Diabetes mellitus Ep.: Typ1 = IDDM: häufigster Typ bei jungen (v. a. schlanken) Me., bereits neonatal möglich ca. 16/100000/Jahr Ät.: Alle Pathomechnanismen noch nicht geklärt. Höchst wahrscheinlich Autoimmunkrankheit (Umwelteinflüsse, Viren wie Mumps, Varizellen, EBV...) bei genetisch prädisponierten Me. Pg.: Gleichgewicht Insulin/Glukagon zu Ungunsten Insulin verschoben Glykogenolyse ↑, Glukoneogenese ↑, Lipolyse ↑, Ketogenese ↑ Azidose, Ketonämie, Glukosurie, Azetonurie Kl.: in 80% d. F. schleichender Beginn Polydipsie, Polyurie (auch Enuresis!) Gewichtsabnahme, Nachlassen Leistungsfähigkeit Übelkeit, Erbrechen trockene Haut Cephalgien Azetongeruch des Atems “Pseudoappendicitis diabetica“ (heftige Leibschmerzen) Di.: nüBZ BGA (Azidose) Glucose & Azeton i. U. HbA1c > 8% (oGTT) DD: neonatal: Neugeborenenhyperglykämie mit BZ bis 1000 mg/dl bei Kohlenhydratüberlastung (nie Ketonurie, spricht empfindlich auf Insulin an) Th.: Schulung/Diät Insulin-Th. mit BZ-Messung körperliche Aktivität (wirkt insulinsparend) Dehydratation Beurteilung nach Ausmaß und Form. Ausmaß anhand von KG-Vergleich Formen: isotone Dehydratation Na+ 130 – 150 mmol/l o Ät.: bei Säuglingen und Kleinkinder meist im Rahmen einer GE, Blutverluste (Trauma, GI-Blutung, Op.) o Ep.: häufigste Exsikkose-Form (70%) o Pg.: nur EZR betroffen, bei Isotonie keine Umverteilung hypotone Dehydratation Na+ < 130 mmol/l o Kl.: Ausprägung je nach Geschwindigkeit und ab Na+ < 120 mmol/l, Erbrechen, Schwall, Krampfanfall, Schock o DD: Mukoviszidose, präterm. Niereninsuff., adrenogenitales Syndr. hypertone Dehydratation Na+ > 150 mmol/l o Ät.: überproportionale Wasserverluste (Erbrechen) Osmolarität EZR ↑, v. a. im 1. Lj. bei Frühgeborenen und schwammig-adipösen Kd., inadäquate hyperosmolare Fütterung bei E-lytarmen Flüssigkeitsverlusten o Kl.: Vollbild spät, ZNS (Sopor, Coma, Krampfanfälle, seltener Lidschlag), klassische Dehydratationszeichen fehlen oft, Haut teigig & blass o Ko.: Nierenvenenthrombose (Ausnahme diab. Ketoazidose: hyperton mit Na+ ↓ wegen BZbedingter Osmolaritätserhöhung) rezidivierend/chronisch Renal-tubuläre Azidose, Diab. insipidus renalis, Th.: 1) Berechnung Flüssigkeitsbedarf (Kd. > 10 kg: 1500 ml / m²KOF / d, Defizit abschätzen, bei Diarrhoen Windel wiegen) 2) in leichten Fällen oral, mittlere bis schwere Fälle langsam mit Halblösung rehydrieren (1:1 Mischung Glukose 5% + NaCl 0,9%) Kuhmilch / Muttermilch Muttermilch proteinärmer, kohlenhydratreicher, mineralstoffärmer bei vergleichbarem Lipigehalt & Brennwert Muttermilch liefert v. a. bis zum 8. Lebenstag mehr sekretorisches IgA, Lysozym & funktionstüchtige Leukos antiinfektiös Kuhmilch-Allergie bis hin zum Heiner-Syndrom (allergische Alveolitis) Kuhmilchproteinintoleranz (KMPI) nach viraler Enteritis: blutige Diarrhoen, Kuhmilchprovokationstest innerhalb 48 h nach Wiedereinführung beweisend Hypertrophische Pylorusstenose (Pylorusspasmus) Ät.: unklar Pg.: Abflussbehinderung des Mageninhalts kompensatorische Hyperperistaltik, GÖR, Erbrechen (in 15% d. F. mit Hiatushernie und ERD = Roviralta-Syndrom) Ep.: 3/1000 Lebendgeborene, w : m = 1 : 5 Kl.: 1. Trimenon, zunehmend starkes, schwallartiges Erbrechen nach den Mahlzeiten, auffallend sauer riechend, Hämatin, E-Lytverschiebung (Na+ ↓), im fortgeschrittenen Stadium Magenatonie mit Sistieren des Erbrechens Di.: Sono, fast nie Kontrast-Rö. Th.: konservativer Versuch mit Ruhigstellung, Spasmolytika, Hochlagerung, viele dafür kleine Mahlzeiten heute bevorzugt Pylorotomie nach Weber-Ramstedt (kürzere Liegezeit) Prg.: sehr gut, Letalität << 1% Ventrikelseptumdefekt Fallot-Tetralogie Pulmonalstenose offener Ductus Botalli Keuchhusten (Pertussis) Ät.: Bordetella pertussis (gr- Stäbchen, produziert Toxine), Tröpfcheninfektion durch Kranke im Stadium catarrhale & Keimträger, Kontagionsindex ohne Impfschutz 100% Kl.: IKZ 1-2 Wo., St. catarrhale 1 – 2 Wo. uncharakteristische obere AW-Inf., St. convulsivum 2 – 4 Wo. stakkatoartige Hustenanfälle mit Schleim, Erbrechen, Apnoe, Zyanose, Einflussstauung (petechiale Konjunktivalblutungen), St. decrementi 1 – 2 Wo. Abklingen DD: Infektionen mit B. parapertussis, Chlamydien, Mykoplasmen Th.: Erythromycin v. a. bei Säuglingen stat. Prophylaxe: ab 3. Lebensmonat 3 × IM mit gereinigten Ag, bei Expo ggf. Makrolide Meningitis 1) Neugeborene Ät.: E. coli, Listerien, B-Streptokokken Kl.: kein Meningismus bei Neugeborenen, gespannte Fontanelle, Erbrechen, ausgeprägte Apnoen, Krampfanfälle, Hemiparese, HN-Ausfälle, Coma Di.: LP zeigt überwältigend viele Erreger Th.: Ampicillin/Piperacillin mit Cefotaxim & Aminoglykosid Prg.: in 30% d. F. Defektheilung mit neurolog. Befunden, Krampfanfällen & Schwerhörigkeit 2) Säuglinge & Kleinkinder Ät.: Meningokokken (>50%), Pneumokokken, Haemophilus influenzae Typ b (bei fehlendem Impfschutz!) Kl.: akut oder schleichend einsetzende Symptome Fieber, Erbrechen, Cephalgien Nahrungsverweigerung, Lichtscheu, Krampfanfälle, HN-Ausfälle bei Säuglingen vorgewölbte Fontanelle, Nackensteifigkeit, Kernig- & Brudzinski-Zeichen erst bei Kleinkindern Di.: LP (Liquor oft trüb, Eiweiß ↑, Glukose ↓, Bakterien Th.: kalkulierte AB-Th. mit Cefotaxim oder Cetriaxon Infektiöse Mononukleose Pg.: Erstmanifestation einer EBV-Infektion bei immunkompetenten älteren Kindern und Erwachsenen. EBV (Gruppe: Herpesviren) befällt Epithelzellen im Rachenraum, transformiert B-Lymphozyten zu Lymphoblasten. Virus persistiert; kann reaktiviert werden. Übertragung über Speichel. Ep.: Vor allem Adoleszente („Knutschen“) IKZ: 10 – 50 d Kl.: i. d. R. symptomatisch mit Fieber, Angina, Lymphadenopathie, Splenomegalie, Hepatitis, Exanthem Ko.: selten, aber schwer (Meningoenzephalitis, Milzruptur u. v. m.) Di.: BB/DiffBB charakteristisch (Leukozytose mit 90% mononukleären Zellen, Transaminasen ↑), Ak-Nachweis Th.: symptomatisch (Bettruhe, Antipyretika), ggf. Kortikosteroide Prg.: i. A. günstig Masern Pg.: Masernvirus (Paramyxoviren) dringt i. S. e. Tröpfcheninfektion über Atemwege, Konjunktiven ein Haut/Schleimhaut oberer Respi-Trakt Kontagionsindex 95% bereits 3 – 5 d vor Exanthemausbrauch und 4 d danach Ep.: Masern lassen sich bei hoher Durchimpfungsrate gut ausrotte (DDR, USA), hier aktuell noch >100/100000/a IKZ: 8 – 12 d Kl.: symptomatischer Verlauf zweiphasig Prodromalstadium: Fieber, Konjunktivitis (Lichtscheu!) & Husten Koplik-Flecken auf Wangenschleimhaut Exanthemstadium: beginnt hinter Ohren & im Gesicht, Ausbreitung von oben nach unten (blasst nach 3 – 4 d ab) bei ISP kann Exanthem fehlen („weiße Masern“) Sepsis Ko.: häufig Krupp, akute Otitis med. & Pneumonie Di.: i. d. R. klinisch (im BB Leukozytopenie mit Neutrophilie & Linksverschiebung) DD: v. a. Röteln & Scharlach Th.: symptomatisch, AB nur bei bakt. Superinfektion, im KH Isolation! Prg.: Pat. sind „sehr krank“. Prg. von Ko. abhängig. Prophylaxe mit MMR-Kombinationsimpfung im 12. – 15 Lebensmonat möglich. Varizellen/Zoster (Windpocken) Pg.: VZV i. d. R. durch Varizellen-Effloreszenzen übertragen (selten durch Kontakt mit Zoster Bläschen „beim Opa“) Kontagiosität 1 – 2 d vor bis 5 d nach Exanthem Virämie Besiedelung der Haut & Schleimhäute nach Erkrankung Persistieren in sensor. Ganglienzellen Ep.: bis 14. Lj. 95% aller Kinder durchseucht, Auftreten meist nach 5. Lj. (früher ISP) IKZ: 14 – 16 d Kl.: Exanthem aus roten Flecken, Bläschen, Pusteln & Krusten („Sternenhimmel“) besonders an Kopf, Rumpf & Schleimhäute Ko.: häufig Superinfektion mit Streptokokken od. Staph. Zerebellitis, Encephalitis, Pneumonien u. v. m. v. a. bei ISP Di.: klinisch, im Zweifel Ak-Nachweis oder PCR Th.: Aciclovir i. v. bei gefährdeten Kindern/schweren Verläufen Strepto-/Staphylokokken-wirksames AB bei Superinfektion Prg.: ernst bei ISP Prophylaxe mit aktiver Immunisierung (Lebendimpfstoff) bei besonders Gefährdeten Scharlach Pg.: Infektion mit A-Streptokokken, die endogene Toxine bilden IKZ: 2 – 5 d Kl.: initial Tonsillopharyngitis, Zunge stark belegt nach 12 – 48 h feinfleckiges, samtartiges Exanthem, Wangenrötung, periorale Blässe, Himbeerzunge in 2. – 4. Wo. Hautschuppung Ko.: schwere Verläufe selten (Otitis med., Sinusitis, Sepsis & Spätko. wie akutem rheumat. Fieber & GN) Di.: klinisch Th.: Bettruhe, Pen V p. o. (wirkt quasi immer) Prg.: günstig, „zweites Kranksein“ ist als Reinfektion zu werten! Rheumatisches Fieber Pg.: Ak gegen A-Streptokokken kreuzreagieren mit Sarkolemm der Herzmuskelzellen Ep.: Alter, sozioökonomische & genetische Faktoren prädisponieren selten vor 5. Lj. w=m Kl.: meist 10 – 20 d nach Infektion der oberen Atemwege Allgemeinsymptome (Kopf-, Bauchschmerzen, Blässe, Müdigkeit...) & hohes Fieber Arthritis an großen Gelenkflächen, v. a. Endo- (Myokarditis), Chorea minor Spätsymptom Di.: EKG (PQ-Intervall verlängert, ST-Senkung), Echokardiogramm (verminderte Kontraktilität, Klappenveränderungen), Lab. (v. a. Streptokokkennachweis & Ak, CRP↑, BSG ↑) Th.: stationär mit Bettruhe (!) Antiphlogistika (ASS) bei sicherer Dg. Pen G oder Erythromycin, für 6 – 12 Wo bei Endo-Myokarditis Glukokortikoide Chorea-minor-Anfälle mit Diazepam od. Phenobarbital durchbrechen Prg.: abhängig von Herzbefall, Letalität bei Myokarditis ~ 1% Kawasaki-Syndrom Ät.: weitgehend unklar, infektiöse Ursache bei Störung der zellulären Immunität? Ep.: häufigste Vaskulitis im Kindesalter (8 – 10 / 100000) Kl.: akute Phase mit hohem therapieresistenten Fieber, meist einseitige cervikale LK-Schwellung, stammbetontes Exanthem 2. Phase (ab 4. d) mit Fieber, Exanthem an Hand- & Fußinnenseiten, konjunktivale Infektion, lachsrote, rissige Lippen, Erdbeerzunge, Arthritis, Hepatosplenomegalie, uncharakteristische kardiale Symptome (Tachy) 3. Phase mit Rekonvaleszenz nach 10 – 14 d mit Entfieberung, Hautschuppung an Fingerspitzen & Zehen, Arthritiden > Lab.: BSG ↑↑, CRP ↑, Leukozytose/Linksverschiebung, Anämie (Hb < 9g/100ml), Thrombozytose > 500000/mm³ (ab 2. – 3 Wo.), α2-Globulin ↑, TNF ↑, IL-6↑ Di.: im EKG gelegentlich Sinustachykardie, AV-Block I.°, Rö./Echokardiographisch Kardiomegalie Th.: in 1. Wo. Gammaglobuline und ASS hochdosiert Prg.: abhängig von Ko. wie Arterien-Läsionen Neonatologie Surfactantmangel-Syndrom (RDS) Ät.: bei Unreife (< 28. SSW ca. 70& d. F.), bei Hemmung der SurfactantProduktion (Hypoxie, Azidose, Hypothermie, Infektion), bei verzögerter Lungenreifung (maternaler DM, Thyroxinmangel) und bei Beeinträchtigung der Surfactant-Wirkung (durch Aspiration, Ödem, Blutung) Pg.: Surfactant setzt Oberflächenspannung der Alveolen herab, wird erst ab 35. SSW ausreichend gebildet, Mangel führt in Exspiration zum Kollaps der Alveolen Kl.: Tachypnoe > 60/Min., intercostale Einziehungen, Nasenflügeln, exspiratorisches Stöhnen Di.: klinisch, BGA, Rö Tx Th.: Vermeidung von Wärmeverlust, Monitoring (Blutgase & Temp.), O 2, ggf. nasale CPAP, ggf. Intubation & IMV-Beatmung, Surfactant-Substitution