Skript zur mündlichen Pädiatrie-Prüfung Sommersemester 2005 1 1. Neugeborenenperiode 1.1 Allgemeines - - - Termingeborene 38. – 42. SSW Parameter des Neugeborenen: - Blutdruck systolisch 60-80 mmHg - Herzfrequenz 140/min - Atemfrequenz 40/min Physiologische Gewichtsabnahme in der 1. Lebenswoche Adaption an das etxrauterine Leben - Kreislaufumstellung - Belüftung der Lunge, Gasaustausch - Aufnahme der Funktion von GIT (Mekonium), Nieren (Gewichtsabnahme), Leber (Ikterus) und ZNS APGAR-Wert Herzfrequenz Atmung Hautfarbe Reflexe Tonus 1 nicht hörbar fehlend blau/blass keine schlaff 2 < 100 Schläge schwach, unregelm Akren blau vermindert mäßig 3 > 100 Schläge kräftig, regelm völlig rosig normal aktive Beweg. 1.2 Neugeborenensepsis - - - - Leitsymptom: gestörte Mikrozirkulation mit blass-grauer Hautfarbe weitere: Lethargie, Trinkschwäche, Temperaturschwankungen, Atemstörungen, Krampfanfälle, Hypotension, Schock Frühsespis: „early onset“ => in den ersten 3 Tagen, Erreger aus mütterl. Vaginalflora: - B-Streptokokken - Staph. aureus/epidermidis - Listeria monozytogenes - Enterokokken - Klebsiellen Spätsepsis: „late onset“ => Beginn nach dem 3. Lebenstag, Erreger aus Umgebungsflora - Staph. haemolyticus/epidermidis - Pseudomonas aeruginosa - Enterobacter sp. - Serratia sp. Labor: - Leukozytose mit unreifen Granulozyten oder Leukopenie mit absoluter Neutropenie, auch normale Leukozahlen möglich - Thrombozytonpenie Diagnose: - Röntgen-Thorax - Mikroskopie und Mibi des Trachealsekrets Therapie: - primär: Piperacillin + Tobramycin - sekundär: nach Erregernachweis: Betalactam-AB + Aminoglykosid oder Cephalosprin 2 1.3 Ikterus neonatorum - Physiologischer Ikterus um 5. LT Ätiol.: vermehrter Hb-Abbau plus nicht voll ausgereifte Aktivität der hepatischen Glucuronyltransferase => unkonjugiertes, indirektes Bilirubin reichert sich an (bis 15mg/dl) 1.4 Rhesusinkomptibilität - Rhesus+ Blut des Kindes gelangt in den Kreislauf der Rhesus- Mutter => Antikörperbildung und Übertragung derer => Zerstörung kindlicher Erythrozyten - Klinik: - Anaemia neonatorum - ungenügender Sauerstoff-Transport - Herzinsuffizienz - Hydrops fetalis - Kernikterus - Diagn.: - direkter Coombs-Test - Ther.: - Austauschtransfusion, Phototherapie 1.5 Frühgeborenes und Komplikationen - Geburt bis zur 37. SSW, 5-6% aller Geburten Probleme: Temperaturregulation, Atemregulation, Infektanfälligkeit Atemnotsyndrom (ANS, RDS) - Ätiol.: - Surfactant-Mangel => Atelektase und Minderbelüftung der Lunge - Klinik: - Tachypnoe, exspiratorisches Knorksen, Einziehungen, abgeschwächtes Atemgeräusch - blass-graues Hautkolorit oder Zyanose - Ther.: - intratracheale Surfactant-Gabe - Kompl.: - akut: interstitielles Ödem, Emphysem, Pneumothorax, Pneumoperikard - chronisch: Bronchopulmonale Dysplasie Bronchpulmonale Dysplasie (BPD) = Beatmungslunge - chronische Lungenerkrankung eines Frühgeborenen durch ANS, Lungenunreife, Barotrauma oder Sauerstofftoxizität - Ätiol.: - Entzündung, pulmonales Ödem, Emphysem, Fibrose - Klinik: -Tachydyspnoe und Sauerstoffbedarf nach dem 28. LT - später Asthma Cor pulmonale - Diagn.: - Klinik - Röntgenbild: typisches Nebeneinander von Atelektasen und Emphysem Persistierender Ducts arteriosus Botalli (PDA) - Sauerstoffmangel und hohe Prostaglandin E2 Spiegel => Persistenz - (siehe Thema: Herz-Kreislauf) Apnoen - (siehe Thema: Luftwege) 3 Periventrikuläre Hirnblutung - bei sehr kleinen Frühgeborenen - Ätiol.: passager für die Hirnentwicklung angelegte Kapillaren und Arteriolen der subependymalen Keimschicht sind sehr fragil => Perfusionsstörung/Schäden auslösende Faktoren: Unreife, Azidose, Hypoxie, Hyperkapnie, RRSchwankungen, Beatmung, Volumenexpansion - Diagn.: Sonographie: Verdichtung des Parenchyms => Auflösen der weißen Substanz Nekrotisierende Enteroklitis (NEC) „Frühgeborenes, in 28. SSW entbunden. Geburtsgewicht 840g, 30 cm Länge, 26 cm Kopfumfang. Zunächst postnatal gute Anpassung, spontane Atmung, danach Symptome eines Atemnotsydromes, Intubation, Stabilisierung. Nach 2 Tagen rapide Verschlechterung des AZ, graue Hautfarbe, Beatmungs- und Sauerstoffbedarf angestiegen. Bauch ist aufgetrieben, Kind erbricht wiederholt gallig und setzt blutig-schleimige Stühle ab. Palpation des Bauches schmerzhaft.“ - - - - hämorrhagisch-nekrotisierende Entzündung des Darmes, häufig terminales Ileum und Kolon, bei Frühgeborenen häufigste Ursache für akutes Abdomen beim Frühchen, vor allem 2.-4. Lebenswoche Ätiol.: Perfusionsstörungen des Darmes (Schock, PDA, Hypoglykämie), orale Gabe von hyperosmolaren Medikamenten Klinik: - geblähtes Abdomen, Transportstörungen, (Magenreste), Erbrechen, fehlende Darmgeräusche, abdomineller Druckschmerz - Sepsiszeichen - Flankenrötung (spätes Peritonitis-Zeichen) - blass-graues Hautkolorit - Apathie Diagn.: - Röntgen-Abdomen im Hängen: Pneumatosis intestinales (Gasansammlungen in Darmwand des Colon ascendens), nach Perforation: freie Luft unter dem Zwerchfell - klinische Überwachung - Blut: CRP, Blutbild (Leukozytose, Linksverschiebung) Ther.: - primär konservativ: parenterale Ernährung, Entalstuing von Magen und Darm durch Sonde - AB-Therapie wie bei Sepsis plus Metronidazol (Anaerobier) - operativ bei Peritonitis oder Perforation Progn.: - im Frühstadium gut - später Komplikationen wie Stenosen, Briden, Kurzdarm - Letalität: 5-10% 1.6 Neugeborenes mit anhaltender Zyanose Differentialdiagnosen: - kongenitaler Herzfehler - Pneumonie - Sepsis 4 1.7 Ösophagusatresie - - - Fibrotische Obliteration im Ösophagus, 1:2500 Geburten Einteilung nach Vogt: I Blindsack oben, unten keine Anlage II Blindsack oben und unten. IIIa Fistel zur Trachea oben, unten Blindsack IIIb oben Blindsack, unten Fistel (häufigste Form) IIIc oben und unten Fistel H-Fistel Klinik: - Unfähigkeit, Wasser zu schlucken => Polyhydramnion - Zyanoseanfälle - Hustenattacken, schaumiges Sekret, rasselnde Atmung Diagn.: - Sondierung mit kontrastdichter Sonde im Ösophagussack, Radiologie DDiagn.: - Aspiration, Choanalatresie, Achalasie, Stenosen Ther.: - bis zur OP Absaugkatheter im Ösophagusblindsack - Operation innerhalb 24h: Anastomose und Fistelverschluss Kompl.: - Aspiration, Magensaft über distale Fistel in Lunge 1.8 Duodenalatresie - komplette oder partielle Einengung des Duodenalkanals, Hemmungsfehlbildung - 1:3000-5000 Geburten, Assoziation mit anderen Fehlbildungen, v.a. Trisomie21 - Klinik: Hydramnion, Ileus, frühes Erbrechen, Unterbauch eingefallen - Diagn.: Rö im Hängen: double-bubble: Doppelspiegel in Magen und Duodenum - DDiagn: Hiatushernie, Stenosen, Salzverlustsyndrom, zerebrales Erbrechen - Ther.: Magensonde unter Dauersog, frühzeitige OP 1.9 Analatresie - Differenzierungsstörung der primären Kloakenanlage, fehlende Analöffnung - 1:5000, in 40% Kombination mit anderen Fehlbildungen (vor allem urogenital) - Einteilung in hohe/intermediäre/untere Atresien - mit (v.a. hohe) oder ohne Fisteln: ♂: Blase, Urethra, Perineum ♀: Vagina, Vestibulum, Blase, Perineum - tiefe Analatresie: bessere Prognose wegen Kontinenz nach OP - hohe Analatresie: innerer Analsphinkter fehlt (M. puborectalis insuffizient) - Klinik: - sichtbare Atresie, ev. Fistel mit Stuhlentleerung - ohne Fistel: Erbrechen, aufgetriebenes Abdomen - Diagn.: - Abdomenleeraufnahme in Kopftieflage - MCU - Genitogramm - Ddiagn.: - Mekoniompfropfsyndrom - Ganglienzellanomalien (Stuhl gestaut in Darm) - Ther.: - tiefe A.: Korrektur-OP - hohe A.: 1. Kolostomie (Anus praeter) 2. Durchzugs-OP Anorektalplastik nach Pena - Kompl.: Stuhlinkontinenz, Bougierung 5 1.10 M. Hirschsprung (Megacolon congenitum) - häufigste Ursache einer Obstruktion im Colon, Sigma und Rektum 1:5000, ♂ 3-4 Mal häufiger betroffen Befall: - 60% Sigma, 20% Rektum, 15 % linkes Colon Ätiol.: - Mangel an Ganglienzellen im Plexus submucosus (Meißner) und myentericus (Auerbach) => funktionelle Obstruktion, Muskelhypertrophie der Darmwand, - prästenotische Dilatation Klinik: - Subileussymptomatik - aufgetriebenes Abdomen - leere, enge Ampulle Diagn.: - Manometrie (fehlende Relaxation des Sphinkter internus) - Rö-Kontrasteinlauf, - Schleimhautbiopsie DDiagn: - Ileus, Rektumatresie, Chagas Ther.: 1. Kolostomie (Anus praeter) 2. Resektion des anganglionären Segmentes und Rückverlagerung - - - 1.11 Zwerchfellhernie - - - - überwiegend linksseitig (4-8:1) auftretender Defekt im Zwerchfell Möglichkeit der Verlagerung sämtlicher Bauchorgane in Thoraxhöhle => dringlichster Notfall in der Neugeborenenchriurgie 1/2.000, Mädchen 2x häufiger Lungenkompression und Herzverlagerung können zu schwersten Entwicklungsstörungen mit respiratorischer und kardiozirkulatorische Insuffizienz führen Klinik: - meist sofort nach Geburt Atemnot, niedrige O2-Sättigung, Zyanose, - Schocksymptome - Verlagerung der Herztöne - asymmetrisch vörgewölbter Thorax ohne Atemexkursion - fehlendes Atemgeräusch, Darmgeräusche über Thorax Diagn.: - Röntgen: Bauchorgane im Thorax, Mediastinalverlagerung - Auskultation: Darmgeräusche über Thorax - Pränatale Diagnostik per fetaler Snographie möglich! Ther.: - KEINE Maskenbeatmung: Luft geht in Magen und Darm - sofortige Intubation, Magensonde zur Entfernung der Luft aus dem Magen und somit Entlastung der Lunge - OP Progn.: - entscheindende Faktoren ist Grad der Lungenhypoplasie, optimale Erstversorgung, chirurgische Therapie - Letalität bis 50% 1.12 Alkoholembryopathie „5jähriges Mädchen mit embryofetalem Alkoholsyndrom, psychisch-geistig retardiert, sehr umtriebig. Mikrozephalie, Epikanthus, verstrichenes, langes Philtrum, großer Mund, schmales Oberlippenrot, betonte Nasolabialfalten. Geburt in 40 SSW, mit 48 cm Länge und 2450g Gewicht, verzögerte statomotorische Entwicklung. Mutter chronische Alkoholikerin.“ - Alkohol als exogener Störfaktor in der Schwangerschaft, der zu morphologischen Anomalien beim Kind führt 6 - - Häufigkeit: 1:900 wichtig für Schweregrad ist Art, Ausmaß, Zeitpunkt und Dauer der einwirkenden Noxe - Blastogenese: Abort oder vollständige Regeneration - Embryogenese: sensibelste Phase, Embroypathien an den Organen - Fetalzeit: sekundäre Organveränderungen (Fetopathien wie Hydrozephalus oder Hepatitis) Klinik: - Untergewicht und Unterlänge bei Geburt - Minderwuchs, kleiner Kopf - Epikanthus, kurze Lidspalten, langes Philtrum, kleines Kinn - Skelettanomalien - Genitalanomalien - Herzfehler (ASD, VSD) - meist geistige Retardierung 2. Genetik 2.1 Prader-Willi-Syndrom - - 1:15000, i.d.R. sporadisch Mikrodeletion des paternalen Chromsom 15q => uniparentale Disomie (maternales Imprinting) Klinik.: - Kleinwuchs, kleine Hände und Füße - Muskelhypotonie - Adipositas - Hypogonadismus, - zuerst Fütterungsschwierigkeiten, später Hyperphagie - Minderbegabung (IQ 40-60) Diagn. : FISH (Floureszenz-in-situ-Hybridisierung): Diagnostik der Mikrodeletion 2.2 Trisomie 21 „Neugeborenes Mädchen mit Lidachsenstellung schräg nach außen oben, Epikanthus, überschüssige Nackenhaut, kurze, plumpe Hände, Vierfingerfurche beidseits, Sandalenfurche.“ - - 1:700, Risiko steigt mit Alter der Mutter (35 Jahre: 3/1000, 45 Jahre: 3/100) Formen: 1. freie Trisomie, 95% 2. Translokations-Trisomie, 2,5% meist mit Chr. 13, 14, 21; hohes Wiederholungrisiko bei balancierter Translokation 21/21 nur kranke Kinder! gleiche Klinik wie freie Trisomie 3. Mosaik-Trisomie, 2,5% je nach trisom. Zellanteil Down-Syndrom bis hin zu normalem Phänotyp und Intellekt Klinik: - Kopf: Brachycephalus, nach oben schräge Lidachsen, Epikanthus, kleine Nase, verdickte Zunge, kleine dysplastische Ohren, kurzer Nacken mit Hautfalten - Extremit.: Vierfingerfurche, Sandalenlücke, muskuläre Hypotonie, Gelenke überstreckbar 7 - Herz: - GIT: - Becken: Fallot-Tetralogie, AV-Kanal-Defekt (siehe Thema: Herz), ASD, VSD Duodenal-/Analatresie, Pancreas anulare, M.Hirschsprung charakteristisch: weit ausladende niedrige Darmbeinschaufeln, horizontale Hüftgelenkspfannen mit abgeflachten Acetabulum- und Ileumwinkel - Endokrin.: Hypothyreose, 10-20x erhötes Leukämierisiko (ALL), Minderwuchs - geistige Retardierung (IQ 50 und kleiner) - Diagn.: - Chromosomenanalyse - Suche nach Begleitfehlbildungen - Ther.: - symptomatisch bei Organfehlbildungen - Physio-, Ergo-, Sprachtherapie, Förderung, - medikamentös bei Hypothyreose - Progn.: - Lebenserwartung (wenn herzgesund) ca. 50% der Normalbevölkerung 2.3 Mukoviszidose „6jähriger Junge leidet seit Geburt an Gedeihstörungen. Bei Sonographie des Abdomens gestaute Lebervenen. Seit 3 Jahren wiederholte Bronchitiden, eine Lungenentzündung. Hausstaubmilbenallergie. Starke Blähungen und Bauchschmerzen.“ autosomal-rezessive Erkrankung mit Dysfunktion der exokrinen schleimproduzierenden Drüsen mit früh eintretender digestiver und respiratorischer Insuffizienz - 1:1600-2500 Neugeborene, häufigste Erbkrankheit der weißen Rasse - Path.: - Defekt des CFTR-Gen, das für ein Protein kodiert, das den transmembranösen Fluss von Chlorid über Chloridkanäle reguliert - exokrine Drüsen sondern hochvisköses eiweißhaltiges Sekret ab, das sie Ausführungsgänge verstopft und sekundär zu progredienten zystischfibrotischen Gewebsveränderungen führt (Dyskrinie) => Pankreas: Fibrose und zunehmende exokrine Pankreasinsuffizienz mit Maldigestion => Lunge: Einengung und Obstruktion der Bronchioli, manchmal auch der Bronchi, obstruktives Emphysem, chronische Bronchitis, Bronchopneumonie (Infektion durch Pseudomonaden!), Bronchiektasien => andere Drüsen: abnorme Zusammensetzung des Sekrets: Schweißtest - Klinik: - im Frühstadium sehr variabel; - Mekoniumileus des NG (in 10%) - intestinale Symptome und Lungenveränderungen; - exokrine Pankreasinsuffizienz: hartnäckige Durchfälle, fettig glänzender und übelriechender Stuhl Wachstumsverzögerung, Hypoproteinämie, Anämie, dünne Extremitäten, - aufgetriebenes Abdomen - pulmonale Komplikationen: anfangs chronische Bronchitis und rezidivierende Bronchopneumonien, später schweres obstruktives Emphysem und Cor Pulmonale, dann Dyspnoe, Zyanose, Faßthorax - eitriges zähes Sputum - Kyphose der BWS - Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel (alles sekundär); - Salzhunger (wegen des hohen Verlusts) - chronische Pan-Sinusitis - Diagn.: - Schweißtest: Na+ u/o Cl- Konzentration im Schweiß - Gen-Analyse ΔF 508 Mutation in 70%, viele andere auch - Screening durch Mekoniumtest: Albuminkonzentration - IRT-Test: immunreaktives Trypsin im Blut - Thorax-Rö: typische Veränderungen: Faßthorax, Emphysem, Bronchiektasien - 8 - Stuhl: Chymotrypsin und Pankreas-Elastase - Duodenalsaft: Pankreasenzyme - Pränatale Diagnose durch Chorionzottenbiopsie: 8.-12.- SSW - DNA-Analyse, wenn bereits ein CF Kind in der Familie, sogenannter „Indexfall“ - Ddiagn.: - Malabsorptions- und Magdigestionssyndrome anderer Ursache - chronische Lungenerkrankungen anderer Genese - Schwachmann-Syndrom: exokrine Pankreasinsuff., Neutropenie, Minderwuchs - Kompl.: - intestinale Obstruktionen, Invagination - Rektumprolaps - biliäre Abflußbehinderung ( Leberzirrhose 20-50%) - Hypovitaminosen (ADEK); - Pneumothorax - Sterilität bei männlichen Patienten - Ther.: - keine kausale Therapie - symptomatisch: hochkalorische Diät, Vitaminsubstitution (ADEK), reichlich Kochsalz, Pankreasenzyme zu den Mahlzeiten - Physiotherapie (Atemgymnastik), körperliches Training - Mukolytika - Antibiotika - Präfinalstadium: Herz-Lungen-Transplantation Progn.: - bestimmt durch Lungen-Komplikation und Cor pulmonale - 80% erreichen Erwachsenenalter 3. Stoffwechsel 3.1 Diabetes mellitus „8jähriger Junge mit Übelkeit und Bauchschmerzen seit 2 Tagen. In der letzten Nacht mehrfach erbrochen, kein Durchfall, zunehmend schläfrig. Seit 2 Wochen fällt den Eltern Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Übellaunigkeit des Jungen auf. In dieser Zeit hat er 3 kg Gewicht verloren, obwohl er normal aß und trank. Sohn muss ständig auf Toilette, hat sogar wieder eingenässt. Untersuchung: Junge schläfrig, reagiert aber auf Ansprache. Atmung auffällig tief, Atem riecht nach Azeton. Exsikkose-Zeichen: stehende Hautfalten, trockene Haut und Schleimhäute, belegte trockene Zunge, eingesunkene Augäpfel. Eingefallenes Abdomen, weich, ohne Abwehrspannung, normale Peristaltik. Herzfrequenz 110/min, RR 90/50 mmHg.“ - Chronische Beeinträchtigung der Metabolisierung von Kohlehydraten (auch Fette und Eiweiße) durch Störung der Insulinsekretion bei erhaltener Glukagonsekretion Typische Merkmale: Hyperglykämie, Glukosurie, katabole Stoffwechsellage Klassifikation Typ I (IDDM = insulin-dependent diabetes mellitus), juvenile Form Typ II (NIDDM = non-insulin-dependent diabetes mellitus), Altersdiabetes Gestationsdiabetes (GDM = gestional diabetes mellitus) MODY (maturity-onset-diabetes in young) (Typ 1-3) Typ I Diabetes mellitus - 16/100.000 zwei Gipfel 4.-6. und 9.-15. LJ - Ätiol.: - genetische Disposition (z.B. HLA B8) - Virusinfektionen (Mumps) - immunologische Prozesse (60-80% der Patienten haben zu Beginn der 9 - - - - - - Erkrankung Inelzellantikörper und Immunkomplexe) => Typ I Diabetes ist Autoimmunkrankheit bei genetisch hierfür prädisponierten Menschen Path.: - Insulin - Glykogenolyse, Glukoneogenese - Glykogenbildung in Muskulatur durch relativen Glukagonüberschuss und Insulinmangel, statt dessen Verstoffwechselung von Ketonkörpern => Azidose, Ketonämie, Azetonurie - Glukosurie => Wasser- und Elektrolytverlust (Polyurie) Klinik: - zu 80% schleichender Beginn: - Polydipsie/-urie, Enuresis - Gewichstabnahme, Müdigkeit und Leistungsschwäche - rapidere Verläufe v.a. bei jüngeren Kindern - Übelkeit, Erbrechen, Adbominalbeschwerden („Pseudoappendizitis“) - Azetongeruch der Atemluft, Kussmaulatmung: metab. Azidose, - Kopfschmerzen, Exsikkosezeichen (trockene Haut, Schleimhäute) - schließlich Bewusstseinsstörungen bis zum tiefen Koma Diagn.: - Hyperglykämie (600-800 mg/dl) - Azidose (pH < 7,25, Serumbikarbonat < 15mval) - Glukosurie, Azetonprobe im Urin meist positiv - HbA1c > 8% - orale Glukosebelastung Ddiagn.: - Neugeborenenhyperglykämie durch Kohlehydratüberlastung oder transitorischen Insulinmangel - zentral vereursachte Glukosurie bei Enzephalitis, SHT, Fieberkrämpfen, Tumor cerebri - renale, hepatogene Glukosurie Verl.D.: - tägliche Blutzuckermesseung (Nüchtern < 100mg/dl, 2-h-Postprandialwert <120 mg/dl bei Aglukosurie) - regelmäßige Urin- und Acetonkontrollen - HbA1c < 7% - ophthalmologische Untersuchungen, Blutdruckkontrollen, Blutfettmessungen Ther.: - Ziel: Normalisierung der Blutglukose durch Schulung, Insulintherapie mit Stoffwechselkontrolle, Diät und körperliche Aktivität (insulinsparend) - Insulintherapie - initial: wenn keine wesentliche Stoffwechselentgleisung, Ketoazidose und Bewusstseinseintrübung bestehen: - perorale Hydratation - Humaninsulin-Mischpräparat aus Intermediär- und Normalinsulin: morgens 2/3 abends 1/3 der Tagesdosis unabhängig vom Glukosespiegel nach Körpergewicht - später: Angleichung an das individuelle Blutzuckerprofil, Ernährung und körperliche Aktivität nach dem Basis-Bolus-Prinzip - lang wirkendes Insulin (1-2/Tag), Gabe abends zur Vermeidung des Dawn-Phänomens = Hyperglykämie in den Mogendstunden - individuell dosiertes Kurzzeitinsulin vor den Hauptmahlzeiten - Diät - Energiebedarf entspricht dem des stoffwechselgesunden Kindes - Tagesbedarf auf 6-7 Mahlzeiten (einschließlich Spätmahlzeit) - Rechnung mit Broteinheiten (BE), 1 BE = 12g Kohlehydrate - Traubenzucker gegen Hypoglykämien - Körperliche Aktivität - wichtiger Bestandteil der Therapie - längere körperliche Aktivität senkt Insulinbedarf bis zu 50 % 10 - Kompl.: - Hypoglykämien, Somogyi-Effekt (gegenregulatorische Blutzuckererhöhung über mehrere Stunden mit nachfolgender bedrohlicher Hypoglykämie - Hyperglykämien (selten) - diabetische Retinopathie in 30-50% der Fälle nach 10 Jahren - Koma diabeticum: Ketoazidose, Blutzucker, Exsikkose, Bewusstseinseintrübung, Krämpfe, Kussmaulatmung, Tachykardie => Beseitung der Hyperglykämie (Altinsulin), Ausgleich des Wasser- und Elektrolytverlustes (NaCL-Lösung), Beseitung der Azidose (Natriumbikarbonat) 3.2 Hyperammonämie (OCT-Mangel) Allgemein: Störungen im Harnstoffwechsel, die zu Ammoniak führen 1:20.000 Ätiol.: - Enzymdefekte - Transportstörungen - Organazidurie - Reye-Syndrom - exzessive Eiweißzufuhr.... OCT-Mangel - seltene Störung der Amoniakentgiftung - x-chromosomal (alle anderen bekanten Störungen der Amoniakentgiftung autosomalrezessiv) - Unterteilung: Typ I Carbamylphosphat-Synthetase-Mangel (autosomal rezessiv) Typ II Ornithintranscarbamylase-Mangel (OCT-Mangel) (x-chromosomal) - Klinik: - schwache Erhöhung: Erbrechen, Trinkunlust, rezidivierende Bewusstseinsstörungen, neurologische Symptome (Muskelhypotonie, Hyperreflexie), Hepatomegalie, psychomotorischer Entwicklungsrückstand - starke Erhöhung: zerebrale Symptomatik: Krämpfe (bei fast allen Stoffwechselkrankheiten!!), Muskelhypotonie, Koma und Tod - chronische Erhöhung: mentale Retardierung, Mikrozephalie, Spastizität - Diagn.: - Hauptkriterium: mehr oder weniger starke Ammoniakerhöhung im Blut - bei Bestimmung der Zwischenprodukte des HS-Zyklus genaue funktionelle Lokalisation des Defekts möglich - Amminosäuren im Blut/Urin bestimmen (bei jedem psychomotorischen Entwicklungsrückstand) - Ther.: - Stop der Proteinzufuhr - hochkalorische Infusion, - L-Carnitin - eventuell Dialyse - 5. Gastrointestinaltrakt 5.1 Akutes Abdomen - akut einsetzende Symptomatik bei (häufig lebensbedrohlicher) Erkrankung im Bereich der Bauchhöhle, die eine rasche differentialdiagnostische Abklärung und meist eine notfallmäßige operative Therapie erfordert 11 - typische Leitsymptome: akut auftretende Schmerzen, Veränderungen der Darmperistaltik mit Störung der Darmentleeung, abdominelle Abwehrspannung, Verschlechterung des Allgemeinzustandes, Übelkeit, Erbrechen, eventuell Fieber, klein. Zeichen einer inneren Blutung, Kreislaufstörung und Schock - häufigste Ursachen akuter Bauchschmerzen Neugeborene Säuglinge/Kleinkinder Fehlbildungen im GIT Dreimonatskoliken Volvulus Gastroenteritis Mekoniumileus Invagination NEC Obstipation Inkarzerierte LH M. Hirschsprung Inkarzerierte LH Hodentorsion - - ältere Kinder/Jugendliche Gastroenteritis akute Appendizitis Obstipatiom Harnwegsinfekt Chole-/Urolithiasis gynäkologischer Erkrank. Diagn.: - muss v.a. rasch erfolgen - Labor - Sono Abdomen - ggf. Übersichtsaufnahme Abdomen und Thorax - rektale Untersuchung darf bei Kindern mit Bauchschmerzen nie unterbleiben! Ther.: - richtet sich nach Ursache - stationäre Überwachung - zunächst Nahrungskarenz, Infusionstherapie 5.2 Stomatitis „3jähriges Mädchen, sehr hohes Fieber, Nahrungsverweigerung seit 2 Tagen, trinkt kaum, speichelt stark, sehr beeinträchtigter AZ, reduzierter Hautturgor, halonierte Augen. Fauliger Foetor ex ore. An Mundschleimhaut und Zunge multiple weißlich Beläge und Ulzerationen. Blutiges, geschwollenes Zahnfleisch. Schmerzhaft geschwollene zervikale Lymphknoten.“ - Entzündung der Mundschleimhaut Erreger: - Viren - Gingivostomatitis herpetica = Stomatitis aphthosa = Mundfäule - Erstinfektion mit Herpesvirus - weiße Ulcera mit weiß-gelblichen Pseudomembranen bedeckt - Lokalisation: meist Gingiva, Lippen, Wangenschleimhaut - Klinik: starke Schmerzen bei Nahrungsaufnahme, allgemeine Abgeschlagenheit, Fieber, submandibuläre Lymphadenitis, Foetor ex ore - Progn: Verlauf meistens selbstlimitiert/abortiv - Herpangina - Coxsackie-A-Virus - Vorschulkinder im Sommer und Herbst, zum Teil kleine Epidemien - Klinik: plötzlich hohes Fieber (um 40°C) und starkes Krankheitsgefühl, dann Halsschmerzen und Auftreten von 2-3 mm großen Bläschen an Gaumenbögen und Gaumen, nach Ulzeration Fibrinbelag mit rotem Randsaum - Progn: Symptome und Beschwerden klingen in wenigen Tagen ab, häufig abortiver Verlauf - Varizellenstomatitis - aphtenähnliche flache Ulzera mit hyperämischem Hof, v.a. in den hinteren Abschnitte der Mundhöhle - Infektiöse Mononukleose 12 - EBV-Viren aus der Herpesvirengruppe - neben Monozytenangina oft Petechien im Bereich des weichen Gaumens, selten auch Gingivitis - Therapie - meist symptomatisch: Mundpflege, Mundspülung und Gurgeln mit KamillenLösung, Salbei-Lösung, Panthenol-Lösung und Sulcrabest (Schleimhautprotektivum) - bei starken Schmerzen auch lokalanästhetische Mittel - Bakterien - Pyogene Gingivitis - chronisch bei ausgedehnter Karies und ungenügender Mundpflege oder schlechter Abwehrlage des Körpers - ganze Mundschleimhaut kann betroffen sein - Therapie: Mundpflege, Gebisssanierung, Mundspülungen; Vitaminpräparate. Anästhesie der Mundschleimhaut vor dem Essen - chronische Mundatmung kann Zustand verschlimmern - Gingivostomatitis ulcerosa = Stomatitis ulcerogangränosa = Gingivostomatitis ulceromembranacea = Angina Plaut Vincenti - betrifft vor allem Heranwachsende und Jugendliche - durch schlechte Mundhygiene oder konsumierende Erkrankungen - Ulzera der Gingiva und Mundschleimhaut - Klinik: lokale oder allgemeine Beschwerden, auch symptomarm - sekundär besiedeln Spirillen und fusiforme Stäbchen die Ulzera - Therapie - Therapie eventuell bestehenden Grundleiden - Mundspülungen mit Dreierlösung (Benzocain+Panthenol+Perkamillon) oder verdünnter Wasserstoffperoxidlösung - Oberflächenanästhesie und Ätzen mit Silbernitratlösung - bei ausgedehntem Befall Antibiotika - Pilze - Candidiasis = Soor - Candida albicans - weiße, mit Spatel abstreifbare flächige oder punktförmige Beläge auf Mundschleimhaut oder weichem Gaumen, teilweise bis in Ösophagus - besoders bei schwächenden Allgemeinerkrankungen oder längerer antibiotischer Therapie - beim NG durch Besiedlung der mütterlichen Scheide - Klinik: Fieber, Entzündung, geschwollene Lymphknoten, Bläschen - Diagn: Klinik, eventuell Erregernachweis, Soor-Abstrich - Therapie: lokal antimykotisch, bei ausgedehntem Soor und schlechter Abwehrlage systemische Antimykose (z.B. Fluconazol) bei Kindern > 16, Kindern < 16 nur wenn keine therpeutische Alternative, bei Säuglingen Kontraindiziert, Mundspülungen Bei Grundkrankheit Soor: Nystatin Bei Grundkrankheit Stevens-Johnson: Prednison 5.3 Laugenverätzungen - Kolliquationsnekrose durch Laugen: Zersetzung des Gewebes und Wassereinstrom => Perforationsgefahr Gradeinteilung der Verätzung Grad I: nur Erythem und/oder Ödem der Schleimhaut 13 Grad II: - - - Schleimhautläsionen mit Ulzerationen und Nekrosen, nicht gesamte Zirkumferenz Grad III: Schleimhautläsionen mit Ulzerationen und Nekrosen, gesamte Zirkumferenz Klinik: - Verätzungen der Mundschleimhaut - retrosternale Schmerzen - Kind schreit, spuckt, speichelt, hustet Ther.: - kein Erbrechen auslösen! mit Wasser spülen - Ösophago-Gastro-Duodenoskopie in Vollnarkose - bei Kehlkopfschwellungen Kortikosteroide - Ranitidin o.ä. gegen Säurereflux - Grad I: stationär bis Brei und klare Flüsigkeit vertragen wird - Grad II und III: komplette Nahrungskarenz (parenterale Ernährung), Breitbandantibiotikum, analgetische Therapie obligat, Prednisolon empfohlen; alle paar Monate Kontrolle wegen der Gefahr der Bildung von Strikturen Kompl.: - früh: Perforation mit den Folgen Mediastinitis, Fisteln zur Trachea oder Aorta, Aspiration, Schock - spät: narbige Stenose ( Risiko für Ösophagus-Ca bei Narben), Bradyösophagus und sekundäre Hiatushernie und Sphinkterinsuffizienz 5.4 Akute Gastroenteritis “6 Monate alter Säugling, rezidivierende wässrige Durchfälle, Erbrechen, 39C Fieber. Säugling schläft viel, ist apathisch, trinkt und isst nicht. Blass-graues marmoriertes Hautkolorit, trockene Schleimhäute, stehende Hautfalten, halonierte Augen. Eingesunkene Fontanelle. 160/min Puls, 1000g Gewichtsverlust, Natrium 158 mmol/l, Kalium 5,2 mmol/l, HK 46%.“ - - - Erreger: - Viren: 90% Rota-, Adeno-, Echo-, Entero-, Norwalkviren... - Bakterien: Salmonella, E. coli, Campylobacter, Shigellen... - Parasiten: Cryptosporidien, Entamoeba histolytika... Enteropathogene Keime: Zersörung der Muskosa => schleimig-blutige Diarrhoen Enterotoxische Keime: Störung des intrazellulären Wasser- und Elektrolythaushalt => profuse wässrige Durchfälle Viren: zytotoxischer Effekt auf Bürstensaummembran der Enterozyten => osmotische Diarrhoen Klinik: - Leitsymptome: Durchfälle, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Erbrechen - bei chronischen Geschehen: Exsikkose, Azidose, seltener Lidschlag, halonierte Augen, schwacher Saugreflex Ther.: - symptomatisch - Flüssigkeitssubstitution und Elektrolytausgleich (Infusion: nur wenn wiederholtes Erbrechen oder keine Gewichtszunahme bei oraler Rehydratation) - Realimentation: - kleine Einzelportionen da sonst leicht Erbrechen - ältere Säuglinge leichte Kost möglich - nach ca. 4 -6 Tagen sollte schon gewohnte Normalkost möglich sein - eventuell Antiemetika, Antibiotika (gezielt nach Erregernachweis) Dehydratation - isotone Dehydratation: - Verlust von Wasser und Elektrolyten im Verhältnis wie im Serum - z.B. bei Blutungen, Gastroenteritis - Natriumwerte 132-145 mmol/l - hypotone Dehydratation: 14 - Elektrolytverlust > Wasserverlust - z.B. bei Mukoviszidose, präterminaler Niereninsuffizienz, AGS - Natriumwerte <132 mmol/l - hypertone Dehydratation - Wasserverlust > Elektrolytverlust - z.B. bei Nahrungsverweigerung, Diabetes mellitus/insipidus - Natriumwerte > 145 mmol/l Rehydratation - Basisbedarf: - für die ersten 10 kg Körpergewicht: 100 ml/kg/d - für die nächsten 10 kg Körpergewicht: zusätzlich 50 ml/kg/d - ab dem 21. kg Körpergewicht: zusätzlich 25 ml/kg/d - Defizit - prozentualer Gewichtsverlust - anhaltende Verluste - Fieber: pro 1 zusätzlich 10% des Basisbedarfes - Diarrhoe/Erbrechen: Abschätzen, Wiegen Infusionstherapie: Basisbedarf + Defizit + anhaltende Verluste! - in den ersten 6-12 h Infusionstherapie aus 3 Bedarfs-Komponenten mit Glucose-Salz-Tee oder kommerzielle Rehydratationslösungen, oft ca. 75 ml/kg KG - restliche 12-18 Stunden: Basisbedarf 5.5 Akute Appendizitis “4jähriger Junge mit akuten Unterbauchschmerzen, 39C Fieber, Erbrechen. Fieber ließ sich trotz Maßnahmen mit Paracetamol und Wadenwickeln nicht senken. Bauchschmerzen nahmen im Laufe der Nacht immer mehr zu. Abwehrspannung, lebhafte Peristaltik bei körperlicher Untersuchung.“ - - - Entzündung des Appendix vermiformis Häufigkeitsgipfel: 4.-12. Lebensjahr Ätiol.: - Lumenverlegung der Appendix - Entleerungsstörungen - Würmer - Darmabknickungen Klinik: - üblicherweise kurze Anamnese - Schmerzen: wandern vom Epigastrium in rechten Unterbauch - Übelkeit, Erbrechen - Schmerzfreiheit kurz vor Perforation Diagn.: - bei unklaren Bauchschmerzen immer an Appendizitis denken - Labor: Entzündungsparameter (Leukozyten, BSG, CRP) - Mc-Burney-Punkt: Druckschmerz auf der Hälfte der Strecke Spina iliaca anterior superior und Bauchnabel - Lanz-Punkt: Druckschmerz auf Punkt 1/3 der Strecke zwischen den beiden Spinae iliacae ant. sup. - Blumberg-Zeichen:kontralateraler Loslass-Schmerz bei bereits vorliegender peritonitischer Reizung - Psoas-Zeichen: Reizung der Psaosfaszie führt zur Schonbeugehaltung der Hüfte und Schmerzen bei Dehnung - Douglasschmerz: Schmerz bei rektale Palpation, v.a. rechte Darmwand 15 - - (peritoneale Reizung) - axillo-rektale Temperaturdifferenz von > 1C (bei 50%) - Sono: Ergänzungsuntersuchung Ddiagn.: - akute Gastroenteritis, akute Pankreatitis, Obstipation, Invagination, MeckelDivertikulitis - Harnwegsinfekt - fortgeleiteter Schmerz aus dem Respirationstrakt - inadäquate Schmerzlokalisation bei Angina oder Otitis media - gynäkologische Ursachen Ther.: - Appendektomie - antibiotische Therapie bei Perforation oder Beteiligung des Peritoneums (Amoxicillin 50-100mg/kg) 5.6 Colitis ulcerosa - chronische Entzündung von Mucosa/Submukosa 2-4/100.000, davon 1/3 vor 18. LJ; Durchschnittsalter bei Diagnose: 12 J. auf Kolon beschränkt, kontinuierlicher Befall Kryptenabszesse, Pseudopolypen, “starres Rohr”, toxisches Megakolon, Perforation, erhöhtes Karzinomrisiko - Klinik: - - - Tenesmen, immer blutige Durchfälle/Blutauflagerungen auf Stuhl - extraintestinale Manifestationen: Sklerosiernede Cholangitis, Erythema nodosum - Fieber, Gewichtsverlust, Wachstumsverzögerung wie beim M. Crohn eher selten Diagn.: - Klinik - Koloskopie: errosive oder ulzerative Entzündung, meist im Rektosigmoid, - Histologie - Rö-Doppelkontrastdarstellung: Gartenschlauchphänomen - Labor: Eisenmangelanämie, Thrombozytose, leicht BSG - Sono: verdickte Colonwand (> 3-4 mm) Ddiagn.: - M. Crohn, akute Enterokolitis, Purpura Schönlein-Henoch, Pseudomembranöse Kolitis, Vaskulitiden mit enteraler Manifestation Ther.: - 5-Aminosalizylsäure - Predinisolon, Immunsuppressiva, Proktokolektomie bei schwerem Befall Kompl.: - schwere Blutungen, Infektionen, paralytischer Ileusbei toxischem Megacolon, bei chronischer Pankolitis (> 10 Jahre), Gefahr der Karzinomentstehung Progn.: - Heilungen möglich - manchmal Proktocolektomie die einzige Möglichkeit - nach > 10 Jahren Erkrankung Ca-Risiko erhöht 5.7 M. Crohn - granulomatöse Entzündung aller Darmschichten bis zum Mesenterialansatz 6-10/100.000 durchschnittliche Manifestation 10.-12. LJ gesamter GI-Trakt kann befallen sein, segmentaler Befall Fistelneigung, Stenosen, Ulzerationen, entzündliche Konglomerattumoren Klinik: - zunächst oft monate- bis jahrelange Phase mit uncharakteristischen Symptomen wie Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Wachstumsvezögerung 16 - - - Durchfall - anale Läsionen und Blut im Stuhl - extraintestinale Manifestationen wie Uveitis, Arthritis, Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum, Psoriasis Diagn.: - Labor: Anämie, Leukos und Thrombos , α2-Globulin , Vit. B12 und FS - Endoskopie - Sono (Wandverdickung), auch zur Verlaufkontrolle - Biopsie (Beweis) - Röntgen: Stenosen, Fisteln, Pflastersteinrelief, Wandstarre Ddiagn.: - jRA, M. Bechterew, Psoriasis, endokrine Pubertas tarda, Anorexia nervosa, intestinale Tuberkulose, Lymphadenitis mesenterica, Colitis ulcerosa Kompl.: - Wachstumsretardierung, Fisteln (perianale, rektovaginale, enteroenterale), Abszesse, Perforationen, Stenosen, Osteopathie, Nephrolithiasis Ther.: - 5-ASA, Salazosulfapyridin - Immunsuppression und Steroide (Prednisolon, Azathioprin) - Metronidazol bei Fisteln - operative Sanierung von Stenosen und Fisteln Progn.: - im Kindesalter meist akuter als beim Erwachsenen, nach Pubertät ruhigerer Verlauf - je nach Komplikationen eingeschränkte Lebensqualität 5.8 Cholestase Störung der Bildung, Sekretion und Transport der Galle mit Anhäufung von Gallenbestandteilen im Blut und Defizit im Darm - Einteilung - obstruktiv (intra- oder extrahepatisch) o Cholelithiasis o Kompression der Gallenwege o Cholangitis /Cholangiolitis o Pankreaserkrankungen o Gallengangsatresie /-hypoplasie /-dysplasie o Choledochuszyste - hepatozellulär o Hepatitis (viral / Medikamentös) o Toxisch (Medikamente, Enterotoxine, Pilzgifte) o Angeborene Stoffwechselerkrankungen Fruktoseintoleranz Galaktosämie Tyrosinose α1-Antitrypsinmangel Mukoviszidose Morbus Wilson - Rotor-Syndrom: chronische Hyperbilirubinämie ohne Hämolyse (selten) - Dubin-Johnson-Syndrom: v.a. konjungierte Hyperbilirubinämie ohne Hämolyse (selten) => Gallestau mit Zerstörung von Hepatozyten, Zirrhose - Klinik: - Ikterus der Haut und Skleren - Braunfärbung des Urins - variabel entfärbte Stühle (acholische Stühle) - Juckreiz, Leberfunktionsstörungen - Diagn: - Labor: - Bilirubin: direkt, indirekt - Gallensäuren - 17 - - alkalische Phosphatase - γ-GT: empflindlichster Cholestaseparameter - Leberfunktion, Stoffwechselscreening, Sono, Biopsie, Lebersequenzszintigramm Ddiagn.: - Glukuronidierungsstörungen, hämolytische Phänomene Ther: - je nach Grunderkrankung: - Diät bei Stoffwechseldefekten - OP bei extrahepatischen Abflussstörung - Therapie der Lebererkranungen - symptomatisch: Urocholsäure, Antihistaminika, Cholestyramin Substitution der fettlöslichen Vitamine! 5.9 Chronische Obstipation „5jähriger Junge mit starken Bauchschmerzen. Letzter Stuhlgang vor einer Woche. Kein Erbrechen. Öfters kotet der Junge noch ein und die Unterhose ist verschmiert. Durchfall und fehlender Stuhlgang wechseln sich ab. Untersuchung: geblähtes Abdomen, diffus druckschmerzhaft, keine Abwehrspannung, Resistenzen im Unterbauch beidseits, rege Darmgeräusche, Anus perianal gerötet, Kratzspuren, weite mit Stuhl gefüllt Ampulle.“ - - - - - Stuhlretention aufgrund einer unvollständigen Stuhlentleerung und/oder Defäkationsbeschwerden bei hartem Stuhl Chronische Obstipation: Beschwerden dauern länger als 3 Monate Einteilung: - primäre Obstipation: 95% der Fälle, bei Fehlernährung - sekundäre Obstipation: - angeborene oder erworbene Erkrankung (z.B. M. Hirschsprung) - Grunderkranungen außerhalb des Darmes paradoxe Diarrhoe: sekundäre Zersetzung eingedickten Stuhles durch Bakterien Klinik: - akute, heftige Bauchschmerzen - Abdomen druckschmerzhaft, aufgebläht - Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus - paradoxe Diarrhoe - eventuell Blutauflagerungen durch Schleimhautverletzungen Diagn.: - ausführliche Anamnese! V.a. vegetative - Sono - Labor: Blutbild, Schilddrüsenwerte, Nierenwerte, Elektrolyte - Urinstatus: Ausschluss eines Harnwegsinfektes - Anusabstrich - rektale Untersuchung Ther.: - Einlauf zur Darmentleerung - antibiotische oder antimykotische Therapie bei Erregernachweis - 1-2 Darmentleerung/Tag - Flüssigkeit! - Verhaltenstraining - Behandlung der Grunderkrankung bei sekundärer Obstipation Kompl.: - Divertikulose, Divertikulitis, Laxantienabusus 5.10 Pankreatitis - akute oder chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse selten bei Kindern 18 - - - - - Ätiol.: - häufig Begleiterkrankung viraler Infektionen (Mumps) oder Stoffwechselerkrankungen - Z.n. stumpfen Bauchtrauma - Therapiekomplikation bei Immunsuppression und Zytostase Klinik: - häufig keine Beschwerden - Oberbauchschmerzen, Erbrechen, Durchfälle, Ikterus - Kreislaufkollaps, Schocksymptomatik Diagn.: - Labor: Pankreasespezifischer Enzyme - Sono: ödematöse Schwellung des Pankreas - Abdomenübersicht: Verkalkung bei chronischer Pankreatitis - ERP: Kaliberschwankungen, Zysten - Schweißtest zum Ausschluss der Mukoviszidose obligat! Ddiagn.: - alles was Bauchschmerzen machen kann! Ther.: - Schock- und Schmerzbekämpfung - strikte Nahrungskarenz, protrahierter Nahrungsaufbau - Enzym- und Vitaminsubstitution bei chronischer Pankreatitis Progn.: - im Kindesalter meist milde, sogar asymptomatische Verläufe mit folgenloser Ausheilung - schwere, akute Pankreatitiden verlaufen häufig letal 5.11 Nahrungsmittelallergie - Gipfel um den 6. Lebensmonat Typ1-Immunreaktion im Kleinkindalter häufig Toleranzentwicklung mit Rückbildung der Symptome Klinik: - atopische Dermatitis, Urtikaria, Quinke-Ödeme, seltener GI-Symptome Diagn: - Anamnese - Hauttest, RAST Ther.: - Expositionsprophylaxe 4. HNO/Luftwege 4.1 Otitis media acuta - vorwiegend eitrige fieberhafte Entzündung des Mittelohres , meist viraler Beginn und bakterielle Superinfektion häufigste Diagnose in der Praxis bei 6-24 Monate alten Kindern häufigster Grund einer Antibiotikabehandlung häufigste Keime: Pneumokokken, Hämophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, Streptokokkus pyogenes Ätiol.: - Fortleitung einer Infektion des Nasenrachenraumes über die Tuba Eustachii Klinik: - rotes vorgewölbtes Trommelfell ohne Lichtreflex, hämorrhagische Blasen bei Grippeotitis, Tragusdruckscherz - Schmerzen - Fieber - Hörminderung - Kind schreit, fasst sich ans Ohr - bei Säuglingen eher unspezifische Symptomatik möglich: Trinkschwäche, 19 - Diagn.: - Kompl.: - Ther.: - Progn.: - Proph.: Unruhe, eventuell Durchfall => immer Ohr untersuchen - Merke: zu jeder Diagnosestellung einer Otitis media gehört der Ausschluss von Komplikationen! V.a. Leukozytose, 3stelliger BKS-Wert oder hohes CRP weisen auf diese hin - Labyrinthitis - Meningitis - N.facialis-Beteiligung (Parese = Otitis media acutissima) - Mittelohrerguss (Hörminderung) - Amoxicillin, Erythromycin - abschwellende Nasentropfen - selten Paukendrainage - bei richtiger Therapie nach 1-3 Tage Beschwerdefreiheit und evtl. für einige Zeit Serotympanon - Beseitigen einer behinderten Nasenatmung und Tubenbelüfungsstörungen 4.2 Akute Mastoiditis - - Komplikation der akuten Otitis media, nach 14 Tagen Cave: Säuglinge entwickeln leicht chronische Mastoiditis. Klinik: - Senkung der hinteren Gehörgangswand und Schmerzen und Rötung über Warzenfortsatz. Diagn.: - Rö nach Schüller - Blutbild - eventuell CT Ddiagn.: -Otitis externa - Gehörgangsfurunkel mit Lymphadenitis (LK hinter Ohr) Kompl.: - Einbruch ins Innenohr, Sinus transversus, Schädelinnere Ther.: - operative Eröffnung + Antibiotika 4.3 Orbitaphlegmone - - - - Akute Entzündung des Orbitainhaltes, häufig aufttretend als Komplikation von Sinusitiden, insbesondere der Siebbeinzellen und der Stirnhöhle Ätiol.: - fortgeleite Entzündung aus NNH (84%) - bei Säuglingen auch fortgeleitete Zahnkeimentzündungen - seltener: Gesichtsfurunkel, Erysipel, Hordeolum Panophthalmitis, Orbitaverletzungen und Sepsis Klinik: - Leitsymptome: Motilitätsstörungen und allgemeines erhebliches Krankheitsgefühl - manchmal mit Fieber und Schmerzen, die durch Augenbewegungen verstärkt werden Diagn: - Exophthalmus mit Bindehaut- und Lidschwellung sowie die deutliche Einschränkung der Bulbusbeweglichkeit (eingemauerter Bulbus) - Leukozytose - erhöhte BSG Ddiagn.: -Rhabdomyosarkom Ther.: - stationäre hochdosierte i.v. Antibiose - bei Kleinkindern Ceftrixon - bei Schulkinder: Oxacillin + Cefuroxim - Sanierung der NNH bei sinugener Ätiologie 20 - Kompl: - Destruktion des N. opticus 4.4 Angina Tonsillaris - - - akute Entzündung der Tonsillae palatinae, meist durch ß-hämolysierende Streptokokken andere Erreger: Staphylokokken, Haemophilus influenzae, Pneumokokken, Viren Klinik: - hohes Fieber - Schluckbeschwerden => Speichelfluss, rasselndes Atemgeräusch - Schmerzausstrahlung in Ohren - Hals-Lymphknoten-Schwellung Diagn.: - Klinik - Inspektion: hochrot geschwollene Tonsillen, bei bakterieller Infektion: weißgelbliche Beläge - Labor: Leukozyten , BSG , CRP - Streptokokken-Schnelltest (Antigennachweis) Ddiagn.: - infektiöse Mononukleose, Diptherie, Kawasaki-Syndrom, Mykoplasmen (mit Bronchitis) Ther.: - 10 Tage Penicillin (50-100.000 IE/kg in 3-4 ED p.o. oder i.v. - alternativ: Cephalosporin für 5 Tage Kompl.: - Peritonsillarabszess => chirurgische Intvernetion - rheumatisches Fieber mit Hauptkriterien: Karditis, Arthritis, Erythema anulare marginatum, subkutane Knötchen, Chorea minor - tonsillogene Sepsis - Lymphandenitis colli 4.5 Laryngitis/Pseuokrupp „3jähriges Mädchen, erwacht aus Schlaf mit bellendem Husten, insiratorischem Stridor und Dyspnoe. Sehr aufgeregte Eltern, sehr ängstliches Mädchen. Befunde: starker inspiratorischer Stridor, ausgeprägte inter- und subkostale Einziehungen, Temparatur rekal 36,8C.“ - Kehlkopfentzündung, die in etwa 80% der Fälle im Rahmen einer Virusinfektion der oberen Luftwege auftritt Leitsymptome: Heiserkeit, Aphonie, rauher, bellender Husten, inspiratorischer Stridor, Dyspnoe DDiagn inspiratorischer Stridor: obstruierende Tonsillitis; wenn afebril: Fremdkörperspiration, Glottisödem (Nahrungsmittelallergie, Insektenstich), Laryngospasmus Terminologie: Echter Krupp: Pseudokrupp: Epiglottitis: Kehlkopfdiptherie durch Corynebacterium diphteriae (Impfung!) Subglottische stenosierende Laryngitis Supraglottische stenosierende Laryngitis Pseudokrupp, Subglottische Laryngitis - Stenosierende subglottische Laryngitis durch RS-, Parainfluenza-, Influenzaviren - vor allem zwischen 1.-3. LJ, auftreten Nachts im Herbst, Spätwinter - Klinik: Grad I bellender Husten, Heiserkeit Grad II inspiratorischer Stridor, juguläre oder epigastrische Einziehungen Grad III zusätzlich Atemnot, konstanter Ruhestridor, schwere Einziehungen, auch interkostal, Hautblässe, Tachykardie > 160/min, Unruhe 21 Grad IV - Ther.: Stridor, höchste Atemnot, maximale Einziehungen, ausgeprägte Tachykardie, Zyanose, Sopor 1. Ruhe bewahren 2. topisches Adrenalin 3. systemische Steroide 1:100 0,5 mg/kg (max. 5 mg) Dexamethason 0,15-0,2 mg/kg i.m. Prednison 2 mg/kg i.v./oral Prednison 100 mg rectal 4. Sedierung Unterscheidungsmerkmale Layringitis Subglottische Laryngitis (Pseudokrupp) Häufigkeit Erreger Alter Bellender Husten Heiserkeit Schuckbeschwerden Speichelfluss Fieber Verlauf Trinkschwäche 20 Viren 1-3 Jahre + + (+) subakut/akut Kind trinkt noch Supraglottische Laryngitis Epiglottitis : 1 (Impfung: Anzahl) Hämophilus influenzae 3-6 Jahre + + ++ hochakut kein Trinken (schon bei Verdacht auf Epilottitis muss eine sofortige Einweisung mit Arztbegleitung erfolgen. Letaltität: 10-20% durch zu späte Diagnose und Therapie) 4.6 Obstruktive Bronchitis - - - akute, meist durch virale Infekte ausgelöste Atemwegsobstruktion im Säuglings- und Kleinkindesalter jedes 2. Kind entwickelt in 6 Jahren eine oder mehrere obstruktive Brochitiden Ätiol.: - Infektion durch Viren (RSV, Adeno-Viren, Rhino-Viren) über die Atemwege => Schleimhautödem, Hypersekretion bei Säuglingen und Kleinkindern Klinik: - expiratorisches Giemen, Brummen - hypersonorer Kopfschall - eventtuell Atemnot und respiratorische Insuffizienz Diagn.: - Auskultation: Giemen, Brummen - Röntgen: Überblähung/Zwerchfelltiefstand, verstärkte Bronchialzeichnung Ddiagn.: - Asthma (bei >3 Episoden) - Fremdkörperaspiration (akutes Geschehen) - laryngotracheale Obstruktion (bellender Husten und inspiratorische Dyspnoe) Ther.: - symptomatisch: Sekretolyse (oral, inhal.), β2-Mimetikum, Parasympatholytikum, Theophyllin, evtl. Kortikoid - akute Exazerbationen: Prednison 3-5 Tage in rasch abfallender Dosis (1-2 mg/kg tgl. initial) - bei bakt. Superinfektion: Antibiotika 10-14 Tage; primäre Antibiose nicht sinnvoll Im akuten Stadium folgendermaßen vorgehen: - inhalativ Sotalol und/oder Atrovent - O2-Gabe und feuchte kalte Luft - Eventuell Absaugen 22 - - Blutbild: Hb, Hkt, BB, Na+, K+, Cl- Fieber senken (Paracetamol, Ibuprofen) - bei behinderter Nasenatmung: Nasivin, Otriven - bei ungenügendem Ansprechen: Theophyllin i.v. Kompl: Übergang in Asthma bei entspechender atopischer Disposition (IgE oder Familienanamnese) 4.7 Asthma bronchiale „14jähriges Mädchen leidet seit 2 Jahren in den Monaten März/April unter Atemnot mit pfeifender Atmung. Symptome hauptsächlich im Freien. Allergietest: positiv auf Birken- und Haselpollen und Katzenhaare. Bedarfsmedikation mit ß-Sympathikomimetikum wurde eingeleitet. Nun seit 2 Stunden zunehmende Atemnot und trockener Reizhusten, ohne Ansprechen auf das Medikament. Untersuchung: Giemen, massive thorakale Einziehungen, kein Atemgeräusch auskultierbar.“ - - - Überempfindlichkeit der Bronchialschleimhaut gegenüber verschiedenen immunologischen, physikalischen, chemischen oder pharmakologischen Reizen mit anfallsweiser (reversibler) Atemwegsobstruktion Inzidenz 10%, im Kindesalter vorwiegend allergische Ursache Path.: Allergen Mastzelldegranulation Histamin/Entzündungsmediatoren Sofortreaktion (Bronchospasmus, Schleimhaut-Ödem, Dyskrinie/Hypersekretion), Spätreaktion (Entzündung) Klinik: - Entzündung führt zu rezidivierenen Episoden von Giemen, Atemnot, Brustenge, Husten insbesondere nachts und/oder am frühen Morgen - Anfall: akut einsetzende Atemnot, Angstgefühl, Schweißausbruch verlängertes Expirium und Einsatz der Atemhilfsmuskulatur. Giemen, Pfeifen und Brummen bei der Auskultation, hypersonorer Klopfschall (Überblähung); bei hochgradiger Obstruktion „stumme Lunge“ (stark verminderte Ventilation) - Gradeinteilung des Asthma bronchiale Grad I < 6 Anfälle/Jahr Husten, leichte Atemnot Grad II > 6 Anfälle/Jahr typ. Asthmasymptomatik < 1x/Woche tags < 2x/Monat nachts) Grad III >1x/Woche tags typ. Asthmasymptomatik >2x/Monat nachts Grad IV an den meisten Tagen Nächten schwere Asthmasymptomatik - - Diagn.: - Klinik, Anamnese (Anfallshäufigkeit, Auslösefaktoren) - LuFu: erhöhter Widerstand in den Atemwegen und Reversibilität der Obstruktion (im Gegensatz zur COPD) - Röntgen - Prick-Test/RAST, Provokationstest - bei Infektion: Abklärung der Art und Lokalisation, z.B. Sinusitis Allergiediagnostik bei Asthma bronchiale 1. Anamnese (saisonal, perennial usw., Auslöser) 2. Hauttest auf Allergene 3. ggf IgE im Serum quantitativ 4. ggf. allergenspezifische IgE-AK (z.B. mittels Radioallergosorbent-Test (RAST) 5. Nachweis der akuten Pathogenität eines Allergens durch bronchialen Provokationstest Ddiagn.: Fremdkörperaspiratin, CF, obstruktive Bronchitis 23 - Ther.: 1. Dämpfen der bronchialen Hyperreagibilität 2. Prophylaxe und Senken der Anfallshäufigkeit 3. Vorbeugen von Spätschäden, z.B. Cor pulmonale => Allergenzkarenz, meiden unspezifischer Reize (Rauch, Staub, Tiere), ggf. Stufentherapie und ggf. Hyposensibilisierung Stufentherapie Grad I Grad II Grad III bei Bedarf β2-Mimetikum DNCG oder Nedocromil zur Prophylaxe bei Bedarf β2-Mimetikum wenn nicht genug: inhalative Steroide inhalative Steroide + langwirksames inhal. β2-Mim./Theoph. evtl. Anticholinergika (Atropin) bei Bedarf kurzwirksames β2-Mimetikum notfalls Prednison oral möglichst alternierend Vorgehen beim schweren Asthmaanfall: - Sauerstoff, β2-Mimetikum, Prednison, Theophyllin - geeignete Körperposition mit Entlastung des Brustkorbs - schnellwirksames β2-Mimetikum inhalativ über „Inhalationshilfe“/Vernebler Albuterol, Terbutalin, Fenoterol, etc., kein Salmeterol – zu langsamer Wirkungseintritt - Prednison 6-8 mg/kg i.v. (nicht inhalativ) - Theophyllin langsam 5-6 mg/kg i.v. - evtl. Terbutalin s.c. - wenn kein genügender Erfolg: Intensivtherapie: Sedierung (Ketamin, Propofol), Intubation und Beatmung 4.8 Pneumonie „5jähriger Junge mit hohem Fieber und Bauchschmerzen. Beginn der Beschwerden vor 2 Tagen, zunehmende Verschlechterung. Husten und Erbrechen, kaum noch Essen und Trinken. Untersuchung: stark reduzierter AZ, blasses Hautkolorit, schweißig, Trommelfelle reizlos, Rachenring gerötet, keine Beläge, Tachypnoe, Dyspnoe, Nasenflügeln, feinblasiges Rasselgeräusch über dem rechten Oberlappen, Abdomen gebläht und gespannt, diffuser Druckschmerz, lebhafte Peristaltik, kein Meningismus.“ - - - Entzündungen des Lungenparenchyms häufige Erkrankung im Kindesalter Einteilungen nach Ätiologie (bakteriell/viral), Morphologie (Lobär-, Broncho-, interstitielle, atypische Pneumonie, eosinophile Pneumonie, primär abszedierende Pneumonie, Aspirationspneumonie) Erreger abhängig vom Alter: - Neugeborene: B-Streptokokken, gramnegative Keime (E. coli), Staph. aureus - Säuglinge: Viren, gramneg. Keime, Pneumokokken, Staph. aureus - Kleinkinder: Viren, Pneumokokken, Haemophilus influenzae - Schulkinder: Mykoplasmen/Chlamydien, Viren, Pneumokokken Klinik: - oft unspezifische Symptomatik, 30% weisen keine typische Symptomatik auf - Leitsymptome: Dyspnoe, Tachypnoe, Rasselgeräusche, - Allgemeinzustand , Fieber - Husten, Nasenflügelatmung 24 - periorale Zyanose, - atemabhängige Schmerzen - Einziehungen, „sig saw“ - geblähtes Abdomen, - Bauschmerzen, Verweigerung der Nahrungsaufnahme... Sympt./Bef. Beginn Schüttelfrost Temperatur Kopfschmerzen Tachypnoe Infiltration Leukozytose Verlauf klassische P. akut +++ >39C + +++ +++ +++ rasch atypische P. langsam + <39C +++ + + + langsam - Diagn.: - Klinik, Auskulation, Röntgen-Thorax - Erregerisolation schwierig, Mikrobiologie - Tuberkulintest, Impfstatus - Astrup (respiratorische Insuffizienz) - Ther.: - allgemeine: Antipyretika, Expektorantien, O2-Gabe bei Hypoxie, Bettruhe, Flüssigkeit, Frischluft, Rückenlagerung bei Säuglingen (wegen der physiologischen Bauchatmung, die bei Bauchlagerung erschwert wird: schlechte Atmung – schlechte Heilung!) - viral: meist nur symptomatisch, ev. AB zur Vorbeugung einer bakteriellen Superinfektion - bakteriell: Antibiose nach erwartetem Keim; später Modifizieren nach Antibiogramm - Neugeborene: Ampicillin+Aminoglykosid oder + Cephalosporin 3. Gen. - Säuglinge (2-12 Wochen): Ampicillin+Aminoglycosid+Oxacillin - Kleinkinder (2-6 J): Cephalosporin 2. Generation - Schulkinder: Makrolide, >9 Jahre Doxycyclin - Mykoplasmen/Chlamydien: - Clarithromycin/Erythromycin -Tetrazyklin bei älteren Kindern - Pneumozystis carinii bei Zytostatika-Therapie oder HIV - Cotrimoxazol hochdosiert; dennoch hohe Letalität - bei Säuglingen <6 Monate i.v., darüber in der Regel orale Therapie 7-10 Tage 4.9 Apnoeanfälle - Atemstillstände oder Atempausen, die mehr als 10 Sekunden andauern vor allem Neugeborene sidn davon betroffen Atmung kann dabei normal oder unregelmäßig sein begleitet von Bradykardien, mit Puls unter 100/min bei Neugeborenen und Verlust des Muskeltonus periodische oder unregelmäßige Atmung und lange Atempausen charakteristisch für Fetus ein Frühgeborenes mit noch nicht ausgereiftem Atemzentrum wird mit diesem geboren und reagiert auf unterschiedliche Auslöser mit Apnoen vor allem auf Hypoxie: während der Geburt erspart er sich durch die Apnoe Energie (keine vergeblichen Atembewegungen) 25 - - - Cave: Apnoen können innerhalb weniger Minuten zu erheblichem Hirnschaden und zum Tod führen Einteilung: - obstruktive Apnoen: mit vergeblichen Atembemühungen, bei Obstruktion der Atemwege - zentrale Apnoen: ohne Atembemühungen, bei direkter Hemmung des Atemzentrums - gemischte Apnoen: obstruktiv und zentral - reflektorische Apnoen: Vagusreflex: auch ohne Atembemühung - periodische Atmung: Aufeinanderfolge von mindestens 3 Atempausen unterbrochen von jeweils (maximal 20 Sekunden anhaltenden oder 20) regulären Atemzügen Ätiol: - zentrale Apnoen: Hemmung des Atemzentrums - Unreife: unregelmäßige oder periodische Atmung - Hypoxie, Azidose, Schock, zentrale Ischämie:beim Geburtsvorgang spart hier die Apnoe Energie - Medikamente an Mutter oder Kind: Sedativa, Morphinderivate, Narkosen - Hypoglykämie, Hypokalzämie, Hyponatriämie - Sepsis - angeborene Herzfehler - Schädigung des Gehirns: postasphyktisch, Trauma, Blutung, Meningitis, Fehlbildung - Krampfanfall -Temperaturschwankungen - obstruktive Apnoen - Verlegung der Atemwege durch Schleim, Aspiration - angeborene Stenose, Atresie oder Kompression der Atemwege - zentral bedingt durch Schwankungen der glossopharyngealen Muskulatur während des Schlafs - refektorische Apnoen (Vagusreflex) - durch Absaugen (Rachen, Magen, Larynx) - durch gastroösophagealen Reflux Diagn.: - jedes NG mit Risiko zu Apnoen und jedes FG (< 34. SSW) überwachen mit EKG-Herz-/Atemfrequenzmonitor, Pulsoxy, transkutaner arterieller pO2. Ther.: - wenn im Schlaf: sanfte Stimulation und Wecken des Kindes - bei Hypoxie: Beatmung - bei Unreife des Atemzentrums ständige Stimulation: „Wiegematratze“, CPAP - medikamentös: Theophyllin, Coffein - Heimmonitor für zu Hause 5. Infektiologie 5.1 Infektionen mit HHV (Humanen-Herpes-Viren) Übersicht HSV 1 HSV 2 VZV CMV EBV HHV 6 => Gingivostomatitis, Enzephalitis, Keratokonjunctivitis, Panaritium => Herpes genitalis, Herpes neonatorum => Varizellen, Herpes zoster => Zytomegalie konnatal, Hepatitis, LK-Schwellung => Mononucleose, lymphoproliferative Erkrankungen => Dreitagefieber – Exanthema subitum (HHV 7 atypische Verläufe) 26 Varizellen - Erstinfektion: Exanthem und Enanthem mit Varicella-Zoster-Virus: Windpocken - Zweitinfektion: Exanthem: Gürtelrose, Zoster; Fieber Abgeschlagenheit, neuralgische Schmerzen - Konnatale Varizellen: Windpocken des Neugeborenen in den ersten 10 Lebenstagen oder bei manifester Erkrankung der Mutter 4 Tage vor bis 2 Tage nach der Geburt, schwerer Verlauf möglich - Konnatales-Varizellen-Syndrom: 1. und 2. Trimenon: Embryopathie, Haut- Skelettdefekte, Augen-, ZNS-Anomalien - akute, hochkontagiöse (2 Tage vor bis 5 Tage nach Exanthem) Erkrankung mit generalisiertem, schubweisem vesikulärem Exanthem - Klinik: - IKZ 14 – 16 Tage - Exanthem, verschiedene Stadien nebeneinander: rote Makulae, Bläschen, und Krusten Heubnersche Sternkarte (Sternenhimmelphänomen) - Effloreszenzen treten zuerst am Stamm auf und greifen auf Mundhöhle, Gesicht und – ganz typisch – auf den behaarten Kopf über. - Diagn.: - Klinik, eventuell serologischer Antikörpernachweis - Ddiagn.: - Scharlach: Exanthem tritt 2-3 Tage nach Fieberbeginn auf, kann aber auch flüchtig sein oder ganz fehlen - Röteln: keine Bläschen - Masern: Exanthem beginnt hinter den Ohren und breitet sich von dort über den Stamm auf die Extremitäten aus - Ther.: - symptomatisch mit Juckreiz stillenden Mitteln - keine Salizylate ( Reye-Syndrom mit Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Erregbarkeit, Delirium und Koma) - Aciclovir bei Risikopatienten - Kompl.: - bakterielle Sekundärinfektionen, Zerebellitis, Enzephalitis, Thrombozytopenie, Hepatitis, Arthritis, Pneumonie - Proph.: - Impfung: mittlerweile Regelimpfung (attenuierte Viren) - Expositionsprophylaxe - passive Immunprophylaxe, Chemoprophylaxe CMV - verläuft bei Immunkompetenten ohne Klinik - 50% der Schwangeren haben Antikörper - Ätiol.: - horizontale (Speichel, Muttermilch) oder vertikale (diaplazentär, subpartu) Übertragung - Befall epithelialer Zellen, Riesenzellen (Eulenaugen), Reaktivierung möglich - Konnatale CMV (inrrauterine Infektion) - häufigste konnatala Infektion (1% der NG) - Primärinfektion in der SS, 10% generalisierte Infektion - Klinik: - Abort, Wachstumsretardierung, Hepatosplenomegalie, Ikterus, Thrombopenie, Pneumonie - ZNS-Schädigung: Mikrozephalus, Chorioretinitis, intrazerebrale Verkalkung - Taubheit, Blindheit, geistige Behinderung - Frühe postnatale Infektion - meist asymptomatisch - Übertragung durch Muttermilch (=> Stillen ja oder nein?) - Klinik: - Sepsis-ähnlich, interstitielle Pneumonie, Hepatitis - Infektion bei Immunsuppression - schwerer Verlauf mit Mononukleose-ähnlichem Bild - Klinik: Leukopenie, interstitielle Pneumonie, Nephritis, Reitinitis 27 - Diagn.: - pp65 Antigen, PCR Ak Ther.: - Ganciclovir Progn.: - NG: schlecht, hohe Letalität - pränatal: geistige Retardierung EBV-Infektion (M. Pfeiffer) „15jährige leidet seit Tagen unter zunehmenden Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Fieber um 39,5. Außerdem Druckgefühl im rechten Oberbauch und fein- bis mittelfleckiger Ausschlag am Vortag, der nun wieder abgeblasst ist.“ = Erstmanifestation einer EBV-Infektion: Infektiöse Mononukleose, Pfeiffersche Drüsenfieber - oraler Infektionsweg, „kissing disease“ - Path.: Infektion v. Epithelzellen im Rachenraum => Infektion von B-Lymphozyten => Transformation zu Lymphoblasten => Persistenz und Möglichkeit der Reaktivierung - Klinik: - Fieber Müdigkeit - Lymphknotenschwellung - Tonsillopharyngitis (Monozytenangina) - intensive Schwellung und Rötung der Tonsillen - grau-weiße bis gelb-graue dicke Beläge - Rötung und petechiale Einblutungen der Schleimhaut im Bereich Uvula und weicher Gaumen - Splenomegalie (50-75%), 2.-3. Krankheitswoche - Diagn.: - Klinik und Blutbild: Leukozytose (bis 90% mononukleäre Zellen), Transaminasen , IgM/IgG-Nachweis - Ddiagn.: - Streptokokkenangina - Diphterie (Impfung gegen Toxin, nicht gegen Tonsillitis!) - Mykoplasmen-Tonsillitis - Kawasaki-Syndrom (hier häufig zusätzlich Bronchitis) - Ther.: - symptomatisch: Antipyretika, Bettruhe, evtl. Steroide - kein Ampicillin Exanthem!!! - Kompl.: - Meningoenzephalitis, Hepatitis, Milzruptur, Anämie, Nephritis, Perimyokarditis, Urtikaria Dreitagefieber = Exanthema subitum = Roseola infantum - HHV-6-Infektion - häufigste exanthematische Viruserkrankung der ersten 2 Lebensjahren - Klinik: 1. hohes, unklares Fieber bis 40°C, Kontinua für 3 Tage, häufig Fieberkrämpfe, Leukozytose (Granulozyten) 2. bei kritischer Entfieberung makulopapulöses Exanthem an Rumpf, Armen, Beinen und Hals, Leukopenie (relative Lymphozytose) - Diagn.: - Klinik und Blutbild - Ddiagn.: - Sepsis, Meningitis, Pyelonephritis - Klinik: - typisches BB (Granulozytopenie mit relativer Lymphozytose), evtl. Serologie - Ther.: - symptomatisch Fiebersenkung, Diazepam rektal bei Fieberkrampf - Progn: - Fieberkrämpfe hinterlasse keine bleibenden Schäden 28 5.2 Erythema exsudativum multiforme - akut auftrende charakteristische allergische/infektallergische Reaktion auf unterschiedliche Noxen: - HSV, Vakzination, Streptokokken, Yersinien, Mykoplasmen, Medikamente (z.B. Cotrimoxazol) Unterscheidung einer Minor- und Major- (=Stevens-Johnson-Syndrom) Form Klinik: - schubweise entshende scheibenförmige, juckende Flecken mit Zyanose, Hämorrhagie, Blasenbildung an Handrücken, Streckseiten der Vorderarme und Füßen - Stevens-Johnson-Syndrom: Mitbeteiligung der Schleimhäute von Mund, Rachen, Kehlkopf, GIT, mit Ablösungen und Fieberreaktion - 5.3 TORCH Merkhilfe für paä- und perinatale Infektionen: soll an Infektionen erinnern, die zur Beeinträchtigung des Embryos, des Feten oder des Neugeborenen führen können: T O R C H = Toxoplasma gondii = other infectious microorganisms = Rubella virus = Cytomegalievirus (CMV) = Herpes simplex-Virus 5.4 Meningitis - Entzündung der Meningen Eitrige (bakterielle Meningitis) - Erreger: - Neugeborene: B-Streptokokken, E. coli, selten Listerien - Säuglinge/Kleinkinder: Meningo-, Pneumokokken, Haemophilus - Schulkinder/Erwachsene: Meningo-, Pneumokokken, Borrelia - Liquor: - trübes Aussehen - meist > 1000 Zellen/l, v.a. neutrophile Granulozyten - Eiweiß - Liquorglukose/Blutgukose <0,6 - Lactat Seröse (abakterielle Meningitis) - Erreger: - Viren (häufig Echo- und Coxsackieviren, Enteroviren, selten Mumps- FSME., Adeno-, Polioviren - Bakterien: Borrelia burgdorferi, Mykobakterium tuberculosis - Pilze, Protozoen - Liquor - klar - meist < 1000 Zellen/l v.a. mononukleäre Zellen (Lymphozyten) - Eiweiß meist - Liquorglukose/Blutglukose > 0,6 (bei Tuberkulose, Borreliose, Listeriose ) - normal - - Klinik: - Fieber, Nackensteifigkeit (Meningismus), Erbrechen, Kopfschmerzen (schrilles Schreien, Krampfanfälle, eventuell Hautblutungen - Cave: bei Säuglingen und Kleinkindern kann Meningismus fehlen => schrilles Schreien, Apathie, gespannte Fontanelle Diagn.: - Lumbalpunktion, eventuell weitere Diagnostik bei Hirndruck, Rezidiven 29 - - - Meningismuszeichen - Brudzinski-Zeichen: Kopf nach vorne => Beugung der Knie - Kernig-Zeichen: Beugung Hüfte => Beugung Knie - Lasègue-Zeichen: Beugung Hüfte => Schmerzen lumbosakral - Knie-Kuß-Phänomen Kind sitzt => Knie berührt nicht den Mund Ther.: - sofortige Antibiose bei eitriger Meningitis mit Breindband-AB mit Cefotaxim/Ceftriaxon - danach nach Antibiogram und eventuell Umstellen der Therapie - Glukokortikiode zur Verhinderung der Jarisch-Herxheimer Reaktion und zur Hirnödemprophylaxe - supportive Maßnahmen: Fiebersenkung, Krampftherapie... Progn.: - Letalität bei eitriger Meningitis: NG 15%, andere Kinder 5% - Defektheilung (Krampfanfälle, Schwerhörigkeit, Hydrozephalus): NG 30%, andere Kinder 15% 5.5 Enzephalitis - - - - - Entzündung des Hirnparenchymes, häufig in Kombination mit Meningitis, meist viral Enteroviren, HSV2, CMV, Rubella, VCV, FSME-V Klinik: - katarrhalische Vorgeschichte, Fieber, Kopfschmerz, Erbrechen, - Bewusstseinsstörungen Verwirrtheit, Agitiertheit, Halluzinationen, Somnolenz, Koma - Krampfanfälle - asymmerische schlaffe Paresen - bei pränataler Enzephalitis, z.B. CMV oder Toxoplasmose dann postnatal Defekte Diagn.: - Klinik - BSG - CRP: hoch: bakteriell, niedrig: möglicherweise viral - Blutblid: Leukozytose - EEG/ CT/MRT: Herdsymptomatik - Besonderheit bei SSPE: „Radermecker-Komplexe“: intermitierend generalisierte, synchrone Entladungen bei sonst normalem EEG - Liquor: wie Meningitis - Serologie: DNS oder > 4-facher Anstieg spezifischer AK Kompl.: - Hirnödem - Abszeßeinbruch ins Ventrikelsystem - Hirnstamminfektion Ther.: - bei V.a. Virus-Enzephalitis: Virostatikum - bei bakterieller: liquorgängiges Antibiotikum (Cephalosporin, z.B. Spicef) - bei akuter bakterieller Meningitis kann man vor Antibiotika-Gabe einmalig Corticosteroide geben, vermindert Hirndefekt nach Abtöten der Bakterien durch Makrophagen Proph.: -Impfungen: MMR, FSME Subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) - Komplikation der Masernvirusinfektion - Enzephalitis: 1:2000, SSPE 1:1Mio - lange IKZ möglicherweise Jahre - schleichend progrediente Krankheit durch Masernvirus (typisches EEG) mit Zeichen der Demenz, dann Myoklonien und schubweiser Zerfall der Willkürmotorik, im 3. Stadium vegetative Symptomatik. Endstadium wie Dezerebrationsstarre. 30 - Ther.: keine Herpesenzephalitis - hämorrhagisch-nekrotisierende Entzündung v.a. des Temporallappens - fokale neurologische Symptome, Partialanfälle - Diagn.: EEG, CT/MRT, Liquor, PCR - Ther.: Aciclovir schon bei Verdacht (3x10mg/kgKG über 10 Tage) 5.6 Pertussis = Keuchusten - - Tröpfcheninfektion durch hochkontagiöses Bordetella Pertussis Gefährdet sind v.a. junge Säuglinge, Nestschutz der Mutter reicht nicht aus Klinik: - 1-2 Wochen Inkubationszeit, Krankheitsdauer 6-8 Wochen - Stadium catarrhale: 1-2 Wochen Husten, Schnupfen, Konjunktivitis, subfebrile Temperaturen - Stadium convulsivum 2-4 Wochen Hustenattaken v.a. nachts (typisch sind mehrere stakkatoartige Hustenstöße gefolgt von einer laut hörbaren, tiefen Inspiration (Reprise), gewöhnlich wiederholen sich die sog. Hustenperoxysomen mehrmals, bis schließlich zäher, glasiger Schleim ausgewürgt wird) Zyanose, Einflussstauung, Apnoen, evtl. Petechien, Konjunktivalblutungen - Stadium decrementi : 1-2 Wochen: abklingende Hustenanfälle Diagn: - Klinik (charakteristische Hustenanfälle), Mikrobiologie, Serologie, BB (Leukozytose mit Lymphozytose) Ddiagn: - Virale Bronchitis, Chlamydienpneumonie, zystische Fibrose, Fremdkörperaspiration Ther.: - stationäre Aufnahme: bei Säuglingen bzw. schweren Verläufen - Antibiose (Erythromycin), Salbutamol, evtl. Kortikoide Kompl.: - Pneumonie, Otitis media Proph.: - Aktive immunisierung - Hitzeabgetöte toxinhaltige Bakterien (Ganzkeim) ab dem 3. Lebensmonat 3x im Abstand von 4 Wochen, dann mit 12-14 Mo. Erwachsenenimpfung alle 10 Jahre sinnvoll - Pertussis azellulär: zellfreier impfstoff mit antigenen Komponenten, Impfung von älteren Kindern und Erwachsenen mit Pa möglich - Keuchhusten-Immunglobulin: verleiht für 8-10 Tage Schutz, im Stadium catarrhale wirkt verlaufsmildernd. Eine durchgemachte Infektion hinterlässt keine lebenslange Immunität! 5.7 Borreliose „10jähriger Junge mit Schmerzen und Schwellung des rechten Knies, kein Fieber, Gelenk- und Mukselschmerzen unterschiedlichster Lokalisation, Hautausschlag, der sich ringförmig ausgebreitet hat und dann spontan abgeklungen ist. Kleine Rötung rechtes Ohrläppchen.“ - Path.: - Übertragung von Borellia burgdorferi durch Zecken, v.a. Sommer und Herbst - Borrelien gelangen über die Haut in die Lymphbahnen, Blutgefäße - Ansiedlung in Organen, monatelange Persistenz möglich - IKZ ca.7 Tage - Stadien Stadium 1: Erythema migrans, evtl. Fieber, Müdigkeit Myalgien, Arthralgien 31 Stadium 2: - - - Disseminierte Infektion, Arthralgien, Myalgien, Hautveränderungen, ZNS (Fazialisparese, Menigitis, Enzephalitis, radikuläre Schmerzen), Myokarditis, Uveitis Stadium 3 Persistierende Infektion, periphere Neuropathie, progressive Enzephalomyelitis, Lyme-Arthritis, Hautveränderungen Diagn.: - Anamnese - Klinik (Erythema migrans) - Serologie (bei Neuroborreliose aus Liquor) Ther.: - Stadium 1: orale antibiotische Behandlung mit Amoxicillin, bzw. Tetrazyklin - Stadium 2/3: parenterale antibiotische Behandlung mit Ceftriaxon und Cefotaxim Progn.: - v.a. bei Neuroborreliose Rezidive und bleibende neurologische Schäden 5.8 Tuberkulose „5 Monate alter Säugling bulgarischer Eltern, seit einigen Wochen immer stärker werdender Husten, ist ständig müde und schlapp, trinkt schlecht, erbricht beim Husten. Nachts ist er häufig nass geschwitzt.“ - - - chronisch, granulomatöse Entzündung durch Mykobacterium tuberculosis weltweit eine der häufigsten Todesursachen, in Deutschland v.a. ausländische Kinder M. tuberculosis: langsam wachsende, säurefeste Stäbchen Infektionsquellen: offene Tuberkulose, selten über Nahrung Histo: granulomatöse Entzündung mit Epitheloidzellen und Langhans-Riesenzellen Path.: - Tröpfcheninfektion, Immunreaktion Typ IV - Hautmanifestation in der Lunge: Primärkomplex = Lungenrundherd mit Beteiligung regionärer Lymphknoten (jahrelange Persistenz möglich) - kontinuierliche, bronchiogene oder hämatogene Ausbreitung: Primärtuberkulose, (jahrelange Persistenz möglich) - Reaktivierung durch z.B. Immunsuppression, Alter Schwangerschaft...): Sekundärtuberkulose Klinik: - organabhängig und meist uncharakteristisch - subfebrile Temperaturen, Müdigkeit, Nachtschweiß, Gewichtsverlust (Schwindsucht), Appetitlosigkeit - selten pneumonische oder obstruktive Erscheinung - eventuell Erythema nodosum Kompl.: - Miliartuberkulose: schwerste Verlaufsform nach hämatogener Streuung mit Befall von z.B. ZNS, Nieren, Knochen, Auge, Leber, Haut, GIT, UGT - Sepsis tuberculosa acutissima - Lymphknoten-TBC: zervikale, indolente LK-Schwellung (hierzulande selten) - Meningitis tuberculosa v.a. bei Kleinkindern, häufig nach miliärer Streuung und häufig letal - Klinik: - Stimmungs- und Wesensveränderungen, Irritabilität oder Apathie, Kopfschmerzen, Erbrechen - nach 1-3 Wochen: Fieber, Meningismus, Krämpfe, Hirnnervenausfälle, Hirnödem, Bewusstseinsstörung, Tremor, Athetose, Opisthotonus - schließlich Koma und Tod (wenn keine Behandlung) - Progn.: in fortgeschrittenem Stadium hohe Letalität, häufig bleiben neurologische Ausfälle - Diagn.: Liquorbefund: Pleozytose (vorw. Lymphozyten), Eiweiß , 32 Glucose ; Nachweis der Bakterien im Spinngewebsgerinnsel des abgestandenen Liquors - Diagn.: - Anamnese, Klinik - Hauttest intracutan – nach Mendel-Mantoux mit gereinigtem Tuberkulin - intrakutane Injektion von Tuberkulin, ablesen nach 72h positiv bei Induration >10mm (>5mm bei Risikogruppe) - Röntgen: Lungenrundherd, Verkalkungen - Lumbalpunktion bei ZNS-Beteiligung, Urin („sterile“ Leukozyturie) - Mikrobiologie: Anzucht aus Sputum; Bactec; PCR - Ther.: - - - immer Kombinationstherapie in der Regel ambulant, bei offener Tbc, schlechtem AZ und resistenten Keimen auch stationär Tuberkulosetherapie - Isoniazid (INH) 10 mg/kg/Tag für 6-9 Monate - Rifampicin 10-15 mg/kg/Tag für 6-9 Monate - Pyrazinamid 30-40 mg/kg/Tag für 2 Monate - Ethambutol 15-25 mg/kg/Tag (Leberwerte!) - Streptomycin 15-25 mg/kg/Tag i.v. (Prednison!) Tuberkulinkonversion - Isoniazid (INH) 10 mg/kg/Tag für 6 Monate (Vit-B6-Pyrisdoxin) Tuberkulinexposition ohne Konversion - Isoniazid (INH) 10 mg/kg/Tag für 3 Monate Proph.: - BCG-Impfung nicht mehr empfohlen (intrakutaner Lebendimpfstoff) 5.9 Lymphadenitis colli - lokale entzündliche Lymphknotenschwellung, meist ausgelöst durch lokae Staphylokokken oder Streptokokken Klinik: Lymphknoten geschwollen, gerötet, druckschmerzhaft Diagn.: Klinik plus Luekozytose, CRP, BKS Sonographie: Einschmelzung, Blutung Ther.: Amoxicillin plus Clavulansäure oder Cephalosporin Selten: operative Spaltung des Abszesses 5.10 Differentialdiagnose „geschwollene Lymphknoten“ - Beidseits: - banale Infekte - Masern, Röteln - Infektiöse Mononukleose -Toxplasmose - einseitig: - Lymphadenitis colli - Tbc (selten) - Infektion durch atypische Mykobakterien (häufiger) - Mukokutanes Lymphknoten-Syndrom (Kawasaki) - Lymphome (NHL, M. Hodgkin) 33 6. Herz-Kreislauf-System 6.1 Kongenitale Herzfehler Einteilung - Azyanotische Herzfehler - ohne Shunt: Obstruktion der Ausflussbahn - mit Links-Rechts-Shunt Ventrikelseptumdefekt, Vorhofseptumdefekt, PDA - Zyanotischer Herzfehler - mit Rechts-Links-Shunt Transposition der großen Arterien, Fallot-Tetralogie, EbsteinAnomalie, Pulmonalatresie, Trikuspitalatresie, hypoplastisches Linksherz, totale Lingenvenenfehlmündung, Truncus arteriosus communis, singulärer Ventrikel Epidemiologie - Inzidenz angeborener Herzfehler 6-8:1000 - Ventrikelseptumdefekt 30%, Vorhofseptumdefekt 12%, Pulmonalstenose 10%, PDA 10%, Fallot-Tetralogie 10% Ätiologie - genaue Ursachen unbekannt - prädispositionierende Faktoren: - Chromosomenanomalien: Trisomie 18, 21, Turner-Syndrom - virale Infektionen: Röteln, CMV, HSV - Medikamenteneinnahme in der Schwangerschaft: Phenytoin, Cumarine, Lithium - Alkoholabusus in der Schwangerschaft Erhöhtes Endokarditis-Risiko - Ursachen bei kongenitalen Herzfehlern - turbulente Blutflüsse - Läsionen => thrombotische Auflagerungen => Anheften von Bakterien - Prophylaxe - Antibiotikagabe bei HNO-/Zahneingriffen - konsequente antibiotische Therapie bei Fieber und Infekten - Zahnpflege - Risikogruppen - Risikogruppe A: z.B. Vorhofseptumdefekt => geringes Risiko, keine Prophylaxe - Risikogruppe B: z.B. Mitralklappenprolaps => einmalige AB-Gabe vor Eingriffen - Risikogruppe C: z.B. künstliche Herzklappe=> AB vor und nach Eingriffen Persistierender Ducuts arteriosus Botalli (PDA) - 10% der angeborenen Herzfehler - auslösende Faktoren: - Frühgeborenes - Hypoxämie - hohe Prostaglandine - Gewicht - Rechts-links-Shunt mit Volumenbelastungvon Lunge und linken Vorhof/Ventrikel - Blut strömt auch während der Diastole in die Lunge (Gefahr der Lungenüberflutung und des Ödems) - Klinik: - abhängig von der Größe des Ductus - Leitsymptom: wechselnd lautes systolisch-diastolisches Maschinengeräusch mit P.m. im 2. ICR links parasternal 34 - - - Begleitung des Herzgeräusches von palpablen präkordialen Schwirren - Pulsus celer et altus - großer Ductus : Herzinsuffizienz mit Hepatomegalie, Ödemen, Tachypnoe, körperlicher Belastbarkeit, Gedeihstörungen Kompl.: - erhöhtes Endokarditis-Risiko Diagn.: - Echkardiographie - syst. Crescendo-, diast. Decrescendogeräusch 2-.ICR links, Schwirren - EKG: Linkshypertrophie Ther.: - Indikation: hämodynamisch bedautsamer PDA - medikamentös: Indometacin über 3 Tage - schlagen 2 medikamentöse Versuche fehl => interventioneller (Spiarale durch Herkatheter) oder operativer Ligatur oder Durchtrennung) Verschluss, Restshuntrisiko 5 bis 20%. Transposition der großen Arterien (TGA) - 8% der angeborenen Herzfehler - Aorta entspringt aus dem rechten Ventrikel, die Pulmonalarterie aus dem linken - Lungen- und Körperkreislauf sind dadurch paralell geschaltet (venöses Bluzt wird zurück in den Körper gepumpt, arterielles in den Lungenkreislauf) - Gewährleistung des Sauerstofftransportes nur durch Kurzschlussverbindungen - Klinik: - kurz nach Geburt Zyanose, die durch Sauerstoffgabe nicht zu beheben ist - ohne Shunts kommt es zur Hypoxämie, die nicht mit dem Leben vereinbar ist - Diagn.: - Echokardiographie - Ther.: - Ductus arteriosus Botalli offen halten! (Dauerinfusion von Protsglandin E1) - ggf. Öffnen des Vorhofseptums mit Ballonkatheter - chriurgische Korrektur in den ersten beiden Lebenswochen (arteielle SwitchOperation) - Progn.: - ohne Maßnahmen Letalität 90% im ersten LJ - Langzeitprognose nach Korrektur gut - Kompl.: - Stenosen an Anastomosen - Herzrhythmusstörungen, SVT, Bradykardien Ventrikelseptumdefekt (VSD) - häufigster angeborener Herzfehler 30-35% - oft mit weiteren Herzfehlbildungen kombiniert - Entwicklung eines Links-rechts-Shunt mit einer pulmonalen Hypertonie nachdem nach der Geburt der pulmonale Lungenwiderstand gesunken ist - Klinik: - wird im Wesentlichen durch die Größe des Defektes bestimmt - kleiner VSD - lautes Systolikum mit p.m. li. Parasternal 3.-4. ICR; 3-4/6 - keine Symptome („viel Lärm um nichts) - großer VSD ohne Eisenmenger-Reaktion - großer Shunt, erhöhter Pulmonalisdruck; schon früh (Säugling) Gedeihstörungen, Trinkschwierigkeiten, vermehrtes Schwitzen, vermehrte Infektanfälligkeit - 2-3/6 Systolikum 3.-4. ICR, betonter 2. HAT - EKG: bi- oder re.-ventrikuläre Hypertrophie - Rö-Thorax: ausgeprägte Kardiomegalie, Lungenüberflutung - Therapie: OP-Korrektur im 1. LJ; bei multiplen VSD’s (swiss cheese): Bändelung der A. pulmonalis (künstliche Stenosierung), OP dann später - großer VSD mit Eisenmenger-Reaktion - Ausgeprägte Widerstandserhöhung im kleinen Kreislauf mit Shuntumkehr 35 - - (re-li) - Subjektiv Besserung des klin. Zustandes (Abnahme des li-re Shunts) progrediente Zyanose - Systolikum verschwindet; 2. HT knallend - EKG: massive RVH - Rö: Hiluszeichnung stark vermehrt, periphere Zeichnung stark vermindert („Hilusamputation“) - Therapie: OP kontraindiziert; Lebenserwartung: 20-30 Jahre Diagn.: - Systolikum 3.-4. ICR li parasternal - EKG: Rechtsherzbelastung bei pulmonaler Hypertonie - Röntgen: Kardiomegalie, pulmonale Hyperämie - Echo Ther.: - Endokarditisprophylaxe - operativer Verschluss AV-Kanal-Defekt, Atrioventrikulärer Septumdefekt (AVSD) - 3% aller kongenitalen Herzfehler (früher Herzkissendefekt) - häufig in Verbindung mit Trisomie 21: 43% der menschen mit AVSD haben ein DownSyndrom - Atriumseptumdefekt, Ventrikelseptumdefekt und Fehlbildung der Trikuspidalklappe, - Einteilung in 3 Typen - Begleitfehlbildungen: Hypoplasie der Ventrikel, Subaortenstenose, Aortenisthmusstenose, Ventrikelseptumdefekt, Fallot-Tetralogie - Diagn: - Echokardiographie mit Farbdoppler - Herzkatheter - EKG - Rö-Thorax - Ther.: - OP - Endokarditisprophylaxe - Kompl.: - Pulmonale Hypertonie, Eisenmenger-Reaktion Pulmonalstenose - Unterteilung in subvalvuläre, supravalvuläre, valvuläre Pulmonalstenosen - Ursachen: - Verwachsungen, Verklebungen, Dysplasien der Klappen - zu enger Ring poststenotische Dilatation der A. pulmonalis - Rechtsventrikuläre Hypertrophie, eventuell gleichzeitiger rechts-links-Shunt - Klinik: - hängt vom Stenosegrad ab - milde Stenosen mit blander Symptomatik - stärkere Stenosen: Belastungsdyspnoe - hochgradige Stenosen: schon im Säuglingsalter akute Rechtsherzdekompensation - Diagn.: - Auskultation: raues Systolikum 2.ICR li parasternal, Fortleitung zum Hals, li. Axilla oder Rücken, systolisches Klick (je schwerer die Stenose desto näher am 1. HT); gespaltener 2. HT ( verlängerte Ejektionszeit im pulmonalen System; je schwerer die Stenose desto gespaltener - EKG (Rechtstyp) - Echo - Herzkatheter - Röntgen (Pulmonalisbogen poststenotisch dilatiert) - Ther.: - Ballondilatation bei valvulären Stenosen - OP bei plumpe, dysplastische Klappen - Progn.: - auch ohne Therapie Überleben bis ins Erwachsenenalter (bei kleiner Stenose 36 symptomfrei), dann meistens einsetzende Symptome ( Ermüdbarkeit, Symptome der Rechtsherzinsuffizienz) Aortenstenose - Unterteilung: - Valvuläre Stenose - hypertrophierte linke Kammer - poststenotischer Druck in Aorta und Koronarien - bei zunehmener Hypertrophie des li. Herzens: Koronarinsuffizienz - Supravalvuläre Stenose - meistens bei Williams-Beuren-Syndrom (Gnomgesicht, Zahnanomalien, psychomotorische Retardierung) - Subvalvuläre Stenose (Subaortenstenose) - membranöse oder fibromuskuläre subvalvuläre Stenosen, subvalvuläre Tunnelstenosen - auch bei hypertrophischer Kardiomyopathie, - Klinik: - >70% beschwerdefrei, nur Geräusch über Aortenklappe - später Belastungsdyspnoe, Blässe, stenokardische Beschweden - bei Säuglingen mit kritischer Aostenose: manifeste Herzinsuffizienz - hebender Herzspitzenstoß - Schwirren im Jugulum und über Karotiden - Systolisches Geräusch rechts parasternal 2. ICR mit Fortleitung in die Karotiden; vom 1. HT abgesetzt und beginnt kurz danach mit einem Klick - EKG: linksventrikuläre Hypertrophie - Diagn.: - RR-Differenz - Systolikum zw. Schulterblättern - Echo: Druckgradient, Domstellung der valvulären Aortenstenosen - Katheter Druckgradient, Differenzierung der einzelnen Formen - Ther.: - Verbot von Leistungssport auch bei geringem Schweregrad - Ballonvalvuloplastik oder OP (risikoreiche OP) Aortenisthmusstenose - 4-5% aller Herzfehler - häufig bei Ullrich-Turner –Syndrom - 2 Formen: - Präduktale Aortenisthmusstenose - bei Neugeborenen/Säuglingen, untere Körperhälfte wird über den Ductus arteriosus versorgt - in 60% Kombination mit anderen Fehlern - Klinik: - Dyspnoe und Tachypnoe in den ersten Lebenswochen - Trinkschwierigkeiten - Zeichen der kardialen Dekompensation (praktisch wie Vorwärtspumpversagen wegen der Enge): Ödeme, Hepatomegalie, blaßgraues Hautkolorit und Zyanose der unteren Körperhälfte - Diagn: - Systolikum am ganzen linken Sternalrand - RR-Differenz oberer und untere Extremitäten - EKG: RVH - Rö: Kardiomegalie mit Stauungszeichen/Lungenüberflutung - Doppler-Echo: Flussbeschleunigung im Stenosenbereich - Herzkatheter: obligat, da Druckverhältnisse bekannt sein müssen für OPEntscheidung und –methodik - Ther.: - bei starker Stenose ist Durchblutung der unteren Körperhälfte vom 37 - Progn.: offenen Ductus arteriosus abhängig => offenhalten mit Prostaglandinen - OP; Therapie der Herzinsuffizienz - Letalität: 4 - 10 % - Postduktale Aortenisthmusstenose - adulte Form - Klinik: - erst normale Entwicklung, dann Kopfschmerzen, Schwindel, Nasenbluten (hoher RR obere Körperpartie), kalte Füße und Wadenschmerzen - (niedriger RR untere Körperhälfte - Versorgung der unteren Körperhälfte über die Ausbildung von Kollateralkreisläufen über Rippenarterien oder A. mammaria - Rö: Rippenusuren durch Pulsationen der Arterien interna - Diagn.: - fehlende Femoralispulse - Systolikum am rechten Sternalrand und zwischen Schulterblättern mit Fortleitung in Richtung Aorta descendens - Echo, Angio: Darstellung des Defekts und der Kollateralen - Herzkatheter (Druckmessungen) - Ther.: - OP (je früher desto rückbildungsfähiger der RR in den oberen Körperteilen) - bei Rezidiven Ballondilatation Hypoplastisches Linksherzsyndrom (HLHS) - hochgradige Stenose/Atresie der Aortenklappe oder hochgradige Stenose/Atresie der Mitralklappe - häufigste kardiale Todesursache im Säuglingsalter - linker Ventrikel sehr klein - Blut zum linken Herzen geht durch Vorhof-Links-Rechts-Shunt (wenn vorhanden) ins rechte Herz und von da über Ductus arteriosus in die unteren Körperpartien Koronarien retrograd vom Ductus Aorta ascendens durchblutet; Kinder nur durch weitere Fehlbildungen (Shunt, PDA) lebensfähig - Klinik: - Neugeborene zunächst unauffällig - 4-7 Tag rasche Dekompensation kardialer Schock - blaßgraues zyanotisches Hautkolorit - ausgeprägte Tachy-Dyspnoe - Überlastung des rechten Herzens Stauung im großen Kreislauf - Azidose - Diagn.:- EKG: Rechtstyp mit kleiner R-Amplitude links präkordial - Rö-Thorax: Kardiomegalie und Lungenstauung - Echo: Dilatierter rechter Ventrikel und A. pulmonalis, linker Ventrikel oft nur noch kleiner Hohlraum, Aorta ascendens extrem schmal bei Injektion von Kontastmittel in A. axillaris retrograder Fluß zur Aortenklappe (keine Vorwärtsbewegung des Blutes in diesem Segment) - Ther.: - OP in drei Schritten - ansonsten versterben 95% in den ersten 10 Tagen Trikuspidalatresie - Fehlen der direkten Verbindung zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer - Meist keine Klappe angelegt - verschiedene Varianten, aber immer Vorhofseptumdefekt (ASD) oder PDA nötig zum Überleben - rechter Ventrikel hypoplastisch - Lungendurchblutung kann , oder sein 38 - - Klinik: - sehr variabel mit/ohne Zyanose - Auskultation entsprechende HG bei Pulonalstenose, VSD oder PDA Diagn.: - EKG: Linkstyp, LVH - Echo: rudimentäre rechte und dilatierte linke Kammer Ther.: - PGE1 um Ductus offen zu halten wenn Lungendurchblutung ductus-abhängig ist - Korrektur von / Lungendurchblutung - OP nach Fontan: Schaffung zweier getrennter Kreisläufe Kompl..: - schwer zu beherrschende Herzrhythmusstörungen - Folgen der Einflußstauung: Ödeme, Hepatomegalie, Aszites, Pleura- und Perikardergüsse Fallot-Tetralogie - Tetralogie: - - - - Pulmonalstenose - Rechtsherzhypertrophie - großer subaortaler Ventrikelseptumdefekt - Überreitende Aorta (durch Dextro- und Anteroposition) häufigster zyanotischer Herzfehler verminderte Lungendurchblutung durch Pulonalstenose je nach Ausmaß der Stenose: resultierender li-re- / re-li-Shunt Zyanose Klinik: - im ersten Lebensmonat unauffällig - dann Belastungs- und später Ruhezyanose - schlechtes Gedeihen - im 2. LJ hypoxämische Anfälle: durch Schreien/Aufregung/Weinen (‚Luftmangel’) zunehmende Zyanose (Teufelskreis) bis zu Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen und Paresen - später körperliche Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt - eventuell Trommelschlegelfinger und Uhrglasnägel - Polyglobulie - typische Hockstellung: Druck im systemischen Kreislauf, re-li-Shunt nimmt ab und Lungendurchblutung wird besser. Diagn.: - Auskultation: lautes, scharfes Systolikum 3.-4. ICR links parasternal - schwacher 2. HT - Rö: Herzspitze vermehrt gerundet und angehoben - Echo: dilatierte Aorta, reitend über gut sichtbaren VSD - Herzkatheter Ther.: - Unterbrechung des hypoxämischen Anfalls durch Morphium oder Sedierung (Diazepam) und O2-Gabe - Propanolol (allg. β-Blocker) prophylaktisch - OP-Korrektur früh und dann im Alter von 3-6 Jahren Truncus arteriosus communis - etwa 2% der kongenitalen Herzfehler - es entspringt nur ein großes arterielles Gefäß aus beiden Ventrikeln - Ätiol..: - Septierung des arteriellen Truncus bleibt aus - Truncus reitet über einem hochgelegenen Ventrikelseptumdefekt und versorgt Lungen-, systemischen und Koronarkreislauf - Eventuell 4zipfliger Truncusklappe - Verschiedene Typen des Abgangsmusters möglich - Klinik: - schon im Säuglingsalter Zeichen der Herzinsuffizienz: Tachypnoe, Hepatomegalie, Trinkschwäche, Geeihstörung - Mischung von systemischen Kreislaufs mit dem pulmonalvenösen Blut, Oxygenierung des systemischen Kreislaufes hängt vom Grad der 39 Lungendurchblutung ab - Diagn.: - Auskultation: systolisches Geräusch , frühsystolischer Ejections-Click - EKG: biventrikuläre Hypertrophie - Röntgen: Kardiomegalie, Vergrößerung des linkes Vorhofes, meist Lungengefäßzeichnung vermehrt - Echokardiographie: ein einziges großes Gefäß, das über einem VSD reitet - Ther.: - frühe chirurgische Intervention in den ersten Lebensmonaten zur Vermeidung irrversibler Lungengefäßveränderungen: Patchverschluss des VSD und Anschluss der Pulmonaleraterie an den rechten Ventrikel 6.2 Herzrhythmusstörungen Supraventrikuläre Tachykardien (SVT) - Ätiol.: - Fieber - Anämie - Herzinsuffizienz - Perikarderguss - Medikamente - Ther.: - in der Regel nicht notwendig - eventuell Katheterablation der akzessorischen Leitungsbahn(en) Tachykardieanfall - Supraventrikuläre Tachykardie vom Reentrytyp - im Kindesalter die häufigste akut zu behandelnde Herzrhythmusstörung - Ther.: - Säuglung: Pressen eines mit Eiswasser gefüllten Beutels für 15-30 s aufs Gesicht - Älteres Kind: 1-2 Gläser eiskalten Sprudel schnell trinken oder Vagusstimulation (Vasalva) oder Karotissinusmassage (vom Arzt) - Adenosin-Bolus-Injektion - Elektrokonversion - i.v. Propafenon (kein Verapamil im Neugeborenen- und Säuglingsalter wegen UAW! - Dauerbehandlung schon nach 1. Tachykardieanfall, (> 90% Rezidiv) mit Digitalis, Propafenon, Sotalol, Amiodaron – nach 1 Jahr Auslassversuch Ventrikuläre Tachykardien (VT) - im Kindesalter seltener als SVT, kommt auch bei völlig gesunden Kindern vor - Ätiol.: - Myokarditis - Digitalisintoxikation - angeborene Herzfehler - nach Herz-OP’s - Herztumoren - Ther.: - allgemein Bedarf einer Dauertherapie - bedrohlicher Zustand: sofortige Elektroversion (außer Digitalisintoxikation); wenn nicht möglich: Lidocain als Bolus und Dauerinfusion - Dauertherapie: v.a. bei Herzfehlern: Propafenon, Flecainid, Mexiletin, β-Blocker wenn kein Erfolg: Sotalol, Amiodaron - keine Therapie, wenn: akzelerierter idioventr. Rhythmus (HF <150/min) oder bei kurzen Salven einer monomorphen extrasystolischen Tachykardie 40 Long QT-Syndrom - Unterteilung - angeboren: Romano-Ward-Syndrom, Jervell/Lange-Nielsen-Syndrom verlängerte QT-Zeit mit rezidivierenden Synkopen durch ventrikuläre Tachykardien - erworben: Elektrolyt-Störungen, Medikamente, Hypothyreose - Klinik: - unerwartete Synkopen - Krampfanfälle - oft nach Kontakt mit kaltem Wasser - Diagn.: -.EKG: QT-Verlängerung - Ther.: - ß-Blocker zur Tachykardie-Prophylaxe - eventuell Schrittmacher notwendig 6.3 Synkope - anfallsartige, kurz dauernde Bewusstlosigkeit infolge Minderduchblutung des Gehirns - im Unterschied zum epileptischen Anfall zeigt sie meist keine motorischesn Begleiterscheinungen - bei Kindern vor allem wegen gestörter Kreislaufregulation in Form einer vasovagaler Synkope oder einer orthostatischen Dysregulation - Vasovagale Synkope: Assoziation zu Ereignissen, die initial zu einem verstärkten Sympathikotonus führen: Angst, Schmerz - Klinik: - zunächst Schwindel, Gesichtsblässe und Herzklopfen eventuell Verwirrtheit, Schweißausbrüche, Übelkeit oder Hyperventilation - Ther.: - nach Bewußtseinsverlust Patient flach lagern - werden präsynkopale Symptome rechtzeitig erkannt, kann das sofortige Hinlegen mit Hochlagerung der Beine den Bewußtseinsverlust vermeiden. - medikamentös: ß-Blocker - Orthostatische Dysregulation: charakteristische Zusammenhang zu Lagewechse, weitere Auslöser: Hitzestau mit Flüssigkeitsmangel oder Dehydratation - Klinik: - orthostatischer Kollaps (Ohnmacht) - Kopfschmerzen, Schwindel und Verwirrtheitzustände - Ther.: - Kreislauftraining, Gymnasik, Wechselduschen - Vermeiden von langem Stehen - medikamentös: eventuell Etilefrin (Sympathomimietikum) - Diagn.: - - Anamnese - Blutdruckmessung, Schellong-Test - EKG - Pulsoxymetrie DDiagn: - obstruktive Herzerkrankungen - Ischämien - Hypoglykämie - Hypoxie oder Hyperventilation - neurologische und neuropsychiatrischen Ursachen 7. Urogenitaltrakt 41 7.1 Akute Harnwegsinfekte „5 Monate alter Säugling mit akut hohem Fieber, gelegentliches Erbrechen, Trinkunlust. Die Windeln sind seit 12 Stunden trocken. Säugling wirkt sehr krank. Haut ist blass-marmoriert, Extremitäten kalt, Rumpf fieberwarm. Rektal 39,6. Bei Berührung weint das Kind jämmerlich, sonst schlapp und apathisch. Keine Ursache für das Fieber zu erkennen. Blut: 16400/l Leukos mit deutlicher Linksverschiebung, CRP 95 mg/l, BSG 90/145, Krea 78 mol/l, Harnstoff 8,6 mmol/l. Urinstix: Leukos +++, Erys ++, Nitrit +, Protein +.“ - - - - Besiedlung der Harnwege und Nieren mit Bakterien und konsekutiver signifikanter Bakteriurie 3% aller Mädchen und 1% aller Jungen erkranken mindestens 1mal sehr häufig bei Bauchschmerzen, Fieber => Harnwegsinfekt!!! Infektion hämatogen bei Neugeborenen oder durch Keimaszension begünstigende Faktoren: - Missbildungen - Abflussstörungen - Immunsuppression - hohe Virulenz Erreger: meist E.coli, daneben Proteus, Enterokokken, Pseudomonas... Klinik: - oft uncharakteristische Allgemeinsymptome, v.a. Säuglinge - Dysurie, Pollakisurie, Enuresis - bei Pyelonephritis: Fieber, Flankenschmerz Diagn.: - Urin: - Infektionsbeweis bei Keimzahl > 105/ml im Mittelstrahlurin > 103/ml im Katheterurin jeder Keimnachweis im Punktionsurin - bei Pyelonephritis: Leukozytenzylinder - Blut: CRP, BSG) - Sono: Ausschluss von Missbildungen und Harntransportstörungen - MCU: - zum Ausschluss eines vesikourethralen Reflux - nach Ausheilen des Harnwegsinfektes - unter Antibiotikaprophylaxe - nach Erstinfektion: bei Säuglingen und Jungen - nach Rezidiv: bei Mädchen Ther.: - 7 Tage Cotrimoxazol, danach nach Antibiogramm - evtentuell OP - Reinfekt-Prophylaxe - bei Pyelonephritis hochdosierte Antibiose nach Antibiogramm 7.2 Akute Glomerolunephritis - - Entzündung der Glomeruli durch Ablagerungen von Immunkomplexen, oder Autoantikörperbildung sowie Komplementaktivierung Unterscheidung von chronischer GN und akuter Poststreptokokken-GN Symptom bei Glomerulonephritis ist das Nephritische Syndrom - Hämaturie - milde Proteinurie (1,5-3 g/d) - Zylindrurie - (Oligurie, Hypertonus, Ödeme) Entwickelt sich zusätzlich eine große Proteinurie (> 3g/d) => Nephrotisches Syndrom - großen und selektiven (<70 kDa) renaler Eiweißverlus 42 - Folge: Hypo- und Dysproteinämie (Hypalbuminämie, von α2- und β-Mikroglobulin Hyperlipidämie, Ödeme, Oligurie. Poststreptokokken-Glomerulonephritis „8jähriger Junge mit unklarer Makrohämaturie seit 2 Tagen. Blutdruck 140/90. Spontanurin rot gefärbt. Tonsillitis vor 3 Wochen, antibiotisch mit Penicillin behandelt.“ - akute exsudativ-proliferative Immunkomplex-GN häufigste Ursache für ein Nephritisches Syndrom keine Prophylaxe möglich - Ätiol.: - - - - - - - 1-2 Wochen nach Tonsillitis oder Hautinfektion mit ß-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A => entzündliche Reaktion in Glomeruli - Bakterielle Ag bilden unter Verbrauch von Komplement C3 Immunkomplexe, die sich am Mesangium ablagern - mikroskopische Anhäufungen von subepithelialen Immunaggregaten (Humps) Klinik: - 80% der Patienten haben Symptome, 20-50% fallen durch Mikrohämaturie auf - typische Symptome: - Makrohämaturie - Oligurie - Proteinurie - Ödeme bei schwer eingeschränkter Nierenfunktion (Augenlider, prätibial) - Allgemeinsymptome: Blässe, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen Kompl.: - in etwa 5 % der Fälle - Blutdruckanstieg - Enzephalopathie - Herzinsuffizienz Diagn.: - Blut: BSG , Blutbild, Harnstoff, Krea , ASL (Antistreptolysin), Komplement , Immunkomplexe, Immunglobuline, Albumin - Urin: Erythrozyturie, Erythrozytenzylinder, Leukozyturie, Proteinurie, spezifisches Geicht, Urinkultur, Urinmenge, GFR - Rachenabstrich: Streptokokken Ddiagn.: - GN: Purpura-Schönlein-Hennoch, , Lupus, familiäre GN... - roter Urin: - Nicht-glomeruläre Makrohämaturie: Trauma, Tumor, Harnwegsinfekt - Lebensmittel: rotre Beete, Lebensmittelfarbstoffe - Medikamente: Rifampicin - Hämoglobinurie: bei Hämolyse - Myoglobinurie: bei Muskeluntergang Ther.: - symptomatische Therapie - Bettruhe bis keine Hämaturie, bis Blutdruck normal und keine Ödeme - Diät: kochsalzarm (Hypertonus, Ödeme), Eiweiß (bei Oligurie), Flüssigkeitsrestriktion nach Harnvolumen des Vortags + 500 ml/m² KOF (Perspiratio); regelmäßige Gewichtskontrolle - Penicillin oral 20.000 – 40.000 IE/kg/Tag für 10 d bei Streptokokken, sonst nach Antibiogramm - Furosemid - eventuell. Herdsanierung:Tonsillektomie im infektfr. Intervall mit Penicillinschutz Progn.: - 5% Niereninsuffizienzrate 7.3 Vesiko-Urethraler Reflux (VUR) 43 - - Ureterostiuminsuffizienz mit der Gefahr der Druckatrophie und rezidivierenden Infektionen 0,5-1% aller Kinder, 4x mehr Mädchen Radiologische Gradeinteilung: - Grad I Reflux in Ureter - Grad II Reflux in Ureter und Nierenbecken - Grad III Beginnende Dilatation von Ureter und Nierenbacken - Grad IV Zunehmende Dil. und Schlängelung des Ureters, mäßige Dil. der Nierenbecken - Grad V ausgeprägte Dilatation von Ureter und Nierenbecken Klinik: - rezidivierende Harnwegsinfekte Diagn.: - MCU Ther.: - hohe Rückbildungstendenz => Grad I-III abwarten - Grad VI und V: Antirefluxplatsik - Infektionsprophylaxe 7.4 Urethralkappen - Persistierende Schleimhautfalten der Urethra in der Pars prostatica, Abflusshindernis Balkenharnblase, Reflux, Hydronephrose, Niereninsuffizienz, Infekte Klinik: - Miktionsstörung - später: schlechtes Gedeihen, Erbrechen, Urosepsis, Anämie Diagn. - Sono, beidseits Hydronephrose, große Harnblase Ther.: - suprapubische Harnableitung - ab 3.LM TUR, evtl. Antirefluxplastik 7.5 Epididymitis - - - Entzündung des Nebenhodens, meist fortgeleitet nach Prostatitis oder Urethritis akute Epididymitis: starke Schmerzen im betroffenen Skrotalfach, Ausstrahlung in Leistenregion und Unterbauch, Fieber, Schwellung, Hoden druckschmerzhaft und gerötet positives Prehn-Zeichen (siehe unten) Kompl.: Abszedierung, Fistelbildung Ther.: Antibiotika, Antiphlogistika, Hochlagerung, Kühlung chronische Epididymitis: meist Folge- oder Endzustand einer akuten E. oder einer Genitaltuberkulose mit bindegewebiger Induration des Nebenhodens und leichter Druckempfindlichkeit Ther.: Antibiotika, bzw. Antituberkulotika Ddiagn.: Hodentorsion: Unterschiedung durch Prehn-Zeichen: Anheben des Skrotums 1. Schmerz wird schlimmer => Prehn-Zeichen negativ: Hodentorsion 2. Schmerz wird besser => Prehn-Zeichen positiv: Epididymitis 7.5 Nephroblastom (Wilms-Tumor) “5jähriges Mädchen mit Hämaturie. Z.n. abgeklungener Urethritis. Die Hämaturie blieb allerdings. Häufig müde und lustlos in letzter Zeit. Untersuchung: Eigroße Struktur im Oberbauch, blasses Hautkolorit, Milz und Leber nicht vergrößert, keine Lymphknoten tastbar. Leukos 9500/l, Hb 8,3 g/dl, HK 25%, Trombos 320000/l, CRP negativ, BSG 98/144. Urin: Leukos/Erys/Protein +, Nitrit –“. 44 - - - - - maligner embryonaler Mischgewebs-Tumor mit epitheloiden, fibroblastischen und myogensarkomatösen Anteilen 1:100.00, 85% <6 Jahre, 10% mit weiteren Fehlbildungen, relativ gute Prognose Einteilung: Stadium I intrarenal, keine Penetration der Kapsel 95% (Heilungsrate) Stadium II intrarenal und extrakapsulär, komplett resezierbar 90% Stadium III intraabdominelle Aussat 70% Stadium IV Metastasierung (lymphogen und hämatogen, 50% häufig pulmonal Stadium V bilaterales Nephroblastom, ca. 5-10% < 50% Klinik: - unspezifisch - schmerzloser Abdominaltumor - unspezifische Allgemeinsymptome: Bauchschmerzen, Erbrechen, Hypertonie, Gewichtsabnahme, Obstipation - Zufallsbefund bei vorgewölbten Abdomen Diagn.: - Sono - CT/MRT (Ausbreitung, Metastasen...) - Rö-Thorax: Ausschluss von Lungenmetastasen - Szinti: Ausschluss von Skelett und Leber: Ausschluss von Metastasen - eventuell i.v.-Urogramm Ddiagn.: - Neuroblastom, Teratom, NNR-Tumor Ther.: - präoperative Chemo: Actinomycin D, Vincristin,Adriamycin - Tumor-nephrektomie - postoperative Radio-Chemotherapie, Operation, Radiatio Progn.: - siehe Stadieneinteilung 7.6 Nierentransplantation - - - - Voraussetzungen: - Blutgruppenkompatibilität im A-B-0-System - fehlende Kontaindikationen: - Malignome - Psychosen - chronische Infektionskrankheiten (besonders Tbc) - fortgeschrittene Arteriosklerose - floride Ulkuskrankheit - biologisches Alter > 55-60 Jahre - zytotoxische Antikörper im Empfängerserum gegen Spenderlymphozyten! Vorlauf: Die Spendernieren werden unter Berücksichtigung von Histokompatibilität und Priorität von der Eurotransplantatzentrum (in Leiden/Holland) dem geeignetesten Empfänger vermittelt. warme Ischämiezeit: maximal tolerable Zeitspanne zwischen Kreislaufstillstand des Spenders und Nierenentnahme: 15 Min kalte Ischämiezeit: maximal tolerable Zeitspanne zwischen Nierenentnahme und Transplantation: 36 Std. Die Nierentransplantation erfolgt extraperitoneal in die linke oder rechte Fossa iliaca. Wegen der Gefahr der Abstoßungraktionen müssen die Patienten immunsuppressiv behandelt werden Ther.: - langfristig mit Ciclosporin A - anfangs zusätzlich mit Kortikosteroiden - eventuelltl auch Tacrolimus oder Mycophenolatmofetil Kompl.: - postoperativ: Nierenruptur, Blutungen oder Thrombose der Nierengefäße, 45 Ureterleckage - Abstoßungsrektionen: - perakut: infolge präformierter zytotoxischer Antikörper - akut: innerhalb 8 Wo nach Transplantation - chronisch: nach 8 Wochen - Folgen der Immunsuppressiven Therapie: Leukozytopenie, Thrombozytopenie, Immunschwäche, etc. 8. Endokrinologie 8.1 Pubertas praecox vera - - - - Physiologische Pubertätsentwicklung durch hypothalamische/hypophysäre Aktivierung Pubertas praecox vera: - bei Knaben vor dem 9. LJ - bei Mädchen vor ca. 8. LJ 1:10000-1:5000, Mädchen 5x häufiger Voraussetzung für eine Pubertas praecox ist das Auftreten pubertärer GnRH Spiegel (physiologische Stimulation) im Gegensatz dazu: Pseudopubertas praecox: bei der die Pubertätsmerkmale ohne initialen GnRH Anstieg auftreten, hier ist die Pubertätseinleitung unphysiologisch durch anderweitige Stimulation. Das GnRH ist dabei supprimiert und im GnRH-Test lassen sich FSH/LH nicht stimulieren Ursachen - idiopatisch - symptomatisch: Hirntumor, AGS, Hirnmissbildungen, Neurofibromatose, tuberöse Sklerose, unbehandelte Hypothyreose, Traumen, Hydrozephalus Klinik: - Pubertätsentwicklung in richtiger Reihenfolge vor dem 6.-8./9. LJ Diagn.: - LH, FSH mit pulsatile Sekretion, im LH-RH-(=GnRH-)Test stimulierbar Ther.: - LH-RH-Analoga (= GnRH-Analoga) bis ca. 10-11 Jahren Verlangsamung der Skelettreifung und Erreichen einer normalen Endgröße, spontane pubertäre Entwicklung nach Therapieende verläuft normal 8.2 Kleinwuchs / Minderwuchs - Körpergröße unter 3. Perzentile Zielgröße: [(GrVater + GrMutter) / 2] +/- 6.5 cm Unterteilung in proportiniert vs. unproportioniert und primär vs. sekundär Ursachen: - Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung, familiärer Minderwuchs - Normale Körperproportionen - Keine organischen und hormonellen Abweichungen - Knochenalter = Lebensalter - Pubertät tritt zeitgemäß ein - Mangel an Aufbaustoffen - Hypokalorischer Minderwuchs - Psychosozialer Minerwuchs - Intestinaler Minderwuchs - Hormonale und neurale Störungen 46 - - - Wachstumshormonmangel: echte Pubertas praecox - Hypothyreose - schlecht eingestellter Diabetes mellitus - Cushing-Syndrom, AGS: Minderwuchs nach Epiphysenfugenschluss - Pseudopubertas praecox bei Gonadentumoren - Nichthormonale Störungen - Renaler M.: Mißbildungen, Fanconi-Syndr., chron. Nephritis, renaler Diab. insip. - Intestinaler M.: Zöliakie, Pankreasfibrose, Megacolon - Hepatischer M.: Glykogenose, Zirrhose - Anoxämischer M.: Vitium cordis congenitum, Bronchiektasen, chron. Anämie - Rachitischer M.: Vit. D Mangel und Vit. D resistente Rachitis - Lipoidosen: M. Gaucher, M. Nieman-Pick, Hand-Schüller-Christian, PfaundlerHurler - Mangelhafte Wachstumspotenz der Knochen - Primordialer M. und Progerie - Kongenitale Skelettstörungen: Chondrodystrophie, Dysostosen (D. multiplex Pfaundler-Hurler, D. enchondralis Morquio, D. cleidocranialis usw.) - Erworbene Skelettstörungen: Rachitis, Hyperparathyreoidismus - Kongenitale Dysmorphiesyndrome: Turner-Syndrom, Pseudohypoparathyreoidismus, autosomale Chromosomen-Störungen (DownSyndrom), Prader-Willi-Syndrom Diagn.: - grundsätzlich: Elterngröße, Geburtsmaße– dann Perzentilenkurven, Zielgröße - Pubertätsstadien, Proportionen, chron. Erkrankungen?, Medikamente? - Labor: Glukose, Leber, Schilddrüse, Entzündungsparamter, Cortisol, Wachstumshomone – Stimulationstests - Urin: pH, Glukose, Eiweiß - Knochenalter: Standard bei Minderwuchs, Rö linke Hand - bei dysproportionierten Minderwuchs: Rö des Skeletts: Becken, WS; - Chromosomenanalyse bei ungeklärtem Minderwuchs => Wachstumshormonmangel kann ausgeschlossen werden wenn IGF-1 (Somatomedin C/insulin like growth factor) bzw. IGFBP-3 (IGF-Binding Protein) normal sind Ther.: - je nach Ursache - GH-Mangel: Hormonsubstitution 9. Hämatologie/Onkologie 9.1 Differentialdiagnose Splenomegalie Infektionskrankheiten - EBV - HIV - Röteln => Fieber, Blutkultur, Erreger-/Ak Nachweis - Toxoplasmose - Bakterielle Endokarditis Autoimmunkrankheiten - Juvenile rheumatoide Arthritis - Felty-Syndrom Hämatologische Erkrankungen 47 - myeloproliferative Erkrankungen - hämolytische Anämien - Hämoglobinopathien (Thalassämie) Speicherkrankheiten Maligne Erkrankungen - Leukämien - Lymphome Schwellung der Milz durch Pfortaderhochdruck => Differentialblutbild => ind. Bili, Retikulozyten => Differentialblutbild => Probeexzision 9.2 Aplastische Anämie - - - - Panzytopenie mit Verminderung aller Zellreihen in Knochenmark und Blut Ätiol.: - idiopathisch - genetisch: Fanconi-Anämie, Shwachman-Syndrom) - erworben: Medikamente, Strahlen, Infekte (häufig Virushepatitis) Klinik: - Blässe - Infektanfälligkeit - Blutungsneigung: Nase, Haut - bei genetischen Formen auch Missbildungen Diagn.: - Panzytopenie: Retikulozyten <20.000/µl, Granulozyten <500/µl, Thrombos <20.000/µl - Aplastisches Knochemark Ther.: - Absetzen auslösender Medikamente - Infektionsprophylaxe - Substitutionstherapie - Knochenmarkstransplantation 9.3 Idiopathische Thrombozytopenie - - - - autoimmunbedingte Thrombozytopenie: <100.000/µl Ätiol.: - Immunreaktion nach Virusinfekt: Autoantikörperbildung gegen Thrombozyten => Abbau der antikörperbeladenen Thrombozyten => Überlebenszeit der Plättchen verkürzt v.a. Kinder <8 Jahre Klinik: - vorausgegangener Virusinfekt - guter AZ trotz ausgeprägter Petechien (idiopathische Thrombozytopenische Purpura), Hämatome, Schleimhautblutungen Diagn.: - Blutbild: Ther.: - Ziel: Thrombozytenanstieg nach Tagen bis Woche - symptomatisch: Druckverbände, Tamponaden - Kortikoide - Immunglobuline beschleunigen evtl. den Anstieg (nicht eindeutig bewiesen) - Plättchen-Substitution bei Blutungen Chronische Idiopathische Thrombozytopenie: - wenn Thrombozytopenie mehr als 6-12 Monate andauert (10%) - Autoimmun-Raktion mit spezifischen Plättchen-AK - Ther.: - Kortikosteroide - Immunglobuline, Anti-D-Immunglobuline - Splenektomie als ultima ratio 48 9.4 Purpura Schoenlein-Henoch „4jähriges Mädchen mit fieberhaften Atemwegsinfekt vor 2 Wochen. Nun neu aufgetretene makulo-papulöses Exanthem mit einzelnen Flostichartigen Hautblutungen v.a. an den Streckseiten der Unterschenkel und am Gesäß lokalisiert“. - - - - - - Generalisierte, allergische Vaskulitis Entzündung der kleinen Gefäße häufig bei Klein-und Schulkindern Ätiol.: - häufig nach viralen Infekten - Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ III (Immunkomplex-Typ) - subendotheliale Ablagerung IgA-haltiger Immunkomplexe in den kleinen Gefäßen - Aktivierung des Kompementsystems Klinik: - schubförmiger Verlauf, oft über Wochen - typisch: makulo-papulöses Exanthem, Petechien und Ekchymosen v.a. an den Streckseiten der Unterschenkel und am Gesäß - Magen-Darm-Befall: Koliken (Darmwandödem), Blutungen, Invagination - Gelenkbefall: schmerzhafte Schwellung periartikulär - 1/3 Nierenbeteiligung: Hämaturie bei Glomerulonephritis - selten Befall der Hirngefäße: Krämpfe, Paresen Diagn.: - vorangegangener Infekt in Anamnese - Klinik: Purpura bei normalen Gerinnungs- und Thrombozytenwerten - bei Nierenbeteiligung: Mikro- oder Makrohämaturie, Proteinurie - Histologie Ddiagn.: - ITP - Purpura simplex hereditaria: Vasopathie, petechiale Hautblutungen - Seidelmayer’sche Korkadenpurpura: Vaskulitis in Folge banaler Infekte - Waterhouse-Friderichsen-Syndrom: fulminant verlaufende Meningokokkensepsis mit Verbrauchskoagulopathie, Hautblutungen, Mikrothromben, Hautnekrosen Ther.: - hohe Spontanheilungsrate - eventuell Prednison bei abdominellen Beschwerden - Analgetika und Antiphlogistika bei Gelenkbeteiligung Schönlein-Henoch Nephritis - Befall der keinen Arterien und Kapillaren der Nieren - Klinik zusätzlich: - Ödeme and Hand- und Fußrücken - kolikartige heftige Bauschmerzen (Darmwandödem) - hämorrhagische Nephritis - Diagn.: - Klinik - Urin: Mikro-/Makrohämaturie, Proteinurie - Biopsie/Histologie - Ther.: - keine kausale Therapien - bei leichter Hämaturie und Proteinurie keine Behandlung nötig - Steroide in üblicher Dosierung nicht wirksam - Glucoccorticoide nur bei abdomineller Symptomatik - Immunsuppressiva bei anhaltendem schubweisem Verlauf - Progn.: - in Mehrzahl der Fälle günstig - in 5-10% chronische Glomerulonephritis, die zur terminalen Niereninsuffizienz führen kann 49 9.5 Leukämie Einteilung Akute Leukämien ALL (akute lymphatische Leukämie): (80%) vowiegend im Kindesalter AML (akute myeloische Leukämie): (18%) vorwiegend im Erwachsenenalter Chronische Leukämien CLL CML: (2%) Definition und Epidemiologie - Proliferation pathologischer Vorstufen weißer Blutzellen mit Verdrängung der normalen Hämatopoese aus dem Knochenmark und Infiltration extramedullärer Organe - 4:100.000, Altersgipfel zwischen 1.-5. LJ - 35-40% aller kindlichen Malignome - Prädispositionen: - chromosomale Anomalien und Gendefekte (Trisomie 21, Fanconi-Anämie) - Immundefekterkrankungen - Karzinogene (Strahlenexposition, chemische Substanzen) Klassifikation - Einteilung nach zytomorphologischen, zytochemischen und immunzytologischen Kriterien => Einteilung in prognostisch günstige und ungünstige Formen => Bestimmung der Risikogruppe für den einzelnen Patienten - Zytomorphologische Klassifikation (FAB) - Zellkernform, Kernchromatin, Nukleoli, Zytoplasmaanteil, Basophilie des Zytoplasmas, Vakuolen, Granula im Zytoplasma - ALL: zytomorphologische Einteilung in FAB-Typen L1-L3 - weitere immunzytologische Unterteilung ja nach Antigenmuster des Lymphoblasten: 80% B-Zellreihe, 20% B-Zellreihe - Subtypen: Prä-prä-B-ALL, Common ALL, Prä-B-ALL, B-ALL, frühe, intermediäre und reifeT-ALL - AML: zytomorphologische Einteilung in FAB-Typen M0-M7 Akute Lymphatische Leukämie „7jähriger Junge vor 2 Tagen akut mit Husten, Fieber von 40C und Schmerzen im Bereich des Schultergürtels erkrankt: Bronchopneumonie, die oral mit Erythromycin behandelt wurde. Stationäre Einweisung, weil der Junge das Antibiotikum immer wieder erbricht. Junge im reduzierten AZ, kann sich kaum auf den Beinen halten. Seit zwei Wochen Abfall der Leistungsfähigkeit, Appetitlosigkeit, Blässe, Müdigkeit. Untersuchung: Reduzierter AZ, blasses Hautkolorit, Tonsillen leicht vergrößert, ohne Beläge, Rachenring gerötet, Trommelfell reizlos, derbe verbackene Lymphknoten cervikal beidseits, über Lunge beidseits verschärftes Atemgeräusch, vereinzelt Rasselgeräusche, Produktiver Husten. Leber und Milz 2 cm unter Rippenbogen tastbar, kein Druckschmerz im Abdomen, neurologische Untersuchung unauffällig. Labor: Hb 8,6 g/dl (13), MCV 82fl (80), MCHC 30pg (30), 27.000/l Leukozyten (4.500-14.500), davon 60% Blasten, Thrombos 80.000/l (150.000), LDH 720U/L (125-300), Harnsäure 8mg/dl (1,9-5,9), CRP 83mg/l (<8), BSG 80/140mm (10/?)“. - Klinik: - variable Krankheitsverläufe - Entwicklung der Symptomatik meist innerhalb 4 Wochen - erst uncharakteristisch: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, mäßiges Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme (B-Symptomatik) - Abwehrschwäche bei Granulozytopenie: Infekte - Blutungsneigung bei Thrombozytopenie: Nasen-und Schleimhautblutungen 50 Blässe, geringe Belastbarkeit, Dyspnoe bei Anämie Knochen-und Gelenkschmerzen (Skelettinfiltration ndurch Blasten) Infiltration und Schwellung von LK-Schwellung, Leber, Milz Infiltration der Haut Infiltration des ZNS: Krampfanfälle, Sehstörungen, Hirndruckzeichen, Befall der Meningen (Meningeosis leucaemica), Kopfschmerzen, Lähmungen - Diagn.: - Blutbild: meist Anämie und Thrombozytopenie, in 2/3 der Fälle Leukozytose - Knochenmark: kein buntes Bild der Hämatopoese sondern diffuse Infiltration durch unreife Blasten (>25% der Zellen), monomorphes Bild. Zwischenstufen der Myelopoese fehlen (Hiatus leucaemicus) - MRT: Ausmaß der KM-Infiltration - Liquor-Punktion: immer durchzuführen! Meningiosis leukaemica - Sono: Organinfilatration: - Labor: Harnsäure, LDH, Kalium, Phosphat, Kalzium - Ddiagn.: - aleukämische Formen manchmal zu verwechseln mit aplastischer Anämie => Knochenmarksuasstrich: Leukämie: voll, aplastische Anämie: leer - lymphatische Organe bei Mononukleose auch vergrößert => Unterschied im Blutbild: keine hämatopoetische Insuffizienz - Ther.: - Behandlungsziel: Vernichtung der gesamten Leukämiezellpopulation und damit Heilung - Chemotherapie in Studien mit festgelegten Therapieprotokollen - Therapiephasen: - Induktionstherapie: Kombination aus Prednisolon, und mehreren Zytostatika (Vincristin, Daunorubicin, Asparaginase, Cyclophosphamid...), sowie Methotrexat Ziel:Remission: Reduzierung der Leukämiezellen, Regeneration der normalen Hämatopoese, <5% Blasten im Knochenmark, >90% Erfolg mit Prednison und Vincristin - Konsolidierungstherapie: Jede Woche ein anderes Präparat, Methotrexat intrathekal zu Beginn einer jeden Woche Ziel: weitere Reduizerung der noch vorhandenen Leukämiezellen - Reintensivierungstherapie wie Induktionsphase - Erhaltungstherapie bis zur Gesamttherapiedauer von 2 Jahren, 6-Mercaptopurin täglich und Methothrexat 1x wöchentlich Ziel: Elimination aller Leukämiezellen - Prophylaktische Behandlung des ZNS - prophylaktische Bestrahlung der Meningen und hochdosierte intrathekale Methotrexatgabe, da 50% rezidive in Hirnhäuten - Supportive Maßnahmen - Behandlungen von Thrombozytopenie und Blutung - Infektionsprophylaxe - Mundspülung zur Vermeidung von Schleimhautschäden - psychologische und sozialpädagogische Betreuung - Stammzelltransplantation - bei ALL in erster Remission bei Hochrisikopatienten - bei ALL bei allen anderen Patienten in 2. Remission - Progn: - ohne Therapie infaust - Rezidivfreies Überleben: ALL 70%, AML 40% - prognoseverschlechternd: Säuglinge, Kinder >10 Jahre, Jungen, Patienten mit hohen Leukämiezellmassen, initialem ZNS-Befall - 51 9.6 Lymphome Definiton und Einteilung - Neoplasie des Lymphatischen Systems - Gruppeneinteilung: 1. Hodgkin-Lymphom (Morbus Hodgkin) 2. Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) - B-Zellreihe : CML, Immunozytom, Plasmozytom, Burkitt-Lymphom…. - T-Zellreihe : CLL, Mycosis fungoides, T-Zell-Lymphome, T-Zell-Leukämien… NHL - primäre maligne Tumoren des lymphatischen Gewebes, ungehemmte Proliferation - im Kindesalter fast alle hochmaligne und schnell wachsend - Unterscheidung nur durch ihren Anteil <25% an der Gesamtzahl im KM von akuten Leukämien - 0,8/100.000 Kinder <15 Jahre; Jungen 2,8x häufiger - Prädisposition: - Immundefektsyndrome, z.B. Translokationen t(2;8), t(8;14), t(8;22) - Immunsuppression - EBV (Burkitt-Lymphom) - Kiel-Klassifikation: Histologische Gruppeneinteilung - Stadieneinteilung nach Murphy: Stadium I Einzellokalisation Stadium II mehrere Herde auf einer Zwerchfellseite Stadium III beide Zwerchfellseiten Stadium IV ZNS-, KM-Befall - Klinik: - kurze Anamnese (schnelle Proliferation) - schmerzlose LK-Vergrößerung derb, verbacken, die auch mediastinal/abdominell liegen können Atemprobleme, Appendizitis-ähnliche Symptome, Invagination) - oft akutes Geschehen mit Dyspnoe, akutem Abdomen, Querschnitt, Krämpfanfällen - Diagn.: - Biopsie - Staging: Sono, Röntgen, MRT, Liquor - KM-Aspirat - Blutbild - Labor: LDH, Harnstoff, Krea, Harnsäure, K+, Ca++ - Ddiagn.: - Infektiös bedingte LK-Erkrankungen: Tbc, infektiöse Mononukleose, Toxoplasmose, Listeriose, Zytomegalie, HHV-6-(=Exanthema subitum) und HIVLymphadenopathie) - M. Hodgkin - andere Malignome - M. Crohn - Ther.: - Polychemotherapie - Progn: - bei hochmalignen NHL Heilung möglich - bei niedrigmalignen nur Verlangsamung der Progression ( eher abwartendes Verhalten, Symptomatische Therapie) - Heilungschancen: Stadium I und II 95% – 100% Stadium III und IV 75% – 85% T-Zell-Lymphome - machen etwa 15-20% der NHL aus - können sich kutan manifestieren (kutane T-Zell-Lymphome) 52 Kiel Klassifikation WHO-Klassifikation* T-Zell-Vorläufer-Neoplasien T-Zell-Vorläufer lymphoblastisches Lymphom Lymphoblastisches T-Zell-Lymphom Reife (periphere) T-Zell-Neoplasien T-Zell chronische lymphozytische Leukämie, prolymphozytäre Leukämie T-Zell chronische lymphozytische, prolymphozytäre Leukämie,CLL Typ Leukämie großer granulärer Lymphozyten-T-Zellen Agressive NK-Zell Leukämie Mycosis fungoides/Sézary Syndrom Mycosis fungoides/ Sézary Syndrom T-Zonen Lymphom Lymphoepitheloides Lymphom Pleomorphes T-Zell Lymphom (HTLV-) (beinhaltet klein-, mittelgroß-, und großzellige Formen) Peripheres T-Zell Lymphom, nicht spezifiziert(gemischt, mittelgroß- und großzellig) T-immunoblastisches Lymphom Angioimmunoblastisches Lymphom Angioimmunoblastisches Lymphom Angiozentrisches Lymphom Intestinales T-Zell Lymphom Pleomorphes, kleinzelliges T-Zell Lymphom (HTLV+) Adultes T-Zell Lymphom/Leukämie Pleomorphes mittelgroßzelliges und großzelliges T-Zell Lymphom, HTLV+ Adultes T-Zell Lymphom/Leukämie Anaplastisches T-Zell Lymphom (Ki-1+) Anaplastisches großzelliges Lymphom, T- und Null-Zell Typen 9.7 Neuroblastom - aus Zellen der Neuralleiste (Sympathikus, NNM) - zweithäufigstes solides Malignom bei Kindern, v.a. bei Säuglingen - 8,7/1000000 - Infiltrativ wachsend, frühe Metastasierung, meist schon bei Diagnosestellung - Metastasen in Knochen, Knochenmark, entfernte LK, Leber, Haut, nicht in die Lunge! - Besonderheiten: - Aggresivität des Wachstums - Fähigkeit zur Ausreifung - spontane Rückbildung - Ätiol.: - unbekannt - in seltenen Fällen familiär gehäuft - Vermutung, dass Amplifikation des zellulären Onkogens N-myc zur progression des Neuroblastoms beiträgt - Auftreten: - 50% in der Nebenniere - entlang des Grenzstranges - Sanduhrtumor: intraspinal ber extradurales Wachstum - Einteil.: - 3 Differenzierungsgrade - 5 Stadien: I auf Ursprungsorgan begrenzt II Infiltration der Umgebung, keine Mittellinienüberschreitung III Mittellinienüberschreitung IV Metastasierung in andere Organe (hier meist entdeckt) IV-S Neuroblastom im Säuglingsalter, wie IV jedoch keine 53 - Klinik: - Diagn.: - Ther.: - Progn.: Knochenmetastasen, bessere Prognose als IV - Allgemeinsymptome: Fieber, Schmerzen, Abgeschlagenheit - typische Neuroblastom Symptome: - Horner-Syndrom: Tumor im Ganglion stellatum (Miosis, Ptoisis, Enopth.) - Querschnittssymptomatik: Einwachsen des Tumors - Therapieresistenter Durchfall: VIP Produktion durch Neuroblastomzellen - Opsoclonus-Myoclonus-Ataxie-Syndrom: tanzende Augenbewegungen, Kloni, Ataxie - Monokel-/Brillenhämatom bei Schädelknocheninfiltration und Protrusio bulbi - Lidekchymosen - Katecholaminmetaboliten in Urin und Serum: Vanillinmandelsäure, Homovanillinsäure, Dopamin - Neurospezifische Enolase (NSE) im Serum - Metajodbenzylguanidin-Szinti (123mIBG) (Tumor selbst) - Technetium-Knochen-Szinti (Metastasen) - CT/MRT/Sono - Stadium I: OP - stadium II und III: OP und Chemo-/Strahlentherapie - Langzeitüberlebenschancen: Stadium 1-3 und 4S: 80%, Stadium 5: 30%, allgemein: 55% - Screeninguntersuchung auf Katecholamine mit 12 Monaten zur Frühdiagnose (noch als Bundesweite Studie) 9.8 Maligne Knochentumoren Osteosarkom - primär maligner Tumor des Knochens, dessen Zellen Osteoid oder unreifen Knochen bilden - häufigster Knochentumor - bevorzugt in Adeoleszenz, Häufigkeitsgipfel zum Zeitpunkt des höchstes Wachstumstempos: J: 14.5 J, M: 13.5 J - Jungen erkranken häufiger als Mädchen, 50% im 2. Lebensjahrzehnt - befällt vor allem die Metaphysen der langen Röhrenknochen, meist Kniegegend: distale Femur- oder proximale Tibia-Metaphyse, andere Lokalisationen: prox. Humerusmetaphyse, selten: distales Radius- und Tibiaende - Metastasen: hämatogen in die Lunge, gelegentlich finden sich Skip-Metastasen - Klinik: - Schmerzen, vor allem nachts - später Schwellung mit örtlich begrenzter Hyperthermie, Bewegungseinschränkung - pathologische Frakturen sind möglich - Diagn.: - Röntgen: Knochendestruktion (osteolytisch/osteosklerotisch), periostale Knochenneubildung; Rö-Th: Lungenmetastasen - MRT: intramedulläre Ausdehnung und Weichteilanteil - Tc-Szinti: Anreicherung im Tumor erlaubt Abschätzung des Ansprechens auf Chemo - Histo, aber keine initiale Tumorentfernung - Ddiagn.: - strahleninduzierte osteogene Sarkome (6-10 Jahre nach Radiotherapie) - Myositis ossificans - Osteomyelitis - Ther.: 1. präoperative Chemo zur Tumorverkleinerung 2. OP 54 3. postoperative Chemo: 60% Heilungsrate (OP alleine hat auh bei Amputation im Gesunden nur 20% Heilungsrate wegen präexistierender Mikro-Lungenmetastasen) Ewing-Sarkom - ausgehend vom bindegewebigen Knochenmarksgerüst, befällt er vor allem die Diaphysen und platten Knochen - zweithäufigster Knochentumor - vor allem Jugendliche betroffen: 5 < Ewing-Sarkom < 30 LJ, Jungen häufiger betroffen - Lokalisation vor allem Becken und Diaphysen von Femur, Tibia, Fibula, manchmal auch Wirbelkörper, Rippen und Scapula,) - frühe Metastasierung in Lunge und Knochen, bei 20% bereits Metastasen bei Diagnosestellung - Klinik: - Schmerzen, Schwellungen, Bewegungseinschränkung - Schwäche, Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme - Jucken - Diagn.: - Röntgen: Zwiebelschalen-Periost und mottenfraßähnliche Knochendestruktionen - CT/MRT: Ausdehnung in Weichteile und intramedullär und Metastasen - Histo, Staging (Szinti, Lungen-CT) - Diagnosestellung allgemein schwierig bei Ewing-S. - Ddiagn.: - Osteomyelitis - andere Knochentumoren, Metastasen - Ther.: 1. Polychemo 2. OP 3. Bestrahlung 4. Polychemo (über 12 Monate) - Porgn.: - 5-JÜR: 64% 9.9 Hirntumoren - - sehr heterogene Gruppe sowohl benigner als auch maligner Tumoren des ZNS Ätiol.: - unbekannt - diskutiert werden Kanzerogene wieradioaktive Strahlung und chemische Stoffe wie Nitrosamin und Hydranzine - familiäres Vorkommen bekannt - einige hereditäre Syndrome weisen erhöhte Inzidenz auf: z.B. tuberöse Sklerose, Neurofibromatose Recklinghausen, Turcot-Syndrom Häuf.: - 20% der kindlichen, malignen Erkrankungen sind Tumoren des ZNS - Inzidenz 2-2,8/1000000 Klassifikation erfolgt anhand morphologischer, immunhistochemischer und histogenetischer Befunde häufigste Vertreter: Astrozytome und PNETs (primitive neuroektodermale Tumoren: Medulloblastom) Abtropfmetastasen: maligne Hirntumoren metastasieren in den Liquorraum Lokalisation: der überwiegende Anteil der kindlichen Hirntumoren ist infratentoriell und median lokalisiert => häufig Hydrocephalus occlusus Klinik: - Hirndruchzeichen - Kopfschmerzen - Übelkeit, Erbrechen (v.a. Nüchtererbrechen) - Wesensänderung 55 - - - - fokale neurologische Störungen => Rückschluss auf Lokalisation: - Ataxie: Kleinhirntumoren (Medulloblastom, Astrozytom cerebellär oder im Stammhirn) - Bulbär-Symptomtaik: Hirnstamm-Tumor - endokrinologische Folgen: Kraniopharyngeom - epileptische Anfälle: Neoplasien in den Hemisphären - Querschnittssymptomatik: bei Cauda-Tumoren (Ependymom) oder Neuroblastom Diagn.: - MRT, CT, Angio: Sitz, Ausbreitung, Größe - EEG, evozierte Potentiale (je nach Lokalisation: VEP, SEP, MEP) - stereotaktische Biopsien Ddiagn.: - Meningitis, Enzephalitis, Stoffwechselentgleisung, Fehlsichtigkeit Ther.: - Grundpfeiler: OP und Radiatio (mit Sonderform Brachytherapie) - Chemotherapie: bei PNET, anaplastischen Gliomen, Keimzelltumoren - Behandlung neuroligischer Störungen, die durch Therapie entstehen. Progn.: 5-JÜR: 52%, Prognose stark abhängig von Tumorart, Lokalisation und Operabilität Spätfolg.: - neurologische Ausfälle - psychosoziale und kognitive Störungen - Endokrine Störungen - Zweittumoren können bis 18 Jahre nach OP auftreten Astrozytom - häufigster Gruppe kindlicher Hirntumoren - Einteilung: - infratentorielles A. (=Kleinhirnastrozytom) - benigne - v.a. 1. Lebensjahrzehnt - Klinik: wie Medulloblastom - Ther.: radikale OP, lokale Radiatio wenn nicht komplett resektabel, Chemo bei Inoperabilität und fortschreitender neurologischer Symptomatik - Prognose: sehr gut - supratentorielles A. - Arten: pilozytisch, fibrillär, höhergradig (Grad 3 und 4: Glioblastom) - Klinik: Hirndruckzeichen, fokale neurologische Ausfälle, Krampfanfälle - Ther.: wie oben - Prognose: von Größe, Lokalisation und Grading abhängig, Glioblastom sehr schlecht, pilozytisch gut Primitive Neuroektodermale Tumoren (Medulloblastom) „7jährige Patientin, seit 1 Woche morgens Erbrechen, Kopfschmerzen, leicht erhöhte Temperatur. Normaler Stuhlgang. Untersuchung: geröteter Rachenring, lebhafte Darmperistaltik. Die Mutter erwähnt: verändertes Verhalten der Tochter, häufig aggressiv und ungeduldig, verschlechterte Schulleistungen. Dazu Tollpatschigkeit, sie fällt über die eigenen Füße, lässt Dinge herunterfallen oder stößt sie um.“ - zweithäufigste Gruppe der kindlichen Hirntumoren embryonaler, neuroepthelialer Ursprung, maligne Medulloblastom, (Pinealoblastom, Ependymoblastom) Altersgipfel um 5. Lebensjahr, Überwiegen des männlichen Geschlechts Path.: - Entstehung infratentoriell, im Brereich des Kleinhirnwurmes in enger Nachbarschaft zum Dach des 4. Ventrikels - schnelles Wachstum 56 - - Bildung von Abtropfmetastasen Klinik: - Hirndruckzeichen mit Kleinhrinsymptomen (Ataxie, Intentionstremor) Diagn. und Ther. wie oben Progn.: - wichtigster Faktor: postoperative Tumorgröße, weiter: Alter des Kindes, Lokalisation des Tumors - 5-JÜR: 30-70%, Spätrezidive möglich PNETs, die supratentoriell wachsen, fallen klinisch genauso auf, wie supratentorielle Astrozytome 9.10 Maligner Keimzelltumor - Entwicklung aus pluripotenten Keimzellen - Auftreten intra- oder extragonal - 0,5/100.000 Mädchen>Jungen - Dignität maliner (oder benigne) - Ätiol.: - unbekannt - Prädisponierender Faktor: Maldescensus testis - Lokalisation und histologischer Typ erklären sich anhand dem Wanderweg der pluripotenten Stammzellen vom Dottersack in die Gonadenanlage - Gonaden und sakrokokzygeal je 20-30% - retroperitoneal, hinteres Mediastinum, ZNS je 12% - Klassifikation: anhand der Histogenese: - Germinom/Seminom/Dysgerminom - Dottersacktumor - Chorion-Ca - Teratom - Klinik: - abhängig von Lokalisation - schmerzlose Skrotalschwellung, - endokrine Symptome - Bauchschmerzen - Dyspnoe - obere Einflussstauung - Störung der Blasen-/Mastdarmfunktion - Hirndruck, Sehstörungen - Diagn.: - CT/MRT - Tumormarker: AFP => Dottersacktumor, ß-HCG => Chorion-Ca - Ther.: - nach Stadien: OP bei benignen Tumoren, bei malignen zusätzlich Chemo - Strahlentherapie: Germinom/Seminom/Dysgerminom - Progn.: - Gesamtgruppen 5-JÜR: 87% - gonadaler Lokalisation mit besserer Prognose als nichtgonadale 57 10. Immunologie 10.1 Di-George-Syndrom - - - - - 22q11 Deletion auf Chromosom 22 => fehlende Migration von Zellen der Neuralleiste in die 3. und 4. Schlundtasche => - T-Zell-Defekt - Thymushypo-/aplasie - Hypoparathyreodismus - Herzfehler - faziale Dysmorphie Assoziation mit Catch22 cardiac abnormality abnormal facies tiefe, dysplast. Ohren, Mikrognath., char.Lidachse thymic hypoplasia Infektionen (Pilze, Viren) cleft palate hypocalcemia Tetanie 22nd chromosome Kinik: - makulopapulöses Exanthem - Tetanie - rezidiviernede Pilz-und Virusinfekte - eventuell Symptome der Herzfehler - Facies: tiefe, dysplastische Ohren, antimongoloide Lidachse, Mikrognathie Diagn.: - Labor: Hypokalziämie - Blut: zirkulierende Lymphozyten Ther.: - Ca-Substitution, Gabe von Vitamin D - Infekttherapie - bei schwerem T-Zell-Mangel KM-Transplantation Progn.: - T-Zell-Defekt regredient - bestimmend: Herzfehler, Hypoparathyreodismus 10.2 Juvenile Chronische Arthritis (JCA) - - Synonym: Juvenile idiopathische Arthritis prozesshaft fortschreitende Gelenkerntzündung, die strukturellen Schaden an Knorpel, Kapselbandapparat, und gelenknahen Knochen anrichtet 5 Subgruppen, die vor dem 16. Lebensjahr auftreten, mindestens 3 Monate dauern oder rezidivieren führen beim Kind schnell zu Fehlhaltungen und Funktionseinschränkungen => Behinderungen und Deformitäten 5-6/100.000 Ätiol..: - bei genetischer Disposition: - Infektionen - Traumen - Stress-Situationen - Autoimmunprozesse - neurolopathologische Prozesse Subtypen: - Polyarthritis seronegativ: Mädchen>Jungen, in jedem Alter, Allgemeinsymptome symmetrischer Gelenkbefall, IgM-Rheumafaktor negativ - Polyarthritis seropositiv: ab 8. Lebensjahr, Mädchen>Jungen, symmetrischer 58 - Klinik: - Diagn.: - Ther.: Gelenkbefall, Rheumaknoten, Rheumafaktor positiv - Oligoarthritis Typ 1: frühkindliche Form, Mädchen>>Jungen, asymmetrischer Befall der großen Gelenke, Uveitis, häufig ANA´s - Oligoarthritis Typ 2: spätkindliche Form HLA-B27-Assoziiert, Jungen>>Mädchen meist Schulalter, asymmetrische Arthritis, Rückenschmerzen, Iridozyklitis - Systemische Polyarthritis: Still-Syndrom, hohes Fieber, Exanthem, Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie, Polyserositis, Arthritis - Fieber, Müdigkeit, Morgensteifigkeit, Gelenkbefall, Tenosynovitis, Bursitis, Wachstumsstörungen (Knochenreifung beschleunigt/verlangsamt), Bewegungseinschränkungen, Schonhaltungen - Klinik - Alter - BKS/CRP, ANA´s , Rheumafaktor +/-, HLA-B27 - Ziele und Aufgaben der Therapie - Entzündung überwinden - Gelenkfunktion erhalten, wiederherstellen - Kleinwuchs vermeiden - normale körperliche, geistige und psychosoziale Entwicklung ermöglichen - NSAR - Basistherapeutika (Gold, Chloroquin...) - Glukokortikoide - Physiotherapie, OP (Synovektomie, Korrekturen, Gelenkersatz) Still-Syndrom (Systemische Polyarthritis) „2jähriger Junge, seit 10 Tagen hohes Fieber (39C), Appetitlosigkeit, leicht flüchtiger, grobfleckiger Hautausschlag. Junge will seit 1 Tag nicht mehr gehen, das rechte Sprunggelenk ist geschwollen. Diese Symptomatik auch schon mal vor 3 Monaten. Antipyretika (Ibuprofen) halfen damals. Untersuchung: neben genannten Sachen generalisierte Lymphadenopathie, Hepatomegalie. Blut: Hb 9,6 g/dl, Leukos 15300/l, 68% Neutrophile, 11% Stabkernige, 13% Segmentkernige, 8% Lymphozyten. Thrombos 635000/l, MCV 62 fl, MCH 20pg, CRP 27 mg/dl, BSG 120.“ - - Systemische Verlaufsfrom det JIV, chronisch destruierend verlaufend Manifestation zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr Ätiol.: - wohl autoimmunoligische Störungen bei genetischer Disposition - auslösende Noxen wie Parvovirus B19 oder Traumen Klinik: - chronische Synnovitis, Knorpeldestruktionen, extraartikuläre Entzündungen - unterschiedlich schwer, in Schüben verlaufend - hohes intermittierendes Fieber über mind. 2 Wochen, AZ - Exanthem - Lymphadenopathie - meist Organmitbeteiligung - Schmerzen in der HWS (Ddiagn.: Menigitis) Diagn.: - Anamnese: intermittierend septisches Fieber in Früh- und Morgenstunden, Schmerzen, Beweglichkeit der Gelenke, Infekte, Insektenstiche, Familienanamnese - Untersuchung: Wirbelsäule, Lymphknotenstatus - Auskultation: Herz und Lunge (Pleuritis) - Labor: eher unspezifisch: Entzündugsparameter , Kompementfaktoren , Thrombozytose, hypochrome Anämie - keine antinukleären Faktoren, Rheumfaktor meist unspezifisch erhöht - Radiologie: Ausmaß der Gelenksdsestruktion 59 - - - Ddiagn.: - Sepsis, sepitsche Arthritis, reaktive Arthritis, Arthritis bei M. Crohn oder Colitis ulcerosa, maligne Systemerkrankungen, systemische Vaskulitiden, Kollagenosen, Virusinfektionen Ther.: 1. NSAR 2. Krankheitsmodifizierende Medikamente: Basistherapeutika, Immunsuppressiva, Zytostatika 3. Glukokortikoide - Unterstützende Maßnahmen: Inromation und Schulung, Physio- und Ergotherapie, Kälte- und Wärnetherapie, psychosoziale Betreuung Progn.: - generell gut, 75% der Fälle sind im Erwachsenenalter ausgeheilt - 25% mit schwerem Gelenkverlauf Oligoarthritis I - frühkindliche Oligoarthritis, Kleinmädchenform - 2.-4. Lebensjahr, Mädchen >> Jungen - Mono- oder Oligoarthtritis mit Neigung zu chronischer Iridozyklitis und Auftreten von ANAs - Klinik: - häufig Kniegelenbk betroffen, asymmetrisches Muster - 50% chronische Iridozyklitis - Diagn.: - Klinik, Alter - ANAs - Spaltlampe - Ddiagn.: - septische Arthritis, Coxitis fugax, Trauma, Knochennekrosen, Osteochondrosis dissecans, knöcherne Tumoren, maligne Systemerkrankungen - Ther.: - siehe oben - Progn.: - Verlauf meist gnstig - Visusminderung nach Iridozyklitis Oligoathritis II - HLA-B27-Assoziierte Arthritis, enthesitisassoziierte Arthritis, juvenile Spondylarthropathie - selten vor 6. Lebensjahr, 80% Jungen - häufig kombiniert mit Insertionstendopathien, Rückenschmerzen, Nachweis HLA-B27, Sakroiliitis (typisches Zeichen) - Path.: - genetische Disposition durch HLA-B27 - Klinik: - asymmetrische Insertionstendopathien und Rückenschmerzen - Knie- und Sprunggelenke stehen im Vordergrund - Fersen- und Rückenschmerzen - 10-20% Iridozyklitis - Diagn.: - allgemeine Entzündungszeichen - HLA-B27 ind 75% positiv - Röntgen: Sakroiliitis - Ddiagn.: - andere HLA-B27-assoziierte Arthritiden, Traumen, Nekrosen, Epiphysiolyse,... 60 11. Bewegungsapparat 11.1 Spinale Muskelatrophie SMA) - genetisch und klinisch heterogene Krankheitsbilder Gemeinsamkeit: progredienter Untergang der Vorderhornzellen im Rückenmark und Hirnstamm Unterscheidung proximale und ditsale Atrophien, Bulbärparalyse Ätiol.: - vorwiegend austosomal-rezessiv vererbte Gendefekte, die die Degeneration der Vorderhornzellen zur Folge haben Autosomal rezessive proximale SMA - 97% der proximalen Formen - 1:10000 - Manifestation meist im NG- oder Kindesalter - Unterteilung: - akute SMA (Typ I, Werdnig-Hoffmann) - 30% fallen schon in utero durch verminderte Kindsbewegung auf - postnatal generalisierte proximale Muskelschwäche, Hypotonie, Arreflexie - psychische Wachheit - Faszikulationen der Zunge typisch - rezidivierende Pneumonien (Atemschwäche) - einige Patienten lernen sitzen, Alter höchstens 2,5 Jahre - intermediäre Form der SMA (Typ II) - symmetrisch, proximale Muskelschwäche, Hypotonie, Hyporeflexie - feinschlägiger Fingertremor - Kinder lernen zu sitzen (=> Skoliosen), nicht zu stehen - Milde Form der SMA (Typ III, Kugelberg-Welander) - Frühmanifestation: verzögertes Laufenlernen und Gehschwierigkeiten - später Beginn: Schwäche in Beinmuskeln, Faszikulationen, Schwäche der Gesichts- und Hautmuskulatur, Stehen auf Zehenspitzen und Wadenhypertrophie - nach Monaten und Jahren auch obere Extremitäten betroffen - Diagn.: - neurogene Veränderungen in EMG, bzw. Muskelbiopsie - Genttest - Ther.: - Physiotherapie, Orthopädische Hilfsmittel, Ops Prophy.: - genetische Beratung, Pränataldiagnose, Heterozygotentest 11.2 Epiphysiolysis capitis femoris „10jähriger Junge wegen belastungsabhöngiger Schmerzen in linker leistenbeuge. A.p. Röntgen: Normalbefund. 7 Wochen später wird dann auch Lauensteinaufnahme gemacht. Diese zeigt einen deutlichen Abrutsch der Hüftepiphyse nach dorsal.“ - Dislokation der Hüftkopfepiphyse, vor allem während des präpubertären Wachstumsschubes, v.a. Jungen betroffen Ätiol.: - Prädisponierend: Wachstumsgeschindigkeit, hormonale Faktoren, Gewicht - Beginn: Auflockerung der Epiphysenfuge - nach hoher Belastung kann die Epiphyse dann vollständig abrutschen - Gefahr der Hüftkopfnekrose wegen mangelnder Blutversorgung - Lentaform: Hüftkopf rutsch langsam nach hinten unten ab => präarthtrotische 61 - Klinik: - Diagn.: - Ther.: Deformität - Schmerzen im Hüft- und Kniegelenk - Epiphysiolysis acuta: alle Symptome der Schenkelhalsfraktur - bei eingetretener Dislokation: Hüftgelenk weicht bei Beugung in außenrotation und Abduktion aus (positives Drehmann-Zeichen) - Röntgen: Dislokation oft nur im axialen Strahlengang zu erkennen (LauensteinAufnahme) - OP: sofortige Entalstung, Reposition und Fixation - Lentaform: Fixation der Hüftkopfepiphyse oder Korrekturosteotomie 11.3 Osteomyelitis - Ätiol.: - Infektion mit Streptokokken oder manchmal auch Staphylokokken altersabhängige, da vaskularisierungsabhängige Formen Säuglinge: Bakterien können von der Metaphyse über die Epiphyse in das Gelenk eindringen => Pyarthros - Kinder: Infektion bleib aufgrund der Unüberwindbarkeit der avaskulären Epiphyse auf die Metaphyse beschränkt => ausgedehnte Knocheninfarkte (Sequesterbildung) mit Randsklerose (Totenlade) - Ausgewachsene: keine Grenze durch Epiphysenfuge => Ausdehnung ins Gelenk Akute hämtagonene Säuglingsosteomyelitis - vorwiegende im Metaphysären Bereich sich über die Epiphyse ins Gelenk ausbreitende eitirge Infektion - Ätiol.: - Vorausgehende Allgeiminfektion mit Streptokokken, Penumokokken oder Staphylokokken - Klinik: - hohes Fieber, Allgemeinsymptome - Diagn.: - frühzeitig möglich durch MRT, Sono under Erregernachweis aus Direktpunktion - Cave: das Röntgenbild zeigt erst nach 3 Wochen eine Abhebung des Periosts mit Verkalkung - Ther.: - parenterale Antibiose - Ruhigstellung der Region - Spül-Saug-Drainage bei Gelenkeinbruch - Progn.: - gut bei frühzeitiger Behandlung - Kompl.: - Wachstumsstörungen bei Zerstörung der Epiphyse Akute hämatogene Osteomyelitis im Kindesalter - eitrige Infektion, die sich wegen der Epiphysenbarriere vorwiegend im meta- und diaphysären Bereich ausbreitet, Häufigkeitsgipfel: 8. Lebensjahr - Path.: - meist nach Allgemeininfektion - Hauptlokalisation: Tibia und Femur - Klinik: - schwere Allgemeinerkrankung mit Fieber und Schüttelfrost - lokale Rötung und Schmerzen - Diagn.: - Röntgen: u.U. Usuren der Kortikalis, darüber liegende periostale Ossifikationmen, häufig Kortikalissequester - Ddiagn.: - Klinik und Röntgenbild können leicht mit denen des Ewing-Sarkoms verwechselt werden - Ther.: - gezielte Antibiose und Ruhigstellung - chirurgische Intervention bei Markphlegmonen oder subperiostalem Abszess - Progn.: - wesentlich abhängig vom Grad der Schädigung der wachstumsfugen 62 Chronische Osteomyelitis - chronische Infektion des Knochens mit Neigung zu Therpaieresistenz und Rezidiven - primär oder sekundär - sekundär endogenen Urpsrungs (aus akuter O. heraus) eher selten - sekundär exogenen Ursprungs (Trauma, Operation) häufiger - ausgedehnte Umbauprozesse mit Sklerosierung - tuberkulöse Osteomyelitis: häufigste spezifische chronische Knocheentzündung, Befall von Hand- und Fußknochen, Femurkopf, Kniegelenk und Wirbelkörper, Ther.: tuberkulostatisch und chirugisch (Abszess) 11. Unfälle 11.1. Schädel-Hirn-Trauma (SHT) - relativ häufig – großer, exponierter Kopf Schweregradeinteilung bei Säuglingen und Kindern nach dem erweiterten Glasgow-ComaScale, der unterteilt wird für kinder > und < 24 Monate - verbale Antwort (1-5 Punkte) - Augenöffnen (1-4 Punkte) - Motorische Antwort (1-6 Punkte) - Okulomotorik (1-4 Punkte) => ab 17 Punkte leichtes SHT => unter 12 Punkte schweres SHT Definitionen - offenes SHT: Hirnwunde - gedecktes SHT mit oder ohne Schädelfraktur - weitere Schweregradeinteilung nach Dauer der posttraumatischen Bewusstlosigkeit: - SHT I, Commotio cerebri: Bewusstlosigkeit < 30 Minuten - SHT I: Bewusstlosigkeit < 60 Minuten - SHT III, Contusio cerebri >60 Minuten: fokale oder multifokale Hirnschädigung - Compressio cerebri, Hirnquetschung: Folge intrakranieller Blutung oder Ödembildung mit Verlagerungssyndrom Commotio cerebri, SHT I „5jähriges Mädchen ist von einem etwa 1,80 Meter hohen Klettergerüst auf Sandboden gefallen. Kind war bewusstlos, erwachte nach einigen Minuten und kann sich nicht an den Unfallhergang erinnern. Mehrmaliges Erbrechen auf dem Weg ins Krankenhaus. Kind wirkt müde, reagiert aber adäquat. Die Retrograde Amnesie besteht weiterhin. Untersuchung.: Okzipitale Platzwunde, Schürfwunde linke Schulter. Neurologisch keine pathologischen Befunde.“ - - akute neuronale Funktionsstörung des Gehirns Klinik: - akute, kurz andauernde Vigilanzstörung, retro-/anterograde Amnesie - Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen - vegetative Bgeleitsymptome - KEINE neurologischen Ausfälle Diagn.: - Anamnese - Ausschluss von Komplikationen: Frakturen, Wirbelsäulem-, Thorax-, 63 - - Abdominalverletzungen - Sekretfluss aus Nase: Liquorfistel nach Schädelbasisfrakturen! (Glukose bestimmen!) - Röntgen Schädel: nicht zwingend, bei V.a. Schädelfraktur - CT: bei V.a. Hirnblutung oder Hirndruck - EEG: zur Verlaufskontrolle Ddiagn.: - Kindesmisshandlung, Subarachnoidalblutung, Tumorblutung, zerebrale Anfälle, Intoxikation, akute Entzündung Ther.: - stationäre Aufnahme - kontinuierliche Überwachung der kreislauffunktion und Pupillenreaktion über mindestens 24 Stunden - Blutungen können mit einer Latenz von bis zu 7 Tagen auftreten (Eltern aufklären) Kompl. - Blutungen, Subduralhämatom, Ödeme, Infektionen 11.2 Schädelfraktur - - Schädeldach- und Schädelbasisfrakturen Biegungs- und Impressionsfrakturen: Verlagerung von Knochenfragmenten ins Schädelinnere durch direkte Gewalteinwirkung Berstungsbrüche: meist mit Fissuren ohne Bruchfragmentendislokation - Growing scull fracture, wachsende Frakur: v.a. im Kleinkindesalter, Einriss der Dura führt bei gleichzeitiger Schädelfraktur zur Interposition von Hirnsubstanz, Liquor oder Granulationsgewebe => kein verschluss des Frakturspaltes, Spalt verbreitert sich mit Schädelwachstum Ther.: - Impressionsfrakturen: operative Hebung, wenn der Knochen merh als Kalottenhöhe disloziert ist - wachsende Frakturen: operativer Verschluss des Bruchspaltes 11.3 Verbrühung „2jähriges Mädchen reißt einen Topf mit brühendem Wasser vom Tisch. Das heiße Wasser ergießt sich über den linken Arm, den Bauch und den linken Oberschenkel. Kind weint heftig.“ - thermische Schädigung der Haut durch direkte oder indirekte Hitzeeinwirkung Möglichkeit von lebensbedrohlichen Folgen durch Schock und Plasmaverlust Verbrennungsschock: - Schädigung von 10% der Haut kann schon zum Volumenmangelschock führen, über oder fehlinfusionen können Nierenversagen, Lungen- und Hirnödem, Wundinfektionen und Sepsis nach sich ziehen - Schwere der Gewebsschädigung - Grad I schmerzhafte Rötung und Schwellung - Grad II Blasen, nässelnde Hautstellen, intaktes Schmerzempfinden - Grad III große Brandblasen und Nekrosen, Schmerzempfinden möglicherweise aufgehoben - modifizierte Neunerregel nach Wallace Kleinkind Säugling Kopf 16% 18% Stamm 18% + 18% 18% + 18% Arme je 9% je 9% Beine je 14,5 13,5 - allgemeine Behandlungsprinzipien 64 1. Hitzeinwirkung durch kaltes Wasser unterbrechen (10-20 min Spülung), Kleidung entfernen 2. Schmerzbekämpfung: Pethidin oder Pentazocin 3. Erstversorgung der Wunden: Abdecken großer Wunden, bei Wunden < 5% KOF Brandgel oder Polyvidon-Jod-Verband 4. Schockbekämpfung: mittels Infusion zur Flüssigkeits-, Eiweiß- und Elektrolytsubstitution: 1. Tag - 400ml 50% Glucose, 40mval Natrium, 40 ml 20% Albumin - 3-5 ml/kg/ % verbrannter Körperfläche - zusätzlich Erhaltungsbedarf 2. und 3. Tag ½ bis 1/3 des ersten Tages Prednison nur bei Schocksymptomen 5. Infektionsprophylaxe: Antibiotikagabe bei Infektion 6. Urinausscheidung zur Bilanzierung 7. Tetanusprophylaxe 8. Lokalbehandlung: Lagerung auf Metalline oder steriler Bettwäsche, Gazeverbände an Extremitäten, eventuell Spalthauttransplantation nach 2-3 Wochen 9. Pflege: 24-25C Raumtemperatur unter aseptischen Bedingungen 12. Kindesmisshandlung „Mutter stellt ihren 10 Monate alten Säuglin vor. Vom Wickeltisch gefallen, Mutter hatte sich kurz umgedreht, da sei es passiert. Das Kind sei mit dem Bauch auf den Duschvorleger gefallen. Bewusstlos sei es nicht gewesen, aber schnell danach eingeschlafen. Nach 3 Stunden habe er aus dem Schlaf heraus erbrochen. Untersuchung: Prellmarke am Hinterkopf, Flächige Hautrötung am Bauch. Am Gesäß zwei ältere Hämatome.“ - - - - Schätzungen: 20.000-400.000 Fälle/Jahr in Deutschland Achten auf Unstimmigkeiten bei der Anamnese Frage: Passt die verletzung zum Unfallhergang? Misshandlungen stellen meist Wiederholungsdelikte da => fatale Folgen, wenn man sie nicht erkennt genauso soll eine falsche Vermutung vermieden werden Verhaltensauffälligkeiten der Eltern: - verzögertes Aufsuchen des Arztes - sich widersprechende Angaben zum Ablauf des Geschehens - häufiger Arztwechsel Verhaltensauffälligkeiten des Kindes - fehlendes Lachen - Distanzlosigkeit - Kontaktstörungen - kommentarloses Tolerieren auch schmerzhafter Untersuchungen Typische körperliche Befunde - reduzierter Allgemeinzustand - mangelnde Pflege - Untergewicht, Minderwuchs Art der Verletzung - scharfe, stumpfe, thermische, chemische Gewalt 65 Hämatome - Verteilungsmuster, die misshandlungsverdächtig sind: - Ohrgegend - Stamm vorne und hinten ohne Schultergürtel - Innenseiten der Oberschenkel, Genitale - Oberschenkel Rückseite - Handgelenke Schütteltrauma - subdurales Hämatom, Retinablutungen, diffuse Hirnschäden durch schweres Schütteln des Säuglings - gelegentlich auch Humerus-, Rippen- oder metaphysäre Frakturen - Kopf des Säuglings rollt unkontrolliert hin und her => Scherkräfte lösen das Gehirn von der am Knochen anliegenden Dura mater => Einriss der dazwischen liegenden Brückenvenen - besonders häufig bei Schreikindern oder überforderten Eltern Vorgehen bei Verdacht auf Kindesmisshandlung - Dokumentation und Fotografie der Verletzungen - Ddiagnosen ausschließen (z.B. Gerinnungsstörungen) - vollständige Entkleidung des Kindes - Untersuchen des Anogenitalbereiches - Wachstumsparameter ansehen - Röntgenskelett-Sreening bei Säuglingen und Kleinkindern (strenge Indikation!) - Funduskopie: Ausschluss retinaler Blutung - Blutbild, Gerinnungsstatus, Leber-, Pankreaswerte: Beteiligung innerer Organe? - Den Misshandlungsverdacht darf man nie im Aufnahmegespräch äußern! - erst nach Sicherung Konfrontation mit dem Sachverhalt - Arzt darf im Sinne eines rechtfertigenden Notstandes Schweigepflich brechen und Anzeige erstatten 13. Neuropädiatrie 13.1 Dysrhaphische Fehlbildungen – Neuralrohrdefekte - fehlender Verschluss des Wirbelkanals 1-3:1000 Geburten verschiedene Schweregrade Anenzephalie - schwerste Fehlbildung des Gehirns, nicht mit Leben vereinbar, - Großhirnhemisphären fehlen, Gesichtsschädel weitgehend normal - Diagnose durch Sono und Nachweis von -Fetoprotein in der Amnionflüssigkeit - Wiederholungsrisiko 3-5% Enzephalozele - Vorwölbung von Haut, Hirnhäuten und Gehirn durch median gelegene Lücke am Hirn- oder Gesichtsschädel - operative Behandlung möglich, danach aber Mikrozephalie und Hydrozephalus beobachtet 66 Spina bifida - Spina bifida occulta: Defekt des Wirbelbogens - Spina bifida aperta: zusätzlich Meningozele, eventuell auch Meningomyozele - Ätiol.: - Folsäuremangel - genetische Faktoren - Umwelteinflüsse - Wiederholungsrisiko 3-5% - Häufigkeit mit regionalen Unterschieden, 1-3/1000 - Klinik: - meist lumbal oder sakral - Lipome und Verdickungen des Filum terminale kommen an dieser Stelle vor, auch Hautgrübchen oder Haarbüschel - Kombination mit Arnold-Chiari-Malformation - Arnold-Chiari-Malformation - Arnold Chiari Malformation (Typ II in fast allen Patienten mit Myelomeningozele) - Verlagerung der Medulla oblongata und des 4. Ventrikels nach kaudal ins Foramen magnum und den oberen Zervikalkanal (sekundär Hydrozephalus) - Lange und schmale obere Medulla und unterer Ponsteil und Fortbestehen der embryonalen Knicks im Zervikalmark - Herniation des Kleinhirnwurms durch das Foramen magnum - Knochendefekte des Foramen magnum, Occiputs und der oberen Halswirbel Typ I: in später Kindheit: 1-3 Ventrikel vergrößert; Herniation der Kleinhirntonsillen Typ II: 1-12 Monat: 1-3 Ventrikel , Herniation von Kleinhirnwurm, -tonsillen und 4. Ventrikel, kaudale Dystopie von Pons und Medulla im des Foramen magnum Typ III: 1-12 Monat: 1-3 Ventrikel , Herniation von Kleinhirnwurm, -tonsillen und 4. Ventrikel, kaudale Dystopie von Kleinhirnteilen und Medulla in zervikale Meningozele => dabei tritt ein Hydrozephalus obstructivus auf - Folgen: multiple neurologische Ausfälle (allein durch die Chiari-Malformation): Hirnnervenausfälle, Hydrozephalus, spinale Hinterstrangsymptome, Pyramidenbahnzeichen, zerebelläre Ataxie, ... - Klinik: - abhängig vom Schwergrad, Hautgrübchen bis Zele - schlaffe Parese - Sensibilitätsstörungen - Blasen-/Mastdarmstörungen, - Gelenkkontrakturen - Diagn.: - Klinik, Sono, MRT, Blasenfunktion; Pränatal: Amnion-AFP, Sono - Ther.: - Defektdekung - Shunt bei Hydrocephalus - interdisziplinäre Therapie: Physiotherapie, Ergotherapie... 13.2 Hydrozephalus - - Erweiterung der Liquorräume durch Störung der Liquorzirkulation bzw. Resorption oder gesteigerter Liquorbildung Ätiol.: - Fehlbildungen - Tumoren - Entzündungen - Blutungen Klinik: - offene Schädelnähte - Kopfvergrößerung - Sonnenuntergangsphänomen - vorgewölbte Fontanelle 67 - Diagn.: Ther.: Progn - Blickparesen - schrilles Schreien - bei bereits geschlossenen Nähten: Zeichen der Hirndrucksteigerung - Klinik, Sono, CT/MRT - Ursache beseitigen, Liquorableitung -relativ gut, abhängig von Komplikationen z.B. Shuntinfektionen Ventrikulo-peritonealer-Shunt-Revision - Prinzip des VP-Shunts: dauerhafte Liquorableitung aus dem Ventrikelsystem über Schlauchverbindung vorzugsweise in die freie Bauchhöhle - Indikation zur Anlage: Hydrocephalus und klinische Symptomatik Verwendung von Shuntsystemen - Rickhamkapsel (subkutan gelegenes Liquorreservoir, kann mit Butterfly-Nadel punktiert werden zur Liquordiagnostik und Bestimmng der sog. Steighöhe) - magnetisch verstellbarem Ventil zur Regulation des Drucks für den Liquorabfluss - hohe Druckstufe des Ventils=hoher Widerstand=geringe Liquorabflußmenge - niedrige Druckstufe des Ventils=niedriger Widerstand=hohe Liquorabflußmenge - Cave: bei NMR Untersuchung duch Magnetfeld des MR Gerätes mögliche Ventilverstellung Neu-Einstellung mit Spezialgerät (über magnetischem Feld) und dann radiologische Kontrolle. - Überwachung der Shuntfunkion: Anamnese, klinische Untersuchung, Kopfumfangskurve, Untersuchungs des Angenhintergrundes, Druckmesung, bildgebende Diagnostik: Ultraschall (Darstellung des Ventrikelsystemes, Dopplersono), Röntgen (Schädel / Shuntverlauf, Druckzeichen: Impressions digitatae, Sella, Diskonnektion), CT / MRT 13.3 Phakomatosen - Folge ektodermaler Dysplasien: Differenzierungsstörungen von Haut und Nervensystem Ätiol.: - meist dominante Genmutationen infolge Metaplasie und Neoplasie können Tumoren entstehen Neurofibromatose - häufigste Phakomatose, zwei Formen - Typ1 (von Recklinghausen-Syndrom) - Café-au-lait-Flecken, multiple Neurinome, Neurofibrome, Astrozytome, Irishamartome - Typ2 - bilaterale Akustikusneurinome, Astrozytome Tuberöse Sklerose (Bourneville-Pringle-Syndrom) - autosomal-dominanter Erbgang - Klinik: - Adenoma sebaceum - Epilepsie (BNS-Anfälle) - geistige Behinderung - weiße Hautflecken - Koenen-Tumoren (Nagelfalzfibrome) - intrazerebrale Verkalkungen - Astrozytome, Rhabdomyome - Ther.: - nur symptomatisch Sturge-Weber-Syndrom - Naevus flammeus (Trigeminusast) 68 - Angiome in homolateraler Hirnhälfte weitere Formen: v.Hippel-Lindau-Syndrom, Louise-Bar-Syndrom, Peutz-Jegers-Syndrom 13.4 Infantile Zerebralparese - - - Little-Krankheit, bleibende aber nichtunveränderlich Störungen der Haltung und Beweglichkeit des Körpers, als Folge zerebraler Läsionen in frühen Entwicklungsphasen Ätiol.: - Fehlbildungen - pränatale Infektionen - perinatale Komplikationen - postnatale Traumen oder Entzündungen Klinik: - Veränderung des Muskeltonus, insbesondere Spastik, aber auch Bewegungsstörungen, Rigor, Dys- oder Hypotonie - Charakteristika der neurologischen Symptomatik: - positive Pyramidenbahnzeichen - gesteigerte Muskeleigenreflexe - spastischer Muskeltonus - extrapyramidal-motorische Zeichen (verschieden ausgeprägt): Choreoathetose, Dystonie - manchmal auch zusätzlich: - geistige Retardierung - Sehstörung - Sprachentwicklungsverzögerung - Anfallsleiden Unterteilung: - spastische Hemiparese: eine Körperhälfte, arm- oder beinbetont, meist gute geistige Entwicklung - spastische Diplegie: beinbetonte spastische Parese,gute geistige Entwicklung - spastische Tetraparese: schwere Lähmungen Arme und Beine, beeinträchtigte geistige Entwicklung - dyskinetische Syndrome: EPMS neben Spaszitität und Lähmungen (Basalganglien), geistige Entwicklung variabel (meist motorische Störungen und motorische Sprachstörungen) - ataktische Syndrome: Körperhaltungs- und Bewegungskontrolle mit Stand- und Gangataxie, Intentionstremor, Dysmetrie, zusätzlich Spastik, Dyskinesien, Lähmungen andere Fehlbildungen - Kompl.: Diagn.: - Ther.: - Deformierungen, Fehlstellungen, Kontrakturen - neurologisches Syndrom oft erst im 2.LJ deutlich - vorher Enrwicklungsverzögerung - Physiotherapie zur Verhinderung von Folgeschäden - Förderung von vorhandenen Muskelfunktionen - orthopädische Versorgung - wenn nötig operative Korrekturen von Fehlstellungen 69 13.5 Multiple Sklerose (MS) - - bei Kindern selten, eventuell Autoimmunprozess nach Virusinfektion disseminierte Entzündungs- und Entmarkungsherde im ZNS, schubförmiger Verlauf Klinik: Sehstörungen (Retrobulbärneuritis), Ataxie Diagn.: - Liquor: oligoklonale Banden - visuell evozierte Potentiale - MRT, Ausschluss von Tumoren Ther. : - Kortikoide, Immunsuppressiva 13.6 Guillain-Barré-Syndrom - Polyradikuloneuritis „10jähriger Junge mit Rückenschmerzen und Gehschwierigkeiten seit 2 Tagen, vorher alles normal. Bei der neurologischen Untersuchung: leichter Meningismus, leichte Kraftminderung in den Beinen. Schwache Eigenreflexe an den Armen. Keine Sensibilitätsstörungen. Lumbalpunkton: Eiweißvermehrung auf 230mg/dl, ENG: verzögerte Nervenleitungsgeschwindigkeit. Diagnose der Polyradikuloneuritis. Wohl EBV-Infektion als Ursache“. - - - - Entzündungen der Nervenwurzeln (Radikulitis), die auf periphere Nerven (Polyneuritis oder auf das Rückenmark (Myelitis) übergreifen Ätiol.: - Viren, Borrelien - Toxine, Medikamente, Alkohol, Blei - Diabetes Klinik: - Beginn beim Kind häufig mit meningitischen zeichen - Sensibilitätsstörungen können bei Kindern fehlen - symmetrische, schlaffe, aufsteigende Paresen, Sensibilitätsstörungen, Areflexie Diagn.: - Verlaufsdynamik und neurologischer befund wegweisend - Liquor: Eiweiß bei normaler Zellzahl - ENG: verlängerte Nervenleitungsgeschwindigikeit Ddiagn.: - spinale Tumoren, Polio, Traumen, Myopathien, Stoffwechselstörungen, psychogene Lähmungen, Meningitis Ther.: - symptomatisch: Plasmapherese, Immunnglobuline, Krankengymnastik Kompl.: - Herzrhythmusstörungen, Atemlähmung Progn.: - günstig bei Kindern, selten bleiben distale Paresen bestehen 13.7 Fazialisparese - - - Unterteilung in zentral (Stirnrunzeln möglich) und peripher (Beteiligung des Stirnastes) beteiligt) häufigste geburtstraumatische Schädigung periphere Nerven Ätiol.: - idiopathisch - durch Borrelien - bei Otitis media - traumatisch (unter Geburt: Promontorium oder Zange) - angeboren Klinik: - Ausfall der mimischen Muskulatur - fehlender Lidschluss, verstrichene Nasolabialfalte, Verziehung des Mundes - Tränen-/Speichelträufeln, Geschmacksstörungen Diagn.: - Liquor: Zell- und Eiweißvermehrung: Borrelien - Objektivierung der Parese durch ENG 70 - Diagn.: - Ther.: - Progn.: - kongenitale oder Traumatische Paresen - Parotistumoren, Tumoren des Kleinhirnbrückenwinkels - beim Säugling Aplasie mimischer Muskeln oder „schiefes Schreigesicht“ (einseitige Aplasie des M. depressor anguli oris) - bei Borreliose Cephalosporin - sonst symptomatisch: Kortikoide, Augenschutz etc. - überwiegend günstig 13.8 Migräne „10jähriger Junge vor einer Stunde Sehstörungen mit Aufgenflimmern und Taubheitsgefühl zuerst im rechten Arm, dann im rechten Bein. Zusätzlich verwaschene Sprache. Nach wenigen Minuten vesrchwand die Symptomatik, jetzt hat der junge starke linksseitige Kopfschmerzen und Übelkeit. Erstes Ereignis dieser Art. Anamnestisch: Fieberkrämpfe als kleiner Junge, unauffällige Entwicklung. Untersuchung komplett unauffällig.“ - - - - - - - intermittierende Kopfschmerzattackn in Kombination mit neurologischen und vegetativen Funktionsstörungen 250/100000, in 10% der Fälle 1. Anfall schon im Kindesalter in 70-90% positive Familienanamnese Ätiol.: - Störung zerebraler Gefäße - Aktivierung des trigeminovaskulären Systems unklarer genese mit konsekutiver neurogener (aseptischer Entzündung) Auslöser: - Stress, gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus - Rotwein, Schokolade, Käse, Nüsse - hormonelle Umstellungen Klinik: - Migräne mit Aura: Migraine accompagnée: Flimmerskotom, Gesichstfeldausfälle, verzerrte Wahrnehmung, fokale Symptome wie Halbseitenlähmung, Spachstörung - meist einseitige, allmählich zunehmende heftige Kopfschmerzen - Dauer meist 4-12 Stunden - Status migraenosus: Anfall dauert über 7 Tage - Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Geräuschempfindlichkeit - Komplizierte Migräne: zusätzlichneurologische Symptome - Ophthalmoplegische Migräne: Augenmuskellähmungen - Basilarismigräne: Schwindel, Übelkeit Diagn.: - Anamnese - gründliche körperliche und neurologische Untersuchung - orientierende Laboruntersuchung - EEG und Bildegebende Diagnostik (v.a. zur Ddiagn.) Ddiagn.: - Gefäßstörung: Aneurysma, Ischämie - Subarachnoidalblutung: Untergangskopfschmerz, Lichtempfindlichkeit... - arterielle Hypertonie motn hyptertensiver Krise - Entzündliche Erkrankungen: Meningoenzephalitis - Tumoren - Spannungskopfschmerz - Refraktionsanomalien: Myopie, Hyperopie, Astigmatismus - psychogene Ursachen Ther.: - akut :Paracetamol oder Ibuprofen, Antiemetikum - prophylaktisch: auslösende Faktoren vermeiden, b-Blocker, Ergotaminpräparate, Sumatriptan-Nasenspray (ab 12 Jahren), Magnesium Progn.: -1/3 verschwinden mit Pubertät, 1/3 Besserung 71 13.9 Fieberkrampf und Epilepsie Echter Fieberkrampf „3jähriges Mädachen mit tonisch-klonischen Krämpfen. Sistiert spontan beim Eintreffen. Kind wirkt müde, reagiert aber adäquat, Rektale Temperatur: 39,8C. Hohes Fieber am Vorabend, dass trotz Benuron und Wadenwickeln höher gestiegen war.“ - - - - Krampfanfall aufgrund hohen Fiebers, Fieber senkt die Krampfschwelle Formen: - einfacher Fieberkrampf - generalisierter, tonisch-atonisch oder tonisch-klonischer Kramofanfall bei Fieber - Dauer < 15 min - Häufigkeitsgipfel zwischen 14. und 18. Lebensmonat - komplizierter Fieberkrampf: min. 1 Kriterium erfüllt - fokaler Krampfanfall oder fokaler Beginn des Karmpfanfalls - zerebrale Vorschäden - Dauer > 15 min - postiktal Paresen - >1 Anfall/24h, > 4 Rezidivanfälle - persitierende EEG-Veränderungen - Alter < 6 Monate oder > 6 Jahre Kl/Th: - anhaltendes Krampfgeschehen oder fortbestehender Krampfbereitschaft - Unruhe - keine adäquate Reaktionen, Nesteln, schmatzende Laute... - v.a. hellhörig sein, wenn Eltern sagen, sie würden ihr Kind nicht wiedererkennen => Gabe von Diazepam rektal - bei sistiertem Anfall => Fieber > 38,5C senken (Paracetamol, Wadenwickel...) Diagn.: - bei stationärer Aufnahme (Wiederholungsrisiko in ersten 48 ) - Fieberursache suchen (Menigitis?) - Labor: Entzündungsparameter, Blutbild, Blutzucker, Elektrolyte, Blutgasanalyse, Blutkulter, Harm - Lumbalpunktion bei Säuglingen, kompliziertem Fieberkrampf, Meningismus - EEG: wenn 24h Temp. < 37,5C, bei komplizierten Fieberkrämpfen sofort Ddiagn.: - Epilepsie Progn.: - sehr gut, nach 6. Lj sehr selten - 3-4% der Fälle Enwticklung einer Epilepsie Epilepsie „14jährige Schülern bricht mit Aufschrei zusammen, macht sich ganz steif, danach zucken Arme und Beine. Bläuliche Verfärbung des Gesichtes, nicht ansprechbar.“ - pathologische Reaktionsform des ZNS, bei der es zu abnormen und exzessiven Entladungen von Neuronenverbänden im Gehirn kommt Epileptischer Anfall Epilepsie, jeder Mensch kann einen Krampf entwickeln Epilepsie = 2 oder merh Anfälle treten auf, die nicht durch eine unmittelbare Ursach provoziert wurden Ätiol.: - genetische Disposition => hereditäre E. - Folge hirnorganischer Defekte => residuale E. - Ursache unklar => kryptogene E. 72 - Einteilung: - Primär generalisie Anfälle - Grand mal: Bewußtlosigkeit, tonisch-klonischer Anfall, Terminalschlaf - Petit mal: teils altersgebunden - Fokale Anfälle - Herdanfälle: Aura, ohne/mit Bewusstseinstrübung - Sekundär generalisierte Anfälle - fokale Genese - Status epilepticus - mehrere zerebrale Anfälle in Folge, ohne dass der Patient zwischendurch das Bewusstsein erlangt - Diagn.: - Anamnese - sorgfältige körperliche und neurologische Untersuchung - Labor: Ursachenforschung - Liquorpuntkion bei Verdacht auf entzündliche Genese - eventuell toxikologische Untersuchung - EEG, Provokations-EEG - ZNS-Fokussuche: CT/MRT Ddiagn.: - Synkope - Gelegenheitskrampf (akute entzündliche, toxische, metabolische, traumatischer Erkrankungen, die einen Krampf auslösen, klassisches Beispiel: Fieberrkampf im Kindesalter - psychogener Anfall - Hyperventilationstetanie - respiratorischer Affektkrampf Ther.: - akut: Diazepam, Phenobarbital, Phenytoin - Prophylaxe altersgebundener Anfälle: Valproa lokale Anfälle: Carbamazepin, generalisierte Anfälle: Primidon/Carbamazepin - - - Altersgebunden fokale Anfälle: Rolando-Epilepsie: gutartig; häufigste Form im Kindesalter (2-12 Jahre), aus dem Schlaf sensorische Missempfindungen im Kopfbereich, partielle oder generalisierte Anfälle, tonsich-klonische krämpfe im Gesichtsbereich; EEG sharpe-wave-Muster, verschwinden oft in der Pubertät; manchmal persistieren des EEG-Befundes, aber Kinder anfallsfrei - Altersgebundene Petit mal: Neugeborenenkrämpfe: uncharakteristische Symptome (Apnoen, Hypotonie, Myoklonie), Ursachen Hypokalziämie, Hypoglykämie, Infekte, Blutungen BNS-Krämpfe (Blitz-Nick-Salam, West-Syndrom): im Säuglingsalter (1-3. LJ), , EEG Hypsarrhythmie (=unregelmäßige Frequenzfolge und Amplituden), Hirnschädigung als Ursache (tuberöse Sklerose) schlechte Prognose Myoklonisch-astatische Krämpfe, Lennox-Gastaut-Syndrom), Kleinkindalter, plötzlicher Tonusverlust mit Hinstürzen, Myoklonien Pyknoleptische Absencen: Schulalter, Mädchen, kurze Bewusstseinspausen, EEG 3/sSpike-wave, gute Prognose Impulsiv-Anfälle: myoklonisch-impulsives Petit mal, im Jugendalter, v.a. beim Aufwachen, Zuckungen, Aufwach-Grand mal, gute Prognose 73 14. Psychiatrie 14.1 Enuresis - - - - am Tag oder in der nacht auftretende unwillkürliche Urinausscheidung nach Vollendung des 4. oder 5. ebensjahres ohne fassbare organische Gründe 15-29% der 5jährigen, 5% der 10jährigen, 2% der 12-14jährigen nässen noch ein Ätiol.: - biologisch-konstitutionelle Ansätze: Anatomische Abweichung, körperliche Reifungsdefizite,genetische Disposition - psychologische und psychosoziale Ansätze: lerntheoretische Überlegungen Klinik: - Enuresis nocturna, diurna oder nocturna et diurna - primäre Enuresis: Kind war noch nie trocken - sekundäre Enuresis: Kind hatte für einen Zeitraum von mind 6 Monaten schon einmal Blasenkontrolle und beginnt dann wieder einzunässen Diagn.: - sorgfältige Anamnese - Ausschluss organischer Ursachen - körperliche Untersuchung - Sono, Uroflowmetrie - testpsychologische Untersuchung Ther.: - medikamentös: Antidepressiva, Desmopressin, Oxybutinin - Verhaltenstherapie: „Klingelhose“, Blasentraining Progn.: - günstig 14.2 Anorexia nervosa “14jährige Jugendliche hat innerhalb des letzten Jahres gewollt 16 kg an Gewicht verloren. Größe 1,60m, Gewicht: 40kg. Beginn der „Diät“ weil sie ihrer schule gehänselt wurde. Die Freundinnen hätten alle Modelfiguren. Fühlt sich immer noch zu dick. Eltern beobachten zunehmend solzialen Rückzug, keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr. Mutter hat außerdem Verdacht auf Bulimie. Sie kommt an die Tochter nicht mehr ran. Keine Gespräche mehr möglich. Tochter deutet alles als Angriff auf ihre „gesunde“ Lebensweise.“ - - häufig vorkommende, schwere Essstörung im Kindes- und Jugendalter extremes Streben nach Schlanksein, Untergewicht und gesundheitsgefährdung werden lange geleugnet zwischen 12. und 25. Lebensjahr, Prävalenz 0,3-1%, hauptsächlich Mäden betroffen, Zahl der Jungen steigt aber Ätiol.: - biologische Faktoren: Pubertät - soziokulturelle Ursachen: Schlankheitsideal, Leistungsorientierung - familiäre Faktoren: Überbehütung, Konfliktvermeidung, schwache interpersonelle Abgrenzung - individuelle Faktoren: typische Persönlichkeitsmerkmale wie depressive Verstimmungen, Ehrzgeiz, gute Intelligenz, Zwangsstörung... - genetische Faktoren: familiäre Disposition Klinik: - schleichender Beginn, erst auf Figur achten, gesunde Ernährung, Steigerung der körperlichen Aktivität - Gewichtsphobie mit Maßnahmen wie Appetitzügler- und Abführmitteleinnahme - gegessen wird nur um zu zeigen: schaut, ich esse doch! - mangelnde Karnkheitseinsicht => Amenorrhoe, Obstipation, Haarausfall, Hypothermie Blutbildveränderungen (Leukozytopenie, Anämie Hypoglykämie, Hypotonie, Bradykardie, Osteoporose, Schwellung der Speichldrüsen, verzögerte oder fehlende Abfolge der pubertären 74 - Diagn.: - Ther.: - Progn.: Entwicklungsschritte, Lebensbedrohliche Elektrolytverschiebungen, EKGVeränderungen - Kriterien: - Körpergewicht mind. 15% unterhalb der Norm: BMI < 17,5 - Gewichtsverlust selbst herbeigeführt - Körperschemastörung - Endokrine Störung auf der Hypothalamus-Hypophysen-GonadenAchse => Amenorrhoe, Haarausfall, - 3 Säulen: Behandlung somatischer Komplikationen, Ernährungstherapie, Psychotherapie - stationäre oder ambulante Behandlung situationsbezogen - oberstes Ziel: Gewichtsnormalisierung (Mädchen: Menstruation setzt wieder ein) - Normalisierung des Essverhaltens - unterstützende Psychotherapie, eventuell Familientherapie - 50% komplettes Verschwinden der Krankheit - 30% Residuen bleiben bestehen - 20% chronischer Krankheitsverlauf - 5% sterben an den Folgen der Anorexia nervosa 14.3 Alkoholintoxikation „15jährige Jugendliche, die bewusstlos von Passanten im Park gefunen worden war. Lag in Erbrochenem, war völlig durchnässt.Untersuchung: bewusstlos, mit Abwehrreaktionen auf Schmerzreize, keine äußeren Verletzungszeichen, deutlicher Foetor alcoholicus, seitengleiche Muskeleigenreflexe, keine pathologischen Reflexe, Pupillen mittelweit, prompte Lichtreaktion, Körpertempperatur 35,1C, Blutzucker 63mg/dl“: - - Gebrauch und Missbrauch von Alkohol und Drogen ist bei Jugendlichen häufig, bei 50% der Todesfälle in der Altersgruppe von 15-24 Jahren spielen Alkohol und Drogen eine Rolle Bier, Wein, „Kölnisch Wasser“, Liköre, Alkopops, gelegentlich Alkoholverbände Erreichen der maximalen Plasmakonzentration nach 30-120 Minuten zu erwartende Blutalkoholkonzentration in Promille: Alkohol in g : Körpergewicht in kg x 0,7 Alkohol hgemmt direkt die Glukoneogenese und Glykogenolyse => Gefahr der Hypoglykämie Kleinkinder ab 2 ‰ schnell einsetzendes Koma manchmal ohne Exzitationsstadium Klinik: - Lallen, Ataxie - Schläfrigkeit oder Erregung - Übelkeit/Erbrechen - Atemdepression, rasch fortschreitendes Koma, Krämpfe, Hirnödem, Hypoglykämie Ther.: - primäre Giftentfernung (Erbrechen) - Warmhalten! - 10-40%ige Glucoselösung i.v - Salz-Wasser-ausgleich - evtl. Beatmung - Hirnödem- und Pneumonieprophylaxe (Lagerung, Antibiotika) - bei schwersten Vergiftungen Dialyse 75