Zuchtpferdehaltung - Islandpferde Reiter

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Zuchtpferdehaltung
Referat zum Trainer-B-Kurs von Sophia Gunkel, 34317 Habichtswald-Ehlen
Die Haltung von Zuchtpferden unterscheidet sich ganz wesentlich von der Haltung
von Reitpferden, insbesondere von Freizeitpferden, außer in Bezug auf das
Entwurmen, das Impfen der Pferde und das Erledigen von Schmiedearbeiten.
Die Versorgung von heranwachsenden Organismen im Mutterleib, die
Milchbildung der Stuten sowie die Sicherstellung der Bedürfnisse von Fohlen und
die Zeugungsfähigkeit der Hengste stehen im Vordergrund.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vermeidung von Aufzuchtschäden sowie
Fruchtbarkeit der Hengste und ihre Erhaltung bei gleichzeitiger Vermeidung oder
Minimierung von Einzelhaltung.
Dieses Thema beleuchtet viele wichtige Aspekte der Pferdehaltung. Nur eine gute
Haltung und Aufzucht von Pferden gewährleistet gesunde, leitungsbereite,
langlebige Reitpferde, die auf dem Markt dann auch kostendeckende und
gewinnbringende Preise erzielen. Von daher kommt dem Züchter bei der Haltung
seiner Pferde eine besondere Verantwortung zu, letztendlich prägt er das
Aushängeschild seiner Rasse entscheidend mit.
Die Haltung getrennt nach Geschlechtern außerhalb der Bedeckungszeit ist für
Zuchtpferde selbstverständlich. Nur so bleiben die Stuten frei von Infektionen des
Geschlechtsapparates und können außerhalb der Rosse ungestört ihren "typisch
weiblichen Tätigkeiten" wie Fressen, dem Beaufsichtigen der Kinder und
Fellkraulen mit der Freundin in Ruhe nachgehen. Neben dem gemütlichen Grasen
neben der Freundin sind die Auseinandersetzungen durch "Hinternschieben" und
Auskeilen ebenfalls typisch für die Stuten, eine fest gefügte Herde unter der
Führung einer guten Leitstute verringert die Verletzungsgefahr durch solche
Auseinandersetzungen und bringt Ruhe, Sicherheit und Frieden für alle.
Hengste sind in ihrem Verhaltensmuster von Stuten völlig verschieden. Sie sind
"ständig unterwegs" und damit beschäftigt, die Stuten auf Rosse zu kontrollieren,
zu decken, Nebenbuhler zu verjagen und evtl. die Herde zu vergrößern. Ihre
hormonelle Situation erfordert bei Deckhengsten und bei den meisten älteren
Hengsten deshalb zumindest zeitweilig Boxenhaltung. Hengste sind in ihrem
Verhalten ist wesentlich mehr auf Bewegung ausgerichtet, außerdem sind sie
natürlich ständig auf Brautschau und damit beschäftigt, die Stuten zu umwerben
und ihnen zu gefallen bzw. sich zu präsentieren, was erhebliche Auswirkungen
auf Grundumsatz und Stoffwechsel hat. Auch eine Herde männlicher Pferde,
insbesondere Hengste, zeigt deutlich mehr Aktivitäten im Spiel- und
Bewegungsbereich: die Auseinandersetzungen werden anders als bei Stuten
durch Beißen, Rennen, Steigen und nach vorne austreten geführt, auskeilen nach
hinten ist meist das letzte Mittel beim "Abgang" des Verlierers.
Die Haltung und Fütterung der Zuchtpferde muß diesen unterschiedlichen
Bedürfnissen Rechnung tragen und gleichzeitig eine optimale Versorgung der
Pferde bei möglichst geringem Arbeitsaufwand sicherstellen.
Von daher gliedert sich dieses Referat in folgende Punkte:
Gliederung
1 Haltung von Stuten
1.1 Fohlengeburten und Stuten mit Fohlen bei Fuß
1.2 Mutterstuten und Fohlen nach dem Absetzten, Jungstuten bis 2 Jahre
1.3 3 jährige Stuten
1.4 4-5 jährige Stuten und ältere
2 Haltung von Hengsten
1.2 Junghengste nach dem Absetzen ( Fohlen ) bis 2 Jahre
2.2 2-3 jährige Junghengste
2.3 Haltung von älteren Hengsten und Deckhengsten
3 Zuchtmanagement
3.1 Zuchthygiene
3.2 Decksprung in der Herde und Haltung von Deckherden
3.3 Decken an der Hand
3.4 Künstliche Besamung
4. Zusammenfassung
5. Literaturnachweis und Quellenangabe
1. Haltung von Stuten
1.1 Fohlengeburten und Stuten mit Fohlen bei Fuß
Bei gutem Zuchtmanagement werden die Fohlen zu Beginn der Weidesaison im
zeitigen Frühjahr geboren, sodaß von Beginn an frisches, eiweißreiches Futter für
Mutter und Kind auf einer sauberen Wiese zur Verfügung steht und so eine gute
Entwicklung der Fohlen von Anfang an gewährleistet ist. Infektionen der Fohlen
oder Milchmangel bei der Mutterstute werden so wirksam verhindert.
Damit bei der Geburt, die als Nahtstelle zwischen Leben und Tod stets auch eine
kritische Situation ist, das Risiko für Mutter und Kind minimiert wird, ist eine
engmaschige Kontrolle mehrmals am Tag notwendig. Auch Spaziergänger oder
kundige Anwohner sollten mit Telefonnummern des Züchters ausgestattet sein um
bei Bedarf Hilfe herbei zu holen. Telefonnummern von Tierarzt und Helfern sollten
bei der Kontrolle der Weiden stets griffbereit sein, die mitgeführte Apotheke sollte
Mittel zur Nabeldesinfektion des Fohlens und Ivomec zum Entwurmen der Stute
(s.u.) enthalten. Stets sollte die Nachgeburt gesucht und auf Vollständigkeit
kontrolliert werden, da die Nachgeburtsverhaltung mit der daraus folgenden
Geburtsrehe ein großes Risiko für die Stute bedeutet.
Falls sich die Weide, auf der die Fohlen zur Welt kommen in Hof- oder
Wohnhausnähe befinden, kann ein Geburtsüberwachungsgerät hilfreich sein.
Schon manches Fohlen wurde gerettet, weil der Züchter oder Besitzer zufällig
anwesend war. Eine in Notfällen wichtige Telefonnummer ist auch die eines
Fohlennotdienstes, in Notfällen sollten all solche Informationen zur Hand sein, da
die Zeit zum Suchen knapp ist. Aber keine Sorge: Normalerweise geht alles gut
und solche Vorbereitung ist unnötig, nur bei Problemen könnte es wie bei allen
Problemen mit Neugeborenen zeitlich eng werden, und dann sollte Vorsorge
getroffen sein, damit man keine Zeit mit Suchen verliert.
Eine geburtsunmögliche Lage des Fohlens, eingeklemmte oder nach hinten
geschlagene Vorderbeine , Riesenfohlen und geschlossene Eihäute über der
Nase die eine noch junge oder ungeschickte Mutter nicht entfernt usw. kommen
auch bei Islandpferden vor und können oft vermieden werden bei genügend
Wachsamkeit. Eine Geburt in der Box wie bei Großpferden häufig praktiziert soll
hier aber keinesfalls empfohlen werden, sie bietet andere mindestens ebenso
große Risiken für Mutter und Kind.
Grundsätzlich überwiegen bei Islandstuten unkomplizierte, einfache Geburten.
Dies wird wesentlich unterstützt durch Selektion und natürliche Haltung.
Islandpferde werden ganz überwiegend auch im Winter draußen im Freien und in
Offenstallhaltung gehalten, insbesondere auch die trächtigen Stuten. Diese
Haltungsform und die dadurch mögliche ständige Bewegung der trächtigen Stuten
wirkt unterstützend auf einen leichten Geburtsverlauf.
Nach der Geburt sollten Mutter und Kind sorgfältig beobachtet werden. Je
schneller das Fohlen auf die Beine kommt und das lebensspendende Euter sucht
und findet, desto vitaler und gesünder ist es. Die Aufnahme von Biestmilch oder
Kolostrum möglichst zügig nach der Geburt verschafft dem Neugeborenen den
dringend benötigten Immunschutz, ohne den Infektionsabwehr und damit Leben
unmöglich ist. Die Darmoberfläche des Neugeborenen ist für 24 Stunden nach der
Geburt durchlässig für große Eiweißkörper, sodaß Immunglobuline
(Eiweißbausteine) vom Typ IGG direkt aus dem Darm in die Blutbahn
aufgenommen werden können. Auf diese Weise erhält das neugeborene Fohlen
seine Antikörper aus der Neugeborenenmilch, dem sogenannten Kolostrum oder
der Biestmilch.
Fohlen, denen es aus welchen Gründen auch immer nach der Geburt an Vitalität
mangelt, können unterstützt werden durch kräftiges Hautreiben (regt den Kreislauf
an), warm halten und Hilfe beim Finden des Euters. Mit jedem Tropfen Milch, den
das Fohlen findet und trinkt wird es klüger und kräftiger!
Immer sollte aber in solchen Fällen der Tierarzt unverzüglich hinzugezogen
werden wie bei allen Störungen insbesondere in den ersten 24 Stunden nach der
Geburt und der Neugeborenenzeit. Innerhalb der ersten 24 Stunden sollte dann
auch der Antikörperspiegel im Blut des Fohlens untersucht werden. Wenn sich
hier ein Defizit zeigt, ist eine Intensiv-Behandlung des Neugeborenen
unumgänglich, aber gottlob selten..
Ein Fohlen, welches zügig nach der Geburt einen guten Muskeltonus zeigt und
nach kurzer Zeit auf die Beine kommt, einen kräftigen Saugreflex hat und
energisch das Euter sucht, gilt als vital und lebenskräftig, Desinfektion des Nabels
und eine unterstützende Behandlung des Fohlens gegen Fohlenlähme durch den
Tierarzt ist in jedem Fall anzuraten.
Bei Geburten in der Herde kann es auch zu Problemen kommen durch die
anderen Stuten. Es ist schon öfter vorgekommen, dass andere Stuten
insbesondere jungen Müttern die Kinder weggenommen haben und den
Bindungsprozess zwischen Mutter und Neugeborenem gestört haben. In solchen
Fällen ist es ratsam, Mutter und Kind vorübergehend auf eine andere abgelegene
Weide zu bringen oder in eine Laufbox, damit Mutter und Kind sich in Ruhe
kennen lernen können und die sog. Bondingphase ungestört verläuft. Erfahrene
Leitstuten verhindern häufig solche Schwierigkeiten in der Anfangszeit.
Ein weiteres Problem sind Fehlstellungen der Gelenke nach der Geburt bei den
Fohlen. Bei extremen Verstellungen insbesondere bei langbeinigen Fohlen sollte
man den Tierarzt hinzu ziehen. Häufig entstehen die Fehlstellungen durch den
Zug der tiefen Beugesehne und führen zu Bockhufigkeit oder "Überköten". Solche
Fohlen benötigen Bewegung auf festem Untergrund, was in nassen Sommern auf
der Wiese nicht wirklich gewährleistet ist. Eine vorübergehende stundenweise
Haltung auf befestigtem Untergrund bietet hier eine Lösung, in schweren Fällen
greift der Tierarzt ein, eine Infusion mit Tetrazyclin ist dann angezeigt. Evtl. ist
auch der Schmied gefragt um die Stellung zu korrigieren. Das beste Heilmittel ist
in jedem Fall jedoch Bewegung, ein Klinikaufenthalt mit Boxenhaltung, intensivem
Menschenkontakt und hohem Infektionsdruck ist das letzte Mittel der Wahl, aber
manchmal unvermeidlich.
Die Weidehaltung bietet dem Fohlen und seiner Mutter neben dem eiweißreichen
Futter den dringend benötigten Auslauf. Pferde sind Bewegungstiere und
genügend Bewegung möglichst mit Spielkameraden ist für ein Fohlen von Anfang
an unverzichtbar. Bewegung ist nötig für die gesunde Entwicklung von Muskeln,
Sehnen und Gelenken. Die meisten Fehlstellungen der Neugeborenen wachsen
sich von selbst aus bei genügend Bewegung, die Muskulatur wird entwickelt und
der Herz-Kreislauf-Apparat zusammen mit der Lunge trainiert. Wie die
Untersuchungen des OCD- Forschungs- Projektes zeigen ist ausreichende
Bewegung der wichtigste Faktor zur Vermeidung von nicht vererbten
Gelenkschäden. Fohlengeburten vor Mitte März, die eine Haltung der Stute mit
dem Fohlen in einer Box erfordern sollten vermieden werden. Der daraus folgende
Bewegungsmangel des Fohlens legt u.U. den Grundstein für Gelenkschäden, wie
die OCD-Studie schlüssig nachweist. (s.u.)
Falls eine Geburt doch sehr früh erfolgt, sollte der Stute und ihrem Fohlen auch
aus Witterungsgründen mindestens ein geeigneter Laufstall mit Paddock oder
Wiese zur Verfügung stehen. Das Futter sollte so gut sein wie es zu dieser
Jahreszeit möglich ist; Kraftfutter (Hafer), Mineralfutter und evtl. Fohlenstarter und
eingeweichte Rübenschnitzel sollten zur Verfügung stehen. Sobald die Witterung
und der Grasaufwuchs es ermöglichen sollten Mutter und Kind auf eine geeignete
Weide entlassen werden.
Den Mutterstuten muß stets ausreichend Futter (möglichst viel frisches Gras )
Wasser und Mineralfutter zur Verfügung gestellt werden um gehaltvolle Milch zu
bilden. Bei Futterknappheit in trockenen Jahren oder bei schlecht aussehenden
Stuten muß die Weidefütterung evtl. mit Hafer oder Kraftfutter ergänzt werden.
Gerade bei der Zufütterung von Getreide (Hafer) als Kraftfutter ist auf ein sehr gut
ausbalanciertes Verhältnis von Ca/P zu achten um ein stabiles Knochenwachstum
zu erzielen. Die Zugabe von geeignetem Mineralfutter ist dafür unerlässlich. Es
muß gewährleistet sein, daß jedes Pferd tatsächlich die notwendige Menge erhält
und nicht ein rangniedriges nahezu leer ausgeht während ranghöhere Tiere die
gesamte Portion für sich allein beanspruchen..
Stets ist bei der Gabe von Zusatzfutter das geschulte Auge des Züchters gefragt,
um den Unterschied zwischen Zufütterung zur Ergänzung und ungesunder Mast
zu erkennen. In Zweifelsfällen sollte Blut abgenommen werden und ein Profil der
Stute vom Tierarzt erstellt werden. Bei festgestellten Mängeln muß über die
Fütterung ergänzt werden. Merke: Nur aus gesunden, gut veranlagten
instinktgesunden Müttern wachsen gesunde Kinder heran!
Die Mutterstuten benötigen Salz- und Mineralfutter. Salzlecksteine und
Leckschalen müssen allerdings für die Fohlen unerreichbar bleiben, da das
Lecken am Salz und die daraus folgende Wasseraufnahme der Fohlen zu
Durchfall bei den Pferdekindern führen kann. Auch ein Spielen der Fohlen an der
Tränke mit Wasseraufnahme muß von daher vermieden werden.
Das Futter sollte eiweißreich und saftig sein, dass die Stuten genügend Reserven
zur Milchbildung haben. Auch die Fohlen fressen von Anfang an Futter mit und
vermeiden so einen Mineralstoff- und Eisenmangel. Daraus ergibt sich ganz
logisch: karge, knappe Weiden sind für solche Zuchtherden ungeeignet.
Rechtzeitiges Umweiden bei Bedarf sollte eingeplant werden. Eine konsequente
Weidepflege mit dem Ausmähen von Geilstellen, Nachsäen von Kahlstellen,
Kalken der Flächen und Absammeln des Kotes ist wichtig um die Wiesen in ihrer
Futterqualität zu erhalten und um Wurmprobleme zu vermeiden. Bei großen
Flächen, auf denen das Absammeln des Kotes nicht möglich ist, sollte mit einer
Wiesenschleppe der Kot zermahlen werden, damit die sehr widerstandsfähigen
Wurmeier der UV-Strahlung ausgesetzt und vernichtet werden.
Entwurmung der Fohlen in regelmäßigen Abständen von Geburt an und eine
konsequente Entwurmung der Zuchtstuten sollte in einem Zuchtbetrieb
selbstverständlich sein. Die Gabe von Ivomec am Tage der Geburt reduziert die
Aufnahme von Zwergfadenwürmern mit der Muttermilch und beugt der
Durchfallerkrankung der Fohlen zum Zeitpunkt der Fohlenrosse vor. Hierbei
handelt es sich nämlich häufig um eine Infektion mit Zwergfadenwürmern und nur
in selteneren Fällen um ein hormonelles Problem.
Die Haltung im Herdenverband bietet die beste und wirksamste Grundlage für
eine gesunde Entwicklung für Mutter und Kind in körperlicher und seelischer
Hinsicht. Die Herde bietet Schutz und Sicherheit in der Gemeinschaft.
Freundschaften untereinander und die mit ihnen verbundene psychische Stabilität
sind möglich, Ruhezeiten in denen immer eine oder mehrere Stuten Wache halten
bieten erholsamen Schlaf für Mütter und Kinder., Die gegenseitige Fellpflege und
die lustigen Spiele mit dem entsprechenden Kräftemessen fördern die gesunde
Entwicklung der Fohlen, die Mütter entlasten sich gegenseitig da die Fohlen
mehrere "Aufpasser" haben.
Die Leitstute ist ohne Frage ranghoch und bestimmt den Ablauf aller wichtigen
"Tätigkeiten" der Herde und sorgt für Ordnung im gesamten Bereich. Auch dieses
Verhalten und das sich Ein-Ordnen in einen solchen Verband bestimmt und prägt
das Sozialverhalten der Stuten, Jungpferde und Fohlen. Auf diese Weise wird der
Zusammenhalt des Herdenverbandes geprägt. Dieser bietet einerseits Sicherheit
für alle Herdenmitglieder und erzieht sie andererseits zu Respekt und
Aufmerksamkeit, ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Erziehung und im
Umgang auch später bei der Arbeit mit den Pferden.
Die mindestens einmalige tägliche genaue Kontrolle diese Herden ist
selbstverständlich. Nur so ist das frühzeitige Erkennen von Problemen (z.B.
Verletzungen) irgendwelcher Art und rechtzeitiges Eingreifen möglich. Falls ein
Deckhengst mit der Herde läuft, kann man diesen beim Decken beobachten oder
gedeckte Stuten erkennen.
Der Züchter erwirbt bei der selbstverständlichen täglichen Beobachtung solcher
Herden vielfältige Erkenntnisse:
Die Lauffreude und Gangveranlagung der Fohlen wird hier bereits in Ansätzen
sichtbar für ein geschultes Auge, der Wert des Nachwuchses wird so häufig schon
erkennbar und die getroffenen Zuchtentscheidungen können überprüft werden.
Diese Beobachtungen sind für den Züchter wichtig, da die Generationenfolge
insbesondere bei Islandpferden sehr lang ist, was im Endeffekt sich auch in
Kosten bemerkbar macht.
Häufig "erben" die Kinder von ranghohen Stuten die ranghohe Position der Mutter
und sind später auch ranghoch. Guter Mutterinstinkt ist sehr wichtig bei
Zuchtstuten. Er zeigt sich beim Umgang mit dem Kind: Packt die Stute das
Neugeborene aus der Eihaut? Schiebt sie es geschickt ans Euter, lässt sie es evtl.
sogar im Liegen trinken? Erzieht sie ihr Kind und bindet sie es an sich oder lässt
sie es viel allein, sodaß es früher selbstständig wird als erwartet und sich damit
auch leichter in unbedachte Situationen bringt und nicht nur neugierig wird
sondern auch überaus keck? Umsorgt sie ihr Kind und spielt mit ihm oder lässt
das Fohlen sie relativ gleichgültig? Instinktsicherer Mütter erkennen auch wenn
ihren Fohlen etwas fehlt und suchen evtl. sogar Hilfe. Der Faktor Instinktsicherheit
sollte bei Zuchtpferden keinesfalls vernachlässigt werden, er bildet mit eine
wichtige Grundlage für Fruchtbarkeit und Erbsicherheit und wird gerade in der
Herdenhaltung entscheidend gefördert.
Brennen der Fohlen, Eintragung der Stuten:
Im Spätsommer oder Herbst werden die neugeborenen Fohlen durch einen
Beauftragten des Zuchtverbandes besichtigt und eingetragen. Dafür ist
gleichzeitig die Kennzeichnung der Fohlen notwendig, dies geschieht durch
Brennen oder chipen der Fohlen.
Der Zuchtverband stellt die Papiere für das neugeborene Fohlen aus. Nach
neuem EU-Recht ist dies der Equidenpass und die Eigentumsurkunde. Das
Fohlen kann auch beurteilt werden durch einen IPZV-Materialrichter auf einer
IPZV-Fohlen-Materialprüfung.
Die Zuchtstuten werden beim Ponyzuchtverband registriert oder wenn sie beurteilt
sind eingetragen in das jeweilige Zuchtbuch.
Ist die Stute beim Zuchtverband noch nicht registriert oder eingetragen, kann sie
beurteilt werden durch den Zuchtleiter des Zuchtverbandes oder seinen
Beauftragten. Sie kann alternativ auch beurteilt werden durch 1 IPZVMaterialrichter auf einer Basis-Prüfung oder auf einer IPZV-JungpferdeMaterialprüfung mit 3 Richtern. Die Beurteilung (egal welche) dient als Grundlage
für die Eintragung der Stute in das Zuchtbuch (Stutbuch) des jeweiligen
Ponyzuchtverbandes. Hat die Stute eine gerittene Materialprüfung abgelegt, so
dient das Ergebnis dieser Prüfung ebenfalls als Grundlage für die Beurteilung der
zur Eintragung ins Zuchtbuch.
Die Fohlenbeurteilung dient nicht als Grundlage für die Eintragung in das Stutoder Hengstbuch. Sie gibt aber dem Züchter bereits wertvolle Hinweise über die
Qualität der Nachzucht und dient der Möglichkeit zum Vergleich mit anderen
Fohlen und damit der Überprüfung der eigenen Zuchtziele und Ergebnisse.
1.2 Mutterstuten und Fohlen nach dem Absetzten, Jungstuten bis 2 Jahre
Im Spätherbst oder Winter nach ca. 6 Monaten werden die Fohlen abgesetzt. Das
Absetzten dient ganz wesentlich auch der Regeneration der Mutterstuten, die
entweder wieder trächtig sind, also in der Zucht verbleiben oder jetzt geritten
werden.
Das Absetzen erfolgt in den meisten Betrieben gemeinschaftlich, sodaß sowohl
die Stuten wie auch die Fohlen in den ihnen bekannten Herden verbleiben. Das
erleichtert etwas den Trennungsschmerz, geteiltes Leid ist halbes Leid. Gerade
der Verlust des Fohlens bzw. der Mutter und der gleichzeitige Verlust der Herde
ist für die Pferde eine nicht zu unterschätzende psychische Belastung und die
daraus folgende Trauer kann zu Entwicklungsproblemen führen.
Die Trennung der beiden Herden, Mutterstuten einerseits und Fohlen andererseits
muß so erfolgen, dass Mütter und Kinder sich weder sehen noch hören können.
Die Verletzungsgefahr bei dem Versuch zueinander zu gelangen ist nämlich
keinesfalls zu unterschätzen.
Stuten:
Täglich sind die Euter der Stuten zu kontrollieren um Milchstauungen und
Entzündungen zu vermeiden. Evtl. muß vorsichtig etwas Milch abgedrückt werden
um die Gewebsspannung zu verringern ohne jedoch den Milchfluß anzuregen. Die
Fütterung der wieder trächtigen Stuten nach dem Absetzen der Fohlen sollte
gehaltvoll aber nicht zu üppig sein, evtl muß die Trinkmenge etwas reduziert
werden um den Milchfluß zu bremsen.
Gerade junge Stuten gewinnen nach dem Absetzen erstaunlich schnell wieder
eine ordentliche Figur, Manche fallen sogar ein, was natürlich nicht
wünschenswert ist.
Die trächtigen Stuten verbringen nach Möglichkeit den Winter gemeinsam, sodaß
schon jetzt die Herde sich zusammen findet, die im nächsten Frühjahr gemeinsam
auf die Weide geht und den Sommer bis evtl. auf die Deckzeit bei einem fremden
Hengst gemeinsam mit den Fohlen verbringt.
Die wieder trächtigen Stuten sollten neben großzügiger Bewegungsmöglichkeit
gerade im Winter gutes Futter in ausreichender Menge zur Verfügung haben,
denn das im Mutterleib heranwachsende Fohlen muß jetzt sehr gut mit
Nährstoffen versorgt werden. Jeder Mangel sei es im Bereich der
Eiweißversorgung, der Spurenelemente, Vitamine, oder Mineralstoffe geht zu
Lasten der Mutterstute und muß vermieden werden, da auch das Fohlen sonst
Schaden erleidet. Im Zweifelsfalle ist eine Blutuntersuchung durch den Tierarzt
angemessen. Gerade im Bereich der Zinkversorgung findet man häufig Mängel,
insbesondere bei Ekzemern. Eine langfristige Substitution ist bei festgestellten
Mängeln notwendig, gerade der Winter mit der evtl. etwas eingeschränkteren
Haltung in Laufställen und auf befestigten Paddocks eignet sich besonders gut zur
Verabreichung von Ergänzungsfutter.
Es wird hier nicht extra auf die Gabe von Mineralfutter eingegangen, da die
Ergänzung von Mineralfutter bei den heutigen Böden und Futtermitteln für jeden
Pferdehalter eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Hierfür stehen genügend
geeignete Präparate zur Verfügung, die Bioverfügbarkeit der einzelnen Mittel wäre
ein gesondertes Thema.
Fohlen:
Fohlenaufzucht ist eigentlich ein gesondertes Thema, von daher soll nur in soweit
darauf eingegangen werden, als es sich hier im günstigsten Falle um zukünftige
Zuchtpferde handelt und Aufzuchtschäden in jedem Fall zu vermeiden sind.
Die Absetzer werden im Herdenverband gehalten, um eine gute Sozialisation zu
erreichen. Gleichzeitig erhalten sie soviel Futter wie sie möchten (ad libitum), viel
eiweißreiches Futter, Mineralfutter und Kraftfutter in ausreichender Menge.
Genügend Bewegung ist für ihre Entwicklung unverzichtbar, gleichzeitig muß aber
die Möglichkeit bestehen, sie mit einem wachen Auge gut zu kontrollieren, da
Aufzuchtmängel in dieser Zeit nur schwer bis gar nicht wieder gut zu machen sind.
Im Frühjahr sollte die Trennung der kleinen Stuten von den Hengsten rechtzeitig
erfolgen, da die entsprechenden "Annäherungsversuche" jetzt bereits gemacht
werden. In Island werden Junghengste, die nicht Hengst bleiben sollen bereits
dann einjährig kastriert, auch bei uns in Deutschland wird das teilweise mit gutem
Erfolg praktiziert.
Jungpferde, 1-2 jährig
Die jetzt einjährigen Jungpferde gehen im Frühjahr geimpft und
altersentsprechend erzogen nach Geschlecht getrennt auf die Weide.
Wenn man bedenkt, dass Pferde bis zum Ende ihres 2. Lebensjahres ca. 80%
ihrer Körpergröße erreichen, wird jedem klar, dass in dieser Zeit des schnellen
Wachstums ausreichend Nährstoffe zur Verfügung gestellt werden müssen. Ein
"Großhungern" der Pferde muß in jedem Fall vermieden werden. Von daher sind
schlecht gepflegte, wenig ergiebige Wiesen und Weiden nicht der geeignete
Aufenthaltsort für Jungpferde. Es ist erstaunlich zu sehen, wie gerade dieses
Jungvolk die Weiden ratzeputz kahl frisst ohne dabei dick zu werden. Am besten
geignet für Jungpferde sind hügelige, genügend große Flächen mit einem
Wechsel von eiweißreichem frischem Gras und solchen mit überständigen
Bewuchs. So hat der wachsende Organismus stets alle Nährstoffe ausreichend
und im Wechsel zur Verfügung. In schlechtwüchsigen Jahren wie 2003 mit nicht
ausreichendem Futter auf den Weiden sollte unbedingt sowohl Rauhfutter wie
Kraftfutter zugefüttert werden, um Schäden zu vermeiden. Über das Zufüttern von
Mineralfutter habe ich oben schon gesprochen.
Die Jungpferde sollten nach Möglichkeit in altersgemischten Herden aufwachsen.
Ältere Pferde sorgen für eine gründliche Erziehung der lieben Kleinen, lehren sie
Respekt, festigen die Rangordnung und geben ihnen Sicherheit. Die
unterschiedlichen Futterbedürfnisse der verschiedenen Altersklassen erfordern
allerdings ein geschicktes Management, um die älteren Pferde nicht verfetten zu
lassen und gleichzeitig den Nahrungsbedürfnissen der jüngeren gerecht zu
werden. Gerade der Aufenthalt auf "Bergwiesen" bietet hier gute Möglichkeiten,
die möglichst genutzt werden sollten. Auch Fressstände für die Jüngeren und
Wegsperren der Älteren während die Jüngeren fressen haben sich bewährt,
erfordern allerdings Arbeitsaufwand.
1.3 3 jährige Stuten
Die Zeit des schnellen Wachstums ist mit Ende des 2. Lebensjahres
abgeschlossen. Die 3-jährigen haben bereits das Aussehen von "richtigen"
Pferden und wenn sie körperlich und psychisch gut entwickelt sind können sie 3jährig bei entsprechend guter Abstammung und Veranlagung gedeckt werden.
Diese Stuten sind bei entsprechend guter Aufzucht und Entwicklung durchaus in
der Lage, ein Fohlen auszutragen. Sie sollten in diesem Alter nach wie vor
Weidegang haben, allerdings sollte das Futter nicht mehr so eiweißreich sondern
mehr strukturiert sein als in der Zeit des schnellen Wachstums. Ein Verfetten der
Pferde sollte vermieden werden, der Organismus wird dadurch unnötig belastet
und die Fruchtbarkeitsrate sinkt.
Viele Züchter nutzen die Möglichkeit des Deckens der Dreijährigen, um die lange
Generationenfolge der Pferde zu verkürzen und die Zeit bis zum Anreiten zu
nutzen.
Pferde dieses Alters sollten bereits ein Grundtraining absolviert haben, damit sie
handelbar sind und man sie gegebenenfalls auf einer Jungpferdematerialprüfung
vorstellen kann.
Die Haltung der Zuchtstuten im Winter wurde bereits oben beschrieben und
entspricht der Haltung der älteren Zuchtstuten. Die 3-jährigen sollten deshalb im
Winter in die Herde der Zuchtstuten einsortiert werden. Dieser Herdenverband
bietet den jungen werdenden Müttern hinreichend Sicherheit für die kommende
Zeit der Fohlengeburt und das Leben auf der Weide mit den Fohlen. Die
Unterstützung durch die älteren Stuten und deren Leitfunktion sollte dabei nicht
unterschätzt werden. Insgesamt haben die Stuten durch die Schwangerschaft vor
dem Anreiten noch einmal eine Pause vor sich, in der der Organismus eine
Wandlung durchmacht. Wenn die Haltungsbedingungen stimmen wie oben bereits
beschrieben, hat der Organismus des jungen Pferdes noch einmal eine Zeit der
Konsolidierung vor sich vor der konzentrierten Arbeit unter dem Reiter. Auch die
Psyche des Pferdes gewinnt an Reife, was nicht unbedingt nachteilig für die
folgende Arbeit ist.
Allerdings kann das 5-jährige Vorstellen auf einer gerittenen Materialprüfung für
Stuten, die 4-jährig ein Fohlen hatten schwierig werden. Häufig reicht der
Trainingszeitraum von ca. 3-4 Monaten nicht aus, um das Pferd so weit zu
trainieren und auszubilden, dass eine Prüfung fünfjährig möglich ist.
1.4 4-5 jährige Stuten und ältere
Die Stuten, die3-jährig gedeckt wurden bekommen naturgemäß vierjährig ihr
Fohlen. Sie leben mit diesen Fohlen zusammen mit den älteren Zuchtstuten in der
Zuchtherde wie oben besprochen.
Ältere Stuten neigen leicht zum Verfetten, insbesondere wenn sie nicht
regelmäßig gearbeitet werden. Normalerweise begegnet man diesem Problem
indem man die Pferde weniger, aber dafür häufiger füttert. Bei trächtigen Stuten
muß man hier wesentlich vorsichtiger verfahren, um den im Mutterleib
heranwachsenden Organismus nicht zu schädigen. Es liegt auf der Hand, dass
eine gertenschlanke, sportliche Figur mit einer Schwangerschaft nicht zu
vereinbaren ist. Allerdings sollte einem Übermaß an Gewichtszunahme vorsichtig
durch geschicktes Management bei der Auswahl der Weideflächen und auch bei
evtl. Portionierung (nicht für Stuten mit Fohlen bei Fuß) vorgebeugt werden.
Rehegefahr durch eiweißreiches und fructanhaltiges Gras besteht für eine
säugende Stute so gut wie nie, auch eine fortgeschrittene Schwangerschaft
verhindert normalerweise eine fütterungsbedingte Hufrehe. Allerdings ist eine
Verfettung schädigend für den gesamten Organismus incl. Muskeln, Sehnen und
Gelenke sowie den Herz-Kreislauf-Apparat. Außerdem wird durch massive
Verfettung die Fruchtbarkeit der Stuten reduziert, d.h. solche Stuten nehmen
schlechter auf. Eine Zuchtstute sollte eben in Zuchtkondition und nicht in
Mastkondition sein. Hier ist das wachsame Auge des Züchters gefragt, um
Exzessen vorzubeugen. Ansonsten gilt alles bereits oben gesagte.
Wenn alte Stuten noch zur Zucht eingesetzt werden, sollten diese mit besondere
Sorgfalt beobachtet und versorgt werden. Eine ältere Mutter ist nur wenn sie
jahrelang mit großer Sorgfalt gehalten wurde noch in der Lage, einem
heranwachsenden Organismus die Bau- und Nährstoffe zu liefern, die ein
wachsendes Kind im Mutterleib und hinterher das saugende Fohlen benötigt. Die
alten Stuten verfügen nicht mehr über eine solche Bandbreite zur Regulation von
Stoffwechselschwankungen wie jüngere Stuten. Wie bei allen alten Organismen
werden Nährstoffe schlechter aufgenommen, häufig sind auch die Zähne nicht
mehr die besten. Wenn ein Züchter sich entschließt, mit einer alten Stute trotz der
Risiken, die eine solche Entscheidung für Mutter und Kind bedeutet zu züchten,
sollte er alle oben aufgeführten Ratschläge und Maßnahmen besonders sorgfältig
beachten, um einen züchterischen Erfolg zu erleben. Die Entscheidung, mit einer
alten Stute zu züchten sollte von daher besonders sorgfältig abgewogen und
überdacht werden.
2 Haltung von Hengsten
2.1 Junghengste nach dem Absetzen ( Fohlen ) bis 2 Jahre
Genau wie die Jungstuten verbringen die Junghengste die Zeit als 1-2 jährige auf
der Weide in einer gleichgeschlechtlichen Herde. Wie bereits beschrieben
befinden sich auch die Junghengste in dieser Zeit in einer wichtigen, schnellen
Wachstumsphase, dem das Angebot an Nährstoffen entsprechen sollte. Auf
Grund ihres Bewegungsdranges, ihrer zu bildenden Muskelmasse und ihrer
Stoffwechselsituation benötigen sie noch mehr eiweißreiches, gehaltvolles Futter
als die Jungstuten. Ihre Rangkämpfe und das ständige Kräftemessen erfordern
große Flächen, möglichst Hanglagen mit abwechslungsreichem, eiweißhaltigem
Bewuchs einerseits und überständige Flächen mit mehr strukturiertem Bewuchs
andererseits. Im Optimalfall steht den Pferden so ein vielfältiges Nahrungsangebot
zur Verfügung.
Die schon beschriebene Ergänzung mit Mineralfutter und Spurenelementen, hier
insbesondere Kupfer und Zink, darf keinesfalls vernachlässigt werden. Fehler in
dieser Zeit sind gerade bei Hengsten in der Entwicklung kaum wieder aufzuholen.
Jede Verschlechterung in der Entwicklung sollte früh genug bemerkt und zügig mit
geeigneten Maßnahmen behoben werden. Bei Bedarf sollte auch Kraftfutter in
geeigneter Form zugefüttert werden, allerdings sollte ein zu schnelles
substanzloses "Aufpuschen" der Pferde vermieden werden.
Die Herde sollte möglichst Junghengste unterschiedlichen Alters umfassen, am
besten noch einen ranghohen Althengst, damit den Jungpferden nicht "die Bäume
in den Himmel wachsen" vor lauter überschäumender Kraft. Wallache ab 2 Jahren
reagieren auf das hier vorgestellte Futter- und Haltungsangebot u.U. mit
übermäßiger Gewichtszunahme, in solchen Fällen sollten sie nicht in einer
Hengstherde wie der hier geschilderten gehalten werden.
Die Winterzeit verbringen die Hengste ebenfalls draußen auf geeigneten Weiden
mit Unterständen oder in Laufställen mit großzügigen Bewegungsmöglichkeiten
auf Paddocks. Hier bietet es sich an, die Althengste außerhalb der Decksaison in
die Herde mit einzugliedern. Voraussetzung dafür ist allerdings genügend Abstand
von Stuten, insbesondere wenn das Frühjahr naht und damit die Zeit des
Rossebeginns. Für die Junghengste ist das sich unterordnen in der
altersgemischten Herde ein nicht zu unterschätzender, wertvoller
Erziehungsprozess.
Wie alle Pferde benötigen natürlich auch die Junghengste Wurmkuren, Impfungen
und den Hufschmied. Wie bei allen Jungpferden sind die Schmiedearbeiten in der
Zeit des raschen Wachstums besonders wichtig, um Fehlstellungen zu vermeiden
oder auszugleichen.
Von der Zeit des Absetzens an sollten alle Jungpferde mindestens einmal jährlich
ein altersentsprechendes Training absolvieren, damit sie handelbar sind. Halftern
und Führen über kurze Strecken und mit Hilfe, Duldung von Schmiedearbeiten
und Verladen sollten rechtzeitig gekonnt werden. Dabei sollten die Jungpferde
nicht unnötig viel angefasst werden, aber bei Bedarf sollte an das Gelernte
erinnert werden. Die spätere Arbeit des Anreitens gelingt leichter, wenn diese
Grundbegriffe gut und geschickt gelernt wurden. Gerade für die Arbeit mit
Junghengsten ist hier eine gewisse Erfahrung und Geschick bei der Arbeit
unerlässlich, um Fehler zu vermeiden.
2.2 2-3 jährige Junghengste
Im 2. Lebensjahr unterscheidet sich die Haltung von Junghengsten so gut wie gar
nicht von der Haltung in den Jahren zuvor. Nach wie vor ist eiweißreiches,
abwechslungsreiches Futter und die Haltung in der Herde wie oben beschrieben
unverzichtbar. Wallache in diesem Alter können bei zu intensiver Fütterung schon
einmal etwas zu dick werden, bei Hengsten mit ihrer anderen hormonellen
Situation kommt das nur selten vor. Einschränkungen in der Fütterung sind von
daher bei Ihnen normalerweise nicht nötig, unter Umständen muß sogar darauf
geachtet werden dass sie genügend Substanz entwickeln.
Häufig wird ein 3-jähriger gut veranlagter Junghengst für eine begrenzte Anzahl
von Stuten zum Decken aufgestellt, wenn er körperlich und psychisch dieser
Aufgabe gewachsen erscheint. Zur Erhaltung der Deckerlaubnis muß der Hengst
gekört werden durch die Körkommission des entsprechenden Zuchtverbandes.
Solche Körungen finden in der Regel im Frühjahr oder im Herbst statt. Als
Vorraussetzung für die Körung ist eine Jungpferde-Material-Prüfung nach IPO mit
3 Richtern erforderlich, die Mindestnote für die Zulassung zur Körung beträgt 7,8.
Der Junghengst muß für die Jungpferde-Materialprüfung und die Körung
vorbereitet werden und ein entsprechendes Training erhalten. Er muß lernen sich
putzen und überall anfassen zu lassen, sich führen zu lassen im Schritt und im
Trab und ruhig aufgestellt an der Hand zu stehen für die Musterung. Auch das
Laufen lassen und sich wieder einfangen lassen sollte gelingen. Für diese
Ausbildungsphase werden die Hengste in der Regel in einer Box aufgestallt, damit
dass Training einfacher von statten geht, sie sich an die neue Situation gewöhnen
und sie gezielt gefüttert und ausgebildet werden können. Eine reine Boxenhaltung
ohne Auslaufmöglichkeit sollte dabei vermieden werden. Am besten haben sich
helle, offene Boxen mit angeschlossenem Auslauf neben anderen Pferden
bewährt, sodaß der Junghengst nicht völlig isoliert ist und Kontakt zu anderen
Pferden haben kann. Auf genügend Bewegungsmöglichkeit sollte in jedem Fall
geachtet werden.
Das Training erfolgt meistens im Winter, da die Körtermine häufig im Frühjahr
stattfinden. Im Winter ist auch mehr Zeit für die Ausbildungsarbeit und die
Bewegungsmöglichkeiten für die Pferde sind oft sowieso stärker eingeschränkt
wegen fehlendem Weidegang.
Die Ausbildungszeit sollte bei einem Jungpferd nicht zu lange dauern und nicht zu
einförmig sein, um es nicht zu langweilen. Motto: so wenig wie möglich und so viel
wie nötig. Wenn einer schnell lernt, braucht man nur wenig Zeit, "Hilfsschüler"
brauchen wie immer im Leben etwas länger und müssen ein bisschen nachsitzen.
Der Züchter sollte dies im Vorfeld schon etwas abschätzen können, um den
Ausbildungszeitraum geschickt zu wählen. Die Ausbildungsarbeit im einzelnen ist
nicht Thema dieses Referates, deshalb wird hier nicht weiter darauf eingegangen.
Wichtig ist es, das Pferd in gutem Zustand und ordentlich vorzustellen, um dem
Richtergremium ein angemessenes Urteil zu ermöglichen, das dem Pferd gerecht
wird.
Nach der Körung, die häufig im März stattfindet, kann der Junghengst die Zeit bis
zum Beginn der Decksaison ( Anfang Mai ) wieder in seiner Herde verbringen.
Allerdings sollte auf eine gute, eiweißreiche Fütterung geachtet werden, der
Junghengst soll in der Deckzeit in der Lage sein die Stuten erfolgreich zu
befruchten und muß daher in Zuchtkondition sein.
Mit Beginn der Decksaison wird der Junghengst zu den Stuten auf die Deckwiese
entlassen. Unter Umständen ist es sinnvoll, den Hengst eine erfahrene rossige
Stute vorab an der Hand decken zu lassen und ihn so unter Aufsicht an die neue
Aufgabe heranzuführen. Die Verletzungsgefahr für den "Jüngling" kann dadurch
vermindert werden und er kann lernen sich im Umgang mit Stuten geschickt zu
verhalten. Manche brauchen zu Beginn auch etwas Hilfestellung, die dann
ebenfalls besser geleistet werden kann.
Die Deckherde eines Junghengstes sollte aus 2 Gründen nicht zu groß sein:
1. ist sein Wert als Vererber und Zuchthengst noch nicht erwiesen, auch eine
gerittene Prüfung hat er noch nicht absolviert, sodaß sein Deckeinsatz züchterisch
gesehen ein gewisses Risiko darstellt, dass begrenzt sein sollte;
2. muß der noch nicht fertig ausgewachsene junge Mann die Situation in der
Herde mit den teilweise zickigen Stuten körperlich und seelisch verkraften.
Die Größe einer Herde ist in der Natur bestimmt von der Durchsetzungsfähigkeit
und der Kampfstärke eines Vatertieres, und da hätte ein junger Hengst noch keine
großen Chancen. Man sollte das bedenken und dem Youngster die Bäume nicht
in den Himmel wachsen lassen, es könnte zuviel unangemessenes
Selbstbewusstsein entstehen dass im Umgang zu Problemen führen kann. Im
Gegenzug wurde schon erlebt, dass eine erfahrene ältere Stute einen frechen
Junghengst perfekt erzog und sein höfliches Verhalten hinterher ein echtes
Vergnügen war.
2.3 Haltung von älteren Hengsten und Deckhengsten
Ältere Hengste insbesondere Deckhengste benötigen zu bestimmten Zeiten
Boxenaufenthalt. Die Hengste müssen 5-jährig eine gerittene Materialprüfung
unter dem Sattel ablegen. Das Zureiten und das Training für die Leistungsprüfung
beginnt normalerweise im Herbst, wenn der Hengst 4 1/2-jährig ist. Hierfür wird
der Hengst in der Regel in einer Box gehalten. Dies hat zum einen praktische
Gründe, man spart Zeit hat ihn schneller für die Arbeit an Ort und Stelle und der
Hengst ist besser in der Lage sich auf die Arbeit zu konzentrieren und wird nicht
abgelenkt durch Kampfspiele oder das Weben um Stuten. Auch eine gezielte
Fütterung mit Kraftfutter ist so besser möglich. Das Setzen von Grenzen durch
den Aufenthalt in der Box hat desweiteren einen nicht zu unterschätzenden
beruhigenden Effekt auf Hengste, manche von ihnen brauchen sogar eine dunkle
Box um zu sich zu finden. Der Aufenthalt in der Box erfordert gezielte Bewegung
des Hengstes, um ihn artgerecht und gesund zu erhalten. Boxen mit Paddock sind
besonders geeignet und genügend Auslauf ist unverzichtbar.
Bei der Haltung von älteren Hengsten und Deckhengsten ist besonders auf
Umsicht im Umgang mit dem Hengst zu achten. Hengste im Deckeinsatz können
schwierig sein. In der Bedeckungszeit sind diese Tiere mehr mit dem Umwerben
der Stuten beschäftigt, und deshalb oft unkonzentriert. Aus Sicherheitsgründen ist
hier besondere Vorsicht und Konsequenz gefragt. Ein Stalltrakt nur für männliche
Pferde bietet hier viele Vorteile und bringt deutlich bessere Ergebnisse bei der
Arbeit mit den Pferden bei ihrer Ausbildung.
Deckhengste müssen außer Raufutter zusätzlich noch Kraftfutter bekommen um
eine gute Spermienproduktion zu erzielen wegen des hohen Kraftaufwandes für
die Bedeckung. Bleibt dieses Zusatzfutter aus, oder ist zu wenig vorhanden, so
können Mangelerscheinungen auftreten bzw. der Hengst magert ab und baut evtl.
sogar Muskulatur ab. Durch Aktivitäten aller Art, sowie den hohen
Stoffwechselumsatz und ihre Hormone sind auch ältere Hengste auf Kraftfutter
und ausreichend Raufutter angewiesen, insbesondere vor Beginn der Decksaison
muß eine gezielte, eiweißreiche Fütterung erfolgen um eine gute
Spermienproduktion in Gang kommen zu lassen.
Hengste die sportliche Hochleistung erbringen müssen, sollten ebenfalls dem
entsprechend gefüttert werden. Allgemein kann man sagen, dass für jedes Pferd
die Möglichkeit der individuelle Fütterung vorhanden sein soll entsprechend seiner
unterschiedlichen körperlichen Leistungen. Bei Hengsten ist das noch wichtiger
als bei anderen Pferden. Hengste sind häufiger schlechte Futterverwerter als
Wallache oder Stuten, von daher ist besonders auf ausreichende und häufige
Fütterung zu achten, ohne dass Verfettung auftritt.
Hengste die bereits gedeckt haben oder dabei sind können nicht in eine Herde mit
anderen Pferden gestellt werden, wenn Stuten in Reichweite sind. Hier könnte es
zu Rangkämpfen und schweren Verletzungen kommen. Die Hengste kämpfen um
die Stute(n) auch mit Wallachen oder benutzen diese als "Bluitzableiter" und
beißen sie heftig zusammen beim Frustabbau.
Ein weiterer Grund für den Boxenaufenthalt von Hengsten ist die Zeit des
Trainings für einen Wettkampf, eine Schau oder Ähnliches. Hier ist es oft sinnvoll
diesen zeitweilig aufzustallen. Der Bewegungsdrang dieser Tiere ist jedoch nicht
zu vernachlässigen und man sollte ihm einen Paddock oder zeitweise Weidegang
ermöglichen. Während einer Winterpause ist es optimal den Hengst wieder in eine
Herde zu stellen. Am besten geeignet (niedrigeres Verletzungsriseko) ist eine ihm
vertraute Herde. Dies ermöglicht wieder eine artgerechte Haltung, und durch die
Bewegung bauen sich Muskeln und Sehnen weniger ab und durch das Spiel und
die Rangeleien wird ein gewisser Trainingszustand erhalten. Ideal: Bekannte
Herde, Stuten außer Sicht- und Hörweite, Hangweide zur Erhaltung der
Muskulatur und Festigung von Sehnen und Gelenken.
3 Zuchtmanagement
3.1 Zuchthygiene
Vor dem Deckeinsatz ist er Pflicht Hengst und Stute zu tupfern. Das Tupfern stellt
eine Untersuchung des Urogenitaltraktes auf Befall mit pathogenen
(krankmachenden) Bakterien und Viren dar, das bedeutet zu untersuchen ob
eventuell Geschlechtskrankheiten vorhanden sind. Bakterieller Befall mit
krankheitserregenden Keimen führt zum Abort des Fohlens oder verhindert das
Trächtig werden bei den Stuten. Die Keime werden beim Deckakt übertragen,
deshalb müssen die Hengste und Stuten vor der Bedeckung untersucht werden.
Am häufigsten kommen Streptokokken als Krankheitserreger vor, bei Stuten die
eine Gebärmutterentzündung hatten sind manchmal mehrere Keime (Mischflora)
vorhanden, was schwierig zu behandeln ist.
Wenn ein Hengst mehrere Deckherden hat, ist es sinnvoll. Ihn vor dem Wechsel
von der einen Herde in die andere erneut zu tupfern.
Hengste:
Bei Hengsten werden mehrere Tupfer genommen: Aus der Eichelgrube und vom
Penis-Schaft. Ideal ist auch noch ein Ejakulatstupfer, es hat schon Hengste
gegeben, bei denen nur im Ejakulat Streptokokken gefunden wurden, die anderen
Tupfer waren in Ordnung. Für die Untersuchung muß der Hengst ausschachten,
entweder führt man ihm eine rossige Stute vor oder der Tierarzt spritzt ein
Beruhigungsmittel, sodaß der Hengst "alles fallen" lässt.
Stuten:
Bei den Stuten wird ein Gebärmuttertupfer (besser) oder mindestens ein
Cervixtupfer (Gebährmutterhals) gemacht. Für die Entnahme geht der Tierarzt in
die Scheide ein und entnimmt den Tupfer steril durch ein entsprechendes Rohr.
Manche Tierärzte entnehmen Gebährmuttertupfer nur in der Rosse.
Die entnommenen Tupfer werden in bakteriologischen Untersuchungsinstituten
untersucht. Das Ergebnis kann bereits tlefonisch nach 3 Tagen abgefragt werden.
Bei erkrankten Pferden liefert das untersuchende Institut auch gleich eine
Keimbestimmung und die Behandlungsmöglichkeiten mit. Das dauert allerdings
etwas länger. Es ist wichtig darauf zu achten, dass das Untersuchungsmaterial
nicht Freitags versandt wird, da Samstags meist keine Untersuchungen angesetzt
werden und die Tupfer dann zu alt werden. Der Züchter muß darauf achten, die
Zuchtpferde rechtzeitig zu tupfern, damit genügend Zeit zum Behandeln bleibt
falls ein Pferd nicht sauber ist. Das Pferd muß dann behandelt und danach neu
getupfert werden. Erst wenn ein einwandfreies Ergebnis vorliegt, darf die Stute
zum Hengst bzw. der Hengst zu den Stuten. Das gilt allerdings nicht für Stuten mit
Fohlen bei Fuß, weil diese normalerweise sauber sind. Hengstbesitzer
akzeptieren häufig nur Ergebnisse von Tupferproben, die nicht älter als 14 Tage
oder max. 3 Wochen sind.
3.2 Decksprung in der Herde und Haltung von Deckherden
Die häufigste Form der Bedeckung bei Islandpferde ist die Bedeckung in der
Herde auf der Wiese. Die Trächtigkeitsquote ist bei dieser Form der Bedeckung
sehr hoch, da der Hengst ständig die Stuten kontrolliert und mit sicherem Instinkt
den besten Zeitpunkt für den Deckakt wählt. Die Herde bleibt normalerweise 6
Wochen zusammen, sodaß jede Stute die Möglichkeit hat innerhalb von 2 Rossen
vom Hengst gedeckt zu werden. Nur wenn die Anzahl der Stuten die Zahl von 20
deutlich übersteigt, kann es dazu kommen, dass auch Stuten leer bleiben.
Der freie Herdensprung hat aber auch einige Nachteile:
Die Verletzungsgefahr für die Stuten durch Keilereien ist durchaus vorhanden,
auch Fohlen sind bei solchen Auseinandersetzungen schon zu Schaden
gekommen. Für die Stuten ist das Sich-Einfügen in eine neue Herde nicht immer
einfach, das Bilden einer Rangordnung in ungewohnter Umgebung ist stressig
und teilweise auch verletzungsträchtig auch für den Hengst, wenn die Stuten ihn
abschlagen.
Ein weiterer Nachteil ist der manchmal ungewisse Zeitpunkt der Bedeckung. Dem
kann man allerdings mit einer Ultraschalluntersuchung bei der Feststellung der
Trächtigkeit abhelfen.
Voraussetzung für das Halten von Deckherden:
- Genügend große Flächen mit ausreichendem Futter für die Pferde über mehrere
Wochen
- Geeignete, genügend hohe, ausbruchssichere Zäune, die auch im Schadensfall
von einer Versicherung als hütesicher akzeptiert werden mit einem
abschließbaren Tor
- das Abschließen einer geeigneten Hütehaftpflicht-Versicherung
- Herdentauglicher Hengst mit Akzeptanz von Fohlen, der Hengst sollte möglichst
auch das herein- und herausnehmen von Stuten dulden
- Wasserlauf auf der Weide oder das Vorhandensein von genügend großen
Wasserfässern
- Unterstellmöglichkeit und Witterungsschutz für die Pferde
- Mindestens einmalige täglich Kontrolle der Herde,
- Führen eines Kontrollbuches wegen Decken der Stuten (nasser, verklebter
Schweif), Fohlengeburten und evtl. Auffälligkeiten, Mitführen der Telefonnummer
eines versierten Tierarztes
- Einrichtung zum Zufüttern des Deckhengstes
- Möglichkeit zum Verabreichen von Mineralfutter an die gesamte Herde
- Möglichkeit schaffen zum Behandeln von Ekzemern
- Vorhandensein eines geeigneten Zugfahrzeuges und eines Pferdehängers für
evtl. Notfälle
Sind die hier genannten Vorraussetzungen gegeben, ist das Halten einer
Deckherde die beste und natürlichste Haltung von Zuchtpferden und die sicherste
Variante um die Stuten trächtig zu bekommen. Für den Hengst ist die Zeit in der
Herde zwar anstrengend, aber sie entspricht seiner Natur im hohen Maße. Gute
Deckhengste blühen in dieser Situation auf, gehen geschickt und sicher mit den
Stuten um, spielen mit den Fohlen und leben in dieser Zeit ein glückliches,
artgerechtes Leben.
3.3 Decken an der Hand
Bei dieser Form der Bedeckung steht die Stute im Deckstand oder wird an einer
geeigneten Stelle angebunden. Der Hengst wird durch eine versierte Person zu
der Stute geführt und deckt diese Stute im einzelnen Sprung aus der Hand.
Auch bei dieser Form der Bedeckung ist eine hohe Erfolgsquote zu verzeichnen,
wenn man den Höhepunkt der Rosse nutzt. Evtl. ist es sicherer, den Tierarzt im
Ultraschall den Zeitpunkt des Eisprunges durch die Follikelgröße bestimmen zu
lassen.
Das Decken an der Hand ist eine geeignete Form der Bedeckung in vielen
Situationen.
Vorteile:
- Weiterarbeiten des Hengstes auch in der Deckzeit
- Weniger Konzentrationsverlust beim Hengst
- Vermeidung eines Trainingsverlustes durch den langen Aufenthalt auf der Weide
in einer Deckherde
- bei Problemstuten jedweder Art
- evtl. beim Anlernen eines Junghengstes
- bei Verletzungen oder Erkrankungen des Hengstes, die einen Aufenthalt in der
Herde verhindern
Nachteile:
- zeitaufwendiger bei jedem Sprung
- kostenaufwendiger wegen Follikelkontrolle durch den Tierarzt
- gefährlicher für den Hengstführer bei Unachtsamkeit
- weniger artgerecht
Gerade bei Hengsten, die auch im Sport laufen setzt sich diese Form der
Bedeckung immer mehr durch und bringt unzweifelhaft gute Erfolge, allerdings ist
ein guter Gehorsam des Hengstes und Vertrauen zum Hengstführer
Voraussetzung.
3.4 Künstliche Besamung
Diese Form der Bedeckung ist bei Islandpferden wenig gebräuchlich. Die SpermaQualität von Islandhengsten reicht in vielen Fällen für die Gewinnung von
Tiefgefriersperma nicht aus. Außerdem gibt es viele Hengste die sich gar nicht
oder nur sehr schwierig künstlich absamen lassen, und nur wenige Hengsthalter
haben die Einrichtung, Hengste entsprechend zu konditionieren. Zur Zeit wird auf
diesem Gebiet geforscht, ein entsprechender Verdünner für den Samen von
Islandhengsten wurde bereits entwickelt und wird zur Zeit getestet.
Die Möglichkeit zum Importieren von Tiefgefriersperma aus Island von den
hochkarätigen Zuchthengsten des Mutterlandes könnte einen gewaltigen
Zuchtfortschritt für uns bringen, deshalb wird auch in diese Richtung geforscht.
Zur Zeit sind die entsprechenden Verfahren aber noch nicht ausgereift, von daher
soll diese Bedeckungsform hier auch nicht weiter ausgeführt werden.
4. Zusammenfassung
Das Züchten von Islandpferden findet und fand in Deutschland in relativ großem
Umfang statt, leider manchmal zu unprofessionell und zu wenig geplant. Immer
aber sind und waren alle, die sich mit der Zucht dieser Pferde befassen mit
Freude und Engagement bei der Sache. Es gehört zu den bewegenden
Anblicken, eine Zuchtherde zu betrachten und das Heranwachsen der Fohlen zu
beobachten.
Bei den meisten Ponyzuchtverbänden nehmen die Islandpferde fast überall den
größten Anteil der eingetragenen Zuchtpferde ein. Aufgrund der auftretenden
Schwierigkeiten bei Importpferden aus Island, insbesondere von Ekzem, hat die
Nachfrage nach deutsch gezogenen, gesunden, sorgfältig aufgezogenen und
ausgebildeten Islandpferden in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch wenn
die Nachfrage momentan auf Grund der konjunkturellen Lage sinkt und die Käufer
anspruchsvoller geworden sind, sind gute Pferde nach wie vor gefragt und finden
ihren Käufer.
Allerdings ist für den Verkauf mehr Anstrengung nötig als früher, die Vermarktung
muß geschickter erfolgen und die Pferde müssen für den Käufer gut passen. Gute
bis sehr gute Verdienste sind nicht mehr so einfach und nur noch mit wirklich sehr
guten Pferden zu erzielen, von daher muß züchten gut überlegt werden.
Außerdem sollte sich jeder, der Pferde züchtet, gut überlegen, dass er ein
Lebewesen in die Welt entlässt, welches 30 Jahre alt werden kann und für dessen
Entstehung und Entwicklung er die Verantwortung übernimmt. Das bringt sehr viel
Freude, aber auch Verantwortung und Mühe.
Ziel jeden Züchters sollte es daher sein, die eigenen Pferde kritisch zu betrachten
und die Anpaarungen sorgfältig zu treffen und bei der Aufzucht und Haltung der
Pferde größtmögliche Sorgfalt walten zu lassen. Immer wieder sollte auch der
Vergleich gesucht werden nach dem Motto: Das Bessere ist der Feind des Guten.
Ein gelungenes Pferd zu züchten und es dann selbst zu reiten oder einen anderen
damit glücklich zu machen indem man es an den richtigen Besitzer verkauft,
macht viel Freude und ist eine zufrieden stellende Aufgabe. Nach wie vor sind
gute Islandpferde in Deutschland und den angrenzenden Nachbarstaaten gefragt
und haben echte Chancen bei Käufern.
Sophia Gunkel
5. Literaturnachweise und Quellenangaben
Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4 FN- Verlag
Beruf Pferdewirt Schwitte/Möhlenbruch/Bottermann Verlag Eugen Ulmer
Fohlenhandbuch M. Phyllis Lose, V.M.D. Kierdorf Verlag
Islandpferde Reitlehre Rostock/Feldmann Thenée Druck, Bonn
Praxishandbuch Pferdehaltung Ingolf Bender Kosmos- Verlag
Praxishandbuch Pferdefütterung Ingolf Bender Kosmos-Verlag
Handbuch Pferd Prof. Dr. Peter Thein et.al. BLV-Verlag
Das Islandpferd Anke Schwörer-Haag Kosmos-Verlag
OCD-Forschungsprojekt: Zeitschrift Der Hannoveraner, Nr. 4 und 5 /78. Jahrgang
Ergebnisse eines Forschungsprojektes mit interdisziplinärem Charakter
In Zusammenarbeit folgender Institute und Verbände:
FU Berlin, Klinik für Pferde, Prof. Hertsch
Universität Göttingen, Institut für Haustierzucht und-genetik, Prof. Bruns
Universität Hannover, Institut für Tierernährung, Prof. Coenen, Dr. Vervuert
Institut für für Tierzucht und Vererbungsforschung, Prof. Distl
Verband hannoverscher Warmblutzüchter
FN- Deutsche Reiterliche Vereinigung
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