HP_WKL_K.DOC/HOMEPAGE (enthält Einträge aus den Datenbanken AUSTRIA 1-4) Wörterbuch der Austriazismen Walter Klöpffer K Stand Jänner 2001 I Kabanossi, die eine Wurstsorte [ÖW]. ...elegante Frankfurter, endlose Cabanossi und derbe Klobassi,.. jede Wurst ein Denkmal aus der längst vergangenen kaiserlichköniglichen Historie. Jörg Mauthe Wien S.30. Kabinett, das kleines, meist schmales, einfenstriges Zimmer [ÖW,Du8]. Eine ganze Welt voller Türen und Schubladen war die weiße Kredenz im Kabinett. Gernot Wolfgruber: Manuskripte 137/37 1997 S.17. Hier nun schlossen sich drei Räume an: zuvorderst ein Kabinett, dann ein mäßig großes Zimmer und am Ende wieder ein Kabinett. Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.112. Sie bewohnten nicht allzu weit weg von diesen, jedoch immerhin schon in einem anderen Viertel, ein Kabinett mit Küche. Heimito von Doderer: Die Wasserfälle von Slunj S.52; frz. cabinet; österr. [Du] Kaffee, der So haben wir es dahin gebracht, daß manchmal in Deutschland der Kaffee schon besser ist als in Österreich und auf der letzten Silbe betont wird. Günther Nenning: Es ist mir herzlich ernst S.117. Und außerdem - „Kaffee“ wird in Österreich auf der zweiten Silbe betont. Jörg Mauthe: Wiener Knigge S.85; Betonung, s. [Du8] Kaffeehäferl, das (große) Kaffeeschale. Einmal soll ... in Anwesenheit mehrerer Personen in Erregung sogar ein Kaffeehäferl gegen die Wand geknallt haben. Thomas Hofer: Profil, 6.3.2000 S.33. Überhaupt stehen in der ganzen Fabrik in jedem dafür geeigneten Eck Espressomaschinen und Kaffeehäferln. Ute Woltron: Profil, 6.7.1998 S.e13. Kaffeesieder(in) (veralt., oft abwert.) Besitzer(in) eines Kaffeehauses [ÖWB,Du]. Zu ihnen gehörte zunächst die Eigentümerin, die Wirtin, die „Kaffeesiederin“ also, wie es zu Wien heißt, wo man sogar den Inhaber eines großen und eleganten Lokales in ebenso despektierlicher Weise als „Kaffeesieder“ bezeichnen würde. Heimito von Doderer: Dämonen S.125; österr. [Du] kagazen, kagerzen (mda.) husten, hüsteln [Castelli,WDL]. Auf der anderen Seite kagazt einer zum Gotterbarmen. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.75. Frau v. Erbsenstein:...wo so ein Mann / Statt der Zärtlichkeit kagetzt Jahr aus und Jahr ein / Da bleibt wohl nix übrig, als nachsichtig sein.-/ Johann Nestroy: Mädl aus der Vorstadt S.31. Kaiserschmarren, der eine Mehlspeise [ÖW]. Kaiserschmarren: In unzählige Stücke zerrissenes Omlette, um das sich noch mehr Anekdoten ranken. Profil, 24.7.2000 S.89. Heutzutage würde man sicherheitshalber wohl erst erklären müssen, daß „Kaiserschmarrn“ eine beliebte Wiener Mehlspeise ist (bestehend aus kleingerissenem, mit Zibeben angerichtetem Palatschinkenteig)... Friedrich Torberg: Tante Jolesch S.76. Wer Heißhunger auf einen Kaiserschmarrn hat, der sollte nach Saalbach reisen: dort befindet sich die größte Kaiserschmarrnpfanne der Welt. Edgar Böhm und Wolfgang Speiser: Rekorde S.177. Kaisersemmel, die durch fünf bogenförmige Einschnitte auf der Oberfläche gekennzeichnete Semmel [Du8]. Aus den Butterkringeln spritzten Wassertropfen, während sie sie auf eine resche Kaisersemmel strich,... Barbara Frischmuth: Die Mystifikationen der Sophie Silber, S.36. Es ist durchaus fraglich, ob die Kaisersemmel etwas mit dem alten Kaiser Franz Josef I. zu tun hat. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.66; zu Kaiser oder casa = Haus [Wickenburg] (vgl. „Kaiserschmarrn“). Kaiser-Virginia, die noch heute produzierte längliche, dünne Zigarrensorte der Tabak-Regie (Austria Tabak)....und alsbald zog Laska ein langes Etui hervor und bot Melzer eine KaiserVirginia an. Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.76; nach der Tabaksorte aus Virginia (USA). Kakanien Alt-Österreich, Donaumonarchie. Dort, in Kakanien, diesem seither untergegangenen, unverstandenen Staat, der in so vielem ohne Anerkennung vorbildlich gewesen ist, gab es auch Tempo, aber nicht zuviel Tempo. Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften S.32. Kakanien revisited. ...das von Robert Musil liebevoll ironisch Kakanien getaufte Staatsgebilde einer beinhart zeitgemäßen Revision zu unterziehen: ... Kakanien sei in Brüssel kein Thema... Daniela Strigl: Wiener Journal, 10/2000 S.38.nach der Abk. k.k., siehe kaiserlich-königlich, gebildetes Kunstwort. Kakanier, der (scherzh.) (Alt-)Österreicher. Irgendwo zwischen Lissabon und den Pyrenäen schwitzt sich eine Horde Kakanier durch den iberischen Hochsommer. Manfred Wieninger: Grazer (Wiener) Journal, 10/1994 S.4; zu Kakanien (Wortbildung nach Robert Musil). kakanisch (alt-)österreichisch. Wir sagen kakanisch, das heißt gute alte Zeit, als man noch Sommerfrische sagte, und wo Plastik etwas war, was ein Bildhauer aus Stein machte... Robert Menasse: Schubumkehr S.132; zu Kakanien. Kälbernes, das Kalbfleisch. Kajetan: Brod is keine Kleinigkeit; der edlere Mensch versteht darunter auch Kälbernes, Gansln, Milirahmstrudl - das Alles nennt der Gebieldete „Brod“ Johann Nestroy: Charivari S.25. Kalfakter, der (ugs. abw.) Nichtstuer, liederlicher Mensch [ÖW]. “Aber lassen S´ ´n renna, dös is a Kalfakta, der rennt an jedn nach,..“. Rudolf Stürzer: Leutln S.33. Er ist doch so ein Kalfakter, am Schluß macht er die Scherereien im Ministerium, kannst nicht wissen, der liebe Freund. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.15. Obholzer: Wendl, das wird der ganzen Wallfahrt nit recht gut tun, wenns jetzt unter die Leut kommt, was du für ein heimlicher Kalfakter bist! Karl Schönherr: Trenkwalder S.73. Kalm, die (mda.) „erwachsenes weibliches Kalb, welches noch kein Junges hatte“ [Castelli]. ...dann kannst du doch ohne weiteres morgen beim unteren Almtor auf uns warten und die erste Kalm, die zum Almtor kommt, durch den dichten Jungwald treiben...Franz Innerhofer: Schöne Tage S.100; vermutlich zu Kalb. Kameralistik, die Staatswirtschaft, staatliches (unflexibles) Abrechnungswesen. Die Universitäten sollen aus der Kameralistik ausgegliedert werden und ein Globalbudget erhalten. Hans Pechar: Wiener Journal 7/8 1996 S.13; nlat. cameralia zu mlat. cameralius = Kämmerer [Du]; veraltet [Du] Kampl, der (ugs.) Kerl, Geselle, Kumpan [Du8]. Der General: Ja, das is ein gefinkelter Kampl. Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit S.609. Kanari, der (ugs.) Kurzwort für Kanarienvogel [Du8]. “Aber na, a Kanari is auskumma!“ Rudolf Stürzer: Leutln S.48; zu Kanarienvogel; auch südd. [Du8] Kanzlei, die Büro eines Rechtsanwalts oder einer Behörde [Du]. mhd. kanzlie < lat. cancelli; südd., österr., schweiz. (sonst veraltet) [Du] Kanzleipapier, das Dazu hat er allerlei bei sich: einen Aquarellkasten. Buntstifte, Kanzleipapier, Briefumschläge von Sheperd's Hotel in Cairo, Abrechnungen der Bodencreditbank in Wien über verschollene ungarische Actien,....Paul Flora: Fritz von HerzmanovskiOrlando, S.7. Kapazunder, der (ugs.,sal.) Koryphäe, Kapazität [ÖWB]. Schließlich sollen die Kapazunder auch ungestört in ihre Ministerien kommen können. Reinhard Tramontana: Profil, 14.2.2000 S.136. “Schüssel hält ihn für keinen Kapazunder, sondern für einen Provinzpolitiker, der im Bund nichts verloren hat“, meint einer in Wien. Dagmar Schwelle: Profil, 31.12.1999 S.23; volksetymol. Mischbildung aus Kapazität und Wunder(täter) [Wehle]. Kappel, das (ugs.) Kappe, Mütze (kein Diminutiv). Die freiheitlichen Studenten mit ihren Säbeln und Kappeln wurden bei Hochschülerschaftswahlen von einem Drittel der Studiosi gekürt, die christlich-farbigen Biertrinker des CV von über der Hälfte. Georg Hoffmann-Ostenhof: Profil, 28.7.1997 S.87. Knieriem: Schauts, wie den Wirt irzt ´s G`wissen druckt, / Wie ängslich als er `s Kappel ruckt. Johann Nestroy: Familien Zwirn...S.84. Unter einem Dach von flachen Mützen, richtigen „Kappeln“, verschmelzen sie zu einer schwirrenden und summenden Masse...hier wird ausschließlich über Fußball diskutiert. Ernst Trost: Doppeladler S.60. zu Kappe, mhd. kappe = Mantel mit Kapuze, ahd. kappa > spätlat. cappa; österr. [Du]. Kaprize, die Laune, Eigensinnigkeit [ÖW]. Knieriem...So ein Komet hat seine Kaprizen, so gut, als wie ein anderer Mensch. Johann Nestroy: Familien Zwirn...S.31. Regina: ...natürlich ich muß mir seine Kapritzen gefallen lassen, so soll er nur auch meine Launen ertragen. Johann Nestroy: Der Treulose S.99; frz. caprice < ital. capriccio = Laune, Grille [Du]; österr. [Du] Kaprun Speicherkraftwerk in Salzburg, benannt nach dem Talort [ÖL]. Nah von hier ist der Großglockner, der große Staudamm von Kaprun, rundum sind Gipfel, Ketten, Almen... Hans Weigel: O du mein Österreich S.275. Kapuziner, der eine Schale Kaffee mit wenig (schaumiger) Milch [ÖW]. ...denn es gibt nicht nur noch einen „Kapuziner“, eine „Melange“ oder eine „Schale Gold“ - es gibt überdies und fernerhin große und kleine Portionen Schlagobers, Zusätze und Spezialitäten. Jörg Mauthe: Wiener Knigge S.87; ital. cappuccino zu cappuccio, Kapuze [Du]; österr. [Du]. Kapuzinergruft, die Kaisergruft in Wien. 1824 wurde festgestellt, daß sich die Kapuzinergruft an der Stelle einer altrömischen Begräbnisstätte befindet. Peter Diem: Symbole Österreichs, S.196; benannt nach der darüber liegenden Kapuzinerkirche am Neuen Markt in Wien. Karawanken, die Gebirge im Süden Kärntens. Als ich das Ergebnis [der Wirtschaftskammerwahl] aus dem Land der Karawanken hörte, erfasste mich eine so grosse innere Freude, dass ich am liebsten frei nach Edi Finger ausgerufen hätte: „I wer` narrisch“. Christoph Leitl: zit. nach Standard, 7.4.2000 S.9. Karbonade, die Nacken und (kurze) Koteletts vom Schwein [Du8]. Vincenz: Was? du halberter Professor von alle Siebn Sachen, kannst dir mit deiner Weisheit nicht selbst die Karbonadln des Genusses aufs saure Kraut des Lebens legen? Johann Nestroy: Die beiden Herrn Söhne S.21; frz. carbonnade = Rostbraten < ital. carbonata < lat. carbo = Kohle [Du]; landsch., bes. österr. [Du]. Karbonadl, das Karbonade, ein Fleischstück, Bratenstück [ÖW]. Die Carbonadeln werden mit dem Messerrücken wohl geklopft...in Semmelbröseln einballirt und entweder in einer flachen Pfanne mit einem Stückchen Butter schnell abgebraten,... Josefa Kraft: Kochbuch S.89. Karenzurlaub, der Mutterschaftsurlaub. Nach wie vor vergeblich sucht man im neuen Duden nach hoch frequentierten Austriazismen wie Berufsreifeprüfung, Hauptspeise, Karenzurlaub, Marktamt oder Zahlschein. Josef Schneeweiß: Standard, 2.9.2000 S.10 (Album). Karfiol, der Blumenkohl (*) [ÖW]. ...und dann ging er zwischen den Beeten herum,...lobte die Größe des Karfiols, und er hatte ständig das Gefühl dabei, der Vater werde ihn gleich fragen, warum er sich auf einmal für den Garten interessiere, für den er sich doch nie interessiert hatte. Gernot Wolfgruber: Niemandsland S.390. Der Carviol wird rein geputzt, das heißt, die grünen Blätter abgeklaubt und die Stängel abgehäutelt, und sodann behutsam in Salzwasser weichgesotten. ... Carviol auf wälsche Art. Josefa Kraft: Kochbuch S.63; ital. Carvolfiore = Kohlblume zu cavolo (< lat. Caulis) = Kohl und fiori (< lat. flos, floris) = Blume [Du]; südd., österr. [Du]. Karfiolsuppe, die Blumenkohl*suppe. “Nun, macht Karfiolsuppe - - -!“ „Eine „falsche Suppe“, am Sonntag - - -?!“ Peter Altenberg: Wie ich es sehe S.107; siehe. Karfiol. Karner, der Beinhaus. Denn was ein Karner ist, weiß wohl nicht jeder: ein Carnarium. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.19; mhd. karner = Beinhaus < mlat. carnarium [Du]; bes. südd., österr. [Du]. karnifeln (mda.sal.) schikanieren [ÖW]. Die AUA blieb Erzrivale, sie wurde karnifelt, genervt, provoziert. Renate Graber: Profil, 17.3.1997 S.61. Kärnten ein österreichisches Bundesland [ÖW]. Das frühe Kärnten stand unter der Herrschaft verschiedener Geschlechter und umfaßte lange Zeit auch die Steiermark (bis 1122), das oberöstereichische Ennstal sowie die Mark Verona mit Friaul, Krain und Istrien. Peter Diem: Symbole Österreichs S.300. Kärntner Nudeln, die (Pl.) Kärntner Nudeln: Autochthones Gericht, das mit itanienischer Pasta nur die Staatsgrenze gemeinsam hat Profil, 24.7.2000 S.89. Kärntner, der Weich wie das Klima ist auch die Sprache der Kärntner, der netteste, freundlichste, ansprechendste unter den österreichischen Dialekten. Hans Weigel: O du mein Österreich S.218. Karotte, die Möhre [ÖW], Mohrrübe, gelbe Rübe [Du8]. Wie sie knirschend von der rohen Karotte abbeisst, die beinahe die Farbe von ihrem Haar hat. Barbara Frischmuth: Manuskripte 129/95 S.78. lat. carato, grie. karoton [Du]; hochsprachlich für Möhre (außer V,T) [Du8] Karree, das Fleischstück von der Rippe [ÖW]. Am Bauernschmaus teste ich: Ob die beiden Fleischsorten wirklich Karrees sind, also durchzogen (allzuoft sind diese Stücke erbärmlich trocken und ausgekocht). Günther Poidinger: Grazer (Wiener) Journal 9/ 1994 S.21; frz. Carré. Kartl, das Karterl, Kärtchen. “Runtergehen und die Kartln wieder umstecken“, antwortete der Franzi. Christine Nöstlinger: Weihnachten S.18. Karzer, der (veralt.) Disziplinarmaßnahme an österr. Mittelschulen; früher: Schul- u. Hochschulgefängnis. Die Konferenz hat beschlossen, daß Sie einen Karzer in der Dauer von vier Stunden abzusitzen haben. Friedrich Torberg: Schüler Gerber S.101; lat. carcer = Umfriedung; Kerker [Du]. Kaschau alte Bez. für Košice (Slowakei). Als Bügermeister von Kaschau (Košice) habe ich die Verkehrsmittel verbessert, die Luft entgiftet und eine Wasserleitung gebaut. Rudolf Schuster (Interview) Profil, 12.8.2000 S.101. Kaschkanat, das (veralt.) Restlspeise (Mischmasch aus Speiseresten [Hügel]). Muffinger:...ich will ihr jetzt nicht den Kopf verwirren, sonst kocht sie in der Extas´ den Gästen einen Kaschkanat zusamm – Johann Nestroy: Charivari S.10. frz. cochonaille = Schweinssülze [Jakob] oder auch tschech. kase = Brei. Kasnocken, die (K) eine Speise. “Kasnocken“ sind ein besonders herzhaftes Gericht. Liselotte Buchenauer: Sanfte Kuppen S.20 Kasnudel, die (K) gefüllte Teigtasche [ÖW]. Und während ich Ritschert oder Germknödel oder Kasnudeln zu mir genommen habe, habe ich an Wildbret und Geflügel gedenkt. Alois Brandstetter: Wirt S.216. Noch Ende der Siebziger war es leichter, am Wörthersee hawaiisch (oder was man dafür hielt) zu speisen, als Kärntner Kasnudeln zu bekommen. Christoph Wagner Profil, 7.8.2000 S.98. Kasperl, der lustige Figur (der Volksbühne) [ÖW]. Ich sehe immer nur einen Kasperl, der sich ständig verändert. Ilse Aichinger: Profil, 28.10.1996 (Interview) S.98. Schauspieler sind immer wieder Kasperln oder Ungeheuer... Claus Peymann: Profil, 14.12.1998 S.125 ..., denn hierzulande wird der Literat, der ein Revolutionär werden will, zunächst zum Kasperl und bleibt es meistens auch, sofern er nicht, was vorkommt, zum Klassiker wird. Jörg Mauthe: Hitze S.113. Kasperltheater, das traditionelle altösterreichische Puppenbühne. H. ist allenfalls das Krokodil in einem Kasperltheater, sicher nicht der insgeheime Lenker des Landes. Peter Michael Lingens: Profil, 8.5.2000 S.198. Kassa, die Kasse. Die durchschnittliche Kassa-Besetzung eines durchschnittlichen Supermarktes lässt ihren überdurchschnittlichen Frust nämlich bevorzugt an uns Fünferlosen aus. [5 S ist im späten 20. Jh. das Pfand für ein Einkaufswagerl] Profil, 20.3.2000 S.65. ital. cassa = eigentl. Behältnis, Kasten für Bücherrollen < lat. capsa [Du]; österr. [Du]. Kassasturz, der Feststellung des Kassenstandes [Du]. Und einen Kassasturz sollte jede Regierung nicht nur bei ihrem Amtsantritt, sondern auch am Ende ihrer Tätigkeit.. Karl Pisa: Wiener Journal, 3/2000 S.6. Aber warum eigentlich diese Aufgeregtheit? Jeden Tag ein neuer Kassasturz, bei der ÖIAG, bei den Sozialkassen. Kleine Zeitung, 26.2.2000 S.4; zu Kassa, s.d. Kast(e)l, das (ugs.) Küchenkastl, Briefkastl [ÖW]. Sich als liberal zu bezeichnen, war zunächst nur die Weigerung, sich in die bestehende Aufteilung der kleinen österreichischen Welt und ihre Kasteln einordnen zu lassen;... Gerhard Wilflinger: Grazer (Wiener) Journal 5/1994 S.10; Am Amazonas geht der Regenurwald ein / aber was soll`s, mein Kastel muß aus Mahagoni sein / Erika Pluhar: Horizonte S.137. Verkleinerungsform zu Kasten. Kasten, der Schrank (*) [Du,ÖW]. ...im Kabinett ein Bett, ein Waschtisch und zwei Kästen. Hermann Bahr: Theater S.33. ...und um genau ein Uhr mittag stand sie betäubt vor dem Kasten und fing an, die Laden herauszuziehen und Türen zu öffnen. Ingeborg Bachmann: Probleme Probleme, Werke 2, S.320. Mariandel: Was stehst denn da, Du miserabler Mensch; und mir räumens derweil den ganzen Kasten aus. Ich bin bestohlen! Ferdinand Raimund: Diamant des Geisterkönigs S.29. Vom Berghaus sieht man gerade auf den Loser, der durch seine einem Kasten ähnliche Gestalt sich auszeichnet; Erzherzog Johann: Tagebuch S.5. Zu einer Waffensammlung reichte sein Einkommen nicht, aber Messer, ..., besaß er bald eine Menge, und hohe Kasten mit vielen flachen Schubfächern und beschriebenen Zetteln standen in seinem Zimmer, was ihm den Ruf der Gelehrsamkeit brachte. Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften S.342. Die Kästen, Garderoben und Nachttischladen werden einmal in der Woche kontrolliert, allerdings an verschiedenen, nicht vorherbestimmbaren Tagen. Barbara Frischmuth: Die Klosterschule S.55; mhd kaste, ahd. kasto [Du]; südd., österr., schweiz. [Du]. Kastentür, die Schranktür (*). Jedes Öffnen einer Kastentür ein Staunen. Gernot Wolfgruber: Manuskripte, 137/37 1997 S.17; zu Kasten. Katzamaika, die (veralt.) Joppe [Unger]. Finkl:...diese gewissen Halb-Kazawaikerln mit Visitterlschnitt, wie ich leider an dir bemercke, sind nicht Vertrauen erweckend. Johann Nestroy: Charivari S.16; slaw.; NÖ, Unterstmk. Katzelmacher, der (ugs.abw.) Italiener [Du8]. Man nennt die Italiener etwas abschätzig Katzelmacher, wofür es viele Erklärungen gibt, die zum Teil recht unfein sind und alle miteinander nicht stimmen. Erik G. Wickenburg: Österreichisch; Gatzel = Löffel, also Löffelmacher, Löffelgießer [Wickenburg]; auch bayr. [Du8] Kauli, der italienischer Blumenkohl. Gabriel: Zu dem G`sicht stundt a Kauli und a Krauthappl am schönsten. Johann Nestroy: Der alte Mann mit der jungen Frau S.26. Kavall, der eine Kartenfigur im Tarocksspiel. Die Farbsymbole entsprechen zwar denen der französischen Karten, doch kennt das Tarock eine weitere Figur, nämlich den Kavall oder Reiter, und unterschiedliche Skartins (kleine Karten) für die roten und schwarzen Farben. Johannes Bamberger: Tarock, S.11. Keierei, die (mda.) Verlegenheit, Verdruß, fatale Lage [Hügel]. Doch viele, die dencken, für was die Keyerey, / und führ`n ungeniert eim a And`re vorbey. Johann Nestroy: Weder Lorbeerbaum ... S.60. Portier: Wieder ein politischer Verbrecher? Nein, was einem die für Keirey machen-! Johann Nestroy: Höllenangst S.62. Keks, das trockenes, haltbares Kleingebäck [Du,ÖW], Plätzchen (*). ...er ist einmal mit einer großen Schachtel Keks gekommen, und die Mutter hat gesagt, das ist dein Vater,... Franz Innerhofer: Schöne Tage S.98; engl. cakes (Pl.) zu cake = Kuchen [Du]; österr. immer Neutrum [Du8, s.a. Du, ÖW] Kellerstöckl, das Kleiner überbauter Keller in einem Weingarten. Schilcher bewahrt man am besten in Fässern oder Flaschen auf, die in einem weststeirischen Kellerstöckl kühl und unbeweglich lagern. Reinhard P. Gruber: Schilcher S.20. Keppelei, die zu (ugs.) keppeln = (fortwährend) schimpfen, keifen, nörgeln [Du,ÖWB]. Die Blockade-Drohungen österreichischer Regierungsmitglieder werden ebenso schnell in Vergessenheit geraten wie bestimmte Keppeleien aus Kärnten. Herbert Lackner: Profil, 19.6.2000 S.21; mhd. kibelen = zornig sein [Du]; österr. [Du] Kernöl; das Kürbiskernöl. Schilcher und Kernöl pulsieren in den Adern des Landes, der edle rote Saft der blauen Wildbacher Rebe, vulgo Schilcher, und der edle tiefgrüne Saft des Kürbiskerns, genannt Kernöl. Reinhard P. Gruber: Schilcher S.10. ...die ihnen mit Salat und sehr schön, nämlich mit steirischem Kernöl auf grünem Salat, serviert worden waren,... Klaus Bartgeyr: Wiener Journal, 7/8 1998 S.47. Die Schicksalsfrage, ob man Erdäpfelsalat mit oder ohne Kernöl bevorzuge, wird heute schon in der Arlberg-Hotellerie gestellt. Christoph Wagner: Profil, 2.11.1998 S.158. Keusche, die kleines, ärmliches Bauernhaus [ÖWB]. Bei dem unverwechselbaren Haus des Kleinlandwirts, der Keusche, angelangt, sahen sie eine ältere Frau... Alois Brandstetter: Groß in Fahrt, S.6.; slow. kaijza = Hütte; österr. [Du]. Kiberer, Kieberer, der (ugs.,abw.) Kriminalbeamter [ÖWB]. Im übrigen wird man...auch aus guten Gründen ein „Kieberer“ (wie man zu Wien solche Polizeileute nennt). Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.174. Kickerl, das (ugs.) ein kleiner Kick (Fußballspiel). ...zog es den Kanzler zu einem Kickerl. Sanktionen hin, Weisen-Delegation her- das Traditionsmatch Politiker gegen Journalisten...lässt sich der Hobby-Fußballer Wolfgang Schüssel nicht entgehen. Herbert Lackner u. Otmar Lahodynsky: Profil, 3.7.2000 S.25; Verkleinerungsform zu Kick. Kiefeln (ugs.) nagen, an etwas kauen [Du8]. Oder sie sitzen am Gehsteig und kiefeln an ihrer Pizza. Helmut Misak (Interview) Profil, 2.6.1997 S.e6. Seitdem kiefelt er daran, daß man sich Derartiges in einem Film anschauen kann,... Marianne Enigl: Profil, 28.4.1997 S.90; auch bayr. [Du8]. Kilometerbank, die Gutschein für Bahnreisen. Bis zu 6 Reisende können mit einer Kilometerbank gemeinsam reisen. Kursbuch (ÖBB) 95-96. Kinderverzahrer, der (ugs.) jemand der sich an Kindern vergeht oder sie verschleppt [Du8], Kinderschänder [WDL] Mühl wurde schließlich als Kinderverzahrer angeklagt und zu sieben Jahren Haft verdonnert. Georg Hoffmann-Ostenhof: Profil, 16.2.1998 S.102. Ja, ja, und zu sowas hat ma r a Madl ganze siebzehn Jahr aufgezogen, aufpaßt vor die Kinderverzahrer wie a Haftelmacher und allers tan, was elternmöglich ist ...“ H.C. Artmann: Burenwurst S.87. -verzieher oder -verzerrer [Artmann]; Kinigl(has), der (mda.) Kaninchen [ÖW,Du8, Hügel]. ...das habn s´ amal zu mir gsagt, wia i an Kinigl hintragen hab, den i gfundn hab, der war aus an Schrebergarten auskumma. Rudolf Stürzer: Leutln S.34. Ich war als Bub sehr gern auf der Welt, und hab mich fleißig mit Hund, Tauben, Katzen und Kinigelhasen gespielt,... Johann Nestroy: Der Unbedeutende S.21. Nachtigall:...Eine Königin soll ich erhaschen? Einen Kiniglhasen vielleicht. Ferdinand Raimund: Die gefesselte Fantasie S.159. Kipfe(r)l, das kleines gebogenes Weißbrotgebäck [Du8]. ...and the beaten turks left us the best coffee and the famous viennese breakfast Kipfel, to remember. Ingeborg Bachmann: Werke 2, S.278. Der Kipf ist ein Bestandteil am Pferdewagen...Und aus diesem Kipf wurde in der Verkleinerungsform das Kipfel oder Kipferl. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.65. Im „Fürstenbuch von Österreich“ war 1227 von K i p f e r l n und w e i ß e n F l e c k e n die Rede. Gerda Rob: Streifzüge S.11. Regimentsarzt Dr. Grün:...Einen Braunen passiert, mit Schlag, Geitinger, ein resches Kipferl dazu,- die Virginia trocken und drei Stück Zucker! Franz Theodor Csokor: 3. November 1918 S.18; auch bayr. [Du8]. Kirchel, das (T) Kircherl, Kirchlein (*). Alter Bauer: Herr! Uns Bauern wär` das alte, kleine Kirchel gut genug gewesen! Karl Schönherr: Sonnwendtag S.91. Ein Tiroler, dem ich mein Manuskript zu lesen gab, meinte, „Kircherl“ wäre zu wienerisch, es müßte „Kirchl“ heißen. Hans Weigel: Tirol S.39. Verkleinerungsform zu Kirche. Kirchtag, der Kirchweihfest [Du]. ... Pflanzen, die Wörter bildeten, geheime Botschaften auf Lebkuchenherzen an Kirchtagsständen, ein Gastzimmer in einem ÖSTERREICHISCHEN Gasthof mit vier Betten, von denen nur eines bezogen war. Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied S.105. Sie besuchte mit anderen die letzten Kirchtage des Jahres. Peter Handke: Wunschloses Unglück S.82. Kirtag, der (mda.) Kirchtag [ÖW]. ... der mit seiner Zieharmonika von Dorf zu Dorf zog, immer der nächsten Hochzeit oder einem Kirtag nach, nicht auf den Straßen, sondern immer auf dem kürzesten Wege durch die Wälder und über die Berge. Jörg Mauthe: Nachdenkbuch S.85. Wien, den 5. Septbr.[1888]. Den Kir-Tag in St.Gilgen hätte ich gerne mitgemacht, nur um Sie tanzen zu sehen. Kaiser Franz Joseph: Briefe an Frau Schratt S.110. Kiste, die Behälter für Flaschen, „eine Kiste Bier“ (binnendtsch.: ein Kasten B.) [Du8]. Kittel, der Frauenrock, Damenrock [ÖW,Du]. Weib: Na ja, ich kann jetzt wegen dem Haus am Marktplatz nit gleich aufhupfen, daß ich den Kittl verlier. Karl Schönherr: Weibsteufel S.51; mhd. kitel; österr. (in dieser Bed.) [Du] Kitz Kurzform von Kitzbühel. ...sah sich auch Herbert von Karajan veranlaßt, aus seiner lange geübten Zurückhaltung herauszutreten, und dirigierte auf einer Tournee Abfahrtsläufe in Kitz, Gastein und auf dem Arlberg. Carl Merz u. Helmut Qualtinger: Werke Bd.5 S.113. Klachel, der (mda.abw.) ein großer, derber Mensch [ÖW,Hügel,SSW]. ...wie sie in einem kleinen Laden einer Pariser Vorstadt nach etwas vergebens fragte, aber nicht von einem Klachel in einem undefinierbaren Dialekt angeschnauzt wurde, sondern freundlich an einen Konkurrenten gewiesen, der die Ware bestimmt vorrätig habe; Karl Kraus: Die Sprache S.107. Ferner der örtliche Heros, ein Klachel (...) mit unübersehbarem Brustkorb und winzigem Haupt,... Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.91; mhd. klechel = Glockenschwengel [Wickenburg]. Klachelsuppe, die eine steirische Spezialität aus Schweinshaxen [ÖWB], saure Suppe aus Klachelfleisch [Unger], “versprudelte Suppe mit viel kleingeschnittenem Fleisch von Schweinskopf und -fuß...“ [Wagner]. Auch wenn er „nur“ eine Klachelsuppe serviert, so handelt es sich dabei mit Sicherheit um die beste aller jemals in steirischen Landen gekochten Klachelsuppen. Christoph Wagner: Profil, 17.11.1997 S.128; zu Klachelfleisch = Fleisch vom Kopfe und von den Stelzen (Wadschinken) des Schweines [Unger]. klagen jmdn. bei Gericht verklagen [Du8]. Knieriem:...Die Friseurin wird klagt wer`n, ihr Schneider wart`t nit,/ Johann Nestroy: Familien Zwirn...S.38. Klagsflut, die Welle von gerichtlichen Klagen. Klagsflut droht. US-Anwalt Ed Fagan droht mit Klagen gegen Österreichs Industrie, wenn die Regierung nur über NS-Zwangsarbeit verhandeln will. Standard, 25.2.2000. Klagsversuch (jur.) Klageversuch; Versuch, eine gerichtliche Klage zu erheben. Die hilflosen Klagsversuche gegen das Magazin „Spiegel“...verliefen unspektakulär im Sand. Profil, 22.5.2000. Klampfe, die Eisenklammer für Baugerüste [ÖW], Bauklammer [Du]; hier: Guitarre. Einer von Ihnen hatte ein Klampfe bei sich, er stimmte eine Lied an. Gertrud Fussenegger: Spiel S.152; mhd. klimpfen = fest zusammendrücken; österr [Du]. Klampferin, die (mda.veraltet) Frau des Spenglers, Klempners (*) [Hügel]. Und der Klampferin, der spielt ihr Mann einen Streich, / Sein jüngster Bub, sagt er, der sieht ihm nicht gleich. / Johann Nestroy: Familien Zwirn...S.38. Klapotetz, der Im steirischen Weingebiet (Sausal)* übliche Windräder, die mit kleinen Holzhämmern auf ein Schallbrett klappern, um traubenhugrige Vögel zu verjagen. Otto Swoboda: Holzbaukunst S.182; slowenisch klapotati; * die gesamte Gegend nennt sich auch die „Steirische Toskana“. Dem kann unter landschaftlichen Aspekten zugestimmt werden. Die nunmehr völlig offene Grenze zu Slowenien (EU, €-und Schengen-Land) eröffnet eine seit 1918 verloren gegangene gemeinsame Heimat. Klappe, die (bes. W) Telefonnebenstelle, Anschluß, Apparat (einer zentralen Telefonanlage) [ÖW,Du]. Anna:...Vielleicht haben Sie eine falsche Klappe gewählt, nein, es hat sicher nicht geläutet... Ingeborg Bachmann: in Geschäft mit Träumen S.181. Niederdt. < mniederdt. klappe = Klapper [Du]; österr. [Du] (in dieser Bed.) Klappermandl, das (mda.,T) Jäger:...Was kümmert mich das Klappermandl; das zaunmarterdürre? Karl Schönherr: Weibsteufel S.40. klaß (ugs.) tüchtig, vorzüglich, ausgezeichnet, „toll“ [ÖW,WDL]. Wir dürfen nicht so selbstgefällig sein und sagen, alles, was wir gemacht haben und was existiert, ist super und klass`. Viktor Klima: Profil (Interview) 14.4.1997 S.30; zu Klasse [Du]; österr. [Du] Klassenbuch, das (Schule). Nun ereignete es sich zum ersten und einzigen Mal, daß ich in das Klassenbuch eingetragen wurde und noch dazu von einem Lehrer, der beinahe nie zu solchen Maßnahmen griff, um seine Autorität zu wahren; Arthur Schnitzler: Jugend in Wien S.79. Klassenvorstand, der ein Lehrer, dem koordinierende, beratende und Verwaltungsaufgaben zukommen [ÖW], Klassenlehrer (*)...- Kupfer wurde Klassenvorstand der Oktava. Friedrich Torberg: Schüler Gerber S.26. Die Verbliebenen „tröstete“ der Klassenvorstand, daß auch sie bald den „feldgrauen Rock des Führers“ tragen würden. Karl Pisa: Wiener Journal. 2/1999/1/2000 S.31. Es hat mich immer betroffen gemacht, wenn ich jene, die große pädagogische Theorien entwickelt haben, in vivo, etwa in der Erziehung der eigenen Kinder oder als Klassenvorstände in der „Führung“ einer Klasse so kläglich versagen habe sehen. Alois Brandstetter: Groß in Fahrt S.173. Als er auf den Gang vor der Direktions-Kanzlei und dem Konferenz-Zimmer kam, fiel ihm der Name des Klassenvorstandes nicht ein. Heimito von Doderer: Die Wasserfälle von Slunj S.182. Sie hat sich vorgenommen, den Nagel vom Lack befreit zu haben, bis der Klassenvorstand mit der Zeugnisansprache fertig ist. Christine Nöstlinger: Pfui Spinne S.139; österr. [Du] Kleiderkasten, der Kleiderschrank (*). sie liebte es im Grunde gar nicht, wenn man sie dabei ansprach...während sie vom Wäscheschrank zum Kleiderkasten und von da zu den Hutschachteln eilte. Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.825. Kleinhäusler, der Kleinbauer, Keuschler [ÖWB,Du]. Der Müller ist aber nicht nur Müller von Beruf, sondern ein Kleinhäusler, der in einer Keuschen nahebei wohnt und den Bauern der Gemeinde für diese Wochen und Tage die Arbeit tut. Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.185; österr. [Du] kleschen (mda.) klatschen [Hügel], knallen [Hornung]. ...an klan Madl auf da erstn is a Pumarantschn owigfalln und an Altn im Parkett auf d´ Glatzn, daß ´s nur so klescht hat, dös war a Mordsbahöl... Rudolf Stürzer: Leutln S.198; bayr.-österr. knallen, lautmalerisch [Hornung]. Kletzenbrot, das dunkles Brot mit gedörrten Birnen und versch. Gewürzen [Du]. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist das Kletzenbrot besonders beliebt. Kleine Zeitung, 26.11.1999 S.30. Öfter zog er einen Keil Kletzenbrot aus der Tasche und kiefelte daran. Paula Grogger: Räuberlegende S.125; zu Kletzen = gedörrtes Obst, besonders gedörrte Birnen und Äpfel [Unger]; von bayr., österr. kleuzen = spalten < mhd. kloezen [Du]; österr. [Du]. Klitsch`n, die (mda.abw.) Hütte, Keusche. ...und i weiß ganz gut, daß sie meine Klitsch`n, wie sie`s nennen, im Grund garnet regardieren. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.130; zu gglitsch = Verschlag im Keller oder Stall [WTM] (?) Klosterwirtschaft, die Klosterrestaurant, Stiftskeller. Wo immer ein Kloster ist zwischen Rhein und Donau, gibt`s auch eine Klosterwirtschaft. Günther Poidinger: Wiener Journal, 10/1997 S.43; zu Wirtschaft = Gastwirtschaft; Klothhose, die Turnhose aus (schwarzem) Kloth [Du]. Dame: ... Allerdings mit Ihrem neuen Modell „Ruderleibchen mit Klothhosen“ hab' ich Furore gemacht. Carl Merz und Helmut Qualtinger: Brettl vor dem Kopf S.40; zu Kloth, ein Baumwollgewebe [ÖW]; österr. [Du] Klubobmann, der Fraktionsvorsitzender (im Parlament) [Du8]. Zu ihnen gehören Finanzminister Edlinger und SPÖ-Nationalratsklubobmann (Fraktionschef) Kostelka, beide aus dem mitgliederstärksten Landesverband Wien. FAZ, 18.9.1997 S.5 Klumpert, das (landsch.ugs.abw.) wertloses Zeug, schäbige Sachen [ÖWB]. Bergleute mit Händen wie Schaufeln mußten sodann umlernen...irgendwelche idiotischen Plastikformen für irgendein Klumpert produzierend. Georg Pichler: Manuskripte 139/98 S.35; zu Gelump, österr.[Du] Kluppe, die Wäscheklammer [Du,ÖW]. ..., und Äquatorianer, die an Hundstagen in Wien scheppern wie ein Kluppensackerl, weil sie's derart friert. André Heller: Schlamassel S.83; mhd. kluppe = Zange; bayr., österr. [Du]. Kneissl traditionsreiche Tiroler Skifirma Knierling Haspel (*). Die Haspel (vielleicht auch der Haspel) ist übrigens eine zuerst gesurte und dann gekochte Schweinshaxen, zu welcher die Wiener oder die Steirer „Knierling“ sagen, während das Berliner „Eisbein“ vorher nie gesurt wird. Günther Poidinger: Grazer (Wiener) Journal, 2/1996, S.43 Knieschnaggler, der (mda.) beim Abwärtsgehen Knieschmerzen verursachender, steiler Weg. ...doch ist der Pfad zur Hochgollinghütte berüchtigt steil, ein richtiger Knieschnaggler. Liselotte Buchenauer: Heimat S. 70. Wie wahr! Knödel, der Kloß (*). Und Melzer glich in diesem Punkte einem Menschen, der daraus, daß man einen Knödel nach dem andern ißt, deduzieren wollte, es gäbe keine Vielfraße. Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.371; spätmhd. knödel; bes. südd., österr. [Du]. Knödelakademie, die (scherzh.) Haushalts-Mittelschule. ...die sie auf eine - in Bessis Schulzeit so genannte - Knödelakademie geschickt und ihr Nachhilfestunden...gezahlt haben. Elfriede Hammerl: Profil, 24.10.1998 S.147. knödelfest (mda.) sehr fest, sehr stark [Unger]. Knieriem: Er muß dir s` geben, du gehst hin zum Leim, ganz knödelfest, und sagst: „Ich bin der Geliebte von Ihrer Tochter...!“ Johann Nestroy: Familien Zwirn...S.33; Knofel, der (mda.) Knoblauch [ÖWB,Du,SW,WDL]. Ein Beispiel wäre der Knofel-Gürtel, der ungefähr mit der Main-Linie zwischen Sizilien und Spitzbergen zu tun hat. Günther Poidinger: Wiener Journal, 4/1998 S.46; zu Knoblauch; landsch. [Du]. Koalition, die kurz für große Koalition aus ÖVP und SPÖ (häufige Konstellation in der österr. Bundesregierung) seit 1945; siehe auch SPÖVP. Daß Österreich von einer Koalition regiert wird, dürfte heute den Untertanen, also auch unseren Lesern, ziemlich bekannt sein. Carl Merz und Helmut Qualtinger: Werke Bd.5 S.31; frz. coalition < engl. coalition < mlat. coalitio Zusammenwachsen [Du]. Kobel, der Verschlag [ÖBW]. Das, hab ich abkühlend zur Kenntnis nehmen müssen, hat der Kobel nicht drauf. Reinhard Tramontana: Profil, 3.3.1997 S.118. Kogel, der Bergkuppe, kegelförmiger Berg [Du]. Während sie so den Kogel emporstieg, mußte sie häufig stehenbleiben und tief durchatmen. Barbara Frischmuth: Mystifikationen der Sophie Silber. S.150. Kohlblatt, das Anders als beim Weiß- und Rotkraut sind die Kohlblätter lockerer übereinander angeordnet. Die Blätter sind am Rand immer gewellt, netzartig gerippt, höckerig und gekräuselt. Die Ganze Woche, Sammelalbum ca. 1999. Kohlrübe, die eine Gemüsepflanze [ÖW], Kohlrabi (brassica oleracea, var. gongylides) [Du,Du8,Mayer]; binnendtsch. bedeutet Kohlrübe = Steckrübe (brassica napus, var. napobrassica) [Mayer]. Hiezu wird die kleine Gattung von Kohlrüben gewählt, von denen man alles Grüne wegnimmt, selbe abschält und gut abdressirt;... Katharina Schreder: Kochbuch S.36. Gedünstete Kohlrüben (Kohlrabi). Deren Bereitung ist ganz dieselbe, wie jene der weißen Rüben... Josefa Kraft: Kochbuch S.64; vermeintlich hochdeutsche Form von Kohlrabi, ein Wort das in Österreich vermutlich wegen seines Klanges fälschlich als Dialektwort eingestuft wird [Du8]; österr. [Du]. Kolatsche, die Golatsche, eine Mehlspeise [ÖW]; kl. gefülltes Hefegebäckstück [Du] -, dazwischen würgte er löffelweise an einem Eiskaffee mit kalten Kolatschen herum, obschon er all das Zeug nicht vertragen konnte, verdarb sich den Magen ... Fritz von Herzmanovsky-Orlando: Gaulschreck S.96; tschech. kolác (c-Hatschek); Kolin Stadt in Böhmen (Tschechien), Schlacht bei Kolin; Denn hier, ein paar Kilometer westlich von Kolin, konnten die Österreicher am 18. Juni 1757 den scheinbar unaufhaltsamen Vormarsch des Preußenkönigs Friedrich II. beenden, seiner sieggewohnten Armee eine recht empfindliche Niederlage beibringen und... Humbert Fink: Spuren des Doppeladlers S.9. Kollaudierung, die (Amtsspr.) letzte Prüfung und Bewilligung zur Benützung eines Neubaus [ÖW]. Wer heute,...bei Begehungen und Kollaudierungen, ein „Arbeitsessen“ veranstaltet, kann sich das Essen natürlich nicht m u n d e n lassen. Alois Brandstetter: Wirt S.123. Die Kollaudierung der fertiggestellten Badeanlagen und des neuen Strandgebäudes war eine bloße Formalität... Robert Menasse: Schubumkehr S.154; schweiz., österr. [Du]. Kombination, die Lautschr.: Kombinesch (ugs.) Unterkleid [ÖW]. i hab ma 's Hemd auszogn, sie war in der Kombinesch ... schön war s' net. Michael Kehrmann, Merz und Qualtinger: Herr Karl S.180; frz. combinaison = Unterrock [Larousse]. Komfortabel, der (veraltet) ein Pferdewagen. Mehrere Umstehende behaupten, es sei ein Pferd; sie schöpfen diese Erkenntnis hauptsächlich aus der Tatsache, daß daneben ein Wagen steht - ein sogenannter Komfortabel. Rudolf Stürzer: Leutln S.18; frz.; Kommerzialrat, der ein Titel für Kaufleute und Industrielle [ÖWB]. Die geradezu skurillen Sitten der alten Monarchie erforderten manchmal, daß Kommerzialräte österreichischer Provenienz ungarische Barone wurden. Joseph Roth: Kapuzinergruft S.65. Ja, man war im Begriff, ihm in diesen Tagen den Titel des Kommerzialrats zu verschaffen. Joseph Roth: Radetzkymarsch S.96. Selbstverständlich hatte auch Kommerzialrat Hugo Orlik, Herrenschneider der Prager Crème de la Crème am Graben seine exklusive Geschäftsräume... Friedrich Torberg: Tante Jolesch S.125. Dass ihn Ehrgeiz in immer höhere Würden treibe, lässt der „Daimler“ fahrende Kommerzialrat nicht gelten:... Karin Leitner: Kurier, 7.11.1999 S.3; zu veralt. kommerzial < lat. commercialis = den Kommerz betreffend [Du]; österr. [Du]. Kommissär, der Kommissar, staatl. Beauftragter, Dienstbez., v.a. in Zusammensetzungen [Du]. EUAgrarkommissär Franz Fischler forderte Mittwoch mehr Durchgriffsmöglichkeiten gegen BSE-Sünder. Standard, 28.12.2000 S.1; frz.; südd., schweiz., österr. [Du] Komorn alte österr./ungar. Bez. von Komárno (Slovakei). Geburtsort von Franz Lehar. Kompliment, das “Kompliment, Herr Doktor“, sagte hingegen der Ministerialrat Haberditzl, der stets als erster im Amte war,...und sich nun, die amtliche „Wiener Zeitung mit dem Amtsblatt“ in der Hand, auf dem Wege zur Toilette befand. Jörg Mauthe: Hitze S.33. Kondukteur, der (veralt.) Schaffner [ÖWB]. Der Kondukteur grüßt stumm den bleichen Boten / In Schaffneraugen brennt ein Neid, ein weher: / Um dunkler Herzen Tiefe auszuloten Peter Hammerschlag: Die Wüste ist aus gelbem Mehl S.121. Zunächst freilich die Hausmeister, als gewissermaßen ins Privatleben vorgeschobene Polizei-Organe, danach jedoch auch - neben Briefträgern, Kondukteuren, Gaskassierern - viele Specimina, die...als durchaus nichtamtliche Privatpersonen indentifizierbar sei Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.393. Es gab eine Zeit, da waren die Fahrkarten der Eisenbahn winzige Pappendeckelplättchen, die der Kondukteur dann mit einer Zwickzange...entwertete. Herbert Rosendorfer: Wiener Journal, 11/1999 S.39 frz. conducteur < lat. conductor [Du]; bes. schweiz. [Du] Konsistentes Festes, zusammenhängendes. Nun, irgend etwas Konsistentes müssen Sie doch dazu nehmen! Peter Altenberg: Schenk-Lesebuch S.211; zu konsistent, von lat. consistens, consistere = stillstehen; dicht werden [Du]. Konsular-Akademie, die noch bestehende Eliteschule in Wien, die auf den diplomatischen Dienst vorbereitet. “Wer fährt morgen mit von der Waisenhausgasse?“ Er meinte die KonsularAkademie. ... Im halben Weg etwa befand sich die k.u.k. Orientalische Akademie, eine Gründung der Kaiserin Maria Theresia:... Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.70. Kontumaz, die (Amtsspr.) Verkehrssperre (...) als Seuchenschutzmaßnahme [ÖW]; Quarantaine [Du]. Denn hier mußten die Reisenden zuerst hinter die Mauern der „Kontumaz“: in Semlin wurde Europa ... verteidigt, auch gegen den schwarzen Tod, gegen die Pest. Ernst Trost: Doppeladler S.41/42; lat. contumacia = Widerspenstigkeit; österr. [Du] Konzipient, der (Amtsspr.) Angestellter in einem Anwaltbüro [Du]....laut eigener, stolzer Aussage „Wiens ältester Konzipient“ und bar jeglichen Ehrgeizes, es jemals bis zur Advokatur zu bringen. Friedrich Torberg: Tante Jolesch S.46; spätmhd. concipieren < lat. concipere = zusammenfassen, aufnehmen [Du]; österr. [Du]. Konzipientin, die (Amtsspr.) juristische Hilfskraft eines Anwalts [ÖW]. Ein Rechtsanwalt und Vater von drei Kindern war nach neun Ehejahren zu einer Konzipientin gezogen. Profil, 9.3.1998 S.90; Herkunft siehe Kozipient. Kooperator, der katholischer Hilfsgeistlicher, Kaplan [ÖW,Du]. Daß der Kooperator mit seinem Dirigieren aufhören soll. Franz Innerhofer: Schöne Tage S.114; kirchenlat. cooperator = Mitarbeiter [Du]; landsch., bes. österr. [Du]. Körbel, das Körbchen, Einkaufskorb. Madame Cichori: Warum nicht gar, ein Mann mit einem Körbel, das steht so albern. Johann Nestroy: Gewürzkrämer-Kleeblatt S.109; Diminutiv zu Korb. Koreferat, das Zusatzreferat (das sich auf das Hauptthema bezieht), Korreferat (*) [ÖWB,Du] Koreferent(in), der,die Korrefent(in) (*); jmd. der ein Koreferat hält; zweite(r) Gutachter(in). Koriandoli, die (Pl.) Konfetti [ÖW]. Manche hatten nicht einmal die bunten Papierschlangenfetzen und die runden Koriandoliblättchen von ihren Schultern, Hälsen und Köpfen entfernt. Joseph Roth: Radetzkymarsch S.340. ... unter den Augen hatte er ein paar Tränen, aber diese hingegen waren wieder falsche, aus Coriandoli, lustig blau, grün, gelb und rosa. H.C. Artmann: Burenwurst S.109; ital. coriandoli eigtl. Korianderkörner [Du]; österr. [Du]. Kornmandl, das Schober. Er stellt sich neben einem Kornmandl in Positur. Blitzlichter. Carl Merz u. Helmut Qualtinger: Brettl vor dem Kopf, S.201. Korrespondenzkarte, die Postkarte mit eingedrucktem Wertzeichen [Du]. Tags darauf kam sogar eine Korrespondenzkarte, auf die er mit seiner zittrigen Schrift „Pardon, H.W.“ gekritzelt hatte. Herbert Pirker: Wiener Journal 7/8 1998 S.46. Ich kann meine guten Leute nicht wegen einer einzigen dünnen Korrespondenzkarte kilometerweit ins Land hinausjagen, sagst du. Alois Brandstetter: Zu Lasten der Briefträger S.7; österr., schweiz. [Du] Korso, der (veralt.) Aufundabgehen der Bevölkerung in einer bestimmten Straße und zu einer bestimmten Zeit, zum Sehen und Gesehenwerden. ...die Brünner marschieren auf und ab, wie es schon ihre Großväter und Großmütter getan haben. Denn die Rudolphstraße, die war der Korso der Tschechen. Ernst Trost: Doppeladler S.142; Außer „Unter den Linden“ gab es kein richtiges Zentrum, keinen „Korso“ wie bei uns am Graben, und vollkommen fehlte dank der alten preußischen Sparsamkeit eine durchgängige Eleganz. Stefan Zweig: Welt von Gestern S.137. Das lief und rannte am andern Tag herum, und in allen Gassen, am Korso und in den Kaffeehäusern wurde die wunderliche Neuigkeit bestritten und befehdet, deren sich zwei Schauspieler da erkühnt hatten:... Rudolf Hans Bartsch: Elisabeth Kött S.90. Der Korso hatte bis in die Dreißigerjahre bestanden, nicht nur am Graben zu Prag, auch auf der Wiener Ringstraße und am Budapester Donaukai und auf dem Hauptplatz noch der kleinsten Provinzstadt,... Friedrich Torberg: Tante Jolesch S.124. Das Naturgesetz des Korso, das die Menschen zwischen Adria und Dnjestr zu bestimmten Stunden in bestimmte Straßen treibt, wurde auch von den Normen des Marxismus-Leninismus nicht aufgehoben. Ernst Trost: Doppeladler S.57; ital. corso. Persönliche Beobachtung: das gab es noch Anfang der 1970er Jahre in Pressburg (Bratislava)! Kotter, der (veraltet) Arrest(-lokal) [ÖW]; Zelle, Gefängnis. Puffmann: Aha, Arrest. Tupper: Im Kotter. Johann Nestroy: Der Unbedeutende S.73; Kate, Kote: niederd. Höhle, Loch, ärmliches Haus [Du]. Kracherl, das (ugs.) eine Fruchtlimonade [ÖWB], Limonade mit Kohlensäure [Du]. Freilich, von Zeit zu Zeit quoll und schwoll der alte Saus und Braus empor wie ein geöffnetes Kracherl. Heimito von Doderer: Dämonen S.76. Freund:..Stell'n S' sich vor: keine österreichischen Kracherln mehr! Carl Merz und Helmut Qualtinger;Travnicek S.13. Für Generationen von Wienern kommt das Kracherl in der Nahrungskette gleich nach der Muttermilch. Rosemarie Schwaiger: Profil, 14.4.1997 S.60. H.P., Erfinder des legendären Wiener Kracherl, hat jetzt die letzte Stufe der Insolvenzhierarchie erreicht. Profil, 28.8.2000 S.49. ...der kauft sich vielleicht beim Krämer ein Kracherl und setzt sich daheim zu seiner Familie und trinkt mit seiner Gattin und den Kindern gemeinsam sein Kracherl... Alois Brandstetter: Wirt S.40. Manchmal nahm die Alte den Enkel ins Wirtshaus mit. Er durfte ein K r a c h e r l trinken, und noch eins und noch eins. Erich Wolfgang Skwara: Manuskripte 131/'96 S.33; lautmalerisch [Du]; südd., österr. [Du]. Es gibt das Kracherl noch WK (2011). Krachn, die (ugs.sal.) Pistole. ...ohne eine Krachn nicht (länger) leben zu können, weiß, daß die Fortsetzung der eigenen Existenz einfach zum Schießen ist. Reinhard Tramontana: Profil 4.5.1998 S.152; lautmalerisch. Kraftlackel, der (ugs. sal., oft abw.) Kraftprotz [ÖW,Du]. An seinem Ruf als rabiater Kraftlackel war Guttenbrunner freilich nicht unschuldig: Wer ihm am Watschenbaum rüttelte, eine Frau beleidigte oder im Wirtshaus das Horst Wessel-Lied grölte, der wurde bedient. Daniela Striegl: Grazer (Wiener) Journal, 3/1996, S.33. Krain, die Kerngebiet von Slowenien, früher Herzogtum, habsburgisch 1335-1918. Aber auf dem Weg nach Krain schlitzte der Randstein zwei der Reifen, sie standen still und warteten lange auf Hilfe, aber die Straße war menschenleer. Klaus Händl Manuskripte 129/95 S.99. Nicht weit vom Adriatischen Meere, von diesem nur durch die schmalen Streifen der Grafschaften Görz und Gradiska getrennt, erhebt sich das Herzogtum Krain, ein Land, reich an stolzem Hochgebirg, dunklen Wäldern und unermeßlichen Höhlen. Fritz von Hermanovsky-Orlando: Rout am Fliegenden Holländer S.13. ; Carniola (820), Mark Craina (973) [Meyer]. Krakau Deutsche Bez. für Kraków, die alte polnische Hauptstadt. “Die Österreicher aber haben unsere Nation am Leben gelassen, und von Krakau aus konnten wir die Vereinigung Polens, die Auferstehung unseres Volkes vorbereiten.“ Ernst Trost: Doppeladler S.148. Persönliche Anmerkung: besonders der polnisch-sprachige Status der Universität Krakau wird uns noch heute hoch angerechnet (trotz der ungeheuerlichen Verbrechen, die auch Österreicher in Polen begangen haben). krallawadscherd (mda.) wegen krummer Beine einen unzierlichen Gang haben [Hügel]; schief, verwackelt, deformiert (von den Beinen) [Hornung]. ...er hat die englische Krankheit g`habt, das heißt nicht die, die d`kleinen Buben kralawatschet macht... Johann Nestroy: Holländische Bauer S.11; tschech. královac = Anlernling, der auf unsicheren Beinen steht [Hornung]. Krampen, der (1) (mda.abw.) Mähre, magerer Gaul [Hügel]. Mei Liaber, vom Renna is bei dem Krampn ka Red - vielleicht is er schon maukas (verendet). Rudolf Stürzer: Leutln S.20. Krampen, der (2) eine Spitzhacke [ÖW], Eiserne Hacke, Spitzhacke [Du]. Am dritten Morgen erhielt er eine hölzerne Schaufel und einen hölzernen Krampen. Viktor von Geramb: Kinderund Hausmärchen S.31; Der Arbeiter setzt den Krampen bald hier, bald dort an, probiert es auf dieser und jener Seite, versucht es auch von unten, doch der Pflasterstein rührt sich nicht. Johannes Kunz: Witz S.117. Die zwei Mann, mit Krampen und Brecheisen ausgerüstet, trugen eine kurze Leiter. Heimito von Doderer: Dämonen S.746; ahd. chramph = krumm [Du]; bayr., österr. [Du]. Kramperltee, der (mda.) ein Kräutertee [ÖW]; ..auf wie viele Arten als man Thee kriegen kann, das is enorm, am häufigsten is der Kramperlthee, welcher in Eh`standsform verabfolgt wird, wo bekanntlich das Bittere und die Kramperl vorherrschend sind. Johann Nestroy: Holländische Bauer S.12. Die isländische Moosflechte,..., auch „Kramperltee“ (weil man zur Ernte ein rechenartiges „Kramperl“ benützt) genannt, ist eine Strauchflechte... Franz Wirleitner: Salzburger Bauernkalender 1974 S.225. Krampus, der Begleiter des Nikolaus [Du]. Ab Ende November nahm er Krampus-Bestellungen auf. Christine Nöstlinger: Weihnachten, S.12. Der Krampus, eine Art Ungeheuer in Teufelsgestalt, spielt in der Weihnachtszeit im Leben der armen Kinder eine weit größere Rolle als in dem der Reichen. Adelheid Popp: Erinnerungen S.16. Nach und nach finden sich Leidensgenossen ein, und auch mein Berggefährte Hans kommt hakenrasselnd wie ein Krampus herangeklirrt. Liselotte Buchenauer: Heimat S.16. Am 5. Dezember kommt in alle Kinderzimmer der wattebärtige heilige Nikolaus und mit ihm der kettenklirrende Krampus, der gar nichts Großstädtisches an sich hat, sondern ein echter, rechter Bauernteufel geblieben ist Jörg Mauthe: Wien S.44. Feindbild: ...Broda etwa...war in den siebziger Jahren der Parade-Krampus von „Kronen-Zeitung“ und Opposition. Herbert Lackner: Profil, 30.11.1998 S.25; ev. zu Krampen (nach der eisernen Hacke, die er mit sich führt) [Du]; bes. österr. [Du]. Kramuri, das, die (mda.) Trödelkram, Plunder [WDL]. Kein alter Hausrat, kein Kramuri, sondern vergammelte Dekoration - das verlassene Atelier eines Fotoreporters oder Reklamemenschen. Dorothea Zeemann: Liebhaberin S.118. “fileicht fint'n S' a Laumpm unta dea Gramuri. ...“ H.C. Artmann: Burenwurst S.43; zu Kram + rumän. Pluralendung -uri [Du]. Kranewit, der (landsch.) Wacholder [ÖW]. Binde dein Pferd hier an den Kranawettbaum, damit es grasen kann. Viktor von Geramb: Kinder- und Hausmärchen S.85. Kranzljungfer, die Brautjungfer [ÖWB]; (landsch.) Kranzjungfer (*)[Du]. In diesem Sommer feierte Elvira ihre Hochzeit... Marietta und ich figurierten als Kranzeljungfern. Bertha von Suttner: Memoiren S.65. Außerdem ist die überzeugt davon, daß Christine eine hübsche Kranzeljungfer abgeben würde. Christine Nöstlinger: Pfui Spinne S.222; südd. österr. [Du] Krapfen, der eine Mehlspeise aus Germteig, die in Fett gebacken wird [Du8,ÖWB], Berliner (*).. Krapfl: ...unsere Vorältern, sagn s`, haben seit Jahrhunderten runde Krapfen gegessen. Johann Nestroy: Holländische Bauer S.15; auch südd., schweiz. [Du8]. ...auch eine Art in Fett ausgebackene „Kuechleyn“ - mögliche Vorgänger der Krapfen - waren damals in Maximilians Hauptstadt Innsbruck - die er immer Wien vorgezogen hatte - bekannt. Gerda Rob: Streifzüge S.12; mhd. krapfe = hackenförmiges Gebäck = Klammer, ahd. krapho = Haken, Kralle, Klaue [Du]; landsch. [Du] kratzen (ugs.) stören (das kratzt mich nicht = das stört mich nicht) [WDL], kümmern. Wen kratzt der Papst? Profil, 15.6.1998 (Schlagzeile); mhd. kratzen, ahd. chrazzon [Du]. Krautfleckerln, die (Pl.) Fleckerlspeis mit leicht karamelisiertem Weißkraut [Wagner]. Weiterhin bietet die Küche [im Demel] wunderbare Altwiener Delikatessen, darunter sogenannte Schöpfgerichte, wie Krautfleckerl und Schinkenfleckerl. Michaela Seiser: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5.12.2000 S.32. Das marinierte Gamsfilet auf Dirndlmus, die „pfeffrigen“ Krautfleckeln,...das alles war...eine erstaunliche Leistungsschau des Duos Gruber/Kulterer. Christoph Wagner: Profil, 18.9.2000 S.142. Krautfleckerln waren die berühmteste unter den Meisterkreationen der Tante Jolesch. Wenn es ruchbar wurde, daß die Tante Jolesch für den nächsten Sonntag Krautfleckerln plante...setzte aus allen Himmelsrichtungen ein Strom von Krautfleckerlliebhabern ein. Friedrich Torberg: Tante Jolesch S.24. Krauthappel, der (ostösterr. mda.) Krauthäuptel, Krautkopf [ÖW], Kohlkopf (*). Die Wiener aber spotten über den viereckigen Kasten mit dem „goldenen Krauthappel“ auf dem flachen Dach. Johannes Kunz: Witz S.305. Wurzel: ... Darauf ist er in die Krauthappeln verschwunden, und ich hab' ihn nimmer g'seh'n. Fedinand Raimund: Bauer als Millionär S.126. Kräutlerin, die (ugs.veraltend, bes.W.) Gemüsehändlerin [Du8, ÖWB]. “Hinter der Lina [Linie] - eine Kräutlerin hat´s mit ihren Kittln verdeckt.“ Rudolf Stürzer: Leutln S.168. Josephine: Wie ordinär! „Kräuterin“-! Johann Nestroy: Frühere Verhältnisse S.8; österr.[Du]. Krawallieren, das zu (ugs.) krawallisieren [ÖW], Lärm machen. Und wir machten unserer Empörung durch ausgiebiges Krawallieren Luft. Friedrich Torberg: Hier bin ich, mein Vater S.44 zu Krawall < mlat. charavallium = Katzenmusik, Straßenlärm [Du]. Kraxe, die (ugs.) Holzgestell zum Tragen auf dem Rücken [ÖW,Du8]. Da schickte der Bauer den Stallbuben mit einer großen Krachsen hinauf auf die Alm, damit er Käs und Butter heimbringe und nachsehe, was denn die Kathl oben treibe. Viktor von Geramb: Kinder- und Hausmärchen S.17; mhd. kräxe, krechse [Du]; österr., auch bayr. [Du]. Kraxen, die (mda.) unleserlicher Schriftzug [Du8], Unterschrift. („na also, jetzt beruhigen´s Ihnen aber schon, Koissenbrunner“, sagte Melzer, und machte geschwind seine Kraxen) ... Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.706. Kredenz, die Anrichte, Küchenkredenz [ÖWB]. Auf der Kredenz steht eine Flasche mit Mineralwasser, bereits geöffnet und ungekühlt. Barbara Frischmuth: Amy S.10; ital. credenza (Glaube), von far la credenza = vorkosten < mlat. credentia < lat. credere [Du]; binnendtsch. veraltet [Du]. Kren, der (1) Meerrettich (*) (Amoracia rusticana) [ÖWB]. ...ließ das Buch sinken und schlief bis Linz, wo ihm ein Paar Würstel mit Kren sowie ein Seidel Bier auf seinen Wink hin zum Fenster heraufgereicht wurden. Heimito von Doderer: Strudelhofstiege S.67. ...so wünsche ich den Kren, genannt Meerrettich, etwas trockener. Joseph Roth: Radetzkymarsch S.36. Aber sie wünschte sich freilich Würstel mit Kren. Joseph Roth: Kapuzinergruft S.132. mhd. kren, aus dem Slaw. vgl. russ. chren, tschech. kren; südd., bes. österr. [Du]. Kren, der (2) (mda.) Geld haben (Mandl mit Kren = wohlhabender Mann [WDL]). Den anderen geht's wieder nur um den Kren. H.C. Artmann: Burenwurst S.16. Krenfleisch, das gekochtes Schweinefleisch vom Bauch oder Kopf (mit Meerrettich (*)) [Du]. Das Lieblingsfrühstück der Wiener besteht aus jungem Schweinefleisch mit Meerrettich, dem sogenannten „Krenfleisch“, oder Würsten mit Senf und einigen Gläschen österreichischen Weines. Charles Sealsfield (Karl Postl): Österreich, wie es ist S.121; Ich bin grad' gut aufgelegt...Dich hau ich zu Krenfleisch! Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl S.145. Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl S.14. Krepierl, das (ostösterr.mda. abw,) sehr schwacher, kränklicher, unscheinbarer Mensch oder auch Tier im selben Zustand [Du8,Jontes3], ein schwächliches Lebewesen [ÖW]. “So, du Rabnviecherl, ölendigs, so, da hab i di jetzt, Krepierl vardächtigs, wegn dir muaß ma ausruckn bei dera Hitz... Rudolf Stürzer: Leutln S.53. So Krepirln, was eine Handgranaten nicht von an Dreckhäufl unterscheiden können. Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit S.156. Krainer, die eine Wurstsorte [ÖWB]. Andererseits, jetzt ohne Absicht, mir eine heiße Krainer zuzuziehen,.. Klaus Bartgeyr: Wiener Journal 7/8 1998 S.48; zum ehem. Kronland Krain. Kreuzer, der alte, kleine Geldeinheit in Österreich [ÖW] (vor 1892). Er giebt Uns zwei Kreuzer und Wir laufen hin und kaufen Uns dafür eine Semmel - - -. Peter Altenberg: Wie ich es sehe S.93; ab 1270 in Tirol (Münze) Kreuzteufel ein Fluch. Kreuzteufel, sagte ich zu mir, kaum bin ich zurück im katholischen Österreich, springt die Phantasie auf die Wildsau und galoppiert davon. Michael Scharang: Manuskripte 129/95 S.169. Kreuztibidomine (mda.) Ausruf. Wendl: Kreuztibidomine; recht hat sie; der Herrgott kanns am bestn! Karl Schönherr: Trenkwalder S.13. Krida, die Konkursvergehen, betrügerischer Konkurs, Bankrott [Du8,ÖW]. Quecksilber:...Wie ich mit meiner Schönheit Crida ang`sagt hab`, hat sie nichts mehr von mir wissen wollen, jetzt, wo ich wieder rangirt bin, jetzt möcht` sie mich wieder. Ferdinand Raimund: Barometermacher S.73. Amalie: Na-glauben S` denn, wir haben ´s nicht gehört? ihr Herr hat Crida gemacht. Johann Nestroy: Holländischer Bauer S.79; ital. crida < mlat crida = Zusammenrufung der Gläubiger; Konkurs [Du]; österr. (jur.) [Du]. Kriminal, das (veraltend) Zuchthaus [Du8], Gericht, Gefängnis [ÖW]. Durch ihn kam der Korallenhändler Piczenik ins Kriminal, der Tuchhändler Tortschiner...und viele andere. Joseph Roth: Das falsche Gewicht S.128; Sie konnte doch den alten Mann...nicht ins Kriminal sperren lassen! Hermann Bahr: Theater S.72 ...Doras Schwager, der wieder einmal vor dem Ruin, wenn nicht gar vor dem Kriminal stand... Arthur Schnitzler: Jugend in Wien, S.275. österr. [Du]. Krone, die (1) österr. Währungseinheit 1892-1924 [Diem]. Da wurde der Schilling erfunden: 10.000 Kronen wurden 1 Schilling. Hans Mühlbacher: Wiener Journal, 3/2000 S.19. Fanny: Fünf Kronen vierzig, bitte. Wunderlechner: A was, Kronen, sagn S´ ma´s in Gulden! Fanny: Zwei Gulden siebzig, bitte. Rudolf Stürzer: Leutln S.195.1892 wurde diese mit der Münzeinheit 1 Krone = 100 Heller eingeführt. Peter Diem: Symbole Österreichs, S.228. Unsere Währung, die österreichische Krone, lief in blanken Goldstücken um und verbürgte damit ihre Unwandelbarkeit. Stefan Zweig: Die Welt von Gestern S.16. Krone, die (2) Kurzbez. für Kronenzeitung. Und da der „Krone“-Kolumnist seine Weltsicht bekanntlich an Millionen weitergibt, ist es wert, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Georg Hoffmann-Ostenhof: Profil, 2.6.1997 S.158. Kronenzeitung, die Von Monte Carlo hörte man, las gelegentlich in der „Kronenzeitung“ von Ostende, von Nizza, von Capri, von Meran! Joseph Roth: 1002. Nacht S.46. Kronland, das Kronländer: Bezeichnung für die einzelnen Teile der österr. Reichshälfte der österr.ungar. Monarchie [ÖW]. Der Wuchs der Wiener Küche aus den einstigen Kronländern wird negiert, der Stadt wird ihr Land abgesprochen, dem Kruspelspitz seine Heimat. Günther Poidinger: Wiener Journal, 3/2000 S.31. Aber haben die Leute in den ehemaligen Kronländern in der Zwischenzeit etwa Kirchenglocken gefressen oder eine der Allgemeinheit dienliche Moral imitiert? Erwin Einzinger: Manuskripte 129/95 S.55. Krot, die (mda.) Kröte [ÖWB]....würde ich vielleicht doch noch einmal die SPÖ wählen obwohl wir diese Krot nun schon seit Jahren schlucken müssen und es politisch eigentlich nichts bringt. Elfriede Jelinek Profil, 27.9.1999 S.50; mhd. krote [Hornung]. Krowot, der (mda.) Kroate. Es hieß, er sei ein Kroate, „ein Krowot“. Heimito von Doderer: Dämonen S.144. krowotisch (abw.) kroatisch [WDL]. Jedem Kenner der krowottischen Psyche mußte klar sein, daß beide Herren jetzt Heldenlieder anstimmen würden. Fritz von HerzmanovskyOrlando: Rout auf dem fliegenden Holländer S.127. Krumau alte Bez. für Český Krumlov, Stadt in Tschechien [ÖWB], 20 km sw. von Budweis. Schiele Krüppelgespiel (Gripplgspül), das (mda.abw.) schächlicher Mensch, übertragen: gebrechliche Gegenstände [Hornung]. Dann starrt er auf die Sohle nieder: „Vafluachts Gripplgspül! Jatzt howi jo wieda nur an!“ Hanns Sassmann: Wienerisch S.127. Da muaß i aber aa dabei sein, Sö Krüpplgspiel! Rudolf Stürzer: Leutln S.12; zu Grippe und Gespiel (Gschbü) [Hornung] Kruspelspitz, der (Wien) eine Rindfleischsorte [ÖW], Fleisch vom Rind unter dem Kamm; Kavalierspitz [Du]. Ein Kruschpelspitz ist durchwachsen. Peter Wehle: Wienerisch S.48 ;...und wenn uns die Phantasie einen Kruspelspitz vorzauberte mit einem Glase frischen Pils, da blickten wir einander in die Augen, Prantl und ich, und stimmten eine tiefempfundene Weise an zum Lob unserer Kaiserstadt. Alexander Roda Roda: Geschichten S.42; mhd. kruspe = Knorpel [Wehle]; das Verbum kruspeln ist nach [Du] eine Nebenform von krispeln (lautmalerisch) und bedeutet knistern, zerbröseln. Kruzitürken (mda.) Donnerwetter! Sauerfass (wütend): Kruzitürken! – Johann Nestroy: Umsonst S.67. Scheitermann: ...Cruzi-! Cruzi-! Muffl: Na? was hab'n Ihnen die „Türken“ gethan, daß Sie s'nicht loslassen? Johann Nestroy: Frühere Verhältnisse S.16; zu: Kuruzzen und Türken [WDL]; auch südd. [Du8] Kübel, der Eimer; in Österreich synonym gebraucht, vgl. [ÖWB]; dennoch wird Kübel oft als Austriazismus betrachtet, z.B. von [Wehle]: Kübel kommt von ahd. chubili, Eimer von griechisch amphora = Doppelhenkeltopf. Wir sagen Kübel! Peter Wehle: Wienerisch S.40; mhd kübel, ahd. kubelen (Pl.) < mlat. cupellus = kleines Trinkgefäß, Diminutiv. von lat. cupa = Kufe [Du]. Kuchel, die (mda.) Küche. Rosa:...Merkst Du denn noch nicht, daß mir der Kammerdiener überall nachschleicht, daß ich nicht einmal in der Kuchel eine Ruh` hab`. Ferdinand Raimund: Verschwender, Werke Bd.4, S.199. Kühdreckstetten (mda., abw.) scherzhafte Bezeichnung für einen trostlosen kleinen Ort, Kaff. “Wer mosaisch, fühlt ein Grausen, Kühdreckstecken bricht jetzt los! Schruns und NixdorfJauchenhausen sind antisemitleidslos... Karl Farkas(1929): zit. in Profil, 21.2.2000 S.152; zu Kuhdreck (= Kuhmist). Kukuruz, der Mais, Maiskolben [ÖWB]. Servus. Dort siech ich einen Infanteristen im Feld, der nimmt einen Kolben Kukuruz! Wart Kerl, stehlen -! Karl Kraus: Die letzten Tage der Menschheit S.431. Bei Chruschtschows Besuch im Jahr 1960 kam es etwa zur legendären Kukuruz-Wette mit Leopold Figl:... Herbert Lackner: Profil, 17.5.1997 S.27. Abends saß ich in einer unterirdischen Hütte bei einem Platze im Walde, wo den Wildschweinen Kukurutz gestreut wird, um so möglichst eines zu schießen, allein ich hörte nur welche ganz in der Nähe grunzen und pfnausen, aber zu sehen bekam ich Keines...“ Kaiser Franz Joseph: Briefe an Frau Schratt S.172. ...sie wandert die schlangenförmigen Feldwege entlang und verschwindet im mannshohen Getreidefeld oder im grünen Kukuruz. Josef Winkler: Der Ackermann aus Kärnten S.126; serb. Kukuruz [Du]; landsch., bes. österr. [Du]. Kukuruzfeld, das Maisfeld. Auf einem früheren Kukuruzfeld wird der Altar für die Papst-Messe errichtet. Kleine Zeitung (extra Blatt) 12.9.1999 S.3. Dann, verstreut in größeren und kleineren umfriedeten Grasplätzen oder Kukuruzfeldern, einstöckige Häuser im kaukasischen Stil, das heißt aus Holz gebaut und rings mit Veranden versehen; ... Bertha von Suttner: Memoiren S.151. Der Riedboden war eine Decke. Sie verkamen in den Kukuruzfeldern. Ingrid Puganigg: Fasnacht S.90. Hellblaue wunderbare Flachsfelder, hellgrüne modefarbige Kukuruzfelder, braungrüne Kartoffelfelder. Peter Altenberg: Wie ich es sehe S.49. Kukuruzfelder und der Horizont, Insekten und Ebene. Dorothea Zeemann: Liebhaberin S.81; zu Kukuruz. Kukuruzkolben, der Maiskolben [Du]. ...in der Veranda hängen noch alle Bilder und sogar die Kukuruzkolben von vorigem Jahre. Kaiser Franz Joseph: Briefe an Frau Schratt S.428; landsch., bes. österr. [Du]. Kukuruzmehl, das Maismehl, Polenta (gröber gemahlen: Maisgries); Polenta bezeichnet auch die aus dem Maismehl/gries bereitete Speise, s.a. Sterz [ÖWB]. Polenta auf italienische Art. Setze eine Casserole mit Wasser auf, laß es sieden, gib so viel Kukuruzmehl darein,... Josefa Kraft: Kochbuch S.142; zu Kukuruz. Kummerl (Kommerl), der (mda.,spött.) Kommunist [SSW], Angehöriger der KPÖ [WDL]. So ein Lausbub, wählt die Kommerln, und daran ist natürlich die Elisabeth schuld mit ihrem Aufklärungsgerede aus der großen Welt, sag schon? Ingeborg Bachmann: Drei Wege, Werke 2, S.454. Den Euro wollen alle: letztlich auch die Alt-Kummerln. Georg Hoffmann-Ostenhof: Profil, 13.10.1997 S.126. Die Maschine, mit der ein Kummerl, der es ernst gemeint hat, ins 21. Jahrhundert gebeamt würde, ist nicht erfunden. Christian Seiler: Profil, 28.10.1996 S.102. Kunde, die Kundschaft, die Kunden (eines Geschäftes) [Du,Du8,ÖW]. österr. [Du] Kupee, das Coupé, Abteil im Eisenbahnwaggon [ÖW]. Sie waren allein im Kupee. Joseph Roth: Radetzkymarsch S.58; frz. coupé; binnendt. veraltet [Du8]. Kurasch, die Courage, Mut. Auch zu den Mädeln ist er spät gegangen, ich hab ihm Kurasch machen müssen, sonst hätt er nie hingefunden. Joseph Roth: Radetzkymarsch S.55; seltene Eindeutschung des frz. courage. Kürbiskernöl, das kurz Kernöl. Das schwarze „Gold der grünen Mark (Stmk)“ wird neuerdings schon im Big Apple über die Salate geträufelt. Profil, 24.7.2000 S.88. Persönliche Anmerkung: Es ist seit einigen Jahren auch in Frankfurt erhältlich (am Tiroler(!) Stand in der Kleinmarkthalle). Kurrent in Kurrent: in deutscher Schrift [Du]. Und da ich im wesentlichen in Kurrent nicht viel mehr als meinen Namen zusammenbringe, muß ich mich, was das angeht, als einen partiellen Analphabeten bezeichnen. Alois Brandstetter: Schönschreiben S.7; lat. currens; österr. [Du]. Küß die Hand, (Küss die Hand) Ja, küß die Hand. Das ist so recht das Wort, das für Sie paßt. Das ist wienerisch. Theodor Fontane: Effi Briest, S.142. Die Herren sagen zu den Damen: „Küßdiehand“ oder etwas manieriert :Küßdiehände“. Erik G. Wickenburg: Österreichisch S.81. Kuttelfleck,der Siehe Kutteln. Die Wiener Kücke kennt Kuttelfleck (Kaldaunen) gebacken in Weinsoße oder als Suppe. Gerda Rob: Kulinarische Streifzüge S.31. Kutteln, die (Pl.) Kaldaunen (*) [Du]. Wohingegen die Blunzen und Kutteln und Erdäpfelnockerln bei ihm absolut wieder stimmen. Günther Poidinger: Grazer (Wiener) Journal 12/1993/01/1994 S.40; mhd. kutel [Du]; südd., österr., schweiz. [Du]. Kuvert, das Couvert, Briefumschlag [ÖW]. Als er das Kuvert betrachtete, erkannte er Doris' Handschrift. Gerhard Roth: Der See S.108. Es war ein hellblaues Hotelkuvert; auf der Rückseite mit dem Aufdruck: „Delmonico's Park Avenue at Fifty-ninth Street, New York“. Peter Handke: Der kurze Brief zum langen Abschied S.12. Das Kuvert, in dem das Entschuldigungsschreiben der Offiziersgesellschaft steckte, war adressiert an: „Herrn Gemeinderat Mag. Renate Brauner“ Profil 29.4.1995, S.20; frz. couvert (früher gleichbedeutend, jetzt: enveloppe), couvrir [Du]. Finis K