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IP/11/522
Brüssel, 3. Mai 2011
Drei neue EU-Forschungsinfrastrukturen für die
Biowissenschaften zu den Themen: Klimawandel,
Krankheiten und Lebensmittelsicherheit
Die Forschungsminister und die Europäische Kommission haben grünes
Licht gegeben für drei neue europaweite Forschungsinfrastrukturen im
Bereich der Biowissenschaften. Diese neuen Großeinrichtungen werden
dazu beitragen, Forschung und Innovation in gesellschaftlichen Kernfragen –
wie Klimawandel, Gesundheit und Aufrechterhaltung einer ausreichenden
und qualitativ hochwertigen Lebensmittelversorgung – voranzubringen. Die
drei Projekte werden von verschiedenen Mitgliedstaaten und der EU
gemeinsam finanziert. Sobald ihr Aufbau abgeschlossen ist, stehen sie
Forschern aus der EU und in einigen Fällen auch Forschern aus Drittländern
offen. Frankreich wird eine Infrastruktur koordinieren, die sich mit der Frage
befasst, wie Ökosysteme auf eine veränderte Umwelt und Bodennutzung
reagieren. Das Vereinigte Königreich wird die Einrichtung einer Infrastruktur
zur Systembiologie koordinieren, die zu Anwendungen in der Pharmazie, im
Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft führen soll. Die dritte neue
Infrastruktur, die in Frankreich und Deutschland entwickelt wird, soll den
europaweiten Zugang zu Viren, Bakterien und Pilzen deutlich verbessern, die
für die Erforschung von human- und pflanzenpathogenen Infektionen sowie
für Forschungsarbeiten zur Biosicherheit benötigt werden.
Diese
Infrastrukturen sind Teil des heute veröffentlichten aktualisierten Fahrplans
des Europäischen Strategieforums für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI).
Die Gesamtinvestition für deren Errichtung wird mit etwa 0,7 Mrd. EUR
veranschlagt.
Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und
Wissenschaft hierzu: „Die Bündelung nationaler und EU-Mittel für den Aufbau
europaweiter Forschungsinfrastrukturen ist sinnvoller als nationale Alleingänge und
ein Kernelement des Innovationsplans der EU. Diese gemeinsamen Anstrengungen
ermöglichen Größeneinsparungen, steigern die Wettbewerbsfähigkeit der EU und
sind kostengünstig für die Steuerzahler. Die Infrastrukturen für die
Biowissenschaften, die wir heute ankündigen, können einen wichtigen Beitrag dazu
leisten, einige der größten Probleme, mit denen wir konfrontiert sind, wie
Klimawandel, Bedrohungen der menschlichen Gesundheit und unserer
Lebensmittelversorgung, zu bewältigen“.
Außerdem wurden dem ESFRI-Fahrplan noch drei Energieinfrastrukturprojekte
hinzugefügt, die bereits im November 2010 (síehe IP/10/1615) angekündigt wurden.
Drei neue Forschungsinfrastrukturen für die Biowissenschaften
Biogeochemische Kreisläufe und die Biodiversität stehen im Mittelpunkt der Frage
des Klimawandels und der Sicherheit der Lebensmittelversorgung. Die von
Frankreich koordinierte Infrastruktur für Analysen und Versuche im
Zusammenhang mit Ökosystemen („Infrastructure for Analysis and
Experimentation on Ecosystems” - ANAEE) soll es ermöglichen, der derzeitigen
Fragmentierung der Ökosystemforschung in Europa entgegenzuwirken und einen
koordinierten Satz von Versuchsplattformen für die Analyse, Ermittlung und
Prognose von Reaktionen des Ökosystems auf Umweltveränderungen sowie
geeignete Managementtechniken zu entwickeln. Mit diesem Projekt werden erstmals
Großanlagen für die experimentelle Analyse und die Modellierung in der
Ökosystemforschung in Europa zusammengebracht. Damit werden die
Voraussetzungen geschaffen, um neue Erkenntnisse über die terrestrischen
Ökosysteme und die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels zu gewinnen.
Die Infrastruktur wird ihre Tätigkeit 2015 aufnehmen. Die Kosten für Vorbereitung
und Aufbau werden mit 210 Mio. EUR veranschlagt. Das Projekt wird von
Einrichtungen aus 20 Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern unterstützt.
Ansprechpartner für ANAEE:
Lise Poulet, Leiterin der Dienststelle „Presse-Opinion“:
Tel.: + 33 1 42 75 91 68
Mobil: + 33 6 89 33 80 11, [email protected]
Die vom Vereinigten Königreich koordinierte Infrastruktur für Systembiologie in
Europa („Infrastructure for Systems Biology-Europe” - ISBE) soll die
Konvergenz der Biowissenschaften mit der Informationstechnologie und der
Systemwissenschaft unterstützen. Insbesondere geht es hierbei darum,
Verbindungen zwischen der Systembiologie und Spitzenforschern sowie
Verzeichnissen zur Speicherung und Archivierung von Daten und Modellen
herzustellen. Damit werden Forscher in die Lage versetzt, die Folgen der Interaktion
biologischer Komponenten auf die Funktionsweise lebender Organismen zu
untersuchen und Modelle zur Darstellung dieser Interaktionen zu schaffen. Die
Systembiologie findet Anwendung in der Medizin, etwa bei der Entwicklung von
Arzneimitteln, ist aber aber auch für die Landwirtschaft, Gesundheit und die Umwelt
relevant. Die ISBE wird ihre Tätigkeit 2017 aufnehmen. Die Kosten für den Aufbau
werden mit etwa 300 Mio. EUR veranschlagt. Organisationen aus 13 Mitgliedstaaten
und assoziierten Ländern haben ihr Interesse an dieser Infrastruktur bekundet.
Ansprechpartner für ISBE:
Richard Kitney, Imperial College London
Tel.: +44 0 2075945184, [email protected]
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Die von Frankreich koordinierte EU-Forschungsinfrastruktur für mikrobielle
Ressourcen („EU Microbial Resource Research Infrastructure” - MIRRI), die in
Frankreich und Deutschland entwickelt wird, soll den Zugang zu den besten
mikrobiellen Ressourcen erleichtern, d. h. zu Viren-, Bakterien- und Pilzstämmen, die
das wichtigste Ausgangsmaterial für die Biotechnologie sind. Dies wird sich spürbar
auf die Forschung in den Sektoren Landwirtschaft, Lebensmittel, Gesundheit und
Biotechnologie auswirken. Die Anwendungen reichen von der Erforschung von
Pflanzenpathogenen im Hinblick auf Hygiene und Tiergesundheit bis zu
Forschungsarbeiten zu Humanpathogenen und zur Biosicherheit. MIRRI wird die
europäische Plattform für Mikroorganismen innerhalb des künftigen Globalen
Netzwerks von Zentren für Biologische Ressourcen („Global Biological Resource
Centre Network” - GBRCN) aufbauen. Die Infrastruktur wird ihre Tätigkeit
voraussichtlich 2014 aufnehmen. Die Gesamtkosten für den Aufbau werden mit etwa
190 Mio. EUR veranschlagt. Das Projekt wird von Einrichtungen aus 24
Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern unterstützt.
Ansprechpartner für MIRRI:
David Smith, Julius Kühn-Institut (JKI)
Tel.: +49 0 531 5962298, [email protected]
Hintergrund
Das Europäische Strategieforum über die Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) wurde
2002 gegründet, nachdem der Europäische Rat das Arbeitspapier der
Kommissionsdienststellen mit dem Vorschlag für das neue Forum gebilligt hatte
(siehe IP/02/621). Ihm gehören leitende Beamte an, die von den
Forschungsministerien der 27 EU-Mitgliedstaaten und den 10 assoziierten Ländern
(Albanien, Kroatien, Island, Isra4el, Liechtenstein, Montenegro, Norwegen, Schweiz,
Serbien und Türkei) ernannt werden. Auch die Europäische Kommission hat einen
leitenden Beamten für das ESFRI ernannt. Den für zwei Jahre gewählten Vorsitz
führt derzeit Beatrix Vierkorn-Rudolph (Deutschland).
Der erste ESFRI-Fahrplan wurde 2006 veröffentlicht. Insgesamt sind in dem
aktualisierten Fahrplan 48 Infrastrukturen aufgeführt (siehe Anhang). Darunter
befinden sich derzeit 10 im Aufbau mit einem Kostenvolumen von etwa
3,6 Mrd. EUR und weitere 38 sind geplant. Davon machen 16 Infrastrukturen so gute
Fortschritte, dass ihre Errichtung Ende 2012 beginnen könnte und damit das
Innovationsziel der EU, bis 2015 mit dem Aufbau von 60 % der ESFRIInfrastrukturen begonnen zu haben, erreicht würde. Die Gesamtkosten für den
Aufbau aller im Fahrplan genannten Einrichtungen werden sich auf etwa 16 Mrd.
EUR belaufen, die Betriebskosten werden mit 1,6 Mrd. pro Jahr veranschlagt.
In den nächsten Jahrzehnten wird sich ESFRI hauptsächlich mit der Realisierung der
im Fahrplan genannten Infrastrukturen befassen. Auch wird es die Zusammenarbeit
mit den europäischen Forschungs- und Innovationsorganisationen und mit der
europäischen Industrie stärken. Ziel des Forums ist es außerdem, eine
Bewertungsmethodik für europaweite Forschungsinfrastrukturen zu entwickeln.
Die ESFRI-Forschungsinfrastrukturen finanzieren sich vorwiegend aus nationalen
Mitteln, ergänzt durch Mittel aus dem EU-Haushalt.
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Im 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union sind für den Zeitraum
2007-13 für alte und neue Forschungsinfrastrukturen Mittel in Höhe von 1,7 Mrd.
EUR vorgesehen. Rund 560 Mio. EUR, davon 200 Mio. EUR als Beitrag zur Fazilität
für Finanzierungen auf Risikoteilungsbasis, wurden gezielt für die Entwicklung neuer
Forschungsinfrastrukturen bereitgestellt. Etwa 171 Mio. EUR flossen bislang in die
Vorbereitung der im ESFRI-Fahrplan genannten Projekte. Etwa 22,5 Mio. EUR
wurden für die jüngst dem Fahrplan zugefügten Infrastrukturen für Energie und
Biowissenschaften vorgemerkt.
Weitere 10 Mrd. EUR stammen aus den Strukturfonds der EU. Ferner können für
den Aufbau von Forschungsinfrastrukturen Darlehen von der Europäischen
Investitionsbank gewährt werden.
Links:
Näheres zu ESFRI: http://ec.europa.eu/research/esfri
Informationen über die Union der Innovation:
http://ec.europa.eu/research/innovation-union/index_en.cfm
Website von Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation
und Wissenschaft:
http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/geoghegan-quinn/index_en.htm
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