VORKLASSENKONZEPT DER HELMUT-VON-BRACKENSCHULE SPRACHHEILSCHULE GIESSEN ERSTELLT VON DEN VORKLASSENLEITERINNEN: SABINE KLING-JETZEN; ERIKA ROTH-HARTEL UND BARBARA TRIEBEL; JANUAR 2007 1 INHALTSVERZEICHNIS PÄDAGOGISCHE LEITIDEEN 4 PERSONELLE, RÄUMLICHE UND SÄCHLICHE RAHMENBEDINGUNGEN 4 VORKLASSE 1 VORKLASSE 2 VORKLASSE 3 4 4 5 ZIELE DER VORKLASSENARBEIT 5 SPRACHFÖRDERUNG UNTERRICHTSIMMANENTE SPRACHFÖRDERUNG PHONOLOGISCHE BEWUSSTHEIT SPRACHFÖRDERUNG DURCH DIE SPRACHHEILLEHRERIN IN EINZEL- ODER KLEINGRUPPENARBEIT WAHRNEHMUNGSFÖRDERUNG AUDITIVE WAHRNEHMUNGSFÖRDERUNG AUDITIVE VERARBEITUNGSFÖRDERUNG VISUELLE WAHRNEHMUNGSFÖRDERUNG TAKTIL-KINÄSTHETISCHE WAHRNEHMUNGSFÖRDERUNG VESTIBULÄRE WAHRNEHMUNGSFÖRDERUNG PROPRIOZEPTIVE WAHRNEHMUNGSFÖRDERUNG FÖRDERUNG DER KÖRPERWAHRNEHMUNG FÖRDERUNG DER BILATERALINTEGRATION FÖRDERUNG DER RAUMWAHRNEHMUNG FÖRDERUNG DER SELBST- UND FREMDWAHRNEHMUNG MOTORISCHE FÖRDERUNG FÖRDERUNG DER FEINMOTORIK FÖRDERUNG DER GROBMOTORIK KOGNITIVE FÖRDERUNG IM MATHEMATISCHEN BEREICH IM SACHUNTERRICHTLICHEN BEREICH SOZIAL-EMOTIONALE FÖRDERUNG FÖRDERUNG DER SELBST- UND FREMDWAHRNEHMUNG STRUKTURIERTE BEGLEITUNG IN KONFLIKTEN BZW. PRÄVENTION DAS PAPILIO PROGRAMM RHYTHMISCH-MUSIKALISCHE ERZIEHUNG LIEDER, VERSE, GEDICHTE, KLATSCHSPIELE BEWEGUNGSLIEDER, SPRECHZEICHNEN, TANZ UMGANG MIT INSTRUMENTEN, MIT GEHÖRTER MUSIK VERKEHRSERZIEHUNG UNTERRICHTSGÄNGE, WALDTAGE RHYTHMISIERUNG UND STRUKTURIERUNG TAGESABLAUF WOCHENABLAUF GRUPPENARBEIT IM KREIS RITUALE THEMENERARBEITUNG ARBEITSPHASEN AM PLATZ SELBSTÄNDIGES ARBEITEN AN DEN ARBEITSAUFTRÄGEN 2 5 5 5 6 7 7 7 7 7 8 8 8 8 8 8 8 8 9 10 10 11 11 11 11 12 14 14 14 14 14 14 14 14 15 15 15 15 15 15 SELBSTÄNDIGE BESCHÄFTIGUNG AM PLATZ FREISPIELPHASEN SELBSTÄNDIG SPIELANGEBOTE NUTZEN KENNEN LERNEN VERSCHIEDENER SPIELFORMEN UND –MÖGLICHKEITEN BEWEGUNGSPHASEN WÄHREND DES UNTERRICHTS ZUR LOCKERUNG TURNEN IM KLASSENVERBAND, BZW. KLASSEN ÜBERGREIFEND (2 VORKLASSEN) SCHWIMMEN PROJEKTE PROGRAMME 15 16 16 16 16 16 16 16 16 17 ZUSAMMENARBEIT DER VORKLASSEN UNTEREINANDER 18 AUSTAUSCH IN KOOPERATIONSTREFFEN GEMEINSAMEN PROJEKTE 18 18 EINBINDUNG IN DIE SCHULGEMEINDE 18 ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN 18 ELTERNABENDE ELTERNGESPRÄCHE ELTERN-SCHÜLERINNEN AKTIVITÄTEN 18 19 19 ZUSAMMENARBEIT MIT AUßERSCHULISCHEN INSTITUTIONEN 19 THERAPEUTEN 19 FORTBILDUNGEN 19 VORKLASSEN AG SPRACHHEILSCHULEN 19 DIAGNOSTIK 20 ÜBERPRÜFUNG KENNENLERNTAG 20 20 EVALUATION 20 PERSPEKTIVEN 20 3 Pädagogische Leitideen Im Sinne eines förderdiagnostischen Jahres erhalten in den Vorklassen der Helmutvon-Bracken-Schule Kinder ab dem 5. Lebensjahr die Möglichkeit einer intensiven individuellen Förderung der Sprache, der Persönlichkeit sowie der Basiskompetenzen in den Bereichen Wahrnehmung, Motorik und Sozialverhalten. Hierfür stehen täglich die Gymnastikhalle, der regelmäßige Schwimmbadbesuch und spezielles Spiel-, Lern- und Fördermaterial zur Verfügung. Durchgängiges Unterrichtsprinzip in allen Bereichen ist dabei das Beachten der variablen Anforderungen und der Differenzierung der Schwierigkeitsgrade in allen Bereichen. Jedes Kind wird individuell betrachtet und „dort abgeholt, wo es steht.“ Für jeden Schüler wird ein individueller Förderplan erstellt, dessen Ziele und Fortschritte zum Halbjahr überprüft, überarbeitet und fortgeschrieben werden. Die Schülerinnen und Schüler sind in der Regel schulpflichtig, aber noch nicht schulfähig. Sie weisen Sprachentwicklungsverzögerungen oder Sprachbeeinträchtigungen, bzw. behinderungen auf. Hinzu kommen häufig Schwierigkeiten im Bereich Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Motorik und im sozial/emotionalen Bereich. Sofern Kapazitäten vorhanden sind, werden Kinder auch vorzeitig in die Vorklasse aufgenommen, um ihnen eine möglichst frühzeitige und umfassende Sprachförderung zu ermöglichen. Ein besonderes Projekt stellt die kooperative Vorklasse (Vorklasse 3) der Helmutvon-Bracken-Schule und der Goetheschule (Grundschule) dar. Ausgangslage für die Einrichtung dieses Projekts war die hohe Zahl von Meldungen für die Vorklasse der Sprachheilschule, wogegen die Anzahl der Vorklassenkinder der Grundschule aufgrund der neuen Gesetzeslage gesunken war. Am Standort Goetheschule werden fünf Schülerinnen und Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf im Sinne der Sprachheilschule mit ca. 8-10 Schülerinnen und Schüler der Vorklasse der Goetheschule unterrichtet. Betreut wird die Klasse durch einen Sozialpädagogen der Goetheschule sowie von einer Sprachheillehrerin der Helmut-von-Bracken-Schule. Ziel des Projektes ist es unter anderem, eine mögliche Rückschulung der Sprachheilkinder an Grundschulen zu erleichtern, weiterhin sollen die sprachlichen Vorbilder der Grundschüler genutzt werden. Durch eine Kooperation der Konzepte der Vorklassenarbeit an Regel- und Sprachheilschulen soll eine Optimierung der Förderung für beide Schülergruppen bewirkt werden. Mittlerweile besteht dieses Projekt nun schon im dritten Jahr. Personelle, räumliche und sächliche Rahmenbedingungen Vorklasse 1 Die Vorklasse 1 verfügt über einen großen Klassenraum mit Küchenzeile im Erdgeschoss am Standort Alter Steinbacher Weg/Schulzentrum Ost. Die Vorklassenleiterin ist Frau Kling-Jetzen, Dipl. Sozialpädagogin (FH). Vorklasse 2 Die Vorklasse 2 verfügt über einen etwas kleineren Klassenraum ohne Küchenzeile im Erdgeschoss am Standort Alter Steinbacher Weg/Schulzentrum Ost. Die Vorklassenleiterin ist Frau Roth-Hartel, Dipl. Sozialpädagogin (FH). 4 Vorklasse 3 Die Vorklasse 3 verfügt über einen großen Klassenraum und ein Spielzimmer am Standort Goetheschule/ Westanlage. Die Vorklasse hat die Möglichkeit, im Nachbarraum der Betreuung die Küchenzeile zu nutzen. Diese Vorklasse ist eine kooperative Vorklasse mit Schülerinnen und Schülern der Helmut-von-BrackenSchule, die einen sonderpädagogischen Förderbedarf im Sinne der Sprachheilschule aufweisen und mit Vorklassenkindern der Goetheschule. Hier arbeiten derzeit ein Sozialpädagoge, der Goetheschule, Herr Hartung, mit einer Sprachheillehrerin der Helmut-von-Bracken-Schule, Frau Triebel, zusammen. Alle drei Vorklassen verfügen über eine große Auswahl an Spielmaterialien (wie z.B. Legosteinen, Bauklötzen, Gesellschaftsspielen, Puzzeln, Spielstraßen mit Autos, Bilderbüchern) und Bastelmaterialien, …. Ziele der Vorklassenarbeit Sprachförderung Unterrichtsimmanente Sprachförderung Die Arbeit mit der Sprache ist durchgängiges Unterrichtsprinzip. Ziel ist hier die Erweiterung des Wortschatzes und der sprachlichen Gestaltungsmöglichkeiten, sowie des Sprachrhythmus, der Artikulation und des Redeflusses der Kinder. o Sprachanlässe werden geschaffen durch Erzählkreise Gemeinsame Betrachtung von Bilderbüchern (Vorlesen, Inhalt erfassen, erzählen) Ordnen und Erzählen von Bildergeschichten Aufgreifen aktueller Ereignisse/ Vorfälle sowie Feste etc. „Befindlichkeitskreise“ Ziel ist es hier, für die Kinder entspannte Sprechsituationen zu schaffen, in denen sich die Möglichkeit bietet, Äußerungen der Kinder modellierend aufzugreifen (korrektives Feedback) und zur Sprachreflexion heranzuziehen, weiterhin spielt hier auch das Sprachvorbild der Lehrkraft eine große Rolle. o Singen von Liedern, Kinderreime, Sprechverse, Sprechzeichnen o rhythmisches Sprechen o Spiele zur Mundmotorik o Förderung der Seriation als wichtige Vorbereitung auf das Lesen und Schreiben Phonologische Bewusstheit Die Phonologische Bewusstheit beschäftigt sich mit der Einsicht der Kinder in die Phonologie der Sprache. Sie meint also die Fähigkeit, die Lautstruktur der gesprochenen Sprache – also beispielsweise Silben, Reime oder sogar einzelne Laute (Phoneme) in Wörtern herauszuhören. Hier muss also die Aufmerksamkeit des Kindes weg vom Inhalt, der Bedeutung der Sprache hin auf die formale Struktur des sprachlichen Materials gelenkt werden. Die Bedeutung der phonologischen 5 Bewusstheit für den Erfolg des Kindes beim Lesen- und Schreibenlernen wurde in den letzten 20 Jahren eingehend untersucht und konnte in einer Reihe von Studien nachgewiesen werden. Der Vorklasse kommt hier in der Vorbereitung auf das Lesen- und Schreibenlernen in der 1.Klasse eine wichtige Rolle zu. Sowohl die Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne (größere Einheiten der gesprochenen Sprache wie Reime oder Silben), als auch die Phonologische Bewusstheit im engeren Sinne (Umgang mit den kleinsten Einheiten der gesprochenen Sprache, den Phonemen) werden in Form von Spielen, Übungen, Arbeitsblätter …. aufbauend aufeinander thematisiert. Letzteres erfolgt in wesentlichen Teilen durch das Würzburger Programm HörenLauschen-Lernen Teil 1 und 2 nach Küspert/Schneider bzw. Plume/Schneider. Dieses Programm hat die Förderung der phonologischen Bewusstheit und der phonematischen Diskriminationsfähigkeit zum Ziel. Hier werden Versatzstücke des Programms genutzt. Es wird aber nicht nach der zeitlich vorgegebenen Reihenfolge und auch nicht vollständig durchgeführt. Ausschlaggebend für die Auswahl der Inhalte sind die Erfordernisse der Schülerinnen und Schüler mit ihrem jeweils individuellen Förderbedarf und Leistungsvermögen. Konkrete Inhalte der Arbeit sind hier: Phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne - Lauschspiele - Reime - Silben - Sätze und Wörter Phonologische Bewusstheit im engeren Sinne - Anlaute o Namenrätsel innerhalb der Morgenkreises (Ich habe hier die Kugel eines Schülers, der fängt mit A an – „Alexander“) o Rätsel mit Bildkarten, konkreten Dingen… Sprachförderung durch die Sprachheillehrerin in Einzel- oder Kleingruppenarbeit Jedes Kind erhält 1x wöchentlich eine Einzel- oder Kleingruppenförderstunde bei einer Sprachheillehrerin. In der Regel übernimmt diese Gruppe die Lehrkraft, die im darauf folgenden Schuljahr eine 1. Klasse leitet, so dass die Schülerinnen und Schüler, die das 1. Schuljahr in der Helmut-von-Bracken-Schule besuchen, ihre Lehrerin bereits kennen. Nach einer umfassenden Sprachstandsdiagnostik wird eine individuelle Förderplanung erarbeitet, bei der folgende Aspekte im Fordergrund stehen: o Wecken und Erhalten der Sprech- und Mitteilungsbereitschaft o Erweiterung der kommunikativen Kompetenz durch Auf- und Ausbau des Wortschatzes Verbesserung des Sprachverständnisses Aufbau grammatischer Strukturen Einüben der korrekten Morphologie Lautbildung und Lautfestigung o Förderung der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung 6 o Förderung der phonologischen Bewusstheit und der phonematischen Diskriminationsfähigkeit Wahrnehmungsförderung Ein funktionierendes Wahrnehmungssystem bildet die Voraussetzung für die Auseinandersetzung des Kindes mit seiner Umwelt und ist somit grundlegend für die kindliche Entwicklung und das Lernen. Die Förderung der Sinnessysteme ist ein wichtiger Inhalt der Vorklassenarbeit. Auditive Wahrnehmungsförderung o Aud. Aufmerksamkeit durch Hör- und Lauschspiele, Aufpassgeschichten mit Signalwörtern o Aud. Analyse auf Geräuschebene (Alltagsgeräusche erkennen), Klangebene (Instrumente) und Lautebene (Laute heraushören), Wortebene (Wörter in Silben segmentieren – wie oft kann man klatschen?) und Textebene (Signalwörter heraushören) o Aud. Synthese (Wörter aus Einzellauten zusammenziehen als Ratespiel) o Aud. Kurzspeicherung und Sequenzierung (Zaubersprüche erfinden und auswendig lernen, kleine Kinderreime und –verse) Auditive Verarbeitungsförderung o Aud. Differenzierung (Rätselspiele: Klingen die Wörter gleich oder verschieden?) o Aud. Selektion (Instrumente zwischen anderen heraushören, seinen Namen heraushören, Tierlaute heraushören etc.) o Aud. Lokalisation (Richtungshören: Eckendetektive, „Jakob, wo bist du?, Bello, Bello) Visuelle Wahrnehmungsförderung o Visuelles Gedächtnis (Memories, KIM-Spiele) o Visuelle Raumlage (Puzzle, verschiedene Arbeitsblätter, beispielsweise WerWo-Was-Wohin – Raumorientierung mit Wurzelpurzel von Schubi) o Visuelle Figur-Grund-Wahrnehmung (Arbeitsblätter, Waldprojekt, Bilderbücher) o Visuelle Differenzierung (Arbeitsblätter, Bilderbücher z.B. mit Wimmelbildern, SpielBildBücher von Ökotopia) Taktil-kinästhetische Wahrnehmungsförderung o Durch kneten, matschen (im Wald, mit Salzteig, Knete, in Rasierschaum oder Kleister malen etc.) o Fühlspiele o Versch. Spiele im Sportunterricht (Entspannungsspiele, beispielsweise mit jedem Einatmen wachsen) o Massagespiele (Pizza backen, Gewitter auf dem Rücken, Klopfmassage) 7 o Im Wald durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf Wind, Regentropfen, Temperatur, Oberflächenbeschaffenheiten, etc. Vestibuläre Wahrnehmungsförderung o o o o o Schaukeln, Rutschen, Rollen, Drehen Sich fallen lassen, springen auf weiche Matten Übungen mit Pedalo, Balancescheiben etc. Gezieltes Springen, Hüpfen, Laufen ohne hinzufallen Balancieren (im Wald, in der Turnhalle auf Seilen, Bänken etc.) Propriozeptive Wahrnehmungsförderung o Herzschlag erspüren, Atemrhythmus, Bauchatmung fühlen lassen o Anspannung/Entspannung, Schwer/Leicht o Muschelhören Förderung der Körperwahrnehmung o Versch. Spiele im Sportunterricht (Entspannungsspiele) o Wird intensiv im Thema „Körper“ oder „Ich und die anderen“ betrachtet Förderung der Bilateralintegration Kreuzen der Körpermittellinie o Fingerspiele, Klatschspiele o Sprechzeichnen o Übungen aus dem Brain-Gym o Kriechen, Krabbeln Förderung der Raumwahrnehmung o Entfernungen erfahren, erlaufen, erkrabbeln, erkriechen etc. o Dinge von oben, unten, rechts, links, vorne, hinten betrachten und selbst nach diesen Vorgaben Dinge oder sich selbst positionieren, bzw. die Positionen benennen. Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung o o o o Spiegel Pantomime Spiele zum genauen Hinsehen bei sich, bei anderen Siehe auch Papilio bzgl. der Gefühle, Mimik, Körpersprache Motorische Förderung Förderung der Feinmotorik Die Feinmotorik allgemein wird gefördert durch o Bastelarbeiten mit schneiden, kleben, falten, reißen etc. Kalenderprojekt, bildhaftes Gestalten o Kneten, bauen mit verschiedenen Materialien (Bauklötze, Legosteine etc.) o Arbeiten mit Ton, Fimo und Gips o Legeübungen mit verschiedenen Materialien (Stäbchen, Muggelsteine, Bleischnüre, Siele etc.) 8 o Schneiden, kneten, abmessen etc. im Rahmen des Kochens o Fingerspiele o Malen mit Fingerfarbe, Wasserfarben, malen im Sand etc. o Waldprojekt Die Grafomotorik im Speziellen wird gefördert durch o Sprechzeichnen o Großräumige Schwungübungen o Malblätter, selbständiges flächiges und gegenständliches Malen o Grafomotorische Übungen aus versch. Programmen z.B. Marburger grafomotorische Übungen – Spielen Malen Schreiben 1 und 2 (Schilling), Vom Stift zur Schrift (Naville/Marbacher), Vorübungen zur Druckschrift (Gleuwitz/Martin), Geschickte Hände zeichnen 1 und 2 (Pauli/Kisch), etc. o Schreiben und Malen mit versch. Stiftarten (dicke und dünne Buntstifte, Bleistifte, Filzstifte, Wachsmalkreide, richtige Kreide) Ziel der grafomotorischen Übungen Ist die Verbesserung der Auge-HandKoordination. Weiterhin in Vorbereitung auf das Schreiben in der 1.Klasse soll die Stifthaltung (Drei-Punkt-Griff), der Schreibdruck (Tonusregulation) und die Linienführung optimiert werden. Das Vorgehen orientiert sich dabei an der natürlichen Schreibentwicklung der Kinder: Striche (einfache Linien) Zielstriche (Anfangs- und Endpunkt), Linien freies Punktieren und Zielpunktieren Flocken Kreuze Liniennachfahren Bögen Kreise und Ovale Spiralen, Schleifen Zickzack Wellen Wege, Labyrinthe Geometrische Figuren Kombinationen und Muster Förderung der Grobmotorik durch vielfältige Bewegungsangebote bspw. o Bewegungszeit in der Turnhalle (Bewegungslandschaften, Fang- und Laufspiele, versch. Bewegungsgrundformen, Bewegungen mit Gegenständen, Kletter- und Hangelangebote etc.) o Sing- und Bewegungsspiele im Unterricht o Waldtage/ Waldwoche werden folgende Bereich gefördert: o Motorische Grundfähigkeiten wie Gleichgewicht, Körperspannung, Ausdauer, Kraft, Reaktion, Schnelligkeit und Gelenkigkeit o Allgemeine Koordination sowie Auge-Hand- und Auge-FußKoordination o Aufbau gezielter Bewegungsabläufe, Rhythmik 9 o Entwicklung eines differenzierten Körperbewusstseins und Körperschemas o Körpererfahrung: Erfahrungen von Ermüdung, Ausdauer, Kraft, Grenzen, Anspannung, Entspannung o Materialerfahrung: Ausprobieren von vorhandenen Spiel- und Übungsgeräten wie: Pedalos, Rollbretter, Matten, Bällen, Kegeln, Tüchern, Kleine und große Kästen, Mini Rhönrad, Tonne, Seile, Stäben, Reifen etc. o Schulung der Orientierung im Raum o Abbau von Ängsten und Hemmungen Schwimmen Eine weitere Rolle in der Förderung der Motorik spielt auch der wöchentliche Besuch im Schwimmbad. Gleichberechtigte Ziele bilden hierbei die Förderung der motorischen Komponente, das Sammeln von Erfahrungen am und im Wasser sowie vor allem die Wassergewöhnung. Die Kinder erhalten hier Gelegenheit in offenen Situationen und angeleiteten Spielsituationen mit ihrem eigenen Körper und mit Materialien im Wasser zu spielen, zu experimentieren und zu gestalten. Ängste einzelner Kinder vor oder im Wasser werden ernst genommen und in kleinen Schritten abgebaut (Babybecken, Kinderbadewanne). Ziel ist es, die Freude im Umgang mit dem Wasser zu fördern. Das Erlernen einer Schwimmtechnik ist dabei eher nebensächlich und wird erst nach ausreichender Wassererfahrung spielerisch angegangen. Gleichzeitig werden hier auch lebenspraktische Aspekte (duschen, abtrocknen, an- und ausziehen, ordnen der Kleidung) wie selbstverständlich trainiert. Kognitive Förderung Im mathematischen Bereich In den Vorübungen zum Rechnen werden wichtige pränumerische Grundlagen für das spätere Rechnen gelegt. Ganz besonderen Wert wird auf Anschaulichkeit und Lernen im Umgang mit verschiedenen Materialien gelegt. Folgende Themen werden in Anlehnung an Kutzer, dem Buch „Farben, Formen, Zahlen – die Maus kann es dir sagen“, dem Zahlenbuch 1 und 2 und dem Programm „Mengen, zählen, Zahlen“ von Krajewsik behandelt: Formen und Farben (erkennen, benennen, sortieren nach versch. Merkmalen, Formeninvarianz) Raumlagebegriffe (oben, unten, links, rechts etc.) Umgang mit Mengen und Zahlen, Zahlenfolgen Zählen (versch. Materialien, flexibles Zählen, rückwärts zählen) Ziffernschreibkurs Klassifikation Seriation Kardinaler Mengenvergleich/ Mächtigkeit von Mengen/ Invarianz Mengenergänzung Bündeln, Zuordnen (Ziffern, Punkte, Symbole ) Umkehrbarkeit von Handlungen Wahrnehmungsförderung (v.a. optische Differenzierung, Raum-Lage) 10 Im sachunterrichtlichen Bereich Die Kinder erfahren die Jahreszeiten. Die Monate und Wochentage werden im täglichen Ritual eingeübt. Die Themen zum sachunterrichtlichen Bereich ergeben sich aus den Jahreszeiten, Jahresfesten und aus situativen Anlässen in der Klasse bzw. Interessensgebieten der Kinder. So wird aufgegriffen, was die Kinder unmittelbar beschäftigt und betrifft. Dieses wird angemessen aufbereitet, um Wortschatz und Wissen aus diesem Bereich zu erweitern (beispielsweise Weltraum, Indianer, Bauernhof, Obst/Gemüse, Ritter, u.a.m.). Standard-Themen sind inzwischen: Feuerwehr, Herbst, Winter, Frühling, St. Martin, Weihnachten mit Adventszeit und Nikolaus, Fasching, Ostern, Fahrzeuge, Indianer. Hierbei geht es um Bräuche, Rituale, Experimente, Orientierung (angemessene Kleidung) und Wetterphänomene, naturkundliche Inhalte (Färbung der Blätter, Wasser – Schnee – Eis, Erwachen der Natur, Tiere in Herbst und Winter, u.a.m.). Im Rahmen des Sachunterrichts werden auch immer wieder Ausflüge organisiert, um den Kindern Erfahrungen an „Ort und Stelle“ zu ermöglichen und so ihr Umwelt- und Alltagswissen zu erweitern. Sozial-Emotionale Förderung Im Mittelpunkt steht hier, den Kindern zu helfen, eine emotional stabile und sozial kompetente Persönlichkeit aufzubauen. Auf folgende Bereiche wird dabei besonders wert gelegt: Stärkung des Selbstbewusstseins Aufbau sozialer Verhaltensweisen (Konfliktlösung, Gruppenfähigkeit, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Regelverständnis, Kooperationsfähigkeit) Abbau von Ängsten Aufbau von Selbstwahrnehmung und –kontrolle Erlernen von Gesprächsregeln (andere ausreden lassen, freundlicher Umgangston) Aufbau von Eigenverantwortung und Befähigung zum selbständigen Handeln Soziale Kompetenzen werden natürlich immer im ständigen Miteinander trainiert. Besonders aber auch durch kooperative Arbeitsweisen (Partnerarbeit/Gruppenarbeit), in Spielphasen und Pausen. Eine wichtige Rolle spielt hier immer die Präsenz der und Mediation durch die Lehrkraft. Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung In der Mediation durch die Lehrkraft ist die Selbst- und Fremdwahrnehmung immer ein Thema und wird in Konfliktklärungen aufgegriffen. Die Schülerinnen und Schüler werden bewusst sensibilisiert. Bilderbuchbetrachtungen und Gespräche zum Thema Gefühle, Mimik, Körpersprache ergänzen die Arbeit mit den Schülern. Strukturierte Begleitung in Konflikten bzw. Prävention Problemlösungsgespräche DEFINITION DES PROBLEMS Was ist los, was ist passiert 11 Was macht dich traurig, wütend, sauer…. Worum geht es dir Was möchtest du Was müsste passieren, wie müsste es sein, damit du nicht mehr… bist ALTERNATIVE LÖSUNGEN Hast du eine Idee, was du tun könntest Welche Möglichkeiten gibt es jetzt Fällt dir noch mehr ein Was würden andere Kinder sagen, willst du sie fragen Brauchst du Hilfe, wer könnte dir helfen VERGLEICHEN UND BEWERTEN Wie findest du die Ideen Was geht am besten, machen die beteiligten Kinder mit Was würde passieren, wenn… ENTSCHEIDEN Welches Vorgehen wählst du UMSETZEN Was kannst du jetzt machen Wie gehst du vor Was musst du als erstes tun ÜBERPRÜFEN Wie geht es dir jetzt Alles in Ordnung Wortfelder Ist/ist nicht, kein, und/oder, einige/alle, davor, bevor, danach, nachdem, jetzt, später, gleich, anders, gute/passende, keine gute/unpassende Zeit, wenn/dann, vielleicht/vielleicht nicht, warum/weil, fair/unfair. Prävention bzgl. Störungen ist durch ein möglichst umsichtiges, professionelles Verhalten der Lehrkräfte gegeben und wird unterstützt durch Maßnahmen, die angeboten werden ohne aktuellen Anlass, wie zum Beispiel das im folgenden vorgestellte Projekt. Das Papilio Programm Ziel des Programms in Bezug auf Sucht- und Gewaltprävention: altersspezifische risikoerhöhende Einflüsse vermindern, risikomindernde Einflüsse fördern, die Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben fördern. Das Programm basiert auf drei Säulen: Die Kinder (Maßnahmen, die mit den Kindern durchgeführt werden) Die Erziehenden (Erziehungsverhalten dem Kind/der Gruppe gegenüber im Alltag) Die Eltern (Möglichkeiten aufzeigen, die Eltern haben, um die Kinder zu unterstützen sozial-emotionale Kompetenz zu erlangen) Die Kinder Den Kindern werden drei Maßnahmen angeboten, die sich wiederum untergliedern. Das Gesamtpaket dauert in der Durchführung ein Jahr. Die Maßnahmen werden mit einigen Modifikationen durchgeführt: Spielzeug-macht-Ferien-Tag Dieser Tag findet im Schulalltag der Vorklassen immer freitags statt, im zweiwöchentlichen Rhythmus gibt es den spielzeugfreien Waldtag und im Gegenzug am jeweils anderen Freitag eine spielzeugfreie Spielzeit von einer Unterrichtsstunde (40 min.). 12 Spielzeugfrei bedeutet: Es gibt noch Decken, Kissen, Tücher, Seile, Verkleidungsmaterial, Tische, Stühle… Es gibt auf Nachfrage Bastelmaterial für benannte Vorhaben (Z.B. Fahrkartenautomat) Dies wird zum Anlass genommen darüber nachzudenken: Was ist alles Spielzeug? Was könnten wir noch spielen, ohne Spielzeug? Erinnerungsritual wird gemeinsam festgelegt Regeln ebenso Nach den Tagen gibt es eine Rückmeldung an die Kinder: „Mir hat gut gefallen, dass…“, aber auch die Kinder geben Rückmeldung, was Ihnen Spaß gemacht hat und was nicht. Paula und die Kistenkobolde Bei Paula und die Kistenkobolde geht es um die Geschichte, die von der Augsburger Puppenkiste in Szene gesetzt wurde und die als Bilderbuch, DVD oder Textvorlage zur Verfügung steht. Paula begegnet Heulibold/Bibberbold/Zornibold/Freudibold Eine Kiste kommt zum Einsatz, mit Material darinnen – die Kobolde sind zu hören, Gespräche über das entsprechende Gefühl und seine Merkmale werden angeregt, ebenso Aktivitäten. Dies geschieht für jedes der vier basalen Gefühle nach dem gleichen Muster, aber unterschiedlich erarbeitet. Diese Inhalte werden mit weiteren Bilderbüchern und Aktivitäten unterstützt, da unsere Schüler mehr Input benötigen: Was ist traurig/zornig/ängstlich/fröhlich sein? Wie hört und fühlt sich das an? Wo fühlt man das wie im Körper? Kennt ihr das? Was macht ihr dann? Was ist vielleicht am Sinnvollsten, warum ist das eine oder andere nicht so gut? Wie erkennt ihr bei anderen die Gefühle? In der Kiste finden sich ein Bild vom jeweiligen Kobold und Symbole rund um das Gefühl zur Anregung für Gespräche oder Aktivitäten. Zum Abschluss werden die Lieder „Mir geht es heute so“ und „Ich bin so wie ich bin“ gelernt und alle vier Gefühle integriert – keines kann ohne das andere sein und alles gibt es in uns. In der Gesamtgruppe finden Befindlichkeitsrunden statt, in der die Kinder ihre Befindlichkeit benennen und erzählen können, sich demgemäß einem der Kobolde zuordnen (Bildkarten dazu sind vorhanden – Porträts oder Marionettenbilder) mit einer selbstgestalteten Klammer (mit Foto oder Name…) können die Kinder sich anklammern. Die Kinder erledigen dies individuell. Meins-deinsdeins-unser-Spiel Hier geht es ganz konkret um das Einüben der Einhaltung sozialer Regeln. Das Spiel benennt klar eine soziale Regel, die für einen kurzen Zeitraum innerhalb einer gewöhnlichen Aktivität eingehalten werden soll. Im Vorfeld wird klar die Erwartung besprochen und welches Verhalten jetzt nicht ins Spiel passt. Die Erziehungsperson beobachtet das Einhalten – bzw. Nicht Einhalten der sozialen Regel. Im Anschluss werden die Beobachtungen besprochen und das Positive in den Mittelpunkt gestellt. Die Eltern Die Elternarbeit bzgl. Papilio wird VK – übergreifend gestaltet, da es nicht um VK spezifische Themen geht an diesen Abenden, sondern um Inhalte dieses Projekts. Die Elternabende bieten eine behutsame Mischung aus „Selbsterfahrung“, theoretischem Input, aber auch eigener Erarbeitung der Inhalte – so dass sie sich kompetent erleben und lediglich die Zusammenhänge und „Überschriften“ Ihnen Aha-Erlebnisse vermitteln. Mit den Präsentationsmethoden Pinwand, Flipchart und Folien werden folgende Themen mit den Eltern erarbeitet: Definition von Sucht und Gewalt Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer Such- und/oder Gewaltverhaltens und der Entwicklung sozial-emotionaler Kompetenzen (Risikofaktoren/Schutzfaktoren) Wichtigkeit von Vorbeugung Ziele und Inhalte des Papilio-Programms sowie dessen praktische Umsetzung Hier im Prinzip die drei Säulen und die drei Maßnahmen bzgl. der Kinder, wie auch in diesem Skript erläutert. 13 Rhythmisch-musikalische Erziehung Lieder, Verse, Gedichte, Klatschspiele Die Lieder ergeben sich aus den Themen/Projekten/Programmen und ebenso werden passende Verse und Gedichte ausgewählt, die Klatschspiele finden in diesem Rahmen auch ihren Platz. Bewegungslieder, Sprechzeichnen, Tanz Bewegungslieder dienen zur Lockerung des Unterrichts, das Sprechzeichnen wird nicht in allen Vorklassen durchgeführt, es ist in einigen Förderbereichen schon genannt worden, Tanz wird im Rahmen der Bewegungszeiten ermöglicht. Umgang mit Instrumenten, mit gehörter Musik Rhythmusspiele Kennen lernen und heraushören versch. Instrumente Hör- und Lauschspiele Musik machen mit Alltagsmaterialien/ Instrumenten Geschichten klanglich begleiten (Gewittergeschichte) Kleine Vorführungen zum Beispiel anlässlich des Adventsbasars runden das Angebot ab. Verkehrserziehung Unterrichtsgänge, Waldtage Unterrichtsgänge und Waldtage bieten eine Fülle an Möglichkeiten, sich mit den Regeln, die für die Kinder im Verkehr relevant sind übend auseinanderzusetzen. Häufig werden diese aber auch im Sachunterricht abermals aufgegriffen. Rhythmisierung und Strukturierung Tagesablauf Der Schulvormittag folgt einer vorstrukturierten Rhythmisierung, in dem Rituale eine wichtige Rolle spielen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass feste Rituale für unsere Kinder sehr wichtig sind, um Verhaltenssicherheit zu gewinnen. Jeder Tag beginnt mit einem Morgenkreis, in dem jedes Kind seine Morgenkugel auffädelt und dann Zeit hat, wichtige Ereignisse zu erzählen oder über seine Befindlichkeit zu sprechen. Anhand übrig bleibender Kugeln kann dann festgestellt werden, wer fehlt. Nach einem folgenden Unterrichtsblock folgt das gemeinsame Frühstück, welches gemeinsam begonnen (versch. Sprüche) und gemeinsam beendet wird. In Vorbereitung auf die 1.Klasse wird großen Wert auf ein stabiles Arbeitsverhalten gelegt. Begonnen wird mit kurzen Arbeitsphasen und Konzentrationsphasen am Arbeitsplatz und in Kreissituationen, die im Laufe des Schuljahres immer weiter ausgebaut werden. Diese werden durch häufigen Phasenwechsel aufgelockert. In Gesprächskreisen werden die Kinder zur Mitarbeit angeregt und auch stillere Kinder integriert. Auch regelmäßige Hausaufgaben gehören mit dazu. 14 Wochenablauf Der Unterricht orientiert sich an Oberthemen, die teilweise jahreszeitlich (Beispiel Herbst: Igel, Bäume und Blätter, Drachen etc.), an Festen (Weihnachten, Ostern etc.) orientiert sind. Aber auch Themen wie Feuerwehr, Bauernhof etc. Hier verweisen wir auf den Abschnitt „sachunterrichtlicher Bereich“, der dies schon darstellte. Gruppenarbeit im Kreis Rituale Die Schüler begrüßen sich mit einer angefassten Runde im Kreis. Anschließend überlegen wir welcher Tag heute ist und benennen Wochentag und Datum, ein Begrüßungslied oder Vers wird gewählt und die Ich-bin-da Kugelkette aufgefädelt mit der Benennung der Befindlichkeit. Es wird gezählt wie viele Kugeln auf der Kette sind und die Kinder im Kreis werden gezählt – stimmt alles, wird geprüft, ob eine Kugel zurückblieb im Kasten, wer evtl. fehlt. Themenerarbeitung Im Kreis wird nach dem Morgenritual je nach ausgewähltem Inhalt durch die Lehrkraft ein Thema aus den Lernbereichen erarbeitet, die für die Vorklasse relevant sind. Die Arbeitsaufträge für eine Arbeitszeit am Platz werden hier evtl. konkret geübt, ehe sie abstrakt auf einem Arbeitsblatt zu bewältigen sind oder aber sie werden lediglich erklärt – dies kann aber auch erst geschehen, wenn die Schüler bereits an den Arbeitstischen sitzen. Arbeitsphasen am Platz Selbständiges Arbeiten an den Arbeitsaufträgen Ziel in der Vorklasse ist es auch, ein selbstverantwortliches Arbeitsverhalten zu etablieren. Hier gibt es schon eine klare Schulstruktur. Es gibt Arbeitsaufträge, die erklärt wurden und die es nun zu bearbeiten gilt – in angemessenem Tempo, sorgfältig, ordentlich und vollständig, in optimaler Weise. Die Schüler können sich leise melden und nachfragen, sollten durch die Begleitung der Lehrkraft lernen, den Arbeitsplatz zu strukturieren, die Materialien selbständig zu holen und ihre Aufgabe zu bewältigen, bis zum Abschluss der Arbeitszeit, wenn alles wieder aufgeräumt an seinem Platz sein muss. Im Vordergrund stehen: Selbständigkeit Sorgfalt/ Ordnung Umsetzung der Arbeitsaufträge Einführung in versch. Arbeits- und Sozialformen (Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Stationsarbeit) Selbständige Beschäftigung am Platz Welche Materialien sind geeignet für die Beschäftigung am Platz oder gibt es heute sogar eine vorgegebene begrenzte Auswahl? Was kann ich heute mit dieser Möglichkeit anfangen und wie kann ich die Entscheidung leise, für mich alleine im 15 Klassengeschehen hinbekommen? Fragestellungen an denen jedes Kind im Laufe der Zeit wachsen kann und muss. Freispielphasen Selbständig Spielangebote nutzen Es gilt für jedes Kind die Entscheidung zu treffen, was und mit wem spiele ich heute, oder spiele ich alleine. Die Angebote (s.u.) sind reichlich vorhanden, nun muss jedes Kind eine individuelle Entscheidung treffen und sich mit dieser oder deren Veränderung arrangieren. Diesen Prozess gilt es zu erfahren, zu erlernen und auszuhalten – mit allen Konsequenzen. Hier entstehen innere wie äußere Konflikte – und neben dem tatsächlichen Spiel geschieht sehr viel soziale und emotionale Interaktion und damit sozial-emotionales Lernen. Kennen lernen verschiedener Spielformen und –möglichkeiten Spiele am Tisch (Gesellschaftsspiele, Steckspiele, Puzzles, Wahrnehmungsspiele, Sortier- und Ordnungsspiele, Spiele mit Stift und Papier, Faltspiele etc.), Spiele in den Spielecken (Bauecke, Autoteppich, Geschicklichkeitsspiele), Bilderbuchbetrachtung in der Bücherecke, kreative Spiele mit Knete, Rollenspiele mit und ohne Verkleidung etc. Bewegungsphasen Während des Unterrichts zur Lockerung Jederzeit steht es den Lehrkräften der Vorklassen frei ein Bewegungslied oder eine kurze Bewegungsübung im Klassenraum beispielsweise zur Wiederherstellung der Konzentrationsfähigkeit einzufügen. Turnen im Klassenverband, bzw. Klassen übergreifend (2 Vorklassen) Es ist vorgesehen, möglichst täglich den Schülern eine Bewegungszeit zu ermöglichen. Die kann in Form von Turnen in der Gymnastikhalle, innerhalb des Klassenraumes, in der Schwimmhalle bzw. im Freien stattfinden. Die Bewegungszeit beinhaltet unter anderem rhythmische, psychomotorische Elemente, Elemente aus dem BrainGym, Wett- und Gruppenspiele. Schwimmen Teilgruppen aus allen drei Vorklassen gehen einmal wöchentlich gemeinsam zum Schwimmen, bzw. zur Wassergewöhnung. Projekte Kochen Einmal wöchentlich wird mit einer ständig wechselnden Gruppe eine gesunde Mahlzeit für alle Kinder zubereitet. Hier lernen die Kinder gesunde Lebensmittel sowie die für die Herstellung wichtigen Arbeitstechniken (schneiden, abmessen, mischen, kneten,….) kennen. Hierbei wird die Feinmotorik, Planung und Organisation, die Seriation (zuerst die Milch, dann…) sowie auch die taktilkinästhetische und die olfaktorische Wahrnehmung geschult. 16 Waldtage/ Waldwoche Waldtage finden in den Vorklassen 1 und 2 im 2wöchentlichen Rhythmus statt, daneben gibt es ein gemeinsames Projekt aller VK, die Waldwoche. Allen Waldangeboten gemeinsam ist die Mischung aus freien Spielmöglichkeiten und vorstrukturierten Phasen (Buden bauen, Spielen am Bach, Sägen und feilen, graben, schneiden mit Gartenscheren). Es gibt in dem genutzten Waldgebiet inzwischen zwei Waldsofas für Erklärungs- und Frühstücksphasen. Auf pfleglichen Umgang mit der Natur wird Wert gelegt (keine Bäume und Pflanzen verletzen oder ausreißen, keine Tiere absichtlich verletzen oder töten), ebenso auf die Einhaltung wichtiger Waldregeln (in Hör- und Sichtweite bleiben, Stockspitzen am Boden, nicht mit Stöcken rennen und anderes mehr). Diese Angebote sind wichtig insbesondere für Stadtkinder, da diese kaum originäre Erfahrung mit der Natur haben, außerdem dienen diese Angebote der intensiven Sprachförderung, da die Kinder permanent miteinander im Austausch darüber sein müssen, „was denn gerade was wäre“ – da die Spielgegenstände nicht sofort eine funktionelle Bestimmung erkennen lassen. Kalender Über das ganze Schuljahr verteilt erstellen die Schüler einen immerwährenden Kalender mit selbst gemalten und gebastelten Kalenderbildern. Bastelarbeiten Thematisch orientiert Ausflüge Die Ausflüge sind sehr wichtig, um das Umwelt- und Alltagswissen der Kinder zu erweitern. Originale Erfahrungen sind nicht zu ersetzen durch Unterricht im Klassenzimmer. Die Ausflüge werden in der Regel themengebunden durchgeführt, z.B. Feuerwehr Bauernhof Apfelkelterei Bäckerei Bahnhof Polizei Theater Programme In den Vorklassen kommen die oben erwähnten Programme: o Das Würzburger Programm zur phonologischen Bewusstheit „Hören, Lauschen, Lernen“ Teil 1 und 2 nach Küspert/Schneider, bzw. Plume/Schneider o Das „Papilio“ Programm vom beta Institut, Augsburg, nach Mayer, Heim, Barquero, Scheithauer, Koglin o Das Programm zur vorschulischen Förderung der Mengenbewusstheit von Zahlen, “Mengen, zählen, Zahlen“ – vorläufige Version, Juli 2005, nach Dr. Kirstin Krajewski zum Einsatz, allerdings, wie oben beschrieben, nicht in ihrer standardisierten Form, um die pädagogische Freiheit und den situativen Ansatz nicht aufgeben zu müssen, 17 beides wichtige Elemente, um die Schüler mit Interesse und Spaß am Unterricht zu beteiligen. Zusammenarbeit der Vorklassen untereinander Austausch in Kooperationstreffen In den regelmäßigen, etwa zwei Stunden langen Treffen besprechen die beteiligten Lehrkräfte Unterrichtsinhalte, tauschen Materialien aus, tauschen Erfahrungen mit den Programm-Bausteinen aus und informieren über Rituale, Vorgehensweisen, erstelltes Unterrichtsmaterial und den aktuellen Stand der Lerngruppe. Gemeinsamen Projekte Die Waldwoche einmal im Schuljahr findet für alle drei Vorklassen statt und wird von den beteiligten Lehrkräften vorbereitet. Größere Ausflüge machen die Vorklassen 1 und 2 in der Regel auch gemeinsam (Besichtigung der Feuerwehr, Wandertag, etc.). Einbindung in die Schulgemeinde Die Vorklassen sind voll in die Schulgemeinde integriert, die Schüler und Schülerinnen haben ihre eigene Einschulungsfeier, können an der Betreuung teilnehmen, erbringen im Klassenverband ihre Beiträge zu den Festen der Grundstufe (Basar, Nikolaus, Weihnachtsgottesdienst, Sport- und Spielfest), kaufen am Kiosk der Schule ein, nutzen die Bücherei, und haben zum Teil Paten aus höheren Klassen für die Pausen. Auch Theaterprojekte werden mit der Grundstufe gemeinsam genutzt. Die Projektwoche der Schule gilt für die Vorklassenkinder ebenso – und auch sie präsentieren ihr Projekt am Abschlussnachmittag. Im Rahmen der kooperativen Vorklassenarbeit an der Goetheschule werden folgende Veranstaltungen zusammen mit der dortigen Schulgemeinde wahrgenommen: Schulfest, Ostermarkt, Sponsorenlauf, Sportfest, Weihnachtssingen in der Aula, Einschulungsgottesdienst, Vorlesezeiten, Bundesjugendspiele. Zusammenarbeit mit Eltern Elternabende Einen ersten Elternabend haben die Eltern bereits vor Beginn des Schuljahres, um sie über die Einschulungsmodalitäten, die benötigten Unterrichtsmaterialien und den Ablauf, bzw. den Aufbau des Vorklassenjahres zu informieren. Hier arbeiten die Vorklassenleiterinnen zusammen, da die Klasseneinteilung zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesichert feststeht. Ein weiterer Elternabend findet zu Schuljahresbeginn statt, hier auch mit Elternbeiratswahl. Ab dann kann der Elternbeirat zu Elternabenden einladen, wenn die Elternschaft weitere wünscht. Innerhalb des Papilio Programms werden Vorklassen übergreifend zwei weitere Elternabende angeboten, um gezielt über die Inhalte des Programms und dessen Relevanz auch für das Elternhaus zu informieren. 18 Elterngespräche Elterngespräche finden nach persönlicher Vereinbarung statt und haben den Förderplan des jeweiligen Schülers oder eine aktuelle Entwicklung zur Grundlage. Es ist Eltern nach Absprache gestattet, im Unterricht zu hospitieren, ebenso ist dies für Eltern und Kinder möglich, die noch im Entscheidungsprozess stecken, ob für sie die Helmut-von-Bracken-Schule als Ort der Beschulung in Frage kommt. Eltern-SchülerInnen Aktivitäten Aktivitäten mit Eltern finden beispielsweise vor dem Adventsbasar statt, um miteinander den Verkaufsstand der Klasse vorzubereiten, bzw. während des Schuljahres innerhalb des Schulvormittags durch Einladungen der Eltern beispielsweise zu einem Osterfrühstück oder einer Indianerfeier. Am Ende des Schuljahres gibt es ein vorklassenübergreifendes Abschiedsfest, das in der Regel vom Elternbeirat organisiert wird. Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen Therapeuten Wenn die Eltern oder die Lehrkräfte den Austausch wünschen und von den Eltern eine Schweigepflichtsentbindung vorliegt, ist eine Kooperation im Sinne einer bestmöglichen Vernetzung von Förderung für das jeweilige Kind jederzeit möglich. Frühförderstelle Für Schülerinnen und Schüler, die die Vorklasse besuchen, besteht auf Antrag die Möglichkeit einer Fortführung der Frühförderung bis zum Eintritt in die Klasse 1. Hierbei handelt es sich um ein pädagogisches Hilfsangebot für Eltern, das auch in Form einer zeitlich befristeten Mitarbeit in der Vorklasse oder in der intensiven Kooperation im Rahmen der Elternarbeit stattfinden kann. Universität Im Rahmen der Ausbildung zur Förderschullehrkraft hospitieren Studierende der Heil- und Sonderpädagogik regelmäßig in den Vorklassen. Fortbildungen Fortbildungsangebote ergänzen die angesprochenen Maßnahmen, so findet gerade eine Zusammenarbeit mit der Waldschule Daubringen statt, zur Erprobung des Programms „Mengen, zählen, Zahlen“ (s.o.) und zur Erstellung der Materialien. Vorklassen AG Sprachheilschulen Die AG wird von der dgs Hessen zur Qualitätssteigerung der präventiven Sprachförderung in Vorklassen an Sprachheilschulen und Abteilungen Sprachheilschule angeboten. Sie wird nur von Vorklassenleiterinnen und Vorklassenleitern aus Sprachheilschulen Hessens besucht und trifft sich zweimal jährlich zu unterschiedlichen Inhalten der Förderarbeit in den Vorklassen. 19 Neben der inhaltlichen Komponente dient sie auch dem fachkollegialen Austausch in dieser besonderen Form der Vorklassenarbeit. Diagnostik Überprüfung Alle Schüler und Schülerinnen, die an der Helmut-von-Bracken-Schule in der Vorklasse aufgenommen werden, sind überprüft im Sinne der Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs, der in ihrem Falle zum Ergebnis hatte, dass sie im Sinne der Sprachheilschule diesen haben. Die Kollegen und Kolleginnen, allesamt Förderschullehrkräfte, können in diesem Verfahren die Vorklassenleiterinnen hinzuziehen, beispielsweise bei der Hospitation im Kindergarten. Ehe es im Vorklassenjahr zu den Schullaufbahnberatungen kommt, werden alle Schüler und Schülerinnen hinsichtlich ihres IQ mit der K- ABC getestet, in der Regel von einer ihnen vertrauten Person, der Sprachheillehrerin aus dem Sprachförderunterricht. Kennenlerntag Alle Schüler und Schülerinnen, die in den Vorklassen aufgenommen werden, treffen sich vor den Sommerferien bereits einmal als große Gruppe in der Schule. Dort können sie das erste Mal Einblick gewinnen in die Räumlichkeiten und in einen „kleinen Schultag“, der aus einer Begrüßungsrunde mit einem Lied zum Namen lernen und einer Runde durch die Klassenräume beginnt, dann wechselt die Gruppe in die Gymnastikhalle und erlebt dort einen Stationenlauf im Sinne einer Bewegungsbaustelle, um danach wieder zu den Eltern zurückzukehren. In dieser Zeit werden die Kinder von Lehrerinnen der Schule betreut, weitere Lehrkräfte sind als Beobachter im Einsatz. Dies dient einem ersten Eindruck bezüglich der Gruppendynamik der aufzunehmenden Kinder und verhilft zu einer besseren Klassenzusammensetzung. Natürlich werden hierzu auch andere Informationen wie Wohnort etc. herangezogen. Außerdem wird versucht die Gruppen nicht leistungshomogen zu gestalten, damit die Schüler und Schülerinnen voneinander profitieren können. Den Schülern und Schülerinnen soll dieser Vormittag die Scheu nehmen vor dem ersten Schultag und die Vorfreude auf das Vorklassenjahr wecken. Evaluation Eine interne Evaluation findet durch die kollegialen Besprechungen statt, sowohl innerhalb des Vorklassenteams, als auch mit den Kollegen und Kolleginnen der Grundstufe und nicht zuletzt im engen Austausch mit Schulleitung. Eine externe Evaluation der Arbeit sehen wir in der Akzeptanz durch die Eltern und im Austausch mit außerschulischen Institutionen. Perspektiven In der Vorklassenarbeit setzt sich das Team unterschiedliche Schwerpunkte in der Arbeit, so wurden 2002 die Waldtage eingeführt, 2004 die Kooperation mit der Goetheschule installiert, 2005 im mathematischen Bereich das Kutzer-Konzept um das Lehrbuch „Farben-Formen-Zahlen, die Maus kann es dir sagen“ ergänzt, 2006 wurde mit dem Papilio-Programm ein Schwerpunkt im sozialen Lernen gesetzt, 2007 20 wird das Programm zur pränumerischen Bewusstheit getestet, so arbeitet das gesamte Team kontinuierlich an der Qualitätssicherung der Arbeit in der Vorklasse. Dabei werden sowohl die sich verändernden Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen berücksichtigt als auch die sich verändernden Ansprüche, die auf dem Hintergrund der Pisa Studie, dem hessischen Bildungs- und Erziehungsplan und den politischen Diskussionen an die Vorklassenarbeit heranlangen. Hier Arbeitsformen zu entwickeln und zu finden, die beiden Seiten gerecht werden ist immer wieder eine große Herausforderung, der sich das Team stellt. Wünschenswert wäre eine weitere Form der inneren Differenzierung in Form von Gruppenbildung nach individuellem Lernstand oder nach inhaltlichen Aspekten, welche personell durch eine Erweiterung des Teams abgedeckt werden müsste. Längerfristig wäre eine flexible Eingangsstufe in Form einer Zusammenlegung einer Vorklasse und einer 1.Klasse als Erprobungsmodell an der Helmut-von-BrackenSchule interessant. Hier könnten eine Vorklassenleiterin (Sozialpädagogin) und eine Sprachheillehrerin in enger Zusammenarbeit die Schülerinnen und Schüler über einen Zeitraum von 1-3 Jahren intensiv nach ihrem individuellen Lernstand fördern und so optimal auf den Übergang in die Klasse 2 vorbereiten. Jedes Kind würde dann je nach individuellem Lernstand und nach individueller Entwicklung über einen unterschiedlichen Zeitraum in der Lerngruppe verbleiben, bevor es in die nächste Klassenstufe wechselt. Hier könnten die Schüler und Schülerinnen intensiver ihre Stärken ausbauen und dennoch an ihren Schwächen arbeiten, da die Angebote individuell zugeschnitten genutzt werden könnten. 21