Anta Trumpa. DIE SEMANTISCHE DIFFERENZIERUNG DER

Werbung
Latvijas Universitāte
ANTA TRUMPA
DIE SEMANTISCHE DIFFERENZIERUNG
DER ADJEKTIVE
IN DER LETTISCHEN UND LITAUISCHEN
SPRACHE
Rīga 2005
DIE SEMANTISCHE DIFFERENZIERUNG
DER ADJEKTIVE IN DER LETTISCHEN
UND
LITAUISCHEN SPRACHE
EINLEITUNG
Untersuchungsgeschichte, Aktualität und Neuheit des
Themas.
Die semantische Differenzierung der Wörter der lettischen und
der litauischen Sprache ist sowohl in den etymologischen
Wörterbücher verschiedenen Sprachen (K. Mīlenbahs-J. Endzelīns,
K. Karulis, E. Fraenkel, V. Mažulis, R. Trautmann, J. Pokorny, M.
Vasmer u. a.), als auch in vielen Aufsätzen und Monographien von
den Forschern der Wortgeschichte der baltischen Sprachen (J.
Endzelīns, K. Būga, E. Biese, V. Urbutis, A. Sabaliauskas, S.
Karaliūnas, J. Otkupščikov, A. Nepokupnij, E. Kagaine, O. Bušs,
P. Vanags u. a.) berührt.
Jedoch gibt es nur einzelne Untersuchungen, deren Autore
gerade die semantische Beziehungen, die semantische
Veränderungen der lettischen und litauischen Sprache ernsthaft
erforscht haben und die Wörter dieser beiden Sprachen nicht nur
von der Sichtpunkt der formalen Entsprechungen, sondern auch
den Inhalt nach vergleicht haben (B. Jegers, M. Brence, R.
Bertulis). Die umfangsreichste systematische Untersuchung über
die formal ähnlichen, aber inhaltlich unterschiedlichen
Substantiven der lettischen und litauischen Sprache, ist die
Dissertation des Kandidates zur Philologie von R. Bērtulis
"Lietvārdu semantiskās attieksmes latviešu un lietuviešu valodā"
(Die semantischen Beziehungen der Substantiven in der lettischen
und litauischen Sprache; 1975).
Die semantische Entwicklung der Adjektive ist nicht nur in der
Baltistik, sondern in der Sprachwissenschaft überhaupt weniger als
die Wörter anderen Wortarten (z. B. Substantive und Verben)
untersucht worden. Möglicherweise ist es damit zu verbunden, dass
sie mehr abstrakt sind (wenigstens, abstrakter als die Substantive),
ihre Bedeutungsveränderungen schwieriger zu fixieren sind.
Einzelne Aufsätze hat auch A. Blinkena den semantischen
Veränderungen der Adjektive der lettischen Sprache gewidmet,
diese Fragen sind auch in den Forschungen von P. Vanags berührt.
Diese Promotionsarbeit ist die erste Arbeit, in der unter dem
vergleichenden historischen Aspekt die semantische Diffenzierung
von formal identischen Adjektiven der lettischen und litauischen
Sprache systematisch untersucht worden ist. Hier ist eine möglichst
grosse Anzahl (570 Wortpaare) der formal entsprechenden
Adjektiven der lettischen und der litauischen Sprache gesammelt,
die ihrer semantischen Identität und Wortbildung nach klassifiziert
sind, die Paaren von Stammwörter auch unter dem Sichtpunkt der
Herkunft (geerbte Wörter oder Entlehnungen) und der genetischen
Identität (genetisch verbundene oder nicht verbundene Wörter,
bzw., Homonyme). Die Materialien, die in dieser Arbeit
zusammengefasst sind, erlauben die Schlussfolgerungen darüber zu
ziehen, welcher Anteil von Adjektiven der lettischen und
litauischen Sprache mit gemeinsamer Herkunft ähnliche
Bedeutungen aufbewahrt hat, in wie grossen Massen die
Differenzierung der Bedeutung stattfand, welcher Anteil auf die
Homonymie fällt usw. Unter der Berücksichtigung der von R.
Bertulis gesammelten Angaben, ist es schon möglich, die
Schlussfolgerungen über die semantische Differenzierung der
Nomina zu ziehen, sowie darüber, ob es in dieser Hinsicht gewisse
Unterschiede zwischen den Substantiven und den Adjektiven
bestehen, zu ziehen.
Eine tiefere Analyse von 28 Wortpaaren ist auf Basis den
traditionell zugänglichen Materialien (Wörterbücher, Texten,
verschiedenen Indexen, Wortlisten usw.) und der sehr breiten und
vielseitigen Internetmaterialien, was die Forschung erleichtert und
erlaubt, in einer kürzer Zeit Angaben über den Gebrauch des
konkreten Wortes in einer oder anderen Textgruppe zu bekommen,
durchgeführt worden. In Einzelfällen sind auch die Daten der
arealen Linguistik verwendet - sowohl die veröffentlichten LexikaKarten des Lettischen Sprachatlases ("Latviešu valodas dialektu
atlants", Abkürzung LVDA), als auch eine von der Autorin dieser
Forschung aufgrund von unveröffentlichten Materialien
gezeichnete Karte; solche Karten zeigen den teritorialen Gebrauch
von der entsprechenden Wortbedeutung. Die Analyse von diesen
umfangsreichen Materialien hat es vielmal ermöglicht, zu neuen
Schlussfolgerungen über den Etwicklungsprozess der Bedeutung
zu
kommen, manchmal auch über seine Ursachen und über den
Zeitraum, wann es stattfand.
Obwohl in der Sprachwissenschaft der ganzen Welt die
Forschung von Prozessen der Bedeutungsveränderungen schon seit
der Anfang der historischen Semantik eng mit den Versuchen
konkrete Fälle als gewisse Typen der semantischen Veränderungen
zu klassifizieren verbunden ist, jedoch sind die semantischen
Veränderungen, insbesonderen die semantischen Veränderungen
von Adjektiven weder in der lettischen noch in der litauischen
Sprachwissenschaft auf solcher Weise klassifiziert. In dieser
Forschung, aufgrund der neuesten Erkenntnissen, wurde der
analysierte Material gewissen Typen von semantischen
Veränderungen nach klassifiziert. Eine besondere Aufmerksamkeit
ist dabei den Typen der Bedeutungsveränderungen gewidmet, die
gerade für die Adjektiven als Wortart charakteristisch sind.
Diese Promotionsarbeit kann für weitere Forschungen zu den
semantischen Beziehungen der lettischen und der litauischen
Sprache nützlich sein. In der Arbeit gezogene Schlussfolgerangen
können für eine breitere typologische Untersuchung über die
semantische Veränderungen der Adjektive, für die Erfassung eines
historischen Wörterbuches der lettischen Sprache, sowie für den
Sprachunterricht gebraucht werden.
Objekt und Ziele der Untersuchung.
Der Objekt der Untersuchung sind die ihrer Form nach
entsprechende, aber ihrer Bedeutung nach unterschiedliche
Adjektive der lettischen und der litauischen Sprache; es sind
sowohl die Wörter der Standardsprache, als auch die Mundarten,
sowohl die veraltete Lexik als auch die Barbarismen umfasst.
Die Ziele der Untersuchung sind folgende:
1) alle möglichen Adjektivpaare der lettischen und litauischen
Sprache festzustellen, die ihrer Form nach einander entsprechen;
2) festzustellen, welche von denen ähnliche oder identische
Bedeutungen und welche - unterschiedliche Bedeutungen haben;
3) ein Teil der Adjektivpaare der lettischen und litauischen
Sprache ausführlicher zu analysieren, die genetisch identische,
geerbte Stammwörter mit unterschiedlichen Bedeutungen bilden.
Aufgrund der Zusammenfassung von möglichst breiten
Material aus den altenlettischen und litauischen Texten, aus der
Literaturklassik des 19. und 20. Jh., aus den alten und
gegenwärtigen Wörterbüchern, aus der Folklore (Volkslieder,
Märchen, Sagen und Aberglauben), gegenwärtigen Texten,
Angaben der Etymologen, Fakten anderer Sprachen u. a., diese
Wortpaare unter dem historisch-vergleichenden Aspekt zu
analysieren- zu bestimmen, welche der Sprachen - das Lettisch
oder das Litauisch- in dem konkreten Fall eine altertümlichere
Bedeutung aufbewahrt hat, wie und ungefähr wann das
Veränderungsprozess stattfand, welche Bedingungen die
Bedeutungsveränderung verursacht haben;
4) mit Hilfe der Analyse von Wortpaaren in gewissen
thematischen Gruppen, festzustellen, ob es irgendwelche Parallelen
der Bedeutungsentwicklung bei der Wörter derselben Gruppe
bestehen;
5) obwohl die Anzahl von ausführlicher analysierten Wörter
vergleichsweise klein ist, jedoch ist es möglich auch gewisse
allgemeine Schlussfolgerungen zu ziehen. Auf dieser Weise ist das
Ziel der Arbeit auch die Entwicklungstendenzen der
Adjektivbedeutungen, die meist verbreiteten Typen der
Veränderungen
von
Adjektivbedeutungen,
die
meist
charakteristchen Ursachen dieser Veränderungen festzustellen,
sowie zu klären, welche Sprache semantisch altertümlicher ist - das
Lettische oder das Litauische.
Struktur der Doktorarbeit.
Die Promotionsarbeit besteht aus der Einleitung, einem Kapitel
über die semantischen Veränderungen, ihre Klassifikation von der
Sicht unterschiedlichen Schulen der Semantik (dieses Kapitel ist
eingeführt, um die Vorstellung über die Entwicklung der
historischen Semantik zu schaffen und die praktische Analyse des
erforschten Materials zu erleichtern; aufgrund der in diesem
Kapitel zusammengefassten historisch-semantischen Theorie sind
auch die Kapiteln über die Typen der semantichen Veränderungen
in der lettischen und litauischen Sprache, teilweise auch der
Kapitel über die Ursachen der semantischen Veränderungen
ausgearbeitet
worden),
die
Beschreibung
der
formal
entsprechenden, jedoch semantisch unterschiedlichen Adjektiven
der lettischen und litauischen Sprache, der Prinzipien ihrer Auslese
und Analyse. In dem praktischen Teil in sieben Unterteilen (sieben
thematischen
Gmppen) ist die Analyse von geerbten, genetisch identischen, aber
semantisch unterschiedlichen Adjektivpaaren der lettischen und
litauischen Sprache gemacht, die man anders als historischsemantische Etüden bezeichnen kann.
Nach dem praktischen Teil folgt die Beschreibung von Typen
der semantischen Veränderungen der lettischen und litauischen
Sprache, die Beschreibung der Ursachen dieser Veränderungen, die
Schlussfolgerungen, die Liste der gebrauchten Literatur und
Quellen (216 Positionen) sowie eine Anhang von zwei Tabellen, in
deren alle Adjektivpaare der eingesehenen formal entsprechenden
Stammwörter und Ableitungen der lettischen und der litauischen
Sprache zusammengefasst sind.
Material und Methoden der Untersuchung.
Das Material für die Untersuchung ist als Exzerpte aus dem
Wörterbuch der litauischen Sprache "Lietuvių kalbos žodynas" und
aus dem lettisch-deutschen Wörterbuch von K. Mülenbach
"Latviešu valodas vārdnīca" gesammelt worden.
In dieser Arbeit sind verschiedene Zugänge synthesiert (die
traditionelle [Methode der semantisch-etymologischer Analyse],
die diachronisch-strukturelle [Methode der distributiver Analyse,
Untersuchung der Wörter in thematischen Gruppen, in der
Zusammenhang mit anderen Wörtern mit demselben Wurzel,
Ableitungen], kognitive [mit dem Blick auf die Metaphern und
Metonymien nicht nur als einen sprachlichen, sondern auch ein
Teil des menschlichen Vorstellungssystems bildenden Phänomen]),
abhängig von dem konkreten Wort und in ihm stattgefundenen
Prozessen der semantischen Veränderungen.
1. SEMANTISCHE VERÄNDERUNGEN, IHRE
KLASSIFIKATIONEN VON DER SICHT
UNTERSCHIEDLICHEN SCHULEN DER
SEMANTIK
Es ist angenommen, die Prozesse der semantischen
Wortänderungen und ihre Typen bei ihrer Beschreibung, sowie die
Meinungen von verschiedenen Linguisten zu diesem Thema bei
ihrer Zusammenfassung chronologisch in verschiedenen Schulen
der Sprachwissenschaft, insbesonderen der Semantik, einzuteilen,
weil jede davon gewisse Anschauungsunterschiede sohohl über die
Semantik in allgemeinen, als auch über die semantische
Veränderungen hat. Auch in der Gegenwart bestehen paralel
mehrere Schulen der Semantik, die unterschiedliche Zugänge zu
der Erforschung von Bedeutungsveränderungen haben.
1.1. Traditionelle Semantik.
Die sogen, traditionelle Semantik entstand am Anfang des 19.
Jh. auf der Basis der historisch-vergleichender Sprachwissenschaft.
Unter den meistbekannten Vetretern der traditionellen Semantik
sind C. K. Reisig, F. Haase, F. Heerdegen, H. Paul, A.
Darmesteters, H. Lehmann, M. Breal, A. Meillet, K. Nyrop zu
erwähnen. Die Forscher der traditionellen Semantik haben versucht
vor allem die Typen der Bedeutungsveränderungen festzustellen.
Obwohl einzelne Autoren für ihre Bezeihnungen unterschiedliche
Terminologie gebraucht haben, jedoch wurden die Typen der
Bedeutungsveränderungen in allgemeinen aufgrund der logischen
Kategorien (z. B. die Verbreitung und Veränderung der
Bedeutung) und die antiken Tropentheorien (Metapher,
Metonymien) festgestellt - gerade deswegen werden diese
Klassifikationen nicht selten als die logisch-rethorische
Klassifikationen bezeichnen. Diese Klassifikationen sind später
viel kritisiert worden, weil sie nicht selten apriori angegeben sind,
ohne einer Untersuchung des konkreten Materials.
Trotz der Kritik, der Veränderungen, die im 20. Jh. in der
Semantik stattfanden, und der Entstehen von verschiedenen krass
unterschiedlichen Theorien der Semantik, besteht diese Einteilung
noch bis zur Heute.
1. 2. Die psychologische Richtung in der Semantik.
Auch die Vertreter der sogen, psychologischen Richtung haben
sich in einem sehr grossen Mass auf die Arten der
Bedeutungsveränderungen berührt, die die Linguisten des 19. Jh.
erwähnt haben, jedoch haben sie die Typen der semantischen
Veränderungen nur mit der Berücksichtigung der ihnen zugrunde
liegenden psychologischen Prozessen formuliert und geforscht.
Eine besondere Aufmerksamkeit hat man verschiedenen
Assoziationstypen und den damit gebundenen Typen der
semantischen Veränderungen gewidmet. Unter den deutlichsten
Vertretern dieser Richtung sind W. Wundt, A. Rosenstein,
L. Roudet, G. Stern zu erwähnen, teilweise kann man auch
S. Ulimann als Vetreter dieser Schule betrachten.
1. 3. Diachronische strukturelle Semantik.
Diachronische strukturelle Semantik, deren Ursprünge in den
zwanziger-dreissiger Jahren des 20. Jh. zu suchen sind und die
noch heutzutage aktuell ist, hat die Prozessen der semantischen
Veränderungen krass unterschiedlich von beiden früher erwähnten
Schulen traktiert. Die Vertreter der diachronischen strukturellen
Semantik haben ebenso wie andere Strukturalisten die Sprache als
System angenommen und waren der Meinung, dass man in der
Semantik nicht nur einzelne, miteinander nicht verbundene
"Schicksalen" von einzelnen Wörter forschen, sondern ganze
Wortgruppen- die semantische Felder und seine Struktur untersuchen sollte. Auf solcher Weise haben die Strukturalisten
keine konkreten Type der semantischen Veränderungen mehr
unterschieden, sondern erklärten die Bedeutungsveränderungen
von einzelnen Wörter mit den Veränderungen in dem semantischen
Feld.
Als einer der ersten Vertreter der diachronischen strukturellen
Semantik und als Gründler der Wortfeldtheorie ist der deutsche
Wissenschaftler J. Tier zu erwähnen.
Zu der strukturellen Semantik gehört auch die
Komponentialsemantik oder die Merkmalsemantik, die auch eine
gewisse Bedeutung für die Untersuchung und Beschreibung der
semantischen Veränderungen der Wörter hat. Das Prozess der
Bedeutungsveränderung wird in dieser Schule als eine allmähliche
Schwund, Zuwachs oder Veränderung der Semen erklärt, und nicht
nur als ein Versätzen von einer Bedeutung mit einer anderen
Bedeutung.
Unter
den
bekanntesten
Vetretern
der
Komponentialsemantik in der historischen Sprachwissenschaft ist
der Wissenschaftler E. Coseriu zu erwähnen.
In der diachronischen strukturellen Semantik, ebenso wie in
dem Strukturalismus in allgemeinem, wurde nicht nur der
paradigmatische, sondern auch der syntagmatische Aspekt
untersucht. Wenn die semantische Felder in der Semantik als das
Paradigma betrachten sind, dann werden die sogenannten
Kollokationen oder im Sinne der Bedeutung relativ eng verbundene
Wortverbindungen, die mit der Hilfe von der Methode der
Distributionsanalyse erforscht werden, als die Syntagmen einer
besonderen Art zu verstehen. Mit der Veränderung der Distribution
ändert sich nicht selten auch die Bedeutung des Wortes.
Zusammengefasst, haben die Vertreter der diachronischen
strukturellen Semantik im Unterschied zu ihren Vorgänger weniger
Bedeutung der Forschung von einzelnen Typen der semantischen
Veränderungen (Metaphern, Metonymien u. a.) und der Festlegung
ihrer Klassifikation gewidmet, sondern haben die Veränderungen
der Bedeutung als Veränderungen in der Sprachstruktur analysiert.
1. 4. Handlundgstheoretische Semantik.
Nach einer langen Unterbrechung in den 60-en und 70-en
Jahren des 20. Jh. hat am Ende der 80-en Jahren die Schule der
handlungstheoretischer Semantik sich den Fragen der historischen
Semantik zu widmen begonnen. Der Zugang dieser Schule zu der
Semantik und den semantischen Veränderungen ist gegründet auf
der Anschauungen des österreichischen Philosophen L.
Wittgenstein über die Bedeutung des Zeichen als Äusserung der
Sprache. Die Fragen der Wortbedeutungsveränderungen werden in
dieser Schule unter dem Aspekt vom Gebrauch des Sprachzeichens
untersucht. Diese Schule hat sich aus der sogen, intentionalen
Semantik entwickelt, deren berühmteste Verteter H. P. Grice und
R. Keller sind.
H. P. Grice hat in seiner Theorie den Begriff der
konversationellen Implikatur eingeführt (unstabile, pragmatische,
vom Kontext abhängige Bedeutungen, die auf die
Hauptbedeutungen aufgeschichtet sind). Mit den Implikaturcn
werden in der handlungstheoretischen Semantik auch viele Fälle
der Bedeutungsveränderungen erklärt. Die Bedeutung ändert sich
dann, wenn die Implikatur zu einer konventionellen Bedeutung
wird.
Da es bei der Untersuchungen von ferneren Perioden der
Sprachgeschichte alleine aufgrund der geschriebenen Sprache sehr
schwer fällt festzustellen, wie die konkrete Situation tatsächlich
war und wann der Nützer der Sprache einen Sprachzeichen mit
einer konkreten Bedeutung verwendet hat, werden die Methoden
der pragmatischen Semantik (die intentionelle Zugang) in den
Forschungen der historischen Semantik jedoch wenig gebraucht.
1. 5. Kognitive Semantik.
Mit dem Entstehen der kognitiven Semantik erneute sich die
Interesse der Linguisten für die diachronische Semantik, die
während der Verbreitung von Strukturalismus verlorengegangen
war.
In den 80-en und 90-en Jahren des 20. Jh. haben einige
Vertreter der kognitiven Linguistik, z. B. D. Geeraerts, G. Lakoff,
B. Nerlich, E. Traugott, A. Blank u. a. sich mit den Fragen der
Semantik beschäftigt und beschäftigen sich damit noch heute.
Die Richtung des Kognitivismus in der Sprachwissenschaft in
allgemeinen versucht die Verbindung der Sprache mit den
kognitiven (mit der Erkenntnis verbundenen) Prozessen zu
erklären; für die Kognitivisten dienen auch die Tendenzen der
Bedeutungsentwicklung als ein Grund für die Erklärung
verschiedenen kognitiven Prozessen, und umgekehrt. Es bestehen
mehrere Richtungen der kognitiver Semantik, aber eine der am
meisten verbreiteten ist die sogen. Prototypensemantik. Die
Prototypentheorie behauptet, dass die gewissen kognitiven
Kategorien im menschlichen Verstand eine bestimmte innere
Struktur haben: Es gibt die sogen. Prototypen oder mehr typische
Vertreter und weniger typische Vertreter. Auch die Gesamtheit der
Bedeutungen und Bedeutungnuancen eines Wortes hat eine solche
innere Struktur - es gibt die zentralen und peripheren Bedeutungen,
und man kann das Prozess der Bedeutungsveränderungen mit den
Veränderungen in dieser Struktur erklären. Die Bedeutungen
cnstehen und verschwinden nicht plötzlich, eher findet ein Wechsel
der zentralen und der peripheren Begriffen statt.
Eine grosse Bedeutung im Prozess der semantischen
Veränderung haben für' die Kognitivisten die Metaphern und
Metonymien.
Zwischen
verschiedenen
Bedeutungen,
Bedeutungsnuancen kann, z. B. eine metapherische oder eine
metonymische Verbindung bestehen. In diesem Sinne kann man
bei den Zugang der Vertreter von kognitiver Semantik zu den
semantischen Veränderungen eine gewisse Verwandtschaft mit der
traditioneller Semantik bemerken, weil die Kognitivisten, im
Unterschied zu den Strukturalisten und Pragmatikern, die
metapherischen und metonymischen Bedeutungsübertragungen für
sehr wichtig für die Erklärung von den Prozessen der semantischen
Veränderungen halten.
Einer der grössten Kognitivisten, Forscher der Metahpern -G.
Lakoff- hat in seiner Arbeiten besonders betont, dass die
Metaphern nicht nur ein Phänomen der Sprache und ein Element
der Poethik und der Rethorik ist. Als die Verbindung von
Prototypen-und Metapherntheorie, suchen die Kognitivisten (z. B.
E. Traugott) verschiedene Tendenzen der semantischen
Veränderungen - die auf den menschlichen Denken basierte
typische metapherische Bedeutungsübertragungen von einer
Begriffssphere in die andere. Auch das Suchen von solchen
Gesetzen der Bedeutungsveränderungen, von universellen
Tendenzen verbinden die Kognitivisten mit den Vetretern der
traditionellen Semantik.
Abgesehen davon, dass die semantischen Veränderungen bei
verschiedenen Schulen der Semantik unterschiedlich erklärt und
klassifiziert sind, hat jede dieser Schulen etwas neues zu der
Entwicklung der Semantik beigebracht. Deswegen wird in dieser
Untersuchung für die Analyse konkreten Materialien die
Erfahrungen von verschiedenen Schulen gebraucht - in manchen
Fällen kann man das Prozess der Bedeutungsetnwicklung mehr
erfolgreich mit den Methoden der Strukturalisten (Untersuchung
von semantischen Wortfelder, der Distributionsveränderungen)
analysieren, in anderen Fällen ist es besser, die traditionellen
Methoden
zu
verwenden
oder
den
Gang
der
Bedeutungsentwicklung aus dem Sichtpunkt der Kognitivisten zu
betrachten versuchen.
2. FORMAL ENTSPRECHENDE, ABER SEMANTISCH
UNTERSCHIEDLICHE ADJEKTIVE DER LETTISCHEN
UND LITAUISCHEN SPRACHE, DIE PRINZIPIEN IHRER
AUSWAHL UND ANALYSE
Am Anfang des zweiten Kapitels ist eine detaillisierte
Beschreibung der Hauptprinzipien der Materialauswahl
angegeben.
Alle gesammelten formal entsprechende Adjektivpaare der
lettischen und litauischen Sprache sind der semantischer Identität
und ihren Wortbildung nach klassifiziert, die Paare von
Stammwörter auch ihrer Herkunft (Erbwörter oder Lehnwörter)
und genetischer Identität (genetisch gebundene oder
unterschiedliche Wörter, resp., Homonyme) nach. Insgesamt
wurden 570 formal
entsprechende Adjektivpaare der lettischen und litauischen
Sprache exzerpiert (248 davon sind Stammwörter oder solche, die
heutzutage für keine Ableitungen gehalten werden, und 322
Ableitungen).
In der lettischen und litauischen Sprache gibt es fast keine
formal entsprechenden Adjektiven, die auch ihren Bedeutungen
nach völlig zusammenfällen. Z. B. die Hauptbedeutungen der lett.
salds und lit. saldùs fallen völlig zusammen, aber ihre
Bedeutungsgesamtheit ist nicht identisch. Solche Wortpaare
werden, natürlich, nicht für semantisch unterschiedliche gehalten.
Von allen exzerpierten Wortpaaren fallen bei insgesamt 312 oder
≈ 55 % (117 oder ≈ 47 % Stammwörter und 195 oder ≈ 61 %
Ableitungen) die Hauptbedeutungen zusammen.
Bei einem Teil der Wortpaare (49 oder ≈ 20 % der
Stammwörter und 37 oder ≈1 1 % der Ableitungen; insgesamt 86
oder ≈ 15 %) fallen die Hauptbedeutungen nicht zusammen, jedoch
sind einige der Bedeutungen gleich, z. B. die Hauptbedeutung der
lett.jauks 'derjenige, der Gutgefühl, Gefallen verursacht, erfreut'
erspricht die 2. Bedeutung von lit. jaukùs 'gemütlich, angenehm',
jedoch ist die Hauptbedeutung anders: 'zahm, ruhig, still'. Solche
Fälle werden auch nicht für semantisch unterschiedliche Wortpaare
gehalten.
Die semantischen Wortstrukturen von zwei miteinander
verwandten Sprachen zu vergleichen ist auch deswegen schwierig,
weil die Wörterbücher, in denen ihre Bedeutungen geklärt sind,
weder dem Umfang noch der Aufbau nach identisch sind. Um die
Objektivität bei der Feststellung von semantisch unterschiedlichen
Wortpaaren zu erhalten, wurde folgendes Prinzip berücksichtigt als semantisch unterschiedliche nur die Wortpaare zu halten, bei
denen keine Bedeutung zusammenfällt. Insgesamt gibt es 172 oder
≈30 % solche Wortpaare.
Die Ableitungen sind einzeln getrennt und werden nicht
besonders analysiert, weil meistens haben schon die Stammwörter,
wovon sie abgeleitet sind, unterschiedliche Bedeutungen. Obwohl
es
auch
einzelne
Ausnahmefälle
gibt,
wenn
die
Bcdcutungsdiffcrenzierung gerade in der Ableitung stattgefunden
ist.
Die Mitteln der Wortbildung sind in den verwandten Sprachen
ähnlich, deswegen gibt es viele äusserlich ähnliche, aber
semantisch
unterschiedliche Paare der abgeleiteten Adjektive der lettischen
und litauischen Sprache - 90 oder ≈26,49% von allen abgeleiteten
Wörter.
Die am meisten verbreiteten Suffixe, womit die Adjektive der
lettischen und litauischen Sprache abgeleitet und deren Äusserunge
identisch sind, sind die lett. -īgs und lit. -ingas: insgesamt 141,
davon haben 58 ( ≈ 4l%) unterschiedliche Bedeutungen; lit. -iškas,
lett. -isks: insgesamt 36, davon haben 3 (8,3%) unterschiedliche
Bedeutungen; lit. -anas, lett. -ans: insgesamt 10, davon haben 0
(0%) unterschiedliche Bedeutungen, davon sehen wir, dass der
Prozent der semantischen Unterschieden bei verschiedenen
Suffixen recht unterschiedlich ist - besonders gross ist er bei dem
Gebrauch von den lett. -īgs und lit. -ingas.
Jedoch liegt der Grund des semantischen Unterschiedes von
Ableitungen mit - īgs und -ingas nicht in der Semantik des Sufixes
[wie es im Hinblick auf den vergleichnissmässig grossen Prozent
der semantisch unterschiedlichen Wörter (-ingas, -īgs- 41%)
scheinen könnte], weil meistens schon die Hauptwörter von diesen
semantisch unterschiedlichen Ableitungen unterschiedliche
Bedeutungen haben. Es kommt auch vor, dass diese Wörter von
ganz unterschiedlichen Stammwörter (manchmal auch von
verschiedenen Wortarten) abgeleitet sind. Z. B. litauisch
drausmìngas 'der eine bestimmte Ordnung einhält, diszipliniert' ist
vom lit. drausmė̃ 'Einhaltung einer bestimmten Ordnung; Verbot'
abgeleitet, das lettische drausmīgs 'schrecklich, fürchterlich,
schauerlich, grauenerregend; sehr gross, ausserordentlich' ist
dagegen am allermöglichsten vom lett. drausmas 'Furcht; grosse
Gefahr' abgeleitet worden.
Am meisten ist der Präfix lit. pa-, lett pa- verbreitet: insgesamt
62, davon haben 13 ( ≈ 20,97%) eine unterschiedliche Bedeutung.
Andere mit Präfixen oder Sufixen abgeleitete Homoderivaten
kommen nur dreimal oder noch weniger vor, und meistens sind
ihre Bedeutungen identisch.
Von den Stammwörter haben 82 ( ≈ 33 %) unterschiedliche
Bedeutungen.
Der Herkunft nach ist es möglich, die Paare der Stammwörter
vor allem in der ererbten Wortpaaren, z.B. lett.gauss 'langsam' und
lit. gausùs 'gross, reichlich, in grosser Anzahl' und in solchen
Wortpaaren, in denen mindestens ein Wort die Entlehnung ist, z. B.
lett. smuks 'schmuck, hübsch, schön' (Entlehnung aus der
deutschen Sprache) und lit. smukùs 'sumpfig, morastig' einzuteilen.
Der Ziel dieser Arbeit ist, die geerbten Adjektive der lettischen
und litauischen Sprache zu analysieren, deswegen werden die
Adjektivpaare nicht analysiert, in denen ein oder beide Wörter
Entlehnungen sind. Eine Ausnahme bilden diejenigen Wortpaare,
diese Herkunft unklar ist. Z. B. wird in der Arbeit der Wortpaar
lett. brangs 'prächtig, herrlich, vortrefflich, fett, korpulent; gross,
gut' : lit. brangùs 'wertvoll; lieb, angenehm, ehrenhaft' analysiert,
obwohl seine Herkunft nicht ganz klar ist; es ist auch möglich, dass
das lett. brangs eine Entlehnung ist.
Als homonyme Wortpaaren kann man 39 Paare der
Stammwörter oder ≈ 16 % von allen in dieser Arbeit
zusammengefassten Stammwörter betrachten. Solche homonyme
Wortpaare werden in dieser Arbeit auch nicht analysiert.
Also sind 43 von allen in dieser Arbeit exzerpierten Wörter
genetisch identische Stammwörterpaare der lettischen und
litauischen Sprache, die unterschiedliche Bedeutungen haben; ein
Teil davon sind Lehnwörter. In der Arbeit sind 28 Homogeneme
analysiert, die in sieben thematischen Gruppen umfasst sind.
Am Ende des Kapitels sind die Hauptprinzipien beschrieben,
die bei der Analyse des Materials angewendet waren.
3. PROZESS DER SEMANTISCHEN DIFFERENZIERUNG
VON HOMOGENETISCHEN STAMMADJEKTIVEN DER
LETTISCHEN UND LITAUISCHEN SPRACHE: DIE
ANALYSE VON HOMOGENEMEN NACH DEN
THEMATISCHEN GRUPPEN
Im dritten Kapitel ist eine ausführliche Analyse von 28
Homogenemen durchgeführt. Auf den Basis von Angaben der
verwandten Sprachen, etymologischen Untersuchungen, die alten
und gegenwärtigen Wörterbücher der lettischen und litauischen
Sprache, der gegenwärtigen und alten Texten, der Wörterbücher
von einzelnen Mundarten und der Folklore wurde versucht
festzustellen, welche von den Sprachen - das Lettische oder das
Litauische - eine altertümlichere Bedeutung aufbewahrt hat, wie,
ungefähr wann und welche Veränderungsprozesse stattgefunden
sind, welche Bedingungen die Bedeutungsveränderungen
verursacht haben.
In diesem Kapitel ist nicht jedes Wortpaar im einzelnen,
sondern in gewissen thematischen Gruppen analysiert. Solche
Analyse der thematischen Gruppen erlaubt es, bestimmte für die
ganze Gruppe chararteristische Eigenschaften der semantischen
Veränderungen zu bemerken.
3.1. Bezeichnungen der moralen Eigenschaften und der
Schönheit.
In dieser thematischen Gruppe sind fünf Homogenemen
zusammengefasst: lett. šķīsts : lit. skýstas; lett. skaists : lit.
skaistùs; lett. tikls : lit. tiklùs, lett. glīts : lit. glitùs, lett. glezns : lit.
glẽžnas.
Nachdem die Bezeichnungen der moralen Eigenschaften
analysiert sind, ist es möglich drei Schlussfolgerungen zu ziehen:
1) in allen drei Fällen hat das litauische Wort des Paares eine ältere
Bedeutung erhalten; 2) die Bedeutungsentwicklung des lett. šķīsts
'rein, sauber'→'keusch, unschuldig' und des lit. skaistùs 'hell,
sauber,
rein'→'sittlich,
keusch,
unschuldig',
ist
am
allerwahrscheinlichsten unter dem Einfluss der Verbreitung des
Christentums stattgefunden; 3) in der Gegenwart werden diese
Bezeichnungen der moralen Eigenschaften ziemlich selten
gebraucht, vorwiegen in den religiösen Texten (lett. šķīsts und lett.
tikls), oder sind diese Bedeutungen, die morale Eigenschaften
bezeichnen, zu den peripheren geworden, weil es andere
Bedeutungen zu den Dominanten geworden sind (lit. skaistùs).
Als Versuch bei den Bezeichnungen der Schönheit etwas
gemeinsames zu finden, kann man zwei Schlussfolgerungen
ziehen: 1) in allen drei Fällen in der lettischen Sprache ist die
Bedeutungsveränderung in der Richtung von einer mehr konkreter
zu einer abstrakteren Bedeutung stattgefunden. Der Begriff der
Schönheit selbst ist abstrakt, deswegen ist es klar, dass die Wörter
mit einer ursprünglich mehr konkreter Semantik ihre Bedeutung
verändert haben, um diesen Begriff auszudrücken: lett. skaists
'sauber, rein, klar'→'hübsch, schön', lett. glīts 'schleimig,
glatf→'hübsch, schön', lett. glezns 'schwächlich, empfindlich,
zart'→'zierlich schön'; 2) für die Bezeichnungen der Schönheit ist
es charakteristisch, dass sie historisch die paralelen Bedeutungen
'sauber, ordentlich' gehabt haben oder noch immer haben.
3.2.
Bezeichnungen von Geschmacksgefühlen.
In dieser Gruppe sind zwei Homogenemen analysiert: lett.
skāņš : lit. skanùs und lett. sūrs : lit. sūrùs.
In beiden hier analysierten Fällen fanden ähnliche semantische
Prozessen statt: Das Wort, welches ursprünglich eine allgemeine
Geschmackseigenschaft bezeichnen hat, bekam eine ängere
Bedeutung, die eine mehr konkrete Geschmackseigenschaft
ausdrückt. Ungeachtet dessen, dass der Gebrauch von übertragenen
Bedeutungen für die Wörter dieser Gruppe sehr häufig ist, kann
man von den Bezeichnungen der Geschmacksgefühlen nicht
behaupten, dass gerade die übertragene Bedeutungen die
Bedeutungsveränderung des Wortes gefördert haben. Die
Beziehungen zwischen diesen direkten und übertragenen
Bedeutungen sind ziemlich stabil und bestehen schon Jahrhunderte
lang. Den Grund der semantischen Wandelbarkeit der Wörter
dieser Gruppe liegt am wahrscheinlichsten bei der Subjektivität des
Geschmackgcfühles.
3.3.Bezeichnungen der physischen Unvollkommenheiren.
Diese thematische Gruppe bilden acht Homogenemen: lett.
tizls : lit. tižlùs; lett. stulbs : lit. stulbùs; lett. kusls : lit. kùšlas,
kušlùs; lett. kluss : lit. klùsas, klusùs; lett. kārns, karns : lit.
karnùs;
lett. klibs : lit. klìbas, klibùs; lett. vārgs : lit. vargùs; lett. gaužs,
gauds : lit. gaudùs.
Unter der Bezeichnungen der Unvollkommenheiten dominiert
die Metonymie als Typ der Bedeutungsveränderungen, die sich
vorwiegend auf die Beziehungen zwischen den Ursachen und der
Folgen basieren. Etwas vereinfacht könnte man diese Situation auf
solcher Weise illustrieren: Wenn 'lamh, gelähmt, stotternd', also
'gebrechlich, unfähig und krüppelig' (lett. tizls : lit. tižlùs), wenn
'hager', also 'gierig, nicht satt' (lett. karns, kārns : lit. karnùs), wenn
'blind', also 'schwächlich, unfähig' (lett. kusls : lit. kùšlas).
Für diese erforschene Wortgruppe sind meistens auch neutrale
ältere
Bedeutungen
charakteristisch.
Im
Prozess
der
Bedeutungsentwicklung hat das Wort begonnen, irgendeine
physische Unvollkommenheit zu bezeichnen, und nicht umgekehrt.
Bei der weiteren Bedeutungsentwicklung, kann das Wort auch
beginnen, eine geistliche Unvollkommenheit mit deutlicher
negativer Konotation zu bezeichnen (lettisch stulbs, tizls). Diese
pejorative Tendenz ('physische Unvollkommenheit'→'geistliche
Unvollkommenheit') ist auch für andere Sprachen charakteristisch;
möglicherweise dient sie auch als Grund für die sehr grosse
semantische Veränderung der Wörter dieser Gruppe. Hier kann
man auch von den psychologischen Ursachen als für die ganze
Gruppe charakteristischen Ursachen reden.
3.4. Adjektive, die geistliche und physische Aktivität,
Aufmerksamkeit bezeichnen.
In dieser thematischen Gruppe sind vier Homogenemen
zusammengefasst: lett. jautrs : lit. jautrùs; lett. modrs : lit.
mandrùs; lett. dairs : lit. dairùs; lett. veikls : lit. veiklùs.
Bei der Untersuchung dieser thematischen Gruppe war es
möglich, zwei Schlussfolgerungen zu ziehen: 1) die
Bedeutungsentwicklung 'der sieht, beobachtet'→'munter' ist als
typologich zu betrachten (dieser Modell ist bei verschiedenen
Entwicklungsstufen des lett. modrs, lit. dairùs und lett. dairs zu
beobachten); 2) in zwei Fällen stand die Differenzierung der
Bedeutungen von Adjektiven der lettischen Sprache (lett.jautrs,
lett. veikls) in der Mitte des 19. Jh., möglicherweise als Resultat
einer beabsichtlichen Handlung von den sogen. "Jungletten" statt.
3.5. Adjektive, die eine wenig aktive Handlung und eine
schwach ausgedrückte Eigenschaft ausdrücken.
Diese Gruppe bilden drei Homogenemen: lett. maigs :
lit. maigùs, lett. gauss : lit. gausùs und lett. lēts : lit. lė̃tas.
Trotz allgemeiner Eigenschaft aller Wörter dieser Gruppe eine kleine Intensität, kleine Aktivität-, sind die konkrete Wörter
zu unterschiedlich, um irgendwelche Zusammenhänge zu
bemerken. Jedes Wort, jedes Wortpaar hat seinen eigenen
Entwicklungsweg mit eigenen Merkmalen, die für die
semantischen Veränderungen der Wörter im allgemeinen
charakteristisch sind (z. B. Einfluss der Distribution auf die
Veränderungen
der
Wortbedeutung,
Einfluss
der
Bedeutungsveränderung der Adverbien auf die Bedeutung des
Adjektiven).
3.6.
Bezeichnungen der Teuerkeit.
Hier sind zwei Homogenemen analysiert: lett. brangs : lit.
brangùs und lett. dārgs : lit. dargùs.
Es ist möglich, eine Hypothese vorzubringen, dass es im
Zeitraum der baltischen Vorsprache überhaupt keinen Begriff für
'teuer' gab, weil es in jeder baltischen Sprache mit einem anderen
Wort bezeichnet wird (lit. brangùs, lett. dārgs, altpreuss.
tempran). Als der Begriff der Teuerheit entstand, hat man ihn
ausgedrückt, indem man den in der Spache schon existierenden
Wörtern neue, mehr abstrakte Bedeutungen zugefügt hat. Jedoch
in jeder Sprache hat man für diesen Ziel ein anderes, eigenes Wort
gebraucht. In diesem Fall kann man annehmen, dass der Grund für
diese semantische Veränderungen historisch ist (als die
Marktbeziehungen entstanden, haben die Bedeutungen der Wörter
sich geändert, weil es der Bedarf von Bezeichnungen neuer
Begriffe entstand).
3.7.
Bezeichnungen der Biegsamkeit.
In dieser thematischen Gruppe sind vier Homogenemen
analysiert: lett. liekns : lit. lieknas; lett. mikls : lit. miklùs; lett.
mitrs: lit. mitrùs, lett. ļauns : lit. liaũnas.
Bei der Zusammenfassung dieser vier Wortpaaren ist es
möglich, solche Schlussfolgerungen zu ziehen: 1) die
Bedeutungsentwicklung 'weich,
biegsam'→'feucht' ist
möglicherweise eine typologische Universalie. Das Wort, welches
die Biegsamkeit, Gelenkigkeit bezeichnet, wurde auf die
eingebogene, sumpfige, morastige, feuchte Stelle übertragen und
beginnt, die Feuchtigkeit zu bezeichnen. In der lettischen Sprache
sind solche Paralelen bei der Bedeutungsentwicklung von den
Wörter liekns und mikls zu beobachten; 2) das Wort mitrs hat seine
Bedeutung möglicherweise als Resultat der sogen, semantischen
Analogie geändert - unter dem Einfluss der Veränderung von dem
synonymischen Wort mikls; 3) möglicherweise ist auch die
metonymische Bedeutungsübertragung 'biegsam'→'dünn, hager',
die bei der Bedeutungsentwicklung der Wörter liẽknas und liaũnas
der litauischen Sprache zu beobachten ist, eine typologische
Erscheinung.
4. DIE TYPEN DER SEMANTISCHEN VERÄNDERUNGEN
VON ADJEKTIVEN DER LETTISCHEN UND
LITAUISCHEN SPRACHE
In diesem Kapitel sind die am meisten verbreiteten Typen von
semantischen Veränderungen der Adjektive in der lettischen und
litauischen
Sprache
(Metapher,
Metonymie,
Bedeutungsverbreitung, Bedeutungsverengung, Entstehung einer
antonymen
Bedeutung)
analysiert,
aufgrund
der
Schlussfolgerungen, die in dem dritten Kapitel im Laufe der
Analyse von Homogenemen der lettischen und litauischen Sprache
gezogen sind. Die Typen der semantischen Veränderungen sind
beschrieben, zusammen mit dem Versuch, die besonders für die
Adjektive
charakteristische
Eigenschaften
der
Bedeutungsveränderungen festzustellen.
4.1. Metapher.
Die Metapher ist einer der am meisten verbreiteten und
erforschten Typen der Bedeutungsveränderungen, heute herrscht
sogar die Meinung, dass das menschliche Denken im Grunde
genommen metapherisch ist. In der Literatur der letzten Jahren
dominiert die Meinung, dass die Metaphern figurelle (übertragene)
Bedeutungen sind, die sich auf eine gewisse Ähnlichkeit der Form,
Funktion, Aussehen usw. zwischen den normalen Referenten (den
bezeichbaren Objekten) des Wortes und seinen neuen Referenten
basiert.
In der Verbindung mit den semantischen Veränderungen wird
wohl von den sogen, lexikalisierten oder "gestorbenen" Metaphern
gesprochen, die in der Gegenwart als einfache Wortbedeutungen
und nicht als Metaphern aufgefasst werden, weil sie ihre
Bildlichkeit schon verloren haben.
Das Adjektiv bezeichnet die Eigenschaften eines mit dem
Substantiv ausgedrückten Objektes, deswegen zeugen von der
Bedeutungsveränderung eines Adjektiven die Substantive, worauf
er sich bezieht. Wenn die Substantivgruppe, die mit dem
entsprechenden Adjektiv zu charakterisieren ist, sich verbreitet
oder ändert, ist es möglich, dass die Bedeutung des Adjektives sich
geändert hat. Im Fall der Metaphern ist diese Veränderung bei der
Substantivgruppe, die mit dem Adjektiv zu charakterisieren ist,
meistens ziemlich radikal, beziehungsweise, bezieht sich der
Adjektiv auf die Substantiven einer völlig anderen Begriffssphere.
Obwohl die Metapher für einen den wichtigsten Typen der
Bedeutungsveränderungen gehalten wird, muss es gestehen
werden, dass sie unter den analysierten Adjektiven nicht besonders
häufig vorkommt.
Von den in dieser Arbeit untersuchten semantisch
unterschiedlichen Wortpaaren der lettischen und litauischen
Sprache kann man z. B. diese Fälle der Bedeutungsveränderungen
als Metaphern betrachten:
Lett. šķīsts 'sauber (von konkreten Gegenständen, z. B. vom
Geschirr)'→'moralisch sauber, rein von den Sünden'→'sittlich,
keusch, unschuldig'.
Lit. skaistùs 'klar, sauber, rein (z. B. vom Himmel)'→'sittlich,
keusch, unschuldig'.
Es ist deutlich, dass man in beiden diesen Fällen von der
Richtung der Bedeutungsveränderung von dem Konkreten zu dem
Abstrakten und von dem Physischen zu dem Geistlichen reden
kann.
Eine solche metapherische Bedeutungsübertragung 'sauber,
rein'→'keusch, unschuldig' kommt auch in andern Sprachen vor, z.
B. altpreuss. skijstan [Akk.] 'sauberen (Akk.)', aber skīstai 'sittlich,
keusch, unschuldig', deswegen der Metaphertheorie von den
Kognitivisten nach, die angenommen haben, dass es in dem
menschlichen Denken die sogen, konzeptuelle Metaphern
existieren, die sich auch in der Sprache widerspiegeln, könnte
man eine
Hypothese ausdrücken, dass es eine konzeptuelle Metapher
"sittlich, keusch, unschuldig ist rein, sauber" gibt.
Lett. maigs 'ciešs, süss (vom Schlaf)'→'zart'. In diesem Fall
fällt es besonders leicht, sich vorzustellen, wie die metapherische
Bedeutungsübertragung oder Bedeutungsübertragung auf den
Referenten (den bezeichbaren Objekt, hier: Eigenschaft) aufgrund
der Ähnlichkeit stattfand: Zart wie der Schlaf, süss wie der Schlaf,
angenehm wie der Schlaf = maigs 'zart' im Sinne von der
Gegenwart. Ursprünglich wurde das Wort nur in einer festen
Wortbindung oder Kollokation maigs miegs gebraucht. Wenn das
Gebrauch des Wortes verbreitet wurde, hat sich auch seine
Bedeutung geändert.
Lit. miklùs 'biegsam, gelenkig'→'geschickt, gewandt'.
Lit. mitrùs 'biegsam, gelenkig'→' geschickt, gewandt'.
In beiden letzten Fällen ist aus einer konkreten Bedeutung eine
mehr abstrakte Bedeutung entstanden, die Gebrauchssphere hat
sich von den physischen zu den geistlichen gewechselt. Es ist eine
ziemlich typische Metapher, die auch für andere Sprachen
charakteristisch ist, z. B. russisch изворотливый 'biegsam,
gelenkig, geschickt, gewandt, aufmerksam'.
Meistens versucht man die Metaphern weiter zu zerteilen und
mehrere Typen der Metaphern zu beschreiben. Im Kontext der
Adjektive ist es möglich, von drei Typen zu sprechen, die auch in
dem in dieser Arbeit untersuchten Material vorkommen: 1)
metapherische Bedeutungsübertragung von dem Konkreten auf
den Abstrakten und
umgekehrt;
2)
metapherische
Bedeutungsübertragung von dem Physischen auf das Geistliche
und umgekehrt; 3) metapherische Bedeutungsübertragung von der
lebendigen Sphere auf die nicht lebendige und umgekehrt. Wie es
von dem Material zu sehen ist, besteht fast immer eine gerade
Bewegung von dem Konkreten zu den Abstrakten und von dem
Physischen zu dem Geistlichen, dazu können diese Typen sich
überdecken.
In allgemeinen kann man sagen, dass die Metaphern mehr
universal
sind
als
die
anderen
Typen
der
Bedeutungsveränderungen. Sogar bei den ziemlich wenigen
Metaphern, die in diesem Material vorkommen, sind die Parallelen
sowohl im Rahmen der lettischen und litauischen Sprache, als
auch im Vergleich mit anderen
Sprachen zu beobachten. Es dominiert die Tendenz von dem
Konkreten zu dem Abstrakten.
4.2. Metonymie.
Wenn den Grund einer Metapher die Assoziation aufgrund der
Ähnlichkeit bildet, dann ist der Grund einer Metonymie - die
Assoziation aufgrund der Verbindung.
Auch die Metonymien werden in mehreren Typen geteilt:
Teil↔Ganze, Geschirr↔Einhalt, Ursachen↔Folgen, Resultat↔Ziel,
Stoff↔Gegenstand, Objekt↔Subjekt, Ähnlichkeit oder funktionelle
Verbindung der Umgebungen, Zeitverschiebung u. a. Jedoch
betrifft die Mehrheit dieser Metonymientypen nur die
Substantiven, weil sie auch im Sinne der Metonymie bis jetzt die
am besten untersuchte Wortklasse gewesen ist.
Wenn
in
dem
Fall
der
metapherischen
Bedeutungsveränderungen das Adjektiv sich meistens zu den
Substantiven von einer ganz anderen Begriffssphere bezieht, dann
ist die Veränderung der von dem Adjektiven charakterisierten
Substantivgruppc in den Fällen der Metonymie nicht so radikal,
manchmal charakterisiert das Adjektiv sogar noch immer dasselbe
Substantiv, auf welches es sich vor der Bedeutungsveränderung
bezogen ist. Damit ist die Bedeutungsveränderung selbst auch
nicht so krass und deutlich bemerkbar, wie bei den Metaphern.
Unter den in dieser Untersuchung geforschten semantisch
unterschiedlichen Adjektivpaaren der lettischen und litauischen
Sprache
nimmt
die
Metonymie
im
Prozess
der
Bedeutungsveränderung die allerbedeutsamstc Stelle ein. Es ist gut
möglich, dass gerade die Metonymie der produktivste Typ der
lexikalischen Bedeutungsveränderungen der Adjektive ist. Bei den
Fällen der Metonymie, die unter den Adjektiven vorkommen,
dominiert die Assoziation Ursachen↔Folgen (a, weil b). Dass diese
Assoziation den Grund für viele Bedeutungsveränderungen bildet,
könnte man davon zeugen, dass es in dem menschlichen Denken
eine Tendenz besteht, für alles eine Erklärung und Begründung zu
suchen.
Ursachen↔Folgen
In dem untersuchten Material kommen, zum Beispiel solche
metonymische
Bcdcutungsveränderungen
aufgrund
der
Verbindungsassoziation Ursachcn↔Folgen vor:
Lett. tizls
'weich,
zusammengesunken'→'ungeschickt,
gebrechlich, krüppelig' (ungeschickt,
gebrechlich, weil
zusammengesunken).
Lett. tizls 'ungeschickt, gebrechlich, krüppelig'→'nicht
gelungen' (nicht gelungen, weil krüppelig).
Lit. mañdras, mandrùs 'klug'→'stolz, hochmütig' (stolz und
hochmütig, weil klug).
Lett. ļauns 'mit dem Tod, dem Sterben gebunden'→'derjenige,
der jemandem anderen was Böses wünscht, antut; bösartig' (böse,
weil mit dem Tod gebunden).
In diesen Beispielen haben die Wörter zusammen mit der
metonymischen Bedeutungsveränderung auch eine negative
Konotation bekommen. G. Fritz gesteht, dass es in der Auswertung
von menschlichen Eigenschaften sehr häufig eine pejorative
Bedeutungsentwicklimg zu beobachten ist, und, wie es hier zu
sehen ist, ist sie besonders häufig unter den Metonymien
verbreitet.
Lett. lēts 'leicht'→'billig' (billig, weil leicht, minderwertig,
winzig).
Lit. brangùs 'angeschwollen'→'korpulent, dick'→'gut,
vertvoll'→'teuer' (gut, vertvoll, teuer, weil dick, gut gefüttert (vom
Vieh)) u. a.
Objekt↔Subjekt
Die
zweite
Gruppe
der
metonymischen
Bedeutungsverschiebungen, die bei den Adjektiven vorkommt, ist
die Verschiebung vom Subjekt auf dem Objekt und umgekehrt. In
dem untersuchten Material kommen, zum Beispiel, solche Fälle
vor:
Lett. vārgs 'schwer, schwierig'→'krank; derjenige, wer leidet;
derjenige, wem es schwer geht'→'der von der Krankheit, Leiden,
Schwierigkeiten Geschwächte'→'schwach' (vom Objekt auf
Subjekt: 'dasjenige, das schwer ist'→'derjenige, dem es schwierig
fällt').
Lett. dairs 'derjenige, der schaut, beobachtet'→'scheu,
vorsichtig, ängstlich'→'schrecklich, unbekannt' (vom Subjekt auf
Objekt: 'derjenige, der Angst hat'→'das, was die Angst verursacht,
wovon die anderen Angst haben').
Lit. mundartl. stulbùs 'derjenige, der erstaunt, verblüfft
ist'→'der die Anderen zum Staunen bringt' (vom Subjekt auf
Objekt) u. a.
Zusammengefasst kann man behaupten, dass wenigstens
aufgrund der in dieser Arbeit untersuchten Matarialien, die
Metonymie der produktivste Typ der Bedeutungsveränderungen
von Adjektiven ist.
Wenn im Fall der metapherischen semantischen Veränderung
die Bedeutung des Wortes normalerweise mehr abstrakt wird, dann
sind unter den Metonymien beide Tendenzen ziemlich gleich
vertreten: Von dem Konkreten zu dem Abstrakten und umgekehrt.
4.3. Die Bedeutungsverbreitung und die
Bedeutungsverengung.
Die Begriffen der Bedeutungsverbreitung und der
Bedeutungsverengung waren im Lauf der Zeit in der Verbindung
mit den semantischen Veränderungen die allerunklarsten und am
leichtesten missverstehbaren. Manchmal werden sie nicht als die
Typen der semantischen Veränderungen, sondern als Resultate
betrachten.
In
den
einzelnen
Forschungen
ist
die
Bedeutungsverbreitung und Bedeutungsverengung als das
Vergrössern und Verkleinerung der Anzahl von Bedeutungen
verstanden worden. Auch wenn man diese Veränderungstypen wie
die Veränderung der Anzahl von semantischen Merkmalen oder
Semen eines Wortes (die Verkleinerung oder Vergrösserung)
auffast, kann es zu vielen Missverständnissen kommen, weil in
diesem Fall es fast unmöglich ist, die obenerwähnten Typen z. B.
von den Metaphern und Metonymien abzugrenzen.
Der französische Wissenschftler K. Nyrop war der erste, der
die Bedeutungsverengung und Bedeutungsverbreitung krass von
der Metapher und Metonymie abgegrenzt hat. Er hat diese Termine
nur als eine Veränderung der Bedeutung von dem Oberbegriff zu
dem Unterbegriff und umgekehrt erklärt. In dem in dieser Arbeit
analysierten Material aufgrund der Definition vom K. Nyrop als
die
am
besten
annehmbare,
kann
man
als
die
Bedeutungsverbreitung und Bedeutungsverengung, zum Beispiel,
solche Fälle betrachten.
Lett. sūrs 'das einen scharfen, unangenehmen Geschmack
hat'→'bitter, salzig'→'bitter'. Bedeutungsverengung.
Lit. sūrùs 'das einen scharfen, unangenehmen Geschmack
hat'→'salzig'. Bedeutungsverengung.
Lett. skāņš 'das die Geschmacksorgane reizt, das mit dem
Geschmack
verbunden
ist'→'sauer,
säuerlich'.
Bedeutungsverengung.
Lett. tikls 'sittlich'→'scheu in den sexuellen Beziehungen,
keusch'. Bedeutungsverengung.
Lett. tikls 'fleissig, flink, arbeitsam, tüchtig'→'sittlich'.
Bedeutungsverbreitung.
Lett. tizls lahm, hinkend'→'ungeschickt, gebrechlich,
krüppelig; nicht gelungen'. Bedeutungsverbreitung.
Wie es zu sehen ist, nicht selten erst verbreitet die Bedeutung
eines Wortes sich im Prozess der Bedeutungsentwicklung, später
verengt sie sich wieder oder umgekehrt.
Das in dieser Arbeit untersuchte Material bestätigt die von
mehreren
Forschem
beobachtete
Tendenz,
dass
die
Bedeutungsverengung viel häufiger als die Bedeutungsverbreitung
vorkommt. Offensichtlich helfen die Metaphern der Sprache, mehr
abstrakte Begriffe auszudrücken, die Bedeutungsverengung
dagegen zeigt die Tendenz zur grösseren Konkretheit.
Auch in diesem Typ ist die Bedeutungsveränderung nicht
krass, die mit dem Adjektiv erklärte Gruppe der Substantiven
verbreitet oder verengt sich, aber ändert sich nicht radikal.
4.4. Entstehung einer antonymen Bedeutung.
Dieser ist der am seitesten vorkommende und am wenigsten
beschriebene Typ der Bedeutungsveränderungen. Die Mehrheit der
Wissenschaftler betrachten es in ihren Forschungen sogar
überhaupt nicht. Jedoch, wenn man die semantischen
Veränderungen untersucht, kommen manchmal Fälle vor, wenn das
Wort im Laufe der Zeit eine völlig antonyme Bedeutung
bekommen hat. Auch in dem Material, welches in dieser Arbeit
untersucht wurde, kommen einige Fälle vor, wo es die antonyme
Bedeutungen entstanden sind:
1. Lit. klusùs 'derjenige, der gut hört' - lit. mundartl. klùsas
'taub'.
2. Lett. gauss 'reichlich'→'selten (vom gesaaten Roggen)'.
3. Lit. miklùs, mìklas 'biegsam'→'hart'.
Jedoch ist es bei keinem von diesen konkreten Fällen der
Bedeutungsveränderungen möglich, mit Sicherheit zu sagen, ob
ihren Grund die Assoziation des Kontrastes bildet, oder sind da
andere semantische Prozesse stattgefunden.
Die Bedeutungsentwicklung fast jedes in dieser Arbeit
analysierten Adjektives ist kompliziert, in ihr sind mehrere
semantische
Prozesse
zusammengeflechtet,
die
schwierig
voneinander zu trennen sind. Insbesonderen trifft es solche Wörter,
die wegen irgendeinen (meistens psychologischen) Gründen einer
grösseren Veränderungen unterstanden und noch immer
unterstehen, zum Beispiel, in der Bedeutungsentwicklung des lett.
tizls ist zu erst die Metonymie, dann die Bedeutungsverbreitung
und letztendlich wieder die Metonymie mit der pejorativen Nuance
zu beobachten.
Obwohl es nicht möglich ist, die Subjektivität bei der Zuteilung
den konkreten Fällen der semantischen Veränderungen zu
bestimmten Typen der semantischen Veränderungen zu vermeiden,
jedoch deutet diese Analyse auf gewisse Tendenzen in der
Sprachentwicklung zu. Nach der Zusammenfassung aller in dieser
Arbeit analysierten Fällen der semantischen Veränderungen, kann
man die Schlussfolgerung ziehen, dass es unter den lettischen und
litauischen Adjektiven die Metonymie als Typ der semantischen
Veränderung dominiert. Offensichtlich ist es eine gerade für die
semantischen Veränderungen der Adjektive charakteristische
Eigenschaft, weil unter der Substantiven (die bis jetzt in der
Sprachwissenschaft ernsthafter als die Wörter anderen Wortarten
untersucht sind) die Metapher zu dem allercharakteristischen Typ
der semantischen Veränderungen anerkannt wurde.
5. URSACHEN DER SEMANTISCHEN VERÄNDERUNGEN
VON DEN ADJEKTIVEN DER LETTISCHEN UND
LITAUISCHEN SPRACHE
Fast bei jedem Fall der Bedeutungsveränderung ist es möglich,
den Typ der semantischen Veränderungen hypotetisch festzustellen
versuchen, weil es sich meistens irgendeine Verbindung zwischen
der alten und der neuen Bedeutung finden lässt, die Ursachen
dieser Veränderungen sind dagegen schwieriger zu formulieren.
Vor allem, trifft es auf die Fälle zu, wenn die Bedeutungen eines
Wortes sich schon in der Periode der baltischen Vorsprache
zersplittert haben, wobei die lettische Sprache eine und die
litauische Sprache eine andere altertümliche Bedeutung aufbewahrt
haben (z. B. lett. dārgs 'sehr wertvoll; wofür man viel bezahlen
muss' und lit. dargùs 'regnerisch, grässlich [vom Wetter]); ekelhaft,
unschön, widerlich'; lett. ļauns 'feindlich, bösartig, niederträchtig,
unerwünscht, schändig' und lit. liaũnas 'biegsam, geschmeidig,
schlank, dünn'). Jedoch ist es schwierig, die Ursachen auch bei den
Prozessen der semantischen Veränderungen festzustellen, die in
dem Zeitraum stattfanden, wo die lettische und die litauische
Sprache schon die eigene Schreibart gehabt haben, weil die
Fixation der Veränderung in den Schriften noch nichts von deren
Ursachen sagt. Eigentlich wäre es möglich nur, die Ursachen von
solchen semantischen Prozessen präzise festzustellen, die während
der Lebenszeit des Forschers stattfinden.
In diesem Kapitel wurde versucht, die Ursachen der in dieser
Arbeit analysierten semantischen Veränderungen der Adjektive der
lettischen und litauischen Sprache kurz zu analysieren.
Vorwiegend wurde dabei die traditionelle Klassifikation verwendet
und die extralinguistischen (historische Ursachen, soziale
Ursachen, psychologische Ursachen, Einfluss von einzelnen
Menschen), sowie die linguistischen (Analogie, Verschiebungen
der Bedeutungen im Rahmen des semantischen Wortfeldes,
Veränderung der Distribution) Ursachen getrennt.
Da es nicht immer möglich ist, die Ursachen der
Bedeutungsveränderungen festzustellen, ist es die Aufgabe dieses
Kapitels nicht sie in allen Fällen zu beschreiben versuchen,
sondern nur dann, wenn sie ziemlich deutlich zu verstehen sind.
5.1. Extralinguistische Ursachen.
Mehrere
Linguisten
meinen,
dass
gerade
die
extralinguistischen Ursachen den Grund von der Mehrheit der
semantischen Veränderungen bilden. R. L. Trask ist der Meinung,
dass man nicht selten die Geschichte eines Wortes nur dann
verstehen kann, wenn man etwas wichtiges über die Gesellschaft
weiss, die den Wort früher gebraucht hat.
Damit ist zu gestehen, dass die extralinguistischen Ursachen
schwieriger zu bestimmen sind als die linguistischen. Wenn die
linguistischen Ursachen nicht selten nur bei der Studien der
Sprache selbst, deren alte Schriften zu bestimmen sind, dann
braucht man für das Bestimmen der extralinguistischen Ursachen
viel ernsthaftere Studien, die nicht immer möglich sind.
5.1.1. Historische Ursachen.
Als historische Ursachen betrachtet man normalerweise solche
Fälle, wenn im Laufe der Zeit unter dem Einfluss von
Veränderungen in der Technik, Wissenschaft, Kultur, politischer
Ideologie u. a. der Begriff sich geändert hat, die äussere Form des
Wortes jedoch unverändert geblieben ist.
Als die Illustration der semantischen Veränderungen, die
historische Ursachen als Grund haben, sind in der lingiustischen
Literatur normalerweise die Substantiven aufgelistet. Jedoch trotz
das, dass die Adjektive nicht konkrete Gegenstände bezeichnen,
die sich im Laufe der Zeit ändern können, sondern mehr abstrakte
Begriffe, kommen auch unter den Adjektiven solche Fälle vor, wo
die historischen Ursachen den Grund für die semantischen
Veränderungen bilden. In dem Material, der in dieser Arbeit
analysiert wurde, gibt es mehrere solche Adjektiven, die dazu
miteinander begrifflich verbuden sind:
- lit. brangùs 'korpulent, dick'→'gut, wertvoll'→'teuer';
- lett. dārgs 'ausdauernd, stark'→'teuer';
- lett. lēts 'leicht'→'billig'.
Es ist möglich, dass es in der baltischen Vorsprache noch
keinen Begriff der Teuerheit und der Billigkeit bestand. Davon
zeugt, dass diese Begriffen in jeder baltischen Sprache mit einem
anderen eigenen Wort ausgedrückt sind. Als die Marktbeziehungen
entstanden, hat man die neuen, abstrakten Begriffe mit den Wörter
ausgedrückt, die es in der Sprache schon gab, man hat ihnen neue
Bedeutungen gegeben.
Wenn wir die historische Ursachen in einem breiteren Sinn
betrachten, ist auch der Fakt zu erwähnen, dass die Bedeutungen
sich insbesonderen in den für die Volksgeschichte wichtigen
Perioden sehr stark ändern, was einen grossen Einfluss auf alle
Spheren des menschlichen Lebens macht. Zum Beispiel, haben
sich die Bedeutungen von mehreren Adjektiven der lettischen
Sprache am Ende des 19. Jh. geändert, d. h., in der Endperiode des
nationalen "Aufwachen", z. B. lett. glezns, lett. maigs, lett. vārgs,
lett. gaužs, lett. veikls, lett. jautrs u. c). Man muss jedoch gestehen,
dass es in allen diesen Fällen noch andere Ursachen gegeben hat (z.
B. den Grund der Bedeutungsveränderung des Wortes tizls haben
die psychologische Ursachen gebildet, die Bedeutungsentwicklung
der Wörter jautrs, glezns, veikls ist möglicherweise absichtlich von
den sogen. "Jungletten" beeinflusst worden), aber rasche
historische Veränderungen können als ein zusätzliches Faktor
dienen, der die Bedeutungsveränderung fördert.
5.1.2. Soziale Ursachen.
Von den sozialen Ursachen spricht man dann, wenn die
Bedeutungsveränderung dadurch stattfindet, dass ein Wort sich in
einer bestimmten sozialen Gruppe spezialisiert, oder - gerade
umgekehrt- von irgendeiner Gruppe in die gemeinsame Sprache
hinübergeht.
In dem Material, der in dieser Arbeit untersucht wurde, gibt es
nur ein Fall, wenn man ziemlich sicher behaupten kann, dass der
Grund der Bedeutungsveränderung eines Wortes sozial (durch die
Spezialisierung des Wortes) verursacht ist:
- lett. šķīsts 'sauber (von Händen, Topfen, Mund)'→'sauber
von Schulden'→'keusch, unschuldig'. Noch bis zum Anfang des
17. Jh. hat man das Wort sklsts meistens mit der weiteren
Bedeutung 'sauber' gebraucht, aber im 17. Jh., wenn man dieses
Wort der allgemeiner Sprache sehr aktiv in der Religion zu
verwenden begann, hat er seine Bedeutung verändert.
Möglicherweise
kann
man
auch
bei
der
Bedeutungsentwicklung manchen anderen Wörter derselben
thematischen Gruppe (Bezeichnungen der moralen Eigenschaften)
von den sozialen Ursachen reden:
- lit. skaistùs 'hell, sauber'→' sittlich, keusch, unschuldig';
lett. tikls 'nützlich'→'fleissig, flink, arbeitsam,
tüchtig'→'ehrlich, sittlich in breiterem Sinne'→'scheu in den
sexuellen Beziehungen, keusch'.
Auch bei diesen Wörtern ist die Bedeutungsveränderung am
allerwahrscheinlichsten unter dem Einfluss des Christentums
stattgefunden, dazu gehören alle diese Wörter zu derselben
thematischen Gruppe - Bezeichnungen der moralen Eigenschaften.
5.1.3.
Psychologische Ursachen.
Mehrere Linguisten (S. Ullmann, H. Sperber) halten gerade die
psychologische Ursachen für den wichtigsten Typ der Ursachen
von Bedeutungsveränderungen. Die Forscher beweisen, dass die
Bedeutungsveränderung der Wörter auch von emotionellen
Faktoren beeinflusst sein kann. Besonders wird unterstrichen, dass
es gewisse emotionell "aufgeladene" Begrifsspheren bestehen, die
die ganze Zeit im Zentrum der Aufmerksamkeit sind und in deren
die Wortbedeutungen vergleichnissmässig häufiger stattfinden,
weil es immer wieder neue Metaphern entstehen. Diese
Begriffe sind
emotionell markiert, beziehungsweise, sie werden ständig mit
neuen Wörter ausgedrückt. Zu solchen emotionell "aufgeladeten"
Themen gehören alle tabuierten Gebiete, z. B. Religion, Sexualität,
Krankheit, Tod, Unglücksunfälle.
Von allen in dieser Arbeit analysierten Adjektiven, die in der
lettischen und litauischen Sprache unterschiedliche Bedeutungen
haben,
bilden
die
Bezeichnungen
von
physischen
Unvollkommenheiten die grosste Gruppe. Offensichtlich gehört
diese Gruppe zu den emotionell "aufgeladenen" Spheren, die eine
grössere Bedeutungsveränderung fördert. Unter den Wörter, deren
Bedeutungsveränderungen die psychologische Ursachen haben
könnten, sind zum Beispiel diese Adjektiven der lettischen und
litauischen Sprache zu erwähnen:
- lett. tizls 'weich, zusammengesunken'→'ungeschickt,
gebrechlich, krüppelig'→'lahm, hinkend'→'ungeschickt, nicht
gelungen (mit einer negativen Konotation)';
- lett. stulbs 'derjenige, der wie angewurzelt steht, verblüfft,
unfindig'→'blind'→'unklug, komisch (mit einer negativen
Konotation)';
- lit. (žem.) klùsas 'derjenige, der gut hört'→'taub'
Bei der Forschung von den Adjektiven der lettischen und
litauische Sprache wurde festgestellt, dass die Wörter, die eine
physische UnvoUkommenheit bezeichenen, eine Tendenz zur
Pejoration haben. Ein verbreiteter Modell ist hier 'physische
Unvollkommenheit'→'geistliche
Unvollkommenheit'→'eine
verallgemeinerte negative Eigenschaft, die sich schon mit einem
Schimpfwort grenzt (das Wort hat eine negative Konotation)' (lett.
tizls, stulbs). Offensichtlich liegt hier die von einigen Linguisten
(H. Sperber, T. Schippan) erwähnte für die Redner einer Sprache
charakteristische Tendenz zu Grunde, starkere emotionelle
Ausdrücksmittel zu suchen, die auch mit den psychologischen
Ursachen zu verbinden ist.
5.1.4. Einfluss von einzelnen Menschen.
In den meisten Werken, wo die semantische Veränderungen
aus dem theoretischen Sichtpunkt betrachtet sind, wird der Einfluss
von einzelnen Persönlichkeiten nicht als Ursache der
Bedeutungsveränderung erwähnt. Die einzige Ausnahme ist das
Buch von T. Schippan (1972), wo unter den extralinguistischen
Ursachen der semantischen Veränderungen auch der
Sprachgebrauch von bedeutungsreichen Persönlichkeiten als
Ursache von semantischen Veränderungen erwähnt ist.
Auch bei dem Untersuchen von den Adjektiven der lettischen
und litauischen Sprache kamen in der lettischen Sprache mehrere
Fälle
der
Bedeutungsveränderungen
vor,
wenn
die
Bedeutungsveränderung als Resultat der Tätigkeit von einzelnen
Menschen entstanden oder wenigstens verbreitet wurde. Hier soll
man von den sogen. "Jungletten" und ihrem Beitrag für die
Entwicklung der lettischen Standardsprache im Mitte des 19. Jh.
reden. In dem analysierten Material gibt es zwei Adjektive, deren
Bedeutungsveränderung am allerwahrscheinlichsten durch die
absichtliche Tätigkeit von einzelnen Menschen gefördert worden
ist:
- lett.
veikls
'rasch,
schnell'→'arbeitsam,
fleissig,
tüchtig'→'sittlich, gut; amüsant; komisch'→'rasch, flink'. Die letzte
Bedeutung befestigte sich in der lettischen Standardsprache
nachdem sie in der Mitte des 19. Jh. von der Zeitung "Pēterburgas
Avīzes" absichtlich unterstricht wurde;
- lett. jautrs 'munter, aufgeweckt, wachsam'→'lustig'. Da die
Bedeutungsveränderung ungefähr um die Mitte des 19. Jh.
stattfand, ist es möglich, dass das Gebrauch des Wortes jautrs
'lustig' in der Standardsprache absichtlich gefördert wurde, um den
unerwünschten Germanismus lustīgs zu vermeiden. Eine gewisse
Rolle könnten hier die sogen. "Jungletten" und insbesoderen Kr.
Valdemārs als der Autor des im Jahre 1879 erschienenen LettischRussisch-Deutschen Wörterbuchs "Latviešu-krievu-vācu vārdnīca"
(in der das Adjektiv jautrs zum ersten Mal mit seiner neuen
Bedeutung 'lustig' aufgenommen wurde) gespielt haben.
Möglicherweise ist hier als Muster die Polysemie des deutschen
Wortes munter genommen;
In beiden hier betrachteten Fällen wurden die Bedeutungen
absichtlich geändert, um die lettische Standardprache zu
vervollständigen, und in einem Fall - um den Gebrauch eines
Barbarismus zu vermeiden.
5.2. Linguistische Ursachen.
Die linguistischen Ursachen sind die inneren oder
intralinguistischen Ursachen einer Sprache, die keine direkten
Beziehungen mit den äusseren Faktoren haben. Solche Ursachen
sind leichter festzustellen als die extralinguistischen, weil sie sich
aus anderen Fakten derselben Sprache schliessen lassen. Obwohl
man normalerweise von den linguistischen Ursachen in den Fällen
der Grammatikalisierung spricht und dann, wenn ein Wort des
häufig gebrauchten Wortverbindunges die Bedeutung des ganzen
Wortverbindunges übernimmt, werden in dieser Arbeit auch die
Analogie, die Bedeutungsverschiebung im semantischen Wortfeld
und die Veränderung der Distribution als solche betrachten.
5.2.1. Analogie.
Von einer analogischen Bedeutungsveränderung spricht man,
wenn die Bedeutungsveränderung eines Wortes eine analogische
Bedeutungsveränderung
bei
einem
anderen
semantisch
gebundenen Wort fordert.
In dem analysierten Material kommt ein solcher Fall vor, wenn
die Bedeutungsveränderung eines Wortes eine analogische
Bedeutungsveränderung bei einem anderen sowohl äusserlich
ähnlichen als auch semantisch gebundenen Wort gefordert hat:
- lett. mitrs 'weich, biegsam'→'ein wenig nass' hat die
Bedeutung unter dem Einfluss der Bedeutungsveränderung des
lettischen Wortes mikls ' biegsam→feucht'.
Eine besondere Art der Analogie kommt auch in den Fällen
vor, wenn das Wort einer Wortart unter dem Einfluss eines
anderen Wortes mit demselben Stamm seine Bedeutung ändert.
Einen solchen Fall gibt es auch in den analysierten Materialien:
- die Bedeutungsveränderung des lettischen Adjektiv gaužs
'kläglich'→'stark, intensiv, sehr unangenehm', ist wahrscheinlich
unter dem Einfluss von dem Bedeutungsveränderung des lettischen
Adverbs gauži 'kläglich'→'sehr'.
Es gibt ein Adjektiv, dessen Bedeutung sich unter dem Einfluss
eines äusserlich ähnlichen Neologismus verändert hat. Hier kann
man sicherlich auch von der Analogie reden:
- lett. glezns 'gebrechlich, schwächlich'→'zart'→'schön,
hübsch, zierlich schön' hat die Bedeutung unter dem Enfluss des
von A.Kronvalds eingeführten Neologismus glezna geändert.
5.2.2. Verschiebungen im semantischen Wortfeld.
Schon seit den 30-er Jahren des 20. Jh. besteht es in der
historischen Semantik die Meinung, dass manchmal, wenn die
Bedeutung eines Wortes sich ändert, wird die ganze Struktur des
semantischen Wortfeldes zerstört und auch andere Wörter ihre
Bedeutungen ändern können. Auch in solchen Fällen haben keine
ausseren Faktoren die Veränderung direkt beeinflusst, deswegen
kann man die Ursache als linguistische betrachten.
Eine in dieser Arbeit analysierte Bedeutungsveränderung des
Adjektives hat die Bedeutungsveränderung eines anderen Wortes
verursacht:
- Die Bedeutungsentwicklung des lettischen Wortes šķīsts hat
wahrscheinlich die Bedeutungsveränderung des Wortes tīrs,
welches zu demselben semantischen Wortfeld gehört, verursacht:
Als der Gebrauch des Wortes šķīsts enger geworden ist, hat man
ihn
mehr mit einer religiösen Bedeutung zu brauchen begonnen 'rein
von den Sünden, unschuldig' und nicht als den Antonymen zu den
Wörtern notašķīts, netīrs, diese antonymische Bedeutung bekam
das Wort tīrs.
5.2.3. Veränderungen der Distribution.
Von einem linguistischen Grund der semantischen
Veränderungen kann man auch in den Fällen sprechen, wenn das
Wort im Resultat der Distributionsveränderung seine Bedeutung
ändert, beziehungsweise, wenn das Wort, was früher nur in einer
bestimmten Kollokation gesprochen oder geschrieben worden ist,
in einem anderen Kontext zu verwenden beginnt (Hier könnte
jedoch auch der umgekehrte Prozess stattgefunden sein: Erst
ändert ein Wort wegen irgendeiner Ursache seine Bedeutung und
danach man beginnt ihn mit der neuen Bedeutung in einem
anderen Kontext zu verwenden, jedoch ist es am
allerwahrscheinlichsten, dass die Veränderungen der Bedeutung
und der Distribution sich gleichzeitig stattfinden.). Auch in
solchen Fällen bilden die intralinguistischen Ursachen den Grund,
es gibt keine äusseren Faktoren, die die Bedeutungsveränderung
gefördert hätten. In dem analysierten Material kommt ein solcher
Fall vor:
- lett. maigs - mit der Veränderung der Distribution, d. h.,
wenn man das Wort maigs 'süss, fest (vom Schlaf)' nicht nur in der
Kollokation maigs miegs, sondern auch in der Beziehung auf
solchen Substantiven wie meitene, jūtas, mauriņš zu verwenden
begann, hat auch die Bedeutung des Wortes sich geändert
→'derjenige, dessen Beziehung zu den anderen warmherzig, lieb
ist; der/dasjenige, was angenehme Gefühle auflösst'.
In allgemeinen kann man sagen, dass auch die Ursachen der
semantischen Veränderungen ebenso wie die Typen der
semantischen Veränderungen sich nicht selten überschneiden, und
ihre Bestimmung ziemlich relativ ist, zum Beispiel, ist es
schwierig, die historischen und die sozialen Ursachen abzutrennen.
Nicht selten ist die Bedeutungsentwicklung eines Wortes von
unterschiedlichen Ursachen beeinflusst worden. Jedoch bei dem
Versuch die Ursachen der semantischen Veränderungen von den in
dieser Arbeit untersuchten Wörter festzustellen, gelang es, zwei
Schlussfolgerangen zu ziehen: 1) unter den Adjektiven sind die
psychologischen Ursachen der am meisten verbreiteter Typ der
Ursachen, wahrscheinlich ist es deswegen, dass die negativen
Eigenschaften eine Sphere von emotionell markierten Begriffen ist;
2) für die Wörter, die einzelne thematischen Gruppen bilden, sind
bestimmte Typen der Ursachen von den semantischen
Veränderungen charakteristisch: Für bie Bezeichnungen der
Teuerheit- historische Ursachen, für die Bezeichnungen der
physischen UnvoUkommenheiten - psychologische Ursachen, für
die Bezeichnungen der moralen Eigenschaften - soziale Ursachen.
Offensichtlich betsteht es eine Beziehung zwischen den
bestimmten Begriffsspheren und den bestimmten Ursachen von
semantischen Veränderungen.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
1. Von 570 aus verschiedenen Wörterbüchern exzerpierten der
Form nach entsprechenden Adjektivpaaren der lettischen und
litauischen Sprache sind 248 (≈ 44 %) Stammwörter oder solche
Wörter, die man von dem heutigen Sichrpunkt als unabgeleitete
betrachtet, aber 322 Wortpaare (≈ 56 %) sind Ableitungen.
2. Von allen Paaren der Adjektive fallen die Hauptbedeutungen
von 312 ( ≈ 55 % [117 Stammwörter oder ≈ 47 %, 195 Ableitungen
oder ≈ 61 %]) Wortpaaren zusammen. 172 ( ≈ 30 % [82
Stammwörter oder ≈ 33 %, 90 Ableitungen oder ≈ 28 %])
Wortpaare haben unterschiedliche Bedeutungen. Diese Zahlen sind
nahe an die Angaben zu der Differenzierung von den Substantiven
der lettischen und litauischen Sprache, die in der Forschung von R.
Bertulis angegeben sind - ungefähr 50% der Wortpaare haben
identische Hauptbedeutungen, bei ungefähr 20% sind die
Hauptbedeutungen unterschiedlich. Obwohl die Prinzipien der
Auslese und Klassifikation des Materiales von dieser Arbeit und
der Dissertation von R. Bertulis sich ein wenig unterscheiden, kann
man vorsichtig eine Schlussfolgerung ziehen, dass die semantische
Differenzierung der förmlich entsprechenden Nomina der
lettischen und litauischen Sprache bei beiden grösseren Gruppen
der Nomina - bei den Substantiven und bei den Adjektiven - sich
ungefähr im gleichem Tempo entstanden hat. Damit ist die
gegenseitige prozentuelle Proportion von den semantisch
identischen
und
semantisch
unterschiedlichen
formal
entsprechenden Lexemen in beiden oben erwähnten Gruppen der
Nomina ähnlich.
3. Von allen semantisch unterschiedlichen Wortpaaren der
Stammwörter sind 39 Paare ( ≈ 16 %) Homonyme, d.h., sie haben
unterschiedliche Herkunft.
4. Von 28 Wortpaaren der geerbten Stammwörter der
lettischen
und litauischen Sprache, die äusserlich identisch oder ähnlich,
semantisch jedoch unterschiedlich sind, hat das Wort der
litauischen
Sprache in dem Wortpaar in der Mehrheit der Fälle (16 Fälle oder
57 %) eine ältere Bedeutung behalten (lett. tikls : lit. tiklùs;
lett. šķīsts : lit. skýstas; lett. skaists : lit. skaistùs, skaĩstas; lett.
glīts, glits : lit. glitùs, glìtas, glytùs; lett. glezns : lit. glẽžnas,
gležnùs; lett. tizls : lit. tižlùs; lett. stulbs : lit. stulbùs; lett. kluss :
lit. klùsas, klùsus; lett. vārgs : lit. vargùs; lett. jautrs : lit. jautrùs;
lett. dairs : lit. dairùs; lett. maigs : lit. maigùs; lett. gauss : lit.
gausùs; lett. lēts : lit. lė̃tas, letùs; lett. mikls : lit. miklùs, mìklas;
lett. mitrs : lit. mitrùs, mìtras).
In sieben Fällen oder 25 % (wenn das entsprechende Wort
schon in der baltischen Ursprache eine zerspaltete Semantik gehabt
hat) hat sowohl das lettische als auch das litauische Wort jedes
seine altertümliche Bedeutung erhalten (lett. skāņš : lit. skanùs;
lett. sūrs : lit. sūrùs, sū́ ras; lett. klibs : lit. klìbas, klibùs; lett. gaužs,
gauds : lit. gaudùs; lett. modrs : lit. mañdras, mandrùs; lett. dārgs
: lit. dargùs; ļauns : lit. liaũnas, liaunùs).
Nur in fünf Fällen oder 19 % hat das Wort der lettischen
Sprache im Wortpaar eine altertümlichere Bedeutung behalten
(lett. kusls : lit. kùšlas, kušlùs; lett. kārns, karns : lit. karnùs; lett.
veikls : lit. veiklùs; lett. brangs : lit. brangùs; lett. liekns :
lit. liẽknas, lieknùs). Auf solcher Weise kann man aufgrund des
untersuchten Materials eine Hypothese vorheben, dass die
litauische Sprache altertümlicher als die lettische Sprache ist, und
zwar auch im Sinne der lexikalischen Semantik, nicht nur der
Phonetik, der Morphologie und der Syntax. Diese
Schlussfolgerung steht im Widerspruch mit den in der Forschung
von R. Bertulis über die semantischen Beziehungen der
Substantiven ausgesagten Schlussfolgerung, dass die litauische
Sprache im Sinne der Semantik nicht altertümlicher als die
lettische Sprache ist.
5. Wenn die einzelnen Wörter in bestimmten semantischen
Gruppen zusmmengefasst wurden, war es möglich, die für eine
konkrete Gruppe charakteristische Merkmalen zu finden.
5.1. Für
die
moralen
Eigenschaften
ist
eine
Bedeutungsveränderung 'sauber, rein'→'keusch, unschuldig'
charakteristisch (lett. šķīsts; lit. skaistùs). Aufgrund des
untersuchten Materiales kann man behaupten, dass sie unter dem
Einfluss des Christentums stattgefunden worden ist.
5.2. Für die Entwicklung der Bezeichnungen der Schönheit ist
die Tendenz von dem Konkreten zu dem Abstrakten
charakteristisch. Der Begriff der Schönheit selbst ist abstrakt,
deswegen haben die Wörter mit einer ursprünglich konkreteren
Semantik ihre Bedeutung geändert, um diesen Begriff
auszudrücken
(lett. skaists 'sauber, rein'→'schön, hübsch'; lett. glīts 'glitschig,
glatt'→'hübsch, schön'; lett. glezns 'gebrechlich, zart'→'zierlich
schön'). Für die Bezeichnungen der Schönheit ist auch das
charateristisch, dass sie historisch die Bedeutungen 'sauber, rein,
ordentlich' gehabt haben oder sie noch immer als die parallelen
Bedutungen aufbewahren (die Bedeutung des Wortes *skaistas ist
in der baltischen Vorsprache am allerwahrscheinlichsten 'rein, klar'
gewesen, eine der Bedeutungen von lett. glīts ist auch 'ordentlich',
früher hat es auch 'rein, sauber' bedeutet).
5.3.
Für
die
Bezeihnungen
der
physischen
Unvollkommenheiten ist charakteristisch, dass als der Typ der
semantischen Veränderungen in dieser Gruppe die Metonymie
dominiert, deren Grund die Beziehungen zwischen den Ursachen
und der Folgen bilden: Wenn 'lamh, gelähmt, stotternd', also
'gebrechlich, unfähig und krüppelig' (lett. tizls : lit. tižlùs), wenn
'hager', also 'gierig, nicht satt' (lett. karns, kārns : lit. karnùs), wenn
'blind', also 'schwächlich, unfähig' (lett. kusls : lit. kùšlas). Für
diese Gruppe ist auch die Pejoration charakteristisch- die älteren
Bedeutungen
sind
neutral,
aber
im
Prozess
der
Bedeutungsentwicklung hat das Wort begonnen, irgendeine
physische Unvollkommenheit zu bezeichnen, und nicht umgekehrt.
Bei der weiteren Bedeutungsentwicklung, kann das Wort auch
beginnen, eine geistliche Unvollkommenheit mit deutlicher
negativer Konotation zu bezeichnen (lettisch stulbs, tizls).
Möglicherweise dient gerade diese pejorative Tendenz ('physische
Unvollkommenheit'→' geistliche Unvollkommenheit') auch als
Grund für die sehr grosse semantische Veränderung der Wörter
dieser Gruppe.
5.4. Für die Gruppe der Adjektive, die geistliche und
physische Aktivität, Aufmerksamkeit bezeichnen, ist die
Bedeutungsveränderung
'derjenige,
der
schaut,
beobachtet'→'munter' charakteristisch (lett. modrs; lit. dairùs;
lett. dairs).
5.5. Bei der Analyse der Begriffen der Teuerheit, entstand die
Hypothese, dass es im Zeitraum der baltischen Vorsprache
überhaupt keinen Begriff für 'teuer' gab, weil es in jeder baltischen
Sprache mit einem anderen Wort bezeichnet wird (lit. brangùs,
lett. dārgs, altpreuss. tempran). Als der Begriff der Teuerheit
entstand, hat man ihn ausgedrückt, indem man den in der Spache
schon existierenden Wörtern neue, mehr abstrakte Bedeutungen
zugefügt hat.
5.6. Für die Begriffen der Biegsamkeit sind mehrere
semantische Veränderungen typisch: 1) 'weich, biegsam'→'feucht'.
Das Wort, was die Biegsamkeit bezeichnet, wird auf die
eingebogene, sumpfige, morastige, feuchte Stelle übertragen und
beginnt die Feuchtigkeit zu bezeichnen (lett. liekns; lett. mikls); 2)
'biegsam'→'dünn, hager' (lit. lieknas; lit. liaùnas).
6. Bei der Zusammenfassung der Typen von semantischen
Veränderungen der in dieser Arbeit untersuchten Wortpaaren,
kamen einige für die semantischen Bedeutungsveränderungen der
Adjektive der lettischen und litauischen Sprache charakteristische
Merkmalen zur Licht.
6.1. Der am meisten charakteristische Typ der semantischen
Veränderungen bei den Adjektiven der lettischen und litauischen
Sprache ist die Metonymie, beziehungsweise, die Übetragung der
Bedeutung aufgrund der Beziehung zwischen der Referenten.
6.2. Sogar bei den vergleichnissmässig wenigen Metaphern, die
in diesem Material vorkommen, sind Parallelen sowohl im Rahmen
der lettischen und litauischen Sprache, als auch im Vergleich mit
anderen Sparchen zu beobachten. Damit kann man sagen, dass die
semantischen Universalien unter den Metaphern häufiger
vorkommen,
als
unter
den
anderen
Typen
der
Bedeutungsveränderungen. Es dominiert die Tendenz von dem
Konkreten zu dem Abstrakten.
6.3. Die in dieser Arbeit erforschene Materialien bestätigen die
von mehreren Sprachwissenschaftlern beobachtete Erscheinung,
dass die Verengung der Bedeutung (7 Fälle) viel häufiger als die
Verbreitung der Bedeutung (2 Fälle) vorkommt.
7. Manchmal haben die Kollokationen oder feste
Wortbindungen eine altertümliche Bedeutung aufbewahrt, was
mehr
Information über die Entwicklung der Wortbedeutung gibt, z. B.
lett. skaists laiks, lett. maigs miegs, lit. gausus būrys, lett. ļaunā
puse. Solche Kollokationen kann man bei der Untersuchung von
verschiedenen Texten mit einer ziemlich grossen Anzahl von
Wortgebrauchen feststellen, z. B., bei der Forschung der
Internetresursen.
8. Unter den in dieser Arbeit analysierten Fällen der
semantischen Veränderungen von den lettischen und litauischen
Adjektiven sind die psychologischen Ursachen der am meisten
verbreiteter Typ der Ursachen. Für einzelne thematische Gruppen
sind bestimmte Typen der Ursachen von den semantischen
Veränderungen charakteristisch: Für bie Bezeichnungen der
Teuerheit - historische Ursachen, für die Bezeichnungen der
physischen Unvollkommenheiten - psychologische Ursachen, für
die Bezeichnungen der moralen Eigenschaften - soziale Ursachen.
9. In mehreren Fällen (lett. jautrs, veikls, glezns) haben die
sogen. "Jungletten" im Prozess der Entwicklung der
Standardsprache die Festigung der neuen Bedeutung gefordert. In
einigen Fällen entstand die neue Bedeutung nach dem Muster einer
fremden Sprache, als ein Versuch, den Germanismus auszurotten
(lett. jautrs statt lustīgs, lett. Glezns ← glezna statt bilde).
10. Rasche historische Veränderungen können als ein
zusätzlicher Faktor dienen, der die Bedeutungsveränderung fordert
-z. B. mehrere Adjektive der lettischen Sprache haben ihre
Bedeutungen am Ende des 19. Jh., also, am Ende der nationellen
"Aufwachen" geändert (z. B. lett. glezns, lett. maigs, lett. vārgs,
lett. gaužs, lett. veikls, lett. jautrs u. c); sowohl die lettischen als
auch die litauischen Adjektive haben ihre Bedeutungen (in
einzelnen Fällen auch die Form - lett. karns→kārns) auch nicht
lange nach dem II Weltkrieg - in den fünfziger Jahren des 20. Jh. rasch geändert (z. B. lett. tizls, lit. gaudùs).
PUBLIKĀCIJAS PAR PROMOCIJAS DARBA TĒMU
Raksti.
1. Buhārina A. Latv. jautrs un Met. jautrus nozīmju attiecības. //
Baltu filoloģija VIII. Rakstu krājums. Latvijas Universitātes
Zinātniskie raksti. 619. sējums. - Rīga, 1999, 147.-153. lpp.
2. Buhārina A. Latv. brangs, liet. brangus un latv. dārgs, liet
dargus.// Baltu filoloģija IX. Rakstu krājums. Latvijas Universitātes
Zinātniskie raksti. 625. sējums. - Rīga, 2000, 157.-164. lpp.
3. Trumpa A. Atsevišķu garšas izjūtu apzīmējumi latviešu un
lietuviešu valodā. // Baltu filoloģija X. Raksti baltu valodniecībā.
Latvijas Universitātes Zinātniskie raksti. 642. sējums. - Rīga, 2001,
137.-144. lpp.
4. Trumpa A. Daži fizisko nepilnību apzīmējumi latviešu un
lietuviešu valodā un to semantiskās atšķirības.// Linguistica Lettica
10. - Rīga: LU LaVI, 2002, 17.-32. lpp'
5. Trumpa A. Mazaktīvu darbību un vāji izteiktu pazīmi
nosaucoši īpašības vārdi latviešu un lietuviešu valodā: semantiskā
diferenciācija. // Vārds un tā pētīšanas aspekti 6. - Liepāja: LiePA,
2002, 304.-312. lpp.
6. Trumpa A.Atsevišķu latviešu un lietuviešu valodas adjektīvu
semantiskā diferenciācija: latv. šķīsts, liet. skýstas; latv. skaists,
liet. skaistùs; latv. tikls, liet. tiklùs.// Baltistica XXXVII (2) 2002. Vilnius, 2003, 283-294 psl.
7. Trumpa A. Lokanuma apzīmējumu semantiskā attīstība
latviešu un lietuviešu valodā.// Baltu filoloģija XIII (2).-Rīga:LU,
2004, 113-126. lpp.
8. Trumpa A. Latviešu valodas īpašības vārda ļauns nozīmju
attīstība literārajā valodā un izloksnēs. (Iesniegts izdevumam
Linguistica Lettica).
9. Trumpa A. Latviešu un lietuviešu valodas īpašības vārdu
semantisko pārmaiņu tipi. (Iesniegts izdevumam Baltistica).
Konferenču tēzes.
1. Buhārina A. Latvių kalbos būdvardžio jautrs ir lietuvių
kalbos būdvardžio jautrus semantiniai santykiai. // Jaunųjų
kalbininkų konferencijos pranešimų tezės. - Vilnius, 1997, 9-10
psl.
2. Бухарина А. Семантические отношения латышского
имени прилагательного jautrs 'веселый' и литовского имени
прилагательного jautrus 'чувствительный'.// Материалы XXVII
межвузовской
научно-методической
конференции
преподавателей и аспирантов. Выпуск 1. Секция балтистики
(10-12 марта 1998 г.). Тезисы докладов. - Санкт-Петербург,
1998, с. 7-8.
3. Buhārina A. Latviešu un lietuviešu valodas atvasināto
īpašības vārdu semantiskā diferenciācija.// IX Starptautiskā baltistu
kongresa "Baltu valodas laikmetu griežos" referātu tēzes. - Rīga,
2000, 51.-52. lpp.
4. Trumpa A.Atsevišķu latviešu un lietuviešu valodas adjektīvu
semantiskā diferenciācija: latv. šķīsts, liet. skýstas; latv. skaists,
liet. skaistùs; latv. tikls, liet. tiklùs. // Материалы XXXI
межвузовской
научно-методической
конференции
преподавателей и аспирантов. Выпуск 1. Секция балтистики
(4-6 марта 2002 г.). Тезисы докладов. - Санкт-Петербург, 2002,
с. 45-46.
5. Trumpa A. Latv. vārgs un liet. vargùs semantiskās
atšķirības.// Материалы XXXIII международной филологической
конференции. Выпуск 1.Секция балтистики (5-6 марта 2004
г.). Тезисы докладов. - Санкт-Петербург, 2004, с. 35-36.
6. Trumpa A. Latviešu valodas īpašības vārda ļauns semantika
salīdzināmi vēsturiskā aspektā literārajā valodā un izloksnēs. //
Материалы
XXXIV
международной
филологической
конференции. Выпуск 1. Секция балтистики (5 марта 2005 г.).
Тезисы докладов. - Санкт-Петербург, 2005, с. 30-31.
7. Trumpa A. Latviešu un lietuviešu valodas īpašības vārdu
semantisko pārmaiņu tipi. // X tarptautinio baltistų kongreso "Baltų
kalbų istorija ir tipologija" pranešimų tezės 2005 m. rugsėjo 23-24
d.-Vilnius, 2005, 85. lpp.
Herunterladen