Eigenschaften verleihen. 5.1 Vollverspiegelte Gläser (Spiegel) Ein Silber- Gold- oder Aluminiumbelag wird einseitig so dick aufgetragen, dass kein Licht durchkommt, es wird alles (99 %) reflektiert. Die Metallschichte wird durch eine Lackschicht geschützt. 5.2 Halbverspiegelte Gläser, Einweggläser sind einseitig so bedampft, daß sie 40 - 60 % des Lichtes reflektieren. Sie ermöglichen die Sicht vom Dunkeln ins Helle, in umgekehrter Richtung sind sie undurchsichtig. 5.3 Entspiegelte Gläser Für optische Zwecke werden Glasarten benötigt, die besonders wenig Licht reflektieren, damit der Lichtverlust im optischen System möglichst gering bleibt. Es werden bestimmte Metalloxidmischungen aufgetragen, welche den Brechungsindex an den Grenzflächen des Glases verändern. Um diesen Effekt noch zu steigern, werden oft mehrere Schichten hintereinander aufgebracht. Dieses Glas wird als mehrfach vergütet (multicoated) bezeichnet. 5.4 Thermo- und Sonnenschutzscheiben die aufgedampften Metalloxide reflektieren die Wärmestrahlen (60-80 %). Anwendung bei Fenstern, vor allem bei Isolierglas zur Erhöhung der Wärmedämmung. 6 Antireflexglas Glasscheiben werden ein- oder zweiseitig wenig aufgeraut, sodass die Sicht noch erhalten bleibt, an der Oberfläche wird das spiegelnde Licht zerstreut. Damit werden störende Reflexionen vermindert. Anwendung zum Verglasen von Bildern. Die raue Seite muss jedoch dem Betrachter zugewandt sein, sonst zeigt es keine Wirkung. 7 Isolierglas Zwei 3 - 4 mm dicke Flachglasscheiben werden in einem Abstand von 4 - 20 mm luftdicht miteinander verbunden. Der Zwischenraum ist mit trockener Luft oder einem speziellen Gas gefüllt. Vorteile: HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016 GLAS SEITE 5 Materialeinsparung (Holz, Beschläge) Gewichtsverminderung Es brauchen nur zwei Glasflächen gereinigt werden Nachteil: Maßanfertigung der Scheiben, daher bei Glasbruch lange Wartezeit Aufgaben 7.1 Wärmedämmung durch Befüllen des Zwischenraumes mit einem Gas, leichter als Luft (Argon, Xenon, Krypton) Von innen nach außen, der Wärmedurchgangskoeffizient (u-Wert) soll klein gehalten werden. Die innere Scheibe ist beschichtet um die Wärmestrahlen in den Raum zu reflektieren (Thermoscheiben). Von außen nach innen, der g-Wert wird minimiert, die Wärme vom Sonnenlicht wird wieder nach außen reflektiert, um ein Aufheizen von Räumen im Sommer zu vermeiden (Sonnenschutzverglasung). 7.2 Schalldämmung Ausfüllen des Zwischenraumes mit einem speziellen Gas (Schwergas, SF6.) Zweischeiben-Isolierglas, wobei die äußere Scheibe dicker ist. Dreischeiben-Isolierglas, wobei die äußere Scheibe dicker ist. Zwei verschieden dicke Scheiben werden mit einem Kunstharz (Gießharz, (GH)) zu einem Scheibenelement verklebt, wobei entweder die äußere Scheibe oder beide Scheiben aus einem solchen Element bestehen können. Diese Konstruktion ist aber sehr schwer und braucht massive Beschläge, es werden aber derzeit damit die besten Schalldämmwerte erreicht. HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016 GLAS SEITE 6 Technische Daten von Isolierglasscheiben Aufbau kg/m2 k-Wert g-Wert 2 % Gl/Z/Gl W/m K 6/16/4 25 1,3 61 6/14/4 25 1,6 61 8/20/4 30 1,7 59 GH10/20/6 40 1,2 54 GH12/20/GH10 55 2,0 51 6/16/4 25 1,2 17 4/12/4 20 3,0 76 8/12/8 40 3,0 71 8 Schalldämm. RW 36 dB 38 41 42 53 Sicherheitsglas Durch Erhitzen von Floatglastafeln bis ca. 600 °C und rasches Abkühlen durch Luft wird im Glas eine Spannung aufgebaut, die besondere Eigenschaften verursacht. Beim Bruch dürfen keine großen gefährlichen Splitter entstehen, die Scheibe soll vollständig in kleine Stücke zerfallen. Durch die Vorspannung wird auch die Biegefähigkeit erhöht. Varianten: Einscheibensicherheitsglas (ESG) wird bei Innentüren und Glasfronten eingesetzt. Verbundsicherheitsglas (VSG): zwei oder mehrere SG-Tafeln sind mit Kunststofffolien verbunden. Beim Bruch einer Scheibe haften die Glassplitter an der Kunststofffolie, dadurch bleibt das gesamte Scheibenelement erhalten. Panzerglas (Personenschutzglas): Verbundsicherheitsglas von 20 bis 200 mm. Ab 25 mm Dicke wird es von Pistolengeschossen nicht mehr durchschlagen. Eingesetzt wird es daher zur Verglasung von Räumen mit notwendigem Personenschutz. 9 Brandschutzglas Aufbau: Es sind Verbundglasscheiben, wo zwei oder mehrere Scheiben durch Brandschutzfolien miteinander verklebt sind. Im Brandfall zerspringt die dem Brandherd zugekehrte Scheibe, das Brandschutzmittel schäumt durch die Hitzeeinwirkung auf und bildet eine Isolierschicht. 10 Weitere Glaserzeugnisse Antikglas: Glasfehler wie Blasen, Streifen, Unebenheiten und eine Farbtönung soll altes Glas imitieren. Glasfliesen, Glasmosaik Glasfaser: für die Wärme- und Schallisolation (Telwolle). HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016 GLAS 11 SEITE 7 Zuschneiden von Glas 1. mit dem Diamanten wird es zuerst geritzt und dann gebrochen. Es entsteht ein sauberer Schnitt und ein glatter Bruch. 2. Mit dem Stahlrad, keilförmig zugeschliffen. Leichter zu schneiden, die Rille ist tiefer, daher mehr eingerissen, dadurch weniger glatter Bruch. 3. Mit einer Trennscheibe, deren Rand mit Diamantsplittern besetzt, ist, werden sehr dicke Gläser zerschnitten. 12 Kantenbearbeitung 1. Geschnittene Kante (SK): Völlig unbearbeitete Bruchfläche des Glases. 2. Gesäumte Kante (KGS): Die Bruchfläche des Glases wird nicht bearbeitet, es werden lediglich die scharfen Kanten beidseitig gebrochen. 3. Geschliffene Kante: Die Bruchfläche des Glases ist inklusive der Kanten voll ausgeschliffen. Die Kanten sind matt. KFN F = Flachkante, KFN C = C-Kante. 4. Polierte Kante: Die Kante wird nach dem Schleifen poliert, es sind noch Schleifspuren sichtbar. KPO F = Flachkante, KPO C = C-Kante. HTL - MÖDLING INNENAUSBAU Holzleithner MAK-4 5/14/2016