Arbeitsblatt 02 zum Lernfeld 5 – Endodontische Behandlung begleiten – Die Schmerzausschaltung durch Anästhesie – Als Anästhesie bezeichnet man eine Unempfindlichkeit gegen Schmerz-, Temperatur- und Berührungsreize, = Ausschaltung der Schmerzempfindung! Bei der Vielzahl der Anästhesietechniken unterscheidet man: - Lokalanästhesie (lokale Betäubung) - Allgemeinanästhesie (Narkose) Für den Zahnarzt ist in der Regel eine örtliche Betäubung ausreichend. Dabei stehen dem Zahnarzt folgende Verfahren zur Verfügung: - Oberflächenanästhesie - Infiltrationsanästhesie - Leitungsanästhesie Das örtliche Betäubungsmittel bezeichnet man Lokalanästhetikum. Um eine Oberflächenanästhesie durchzuführen, haben wir 4 Möglichkeiten zur Verfügung: 1. Aufpinseln einer Anästhesielösung 2. Verwendung eine Anästhesiesprays 3. Auftragen von Anästhesiesalbe/-gel 4. Vereisung mit Kohlensäureschnee oder mit Chloräthyl Die Oberflächenanästhesie kann angewendet werden zur: - Unterdrückung des Würgereizes bei Abformungen oder Röntgenaufnahmen - zur Unterdrückung des Einstichschmerzes beim Spritzen - bei kleinen chirurgischen Eingriffen in die obere Schleimhaut Bei der Infiltrationsanästhesie wird in den Bereich des Behandlungsgebietes an den Verästelungen eines Nerven ein Depot des Anästhetikums gespritzt. Dieses dringt dann in das umliegende Schleimhaut-. Muskel-, Knochen-, Gefäß- und Nervengewebe ein. (infiltrieren !) Die Infiltrationsanästhesie kann nur in Bereichen eingesetzt werden, in denen die Kortikalis (Knochenrinde) nicht zu dick ist, also im Bereich: - des Oberkiefers - im Frontzahnbereich des Unterkiefers. Zu den Infiltrationsanästhesien gehört auch die Intraligamentäre Anästhesie. Bei der ILA wird das Anästhetikum in den Parodontalspalt eines Zahnes injiziert, wobei das Anästhetikum über Parodontalspalt in das umliegende Gewebe (auch Nervengewebe) infiltriert. Bei der Leitungsanästhesie wird ein Depot des Anästhetikums in einen Bereich eines Nervenstamms gesetzt, wobei das dahinterliegende Verästelungsgebiet eines Nerven betäubt wird. A: Spinal-(Rückenmarks-) anästhesie B: Paravertebral (neben Wirbelsäule) anästhesie C: Ganglion- oder Plexus- anästhesie D: Leitungsanästhesie E: Infiltrationsanästhesie F: Oberflächenanästhesie Die Lokalanästhetika bewirken eine örtlich begrenzte, reversible (rückgängig zu machende) Blockade der Erregungsleitung in den afferenten und efferenten Fasern der Nerven. Was bedeutet das? Bei gemischten Nerven wird nicht nur die sensible Erregungsleitung zum Gehirn unterbrochen, sondern auch die motorische Leitung zu den Muskeln findet nicht mehr statt. Es gibt zwei verschiedene Lokalanästhesietypen: a. vom Estertyp > diese werden durch Enzyme im Blutplasma abgebaut (z.B. Ultracain, Procain) b. vom Amidtyp > diese werden in der Leber abgebaut (z.B. Bupivacain, Lidocain, Mepivacain) Den Lokalanästhetika werden oft auch Vasokonstriktoren (gefäßverengende Mittel) wie z.B. Adrenalin zugesetzt, damit das betäubte Gebiet weniger mit Blut versorgt wird. Konsequenz: >Die Anästhesiedauer nimmt zu, da das Anästhetikum langsamer abgebaut wird, >In dem Operationsgebiet blutet es weniger, > Die Anästhesietiefe nimmt zu. Doch CAVE bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen!!! Gefahren bei der Lokalanästhesie: > allergische Reaktionen auf das Anästhetikum (Anamnese!) > bei der Perforation (Durchlöcherung) eines Nerven kann der Nerv irreversibel (nicht rückgängig zu machend) geschädigt werden! > bei Injektion des Anästhetikum in ein Blutgefäß kann es durch hemmende Wirkung der Erregungsleitung am Herzen zum Herzstillstand kommen, oder wenn das Anästhetikum bis zum Gehirn gelangt, auch zum Atemstillstand! Um zu vermeiden, dass man in ein Blutgefäß injiziert, muss vor der Injektion mit einem Anästhetikum der Kolben der Injektionsspritze aspiriert werden (Aspiration = Ansaugung) Terminologie bei der Schmerzausschaltung: Anästhetikum: > Medikament zur Erzeugung einer allgemeinen oder lokalen Betäubung Analgesie: > Aufhebung der Schmerzempfindung, durch ein Anästhetikum, einer Narkose oder durch Akupunktur. Analgetikum: > Schmerzmittel, Medikament um Schmerzfreiheit zu erzielen Parese: > unvollständige Lähmung durch Minderung der motorischen und/oder sensiblen Funktionen Parästhesie: > Kribbeln oder taubes oder brennendes Gefühl Nervblockade: > Unterbrechung der Erregungsleitung eines Nerven Lachgas: > Inhalationsanästhetikum (Einatmungs~) mit analgetischer und schwacher hypnotischer Wirkung. Hypnose: > Veränderung des Bewusstseins mit Einengung der Aufmerksamkeit. Tranquilizer: > Wirkstoffe, die eine beruhigende Wirkung haben Neuralgie: > chronische Schmerzzustände durch Irritationen oder Schädigung eines Nerven Abrechnung: BEMA 40 = I > Infiltrationsanästhesie, auch Intraligamentäre Injektion BEMA 41a = L1 > Leitungsanästhesie intraoral BEMA 41b = L2 > Leitungsanästhesie extraoral 1. Was bedeutet 'Anästhesie'? Das bedeutet die Unempfindlichkeit gegen Schmerz, Temperatur- und Berührungsreize. 2. Was ist der Unterschied zwischen einer Allgemeinanästhesie (Narkose) und einer Lokalanästhesie? Bei der Narkose ist das Bewusstsein ausgeschaltet, während bei der LA nur ein Gebiet örtlich betäubt ist. 3. Welchen drei (3) Arten der Lokalanästhesie unterscheiden wir in der Zahnmedizin? 1. Oberflächenanästhesie 2. Infiltrationsanästhesie, incl. der intraligamentären Anästhesie 3. Leitungsanästhesie 4. Was geschieht bei der Oberflächenanästhesie? 5. Wohin wird die Infiltrationsanästhesie injiziert und was geschieht dann? In die Mundschleimhaut in die Nähe der zu betäubenden Zähne. 6. Wohin wird die intraligamentäre Anästhesie injiziert und was geschieht dann? In den Parodontalspalt des zu betäubenden Zahnes. 8. Wohin wird das Anästhetikum bei einer Leitungsanästhesie injiziert und was geschieht dann? In die Nähe des Nervenstamms, dessen Versorgungsgebiet betäubt werden soll. 9. Was ist die Schwierigkeit bei der Leitung? Den Nervenverlauf zu finden 10. Was muss bei der ILA beachtet werden? Druck und Ausbreitungsgebiet 11. Warum muss man den Unterschied bei den Amidtypen und Estertypen wissen? Bei Lebererkrankungen keine Amidtypen Bei Herz- Kreislauferkrankungen keine Estertypen 14. Wozu werden die Vasokonstriktoren zugesetzt und was ist das? Adrenalin, - verengt die Gefäße – Konsequenzen?? Das Gebiet wird weniger durchblutet, das Anästhetikum wird langsamer abgebaut. (Die Anästhesie hält länger an)