bestimmt - größere Wassermengen werden erst mal rausgepützt. Für Nachtfahrten habe ich zusätzlich eine Dioden-Notbeleuchtung in der Kajüte installiert, sie liegt auf dem Schalter der Kompassbeleuchtung. Zwei Blöcke mit je 5 Dioden Grünlicht (verhindert den Verlust der Dunkeladaption des Auges) geben das behagliche Gefühl, mich in der Kajüte bei Nacht jederzeit orientieren zu können und trotzdem beim Gang an Deck sofort die Kimm zu erkennen ohne lange Eingewöhnung in die Dunkelheit. Auch die ist relativ, denn ich werde nächste Woche Vollmondlicht haben, wenn es denn nicht von Wolken blockiert wird. Last but not least habe ich jetzt eine Rettungsinsel im Container auf zwei Nirobügeln über dem Schiebeluk installiert. Der beste Platz für das sperrige Ding - aber es gibt ein gutes Gefühl, so einen "Court of last Resort" an Bord zu wissen. Eric hat die V4ARohre gebogen und die Konstruktion mit zwei Längsrohren verschweißt. Auch diese Halterung ist bis auf 4 Lagerbolzen von je 3cm Höhe demontierbar. Schließlich brauche ich in Küstengewässern oder binnen keine Rettungsinsel. Der Flamme-Einbaudiesel hat in den vergangenen beiden Monaten ebenfalls gezeigt, dass seine Mucken beseitigt sind. Danke Kurt! Er schnurrt wieder wie ein Kätzchen. Der Umbau des Spritfilters von der Saugseite auf die Druckseite und der Filtertausch sollten es gewesen sein sozusagen der Feinschliff, nachdem Jürgen mir im Frühjahr die völlig maroden Wellendichtringe ausgetauscht hat. Auch die Lukschienen aus Kunststoff mussten inzwischen gegen neue aus Alu ausgetauscht werden. Die alten waren brüchig und an den Verschraubungen aussgerissen. Nun kann´s also losgehen, ich freue mich auf die Fahrt - Timshal ist in hervorragender Verfassung. Einhand von der Côte rund Korsika mit der Dehler 25 „Timshal“ - ein Reisebericht von Georg Heigrodt Vorbereitungen und Abreise Timshal ist reisebereit, der Skip auch. Nach dem Frühjahrstörn habe ich einige Umbauten und Verbesserungen vorgenommen, um Timshal auf den ersten Einhandtörn optimal vorzubereiten. Das Klappheck mit der integrierten Badeleiter ist weg, stattdessen hat die Lady jetzt einen Windpiloten und darunter eine ausziehbare Badeleiter. Der Flansch für den Windpiloten wurde minutiös mit Peter Förthmann abgestimmt, dem Konstrukteur des Windpiloten "Pacific Light". Der Beschlag ist aus V4A und ist bis auf eine Niroplatte von 10x15 cm mit M10-Stehbolzen komplett demontierbar. Ich bin sehr gespannt - muss angenehm sein, nicht an der Pinne sitzen zu müssen, Zeit zu haben, Bordzeit, Freizeit, Freiheit. Freitagmittag 15 Uhr. Ich werde fast Vollmond haben auf meinem ersten Schlag. Soeben habe ich über "www.meteo.fr" den Wetterbericht für 6 Tage ausgedruckt. Ich werde schönes Wetter haben, aber anfänglich nur leichten Wind. Mir sitzt das "magische Dreieck" in der Nase - von der Porquerolle nach Mahon, Menorca (220sm), von dort weiter nach Bonifacio, Südspitze Korsika (260sm), dann ein paar Tage zwischen Korsika und Sardinien urlauben, dann zurück nach Bormes les Mimosas (160sm), um nach 14 Tagen wieder aufzuslippen und die Heimreise anzutreten - aber bis dahin ist es noch weit. Ich packe meine Vorräte aus den Kühltruhen zusammen, verstaue alles im Schiff und hänge den Trailer an. Los geht´s. Ich fahre los bei heiter bis wolkig. 16.30 Uhr Mulhouse, 18.00 Besancon, 19.00 Dole und 21.00 in Lyon. Vorher tanken. Dann noch 3 Std. bis Orange. Nach 9 Std. Fahrt ist meine Nackenmuskulatur durch und ich fahre 80 km vor Marseille rechts ran auf einer fast menschenleeren Aire. Ich packe die kleine Klampfe aus, bereite mir einen „Sundowner“, dann noch einen und werfe den Kühlschrank Timshal´s neues Heck Da das Heck der Timshal jetzt offen ist und sie kein Brückendeck hat, wurde eine Verstärkung des Steckschotts erforderlich. Ich habe eine 1cm dicke Acrylplatte auf den unteren Teil des Steckschotts aufgeklebt und zusätzlich mit 4 Schrauben und Hülsenmuttern gesichert. Sollte eine böse See von achtern einsteigen, wird sie sich an diesem Schott, welches zusätzlich mit einem Bolzenriegel gesichert ist, die Zähne ausbeißen. Kommt trotzdem Wasser in die Kajüte, habe ich an StB neben dem Niedergang eine Handlenzpumpe installiert. Sie ist allerdings nur für Restwasser 1 und die Notbeleuchtung an. Nicht mal die Sicherung fliegt raus, die Vorkühlung zeigt ihre Wirkung. Die Nacht ist sternenklar, es hat noch knapp 20 Grad und ich fühle mich pudelwohl im Cockpit. Dann Bett ausklappen, alles verstauen und um 01.30 in die Falle. Wo geh´ ich wohl morgen hin, oder gehe ich erst übermorgen? Ein Seemann sollte ja eigentlich bei jedem Wetter raus. Mahon wäre echt ein Event. Mal sehen. Erst ankommen und fein zu Wasser mit topmäßigem Masttrimm. Dann Karten kaufen, brauche ich eigentlich nur, falls ich nach Mahon gehe, Tomaten, rote Zwiebeln, Pastete und Baguette und dann Entscheidung auf See treffen. Scheint alles zu funktionieren an Bord. Notbeleuchtung und Kompass leuchten, Kühlaggregat surrt. Herz, was willst du mehr. Samstag, Seetag zweiter Reisetag und den Kursen, gebe mal Mahon als "Goto" ins GPS ein und mal Bonifacio. Irgendwie entschließe ich mich am frühen Nachmittag für Bonifacio und bin froh. Das geht auf jeden Fall, auch wenn´s mal irgendwo klemmt. Habe auch keine Karten gekauft, würde also nach Menorca blind fliegen. Hab mich einfach auf meinen Instinkt verlassen, war gut so. Der Tag vergeht, ohne dass richtig Wind aufkommt. Fahre überwiegend unter Maschine. Alle Versuche, Fahrt ins Schiff zu bekommen, scheitern. Auch der Blister will nicht richtig ziehen. Meine Besegelung für die Überfahrt wird dann endgültig Groß + Leichtwettergenua, dazu die Maschine. Ein zweiter Übersegler begleitet mich weit in Lee. Dann, kurz vor Sonnenuntergang, steigt noch einmal der Adrenalinspiegel: Wale! Ich hole sofort die Videokamera, aber sie findet kaum Fokus. Ein Finnwal taucht 500m leewärts von mir auf. Zuerst sehe ich nur den langgestreckten Rücken und eine Fontäne, lässig ausgestoßen, dann die nach hinten gebogene Finne, Es folgt der charakteristische Buckel hinter der Finne, dann taucht er wieder ab. Der Wal hat Kurs Genua und nimmt keine Notiz von Timshal. Er schwimmt auf meine Mitsegler in Lee zu, ob sie ihn auch entdecken? Ich wünschte, er wäre näher, obwohl das Gefahr bedeuten kann. erster Um 7.30 wache ich auf. Schönes Wetter. Cappuccino, Zigarette, dann gehts um 8.00 weiter. Oh, hat jemand versucht, mein Auto in der Nacht zu knacken. Fahrertür verkratzt und Türhebel abgerissen. Erst beim Fahren sehe ich im Rückspiegel, dass ein Gurt vom Boot fehlt. Ich fahre rechts ran und sehe, dass der Gurt vorn an Bb abgeschnitten wurde. Tampen dran, weiter. Um 1.00 komme ich bei blauem Himmel und gefälligen 28 Grad in Bormes an. Slippen geht gut, aber ob ich hier wieder rauskomme. Der Slip rutscht ab ins Tiefe. Kein Problem rein, aber raus? Muss die Räder über die Kante lupfen. Was mach´ ich, wenn das nicht klappt. Tolles Gefühl. Stelle den Hänger auf freiem Gelände ab und das Auto auf dem Parkplatz der Marina. Auch tolles Gefühl. Wird beides noch da sein und ok, wenn ich zurückkomme? Trailern im 21. Jahrhundert ist wohl doch ein Abenteuer. Ich gehe noch einkaufen und gönne mir eine fertig vorbereitete Antipasto Mare. Alles in die Kühlbox und raus aufs Wasser. Erst mal nur bis Cap Benat, dort ankern, schnorcheln, vertraut machen, genießen. Kein Restaurant, keine Menschen, nur Timshal, die Bucht und ich. Gutes Gefühl. Ich trinke eine Flasche Sekt und esse die Antipasti - köstlich. Ich baue den Cockpittisch auf und mache es mir gemütlich je mehr ich an Aufwand betreibe, um Komfort zu erzeugen, um so wohler fühle ich mich. Es ist schon wichtig, Zeremonien zu pflegen, obwohl ich am liebsten alles schleifen lassen würde. Die Petroleumlampe gehört dazu, sie schafft Behaglichkeit und ein bisschen Seefahrtromantik. Sonntag, der 2. Seetag Richtung Korsika Am nächsten Morgen ist zwar mehr Ordnung zu schaffen, aber es lohnt sich - auch Ordnung ist ein Muss auf dem kleinen Schiff - ist alles an seinem Platz, geht´s. Um 10 Uhr reiße ich den Haken aus dem Boden und gehe raus, Gr/F Kurs Mahon 207 Grad, 214 sm, ETA Dienstag 9.00 a.m. Wenig Wind aus Süd, eher Atem. Ich steuere Richtung Westspitze Ile de Bagaud, um beide Optionen offen zu haben, Menorca und Korsika. Lange probiere ich an Noch völlig fasziniert höre ich plötzlich hinter mir ein zweites Pusten. Ich drehe mich um und sehe - einen zweiten Wal in 300m Abstand, Kurs ca.300° WNW. Ich bin völlig aus dem Häuschen. Zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich diese unglaubliche Präsenz: Wale! Dann geht die Sonne unter und gleichzeitig der Mond auf. Keine Spur von Müdigkeit, der Autopilot steuert. Überwiegend sitze ich nur da. Ich muss nichts tun, will auch nicht. 2 Einfach nur so dasitzen. Irgendwann setze ich Stirnlampe und Lesebrille auf und beginne zu lesen. Björn Larssen - Der keltische Ring. Besseres Klima hier, mediterran eben. Gegen 23 Uhr gönne ich mir ein Bier. Gegen Mitternacht - nur ein Schiff weit im Süden gesehen (Kreuzfahrtschiff) lege ich mich hin und schlafe irgendwie ein. dergleichen. 2 Minuten vor Depression komme ich auf den glorreichen Gedanken, den 12VStecker aufzuschrauben. Der beherbergt tatsächlich eine durchgeknallte 3-AmpereSicherung. Die bekomme ich sicher im nächsten Hafen. Jetzt geht´s mir wieder besser. Da der Wind kräftig bläst, bereite ich meinen 22sm-Schlag nach La Maddalena sorgfältig vor. Zwei Reffs ins Groß, die Leichtwettergenua gegen die kleine Fock ausgetauscht, alles sicher verstaut gegen Nässe und die Schlauchschellen der Zweikreiskühlung noch einmal angezogen, dann gehts los: Anker kurzstags unter laufender Maschine, dann aufgeholt und schnell an die Pinne. Raus ins Fahrwasser und hoch mit der Plünne. Bald bin ich im Seegang und laufe volle 6kn. Da fällt mir mein Fehler auf. Ich habe den Holepunkt nicht auf die kleine Fock korrigiert. Das Achterliek killt erbärmlich und ich komme nicht dran. Letztlich gelingt´s dann doch: ich klemme die Pinne fest und lasse den Motor die Schraube nach Luv anströmen. Kurzer Weg nach Lee, auf die Schot treten und den Holepunkt nach vorn schieben. Bevor das Boot in den Wind schießt, bin wieder an der Pinne und reiße sie nach Luv um abzufallen. Jetzt ist alles ok und wir laufen mit wenig Lage Superspeed. Mit dem Windpiloten bin ich noch nicht vertraut und der Autopilot ist ja momentan „außer Dienst“. Die Strecke nach La Maddalena ist dann auch in 4 Stunden abgefackelt mit reichlich Surf auf der 1,5m-Welle, die draußen steht. Eine Maramu läuft an mir vorbei, darf sie auch mit 14m LÜA. Ich trinke Wasser, atme, lebe. Die Sorgen von heute Morgen verflüchtigen sich. Ich genieße verhalten noch - den Tag. Montag, der 3. Seetag Ich habe nicht das Gefühl, fest zu schlafen, muss aber wohl so gewesen sein. Als ich wieder auf die Uhr schaue, ist es 4 Uhr. Ich haste kurz an Deck - nichts los rundherum und lege mich wieder hin. Nur ein helles Licht in ca. 80° , 10° unter dem Großen Wagen, 20° über dem Horizont. Kann das Venus sein? Glaub´ ich nicht. Bin ich Zeuge einer Supernova-Explosion? Keine Ahnung. Ich lege mich wieder hin. Bis 8 Uhr schlafe ich noch schätzungsweise 3 Stunden. Genau weiß ich das nicht. Man ist so halb in Trance zwischen Wachträumen und Schlaf - undefinierbare Gedanken. Den Sonnenaufgang verpasse ich jedenfalls. Der Himmel ist bewölkt, wirkt herbstlich. Bis 10 Ur hat sich alles verzogen und es wird dunstigblau. Schönes Wetter? Weiß nicht, eher gar kein Wetter - und kein Wind. Der Diesel schnurrt und hustet auch nicht mehr. Ist die Drehzahl 2/3 unter Maximal, läuft er schön rund ohne sich zu räuspern. Ile Sanguinaire ist in Sicht und bleibt´s auch für Stunden - wie festgeheftet am Horizont. Dann kommt langsam Cap Mauro in Sicht, nähert sich zaghaft. Vor der Bonifacio-Straße kommt Wind auf aus West, wird stärker, Seegang baut sich auf und plötzlich bin ich im typisch wüsten Treiben der Bonifacio-Straße. Ich beschließe, nicht nach Bonifacio zu laufen, sondern in die süße, kleine Bucht am Pinarellu-Fjord. Unter Groß, Fock eingerollt, laufe ich dort ein und berge unter Aufschießer zum Ankerplatz (kenn´ich noch vom Frühjahr) das Groß. Runter mit dem Haken und 15m Kette raus. Ich liege perfekt auf glattem Wasser. Der Windmesser zeigt immer noch 20 Kn Wind und der Windgenerator rauscht leise vor sich hin. Energieprobleme? no way! Am Abend kommen noch drei 32er Bavarias mit französischen Crews an und ankern weiter im Fahrwasser. Schöne Frauen an Bord. Wohl ein bezahlter Skipper. Ich spiele Gitarre und lasse den Abend bei Petroleumlicht und Oyzo-Cola ausklingen. Der Törn: 500 sm – 11 Seetage In La Maddalena Fock einrollen, dann in den Wind schießen und mit Maschine minimal voraus Groß bergen und einbinden - eine Sache von zwei Minuten, nachdem ich in Lee der Insel bin und die Welle hinter mir liegt. Erster Weg an die Tanke. Ich hole alle leergesoffenen Kanister hervor (2x5 Liter, 1x 10 Liter + Einbautank = 35 Liter). Wieviel fasst denn nun mein Einbautank? Gestern wurd´s klamm (Drehzahl fiel ab, Motor starb dann völlig). Habe dann 2 Liter Rest aus einem kleinen Kanister nachgetankt plus den 10-Liter-Kanister. Kurz die Entlüftung betätigt, schon kam er wieder. Danach max. 2 Motorstunden x 1 Liter = mindestens Rest 10 Liter. Bei 35 Liter Tanke, davon 20 Liter Dienstag, der 4. Seetag Am nächsten Morgen bin ich voller Frust. Nicht die Spur von Einsamkeit, aber diese Kompromisse. Schiff hat Wasser unter der BbKoje und in der Motorbilge, der Autopilot gibt keinen Laut von sich, die Mülltüte ist randvoll und überall steht Geschirr herum. Jetzt nur den Ball flach halten und Ordnung ins Leben bringen. Zuerst Abwasch, dann aufräumen. Zwischendurch eine Zigarettenpause, dann Autopilot aufschrauben. Ich habe zwar von Elektronik keine Ahnung, aber vielleicht blinzelt mich ja ein offenes Kabelende fröhlich an und ruft: "klemm mich wieder an!" Nichts 3 Reserve scheint mein Tank also 25 Liter zu fassen. Braucht ca. 1 Liter pro Stunde, schafft dann 5,5sm/h = Reichweite mit Reserve 200 sm = 40 Std. à 5 sm. In La Maddalena lerne ich Arwed, Christel und Jan aus Ladbergen mit ihrer Spray kennen. Tolle Leute . Ich schenke Jan (ca. 11 Jahre) mein Schwimmbrett "Dschungelbuch II", welches ich auf hoher See geborgen habe. Christel ist die Super-Kahnfrau. Blond, leuchtende, begeisterte Augen. Schiff ist unter 9m lang (Rumpf), hat aber riesig viel Platz - Holz, Knickspant, Backdecker. Arwed hat einen Bollerofen mittschiffs, eine riesige Pantry an Bb und eine U-förmige Dinette erhöht an StB. Im Vorschiff ist eine Doppelkoje mit einem riesigen Schrank an Bb, achtern an Bb die Doppelkiste und an StB das "Bad". Das Schiff liegt in Arbatax, soll aber über Winter nach Alghero. Arwed bleibt 6 Wochen an Bord. Christel und Jan gehen am Freitag wieder zurück per Flieger von Olbia. Arwed nimmt dann Chartergäste auf und cruist mit denen die sardische Küste entlang. Das bringt Euro in die Bordkasse. Segel setzt, um Richtung Olbia zu segeln. Meinen Gruß erwidern die coolen Jungs nicht und an die Vorfahrtregeln - ich bin auf gleichem Bug deutlich höher am Wind und in Lee - halten sie sich auch nicht. Oder haben sie so viel Vertrauen in ihr Geschwindigkeitspotential? Ich halte jedenfalls Kurs, weil ich den Windpiloten gerade ausprobiere und die fette Dame läuft 20m vor meinem Bug vorbei. Dann geht an Bord dort der Blister hoch. Er ist mit Baumwollfäden eingebunden. Sie platzen und schon ziehen zusätzliche ca.1,5 Millionen Quadratkilometer die coolen Jungs gen Süden. Der Hafen ist echt lebhaft, schöne Läden, schöne Plätze und relaxte Inselatmosphäre. Ich kaufe neue Sicherungen für den Autopiloten, eine Karte der Bonifaciostraße und neues Kleenex. Ich lade Arwed auf ein Bier ein und wir plaudern über die Reling. Der erste Plausch seit vier Tagen. Kurz vor Sonnenuntergang gehe ich Essen. Es gibt Zuppa di Vongole e Cozze und eine Pizza, dazu eine Karaffe regionalen Weißwein. Kostet mit Coperto € 28,50. Wieder zurück an Bord kommen gerade meine Nachbarn vom Bummel zurück. Sie haben an Bord gekocht und sich dann noch ein wenig die Beine vertreten. Jan hat ein neues T-Shirt bekommen. Arwed fragt mich, ob ich Lust auf ein Glas Wein habe. Ich bestehe darauf, eine Flasche eisgekühlten Sekt mitbringen zu dürfen, den wir in seinem riesigen Cockpit gemeinsam mit Christel lenzen. Dann laufe ich noch einmal durch den Hafen - da liegt eine 20m-Yacht mit 4 Salingen. Langsam kommt die Bettschwere und ich lege mich schlafen. 30m-Yacht ohne Namen vor Porto Cervo Wenig später setze ich den Blinker und biege rechts ab Richtung I. Mortorio, entdecke aber an der Isola di Li Nibani eine schöne, windgeschützte Ankerbucht. Dort liegt bereits eine 38er Rassy. Ich werfe den Haken und gehe schnorcheln. Das Wasser ist kristallklar. Endlich gibt´s auch Fische - ich meine, mehr als drei - und (uups!) Unterwasserklippen, die dem Schwojekreis der Timshal verdächtig nahe kommen. Ich prüfe die Tiefe und stecke nur die 15 Meter Kette, keine Leine. Morgen vor dem Lupfen werde ich noch mal die sichere Route aus der Bucht checken. Prompt finde ich an einer der Klippen auch eine abgerissene Finne einer Motoryacht aus Edelstahl. Mittwoch, der 5. Seetag Ich wache erst um 9.30 Uhr auf und gehe in der Bar gegenüber dem Kai einen Cappuccio trinken - winke Christel zu, die auch gerade den Kopf aus der Kajüte steckt. Ich vertrödele den Vormittag und plane die weitere Route. Langsam setzt sich die Idee durch, noch weiter nach Süden zu segeln, vielleicht Isola Mortorio und erst dann zur I. Budelli. Von da aus nach Elba rüber, dann Maccinaggio und um Cap Corse zurück aufs französische Festland. Der Gedanke gefällt mir, noch einmal Marciana Marina zu sehen und dort in einer Hafentaverna zu essen. Vergnügt binde ich die Leinen los - ich habe noch reichlich anderthalb Wochen Urlaub. Unterwegs begegnen mir Traumschiffe bis zu 50m Länge. Das Stärkste ist aber eine 30m Yacht mit 10 Mann Besatzung, die gerade die Da ich bereits um 15 Uhr ankere, habe ich alle Zeit der Welt. Ich verwöhne mich mit einem Tomatensalat mit Mozzarella und Basilico und zwei Gläsern gekühltem Weißwein. Dann ein 1-stündiges Nickerchen, aus dem ich durch den Schwell einer der vielen 4 vorbeirauschenden werde. Megayachten geweckt grau, düster. In der Nacht hat der Wind nochmals gedreht und ich liege im Schwell, der sich durch die Hafeneinfahrt hereinschiebt. Letztlich stehe ich doch auf und koche mir einen Cappuccino, mache mir ein Käsebrot und esse eine Tomate dazu. Als Dessert gibt´s einen Ananasyoghurt. Ich beobachte das rege Treiben an den Stegen. Eine Menge los hier. Mindestens zehn Superyachts mit vier Salingen. Sie tragen sogar ein rotes Toplicht Warnung für den Flugverkehr. Die Crews, alle ca. 10 Mann stark, treffen obercool ihre Vorbereitungen für den Ausritt. Muss eine ganz beachtliche Managementleistung sein, eine so große Crew zu führen und jede Hand zu koordinieren - wie zu Hause im Business quasi vom Regen in die Traufe. Mich beeindruckt das alles nicht, nur die Schiffe mit den eleganten, klassischen Linien, wie "Kings Legend" aus Amsterdam, wohl eine Swan von ca. 20 Metern Länge. Timshal vor Anker Isola di Li Nibani - Sardinien Ich packe Schuhe, Kamera, Pareo und Handtuch in eine Plastiktüte und schwimme damit an Land zu einem Erkundungsgang. Es ist wirklich traumhaft schön hier. Endlos viele Buchten, aus denen Schiffe hervorschauen, glatte gelbe Felsen und Macchia. Vor dem letzten Abendlicht möchte ich an Bord sein, um mich von den Sonnenstrahlen wärmen zu lassen. Die Rassy lichtet den Anker - nun bin ich alleine und genieße den Abend. Noch eine SMS an meine Lieben, Antwort kommt sofort von Tina und Steffi. Jetzt ist es 23.30 Uhr und der Wind hat gedreht. Aus der geschützten Ankerbucht ist eine - falls es aufbriest gefährliche Legerwallsituation mit underwater obstructions geworden. Scheint aber nur der nächtliche, leichte Landwind zu sein und ich bleibe liegen. Hoffentlich baut sich da kein Seegang auf, der mir die Nachtruhe raubt oder mir sogar Action abverlangt. mein Ankernachbar in Porto Cervo Bei all der Pracht drängt sie sich unvermittelt wieder auf, die Gretchenfrage: welches ist das ideale Schiff. Im Moment tendiere ich zu einer 34er Rassy. Natürlich wäre die 31er auch ok, aber die 34er hat mehr Schrankraum, sowohl achtern als auch im Vorschiff. Ideal ist die Innenaufteilung dort auch nicht. Das beste wäre eine durchgehende Schrankwand mit riesiger Arbeitsplatte an Bb und eine Dinette an StB.- eben Lebens- und Arbeitsraum, nicht die vielen Kojen. Mit dieser Mutter aller Probleme verbringe ich den Vormittag bis sich kurz vor Mittag das Gefühl einstellt, jetzt irgendwie tätig werden zu müssen. High Noon scheint so die instinktive Startzeit zu sein, meine Logbücher sprechen da eine ganz eindeutige Sprache. Rigg vorbereitet, Windpilot gecheckt. Maschine an, Anker auf und schnell weggestaut. Ehrenrunde durch den Hafen. Quasi als Resumé der Visite beschließe ich: Timshal braucht kein rotes Toplicht - und keine Manager an den Winschen. Na schön, um 23.40 Uhr beschließe ich, die gastliche Stätte zu verlassen. Motor an, Anker auf, Bogen um die Klippen, deren Standort ich mir gemerkt habe und raus aufs freie Wasser. Zunächst laufe ich Richtung Isola Mortorio, kehre dann aber um, weil ich keinesfalls Bodenkontakt möchte und laufe nach Porto Cervo. Von Süden her kann ich gleich auf die Hafenbefeuerung zulaufen, Von Norden her müsste ich zuerst eine Ansteuerungstonne runden, denn dort gibt´s Untiefen. Im Hafen laufe ich nach StB und ankere dort neben einer schnuckeligen 25m-Motoryacht im klassischen Stil, mit überdachtem Laufdeck rundum. 0.40 Uhr ist mein Haken wieder im Boden. Ob ich Arwed hier treffe? Ich freue mich jedenfalls schon auf meinen Cappuccino morgenfrüh und den Anblick all der wundervollen Schönheiten. Die Masten reichen hier bis zum Himmel und es ist reichlich Betrieb. Noch ein letztes Bier und diese magische Kraft wirken lassen, die von Porto Cervo ausgeht, dann ab in die Koje. Ich fahre unter Maschine die halbe Meile raus bis zur Ansteuerungstonne und falle dann ab Kurs 345°. Heute soll der Windpilot mal zeigen, was in ihm steckt. Die Leinen sind optimal eingestellt, keine Spannung, aber auch keine Lose. Der Zugpunkt ist ganz nach oben versetzt, was maximalen Ausschlag am Ruder bedeutet. Jetzt noch 2-3 Donnerstag, der 6. Seetag Am Donnerstagmorgen schlafe ich bis 10 Uhr. Irgendwie scheint mir, es lohnt sich heute nicht, wach zu werden. Ein erster zaghafter Blick himmelwärts bestätigt mir: es ist bewölkt, 5 Nachjustierungen an der Windfahne und schon läuft Timshal korrekt den gewollten Kurs. Dann Maschine weiter langsam rückwärts bis ich einen Heckfestmacher mit dem Bootskaken über die Stegklampe ziehen kann. Länge einstellen, belegen, Maschine stop. Jetzt nach vorn, um den Muringfestmacher dichtzuholen. Es folgt die zweite Heckleine. Die Festmacher werden so eingestellt, dass das Heck einen Meter vom Steg wegschwimmt. Wenn ich an Land will, hole ich das Boot mit einem der Festmacher heran und springe auf den Steg. Leider sind die Duschen schon geschlossen und so gehe ich, klebrig vom Salz und verschwitzt zum Essen. Ich bin der einzige Gast heute. Ich genieße einen Salade de Fruit de Mer, dazu frisches Baguette und einen kühlen, trockenen Weißwein, der das Glas beschlagen lässt. So muss es sein. Die anschließende Lasagna Bolognese ist genau das Richtige, das Mahl kostet 22 Euro. Ich trinke an Bord noch ein Bier und mache zum Abschluss des Abends noch meinen obligatorischen Hafenrundgang, wobei ich feststelle, dass mein Interesse bei Schiffen jenseits der 35 Fuß schlagartig nachlässt - ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich die eigenen Pläne langsam konkretisieren: Timshal noch 5 Jahre behalten, reichlich Seetörns machen und dann ein Schiff von 31 35 Fuß, welches z.B in Solenzara seinen ersten festen Liegeplatz haben könnte (kostet 1.500 € p.a., auch über Winter). Der Windpilot im ersten Einsatz Freitag, der 7. Seetag Warum hat das bisher nicht geklappt? Zwei Gründe: 1. unter 3 Beaufort geht da gar nichts, höchstens am Wind, aber nicht raumschots 2. keine Lose in den Leinen, sondern unmittelbarer Zug mit maximaler Zugstrecke. Skipper hat Ferien. Mühelos hält Timshal Kurs, sogar beim Reffausbinden und auch beim Vorsegelwechsel: die kleine Fock wird durch die Leichtwettergenua ersetzt. Timshal läuft ihre 5,8 Knoten und weicht dabei maximal plus/minus 5° vom Kurs ab. Feinjustierung erfolgt nicht an der Windfahne, sondern durch das Umstecken der Kettenglieder, mit denen der Windpilot an der Pinne eingeklinkt wird. So macht Einhandsegeln Spaß. Ich habe alle Zeit der Welt und bin nicht an die Pinne gemartert. Vergnügt vor mich hin grübelnd (worüber eigentlich?) erhasche ich gerade noch rechtzeitig (sie wollte gerade auflegen) den Anruf des Tages. Connie ist am Telefon, hat keine Ahnung, dass sie mich auf hoher See erwischt. Unglaublich, dass ich hier - fast außer Landsicht - Empfang habe. Gegen 18.30 legt sich der Wind schlafen. Ich lasse den Diesel an und laufe mit Segelunterstützung 5,5kn. Trotzdem komme ich erst um 20.45 in Solenzara bei völliger Dunkelheit an. Vor dem Einlaufen in den Hafen wird das Schiff klar gemacht: Segel bergen, Festmacher vorn und achtern auf die Klampen legen, Fender raus, Bootshaken klar, alle Tampen aufschießen, Laufdecks frei machen, Schuhe anziehen. Ich finde ohne Mühe eine freie Box, fahre rückwärts rein und fische mit dem Bootshaken die Muringboje, ziehe den Bugfestmacher durch den Ring und belege das freie Ende auf der Klampe, die Länge spielt im Moment noch keine Rolle. Am nächsten Morgen wirkt der Hafen noch gemütlicher. Hier kommt keine Hektik auf, der Hafenmeister ist freundlich, die sanitären Einrichtungen sind sauber, das Duschen kostenlos. Gleich angrenzend an das Hafenbüro liegt eine kleine zum Hügel hin ansteigende Piazza. Das daran angrenzende Cafe liegt schon etwas höher, so dass ich beim morgendlichen Cappuccio einen herrlichen Blick auf das relaxte Hafentreiben habe. Ich kaufe beim Shipchandler noch 2 Liter Motoröl und gehe zurück an Bord. Meine Nachbarn, eine Eignergemeinschaft dreier Schwaben, besitzen eine Dufour 2800. Gespräch kommt nicht auf, auch Fragen werden nur höchst ökonomisch mit minimalem verbalen Aufwand beantwortet. Am Vorabend haben sie auf dem Steg einen Herd aufgebaut und eine Lammkeule zubereitet. Duftete köstlich. Ich leihe mir ihren Wasserschlauch aus und reinige mein Schiff gründlich von Salz und Schmutz. Jetzt ist sie wieder wie neu, meine Timshal. Hat ihr gut getan, die Reinigung. Ich gönne ihrem Edelstahl auch gleich noch eine Politur mit Neverdull und räume gründlich auf. Nach einer Stegdusche ist dann meine Glückseligkeit wieder hergestellt. Inzwischen ist es 13.30 und draußen steht ein schöner 3er Wind aus Süd. Ich laufe sofort aus und ziehe den Blister hoch. Auf gehts nach Elba. 67sm liegen vor mir, Kurs 29°. Ich mache gute Fahrt bei klarem Himmel. Erst kurz vor Sonnenuntergang tausche ich den Blister wieder gegen die Leichtwettergenua. Es hat 6 leicht abgeflaut, aber ich laufe immer noch 5 Kn. Maschinenunterstützung und Vollzeug. Es will nicht mehr so recht vorangehen. Nur langsam schält sich die Küste aus dem Dunkel heraus Hier ist reger Schiffsverkehr. Ich zähle 11 Lichter auf dem Wasser, aber keines, welches mir bedrohlich nahe kommt. In sicherem Abstand läuft die "Excelsior", ein Kreuzfahrtschiff, vor meinem Bug vorbei nach Süden. Sie ist hell erleuchtet, aber von Leben an Deck keine Spur. Sitzen wohl inzwischen alle in der Pianobar - immerhin ist es gleich 3 Uhr. Ich berge die Segel im Windschatten der Insel und laufe die letzten 4sm dicht unter der Küste. Dann endlich kommt Marciana Marina in Sicht. Vor dem Hafen liegt eine Megayacht vor Anker. Ich laufe an ihr vorbei in den Hafen und werfe im Vorbecken meinen Anker um 4.30 ins Wasser. Bin hundemüde, aber ein Bier genehmige ich mir noch. Nach und nach erinnere ich Details des Hafens - den genuesischen Turm, den kleinen Badestrand, den Berghintergrund. Hier habe ich bei unserem letzten Törn ein Mountainbike gemietet und bin in die Berge hinaufgefahren. Muss jetzt so 7 -8 Jahre zurückliegen. Nun gehe ich aber schlafen. Das Wasser ist glatt, ich werde eine ruhige Nacht haben. Unter Blister Richtung Elba Ich klariere alles für die Nacht auf See, muss mich aber beeilen, um den Sonnenuntergang hinter den Bergen nicht zu verpassen. Es ist erst 19.40 als sie hinter abenteuerlich steil aufragenden Felsen verschwindet. Diese Zeilen schreibe ich bei einem guten korsischen Wein am Sonntagabend - zwei Tage später. Ich warte auf meine Moules a la Provencale in Macinaggio. Ich erinnere lebhaft, wie plötzlich die Kontur der korsischen Berge wieder deutlich hervortritt, sie war vorher im Abenddunst fast völlig verschwunden. Jetzt gehen auch die Lichter in den Bergdörfern an und mich begleitet noch mehrere Stunden der Schein des Leuchtfeuers von Campoloro. Bis weit nach Mitternacht kann ich die Lichter noch ausmachen. Von Elba jedoch noch keine Spur. Plötzlich sehe ich im Osten zwei Stellen, an denen die Kimm tiefer erscheint. Zunächst habe ich keine Erklärung dafür. Dann löst sich das Rätsel. Was ich für die Kimm gehalten habe, ist der Bergrücken von La Pianosa. Die tieferen Stellen links und rechts davon sind die wahre Kimm. Bald steht die Insel im vollen Mondlicht und ich kann nun die Silhouette vollständig ausmachen. Jetzt kann es ja nicht mehr lange gehen, bis sich Elba zeigt. Das GPS zeigt noch 12sm bis Marciana Marina, also liegt die Westspitze der Insel bereits ca. 7sm voraus. Trimmfahrt einer nagelneuen 30m-Yacht vor Porto Cervo Samstag, der 8. Seetag High Noon. Jetzt aber raus aus der Koje. Mit einem Hechtsprung ins Wasser vertreibe ich die Müdigkeit und sehe, dass die meisten Yachten vom Pier bereits ausgelaufen sind. Also kann ich umpicken und mir einen Platz am Pier sichern. Immer noch keine Murings hier. Ich werfe also meinen Anker 5 Bootslängen vor dem Pier und habe die Maschine auf Rückwärtsfahrt, lasse dabei die Da, endlich zeigt Elba sich. Ich erkenne zunächst nur einige Lichter, dann kommt die Kontur der Berge langsam zum Vorschein. Inzwischen ist der Wind fast völlig eingeschlafen und ich laufe mit 7 Kette ausrauschen. Die liegt jetzt schon mal sauber. Ich gehe noch einmal zurück ins Cockpit, um das Schiff zu stoppen und neu auszurichten, dann wieder aufs Vorschiff. Ich lasse die komplette Leine raus , 17 Meter, gehe wieder zurück ins Cockpit und laufe den Pier an. Eine recht hübsche Passantin nimmt meine Leine an, zieht sie durch den Ring und wirft sie mir zurück an Bord. Ich bin fest. Es folgt nur noch Routine. Länge der Heckleine einstellen, Ankerleine durchsetzen, zweite Heckleine ausbringen und ebenfalls durchsetzen. Der Pier ist verdammt hoch, selbst für die 15M-Yacht neben mir. Inzwischen ist es wieder sommerlich heiß und ich gehe zuerst einmal an die Kiesbucht neben dem genuesischen Turm, um mich abzukühlen. wünscht und sich für die schöne Musik bedankt. Vergnügt lege auch ich um 11.15 ab und entdecke beim rausfahren eine zweite Dehler 25. Das Schiff liegt etwa da, wo ich in der vergangenen Nacht meinen Haken geworfen habe. Es ist offen, aber niemand an Bord. Hat als Heimathafen Münster am Heck stehen. Schade, hätte Lust auf einen kleinen Schnack mit einer Dehlercrew. Den Tag vertrödle ich mit insulaner Lässigkeit, kaufe Sportschuhe und Benzin für mein Zippo. Am Spätnachmittag macht eine Vindö 50 neben mir fest. Schönes Schiff, 35 Fuß lang („50“ steht für 50 qm), das Holzdeck und die Aufbauten sehr sorgfältig gepflegt. Eine bayrische Familie ist an Bord, freundliche, ruhige Leute. Der Sohn ist etwa 18 Jahre alt, braungebrannt, dunkelbraune Locken. Am späten Abend hat er dann auch tatsächlich eine süße italienische Schnecke im Kielwasser, hüpft kurz auf die väterliche Yacht und fragt seine Eroberung "qualcosa da bere?" Push-up-Prinzesschen lehnt dankend ab souverän springt er wieder an Land um mit ihr lachend davonzuschlendern. Ich selbst mache mich nun landfein und esse in einem Restaurant an der Piazza (nicht mit Hafenblick) eine köstliche Zuppa Imperiale mit Meeresfrüchten: Octopus, Gamba, Muscheln, Jacobsmuscheln und Fischstücke sind darin. Mit meinen Tischnachbarn kommt schnell ein reges Gespräch auf. Irgendwie kommt es zu der Frage, wo ich herkomme und wo ich hin will. Die Tatsache, dass ich Einhand mit einem kleinen Boot unterwegs bin, löst großes Interesse aus. Ich glaube, ich habe da Träume geweckt und genieße ein bisschen die Situation. Die anschließende Pizza wäre nach der köstlichen Zuppa nicht mehr nötig gewesen, aber ich versuche, keine Schwäche zu zeigen. Es folgt nach einem sehr schönen, unterhaltsamen Abend der Hafenrundgang und anschließendes Klampfen an Deck. Meine bayrischen Nachbarn sind inzwischen auch wieder an Deck, ein Pärchen um die 50 auf der anderen Seite mit einer 32er Bavaria nagelneu - ebenfalls. Sie genießen meine Musik. Weit nach Mitternacht gehen wir dann alle schlafen. Full Speed – Blick ins Kielwasser Der Wind bläst mit 3 Bft aus NW und ich laufe 5,8 Kn Kurs Macinaggio, 286°, die Strecke ist 34 sm lang. Wenige Boote sind auf dem Wasser, einige Richtung Portoferraio, ein Segler unter rotem Spi verschwindet schnell Richtung Campoloro und zwei Kameraden liegen in Luv von mir mit Kurs Capraia. Um 12.20 liege ich auf Kollisionskurs mit dem Containerschiff Wilma. Nur 200 Meter passiere ich vor seinem Bug. Er macht nicht die geringsten Anstalten, auszuweichen und ich komme nur mit Maschinenunterstützung - ich laufe jetzt 6,3 Kn - vor seinem Bug vorbei. Das gleiche geschieht auch einem meiner Begleiter Richtung Capraia. Wilma hat wahrscheinlich auf dem Radar gesehen, dass es gerade so hinhaut. Na, danke, sehr freundlich. 2 Stunden später noch einmal eine ähnliche Situation. Der Frachter Alba liegt ebenfalls von Süden kommend auf Kollisionskurs. Diesmal stoppe ich die Maschine (der Wind hat inzwischen abgeflaut) und lasse ihn passieren, gehe dann an seinem Heck vorbei mit 500 Metern Abstand. Um 17.45 laufe ich in Macinaggio ein. Beim Rückwärtseinparken macht sich ein merkwürdiges "kuttkuttkutt" unter dem Schiff bemerkbar und ich mache rückwärts so gut wie keine Fahrt. Es liegen Muringleinen aus und das Anlegemanöver klappt ohne fremde Hilfe sehr gut. Nach der Anmeldung bei der Capitainerie nehme ich eine Stegdusche und höre beim Verlassen des Schiffes hinter mir ein Plumpsen. Was ist jetzt passiert? Winschkurbel ins Wasser gefallen? Nein, sie steckt noch in ihrer Halterung. Aha, die Rundfunkantenne am Heck ist vom Festmacher abgerissen worden und nicht mehr da. Ich verschiebe meine Stegdusche und gehe ins Wasser, um das Teil herauszufischen. Beim Tauchgang ohne Taucherbrille erspähe ich auch gleich meine Antenne im trüben Wasser und - gleich daneben - ein blaues, schweres Metallteil. Ich nehme beides mit Sonntag, der 9. Seetag Heute zieht´s mich schon um 8.30 aus der Koje. Ich springe ins klare Hafenwasser und erfrische mich. Jetzt freue ich mich auf einen Cappuccino im Caffè Slocum. Als ich zurückkomme, sehe ich meine bayrischen Freunde gerade beim Ankerauf. Sie laufen zurück nach Portoferraio und ich habe keine Gelegenheit mehr, auf Wiedersehen zu sagen. An Bord finde ich dann einen Abschiedsbrief, in dem mir die Familie glückliche Fahrt 8 Montag, der 10. Seetag nach oben und bekomme bei der Begutachtung des Metallteils eine böse Ahnung. Ich tauche noch einmal ab, um meine Schiffsschraube zu untersuchen. Was für ein Tag! Alles fing positiv an. Ich kam gestern am späten Abend noch auf die Idee, dass da, wo die Schraube lag, auch der fehlende Bolzen liegen könnte. Ich wache um 8 Uhr auf, es ist arg windig und pustet mächtig durch die Kajüte und zum offenen Vorluk raus. Badehose an, Imbusschlüssel und Schraube am Heck bereitgelegt (schon mal vorsorglich, falls ich Glück habe) und dann ab ins Wasser, dieses mal mit der Taucherbrille bewaffnet. Das erste, was ich unten sehe, ist der verlorengegangene Edelstahlbolzen. Binnen 15 Minuten habe ich die Schraube wieder dran und beide Flügel mit den Imbusschrauben so fest wie möglich angezogen. Der Wetterbericht beschreibt das, was ich beim Blick über die Mole sehen kann. Wind E 5-6 Bft, in Böen 7, zum Nachmittag hin abflauend auf 4-5 Bft, dabei auf NNE drehend. Ich klebe das Vorluk mit Textilband ab, damit überkommendes Wasser nicht den Weg durch die Dichtung ins Schiff findet, mache nach dem morgendlichen Cappuccino und einer ausgiebigen Dusche das Schiff und mich selbst seeklar (lege sogar Öljacke und Rettungsweste an und schlage die kleine Fock an. Ich überlege noch, wie ich vom Anker loskomme. Der Wind ist ablandig und wenn ich die Heckleinen löse, wird das Schiff auf die gegenüberliegenden Schiffe schwojen noch bevor ich . Das darf nicht wahr sein! Tatsächlich hängt da nur noch ein Flügel auf der Propellerwelle. Was ich da rein zufällig auf dem Grund des Hafenbeckens gefunden habe ist ein abgerissener Flügel meiner eigenen Schraube. Ich hatte noch überlegt, ob die Antenne den Versuch überhaupt wert ist. Jetzt bin ich heilfroh. Was ist passiert? Das merkwürdige Geräusch beim Rückwärtsfahren stammte wohl von dem losen Haltebolzen des Propellerflügels. Kurz vor dem Pier habe ich dann kurz Fahrt voraus gegeben und dabei muss der Bolzen sich vollständig verabschiedet haben. So einen Bolzen kann ich irgendwie zurechtzimmern, es gibt eine Schlosserei im Ort, die morgen früh um 8 Uhr öffnet. Aber nie und nimmer hätte ich einen neuen Flügel für meinen Saildrive-Propeller bekommen. Falls jemand einen guten Schutzengel braucht, ich habe einen. Trotzdem, wird ein interessanter Akt, den Bolzen zu beschaffen, eine Ecke für die Imbus-Sicherungsschraube auszufeilen und das Teil dann tauchend wieder zu befestigen und zu verschrauben. Heute kann ich jedenfalls nichts mehr ausrichten, der örtliche Shipchandler hat nur kurze Edelstahlbolzen mit Bohrung für einen Ringsplint. Hier wird die Schwierigkeit des Einhandsegelns deutlich. Ich würde den Anker alleine nicht schnell genug kurzstags bekommen um ihn notfalls mit Maschine in freieres Wasser zu ziehen und dann einzuholen. Jedenfalls wäre das bevorstehende Manöver nicht mit hinreichender Sicherheit plan- und vom Ablauf her vorhersehbar. Die Lösung ist am Ende denn doch recht einfach: Heckfestmacher lösen und gegen eine 50m-Leine tauschen, die ich durch den Ring ziehe. Das Schiff bis über den Anker vorholen und diesen aufholen und verstauen. Nun kann ich die Achterleine lösen und durch den Ring zurück an Bord ziehen – der beste Freund des Einhandseglers: die lange Leine (50m). Plötzlich fällt mir ein, dass ich vorgestern in Marciana vor Anker lag, hier liege ich an einer Muringleine. Das ist einfach, aber immerhin habe ich eine neue Problemlösung gefunden. Ich löse eine Heckleine, dann die Muringleine am Bug. Nun liege ich prima vor dem Wind an der letzten Heckleine. Ich löse auch diese und fahre sauber unter Maschine aus dem Hafen. Noch in der Hafenausfahrt, ehe die Welle mich erfasst, rolle ich die Fock aus und gehe mit Maschinenunterstützung hoch an den Wind Richtung Cap Corse. Einen Schlag muss ich noch machen, um ausreichend freien Leeraum zu haben, dann geht´s mit 5,5 Kn gegen die wütende See an. Ausgelaufen bin ich 10.10 Uhr, die letzte Landmarke erreiche ich um 10.50, das Cap selbst, die vorgelagerte Insel, runde ich um 11.30. Cap Corse ist zwar nicht Kap Hoorn, aber ist bemüht sich, seinem guten Ruf gerecht zu werden. Hier steht wirklich eine Monsterwelle, die schon 2-3 Meilen leewärts deutlich nachlässt, obwohl ich So liebt Timshal die See Ich nehme einen Sundowner, klampfe bis zur Dämmerung und sitze nun hier in einem netten Hafenrestaurant, bin inzwischen nach Moules a la Provencale und einer köstlichen Pizza mit Ei, Oliven und Hackfleisch beim Fromage de Brebis angelangt. Ich werde jetzt mein letztes Glas Wein leeren, meinen ausgiebigen Hafenrundgang machen und dann schlafen gehen. Habe immer noch Seegang vom heutigen Tage und möchte morgen eigentlich früh los. Bis Calvi sind es 45 sm und vorher muss noch die Reparatur gelingen. Ich bin sehr gespannt. Wirklichen Charme hat der Ort hier nicht. Alles ein bisschen Durchgangsverkehrsmäßig wie ein Fährhafen. 9 mit kleiner Fock ohne Maschine noch 5,8 Kn laufe. Zwei Stunden später lässt der Wind nach. Ich tausche die kleine Fock gegen die Genua aus und dennoch reicht auch diese Aufrüstung nur für eine weitere halbe Stunde.. Da ich noch fast 27 sm vor mir habe, nehme ich den Motor zur Unterstützung. Wasser aufwischen, notdürftig zwei Fender raus, dann schnellstens Badehose an, Taucherbrille geschnappt und ins Wasser. Wie gedacht, nu isse wech - die Schraube, jedenfalls der eine Flügel, den ich heute morgen so glorreich gerettet habe. Wieder einmal in Calvi fest. Zu dumm, dass ich nicht von der Pinne wegkomme, aber auch nicht für 10 Sekunden. Da hab ich nun die ganze Tecknik an Bord, aber trotzdem bin ich hilflos. Der elektrische Autopilot hat schon bei der ersten größeren Welle den Geist aufgegeben - jetzt habe ich nur noch eine der vier in La Maddalena gekauften Ersatzsicherungen. Der Windpilot würde sicherlich ordentlich arbeiten, aber ich kann ihn bei der Welle nicht in Gang setzen, mir fehlt einfach noch der souveräne Umgang damit. Also: pinnulieren, was bedeutet, ich komme nicht mal an mein Trinkwasser, obwohl die Flasche direkt neben dem Niedergang liegt. Ursprünglich stand sie, aber das war vor den Einschlägen der Timshal in der Monsterwelle. Schließlich gelingt es mir doch, den Moment zu finden, in dem das Schiff das geringste Drehmoment in der Welle hat. Ich reiße das Schott heraus (mein Ersatz fürs fehlende Brückendeck), grabsche tief hinein ins Schiff und erwische sie wirklich. Wasser! Welche Wohltat! Jetzt könnt ihr mich wieder an der Pinne haben, ihr da oben. Ich habe Wasser! Calvi, Blick von der Festung Die Stadt hängt an mir. Im Frühjahr war´s der Wind, jetzt diese verdammte Havarie. Meine Schiffsnachbarin - blond, Großglockner, Französin, nimmt zwar interessiert Kenntnis von meinem Malheur, wendet sich aber gleich wieder ihrem Buch zu. Ach, wäre Trost jetzt schön. Aber nööh, Einhandsegeln heißt auch, alleine austragen, Freud und Leid. Statt zu hadern, gehe ich hungrig und erschöpft Essen. Nach einem Salade de Fruit de Mer, einer Pizza Vesuv und einem Grand Pichet de Vin Rosé bin ich zwar der Lösung des Problems noch keinen Schritt näher, aber ich ertrage es etwas leichter. Kein Problem ist so groß als das es nicht morgen noch größer wäre. Es ist erst Montag und ich habe noch alle Optionen offen, sie reichen von "ich weiß nicht, wie" bis "pah, keine Ahnung!" Gegen 16 Uhr dreht der Wind, wie mir meine Genua meldet, die kurzum auf Bb-Bug umgeschlagen ist. Ab diesem Zeitpunkt nehmen Wind und Welle kontinuierlich zu. Zwischendurch war´s runter auf 3-4 Bft und 1 Meter Welle. Jetzt beginne ich zu surfen und erreiche binnen einer Stunde in der Spitze 8,8 Kn in der inzwischen wieder auf 2,00 Meter aufgebauten Welle. Kurz vor Calvi kommt mir eine auslaufende 40Meter-Motoryacht entgegen. Sie wirft Fontänen, die weit über ihren Instrumentenmast reichen, drosselt aber nicht ihre Geschwindigkeit. Wahrscheinlich Termine - Crew muss zum Zeitpunkt X am Checkpoint Y sein: Eigner an Bord nehmen. Mein Achterliek zeigt Tendenzen, umzuschlagen - irgendwann halse ich und habe nun das Tuch auf der Steuerbordseite stehen. So rausche ich auf Calvi zu. ETA (Estimated Time of Arrival) 19.15 Uhr. Mal im Ernst. Der Rosé tut seine relaxierende Wirkung und schon ordnen sich die Gedanken. Zunächst einmal lade ich über Nacht die Batterien - im wörtlichen Sinne, um auch gegebenenfalls ohne Motor wenigstens den Autopiloten betriebsbereit zu halten. Morgen früh kaufe ich auf jeden Fall zusätzliche Sicherungen für den Autopiloten und rufe den Wetterbericht ab. Ist der gut, kann ich mich auch mit halber Schraube aufs Festland rüberwagen und das Problem den Winterarbeiten am Schiff zuordnen. Aber auf jeden Fall versuche ich, was ich für fast ausslichtslos halte, einen neuen Faltpropeller für mein Schiff zu bekommen. Müsste dann kranen, um die neue Schraube anzubringen und mit Locktite die Imbusschraube zu sichern. Auf den letzten 2 Meilen kommen noch zwei Schiffe um La Revellata, auch mit Sturmbesegelung bestückt, und freuen sich auf den Landfall. Im Schutz der Hafenmole mache ich einen Aufschießer, berge die Genua und verzurre sie mit einem Tampen und Gummistropps. Noch keine Fender ausgebracht und kein klar Schiff. Wie denn auch, wo ich doch an die Pinne geknebelt bin (siehe weiter oben). Beim Hafeneinlauf vernehme ich ein irritierendes Geräusch im Antriebsstrang. Oh Gott, das wird doch wohl nicht ...? Ich mache an einer gut geschützten Box zum ersten Mal Bug voran fest, wobei ich den Liegeplatznachbarn schon mal vorsorglich um Unterstützung bitte, die ich auch spontan bekomme. Schiff fest, Bilge lenzen, innen Dienstag, der 11. Seetag Monsieur Thierry ist der ortsansässige Mechaniker. Ich treffe ihn am Morgen des 11. Seetags. Er meint, er könne die Schraube in einem Tag dort haben, dazu müsse aber das Schiff aus dem Wasser. Man könne auch so fahren, solange keine starken Vibrationen 10 auftreten. Der Wetterbericht meint es gut und kündigt für heute Nord 4-5 Bft an, für morgen West 2-3 Bft, weiter stabile Hochdrucklage und blaublau. Ich nutze die Chance und mache sofort die Leinen los. Beim Auslaufen bemerke ich, dass ich vergessen habe, den abgerissenen Arm für den Autopiloten der Pinne wieder zu befestigen. Da die Schraube durchgebrochen ist, muss ich den ganzen Beschlag um 1cm nach vorn versetze. Muss also noch mal rechts ran an der Tanke. Dabei lerne ich einen Einhandsegler mit einer sehr gepflegten Vindö 50 aus Frankfurt kennen. Ich habe ihn schon gestern abend am Steg gesehen und er hat freundlich mit "bonsoir" gegrüßt. Da er aber seine Flagge bereits eingerollt hatte und sein Schiff äußerlich nicht als Einhandsschiff zu erkennen ist (im Gegensatz zur Timshal), kam das Gespräch nicht zustande, welches uns beiden Spaß gemacht hätte. Stattdessen kurzer Wortabtausch und heftiges Winken auf See. Er fährt Richtung Sanguinaire und ich rüber nach Frankreich. Tja, liebe Jung, hätt´ste ma besser ausgeflaggt. Erfahrungsaustausch wäre schön gewesen. Sonnenuntergang auf hoher See Nachdem die astronomische Dunkelheit heraufgezogen ist, betrachte ich das Milchstraßenband, wie es sich von Nordosten nach Südwesten am Himmel erstreckt und dort sogar einen fahlen Lichtschimmer aufs Wasser zaubert. Ich werfe noch einen Blick durchs Fernglas, schaue h+chi Persei, den wunderschönen doppelten Sternhaufen zwischen Cassiopeia und Perseus, Andromeda, unsere Nachbargalaxie und andere Objekte an und lege mich dann schlafen. Um 11.30 Uhr bin ich draußen. Sobald ich La Revellata passiert habe, setze ich den Windpiloten in Gang und wir machen bei 4-5 Bft und 2 Meter Welle herrliche Fahrt unter Groß und Genua. Der Wind ist anfänglich wie am Vortag NNE. Ich trage viel zu viel Tuch und binde 2 Reffs ins Groß. Mit 6,3 Knoten, im Surf über 8 Kn schießt Timshal dahin, keine Wolke am Himmel. Ich ruhe mich in der Koje aus, um für die Nacht ein wenig fit zu sein. Denn wenn der Wind flaut, werde ich wohl selbst an der Pinne sitzen müssen. Mittwoch, der 12. Seetag Um 1 Uhr fühle ich mich topfit und gehe an Deck. Jetzt ist was los auf dem Wasser. 2 Toplaternen hinter mir, Segler, die von der Côte Richtung Sardinien unterwegs sind. Zwei Fähren in Luv: Richtung West die eine, ich beobachte sie, seit sie in 5 Uhr-Position durch das Mondlicht kam. Sie läuft schließlich eine halbe Meile nördlich an mir vorbei. Richtung Bastia die andere, vermutlich aus Marseille kommend, läuft ca. 500m in Luv vor mir vorbei. Es ist eine Corsica Ferry, gelber Rumpf, weiße Decks. Ich versuche, den Eindruck mit Nightshot zu filmen - besonders den Augenblick, als sie ins Mondlicht einfährt. Hinter ihr kommt noch ein Sailor aus Nord auf. Er kommt so nahe heran, dass wir uns gegensteitig ein zweites Licht zur Begrüßung zeigen können. Nur nicht blinken, das könnte leicht als Morsen missverstanden werden. Ich schalte noch das Funkgerät ein auf Kanal 16, vielleicht gibt er ja einen Laut. Nein, das nicht, aber ich staune nicht schlecht, dass ich Funksprüche von der Porquerolle Capitainerie auffange, die ist immerhin noch 45sm entfernt. Um 17 Uhr esse ich Brote mit Käse, Tomaten mit Remoulade und eine Dose Fisch in Tomatensauce. Gegen 18 Uhr binde ich die Reffs wieder aus. Es hat auf 2-3 Bft abgeflaut. Timshal läuft zwar immer noch 5 Knoten, aber der Windpilot agiert zu träge und schafft´s nicht mehr. Ich stelle den Simrad Autopiloten an, der die Lage 100%ig im Griff hat. Ich muss nur beide Segel etwas offener fahren. Je weniger die Pinne aus der Mittschiffslinie ausschlägt (Rigg gut getrimmt), um so leichter steuert er. Ich bleibe noch an Deck, um den Sonnenuntergang zu genießen, er findet unter meiner Genua in 11 Uhr-Position statt. Dazu genehmige ich mir meinen traditionellen Sundowner, Pastis mit Cola, rauche eine Zigarette und finde, das Leben als Einhandsegler hat eigentlich gerade erst richtig begonnen. Bis sich alle Schiffe hinter den Horizont verzogen haben, ist es 2.30 Uhr geworden. Während ich dies schreibe, fällt die Geschwindigkeit auf unter 2 Kn. Ich nehme die Schoten dichter, bald macht Timshal wieder 4 Kn - der Wind hat lediglich eine kurze Verschnaufpause eingelegt, steht aber ansonsten bisher ganz gut durch. Die Welle hat sich auf einen dreiviertel Meter abgebaut.alles läuft vorzüglich. Auf Timshal kann ich mich verlassen. Sie ist grundsolide und seetüchtig und hat jetzt bis zu 34 Knoten Wind erlebt, ohne dabei überfordert zu wirken. Auch Wellen bis zu 4 Metern haben ihr nicht wirklich zu schaffen gemacht. Mutig setzt sie sich immer wieder obendrauf, bohrt sich nicht rein und schüttelt ein paar Wellen, die den Weg auf Deck finden, einfach wieder ab. 3 Uhr, noch 38sm bis Bormes, da kommt aus dem Mondschimmer ein weiteres Dickschiff. Da ich die Schifffahrtslinie nicht kreuze, sondern fast parallel schneide, bin ich 11 gespannt, ob das hell erleuchtete Schiff diesmal schon hinter mir durchgeht. Erklärung. Die stellt sich jedoch wenig später ein, als ich eine Netzmarkierung eines Fischers ganz dicht in Lee passiere: sie liegt da wie eine Fahrwassertonne im Rhein und zieht eine lange Spur Richtung SW durch´s Wasser. Aha, hier herrscht eine nicht unbeträchtliche Strömung. Damit hatte ich nicht gerechnet. Da das GPS unbestechlich die Fahrt über Grund anzeigt, muss ich also meinen Kurs nach GPS luvwärts korrigieren und die Segel etwas dichter nehmen. Das gleiche passiert einer Segelyacht 2sm hinter mir und etwas weiter in Lee. Ich beobachte durch´s Fernglas, dass sie Ihre Segel dichter und dichter nimmt, dann aber letztlich die Genua einrollt und unter Maschine um´s Eck kommt. Sie hatte wohl nicht das Glück, ein Fischerfähnchen nahe zu passieren. Um 5.15 Uhr kommt das Leuchtfeuer von Cap Camarat - zwischen Cavalaires und St. Tropez in Sicht. Es trägt 26sm, blinkt 4x und dann Pause. Passt genau:37sm habe ich noch vor mir. LF liegt in 300°, meine Position ist N 42°58,5‘ E 007°10,5‘. Jetzt müsste in der nächsten Stunde das LF „Le Titan“ auf der Ile Levant vor meinem Bug auftauchen. Es liegt etwas weiter weg, trägt aber auch 28sm. Zwischen beiden fahre ich durch. Um 3.40 passiert mich das eben ausgemachte Schiff, eine Corsica Ferry Richtung Marseille ca. 400m in Luv. Inzwischen ist auch Venus aufgegangen, Orion steht hoch am Himmel hinter meinem Achterstag und genau dazwischen der Mond. Seine abnehmende Sichel zeigt mit der konvexen Seite Richtung Venus. In Luv ist von Le Titan noch nichts zu sehen, dafür ein weiteres Schiff aus Richtung Marseille kommend, wo gerade die Fähre von soeben entschwindet. So kann man sich trefflich die Nacht vertreiben. Nach einer einstündigen Schlafpause werde ich kurz vor Sonnenaufgang wieder wach. Ich schäle mich aus der Koje, weil ich den nicht verpassen möchte. Es ist doch die gleiche Sonne, die ich gestern abend untergehen sah. Und dann habe ich die ganze Nacht das ewige Spiel beobachtet. Zuerst stand das Sommerdreieck hoch am Himmel, dann kamen Pegasus, Andromeda und Perseus über die Kimm. Das Milchstraßenband so strahlend hell. Auch die Dunkelwolken klar zu erkennen - ganz besonders im Schwan hinter dem Nordamerikanebel. Dann kamen der Mond, Capella und das gesamte Winterfünfeck, Orion tief im Südosten, dann Venus. In der Linie Mond - Venus Kimm habe ich dann die Sonne gesucht. Ich wusste, dass sie jeden Moment erscheinen muss, weil der Kondensstreifen eines Fliegers schon von ihr erleuchtet wurde. Begegnung auf See – Perini Navi ca. 50m LüA Die letzten Meilen können wahnsinnig zäh werden, wenn der Wind nachlässt und , boy oh boy, er lässt nach. Ich klebe nördlich von Ile Levant fest. Trage ins Logbuch Ankunft 10.30 ein, aber es dauert tatsächlich noch eine halbe Stunde länger. Auch die Maschine mit ihrem gestutzten Flügel hilft nicht wirklich und hoch drehen möchte ich nicht. Letztlich werfe ich doch meinen Haken am Cap Benat. Britta schickt eine Mail. Sie ist gerade mit ihrer Urlaubscrew auf dem Weg von Bormes nach Saint Tropez - wir fahren uns also fast über die Füße. Tatsächlich, ziemlich genau an der vermuteten Stelle, zeigt sich der erste Ansatz ihres Bogens. Dann steigt sie auf, ist oben schon hellorange, unten noch rot. Jetzt schiebt sie sich durch alle Dunstschichten hin-durch und ich kann mit unbedeckten Augen nicht mehr hinschauen. Dafür jetzt spüre ich ihre wärmenden Strahlen - und Timshal pflügt mit 5,5 Kn durch die See, ohne Hektik, ohne Kapriolen, einfach forsch und zielstrebig. Vor mir blinkt Le Titan, stellt aber auch sogleich seinen Betrieb ein, da es jetzt taghell ist. Ich lass das Schiff einfach laufen und lege mich nochmal hin. Ich antworte ihr noch auf der letzten Meile, denn am Ankerplatz angekommen gibt es nur noch eines: den erfrischenden, befreienden, erlösenden Sprung ins kristallklare Wasser. Jetzt ausruhen, mich fallen lassen. Ich schlafe zwar nicht, aber ich döse. Mein Kopf geht alle möglichen nautischen Szenarien durch, er ist immer noch auf See bei den Manövern, bei den Situationen, die zu meistern waren. Gegen 16 Uhr fühle ich mich völlig entspannt und beginne, Windgenerator und Windpilot abzubauen, ein wenig klar Schiff zu machen und das Aufslippen schon gedanklich durchzugehen. Noch zwei-, dreimal springe ich ins Wasser, erfrische ich, genieße mein Dasein auf dem Meer, auf dem guten Schiff. Dann heißt es "Anker auf", es wird noch mal spannend. Ist das Auto noch da? Ja sicherlich, aber der Trailer: alle Reifen noch dran, nichts Kurz vor Ile Levant mache ich eine höchst interessante Feststellung: Ich sehe schon vor mir in der Ferne meine Ziel, das Cap Benat und halte mit der Nase direkt drauf zu. Mein Kompass zeigt Kurs 288° - er hat keine Deviation auf diesem Kurs. Das GPS 12 behauptet aber, ich würde 270° laufen. Ich kontrolliere in der Karte, finde aber keine 12 zerstört, keine neuen Probleme? Die zwei Meilen bis zum Hafen dauern fast eine dreiviertel Stunde. Um 18 Uhr bin ich dort fest. Sehr freundlich, die Capitainerie, ein Junge fährt mit dem Fahrrad zum Steg, um mich dort in Empfang zu nehmen. Mein Törn beeindruckt ihn. Festmachen, Landanschluss raus (nur aus Routine: volle Batterien, kühle Getränke), dann kann ich von Bord. Ein wenig haste ich an Land. Puh, mein Auto ist noch da, die Scheiben noch heile, alles ok. Ich steige ein und fahre raus zum Trailer. Auch der ist noch da und alles scheint unbeschädigt. die Rettungsinsel von Bord, Proviant für die Heimreise vorbereitet. Jetzt kann ich mich wirklich freuen. Alles hat geklappt. Ich glaube, ich war ein guter Seemann, auch wenn einige Situationen - wie beschrieben - nicht anders hätten kommen dürfen, als sie kamen. Ich lerne daraus, noch mehr vorauszuschauen und auch das unwahrscheinlichere mit in die Planung einzubeziehen. Ganz besonders denke ich dabei an die Legerwallsituation vor Isola di Li Nibani und an die Muring in Macinaggio. Aber dieses Lernen von Seemannschaft macht auch Spaß, sowohl dann, wenn etwas gelingt, als auch dann, wenn etwas zwar vermurkst aber trotzdem wieder zurechtgebogen wurde. Jetzt sitze ich hier im völlig stillen Hafen von Bormes, sinniere vor mich hin über den aufregenden, aber schönen Törn. Ich bin glücklich, zufrieden, dem Himmel ein Stück näher. Fühle mich viel besser als in den ersten Tagen, obwohl die ja nicht schlecht waren. Aber jetzt könnte ich wieder die Leinen loswerfen und Richtung Gibraltar segeln oder in die Ägäis. Alles ist möglich. Brainfood für den Winter. Jedenfalls habe ich ein paar Antworten bekommen und keine neuen Fragen. Liegt mir das, die Einhandsegelei? Ich glaube schon, es dauert nur ein paar Tage, bis man den eigenen Rhythmus findet und sich nicht einfach gehen lässt. Die Fahrt verläuft zügig und problemlos. Es ist nicht viel Verkehr auf der Autoroute. Kurz vor Besanćon – es ist 22 Uhr – fahre ich auf einen Rastplatz, um ein paar Stunden zu schlafen. Keine Schiffe weit und breit, nur ein paar Wohnmobile. Um 6.00 Uhr geht´s weiter. Kurz vor Strassburg kündigt sich der Sonnenaufgang an. Er ist hier so völlig anders, als auf See. Phase 1 (rote Sonne) und Phase 2 (orangefarbene Sonne) werden geflissentlich übergangen. Sie geht hinter den Bergen auf und blendet gleich heftig. Die Straßen sind vollgestopft mit Hektikern, die pünktlich zur Arbeit kommen wollen und sich auf´s Wochenende freuen. In diese Gedanken platzt das Klingeln - oder besser - Piepen des Telefons. Die Gang vom Gifiz, dem heimatlichen Segelrevier ist dran. Zuerst meldet sich Didi, dann Thomas und zuletzt Hajo. Sie sitzen am Gestade unseres Heimatreviers beim Bier und sind neugierig und auch einfach da. Ich freue mich riesig und erhebe mein Champagnerglas nach der „happy landing“ auf die Freunde. Am Freitagnachmittag werden wir beisammensitzen und ich werde sie verbal heimsuchen mit meinen Eindrücken und Erlebnissen. Die fehlende Schraube verhindert eine weitere Wasserung am Rhein. Und nächstes Jahr? Noch keine konkreten Pläne, aber ich habe die Waypoints Le Havre und Südengland bis Cornwall für alle Fälle schon mal eingetippt. Timshal ist bereit für die Heimreise Nun ist es wirklich vorbei! Jaja, ich hab´s ja begriffen! Den Freitag und Samstag nutze ich dazu, das Schiff zu entsalzen, die zugemölten Schapps und Backskisten zu leeren, die Segel im Süßwasser zu waschen und zu trocknen und meiner Timshal eine Rumpfpolitur zu gönnen. Sie ist jetzt fertig für den Winterplatz in der Halle. _______________ Aber erst mal sicher aufslippen und heimreisen. Besonders die Slipanlage mit der zu kurzen Rampe macht mir noch Sorgen. Aber das ist morgen, Freitag morgen 7.30 Uhr – zu Hause Das Aufslippen gestern hat prima geklappt. Auch die Rampe erwies sich als ausreichend lang. Ich habe den Slipwagen unter das Schiff gezogen und festgezurrt, dann die eine Achse an der Slipkante aufgesetzt – lässig rollten die Räder über die Kante. Wieder mal genau high noon bin ich mit allen Arbeiten fertig. Der Mast liegt, das Schiff ist verzurrt, das Gepäck und 13