spiribrief_sept_2009 - BDKJ Diözesanverband Paderborn

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Einleitung:
Manche können es schon nicht mehr hören. Ständige Berichterstattung im
Fernsehen und Radio, Hauswurfsendungen, eine Plakatserie löst die nächste mit
ähnlichen Köpfen ab – dies geht einigen auf den Nerv. Wir haben Wahlzeit. Die
Europa- und Kommunalwahl liegt hinter uns. Am kommenden Sonntag ist die Wahl
zum Bundestag, im November wählen wir die Pfarrgemeinderäte und
Kirchenvorstände und im Mai nächsten Jahres ist die Landtagswahl. Und nun macht
der BDKJ auch noch einen Spiri-Brief zu den Wahlen. Muss das denn sein? Ja, die
Wahlen haben etwas mit unserem Glauben zu tun. Wir haben gewählt – als Christen
haben wir Jesus Christus gewählt, uns für ihn entschieden und sind aufgefordert als
Christen und Christinnen seine Frohe Botschaft zu verkünden. Wenn wir diese
grundlegende Wahl für unser Leben ernst nehmen, dann kann uns keine politische
oder kirchliche Wahl egal sein.
Als Christen sind wir aufgefordert unsere Welt mitzugestalten, Verantwortung für den
Nächsten zu übernehmen. Wie dies geht hat Jesus vorgelebt. Jesus hat jeden
einzelnen Menschen als von Gott geschaffen und gewollt angenommen und ihm Heil
und inneren Frieden gebracht. Besonders hat er sich derer angenommen, die am
Rande standen, die ausgegrenzt waren. Die Ehre Gottes und die Liebe zum
Nächsten gehören zusammen, hierbei hat er keinen Konflikt gescheut und sich mit
den Mächtigen angelegt. Macht euch die Erde Untertan! Als Christen sind wir
aufgerufen, sein Wort lebendig werden zu lassen und die Welt zu verbessern. Und
dies geht durch Gebet und unser Handeln. Hierzu gehört auch die
Auseinandersetzung mit Mitmenschen, die politische Verantwortung übernehmen
und die Vertretung von Interessen. Orientiert am Geiste Jesu sind wir zur Wahl
aufgefordert, selbst zu wählen oder uns zur Wahl zu stellen.
September 2009
Wer die Wahl hat!
Ziel:
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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich mit ihrer Verantwortung als
Christinnen und Christen für unser Gemeinwesen / Kirchengemeinde
auseinander.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind motiviert, aus christlicher
Verantwortung von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Vorbereitung:
Zusammenstellung der Materialien je nach gewählter Aktionsform.
Impulse und Gedanken:
Paulus hat in wenigen Worten am Ende des ersten Kapitels des ThessalonicherBriefs das Wesentliche zur Wahl zusammengefasst. Dort steht im 5. Kapitel im 21.
Vers: Prüft alles, und behaltet das Gute!
Dieser eine Satz sagt alles. Wählen bedeutet eine Situation mit ihren Möglichkeiten
zu prüfen und mich dann für das Gute zu entscheiden. Um etwas zu prüfen, brauche
ich eine Richtschnur, an der ich alles messen kann. Diese Richtschnur ist für uns
unser Glaube.
Besinnung:
Immer wieder gilt es sich zu entscheiden – nicht nur beim Gang zur Wahlurne. Es
gibt die unzähligen alltäglichen Entscheidungen (ziehe ich heute das blaue Hemd an
oder das schwarz-weiß karierte). Es gibt aber auch Entscheidungen, die diesen
Namen wirklich verdienen. Wer selber leben will – wer nicht allein von anderen
geleitet und „gelebt“ werden will – der muss entscheiden – im Großen wie im Kleinen.
Und manches Mal tun wir uns damit unheimlich schwer.
Es gibt da nämlich eine Regel. Eine Regel von unheimlicher Macht. Eine Regel, die
scheinbar alles bestimmt. Sie lautet: Es muss alles ausgewogen sein!
Ausgewogen – das heißt: Jedem gewogen, jedem nach dem Mund, es jedem Recht
machen!
Ausgewogen – das heißt: Von allem etwas, ein bisschen rechts – ein bisschen links,
ein wenig heiß – ein wenig kalt, jedem das seine – aber auch ja nicht zu viel – und
alles schön gleichmäßig verteilt – ja nicht auffallen, sich nicht exponieren – immer mit
der nötigen Distanz – Gefühle und Meinungen verstecken hinter unverbindlicher
Allgemeinheit – Flügel und Extreme stutzen – eine Ecken und Kanten - alles
abschleifen, bis es glatt ist und rund und keinem mehr weh tut – all das kann sich
hinter dem hehren Anspruch der Ausgewogenheit verbergen. Am Ende wird vielleicht
mit viel Energie das ins Gleichgewicht gebracht, was nicht gleich wiegt – was nicht
gleich wert(ig) ist.
Wenn ich auf Jesus schaue, erlebe ich etwas anderes. Da ist einer, der kümmert sich
nicht um ausgewogene Formulierungen. Er nimmt seinen Aussagen nicht die Spitze
– den Anstoß. Er macht sie nicht gefällig und erträglich für jedermann. Seine Rede ist
nicht „sowohl - als auch“. So sprechen die, die Dinge von außen betrachten – von
hoher Warte – aus übergeordneter Sicht.
Jesus spricht nicht von oben herab – als Bruder der Menschen spricht er aus der
Erfahrung: Ausgewogen – das geht eben nicht immer. Wenn man die Armen selig
preist, kann man das nicht zum Ausgleich auch mit den Reichen tun. Für ihn – und
für alle, die sich an ihm ausrichten wollen - gilt: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein
– Alles andere stammt vom Bösen (Mt 5,37)
Aktion:
Einige Beispiele zur methodischen Umsetzung
Stolpersteine
Welche Forderungen haben wir als Christen an eine zukunftsfähige Politik, oder
welche Erwartungen haben wir an einen Kandidaten / eine Kandidatin zur PGR / KV
Wahl?
Schreibt eure Gedanken kurz auf einen Zettel, umwickelt hiermit einen Stein oder
mehrere Steine und legt diese in die Mitte. Alternativ können auch die Steine
beschriftet werden. In einer Gruppendiskussion legt nun die Rangfolge der Steine
fest, vom größten bis zum kleinsten Stolperstein, über den nach eurer Überzeugung
eine Partei / Kandidatin/ Kandidat fallen würde.
Wahlthermometer
Zeichnet ein Thermometer auf eine lange Messlatte und diskutiert, welche
Forderungen wir als Christen an die Politik oder den PGR / KV haben und bringt
diese Forderungen in eine Reihenfolge. Was macht uns warm ums Herz, was lässt
uns zu Eissäulen erstarren.
Erinnerungsbrief
Nehmt euch die Wahlaussagen der Parteien, die Flyer der Kandidatinnen und
Kandidaten vor. Seht sie durch und notiert was euch als Christen besonders wichtig
ist. Schreibt dem Kandidaten / der Kandidatin hierzu einen Brief. Hebt die Briefe auf.
Hundert Tage nach der Wahl verschickt ihr dann die Briefe und fragt, was von den
damaligen Aussagen erreicht wurde und wie geplant ist diese zukünftig umzusetzen.
Gebete:
Gebet der Vereinten Nationen Gotteslob, Nr. 31. 1
Gebete um Frieden, politisches Engagement Gotteslob, Nr. 31, 2 -4
Gebet: Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,Gotteslob Nr. 29,6
Gebete junger Menschen. Thema Entscheidung, Gotteslob Nr. 23,3
Bundestagswahl
Wir bitten für die Frauen und Männer,
die wir heute zu Abgeordneten des Bundestages wählen:
lass sie im Herzen und im Gewissen
deine Stimme hören,
damit sie dich zu ihrem Ratgeber wählen
und den Herausforderungen, Belastungen und Versuchungen
ihres Amtes gewachsen sind.
Schenke ihnen bei ihrer Arbeit Tage,
an denen sie gewiss sein können,
wirklich dem Wohl unseres Landes zu dienen,
auch dem Wohl der Millionen von Menschen,
die das Wahlrecht nicht besitzen,
obwohl sie hier zu Hause sind.
Halte deine schützende Hand
über die Abgeordneten in jenen Ländern,
in denen trotz Parlamentswahlen Unrecht und Willkür herrschen,
wo kritische Abgeordnete
um Freiheit und Leben fürchten müssen
Bernd Zimmermann
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