SEXUELLES VERHALTEN beinhaltet alle Verhaltensweisen, die zur Paarbildung, Kopulation und zur Aufrechterhaltung der Paarbindung erforderlich sind Erzeugen von Nachkommen ist für Tiere neben eigenem Überleben wichtigster Lebensvorgang in Evolution herausgebildete Mechanismen sichern, daß männliche Keimzellen Eizellen erreichen, um Weitergabe der Erbanlagen der Eltern zu ermöglichen Abstimmung vieler anatomischer und physiologischer Eigenschaften mit sexuellen Verhaltensweisen sexuelles Verhalten durch sehr starken Antrieb bei allen Tieren ausgezeichnet deshalb allen anderen Verhaltensweisen übergeordnet brünstige Tiere kommen lange ohne Nahrung aus (Männchen können bis 30% des Gewichts verlieren) Geschlechtspartner wird von Tier mit großer sexueller Handlungsbereitschaft verteidigt (auch gegen stärkere Artgenossen) kein Abbruch der Bemühungen trotz negativer Erfahrungen, Schmerzen und Fehlversuchen bei Partnerfindung und Paarung Ausführen von Appetenz- und Werbungsverhalten mit großer Beharrlichkeit Selektionstheorie Selektion = [lat.] Auslese Erhaltung der für die betr. Umweltbedingungen am besten geeigneten Lebewesen weniger gut angepaßte Individuen haben entsprechend geringere Fortpflanzungschancen (natürl. Zuchtwahl) Strategie = genetisch programmiertes Verhaltensmuster, das mit anderem Verhalten konkurriert im Laufe der Evolution entstanden für große und kleine Individuen vorteilhaft Individuen einer Art konkurrieren um Geschlechtspartner, Reviere und Nahrung Selektion begünstigt Verhaltensweise mit geringstem Aufwand an Energie und Zeit S. bestimmt Erfolg einer Strategie (Skorpionsfliegen fangen Beuteinsekt als Hochzeitsgeschenk für Weibchen 1. Strategie: Jagen der Beute; 2. Strategie: Beute einem anderen Männchen entreißen; 3. Strategie: Männchen vergewaltigt Weibchen ohne Beuteangebot) Erfolg wird anhand der Anzahl der fortpflanzungsfähigen Nachkommen gemessen Tauglichkeit oder Fitness wird im Vergleich zu anderen Individuen der Population angegeben (größere, rufende Ochsenfroschmännchen haben größere Fitness als kleinere Satellitenmännchen) unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien auch zwischen Männchen und Weibchen (Weibchen investieren beträchtlich in Produktion der Eier) Weibchen wählen Männchen nach Merkmalen aus, die Nachkommen zugute kommen werden sexuelle Selektion Fortpflanzungsstrategien für Individuen beider Geschlechter maximieren Erfolg zur Weitergabe der eigenen Gene bei der Fortpflanzung Sexualdimorphismus herrscht, wenn Männchen und Weibchen sich unterscheiden. Hirsche unterscheiden sich durch Geweih von Hirschkühen Pavianmännchen haben große Eckzähne, auffällige Mähnen und bunte Färbungen im Gesicht und im Genitalbereich besonderen Organe der Männchen oft nur während bestimmter Jahreszeit ausgebildet (leuchtend roter Kehlsack des Fregattvogels) bei Singvögeln singen oft nur die Männchen geschlechtsspezifische Duftstoffe bei vielen Insekten und Säugetieren angeborene Verhaltensweisen und Organe, die männliche oder weibliche Tiere einer Art kennzeichnen, sind sekundäre Geschlechtsmerkmale (Ausbildung wesentlich durch Geschlechtschromosomen bestimmt) Balzverhalten erste Phase des Balzverhaltens: Anlocken eines möglichen Geschlechtspartners (Pfau schlägt mit Schwanzfedern ein Rad, männliche Kröten rufen, Spechte trommeln, Insekten und viele Säuger geben Duftstoffe ab . . .) möglicher Partner reagiert mit angeborenem Erkennen auf Lockverhalten und nähert sich, wenn er in sexueller Stimmung ist Folge von weiteren, zumeist ritualisierten, Balzhandlungen schließt sich an nach erstem Zusammentreffen muß Kontaktscheu abgebaut werden Beschwichtigungshandlungen und weiteres Anlocken führen zu langsamer Annäherung Synchronisation des weiteren Balzverhaltens bei den Partnern durch vielfältige, komplizierte Handlungen und Handlungsketten (bei Haubentauchern ein wochenlanger Vorgang) gegenseitige Leistungsfähigkeit wird oft getestet (Wildkatzen- und Rehweibchen führen tagelange Scheinflucht aus, bei der nur leistungsfähiges Männchen folgen kann) leitet die Paarung ein bei vielen Tierarten trennen sich Geschlechtspartner nach der Paarung (Reptilien und Fische) aber auch Bildung individualisierter Bindungen zwischen Geschlechtspartnern, mit gemeinsamer Brutpflege erfolgreiche Brutpflege festigt bei vielen Vogelarten Bindung; Verlust der Jungen führt oft zur Trennung Inzuchtvermeidung bei Nachkommen nahe verwandter Tiere kommen rezessive nachteilige Gene zusammen im Phänotyp zu erkennen im Laufe der Evolution Entwicklung vieler Mechanismen zur Vermeidung schädlicher Auswirkungen ähnliche Sexuallockstoffe von nahe verwandten Individuen wirken bei vielen Insekten und Nagetieren abstoßend viele Jungtiere wechseln in andere soziale Verbände (bei Löwen die Männchen, bei Primaten die Weibchen) Besamung und Sexualverhalten Bezeichnung Äußere Besamung ohne körperlichen Kontakt Äußere Besamung mit Begattung Innere Besamung mit indirekter Begattung Direkte innere Besamung Art der Besamung Sexuelles Verhalten Große Anzahl von Kein sexueller männlichen und Kontakt. Durch weiblichen KeimUmwelteinflüsse zellen wird ins (Temperatur, Wasser abgegeben Tageslänge) bedingte, etwa gleichzeitige Abgabe der Keimzellen Direkter Kontakt Balzverhalten dient der Sexualpartner, dem Anlocken des gleichzeitige Geschlechtspartners Abgabe der und der Keim-zellen ins Synchroni-sation Wasser. Es werden der Abgabe der weniger Keimzellen Keimzellen. Oft erzeugt als bei der direkter äußeren Besamung Körper-kontakt von ohne körperlichen Männchen und Kontakt Weibchen Spermien werden Balzverhalten, mit Hilfsorganen direkter vom Männchen in Körper-kontakt, die Herbei-führen der Geschlechts-öffnun funk-tional g des Weibchens notwendigen ein-geführt oder Reihenfolge von paketverschiedenen weise abgesetzt und Einzelhandlungen vom Weibchen und aufgenommen Handlungs-ketten Spermien werden Balzverhalten, direkt von der enger männlichen in die Körper-kontakt, weibliche Kopulation Geschlechtsöffnung eingeführt Vorkommen Hohltiere, Stachelhäuter, Muscheln, viele Fischarten Frösche, Kröten, einige Fischarten, z.B. Stichling, Maulbrüter Tintenfische (Begattungsarm), Spinnen (Kieferntaster als Spermienträger), Skorpione, Tausendfüßler, Molche Vögel (ohne Penis), Schnecken, Insekten, Säugetiere (mit Penis) Besonderheiten menschlichen Sexualverhaltens Tiere jahreszeitlich bedingte Fortpflanzungsphasen bei fast allen Tierarten: Vögel balzen und brüten im Frühjahr und im Sommer, Hirsche haben ihre Brunft im Herbst (Weibchen bilden in dieser Zeit reife Eizellen, Männchen Spermien; nur während dieser Phasen sexuell gestimmt) Begattungen der meisten Tierarten führen zur Befruchtung keine Alterssexualität Kopulationsstellung nicht variabel Menschen etwa 12 Ovulationen im Jahr und permanente Spermienbildung nach Eintritt der Geschlechtsreife grundsätzlich eine dauernde Handlungsbereitschaft und Fähigkeit zu sexuellem Verhalten beim Menschen auch ohne Empfängnisverhütung nicht immer Befruchtung auch während der Schwangerschaft sexuelles Verhalten nach den Wechseljahren viele Frauen noch sexuell aktiv große Variabilität bei Kopulationsstellung vermutlich nur beim Menschen Orgasmen im weiblichen Geschlecht Intensität und Dauer der menschlichen Brutpflege von keiner Tierart erreicht besonders vorteilhaft, wenn Vater der Kinder bei Brutpflege mithilft und Familie versorgt menschliches Sexualverhalten nicht nur für Fortpflanzung, sondern auch partnerbindende Funktion bei allen untersuchten Kulturen feste Partnerbindungen, in sehr unterschiedlichen, kulturell abgewandelten Formen